GrabfeldDas Heimatblätter für Kultur, Geschichte und Brauchtum im Grabfeld Herausgeber: Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Museumspädagogisches Zentrum Bad Königshofen i. Gr. Nummer 18 Nummer 18 Bad Königshofen, November 2010 Seite 1 Der Luitpoldbrunnen auf dem Marktplatz von Bad Königshofen wurde 1911 gestiftet REINHOLD ALBERT Schmitt, der damals in München-Solln tätig rauscht und das Werk des Tages wieder alles war, bot sich von Deuster an, diesen Brun- in seinen Bann zieht, muß man konstatieren, m 1. Oktober 1911 wurde der jüngste nen zu entwerfen. In einem Schreiben vom dass die Stadt und ihre Bürger alles daran der auf dem schmucken Marktplatz 13.12.1910 zeigte sich Schmitt, dem Fotos setzen, ihrem Patriotismus und die Liebe zum Avon Bad Königshofen stehenden vom Marktplatz in Königshofen übersandt angestammten Herrscherhaus auch sicht- Brunnen, der Luitpoldbrunnen eingeweiht. wurden, begeistert vom schönen Kleinstadt- baren Ausdruck zu verleihen. Nach Unterlagen im Staatsarchiv Würz- bild, bei dem man sich noch, so wörtlich, in Die Einleitung machte am Samstagvormittag burg1 ging die Initiative vom Besitzer des die gute alte Zeit versetzt fühle. die Schülerfeier, welche im geschmückten Schlosses Sternberg im Grabfeld, Reichsrat Schnell waren Pläne entworfen, die Gefallen Rathaussaale stattfand und zu welchem die Friedrich von Deuster, aus. Schnell konnte bei allen Beteiligten fanden. Der Kostenvor- junge Schar unter klingendem Spiel und mit er von seiner Idee die Verantwortlichen der anschlag bezifferte sich auf 10.000 Mark, weißblauen Fähnchen gezogen war. .... Stadt Königshofen sowie des Bezirksamts worin nicht enthalten waren die Bankanlage, Im Laufe des Tages herrschte an allen Häu- überzeugen. Anlass der Stiftung war der das Fundament, die Zu- und Ableitung des sern der Hauptstraßen – zur Ausschmückung neunzigste Geburtstag des Prinzregenten Lu- Wassers sowie das notwendige Gerüst. Es derselben – ein emsiges, geheimes Schaffen, itpold von Bayern. 1910 führte von Deuster wurde festgelegt, dass die Umfassung, für das jedermann in Spannung und Erwartung erste Vorgespräche. Der Bildhauer Balthasar deren Planung und Ausführung sich der in des Kommenden versetzte. Und als dann Königshofen ansässige der Abend hereinbrach und die vielen tau- Architekt Valentin Trott send Lichtlein aufflammten, dazu der sich verantwortlich zeichnete, unter schneidigen Märschen der verstärkten in „Sulzfelder Sandstein“ Kapelle Steinruck durch die Hauptstraßen ausgeführt werden sollte. bewegende Fackelzug, gewährte dies ein Den Auftrag zur Erstel- lung des Mittelbaus in Enviller Kalkstein erhielt der Bildhauer Balthasar Aus dem Inhalt Schmidt. In vergoldeter Bronze sollte das Relief Der Luitpoldbrunnen auf dem des Prinzregenten herge- Marktplatz von Bad Königshofen 1- 5 stellt werden und die „al- Grußwort des Vorsitzenden . 3 legorische Brunnenfigur“ Ursula von Herb(il)stadt war die ebenfalls in Bronze. letzte Äbtissin des Sulzfelder Klosters . 6 Am 12. März 1911 wurde Christin Uhlein: Der Adventskalender . 10 feierlich der Grundstein Christa Schedel erwarb sich im Verein gelegt. Hierüber berich- für Heimatgeschichte großeVerdienste 11 tete die Heimatzeitung Schriftenreihe des Vereins ............ 11 „Bote vom Grabfeld – Das Orgelbauwesen in Unterfranken... 12 Königshofener Zeitung Literaturschau . 14 Nr. 41 vom Montag, 13. Die Brandgeschichte Römhilds ........ 16 März 1911, 32. Jahrgang“ Otto Schulz: Neues Hoffen ............ 17 unter der Überschrift: Leni Schneider: Wiedervereinigung . 18 „Die Feier des 90. Ge- Französischer Kriegsgefangene burtsfestes Sr. K. Hoh. des in Königshofen ....................... 19 Prinzregenten in Königs- Lotte Uhlein: Heimat ................. 20 hofen“ wie folgt: „Wie Dr. Siegfried Wolf: Heller November .. 22 schon das Festprogramm verriet, sollte auch unse- Walter Häusler: Schod üm die Zeid .... 22 re Stadt nicht zurückste- ErsteAbiturientin in Münnerstadt ...... 23 hen, das 90. Geburtsfest Was bedeutet der Name Lederhecke? .. 22 seines Landesregenten Die Spuren des fränkischen Malers Georg in hervorragender Weise Anton Urlaub......................... 26 Der Luitpoldbrunnen auf dem Marktplatz von Bad Königshofen zu begehen. Und heute, Sponsoren den Vereins................ 27 in unseren Tagen. nachdem der Jubel ver- Seite ­­2 Das Grabfeld Nr. 18 · November 2010 Bild, das so prächtig Königshofen noch nie In einer im Stadtarchiv von Bad Königshofen geschaut. aufbewahrten Urkunde vom 1. Oktober 1911 ... Dem Fackelzug war viertelstündiges Glo- wird ergänzend zur Entstehungsgeschichte ckenläuten und Standmusik auf dem Markt- des beliebten Treffpunkts der Jugend auf dem platz voraus gegangen. Zu dem sich dann Marktplatz der Badestadt mitgeteilt: anschließenden Festkommers im Heusingers Saal hatte sich eine illustre Menge aus allen „Im Jahre des Heils 1911, so die Stadt Kö- Schichten der Bevölkerung eingefunden..... nigshofen und der umliegende Grabfeldgau, Der Haupttag begann mit dem musikalischen beide vormalig dem Hochstift Würzburg Wecken um 06.30 Uhr. Um 9 Uhr zogen und dann dem Großherzogtum Würzburg sämtliche Vereine, die Feuerwehr an der zugehörig, der Krone Bayerns vereinigt, als Spitze und die Herren Beamten in Uniform gottbegnadet der treue Hüter dieser Kro- mit klingendem Spiel in die Stadtpfarrkirche zum Festgottesdienst. In der prot. Kirche ne, Prinz Luitpold von Bayern, als rüstiger und in der Synagoge fanden ebenfalls Got- Neunziger, gepriesen von dem Dank seines tesdienste statt. Nach Beendigung wurde in Landes auf eine volksbeglückende Reichsver- gleicher Weise zum Marktplatz gezogen, wo wesung von 25 Jahren zurückschaut, ist der die Grundsteinlegung zu dem zu errichtenden Prinzregent – Luitpold - Brunnen auf dem Prinzregent-Luitpold-Monumental-Brunnen Marktplatze zu Königshofen entstanden. Der vor sich ging. Es wurde eine Kupferkapsel, Grundsteinlegung vom 12. März folgte am enthaltend die Stiftungsurkunde, deren In- 1. Oktober die feierliche Enthüllung. Am halt Herr k. Kämmerer und Bezirksamtmann heutigen Sonntag erglänzt zum ersten Mal die Freiherr von Ruffin verlas, und 15 der z. Brunnenzier von des Marktes Höhe; damit Zt. kursierenden Reichsmünzen in den Stein versenkt. haben wir, der Denkmalausschuß, erreicht, Zur Errichtung dieses Brunnen-Denkmals was wir namens aller und für die Gesamtheit stiftete in hochherziger Weise Herr Reichs- bezweckt: Ein Weismal tüchtigen Könnens, rat von Deuster auf Schloß Sternberg einen ein Prunkstück freudigen Genießens und ein ansehnlichen Betrag. Den Schluss des von ragend Wahrbild königstreuen und vaterlän- prächtigem Frühjahrswetter begünstigten dischen Empfindens. Festes machte am Nachmittag ein im Rat- Das Werk, vollendet wie es ist, nehmen haussaal veranstaltetes Fest-Bankett. Auch in allen Orten des Bezirks fanden Fest- nunmehr Stadt und Bürgerschaft in Besitz Von Prof. Balthasar Schmitt gefertigtes Mo- lichkeiten statt und hauptsächlich leuchteten und Obhut. Möge, wer es alltags schaut und dell der auf dem Brunnen befindlichen Figur, am Vorabend des Festtags zahlreiche Hö- wer es als Fremdling betrachtet, die fromme die eine Grabfeldschnitterin darstellt. henfeuer auf.“ Absicht und die männlich-treue Ergebenheit 1994 geschaffenes Aquarell des Luitpoldbrunnens mit Marktplatz in Bad Königshofen von Fritz Toennieshen. Nr. 18 · November 2010 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­3 ehren, die das Denkmal geschaffen und mö- so geschäftstüchtig, die Figur der Schnitterin, ge andererseits Nachbar wie Besucher des zu der ein Mädchen aus Aschach bei Bad Friedens und einer gesegneten Obrigkeit sich Kissingen, seinem Heimatort, Modell stand, erfreuen, wie unter Luitpolds mildem Szepter als Nippes-Figur (kleine Ziergegenstände Königshofen und der Grabfeldgau. aus Porzellan) für das Vertiko (kleiner Zier- schrank) zu verkaufen. Seine Verwandten Königshofen am 1. Oktober, dem Rosen- in Aschach besitzen heute noch das farbig kranzfest 1911.“ gefasste Originalmodell. Die Verbindungen ins Grabfeld werden wohl Diese Urkunde ist unterzeichnet vom Stifter durch Prof. Schmitts Freund, den von 1909 Friedrich von Deuster, erblichen Reichsrat – 1951 in Kleinbardorf segensreichen wir- der Krone Bayerns, dann von Bezirksamt- kenden Pfarrer Dr. phil. Hugo Paulus, den mann Rudolf Freiherren von Ruffin, Bürger- er des öfteren besuchte, zustande gekommen meister Weber, Bezirksamtsassessor Dr. Ott- sein. Pfarrer Dr. Paulus war Angaben des mar Hollerung, dem Landtagsabgeordneten Bad Kissinger Stadtheimatpflegers Werner Alois Eschenbach sowie Stadtpfarrer und Eberth zufolge ein Konvertit (d. i. zu einem Distriktsschulinspektor Michael Weippert. anderen Glauben übergetretener) aus einer Der Luitpoldbrunnen wurde, wie eingangs bekannten preußischen Offiziersfamilie, erwähnt, von Bildhauer Prof. Balthasar aus der wohl auch der Generalfeldmarschall Schmitt (1858-1942) entworfen, der bereits Hugo von Paulus stammen dürfte, der 1943 für den 1895 eingeweihten „Kiliansbrun- die Schlacht um Stalingrad verloren hat. nen“ vor dem Würzburger Hauptbahnhof Hugo Paulus war Doktorand bei Prof. Her- die krönende Bronze-Figur des hl. Kilian mann Schnell. Als dessen Werke auf den sowie die Marmorreliefs schuf. Wie beim Index kamen, bekannte sich Paulus offen zu Frankoniabrunnen vor der Residenz in Würz- ihm und seinen Thesen und wurde daher nach burg, der 1894 eingeweiht wurde und 1891 Kleinbardorf strafversetzt. Als ihn später anlässlich des 70. Geburtstags des 1821 in Bischof Dr. Julius Döpfner ins Domkapitel der Würzburger Residenz geborenen Prinz- berufen wollte, lehnte er ab, blieb Pfarrer in
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