Fuchs Luebteen 2011 Layout 1
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Ergebnisse einer Brutvogelerfassung auf dem Truppenübungsplatz Lübtheen in Südwestmecklenburg Torben Fuchs, Bettina Hönisch, Johannes Melter und Helmut Eggers Fuchs, T., Hönisch, B., Melter, J., Eggers, H. (2011): Ergebnisse einer Brutvogelerfassung auf dem Truppenübungsplatz Lübtheen in Südwestmecklenburg. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vor- pomm. 47: 49-64. Im Jahr 2007 fanden zwischen Februar und Juni Untersuchungen zum Brutvogelbestand auf dem Truppenübungsplatz (TÜP) Lübtheen in Südwestmecklenburg statt. Besonderes Augenmerk wurde bei den Kartierungen u. a. auf die für das EU-Vogelschutzgebiet (SPA) DE 2733-401 Lübtheener Heide schutz- und managementrelevanten Arten Raufußkauz Aegolius funereus, Ziegenmelker Caprimulgus europaeus und Brachpieper Anthus campestris gelegt. Es wurden 5 Brutpaare (BP) des Raufußkauzes, 142 BP des Ziegenmelkers und 6 BP des Brachpiepers nachgewiesen. Insgesamt konnten 77 Brutvo- gelarten festgestellt werden. Von diesen stehen 14 Arten auf den Roten Listen, darunter sind u. a. Tur- teltaube Streptopelia turtur (>14 BP), Raubwürger Lanius excubitor (2 BP) und Steinschmätzer Oenanthe oenanthe (10 BP). Daneben wurden weitere sechs Arten der Roten Listen bzw. des Anhangs I der EU- Vogelschutzrichtlinie als Nahrungsgäste oder Durchzügler festgestellt. Avifaunistisch bemerkenswert für Nordostdeutschland sind zwei Nachweise des Triels Burhinus oedicnemus, die jedoch nur als ver- sprengte Durchzügler bewertet werden können. Für die wertgebenden Arten hat der TÜP Lübtheen eine herausragende Bedeutung als Brutgebiet in Mecklenburg-Vorpommern. Die Vorkommen der wertbestimmenden sowie etlicher anderer Arten sind in hohem Grade von der aktuellen Nutzung und Offenhaltung von Freiflächen abhängig. Da mittlerweile Klarheit darüber besteht, dass die Bun- deswehr den TÜP Lübtheen aufgeben wird, sollte zur Sicherung eines guten Erhaltungszustandes der Vogelarten und ihrer Habitate umgehend ein Managementplan erarbeitet und umgesetzt werden. Torben Fuchs, Bettina Hönisch, Johannes Melter, BIO-CONSULT, Dulings Breite 6-10, 49191 Belm, E-Mail: [email protected] Helmut Eggers, Ernst-Thälmann-Platz 4A, 19249 Lübtheen, E-Mail: [email protected] 1. Einleitung standsdaten im Brutvogelatlas für Mecklen- Truppenübungsplätze (TÜP) stellen wegen der burg-Vorpommern (Eichstädt et al. 2006) extensiven land- und forstwirtschaftlichen mussten deshalb für den TÜP als unvollstän- Nutzung sowie der – trotz der militärischen dig gelten. Teile des TÜP waren im Jahr 2006 Nutzung – oftmals geringen Störungshäufig- dennoch bereits auf einer Fläche von ca. 3.075 keit aus naturschutzfachlicher Sicht besonders ha für eine Meldung als EU-Vogelschutzgebiet wertvolle Landschaftsräume dar (BfN 2009, (SPA) DE 2733-401 Lübtheener Heide vom Höntsch et al. 2008; Warren und Büttner Land Mecklenburg-Vorpommern vorgesehen. 2008). Vor dem Hintergrund einer potenziel- Vom Verbandsnaturschutz wurde der gesamte len Windkraftplanung wurden im Jahr 2007 TÜP als IBA Griese Gegend (Nationaler Code umfangreiche vogelkundliche Untersuchun- MV039) benannt (Scheller et al. 2002; Sudfeldt gen (Brut- und Gastvögel) im Bereich des TÜP et al. 2002). Als wertgebende Vogelarten wer- Lübtheen durchgeführt. Aktuelle und syste- den sowohl für das SPA als auch das IBA u. a. matisch erhobene avifaunistische Bestandsda- die Brutvogelarten Raufußkauz Aegolius fune- ten lagen für den gesamten TÜP zum reus, Ziegenmelker Caprimulgus europaeus und Zeitpunkt der Untersuchungen nicht vor. Auf Brachpieper Anthus campestris angegeben. Des Teilflächen des Important Bird Area (IBA) Weiteren kommen Heidelerche Lullula arborea Griese Gegend (ca. 730 ha) wurde im Rahmen und Schwarzkehlchen Saxicola rubicola in lan- des Brutvogelmonitorings in den SPA/IBA von desweit bedeutenden Beständen vor. Im Rah- Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2005 der men einer Nachmeldung seitens des Landes Brutbestand von ausgewählten Arten unter- wurde die Fläche des SPA Lübtheener Heide auf sucht (Scheller und Strache 2006). Die Be- ca. 6.420 ha ausgedehnt. Die aktuelle Abgren- zung des SPA ist zu großen Teilen deckungs- in offenen Sandheiden, die nur punktuell von gleich mit dem IBA (Abb. 1). Die Offenlandflä- Bäumen und Gebüsch bestanden sind. Im chen des TÜP sind darüber hinaus als nordöstlichen Teil (Schwarze Berge) liegen FFH-Gebiet Lübtheener Heide und Trebser große Sanddünen, die sowohl durch Windero- Moor (DE 2733-301) gemeldet. Im weiteren sion als auch durch Befahren mit militärischen Umfeld des TÜP liegen die SPA DE 2732-473 Geräten einer hohen Dynamik unterliegen Mecklenburgisches Elbetal und DE 2832-401 (Abb. 2). Eine weitere offene, kleinere Heide- Niedersächsische Mittelelbe, die für Brut- und fläche dient ebenfalls als Schießbahn. Bei Gastvögel von hoher Bedeutung sind. In die- Quast befindet sich zudem innerhalb des Wal- sem Beitrag werden die Ergebnisse der Brutvo- des eine ca. 20 ha große Waldlichtung (Grün- gelerfassung 2007 dargestellt und bewertet. land und Ruderalflur). Die übrigen Flächen stellen sich v. a. als ge- 2. Untersuchungsgebiet (UG) schlossene Waldflächen auf sandigen Böden Der TÜP Lübtheen hat eine Größe von etwa mit hoher Dominanz von Kiefernforsten dar. 6.730 ha und liegt im Landkreis Ludwigslust Der Laubwaldanteil ist gering. Die Wälder wer- im Übergang von der naturräumlichen Region den intensiv forstlich genutzt. Im Südwesten Südwestliches Vorland der Seenplatte zur Re- liegt eine kleinere offene Heidefläche (ca. 150 gion Elbetal (Eichstädt et al. 2006) (Abb. 1). Im ha), im Nordosten eine offene Brachfläche nördlichen Teil liegen mehrere offene, sandige (Weißes Moor), die jedoch nur z. T. zum UG Heideflächen, von denen die größte Fläche ins- gehört. Abgesehen von einigen kleinen Wald- gesamt ca. 700 ha beträgt. Im nordwestlichen tümpeln und künstlich angelegten Wild- Teil befinden sich einige längere Schießbahnen schweinsuhlen befinden sich im UG keine Gewässer. Das Relief ist leicht wellig und vor allem im zentra- len östlichen Bereich des UG auch hügelig. Ausgehend von etwa 17 m über NN im Südwesten erreicht das Gelände Höhen von ca. 35 m über NN in der Mitte des UG. Der höchste Punkt des TÜP liegt mit 51,7 m über NN im Bereich der Dünen bei den Schwarzen Bergen (Teehaus). Das UG wird durchzogen von schachbrettartig an- geordneten Wegen, die jeweils Forstabtei- lungen begrenzen. Dabei handelt es sich überwiegend um san- dige Forstwege; neben der Platzrand- Abb. 1: Übersichtskarte zur Lage des Untersuchungsgebietes TÜP Lübtheen mit straße sind nur we- Darstellung der Grenzen des Important Bird Area (IBA) Griese Gegend und Eu- nige weitere Wege ropäischen Vogelschutzgebietes (SPA) DE 2733-401 Lübtheener Heide. geschottert. Längs der Wege zie- hen sich unterschied- lich breite Brand- schutzschneisen durch die Waldflächen. Die Forstabteilungen sind systematisch num- meriert und an den Abteilungsgrenzen mit Steinen markiert, was die Orientierung erleichtert. Das UG wird aktuell nur noch sporadisch militärisch genutzt. Innerhalb der Flä- chen liegen u. a. ein Handgranatenwurf- platz, ein Sprengplatz und eine kurze Schießbahn. Einzelne Übungen werden auf Abb. 2: Offene Binnendünenflächen mit Heidevegetation in den Dünentälern diesem Teil des TÜP auf dem TÜP Lübtheen. Foto: J. Melter. allerdings immer noch durchgeführt. Von dem chen in Anlehnung an die Standards für Brut- militärischen Übungsbetrieb gehen insbeson- vogelkartierungen (Bibby et al. 1995; Südbeck dere während der Wochentage erhebliche et al. 2005). Besonderes Augenmerk wurde im Lärmemissionen (Schießbetrieb) aus; Übungen Rahmen der Erfassungen auf das Vorkommen finden zum Teil aber auch an den Wochenen- von Arten der Roten Liste Deutschlands (Süd- den statt. Weitere Störungen gehen von forst- beck et al. 2007) sowie Mecklenburg-Vorpom- wirtschaftlichen Arbeiten und jagdlichen merns (Eichstädt et al. 2003), Brutvogelarten Aktivitäten aus. des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie (VSchRL), der Bundesartenschutzverordnung 3. Material und Methode (BArtSchVO), auf alle Greifvögel sowie auf alle Die Brutvogelkartierung erfolgte im Wesentli- sonstigen Koloniebrüterarten gelegt. Bedingt Tab. 1: Zeiträume der Brutvogelerfassungen auf dem gesamten TÜP Lübtheen im Jahr 2007. * In Klammern ist die Anzahl der Mitarbeiter für artspezifische Erfassung aufgeführt. Nr. der Zeitraum Anzahl Kartierstunden Schwerpunkt Begehung Kartierer* (gerundet) 1 25.-27. Febr. 2 (3) 36 Eulen, Spechte 2 11.-13. Mrz. 3 (5) 68 Eulen, Spechte 3 25.-27. Mrz. 4 74 Eulen, Singvögel 4 08.-10. Apr. 3 48 Singvögel 5 21.-23. Apr. 4 79 Singvögel 6 05.-07. Mai 4 (5) 60 Singvögel, Ziegenmelker 7 25.-27. Mai 4 (11) 57 Singvögel, Ziegenmelker 8 08.-10. Juni 3 (13) 59 Singvögel, Ziegenmelker 9 20.-22. Juni 4 (16) 63 Singvögel, Ziegenmelker Summe 544 durch den militärischen Übungsbetrieb wur- wird auf mindestens 20 Reviere taxiert. Mit den die Begehungen in der Regel an den Wo- Ausnahme von einem Vorkommen auf der chenenden mit meistens drei bis vier Lichtung bei Quast stammen alle Nachweise gleichzeitig kartierenden Personen durchge- aus den großen, offenen sandigen Bereichen führt. Die Erfassungen erfolgten in insgesamt des TÜP. neun Durchgängen, wobei insgesamt über 540 Stunden anfielen (Tab. 1). Wespenbussard Pernis apivorus Die Brutbestandserfassungen bezogen sich auf Für die Art liegt nur eine Brutzeitfeststellung das gesamte Gebiet des TÜP; die Erfassungsin- für den TÜP (aus dem SE-Bereich des SPA) vor. tensität war v. a. für einige Arten lokal jedoch In den ausgedehnten Kiefernwäldern des UG etwas unterschiedlich, worauf bei den folgen-