Rechtsextremismus, Die Soziale Frage Und Globalisierungskritik – Eine Vergleichende Studie Zu Deutschland Und Großbritannien Seit 1990

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Rechtsextremismus, Die Soziale Frage Und Globalisierungskritik – Eine Vergleichende Studie Zu Deutschland Und Großbritannien Seit 1990 Thomas Grumke und Andreas Klärner Rechtsextremismus, die soziale Frage und Globalisierungskritik – Eine vergleichende Studie zu Deutschland und Großbritannien seit 1990 Erstellt im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin Friedrich-Ebert-Stiftung Forum Berlin 1 Herausgegeben von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Dietmar Molthagen Copyright 2006 by Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin Hiroshimastr. 17, 10785 Berlin Umschlaggestaltung: Pellens Kommunikationsdesign, Bonn Satz und Druck: Wagemann Medien GmbH ISBN 3-89892-503-X 2 Inhaltsverzeichnis I Einleitung .................................................................................... 7 Die Studie ...................................................................................13 II Szenen ........................................................................................ 15 1. Rechtsextremismus in Deutschland als soziale Bewegung ........15 2. Deutschland ................................................................................20 2.1 Parteiliches Spektrum (NPD, DVU, REP) .................................22 2.1.1 Der Niedergang der Republikaner in den 1990er Jahren ........... 22 2.1.2 Die Entwicklung der DVU – klassische Protestpartei und „Phantompartei“ der extremen Rechten .....................................24 Volksfront von rechts – Konflikte zwischen „Realos“ und „Fundis“ ......................................................................................25 2.1.3 Die Entwicklung der NPD in den 1990er Jahren ....................... 28 Fallbeispiel Sächsische NPD-Aussteiger ................................... 36 2.2 Das nicht-parteiliches Spektrum (groupuscules) in den 1990er Jahren – neue Organisationsformen... ........................................ 40 ... und neue Aktionsformen ........................................................ 43 Fallbeispiel: Rechtsextremisten in Mecklenburg-Vorpommern .45 3. Großbritannien ............................................................................47 3.1 Das parteiliche Spektrum ........................................................... 51 3.1.1 National Front (NF) ....................................................................52 3.1.2 British National Party (BNP) ..................................................... 54 3 Die BNP bei Wahlen ...................................................................60 Die BNP heute ............................................................................65 3.2 Nicht-parteiliches Spektrum (groupuscules) ..............................67 4. Komparative Analyse ................................................................. 72 III Zentrale Themen (Teil 1): Die soziale Frage .......................... 79 1. Deutschland ................................................................................79 1.1 Grundbegriffe: Die „Ethnisierung des Sozialen“ ....................... 79 1.2 Kampagnen zur sozialen Frage .................................................. 84 Fallbeispiel: Die Kampagne „Keine Agenda 2010“ ...................88 Fallbeispiel: Angebliche Unterwanderung der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) durch Rechtsextremisten ......................................................................97 Fallbeispiel: Wahlen 2004/2005 .................................................98 Fallbeispiel: NPD-Kampagne in Leipzig-Volkmarsdorf ..........102 2.1 Grundbegriffe: „British workers first!“ ....................................108 2.2 Kampagnen zur sozialen Frage ................................................ 111 Fallbeispiel: „Rights for Whites“ ............................................. 114 Fallbeispiel: Oldham ................................................................118 Fallbeispiel Burnley .................................................................122 Fallbeispiel: FAIR – Families Against Immigrant Racism ...... 124 Fallbeispiel: „Solidarity – The Union for British Workers“ .....127 3. Komparative Analyse - Etablierungsversuche und Revolutionsrhetorik ..................................................................130 4 IV Zentrale Themen (Teil 2): Globalisierungskritik ................ 133 1. Grundbegriffe ........................................................................... 133 2. Deutschland ..............................................................................139 2.1 Die Debatte ...............................................................................139 Fallbeispiel: Globalisierungskritik der Jungen Nationaldemokraten (JN) ......................................................... 144 Fallbeispiel: Instrumentalisierung der Krawalle in Frankreich .............................................................................148 3. Großbritannien ..........................................................................151 3.1 Die Debatte ...............................................................................151 Fallbeispiel: Peak-Oil-Kampagne ............................................157 4. Analyse .....................................................................................166 V Komparative Analyse ............................................................. 169 Die Kontextbedingungen der extremen Rechten in Deutschland und Großbritannien ..............................................169 Unterschiedliche Szenen, gleiche Ziele ....................................174 Die Transnationalisierung der extremen Rechten .................... 180 Schluss und Ausblick - was tun? ..............................................184 VI Bibliographie ........................................................................... 189 5 6 I Einleitung „Auch wenn die herrschenden Politiker und die Vertreter des großen Geldes den Menschen immer wieder das Gegenteil einreden wollen, ken- nen Kapitalismus und Globalisierung nur Verlierer in Scharen und Ge- winner in kleinen Grüppchen.“ Wer dieses Zitat liest, vermutet sehr wahrscheinlich Urheber aus dem linken politischen Spektrum. Auf den wahren ideologischen Hintergrund verweisen wohl erst die weiteren Ausführungen: „Die einzige wirksame sozialistische Waffe gegen das internationale Kapital ist das grenzensetzende, volk- und heimatbezogene bodenständi- ge Gegenprinzip des Nationalismus. Gegen die kapitalistische Entwürdi- gung des Menschen kämpft der Nationalismus mit seiner sozialen Ord- nungsidee der Volksgemeinschaft.“ Die hier zitierten Stellen stammen aus einem neunseitigen Pamphlet mit dem Titel „Zukunft statt Globalisierung“, einem Aufruf von deut- schen Rechtsextremisten für die im Frühjahr 2006 ausgerufene gleich- namige „antikapitalistische und antiglobalistische“ Kampagne.1 Mit ihrer völkisch gewendeten Kapitalismuskritik versuchen rechtsextreme Kader nicht zuletzt bei Zielgruppen anzudocken, die diese mit einer generellen Kritik am politischen System, an „Amerikanisierung“ und kultureller und ethnischer „Überfremdung“ verbinden. Hier sieht u.a. die sich als „revo- 1 Zitate aus „Zukunft statt Globalisierung“, auf: http://www.antikap.de/?antikap=aufruf, S. 1 und 5 (19.4.2006). Die Kampagnenwebseite ist: http://www.antikap.de. 7 lutionär“ bezeichnende NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemo- kraten (JN) ihre Chance. In einer Presseerklärung der JN vom März 2006 wird sogar erklärt, dass zukünftig „die Lösung der sozialen Frage und die Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus das Hauptbetätigungsfeld“ sein muss.2 Diese Konzentration auf die Themen soziale Frage und Globalisierung lässt sich nicht nur in Deutschland beobachten. In fast allen westlichen Industriestaaten haben rechtspopulistische oder -extreme Parteien und Bewegungen auf die mit der globalisierten Weltwirtschaft einhergehen- den Strukturveränderungen und (teilweise vermeintlichen) Sachzwänge reagiert, die in allen (west-)europäischen Gesellschaften zu Einschnitten im sozialen Netz, zum Abbau von Sozialleistungen und zum Verlust so- zialer Sicherheiten geführt haben (vgl. grundlegend Betz 1994; Kitschelt 1995; Minkenberg 1998). Eine dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit und eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich bringen soziale Verwerfungen und Konflikte hervor, auf die Rechtsextremisten aufsatteln. Rechtsextremisten reklamieren eine Deutungshoheit ihres „nationalen Sozialismus“ und verknüpfen die in diesem Sinne neu gestellte soziale Frage mit dem Thema der Migration, schüren rassistische Ressentiments vor allem gegen Einwanderer und fordern eine nationalistische Schlie- ßung gegenüber den mit der Globalisierung verbundenen gesellschaftli- chen und ökonomischen Öffnungs- und Liberalisierungstendenzen. Vor diesem Hintergrund wollen wir in der projektierten Studie auf der Basis von zwei qualitativen und explorativen Fallstudien die Entwick- lung der extremen Rechten in zwei europäischen Ländern – Deutschland 2 „‘Mitteldeutsche Aktionsplattform’ als konkretes Ergebnis einer Führungstagung gegründet“, Pressemeldung der Jungen Nationaldemokraten vom 23.3.2006 auf www.npd.de und www.jn- buvo.de (19.4.2006). 8 und Großbritannien – seit 1990 vergleichen. Dabei sollen sowohl die the- oretischen Debatten der extremen Rechten und ihre Thematisierung von sozialer Frage und Globalisierung als auch die praktischen Versuche von rechtsextremen Parteien und Bewegungen untersucht werden, an sozialen Protestbewegungen zu partizipieren und völkisch-nationalistische Poli- tikkonzepte in den öffentlichen Diskurs zu tragen. Rechtsextremismus im 21. Jahrhundert Am Anfang des 21. Jahrhunderts gehört Rechtsextremismus zur Nor- malität fast aller
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