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Kooperation am Übergang – gemeinsame Gestaltung von Kitas und Grundschulen

Workshop 30.11.2012

Inhalt

Ziele und Erwartungen von Lernen vor Ort, Felicitas von Küchler, Lernen vor Ort Offenbach 2

Grußwort, Dr. Felix Schwenke, Stadtrat der Stadt Offenbach 3

Perspektive Tandem: Kooperation als Prozess und gemeinsame Auswertung des Spiel- und Beoachtungstages, Martin Isekeit, Humboldtschule Offenbach 5

Der Arbeitskreis Kitas und Schulen in Kelsterbach und sein gemeinsamer Elternabend, Gerlinde Louis, Leiterin der Bürgermeister-Hardt-Schule Kelsterbach 8

Transfer aus dem „km2 Bildung“: „Lernmäuse“ und mathematische Förderung, Anne Kuhn, Lernen vor Ort Kreis Recklinghausen 10

Bildungsvereinbarung Sprache, Anke Sarazin, Lernen vor Ort Kreis Recklinghausen 11

Übergangskonferenzen und kommunale Vereinbarungen – Beispiele aus dem Kreis Recklinghausen, Maike Hoeft, Lernen vor Ort Kreis Recklinghausen 12

Perspektiven und Stolpersteine in der Kooperation am Übergang aus der Sicht der Referenten/innen, Moderation: Beatrice Ploch, Lernen vor Ort Offenbach 13

Bedarfe der Teilnehmer/innen (Kartenabfrage) 15

Schlusswort 16

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Ziele und Erwartungen von Lernen vor Ort Felicitas von Küchler, Projektleitung Lernen vor Ort

Felicitas von Küchler begrüßt die Teilnehmer/innen ganz herzlich zum Workshop und freut sich über das große Interesse am Thema: Kooperation am Übergang – gemeinsame Gestaltung von Kitas und Grundschulen. Felicitas von Küchler, Projektleiterin Lernen vor Ort Offenbach Lernen vor Ort Offenbach knüpft mit dieser Veranstaltung an die positive Resonanz auf die Fachkonferenz zu „Wie Kinder lernen: Gemeinsame Grundlagen wirksamer Förderung in Kita und Grundschule“ an. Mit dem Workshop möchte Lernen vor Ort die Praxis am Übergang in und für Offenbach thematisieren und den Austausch mit Kitas und Grundschulen darüber vertiefen um Hilfestellungen für eine Weiterentwicklung der Kooperation in diesem Handlungsfeld zu geben. Dabei ist es wichtig, einen möglichst großen Bogen zu spannen d.h. Beispiele für viele Perspektiven und Aktivitäten am Übergang von der Kita in die Grundschule zu präsentieren. Ausschlaggebend für die letztlich vorgenommene Auswahl war deren unterschiedliche Einbettung in die jeweilige kommunale Bildungslandschaft. Auch aus diesem Grund wurde nur eines der zahlreichen Beispiele für eine enge Zusammenarbeit von Kita und Grundschule am Übergang in Offenbach zur Präsentation eingeladen. Dargestellt werden Aktivitäten einer guten Praxis aus Offenbach, , Recklinghausen und Kelsterbach. LvO möchte diesen frühen Übergang, der eine große Bedeutung für die Entwicklung der Kinder in den ersten Schuljahren hat, mit allen Akteuren gemeinsam gestalten. Das heißt, dass sich die beiden Institutionen, Kitas und Grundschulen, auch besser kennenlernen sollten, nicht nur pragmatische Reglungen zur Kooperation treffen, sondern auch ihre Konzepte austauschen und im Interesse einer gelingenden Entwicklung der Kinder zusammenarbeiten sollten. Das ist angesichts häufig schwieriger Bedingungen, gerade in einer Stadt wie Offenbach mit wachsenden Kinderzahlen, einem hohen Anteil von Zuwanderung und knappen Ressourcen, überhaupt nicht selbstverständlich. LvO wird für dieses Ziel aber auch seinen Beitrag leisten.

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Grußwort Dr. Felix Schwenke, Stadtrat der Stadt Offenbach

Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich Willkommen zum Workshop „Kooperation am Übergang – gemeinsame Gestaltung von Kitas und Grundschulen“ des Projekts Lernen vor Ort hier in Offenbach! Die Veranstaltung knüpft an die Fachkonferenz „Wie Kinder lernen“ an, die vor zwei Monaten in der Dr. Felix Schwenke, Stadtrat Rudolf-Koch-Schule stattgefunden hat, und die ja auf eine erfreulich große Resonanz gestoßen ist. Darauf aufbauend soll heute also das Thema des Übergangs von der Kita in die Grundschule vertieft werden. „Lernen vor Ort“ schließt „Lernen voneinander“ natürlich ausdrücklich nicht aus – deshalb sind heute Referenten eingeladen, die über ihre Erfahrungen im Bereich Übergang Kita – Grundschule berichten werden, und die ich ganz herzlich begrüßen möchte: Herrn Martin Isekeit von der Humboldtschule Offenbach, Gerlinde Louis von der Bürgermeister-Hardt-Schule in Kelsterbach sowie Anne Kuhn, Anke Sarrazin und Maike Hoeft vom Projekt „Lernen vor Ort“ des Kreises Recklinghausen. Die Stadt Recklinghausen ist nicht nur von ihrer Größe, sondern auch von ihrer Struktur und ihrer Lage im Ballungsraum in vielerlei Hinsicht gut mit Offenbach vergleichbar, so dass sich aus Ihren Erfahrungen sicher viele Anknüpfungspunkte für die Arbeit hier vor Ort in Offenbach finden lassen. Sehr geehrte Damen und Herren, für Sie alle ist es selbstverständlich, aber ich wiederhole mich in diesem Fall gerne: Bildung ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben, für einen Arbeitsplatz und für Integration, kurz gesagt für Teilhabe an der Gesellschaft. Eine erfolgreiche Bildungsbiografie beginnt so früh wie möglich. Deshalb ist eine wirksame Förderung der Kinder in der Kita und in der Grundschule so wichtig. Und damit das gut funktioniert, muss der Übergang von der Kita in die Grundschule möglichst reibungslos klappen. Die Grundschule soll auf dem, was in der Kita gelernt wurde, aufbauen. Gleichzeitig soll die Kita die Kinder gut auf den Schulbeginn vorbereiten. Sehr geehrte Damen und Herren, zusammen haben sich Erzieherinnen, Lehrerinnen und Lehrer aus etwa 20 Offenbacher Kitas und Grundschulen zu diesem Workshop angemeldet – ein gutes Zeichen dafür, dass das Thema von allen

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Beteiligten für wichtig erachtet wird. Für Ihre Motivation und Ihr Engagement an dieser Stelle schon einmal vielen Dank! Mein Dank gilt natürlich außerdem den Organisatoren dieses Workshops, Frau von Küchler und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Offenbacher Projekt „Lernen vor Ort“. Ich selbst kann leider nicht für die Dauer der Veranstaltung hierbleiben, aber ich bin mir sicher, dass Sie aus den Erfahrungsberichten aus Offenbach, Kelsterbach und Recklinghausen viele Ideen und Impulse für die eigene Arbeit mitnehmen werden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen interessanten Workshop! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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Perspektive Tandem: Kooperation als Prozess und gemeinsame Auswertung des Spiel- und Beobachtungstages Martin Isekeit, Humboldtschule Offenbach

Seit 2009 ist Martin Isekeit als Vorklassenlehrer tätig. Bevor er an die Humboldtschule kam, setzte er sich an der Grundschule „Villa Kunterbunt“ in Maintal-Bischofsheim in Kooperation mit dem Verein „KiSch“ für die gemeinsame Gestaltung des Übergangs von Kita und Grundschule ein. Martin Isekeit berichtet, dass die Offenbacher Humboldtschule seit Martin Isekeit, Jahren eine enge Kooperation mit den Kitas St. Josef und Vorklassenlehrer, Luthergemeinde („Tandem-Kitas“) pflegt, aber auch punktuell mit der Humboldtschule Kita 17 und der Kita der Freireligiösen-Gemeinde Offenbach zusammenarbeitet. Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit waren die unterschiedlichen Erwartungen an den Übergang.

Schwerpunkte in der Zusammenarbeit der Kitas und der Humboldtschule am Übergang sind:  Elternflyer (Information für Eltern: Worauf beide Institutionen beim Übergang Wert legen)  Gemeinsame Fortbildungen von Erzieherinnen und Lehrkräften  Lesepaten in Kitas, Bilderbuchkino  Besuch von Weihnachtsgottesdiensten in den jeweiligen Kita- Gemeinden  Gemeinsame Feste wie das Lichterfest in der Humboldtschule mit Ständen der Kitas, der Weltspieltag oder Sportfeste zum Kennenlernen  Gemeinsame Elternabende in den Kitas  Gemeinsame Spiel- und Beobachtungstag vor der Einschulung Besonders die Erarbeitung eines gemeinsamen Flyers hat eine solide Grundlage für die Kooperation der drei Institutionen geschaffen. Im Rahmen dieses Prozesses tauschten sich die Partner intensiv über ihre pädagogischen Grundlagen, Konzepte, Arbeit und Zielsetzungen aus, wodurch Transparenz geschaffen wurde. Auf dieser Basis ließen sich gemeinsame Ziele und Erwartungen an Eltern und Kinder formulieren. Ein besonderes Beispiel für eine gute Praxis am Übergang stellt das Konzept und die Umsetzung des gemeinsamen Spiel- und Beobachtungstags dar: Zwischen 80 und 120 Kinder aus bis zu 17

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Kitas werden jährlich in der Humboldtschule aufgenommen. Um ihre Schulreife festzustellen, kommen alle künftigen Erstklässler zu einem Spiel- und Beobachtungstag in die Grundschule. Die Kinder, die die Kitas St. Josef, Luthergemeinde Freireligiösen- Gemeinde und die Kita 17 besuchen, werden von ihren Erziehern/innen zum Spiel- und Beobachtungstag in die Humboldtschule begleitet; alle anderen Kinder werden von ihren Eltern gebracht. Pro Kita wird eine Gruppe gebildet, so dass die Kinder von ihren jeweiligen Erziehern/innen und einer Lehrkraft gemeinsam beobachtet und betreut werden. Im Anschluss werten die Erzieher/innen und Lehrkräfte gemeinsam ihre Beobachtungen aus. Für die Schule sind dabei die Einschätzungen der Erzieher/innen sehr wichtig, da sie die Kinder schon lange kennen. Die gemeinsame Auswertung optimiert die Einschätzung und minimiert Fehleinschätzungen. Noch am gleichen Nachmittag teilen die Lehrkräfte die Ergebnisse der gemeinsamen Auswertung der Schulleiterin mit; so sind bis zum späten Nachmittag bereits alle Beobachtungsergebnisse zusammengetragen. Bei auffälligen Kindern, die nicht von einer Kooperations-Kita d.h. ohne Erzieherin zum Beobachtungstag kommen, erfolgt eine telefonische Benachrichtigung der Kita durch die Schulleiterin. In den anderen Fällen übermitteln die Erzieher/innen der Kooperationskitas diese Befunde an ihre Einrichtungen. Durch die enge Kooperation kann gerade für Kinder, die Lernhilfe oder Förderung in der Kita bekommen, frühzeitig ein Antrag beim Beratungs- und Förderzentrum gestellt werden, damit diese Hilfe auch in der Grundschule fortgesetzt werden kann.

Nach dem Referat von Herrn Isekeit möchte Frau Obradovac (Eichendorff – Schule Offenbach) wissen, welche Themen auf den gemeinsamen Elternabenden von Kitas und Grundschulen besprochen werden. Laut Herrn Isekeit werden die Elternabende unterschiedlich gestaltet. Er stellt exemplarisch zwei Möglichkeiten vor: a) die Elternfragen werden vorab in der Kita gesammelt und an die entsprechende Schule weitergeleitet, was vom Publikum als wertvolle Anregung gewertet wird; b) die Schule, die sich vorstellt, formuliert „Leitfragen“ wie z.B. „Worauf sollten Sie sich als Eltern einstellen?“ oder „Was erwarten/ befürchten Sie?“, die dann in Kleingruppen bearbeitet werden.

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Frau Renkel (Eichendorff-Schule) möchte von Herrn Isekeit wissen, wer von der Humboldtschule jeweils zu den Elternabenden geht. Herr Isekeit erläutert, dass in der Regel Frau Sucu (Schulleitung) und er die Elternabende in den Kitas mitgestalten und besuchen.

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Der Arbeitskreis Kitas und Schulen in Kelsterbach und sein gemeinsamer Elternabend Gerlinde Louis, Leiterin der Bürgermeister-Hardt-Schule Kelsterbach

Zur Verbesserung des Übergangs wurde in Kelsterbach ein Arbeitskreis zwischen den Grundschulen, Kitas und der Förderschule gegründet. Der Arbeitskreis besteht seit 10 Jahren. Zunächst war das Ziel eine gemeinsame Terminplanung von Kitas und Grundschulen. Für die Koordination des Arbeitskreises zeichnet eine städtische pädagogische Fachkraft verantwortlich. Der Arbeitskreis trifft sich 2-3 Mal pro Jahr. Auf dem Programm stehen gemeinsame Planungen bspw. zur Einrichtung von Vorlaufkursen oder Projekten in Kitas und Grundschulen wie auch gemeinsame Fortbildungen (mit Unterstützung der Stadt Kelsterbach). Gerlinde Louis, Leiterin der Bürgermeister-Hardt-Schule, Zum Thema „Vorlaufkurse“ gibt es dann noch einen separaten Kelsterbach Termin. Bei diesem werden Zuständigkeiten geregelt und Absprachen für die Aufnahme von Kindern in Vorlaufkurse getroffen. Gerlinde Louis betont, dass dadurch sicher gestellt wird, dass Kinder durch den Besuch von Vorlaufkursen weiterhin auch die Kita besuchen und nicht evtl. aus Kostengründen von den Eltern abgemeldet werden. Besonders wichtig war die Ausarbeitung eines gemeinsamen Zeitrasters für den Übergang von der Kita in die Grundschule, das die Aufgaben der AK-Teilnehmer/innen festgelegt („wer macht was“). Dieses wird zu Beginn eines jeden Schuljahres durch die aufnehmenden Schulen aktualisiert. Seit einigen Jahren lädt der Arbeitskreis nun auch zu einem gemeinsamen Elternabend ein. Ein Grund hierfür war es, den Eltern die Gemeinsamkeiten zwischen Kita und Grundschule deutlicher zu machen. Die Arbeit der Kitas wird in den Schulen aufgenommen und fortgesetzt. Zu Beginn des Schuljahres (für den Übergang im folgenden Jahr) gibt es einen gemeinsamen Elternabend der Grundschulen, Kitas und Förderschule (gemeinsame Einladung!). Dabei ist der vertrauensvolle Umgang der Partner besonders wichtig. Der Ablauf stellt sich wie folgt dar: Obwohl die Veranstaltung in der Grundschule mit den geeigneten Räumlichkeiten stattfindet, erfolgt die Begrüßung immer durch eine Kita-Leitung. Danach folgt eine Kurzvorstellung der Grundschulen und der Förderschule. Ein Themenkomplex widmet sich der Schulfähigkeit von Kindern und der „Schulfähigkeit von Eltern“ (was erleichtert Kindern wie auch

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Eltern den Übergang in die Schule). Es gibt einen formalen Themenblock zu den Terminen, die im Zusammenhang mit der Einschulung zu beachten sind. Und natürlich werden die Fragen der Eltern beantwortet. Dass auch die Gemeinsamkeiten von Kita und Grundschule aufgezeigt werden oder wie Schule an die Arbeit der Kitas anknüpft, beruhigt viele Eltern, weil sie erkennen, dass nicht alles neu ist, was auf sie und die Kinder zukommt. Fazit:  die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen hat sich wesentlich verbessert  die Einblicke in und die Information über die Arbeit der jeweils anderen Institution hat zugenommen  die gegenseitige Wertschätzung der Arbeit (Schule/Kita) ist gewachsen

Grundsatz: Die Kinder müssen dort abgeholt werden, wo sie stehen.

Es gibt Rückfragen der Teilnehmerinnen aus Nordrhein- Westfalen zur Unterscheidung von Vorlaufkursen und Vorklassen. Eine Teilnehmerin möchte mehr zum Umgang mit „Kann-Kindern“ wissen: Bei diesen erfolgt die Schulaufnahme bis spätestens Februar, erläutert Frau Louis. Den Elternabend (s.o.) können die Eltern selbstverständlich schon vorab besuchen, um sich auch im Hinblick auf die Anforderungen in der Schule zu informieren. Zur Sprachstandserhebung teilt Frau Louis mit, dass ein gemeinsames Verfahren, das Konzept der Uni „Deutsch für den Schulanfang“ durchgeführt wird. Die Vorlaufleiterinnen führen den Sprachtest in den Kitas durch.

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Transfer aus dem „km2 Bildung“: „Lernmäuse“ und mathematische Förderung Anne Kuhn, Lernen vor Ort Kreis Recklinghausen

Anne Kuhn präsentiert einige Instrumente, die in der Stadt Herten für eine gelingende Übergangsgestaltung umgesetzt werden. Elterncafés - ein Ergebnis des Projekts km2 Bildung: Zielgruppe sind Eltern mit Migrationshintergrund. Hier werden das Lesen von Stundenplänen eingeübt, (Sprach-)Spiele und Konzentrationsübungen durchgeführt sowie Bildungsinstitutionen Anne Kuhn, Lernen vor Ort Kreis vorgestellt. Dabei setzt Anne Kuhn auf die direkte Ansprache der Recklinghausen Eltern – vorwiegend Mütter – morgens auf dem Schulhof, sie fungiert sozusagen als „Elternfängerin“. Ein weiteres Instrument sind die „Förderscouts“ zur Unterstützung von Kindern und Eltern. Gemeinsam mit dem Förderscout wird u.a. erarbeitet, welche Förderung die Kinder jeweils benötigen. Die Scouts stehen 8 Stunden pro Woche zur Verfügung und werden durch eine Bürgerstiftung finanziert. Eine weitere Maßnahme stellen die „Lernmäuse“ dar, damit soll das mathematische Verständnis der Kinder gefördert werden. In diesem Zusammenhang wurden auch Dyskalkulie-Fortbildungen für Eltern und Lehrer durchgeführt. In verschiedenen Quartieren von Herten wird im Rahmen der Lernmäuse auch ein Ferienprogramm am Vormittag zur Förderung der Kinder umgesetzt, das ihre Grundfertigkeiten trainieren soll. Darüber hinaus gibt es in einigen Stadtteilen einen Bildungsverbund zwischen Musikschule, Kita und Schule, der sich mehrmals im Jahr trifft. Fazit: Die Netzwerkarbeit ermöglicht die Einsparung von Ressourcen.

Angeregt durch die Praxisbeispiele von Anne Kuhn fragt Frau Obradovac, welche Möglichkeiten LvO Offenbach hätte, direkt in den Offenbacher Schulen zu intervenieren und präsent zu sein. Felicitas von Küchler erläutert, dass LvO Offenbach eine andere Schwerpunktsetzung verfolge und Interventionen auf dieser operativen Ebene nicht dazu gehören, sie nimmt diese Anregung jedoch gerne auf und wird eine Rückmeldung beim nächsten Übergangstreffen geben.

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Bildungsvereinbarung Sprache Anke Sarazin, Lernen vor Ort Kreis Recklinghausen

In Nordrhein-Westfalen und damit auch in Recklinghausen (120.000 Einwohner) sind die Schulbezirksgrenzen aufgehoben. In der Stadt sind seither sechs Bildungsregionen entstanden. Eine solche Bildungsregion fasst zwei Grundschulen und alle Kitas wie auch weitere Institutionen im Sozialraum zusammen. Die Partner einer Bildungsregion treffen sich i.d.R. zweimal pro Jahr. Eine gemeinsame „Klammer“ für alle Bildungsregionen bildet die Anke Sarazin, Lernen vor Ort Recklinghäuser Bildungsvereinbarung, ein Bildungspakt zur Kreis Recklinghausen gemeinsamen Umsetzung einer ganzheitlichen Sprachförderung in Familien, Kitas und Grundschulen der Stadt Recklinghausen. Daraus leitet sich auch eine gemeinsame Zielvereinbarung im Bildungsbereich Sprache ab. Die unterschiedlichen Bildungsträger arbeiten jedoch nach wie vor mit ihren eigenen Konzepten. Es gibt eine gesamtstädtische Lenkungsgruppe, einen gemeinsamen Qualitätszirkel, aber der Weg zu einer gemeinsamen Sprachförderung wird in jeder Bildungsregion unterschiedlich ausgestaltet. Der stetige Prozess sieht dabei zwei Richtungen vor: Zum einen werden Projektbeispiele aus den Bildungsregionen in der Lenkungsgruppe vorgestellt und diskutiert, zum anderen werden Vereinbarungen der Lenkungsgruppe wie auch Empfehlungen in die Bildungsregionen getragen. Angestrebt sind neben der Vernetzung von Projekten und der Erarbeitung gemeinsamer Standards auch eine trägerübergreifende Übergangsdokumentation, die sich zurzeit noch in der Erprobung befindet, und deren Transfer über die Stadtgrenzen hinaus. Die zweiseitige Dokumentation wird von den Kitas für die Grundschulen erarbeitet. Die Eltern übernehmen den aktiven Part als Überbringer dieser Informationen, was den Prozess für sie transparent macht. Diese Übergangsdokumentation ist bereits stadtweit bindend. Darüber hinaus werden gemeinsame Standards für Elternabende entwickelt.

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Übergangskonferenzen und kommunale Vereinbarungen - Beispiele aus dem Kreis Recklinghausen Maike Hoeft, Lernen vor Ort Kreis Recklinghausen

Maike Hoeft beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit der Frage, wie es gelingen kann, ein regional abgestimmtes, bedarfsorientiertes Übergangsmanagement aufzubauen. Sie skizziert den Prozess am Beispiel der Sprachförderung: Um ein gesamtstädtisches Sprachförderkonzept aufzubauen, wurde im Rahmen einer

Maike Hoeft, Lernen vor Ort Kreis Übergangskonferenz zunächst „Transparenz“ hergestellt. Dazu Recklinghausen wurden folgende Fragen bearbeitet:  Was machen wir schon im Bereich Sprachförderung?  Was wollen wir gesamtstätisch erreichen?  Was ist aus wissenschaftlicher Perspektive geboten?  Was gibt es für Ressourcen?  Was würden wir tun, wenn wir unendlich viele Ressourcen hätten?

Bedeutsam für eine Übergangskonferenz ist die Formulierung eines gemeinsamen Ziels, wie beispielsweise die Entwicklung eines „roten Fadens“ in der Sprachförderung, auch beim Übergang in die Grundschule. Ergebnis der Übergangskonferenz war eine Dokumentation zu den unterschiedlichen Methoden, Schwerpunkten der Sprachförderung in Herten und theoretischen Erläuterungen zur Sprachentwicklung und Dokumentation. Die Dokumentation wurde allen Kitas und Grundschulen zur Verfügung gestellt. In der Weiterarbeit entwickelte sich daraus ein gesamtstädtisches Sprachförderkonzept. Ein besonderes Augenmerk sollte grundsätzlich immer auch auf die sozialräumliche Perspektive gelegt werden. Zur Herstellung einer gemeinsamen Arbeitsbasis empfehlen sich Leitfragen: Was machen wir, was wollen wir und wie kommen wir dorthin? Generell gilt es immer zu klären, wer „den Hut“ für etwas auf hat und wer, in welchem Umfang mitarbeiten kann. Ziel ist eine Verantwortungsgemeinschaft. Maike Hoeft stellt zwei unterschiedliche Formate von Übergangskonferenzen vor:  die gesamtstädtische Variante (themenspezifischer Input, der in sozialraumspezifischen Arbeitsgruppen für das konkrete Umfeld diskutiert wird)  die sozialraumspezifische Variante (Belange und Bedarfe des konkreten Handlungsraums stehen im Mittelpunkt)

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Perspektiven und Stolpersteine in der Kooperation am Übergang aus der Sicht der Referenten/innen, Moderation: Beatrice Ploch, LvO Offenbach

Der Referent und die Referentinnen des Workshops werden zunächst um kurze Statements zur Frage „Was hat sich in Ihrem Kontext am Übergang von der Kita zur Grundschule zum Positiven gewendet?“ gebeten. Martin Isekeit hat eine Arbeitserleichterung für alle Beteiligten sowie eine Stärkung der Zusammenarbeit der Grundschulen mit den Kitas festgestellt. Durch die Qualitätsverbesserung in der pädagogischen Arbeit sowie durch die Sicherheit einer Beatrice Ploch, LvO Offenbach gemeinsamen Arbeitsgrundlage sieht er Vorteile für beide Seiten, nämlich eine Optimierung und gleichzeitige Fehlerminimierung. Gerlinde Louis betont, dass durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit eine gemeinsame Basis und Sicherheit aufgebaut werden konnte. Anne Kuhn sieht den größten Nutzen der Kooperation direkt bei den Kindern; Anke Sarrazin macht den guten Schuleinstieg für die Kinder ebenfalls als wesentlichen Nutzen der Kooperation aus. Maike Hoeft nennt darüber hinaus noch die Herstellung von Transparenz, damit klar wird, was alle benötigen, um den Übergang gemeinsam gehen zu können. „Was sind die Stolpersteine auf dem Weg?“ Das fragt ganz nach dem Motto „von Anderen Lernen“ Beatrice Ploch die Referent/innen. „Welche gab es? Und wie sind Sie mit diesen umgegangen?“ Maike Hoeft sieht in fehlender kommunaler Unterstützung einen Stolperstein. Als weitere Hindernisse habe sie die Vernachlässigung sozialräumlicher Zusammenhänge sowie das Konkurrenzdenken zwischen verschiedenen Institutionen erlebt. Anke Sarrazin betont, dass die Kooperationen Sinn machen müssen. Das Konkurrenzdenken macht Anne Kuhn als einen großen Stolperstein aus. Das bestätigt auch Gerlinde Louis; die gemeinsame Arbeit ist unerlässlich, damit Eltern ein Verständnis für einen gelingenden Übergang bekommen. Fehlende Kommunikation, fehlende Wertschätzung, aber auch Überforderung bewertet Martin Isekeit als die größten Stolpersteine. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist aus seiner Sicht daher zentral, dass die Beteiligten „offen sind“ und aufeinander zugehen.

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Beatrice Ploch weist abschließend auf die Bedeutung von Koordination und Steuerung für die Kooperation hin, da für die Umsetzung gemeinsamer Ziele auch eine gewisse Verbindlichkeit geschaffen werden muss.

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Bedarfe der Teilnehmer/innen (Kartenabfrage)

Wichtig ist den Veranstaltern von LvO Offenbach ein Meinungsbild der Teilnehmer/innen des Workshops „Kooperation am Übergang – gemeinsame Gestaltung von Kitas und Grundschulen“. Dieses gestaltet sich aufgrund der knapp bemessenen Zeit als „Abstimmung“. Felicitas von Küchler bittet die Teilnehmer/innen mit Zustimmung (grüne Karte) oder Ablehnung (rote Karte) ihre Fragen zu beantworten.

1. Kooperieren Sie am Übergang mit anderen Partnern?

Die Mehrzahl kooperiert mit anderen Partnern.

2. Wünschen Sie sich dabei eine Unterstützung?

Auch der Wunsch nach Unterstützung wird mehrheitlich befürwortet. Frau Hoeft ergänzt an dieser Stelle, dass sich bei derartigen Prozessen die Unterstützung durch externe Moderatoren bewährt hat.

3. Würden Sie eine gesamtstädtische Übergangskonferenz begrüßen? / Bevorzugen Sie sozialräumliche oder eher gesamtstädtische Vereinbarungen?

Die Teilnehmer/innen sprechen sich zwar mehrheitlich für gemeinsame Modelle der Übergangsgestaltung aus, wünschen sich jedoch gleichzeitig Gestaltungsfreiheit für einzelne Schulen im Sinne einer sozialräumlichen Ausrichtung vor Ort.

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Schlusswort Felicitas von Küchler und Beatrice Ploch

Die Veranstalterinnen bedanken sich für das große Interesse der Teilnehmenden, für die Darstellung der guten Beispiele, und vor allem bei den Referentinnen und Referenten für die aktive Unterstützung und die teilweise weite Anfahrt. Sie kündigen an, dass LvO im Jahr 2013 in Abstimmung mit dem „Beirat zur Kooperationsvereinbarung Schnittstelle Elementarbildung - Grundschule“, eine vertiefende Veranstaltung zum Thema Übergang Kita-Grundschule organisieren wird und konkrete Hilfestellungen bei dem Versuch geben wird, neue Kooperationsinstrumente und –verfahren dabei einzuführen. In Offenbach gibt es schon zahlreiche, engagierte Versuche, sich in einer guten Kooperationskultur zu dem Übergang von Kita zur Grundschule zu bewegen; dieses Miteinander zu stärken und weiterzuentwickeln macht sich Lernen vor Ort zur Aufgabe.

Herausgeber: Projekt Lernen vor Ort der Stadt , Amt 43 Volkshochschule Offenbach Berliner Straße 77 60065 Offenbach am Main www.bildung-offenbach.de

V.i.S.d.P.: Dr. Gabriele Botte