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weltDas Magazin der Deutschen Welle zeitAusgabe 1 | 2014

Die richtige Wahl Klares Profil im internationalen Wettbewerb 24. UND 25. MÄRZ 2014 HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG BERLIN

WWW.RECAMPAIGN.DE

Mit Sprechern von: AMNESTY INTERNATIONAL, der UDK BERLIN, CAMPACT , SKATEISTAN und dem BERLINER ENERGIETISCH.

350 Gäste aus NGOs, Stiftungen und den Sprung von der analogen zur di- Politik diskutieren: Welche Chancen gitalen Organisation? Und wie kön- stecken in der Allgegenwärtigkeit nen aus losen Netzwerken dauerhafte mobiler Vernetzung? Wie schafft man Bewegungen entstehen? Editorial DW/M. Müller © ©

Viele junge Inder wollen im Ausland natürlich die vielen regionalen und natio- Hier muss sich die be- studieren. Ganz oben auf der Wunschlis- nalen Rundfunksender in den Zielregionen. haupten, mit ihren multimedialen Angebo- te der kommenden Elite des Landes ste- Allein in der arabischen Welt sind 700 ten in TV, Radio und Online journalistisch hen Großbritannien und die USA – nicht TV-Kanäle zu sehen, davon rund 50 mit In- Akzente setzen, als klare Marke erkennbar Deutschland. Das hat auch Bundespräsident formationsschwerpunkt. Die DW ist in die- sein. Die Bedingungen hierfür sind auf je- Joachim Gauck kürzlich bei seinem Besuch sem hoch kompetitiven Umfeld mit ihrem dem Markt anders. Entsprechend müssen in Delhi erfahren. Die Deutschen gelten Fernsehkanal in arabischer Sprache präsent. wir unsere Verbreitungsstrategie differen- als Freunde. Aber von Politik, Wirtschaft Auf dem ebenso wichtigen TV-Markt Latein- zieren. Ob Fernsehen, Hörfunk oder Inter- und Gesellschaft hierzulande, von unseren amerika bieten wir 24 Stunden Spanisch an. net, ob mobile Angebote oder Präsenz in Hochschulen und ihren Möglichkeiten weiß Social Media – entscheidend ist, dass wir man eher wenig. Im Fokus stehen allenfalls die Menschen auf den Wegen erreichen, die Fußballer der Nationalmannschaft, man sie in ihrem Alltag nutzen. Daher setzen wir schwärmt für Schweinsteiger, Podolski, Özil »Als klare Marke überall, wo es geht, auf die Zusammenar- und Lahm. Wir haben also noch Potenzial in erkennbar sein.« beit mit Partnern: Fernsehsendern, Kabel- der Außendarstellung unseres Landes. und Satellitenanbietern, Online-Plattformen. Weltweit hat sich der Kampf um die Kooperationen mit reichweitenstarken Part- Köpfe verschärft. In vielen Ländern ist das Der weltweite Wettbewerb wird jedoch in nern sind ein Schlüssel zum Erfolg. Bewusstsein gewachsen, wie wichtig eine erster Linie in der „Lingua franca“ Englisch In dieser Ausgabe der Weltzeit erfahren eigenständige Stimme im Chor der Völker ausgetragen. Inzwischen sind mehr als 30 Sie mehr über Medienmärkte und wichtige ist. Immer mehr Akteure tummeln sich auf internationale Akteure mit einem Informa- Wettbewerber, über Partner und deren Kon- den internationalen Informationsmärkten. tionsangebot rund um die Uhr auf Englisch zepte. Intendant Peter Limbourg erläutert Viele Staaten haben ihre grenzüberschrei- auf den entscheidenden Medienmärkten die neue DW-Strategie – damit die Deutsche tende Medienpräsenz deutlich verstärkt vertreten. Sie werben um die Gunst eines Welle als internationale Medienpräsenz und investieren große Summen. Russland ausgewählten Publikums, zielen vor allem Deutschlands noch erfolgreicher wird. mit Russia Today, Frankreich mit France24, auf die Menschen, die in ihren Gesellschaf- Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. China mit CNC World, Israel mit , ten etwas bewegen: besser Gebildete, Ent- um nur einige zu nennen. Auch Al Jazeera scheider und Multiplikatoren. Und in Län- Ihr Guido Baumhauer, auf Englisch zählt dazu. Hinzu kommen dern mit einer sehr jungen Bevölkerung auf Direktor Distribution etablierte Angebote wie BBC und CNN – und die Entscheider von morgen.

Deutsche Welle 3 menschen begegnen DW/M. Müller © ©

Jana Pareigis lebt nun schon länger fern durch Interviews in das Leben anderer Menschen ihres Heimathafens Hamburg. Doch sie fühlt sich fast einzutauchen. Und weil ihr beim UN-Praktikum in überall auf der Welt schnell zu Hause – Hauptsache, New York deutlich wurde, dass Krisen und Kriege auch es ist am Wasser. In Berlin helfen ihr die Spaziergänge in der Diplomatie nur große Beachtung finden, wenn an der Spree. In New York war es die Brooklyn Bridge, über sie in den Medien berichtet wird. Die 33-Jährige in London der Riverside Walk und in Simbabwe die mit deutsch-schwedisch-simbabwischen Wurzeln stu- Victoriafälle – noch heute Lieblingsorte wichtiger Sta- dierte Politologie und Afrikawissenschaften. Seit 2008 tionen ihres Lebens. Journalistin ist Jana Pareigis auch ist Jana Pareigis bei der Deutschen Welle, zunächst als deshalb geworden, weil sie in Simbabwe selbst erfuhr, Volontärin, jetzt vor allem als Moderatorin und Repor- wie es ist, in einem Land ohne Pressefreiheit zu leben. terin im Team der Nachrichtensendung Journal. Weil sie in London merkte, wie viel Spaß es ihr macht,

4 Weltzeit 1 | 2014 Inhalt

menschen begegnen 20 Responsive Websites Content in tausend Gestalten 6 Polit-Satiriker im Programm Bassem Youssef, Ägypten 21 Bilder sprechen lassen Zielgruppe im Fokus 6 Neue Aufgaben Programmdirektorin Gerda Meuer und Medienwelt einordnen Chefredakteur Alexander Kudascheff 22 Pressefreiheit in der Türkei 7 Odyssee eines Korrespondenten Interview mit Baha Güngör Eric Topona, Tschad 10 unterwegs sein Aktuelles erfahren 24 Von Großen und Großzügigen 8 Lesetipp Macht und Glamour in Davos Podewins Verfolgung von Norbert Ahrens heimat erleben

8 Unterstützung in Rangun 26 Meine späte Heimkehr Bundespräsident würdigt DW Akademie Deutschlandbild: Nikos Dimou, Griechenland 9 The Bobs – die Zehnte Vernetzung, Interaktivität gestern reflektieren und Partizipation 28 Küsschen per Video titelthema Zehn Jahre PopXport 21 10 Es wird eng in der Nische POSITION BEZIEHEN Unverkennbare Positionierung notwendig 29 Offenes Fenster für Humor 14 Die Entscheider von morgen Kommentar von Naser Schruf Veränderte Märkte und Zielgruppen, zu Bassem Youssef neue Herausforderungen 29 Impressum 16 „Wir wollen in die Spitzengruppe“ Interview mit Intendant Peter Limbourg Welt anschauen

18 Getwitter 30 Dialog als heiliges Gut Die ägyptische Journalistin Hala Mahdy 18 Ein Partner – viele Regionen DW auf dem russischen TV-Markt 30

Deutsche Welle 5 menschen begegnen

Ägyptischer Polit-Satiriker im DW-Programm

Für Millionen arabischer Zuschauer ist seine Sendung „AlBernameg“ (Das Programm) ein TV-Highlight. Jetzt hat die DW die politische Satireshow des Ägypters Bassem Youssef in ihr Programm genommen. Das Echo ist enorm.

Die Deutsche Welle hat die Rechte erworben, die rund 45-minütige Sendung je- weils im Anschluss an die Erstausstrahlung bei MBC Egypt zu verbreiten – auch online. Der arabische TV-Kanal der DW erreicht Menschen zwischen Marokko und Irak. Die Reaktionen auf die erste Ausstrahlung auf dem arabischen DW-Kanal waren deutlich zu spüren: Fünf Mal mehr Zugriffe auf die Webseite, enorm gestiegene Facebook-Likes und ein Ansturm auf den Trailer zur Sen- dung bei Youtube. „Bassem Youssef ist eine der renommier- „Die DW war immer ein Anwalt der Meinungsfreiheit und steht für objektive, zensur- testen kritischen Stimmen der arabischen freie Berichterstattung“: Bassem Youssef Welt“, sagte Intendant Peter Limbourg. Die Übernahme der Show sei „ein klares Zei- chen für Presse- und Meinungsfreiheit und sender. Im DW-Interview sagte der promi- er entgegen: „Nehmt die Show mit Humor. für mutigen Journalismus. Wir zeigen den nente ägyptische Satiriker: „Es ist wichtig, Ärgert euch nicht. Have Fun.“ Menschen, dass wir zu unseren Werten ste- dass es unterschiedliche Meinungen gibt.“ Sowohl die Sendung „AlBernameg“ als hen.“ Die Deutsche Welle setze in ihrem ara- Anfang November 2013 hatte der ägyp- auch ihr Moderator Bassem Youssef wurden bischen Programm insbesondere auf The- tische Sender CBC die Satireshow kurzfristig mehrfach ausgezeichnet, im vergangenen men und Formate, die Demokratie, Freiheit abgesetzt. „Wer sagt, dass es nicht die Zeit ist Jahr unter anderem mit dem International und Zivilgesellschaft fördern. für politische Satire? Wann soll es denn bes- Press Freedom Award. Bassem Youssef zählt „Die DW war immer ein Anwalt der ser sein? Und wo ist der Maßstab?“, so Yous- mit seiner Show laut Time Magazine zu den Meinungsfreiheit und steht für objektive, sef. Druck verspüre er nur durch seinen Top 100 der einflussreichsten Menschen des zensurfreie Berichterstattung“, attestierte Anspruch, eine gute Sendung zu präsen- Jahres 2013. Bassem Youssef dem deutschen Auslands- tieren. Allen Kritikern und Zweiflern hielt albernameg.com

neue aufgaben

Gerda Meuer Meuer studierte Germanistik, Film- und Fernsehwissenschaften und Ge- ist seit November 2013 Programmdirek- schichte in Köln. Sie war für eine ent- torin der Deutschen Welle. Die 55-Jährige wicklungspolitische Presseagentur tätig DW/M. Müller

war zuvor Direktorin der DW Akademie, und als Stipendiatin der Heinz-Kühn-Stif- © Deutschlands führender Organisation tung in Chile, bevor sie 1987 bei der DW © für internationale Medienentwicklung. volontierte. Nach mehreren Jahren als Beim Aufbau und der erfolgreichen Ent- Korrespondentin in Tokio wurde sie Che- wicklung der Akademie habe sie ihre Ma- fin vom Dienst, später stellvertretende nagementqualitäten eindrucksvoll bewie- Chefredakteurin des deutschen Radio- sen, sagte Intendant Peter Limbourg. Im programms. Ab 2000 arbeitete Meuer als Rahmen einer Strukturreform hatte Lim- DW-Korrespondentin in Brüssel. Seit 2003 bourg die zuvor bestehenden zwei Mul- stand sie an der Spitze der DW Akademie. timediadirektionen zu einer Programm- Christian Gramsch, 54, bisher Multi- direktion zusammengelegt. Zu Meuers mediadirektor Regionen, ist neuer Direk- wichtigsten Aufgaben gehört es daher, die tor der DW Akademie. Der bisherige Mul- journalistische Arbeit standort- und me- timediadirektor Global, Christoph Lanz, dienübergreifend neu zu organisieren. hat die DW verlassen.

6 Weltzeit 1 | 2014 Odyssee eines Korrespondenten DW/M. Müller © © Über 100 Tage hatte DW-Korrespondent Eric Topona in seinem autoritär regierten Heimatland Tschad ohne Anklage in Haft gesessen. Seit Jahresbeginn arbeitet er im Funkhaus Bonn.

Nach seiner Flucht ins Nachbarland Kamerun, nach Geheimdienstfinten, Ein- schüchterungsversuchen und einem schier endlosen Papierkrieg konnte Eric Topona kurz vor dem Jahreswechsel nach Deutsch- land ausreisen. „Die Unterstützung der Deutschen Wel- le war für mich und meine Familie enorm „Richtig frei fühle ich mich erst hier“: Eric Topona in der Französisch-Redaktion der wichtig. Nur so konnten wir standhaft DW in Bonn mit Redaktionsleiterin Dirke Köpp und dem Leiter Afrika, Claus Stäcker bleiben“, dankte der streitbare Journalist, der nun in der Französisch-Redaktion der DW arbeitet. In seiner Heimat hatte man Untersuchungshaft gesessen. Eine daumen- schließlich mit seiner Familie über Douala Topona, der auch Generalsekretär des breite Narbe unter seiner Nase zeugt vom und Paris nach Deutschland ausreisen. Tschadischen Journalisten-Verbands war, brutalen Umgang mit dem Häftling. Er habe nicht vor, unter einem Pseudo- beschuldigt, „subversive“ Online-Artikel ge- Dann kam er auf freien Fuß, eine Freiheit nym zu publizieren und „den Kopf in den schrieben zu haben – die aber nachweislich mit engen Fesseln: „Bei jedem kleinen Ver- Sand zu stecken“, gibt sich Topona kämp- nicht von ihm stammten. Über drei Mo- stoß wäre ich sofort wieder hinter Gittern ferisch. Afrika-Leiter Claus Stäcker: „Coura- nate lang schwebte über dem 29-Jährigen gelandet. Als Journalist hätte ich unter den gierte und kenntnisreiche Journalisten wie das Damoklesschwert einer lebenslangen Bewährungsauflagen nicht mehr arbeiten Eric Topona sind die Garanten für unsere Haft. Der Vorwurf: „Gefährdung der Verfas- können“, so Topona. Über Yaounde, der authentische und qualifizierte Berichter- sungsordnung“. 106 Tage hatte Topona in Hauptstadt Kameruns, wo ihn neue Hür- stattung aus und für Afrika.“ der tschadischen Hauptstadt N’Djamena in den und Gefahren begleiteten, konnte er

Alexander Kudascheff „Mein Ziel ist ein nachrichtlich be- stimmtes, aktuelles, erläuterndes, nach- ist neuer Chefredakteur der Deutschen denkliches, täglich überraschendes An- Welle. Der 62-Jährige verantwortet seit Ja- gebot – aus einer Hand – auch gegen den DW/M. Müller

nuar die journalistischen Angebote des Mainstream“, sagte Kudascheff bei sei- © deutschen Auslandssenders in Fernsehen, nem Amtsantritt. „Fernsehen, Netz, Bil- © Hörfunk und Internet. Kudascheff hatte seit der, Texte, Töne gehören zusammen. Und 2007 das Hauptstadtstudio geleitet und war müssen intelligent zueinander passen. zugleich stellvertretender Chefredakteur. Das wird die große Aufgabe der nächsten Kudascheff, 1951 in Buenos Aires geboren, Jahre sein.“ studierte Philosophie, Geschichte, Politik Die beiden bisherigen Chefredakteu- und Islamkunde in München, Hamburg rinnen Dagmar Engel, 53, und Ute Schaef- und Köln. Nach dem Volontariat arbeitete fer, 46, übernehmen neue Funktionen: er bei der DW in der Nahostredaktion. Spä- Engel leitet das Hauptstadtstudio Berlin ter war er Leiter Innenpolitik, Chefreporter und Schaeffer wird künftig die Medien- und Chefredakteur des deutschen Hörfunk- entwicklung in der DW Akademie verant- programms, bevor er 1998 zum Leiter des worten. DW-Studios Brüssel ernannt wurde.

Deutsche Welle 7 aktuelles erfahren

lesetipp „Nie deutsches Dominanzgebaren“ Hommage an den Qualitätsjournalismus „Es ist nicht gut, wenn Waffen sprechen, aber manchmal ist es noch schlechter, wenn die Norbert Ahrens ist ein Vollblutjournalist, Liebhaber und profunder Kenner Guten ihre Waffen verstecken und den Bösen Lateinamerikas. Seine Erlebnisse und Eindrücke als Korrespondent und Re- ihre Waffen lassen.“ Das sagte Bundespräsi- porter sowie als langjähriger Leiter der Lateinamerika-Redaktion der DW hat dent Joachim Gauck in einem Interview der er jetzt in einem Roman verarbeitet. Darin lässt er den Leser nicht nur an Deutschen Welle. seinen Kenntnissen über die sozialen und politischen Verhältnisse zwischen Feuerland und Mexiko teilhaben. Er nimmt ihn gleichermaßen mit auf eine Nachdem er bei der Münchner Sicher- sinnliche Reise durch einen betörenden Kontinent. Köstliches Essen und heitskonferenz Ende Januar von Deutschland gute Weine spielen eine ebenso wichtige Rolle wie Frauen, die dem Protago- mehr internationale Verantwortung einge- nisten Oliver Podewin den Kopf verdrehen. fordert hatte, sagte Gauck am 21. Februar im Vor dem Hintergrund der Militärdiktatur in Chile, von Gewalt und Men- DW-Interview: „Unsere Grundhaltung: Wenn schenrechtsverletzungen in El Salvador Ende der 1980er-Jahre, des Bür- wir uns im ernstesten Fall sogar mit Soldaten gerkriegs zwischen Militär, Paramilitär und Guerilla im Kolumbien der beteiligen, dann immer mit anderen, in der Re- Neunziger sowie von zweifelhaften deutschen Rüstungsexporten entwirft gel mit Mandatierung. Wenn wir das tun, müs- Norbert Ahrens ein differenziertes und authentisches Bild eines Kontinents, sen wir uns auch fragen: Was ist der Grund? der mit sich selbst hadert und tief gespalten ist und der gleichzeitig auch Es wird immer Solidarität sein, aber doch nie blutiger Nebenschauplatz im Kalten Krieg war. deutsches Dominanzgebaren.“ Unter dem Titel Auslandskorrespondent Oliver Podewin begegnet auf einer Recherche- reise im äußersten Süden Chiles einem geheimnisvollen Unbekannten. Für seinen Gesprächspartner in Punta Arenas ist der Mann jedoch kein unbe- schriebenes Blatt. „Er hat die beiden Typen beaufsichtigt, die mich gefoltert haben“, erfährt Podewin von ihm. Jesco Denzel

Ein Deutscher in Diensten des chilenischen Militärregimes! Podewins © journalistischer Spürsinn ist geweckt. Er setzt seine Nachforschungen in © Deutschland fort und wird dem mysteriösen „Sicherheitsberater“ in der Fol- ge auf Recherchereisen in El Salvador und Kolumbien wieder begegnen und ihm am Ende auch näher kommen, als es Podewin lieb sein kann. Im Zuge der spannenden und teilweise riskanten Recherchen seines Alter Ego Podewin vermittelt Norbert Ahrens dem Leser eine Fülle von In- formationen über die Hintergründe der Konflikte in Lateinamerika, über die Grenzen der Diplomatie bei dem Versuch, Menschenrechtsverbrechen aufzuklären, über das Deutschlandbild in Lateinamerika und den Alltag der „Mehr Verantwortung? Deutschlands Rolle in Menschen in der Region. der Welt“ stellte sich Bundespräsident Joachim Nicht zuletzt konfrontiert er seine Hauptfigur Oliver Podewin immer wie- Gauck den Fragen der Leiterin des DW-Haupt- der mit der Frage nach der Rolle und der Verantwortung als Journalist und stadtstudios, Dagmar Engel. Berichterstatter zwischen den Konfliktparteien. Das Motto von Hajo Fried- Mit Blick auf die Europawahlen im Mai richs, ein guter Journalist mache sich mit keiner Sache gemein, auch nicht sagte Gauck, er wünsche sich, dass sich mög- mit einer guten, ist das Leitmotiv dieses Romans. Es gelingt dem Autor, nach- lichst viele beteiligen „und möglichst viele ein vollziehbar und überzeu- pro-europäisches Votum abgeben“. Die Men- gend darzulegen, welch schen sollten nicht nur über Europa schimp- große Herausforderung fen, sondern „Einfluss nehmen auf die Gestal- privat ©

diese Maxime darstellt. © tung Europas“. „Podewins Verfolgung“ Auch zur Deutschen Welle äußerte sich der ist eine Hommage an den Bundespräsident: „Wenn wir jetzt meinen, dass Qualitätsjournalismus, unsere politischen, menschenrechtlichen, zi- dessen Niedergang so oft vilgesellschaftlichen und kulturellen Erfah- beklagt wird. Es liegt an rungen auch eine Gabe für andere sind, so wie uns, das zu verhindern. wir ja auch begabt und beschenkt werden von Wissenschaftlern und Künstlern und Politi- Mirjam Gehrke kern aus anderen Teilen der Welt, dann sollen wir das machen. Ich bin stolz auf unsere Deut- Norbert Ahrens: „Podewins Verfolgung“, Kulturmaschinen (August 2013), sche Welle, dass sie mit einem modernen und ISBN 9-783-943977-30-1, 270 Seiten, 24,90 Euro anspruchsvollen Programm so etwas wie eine Visitenkarte im Ausland darstellt.“ Das Interview: dw.de/p/1BDBD

8 Weltzeit 1 | 2014 The Bobs – die Zehnte

Vernetzung, Interaktivität und Partizipation – das sind die Schlüsselbegriffe der Ausgabe 2014 von The Bobs – Best of Online Activism. Zum zehnten Mal hat die DW ihren internationalen Wettbewerb ausgeschrieben.

Internetnutzer in aller Welt haben ihre Kandidaten in „Unser internationaler Wettbewerb The Bobs macht auf mu- 14 Sprachen vorgeschlagen: Arabisch, Bengalisch, Chinesisch, tige Menschen aufmerksam, die Demokratisierung über digitale Deutsch, Englisch, Französisch, Hindi, Indonesisch, Persisch, Portu- Medien vorantreiben wollen. Dies ist in einer Zeit, in der in vielen giesisch, Russisch, Spanisch, Türkisch und Ukrainisch. Ländern um Demokratie und Zugang zu freien Informationen ge- Die Gewinner von The Bobs werden sowohl durch eine internati- rungen wird, wichtiger denn je“, so Peter Limbourg, Intendant der onal besetzte Jury als auch durch eine Online-Abstimmung gekürt: Deutschen Welle. Die 15-köpfige Jury wählt die Finalisten in allen Sprachen aus und Zu den Gewinnern der vergangenen Jahre zählen der chinesische bestimmt die Gewinner in den sechs Wettbewerbskategorien. Die Blogger und Buchautor Li Chengpeng, die Online-Aktivistinnen Online-Abstimmung über die Publikumspreise startet am 2. April. Yoani Sánchez aus Kuba und Lina Ben Mhenni aus Tunesien, der Seit 2004 zeichnet die DW mit The Bobs herausragende On- iranische Blogger Arash Sigarchi und die Macher der ägyptischen line-Aktivitäten aus, die weltweit für Vernetzung stehen, Transpa- Facebook-Seite „We are all Khaled Said“. renz schaffen und einen Beitrag für Meinungsfreiheit und Men- Im Rahmen des Deutsche Welle Global Media Forum werden schenrechte in der digitalen Welt leisten. 2013 wurden mehr als Preisträger geehrt. Thema der Medienkonferenz vom 30. Juni bis 4.200 Webseiten und Online-Projekte aus aller Welt für den Wett- 2. Juli 2014 in Bonn: „Von Information zu Partizipation – Herausfor- bewerb vorgeschlagen, weit über 90.000 Menschen stimmten derungen für die Medien“. darüber ab. thebobs.com

Bundespräsident würdigt Engagement der DW Akademie

Bei seinem Staatsbesuch in Myanmar Mitte Februar hat Bundespräsident Joachim Gauck das Engagement der DW Akademie gewürdigt. In Rangun unterstützt die DW den Aufbau einer Journalistenschule.

In einer Rede an der Universität von Rangun sagte Gauck, Support (IMS, Dänemark) und das Fojo Media Institute (Schweden) der Bedarf für eine solche Einrichtung sei groß. „Wahrhaftigkeit und sowie die UNESCO. Lokaler Partner ist die Medienholding Forever Aufklärung sind unverzichtbar für eine gelungene Transformation. Group, einer der beiden größten privaten Radio- und TV-Veranstal- Darum freut es mich, dass die Deutsche Welle Akademie dabei ist, ter des Landes. zusammen mit anderen europäischen Partnern eine Journalisten- Mitte 2014 soll das Trainingsinstitut seine Arbeit aufnehmen. Das schule in Myanmar aufzubauen“, so Gauck. Curriculum orientiert sich an internationalen Bildungsstandards, Die Schule wird mithilfe eines Konsortiums aus nationalen vermittelt universelle journalistische Werte und leistet so einen Bei- und internationalen Partnern entwickelt – als ein nationales Ex- trag zur Professionalisierung journalistischer Praxis in Myanmar. zellenz-Zentrum für die Aus- und Weiterbildung von Journalisten Ein umfangreiches Stipendien-Programm soll Studierenden aus aller Mediengattungen. Beteiligt sind neben der DW Akademie die einkommensschwachen Familien ebenso Zugangschancen eröffnen europäischen Medienentwicklungsorganisationen Canal France In- wie Angehörigen ethnischer Minderheiten. ternationale (CFI, Frankreich), die Organisation International Media

Deutsche Welle 9 T 10 ©©DW itelthema „Die Deutschen sind akribisch, organisiert organisiert akribisch, sind Deutschen „Die Devaki Pat Devaki Weltzeit 1 | 2014 | 1 Weltzeit il studiert Deutsch und Wirtschafts und Deutsch studiert il und leidenschaftlich bei der der bei leidenschaftlich und Medienmärkten Es wird eng auf den ren. EinÜberblick. Medienmärkten alsunverkennbare Marke zupositionie- Werte ist wichtiger es denn je,sich auf den internationalen vermitteln. Indieser Vielfalt der Informationen undder um der Welt eineeigeneSicht auf Weltgeschehen das zu Immer mehrLänder nutzen die mediale Kommunikation, wissenschaften an der U der an ­­wissenschaften S T ext ext tr a tegische Pl Dagmar niversity of Mumbai, I Mumbai, of niversity S ache. Was sie anpacken, gelingt.“ gelingt.“ Was ache. sie anpacken, S chroeter chroeter a nung ndien

©©KryCha, Christoph Krysztopik, Deutschland

©©DW „Wir gestalten die internationale Medienwelt mit – und so auch die globale Kultur. Wir brauchen Klarheit, Offenheit und Objektivität.“ Mark Kaigwa ist Kommunikationsexperte und Blogger in Nairobi, Kenia

kteure aus China, Russland und zahlreiche Studien belegen, dass die BBC US-Auslandsrundfunk oft sehr schnell sei- Iran drängen massiv in Märkte, in diesem Anspruch in besonderem Maße ge- ne Programmangebote aus. Demgegen- A denen zuvor überwiegend west- recht wird. Der Auslandssender setzt einen über zeichnen sich die regulären Angebote liche Auslandssender im Wettbewerb um deutlichen Akzent auf regionalisierte An- der VOA – im krassen Kontrast zu denen Aufmerksamkeit dominierten. Im Gegen- gebote: Insbesondere in Afrika verschafft des privaten US-amerikanischen Auslands- satz zu den meisten Konkurrenten werden sich BBC World News so einen klaren Wett- senders CNN International – gerade nicht die neuen Akteure mit immensen Etats aus- bewerbsvorteil. durch hohe Aktualität oder starke Dyna- Es wird eng auf den gestattet. Wie profilieren sich die Wettbe- Auch der französische Auslandsrund- mik aus. werber im Kampf um die Deutungshoheit? funk – unter dem Dach der Gruppe France Markante Unterschiede werden deutlich, Médias Monde – verfolgt primär einen In- … und die anderen stellt man wichtige Player aus der Grup- formationsauftrag. Die Sender France24 Medienmärkten pe westlicher Anbieter und solche aus den und Radio France Internationale (RFI) kenn- In einem für westliche Anbieter nahezu un- Reihen der neuen, starken Konkurrenz zeichnet allerdings ein deutlich nationaler vorstellbaren Umfang hat die chinesische gegenüber. oder frankophoner Fokus. Im Gegensatz Regierung in den vergangenen Jahren in zur BBC setzen die Sender aus Frankreich ihren Auslandsrundfunk investiert: Aus- Die einen … stärker auf Interaktion: So können Nutzer gestattet mit einem Milliarden-Budget, auf einer speziellen Online-Plattform ei- bestreiten CCTV, CNC World und CRI die Das britische Auslandsfernsehen BBC gene Beiträge in Form von Audios, Videos internationale Berichterstattung der Volks- World News verfolgt das Ziel, weltweit füh- und Texten veröffentlichen. republik. Die Expansionsbemühungen Chi- render Anbieter von qualitativ hochwer- Ein besonderes Merkmal des staatlichen nas für diese „Soft Power“ konzentrieren tigen, unabhängigen und glaubwürdigen Auslandssenders der USA, der Voice of sich auf geopolitisch attraktive Regionen. internationalen Nachrichten zu sein und America (VOA), ist die hohe Reaktionsge- So investiert die Regierung in Peking bei- so zum Ansehen Großbritanniens beizu- schwindigkeit im Fall von Krisen, Kriegen, spielsweise in der Zielregion Afrika in ho- tragen. Das internationale Publikum und Katastrophen – in diesen Fällen baut der hem Umfang in die Infrastruktur – parallel

Deutsche Welle 11 Titelthema

„Internationale Partner liefern neue Impulse und schaffen einzigartige Programme, die Kontinente über- brücken.“ Monica Ramirez ist Direktorin des DW-Partnersenders Radio y Televisión de Querétaro, Mexiko

zum Ausbau des Programmangebots für Senders wird von so manchen Beobachtern diesen Kontinent. jedoch infrage gestellt. Als Gegengewicht zu westlichen Sen- Die letztgenannten Anbieter zeichnen sich dern will der ebenfalls üppig staatlich un- außerdem dadurch aus, dass sie das wahre terstützte russische TV-Nachrichtensender Ausmaß ihres Engagements nicht transparent Russia Today (RT) mit seinen Angeboten machen. Während Auslandssender westlich- einen alternativen Blick auf das globale demokratischer Staaten ihre Finanzierung Geschehen ermöglichen und der Welt die regelmäßig offenlegen, sind die offiziellen russische Perspektive vermitteln. RT posi- Angaben beispielsweise zu RT und CCTV tioniert sich deutlich kritisch gegenüber bewusst vage und unzuverlässig. Markt- den USA und der EU und betreibt Kampa- beobachter sind hier auf Schätzungen gnen-Journalismus entsprechend der poli- angewiesen. »Position als tischen Agenda der russischen Regierung. glaubwürdige Auffallend im Online-Angebot von RT ist Position festigen die Video- und Bilddominanz: Hierdurch Informationsquelle erlangt der Sender eine hohe Netz-Popula- Dieser beispielhafte, kurze Einblick in die rität, insbesondere auf Youtube. Strategien internationaler Informationsan- festigen.« Auf Bewegtbild-Angebote konzentriert bieter zeigt, dass etablierte Medien, die sich sich auch die englischsprachige Ausgabe des seit Jahrzehnten für die Verbreitung von katarischen Nachrichtensenders Al Jazeera. Werten wie Demokratie, Menschenrechte Mit seinen – nach eigener Definition – aus- und Meinungsfreiheit engagieren, heute führlichen, unvoreingenommenen, aber vermehrt auf Wettbewerber treffen, die sich meinungsstarken Angeboten fokussiert eher der politischen Agenda ihres Landes der Sender insbesondere Regionen, die auf als journalistischen Grundsätzen westlicher der globalen Medienagenda unterreprä- Prägung verpflichtet fühlen. Angesichts sentiert scheinen. Neben regionalisierten der budgetären Ungleichheiten wird die Angeboten legt Al Jazeera einen Schwer- Herausforderung für westliche Sender punkt auf den Dialog mit den Nutzern, künftig darin bestehen, ihre Position als was sich in der Vielzahl interaktiver Ange- glaubwürdige Informationsquelle in den bote zeigt. Die behauptete Objektivität des weltweiten Medienmärkten zu festigen.

12 Weltzeit 1 | 2014 DW DW © ©

„Deutschland ist Heimat vieler der bedeutendsten Philosophen, Künstler und politischen Vordenker der vergangenen 300 Jahre. Ihr Einfluss ist ungebrochen.“ Duncan Moench ist Dozent und Doktorand an der University of Texas in Austin, USA

TV international auf Englisch

Aktuell bieten  internationale Informationsanbieter englischsprachige TV-Kanäle

BBC World News, Großbritannien | CNN International, USA | DW, Deutschland | VOA, USA | , Frankreich | TV5 Monde (Untertitel in Englisch), Frankreich (Belgien/Kanada/Schweiz) | , EU | , Katar | Al Arabiya English (bisher nur Web-TV), Vereinigte Arabische Emirate | CCTV News, VR China | Blue Ocean Network (BON TV), VR China | Xinhua/CNC World English Channel, VR China | Russia Today (RT), Russland | Press TV, Iran | NHK World, Japan | Nile TV International, Ägypten | Channel News Asia, Singapur | Arirang TV, Südkorea | TRT English, Türkei | DD India, Indien | , Großbritannien | i24news, Israel | Phoenix InfoNewsChannel, Hongkong | ABC International, Australien | SABC News International, Südafrika | Bloomberg TV, USA | Bloomberg TV Africa, USA | CNBC Europe, Großbritanien | CNBC Asia, Hongkong | CNBC Africa, Südafrika

Deutsche Welle 13 Titelthema DW © ©

„Verlässliche Informationen sind essenziell, um schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Anna Akimova ist Unternehmensberaterin für Strategie und Business Development in Moskau, Russland

Text Werner Neven Leiter Markt- und Medienforschung Die Entscheider von morgen

Wie und wo erreiche ich nser Überblick über die globalen Nationen auf die Plätze verweist, bleibt meine Zielgruppe? Diese Märkte ergibt ein sehr hetero- Eritrea trauriges Schlusslicht der Liste. Ent- U genes Bild. Die technische und sprechend differenziert muss man sich den Frage muss sich jedes Me- gesellschaftliche Entwicklung vollzieht sich Zuschauern, Hörern und Nutzern in den dienunternehmen immer in den verschiedenen Regionen, teilweise verschiedenen Regionen nähern. wieder stellen – insbeson- in unmittelbar benachbarten Staaten, oft Gemeinsamkeiten lassen sich weniger dere global präsente wie die mit sehr unterschiedlicher Geschwindig- geografisch als vielmehr nach qualitativen keit. Verallgemeinerungen für ganze Kon- Kriterien benennen. So ist der Zugang zu DW. Denn die Medienmärkte tinente – etwa „Afrikas Mobilsektor boomt“ Medien vom Wohlstand einer Bevölkerung verändern sich rasant. Und – sind deshalb unseriös. Am Beispiel Afrika abhängig und der freie Zugang zu Nachrich- zugleich sehr differenziert. wird die Notwendigkeit zu differenzieren ten wird vom Ausmaß der staatlichen Kon- besonders deutlich: Ghana etwa zeichnet trolle bestimmt – siehe die stark zensierten ein dynamisch wachsendes, mobiles In- Märkte China und Iran, die großflächig den ternet aus; jeder Dritte hat hier Zugang zu Internetverkehr überwachen und blockie- mobilem Breitbandinternet – in Simbabwe ren, oder auch neuerdings die Türkei. und Namibia hat dies jeder Vierte. In Bur- kina Faso oder Burundi hingegen stagniert Ähnliche Lebensziele die Medieninfrastruktur seit Jahren. Große Unterschiede gelten auch in Bezug auf die Doch bei aller Diversität der globalen Märk- Freiheit der Medien: Während Namibia im te kristallisiert sich eine Zielgruppe heraus, jüngsten Ranking der Organisation Repor- die in allen Ländern ähnliche Eigenschaf- ter ohne Grenzen (RoG) diverse europäische ten besitzt – und die für internationale

14 Weltzeit 1 | 2014 Informationsanbieter besonders interes- Mitgestalten sant ist: Es sind die Teilnehmer am poli- und sich einmischen Das RoG-Ranking tischen Meinungsbildungsprozess, die vor allem unter den heute jungen Menschen Für die jungen, medienaffinen Entscheider Die jährliche Rangliste von Reporter zu finden sind – mehr als die Hälfte der von morgen kommt noch etwas hinzu: Es ohne Grenzen spiegelt eine Einschät- Weltbevölkerung ist jünger als 30 Jahre. ist ihnen wichtiger, persönliches Engage- zung der weltweiten Lage der Presse- Die medienaffinen und weltoffenen un- ment zu zeigen: Sie wollen mitgestalten, und Medienfreiheit in 180 Ländern ter ihnen, die Entscheider von morgen, neh- personalisieren, sich einmischen, am po- wider. Hierzu befragt die Nichtregie- men jetzt am politischen Meinungsprozess litischen Meinungsbildungsprozess aktiv rungsorganisation ein eigenes Netz- teil. Sie tummeln sich alle auf demselben teilnehmen. werk von Journalisten, Aktivisten und Medienmarkt – eine vergleichsweise ho- Immer öfter passiert das auch in zwei Wissenschaftlern mithilfe eines Fra- mogene Gruppe. Fernsehen ist in ihrem All- Medien parallel: So hat etwa jeder vierte gebogens. Die Auswertung ergibt ei- tag eine Selbstverständlichkeit, ebenso der Internetnutzer in Frankreich bereits ein nen Überblick über die Situation der Internetzugang, sei es zu Hause, in einem Fernsehprogramm live in Social Media Presse in einzelnen Staaten, über die Internetcafé oder über das Handy – besser kommentiert. Dagegen läuft bei 37 Prozent Handlungsfreiheit von Journalisten gesagt: das Smartphone. Sie haben keine der brasilianischen Onliner gleichzeitig der und den Schutz der Presse durch die einheitliche Lebensrealität, aber ähnliche Fernseher im Hintergrund. Ebenso groß Regierungen. Die größte Freiheit ge- Lebensziele. Was einen 26-Jährigen in Ja- ist der Anteil in China – eine weitere Ge- nießen Journalisten laut RoG-Liste karta bewegt, unterscheidet sich kaum von meinsamkeit der Nutzung über Kontinente zurzeit in Finnland, den Niederlan- dem, was eine 29-Jährige in Nairobi oder hinweg. den und Norwegen, die größte Gefahr einen 24-Jährigen in New York mitreißt. In Für die DW heißt das: Sie muss immer droht ihnen in Turkmenistan, Nord- Bezug auf ihre unmittelbare Lebenssituati- mehr auch zu einem Dialogforum werden. korea und Eritrea. Deutschland liegt on fragen sie sich: Wie kann ich meine Ziele Damit ist der Dialog der Nutzer unterei- auf Platz 14. realisieren? Wie bekomme ich den besten nander wie auch mit den professionellen Obwohl es großes Ansehen ge- Zugang zu Informationen, Ressourcen und Medienschaffenden, also den DW-Journa- nießt, handelt es sich beim RoG-Ran- Chancen? – Diese Fragen sind nur regional listen, gemeint. Teilnehmen heißt für alle king nicht um eine repräsentative zu beantworten, in ihrer Fragestellung aber Dialog-Teilnehmer: authentisch, emotional, Umfrage nach wissenschaftlichen global identisch. mit einer persönlichen Haltung. Kriterien. Die Daten fließen daher nur Dieser Generation ist der Weg zum Und dann ist da noch der Drang zum als sekundäre Quelle in die Untersu- Content egal, Hauptsache, die Inhalte sind Weiterleiten. Was einem wichtig erscheint, chungen der DW ein. relevant. Auf solche Informationen greifen wird für Freunde und Follower gepostet und sie zu, über sämtliche, hauptsächlich mobi- eher konsumiert als dieselbe Geschichte in reporter-ohne-grenzen.de le Geräte. Einzelne Videos oder lineares TV, einer Zeitung. Es ist das altbekannte Prinzip Audios oder ein Radioangebot, Text, Bild – der Mund-zu-Mund-Propaganda – nur ge- alle werden zeit- und ortssouverän genutzt, hören heute „liken“, „sharen“ und „retwee- letztlich alle auf einer Plattform und die ten“ eben auch dazu. heißt Online. DW © ©

Mobiltelefone Europa mobiles Afrika Breitbandinternet 545 Mio. Europa Albanien

Afrika 93 Mio.

Ghana

Deutsche Welle 15 Titelthema

FrAGEN VON Johannes Hoffmann „Wir wollen in die Spitzengruppe“

Peter Limbourg ist seit Okto- zuweisen. Internationale Informationsan- der eine klare Haltung vermittelt. Wir wol- ber 2013 Intendant der Deut- bieter messen aber keine Einschaltquoten, len ein Programm, über das man spricht. ihre Währung ist die regelmäßige wöchent- schen Welle. Der neue Sender- liche Nutzung. Wir müssen aufzeigen, wie Welches Publikum haben Sie im Blick? chef hat ehrgeizige Ziele: Die die DW ihren Auftrag erfüllt und zur Repu- In allen Gesellschaften prägen Entscheider mediale Stimme Deutschlands tation Deutschlands in der Welt beiträgt. und andere Multiplikatoren die öffentliche in der Welt soll deutlicher ver- Die Ergebnisse legen wir dem Deutschen Meinungsbildung. Das ist im Allgemeinen Bundestag vor und veröffentlichen sie in die besser gebildete, urbane Bevölkerung: nehmbar sein und künftig im unserem Evaluationsbericht. Der deutsche Politiker, Kulturschaffende, Manager und Konzert der großen Informati- Steuerzahler soll wissen, dass die DW ein Medienleute. Das schließt auch Studenten, onsanbieter mitspielen. gutes Investment ist. Je wahrnehmbarer Bürgerrechtler und Online-Aktivisten ein. und relevanter wir in der Weltöffentlichkeit Sie sind unsere prioritären Zielgruppen – sind, desto mehr kommt dies unserem Land und deren Lingua franca ist Englisch. und seinen Bürgerinnen und Bürgern zugu- Wir werden deshalb Englisch zum zentralen Herr Limbourg, Sie bauen die Deut- te: politisch, kulturell, wirtschaftlich. Angebot ausbauen. Im englischen Fernseh- sche Welle grundlegend um – mit welchem programm wollen wir die Nachrichtenflä- Ziel? Wie wollen Sie diese Ziele erreichen? chen deutlich ausweiten. Da unsere Ziel- Die DW hat Potenziale, die wir optimal aus- Wir werden die DW inhaltlich stärker profi- gruppe zudem im Netz zu Hause ist und sich schöpfen müssen. Der internationale Wett- lieren und als globalen Informationsanbie- zunehmend mobil und über Social Media bewerb ist intensiver geworden, die Zahl ter aus Deutschland positionieren. Die DW informiert, werden wir auch hier die eng- der Sender und Meinungen enorm ange- muss die weltweite Nachrichtenagenda ab- lischsprachigen Aktivitäten intensivieren. wachsen. Da muss die Stimme Deutsch- decken, stark in Hintergrund und Analyse lands deutlicher vernehmbar sein. Eines der bedeutendsten, wirtschaftlich stärksten Wird Deutsch somit zur Nebensache? Länder der Welt sollte sich in der medialen Nein. Richtig ist: Das Match wird nicht auf Außendarstellung nicht verstecken. Deshalb »Wir wollen mu- Deutsch entschieden. Aber als Sender aus wollen wir die Relevanz der Angebote bei Deutschland wird die DW auch künftig mit globalen Entscheidern und Teilnehmern an tigen Journalismus, deutschsprachigen Inhalten präsent sein. der politischen Meinungsbildung steigern Das gehört zu unserem gesetzlichen Auf- – und zwar dialogisch und interaktiv. Wir der eine klare Hal- trag. Im deutschsprachigen Fernsehpro- wollen die Reichweite auf allen Plattformen tung vermittelt.« gramm werden wir – wie im englischen – die von derzeit 101 auf 150 Millionen regelmä- Nachrichtenflächen erweitern und klarer ßige Nutzer ausweiten. Auf diese Weise will strukturieren. Im gesamten Informations- ich die DW bis 2017 in eine Spitzenposition bereich wollen wir die Zusammenarbeit mit unter den Auslandssendern bringen. Das ist aus deutscher und europäischer Perspekti- ARD-Landesrundfunkanstalten und ZDF ambitioniert, aber realistisch. ve sein. Sie muss die große Regionalkom- intensivieren. Ziel ist es, mehr Sendungen petenz deutlicher sichtbar machen, die es und Beiträge zu übernehmen oder gemein- Es geht Ihnen also in erster Linie um in einem Haus mit Menschen aus 60 Na- sam zu produzieren. Damit nutzen wir die bessere Quoten? tionen gibt. Wir werden mit mehr eigenen Synergien, die das öffentlich-rechtliche Es gibt immer Themen, die wir setzten – egal, Themen zur Nachrichtenagenda beitragen Rundfunksystem in Deutschland bietet. ob viele oder wenige das Angebot nutzen. und die Expertise der DW für internationale Aber wir haben die gesetzliche Verpflich- Themen im Programm deutlicher sichtbar tung, unsere Reichweite und Wirkung nach- machen. Wir wollen mutigen Journalismus,

16 Weltzeit 1 | 2014 „Wir wollen »Wir werden die DW als globalen Informationsanbieter aus in die Spitzengruppe“ Deutschland positionieren.«

wirklich exzellent. Die vorhandenen finan- ziellen Mittel reichen nicht aus, weiterhin alle Regionen in bisheriger Weise zu versor- gen. Die neue DW-Strategie setzt deshalb re- gionale Prioritäten: Asien mit Afghanistan, DW/M. Magunia © China und Iran als Schwerpunkte, Afrika, die © arabische Welt, Russland, Lateinamerika, die Türkei sowie europäische Krisenländer. Kriterien sind die politische und wirtschaft- liche Bedeutung eines Landes, die Situation auf dem Medienmarkt und der Zugang der DW zum Markt. Entscheidend ist die Bedeu- tung eines Landes für Deutschland. Eng- lisch als Flaggschiff und Regionalsprachen mit Potenzial in der Zielgruppe werden wir stärken. Dazu zählen Arabisch, Chinesisch und Farsi, Spanisch und Brasilianisch für Lateinamerika und Kisuaheli und Haussa für Afrika. In anderen Sprachen fahren wir unser Engagement zurück, bleiben aber fle- xibel: Wenn es in einer Region brennt, erhö- hen wir den journalistischen Einsatz.

Ein Umbau kostet Geld. Rechnen Sie mit zusätzlichen Mitteln? Im Koalitionsvertrag heißt es: „Die Deutsche Welle ist eine wichtige Stimme Deutsch- lands in der Welt und muss dauerhaft und spürbar gestärkt werden.“ Ich gehe davon aus, dass die Politik uns auch finanziell stär- „Ich gehe davon aus, dass die Politik uns auch finanziell stärken will“: Peter Limbourg ken will. Wir werden dies im Dialog mit den Mittelgebern ausloten. Zugleich unterneh- men wir alle Anstrengungen, durch interne Umschichtungen Mittel für den Umbau zu Erfüllt die DW noch den Auftrag, die international gefragt und die DW-Angebote mobilisieren. Das tun wir zum einen, in- deutsche Sprache zu fördern? für Menschen, die Deutsch lernen, kom- dem wir Angebote reduzieren oder einstel- Diesen wichtigen Teil unseres gesetzlichen men an. len, die zur Erreichung unserer zentralen Auftrags erfüllen wir auch mit den Sprach- Ziele nicht erforderlich sind. Zum anderen, kursen im Internet. Unsere Telenovela „Jojo Die DW sendet in 30 Sprachen – ist indem wir die DW auf allen Ebenen noch sucht das Glück“ und das Tagebuch einer diese Vielfalt schon bald Vergangenheit? effizienter aufstellen. Hip-Hop-Band sind die Renner. Monat- Wir werden vielsprachig bleiben. Aller- lich sechs Millionen Klicks und mehr als dings müssen wir uns auf das Wesentliche 250.000 Facebook-Fans zeigen: Deutsch ist konzentrieren – sonst sind wir nirgendwo

Deutsche Welle 17 Titelthema

Getwitter

Virtuelle Weltkarte: Wenn die Größe der Länder proportional zur Anzahl der Internetnutzer darge- stellt würde. bit.ly/1f6bdXz

Aha-Effekt in Serie: Kyle VanHemert kürt für WIRED Text Dominik Ahrens, Projektleiter Marketing die besten Infografiken des vergangenen Jahres. wrd.cm/1jyVNfo

Tauwetter? Irans Präsident Rohani und Twit- ter-Gründer Dorsey tauschten Tweets aus. Wenn Ein Partner – das nur alle Iraner dürften … bit.ly/1dOMQiz viele Regionen Selbstzensur: Die NSA-Überwachung beeinflusst Autoren in ihrer Arbeit, zeigt eine Studie des ameri- kanischen PEN-Zentrums. bit.ly/1bKBefh

Stimmungsmacher: Russische Internetnutzer pro- Wer bei den Olympischen Winterspielen in duzieren Online-Kommentare im Akkord – und ge- Sotschi als Sportler, Journalist, Funktionär gen Geld. bit.ly/1cV8Diq oder Zuschauer dabei war und im Hotel Zeit zum Fernsehen fand, konnte auch Sendungen Abwesenheitsnotiz: Wie man Twitter dazu bringt, der DW sehen. Dank der Partnerschaft zwi- Nachrichten zeitgesteuert zu verschicken. wrd.cm/1aqkQ4b schen DW und STP-Content, dem größten regionalen Netz auf dem russischen TV-Markt.

Übernahme durch Facebook: WhatsApp zieht alle Ein Porträt. Register, um in den Schlagzeilen zu bleiben, meint Martin Weigert. bit.ly/Mrbl9i Allen internationalen Großereignissen und der damit de- monstrativ zur Schau gestellten Offenheit zum Trotz: In Russland Wer soll das bezahlen? Zwei Jahre Recherche und gibt es seit vielen Jahren kaum Spielraum für Partnerschaften zwi- 750.000 US-Dollar für eine einzige investigative Re- schen landesweiten Medien und internationalen Informationssen- portage von ProPublica. bit.ly/1eSFxTr dern. Besonders stark reglementiert und kontrolliert wird das Fern- sehen, die mit Abstand populärste Informationsquelle in Russland. Russland hat über 200 regionale, terrestrisch und über Kabel Wer soll das verstehen? Big Data wird derart kom- verbreitete Fernsehsender. Einige von ihnen sind in der jeweiligen plex, dass wir neue mathematische Ansätze zur Region ähnlich populär wie die „großen“ landesweiten Sender. Auf Analyse brauchen. wrd.cm/LG36WI solche regionalen Sender setzt der DW-Partner STP-Content, das größte regionale Netz auf dem russischen TV-Markt. Wer sind Sie denn? Anonymität im Netz wird im- Der Medienkonzern, der von dem bekannten TV-Moderator und mer virtueller: Nutzer können schon über ihren Medienexperten Igor Pototskiy geleitet wird, hat ein stringentes Browser identifiziert werden. bit.ly/1kXQr1y Konzept. Bis auf wenige Ausnahmen haben die Sender in den russischen Regionen keine Möglichkeit, eigenständig Programm- inhalte für eine tägliche 24-Stunden-Ausstrahlung zu produzieren. Wer Wichtiges zu sagen hat, braucht viele Worte: Auch die finanziellen Ressourcen, um Content anzukaufen, sind in Sieben Twitter-Accounts sammeln und verlinken den Regionen in der Regel begrenzt. Es sei denn, mehrere regionale herausragende Langtexte. on.mash.to/KGVUZG Sender können sich zusammentun und so die Kosten teilen. Die- se Aufgabe übernimmt STP-Content: Es stellt für die regionalen Mediennutzung: Deutsche nutzen im EU-Vergleich Sender täglich ein 20-stündiges Angebot aus qualitativ hochwer- kaum Streamingangebote. Ist Streaming nachhal- tigen Sendungen – Spielfilmen, Magazinen, Dokumentationen – tig kriminalisiert? bit.ly/1e8vhnO zusammen. Dazu gehören auch Sendungen der DW.

18 Weltzeit 1 | 2014 Text Dominik Ahrens, Projektleiter Marketing ontent C P-

Aufzeichnung beim Partnersender STP-Content: Euromaxx auf Russisch mit Moderatorin Elena Ivanova ST © ©

Die restlichen vier Stunden in der Prime Time kann jeder Sen- über 40 Prozent der russischen Zuschauer. Einer der jüngsten Er- der selbst bestücken – mit oder ohne Hilfe von STP. Die Kunden des folge: Seit Herbst 2013 gehört auch die ,Maks-Media-Group‘ aus der Netzes bieten ihren Zuschauern auf diese Weise ein regionalisiertes Olympia-Stadt Sotschi zum STP-Netz; die Gruppe umfasst mehrere Programm und müssen sich nur auf die Produktion der für ihr TV-Kanäle, Radiosender und ein Onlineportal. Ausstrahlungsgebiet wichtigsten Sendungen, beispielsweise Nach- Schon jetzt macht sich STP-Content für den nächsten Wachs- richten und regionale Talkshows, konzentrieren. Der Zuschauer be- tumsschub bereit. Ab 2015 soll das Fernsehen in Russland per Ge- kommt ein regionales Programm von hoher Qualität und das STP- setz komplett digital werden. Es wird mehr Sendeplätze geben, die Netz zufriedene regionale Partner. Nachfrage nach Programmen wird enorm steigen. Zugleich wird Professionalität und genaue Kenntnis der Anforderungen der die Konkurrenz um die Gunst der Zuschauer und der Werbekunden Partner zahlen sich aus. STP-Content ist seit Jahren der stärkste ter- deutlich härter. Für viele Sender wird spätestens dann die Mitglied- restrische Verbund in Russland und wächst kontinuierlich. Aktuell schaft in einem Medienverbund wie dem von STP-Content mögli- umfasst es mehr als 50 Partner und deckt damit mehr als die Hälfte cherweise zur einzigen Überlebenschance. des riesigen Staatsgebiets ab, mit einer technischen Reichweite von

Die Partnerschaft Die DW verbreitet über STP-Content zudem ihr russischspra- der DW mit STP-Content besteht seit 2011. Begonnen hat alles mit chiges Magazin Geofaktor sowie einige kommerzielle Formate einem Distributionsmodell für das Magazin Euromaxx: Die Sen- aus dem Katalog von DW Transtel. dung wird nach Vorgaben der DW von einem regionalen Partner Darüber hinaus nutzt die DW das Netz von STP-Content, um adaptiert, die redaktionelle Hoheit verbleibt bei der DW. Im zwei- neue Partner zu gewinnen. So gibt es beispielsweise gemein- ten Schritt wird Euromaxx auf Russisch über STP-Content allen same Tagungen oder Treffen mit Führungskräften der regionalen Netz-Mitgliedern zur Verfügung gestellt. TV-Sender.

Deutsche Welle 19 Titelthema

Text Richard Majer, Leiter Neue Medien

Content in tausend Gestalten

Informationsanbieter stehen weltweit vor demselben Problem: Das Internet dringt in neue Bereiche vor. Mobilgeräte in unzähligen Formen und Größen wollen mit Inhalten gefüllt werden. Selbst Brillen, Uhren, Autos und Kühlschränke sollen in Zukunft ans Netz angebunden sein. Wie stellen sich Medienanbieter technisch in dieser unübersichtlichen Welt auf?

Vor wenigen Jahren war die Inter- 2009 als erster öffentlich-rechtlicher Anbie- nehmen eine einzige Seite, die automatisch netwelt noch überschaubar: Die Menschen ter mit einer App für Apples Betriebssystem auf verschiedene Anforderungen reagiert. nutzten Webseiten auf ihrem PC, die Medi- iOS an den Start ging. Inzwischen sind Apps Zu den Pionieren dieser Methode gehörte enanbieter hatten eine Internetseite. Viele für Android, Windows Phone und Nokia-Ge- der Boston Globe, auch die BBC bietet ihre boten höchstens eine zweite Version für die räte hinzugekommen, die nächste Generati- mobile Webseite (m.bbc.co.uk) inzwischen mobile Nutzung an – wie die DW mit m.dw.de. on ist bereits in der Entwicklung. Apps sind „responsive“ an. Viele weitere Anbieter ar- Doch die rasante Entwicklung im Bereich in- nicht nur für die DW unverzichtbar gewor- beiten an entsprechenden Seiten – auch die ternetfähiger Geräte stellt die Unternehmen den – die BBC erreicht fast die Hälfte ihrer Deutsche Welle. vor eine große Herausforderung – beson- Onlinenutzer via App, bei anderen Anbie- Die Qualität eines manuell optimierten ders die international präsenten. Denn diese tern ist der Anteil noch höher. Angebots werden auch die besten „Respon- Evolution vollzieht sich nicht überall in der Doch ein Allheilmittel sind die kleinen sive Websites“ nicht erreichen – zu groß ist gleichen Geschwindigkeit. Während Südko- Programme nicht. Schließlich muss für je- die Vielfalt der Bildschirmgrößen, Auflö- reaner im schnellsten Mobilnetz der Welt des Gerät eine eigene Version entwickelt sungen und Bedienmöglichkeiten. Für die unterwegs sind und hochauflösende Videos und gepflegt werden – angesichts immer DW stellen sie daher nur einen Kompromiss jederzeit auf ihrem Smartphone anschauen neuer Bildschirmgrößen und Gerätetypen dar, um eine Vielzahl fragmentierter Märk- können, sind die Bandbreiten in vielen Tei- ein unüberschaubarer Aufwand. te abzudecken. Mit der aufwändigen App der len Afrikas deutlich geringer. Als Ausweg aus diesem Dilemma setzen nächsten Generation konzentrieren wir uns Nationale Sender können ihre Inhalte Anbieter verstärkt auf „Responsive Webde- darauf, auf Android und iOS mit gemeinsam gezielt auf ihre jeweiligen Nutzer zuschnei- sign“: Eine Seite wird für jede Bildschirm- mehr als 90 Prozent weltweitem Marktan- den, während Anbieter wie DW, BBC und größe individuell aufgebaut und erscheint teil das bestmögliche Nutzererlebnis zu bie- Voice of America (VOA) einen weltweiten bestmöglich auf dem Display. Statt für ten. So kann die DW knappe Ressourcen op- Nutzerkreis bedienen und somit global jede Situation einzelne Insellösungen zu timal nutzen und gleichzeitig ihren Content funktionierende Lösungen brauchen. Die programmieren, schaffen die Medienunter- in vielen Gestalten ausliefern. Nutzer erwarten, dass sie Artikel, Videos und Bilder auf all diesen Geräten optimal nutzen können – da müssen nicht nur Grö- ße und Auflösung, sondern vor allem die Bedienmöglichkeiten des jeweiligen Geräts berücksichtigt werden. Touchscreen, Maus und Fernbedienung erfordern jeweils an- gepasste Konzepte. Auch für die Art der Inhalte haben Nutzer je nach Gerät unter- schiedliche Erwartungen: So möchten Nut- zer auf der Couch vor ihrem Smart-TV mehr Videos und weniger Text, auf dem Smart- phone hingegen vor allem kurze Nachrich- ten-Updates beim flüchtigen Blick in Bus und Bahn. Bislang setzen fast alle großen Medien- anbieter für ihre Informationen auf klei- ne Programme (Apps). So auch die DW, die

20 Weltzeit 1 | 2014 DW © ©

TheThe global global discussion discussion starts here starts here

Deutsche Welle | 53110 Bonn | Germany www.dw.de © Deutsche Welle 2014 www.facebook.com/dw.english

Zielgruppe ins Bild gesetzt

Nutzer und Partner stets im Blick – die neue Unternehmens- in Mumbai, Indien (siehe Seite 10), meint: „Die Deutschen sind broschüre der Deutschen Welle ist Ausdruck dieses Konzepts. akribisch, organisiert und leidenschaftlich bei der Sache. Was Die internationale Zielgruppe spielt auch in der Bildsprache die sie anpacken, gelingt.“ Auch Hala Mahdy, Nachrichtenredakteu- Hauptrolle. Zuschauer, Hörer Partner und „Fans“ der DW äu- rin in Kairo, Ägypten, gehört zu den neuen Gesichtern der DW ßern sich aus ihrem persönlichen Blickwinkel zu Markenwerten (siehe Porträt auf den Seiten 30/31). der DW. So bringen sie ihre Unterstützung für Angebote und Die Unternehmensbroschüre ist auf Deutsch und Englisch journalistische Haltung der DW zum Ausdruck – stellvertretend online verfügbar. Ein gedrucktes Exemplar senden wir Ihnen für viele Millionen Nutzer. gern auf Anfrage zu. Zum Beispiel Hakan Aldogan, Architekt in Istanbul, Türkei: „Erfolg basiert darauf, die Details zu integrieren. Damit jedes [email protected] (Deutsch) bit.ly/1c4gccX Werk einzigartig wird“, so sein Credo. Devaki Patil, Studentin [email protected] (Englisch) bit.ly/NucxJL

Deutsche Welle 21 medienwelt einordnen

Fragen von berthold stevens „Es ist fünf nach zwölf“ tavrakis S hanassis T picture-alliance/ © ©

Proteste in Istanbul: Gegen mangelnde Vielfalt der Berichterstattung und polarisierende Medien

Die Meinungs- und Medienfreiheit in der Türkei ist auf vielfache Weise eingeschränkt. Neueste Maßnahme der Regierung Erdogan: Die Internet-Zensur wird verschärft. Journalisten protestieren, Amnesty International mahnt. Einschätzungen von Baha Güngör, Leiter der Türkisch-Redaktion.

In Ankara gehen Journa- weiterhin einseitig im Sinne der Regierung nur das erfahren, was DW

© listen in eigener Sache auf die erlaubt ist. Blogger, die sich in der Türkei befinden, sind stärker als © Straße – gegen das neue Gesetz je zuvor gefährdet, in ihrer Arbeit behindert und festgenommen zur Internet-Zensur. Droht der zu werden. Die Justiz wird mit der Belastung leben müssen, nicht Türkei die totale Blockade? mehr unabhängig entscheiden zu können, gegen wen oder welche Das neue Gesetz reduziert die Internetseite sie aus welchen Gründen vorgehen muss. Richterliche Möglichkeiten von regierungs- Beschlüsse vor einer Sperrung von Internetseiten oder Beseitigung kritischen Medien und Journa- von Inhalten soll es ja nicht mehr geben, auch wenn es heißt, dass listen auf ein Minimum, den dieser Punkt noch nicht endgültig beschlossen sei. Interessantes Internetnutzern unabhängige, Detail übrigens: Staatspräsident Abdullah Gül hat seine Unter- vertrauenswürdige Informati- schrift unter das umstrittene Gesetz zur Internetzensur über sein onsvielfalt zu ermöglichen. Die Twitter-Konto bekanntgegeben. ohnehin sehr stark polarisier- te türkische Gesellschaft wird

22 Weltzeit 1 | 2014 Die Organisation Reporter ohne Grenzen führt die Türkei auf sein. Es ist noch sehr viel zu tun in der Türkei. Ein guter Anfang Rang 154 ihrer Liste der Pressefreiheit. Ist die Medienlandschaft wäre, wenn Presseausweise nicht mehr nur vom Staat ausgestellt bestenfalls noch das Abbild einer gelenkten Demokratie? und verteilt würden, sondern von unabhängigen Institutionen Es ist schon lange fünf nach zwölf, was die Pressefreiheit in der wie Journalistenverbänden und Gewerkschaften. Doch solche Türkei betrifft. Das Regierungslager um Ministerpräsident Recep Entscheidungen fordern Mut zur Auseinandersetzung mit And- Tayyip Erdogan kann jederzeit in die Medienlandschaft eingreifen ersdenkenden – aber dazu werden Alleinherrscher wohl nie in der und mit wenigen Anrufen dafür sorgen, dass kritische Programme Lage sein. abgesetzt oder Journalisten entlassen und unkritische, den Macht- habern genehme eingesetzt werden. Seit dem Ausbruch der Pro- teste gegen Erdogan im Juni vergangenen Jahres wurden viele Bei- spiele bekannt, die zeigen, wie sehr Erdogan immer mehr einem Despoten ähnelt, der sich für unfehlbar hält und seine Machtposi- Kooperation mit Hürriyet tion für unantastbar. Wenn man sieht, hinter welchen Ländern die Türkei auf der RoG-Liste rangiert, wird die Diskrepanz zu europä- Die Deutsche Welle und die türkische Tageszeitung Hürriyet ischen Werten und Normen deutlich. kooperieren umfassend im Online-Bereich. Hürriyet betreibt das erfolgreichste Onlineportal der Türkei. In der ersten Phase der Zusammenarbeit übernimmt Hürriyet türkisch- »Der Feuerring um die Presse- sprachige Online-Inhalte des deutschen Auslandssenders in der Rubrik „Weltnachrichten“. Die Zusammenarbeit soll schritt- freiheit wird immer enger.« weise auf Videoübernahmen, Koproduktionen und Social- Media-Partnerschaften ausgebaut werden. Darauf hatten sich Hürriyet-Chefredakteur Bülent Mumay und DW-Intendant Welche Alternativen haben Journalisten, die sich weigern, die Peter Limbourg im Januar in Bonn verständigt. Schere im Kopf anzusetzen – gibt es noch unabhängige Medien, Limbourg sieht durch die Zusammenarbeit „deutsche die Kritisches und Unbequemes veröffentlichen? Perspektiven künftig noch besser in der Türkei präsent“. Für Ja, die gibt es noch. Dazu zählen einige wenige Zeitungen und Mumay ist die Übereinkunft mit der DW „ein hervorragender TV-Kanäle via Internet und natürlich Blogger. Doch viele Alterna- kultureller und professioneller Beitrag zu den Beziehungen tiven bleiben nicht, um die Schere im Kopf zu meiden. Der Feuer- zwischen beiden Ländern“. ring um die Presse- und Meinungsfreiheit wird immer enger. Von einer Unabhängigkeit von Medien und Journalisten nach europä- hurriyet.com.tr ischem Demokratieverständnis kann schon lange kein Rede mehr DW © ©

TV-Magazin für die Ukraine

Die DW produziert seit Februar ein TV-Magazin für die Ukraine. Die 26-minütige Sendung Geofaktor in ukrainischer Sprache wird wöchentlich über den Partnersender TVi mit Sitz in Kiew Geofaktor: DW-Magazin mit Kristina Nikolaychuk verbreitet.

Der populäre Privatsender ist in der Ukraine landesweit ten aktuelle Informationen über die Situation im Land – sowohl auf über Kabelnetze und als Livestream zu empfangen. TVi zählt zu den Ukrainisch als auch auf Russisch. Die Zugriffe auf diese Seiten und wenigen elektronischen Medien im Land, die frei und unzensiert die Social-Media-Angebote haben seit Ausbruch der Krise erheblich berichten. „Das Europa-Magazin Geofaktor liefert deutsche und zugenommen. europäische Perspektiven auf Ereignisse und Entwicklungen in der Das TV-Magazin Geofaktor thematisiert zudem das Leben in Ukraine“, so Intendant Limbourg. „Das ist es, was die Menschen in Europa, greift politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche der aktuellen Krise von uns erwarten. Die DW setzt mit dem Maga- Entwicklungen auf. Es ist auch über die ukrainische Webseite der zin auch ein Zeichen für mehr Medienfreiheit in der Ukraine.“ Die Deutschen Welle on-demand abrufbar. Moderiert wird das Maga- DW hat ihre Berichterstattung für die Region seit Beginn der Pro- zin von Kristina Nikolaychuk (35), die seit 2004 für die Ukrainisch- teste ausgeweitet und zusätzliche Korrespondenten nach Kiew ent- Redaktion der Deutschen Welle tätig ist. sandt. Rund um die Uhr finden die Menschen auf den DW-Websei- dw.de/ukrainian

Deutsche Welle 23 unterwegs sein Yann Zopf Yann Zopf © © © ©

Auf Augenhöhe: Manuela Kasper-Claridge auf dem „Davoser“ Vom Wirtschaftsminister zum Direktor des Weltwirtschafts- im Gespräch mit Mads Kjaer, Betreiber der Plattform „MyC4“ forums: Philipp Rösler mit Manuela Kasper-Claridge

Text Manuela Kasper-Claridge, Leiterin der Wirtschaftsredaktion

Von Großen und Großzügigen

Unternehmenslenker und Nobelpreisträger, ungünstig, wenn der Interviewpartner 30 Zentimeter auf mich Staats- und Regierungschefs, Milliardäre und herabschauen würde. Der eiskalte Wind pfeift uns um die Ohren, als ein Nobelpreis- Hollywoodstars: In Davos trafen im Januar wie- träger vor die Tür tritt. Muhammad Yunus wurde 2006 mit dem der Macht und Glamour zusammen – informell Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er begrüßt uns freudig, denn und entspannt, vor und abseits der Kamera. wir hatten ihn in den vergangenen Jahren mehrfach im Interview. Eindrücke vom Weltwirtschaftsforum. Milliardäre und Präsidenten

Ob Nobelpreisträger, Milliardär, Präsident oder Chef von Amnesty International – die Begegnungen auf dem Weltwirtschaftsforum Das Hotel liegt in 1.850 Meter Höhe. Punkt acht Uhr früh sind informell und entspannt. Da Davos streng vom Schweizer Mi- fahren wir mit der Bergbahn zum Drehort. Umgeben von schnee- litär kontrolliert wird und man sich in den weiträumigen Kongress- bedeckten Bergen – die Schatzalp. In diesem Hotel sind während zonen und auf der Promenade nur mit Akkreditierung bewegen des Weltwirtschaftsforums 30 Sozialunternehmer untergebracht. kann, sind innerhalb dieser Zone nur wenige Sicherheitsleute zu Hier treffen wir Mads Kjaer, der mit seiner Plattform „MyC4“ Geld sehen. Das erleichtert die Kontaktaufnahme. Bill Gates, Tony Blair, für Kleinunternehmer in Afrika sammelt. 22 Millionen Euro hat er die Chefin des IWF, Christine Lagarde, die Präsidenten Mexikos, Bra- in den vergangenen sieben Jahren zusammenbekommen und viele siliens, Israels – über 40 Staats- und Regierungschefs sind in den Unternehmensgründungen ermöglicht. Schweizer Skiort gereist. Dazu die Chefs großer, weltweit tätiger Un- Kjaer erzählt mit großer Begeisterung von seiner zweiten Hei- ternehmen – Coca-Cola, BP, Siemens oder Deutsche Bank. Und läuft mat Afrika. Mir zittern indes die Knie. Denn ich stehe auf einem da nicht gerade Stephen Schwarzman über die Straße, Chef der mil- Schlitten, dem „Davoser“, um ungefähr auf Augenhöhe mit dem liardenschweren Investmentgesellschaft Blackstone und für viele hochgewachsenen Dänen zu sein. Für die TV-Kamera wäre es der Inbegriff der „Heuschrecke“?

24 Weltzeit 1 | 2014 »Sie haben uns mit Gewalt rausgeworfen aus orum/swiss-image.ch

unserem Haus« conomic F World E © © Hollywoodstar als Sozialunternehmer: Matt Damon auf Werbetour für Water.org

Journalisten und Multimediatechniker der Termin mit der Deutschen Bank wartet. Danach schlittere ich wieder schnell über die Straße, der Landwirtschaftsminister Nige- Geschäftssprache in Davos ist Englisch, auch bei den Lateinameri- rias hat nur eine halbe Stunde Zeit für das Interview. Er gilt als einer kanern. Das Pressezentrum ist überfüllt, die Arbeitsbedingungen der großen Reformer Afrikas … sind schwierig, Steckdosen Mangelware. Wir sitzen in einer fünf Quadratmeter kleinen Box, die nach oben offen ist. Der Lärm ist Hollywoodstars und „Business Breakfast“ manchmal kaum auszuhalten. Alle arbeiten multifunktional. Ein Kollege dreht, schneidet und überspielt, ein anderer produziert Ra- 15 Stunden später, es ist kurz vor 23 Uhr. Draußen heult der Wind, diobeiträge und Online-Artikel. Ich schaue mir die Interviewbilder im „Huffington Post Café“ ist es angenehm warm. Vor mir steht eine an, telefoniere parallel und beginne mit einem neuen Text, denn Schale mit Erdnüssen, eine nette Dame bringt Mineralwasser und zuerst muss der Online-Artikel raus, dann der Fernsehbeitrag. Auf Orangensaft. Sitzplätze gibt es nicht, alle stehen dicht gedrängt. Ich dem Weg zum Schnitt setze ich drei Tweets ab. Das ist die multime- schaue nach rechts und sehe ein bekanntes Gesicht: Hollywoodstar diale Welt. Matt Damon steht neben mir, sein Arm steckt in einer Schlinge. Eine Stunde später eile ich zum nächsten Interview, vorbei an Eine Verletzung aus dem jüngsten Actionfilm? Warum ist er hier? der Schaltzentrale der European Broadcasting Union (EBU). Auf ei- Schnell kommen wir ins Gespräch. Er sucht Tipps und Anregungen nem der vielen Bildschirme sehe ich meine Kolleginnen, wie sie und wirbt für sein Sozialunternehmen Water.org. Damon ist Mit- gerade live ins Programm schalten. Die eine für das englische, die gründer und sorgt dafür, dass auch in entlegenen Gegenden eine andere für das spanische TV-Programm. funktionierende Wasserversorgung eingerichtet wird. Jetzt aber schnell zum Hotel Steigenberger, einem der Dreh- und Gegen 1.30 Uhr früh stapfe ich mit meinem Kollegen durch den Angelpunkte während des Weltwirtschaftsforums. Dort sind in nur frisch gefallenen Schnee die Davoser Promenade entlang. Wir be- drei Tagen Hunderte Veranstaltungen. Zahlreiche Unternehmen sprechen noch den Drehplan für den nächsten Arbeitstag. Der be- haben jede auch noch so kleine Kammer gemietet, um vor Ort Ge- ginnt schon in etwas mehr als fünf Stunden. „Business Breakfast“ spräche zu führen. Im Foyer treffe ich wieder einen Nobelpreisträ- mit fünf CEOs. ger: Joseph Stiglitz, Träger des Nobelpreises für Ökonomie. Doch dw.de/made-in-germany

„The Germany Outlook“ DW-Intendant Peter Limbourg präsentierte auf dem Welt- wirtschaftsforum in Davos den „Germany Outlook“. Im Ge- spräch mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ging es am 24. Januar um die Frage, was Europa und die Welt von der großen Koalition in Berlin erwarten können. Das Interesse war groß: Die internationale Schar der Zuhörer drängte sich im Saal Aspen 1. Schäuble war in Davos in diesem Jahr der höchst- orum/swiss-image.ch rangige Vertreter Deutschlands. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hatte Peter Limbourg ge- beten, das Gespräch mit dem Bundesfinanzminister zu füh- conomic F ren. „Die Zusammenarbeit mit der DW ist hervorragend und von großer Professionalität“, attestierte Yann Zopf vom Orga- World E ©

nisationteam des WEF. ©

Deutsche Welle 25 heimat erleben

»Berlin ist einmalig – ritta Pedersen ritta

Dichten, Denken, B

Schöpfen und otolia Schaffen« jthcgn - F © picture-alliance/ © © ©

„Berlin war immer interessant, anregend und furchtbar lebendig“

Meine späte Heimkehr

deutschlandbild Text Nikos Dimou, Athen

Drei Aufnahmen – Auszüge 5. September 1954. Nach einer verkauft Bücher: „Wolfgang Gielow“. Mit aus meiner Autobiographie. 48-stündigen Reise befinde ich kleinen Kritik-Zetteln am Schaufenster. 1 mich am Münchner Hauptbahn- Wenig Verkehr auf den Straßen. Älte- Diesen Untertitel wählt der hof. Riesenmengen von Menschen – aber re Autos. Nagelneue Käfer fallen auf. Viele griechische Philosoph und große Stille. Meine Ohren? Endlich, in einer Fahrräder. Die Leute sind zumeist ärmlich Schriftsteller Nikos Dimou Ecke höre ich laute Leute. Ach, ja. Es sind gekleidet. Nur in der Maximilianstraße für seinen Beitrag zur Reihe Griechen. sieht man elegante Frauen. In der Uni älte- Kein Mensch holt mich ab. Ich habe nur re Studenten. Zwei neue Wörter: Kriegsver- „Mein Deutschlandbild“. eine Adresse: Pension Frank, Schellingstra- sehrte und Spätheimkehrer. ße 24. Es regnet. Alles scheint finster und Gaststätte „Zum Grünen Eck“, hinter der düster. Uni (die Kneipe gibt es schon lange nicht München liegt noch in Trümmern. Es mehr). Am selben Tisch mit zwei Studenten, gibt riesige Lücken zwischen den Häusern. die sich über eine Pirandello-Inszenierung Holzbaracken auf den leeren Grundstü- streiten. Ich mische mich ein. Meine Ein- cken: Imbissbuden oder Läden. Eine knall- führung – oder besser: Einweihung – in das rote Baracke Ecke Barer- und Georgenstraße Münchner Kulturleben. Man trifft sich jeden

26 Weltzeit 1 | 2014 Montag in der „Brennnessel“. Marianne Kes- ting ist da, Reimer Bull, Edgar Reitz, Peter Nikos Dimou Schamoni, Sascha Kämpfe, Enno Patalas. privat ©

Die „Buben“ sind da. Sechs Jahre lang treffen Der Philosoph und Schriftsteller Nikos © wir uns abends und nachts. Zum Diskutie- Dimou, 1935 in Athen geboren, studierte ren, Inszenieren, Dichten, Singen, Kompo- in seiner Heimatstadt Französische Litera- nieren – in einem riesengroßen Raum, den tur und in München Philosophie sowie uns das kunstliebende Fräulein von Pusted Psychologie und Englische Literatur. Er ist in Schwabing zur Verfügung stellt. Autor von mehr als 60 Büchern. Bekannt wurde der streitbare Intellektuelle auch 1960. Ich verlasse München. Die durch Fernsehtalkshows, Radiosendungen sechs besten, vollsten, intensivs- und seinen vielbesuchten Blog. Sein be- ten Jahre meines Lebens. Mein rühmter Aphorismen-Band „Über das Un-

2 privat Doktorvater und Mentor, Professor Joseph glück, ein Grieche zu sein“, 1975 im Origi- © © Stürmann, ein tapferer kluger Skeptiker (er nal erstmals erschienen, wurde in acht hat viele Jahre im KZ verbracht), ist mit 53 Sprachen übersetzt; die deutsche Ausgabe an einem Infarkt gestorben. Meine langjäh- erschien 2012 (Verlag Antje Kunstmann) rige Freundin hat plötzlich einen anderen und wurde ein Bestseller. Im Februar 2014 erscheint ein weiteres Buch von ihm auf „Buben“ geheiratet. Alles futsch! Deutsch – mit dem vielversprechenden Titel: „Die Deutschen sind an allem schuld“. München hat sich radikal geändert. Was ndimou.gr/en ist passiert? Das Wirtschaftswunder war da. Überall moderne Neubauten, große Autos, elegante Frauen. Das Kulturleben in vollem Schwung. Karl Richter regiert mit seinem öbel Bach-Orchester. Günter Grass liest uns Ka- G pitel aus der „Blechtrommel“ vor. Das ers- eorg eorg te deutsche Meisterwerk nach dem Krieg! G Faschingsbälle werden immer größer und verrückter – aber sie haben nicht denselben verzweifelten Aufschwung wie in den ersten Nachkriegsjahren. picture-alliance/ Mein letztes Oktoberfest hinterlässt ei- © © nen bitteren Nachgeschmack.

Berlin, Oktober 2012. Zum ersten Mal war ich 1960 hier. Da gab es 3 noch keine Mauer. Drei griechi- sche Studenten, mit einem alten Käfer, wa- ren durch die DDR gefahren. Vopos überall. In der Zwischenzeit hatte ich die Stadt oft besucht. Das letzte Mal, vor dem Fall der Mauer, war ich 1987 mit einem Presse- wagen von BMW (einem großen Achtzylin- der) zwei Wochen kreuz und quer durch die DDR gefahren, bevor ich in Berlin landete. Ich weiß noch, wie dunkel und grau Leipzig schien. In Weimar, im Goethehaus, hat mich eine unbekannte ältere Dame, eine Altgrie- chisch-Lehrerin, um ein paar Westmark ge- beten, „damit ich einmal einen anständigen Kaffee trinken kann“. Aber Berlin war immer – all diese Jah- re hindurch – interessant, anregend und furchtbar lebendig. Obwohl ich München, meine zweite Heimatstadt, innig liebe: Was in Berlin jetzt vor sich geht, ist einmalig. Nicht nur für Deutschland, für ganz Europa. Ein Orgasmus von Dichten, Denken, Schöp- fen und Schaffen. Im Oktober 2012 stand ein Buch von mir in vielen Schaufenstern. Ich hatte den Ein- „Mein letztes Oktoberfest hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack“ druck einer späten Heimkehr.

Deutsche Welle 27 gestern reflektieren

Text Reiner Schild gesellschaft und unterhaltung DW/Monique Wüstenhagen DW/Monique © Küsschen per Video ©

Hits und Trends aus Deutschland für ein in- ternationales Publikum – darum geht es im TV-Musikmagazin PopXport. Ein junges For- mat und doch schon seit zehn Jahren bei der DW. On air und online auf zahlreichen Platt- Weltweite Fangemeinde: Moderator Markus Schultze formen.

Das Musikmagazin stellt jede Wo- von uns“ per Videobotschaft. Die weltweite sehr erfolgreiche Playlist im Youtube-Kanal che herausragende Interpreten und Bands Fangemeinde von PopXport gratulierte vor der DW und die Zusammenarbeit mit dem aus Deutschland vor, zeigt Videoclips von allem via Facebook. Streaming-Dienst Spotify – hier finden Mu- aktuellen Hits und Popklassikern und be- Moderator der Jubiläumsausgabe im Ja- sikfans in der wöchentlich aktualisierten richtet über Musikveranstaltungen. Auch nuar war Markus Schultze. Die Aufgabe vor Playlist Chart-Hits, Neuvorstellungen und für den Nachwuchs macht sich PopXport der Kamera teilt sich der ehemalige MTV- Klassiker aus deutscher Produktion. stark: Jeden Monat ist das Porträt eines Mann und Musiker mit Janin Reinhardt und Seit 2009 gibt es eine Kooperation mit vielversprechenden Acts aus Deutschland Nadine Vasta, die beide von VIVA kamen. der „Initiative Musik“, der Fördereinrichtung zu sehen – via DW natürlich nicht nur auf Mit 28 Jahren gehört Nadine Vasta zu den von Bundesregierung und Musikwirtschaft. Deutsch, sondern auch im englischen und jüngsten Moderatorinnen der DW. Seit 2011 ist das Magazin Medienpartner spanischen Kanal. Zahlreiche Partnersender übernehmen der „Berlin Music Week“. Dort präsentiert Revolverheld, Scorpions, Cascada, Kil- das international mehrfach ausgezeichnete die DW unter anderem jedes Jahr Konzerte lerpilze, Tim Bendzko, Thees Uhlmann, Magazin in ihr Programm. In Einsfestival, deutscher Bands. Doro Pesch, Sebastian Sturm und Udo dem jungen Kanal der ARD, ist PopXport Dirkschneider – sie und viele andere promi- ebenfalls zu sehen. Auch in den Sozialen dw.de/popxport nente Musiker grüßten zum Jubiläum. Die Medien findet die Sendung große Reso- facebook.com/dw.popxport Band Jennifer Rostock sandte „einen Kuss nanz: über 50.000 Fans bei Facebook, eine

100 Mal Shift

Entwicklungen der digitalen Welt – Shift bringt DW-Zuschauer ichart. weltweit auf den neuesten Stand. Mehr als 100 Mal war die Sen- dung seit dem Start im Februar 2012 schon im Programm.

Ob im Hauptquartier von Google im Silicon Valley, im Cy- rson von S O ©

berabwehrzentrum der NATO in Estland oder in der deutschen © Wikipedia-Zentrale: Shift blickt hinter die Kulissen derer, die das Internet prägen. Und Shift ist überall dort, wo die Nutzer sind: auf Facebook, Twitter, Google+, Tumblr und Youtube. In der wöchentlichen Rubrik Ranking stellen die Zuschauer eine Hitliste von Fundstücken aus dem Netz zusammen – in der Jubiläumsausgabe drehte die Shift-Redaktion den Spieß um und präsentierte ihre Favoriten. Shift wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Remi Award in Platin beim WorldFest in Houston, Texas, Das Shift-Team: (v.l.) Mikko Stübner-Lankuttis, Jochen USA, und für das Design der Sendung gab es den Internationa- Lohmann, Nadja Scholz, Samira Schellhaaß, Roger Ditter len Eyes and Ears Award. d w . d e / s h i f t

28 Weltzeit 1 | 2014 position beziehen

Text Naser Schruf Distribution Afrika/Nahost Impressum

Offenes Fenster für den Humor Deutsche Welle Unternehmenskommunikation 53110 Bonn Politische Satire in Ägypten – das kann ein sehr gefährliches T 0228.429-2041 Geschäft sein. Doch häufig gelingt es gerade durch Humor und Leich- F 0228.429-2047 tigkeit, dass Menschen sich, ihre Umwelt und ihre Situation besser [email protected] verstehen. In seiner Show AlBernameg – zu Deutsch: Das Programm – dw.de/presse nutzt der Politsatiriker Bassem Youssef eine Mischung aus politischem Kabarett und Comedy, um den Ägyptern einen Weg aufzuzeigen, wie flickr.com/photos/deutschewelle sie über sich selbst lachen können – der ernsten Lage, in der sie sich issuu.com/deutsche-welle in diesen Zeiten des Umbruchs befinden, zum Trotz. Das Programm facebook.com/dw.deutschewelle öffnet ihnen ein Fenster zum Verständnis der Gesellschaft. twitter.com/deutschewelle Jetzt, da die Deutsche Welle AlBernameg in ihr arabisches Pro- gramm genommen hat, öffnet sich dieses Fenster noch viel weiter, verantwortlich denn DW (Arabia) erreicht sein Publikum von Marokko bis Irak. Dr. Johannes Hoffmann

redaktion »Es ist gut, dass die DW den Mut hat, Berthold Stevens

die Satiresendung auszustrahlen.« GEstaltung Alexandra Schottka Dass die DW die Sendung ausstrahlt, unterstreicht einmal mehr un- Lisa Flanakin sere Selbstverpflichtung und unser Selbstverständnis, Werte wie freie Nilab Amir Meinungsäußerung, Demokratie und Dialog zu fördern – unter ande- rem durch enge Kooperation mit Partnern in aller Welt. Zugleich ist druck die Übernahme von AlBernameg ein Zeichen dafür, dass wir uns neue Köllen Druck, Bonn Ziele gesetzt haben: Wir wollen frische Formate anbieten und neue Wege gehen, unser jeweiliges Publikum für die DW zu begeistern – in Print kompensiert diesem Fall unsere Zuschauerinnen und Zuschauer in der arabischen Id-Nr. 1435389 www.bvdm-online.de Welt. Seit gut drei Jahren ist Ägypten auf der Suche nach seiner neuen Identität. Die Funktionsfähigkeit einer freien Presse, die so substanzi- Anzeigen ell ist für diesen Prozess, hat Schaden genommen. Neue Plattformen T 0228.429-2043 wie die Sozialen Medien haben nicht selten die entstandene Lücke F 0228.429-2047 zu schließen versucht. AlBernameg liefert eine neue Perspektive und [email protected] schafft den Spagat: Bassem Youssef macht sich lustig über Politiker und überkommene Sitten in der Gesellschaft. Nur vordergründig Werbung im Programm macht er Witze, manchmal beißende Satire. Im Kern jedoch vermittelt T 0228.429-2731 die Show ernste Themen und Botschaften. F 0228.429-2777 Nachdem Bassem Youssef und seine Show im November vergange- [email protected] nen Jahres vom seinerzeit ausstrahlenden ägyptischen Sender abge- dw.de/presse setzt wurde, ist er jetzt wieder on air – auch dank der Übernahme durch die DW. Es ist gut, dass der deutsche Auslandssender die Rechte zur Zweitverwertung hat. Es ist gut, dass die DW den Mut hat, die Satire- sendung auszustrahlen. Meinungsfreiheit und Kritik an Regierenden sind essenzielle Werte, um moderne Gesellschaften aufzubauen. Sen- dungen wie AlBernameg sind wichtige Elemente in der Medienland- schaft der arabischen Welt – und wir helfen dabei, dass die Botschaft ankommt beim Publikum zwischen Marokko und Irak.

Deutsche Welle 29 welt anschauen DW © ©

Hala Mahdy gehört zu den neuen „Gesichtern“ der DW – den Testimonials der neuen Unternehmensbroschüre: Zuschauer und Hörer, Partner und „Fans“ der DW äußern sich aus ihrem persönlichen Blickwinkel, bringen ihre Unterstützung für Angebote und journalistische Haltung der DW zum Ausdruck – stellvertretend für viele Millionen Nutzer

30 Weltzeit 1 | 2014 Text Steffen heinze

Dialog als heiliges Gut

Sympathisch, selbstbewusst, couragiert: Für die in Kairo lebende Journalistin Hala Mahdy ist die Welt ein Dorf – dank moderner Kommunikation. Entscheidend ist für sie der Dialog als Chance. Damit sich die Tür zu Demokratie und Freiheit weiter öffnet.

uropa ist ein gutes Beispiel für libe- Deutschland. „Eines der europäischen fassung verbietet die Gründung politischer rales Denken und Demokratie. Hier Länder, das mich am meisten interessiert“, Parteien, die sich auf eine Religion stützen. E achten und schützen Regierungen sagt sie. Unterdessen sitzen zwischen Alexandria die Rechte von Minderheiten. Das ist genau Noch mangelt es an publizistischen und Luxor Tausende in Gefängnissen, viele das, worauf wir auch in Ägypten, insbeson- „Leuchttürmen“, die Vergangenheit wirft von ihnen ohne Anklage. Korrespondenten dere nach der Revolution, hoffen. Wonach am Nil lange Schatten. Die couragierte Jour- berichten, dass auch immer wieder Journa- wir uns sehr lange gesehnt haben.“ Hala nalistin und begeisterte Läuferin weiß um listen festgenommen werden. Die Berichter- Mahdy erinnert sich an die Massenproteste die Bedeutung von Objektivität und Unab- stattung, etwa über die Bildung politischer 2011, die sich vor allem gegen das Regime hängigkeit, Glaubwürdigkeit, Respekt und Allianzen, wird für viele zum Spagat. Über von Präsident Hosni Mubarak richteten. Verantwortung. Und um das journalistische Soziale Medien finden mehr Informationen Die Forderung der Demonstranten nach Risiko politisch-religiöser Vereinnahmung. den Weg in die Öffentlichkeit. Nur: Welche Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokra- sind verlässlich und für Journalisten rele- tie mündete schließlich im Sturz Mubaraks. vant? Wie lauten die Quellen? Fragen, die Allerdings: Von politischer Stabilität, De- »Es ist wichtig, am Nil nicht immer gestellt werden. Oder mokratie und Medienfreiheit können die eindeutig zu beantworten sind. Menschen in Ägypten weiterhin nur träu- unterschiedliche Wegweisend ist für Hala Mahdy der Dia- men. Hala Mahdy ist 31, sie hat die Hoffnung log, „ein heiliges Gut und Menschenrecht. Er nicht aufgegeben. Die Juristin arbeitet als Werte und Kulturen vermeidet Missverständnisse, bietet Raum Redakteurin für mehrere Sender in Kairo. für unterschiedliche Meinungen und kann 2012 hat sie an einem Kurs der DW Akade- zu achten.« Wege aufzeigen, wie wir Konflikte lösen“, mie teilgenommen: „TV Story Telling für sagt sie. „Vielleicht gelingt es damit, Rassis- Fortgeschrittene“. „Es ist besonders in unserem Beruf wichtig, mus, Hass und Extremismus besser in den Sie verfolgt die Entwicklung der Medi- die unterschiedlichen Werte, Glaubensrich- Griff zu bekommen.“ Und meinungsstarke en in ihrer Heimat besonders aufmerksam tungen und Kulturen zu achten. Das Recht Medien nicht nur einzelnen Mächtigen zu – und kritisch. „Medien, die sich als unab- auf freie Information und Meinungsäuße- überlassen. Mahdy weiß um den weiten, hängig bezeichneten, waren oft nur eine rung darf keine Grenzen oder Ausnahmen dornenreichen Weg, den die Medienfreiheit Maske, hinter der sich das Regime in Kairo kennen, nirgendwo auf der Welt“, ist Hala in Ägypten noch vor sich hat. Sie kennt die versteckte“, sagt sie. Inzwischen gibt es viele Mahdy überzeugt. Rangliste der Pressefreiheit, ein von der Or- private Sender, die Menschen nutzen Sozi- „Der Zugang zu ausländischen Medien, ganisation Reporter ohne Grenzen entwi- ale Medien zur Kommunikation. „Die sind etwa via Internet, bietet viele Vorteile. Ich ckelter Gradmesser. Ihr Heimatland nimmt nicht so leicht zu steuern und zu kontrol- bin plötzlich mit der Welt verbunden, er- Platz 158 ein – unter 179 Staaten. lieren.“ Sie weiß die neuen Möglichkeiten fahre, was andernorts passiert. Damit bin Kein Grund zur Resignation. Mahdys zu schätzen: „Der vereinfachte Zugang zu ich ein Teil der Außenwelt geworden.“ Des- Blick in die Zukunft weckt neue Kräfte in Informationen macht aus der Welt ein Dorf.“ halb sei sie „zuversichtlicher denn je“. ihr. „Unser Enthusiasmus ist in den Himmel Öffnet sich Ägypten also doch? Ist ein Im Frühjahr stehen in Ägypten Präsident- gewachsen. Wir fühlen uns trotz der Hin- Stückchen Medienfreiheit in Sicht, in einer schaftswahlen an. Als aussichtsreicher Kan- dernisse, die unsere Revolution blockieren, Region, in der demokratische Strukturen didat gilt Feldmarschall Abdel Fattah al-Sisi, nicht deprimiert. Sondern gestärkt in unse- selten auf der politischen Agenda stehen? der Präsident Mursi 2013 abgesetzt hat. Ge- rem Verlangen, unsere Rechte und unsere Hala Mahdy sieht die Tür einen Spalt weit raten die Medien zwischen die Fronten? Die Freiheit zu verwirklichen.“ geöffnet, auch aufgrund der Unterstüt- im Januar 2014 von der ägyptischen Über- zung durch andere Staaten – darunter gangsregierung vorgeschlagene neue Ver-

Deutsche Welle 31 Von Information zu Partizipation Herausforderungen für die Medien 30. Juni – 2. Juli 2014 | Bonn www.dw-gmf.de

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