GrabfeldDas Heimatblätter für Kultur, Geschichte und Brauchtum im Grabfeld Herausgeber: Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Museumspädagogisches Zentrum Bad Königshofen i. Gr. Nummer 22 Nummer 22 Bad Königshofen, Dezember 2014 Seite 1

Aus Unterlagen der Waldkörperschaft I Gollmuthhausen Aus dem Inhalt Geschichte des Schülerhofs Geschichte des Schülerhofs in Gollmuthhausen ...... 1- 6 Grußwort des Vorsitzenden ...... 3 Roland Dittrich: in Gollmuthhausen Unter dem Schutz des Höchsten . . . . 6 Vor 100 Jahren wurde Reinhold Albert Hildburghausen. Er stand unter der hohen Otto Schulz geboren ...... 7 Die Königshöfer und der und niederen Gerichtsbarkeit des Amtes Dreißigjährige Krieg ...... 8 ollmuthhausen wird erstmals in Zusam- Römhild und hatte außer den gewöhnlichen Otto Schulz: Abschied vom Grabfeld . 9 menhang mit dem sog. Schülerhof Steuern jährlich zehn Gulden Hundeatzung15, G Literaturschau ...... 12 urkundlich erwähnt, und zwar am 15. April vier Fastnachtshühner, 100 Stück Eier und Lotte Uhlein: Gonz en Gedonke . . . . 12 1192. In der Urkunde1 heißt es: „Der Schü- vier Malter Korngülte16 in die Römhildische Die jüdische Familie Kohn lerhof in villa Gollmethusen, früher Eigen- Amtsvogtei sowie 12 Malter Korn und eben in Königshofen ...... 13 tum des Stiftes Hersfeld2, geht an das Kloster so viel Hafer in das Hildburghäusische Amt Roland Dittrich: Von den zwei Wegen . 15 Herrenbreitungen über.“ Gollmuthhausen Behrungen zu liefern. Außerdem hatten die In Memoriam – Walter Häusler . . . . 15 selbst war einst bischöflich Eichstättisches Schülerhofbesitzer den siebten Teil der Bau- Die Synagoge in ...... 16 Lehen. kosten an öffentlichen Gebäuden zu tragen, In Memoriam – Leo Walter Hamm . . 17 Am 2. September 1423 empfing Graf Georg wogegen sie jährlich fünf Äcker Brennholz Vor 100 Jahren wurde Stammtisch-Verein von Henneberg Gollmuthhausen als Lehen und alles Bauholz erhielten. „Feuchte Ecke“ Römhild gegründet . 18 vom Hochstift Eichstätt.3 1450 verwendete Die Abgaben der Gemeinde Gollmuthhau- Schriftenreihe des Vereins ...... 20 er viele Güter und Einkünfte aus dem Dorf sen waren damals (also nach 1585) wie folgt Bäckerei & Kaffee zur Dotierung des von ihm in Römhild errich- geregelt: Der Getreidezehnt musste teils an Karl Rommel in Römhild ...... 21 teten Kollegialstifts4, insbesondere 12 Mal- die Herrschaft, teils an den Schülerhof, größ- Erika Jeger: Heimat ist ...... 21 Der Weisbach fließt durch Königshofen 22 ter5 Hafer, 12 Malter Korn, Mellrichstädter tenteils aber den Herren von Bibra zu Höch- Bilder des Saaler Fotografen Schober 26 Gemäßes, dann zwei Fastnachtshühner6 und heim und abgeführt werden, die 7 Frühmittelalterliche Gräber 15 Pfund Geld. zwei Drittel des Blutzehnts (Haustiere und im Stadtgebiet von Bad Königshofen . 27 Aus dem 16. Jahrhundert ist ein Weistum8 tierische Erzeugnisse: Eier, Milch, Butter, des Schülerhofs Gollmuthhausen überlie- fert.9 Nach diesem waren die Breitunger Äbte berechtigt, jährlich im Beisein des Römhil- dischen Amtmanns und Centgrafen in Goll- muthhausen ein Lehengericht zu halten.10 Ein solches Gericht fand z.B. 1504 auf dem Schü- lerhof statt, den damals Hans Schüler (daher wohl der Name) gepachtet hatte. Abt Pauli vom Klosters Breitungen kam damals zusam- men mit dem Amtmann Reinhard Marschalk von Römhild und dem dortigen Zentgrafen Hansen Zitters nach „Galmitshawsenn“. Der Abt ließ sich die in Gollmuthhausen gel- tenden Rechte und Gerechtigkeiten erklären. Strittige Punkte wurden namens des Grafen von Henneberg ausgeräumt.11 Nach dem Aussterben der Grafen von Henne- berg wurde Gollmuthhausen mit Ausnahme des Schülerhofs in einem provisorischen Tei- lungsvertrag vom 3. August 1583 dem Hause Hessen zugeteilt. Der Hof selbst fiel dem Haus Sachsen zu.12 Ob er 1595 unter die Ein- wohner Gollmuthhausens gegen Entrichtung eines jährlichen Geld- und Fruchterbzinses vererbt wurde, wie behauptet wird13, darf bezweifelt werden. Bei der sog. Römhildischen Succeßion14 1710 Bis zum Übergang von Sachsen an Bayern 1806 fand in Gollmuthhausen ein sog. Kitzgericht kam der Hof an das fürstliche Haus Sachsen- statt, das 1992 anlässlich der 800-Jahrfeier im Schülerhof nachgestellt wurde. Seite ­­2 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

zwei Drittel des Blutzehnten als ein würz- burgisches Mannlehen (das ist nur in direkter männlicher Linie vererbliches Lehen) besa- ßen. Der übrige Anteil gehörte der Gemeinde, die ihn aber dem Pfarrer von Rothausen für seine Besoldung eingeräumt hatte.22 In Gollmuthhausen lag die Lehengrundherr- schaft um 1800 beim Herzogtum Sachsen- Coburg-Saalfeld/. Dies galt jedoch nicht für den Schülerhof (er gehörte zum Herzogtum Sachsen - Hildburghausen) sowie einen zweiten Freihof, den damals Rothmann und Hirsch besaßen. Bei diesem handelte es sich um ein hennebergisches Lehen, das bei einer zurückliegenden Landesteilung zum Amt Römhild geschlagen wurde. Der Hof gab, gleich der Gemeinde, Zins und Schat- zung23 in das Amt Römhild. Die Jägeratzung und Folge war strittig.24

Zum Schülerhof gehörten einst mehrere Anwesen in Gollmuthhausen und noch heute ist eine Archivalien der Waldkörper- Gasse in dem Höchheimer Ortsteil nach diesem Hof benannt. schaft I Gollmuthhausen Vom Vorsitzenden der Waldkörperschaft I Honig, Wachs, Felle, Wolle) des Würzburger zer zu Fronarbeiten an der Schmiede, den Gollmuthhausen, Otmar Halbig, erhielt ich Mannlehens trugen.17 Dorftoren, den Hirtenhäusern und an Wegen im Frühjahr 2013 einen Pack Archivalien. Weiter waren die Besitzer des Hofs ver- und Stegen in Gollmuthhausen heran gezo- Darin enthalten waren u.a. zehn Urkunden, pflichtet, der Herrschaft erforderlichenfalls gen werden können. Fronpflichtig seien sie die von 2 - 11 durchnummeriert (die Nr. 1 ist drei Meilen weit Geschirrfron zu leisten, den hingegen bei der Kirche und Schule in Goll- offensichtlich abhanden gekommen) sind. Sie siebenten Teil an den Baukosten der Kirche, muthhausen. sind aus den Jahren 1574, 1612, 1623, 1620, Schule und anderer öffentlicher Gebäude zu Am 11. April 1789 wurde zwischen den 1661, 1673, 1676, 1699, 1716 und 1724. Die tragen und gemeinsam mit dem sog. Hum- Herzogtümern Sachsen - Meiningen und älteste Urkunde von 1574 lautet in Auszügen: melshof in Haina einen gerüsteten Heerwa- Sachsen - Hildburghausen erneut vertrag- „Von Gottes Gnaden Wir Georg Ernst Grave gen zu stellen. Diese Verpflichtungen wurden lich festgelegt, dass den Besitzern des Hofs und Herr zu Henneberg bekennen kraft dieses in späterer Zeit in Zweifel gezogen. Doch nicht nur jährlich fünf Acker19 Brennholz, Briefs für uns und unsere Erben, Herrschaft dazu später. sondern auch das benötigte Bauholz aus und Nachkommen, dass wir wohlbedacht und 1659 wird ein Hans Schüler zu Gollmuthhau- der herrschaftlichen Waldung unentgeltlich mit Gnaden und Wissen unseren Underthan sen als Pächter des Schülerhofs genannt.18 abgegeben werde. Paul Schüler und seine eheliche Hausfraw Es war offensichtlich ein Nachkomme des Die Gollmuthhäuser Flurgemarkung wurde mit allen ihren Erben zu rechten Erblehen 1504 genannten Hans Schüler. Bekannt ist in jenen Jahren vom Schülerhof und weite- verliehen haben, unseren freyen Hof zu Gol- aus einer Urkunde von 1574 auch noch ein ren 15 Huben20 bewirtschaftet. Diese waren muthhausen mit allen seinen Ein- und Zuge- Paul Schüler, der den Hof von seinem Vater dem gedachten Hofe lehnbar21 und hatten hörung, nichts darin ausgeschlossen und mit Hans erbte. ihm jährlich das sog. Kitzgeld zu entrichten. Namen alle unsern eigene Ecker die dem Hof Am 5. September 1672 wurde ein Streit zwi- Weiter waren sie zusätzlich zu anderen herr- zustehen. Sollen zehenden in der genannten schen der Gemeinde Gollmuthhausen und schaftlichen Abgaben, Erbzinsen, Bannwein- und geliehenen Hoff zu Gollmuthhausen ...“ den Einsitzern des sog. Schülers-Freihofs, geld, Herbstfutter und Korngülte verpflichtet. Eine weitere Lehenurkunde aus dem Jahre Hansen Kürschner und Adam Hofmann, Der Getreidezehnt gehörte in jener Zeit teils 1716 wurde namens „... Ernst Friederich die Klage gegen die Gemeinde eingereicht der Herrschaft, teils dem Schülerhof, größ- Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, hatten, in Coburg entschieden. Es wurde tenteils aber den Herrn von Bibra zu Irmels- auch Engern und Westphalen, Landgraf in damals abgelehnt, dass die Schülerhofbesit- hausen und Höchheim, die diesen neben Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter

Das idyllisch im Milzgrund gelegene Gollmuthhausen wird erstmals 1192 in Zusammenhang mit dem Schülerhof erwähnt. Interessante Unter- lagen und Urkunden über den Hof besitzt eine örtliche Waldkörperschaft. Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­3

Graf zu Henneberg, Graf zu Euylenburg der Marck und Farensberg, Herr zu Rawenstein, der Röm. Kayserl. Majestät, wie auch derer Liebe Mitglieder unseres Vereins, liebe Herren General-Staaten der Vereinigten Nie- derlande bestallter General-Major und Obri- Leserinnen und Leser dieses Heimatblatts ster über ein Regiment zu Pferdt“ ausgestellt. „Der Himmel kommt niemals dem zur Doch auch unsere Stadtgeschichte wird In den Unterlagen ist weiter ein am 15. Juli 1563 in Breitungen ausgestelltes Erb-Lehen- Hilfe, der selbst nichts tut!“ - Sopho- nicht vernachlässigt. Da gibt es die hi- register enthalten und ein „Inventarium oder kles hat das einmal geschrieben. Diese storischen Stadtführungen wie auch Verzeichnis des Fürstlichen Sächsischen Aussage ist mir in den Sinn gekommen, Vorträge zur Stadtgeschichte, zu Burgen Hennebergischen Schüelers Hoff zu Goll- als ich daran dachte, was sich vor 25 und Schlössern. Dazu wiederum kommt muthhausen, was vor Dorffschafften zinsen Jahren in Deutschland, speziell in Ost- nun ein Buch von Reinhold Albert auf und zehenden darein, als Gollmuthhausen, , Irmelshausen, Höchheimb und deutschland ereignete. Ein besonderer den Markt. Rappershausen, welche alle in diesem Buch, Umbruch: Mit Gebet und Kerzen erreich- In den Archiven gekramt hat unser Specificiret zu befinden sein.“ Es werden über ten es die Menschen in der damaligen Heimatpfleger und die „Leidenszeit des 80 Lehenleute aus den genannten Orten auf- DDR, dass sich durch diese friedliche Pfarrers August Eisenmann aus Alsle- gezählt. Der Schülerhof hatte damals auch Revolution die Grenzen öffneten und ben“ in einem Büchlein zusammen ge- Lehen- und Zehentäcker in Aubstadt und der Wüstung Ottelmannshausen25. Deutschland heute wieder ein Land ist. fasst. Ein Ergänzungsbändlein zu den 1653 wird erneut ein Verzeichnis der Äcker Ein Ereignis, das ein Stück Geschichte ist Wildbergurkunden haben Gerwin Solf des „Fürstlichen Sächsischen Hennenber- und deshalb auch ein Teil, dessen, was und Dr. Reinhold Heusinger heraus ge- gischen und ietzo gangbaren Schülers Hoff sich unser Verein für Heimatgeschichte bracht. zu Gollmuthhausen, was vor Dorfschaften zum Ziel gesetzt hat – Geschichte zu do- Die Geschichte des Grabfeldes ist uns ein zinsen und zehenden darein geben als Goll- muthhausen, Aubstadt, Irmelshausen, Höch- kumentieren. Anliegen und genau deshalb werden wir heimb und Rappershausen, welche alle in Einer der das in schriftlicher Form im- auch weiterhin aktiv tätig sein. Dank ih- diesem Buch specificieret zu befinden sein.“ mer wieder getan hat, ist Kreisheimat- rer Mitgliedsbeiträge sind solche Bücher Aufgeführt sind die Namen: und Archivpfleger Reinhold Albert, aber überhaupt möglich. Das Geld unserer Caspar Ament, Schultes es gibt auch Filmdokumente, die un- Mitglieder fließt im kommenden Jahr Hans Gündelwein Elter wiederbringbar sind. Das wurde mir aber auch in eine neue Informations- Lang Caspar bewusst, als ich in Alsleben den Film tafel am Schmiedstor in Großeibstadt. Andreas Lang „Der Todeszaun“ gezeigt habe. Hier Derartige gibt es bereits und sie werden Michael Neuber Martin Schubert von Höchheim wird deutsch/deutsche Geschichte noch sehr gut angenommen. Hans Halbich bei der Linden einmal erlebbar. Das zeigt, wie wichtig Dank gilt nun wieder unserem Schrift- Valtin Am Endt unsere Aufgaben im Verein für Heimat- leiter, Reinhold Albert, der diese Vereins- Veit der Müller geschichte im Grabfeld sind. zeitschrift seit Jahren zur Freude vieler Hans Gundelwein der Jung Für uns liegt ein ereignisreiches Jahr Heimatfreunde erstellt. Wenn in diesen Claus Halbing Andreas Linck hinter uns. Da gab es eine vielbeachte- Tagen das Jahr 2014 zu Ende geht, hat es Michael Halbing zu Junkershausen te Ausstellung zum Thema „Maria“ im sicher für den einen oder anderen gute Lorentz Schüler Monat Mai, wir haben mit der Stadt und schlechte Zeiten gebracht, Freud Balzer Angebrandt dazu beigetragen, dass das Modell der und Leid, Abschied und Neubeginn. Ich Melchior Wachenbrönner zue Schnitterin nach Bad Königshofen kam wünsche Ihnen eine gute Zeit, ein gutes Rappershausen Hans Halbig der alt Schulz und heute im Kulturarsenal Darre steht. neues Jahr 2015, dazu Gesundheit und Paulus Metz Ein voller Erfolg war unser Benefizabend dass Sie uns treu bleiben. Hans Ortloff mit Fredi Breunig und seinem Team. Der Caspar Pfankuch Erlös von rund 3.000 Euro wurde für die Hanns Friedrich, Sebastian Spedt, Müller allhier Renovierung von Keßlerfiguren auf unse- Vorsitzender des Vereins für Als Flurnamen werden genannt: Am Stein- rem Konto zurück gelegt. Übrigens; Der Heimatgeschichte im Grabfeld berg, Im Diegel, Hofäcker, Sandkruben, Abend kam so gut an, dass er im Früh- Plumpbseller, Baders Äckerlein, Hirschä- cker, Im Riedt, Im Digell, Eller, In der Gruß- jahr 2016 wiederholt wird. Ergänzung zu Heft 21: leiden, Am Schloßstrich, Schülers Äcker, Ebenfalls ein Blick in die Geschichte Büttnersgraben, Beim Tannenholz, Unterm war die Ausstellung zum Thema „Post- In Nr. 21 unseres Heimatblatts haben Büttnersgraben, Im Schaftrieb und Im See- karten“, die vom Bezirk Unterfranken wir Leben und Wirken von Eulogius stück. und hier von Bezirksheimatpfleger Pro- Böhler vorgestellt. Hugo Heinlein aus Aus dem Verzeichnis geht weiter hervor, fessor Dr. Klaus Reder initiiert wurde. Ottelmannshausen machte uns darauf wer Hühner auf Trium Regum (Dreikönig) Und dann kamen in diesem Jahr immer aufmerksam, dass sich der von Eulogius abzuführen oder ersatzweise dafür Geld zu wieder Fernseh- und Radiosender, die Böhler gemalte Kreuzweg aus der alten leisten hatte. So hatte z.B. Schultheiß Cas- im Vorfeld mehr über die Geschichte Kirche von Wülfershausen heute in der par Am Endt 2 ½ Hühner von seiner Hube der ehemaligen Grenze wissen wollten. zu entrichten oder der altes Schultes Hanns Kirche von Ottelmannshausen befindet. Halbig zwei Hühner. Ein Huhn war damals 2 Grund genug für uns die Ausstellung „Es Nachdem er einige Jahre unbeachtet in Pfund 6 Pfennig wert. Die Aubstädter muss- war einmal - Die DDR“ in den Museen Wülfershausen auf dem Speicher lag, ten übrigens jedes Jahr rund 40 Fastnachts- Schranne zu zeigen und gleichzeitig an verkaufte ihn Pfarrer Hugo Müller in den hühner an den Schülerhof in Gollmuthhausen „25 Jahre Grenzöffnung“ und „25 Jahre neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts liefern, wie aus einer Aufstellung von 1599 Wiedervereinigung“ zu erinnern. hervorgeht. an die dortige Pfarrei. Seite ­­4 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

1599 werden die Besitzer der Höfe in Goll- Claus Hesselbach Trapp in Römhild ein Schreiben auf, das muthhausen genannt: Caspar Hesselbach Schultheiß Johann Balthasar Oder, Dorfs- ➢ 1 ½ Huben besaßen Schultheiß Caspar Hans Hesselbach meister Hans Halbich und Heiligenmeister Amendt und sein Bruder Valtin, sowie Claus Steinweg Johann Christian Halbich unterzeichneten. In Hanns Gundelwein, Hans Jacob Werner diesem geht es neuerlich um die Streitfrage, ➢ 1 Hube der alte Schulz Hans Halbig, Egidius Schmidt was die Schülerhofbesitzer zu den öffentli- Hans Ortloff, Hanns Halbig und Hanns Hans Hey chen Bauten in Gollmuthhausen beizutragen Gundelwein Jünger, Andreas Lang- Hans Bettorf haben. guth, Vintz und Hans Jäger (hat Paul Andreas Büttner Die Gemeinde bestand nämlich darauf, dass Metz den 8. Teil daran), Claus Halbich, Valtin Bartholomäus diese den siebten Teil der Kosten zu zahlen Melchior Halbich, Caspar Pfannkuch, Hans-Georg Hesselbach haben, was diese jedoch mit der Begründung Caspar Halbich, Stöfel Werner und Claus Hesselbach Müller verweigerten, „... weil weder ihre Vorfahren Hans Müller. Georg Härter noch sie selbst Mitglieder der Gemeinde zu ➢ ½ Hube bewirtschafteten Andreas Hans Adam Heymb Gollmuthausen gewesen und in den frühe- Linck, Balzer Hey, Hans Büttner, Georg Lofinck ren Zeiten der Jurisdiktion (rechtsprechende Michel Elber, Lorentz Kruch, Claus Hans Öttinger Gewalt) des Amtes Römhild nicht einmal Speth, Ferdinand Schrohtum und Egi- Matthes Weiß unterworfen waren.“ Dem entgegnete die dius Schmidt und Margarethe Thenin Gemeinde, dass die Schülerhofbesitzer nun- ➢ ¼ Hube Hans Günelwein. Martin Schubert mehr Anteil an den Gemeindenutzungen hät- Die Besitzer aus Höchheim und Irmelshau- Hans Büttner ten und sich zudem in einem 1672 geschlos- sen, die im Kirmesenfleck in Höchheim Hans Jacob Kirsch senen Vergleich verpflichtet hätten, den sieb- Felder hatten, mussten ebenfalls Abgaben an Andreas Hofmann ten Teil zu zahlen. den Schülerhof in Gollmuthhausen abführen. Hans Hartmann Grund der Auseinandersetzung war, dass In den Unterlagen ist auch ein „Verzeichnis Martin Werner Kirche und Schule von Gollmuthhausen der Zwölfäcker, wer sie in Besitz hat“ enthal- Caspar Hey damals neu errichtet wurden, worauf auch ten. Dies waren Jorig Hender, Andreas Hey, Michel Hey der Hinweis in dem Schreiben verweist: „Der Martha Werner, Hanns Büttner, Hanns Cas- Georg Schüler gegenwärtig vorhabende Kirchen-, Schul- par Fritz, Hanns Florschütz, Valtin Seyfert, Georg Kolb und Turmbau ist nicht durch die Wohlha- Hanns Bungert, Franz Dietz, Jörig Hanff und Balthasar Halbig benheit der Kirchenkasse veranlaßt, sondern Jörig Schmidt von Irmelshausen. Hans Caspar Hofmann ergibt sich, so bald man die Baufälligkeit des Weiter folgt ein „Verzeichnis der Zinnsen zue Melcher Am End Turms, der kleinen Schule und der Orgel in Rappershausen im Eigen zu Gollmuthhau- Georg Keller Augenschein nimmt.“ sen gelegen“. Hier werden die Namen Valtin Heinrich Fritz, Schulmeister zu Sondheim Thenn, Michael Hertter, Jacob Kellermann, Wendel Kayser Kitzgericht in Gollmuthhausen Lorentz und Hanns Rück...., Jörg Hertter und bis 1808 Hanns Hoffmann aufgeführt. Der Herr von Bibra zu Höchheim erhielt laut In Gollmuthhausen fand bis zum Übergang In einem weiteren Schriftstück aus dem Jahre den Unterlagen der Waldkörperschaft aus an das Großherzogtum Würzburg im Jahre 1719 werden die Äcker und Wiesen aufge- Gollmuthhausen einen Zehnt von 37 Äckern 1808 das sog. Kitzgericht statt. Kitz oder führt, die an den Schülerhof den Zehnt zu im Höchheimer Holz und von zwei Äckern, Kauz ist die Bezeichnung des Ortes, an dem entrichten hatten. Folgende Namen sind ver- früh äckern genannt. das Gericht stattfindet. Diesen Brauch über- merkt: lieferte schon der berühmte Jakob Grimm Caspar Am Endt, Schulz Eine Schreiben von 1802 184226: „Alljährlich auf der heiligen drei Anna Metzin Eine weitere Akte beinhaltet Verkäufe und Könige Tag findet sich der Beamte aus Anna Barbara Seymin Tauschverhandlungen der Lehen des Schü- Behrungen (früher aus Herrenbreitungen) Heinrich Fritz lerhofs ab 1673. Am 5.6.1802 setzte Frieder im Dorf ein, die Gemeinde wird zusammen geläutet und sammelt sich auf dem nahege- legenen Schülerhofe, wo die Lehenleute dem Beamten für den Lehenherren ihre Erbzinse entrichten. Dann wird auf Kosten der Hofbauern Mahl- zeit gehalten, die Weiber und Mädchen des Dorfes bringen einen oben mit Kranz geputzten, mit Haselnüssen, Zucker und Obst behangenen Buchsbaum, Schüsseln mit Äpfeln, Birnen und Muskatnüssen an geschlossenen Federspulen steckend, blei- ben vor der Türe stehen und stimmen ein Neujahrslied an. Nach dessen Endigung geht die Kitzjungfer, d.h. das den Baum tragende Mädchen, voran, überreicht ihn dem Amt- mann, die Schüsselträgerinnen folgen und alle setzen sich zum Tische nieder. Findet sich eine fremde Frau oder Jungfrau zum erstenmal dabei, so wird sie gehänselt und muß der Gesellschaft eine Ergötzlichkeit geben. Nach dem Essen setzt sich der Amt- mann oder wen er dazu bestellt, auf einen in die Mitte gestellten Drehstuhl, der Kitzstuhl geheißen, die Kitzjungfer und ihre Gesell- schaft treten hinzu und jede muß ihm einen Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Gollmuthhausen Schule und Kirche neu errichtet. Kuß geben. Bevor sie diesem alten Recht Die Schülerhofbesitzer sollten ein Siebtel der Kosten übernehmen, wogegen sie sich wehrten. genug gethan haben, erlaubt er ihnen weder Das historische Foto entstand um 1960. Musik noch Tanz; zu welchem Kitztanz aber Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­5 kein Bauernbursch gezogen wird. 1808 zum Großherzogtum Würzburg bzw. brönnerin mit Genehmigung ihres Ehe- Den folgenden Tag erscheinen die Lehenleute seit 1814 zum Königreich Bayern gehörte. manns und Vormunds Gottlieb Halbig, von Aubstadt, Höchheim, Irmelshausen und Über diesen Freikauf von der Lehenspflicht 11. Eva Sophie Wachenbrönnerin, mit entrichten ihre Zinsen, nach eingenommener befindet sich in den Unterlagen eine Urkunde Einwilligung ihres Vormundes Lorenz Mahlzeit reist der Beamte nach Behrungen folgenden Inhalts: Fritz, zurück. Der ganze Vorgang wird Kitzgericht „Zu wissen sey hiermit, daß zwischen dem 12. Melchior Werner und genannt.“ Finanz-Senat der herzoglichen Landes- 13. Georg Hesselbach, Regierung an einem und den Ansitzern des sämtlich zu Gollmuthhausen am andern Teile sogenannten Schülerhofs zu Gollmuthhau- nach eingeholter höchster Genehmigung Rechnung der Schülerhofkasse sen, nämlich nachfolgenden Kauf resp. Ablösungsvertrag 1829/31 1. Rosina Fritzin, geborene Wernerin verabredet und abgeschlossen worden ist. 1829/31 führten die Hofbauern Michel 2. Maria Hartmännin, geborene Wernerin I. Werner und Georg Fritz eine Schülerhof- 3. Anna Andingin, geborene Wernerin, in Der Finanzsenat der herzoglichen Lan- Casse zu Gollmuthhausen. Darin ist u.a. gesamt mit Zustimmung ihrer Vormün- des-Regierung leistet Namens Seiner Her- vermerkt, dass am 1.4.1829 von der Jungfer der und Ehemänner Georg Fritz, Georg zoglichen Durchlaucht des Herzogs Bern- Eva Elisabetha Schmitt in Königshofen (der Hartmann und Christian Anding hard28 auf die Lehensherrlichkeit über den Stifterin des gleichnamigen Spitals) 1.000 4. Anna Mauerin, geborene Hesselbach sogenannten Schülerhof hiermit dergestalt fl. (=Gulden) Kapital aufgenommen wurden, unter gleicher Genehmigung ihres Verzicht, daß die Besitzer desselben ihrer ebenso 900 fl. am 1. Mai 1830. 1.000 fl. wur- Vormundes und Ehemanns Christoph Lehenspflichten darüber gänzlich entbunden den auch von Notar Roßhirt geliehen. Mit Mauer, werden und an solchem künftig das volle und diesem Kapital wurde ein Waldstück gekauft. 5. Valentin Hesselbach, ungeteilte Eigenthum haben sollen. Insbeson- Es ist vermerkt: „4000 fl wurden der herzogl. 6. Babette Fritzin mit Einwilligung ihres dere verzichtet derselbe Sachsen Meiningischen Regierung durch die Vormundes Lorenz Fritz, a) auf die ganze Gült von zwölf Malter Korn herzogl. Amtsvogtei zu Römhild bezahlt laut 7. Barbara Weiß mit Zustimmung ihres und zwölf Malter Hafer (Mellrichstädter Quittungsbuch vom 2. April 1829. Vormundes und Ehemanns Philipp Gemäßes), welche die Besitzer des Schü- 1000 fl für den sogenannten Badstubenacker Weiß, lerhofs ehehin an das herzogliche Rent- jährlichen Hiebholzes wurden dem Friedrich 8. Nicolaus Weiß, amt zu Behrungen zu entrichten hatten, Thomas in Behrungen im Mai 1830 gezahlt.“ 9. Carolin Weiß, mit Zustimmung ihres b) auf den von dem Schülerhofe in Verände- Das gekaufte Waldstück wurde vermessen, Vormundes, des gedachten Nicol Weiß, rungsfällen zu entrichtenden Handlohn wofür die Feldgeschworenen 16 fl. erhielten. 10. Dorothea Halbig, geborene Wachen- nebst den Lehenssporteln und Gebühren Die Schulden wurden durch den Erlös aus dem Wald abgetragen, so nahm man 1829, also bereits vor dem Kauf der Waldstücke, 1 Kuchenbecker, Anal. Hassiaca, Bd. 12, S. 327 14 Durch Teilung des Herzogtums Sachsn-Gotha Entste- schon 910 fl. für den Verkauf von Bau- und 2 Die Reichsabtei Hersfeld, auch Kloster Hersfeld oder hung u.a. von Sachsen-Meiningen (bis 1918), Sachsen- Stift Hersfeld, bestand von 769 bis 1606 Hildburghausen (bis 1826) und Sachsen-Römhild (bis Brennholz ein. Schon Johann Wilhelm Rost 3 Rost, Johann Wilhelm: Hist. stat. Beschreibung des 1710). schrieb 1834: „Einen Haupterlös gewährt Landgerichtsbezirks Königshofen i.Gr. Königshofen, 15 D.i. die Reichung von Hundefutter als Bestandteil der der Gemeinde das Holz. Der Handel mit 1832. S. 128 Jagdfron Getreide geht meistens nach Sachsen, das 4 1450 begründeten Graf Georg I. und seine Ehefrau Jo- 16 Die Gülte (Abgabe), bezeichnet ein jährliches und ge- hannetta von Nassau ein sog. Kollegialstift, bestehend wisses Einkommen, besonders von Grundstücken. Die Holz wird aber an die Einwohner der anlie- aus 12 Chorherren, die die geistlichen Verrichtungen an- Gülte war in engerer Bedeutung des Wortes ein Pacht- 27 genden Ortschaften verkauft.“ statt des bisherigen Pfarrers zu besorgen hatten. „Stift“ zins, welcher ein Besitzer/Pächter dem Grundherren für Diese erste Rechnung in den z.V. gestellten bedeutete eine mit Vermögen, Einkünften, Gebäuden den „Nießbrauch“ (die häufigste Form des Nießbrauchs Unterlagen ist 1833 von den Rechnungsfüh- und Rechten kirchlichen Zwecken dienende Pfarrge- ist ein lebenslanges Recht, eine Wohnung oder ein Haus meinschaft („Kollegiatstift“). Neben dem gräflichen zu bewohnen und alle Nutzungen aus dem Grundstück rern Georg Fritz und Michel Werner resp. Ehepaar und weiteren begüterten Personen wurden die zu ziehen) des ihm übertragenen Grundstückes zu ent- dessen hinterbliebener Witwe ausgestellt. Sie Einnahmen aus Irmelshausen, Haina, Milz, Hendungen, richten hatte. wurde den Schülerhofbesitzern vorgelesen, Gollmuthausen, Hindfeld, Westenfeld, Altenrömhild, 17 Pfarrbuch Rothausen/Gollmuthhausen von 1914 von diesen als richtig befunden und unter- Römhild und Münnerstadt zum Bau der Stiftskirche 18 Staatsarchiv Würzburg, RA Königshofen Nr. 22 fol. und der umliegenden „Stiftshäuslein“ verwendet. 1) – Josef Braun HONB) schrieben von Der endgültige Bauabschluss der Kirche war 1470. 19 Altes mitteldeutsches Feldmaß für mit dem Pflug zu Georg Fritz alt Die Kirche wurde zur Begräbnisstätte des Grafenehe- bearbeitende Bodenflächen. Ein bayerischer Acker maß Georg Weiß Erben paares und seiner regierenden Nachkommen bestimmt 0,3407 ha. Georg Hesselbach und zog - auch aufgrund seiner prunkvollen Ausstattung 20 Als eine Hube oder Hufe bezeichnet man eine Hofstätte - Besucher aus nah und fern an, deren Spenden wiederum mit ihrem (in der Größe unterschiedlichen) Anteil an der Christoph Mauer das Stiftsvermögen mehrten. Das Stift konnte sogar als Gemeindeflur und der Allmende, also den Besitz eines Christian Anding Kreditinstitut für seine Umgebung fungieren! Vollbauern, eine Wirtschaftseinheit. Im Mittelalter be- Valtin Hesselbach 5 1 Malter ist nach dem Mellrichstädter Maß124,58 Liter, trug die Größe, landschaftlich unterschiedlich, etwa 30 – Gottlieb Halbig also sind 12 Malter 1.495 Liter. 60 Morgen für einen Bauern. Die Huben dienten auch der 6 Fastnachtshuhn bezeichnet eine bestimmte Abgabe die Berechnung der Abgaben (Voll-, Halb-, Viertelhuben). Werners Wittibe Leibeigene jährlich an ihren Leibherrn als Zeichen der 21 Das Land und die Äcker gehörten meistens dem Adel Georg Fritz jünger Anerkennung ihrer Leibeigenschaft zu entrichten hat- oder der Kirche. So mussten die Bauern sich von den ten. Sie war die Gegenleistung dafür, dass der Leibherr Grundbesitzern das Land leihen (Lehen), um es zu 1831/32 wurde die Rechnung geführt von dem Leibeigenen juristischen Schutz gewährte, d.h., bearbeiten. Die Bauern durften also das Land bestel- dem Leibeigenen bei einer Ladung vor ein fremdes Ge- len, mussten sich aber dafür zu Dienst und Gehorsam den Hofbauern Georg Hesselbach und richt einen Rechtsbeistand zu stellen hatte. Die Abgabe verpflichten. Das heißt auch, dass sie einen Großteil Niklaus Weiß, 1832/33 von Hesselbach und bestand aus einer Henne, die zumeist vor dem Beginn der Ernte abtreten mussten. Wer Land auf diese Weise Philipp Weiß, 1833/34 von Christian Anding der jährlichen Fastenzeit abgeliefert wurde. erhielt war ein Vasall. und Georg Fritz jung und 1835/36 erneut von 7 Rost ebd., S. 127/128 22 Schultes, Johann Adolph von: Beschreibung der Graf- 8 Als Weistum wird eine historische Rechtsquelle be- schaft Henneberg, Hildburghausen 1799, S. 649 Hesselbach und Gottlieb Halbich. zeichnet, die in der Regel mündlich überliefert oder nach 23 Einzug direkter Steuern Verhandlungen protokolliert wurde. Grimm führt es 24 Guder, Angelika: Der Landkreis Königshofen im zurück auf „kollektive Aussage rechtskundiger Männer 19./20. Jh, MS 1985 Ablösung der Gült über das bestehende Recht“. 25 1476 wird erstmals von einer Wüstung Ottelmannshau- 9 Grimm, Jakob: Weisthümer, Göttingen, 1866 sen berichtet. Um 1570 wurde mit dem Wiederaufbau 1834/35 wurden von den Schülerhofbesit- 10 Schultes, J.A.: Diplomatische Geschichte des Gräf- begonnen. zern bzw. den übrigen dem Hof Pflichtigen lichen Hauses Henneberg, 1. Teil, Leipzig 1788, S. 647 26 akob Grimm: Weisthümer, III. Band, 1842 für die Ablösung der Lehenspflicht 2.600 fl. 11 Adolf Beckerle: Das Weistum von Trappstadt und 27 Rost, a.a.O., S. 127 an die herzogl. Meiningische Amtsvogtei zu Gollmuthhausen und gemeindliche Dorfordnungen im 28 Bernhard II. Erich Freund Herzog von Sachsen-Meini- Grabfeld. In: Blätter für Heimatkunde, Folge 1/1937 ngen (Herzog Bernhard Erich Freund - „Freund seiner Römhild gezahlt. Die Gült betrug alljährlich 12 dil. im alten Theil der Henneberg. Geschichte S. 502 des Untertanen“) (* 1800 in Meiningen; † 1882 in Mei- 12 Malter Korn und 12 Malter Hafer. Interes- Urkundenbuchs ningen) war von 1803 bis 1866 Herzog von Sachsen- sant ist, dass Gollmuthhausen ja schon seit 13 Schultes, a.a.O., S. 648 Meiningen. Seite ­­6 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

c) die zur herzoglichen Amtseinnahme Philipp Weiß Schülerhofbesitzer 1887 Römhild gehörigen Zehendgerechtigkeit Nicolaus Weiß Gesonderte Rechnungen über den Schülerhof auf dem Wolfsrangen und einigem Guts- Karolina Weißin sind für die Jahre 1843/44 und 1854-1885 land zu Gollmuthhausen, endlich Gottlieb Halbig für meine Ehefrau vorhanden. 1887 werden als Schülerhofbe- d) die Besage des Lehenbuchs, dessen Aus- Dorothea sitzer aufgezählt: händigung hiermit zugesichert wird, von Eva Rosina Wachenbrönnerin Gustav Eppler den lehen- und zinsbaren Grundstücken Melchior Werner Otto Sturm in nachgenannten Orten zu entrichten- Georg Hesselbach für mich und meinen Erhard Kiesewetter den Gelderbzinsen, nämlich: Spiritus Valtin Hesselbach Gustav Schulz 2 fl. 45 ¼ kr. Lucie (13.12.) und Trium Michael Weiß Albin ‚Weiß Regum fällig von Rappershausen Auf einem weiteren Blatt ist vermerkt: „Vor- Heinrich Weiß 4 fl 38 1/8 kr. Trium Regum von Goll- stehende Kauf- resp. Ablösungssumme von Reinhard Kürschner muthhausen Zwey Tausend Sechshundert Gulden rhein. ... Mauer 2 fl. 21 1/8 kr. Trium Regum von Aubstadt ist von Besitzern des Schülerhofs zu Goll- Nikolaus Weiß 27 kr. Trium Regum von Höchheim muthhausen, Nicolaus Weiß und Consorten Gottlob Henkel 4 5/8 Trium Regum von Irmelshausen heute baar zur herzoglichen Amtseinnahme Gustav Halbig 10 fl. 16 5/8 kr. Summa dahier bezahlt, und hiermit quittiert werden. Gottlieb Zink sowie alle mit der Lehenherrlichkeit über So geschehen Römhild, den 29ten Juli 1834. 1918 wurden 4.400 Mark an die Schüler- diese Grundstücke verbundenen nutz- Herzogl. S. Amtseinahme G. Klöffel hofbesitzer verteilt. 1932 enden die Eintra- baren Gerechtsamen, insbesondere die gungen in den Unterlagen. Berechtigung zur Erhebung des Hand- lohns, jedoch alle diese Gerechtsame nun Der Verkauf von 1844 insomit ob die herzoglichen Lehenden In den von der Waldgenossenschaft Goll- dazu befugt gewesen sind und sich solche muthhausen z.V. gestellten Unterlagen wer- Roland Dittrich ausgeübt haben. den auch Verkäufe von Anteilen des Schü- lerhofs dokumentiert. Der Anteil berechtigte Unter dem Schutz II. zum jährlichen Bezug von ¾ Klafter Holz des Höchsten Dagegen versprechen die Eingangs und 45 Wellen Reisig aus den von den Schü- genannten Besitzer des Schülerhofs dafür lerhofbesitzern bewirtschafteten Wald. Bibel S . 662, Ps . 91, 1-16 eine Kaufs- und Ablösungssumme von 1844 verkaufte Georg Fritz der Ältere mit 2.600 Gulden rheinisch an die herzogliche Zustimmung seiner Ehefrau Kathrein, geb. Wer unterm Schutz des Höchsten wohnt Amtseinnahme zu Römhild bar zu bezahlen. Werner, seinen ihm durch Erheiratung zuste- und ruht in seinem sich‘ren Schatten henden 16. Teil an der Schülerhofswaldung fühlt: Gott ist meine Zuversicht, Die Urkunde wurde in Meiningen am 10. mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, Nutz- denn niemand kann mir schaden. Januar 1834 von H. Döbner vom Finanzsenat und Beschwernissen an die Mitbesitzer des Des Jägers Schlinge ist gehemmt, der herzoglich-sächsischen Landesregierung Schülerhofwaldes für die Summe von 950 sie führt nicht ins Verderben. ausgefertigt und unterzeichnet von Gulden rheinisch. Er behielt jedoch sei- Gott ist dein Schild und seine Burg, Rosina Fritzin nen Anteil Gras von den drei Maßen, wel- die Wehr für alle Himmelserben. Anna Maria Hartmännin che die Schülerhofbesitzer jährlich von der Georg Fritz Gemeinde Gollmuthhausen erhielten, musste Der Engel Flügel sind dein Schirm, Georg Hartmann dafür aber weiter jährlich die Schutt (d.i. die ganz dicht sind ihre Schwingen, Christian Anding Abgabe von Naturalien) für den Lehrer und bewahren vor der Angst der Nacht, Anna Mauerin den Flurer entrichten. kein Pfeil kann sie durchdringen. Christoph Mauer 1844 folgt ein weiterer Verkauf von 1/24 Und fallen tausend neben dir Rebecca Fritzin Anteil am Schülerhofswald von Kilian Frau- ringsum an allen Seiten, Lorenz Fritz enberger und seiner Ehefrau Karolina geb. dich wird nicht treffen dieses Los, Barbara Weißin Weiß für 450 fl. der Herr wird dich geleiten. Kein Unheil steht an deinem Weg, kein Ungemach bedroht dein Zelt, denn Gott ist deine Zuversicht, der Mächtigste der ganzen Welt. Und er befiehlt den Engeln, dich zu behüten auf dem Pfad, den er in seiner Weisheit für dich bereitet hat. Die Engel tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht stößt an einen Stein und strauchelt, ist er noch so klein. Des Herrn Gnade wird dein Hüter sein: „Weil er mich liebt, will ich ihn retten und schützen, da er meinen Namen nennt, wenn er mich anruft, will ich ihn erhören, weil er meine Güte kennt. Dann bin ich bei ihm in der Not und bringe ihn zu Ehren. Ein langes Leben will ich ihm gewähren und einen gnadenreichen Tod.“ 1829 nahmen die Besitzer des Schülerhofs in Gollmuthhausen von der Stifterin des Elisabeth- Aus: Roland Dittrich: Spitals in Königshofen, Eva Elisabetha Schmitt, ein Kapital von 1.900 fl. auf. Das Geld brauchte Die Bibel im Vers III, 2014 . man, um ein Waldstück zu kaufen. Das vorliegende Bild wurde um 1970 aufgenommen. Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­7 Vor 100 Jahren wurde Otto Schulz geboren

Reinhold Albert

Einer der besten Kenner unserer Heimat war der ehemalige Kreisheimatpfleger Otto Schulz aus Bad Königshofen, der dieses Ehrenamt von 1955 bis 1991 nahezu vier Jahrzehnte mit großem Engagement ausübte und sich bleibende Verdienste erwarb. Otto Schulz wurde vor fast hundert Jahren, am 29. Dezember 1914, in Unsleben als zweites Kind des Ehepaars Pauline und Romuald Schulz geboren. 1916 erfolgte der Umzug der Familie nach Kleineibstadt, wo eine Mostwirtschaft und Limonadenfabrik über- nommen wurde. Ab 1921 besuchte Otto die Dorfschule in „Kleeneuscht“, aus der er 1928 nach den damals üblichen sieben Schuljahren entlassen wurde. Ab 1928 besuchte der strebsame junge Mann das Lehrerseminar in Würzburg. Er begann seine berufliche Laufbahn im unterfrän- kischen Schuldienst im März 1934. Gleich- zeitig erfolgte die Einberufung zum Reichsar- beitsdienst. Anschließend war der Junglehrer dann an den Volksschulen in Königshofen, Merkershausen, Gabolshausen, Nordheim/ Rhön und Dingolshausen eingesetzt. Im März 1937 wurde Otto Schulz Lehrer in Breitensee und absolvierte seine Lehramts- prüfung mit der Note 1. 1941 wurde der Jung- lehrer zum Kriegsdienst eingezogen und kam zur Marine-Artillerie. In Holland geriet er in Anna und Otto Schulz Gefangenschaft der Kanadier. Nach seiner Entlassung wurde Otto Schulz dann 1948 als Lehrer an der Volksschule von 1960 bis 1979 tätig und half dort noch bis Geschichten in Mundart und veröffentlichte Königshofen eingestellt, nachdem er zuvor 1997 aus. Trotz Ruhestand war der beliebte folgende Büchlein: an der Landwirtschaftsschule in Königshofen Pädagoge noch bis 1984 als Religionslehrer ➢ Aus der Ernte eines Lebens, 1980 unterrichtete. Seit 1952 war er stellvertre- an der Real- und Volksschule tätig. ➢ Als wär’s bei uns gewesen, 1982 tender Schulleiter, von 1969 bis zu seiner ➢ Weihnachtslegende 1990 Pensionierung 1979 Rektor der Volksschule Was Otto Schulz in Stadt und Land insbe- ➢ Geh zu, lach a wenig, 2001 Königshofen. Schulz bekleidete zeitweise sondere bekannt machte, war seine Tätigkeit ➢ Birkenpfad, 2002 auch das Amt des stellvertretenden Schul- als Kreisheimatpfleger in der Zeit von 1955 - Das von ihm gedichtete Königshöfer Hei- rats. Als Leiter der Kreisbildstelle, war er 1991. Er schrieb Theaterstücke, Gedichte und matlied „Mein Königshofen“ erschien in den siebziger Jahren sogar als Schallplatte. Besondere Verdienste erwarb sich Otto Schulz beim Erhalt der Klosterkirche der Kapuziner, die er vor dem Abriss bewahrte. Auch kommunalpolitisch engagierte sich der beliebte Mitbürger. So war er von 1960 bis 1988 Stadtrat in Bad Königshofen und eine zeitlang 2. Bürgermeister sowie Fraktions- vorsitzender der Freien Wählergemeinschaft. Schulz leitete zwei Jahre den Kirchenchor, sang von 1988 - 1998 im Chor der Harmonia und gehörte von 1966 bis 1978 dem Pfarrge- meinderat der kath. Pfarrei Bad Königshofen an. Ob seiner überaus großen Verdienste erhielt Otto Schulz zahlreiche Auszeich- nungen, wie z. B. das Bundesverdienstkreuz am Band oder den Ehrenteller der Stadt Bad Königshofen. Otto Schulz war mit Anna, geb. Röckelein, aus Bad Königshofen verheiratet. Dem Paar wurden drei Kinder geschenkt, und zwar Johannes, Christl und Michael. Kreisheimatpfleger Rektor i.R. Otto Schulz verstarb am 24.12.2001 in Bad Königshofen Kreisheimatpfleger Otto Schulz (2.v.l.) 1980 bei der Vorstellung der erneuerten Tracht von und wurde im Familiengrab auf dem ört- Obereßfeld. lichen Friedhof beigesetzt. Seite ­­8 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

Die Königshöfer und der Dreißigjährige Krieg in der Zeit der schwedischen Besetzung bis zum Kriegsende GUSTAV TSCHOCHNER belief sich z.B. 1642 auf 158 fl (Gulden) der Stadt und auf den Wällen verrichten, (Teil 1) (bei 2.374 fl gesamten Einnahmen der Stadt), Getreide abliefern, mit Pferde- oder Ochsen- 1647 auf 307 fl (1.650 fl Einnahmen), 1650 gespannen vielerlei Transporte durchführen. Der Dreißigjährige Krieg wurde in zahl- auf 518 fl (2.237 fl Einnahmen) und wurde Darüber hinaus konnte es vorkommen, dass reichen Abhandlungen geschildert, wobei in den Bürgermeisterrechnungen registriert, die Contribution mehr als einmal im Jahr man für unser Grabfeld die Arbeit von zwei in denen der Gesambetrag der Contribution erhoben wurde, bei den Schweden geschah Historikern als Standardwerk bezeichnen jedoch nicht erscheint, denn ihn in erfasste das sogar monatlich. kann, nämlich: Detlev H. Pleiss/Leo W. die Contributionsrechnung. Da in den Steuerregistern die Steuerbeträge Hamm: Der Dreißigjährige Krieg im Königs- höfer Land, Königshofen unter der schwe- b. Beispiele für die Anzahl der Contributionszahler und Erträge dischen Besatzung 1631-1635, Heft 10 der Steuergruppen: 1617 1631 1634 1639 1641 1645 1648 1651 Schriftenreihe des Vereins für Heimatge- schichte im Grabfeld. Es soll im Folgenden Kirchviertel 65 63 56 42 48 55 57 58 versucht werden, die eine oder andere Ergän- Burgviertel 67 64 54 47 51 63 70 57 zung oder Erweiterung zum bisher Bekannten beizutragen durch Aussagen von Quellen, Säu(markt)viertel 83 88 77 67 67 80 87 86 die noch wenig oder überhaupt nicht ausge- Bräuviertel 42 48 37 34 44 47 50 39 1) wertet wurden, wie den Spitalrechnungen , Zwischensumme: Bürger den Contributionsregistern2), den Ipthäuser mit Häusern (Kernstadt) 257 263 224 190 210 245 264 240 Dorfrechnungen3) und den Rechnungen über die Pfründgefälle zu Ipthausen4). Vorstadt 37 47 – – – – – – Contribution oder Schatzung Bürger ohne Häuser 73 36 74 39 19 20 14 20 a. Was verstand man unter dem Ipthausen 35 40 35 – 01) 7 33 01) 11 14 Begriff „Contribution „? Der Begriff „Contribution“ bedeutete nicht in Vormundschaften 33 42 37 15 21 26 21 28 allen Teilen des Deutschen Reiches und auch Ämter – 6 – – – – – – nicht zu allen Zeiten dasselbe. In der Epoche des Dreißigjährigen Krieges, wie überhaupt Ausländische – 10 18 6 17 10 12 10 vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, war sie für Juden – – – – 4 4 4 – die Königshöfer Bürger eine Steuer auf das Vermögen, die dem Landesherrn zustand und Veranlagte insgesamt 435 444 388 250 280 338 328 313 meistens einmal im Jahr, in Krisenzeiten oder Kriegszeiten auch mehrmals, erhoben wur- Contribut. ? ? 8386 ? 1643 2473 3162 2320 de. Den fürstbischöflichen bzw. (1631-1635) 02) den schwedischen Beamten hatte man die Einnahmen insges. fl von der Regierung für die Stadt festgelegte Davon Ausgaben: Gesamtsumme abzuliefern, wofür der Rat Zahlungen an die Regierung, der Stadt mit dem (Ober-) Bürgermeister zu- Besatzung, Garnison fl 6343 1314 2286 2781 1410 ständig war. Die Einschätzung des Vermö- gens geschah durch Beauftragte des Rates, Bürgermeisteramt 957 129 110 289 692 zu denen auch der Bürgermeister gehören - Unkosten: Rat der Stadt, konnte. Jedes Jahr, ab 1693 alle drei Jahre, Steuereintreiber, wählte der Rat je zwei Steuereinnehmer für Schreiber u. ä. fl. 1086 200 74 92 218 die Contribution, von denen einer der Bürger- schaft und einer dem Rat der Stadt angehörte. Der zu leistende Betrag ergab sich aus dem c. Steuersatz mit einem Batzen beginnen, ist anzunehmen, Steuersatz und wurde in das Contributionsre- 1628 war ein halber Gulden (fl) pro 100 fl dass das eine Art Grundbetrag war, zu dem gister eingetragen, das nicht nur Stadtbürger, Vermögen abzuliefern, beim zweiten Termin dann die eigentliche Steuer aufgrund der Ver- sondern alle benannte, die über Eigentum desselben Jahres ¼ fl, 1632 bei der ersten mögensschätzung hinzukam. bzw. Vermögen im Stadtbereich verfügten, Contribution für die Schweden 1 fl pro 100 5).fl also auch Auswärtige und die Ämter, z.B. Ein solcher Steuersatz scheint uns heute auf d. Steuergruppen das Juliusspital. Die Register wurden in un- den ersten Blick im Vergleich zu unserer Um die Steuerschätzung und -einnahme regelmäßigen Abständen erstellt, teilweise Einkommensteuer gering, aber wir müssen übersichtlich zu gestalten, wurden mehrere jedes Jahr, andere galten mehrere Jahre, wie bedenken, dass die Königshöfer Bürger noch Steuergruppen oder Steuerbereiche gebildet. das Register von 1624, das unverändert vier weitere Belastungen zu tragen hatten. Eine So folgte man ab 1607 der 1563 aus anderem Jahre, bis einschließlich 1627, angewendet zweite Steuer war die Beeth, die ebenfalls Grund angeordneten Einteilung der Stadt in wurde. auf das Vermögen erhoben wurde, aber in Viertel6), nachdem bis dahin die Stadt verwal- Contributionsrechnungen enthalten nicht anderen Abständen als die Contribution. Da tungstechnisch zweigeteilt war, in „die erste die Abgaben der einzelnen Bürger, sondern Beethrechnungen und -register von 1633 halbe Stadt“ und „die andere halbe Stadt“. nur die Gegenüberstellung der in der Stadt bis 1663 fehlen und in den Bürgermeister- 1607 wurden die Viertel zunächst einfach eingenommenen Contributionssumme und rechnungen nur ab und zu ein Gesamtbetrag mit den Zahlen von Eins bis Vier benannt, der damit getätigten Zahlungen, in erster auftaucht, kann diese Steuer hier nicht näher wobei es ab und zu statt „das zweite Vier- Linie den von der fürstbischöflichen bzw. betrachtet werden. tel“ auch „das ander Viertel“ heißt, wie im schwedischen Oberbehörde beanspruchten Außerdem mussten die Bürger den Soldaten Contributionsregister des Jahres 1617, in Betrag. Häufig zog man von den Bürgern in ihren Häusern Quartiere zur Verfügung dem aber schon die Bezeichnungen „Kirch- mehr Geld ein, als abzuliefern war, dann stellen, zu Beginn der schwedischen Herr- viertel“ (= erstes Viertel) und „Preüviertel“ floss der Überschuss in die Stadtkasse. Er schaft sie auch verköstigen, Wachdienst in (Bräuviertel = viertes Viertel) verwendet Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­9 werden. Etwa von 1620 an kamen dann noch Überraschen mag, dass auch Ausländer die Namen „Burgviertel“ (= zweites Viertel) („Auslendische“) Häuser in Königshofen Otto Schulz und „Säuviertel“ (= drittes Viertel) hinzu, ein besaßen. Die – einfache – Erklärung ge- Name, der schon bald zu „Säumarktviertel“ ben uns die Contributionsregister, z.B. das Abschied vom (Contributionsregister 1641) geschönt und von 1628, das 11 „Auslendische“ anführt: Grabfeld schließlich zum Ende des 17. Jahrhunderts u.a. je einen Mann aus Hofheim, Unsleben, in „Closterviertel“ (Contr.-register 1687) ge- ; Sulzfeld, aus Merkershausen, den Grod vom Grabfeld fort zu müsse, ändert wurde. Müller der Aumühle, einen Zöllner, den vo der Haßberch un der Sool, Mit der Einteilung in die Viertel erfassten „Wechterswinckhlerhoff“, auch eine Frau: wo die Gleichberch rüwer grüßa, die Steuereinnehmer nur die Bürger der ei- „Baders Greth wegen ihrer Schwester Maria stilla Dürflich stehn im Toal. gentlichen Stadt, die Häuser besaßen. Den in Österreich“, was nur bedeuten kann, dass Bürgern, die in der Vorstadt (bis zu deren diese Maria aus uns nicht bekannten Gründen Schwer scheid‘ mer a vo Künzufa, Zerstörung 1631), und denen, die in Ipthau- in Österreich lebte, aber noch Eigentum in vo sei Kirch, vom hocha Turm, sen (die Zeit vom November 1634 bis 1640 Königshofen hatte, für das ihre Schwester wo der Türmer blöst sei Liedla ausgenommen) lebten, sind in den Contribu- Contribution bezahlen musste. un zur Winterszeit der Sturm. tionsregistern eigene Kapitel gewidmet. Auch Kinder blieben von der Steuerzahlung Offensichtlich galt für die beiden und weitere nicht verschont; falls sie von ihren Eltern Be- Vo sein Marktplatz, wo die Brünn‘ Gruppen aber derselbe Steuersatz wie für die sitz geerbt hatten und unter Vormundschaft dort gucke nei die Geßlich weit, Hausbesitzer der Kernstadt, also für Bürger standen, bezahlte der Vormund für sie die wo es Rathaus wird bewunnert, „so keine Heüser haben“, „Vormundschaff- Steuer. durch‘n Kurnstee rinnt die Zeit. ten der Statt Königshouen“, „Auslendische“ und nur bis 1631 in einer eigenen Liste, e. Einwohner und Steuerzahler Vom Berchhäusla un vom Sambich, „Gemeiner Statt Königshouen Ämbter“. Zu Für die Zeit der schwedischen Herrschaft wo mer feiert un sich frät, den Letztgenannten gehörten z.B. 1628 das schätzen Hamm/Pleiss die Einwohnerzahl vo sei gute Nochber alla. Juliusspital, das Bürgermeisteramt, das Sie- Königshofens aufgrund der von der dama- Ob schied is a ganz größ Läd. chenhaus, das Bruderamt (der Bruderschaft ligen Verwaltung 1632 angegebenen 300 Corporis Christi), das Weinmeisteramt und Bürger (= Männer und Witwen mit vollem Schwer scheid‘ mer vom Kirchla daußa, das Heiligenamt (die Kirchenverwaltung). Bürgerrecht)7) auf 2.000, ohne Soldaten, wo mer higebroacht sei Not Zum ersten Steuertermin 1628 war ein halber Flüchtlinge, Gefangene. Die Frage ist, ob die un die erschta Träna rolle Gulden Steuer pro 100 fl abzuführen, was für Contributionsregister diese Bevölkerungs- hemlich auf‘n Kirchepfod. das Spital 99 fl Belastung hieß. Wenn wir zahlen, genauer: die Bürgerzahl, bestätigen. hochrechnen, so hatte man dessen Vermögen Packst dei Köfferla, dei Töschla auf etwa 20.000 fl eingeschätzt, eine für die 1) Spitalrechnungen: StA (Sonstige Rechnungen) III/58; un a Stückla truckes Broat, meisten Bürger gewiss astronomische Sum- Archiv des Juliusspitals 1630 ff Wenn mer da dadrauf beißt, wird‘s besser, me. Dabei enthielt die genannte Summe das 2) Contributionsregister: StA (Bücher) I/63, Bände 309 ff wenn mer so Hemkranket hat. 3) StA: Gemeindearchiv Ipthausen (Rechnungen) II/01, ansehnliche Geldvermögen nicht, wie man 1629-1632, 1639 überhaupt nur bei einigen wenigen, an einer 4) Pfarrarchiv Bad Königshofen, K3/01, Rechnungen über Bist du a weit furt gezocha, Hand aufzuzählenden Bürgern, finanzielle die Pfründgefälle zu Ipthausen in die Fern, hin übersch Meer, Mittel in die Vermögensaufstellung einbe- 5) StA (Bücher) 1/63, Band 310; Contributionsrech- wenn du trämst, wie‘s hald derhem war, nungen 1628, 1632 is dir‘s nur halb so schwer. zog. 6) Alte Akten, Band 4/02, Anordnung des Fürstbischofs Immerhin vermitteln uns die Jahresrech- Friedrich von Wirsberg 1563: zur besseren Organisati- Un so schö is dos Erinnern, nungen des Spitals eine Vorstellung von der on der Beteiligung der Bürger an der Stadtverteidigung aus‘m Herz reißt‘s keener raus. Finanzkraft dieser Einrichtung, bis zum Jahr ist Königshofen in Viertel einzuteilen und für jedes ein Wos drin war, bleibt drin verschlossa, Viertelsmeister zu wählen. Diese Einteilung hat man Franke, Grabfeld, Vottershaus! 1634 hatte z.B. das Spital insgesamt an Dar- dann wohl nach und nach auch in anderen Bereichen lehen ausgegeben, für 13.402 fl kassierte es übernommen, sie wurde bis ins 19. Jahrh. beibehalten. 640 fl Zinsen, für 9780 fl blieben die Darle- hensnehmer 489 fl fällige Zinsen schuldig. 1628 erbrachten die sechs Ämter zusammen an zwei Steuerterminen rund 210 fl an Steuer, allein 148 ½ fl davon kamen vom Spital, vom Bürgermeisteramt 22½ fl und vom Heiligen- amt 19½ fl. Mancherlei Vermutungen können wir bei der Gruppe der Bürger, die keine Häuser be- saßen, anstellen, was deren Anzahl betrifft. Am ehesten lässt sich eine Begründung da- für finden, weshalb 1634 die Zahl mit 74 Bürgern am höchsten war: es zeigten sich hier wohl die Auswirkungen des Krieges in der schwedischen Besatzungszeit, vor allem die Zerstörung der rund 40 Anwesen der Vorstadt, deren Einwohner wahrscheinlich innerhalb der Stadtmauern Zuflucht fanden. Für die recht große Zahl von 73 Bürgern ohne Häuser (1617) ist augenblicklich kein Grund zu erkennen. Dass zum Ende des Krieges hin wesentlich weniger Menschen in Königsho- fen lebten, die keine Häuser besaßen, könnte, neben anderen Gründen, damit zu tun haben, dass die Sterblichkeit in einigen Jahren er- heblich höher war als sonst und das eine oder andere Haus wegen des Todes der Besitzer Ausschnitt aus der Karte von 1631. Gut zu erkennen sind die Befestigungen Königshofen, wo- frei geworden war. gegen die Saale überproportioniert erscheint. Seite ­­10 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

Eine gedruckte kleine Stadtansicht (Kupferstich) ist der am 8. Oktober 1631 erfolgten Besetzung durch die von aus nach Franken vorge- rückten Schweden und ihrer Kriegspropaganda in Gestalt eines illustrierten Flugblattes. Oben sehen wir den Schwedenkönig Gustav II. Adolf als „Löwe von Mitternacht“ im Angriff auf die personifizierte römisch-katholische Kirche. Leporelloartig quellen aus deren Mund 50 namentlich bezeichnete Darstellungen von den Schweden eroberter Städte, darunter zwischen Erfurt und Schweinfurt unser Königshofen.

Leider fehlt das Register des Jahres 1632, nungen (hier die der Jahre 1629, 1630, 1631) Wenn weniger Menschen in Königshofen wenn wir aber das des Jahres 1631 nehmen angegeben wird, wo es fast wortgleich jedes lebten, hatten die Überlebenden mehr Platz, und von der Gesamtzahl von 444 Steuerver- Jahr heißt: „2 [Batzen] einem armen Schü- aber sie mussten auch erhebliche Nachteile anlagten die „Auslendischen“ Ämter, Vor- ler[,] so die Communicanten zur osterlichen hinnehmen. Der Bürger kam öfters beim mundschaften, Ipthäuser und Bewohner der Zeit ufgezeichnet [...]“ Vielleicht war der Wachdienst und den Schanzarbeiten an die Vorstadt abziehen, kommen wir tatsächlich eine Schüler doch überfordert, denn 1640 Reihe, und die finanziellen Belastungen ver- auf 299 Bürger, was der bei Pleiss/Hamm lautet die betreffende Stelle: „2 [Batzen] ringerten sich auch kaum, denn nach wie errechneten Zahl entspräche. Mit den Ein- etlichen armen Schüllern[,]welche uff die vor wurde von der bischöflichen Regierung wohnern der Vorstadt und den Ipthäusern wa- osterliche Zeit die Communicanten auffge- nicht der einzelne Bürger besteuert, sondern ren es 387 Bürger, aber anscheinend wurden zeichnet [...].“ die Stadt als Ganzes mit einer Summe, zu beide Gruppen bei den Stadtbürgern nicht Was durch die Contributionsregister bestätigt der jeder Bürger den von den Stadtoberen mitgezählt, obwohl sie das volle Bürgerrecht wird, ist ein starker Rückgang der Bevölke- festgesetzten Anteil zu leisten hatte. Auch besaßen. rungszahl, beginnend schon in der Zeit der Befehlshaber der immer wieder durch das Einen Beweis für die Richtigkeit der Zahl der schwedischen Besatzung, bis zum Tiefpunkt Grabfeld ziehenden und die Festungsstadt Bürger und deren Familienmitglieder im Jahr im Jahr 1639, da nur noch 250 Steuerzahler bedrohenden Truppen fragten wohl nicht 1632 kann man auch in den für dieses Jahr aufgelistet werden, von denen, Vormund- nach der Einwohnerzahl, sondern legten nach angeführten 1569 Osterkommunikanten se- schaften und „Auslendische“ abgezogen, 229 eigenem Gutdünken eine Geldsumme fest, hen, zu denen ja Hamm/Pleiss eine geschätzte Bürger der Stadt waren, d.h. die Zahl der Bür- die „Brandschatzung“, mit der sich die Kö- Anzahl noch nicht zur Kommunion zuge- ger war gegenüber 1631 um 23% niedriger, nigshöfer von Besetzung und Niederbrennen lassener Kinder addieren, so dass sich eine die Zahl der Bürger mit Hausbesitz sogar um ihrer Stadt freikaufen „durften“. Gesamtzahl von etwa 2.000 Einwohnern er- 27%. Von 1640 an nahm die Bevölkerungs- gibt. Dabei können wir davon ausgehen, dass zahl der Stadt wieder zu und erreichte 1648 Soldaten, Arbeitskräfte kaum ein Katholik es sich erlauben konnte, schon den Stand vor dem Krieg. Dass der Rückgang der Bevölkerungszahl seine österliche Beicht- und Kommunion- 1632 führt die Sterbematrikel 9) 220 Todes- auch zu einem Mangel an Arbeitskräften in pflicht nicht zu erfüllen, wollte er nicht eine fälle an, ohne Soldaten und vermutlich auch der Stadt führte, lässt sich wegen der ge- Strafe riskieren, wie Claus Düring 1643: „2 ohne deren Begleitpersonen bzw. Frauen; im ringen Zahl aussagekräftiger Quellen nicht fl [...], wegen seines Weibs zue Straf erlegt, Jahre 1633 starben 138 Einwohner, davon beweisen, doch seien hier drei Angaben aus hat [die Frau] durch [sinngemäß: trotz] un- allein im Januar 45 und im Februar 30. Im Rechnungsbüchern des Juliusspitals 10) zi- derschidlich Ermahnung H. Pfarrh. alhier Jahre 1628 verzeichnete die Matrikel 33 Ster- tiert, die die Vermutung rechtfertigen, aber uf die österliche Zeit nit beichten wollen.“ 8) befälle, 1629: 52, 1631: 69, 1634: 100, 1635: auch aus anderen Gründen aufschlussreich Allerdings können wir nicht sicher sein, dass 150, 1639: 52. In „normalen“ Jahren, also sind. die Kommunikanten auch genau gezählt wur- Zeiten ohne unmittelbare Auswirkung von Dem Spital stand ja die Hälfte des Zehnts den, denn das war die Aufgabe eines Kindes Krieg und Seuchen, zählte man in der Stadt der Gemeinde Merkershausen zu (der andere oder Jugendlichen, wie in den Kirchenrech- 30-40 Todesfälle. Teil dem Kloster Langheim), was in „nor- Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­11 malen“ Zeiten zu ansehnlichen Einnahmen führten Abt Caspar Förkel von Kloster Banz gengenommen, nach Königshofen gebracht führte, z.B. noch 1631 u.a. rund 60 Malter eine Verbindung bestand, wissen wir nicht; er und für seine Freilassung Lösegeld in Höhe Korn, 22 Malter Weizen und 10 Malter Hafer. war ja von Banz nach Lichtenfels geflüchtet, von 250 Reichstalern (= 300 fl) verlangt. Allerdings lieferten die Merkershäuser das aber dort in die Hände schwedischer Solda- Anscheinend, aber eindeutig geht das aus Getreide „am Halm“, das Dreschen besorgte ten gefallen und nach Königshofen gebracht dem Brief nicht hervor, entließ man den Ge- das Spital. 1649, also ein Jahr nach Kriegs- worden. Jedenfalls gehörte er zu den Per- fangenen nach 20 Wochen, da das Lösegeld ende, bezahlte man „15 fl 4 b 15 d drey Peye- sonen, für deren Freilassung ein Lösegeld aufgebracht worden war, und zwar hatte der rischen Männern von dem Merckhersheüser verlangt wurde. Er starb aber im November Amtmann von Kupferberg (bei Marktleugast) Zehent[,] alß 6 Tag 3 Batzen[,] dann 24 Tag 1635 nach 3½ Jahren erzwungenen Aufent- es vorgestreckt. jedem deß Tags 28d zu tröschen Lohn geben halts in der Festungsstadt, ohne die Freiheit Der Sohn des Entführten, Vogt von Breiten- [...]“. Leider erfahren wir nichts Näheres erlangt zu haben. see und Kastner in Königshofen, übernahm über diese bayerischen Männer, etwa, ob sie 38 Jahre nach seinem Tod, 1673, wandte sich 100 fl der festgesetzten Summe. Um ihre sich länger in Königshofen aufhielten und ein Anwalt an den Prior von Banz und prä- Forderung zu bekräftigen, hatten die Reiter noch andere Arbeitsstellen fanden. Rechnet sentierte ihm einen Schuldschein, mit dem kurzerhand „38 Khue [,] 7 Stückh Rindtvieh man ihren Lohn auf einen Monat um, dann Förkel eine Schuld von 13 fl 4 lb 19 d gegen- und 7 Pferdt“ als Pfand aus Marktleugast kam der einzelne Drescher auf ca. 5 fl, was über dem Königshöfer Bäcker Georg Hack- mitgenommen. Das zeigt, dass die Lösegeld- ungefähr dem Monatsverdienst eines Hand- her anerkannt hatte – für Weißbrot, auf das er forderung an die Gemeinde gerichtet war, werkers entsprach. Ein solcher Verdienst wohl als ein standesgemäßes Nahrungsmittel nicht an die Familie. reichte womöglich zum Lebensunterhalt, nicht verzichten hatte wollen, trotz seiner Wo die Gefangenen untergebracht waren, aber nur dann, wenn der Betreffende nicht misslichen finanziellen Lage – Schwarzbrot wissen wir nicht. Bei den Kriegsgefangenen, zu lange ohne Arbeit war. wäre billiger gewesen. Die Erben des Bä- über die wir nur spärliche Nachrichten finden, Den Tageslohn von 3 Batzen verdienten ckers Hackher verlangten nun, 1673, durch wird einmal das Schlundhaus als Ort ihrer schon 1634 einige Erntehelfer des Juliusspi- ihren Anwalt die Begleichung der Schuld, Gefangenschaft genannt, so 1632: „2 fl 4 lb tals: „2 fl 1lb 2 d etlichen Soldaten[,] so dem ließen aber betonen, dass sie das Geld „zur 24 d für Brodt[,] so ins Schlundthauß geben Pauer daz Getreydtig gelanget, alß selbigeß alhiesigen [= der Königshöfer] Pfarrkirchen worden, und auch Weckh[,] so den Gefange- eingeführt[,] jeden Tag 3 Patzen für Lohn Renovatur“ spenden würden. Tatsächlich nen von Zeihl geben worden „ – vom Julius- zahlt.“ Der „Pauer“ bewirtschaftete den zum überwies der Prior die fragliche Summe, und spital. Gleichfalls auf eigene Kosten lieferte Spital gehörenden Hof und hatte Soldaten die Erben bestätigten deren Empfang. 13) We- das Spital 1635 „27 Pf[und] [Rindfleisch] zum Aufladen des Getreides angeheuert. An- sentlich höher war der Betrag, den der Abt für uff vierzehn kayserische Gefangene Reutter dere, in der fürstbischöflichen Truppe dienen- Wein ausgegeben hatte. Mit 144 fl waren die alhier inß Prouosen 18) Quartir uf Ostern und de Soldaten waren es, die 1649 bei Umbauten zwei in dieser Zeit „regierenden“ Bürgermei- nach Ostern.“ Die Rechnungsbücher lassen im Spital bezahlte Arbeit fanden. Dass sie ster für ihn eingetreten, damit er beim Wein- offen, ob die Spitalverwalter diese Leistun- namentlich angeführt werden, kam sonst bei meister von Königshofen die erwünschten gen freiwillig oder unter Zwang von Seiten Soldaten kaum vor, bei einem kannte der Getränke hatte bezahlen können. Erst 1653 der schwedischen Behörden erbrachten. Schreiber auch nur den Vornamen: „16 fl 4 lb bekam die Stadt das Geld zurück – ohne Zin- 20 d Hannßen Zwickhelbach[,] Peter Heck- sen. 14) Schon 1639, „repetiert“ 1640, bat Anmerkungen: heln[,] Hanns N[,] dreyen Soldaten[,] jedem das Bürgermeisteramt den Prior von Banz, er Die hauptsächlich verwendeten Quellen: Contribu- des Tags 28d alß 34 Tag Stein beyzuführen[,] möge (weitere) Schulden seines Vorgängers tionsregister, Contributionsrechnungen, Beethrech- Mörder zu stellen und handt zu langen“. Da- tilgen, und zwar 83 fl bei der Stadt, 13 fl bei nungen, Protokolle der Stadtratssitzungen; Kirchen- bei ging es nicht um Mord, sondern die Sol- einem Königshöfer Metzger - ob mit Erfolg, rechnungen der Stadtpfarrei, Rechnungen des daten hatten Mörtel (Speis) in ausreichender lässt sich nicht feststellen. 15) Juliusspitals; Ipthäuser Dorfrechnungen (1631-1633, 1639/41, 1649-1650), Rechnungen über die Pfründ- Menge zuzubereiten. Ob die Soldaten und Ein zweiter Geistlicher in schwedischer gefälle zu Ipthausen (1630, 1636-1650); Alte Akten die genannten Bayern für niedrigeren Lohn Gefangenschaft war der Pater Johann The- (vor 1800). arbeiteten oder einfach keine Arbeitskräfte odorici, der ab März 1633 die Stelle eines Bei den Geldbeträgen wurden meistens nur die Gulden unter den Einheimischem zu finden waren, katholischen Geistlichen in Königshofen genannt und kleinere Einheiten weggelassen. lässt sich nicht erkennen. versah. Im August 1635 wurde er von den Währung: 1 fl = 1 Gulden; 1 lb = libra = zunächst als Einen weiteren Hinweis auf den Bedarf an Schweden aus unbekannten Gründen „gar in Pfund, später als Batzen bezeichnet; d = eigentl. Denar, Arbeitskräften finden wir in der Bürgermei- Arrest gefäncklich eingezogen“ und erst nach Zeichen für Pfennig oder Kreuzer; 5 Reichstaler = 6 sterrechnung des Jahres 1637. Einige Bürger, 17 Wochen, also mit dem Ende der schwe- Gulden Maße und Gewichte (nach Gabriele Hendges, Maße die Anzahl wird nicht genannt, hatten mit dischen Besatzungszeit im Dezember 1635, und Gewichte im Hochstift Würzburg, Materialien zur ihren Ochsen oder Pferden Vorspann (bei entlassen. Er beklagt sich in einem Bericht 16) Bayer. Landesgeschichte, Band 8, München 1989): Militärtransporten?) leisten müssen. Als Ent- über seine Zeit in Königshofen, dass weder 1 Malter (Sulzfelder/Königshöfer Maß) Korn = 173 schädigung überließ man ihnen die Nutzung die Bürger noch der Rat der Stadt, als er im Liter = ~ 110kg; 1 Metze = ~ 43 Liter 1 Malter (Sulzfelder/Königshöfer Maß) Hafer = 402 städtischer Wiesen, aber das Gras wurde „... Gefängnis saß, sich um ihn gekümmert und Liter = ~ 160kg; 1 Metze = ~ 100 Liter manglender Persohnen halber“ nicht abge- alle Zahlungen und sonstige Zuwendungen Weinmaße. 1 Fuder = 12 Eimer = 768 Maß; 1Eimer mäht. 11) mit dem Beginn seiner Gefangenschaft be- (Königshöfer Amtseich) = 69, 69 Liter; 1 Maß = 1,09l endet hätten. Er gibt an, dass er im Gefängnis Längenmaße. 1 (Königshöfer ) Elle = 55, 4 cm, 1 Schuh = 27, 7 cm Gefangene, Flüchtlinge „... bei 70 fl Unkosten gemacht, welches Gelt Flächenmaß: 1Acker = ~ 1/5 ha Die Sterbematrikel registrierten die in Kö- [er] bei frommen ehrlichen Leuten entlehnen nigshofen Verstorbenen, aber in unterschied- müssen, u. solches auch noch schultig.“ Für licher Art und Weise. Meist erfassen sie nur knapp vier 4 Monate war das eine doch recht 7) Anmerkung 2) , S. 46 die Namen, auch die von Nicht-Bürgern, mit hohe Summe, ein Handwerksgeselle kam sel- 8) Pfarrarchiv Bad Kön., K1/01, Kirchenrechnung 1643 Ausnahme der Soldaten, die überhaupt nicht ten auf einen solchen Jahresverdienst. 9) Diözesanarchiv Würzburg, Sterbematrikel der Pfarrei Königshofen 1628-1639 eingetragen wurden, nicht einmal deren Zahl. Ein weiterer prominenter Gefangener war 10) Archiv des Juliusspitals Bad Kön., Spitalrechnungen Bei einigen Verstorbenen erfahren wir nur einer der (zwei?) Bürgermeister von Markt- 1634, 1649 den Beruf und/oder die Herkunft, z.B. in der leugast (in der Nähe von Neuenmarkt-Wirs- 11) StA (Rechnungen) II/03, 1637 Matrikel von 1632, als u.a. verstorben waren: berg). In einem sehr verwirrenden Brief 17) 12) Diözesanarchiv Würzburg, Sterbematrikel der Pfarrei Königshofen „1 Gefangener aus Lichtenfels“, „der Cast- an seinen „Todten [=Paten], Schwager und 13) StA, Alte Akten (bis 1803), Band 21/VII o 1 (1670- ner von Lichtenfels“, „der Koch von Lichten- [...] Freundt „, den „Schulmeister Frideri- 1697) fels“, „der Spitalmeister von Lichtenfels“, cus Dressel“ in Königshofen, schildert der 14) StA (Rechnungen) II/03, Bürgermeisterrechnung 1653 „die alt [We(i)glein?] von Lichtenfels“. 12) andere Bürgermeister Folgendes: Sein Amts- 15) StA (Bücher) I/12, Band 39, 1638-1676, S. 38 16) StA, Alte Akten (bis 1803), Band 5/01b/II2e1, Nr. 31 Ob zwischen diesen Lichtenfelsern und dem kollege wurde in der Nähe von Langheim 17) Pfarrarchiv Bad Königshofen, K4/04/01.20 nach Königshofen in die Gefangenschaft ge- von Reitern des Rittmeisters Gropp gefan- 18) Prouos = Profoss, Militärrichter Seite ­­12 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

Literaturschau 2014

Reinhold Albert: öffentlicht werden. Erhältlich ist das Heft bei Schriftleitung von Kreisheimatpfleger Rein- Das Grauen in der Hölle von Gerwin Solf in Sulzfeld sowie dem örtlichen hold Albert vertreten, so u.a. Hanns Friedrich, Dachau - Die Leidenszeit des Buchhandel. Margit Zepter, Margreth Schmidt, Erika Jeger, Pfarrers August Eisenmann aus Wolfram Weigand, Hans von Bibra, Irmgard Alsleben im KZ Dachau von 1941 Reinhold Albert: Werner, Richard Radina, Fredi Breunig, Ro- - 1945, Burgen, Schlösser und land Dittrich, Regina Vossenkaul, Theresia Kirchenburgen im Landkreis Breun, Isabell Klingert und dem Schriftleiter. Untereßfeld 2014. Rhön-Grabfeld Wie gewohnt ist das Themenfeld breit gefä- Band 34 der Schriftenreihe des Vereins chert. So lautet eine der Geschichten „Als für Heimatgeschichte im Grabfeld, 5 Euro. Bad Neustadt 2014; Band 35 der Schriften- Bauernbub in Großbardorf“. Ein Beitrag be- reihe des Vereins für Heimatgeschichte im fasst sich mit dem Judenfriedhof in Ipthausen. In dem 60-sei- Grabfeld, 19,80 Euro. tigen Büchlein Und natürlich wird an die Grenzöffnung bzw. wird die Lei- 1977 erschien Wiedervereinigung vor 25 Jahren erinnert. denszeit des letztmals ein Pfarrers August Buch über Eisenmann die Burgen Lotte Uhlein (1899 – 1955) und Schlösser aus Alsleben im Landkreis Gonz en Gedonke im Konzentra- Rhön-Grab- tionslager feld, verfasst Ganz en Gedonke halt ich noch meun Dachau doku- vom damali- Kalenner en die Händ. Doe hob ich gelast, mentiert. Von gen Kulturre- ball is scho der 1. Advent, nu dörf mer sich 1941 bis 1945 ferenten des longsom drauf fürbereit, denn bis Woih- war der Geist- Landkreises, nochte bläid nimmer allzuvill Zeit. liche im dorti- Dr. Heinrich gen Arbeitsla- Mehl. 1979 Herbstnawel zieche ömhär, ungemütlich is ger. Im Dritten veröffentlich- es jetzt. Gonz gern moch mer sich nu nawe Reich wurden mehr als 200 Priester aus der te der gleiche en woarme Ofe gsetz. Äh himmlischer Duft Diözese Würzburg vor Gericht gestellt, dar- Autor ein Buch über die Kirchen und Ka- schläicht ball dorch’s Haus, däzu sehn die pellen in Rhön-Grabfeld. Es war also an der unter neben Eisenmann auch Konrad Wei- Fenster in Gässlich gonz festlich aus. gand aus Hendungen. Nahezu alle Pfarrer der Zeit, diese Themen neu zu bearbeiten. Aus Diözese hatten irgendwann einmal Konflikte diesem Grund initiierte die Kulturagentur des Mer simuliert ach emol röm, git efoch mit den Nazis, viele wurden bedroht und mit Landkreises 2010 ein Buch mit dem Titel Ruh‘, denn dos städ ons doch en dere Zeit Geldstrafen belegt. In Dachau waren während „Kirchen im Landkreis Rhön-Grabfeld“, in zu. Ower en die Städt, doe werd ömhärich dem alle Gotteshäuser unserer Heimat in Wort der Naziherrschaft 2.600 Geistliche aus 134 gerennt, bis jeder seu passendes Gschenk Diözesen und 24 Nationen inhaftiert. Mehr als und Bild vorgestellt wurden. In diesen Tagen erschien in Fortsetzung dieser Reihe ebenfalls nu fend. Dort lieche scho wochelong en 1000 wurden getötet. Pfarrer August Eisen- die Auslache Labkuche on Nikoleus aus mann hat seine Leidenszeit unmittelbar nach wieder ein Buch über die Burgen, Schlösser Schokolade. Heut ze Toch werd halt alles Kriegsende aufgeschrieben. Kreisheimatpfle- und Kirchenburgen im Landkreis, das Kreis- ger Reinhold Albert hat hierzu umfangreich heimatpfleger Reinhold Albert verfasste. üwertriebe, on mir fräche ons: Boe is denn recherchiert und die Aufzeichnungen ergänzt. In diesem reich bebilderten Werk werden alle die gute, alte Zeit gebliewe? bestehenden sowie längst nicht mehr existen- En äh gons hektische Welt sen onner junge Dr. Reinhold Heusinger/Gerwin Solf: ten rund 100 Burgen, Schlösser, vorgeschicht- Leut neugeborn, ach doswache hat die Wildburg lichen Befestigungen und Kirchenburgen (ca. 25) unseres Landkreises Rhön-Grabfeld in Woihnochte ach für sie ihr’n Zauber net Ergänzungsheft zu Bd. 13 der Schriften- Wort und Bild vorgestellt. Neben einer kur- verlorn. Gons en Gedonke seäh ich scho reihe des Vereins für Heimatgeschichte im zen Beschreibung mit Literaturhinweisen sind unnern Christboome mit ville Lichtlich Grabfeld e. V. ; 5 Euro zahlreiche aktuelle Außen- und Innenaufnah- drauf gschtellt, doch wie feiern die onnere Als Band 13 der men sowie historische Fotos und Gemälde Mensche, die Woihnochte off dere Welt? Schriftenreihe enthalten. Denn dort herscht ömmerzu Kriech on Ter- des Vereins für ror, mir könne es kaum gfass. Viele wern Heimatgeschich- te im Grabfeld Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld vertriebe, mösse doswache ihre Heimat ver- erschien 2007 2014, Folge 37 lass. Mitgenoam konnte se bloß es nackte eine von Dr. Lawe. Bei ons degäche werd’s Plätzlich 2013, Preis 19,90 € Reinhold Heusin- on Christstolle gawe. Der Josef is mit seu ger (Stadtlaurin- In diesen Ta- Maria ach neu die Fremde gflücht, hot gen) und Gerwin gen erschien Onderkunft, ä Herberch g’sücht. Solf (Sulzfeld) das Heimat- erstellte Quel- jahrbuch 2015 Woihnochte, mer fühlt’s halt, es ist doos lensammlung zu in gewohn- Fest der Liebe. Dröm is für alle Mensche den Grafen von tem Umfang. stets die Hoffnung gebliebe. Leucht dorch Wildberg und ih- Auch in die- die heilich Nocht der Stern mit seun helle ren Wappengenossen sowie den Dynasten von sem Jahr sind Scheu, mösst halt Frieden für alle off dere Thundorf, Hiltenburg, Alfeld und Tannroda. wieder eine Welt sei. Gonz en Gedonke hob ich doch ganze Reihe Dieser Band wurde 2007 neu aufgelegt und dann Kalenner ömmer noch en die Händ. um 37 weitere Regestennummern ergänzt. Autoren aus Doch die beiden Heimatfreunde forschten dem Königs- Wünsch alle nu friedliche Woihnochte on weiter und fanden weitere rund 100 Regesten, höfer Grab- devur en besinnliche Advent. die nunmehr in diesem Ergänzungsheft ver- feld unter der Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­13 Die jüdische Familie Kohn in Königshofen sie unter der Königshöfer Bevölkerung sehr Die nachfolgend gekürzte abgedruckte Arbeit entstand im Verlauf eines wissenschaftspro- beliebt war. Dies zeigt, dass das Geschäft pädeutischen (d.i. Vorbereitung zu einem wissenschaftlichen Studium) Seminars zur wohl äußerst erfolgreich gewesen sein muss. „Geschichte der Juden in Königshofen“, das am Gymnasium Bad Königshofen in den Außerdem konnten sie sich mehrere Dienst- Schuljahren 2011/12 und 2012/13 stattfand. Das Seminar wurde von Studiendirektor mädchen leisten, was zu dieser Zeit in einer Rainer Seelmann geleitet. Nachdem die Schüler in einer Inputphase von September 2011 so kleinen Stadt eher unüblich war. bis Januar 2012 eine Einführung in das Rahmenthema erhalten hatten, suchten sie sich Auch Julie Kohn, die Ehefrau von Salie, aus einer Auswahl von Themen zu einzelnen Personen, Familien und Einrichtungen engagierte sich sehr in der Kultusgemeinde. der Kultusgemeinde und zu wichtigen Ereignissen aus ihrer Geschichte ihr individuelles Aus dem Protokoll einer Gemeindever- Thema aus. Sie arbeiteten mit Überresten und Primärquellen, die sie entweder vom sammlung vom 1. Februar 1931 lässt sich Kursleiter erhielten oder selbstständig fanden, befragten Zeitzeugen, ordneten mit herauslesen, dass sie zudem den Vorsitz des Hilfe der Sekundärliteratur ihre Ergebnisse in den zeitgeschichtlichen Kontext ein und Frauenvereins hatte. stellten daraus eine sinnvoll gegliederte Arbeit zusammen. Zusätzlich begleiteten sie eine Ein Indiz für den Wohlstand der Familie ist Ausstellung, die in den Museen in der Schranne in Bad Königshofen von November 2012 die Tatsache, dass sie schon damals ein Auto bis Februar 2013 gezeigt wurde, mit einem selbst gestalteten Plakat und präsentierten besaß, mit dem Salie Kohn regelmäßig in die ihre Ergebnisse in einer öffentlichen Abendveranstaltung am 17.12.2012. umliegenden Orte fuhr, um dort seine Waren zu verkaufen. Lorenz Rothmann Kohn. Max Kohn wurde z. B. beim Bau 1900 wurde die erste Tochter von Salie und der neuen Synagoge in den Bauausschuss Julie Kohn geboren, die den Namen Martha 1868 zog die jüdische Familie Kohn von gewählt. Salie Kohn war längere Zeit Aus- erhielt. Die zweite Tochter Paula folgte nur Aidhausen bei Hofheim nach Königshofen schussmitglied der Gemeinde. 1912 wurde er ein Jahr später. 1904 bekam die Familie und erwarb am Marktplatz 188 ein Haus. zum Kassier der Gemeinde gewählt. Am 10. auch einen Sohn, und zwar Alfred. Dieser Karl und sein Bruder Meier Kohn begrün- Mai 1918 ist eine Stiftung zum Gedenken an emigrierte bereits in den 1920er Jahren nach deten das Bekleidungs- und Textilgeschäft Karl und Marianne Kohn beurkundet. Karl New York. Auch er verschrieb sich dem „Gebrüder Kohn“. Nach Meiers Wegzug war am 11. Oktober 1909, Marianne Kohn am Textilhandel. wurde es von Salie und seinem älteren Bru- 24. September 1916 verstorben. Sie wurden Martha heiratete Adolf Haas und zog mit ihm der Max geführt. Als Max Kohn von seinen auf dem jüdischen Friedhof in Kleinbardorf weg. Auch Alfred blieb nicht in Königshofen. Schwiegereltern ein Haus in Sinsheim erbte, bestattet. Er besuchte zunächst eine Schule in Reutlin- zog er mit seiner Frau dorthin und übernahm Nach dem Ersten Weltkrieg wird den Gebrü- gen und heiratete später Paula Kamnitzer. dort ebenfalls ein Textilgeschäft. dern Kohn noch einmal auf besondere Art Nur die zweite Tochter Paula, die nach der Die Familienmitglieder arbeiteten rege in und Weise gedankt, da durch eine Stiftung Heirat mit Fritz Laubheim dessen Namen der Kultusgemeinde Königshofen mit, was dieser der Schuldenstand der Gemeinde stark trug, blieb mit ihrem Mann in Königshofen im Protokollbuch der Kultusgemeinde doku- verringert wurde. Die Familie Kohn war und arbeitete im Geschäft mit. Fritz Laub- mentiert ist. Besonders engagierten sich die an vielen hohen Wohltätigkeitsspenden in heim stammte ursprünglich aus Dettelbach beiden Söhne von Karl Kohn, Max und Salie Königshofen beteiligt, was dazu führte, das und zog 1927 nach Königshofen. Das Ehe-

Das Geschäft der Kohns auf dem Markplatz in Königshofen (Bildmitte) Seite ­­14 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

Kohn ist hier allerdings als sehr zweifelhaft anzusehen. An diesem Beispiel erkennt man die deutliche wirtschaftliche Benachteiligung der jüdischen Bevölkerung im Zuge der Arisierung. Als dann gegen Ende des Jahres das Wohnrecht auslief, versuchte das Ehepaar einen Antrag zur Auswanderung zu stellen. Aus Sicht der Würzburger Gestapo gab es dagegen auch nichts einzu- wenden. Im weiteren Verlauf ihrer Flucht ergeben sich aus den Papie- ren allerdings einige Widersprüche. Am 26. Oktober 1939, also unge- fähr zehn Monate nachdem das Ehe- paar den Antrag zur Ausbürgerung gestellt hatte und das Wohnrecht in ihrem alten Anwesen endete, erkun- digte sich die Würzburger Gestapo beim Königshofer Landrat über den Aufenthaltsort des Ehepaars, da die Paula und Alfred Kohn 1928. beiden beabsichtigten, ein Depot bei der Dresdner Bank im Wert auf den Namen seines Bruders Moritz Kohn von 8000 RM an Salie`s Bruder aus Berlin abgelehnt. Zu diesem Zeitpunkt Moritz, der mittlerweile in Berlin befanden sich die beiden aber vermutlich lebte, zu verschenken. Nach Aus- nicht mehr in Deutschland, denn es gibt eine sagen des Königshofener Gendar- Passagierliste eines Schiffes, das am 22. meriepostens vom 13. November November von Rotterdam aus in Richtung soll dem Ehepaar der Grenzübertritt New York abfuhr. Auf dieser Liste sind auch nach Holland verweigert worden Salie und Julie Kohn verzeichnet. Die Flucht sein und die beiden sollen sich zu aus Deutschland gelang jedoch nicht Salies diesem Zeitpunkt in Köln aufgehal- Brüder Moritz und Max. Moritz verstarb paar hatte auch zwei Kinder, die allerdings ten haben. Es wird dabei betont, dass es sich 1942 in Theresienstadt, Max 1941 im KZ nicht in Königshofen geboren wurden. Suse nur um Gerüchte handelt. Rivesaltes. wurde am 8.9.1928 in Coburg geboren und Am 24. November 1939 wurde die Gestapo Die neue Heimat der Kohns war New York, Lore am 17.3.1933 in Schweinfurt. Die bei- ein weiteres Mal über Salie Kohn informiert. Bronx. Salie Kohn verstarb dort bereits am 3. den flüchteten bereits im Februar 1936 aus Allerdings wird hinzugefügt, dass das Ziel April 1941. In seiner Todesanzeige heißt es: dem nationalsozialistischen Deutschland der Familie Kohn New York sei. Außerdem „Mein geliebter Mann, unser herzensguter, nach New York. Aus einer Liste von 1936, wurde der Antrag auf Umlegung des Depots treusorgender Vater, Großvater, Schwieger- in der alle in Königshofen lebenden Juden verzeichnet sind, geht hervor, dass Fritz und Paula Laubheim zunächst ohne ihre Kinder nach New York emigrierten. Diese lebten nun am Marktplatz 188 im Anwesen ihrer Großeltern, bis sie im Frühjahr 1938 eben- falls auswandern konnten. Durch die wirtschaftliche Beeinträchtigung und die vielen anderen Schikanen, waren die Lebensverhältnisse für die einst so beliebte Familie Kohn im Grabfeld sehr schwierig geworden. Also fassten Salie und Julie Kohn ebenfalls den Entschluss aus ihrer Heimat vor den politischen Verhältnissen zu flüchten und nach New York auszuwandern, wo bereits ihre Kinder lebten. Am 16. März 1938, also kurz bevor bekannt wurde, dass die Juden ihr Vermögen den Finanzämtern deklarieren müssen, verkauf- ten sie ihr Anwesen zum 1. April. Sie erhiel- ten allerdings noch ein Wohnrecht bis zum 31. Dezember desselben Jahres. Aus einer Gestapo-Akte vom 17. März 1938 geht aber hervor, dass auch hier das Anwesen deutlich unter dessen Wert verkauft wurde. Gegen Ende des Schreibens heißt es „Der Jude erkannte nach längerer Auseinandersetzung den Preis von RM … als angemessen an, worauf dann beiliegender Vertrag freiwillig zustande kam.“ Die Freiwilligkeit von Salie Paul und Marianne Kohn sind auf dem jüdischen Friedhof in Kleinbardorf bestattet. Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­15 vater und Bruder Salie Kohn (früher Königs- hofen/Grabfeld) verschied am 3. April nach In Memoriam schwerem mit großer Geduld ertragenem Leiden. In seinem ganzen Leben kannte er nur ein Ziel: Unser aller Glück. Vor einem Jahr Walter Häusler (1928-2014) war es ihm noch vergönnt, zu uns in die neue Heimat zu komme: so ging sein letzter, sehn- oder beim gemeinsamen Wandern und lichster Wunsch in Erfüllung. Julie Kohn, Reisen, auch mit der größer werdenden geb Boscowitz Adolf Haas und Frau Martha Familie, die Natur und, ganz besonders, die geb. Kohn Fritz Laubheim und Frau Paula ihm ans Herz gewachsene Heimat Franken geb. Kohn Alfred Kohn und Frau Paula geb. genießen. Kammitzer New York, 6. April 1941.“ Der dem Verstorbenen in der Todesanzeige Die Nachkommen von Salie Kohn erhoff- zugedachte Vers von Joseph von Eichen- ten sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine dorff (1788–1857), dem bedeutenden Dich- finanzielle Wiedergutmachung, da das Haus ter und Schriftsteller der Romantik, mag ihn in Königshofen wohl deutlich unter Wert dabei schon lange begleitet haben: verkauft wurde und der deutsche Staat das „Und meine Seele spannte Vermögen der Emigirierten und den Ver- weit ihre Flügel aus, kaufserlös zum größten Teil beschlagnahmte. Flog durch die stillen Lande Fritz Laubheim sandte deshalb am 28. Januar als flöge sie nach Haus.“ 1957 einen Brief an das Bürgermeisteramt in Aus „Mondnacht“ Königshofen mit der Bitte, ihm eine polizei- liche Abmeldebescheinigung zu schicken, da Besondere Freude empfand Walter Häusler er diese für ein Bundesentschädigungsver- wohl auch als begeisterter Leser zeit seines fahren benötige. Auch der Anwalt Dr. Otto Lebens, wenn er sich mit Epik und Lyrik der Betz aus München beschäftigte sich 1962/63 Epochen, mit dem Leben der Schriftsteller mit dem Fall der Rückerstattung und sandte oder mit den Fragen des Lebens auseinan- Walter Häusler, ein eifriger Mitarbeiter mehrere Schreiben an den Bürgermeister, dersetzte, auf die er, gerne auch humorvoll unseres Heimatblatts „Das Grabfeld“, ver- die sich noch heute im Stadtarchiv befinden. (mit feiner Ironie) seine Antworten gab, starb im zurückliegenden September ein wie in seinen Mundartgedichten zu lesen halbes Jahr nach seiner Frau Angela im ist. Wie sehr er sein Franken liebte, wurde Literatur und Quellen Alter von 86 Jahren. Er wurde in Markt- bei seiner Beerdigung in Bad Königshofen breit geboren. Seine Kindheit und Jugend Staatsarchiv Würzburg (Gestapoakte deutlich. Sein Wunsch war, dass die Musik- verbrachte er in Geldersheim und Saal, 4588), Stadtarchiv Bad Königshofen, kapelle aus Gabolshausen das Frankenlied, besuchte von hier die Oberschulen in Privatarchiv Cordula Kappner (Haßfurt), „Ännchen von Tharau“ und das fränkische Schweinfurt und in Bad Neustadt, wurde The Central Archives for the History of the Marienlied „Oh himmlische Frau Königin“ 1945 als noch 16-Jähriger zum Kriegsdienst Jewish People in Jerusalem (Protokollbuch spielt. eingezogen. 1947 bis 1950 absolvierte er die der Kultusgemeinde, Signatur D/KO3/1), Hubertus Schneider Lehrerausbildung in Würzburg, trat noch im Homepage der Familie Kohn in New York selben Jahr seine erste Stelle (bei Otto Möl- (Karban-Simchick and related Family Nachfolgend eines seiner zahlreichen ter) in Kleinbardorf an. Es folgten etliche Genealogy). Die Seminararbeit ist im Mundartgedichte: Dienstjahre, in denen er an den einklassigen Gymnasium Bad Königshofen archiviert. Schulen in Sternberg und in Gabolshausen Walter Häusler unterrichtete, während der er auch als Semi- narleiter für die Ausbildung der Junglehrer Mei Frankn im Grabfeld zuständig war. 1968 wurde Walter Häusler mit der Lei- In dr Nochd tung der neu gegründeten Verbandsschule Roland Dittrich wenn mei Frankn dreemd Untereßfeld betraut, die er als Rektor über do isses ganz schdill 22 Jahre verantwortlich führte. Aus gesund- Von den zwei Wegen däss i mer wünsch heitlichen Gründen wurde er 1990 in den Bibel S. 1083, Mat. 7, 13-14 Ruhestand versetzt. sou müsserts ümmer sei Als Lehrer an den Landschulen der Grab- wenn alles woar sei söll. Geht durch das enge Tor und seid felddörfer prägte er die Schulkinder mit Am Dooch isses fei onnerschd gescheit, seinen Erziehungs- und Bildungsidealen. ist auch das Tor, Als Seminar- und Fortbildungsleiter rüstete sou unruich un sou laud. das ins Verderben führt, er die Junglehrer mit den Grundsätzen einer bequem und breit Frankn i mooch di pädagogischen und freiheitlich-liberalen mit deinera viela Schdarn und mögen hierdurch viele Schule für die wachsende Demokratie. Als Menschen gehen, Schulleiter vollzog er den Übergang der gfellsde mer arch guad. den Heilsort Himmel werden Landschule zur Verbandsschule an erster sie nicht sehen. Un wenn ich Stelle mit. nochds kee Ruah find Der rechte Weg ist hart und schmal, Solange ich ihn kannte, war und blieb Wal- er führt durch manches enge Tal. ter Häusler stets der natürliche, bescheidene wischberd mer dr Wiend wos neis Es werden ihn nicht viele finden, Realist, kein Mann der lauten Töne, einer, Oahr. um Gottes Heilstatt zu verkünden. der Ruhe ausstrahlte, wahre Werte lebte Do mueß i leis lach und vermittelte, der die Schöpfung mit Ehr- un schlof ei Aus: Roland Dittrich: furcht liebte. Die Bibel im Vers III, 2014. So konnte er beim lange gepflegten Laufsport und dreem vo diar. Seite ­­16 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014 Die Synagoge in Trappstadt

Michael Böckler keine jährlichen Steuern entrichtet haben. Luise Eleonore verwitwete Herzogin zu Das Wohnhaus von Rosalinde Reder war Sachsen-Meiningen, geborene Fürstin von früher die Synagoge der jüdischen Gemeinde Hohenlohe, fordert daraufhin (November in Trappstadt. Von dem gesamten heuti- 1811) ihren Amtmann in Römhild Johann gen Gebäudekomplex, zusammen mit der Christian F. Sippel auf, die gegenwärtigen Physiotherapiepraxis von Marika Pittner, ist und zukünftigen Abgaben von der auf sächsi- ausschließlich nur der rechte Teil Gegen- schen Lehen erbauten Judenschule zu Trapp- stand unserer Betrachtung. Nur der rechte stadt zu klären. Teil des heutigen Neubaues war die frühere Samuel Schmey der gewählte Vorsteher der Hausnummer 46. jüdischen Gemeinde wird am 21. Januar 1812 Im Staatsarchiv in Meiningen findet sich im vor dem Amtmann in Römhild zu dem Thema „Amtsarchiv Römhild“ unter der Signatur gehört und macht folgende Angaben: In der 409 eine Akte zu diesem Grundstück. Nach Meinung, dass das Haus und das Grundstück dieser Archivalie bestand die frühere Haus- zum Antoniusgut gehöre, habe man keinen nummer 46 (Judengemeinde, Synagoge) und Handlohn entrichtet, da das Antoniusgut die heutige Linsengasse 10 aus zwei Häus- Handlohnfrei sei1. Er selbst wohne seit 48 chen. Jahren in Trappstadt. In dieser Zeit sei das Ein Auszug aus der „Römhildischen Amts- Haus mehrfach verkauft und vertauscht wor- bestätigt. Außerdem wird mitgeteilt, dass alle vogtei Rechnung von Michaelis 1772 bis den, ohne dass der Handlohn zu entrichten unter hiesigem Schutz stehenden Juden zu 1788“ und ein Extract „Aus dem Trappstädter war. Eines der Häuser sei vor drei Jahren Trappstadt und alle übrigen Juden daselbst Lehenbuch f 95“ weisen die Vorbesitzer und von Georg Bader erkauft worden. Der habe unvermögend sind. Bewohner nach. Der Amtmann in Römhild beim Lehenschultheiß nachgefragt und die Das Bittgesuch wird am 8. Juli 1812 von Her- Johann Christian F. Sippel bescheinigt in Auskunft bekommen, dass kein Handlohn zog August zu Sachsen zunächst abschlägig seiner Abschrift vom 24. Oktober 1811, dass fällig sei. beurteilt. folio 24. Nikolaus Illich für zwei Häuschen samt dazu Die Nachforschungen des Amtmanns von Am 17. Juli 1812 hat sich jedoch - ohne gehörigen Scheuern, Garten und Gemeinde- Römhild und das Wissen des sächsischen ersichtlichen Anlass - ein Sinneswandel ein- recht von Holz und Gras Abgaben zu leisten Lehenschultheißen Kirchner hatten aber gestellt. Herzog August zu Sachsen-Gotha hatte (folio 3r). ergeben, dass das Grundstück eindeutig teilt mit, man habe in „sachsen meiningi- Peter Johannes hatte das eine Häuschen sächsisches Lehengut war und somit auch scher Conformität die Entschließung gefasst von der Witwe des Heinrich Emes und das der sächsischen Herrschaft Handlohn- und dem Gesuch der Judenschaft von Trappstadt andere von Michael Witz Kindern gekauft. Abgabenpflichtig. Dieses Ergebnis wird zu entsprechen“. folio 25. Von dem einen (erstgenannten Haus) sind zusammen mit der Aussage des Gemeinde- Am 20. August 1812 wird der Amtmann weitere Vorbesitzer bekannt. Hans Georg vorstehers der Juden der Obrigkeit gemeldet. zu Römhild von Luise Eleonore, verwit- Waldsachs hatte es dem Schulmeister Häm- Mit Schreiben vom 24. Februar 1812 (ein- wete Herzogin zu Sachsen geborene Für- merlein vererbt, dieser hatte 1772 für 100 gegangen in Römhild am 8. März) wird von stin zu Hohenlohe entsprechend informiert. Gulden an Peter Knoblauch verkauft. Peter Emil Leopold August Herzog zu Sachsen- Der Judenschaft wird auf ihren Antrag ein Bauers Wittwe tauschte es unter Zugabe von Gotha vorgeschlagen, dass die Judenschaft Nachlass gewährt. Der rückständige Hand- 80 Gulden 1778. Danach eingetauscht von in Trappstadt den Handlohn (5% von 400 lohn wird um 5 Gulden auf 15 Gulden und Bartel Seits landete es schließlich in einem Gulden) und jährlich 2 Gulden von der Zeit die zukünftigen jährlichen Steuern von zwei weiteren Tauschhandel bei Friedrich Emes der Erbauung an zu zahlen hat. Außerdem Gulden auf einen Gulden und 10 Kreuzer Kindern (folio 12). Das zweite Haus hatte werden bisherige Verfahrensgebühren in festgesetzt. folio 26 ursprünglich einem Michael Witz gehört. Höhe von 2 Gulden und 2 Kreuzern erhoben. Der Arbeitsgemeinschaft Alemania Judaica2 Aktenkundig werden diese Verhältnisse nach Sachsen Gotha und Sachsen Meiningen üben zufolge wird die Synagoge im Frühjahr 1937 dem Kauf des Grundstücks durch die israe- zu dieser Zeit die herrschaftlichen Geschäfte für 300 Mark in private Hand verkauft. Mit litische Gemeinde. Der (überteuerte) Kauf- gemeinsam aus und beraten sich gegenseitig. dem Rückgang der jüdischen Bevölkerung preis, der an Peter Johannes bezahlt wurde, Luise Eleonore, verwitwete Herzogin zu war eine eigene Synagoge nicht mehr haltbar. wird mit 400 Gulden genannt. Alle Unkosten Sachsen, geborene Fürstin zu Hohenlohe Dementsprechend wird die israelitische Kul- bis zur Fertigstellung der Synagoge werden schließt sich dem Vorschlag aus Gotha an tusgemeinde in Trappstadt im August 1939 mit 2500 Gulden angegeben. und verfügt, dass die Judenschaft zu Trapp- offiziell als aufgelöst erklärt. Die noch ver- Streit war darüber entstanden, ob das Grund- stadt die oben genannten Summen zahlen bliebenen jüdischen Mitbürger waren bereits stück frei von Abgaben und Steuern sei. Zur muss (Meiningen 23. März 1812). 1925 der israelitischen Kultusgemeinde Debatte standen der Handlohn und die jähr- Gegen diesen Bescheid erhebt die Juden- Königshofen zugeordnet worden. lichen Abgaben. Der Handlohn (= Verkaufs- schaft von Trappstadt “unterthänigst“ Wider- steuer) wurde regelmäßig bei einem Über- spruch. In einem Bittgesuch vom 18. Mai gang einer Liegenschaft von einem Besitzer 1812 wird beantragt, die Steuern und Abga- zum Nächsten erhoben und war mit 5% ben um die Hälfte zu senken. Durch den Kauf vom Kaufpreis veranschlagt. Eine jährliche des Grundstückes und den Bau der Synagoge Abgabe an den Grundherren war selbstver- habe man sich um über 1.000 Gulden ver- ständlich und wurde bei diesem Grundstück schuldet, außerdem sei der Kaufpreis über- 1 Das Antoniusgut war Eigentum des Antoniterordens mit 2 Gulden pro Jahr festgesetzt. teuert gewesen und die Bebauung habe den bzw. der Pfarre zu Eicha. Beide werden als Ganerben Der sächsische Lehenschultheiß – also der Wert des Grundstückes für den Lehenherrn (Grundherren) in der Dorfordnung von 1524 genannt. Sachwalter der sächsischen Grundstücke in wesentlich erhöht. Das Antoniusgut war diesen Grundherren und nicht der Trappstadt – Ernst Philipp Kirchner meldet Diese Angaben werden am 25. Juni 1812 Herrschaft Sachsen Meinigen abgabenpflichtig. an die sächsische Regierung, dass die jüdi- in einer angeforderten gutachterlichen Stel- 2 http://www.alemannia-judaica.de/trappstadt_synago- sche Gemeinde keinen Handlohn und auch lungnahme von der Amtsvogtei zu Römhild ge.htm#Zur%20Geschichte%20der%20Synagoge Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­17

In Memoriam Leo Walter Hamm (1926-2014) würde den Rahmen sprengen, alle Veröf- fränkischer Kunst und Geschichte. Er war fentlichungen, die stets von Sachkenntnis einige Jahre Vorsitzender des Rhönklub- und vor allem von der Liebe zur Heimat Zweigvereins Bad Königshofen und lang- zeugen, aneinander zu reihen. Als Beispiele jähriges Vorstandsmitglied im Verein für seien genannt: Heimatgeschichte im Grabfeld, wo er von ➢ Der Königshof im Grabfeld – Von den Beginn an zusammen mit Kreisheimatpfle- Anfängen bis zur Reichsgründung, ger Reinhold Albert die Schriftleitung des erschienen 1991. Heimatblatts „Das Grabfeld“ inne hatte. In ➢ Der Dreißigjährige Krieg im Königshöfer diesem Heimatblatt veröffentlicht er ebenso Land – Königshofen unter der schwedi- wie im jährlich erscheinenden Heimatjahr- schen Besatzung 1631 – 1635, erschie- buch des Landkreises Rhön – Grabfeld nen 1997. Beiträge mit Ergebnissen seiner intensiven Zu Hamms vielfältigen Tätigkeiten gesellen Forschungsarbeit. sich insbesondere unzählige Vorträge und Leo Hamm war ein Mann, der Wärme Führungen. Doch nicht nur der Erforschung und unendlich viele Ruhe ausstrahlte, der der Geschichte seiner neuen Heimat galt zuhören konnte, geduldig war und über ein Leo W. Hamms außerberuflicher Einsatz. enormes geschichtliches Wissen verfügte. Er war in den 1950er Jahren auch für einige Was Hamm aber insbesondere auszeich- Jahre als ehrenamtlicher Archivpfleger im nete war seine überaus freundliche und Altlandkreis Königshofen tätig und enga- hilfsbereite Natur. Dieses von großem Ver- Im Alter von 88 Jahren verstarb am gierte sich sehr im kirchlichen Bereich. So trauen geprägte Miteinander der Heimatge- 29.8.2014 der bekannte Heimatforscher Leo war er über ein Jahrzehnt Wortgottesdienst- schichtsfreunde im Grabfeld ist sicherlich Walter Hamm in Bad Königshofen. Über leiter in den Grabfeldgemeinden , einer der Hauptgründe dafür, dass es kaum Jahrzehnte hinweg hatte er sich der Hei- Breitensee und Ottelmannshausen. Vier eine Gegend gibt, in der so viel heimatge- matgeschichte verschrieben und sich damit Perioden war Hamm Mitglied des Deka- schichtliches Engagement vorhanden ist, im Grabfeld und darüber hinaus überaus natsrats Rhön-Grabfeld, wobei er zudem wie im Grabfeld. große Verdienste erworben. Leo Hamm einige Zeit das Amt des stellvertretenden Mit Leo Walter Hamm verliert das Grab- erhielt 1998 erstmals den vom Verein für Vorsitzenden ausübte. Weiter gehörte der feld damit einen besonderen Förderer und Heimatgeschichte im Grabfeld ausgelob- pensionierte Schulamtsdirektor zwei Peri- großen Freund seiner Geschichte. Diakon ten „Kulturpreis Grabfeld“. Der Verstorben oden dem Diözesanrat des Bistums Würz- Rudi Reuter strich in seiner Predigt beim war auch Träger der Bundesverdienstme- burg an und war zwei Perioden Schöffe am Requiem die tiefe Gläubigkeit des Ver- daille, der „Justus-Schneider-Medaille“ des Jugendschöffengericht Schweinfurt. storbenen heraus. Vertreter des Schulamtes Rhönklubs sowie der „St.-Bruno-Medaille“ Leo W. Hamm war auch in Vereinen, die lobten Hamms berufliches Schaffen und der der Diözese Würzburg. Hamm war zuletzt sich für die Heimat engagieren, an maßgeb- Vorsitzende des Heimatgeschichtsvereins im Franken-Wohnpark in Bad Königshofen licher Stelle tätig, so als Mitglied im Fran- sein Engagement für die Heimatgeschichte. zu Hause, wo er mit seiner Frau Helene kenbund, im Hennebergisch/Fränkischen seinen Lebensabend verbrachte. Geschichtsverein, bei den Freunden Main- Hanns FriedricH Leo W. Hamm wurde am 8. August 1926 in Brüx/Sudetenland geboren. Er musste nach dem Zweiten Weltkrieg seine Heimat verlassen und fand im Königshöfer Grabfeld eine neue zweite Heimat. Hier lernte er auch seine Ehefrau Helene kennen. 1948 absol- vierte Hamm die erste Lehramtsprüfung, 1952 die zweite. Bis zu seiner Pensionierung 1985 leitete Hamm als Schulamtsdirektor das Schulamt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Sein besonderes Interesse galt seit jeher der Geschichte dieses geschichtsträchtigen Gebietes zwischen Rennsteig und Rhön. Seit 1949 bis ins unsere Tage, also nunmehr über ein halbes Jahrhundert, finden sich Veröffentlichungen heimatgeschichtlicher und heimatkundlicher Beiträge in den ein- schlägigen regionalen und überregionalen Publikationen. Sein besonderes Interesse galt u. a. der reichhaltigen Sagenwelt des Grabfelds, was insbesondere durch drei Bücher über Sagen und Legenden deutlich wird Die Themen- palette seiner Veröffentlichungen ist über- Leo W. Hamm war im Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld zusammen mit Reinhold aus vielfältig. Sie reicht von der Vor- und Albert insbesondere als Schriftleiter des Heimatblatts „Das Grabfeld“ tätig, veröffentlichte Frühgeschichte bis in die neuere Zeit. Es aber auch zahlreiche weitere Bücher und Schriften. Archivfoto: Regina Vossenkaul Seite ­­18 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014 Vor 100 Jahren wurde der Stammtisch-Verein „Feuchte Ecke“ in Römhild gegründet

Hans-Georg Fleischer Ecke“ eine dauerhafte Verbindung (hielt)“. Ob einer der Gründer diesen studentischen ei der Materialsichtung zum Mundart- Brauch mit nach Römhild brachte, vielleicht Bbüchlein „Mei..Dei..Unner Römeld“, auch als Geselle auf Wanderschaft durch den erschienen 2012, lagen mir viele und mir Rheingau, ist weiteren Forschungen vorbe- auch aus der Kindheit geläufige Spitznamen halten. Römhilder Bürger vor, die auch schon in Auch ist es für den Verfasser verwunder- zweiter oder dritter Generation weiter gege- lich, dass sich in einer Zeit „vaterländischer ben wurden und deren Entstehen manchmal Begeisterung“, die mit der Gründung des nicht nach zu vollziehen war. Interessant war, Deutschen Reiches 1871 begann und um dass es eine solch große Anzahl in einer Stadt die Jahrhundertwende mit ihren imperialisti- wie Römhild gab. 1900 hatte Römhild 1682 scher Machtkämpfen nicht nur europäischer Einwohner, 1905: 1778 Einw. 1910: 1666 Staaten letztlich zum Ersten Weltkrieg in Einw. 1925: 1800 Einw. 1930: 1760 Einw. der menschlichen Geschichte führte, hier in 1933: 1813 Einw.1 Römhild ein Verein gründete, der in seiner Durch Hinweise von Manfred Hummel, Satzung verankerte „Geselligkeit zu pfle- einem Römhilder Mundart- und Büttenre- gen“. denschreiber kam ich in Kontakt mit einem Am Donnerstag, den 24.7.1914, im Gasthaus jungen Römhilder Bürger, Paul Berghold, „Zur Guten Quelle“, am Marktplatz gele- der als Schüler 2011 eine Projektarbeit mit gen, kamen zehn angesehene Römhilder als bemerkenswerten Forschungsergebnis- Gründungsmitglieder zusammen und grün- sen über die Gründung des Stammtisches Vereinstafel mit Biernamen deten den Stammtisch „Zur Feuchten Ecke“ „Feuchte Ecke“ als Verein und sein Wirken als Verein. Man vergegenwärtige sich: Drei von 1914 bis 1934 beschrieben und unzählige ter Burschentages von 1832 beschlossen, „... Wochen nach dem Attentat von Sarajevo Fotos und Dokumente zusammen getragen den Weg zur Revolution zu gehen“ und unter- (28.6.1914), vier Tage vor der Kriegser- hat2. In dieser Arbeit fand ich auch eine mög- zeichneten sogar mit dem Kneipennamen. klärung Österreich-Ungarns an Serbien und liche Quelle für Römhilder Spitznamen, die Auch heute noch ist es in studentischen Ver- zehn Tage vor der Kriegserklärung des Deut- da als „Biernamen“ verliehen oder gewählt einigungen üblich, sich Biernamen „zuzule- schen Reiches (3.8.1914) gründete sich ein wurden. gen“ oder diese „verliehen“ zu bekommen. Verein, der nicht vaterländische, koloniale, Da manche Leserin oder mancher Leser mit Was die Römhilder Gründer des Stammti- militärische oder andere gerade zeitgemäße dem Begriff „Biernamen“ oder „Kneipenna- sches in Vereinsform bewogen hat, diese Losungen auf seine Fahnen schrieb, sondern men“ vielleicht nichts anfangen können, hier Biernamen anzunehmen, lässt sich heute einfach „Geselligkeit“ ein kleiner historischer Exkurs: Der „Knei- nicht mehr nachvollziehen, obwohl P. Berg- In den Geschichtsbüchern wird oft von der penname“, heute meist „Biername“ genannt, hold in seiner Projektarbeit (S. 4) schreibt, Kriegsbegeisterung der Bevölkerung zu entspringt studentischem Brauchtum und dass „Ännchen von Tharau, die Wirtin der Beginn des Weltkrieges plakativ geschrie- hatte ursprünglich nichts mit Spitznamen zu bekannten Studentenkneipe in der Nähe von ben, neuere Forschungen gehen aber davon tun und entstand in Zeiten politischer Unfrei- Bonn (in Bad Godesberg, heute Stadtteil aus, dass die Kriegsbegeisterung vorwie- heit als Tarnname. Abgeordnete des Stuttgar- von Bonn, d. Verf.)… mit der „Feuchten gend in größeren Städten und in den Mit-

Karnevals-Umzug 1927 Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­19 tel- und Oberschichten zu finden war. Die gesellschaft“ und seit 1990 als Vereinsgründer waren keine Veteranen von eingetragener Verein jährlich 1870/71, wohl aber bodenständige Bürger, organisiert wird.4 deren Familien sicher im Deutsch-Franzö- Nach der Machtergreifung der sischen Krieg und in den lokalen Kriegen Nationalsozialisten am 30. Väter und Söhne verloren hatten oder wirt- Januar 1933 wurden alle bür- schaftlichen Auswirkungen zu spüren beka- gerlichen und demokratischen men. So kann man durchaus nachvollziehen, Parteien und Organisationen dass diese gemeinsame Geselligkeit nicht verboten und ein Jahr später, nur vom gemeinsamen Biertrinken, sondern nach einem anonymen Zei- auch von kameradschaftlicher Atmosphäre tungsartikel, traf den Verein geprägt war. „Feuchte Ecke“ auch dieses Die Mitgliedschaft konnte von jeder Person Schicksal und die Löschung über 18 Jahren nach dreimaligem Besuch aus dem Vereinsregister wurde des Stammtisches unter Anerkennung der behördlicherseits veranlasst. Satzung und Zahlung des „Eintrittsgeldes“ Nun 100 Jahre nach seiner von 3 Mark beantragt werden und wurde mit Gründung und in den nur 20 Dreiviertelmehrheit betätigt. Der monatliche Jahren seines Bestehens hat der Mitgliedsbeitrag betrug anfangs 30 Pfennig Stammtisch-Verein „Feuchte und Fehlen bei Stammtisch- und Generalver- Ecke“ Spuren hinterlassen, wie sammlungen wurde mit Strafen in Höhe von in der Wiederbelebung des Kar- 10 bzw. mit 50 Pfennigen geahndet. nevals, in der Beständigkeit der Eine Besonderheit war auch die Genehmi- „Biernamen“ und auch in der gung der Stadtverwaltung vom 22. Mai 1926, Weitergabe Römhilder Spitz- dass für den Verein in seinem gemieteten namen. Somit hat dieser Ver- Vereinszimmer in der „Guten Quelle“ „keine ein wesentlich zur Entwicklung Polizeistunde“ gilt und somit der Aufent- geselligen Lebens mit Wirkung halt und der Ausschank von alkoholischen bis in unsere Zeit beigetragen Getränken an die Mitglieder zeitlich nicht und verdient nun 100 Jahre reglementiert wurden. nach seiner Gründung diese So waren während der Zusammenkünfte aus- Würdigung. In der „Guten schließlich die Biernamen zu verwenden, die Quelle“, dem damaligen Ver- in der Öffentlichkeit nicht gebraucht werden einslokal kann man heute noch durften, dennoch gingen einige in den Wort- auf der Vereinstafel die Bierna- schatz der Römhilder Spitznamen ein und men lesen. Bei einem Besuch in werden heute nach in der dritten und vierten Römhild ist allemal dieses traditionsreichen Generation gebraucht. Wirtshauses am Markt eine Einkehr wert. 1 Köhler, Paul: Römhild –ein Führer durch die Stadt, ihre Durch den Autor wird an Publikationen zur Umgebung und ihre Geschichte, Gieck & Koch 1940 Wenn man den Mittelwert der Römhilder 2 Berghold, Paul: Die Geschichte eines Römhilder Ver- Einwohnerschaft von 1900 bis 1933 mit „Feuchten Ecke“ und zu Römhilder Spitzna- eins .Projektarbeit 2011, Betreuerin: B. Freund 3 1.750 Personen annimmt und davon ein Drit- men gearbeitet. Hinweise und Quellenanga- a.a.O. ben werden gern entgegen genommen. 4 In den „ Schriften des „Vereins für Sachsen-Meinin- tel Männer über 18 Jahren zugrunde legt, gische Geschichte und Landeskunde“ Heft 24, Jahr- waren mit etwa 80 ständig oder zeitweisen Kontakt: H.-G. Fleischer, 035844-70778 ganges 1896 wird berichtet, dass schon in dieser Zeit Mitgliedern fast 14% des möglichen Perso- E-Mail: [email protected] in Römhild Karneval gefeiert wurde. Quelle: www. karneval-roemhild.de/Historisches nenkreises Vereinsmitglieder. Leider liegen © Fotos und Reproduktionen: P. Berghold zu Mitgliedschaften in anderen Vereinen keine Zahlen vor, dennoch lässt die Mitglie- derzahl im Stammtisch“ Feuchte Ecke“ auf große Aktivitäten schließen.3 Die Mitglie- derliste, das Protokollbuch und die repräsen- tative Mitglieder-Tafel sind heute noch im Gasthaus „Zur Guten Quelle“ am Römhilder Marktplatz zu bewundern. Historisch datierte Fotos von Geselligkeiten, wie Ausflüge, Maskenbälle und Aktivitäten beim Besuch des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg 1930 in Römhild anläs- slich eines Manövers der Reichswehr mit anschließender Parade in Römhild zeigen die vielfältigen Veranstaltungen und Ver- gnügungen des Vereins. Auch Unterstüt- zungen von Vereinsmitgliedern in der Zeit des Krieges durch Pakete an die Front und finanzielle Unterstützungen der Witwen von gefallenen Vereinsmitgliedern sind bekannt. Der Stammtisch „Feuchte Ecke“ organisierte 1927 einen Maskenball mit Umzug und ist somit als Initiator des heute noch bedeuten- Aktivitäten beim Besuch des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg 1930 in Römhild an- den Römhilder Karnevals anzusehen, der lässlich eines Manövers der Reichswehr mit anschließender Parade zeigen die vielfältigen seit 1954 durch die „Römhilder Karnevals- Veranstaltungen und Vergnügungen des Vereins „Feuchte Ecke“. Seite ­­20 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld: Band 1: Sabine Hansen, „Die Römhilder Reimchro- Band 15: Archäologische Arbeitsgruppe Rhön-Grab- Band 31: Reinhold Albert - Chronik von Unter- und nik“, (z .Zt . nicht lieferbar) . Druck: Holl-Druck feld, Walter Jahn (Hg .): VORZEIT - SPUREN in Oberebersbach, Herausgeber Gemeinde Niederlauer, GmbH, Hofheim i . Ufr, 1989 . Preis: 5 3 Rhön und Grabfeld, Kleineibstadt, 1998, Preis 15 3 Bad Neustadt, 2012. Band 2: Reinhold Albert, „Geschichte der Juden im Band 16: Otto Schulz: „ . Wallt‘. ich den Birkenpfad“, Band 32: Clemes Behr – ’s Brünnle und ’s Kreuzle in Grabfeld“, Druck: Druckerei Schedel, Kleineibstadt, Bad Königshofen 1999, Preis 5 3 Breitensee, 2013. 1990 . Preis: 10 3 Band 33: Reinhold Albert – 50 Jahre neue Pfarrkirche Band 17: Gerhard Schätzlein, Barbara Rösch, Band 3: Leo W . Hamm, „Der Königshof im Grab- St. Vitus in Wülfershausen, 2013. Reinhold Albert: „Grenzerfahrungen 1945 feld“, Druck: Schunk Druck- u . Verlags-GmbH, Bad bis 1971“, ISBN 3-86180-089-6, Verlag Franken- Band 34: Reinhold Albert: Burgen, Schlösser und Königshofen, 1991 Preis: 15 3 schwelle KG, 98646 Hildburghausen Preis 19,80 3 Kirchenburgen im Landkreis Rhön-Grabfeld, Bad Band 4: Reinhold Albert, „Geschichte der Neustadt 2014 . Band 18: Reinhold Albert: Chronik von Herb-stadt Wüstung Eschelhorn (Urselhorn) und der Band 35: Reinhold Albert: Das Grauen in der Hölle St .-Ursula-Kapelle bei Alsleben“ . Druck: Druckerei mit seinen Gemeindeteilen Ottelmannshausen und von Dachau - Die Leidenszeit des Pfarrers August 3 Schedel, Kleineibstadt, 1992 . Preis: 10 3 Breitensee, Kleineibstadt 2001, Preis 25 Eisenmann aus Alsleben im KZ Dachau von 1941 - Band 5: Barbara Rösch/Gerhard Schätzlein/Hanns Band 19: Gerhard Schätzlein/Reinhold Albert: Gren- 1945, Untereßfeld 2014 . Friedrich/Reinhold Albert, „Grenzerfahrungen 1945- zerfahrungen II 1972 – 1988, Bayern, Hessen/Bezirk Videoreihe Hanns Friedrich: 1990“, Willmars/Mellrichstadt, 1993 . Preis: 8 3 Suhl, Hildburghausen 2001, Preis 29,90 3 Video 1: 1250 Jahre Bad Königshofen, Band 6: Leo W . Hamm, „Sagen, Geschichten und Band 20: Michael Böckler: Die Schott von Schotten- 1991 . 15 3 Legenden aus dem Königshöfer Land“, Druck: Dru- stein im Grabfeld, Trappstadt 2003, Preis 7,50 3 ckerei Schedel, Kleineibstadt, 1994; Preis 10 3 Video 2: 550 Jahre Stadtpfarrkirche Band 21: Reinhold Albert: Ipthausen – eine Chronik, Bad Königshofen,1993 . 10 3 Band 7: Reinhold Albert, „Kriegsende 1945 und Nach- erschienen zum 250 . Jubiläum der Wallfahrtskirche 3 kriegszeit im Königshöfer Grabfeld“, Druck: Schunk Video 3: Der Todeszaun, 1994 . 10 Mariä Geburt, Kleineibstadt 2004, Preis 22 3 Druck- und Verlags-GmbH, 1995; Preis 10 3 Video 4: Beim frühen Morgenlicht: 3 Band 8: Klaus Reder/Reinhold Albert, „Rhön und Band 22: Gerhard Schätzlein/Reinhold Albert/ Hans- 50 Jahre Männerwallfahrt, 1995 . 15 Grabfeld im Spiegel der Beschreibungen der Bezirk- Jürgen Salier: Grenzerfahrungen III 1989/90 Be- Video 5: Rhöner Advents- und Weihnachts- 3 särzte Mitte des 19 . Jahrhunderts“, Druck: Druckerei zirk Suhl – Bayern/Hessen, Hildburghausen 2005, zeit, 1996 . 10 Schedel, Kleineibstadt, 1995; Preis 15 3 Preis 32,903 Video 6: Das Geheimnis des Steinplatten- 3 Band 9: Michael Böckler, „Unbekanntes Ganerben- Band 23: Hanns Friedrich/Andrea Rückert: Bild- grabes, 1998 10 dorf Trappstadt“ Druck: Druckerei Schedel, Klein- schönes Bad Königshofen, Kleineibstadt, 2006, Video 7: Das Gelübde – eibstadt 1997; Preis 10 3 Preis 15 3 Männerwallfahrt, 2000 10 3 Band 10: Detlev H . Pleiss/Leo W . Hamm: „Der Video 8: Als Zaun und Minen Menschen Band 24: Michael Böckler: Die Truchsesse von Trapp- 3 Dreißigjährige Krieg im Königshöfer Land - stadt 1317-1520, 2006; Glockentaufe in Königshofen trennten, 1999 . 12 3 Königshofen unter der schwedischen Besatzung 1514, 2002 . Video 9: Die 12 Heiligen Nächte, 2000 . 10 1631 - 1634“ Druck: Druckerei Schedel, Kleineib- Video 10: Ratschen und Osterstorch, 2001 10 3 Andrea Rückert: Engel – Himmlische Boten stadt,1997; Preis 10 3 Band 25: 3 auf Erden, Kleineibstadt, 2006 . Video 11: Plantanz Eyershausen, 2002 10 Band 11: Fritz Köth, „Künstler aus dem Grabfeld - Video 12: Johann Peter Herrlein, 2003 12 3 Band 26: Reinhold Albert: Chronik von Rappershau- Erich Mutze, Willi Pflüger, Theo Dreher, Ludwig Video 13: Plantanz Oberessfeld, 2004 10 3 Stolarski, Willy Ruß“ . Druck: Druckerei Alfons sen, Bad Neustadt 2007 Video 14: 1100 Jahre Burglauer, 1999 15 3 Schedel, Kleineibstadt, 1997; Preis 1 3 Band 27: Reinhold Albert – 300 Jahre Kath . Pfarrkirche Video 15: 500 Jahre Schmalwasser, 2006 . 10 3 Band 12: Reinhold Albert: „Geschichte des Untereßfeld, Bad Königshofen-Untereßfeld, 2008 3 Kapuzinerklosters und der Klosterkirche Bad Kö- Video 16: 950 Jahre Heustreu, 2007 10 Band 28: Reinhold Albert/Hans-Jürgen Salier: Gren- nigshofen i . Gr .“ Druck: Druckerei Alfons Schedel, Video 17: 150 Jahre Kolping zerfahrungen kompakt – Das Grenzregime zwischen Kleineibstadt, 1997; Preis 10 3 Bad Königshofen, 2007 10 3 Südthüringen und Bayern/ Hessen 1945 bis 1990, Video 18: 750 Jahre Reyersbach, 2008 . 10 3 Band 13: Reinhold W F. . Heusinger und Ger- Salier Verlag; ISBN: 978-3-939611-35-6; 2009 win K . Solf: „Die Grafen von Wildberg und Video 19: In Gottes Namen ihre Wappengenossen, sowie die Dynasten Band 29: Clemens Behr – Heimatlieder aus dem frän- (Wallfahrt Hollstadt), 2004 10 3 von Thundorf und Tannroda “. Eigenverlag des kischen und thüringischen Grabfeldgau, Untereßfeld Video 20: Mit den Füßen beten Vereins für Heimatgeschichte; Preis 10 3 2010 . (Wallfahrt Eyershausen), 2003 10 3 Band 14: Otto Schulz: „Wenn’s weihnachtet im Band 30: Reinhold Albert – Althausen im Grabfeld – Video 21: Es war einmal - die deutsch-deutsche Grabfeld“ – Weihnachtliche Geschichten und Spiele, erschienen anlässlich der 200-Jahrfeier der Gründung Grenze - Filmdokumentation Kleineibstadt 1998, Preis 10 3 der Pfarrei Althausen, Untereßfeld 2011 . der Jahre 1989 bis 2014

Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. Museumspädagogisches Zentrum (MPZ) im Vorgeschichtsmuseum Bad Königshofen i. Gr. Anschrift: Ich, Straße/Hausnummer:

Postleitzahl /Wohnort:

geb. am Telefon-Nummer:

erkläre hiermit, daß ich dem Verein für Bankverbindung: Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. / IBAN / BIC: Museumspädagogischen Zentrum (MPZ) bis auf schriftlichen Widerruf als Mitglied Kreditinstitut: beitrete. Mit der Satzung und dem Mitgliedsbei- Ort, Datum: Unterschrift: trag von 20,- Euro jährlich bin ich einver- standen. Nr. 19 · November 2011 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­21

Bäckerei & Kaffee Erika Jeger Karl Rommel Römhild Heimat ist . . Meine Erinnerungen an die Kinderzeit – Käthe Rommel gewidmet Wo dich auf der Straße jeder kennt und dich bei deinem Namen nennt. Hans-Georg Fleischer Wo dir das Glockengeläute vertraut; wenn du krank bist, jemand nach dir schaut. Der vertauschte Broate Un Sonsterlee Wo man hilft, wenn einer baut; Am Mart o der Apethekengasseneck In der Vitrine stande Kuche und Torte, und nicht meckert, wenn es mal laut. woar scho ümmer der Rommelsbäck. die worn vo der besten Sorte. Wo Nachbarn Kuchen backen für dein Fest Mei Urgroßmudder Mine E Zettel in Sütterlin hing inne o der Loa- und Blumen bringen in dein Nest. hot da a scho ihrn Sonntichsbroate hige- dentür Wo ein Hahn dich am Morgen weckt; brocht, „Strümpfe“ stand do un mir Kinner dovür. sich einer findet, wenn dein Fahrrad defekt. dos honn früher ville Leut halt so gemoacht. Ich konnts gelas, wos Frau Lorreck Wo man sich trifft zum Kirchweihtanz; Wenn dos Brot gebacke woar, geschriewe hot, bei Feiern singt der Sängerkranz. Wo die Musikkapelle dir ein Ständchen wurd der Broate a noch goar dasse Strümpf zum Osohlen onnahme toat. bringt Ober emol koms halt vor, Un Zigarette enzeln konnt mer gekäff und man in der Kirche noch kräftig singt. dass der Broatriwes vertauscht woar Turf, Salem, Orient oder F58 mit Filter, Wo man sieht an den Gesichtern der un die Mine krichte dan Broate vo die Noch- vor meinem Aache ho ich noch die Bilder, „Gören“ berschleut. wie der Loade eigericht woar und die Gläser zu welcher „Sippe“ sie gehören. Do meent ihr Schorsch: Do ess ich Brot ner mit Bonbon, Wo man kennt jeden Baum und jeden heut. un wie die Liesel mit Senfgloas zum Schnaps- Strauch Die sölle ihrn Broate hole käffe kom, und Hund und Katze rundum auch. un dan unnern Dir bezohle. wie der Karl frische Pfannkuche aus der Wo man sich trifft zum Kaffeeplausch Vo danne kommer nix geess, Backstube broachte, und tauscht Neuigkeiten aus; in dere Küche schtinks noach Gees. wie er mahlbestäubt ober lachte. wer mit wem gerade bandelt, Un drausse o der Fassade hing dos Schild wie teuer ein Grundstück wird gehandelt. „KAFFE“, wer gemacht sein Abitur, wer gerade ist zur Kur. Ich ko´s im Geiste noch geseh. Vos Stollenbacke Wo es nachts noch still und dunkel; Homm die Römelder ihre Bäcker je geehrt? wo auch noch die Sterne funkeln. Weihnochte hommer unner Stollen-Zutoaten Ich gläb, dos wär net so verkehrt. higebrochat, Wo eine Bank steht für dich am Waldesrand Ümgangssprachlich, ´s is kee Spass, mit Ausblick auf das schöne Land. dan Teech hot der Karl dann selwer gemoacht hesst die Apotheker- sowieso ner Rommels- Wo du begleitet wirst auf deinem letzten un gebacke mit mittlerer Glut, gass. Gang die Stolle geriete ümmer gut. mit Blumen und mit Glockenklang. Derhemm bestriche mer se mit Butter noch Domit so halt Erinnerunge im Gedächtnis Wenn du in der Ferne das alles vermisst, un monchmol reichten se bis in die Ostertoch. bliewe, weißt du, wo deine Heimat ist. ho ich der KÄTHE dos alles ofgeschriewe.

Vo´s Eikäffe Do hommer gekäfft unner Brot, Weck un Bier, a Mahl, Zocker un Zückerlich goabs hier. Un doro denk ich a noch lange, - dos worn die Rommelssche Salzschtange. Die homm a ohne Butter geschmeckt, die ho ich bei keen Bäcker widder entdeckt.

Rommels Eis Als Kinner konnte mirs net erwart, wenn die Eisfahne drausse hing am Mart. Für 15 Pfennig e Vanille-Portion und Schokoeis für 20 kriechte mer schon. Geschtaunt hommer über die magische Scheibe, als wolltse een zum Käffe otreibe. Un hinner der Loadentoafel stand vo früh bis späte die Frau Rommel oder die Rommels Käthe. Un ümmer freundlich zu die Leut, doro denk ich noch bis heut. Historische Postkarte (um 1920), Bildarchiv des Autors. Seite ­­22 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014 Der Weißbach fließt durch die Königshöfer Stadtgeschichte Wolfram Weigand

Seine Entstehung Rein amtlich topographisch entspringt der Weißbach eindeutig östlich von Trappstadt (330 m NN) etwa auf halber Höhe (390 m NN) des beachtlichen Spanshügels (444 m NN) und mündet in mehreren Armen südlich von Königshofen (270 m NN) in die Fränki- sche Saale. In Wirklichkeit findest du nur nach mühsa- mer Suche bei Schnacken- und Zeckenalarm durch dorniges Gestrüpp und lästiges Dic- kicht unter dürren, dichten Schichten von Röhricht kurz vor dem erstaunlich steilen Schlussanstieg zum Spanshügel den undeut- lichen Anfang eines Quellfadens, an dem beileibe nicht immer - in trockenen Jahren vielleicht nur als Märzenquelle - ohne Brun- Der Weißbach von der Quelle bis zur Mündung. nenstube oder Quellfassung Wasser aus dem Hang oder oberflächlich zusammen sickert, in Wo früher Gänse und Enten am offenen Veitsmühle, der Tagetsbrünn und ein ergie- wachsender Rinne und auch mäandernd über Bach weideten, fließt heute der Weißbach biger Brunnen bei der alten Dorfmühle von Laub, Moos, Gras, Stein und Walderde zu unterirdisch verrohrt durch Tappstadt. Nach Eyershausen führen ihm gutes Wasser zu. Tal rieselt, sich aber mit fremden Rinnsalen dem Dorf begleiten Kopf- und Hochweiden, und Felddrainagen mischt und zum Bächlein Erlen, Eschen, Birken, Pappeln, Hecken- Ab Eyershausen wird der Weißbach durch ein mausert. rosen, Schlehen, Holunder ... als Wächter, kompliziertes Fließsystem geschickt: Windschutz, Schattenspender, Schmuck, ➢ erst wird durch ein Wehr der Mühlbach an Nistheimat und Nutznießer seinen offenen, Sein wachsender Eyershausen entlang zur alten Dorfmühle gewundenen Lauf, der aber seit der Flurbe- und zur Zänkersmühle abgetrennt. und verwirrender Lauf reinigung um 1960 nicht mehr so frei und ➢ Kurz nach der Wiedervereinigung muss er In der Umgebung von Trappstadt nimmt es behaglich durch die weite, talähnliche Flur unterhalb des Vogelgartens wieder durch andere namenlose Bächlein und Krumme und Au plätschert, da sein Bett teilweise ver- ein größeres Wehr. Gräben auf, wird schon östlich der stattlichen legt und durch Vertiefung schmaler und sein Gemeinde vom beliebten, hübsch gefassten Wasser schneller geworden ist. ➢ Der südliche Arm fließt als amtlicher Storchenbrünnlein bereichert, dessen Umfeld Weitere amtlich anonyme Zuflüsse oder Weißbach über die Haumühle nach Ipt- sich bei näherem Hinsehen sogar als ergiebi- üppige Quellen mit volkstümlich- warmher- hausen, wo er zwischenzeitlich einen ger Quellhorizont erweist. zigen Namen wie die Ährla-Quelle vor der idyllischen Teich bildet(e) und dann am westlichen Dorf vorbei in die Saale mün- det. ➢ Der nördliche Arm fließt als halbamtlicher Störangraben im höchstwahrscheinlich natürlichen, ursprünglichen Bett an der Straße entlang und zu Marienkapelle, wo er durch ein weiteres Wehr geteilt wird. ➢ Der eine Arm fließt südlich der Birken- allee durch den weiten Wiesengrund, um Kneuer- und Büttnersee herum beim Arlington-Park in die Saale. ➢ Der andere Arm fließt nördlich des Bir- kenwegs entlang am Kneuersee vorbei, zu dem er eine Art Mönch als staubaren Durchlass hat. Er fließt heute unterirdisch weiter am Kurpark entlang ... ➢ ... in den aber auch ein Durchlass geht, dessen Bächlein durch den Kurpark fließt und früher bei Winterbeginn den damals anliegenden, viel größeren Büttnersee gefüllt hat, von dem wieder ein Abfluss in den südlichen Arm des Ipthäuser Wehrs geht - ➢ ... Wie es noch ein Plan um 1850 zeigt, mischte sich das letzte Stück des nörd- lichen Störan/Weißbach-Armes früher lange Zeit mit dem klaren Wasser des Mündung des Weißbachs in die Fränkische Saale. ergiebigen Dungbrunnens, um in der Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­23

Nähe des heutigen Gradierpavillons nach reiht wie die Perlen an der Schnur. Auch die Königshofen mit gutem Trinkwasser. In Norden hin an der Urbanischanze entlang geschickten Trappstädter nutzten schon die Trappstadt wurden seit alten Zeiten und noch und auf verschlungenem Weg durch die schwachen Kräfte des jungen Baches durch im 20. Jahrhundert bis zu sieben Laufbrun- Festungsanlagen und die Schnellermühle einige Mühlen. Dann folgten Veitsmühle, die nen durch Teichelrohre, das sind zylindrisch zusammen mit der Juliusquelle und viel- Eyershäuser Obere-, Dorf und Zänkersmühle, durchbohrte Eichenstämme, gefüllt, die vom leicht noch anderen den Wallgraben füllte, die Ipthäuser Haumühle und in Königshofen gefassten Quellhorizont am Storchenbrunnen ➢ ... der nach Westen hin unterhalb der heu- die Schnellermühle, die am östlichen Stadt- verlegt waren. tigen Bleiche in die Saale entwässert. tor mit dem Wasser von Dungbrunnen und Die Königshöfer hatten immer große Pro- Weißbach betrieben wurde. bleme mit Trinkwasser für Mensch und Tier, Dieses ganze komplizierte Fließsystem Die Mühlräder arbeiteten früher oberschläch- da ihr Grundwasser zu mineralisch (sauer), Weißbach ist ein Musterbeispiel dafür, dass tig, unterschlächtig, direkt an höheren Weh- zu eisenhaltig und zu kalkhaltig (hart) war, unsere Vorfahren die Natur auch vielfältig ren sogar mittelschlächtig, sie drehten sich und die Zisternen vor allem wegen der inten- nutzen konnten, ohne sie zu schädigen. dabei vorläufig oder rückläufig. Sie waren siven Stallhaltung durch verschmutztes Ober- Sein Wasser bedroht oft durch Häuschen vor Schnee, Frost und Eis flächenwasser immer gefährdet waren. Sie und nährt die Fluren geschützt, weil sie auch im Winter frisch mah- schöpften schon vor 1500 ihr Trinkwasser len mussten, denn das Getreide war als Mehl aus der gefassten Quelle bei der Dorfmühle Dass reichlich Wasser durch die weite östli- viel leichter verderblich, konnte deshalb auch und dem Tagetsbrünn in Eyershausen. Das che Au Richtung Königshofen fließen kann, nicht über weite Strecken befördert werden. Wasser wurde durch diese Teichelrohre, die merken vor allem die Ipthäuser immer wieder Heute sind einige Mühlen verschwun- wegen der besseren Haltbarkeit des Holzes schmerzlich in Zeiten des Hochwassers, das den und vergessen, andere arbeitslos, aber im Weißbach verlegt waren, 4 - 5 km nach ihr Dorf und besonders die Marien-Wall- hüsch bewohnt. Anderswo werden Mühlen Königshofen geleitet und in mehreren Lauf- fahrtskirche im Norden bedroht. Mag sein, mit modernen, ökonomischen Turbinen zur brunnen in der Stadt verteilt, hauptsächlich dass Georg Anton Urlaub 1752 froh war, dass Stromgewinnung genutzt. im zentralen Vierröhrenbrunnen auf dem sein sensibles Fresko-Gemälde des Christen- Marktplatz ausgeschenkt. Fürstbischof Julius himmels mit den friedlichen vier Kontinenten Er lieferte gutes Trinkwasser Echter ließ diesen Röhrenbrunnen um 1600 an der Kirchendecke vor Hochwasser sicher Der Weißbach mit seinen klaren Quellzu- restaurieren und mit seinem Standbild verse- war, während er ein Jahr später in Eyershau- flüssen versorgte vor allem Trappstadt und hen. Dieses ließ der protestantische schwedi- sen beim Fresko der Anbetung der Heiligen Drei Könige gar nichts befürchten musste, denn die Wendelin-Kirche ist so hoch gesetzt, als solle sie trocken eine nächste Sintflut überdauern. Es ist überliefert, dass schon die beiden Vorgänger unserer Ipthäuser Rokokokirche von Hochwasser geschädigt wurden. So tra- fen unsere Ahnen um 1750 in Barock- und Festungszeiten Schutzmaßnahmen: ➢ Sie bauten die sandsteinerne Wallfahrts- kirche und Wohn- und Nebengebäude möglichst erhöht. ➢ Sie versuchten recht erfolgreich, durch Gräben und Querverbindungen zum einen viele Abflussmöglichkeiten zu schaffen, zum anderen durch ein geschicktes Wehr- system in Trockenzeiten viel Wiesenland zu bewässern, das ja für die intensive Stall- wirtschaft in Franken und besonders der Festung Königshofen dringend benötigt wurde. ➢ Sie bauten dammartige Schützungen, so genannte Türken, das sind allgemein Vor- sorgemaßnahmen für Notzeiten, die hof- fentlich nie benötigt werden. „Draußen bei den Türken“ wurde bei uns eine geflügelte Redensart, die bald beiderseits humorvoll auf alle Ipthäuser übertragen wurde. .... ➢ Mag sein, dass Balthasar Neumann bei verschiedenen Planungen einbezogen war, denn gleichzeitig arbeitete er an der Fortifikation der Königshöfer Festung, plante unseren Kasernenbau und sicherte auch das zentrale Kurviertel in Kissingen, indem er das Saalebett verlegen ließ. Seine Wasserkraft trieb die Mühlräder Über Jahrhunderte hinweg klapperten die Mühlräder entlang des Weißbaches, aufge- Seite ­­24 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014 sche König Gustav Adolf um 1630 entfernen. Nebenbei sei darauf hingewiesen, dass bei gungen finden - klarer, kühler, sauerstoffrei- Anfang des 19. Jahrhunderts zur Napoleon- einem Nordost-Südwestgefälle die Festung cher. Die Krebse sind leider nach der Flurbe- zeit mauerte man dort einen Obelisken auf. (heutige Altstadt) von rund 5 m ein erheb- reinigung um 1960 verschwunden. Muscheln Dieser wurde 1955 restauriert. Heute ist er licher Aushub des nördlichen Wallgrabens findet man heute wieder. mit einer Umlaufpumpe ausgerüstet, wird nötig war, um den Grabenboden auszuglei- als Zierbrunnen benutzt und den Jahreszeiten chen. Bilder aus einer bunten entsprechend sinnvoll hübsch geschmückt. Vergangenheit - Die Eisernte Eines der größten ewigen Probleme des Men- Sein Wasser ist das schen ist die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Sein Wasser flutete Reich der Fische Eine wesentliche Entdeckung in dieser Frage den Festungsgraben Tröstlich lebendig ist, dass die Königshöfer war die Gärung, da Alkohol die Getränke halt- Mag sein, dass in Königshofen schon vor den Wallgraben neben dem strengen militäri- barer macht und nebenbei angenehm leichte 1500 am einem schützenden Wassergraben schen Zweck auch für die Fischzucht nutzten. oder brisant heftige Räusche bewirkt. um die Stadtmauer gearbeitet wurde. Geht Vom Mittelalter herüber gab es noch für die Auch die Kälte macht haltbarer. Sie war ein man vom Pleitnerschen Plan von 1780 zur Katholiken strenge Fastenregeln für etwa die Grund, warum im Winter gejagt, geschlachtet höchsten Zeit der barocken Festung aus, so Hälfte der Jahrestage. Das förderte besonders und gebraut wurde. Schon in der Jungsteinzeit war bei einer ungefähren Grabenlänge von die Zucht von Karpfen, die im Wallgraben sind Höhlen nachgewiesen, in denen offen- 1600 m, einer Breite von 25 m und einer ein ideales Revier fanden: tief mit Untiefen, sichtlich Eis eingelagert wurde, um damit zweckmäßigen Tiefe von ca. 2 m eine Was- trüb, warm und schlammig. Über viele Jahr- Lebensmittel zu kühlen. sermenge von 80.000 cbm nötig, um die hunderte war der Karpfen die Nummer eins Natürlich wurden in der langen Stadt- und Wallgrabenanlagen zu füllen. Bei einem unserer Süßwasserfische. Noch nach dem 2. Festungsgeschichte Königshofens Lebens- natürlichen Gefälle von Nordosten her mus- Weltkrieg handelte Georg Geuß mit Karp- mittel aus der starken Landwirtschaft in ste diese Wassermenge hauptsächlich vom fen, die er in großen Kästen im erweiterten Schrannen, Schüttbauten, Kellern, Gewöl- Weißbach aus Osten, vom Dungbrunnen aus Weißbach neben dem Kurpark züchtete und ben und steinernen Scheunen möglichst kühl Nordosten und der Juliusquelle mitten im kämpfte gegen den übermächtigen Meeres- gelagert. Ob zur Kühlung auch Eis eingela- Wallgraben geleistet werden, da die Saale fischhandel an. gert wurde, kann man vermuten, aber nicht doch zu weit tiefer südlich lag. Durch das Aber auch den Weißbach hinauf ist seit Jahr- nachweisen. geschickte Wehrsystem am Weißbach konnte hunderten ein kaum veränderter Fischbesatz. Eine bunte Erinnerung aus meiner Kindheit das meiste Wasser bei Bedarf in den östlichen Man fängt Rotfedern, kleine Karpfenfische und Jugend ist die abenteuerliche Freizeit auf Zulauf geleitet werden, um die Wallgraben- wie Elritzen, ganz besonders Aale, und man den Brauereiseen: Diese Seen wurden oft im anlage zu fluten. züchtet Bachforellen, die hier liebe Bedin- Sommer abgelassen und instand gesetzt, dazu

„Am Kirchleinsweg“. dieses Foto entstand im Jahr 1914 am Ipthäuser See, der damals noch bei der Kirche war. Links im Bild der Birkenpfad nach Königshofen. Lt. Grundbuch das „Seelein“ war 170 qm groß, resp. klein. Fl.Nr. 1957. Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­25 als Weide und zur Heuernte genutzt. Im frühe- See in Ipthausen sein Glück, worüber sich seen“ speisen, die heute Zier- und Entenseen sten Winter ging es wie ein Lauffeuer durch die Ipthäuser Kinder freuten .... sind, der Büttnersee sogar mit Fischbesatz. die Königshöfer Kinder- und Jugendwelt: Die großen Eisstücke wurden von den damp- Er könnte sich wieder sinnvoll mit dem Lauf „Der Büttnersee wird eingelassen!“ „Der fenden Pferden in die Brauereien gezogen. des Dungbrunnens mischen, um die verwun- Kneuersee friert schon zu!“ Von weitem hörte man das schlagende Rum- schene, idyllische, etwas magere Ecke im Kleine Reibereien gab es zwischen den peln der eisenbereiften Speichenräder auf freundlichen Klostergarten aufzumuntern, Brauereien bei der Nutzung des Weißbachs, dem Kopfsteinpflaster, an der dicken Bruch- weiter fließen im ehemaligen Wallgraben dessen nördlichster Arm ja beide Seen flutete. seite des Eises erkannte man die verschiede- durch die reizvolle Kneippanlage des Hotels Eifrig und ausdauernd wurden die gefrieren- nen Schichten der Frostnächte. Ebner, entlang der großzügigen Bauerngär- den Seen vor Verschmutzung bewahrt. Das Eis wurde eingekellert, in der Büttner- ten, die nach der Auflassung der engen, trut- Dann wurden die Schlittschuhe an den Schu- brauerei sogar auf dem offenen Hof unter zigen Festung im 19. Jahrhundert liebevoll hen festgeschraubt, das Laufen eingeübt und Strohballen gelagert. Meist reichte das Eis und nützlich angelegt wurden und hoffentlich mit allen möglichen Stecken, Stöcken, Schlä- über Sommer und Herbst hinweg, obwohl es noch lange gepflegt werden, am verträumten, gern, Bällchen, Eis- oder Holzklötzchen oder auch an Wirtschaften, Metzger, Lebensmit- beweideten, südwestlichen Lärmenbollwerk später gar echten Pucks bis in die Dunkelheit telhändler oder private Haushalte abgegeben vorbei plätschern, wo sie sich noch heimlich Eishockey gespielt. wurde. mit dem Bächlein aus der Juliusquelle tref- Immer wieder dazwischen kam der Eisbruch, Lebhaft kann ich mich an den heißen Som- fen, bevor sie sich bescheiden im Wasser der die Eisernte: Brauereiarbeiter rückten an mit mertag erinnern, als ich in den großen Ferien Fränkischen Saale auflösen. Äxten und langen Stangen - Eisenhaken an auf dem Weg ins Schwimmbad durch ein Schön wär’s! der Spitze; die Kneuerleute kamen mit gelie- Brauereikellerfester den schlafenden Eisberg henen Ackerpferden vor großen Leiterwä- aus Weißbachwasser entdeckte, das Eis aus gen, die Büttnerleute mit Rössern aus der der Kinderwinterwelt. ... eigenen Landwirtschaft vor riesigen Kasten- Um 1960 war diese Könighöfer „Eiszeit“ zu Siegfried Wolf wägen. Sie hackten große Segmente ins Eis, Ende und die Epoche der Kühlschränke und die Eislauffläche wurde kleiner und kleiner, Tiefkühltruhen begann, denn die Technik Fragliches Neujahr große Eisschelche wurden mit den Stangen schreitet voran! Fragt sich nur, wohin? Und wieder kommt ein „neues” Jahr zur Rutsche oder dem maschinellen Fließ- Der Weißbach wird „renaturiert“ im Zeitensturm geflogen, band getriftet, dort in Stücke geschlagen und doch ob’s nicht bloß ein „weiteres” war, Im Zuge der modernen Renaturierungsmaß- auf die Wägen geladen. Die Eisfläche wurde zum „neuen” umgelogen, unbespielbar klein und mancher Junge stürzte nahmen könnte der gesamte Weißbach wieder das zeigt sich dann am feinen Takt bei einer kühnen Kurve ins Wasser, stand bis offener und gemächlicher werden, die Dörfer zum Hintern im Schlamm trollte sich patsch- Trappstadt, Eyershausen und Ipthausen könn- des Griffes Deiner Hände, nass durch Schnee und Kälte nach Hause, wo ten schöner und sicherer werden und sein mit dem Du es hast angepackt, sich die Eltern freuten .... nördlichster Arm könnte als offenes, sauberes beim Blick zurück am Ende. Die nächsten Tage versuchte man mit seinen Bächlein zur Königshöfer Altstadt fließen, Schlittschuhen auf dem kleinen Weißbach- unterwegs weiterhin die beiden „Brauerei-

Historische Ansichtskarte von Königshofen aus der Sammlung von Elfriede Herda (Ostheim). Seite ­­26 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014 Bilder des Saaler Fotografen Schober aus den 1950er Jahren zur Verfügung gestellt von Dr. Otto Welte ()

Saal noch ohne erdrückenden Durchgangsverkehr. Produktionsstätte der Firma Förster in Saal.

Viehtränke an der Barget in Kleineibstadt. Ungewöhnliches Gespann - doch es funktionierte.

Mühsames Arbeiten auf dem Lande in alter Zeit. Nr. 22 · Dezember 2014 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­27 Frühmittelalterliche Gräber im Stadtgebiet von Bad Königshofen (Aus: Das archäologische Jahr in Bayern 2011, erschienen im Verlag der Wissen- schaftlichen Buchgesellschaft, Hindenburg- straße 40, 64295 Darmstadt. Abdruckgeneh- migung liegt vor.)

Marcus Neumann und Michael Wagner

Über die Ursprünge Bad Königshofens ist bis heute wenig. bekannt. Der Ort wird erstmals 741/742 in einer Schenkungsurkunde zur Gründung des Bistums Würzburg als könig- liches Gut erwähnt. Wo genau sich diese Sied- lungszelle im heutigen Stadtgebiet befand, ist unklar. Allgemein fehlen archäologisch doku- mentierte Zeugnisse, welche die Ursprünge und Entwicklung der Stadt beleuchten wür- den. Lediglich im Bereich der Bamberger Straße, südlich der Altstadt, konnten in jüng- ster Zeit Siedlungsspuren des 4. Jahrhunderts dokumentiert werden. Neue archäologische Funde bereichern nun unser Wissen zur frü- Bad Königshofen, Sparkassenstraße 15. Übersichtsfoto der Unterscuhungsfläche. hesten Geschichte Bad Königshofens. Von August bis Oktober 2011 fanden nördlich Oberbodenabtrags zeigten sich einige Pfo- Beigaben versehen bzw. vollständig bei- der Altstadt, auf dem Grundstück Sparkas- sten- und Siedlungsgruben im nordöstlichen gabenlos waren. Die Sohle dieser deutlich senstraße 15, archäologische Untersuchun- Bereich der Fläche. Wie erwartet kamen auch schmaleren Grabgruben war nach Abnahme gen statt (Abb. 161). Grund hierfür war der mehrere Gräber zum Vorschein. Es handelt des Oberbodens bereits in 0,06 m bis maximal geplante Neubau eines Bürogebäudes und sich um insgesamt zwölf langrechteckige 0,36 m Tiefe erreicht. Die Bestattung selbst der damit verbundene Eingriff in ein bekann- Grabgruben, die sich besonders im westlichen lag meist zentral in der Grabgrube. tes Bodendenkmal. Bereits seit den 1950er Teil der Fläche verteilen. Dabei konnten ne- Hinweise auf besondere Grabeinbauten, Jahren waren auf und im Umfeld dieses ben den einzeln liegenden Gräbern 9, 10 und Särge oder Totenbretter konnten in keinem Grundstücks wiederholt Reste mutmaßlich 12 auch regelrechte Grabgruppen beobachtet Fall beobachtet werden. Jedes zweite der merowingerzeitlicher Gräber zum Vorschein werden. Auf den ersten Blick sind mit den untersuchten Gräber war beraubt. Auffällig gekommen. Auch am Rand der von der Bau- Gräbern 1 - 4 sowie 11 am südlichen Rand und erscheint, dass sie alle zur ersten Gruppe ge- maßnahme betroffenen Parzelle, im Bereich den Gräbern 5 - 8 im zentralen Bereich des hören, und zwar die Gräber 1, 6, 8a, 9, 10 und der Festungsstraße, sollen zwei Gräber an- Areals zwei Konzentrationen festzustellen. 12. Mit Ausnahme von Grab 9 sind alle als geschnitten bzw. zerstört worden sein. Als Die Bestattungen waren durchgängig grob vollständig durchwühlt zu bezeichnen. Auch Anhaltspunkt für eine zeitliche Fixierung des Ost-West orientiert. Hinsichtlich des Grab- wenn sich der exakte Zeitpunkt des Grabraubs Bestattungsplatzes diente bis dahin der 1952 baus sowie der Ausstattung lassen sich jedoch nicht bestimmen lässt, dürfte die Plünderung gemachte Fund einer Spatha. Sämtliche bis deutlich Unterschiede feststellen. Anhand der bald nach der Beisetzung erfolgt sein. Die dato vorgenommenen Eingriffe wurden nicht Tiefe, Grabgrubengestaltung und -ausstattung Gräber der zweiten Gruppe sind durchwegs dokumentiert. bzw. dem Fehlen von Beigaben sind zwei ungestört, innerhalb der ersten Gruppe ledig- Nun bot sich die Möglichkeit, das lediglich Gruppen zu unterscheiden: lich die Gräber 2 - 4.Anhand der Beigaben durch Streufunde belegte Reihengräberfeld Der ersten Gruppe gehört mit den Gräbern 1 konnte man eine vorläufige Datierung der erstmals flächig zu untersuchen und zeitlich - 4, 6, 8a, 9, 10 und 12 die Mehrheit der aufge- Bestattungen vornehmen. genauer einzuordnen. Bei der Begleitung des deckten Bestattungen an. Es handelt sich um Eine genauere Auswertung der Funde wird erst relativ breite, langrechteckige Grabgruben mit nach deren Restaurierung möglich sein. In der ImpressumImpressum annähernd waage- ersten Gruppe kamen trotz des beschriebenen rechter Sohle, die nach Abtrag des Oberbodens noch Herausgeber: zwischen 0,49 Verein für Heimatgeschichte im und 1,29 m tief in Grabfeld e .V . und Museumspädago- den anstehenden gisches Zentrum Bad Königshofen Boden reichten. Die Verstorbenen Redaktion: lagen meist in der Reinhold Albert (Sternberg); nördlichen Hälf- Fotos: te der Grabgrube, Reinhold Albert während die südli- und Privat che Hälfte Platz für Grabbeigaben bot. Satz und Gestaltung: Der zweiten Grup- dta-mediadesign (Alsleben) pe gehören Grab Druck: 5, 7, 8b und 11 an. Druckerei Seifert (Untereßfeld) Es handelt sich um weniger sorgsam, Auflage: muldenartig ein- 7 .500 Exemplare getiefte Gräber, die mit wenigen Übersichtsplan der Grabungsbefunde. Seite ­­28 Das Grabfeld Nr. 22 · Dezember 2014

terscheidenden Gräbern lässt sich bei Grab 5 Eine weitere neuzeitliche Pfostenstandspur und 6 vermuten. war, wie sich beim Schneiden von Grab 8 Diese liegen nicht übereinander, jedoch wur- zeigte, oberflächlich in die Grabgrube einge- de das jüngere Grab 5 im südlichen Randbe- bracht worden. Die sieben restlichen Pfosten reich der älteren Grabgrube eingebracht. bzw. Siedlungsgruben lassen sich nicht näher Das Ausklingen der Beigabensitte spricht für datieren, Ein vollständiger Gebäudegrundriss einen Wandel in den Jenseitsvorstellungen. konnte nicht rekonstruiert werden. Der Bezug zu einem zunehmend christlich Mit den dokumentierten Gräbern liegen erst- geprägten Weltbild der dort bestattenden Ge- mals Funde und Befunde aus dem Stadtgebiet meinde wäre in der zweiten Hälfte des 7. Jahr- von Bad Königshofen vor, die in die Zeit der hunderts naheliegend. Die jüngeren Gräber ersten schriftlichen Erwähnung des Ortes da- dürften, wie Grab 8 und 5 zeigen, nur kurze tieren. Eine zugehörige Siedlung lässt sich im Zeit nach den älteren Gräbern eingebracht näheren Umfeld vermuten, aber noch nicht worden sein. Damit gelangt man in eine Zeit lokalisieren. Bei den Gräbern selbst zeigt sich an der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert, in ein Bild, wie es auch aus anderen Nekropolen der die christliche Missionierung im Gange gleicher Zeitstellung bekannt ist. Die älteren, war. Als Indiz für dieses beginnende Um- heidnischen Gräber werden meist systema- denken könnte tisch geplündert vorgefunden. Gleichzeitig auch die in Grab nimmt die lang praktizierte Sitte, Tote mit 3 gefundene, Beigaben auszustatten, immer mehr ab. Am kreuzförmig Ende dieser Entwicklung steht die Aufgabe durchbrochene der Reihengräberfriedhöfe. Die Gräber der Scheibenfibel Gruppe 2 dürften in eine fortgeschrittene Pha- Grab 4 (Gruppe 1) interpretiert se dieser Entwicklung zu stellen sein. Störungsgrades noch zahlreiche Beigaben zu- werden. tage, am häufigsten Kleidungsbestandteile und Die eingangs Literatur eiserne Messer. Eine Waffenbeigabe fand sich erwähnten Pfo- Literatur: Ch. Pescheck, Das fränkische Reihengrä- nur in Grab 2 in Form einer stark korrodierten stensetzungen berfeld von Kleinlangheim, Lkr. Kitzingen, Ger- Spatha. In vier Gräbern waren südlich der Be- und Siedlungs- manische Denkmäler der Völkerwanderungszeit stattung auf Höhe des Beckens Gefäßbeiga- spuren zeigten (Mainz 1996). - U. Koch, Das alamannisch-fränki- sche Gräberfeld bei Pleidelsheim. Forsch. u. Ber. ben abgestellt. Das einzige komplett erhaltene keinen Bezug Vor- u. Frühgesch. Baden- Württemberg 60 (Stutt- Gefäß wurde in dem am östlichen Rand der zu den hier vor- gart 2001). - H. Losert/A. Pleterski, Altenerding im Untersuchungsfläche liegenden Grab 12 an- gestellten Grä- Oberbayem, Strukturen des frühmittelalterlichen getroffen. Für eine zeitliche Einordnung eig- bern. Drei der Gräberfeldes und »Ethnogenese« der Bajuwaren nen sich besonders die geborgenen Schmuck- Gruben enthiel- (Berlin 2003). Sondierung A. Domaradzki, BUD. - gegenstände: Perlenketten stammen aus Grab ten neuzeitliches Örtliche Grabungsleitung und Grabungsdokumen- Bad Königshofen i. Grab- tation M. Neumann und M. Wagner, Fa. Heyse, 1, 3 und 4, Ohrringe mit Schleifen aus Grab 3, Fundmaterial. feld. Grab 11 (Gruppe 2). Schwarzach a. Main. 4 und 12, eine unverzierte, gleicharmige Fibel aus Grab 1 und eine kreuzförmig durchbro- chene Scheibenfibel aus Grab 3 (Abb. 162). Die Gräber dürften somit etwa in die zweite „Das Grabfeld“ erscheint einmal jährlich Hälfte des 7. Jahrhunderts zu datieren sein. mit finanzieller Unterstützung folgender Die Gräber der zweiten Gruppe enthielten Institutionen Firmen und Verbände: meist nur Reste von der Kleidung, Grab 11 war sogar völlig beigabenlos. Man beschränk- te sich häufig auf eine Messerbeigabe. In wel- chem zeitlichen Verhältnis die Gräber der zweiten Gruppe zu denen der ersten stehen, deutete sich bei der Untersuchung von Grab 8 an: Hier wurde eine Nachbestattung (Grab 8b) über einem durchwühlten tieferliegen- den, älteren Grab (8a) eingebracht. Als ein- zige Beigabe lag in der flach eingegrabenen jüngeren Grabgrube ein Messer. Grab 8a war so stark gestört, dass lediglich ein Eisenfrag- ment sowie einige menschliche Zähne in der Verfüllung aufgefunden wurden. Die Lage der älteren Bestattung muss bekannt oder ober- flächig sichtbar gewesen sein. Zwischen der Niederlegung dieser beiden Bestattungen Raiffeisenbank dürfte somit im Grabfeld eG kein großer Zeitraum lie- gen. Eine ähnli- che, wenn auch nicht so deutli- Sparkasse che Beziehung Durchbrochene Scheiben- Bad Neustadt a. d. Saale zwischen zwei fibel im Grab 3 der Auf- zeitlich zu un- findung