Kirchenmusik im Bistum Limburg

1/2016

Im Spiegel der Zeit

Bistum Limburg www.kirchenmusik.bistumlimburg.de Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, im Oktober jährt sich die Gründung des „Amtes für Kirchenmusik“ zum 50. Mal. Im Ausblick auf das Jubiläum befasst sich das Heft mit der Geschichte der Kirchenmusik im Bistum seit dem 2. Weltkrieg. Wussten Sie schon, dass der Komponist Hugo Distler auch in Kiedrich zu Besuch war und dort Rundfunkaufnahmen eingespielt hat?

Natürlich wollen wir das RKM-Jubiläum gebührend feiern: Am 6. November findet in Limburg ein Fest statt, unter anderem mit der Uraufführung der Auftragskomposition „Laudato si – ein franziskanisches Magnificat“. Herzliche Einladung dazu!

Die Redaktion von KIMUBILI hat sich mit einer Umfrage zur Kirchenmusik an die Öffentlichkeit gewandt. Lesen Sie die Auswertung in diesem Heft. Was halten Sie von „DSDS“? – Im Kloster Eberbach wird die Finalrunde „über die Bühne gehen“. Wir haben Pro und Contra gesammelt und sind gespannt auf Ihre Meinung dazu…

Für Fußballfans haben wir zur Europa-Meisterschaft im Juni einen Beitrag über religiöse Anklänge in Hymnen und Fangesängen gefunden. Vielleicht hilft es unserer deutschen Nationalmannschaft beim Kampf um den EM-Titel?

Neue Porträts zu Monatsliedern, Berichte aus der Kirchenmusik im Bistum, Terminhinweise und Besprechungen von Neuerscheinungen seien Ihrer Aufmerksamkeit ebenso ans Herz gelegt.

Anregende Lektüre und fruchtbare Impulse für Ihre kirchenmusikalische Praxis wünscht

DKMD Andreas Großmann, Schriftleiter

Inhaltsverzeichnis

Editorial 2 50 Jahre Referat Kirchenmusik im Bistum Limburg 4 Umfrage zur Kirchenmusik 11 Hugo Distler in Kiedrich 14 Religiöse Aspekte in Fußballhymnen 18 Diskussionsforum: DSDS in Kloster Eberbach 21

Liedporträts zu den Monatsliedern GL 731 Heilig, der da war 23 GL 776 Dir, Gott, in den höchsten Höhen 24 GL 830 Wenn Gott das Haus nicht baut 25 GL 843 Ich glaube dir, du Freund des Lebens 26 GL 847 Gott, der du warst und bist und bleibst 28 GL 875 Wie sollen wir es fassen 29 GL 885 Glauben können wie du 30

Berichte Orlando-di-Lasso-Medaille für Prof. Ickstadt 31 Konzertreifes Fauré-Requiem in einem Tag 32 Kantorensingen in Mainz 34 Fusion zweier Kirchenchöre mit Happy End 35 50-jährige Orgel in St. Antonius 37 90 Jahre 37

Personalia Jubiläen / Geburtstage 38 In Memoriam 39

Termine 41 Kirchenmusikalische Veranstaltungen 43 Rezensionen Bücher 52 Instrumentalmusik 53 Orgelmusik 53 Orgel plus 59 Cembalo- und Klaviermusik 60 Vokalmusik 62 Messen 71 Musik für Solostimmen 74 Musik für Kinder 74

Sauer-Orgel in Eppstein, St. Laurentius 76 Bildnachweis 77 Bezirkskantoren 78 Impressum 79

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50 Jahre Referat Kirchenmusik im Bistum Limburg Andreas Großmann

Als 1966 das „Amt für Kirchenmusik“ gegründet wurde, konnte niemand ahnen, welche Entwicklung die Kirche im Allgemeinen und die Kirchenmusik im Besonde- ren nehmen würde. Das kirchenmusikalische Zentrum des Bistums wurde seiner- zeit in der Unterkirche der Pfarrei Heilig-Geist in Frankfurt-Riederwald angesiedelt. Die Errichtung des Amts für Kirchenmusik war die logische Fortsetzung der nach dem II. Weltkrieg einsetzenden kirchenmusikalischen Aufbauarbeit und eine un- mittelbare Folge des II. Vatikanischen Konzils, das in seinen Beschlüssen zur Liturgie und Kirchenmusik die Errichtung zentraler Fachstellen in den Diözesen gefordert hatte. Bischof Dr. Wilhelm Kempf (Bischof von Limburg 1949 – 1981), der in seiner Eigenschaft als einer der fünf Sekretäre in allernächster Nähe dem Konzil beiwohnte, setzte sich maßgeblich für den Aufbau einer qualifizierten Kir- chenmusik ein und begründete den hohen Stellenwert, den die Kirchenmusik im Bistum Limburg bis heute genießt. Als gebürtiger Wiesbadener hatte Bischof Wil- helm in seiner Jugend musikalische Erfahrungen sammeln können, er spielte jugendbewegt Gitarre und war begeisterter Konzertbesucher. Häufig besuchte er die Konzertreihen im Wiesbadener Kurhaus unter Leitung des Dirigenten Carl Schuricht. Gern spielte er Gästen Schallplatten aus seiner großen Sammlung vor. In seiner Rede beim Konzil am 13. November 1962 betonte Bischof Kempf die zentrale Bedeutung der Kirchenmusik, die er als „notwendigen und integrierenden Bestandteil der Liturgie“ bezeichnete – eine Formulierung, die wörtlich in die Kon- zilsdokumente einging1. Bischof Kempf war später Referent für Kirchenmusik in der Deutschen Bischofskonferenz.

Nach dem II. Weltkrieg gab es außer an Kathedralkirchen keine hauptamtlichen Kirchenmusiker. Im Bistum Limburg existierten 1945 zweihundertvierzig „Seelsor- gestellen“, bereits 1952 waren es 280. Viele „Lehrerorganisten“ waren entweder im Krieg gefallen oder erreichten nach und nach die Pensionsgrenze. „Hilfsorga- nisten“ mussten zum Dienst herangezogen werden. An der Frankfurter Musik- hochschule lehrten in den Jahren des Wiederaufbaus Prof. Helmut Walcha, Dr. Walther Lipphardt und Pfarrer Dr. Alfons Kirchgässner. Mit der Lehrtätigkeit des Limburger Domorganisten Prof. Friedrich Troost begann der Aufbau der katholi- schen Kirchenmusikabteilung an der Frankfurter Musikhochschule, die zuvor evangelisch dominiert war. Nach und nach konnten geeignete Stellen im Bistum mit Absolventen (in der Regel Kirchenmusik-A-Examinanten) der Musikhochschu- le besetzt werden. Für diese stellte sich bald die Frage der Existenzmöglichkeit. Mühsam konnte eine soziale Absicherung durch mehrere Stufen von Besoldungs- ordnungen erreicht werden: 1958 erfolgte die Einführung eines Tarifs, der sich an der Zahl der Gemeindemitglieder orientierte und einen Orts- und Kinderzuschlag nach dem Beamtenbesoldungsgesetz enthielt.

1 Klaus Schatz: Geschichte des Bistums Limburg, Mainz 1983, S. 322

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Bischof Kempf beauftragte Pfarrer Paul Gutfleisch mit der Betreuung der Kir- chenmusiker. Pfarrer Gutfleisch war als Pfarrer der Gemeinde Heilig-Geist im Frankfurter Riederwald Nachfolger von Bischof Kempf. Die Gemeinde Heilig-Geist war neben Kiedrich die einzige Pfarrei, in der regelmäßig der Gregorianische Choral mit der Gemeinde gepflegt wurde. Es war die Zeit der „Liturgischen Bewe- gung“, und der musikbegabte Seelsorger der Heilig-Geist-Pfarrei war überregional bekannt geworden.

1958 fand in Frankfurt ein Diözesankongress statt, der sich pastoralliturgischen Themen widmete. Die Leitung hatte Weihbischof Walter Kampe, der zusammen mit einer Arbeitsgruppe das neue Limburger Gesangbuch (1958) erarbeitet hatte. Die Feiern von morgendlichen Gottesdiensten im Dom und abends in umliegen- den Frankfurter Kirchen machten deutlich, wie neue liturgische und musikalische Möglichkeiten genutzt werden können. Damit diese sinnvoll umgesetzt werden können, bedurfte es gut ausgebildeter Kirchenmusiker. Als Zielvorgabe wurde folgender Bedarf an Kirchenmusikern formuliert:

Gruppe A – akademische Ausbildung, volle Beschäftigung im kirchlichen Dienst (Vergleichsberuf: Musikerzieher an höheren Schulen / Studienrat).

Gruppe B – ebenfalls akademische Ausbildung, aber ohne Vollbeschäftigung im kirchlichen Dienst.

Gruppe C - nebenberufliche Organisten und Chorleiter, die eine entsprechende Prüfung abgelegt haben. Die Ausbildung wird durch Kirchenmusiker der Gruppe A geleistet.

Bereits im gleichen Jahr (1958) wurde mit der Errichtung von Ausbildungskursen begonnen. Das Konzept hierzu entwickelte Pfarrer Gutfleisch mit einem Team von Frankfurter Kirchenmusikern. Es übertrug allen A-Kirchenmusikern die Ausbil- dung. Am 23. Januar 1961 erschienen die ersten „Bischöflichen Richtlinien für Kirchenmusik“. Diese regelten neben Ausbildung und Prüfungen auch Einstel- lungsvoraussetzungen und Besoldung. Gleichzeitig wurde Pfarrer Gutfleisch zum Referenten für Kirchenmusik ernannt.

Mit der zunehmenden Bedeutung der Kirchenmusik für einen würdig gefeierten Gottesdienst nahm auch die Bedeutung der Orgel als Liturgie- und Konzertinstru- ment zu. Mit dem Anspruch an die Qualität des Orgelspiels wuchsen die Anforde- rungen an die Qualität der Instrumente. Dies führte allgemein zu einem Auf- schwung im Orgelbau, dessen fachliche Begleitung wiederum ausgewiesene Experten erforderlich machte. Auch der Bereich Orgelbau wurde dem Referenten für Kirchenmusik übertragen.

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Erfolg und Umfang der Ausbildungsarbeit sowie die wachsenden Aufgaben der Koordination und Organisation der haupt- und nebenberuflichen Kirchenmusik im Bistum machten der Bistumsleitung die Notwendigkeit eines Amtes für Kirchen- musik deutlich. Bischof Wilhelm Kempf stimmte den erforderlichen Umbauarbeiten in der Unterkirche der Pfarrei Heilig-Geist im Riederwald zu, die Finanzierung bewilligte Generalvikar Hans Seidenather. Am 2. Oktober 1966 konnte die Einwei- hung des neuen Amtes für Kirchenmusik gefeiert werden. Pfarrer Gutfleisch, in- zwischen Ordinariatsrat, wurde der Leiter des Amtes für Kirchenmusik.

Domkapellmeister Hans Bernhard wurde mit der Betreuung der Chöre beauftragt. Analog zur Organistenausbildung wurde eine Chorleiterausbildung aufgebaut, wesentliche Impulse dazu sind KMD Karl Fink (1923 – 1977) zu verdanken. Zum Juli 1972 traten Chorleiter-Richtlinien in Kraft, die zwischen der Leitung einstimmi- ger und mehrstimmiger Chöre unterschieden.

1967 wurden auf Initiative von DKM Bernhard und Bischof Kempf die Limburger Domsingknaben gegründet. Das „Bischöfliche Konvikt“ in Hadamar wurde als Lern- und Probenort der Domsingknaben zum „Musischen Internat“ umgewidmet. Die Jungen lebten und lernten dort unter der Woche, erhielten eine fundierte mu- sikalische Ausbildung und wurden für ihr Leben geprägt. Zahlreiche Schüler des Internats ergriffen (und ergreifen) einen Musikerberuf, die Zahl der prominenten Musikerkarrieren ist beeindruckend. Nicht zuletzt zeigt die Qualität der Chöre im Limburger und Westerwälder Raum, welche Früchte die Arbeit der Domsingkna- ben bis heute trägt.

1968 erfolgte die Einstufung der Kirchenmusiker in den „höheren Dienst in Anleh- nung an den Bundesangestelltentarif (BAT)“ mit einem Beschäftigungsumfang von 66,6 %. Der verbleibende Dienstumfang auf 100 % wurde mit Unterrichtstätigkeit aufgefüllt, um ein volles Gehalt bemessen zu können. Verdiente A-Kirchenmusiker ernannte Bischof Kempf zu Kirchenmusikdirektoren.

Pfarrer Gutfleisch trat 1973 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde mit Pfarrer Walter Kropp wiederum der Pfarrer der Gemeinde Heilig-Geist. Pfarrer Kropp, selbst kein ausgebildeter Musiker, arbeitete sich mit Sorgfalt und Interesse in den neuen Aufgabenbereich ein. Seine Amtsübernahme fiel in die Zeit einer umfas- senden Neuorganisation der Bistumsverwaltung. Das bisher unabhängige „Amt für Kirchenmusik“ wurde nun dem Dezernat Grundseelsorge im Bischöflichen Ordina- riat zugewiesen. Dem Referat Kirchenmusik (RKM) wurden damit alle Aufgaben übertragen, die die Kirchenmusik und Kirchenmusiker betreffen. Alle hauptamtli- chen A-Kirchenmusiker wurden zur Mitarbeit in den Fachkommissionen des RKM verpflichtet, neben ihrer Tätigkeit in den Gemeinden. Damit konnte endlich der langersehnte Schritt in die Vollbeschäftigung erreicht werden.

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Das 1975 erschienene neue Gesangbuch „“ kam erstmals als ge- meinsames Gesangbuch aller deutschen und österreichischen (Erz-)Diözesen heraus. Um die gesanglichen Eigentraditionen der Bistümer zu bewahren, wurden Diözesan-„Anhänge“ dazugestellt. Mitglieder der Kommission für das Bistum Lim- burg waren u.a. Prof. Dr. Herbert Heine (Ltg.), KMD Adelheid Müller-Horrig, Pfr. Lothar Zenetti, Pfr. Karl-Heinz Neumann, Pfr. Michael Metzler und Diakon Bernd Pyrlik. Die Einführung des neuen GL wurde – ähnlich wie beim Nachfolger- Gesangbuch – durch diverse Begleitpublikationen und sogenannte „Monatslieder“ vorangebracht. Eine besondere Eigenart im Limburger Diözesanteil waren die zahlreichen zeitgenössischen Lieder (NGL), die von Textern wie z. B. Lothar Zenetti, und Komponisten wie und stammten. Der „progressive“ Limburger Anhang deckte sich mit dem Ruf, den Limburg als „fortschrittliche“ Diözese (Stichwort „Synodalordnung“) im deutschen Episkopat und der kirchlichen Öffentlichkeit hatte.

Mit Errichtung der Bezirke in den 1970er Jahren und dem Aufbau einer mittleren Ebene wurden Bezirkskantorate neu eingerichtet. Die Bezirkskantoren übernah- men die Funktion eines Bindeglieds zwischen RKM und Pfarreien. Zu den wesent- lichen Aufgaben der Bezirkskantoren zählen bis heute die Beratung der Pfarreien, Pfarrer (Stellenbesetzungen im Nebenamt) und der „nebenamtlichen“ Kirchenmu- siker/innen (Ausbildung und Fortbildungen, Schulung von Cantor/inn/en). Hervor- zuheben ist, dass bei der später verfügten Auflösung der Bezirksämter die Be- zirkskantorate bestehen blieben. Ansprechpartner auf Bezirksebene sind heute Bezirksdekan, Bezirksreferent und Bezirkskantor.

Pfarrer Walter Kropp leitete insgesamt 18 Jahre das RKM, ab 1981 trat KMD Richard Giez als Stellvertretender Leiter des RKM zur Seite. Die Aufgaben des RKM hatten sich bedingt durch den Personalstand inzwischen so ausgeweitet, dass die Tätigkeit als Seelsorger und Referatsleiter nicht mehr allein zu schultern war. Geistlicher Beirat für die Kirchenmusiker wurde mit dem Abschied Kropps Pfarrer Norbert Becker.

KMD Richard Giez (1926 – 2014) übte seine kirchenmusikalische Tätigkeit in der Pfarrei St. Antonius im Frankfurter Westend weiter aus. Als Leiter des „Beirats für Personalfragen“, Orgelsachverständiger und stellvertretender Leiter des RKM hatte er großen Anteil an der weiteren Entwicklung des RKM und der Kirchenmu- sik im Bistum Limburg. Über seinen Dienst hinaus engagierte sich Giez im Zent- ralverband katholischer Kirchenangestellter Deutschlands (ZKD): als Diözesan- vorsitzender des Verbands Limburg (1966-68), als Landesvorsitzender des ZKD Hessen (1968 -1978) und als Bundesreferent für Kirchenmusik im Hauptvorstand des ZKD.

Mit Übernahme der Leitung des RKM durch KMD Bernhard Hemmerle am 1. Ja- nuar 1989 wurde erstmals kein Pfarrer Chef der Kirchenmusiker. Bischof Franz

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Kamphaus berief den Kirchenmusiker aus Villmar in diese Position. In Hemmerles Amtsperiode fällt die Übersiedlung des Referats Kirchenmusik vom Frankfurter Riederwald nach Hadamar, wo das RKM seither in den Räumen des Musischen Internats seinen Sitz hat. Neben der Nähe zum Bischöflichen Ordinariat waren vor allem Überlegungen zur Nutzung des Gebäudes als kirchenmusikalisches Zent- rum der Diözese in Aussicht gestellt worden. Leider erwies sich diese Perspektive in den Folgejahren durch Einsparungen beim Hauspersonal als Trugschluss. Eine neuerliche Reorganisation des Bischöflichen Ordinariats führte zur Umbenennung des Dezernats Grundseelsorge als „Dezernat Pastorale Dienste“. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass zu keinem Zeitpunkt an eine Zuordnung zum Dezernat „Bildung und Kultur“ gedacht wurde. Kirchenmusik wird in direktem Zu- sammenhang mit der seelsorglichen Praxis gesehen.

Ein weiterer wichtiger Schritt für die hauptamtlichen A-Kirchenmusiker war der vom Dezernenten Willi Hübinger angestrebte Anstellungsträgerwechsel zum Bis- tum. Mit übergroßer Mehrheit hatten die A-Kirchenmusiker/innen zuvor einem Trägerwechsel zugestimmt. Zum 1. Juni 2002 wurde der Anstellungswechsel für alle A-Stellen umgesetzt, der sich bewährt hat. Die Zugehörigkeit zu unterschiedli- chen Dienstebenen (Pfarrei – Bezirk – Bistum) war häufig Grund für Reibungsver- luste. Man verband mit der Änderung der Anstellungsträgerschaft die Sicherung der kirchenmusikalischen Stellenplanung. Natürlich hatte auch die Kirchenmusik in den verschiedenen Einsparprozessen des Bistums ihren Teil zu erbringen. Vom Höchststand mit 34 hauptamtlichen A-Kirchenmusikern sind heute 21 Stellen verblieben.

KMD Bernhard Hemmerle war daneben Stellvertretender Vorsitzender der „Konfe- renz der Leiterinnen und Leiter katholischer kirchenmusikalischer Ausbildungsstät- ten Deutschlands“ (KdL) und Leiter des C-Ausbildungskreises dieser Konferenz. Hemmerles Amtszeit endete am 30. Juni 2007.

Zum 1. Juli 2007 wurde Andreas Großmann zum Diözesankirchenmusikdirektor ernannt und mit der Leitung des RKM beauftragt. Die Themen Dienstbüro und Arbeitsplatzausstattung für A-Kirchenmusiker, Vergütungseingruppierung in den TVöD und anstehende Neuregelungen (Richtlinie für Kirchenmusiker 2008, Richt- linie für Bezirkskantoren, Neuerrichtung des DCV Limburg 2010) konnten bald umgesetzt werden.

Ab 2009 bereits begannen die Arbeiten für ein neues GOTTESLOB. Andreas Großmann wurde als Geschäftsführer der Diözesankommission federführend mit der Erarbeitung des Limburger Diözesanteils betraut. Zahlreiche Konferenzen und Tagungen waren nötig, bis das neue Gesangbuch schließlich an Pfingsten 2014 eingeführt werden konnte. Daneben war Großmann als stellvertretender Vorsit- zender der AG IVa der Unterkommission GGB an der Erarbeitung des Orgelbuchs zum GL-Stammteil beteiligt.

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Der Einsatz für die Belange der Kirchenmusik über das Bistum hinaus führte zur Übernahme von Ämtern in den überregionalen Konferenzen AGÄR und KdL. Seit 2009 ist Großmann Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Ämter und Referate für Kirchenmusik (AGÄR), derzeit ist er einer der beiden Stellvertreten- den Vorsitzenden und seit 2010 Mitglied im Vorstand der KdL. Seit 2013 versieht Großmann das Amt des Geschäftsführers der KdL, die ihren Sitz seither im Bis- tum Limburg hat. Nicht nur zurückgehende Kirchenmitgliedszahlen und weniger werdendes Pastorales Personal sind inzwischen bedrückend, auch im Blick auf Kirchenmusikabsolventen verschärfen sich die Probleme. Viele Stellen sind kaum noch adäquat zu besetzen, so dass sich hier fast ein Kreis zu den Anfängen des RKM zu schließen scheint.

Seit 2010 konnten durch Verlagerung von Stellen und Festlegung neuer Schwer- punkte wichtige Strukturveränderungen eingeleitet werden. Teilweise konnten beabsichtigte Stellenkürzungen rückgängig gemacht werden (z.B. im Bezirkskan- torat Rheingau). An anderen Orten wurden durch Initiativen neue Impulse gesetzt: 2010 wurde mit der Neubesetzung der A-Kirchenmusiker-Stelle am Frankfurter Kaiserdom der Um- und Ausbau der dortigen Dommusik eingeleitet. Mit Gründung der Frankfurter Domsingschule wurde zudem die Zuweisung einer zweiten Stelle als Assistenz für den Dommusikdirektor erforderlich. Der Bedeutung des Frankfur- ter Doms in unmittelbarer Nachbarschaft zur Katholischen Akademie „Haus am Dom“ und als kirchlicher Schwerpunkt in der Stadtkirche entsprechend, erfährt die Kirchenmusik am Dom große Aufmerksamkeit und Unterstützung.

2011 erfolgte die Gründung des Diözesanverbands Pueri Cantores für die Kinder- und Jugendchöre. Der Verband hat aktuell 15 Mitgliedschöre.

Mit der Einrichtung der Stelle eines Referenten für musikalisch-liturgische Bildung beim RKM wurde eine eigene Stelle für die Einführung des GOTTESLOB und weitere Aufgabengebiete wie Bandleiter-Ausbildung, geschaffen. Der Beschäftigungsumfang für den Orgelsachverständigen konnte erweitert wer- den. Das Referat Kirchenmusik ist aktuell gut aufgestellt. Ein Blick auf die Stellen- struktur hauptamtlicher Kirchenmusik zeigt jedoch auch, dass eine untere Grenze erreicht ist, will man nicht das grundlegende Konzept einer dezentralen Betreuung und kirchenmusikalischen Ausbildung in Frage stellen.

Im Blick auf die Vergütung von Kirchenmusiker/innen in Teilzeitbeschäftigung („Nebenamtliche“) konnten Verbesserungen erreicht werden, obwohl die Eingrup- pierung seit BAT-Zeiten über dem Durchschnitt anderer Bistümer liegt. Bedingt durch zurückgehende Gottesdienste war der sogenannte „Multiplikator“ für Orga- nistendienste obsolet geworden. Die Einführung der Faktorregelung (zunächst 1,25 für einen Sonn- oder Feiertagsdienst, aktuell 1,5-facher Satz) konnte eine gewisse Entspannung erzielen. Das Thema Vergütung ist aber weiterhin virulent, z.B. in der Frage der Erstattung von Fahrtkosten für Dienstfahrten in der „Pfarrei

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neuen Typs“ oder im Vergleich zu den Vergütungssätzen evangelischer Nachbar- gemeinden. Der Wandel der Pfarreistrukturen und die Organisation der Kirchenmusik in den „Pfarreien neuen Typs“ sind derzeit auf der Agenda. Im Zusammenhang mit den größer werdenden Pfarreien stellen sich Herausforderungen für die Organisation und Entwicklung der Kirchenmusik. Eine Stärkung der Kirchenmusik kann als Chance für das Zusammenwachsen der neuen Pfarrei wichtige Impulse setzen. Die aktuellen Zahlen der kirchenmusikalisch Engagierten belegen, dass nach wie vor die Kirchenmusik starke Bindungskraft entwickelt und das Gemeindeleben fördert und prägen kann.

Fortsetzung im nächsten Heft.

Feier zum 50-jährigen Bestehen des Referats Kirchenmusik

Das Jubiläum des RKM wird am Sonntag, den 6. November 2016 in Limburg gefeiert werden. Mit einem festlichen Gottesdienst um 10:15 Uhr im Hohen Dom wird der Tag eröffnet. Die musikalische Gestaltung haben der Limburger Dom- chor, die Domsingknaben und die Mädchenkantorei unter Leitung von Judith Kunz und Andreas Bollendorf sowie Domorganist Carsten Igelbrink übernommen.

Nach dem Gottesdienst wird es einen Empfang und Festakt im Priesterseminar für geladene Gäste geben. Den Festvortrag hält der Vorsitzende der Arbeitsgemein- schaft der Ämter und Referate für Kirchenmusik (AGÄR), DKMD Godehard Weit- hoff aus Freiburg.

Am Nachmittag um 16.30 Uhr wird dann im Dom die Uraufführung der Auftrags- komposition „Laudato Si – ein franziskanisches Magnificat“ stattfinden. Den Text schrieb Pater nach einer Idee des RKM. Grundlage des Librettos sind das bekannte Magnificat, das ergänzt wird durch den Sonnengesang des Hl. Franziskus und Gedanken aus der Umweltenzyklika „Laudato Si“ von Papst Fran- ziskus. Bezirkskantor schuf dazu die Musik, die mit der Vielfalt der Ensembles und Instrumente (Choralschola, Kinderchor, gemischter großer Chor, Orchester und Orgel) den Lobpreis der Schöpfung augen- und ohrenfällig darstel- len wird. Mitwirkende sind Chormitglieder aus dem Bistum. Das Konzert ist öffent- lich. Eine Wiederholung der Aufführung wird am Sonntag, 29. Januar 2017 im Dom St. Bartholomäus in Frankfurt stattfinden.

Herzliche Einladung zur Mitfeier des RKM-Jubiläums!

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Umfrage zur Kirchenmusik Auswertung von Gabriel Dessauer

Unsere Umfrage zur Kirchenmusik ist nicht repräsentativ. Und es ist uns bewusst, dass weitaus den meisten Bundesbürgern Kirchenmusik herzlich egal ist. Aber es war für uns wichtig in Erfahrung zu bringen, wie unsere Arbeit bei unseren „Kun- den“, für die wir tätig sind, ankommt. Stimmen sie unseren Meinungen zu oder halten sie die von uns gepflegte und auch zu verantwortende Kirchenmusik für einen (weiteren) Nagel im Sarg der Kirche?

Das fünfzigjährige Bestehen des Referates Kirchenmusik scheint uns ein guter Anlass, ein Meinungsbild zur Musik in der Kirche zu haben. Die Redaktion von „Kirchenmusik im Bistum Limburg“ hat daher verschiedene Personen im Bistum Limburg gebeten, einige Fragen zum Thema Kirchenmusik zu beantworten. Fast alle haben den Fragebogen dankenswerter Weise beantwortet. Die Angeschrie- benen lassen sich wie folgt einteilen: Kirchenmusiker (erfahrene Praktiker wie Schüler/innen in einer kirchenmusikalischen Ausbildung zum Organisten, Chor- oder Bandleiter), Theologen, Medienvertreter und „einfache“ Gemeindemitglieder.

Einige Befragte wären mehreren Gruppen zuzuordnen, doch lassen sich Tenden- zen innerhalb einer Gruppe erkennen. Der Fragebogen war in sechs Themenfel- der aufgeteilt. Hier einige wesentliche, zum Teil zitierte Rückmeldungen.

Das neue Gotteslob Insgesamt kommt das Gesangbuch sehr gut an. Vor allem die Auswahl der Ge- sänge wird begrüßt. Einige Theologen vermissen Lieder des vorigen Gotteslobs, z.B. „Zieh an die Macht“ (im alten GL Nr. 304) oder „Erhöre, Herr, erhöre mich“ (Nr. 862). Ein Musiker bedauert, dass nicht alle Psalmen enthalten sind. Vermisst werden auch gute Kehrverse und Halleluja-Rufe aus dem alten GL. Über die Auf- nahme von Teilen der Schubert-Messe ist die Meinung geteilt. Eine Musikerin hält Gesänge auf Latein für überflüssig, ein Gemeindemitglied bemängelt zu viele Marienlieder.

Bemerkenswert ist, dass die Anforderungen an ein gutes Gemeindelied neben einer „guten, leicht singbaren Melodie“ und einem „leicht ausführbaren Rhythmus“ auch einen „aussagekräftigen, nicht anspruchslosen Inhalt“ voraussetzen. Auf wenig Akzeptanz stoßen die Grafiken im neuen GL („gestrichelte Kunst, gewöh- nungsbedürftig“), deren Inhalt sich den Meisten kaum erschließt. Verständlich ist die Klage einer Organistin: „Die Orgelbücher zum GL sind sehr unpraktisch und bringen unnötigen Stress beim Spielen, z.B. Wechsel von Kyrie zu Gloria, wenn man ein weiteres Buch benötigt. Außer, dass man jetzt vier statt zwei Bücher benötigt, kommt noch hinzu, dass die Bücher sich sehr schwer schließen lassen.“ Diese Problematik wird allgemein (auch über unser Bistum hinaus) genannt.

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Organistinnen, Organisten und Orgelspiel Allgemein erfreut Orgelspiel im Gottesdienst. Manche wünschen, dass auch nach dem Gottesdienst dem Nachspiel gelauscht würde. Jemand meint, dass zu viele Organisten eingesetzt werden („endloses Wechselbad der Gefühle beim sonntäg- lichen Blick auf die Orgelbühne“). Im Übrigen gehen die Meinungen kräftig ausei- nander: Kritisiert werden u.a. zu lange Liedvorspiele, die nicht zum Tempo des Liedes passen. Ein Gemeindemitglied fühlt sich „erheblich gestört, wenn das Mit- singen dem künstlerischen Ehrgeiz oder der Verzückung eines Organisten (z.B. übertriebene Verzierungen einfacher Melodien etc.) zum Opfer zu fallen droht.“ Viele ärgern sich über träge singende Gemeinden. Eine bessere Entlohnung wird angemahnt. Theologen wünschen sich eine engere Absprache vor dem Gottes- dienst, was angesichts der Tatsache, dass diese die Letztverantwortlichen sind, ein wenig erstaunt. Elektronische Orgeln werden von den meisten Umfrageteilnehmern nur im Notfall akzeptiert, weniger Probleme haben Gemeindemitglieder damit. Der ständige Vertreter des Administrators, Wolfgang Rösch, drückt sein Unbehagen so aus: „In Ausnahmefällen (etwa Friedhofshallen) mag der Einsatz einer elektronischen Orgel gerechtfertigt sein, allerdings ist die Liturgie ein so sinnliches Geschehen, dass der Pfeifenorgel stets der Vorzug gegeben werden muss.“ Ein Musiker be- merkt: „Das schwächste Teil solcher Orgeln sind die Lautsprecherboxen. Wenn man hier anständige und in ausreichender Anzahl anschaffen würde, kann man fast eine Pfeifenorgel bauen.“

Chorgesang Auf einen mit einem Chor gestalteten Gottesdienst freuen sich alle, die den Fra- gebogen beantwortet haben. Manche schreiben „kommt darauf an...“. Die Frage zu projektbezogenen Chören wird kontrovers beantwortet. Obwohl Projektchöre „boomen“, wird die Ermangelung eines menschlichen Zusammenwachsens durch die geringe zur Verfügung stehende Zeit als deutliches Manko gesehen.

Die Frage, ob es eigene Seniorenchöre geben sollte, führt zu provozierenden Gegenfragen wie: „Sind nicht alle unsere Kirchenchöre Seniorenchöre?“ Es wird aber auch hervorgehoben, dass nicht nur eine Gemeinde, sondern auch Chöre generationsübergreifend sein sollten und keine Ghettoisierung älterer Menschen durch Seniorenchöre entstehen sollte. Daneben wird jedoch auch der beschäfti- gungstherapeutische Ansatz begrüßt.

Weitere musikalische Gestaltung Ausnahmslos alle Teilnehmer bekräftigen, dass Kirchenmusik sowohl der Traditi- on als auch dem Zeitgeist folgen solle. In Antworten offenbart sich, dass je nach Ausbildung und Vorbildung die Antwort auf die Frage, was dem „Zeitgeist“ ent- spräche, höchst divergent betrachtet wird. Während die Musiker und Journalisten gerne Janacek, Strawinski, Pärt und Penderecki in der Kirche hören würden, nei- gen die Gemeindemitglieder und Theologen eher zum NGL (einer wünscht sich

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„Rap“), was wiederum für die erste Gruppe mehrheitlich als zu seicht empfunden wird. Ein Journalist formuliert „die meisten NGL sind sprachlich wie musikalisch unsäglich“. Eine Musikerin hat das Problem der stilistischen Vielfalt definiert: „Das passt m. E. nicht immer zusammen. Man muss die Mischung vorsichtig gestalten, sonst hebt das eine das andere auf (das eine könnte neben dem anderen banal klingen).“ Die Frage, ob Klavier oder Gitarre als Begleitinstrument in Frage kommt, wird nicht einheitlich beantwortet: Für „Großer Gott“ sei eine Orgel unentbehrlich, meint ein Großteil der Befragten. Andere wiederum finden a cappella Gesang der Ge- meinde keinen Untergang der Kirchenmusik, wieder andere bevorzugen Gitarre statt „unmotivierten unbegleiteten Gesang“.

Konzerte Es gibt tatsächlich Gemeindemitglieder, die noch nie in einem Orgelkonzert wa- ren. Andere Teilnehmer der Umfrage äußern sich sehr positiv über Konzerte, wünschen sich bisweilen mehr Erläuterungen zu den einzelnen Werken. Ein Theo- loge freut sich, dass er bei Orgelkonzerten die Augen schließen kann, um sich ganz der Musik hinzugeben, ohne befürchten zu müssen, etwas zu verpassen. In Chorkonzerten waren alle Befragten schon.

Beobachtungen zur Kirchenmusik Durch die Bank betonen alle Befragten die Wichtigkeit der Kirchenmusik. Sie sei „Teil des liturgischen Geschehens“ (Domkapitular Rösch), „Konzelebrantin der Liturgie“ (Domdekan Geis) und „Teil des Verkündigungsauftrags“ (Ingeborg Schil- lai). Pfr. Christof May sieht die Musik „im Dienst der Liturgie“. Auf die Frage nach Lieblingskomponisten antworten fast alle „Johann Sebastian Bach“, an zweiter Stelle liegt nicht Mozart, sondern Mendelssohn. Eine kleine Gruppe antwortet beim Lieblingskomponisten „Fietz, Linßen, Christill, Raabe, Gabriel“. Weihbischof Löhr erwähnt Palestrina. Ein Fernsehjournalist antwortet „von Bach bis Oscar Peterson“.

Vor einer Antwort auf die Frage, wie wohl Gottesdienste in 50 Jahren klingen könnten, haben sich einige gedrückt. „Hoffentlich mehr sozialkritische Texte und weniger Lobpreis“, schreibt ein Gemeindemitglied. Eine Musikerin: „Ich habe die Hoffnung, dass wieder mehr Geld für die Förderung von guter Kirchenmusik inves- tiert wird. Ohne hauptamtliche Kirchenmusiker, durch die die Qualität in der Aus- führung, aber auch in der Ausbildung von Laien für gewisse musikalische Aufga- ben, gewährleistet wird, geht nichts. Wenn das gegeben ist, wird sich nicht wahn- sinnig viel ändern im Vergleich zu heute. Wenn noch mehr gespart wird, dann sehe ich die Zukunft als musikalisch trostlos an.“

Wir haben auch zur Aussage „Die Leute gehen nicht wegen der Musik in die Kir- che“ befragt. Fast alle haben dem widersprochen, einige meinten man ginge „auch“ wegen der Musik in die Kirche.

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Hugo Distler in Kiedrich Dr. Achim Seip

Der Komponist Hugo Distler (1908 - 1942) verdankt seinen hervorragenden Ruf in erster Linie seinen geistlichen und weltlichen Chorwerken. An zweiter Stelle ste- hen seine Orgelwerke, in denen er wie bei den Chorwerken eine Synthese aus historischen Formen und zeitgenössischem Klangempfinden anstrebte.

Distler galt zu seiner Zeit als ein führender Repräsentant der so genannten „Or- gelbewegung“. Während seines Studiums am Leipziger Konservatorium (1927 - 1930) waren für ihn seine Lehrer Günther Ramin (Orgel) und Friedrich Högner (Liturgisches Orgelspiel) wichtige Impulsgeber. Als Organist der Jakobikirche in Lübeck (1931 - 1937) erhielt Distler zudem entscheidende klangliche Inspirationen durch das Spiel auf der historischen Stellwagen-Orgel (1637).

Die Hausorgel, die Distler sich 1938 während seiner Stuttgarter Zeit von Paul Ott (1903 - 1991) bauen ließ, regte ihn zu seinen „30 Spielstücken für die Kleinorgel manualiter oder andere Tasteninstrumente“ op. 18,1 (1938) an.

Wie kam die Verbindung nach Kiedrich zustande? Am 11. und 12. Mai 1935 ver- anstaltete der Kasseler „Arbeitskreis für Hausmusik“ ein Treffen in Kiedrich, um sich mit der dortigen Choraltradition und den beiden Orgeln zu befassen. In der vom Bärenreiter-Verlag herausgegebenen Zeitschrift „Musik und Kirche“ (Jahr- gang 1931) hatte der Mainzer Orgelsachverständige Paul Smets auf die Kiedri- cher Kirche, Orgeln und Glocken sowie die Pflege des Gregorianischen Chorals in Kiedrich aufmerksam gemacht. Dieser Beitrag dürfte der Anlass gewesen sein, die Kirchenmusiktagung in Kiedrich abzuhalten.

Foto: Hugo Distler an der Stellwagen-Orgel der Jakobikirche Lübeck, 1935

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Die Einladung an Hugo Distler erfolgte wahrscheinlich durch Dr. Richard Baum, der beim Bärenreiter-Verlag als Lektor tätig war (Distler war zu dieser Zeit als Komponist bereits mit dem Bärenreiter-Verlag verbunden). Dr. Baum leitete zu- dem den Arbeitskreis für Hausmusik als erster Vorsitzender von 1933 bis 1977 und war Schriftleiter der Zeitschriften „Musik und Kirche“ (1929-1941) und „Haus- musik“ (ab 1933). In der „Zeitschrift für Hausmusik“ (Nr. 3 /1935) ist in dem von Fritz Dietrich verfassten Bericht „Gedanken zu Kiedrich“ Distlers Beitrag zur Ta- gung nachzulesen. Distler traf am Donnerstag, den 9. Mai 1935, in Kiedrich ein und wohnte im Haus des Chorregenten Anton Halbritter. (Halbritter, von 1932 bis 1940 in Kiedrich tätig, korrigierte die Sutton’schen Drucke nach den in Kiedrich vorliegenden Choral-Handschriften und sicherte somit das Weiterbestehen des Mainzer Choraldialekts).

Am 10. Mai spielte Distler auf der Kiedricher Hauptorgel Werke von Michael Prae- torius (Hymnus „O lux beata trinitas“), Girolamo Frescobaldi („Canzona“) und Johann Pachelbel (Fantasie G-Dur) für den Reichssender Frankfurt ein. Zu die- sem Zeitpunkt befand sich die Orgel klanglich noch im Zustand von 1875 (nach vorangegangener Restaurierung in den Jahren 1858 bis 1860) durch den Orgel- bauer Louis-Benoit Hooghuys aus Brügge, der in diesem Jahr die Pedalmixtur gegen einen (qualitativ sehr schlechten) Violonbaß 16‘ ausgetauscht hatte.

Über den Fortgang der Tagung und über Distlers Orgelspiel berichtet Fritz Dietrich: „Der Sonntag [12. Mai] begann für die Teilnehmer [des Arbeitskreises Hausmusik] mit dem Besuch des Hochamtes. Unver- gesslich wird der Eindruck bei allen Hörern bleiben, die hier zum ersten Mal erlebten, wie eine Dorfgemeinde an der gesamten Liturgie in alternierendem Wechselgesang mit Priester und Chor lebendigen Anteil nimmt. Am frühen Nachmittag war Choral- vesper. Die Orgel erklang unter den Hän- den Hugo Distlers mit Werken des 16. und 17. Jahrhunderts (Praetorius, Froberger u.a.). Vielleicht hätte es sich empfohlen, als Zwischenverse zum Magnificat die ent- sprechenden Variationen aus Scheidts Tabulatura Nova zu spielen, womit jedoch keinesfalls irgendein Einwand gegen Dist- lers improvisatorisches Können erhoben werden soll.

Foto: Hauptorgel Kiedrich 1500/1520

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Im Anschluss an den Gottesdienst hörte man sich Musik des 15. und 16. Jahrhun- derts an, die im Chorraum der Kirche dargeboten wurde. Auf dem prächtig dispo- nierten Positiv (Chororgel) führte Distler einige besonders dafür geeignete Werke alter Meister vor, u.a. Sweelincks Variationen „Mein junges Leben hat ein End“. Mit diesen Darbietungen aus dem Bereiche der Kunstmusik fand der musikalische Teil des Treffens seinen Abschluss“.

Foto: Chororgel Kiedrich, vermutlich Flan- dern 17. Jahrhundert

Diese wohlwollenden Beschreibungen stehen im krassen Gegensatz zu Distlers Reisebericht, den er am 22. Mai 1935 von Bacharach aus an seine Frau schrieb. Darin bezeichnete Dist- ler seinen Aufenthalt in Kiedrich als das schlimmste, was er bisher habe durchmachen müssen. Hierfür machte er in erster Linie den Leiter der Ta- gung, Dr. Walther Lipphardt, verant- wortlich. So wurde z. B. durch ihn ein Konzert an der Stumm-Orgel (1842) von Hl. Kreuz in Geisenheim kurzfris- tig abgesagt, obwohl Distler von Kied- rich aus drei Mal dorthin gefahren war, um sich auf das Konzert, das nach der Kiedricher Tagung stattfinden sollte, vorzubereiten (geplant war ein Pro- gramm mit Werken von J. S. Bach).

Distler schreibt weiter: „Dann wurde mein Programm für Kiedrich immer wieder umgeworfen; ich hatte eine ganz wahnsinnig schwere Vesperliturgie mir ausgearbeitet, … 10 große Seiten ununterbrochener Liturgie; die Zwischenspiele zwischen den 5 Psalmen und den Magnificatversen sollte ich über Themen der Vesper improvisieren; die Hauptprobe kam, am Freitagabend, heran: [Lipphardt] zeigte sich über meine Improvisationen entsetzt; das ‚wäre überhaupt keine Mu- sik, rein gar nichts‘. So komponierte ich noch am Sonnabend in 6-stündiger Arbeit, trotz der Hauptprobe und des notwendigen Übens, die 8 Zwischenspiele schrift- lich“. Sein Orgelspiel wurde allgemein gewürdigt: „Am Sonnabend einen Praetori- us zum Beginn des Festes, am Sonntag am Schluß des Hochamtes eine Fuge von Pachelbel, am Sonntag um 2 ½ die ganze schwere Vesper mit 3 konzertanten alten Meistern (Froberger, Pachelbel) und den ausgeführten Zwischenspielen, anschließend in der ‚Vorführung’ auf dem Positiv: 3 Stücke aus Tabulaturen die sehr schweren Sweelinck-Variationen ‚Mein junges Leben hat ein End‘ und eine

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ebenso schwere Sonate von Pasquini. Auf der Hauptorgel: eine Toccata von Pa- chelbel, eine Toccata von Frescobaldi und am Schluß noch einmal den Praetorius des Anfangs. Anschließend nahm der Frankfurter Rundfunk noch einmal drei Stücke auf; also etwa 15 Stücke, auf technisch sehr schwer spielbaren Orgeln. …“ Schockiert war Distler zudem über das Verhalten der Tagungsteilnehmer im ka- tholischen Gottesdienst, „so dass ich mich vor der Landgemeinde für sie schämen musste“.

Versöhnlich klingt jedoch Distlers Hinweis, dass er die Ruhe und Freundlichkeit seiner Kiedricher Gastgeber genießen konnte. Dabei hob er insbesondere den Pfarrer sowie den Chorregenten mit seiner Mutter hervor. Wie Distlers Frau Wal- traut berichtet, habe sich ihr Mann „später immer wieder mit einer Art Heimweh an diese Menschen erinnert“. In angenehmer Erinnerung blieben ihm zudem der Cellist August Wenzinger und Dr. Richard Baum.

Die erwähnten Tonaufnahmen an der Hauptorgel von St. Valentin sind heute im Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt/Main aufbewahrt und wurden 1981 vom Berliner Pape-Verlag zusammen mit dem gesamten Orgelwerk von Hugo Distler, eingespielt von KMD Arno Schönstedt an Ott-Orgeln in Campen, Herford und Recklinghausen, erstmals veröffentlicht. Beeindruckend ist Distler temperament- volles, zupackendes Spiel, das stets auf Klarheit bedacht ist. Es handelt sich um die einzigen Tonaufnahmen, die von Hugo Distler existieren.

Literaturnachweis:

Fritz Dietrich, Gedanken zu Kiedrich, in: Zeitschrift für Hausmusik, 1935, Nr. 3, S. 86-90.

Barbara Distler-Harth, Hugo Distler – Lebensweg eines Frühvollendeten, Mainz: Schott Music GmbH, 2008, S. 199-205.

Friedrich Jakob, Die Orgel der Pfarrkirche St. Valentin und Dionysius zu Kiedrich im Rhein- gau, Männedorf: Verlag Orgelbau Kuhn, 1989.

Josef Staab, Die Kiedricher Chorbuben und ihre Tradition, Chorstift Kiedrich 1985, S. 25.

Fotonachweis:

Hugo Distler: Stadtbibliothek Lübeck, Hugo-Distler-Archiv Alle übrigen Fotos: Dr. Achim Seip

Der Verfasser dankt Herrn Arndt Schnoor von der Bibliothek der Hansestadt Lübeck und Frau Christiane Poos-Breir vom Deutschen Rundfunkarchiv in Frank- furt/Main für die Mithilfe beim Zustandekommen dieses Beitrags.

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Religiöse Aspekte in Fußballhymnen Von Fabian Maysenhölder

Viele Dinge auf der Welt kann man kaufen für Geld; doch auch du, du wirst sehn: Diese Dinge vergehn.

Sonntagmorgen, 10 Uhr. Gottesdienst. Die Gemeinde singt Lieder, um Gott zu loben – es ist ein fester Bestandteil in jeder Liturgie. Doch obige Zeilen stammen nicht aus einem Lied aus dem Gottesdienst, auch wenn sie inhaltlich stark an Aussagen erinnern, die uns aus dem Bereich des Religiösen bekannt sind. Da singt jemand über die Endlichkeit. Darüber, dass alles vergeht und der wahre Lebensinhalt nicht käuflich ist. Doch die Sänger sitzen nicht auf hölzernen Kir- chenbänken und singen ehrfurchtsvoll dem Gott, an den sie glauben. Nein, sie stehen in der Nordkurve des Wildpark-Stadions in Karlsruhe, ausgerüstet mit Tröten, Schals und Trikots, und grölen voller Inbrunst den Refrain der Vereins- hymne „Für immer KSC“: So lange die Sterne noch stehn, so lange wird ein Traum nicht vergehn, so lange das Feuer in uns brennt und Blau-Weiß jeder kennt, ja so lange, für im- mer KSC!

Es ist ein Lobpreis der anderen Art: der Verein wird zur Instanz der Ewigkeit. Alles wird vergehen, nur eines bleibt – und zwar „so lange die Sterne noch stehn“. Ohne Bruch könnte man die Zeilen um ein „Für immer gehst du mit uns. Unendlich und ewig, für immer“ erweitern. Doch diese Worte wiederum stammen aus einem christlichen Lobpreislied („Für immer“, Feiert Jesus 3, Nr. 56). Beide Lieder eint die Sehnsucht nach dem Unendlichen, ausgedrückt in Textzeilen, die sich zum Verwechseln ähneln. Dabei gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied; wäh- rend die einen ihr Lied an ein transzendentes Wesen adressieren, huldigen die anderen einem Fußballclub. „Wenn auch die Zeit vergeht, unser Club der bleibt bestehn […] Unser Club wird niemals untergehn“ – da sind sich die Fans des 1. FC Nürnberg sicher.

Vielfältige Motive und Bezugspunkte Nicht nur die Hymnen dieser beiden Fußballvereine sind durchsetzt von Sehn- süchten, Wünschen und Metaphern, die zweifelsohne religiöse Züge aufweisen. Und die „Ewigkeit“ ist auch nicht der einzige Bezugspunkt zu religiösen Liedern. Nachdem die Sänger der VfB-Hymne "VfB i steh‘ zu dir" mit Blick auf die Unver- fügbarkeit der Zukunft fragen „Wer weiß schon, was morgen kommt?“ stellen sie daraufhin ernüchternd fest: „So viel vergeht, so wenig bleibt.“ Doch dann ver- rutscht der Fokus des Liedes auf ein anderes Element: I weiß genau, uns wirft nix um, hand mir uns zwei, wird alles andere klein mir haltet z’samme, ganz egal was au kommt. VfB i steh zu dir, VfB was auch passiert, mir halted zueinander, nix und niemand tut uns weh, so sind wir - so isch der VfB.

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Unverkennbar das Motiv: Treue, Zusammenhalt und die Betonung einer intensi- ven Beziehung zwischen Sänger und Adressat. Das Lied gleicht einem Treue- schwur: Was auch kommt, nichts kann uns trennen. Wenn wir zusammen sind, wird "alles andre klein", Probleme werden nichtig. Was gibt es schon Wichtiges auf der Welt – wir haben doch uns beide! Schon im Alten Testament sind solche Motive in Liedern tief verankert. Um nur ein bekanntes von zahlreichen weniger bekannten Beispielen zu nennen: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Psalm 23,4) In anderen Worten: Was auch passiert, ich fürchte nichts. Wir halten zueinander, nichts und niemand können mir schaden, wenn Gott auf meiner Seite ist. Oder ich auf der Seite des VfB?

Danke! Neben dem Bezug zur Ewigkeit, der einem Verein transzendente Merkmale zu- schreibt, und dem Betonen der besonderen, fast intimen Beziehung, die zwischen Fan und Verein besungen wird, findet sich zudem der "Dank" als Motiv. Auch in christlichen Liedern ist er gern gesungenes Thema. In nahezu allen Liederbüchern gibt es eine eigene Kategorie der "Lob und Dank"-Lieder. Die Spieler von Hanno- ver 96 hören von ihren Fans folgende Zeilen, die zunächst wieder die einzigartige und besondere Beziehung zum Verein betonen, um anschließend dafür zu dan- ken: Niemals allein, wir gehen Hand in Hand. Zusammen sind wir groß und stark wie eine Wand Wir danken dir, Du hast uns viel gegeben Du bist der Mittelpunkt in unserem Leben. ("96-Alte Liebe")

Gleich im Anschluss an diese Worte des Dankes bezieht sich der Liedtext direkt auf biblische Bilder und lobt den Verein: "Mit dir haben wir nie auf Sand gebaut." Ohne Umschweife wird in Anspruch genommen, den Rat befolgt zu haben, den Jesus am Ende der Bergpredigt seinen Zuhörern mit auf den Weg gab: "Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß. " (Mt 7,26f) "Mit dir haben wir nie nur auf Sand gebaut." Dieser kurze, unscheinbare Satz birgt, auf den Punkt gebracht, eine verquere Aussage: Hannover 96 - wer dir folgt, tut, was Jesus sagt!

Identische Wirkung? Fanhymnen können, wie hier kurz aufgezeigt wurde, durchaus zahlreiche religiöse Motive, Texte, Anspielungen oder Melodien aufweisen. Doch im Gegensatz zu (vielen) christlichen Liedern wirken sie auf eine andere Art. Und folgendes darf durchaus als These verstanden werden, die ich hier zur Diskussion stelle: Fan- hymnen wirken in der Masse, während religiöse Lieder - in diesem Fall spezifisch

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christliche - nicht den Anspruch haben, ihre Wirkung (nur) zu entfalten, wenn sie in der Masse gesungen werden. Sie zielen auf eine andere, transzendente Ebene, deren Wirkung auch im einsamen Kämmerlein gespürt werden kann, wenn sie ein Einzelner auf seiner Gitarre klimpert. Sie sind nur bedingt kontextgebunden, häu- fig haben sie ihren "Sitz im Leben" nicht nur im Gottesdienst, sondern auch im Alltagsleben der Gläubigen. Diese können durch solche Lieder Vertrauen, Zu- spruch und Beruhigung erlangen. Fanhymnen hingegen brauchen die Masse. Eine Fußballhymne aus dem Kontext eines Spieles herausgerissen, ohne hunder- te oder tausende andere Unterstützer der besungenen Mannschaft wird schwer- lich ihre volle Wirkkraft entfalten können. Im einsamen Kämmerlein gesungen bleibt die Fanhymne nämlich, was sie ist: ein einfaches Lied.

Quelle: Blog theopop.de – Vielen Dank für die Erteilung der Abdruckgenehmigung.

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Diskussionsforum

DSDS im Kloster Eberbach? Pro und Contra

Die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) von und mit Dieter Bohlen hat das Kloster Eberbach im Rheingau als Ort für die Finalrunde 2016 ausgeguckt. Der Geschäftsführung von Kloster Eberbach ist der DSDS-Tross aus wirtschaftlichen Gründen willkommen, generiert dies doch lukrative Einnahmen. Als Spielstätte beim Rheingau-Musik-Festival sowie als Ort geistlicher Kultur be- sitzt Kloster Eberbach überregionale Bedeutung und erfährt Wertschätzung, nicht erst seit es Drehort für Umberto Ecos Roman „Im Namen der Rose“ war. In der Öffentlichkeit, in Presse und sozialen Medien wird das Thema kontrovers diskutiert, obwohl das Kloster bereits seit langem profaniert ist.

KIMUBILI möchte zur Diskussion anregen und Pro und Contra beziehen.

PRO Was ist daran so schlimm? Sind Dieter Bohlen, ein Techniker-Team, junge Men- schen, die bekannt werden wollen und Tausende junger Zuschauer weniger wert, als kunstbeflissene, vor dem puren Alter eines Gemäuers bereits in Ehrfurcht erstarrende Bildungsbürger? Wer gibt das Recht, diesen Schatz der Geschichte Jugendlichen vorzuenthalten?

Wer glaubt, vermeintliches Unheil durch Entweihung von einem ehemals frommen Gewölbe abwenden zu müssen, soll bitte auch für dessen Erhalt aufkommen. Doch mit dem Besuch eines Konzertes des Rheingau-Musik-Festivals, bei dem oft auch nur barocke Unterhaltungsmusik aufgeführt wird (und deren Qualität später nicht wesentlich anders als von Dieter Bohlen im Feuilleton verrissen wird), ist es nicht getan.

Eine klassische Win-Win-Situation: Der Betreiber von Kloster Eberbach, der wirt- schaftlich denken muss, erhält gutes Geld zum Erhalt des Klosters; junge Men- schen, die höchstwahrscheinlich andernfalls nie dieses Bauwerk kennengelernt hätten, lernen nun ein Stück Geschichte und historische Lebensweise kennen; die Allgemeinheit hat etwas davon, da die Finanzierung von Kloster Eberbach wieder ein Stück mehr gesichert ist. Und wer weiß, vielleicht erkennt ja ein Fan leichtester neuer Popmusik im Kloster den spirituellen, meditativen Charakter des Raumes und öffnet sich anderen Musikrichtungen.

Gabriel Dessauer

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Contra Ein malerisch gelegener Ort ist Kloster Eberbach. Besucher schätzen Landschaft, Ambiente und Gastronomie sowie die kulturellen Angebote im Kloster. Wer nach Eberbach kommt, spürt auch wenn er kirchlich eher Fernstehender ist, den be- sonderen geistig-geistlichen „genius loci“. Die spirituelle Atmosphäre der Zisterzi- enser lebt auch Jahrhunderte nach der Säkularisierung und Profanierung des Klosters fort. Darf man einen solchen Ort für alles hergeben? Können Finanzsorgen der Verwal- tung als Argumentation ausreichen? Grenzt das nicht an eine (nachträgliche) „Entweihung“ des Klosters und stellt dies nicht eine materialistisch geprägte Sicht dar? Dieter Bohlen und seine Casting-Show erfüllen die Kriterien für ein „Mega-Event“ und sie bringen „cash“. Wenn das Kloster sonst nicht erhalten werden könnte, was soll‘s? Darum geht es mir nicht. Sicher, das Kloster ist ein öffentlich zugänglicher Ort. Die kulturellen Angebote stehen jedem offen. Eine Beschränkung auf eine bestimmte Kultursparte (Klassik oder gar Geistliche Musik) ist nirgends festgeschrieben. Es braucht aber meines Erachtens ein besonderes Fingerspitzengefühl für die Sachwalter der Klosteranla- ge, was angemessen ist und was nicht. Das Kloster Eberbach ist für die Macher von DSDS nicht mehr als eine „geile Location“. Was zählen da Tradition oder Aura eines geschichtsträchtigen Gemäuers? Selbstinszenierung und Geltungsdrang der Akteure stehen in diametralem Gegensatz zu klösterlicher Lebensweise. Wer einmal miterlebt hat, wie die (nicht unbedingt jugendlichen, sondern meist Mit- te/Ende zwanzig Jahre alten) Kandidat/inn/en von der DSDS-Jury, allen voran Bohlen, „heruntergeputzt“ werden, der wird seine Zweifel haben, dass es hier um eine menschenwürdige Veranstaltung geht. Die aktuelle Vorentscheidung kann man im Netz ansehen (www.clipfish.de). Es ist schier unfassbar, welches Niveau einem da begegnet: eine spärlich bekleidete Dame „erläutert“, sie habe ein neues Genre „erfunden“: Porno-Schlager. Dann tanzt und singt sie unbeholfen einen „Song“ namens „Cafe latte“, der musikalisch höchstens pränatale Anforderungen stellt.

Ob man als Ort der Inszenierung dafür wirklich ein Kloster braucht? Hat das viel- zitierte christliche Abendland solch einen Verfall „verdient“?

Andreas Großmann

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Liedporträts zu Monatsliedern

Liedporträt GL 731 – Heilig, der da war Alexander Keidel

Aus der Sankt Georgener Messe zur Einweihung der Kapelle des Priestersemi- nars Sankt Georgen 1993 in Frankfurt stammt das Sanctus-Lied „Heilig, der da war“ (T: Eugen Eckert, M: Herbert Heine). Der Text des Sanctus ist sowohl aus dem Alten Testament (Jes 6,3) als auch dem Neuen Testament entnommen (Offb 4,8).

Das vorliegende Lied besteht aus zwei Teilen: einem Sanctus als zweistimmigen Kanon in c-Moll und einem einstimmigen Benedictus in C-Dur. Das Sanctus kann von der Gemeinde sehr gut gesungen werden, der prägnante Rhythmus wieder- holt sich zu Beginn jeder Zeile und schafft damit einen hohen Wiedererkennungs- wert. Die Harmonien entsprechen zunächst einem zu erwartenden Schema, je- doch schafft die Verwendung des Dm7-Akkords in den Takten 4 und 8 eine Öff- nung, die die nach oben führende Tonleiter bei „Hosianna“ (T. 8) zusätzlich unter- stützt.

Der zweite Teil kann, so wird es im Gotteslob vorgeschlagen, von einem Chor oder einer Schola (oder Vorsängerin) gesungen werden. Eine Aufführungspraxis könnte wie folgt sein: Die Gemeinde erlernt zunächst nur den Kanon und hört das vorgetragene Benedictus. Nach der mehrfachen Verwendung in der Heiligen Mes- se kann die Gemeinde auch an das Singen des Benedictus herangeführt werden. So könnte eine sukzessive Erarbeitung auch anderer Lieder im Gotteslob ablau- fen.

Der Wechsel von c-Moll zu C-Dur im Benedictus trägt zu einer Aufhellung bei. Herbert Heine verleiht diesem Teil durch die barock-anmutende Motivik („Hosian- na“) eine Leichtigkeit, die das Sanctus beim Da Capo-Singen beflügeln kann. Entscheidend kann hier die Frage des richtigen Tempos sein.

Das Lied steht unter der Rubrik „Sanctus“ im Limburger Eigenteil. Hier hat sich die Limburger Gesangbuchkommission der Entscheidung, Paraphrasen nicht mehr in die Rubrik des Ordinariums einzuordnen, widersetzt und glücklicherweise „Heilig, der da war“ unter die Sanctus-Gesänge aufgenommen.

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Dir, Gott, in den höchsten Höhen GL 776 Stefan Scholz und Andreas Boltz

Im Jahr 1847 wurde in Heinrich Bones Gesangbuch „Cantate“ das Osterlied „Preis dem Todesüberwinder“ veröffentlicht. Dieses Gesangbuch erfuhr erstmals in zahl- reichen deutschen Bistümern allgemeine Verwendung. Der Text des Liedes ent- stammt Friedrich Gottlieb Klopstocks gleichnamigen voraufklärerischem Osterge- dicht, der Urheber der Melodie ist unbekannt, die Quellen hierfür sind in der Stadt Düsseldorf etwa zehn Jahre davor auszumachen. „Preis dem Todesüberwinder“ ist mittlerweile in zahlreiche Diözesananhänge zum Gotteslob übernommen worden. Allerdings liegen in mehreren Bistümern unter- schiedliche Melodiefassungen vor, die sich im Wesentlichen auf den ersten Takt und die grundsätzliche Frage der Verwendung von punktierten Noten beziehen. Ebendiese rhythmisierte Variante, 1891 Joseph Mohr zugesprochen, hat nun mit den Worten von Hannes Demming (1988) Eingang in den Limburger Diözesanan- hang des neuen Gotteslobs gefunden.

Formal gesehen besteht die Melodie von „Dir, Gott in den höchsten Höhen“ aus drei Teilen: Die vier ersten Takte umkreisen zunächst den Grundton und überwöl- ben dann bis über den Quintton hinaus die Terz „A“ als zweiten Dreiklangston. Nach dem Doppelstrich folgt eine wiederholte Zweitakteinheit, die tonal jeweils den vollständigen Dreiklangsraum ausschöpft. Der Refrain „Dir sei Ehre“/ bzw. „Euch sei Ehre“ in der dritten Strophe nimmt dreimal Anlauf zum abschließenden „jetzt und ewig Gloria“. Gerade diese Melodiebildung, die ohne wirkliche Modulati- on auskommt und ganz im fanfarenhaften Dreiklangsjubel erstrahlt, fügt sich sehr passend zum österlichen „Halleluja“ des Originals wie zu dem „Ehre, Gloria“ der vorliegenden Fassung.

Was das Gotteslob als Osterlied einordnet, ist vom Text her nichts anderes als ein „Gloria in excelsis Deo“. Dieses gehört zum Urbestand christlicher Hymnen, als psalmus idioticus geführt, im Gegensatz zu den Psalmen der Heiligen Schrift, in seiner jetzigen Gestalt im 5. Jh. entstanden und ab dem 6. Jh. in der päpstlichen Liturgie nachweisbar. Es feiert den universalen Heilswillen Gottes. Gott vollzieht innertrinitarisch sein Wesen als Liebe, er spricht sich in seinem Wort als Gott aus, beide hauchen den Geist. Das Wort Gottes hat im Akt seines Ausgesprochenwer- dens die Sendung empfangen, alles zum Heil der Menschen Notwendige zu tun. Heilsökonomisch wird in Jesus dieses Wort Fleisch. Durch ihn im Heiligen Geist wird Gott als Vater offenbar. Durch Gottes Menschwerdung ist das Menschsein selbst in seiner sündigen Abgründigkeit von Gott unterfangen und verwandelt. Vor aller Zeit hat Gott schon an den Menschen gedacht. Gottes Liebe zum Menschen ist maßlos.

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Liedporträt GL 830 „Wenn Gott das Haus nicht baut“ Andreas Großmann

Das Lied „Wenn Gott das Haus nicht baut“ entstammt wie auch GL 731 und 847 der „Sankt Georgener Messe“, die zur Einweihung der Kirche des Priestersemi- nars Sankt Georgen (24. April 1993) in Frankfurt am Main geschrieben wurde. Den Text des Liedes (wie der gesamten Messe) schrieb der Frankfurter Pfarrer und Textdichter Eugen Eckert. Die Musik stammt von KMD Dr. Herbert Heine, seinerzeit Professor an der Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen. Psalmen haftet etwas Urtümliches an. Gerade deshalb sprechen sie über die Jahrtausende zu uns. Das Interesse an einem festen Haus steht keineswegs am Anfang der Menschheitsgeschichte, am Anfang steht vielmehr Mobilität. Die frü- hen Menschen waren Nomaden, sie hatten allenfalls Zelte, bevor sie sich feste Unterkünfte errichteten. Häuser zu bauen oder gar Städte zu errichten, war in jedem Fall ein Abenteuer. Es ist verständlich, dass der Psalm für dieses Abenteu- er Gottes Hilfe in Anspruch nimmt. Alltägliche Verrichtungen mag man auch ein- mal ohne Gottes Hilfe riskieren, aber ein Haus bauen, eine Stadt errichten? So etwas Wagemutiges unternahm man nur mit Gottes Hilfe.

Jesus hat den Verzicht auf ein festes Haus zum Programm erhoben: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Men- schensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Mt. 8, 20). Die erste Unterkunft Gottes, von der die Bibel berichtet, ist kein Haus. Sie ist ein Zelt, leicht auf- und abzubauen, ein Heiligtum für die Wanderschaft. Die frühen Christen haben sich daran erinnert: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (vgl. GL 847), sagten sie. Wenn sie sich irgendwo niederließen, be- zeichneten sie sich als Fremdlinge, zeitweilige Gäste.

Zu allen Zeiten haben Christen gewusst, dass die Sehnsucht nach dem festen Haus und der ummauerten Stadt gefährlich ist. Kirche versteht sich als wandern- des Gottesvolk. Wenn wir einsehen, warum Jesus darauf verzichtete, ein Dach über dem Kopf zu haben, können wir ahnen, worin die Radikalität des christlichen Glaubens besteht. Daran erinnert der Psalm 127: Wenn Gott an unserem Haus mit baut, können wir unseren Besitz nicht zum Götzen machen. Wenn Gott die Stadt bewacht, kann sie nicht vom Mammon regiert werden. Man braucht ihn, den schnöden Mammon, aber ihm kommt nicht die Herrschaft zu. „Wenn Gott nicht Bauherr bleibt, uns Mut ins Grundbuch schreibt, dann schaffen wir vergebens am Bauwerk unsres Lebens.“ Das Bauwerk eines Hauses wird zur Metapher für das Gebäude unseres Lebens, oder wie es an anderer Stelle heißt: „Dein Leib ist der Tempel Gottes“.

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Im Vertrauen auf Gottes Dabeibleiben können wir uns leichter damit abfinden, dass unsere eigenen Bemühungen um die Standfestigkeit des „Lebens-Hauses“ und die Sicherheit höchst vorläufig und zerbrechlich sind. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Deshalb genügt es, wenn wir das uns Mögliche tun und über das uns Mögliche hinaus unser Vertrauen auf Gott setzen. Auch wenn wir in festen Häu- sern leben, tut es gut daran zu erinnern, dass wir unterwegs sind - wie Frère Ro- ger Schutz von Taizé einmal gesagt hat - „von einem Provisorium zum andern“.

Fern von Jubelpathos erklingt die Melodie des Liedes. Sie steht in Moll, hat aber dennoch gar nichts Depressiv-Melancholisches. Vielmehr hilft sie, den Inhalt des Textes in objektiv-nüchterner Weise zu betrachten. Dabei weisen die Gegensatz- paare „wenn – dann“ auf die textimmanente Ambivalenz menschlichen Strebens hin. An den Textstellen „nur Gott“ bzw. „uns hält“ erreicht die Melodie den Höhe- punkt des Verlaufs. Der Ambitus einer kleinen Dezime (h-d2) stellt für eine durch- schnittliche Gemeinde sicherlich eine Herausforderung dar, es ist aber nicht rat- sam, das Lied nach unten zu transponieren. Der Bau der Melodie ist in 6 Teile gegliedert, die meist durch eine Viertelpause entsprechend unterteilt sind. Wert gelegt werden soll beim Einstudieren auf ein dichtes Anschließen vor dem Hoch- ton der Melodie im 6. Abschnitt.

Liedporträt GL 843 „Ich glaube dir, du Freund des Lebens“ Johannes Burek / Carsten Igelbrink

Das Lied „Ich glaube dir, du Freund des Lebens“, ist der Rubrik GLAUBE, HOFFNUNG, LIEBE zugeordnet. Von den drei göttlichen Tugenden greift, der von Helmut Schlegel verfasste Text nur den Glauben auf. Indirekt kommen auch Hoff- nung und Liebe zur Sprache. Unweigerlich fühlt man sich an den letzten Satz des „Hohen Liedes der Liebe“ im 1. Korintherbrief 13,13 erinnert: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.“ Die Struktur des Liedtextes orientiert sich an dem Dreifaltigen Gott. Jede Strophe beginnt mit dem Bekenntnis „Ich glaube dir“. Das Anwenden der Ersten Person Singular führt zu einer größeren Identifikation des Sängers mit den Inhalten des Textes.

Wenn Paulus im „Hohen Lied“ der Liebe den höchsten Rang unter den drei göttli- chen Tugenden einräumt, so ist Grundlage aller Tugenden der Glaube. Wer Gott glaubt, findet in jeder Lebenssituation zur Hoffnung und zur Liebe, selbst wenn Unglücksfälle, Enttäuschungen, Irrwege, Einsamkeit, Krankheit und Tod in das Leben des Glaubenden einbrechen. Davon spricht auch Schlegel, wenn er in der ersten Strophe Gott gegenüber versichert: „Was auch geschieht, nichts ist verge- bens, weil ich in dir geborgen bin.“ Ein so unerschütterlicher Glaube kann entste- hen, wenn ihm zuvor sehr positive Erfahrungen mit Gott vorausgegangen sind. Konkret wurde Gott als „Freund des Lebens“, als „Quelle“ und als „Sinn“ erfahren.

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Die zweite Strophe richtet sich an Jesus Christus. Auch hier drückt der Text das tiefe Vertrauen aus, das der Glaubende gegenüber Jesus hat. Ihm vertraut er mit der ganzen Kraft seiner Person, wofür in der poetische-religiösen Sprache das Herz steht. Deshalb heißt es kraftvoll: „Ich glaube dir aus ganzem Herzen“. Wei- terhin fällt auf, dass Jesus hier in seiner Menschennatur als „Bruder“ angespro- chen wird. Dadurch wird der sonst in der Vorstellung der Glaubenden in den fer- nen Himmel entrückte Christus sehr nahe in das Leben hereingeholt und als „Bru- der, der in Freud und Schmerzen“ sich als „Weggefährte“ erweist, angesprochen. Die dritte Strophe wendet sich an den Heiligen Geist. Dabei greift der Verfasser das Bild aus dem Pfingstbericht der Apostelgeschichte 2,3 auf. Dort wird das Herabkommen des Heiligen Geistes auf die Menschen mit Feuerzungen vergli- chen. So spricht der Text vom „Lebensfeuer, das in uns brennt“. Von den vier Grundelementen (Feuer, Wasser, Luft, Erde) ist das Feuer jenes Element, das Substanzen chemisch unwiderruflich verwandelt. Auf den Glauben hin übertragen kann das heißen, dass jener Mensch, den der Heilige Geist wirklich ergriffen hat, unumkehrbar ein anderer geworden ist. In unserem Lied ist damit eine Erneue- rung gemeint, die nicht tiefgreifender sein kann, als die Befreiung vom Tod. Indem das ganze Lied stark das Leben im Diesseits im Blick hat, ist mit der Befreiung vom Tod nicht nur die am „Jüngsten Tag“ zu erhoffende „Auferstehung von den Toten“ gemeint, sondern auch ein von Angst und ihrer lähmenden Wirkung befrei- tes Leben.

Das Lied kann gemäß seiner Eingliederung zu der Rubrik GLAUBE, HOFFNUNG, LIEBE zu allen Anlässen gesungen werden, die dem Bereich dieser Tugenden zuzuordnen sind. Allerdings lässt die Hervorhebung des Glaubens die Frage auf- kommen, ob dieses Lied auch als ein Bekenntnis des Glaubens verstanden wer- den kann? Meines Erachtens: Ja! Auch wenn es eine andere Art des Glaubens- bekenntnisses darstellt als die übliche Erwähnung einzelner Glaubensartikel, kann gerade anbetracht der geringen Anzahl neuer geistlicher Glaubenslieder, dieses Lied - besonders bei Familien- und Jugendgottesdiensten - eine solche Verwen- dung finden. Die Melodie schrieb der Limburger Jugendkirchenmusiker . Kenn- zeichnend ist der Beginn jeder Liedzeile auf der unbetonten Zählzeit „1 und 3“. Dies ist beim Einüben durch rhythmisch genaues Vorsingen zu beachten. Auf diese Weise steuert jede Melodiezeile mit dem Beginn eines neuen Taktes auf einen Zielton hin der sich aus der Betonung des Textes zumindest der ersten Strophe ergibt. Die aufwärtsführende Melodie findet ihren Höhepunkt auf dem Wort „Quelle“. Während bei „was auch geschieht“ die Abwärtsbewegung die tiefen Schicksale des Lebens symbolisiert. Durch mehrmaliges Vor- und Nachsingen ist die Melodie schnell zu erlernen.

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Liedportrait GL 847 „Gott, der du warst und bist und bleibst“ Alexander Keidel

Vielen ist das Lied auch unter dem Titel „Wir haben hier keine bleibende Stadt“ bekannt, welches den Beginn des Refrains markiert. Beim ersten Hören oder Lesen bringt man diesen Vers gerade nicht unbedingt mit dem Bau eines irdi- schen Gebäudes in Verbindung. Doch genau das ist der Fall. „Gott, der du warst und bist und bleibst“ (T: Eugen Eckert, M: Herbert Heine) ist das Schlusslied der „Sankt Georgener Messe“, die 1993 zur Einweihung der Kirche des Priestersemi- nars Sankt Georgen in Frankfurt komponiert wurde. Eugen Eckert, evangelischer Pfarrer aus Frankfurt und Texter zahlreicher neuer geistlicher Lieder, verfasste den Text, den Herbert Heine, Kirchenmusikdirektor aus Wiesbaden, vertonte. Die Worte, die den Refrain einleiten, stammen aus dem Hebräerbrief und sind fast wortwörtlich in den Text des Liedes übernommen: „Denn wir haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt, sondern wir suchen die künftige“ (Hebr 13,14). Bei Eckert heißt es: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, vielmehr die kommende suchen wir“. Darüber hinaus führt er den Gedanken des Hebräerbriefs fort: „Wir haben hier auch kein bleibendes Haus, aber ein Zelt der Begegnung mit dir“. Spä- testens hier wird deutlich, wie der Text in die Komposition für die Einweihung einer Kirche gelangte. Ein Kirchengebäude ist ein vorläufiges Zelt Gottes unter den Menschen, das Heimat für die gottesdienstliche Gemeinde ist. Das Ziel unserer irdischen Wanderschaft ist aber das Leben bei Gott, die zukünftige Stadt, das ewige Jerusalem. Das Zelt Gottes unter den Menschen wird auch in weiteren Liedern aufgegriffen, wie in „Ein Haus voll Glorie schauet“ (GL 478). Dort heißt es in der vierten Strophe: „Seht Gottes Zelt auf Erden“. Der Kehrvers des Psalm 15 (GL 34) greift den ersten Vers jenes Psalms auf: „Herr, wer darf Gast sein in dei- nem Zelt?“. Bereits in Lumen Gentium, der Konstitution des Zweiten Vatikani- schen Konzils, wird die Kirche als „Zelt Gottes unter den Menschen“ bezeichnet. Des Weiteren greift Eugen Eckert textlich auch auf Psalm 61 zurück: „In deinem Zelt möchte ich Gast sein auf ewig“ (Ps 61,5a).

Ein weiteres Kontinuum im Text von Eugen Eckert ist die Aufforderung „wohne unter uns“, die in jeder der vier Strophen zwei Mal vorkommt. Jeweils davor wird Gott mit verschiedenen Attributen gepriesen. Gleich zu Beginn der Strophen wird die allzeitige Präsenz Gottes deutlich, der war, ist und der bleibt; der für und mit uns ist; der Lebensquell und letzter Halt ist; der Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Für uns Christgläubige gibt es keinen Grund zu verzagen oder zu verzweifeln, dass wir hier auf Erden „keine bleibende Stadt“ haben. Wir können gewiss sein, dass Gott uns in der „zukünftigen Stadt“ einen Platz bereithält. Doch schon im Hier und Jetzt dürfen wir am Zelt der Kirche Gottes mitbauen und Gottes Reich hier unter den Menschen sichtbar machen.

Die Musik lädt zum Mitsingen ein, die Melodie ist gefällig und bewegt sich im Ton- raum von h bis d‘‘. Die Strophen haben bei „wohne unter uns“ jeweils einen ähnli-

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chen Melodieverlauf, gleiches gilt für die einleitenden Takte davor. Der Refrain lässt sich in zwei Abschnitte teilen. Der erste Teil vermeidet das Vorkommen der Grundharmonie D-Dur, stattdessen werden Em7 und A im Wechsel gespielt. Das Suchen wird durch das Ausweichen in außerordentliche Harmoniefolgen verdeut- licht: C – G – F#m7 – H7). Die Zwischendominante (H7) verdeutlicht hier vielleicht auch ein Fragezeichen. Der zweite Teil („wir haben hier auch kein bleibendes Haus“) startet zunächst mit den gleichen Tönen, wendet sich dann jedoch zur Grundtonart D-Dur bei „aber ein Zelt“. Dieses Ankommen in der Grundtonart ver- deutlicht das Hier und Jetzt. Ebenfalls zu erwähnen ist das symbolische Zelt, das entsteht, wenn man die Melodie der letzten drei Takte nachzeichnet. Zunächst steigt die Melodie bis zum d‘‘, der Spitze des Zeltes, bevor sie dann abrupt einen Oktave tiefer wieder ansetzt und sich zum d‘ hin beruhigt.

Liedporträt GL 875 „Wie sollen wir es fassen“ Simon Schade und Gabriel Dessauer

In katholischen Gesangbüchern war diese Melodie von Bartholomäus Gesius, 1603 entstanden, bisher nicht vertreten, im neuen Gotteslob kommt sie gleich zweimal vor. Im Stammteil unter der Nummer 418 findet sie sich über dem Paul- Gerhardt Text, mit dem sie seit Jahrhunderten in evangelischen Gottesdiensten gepflegt wird: „Befiehl du deine Wege“. Die Melodie gehört zu Recht zu den be- kanntesten Liedern überhaupt und dürfte in katholischen Gemeinden nun schnell Einzug finden. Sie basiert auf dem gleichen Versmaß wie „O Haupt voll Blut und Wunden“ (GL 289) oder „Den Herren will ich loben“ (GL 395). Im Jahr 1730 ver- änderte Georg Philipp Telemann die ursprünglich rein dorische Melodie etwas, so dass sie weniger streng wirkte. Das Ergebnis ist eine Melodie, die zwischen Moll und dorisch changiert und im Mittelteil in die Durparallele F-Dur moduliert, sie dadurch wesentlich aufhellt. So ist der Charakter der Melodie zwischen melancho- lisch und hoffnungsvoll anzusiedeln und daher auch für den hier angegebenen Text besonders geeignet. Da ein Liedtext (Textdichter: Eugen Eckert) auch immer Verkündigung und Ausle- gung des Glaubens ist, würden viele Homiletiker hier kritisch anmerken, dass man nie mit einer Frage beginnen darf, da sie sagen würden, man verführt die Men- schen durch rhetorische Fragen in eine bestimmte Richtung. Hier hingegen ist die Frage drei Strophen lang ein zentrales Motiv, und trifft damit sehr gut das Empfin- den trauernder Menschen, die mit Fragezeichen in dieser Welt den Verlust erle- ben. Aber der Text endet versöhnlich, die Fragen haben nicht das letzte Wort, sondern die vierte Strophe antwortet mit Ausrufezeichen: Nicht die Trauer und die Leere, sondern das Leben und der Segen stehen am Schluss. Damit nimmt der Text die Trauernden mit, begleitet sie in ihren Schmerzen und Klagen und führt sie auf die Spur der Hoffnung, auf dass in den dunklen Stunden das Licht der Hoff- nung neu leuchtet.

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Zur Einstudierung: Man könnte das Lied in den jeweiligen Zeilen vor- und nach- singen. Die Steigzeile wird ohnehin wiederholt, lediglich die Hebe- und die Fallzei- le könnten eingeprägt werden. Allerdings ist das Lied ohnehin rhythmisch an- spruchslos, daher leicht nachzuvollziehen. Eine Einstudierung im Rahmen einer Trauerfeier ist nicht zu empfehlen.

Liedporträt GL 885 „Glauben können wie du“ Christine Sauerborn-Heuser und Manuel Braun

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei….“ – Pfeiler, auf denen die Botschaft Jesu aufbaut, im Hohen Lied der Liebe von Paulus (1.Kor. 13) beschrie- ben. Wie können sie ausbuchstabiert werden? Wie werden sie konkret in meinem Leben, wo finde ich Orientierung? Bei Maria, der Frau, die oft so vollkommen und unnahbar scheint? Helmut Schlegel, Pater im Franziskanerorden, der aktuell in Frankfurt das Zentrum für Christliche Meditation und Spiritualität leitet, ist Autor des vorliegenden Liedtextes. Er verbindet die drei Stichworte mit Zitaten aus dem Magnificat, dem Lobgesang Mariens (Lk 1), aus dem einzelne Sätze konkretisiert werden: Was heißt es auf Marias Glauben hin, wenn sie sagt: „Großes hat er getan!“: Leben bejahen, wie es ist, auf Gott hören und von ihm singen können mit einem gut gestimmten Inneren. Was heißt es auf ihr Hoffen hin, wenn sie sagt: „Was er euch sagt, das tut!“: Dem Frieden Wege bereiten, im Vertrauen darauf, dass Jesus ein Freund ist, der diese Wege begleitet. Was heißt es auf ihr Lieben hin, wenn sie sagt: „ Mir geschehe nach deinem Wort!“: Anrührbar sein von Sor- gen und Nöten, die Einzigartigkeit jedes einzelnen wertschätzen. Beendet wird die Deutung mit der Sehnsucht, so glauben, hoffen und lieben zu können wie Maria. Anspruchsvoll, manchmal ganz schön schwer, gerade in Situa- tionen, in denen es schwierig ist, das Leben zu bejahen, wie es ist. Daher wird das Lied nicht jedem immer leicht über die Lippen gehen. So zeigt sich in diesem Lied Maria als Glaubensschwester und Vorbild, für die Glaube, Liebe und Hoffnung tragende Elemente in ihrer Lebenswirklichkeit geworden sind. Davon kann ich mir etwas abschauen – das ist die Sehnsucht, die in diesem Lied zu Wort und Klang wird. Die Musik wurde vom Kirchenmusiker Joachim Raabe geschrieben. Die Melodie ist im wiegenden 6/8-Takt geschrieben und, obwohl ohne erkennbaren motivische Strukturen, sehr eingängig – auch wegen vieler Sekundschritte und weit schwin- gender Phrasen. Es liegt, analog zum Text, eine asymmetrische Zweiteilung in sieben und vier Takte vor. Der erste Teil führt in zweitaktigen Phrasen zur harmo- nischen Öffnung in die strahlende Zwischendominante A-Dur, bevor sich die Me- lodie im zweiten Teil zum Höhepunkt aufschwingt und dann ausläuft. Mit ‚Vorsin- gen – Nachsingen‘ lässt sich das Lied recht schnell lernen. Auch kann eine Ge- meinde beim Einstudieren des Liedes zunächst den zweiten Teil erlernen (Teil 1 Vorsänger). Zu beachten ist für das Zählen, dass ein 6/8-Takt ein gefühlter 2er- Takt ist, so dass es je nach Tempo sinnvoll ist, in zwei Schlägen zu denken.

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BERICHTE

Orlando-di-Lasso-Medaille des ACV für Professor Alois Ickstadt

In einer Feierstunde im Frankfurter „Haus der Chöre“ wurde am Cäcilientag, dem 22. November 2015, Herrn Professor Alois Ickstadt die höchste Auszeichnung des Allgemeinen Cäcilien-Verbands für Deutschland (ACV) verliehen. Eingeladen hatte das Bistum Limburg, vertreten durch Diözesankirchenmusikdirektor Andreas Großmann. Umrahmt wurde die Feierstunde durch Chorbeiträge des Figuralchors Frankfurt unter der Leitung von Prof. Martin Lücker. Der Figuralchor Frankfurt wurde 1966 als Chor am Hessischen Rundfunk von Prof. Ickstadt gegründet und über mehrere Jahrzehnte geleitet.

In seinem Wirken als Hochschulprofessor, Musikpädagoge, Dirigent und Chorlei- ter, als Pianist, Organist und als Komponist hat sich Alois Ickstadt in vorbildlicher Weise immer wieder der geistlichen Musik gewidmet und sakrale Werke in den Mittelpunkt seines Wirkens gestellt. Zeuge der christlichen Botschaft und der Glaubensverkündigung mit und durch Musik zu sein, vornehmlich in der säkularen Öffentlichkeit, in der musikpädagogischen Lehre und nicht zuletzt - über den Ein- tritt in den Ruhestand hinaus - in seiner ländlich geprägten Heimatpfarrei im Taunus war für Ickstadt stets Maxime seines Tuns. Die Laudatio hielt Monsig- nore Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider, Präsident des ACV: „An dem Ort, an dem wir recht haben, wer- den niemals Blumen wach- sen im Frühjahr. Der Ort, an dem wir recht haben, ist zertrampelt und hart wie ein Hof. Zweifel und Liebe aber lockern die Welt auf wie ein Maulwurf, wie ein Pflug. Und ein Flüstern wird hör- bar an dem Ort, wo das Haus stand, das zerstört wurde.“ (Jehuda Amichai) „Wer heute als Künstler nur seinen Dienst tut, hat den Beruf verfehlt.“ Dieses Wort von Peter Schreier könnte auch von Alois Ickstadt gesagt sein. Sein Einsatz an der Schule, der Universität, am Hessischen Rundfunk ist immer aus einem geistig- geistlichen Boden erwachsen. Äußeres, auf Glimmer und Glanz zielendes Tun wurde mit Verachtung gestraft. Aus kultureller Vergangenheit wächst die kulturelle Zukunft. Vergangenheit zu verwalten war nicht der Auftrag, vielmehr prophetisch die Zukunft zu gestalten. Wohl im Bewusstsein der geistigen Spannung in einem Umfeld, das sich von wirkmächtigen Wurzeln der Tradition gerne trennen wollte.

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Mit Beharrlichkeit und innerer Glut, argumentativ und scharfem Verstand hat dies Ickstadt an jeweiliger Position gerade im Einsatz für die geistliche Musik in Frank- furt und weit darüber hinaus bezeugt.

Zu der geistig-geistlichen Komponente gehörte auch die politische, im Einsatz für die Versöhnung zwischen Polen, Frankreich, Italien und Deutschland – auf der Grundlage des christlichen Glaubens. So gewann Musik Dimensionen dazu, die weit über die Bedeutung als wichtiges Kulturgut hinausgingen und auch die ästhe- tische Wirklichkeit hinter sich ließen. In der Laudatio formulierte Monsignore Bretschneider weiter: „Bedingung für jedes künstlerische, Menschen überzeugende Tun bleiben Authentizität, Echtheit, Transparenz, Ehrlichkeit. Darum haben Sie sich bemüht - ein Leben lang. Sakrale Fassade war für Sie der Feind alles Geistigen. Denn sie führt zum Ausverkauf des Wertvollsten, was uns anvertraut ist: die Freiheit. Nicht Libertinage, vielmehr Frei- heit in Verantwortung. Wo sie diese Verantwortung nicht eingeht, wird sie zur Gefahr und Plage in einer Entertainer– und Spaßgesellschaft. Zur Gefahr der Manipulation und süßen Plage einer süffisanten Beglückungsindustrie. Musik spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Damit sind wir mit hinein genommen in die Verantwortung für die sog. abendländi- schen Werte, die unsere Kultur zutiefst geprägt haben. Uns sind sie anvertraut, und wir entscheiden mit darüber, ob wir sie ins Museum entsorgen oder aus ihnen – in den je neuen Herauforderungen und Konfrontationen – frische Kräfte und staunende Visionen schöpfen. Wir stehen heute vor Herausforderungen, wie wir dies vor 5 Jahren für kaum möglich gehalten haben. Es geht nicht um Details; unsere gesamte Existenz mit ihrem über Jahrhunderte gewachsenen Selbstver- ständnis steht zur Disposition.“

Andreas Großmann

Konzertreifes Fauré-Requiem in einem Tag Chorprojekt am 7. November 2015

Um 10 Uhr begann das Chorprojekt des Referates Kirchenmusik, aber schon vorher war der Saal des Roncalli-Hauses in Wiesbaden mit zahlreichen Sängerin- nen und Sängern gut gefüllt. Begrüßungen wurden ausgetauscht, nicht nur zwi- schen denen, die sich aus ihren Chören kennen, sondern besonders zwischen denjenigen, die sich noch nicht oder sich von früheren Veranstaltungen des RKM kannten. Der Einladung waren 155 Sängerinnen und Sänger gefolgt, darunter solche, die regelmäßig in einem Chor singen, einige, die aus unterschiedlichen Gründen schon länger nicht mehr gesungen hatten, oder auch Sangesbegeisterte, die gerne einmal ausprobieren wollten, wie es ist in einem Chor zu singen. Erfreu- lich zahlreich waren auch Männerstimmen vertreten. Mit diesem sich für diesen Tag neu zusammengefundenen Chor sollte unter Leitung von Joachim Dreher, Franz Fink und Andreas Großmann das Requiem von Gabriel Fauré (1845-1924)

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sowie die „Cantique de Jean Racine“ erarbeitet und am Abend im Rahmen der 21. Wiesbadener Bachwochen aufgeführt werden.

Nach der Begrüßung begann DKMD Andreas Großmann mit dem Einsingen. Für die meisten Sänger war die Größe und Stimmgewalt des Projektchores eine neue Erfahrung. Danach folgten die Stimmgruppenproben, Sopran (Franz Fink), Alt (Joachim Dreher) und Männerstimmen (Andreas Großmann). In diesen zwei Stunden bestand die Möglichkeit, auf die Besonderheiten der Werke in den ein- zelnen Stimmen einzugehen und sie boten zugleich die Chance für ein erstes Finden eines gemeinsamen Stimmgruppenklanges. Da Noten vom RKM zur Ver- fügung gestellt wurden, konnten sich alle vorbereiten. Die Werke waren vielen Sängern bereits vertraut, sodass schnell gemeinsam musiziert werden konnte.

Nach der Mittagspause kam der spannende Moment, in dem die am Vormittag in den Stimmgruppen erarbeiteten Einzelstimmen zur Chorstimme zusammenge- setzt werden konnten. Um auch einmal als Chorsänger eine von Chorleitern gerne verwendete Formulierung zu benutzen, auch bei dieser ersten Version der ge- probten Werke „war schon viel Schönes dabei“. In der Gesamtprobe hatte auch jeder Chorsänger die Möglichkeit, sich mit dem jeweiligen Dirigenten und seiner Interpretation des Werkes vertraut zu machen. Cantique de Jean Racine dirigierte Franz Fink, Kyrie, Offertorium und Sanctus des Requiems Andreas Großmann und Pie Jesu, Agnus Dei, Libera me und In Paradisum des Requiems Joachim Dreher. Danach ging es in die Kirche zur Generalprobe mit dem Orchester aus Mitgliedern des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden und den Solisten Yi Yang (Sopran) sowie Johannes Hill (Bariton). Die Herausforderung bestand zunächst darin, den

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großen Chor auf der Empore aufzustellen, damit jeder den Dirigenten gut sehen konnte und ausreichend Platz zum Singen hatte. Nach einer guten und kon- zentrierten Generalprobe war Gelegenheit, sich bis zum Konzert etwas zu erho- len. Das Konzert begann mit „Cantique de Jean Racine“. Es folgte ein Werk eines weiteren französischen Komponisten Olivier Latry (*1962): Salve Regina für Orgel (Orgel: Gabriel Dessauer). Das Werk besteht aus sieben Sätzen, die jeweils eine Zeile des Hymnus „Salve Regina“ zum Thema haben. Hier hatten die Chorsänger „Pause“ und konnten die großartig von Gabriel Dessauer und Franz Fink (Choral- vorlage) dargebotene Interpretation genießen. Abschließend das Hauptwerk des Tages, das wunderbare Requiem von Fauré. Jeder, der schon einmal in einem Chorkonzert mitgewirkt hat, weiß was für ein unbeschreibliches Gefühl es ist, wenn man als einzelner Sänger dazu beitragen kann, dass ein Werk in seiner Gesamtheit erklingt. Diejenigen, die es noch nicht kennen, haben vielleicht die Gelegenheit es bei einem nächsten Chorprojekt des RKM herauszufinden. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, die dieses Projekt ermöglicht haben.

Mirjam Scholten

Kantorensingen in Mainz

Mitnichten sangen hier die Kantoren! Es handelte sich um ein Angebot der Musik- hochschule Mainz für Kantoren bzw. Kirchenmusiker. Initiiert von Gesangsprofes- soren und der Abteilung Kirchenmusik sollte so praktizierenden Kirchenmusikern die Möglichkeit gegeben werden, in einer zwanglosen Atmosphäre gleich mehrere Solisten für eigene Aufführungen kennenzulernen und miteinander vergleichen zu können - ein musikalisches „joint venture“ sozusagen. Denn gerade junge Sänge- rinnen und Sänger suchen Auftrittsmöglichkeiten in Kirchen, sind aber den bereits aktiven Kantoren kaum bekannt. Umgekehrt ist man als Kirchenmusiker auf der Suche nach neuen, unbekannten Stimmen, die man als Solisten für Orchester- messen und oratorische Konzerte einsetzen kann. Nicht unerwünschter Nebenef- fekt ist, dass diese noch zu günstigen Honoraren verpflichtet werden können.

23 Sängerinnen und Sänger der Gesangsklassen stellten sich beim „Kantorensin- gen“ den leider nur spärlich erschienenen Kirchenmusikern vor. Prof. Dewald stellte jeden Ausführenden kurz vor, bevor der Sänger bzw. die Sängerin eine Arie nach Wahl vortrug. Im Anschluss konnte man sich noch eine andere Arie aus dem angegebenen Repertoire wünschen. In 3 ¼ Stunden hörte man so eine große Auswahl an meist fortgeschrittenen Stimmen. Mein Programmzettel, in dem die Kontaktdaten der Sängerinnen und Sänger angegeben waren, war anschließend voller Ausrufezeichen.

Gabriel Dessauer

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Fusion zweier Kirchenchöre mit Happy End

Die Pfarrei St. Birgid Wiesbaden entstand vor drei Jahren aus fünf Pfarreien. Je- der Kirchort hatte nach der Neugründung der Pfarrei einen eigenen Kirchenchor. „Jubilate Deo“ ist entstanden aus der Fusion der beiden Kirchenchöre Maria- Aufnahme WI-Erbenheim und Christ-König WI-Nordenstadt im November 2015. Beide Chöre haben eine lange Tradition, doch wurde die Anzahl der Mitglieder aufgrund von Nachwuchsmangel leider immer geringer. Die Chormitglieder gehö- ren zur Generation 50 Plus, langjährige Treue zur Chorgemeinschaft zeichnete beide Chöre aus.

Alles begann nach Ostern 2015. Die beiden Chöre sollten wie auch in den ver- gangen Jahren am Fronleichnamsfest in Maria-Aufnahme in Erbenheim gemein- sam singen. Noch in der Planung gab Ende April der Chorleiter von Erbenheim sein Amt auf. Der Chorleiter von Nordenstadt, Roman Bär, übernahm die gemein- samen Proben. Für Erbenheim sollte ein neuer Chorleiter gefunden werden. An Pfingsten sang wie geplant der Nordenstadter Chor in seinem Kirchort, doch völlig unerwartet nicht alleine. Viele Sängerinnen und Sänger aus Erbenheim sangen spontan mit. Die Gottesdienstbesucher lobten den Klang der vielen Stimmen und Pfarrer Frank Schindling war freudig überrascht. Es kam zaghaft Bewegung in beide Chöre: Könnte man es auf Dauer gemeinsam probieren?

In der Vorbereitung auf das Fronleichnamsfest spürten Chor und Chorleiter eine deutliche Veränderung. Mit 34 Sängerinnen und Sänger konnten die Proben an- spruchsvoller werden. Man lernte leichter und schneller, es ergab sich die Mög- lichkeit, mit ganz neuem Liedgut zu arbeiten. Es kam dann zu den ersten beiden Gesprächen der Chorsprecherinnen miteinander. Wenn es zur Fusion der Chöre käme, wäre es wichtig, kein Chormitglied zu verlieren. Gleichwertig sollte es mitei- nander weitergehen. Auch nötigen Veränderungen müsste man gut planen. Dann wurde das erste Gespräch mit dem Chorleiter Roman Bär geführt. Das Für und Wider wurde zu Dritt beleuchtet, man spürte, für einen Neuanfang braucht man auch etwas Mut. Von Pfarrer Schindling bekämen die Chöre zur Fusion „grünes Licht“. Die Sprecherinnen führten viele Gespräche, alle Meinungen sollten einflie- ßen. Erforderliche Veränderungen wurden dem Chor vorgestellt: neuer Probentag, veränderte Probenzeit und anderer Probenort, da die Räumlichkeit größer sein müsste und natürlich auch mehr Parkplätze benötigt würden. Um alles, auch die vielen Kleinigkeiten, zum Laufen zu bringen und sich noch näher kennenzulernen, wurde eine halbjährige Probezeit vereinbart. Die Chorgemeinschaft war sehr wil- lig, nahm Neues vom Chorleiter gut an. Schneller als gedacht ist der Chor zu- sammengewachsen, nicht nur beim Singen. Bei der Abstimmung im September kam es zu einem einstimmigen „Ja“ der Chormitglieder zur Fusion.

Am 14. November 2015 wurde in Nordenstadt im Rahmen des festlichen Musik- abends „Singendes, klingendes Gotteshaus“ die Gründung des Jubilate-Deo-

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Chores bekannt gegeben. Anlass für den Festabend war das Jubiläum 50 Jahre Kirche Christ-König Nordenstadt und 50 Jahre Kirchenchor Christ-König. Zu die- sem Abend waren noch acht Gastchöre eingeladen, es wurde zu einem großen Ereignis in der Gemeinde. Der Schritt zur Fusion im letzten Jahr hat sich gelohnt. Die Veränderung brauchte etwas Zeit. Zum Glück haben sich alle Chormitglieder und der Chorleiter auf Neu- es eingelassen. Für kleiner gewordene Chöre ist eine Fusion eine mögliche Per- spektive zum Erhalt einer Chorgemeinschaft. Jetzt benötigen wir nur noch jüngere Chormitglieder, die die Staffel einmal weitergeben, dann wäre das Happy End perfekt. Mechthild Richter (Chorsprecherin)

Die Gründung des Chores „Jubilate Deo“ aus der Fusion zweier Kirchenchöre ist in jeder Hinsicht eine Erfolgsgeschichte. Mit der größeren Chorbesetzung sind wir in der Lage, ein breiteres Repertoire zu pflegen. Zudem gelingen Chorwerke der Romantik, die einen „langen Atem“ und „große Linien“ verlangen, wesentlich überzeugender als in kleiner Besetzung.

Sicher haben einige besondere Umstände zum Erfolg der Fusion beigetragen. Zum einen hatten beide Chöre schon zuvor mehrfach an Fronleichnam gemein- sam gesungen. Zum anderen war der Erbenheimer Chor auf Chorleitersuche, und mir war es kurzfristig möglich, diese Chorarbeit zu übernehmen (zunächst gedacht als Interimslösung). Hinzu kam die lobenswerte Flexibilität der Nordenstadter Chormitglieder, die sich geschlossen auf den neuen Probentermin und den besser geeigneten Probenort Erbenheim eingelassen haben. Entscheidend war das für alle Beteiligten unmittelbar erlebbare Plus im musikalischen Bereich. Überall, wo man über eine Fusion nachdenkt, sollte dies der zentrale Leitgedanke sein. Not- wendige Entscheidungen dürfen nicht „politisch“, sondern sollten musikorientiert getroffen werden – auch im Hinblick darauf, dass ein Fusionschor die nötige Aus- strahlung gewinnt, um neue Chormitglieder zu begeistern.

Roman Bär (Chorleiter)

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50-jährige Orgel in Frankfurt, St. Antonius

Vor 50 Jahren, am 4. Advent 1965, konnte die St. Antonius-Gemeinde im Frank- furter Westend das frohe Fest einer Orgelweihe feiern. Zwei Jahre zuvor hatte der Kirchenvorstand entschieden, „nach Beendigung der Renovierung unserer Kirche nun auch eine würdige Orgel als abschließende Krönung des gesamten Wieder- aufbaus anzuschaffen.“ (1944 war eine Sprengbombe in die Kirche eingeschla- gen und hatte auch die Klais-Orgel [IV Man., 60 Reg.] zerstört.)

Die neue Orgel wurde von der Firma Orgelbau Späth aus Mengen in Württem- berg nach einem Dispositionsentwurf des damaligen Kirchenmusikers Richard Giez erbaut; sie galt in ihrer klanglichen Konzeption als richtungsweisend für den modernen Orgelbau. Im System der Schleifladenorgel gebaut, arbeitet die elektri- sche Traktur auch heute noch einwandfrei und präzise. Als erste Orgel im Bistum hatte sie Spanische Trompeten. Das Zinn für die Pfeifen kam aus Indien, das Mahagoniholz von der Goldküste Afrikas, das Eichenholz aus dem Spessart. Mit ihren 56 Registern (4318 Pfeifen) ist sie nach der Domorgel die größte Kir- chenorgel Frankfurts. Das Instrument gliedert sich in fünf (bzw. sechs) Werke: Hauptwerk, Oberwerk (geteilt in ein kleines Hauptwerk und ein Schwellwerk), Rückpositiv, Schwellwerk (franz. Werk) und Pedalwerk. Dank günstiger Nach- hallwerte gewährt der neogotische Kirchenraum eine gelöste Klangentfaltung und veredelt den Ton der Orgel.

In der Pfarrchronik von 1992 heißt es, „Wegen ihres prächtigen Klangs, des ge- waltigen Bassfundaments und des Farbenreichtums war sie bald weithin bekannt und zog viele fremde Besucher an den Festtagen nach St. Antonius.“

Ein ausführliches Orgelportrait findet sich unter www.dom-frankfurt.de Karl Klinke

Lothar Zenetti 90 Jahre

Am 6. Februar konnte Pfarrer Lothar Zenetti seinen 90. Geburtstag begehen. Der Priester des Bistums Limburg ist neben seiner Tätigkeit als Seelsorger durch seine zahlreichen Liedtexte bekannt geworden, wie z. B. „Das Weizenkorn muss sterben“, „Das eine Brot wächst auf vielen Halmen“, und zahlreichen weiteren Texten, die als Lieder in katholische und evangelische Gesangbücher Eingang gefunden haben und zum gern gesungenen Repertoire vieler Gemeinden zählen. Der Text „Was keiner wagt“ wurde auch in einer Fassung von Konstantin Wecker bekannt. Zenetti veröffentlichte 27 Bücher, die ihn als wortmächtigen und sprach- begeisterten Autor zeigen, dem es immer wieder gelingt, religiöse Erfahrungen und Überzeugungen in aktuelle und zeitgemäße Sprache zu übersetzen. Lothar Zenetti verbringt seinen Ruhestand in einem Altenpflegeheim in Frankfurt. KIMUBILI wünscht Lothar Zenetti alles Gute und Gottes Segen!

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JUBILÄEN

Im Dienst der Kirchenmusik unseres Bistums wirken seit 25 Jahren: Andreas Großmann, Diözesankirchenmusikdirektor, RKM Peter Reulein, Bezirkskantor Frankfurt Martin Schwarz, Frankfurt, St. Franziskus Andreas Arnold, Frankfurt, St. Josef Michael Raile, Niederbrechen Stephan Hehl, Hachenburg seit 35 Jahren Gabriel Dessauer, Kirchenmusiker, Wiesbaden St. Bonifatius Franz-Josef Oestemer, Bezirkskantor Wiesbaden seit 40 Jahren: Hermann-Josef Schughart, Wirges Franz-Josef Minor, Winden seit 50 Jahren: KMD Adelheid Müller-Horrig, Frankfurt St. Wendel

Allen herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen und herzlichen Dank für die geleistete Arbeit!

Kirchenchöre:

Kirchenchor Cäcilia Meudt 40 Jahre Kirchenchor Cäcilia Dreikirchen 70 Jahre Kirchenchor St. Michael Staudt 70 Jahre Chorgemeinschaft Cäcilia Niedererbach 90 Jahre Kirchenchor Westerburg 110 Jahre Kirchenchor St. Cäcilia Montabaur 140 Jahre

GEBURTSTAGE

Wir gratulieren:

Frau Irmgard Sode, KMD i.R., zum 75. Geburtstag am 15. April Herrn Wendelin Röckel, KMD i.R., zum 80. Geburtstag am 17. April Herrn Peter Reulein, Bezirkskantor Frankfurt, zum 50. Geburtstag am 8. Juli Herrn Michael Loos, Bezirkskantor Limburg, zum 60. Geburtstag am 30. Oktober

Frau Adelheid Müller-Horrig, Leiterin der Bibliothek im RKM, zur Goldenen Hochzeit am 19. Mai

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IN MEMORIAM

Am Dienstag, den 15. März 2016 verstarb überraschend und unerwartet der lang- jährige Domkantor und Leiter der Limburger Domsingknaben Klaus Knubben im Alter von 68 Jahren. Erst im Juli 2015 war Klaus Knubben in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden, nachdem er zuvor zweimal auf Bitten des Domkapitels seinen Dienst über den regulären Eintritt in den Ruhestand hinaus verlängert hatte, bis in der Person seines ehemaligen Zöglings Andreas Bollendorf ein Nachfolger gefunden war.

Klaus Knubben hatte die Limburger Domsingknaben insgesamt 28 Jahre lang geleitet und sie maßgeblich zu ihrem internationalen Renommee ge- führt. Von 1987 bis 2015 war Knubben für die musikalische Ausbildung und Leitung des Knabenchors verantwort- lich. Knubben begleitete eine kurze Zeit auch als Beirat die Anfänge des Diöze- sanverbands Limburg der Pueri Canto- res

Seine Liebe zur Kirchenmusik hatte er bei den Rottweiler Münstersängerkna- ben entdeckt, wo er bereits mit sieben Jahren im Chor mitsang. Nach seinem Studium an der Musikhochschule in Trossingen leitete er die Münstersän- gerknaben 17 Jahre lang. Daneben war er Musiklehrer sowie als Dekanatskantor für die Aus- und Weiterbildung der Kirchenmusiker im Dekanat Rottweil zuständig. Als Stipendiat des Deutschen Musikrates erhielt er in den Jahren 1982 bis 1983 an der Musikhochschule in Trossingen die Ausbildung zum Kapellmeister.

Als Domkantor und als Mensch habe Knubben Großes in Bistum geleistet, würdig- te Domdekan Dr. Günther Geis den Verstorbenen. Musik sei seine Berufung ge- wesen: Musik zur Ehre Gottes und den Menschen zur Freude. "Mit seinem Tod haben wir eine Persönlichkeit verloren, die mit Leidenschaft, Überzeugung und Hingabe Generationen von jungen Sängern geprägt hat. Seine Musik in der Litur- gie war vielen wie ein Fingerzeig in den Himmel. Unser Gebet und unsere Dank- barkeit gelten dem Verstorbenen und unsere Anteilnehme den trauernden Ange- hörigen, besonders seiner Ehefrau und den Kindern." R.I.P.

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TERMINE

Leitung von Kinderchören – Kurs 2016

Die Leitung eines Kinderchores erfordert besondere Fähigkeiten: Kinder agieren und reagieren anders als Erwachsene, sie denken und fühlen ganzheitlich, lernen vielschichtiger, singen ein eigenes Repertoire, ihre Stimme will sorgsam behandelt und entwickelt werden. In diesem Kurs werden Aspekte zum sängerischen Um- gang mit Kindern theoretisch und praktisch behandelt. Zielgruppe: Kinderchorleiter/innen, Schüler/innen der C- und D-Ausbildung, Erzieher/innen, Pastorale Mitarbeiter/innen sowie weitere Interessierte. Leitung: Bezirkskantor Andreas Loheide und Bezirkskantor Florian Brachtendorf Termine: Samstag, 10. September / Samstag, 12. November / Samstag, 21. Januar 2017 Zusätzlich drei Hospitationstermine an einem Wochentag nachmittags mit einem Kinderchor. Der Kurs schließt mit einer Prüfung im Februar 2017 ab. Information: www.kirchenmusik.bistumlimburg.de Anmeldung: Referat Kirchenmusik im Bistum Limburg E-Mail: [email protected]

Anmeldeschluss: 15. Juli 2016

„Wir sind ganz CHOR“ Samstag, 25. Juni 2016, 10:00 bis 19:00 Uhr

Kath. Gemeindezentrum St. Gallus, Hauptstr. 28, 65439 Flörsheim Referenten: Judith Kunz (Limburg), Tobias Landsiedel (Bad Soden) An diesem Tag werden Chorwerke aus verschiedenen Epochen erarbeitet, die abschließend am Abend im Gottesdienst aufgeführt werden. Ein Arbeitsheft mit den Chorwerken wird zur Vorbereitung an die Teilnehmer ver- schickt. Teilnehmerbeitrag (incl. Mittagessen): 15,00 € Anmeldeschluss: 15. Mai Anmeldung: Referat Kirchenmusik im Bistum Limburg Bernardusweg 6; 65589 Hadamar Mail: [email protected]

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Greift voll in die Saiten und Tasten" - Das „Gotteslob“ am Klavier

Im neuen Gotteslob befinden sich viele Lieder, die nicht nur mit der Orgel, sondern vor allem mit dem Klavier gut zu begleiten sind. Pünktlich zur Musikmesse im April 2016 ist das Klavierbuch zum Stammteil des GOTTESLOB im Carus-Verlag er- schienen. Herausgeber ist der Seligenstädter Regionalkantor Thomas Gabriel. Horst Christill, Bezirkskantor in Wetzlar, war ebenfalls Mitglied der Klavierbuch- kommission und hat durch zahlreiche Sätze maßgeblich zu dem neuen Buch beigetragen. Auch das RKM arbeitet der Erstellung eines Klavierbandes für den Limburger Eigenteil. Voraussichtlicher Erscheinungstermin ist Ende 2016. Darin enthalten sind nahezu alle Gesänge aus dem Limburger Diözesanteil, also auch die „klassischen“ älteren Lieder. Die Praxis zeigt, dass auch in Gemeindehäusern, Altenheimen, Schulen etc. Gottesdienste mit Klavier begleitet werden. Horst Chris- till und Alexander Keidel bieten einen Workshop an drei verschiedenen Terminen und Orten im Bistum an, in dem vorab einige Sätze des Buches ausprobiert wer- den können. Darüber hinaus werden Techniken und Patterns vorgestellt und erar- beitet, mit denen sich eine Klavierbegleitung auch improvisieren lässt.

Referenten: Horst Christill, Bezirkskantor Wetzlar Alexander Keidel, Referent für musikalisch-liturgische Bildung im RKM

Termine: Samstag, 21. Mai 2016 | 10.00 - 13.00 Uhr, Mutter vom Guten Rat, Frankfurt-Niederrad Samstag, 03. September 2016 | 10.00 - 13.00 Uhr, Referat Kirchenmusik, Hadamar Samstag, 01. Oktober 2016 | 10.00 - 13.00 Uhr, Herz Jesu, Dillenburg

Fortbildungsangebote für Organistinnen und Organisten

Die Termine und Orte werden auf der Internetseite des RKM veröffentlicht!

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Kirchenmusikalische Veranstaltungen Mai – Oktober 2016

Samstag, 7. Mai 12.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelmatinee Felix Ponizy, Orgel

Sonntag, 8. Mai 14.00 Uhr Hadamar 6. Hadamarer Orgelspaziergang Organisten: Martin Buschmann, Martin Samrock und Michael Loos

Pfingstmontag, 16. Mai 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Eine Orgel für Zwei: Werke von J.S. Bach, M. Dupré, M. Duruflé Joachim Dreher und Petra Denker, Orgel

17.00 Uhr Abtei Marienstatt Konzert mit Violine und Orgel Katrin Spodzieja, Violine; Jens Amend, Orgel

Freitag, 18. Mai 18.00 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Domkonzert - Orgelnacht zum 100. Geburtstag von Max Reger Johannes v. Erdmann, Martin Lücker, Martin Sander, Andreas Boltz

Samstag, 21. Mai 12.15 Uhr Herborn, St. Petrus 30 Minuten Mittagskonzert Kantorei Dillenburg, Leitung: Joachim Dreher

Sonntag, 22. Mai 12.15 Uhr Herborn, St. Petrus 30 Minuten Mittagskonzert - „Festlich“ Trompete und Orgel Roman Pacholek, Trompete; Joachim Raabe, Orgel

Bach am Rhein – Mit dem Fahrrad zu vier Orgeln 14.00 Uhr Kiedrich, Basilika St. Valentin 14.45 Uhr Erbach, St. Markus 15.45 Uhr Mittelheim, Evangelische Kirche 16.45 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz An den Orgeln: Patrick Leidinger und Florian Brachtendorf

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17.00 Uhr Flörsheim, St. Gallus Bach & Friends: Kantaten und Werke von Bach, Fasch, Telemann, Abel Barockorchester und Vokalensemble La Stagione Frankfurt Leitung: Michael Schneider

20.00 Uhr Herborn, St. Petrus „De Sancta Maria“ - Gesänge Hildegard von Bingen, Orgelimprovisation Frauenschola Hildegardensis; Diane Severson, Sopran; Carsten Igelbrink, Orgel Leitung: Joachim Dreher

Montag, 23. Mai 12.15 Uhr Herborn, St. Petrus 30 Minuten Mittagskonzert - „Ruhig“: Violine und Orgel Ariane Köster, Violine; Joachim Dreher,Orgel

Dienstag, 24. Mai 12.15 Uhr Herborn, St. Petrus 30 Minuten Mittagskonzert - „Traumhaft“: Orgelmusik zum Träumen Joachim Dreher, Orgel

Mittwoch, 25. Mai 12.15 Uhr Herborn, St. Petrus 30 Minuten Mittagskonzert - „Feurig“: Gospel Chor der WvO-Schule Dillenburg, Leitung: Armin Müller

Freitag, 27. Mai 12.15 Uhr Herborn, St. Petrus 30 Minuten Mittagskonzert - „Witzig“: Heitere Orgelmusik Regina Zimmermann-Emde, Orgel

Samstag, 28. Mai 12.15 Uhr Herborn, St. Petrus 30 Minuten Mittagskonzert - „Lieblich“: Sopran und Orgel Mona Debus, Sopran; Petra Denker, Orgel

Sonntag, 29. Mai 16.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Evensong Bournville Young Singers, Knaben- und Mädchenchor A und A+

20.00 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Chorkonzert Bournville Young Singers

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Mittwoch, 1. Juni 19.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus „Abendmusik . . . und ein Glas Wein“: Musik für 2 Orgeln Willibald Bibo und Hans-Otto Jakob, Orgel

Samstag, 4. Juni 12.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelmatinee: Horst Christill, Orgel; Stephan Geiger, Saxophon

19.30 Uhr Wiesbaden, St. Bonifatius Konzert Regerchor-International Ignace Michiels, Orgel; Leitung: Gabriel Dessauer

Samstag, 11. Juni 16.00 Uhr Montabaur, St. Peter in Ketten Musical „Nach uns die Sintflut“ Kinder- und Jugendchor St. Peter in Ketten

Sonntag, 12. Juni 16.00 Uhr Montabaur, St. Peter in Ketten Musical „Nach uns die Sintflut“ Kinder- und Jugendchor St. Peter in Ketten

Freitag, 17. Juni 20.00 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Domkonzert Dresdner Kreuzchor

Samstag, 18. Juni 19.00 Uhr Bad Soden, St. Katharina Sommerkonzert Knabenchor, Mädchenchor und Junior Kantorei der Jungen Kantorei Leitung: Tobias Landsiedel

19.30 Uhr Bad Ems, Talstation der Malbergbahn 60 Jahre St. Martins-Chor, Bad Ems „O Täler weit, o Höhen“ – Abendserenade St. Martins-Chor, Bad Ems; Leitung: Lutz Brenner

Sonntag, 19. Juni 16.00 Uhr Selters, St. Bonifatius Geistliches Konzert für Chor und Orgel Leitung: Veronika Zilles

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16.30 Uhr Hadamar, St. Johannes Nepomuk Orgelmusik aus England: Michael Loos, Orgel

16.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Evensong: Cappella Bartolomea

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Vesper-Musik: J. H. Schein, J. S. Bach Vocalensemble ChorART; Instrumentalisten; Jochen Doufrain, Leitung

Samstag, 25. Juni 15.00 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Kindermusical – „Joseph, ein echt cooler Träumer“ Bartholomäuse, Knaben- und Mädchenchor B am Frankfurter Dom

Sonntag, 26. Juni 15.00 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Kindermusical – „Joseph, ein echt cooler Träumer“ Bartholomäuse, Knaben- und Mädchenchor B am Frankfurter Dom

Freitag, 1. Juli 20.00 Uhr Abtei Marienstatt Orgelnacht: Prof. Bernhard Haas, Studierende der Orgelklasse von Prof. Haas

Samstag, 2. Juli 12.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelmatinee Andreas Boltz, Orgel

17.00 Uhr Oberursel, Liebfrauen Orgelvesper Karl Klinke, Orgel

19.30 Uhr Bad Ems, St. Martin Internationale Orgelkonzerte Bad Ems 2016 – Nacht der Orgelimprovisation 19.30 Uhr: Johannes Mayr 20.30 Uhr: Franz Josef Stoiber 21.30 Uhr: David Briggs

Mittwoch, 6. Juli 19.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus „Abendmusik und ein Glas Wein“ Hans-Otto Jakob, Orgel

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Freitag, 8. Juli 21.00 Uhr Bad Soden-Neuenhain, Evangelische Kirche Chorkonzert im Rahmen der "Nacht der Kirchen" JuVokal und Junge Kantorei; Leitung: Tobias Landsiedel

Samstag, 9. Juli 20.00 Uhr Kriftel, St. Vitus Nachtkonzert: Mondscheinklänge Gesang – Orgel – Klavier , Andreas Winckler Leitung

Sonntag, 10. Juli 16.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Evensong: Knaben- und Mädchenchor A und A+ am Frankfurter Dom

17.00 Uhr Frankfurt, St. Antonius Westend Orgelvesper Karl Klinke, Orgel

17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Petra Denker, Orgel

Sonntag, 17. Juli 15.00 Uhr Bad Ems, Start: Evangelische Martinskirche Orgelpromenade mit Lutz Brenner, Norbert Fischer, Esther Thrun-Langenbruch, Ingo Thrun

17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Eva-Maria Anton, Orgel

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus „Jakobus-Vesper-Musik“ Vocalensemble von St. Jakobus; Willibald Bibo und Hans-Otto Jakob, Orgel

Sonntag, 24. Juli 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Jürgen Benkö, Orgel

Freitag, 29. Juli 19.30 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Claudio Monteverdi, „Marienvesper“ Kath. Kantorei Dillenburg; Capella Principale auf historischen Instrumenten Leitung: Joachim Dreher

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Sonntag, 31. Juli 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Burkhardt Zitzmann, Orgel

Mittwoch, 3. August 19.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus „Abendmusik . . . und ein Glas Wein“: Willibald Bibo, Orgel

Samstag, 6. August 12.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelmatinee Karl Klinke, Orgel

Sonntag, 7. August 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Karl-Peter Chilla, Orgel

Sonntag, 14. August 17.00 Uhr Abtei Marienstatt Euphonium und Orgel: Christian Becher, Euphonium; Rolf Müller, Orgel

17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Jürgen Rieger, Orgel

Sonntag, 21. August 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Lutz Brenner, Orgel

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus Vesper-Musik „Der Wein erfreue des Menschen Herz“ Vocalensemble von St. Jakobus; Willibald Bibo, Orgel

Sonntag, 28. August 17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu Orgelsommer - 30 Minuten Orgelmusik: Joachim Dreher, Orgel

18.00 Uhr Sulzbach, Maria Rosenkranzkönigin Abschlusskonzert der Singwoche 2016 Projektchor St. Marien und St. Katharina; Leitung: Tobias Landsiedel

Samstag, 3. September 12.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelmatinee: Gabriel Dessauer, Orgel

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19.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Dixit Dominus von G. Fr. Händel“ Neue Rheingauer Kantorei; Leitung: Tassilo Schlenther

Sonntag, 4. September 17.00 Uhr Abtei Marienstatt Orgelkonzert Luca Benedicti, Orgel

19.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Dixit Dominus von G. Fr. Händel“ Neue Rheingauer Kantorei; Leitung: Tassilo Schlenther

Mittwoch, 7. September 19.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus „Abendmusik und ein Glas Wein“ Hans-Otto Jakob, Orgel

Freitag, 9. September 11.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Musik zur Marktzeit“ Domchor Freiburg; Leitung: Boris Böhmann

19.30 Uhr Abtei Marienstatt Orgelkonzert: Rudolf Peter, Orgel

20.00 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Domkonzert Dettinger Te Deum HWV 283 und Vier Krönungsanthems The Blenheim Singers and Players

Samstag, 10. September 18.15 Uhr Beilstein, Evang. Kirche „Orgel plus Hildegard von Bingen“ Gesänge der Hildegard von Bingen, Werke von Crüger, Schein, Praetorius, Fauré und Duruflé Frauenschola Hildegardensis; Leitung u. Orgel: Joachim Dreher

Sonntag, 11. September 16.30 Uhr Bad Ems, Kapelle Maria Königin 60 Jahre St. Martins-Chor, Bad Ems „Kammermusik in Maria Königin“ Orchester „La Gioiosa“, Bad Nauheim; Markus Schäfer, Tenor

17.00 Uhr Abtei Marienstatt Orgelkonzert: Paul Goussot, Orgel

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17.00 Uhr Dillenburg, Herz Jesu (Pfarrsaal) Gedenkkonzert zum 11. September 2001: Bach, Mozart, Chopin, Beethoven und Skrjabin; Sonja Cara, Klavier; Hanno Herzler, Lesungen

Samstag, 17. September 12.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelführung: Andreas Boltz

20.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz 3. Geisenheimer Orgelnacht Volker Krebs, Markus Eichenlaub, Florian Brachtendorf, Orgel Susanne Tscherbner, Cello

Sonntag, 18. September 16.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Evensong: Knaben- und Mädchenchor A+ am Frankfurter Dom

Mittwoch, 28. September 19.30 Uhr Montabaur, St. Peter in Ketten Orgelkonzert: Richard Brasier, Orgel

Samstag, 1. Oktober 12.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelmatinee: Andreas Boltz, Orgel

17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus „Abendmusik bei Kerzenschein“ Bachtrompeten-Ensemble; Rupert Hofmann, Leitung; Willibald Bibo, Orgel

Sonntag, 2. Oktober 17.00 Uhr Abtei Marienstatt Geistliche Musik mit Viola und Orgel Semjon Kalinowsky, Viola; Torsten Laux, Orgel

17.00 Uhr Kiedrich, St. Valentin "Ave maris stella" Vocalconsort Frankfurt; Leitung: Tobias Landsiedel

Montag, 3. Oktober 17.00 Uhr Bad Soden, St. Katharina „Ave maris stella“, Chorkonzert im Rahmen der Mendelssohn Tage Vocalconsort Frankfurt; Leitung: Tobias Landsiedel

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Sonntag, 9. Oktober 16.00 Uhr Geisenheim, Hl. Kreuz „Israel in Ägypten“ – Kindermusical von Thomas Riegler Kinderchöre A, B und C, Kammercombo Leitung: Florian Brachtendorf

16.30 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Evensong: Knabenchöre am Frankfurter Dom

16.30 Uhr Hadamar, St. Johannes Nepomuk 2 Trompeten, Schlagzeug und Orgel Matthias Siegel, Thomas Henninger, Trompeten; Lukas Oberbauer, Schlagzeug; Michael Loos, Orgel

18.00 Uhr Kriftel, St. Vitus Joseph Haydn: Cäcilienmesse Vokalsolisten, Orchester, Chor des Cäcilienvereins Kriftel Leitung: Andreas Winckler

Sonntag, 16. Oktober 17.00 Uhr Rüdesheim, St. Jakobus „Erntedank-Vesper-Musik“ Vocalensemble von St. Jakobus; Willibald Bibo und Hans-Otto Jakob, Orgel

Freitag, 21. Oktober 20.00 Uhr Frankfurt, Dom St. Bartholomäus Orgelkonzert: Stephen Tharp, Orgel

Sonntag, 30. Oktober 17.00 Uhr Abtei Marienstatt Chorkonzert Camerata Musica; Leitung: Jan Schumacher

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REZENSIONEN

BÜCHER

Betzner-Brandt, Michael: Jeder kann singen. Wie Singen im Alltag glücklich macht, Bärenreiter-Verlag 2014; 14,95 € Elitedenken kann man diesem Ratgeber nicht vorwerfen. Hier werden Menschen zum Singen animiert, für die das Singen selbst eine Überwindung ist. Dafür wer- den die Anforderungen ganz unten angesiedelt. Es geht um Töne, Vokale, Atem, Fühlen, Body-Percussion und ergo: Glück. Jeder kann singen. Man mag mir nun einen gewissen Snobismus vorwerfen, aber ich empfinde die Förderung des Sin- gens ohne Grundkenntnisse des Notenlesens als einen Einstieg in den musikali- schen Analphabetismus. Zum Glück wird in der Grundschule das Notenlesen noch gelehrt. Warum sollte man dann bei Erwachsenen vollständig auf Notenkenntnis verzichten dürfen? (gd)

Setchell, Jenny: Dem Himmel nahe – Faszinierende Blicke auf Orgeln und Gewölbe, Dr. J. Butz Musikverlag BuB 17; 18,00 € Jenny Setchell begleitete auf vielen Konzertreisen ihren Ehemann Martin und bekam wahrscheinlich während langwieriger Einregistrierungsphasen Gelegen- heit, ihren Blick auf das Zusammenspiel zwischen Orgelprospekt und Kirchenge- wölbe zu konzentrieren. Die Bilder sind meist mit einer extremen Weitwinkeloptik aufgenommen, die Orgel meist nur am Rande des himmelwärts gerichteten Bli- ckes zu sehen. Eine reizvolle Idee, wobei die Auswahl der Prospekte keinerlei Anspruch auf Systematik oder Vollständigkeit erhebt. 61 Orgeln für Liebhaber des optischen Genusses. (gd)

INSTRUMENTALMUSIK

Musizierband zum Gotteslob, herausgegeben von Richard Mailänder, Carus- Verlag CV 2.165/10 (Spielpartitur in C) und CV 2.165/20 (Spielpartitur in B); je 30,00 € Instrumentalsätze zu 135 Liedern aus dem neuen Gotteslob enthält diese Samm- lung, die in zwei Partiturvarianten (in C und B) erhältlich ist. Gedacht sind die Sätze als Alternativen zur Orgelbegleitung der singenden Gemeinde oder für Verwendung in Familie und Schule, was sicher der Nutzung des GL in gottes- dienstlichen Formaten zu Gute kommt. Das Aufführungsmaterial für Blechblä- serensemble, kleines Orchester oder nur als Oberstimmenset ist separat erhält- lich. (ag)

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Orgelbuch light zum Gotteslob – 6 Spielhefte, herausgegeben von Armin Kircher, Carus-Verlag CV 18.212; 69,50 € Basierend auf den Sätzen des dreistimmigen „Orgelbuch light“ legt der 2015 ver- storbene Salzburger Kirchenmusiker Armin Kircher Spielhefte für Instrumente vor. Auch dies ein gelungener Ansatz, der Einführung und weiteren Verbreitung des neuen GL außerhalb angestammter Räume zur Nutzung zu verhelfen. Enthalten sind etwa 190 einfache dreistimmige Sätze zur Begleitung des Gesangs, die ge- meinsam oder im Wechsel mit Orgel und / oder Klavier eingesetzt werden können. Erhältlich sind sechs Spielhefte, als C- oder B-Stimmen, sogar eine Ausgabe für Viola. (ag)

Orgelmusik

Best loved Melodies, bearbeitet und herausgegeben von Christopher Tamb- ling, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2664 und 2665; 12,00 € und 14,00 € In den beiden vorliegenden Bänden hat Christopher Tambling bekannte und beliebte Stücke, die bei verschiedenen Kasualien häufig gewünscht werden, zu einfachen Orgeltranskriptionen umgearbeitet. Darunter finden sich Schuberts 'Ave Maria', Francks 'Panis angelicus', Bachs 'Jesu bleibet meine Freude' und Händels 'Halleluja'. Die Bearbeitungen liegen in zwei Versionen vor - in einem Band sind alle Bearbeitungen pedaliter, im anderen manualiter gehalten, was der Ausstat- tung vieler Kapellen oder Trauerhallen mit kleinen Instrumenten durchaus entge- gen kommt. Viele Bearbeitungen schaffen den Spagat zwischen gut und einfach, in anderen wird das Original teilweise auf das absolute Gerüst des Stückes redu- ziert. Daher sind die Stücke weitgehend sehr leicht bis höchstens mittelschwer und damit auch für relative Anfänger geeignet. Bei fortgeschrittenen Organisten lassen sie hingegen viele Wünsche offen, da immer wieder wichtige Parameter zu Gunsten der Spielbarkeit aufgegeben werden (z. B. hört bei Schuberts 'Ave Maria, die Sechzehntelbewegung nach der Einleitung auf und die Melodie wird choraliter begleitet). Somit gibt es für die beiden Bände sicher dankbare Abnehmer, die genau auf diese Publikation gewartet haben, versiertere Organisten finden von vielen Stü- cken sicherlich deutlich bessere Transkriptionen. (mb)

Enjoy the organ - Band 3. Eine Auswahl leichter Stücke, herausgegeben von Karl-Peter Chilla, Bärenreiter-Verlag BA 11209; 14,95 € Wieder so eine unzusammenhängende Kollektion alter und neuer Werke, teils Originalwerke, teils Bearbeitungen. Cabanilles, Albrechtsberger, Vanhal, Schu- mann, Batiste, Fauré, Yon - eine Art Pralinenschachtel: Man mag meistens ein Stück, manches schmeckt einem überhaupt nicht. Aber die Verlage können darauf hoffen, dass man wegen dieser einen Praline die Schachtel erwirbt. In diesem Fall ist es wohl die gelungene Bearbeitung (wenn auch nach C-Dur transponiert) von Faurés „Cantique de Jean Racine“, die viele Liebhaber finden dürfte. Ziemlich erbärmlich finde ich die erleichterte Fassung der berühmten Humoresque von

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Pietro Yon. Die linke Hand spielt nur noch Achtelnoten, damit geht der etüdenhaf- te Charakter des Werkes verloren. (gd)

Organ events - konzertante Orgelmusik aus vier Jahrhunderten, herausge- geben von Martin Weyer, Bärenreiter-Verlag BA 11220; 24,95 € Und noch ein „musikalischer Blumenstrauß“. Dem Marburger Organisten und Musikwissenschaftler hätte man einen solchen Beitrag, noch dazu mit dem modi- schen Namen „organ events“ nicht zugetraut. (Zur Erinnerung: Martin Weyer hat in den 70er Jahren Reger-Orgelwerke in einem für damaligen Geschmack äußerst langsamen Tempo eingespielt. Angesichts der heutigen Diskussionen muss man feststellen: Er war seiner Zeit voraus). Das Vorwort liest sich originell. Er distan- ziert sich etwas von der leichten Muse à la Rogers, Parker und Lefébure-Wély („nicht gut für die Zähne!“) und rechtfertigt sich, indem er trockenere Werke von Hoyer, Pepping und Micheelsen aufnimmt. Auch die oben erwähnte Humoresque von Pietro Yon, ist abgedruckt, hier zum Glück im Original. Den 1. Teil bilden manualiter zu spielende Werke aus Portugal und von Bach. Erfreulich ist die „Träumerei“ von Schumann in einer Orgelfassung von Karg-Elert. (gd)

Bunk, Gerard: Sämtliche Orgelwerke Band VI, Bärenreiter-Verlag BA 9286; 41,95 € Der Streit um den Fortbestand der „Bunk-Orgel“ in St. Reinoldi in Dortmund be- schäftigt die deutsche Orgelszene: Soll die 1958 nach Bunks Vorstellungen ge- baute Walcker-Orgel (IV/76) wirklich durch eine neue ersetzt werden? Bunks Mu- sik ist hoch romantisch, aber von der Orgelbewegung gezeichnet. Seine großen Werke erscheinen wieder häufiger auf Orgelkonzertprogrammen. Die in Band VI abgedruckten Orgelwerke sind meist kleinere, für den Gottesdienstgebrauch ge- eignete Choräle. (gd) de Jong, Margaretha Christina: Drei Präludien und Fugen über Advents- lieder, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2663; 14,00 € Die holländische Komponistin de Jong hat Präludien und Fugen über die Lieder „Macht hoch die Tür“, „Tochter Zion“ und „Wie soll ich dich empfangen?“ komponiert. Die Stücke orientieren sich an barocken Vorbildern – namentlich den Werken J. S. Bachs - weisen aber darüber hinaus immer wieder romantische Elemente sowie improvisatorische Figuren auf, vieles liegt nicht barock „in den Fingern“. Das Vorbild wird daher nur bedingt getroffen. Dennoch sind es drei schöne Kombinationen von Präludien und Fugen, die sich in liturgischem wie konzertantem Kontext gut verwenden lassen. Es gibt viele gute Ideen und viel musikalisch Spannendes, weite Teile sind sehr solide komponiert, einige wenige Stellen wirken hölzern und wie am Schreibtisch entstanden. Der Schwierigkeitsgrad ist durchaus als gehoben mittelschwer einzuordnen und mit jeweils ca. 10 Seiten Länge weisen die Stücke einen beträchtlichen Umfang

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auf. Publikum und Gottesdienstbesucher werden sich darüber freuen, die Stücke im Advent zu hören und als Organist findet man sicherlich Spaß an ihnen. (mb) de Jong, Margaretha Christina: Sieben Tänze, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2661; 16,00 € Die niederländische Komponistin komponierte sieben Tänze verschiedener For- men, von denen manche noch heute gebräuchlich sind, während andere eher aus der klassischen oder volkstümlichen Musik bekannt sind: Foxtrott, Fandango, Tango, Sicilienne, Saltarello, Valse triste und Charleston. Die Stücke sind geprägt von mitreißenden Tanzrhythmen, die Melodien dazu bisweilen sanglich und eingängig. Bisweilen steht unverkennbar der Rhythmus im Vordergrund, während eine Melodie sekundär oder nicht vorhanden ist. Die Har- monik changiert zwischen romantisch, (spanisch) volkstümlich und jazzig - ohne trivial zu werden. Der Schwierigkeitsgrad der Tänze ist mittelschwer, so dass auch ambitionierte Nebenamtliche sich daran versuchen und ihre Zuhörer erfreuen können. Im Got- tesdienst sind viele Tänze nicht verwendbar, der eine oder andere (Sicilienne) jedoch kann durchaus berechtigten Eingang in die Liturgie finden. (mb) de Jong, Margaretha Christina: 120 Intonationen zu ö-Liedern aus GL und EG, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2648; 18,00 € Margaretha Christina de Jong legt in dieser Publikation griffige und technisch leichte Intonationen zu 120 Liedern vor. Fast alle Stücke sind schlüssig und solide komponiert und funktionieren als Einführung in Lied, Tempo, Charakter und Stim- mung, sind dabei leicht zu realisieren und lassen sich auch auf kleinen Instrumen- ten ohne Pedal spielen, viele Intonationen sind sogar klaviertauglich. Schade ist, dass de Jong meist eine romantische Tonsprache nutzt und andere Klanggewänder (barock, klassisch oder zeitgenössisch) in der Unterzahl sind. Praktisch ist das umfangreiche Register am Ende des Bandes, in dem sich die Lieder mit Liedanfang, Alternativtexten wie auch die GL- und EG-Nummern nach- schlagen lassen. Diözesananhänge sind hierbei nicht berücksichtigt - einige ‚Lim- burger‘ Lieder sind vertont, aber im Register nicht aufgeführt. Eine sehr praxis- taugliche und empfehlenswerte Publikation! (mb)

Elgar, Edward: Vesper Voluntaries op. 14, Carus-Verlag CV 18.008; 18,50 € Zu den Besonderheiten des englischen Orgelbaus im 17. und 18 Jahrhundert zählt, dass selbst zwei- oder dreimanualige Orgeln kein Pedal besaßen, was man nicht als Mangel empfand. Der Manualumfang war um eine Quarte oder Quinte nach unten ausgebaut, so dass die Instrumente genügend Gravität erhielten. Bisweilen wurden Pedalklaviaturen ohne eigenständige Register angehängt. Für diesen Typus schrieb Edward Elgar 1887 seine Vesper Voluntaries op. 14, reizvol- le, melodisch und harmonisch ansprechende Kleinodien, die auch heute noch in der anglikanischen Kirchenmusik gepflegt werden. Acht nicht allzu schwere, ab- wechslungsreiche Werke, die entweder als Zyklus oder einzeln aufgeführt werden

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können beweisen die musikalische Qualität ihres Schöpfers. Vorangestellt ist eine Introduktion, abgeschlossen wird die Reihe mit einer kleinen Coda. Durchweg sind die Voluntaries in zwei Systemen notiert. Pedalgebrauch ist an manchen Stellen möglich, aber nicht zwingend - und immer leicht. Lautstärkevorschriften und häufi- ge Crescendo- und Decrescendobalken weisen darauf hin, dass der Gebrauch des Schwellers angeraten ist. Die Neuausgabe bei Carus kann dazu beitragen, dass die Werke auch in Deutschland einen angemessenen Platz finden werden. Sie sind z.B. auch geeignet für eher am Klavier ausgebildete Orgelspieler, aller- dings entwickeln sie ihren Charme vornehmlich, wenn man des Legato-Spiels – unter Zuhilfenahme stummer Fingerwechsel – mächtig ist. (gd) Epp, Markus: 37 charakteristische Choralbearbeitungen - Steglitzer Orgel- büchlein, Dr. J. Butz Musikverlag Nr. 2502; 24,00 € „Gebrauchsmusik im besten Sinne“ – so beschreibt der Komponist und Berliner Kirchenmusiker Markus Epp (*1973) seine Orgelbearbeitungen im Vorwort. Dem kann hinzugefügt werden, dass es sich um stilvolle und hochqualifizierte Bearbei- tungen handelt, die sich verschiedenster Formen und Tonsprachen bedienen. Der Einfallsreichtum ist bewundernswert und reizt zur Nachahmung bei anderen Lie- dern. Die Stücke sind allerdings nicht leicht und bedürfen bisweilen großer Hände mit ausgefeilter Fingertechnik und Beherrschung des virtuosen Triospiels. Es ist daher eher für hauptamtliche bzw. studierte Organisten und hochbegabte Litera- turspieler geeignet. (ci) Genz, Bernd: "Ich fahr dahin" - Variationen für Orgel über eine Melodie aus dem Lochamer Liederbuch 1452, Edition Dohr 13896; 6,80 € Genz legt hier ein sehr persönliches Orgelwerk vor, welches von Liebeskummer, Abschiedsschmerz und Zuversicht erzählt. Sowohl Emotion wie auch gekonnter Kontrapunkt kennzeichnen die Komposition. (ci)

Genz, Bernd: "Media vita in morte sumus", Edition Dohr 13893; 12,80 € Das Werk besteht aus mehreren Sätzen, die in unterschiedlicher Bearbeitung basierend auf verschiedenen Choralmelodien das Thema Tod und Vergänglichkeit behandeln. Die Komposition ist mittelschwer und lässt sich in ein spätherbstliches Orgelkonzert gut einbinden. (ci)

Genz, Bernd: "Sonata lembranca", Edition Dohr 11428; 6,80 € Die Orgelwerke Genz sind meist gekennzeichnet durch emotionale Satzbezeich- nungen die sehr persönliche Empfindungen zum Ausdruck bringen sollen. Wie der Titel "Sonata lembranca" ("Erinnerungs-Sonate" Anmerkung des Autors) ankün- digt, handelt es sich um in Musik gesetzte Erinnerungen an die vergangenen 50 Jahre des Komponisten. (ci)

Gleißner, Walter: Apocalypse - Drei Skizzen. Edition Dohr 16309; 7,80 € Gleißner war mein erster Klavierlehrer, man möge mir eine gewisse Subjektivität nachsehen. Die drei Werke mit den Titeln „Dies irae“, „Wenn wir in höchsten Nö-

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ten sein“ und „Gloria sei dir gesungen“ passen irgendwie nicht in unsere Zeit. Im meist strengen kontrapunktischen Stil komponiert, der eher an Schroeder und Pepping erinnert, wirken sie seltsam fremd, aber vielleicht gerade deswegen so sympathisch. Die Musik wirkt nicht überholt, sondern sehr lebendig. Sicher ist sie nicht leicht zu hören. Dass die „höchsten Nöte“ in Fis-Dur notiert sind, während das sich anschließende „Gloria“ in C-Dur auftrumpft, ist ein netter Gag. (gd)

Gleißner, Walter: Epitaph für einen Blutzeugen - in memoriam Walter Klin- genbeck. Für Orgel, Edition Dohr 13818; 5,80 € Der frühere Aschaffenburger Kirchenmusikdirektor und Stiftskirchenmusiker Wal- ter Gleißner(*1931) macht mit seinem Werk auf ein dramatisches Ereignis wäh- rend der NS-Herrschaft aufmerksam. Zur Erinnerung an die Ermordung des knapp 19-jährigen Widerstandskämpfers Walter Klingenbeck schreibt Gleißner für seinen Namensvetter eine eindrucksvolle Passacaglia, in deren Verlauf er kanonisch die Melodie zu "Mir nach, spricht Christus, unser Held" bzw. das alte Totenlied "Mach´s mit mir Gott, nach deiner Güt´" einfließen lässt. (ci)

Hesse, Adolph Friedrich: VI Orgelstücke verschiedenen Charakters op. 58, Edition Dohr 11421; 12,80 € Adolph Friedrich Hesse (1809-1863), der seinerzeit als der "schlesische Bach" bekanntgewordene Breslauer Organist, hatte durch seine Ausbildung großen Anteil an der Verbreitung und Wiederbelebung der Bachschen Orgelwerke. Als Konzertorganist war er im In- und Ausland vor allem durch seine virtuose Pe- daltechnik bekannt geworden. Die vorliegenden sechs Stücke beziehen sich dem Sinn ihres Titels nach auf die unterschiedliche Einsetzbarkeit im Alltag des Orga- nisten. Als Zeitgenosse Mendelssohn Bartholdys steht er heutzutage etwas in seinem Schatten. Die Ausgabe der sechs Orgelstücke mag dazu beitragen dem zu Unrecht weniger bekanntem Oeuvre Hesses wieder mehr Bekanntheit zu ver- schaffen. (ci) Kern, Carl August: Orgel-Magazin – Vor- und Nachspiele für die Orgel in sechs Bänden, Edition Dohr 15221-15226; je Heft 11,80 €. Band 1-6 im Paket, Edition Dohr 15227; 59,00 € Ekkehard Koch legt hier ein sechsbändiges Werk des hessischen Komponisten Carl August Kern (1836-1897) vor. Jeder Band enthält ca. 15 Stücke von weitge- hend leichtem Schwierigkeitsgrad, die insbesondere Anfängern am Instrument Orgel gute Dienste für den alltäglichen Gebrauch leisten können. Die Stücke klin- gen alle gut und sind handwerklich solide gearbeitet: Basis ist der homophone vierstimmige Satz, meist durchdrungen von motivischer Arbeit in mindestens einer der Stimmen. Hin und wieder gibt es auch polyphon beginnende Abschnitte, die dann immer wieder in homophon-motivischer Struktur münden. Pedalgebrauch ist verbindlich vorgeschrieben, allerdings sind die Stücke in zweizeiligen Systemen notiert - trotzdem gut lesbar. (mb)

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Sperindio, Bertoldo: Tocate, Ricercari et Canzoni Francese, Edition Walhall EW 940; 17,50 € Sperindio, geboren 1530 in Modena, war als Organist in Padua tätig. Neben zwei Madrigalbüchern sind von ihm posthum zwei Sammlungen von Orgelmusik über- liefert, die hier vorliegen. Es finden sich darin zehn typisch venezianische Orgel- kompositionen, schlichter, kürzer und weniger virtuos als die Musik Claudio Meru- los. Einfach sind sie dennoch nicht: die vielen ausnotierten Verzierungen und auch die wenigen Passagen sind nur mit solider Technik schön zu bewältigen. Wenn man mit italienischer Orgelmusik dieser Zeit vertraut ist, sind die Stücke sicherlich eine interessante Erweiterung des Repertoires. Auch zum Einstieg in diese Materie sind sie gut geeignet. (mb)

Vierne, Louis: Sämtliche Orgelwerke, Band IV, Bärenreiter-Verlag BA 9224; 27,95 € Im Rahmen der Gesamtausgabe erscheint die 4. Symphonie von Vierne in einer vorbildlichen Edition. Das Werk ist 5-sätzig angelegt, der erste Satz ein Prélude, an den sich eine quasi klassische viersätzige Symphonie anschließt, das Menuett steht an dritter Stelle. Das Final ist in Gigue-artigem 12/8 Takt geschrieben, ein schwungvoll freudiges Werk. Es ist erstaunlich, dass diese 1913/1914 entstande- ne Symphonie, die weit vor den schwermütigen Spätwerken des Notre-Dame- Organisten entstanden ist, so selten auf Konzertprogrammen zu finden ist. Man assoziiert bei Vierne meistens den schweren, gravitätischen Klang einer Cavaillé- Coll Orgel. Aber vielleicht würde eine Interpretation auf einer knackigen neueren Orgel unseren Hörgewohnheiten und dem Werk entgegenkommen. (gd)

Orgel vierhändig

Rachmaninoff, Sergej: Symphonic Dances für Orgel mit 2 Spielern, Tran- skription Jean Guillou, Schott music ED 22244; 32,00 € Eine großartige Idee, diese fantastischen Tänze für Orgel zu transkribieren. Rachmaninoff schrieb die drei Tänze 1940, sie stellen sein letztes Werk dar. 1940 war eine solche Musik anachronistisch, ist sie doch in der Romantik verwurzelt, allerdings vor allem in den Ecksätzen voller rhythmischer Energie und erinnert in der Perkussivität an Prokofjeff. Guillou nimmt als Vorlage wahrscheinlich nicht die Orchesterversion, sondern Rachmaninoffs eigene Version für zwei Klaviere, was ihm die Arbeit wohl erleichterte. Das Zusammenspiel der beiden Organisten ist gut gelöst, das rhythmische Zusammenspiel dürfte nicht das Hauptproblem werden, beide müssen jedoch über beachtliche technische Fähigkeiten verfügen. Jetzt würde ich mir noch eine Bearbeitung für einen Organisten wünschen. (gd)

Schneider, Enjott: Luthermania für Orgel mit 2 Spielern, Schott music ED 22206; 24,50 € Etwa 10 Minuten dauerndes, recht virtuoses Werk, das der Komponist im Vorwort einen „furiosen Reigen aus bekannten Choralmelodien Martin Luthers“ nennt. Es

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handelt sich aber mehr um Choralschnipsel, die für den Zuhörer in ein heiteres Choräle raten ausarten können. Zum Reformationsjahr 2017 sicher eine interes- sante Neuschöpfung. (gd)

Orgel plus

Romantische Musik für Viola und Orgel, herausgegeben von Kurt Lueders, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2692; 20,00 € Das Repertoire für Viola und Orgel ist nicht groß, die Komponisten auch nicht die bekanntesten. Das muss nicht heißen, dass es nicht möglich ist, eine qualitativ anspruchsvolle und klanglich reizvolle Sammlung vornehmlich von Originalwerken für diese beiden Instrumente zusammenzustellen. Kurt Lueders hat schöne, vor- nehmlich ruhige Werke von Bartmuß, Becker, Bourdon, Waldemar von Bausznern und Wermann in einem ansprechenden Band versammelt. Die Werke sind dem Schwierigkeitsgrad nach geordnet. (gd)

Gaar, Reiner: Et resurrexit (2011) für Blechbläser und Orgel, Edition Dohr 13819; 9,80 €. Stimmenset, Edition Dohr 13820; 19,80 € Eine Fanfare für die Osternacht! An kaum einer anderen Stelle ist dieses etwa fünfminütige Werk wirkungsvoller als in der Feier der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Dynamisch und effektvoll zitiert Gaar das dreimal ansteigende "Lumen Christi" und verbindet es mit einem pulsierenden Motiv, welches sich schließlich zur großen Osterhymne "Christ ist erstanden" entfaltet. (ci)

Schreiber, Kai: Sonata da chiesa, Edition Merseburger EM 2196; 18,00 € Die „Sonata da chiesa“ des pfälzischen Komponisten Kai Schreiber ist ein dreisät- ziges Werk für Flöte und Orgel. Das Stück ist durchzogen von thematischen An- spielungen auf den Choral „Befiehl du deine Wege“, der immer wieder anklingt und dabei verschiedene melodische wie rhythmische Metamorphosen durchläuft. Während die Ecksätze in Moll stehen, ist der Mittelsatz in Dur und etwas heiterer gehalten. In einer ausladenden Kadenz kurz vor Ende des Werkes hat der Flötist / die Flötistin Gelegenheit, sein solistisches Können zu zeigen. Einen längeren solistischen Orgelpart gibt es nicht. Die Klanglichkeit des Stückes ist gemäßigt modern und merklich tonal orientiert. Zwar sind Dur- und Moll-Akkorde oft erweitert und die Akkordfortschreitungen oft nicht kadenziell gebunden, aber die Zusammenklänge wirken selten atonal oder zufällig. Für Zuhörer sicherlich gut ‚erträglich‘ und gerade mit dem versteckten c. f. ein spannendes Hörerlebnis. Das Stück ist für beide Musiker durchaus etwas knifflig zu spielen und mindestens gehoben mittelschwer. Auch in puncto Zusam- menspiel gibt es einige heikle Punkte. Die Sonata ist eine spannende Repertoire- Erweiterung für Duos Flöte-Orgel, wenn man traditionelle Wege verlassen möchte. (mb)

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Musik für Cembalo

Smith, John Christopher: Suites de Pièces pour le Clavecin, Edition Walhall EW 954; 19,80 € Smith war wohl Händels Meister- und Lieblingsschüler, später dann auch sein musikalischer Assistent. Die vorliegenden Suiten in A, c, F, B, g, und d (eine wei- tere Sammlung ist ebenfalls im gleichen Verlag erschienen) sind spannende, schöne und handwerklich solide gearbeitete Stücke für Cembalo. Mit üben sind sie gut zu bewältigen, aber sie sind zu schwer, um sie vom Blatt zu spielen. Die Suiten sind deutlich stiltypisch für englische Tänze dieser Zeit und weisen teilweise eine deutliche Nähe zu Handels Suiten auf, bis hin zu Zitaten dar- aus. (mb)

Klaviermusik

Rheinberger, Josef Gabriel: Pianoforte-Studien für die linke Hand allein op. 113 (1878-82) herausgegeben von Han Theill, Carus Verlag 50.113/00; 15,50 € Als Einzelausgabe (24-seitiges Heft ohne Einband) aus dem 36. Band der Rhein- berger-Gesamtausgabe legt der Carus-Verlag Stuttgart sechs Klavierstücke für die linke Hand allein op. 113 vor. Das Werk entstand zwischen 1878 und 1882 und – wie fast alle Klavierliteratur für die linke Hand – im Zusammenhang mit einer chronischen Entzündung der rechten Hand des Komponisten. Die besondere kompositorische Herausforderung, in Struktur und Klangbild das Handicap der fehlenden Hand vergessen zu machen, meistert Rheinberger geschickt und inspi- riert. Der bescheiden auftretende Titel „Pianoforte-Studien“ verdeckt dabei die Tatsa- che, dass die sechs Stücke durchaus als richtiger Klavierzyklus zu verstehen sind und auch so aufgeführt werden können. Die Tonartendisposition (f-Moll, Des-Dur, F-Dur, F-Dur, A-Dur, f-Moll) und die wie eine Suite aus dem Geist des Tanzes erfundene Charakteristik der einzelnen Sätze legen eine solche Interpretation nahe. Bis auf die Nummern 3 und 5 sind alle Stücke Tänze (Nr. 2 Menuett, Nr. 4 Mazurek, Nr. 6 Gavotte) oder haben ausgesprochen tänzerischen Charakter (Nr. 1 Capriccio). Auch Umfang und Form der einzelnen Sätze stehen mit dieser Charak- teristik in Zusammenhang: Nr. 1 und Nr. 6 sind mit 166 bzw. 155 Takten die längs- ten, Nr. 4 mit 91 das kürzeste; die Nummern 2 und 4 haben eine A-B-A-Form mit Trio, Nr. 1 hat ebenfalls einen trioähnlichen Mittelteil. Rheinberger wäre jedoch nicht Rheinberger, hätte er der Versuchung widerstan- den, auch unter den hier vorliegenden verschärften satztechnischen Bedingungen in der Mitte des Zyklus eine veritable Doppelfuge (Nr. 3 Fughetta) unterzubringen. Dass im zweiten Thema dieser Fuge das Anfangsmotiv des Capriccios variiert wiederaufgegriffen wird, unterstreicht zusätzlich den zyklischen Charakter. Auch ist eine Steigerung zum Ende hin angelegt: Sowohl formal als auch spieltechnisch sind die beiden letzten Stücke Romanze und Gavotte am anspruchsvollsten, wo-

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bei die Romanze den lyrisch-expressiven und die Gavotte den virtuosen Höhe- punkt darstellt. Harmonisch besonders reizvoll sind das tonal nicht recht zu fas- sende erste Thema der Fuge und die zwischen f-Moll und As-Dur schwankend unentschiedene Gavotte. Manche harmonischen Fortschreitung, meistens handelt es sich um Rückmodulationen, wirkt vielleicht etwas überstürzt, und die im gesam- ten Werk ständig festzustellende Vorliebe für den Dominantseptnonenakkord manchmal etwas süßlich. Stücke aber wie die Romanze und die Gavotte können durchaus als interessante, eigenständige und mehr Bekanntheit verdienende Beispiele spätromantischer Klavierliteratur bezeichnet werden – unverbraucht und originell in melodischer Erfindung und meisterhaft im Tonsatz. Die Anforderungen an die Spieltechnik sind für ausgebildete Klavierspieler prob- lemlos zu bewältigen, wobei die Fähigkeit, Dezimen greifen zu können, die Aus- führung natürlich sehr erleichtert. Der Klaviersatz ist nie selbstzweckhaft virtuos, immer steht die kompositorische Substanz im Vordergrund. Das Notenbild ist klar und übersichtlich, wenn auch sehr klein. Es gibt drei Druck- fehler. Davon sind zwei einfach zu korrigieren: die mit Sicherheit zu ergänzenden Haltebögen zwischen T. 39 und 40 (s. die vorangehenden Takte) des Mazureks und die von Rheinberger ganz bestimmt nicht gewollte Quintparallele in T. 85 desselben Stücks, die im nächsten Takt, der die Stelle wiederholt, auch nicht mehr auftaucht. Der dritte Druckfehler findet sich im unteren System in T. 48 der Fug- hetta, wo wahrscheinlich eine Pause fehlt. Eine diese Unklarheit korrigierende Notiz durch den Herausgeber wäre wünschenswert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rheinbergers Pianoforte-Studien op. 113 eine willkommene Bereicherung des Solorepertoires an Klavierstücken für die linke Hand – neben den bekannten Werken von Brahms oder Scriabin – darstel- len. (ra)

Klavier plus

Hummel, Johann Nepomuk: Sonate für Klavier und Violoncello op. 104, Bä- renreiter-Verlag BA 10904; 15,95 € Zu Recht wird der geneigte Leser fragen, was die Rezension einer frühromanti- schen Kammermusik in einem Kirchenmusikorgan zu suchen hat. Manchmal lohnt es sich, über den Tellerrand hinauszuschauen: Und Hummel macht immer Freu- de, die Musik, die, ähnlich wie bei Schubert zwischen Klassik und Frühromantik changiert, ist einfallsreich, die Themen zwingend, die Entwicklungen logisch. Für Kirchenmusiker interessant sind Hummels Messen! Die hier zum erstenmal im Druck vorgelegte Cellosonate, entstanden 1824 bis 1826 ist eine überzeugende Alternative zu Schuberts Arpeggione-Sonate. (gd)

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VOKALMUSIK

Bach, Johann Sebastian: Meine Seel erhebt den Herren BWV 10, Bärenreiter- Verlag, TP 1010; 8,95 (Studienpartitur), BA 10010-90; 7,95 (Klavierauszug) Die Kantate Nr. 10 entstand zum Fest Mariä Heimsuchung (2. Juli). Sie stellt eine paraphrasierende Vertonung des Magnificat dar, und kann somit gleichwohl viel- seitig verwendet werden. So nimmt beispielsweise das zweite Rezitativ explizit auch das Weihnachtsgeschehen in den Blick, was eine Aufführung im Rahmen von Advents- oder Weihnachtskonzerten nahe legt. Ein wiederkehrendes musika- lisches Motiv ist der Tonus peregrinus (IX. Psalmton). Bekanntester Einzelsatz aus der Kantate ist die als Duett für Alt und Tenor angelegte Choralbearbeitung „Er denket der Barmherzigkeit“, die Bach für Orgel bearbeitete in seiner Samm- lung der Schübler-Choräle. Eine zu Unrecht weniger bekannte Bach-Kantate, die auch für den Chor reizvolle Aufgaben bereit hält und in den Arien einprägsame Musik bietet. (ag)

Bach, Johann Sebastian: Gloria in excelsis Deo. Kantate zum Weihnachts- fest BWV 191, Carus-Verlag CV 31.191; 28,50 € Man könnte vermuten, dass es sich bei dieser dreiteiligen Komposition (eine Kan- tate ist es im eigentlichen Sinn nicht) um die Urfassung der Missa in h-Moll han- delt. Tatsächlich entstand das vorliegende Werk im Jahr 1745 als Bearbeitung der „Missa 1733“, die als Vorlage der 1748/49 fertiggestellten h-Moll Messe fungiert. Der Eingangschor ist in allen drei Fassungen textlich wie musikalisch identisch. Danach verlässt Bach den Wortlaut des Engelshymnus: Die Nr. 2 vertont wieder ein „Gloria patri“, diesmal aber aus der Doxologie. Die Musik dazu besteht aus dem bekannten Duett mit Flöte „Domine Deus“. Der abschließende Chorsatz, aus der h-Moll-Messe bekannt als „cum sancto spiritu“ ist hier textiert mit „sicut erat in principio“. Das womöglich für eine weihnachtliche Friedensfeier komponierte Werk kann heute Chören die Gelegenheit geben, Teile der h-Moll Messe in einer von Bach autorisierten Form aufzuführen. (gd)

Betzner-Brandt, Michael: High fossility – Rock- & Pop-Songs mit Senioren, Bosse-Verlag; 20,95 € „High Fossility“ ist ein Ü60-Rock/Pop-Chor aus Berlin unter der Leitung Betzner- Brandts. Aus der Arbeit mit dieser Gruppe ist das vorliegende Heft entstanden. Neben Bearbeitungen von elf Rock- und Pop-Songs, teilweise Musik der Ü60- Generation (z. B. House oft he rising sun; Hit the road, Jack), teilweise aber auch Lieder aus jüngster Zeit (z. B. Haus am See), findet sich in dem Heft ein ausführli- ches Vorwort, das prägnant und einführend die Rock/Pop-Chorarbeit mit älteren Menschen in verschiedenen Aspekten beschreibt. Die Songs sind mit Solisten (aus eigenen Reihen) und Chor besetzt, die Schwierigkeit der Chorparts ist über- schaubar, die Solo-Partien lassen den Solisten durchaus Freiheiten und Raum zur Entfaltung. Für alle, die in das Thema einsteigen und vielleicht auch einen Chor dieser Art gründen möchten, eine sehr empfehlenswerte Publikation! (mb)

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Bikkembergs, Kurt:  Psalmi novi Nr. 1 + 2, Psalm 23 + Psalm 102, Schott Musik C 52126  Psalmi novi Nr. 3 + 4, Psalm 47 + Psalm 142, Schott Musik C 52127 Gleiche Stimmen (SMezA) a cappella In allen vier Psalmvertonungen ist die Textbehandlung und –ausdeutung gleich- ermaßen großartig gelungen. Der Komponist kombiniert sehr abwechslungsreiche musikalische Ausdrucksformen und klangliche Ideen in gehobenem Schwierig- keitsgrad. Hier lohnt die Einstudierung! (ab)

Brahms, Johannes: Schicksalslied op. 54: Carus-Verlag CV 10.399; 19,90 € Anhand des Erstdrucks von 1871 und der lange verschollenen Stichvorlage hat Carus eine nach aktuellen Editionsrichtlinien besorgte Urtext-Partitur vorgelegt. Dem Werk für gemischten Chor und Orchester liegt ein Text von Hölderlin zu Grunde. Der Schicksalsgedanke spielt in anderen Kompositionen Brahms‘ (z.B. der Altrhapsodie und Nänie) ebenso eine Rolle. Im Schicksalslied wird Hölderlins Sicht jedoch ins Hoffnungsvolle gedeutet. Ein Werk, das in unserer Zeit sehr gut vermehrt in Kirchenkonzerte Eingang finden könnte. Sofern man ein symphonisch besetztes Orchester ohnehin zur Verfügung hat. (ag)

Bruckner, Anton: Te Deum, Carus-Verlag, 27.190/03 (Klavierauszug); 9,50 € , CV 27.190 (Partitur); 24,50 € Das Te Deum entstand in den Jahren 1881 bis 1885, als der Komponist mit seiner 6. und 7. Symphonie endlich in Wien Anerkennung fand. Bruckner selbst hielt es für sein bestes geistliches Werk: „Wenn mich der liebe Gott einst zu sich ruft und fragt: Wo hast du die Talente, die ich dir gegeben habe?, dann halte ich ihm die Notenrolle mit meinem Te Deum hin, und er wird mir ein gnädiger Richter sein.“ Für heutige Ohren ist es ein sehr pompöses Werk, bisweilen plakativ, man hört ihm an, dass Bruckner es als frommes Gegenstück zum Te Deum von Berlioz verstanden wissen wollte. Insbesondere für Soprane und Tenöre weist es extrem hohe Stellen auf. Das c''' im Sopran wollte Bruckner als Höhepunkt verstanden wissen, doch ist es heute bei Sängern wie bei Zuhörern gefürchtet. Das Orchester ist romantisch groß, so darf man sich freuen, wenn der Verlag ankündigt, eine Bearbeitung für Blechbläserquintett und Orgel sei in Arbeit. (gd)

Buckland, Graham: 33 Spirituals for upper voices, Bärenreiter-Verlag BA 7572; 17,95 € Der britische Dirigent und Komponist Graham Buckland arrangiert in dem vorlie- genden Band 33 Spirituals für dreistimmigen Oberstimmenchor. Wenngleich die Sätze von Buckland auch nach einem „einfachem musikalischen Idiom“ vertont sind, so sind viele Arrangements doch nicht einfach. Rhythmus, Einsatztöne und Stimmführung sind für Laien oft nicht leicht zu bewältigen. Viele Sätze machen Lust, sie sofort dem Chor vorzulegen und loszuproben, ande- re sind nicht ganz so gelungen und wirken etwas gekünstelt. Bei manchen Arran- gements, bei denen die Melodie nicht sehr hoch geht, die Begleitstimmen aber

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deutlich höher liegen (z. B. Nr. 3) kann es sinnvoll sein, wenn der Alt die Melodie- stimme übernimmt und die Begleitstimmen von den Sopranen übernommen wer- den. Die Klavierbegleitung ist eher schlicht gehalten, ohne dabei den Chorsatz zu doppeln. Praktisch: die Sätze sind weitgehend mit anderen Publikationen Buck- lands im Bärenreiter-Verlag kompatibel, so dass man den Chor SSA mit Chor SATB oder einer Combo gemeinsam spielen lassen kann. Entsprechende Ver- weise sind bei den Stücken angegeben. (mb)

Campra, André: De profundis, Psalm 129. Carus-Verlag CV 21.030/00; 25,50 € (Partitur). Komplettes Orchestermaterial: 74,00 €. In seiner Funktion als Kapellmeister an der Kathedrale Notre-Dame zu Paris und in der königlichen Kapelle Ludwigs XV. komponierte André Campra zahlreiche Grand Motets, die häufig stilistische Einflüsse der zeitgenössischen Opern aufwei- sen. Wenn Campra heute beinahe ausschließlich durch sein berühmtes Requiem bekannt ist, warten seine über 40 für Soli, Chor und Orchester komponierten Motetten noch auf Entdeckung. Zu diesen gehört seine Vertonung des 130. Psalms (nach der lateinischen Zählweise Psalm 129) De profundis. Campra kom- ponierte das Werk 1723, in den ersten Monaten seines Dienstes am königlichen Hof. Aufgrund seines Bußcharakters wurde jener Psalm bei Versailler Messen benutzt, in denen toter Mitglieder der königlichen Familie gedacht wurde. Daher fügte Campra an das Ende seiner Komposition den Introitus des Requiems. Die Besetzung ist für eine Motette groß angelegt: vier Soli (SATB), ein vier- bis sechs- stimmiger Chor (SSATBB), 2 Fl, 2 Ob, 2 Vl, 2 Va und Bc. Wer auf der Suche nach einem Stück für ein Konzert mit dem Thema „De profundis“ ist, findet mit dieser Motette ein Stück, dass von den meisten im Publikum noch nie jemand gehört haben wird. Der Chor singt in zwei der sieben Sätze. Der zweite Teil des letzten Satzes (et lux perpetua) bedarf aufgrund seines Rhythmus‘ und Tempos einiger Übungszeit. (ak)

Jones, Robert:  Erschaffe mir ein reines Herz für SATB und Orgel, BU 2688; 1,30 €  The invisible flame für SATB und Orgel, BU 2694; 1,80 € Dr. J. Butz Musikverlag Diese Motetten Robert Jones‘ sind in einem süffigen, neoromantischen Stil ge- schrieben, der die romantische Tonsprache um einige Reizdissonanzen erweitert. Hier treffen weiche sangliche Linien auf einen klangvollen Orgelsatz. Die Parts der Chöre sind leicht bis mittelschwer – durch die Harmonik sind auch schwierigere Sprünge und Chromatik gut fassbar; etwas knifflig sind bisweilen die Einsatztöne zu finden, wenn es sich um einen angereicherten Akkord handelt, der Ambitus der Chorstimmen ist bei keinem der Stücke unmäßig hoch oder tief. „Erschaffe mir ein reines Herz“ greift im Text Ps 51 auf. Schade, dass hier die deutsche Übersetzung von Britta Freund als Haupttext gedruckt wurde und der englische Originaltext nur kursiv wie eine zweite Wahl wirkt. Die (recht leicht spiel- bare) Orgelbegleitung beschränkt sich weitgehend auf Zwischenspiele, während

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der Chor weite Teile seiner Passage a cappella singt, so dass ein interessantes Wechselspiel entsteht. In seiner Kürze ein sehr gelungenes Stück. „The invisible flame“ ist ein Text aus dem 17. Jahrhundert, geschrieben von Thomas Traherne und eine sehr schöne Alternative zu den ‚gängigen‘ Texten der Passionszeit. Musikalisch ist er interessant umgesetzt: der Anfang steht in E-Dur, der Mittelteil mit großem Crescendo in h-Moll, der Schluss wieder in E-Dur. Auch hier gibt es Wechsel zwischen begleiteten und unbegleiteten Passagen sowie Orgelzwischenspielen. (mb)

Jones, Robert:  Groß und wunderbar für SATB und Orgel, BU 2620; 1,80 €  Groß und wunderbar für SABar und Orgel, BU 2621; 1,80 €  Komm zu uns, Gott - Adventslied für SATB + Orgel, BU 2608; 1,80 € Dr. J. Butz Musikverlag Schöne, melodienbetonte, harmonisch reiche und recht einfach zu singende Wer- ke, wie immer bei Butz in sehr bequemer Lage. Der Sopran nie über f'', meist um das c'' herum tätig. Die Ausgaben vorbildlich und dankenswert preisgünstig. (gd)

Germann, Johann: "Herr, bleibe doch bei uns" - Kantate zum Ostermontag, Edition Dohr 12458; 9,80 € (Partitur) Diese Concerto-Aria-Kantate für zwei Violinen, Sopran-Solo und basso continuo des Mügelner Barockkomponisten Germann lässt sich aufgrund kleiner Besetzung und kürzerer Aufführungsdauer gut in einen festlichen Gottesdienst einfügen, beispielsweise als Musik zur Gabenbereitung oder Kommunion. Das Werk besteht aus einer kurzen Arie mit anschließendem Choral und greift den bekannten Text der Emmaus-Jünger auf. Die schlicht gehaltene Arie kann auch von einem Mäd- chen- oder Frauenchor gesungen werden. (ci)

Liebhold: "Gott gibt, Gott nimmt wie er bestimmt" - Kantate zum 24. Sonntag nach Trinitatis, Edition Dohr 28693; 14,80 € (Partitur) Diese klangschöne Barockkantate für Oboe, zwei Violinen, Viola, Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass-Solo, vierstimmigen gemischten Chor und basso continuo mündet in den bekannten Choral "Was Gott tut, das ist wohlgetan". Sie trägt deutliche Spu- ren Bachscher Kompositionstechniken besonders in der Stimmführung der Chor- stimmen, ist aber in ihrer Gesamtgestaltung etwas schlichter gehalten, wenn auch nicht wirkungsloser. (ci)

Lütter, Johann: Matthäus-Passion für Sprecher, Solostimmen, gemischten Chor, Gemeindegesang und Orgel , Edition Dohr 20748; 29,80 € (Partitur) Hauptakteur dieser Passion ist zweifelsohne der Organist, der die Passion mit einem nicht leichten Orgelpart durchgängig zu begleiten hat. Die Kompositions- techniken sind interessant. Gleich nach dem Orgelpräludium stimmt die Gemeinde in den Choral "Heb die Augen, das Gemüte" ein, wobei der Chor darüber unisono den Choral "O Lamm Gottes, unschuldig" anstimmt. Auch im weiteren Verlauf

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kommt es zu stimmungsvollen Passagen, etwa wenn die Orgelbegleitung bei den Abendmahlsworten auch den Text des erzählenden Sprechers untermalt. Die Choräle der Gemeinde sind leider meist nicht gängig oder mit unbekannteren Melodiefassungen versehen, können aber leicht einstudiert werden. (ci) Lütter, Johann: Hymnen zur Fronleichnamsprozession für vierstimmigen gemischten Chor und vier Bläser ad libitum, Edition Dohr; 7,80 € Die vier Hymnen sind die lateinischen homophonen Gesänge vor dem eucharisti- schen Segen der jeweiligen Fronleichnamsaltäre. Die Harmonik ist schlicht gehal- ten. Des Platzes wegen wurde der Text der drei Strophen zwischen die einzelnen Stimmen gesetzt, was das Singen allerdings erschwert, da man Text und Noten blickmäßig bei jeder Strophe neu sortieren muss. Mit genügend Probenarbeit kann man diesem Problem aber Abhilfe verschaffen. (ci)

Mawby, Colin: Halleluja-Coda I und II (2012); Lobe den Herren, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2534; 1,30 € Achtung: Das sind neue Kompositionen von Mawby. Bei keinem der beiden han- delt es sich um die berühmte Coda, mit der Mawby weltweit bekannt wurde. Die zweite Ausgabe behandelt vier Strophen des Chorals „Lobe den Herren“ für vier- stimmigen Chor und Orgel, 2 Trompeten, 2 Posaunen und Pauken können ad libitum hinzugefügt werden. Ähnlich wie z.B. Rutters „Nun danket alle Gott“ auch hier nach einer festlichen Eingangsstrophe eine ruhige zweite Strophe, die dritte Strophe wieder festlich, die unisono vierte mit Überchor und triumphalen Trompe- tenklängen. (gd)

Meyerbeer, Giacomo: Sieben geistliche Gesänge für Soli (SATB) und ge- mischten Chor (SATB), Klavier ad lib., Edition Schott 21777; 14,50 € Die vorliegende Sammlung von geistlicher Gesänge nach Texten von Friedrich Gottlieb Klopstock entstand im Jahr 1812. 1841 erschien eine Ausgabe mit deut- schem und französischem Text, welche Vorlage für die aktuelle Edition war. Hin- sichtlich der Besetzung hatte Meyerbeer keine vollgültige Vorstellung. Die Unter- teilung in Solostimmen und Chor kann entfallen wie auch die Begleitung durch das Klavier nur an solchen Stellen bedient werden soll, „wo die Intonation der Sing- stimmen unrein zu werden drohet“. Allen Gesängen kann ein überschwänglicher, dem Geist der Frühromantik entsprechender (Halleluja-) Jubel nicht abgesprochen werden. Dennoch vermisst man weitgehend zündende harmonische oder formale Ideen und der Zyklus hinterlässt lediglich den Eindruck des Durchschnittlichen. (ab)

Meyerbeer, Giacomo: Hallelujah für Männerchor (TTBB) und Orgel, Kinder- chor ad lib., Edition Schott 21740; 13,50 € Die textliche Vorlage für Meyerbeers „Hallelujah“ entstammt Gotthold Salomons „Predigten in dem neuen israelischen Tempel zu Hamburg“ aus dem Jahr 1820. Sequenzbildungen, Wiederholungen und floskelhafte Kadenzen bestimmen den musikalischen Satz dieses Werkes. Eine wirkliche Verarbeitung, Fortspinnung

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oder Entwicklung thematischen Materials findet nicht statt und der Kinderchor ist mit der ewig gleichen Klausel betraut. Viel C-Dur, welches manchem Männerchor möglicherweise deswegen das Stück einer Aufführung wert zu sein scheint. (ab)

Monteverdi, Claudio: Magnificat a sei voci; Carus-Verlag CV 27.205; 19,90 € In Anlehnung an seine eigene „Marienvesper” hat Monteverdi das vorliegende Magnificat komponiert. Es erschien damals in der gleichen Sammlung wie die Vesper und hat zahlreiche thematische und motivische Ähnlichkeiten. Vertont für sechs Stimmen (SSATTB) und Continuo, teilweise in sehr kurzen Sätzen, ist es in den eingesetzten Mitteln zwar zurückhaltend, musikalisch aber sehr lohnenswert. Einige Stücke sollte man sinnvollerweise mit Solisten besetzen, die meisten Stü- cke lassen sich mit Chören singen. Die Chorpartien sind teilweise filigran, liegen recht hoch und sind somit nicht einfach zu singen. Paul Horns Generalbass- Aussetzung ist gelungen und liegt meist gut in der Hand. Das Werk kann in Got- tesdienst und Konzert seinen Platz finden. (mb)

Poos, Heinrich: Pater noster für gemischten Chor (SATB) – Orgel (Klavier) ad lib. Neufassung 2011, Edition Schott 21526; 14,50 € Für viele Chorleiter stellt sich zuerst die drängende Frage, für welche nicht konzer- tante Gelegenheit die Einstudierung einer „Pater noster“-Vertonung angeraten sein könnte? Jenseits dieser Überlegung erscheint Poos´ Beitrag hierzu zwar mit hübschen melodischen Einfällen, die jedoch allzu bald in isorhythmischem Ak- kordgeschiebe untergehen. Auch der fugierte „Quia tuum est regnum“- Abschnitt wirkt reichlich bemüht ohne eine individuelle und inspirierende Tonsprache zu entwickeln. (ab) Rolle, Johann Heinrich: Siehe, Finsternis bedecket das Erdreich, Kantate zum Weihnachtsfest. Carus-Verlag 2015. CV 10.025/00; 28,80 € (Partitur). Komplettes Orchestermaterial: 85,00 €. Johann Heinrich Rolle wurde 1716 in Quedlinburg geboren und wurde 1752 zum Musikdirektor der Stadt Magdeburg ernannt. Die Kantate „Siehe, Finsternis be- deckt das Erdreich und Dunkel die Völker“ ist für das Weihnachtsfest bestimmt. Das Jahr der Erstaufführung ist allerdings unbekannt. Das Libretto stammt von Johann Samuel Patzke. Die Kantate besteht aus sechs Sätzen, eingerahmt von einem ausgedehnten und festlich instrumentierten Eingangschor (2Tr, Pk, 2Ob) und einem einfachen vierstimmigen Choralsatz. Eine Besonderheit bildet der erste Satz mit seiner originellen Harmonik und den kontrastreichen Tempi. Wer einmal Bach oder Saint-Saëns am Weihnachtsfest in der Schublade lassen möchte, könnte mit der vorliegenden 25-minüten Kantate eine Alternative aufführen, die sich auch in einen Gottesdienst integrieren lässt. (ak)

Schlenker, Niko: Life in 4D, Zebe-Verlag ZE 5001; 14,90 € Im Chorbuch „Life in 4D“ finden sich elf Songs, komponiert und getextet vom deutschen Arrangeur, Chorleiter und Pianisten Niko Schlenker. Die Texte sind von intensiven Glaubens-Erlebnissen geprägt, sie transportieren die Message traditio-

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neller Gospel-Texte in die Gegenwart – sprachlich wie bildlich. „Life in 4D“ ist nicht nur Titel, sondern auch ein Song der Sammlung, in dem es darum geht, das Le- ben im Glauben eine vierte Dimension eröffnen kann. Musikalisch bietet der Band verschiedene Stile: von funkigem Gospel-Stil über Reggae bis hin zur Ballade ist vieles dabei. Harmonisch wie rhythmisch werden die Stile gekonnt umgesetzt. Die notierte Klavierbegleitung ist nicht einfach zu spielen, man kann aber anhand der Harmonien auch frei begleiten. An den Chor stellen die Stücke rhythmisch hohe Ansprüche, auch der eine oder andere Einsatz ist wegen der komplexen jazzigen Harmonik schwer. Schade, dass die Songs sehr tief liegen: die hohen Stimmen kommen nie wirklich zum Tragen, müssen aber häufig sehr weit nach unten ge- hen. Chöre, die auf dem Gebiet der Gospel-Musik ambitioniert unterwegs sind, finden in „Life in 4D“ schöne und mitreißende neue Stücke. (mb)

Sanchez Mombiedro, Rafael: O magnum mysterium, für gemischten Chor a cappella, Schott Music C 55929; 3,80 € Imitatorische Zellen wechseln mit akkordischen Flächen, eine motivische Verar- beitung ist nicht zu erkennen, so entwickelt sich leider kein schlüssiger und span- nender Aufbau. (ab)

Schütz, Heinrich: Alleluja! Lobet den Herren in seinem Heiligtum - Psalm 150, Carus-Verlag CV 20.038; 10,00 € Dieser festliche Psalm von Heinrich Schütz mit üppiger Renaissance-Besetzung wurde von der Stuttgarter Schütz-Ausgabe in Zusammenarbeit mit dem Heinrich- Schütz-Archiv der Hochschule für Musik Dresden herausgegeben. Wenn auch eine quellenkritische Ausgabe, bietet sie doch ein modernes und problemlos les- bares Notenbild. Mit der Gesamtausgabe der Schützschen Werke liegen benut- zerfreundliche und informative Bände vor, die Einblick in die Werkentstehung, Überlieferung, Aufführungspraxis und liturgische Stellung bieten. (ci)

Ständer, Hatto: "Mein Hirt ist Gott der Herr", Liedkantate für Gemeinde, vier- stimmigen gemischten Chor und Orgel, Edition Dohr 28815; 6,80 € Ständer (1929-2000) schrieb während seiner Tätigkeit als Dortmunder Kirchen- musiker eine ganz Reihe praktikabler und klangschöner Werke, die vor allem neue Wege in der kirchenmusikalischen Gestaltung des Gottesdienstes aufzeigten. Die etwas aus der Mode gekommene Form der Liedkantate ist längst nicht erschöpft. Die vorliegende Bearbeitung zum Psalmlied ist eine lohnende Bereicherung auf diesem Gebiet. (ci)

Tambling, Christopher: Ave Maria für gemischten Chor und Orgel, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2673; 1,80 € Tamblings 'Ave Maria' in der Besetzung gemischter Chor und Orgel ist ein schö- nes und praxisnahes Stück, welches das Repertoire vieler Chöre bereichern kann. Hier treffen sangliche Melodien auf eine harmonisch reiche Orgelbegleitung, die zusammen zu einem ausgewogenen und vollen Ganzen verschmelzen. Ange-

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nehm für die Probearbeit ist die Anlage des Stückes, bei der nach dem Orgelvor- spiel zunächst die Frauenstimmen unisono beginnen und mit einer kurzen zwei- stimmigen Passage abschließen, bevor eine vergleichbare Struktur in den Män- nerstimmen folgt - und erst dann folgen ein vierstimmiger dritter Teil und eine Coda, und auch hier gibt es wieder einige parallel geführte Stellen. Das mag auf den ersten Blick banal wirken, ist es aber nicht, da die harmonische Anlage und die Orgelbegleitung das Stück wunderbar abrunden. Die Begleitung ist nicht sehr schwer und lässt sich auch von weniger geübten Organisten bewältigen. (mb)

Tambling, Christopher: Christ ist erstanden. SA(T)B + Orgel und/oder Blä- ser; Dr. J. Butz Musikverlag BU 2699; 1,80 € (Partitur). Den Text dieser altüberlieferten Leise hat Christopher Tambling mit einer eigenen, würdevollen Melodie und englischem Klangverständnis neu vertont und so eine feierliche Motette geschaffen, die sich hervorragend als festliche Eröffnungsmusik für österliche Gottesdienste eignet (Dank der zusätzlichen Textierung „Christ fuhr gen Himmel“ lässt sie sich auch an Himmelfahrt aufführen). Dabei kann die Beset- zung mit Orgel und/oder Bläsern perfekt den örtlichen Gegebenheiten und dem Grad der gewünschten Feierlichkeit angepasst werden und empfiehlt sich zur Kombination mit einer Messvertonung für Chor, Orgel und Bläser. Uniso- no-Passagen und strophische Anlage garantieren zudem eine leichte Einstudie- rung. Die Tenorstimme (ad lib.) kann bei einem dreistimmigen Chor auch wegge- lassen werden. Für Tambling, der am 3. Oktober 2015 nach kurzer Krankheit im Alter von 51 Jahren verstorben ist, möge gelten, was der Text des Osterliedes sagt: „Seit dass er erstanden ist, so freut sich alles, was da ist.“ (ak)

Telemann, Georg Philipp: Der Tod Jesu TWV 5:6, Klavierauszug nach dem Urtext der Telemann-Ausgabe. Bärenreiter-Verlag BA 5853-90; 29,95 € Auf- führungsmaterial leihweise erhältlich. Das Passionsoratorium „Der Tod Jesu“ von Telemann wurde nun in einer Neuauf- lage des Klavierauszugs herausgegeben. Die Komposition entstand 1754/55, als Vorlage diente das Libretto von Karl Wilhelm Ramler. Im Vergleich zu anderen Passionen vertont Telemann die Rezitative musikalisch ausgestaltet, während die Chöre sehr schlicht und auf homophone Aussetzungen reduziert sind. Eine Aus- nahme bildet der Chor „Freuet euch alle, ihr Frommen“. Das Werk bietet eine Alternative für Kirchenchöre, die in kurzer Zeit eine Passion erlernen und dennoch ein Werk von ca. 60 Minuten aufführen möchten. (ak)

Telemann, Georg Philipp: Auf Gott will ich mich stets verlassen. TWV 1:100. Carus-Verlag 2015, CV 39.138/00; 18,50 € (Partitur). Komplettes Orchester- material: 32,50 €. Die vorliegende Kantate ist eine Duett-Kantate im doppelten Sinn. Zum einen fügen sich Alt-Blockflöte und Violine, zum anderen Sopran- und Bass-Solo zu wunderbaren Paaren zusammen. Die vier Sätze, die Telemann mit der gegebenen Besetzung farbig zu besetzen weiß, ist eine Art „geistlicher Kammermusik“. Die

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schöne, bekenntnishafte Barockdichtung von Erdmann Neumeister (1671-1756) handelt vom Gottvertrauen und mündet in Gedanken an den Tod. Im letzten Satz erklingt dazu in den Instrumenten der wohlbekannte Choral „Herzlich tut mich verlangen“. Die zehnminütige Kantate ist offensichtlich ein Frühwerk Telemanns, was den musikalischen Wert allerdings in keiner Weise schmälert. (ak)

Telemann, Georg Philipp: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Psalm 121. TWV 7:16. Carus-Verlag CV 39.127/00; 21,00 € (Partitur). Komplettes Orchestermaterial: 49,50 €. Telemanns Vertonung des 121. Psalms verrät den Verehrer französischer Musik. Nach dem Vorbild einer Grand motet gestaltet, nimmt sie in allen Sätzen französi- sche Muster auf: das Ouvertüren-Modell im ersten Satz, Chaconne-Anklänge im zweiten, den punktierten Gigue-Rhythmus im dritten. Hinzu kommt der gattungs- typische lebhafte Wechsel von Chor und Solistenensemble. Die Musik ist voller bildhafter Poesie, wo immer sich dazu Gelegenheit bietet, wie gleich zu Beginn bei den Worten „Ich hebe meine Augen auf“ oder an späterer Stelle zu dem Text „Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht“. Die Besetzung mit vier Soli (SATB), vierstimmigem Chor (SATB) und kleinem Orchester (2 Ob, 2 Vl, Vla, Bc) ist für eine Aufführungsdauer von 12 Minuten relativ umfangreich. Es bietet sich an, ein weiteres Werk mit dieser Besetzung aufzuführen, von denen unter den Kantaten Telemanns einige zu finden sind. (ak)

Wallrath, Klaus: Von guten Mächten treu und still umgeben - für SATB, Ge- meinde (ad lib.) + Orgel (Klavier); Dr. J. Butz Musikverlag BU 2709; 2,30 € Das Gebet „Von guten Mächten“, das der inhaftierte Dietrich Bonhoeffer Ende 1944 wenige Monate vor seiner Ermordung schrieb und seiner Verlobten als Weihnachtsgruß sandte, gehört zu den anrührendsten Zeugnissen eines unbe- dingten Gottvertrauens. Zu Recht ist der Text oft vertont worden und nun auch mit der Melodie von Kurt Grahl im Stammteil des neuen „Gotteslob“ (Nr. 430) zu fin- den. (Im Limburger GL 830 findet sich die geläufige Melodie von .) Wallrath wählte Grahls Melodie als Vorlage für seine Liedmotette. Diese Verto- nung geht unter die Haut: durch ihren romantisch-warmen Klang, das geschickte, auch in den Einzelstimmen stets sangliche Arrangement, die motivische Arbeit und den großen Spannungsbogen, wird die Motette nicht nur am Silvesterabend eindrücklich erklingen können. (ak) Zelter, Carl Friedrich: Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit, Motette für achtstimmigen Doppelchor, Edition Schott 21771; 7,50 € Im Zentrum des Werks nach der Textvorlage von Matthias Claudius steht eine interessante achtstimmige Fuge, welche in einen hymnischen Lobpreis mündet. Der fünfte Takt weist mit dem „c“ im Bass entweder einen dicken Druckfehler oder einen schwerwiegenden satztechnischen Mangel auf, der zu einer extrem hässli- chen Quintparallele zwischen den Männerstimmen führt. In summa: Gerade in der Gegenüberstellung zu Regers etwa 100 Jahre jüngerem Beitrag zum selben Text bietet Zelters Vertonung eine durchaus nicht unattraktive Alternative. (ab)

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Messen

Gabriel, Thomas: Social Mass Work, für Solo, gemischten Chor (SATB) und Klavier, Schott ED 22097; 18,50 € (Partitur/Klavierauszug) Die vorliegende Messvertonung des Seligenstädter Regionalkantors Thomas Gabriel entstand durch eine intensive Zusammenarbeit mit den Jugendlichen des Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrums e. V. Offenbach. Die jahrhunderteal- ten Messtexte werden in dieser Komposition in einen neuen sozialen Kontext gestellt. Zusammen mit den Jugendlichen erarbeitete Gabriel Fragen und Antwor- ten, die „ganz neu und unverstellt über unseren großen liturgischen Schatz nach- denken“. Die dynamische und rhythmische Vertonung der Texte spiegelt die Le- benswirklichkeit der Jugendlichen wider. Unter den neun Stücken sind auch die bereits bekannten Gabrielschen Werke „Gott hat mir längst einen Engel gesandt“, „Heilig“ (GL 192) und „Der Herr wird dich mit deiner Güte segnen“ (GL 452). Das Werk ist für einen vierstimmigen Chor (SATB) sowie drei Solo-Stimmen (SAM) angelegt. Die Arrangements sind teilweise rhythmisch und harmonisch sehr an- spruchsvoll, sollten aber von einem ambitionierten Jugendchor zu bewältigen sein. In deutscher Sprache und schnörkelloser Grammatik ist dieses Werk sowohl für den liturgischen als auch für den konzertanten Gebrauch geeignet, in Gänze wie auch in Auszügen. (ak)

Haydn, Joseph: Missa brevis Sancti Joannis de Deo, bearbeitet für Frauen- chor (SMezAA) von Herbert Breuer, Bärenreiter-Verlag BA 5694; 17,50 € Der Wandel der Chorlandschaft, der sich Mangel an Männerstimmen und dem Bedarf an Literatur für Frauenchöre ergibt, ist dem Bärenreiter-Verlag Anlass für die Bearbeitung und Veröffentlichung bekannter Chorwerke. So bearbeitete Her- bert Breuer die auch unter dem Zusatz „Kleine Orgel-Solo-Messe“ bekannte Missa brevis in B-Dur von Joseph Haydn für vier Frauenstimmen. Dass dies unter weit- gehender Beibehaltung der Stimmführung gelang, erstaunt und macht zugleich eine Anforderung deutlich: man sollte über wirklich tiefe 2. Altistinnen verfügen, denn f wird mehrfach gefordert! Die Besetzung mit dem klassischen Wiener Kir- chentrio (2 Violinen und Bass) sowie Orgel (mit dem bekannten Solo im Benedic- tus) lässt sich gut realisieren. (ag)

Jones, Robert: Missa brevis in D, Dr. J. Butz Musikverlag BU 2690; 26,90 € Diese Messe Robert Jones‘ ist in einem süffigen, neoromantischen Stil geschrie- ben, der die romantische Tonsprache um einige Reizdissonanzen erweitert. Hier treffen weiche sangliche Linien auf einen klangvollen Orgelsatz. Der Part des Chores ist leicht bis mittelschwer – durch die Harmonik sind auch schwierigere Sprünge und Chromatik gut fassbar; etwas knifflig sind bisweilen die Einsatztöne zu finden, wenn es sich um einen angereicherten Akkord handelt, der Ambitus der Chorstimmen ist nicht unmäßig hoch oder tief. Die Missa brevis in D ist eine recht knapp gehaltene, klangvolle Ordinariumsvertonung. Für den Chor ist das Stück, auch dank häufiger Unisono-Passagen und sequenzierter Stellen, gut einzustudie-

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ren, der Organist hat einige ungewohnte oder auch vollgriffige Akkorde zu greifen, aber keine unlösbare Aufgabe vor sich – virtuose Stellen gibt es nicht. (mb)

Kreuzpointner, Elvira und Johann Simon: Lass die Liebe größer werden. Eine Messe mit Neuen Geistlichen Liedern für drei- bis vierstimmigen Chor (Tenor ad lib.), Flöte, Klavier, Band und Gemeinde, Dehm-Verlag DV 43; 14,95 €. Die Texte der vorliegenden Messe stammen von Elvira Kreuzpointner und wurden von ihrem Mann, dem St. Pöltener Kirchenmusiker Johann Simon Kreuzpointner vertont. Die Messe ist in neun Abschnitte unterteilt (Eingang, Kyrie, Gloria, Ant- wortgesang, Halleluja, Lied nach der Predigt, Sanctus, Agnus Dei, Schlusslied). Das Lied nach der Predigt gibt der Messe ihren Namen. Die Besetzung ist nur bedingt festgelegt, sodass sie je nach personellen Anforderungen gut aufführbar ist. Die Musik ist an verschiedene Stile angelehnt: der Antwortpsalm klingt nach Blues, im Schlusslied sind Jazz-Klänge hörbar. Das Sanctus beginnt mit einem Fugato im Klavier und zeigt klassische Elemente. Die Texte greifen aktuelle The- men auf (Medienkonsum, Ernährungsbewusstsein), aber beinhalten auch Traditi- onelles (z. B. Nachdichtung des franziskanischen Sonnengesangs im Gloria-Lied). Besonders zu erwähnen ist der Abdruck von einstimmigen Leadsheets am Ende der Chorpartitur. Alle, die mit der Erstellung von Liedblättern beschäftigt sind, werden dies sehr zu schätzen wissen. (ak)

Miskinis, Vytautas: Missa Sancti Martini für vierstimmigen Mädchenchor (Frauenchor) und Orgel, Edition Schott 9914; 12,50 € Mit Ausnahme des luftig schwingenden Benedictus kann diese Auftragskompositi- on den Rezensenten nicht überzeugen. Zu häufig werden musikalische Entwurfs- muster todgeritten und verzichtbar scheinende Wiederholungen dennoch benutzt. Das Gloria verarbeitet lediglich den ersten Textabschnitt des lobpreisenden Hym- nus. Die Orgelstimme ist mit Sicherheit am Klavier entstanden und müsste erst noch vernünftig für eine orgelgemäße Verwendung eingerichtet werden. (ab)

Schreiber, Joachim: Von guten Mächten treu und still umgeben. SATB, Ge- meinde (ad lib.) + Orgel (Klavier); Dr. J. Butz Musikverlag BU 2709; 2,30 € Eine leicht umsetzbare, harmonisch bunte und ebenso vitale wie lyrische Messe für dreistimmige Chöre? Joachim Schreiber, Kirchenmusiker an der Abteikirche Windberg hat ein solches Ordinarium nun für den Butz-Verlag komponiert. Durch Rückgriffe auf tradierte Stilistik, gepaart mit Freude am Klang und lebendiger Diktion gelingt Schreiber eine frische und leicht fassliche Komposition, die Neues und Vertrautes gleichermaßen bietet und sicherlich viel Freude bereiten wird. (ak)

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Tambling, Christopher: Missa brevis in B für SA(T)B, Orgel, Bläser ad lib., Dr. J. Butz Musikverlag; BU 2650 B (Orgelpartitur) 15,00 €; BU 2650 A (Blä- serpartitur) 18,00 €; Chorpartitur 2,50 € Die Missa brevis in B des erst im vergangenen Jahr verstorbenen britischen Kom- ponisten ist praxisnah für ein breites Spektrum an Besetzungen komponiert. Der Chorpart ist eigentlich vierstimmig, kann aber, unter Auslassung der Tenor- Stimme, auch nur dreistimmig gesungen werden. Begleitet wird die Messe in je- dem Fall von Orgel, die Begleitung kann aber noch um Blechbläserquartett (2 Trp., 2 Pos.) sowie Röhrenglocken ergänzt werden. So lässt sich auch mit dem 'Festlichkeits-Grad' spielen. Die Klanglichkeit der Messe ist, typisch für Tambling und viele andere britische und amerikanische Komponisten seiner Generation, erweitert romantisch-tonal; die melodischen Linien sind sanglich und eingängig und liegen in chorisch-angenehmen Tonlagen, so dass der Chorpart gut zu bewäl- tigen ist. Der Orgelpart ist nicht einfach (viele vollgriffige Akkorde, ‚Agnus Dei‘ teilweise in Des-Dur), wenn auch nicht unangemessen schwer, und ist auch für ambitionierte Laien spielbar. Alles in allem eine schöne und praxisnahe Messver- tonung, die mit überschaubarem Aufwand ein klangprächtiges Ergebnis (wenn auch ohne herausragende Momente) liefert. (mb)

Tambling, Christopher: Pastoralmesse für SABar und Orgel, Instrumente ad lib., Dr. J. Butz Musikverlag BU 2680; 16,00 € (Partitur) Tamblings Pastoralmesse enttäuscht leider etwas und wird den Erwartungen, die der Name weckt, nicht gerecht. Zwar ist das Stück praxisnah - Besetzung für dreistimmig gemischten Chor SAM, gut singbare Linien der Chorstimmen, Beglei- tung für Orgel und frei zusammenstellbares Orchester ad lib. zusätzlich - aber leider passen Klangerwartung einer Pastoralmesse und Tonsprache nicht zu- sammen. Die Melodiebildung wirkt bisweilen bemüht, möglicherweise weil Tamb- ling versucht hat, gregorianische Melodien einzuflechten. Die Orgelbegleitung, in der der komplette Orchestersatz zusammengefasst wurde, bedarf gewissenhafter Vorbereitung. Einige Stellen sind mit Übernahmen in die linke Hand leichter zu spielen, hier wäre ein Hinweis von Komponisten oder Her- ausgeber sinnvoll gewesen. (mb)

Zelenka, Jan Dismas: Missa Dei Filii, ZWV 20, Breitkopf & Härtel EB 5565 Urtext; 69,80 € Die Messe zu Ehren „Gottes Sohn“ ist nur wenige Monate vor der Missa „Omnium Sanctorum“ entstanden, und dennoch nicht mit ihr zu vergleichen. Sie ist dem Text nach nur eine „Missa brevis“, beinhaltet die Vertonungen von Kyrie und Glo- ria. Bei einer Gesamtlänge von 50 Minuten besteht darüber hinaus ein bemer- kenswertes Ungleichgewicht zwischen den Sätzen: Das erste Kyrie, das nach einer „Christe“ Solo-Arie wiederholt wird, hat genau 17 Takte. Dementsprechend prachtvoller ist das Gloria komponiert, das mit einer großen Fuge dem Werk einen fulminanten Schluss gibt. Für Konzerte eine Entdeckung! Das Orchestermaterial ist leider nur leihweise erhältlich. (gd)

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Zelenka, Jan Dismas: Missa Omnium Sanctorum für Soli, Chor, Orchester, ZWV 21, Breitkopf & Härtel EB 8052; 21,90 € (Klavierauszug) Dass Zelenka, Kirchenkomponist an der Dresdner Hofkirche von 1710 bis 1745, immer noch relativ unbekannt ist, kann man damit erklären, dass er im Schatten des gleichaltrigen Johann Sebastian Bach steht. Zelenka schrieb zwanzig Mes- sen, die vorliegende ist seine letzte und ein Meisterwerk. Das Orchester besteht nur aus Streichern und Oboen, hat viel zu leisten. Auch vom Chor wird einiges verlangt, alles ist gut singbar. Zelenka hat originelle und schöne Ideen. Harmonik und Orchesterbehandlung erinnern an den Barock, das Werk ist auffallend klein- teilig, hat aber neben kompakten Chorblöcken auch etliche, charmante Fugen aufzuweisen. Man möchte als Kirchenmusiker das Werk sofort aufführen. Mit einer Aufführungsdauer von etwa 60 Minuten ist es für die Liturgie etwas lang. Und fürs Konzert ist der Name Zelenka weniger zugkräftig als Mozart. (gd)

Musik für Solostimmen

Rossini, Gioacchino: Tantum ergo (1847) für zwei Tenöre, Bass und großes Orchester, Edition Dohr 12664; 18,80 € (Klavierauszug) Unter den kleineren geistlichen Kompositionen aus Rossinis (1792-1868) späterer Zeit, findet sich das vorliegende "Tantum ergo", eine prächtige Vertonung des bedeutenden lateinischen Hymnus in der seltenen Besetzung für drei Solostim- men und großes Orchester, wobei die Stimmen auch von einem Männerchor aus- geführt werden können. Auf Grund dieser besonderen Besetzung ist das Werk als gute Ergänzung zu weiteren Werken Rossinis, wie etwas seiner "Petit messe solennelle" oder auch der "Missa di Gloria" für eine konzertante Programmgestal- tung denkbar. (ci)

Musik für Kinder

Mein Herz ist bereit – Lieder über Gott und die Welt für Kinderchor, Chorleiterband, CD, Stimmen, Carus-Verlag CV 12.095; 39,90 € Für kirchliche Kinderchöre liegt mit dieser Edition ein reizvolles Repertoire und ein reicher Fundus an kindgerechten Stücken vor. Die stilistische Bandbreite (bis zu einem Halleluja-Reggae und Heilig-Samba) und die unterschiedlichen Schwierig- keitsgrade der ein- bis dreistimmigen Sätze sind eine schöne Fundgrube für Kin- derchöre, gleich ob klein oder groß, leistungsfähig oder noch im Aufbau begriffen. Damit bei vielen Chorsätzen auch Instrumentalisten mitwirken können, liegen Stimmen separat vor. Über den Melodien sind zudem auch Gitarrenakkorde no- tiert. Für die Chorbände werden Staffelpreise angeboten, die aber auch ab 100 Exemplaren noch über 10 € liegen. (ag)

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Rottenburger Kinderchorbuch zum GL, Zweistimmige Chorsätze mit Orgel- /Klavierbegleitung; herausgegeben von Walter Hirt, Partitur und Chorheft; Strube-Verlag ED 6809; 18,00 € Gesänge aus dem Stammteil des GL und dem Rottenburger Diözesanteil (der mit Freiburg identisch ist) sind enthalten. Dabei sind die Inhalte aus den beiden Teilen den gleichen Rubriken zugeordnet, d.h. man findet jeweils alle möglichen Gesän- ge zum Gloria, Halleluja etc. beieinander. Die Sätze sind meist 1-2 stimmig, meis- tens liegt die Melodie in der unteren Stimme, um eine Höhertransposition zu ver- meiden. Damit bleibt das Singen mit der Gemeinde (und Orgelbegleitung) kompa- tibel. (ag)

Graap, Lothar: Psalmen für Kinder für einstimmigen Chor und Tastenin- strument, Strube Edition 6792; 3,00 € Bei allem Bemühen um ein kindgerechtes Produkt wirken die 11 kurzen Vertonun- gen von Lothar Graap nach den Texten von Regine Schindler-Arno doch wenig überzeugend. Ausschlaggebend für diese Einschätzung sind die seltsamen und zufällig wirkenden Proportionen im Verhältnis von Wort, Musik und Takt. Bei aller Schlichtheit von Dichtung und Komposition liegen genau darin begründet die wahrscheinlichen Schwierigkeiten einer Einstudierung mit Kindern und die unbe- friedigende Geschlossenheit der Gesamtwirkung. (ab)

Schulze, Peter: - Der blinde Bartimäus, VS 6761a - Der Fischzug des Petrus, VS 6761b - Zachäus, VS 6761c - Die Emmausjünger, VS 6761d - Der verlorene Sohn, VS 6761e Strube Edition; je 6,00 € Der Sozialpädagoge Peter Schulze leitet zusammen mit Ramona Lamprecht, Heilerziehungspflegerin, den „Sonnenstrahlen-Chor“ der „Lobetalarbeit e.V.“ in Celle, der speziell für Menschen mit geistiger Behinderung ausgerichtet ist. Um biblische Geschichten begreifbar zu machen, entwickelte das Team ein Konzept für elementares Musiktheater mit den zentralen Gestaltungsbereichen Singen, Sprechen, Bewegung und Instrumentalspiel. Da herkömmliche Literatur meist zu anspruchsvoll ist, wurde eine Vielzahl von eigenen Texten und Liedern verfasst, die mit bekannten Kirchenliedern sehr passend ergänzt werden. Dabei ist die Bandbreite der Stilistik äußerst groß und reicht am Beispiel von „Der verlorene Sohn“ von „Aus tiefer Not“ bis „Einer geht noch, einer geht noch rein“. Allen Sing- spielen sind zusätzlich ausreichend Tipps für Bühnenbild, Kostüme und Requisi- ten beigegeben. Diese Methode elementaren Musiktheaters lässt sich gut weiter- entwickeln und auf die Arbeit mit anderen Gruppen übertragen. (ab)

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Die historische Wilhelm-Sauer-Orgel (1890) in der kath. Kirche St. Laurentius in Eppstein

Mit dem Namen „Orgelbau Wilhelm Sauer Frankfurt/Oder“ verbindet man heutzu- tage große Instrumente, wie z.B. im Berliner Dom, im Bremer Dom oder in der Leipziger Thomaskirche. Ferner ist bedeutsam, dass viele der großen Orgelwerke von Max Reger (1873-1916) an Sauer-Orgeln uraufgeführt wurden (z.B. im Dom zu Wesel durch Karl Straube).

Viel weniger bekannt ist die Tatsache, dass auch eine Reihe kleiner Instrumente aus der Werkstatt in Frankfurt an der Oder hervorgingen, die qualitativ den großen Instrumenten in nichts nachstehen.

In der 1903 von Architekt Josef Bohrmann, Wiesbaden, im neugotischen Stil erbauten katholischen Kirche St. Laurentius in Eppstein/Taunus ist ein solches kleines, aber vorzüglich gebautes Instrument erhalten. Die am Spieltisch auf dem Firmenschild vermerkte Opuszahl 526 sowie die Angaben im Sauer‘schen Fir- menarchiv belegen eindeutig, dass das Instrument ursprünglich 1890 für die 1889 als Provisorium errichtete Friedenskirche in Mannheim gebaut worden war. Bei der Restaurierung der Orgel durch die Werkstatt Vleugels (Hardheim), die in der Zeit vom 27. November 1989 bis 1. Dezember 1990 ausgeführt wurde, fanden sich zudem im Gehäuse Blaustiftsignaturen „Mannheim 21“ und „Mannheim 24“.

Nach Angaben des Orgelbauinspektors der Diözese Limburg, Seminarmusiklehrer Karl Walter (1862-1929) aus Montabaur, lieferte 1903 die Firma Walcker (Lud- wigsburg) eine Orgel nach Eppstein. Dieser Widerspruch konnte während der Restaurierungsarbeiten geklärt werden, dank umfangreicher Recherchen von Pfarrvikar Wolfgang Plodek (Liederbach): 1903 wurde die Mannheimer Notkirche durch einen Neubau ersetzt. 1904 lieferte Walcker für das neue Gotteshaus eine neue Orgel mit 12 Registern. Die Faktenlage ließ keinen anderen Schluss zu, dass Walcker die Mannheimer Notkirchenorgel übernahm und 1903 nach Eppstein lieferte. Die Orgelweihe erfolgte bereits am 1. Advent des gleichen Jah- res.

1917 im I. Weltkrieg mussten die Prospektpfeifen für die Rüstung abgegeben werden. 1938 baute die Firma Wagenbach (Limburg) einen Gebläsemotor ein. Entweder bereits zu diesem Zeitpunkt oder in den Jahren 1967 oder 1975 wurde die Disposition barockisiert und das Gehäuse massiv verändert (u.a. Einbau eines Freipfeifenprospekts aus Zink). Im Rahmen der Restaurierung wurde u.a. die ursprüngliche Disposition wieder hergestellt sowie Prospekt und Gehäuse nach erhaltenen Zeichnungen aus dem Archiv der Firma Sauer rekonstruiert (Sachberatung: KMD Hans-Otto Jakob, Frankfurt/Main).

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Manual C-f3 Pedal C-d1

Principal 8‘ Subbass 16‘ Gamba 8‘ Violonbass 8‘ Flöte 8‘ Bordun 8‘ Nebenzüge: Aeoline 8‘ Pedalkoppel Flöte 4‘ Mezzoforte Octave 4‘ Tutti Mixtur 2-3fach

Kegelladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Quellen:

Orgelakte Eppstein im Referat Kirchenmusik, Hadamar. Hans-Joachim Falkenberg, Wilhelm Sauer (1831-1916) – Leben und Werk, Lauffen: Orgelbaufachverlag Rensch 1990, S. 85.

Dr. Achim Seip, Orgelsachverständiger des Bistums Limburg

Bildnachweis Heft 1 - 2016

Titelseite: Sonnenaufgang, Foto: Anton Dessauer

S. 15: Hugo-Distler-Archiv, Stadtbibliothek Lübeck S. 37: Chor Jubilate Deo

Rückseite Foto: Dr. Achim Seip, RKM

Alle weiteren Abbildungen: Bistum Limburg / RKM

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BEZIRKSKANTOREN im BISTUM LIMBURG

BRACHTENDORF, Florian Bezirkskantorat Rheingau [email protected] Geisenheim; Hl. Kreuz Tel: 06722-84 75 Fax: 06722-7 52 53

BRAUN, Matthias Bezirkskantorat Main-Taunus [email protected] Hofheim; St. Peter und Paul Tel: 06192 - 929 850 Fax: 06192 - 929 851

BRENNER, Lutz Bezirkskantorat Rhein-Lahn [email protected] Bad Ems; St. Martin Tel: 02603 – 936 920 Fax: 02603 – 936 92 28

CHRISTILL, Horst Bezirkskantorat Wetzlar [email protected] Wetzlar; Dompfarrei Tel: 06441- 200 12 85 Fax: 06441- 432 70

DREHER, Joachim Bezirkskantorat Lahn-Dill-Eder [email protected] Dillenburg; Herz Jesu Tel: 0160 959 05 141 Fax: 02771 - 249 41

FINK, Franz Bezirkskantorat Untertaunus [email protected] Idstein; St. Martin Tel: 06126-951 916 Fax: 06126 - 951 925

LOHEIDE, Andreas Bezirkskantorat Westerwald [email protected] Montabaur; St. Peter in Ketten Tel: 02602 – 99 90 690 Fax: 02602 - 922 929

LOOS, Michael Bezirkskantorat Limburg [email protected] Hadamar; St. Johannes Nepomuk Tel: 06433 - 930 50 Fax: 06433 - 930 520

OESTEMER, Franz-Josef Bezirkskantorat Wiesbaden [email protected] Wiesbaden; St. Elisabeth Tel: 0611- 450 510 Fax: 0611 – 945 0816

REULEIN, Peter Bezirkskantorat Frankfurt [email protected] Frankfurt; Liebfrauen Tel: 069 – 297 296 28 Fax: 069 – 297 296 459

SCHMITZ-BERNARD, Bernhard Bezirkskantorat Hochtaunus [email protected] Bad Homburg; St. Marien Tel: 0152 – 553 321 86 Fax: 06171 - 923 579

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1/2016 Impressum Kirchenmusik im Bistum Limburg 1/2016

Herausgeber Referat Kirchenmusik im Bistum Limburg Bernardusweg 6, 65589 Hadamar fon: 06433. 88 720 fax: 06433. 88 730 mail: [email protected] web: www.kirchenmusik.bistumlimburg.de

Schriftleitung DKMD Andreas Großmann mail: [email protected]

Redaktionsteam Andreas Boltz (ab) Manuel Braun (mb) Gabriel Dessauer (gd) Andreas Großmann (ag) Carsten Igelbrink (ci) Alexander Keidel (ak) Adelheid Müller-Horrig (Rezensionsteil)

Layout Annika Steininger, Bischöfliches Ordinariat Limburg

Druck und Herstellung Druckerei Lichel, Limburg

Erscheinungstermin 1. Mai und 1. November

Redaktionsschluss 15. März und 15. September

Bistum Limburg www.kirchenmusik.bistumlimburg.de