7 /2009 21. Oktober LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern Ostseeparlamentarier Konferenz der Rauchen inEckkneipen / 2011 2010 Haushaltsplan M-V unddieKrise Aktuell Zusammenarbeit Änderung Sondersitzung GASTKOLUMNE Seite 3 Spezial 18. Ostseeparlamentarier- konferenz in Nyborg Feste der Seiten 4 – 5 Aus dem Plenum Demokratie

Aktuelle Stunde: Foto: Hans-Dieter Hentschel Mecklenburg-Vorpommern und die Krise Max-Stefan Koslik ist Redaktionsleiter der mv:m Seiten 6 – 10 Wahlen sind Feste der Demokratie. redaktion gmbh, die die überregionale Berichterstat- Weitere Themen: Dass der Wahlabend nicht für jeden ein tung für den Nordkurier, die Schweriner Volkszei- Zwischenbericht der Enquete- Fest ist, hat damit nichts zu tun. Auch tung, die NNN, den Prignitzer und den Uckermark kommission Kurier übernommen hat. Er ist Mitglied im Vorstand wenn es in unserer Demokratie selten der Landespressekonferenz und berichtet seit 1990 Änderung Nichtraucherschutz- passiert, dass sich Verlierer zu Gewinnern aus Landtag, Regierung und Parteien in gesetz M-V Mecklenburg-Vorpommern. erklären, hat man manchmal den Ein- Europafähigkeit der Landtage und Mitwirkung an Vorhaben der EU druck, dass es Wahlverlierern schwer fällt, Armut wirksam bekämpfen das Wahlergebnis zu verstehen. Dennoch und gerade deshalb gilt: Die Ab- Einfaches, niedriges und Wann hat das eigentlich angefangen? wesenheit von Erfolg ist gleichzeitig das gerechtes Steuersystem Nicht die Politik sei schlecht, sondern die Resultat einer schlechten Politik. Von Po- Politikerklärung, erzählen uns alle vier litik, die sich von den Menschen entfernt. Seite 11 Sondersitzung oder fünf Jahre die Wahlverlierer, egal Wenn Volksparteien auf unter ein Viertel Erste Lesung Haushaltsgesetz welcher Partei. War Gerhard Schröder der der Zustimmung aus dem Volk abrut- 2010/2011 erste, der von seinen Marketingstrategen schen, dann verlieren sie ihre Veranke- aufgeschrieben bekam, die Agenda 2010 rung im Volk. Seiten 12 – 17 sei nur schlecht erklärt? Politiker beklagen sich gelegentlich über Auszüge aus der Debatte: „Ich habe nicht gesagt, dass wir schlech- eine Politikmüdigkeit der Menschen. Und Entschließung zum 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges te Politik gemacht haben, sondern dass in befördern diese doch. Befördern sie durch der Wahrnehmung der Wähler andere Wortbruch, halbherzige Bekenntnisse für Seite 18 Parteien die Erwartungen an die Wirt- oder gegen Koalitionen, für oder gegen Aus den Ausschüssen schaftspolitik und bei der Gerechtigkeit Agenden, befördern sie durch schwin- Wirtschaftsausschuss: besser bedient haben“, sagte Minister- dende Grundsätze, durch Verantwor- Sondersitzung zur Situation und präsident und SPD-Landesvorsitzender Perspektive der Werften tungsflucht. Wie oft kommen denn Poli- Innenausschuss Erwin Sellering am Montag nach der Bun- tiker mit den Menschen zusammen? In Anhörung zum destagswahl. Am Montag nach dem 16,6 Wahlkämpfen, notfalls noch in Regional- Finanzausgleichsgesetz Prozent-Ergebnis. Am Montag nach den konferenzen wie derzeit zur Verwaltungs- 23 Prozent im Bund. Ist es wirklich so ein- reform im Land, auf Parteitagen? Wohl Seite 19 fach, dass das, wofür die SPD program- kaum. Ja gewiss, im Wahlkreis. ... Aber Panorama Neubrandenburger Philharmonie matisch stehen will, lediglich andere Par- das hängt schon von jedem Einzelnen per- in Brüssel teien glaubwürdiger besetzt haben? sönlich ab. Landtag vor Ort Man muss zur Entgegnung nicht gleich Im Landtag sind die demokratischen Par- mit der Feuerbach-Keule daherkommen: teien auf einem guten Weg. Das Parla- Titelbild (Uwe Sinnecker) „Das Sein kann nicht vom Bewusstsein, ment hat sich in den vergangenen Jahren Türme des Schweriner Schlosses das Bewusstsein nicht vom Sein abge- immer wieder öffentlich präsentiert. Es trennt werden.“ Und es geht ja auch gar gibt den Tag der offenen Tür im Schloss – Impressum nicht um die Reformation der Philosophie, an dem die Fraktionen jedem Neugierigen Herausgeber: Landtag Mecklenburg-Vorpommern sondern um die Ehrlichkeit der Politik. De- Rede und Antwort stehen. Das Interesse - Öffentlichkeitsarbeit - ren gute Qualität ist eben mehr als eine zeigen Besucherzahlen in die Zehntausen- Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin Fon: 0385 / 525-2183, Fax 525-2151 Anhäufung von irgendwelchen Quantitä- de. Das sollte man sich unbedingt erhal- E-Mail: [email protected] ten. Es müsste auch gesichert sein, dass ten! Den MV-Tag der Landesregierung Internet: www.landtag-mv.de diese Quantitäten gut sind. Ein Quantum gibt es ja inzwischen nur noch alle zwei Redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit, Claudia Richter Güte für das Volk. Jahre. Schade. Layout: Uwe Sinnecker, www.uwe-sinnecker.de Klar, bei den Wahlgewinnern ist die Poli- Und doch eine Bemerkung zum Schluss: Druck: cw Obotritendruck.de Gedruckt auf Recyclingpapier tik immer richtig gewesen. Und die Erklä- Seit vier Jahren erhält der Landeswahlleiter Zugunsten des Leseflusses und aus Platzgrün- rung obendrein. Wenn die FDP jetzt ihren bei Bundes-, Europa- oder Kommunalwah- den haben wir bei der Bezeichnung von Men- großen Erfolg am 27. September darauf len regelmäßig eine Absage aus dem Ältes- schengruppen manchmal nur die männliche Form verwendet. In solchen Fällen ist die weib- zurückführt, dass sie vor der Wahl eine tenrat, wenn er am Wahlabend das Landes- liche Form mitgedacht. klare Linie hatte, und sich der Wähler wahlzentrum im Landesparlament einrich- Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nach der Wahl auch darauf verlassen kön- ten und die Wahlergebnisse hier öffentlich nicht in jedem Fall die Meinung des Heraus- gebers wieder. Alle Abbildungen sind urheber- ne – und dies obendrein noch gewusst verkünden will. Sollten Wahlen nicht Feste rechtlich geschützt. Nachdruck nur mit habe, dann kann man das als Politiker der der Demokratie sein? Von denen man jedes schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Liberalen so verkaufen. Mit Verlaub, ist es mit dem Volk feiert. Dies hat nichts mit der Die LandtagsNachrichten können kostenlos bezogen werden. Bestellungen sind an den halt immer einfacher, einen Erfolg zu be- SPD zu tun, aber mit der Politik. Herausgeber zu richten. gründen als einen Misserfolg. Max-Stefan Koslik

2 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern SPEZIAL Brücken bauen

Kooperation im Ostseeraum verstärken

Zusammenarbeit, maritime Sicherheit sowie neue Sicherheitsbedrohungen raumüberwachungssystem für die ge- in der Ostseeregion waren die diesjährigen Schwerpunkte der 18. Ostseepar- samte Ostsee (SUCBAS) in die Resolution lamentarierkonferenz, die mit rund 180 Teilnehmern aus 15 Parlamenten und aufgenommen worden. Für diese Forde- parlamentarischen Vereinigungen vom 30. August bis 1. September 2009 im dä- rung war insbesondere Landtagsvizepräsi- nischen Nyborg stattfand. dentin Renate Holznagel eingetreten. Angesichts neuer Sicherheitsbedrohun- Die Ostseestrategie der Europäischen Uni- planes als wesentlich. Elementar sei da- gen erläuterte der Direktor des Landeskri- on, die unter schwedischer Ratspräsident- bei, dass die nationalen Aktionspläne, die minalamtes Mecklenburg-Vorpommern, schaft bis Ende 2009 verabschiedet wer- im Mai 2010 während der Umweltminis- Professor Ingmar Weitemeier, aktuelle Be- den soll, bildete den Rahmen der diesjäh- terkonferenz in Moskau verbindlich ver- drohungslagen und die Situation bei der rigen Ostseeparlamentarierkonferenz abschiedet werden sollen, zügig und oh- grenzüberschreitenden Kriminalität. Er (Baltic Sea Parliamentary Conference – ne Abstriche umgesetzt werden. begrüßte die von der Ostseeparlamenta- BSPC) für politische Handlungsempfeh- Als offizielle Beobachterin der Ostseepar- rierkonferenz geführte inhaltliche Ausei- lungen an die Regierungen der Ostseean- lamentarierkonferenz bei HELCOM trat nandersetzung. Zudem trat Weitemeier rainerstaaten, den Ostseerat und die EU. Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider dafür ein, dass sich die Parlamente vertieft Ziel ist, die Ostseeregion in wirtschaftli- dafür ein, dass sich die Politik vom klassi- mit diesen neuen Herausforderungen be- cher, sozialer und ökologischer Sicht zu schen Kosten-Nutzen-Denken verabschie- fassen. stärken und zu einer wettbewerbsfähigen den müsse. Die Frage dürfe nicht mehr Den Abgeordneten des Landtages Meck- Modellregion in Europa zu entwickeln. In lauten: Was kostet der Umwelt-, Klima- lenburg-Vorpommern ist es in diesem Zu- diesem Zusammenhang ist die EU-Strate- und Meeresschutz? Vielmehr müsse sich sammenhang gelungen, die Forderung in gie insbesondere mit den Politikfeldern die Politik fragen, wie hoch die Kosten des die Resolution einzubringen, dass effekti- der Nicht-EU-Staaten Norwegen, Island Nicht-Handelns seien. Experten führten ver als bisher gegen alle Formen der orga- und Russland unter Einbeziehung der Po- dazu aus, dass der Mehrwert einer gesun- nisierten Kriminalität vorgegangen wer- litik der Nördlichen Dimension zu koordi- den Ostsee mit mehr als fünf Milliarden den muss und eine engere Kooperation nieren, um sämtliche Interessen dieses Euro pro Jahr geschätzt werde, wovon durch die systematische Nutzung aller be- Großraumes so weit wie möglich zu be- insbesondere der Tourismus profitieren stehenden rechtlichen Regelungen und rücksichtigen. könnte. Möglichkeiten notwendig ist. Wichtige Beratungsgegenstände der Zur weiteren Verbesserung der maritimen BSPC waren die Abschlussberichte der Ar- Sicherheit ist auf Initiative des Landtages Gastgeber der 19. Ostseeparlamentarier- beitsgruppen „Energie- und Klimapolitik“ Mecklenburg-Vorpommern die Forde- konferenz wird Ende August 2010 das sowie „Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik“. rung nach einem flächendeckenden See- Parlament der Åland-Inseln sein. Als wesentlich wurden eine abgestimmte Energiestrategie für die Ostseeregion, ein Aktionsplan zur Kraft-Wärme-Kopplung und Gebäudesanierung sowie innovative energiepolitische Maßnahmen zur Über- windung der globalen Finanz- und Wirt- schaftskrise herausgestellt. Die Konferenz schloss sich in ihrer Resolu- tion den Empfehlungen der Arbeitsgrup- pe „Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik“ an, für Pendler weitere Informationszentren für grenzüberschreitende Fragen zum Ar- beitsmarkt im östlichen und südlichen Be- reich der Ostseeregion zu eröffnen und junge Menschen bei ihrer Berufswahl und Ausbildung stärker zu unterstützen. Mit besonderen Maßnahmen, wie beispiels- weise Integrationsplänen und Vermittlung von Zusatzqualifikationen, soll der Ju- gendarbeitslosigkeit begegnet werden. Zur ökologischen Sanierung der Ostsee Vertraten den Landtag in Nyborg: v.l.n.r. Gerald Gutzeit, Landtagsverwaltung; Detlef Müller, SPD-Fraktion; Renate Holznagel, Landtagsvizepräsidentin; Birgit Schwebs, DIE LINKE-Fraktion; Wolf-Dieter Ringguth, CDU- erachteten die Konferenzteilnehmer die Fraktion; Sylvia Bretschneider, Landtagspräsidentin; Prof. Ingmar Weitemeier, Landeskriminalamt; Bodo Bahr, Umsetzung des HELCOM-Ostseeaktions- Landtagsverwaltung.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 3 AUS DEM PLENUM / AKTUELLE STUNDE Opposition kritisiert Krisen-Management der Regierung

Aktuelle Stunde mit erhitzter Debatte

DIE LINKE hat in der von ihr beantragten Aktuellen Stunde am 23. Oktober die Landesregierung und deren Vorgehen gegen die Krise in Mecklenburg- Vorpommern scharf kritisiert. Sie warf der Koalition vor, weder ein Antikrisen- noch ein Zukunftsprogramm zu haben. Redner der Regierungsfraktionen wiesen die Vorwürfe wenige Tage vor der Bundestagswahl als Wahlkampftaktik zurück.

Die Krise habe Mecklenburg-Vorpom- Tourismus entwickle sich positiv, die Werf- sollte man das auch in all den Bereichen, mern erreicht, sagte der Fraktionschef der ten steckten noch immer in der Krise. „Ich wo es wirklich wieder aufwärtsgeht, deut- Linken, Helmut Holter. Er warf „einer warne davor, das Ende der Krise auszuru- lich machen“, forderte er. Als Beispiel Reihe von Kabinettsmitgliedern“ vor, „ih- fen.“ Der Regierungschef verteidigte die nannte Jochen Schulte die Automobilzu- re Verantwortung nicht oder nur stümper- Konjunkturpakete, von denen das Land lieferer. Dort gebe es eine Vielzahl von haft“ wahrzunehmen. Er nannte unter auch langfristig profitieren werde. „Unser kleineren Unternehmen im Lande, die in- anderem Innenminister , der Ziel ist es nicht, Gewinne zu sichern, son- zwischen die Kurzarbeit wieder aufgeho- sich als Demokrat „dünkt“, sich aber be- dern es geht uns darum, die Banken ben hätten und in denen es nun aufwärts nehme wie „ein Feudalherr, der die Land- handlungsfähig zu machen und die Un- gehe. Dies sei auch der Bundesregierung räte und Bürgermeister wie Leibeigene ternehmen konkurrenzfähig zu erhalten. zu verdanken, die diese Branche deutsch- behandelt“. Er forderte wegen der ge- Das ist die beste Hilfe für die Menschen, landweit unterstützt habe. planten Reform des kommunalen Finanz- die von der Krise betroffen sind – als Spa- ausgleichs dessen Entlassung. Der Minis- rer, als Arbeitnehmer, als Rentner, als CDU-Fraktionschef Harry Glawe verwies ter lege Gesetze zum Schaden von Land Handwerker“, sagte der Regierungschef. auf die Bilanz von Helmut Holter als Ar- und Kommunen auf. „Entweder der Mi- Er verteidigte die Linie der Sozialdemo- beitsminister unter der rot-roten Landes- nister zieht das Finanzausgleichsgesetz kraten, trotz Krise keine weiteren Schul- regierung. Es habe 2006 etwa 480.590 zurück“, sagte Helmut Holter, oder der den zu machen. sozialversicherungspflichtige Beschäftigte Minister werde zurückgezogen. Er kriti- gegeben, daneben einen „riesigen öffent- sierte auch die Sparvorschläge der Regie- SPD-Wirtschaftsexperte Jochen Schulte lichen Beschäftigungssektor“. Die jetzige rung. Sie gaukle den Menschen vor, dass bezeichnete die Forderung der Linken Landesregierung habe dagegen 40.000 eine Neuverschuldung nicht nötig sei. nach einer Neuverschuldung als unverant- neue Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt „Wir schließen eine Neuverschuldung wortlich. Jeder Euro an Schulden müsse geschaffen. Öffentlich geförderte Be- nicht aus“, betonte der Fraktionschef. von den nächsten Generationen abgetra- schäftigung bringe nichts für den ersten gen werden. „Einige leiden unter Reali- Arbeitsmarkt. Er verwies auf Weichenstel- Ministerpräsident Erwin Sellering versi- tätsverlust, andere genießen ihn“, rief er lungen der Landesregierung. Diese habe cherte, dass die Bekämpfung der Krise die dem Linksfraktionschef zu. Natürlich müs- die Konjunkturpakete des Bundes mit fi- wichtigste Aufgabe der Regierung bleibe. se man die Risiken, die von der Krise her- nanziert und ein Zehn-Punkte-Programm Er plädierte für ein realistisches Bild der vorgerufen werden, beschreiben. „Das aufgestellt. „Es sind 316 Millionen Euro Lage, das Licht und Schatten zeige. Der haben Sie zur Genüge getan. Aber dann zur Ankurbelung der Konjunktur auf den Fotos: Uwe Balewski

Helmut Holter (DIE LINKE) Ministerpräsident Erwin Sellering Jochen Schulte (SPD)

4 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM / AKTUELLE STUNDE

Weg gebracht worden und davon sind 79 November die Steuerschätzung bekannt Prozent gestiegen ist.“ Das seien bundes- Millionen Landes- und kommunale Antei- wird. Er bemängelte auch, dass der neue weit die höchsten Zuwächse. Auch in Zei- le aufgewandt worden“, sagte er. Dies sei Eigentümer der Werften nicht selbst vor ten der Wirtschafts- und Finanzkrise seien dem Mittelstand zugute gekommen. Ort mit den Mitarbeitern verhandelt, son- also positive Entwicklungen möglich. Er dern Anwälte beauftragt, damit diese in wolle nichts schönreden, aber er sei zu- Wirtschaftsminister Jürgen Seidel hob Hamburg über das Schicksal der Beleg- versichtlich, dass Mecklenburg-Vorpom- erste positive Entwicklungen in der Holz- schaft verhandeln. mern gestärkt aus der Krise hervor geht. industrie und bei den Automobilzuliefe- rern hervor. Im Schiffbau könne jedoch Nach Auffassung von NPD-Fraktionschef noch nicht die Rede von einer Entspan- Udo Pastörs ist die Krise ein „Dauerzu- nung sein. Er sicherte der Branche die wei- stand in Mecklenburg-Vorpommern“. Er tere Unterstützung der Regierung zu und nannte als Beispiele unter anderem „10 verteidigte die bislang auf den Weg ge- Milliarden Verschuldung“, „höchste brachten Maßnahmen zur Stabilisierung Schulabbrecherquote“, „mehr als 2500 der Konjunktur. Mecklenburg-Vorpom- Obdachlose“, „85.000 funktionale An- mern habe im vergangenen Halbjahr ei- alphabeten“ und den „Zusammenbruch nen Wachstumseinbruch von nur 3,6 Pro- der Werften“. Er beklagte auch die Ab- zent hinnehmen müssen, die neuen Län- wanderung leistungsfähiger junger Men- Fotos: Uwe Balewski der dagegen im Schnitt ein Minus von 5,1 schen. Er prophezeite zudem, dass die Prozent, Deutschland als ganzes sogar ei- Werften spätestens in ein bis zwei Jahren nen Rückgang von 6,8 Prozent. Holters dicht machen und der neue Investor die einziger konkreter Vorschlag sei Geld aus- „technischen Möglichkeiten“ nach Russ- zugeben, neue Schulden zu machen. land abziehen werde. Auch beim Wachs- „Dann behüte uns der liebe Gott vor einer tumssektor Tourismus sieht er Probleme. Entwicklung, die Ihnen wieder Macht Beispielsweise betrage die Eigenkapital- gibt“, sagte Seidel zur Linken. decke der großen Investoren fast Null. Auch bei mittleren und kleineren Betrie- Michael Roolf (FDP) Michael Roolf, Vorsitzender der FDP- ben anderer Branchen bleibe die Eigenka- Fraktion, warf dem Ministerpräsidenten pitalstruktur hinter der der anderen Bun- vor, „mit dem Schlafwagen“ Antworten desländer zurück. auf die Krise zu suchen, statt sie mit „Dy- namik“ zu bewältigen. Um die Binnen- Wolfgang Waldmüller (CDU) verwies konjunktur anzukurbeln, wäre es seiner darauf, dass sich unter anderem der Tou- Auffassung nach nötig, unter anderem rismus auf Wachstumskurs befinde. Ent- den Mehrwertsteuersatz in der deutschen gegen dem Bundestrend sind seinen Wor- Tourismusbranche auf sieben Prozent zu ten nach die Übernachtungszahlen ange- mindern. Dies gelte auch für Dienstleis- stiegen. „Mecklenburg-Vorpommern fes- tungen im Handwerk. Dann könnten die tigt damit seine Rolle als eines der belieb- Unternehmen auch höhere Löhne zahlen testen innerdeutschen Urlaubsziele“, be- und mehr investieren. Zudem kritisierte er tonte er. „Und besonders positiv daran ist den geplanten Doppelhaushalt. Seriöse zu bemerken, dass im ersten Halbjahr die Zahlen für den Doppelhaushalt 2011 Auslastung der Betten bei nahezu kon- könnten erst vorgelegt werden, wenn im stanter Bettenzahl um 1,1 Prozent auf 34 Udo Pastörs (NPD)

Harry Glawe (CDU) Wirtschaftsminister Jürgen Seidel Wolfgang Waldmüller (CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 5 AUS DEM PLENUM / BERICHTE

nalreform?“, fragte er. „Es würde mich Die Beratungen des Gesetzentwurfs wür- Verwaltungs- freuen, wenn wir die mal hinbekommen.“ den nun in den Fachausschüssen durchge- Innenminister Lorenz Caffier sieht mit führt. So sei eine parallele Beratung in der reform dem Votum der Enquetekommission zur Enquetekommission nicht sinnvoll. Nach Kreisgebietsreform die Reformpläne der ausführlicher Debatte wurde der Antrag Status kreisfreier Städte diskutiert Regierung bestätigt. Dass auch die Kom- mit Zustimmung von SPD, CDU und Linke mission mehrheitlich für die Bildung von angenommen. zwei kreisfreien Städten und sechs Land- Der Zwischenbericht der Enquete- kreisen plädiere, spreche für die „sachli- Hintergrund kommission des Landtags zur Zukunft che Richtigkeit“ der bevorzugten Varian- bislang kreisfreier Städte führte am te. „Dieser Modellvorschlag beruht auf ei- Die Landesregierung hatte dem Land- 23. September im Parlament zu einem ner fundierten Faktengrundlage“, beton- tag vor der Sommerpause drei Ge- verbalen Schlagabtausch zwischen te der Minister. Bei der Reform stehe das setzentwürfe für eine umfassende Koalition und Opposition. Von derzeit Wohl des Landes im Mittelpunkt, und Verwaltungsreform vorgelegt. (Siehe sechs kreisfreien Städten sollen der nicht das einzelner Kommunen. Er zeigte LandtagsNachrichten 6/2009, Seite Empfehlung nach nur Rostock und die sich überzeugt, dass die vier bislang kreis- 12 bis 14) Landeshauptstadt Schwerin kreisfrei freien Städte mit der bevorstehenden Ein- Bis 2011 sollen nach den Plänen der bleiben. kreisung nichts von ihrer wirtschaftlichen Regierung aus zwölf Kreisen sechs und kulturellen Bedeutung verlieren wer- werden, von sechs kreisfreien Städten Der SPD-Kommunalexperte und Vorsit- den. Bundesweit gebe es eine Vielzahl be- bleiben zwei. Zudem sollen die Kom- zende der Enquetekommission Heinz deutender Städte dieser Größenordnung, munalfinanzen zugunsten zentraler Müller verteidigte die Kommissionsemp- die ohne diesen Status gut auskämen. Er Orte neu verteilt und Verwaltungs- fehlung. Er räumte aber ein, dass es „kon- nannte dabei unter anderem Lüneburg, aufgaben vom Land auf die Kreise troverse Diskussionen“ gegeben habe Göttingen, Marburg, Tübingen und Fulda. übertragen werden. Damit reagiert und die vier bisher kreisfreien Städte Neu- Renate Holznagel (CDU) bezeichnete es das dünn besiedelte Land auf weiter- brandenburg, Wismar, Stralsund und als „dringend erforderlich“, dass Rostock hin sinkende Bevölkerungszahlen den Vorschlag der Einkreisung und Schwerin kreisfrei bleiben. Rostock und rückläufige Finanzzuschüsse. ablehnen. Der Kommission hätten drei sei mit rund 200.000 Einwohnern die Gutachten dazu vorgelegen, deren Ergeb- größte Stadt im Lande und würde jeden nisse in die Empfehlung eingeflossen sei- Kreis dominieren. Schwerin sei die Lan- en. „Wir haben die Argumente und Fak- deshauptstadt. „Es wäre einmalig in der Immunität ten sehr sorgfältig abgewogen. Wir wol- Bundesrepublik Deutschland, dass eine len die beste Lösung für unser Land“, er- Landeshauptstadt nicht kreisfrei wäre.“ klärte Müller. Die Enquetekommission habe gute Vorar- aufgehoben Die Oppositionsfraktionen erneuerten ih- beiten für das Land zu den Beratungen zur re Kritik. Die Kommission habe die Aus- Kreisgebietsreform geleistet, betonte sie. Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern wirkungen verschiedener Modelle „nicht NPD-Abgeordneter Michael Andrejewski hat am 23. September die parlamentari- ansatzweise analysiert und bewertet“, sagte, die Landesregierung wolle die Re- sche Immunität des NPD-Abgeordneten sagte Gabriele Mestan von der Fraktion form „autoritär durchpeitschen“. Die Dis- Birger Lüssow aufgehoben und damit DIE LINKE. Die Landesregierung habe für kussion sei nur ein „Feigenblatt“. Die Ko- den Weg frei gemacht für strafrechtliche den Entwurf eines Kreisstrukturgesetzes alition bleibe unter sich. Das habe auch Sanktionen. Der 34-Jährige soll im Novem- keinerlei Anlass gesehen, auf „irgendeine der Zwischenbericht gezeigt. Dieser fand ber 2008 in Rostock bei einem Rockkonzert Empfehlung der Kommission zu warten“. die Mehrheit des Parlaments durch Zu- mit rechtsextremen Gruppen T-Shirts mit Der Kernauftrag der Kommission, gesetz- stimmung fast aller Abgeordneten der Ko- aufgedruckten „Kelten-Kreuzen“ verkauft liche Regelungen vorzubereiten, werde alitionsfraktionen. haben, die nach Auskunft der Staatsan- auf diese Weise ad absurdum geführt. Die Zudem berieten die Abgeordneten einen waltschaft Symbole einer heute verbote- vorliegende Empfehlung finde nicht die Antrag von SPD und CDU, den Arbeitsauf- nen Organisation aus dem Dritten Reich Zustimmung ihrer Fraktion. Ihre Ableh- trag der Enquetekommission zu aktuali- sind. Der Aufhebung der Immunität Lüs- nung hatten die Mitglieder der Linken in sieren. Die Kommission habe ausführliche sows stimmten die Fraktionen von SPD, der Enquetekommission bereits in einem Beratungen zu den Kriterien, ob die sechs CDU, DIE LINKE und FDP geschlossen zu. Sondervotum deutlich gemacht. kreisfreien Städte Mecklenburg-Vorpom- Die NPD stimmte dagegen. Somit kann die Der FDP-Abgeordnete Toralf Schnur kri- merns bei der geplanten Kreisstrukturre- Rostocker Anklagebehörde den beabsich- tisierte genau wie die Linken, dass die Re- form eingekreist werden sollen oder nicht, tigten Strafbefehl gegen den NPD-Politiker gierungsparteien bei der Übertragung von durchgeführt und ihre Empfehlungen ab- beantragen. Verwaltungsaufgaben hinter den selbst gegeben, hieß es zur Begründung. Der Im Juli hatte der Landtag auf Antrag der gesteckten Zielen zurückblieben. Wenn Gesetzentwurf der Landesregierung zum Staatsanwaltschaft Saarbrücken bereits die die „Mutter der Verwaltungsreform die Kreisstrukturgesetz sei bereits in den Immunität des NPD-Fraktionsvorsitzenden Kreisgebietsreform“ sei, dann habe die Landtag eingebracht und an die zuständi- Udo Pastörs aufgehoben. Mutter keine Kinder. „Wo ist die Funktio- gen Fachausschüsse überwiesen worden.

6 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM / BERICHTE Rauchen in Eckkneipen Foto: Jens Büttner erlauben

Landtag will Nichtraucherschutz- gesetz ändern

In Mecklenburg-Vorpommern soll Rauchen in Eckkneipen künftig er- laubt sein. Bislang war dies nur in Res- taurants mit separaten Raucherräu- men gestattet. Die so genannten Eck- kneipen dürfen aber nicht größer sein als 75 Quadratmeter, keine zubereite- ten Speisen anbieten, keine Gäste Regierungspartner SPD und CDU darauf ran. Außerdem geben Krankenkassen einlassen, die jünger als 18 Jahre sind, verständigt hatten, kleinen Kneipen in jährlich Milliarden Euro für Behandlungs- und sie müssen als Rauchergaststätte Mecklenburg-Vorpommern die Möglich- kosten aus.“ Zudem würden Raucher gekennzeichnet sein. Der Gesetzent- keiten zum Rauchen zu lassen. „Diese nicht nur sich selbst gefährden. Nichtrau- wurf der Landesregierung wurde am Gastronomen haben ein Recht auf Ver- cher hätten aber ein Recht auf den Schutz 23. September nach erster Lesung zur trauensschutz“, sagte die Ministerin. Sie ihrer Gesundheit, rechtfertigte er das Beratung an die Ausschüsse überwie- stellte aber gleichzeitig fest, dass die Ein- Nichtraucherschutzgesetz. sen. führung des Nichtraucherschutzgesetzes Im Namen der NPD sprach sich Birger im Sommer 2007 nicht zu dem vorherge- Lüssow für eine Lockerung des Rauchver- Die Neufassung des Landesgesetzes ist sagten „Kneipensterben“ geführt habe. bots aus. So sollten wieder Raucherecken nach einem Urteil des Bundesverfassungs- „Nichtraucherschutz wird auch in den an Schulen eingerichtet werden. Rau- gerichts nötig geworden, das in den Ge- Gaststätten akzeptiert. Die anfängliche chende Schüler würden eine zu starke setzen von Berlin und Baden-Württem- Kritik war typisch deutsch“, betonte sie. Ausgrenzung erfahren, die letztlich ihre berg eine Benachteiligung kleinerer Gast- Laut Gaststättenverband habe kein Gas- Gewaltbereitschaft erhöhe. Und rauchen- stätten sah. Die Richter hatten im Juli tronom im Nordosten seinen Betrieb mit de Lehrer dürften gegenüber Beamten 2008 aber auch die Möglichkeit eines ge- Hinweis auf das Nichtraucherschutzge- nicht benachteiligt werden. Inhaber von nerellen Rauchverbots eingeräumt. Davon setz aufgegeben. Die Gesetzesnovelle Gaststätten sollten selbst darüber ent- machte bislang kein Bundesland Ge- werde nun auch genutzt, um Lücken im scheiden dürfen, ob sie eine Raucher- brauch. vorherigen Gesetz zu schließen. So solle oder Nichtrauchergaststätte betreiben „Als Gesundheitsministerin wäre mir ein künftig die Umwandlung von Nichtrau- wollen. Als Tourismusland dürfe Mecklen- rigoroser Nichtraucherschutz lieber“, be- cher- in Rauchergaststätten nach 22.00 burg-Vorpommern nicht das strengste tonte Ressortchefin Uhr nicht mehr möglich sein. Nichtraucherschutzgesetz haben. bei der Einbringung des veränderten Ge- Professor Dr. Wolfgang Methling von Der FDP-Fraktionsvorsitzende Michael setzes. Sie verwies darauf, dass sich die der Linksfraktion kritisierte, dass mit dem Roolf sprach von einem „schlecht ge- Gesetz die Bürokratie weiter ausgebaut machten Gesetz“. Er forderte, die „irrsin- Rauchverbot in M-V werde. Zudem werde der Schutz von Kö- nigen“ Sanktionen von bis zu rund chen und Kellnern unzureichend berück- 10.000 Euro aufzuheben. Der Gesetzge- Das Rauchverbot gilt in Mecklenburg- sichtigt. Methling, der die Rede von seiner ber müsse sich den Gastronomen nicht Vorpommern seit 1. August 2007 in Fraktionskollegin Dr. Marianne Linke vor- zum Feind, sondern zum Verbündeten Schulen und weiteren öffentlichen trug, erinnerte an die Stellungnahme des machen. In Zusammenarbeit mit dem Ho- Einrichtungen wie Behörden und Kli- Gaststättenverbandes DEHOGA, der sich tel- und Gaststättenverband sollten sei- niken. In Gaststätten darf seit Anfang dafür ausgesprochen habe: „Wenn schon ner Meinung nach klarere Regelungen ge- 2008 nicht mehr geraucht werden, ein Rauchverbot, dann ohne Ausnahme.“ schaffen werden, beispielweise auch da- es sei denn, sie verfügen über geson- Dieser Standpunkt werde von seiner Frak- rüber, welche Speisen gereicht werden derte Räume. Das Bundesverfas- tion geteilt, betonte er. Die oppositionel- dürfen und welche nicht. Er hofft, dass sungsgericht hatte das Rauchverbot le Linke werde auf weitergehenden Nicht- nach der Beratung ein „gutes“ Gesetz in Einraum-Kneipen gekippt, nach- raucherschutz auch im Interesse der An- entsteht. dem sich Wirte wegen der Einschrän- gestellten drängen. kung ihrer Berufsfreiheit beschwert Günter Rühs (CDU) erinnerte an die Fol- Nach der Debatte wurde der Gesetzent- hatten. gen des Tabakkonsums. „140.000 Men- wurf einstimmig zur Beratung in die Aus- schen sterben pro Jahr in Deutschland da- schüsse überwiesen.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 7 AUS DEM PLENUM / BERICHTE Foto: Jens Büttner

Europa- fähigkeit als Dauer- aufgabe

Landtag will sich weiter in digte Enthaltung bei der Abstimmung nale Parlamente entmachtet und die Inte- Integrationsprozess einbringen über die vorliegende Beschlussempfeh- ressen des Großkapitals durchgesetzt wür- lung des Europaausschusses an. Sie be- den, sagte er. Der Landtag Mecklenburg-Vorpom- grüße grundsätzlich alle Maßnahmen zur Gino Leonhard (FDP) sieht in der Be- mern hat sich auf seiner Sitzung am Stärkung der Europafähigkeit. Aber die schlussempfehlung auch ein Bekenntnis 23. September erneut zu seiner Ver- Beschlussempfehlung beschreibe den Zu- zum europäischen Einigungsprozess. Die antwortung für die europäische Inte- stand allzu rosafarben. Die Beschlüsse sei- Interessen des Landes müssen seiner An- gration bekannt. Mecklenburg-Vor- en entgegen der Behauptung des Aus- sicht nach sachgerecht in der EU vertreten pommern müsse sich immer nachhal- schussvorsitzenden keinesfalls weitge- werden. tiger in den Integrationsprozess ein- hend umgesetzt. „Dazu müsste etwa der Nach der Debatte wurde die Beschluss- bringen und die Interessen des Lan- Landtag schon heute zu jedem Vorhaben empfehlung mit den Stimmen von SPD, des in Brüssel durchsetzen, sagte der der EU im Bundesrat über den Terminab- CDU und FDP angenommen. Vorsitzende des Europa- und Rechts- lauf informiert werden und eine Kurzüber- ausschusses, Detlef Müller. Dies blei- sicht über den wesentlichen Inhalt über- be eine Daueraufgabe, betonte er in mittelt bekommen“, zählte sie unter ande- Der Landtag M-V der Debatte, in der es um die Umset- rem auf. „Dies ist nicht der Fall“, kritisier- in internationalen Gremien zung eines Beschlusses der deutschen te sie. Die Beschlussempfehlung sei gut Landtagspräsidenten aus dem Jahr gemeint, aber wenig konkret. • Ostseeparlamentarierkonferenz 2008 zur „Europafähigkeit der Land- Seine Fraktion stimme zu, erklärte der • (BSPC) tage“ ging. CDU-Abgeordnete Dr. Armin Jäger. Der • Parlamentsforum Südliche Ostsee Ausschuss habe sich eingehend mit dem • Bilaterale Zusammenarbeit mit den Von der Konferenz hatte Landtagspräsi- Thema befasst. Mecklenburg-Vorpom- • Sejmiks der polnischen dentin Sylvia Bretschneider das Parla- mern zeige sich weltoffen und dokumen- Woiwodschaften Westpommern ment unterrichtet. Der Landtag habe die tiere, dass eine grenzübergreifende Zu- und Pommern seinerzeit gefassten Beschlüsse ein Jahr sammenarbeit gewollt sei. Europafähig- • EU-Ausschuss der Regionen (AdR) nach Veröffentlichung bereits weitgehend keit zu beweisen ist seinen Worten nach • Konferenz der regionalen gesetzge- umgesetzt, hob Detlef Müller (SPD), der auch für Landesparlamente wichtig. • benden Versammlungen (CALRE) auch europapolitischer Sprecher der SPD NPD-Fraktionschef Udo Pastörs sprach • Partnerschaft der Parlamente (PdP) ist, hervor. von einem völkerfeindlichen Verwaltungs- • Deutsch-Israelische Parlamentarier- Das sehe ihre Fraktion anders, sagte moloch in Brüssel. „Unser Volk“ wolle den • gruppe des Landtages Barbara Borchardt (DIE LINKE) und kün- Vertrag von Lissabon nicht, mit dem natio-

8 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM / BERICHTE

len Brennpunkten. Nach Erkenntnissen Armut Armut des Berliner Prognos-Instituts ist das Ar- mutsrisiko in Mecklenburg-Vorpommern Der Armuts- und Reichtumsbericht bekämpfen doppelt so hoch wie im Bundesdurch- der Bundesregierung orientiert sich schnitt. an einem relativen Einkommensbe- griff, bei dem die Armutsgrenze – der Linksfraktion scheitert mit Antrag Für die CDU-Fraktion wies die Abgeord- Bericht der Bundesregierung spricht nete Beate Schlupp die Forderungen der im Landtag von „Armutsrisikoquote“ – auf 60 Linken zurück. Börsenspekulation gleich- Prozent eines mittleren Einkommens zeitig verbieten und besteuern zu wollen, festgelegt wird. Der Armutsatlas des Vor dem Hintergrund neuer Stu- sei unsinnig. Die Millionärsabgabe würde Paritätischen Gesamtverbandes folgt dien zur Armut in Mecklenburg- weitere Hochqualifizierte ins Ausland trei- dieser allgemein anerkannten Defini- Vorpommern hat der Landtag am ben. Sie lehnte auch die Einführung eines tion von Armutsgrenze, die auch in- 24. September über die Bekämpfung Mindestlohns ab, wie ihn Schwesig gefor- nerhalb der Europäischen Union als der sozialen Not im Land debattiert. dert hatte. Die Unternehmen müssten die verbindlicher Indikator zur Armuts- messung gilt. Die Linke forderte in ihrem Antrag, höheren Löhne auf die Preise umlegen, www.armutsatlas.de die Landesregierung solle sich für ei- was zu Kaufkraftverlusten oder Unterneh- ne Besteuerung von Spekulationsge- menspleiten führen würde. Die Förderung schäften, eine Millionärsabgabe, den der öffentlichen Beschäftigung unter dem Der Antrag der Linksfraktion wurde nach Mindestlohn und eine Ausweitung früheren Arbeitsminister Helmut Holter der Debatte mit großer Mehrheit abge- der öffentlich geförderten Beschäfti- habe viel gekostet, aber wenig gebracht. lehnt. gung einsetzen. Auch die FDP lehne den Antrag ab, sagte der sozialpolitische Sprecher der Libera- Der Armutsatlas müsse ernst genom- len, Ralf Grabow. Er bezweifelte zudem Weitere Themen auf men werden, sagte Barbara Borchardt die Qualität der Studie. Statt teurer Studi- (DIE LINKE) bei der Einbringung. Im Mai en brauche das Land eine bessere Kinder- der Tagesordnung hatte der Paritätische Gesamtverband den tagesbetreuung. Die FDP fordert mehr Auswahl „Armutsatlas“ vorgelegt, dem zufolge fast Geld, um die Personalschlüssel bei der jeder Vierte im Nordosten in Armut lebt. Kinderbetreuung in Krippe, Kita und Hort Sozialministerin Manuela Schwesig er- verbessern zu können. • Zweite Lesung des Gesetzentwurfs der klärte, die Landesregierung habe bereits Martina Tegtmeier (SPD) sprach von ei- Fraktion DIE LINKE zur Fortentwicklung viele Maßnahmen zur Armutsbekämp- nem „Schaufensterantrag“ der Linken. der außergerichtlichen Streitbeilegung fung auf den Weg gebracht. Sie nannte Am besten könne man die Armut mit ei- in M-V – Ablehnung die Förderung der frühkindlichen Bildung ner hohen Beschäftigungsquote und ho- • Erste Lesung des Gesetzentwurfs der durch zusätzlich 15 Millionen Euro im hen Löhnen bekämpfen. Der Antrag sei Landesregierung über den Vollzug der neuen Landeshaushalt. Die kurz zuvor eine Provokation und müsse deshalb ab- Untersuchungshaft in M-V – Überwei- veröffentlichte Prognos-Studie zur Kin- gelehnt werden. sung derarmut in Mecklenburg-Vorpommern Stefan Köster (NPD) gab der Linken und • Erste Lesung des Gesetzentwurfs der habe die Politik der Landesregierung be- den anderen „etablierten Parteien“ Landesregierung zur Änderung des Lan- stätigt, sagte Schwesig. Auch die Autoren Schuld am „schlimmen Zustand“ des Lan- desrundfunkgesetzes – Überweisung der Studie befürworteten den Ausbau der des, das zu den ärmsten Regionen in •Unterrichtung durch die Landesregie- Kindertagesstätten, besonders an sozia- Deutschland gehöre. rung zum Konzept „Zukunftsperspekti- ven der maritimen Industrie in Mecklen- burg-Vorpommern“ – Annahme der Beschlussempfehlung des Wirtschafts- ausschusses • Aussprache zur Stellungnahme der Lan-

Foto: Jens Büttner desregierung zu den Empfehlungen der Expertenkommission „Zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Bildungssystems in Mecklenburg-Vorpommern“ • Antrag der Fraktionen der SPD und CDU „Einführung einer schulart- und fächer- bezogenen Lehrerbedarfsplanung in M-V“ – Annahme • Antrag der Fraktion DIE LINKE „Zukunft ländlicher Räume in Mecklenburg- Vorpommern sichern“ und Änderungs- antrag der Fraktion der FDP – Überwei- sung

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 9 AUS DEM PLENUM / BERICHTE Einfaches Steuersystem Foto: Jens Büttner FDP-Antrag im Landtag abgelehnt

Die FDP-Fraktion ist am 24. September im Landtag mit einem Antrag für ein „einfaches, niedriges und gerechtes Steuersystem“ gescheitert. Steuer- senkungen seien nötig, um die Anrei- ze für Leistungen spürbar zu erhöhen, heißt es im Antrag. Die anderen Frak- tionen warfen den Liberalen unter an- derem Wahlkampftaktik vor. Der An- trag wurde nach teilweise heftiger Debatte von allen Abgeordneten mit ein Zitat aus dem Wahlprogramm der Uni- sprach von „Stimmenfang“ und „Wahl- Ausnahme der FDP abgelehnt. on. Auch die CDU wolle die Rahmenbe- kampfgetöse“ durch die FDP. Es sei zum dingungen für wirtschaftliche Entwick- Beispiel nicht gerecht, wenn die Bundes- Auch in Mecklenburg-Vorpommern wür- lung und Beschäftigung durch eine Steu- regierung den Banken Milliarden in den den nur 30 Prozent der Bevölkerung – erentlastung verbessern. Doch drei Tage Rachen werfe. Gerechte Löhne dagegen nämlich die 521.000 sozialversicherungs- vor der Bundestagswahl zu fordern, die lehne die FDP ab. Geringfügig Beschäftig- pflichtig Beschäftigten – die Hauptlast der Landesregierung möge sich auf Bundes- te würden ebenfalls nicht vom vorgeschla- Steuerlast tragen, begründete FDP-Frakti- ebene für ein neues Steuersystem einset- genen Steuermodell profitieren. onschef Michael Roolf den Antrag seiner zen, mache keinen Sinn. Er gehe davon Fraktion. Um Wachstum und Beschäfti- aus, dass die neue CDU-geführte Bundes- gung zu fördern, sollte die Mehrwertsteu- regierung dies nach der Bundestagswahl er in der Gastronomie gesenkt werden. Fi- am 27. September ohnehin tun werde. Regierungs- nanzieren will die FDP ihre Vorschläge, in- Löttge lud die FDP dabei zur Mitarbeit ein. dem die „Schattenwirtschaft“ zumindest Birgit Schwebs von der Linksfraktion beauftragter zum Teil in die legale Wirtschaft hereinge- sagte, Verlierer des von der FDP vorge- holt wird. Durch Schwarzarbeit und Um- schlagenen Steuersystems wären vor al- der Kirchen satzsteuerbetrug gingen dem deutschen lem die Geringverdiener. Das Grundprin- Staat jährlich mehr als 350 Milliarden Euro zip der Besteuerung nach Leistungsfähig- verloren, argumentierte Roolf. „Steuer- keit würde weiter aufgeweicht. Nach An- senkungen sind kein Diebstahl am Staat“, sicht der Linken sollten stattdessen die betonte er. Verursacher der Krise stärker belastet wer- Finanzministerin Heike Polzin wies die den. Die Politikerin forderte eine höhere

Forderungen der Liberalen scharf zurück. Besteuerung großer Vermögen und Erb- Foto: Cornelius Kettler „Ihre Vorschläge sind ein Programm zur schaften sowie hoher Einkommen und Zerstörung der öffentlichen Finanzen“, Unternehmensgewinne. Steuerentlastun- sagte sie. Das Programm würde zu Ein- gen für alle zu fordern, also auch für Spit- nahmeausfällen von 160 Milliarden Euro zenverdiener – das hat ihrer Ansicht nach führen. „Warum verlangen Sie nicht nichts mit Gerechtigkeit zu tun. gleich die Abschaffung sämtlicher Steu- Der SPD-Finanzexperte Rudolf Borchert ern?“, fragte die Ministerin. Dass sich warf der FDP vor, im Antrag nicht konkret Sylvia Bretschneider und Markus Wiechert Steuersenkungen durch mehr Wachstum genug geworden zu sein. Die Vorschläge Am 23. September wurde Kirchenrat selbst finanzieren würden, sei ein „Mär- der Liberalen für eine Steuerreform seien Markus Wiechert mit einer Andacht in der chen“. Ein Verdiener mit einer Zwei-Kind- „zutiefst sozial ungerecht“ und „unbe- Schweriner Schlosskirche als neuer Regie- Familie brauche auch jetzt schon bis zu ei- zahlbare Steuergeschenke für Besserver- rungsbeauftragter der Mecklenburgi- nem Jahreseinkommen von 39.420 Euro dienende“. Seine Fraktion werde keine schen und der Pommerschen evangeli- keine Einkommenssteuer zu zahlen. Die Steuerreform mitmachen, die zulasten der schen Kirche eingeführt. Der 41-jährige Einführung eines Mindestlohnes hält sie öffentlichen Haushalte gehe und die Wismarer Pastor ist Nachfolger von Mar- für sinnvoller. Handlungsfähigkeit des Staates einschrän- tin Scriba, der im August 2009 das Amt Der CDU-Finanzpolitiker Mathias Löttge ke. „Nur Reiche können sich einen armen des Landespastors für Diakonie in der stimmte dem Antrag der FDP im Grund- Staat leisten“, sagte der Abgeordnete. Evangelisch-Lutherischen Landeskirche satz zu, denn es handele sich teilweise um Der NPD-Abgeordnete Stefan Köster Mecklenburgs übernommen hat.

10 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM / SONDERSITZUNG

gleich kritisierte auch er die Auflösung der Landtag berät Doppelhaushalt Landesrücklagen. Die eingeplanten rund 450 Millionen Euro seien noch gar nicht 2010 und 2011 vollständig vorhanden. In diesem Jahr müssten erst noch 70 Millionen Euro für die Rücklage zusammenkommen. Der Landtag hat auf einer Dringlichkeitssitzung am 11. September den Doppel- Der SPD-Finanzexperte Rudolf Borchert haushalt 2010 und 2011 beraten. Der Gesetzentwurf der Landesregierung sieht sprach sich gegen Steuersenkungen aus Ausgaben von rund sieben Milliarden Euro pro Jahr vor. Als Schwerpunkte nennt und verteidigte das „ehrgeizige Ziel“ der die Landesregierung unter anderem Investitionen zur Wirtschaftsförderung sowie rot-schwarzen Koalition, in Mecklenburg- in Bildung und Kinderbetreuung. Die SPD/CDU-Koalition will trotz sinkender Vorpommern keine neuen Schulden zu Steuereinnahmen und Solidarpaktmittel an einem ausgeglichenen Haushalt fest- machen. Eine weitere Kreditaufnahme halten und keine neuen Schulden machen. Dafür muss das Land aber auf Rückla- würde den Handlungsspielraum des Staa- gen von über 400 Millionen Euro zurückgreifen. Auch die ursprünglich geplante tes einschränken. Die Investitionsausga- Schuldentilgung muss ausgesetzt werden. Die Opposition kritisierte den Ent- ben würden aber weiter auf hohem Ni- wurf, stimmte aber bis auf die NPD einer Beratung in den Ausschüssen zu. Das veau gehalten. An Land und Kommunen Gesetz soll nach zweiter Lesung im Dezember verabschiedet werden. appellierte er, sich in Zeiten sinkender Steuereinnahmen nicht in Verteilungs- Ministerpräsident Erwin Sellering be- tionen und Innovationen und damit zur kämpfen aufzureiben. tonte, die Landesregierung halte an der Schaffung von Arbeitsplätzen eingesetzt Udo Pastörs, Vorsitzender der NPD-Frak- soliden Finanzpolitik der vergangenen elf würden. Der Haushalt müsse dem An- tion, prognostizierte mehr als vier Millio- Jahre fest. Der Kurs sei klar: „Wir machen spruch gerecht werden, ein sozialer Schutz- nen Arbeitslose für das kommende Jahr. keine neuen Schulden.“ Der Haushalt sei schirm für die Menschen zu sein, sagte Hol- Dies sei auch ein Resultat der „Misswirt- allerdings nur deshalb ausgeglichen, weil ter. Davon könne in dem Gesetzentwurf schaft der letzten zehn bis 15 Jahre“. Das das Land auf die geplante Schuldentil- keine Rede sein. Der Koalition warf er vor, Bundesland stöhne unter einer Schulden- gung verzichte und Rücklagen auflöse. sie würde „verwalten statt gestalten“. last von mehr als zehn Milliarden Euro. „Wir sind mit der Krise noch lange nicht CDU-Fraktionschef Harry Glawe warf Der Haushaltsentwurf berge große Risi- durch“, mahnte Sellering. „Das hier ist der Linken vor, alles zu versprechen und ken in sich. Die NPD stimme auch einer kein Schön-Wetter-Haushalt, sondern ein keine Rücksicht auf nachfolgende Gene- Beratung nicht zu. Haushalt in stürmischen Zeiten.“ rationen zu nehmen. Umschichtung sei Birgit Schwebs (DIE LINKE) geht davon Auch Finanzministerin Heike Polzin sagte ein besserer Weg als Neuverschuldung. aus, dass bei sinkenden Einnahmen die in der Debatte, das Risiko geringerer Steu- So ermögliche die Koalition unter ande- Ausgaben von Land und Kommunen wei- ereinnahmen und höherer Zinsen bleibe rem weitere Investitionen in Bildung, ter steigen werden. Gerade die Gemein- bestehen. Sie hob zugleich hervor, dass Wirtschaftsförderung und über das Kon- den müssten mit höheren Sozialausgaben Mecklenburg-Vorpommern als einziges junkturpaket II auch in Aufträge für den rechnen. „Die Kommunen brauchen un- Bundesland neben Sachsen ohne neue Mittelstand. bedingt stabile Zuwendungen“, forderte Schulden auskomme. Dennoch blieben die Nach Ansicht von Marc Reinhardt (CDU) sie. Auch reichen ihrer Meinung nach die Investitionsausgaben des Landes hoch. Sie wäre eine weitere Verschuldung nicht zu- Mittel für schulische Bildung und das kritisierte die Steuersenkungspläne von kunftsorientiert. Die Koalition setze die Junglehrerprogramm nicht aus. CDU und FDP. Die Pläne der Liberalen wür- richtigen Schwerpunkte. Das Land müsse Sigrun Reese (FDP) sieht ebenfalls keine den für Mecklenburg-Vorpommern Ein- nach 2019 auf eigenen Beinen stehen. solide Finanzpolitik in dem Haushaltsent- nahmeverluste von 800 Millionen Euro, die Dafür sei mit dem Entwurf die richtige wurf, schon deshalb nicht, weil die Tilgung der Union immer noch ein Minus von 200 Grundlage erarbeitet. ausgesetzt werde. „Ihr Haushalt ist auf Millionen bedeuten. „Angesichts einer ge- FDP-Fraktionschef Michael Roolf beton- Hoffen und Bangen gebaut“, sagte sie. samtstaatlichen Neuverschuldung von te, wer keine Neuverschuldung verspricht, „Die Kommunen haben vom Land nichts rund 100 Milliarden Euro sind derartige sage „wissentlich die Unwahrheit“. Er for- mehr zu erwarten“, kritisierte sie. Die kom- Vorschläge nicht visionär, sondern unver- derte, Mecklenburg-Vorpommern dürfe munale Selbstverwaltung werde vielerorts antwortlich“, sagte die Ministerin. Die Plä- sich bei der Finanzplanung nicht an den gefährdet sein. Sie hoffe, dass darüber in ne würden den Sozialstaat untergraben. westlichen Flächenländern orientieren, den Ausschüssen noch geredet und vieles Die oppositionelle Linksfraktion wandte sondern an seinem eigenen Bedarf. Zu- am Gesetzentwurf geändert werden kann. sich gegen den Sparkurs. „Den Gürtel en- ger zu schnallen ist falsch“, sagte Frakti- Entwurf Haushaltsplan 2010/2011 (Angaben in Mio. Euro) onsvorsitzender Helmut Holter. Die Lan- 2010 2011 desregierung habe sich dem selbst aufer- Einnahmen = Ausgaben 7.001,1 6.950,3 legten Diktat unterworfen, keine Neuver- Investitionen 1.300,5 1.223,3 schuldung zuzulassen. Damit ignoriere sie Personalausgaben 1.677,0 1.698,6 die Auswirkungen der Krise. Eine Schul- Kommunen (KFA + Steuern) 1.808,4 1.775,5 denaufnahme sei durchaus zu verantwor- Kreditaufnahme 0 0 ten, wenn diese Mittel für Zukunftsinvesti- Die Drucksachen zum Doppelhaushalt 2010 / 2011 finden Sie auf der Internetseite des Landtages.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 11 AUS DEM PLENUM / DEBATTENAUSZÜGE Für ein würdiges Leben in Frieden

Landtag verabschiedet Entschließung zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns

In einer Entschließung zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns hat sich der Land- tag Mecklenburg-Vorpommern zu seiner Verantwortung für Freiheit, Gerechtig- keit und ein „würdiges Leben für alle – in Frieden, ohne Hass, ohne nationalisti- schen Hochmut und ohne politische Verblendung“ bekannt. Die Gräuel des Zwei- ten Weltkriegs überschatteten die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland bis heute, hieß es in der am 24. September verabschiedeten Erklärung, die die demokratischen Fraktionen SPD, CDU, DIE LINKE und FDP gemeinsam ins Parla- ment einbrachten. Der Landtag werde deshalb in Zukunft noch enger mit den polnischen Nachbarn für eine Aussöhnung zusammenarbeiten. Bis auf die NPD stimmten alle Abgeordneten für die gemeinsame Erklärung. LandtagsNachrich- ten veröffentlichen nachfolgend Auszüge aus der Debatte im Wortlaut.

Dr. Norbert Nieszery, SPD: „Aus der historischen Schuld erwächst uns allen eine hohe Verantwortung“

Die schreckliche Vergangenheit bleibt uns Demokraten stets präsent und wir werden sie als Mahnung an die kommenden Ge- nerationen weitergeben. Auch wenn wir Nachgeborenen frei sind von Schuld, so

Foto: Cornelius Kettler denke ich oft, dass ein unterschwelliges Schuldbewusstsein unser Selbstwertge- fühl, unser Selbstbewusstsein, ja vielleicht sogar unsere Identität als Deutsche be- schneidet. Lassen Sie mich das an einer Frage deut- lich machen: Wenn wir heute zu Recht feststellen, dass die Bombardierung von Warschau, Rotterdam und London ein „ […] Meine Damen und Herren, wir al- nur für mich, bitte ich die Opfer im Namen entsetzliches Unrecht an der Zivilbevölke- le sind uns der historischen Schuld be- meiner Vorfahren um Vergebung. […] rung war […], dürfen wir dann dasselbe wusst, die das Deutsche Reich auf sich ge- auch über die alliierte Flächenbombardie- laden hat. Gerade weil ich mich in dieser Weise mit rung von Dresden sagen? […] Selbstver- meiner eigenen Familiengeschichte ausei- ständlichen dürfen wir das sagen. […] (Michael Andrejewski, NPD: Also nandergesetzt habe, kann ich sagen: Das Dieser Krieg war von deutscher Seite von „alle“ würde ich mal zurücknehmen.) Ungeheuerliche, das damals geschah, ist Anfang an darauf angelegt, auch einen nicht meine persönliche Schuld. […] Nie- Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölke- Obgleich ich selbst erst 15 Jahre nach mand von uns Nachgeborenen trägt rung zu führen. Dass die Brutalität auf Kriegsende geboren wurde, gehen mir die Schuld an diesen Verbrechen. Aber aus beiden Seiten während des Krieges eska- Verbrechen von Krieg und Diktatur sehr der historischen Schuld erwächst uns allen lierte, liegt in der schrecklichen Dynamik nah, […] denn wie in so vielen anderen Fa- eine hohe Verantwortung. Und ich nehme von Gewalt und Gegengewalt. […] milien in Deutschland gab es auch in mei- diese Verantwortung sehr ernst. Sie be- Heute müssen wir eine solche Gewaltspi- ner Familie Täter. […] Ich weiß um ihre deutet für mich, alles in meiner Macht Ste- rale als menschenverachtend und verab- Verbrechen. Ich kenne die schwere Schuld hende zu tun, damit sich derart Un- scheuungswürdig brandmarken. […] Wir von Menschen, die mir sehr nahestanden. menschliches niemals wiederholen kann. dürfen nur niemals – niemals! – die Ver- Deshalb empfinde ich Scham über die brechen der Nazis gegen das von der alli- Gräuel, die auch durch Mitglieder meiner (Stefan Köster, NPD: Amen! – ierten Kriegsführung verursachte Leid Familie an den Mitmenschen in so vielen Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: aufrechnen, denn dann würden wir Ursa- Ländern verübt wurden. […] Und dann, Das ist ja unglaublich!) che und Wirkung verkehren

12 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM / DEBATTENAUSZÜGE

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen nennen, aber dann in der Art, für die Jo- lautet: „Demokratie kann niemandem der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP) hannes Rau eingestanden ist, der klar aufgezwungen werden. Sie ist auch kein trennt zwischen Patriotismus und Natio- Geschenk, das man ein für allemal besit- und damit die von den Deutschen began- nalismus. Ich darf zitieren: „Patriotismus zen kann. Sie muss täglich erkämpft und genen Verbrechen verharmlosen. […] kann nur da gedeihen, wo Rassismus und verteidigt werden.“ Nationalismus keine Chance haben. Wir Wir dürfen niemals vergessen, dass die an dürfen Patriotismus niemals mit Nationa- (Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der deutschen Zivilbevölkerung verübten lismus verwechseln. […] Ein Patriot ist ei- der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP) Grausamkeiten am Ende dieser Gewalt- ner, der sein Vaterland liebt. Ein Nationa- spirale standen, die von Deutschland aus list ist einer, der die Vaterländer der ande- Meine sehr verehrten Damen und Herren, in Gang gesetzt wurde! […] ren verachtet.“ […] Wir brauchen unser ich denke in tiefer Trauer an die Opfer ei- Selbstverständnis, unsere Identität als nes sinnlosen Krieges und einer ent- Wir werden nicht zulassen, dass einige Deutsche und die Liebe zu unserem Land menschlichten Gewaltherrschaft. Wir dür- wenige rassistische Gewalttäter unseren nicht schamhaft zu verstecken aus Furcht fen es nie mehr zulassen, dass Völker ge- guten Ruf in der Welt beeinträchtigen und vor Nationalismus. geneinander aufgehetzt werden, dass der unser eigenes Selbstvertrauen untergra- Wert eines Menschen danach beurteilt ben. Im Gegenteil, wir dürfen durchaus (Heiterkeit bei Abgeordneten wird, welcher Nationalität er angehört, stolz darauf sein, dass wir uns in die Völ- der Fraktion der NPD – welchen Glauben oder welche Überzeu- kergemeinschaft integriert haben, dass Stefan Köster, NPD: Aua! Aua!) gung er hat, […] ob er krank oder leis- wir unseren Beitrag zu einem stabilen und tungsfähig ist. […] friedlichen Europa leisten und seit vielen Vor 70 Jahren begann der Zweite Welt- Jahren unseren demokratischen Rechts- krieg, weil Deutschland in maßloser Nur wenn Deutschland ein demokrati- staat leben. […] Selbstüberschätzung und zutiefst men- scher Rechtsstaat bleibt […], wird der Frie- Um an dieser Stelle nicht falsch verstan- schenverachtender Aggressivität die Welt den in Europa dauerhaft sein. […] Lassen den zu werden: Dieser Stolz bezieht sich unterjochen wollte. […] Doch seit 60 Jah- Sie uns – bei allen Unterschieden der de- nicht nur auf die Leistungen derer, die als ren leben wir friedlich mit unseren Nach- mokratischen Parteien – stets gemeinsam Deutsche geboren wurden, sie schließt barn in einer gefestigten Demokratie als für diese Ziele kämpfen und stimmen Sie ausdrücklich alle diejenigen mit ein, die zu geachteter und tragender Teil Europas. dieser Entschließung zu! – Ich danke Ih- uns gekommen sind […] und unsere Ge- […] Aber Demokratie ist kein statischer, nen für Ihre Aufmerksamkeit.“ sellschaft bereichern. […] Ich meine damit sondern ein dynamischer Prozess, […] an die vietnamesische Köchin ebenso wie dem sich jeder beteiligen muss. […] Die den afrikanischen Herzchirurgen, die pol- Teilhabe an Politik der eigenen Kommune, Die gesamte Debatte im Wortlaut kön- nische Pianistin […] wie den türkischen des Landkreises, des Landes stärkt das Ge- nen Sie auf der Internetseite des Land- Busfahrer. […] Wir alle zusammen haben fühl der Identität, der Zugehörigkeit. […] tages lesen: Deutschland in den letzten Jahren zu dem Passivität darf und kann sich eine Demo- www. landtag-mv.de gemacht, was es heute ist. kratie nicht leisten. Heinz Galinski, der ers- te Präsident des Zentralrates der Juden in (landtag / plenarsitzungen / plenarpro- (Beifall bei Abgeordneten Deutschland, hat eine sehr treffende De- tokollauszüge / TOP 21) der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – finition für Demokratie gefunden. Diese Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Ich denke, wir alle dürfen stolz sein, weil dieser Stolz nichts, aber auch gar nichts mit Hochmut zu tun hat. Es ist ein Stolz, der mit Freude das Erreichte betrachtet und auf dieser Grundlage die Zukunft ge- Foto: Claudie Richter stalten will, […] und zwar im Einklang mit der Völkergemeinschaft und nicht auf de- ren Kosten. […] Daher möchte ich mich als heute lebender Deutscher nicht mehr definieren lassen über die Schuld meiner Großväter und Urgroßväter. […] Ihre Ver- brechen bleiben für mich ewige Mah- nung. Ich aber möchte an dem gemessen werden, was ich selbst zu verantworten habe. […] Ich bin ein Deutscher des 21.

Jahrhunderts […], und ich bin es gern. Gedenkveranstaltung des Landtages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2009 im Rostocker Man mag dieses Bekenntnis Patriotismus Zentrum für Nervenheilkunde.

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 13 AUS DEM PLENUM / DEBATTENAUSZÜGE

Harry Glawe, CDU: „Es ist gut, dass wir in einem vereinten Europa leben“

dass Familien sich im Landkreis Uecker- Randow ein Haus bauen können und dort leben wollen. Unterstützen wir dieses Zu- sammenwachsen, meine Damen und Herren! Foto: Cornelius Kettler (Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Stefan Köster, NPD: Sie finden es auch gut, dass die Deutschen wegziehen müssen.)

Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten in ih- „Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr einem absoluten Irrweg. Ich nenne Ihre ren Ausmaßen und in ihrer Brutalität ein- geehrte Damen und Herren! Was ist der Plakate volksverhetzend, meine Damen zigartig sind. richtige Rahmen für ein solches Erinnern? und Herren. Wie gehen wir in unserem Land nach 70 (Michael Andrejewski, NPD: Jahren Kriegsbeginn mit der Geschichte (Dr. Norbert Nieszery, SPD: Zu Recht.) Stalin war ein Spaßvogel.) um? Wie ordnen wir dieses Ergebnis heu- te geschichtlich ein? Was ziehen wir für Dabei ist es egal, was die Gerichte ent- Der 1. September 1939 war dabei nicht Lehren aus der Geschichte? Diese Fragen scheiden. der Anfang, sondern gewissermaßen der habe ich mir gestellt, als ich im Fernsehen Höhepunkt der Umsetzung der auf Krieg die Bilder vom Gedenken in unserem (Udo Pastörs, NPD: Aha?! – und Unterdrückung ausgelegten Ideolo- Nachbarland Polen gesehen habe und als Stefan Köster, NPD: Ach, Sie bestimmen, gie des Nationalsozialismus. Der national- ich in diesen Tagen die scheußlichen und was volksverhetzend ist? – sozialistische Terror begann am 30. Janu- infamen Wahlplakate der NPD im Land- Zuruf von Michael Andrejewski, NPD) ar 1933 und er ging am 1. September kreis Uecker-Randow und in Ostvorpom- 1939 in einen Weltbrand über, nämlich in mern zur Kenntnis nehmen musste. Sie wollen mit diesen Plakaten Menschen den Zweiten Weltkrieg. Bis zum Ende des gegeneinander aufhetzen. Krieges starben 24 Millionen Soldaten (Heiterkeit bei Abgeordneten und 24 Millionen Zivilisten. Die National- der Fraktion der NPD – (Zuruf von Udo Pastörs, NPD) sozialisten brachten 6 Millionen Juden Stefan Köster, NPD: Soll ich Ihnen um. Über 1,4 Millionen Deutsche starben ein Taschentuch reichen?) Sie betreiben nationalistische Propaganda auf der Flucht. Unzählige Sinti und Roma auf niedrigstem Niveau, meine Damen wurden Opfer. Aufrechte Gegner des na- Wer nach Millionen Toten auf den und Herren. tionalsozialistischen Systems und andere Schlachtfeldern, nach Bomben, Vertrei- Menschen, die nicht ins nationalsozialisti- bung und millionenfachem Mord mit (Zuruf von Stefan Köster, NPD) sche Weltbild passten – ich sage hier nur volksverhetzenden Plakaten auf Stim- das Stichwort „Euthanasie“ –, wurden in menfang geht, der hat aus der Geschich- Sie verbreiten Unwahrheiten und Sie hof- den Konzentrationslagern ermordet. Erst te nichts, aber auch gar nichts gelernt, fen getreu der Devise Ihres Herrn Pastörs – mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 und oder war es doch der Kriegsverbrecher der Kapitulation von Japan am 2. Septem- (Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen Goebbels –, je größer die Lüge und je un- ber 1945 endete der Zweite Weltkrieg. der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP) wahrscheinlicher die Lüge, desto eher wird sie geglaubt, meine Damen und Herren. Vor diesem Hintergrund ist es mir unver- meine Damen und Herren, der grenzt sich ständlich, dass es heute Menschen gibt, ganz bewusst aus der Demokratie aus. Ich finde es gut, dass wir im vereinten die Ursachen und Ergebnisse unter dem Europa leben, dass Menschen ihren Duktus „Nationalsozialistische Ideolo- (Stefan Köster, NPD: Mit Ihnen wollen Wohnsitz frei wählen können. Ich finde es gien“ schief zurechtrücken oder uminter- wir wirklich nichts zu tun haben. – gut, dass junge Polen heute bei uns in Kin- pretieren. Wir haben heute etliche Bei- Zuruf von Reinhard Dankert, SPD) dergärten und zur Schule gehen können, spiele hier von der Fensterfront gehört.

Meine Damen und Herren, die NPD ist auf (Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

14 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM / DEBATTENAUSZÜGE

(Stefan Köster, NPD: Vielleicht der Menschen der 8. Mai zwar ein Tag der arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegs- sind viele einfach schlauer als Sie.) Befreiung, aber er war auch ein Tag, der gräberfürsorge nennen. Nehmen wir die mit neuen Unfreiheiten begann. Verantwortung auf! Stellen wir uns der Dies dürfen wir nicht zulassen! Dies muss Vergangenheit und leisten wir unseren Bei- verhindert werden, meine Damen und (Zuruf von Stefan Köster, NPD) trag für Demokratie und Toleranz! Tragen Herren! wir diese Gedanken im Landtag in Land- Auch daran soll heute erinnert werden. kreise, in die Dörfer und Städte, (Zuruf von Michael Andrejewski, NPD) Erst im Herbst 1989 haben sich die Bürge- rinnen und Bürger in einer friedlichen Re- (Michael Andrejewski, NPD: In die Deshalb haben die Fraktionen von SPD, volution die Freiheit erkämpft und die aussterbenden Dörfer. – Zuruf von CDU, FDP und DIE LINKE diesen Entschlie- kommunistische Diktatur gestürzt. Heute Stefan Köster, NPD) ßungsantrag gemeinsam gestellt. Er ist ein leben wir in einem wiedervereinigten wichtiger Beitrag und ein Signal im Kampf Deutschland, in einem Europa ohne Gren- an die Stammtische und in die Familien! für Demokratie und Toleranz. zen. Tun wir dies mutig und entschlossen und nehmen wir den Brunnenvergiftern an der (Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen (Zuruf von Raimund Frank Borrmann, Fensterfront hier die Luft, meine Damen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP) NPD) und Herren!

Meine Damen und Herren, das Ergebnis Gerade deshalb ist es notwendig, an die (Michael Andrejewski, NPD: Wir brau- des Zweiten Weltkrieges waren nicht nur schrecklichen Jahre, an Unrecht, an Mord, chen keine Luft. – Stefan Köster, NPD: die Millionen Toten, waren nicht nur an Krieg zu erinnern, die vor 70 Jahren von Heute scheint wenigstens die Sonne.) Flucht und Vertreibung von Millionen Deutschland ausgingen. Viele beteiligen Menschen aus ihrer Heimat; eine Folge sich an einer ernsthaften und ehrlichen Arbeiten wir weiter für unser schönes war auch die Teilung Deutschlands und Aufarbeitung der Geschichte. Ich will hier Bundesland, für Freiheit, für Demokratie Europas. Auch deshalb war für einen Teil beispielhaft die Jugend- und Versöhnungs- und Rechtsstaatlichkeit! – Vielen Dank.“

Raimund Frank Borrmann, NPD: „Es sind keine offensichtlichen Wahrheiten, die der Drucksache zugrunde liegen“

ses Landtages den Beginn des Krieges und seine Umstände nicht mehr bewusst er- lebt. Es sind keine offensichtlichen Wahr- heiten, die der Drucksache zugrunde lie- gen, sondern verschlossenkundige. […]

Foto: Cornelius Kettler Noch immer sind die Archive mit entschei- denden Dokumenten verschlossen und manche sollen es bis in alle Ewigkeit blei- ben. Wovor fürchten sich die Sieger, die sie ängstlich bewachen? Warum fordern deutsche Parlamente nicht deren Öff- nung?

Zum Zweiten: Ich gehöre zu jenen Bür- „[…] Dieser Antrag muss nach Auffas- muss es heißen, damit allen Bürgern klar gern des Landes, die schon ganz anderen sung der NPD-Fraktion konsequenter und wird, was sie glaubhaft bekennen sollen. Glaubensbekenntnissen huldigen sollten. radikaler formuliert werden […] damit Und so ein Glaubensbekenntnis – die Ka- Die BRD oder Westdeutschland galt als das wahre Anliegen der Verfasser auch tholiken und Lutheraner unter Ihnen wer- aggressiver, kapitalistischer Staat, der die deutlich wird: die rückstandslose Auflö- den sich erinnern – bedarf eines inquisito- DDR bedrohte und gegen den sie sich mit sung unseres deutschen Vaterlandes in ei- rischen Elements. Hinter jedem Glaubens- einem antifaschistischen Schutzwall weh- ner undemokratisch strukturierten Mons- satz sollte mit der Exkommunikation je- ren müsse, […]. terunion, […] nen gedroht werden, die es wagen soll- ten, auch nur den leisesten Zweifel zu he- […] Wie wird es der BRD so einst ergehen, […] Wir nennen diesen Schriftsatz: Glau- gen. Denn Zweifel bleiben. wenn sie in dem von Ihnen gewünschten bensbekenntnis zum 70. Jahrestag des Euroland aufgeht? […]“ Beginns des Zweiten Weltkrieges. So Zum Ersten haben die Abgeordneten die-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 15 AUS DEM PLENUM / DEBATTENAUSZÜGE

Helmut Holter, DIE LINKE: „Umfassende Auseinandersetzung mit Hitler-Faschismus dringend geboten“

(Stefan Köster, NPD: Dann müssen Sie vorher Gehirnwäsche machen.)

Jüngstes Beispiel des unerträglichen Agie- rens der NPD ist ihre Plakataktion in Vor-

Foto: Cornelius Kettler pommern, die zu Recht vom Oberverwal- tungsgericht gestoppt wurde. […] Sie sind menschenverachtend, volks- verhetzend und verfassungsfeindlich.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP)

Denn die demokratischen Fraktionen ha- „Herr Präsident! Meine Damen und auch heute nichts an Aktualität verloren ben in der Landesverfassung den Artikel Herren! Im September 1942 wurden dieje- […] Rechtsextremistische und neofaschis- 18a verankert, der Handlungen für verfas- nigen der 10.000 Einwohner von Kowel in tische Parteien und Organisationen versu- sungswidrig erklärt, die geeignet sind, das Wolhynien, die noch nicht getötet worden chen heute wieder, mit ihren demokratie- friedliche Zusammenleben der Völker waren, in die Synagoge eingesperrt. Grup- feindlichen und menschenverachtenden oder Bürger Mecklenburg-Vorpommerns penweise wurden die Gefangenen rausge- Ansichten und Parolen in der Mitte der zu stören. lassen und erschossen […] In den Trüm- Gesellschaft Fuß zu fassen. Eine umfas- mern der Synagoge fand man Botschaften sende, gründliche Auseinandersetzung (Udo Pastörs, NPD: Es müsste definiert in jiddischer Sprache, darunter eine Bot- mit den Ursachen und den verheerenden werden, was darunter zu verstehen ist. schaft von Esther Srul: „Die Tore öffnen Wirkungen des Hitler-Faschismus ist des- Das genau ist das Problem.) sich. Da sind unsere Mörder. Schwarz ge- halb dringend geboten. kleidet. An ihren schmutzigen Händen tra- Das friedliche Zusammenleben zu stören, gen sie weiße Handschuhe. Paarweise ja- (Stefan Köster, NPD: Sie wünschen sich genau das ist das Ziel des menschenver- gen sie uns aus der Synagoge.“ wieder die SED, ja? achtenden Treibens der Herren von der NPD und Ihres Schreiens, Herr Pastörs. (Michael Andrejewski, NPD: Es ist unerträglich, wie Altnazis und Neo- Ja, ein roter Stern an der Uniform wäre faschisten versuchen, mit ihrem Ge- (Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen wohl besser gewesen.) schichtsrevisionismus die Ursachen, das der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Ausmaß und die Besonderheit der natio- Stefan Köster, NPD: Gegen diesen „Liebe Schwestern und Brüder, wie nalsozialistischen Gräueltaten zu relativie- Artikel verstoßen Sie doch laufend.) schwer ist es, vom schönen Leben Ab- ren, zu verharmlosen oder gar zu leugnen schied zu nehmen.“ […] wie die NPD versucht, Sprache und […] Ich möchte abschließen mit einem Zi- Ideologie des verbrecherischen National- tat aus dem Vorwort von Thomas Mann (Udo Pastörs, NPD: Weiße Handschuhe! sozialismus wieder salonfähig zu machen. Das ist mir ganz neu.) (Udo Pastörs, NPD: Der auch noch.) (Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen „Die Ihr am Leben bleibt, vergeßt nie un- der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP) zu dem Sammelband „Letzte Briefe zum sere kleine jüdische Straße. Schwestern Tode Verurteilter aus dem europäischen und Brüder, rächt uns an unseren Mör- Es ist unerträglich, wie die Nazis versu- Widerstand“: dern.“ So Esther Srul, ermordet am 15. chen, Täter zu Opfern und Helden zu sti- „ … Umsonst also, vom Leben übergan- September 1942. lisieren, wie sie den Schwächsten in der gen und verworfen der Glaube, die Hoff- Gesellschaft den Kampf ansagen und wie nung, die Opferwilligkeit einer europäi- (Udo Pastörs, NPD: Da kann ich sie unverhohlen damit prahlen, die De- schen Jugend, … die aber mehr wollte als genauso aus dem Stalinismus zitieren, mokratie abschaffen zu wollen. nur widerstehen, sich als Vorkämpfer Herr Holter.) Es ist unerträglich, wie die Neonazis ver- fühlte einer besseren menschlichen Ge- suchen, die Köpfe der Kinder und Ju- sellschaft. Umsonst? Zuschanden gewor- Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! gendlichen zu vergiften. Das dürfen wir den ihr Traum und Tod? – Es kann so nicht Dieser Schwur der befreiten Häftlinge des Demokratinnen und Demokraten nicht sein!“ So Thomas Mann im März 1954. Konzentrationslagers Buchenwald hat zulassen. Ich füge hinzu: Es darf so nicht sein.“

16 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern AUS DEM PLENUM / DEBATTENAUSZÜGE

Hans Kreher, FDP:

Wir wollen friedlich mit unseren Stadt, die nur deshalb so bedeutend war, […] weil viele kulturelle Einflüsse dort wa- Nachbarn zusammenleben“ ren. Das sollten wir nicht vergessen, […]

(Udo Pastörs, NPD: Wir wollen Ihr Babylon nicht. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Und deshalb lassen Sie uns nicht von sol-

Foto: Cornelius Kettler chen Leuten in die Irre führen. Ich appellie- re an alle in Mecklenburg-Vorpommern: […] Tun Sie alles, damit diese Herren […] uns nicht beschmutzen! Wir wollen fried- lich mit unseren Nachbarn zusammenle- ben. […] Ich habe mich gefreut, als ich hier auch im Schloss polnische Jugendliche be- grüßen konnte, die hier ein wunderbares kulturelles Programm gegeben haben. […] „[…] wer vorhin richtig zugehört hat, schichte gibt? 1832 beim Hambacher Fest Umgekehrt kommen wir auch mit unserer der kann eigentlich gar nicht solche Reden zogen deutsche und polnische Demokra- Kultur nach Polen. […] Wir wollen gemein- halten, wie Sie das eben getan haben, Herr ten gemeinsam auf die Burg. […] Gemein- sam dafür sorgen, dass Mecklenburg-Vor- Borrmann. […] diese ganzen Zusammen- sam haben sie für ein demokratisches pommern weltoffen und tolerant bleibt. hänge sind bei Herrn Dr. Nieszery zum Aus- Europa gekämpft. Es gab nicht immer die Und deshalb lassen Sie uns diesen europäi- druck gekommen, auch die Betroffenheit Gegensätze zwischen Polen und Deut- schen Weg gehen. Wir kämpfen dafür ge- […] schen. Berlin, sagte er mir auch, war ein meinsam […]“ Ich war als junger Mann sehr viel in Polen. kultureller Schmelztiegel Europas, wo Auszüge aus dem Wortprotokoll der Plenardebatte am Ich bin dort getrampt, ich war unter ande- Deutsche, Polen, Hugenotten, Juden ge- 24. September 2009. rem auch in Krakau. Dort traf ich einen al- meinsam eine Kultur aufgebaut hatten, die ten […] Apotheker. Der war polnischer Pa- eigentlich vorbildlich für Europa war, wo triot und er hatte sehr viel persönlich in sei- viele Völker zusammenkamen und etwas ner Familie erlebt. Trotzdem sagte er zu geschaffen hatten, was wirklich groß war. Landesverfassungsgericht mir: Wissen Sie eigentlich, dass es auch ei- […] Hamburg, […] dort ist es doch gelebt ne gemeinsame deutsch-polnische Ge- worden. […] Berlin war eine europäische Das Landesverfassungsgericht M-V ist, wie der Landtag und die Landes- regierung, selbst ein Verfassungsor- gan des Landes. Es untersteht keiner Landesverfassungsgericht Dienstaufsicht und ist keinem Lan- desministerium zugeordnet. Das Lan- desverfassungsgericht besteht aus Der Rostocker Rechtsanwalt Fabian Rüsch dem Präsidenten, dem Vizepräsiden- ist auf der Landtagssitzung am 23. Sep- ten und fünf weiteren Mitgliedern. tember mit der erforderlichen Zweidrit- Jedes Mitglied hat einen Stellvertre- telmehrheit zum stellvertretenden Mit- ter. Der Präsident, der Vizepräsident glied des Landesverfassungsgerichts ge- und zwei weitere Mitglieder müssen Foto: Cornelius Kettler wählt worden. Im ersten Wahlgang die Befähigung zum Richteramt ha- stimmten 55 von 66 anwesenden Abge- ben. Im Übrigen sollen die Mitglieder ordneten für ihn, acht stimmten mit im öffentlichen Leben erfahrene Per- Nein, drei Parlamentarier enthielten sich sonen des allgemeinen Vertrauens der Stimme. Rüsch, der hier die Glück- sein. wünsche von Landtags-Vizepräsidentin Das Landesverfassungsgericht spielt Renate Holznagel entgegen nimmt, tritt für die Anwendung und Auslegung als stellvertretendes Mitglied die Nach- der Landesverfassung eine ähnlich folge des verstorbenen Rechtsanwalts bedeutsame Rolle wie das Bundesver- Achim Stracke an. fassungsgericht bei der Anwendung Die Arbeit der Verfassungsrichter ist und Auslegung des Grundgesetzes. ehrenamtlich. www.landesverfassungsgericht- mv.de

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 17 AUS DEN AUSSCHÜSSEN

17. August hat der Gläubigerausschuss erhaft tragfähige kommunale Strukturen Werftenkrise dem Verkauf zu einem Gesamtpreis von zu entwickeln und im Ergebnis die Zen- 40,5 Millionen Euro einstimmig zuge- tren im Land zu stärken. Dabei spielen die Sondersitzung stimmt. Die Hälfte des vereinbarten Kauf- Finanzzuweisungen und Finanzverteilung im Wirtschaftsausschuss preises wurde Ende August gezahlt. auf kommunaler Ebene eine zentrale Rol- Bis Anfang September war noch offen, ob le.“ die schwedische Reederei Stena Line an In der 77. Sitzung des Landtages, am 24. den Aufträgen zum Bau von zwei RoPax- September 2009, fand eine Beratung des Fähren durch die Wadan-Werften fest- gemeinsamen Antrages der Fraktionen hält. Die Landesregierung hat daher eine DIE LINKE und der FDP (Drucksache

Foto: Jens Büttner Bürgschaft von 120 Millionen Euro zur Si- 5/2799(neu)) statt. Mit dieser Initiative cherung der Fertigstellung der beiden forderten sie die Landesregierung zu einer Fähren übernommen. Diese soll als Brücke Überarbeitung des FAG auf. Die Antrag- bis zum Wirksamwerden des von den steller nahmen die Kritikpunkte der öf- Banken zur Verfügung gestellten Masse- fentlichen Anhörung zum Anlass, insbe- kredits in Höhe von 194 Millionen Euro sondere die Gewährleistung einer ange- dienen. messenen finanziellen Mindestausstat- Zwischenzeitlich hat sich Stena Line mit tung zu fordern. Die Koalitionsfraktionen dem Investor über die Abnahme der be- wiesen die Vorwürfe der Opposition zu- stellten Fähren geeinigt, die nun an den rück und riefen stattdessen zu einer kon- Standorten in Rostock-Warnemünde und struktiven Beteiligung an den Ausschuss- Wismar fertig gestellt werden können. beratungen auf. Der Antrag der Oppositi- on wurde mehrheitlich abgelehnt. Der Innenausschuss wird unverzüglich nach Abschluss seiner Beratungen dem Die Weltwirtschafts- und Finanzkrise Finanzaus- Landtag seine Beschlussempfehlung zur hat auch bei den Wadan-Werften unseres Zweiten Lesung vorlegen. Landes ihre Spuren hinterlassen. Anfang gleichsgesetz Juni 2009 hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Am 1. August wurde das In- Scharfe Kritik von Kommunen solvenzverfahren eröffnet. Rund 2.500 und Oppositionsfraktionen Torsten Renz Schiffbauer sind von der Insolvenz betrof- fen und wurden zunächst in eine Trans- rückt nach fergesellschaft überführt. Das Finanzausgleichsgesetz (FAG) Auf den von der Linksfraktion in der par- ist ein wichtiger Bestandteil der Kreis- lamentarischen Sommerpause gestellten gebiets- und Funktionalreform, die Der CDU-Abge- Antrag hin hat sich der Wirtschaftsaus- vor der Sommerpause im Landtag in ordnete Werner schuss in einer Sondersitzung am 1. Sep- Erster Lesung beraten worden ist. Am Kuhn wurde bei tember mit den aktuellen Entwicklungen 10. September fand im Innenaus- der Europawahl bei den Wadan-Werften in Wismar und schuss eine öffentliche Anhörung am 7. Juni 2009

Rostock-Warnemünde befasst. Wirt- statt. 20 Sachverständige, darunter Foto: Cornelius Kettler in das Europäi- schaftsminister Jürgen Seidel und Insol- Vertreter des Städte- und Gemeind- sche Parlament venzverwalter Marc Odebrecht haben etages, des Landkreistages, sowie gewählt. Aus den Ausschuss über die Bemühungen bei zahlreicher Kommunen übten deutli- diesem Grund der Suche nach neuen Investoren infor- che Kritik am Gesetzentwurf der Lan- hat er sein Land- miert. Auf Grund der Weltwirtschaftslage desregierung. Torsten Renz tagsmandat nie- sei es äußerst schwierig gewesen, einen dergelegt. Für ihn rückt von der Lan- seriösen Kaufinteressenten für die Wa- Grundsätzlich sprachen sich die Sachver- desliste der CDU Torsten Renz nach, dan-Werften zu finden. Neue Hoffnung ständigen im Rahmen der Anhörung aber der dem Landtag seit dem 17. Juli für die Rettung der Werften gab es erst, für eine Reform des FAG aus. Indes be- 2009 angehört. Torsten Renz war be- als der ehemalige russische Energieminis- fürchteten sie infolge geänderter Finanz- reits in der 4. Wahlperiode Mitglied ter Igor Yusufov, Aufsichtsratsmitglied bei zuweisungen eine starke Einschränkung des Landtages. Bei der Landtagswahl Gazprom, sein Interesse an der Übernah- der kommunalen Selbstverwaltung. Der 2006 hatte er zunächst nicht den me der Werften bekundet hatte. Bundes- Vorsitzende des Innenausschusses, Dr. Sprung ins Parlament geschafft. kanzlerin Angela Merkel und Russlands Gottfried Timm, erklärte zur Anhörung: Renz ist in seiner Fraktion für Innenpo- Präsident Dmitri Medwedew haben die „Den Parlamentarien geht es darum he- litik und EU-Recht zuständig und ist geplante Wadan-Übernahme durch den rauszufinden, wie sich das Gesetz unmit- stellv. Mitglied der Enquetekommissi- russischen Investor Igor Yusufov bei ihrem telbar in den betroffenen Kommunen on. Gipfeltreffen in Sotschi befürwortet. Am auswirken wird. Ziel des FAG ist es, dau-

18 7/2009 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern PANORAMA

Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider, Werbung die die Gäste im Namen der Büros und Vertretungen der deutschen Bundeslän- der in Brüssel begrüßte und auch in das für M-V Foto: Bodo Bahr Konzert der Neubrandenburger Philhar- Neubrandenburger Philharmonie moniker einführte, nutzte in ihrer Rede spielte zum Tag der deutschen die Gelegenheit, für Mecklenburg-Vor- Einheit in Brüssel pommern, insbesondere als Urlaubs- und Kulturland, zu werben. „Kommen Sie vor- bei und machen Sie sich selbst ein Bild. Den Neubrandenburger Philharmoni- Kommen Sie vor allem nach Mecklen- kern und Landtagspräsidentin Sylvia burg-Vorpommern – in das Bundesland Nach dem Konzert - Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider ist es gelungen, in Brüs- mit den meisten Sonnenstunden, den Bretschneider im Gespräch mit Stefan Malzew, Chefdirigent der Neubrandenburger Philharmonie. sel, im Zentrum Europas, im Rahmen schönsten Stränden und den meisten Fünf eines zentralen Ereignisses nachhalti- Sterne Hotels“, so Bretschneider. In ihrer tensive grenzüberschreitende Zusammen- ge Werbung für Mecklenburg-Vor- Rede betonte sie die positive Entwicklung arbeit Mecklenburg-Vorpommerns mit pommern zu machen. und die gewachsene eigene Identität in al- den benachbarten polnischen Woiwod- len ostdeutschen Bundesländern seit dem schaften ein. Vor knapp 2000 geladenen Gästen fand Fall der Mauer vor 20 Jahren, sowie die Unter der Leitung von Chefdirigent Stefan am 2. Oktober im Palais der Schönen gemeinsame Identität, die durch Vielge- Malzew spielte die Neubrandenburger Künste in Brüssel die offizielle Feier der staltigkeit geprägt sei und hervorragend Philharmonie – die im Übrigen schon das Bundesrepublik Deutschland zum Tag der zu dem Europamotto „In Vielfalt geeint“ 10. Jahr in Folge in Brüssel ein Konzert deutschen Einheit statt – exakt am glei- passe. Sie verwies darauf, dass die jünge- gab – Werke von Peter Tschaikowski, Aa- chen Tag, an dem 20 Jahre zuvor Tausen- re deutsche Geschichte untrennbar mit ron Copland, Dimitri Schostakowitsch, den von DDR-Bürgern im Hof der Prager Europa verbunden und die gemeinsame Arthur Honegger sowie Maurice Ravel Botschaft der Bundesrepublik ihre Ausrei- deutsche Identität ohne Europa nicht vor- und riss das Brüsseler Publikum zu wahren se in die BRD verkündet wurde. stellbar sei. Dabei ging sie auch auf die in- Beifallsstürmen hin. Landtag vor Ort

Am 30. September machte der Landtag in Neustrelitz Station. Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider mit Schülern am Demokratie-Glücksrad.

Am 12. September beteiligte sich der Landtag am Lindenfest in Lübtheen – mit dabei auch Erstliga-Volleyballe- rinnen des Schweriner SC. Landtags-Vizepräsident Andreas Bluhm – flankiert von den Mittelblockerinnen Sandra Gutsche und Anja Brandt sowie Außenangreiferin Julia Retzlaff (v.l.).

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 7/2009 19 (Adressfeld für Abonnenten) Foto: Stefan Janssen

Am 19. August stattete der Botschafter der Republik Indien, S. E. Sudhir Vyas, dem Landtag Mecklenburg-Vorpommern seinen Antrittsbesuch ab. Nach der Begrüßung durch den 2. Vizepräsidenten des Landtages, Andreas Bluhm, trug sich der Diplomat in das Gästebuch ein. In dem anschließenden Gespräch erläuterte Andreas Bluhm unter anderem die Entwicklung des Landtages sowie die aktuelle politische Situation im Land. Überdies interessierte sich der Botschafter für das politische Engagement junger Menschen in unserem Land sowie für die politischen Instrumente, mit denen Mecklenburg-Vorpommern auf die besonderen demographischen Herausforderungen der Zukunft reagiert.

Im Rahmen des transatlantischen Austauschprogramms des Partnerschaft der Parlamente e. V. stattete eine Parlamentarier-Delegation aus den kanadischen Provinzen Saskatchewan und Alberta dem Landtag am 28. Juni einen Besuch ab. Nach dem Eintrag in das Gästebuch informierten sich die Gäste in einem Gespräch mit der 1. Vizepräsidentin des Landtages, Renate Holznagel, über die Geschichte und den Aufbau des politischen Systems in Mecklenburg-Vorpommern. Weitere Gesprächsthemen waren die Arbeit des Landtages sowie die Bedeutung der Landwirtschaft für Mecklenburg-Vorpommern. Eine Schlossbesichtigung sowie eine Führung über das Gelände der Bundesgartenschau run- deten das Besuchsprogramm ab. (v.l. Vizepräsidentin Renate Holznagel mit Ty Lund, Delegationsleiter und Member of the Provincial Legislative Assembly der Provinz Alberta)

Eine Taufe der besonderen Art konnte die Präsidentin des Landtages, Sylvia Bretschneider, am 3. September vornehmen. Im Rahmen der 17. BUGA-Hallenschau, die unter dem Motto „Von der Schönheit und Versuchung – die große Dahlienschau“ stand, wurde sie Taufpatin einer Dahlienneuzüchtung mit dem Namen „Schweriner Schloss“. Die reinwei- ße Dahlie stammt aus der Zucht des Österreichers Peter Haslhofer, dessen Dahlien bereits mehrfach international prämiert wurden. Foto: Stefan Janssen Foto: Ralph Schmalz Foto: Stefan Janssen

„Ich bin sehr beeindruckt von der Stadt Schwerin, deren Schloss und den Bürgern, die so viel geleistet haben, dass ihre Stadt so schön, gepflegt und grün ist.“ So lautet der Gästebuch-Eintrag des Botschafters der Republik Bulgarien, S.E. Ivo Petrov, der dem Landtag am 27. Juli seinen Antrittsbesuch abstattete. Begrüßt wurde der Diplomat durch den 3. Vizepräsidenten Hans Kreher. Im Rahmen seines Besuchs von Mecklenburg-Vorpommern traf Ivo Petrov, der seit April dieses Jahres Botschafter der Republik Bulgarien in der Bundesrepublik Deutschland ist, auch mit Ministerpräsident Erwin Sellering, der Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow und dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin Hans Thon zusammen.