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+ Beilage Europa Kultur Stadt III deutsch/englisch Zeitung des Deutschen Kulturrates Nr. 02/05 März - April 2005 www.kulturrat.de 3,00 € ISSN 1619-4217 B 58 662 Arbeitsmarkt Kultur Kulturfinanzierung Vorstandsbericht EU-Dienstleistungsrichtlinie Europa Kultur Stadt In welche Richtung entwickelt sich Welche Möglichkeiten bietet Public Was der Vorstand des Deutschen Kul- Welche Gefahr der Kultur durch die Inwieweit sind Städte von Migrati- der Arbeitsmarkt Kultur – Wachs- Private Partnership für Kultureinrich- turrates in den vergangenen zwei Jah- EU-Dienstleistungsrichtlinie droht on betroffen, wie gehen sie damit tum oder Stagnation? Aus Sicht der tungen und welche Fallstricke beste- ren auf den Weg gebracht hat, welche und wie sich dieses Vorhaben der EU um, was bedeutet Migration kultur- Bibliotheken, der Museen und der hen bei dieser Form der Zusammen- Akzente gesetzt wurden und welche in die Politik einer stärkeren Ökono- politisch, wie kann das Thema Mig- Theater wird der Frage nachge- arbeit der öffentlichen Hand mit pri- Wirkungen die Arbeit hatte, darüber misierung von Kultur einordnet, wird ration künstlerisch verarbeitet wer- gangen, welche Chancen und wel- vaten Unternehmen? Leistet Public wird im Vorstandsbericht Rechen- gefragt. Der Deutsche Kulturrat warnt den, diese Fragen werden in der che Risiken Ein-Euro-Jobs in sich Private Partnership der Ökonomisie- schaft abgelegt. Veranstaltungen und vor der Verabschiedung der geplan- Beilage aus unterschiedlichen Per- bergen. rung des Kulturbereiches Vorschub? wichtige Treffen werden aufgeführt. ten EU-Dienstleistungsrichtlinie. spektiven beleuchtet. Seiten 3 bis 5 Seiten 6 bis 9 Seiten 20 bis 21 Seiten 16 bis 18 Seiten I bis XII Editorial Sinnvoll aufteilen und verknüpfen Schamhaftes Schweigen Zur Reform des 5öderalismus Von Johanna Wanka oran liegt es, dass die wirt- seiner Finanznot immer öfter aus. Die Reform des 5öderalismus, die turstiftung hat. Das kulturelle Erbe darüber die Formulierung gemein- W schaftliche Lage der Maler, Aber auch die öffentlichen Hände grundsätzlich von allen Beteiligten zu wahren und die zeitgenössische samer Interessen z.B. gegenüber der Schriftsteller oder Komponisten eine kaufen nur noch äußerst selten gewollt ist und von vielen Bürger- Kunst zu fördern, wäre Auftrag einer Europäischen Union ins Hintertref- geringere Aufmerksamkeit in der Öf- Kunstwerke an oder erteilen den innen und Bürgern erwartet wird, ist vereinten Kulturstiftung. Das eine fen geraten ist. Eine Vielzahl von Re- fentlichkeit erhält, als zum Beispiel Auftrag für eine Komposition. noch nicht gelungen. Die Bildungs- den Ländern und das andere dem gelungen des außerkulturellen Be- die Finanznot eines Theaters oder „Kunst am Bau“, für die eigentlich politik spielte für diesen Zwischen- Bund zuordnen zu wollen, ist welt- reichs haben Einfluss auf die Kul- der Rückgang des CD-Absatzes eines 2% der Bausumme von öffentlichen stand bekanntlich eine große, die fremd. Die zeitgenössische Kunst turpolitiken der Länder und des Musikmultis? Gebäuden verwendet werden soll- Kulturpolitik indes eine marginale von heute ist das kulturelle Erbe von Bundes, ohne dass dies im Einzel- Die großen Kulturinstitutionen, te, fällt wegen der Angst vor einem Rolle. Die 5ortführung des Status morgen. Kultur ist ein lebendiger nen schon begriffen wurde. Spät die Theater, Opern und Museen populistischen Rüffel des Rech- quo kann aber kein dauerhaftes Ziel Prozess der Auseinandersetzung, erst haben wir Kulturpolitiker wahr- sind im Stadtraum und damit im nungshofes oder dem Bund der der Politik in Deutschland sein. des sich Reibens, der sich nicht in genommen, dass die Europäische Bewusstsein der Öffentlichkeit un- Steuerzahler immer öfter schon im Schubladen ordnen, zuordnen und Union im Rahmen von GATS auch übersehbar und die Film- und Mu- vorauseilenden Gehorsam weg. Öf- ie ursprünglich noch relativ kla- verwalten lässt. Eine Lösung des die Liberalisierung kultureller sikindustrie feiert sich, wie gerade fentliche Künstlerförderungspro- Dre Kompetenzverteilung im Streits zwischen Bund und Ländern Dienstleistungen grundsätzlich er- an der 55. Berlinale in Berlin zu se- gramme, Stipendien oder Atelier- Grundgesetz wurde in der jahrzehn- ist denkbar, wenn sie aus der Sicht möglicht hat. Nun versuchen wir hen war, gekonnt selbst. Die Medi- förderungen waren vielfach schon telangen Verfassungspraxis unter der kulturellen Akteure, der Desti- aus der Defensive ein völkerrecht- en saugen begierig die „News“ des vor Jahren die ersten Einsparungs- Mitwirkung aller Beteiligten so fein näre der Stiftung, um die es eigent- liches Gegengewicht zu schaffen, vermeindlich schillernden Kultur- ziele der Kommunen und Länder. verflochten, dass nun das System lich gehen sollte, gedacht würde. indem unter dem Dach der UNESCO betriebes auf. Nur die Protagonisten Bislang konnte man sich einre- hakt. Es ist daher grundsätzlich rich- Gerade die Form der Stiftung, die im eine Konvention zum Schutz der von all dem, die freischaffenden den, dass ein erfolgreicher Künstler tig, Verantwortlichkeiten klar zuzu- öffentlichen Bewusstsein mit „Staats- Vielfalt kultureller Inhalte und Künstler, werden oft vergessen. Im auch gut von den Erträgen seiner ordnen. Es scheint jedoch auch eine ferne“ verbunden wird, ist hierfür künstlerischer Ausdrucksformen Durchschnitt leben sie von unter Arbeit leben kann. Also war ein ar- Illusion zu sein, wenn man versucht, prädestiniert, lässt sie es doch zu, verhandelt wird. Auch die Bemü- 1.000 Euro im Monat. Viele Künst- mer Künstler ein erfolgloser Künst- in einem Bundesstaat mit zwei staat- die Ferne staatlicher Einflussnah- hungen der Europäischen Kommis- ler erreichen selbst dieses karge ler und letztlich selbst Schuld. Doch lichen Ebenen zwei quasi berüh- me, mit anderen Worten die fachli- sion zur Regelung der Dienstleis- Einkommen nicht mehr und erhal- jetzt wo immer öfter auch aner- rungsfreie Rechtskreise schaffen zu che Nähe in ihren Strukturen zu ver- tungen im Binnenmarkt und die im ten, sollten sie keinen der begehr- kannte Künstler arm sind, geht die- wollen. Vielmehr kommt es auf eine ankern. Voraussetzung ist jedoch, Weißbuch zu den Dienstleistungen ten Taxijobs ergattert haben, mit se einfache und schon immer fal- sinnvolle Aufteilung und – dort wo es dass eine gemeinsame Verantwor- von allgemeinem Interesse auf- viel Glück einen Ehrensold des Bun- sche Rechnung nicht mehr auf. sachlich geboten ist – Verknüpfung tung von Ländern und Bund für die scheinende Absicht, auch diese zu despräsidenten oder der Länder Die Kulturpolitik tut sich sicht- von Verantwortlichkeiten von Bund deutsche Kultur, die mehr ist als nur harmonisieren, um ein „harmoni- sonst Sozialhilfe. Wie groß dieses bar schwer mit diesem Problem. und Ländern an. ein Nebeneinander der Kulturen in sches Miteinander von Marktme- Problem wirklich ist, wird durch die Dies liegt auch daran, dass die In der Kultur plädiere ich für eine den Ländern, akzeptiert wird. Gera- chanismen und Gemeinwohlaufga- zahlreichen Fragen deutlich, die Künstler auf ihre schwierige Situa- Zusammenführung der Kulturstif- de das nationale Interesse, das sich ben sicherzustellen“, können Aus- nach der Umstellung der Sozialhil- tion nicht laut genug aufmerksam tung der Länder und der Kulturstif- über die Kulturen der Länder wölbt, wirkungen auf die nationalen Kul- fe auf das Arbeitslosengeld II am machen. tung des Bundes. Deutschland ist zu ist Anknüpfungspunkt für eine na- turpolitiken haben. Diese gilt es Anfang des Jahres an den Deut- Doch wer spricht schon gerne Recht stolz auf sein reiches kulturel- tionale Kulturstiftung. Im Zuge der rechtzeitig zu erkennen und darauf schen Kulturrat gestellt wurden. darüber, dass sein Verdienst nicht les Erbe, allein 30 herausragende Vereinigung Deutschlands fand die zu reagieren. Auf diese Aufgabe muss Künstler, von denen ich es nie ausreicht, um überleben zu können. Zeugnisse unserer Geschichte wur- Forderung, die kulturelle Substanz die Kultusministerkonferenz sich und nimmer geglaubt hätte, leben Das schamhafte Schweigen der den auf Grund ihrer universellen in den neuen Ländern dürfe keinen einstellen, indem sie u.a. geeignete schon seit Jahren von Sozialhilfe. Künstler könnten am besten die Bedeutung als Welterbestätten an- Schaden nehmen, Eingang in den Strukturen schafft, in denen diese Maler, deren neueste Werke gerade Künstler brechen, die selbst von Ar- erkannt. Viele stehen für neue ge- Einigungsvertrag. Warum soll das Fragen kurzfristig beraten und zur noch in einem Museum zu sehen mut nicht betroffen sind. Sie könn- sellschaftliche Entwicklungen, die für die deutsche Kultur im Zuge der Entscheidung geführt werden kön- waren und Schriftsteller, die regel- ten für die dringend notwendige öf- von ihnen ausgingen. Die Dichte an Föderalismusreform eigentlich nen. Die Kultusministerkonferenz mäßig verlegt werden, können of- fentliche Beachtung für ihre Kolle- Theatern, Orchestern oder Museen nicht gelten? In diesem Geiste soll- hat ein Konzept für solche Struktur- fensichtlich nicht von ihrer Arbeit gen sorgen. Es ist Zeit für eine sol- nötigt Bewunderung ab. Ebenso ten auch alle Beteiligten bemüht reformen erarbeitet, das von den leben. Gerade der öffentlich-recht- che Solidarität unter Künstlern! verfügt Deutschland über eine viel- sein, den mit dem so genannten Ministerpräsidenten der Länder liche Rundfunk, der jahrzehntelang gestaltige zeitgenössische Kunst- „Eckpunktepapier“ begonnenen zum Ende vergangenen Jahres ge- eine der wichtigsten Einnahme- Olaf Zimmermann, Geschäftsführer szene.