GrabfeldDas Heimatblätter für Kultur, Geschichte und Brauchtum im Grabfeld Herausgeber: Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Museumspädagogisches Zentrum Bad Königshofen i. Gr. Nummer 18 Nummer 18 Bad Königshofen, November 2010 Seite 1 Der Luitpoldbrunnen auf dem Marktplatz von Bad Königshofen wurde 1911 gestiftet Reinhold Albert Schmitt, der damals in München-Solln tätig rauscht und das Werk des Tages wieder alles war, bot sich von Deuster an, diesen Brun- in seinen Bann zieht, muß man konstatieren, m 1. Oktober 1911 wurde der jüngste nen zu entwerfen. In einem Schreiben vom dass die Stadt und ihre Bürger alles daran der auf dem schmucken Marktplatz 13.12.1910 zeigte sich Schmitt, dem Fotos setzen, ihrem Patriotismus und die Liebe zum Avon Bad Königshofen stehenden vom Marktplatz in Königshofen übersandt angestammten Herrscherhaus auch sicht- Brunnen, der Luitpoldbrunnen eingeweiht. wurden, begeistert vom schönen Kleinstadt- baren Ausdruck zu verleihen. Nach Unterlagen im Staatsarchiv Würz- bild, bei dem man sich noch, so wörtlich, in Die Einleitung machte am Samstagvormittag burg1 ging die Initiative vom Besitzer des die gute alte Zeit versetzt fühle. die Schülerfeier, welche im geschmückten Schlosses Sternberg im Grabfeld, Reichsrat Schnell waren Pläne entworfen, die Gefallen Rathaussaale stattfand und zu welchem die Friedrich von Deuster, aus. Schnell konnte bei allen Beteiligten fanden. Der Kostenvor- junge Schar unter klingendem Spiel und mit er von seiner Idee die Verantwortlichen der anschlag bezifferte sich auf 10.000 Mark, weißblauen Fähnchen gezogen war. .... Stadt Königshofen sowie des Bezirksamts worin nicht enthalten waren die Bankanlage, Im Laufe des Tages herrschte an allen Häu- überzeugen. Anlass der Stiftung war der das Fundament, die Zu- und Ableitung des sern der Hauptstraßen – zur Ausschmückung neunzigste Geburtstag des Prinzregenten Lu- Wassers sowie das notwendige Gerüst. Es derselben – ein emsiges, geheimes Schaffen, itpold von Bayern. 1910 führte von Deuster wurde festgelegt, dass die Umfassung, für das jedermann in Spannung und Erwartung erste Vorgespräche. Der Bildhauer Balthasar deren Planung und Ausführung sich der in des Kommenden versetzte. Und als dann Königshofen ansässige der Abend hereinbrach und die vielen tau- Architekt Valentin Trott send Lichtlein aufflammten, dazu der sich verantwortlich zeichnete, unter schneidigen Märschen der verstärkten in „Sulzfelder Sandstein“ Kapelle Steinruck durch die Hauptstraßen ausgeführt werden sollte. bewegende Fackelzug, gewährte dies ein Den Auftrag zur Erstel- lung des Mittelbaus in Enviller Kalkstein erhielt der Bildhauer Balthasar Aus dem Inhalt Schmidt. In vergoldeter Bronze sollte das Relief Der Luitpoldbrunnen auf dem des Prinzregenten herge- Marktplatz von Bad Königshofen 1- 5 stellt werden und die „al- Grußwort des Vorsitzenden ...... 3 legorische Brunnenfigur“ Ursula von Herb(il)stadt war die ebenfalls in Bronze. letzte Äbtissin des Sulzfelder Klosters . 6 Am 12. März 1911 wurde Christin Uhlein: Der Adventskalender . 10 feierlich der Grundstein Christa Schedel erwarb sich im Verein gelegt. Hierüber berich- für Heimatgeschichte großeVerdienste 11 tete die Heimatzeitung Schriftenreihe des Vereins ...... 11 „Bote vom Grabfeld – Das Orgelbauwesen in Unterfranken . 12 Königshofener Zeitung Literaturschau ...... 14 Nr. 41 vom Montag, 13. Die Brandgeschichte Römhilds . . . . 16 März 1911, 32. Jahrgang“ Otto Schulz: Neues Hoffen ...... 17 unter der Überschrift: Leni Schneider: Wiedervereinigung . . 18 „Die Feier des 90. Ge- Französischer Kriegsgefangene burtsfestes Sr. K. Hoh. des in Königshofen ...... 19 Prinzregenten in Königs- Lotte Uhlein: Heimat ...... 20 hofen“ wie folgt: „Wie Dr. Siegfried Wolf: Heller November . 22 schon das Festprogramm verriet, sollte auch unse- Walter Häusler: Schod üm die Zeid . . 22 re Stadt nicht zurückste- ErsteAbiturientin in Münnerstadt . . . 23 hen, das 90. Geburtsfest Was bedeutet der Name Lederhecke? . 22 seines Landesregenten Die Spuren des fränkischen Malers Georg in hervorragender Weise Anton Urlaub ...... 26 Der Luitpoldbrunnen auf dem Marktplatz von Bad Königshofen zu begehen. Und heute, Sponsoren den Vereins ...... 27 in unseren Tagen. nachdem der Jubel ver- Seite ­­2 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Bild, das so prächtig Königshofen noch nie In einer im Stadtarchiv von Bad Königshofen geschaut. aufbewahrten Urkunde vom 1. Oktober 1911 ... Dem Fackelzug war viertelstündiges Glo- wird ergänzend zur Entstehungsgeschichte ckenläuten und Standmusik auf dem Markt- des beliebten Treffpunkts der Jugend auf dem platz voraus gegangen. Zu dem sich dann Marktplatz der Badestadt mitgeteilt: anschließenden Festkommers im Heusingers Saal hatte sich eine illustre Menge aus allen „Im Jahre des Heils 1911, so die Stadt Kö- Schichten der Bevölkerung eingefunden..... nigshofen und der umliegende Grabfeldgau, Der Haupttag begann mit dem musikalischen beide vormalig dem Hochstift Würzburg Wecken um 06.30 Uhr. Um 9 Uhr zogen und dann dem Großherzogtum Würzburg sämtliche Vereine, die Feuerwehr an der zugehörig, der Krone Bayerns vereinigt, als Spitze und die Herren Beamten in Uniform gottbegnadet der treue Hüter dieser Kro- mit klingendem Spiel in die Stadtpfarrkirche zum Festgottesdienst. In der prot. Kirche ne, Prinz Luitpold von Bayern, als rüstiger und in der Synagoge fanden ebenfalls Got- Neunziger, gepriesen von dem Dank seines tesdienste statt. Nach Beendigung wurde in Landes auf eine volksbeglückende Reichsver- gleicher Weise zum Marktplatz gezogen, wo wesung von 25 Jahren zurückschaut, ist der die Grundsteinlegung zu dem zu errichtenden Prinzregent – Luitpold - Brunnen auf dem Prinzregent-Luitpold-Monumental-Brunnen Marktplatze zu Königshofen entstanden. Der vor sich ging. Es wurde eine Kupferkapsel, Grundsteinlegung vom 12. März folgte am enthaltend die Stiftungsurkunde, deren In- 1. Oktober die feierliche Enthüllung. Am halt Herr k. Kämmerer und Bezirksamtmann heutigen Sonntag erglänzt zum ersten Mal die Freiherr von Ruffin verlas, und 15 der z. Brunnenzier von des Marktes Höhe; damit Zt. kursierenden Reichsmünzen in den Stein versenkt. haben wir, der Denkmalausschuß, erreicht, Zur Errichtung dieses Brunnen-Denkmals was wir namens aller und für die Gesamtheit stiftete in hochherziger Weise Herr Reichs- bezweckt: Ein Weismal tüchtigen Könnens, rat von Deuster auf Schloß Sternberg einen ein Prunkstück freudigen Genießens und ein ansehnlichen Betrag. Den Schluss des von ragend Wahrbild königstreuen und vaterlän- prächtigem Frühjahrswetter begünstigten dischen Empfindens. Festes machte am Nachmittag ein im Rat- Das Werk, vollendet wie es ist, nehmen haussaal veranstaltetes Fest-Bankett. Auch in allen Orten des Bezirks fanden Fest- nunmehr Stadt und Bürgerschaft in Besitz Von Prof. Balthasar Schmitt gefertigtes Mo- lichkeiten statt und hauptsächlich leuchteten und Obhut. Möge, wer es alltags schaut und dell der auf dem Brunnen befindlichen Figur, am Vorabend des Festtags zahlreiche Hö- wer es als Fremdling betrachtet, die fromme die eine Grabfeldschnitterin darstellt. henfeuer auf.“ Absicht und die männlich-treue Ergebenheit

1994 geschaffenes Aquarell des Luitpoldbrunnens mit Marktplatz in Bad Königshofen von Fritz Toennieshen. Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­3 ehren, die das Denkmal geschaffen und mö- so geschäftstüchtig, die Figur der Schnitterin, ge andererseits Nachbar wie Besucher des zu der ein Mädchen aus Aschach bei Bad Friedens und einer gesegneten Obrigkeit sich Kissingen, seinem Heimatort, Modell stand, erfreuen, wie unter Luitpolds mildem Szepter als Nippes-Figur (kleine Ziergegenstände Königshofen und der Grabfeldgau. aus Porzellan) für das Vertiko (kleiner Zier- schrank) zu verkaufen. Seine Verwandten Königshofen am 1. Oktober, dem Rosen- in Aschach besitzen heute noch das farbig kranzfest 1911.“ gefasste Originalmodell. Die Verbindungen ins Grabfeld werden wohl Diese Urkunde ist unterzeichnet vom Stifter durch Prof. Schmitts Freund, den von 1909 Friedrich von Deuster, erblichen Reichsrat – 1951 in Kleinbardorf segensreichen wir- der Krone Bayerns, dann von Bezirksamt- kenden Pfarrer Dr. phil. Hugo Paulus, den mann Rudolf Freiherren von Ruffin, Bürger- er des öfteren besuchte, zustande gekommen meister Weber, Bezirksamtsassessor Dr. Ott- sein. Pfarrer Dr. Paulus war Angaben des mar Hollerung, dem Landtagsabgeordneten Bad Kissinger Stadtheimatpflegers Werner Alois Eschenbach sowie Stadtpfarrer und Eberth zufolge ein Konvertit (d. i. zu einem Distriktsschulinspektor Michael Weippert. anderen Glauben übergetretener) aus einer Der Luitpoldbrunnen wurde, wie eingangs bekannten preußischen Offiziersfamilie, erwähnt, von Bildhauer Prof. Balthasar aus der wohl auch der Generalfeldmarschall Schmitt (1858-1942) entworfen, der bereits Hugo von Paulus stammen dürfte, der 1943 für den 1895 eingeweihten „Kiliansbrun- die Schlacht um Stalingrad verloren hat. nen“ vor dem Würzburger Hauptbahnhof Hugo Paulus war Doktorand bei Prof. Her- die krönende Bronze-Figur des hl. Kilian mann Schnell. Als dessen Werke auf den sowie die Marmorreliefs schuf. Wie beim Index kamen, bekannte sich Paulus offen zu Frankoniabrunnen vor der Residenz in Würz- ihm und seinen Thesen und wurde daher nach burg, der 1894 eingeweiht wurde und 1891 Kleinbardorf strafversetzt. Als ihn später anlässlich des 70. Geburtstags des 1821 in Bischof Dr. Julius Döpfner ins Domkapitel der Würzburger Residenz geborenen Prinz- berufen wollte, lehnte er ab, blieb Pfarrer in regenten von der Stadt Würzburg gestiftet Kleinbardorf und verstarb dort 1951. worden war, wollte dieser auch in Königs- Pfarrer Dr. Paulus sammelte in seiner Pfar- hofen nicht als Hauptfigur in Erscheinung rei weitab von großstädtischem Geschehen treten. Prinzregent Luitpold begnügte sich Die Schenkungsurkunde des Luitpoldbrun- auch hier mit einem Medaillon, das von K. nens wird im Stadtarchiv Bad Königshofen 1 Staatsarchiv Würzburg, Landratsamt Königshofen 580 Potzler modelliert wurde. Prof. Schmitt war aufbewahrt. und 581

Liebe Mitglieder unseres in positivem Sinne zur Herausforderung sicher, gerade von unserem Verein künf- Vereins, liebe Leserinnen und werden.“ tig des Öfteren für Vorträge und Ausstel- Unser Verein hat in diesem Jahr wieder ein- lungen genutzt. Dank Bürgermeister Tho- Leser dieses Heimatblattes. mal mehr im Hintergrund gearbeitet, nicht mas Helbling haben wir im Untergeschoss Wenn sie „Das Grabfeld“ ins Haus bekom- so sehr öffentlichkeitswirksam, wie 2009, nun auch ein Vereinszimmer erhalten. men, dann geht wieder ein Jahr zu Ende. als wir monatlich zum Thema „Es war ein- Nach wie vor steht eine Ausstellung über Viele werden sagen: Wo sind denn die 12 mal die DDR“ Gäste eingeladen hatten. den bekannten Schnitzer Johann Benedikt Monate hingekommen? Auch wir im Ver- Trotzdem haben wir einiges auf den Weg Witz aus Breitensee und Georg Anton Ur- ein für Heimatgeschichte denken da oft gebracht. Ich denke da unter anderem an laub an und wir werden im kommenden so. Zum Beispiel aktuell, wenn wir rückbli- unseren Nachtwächter Richard Lhotsky, Jahr im Rahmen einer Power-Point-Präsen- ckend an das Jahr 1990 denken – das Jahr, dem wir eine Nachtwächter-Stechuhr tation und eventuell einer Ausstellung an das uns die Wiedervereinigung brachte. von 1860 spendieren konnten, oder an die den Barockbildhauer Johann Joseph Keßler Was war das doch für ein großes Fest und Türmergilde, die wir unterstützten. An der erinnern. Er wurde nämlich vor 300 Jahren was ist heute geblieben? Der Alltag hat Stadtpfarrkirche in Bad Königshofen steht im hessischen Simmershausen geboren uns alle wieder eingeholt und so sollte man eine Informationstafel über das Gottes- und arbeitete in Königshofen im Grab- nicht jammern, dass es die Euphorie von haus und seine Schätze, die wir entworfen feld. Dann werfen wir im kommenden Jahr 1989/90 nicht mehr in dem Maße gibt, und finanziert haben. bei Vorträgen sicher für alle interessante sondern uns über das geeinte Deutschland Unser Langzeitthema ist das historische Einblicke in das Bildarchiv der Stadt Bad freuen. Stadttor von Bad Königshofen, das unser Königshofen. Es tut sich also wieder einiges Natürlich dürfen und sollten wir die Teilung Verein mit Hilfe der Bürgerinnen und Bür- 2011. nicht vergessen und wir als Verein erinnern ger vor dem Verfall retten wollen. Hier sind Danke sagen will ich aber auch wieder auch immer wieder daran. Sei es durch bereits Gespräche geführt, die hoffentlich meinem stellvertretenden Vorsitzenden, das Museum für Grenzgänger oder durch zum Erfolg führen. Erfreulich: Die Darre Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold den Grenzgängerweg, der gemeinsam mit wurde, auch mit Unterstützung unseres Albert, der auch diesmal „das Grabfeld“ den Gemeinden Schlechtsart und Alsleben Vereins, aus der Versenkung geholt und zusammengestellt hat. sowie dem Naturpark Haßberge entstan- ist nun ein schmuckes Kulturarsenal ge- Ihnen allen eine besinnliche Advents- und den ist. Bei Führungen bin ich selbst immer worden. Danke an dieser Stelle unserem Weihnachtszeit und für 2011 alles Gute erstaunt, wie wissbegierig die Gäste sind. früheren Bürgermeister Clemens Behr, aber Dabei ist mir ein Ausspruch von Anselm auch Bürgermeister Thomas Helbling und Hanns Friedrich Grün ins Gedächtnis gekommen: „Grenzen seinen Stadtratsmitgliedern, die dies mög- Vorsitzender Verein für sind nie etwas Absolutes. Sie können auch lich machten. Das Kulturarsenal wird ganz Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. Seite ­­4 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Reichsrat Friedrich von Deuster verzog 1931 von Sternberg nach München. Schließlich übersiedelte er nach St. Heinrich am Starn- berger See, wo er 1945 im 84. Lebensjahr verstarb. Ob seiner Verdienste war er von der Stadt Königshofen zum Ehrenbürger ernannt worden. Sein Porträt findet sich im Rathaus in der Galerie der Ehrenbürger von Bad Königshofen. Wer war Prinzregent Luitpold von Bayern? Luitpold von Bayern wurde am 12. März 1821 in Würzburg als fünftes Kind des Kö- nigs Ludwig I. von Bayern und der Prinzes- sin Therese von Sachsen - Hildburghausen, die im nahen Seidingstadt im Heldburger Unterland das Licht der Welt erblickte, ge- boren. Seine Geschwister waren Maximilian (*1811), der spätere König Maximilian II. von Bayern, Mathilde (*1813), Otto (*1815), der spätere König Otto I. von Griechenland, Theodolinde (* 1816), Adelgunde (*1823), Hildegard (*1825), Alexandra (*1826), spä- tere Äbtissin in München St. Anna, und Adalbert (*1828). Luitpolds Militärlaufbahn begann schon mit 14 Jahren und sein Vater machte ihn 1835 zum Hauptmann der Artillerie. Er brachte es in den folgenden Jahren zum Generalmajor, Armeekommandanten, Feldzeugmeister und schließlich 1869 zum Generalinspekteur der Armee. Luitpold unternahm ausgedehnte Auslands- reisen und lernte so seine spätere Frau Prin- zessin Auguste Ferdinande von Österreich, Festprogramm zur Grundsteinlegung 1911 die Tochter des Großherzogs von Toskana, kennen. Beide heirateten am 15. April 1844 einen illustren Freundeskreis um sich, zu Wie eingangs erwähnt, war Reichsrat Fried- in Florenz. dem auch Prof. Balthasar Schmitt und Prälat rich von Deuster Stifter des Brunnens. 1884 Nachdem sein Neffe, König Ludwig II., im Dr. Carl Sonnenschein aus Berlin gehörten. wurde die Familie Deuster, die in Kitzingen Volk besser bekannt als „Märchenkönig“, Für seinen Freund Pfarrer Dr. Hugo Paulus einen gut florierenden Weinhandel betrieb, am 9. Juni 1886 entmündigt worden war, schuf Balthasar Schmitt 1924 übrigens eine vom bayerischen König Ludwig II. in „Aner- regierte Luitpold als dritter Sohn von Ludwig Kriegergedächtnistafel für Kleinbardorf. Die kennung ihrer Verdienste um das allgemeine I. für seinen geisteskranken Neffen Otto I. Tafel in der Kirche, die heute dort noch einen Wohl und zur Errichtung eines Familien- Ehrenplatz inne hat, ist in Holzmarmor, die fideikommisses“ in den erblichen Adelsstand Figur der Madonna mit dem Kind, das einen erhoben. Oskar von Deuster kaufte 1884 für Drachen tötet, in Glanzgold ausgeführt. 128.000 Mark Schloss Sternberg im Grabfeld Die an der Spitze des Luitpoldbrunnens in bei Königshofen. Er war ohne Kinder geblie- Bad Königshofen angebrachte Büste der ben und übergab deshalb den Besitz an seinen schneidigen Schnitterin war gedacht als Sym- Bruder Friedrich. Schloss Sternberg wurde bol für die Fruchtbarkeit des Grabfeldgaus. renoviert und ein weiträumiger Schlosspark Aus diesem Grund wird der Brunnen noch angelegt. heute im Volksmund „Grabfeldbrunnen“ ge- 1894 verlegte Friedrich von Deuster, der 1861 nannt. In der Innenwand des mittlerweile zum in Kitzingen geboren war, seinen Wohnsitz Wahrzeichen der Badestadt im Landkreis nach Sternberg. Häufig hielt er sich aber auch Rhön-Grabfeld gewordenen Brunnens findet auf seinem Sommersitz, dem Schloss Trautt- sich folgender Schriftzug eingemeißelt: „Zu mansdorff in Meran - Obermais auf. 1905 Ehren des neunzigsten Geburtstags unseres wurde Friedrich von Deuster von Prinzregent Landesvaters und zum hundersten Gedenken Luitpold von Bayern zum erblichen Reichsrat der Zugehörigkeit der Stadt Königshofen zu der Krone Bayerns ernannt. Hierfür war er den Bayerischen Landen.“ ihm zeitlebens dankbar und wer weiß, viel- Das nunmehrige Medaillon mit dem Bildnis leicht war dies der Auslöser für die Stiftung des Prinzregenten wurde erst in den sech- des Brunnens zu seinem Ehrentag. ziger Jahren eingesetzt. Das ursprüngliche Der „Reichsrat“ war im alten Kaiserreich Prunkstück, das am 1. Oktober 1911 nach nach 1871 in der Hauptstadt Berlin das „Ober- einer großen Feier im Rathaussaal enthüllt haus“. Nach britischem Muster hatte man wurde, fehlt seit dem Zweiten Weltkrieg. ein Zweikammersystem eingerichtet. Die Es wird vermutet, dass es souvenirsüchtige Reichsräte wurden von den Reichsländern amerikanische Besatzungssoldaten mitge- ernannt und nicht vom Volk gewählt. Fried- Der Luitpoldbrunnen in Königshofen auf ei- hen ließen – oder wurde die Bronzetafel rich von Deusters Funktion erlosch mit dem ner im Jahr der Erbauung 1912 aufgelegten während des Krieges gar für Kriegszwecke Ende der Monarchie 1918. Den Titel durfte er Ansichtskarte aus der Sammlung von Elfriede eingeschmolzen? jedoch behalten. Herda ( v.d. Rhön). Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­5 als Prinzregent und zählt damit näher einzugehen, seien nur die aus zur Königslinie des Hauses der dem Bilde zu lesenden Symbole etwas Wittelsbacher. Die eigentliche beleuchtet. Herrschaft lag dabei jedoch bei Der Brunnen, ein Meisterwerk von seinen Ministern. Professor Balthasar Schmitt, steht Der Prinzregent war bei der auf einer niederen Terrasse inmitten Bevölkerung, als er die Regie- des Kreises einer ringsumlaufenden rungsgeschäfte übernahm, nicht Steinbank, zu dem zwei Zugänge füh- so beliebt wie in seinen späteren ren. Hier im Herzen der Stadt ladet Zeiten. „Man wird sagen, ich sei feierlicher Abendfrieden die Bürger der Mörder“, rief er aus, als er zu gemütlich traulicher Rede ein. vom Tod Ludwigs II. im Starn- Aus des Kreises Mitte erhebt sich berger See erfuhr. Und in der Tat zunächst der stämmige Fuß einer gab es Stimmen, welche hinter Schale, deren oberer Rand in flacher dem Vorgehen gegen den Mo- Vierpasslinie verläuft; sie ist in ihrer narchen die Herrschsucht des wuchtigen Wulstung gleich dem Prinzen Luitpold vermuteten. ganzen Werk barock empfunden. Der Im Laufe seiner fünfundzwan- bauchigen Brunnenschale entsteigt zigjährigen Regentschaft ver- bis zur Gesamthöhe von 6 Meter ein stand es der Prinzregent durch runder Säulenaufbau, der über einen Bescheidenheit, Tüchtigkeit glatten Fuß vier wasserspeiende und Volkstümlichkeit, das an- Löwenköpfe trägt und nach oben fängliche Unbehagen seiner Un- kräftig zu einer Drei-Puttengruppe tertanen zu überwinden. Diese auslädt. Die liebreizenden Kinderge- Prinzregentenjahre wurden stalten halten das hübschumkränzte schließlich zu einem goldenen Reliefbild des Regenten (in Ordens- Zeitalter Bayerns, auch wenn rittertracht) und auf der Rückseite man dem weltfremden, ver- das bayerische Wappenbild. Der schwenderischen König Lud- edle Regent will mitten unter sei- wig II. weiterhin nachtrauerte nem teuren Volke weilen und die - was in einer folkloristischen aus dankbarem Herzen quellenden nostalgischen Weise bis heute Erweise der Treue, Liebe und Ver- geschieht. ehrung huldvoll entgegennehmen. Durch die Liebe Luitpolds zur Das Ende der Säule mit stilvollem Malerei – er wurde als Kind Kapitel trägt als Krönung das in von dem bedeutenden Archi- Erz gehaltene Bild einer jugendlich tekturmaler Domenico Quaglio schönen Schnitterin, das Symbol des unterrichtet – brach in München Reichtums einer üppigen, landwirt- eine fruchtbare Zeit für die bil- schaftlichen Kultur. Die schlanke denden Künste an, in der nicht Gestalt mit dem luftigen, nur lose nur die Meister der alten Schule, 1923 wurde diese Ansichtskarte des „Denkmalsbrunnens“ in Kö- anliegenden Arbeitskleid, aus des- sondern auch die moderne und nigshofen aufgelegt. sen geraffter Schürze das Gold der engagierte Kunst ihren Platz be- Ähren blickt, hat sich erhoben und kamen. Der deutsche Jugendstil bekam in die „Prinzregententorte“ und eine Biersorte ergreift, von quälendem Durst gepeinigt, mit München ab 1896 seinen Namen. wurden ihm gewidmet. der linken Hand hastig den längst geleerten Für die Natur, den Wald und die Berge Prinzregent Luitpold von Bayern verstarb Wasserkrug. Jetzt die Augen mit der rech- schwärmte Luitpold wie seine Brüder für am 12. Dezember 1912 in München und ten Hand vor dem Sonnenlicht beschattend, Kunst und Hellenismus. Schon früh begann fand seine letzte Ruhestätte in der dortigen sucht sie sehnsüchtig forschenden Blickes er mit seinem leidenschaftlichen Hobby, der Theatinerkirche. Die lange Regierungszeit den Ort, wo der sprudelnde Quell ihr Labung Jagd. Bei vielen Jagden nicht nur im Allgäu des Prinzregenten Luitpold gilt als ein gol- und Kühlung verheißt. war er ein gern gesehener Gast, und Oberst- denes Zeitalter. Man merkt es dem Schöpfer des Brunnens dorf machte er zu seiner offiziellen Hofjagd. Auf Luitpold folgte sein Sohn Ludwig, zuerst an, dass er mit hellsehender Seele eines Luitpold war oberster Jagdherr von über als Prinzregent, und 1913 dann als König Künstlers um die Form für den Inhalt des 130.000 Hektar königlicher Leibgehege, ca. Ludwig III. Der Erste Weltkrieg brach aus – Bildwerkes gerungen hat, um seine Ideen ad- 15 % des Staatswaldes. Das Jagdjahr sah ihn und sollte die Monarchie in Bayern ebenso äquate Verkörperung zu verleihen. Vielleicht in ganz Bayern, vom Spessart über Ingolstadt hinweg fegen wie in den anderen deutschen schwebte dem Künstler „Scheffels Schnitte- und München ins oberbayerische und Allgä- Landen. rin“ vor. uer Gebirge. Dort in Oberstdorf spendete er Übrigens, an der Enthüllung des Luitpold- Es darf an dieser Stelle nicht unerwähnt blei- den Kindern an seinem Geburtstag nicht nur brunnens in Königshofen nahm Prinzregent ben, dass dieser funkelnde Brillant unseres einen schulfreien Tag, sondern auch jedem Luitpold nicht teil. Er entsandte als seinen Städtchens der hochherzigen Stiftung des Kind eine Semmel mit Wurst und jedem Vertreter den unterfränkischen Regierungs- früheren Reichsrates Herrn von Deuster auf Kind ab dem 3. Schuljahr einen Schoppen präsidenten Dr. Karl Ritter von Müller aus Schloß Sternberg zu danken ist.“ Bier. Zahlreiche derartige Anekdoten über Würzburg. Im Gegensatz zu dieser literarisch verklärten die Volkstümlichkeit des Prinzregenten wer- Umschreibung ist der Inhalt eines Schrei- den noch heute in Bayern erzählt. Eine Beschreibung aus alter Zeit bens von Bezirksamtmann Adolf Beckerle Zahlreiche „Prinzregenten-“ oder „Luitpold- Alois Hippeli beschrieb den Luitpoldbrunnen an die Stadt Königshofen vom 4.6.1925, straßen“ in Bayern und der bayerischen Pfalz, in seiner Heimatstadt in den zwanziger Jah- in welchem er der Stadt mangelnde Auf- das an der Münchner Prinzregentenstraße ge- ren wie folgt: „In dem Luitpoldbrunnen, dem merksamkeit für den Brunnen vorwirft. Der legene Prinzregententheater sowie der „Lu- leuchtenden Edelstein auf dem Gewande des Luitpoldbrunnen wäre, so Beckerle, zu einem itpoldhain“ mit „Luitpoldhalle“ in Nürnberg Marktplatzes, begegnet uns ein Vertreter der Tummelplatz schreiender Buben verkom- (später bekannt geworden als Reichspartei- modernen Kunst auf dem Gebiete plastischer men. Er forderte Blumenschmuck für den tagsgelände) und der Ludwigshafener „Luit- Darstellung. Ohne auf die Feinheiten der Brunnen und außerdem endlich das Wasser poldhafen“ wurden nach ihm benannt. Auch einzelnen künstlerischen Ausdrucksformen wieder laufen zu lassen. Seite ­­6 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Interessantes aus dem Zinsbuch des Klosters St. Johanniszelle unter Wildberg Ursula von Herb(il)stadt war letzte Äbtissin des Sulzfelder Klosters

Reinhold Albert IOHANNIS“. Es kann sein, dass bei der Jah- der in seinen Klauen ein Spruchband mit den reszahl MCCI (1201) am rechten Rand des Anfangsworten des Johannes-Evangeliums er Sulzfelder Ortschronist Gerwin Steins die Ziffer X abgeschlagen war, so dass „Am Anfang war das Wort“ trägt. Solf wies mich vor einiger Zeit auf das Sterbejahr der Stifterin 1209 sein könnte. Die Gefälle des Klosters wurden von der ein im Staatsarchiv Würzburg lie- Die Gründung des Klosters St. Johanniszell fürstbischöflichen Kammer eingezogen und D 1 gendes Zinsbuch des Kloster St. Johannis dürfte in die Zeit um 1290 fallen. der Fürstbischof setzte fortan Klostervögte bei Sulzfeld hin. Mit Hilfe von Archivober- Als wichtigstes Motiv für die Klostergrün- als Verwalter ein. Der erste Pächter im rätin Dr. Ingrid Heeg-Engelhart machte ich dung darf die Kinderlosigkeit des Paares Klosterhof zog dort 1579 auf, das war genau dieses ausfindig und stellte fest, dass es für angenommen werden. Die Stiftung irdischer in dem Jahr, in welchem das Saal-, Gült- und die Geschichte von Sulzfeld und Umgebung Besitztümer zum Erwerb himmlischen Zinsbuch erstellt wurde. von unschätzbarem Wert ist. Nach Rück- Reichtums durch Gründung einer geistlichen Von der großen, ursprünglich zum Kloster sprache mit Bürgermeister Jürgen Heusinger oder sozialen Einrichtung war in solchen gehörenden Kirche, die der hl. Maria und Jo- aus Sulzfeld ließ ich eine Kopie eines Teiles Fällen ein häufig beschrittener Weg. Haupt- hannes dem Evangelisten geweiht war, heißt des 1579 erstellten Standbuchs anfertigen. wohltäter bei der Gründung des Klosters es 1570 sie sei „verödet“. Sie wurde 1662-64 In mühevoller und langwieriger Arbeit habe war vmtl. Graf Mangold I. von Wildberg abgerissen und die Steine zum Bau des Ka- ich die wichtigsten Passagen aus dem Buch (er tritt von 1194 bis 1234 urkundlich in Er- puzinerklosters in Königshofen verwendet. transkribiert und versucht, die Eintragungen scheinung). Die Grafen von Wildberg waren Wenn auch das klösterliche Leben in St. in die heutige Sprache umzuwandeln . eifrige Förderer des Klosters. In der Blütezeit Johannis erloschen war, so doch nicht das bestand es aus einem zweiflügeligen Abtei- Kurzgeschichte des Klosters kirchliche. St. Johannis war immer noch gebäude mit eingebautem Kreuzgang, einer Wallfahrtsort. Fürstbischof Julius Echter von Werfen wir jedoch zunächst einmal einen großen Wallfahrtskirche, die nach Norden Mespelbrunn ließ 1578 eine neue Kapel- kurzen Blick auf die Geschichte des Frau- den Abschluss des Abteigebäudes bildete, le bauen. Reste einer alten, erstmals 1323 enklosters „St. Johannis Zelle unter Wild- einer kleinen Kapelle, einem Friedhof, einem genannten und der Gottesmutter Maria ge- berg“ bei Sulzfeld. Es dürfte um 1190 von großen Garten und einem Wirtschaftsgebäu- weihten Kapelle wurden integriert und sind der Pfalzgräfin Gertraud von Stahleck ge- de. Das Areal war mit einer vier Meter hohen heute noch vorhanden, und zwar der Chor gründet worden sein. Sie war die Witwe des Mauer umschlossen. – ein quadratischer Raum mit spitzbogigem 1156 verstorbenen Pfalzgrafen Hermann von Im Bauernkrieg (1525) wurde St. Johannis Kreuzgewölbe. Zu Beginn des 18. Jahrhun- Stahleck, dem Gründer des Zisterzienserklo- Zelle unter Wildberg zusammen mit dem derts stürzte diese Kapelle ein. sters Bildhausen. Der Klosterverwalter und nahen Schloss Wildberg vom Bildhäuser In den Jahre 1715/16 war eine neue St. Keller von Königshofen, Sebastian Boxber- Haufen unter Jacob Unrat aus Saal eingenom- Johannis-Kirche gebaut worden. Die Pfarrer ger, berichtet in diesem Buch eingangs über men, geplündert und teilweise zerstört. In den von Sulzfeld, Großbardorf und Großeibstadt die Anfänge des Klosters (nach heutigem folgenden Jahren schloss sich die im Grab- mussten dort bis zu Säkularisation 1803 Got- Sprachgebrauch): „... Das Kloster St. Jo- feld und Haßgau ansässige Ritterschaft der tesdienst halten, da diese Pfarreien mit ehe- hannis ist ein Jungfrauenkloster nach der Reformation an und gab dem Kloster keine maligem Klosterbesitz ausgestattet waren. Regel St. Bernhards. Über dessen Stiftung Töchter mehr. Zur Aufnahme Nichtadeliger 1803 profaniert, wurde 1889 auch dieses und Fundation sind bei dem Kloster keine konnte man sich nicht entschließen, so dass Gotteshaus abgebrochen. Unterlagen vorhanden oder zu finden. Allein 1550 nur noch eine Nonne (Ursula von Her- Im Konventgebäude wohnte nach Aufgabe auf einem alten Grabstein ist nachfolgende bilstatt) im Kloster war. Sie starb 1555 und des Klosters der Vogt, der das Vermögen Schrift gehauen: „ANNO DNI MCCI OBIIT wurde in der Pfarrkirche von Königshofen verwaltete, und später ein Jäger, der die um- DOMINA GEBRA PALENTINA QUAE FUN begraben. In ihrem Nachlass fand man das fangreichen Waldungen zu betreuen hatte. DATRIX LOCI HVIS IN HONORE SANCTI Siegel des Klosters. Es zeigt einen Adler, Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Ge- bäude zu einem stattlichen Herrenhaus, eine Zweiflügelanlage mit Freitreppe, umgebaut. Die Landwirtschaft des ehemaligen Klosters wurde verpachte. Der Hofname Johannishof bewahrt die Er- innerung an das Frauenkloster St. Johannis- zelle unter Wildberg, dem der Hof seine Ent- stehung verdankt. Seit 1992 befindet er sich in Besitz der Familie Dr. Franz Pullmann. Diese ließ das Anwesen in den letzten Jahren grundlegend renovieren. Heute ist der tradi- tionsreiche Hof wieder ein Schmuckstück. Das Saal-, Zins- und Gültbuch von 1579 Vmtl. wurde das Saal-, Zins- und Gültbuch von 1579 von Jörg Marschalck, der als Amt- mann in Königshofen wirkte, in Auftrag gegeben. Hierin wird zunächst mitgeteilt, ein gewisser Simon habe im alten Zinsbuch überliefert, dass sich „...Jungfrau Ursula des Geschlechts von Herbilstatt, derselben Zeit Verwalterin des Klosters“ Anno 1544 wie alljährlich um die Zinsen des Klosters in Postkarte des Johannishofes bei Sulzfeld aus der Zeit um 1910. hätte zanken müsse. Diese wären Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­7 mit Wissen von Joachim Truchseß, Amt- Johanns unter Wildbergs mann zu Wildberg, an Philipp von Heßberg Bauhof daselbst, der Un- für 50 Rheintaler verkauft worden. Mittler- terhof genannt, mit seinem weile aber seien diese Weinberge wieder dazugehörigen Baufeld und zurück gekauft worden und vom Klostergut Äckern, als nämlich drei- müsste jährlich an Merkershausen Gebühr hundert und fünfzehnhalben und Beet2 gegeben werden. Der Zehnt er- Morgen Ellern, unter wel- trage durchschnittlich zehn Eimer3 Wein. chen allem dreiundzwanzig Der Pächter des Klostergutes sei verpflichtet Äcker zehendfrei, die andere zur Düngung alljährlich zehn Fuhren Mist in Feldung aber dem Pfarr- diese Weinberge zu fahren. herren zu Bardorf zehendbar Im Zinsbuch folgt eine Beschreibung der seien. Mehr siebenundvier- Klosterhöfe. zig Acker Wiesen, gut und bös, mitsamt allen Zu- und Eingehörungen, Rechten und 1. Der „Sanndthof“ (Sandhof) Gerechtigkeiten“ für 1.200 Es wird mitgeteilt, dass das Kloster einen Gulden fränkischer Land- eigenen Bauhof mit Namen Sandhof besitze. währung an Balthasar Kuhn Sein Name rühre vom sandigen Feld her. Er und seine Ehefrau Anna ver- liege „auf einem luftigen Plan“ nicht weit kauft. Es wurde vereinbart, von der Straße, die von Sulzfeld nach Lau- dass sie auf Petri vom Kauf- ringen führe. Die Abgabe von diesem Hof an preis von 1.200 Gulden 200 das Kloster betrug 150 Scheffel, halb Korn Gulden und alle folgenden und halb Hafer. Scheffel ist ein altes Hohl- Jahre am Peterstag 100 Gul- maß. Ein Scheffel Sulzfelder Maß waren den geben sollen. Das Kloster 120,89 Liter. Nachdem sich aber der Hof- räumte sich jedoch das Vor- und Bestandbauer Carges Kuhn vor einigen kaufsrecht ein und untersagte Jahren beklagte, dass wegen Missernten die vertraglich eine Teilung oder Hafergült zu hoch sei und die Gebäude des Verpfändung des Besitzes. Sandhofes baufällig wären, so dass er sein Ebenso verzichtete es nicht Getreide weder schütten noch darin behalten auf Fronleistungen bei der könne, sondern andernorts hinführen und Ernte sowie in Bausachen. verwahren müsse, verlangte er, dass ihm Außerdem sollten die beiden etliche Jahre bis auf gegenwärtiges 1579. Schäfer auf dem Lindes- und Jahr jährlich 15 Scheffel Hafer nachgelassen Sandhof auf den Feldern des würden, was auch geschah. Hofs altem Herkommen ent- 1579 wurde Kuhn der Sandhof auf weitere sprechend ohne Behinderung drei Jahre „verliehen“. Bedingung war, dass ihre Tiere treiben und hüten Auszug aus dem im 16. Jahrhundert erstellten Zinsbuch des er Hof und Feld in „gutem Bau“ erhalte, dann dürfen. Dem neuen Besitzer Klosters St. Johanniszelle unter Wildberg. Es wird im Staats- „... alles Gestreu, so er erbauet, zu Mist ma- des Unterhofs wurde einge- archiv Würzburg (Standbuch 549, 550) verwahrt. chen, und nirgends anders hin dann auf des räumt, dass er weiter alljähr- Hofs Feldung führe.“ Weiter hatte er mit vier lich im 40 Acker5 umfassenden und zum drei Höfe, der Rothof, Sandhof und Unterhof, Ochsen nach Aufforderung des Klosterver- Klosterbesitz gehörenden „Bauernhölzlein“ hinabwärts das Oberlauringer, Theinfelder walters Heu, Grummet und Weinzehnt, wie sein Brennholz für den Hof schlagen darf. und Seubrichshäuser, auch auf der einen zuvor auch gebräuchlich, mit einzuführen Er hatte alljährlich zwischen Maria Himmel- Seiten das Großbardorfer Feld und ist die helfen, außerdem im Kloster Frondienste fahrt und Maria Geburt nach Königshofen Vermutung, weil die genannten Höfe alle drei zu leisten. eine Korngült für den Bischof zu liefern, und vor wenigen Jahren noch des Klosters eigen 1581 wurde ein Viertel des Sandhofs an zwar 30 Scheffel Korn, 30 Scheffel Hafer, 20 gewesen, dass vielleicht derselben Feldung Hannsen Wolfarten aus Sulzfeld für 2.400 Scheffel Weizen und 2 Scheffel Erbsen dazu vor langen Jahren auch zur Wüstung gehört Gulden verkauft. ein Fastnachtshuhn. und alles eine Markung gewesen, aber her- Unter dem Sandhof lag eine Leite, „Bern- Das zum Unterhof gehörende Samenfeld nach durch des Klosters Vorgehen das beste hell“ (Bärenhöhle?) genannt, die ebenfalls stieß am „Zubersbrunnen“ sowie an der „Si- und die Hutweide... heraus gezogen, und zum Lehnsbesitz des Klosters gehörte. Das monsbruck“ an das Bardorfer Feld. wurden daraus die drei Höfe gemacht.“ Zinsbuch vermerkt, es handle sich jedoch Die noch zu Rügshausen gehörenden Felder um „... unausträgliche Berg, darum sie nicht seien nur noch „...böse Felder und Ellern, fleißig gebaut und von denen Posessoren 3. Der Rothof (Besitzern), welche alle zu Bardorf wohnen, Der dritte Hof des Klosters wurde der Rothof gering geachtet werden.“ Es folgt eine Auf- genannt. Er war bereits 1561 unter Amtmann 1 Heinrich Wagner Urkundenverzeichnis d. Kl. St. Johann zählung der Feldbesitzer. Jörg Marschalk, zu Königshofen im Grabfeld WDGB, Bd.56, Würzburg 1994 Dr. Reinhold Heusinger und Gerwin Solf dem Wolffen Düring aus Großeibstadt für 2 Seit dem 11./12. Jh. eingeführte direkte in Geld zu vermuten in der 1987 erschienenen Sulz- 700 Gulden (er musste jährlich von seiner entrichtende Vermögenssteuer, von den Landesherren felder Gemeindechronik, dass Bernhell in Schuld 100 Gulden abtragen) verkauft. An festgesetzt. Seit dem 16. Jh. meist als feste Steuer. sehr früher Zeit Eigenbesitz eines wohlha- Gült waren dem Fürstbischof jährlich um Hinzu kamen in Ausnahmesituationen außerordentliche Steuern, z.B. Türkensteuer. Der Landadel war meist von benden Grundbesitzers war, der dem Kloster Martini nach Königshofen je 20 Scheffel Steuerzahlungen befreit. St. Johann übergeben worden war und dann Korn und Hafer „... nach dem Sulzfelder Maß 3 Eimer = Hohlmaß, meist für Wein und Bier gebraucht. 4 zur Flur von Großbardorf geschlagen wurde. (welches mit dem Königshöfer gleich eins Die Königshöfer Amtseich lautete wie folgt: 1 Fuder = ist“ zu liefern. 12 Eimer = 768 Maß. Ein Eimer waren umgerechnet rund 70 l. 2. Der Unterhof 4 Reinhold Heusinger/Gerwin Solf: Sulzfeld im Grabfeld Zum Lehnsbesitz des Klosters gehörte weiter Von der Wüstung Rügshausen – Beiträge zur Heimatgeschichte, 1987, S. 114. der Unterhof, der zu Großbardorf gehört. Im Zinsbuch von 1579 heißt es, zum Kloster 5 Acker = altes mitteldeutsche Feldmaß für mit dem Pflug Unter Fürstbischof Julius Echter von Mes- gehöre eine „... eigene Wüstung, Rügshausen zu bearbeitende Bodenflächen. Ein bayerischer Acker pelbrunn wurde „... unsers Klosters Sannt genannt, Anstößer gegen das Kloster sind die maß 0,3407 ha. Seite ­­8 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

ein Hennebergischer Hof und der Gilgenhof aufgeführt. Ein weiterer in Großbardorf dem Kloster lehnbarer Hof war der Amblings- oder Culm- bachshof. Über ihn ist vermerkt, dass „... dieser Hof zwei unterschiedliche benannte Huben sein sollen, sind nunmehr auch der- maßen untereinander verteilt, das gleichfalls der Unterschied und Zugehörung einer oder der anderen Huben nicht zu wissen. Die Be- sitzer sind also wie folgt: Hans und Carges Endres, Lehensträger, Hans Schüler (hat sein Teil verkauft an Claus Mauer 1587), Thomas Seidanger, Urban Schmidt, Her- mann Mauer, Jörg Müller, Jacob Ambling, Hans Bachmann und Michael Hochrein.“ Auch dieser Hof hatte zwei Behausungen auf einer Hofstatt, die Hans Schüler und Her- mann Mauer besaßen. Bei der Aufzählung der Felder kommen die Sauerwegswiesen, Äcker am Mauersweg, am Kramershaug und In den Röthen vor. Das dritte Klosterlehen in Großbardorf war das Kneuersgut, das ebenfalls aus zwei Hu- Der Hofname Johannishof bei Sulzfeld an der Straße zum Sambachshof bewahrt die Erinnerung ben mit zwei Häusern bestand und den Erben an das Frauenkloster St. Johanniszelle, dem der Hof seine Entstehung verdankt. des Balthasar Kneuer gehörte. Viertes Lehen war das Baiersgut, fünftes und gar nichts rechtsgeschaffenes von Wie- hausen, Brend, Kleinbardorf, Kleineibstadt, das Müllersgut, jeweils benannt nach ihren sen oder Grasloch vorhanden.“ Im Zinsbuch Sulzfeld, Leinach, , Höchheim, Ir- Besitzern. Sechstes Lehen war die Werp- von 1579 heißt es, dass das Dorf Rügshausen melshausen, Berkach, Behrungen, Streuf- tenhub, das Untere Erb genannt. Bastian Je- laut Sage deshalb untergegangen sei, weil dorf, , Alsleben, Untereßfeld, Alt- ger war der Lehenträger, Hermann Wappes, sie keine ausreichenden Wiesen oder Rie- hausen und Königshofen im Grabfeld. Hans Werpt, Matthes Werpt, Lips Behr, Jörg the gehabt hätten. Aber hierüber sei kein Weber und Hanns Kneuers Erben besaßen „gründlicher Bericht“ vorhanden. Von die- Großbardorf u.a. Felder von diesem Gut. Erwähnt wird in ser Wüstung habe das Kloster bisher nichts Zu Großbardorf ist vermerkt: „Ist meinem dem Zinsbuch weiter die Zirkelbachshube in besonderes genossen, da die Felder nicht gnädigen Fürsten und Herren von Würzburg Großbardorf. Hierzu heißt es: „Das Haus zu bebaut würden. zuständig, dem Amt Wildberg zugehörig, und dieser Hube gehörig liegt bei dem Untertor, Ob die Aufforderung im Zinsbuch, die Wü- hat das Kloster an keinem Ort so viel Lehen Anstößer Michel Schunk und Linhardt Knopf, stung wieder zu besiedeln und die Felder zu und Gefälle und Einkommen, wie in diesem Possesores Hans Zirkelbach, Caspar Rein- bewirtschaften in die Tat umgesetzt wurde, Dorf. Alle des Klosters Lehen allda geben hardt, Hans Kuhn und Caspar Steigerwalts darf angezweifelt werden. entweder Handlohn oder Besthaupt, welches Tochter.“ Zur Wüstungsflur Rügshausen gehörte bei einem jeden Gut sonderlich angezeigt Siebtes Lehen war das Schmidthansgütlein, Grabs. Von jedem Acker war alljährlich ein wird. Und sind solche Lehen nichts befreit bei dem Caspar Möller und Wolf Freibott zu Fastnachtshuhn abzuführen, obwohl diese von anderen Gütern, sondern müssen mit Wetzhausen Lehenträger waren. nur eine geringe Qualität aufwiesen. denselben gleiche Beschwerung wegen tun Matthes Völker musste von seinem vom 1745 wurde in das Zinsbuch von 1579 ge- mit Beth, Schatzung7, kleines Geld, Atzung8, Kloster St. Johannis verliehenen Garten schrieben: „Den 9. Juni 1745 ist das Grabs Fron und Dienst. Etliche wenige sind zehend- ein Schock Eier zu Ostern abführen. Dieser Hölzlein wegen Abgang einiger Steine auf frei, wie dann solches auch bei den Gütern grenzte an den Bibraischen Hof in Großbar- Amtsbefehl im Beisein des dermaligen hoch- gesetzt und verinnerlicht ist.“ dorf. Aufgeführt werden dann u.a. noch ein fürstlichen Revierjägers Jörg Adam Füglein Der erste und größte zum Lehnsbesitz Spitalhof am Unteren Tor und ein henneber- von den vier Feldgeschworenen zu Sulzfeld des Klosters St. Johannis gehörende Hof gischer kleiner Hof. als Hans Ziegler, Lucas Walter, Caspar Wal- in Großbardorf war der Mauershof. Er gab Auch Jacob Schöller musste ein Fastnachts- ter und Jörg Wolfarth richtig abgemessen u.a. Eier zu Ostern, Weck zu Weihnachten, huhn an das Kloster abführen. Außerdem und versteint worden, wie folgt: 53 Morgen Fastnachtshühner, Korn, Weizen, Hafer und hatte er den Besitzern des Mauerhofs jährlich 9 Gerten Nürnberg Schuhs jeglicher Morgen Erbsen. Dieser Hof war in vier Teile aufge- vier Pfennig zu geben weil sein Besitz, am ad 180 Gerten ...“ teilt. Hermann Mauer, Claus Blunker, Claus „Röchentor“ gelegen, vor Zeiten aus dem Im Zinsbuch von 1579 wird eine weitere Neuhöfer und Bastian Burckhardt hießen die Mauershof gezogen wurde. Wüstung beschrieben, nämlich Weißensee Besitzer eines Viertels. Die anderen Viertel nahe Stadtlauringen, an die Thundorfer und bewirtschafteten Jörg Schneider von Jun- Theinfelder Markung anstoßend. kershausen, dann Claus Vay, Valtin Mayer, Die Wüstung Schmuckenbach Schließlich folgen die Flecken und Dörfer, Rasmus Derfall, Linhardt Knopff, Bastian Zu Wüstung Schmuckenbach heißt es im in denen das Kloster St. Johannis Lehengü- Burflasch, Balthasar Behr, Lips Behr, Peter Zinsbuch von 1579: „Ist eine Wüstung, mit ter, Zins und Gült hatte. Es heißt: „Was des Behr, Hans Beider sowie Hans Endres. Grund und Boden meines gnädigen Herren Klosters Lehen ist, gibt entweder Besthaupt6 Der Mauershof selbst bestand aus zwei von Würzburg und Ihrer fürstbischöflichen oder Handlohn, durchaus von 20 einen Gul- Wohnhäusern, die in der Nähe des unteren Gnaden Klosters Lehen, doch vererbt um den. Und sind weniger Güter, so deren keins Tores lagen. Nachbarn waren Caspar Behr Zins und Gült wie hernach folgt, liegt zwi- geben, wir eins jeden Orts sonderlich ver- und die Gemeinde. Die Häuser gehörten schen der Sulzfelder, Bardorfer und Sand- meldet und angezeigt ist.“ Besitzrechte hatte Hermann Mauer und Jörg Schneider. Sie hofer Markung alles beisammen und anei- das Kloster in Stadtlauringen, Theinfeld, Ro- hatten hierfür abzuführen den kleinen Zins nander, und wohnen die Besitzer und Inhaber thhausen, Aidhausen, Wettringen, Happerts- von Eiern, Weck und Hühnern. Felder des zu Großenbardorff.“ hausen, Ostheim bei Hofheim, Großbardorf, Gutes lagen in Großbardorf im Euler und Sie mussten dem Kloster St. Johannis Zehnt der Wüstung Schmuckenbach, Großeibstadt, Krainers Gang und in der Leimgruben. In der und Handlohn geben, waren aber sonst von Seubrigshausen, , Wülfers- Felderaufzählung werden als Anstößer auch Bed, Atzung, kleiner Gült, Fron und derglei- Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­9 chen Beschwerung frei. Die Schäferei des Lorentzen Hörns, Paul Seufert anstatt Valtin rechten Erbzinslehen einen 6 Acker großen Linds- und Sandhofes sowie die Gemeinde Schmidts und Jacob Rössner anstatt Jacob Weinberg mit Ellern und Stauden, gelegen im Großbardorf besaßen das Recht auf den Feld- Schmidts. Das Schreiben wurde von Johann „Reuwerth ober der Mertzen Baumgarten“ ern der Wüstung zu treiben. Schillings, Keller zu Neustadt sowie dem verliehen habe. Die Wüstungsflur von Schmuckenbach war Pfarrherrn, Kaplan, Schultheißen und den in zwei Teile unterteilt, die Hans, Max, Claus zwei Dorfsmeistern von Wülfershausen am Kleineibstadt und Hermann Schüler, Thomas Schneider, 14. Dezember 1579 unterzeichnet. Zu Kleineibstadt ist vermerkt, dass es dem Hanns Ecks Witwe, Hermann Mauer, Hans Das Zinsbuch von 1579 vermerkt weiter, dass Valtin von Münster gehöre. Endreß, Jakob Ambling, Hans Bachmann, eine dem Kloster St. Johannis verliehene Hu- Claus Mauer sowie Caspar Müller, Endres be in Wülfershausen zwei Eier zu Ostern, ein Sulzfeld und Jörg Gilg, Valtin Voit, Hans Baider, großes Pfund Geld und elf Fastnachtshühner Bei Sulzfeld wird zunächst festgestellt, dass Hans Kuhn, Cargessen und Mathessen Gilg oder für jedes 8 Pfennig abzuführen habe. es hennebergisch sei. Nichts desto Trotz ha- besaßen und entsprechende Abgaben (Fast- Die dritte vom Kloster verliehene Hube besaß be das Kloster dort einen Lehnshof, dessen nachthühner, Weihnachtswecke, Getreide Bernhard Englert, die vierte Peter Gans, die Besitzer Balzer Frintzler, genannt Wirsing, Erbsen etc.) an das Kloster zu leisten hatten. fünfte Jacob Rössner. Über Rössner heißt wäre. Er habe 1 Schock Eier zu Ostern, 1 es: „Zu wissen, dass dieser Lehenträger vor Weck zu Weihnachten oder dafür 6 Pf., 1 Großeibstadt 2 Jahren abgestorben und einer mit Namen Fastnachtshuhn oder dafür 8 Pf und Korn Zu Großeibstadt heißt es: „Gehört meinem Michel Rössner es hat, welcher nunmehr die sowie Hafer an das Kloster abzuführen. gnädigen Fürsten und Herren von Würz- Zinsen gibt, der Vater aber hat gar nichts Von zwei Acker Wiesen, von denen das alte burg auch in meinem fürstbischöflichen Amt an Vermögen hinterlassen als 2 Hühner, ist Zinsbuch berichtet, und bei denen die Ei- Wildberg.“ Dem Kloster St. Johannis waren sehr elend gestorben. So kann auch der Sohn gentumsverhältnis momentan unklar wären, hier das erste und größte Gut des Dorfes, der wegen des Bestandes nichts geben, weil er liege ein Acker hinter dem Dorf, der andere Baderhof, abgabenpflichtig. Es lag zwischen sich selbst in Diensten ernährt. am „Ranninger Weg“. Bernhardt Ebner halte dem Obertor und der Gemeindeschmiede und Deswegen nichts an Besthaupt heraus zu seinen Besitzanspruch aufrecht. war an Jörg Gernert und Carges Kuhn verlie- preisen gewesen ....“ Eier zu Ostern habe Peter Hauck für sein hen. Das zu diesem Hof gehörende Feld lag Haus, „ ... in der alten Statt gelegen“, das hauptsächlich in der Haubachsflur. Kleinbardorf Lehen des Klosters ist, ebenso Handlohn Zu Kleinbardorf heißt es, dass es Jörg Chri- Saal an der Saale stoff von Bibra gehöre. Von einem halben Zu Saal an der Saale heißt es im Zinsbuch Acker Weinberg in den Klingen gelegen, 6 im Mittelalter Abgabe vom Nachlass eines Grundhö- von 1579: „Außer der Gemeindemühle des dessen Nachbarn Junker Jörg Christof von rigen an seinen Herrn (Mortuarium, Todfall, Buteil, Orts, welche auch des Klosters Lehen ist, Bibra mit seinem Gehölz und Katharina Bestfall, Beutelrecht), die häufig im besten Stück Vieh sind die anderen Lehengüter daselbst also Brunner mit ihrem Baumgarten wären, habe (Besthaupt, Kurmede) oder im besten Gewand (Ge- gar unwichtig, das sie nicht beschrieben das Kloster von der Besitzerin Kunigund wandfall) bestand. werden können, denn die Zinsleut nicht an- Brunner Handlohn zu beziehen, dazu ein 7 Belegung mit Abgaben. zuzeigen wissen, von welchen Gütern sie dem Herbsthuhn. Im Zinsbuch werden weitere 8 Dieses muss man wohl als Ausfluss der höchsten Staats- Kloster Zinsen geben, wiewohl gehört beiden gewalt bezeichnen. Die Untertanen waren dadurch Äcker in Kleinbardorf aufgezählt, die dem verpflichtet, den Landesherren, dessen Beamten und Pflichten, damit sie folgend achten meines Kloster St. Johannis abgabenpflichtig waren. Jägern mit ihren Pferden und Hunden (Hundelager) gnädigen Fürsten und Herrn verwandt sind, 1569 beurkundete Jörg Marschalk, derzeit frei zu halten und zu beherbergen. Das Alter dieses angemahnt und angezogen worden.“ Amtmann zu Königshofen im Grabfeld und landesherrlichen Rechts reicht bis in die Zeit der Karo- Dem Kloster St. Johannis zinspflichtig war linger zurück. Man rechnete es sich zur Ehre an, seinen Verwalter des Klosters St. Johannis Zelle Landesherren oder seine Beauftragten beherbergen zu die Gemeinde- oder Obermühle, die damals unter Wildberg, dass er dem ehrsamen Stefan dürfen. Später jedoch waren solche vornehmen Besuche an den Saaler Schultheiß Michel Walter ver- Otten zu Kleinbardorf und all seinen Erben zu eine unangenehme Belastung für die Dörfer. liehen war. Sie lag „.. unter den Weinbergen unter der Saal“. Wülfershausen 1579 wurde der Beauftragte des Kloster- verwalters, Kilian Helmuth, nach Wülfers- hausen geschickt, um Erkundigungen „... zu vorhabender Renovation des Klosters- Zinsbuchs und Beschreibung der Huben und Gütern, davon sie >die Wülfershäuser> dem Kloster jährlich hernach folgenden Zins rei- chen und ausrichten müssen.“ Es ließ sich jedoch nicht mehr nachvollzie- hen, welche Felder und Güter dem Kloster in Wülfershausen zinspflichtig waren, denn diese waren vor „...unvordenklichen Jahren alle untereinander verteilt worden und sie wissen nicht, welches Gut eigentlich einem oder dem anderen Lehenherren zugehörig. Was und wie viel aber ein Jeder an Zinsen geben müsse, das wissen sie wohl.“ Die Lehensträger verschwiegen vor einiger Zeit den Tod dreier Lehensträger, um so das Abführen des sog. Besthaupts zu ersparen. Von einer Straf wolle man jedoch absehen, da sie arme Leute seien und größtenteils durch Brandschaden gelitten hätten. Drei neue Lehenträger wurden gegen Aus- Reste einer alten, erstmals 1323 genannten und der Gottesmutter Maria geweihten Kapelle sind richtung des Besthaupts angenommen und heute auf dem Johannishof noch vorhanden, und zwar der Chor – ein quadratischer Raum mit bestätigt, nämlich Bernhardt Englert anstatt spitzbogigem Kreuzgewölbe und Überresten eines Deckengemäldes. Seite ­­10 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010 abzuführen. Nachbarn Haucks Caspar Hauck Fastnachtshuhn. Diese Abgabenlast lag auf Herbstadt und Balthasar Stangenrodts Witwe. Endres einem 10 Acker großen Stück Feld auf „S. Von einem dem Kloster zu Lehen gehenden Neugebauer Witwe hatte von einem Acker Barbara ob dem Dorf am Berg“ am Haßber- Haus in Herbstadt, das Hans Weigand ge- am Katzenstein Abgaben an das Kloster zu ger Steig. Besitzer war Jörg Albin der Jüngere hörte und dessen Nachbarn Hans Kurtz und leisten. Weitere Lehenträger des Klosters in zu Leinach und seine Schwester, ledigen Balzer Cast waren, waren das Besthaupt so- Sulzfeld waren Bartl Wolfahrt, Valtin Vogt, Stands. Später wurde als Besitzer hinzuge- wie Bede und Schatzung zu geben, ebenfalls Bernhardt Emmert, Steffen Hilbert, Peter fügt: Hans Rab, Stadtlauringen. Fron und andere Dienste zu leisten. Die Ge- Neugebauer, Hans Hauck und Claus Löffler. Die „Schinnders-Holz-Güter“ in Leichnach meinde hatte je eine Maß Holz dem Besitzer hatten an das Kloster alljährlich abzuführen des Hauses sowie den Besitzern der Feldgüter 1 Fastnachtshuhn, 2 Metzen Korn und 1 Leinach (Hans Knor, Hans Kitzing, Jörg Rohner und Metzen Hafer. Bei der Aufzählung der zu- Michel Schmidt), die dem Kloster zinspflich- Zu Leinach heißt es: „Ist mit zweierlei, näm- gehörigen Felder wird u.a. angeführt: „Von tig waren, zu geben. lich der geistlichen und fraischlichen Obrig- 30 Acker Artfeld an einem Stück im 3. Flur keit meinem gnädigen Fürsten und Herrn un- geteilt oben bei der Landwehr an Jörgen Alsleben terworfen, und gehört an die Wildberger Zent Ulleins neuem Gewende und des Rothöfers Zu Alsleben heißt es: „Ist meines gnädigen gen Saal. Neben sonsten hat mein gnädiger Wiesen gelegen dorfshalb an der Wildberger Fürsten und Herren und liegt im fürstbischö- Fürst und Herr am Wenigsten allda, sondern Straße, ist’s Haferfeld.“ flichen Amt Königshofen.“ Auch hier waren gehören die Leute und Güter mehrenteils Aubstadt Güter, die Jacob Keller und Steffen Leimach anderen Ganerben und Lehensherren zu.“ besaßen, dem Kloster St. Johannis zinspflich- Trotzdem bezog das Kloster aus Leinach 1 Auch in Aubstadt, das Hans von Bibra zu tig. Sie gaben Eier zu Ostern, Käse, gemä- Schock Eier zu Ostern, ½ Pfund Geld und 1 gehörte, waren Güter dem stete Gänse und Korn. 1586 kaufte Johann Sulzfelder Kloster abgaben- und handlohn- Hirschenfikel Jacob Kellers fünf Teile. Anno pflichtig. Bede sowie Fron und Dienst waren 1587 hat er sie wieder verkauft, und zwar die Aubstädter dem Bibra pflichtig, Zehnt halb an Steffen Leimbach und halb an Mat- dem Hof des Klosters Veßra zu Ottelmanns- Christin Uhlein thessen Alberten, Schultheiß zu Untereßfeld, hausen. für 1.030 Gulden. Der überwiegende Teil der Veit Flurschütz und später Marx Werner Felder zu diesen Gütern lag „…gegen Kö- Der Advends- besaßen in Aubstadt das „Viertels-Gut“, für nigshofen bei dem heiligen Creutz hinaus.“ das sie Eier zu Ostern sowie ein halbes Pfund kalender Geld an das Kloster St. Johannis abzuführen Untereßfeld hatten. Zum Gut gehörte eine Behausung In Untereßfeld waren Caspar Wesserer, Ja- Emol em Joah komm ich aus’m Kahler hinter der Schmiede, dessen Nachbarn die cob Müller, Barbara Schubartin, Wolf Thein, raus, Gemeinde und Rebus Flurschütz waren. Jörg Müller, Jörg Fahres, Jörg Burckhardt, on griech en schönste Platz em Haus. Hans Flurschütz sowie Hanns Schmidt und Hans Buch von Obereßfeld und Chilian Peter Flurschütz besaßen jeweils ein Haus auf Doa häng ich jetzt on fröh mich nun, Schollenberger Lehenträger von dem Klo- einer gemeinsamen Hofstatt, das dem Kloster ster zinspflichtigen Gütern. Ein Hof, der mach emol ener nu meu Türlich zu! St. Johannis zinspflichtig war. Ower wort – erscht muss noch Schoglode Schubardshof genannt, war bedfrei, musste aber fronen und dienen, und hatte dagegen ein neu. Höchheim Gemeinderecht, wie die anderen Güter, näm- Die Motter keft extra doswache eu. Höchheim gehörte 1579 ebenfalls Hans von lich die halbe Wahl an einem Acker Wiesen. Nu bin ich vohl – die Türn gehn kaum zu, Bibra. Von einem Gut war Geld auf Michae- on vier Woche long ho ich ke Ruh. lis an das Kloster abzuführen, besagt bereits Althausen Meu Geheimnisse, die veroat ich net, das alte Zinsbuch. Es soll sich aber nur um In Althausen waren zwei Gütlein dem Kloster ner ich wes, wos hener jedes Türle steckt! ein bloße Hofstatt handeln, die man im Ort zinspflichtig. Och wos ho ich scho Kennerache g’sen, ein Söldengut nennt und soll vor unvordenk- lichen Jahren zu einer anderen davor stehen- Königshofen gieriche on ach monchmol verflennt! den Hofreit eingezogen und verbaut worden In der Stadt Königshofen hatte das Klosters Nu werd e Türle vo mir gonz weit aufge- sein. Es wisse aber in Höchheim niemand, mocht, weiter nichts als etliche kleinere Pfennig- um welches Gut es sich handle. Besitzer sei und Weltzinsen auf Krautgärten, die auf der on die Klä hot gleich wider gelacht! einst der Centschöffe zu Höchheim, Fritz „Sandgruben“ lagen. Pletzlich, Herrschekloase vo Schoglode, Dietz, gewesen. bei mir is jeder gut beroate. Doch bos is’n dos: Irmelshausen Doa schläicht em Dunkeln ener her zu Ein Gut in Irmelshausen war ebenfalls Klo- Literatur: mir, sterlehen. Es gab Handlohn und zehntete on knüert römm oh meu gonz gruß Tür! dem Hof Höchheim. Es folgt auch hier eine Reinhold W. F. Heusinger/Gerwin Aufzählung der zu diesem Gut gehörenden Solf: Sulzfeld im Grabfeld – Beiträge zur Die Hond on dos Gsicht, dos kenn ich Felder. Heimatgeschichte, Mellrichstadt 1987. nät, ich halt meu Türle zu on schrei: „Beklau Berkach Hildegard Scherer /Otto Mölter: Der läss ich mich nät!“ Zu Berkach ist vermerkt: „Gehört zu meines Johannishof – kurze Geschichte, MS 1949 Ja, ja ach solche Üwefäll en der Nocht gnädigen Herrn Amt und Cent Mellrichstadt Anja Solf: „Das Kloster St. Johannis-Zelle muss ich üwerstäe, und hat das Kloster 1 Gütlein allda.“ unter Wildberg, MS 1993. bis es endlich Heilichoawert ko gewär. Johann Wilhelm Rost: Versuch einer Nu sen meu Türlich offe, ausgereuwert Behrungen historisch-statistischen Beschreibung der on leer, Behrungen war hennebergisch. Auch hier Stadt und ehemaligen Festung Königshofen on käner guckt mer zu mir her! hatte das Kloster St. Johannis ein Lehen. und des königlichen Landgerichtsbezirks Ich bin zefriede on alles is ausgeräumt. Königshofen, Würzburg, 1832. Ich fröh mich nu scho of’n onere Wagner Heinrich: Das Urkundenverzeich- Advend. Streufdorf nis des Frauenklosters St. Johanniszell unter Streufdorf war sächsisch und auch hier besaß Wildberg von 1555, Würzburger Diözesange- St. Johannis ein Lehen. schichtsblätter Bd.56, Würzburg 1994. Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­11

Christa Schedel erwarb sich im Verein für Heimatgeschichte große Verdienste Der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld Tochter Daniela zur Welt. gibt seit 1996 alljährlich das Heimatblatt „Das In den siebziger Jahren baute sich das streb- Grabfeld“ heraus und hat seit 1989 über 30 same Paar in Kleineibstadt eine Druckerei auf. Bücher in seiner Schriftenreihe, dazu diverse Ab dem Zeitpunkt der Druckereigründung war Ortschroniken veröffentlicht. Diese wurden Christa Schedel mit im Geschäft tätig - zu- zum größten Teil in der Druckerei von Christa nächst wohl für Büroarbeit und Organisation, und Alfons Schedel in Kleineibstadt gedruckt, dann aber immer mehr ausführend für Gestal- wobei Christa Schedel stets fach- und sach- tung und Layout. Ohne sie war der Betrieb kundig das Drumherum managte. Kaum hatte undenkbar. Was Alfons Schedel in der Produk- sich das fleißige Ehepaar 2006 zur Ruhe ge- tion war, das war Christa in der sogenann- setzt und die Druckerei in jüngere Hände über- ten Vorstufe – bis zur Betriebsübergabe zum geben, erkrankte Christa Schedel schwer und Ende des Jahres 2006. verstarb im Juli diesen Jahres im Alter von nur Christa Schedel hat mit großer Sorgfalt gear- 63 Jahren an einer heimtückischen Krankheit. beitet und die Arbeit lag ihr stets am Herzen. Christa Schedels Eltern wurden aus dem Su- Der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld detenland vertrieben und fanden in Königs- und der Unterzeichner haben ihr sehr viel zu hofen eine zweite Heimat. 1947 wurde Christa verdanken. Ohne ihr engagiertes Mittun wä- geboren. Nach dem Schulbesuch erlernte sie re weder das Heimatblatt, noch die Schrif- Christa Schedel † bei der Königshöfer Firma Dachs den Beruf tenreihe so erfolgreich gewesen. Oft wurden der Industriekauffrau und war danach bei der die Druckerzeugnisse für unseren Verein zum Thomas Carlyle sagte einmal: Firma Knauf in Königshofen im Büro beschäf- Selbstkostenpreis hergestellt. „Ein guter, edler Mensch, tigt. Hier lernte sie ihren späteren Ehemann Wir werden Christa Schedel ein ehrendes An- der mit uns gelebt, Alfons kennen, der dort ebenfalls arbeitete. denken bewahren. Reinhold Albert kann uns nicht genommen werden. 1970 wurde Hochzeit gefeiert und 1974 kam Er lässt eine leuchtende Spur zurück.“

Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld: Band 1: Sabine Hansen, „Die Römhilder Reimchro- win K. Solf: „Die Grafen von Wildberg und ih- Band 26: Reinhold Albert: Chronik von nik“, (z.Zt. nicht lieferbar). Druck: Holl-Druck re Wappengenossen, sowie die Dynasten von Rappershausen, Bad Neustadt 2007 GmbH, Hofheim i. Ufr, 1989. Preis: 5,– 3 Thundorf und Tannroda.“ Eigenverlag des Band 27: Reinhold Albert – 300 Jahre Kath. Pfarr- Band 2: Reinhold Albert, „Geschichte der Juden im Vereins für Heimatgeschichte; Preis 10 3 kirche Untereßfeld, Bad Königshofen-Untereßfeld, Grabfeld“, Druck: Druckerei Schedel, Kleineibstadt, Band 14: Otto Schulz: „Wenn’s weihnachtet im Gr- 2008 1990. Preis: 10,– 3 abfeld“ – Weihnachtliche Geschichten und Spiele, Band 28: Reinhold Albert/Hans-Jürgen Sali- Band 3: Leo W. Hamm, „Der Königshof im Grab- Kleineibstadt 1998, Preis 10 3 er: Grenzerfahrungen kompakt – Das Grenz- feld“, Druck: Schunk Druck- u. Verlags-GmbH, Bad Band 15: Archäologische Arbeitsgruppe Rhön- regime zwischen Südthüringen und Bayern/ Hessen Königshofen, 1991 Preis: 15 3 Grabfeld, Walter Jahn (Hg.): VORZEIT - 1945 bis 1990, Salier Verlag; ISBN: 978-3-939611- Band 4: Reinhold Albert, „Geschichte der Wü- SPUREN in Rhön und Grabfeld, Kleineibstadt, 1998, 35-6; 2009 Preis 29,90 3 stung Eschelhorn (Urselhorn) und der St.- Preis 15 3 Ursula-Kapelle bei Alsleben“. Druck: Druckerei Band 16: Otto Schulz: „...Wallt‘ ich den Birkenpfad“, Videoreihe Hanns Friedrich: 3 3 Schedel, Kleineibstadt, 1992. Preis: 10 Bad Königshofen 1999, Preis 5 Video 1: 1250 Jahre Bad Königshofen, 1991. 15 3 Band 5: Barbara Rösch/Gerhard Schätzlein/ Hanns Band 17: Gerhard Schätzlein, Barbara Rösch, Video 2: 550 Jahre Stadtpfarrkirche Friedrich / Reinhold Albert, „Grenzerfahrungen Reinhold Albert: „Grenzerfahrungen 1945 Bad Königshofen,1993. 10 3 1945-1990“, /Mellrichstadt, 1993. bis 1971“, ISBN 3-86180-089-6, Verlag Franken- 3 Preis: 8 3 schwelle KG, 98646 Hildburghausen Preis 19,80 3 Video 3: Der Todeszaun, 1994. 10 Video 4: Beim frühen Morgenlicht: Band 6: Leo W. Hamm, „Sagen, Geschichten und Band 18: Reinhold Albert: Chronik von Herb- 3 Legenden aus dem Königshöfer Land“, Druck: stadt mit seinen Gemeindeteilen Ottelmanns- 50 Jahre Männerwallfahrt, 1995. 15 3 Video 5: Rhöner Advents- und Weihnachts- Druckerei Schedel, Kleineibstadt, 1994; Preis 10 hausen und Breitensee, Kleineibstadt 2001, 3 Band 7: Reinhold Albert, „Kriegsende 1945 und Nach- Preis 25 3 zeit, 1996. 10 Video 6: Das Geheimnis des Steinplatten- kriegszeit im Königshöfer Grabfeld“, Druck: Schunk Band 19: Gerhard Schätzlein/Reinhold Al- 3 Druck- und Verlags-GmbH, 1995; Preis 10 3 bert: Grenzerfahrungen II 1972 – 1988, Bayern, grabes, 1998 10 Hessen/Bezirk Suhl, Hildburghausen 2001, Video 7: Das Gelübde – Band 8: Klaus Reder/Reinhold Albert, „Rhön und 3 Grabfeld im Spiegel der Beschreibungen der Bezirk- Preis 29,90 3 Männerwallfahrt, 2000 10 särzte Mitte des 19. Jahrhunderts“, Druck: Druckerei Band 20: Michael Böckler: Die Schott von Video 8: Als Zaun und Minen Menschen Schedel, Kleineibstadt, 1995; Preis 15 3 Schottenstein im Grabfeld, 2003, trennten, 1999. 12 3 Band 9: Michael Böckler, „Unbekanntes Preis 7,50 3 Video 9: Die 12 Heiligen Nächte, 2000. 10 3 Ganerbendorf Trappstadt“ Druck: Druckerei Sche- Band 21: Reinhold Albert: Ipthausen – eine Chronik, Video 10: Ratschen und Osterstorch, 2001 10 3 3 del, Kleineibstadt 1997; Preis 10 erschienen zum 250. Jubiläum der Wallfahrtskirche Video 11: Plantanz Eyershausen, 2002 10 3 Mariä Geburt, Kleineibstadt 2004, Preis 22 3 Band 10: Detlev H. Pleiss/Leo W. Hamm: „Der Drei- Video 12: Johann Peter Herrlein, 2003 12 3 ßigjährige Krieg im Königshöfer Land - Königshofen Band 22: Gerhard Schätzlein/Reinhold Albert/ Hans- Video 13: Plantanz Oberessfeld, 2004 10 3 unter der schwedischen Besatzung 1631 - 1634“ Jürgen Salier: Grenzerfahrungen III 1989/90 Bezirk 3 Druck: Druckerei Schedel, Kleineibstadt,1997; Suhl – Bayern/Hessen, Hildburghausen 2005, Preis Video 14: 1100 Jahre , 1999 15 Preis 10 3 32,903 Video 15: 500 Jahre Schmalwasser, 2006. 10 3 Band 11: Fritz Köth, „Künstler aus dem Grabfeld - Band 23: Hanns Friedrich/Andrea Rückert: Bild- Video 16: 950 Jahre , 2007 10 3 Erich Mutze, Willi Pflüger, Theo Dreher, Ludwig schönes Bad Königshofen, Kleineibstadt, 2006, Video 17: 150 Jahre Kolping Stolarski, Willy Ruß“ . Druck: Druckerei Alfons Preis 15 3 Bad Königshofen, 2007 10 3 3 Schedel, Kleineibstadt, 1997; Preis 1 Band 24: Michael Böckler: Die Truchsesse von Trapp- Video 18: 750 Jahre Reyersbach, 2008. 10 3 Band 12: Reinhold Albert: „Geschichte des stadt 1317-1520, 2006; Glockentaufe in Königshofen Video 19: In Gottes Namen Kapuzinerklosters und der Klosterkirche Bad Kö- 1514, 2002. (Wallfahrt ), 2004 10 3 nigshofen i. Gr.“ Druck: Druckerei Alfons Schedel, Band 25: Andrea Rückert: Engel – Himmlische Boten 3 Video 20: Mit den Füßen beten Kleineibstadt, 1997; Preis 10 auf Erden, Kleineibstadt, 2006. (Wallfahrt Eyershausen), 2003 10 3 Band 13: Reinhold W.F. Heusinger und Ger- Seite ­­12 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Die berühmte Orgelbauerfamilie Schlimbach aus Königshofen im Grabfeld Das Orgelbauwesen in Unterfranken lag im 19. Jahrhundert fast ausschließlich in ihren Händen

Reinhold Albert geschaffenen Orgel von Irmels- hausen. arock und Rokoko haben im Franken- Johann Caspar Schlimbachs Vater war Wirt Bland neben so vielen anderen Kunstwer- und Schultheiß in Merkershausen, sein Onkel ken auch eine an Orgeln kaum übersehbare Johann Schlimbach Wundarzt und Schult- Vielzahl erstehen lassen. Würzburg erlebte heiß in Althausen (sein Epitaph findet sich an nun seine ruhmvollsten zwei Jahrhunderte der Außenfassade der Pfarrkirche Althausen) als Stadt des Orgelbaus. Dieser war mit dem und dessen Sohn, also Johann Caspars Cou- Namen Johann Hoffmann, Johann Georg sin Nivardus Schlimbach, der letzte Abt des Otto, vor allem aber mit den Namen Seuffert Zisterzienserklosters Bildhausen.5 Er führte und Schlimbach verbunden.1 Mit der zuletzt dieses vor der Säkularisation 1803 zu einer genannten Familie ist die Orgelbaukunst in letzten Blüte und gründete 1811 die Pfarrei Unterfranken im 19. Jahrhundert weitge- in seiner Heimatgemeinde Althausen. hend bestimmt. Diese Familie stammte aus Johann Caspar und Katharina Schlimbach, Königshofen im Grabfeld. geborene Eschenbach, die 1806 heirateten, Johann Caspar Schlimbach (*1777 in Mer- hatten sieben Kinder, und zwar kershausen † 1861 in Königshofen) erlernte ➢ Balthasar Philipp *1.4.1807 in Königs- bei Anton Walter in Wien Orgel- und Kla- hofen, † 30.8.1896 in Würzburg vierbau2 und arbeitete anschließend beim ➢ Michael *11.1.1810 in Königshofen Würzburger Orgelbauer Franz Martin Seuf- ➢ Martin * 25.3.1811 in Königshofen, fert. 1806 machte er sich in seiner Heimat- †1880 in Königshofen, stadt Königshofen im Grabfeld selbständig ➢ Elisabeth * 18.6.1814 in Königshofen, und baute seine erste Orgel für das dortige † 10.10.1880 Elisabethaspital. Schlimbach baute noch ei- ➢ Gustav * 13.11.1818 in Königshofen, Orgelbaumeister Balthasar Philipp Schlim- nige kleinere Orgelwerke, wandte sich aber ➢ Johann Kaspar * 3.1.1820 in Königshofen, bach, geb. am 1.4.1807 in Königshofen im Gr- hauptsächlich dem Klavierbau zu.3 1810 + 15.10.1903 in Königshofen, und abfeld, gestorben am 30.8.1896 in Würzburg. schuf er zusammen mit seinem Cousin Bern- ➢ Dorothea * 26.6.1822 in Königshofen. hard Eschenbach den direkten Vorläufer des Harmoniums, die Aeoline. Sie fand starken Hochbetagt starb Johann Caspar Schlimbach Speyer) und Balthasar beschäftigt. Der be- Absatz, auch im Ausland. Bis 1860 baute am 21. Mai 1861 nach einem arbeitsreichen kannte Würzburger Piano-Fabrikant Niklaus er mit seinen Söhnen nicht weniger als 200 Leben. Von seinen sechs Söhnen wurden fünf Pfister (1837-1896) war sein Schwiegersohn. Stück. Dazu gesellten sich zwölf Orgeln und ebenfalls Instrumentenbauer. Sohn Martin Balthasar Schlimbach übernahm 1836 in für Reparaturarbeiten war er eine gesuchte führte den elterlichen Betrieb in Königshofen Würzburg die Werkstatt des verstorbenen Kraft4, denn Johann Caspar befasste sich bis 1880 weiter. Er war hauptsächlich mit der Orgelbauers Johann Philipp Adam Seuffert ebenfalls mit dem Umbau von Orgeln, so Herstellung von Klaviaturen und Pfeifen für (1763-1834), dessen einziger Sohn kein In- z.B. bei der 1712 von Daniel Felix Streit aus seine Brüder Gustav (er war Orgelbauer in teresse am Beruf seines Vaters hatte.6 Die Seuffert’sche Orgelbaufirma bestand seit 1723 und war vom Würzburger Fürstbischof als Hoforgelmacher ausgewählt worden.7 Das Bistum Würzburg verdankt der Orgel- bauerfamilie Seuffert weit über 300 Orgeln, darunter in Untereßfeld8 und Alsleben (Pfarr- kirche). Balthasar Schlimbach hatte sich im väter- lichen Betrieb mit gründlichen Kenntnis- sen im Orgel-, Klavier- und Aeolinenbau ausgerüstet. Seine Werkstatt errichtete er in Würzburg an der Stelle der ehemaligen Ludwigshalle in der Theaterstraße. Als Folge des Bahnhofsbaus 1852 wurde sie in die Hau- gerpfarrgasse 19 verlegt, wo dann 1864 noch ein eigener Orgelsaal erstellt wurde. Die Anfänge als Orgelbauer waren für Balthasar nicht leicht; erst ab 1850 mehrten sich die Aufträge, begünstigt durch bewährte mechanische Verbesserungen an seinen In- strumenten, für die er sich das Urherberrecht aufgrund eines Privilegs des Königs Ludwig I. von Bayern gesichert hatte. Balthasar Schlimbach baute während sei- ner etwa vierzigjährigen Tätigkeit 80 neue Besonders stolz war Balthasar Schlimbach auf seine 1872 zusammen mit seinem Sohn Martin Orgeln, daneben vertrieb er eine größere erbaute Orgel in Königshofen im Grabfeld. Es ist eine der größten Instrumente des Meisters. Anzahl alter „Gebrauchtorgeln“ an ärmere Für Balthasar muss es eine große Ehre gewesen sein, für seine Heimatstadt eine Orgel zu Gemeinden. Aus seiner Schule ist manch bauen, zumal auch sein Neffe Kaspar hier ansässig und tätig war. Hanns Friedrich stellte das tüchtiger Orgelbauer hervorgegangen, wie Foto zur Verfügung. z.B. Hermann Eule in Bautzen, Otto Rieger Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­13 in Jägerndorf (Schlesien) und Joseph Mühl- bauer in Augsburg. Die Schlimbach-Orgel in Bad Königshofen Das Geschäft Seufferts in Würzburg war also in gute Hände gekommen. Balthasar Schlim- bach führte die Seuffert’sche Tradition fort und den Würzburger Orgelbau zu neuer Blü- te. Besonders stolz war Balthasar auf die 1872 zusammen mit seinem Sohn Martin erbaute Orgel in Königshofen im Grabfeld. Es ist eine der größten Instrumente des Mei- sters. Für Balthasar muss es eine große Ehre gewesen sein, für seine Heimatstadt eine Or- gel zu bauen, zumal auch sein Neffe Kaspar hier ansässig und tätig war.9 Der Prospekt ist zweitürmig und lässt das Westfenster der Kirche frei.10 Balthasars Ehe – er heiratete im selben Jahr, indem er sich in Würzburg niederließ, Ba- bette Müller aus der Spatzenmühle in Kit- zingen - entsprossen zwei Töchter und ein Sohn namens Martin Joseph (1841-1914). Dieser verhalf dem bereits in voller Blüte stehenden Geschäft als Nachfolger zu noch größerem Ansehen. Martin, der von seiner Ausbildung in Süddeutschland, so u.a. bei seinem Onkel Gustav Schlimbach in Speyer Walter Schlimbach zeigt mit Stolz Werke seiner Vorfahren, die im 19. Jahrhundert in Unter- und bei Friedrich Hass in Luzern/Schweiz die franken führend im Orgelbau waren. Kenntnis und Fertigkeit im Bau der Kegella- de mitbrachte und in die väterliche Werkstatt derborn und Leopold Nenninger in München. sor Prof. Dr. Oskar Kaul, der noch Einsicht in einführte, unterstütze ab 1863 seinen Vater in Mit Martins Sohn Alfred Schlimbach (1875- die im Zweiten Weltkrieg in Würzburg ver- der Werkstatt. 1952) ging die ruhmvolle Überlieferung sei- brannten Geschäftsbücher hatte, stellte fest, 1873 heiratete Martin Schlimbach Babette ner Vorfahren zu Ende. Alfred lernte bei dass in den acht Jahrzehnten im heimatlichen Gilgen und übernahm das Geschäft des Va- seinem Vater und war darauf bedacht, mit Arbeitsfeld Mainfranken nur wenige Orte ters als Alleininhaber. Mit Recht schätzte der Bautechnik der Zeit Schritt zu halten. So übrig bleiben, „... in deren Gotteshäusern man Martin Schlimbach daheim und in der baute er ab 1910, drei Jahre vor seiner Ge- nicht ein Schlimbach’sches Werk das Lob Fremde wegen seiner gutdurchdachten soli- schäftsübernahme, nur noch pneumatische des Schöpfers in doppeltem Sinn verkündet. den Arbeit. Bis zum Ersten Weltkrieg baute Trakturen. 1902 zog der traditionsreiche Be- Und vollends in Würzburg haben die drei er 180 Orgelwerke, überwiegend für die trieb in Würzburg in die Sieboldstraße 5. Meister ihrer Kunst das bedeutendste Denk- Mainzer Diözese, davon 50 größere mit mehr Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 als 20 klingenden Stimmen. Das Schlimbach- (kurz vor dem Krieg starb Martin Schlim- Oeuvre beläuft sich auf rund 260 Nummern.11 bach) zwang zur Stilllegung des Betriebs. Wie sein Vater bildete auch Martin Schlim- Es war leider ein Ende für immer, denn die 1 Dr. Walter Knote: Von alten und neuen Orgeln in bach eine Anzahl Schüler aus, die später als schwierigen Nachkriegsverhältnisse ließen Unterfranken. In: Die Mainlande – Geschichte und den Wiederaufbau nicht zu. Gegenwart; heimatkundliche Beilage zur Main-Post, 4. Fachleute zu Ansehen kamen, u.a. Philipp Jahrgang Nr. 12-14/1953. Wirsching in Salein/Ohio, Anton Feith in Pa- Dr. Alfred Müller, der Neffe von Alfred 2 Gleichmann: Der Erfinder des Harmoniums – Bayern, Schlimbach, schrieb:12 „Mein kinderloser in Das Harmonium 9 (1911), S. 89. Onkel Alfred Schlimbach hatte von seinen 3 Gaby Schnabel: Die Schlimbach-Orgeln der Diözese sechs Schwestern genügend musikalisch und Mainz in ihrer Eigenart und historischen Bedeutung - Wissenschaftliche Hausarbeit, vorgelegt in der Ge- technisch begabte Neffen, die für den Wieder- samthochschule Kassel 1981. aufbau der Orgelbauanstalt Schlimbach in 4 Prof. Dr. Oskar Kaul: Von der Kunst des Orgelbaus in Frage gekommen wären (ich weiß noch, dass Würzburg. In: Die Frankenwarte – Blätter für Heimat- mein Großvater Martin Joseph Schlimbach kunde, Beilage zum Würzburger General-Anzeige, Nr. 8/1938. den Namen Orgelfabrik entrüstet ablehnte!). 5 Kaul, ebd. Aber der Erste Weltkrieg verschlang die 6 Prof. Dr. Oskar Kaul: Von der Kunst des Orgelbaus in Mitarbeiter, die Inflation (1914-24) das Würzburg. In: Die Frankenwarte – Blätter für Heimat- Kapital und die schlechten wirtschaftlichen kunde, Beilage zum Würzburger General-Anzeige, Nr. 47/1937. Verhältnisse den Mut des alternden Alfred 7 Dr. Rudolf Walter: Der Würzburger Hoforgelmacher Schlimbach. Schließlich wurde am 16.3.45 Johann Philipp Seuffert. In: Die Mainlande – Geschichte die Anstalt mit dem großen Orgelsaal, allen und Gegenwart; heimatkundliche Beilage zur Main- Zinnvorrat und dem gesamten Instrumenta- Post, 12. Jahrgang Nr. 17/1961 8 1936 renovierte die Fa. Weise aus Plattling die Orgel in rium in der Sieboldstraße in Würzburg ein Untereßfeld unter Beibehaltung der alten Seuffert’schen Opfer der englischen Brandbomben.“ Disposition von 1758 und erweiterte diese stilgemäß. Sie gehört heute zu den vortrefflichsten Werken in Orgeln eng mit dem Namen Unterfranken. Schlimbach verbunden 9 Hermann Fischer/Theodor Wohnhaas: Historische Or- geln in Unterfranken, München-Rürich 1981 Fast alle Orgeln in den katholischen Kirchen 10 Dr. Annette Faber: Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt In diesem Haus in der nunmehrigen Martin- Würzburgs sind eng mit dem Namen Schlim- Bad Königshofen. In Schnell, Kunstführer Nr. 240, Reinhard-Straße in Bad Königshofen be- Regensburg 2010. bach verbunden, die den größten Orgelbau- 11 Fischer/Wohnhaas, ebd., S. 26 fand sich einst die Werkstatt der Orgelbauer betrieb in Unterfranken im 19. Jahrhundert 12 Schreiben vom 3. Januar 1976 an Dr. Theodor Wohn- Schlimbach. führten. Der Würzburger Universitätsprofes- haas, das von Walter Schlimbach z.V. gestellt wurde. Seite ­­14 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010 mal gesetzt. Von der Geschäftsgründung an bis weit ins 20. Jahrhundert hinein lag das Literaturschau 2010 hiesige Orgelbauwesen fast ausschließlich in ihren Händen. Welche unter den vielen Würz- auf dem Großen burger katholischen Kirchen und Kapellen es Waldemar Wolf Gleichberg ein so auch sei, mit jeder ist der Name Schlimbach Eine deutsche Wunde genanntes „Ar- durch die Ausführung eines Orgelneubaus 15 Jahre Zollgrenzdienst am Eisernen Vor- beitserziehungs- oder – umbaus verbunden.“13 hang; 192 Seiten; 14,80 Euro; erschienen lager“ der Gesta- Die Schlimbach-Orgeln waren immer auf bei: Papier-Hofmann-Druck, Inh. Jürgen po Weimar. Hier die Gegebenheiten des Raumes zugeschnit- Sommerer, Bahnhofstraße 27, 97737 Ge- mussten „Arbeit- ten - akustisch und architektonisch. Dafür münden a. Main, Telefon 09351 3237; Tele- sunwillige“ in spricht auch die Tatsache, dass die Teile alle fax 09351 4437; email: buecher@hofmann- einer sechs-bis in der eigenen Werkstatt hergestellt wurden, buch.de achtwöchigen je nach den Plänen für eine bestimmte Orgel. 15 Jahre lang, von 1952 bis 1967, war Wal- Haft Zwangsar- Walter Schlimbach aus Bad Königshofen, ein demar Wolf in der Rhön Zollgrenzbeamter beit leisten. Zahl- Enkel des Johann Kaspar, schreibt dazu: „In an der innerdeutschen Grenze. Diese Zeit hat reiche Häftlinge meinem Wohnhaus in der Martin-Reinhard- ihn stark geprägt, der Landschaft mit ihren fielen dabei den Straße 17 in Bad Königshofen wurden die Menschen ist er noch heute verbunden. Das unmenschlichen Orgeln gebaut und zwar auf dem Speicher, hat ihn dazu geführt, zum 20. Jahrestag der Lagerbedingungen zum Opfer. der dafür doppelgeschössig war. Die Orgeln Wiedervereini- Der Historiker Gert Stoi dokumentiert in wurden zusammengebaut, alles in echter gung ein Buch seinem Buch erstmals umfänglich die Ent- Handarbeit von der Pfeife bis zur Taste, zu schreiben, stehung, Lage und Einrichtung des AEL wurden dann bespielt und auf Klangreinheit das seine Er- Römhild. Ehemalige Häftlinge kommen zu geprüft, dann total auseinandergenommen lebnisse aus je- Wort und schildern die qualvollen Arbeits- und am jeweiligen Ort wieder aufgebaut, bis ner Zeit ebenso und Lebensbedingungen. Bei der Auflösung nach Moskau.“ schildert wie des Lagers im April 1945 kam es zu Mas- Hermann Fischer und Theodor Wohnhass seine Freu- senerschießungen. Den sich anschließenden schreiben in ihrem 1981 erschienenen Buch de, dass Sta- „Todesmarsch“ überlebten nur wenige Häft- über historische Orgeln in Unterfranken: cheldraht und linge. „Die Schlimbach-Orgeln erkennt man an Mauer fielen. Der Autor geht in seiner Dokumentation auch verschiedenen Eigenheiten; so ist das zweite „Eine deutsche auf die juristische Aufarbeitung dieses in Manual häufig als Unterwerk mit liegend Wunde -15 der Öffentlichkeit wenig bekannten NS-Ver- untergebrachten Holzpfeifen gebaut; die Jahre Zoll- brechens ein. Die bisherigen Bemühungen Kegelhubmechanik ist ganz eigentümlich grenzdienst am der Stadt Römhild und ihrer Bevölkerung, konstruiert, wie auch verschiedene andere Eisernen Vor- einen würdigen Umgang mit dem schweren mechanische Vorrichtungen; die Register hang“ heißt das Werk mit 192 Seiten und historischen Erbe zu finden, ist ebenfalls sind stabil gebaut und besonders die Ge- vielen schwarzweiß-Bildern aus jener Zeit. Gegenstand seiner Analyse. dackte teilweise ausnehmend schön intoniert. Wolf, Jahrgang 1930, erzählt vom Mord an Die Schlimbachschen Orgelprospekte ver- seinem Kollegen Gerd Palzer ebenso wie von dienen eine eigene Würdigung. Die älteren kleinen Begebenheiten, etwa einem heftigen Beiträge aus dem Königshöfer Rhöngewitter, Flüchtlingen in Richtung Os- Schleifladenwerke Balthasars sind entweder Grabfeld im Heimatjahrbuch in spätklassizistischer Manier oder in einem ten, einem Beinahefeuer durch eine Leucht- farb- und phantasielosen Historismus ge- kugel oder dem völlig unerwarteten Wieder- Rhön-Grabfeld 2011: halten. In der Ära der Söhne jedoch gewan- sehen mit seinem einstigen Lehrer in einem nen vor allem die neugotischen Prospekte einsamen Winterwald. Da gab es die GI‘s, die Reinhold Albert an Qualität, zumal Schlimbach mit nam- ihn mit der Waffe im Anschlag verhafteten, - Das Atelier Warrings in Bischofsheim/ haften Kunstschreinern zusammen arbeitete; weil sie den grauen Klepperumhang für eine Rhön die Spätwerke mit den hervorragend von NVA-Uniform hielten; die Abhörgeräte, die - Den ältesten „Unterfranken“ bei Schwan- Schiestl oder Schlegelmünich geschnitzten in einer Schutzhütte versteckt waren oder der hausen entdeckt „spätgotischen“ Scheinprospekten und mit harte Grenzgang ohne Zündhölzer für den - Fotoschätze aus der Registratur des Land- geschmackvoll gestalteten Jugendstilpro- Glimmstängel. ratsamtes spekten sind bemerkenswert und gehören Beim Lesen wird die damalige Zeit lebendig, - Historische Karten aus der Sammlung El- zu den Spitzenprodukten des süddeutschen Lebensumstände, die man sich heute gar friede Herda (11) – Der Milzgrund Orgelbaus jener Zeit.“ nicht mehr vorstellen kann. Damit wird Wal- Leider sind die meisten Schlimbach-Orgeln demar Wolf ein Zeitzeuge, der mit diesem im Zweiten Weltkrieg zerstört oder aus Buch voll von Erinnerungen das alltägliche Unkenntnis in der Nachkriegszeit beseitigt Leben festhält. Festhält für die Nachwelt, für worden. Im Altlandkreis Königshofen im die, die sich Stacheldraht und Minen nicht Grabfeld werden noch sieben von der Fa- mehr vorstellen können. Festhält für die, milie Schlimbach gebaute Orgeln bespielt, welche die Wiedervereinigung für selbstver- und zwar in Bad Königshofen (kath. Stadt- ständlich halten, die das Leid der Menschen pfarrkirche), Ottelmannshausen, Alsleben und die Ungerechtigkeit und Unterdrückung (Ursulakapelle), Obereßfeld, Eyershausen, klein reden wollen. Gabolshausen, Merkershausen und Groß- eibstadt.14 Gert Stoi Das Arbeitserziehungslager Römhild 1943 – 1945 Dokumentation eines Verbrechens Verlag: Salier-Verlag; ISBN 978-3-939611- 41-7; Euro 19,90 13 Kaul, a.a.O. Während der NS-Herrschaft befand sich 14 Josef Stöger: Die Orgeln der katholischen Kirchen im nahe der thüringisch-bayerischen Gren- Grabfeld, Dekanat Königshofen, 1947 ze im Basaltsteinbruch der Stadt Römhild Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­15

Literaturschau 2010

- Sagen aus der Rhön und dem Grabfeld (4) Neustadt, Roswitha Altrichter sowie den dungsformen und Tragegewohnheiten. Die - Das Dreikönigssingen in Königshofen im Kreisheimatpflegern Reinhold Albert und Grafiken darunter, auch die Tracht von Brei- Grabfeld Stefan Kritzer. Einen Großteil der Bilder tensee, wurde im Auftrag des Meininger - Siegfried Schwinn baut Modell histo- steuerte Kreiskulturreferent Hanns Friedrich Landeskundlers Georg Brückner um 1850 rischer Bauwerke bei. Ein lesenswertes, sehr übersichtlich ge- von etwa dreißig Gewährspersonen vor Ort Fredi Breunig staltetes Büchlein, das in keinem Haushalt angefertigt. – Döff doss doss? fehlen sollte. Dr. Annette Faber - 400 Jahre Ev.-luth. Kirche Sondheim / Birgit Jauernig Grabfeld Trachtengraphik aus Südthüringen Bernhard Freund – So redde mei halt off Wülferschäuuser Zum Kleidungsverhalten im fränkisch-thü- Dialekt ringischen Raum im 19. Jahrhundert. 19,50 Friedrich Hanns Euro. ISBN 3-930531-03-8 - Der hl. Aloysius in der Pfarrkirche von Bad Der Band zur ländlichen Kleidung im südt- Königshofen hüringisch-fränkischen Grenzraum von Dr. - Fladunger Musik vom Kirchturm - ein Brigit Jauernig ist eine willkommene und Gelöbnis wichtige Darstellung der historischen und Hamm Leo W. volkskundlichen Wirklichkeit in der Mitte - Die Wallfahrt von Merkershausen nach des 19. Jahrhunderts. Eine 1979 von der Vierzehnheiligen Landesbibliothek Coburg erworbene Map- Theo Herbert pe mit ca. 140 Handzeichnungen wird hier Die Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene - Rhön-Grabfeld und das Kaiser-Wilhelm- zur Grundlage der Forschung über Klei- Trachtenskizzen von Breitensee. Institut Cordula Kappner - Schicksale der Familie Wolfrom aus Klein- eibstadt Verein für Heimatgeschichte Heinrich Mehl - Lern-und Berufsjahre in Rhön-Grabfeld im Grabfeld e.V. – Blick eines Volkskundlers auf die Jahre Museumspädagogisches Zentrum (MPZ) 1954 -1975 im Vorgeschichtsmuseum Bad Königshofen i. Gr. Dr. Karl Rügheimer - Erinnerungen an die Zeit nach dem 1. Welt- Ich, krieg Elke Schrenk - „Was kann denn schon aus Junkershausen kommen geb. am: Lotte Uhlein - Die Welt is schöe! (G) erkläre hiermit, daß ich dem Verein für Heimatgeschichte im Grab- feld e.V. / Museumspädagogischen Zentrum (MPZ) bis auf schrift- lichen Widerruf als Mitglied beitrete.

Mit der Satzung und dem Mitgliedsbeitrag von 20,- Euro jährlich bin ich einverstanden.

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Telefon-Nummer Roswitha Altrichter / Dr. Annette Faber / Reinhold Albert / Hanns Friedrich / Stefan Kritzer Bankverbindung: Kirchen im Landkreis Rhön-Grabfeld Verlag: Rötter Druck Bad Neustadt, ISBN Konto-Nummer: Bankleitzahl 978-3-939959-06-9, Preis 11,95 €. Die Kulturagentur des Landkreises Rhön- Kreditinstitut Grabfeld ist der Herausgeber eines 270 Seiten umfassenden Buches, in dem alle Kirchen im Landkreis Rhön-Grabfeld ausführlich in Ort/Datum Wort und Bild vorgestellt werden. Es wurde verfasst von der Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege, Dr. Annette Unterschrift Faber, der Kulturreferenten der Stadt Bad Seite ­­16 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Gerhard Winkel Vier Jahrhunderte Brandgeschichte Römhilds ei einem Gang durch die Straßen Röm- Katastrophe entwickeln. Noah Otto schreibt u.a.: „Man Unterstunde Bhilds fallen aufmerksamen Besuchern Die Stadt Römhild hatte in ihrer Geschichte sich zwar zu löschen, war aber alles Wasser an vielen Gebäuden Jahreszahlen aus vielen mit einer ganzen Reihe von solchen Brand- und der Personen zu solchem Feuer zu we- Jahrhunderten auf.1 Anlass für das Anbrin- katastrophen zu kämpfen. Aber nur weniges nig.“ und ,,... weil die Lohe so schnell und gen dieser Jahreszahlen war der Wieder- aus der Zeit vor 1600 ist uns überliefert geschwinde von der Lufft dahin getrieben aufbau der Häuser nach Bränden, teilweise geblieben. Ursache dafür ist, dass 1609 und wurde, wollte kein Löschen helffen. Es ging mit verheerendem Ausmaß, mit denen die 1676 jedes Mal das Rathaus mit abbrannte immer ein Hauß, eine Scheune nach der an- kleine Stadt Römhild in ihrer Geschichte und dabei alle Urkunden und Akten vernich- deren an, daß die Bürgerschafft am Löschen zu kämpfen hatte. Die Jahreszahlen sind tet wurden. So sind uns nur noch Angaben verzagte, ein jeder zu dem Seinen auszuflöhen der Beweis dafür, dass die Bürger stets in über den Brand von 1539, als ein Großteil zulieffe... Wie die Lufft damals gienge, hätte verhältnismäßig kurzer Zeit ihre Häuser neu des Schlosses abbrannte, und von 1559 über das Feuer an keinem gefährlicheren Orte aufbauten. Immer wieder fragt man sich einen großen Brand in der Vorstadt überlie- auskommen können. Man stürmte zwar mit heute, warum sich in früheren Jahrhunderten fert. Außerdem ist uns noch ein Brand vom allen Glocken, das Land-Volck kam auch die ausgebrochenen Brände zu solch oftmals Jahr 1607 in einem Wohnhaus der Vorstadt von allen Seiten zugelaufen, war aber schon verheerenden Brandkatastrophen entwickeln bekannt. zu lange Beharret, das Feuer hatte allbreit konnten, und welche Möglichkeiten es über- Dann kam das Jahr 1609, das für die Brand- überhand genommen, die Scheunen voll haupt gab, dagegen anzukämpfen. geschichte Römhilds denkwürdigste Jahr. Be- dürres Getreides fingen wie Zunder. Darum Mit der Gründung von geschlossenen Sied- reits am 3. September 1609 brannten in der halff das Land-Volck zum theil nur zum lungen und später Städten, wuchs die Ge- Vorstadt drei Scheunen ab. Das war aber nur ausflöhen.“ (ausflöhen = ausräumen, retten; fahr der Vernichtung der Orte durch Brände. ein trauriges Vorspiel zu dem, was Römhild Stürmen = mit Glocken Alarm schlagen) Auf engstem Raum innerhalb der Mauern vier Tage später treffen sollte, was am 7. In wenigen Stunden verbrannte fast alles in- drängten sich die Wohnhäuser, aber auch September 1609 in den Abendstunden zwi- nerhalb der Stadtmauern. Insgesamt waren das gesamte Gewerbe war dort ansässig. Die schen 18.00 Uhr und 19.00 Uhr über Römhild es 138 Wohnhäuser, teils mit zwei oder drei Häuser, durchweg aus Holz gebaut, nur weni- hereinbrach. Wohnungen mit den dazugehörigen Stal- ge aus Stein, die Dächer mit Schindeln oder In einer Scheune unweit des Schlosses inner- lungen und Scheunen außerhalb der Mauern anderem brennbarem Material gedeckt, zur halb der Stadtmauern brach ein Brand aus, in der Cent. Ebenso das 1605 erbaute Rathaus Beleuchtung Lampen mit Kerzen oder Öl, der innerhalb einiger Stunden bis auf einige mit allen Urkunden und Akten, die Schulen, Heizung nur mit Holz oder Reisig, eine um- wenige Gebäude ganz Römhild in Schutt und die Türme auf der Mauer und vieles mehr. fangreiche Viehhaltung und damit Lagerung Asche legte. Der damals in Römhild wirkende Stehen blieben nur das Schloss, die Kirche, von Heu und Stroh in großen Mengen - das wa- Superintendent Noah Otto, als Augenzeuge bei der das Dach angegriffen war und die ren die äußeren Umstände. Die Löschgeräte dieser Tage schrieb hierüber einen genauen Turmspitze einschließlich der Glocken mit zu dieser Zeit waren verhältnismäßig wenig Bericht, der für uns heute die wesentlichste verbrannte, die Superintendur und drei klei- wirksam. Feuereimer, Haken zum Einreißen Quelle über dieses Brandunglück ist. In der nere Häuser hinter der Kirche. Die Not der und Leitern waren wohl das Einzige, was es „Kirchen-, Schul- und Brandhistorie der Bevölkerung war groß. Viele hatten kaum damals gab. Wasser gab es nur in den wenigen Stadt Römhild“ von Diakon Johann Caspar etwas gerettet. Schon einige Tage nach diesem Brunnen innerhalb der Stadtmauern oder aus Wetzel, gedruckt 1735 in Römhild, einem für Brandunglück setzte Hilfe aus dem ganzen durchlaufenden Gräben und Flüssen. Solche Römhild wichtigem Buch für die Geschichte Land ein. Geld, Bekleidung, Lebensmittel, Verhältnisse waren auch für Römhild zutref- der Stadt, ist dieser Bericht enthalten, der erst Futter fürs Vieh u.v.m. trafen in Römhild ein fend. Ein Brand, der nicht in der Entstehung 1716 bei einer Turmreparatur in der Turmku- und die Bürger kamen bei vom Feuer ver- erkannt wurde, musste sich so immer zu einer gel wieder aufgefunden worden war. schonten Mitbürgern oder in den Nachbaror- ten unter. Bald darauf setzte der Wiederaufbau ein, und bereits 1611 waren die ersten Häuser wieder fertig. Die Brandursache war nach der Überlieferung Brandstiftung. Der Brandstifter wurde in Co- burg durch den Strang gerichtet. Nachdem in den Folgejahren die Bürgerww ihre Heimatstadt wieder aufgebaut hatten, die Folgen aus Drangsal, Pest und Not des 30jährigen Krieges einigermaßen getilgt und überwunden waren, traf Römhild der näch- ste Schicksalsschlag. Am 1. Oktober 1676, nachts zwischen 3 und 4 Uhr, brach in einem Gebäude hinter dem Rathaus (heutiger Töp- fermarkt) wiederum ein Brand aus, bei dem elf Wohnhäuser, das Rathaus und die lateinische Schule abbrannten. Nun fielen wieder alle Ak- ten und Unterlagen den Flammen zum Opfer. Zum Rathaus berichten alte Unterlagen, dass es bereits 1679 einschließlich Turm wieder aufgerichtet war, aber noch in der Bauphase des Gebäudes am 20. Mai 1680 in sich zu- sammenstürzte. Bereits 48 Jahre später wurde Römhild wie- der von einem neuen Brandunglück heimge- sucht. In der Nacht zum 12. April 1714 brach in der heutigen Apothekergasse Feuer aus, welches zwischen der Apothekergasse und Brandkatastrophe in Römhild im April 1891. dem Schloss mehr als 50 Wohnhäuser, Stal- Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­17 lungen und Scheunen vernichtete. Das waren mehr als ein Viertel des gesamten Gebäudebe- standes innerhalb der Stadtmauer. In einem Brief des Bürgermeisters an andere Städte mit Bitte um Spenden heißt es u.a.: „Die Stadt Römhild durch göttliche Verhängnis kurtz verwichener Zeit eine solch verderbliche Feuersbrunst betroffen, das dadurch fast die halbe Stadt in Asche gelegt, bey 140 Familien in gäntzlichen Ruin gestürtzet worden.“ Aber der nächste Brand ließ nicht lange auf sich warten. Schon neun Jahre später traf Römhild das nächste Unglück. Am 15. Juli 1723, in der Nacht, fiel das bereits 1676 schon einmal abgebrannte Viertel zwischen Rathaus und Kirche wiederum dem Feuer zum Opfer. Diesmal konnte zwar das Rathaus gerettet werden, aber 15 Wohnhäuser, die Apotheke, die beiden Kaplanswohnungen und die deut- sche und lateinische Schule brannten nieder. Mit diesem Brand hatten nun erst einmal die schrecklichen Brandunglücke innerhalb der Wohnbereiche der Stadt Römhild ihr Ende. In nur 114 Jahren waren innerhalb der Stadt- mauer vier große Brände ausgebrochen und hatten verschiedene Gebäude bis zu dreimal vernichtet. In dieser Zeit hatte sich aber auch die Löschtechnik erheblich verbessert. Wäh- rend z.B. 1609 noch keinerlei Spritzen in Römhild vorhanden waren, so sind in einer Die beiden Fotos entstanden nach der Brandkatastrophe in Römhild im April 1891. Feuerordnung aus dem Jahr 1724 bereits vier Feuerspritzen nachgewiesen. überliefert. Dieser Bericht ist heute für uns in zum 18. April 1891. Am Abend zwischen Aus dem Jahr 1751 ist ein großer Scheunen- vielen Punkten äußerst interessant. So waren 9 und 10 Uhr brach in einer Scheune in brand überliefert, bei dem in der „Cent“ 18 Mannschaften und Geräte aus 35 Ortschaften der Unteren Marktstraße ein Feuer aus, das Scheunen abbrannten. Der Brand wurde von eingesetzt, dazu kam eine Abteilung Militär sich durch einen heftigen Aprilwind recht einer ledigen Bürgerin aus Römhild aus Rache aus , die am Abend hier eintraf. Für schnell zu einer Brandkatastrophe ausweitete. gegen einen Mitbürger gelegt. Die Brandstif- die 1855 gegründete Freiwillige Feuerwehr Innerhalb kurzer Zeit standen die Gebäude terin wurde zum Tode verurteilt und gehängt. Römhild war es der erste große Einsatz. Die rechts und links des Marktes in Flammen. Das Noch einmal kam es am 23. Juli 1857 mittags ebenfalls 1855 angeschaffte neue Feuersprit- Flammenmeer reichte vom Haus Schüler bis im gleichen Bereich zu einem Scheunen- ze der Stadt musste sich erstmalig bewähren. zum Haus Winkel auf der einen Seite, von der brand, bei dem 22 Scheunen abbrannten. Über In den Folgejahren gab es in Römhild eine Apothekergasse bis zum Haus Frauenberger diesen Brand ist uns ein umfangreicher Be- ganze Reihe von kleineren Bränden, die aber auf der anderen Seite. Dazu wurden noch richt des damaligen Bürgermeisters Kirchner immer wieder schnell gelöscht werden konn- Gebäude in der Webergasse betroffen. ten. Am 1. Dezember 1885 brannten in der Viel Hilfe beim Löschen kam von außerhalb. Vorstadt zwischen der herzoglichen Domäne 16 Feuerwehren aus dem Meininger Gebiet, und dem Haus Loos drei Wohnhäuser und 7 Feuerwehren aus bayrischen Gemeinden Otto Schulz einige Gutsgebäude ab, aber nur das Haus der und dazu Militär aus Hildburghausen ver- Fam. Zetzmann und die Stallgebäude des Guts suchten, der Flammen Herr zu werden. Ge- Neues Hoffen wurden wieder aufgebaut. gen diesen gewaltigen Feuersturm war man Bereits am 16. September 1886 brannten fünf aber machtlos und konnte nur ein weiteres In tiefen Wäldern liegt noch Schnee, Häuser in der Griebelstraße zwischen der Ausbreiten verhindern. 32 Wohnhäuser ver- Schmelzwasser rauschen durch die Auen. Schlossgasse und dem Haus Mundschenk brannten vollständig oder teilweise, dazu 63 Bald wird die harte Erde tauen völlig ab. Auch hier wurden nur vier Häuser Nebengebäude, eine Bürgerin kam dabei ums wieder aufgebaut. Dadurch war es möglich, Leben. Insgesamt verloren 70 Familien ihr und aufersteh’n aus Nacht und Weh. die recht enge Schlossgasse auf ihre heutige Hab und Gut. Nach Angaben des damaligen Wohl fließt bis dahin noch mancher Tag Breite zu bringen. Bürgermeisters Wehle betrug der Sachscha- ins große Meer der Ewigkeiten, Am 19. Februar 1889 brannten auf dem Töp- den mehr als 600.000 Mark. Eine für diese fermarkt zwei Wohnhäuser ab. Zu diesem Zeit gewaltige Summe. Davon waren 500.000 doch sieh, es knospen schon die Weiden, Brand ist noch bemerkenswert, dass der da- Mark durch Versicherungen gedeckt, aber und schüchtern klingt der Amsel Schlag. malige Bürgermeister Wehle in einem Bericht zehn Familien waren nicht versichert. Drum sei nicht bange, Menschenherz, schreibt: ,,...das es nur dem Vorhandensein Unmittelbar danach setzte aus dem ganzen Land eine umfangreiche und noch nie gekann- wenn auch die Winterstürme toben. der Hochdruckwasserleitung, welche sich bei dem Brande vorzüglich bewährte, zu danken, te Hilfsaktion ein; von staatlicher Seite, aber Trag‘ mutig nur dein Haupt erhoben. dass ein weiteres Umsichgreifen des Brandes auch durch private Spenden. Geld- und Sach- Was bangst du noch im herbem Schmerz? verhindert werden konnte.“ Die Hochdruck- spenden kamen in großem Menge, selbst aus Einmal ist alles Winterleid verronnen wasserleitung mit einem engmaschigen Hy- den USA schickte Christian Heurich 10.000 drantennetz mit dem Wasser aus dem Gleich- in dem Lenzeswehen, berggebiet wurde in Römhild 1888 erbaut. 1 Im Jahr 2000 erschien aus Anlass der Wiederkehr der Dann soll die Welt dich freudig sehen; Dadurch konnte man im Stadtgebiet bei Brän- ersten urkundlichen Erwähnung Römhilds im Jahre denn auch für dich ist Frühlingszeit! den über erheblich mehr Wasser und vor allem 800 ein von der Stadt herausgegebenes Heimatbuch, in kürzester Zeit verfügen. bei dem Kerstin Schneider die Redaktion inne hatte. In diesem Geschichtsbuch veröffentlichte Gerhard Winkel Eines der wohl schwersten Brandunglücke Beiträge zur Feuerwehrhistorik. Nachfolgende daraus traf die Stadt Römhild in der Nacht vom 17. ein gekürzter Beitrag über die Brandgeschichte. Seite ­­18 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

drei Wohnhäuser ein Opfer der Flammen, verursacht von einem Kind, das im Stall zün- delte. Auch hier wurde danach nur ein Haus wieder aufgebaut. Dadurch konnte die Straße am unteren Turm und an der Mauer verbreitert werden. Der letzte größere Brand im Wohnbereich Römhilds im 20. Jahrhundert ereignete sich am 4. November 1913, als nochmals vier Wohnhäuser, Ställe und Schuppen in der Schlundgasse abbrannten. Bemerkenswert ist noch der Brand im städ- tischen Basaltwerk am 3. März 1932, bei dem dieser für die Stadt bedeutungsvolle Betrieb vollständig vernichtet wurde. Natürlich gab es in diesem Jahrhundert bis zum heutigen Tage noch viele Brände, oft- mals kleineren Ausmaßes. Rückblickend auf rund vier Jahrhunderte Brandgeschichte der Stadt Römhild darf festgestellt werden: Die Bürger Römhilds haben nie verzagt und ihren Heimatort immer wieder nach solch schweren Prüfungen durch große Brandkatastrophen neu aufgebaut.

Mark. Beim Wiederaufbau der Wohnhäuser ein Stall im selben Bereich. Die Ursache war wurden auch hier einige Grundstücke zusam- beide Male vorsätzliche Brandstiftung. Der mengelegt und die Errichtung von Brand- Verursacher verstarb jedoch vor seiner Ver- Leni Scheider mauern gefordert. So sind heute in diesem urteilung in der Untersuchungshaft. Bereits Bereich Brandabschnitte von jeweils zwei am 3. Juli vernichtete das Feuer wiederum Wiedervereinigung Wohnhäusern eingerichtet worden. mehrere Wohnhäuser. In der Schlundgasse- Auch nach diesem Brand versuchten die Bür- Ecke an der Mauer fielen vier Wohnhäuser am 3.10.1990 ger, ihre Grundstücke so schnell wie möglich den Flammen zum Opfer. An dieser Stelle wieder aufzubauen, und das heutige Stadtbild wurden keine Wohnhäuser mehr errichtet. Wir stehen hier im deutschen Land, im Bereich des Marktes und der Dr.-Hönn- Danach kam es immer wieder zu Bränden an auf altem deutschen Boden Straße ist das Ergebnis davon. Scheunen und Wohnhäusern, ohne dass über- und geben uns‘re Freude kund Aber schon am 18. August 1893 brannten mäßig großer Schaden entstand. Doch schon mit Singen und mit Loben. am Milzer Weg sieben Scheunen vollständig am 8. Mai 1907 brannte es das nächste Mal ab und bereits am nächsten Tag noch einmal im Wohnbereich. Am Unteren Turm wurden Die Herzen sprühten der Sehnsucht voll, zu Freunden hingezogen, gern wären wir den Vögeln gleich übers Hindernis geflogen. Wir haben alle es gewünscht, doch keiner wagt’s zu glauben, dass je der Eiserne Vorhang fällt mit Toren und mit Schrauben. Am 9. November in der Nacht, zersprang das eiserne Band, die Ängste fall’n, die Freiheit siegt und Tränen rollen auf’s Land. Der Weg war für ein Deutschland frei, für eine heile Welt, ohne Krieg und ohne Streit, viel mehr als Gut und Geld. Der Glockenklang ermuntert uns, schallt über Lande weit: Friede, Freiheit, Einigkeit, zum Teilen seid bereit! Gott öffne uns Herzen, Seel und Ohr, Gerhard Winkel (81 Jahre), der Autor dieses Beitrags, war ab 1949 Leiter der Feuerwehr er lehr es uns versteh’n, Römhild und von 1956 – 1992 Wehrbereichsleiter im Bereich Römhild. Er hat mit Feuerwehr- dass wir den neuen, schweren Pfad kameraden in Römhild 1990 ein sehenswertes Feuerwehrmuseum aufgebaut, durch das er gerne gemeinsam wollen geh’n. führt (Voranmeldung unter 036948/20373 erwünscht). Zu sehen sind zahlreiche Fahrzeuge und Gerätschaften aus der Geschichte der Brandbekämpfung. Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­19

Gustav Tschochner Französische Kriegsgefangene in Königshofen (1794-1796) ie Ideen der Französischen Revolution Mainz, ja alles Land links des Rheins wieder (Grabfeld) gebracht. Ddrangen schon 1789 über die Grenzen unter französischer Herrschaft. Frankreichs vor, so auch in die österreichi- An diesem Jahresende 1794 kündigte die Re- schen Niederlande, das heutige Belgien. Als gierung in Würzburg in einem Schreiben vom 2. Wie viele Gefangene kamen dort Unruhen ausbrachen, bat Kaiser Leopold 24. Oktober an den Stadtpfarrer an, dass „eine nach Königshofen und wie II. 1790 den Würzburger Fürstbischof Franz Anzahl französischer Kriegs-Gefangenen in lange blieben sie? Ludwig von Erthal (1779-1795) um militä- die Festung Königshofen eingenommen wer- In einem Artikel in den „Blättern für Heimat- rischen Beistand. Einer vertraglichen Ver- den solle“. Von „Sr. Hochfürstlichen Gnaden kunde“ heißt es, ohne Nennung einer Quelle, einbarung gemäß, die 1793 verlängert wurde, [sei] entschieden worden“, dass die Schu- es seien „an die 490 Mann“3 gewesen. Jeden- stellte das Hochstift Würzburg dem Kaiser le und das Kirchnerhaus, also die Gebäude falls handelte es sich um eine erste Gruppe von etwa 2500 Soldaten und damit fast seine ge- zwischen Pfarrhaus und Juliusspital, für die Franzosen, die fast ein Jahr, von November samte „Armee“ zur Verfügung. Sie kam als Wachmannschaft zu räumen seien. Den Leh- 1794 bis zum 19. September 1795, in der Fe- Besatzung auf die Festung Luxembourg. Mit rern der Knaben wurde im „Wechterswinkler stungsstadt eingesperrt waren. Zwei Monate der Kriegserklärung Frankreichs an Österrei- Kastenhof“ [Schranne] Wohn- und Unter- später trafen am16. Dezember 1795„397 et 19 ch und Preußen, die erste Koalition, begann richtsraum zugewiesen, die Mädchen unter- Officiers“4 hier ein. Man führte sie schon am im April 1792 eine über 20 Jahre dauernde richtete man im Rathaus. Die Gefangenen 1. Februar 1796 von Königshofen weg, wo- Abfolge von Kriegen, die nur von wenigen selbst wurden in der Kaserne untergebracht, hin, ist uns genauso wenig bekannt wie bei der kurzen Friedenszeiten unterbrochen wurde. nachdem sie wohl während des Monats No- ersten Gruppe. Rätsel gibt in diesem Zusam- Der Versuch Franz Ludwigs, neutral zu blei- vember in der Festungsstadt eingetroffen wa- menhang eine Stelle aus dem Ratsprotokoll ben, misslang, und ab März 1793 war das ren, denn schon am 10. Dezember ging es in vom 9. April 1796 auf, wo der Stadtschreiber Hochstift als Teil des Deutschen Reiches und einem Schreiben der Regierung um die „da- die Warnung des Rates der Stadt an die Bürger des Reichskreises Franken am Krieg gegen selbst [= in Kön.] befindlichen französischen festhält, „daß sich niemand mit den[!] dahier Frankreich beteiligt.1 Die Verbündeten, zu Kriegsgefangenen.“2 befindlichen französischen kriegsgefangenen denen jetzt auch Großbritannien, Spanien, Offizier mit Borgung Geldes – oder anderes Holland, Portugal, Sardinien und Neapel ge- einlaßen möge [...] )5 Wir kennen den Grund hörten, konnten den Franzosen zunächst die 1. Wo und wann waren die Franzosen nicht, warum er, anscheinend als einziger meisten der von diesen 1792 besetzten Ge- in Gefangenschaft geraten? der Franzosen, in Königshofen hatte bleiben biete, darunter auch Mainz, abnehmen. Doch Darüber erfahren wir nichts, vielleicht waren müssen – oder dürfen. brachte das von L. Carnot aufgestellte und gut sie nicht erst 1794 gefangen genommen wor- Zur Zahl der Kriegsgefangenen stellt sich ausgebildete Massenheer eine neue Wende den, sondern schon früher und wurden jetzt die Frage, ob die Kaserne überhaupt so viele zugunsten der Revolution, und zum Jahres- aus der Nähe des Kriegsschauplatzes entfernt Menschen aufnehmen konnte. Angaben hier- ende 1794 standen die beiden Niederlande, und in das anscheinend sichere Hinterland zu enthalten die Pläne aus der Reaktivierung

Die französischen Gefangenen wurden 1794 in der Kaserne (im Bild) untergebracht, nachdem sie wohl während des Monats November in der Festungsstadt eingetroffen waren. Die Ansichtskarte aus der Sammlung von Elfriede Herda (Ostheim vor der Rhön) wurde um 1900 aufgelegt. Seite ­­20 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010 der Garnison im Jahr 1849, nach denen in beide im Februar 1795 starben, als eine Leben in der Sterbematrikel recht ausführ- dem Gebäude 269 „zweimännige Bettstäd- epidemische Krankheit nicht nur unter den lich geschildert, zum anderen war er, wie die ten“ untergebracht werden konnten, also 538 gefangenen Franzosen, sondern auch in der anderen französischen Geistlichen, Adressat Mann. Außerdem verfügte die Kaserne über Königshöfer Bevölkerung zahlreiche Todes- der „Instructio“, zum dritten sind sein Testa- einen Lazarettbau, den Nordflügel an der opfer forderte. „Bernardus Dupuis chirurgus ment und die Auflistung seiner Hinterlassen- heutigen Wallstraße, mit etwa 20 Kranken- [...] Mogontiacus” kam also aus Mainz, vom schaft erhalten. betten.6 Für die Franzosen bot die Kaserne Namen her ein Franzose, war aber „miles Es verwundert nur auf den ersten Blick, genügend Platz. Wo aber blieben die Solda- e praesidio“, Soldat der Wachmannschaft. dass man sich in der Würzburger Regierung ten der Garnison, normalerweise am Ende Nur acht Tage überlebte ihn sein Nachfolger, zunächst mit Vorschriften zu Beerdigungen des 18. Jahrhunderts um die 200 Mann? Sie „Michael Biro, Chirurgus, [...]“. Beide waren von Franzosen befasste. Doch schon in den hatten wohl mit den anderen militärischen vom Würzburger Kriegsrat zur Betreuung ersten zwei Monaten ihres Aufenthalts in Einheiten des Hochstifts in den Krieg ziehen der gefangenen Franzosen („circa curam Königshofen starben 13 Gefangene, und müssen, mit Ausnahme der Kranken und Gallorum captivorum“) nach Königshofen man vermutete gewiss unter den Franzosen Invaliden. Letztere reichten jedenfalls zur beordert worden. Ebenfalls im Februar starb einige, die sich nicht mehr als Katholiken Bewachung der Franzosen nicht aus, sonst ein Soldat, in der Kirchenrechnung des Jah- bzw. Christen betrachteten. Dem trug die hätte es ja nicht einer zusätzlichen Wach- res 1795 als „Krankenwärter“ angeführt: Anordnung vom Dezember 1794 Rechnung, mannschaft bedurft, und die bestand nicht „Michael Albert miles e praesidio [...] , qui in der den Geistlichen befohlen wurde, „daß aus Soldaten des Hochstifts, sondern aus aegrotis per longum tempus inserviebat” [ bey den christlich und nicht christlich Ster- „Kreistroupen“7, also Militär aus dem Frän- = Michael Albert, Soldat der Wachmann- benden ein Unterschied gemacht, somit jene kischen Reichskreis, das in der Schule und im schaft; der die Kranken lange Zeit betreute]. unter die anderen Gläubigen, diese aber an Kirchnerhaus einquartiert wurde. der Kirchhofmauer begraben werden sollen“ b. die geistliche Betreuung: - sicher außerhalb des Friedhofs, nicht in Für die Garnison war meist ein eigener Ka- geweihter Erde. 3. Wer betreute die Gefangenen plan zuständig, doch für die Franzosen in der Allerdings fällt auf, dass jeder der 13 Ge- in der Kaserne? Kaserne ließ die fürstbischöfliche Regierung fangenen, die Ende 1794 in Königshofen a. die medizinische Betreuung: französische Geistliche kommen, die vor gestorben waren, „Sacramentis rite muni- Zur Garnison gehörte immer ein Feldscher der Revolution geflüchtet waren und in ei- tus“, also ordnungsgemäß als katholischer oder Chirurgus, wohl ein Mann mit eini- nigen deutschen Reichsgebieten Aufnahme Christ mit den Sterbesakramenten versehen gen medizinischen Kenntnissen, aber kein gefunden hatten. Im Hochstift verbot Franz worden war und folglich im Friedhof bestat- ausgebildeter Arzt und schon gar nicht ein Ludwig von Erthal 1792 den Aufenthalt tet werden konnte, genauso wie die in der Chirurg im heutigen Sinne. Er wohnte in von Emigranten, auch von Priestern, und Liste der 1796 verstorbenen Franzosen ange- der Kaserne und erhielt 15 fl. [=Gulden] im dieses Verbot erneuerte er 1794, wobei er führten Männer, von denen nur ein einziger Monat (ein einfacher Soldat 2-4 fl., je nach anscheinend auf dessen strikter Befolgung als nicht gläubig bezeichnet wurde. Waren Waffengattung). Ferner kümmerte sich ein bestand. Als im November 1792 vier Fran- diese Soldaten also gar keine atheistischen Krankenwärter, ein Soldat aus der Garni- ziskaner aus Lothringen auf dem Kreuzberg Revoluzzer, wie es die geistliche Regierung sonstruppe, um die Kranken, dem dieser Zuflucht suchten, mussten drei von ihnen, in Würzburg anscheinend befürchtet hatte, Dienst 2 ½ fl. zusätzlich zu seinem Sold gegen den Willen des Guardians, nach der oder waren sie von den betreuenden Priestern eintrug. Die medizinische Aufsicht oblag Übernachtung sofort weiterziehen und das erfolgreich bekehrt worden? dem Physikus, einer Art Amtsarzt, der für bischöfliche Herrschaftsgebiet verlassen, ihr Ebenfalls im Dezember 1794 antwortete die die Stadt und das umliegende Land zuständig kranker Mitbruder hatte ihnen nach seiner Regierung auf eine Anfrage des Pfarrers war und für seine Besuche in der Kaserne 5 Genesung zu folgen.9 Wir können davon Dietmaier, dass die Teilnahme an Gottes- fl. im Monat bekam.8 ausgehen, dass französische Geistliche nur diensten in dem in der Kaserne „eigends Auch den Kriegsgefangenen wurde medizi- mit dem ausdrücklichen Wissen und Wollen zubereiteten oratorio“, d.h. in einem Ge- nische Versorgung zuteil. Die Sterbematrikel der Regierung in Würzburg für die Kriegsge- bets- und Andachtsraum für die Gefangenen, enthält die Namen zweier „Chirurgen“, die fangenen tätig werden konnten. aber auch für die Wachmannschaft und an- Der erste Gefangenengeistliche in der Fe- deres Personal, eine vollwertige Teilnahme stung Königshofen dürfte der „Lazaretspfar- an einer Messe bedeute, wodurch sie „dem rer Finet10 gewesen sein, der in Tournai, Kirchengebothe ein Genügen leisten“, sie Lotte Uhlein im französischsprachigen Teil des heutigen brauchten also nicht den Gottesdienst in der Belgiens, der damaligen österreichischen Stadtpfarrkirche zu besuchen. Heimat Niederlande, als „president“ ein „colleges“ Die dritte Anordnung, mit der wir uns befas- [ein Gymnasium?] geleitet hatte. Er war sen, die „Instructio“, gleichlautend der Finet Es ist das Land deiner Kinderzeit, dort, im Hennegau, geboren und somit kein und den anderen französischen Geistlichen da verbrachtest du deine Jugend französischer Staatsbürger. Wahrscheinlich zugesandten, erging im Dezember 1795 an traf er im November 1794 in Königshofen den Francois Aubry. Die „Instructio“ zeugt in innigster Geborgenheit. ein, denn die „Instructio“ für ihn, den „Pres- davon, dass man sich in der Regierung in Doch treibt das Heimweh bytero [...] Joanne Baptista Fine“11, wurde Würzburg nicht mit der Entsendung von dich öfters mal dahin, in Würzburg am 11. November erlassen. Geistlichen für die Gefangenen begnügte, Nachdem er erkrankt war, pflegten ihn die sondern dass man recht genaue Vorstel- kommen alte Weisen Kapuziner in ihrem hiesigen Kloster, bis er lungen von der richtigen Behandlung der Ge- dir wieder in den Sinn. am 11. Januar 1795, im Alter von 50 Jahren fangenen hatte und diese auch durchzusetzen All deine schönen Träume das Zeitliche segnete. Sein Testament lässt versuchte. Aubry war wohl Anfang Oktober Und deiner Jugend Glück, vermuten, dass er keine finanziellen Sorgen in Königshofen eingetroffen. Aus welchem hatte, denn es listet 6 Sorten von Münzen deutschen Gebiet er kam, wissen wir nicht, sie liegen im Land deiner Kindheit auf, deren Wert die zuständige Stelle der doch ist der letzte Teil seines Reiseweges kehren nimmer mehr zurück. bischöflichen Regierung auf 2345 Gulden bekannt, denn am 26. September wurde ihm Doch einmal ist die Heimat und 3 Kreuzer berechnete. - [Zum Vergleich: ein Pass in Aschaffenburg ausgestellt, am Häuser kosteten damals in Königshofen zwi- 30. September ein zweiter in Fuchsstadt (bei für dich so leer und stumm, schen 300 und 1500 Gulden; die gesamten Hammelburg), wo er also den Boden des dann ist das Land deiner Kind Ausgaben der Stadt beliefen sich 1794 auf Hochstifts Würzburg betrat. Die „Instruc- nur noch ERINNERUNG. 2590 Gulden.12] Von seinen Nachfolgern tritt tio“13 spricht ihn als „Seelsorger“ und „Mis- uns ein einziger deutlich fassbar entgegen, sionar“ an, was ihn sofort auf seine wichtige, nämlich Francois Aubry. Einmal wird sein aber nicht die einzige Aufgabe hinwies, näm- Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­21 lich die vom Glauben Abgefallenen wieder dem katholischen Bekenntnis zu gewinnen. Sie ist in Latein abgefasst und war von Aubry als „Liste seiner Pflichten und als moralische Richtschnur“ zu verstehen und in zehn Kapitel unterteilt - für die damalige Zeit ein bemerkenswertes Dokument, denn aus ihm sprechen viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für die misslichen Umstände einer Gefangenschaft. So verzichtete man auf den Zwang zum Besuch des Gottesdienstes, der Priester sollte jedoch „die Franzosen freundlich zur Teilnahme einladen“. „Er soll zu allen freundlich, aber niemandem gegen- über vertraulich sein, so dass er von allen geliebt und von niemandem verurteilt wird.“ Dazu forderte man ihn auf, „vor oder nach der Messe ein religiöses Gespräch mit ihnen [zu] führen, das auf ihre Gefangenschaft und ihre schwierige Lage abgestimmt ist.“ „[...] auch für private Unterweisungen und Ermunterungen solle er sich immer anbieten und bereit halten.“ Über allen Einzelanwei- sungen stand wohl das erste Kapitel, in wel- chem dem Priester auferlegt wird „als guter Hirt den seiner Obhut anvertrauten Schafen ein leuchtendes Beispiel [zu] sein“. In dem als letzten hier zu nennenden Punkt hatten die oder der Verfasser der „Instructio“ vermut- Mehrere hundert französische Kriegsgefangene waren Ende des 18. Jahrhunderts in der Ka- lich den französischen Priester vor Augen, serne in Königshofen untergebracht. Heute befinden sich in dem Gebäudekomplex Wohnungen. der Männern gegenüber christliche Näch- stenliebe üben sollte, die als Anhänger der 3 verwaschene Sacktücher, eine Peruque“. angibt, insgesamt 71 Namen. Revolution an den Maßnahmen gegen Kirche „Alles dieses erhielt dessen Wärter für seinen Die Differenz zu der in den Matrikeln stehen- und Klerus, an seiner Vertreibung, seinem wohlverdienten Lohn“15, was sicher ernst den Zahl von 82 Toten könnte, wenigstens ganzen Elend mit schuld waren: „Um ihr Ver- gemeint war, uns aber daran erinnert, wie zum Teil, daher kommen, dass dort nicht nur trauen und Wohlwollen zu gewinnen, soll er bescheiden damals viele Menschen, aus heu- die Gefangenen, sondern auch die franzö- vorsichtig und klug sich jeder Beschimpfung tiger Sicht, lebten, so dass sie selbst eine sischen Priester und anderes französisches der französischen Revolution enthalten und solche Erbschaft hoch schätzten. Personal erfasst wurden. Die hohe Zahl an auch von all dem absehen, was sie in ihrem Im Vergleich zu Finet war Aubry arm; es Todesopfern, deren Ursache wir in einer Innern verbittern und entfremden könnte.“ lässt sich auch nicht feststellen, ob er und epidemischen Krankheit vermuten müssen, Laut Matrikel14, deren Einträge über die ver- die anderen französischen Priester überhaupt die Königshofen in den ersten Monaten des storbenen Franzosen in einer Mischung aus für die Betreuung der Gefangenen bezahlt Jahres 1795 traf, könnte darauf schließen las- Latein und Französisch geschahen, starb Au- wurden, ob sie mit den Gefangenen in der sen, dass die Franzosen besonders schlecht bry am 13. Februar 1796. „[...] natus a Mar- Kaserne untergebracht waren und mit ihnen behandelt wurden. Aber auch andere blieben sal, petit Ville [...] de Lorreine“ war er also verpflegt wurden. nicht verschont. in der Kleinstadt Marsal in Lothringen (in Von der Wachmannschaft starben 18 Sol- der Nähe von Metz) geboren, und zwar 1739. daten, die einheimische Bevölkerung hatte Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1762 hatte 4. Was erfahren wir über den 61 Tote zu beklagen: 20 Männer, 21 Frauen, er die Pfarrei in Rettonfey im Bistum Metz einzelnen Gefangenen, seinen 20 Kinder - in „normalen“ Jahren gab es übernommen, war im Mai 1791 aufgrund Alltag in der Gefangenschaft? etwa 30 Todesfälle. Schauen wir uns die Gesetzes der Nationalversammlung („per la Ob die Franzosen ständig in der Kaserne ein- autorite de la assemblee nationale”) abge- gesperrt waren oder diese ab und zu setzt und im September 1792 aus Frankreich verlassen durften, vielleicht zu Arbeiten he- 1 Herbert Schott, Im Kräftespiel der Reichspolitik – Die vertrieben worden. In seinem Testament, rangezogen wurden wie viele Kriegsgefan- Außenpolitik des Hochstifts, in: Unterfränkische Ge- das nur aus einem Satz besteht und an seiner schichte, Band 4/1, S. 54 f. gene im 2. Weltkrieg, darüber schweigen 2 Pfarrarchiv Bad Königshofen, K 4/09, 11.102 Statt, weil er schon zu schwach war, von sich die schriftlichen Quellen aus. Arbeits- 3 Blätter für Heimatkunde, Jahrgang 1953, Nummer 2, dem Königshöfer Kaplan Vierneüssel und einsatz in größerem Umfang hätte sicher zu Autor. “v.H.“ 4 dem französischen Pfarrer F. Toussaint un- Begegnungen mit den Einheimischen geführt Sterbematrikel der Pfarrei Königshofen, Diözesanar- terzeichnet wurde, vermacht er seinen Be- chiv Würzburg und die eine oder andere Notiz, z.B. in den 5 Stadtarchiv I; Box I/07, Band 21; Ratsprotokolle 1796, sitz: eine silberne Taschenuhr, verschiedene Ratsprotokollen, hinterlassen. So blieben uns S. 80. Münzen und, immerhin, 108 Gulden, dem diese Menschen völlig unbekannt, verfügen 6 Wolfgang Bühling, Kaserne und Lazarett im Hochstift Kardinal „de Momorancy Lavalle“ [= de Würzburg 1636-1802, Würzburg 1999, S. 89-101 wir nicht über einige Anhaltspunkte, die uns 7 Montmerency-Laval], dem ehemaligen Bi- Stadtarchiv I; Box II/ 21; Bürgermeister-Amtsrechnung die Sterbematrikel liefert. Dort finden wir 1796, S. 158 schof von Metz, der 1791 über Trier nach Angaben zu den 1794, aber nicht zu den 1795 8 Wie Anm. 5) Paderborn geflüchtet war. Später, von 1796 verstorbenen Kriegsgefangenen. Letztere 9 Würzburger Diözesangeschichtsblätter, 1. Jahrgang bis zu seinem Tod 1808, amtierte er als Bi- 1933, S. 38ff und die Gesamtzahl der in beiden Jahren ein- 10 schof in Hamburg-Altona. Was Aubry sonst Pfarrarchiv Bad Königshofen, K 1a/06, Kirchenrech- getretenen Todesfälle unter den Gefangenen nung 1796 noch hinterließ, zählte anscheinend nicht zur enthält eine eigene, sehr ordentlich in Franzö- 11 Wie Anm. 2) (Die französischen Namen wurden sehr „Erbmasse“: ein langer schwarzer Rock, ein sisch geschriebene „Liste des francais morts unterschiedlich geschrieben) 12 kurzer brauner Rock, eine Weste, ein Paar a Königshofen[...]“, die dem Matrikelbuch Stadtarchiv I; I/17, Band 54 und II/21, Bürgermeister- Schuhe, eine Schlafhaube, ein Hut - allesamt rechnung 1794 beigelegt wurde und Namen, Dienstrang, 13 Wie Anm. 2) „alt“ bzw. „abgetragen“, dazu noch „3 alte Geburtsort, Heimat-Departement, Kompanie 14 Wie Anm. 4) Hemde[n], 2 Paar abgetragene Strümpfe, und Regiment, aber nicht das Alter der Toten 15 Wie Anm. 2) Seite ­­22 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Liste der toten Franzosen genauer an, dann in den Rechnungsbüchern der Stadt immer fällt auf, dass von den 71 Verstorbenen 58 wieder heißt, zusätzlich zum Türmer. Wegen Walter Häusler einfache Soldaten („Fusilier“, „Grenadier“) der Franzosen verstärkte man die Wache und 8 Unteroffiziere, die übrigen ebenfalls um zwei Mann auf neun, von denen je zwei Schod üm die Zeid nur unteren Diensträngen angehörten, aber 30 bis 45 Minuten durch „alle Gassen der auf jeden Fall keine Offiziere unter den Toten Stadt“ zu patrouillieren hatten, und das ab- Monch eener waren. Auch bei der Wachmannschaft lesen wechselnd die ganze Nacht, vom Erklingen gädd mid dr Zeit üm wir in der Sterbematrikel nur die Namen ein- der Torschlussglocke am Abend bis zum als ob er zu viel dvou hädd. facher Soldaten, wobei, aus heutiger Sicht, Tagesanbruch. das Alter einiger von ihnen erstaunlich ist: 5 Wer von den Königshöfern „nach 7 Uhr“ in Un die Löüd sochn: waren über 60 Jahre, davon zwei je 66, nur der Stadt unterwegs war, „[musste] mit einer Dar labd guad. 6 der 14 Wachsoldaten zählten noch keine Laterne versehen sein [...], und derjenige, 40 Jahre, die zwei jüngsten starben mit 17 welcher keine hat, [wird] zur Wachtstube A onnerer 16 Jahren, einer mit 18. Sie alle stammten aus gebracht [...].“ gädd mid dr Zeid üm Franken, z.B. aus Breitensee, Goßmanns- Außer dieser Wachvorschrift und der oben dorf, Reckendorf, Poppenlauer, Ebenhausen, angeführten Warnung vor dem französischen als ob er sa bröüch däd. Dettelbach, Thüngersheim. Offizier finden sich in den Ratsprotokollen Un i denk mehr: keine Hinweise auf die französischen Kriegs- Dar labd wörkli. gefangenen. Nur unwesentlich ergiebiger 5. Wie wirkte sich die Anwesenheit sind die Rechnungsbücher. Die Stadtverwal- der Gefangenen auf die Bürger der tung zahlte den Lehrern und dem Kirchner schon vor dem Eintreffen der Franzosen an: Stadt aus? Miete für die von den Kreistruppen besetzten kostete das Malter Roggen im Juli 1793 4 fl. Obwohl wir, wie oben festgestellt, keinen Wohnungen, und das Zweite sind Zahlungen und 6 Batzen [15 Batzen = 1fl.], musste man Nachweis für nähere Kontakte zwischen Ge- an Handwerker für die Beseitigung der Schä- im August schon 5fl. dafür bezahlen, im März fangenen und Einheimischen haben, können den an Wohnungen und Schulräumen, nach 1795 6fl., und im Oktober 1795 hatte sich wir uns vorstellen, dass manchem Königshö- dem Abzug der Wachmannschaft. der Preis mit 8fl. nahezu verdoppelt. Auch fer nicht wohl in seiner Haut war, als er die So erhielt ein Schreiner „Bänkbesserlohn“ das Brot, für die Masse der Bevölkerung nur über 400 Franzosen mit - sicher - mehreren für die Reparatur der Schulbänke und wurde aus Roggen hergestellt, verteuerte sich in Dutzend fremder Wachsoldaten in die Fe- auch dafür bezahlt „die Bänke aus der 14 gleicher Weise. stungsstadt einmarschieren sah. Schon das Heiligen Kapelle“ , wo sie seit der Räumung Nicht ganz so schlimm war der Preisanstieg Zahlenverhältnis von etwa 1:3 zwischen des Gebäudes aufbewahrt worden waren, „in beim Fleisch, das 1795 etwa 30% mehr ko- Gefangenen und Stadtbevölkerung konn- die Schule zu tragen“.17 stete als 1793. Die Preise selbst, für Brot te beunruhigend wirken. Der Rat der Stadt Die verschiedenen Nachrichtenquellen aus und Fleisch, legte zu dieser Zeit der Rat der reagierte auf die Einquartierung, indem er der behandelten Zeit lassen nicht auf eine Stadt fest, Bäcker und Metzger waren in festlegte, „Wie die Wachten bey Anwesenheit besonders schwerwiegende Belastung der den jeweiligen Sitzungen anwesend, um ihre der französischen Gefangenen zu bestellen Königshöfer Bevölkerung durch die franzö- Preisvorstellungen zu begründen. Bei einem sind“. Die „Wacht“, d.h. die Nachtwache, sischen Kriegsgefangenen schließen. Doch solchen Anlass, am 7. November 1794, fragte hielten damals, wie schon seit längerer Zeit gibt es eine Ausnahme, die nachdenklich der Rat der Stadt die drei Metzgermeister und auch noch im 19. Jahrhundert, die Bür- macht. Pfarrer Dietmaier bittet in seinem Kitzing, Schultheiß und Schirber, ob sie ger selbst, sie gehörte zu den bürgerlichen oben (unter 3.) angeführten Brief den Bi- genügend Fleisch liefern könnten. „Benann- Pflichten. schof, die Königshöfer vom Fastengebot zu te Metzgermeister haben sich sonach unter Es gab zwar auch einen Nachtwächter, aber dispensieren, mit der Begründung: „ Der Handgelöbnis an Eides Statt anheischig ge- der ging nicht in der Stadt herum, sondern hohe Preis aller Lebensmittel, [...], ist nach macht, gegen eine verhältnismäßig billige Tax alles nöthige Fleisch sowohl für die Stadt versah seinen Dienst als „Nachtwächter auf dem Abzuge der gefangenen Franzosen nicht 19 dem Thurm“, als „Thurmwächter“, wie es nur nicht gefallen, sondern zeither noch als Militair und Gefangene zu liefern.“ Ob das Angebot der Metzger angenommen viel mehr gestiegen.“ Diese etwas merkwürdig anmutende Begrün- wurde, erfahren wir nicht. Nur in diesem dung für eine Dispens braucht uns einen Ratsprotokoll lesen wir etwas über die Dr. Siegfried Wolf für unser Thema nicht zu interessie- Versorgung der Gefangenen, aber wer letzten ren, jedoch der zweite Aspekt, die Endes die Kosten für die Unterbringung der Heller November hohen Lebensmittelpreise. Wenn Gefangenen trug, wird uns nicht mitgeteilt, weder in den Ratsprotokollen noch in den Dann, wenn der November im Nebelschleier wir davon ausgehen, dass die mei- sten Lebensmittel für die Gefan- Rechnungsbüchern oder Akten. hält für die Natur noch die Trauerfeier, genen aus der näheren Umgebung Als die Kriegsgefangenen die Stadt verlie- kommt zu mir gar oft schon der Weihnachtsmann, Königshofens geliefert wurden, ßen, atmeten die Königshöfer sicher erleich- obwohl der doch erst in sechs Wochen dran! weil ein Transport über weitere tert auf, nicht ahnend, dass schon ein halbes Zwar bringt er für diesen Privatauftritt Entfernungen damals schwierig Jahr später wieder Franzosen in der Festung Quartier nehmen sollten, aber diesmal als statt Gaben den Sack nur voll Stimmung mit, war, ist es durchaus vorstellbar, dass die große Zahl von über 400 Sieger und Besatzer, die dem Rat der Stadt doch das ist genug schon, die Welt zu verändern, zusätzlichen Verbrauchern zu einer und den Bürgern ihre Wünsche diktierten. gewissermaßen sie golden zu rändern. Das Hochstift Würzburg und mit ihm das Verknappung und Verteuerung der 20 Da scheinen mir wirklich sonst ruchlose Bengel Nahrungsmittel führte. Grabfeld waren Kriegsgebiet geworden. anmutig wie liebliche Christusfestengel Andererseits waren damals, 1793- und Weidenbaumstümpfe, die plumpen und alten. 1795, viele Gebiete des Reiches von einer Hungerperiode betrof- 16 Stadtarchiv I; I/07, Band 21, undatierte Beilage zu den Die möcht ich tatsächlich fen18, vielleicht auch das Grabfeld. Ratsprotokollen 1794 17 für Lichtbäumchen halten! Jedenfalls stiegen die Preise für Stadtarchiv I, Box II/21, Bürgermeister-Amtsrechnung 1796, S. 134 Kaum glaublich, wie denn so ein Weihnachtsmann Roggen, der immer noch das wich- 18 Jürgen Kuczynski, Geschichte des Alltags des deut- noch immer persönlich uns ansprechen kann, tigste Nahrungsmittel war, nicht schen Volkes, Band 2, S. 271 nur, weil er zu Brot verbacken, 19 Stadtarchiv I, Box I/07, Band 21, Ratsprotokolle 1795 wo er ja des heutigen Tages fast nur, 20 sondern auch als Mus oder Brei zu- Für die Übersetzungen aus dem Französischen danke ich den Kindern selbst, gilt als Reklamefigur. Frau Gertrud Braun und Frau Angelika Willimsky, für bereitet in den meisten Familien die die Übersetzungen aus dem Lateinischen Herrn Klaus Grundlage der Ernährung bildete, Herta und Herrn Bernd Stein. Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­23

Helmut Appel Febronia Jäger war 1920 die erste Abiturientin am Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt as erste Mädchen, das in der bis dahin Mit einer Mitstudentin schloss sie sich einer D260-jährigen Geschichte am heutigen katholischen Studentinnenverbindung, der Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasi- „Hadeloga“, an und wurde im Jahr darauf um Münnerstadt das Abitur ablegte, war zur Vorsitzenden gewählt. Onkel Ämilian im Jahre 1920 Febronia Jäger, verh. Werth- war als „alter Herr“ der „Normannia“ gerne mann. Ihr Vater Rudolph Jäger wurde am bereit, zum Stiftungsfest zu kommen und den 23. April 1872 in Seubrigshausen, Nr. 29 Festgottesdienst mit Predigt zu halten. („Jägershäusle“), als Sohn eines Kleinbauern Nach dem 6. Semester wechselte sie im geboren. Von den 12 Geschwistern über- Herbst 1923 nach München, wo ihr Ämilian lebten nur fünf die Kleinkinderjahre, darun- ein Zimmer besorgt hatte. Dort lernte sie auch ter Febronia, Ämilian und Rudolph. Dieser Kardinal Faulhaber kennen und war erstaunt, erlernte den Schreinerberuf, wurde 1889 als dass sich der Kardinal und ihr Onkel aus Spritzenmann in die Freiwillige Feuerwehr der gemeinsamen „Kaplanzeit“ gut kannten, Seubrigshausen aufgenommen, leistete 1892 ja sogar einmal gemeinsam einen Reitkurs seinen Militärdienst ab und meldete sich am absolviert hatten. 1. Mai 1897 nach Würzburg ab. Dort begann „Kenntnisse über chirurgische Erkran- er eine Ausbildung bei der Bahn, die ihn an kungen und ihrer operativen Behandlung viele Orte Bayerns, vor allem nach Schwaben erlernte ich bei meinem berühmtesten Leh- und ins Allgäu führte. rer, dem großen Sauerbruch. Er war damals 1899 heiratete er die Bauerntochter Theresia (1923-1925) der Stern am Professorenhim- Eubel aus Sinning bei Neuburg/Donau. Am mel in München“ notierte sie. Frauenheilkun- 8. Mai 1901 kam in Würzburg Febronia de belegte sie beim nicht weniger berühmten zur Welt. Mina und Marie vergrößerten bis Professor Döderlein. Nach 10 Semestern 1908 die Familie, die fast im Jahresrhyth- endete im Spätherbst 1925 ihre Studienzeit. mus umziehen musste. In Harbatshofen im Das Examen umfasste 10 Fächer und zog sich Allgäu wurde Febronia in die Volksschule von Mitte Oktober bis Weihnachten hin. Von aufgenommen. Schon bald stand für den Professor Sauerbruch erhielt sie am letzten Vater (gestorben 1911) und Onkel Ämilian Tag die Note 1. Auch die Gesamtnote ihres fest, dass das Mädchen einmal studieren und Staatsexamens war „sehr gut“. Dr. Febronia Werthmann, aufgenommen im Ärztin werden solle. Ihren Ehemann, Dr. Franz Josef Werthmann Jahre 1937. Und so nahm Ämilian Jäger, Pfarrer in Wül- aus Würzburg, hatte sie über dessen Schwe- fershausen an der Saale, als Vormund regen stern kennen gelernt. Er hatte 1924 eine ihren Erinnerungen. Kurz darauf erfolgte der Anteil an der Entwicklung seiner Nichte und Praxis als Gemeindearzt in Österreich über- Umzug nach dem kleinen Königswiesen im ermöglichte ihr durch andauernde und groß- nommen. Die kirchliche Trauung fand am Waldviertel/Österreich und dann Mitte der zügige Zuwendungen das Studium. Das be- 14. Mai 1927 in Wülfershausen statt. „Onkel 30er Jahre nach Wels/Oberösterreich, wo gann im September 1913 am humanistischen Ämilian weinte eine Träne ins Messbuch und ihre sechs Kinder aufwuchsen. Gymnasium mit Internat bei den Dominika- Tante Rosa hatte zugestimmt, bei Febronia In den letzten Kriegsjahren, als Bombar- nerinnen in Wettenhausen bei Günzburg/Do- den Haushalt zu führen“, schreibt sie in dierungen einen regelmäßigen Bahnverkehr nau. Als 1919 auch Mädchen die öffentlichen Gymnasien besuchen durften, meldete sie ihr Onkel, den sie in den Schul- und Semesterfe- rien regelmäßig in Wülfershausen besuchte, zur neunten Klasse am Münnerstädter Gym- nasium an, wo er selbst 1889 das Abitur abgelegt hatte. Nachdem sie eine einwöchige Aufnahmeprü- fung absolviert hatte, konnte sie nun den On- kel auch am Wochenende besuchen. Aufent- halte in Seubrigshausen, wo der Großvater schon 1897 gestorben war, erwähnt sie nicht ausdrücklich. Die Großmutter zog später zu ihrem Pfarrersohn und die Tanten hatten nach auswärts geheiratet. Das Schuljahr 1919/20 ging schnell zu Ende und sie bestand, wie ih- re ganze Klasse, die Abiturprüfungen. „Mir wurden die mündlichen Prüfungen aufgrund der guten schriftlichen Arbeiten erlassen“ schreibt sie. Das Abschlussfest selbst dauerte drei Tage. Erst 30 Jahre später traf sie wieder ihre Schulkameraden beim Studiengenos- senfest. Für das Studium war Würzburg vorgesehen; wegen ihres sehr guten Abschlusses wurden ihr die Studiengebühren für die ersten beiden Semester erlassen. Lediglich fünf Mädchen, darunter drei Jüdinnen, hatten sich für das Pfarrer Ämilian Jäger vor der Pfarrkirche in Wülfershausen/Saale. Er war der Vormund von medizinische Erstsemester eingeschrieben. Febronia Jäger. Seite ­­24 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010 nicht mehr zuließen, kam sie noch zwei- rungen in Mitleidenschaft gezogen. Auf der in einem Lager verbringen musste. mal nach Deutschland: 1943 zur Beerdigung Flucht vor den Bomben und den heranrü- Bis 1980 kam sie zu verschiedenen Anlässen ihres Onkels Ämilian nach Wülfershausen ckenden Russen erlebte sie das Kriegsende mehrmals nach Münnerstadt und zu ihrer und ein Jahr später an Weihnachten, um von mit ihren jüngsten Kindern in Südbayern. Verwandtschaft. Ihr letzter Besuch in Seu- der Mutter in Alitzheim für immer Abschied Erst nach Monaten war eine Rückkehr mög- brigshausen war wohl 1989, als ihre Schwe- zu nehmen. Im Krieg wurde auch ihr eigenes lich. Der Wiederaufbau von Haus und Praxis stern in Alitzheim gestorben waren. Lungen- Haus durch Bombardierungen und Plünde- verzögerte sich, da ihr Mann mehr als ein Jahr schäden und schwere Knochenbrüche, die sie im Jahr 1954 bei einem Autounfall erlitten hatte - ein Lkw raste in ihr BMW-Cabrio - fes- selten sie für Wochen ans Krankenbett. Weil sich ein Jahr später herausstellte, dass sie wegen der Gefühlsschwäche in den Fingern nie mehr einen Patienten genau untersuchen könnte, gab sie den Arztberuf auf. 1962 starb ihr Mann Franz Josef während eines Italien-Urlaubs. Sie wohnte nun mit ihrer Tante im großen Haus. Gegen den Willen ihrer Kinder löste sie um 1970 den Haushalt auf und zog ins Altersheim. Noch sehr rüstig, unternahm sie ausgedehnte Rei- sen nach Griechenland, Spanien und in den hohen Norden. Sechs Kinder und 13 Enkel gratulierten ihr zum 80. Geburtstag. Tief getroffen vom Tod ihrer jüngsten Toch- ter zog sie sich dann mehr und mehr zurück und starb am 13. Dezember 1994 in Wels, wo sie, die erste Abiturientin der „Rhön- Universität“, auch begraben liegt.

Literatur: Helmut Appel/Konrad Steinert: Ein Das Elternhaus von Dr. Febronia Werthmann, geb. Jäger, in Seubrigshausen – der ersten Dorf und seine Bewohner – Seubrigshausen, Abiturientin am Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt. Band 2, Mellrichstadt 2009.

Reinhold Albert Was bedeutet eigentlich der Name Lederhecke?

Die Lederhecke ist ein bewaldeter Höhen­ strich, der ohngefähr zwey Stunden lang, Rieth, Schweickershausen, Ermershausen zug, der etwa zwischen der thüringischen und eine Stunde breit ist. In demselben lie- und Birkenfeld sowie Schweinshaupten, Gemeinde Schweickershausen­ und der un- gen etliche Orte, und zwar Schwanhausen, Neuses, Serrfeld, Sulz­dorf. Die Lederhecke terfränkischen Gemeinde Sulzdorf liegt. Die Zimmerau, St. Ursula, Dippach, Sternberg, führt schon etliche hundert Jahre diese Be- Grabfeldgemeinde trägt deshalb als Beina- Alsleben, Gompertshausen,­ Albingshausen, nennung.“ men zur Unterscheidung­ zu zahlreichen Or- ten gleichen Namens die Bezeichnung „an der Lederhecke“. Der Name Lederhecke war ursprünglich nicht auf die heutige Flurgemarkung beschränkt, sondern reichte viel weiter. Noch 1789 wird z.B. Poppenhausen in Thüringen, etwa 15 km weiter östlich, als in der Lederhecke liegend bezeichnet. Aus dem Jahre 1799 ist überlie- fert: „Ein schmaler, größtenteils zum Kanton Baunach gehöriger Distrikt, wird nicht nur in der Volkssprache, sondern selbst auf Briefen die Lederhecke genennt.­ Ihr liegt gegen Mit- ternacht das Sachsen - Hildburghausische­ Amt Heldburg, gegen Abend das Würzbur- gische Amt Königshofen,­ und in Ansehung der zwei übrigen Weltgegenden wird sie von Baunachischen Ortschaften eingeschlossen. Die Bewohner der Lederhecke sind, einzelne Köpfe ausgenommen, durchgehend Prote­ stanten. Der Boden, der sie nährt, bestehet meistens aus Sand, und steht daher dem fetten Boden des Grabfeldes an Fruchtbar­keit weit nach.“ In einem weiteren Bericht aus dem Jahre 1799 wird berichtet: „Die Lederhecke ist ein Bei Sulzdorf liegt links der B 279 in Richtung Ermershausen die Lederhecke, ein bewaldeter meistens mit Laubholz bewachsener Wald­ Höhenzug. Die Herkunft dieses Namens gibt manches Rätsel auf.

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Das in dem Beinamen enthaltene „Leder“ be- genannt, der beim Gerben des Leders Ver- verordnet ihnen aus der Gemeind soviel zieht sich keineswegs auf das gebräuchliche wendung fand. Personen, als sie haben wollen.“ Wort, sondern leitet sich von Lehmwasser, Behauptet wurde ebenfalls, „Laterhecke“ Es muss auffallen, dass nicht Sulzdorf als Lehmschlamm oder Sumpf ab. „Heeke“ oder solle so viel wie „Grenzlandwehr“, Grenz- das der Lederhecke unmittelbar­ vorgelagerte „Heek“ für Hecke sind alte Bachnamen. grabenwehr oder Landwehr bedeuten, somit Dorf erscheint. Der Grund ist, dass der Ort Lederhecke dürfte sich also von Schlamm- „Sulzdorf an der Landwehr“. nicht würzburgisch war und der Landesfürst gewässer ableiten. Schwer erklärliche Flur- Eine weitere vermutlich nicht zutreffende deshalb über die dortigen Bewohner nicht namen sind übrigens verdächtig,­ recht alt Erklärung ist die Abstammung­ des Wortes verfügen konnte. zu sein. von Latenhecke oder eigentlich Galatenhege, 1586 wird über Raubgesellen berichtet, die Der bekannte Heimatforscher Pfarrer Erwin d.h. Hege (= Grenze) der Galaten (= Kelten), „auff der Lederheckenn­ bei Sternberg“ ei- Sturm aus Fulda vertritt in einem­ Schreiben also etwa Grenzland­ der Kelten. nen Fußgänger erschlugen und bei ihm 25 an den Verfasser vom 20.7.1995 die Auf- königliche Taler erbeuteten. Später raubte fassung, dass man den Namen „Lederhe- die Bande, deren Anführer­ Hans Pfeuffen- cke“ durch Epenthese (Lauterweiterung) aus Geleit in der Lederhecke jecklein war, abermals im Gebiet der Wal­ Laerhecke, Larhecke ableiten könne. Das In alter Zeit ereigneten sich in der Lederhecke dungen an der Lederhecke einem Fußgän- Bestimmungswort komme dann entweder zahlreiche Überfälle. Räuber oder Wegela- ger 22 Gulden. Kurz darauf erschlugen sie vom althochdeutschen Lari = leer, unbebaut, gerer heißt auf lateinisch latro. Lederhecke bei Königshofen einen weiteren Wanders- unfruchtbar, Ödland, Weideland. Oder durch könne als „Latro-Hecke“, also Räuberhecke mann. Synkope (Silben- oder Lautschrumpfung) gedeutet werden. Um die Mitte des vorigen Auch im darauffolgenden Jahr 1587 kreuzten aus dem ahd. Legar = Lager, Viehsammel­ Jahrhunderts soll im Volk noch die Erinne- sie im Gebiet der Lederhecke­ auf und raubten platz, Geheege, Weideplatz. Lederhecke/ rung an eine Räuberbande lebendig gewesen bei Ermershausen einer Person 15 Gulden. Laerhecke wäre dann ein „Weidewald“ (alle sein, wie überliefert ist. 1799 wurde nieder- Die Bande verübte noch viele andere Gräu- Wälder dienten früher als Weideallmende). geschrieben: „...was die Sicherheit­ betrifft eltaten, tauchte bald da, bald dort auf. Das Kaum zutreffen dürften folgende Namens- hatte die Lederhecke nicht wie jetzo einen Gebiet der Lederhecke, das damals ein recht deutungen: Das Bestimmungswort­ Leder sei guten Ruf.“ So musste z.B. 1513 Bäckern unsicheres Gelände für Reisende gewesen verderbt aus Lehde, für wüst liegendes Land. „uff der Lederheckenn“ Schutzgeleit gege- sein muss, scheint sie besonders angezogen Das Grundwort Hecke könne man als Grenz- ben werden. zu haben. hecke deuten, da hinter dem Waldstück die Über diesen Geleitschutz berichtet das um Der Pfeuffenjecklein übrigens wurde am thüringisch/fränkische Landesgrenze ver- 1600 angelegte Würzburger­ Salbuch: „... daß 17.7.1588 zum Tode durch Rädern verurteilt. läuft. Lederhecke heiße somit „Grenzhecke Kärrner (Fuhrleute) oder andere Personen­ Bei lebendigem Leib brach man in einem bei dem wüst liegenden Land“. über die Lederhecken ziehen und Geleits hal- sol­chen Fall dem Todeskandidaten mehrmals Auf dem Hügel bei der Lederhecke sollen ben jemand bei sich haben wollten. Alsdann Arme und Beine durch Überfahren, band den früher zahlreiche Eichen­ gestanden haben, begehren sie an dem Schultheiß zu Alsleben, schwer verstümmelten Körper auf ein Rad deren Rinde bis nachweislich 1920 in eine welches unseres gnädigen Herren nächstes und steckte diesen auf der Richtstätte zur nahegelegene Lohmühle gefahren wurde. Dorf vor der Lederhecken an der Straß ist, Abschreckung auf einen Pfahl. So fand ein Damit wurde ein Stoff ge­wonnen, die Lohe er soll ihnen Leut zugeben. Das tut er und Räuberleben ein qualvolles Ende.

Sulzdorf trägt zur Unterscheidung weiterer Orte gleichen Namen den Beinamen Lederhecke. Ein Wort, über dessen Herkunft zu allen Zeiten gerätselt wurde. Das Foto der Ortsmitte entstand bei der Feldgeschworenentagung des Altlandkreises Königshofen 2009. Seite ­­26 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Wolfram Weigand Die Spuren des fränkischen Malers Georg Anton Urlaub und sein Deckenfresko in der Wallfahrtskirche Ipthausen Georg Anton wurde 1713 als zweites von Südtirol, von dem er auch ein warmherziges mit bruchstückhaften Texten, die auf Maria neun Kindern des Kirchenmalers Georg Se- Porträt malte, einigen Trost fand, flüchtete hinweisen. bastian Urlaub und dessen Ehefrau Anna er im Sommer 1744 vor seinem strengen Die Neue Welt mit dem mittigen zentralen Maria, geb. Feser in Thüngersheim geboren. fürstbischöflichen Dienstherren und seinem Christenhimmel ist in ein leicht geschwun- In dem damaligen Dorf Thüngersheim sind Arbeitsdiktat über wahrscheinliche Stati- genes Oval gemalt, an den Rändern plastisch amtlich nur wenige Berufe nachzuweisen, onen in Süddeutschland, (z.B. Ingolstadt, und malerisch nach unten und seitlich noch da in den Pfarrmatrikeln nur Berufe mit Gebrüder Asam, neues Weltbild) nach Bo- über das schon plastische Stuckrandorna- Ausbildung zum Meister aufgeführt wurden. logna an die Akademie, später auch Treviso, ment überquellend und harmonisiert mit Tätigkeiten wie als Häcker, Winzer, Bauer, Mantua, Venedig …. wo er sich vielleicht mit dem Rahmen , indem das allegorische Leben Maurer, Schreiner, Zimmermann, Dachde- Kontakten zu Tiepolo, wahrscheinlich ohne am höchsten in die Mitte des Bildhimmels cker, Metzger, Wirt, Hirte, Büttner, Brauer, Unterstützung (abgewiesener Hilferuf an den strebt, wo die Wellenbewegung des Ovals Bäcker, Weber, Koch, Fischer, Schneider, Fürstbischof), aber mit schönstem Erfolg und am weitesten in die vier Himmelsrichtungen Schmied, Schiffer…wurden meist in der Fa- glänzenden Abschlüssen weiterbildete. nach außen weicht. Die bunte üppige Fröh- milie erlernt. Viele Familien waren wohlha- Gestärkt trat er 1750/51 im ähnlichen Zeit- lichkeit und die federleichte, lichtgoldene bend und vor allem durch die Mainschifffahrt raum wie Tiepolo die Heimreise nach Würz- Transzendenz im Zusammenspiel mit dem weltoffen, was bei wachsender Bevölkerung burg an, fand zwar Kontakte zu den Künstlern ovalen Rahmen, der die günstigste Form und Enge auch dazu führte, dass junge Men- und seine vertraute Freundschaft zu Johann ist zur Auflösung der rechteckigen, flachen schen ihr Glück in der Ferne suchten… Georg Oegg wieder, aber keine feste An- Deckenstrenge erfüllt den barocken Rokoko- Georg Anton lernte das Malen handwerklich stellung. Stilsinn der Ergänzung, Erweiterung oder allerhöchstwahrscheinlich durch den Vater, Er malte unter anderem ein Christusbild und gar Auflösung architektonischen Raumes. dann auf intensiver Wanderschaft, nachweis- zwei gruselige, schaurig-schöne alttestamen- Wäre das Fresko Georg Antons in Aussage lich in Würzburg, Nürnberg, Augsburg…, tarische Bilder (davon das Bild von Judith und Ausführung wuchtiger, derber, tiepo- wo man mögliche Kunstmalerlehrmeister und dem im Rausch getöteten Holofernes lopolemisch imponierender, würde sie den nennen könnte. Seine Lebensspuren bleiben höchstwahrscheinlich (architektonisch) über sakralen Quaderraum des Kirchleins nicht aber undeutlich, bruchstückhaft unleserlich Eck gestellt für das Haus der Regina Ösner in erweitern oder auflösen, sondern erschlagen. bis zum Jahre 1737, als er ein vierjähriges Thüngersheim, dann führte er einen Auftrag Vorstellen könnte man sich aber eine gün- Stipendium des Würzburger Fürstbischofs in der Kirche in Merkershausen aus, bevor er stige Steigerung der barocken Wirkung bei (F.K. von Schönborn) für die Akademie in von der „Marienbruderschaft“ den Auftrag einer geschickten Vergrößerung und Erwei- Wien erhielt, doch die tiefe Leidenschaft- für ein Fresko an der flachen Hallendecke terung des Ovals über die Deckenränder nach lichkeit und Sensibilität und seine Themen- der Marien-Wallfahrtskirche in Ipthausen unten hinaus (ähnlich der Über-Eck-Malerei wahl wie Selbstportraits und sein heiliger erhielt. im Haus der Regina Öser). Nepomuk aus dieser frühen Wanderzeit zei- An der östlichen und der westlichen Decken- Das Fresko drückt auch die Versöhnung gen, dass die Malerei für Georg Anton zum schmalseite befinden sich jeweils drei Kartu- der katholischen Amtskirche mit dem im- Schlüssel für seine Persönlichkeitsentfaltung schen, die Georg Anton angenehm sinnvoll mer neu sich wandelnden profanen Weltbild und Welterfahrung geworden war. räumlich und farblich in dunkler, grüner aus. Zum Zeichen dafür hat Georg Anton Grisaille-Technik von der lichten, farben- die päpstlichen Insignien plastisch unter der „Zumahlen aber ich nach nichts frohen Neuen Welt mit dem Christenhimmel Europa über den Bildrand hinaus deutlich mehrers trachte, als mich in abgesetzt hat. Es sind sechs alttestamen- angebracht. tarische Gestalten, nämlich östlich David, Die vier bekannten Kontinente sind ge- dieser Mahlerey Kunst völlig zu Moses und Salomon, und westlich Daniel, schickt und innerhalb des Gesamtbildes völ- perfectioniren…“ (1739) ein Hoherpriester und Jesaia, alle Figuren lig gleichberechtigt an den Rand in den vier Ein Stipendium nach Wien war nur möglich, Himmelsrichtungen wenn man sich für sein weiteres Arbeitsleben in Allegorien von un- fest an den Fürstbischof band, der in schar- terschiedlicher Stärke fer Konkurrenz mit allen anderen (europä- und Reichhaltigkeit ischen) Höfen stand, denen er mit weltlichen gemalt: und religiösen Themen in pracht-, prunk- und Europa ist östlich als kunstvoller Ausführung imponieren wollte stattliche, milde, kul- oder musste; dazu suchte er ausgebildete, tivierte Frau darge- äußerst eifrige, fähige Künstler, Baumeister, stellt. Sie blickt schräg Handwerker, die sich im barocken Stil, der nach oben und greift Thematik seinen Zielen unterordneten, wie er mit der geöffneten in dem gelernten Kanonier und autodidakten linken Hand nach Baumeister Balthasar Neumann einen gefun- Rosen, die Engelchen den hatte, der ihm in seiner schöpferischen aus der Wolke über Bauwut aufs Haar glich. ihr herunter schütteln. Obwohl er nach weiterer tiefer Authenti- Ihre schwere Schlep- zität und Ausbildung (z.B. Fresko) strebte, pe wird von zwei Pa- wurde Georg Anton gegen seinen Willen gen getragen. Rechts nach Würzburg beordert und musste Arbei- neben ihr schüttet ten an der Residenz nach fremden Entwürfen eine weibliche Ab- ausführen, was ihm widerstrebte, wie zum untantia als Darstel- Beispiel Hinterglasmalereien im Spiegel- lung des Überflusses kabinett, was allerdings gut bezahlt wurde. plastische Früchte Obwohl er in der Freundschaft mit dem in den Kirchenraum tüchtigen, erfolgreichen und beliebten Würz- unter ihr. Dahinter burger Hofschlosser Johann Georg Oegg aus erhaben abgesetzt die Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­27

drei geistlichen Tugenden Glaube (als ver- schleierte Frau mit Kreuz), Hoffnung und Liebe. Daneben drei weltliche Tugenden: Die Klugheit mit Schlange, Spiegel (Selbst- reflexion) und Januskopf, nämlich ein junges Gesicht vorwärts in die Zukunft und ein altes Gesicht rückwärts in die Vergangenheit ge- richtet, blickend. Die Wissenschaft schaut noch ganz versunken von gründlicher Lek- türe vom Buche auf. Ein Ingegno-Geist zielt als Armbrustschütze gleichzeitig immer auf alles und jeden überall unter ihm. Er ist immer (gesichtslos) jung mit den Flügeln der Phan- tasie und durch den goldenen Helm geschützt und geschmückt. Links neben der Europa als Blick in die Geschichte ein berittener Soldat als Vertreter der europäischen Antike, sein wallender Mantel könnte auf den hl. Martin hindeuten. Neben ihm ein Mann in Klei- dung des 16. Jahrhunderts oder Mittelalters. Ein gezüchteter Windhund mit derbem Hin- terteil zeigt die unbekümmerte Nacktheit der Natur. Zwei Wassermänner trennen Europa von den anderen Erdteilen: Die südliche Asia ist eine ähnlich milde kultivierte Frau mit Selbstbildnis von wallenden Gewändern mit ihrem bärtigen Georg Anton individualisierten, aber nicht konkret dif- Urlaub aus dem ferenziert allegorisierten Gefolge mit we- Jahre 1735. henden Fahnen und auf den Stangenspitzen Bestand: Main- blitzende Halbmonde. Die Asia schwenkt ein fränkisches Mu- Weihrauchfass in der Hand und allein durch seum Würzburg, die Kraft des Weihrauches stürzt ein „Götze“ entnommen dem vom Sockel, während sein Priester entweicht. Ausstellungska- Gegenüber der asiatischen Gruppe eine Schar talog des Muse- einfacher, bronzebrauner Indianer mit Jagd- ums von 1996. waffen und einfachem Gerät, als Ganzes eine

„Das Grabfeld“ erscheint einmal jährlich mit finanzieller Unterstützung folgender Institutionen Firmen und Verbände:

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Herausgeber: Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Museumspädago- gisches Zentrum Bad Königshofen

Redaktion: Reinhold Albert (Sternberg); Leo W. Hamm (Merkershausen)

Fotos: Reinhold Albert und Privat

Satz und Gestaltung: dta-fotosatz (Alsleben)

Druck: Druckerei Seifert (Untereßfeld)

Sparkasse Auflage: Bad Neustadt a. d. Saale 7.700 Exemplare Seite ­­28 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010

Allegorie verschlüsselter Naivität. Einige blicken über den Bildrand gebückt fragend in den Kirchenraum unter ihm. Die Amerika führt ein wildes Krokodil mit sich. Auch Schwarzafrika erscheint als Gruppe in dunklen, erdhaften Farben mit naiver Natür- lichkeit; exotische Tiere wie Äffchen, Pfau, riesiger Elefant begleiten sie. Africa trägt eine Art Rüssel am Kopf, wohl als Zeichen naiver Naturreligion. Auf keinem Kontinent finden sich Darstel- lungen von Krieg und Grausamkeit, dahier im sakralen Raum alle Kontinente in der wahren Religion der himmlischen Harmonie vereinigt sind: Engel tragen die Wolkenbüh- ne, auf der sich Marias Himmelfahrt abspielt. Die profane Welt ist durch Wolken und Nebel und Dunst mit dem Himmel verbunden. Der verklärte Christus mit Kreuz empfängt Ma- ria, indem er ihr das Zepter überreicht oder aber in anderer Interpretationsmöglichkeit den Degen des Schmerzes aus dem Herzen zieht, der ihr doch schon geweissagt wur- de. Wahrscheinlicher wird diese Interpre- tationsmöglichkeit durch ein Herz, das der sensible Maler an der Spitze des „Szepters“ im blauen Umhang Marias angedeutet hat, wobei er das dornige, undurchdringliche, tief erschreckende Geheimnis christlichen Leidens andeuten könnte. Bevölkert wird der Himmel noch von den drei Frankenapos- teln, den iro-schottischen Mönchen Kilian, Kolonat und Totnan sowie den fränkischen Heiligen Thekla, Lioba, Bruno, Burkard und Aquilin. Als weitere Festgäste sitzen auf einer Wolkenbank die vier Evangelisten Jo- hannes, Matthäus, Markus und Lukas mit ihren Symbolen Ochse, Lamm. Adler und Löwe, wobei Lukas als Maler dargestellt ist. Erst das wissende oder glückliche Auge er- blickt Gott Vater als zarten, lichten Geist in einer Wolke über dem Geschehen. Er hält als Zeichen seiner Schöpfung den Globus unserer Erde in Händen und freut sich über den menschlichen Forschergeist und sein sich ständig wachsend wandelndes Welt- bild, denn der moderne Betrachter weiß selbstverständlich, dass hinter dem Globus Georg Anton Urlaub schuf das Deckengemälde im Langhaus. Die vier Erdteile huldigen Maria, noch Australien und Neuseeland liegt. Im die von Christus im Himmel empfangen und gekrönt wird. gefühlten Mittelpunkt des Freskos schwebt Foto: Bestand Landesamt für Denkmalpflege die friedliche Taube in lichter Gestalt als Heiliger Geist. minikanerkirche (heute Augustinerkirche) in allem im schlesischen Gemetzel austrugen, Da von Georg Anton Urlaub einige beeindru- Würzburg. Am 9. Oktober 1755 wurde er als weshalb er schon bei Fachleuten 1. Weltkrieg ckende Selbstporträts erhalten sind, wird in Bürger der Stadt Würzburg aufgenommen, genannt wird. Allerdings alles andere als eine seinen Bildern immer wieder nach möglichen am 13. Oktober heiratete er die Wirtstochter harmonische Allegorie der Kontinente … Selbstdarstellungen gesucht. Bei diesem Fre- Anna Maria Urlaub, eine Verwandte 3./4. Dennoch leuchtet auch heute noch nach mehr sko wird beispielsweise ein Selbstporträt im Grades aus Thüngersheim; dabei fungierte als 250 Jahren sein freundliches Fresko in Evangelisten Lukas vermutet, da er ja auch sein Freund Johann Georg Oegg als Trauzeu- frischen Farben von der Kirchendecke in als Maler dargestellt ist. Wahrscheinlicher ge. In der Ehe wurden zwei Söhne geboren, Ipthausen, als einziges Fresko Georg Anton ist eine Selbstdarstellung im Gesicht eines einer starb 1776 nach beendetem Jurastudi- Urlaubs original erhalten. Mannes, das zwischen Abuntantia und Euro- um, der andere starb 1758 kurz nach seiner pa unten am Bildrand neben seiner Signatur Taufe. PS. Manchmal fällt einem erst nach einiger G. Anton Urlaub/ Pinxit 1752 gemalt ist. Georg Anton malte noch zahlreiche Altar- Zeit ein, dass etwas fehlt, z.B. fehlen in Ge- Beim Vergleich mit seinen Selbstporträts bilder, Deckenfresken in Königheim und org Antons Freskenhimmel die Instrumente, erscheint auch der Daniel in der Kartusche Portraits. 1757 wurde er Kabinett-Inspektor nämlich Geigen, Pauken, Trompeten, Harfe, möglich. beim Fürstbischof Friedrich von Seinsheim, Zither…. Es gibt keine Musik in seinem Die Deckenfresken in Ipthausen verschafften malte ein letztes Selbstporträt 1757 und starb Himmel! Georg Anton einen Folgeauftrag 1753 für die plötzlich am 20.2.1759, 4 Jahre vor seinem Deckenfresken in Eyershausen, begründeten Vater, mitten im 7-jährigen Krieg (1756-63), P.P.S Vielleicht sollte die Musik auch den seinen guten Ruf in fachlichen, kirchlichen in dem die europäischen Großmächte wie Raum füllen, mit Chor-, Gläubigen- und und politischen Kreisen, so erhielt er 1753- Preußen, Österreich, Frankreich, England Sologesang, mit Streich-, Zupf- und Blas- 55 weitere Aufträge für Deckenfresken im und Russland im maßlosen Imponiergehabe instrumenten, mit den tausend Stimmen der Karthäuserkloster Engelgarten und der Do- ihre Konflikte in fernen Kontinenten und vor Orgel.