9/2013 NordÖR 16. Jahrgang, Seiten 345-396 Zeitschrift für öffentliches Recht in Norddeutschland

Herausgegeben von: Prof. Dr. Ivo Appel, geschäftsführender Direktor der Forschungsstelle Umweltrecht, Universität Hamburg – Prof. Dr. Wilfried Erbguth, Universität­ Rostock – Hans-Jürgen Ermisch, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hamburg – Dr. Rolf Gestefeld, Präsident des OVG Hamburg – Prof. Dr. Thomas­ Groß, Universität Osnabrück – Hannelore Kohl, Präsidentin des Landesverfassungsgerichts Mecklenburg-­Vorpommern und des OVG – Dr. Hubert Meyer, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Niedersächsischen Landkreistages – Ilsemarie Meyer, Präsidentin des Staatsgerichtshofs und Präsidentin des OVG Bremen – Dr. Herwig von Nieuwland, Präsident des Niedersächsischen Staatsgerichtshofs und des OVG Lüneburg – Prof. Dr. Ulrich Ramsauer, Vorsitzender Richter am OVG Hamburg a.D., Universität Hamburg­ – Prof. Dr. Utz Schliesky, Direktor beim von Schleswig-Holstein – Hans-Joachim Schmalz, Präsident des OVG Schleswig Redaktioneller Beirat: Jan-Christian Erps, Geschäftsführer des Landkreistags Schleswig-Holstein; sowie die Rechtsanwälte und Fachanwälte für Verwaltungsrecht Dr. Christian Becker, , Alexander Blume, Lüneburg, Dr. Manfred Ernst, Bremerhaven, Dr. Peter Guhl, Bremen, Dr. Kai Krohn, Greifswald, Rainer Kulenkampff, Bremen, Dr. Silke Reimers, Bad Schwartau, Dr. Uta Rüping, Hannover, Dr. Holger Schwemer, Hamburg, Dr. Klaus Willenbruch, Hamburg Zentrale Schriftleitung: VRiOVG a.D. Prof. Dr. Ulrich Ramsauer, Hamburg Universität Hamburg, Fakultät für Rechtswissenschaft, Rothenbaumchaussee 33, 20148 Hamburg Landesschriftleitungen in Bremen, Greifswald, Hamburg, Lüneburg, Schleswig www.NordOER.de

Abhandlungen

Die Wahl der Ministerpräsidenten in Mecklenburg-­ Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein Von Dr. Richard Ley*, Koblenz

Am Anfang und im Mittelpunkt der Regierungsbildung sowohl 2. Bedeutung der Wahl des Ministerpräsidenten im nach dem Grundgesetz als auch den Verfassungen der Bundes- Verfassungssystem länder steht die Wahl des Regierungschefs.1 Ohne den Minister- Die Bestimmungen über die Wahl der Ministerpräsidenten präsidenten2 gibt es keine neue Regierung. Deshalb hat die sowie die besonderen Mitwirkungs- und Mitbestimmungs- Wahl eine entscheidende Bedeutung im System der parlamenta- regelungen bei der Regierungsbildung machen deutlich, dass rischen Demokratie. In diesem Beitrag sollen die Regelungen die Wahl- und Kreationsfunktion der Landtage unter den und die Staatspraxis der drei norddeutschen Bundesländer seit Hauptaufgaben des Parlaments6 von besonderer Bedeutung den 1990er Jahren verglichen werden. sind. Diese Aufgabe wird in einigen neueren bzw. reformierten

I. Einführende Anmerkungen * Der Verfasser ist stellvertretendes nicht berufsricherliches Mitglied des Verfassungsgerichtshofes Rheinland-Pfalz und war Dozent an der 1. Art. 28 Abs.1 Satz 1 GG und die möglichen Formen der FHöV Rheinland-Pfalz. Wahl der Ministerpräsidenten 1 Vgl. ausführlich Ley, Die Wahl der Ministerpräsidenten in den Bundes- ländern. Rechtslage und Staatspraxis, ZParl 2010 S. 390-420. Nach einhelliger Ansicht erlaubt das Homogenitätsprinzip des 2 Es wird hier in der Regel die geschlechtsneutrale Formulierung ver- wendet, obwohl die Verfassungen von Niedersachsen und Schles- Art. 28 Abs.1 Satz 1 GG verschiedene Ausgestaltungen der wig-Holstein sowohl die weibliche als auch die männliche Bezeich- Wahl der Ministerpräsidenten.3 Obwohl noch andere Formen nung verwenden. möglich wären, werden heute in allen Bundesländern die Regie- 3 Vgl. Schümer, Die Stellung des Ministerpräsidenten in den Bundeslän- dern im Vergleich, 2005, S. 3 f. m.w.N. rungschefs durch die Landtage gewählt. Eine andere Rechtslage 4 In der Verfassungsgebenden Versammlung des Saarlandes wurde galt in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg bis in die 1990er diese Möglichkeit auch erwogen; Stelkens, in: Wendt/Rixecker (Hrsg.), Verfassung des Saarlandes-Kommentar, 2009, Art. 87 Rn. 3. Jahre. Die von den Bürgerschaften gewählten Senatsmitglieder 5 Vgl. FAZ v. 25.05.2000 und Mehr Demokratie e.V., Volksbegehrensbe- bestimmten aus ihrem Kreis in geheimer Abstimmung den Prä- richt 2001, 2002, S. 16. sidenten des Senats.4 Auch eine Direktwahl des Regierungschefs 6 Vgl. Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Band II, 1980, § 26 II 2a (S. 47), nennt vier Hauptfunktionen für das Parlament. durch das Volk stände mit dem Grundgesetz im Einklang. In Die neueren Verfassungen erwähnen teils beispielhaft eine größere Rheinland-Pfalz wurde (erfolglos) versucht mit einer Volksini- Anzahl von Aufgaben und Funktionen. Vgl. z.B. Wagner, in: Grimm/ Caesar (Hrsg.), Verfassung für Rheinland-Pfalz, Kommentar, 2000, Art. tiative nach Art. 108a LV-RP die Direktwahl des Ministerpräsi- 79 Rn. 2 und Hagebölling, Niedersächsische Verfassung, 2. Auflage denten einzuführen.5 2011, Art. 7 Anm. 1-7.

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Landesverfassungen besonders hervorgehoben. Die Verfassun- 4. Statistische Anmerkungen zu den Wahlen seit 1990 gen von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein Seit 1990 waren in den drei Bundesländern insgesamt 24 Wah- erwähnen ausdrücklich die Wahl des Regierungschefs und in len notwendig.23 Bis auf zwei Ausnahmen24 wurden die neuen der reformierten Niedersächsischen Verfassung7 wird neben der Ministerpräsidenten bereits im ersten Wahlgang mit der erfor- Wahl des Ministerpräsidenten auch die Mitwirkung bei der Re- derlichen absoluten Mehrheit gewählt. Aufgrund der Koppe- gierungsbildung angeführt.8 lung von Amtszeit und Wahlperiode25 fanden 18 am Anfang der Am Anfang der Konstituierung einer Landesregierung steht Legislaturperiode statt. Sechsmal musste im Laufe der Wahl- die Wahl des Ministerpräsidenten durch den Landtag. In diesem periode nach Rücktritten der bisherigen Amtsinhaber gewählt ersten Akt der Regierungsbildung kommt zum Ausdruck, dass werden.26 Die Gründe waren vielfältig: Bei zwei Wahlen in Nie- auch die Landesverfassungen dem vom Grundgesetz gewählten dersachsen hatten die bisherigen Inhaber (Gerhard Schröder Modell des parlamentarischen Regierungssystems folgen und und ) neue Ämter übernommen. In Mecklen- nicht für die präsidiale Demokratie.9 In der juristischen Litera- burg-Vorpommern trat der erste Ministerpräsident Dr. Alfred tur wird dies besonders hervorgehoben durch Formulierungen Gomolka nach innerparteilichen Auseinandersetzungen und wie: „zentrale Regelung des parlamentarischen Regierungssys- der langjährige Ministerpräsident Dr. Harald Ringsdorf aus Al- tems“10, „Grundgedanke des parlamentarischen Regierungs- tersgründen zurück. Politische Affären waren die Gründe für systems“11, „wesentlicher Eckpfeiler des parlamentarischen die Rücktritte von und Björn Engholm. Regierungssystems“12 oder „Herzstück des parlamentarischen Regierungssystems deutscher Prägung“13. Mit der Wahl des Regierungschefs überträgt das Landespar- II. Persönliche Anforderungen an den zu Wählenden lament andererseits die ihm vom Volke verliehene Legitimation Die drei Verfassungen enthalten keine spezifischen Anforderun- und setzt die Legitimationskette fort, in die nach den Grund- gen an die Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt.27 So sätzen der repräsentativen Demokratie alle Organe staatlicher Gewalt eingegliedert werden müssen,14 was auch noch aus 7 Zur früheren Rechtslage vgl. Neumann, Die Vorläufige Niedersächsische einem weiteren Grund von großer Bedeutung ist. Die Minister- Verfassung, Handkommentar, 2. Auflage Stuttgart 1987, Art. 3 Rn. 3 ff. präsidenten sind nicht nur Regierungschef mit der verfassungs- 8 Art. 20 Abs. 1 S. 3 LV-MV und Art. 10 Abs. 1 S. 3 LV-SH sowie Art. 7 S. 2 LV-NS 9 Vgl. Schweiger in: Nawiasky/Schwaiger/Knöpfle, Die Verfassung des rechtlich verankerten Richtlinienkompetenz, sondern sie neh- Freistaates Bayern, 2006, Art. 44 Rn. 3 und Müller, Verfassung des Frei- men auch noch eine Reihe von präsidialen Aufgaben wahr15, da staats Sachsen – Kommentar, 1993, S. 334. Bei den Arbeiten für die Vor- es in den Bundesländern das Amt des Staatsoberhauptes nicht läufige Niedersächsische Verfassung hatte die FDP noch keine Wahl des Ministerpräsidenten durch den Landtag, sondern eine Ernennung gibt. Die Ministerpräsidenten sind, wie die Regelungen über die durch den Staatspräsidenten vorgeschlagen; vgl. Mielke in: Epping/ Vertretung des Staates „nach außen“ 16 zeigen eben auch die Butzer (Hrsg.), Hannoverscher Kommentar zur Niedersächsischen Ver- obersten Repräsentanten ihres Bundeslandes.17 fassung, 2012, Art. 30 Rn. 2. 10 Katz in: Feuchte (Hrsg.) Verfassung des Landes Baden-Württemberg – Abschließend noch ein weiterer Aspekt. Die Landesregie- Kommentar, 1987, Art. 46 Rn. 1. rungen bestehen aus dem Ministerpräsidenten und den Mi- 11 Tettinger in: Löwer/ Tettinger (Hrsg.), Kommentar zur Verfassung des 18 Landes Nordrhein-Westfalen, 2002, Art. 52 Rn.1 nistern . Die Ministerpräsidenten sind somit Bestandteil der 12 Nolte in: Caspar/Ewer/Nolte/Waack, Verfassung des Landes Schles- Landesregierung, aber aufgrund ihres Rechtes die Minister zu wig-Holstein – Kommentar, Art. 26 Rn.3 ernennen und zu entlassen sind sie auch „in gewisser Hinsicht 13 Neumann, Die Niedersächsische Verfassung, 3. Auflage 2000, Art. 29 Rn.1 und Hagebölling (Fn. 6) Art. 29 Anm. 1 19 … ihr Schöpfer“ . 14 Vgl. Wagner (Fn. 6), Art. 79 Rn. 41 mwN der Rechtsprechung des BVerfG. 15 Vgl. Schümer (Fn. 3), S. 75 ff. und hinsichtlich der rheinland-pfälzischen Rechtslage die ausführliche Auflistung bei Ley, in: Ley (Hrsg.), Staats- 3. Pflicht zur Wahl eines Regierungschefs und Verfassungsrecht für Rheinland-Pfalz, 3. Aufl. 1992, Staats- und Verfassungsrecht, Rn. 91 . Nach Art. 50 Abs.1 LV-MV und Art. 27 Abs.1 LV-SH endet 16 Vgl. Art. 47 Abs.1 LV-MV, Art. 35 Abs.1 LV-NS und Art. 30 Abs.1 S.1 LV-SH. 17 Vgl. Gebauer in: Grimm/Caesar (Hrsg.), Verfassung für Rheinland-Pfalz, die Amtszeit der Ministerpräsidenten mit dem Zusammentritt Kommentar, 2000, Art. 101 Rn. 1. des neu gewählten Landtages und die Regierungschefs sind 18 Art. 41 Abs. 2 LV-MV, Art. 28 Abs. 2 LV-NS und Art. 26 Abs. 1 S. 2 LV-SH. verpflichtet, bis zur Amtsübernahme des Nachfolgers die Ge- 19 So Schweiger (Fn. 9), Art. 44 Rn. 2 20 Art. 33 Abs. 4 LV-NS schäfte weiterzuführen. Im Prinzip eine gleiche Regelung kennt 21 Vgl. die ausdrückliche Regelung in Art. 42 Abs. 2 Satz 1 LV-MV und Art. Niedersachsen; nach Art. 33 Abs.2 gilt der Ministerpräsident 30 Abs. 1 Satz 1 LV-NS sowie die indirekte Regelung in Art. Art. 27 Abs. 2 als zurückgetreten, sobald der neue Landtag zusammentritt. Satz 1 LV-SH. 22 Vgl. Art. 50 Abs. 4 Satz 1 LV-MV, 33 Abs. 4 LV-NS und Art. Art. 27 Abs. 2 Auch hier muss der Ministerpräsident die laufenden Geschäfte Satz 1 LV-SH. bis zur Übernahme durch den neuen Amtsinhaber weiterfüh- 23 Vgl. Tab. am Ende des Aufsatzes. 20 24 Vgl. Tab. Lfd. Nrn. 1.1.2 und 3.4 sowie die Ausführungen in Abschnitt III.1. ren. Aufgrund der Koppelung von Amtszeit und Wahlperiode 25 Vgl. Art. 50 Abs.1 Satz 1 LV-MV, Art. 33 Abs. 2 LV-NS und Art. 27 Abs.1 besteht somit eine Verpflichtung der Landtage, am Anfang der LV-SH sowie Ausführungen in Abschnitt …. Legislaturperiode einen neuen Ministerpräsidenten zu wählen. 26 Vgl. Ausführungen in Abschnitt III.2. 27 Vgl. Epping in: Epping/Butzer (Hrsg.), Hannoverscher Kommentar zur Gleiches gilt auch beim Rücktritt eines Ministerpräsidenten Niedersächsischen Verfassung, 2012, Art. 29 Rn. 16 ff., Nolte (Fn. 12), Art. während der Wahlperiode.21 Die drei Verfassungen regeln auch 26 Rn. 12 und Litten in: Litten/Wallerath (Hrsg.), Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, 2007, Art. 43 Rn. 2. Die Vorgaben in ande- hier die Pflicht zur Geschäftsführung, bis ein neuer Minister- ren Landesverfassungen betreffen in erster Linie solche des Alters u. präsident das Amt übernimmt.22 der Wählbarkeit; vgl. Ley (Fn. 1), ZParl 2010, 402 ff.

346 | NordÖR 9/2013 Ley, Die Wahl der Ministerpräsidenten in Mecklenburg-­Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein | Abhandlungen muss der künftige Ministerpräsident weder Mitglied des Land- 2. Nach Rücktritt des Ministerpräsidenten während der tages sein28, noch muss er zum Landtag wählbar sein29. Auch Wahlperiode ein Mindestalter ist nicht erforderlich30. Art. 42 Abs.1 Satz 1 LV-MV und Art. 30 Abs.1 Satz 1 LV-NS Jedoch wird zutreffend die Ansicht vertreten, dass die Wählbar- gelten auch für die Fälle, dass der Ministerpräsidenten während keit sich aus der Systematik bzw. der Natur der Sache der landes- der Wahlperiode zurücktritt, d.h., dass für die Wahl des Nach- verfassungsrechtlichen Bestimmungen ergibt. Die Ministerpräsi- folgers in Mecklenburg-Vorpommern ein Zeitraum von vier denten, die bei ihrem Amtsantritt vor dem Landtag den Amtseid Wochen und in Niedersachsen für die Regierungsbildung und auf die Verfassung ablegen, in einem besonderen öffentlich-recht- -bestätigung ein Zeitraum auf 21 Tage festgeschrieben ist. Die lichen Amtsverhältnis stehen sowie Staatsgewalt ausüben, müssen Frist beginnt mit der Rücktrittserklärung des scheidenden Mi- denknotwendig die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und die nisterpräsidenten. Diese wird schriftlich dem Präsidenten des in den Landesverfassungen und ihren Ausführungsgesetzen nie- Landtages übermittelt, der sie in der Regel meist vor dem Wahl- dergelegten Wählbarkeitsvoraussetzungen erfüllen.31 Keine Einig- gang verliest.40 Schleswig-Holstein kennt auch für diesen Fall keit besteht, ob der Kandidat seinen Wohnsitz im jeweiligen Bun- keine verfassungsrechtliche Regelung. desland haben muss32 oder auch in einem anderen haben kann, Im Einzelnen erfolgten die sechs Wahlen in folgenden Zeitab- 33 wie dies mehrheitlich in der Literatur zutreffend vertreten wird. ständen:41 Mecklenburg-Vorpommern zwei Wahlen jeweils drei 34 Nach Ansicht von Groß soll es aber notwendig sein, dass der ge- Tage nach der Rücktrittserklärung; Niedersachsen 2, 19 bzw. 1 wählte Ministerpräsident seinen Wohnsitz ins Bundesland verlegt, Tag(e) nach den Rücktrittserklärungen42; in Schleswig-Holstein um Kollisionen infolge der Unterwerfung unter die Staatsgewalt wurde Heidi Simonis 14 Tage nach dem Rücktritt von Björn des bisherigen Wohnsitzes zu vermeiden. Engholm zur neuen Ministerpräsidentin gewählt.

III. Zeitpunkt und Zeitraum für die Wahl IV. Verfahren 1. Am Anfang der Wahlperiode Das Staatsrecht der Bundesländer kennt im Prinzip nur zwei Verfahrensregeln zur Wahl des Ministerpräsidenten: die Wahl Es entspricht sicher den Vorstellungen des Wahlvolkes, dass nach „ohne Aussprache“ und „in geheimer Abstimmung“.43 Die ge- dem Wahltag möglichst rasch der Ministerpräsident gewählt und heime Wahl ist zusammen mit der Anforderung „ohne Ausspra- die neue Landesregierung gebildet wird. Während in allen drei che“– zu mindest in den Ländern mit verfassungsgesetzlicher Bundesländern der späteste Zeitpunkt für den Zusammentritt des bzw. einfach gesetzlicher Regelung – eine zwingende Ausnahme Landtages nach einer Wahl in der Verfassung festgeschrieben ist35, zum Grundsatz, dass die Landtage öffentlich verhandeln.44 haben nur Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen ent- sprechende Vorschriften für die Wahl des Ministerpräsidenten. Im Einzelnen sind folgende Zeiträume nach dem ersten Zusammen- tritt des neu gewählten Landtages festgelegt: Nach Art. 42 Abs.2 28 Vgl. Art. 52 Satz 1 LV-MV beträgt der Zeitraum für die Wahl vier Wochen 29 Vgl. Art. 46 Abs. 2 Satz 2 LV-BW 30 Nach Art. 44 Abs. 2 LV-BY ist nur jeder wahlberechtigte Bayer, der das und Art. 30 Abs.1 Satz 1 LV-NS setzt den Zeitraum für die Regie- 40. Lebensjahr vollendet hat, wählbar und Art. 46 Abs. 1 Satz 1 LV-BW rungsbildung und -bestätigung auf 21 Tage fest.36 fordert die Vollendung des 35. Lebensjahres. 31 Vgl. z.B. Weis, Regierungswechsel in den Bundesländern, 1980, S. 22, Die Auswertung der Wahlen der Ministerpräsidenten in den Nolte, (Fn. 12), Art. 26 Rn. 12, Litten (Fn. 27), Art. 43 Rn. 2, Epping (Fn. 27), drei Bundesländern seit den 1990er Jahren zeigt, dass allgemein Art. 29 Rn. 16; Groß in: Zinn/Stein (Hrsg.), Verfassung des Landes sehr frühzeitig gewählt wurde. Von den insgesamt 18 Minister- ­Hessen, 1999, Art 101 Rn. 6; Gebauer (Fn. 17), Art. 98 Rn. 13 m.w.N. 32 Vgl. Stelkens (Fn. 4), Rn. 4. präsidentenwahlen fanden 10 (= 55%) bereits in den konstituie- 33 Vgl. Litten (Fn. 27), Art. 43 Rn. 2; Neumann (Fn. 13), Art. 29 Rn. 5; Groß renden Sitzungen der Landtage also zum frühestmöglichen Zeit- (Fn. 31), Art 101 Rn. 6.. punkt statt.37 Sechs Wahlen wurden in der zweiten Sitzung und 34 Groß (Fn. 31), Art 101 Rn. 6. 35 Nach Art. 28 Satz 1 LV-MV, Art. 9 Abs. 3 LV-NS und Art. Art. 13 Abs. 4 Satz nur zwei erst in der dritten Landtagssitzung durchgeführt.38 Bei 1 LV-SH muss der Landtag spätestens am dreißigsten Tag nach der den späteren Wahlen handelte es sich um Verzögerungen aufgrund Wahl zum ersten Mal zusammentreten. 36 Zu den Rechtsfolgen bei Ablauf / Überschreiten der Frist vgl. Abschnitt schwieriger Koalitionsverhaltungen. In Niedersachsen fanden alle V.2. Wahlen bereits in der Konstituierenden Sitzung des Landtages 37 Vgl. Tab. lfd. Nrn. 1.4 und 2.1, 2.2, 2.3.1, 2.4, 2.5.1, 2.6 sowie 3.1.1, 3.3, 3.5 – statt. Dies ist auf § 41 Abs.1 GeschOLT-NS zurückzuführen, nach Vergleich der Sp. 1 (Tag der konstituierenden Sitzung) und Sp. 2 (Tag der Wahl). der die Wahl auf die Tagesordnung der Konstituierenden Sitzung 38 Vgl. Tab. lfd. Nrn. 1.1.1 (1 Tag), 1.2 (23 Tage), 1.3 (8 Tage), 1.5.1 (21 Tage), 1.6 des Landtages gesetzt werden soll.39 In Mecklenburg-Vorpom- (21 Tage) und 3.2 (29 Tage), 3.4 (10 Tage), 3.6 (7 Tage) – Vergleich der Sp. 1 (Tag der konstituierenden Sitzung) und Sp. 2 (Tag der Wahl). mern fanden außer in der 4. Wahlperiode die Wahlen zu einem 39 Vgl. Epping (Fn. 31), Art. 29 Rn. 14. späteren Zeitpunkt statt und zwar zwischen 1 und 23 Tagen nach 40 Vgl. Nachweise in Tab. Sp. 1 der Konstituierung des Landtages. Obwohl Schleswig-Holstein 41 Vgl. Tab. Sp. 1 und 2 42 Grund ist § 41 Abs.1 GeschOLT-NS, nach dem die Wahl auf die Tagesord- keine Regelung zu Zeitpunkt und Zeitraum der durchzuführen- nung der auf den Rücktritt des Ministerpräsidenten folgenden Sitzung den Wahl kennt, wurden jeweils drei Wahlen in der ersten Sitzung gesetzt werden soll. 43 Hierzu ausführlich, Ley (Fn. 1), ZParl 2010, 403 ff. oder zweiten Sitzung des Landtages durchgeführt. Der Zeitraum 44 Vgl. Art. 31 Abs.1 LV-MV, Art. 20 Abs.1 LV-NS und Art. 15 Abs.1 LV-SH; Katz bei den drei späteren Wahlen betrug zwischen 7 und 29 Tagen. (Fn.10), Art. 46 Rn. 6.

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1. Wahl „ohne Aussprache“ wohl gewichtigstes Argument wird angeführt, durch die geheime Wahl würden politisch wichtige Entscheidungen der Öffentlich- Nach Art. 42 Abs.1 LV-MV, Art. 29 Abs.1 LV-NS und Art. 26 keit und damit der Rechenschaftspflicht gegenüber dem mün- Abs.2 Satz 1 LV-SH muss die Wahl des Ministerpräsidenten digen Bürger entzogen. Von juristischer Seite wird eingewandt, ohne Aussprache erfolgen.45 Dies bedeutet, dass keine Perso- zumindest einfachgesetzliche oder geschäftsordnungsrechtliche naldebatte und keine Diskussion über die zu erwartende Re- Regelungen der geheimen Wahl verstießen gegen den Grundsatz gierungspolitik stattfinden dürfen.46 Eine solche könnte in Nie- der Parlamentsöffentlichkeit.62 Ungeachtet der Bedenken wäre dersachsen aber im Zusammenhang mit den Bestätigungen der es verfassungspolitisch jedenfalls angebracht, das Kriterium „ge- Landesregierungen nach Art. 29 Abs.3 erfolgen. Jedoch ist eine heim“ in der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein abzusi- Antragstellung erforderlich, da anders als im Bund in den Bun- chern, da eine verdeckte Wahl gleichzeitig der Verwirklichung desländern wegen des Fehlens eines eigenständigen Staatsober- der freien Gewissensentscheidung der Abgeordneten dient. hauptes kein anderes außenstehendes Organ die Initiative für Die Rechtsfolge eines Verstoßes gegen diese Verfahrensregel die Wahl übernehmen kann. Auch eine Geschäftsordnungsde- hängt vom Standort der Regelung ab. In Mecklenburg-Vorpom- batte über den Ablauf oder die Gestaltung des Stimmzettels ist mern und Niedersachsen, wo der Grundsatz der geheimen Wahl von diesem Verbot nicht betroffen.47 verfassungsrechtlich abgesichert ist, führt ein Verstoß unweiger- Mit der Regelung soll nicht eine Einflussnahme auf den Aus- lich zur Ungültigkeit der Wahl.63 Dies gilt nicht für Schleswig-Hol- gang der Wahl ausgeschlossen, sondern lediglich das Ansehen stein, da nach wohl h.A. Verstöße gegen eine Geschäftsordnungs- der Kandidaten, insbesondere des späteren Ministerpräsiden- regelung bei parlamentarischen Beschlüssen mit Außenwirkung ten, geschützt werden.48 Ob diese Regelung vor dem Hinter- nicht zur Ungültigkeit oder Unwirksamkeit führen.64 grund des verfassungsrechtlichen Grundsatzes einer offenen demokratischen Willensbildung verfassungspolitisch sinnvoll ist, wird unterschiedlich beurteilt.49 Ein Verstoß gegen das ver- V. Erforderliche Mehrheit fassungsrechtliche Verbot hätte nicht zur Folge, dass die sich Während z.B. in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, für anschließende Wahl ungültig wäre.50 Somit ist dieses verfas- eine erfolgreiche Wahl des Ministerpräsidenten in allen Wahlgän- sungsrechtliche Ausspracheverbot letztlich „zu einer reinen gen immer die Mehrheit der Mitglieder des Landtages erforder- Ordnungsvorschrift heruntergestuft“.51 lich ist65, gilt dies vom Grundsatz her in den drei Bundesländern

2. Geheime Abstimmung 45 Nach wohl h. M. auch, wenn mehre Kandidaten zur Wahl stehen; vgl. In allen drei Bundesländern gilt der Grundsatz der geheimen Katz (Fn. 10); Gebauer (Fn.17), Rn.15 m.w.N. Wahl jedoch ist der Standort der Regelung unterschiedlich.52 46 Vgl. z.B. Katz (Fn. 10), Art. 46 Rn.6; Tettinger (Fn. 11), Art. 52 Rn. 22. 47 Vgl. Neumann (Fn. 13), Art. 29 Rn. 6 und Epping (Fn. 27), Art. 29 Rn. 19. Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen hat diese Anfor- 48 Vgl. z.B. Weis (Fn. 31), S. 26; Katz (Fn. 10) Art. Art. 46 Rn. 6; Braun, Kom- derung verfassungsrechtlich53, Schleswig-Holstein dagegen nur, mentar zur Verfassung des Landes Baden-Württemberg, 1984, Art.46 wie im Falle der Wahl des Bundeskanzlers54, durch Geschäfts- Rn. 14; Groß (Fn. 31), Art 101 Rn. 3; Litten (Fn. 27), Art. 42 Rn. 3., Epping (Fn. 27) Art. 29 Rn.10; Nolte (Fn. 12) Art. 26 Rn. 11. ordnung abgesichert. Nach § 63 Abs. 3 GOLT-SH müssen alle 49 Dafür: Braun (Fn. 48); dagegen: Litten (Fn. 27), Art. 42 Rn. 3. Wahlen grundsätzlich in geheimer Abstimmung durch Abgabe 50 Vgl. z.B. Katz (Fn. 10) Art. 46 Rn.6; Groß (Fn. 31), Art 101 Rn. 4; Neumann von Stimmzetteln erfolgen; jedoch kann auf Antrag offen abge- (Fn.13), Art.29 Rn.6; Epping (Fn. 27), Art. 29 Rn.10; Gebauer (Fn. 17), Art. 98 Rn.15; Linck, in: ders./Jutzi/ Hopfe (Hrsg.), Die Verfassung des Frei- stimmt werden, es sei denn 18 Abgeordnete widersprechen. Ein staates Thüringen, Kommentar, 1994, Art.70 Rn.13. solcher Antrag wurde in dem Zeitraum 1992-2012 nicht ge- 51 So Epping (Fn. 27) Art. 29 Rn. 10 52 Zur Rechtslage in den anderen Ländern Ley (Fn. 1), ZParl 2010, 408 ff. stellt. Im Rahmen der Erläuterungen des Landtagspräsidenten 53 Art. 42 Abs. 1 LV-MV und Art. 29 Abs.1 LV-NS über das Verfahren und die erforderlichen Mehrheiten wies der 54 Vgl. § 4 Satz 1 i.V.m. § 49 Abs.1 Satz 1 GOBT Landtagspräsident auf die nach der Geschäftsordnung festge- 55 Außer bei der Wahl am 27.04.2005; vgl. die Nachweise in Spalte 2 / Tab. lfd. Nrn. 3.1.1-3.6. 55 legte geheime Wahl hin. 56 So Braun (Fn. 48), Art. 46 Rn.15. Durch die verdeckte Wahl soll eine „unbeeinflusste, freie Ent- 57 Vgl. Weis (Fn. 31), S. 27; Neumann (Fn. 13), Art. 29 Rn. 7; Kunzmann, in: scheidung“ herbeigeführt werden.56 Die Verfahrensvorschrift Kunzmann/Haas/Baumann-Hasske Die Verfassung des Freistaates Sachsen, Kommentierte Textausgabe, 2. Aufl., 1997, Art. 60 Rn. 8. dient somit der Unabhängigkeit des Abgeordneten von Partei 58 Art. 22 Abs.1 LV-MV, Art. 12 LV-NS, Art. 11 Abs.1 LV-SH und Fraktion und der Verwirklichung der freien Gewissensent- 59 Litten (Fn. 27), Art. 42 Rn. 4. 57 58 60 Vgl. Stelkens (Fn. 4), Art. 87 Rn. 6. scheidung , die in allen Verfassungen festgeschrieben ist. Lit- 61 Vgl. Kempf, Offene Wahl des Regierungschefs?, ZParl 1992, 377 ff.; ten umschreibt dies plastisch, wenn er ausführt, dass es „Sinn Steffani­ , Parlamentarische Demokratie, 1979, S. 89; ders. Gewaltentei- dieser Vorschrift ist, (...) den Hinterbänklern der künftigen lung und Parteien im Wandel, 1997, S. 227 ff.. 62 Vgl. Linck, DVBl. 2004, 793, 796 ff. Regierungsfraktionen rechtzeitig Gelegenheit zum Widerstand 63 Vgl. Katz (Fn. 10), Art. 46 Rn.6; Braun (Fn. 48), Art.46 Rn. 15; Neumann gegen den Kandidaten zu geben“, das sichere auch die „Stabili- (Fn. 13), Art. 29 Rn. 7; Epping (Fn. 27), Art. 29 Rn. 11; Kunzmann (Fn. 57.); tät der künftigen Regierung“.59 Reich, Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt, Kommentar, 1994, Art. 65 Rn. 1. Die geheime Abstimmung bei Personalentscheidungen ent- 64 Nachw. bei Heynckes, Das Ausschussverfahren nach der Geschäftsord- spricht deutscher Parlamentsrechtstradition.60 Sie ist aber nicht nung des Deutschen Bundestages, ZParl 2008, S. 459 (insb. Fn. 1). 65 Vgl. Ley, Die Wahl der Ministerpräsidenten in Hessen, Rheinland-Pfalz unumstritten. So wird vereinzelt in der politikwissenschaftlichen und dem Saarland, LKRZ 2011, S. 86 und zu den Regelungen in den an- Literatur die offene Wahl des Regierungschefs gefordert.61 Als deren Ländern Ley (Fn. 1), ZParl 2010, 404 ff.

348 | NordÖR 9/2013 Ley, Die Wahl der Ministerpräsidenten in Mecklenburg-­Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein | Abhandlungen nur für die Abstimmungen in einer ersten Wahlphase.66 In der (sog. 1. und 2. Wahlgang mit jeweils einer Abstimmung und zweiten Phase wird dann mit teils sehr vielschichtigen Lösungen 3. Wahlgang mit zwei Abstimmungen) und am 27. April (sog. die Möglichkeit eines Minderheits-Ministerpräsidenten eröffnet. 3. Wahlgang). In der dritten Abstimmung des 3. Wahlgangs erhielt der neue Ministerpräsident dann sogar mehr als die geforderte einfache Mehrheit.83 Zwischen den Wahlen am 17. 1. Grundsatz: Mehrheit der Mitglieder März und am 27. April fanden neue Koalitionsverhandlun- Mit der verfassungsrechtlich abgesicherten sog. absoluten gen statt.84 Mehrheit wollten die meisten Landesverfassungsgeber die Wahl Die Verfassung von Mecklenburg-Vorpommern und Nieder- des Regierungschefs hervorheben.67 Die qualifizierte Mehrheit sachsen haben Regelungen an deren Ende entweder die Land- soll in der Regel Zufallsmehrheiten verhindern sowie Minder- tagsauflösung oder die Wahl eines Minderheits-Regierungs- heits-Ministerpräsidenten vom Grundsatz her ausschließen.68 chefs steht.85 Nach diesem komplizierten Verfahren, müssen die Letzteres war teilweise eine bewusste Reaktion der Verfassungs- Landtage, wenn innerhalb der Frist keine Wahl mit absoluter geber auf die Erfahrungen in der Zeit der Weimarer Republik.69 Mehrheit bzw. Regierungsbildung zustande gekommen ist in- Diese negativen Erfahrungen wurden in den 1990er-Jahren an- nerhalb von zwei Wochen über die Auflösung mit der Mehrheit scheinend nicht mehr für so essenziell betrachtet und deshalb der Mitglieder entscheiden86. Falls diese Entscheidung nicht er- wurden bei den neueren Verfassungen wie z.B. in Mecklen- folgt, findet ein neuer Wahlgang statt, in der gewählt ist, wer burg-Vorpommern oder bei Reformen der Landesverfassungen die meisten Stimmen enthält.87 Ob weitere Abstimmungen, die wie z.B. in Schleswig-Holstein auch die Möglichkeit einer Min- rechtlich möglich sein dürften, tatsächlich durchgeführt werden derheits-Regierung eröffnet.70 Die Vorläufige Niedersächsische können, scheint bei den geforderten kurzen Fristen – Mecklen- Verfassung von 1951 hatte schon eine Regelung über die Wahl burg-Vorpommern: Wahl am selben Tag; Niedersachsen: Wahl eines Minderheits-Ministerpräsidenten, die in der Verfassungs- unverzüglich – zweifelhaft, zumindest aber sehr schwierig.88 reform von 1993 nur redaktionell geändert wurde.71 Wie ausgeführt, beträgt der Zeitraum der 1. Wahlphase in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen vier bzw. drei Wochen.72 In diesem können beliebig viele Abstimmungen auch 66 Art. 42 Abs.1 LV-MV, Art. 29 Abs.1 LV-NS und Art. 26 Abs.3 LV-SH. mit unterschiedlichen Kandidaten durchgeführt werden.73 In 67 Vgl. Tettinger (Fn. 11), Art. 52 Rn. 27; Neumann (Fn. 13), Art. 29 Rn. 8. 68 Vgl. Katz (Fn. 10) Art. 46 Rn. 6; Braun (Fn.48), Art. 46 Rn. 2; David, Verfas- Schleswig-Holstein besteht die erste Wahlphase aus dem 1. und sung der Freien und Hansestadt Hamburg, Kommentar, 2. Aufl. 2004, 2. Wahlgang. Für diese beiden Abstimmungen ist kein bestimm- Art. 34 Rn. 14; Groß (Fn. 31), Art. 101 Rn. 7; Stelkens (Fn. 4), Art. 87 Rn. 5. 69 Vgl. Stelkens (Fn.4), Art. 87 Rn. 5. ter Zeitraum festgesetzt. In den untersuchten drei Bundeslän- 70 Vgl. Art. 42 Abs. 2 und 3 LV-MV und Art. 26 Abs. 4 LV-SH. dern wurde im Zeitraum seit 1990 nur bei zwei von 24 Wahlen 71 Vgl. Epping (Fn. 27), Art. 30 Rn. 2 f. nicht schon im ersten Wahlgang ein neuer Ministerpräsident 72 Vgl. Ausführungen in Abschnitt III.1. 73 Vgl. Litten (Fn. 27), Art. 43 Rn. 6, Hagebölling (Fn. 6) Art. 29 Anm. 2, 74 gewählt. Die anschließenden Wahlen ergaben dann aber abso- Epping­ (Fn. 27), Art. 30 Rn. 14 und Neumann (Fn. 13) Art. 29 Rn. 10.. lute Mehrheiten für die Kandidaten.75 74 Vgl. Tab. Sp. 4 der lfd. Nrn. 1.1.2 und 3.4 75 Die Wahl von im Jahre 1992 erfolgte jedoch noch nach § 4 Bei der Berechnung der Mehrheit können in allen drei Bundes- Abs. 2 des Vorläufigen Statuts für das Land Mecklenburg-Vorpommern, ländern Überhang- und/oder Ausgleichsmandate mitentscheidend der ähnlich wie die derzeitige Regelung von Schleswig-Holstein für die sein.76 Während in Mecklenburg-Vorpommern, die in der Verfas- 1. Wahlphase zwei Wahlgänge vorsah, für die die absolute Mehrheit vorgeschrieben war. In einem möglichen 3. Wahlgang war die einfache sung festgelegte Mindestzahl von 71 Mitgliedern noch nie über- Mehrheit ausreichend. schritten wurde77, waren die Mitgliederzahlen in Niedersachsen 76 Vgl. Art. 20 Abs. 2 Sätze 1 und 3 LV-MV und Art. 10 Abs. 2 Sätze 1 und 3 und Schleswig-Holstein78 fast in jeder Wahlperiode unterschied- LV-SH sowie Art. 8 Abs. 5 Satz 1 LV-NS i.V.m. §§ 1 Abs. 1 Satz 1 und §§ 33 LWahlG-NS. lich, was zu verschiedenen Stimmenzahlen für die Mehrheit führ- 77 Die in der 1. Wahlperiode (vgl. Tab. lfd. Nr. 1.1.1 / Spalte 3) aufgeführte te. Nicht abgegebene oder ungültige Stimmen sowie Enthaltungen Abweichung der Mindestzahl ist auf das Wahlrecht vor Verabschie- 79 dung der Verfassung zurückzuführen. wirken sich bei den Wahlen wie Nein-Stimmen aus. 78 Vgl. Tab. lfd. Nrn. 2 und 3 / Spalte 3. 79 Statt vieler: Gebauer (Fn.17), Art. 98 Rn. 14; Stelkens (Fn. 4), Art. 87 Rn. 5. 80 Dazu ausführlich Ley (Fn.1), ZParl 2010, 416 ff. 2. Rechtsfolge, wenn kein Kandidat in der ersten 81 Entsprechend ähnliche Regelungen gibt es auch in Brandenburg (Art. 83 Abs. 2 und 3) und in Thüringen (Art. 70 Abs. 2 Sätze 2 und 3). Wahlphase die erforderliche Mehrheit erreicht 82 Vgl. (Fn. 50), Art. 70 Rn. 14 und Nolte (Fn. 12), Art. 26 Rn. 15. Die Vorkehrungen im bundesdeutschen Verfassungsrecht wie 83 Vgl. Spalte 4 der lfd. Nr. 3.4 der Tabelle. Am Anfang der Wahl am 27.04.2005 wies der Landtagspräsident nochmals ausdrücklich darauf- eine Krise nach einer misslungen Wahlen in der ersten Wahl- hin, dass gemäß Art. 26 Abs. 4 S. 2 LV-SH abgestimmt werde. Dies ist phase bewältig werden kann sind äußerst vielfältig.80 In den die Bestimmung über die einfache Mehrheit im 3. Wahlgang. Vgl. auch Nolte (Fn. 12), Art. 26 Rn. 17. hier untersuchten Ländern sind zweierlei Verfahren vorgese- 84 Zu den damaligen turbulenten Wahlen vgl. Saretzkiils, Die schles- hen. Nach Art. 26 Abs.3 und 4 LV-SH ist in einem möglichen wig-holsteinische Landtagswahl vom 20. Februar 2005: Geheime 3. Wahlgang die Mehrheit der abgegebenen Stimmen ausrei- Stimmverweigerung für Ministerpräsidentin Heidi Simonis erzwingt Große Koalition, ZParl 2006, S. 145 ff. (155 ff). 81 chend. Dabei dürfen mehrere Abstimmungen durchgeführt 85 Vgl. Art. 42 Abs. 2 und 3 LV-MV und Art. 29 Abs. 5 und Art. 30 LV-NS. werden – gleichsam solange bis der Landtag sich selbst auf- 86 Vgl. Art. 42 Abs. 2 Satz 2 LV-MV und Art. 30 Abs. 1 LV-NS 87 Vgl. Art. 42 Abs. 3 LV-MV und Art. 30 Abs. 2 LV-NS löst.82 Bei der Ministerpräsidentenwahl in Jahre 2005 wur- 88 Vgl. Litten (Fn. 27), Art. 42 Rn. 10. Hier wird auch kurz die Problematik den an zwei Tagen fünfmal gewählt und zwar am 17. März der Patt-Situation angesprochen.

NordÖR 9/2013 | 349 Abhandlungen | Ley, Die Wahl der Ministerpräsidenten in Mecklenburg-­Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein

3. Exkurs: Die Wahl eines Minderheits- Kabinett zur Bestätigung. Dies führte in der Landtagssitzung Ministerpräsidenten in Niedersachsen im Jahre 197689 am 06.02.1976100 dazu, dass nach Art. 21 Abs.1 vV-NS = Art. 30 Abs.1 LV-NS der Landtag über seine Auflösung beschließen Im untersuchten Zeitraum seit 1990 gab es in Mecklen- musste. Da der Landtag einstimmig seine Auflösung ablehn- burg-Vorpommern und Niedersachsen keinen Fall, in der nach te, musste „unverzüglich“ ein neuer Wahlgang stattfinden, bei dem komplizierten und langwierigen Verfahren ein Minder- dem derjenige gewählt ist, wer die meisten Stimmen erhält.101 heits-Ministerpräsident gewählt wurde. Nach Schneider soll Die SPD stellte mit dem damaligen Bundesminister Karl Ra- eben von diesem mehrstufigen Verfahren auch ein Einigungs- vens einen neuen Kandidaten auf. An diesem Wahlgang nah- zwang zur Bildung einer Mehheitsregierung ausgehen und die men wieder alle 155 Abgeordneten teil; bei nur einer ungülti- Minderheitsregierung stets „ultima ratio“ bleiben.90 Die Beson- gen Stimmen erreichte diesesmal Dr. Ernst Albrecht sogar 79 derheiten dieses Verfahren sollen und können in einem Fall aus und Ravens 75 Stimmen. Damit war Albrecht erneut mit der dem Jahre 1976 anschaulich aufgezeigt werden.91 Dabei wird absoluten Mehrheit gewählt. Mit seiner Vereidigung in der auch der historisch-politische Hintergrund kurz dargestellt. Nachmittagssitzung hatte Niedersachsen nun wieder einen Mi- Bei der Landtagswahl in Niedersachsen am 09.06.1974 nisterpräsidenten, denn für den in der 2. Wahlphase gewählten wurde die CDU größte Fraktion, die SPD verlor ihre absolu- Ministerpräsidenten ist keine Bestätigung der Landesregierung te Mehrheit und die FDP erreichte wieder den Einzug in den erforderlich.102 Jedoch bildete der neue Ministerpräsident bis Landtag. Der bisherige Ministerpräsident bildete zur Ernennung und Vereidigung „seiner“ Minister mit den bis- eine Sozial-Liberale-Koalition, die jedoch nur ein Mandat mehr herigen, geschäftsführenden Ministern die Landesregierung. als die oppositionelle CDU hatte. Im Koalitionsvertrag war Die Vereidigungen der ersten fünf Minister der CDU erfolgten vereinbart, dass zur Mitte der Legislaturperiode ein Generati- am 13.02. und 25.02.1976.103 Nach einer Phase der Tolerie- onswechsel im Amt des Ministerpräsidenten stattfinden sollte. rung der neuen Regierung durch die Liberalen trat die FDP am Die FDP hatte sich verpflichtet, einen der Kandidaten der SPD 19.01.1977 mit zwei Ministern in das Kabinett von Minister- mit zu wählen. Mit Schreiben vom 07.01.1976 erklärte Minis- präsident Albrecht.104 Somit war nach knapp einem Jahr die terpräsident Kubel gegenüber dem Landtagspräsidenten seinen Phase der Minderheits-Landesregierung beendet. Rücktritt92 mit Wirkung vom 14.01.1976.93 Bei der Wahl am 14.01.197694 kandierten Dr. Ernst Albrecht (CDU) und Helmut Kasimier (SPD). Alle 155 Abgeordneten gaben ihre Stimme ab; VI. Annahme der Wahl und Beginn des bei 3 ungültigen erreichte Albrecht 77 und Kasimier 75 Stim- Amtsverhältnisses men und somit nicht die notwendige absolute Mehrheit (Art. In der Staatspraxis der drei Bundesländer stellt der - 20 Abs.1 vV-NS = Art. 29 Abs.1 LV-NS). präsident im Anschluss an die Bekanntgabe des Ergebnisses, die Die beiden Abgeordneten traten am 15.01.1976 erneut zur Frage der Annahme der Wahl. Diese Frage und die anschließen- Wahl an.95 Diesesmal erreichte Albrecht mit 78 Stimmen die de Antwort haben zum einem die Bedeutung, dass der Wahlvor- absolute Mehrheit und auf die Frage, ob er die Wahl anneh- gang formell nun endgültig abgeschlossen ist.105 Eine weitere me, antwortete er mit Ja. An die Wahl schloss sich der Tages- ordnungspunkt „Bestätigung der Landesregierung“.96 Dabei erklärte Albrecht, dass er „zur Stunde nicht in der Lage (sei) ein 89 Vgl. die knappe Darstellung bei Thaysen, Parlamentarismus in Nieder­ sachsen: Der Landtag im Leineschloss in: Mielke/Reutter (Hrsg.), Kabinett zur Bestätigung vorzuschlagen“. Er werde versuchen ­Länderparlamentarismus, 2004, S. 287 f. in den nächsten drei Wochen „eine handlungsfähige Regierung 90 Vgl. Schneider, Verfassungsrecht in: Faber/Schneider (Hrsg.), Nieder- (zu) bekommen …, die … über eine hinreichend breite Mehr- sächsisches Staats- und Verwaltungsrecht, 1985, S. 83. 91 Es werden die jeweiligen Bestimmungen der damals geltenden Vorläu- heit verfügt“. Mit dieser Wahl hatte das Land Niedersachsen figen Verfassung vom 1951 (vV-NS) und der jetzigen Niedersächsischen neben einem gewählten, aber noch nicht bestätigten und ver- Verfassung von 1993 zitiert, die nur redaktionelle Unterschiede auf- eidigten Ministerpräsidenten, weiterhin eine geschäftsführende weisen. 92 Art. 24 Abs. 1+3 vV-NS = Art. 33 Abs. 1+3 LV-NS; damit war auch die Landesregierung unter dem zurückgetretenen Ministerpräsi- ­Landesregierung zurückgetreten und nur noch geschäftsführend im denten Kubel.97 Amt (Art. 24 Abs. 3+4 vV-NS = Art. 33 Abs. 3+4 LV-NS) Da nach Art. 20 Abs.3 vV-NS = Art. 29 Abs.3 LV-NS die Be- 93 Vgl. LT-Dr. 8/1304 und PlPr. 8/32, Sp. 3233 94 PlPr. 8/32, Sp. 3223 ff.) stätigung der Landesregierung innerhalb von 21 Tagen nach 95 Vgl. PlPr. 8/33, Sp. 3237 ff. Die Anzahl der abgegebenen und ungültigen dem Rücktritt der Landesregierung erfolgen muss, war für Stimmen entsprach der Wahl vom Vortag. 98 96 Vgl. Art. 20 Abs. 3 vV-NS = Art. 29 Abs. 3 LV-NS die nächste Sitzung am 16.01.1976 erneut die Bestätigung 97 Mit diesem Hinweis beendete der Landtags-Präsident die Sitzung; vgl. der Landesregierung auf der Tagesordnung.99 Jedoch vernein- PlPr. 8/33, Sp. 3242. te Albrecht erneut die Frage, ob er bereit und in der Lage sei, 98 Vgl. PlPr. 8/34, Sp. 3243/4. 99 Der Landtags-Präsidenten erklärte, dass nach § 41 Abs.2 GeschOLT un- sein Kabinett vorzustellen. Im Gegensatz zur Wahl des Minis- geschrieben bis zum 3. Februar auf der Tagesordnung: Bestätigung der terpräsidenten ist die Abstimmung über die Bestätigung der Landesregierung stehe. Landesregierung offen. Da Albrecht keine Koalitionsregierung 100 Vgl. PlPr. 8/35, Sp. 3319 ff. 101 Art. 21 Abs. 2 Sätze 1+2 vV-NS = Art. 30 Abs. 2 Sätze 1+2 LV-NS bilden konnte und er nicht davon ausgehen konnte, dass der 102 Vgl. Art. 21 Abs. 2 Sätze 3+4 i.V.m. Art. 20 Abs. 2 vV-NS = Art. 30 Abs. 2 oder die Abweichler sich in einer Abstimmung über eine Min- Sätze 3+4 i.V.m. Art. 29 Abs. 2 LV-NS 103 Vgl. PlPr. 8/36, Sp. 3327 f + PlPr. 8/37, Sp. 3332 f. derheits-Regierung allein aus CDU-Ministern indirekt offen- 104 Vgl. PlPr. 8/54, Sp. 5019 ff. baren würden, stellte er innerhalb der Dreiwochenfrist kein 105 Vgl. Epping (Fn. 27) Art. 29 Rn. 12 Fn. 19

350 | NordÖR 9/2013 Ley, Die Wahl der Ministerpräsidenten in Mecklenburg-­Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein | Abhandlungen

Rechtsfolge besteht in Mecklenburg-Vorpommern und Schles- nicht nur politisch gewichtiger zu sein scheint, so sollte man in wig-Holstein darin, dass mit der Annahme der Wahl auch das Schleswig-Holstein überlegen, ob es nicht verfassungspolitisch Amtsverhältnis des Ministerpräsidenten beginnt.106 In Nieder- angebracht ist, dieses Kriterium in der Verfassung und nicht sachsen dagegen ist der in der ersten Wahlphase Gewählte in nur in der Geschäftsordnung abzusichern. Eine verdeckte Wahl diesem Zeitpunkt lediglich „Ministerpräsident designatus“,107 dient nämlich auch der Verwirklichung der verfassungsrechtlich denn sein Amtsverhältnis beginnt erst mit der Bestätigung der abgesicherten freien Gewissensentscheidung der Abgeordneten. Landesregierung durch den Landtag nach Art. 29 Abs.3 LV- Eine Besonderheit im deutschen Landesverfassungsrecht sind NS.108 Wählt jedoch der Landtag in Niedersachsen nach Art. 30 die Regelungen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersach- Abs.2 Sätze 1 + 2 LV-NS einen Minderheits-Ministerpräsiden- sen für den Fall, wie eine Krise nach einer misslungen Wahl in ten so ist keine Bestätigung der Landesregierung erforderlich der ersten Wahlphase bewältig werden kann.109 Wie der An- (Art. 30 Abs.2 Satz 3 LV-NS) und das Amtsverhältnis beginnt wendungsfall in Niedersachsen im Jahre 1976 zeigte, ist dieses bereits mit der Wahl bzw. der Ableistung des Amtseides nach „äußerst komplizierte Verfahren“110 jedoch in der Lage, eine Art. 31 LV-NS. Krise in annehmbarer Zeit zu beheben.

VII. Schlussbemerkungen 106 Vgl. § 2 Abs. 1 LMinG-MV und § 2 Abs. 1 LMinG-SH Bei der rechtlichen Ausgestaltung der Wahl der Ministerpräsi- 107 So auch z.B. in Baden-Württemberg (vgl. Braun, (Fn. 48), Art. 46 Rn. 16 denten sind in den drei Bundesländern neben einer Reihe von mwN) und Hessen (vgl. Ley, Die Ministerpräsidenten in Hessen, Rhein- land-Pfalz und dem Saarland – Amtszeit und Dauer des Amtsverhältnis- Übereinstimmungen auch Besonderheiten festzustellen. Homo- ses sowie Pflicht zur Geschäftsführung in: LKRZ 2011, S. 362 f. mwN). genität besteht u.a. bei den zwei Verfahrensregeln „ohne Aus- 108 Vgl. Epping (Fn. 27) Art. 29 Rn. 12 mwN. sprache“ und „in geheimer Abstimmung“. Bedenkt man aber, 109 Nur Sachsen-Anhalt hat eine ähnliche Regelung wie Mecklenburg-Vor- pommern. dass unter diesen beiden Anforderungen die geheime Wahl 110 So Schneider (Fn. 90), S. 83

Tabelle Die Wahlen der Ministerpräsidenten in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein seit 1990 Wahlperiode / Tag der Landtagswahl, Tag der konstituierenden Sitzung des Landtages / Mandatsverteilung im Landtag / Ggf. Angaben zum Rücktritt / Tag der Wahl des Ministerpräsidenten, Name des Ministerpräsidenten / Zusammensetzung und Mandate der Regierungskoalition; gesetzliche Zahl der Mitgliedermehrheit / Abstimmungsergebnis

Lfd. (1) (2) (3) (4) Nr Wahlperiode Ministerpräsident Koalition / Anzahl der Abstimmungsergebnis Tag d. LTWahl / Tag d. konstitu-ierenden Sit- Tag der Wahl Mandate Kandidat(en) / Ergebnis zung / Mandatsverteilung Name / (Partei) Gesetzliche Zahl d. (Ggf.: Rücktrittsdatum / Angaben zum Rück- PlPr. Mitglieder / absolute tritt) Mehrheit

1 Mecklenburg-Vorpommern

1.1 1.WP 27.10.1990 CDU/FDP: 33 Dr. (CDU): 36 1.1.1 14.10.1990 / 26.10.1990 Dr. Alfred Gomolka (CDU) 66 / 34 Nein-Stimmen: 29; Enthaltungen: 1 CDU.29; SPD: 21; LL/PDS: 12; FDP: 4 (PlPr. 1/ 2, S. 31) 1.1.2 (16.03.1992 19.03.1992 1. Wahlgang: Information des LTPräs über Rücktrittsschrei- Dr. Berndt Seite (CDU) Dr. Berndt Seite (CDU): 33; Dr. Harald ben des MP vom 16.03.1992; PlPr. 1/46, (PlPr. 1/46, S. 2337/8) Ringstorff (SPD): 27; Enthaltungen: 4 S. 2337) 2. Wahlgang Dr. Berndt Seite (CDU): 36; Dr. (SPD): 28; Enhaltungen: 2 1.2 2. WP 08.12.1994 CDU/SPD: 53 Dr. Berndt Seite (CDU): 43 16.10.1994 / 15.11.1994 Dr. Berndt Seite (CDU) 71 /36 Nein-Stimmen: 24; Enthaltungen: 4 CDU: 30; SPD: 23; PDS: 18 (PlPr. 2/2, S. 10) 1.3 3. WP 03.11.1998 SPD/PDS: 47 Dr. Harald Ringstorff (SPD): 39 27.09.1998 / 26.10.1998 Dr. Harald Ringstorff (SPD) 71 /6 Nein-Stimmen: 27; Enthaltungen: 4; Ungültig: 1 SPD: 27; CDU: 24: PDS: 20 (PlPr. 3/3, S. 16/17) 1.4 4. WP 06.11.2002 SPD/PDS: 46 Dr. Harald Ringstorff (SPD): 46 22.09.2002 / 06.11.2002 Dr. Harald Ringstorff (SPD) 71 / 36 Nein-Stimmen: 23 SPD: 33; CDU: 25; PDS: 13 (PlPr. 4/1, 12) 1.5. 5. WP 07.11.2006 SPD/CDU: 45 Dr. Harald Ringstorff (SPD): 42 1.5.1 17.09.2006 / 16.10.2006 Dr. Harald Ringstorff (SPD) 71 / 36 Udo Pastörs (NPD): 6 SPD: 23; CDU: 22; PDS: 13; FDP: 7; NPD: 6 (PlPr. 5/5, S. 2) (71 gültige Stimmen) 1.5.2 (03.10.2008 06.10.2008 (SPD): 40 http://de.wikipedia.org/wiki/Kabinett_ Erwin Sellering (SPD) Udo Pastörs (NPD): 6 Ringstorff_III – Abruf: 19.07.2011) (PlPr. 5/51, S. 2) (68 gültige Stimmen) 1.6 6. WP 25.10.2011 SPD/CDU: 45 Erwin Sellering (SPD): 42 04. + 18.09.2011 / 04.10.2011 Erwin Sellering (SPD) 71 / 36 Udo Pastörs (NPD): 6 SPD: 27; CDU: 18; LINKE: 14; B90/G: 7; (PlPr. 6/2, S. 2) (69 gültige Stimmen) NPD: 5

NordÖR 9/2013 | 351 Abhandlungen | Ley, Die Wahl der Ministerpräsidenten in Mecklenburg-­Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein

Lfd. (1) (2) (3) (4) Nr Wahlperiode Ministerpräsident Koalition / Anzahl der Abstimmungsergebnis Tag d. LTWahl / Tag d. konstitu-ierenden Sit- Tag der Wahl Mandate Kandidat(en) / Ergebnis zung / Mandatsverteilung Name / (Partei) Gesetzliche Zahl d. (Ggf.: Rücktrittsdatum / Angaben zum Rück- PlPr. Mitglieder / absolute tritt) Mehrheit

2 Niedersachsen

2.1 12. WP 21.06.1990 SPD/B90/G: 79; Gerhard Schröder (SPD): 79 13.05.1990 / 21.06.1990 Gerhard Schröder (SPD) (PlPr. 155 / 78 Nein-Stimmen: 72; Stimmenthaltungen: 2; SPD: 71; CDU: 67; FDP: 9; B90/G: 8 12/1, S. 13-16) ­Ungültige Stimmen: 2 2.2 13. WP 23.06.1994 SPD-Alleinreg.: 81; Gerhard Schröder (SPD):83 13.03.1994 / 23.06.1994 Gerhard Schröder (SPD) 161 / 81 Nein-Stimmen: 76; Stimmenthaltungen: 2; SPD: 81; CDU: 67; B90/G: 13 (PlPr. 13/1, S. 17-19) ­Ungültige Stimmen: 1 2.3 14. WP 30.03.1998 SPD-Alleinreg.: 81 Gerhard Schröder (SPD): 82 2.3.1 01.03.1998 / 30.03.1998 Gerhard Schröder (SPD) 157 / 79 Nein-Stimmen: 74; Stimmenthaltungen: 1 SPD: 83; CDU: 62; B90/G: 12 (PlPr. 14/1, S. 18-21) 2.3.2 (26.10.1998 28.10.1998 Gerhard Glogowski (SPD): 83 Information des LTPräs über Rücktrittsschrei- Gerhard Glogowski (SPD) (das weitere genaue Stimmverhältnis wurde nicht ben des MP vom 26.10.1998; PlPr. 14/12, (PlPr. 14/12, S. 874-877 bekannt gegeben) S. 869) 2.3.3 (26.11.1999 15.12.1999 (SPD): 85 Information des LTPräs über Rücktrittsschrei- Sigmar Gabriel (SPD) (das weitere genaue Stimmverhältnis wurde nicht ben des MP vom 26.11.1999; PlPr. 14/38, (PlPr. 14/38, S. 3588-3591) bekannt gegeben) S. 3587) 2.4 15. WP 04.03.2003 CDU/FDP: 106; Christian Wulff (CDU): 105 02.02.2003 / 04.03.2003 Christian Wulff (CDU) 183 / 92 Neinstimmen: 76 CDU: 91; SPD: 63; FDP: 15; B90/G: 14 (PlPr. 15/1, S. 19-23) 2.5. 16. WP 26.02.2008 CDU/FDP: 81; Christian Wulff (CDU). 81 2.5.1 27.01.2008 / 26.02.2008 Christian Wulff (CDU) 152 / 77 (das weitere genaue Stimmverhältnis wurde nicht CDU: 68; SPD: 48; FDP: 13; B90/G: 12; (PlPr. 16/1, S. 19-22) bekannt gegeben) LINKE: 11 2.5.2 (30.06.2010 01.07.2010 David McAllister (CDU): 80 Information des LTPräs über Rücktrittsschrei- David McAllister (CDU) Nein-Stimmen: 67; Enthaltungen: 0 ben des MP vom 30.06.2010 (PlPr. 16/76, S. 9552-9555) PlPr. 16/76, S. 9552) 2.6 17.WP 19.02.2013 SPD/B90/G: 69 (SPD): 69 20.01.2013 / 19.02.2013 Stephan Weil (SPD) 137 / 69 Neinstimmen: 68; Enthaltungen: 0 CDU: 54; SPD: 49; B90/G: 20; FDP: 14 (PlPr. 17/1, S 12-15))

3 Schleswig-Holstein

3.1 13.WP 05.05.1992 SPD-Alleinreg.: 45 Björn Engholm (SPD): 49 3.1.1 05.04.1992 / 05.05.1992 Björn Engholm (SPD) 89 / 45 Nein-Stimmen: 39; Enthaltungen: 1 SPD: 45; CDU: 32; FDP: 5; DVU: 6; SSW: 1 (PlPr. 13/1, S. 13/14 3.1.2 (05.05.1993 19.05.1993 Heidi Simonis (SPD): 46 LTPräs verliest das Rücktrittsschreiben des MP Heidi Simonis (SPD) Nein-Stimmen: 41: Enthaltungen: 1 vom 04.05.1993, dass er mit Ablauf dieses (PlPr. 13/30, S. 2041) Tages zurücktrete; PlPr. 13/27, S. 1842) 3.2 14. WP 22.05.1996 SPD/B90/G: 39; Heidi Simonis (SPD): 41 24.03.1996 / 23.04.1996 Heidi Simonis (SPD) 75 / 38 Nein-Stimmen: 34 SPD: 33; CDU: 30; B90/G: 6; FDP:4; SSW: 2 (PlPr. 14/2, S. 11/12) 3.3 15. WP 28.03.2000 SPD/B90/G: 46; Heidi Simonis (SPD): 49 27.02.2000 / 28.03.2000 Heidi Simonis (SPD) 89 / 45 Nein-Stimmen: 38; Enthaltungen: 2 SPD: 41; CDU: 33; FDP: 7; B90/G: 5; SSW: 3 (PlPr. 15/1, S.9) 3.4 16. WP 17.03.2005 CDU/SPD: 59 17.03.2005 20.02.2005 / 17.03.2005 (PlPr. 16/1, S. 16-19) 69 / 35 Erster Wahlgang CDU: 30; SPD: 29; FDP: 4; B90/G: 4; SSW: 2 (Kein Kandidat in den 3 Wahl- (CDU): 33; Heidi Simonis gängen mit vier Abstimmungen (SPD): 34; Enthaltungen: 2 gewählt) Zweiter Wahlgang Peter Harry Carstensen (CDU): 34; Heidi Simonis (SPD): 34; Enthaltungen: 1 3. Wahlgang – 1. Abtsimmung Peter Harry Carstensen (CDU): 34; Heidi Simonis (SPD): 34; Enthaltungen: 1 3. Wahlgang – 2. Abstimmung Peter Harry Carstensen (CDU): 34; Heidi Simonis (SPD): 34; Enthaltungen: 1 27.04.2005 27.04.2005 3. Wahlgang – 3. Abstimmung Peter Harry Carstensen (CDU) Peter Harry Carstensen (CDU): 54; (PlPr. 16/2, S. 26/27) Nein-Stimmen: 7; Enthaltungen: 8 3.5 17. WP 27.10.2009 CDU/FPD: 48 Peter Harry Carstensen (CDU): 50; 27.09.2009 / 27.10.2009 Peter Harry Carstensen (CDU) 95 / 48 Nein-Stimmen: 45 CDU: 34; SPD: 25; FDP: 14; B90/G: 12: (PlPr. 17/1, S. 13) LINKE: 6; SSW: 4 3.6 18. WP 12.06.2012 SPD/B90/G/SSW: 35 Torsten Albig (SPD): 37 06.05.2012 / 05.06.2012 Torsten Albig (SPD) 69 / 35 Nein-Stimmen: 30; Enthaltungen: 1; Ungültig: 1 CDU: 22; SPD: 22; B90/G: 10; FDP: 6; PIRA- (PlPr. 18/2 S. 14/15) TEN: 6; SSW: 3

352 | NordÖR 9/2013