SPD – 04. WP Fraktionssitzung: 19. 01. 1965

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19. Januar 195: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 4. WP, Ord. 23.௔6. 1964 – 16.௔2. 1965 (alt 1036, neu 16). Über- schrift: »Fraktion der SPD im . Kurzprotokoll der Fraktionssitzung vom 19. Januar 1965«. Anwesend: 162 Abgeordnete; Fraktionsassistenten: Bartholomäi, Ber- meitinger, Goller, Jäger, John, Laabs, List, Niemeyer, Scheele, Scheja, P. Schmidt, Schubart; PV: Castrup, Dingels, Nelke; SPD-Pressedienst: Dux, Exler. Prot.: Hofer. Zeit: 15.10 – 17.05 Uhr.

Tagesordnung: 1.) Vorbereitung der Plenarsitzungen 2.) Ergänzung der Geschäftsordnung 3.) Termine 4.) Verschiedenes

Fritz Erler eröffnet die Sitzung um 15.10 Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung macht folgende Mitteilungen: wird wegen Erkrankung vor März seine parlamentarische Arbeit nicht wieder aufnehmen können. Auch Alwin Kulawig leidet noch an den Folgen eines Un- falls.1 Fritz Erler begrüßt Heinrich Ritzel in der Fraktion.2 Der Vorsitzende unterrichtet die Fraktion über die Verhandlungen des Bundesminis- ters des Innern mit den Ländern über einen geeigneten Termin für die Bundestagswah- len. Minister Höcherl habe als günstigsten Termin den 19. September 1965 vorgeschla- gen.3 – Die Fraktion ist mit diesem Termin einverstanden. Fritz Erler unterrichtet die Fraktion von dem Inhalt seiner Ausführungen in , die zu Fehlinterpretationen über seine Auffassung zum deutsch-polnischen Verhältnis geführt haben.4 Er macht auf seine Pressekonferenz vom 18. Jan. 1965 in Bonn auf- merksam und weist darauf hin, daß der Text seiner Ausführungen in Berlin und in

1 Blachstein nahm erst ab 11. 5. 1965 und Kulawig ab 29. 6. 1965 wieder an Fraktionssitzungen teil. 2 Heinrich Georg Ritzel gehörte dem Bundestag in der gesamten 4. WP an, hatte an der letzten Frakti- onssitzung am 12. 1. offenbar wegen Krankheit nicht teilgenommen. 3 Die Anordnung über die Bundestagswahl am 19. 9. 1965 erging am 16. 3. 1965; BGBl. I, S. 150; Bulle- tin Nr. 51 vom 23. 3. 1965, S. 405. 4 Gemeint sind Erlers Ausführungen in einer Pressekonferenz am 14. 1. 1965 in Berlin; ein Auszug daraus findet sich in »Die SPD-Fraktion teilt mit« »An alle Fraktionsmitglieder« vom 18. 1. 1965 (NL Erler 23), S. 10-12; Wortlaut auch in AdG 1965, S. 11639; DOKUMENTE ZUR DEUTSCHLAND- POLITIK IV, 11, 1. Hbd., S. 57-59; ERLER, Politik, S. 596 f. Erler sprach sich darin für Vorgespräche zwischen der Bundesrepublik und der Volksrepublik Polen über die »Grenzfragen« aus, da diese bei den Bemühungen um die Wiedervereinigung nicht ausgeklammert werden könnten. Zur Reaktion auf Erlers Ausführungen vgl. die bei SOELL, Erler I, S. 697 f., Anm. 778-782 angeführten Belege.

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Bonn der Fraktion zur Verfügung gestellt wird.5 Darüber hinaus geht er auf den bevor- stehenden Besuch von Harold Wilson in Bonn ein.6 Die Ausführungen von Fritz Erler werden von der Fraktion ohne Aussprache zustim- mend zur Kenntnis genommen.7 Zu Punkt 1: Karl Mommer erläutert der Fraktion die Tagesordnung der Bundestagssitzungen vom 20., 21. und 22. Januar 1965. In den Fragestunden sollen die die Landwirtschaft betreffenden Fragen am 20. und die das Gesamtdeutsche Ressort betreffenden Fragen am 22. Januar behandelt werden.8 Am 20. Januar wird die Wehrdebatte fortgesetzt. Sie soll erweitert werden um die Be- handlung des Berichts vom Verteidigungsausschuß und um den Bericht des Auswärti- gen Ausschusses.9 Als erster Redner wird Karl Wienand das Wort ergreifen.10 Weitere Redner sind die Genossen Morgenstern und Eschmann.11 Über den Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses auf Errichtung eines Abrüstungsamtes soll eine getrennte Debat- te stattfinden. Hier wird Fritz Erler das Wort ergreifen.12 – Wegen der Behandlung der Frage eines Atomminengürtels an der Zonengrenze wird sich Fritz Erler noch mit Karl Wienand abstimmen.13

5 Der Wortlaut von Erlers Erklärungen in dieser Pressekonferenz am 18. 1. 1965 in Bonn wurde mitge- teilt in: »Die SPD-Fraktion teilt mit« »An alle Fraktionsmitglieder« vom 18. 1. 1965, Wortlaut auch in PPP, Dokumentation 20. 1. 1965, danach abgedr. in DOKUMENTE ZUR DEUTSCHLANDPOLITIK IV/11, 1. Hbd., S. 69-72; vgl. auch SOELL, Erler I, S. 499 (versehentlich auf den 28. 1. datiert). 6 Der Besuch des britischen Premierministers Wilson verschob sich durch den Tod von Winston Churchill am 24. 1. auf den 7.-9. 3. 1965. Vgl. AdG 1965, S. 11737 f. 7 Zur Reaktion des Parteivorstandes vgl. Nr. 102, TOP 1. 8 Vgl. BT Sten. Ber. 57, S. 7652 f. (Sitzung vom 20. 1.) und S. 7767-7772 (Sitzung vom 22. 1. 1965). 9 Gemeint ist der Bericht des Ausschusses für Verteidigung über einen Entschließungsantrag der FDP zur 3. Lesung des Haushaltsgesetzes 1964, Einzelplan 14 BMVtdg - BT Anl. 95, Drs. IV/2940 -. Zum Bericht des Auswärtigen Ausschusses siehe Anm. 12. 10 Vgl. BT Sten. Ber. 57, S. 7671-7678 und 7695-7701. 11 Für die SPD-Fraktion sprachen in der Wehrdebatte am 20. 1. noch Erler, ebd., S. 7712-7716, am 21. 1. 1965 Schäfer, ebd., S. 7740-7742 und Berkhan, S. 7757-7759. 12 Der Bericht des Auswärtigen Ausschusses über den Antrag der SPD-Fraktion zur Errichtung eines Abrüstungsamtes im Bundeskanzleramt - vgl. Nr. 100, Anm. 20 - wurde am 21. 1. 1965 beraten; ebd., S. 7759-7764, bes. S. 7761-7763 (Rede Erlers). Der Ausschußantrag, einen Abrüstungsbeauftragten im Auswärtigen Amt »zu bestellen«, wurde einstimmig angenommen. Zum Zusammenhang vgl. WIL- KER, Sicherheitspolitik, S. 190-192. 13 Die »Frankfurter Allgemeine« vom 16. 12. 1964 hatte in einem Artikel »Atom-Minen entlang der Zonengrenze?« berichtet, der Generalinspekteur der , General Heinz Trettner, habe bei der NATO vorgeschlagen, einen Atomminengürtel entlang der Zonengrenze zu installieren. - Vgl. auch PPP Nr. 144/64 vom 18. 12. 1964. BMVtdg von Hassel dementierte diese Berichte; Bulletin Nr. 191 vom 29. 12. 1964, S. 1769. Zu dem Aufsehen, das dieser Artikel erregte, vgl. »Der Spiegel« Nr. 1/2 vom 6. 1. 1965 »Bundeswehr. Trettners Minen-Spiel«, S. 16-25. Die Haltung der SPD-Fraktion erläuterte Wienand in seiner Rede am 20. 1. 1965; BT Sten. Ber. 57, S. 7675 f. Er erklärte u. a.: »Ein Gürtel aus Atomminen - richtiger aus A[tomic] D[emolition] M[unition] - ist grundsätzlich abzu- lehnen und indiskutabel.« Erler sprach sich am 19. 1. 1965 im Hessischen Rundfunk ebenfalls ent- schieden gegen Pläne zu einem Atomminengürtel aus; nach SPD-Pressemitteilungen Nr. 22/65 vom 19. 1. 1965.

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Genosse Morgenstern weist auf den Antrag der CDU-Fraktion hin, der das Rederecht des Wehrbeauftragten beinhaltet. Dieser Antrag stelle eine Abweichung zum Aus- schuß-Antrag dar.14 Die Fraktion stimmt dem Vorschlag von Karl Mommer zu, für die Wiederherstellung des Ausschuß-Antrages zu plädieren. Sollte der CDU-Antrag doch angenommen wer- den, so wäre dies auch kein Mangelpunkt. – Die Fraktion stimmt dem Vorschlag von Karl Mommer zu. Genosse Kaffka wird den Änderungsantrag der SPD zur Beratung des schriftlichen Berichts des Ausschusses für den Lastenausgleich über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über Hilfsmaßnahmen für Deutsche aus der SBZ und dem Sowjetsektor von Berlin begründen.15 In der 3. Lesung wird Lisa Korspeter eine Erklärung abgeben.16 Lisa Korspeter erläutert die beiden SPD-Änderungsanträge zum Inhalt des Gesetzent- wurfes.17 Sie wird in ihrer Erklärung auf die mangelhafte Abfassung des Ausschußbe- richtes hinweisen. Karl Mommer weist auf die Möglichkeit der Ernennung von Mitberichterstattern hin und erklärt, daß nur politische Gründe ausschlaggebend seien, von der Rücküberwei- sung des Ausschußberichtes an den Ausschuß Abstand zu nehmen.18 Der Entwurf eines Gesetzes über Maßnahmen auf dem Gebiet der deutschen Filmwirt- schaft soll an den Ausschuß zurücküberwiesen werden.19 Zu den Gesetzentwürfen zur Förderung der Vermögensbildung wird Hans-Jürgen Junghans für die Fraktion Stellung nehmen und den sozialdemokratischen Antrag be- gründen. Für die Debatte halten sich und Alex Möller bereit.20 Das Marktstrukturgesetz wird von Max Seither begründet.21 Zusätzlich wird auf die Tagesordnung der schriftliche Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über den Antrag der SPD betreffend Preisenquete für Ernährungsgüter gesetzt. Zu diesem Bericht wird Karl-Heinz Saxowski eine kurze Erklärung abgeben.22

14 Siehe Nr. 98, TOP 2, bes. Anm. 39 und 40. Der das Rederecht des Wehrbeauftragten betreffende Änderungsantrag »Jaeger und Fraktion der CDU/CSU« zu § 116 c wurde mit 170 Ja- und gegen 189 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen abgelehnt. Der § 116 b, Abs. 1 in der Fassung Jaeger mit großer Mehrheit angenommen. Für die SPD-Fraktion sprach Schäfer. Vgl. BT Sten. Ber. 57, S. 7844-7846. 15 Der Fraktion lag der Entwurf eines »Änderungsantrages« zur Beratung des Ausschußberichtes über den Gesetzentwurf der BReg und über den von der SPD-Fraktion vorgelegten Gesetzentwurf über die Rechte der Flüchtlinge aus der SBZ vor (Anl. zum Prot.). Der am 27. 1. im Plenum erörterte Än- derungsantrag, datiert auf den 26. 1. 1965, bezog sich in der geringfügig geänderten Neufassung nun auf die 2. Beratung des Gesetzentwurfs der BReg; Wortlaut BT Sten. Ber. 57, S. 7874, (Anl. 10). 16 Vgl. ebd., S. 7856 (Sitzung vom 27. 1. 1965). 17 Neben dem in Anm. 15 angeführten Änderungsantrag brachte die SPD-Fraktion am 19. 1. 1965 noch einen Änderungsantrag »zum Antrag« des Ausschusses ein; ebd., S. 7874 (Anl. 9 zur Sitzung am 27. 1. 1965). Der Änderungsantrag vom 27. 1. wurde abgelehnt, der vom 19. 1. angenommen; ebd., S. 7857 und 7859 f. und 7864. 18 Für die SPD-Fraktion distanzierte sich Korspeter von dem von Ernst Theodor Eichelbaum (CDU) erstatteten Bericht, weil die SPD-Anträge im Ausschuß darin »keinen Eingang« gefunden hätten und der Bericht »eine einseitige politische Darstellung« enthalte. BT Sten. Ber. 57, S. 7856. 19 Siehe Nr. 100, TOP 2. 20 Siehe Nr. 100, TOP 2, bes. Anm. 22 und 23. 21 Siehe Nr. 100, Anm. 24. 22 Saxowski gab die Erklärung in der Sitzung vom 22. 1. 1965 zu Prot.; BT Sten. Ber. 57, S. 7819 f. (Anl. 3).

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Lucie Beyer erläutert den Inhalt des Entwurfs eines 16. Gesetzes zur Änderung des Umsatzssteuergesetzes.23 Unseren Änderungsantrag wird Werner Jacobi begründen.24 Lucie Beyer empfiehlt Stimmenthaltung, auch wenn unser Antrag abgelehnt wird. – In der Diskussion über den Gesetzentwurf, der auf Wunsch von Hans Hermsdorf noch- mals erläutert wird, bringen Hans-Jürgen Junghans, Werner Jacobi, Holger Börner, Willy Könen und Heinrich Ritzel ihre Bedenken zum Ausdruck. Sie plädieren für die Ablehnung des Gesetzentwurfes, sofern unser Antrag keine Mehrheit im Bundestag finden sollte. Ausschlaggebend für ihre Haltung ist dabei übereinstimmend ihre Sorge über die zusätzliche Belastung der öffentlichen kommunalen Versorgungsbetriebe.25 – Die Fraktion stimmt dem Vorschlag auf namentliche Abstimmung am Freitag nicht zu. Der Vorsitzende kann feststellen, daß die Fraktion einstimmig die Befreiung der kom- munalen Unternehmen aus der vorgesehenen Umsatzsteuerbelastung befürwortet. Sollte unser entsprechender Änderungsantrag keine Mehrheit finden, wird die Fraktion die ganze Vorlage ablehnen. Lucie Beyer wird dann in einer Erklärung die Haltung der Fraktion begründen.26 Über den Gesetzentwurf zur Änderung des Vermögenssteuergesetzes soll keine Debat- te stattfinden. Es soll noch ein Änderungsantrag formuliert und eingebracht werden. Sollte dieser Antrag keine Mehrheit im Bundestag finden, wird die Fraktion den Ge- setzentwurf ablehnen.27 Der Gesetzentwurf zur verstärkten Eigentumsbildung im Wohnungsbau und zur Si- cherung der Zweckbestimmung von Sozialwohnungen ist von der Tagesordnung abge- setzt worden.28 Ebenfalls abgesetzt ist die Beratung des schriftlichen Berichts über den Antrag der SPD-Fraktion zur Beratung der Großen Anfrage betreffend »Auswärtige Kulturpoli- tik«.29 Karl Mommer gibt einen Überblick über die in den nächsten Plenarwochen anstehen- den Vorlagen:

23 Gemeint ist die vom Finanzausschuß am 22. 12. 1964 vorgelegte Fassung des gleichlautenden Gesetz- entwurfes der BReg; BT Anl. 95, Drs. IV/2873. 24 Der vorliegende, auf den 19. 1. 1965 datierte Änderungsantrag der SPD-Fraktion sah vor, in Art. 1 die Nr. 3 und 13 zu streichen (Anl.). Diese betrafen die im Entwurf vorgesehene Umsatzssteuer- pflicht für Wasser-, Gas-, Elektrizitäts- und Wärmelieferungen öffentlicher Energieunternehmen. Die am 27. 1. eingebrachte Fassung des Änderungsantrages sah darüber hinaus (in Art. 1, Nr. 14, § 7, Abs. 3) den Fortfall eines ermäßigten Steuersatzes für einzelne »Gegenstände im Großhandel« vor. Ferner sollte der Art. 4 des Gesetzentwurfes entfallen, der sich auf Durchführungsbestimmungen be- zog. Wortlaut in BT Sten. Ber. 57, S. 7853 (Anl. 5); vgl. auch Jacobis Rede am 27. 1. 1965 ebd., S. 7847-7850. 25 Vgl. die vorige Anm. 26 Nachdem der Antrag der SPD-Fraktion abgelehnt worden war, erklärte Beyer für die SPD-Fraktion, daß diese dem Gesetzentwurf nicht zustimmen werde. Ebd., S. 7854 f. 27 Zur 2. und 3. Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Gesetzent- wurfs, die in Verbindung mit dem Umsatzsteuergesetzentwurf am 27. 1. 1965 stattfand, nahm kein Redner das Wort. Nachdem eine Verständigung über einen Entschließungsantrag der CDU/CSU vom 21. 1. und einen dazu von der SPD-Fraktion am 27. 1. 1965 eingebrachten Änderungsantrag er- zielt wurde, stimmte das Plenum dem Gesetzentwurf und dem abgeänderten Entschließungsantrag zu. BT Sten. Ber. 57, S. 7855 und 7873 f. (Anl. 7 und 8). 28 Der gleichlautende Gesetzentwurf wurde am 12. 2. 1965 in 1. Lesung beraten; BT Sten. Ber. 57, S. 8003-8033; vgl. Nr. 103, TOP 1. 29 Der betreffende Bericht des Auswärtigen Ausschusses vom 16. 12. 1964 - BT Anl. 95, Drs. IV/2888 - kam erst am 24. 2. 1965 auf die TO; BT Sten. Ber. 57, S. 8415 f. - Vgl. Nr. 103, TOP 1.

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Kuponsteuergesetz (mit Debatte)30, Teilprivatisierung der VEBA (mit Debatte)31, Wohnungsbaugesetz 196532, Antrag betreffend Kapazitäten der Erdölindustrie33, Entwurf eines Gewerbesteuergesetzes34 und Wirtschaftsbericht der Bundesregierung.35 Der Wirtschaftsbericht soll ohne Debatte zunächst an die zuständigen Ausschüsse zur Beratung überwiesen werden. Der Grüne Bericht wird am 12. Februar 1965 eingebracht und soll am 17. Februar debattiert werden.36 – Die Haushaltsberatungen sollen am 17., 18. und 19. Februar in zweiter Lesung und am 24. Februar in dritter Lesung erfolgen.37 Zu Punkt 2: Karl Mommer erläutert die Ergänzung der Geschäftsordnung.38 Er weist darauf hin, daß die Bundesregierung der vorgeschlagenen Begrenzung der Redezeit für Kabinetts- mitglieder in den ad hoc Aussprachen zugestimmt hat.39 Auf Anfrage von Heinrich Ritzel weist Karl Mommer auf die Möglichkeiten der Beratungen im Geschäftsord- nungsausschuß hin. Der Antrag auf Ergänzung der Geschäftsordnung soll ohne Debat- te an den Geschäftsordnungsausschuß überwiesen werden.40 Zu Punkt 3:

30 Siehe Nr. 102, TOP 2. 31 In der Plenarsitzung vom 29. 1. 1965; für die SPD-Fraktion sprach Kurlbaum. BT Sten. Ber. 57, S. 7902-7907 und 7914. 32 Die 1. Lesung erfolgte in der Sitzung vom 12. 2. 1965. Siehe Nr. 103, TOP 1. 33 Gemeint war ein Gesetzentwurf der BReg »über die Anzeige der Kapazitäten von Erdöl-Raffinerien und von Erdöl-Rohrleitungen«. Er wurde am 29. 1. 1965 in 1. Lesung beraten; BT Sten. Ber. 57, S. 7896. 34 Der von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachte Gesetzentwurf »zur Änderung des Gewerbesteuergesetzes«, wurde am 27. 1. 1965 in 1. Lesung beraten. BT Sten. Ber. 57, S. 7864 f. 35 Gemeint war die »Stellungnahme der Bundesregierung zu dem ersten Jahresgutachten des Sachver- ständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung« und das »Jahresgutachten 1964« des Sachverständigenrates. Sie waren am 5. 1. 1965 vom Bundeskanzler dem Bundestagspräsi- denten übersandt worden. BT Anl. 95, Drs. IV/ 2890. 36 Der »Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirt- schaftsgesetzes« - BT Anl. 95, Drs. IV/ 2990 - wurde schon am 10. 2. 1965 vom BML Schwarz im Bundestag eingebracht; BT Sten. Ber. 57, S. 7943-7950. Bei der Debatte sprachen für die SPD am 17. 2. Schmidt-Gellersen - ebd., S. 8085-8093 und bei der Fortsetzung am 18. 2. 1965 Frehsee, Rehs, Hermsdorf und Schmidt-Gellersen; ebd., S. 8224-8227 und 8233-8237. 37 Vgl. Nr. 104, TOP 1. 38 Die Ergänzung bezog sich auf die Einführung der sog. Aktuellen Stunde; vgl. Nr. 95, TOP 5, 1. Nachdem »die Vertreter aller Fraktionen« am 12. 1. 1965 im Ältestenrat der Vorlage zugestimmt hat- ten, wollte der Präsident »das neue Verfahren« versuchsweise einführen. Prot. der Sitzung des Ältes- tenrates am 12. 1. und 19. 1. 1965, Parl. A., 4. WP, Ältestenrat, Bd. 2. CDU/CSU, SPD, FDP brach- ten am 19. 1. 1965 einen gemeinsamen Antrag »betr. Ergänzung der Geschäftsordnung« ein, der die Einführung einer »ad-hoc-Aussprache«, d. h. der sog. Aktuellen Stunde, im Bundestag vorsah; BT Anl. 95, Drs. IV/2958. 39 Die Vorlage bestimmte in dem neuen § 111 c, Abs. 2 generell: »Der einzelne Redner darf nicht länger als fünf Minuten sprechen«. Redezeit, die von Mitgliedern bzw. Beauftragten der BReg oder des Bundesrates in Anspruch genommen wurde, blieb nach Abs. 1 bei der Berechnung der Gesamtdauer von einer Stunde unberücksichtigt. 40 Der Antrag zur Ergänzung der GO - siehe Anm. 38 - wurde nach einer interfraktionellen Vereinba- rung noch am 20. 1. 1965 auf die TO der Plenarsitzung gesetzt und dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung überwiesen. Prot. der Sitzung des Ältestenrates am 19. 1. 1965, Parl. A., 4. WP, Ältestenrat, Bd. 2. BT Sten. Ber. 57, S. 7649 f. - Zum Fortgang siehe Nr. 102, Anm. 26.

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Fritz Erler ergänzt die auf der Tagesordnung angeführten Termine41 und teilt mit, daß am 28. Januar 1965 der Deutsche Städtetag die Bundestagsabgeordneten zu einer Aus- sprache über die Verkehrsverhältnisse der Gemeinden eingeladen habe.42 Er bittet da- rum, daß sich interessierte Genossen beim Fraktionssekretariat melden. – Am 30. und 31. Januar wird in Lübeck der Bund der Vertriebenen die Eröffnungsfeierlichkeiten zum Jahr der Menschenrechte veranstalten.43 Fritz Erler bittet um angemessene Beteili- gung der Fraktionsmitglieder. Fritz Erler unterrichtet die Fraktion davon, daß Premierminister Wilson wegen der Erkrankung von Ex-Premier Churchill in dieser Woche nicht Bonn besuchen kann.44 Zu Punkt 4: Walter Schmidt (Braunschweig) bittet um Stellungnahme zu den Verjährungsfristen für Nazi-Verbrechen. Fritz Erler und erläutern die Haltung der Fraktion.45 Gerhard Jahn weist auf die Sitzung des Arbeitskreises Rechtswesen hin, zu der auch Bundesanwalt Schüle46 geladen sei. Er bittet um zahlreiches Erscheinen der interessier- ten Genossen. Ein genaues Datum der Sitzung wird noch bekanntgemacht. – In der weiteren Aussprache, an der sich Fritz Erler, Gerhard Jahn, Fritz Büttner und Willy Könen beteiligen, wird die Frage des Stichtages, der für das Inkrafttreten einer Verjäh- rungsfrist gelten könnte, diskutiert.47 Hans Hermsdorf weist auf das inkraftgetretene zweite Gesetz zur Sicherung des Stra- ßenverkehrs hin. Die zuständige Arbeitsgruppe Verkehr sollte Überlegungen anstellen, ob für Berufskraftfahrer nicht andere Regelungen getroffen werden könnten.48 – Fritz Erler unterstützt diese Anregung. Der Vorsitzende schließt die Fraktionssitzung gegen 17.05 Uhr. Anlagen: 1. Tagesordnung

41 Diese sahen vor: für den 21. 1., 18.00 Uhr Fraktionsvorstand, 22. 1., 15.00 Uhr gemeinsame Sitzung Partei- und Fraktionsvorstand, 26. 1., 15.00 Uhr Fraktion und 28. 1. 1965, 18.00 Uhr Fraktionsvor- stand. 42 Das Gespräch dürfte im Zusammenhang mit der Etatberatung im Haushaltsausschuß gestanden haben. 43 Der Bund der Vertriebenen proklamierte auf dieser Veranstaltung zur »20. Wiederkehr des Jahres der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten« das Jahr 1965 zum »Jahr der Menschenrechte«. Die Hauptreden hielten Jaksch und der BMG Mende. Vgl. »Frankfurter Allgemeine« vom 1. 2. 1965: »Mende und Jaksch erinnern an die Vertreibung«; »Vorwärts« Nr. 5 vom 5. 3. 1965: »Das Jahr der Menschenrechte. Vertriebene mahnen zur Versöhnung über Gräbern.« 44 Vgl. Anm. 6. 45 Zur detaillierten Beratung der Verjährungsfrage im Arbeitskreis und in der Fraktion siehe Nr. 106, TOP 2, Nr. 108, TOP 1, 4 und Nr. 109, TOP 1; dort nähere Angaben. 46 Oberstaatsanwalt Erwin Ernst Schüle war Leiter der 1958 eingerichteten Zentralstelle für NS- Verbrechen in Ludwigsburg; er hatte am Jahresende 1964 in Warschau Beweismaterial aus polni- schen Beständen erhalten. Vgl. das Spiegel-Gespräch mit BMJ Bucher in: »Der Spiegel« Nr. 5 vom 27. 1. 1965, S. 24 f. 47 Vgl. Anm. 45. 48 Das 2. Gesetz zur Sicherung des Straßenverkehrs vom 26. 11. 1964 - BGBl. I, S. 921 - das am 2. 1. 1965 in Kraft getreten war, sah bei Verkehrsverstößen u. a. Geldstrafen bis 500 DM, kurzfristige Fahrverbote und schärfere Regelungen zur Entziehung der Fahrerlaubnis vor. Vgl. Bulletin Nr. 1 vom 5. 1., 5. 8. und Nr. 17 vom 29. 1. 1965, S. 131; zur Beratung der Arbeitsgruppe siehe Nr. 105, TOP 4.

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2. Änderungsantrag zum Antrag des Ausschusses für Lastenausgleich 3. Änderungsantrag zur Beratung des schriftlichen Berichts des Ausschusses für Las- tenausgleich49 4. Änderungsantrag zur zweiten Beratung des 16. Gesetzes zur Änderung des Umsatz- steuergesetzes50 5. Entwurf zur Ergänzung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages51 Bonn, den 19. Januar 1965 F. d. R. Fritz Hofer

49 Zu den vorstehenden beiden Anträgen siehe Anm. 15 und 17. 50 Siehe Anm. 24. 51 Bei der Anl. handelte es sich um den Entwurf des Direktors beim Bundestag vom 11. 12. 1964 zur Änderung der GO in Bezug auf den Wehrbeauftragten; vgl. Nr. 95, Anm. 33.

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