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Plenarprotokoll 14/74

Deutscher

Stenographischer Bericht

74. Sitzung

Berlin, Freitag, den 26. November 1999

I n h a l t :

Tagesordnungspunkt II: licher Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehe- Dritte Beratung des von der Bundesregie- maligen DDR (Drucksachen 14/1805, rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- 14/2188, 14/2204, 14/2189) ...... 6834 B zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 – Zweite und dritte Beratung des von den (Haushaltsgesetz 2000) (Drucksachen Abgeordneten Dr. Michael Luther, Dr. 14/1400, 14/1680, 14/1901 bis 14/1921, , weiteren Abgeordneten 14/1922, 14/1923, 14/1924) ...... 6805 A und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU ...... 6805 B Verbesserung der beruflichen Rehabi- Hans Georg Wagner SPD ...... 6809 A litation der Opfer politischer Verfol- gung im Beitrittsgebiet (SED-Opfer- Jürgen Koppelin F.D.P...... 6813 B Rehabilitations-Verbesserungsgesetz) BÜNDNIS 90/DIE (Drucksachen 14/1001, 14/2188, GRÜNEN ...... 6815 D 14/2204, 14/2189) ...... 6834 B F.D.P...... 6817 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten Dr. PDS ...... 6820 A der neuen Länder zu dem Antrag Dr. CDU/CSU ...... 6822 A der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verbesserung der , Parl. Staatssekretär BMF ...... 6825 B SED-Unrechtsbereinigungsgesetze CDU/CSU ...... 6828 C (Drucksachen 14/1165, 14/2188, 14/2204) ...... 6834 D CDU/CSU ...... 6829 B Barbara Wittig SPD ...... 6835 A Joachim Poß SPD ...... 6829 D Dr. Michael Luther CDU/CSU ...... 6836 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF ...... 6830 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE Gerhard Rübenkönig SPD (Erklärung nach GRÜNEN ...... 6838 C § 31 GO) ...... 6831 B Dr. Michael Luther CDU/CSU ...... 6838 D Namentliche Abstimmung ...... 6830 D Günter Nooke CDU/CSU ...... 6839 D Ergebnis ...... 6831 D Jürgen Türk F.D.P...... 6840 B Zusatztagesordnungspunkt 4: PDS ...... 6840 D a) – Zweite und dritte Beratung des von der , Staatsminister BK ...... 6841 B Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Dr. Michael Luther CDU/CSU ...... 6842 C Verbesserung rehabilitierungsrecht- Rolf Schwanitz, Staatsminister BK ...... 6843 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. , Freitag, den 26. November 1999

Tagesordnungspunkt III: nungswesen (Drucksachen 14/1400 Anlage, 14/1680, 14/1912, 14/1922, 14/1923, 14/1924 Antrag der Abgeordneten Wolfgang und 14/2181 – 73. Sitzung, Seite 6802 C) ...... 6855 B Gehrcke, Dr. , weiterer Ab- geordneter und der Fraktion PDS: Zügige Entschädigung für Zwangsarbeiterin- Anlage 3 nen und Zwangsarbeiter und Errich- Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- tung einer Bundesstiftung (Drucksache stimmung zum Änderungsantrag der Fraktion 14/1694) ...... 6843 D CDU/CSU zur zweiten Beratung des Ent- Dr. PDS ...... 6844 A wurfs des Haushaltsgesetzes 2000; hier Ein- zelplan 12, Geschäftsbereich des Bundesmi- SPD ...... 6845 C nisteriums für Verkehr-, Bau- und Woh- Wolfgang Gehrcke PDS ...... 6846 A nungswesen (Drucksachen 14/1400 Anlage, 14/1680, 14/1912, 14/1922, 14/1923, 14/1924 CDU/CSU ...... 6847 A und 14/2182 – 73. Sitzung, Seite 6802 C) ...... 6858 B PDS ...... 6850 A Wolfgang Bosbach CDU/CSU ...... 6850 C Anlage 4 Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE Erklärung der Abgeordneten Margarete Späte, GRÜNEN ...... 6850 D CDU/CSU, zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Dr. F.D.P...... 6852 B Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Drucksachen 14/1400, Nächste Sitzung ...... 6853 D 14/1680, 14/1901 bis 1924 – Tagesordnungs- punkt II) ...... 6861 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ...... 6855 A Anlage 5 Amtliche Mitteilungen ...... 6861 B Anlage 2 Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- Anlage 6 stimmung zum Änderungsantrag der Fraktion Amtliche Mitteilung ...... 6861 D CDU/CSU zur zweiten Beratung des Ent- wurfs des Haushaltsgesetzes 2000; hier Ein- zelplan 12, Geschäftsbereich des Bundesmi- Anlage 7 nisteriums für Verkehr-, Bau- und Woh- Amtliche Mitteilungen ...... 6862 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6805

(A) (C)

74. Sitzung

Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Beginn: 9.00 Uhr

Präsident : Guten Morgen, liebe recht verabschiedet werden kann. Das ist ganz und gar Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet. nicht selbstverständlich. Ich spiele jetzt nicht auf frühere Erfahrungen mit sozialdemokratischen Bundesregierun- Ich rufe den Tagesordnungspunkt II auf: gen an, bei denen die fristgerechte Verabschiedung eher die seltene Ausnahme gewesen ist und bei denen man- Dritte Beratung des von der Bundesregierungcher Etat erst verabschiedet wurde, wenn das laufende eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Haushaltsjahr schon fast vorüber war und man mit Ist- Feststellung des Bundeshaushaltsplans für dasErgebnissen operieren konnte. Nein, ich beziehe mich Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetz 2000) auf die Irritationen und die Schwierigkeiten im Vorfeld – Drucksachen 14/1400, 14/1680, 14/1901 bisdieser Haushaltsdebatte, insbesondere auf die internen 14/1921, 14/1922, 14/1923, 14/1924 – Rebellionsübungen bestimmter Parteiflügel im Koali- tionslager. Berichterstattung: (Zurufe von der SPD: Oh!) (B) Abgeordnete Hans Georg Wagner (D) Dietrich Austermann Ich hätte gerne den Bundesfinanzminister angespro- Michael von Schmude chen. Er muß aber heute im Bundesrat sein. An seiner Oswald Metzger Stelle muß sein Staatssekretär folgendes zur Kenntnis Jürgen Koppelin nehmen: Bundesfinanzminister Eichel ist nach wie vor Dr. Christa Luft Parteivorsitzender der hessischen SPD. Nach seiner Es liegen fünf Entschließungsanträge der Fraktion der Niederlage bei der Landtagswahl ist er, wenn auch mit F.D.P. und zwei Entschließungsanträge der Fraktion der einem kleinen Dämpfer, wiedergewählt worden. Ich ha- PDS vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarungbe mir die Schlagzeile von vor wenigen Wochen aufge- sind für die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. schrieben: Aufstand in der SPD; jetzt 34 Abgeordnete – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlos- gegen Schröder. sen. (Widerspruch bei der SPD – Rezzo Schlauch Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei was für Adolf Roth, CDU/CSU-Fraktion. einer Veranstaltung sind wir jetzt hier?) Jetzt sind es nicht mehr 34 Abgeordnete, weil ein Kolle- ge zur PDS übergelaufen ist. Von den 33 verbliebenen Adolf Roth, (Gießen) (CDU/CSU) (von Abgeordne- Abgeordneten gehören immerhin 10 Abgeordnete der ten der CDU/CSU und der F.D.P. mit Beifall begrüßt): hessischen SPD an. Jeder zweite hessische SPD- Guten Morgen, Herr Präsident! Meine sehr verehrten Abgeordnete läuft also Sturm gegen das Zukunftspro- Kolleginnen und Kollegen! Zur dritten Lesung des Bun- gramm und gegen das Sparpaket des Bundesfinanzmini- deshaushaltes gehört traditionell die politische Wertung sters Eichel. des Haushaltsauschußvorsitzenden, der ebenso traditi- onsgemäß ein Vertreter der Opposition ist. Herr Kollege (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Wagner, bevor Sie sich heute darüber echauffieren, daß NEN]: Wir sind aber hier im Bundestag, Herr ich aus dem Blickwinkel der CDU/CSU spreche, möchte Kollege!) ich Ihnen zu Ihrem Geburtstag herzlich gratulieren. – Bleiben Sie ruhig! Das ist eine sehr bemerkenswerte Situation. Die mag man verbrämt als politische Kultur ausgeben; in Wahr- (Beifall) heit ist diese Situation aber alles andere als überzeugend. Lassen Sie mich zunächst das positive Ergebnis vor- Meine Damen und Herren, der Haushaltsausschuß hat anstellen, daß der Etat 2000 am heutigen Tag fristge-sich durch diese Irritationen nicht aus der Ruhe bringen

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Adolf Roth (Gießen) (A) lassen. Das hängt mit unserem traditionell guten Zu-dies ist ein besonderer politischer Akzent, wir haben(C) sammenhalt und mit der Kooperationsbereitschaft über 7 Milliarden DM mehr in den zweiten Arbeitsmarkt hin- die Fraktionsgrenzen hinweg zusammen. Es hat abereingepumpt. auch ein Stück weit damit zu tun, daß die strategische (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Anlage dieser Haushaltsrunde bei der Koalition von vornherein eine Verteidigung und nicht etwa eine par- Aber in der Arbeitslosenstatistik hat man in diesem Jahr lamentarische Gestaltung dieses Bundeshaushaltes für überhaupt keine Ergebnisse gesehen. das kommende Jahr gewesen ist. Verteidigt wurde, was (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) das Kabinett im internen Schwur verabredet hatte. Meine Damen und Herren, dessenungeachtet möchte (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE ich auch bei dieser Gelegenheit, in der dritten Lesung, GRÜNEN]: Schwur?) allen Kolleginnen und Kollegen des Haushaltsausschus- Wenn am Ende euphorisch von einer Punktlandung ses, namentlich aber den Sprechern und Obleuten der gesprochen wird, dann muß ich anmerken: Wenn man Fraktionen auf beiden Seiten des Hauses und den Vor- zu einem bestimmten Ziel noch gar nicht aufgebrochen sitzenden der Unterausschüsse meinen herzlichen Dank ist, dann ist es wahrscheinlich leicht, am Ende einefür die konstruktive Zusammenarbeit aussprechen. Ich Punktlandung zu konstatieren. denke, trotz aller politischen Unterschiede: Irgendwie mögen wir uns ja untereinander. (Beifall bei der CDU/CSU – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nörgeln, mä- (Heiterkeit – Zustimmung bei Abgeordneten keln, sonst nichts!) der CDU/CSU und der F.D.P.) So genau war die Punktlandung übrigens nicht. Immer- Ich füge hinzu: Am meisten mögen wir uns, wenn ande- hin haben Sie 600 Millionen DM mehr bewilligt, als es re uns nur als schwer genießbar einstufen. Ich glaube, von der Bundesregierung beantragt worden ist. Im übri- das verschweißt unsere Truppe in besonderer Weise. gen empfehle ich (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU) (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Aber ich möchte auch sagen, daß unser besonderer NEN]: Ihr kriegt noch ein Magengeschwür Dank auch diesmal den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- von eurer Nörgelei!) tern des Sekretariats des Haushaltsausschusses, die hier oben am Saalende Platz genommen haben, – weil es in der öffentlichen Wahrnehmung etwas zu kurz gekommen ist, Herr Kollege Schlauch –, sich ein- (Beifall) mal die gewundenen, schriftlichen Erklärungen aus dem (B) und auch den Mitarbeitern der Ministerien und des Bun- (D) Koalitionslager zur Abstimmung über das Haushaltssa- desrechnungshofes gelten muß. Denn ohne stimmige nierungsgesetz – fünf Seiten im Protokoll der Sitzung Organisation und verläßliche Zuarbeit wäre das wo- des Deutschen Bundestages – anzuschauen. Über chenlange Haushaltsverfahren auf Sand gebaut. 70 Abgeordnete haben in diesen schriftlichen Erklärun- gen ihre gequälte Zustimmung zu diesem Haushaltskon- Wir haben diesmal durch eine Straffung unserer Be- zept inhaltlich eingeschränkt und für ihre heimischeratungsarbeit die gefürchteten Nachtsitzungen vermei- Parteibasis interpretationsfähig gemacht. Das ist die Si- den können. Unser Berliner Provisorium in der Luisen- tuation. straße mit dem langgestreckten Sitzungssaal hat natür- lich allen Beteiligten ein äußerstes Maß an Konzentrati- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- on abverlangt, auch der Bundesregierung, die diesmal ordneten der F.D.P.) quasi am Katzentisch am Saalende Platz nehmen mußte. Sie dagegen tun hier so, als sei Sparen das wichtigste (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da gehört sie und eigentümlichste Herzensanliegen von Sozialdemo- ja eigentlich auch hin!) kraten. Nein, da ist sehr viel Schminke darauf. Das muß in dieser Debatte auch angesprochen werden. Sie ist durch die mehr bewilligten 600 Millionen DM entschädigt worden. Wenn hier gestern der Bundesarbeitsminister Riester vollmundig verkündet hat, er werde im nächsten Jahr Ich möchte feststellen, daß trotz aller eklatanten Or- 16 Milliarden DM mehr ausgeben als im Jahre 1998,ganisationsschwächen im zwischen Berlin und und jeder vorher gesagt hat, auch er müsse seinen Spar- zweigeteilten Regierungsapparat die Haushaltsberatun- beitrag leisten, dann steht das in einem bemerkenswer- gen jedenfalls belegt haben, daß die Berliner Kopfstellen ten Kontrast zu dem Bild, das öffentlich erweckt worden der sogenannten Bonn-Ministerien den Ansprüchen des ist. Parlaments durchaus gerecht werden können, wenn das Ganze richtig organisiert ist und wenn man auch parla- (Beifall bei der CDU/CSU – Dietrich Auster- mentarischerseits Wert darauf legt, daß überflüssige und mann [CDU/CSU]: Das ist genau die Diffe- kostspielige Personalausflüge an die Spree auf das Mi- renz!) nimum reduziert werden. Ich glaube, darauf müssen wir alle achten. Der gleiche Vorwurf trifft auch den Bundesfinanzmi- nister selbst, denn Herr Eichel hat hier am Dienstag – (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- bei der Beratung mit uns im Haushaltsausschuß hat er es ordneten der F.D.P. – Dietrich Austermann eher beiläufig erwähnt – sehr vollmundig verkündet: Ja, [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

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Adolf Roth (Gießen) (A) Meine Damen und Herren, die Zauberformel von der kündigt hat, nämlich einen Umbau des bundesstaatlichen (C) öffentlichen Sparsamkeit bleibt politisches Blendwerk, Finanzsystems, solange die quantitativen Kürzungen nicht durch eine (Beifall bei Abgeordneten der SPD) qualitative Haushaltskonsolidierung ergänzt werden, und zwar mit klaren Entscheidungen über Umfang und die Beseitigung der Schieflage, die er selber mit seiner Prioritäten staatlicher Tätigkeit. Dies fordert nicht nur Strategie im Bundesrat bezüglich derFinanzbeziehun- der Sachverständigenrat. Das haben uns auch alle Insti- gen zwischen dem Bund und den Ländernin den tutionen und Experten aufgetragen, die uns bei den An- letzten Jahren mit heraufbeschworen hat. hörungen zum Bundesetat und zum Haushaltssanie- rungsgesetz in den letzten Wochen begegnet sind. Meine Damen und Herren, dies allerdings hätte einem verantwortlichen Politiker und Ministerpräsidenten auch In dieser Woche ist auffällig gewesen, daß sich jeder früher auffallen können. Die Verteilung der gesamt- auf die Teile der Expertengutachten bezieht, die ihm be- staatlichen Steuermasse sah vor der Wiedervereinigung, sonders zupasse kommen. Das ist sicher menschlich,nein, sogar bis zum Jahre 1994, noch so aus, daß dem aber ich weise mit Blick zur Koalition darauf hin, daß Bund fast die Hälfte zufiel. Aber nach Übernahme der das, worin Sie sich in diesen Gutachten bestätigt und be- gesamten kommunistischen Erblastschulden – die haben stärkt fühlen, nämlich in der grundsätzlichen Notwen- wir nicht gemacht; die mußten wir übernehmen –, nach digkeit und dem Vorrang von Haushaltskonsolidierung der Finanzierung der Aufbautransfers für Ostdeutsch- und öffentlicher Sparsamkeit, bei uns zu keiner Minute land in Höhe von 600 Milliarden DM und nach der in irgendeiner Weise in Zweifel gezogen worden ist. Das Finanzierung der Stabilisierung der politischen Ent- ist immer unsere politische Position gewesen. Aber dort, wicklung in Osteuropa in Höhe von 160 Milliarden DM wo es kritisch wurde und wo wir die Positionen der Ex- muß der Bund dann am Ende zwar für zwei Drittel der perten übernehmen, haben Sie geglaubt, es genüge,Schulden haften, aber er verfügt selbst nur noch über wenn man die Sätze nur bis zum ersten Semikolon liest. 42 Prozent der Finanzausstattung. Das ist dann in der Nein, Sie müssen die kritischen Anmerkungen der Ex- Tat eine Schieflage. Aber das hätten Sie bedenken müs- perten auch umsetzen. sen, bevor diese Situation entstanden ist. Ich zitiere ein Papier, das mir besonders aufschluß- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) reich scheint. Darin heißt es: Eine Umschichtung in Höhe von 6 Prozent zu Lasten Was not tut, ist eine radikale Modernisierung des des Bundes bedeutet, daß dem Bund aus demgesamt- öffentlichen Sektors und eine Strukturreform derstaatlichen Steueraufkommen heute ein Volumen von öffentlichen Verwaltung. Der Weg zur sozialen Ge- 50 Milliarden DM pro Jahr weniger zur Verfügung steht als nach dem früheren Verteilungsschlüssel, der bis (B) rechtigkeit darf nicht mit immer höheren öffentli- (D) chen Ausgaben gepflastert sein, denn soziale Ge- 1994 gegolten hat. Das gesamte Ausmaß der Nettokre- rechtigkeit läßt sich nicht an der Höhe der öffentli- ditaufnahme des Bundes wäre also in diesem Rahmen chen Ausgaben messen. abgedeckt gewesen. Meine Damen und Herren, diese Passage steht im soge- Meine Damen und Herren, wenn der Bundesfinanz- nannten Schröder-Blair-Papier. Nur weil linke Traditio- minister diese Situation heute beklagt, ist das ein Einge- nalisten dieses Papier für eine Ausgeburt der Hölle hal- ständnis, das wir akzeptieren. Es unterstreicht zugleich ten, aber die Unhaltbarkeit und Grobschlächtigkeit seines Argumentationsmusters bezüglich der Situation unserer (Lachen und Widerspruch bei Abgeordneten Staatsfinanzen. Wenn die Schuldenstandsveränderungen der SPD) im Jahrzehnt der deutschen Einheit gebetsmühlenhaft als schieres Versagen der Vorgängerregierung abgestempelt müssen diese Empfehlungen und Auffassungen ja nicht werden, dann ist dies nicht nur bösartig, politisch falsch sein. Aber Sie müssen sie dann auch in die Praxis umsetzen. (Lachen und Widerspruch bei Abgeordneten der SPD) (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist der Punkt!) sondern leugnet auch den historischen Ereignisablauf im Der Bundesfinanzminister ist in der öffentlichenZusammenhang mit der deutschen Einheit und den da- Kommentierung in den letzten Monaten teilweise mitmit verbundenen großenFinanzierungsverpflichtun- dem Kompliment ausgestattet worden, gen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) er verfüge zum Beispiel über die glückliche Gabe der Wir stehen zu der Leistung, die und Sturheit. Ich glaube, das gilt für die job-description eines für das Zusammenwachsen in Deutschland Finanzministers in jedem Fall. Ich möchte, Ihren Beifall im letzten Jahrzehnt erbracht haben. Genauso deutlich aufnehmend, die Hoffnung aussprechen, daß fragen der wir aber auch, woher ausgerechnet Sozialdemo- Finanzminister konservativ genug ist, sich diese Eigen- kraten, gerade solche, die wie der Bundeskanzler und schaft auch für die Zukunft zu bewahren. Denn neben der Bundesfinanzminister in der landespolitischen Ver- der Sturheit, die er an den Tag legen muß, wird auch ei- antwortung standen, ihre Selbstgerechtigkeit in Sachen ne gehörige Portion Kreativität von ihm verlangt wer- Staatsfinanzen nehmen und von welchen eigenständigen den, wenn er das wahr macht und umsetzt, was er ange- Leistungen sie ihre Vorwürfe an andere ableiten wollen.

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Adolf Roth (Gießen) (A) Es sind keine Herren ohne Vorleben. Solange diese Dafür gibt es keinen besseren Zeugen als den Bun-(C) Position hier vertreten wird, werden wir darauf zu ant- deskanzler selbst. Er hat am 14. Juli auf einer Pressekon- worten wissen, weil wir nicht bereit sind, diese Argu-ferenz in Bonn den Kernsatz formuliert, daß es nach sei- mentation politisch zu akzeptieren. ner – Schröders – Einschätzung besser gewesen wäre, der Linie Eichels von Anfang an zu folgen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Ich sage noch einmal an die Adresse der Bundesre- „Wie denn das?“ fragt man sich und reibt sich die gierung: Sie werden mit der CDU/CSU keinen StreitAugen. Eichel war zu dieser Zeit ein gesinnungsstarker über die nachhaltige Verringerung der Nettokredit-Anhänger von , sozusagen der brave aufnahme und über die schrittweiseVermeidung von Ministrant an seiner Seite, sein strategischer Gehilfe im Staatsschulden haben. Wie kämen wir auch dazu? Alles Bundesrat. andere würde einen eigenartigen Bruch unserer politi- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – schen Tradition bedeuten, die immer auf Absenkung der Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Er war die Ta- Staatsquote und auf eine Reduzierung der Steuerlasten schenbuchausgabe!) in den gesamten Tarifverläufen angelegt war – aber ver- netzt mit der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung:Er hatte die Wahl in Hessen noch nicht verloren und strukturelle Reformen, Auftrieb für Arbeit, Beschäfti-damit noch nicht sein Erweckungserlebnis nach dem gung und Investitionen. Wir sind damit immer für besse- Verlust seines Amtes gehabt. Nein, Sie sind mit dem fal- re Rahmenbedingungen in unserem Land eingetreten. schen Programm gestartet, Sie sind mit dem falschen Mann am Geldhahn angetreten, und Sie haben den Dazu gehört staatliches Sparen. Es ist vertrauensbil- Wählern falsche Versprechungen gemacht. Die müssen dend. Es stärkt die wirtschaftliche Dynamik. Aber esSie heute zurücknehmen. muß Teil eines wirtschaftspolitischen Gesamtkonzep- tes sein. Die Vernetzung mit der Steuerpolitik, mit der (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Arbeitsmarktpolitik und mit der Sozialgesetzgebung Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Traurig, stellt drei offene Flanken dar, über die in diesem Land in aber wahr!) den nächsten Jahren sehr vehement weitergestritten werden muß. Denn auch im Haushalt 2000 haben Sie Wenn die zweite Chance erfolgreicher als das ver- auf die damit verbundenen Fragen nicht die geringstemasselte erste Jahr Ihrer Amtszeit ausgehen soll, dann Antwort formuliert. werden Sie mehr als diese in sich nicht stimmigen Spar- operationen leisten müssen. Sie müssen vor allem die (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und alarmierende Fehlentwicklung in derAusgabenstruk- der F.D.P.) tur des Bundeshaushalts stoppen. Ich weiß, daß diese (B) Sie haben die Steuerreform von 1997 eiskalt zunichte Fehlentwicklung nicht neu ist. Sie hat mit den Finanzie- (D) gemacht. Sie sind allen strukturellen Reformen für Inve- rungen des Einheitsprozesses zu tun. stitionen und Arbeitsplätze entgegengetreten. Heute Wir haben in den letzten fünf Jahren allein 25 Milli- wollen Sie für sich eine politische Wende reklamieren. arden DM zusätzlich für die Tilgung der Erblastschulden Dazu sage ich Ihnen: Es hat in den fünf Jahren vor dem aufbringen müssen. Wir haben zusätzlich 8 Milliarden Regierungswechsel bei gleichbleibendem Ausgabenvo- DM für den Kohlepfennig aufbringen müssen. Wir ha- lumen des Staates eine strukturelle Einsparung von weit ben zusätzliche Rentenzuschüsse finanzieren müssen. über 100 Milliarden DM gegeben – ohne einen Bruch im Dazu kam eine Verfünffachung der Aufwendungen für Sozialbudget. Wer das damals als himmelschreiendesden Arbeitsmarkt. All das ist in einem gleichbleibend Unrecht diffamiert und daraus revisionistische Wahl-hohen Ausgabenvolumen untergebracht worden. Das kampfversprechungen abgeleitet hat, heute aber dieheißt, wir mußten zu Lasten aller übrigen Etats sparen. eigenen Sparleistungen mit vertauschten Rollen undDies darf keine dauerhafte Entwicklung in Deutschland neuen Etiketten als „epochalen Sanierungsbeitrag“ fei- sein, wenn wir die Handlungsfähigkeit und die Ent- ern lassen will, der beweist, daß er mit seiner Verant-scheidungsfähigkeit unseres Staates weiter im Auge be- wortung nicht zurechtkommt. halten wollen. Hätte es das verkündete Ende der Bescheidenheit oder die Ausgabenexpansion, die Ausflüge in die inter- Präsident Wolfgang Thierse: Lieber Kollege Roth, ventionistische Nachfragestimulation, mit dem Regie- Sie müssen leider zum Ende kommen. rungswechsel nicht gegeben, wären Sie vor mancher un- angenehmen Operation bewahrt geblieben. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Leider! – Dr. Peter Struck [SPD]: Wieso leider, Herr (Beifall des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ Präsident?) CSU]) Ihr Sparpaket ist nichts anderes als ein unausweichliches (Gießen) (CDU/CSU): Ich stelle fest, Wendemanöver, Ihre Antwort auf den folgenschweren Adolf Roth daß Sie mit dem folgenden Widerspruch leben müssen: Fehlstart von Oskar Lafontaine. Ihr Sparpaket ist der auf der einen Seite sparen, sparen, sparen, auf der ande- Versuch, die im Wahlkampf gegebenen Versprechungen ren Seite Milliarden für die Sozialkasse und für den mit möglichst geringem Gesichtsverlust zurückzuneh- zweiten Arbeitsmarkt; auf der einen Seite ein minimaler men. Einstieg in die Konsolidierung, aber auf der anderen (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: So ist es!) Seite ein riesiger Korb mit ungelösten Problemen und

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Adolf Roth (Gießen) (A) falschen Weichenstellungen. Sie sind innerhalb vonfür die Freiheit hingehalten. Später haben Bauarbeiter(C) zwölf Monaten mit zwei verschiedenen Mannschaften in Berlin gegen illegale Beschäftigungsverhältnisse auf zwei verschiedenen Wegen vorangegangen. Dies hat demonstriert. Danach haben Bauarbeiter gegen die kein Vertrauen geschaffen und keinen Auftrieb für unser Schlechtwettergeldregelung demonstriert. Zuletzt haben Land gebracht. Deshalb werden wir dieser Politik entge- die Holzmänner und die Beschäftigten der Zuliefer- gentreten. Wir lehnen den Bundeshaushalt in der dritten firmen in Berlin demonstriert. Ich danke auch diesen Lesung ab. Bauarbeitern. Sie haben das Recht wahrgenommen, das ihnen unser Grundgesetz garantiert, nämlich frei für ihre Herzlichen Dank. Rechte und für ihre Arbeitsplätze zu demonstrieren. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dies war eine tolle Leistung, die ich hier ausdrücklich Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gute Re- würdigen möchte. de!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich erteile nun dem Präsident Wolfgang Thierse: In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch ein Kollegen Hans Georg Wagner, SPD, das Wort. paar Sätze zu Herrn Merz sagen, der heute morgen über- raschenderweise auch hier ist. Normalerweise ist er nur Hans Georg Wagner (SPD): Herr Präsident! Meine hier, wenn er eine Rede halten möchte. Herr Merz, einen sehr verehrten Damen und Herren! Ich finde es bewun- Tag nach dem großen Erfolg Schröders in ha- dernswert, wenn diejenigen, die 16 Jahre lang alles inben Redner aus Ihren Reihen hier darum gebeten, dies Deutschland versaubeutelt haben, jetzt fordern: Nachparteipolitisch nicht auszuschlachten. Wir haben geant- einem Jahr muß alles geregelt sein. wortet: Jawohl, es war eine gemeinsame Leistung; dies akzeptieren wir. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Jetzt möchte ich auf das zu sprechen kommen, Herr Merz, was Sie am Mittwoch gesagt haben. Damit ist – vor allem dann, wenn dies ständig wieder- holt wird – die Grenze der Lächerlichkeit erreicht. (Joachim Poß [SPD]: Am Dienstag!) Ich möchte zunächst einmal dem Herrn Bundeskanz- Egal, ob Dienstag oder Mittwoch: Das, was Herr Merz ler für seinen Einsatz am Mittwochabend danken. gesagt hat, war jedenfalls eine Unverschämtheit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Heiterkeit bei der SPD und beim BÜND- DIE GRÜNEN) NIS 90/DIE GRÜNEN) (B) (D) Dies war eine tolle Leistung. Sie haben unsere volleIch zitiere aus dem Protokoll: Unterstützung. Wir sind wirklich dankbar und froh, daß Sie die Sache mit derFirma Philipp Holzmann und Wenn Sie im Bundeshaushalt die Mittel für Inve- den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern – insgesamt stitionen einschließlich des Hoch- und Tiefbaus sind 60 000 betroffen – geregelt haben. nicht in dieser unverantwortlichen Weise zusam- menstreichen würden, dann gäbe es möglicherweise (Zwischenruf von Steffen Kampeter [CDU/ morgen noch die Philipp Holzmann AG … CSU]) Eine Unverschämtheit, die durch nichts gedeckt ist! Ich habe schon gestern abend in einer Diskussion ge- sagt: Der Bundeskanzler kommt genauso wie ich aus (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ sogenannten kleinen Verhältnissen. Es war schon Herz- DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ blut dabei angesichts der Tatsache, daß 60 000 Familien CSU]: Es ist die pure Wahrheit!) in Deutschland vor dem Herannahen der Weihnachts- tage zitterten, weil der Haushaltsvorstand seinen Ar-Sie kennen die Zahlen nicht. Sie reden zwar hier immer beitsplatz zu verlieren drohte. Deshalb war das eine tolle sehr gescheit – das ist unbestritten –, Leistung, die auch gewürdigt werden muß. (Joachim Poß [SPD]: Aber ohne Kenntnisse!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ aber Sie machen sich nicht über die Realität kundig. Ich DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der sage Ihnen, wie es wirklich aussieht: Herr Waigel hatte PDS) für 1999 Investitionsmittel in Höhe von 57,5 Milliarden Herr Kollege Fischer, natürlich waren Sie als Mitglied DM vorgesehen. der Bundesregierung auch involviert. Sie müssen keine (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Denk an die Kritik äußern. Wir vergessen nicht, auch Sie zu würdi- Geburtstagsfeier!) gen. Unter wurden die Investitionen auf 58,2 (Heiterkeit bei der SPD) Milliarden DM erhöht. Für das Jahr 2000 hatte Waigel Es gab in Berlin schon oftDemonstrationen von 57,7 Milliarden DM vorgesehen. Eichel hat – das kön- Bauarbeitern. Ich erinnere daran, daß die Bauarbeiter nen Sie im Haushaltsplan nachlesen, die dicken Bücher am 17. Juni 1953 gegen das Regime der SED aufgestan- liegen Ihnen vor – 57,5 Milliarden DM vorgesehen. Das den sind. Sie haben hier demonstriert und ihren Körper ist nur unwesentlich weniger.

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Hans Georg Wagner (A) Herr Kollege Merz, Sie haben konkret dieBauinve- 43,6 Prozent im Jahre 1989 angestiegen und nicht etwa (C) stitionen angesprochen. Ich muß Sie auf folgendes hin- gefallen, wie Sie und auch Herr Austermann uns hier weisen: Das Ist im Jahre 1998 betrug 11,22 Milliarden immer wieder vorgaukeln. DM. Das Soll im Jahre 1999, in unserem Haushalt, be- Herr Merz, Sie haben wahrheitswidrig behauptet – lief sich auf 11,55 Milliarden DM. Das war also schon ich habe es eben schon einmal gesagt –, wir würden die mehr als im Jahre 1998. Das Soll für das Jahr 2000 be- Investitionen in unverantwortlicher Weise zusammen- läuft sich auf 11,59 Milliarden DM. Das ist nochmalsstreichen. Ich habe eben die Zahlen genannt. Das Ist von mehr als im Jahre 1998. Wie Sie angesichts dessen sa- 11,22 Milliarden DM im Jahre 1998 und das Soll im gen können, wir hätten etwas zusammengestrichen, ist Jahre 2000 von 11,59 Milliarden DM widersprechen all mir unerklärlich. Ihren Behauptungen. Wir haben die Mittel also nicht (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ zusammengestrichen, sondern stocken die Mittel für DIE GRÜNEN) Baumaßnahmen auf. Diese Lügen, diese Behauptungen, die Sie – meinet- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wo denn?) wegen am Dienstag – aufgestellt haben, gehen ja noch Jetzt sage ich noch etwas, was in diesen Tagen gesagt weiter. Ich will an Hand von vier Punkten beweisen, daß werden sollte. Wir haben im Bereich des Bundesver- Sie entweder absolut keine Ahnung haben oder zu faul kehrsministers eine Anpassung an die Realität vorge- waren, sich richtig zu informieren. nommen. Jahrelang haben Sie den Leuten draußen vor- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gegaukelt, daß bestimmte Baumaßnahmen im Verkehrs- DIE GRÜNEN) bereich – sei es Straße oder Schiene, sei es Wasserstraße oder Flughafen – durchgeführt würden. Das geht jedoch Sie haben gesagt, Herr Kollege Merz, dieStaatsver- völlig an der Realität vorbei. DerBundesverkehrswe- schuldung sei, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, in geplan, der von uns, vom Gesetzgeber, bis zum Jahre der Zeit der CDU/CSU-F.D.P.-Regierung zurückgegan- 2012 beschlossen worden ist, ist in hoffnungsloser Wei- gen. Das ist falsch. Das ist effektiv falsch. Ich will jetzt se unterfinanziert, und zwar von Ihnen, weil Sie nur nicht sagen, daß das gelogen war, weil der Präsidentvorgegaukelt haben, sie würden etwas tun, aber nicht die sagt, daß man das Wort Lüge hier nicht verwenden darf. notwendigen Mittel eingesetzt haben. Also tue ich das auch nicht. Aber das war zumindest einmal haarscharf die Unwahrheit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Die Gesamtstaatsverschuldung, Herr Kollege Merz, betrug im Jahre 1982 641 Milliarden DM, im Jahre 1989 Das sage ich, weil das ein großes Lügengebilde war. 969 Milliarden DM und im Jahre 1998, also nach Ihrer Ich bin der rotgrünen Bundesregierung dankbar, daß sie (B) glorreichen Regierung, es geschafft hat, beim Bundesverkehrswegeplan Reali- (D) tätsnähe herzustellen und den Leuten die Wahrheit zu (Dirk Niebel [F.D.P.]: Nach der Wiederverei- sagen, anstatt sie permanent zu belügen. Das ist Aus- nigung!) druck des Handelns dieser Koalition. 2 259 Milliarden DM. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Die Verschuldung des Bundes – einschließlich der DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ Schattenhaushalte –, Herr Kollege Merz, belief sich CSU]: Hans Georg, du hast doch heute Ge- 1982 auf 349 Milliarden DM, im Jahre 1989 auf 542 burtstag!) Milliarden DM und 1998 auf 1 457 Milliarden DM. Der Ferner haben Sie behauptet, Herr Merz, der Bund Anteil des Bundes an der Staatsverschuldung insgesamt schwimme in noch erzielbaren Privatisierungserlösen. betrug im Jahre 1982, als wir die Regierung abgebenIch weiß nicht, wovon Sie da geredet haben. Offenbar mußten, 54,4 Prozent. Dann hat Herr Stoltenberg diesind Sie nicht informiert oder haben keine Ahnung. Verschuldung nicht gesenkt, sondern gesteigert. 1989Weiter sagten Sie, es gebe insbesondere noch weitere betrug der Anteil des Bundes 55,9 Prozent. Im JahreErlöse durch diePrivatisierung der Telekom.Sie 1998 hatten Sie den Anteil der Staatsverschuldung des wollten damit den Eindruck erwecken, der Bund brau- Bundes auf 64,5 Prozent gesteigert. Da reden Sie davon, che gar nicht zu sparen, es sei eigentlich Unsinn, was Sie hätten in der Zeit von 1982 bis 1998 etwas Besonde- wir da veranstalten. Offenbar haben Sie gar nichts ver- res getan. Sie haben die Staatsverschuldung gesteigert, standen, wenn sie meinen, die Erlöse aus der Privatisie- und zwar ganz erheblich; das ist richtig. rung der Telekom stünden für die Finanzierung des Bundeshaushaltes zur Verfügung. Richtig ist leider, daß Diese Zahlen räumen auch mit dem Märchen auf, daß Herr Waigel 25 Milliarden DM von den Erlösen aus der Herr Stoltenberg von 1982 bis zur Wiedervereinigung Privatisierung der Telekom zum Stopfen seiner Haus- besonders sparsam gewirtschaftet hätte. Die Wahrheit haltslöcher mißbraucht hat bzw. mißbrauchen wollte. ist: Von 1982 bis 1989, also in nur sieben Jahren, ist die „Mißbraucht“ sage ich, weil diese Erlöse nach dem Post- Verschuldung des Bundes um 55 Prozent, nämlich um reformgesetz zur Finanzierung der Postunterstützungs- 193 Milliarden DM gestiegen. Sie ist damit stärker ge- kassen dienen, das heißt, für die Sicherung der Pensio- stiegen als die von Ländern und Gemeinden. In diesen nen und nicht zur Haushaltsfinanzierung einzusetzen Jahren gab es weder Öl- noch Weltwirtschaftskrisen, sind. wie sie die sozialliberale Koalition zu bewältigen hatte. Die Staatsverschuldung, gemessen am Bruttoinlands- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: 170 Milliar- produkt, ist von 40,4 Prozent im Jahre 1982 auf den DM Privatisierungserlöse!)

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Hans Georg Wagner (A) Damit Sie, Herr Kollege Merz, einen Begriff davon sagte er: „Gott schütze Rheinland-Pfalz!“ – sage ich nur: (C) bekommen, wie lange dieses Geld an die Postunterstüt- „Gott schütze Schleswig-Holstein!“. zungskassen fließt: Bis zum Jahre 2040 müssen die Er- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten löse aus der Privatisierung der Telekom jedes Jahr ge- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Stef- mäß dem Postreformgesetz den Postunterstützungs- fen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist billig!) kassen zugeführt werden. Das haben Sie wahrscheinlich nicht gelesen. Das ist jedenfalls die Realität. Solche fal- Was Herr Rühe hier zur gesagt hat, war schen Behauptungen sollten Sie künftig nicht mehr auf- eine Auflistung der Versäumnisse aus seiner Zeit als stellen. Minister. Daß die Bundeswehr technologisch in diesem Zustand ist, ist ausschließlich die Schuld von Herrn Rü- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ he und von niemandem sonst! Das sage ich ganz klar DIE GRÜNEN) und deutlich, meine Damen und Herren. Wir haben Mißbrauchsmöglichkeiten eingeschränkt (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ und, um für klare Verhältnisse zu sorgen, in das Haus- DIE GRÜNEN) haltsgesetz 2000 hereingeschrieben – das haben Sie vielleicht nicht bemerkt –, daß Telekomerlöse, soweit Bei seinen großartigen Ausführungen zurWerftin- sie im nächsten Jahr über den Zuschußbedarf hinausge- dustrie war er wahrscheinlich genauso wie Sie, Herr hen, zur Tilgung von Schulden zu verwenden sind. Sie Merz, nicht informiert, daß die Koalition 90 Millionen sind also nicht frei verwendbar, sondern müssen zurDM Schuldentilgung eingesetzt werden, damit wir endlich (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Reg dich nicht so von dem von Ihnen verursachten Schuldenberg in Höhe auf!) von 1 500 Milliarden DM herunterkommen. – schönen Dank, Herr Kollege Koppelin – an Barmitteln (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ für die Werftindustrie im nächsten Jahr eingestellt hat. DIE GRÜNEN) In den darauffolgenden Jahren werden es jeweils 80 Millionen DM pro Jahr sein, damit die Werftindustrie Schließlich haben Sie, Herr Kollege Merz, den Ein- Aufträge einwerben kann und lebensfähig bleibt. Das druck erwecken wollen, eine Nettoentlastung der Steu- hat er nicht gewürdigt, obwohl er sich darum bemüht – erzahler in Höhe von 30 Milliarden DM sei möglich, da das wird die Bevölkerung Gott sei Dank verhindern –, die gesamten Steuereinnahmen des Staates im JahreMinisterpräsident in einem Land zu werden, das hiervon 2000 um rund 50 Milliarden DM über denen von 1998 profitiert. Auch diesen Punkt muß man einmal würdi- lägen und 2001 noch einmal um 27 Milliarden DM an- gen. Aber das hat er bei seiner Rede wohl vergessen. (B) stiegen. Seine Rede war sehr enttäuschend und ohne jegliche(D) Substanz. Man hat in ihr weder einen schwarzen noch (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Auch nicht einen roten Faden gefunden, es war überhaupt kein Fa- wahr!) den vorhanden, sondern er ist von Hölzchen auf Stöck- Das ist billiger Populismus, denn Sie wissen doch ge-chen gekommen und meinte, das sei etwas ganz Beson- nau, daß diese Summe nicht frei verfügbar ist, sondern deres. längst in die Haushalte und in die Finanzplanung einge- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) arbeitet wurde. Die von Ihnen geforderte Steuersenkung wäre nur auf Pump zu haben. Eine Politik auf Pump ist Gestern hat Herr Brüderle, der heute morgen auch aber mit uns nicht mehr zu machen, damit das auch ein- nicht da ist mal klar ist! (Dirk Niebel [F.D.P.]: Aber wir sind gut ver- treten!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ – natürlich, Sie machen das wahrscheinlich besser, als er CSU]: 50 Milliarden DM neue Schulden!) selbst das könnte, das ist mir schon klar –, gegen das polemisiert, was Gerhard Schröder beiHolzmann er- Nach diesem denkwürdigen Auftritt von Herrn Merz reicht hat, am Dienstag trat am Mittwoch ein neuer Star in die Runde, nämlich Herr Rühe. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das lag ihm völlig fern!) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) indem er sagte: Wie kann man denn eine Bundesbürg- Er versuchte, hier eine große Rede zu halten. Ich muß schaft für das Unternehmen Holzmann geben? Ihnen aber sagen, daß ich etwas so Enttäuschendes wie (Dirk Niebel [F.D.P.]: Was ist denn mit der die Rede von Herrn Rühe in einer zweiten Lesung des Maxhütte?) Bundeshaushaltes noch nie erlebt habe. Er soll sich doch einmal etwas besser über die Ge- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des schichte informieren. Er war damals zwar Winzerkönig BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) in Rheinland-Pfalz, aber noch nicht auf Bundesebene tätig. In Anlehnung an ein Wort von Bernhard Vogel – als er die Regierungsverantwortung in Mainz abgeben mußte, (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

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Hans Georg Wagner (A) Als nämlich die AEG in Schwierigkeiten war, haben Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Wagner, ge- (C) Graf Lambsdorff – der ja noch Mitglied der F.D.P. ist – statten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Niebel? als Bundeswirtschaftsminister und als Bundesfinanzminister ohne viel Worte eine Bürg- schaft in Höhe von 1 Milliarde DM für AEG aufgelegt. Hans Georg Wagner (SPD): Nein. Diese brauchte nicht in Anspruch genommen werden, Dann haben Sie von der PDS – diese Fraktion kam weil allein durch diese Bürgschaft in Höhe von 1 Milli- natürlich auch mit Anträgen und behauptete sogar noch, arde DM die Aktien der AEG so anstiegen, daß sich al- sie seien seriös gegenfinanziert – den Verzicht auf den les wieder ausglich. Eurofighter als Gegenfinanzierung für Ihre sonstigen Forderungen vorgeschlagen. Das wäre eine schöne Sa- Wenn man sich jetzt die Aktienkurse von Holzmann che; in ihr steckt auch Herzblut von Sozialdemokraten anguckt, stellt man fest, daß sie genau in die gleicheund Grünen. Aber Sie müssen wissen, daß die Schwarz- Richtung gehen, obwohl die Bürgschaft lediglich 100 gelben die Verträge abgeschlossen und das Zeug bestellt Millionen DM beträgt. Sie sollten also immer wieder in haben. Wir müssen das nun bezahlen, so leid uns dies Ihre eigene Geschichte hineinforschen – richten Sie das tut. Deshalb sind die Vorschläge der PDS unseriös, was auch Herrn Brüderle aus –, um sich daran zu erinnern, die Gegenfinanzierung angeht. was Sie in der Vergangenheit alles schon gemacht ha- ben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Meine Damen und Herren, mich hat schon gewun- dert, daß zum Beispiel das Wort Kultur in den Reden Meine Damen und Herren, nun noch ein paar Bemer- der Opposition gar nicht vorgekommen ist. kungen zur Beratung des Haushaltes. Ich bin von den Haushaltsberatungen enttäuscht. Am Dienstag hatte ich (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das für die Koalition – auch für Bündnis 90/Die Grünen – stimmt doch gar nicht! – Jürgen Koppelin angeboten, daß wir, wenn Sie vernünftige Vorschläge [F.D.P.]: Deutsche Welle!) machen, miteinander darüber reden und sie, sofern sie – Sie haben zwar für die Deutsche Welle gekämpft, wis- wirklich sinnvoll sind, in den Bundeshaushalt aufneh- sen aber genau, daß das ein Kampf gegen Windmühlen- men. Leider sind keine solchen Vorschläge gekommen; flügel ist. Im übrigen hat Kultur bei Ihnen keine Rolle Sie haben hier überhaupt keine alternativen Positionen gespielt, obwohl ungewöhnlich große Anstrengungen dargestellt. der Bundesregierung in den neuen Ländern, in den alten Ländern und auch hier in Berlin zur Sicherung der kultu- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (B) rellen Aktivitäten zu verzeichnen sind. (D) DIE GRÜNEN) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Künstlersozialversiche- Es tut mir furchtbar leid, schließlich sind Sie regierungs- rung! Dazu gibt es Anträge, die Sie sich mal erfahren und erst ein Jahr von der Regierungsmacht anschauen können!) entwöhnt. Sie könnten doch Anträge bringen. Das war Ihnen kein Wort der Erwähnung wert. Ich sage (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Jede das nur, damit deutlich wird, daß Sie mit der Förderung Menge guter Vorschläge haben wir ge- von Kultur in Deutschland nichts im Sinn haben. macht!) Den Bemühungen der Bundesregierung – des Bun- Sie als Union haben den Antrag gebracht, man möge desfinanzministers, vertreten durch Karl Diller – ist es alle Zuschüsse zur Bundesanstalt für Arbeit auf Null zu verdanken, daß am Mittwoch dieser Woche die Euro- stellen. Das hätte bedeutet, daß die Jugendarbeitslosig- päische Kommission beschlossen hat, daß die neuen keit wieder schlagartig in die Höhe gegangen wäre. Das Länder Ziel-1-Gebiet bleiben. Programm, mit dem wir es geschafft haben, 200 000 Ju- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gendlichen in Deutschland wieder eine Zukunft zu ge- DIE GRÜNEN) ben, wäre zunichte gemacht worden, wenn wir Ihrem Antrag gefolgt wären. Deshalb haben wir diesen Antrag Durch den Einsatz der Bundesregierung ist es also mög- abgelehnt. lich geworden, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Dirk Niebel [F.D.P.]: Von welcher Regierung DIE GRÜNEN) denn?) Wir hätten auch das hohe Niveau der Arbeitsmarkts- daß in den Jahren 2000 bis 2006 19,6 Milliarden Ecu in unterstützung in den neuen Ländern nicht fortsetzendie neuen Länder zu ihrer weiteren Entwicklung fließen können, wenn wir Ihrem Antrag gefolgt wären. Siewerden. Das sind etwa 38 Milliarden DM, die allein von wollten mit dem Antrag, den Sie hier eingebracht haben, der europäischen Ebene nach Ostdeutschland gegeben eine Erhöhung der Arbeitslosigkeit in den neuen Län-werden. Ich bin sehr dankbar, daß sich die Bundesregie- dern erreichen, meine Damen und Herren. rung darum bemüht hat, die anderen Mitgliedstaaten da- von zu überzeugen, daß die Förderung im Osten weiter- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gehen muß, genauso wie wir die Förderung der neuen DIE GRÜNEN) Länder auf hohem Niveau fortsetzen.

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Hans Georg Wagner (A) Nun zu einem Punkt, der schon am Mittwoch zu einer Ich bedanke mich auch dafür, daß alle, die ich eben ge- (C) erregten Diskussion geführt hat, zum ThemaSpenden. nannt habe, die Arbeitszeitordnung sehr souverän miß- Ich möchte jetzt nicht dem Untersuchungsausschuß vor- achtet haben. greifen. Aber mich wundert schon sehr, wenn an jedem Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bundesfinanz- Tag in den Presseorganen über neue Dinge berichtet minister ist ja mit einem großen Ziel gestartet. Er hat ge- wird, die die Union betreffen. Da gibt es schon Erklä- sagt, 30 Milliarden DM wolle er im Haushalt 2000 ein- rungsbedarf; hier hat Kollege Struck völlig recht gehabt. sparen. Richtig ist jedoch, daß er diesen Betrag über- Ich habe gelesen, daß der bayerische Ministerpräsident haupt nicht spart, sondern daß er sich durchmogelt. Der – Ihr eigentlicher Oberbefehlshaber, wie Sie wissen – Finanzminister spart weniger am Bundeshaushalt, als sechsmal an der Côte d´Azur in der Villa von Herrn daß er abkassiert. Das nennt er eben „sparen“. Holzer Urlaub gemacht hat (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was steht ten der CDU/CSU) denn da von ?) Nur in drei Bereichen streicht er selbst. Dies ge- und daß drei Tage vor dem Minol-Deal im Bundeskabi- schieht erstens bei derBundeswehr, der er die Mög- nett Herr Dieter Holzer einen Brief an den Bundeskanz- lichkeit nimmt, die auf Grund der Auslandseinsätze ler mit der Anrede „Lieber Helmut Kohl“ geschrieben dringend erforderlichen Investitionen zu tätigen. Zwei- hat. Diese vertrauliche Anrede zeigt, daß er im Hausetens kassiert er radikal beimAgrarhaushalt ab und Kohl nicht unbekannt gewesen sein kann. nimmt den Landwirten etwa 25 Prozent ihres Einkom- Diese Dinge muß man natürlich aufklären. Was die mens. Da muß man sich fragen: Wo bleiben die beglei- eine Million betrifft, habe ich gestern scherzhaft Frautenden Gesetze, damit unsere Landwirte die gleichen Kollegin Baumeister gefragt: Geht eine Million eigent- Bedingungen haben wie ihre Kollegen in Frankreich, lich auch in einen Kosmetikkoffer? Dänemark oder Holland? (Heiterkeit und Beifall bei der SPD) (Beifall bei der F.D.P.) Sie war etwas erstaunt über die Frage; ich habe ihr aber Und es wird beim Straßenbau gestrichen. Herr Kolle- gleich gesagt, daß ich sie persönlich nicht verdächtigen ge Wagner, daran geht kein Weg vorbei: Beim Straßen- möchte. Aber es wird zu klären sein: Ist die Politik inbau wird gestrichen. Dadurch werden auch wichtige Deutschland käuflich? War sie es, ist sie es, wird sie es Strukturmaßnahmen gestoppt. Herr Eichel verfährt nach werden? dem Motto: Mehr Straßenlöcher zum stopfen von Haus- haltslöchern. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Glogo ist (B) am Telefon!) (Beifall bei der F.D.P.) (D) Dieser Haushalt ist weiterhin kommunalfeindlich; Politik darf in der Bundesrepublik nicht käuflich wer- denn er kassiert bei den Kommunen und auch bei den den, meine Damen und Herren! Ländern radikal ab. Dies wird schließlich zu Lasten der (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Bürgerinnen und Bürger gehen. Statt selbst zu sparen, DIE GRÜNEN – [CDU/ wird auch bei den Sozialschwachen und beim Mit- CSU]: Glogo läßt grüßen!) telstand abkassiert. Mit dem Bundeshaushalt für das Jahr 2000 runden Wo der Finanzminister streicht – das ist das Bedauer- wir heute unser Paket ab. Wir sind handlungsfähig und liche –, streicht er bei Investitionen. Damit werden Ar- haben dies auch bewiesen. Die Koalition handelt, sie re- beitsplätze gefährdet; denn für viele Branchen, zum Bei- det nicht nur. Deshalb wird es auch zum Guten für die spiel für den Straßenbau, ist der Bund der einzige Auf- Bundesrepublik werden. traggeber. Dort, wo es jedoch sinnvoll wäre zu sparen, geschieht dies aus ideologischen Gründen nicht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wenn die Bundesregierung aus demographischen Gründen von einer durchschnittlichen Abnahme der Ar- beitslosigkeit um 200 000 Stellen ausgeht, fragt man Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile dem Kol- sich, warum der Zuschuß an die Bundesanstalt für Ar- legen Jürgen Koppelin, F.D.P.-Fraktion, das Wort. beit weiterhin überdimensional bleiben muß. (Beifall bei der F.D.P.) (F.D.P.): Herr Präsident! Liebe Jürgen Koppelin Bereits 1999 war der Ansatz für die Bundesanstalt für Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte vor der Arbeit völlig überhöht. Was Sie mit Ihrem hohem Zu- heutigen Entscheidung über den Haushalt den Mitarbei- schuß wollen, ist völlig klar: Sie wollen eine Aufblä- terinnen und Mitarbeitern des Haushaltsausschusses sehr hung des zweiten Arbeitsmarktes. Damit verzögern Sie herzlich für die Unterstützung danken. Bei dieser Gele- notwendige Strukturanpassungen. genheit möchte ich auch den Mitarbeitern in unseren Abgeordnetenbüros herzlich für die gute Zuarbeit dan- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- ken. Sie dürfen, denke ich, heute auch einmal erwähnt ten der CDU/CSU) werden. Der Bundesfinanzminister nennt öffentlich ehren- (Beifall im ganzen Hause) werte Ziele. Er will sparen, und er will die Verschuldung 6814 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Jürgen Koppelin (A) des Bundes zurückführen. Interessant ist, daß HerrInsofern sei den Sozialdemokraten ins Stammbuch(C) Eichel in seiner Amtszeit als hessischer Ministerpräsi- geschrieben: Der Staat sorgt zwar nicht für Arbeitsplät- dent bereits die gleichen Ziele verkündet hat. ze, aber er setzt die Rahmenbedingungen, damit die Wirtschaft und vor allem der Mittelstand Arbeitsplätze Nun muß man sich einmal das Ergebnis in Hessen schaffen können. Hier versagt der Bundeshaushalt völ- anschauen: In der Amtszeit von Herrn Eichel sind in lig. Hessen die Personalausgaben von 42 Prozent auf 47 Prozent gesteigert worden. Wahr ist auch, daß in der Im Abkassieren sind dieser Bundesfinanzminister und Amtszeit von Herrn Eichel in Hessen, bei rotgrünerseine Koalition besonders groß. Nicht einmal das Ver- Landesregierung – Herr Fischer soll irgendwann auch sprechen, die vollen Einnahmen derÖkosteuer zur einmal dabei gewesen sein; aber das war noch Senkung zur der Rentenbeiträge zu nutzen, hält diese Regie- Amtszeit des Vorgängers von Herrn Eichel –, rung ein. Sie nimmt nur einen Teil davon; mit dem ande- (Joseph Fischer, Bundesminister des Auswär- ren stopft sie Haushaltslöcher. tigen: Nicht einmal da hat er eine Ahnung!) Man muß sich übrigens ebenfalls fragen: Wo war – zwischen 1994 und 1998 pro Jahr durchschnittlich 2,3 denn – ich sehe sie auch heute nicht – die Familienmi- Milliarden DM neuer Schulden aufgenommen wurden. nisterin damals? Warum hat sie nicht dem Finanzmi- nister gesagt: Das kannst du nicht machen, mit der Öko- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört, steuer belastest du vor allem die Rentner und die Famili- hört!) en? – Sendepause! Den Höchststand erreichte man 1997. Damals war ein (Dirk Niebel [F.D.P.]: Abgetaucht!) Negativrekord in der Geschichte des Landes Hessen zu verzeichnen, und Herr Eichel mußte 2,9 Milliarden DM – Abgetaucht! Genau das ist es. an neuen Schulden aufnehmen. Wie unlogisch die Ökosteuer ist, haben wir Ihnen oft (Zurufe von der CDU/CSU: Was?) genug gesagt. Ich denke, auch bei dieser Debatte sollte man es noch einmal sagen. Die Ökosteuer ist völlig un- Auch ein weiterer Vergleich ist vielleicht zulässig,logisch, denn sie ist darauf angelegt, daß bloß kein Bür- nämlich bei der Zinsausgabenquote. Man muß das ein- ger Energie sparen möge, denn dann hätte der Finanz- mal vergleichen: Am Ende der Amtszeit von Herrnminister weniger Einnahmen. Eichel lag die Quote in Bayern bei 3,7 Prozent, in Ba- den-Württemberg bei 6,8 Prozent und in Hessen bei (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: So ist es! immerhin 9,6 Prozent. Das spricht doch wohl Bände Das ist ein Widerspruch!) hinsichtlich der Arbeitsweise dieses Finanzministers! (B) Das kann doch nicht wahr sein. Die Ökosteuer ist ein(D) (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der Etikettenschwindel; sie dient nur zum Abkassieren der CDU/CSU) Bürger. Ich kann nur jedem, der immer wieder auf Herrn Eichel (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- hereinfällt, empfehlen, sich anzuschauen, was er in Hes- ten der CDU/CSU) sen gemacht hat. Dort hat er die gleichen Botschaften verkündet, aber völlig anders gehandelt. Er hat mit den Oder nehmen wir die Rentenpolitik. Liebe Kollegin- gleichen Tricks gearbeitet, mit denen er auch hier arbei- nen und Kollegen von der Koalition, nur weil Oskar tet. Lafontaine mit 56 Jahren in Rente gegangen ist, muß doch nicht die ganze Republik mit 60 in Rente gehen! Vielleicht darf man aber auch einmal an eine andere Funktion erinnern, die Herr Eichel in Hessen innegehabt (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- hat: Er war nämlich auch Oberbürgermeister in Kassel. ten der CDU/CSU) Dort hat er sich immer gelobt, denn er war damals Chef Dann kommt es noch schlimmer: Frau Simonis ver- der ersten rotgrünen Koalition. Seine Forderung war – kündet fast täglich, wir bräuchten die Vermögensteuer, damit ist er in unrühmlicher Erinnerung –: Kassel muß die Erbschaftsteuer usw. bundeswehrfrei werden. Da wundert es einen doch nicht, daß er jetzt bei der Bundeswehr so radikal streicht. Das (Dirk Niebel [F.D.P.]: Deswegen wird sie sitzt bei ihm immer noch im Kopf. auch bald Ministerin in dieser Regierung!) (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der Da muß ich doch noch einmal den Bundesarbeitsmi- CDU/CSU) nister ansprechen; er ist leider auch nicht da. Von ihm Mit diesem Bundeshaushalt werden keine neuen Im- stammt das Thema Rente mit 60. Herr Riester hat in der pulse für die Wirtschaft unseres Landes gegeben und„Wirtschaftswoche“ verkündet – so lese ich es zumin- keine sicheren Rahmendaten für Unternehmen und Bür- dest als Zitat –: „Ich bin mit Sicherheit kein Umfaller.“ ger gesetzt. Notwendig wären ein echter Sparhaushalt – (Lachen des Abg. Dirk Niebel [F.D.P.]) das hat auch die Anhörung ergeben – und eine radikale Senkung der Steuern. Nur so kann man die Rahmen- Das will ich gerne bestätigen. Das trifft übrigens ähnlich bedingungen verbessern und neue Arbeitsplätze schaf- auf die Grünen zu. Da haben wir als F.D.P. ja ein biß- fen. Aber das geschieht hier nicht. chen Erfahrung. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) ( [Aachen] [SPD]: Aber viel!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6815

Jürgen Koppelin (A) Umfallen kann man nur, wenn man vorher gestanden Herr Kollege Wagner, ich verstehe es ja, daß Sie die (C) hat. Herr Riester steht für gar nichts! Landtagswahl in Schleswig-Holstein ansprechen. Sie haben ja gar nicht so sehr Angst davor, daß Herr Rühe (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- gewinnt. Sie haben vielmehr Angst davor, daß der Herr ten der CDU/CSU) Bundeskanzler Frau Simonis einen Kabinettsposten an- Ich stelle fest: Täglich überall Verunsicherung durch bietet. Das ist doch das Problem. diese Koalition, und täglich erleben wir, daß man sich in (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. sowie dieser Koalition streitet. Das wirkt sich natürlich auch bei Abgeordneten der CDU/CSU) bei den politischen Entscheidungen aus. Da streiten sich Rot und Rot, Rot und Grün, Grün und Rot, Grün und Der Bundeshaushalt, so sagt man, sei das Schicksals- Grün. Man hat den Eindruck, in dieser Koalition ist sich buch der Nation. Von diesem Schicksalsbuch müßten ja überhaupt niemand mehr grün. dann eigentlich Impulse und Bewegungen ausgehen. Doch wo sind sie? Die einzige Bewegung, die von die- (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) sem Haushalt und der rotgrünen Bundesregierung aus- Diese Koalition zeichnet sich durch Zerstrittenheit, geht, ist Kopfschütteln bei der getäuschten und ent- Orientierungslosigkeit und Unberechenbarkeit aus, und täuschten Bevölkerung. Nichts anderes ist der Fall. das Ganze ist gepaart mit mangelnder Sachkompetenz. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- Auch das spiegelt dieser Haushalt wider. ten der CDU/CSU) Die Unterschiede zwischen Herrn Eichel und der F.D.P. sind klar: Im Gegensatz zu Herrn Eichel ist für Wenn man dem Bundesfinanzminister für diesen die F.D.P. der Staat eine Instanz, die ordnungspolitisch Haushalt ein Zeugnis ausstellen müßte, dann würde es an der Stelle eingreift, an der es erforderlich ist. Anson- wohl lauten: Hans Eichel war stets bemüht, konnte je- sten hat der Staat nur Rahmenbedingungen und Anreize doch den eigenen Ansprüchen zu keiner Zeit gerecht zu schaffen. Für uns ist der Staat nicht – wie bei dieser werden. rotgrünen Bundesregierung – der besserwisserische Wir Freien Demokraten lehnen den Bundeshaushalt Übervater, der alles bestimmt, alles regelt und seinen2000 ab. Bürgern mit Mißtrauen begegnet. Das unterscheidet uns. Ich bedanke mich für Ihre Geduld. (Dr. Gregor Gysi [PDS]: Was hätte die F.D.P. bei Holzmann gemacht?) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Kollege Wagner, ich hätte Schleswig-Holstein ja (B) nicht angesprochen, aber ich bin Ihnen dankbar für den Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort (D) Hinweis. Ich will Ihnen nur zwei Beispiele für das nen- dem Kollegen Matthias Berninger, Bündnis 90/Die Grü- nen, was uns unterscheidet, auch in der Politik. nen. Frau Simonis läuft jetzt durchs Land und verkündet dort, wo tatsächlich ein paar Arbeitsplätze entstanden Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sind, nämlich im Telekommunikationsbereich, das sei NEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch ihr Erfolg. In diesem Bereich gibt es in Schleswig-ich möchte damit beginnen, mich bei den Mitarbeiterin- Holstein tatsächlich einige neue Arbeitsplätze. Aber wer nen und Mitarbeitern der Ministerien und vor allem bei war denn gegen die Privatisierung? Das waren doch Sie! jenen im Haushaltsausschuß zu bedanken. Einen solchen Wir waren dafür! Haushalt zustande zu bringen ist ziemlich viel Arbeit. Das würde ohne diese Mitarbeiter nicht so reibungslos (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) ablaufen, wie es jetzt der Fall war. Deswegen an dieser Diese Arbeitsplätze wären in Schleswig-Holstein nie-Stelle mein Dank an alle Mitarbeiter. mals entstanden, wenn wir uns nicht dafür eingesetzt (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hätten. Frau Simonis hat das nicht getan. und bei der SPD) Nun nenne ich noch einmal den BereichStraßenbau Ein besonderer Dank gilt dem Ausschußvorsitzenden. – Herr Kollege Wagner, den haben ja auch Sie ange-Im Ausschuß geht es ja manchmal hoch her. Kollege sprochen –: Es ist richtig, daß wir, wenn CDU undAustermann weiß das. Ich denke, daß der Vorsitzende F.D.P. die Landtagswahl in Schleswig-Holstein gewin- die Sitzungen sehr souverän und sehr fair geleitet hat. nen sollten, Straßen bauen werden. Wir werden dannAuch das ist ein besonderes Dankeschön wert. natürlich Widerstand seitens bestimmter Interessengrup- pen bzw. bestimmter Bevölkerungskreise bekommen, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die die eine oder andere Straße an der vorgesehenen bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.) Stelle nicht haben wollen. Das gibt es überall; das wird es auch hier geben. Aber der Unterschied zu Ihrer jetzi- Aber trotz so vieler Worte des Dankes, Herr Kollege gen Koalition und zu uns ist: Sie in Schleswig-Holstein Roth, sollten wir nicht vergessen, uns politisch zu strei- haben den Widerstand bereits im Kabinett sitzen. Das ist ten. Sie haben gesagt, Finanzminister Eichel habe eine das Entscheidende. ganze Menge Komplimente bekommen; das habe Sie gewundert. Mich überrascht nicht, daß die Union sich (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) wundert, wenn ein Finanzminister Komplimente be- 6816 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Matthias Berninger (A) kommt. Bei Waigel war das nie der Fall. Es ist also klar, sagen, es sei konstant geblieben. Nein, es ist gewachsen. (C) daß Sie darüber verwundert sind. Weil auf Grund einer strukturellen Änderung beim Kin- dergeld aus vorherigen Ausgaben Einnahmeausfälle Dies wird erst recht klar, wenn Sie die Haushaltspoli- wurden, konnten Sie den Haushalt rein zahlenmäßig tik dieser Legislaturperiode mit jener der letzten verglei- konstant halten. Aber Sie haben den Haushalt aufge- chen. Ich fange einmal mit denInvestitionen an; denn bläht. Statt die Schulden zu bekämpfen, haben Sie Jahr sie waren hier schon mehrfach Thema. Sie sind 1994 mit für Jahr versucht, das strukturelle Defizit zu vertuschen. Investitionen im Schienenbaubereich in Höhe von etwa Sie haben die Privatisierungserlöse nur für einen Zweck 10 Milliarden DM und im Straßenbaubereich in Höheverwandt, nämlich dafür, sich durchzumogeln und mit von annähernd 9 Milliarden DM angetreten und haben dem Haushalt noch knapp an der Verfassungswidrigkeit in den nächsten vier Jahren bei den Investitionen umvorbeizukommen – oder diese Grenze auch zu berühren. über 4 Milliarden DM gekürzt. Wenn man uns dann an- gesichts dessen, daß wir den Haushalt ins Gleichgewicht Sie haben es in den letzten Jahren nicht geschafft, die bringen und die Investitionen auf einem hohen Niveau Entwicklung des Defizits in den Griff zu bekommen. halten wollen, kritisiert, dann muß man sich den Vor-Deshalb ist die Aufgabe für diese Koalition auch so wurf der Unglaubwürdigkeit gefallen lassen. außerordentlich schwierig. Wir stehen vor großen Risi- ken. Brutto nehmen wir auch in diesem Jahr annähernd (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 250 Milliarden DM an neuen Schulden auf, sowie bei Abgeordneten der SPD) (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr zu- Sie haben in den letzten Jahren unter Herrn Rüttgers treffende Bemerkung! Sie sind der einzige, der im Bildungsbereich 800 Millionen DM zusammenge- das zugibt! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: strichen, während wir für Bildung, Zukunft und For- Vorhin sprachen Sie noch vom Schuldenab- schung mehr Geld ausgeben. Auch hier müssen Sie sich bau!) den Vorwurf gefallen lassen, daß Ihre Haushaltspolitik alles andere als solide war. netto unter 50 Milliarden DM; das zeigt, wie schwer das Umsteuern ist. Wenn sich der Zinssatz nur um 1 Prozent Kollege Rühe hat in seiner Amtszeit als Verteidi-erhöht – allein das ist ein großes Risiko –, dann kostet gungsminister die nette Bilanz zu verzeichnen, daß es im uns dies weitere 2,5 Milliarden DM. So viel müßten wir Verteidigungsetat zu Kürzungen von über 11 Prozent dann zusätzlich zu den 82 Milliarden DM, die wir heute kam, und zwar ohne daß er irgendeine Strukturreform in für Zinsen auf den Tisch legen müssen, für die Schulden Gang gesetzt hat. Es ist zwar vernünftig, die Verteidi- ausgeben. Deswegen hat sich diese Koalition, auch gungsausgaben auf ein realistisches Niveau abzusenken. wenn es schwer ist, für Einsparungen entschieden. Wir Aber dazu muß man – das muß man ihm hier vorwerfen wollen den Haushalt ins Gleichgewicht bekommen. Das (B) – die nötigen Strukturreformen in Gang setzen. Dazuist etwas, was Sie nie zustande gebracht haben. (D) war die alte Koalition nicht in der Lage. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen und bei der SPD) Kampeter [CDU/CSU]: Wer hat denn die Es ist viel über die Summe von 1,5 Billionen DM Maastricht-Kriterien erfüllt?) Schulden gesprochen worden. Ein Abgeordneter der Noch etwas unterscheidet uns von der alten Regie- CDU war gestern sogar stolz auf diese Schulden. Wirrungskoalition. Sie haben den Haushalt aus dem Gleich- können uns hier lange darüber streiten, wer dafür ver-gewicht gebracht. antwortlich ist. Mich langweilt – offen gestanden – die- ser Streit. Denn er führt zu keinem Ergebnis. Wir haben (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das haben diese Schulden, und der Finanzminister – das unter- Sie doch gerade schon gesagt! Kommen Sie scheidet ihn von seinem Vorgänger – hat sich das Ziel einmal mit etwas Neuem!) gesetzt, diesen Schuldenberg abzubauen. Dafür erhält er Sie haben aber auch die Steuern erhöht. Allein der Ein- die schon angesprochenen Komplimente. gangssteuersatz ist in den letzten 16 Jahren um 4 Prozent (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gestiegen. Was aber noch viel schlimmer ist: Sie haben und bei der SPD) die Lohnnebenkosten in den letzten acht Jahren um 10 Prozent steigen lassen. Wir betreiben eine Steuersen- Niemand bezweifelt, daß diedeutsche Einheit zu- kung: Der Eingangssteuersatz wird in vier Jahren um sätzliche Lasten mit sich gebracht hat. Was wir Ihnen6 Prozent sinken. aber vorwerfen, ist, daß Sie im Zuge der deutschen Ein- heit den Menschen nicht die Wahrheit gesagt haben und (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ökosteuer daß Sie von denen, die mehr hätten geben können, kei- sage ich da nur!) nen höheren Solidarbeitrag verlangt haben. Das ist es, Das ist eine Politik, die sozial gerecht ist, weil sie auch was Sie sich von uns vorwerfen lassen müssen. den Beziehern kleiner und mittlerer Einkommen zugute (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kommt. sowie bei Abgeordneten der SPD) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Meine Damen und Herren, natürlich ist dasAusga- und bei der SPD – Dietrich Austermann benvolumen in der Ära Waigel gewachsen, auch wenn [CDU/CSU]: Die Leute tanzen auf den Stra- viele Haushaltspolitiker Nebelkerzen werfen, indem sie ßen! Freudenfeuer brennen auf den Deichen!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6817

Matthias Berninger (A) Wir senken die Lohnnebenkosten – dadurch werden vorschläge unterbreitet. Ich habe nur einen Vorschlag(C) wir neue Arbeitsplätze schaffen – und sparen dennoch. wirklich wahrgenommen – Kollege Koppelin ist auch Es ist die Leistung von Herrn Eichel, daß das struktu-stolz darauf –, nämlich den, den Zuschuß für dieBun- relle Defizit in Angriff genommen wird, ohne die Men- desanstalt für Arbeit auf Null zu fahren. Wissen Sie, schen mit neuen Steuern zu belasten. was mich daran ärgert? Mich ärgert, daß wir dann das Sofortprogramm der Bundesregierung, das wir auf den (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Weg gebracht haben, von dem einen auf den anderen und bei der SPD) Tag aussetzen müßten. Damit hätten 200 000 Jugendli- „Schein und heilig“ ist es in der Tat, wenn Sie hierche keine Perspektive mehr; das wäre ein Rückfall in die immer die Ökosteuer anführen. Ich hätte mir ge-Ära Kohl. wünscht, die Ökosteuer wäre höher gewesen. Durch (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Fragen Sie einmal bei mutigere Entlastungen bei den Lohnnebenkosten hätten den Arbeitsämtern nach, was da los ist!) nämlich noch mehr neue Arbeitsplätze geschaffen wer- den können. Was ich noch schlimmer finde: Erst gewinnen Sie von der Union die Wahlen in Ostdeutschland, und dann (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mit kommen Sie in den Haushaltsausschuß und sagen, wir 5 Mark sind Sie dabei! – Dr. Peter Ramsauer streichen den BA-Zuschuß. [CDU/CSU]: Noch mehr abkassieren! Sie sind ja ein grüner Raubritter!) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Seit wann ist der Zu- – Herr Kollege Ramsauer, ich bin alles andere als ein schuß zweckgebunden? – Jürgen Koppelin grüner Raubritter. Das Raubrittertum fällt mir immer [F.D.P.]: Der Zuschuß ist nicht zweckgebun- dann ein, wenn ich mir die Situation in der letzten Le- den!) gislaturperiode, wenn ich mir Ihre Regierungszeit vor200 000 Menschen in den neuen Ländern hätten dann Augen halte. Man kann bei uns von allem reden, nurkeinen Arbeitsplatz mehr, wobei ich zugebe: Jetzt haben nicht von Raubrittertum. sie einen öffentlich geförderten. Das ist etwas, was Sie (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sich vor der Wahl nicht getraut hätten zu sagen. Das ist und bei der SPD – Dietrich Austermann genau Ihre Politik. Das haben Sie zu Ihrer Regierungs- [CDU/CSU]: Öko-Zocker! – Steffen Kampeter zeit so gemacht, und auch in Oppositionszeiten gehen [CDU/CSU]: Fragen Sie einmal die Autofah- Sie so vor. rer, Herr Berninger! Die sehen das ganz an- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ders!) und bei der SPD) (B) Sie haben doch die Mineralölsteuer um 58 Pfennig er- Deshalb ist Ihre Politik auch so unglaubwürdig. (D) höht, ohne damit irgendeinen Impuls für die Senkung der Lohnnebenkosten erreicht zu haben. Bevor ich jetzt auf den Kollegen Koppelin eingehe, gibt es noch den Wunsch zu einer Zwischenfrage des (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Niebel-Kerzenwerfers. Bitte schön. sowie bei Abgeordneten der SPD)

Auch dies ist angesprochen worden: Wieviel Tafel- Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Niebel, bitte silber haben wir noch? In diesem Zusammenhang ist es schön. nötig, auf den Kollegen Merz einzugehen. Herr Kollege Merz, wir haben noch 160 Milliarden DM an Privatisie- rungserlösen. Es muß hier noch einmal gesagt werden: Dirk Niebel (F.D.P.): Herr Kollege Berninger, wenn Im Unterschied zur alten Koalition wollen wir das Ta- wir über Nebel – oder Niebel-Kerzen reden, dann kön- felsilber, die Telekom-Privatisierungserlöse, dafür ver- nen wir vielleicht im Rahmen dieser Frage klären, wer wenden, die Renten und Pensionen für die Postbedien- was vernebelt. steten zu bezahlen. Zum anderen haben wir mit diesem Mir ist nicht bekannt – vielleicht ist es Ihnen bekannt Haushaltsgesetz etwas Mutiges in Angriff genommen. –, seit wann dieser Zuschuß zweckgebunden sein soll. Wir sagen nämlich: Sollten wir darüber hinaus noch Pri- Sie tun so, als wenn der Bundeszuschuß an dieBundes- vatisierungserlöse haben, so geben wir sie nicht aus, anstalt für Arbeit zweckgebunden sei. Nach meinen Herr Kollege Austermann, sondern verwenden sie zum Kenntnissen ist dies nicht der Fall. Nach meinen Kennt- Abbau der Schulden. Das ist eine Weichenstellung, die nissen ist es vielmehr so – ich würde mich freuen, wenn Sie nie vorgenommen haben. Sie das hier bestätigen können –, daß es eine Faustfor- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mel gibt, wonach 100 000 Arbeitslose zirka 4,5 Milliar- sowie bei Abgeordneten der SPD – Dietrich den DM Kosten verursachen. Das Institut für Ar- Austermann [CDU/CSU]: Man könnte aber beitsmarkt- und Berufsforschung geht von einem demo- auch weniger neue Schulden machen!) graphischen Rückgang der Arbeitslosigkeit im kom- menden Jahr von 200 000 aus. Das sind dann 9 Milliar- Wahlweise wird von der Opposition gesagt, es werde den DM. gar nicht gespart, es werde an der falschen Stelle ge- spart, es werde zuviel gespart. Wir hören wahlweise Sie haben auch gesagt, daß Sie durch Ihre Politik die eines dieser Argumente in den Reden der einzelnen Ab- Arbeitslosigkeit noch senken wollen. Gesetzt den Fall, geordneten. Dann werden die sogenannten Alternativ- daß Sie das so tun könnten, könnten Sie die globale 6818 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Dirk Niebel (A) Minderausgabe durch den Haushalt erwirtschaften, ohne beziffert. Wenn man das durch den Beitragssatz von(C) irgendeine Leistung zu kürzen. 6,5 Prozent teilt, kommt man bei ungefähr 7 Milliarden DM auf eine mögliche Senkung des Beitrags an die Stimmen Sie mir zu, daß dieser Zuschuß nichtBundesanstalt von 0,5 Prozent. Stimmen Sie mir zu, daß zweckgebunden ist und daß meine Äußerungen so rich- all das die Lohnnebenkosten, wenn man die Beitrags- tig sind? senkung umsetzen würde, verringern würde und dadurch (Lachen des Abg. Rezzo Schlauch [BÜND- die Chance, Arbeitsplätze ohne staatliche Förderung zu NIS 90/DIE GRÜNEN]) schaffen, vergrößert werden würde?

Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ich habe davon geredet, daß 200 000 Menschen NEN): Werter Kollege Niebel, wenn F.D.P.-Politiker in den neuen Ländern von heute auf morgen wieder auf von einer Senkung der Lohnnebenkosten reden, fällt mir der Straße stehen würden. immer ein, was Sie gemacht haben. Sie haben, weil Sie Steuererhöhungen für die Besserverdienenden vermei- (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Nein! Das stimmt den wollten, die Lohnnebenkosten erhöht. nicht!) (Widerspruch bei der F.D.P.) Herr Niebel hat davon geredet, daß es irgendwelche Zweckbindungen gebe. Wer bestreitet denn, daß die Ar- Es ist doch völlig klar: Wenn ich die gesamte aktive beitsmarktsituation in den neuen Ländern so ist, daß wir Arbeitsmarktpolitik verwerfe, wenn ich die Leistungen noch auf Jahre hinaus öffentliches Engagement brau-der Bundesanstalt für Arbeit verringere, dann verringere chen, um neue Arbeitsplätze in den neuen Ländern zu ich auch den Beitrag der Beschäftigten. – Einen Moment schaffen? müssen Sie noch stehenbleiben; Sie stellen die Frage, ich antworte. – Es ist doch völlig klar, Herr Kollege (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Niebel, daß man die Bundesanstalt für Arbeit zu einer und bei der SPD) Nachtwächterbehörde machen könnte und damit auch Wir haben im Gegensatz zu Ihnen vor und nach der die Beiträge für die Bundesanstalt für Arbeit senken Wahl gesagt, wir wollen eine aktive Arbeitsmarktpolitik könnte. Das ist aber das, was diese Koalition nicht will, in den neuen Ländern finanzieren. Stimmen Sie mit mir was auch die Beschäftigten in Deutschland nicht wollen. überein – das ist nur eine rhetorische Frage –, Es ist klar, daß die F.D.P. das will. Aber vor diesem Hintergrund stehen wir dafür, daß es öffentliches Enga- (Zuruf von der CDU/CSU: Keine gement und öffentliche Beschäftigung in diesem Bereich Gegenfrage!) gibt. (B) (D) daß der Chef der Bundesanstalt für Arbeit genau auf die- (Zurufe von der CDU/CSU: Das war vielleicht sen Zustand hingewiesen hat, welche Folgen es nämlich eine Antwort! – Keine Antwort!) hätte, den Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit auf Meine Damen und Herren, der Haushalt wird in den Null zu setzen? Das erfinden doch nicht wir, sondern es nächsten Jahren systematisch mit geringerer Neuver- ist das, was uns die Leute, die im Bereich der Arbeits- schuldung auskommen, und er wird, so schnell es eben marktpolitik ihre alltägliche Arbeit verrichten, sagen. möglich ist, im Gleichgewicht sein. Wir stehen dazu, Das Sofortprogramm für junge Leute wäre über die daß wir die Nettoneuverschuldung auf Null fahren. Wir Wupper. Die Leute würden wieder auf der Straße ste-stehen dazu, daß wir möglichst Überschüsse erwirt- hen. In den neuen Ländern würden weitere 200 000schaften. Wir wollen einen ähnlichen Weg gehen wie Menschen ohne Arbeitsplatz sein. viele unserer Nachbarländer – zu nennen ist das Beispiel Dänemarks –, wo man der jungen Generation sagt: Wenn wir euch schon große Belastungen im Bereich der Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Berninger, demographischen Entwicklung hinterlassen – das dürfte der Kollege Niebel will noch einmal fragen. ja in diesem Hause unstrittig sein –, können wir euch nicht zusätzlich einen Haushalt, der aus dem Gleichge- Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-wicht geraten ist, hinterlassen. Vor diesem Hintergrund NEN): Er will noch einmal fragen? Er darf auch nochmuß man sagen: Der Weg des Bundesfinanzministers einmal fragen. bringt einen Einstieg – diese Koalition steht hinter dem Bundesfinanzminister – in einen Paradigmenwechsel in (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- der Finanzpolitik, der besagt, daß man eben nicht auf NEN]: Der Nebel lichtet sich nicht!) neue Schulden setzen will. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dirk Niebel (F.D.P.): Herr Kollege Berninger, stim- und bei der SPD) men Sie mir zu, Vielmehr die Ausgaben danach auszurichten, wie hoch (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- unsere Einnahmen sind, ist das Ziel der Bundesregie- NEN]: Nein!) rung. Ich halte das für einen guten Weg. daß die Bundesanstalt für Arbeit über eigene Einnahmen Übrigens ist das nicht der einzige Punkt, bei dem wir verfügt, die sie selbst auf ungefähr 89,5 Milliarden DM diesen Weg gegangen sind. Wenn Sie sich vor Augen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6819

Matthias Berninger (A) führen, was wir im Bereich der Neuordnung derEner- Für den Euro, denke ich, ist dieser Haushalt deshalb(C) giewirtschaft machen, daß wir auf regenerative Energi- eine gute Nachricht, weil wir den Weg finanzpolitischer en setzen, daß wir eine Umorientierung der Energiewirt- Seriosität gehen, weil wir nicht Jahr für Jahr vor der schaft wollen, daß wir die Ökosteuer auch deshalb ein- Frage zittern: Schaffen wir die Maastricht-Kriterien oder geführt haben, damit Deutschland auf eine neue Ener- nicht?, sondern weil wir finanzpolitisch auf Stabilität giepolitik setzen kann, dann sehen Sie, daß diese Punkte setzen. Diese Stabilität wird an den europäischen Fi- Beispiele dafür sind, daß wir damit aufhören wollen, zu nanzmärkten positive Wirkungen haben. Lasten kommender Generationen Politik zu machen. Mich ärgert es dann, wenn Herr Stoiber nicht nur zum Ich bin sehr sicher, daß uns das auch bei derReform Verfassungsbruch aufruft, des Rentensystems gelingen wird. Übrigens kann man (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Unterstel- an dieser Frage erkennen, wie mächtig die Opposition lung! Das nehmen Sie zurück!) denn ist. Als das Sparpaket noch ein geschlossenes Pa- ket und komplett zustimmungspflichtig war, haben Sie sondern mit seinen Steuerreformvorschlägen auch noch hier vollmundig Drohungen ausgesprochen, etwa dieversucht, den Euro auszuhebeln. Drohung, Sie würden erst dann über eine Rentenreform (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN reden, wenn wir uns von der Maßnahme, die Erhöhung und bei der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ der Renten auf den Inflationsausgleich zu beschränken, CSU]: Eine Unterstellung! Das nehmen Sie verabschieden würden. Dann haben wir Sie von heute zurück!) auf morgen im Haushaltsausschuß damit überrascht, das Sparpaket in zwei Teile zu zerlegen, und damit ist Ihre Diese Art Oppositionsvorschläge finde ich nicht in Ord- gesamte Strategie zusammengebrochen. nung. Wer Vorschläge zur Reform des Steuersystems macht – natürlich warten wir auch auf Ihre Vorschläge –, (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P. – der muß sie seriös gegenfinanzieren. Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das war keine Überraschung! – Jürgen Koppelin [F.D.P.]: (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Das war nicht überraschend! Das haben wir und bei der SPD) euch gesagt!) Der Kollege Ramsauer hat gesagt, ich soll das zu- Das mag Sie ärgern. Aber, meine Damen und Herren, rücknehmen, ich freue mich darüber, daß die Union endlich zur Ver- (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Na klar! nunft zurückkehrt und an das anknüpft, wo sie sich in Logisch!) der letzten Legislaturperiode befunden hat, das Wort „Aufruf zum Verfassungsbruch“. Was ist das (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (B) denn sonst, Herr Kollege Ramsauer? (D) NEN]: Das wollen wir noch einmal prüfen, ob sie da was Vernünftiges vorlegt!) (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das erkläre ich Ihnen! Das müßten Sie eigentlich wissen!) nämlich zu erkennen, daß wir alle in diesem Haus ge- meinsam das Rentensystem reformieren müssen und daß Wenn man einen Vorschlag für eine Steuerreform Fundamentalopposition von Ihrer Seite nicht angebracht macht, der 30 Milliarden neue Schulden vorsieht, was ist. Sie sind mit in der Verantwortung. zur Folge hätte, daß wir höhere Schulden als Investitio- nen hätten und damit die Verfassung brechen müßten, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN was ist das, bitte, anderes als ein Verfassungsbruch? und bei der SPD) (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ich bin für Ihr Gesprächsangebot sehr dankbar. Ich NEN]: Das ist Stoiber!) glaube, daß diese Verhandlungen zu einem guten Er- gebnis führen werden. Denn wir alle müßten uns darin Diese Aufforderung von Herrn Stoiber weisen jedenfalls einig sein, daß es keinen Sinn macht, der nächsten Gene- wir in diesem Haus zurück. ration eine Kostenbelastung zu hinterlassen, die sie nicht (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tragen kann. und bei der SPD) Mich hat es geärgert, daß Sie Steuerreformvorschläge Das Hauptproblem, das die Opposition hat, besteht gemacht haben, die nur auf Pump zu finanzieren wären. darin, daß sie eigentlich gegen das Sparen nichts hat. Der Kollege Wagner hat völlig recht: Auf Pump ist mit Dann schiebt sie allerdings immer das große Komma uns nichts mehr zu machen. Mich hat das auch deshalb nach und sagt: Aber nicht an dieser, nicht an jener, nicht geärgert, weil Sie dann dazu beitragen würden – unsere an irgendeiner anderen Stelle. Der Kollege Austermann Wirtschaft ist die Leitökonomie in Europa –, daß derhat immer wieder vollmundig verkündet, es gebe ein Euro gefährdet würde. Wenn wir die Maastricht-Alternativkonzept. Kriterien nicht erfüllen würden, wenn wir einen Haus- halt vorlegen würden, der das von der Verfassung in Art. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!) 115 des Grundgesetzes vorgesehene Gebot verletzenDieses Alternativkonzept lag nie auf dem Tisch. würde, wonach die neuen Schulden nicht die Höhe der Investitionen überschreiten dürfen, dann würde schlag- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Doch, das artig die Botschaft an die europäischen Finanzmärkte haben wir vorgestellt, und zwar ohne Ökoab- gehen: Das mit dem Euro wird nichts mehr. zockerei!) 6820 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Matthias Berninger (A) Es ist unseriös. Es setzt auf den alten Kurs und auf so- wird, dann sind alle Bevölkerungsgruppen in die Pflicht (C) ziale Kälte, wie am Beispiel des Zuschusses für diezu nehmen. Diese Koalition aber fordert besonders jene Bundesanstalt für Arbeit zu sehen war. zur Solidarität mit den Kinder- und Enkelgenerationen auf, die ihre monatlichen Einkünfte für den aktuellen (Widerspruch bei der CDU/CSU) Konsum brauchen und sie nicht auf die hohe Kante le- Wir erhöhen das Kindergeld. Wir verbessern die Lei- gen können, nämlich Rentnerinnen und Rentnern, Sozi- stungen für die Familien in wirklich spürbarem Maße. alhilfeempfängerinnen und -empfänger und Arbeitslo- Wir setzen auf ein neues Steuersystem, auf eine Ergrü- senhilfebezieherinnen und -bezieher. Jene aber, die über nung des Steuersystems. Wir setzen auf einen Haushalt, mehr als ein Jahrzehnt von der wahrlich eskalierenden der ins Gleichgewicht kommt. Vor diesem Hintergrund öffentlichen Verschuldung profitiert haben, für die diese empfehle ich Ihnen, meine lieben Kolleginnen und Kol- öffentliche Verschuldung gar zur privaten Melkkuh ge- legen, dem Haushalt zuzustimmen, und danke dieserworden ist, kommen nach wie vor unter dem Regen Koalition dafür, daß sie mit dem finanzpolitischen Voo- durch. Das sehen wir nicht ein. doo der Ära Waigel Schluß macht. (Beifall bei der PDS) Vielen Dank. Muß denn die Öffentlichkeit davon ausgehen, daß die (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Einnahmeverbesserung öffentlicher Haushalte durch und bei der SPD) Wiedererhebung der privaten Vermögensteuer, wie sie von den heutigen Regierungsparteien zu deren noch gar nicht lange zurückliegenden Oppositionszeiten stets ge- Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile der Kolle- fordert wurde, damals auch nur eine populistische For- gin Christa Luft, PDS-Fraktion, das Wort. derung war? Ich meine, wir sollten die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit nicht ständig als Populismus dif- Dr. Christa Luft (PDS): Herr Präsident! Verehrte famieren. Kolleginnen und Kollegen! In wenigen Minuten wird (Beifall bei der PDS) hier eine Redeschlacht zu Ende gehen, die seit Dienstag vormittag in diesem Hause um den ersten Haushalt im Nicht ausgeräumt hat die Koalition den Vorwurf, die neuen Millennium tobt. Wenn ich rekapituliere, dannAnpassung von Einkommen entsprechend dem Inflati- stelle ich fest, daß diese Redeschlacht von lautstarkenonsausgleich würde die Binnenkaufkraft reduzieren. gegenseitigen Schuldzuweisungen der früheren Koaliti- Noch einmal, liebe Koalitionäre: Rentnerinnen und on an die jetzige Koalition und der jetzigen Koalition an Rentner, Sozialhilfe- und Arbeitslosenhilfebezieherin- die frühere geprägt gewesen ist. Zwischendurch hat na- nen und -bezieher haben von der Lohnnebenkostensen- (B) türlich – wie sich das gehört – die PDS immer ein paar kung durch Erhebung der Ökosteuer nichts. Aber ihnen (D) Hiebe abbekommen. Ob das nun aber den Menschen,wird durch die Ökosteuer in die Tasche gegriffen. Das die am Bildschirm und an den Radiogeräten all die Tage ist doch die Wahrheit. ausgeharrt haben, Antworten auf ihre Fragen gegeben Was das Verlagern von Bundesausgaben auf Länder hat, ob damit Vertrauen in die Politik zurückgewonnen und Kommunen mit Sparen zu tun hat, hat sich auch worden ist, das bleibt noch zu bezweifeln. nach dieser lautstarken Schuldzuweisung von der einen (Beifall bei der PDS – Steffen Kampeter auf die andere Seite der Öffentlichkeit immer noch nicht [CDU/CSU]: Durch Ihre Rede sicherlich erschlossen. nicht!) (Beifall bei der PDS) Nicht aufgeklärt hat die Koalition, warum sie so mir Der Kern unserer Kritik aber ist, daß Sie nicht sagen, nichts, dir nichts den Schwerpunkt der Wahlversprechen wie diese Gesellschaft nach einem harten Sparkurs aus- und den Schwerpunkt der Koalitionsvereinbarungensehen soll. Wie sieht Ihr Gesellschaftskonzept für die hinter sich gelassen und einen Schwenk vollzogen hat. Zeit danach aus? Wofür wird die Handlungsfähigkeit In der Koalitionsvereinbarung heißt es noch – das war des Staates zurückgewonnen? Wollen wir etwa noch richtig –: Der Schlüssel zur Haushaltskonsolidierung ist mehr Eurofighter? Doch wohl nicht! Wollen wir noch die energische Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Dafür, mehr Transrapids? Wollen wir noch mehr Subventionen liebe Koalitionäre, seid ihr doch gewählt worden undfür Daimler-Chrysler? nicht für ein Sparpaket schlechthin. Ich will dem lieben Geburtstagskind, dem Kollegen (Beifall bei der PDS) Wagner, sagen: Frau Matthäus-Maier hat bis zum letzten Beim Sparpaket ist nun fast eine Punktlandung ge-Tag ihrer Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag, also lungen. Was die Bekämpfung der Massenarbeitslosig- bis zum Sommer 1999, den Verzicht auf die Anschaf- keit angeht, da hat sich der Fallschirm noch irgendwie fung des Eurofighters und den Verzicht auf den Ein- im Gestrüpp verfangen. Bislang jedenfalls hat er seinstieg in dieses Projekt ständig gefordert. Das kann nicht Ziel weit verfehlt. ihre Privatmeinung gewesen sein. Sie wurde doch wohl von der SPD-Fraktion mitgetragen. Wie kann sich diese Zum sorgfältigeren und effektiveren Umgang mit öf- Meinung nach nur wenigen Monaten so verändern? Die fentlichen Geldern – das sind zum ganz großen TeilVorbelastungen für künftige Haushalte – das ist der Steuergelder von abhängig Beschäftigten – sagen wirKern unserer Kritik – reichen bis zum Jahr 2015. Woher selbstverständlich ja. Aber wenn für die Zukunft gespart wissen wir eigentlich, ob unsere Kinder und Enkelkinder Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6821

Dr. Christa Luft (A) im Jahr 2015 und danach diesen Eurofighter überhaupt Viertens. Wenn Sie die Betriebsprüfungen und die(C) noch wollen? Diese Fragen müssen wir stellen. Steuerfahndung intensivieren würden, dann könnten wir Mehreinnahmen erzielen, die wahrscheinlich in der (Beifall bei der PDS) Größenordnung von 1 Milliarde DM liegen würden. Eine Konversion wäre zwar nicht billig, aber sie wäre Fünftens. Wenn wir eine befristete Vermögensabgabe möglich. Sie wäre das Zeichen dafür, daß dieses Land erheben und die Erbschaftsteuer reformieren würden, tatsächlich eine antimilitaristische Außenpolitik betrei- dann stünden uns mehrstellige Milliardenbeträge zur ben will. Finanzierung der öffentlichen Ausgaben zur Verfügung. Ob und wie Sie im Zuge der Haushaltskonsolidierung heute brachliegende Arbeit finanzierbar machen wollen, (Beifall bei der PDS – Jürgen Koppelin wissen wir noch nicht. Was der Umbau des Sozialstaates [F.D.P.]: Wir versaufen unser Oma ihr klein tatsächlich bedeutet, wissen wir noch nicht. Wie der Häuschen!) ökologische Umbau der Gesellschaft aussehen soll, ist Ich komme zum Schluß. ebenfalls unbekannt. Diese Punkte hätten aber im Zu- sammenhang mit dem harten Sparpaket flankierend dis- (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist auch gut kutiert werden müssen, damit die Öffentlichkeit weiß, so!) wohin der Weg führen soll. So häufig wie hier in den letzten Tagen von Regierungs- Wir werden diesen Haushalt als Gesamtpaket ableh- politikerinnen und von Regierungspolitikern, auch vom nen. Dabei sitzen wir optisch mit der CDU/CSU und der Bundeskanzler, über soziale Gerechtigkeit, über die F.D.P. in einem Boot. Ich will aber sagen, daß es inhalt- Bedeutung der Binnennachfrage und über Solidarität lich deutliche Unterschiede gibt. Wir verkennen nämlich gesprochen worden ist, ist dies in den vielen Monaten nicht solche neuen Akzente in der Haushaltspolitik der zuvor nicht geschehen. Ich möchte Ihnen, Herr Bundes- jetzigen Koalition – darin besteht der Unterschied zurkanzler, sagen, daß meine Fraktion Ihnen großen Re- Haushaltspolitik der vorigen Koalition – wie die Famili- spekt dafür zollt, daß Sie sich für den Erhalt der Ar- enförderung, die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit beitsplätze bei dem Unternehmen Philipp Holzmann oder das Programm „Soziale Stadt“ und das Inno-Regio- eingesetzt haben. Ihr Handeln macht doch deutlich, wie Programm. Wir sehen diese neuen Akzente sehr wohl, wichtig es ist, daß sich die Politik von der Wirtschaft die auch einmal von der rechten Seite dieses Hausesnicht mehr an die Wand spielen läßt. Dafür braucht sie neidlos anerkannt werden könnten. aber entsprechende Einnahmen, um die sie sich küm- mern muß. (Beifall bei der PDS) (B) Der zweite Unterschied: CDU/CSU und F.D.P. haben (D) plausible Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung nicht Präsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin Luft, gebracht. Wenn man ihre Anträge bilanziert, dannSie haben Ihre Redezeit schon deutlich überschritten. kommt man zu dem Schluß, daß sie zwar Absenkungs- anträge gestellt haben, die aber durch Erhöhungsanträge Dr. Christa Luft (PDS): Ich sage zum Abschluß: Ich sozusagen wieder aufgefressen werden. Wenn Sie unse- bedanke mich ganz herzlich bei den Mitarbeiterinnen re Entschließungsanträge vorurteilsfrei lesen, dann wer- und Mitarbeitern des Haushaltsausschußsekretariates für den Sie erkennen, wo unsereKonsolidierungsvor- die faire Zusammenarbeit, die immer unabhängig von schläge liegen: der politischen Farbe der Abgeordneten funktioniert. Erstens. Wir haben einmal zusammengerechnet, was (Beifall bei der PDS) die jetzige Koalition noch bis in den Sommer 1998 hin- ein selbst an Kürzungen in ihren Anträgen gefordert hat. Jawohl, Herr Kollege Roth, irgendwie mögen wir uns Wenn Sie die entsprechenden Zahlen addieren, danntrotz aller Kontroversen im Haushaltsausschuß doch. kommen Sie auf einen Betrag von 8 Milliarden DM. Ich (Heiterkeit bei der CDU/CSU) denke, das wäre eine gemeinsame Verständigungsbasis gewesen. Zweitens. Wenn die Ausbildungsplatzumlagefinan- Präsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin Luft! zierung eingeführt würde, worüber sich damals SPD, Bündnisgrüne und PDS eigentlich im Kern immer einig Dr. Christa Luft (PDS): Dennoch mußte es keine waren, dann würde das den öffentlichen Haushalt umlangen Nachtsitzungen geben, wofür ich mich auch 2 Milliarden DM entlasten. Dieses Geld könnte für an- bedanke. Ich denke, das war auch ein wenig Ihr Ver- dere Zwecke zur Verfügung stehen, oder man könntedienst. damit die Neuverschuldung senken. Danke schön. (Beifall bei der PDS) (Beifall bei der PDS) Drittens. Es gibt nach wie vor beeinflußbare Kosten beim Umzug von Regierung und Parlament. Ich kann jetzt die Einzelheiten nicht darstellen. Ich kann aber sa- Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile dem gen, daß ein Einsparvolumen in zweistelliger Millionen- Kollegen Peter Ramsauer, CDU/CSU-Fraktion, das höhe garantiert möglich wäre. Wort. 6822 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

(A) Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU): Sehr geehrter stalt. Der Haushalt 2000 ist nichts anderes als eine(C) Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn Mogelpackung an der Schwelle zum nächsten Jahrtau- man am Ende dieser Woche das Fazit dieser Haushalts- send. beratung zieht, muß man sagen – man kann es nicht oft genug wiederholen –: Rotgrün kann es nicht, Rotgrün (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! – wird es nicht lernen. Der Haushalt, der in dieser Woche Widerspruch des Abg. Rezzo Schlauch vorgelegt worden ist, ist kein Zukunftsprogramm für un- [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) ser Land. – Lieber Kollege Schlauch, lesen Sie einmal nach, was (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – der Kollege Metzger zu dem einen oder anderen gesagt Joachim Poß [SPD]: Ist das der Glos Nummer hat. Eine herbere Kritik können Sie sich gar nicht vor- zwei?) stellen. Der Herr Bundeskanzler und andere Vertreter dieser In der Einbringungsrede zu diesem Haushalt am 15. Bundesregierung und Koalition haben oft genug zuge- September 1999 hat der Bundesfinanzminister gesagt: geben, es seien viele sogenannte handwerkliche Fehler Mit dem Haushalt 2000 haben wir das größte Kon- passiert. Aber wenn man diese Worte schon gebraucht – solidierungsvorhaben in der Geschichte der Bun- eigentlich ist die Bezeichnung „handwerkliche Fehler“ desrepublik Deutschland eingeleitet. Damit kann eine totale Beschönigung dessen, was hier passiert ist, der Bundeshaushalt endlich wieder solide finanziert der Euphemismus des Jahres und eine Beleidigung für werden – übrigens ohne Steuererhöhungen. das ganze Handwerk –, „Übrigens ohne Steuererhöhungen“: Das glatte Ge- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) genteil ist der Fall. muß man schon unterscheiden und sagen: Auch wenn im Handwerk Fehler passieren, stimmt dort wenigstens (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) die Richtung noch. Bei dieser Regierung, bei der rotgrü- Auf vielfältigste Weise wird hier verkappt und ver- nen Koalition, stimmt die ganze Richtung nicht. Das ist steckt und dem Bürger in die Tasche gegriffen, angefan- der wesentliche Unterschied. gen bei der versteckten Fast-Verdoppelung bei den Ab- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- schreibungen, was den Menschen ungeheuer weh tut – ordneten der F.D.P.) es gibt kaum eine schlimmere Investitionsbremse –, bis hin – jetzt am aktuellsten – zur Ökosteuer. Da satteln Sie Ich habe einmal in den persönlichen Erklärungendrauf. nachgelesen, die von Kolleginnen und Kollegen aus der (B) SPD – Kollege Roth hat es auch schon angesprochen – (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Locker!) (D) vor 14 Tagen bei der Verabschiedung des Haushaltssa- Sie satteln überall drauf und kalkulieren bis zum Jahre nierungsgesetzes abgegeben worden sind. Hier heißt es 2003 mit einem Anstieg der jährlichen Bundesausgaben beispielsweise in einer Erklärung vom linken Flügel – es um fast 50 Milliarden DM. geht von B wie Barthel bis W wie Wiesehügel, das reimt sich sogar Unter Bundesfinanzminister Theo Waigel hat es so etwas nicht gegeben. Unter ihm sind die Ausgaben zwi- (Joachim Poß [SPD]: Das haben wir gar nicht schen 1993 und 1998 praktisch unverändert geblieben. gemerkt!) Das ist die nackte Wahrheit der Zahlen. – das sind jetzt Ihre Worte, passen Sie gut auf –: (Beifall bei der CDU/CSU) Gleichwohl haben wir in einigen wesentlichen Punkten deutliche Kritik an der Strategie und den Meine Damen und Herren, das einzige, worum Sie konkreten Auswirkungen der hiermit beschlossenen sich aus der Regierungskoalition bemühen, ist, die La- Konzeption der Haushaltskonsolidierung. fontainsche Hinterlassenschaft, die 30 Milliarden DM Lafontainscher Erblast abzutragen. Leider sparen Sie (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) dabei wirklich ohne Sinn und Verstand Was heißt das? Das heißt nichts anderes, als daß die (Hans Georg Wagner [SPD]: Ihre Erblast!) Richtung nicht stimmt. durch das Verschieben von Lasten auf Länder und Ge- Wenn man bei den Begriffen „handwerkliche Män- meinden und durch das Kürzen von Investitionen. gel“ und „handwerkliche Fehler“ bleibt, muß man sa- gen: Solche Richtungsfehler würden in der freien Wirt- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- schaft und im Handwerk zur Streichung aus der Hand- ordneten der F.D.P.) werksrolle und zum Entzug des Meistertitels führen. Lafontaine hat sich aus dem Staub gemacht, als er ge- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- merkt hat, daß er mit dieser Verteilungspolitik den Kar- ordneten der F.D.P. – Joachim Poß [SPD]: Sie ren in Deutschland an die Wand fährt. sind heute auch von der Rolle!) Ich habe wirklich kein Mitleid mit Bundesfinanz- Ein Korrekturgesetz jagt das andere. Diese Bundesre- minister Eichel; in der Tat nicht. Aber eines gestehe gierung ist nichts anderes als eine Nachbesserungsan-ich ihm zu: Er muß die Suppe auslöffeln, die Herr La- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6823

Dr. Peter Ramsauer (A) fontaine in den 135 Tagen seiner Amtszeit hinterlassen Hier heißt es – ich zitiere –: (C) hat. Wenn Kürzungen die Substanz angreifen, wenn sie (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) konjunkturdämpfend wirken und wichtige Investi- tionen verzögern oder verhindern, Deswegen gibt es keine schwarzgelbe Erblast. Es gibt keine CDU/CSU-F.D.P.-Erblast. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!) (Zurufe von der SPD: Doch!) werden sie kontraproduktiv. Es gibt nur eine Erblast aus den 135 Tagen der Amtszeit von Herrn Lafontaine. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Das heißt im Klartext – SPD-Abgeordnete trauen sich ordneten der F.D.P. – Widerspruch bei der allerdings nicht, das so deutlich zu sagen –: Eichel ist SPD) die personifizierte Investitionsbremse in unserem Lande. In diesen 135 Tagen hätten wir auch eine echte Steuerre- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) form mit einer Nettoentlastung in Höhe von etwa 30 Milliarden DM durchführen können, die am 1. Januar Vor diesem Hintergrund wirkt die Sanierung bei 2000 hätte in Kraft treten können. Holzmann, die sich der Kanzler auf die Fahnen schreibt, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Da hat er (Hans Georg Wagner [SPD]: Kann er auch!) recht! – Hans Georg Wagner [SPD]: Auf als ein gut inszeniertes Medienereignis, als eine Polit- Pump!) show dieses Kanzlers, obwohl ich diese Erfolge nicht Wir haben alle geglaubt, Sie hätten aus den Fehlern schmälern möchte. von Lafontaine gelernt. Das Schlimme ist, Sie haben Wichtiger als all dies ist: Deutschland braucht ein in- nichts daraus gelernt. Einige Stichworte sind zum Bei- vestitionsfreundliches, ein wirtschaftsfreundliches Kli- spiel die Wiedereinführung der Vermögensteuer, diema für Betriebe, für Unternehmen und für Arbeitsplätze. Neueinführung der Vermögensabgabe und die Erhöhung Das wäre tausendmal besser als Staatszuschüsse in drei- der Erbschaftsteuer. Das sind Stichworte für die Folter- stelliger Millionenhöhe, wenn alles schon in Flammen und Marterinstrumente, die Sie sich neuerdings einfallen steht. lassen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Momentan sprechen Sie – das muß man auch sagen – ordneten der F.D.P.) (B) nur halbherzig darüber, weil der SPD-Parteitag bevor- (D) steht. Ich erwarte – Herr Diller, Sie reden zum Abschluß Sparen ja, aber an der richtigen Stelle und nicht am in dieser Haushaltsdebatte nach mir – und wünsche mir, falschen Ort. Seit Monaten versucht diese Bundesregie- daß Sie die Dinge hier vor der deutschen Öffentlichkeit rung, ihren wilden Sparhammer damit zu begründen, und vor dem deutschen Parlament klarstellen und daßdaß sie von uns Erblast eine in Höhe von Sie die Menschen nicht aus Rücksicht auf Ihren SPD-1 500 Milliarden DM übernommen habe. Wahr ist: Parteitag und die gute Stimmung, die Sie dort erzeugen Wenn man sich die gesamte Substanz dieser Altschulden wollen, im unklaren lassen. Eigentlich müßte der Kanz- ansieht, stellt man fest, daß sie im wesentlichen, vom ler ein Machtwort sprechen und deutlich machen, wer Sockel her, eine Hinterlassenschaft aus 13 Jahren SPD- das Sagen hat: der Kanzler mit seiner Richtlinienkom- Regierung, petenz oder der linke Parteiflügel mit Herrn Larcher und (Lachen und Widerspruch bei der SPD) Konsorten. und zwar mit Zinseszinsen, und eine Folge des SED- Meine Damen und Herren, genauso gefährlich wieSchuldenschutts nach der Wiedervereinigung sind. diese Neidhammelpolitik sind auch die Einschnitte bei den Investitionen. Ich möchte dies deutlich machen: In (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Milliardenhöhe wird der Etat des Straßenbaus zusam- Liebe Kolleginnen und Kollegen von der PDS, mengestrichen. Herr Bundeskanzler – er ist gerade nicht 400 Milliarden DM Altschulden des SED-Regimes anwesend –, die Bauarbeiter werden es Ihnen „danken“. mußten übernommen werden. Wir können darauf stolz Allein daran zeigen sich die ganzen Widersprüchlich- sein, daß es in dem jetzt ablaufenden Jahrzehnt – wenn keiten rotgrüner Politik. Sie sind auf der einen Seite für auch mit Opfern – gelungen ist, 600 Milliarden DM für sichere Arbeitsplätze in der Baubranche und in der die neuen Länder aufzubringen. Das war eine Zu- Automobilbranche. Auf der anderen Seite wollen Sie kunftsinvestition für unser ganzes Land, für unser Va- keine Straßen mehr bauen. Wie paßt dies zusammen? terland, und eine großartige Leistung der Regierung (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Kohl/Waigel. Ich zitiere aus einer weiteren Erklärung von sozial- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) demokratischen Bundestagsabgeordneten von vor 14 Ta- Es ist unredlich, unanständig und schlechthin falsch, gen. diese Schulden der Regierung Kohl anzulasten. Wer hier (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Da waren den negativ besetzten Begriff der „Erblast“ benutzt, der auch Haushälter dabei!) hat in Wirklichkeit die deutsche Einheit nicht gewollt. 6824 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Dr. Peter Ramsauer (A) Zu diesen Leuten gehört Schröder genauso wie Lafon- Spätestens als er das Mittwoch früh gesagt hat, hat das (C) taine. Wort „Morgengrauen“ für mich eine ganz neue Bedeu- tung bekommen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Die Mitglieder der Regierung sind sich nicht grün, ordneten der F.D.P.) die Regierung ist zerstritten, und sie ist sich nur in dem einen Punkt einig, wie man dem kleinen Mann in die Was sollen die Rentner tun? Tasche greift. Die Ökosteuer ist – ich greife es noch (Zuruf von der SPD: Die Koffer holen!) einmal auf – das reinste Abkassiermodell. Wenn im Jahr 2003 der Benzinpreis bei 2,10 DM oder 2,20 DM liegt – Die Rentner sind jetzt bei Ihnen im Schwitzkasten. Ich wir weisen schon heute darauf hin –, dann werden wir gehe davon aus, daß die Menschen Sie bei den nächsten sagen: Es war rotgrüne Abzockerpolitik, die zu diesem Wahlen spüren lassen, was sie davon halten. Bei Ver- hohen Spritpreis geführt hat. sammlungen im ganzen Land zwischen Berchtesgaden und Lübeck bekommt man zu hören: Niemand will es (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Öko- mehr gewesen sein, der Sie am 27. September 1998 ge- zocker!) wählt hat – schon damals nicht und auch heute nicht. Das Ganze ist in mehrfacher Hinsicht ein totaler (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Fehlgriff. ordneten der F.D.P.) Aus den Einnahmen aus der Ökosteuer Geld in die Wer hat sich denn in aller Öffentlichkeit in der Sendung Sozialversicherungssysteme, in die Rentenversicherung, von Frau Christiansen entschuldigen müssen? Es war zu stecken ist ein schlimmer Systemfehler, liebe Kolle- der Bundeskanzler persönlich. ginnen und Kollegen von der Bundesregierung. Denn (Ilse Janz [SPD]: Er ist wenigstens so klug und wir können die Sozialsysteme nicht dadurch sanieren, tut das! Was hat denn Kohl gemacht mit sei- daß wir in sie immer wieder frisches Geld hineinpum- nen „blühenden Landschaften“?) pen. Es war ein schlimmer Fehler von Ihnen, die sozial- politischen Reformen unserer letzten Regierung zurück- Wer glaubt, daß durch die „Rente mit 60“ die renten- zunehmen. politischen, die sozialpolitischen und die arbeitsmarkt- politischen Probleme in unserem Land gelöst werden (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!) könnten, der ist nicht nur falsch „gezwickelt“, wie Man macht die Sozialsysteme in Deutschland nicht es genannt hat, sondern er ist auch falsch durch die Verweigerung von Reformen fit. Man macht „geriestert“ und „geschrödert“. Das alles kommt zu- sammen; denn es gibt nicht nur einen, sondern inzwi- (B) sie nicht fit, indem man in sie immer wieder frisches (D) Geld hineinpumpt. Wenn das frische Geld verpufft ist, schen drei oder mehr Täter. dann lassen Sie sich neue Instrumente einfallen, um den (Beifall des Abg. Hans Michelbach [CDU/ Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen und damit CSU]) die Lücken in der Sozialversicherung zu schließen. Leidtragende dieser gesamten Politik sind die Arbeit- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) suchenden, die Steuerzahler und die Unternehmen in un- Im übrigen hat es geheißen, Sie wollten mit den Ein- serem Land, die die Zeche dieses rotgrünen Gewürges nahmen aus der Ökosteuer die Beiträge zur Rentenversi- bezahlen. cherung senken. Jetzt heißt es, nur 70 Prozent dieser Tatsächlich braucht Deutschland zur Jahrtausend- Einnahmen sollen dazu dienen. In Wirklichkeit fließen wende, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, mehr denn je 4,4 Milliarden DM in den Bundesetat. Damit stopfen Sie eine Politik, die uns für die Zukunft fit macht. die von Lafontaine angerichteten Etatlöcher, die Eichel (Peter Dreßen [SPD]: Das machen wir!) jetzt zu reparieren versucht. Genau dies haben die Menschen von der neuen Regie- (Peter Dreßen [SPD]: Jetzt doch nicht mehr! rung erwartet. Deswegen sind Sie auch gewählt worden. Bleiben Sie bei der Wahrheit!) Aber die Menschen sind tief enttäuscht worden. Deswe- Ich möchte noch etwas zu den Renten sagen. Amgen steht jetzt niemand mehr zu Ihnen. 17. Februar 1999 hat der Bundeskanzler gesagt: Wir brauchen eine Steuerreform, die diesen Namen Ich stehe dafür, daß die Renten in Zukunft so stark auch verdient und mit der nicht wie mit der Ökosteuer steigen wie die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer. draufgesattelt wird. Wir brauchen eine Politik für mehr Wachstum und Investitionen statt Arbeitsplatzhemmnis- Vier Monate später war das alles Schall und Rauch, und se und Jobkiller wie das 630-Mark-Gesetz. es hat geheißen, es gebe nur eine Inflationsanpassung, weil die Rentenkassen sonst zu leer würden. Es war Wir brauchen eine nachhaltige Rentenreform, die die schon der Gipfel der Geschmacklosigkeit, Renten der jetzigen Bezieher sichert und die Solidarität der Beitragszahler, vor allem die der jüngeren, nicht (Ernst Schwanhold [SPD]: Das sind Sie!) überfordert. Der schlimmste Fehler von Rotgrün war, daß die Reformen, die wir durchgeführt haben, zurück- als sich am letzten Mittwoch der SPD-Frak- genommen worden sind. tionsvorsitzende bei den Rentnern noch dafür bedankt hat, daß sie für dieses Raubrittertum Verständnis hätten. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6825

Dr. Peter Ramsauer (A) Dies bereuen Sie jetzt, weil Sie gemerkt haben, daß un- Deswegen bleibt das, was ich früher zu Ihnen gesagt ha- (C) sere Richtung gestimmt hat. Mit dieser Reformverwei- be, auch richtig: Sie sind der größte Schuldenmacher gerungs- und Reformrücknahmepolitik haben Sie unse- aller Zeiten. rem Land ein Stück Zukunft genommen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Herr Kollege Ram- Die bittere Folge dieser Entwicklung ist: 1982 reichte sauer, Ihre Redezeit ist überschritten. noch jede achte D-Mark, die wir vom Bürger einnehmen (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schade!) durften, aus, um die Zinsen zu zahlen. Am Ende Ihrer Regierungszeit müssen wir jede vierte D-Mark, die wir an Steuern einnehmen, für das Zahlen der Zinsen ausge- Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU): Ich komme zum ben. Darin ist keine müde Mark für Tilgung enthalten. Schluß, noch ein letzter Satz. – Der Bundeskanzler hat Deswegen gilt auch für den Bund das, was das Bundes- nach der haushoch verlorenen Europawahl gesagt, erverfassungsgericht bezüglich Saarland und fest- habe die Menschen verstanden. Er hat sie nicht verstan- stellte: Sie haben die Finanzen des Bundes in eine ex- den. Als Resümee dieser Haushaltswoche muß ich sa- treme Haushaltsnotlage hineinmanövriert; gen: Herr Bundeskanzler, Sie und Ihre Mannschaft er- füllen die Ansprüche der Politik in Deutschland nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Ihr erstes Regierungsjahr war ein verlorenes Jahr für un- ser Land, ein verlorenes Jahr für die Arbeitslosen.denn auch diese Bundesländer mußten ein Viertel ihrer Deutschland und die Deutschen haben diese Regierung Steuereinnahmen für das Zahlen der Zinsen aufbringen. nicht verdient. Zweiter prägender Eindruck: Die Opposition ist sich (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) überhaupt nicht klar darüber, ob kaum oder ob viel zu viel gespart wird. Wenn man Austermann folgt, dann werden aus 30 Milliarden DM plötzlich nur noch Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort 7,5 Milliarden DM. Wenn man aber die vielen Einzel- dem Parlamentarischen Staatssekretär Karl Diller. planberatungen verfolgt, dann stellt man fest: Bei jedem Einzelplan wird gesagt: Da dürft ihr nicht sparen, und Karl Diller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister dort dürft ihr nicht sparen. Da müßt ihr mehr ausgeben. der Finanzen: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Da- – Das heißt, die ganze Richtung stimmt nicht bei der men und Herren! Ich darf Sie alle ganz herzlich vonOpposition. meinem Bundesfinanzminister Hans Eichel grüßen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (B) (D) DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Keine Grüße zu- CSU]: Verschoben! – Jürgen Koppelin rück!) [F.D.P.]: Ihr spart doch gar nicht, sondern ihr Er läßt sich entschuldigen; denn er ist zur Zeit ver- kassiert ab!) pflichtet, im Bundesrat Rede und Antwort zum Haus- Der dritte Eindruck ist folgender: Diese Opposition haltssanierungsgesetz zu stehen. hat nach wie vor nichts übrig für das Schicksal von ar- Wenn ich die Debatte von Dienstag bis heute Revue beitslosen Jugendlichen und arbeitslosen Erwachsenen. passieren lasse – wie Sie wissen, habe ich viele Stunden (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ hier gesessen und intensiv zugehört –, DIE GRÜNEN) (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Wir auch!) Deswegen stellt sie erneut den Antrag, den Zuschuß an muß ich feststellen, daß es einige prägende Eindrücke die Bundesanstalt für Arbeit in Höhe von 7,8 Milliar- gibt. Der erste prägende Eindruck: Die Opposition inden DM restlos zu streichen. diesem Hause ist zu feige, zu ihrer katastrophalen finan- (Dirk Niebel [F.D.P.]: Ich dachte, Sie hätten ziellen Erblast zu stehen. zugehört!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Dies bedeutet für über 100 000 junge Menschen Hoff- DIE GRÜNEN) nungslosigkeit hinsichtlich des Einstiegs in das Berufs- leben. Das bedeutet für die Erwachsenen, daß sie keine Jetzt redet sie sich mit den Kosten der deutschen Einheit Hoffnung haben dürfen, durch Fortbildung und Um- heraus. In der Tat: 1990 starteten Sie mit Schulden in Höhe von 94 Milliarden DM. Diese stiegen bis 1998 auf schulung eine neue Chance für eine Erwerbstätigkeit zu bekommen. rund 450 Milliarden DM an. Sie bezeichneten das alles als „Sondervermögen“. In Wirklichkeit war es eine An- (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das ist lächerlich! Sie sammlung von Schulden. Wenn ich dieses „Sonderver- haben keine Ahnung!) mögen“ abrechne, dann muß ich feststellen, daß Sie in- Deswegen bin ich den Koalitionsfraktionen dankbar, daß nerhalb von 16 Jahren aus 308 Milliarden DM Schulden, sie diesen unsäglichen Antrag mit Entschiedenheit zu- aus der Ära , über 900 Milliarden DM rückgewiesen haben. Schulden gemacht haben. Sie haben die Schulden des Bundes – reine Finanzschulden, ohne die Schulden, die (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ für die deutsche Einheit gemacht wurden – verdreifacht. DIE GRÜNEN) 6826 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Parl. Staatssekretär Karl Diller (A) Der vierte bleibende Eindruck von dieser Opposition Wenn Sie nur die Freundlichkeit hätten, einmal auf Seite (C) ist folgender: Sie ist in einer so verzweifelten Situation, 53 des Finanzplans des Bundes nachzuschauen, der Ih- (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sprich doch einmal nen vorliegt, dann würden Sie, bezogen auf den Zeit- von der Regierung! – Peter H. Carstensen raum 1998 bis 2000, den Sie herangezogen haben, fest- [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das haben wir bei stellen: 1998, also unter Ihrer Regierung, standen für In- den Landtagswahlen gemerkt!) vestitionen 57,1 Milliarden DM zur Verfügung. Im Jahre 2000 geben wir 57,6 Milliarden DM aus. Mithin geben daß sie Zahlen fälscht und Zusammenhänge herstellt,wir 500 Millionen DM mehr aus, als es Ihre Regierung indem sie Äpfel mit Birnen vergleicht, und einen Popanz im Jahre 1998 getan hat. aufbaut, um endlich angreifen zu können. Wer so mit- einander umgeht, der muß noch viel lernen in der Oppo- Lassen Sie es, mit unwahren Zahlen zu operieren! sitionszeit. Deswegen wünsche ich Ihnen eine ganz lan- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ge Oppositionszeit. DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD) Geradezu unverschämt, ja widerlich ist es, mit dem Berüchtigt in diesem Zusammenhang ist der Kollege Schicksal der Holzmänner zu spielen, indem Sie un- Austermann inzwischen nicht nur im Haushaltsaus-terstellen, wir würden die Bauinvestitionsmittel strei- schuß, sondern auch im Plenum des Deutschen Bundes- chen. Der Kollege Wagner hat darauf zu Recht hinge- tages und bei der Presse. wiesen. Ich wiederhole, was Sie da gesagt haben: (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ Wenn Sie im Bundeshaushalt die Mittel für Inve- CSU]: Austermann ist Spitze!) stitionen einschließlich des Hoch- und Tiefbaus Zur Ökosteuer stellt er hier Behauptungen auf. Das tut nicht in dieser unverantwortlichen Weise zusam- aber nicht nur er, sondern auch der Kollege Koppelin menstreichen würden, und der Kollege Ramsauer; ihm sehe ich es nach, weil er es vielleicht nicht besser wissen kann. – so der Kollege Merz am Dienstag – (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie waren dann gäbe es möglicherweise morgen noch die schon einmal witziger! Sie werden immer Philipp Holzmann AG … plumper!) (Hans Georg Wagner [SPD]: Unverschämt!) Die Ökosteuer will ich hier einmal klar auflisten. In 1999 nehmen wir 8,4 Milliarden DM ein und geben Meine Damen und Herren, ich weise darauf hin: Die 8,8 Milliarden DM an die Rentenkasse. Wir geben inMittel für Bauinvestitionen sind seit 1998 – das war zu (B) diesem Jahr damit mehr an die Rentenkasse, als wir über Ihrer Regierungszeit – von 11,2 Milliarden DM (D) um die Ökosteuer überhaupt einnehmen. Das ist die Wahr- 400 Millionen DM auf 11,6 Milliarden DM im Jahr heit. Im nächsten Jahr und in den darauffolgenden Jah- 2000 gestiegen. Wir haben nicht gekürzt, wir legen so- ren ist dieses Geben und Nehmen ausgewogen, so daß gar drauf. Es ist deswegen erbärmlich, was sich der Herr wir über den gesamten Zeitraum von 1999 bis 2003 –Merz hier leistet. das habe ich allen Mitgliedern des Haushaltsausschusses (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten schriftlich mitgeteilt – sogar 800 Millionen DM mehr an des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) die Rentenkassen zahlen, als wir in diesen fünf Jahren über die Ökosteuer überhaupt einnehmen. Deswegen sa- Jetzt kommt der Gipfel, die Äußerungen des Herrn ge ich Ihnen: Lassen Sie diese Lüge mit der Ökosteuer! Ramsauer. Sie, Herr Ramsauer, behaupten, wir würden einsammeln, was Oskar Lafontaine ausgegeben habe. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Herr Ramsauer, Sie sollten sich für solche Behauptun- DIE GRÜNEN) gen zu gut sein. Wissen Sie denn nicht, warum der Dann gibt es einen neuen, der in den unedlen Wett- Haushalt 1999 gegenüber dem Haushalt 1998 um streit mit Austermann tritt. Das ist der Kollege Merz.28 Milliarden DM gestiegen ist? Am Dienstag dieser Woche sagte Herr Merz – ich zitiere wörtlich –: (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Doch!) Sie Ist es Ihnen unbekannt, daß wir Ihre Schattenhaushalte, – gemeint sind wir – (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Begrün- geben über 7 Milliarden DM mehr für aktive Ar- dung heißt Lafontaine!) beitsmarktpolitik, für eine zusätzliche Bewirt-nämlich das Defizit derPostunterstützungskassen in schaftung des Arbeitsmarktes, aus. Gleichzeitig, im Höhe von 9 Milliarden DM, auf der Einnahmen- und selben Zeitraum und im selben Bundeshaushalt,Ausgabenseite in den Bundeshaushalt einstellten und kürzen sie die Mittel für Investitionen um fast ge- daß die Einnahmen aus der erhöhten Mehrwertsteuer nau diesen Betrag. – das wurde ja von Ihnen mit unserer Zustimmung be- ( [CDU/CSU]: Recht hat er! – Zu- schlossen – nicht wie 1998 nur ein Dreivierteljahr, son- ruf von der SPD: Gelogen war das!) dern 1999 ein ganzes Jahr im Haushalt zu Buche schlu- gen? Hinzu kommen die Einnahmen aus der Ökosteu- Herr Merz, das ist die glatte Unwahrheit. er, die in den letzten drei Quartalen des Jahres 1999 zu (Beifall bei der SPD) Buche schlagen und von uns an die Rentenkassen wei- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6827

Parl. Staatssekretär Karl Diller (A) tergeleitet werden. Die letzten beiden Einnahmequellen es die Verfassung erlaubt. Im Jahr 1998 hat er sein Le-(C) machen zusammen 15 Milliarden DM aus; zusammenbenswerk gekrönt: Er hat Bundesvermögen im Werte mit den 9 Milliarden DM aus der erstmaligen Etatisie- von 20 Milliarden DM – das war der Gipfel – verkauft, rung der Zahlungen an die Postunterstützungskassen er- um die Haushaltslöcher zu stopfen. Er hat auf einen gibt das schon 24 der 28 Milliarden DM. Im Haus-Schlag so viel Bundesvermögen verkauft, wie früher in halt 2000 wird nichts eingesammelt, sondern diese An- 20 Jahren verkauft wurde. sätze sind wie schon 1999 weiter Bestandteil des Haus- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ haltes. Hören Sie auf, so erbärmlich mit der Wahrheit DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ umzugehen! CSU]: 10 Milliarden DM waren das!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Aus dieser Voodoo-Situation werden wir mit dem 99er DIE GRÜNEN) Haushalt und mit dem 2000er Haushalt herauskommen. Verlassen wir jetzt das Thema Opposition, und wen- (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Er schwindelt! Das den wir uns den Medien zu. Vor einem halben Jahr hat stimmt alles gar nicht! – Dietrich Austermann mein Minister erstmals gegenüber den Fachministerien [CDU/CSU]: Es gibt noch ein Nachspiel! und der Öffentlichkeit die Notwendigkeit dargestellt, 10 Milliarden DM sind nach 1999 übertragen 30 Milliarden DM im Bundeshaushalt 2000 zu sparen. worden!) (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Er spart sie ja Insoweit sind wir froh und dankbar, daß der Haushalt nicht! Er kassiert ab!) für das Jahr 2000 und die mittelfristige Finanzplanung dazu dienen werden, die Kaufkraft der Arbeitnehmerin- Gerhard Hennemann von der „Süddeutschen Zeitung“ nen und Arbeitnehmer sowie der Familien zu stärken hat dieses im Mai wie folgt kommentiert – hören Sieund damit Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaf- bitte einmal zu, was er gesagt hat! –: fen. Erneut werden wir im nächsten Jahr die Steuern Mutig, wie er sich seit seiner Amtsübernahme prä- senken. Erneut werden wir im nächsten Jahr das Kinder- sentiert, will Bundesfinanzminister Hans Eichel so- geld anheben. Erneut werden wir die neuen Bundeslän- gar die tiefste Schnittstufe einstellen der und in einem gewaltigen Umfang fördern. Wir werden 30 Milliarden DM an Ausgaben einfach wegneh-die Investitionen in Bildung, Forschung und Hochschul- men. bau gegenüber diesem Jahr nochmals steigern. Wir wer- den für die aktive Arbeitsmarktpolitik genügend Mittel (Dirk Niebel [F.D.P.]: Rasenmäher!) bereitstellen. Wir werden die Investitionen auf hohem Unvorstellbar für diejenigen, die Jahre lang verfolgt Niveau halten können. Wir werden das 1-Milliarde-DM- (B) haben, wie schwer es einem Theo Waigel gefallen Solardachprogramm fortführen können. Wir werden für (D) ist, auch nur einen Bruchteil dieser Mammutkür-die soziale Sicherung im nächsten Jahr 15 Milliarden zungen zu realisieren. Sollte es dem neuen Bonner DM mehr ausgeben, als Sie es im letzten Jahr Ihrer Re- Kassenwart dennoch gelingen, auch nur ein Drittel gierungszeit taten. Das ist ein gigantischer Erfolg, über seiner Zielgröße zu erreichen, wäre das ein riesiger den wir uns alle freuen können. Erfolg. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Hat er ja nicht!) Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang, meine Meine Damen und Herren, wir freuen uns heute, daß wir Damen und Herren, darauf hinweisen, daß wir in der diesen riesigen Erfolg geschafft haben, ohne das in An- mittelfristigen Finanzplanung auch Vorsorge dafür ge- spruch zu nehmen, was Hennemann uns damals in seiner troffen haben, im Jahr 2001 das Wohngeld, das Sie seit Überschrift unterstellte: „Höhere Steuern sind abseh-1990 nicht mehr erhöht hatten, endlich zugunsten der bar“. Wir haben die Steuern zur Finanzierung des Bun- Beschäftigten und der Rentnerinnen und Rentner in die- deshaushaltes nicht erhöht. sem Lande drastisch erhöhen zu können. Auch werden (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten wir die Steuern für die Unternehmen in einer sehr be- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jür- achtlichen Größenordnung senken können, nämlich um gen Koppelin [F.D.P.]: Ihr habt es doch nicht 8 000 Millionen DM in jedem Jahr. erreicht!) (Beifall bei der SPD) Ziel unseres Sparens ist, aus der Voodoo-Situation Meine sehr verehrten Damen und Herren, jetzt noch von Theo Waigel herauszukommen. Zu Ihrer Erinne-etwas für haushaltspolitische Feinschmecker. rung: Die Aufnahme von 78 Milliarden DMSchulden im Jahre 1996 war verfassungswidrig. So viele Schul- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Da sind wir den wie Sie damals aufgenommen haben, hat man früher aber gespannt!) in einer ganzen Wahlperiode gemacht. Sie haben 1996 Die SPD-Fraktion ist unter meiner Führung als Haus- gegen die Verfassung verstoßen. Deswegen sind wirhälter 1997 vor das Verfassungsgericht gezogen. 1997 trat (Dr. Peter Struck [SPD]: Was? „Unter meiner Theo Waigel dann hier auch den Gang nach Kanossa an. Führung“?) Er mußte den Bundestag händeringend bitten, die Stö- rung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes fest- – Herr Vorsitzender, unter Scharpings Führung – 1997 zustellen, damit er höhere Kredite aufnehmen durfte, als zu dem Schluß gekommen, gegen den verfassungswid- 6828 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Parl. Staatssekretär Karl Diller (A) rigen Haushaltsvollzug von Theo Waigel in Karlsruhe Ich danke dem Sekretariat des Haushaltausschusses, (C) zu klagen. Was die Haushälter zusammen mit der Bun- den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dort hinten desregierung mittlerweile in den Haushaltsgesetzensitzen, den Haushaltabteilungen von Bundeskanzleramt 1999 und 2000 verankert haben, ist genau das, wofür wir und allen Ministerien bis hin zum Bundesfinanzministe- in Karlsruhe gekämpft haben. Wir haben jetzt eine deut- rium sowie dem Bundesrechnungshof für die exzellente liche Eingrenzung dessen gesetzlich festgeschrieben,Zuarbeit. was mit Ausschöpfung von Rest-Kreditermächtigungen Meine Damen und Herren, das Parlament wird nach- ohne Haushaltsausschuß möglich ist. Ferner haben wir her mit Ihrem Beschluß den Haushalt aus seinen Händen deutliche Grenzen für das gezogen, was eine Bundesre- wieder in die Hände der Regierung legen. Wir bedanken gierung bezüglich gesetzlicher Leistungen einfach mehr uns für Ihre Zustimmung. Dieser Haushalt ist eine gute ausgeben kann, ohne das Parlament überhaupt zu befra- Grundlage für das Zukunftsprogramm 2000 der Bundes- gen. Nein, wir werden künftig den Haushaltsausschuß regierung. befragen und ihm dadurch die Chance geben, darüber zu entscheiden, ob es einen Nachtragshaushalt geben soll (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ oder nicht. Dies ist eine Stärkung des Parlaments. Wir DIE GRÜNEN) freuen uns, daß wir das gemeinsam hinbekommen ha- ben. Präsident Wolfgang Thierse: Zwei Kollegen der (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ CDU/CSU-Fraktion haben für eine Kurzintervention um DIE GRÜNEN) das Wort gebeten, und zwar der Kollege Merz und der Kollege Austermann. – Herr Kollege Merz! Zum Schluß möchte ich noch eine Bitte äußern, die sich an die Opposition richtet. Im Haushaltsausschuß (Widerspruch bei der SPD und dem BÜND- verstehen wir uns eigentlich immer ganz gut. NIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Hans Jörg Wag- ( [CDU/CSU]: Was heißt ner [SPD]: Jetzt werden die Lügen rund ge- „eigentlich“?) macht!) Damit wir uns auch in Zukunft ganz gut verstehen, bitte ich Sie, in Ihrer Argumentation zur Wahrheit zurückzu- kehren. Mit der Wahrheit läßt sich trefflich argumentie- Friedrich Merz (CDU/CSU): Herr Präsident! Liebe ren. Aber wenn eine Seite mit falschen, zusammenge- Kolleginnen und Kollegen! Ich bin in zwei Debatten- schusterten Zahlen und mit Äpfel-und-Birnen-Ver-beiträgen persönlich angesprochen worden. Ich erlaube gleichen operiert, dann kann man mit dieser Seite desmir, hierzu kurz Stellung zu nehmen. (B) Hauses nicht diskutieren, weder im Haushaltsausschuß Erstens. Wir können ja verstehen, daß die Koalitions- (D) noch im Plenum. fraktionen die Rettungsaktion des Herrn Bundeskanzlers zugunsten der Philipp Holzmann AG in dieser Woche (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ als ein besonderes Ereignis feiern DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich spreche der Koalition meinen Dank aus. Zunächst DIE GRÜNEN) richte ich ihn stellvertretend für alle Haushälter sowie für die SPD-Fraktion an meinen Freund Hans Georgund die Freude hierüber auch in der Schlußberatung des Wagner, dem ich zu seinem heutigen Geburtstag meinen Bundeshaushalts zum Ausdruck bringen. Aber, meine herzlichen Glückwunsch ausspreche. Damen und Herren, vielleicht dürfen wir uns doch den Hinweis erlauben, daß nicht der Bundeskanzler den Ver- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ such unternommen hat, Philipp Holzmann zu retten, DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der sondern daß der deutsche Steuerzahler für dieses Unter- CDU/CSU) und der F.D.P.) nehmen in Anspruch genommen wird, Ich bedanke mich auch bei Oswald Metzger, den Haus- (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- hältern von Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion NEN]: Zigtausend Arbeitslose wären dem Bündnis 90/Die Grünen. Wir, die Haushälter, haben eine Steuerzahler auch auf die Tasche gefallen!) äußerst schwierige Operation konstruktiv, vertrauensvoll und geräuschlos bewältigt. Es war eine Freude zusam- und daß zum selben Zeitpunkt viele hundert mittelstän- menzuarbeiten. Herzlichen Dank dafür. dische Unternehmen in der Bundesrepublik Deutsch- land, die hier in Berlin niemand kennt, ganz sicher nicht (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ darauf rechnen können, in einer vergleichbaren Lage DIE GRÜNEN) auch die Hilfe des deutschen Steuerzahlers in Anspruch nehmen zu können. Ich möchte dem Vorsitzenden des Haushaltsaus- schusses, Adolf Roth, und seinem Stellvertreter, Man- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) fred Hampel, für eine exzellente, zügige Sitzungsleitung Zweitens haben Sie mehrfach kritisiert, daß wir uns danken. Sie war souverän. Herzlichen Glückwunsch, dafür ausgesprochen haben, die erhöhten Mittel für die lieber Adolf! sogenannte aktive Arbeitsmarktpolitik zurückzufahren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich will noch einmal ausdrücklich festhalten: Der Bun- DIE GRÜNEN) desfinanzminister schlägt dem Deutschen Bundestag Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6829

Friedrich Merz (A) vor, die Mittel für die aktive Beschäftigungspolitik um 1 Prozentpunkt gesenkt, während etwa 35 Milliarden DM (C) 7 Milliarden DM gegenüber dem Jahr 1998 anzuheben, plus Mehrwertsteuer kassiert werden. einem Jahr, bei dem Sie uns kritisiert haben, wir hätten (V o r s i t z : Vizepräsident ) aus rein wahlkampfbedingten Gründen die ABM-Mittel erhöht. Es handelt sich bei der Ökosteuer also um eine Ökozok- kerei. Dies muß ganz klar festgestellt werden. (Zurufe von der SPD) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Sie schlagen jetzt noch einmal eine Erhöhung um ordneten der F.D.P.) 7 Milliarden DM vor. Aber, meine Damen und Herren, wenn diese Mittel nicht gewährt würden, stünden für Zweitens zur Jugendarbeitslosigkeit. Im Haushalt aktive Beschäftigungspolitik immer noch 38 Milliarden der Bundesanstalt für Arbeit stehen 2 Milliarden DM da- DM zur Verfügung. Es kann also niemand ernsthaft be- für bereit. Das Ganze wird unter anderem abgedeckt haupten, wir würden den Vorschlag machen, die ge-durch 600 Millionen DM Einnahmen aus der EU. Hier samte Beschäftigungspolitik auf Null zu fahren. den Eindruck zu vermitteln, es gäbe dieses Programm nicht mehr, wenn der Bundeszuschuß auf Null gefahren (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) würde, ist irreführend und falsch. Dritter und letzter Punkt: die Investitionsmittel im (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Bundeshaushalt. Meine Damen und Herren, ich habe der F.D.P.) kritisiert und bestätige und wiederhole das an dieser Aus unserer Sicht ist nach dieser Woche als Ergebnis Stelle noch einmal, daß die investiven Mittel aus festzustellen: Das Jahr 1999 war ein verlorenes Jahr für dem Bundeshaushalt des Jahres 1999 in Höhe vondie Arbeitslosen. 58,2 Milliarden DM bis zum Jahr 2003 kontinuierlich, Jahr für Jahr, auf schließlich 53,3 Milliarden DM zu- (Hans Georg Wagner [SPD]: Für Gauner ja!) rückgeführt werden. Dies wird über eine Zeit von vielen Das Jahr 2000 geht in die gleiche Richtung: weniger In- Jahren der niedrigste Anteil an investiven Ausgaben im vestitionen und mehr Konsum. Das ist die falsche Rich- Bundeshaushalt sein, in jedem Jahr wird es einen niedri- tung, und deswegen lehnen wir den Haushalt ab. geren Anteil an investiven Ausgaben im Bundeshaushalt geben. Dies haben wir kritisiert. Dabei bleiben wir. Die- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – se Kritik ist berechtigt, meine Damen und Herren. Hans Georg Wagner [SPD]: Die Steuerhinter- zieher haben ein schlechtes Jahr gehabt!) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

(B) Vizepräsident Rudolf Seiters: Zu einer Kurzinter- (D) Präsident Wolfgang Thierse: Nun hat der Kollege vention hat sich auch der Kollege Joachim Poß gemel- Austermann das Wort. det. Ich mache aber darauf aufmerksam, daß Sie nur auf (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- den Staatssekretär antworten können, nicht aber auf die NEN]: Jetzt kommt er zu dem, was er das erfolgten Kurzinterventionen. letzte Mal nicht gesagt hat, weil er zu aufge- regt war!) Joachim Poß (SPD): Vielen Dank für diesen Hin- weis, Herr Präsident. Genau das wollte ich machen. Ich Dietrich Austermann (CDU/CSU): Ich glaube, daß wollte mit dieser Kurzintervention deutlich machen, daß es den Grundsätzen der Fairneß entspricht, sich dieHerr Diller mit seinen Aussagen, die sich auf Herrn eigenen Zahlen konkret vorhalten zu lassen, wennMerz und auf Herrn Austermann bezogen haben, voll- man anderen Leuten vorhält, daß die Zahlen, kommen die recht hat, Herr Präsident. bekanntgegeben werden, mit der Realität nicht vereinbar (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten seien. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Es steht nach den Haushaltsberatungen im Ausschuß Ich glaube, daß es die Regeln des politischen Anstan- und auch hier im Plenum fest, daß die Ausgaben desdes verletzt, wenn in der Situation, in der sich Holzmann Bundes im kommenden Jahr um 22 Milliarden DM über und viele Hunderte und Tausende mittelständische Un- den Ausgaben des letzten Jahres liegen. Es steht weiter ternehmen befanden, Herr Kollege Merz in der Debatte fest, daß die Mittel, die in den nächsten Jahren für dieden Eindruck erweckt hat, daß zurückgeführte Bundes- Ökosteuer einkassiert werden, nur zu einem Drittel zur mittel für Bauausgaben das Schicksal der „Holzmänner“ Senkung des Beitrages für die Rentenversicherung ein- herbeigeführt hätten. Das ist der Kontext, den Sie hier in gesetzt werden. schlimmer Weise hergestellt haben! (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört! – Peter (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Dreßen [SPD]: Das ist nicht wahr!) DIE GRÜNEN) Das kann man ganz leicht nachvollziehen, wenn man Damit haben Sie das, was in der politischen Auseinan- die Einnahmen aus der Ökosteuer und der Mehrwertsteu- dersetzung zulässig sein sollte, weit überschritten. er auf der einen Seite und die Senkung des Rentenbeitra- ges auf der anderen Seite gegenüberstellt: Bis zum Jahr (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten 2003 wird derRentenbeitrag um 0,9 bis maximal des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) 6830 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Joachim Poß (A) Von daher stelle ich noch einmal fest: Die Ist-Mittel sich der Frankfurter Oberbürgermeisterin, Frau Roth – (C) für die Bauinvestitionen des Bundes betragen, im Jahre das ist Ihre Parteifreundin –, und dem hessischen Mini- 1998 11,22 Milliarden DM; Soll 1999: 11,55 Milliarden sterpräsidenten, Herrn Koch, anzuschließen, die heute, DM, Soll 2000: 11,59 Milliarden DM. Die Mittel wer- wenn ich es richtig mitverfolgt habe, den Bundeskanzler den also aufgestockt und nicht zurückgefahren, im Ge- für seinen Einsatz ausgesprochen gelobt haben. gensatz zu dem Eindruck, den Sie hier zu erwecken ver- suchen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Bravo!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der SPD: Aufstehen! – Sag was!) Herr Merz, Sie haben eine zweite Chance ausge- schlagen, nämlich die, sich hier dafür zu entschuldigen, Deswegen, Herr Merz, müssen Sie sich zukünftig ge- daß Sie sich in Ihrer Rede am Dienstag dieser Woche in fallen lassen, daß solche taktischen Spielchen hier auf zwei zentralen Ausführungen versehen haben, falsch in- jeden Fall aufgeklärt werden. Sie treiben im Zusammen- formiert waren oder was auch immer. hang mit der Arbeitslosigkeit und den Existenzängsten von Tausenden von Bauarbeitern ein ganz schlimmes (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Schön be- Spiel! schrieben!) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Die von Ihnen genannten Zahlen stimmen nicht. Sie ha- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ben am Dienstag dieser Woche (Zuruf des Abg. Friedrich Merz [CDU/CSU]) Vizepräsident Rudolf Seiters: Nun hat das Wort zur Erwiderung auf alle drei Kurzinterventionen der– ich kann Ihre Ausführungen vorlesen; ich habe sie hier – im Vergleich zum Jahre 1998 – das war das letzte Re- Parlamentarische Staatssekretär Karl Diller. gierungsjahr Ihrer Partei – dargestellt, welche Mittel wir bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik drauflegen, und Karl Diller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister zwar 7,75 Milliarden DM, und haben im gleichen Zu- der Finanzen: Herr Präsident! Zunächst zu Herrn Au-sammenhang behauptet, wir würden dieInvestitionen stermann. Wir haben gegenüber allen Haushaltsaus-im selben Zeitraum um fast den gleichen Betrag kürzen. schußmitgliedern offengelegt und dokumentiert, welche Das ist schlicht unwahr. Einnahmen des Bundes aus der Ökosteuer in den einzel- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ nen Haushaltsjahren zu erwarten sind und welche Zu- DIE GRÜNEN) führungsbeträge der Bund an die Rentenkassen leistet. (B) Damit das ganze Haus es jetzt mitbekommt, werde ich Kollege Poß hat soeben darauf hingewiesen, daß die (D) das im einzelnen verlesen: In 1999 kommt es zu Ein-von Ihnen im Zusammenhang mit dem Schicksal der nahmen aus der Ökosteuer in Höhe von 8,4 Milliarden Beschäftigten bei Holzmann getroffene Aussage, wir DM und im Rahmen des Zuschusses an dieRentenkas- würden die bauinvestiven Mittel kürzen, schlicht un- se zu Ausgaben in Höhe von 8,8 Milliarden DM. Derwahr ist. Bund gibt mehr. Deswegen sollten Sie jetzt aufstehen und sich ent- (Zuruf von der SPD: Hört! Hört!) schuldigen. Dann ist diese Sache vergessen. In 2000 kommt es zu Einnahmen in Höhe von(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem 17,4 Milliarden DM und zu Ausgaben in Höhe von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 16,6 Milliarden DM. Der Bund gibt weniger; aber im Saldo gleicht es sich aus. In 2001 kommt es zu Einnah- men in Höhe von 22,8 Milliarden DM und zu Ausgaben Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich schließe die in Höhe von 23,1 Milliarden DM. Das heißt, wir geben Aussprache. mehr aus, als wir einnehmen. In 2002 kommt es zu Ein- nahmen in Höhe von 28,1 Milliarden DM und zu Aus- Wir kommen zur Schlußabstimmung über das Haus- gaben in Höhe von 28,5 Milliarden DM. Wir gebenhaltsgesetz 2000, Drucksachen 14/1400, 14/1680 und mehr aus, als wir einnehmen. In 2003 kommt es zu Ein- 14/1901 bis 14/1924. Die Koalitionsfraktionen verlan- nahmen in Höhe von 33,5 Milliarden DM und zu Aus- gen namentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftführe- gaben in Höhe von 34 Milliarden DM. Wir geben mehr rinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzu- aus, als wir einnehmen. – So viel zur Wahrheit. nehmen. – Sind alle Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. – (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Herr Austermann kennt das alles. Gleichwohl nennt er Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift- wider besseres Wissen falsche Zahlen. führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu Nun zu Herrn Merz. Herr Merz, Sie hatten soeben die beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen einmalige Chance, später bekanntgegeben.*) (Dr. Peter Struck [SPD]: Der hat nie eine Chance!) *) Seite 6831 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6831

Vizepräsident Rudolf Seiters (A) Wir setzen die Beratungen fort und kommen zur Ab- Ich komme jetzt auf die Begriffe „heuchlerisch“ und (C) stimmung über die Entschließungsanträge. Ich bitte die doppelzüngig zurück. Sie haben gestern abend die Mittel Kolleginnen und Kollegen, die den Beratungen folgen für den Transrapid abgelehnt und stellen heute morgen möchten, wieder Platz zu nehmen. einen Antrag, diese Regierung aufzufordern, sich einzu- setzen. Entschließungsantrag der Fraktion der F.D.P. auf Drucksache 14/2142. Wer stimmt für diesen Entschlie- (Dr. [F.D.P.]: Wo ist die ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – persönliche Erklärung?) Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen des Hau- ses gegen die Stimmen der F.D.P. abgelehnt. Dies halte ich für heuchlerisch und doppelzüngig. Aus diesem Grunde lehne ich diesen Antrag ab. Entschließungsantrag der Fraktion der F.D.P. auf Drucksache 14/2145. Wer stimmt für diesen Entschlie- (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Ist das eine ßungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der persönliche Erklärung?) Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen bei Enthaltung derIch stelle noch einmal fest, daß wir mit 6,1 Milliarden CDU/CSU und der PDS gegen die Stimmen der F.D.P. DM diesem Zukunftsprojekt für den Industriestandort abgelehnt. Deutschland mit allen Mitteln zum Durchbruch verhel- fen. Dieses wird auch die Bundesregierung tun. Entschließungsantrag der Fraktion der F.D.P. auf Drucksache 14/2146. Wer stimmt für diesen Entschlie- Schönen Dank. ßungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Vizepräsident Rudolf Seiters: Dann kommen wir Opposition abgelehnt. zur Abstimmung. Wer stimmt für den Entschließungs- antrag der F.D.P. auf Drucksache 14/2148? – Gegenpro- Entschließungsantrag der Fraktion der F.D.P. aufbe! – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit Drucksache 14/2147. Wer stimmt für diesen Entschlie- den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und ßungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Dieser PDS gegen die Stimmen der CDU/CSU und F.D.P. ab- Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der SPD und gelehnt. des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Opposition abgelehnt. Entschließungsantrag der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/2154. Wer stimmt für diesen Entschlie- Entschließungsantrag der Fraktion der F.D.P. aufßungsantrag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der (B) Drucksache 14/2148. Der Kollege Gerhard Rübenkönig Entschließungsantrag ist mit den Stimmen des Hauses(D) möchte hierzu eine persönliche Erklärung nach § 31 un- gegen die Stimmen der PDS abgelehnt. serer Geschäftsordnung abgeben. – Bitte schön. Entschließungsantrag der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/2186 (neu). Wer stimmt für diesen Ent- Gerhard Rübenkönig (SPD): Herr Präsident! Meine schließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthal- Damen und Herren! Der Entschließungsantrag, der von tungen? – Der Entschließungsantrag ist mit dem glei- der F.D.P.-Fraktion vorgelegt wurde, ist in meinen Au- chen Stimmenergebnis abgelehnt. gen doppelzüngig und heuchlerisch. Deshalb müssen wir ihn ablehnen. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen Schlußabstimmung unterbreche ich die Sitzung.

Vizepräsident Rudolf Seiters: Herr Kollege Rü- (Unterbrechung von 11.16 bis 11.17 Uhr) benkönig, Sie haben gesagt: Deshalb müssen wir ihn ablehnen. Ich möchte Sie vorsorglich darauf hinweisen, daß Sie sich zu einer persönlichen Erklärung gemeldet Vizepräsident Rudolf Seiters: Die unterbrochene und dazu das Wort erhalten haben. Bitte sprechen SieSitzung ist wieder eröffnet. für Ihre Person! Ich gebe das von den Schriftführern und Schriftführe- rinnen ermittelte Ergebnis der namentlichen Schluß- Gerhard Rübenkönig (SPD): Ich lehne den Ent-abstimmung über das Haushaltsgesetz 2000 bekannt. schließungsantrag ab. Ich habe gestern abend in meinen Abgegebene Stimmen 606. Für das Haushaltsgesetz Ausführungen zum Einzelplan 12 klargemacht, wie sehr 2000 haben gestimmt 321 Abgeordnete, sich die Bundesregierung momentan in den schwierigen (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Verhandlungen einbringt, um dem ProjektTransrapid DIE GRÜNEN) zum Durchbruch zu verhelfen. Wir haben 6,1 Milliarden DM im Haushaltsplan eingesetzt. mit Nein haben gestimmt 283, Enthaltungen 2. 6832 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Vizepräsident Rudolf Seiters (A) Endgültiges Ergebnis Monika Ganseforth Brigitte Lange Dr. (C) Abgegebene Stimmen: 606;Konrad Gilges Christian Lange (Backnang) Horst Schild davon: Iris Gleicke Detlev von Larcher ja: 322 Günter Gloser Christine Lehder Dieter Schloten nein: 282 Uwe Göllner Waltraud Lehn Horst Schmidbauer enthalten: 2 Renate Gradistanac Klaus Lennartz (Nürnberg) Günter Graf (Friesoythe) Dr. Elke Leonhard Ulla Schmidt (Aachen) Angelika Graf (Rosenheim) Eckhart Lewering Silvia Schmidt (Eisleben) Ja Dieter Grasedieck Götz-Peter Lohmann (Meschede) (Neubrandenburg) Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD Achim Großmann Christa Lörcher Regina Schmidt-Zadel Wolfgang Grotthaus Erika Lotz Heinz Schmitt (Berg) Karl-Hermann Haack Dr. Ingrid Arndt-Brauer (Extertal) Dieter Maaß (Herne) Dr. Emil Schnell Hans-Joachim Hacker Winfried Mante Walter Schöler Hermann Bachmaier Klaus Hagemann Dirk Manzewski Manfred Hampel Tobias Marhold Karsten Schönfeld Christel Hanewinckel Lothar Mark Fritz Schösser Dr. Hans-Peter Bartels Alfred Hartenbach Ulrike Mascher Eckhardt Barthel (Berlin) Anke Hartnagel Gerhard Schröder (Starnberg) Klaus Hasenfratz Heide Mattischeck Gisela Schröter Ingrid Becker-Inglau Nina Hauer Dr. Mathias Schubert Wolfgang Behrendt Reinhold Hemker Ulrike Mehl Reinhard Schultz Dr. Frank Hempel Ulrike Merten (Everswinkel) Hans-Werner Bertl Rolf Hempelmann Volkmar Schultz (Köln) Friedhelm Julius Beucher Dr. Barbara Hendricks Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Ilse Schumann Ursula Mogg Monika Heubaum Christoph Moosbauer Dr. R. Werner Schuster (Heidelberg) Reinhold Hiller (Lübeck) Siegmar Mosdorf Dietmar Schütz (Oldenburg) Stephan Hilsberg Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Angelica Schwall-Düren Klaus Brandner Gerd Höfer Jutta Müller (Völklingen) Ernst Schwanhold Anni Brandt-Elsweier Jelena Hoffmann () Christian Müller (Zittau) Rolf Schwanitz Walter Hoffmann Franz Müntefering Bodo Seidenthal Dr. (Darmstadt) Dr. Cornelie Sonntag- Rainer Brinkmann (Detmold) () Volker Neumann (Bramsche) Wolgast Frank Hofmann (Volkach) Gerhard Neumann (Gotha) (B) Wieland Sorge (D) (Hildesheim) Ingrid Holzhüter Dr. Edith Niehuis Wolfgang Spanier Hans-Günter Bruckmann Christel Humme Dr. Rolf Niese Dr. Margrit Spielmann Lothar Ibrügger Jörg-Otto Spiller Ursula Burchardt Barbara Imhof Günter Oesinghaus Dr. Ditmar Staffelt Dr. Michael Bürsch Brunhilde Irber Leyla Onur Antje-Marie Steen Hans Büttner (Ingolstadt) Gabriele Iwersen Manfred Opel Ludwig Stiegler Marion Caspers-Merk Renate Jäger Holger Ortel Rolf Stöckel Dr. Jann-Peter Janssen Adolf Ostertag Rita Streb-Hesse Dr. Herta Däubler-Gmelin Ilse Janz Kurt Palis Reinhold Strobl (Amberg) Christel Deichmann Dr. Uwe Jens Albrecht Papenroth Dr. Peter Struck Karl Diller Volker Jung (Düsseldorf) Dr. Willfried Penner Joachim Stünker Peter Dreßen Johannes Kahrs Dr. Joachim Tappe Rudolf Dreßler Ulrich Kasparick Georg Pfannenstein Jörg Tauss Detlef Dzembritzki Sabine Kaspereit Johannes Andreas Pflug Jella Teuchner Dieter Dzewas Susanne Kastner Dr. Eckhart Pick Dr. Gerald Thalheim Dr. Peter Eckardt Hans-Peter Kemper Joachim Poß Wolfgang Thierse Klaus Kirschner Karin Rehbock-Zureich Franz Thönnes Ludwig Eich Marianne Klappert Margot von Renesse Uta Titze-Stecher Marga Elser Siegrun Klemmer Renate Rennebach Adelheid Tröscher Peter Enders Hans-Ulrich Klose Bernd Reuter Hans-Eberhard Urbaniak Dr. Edelbert Richter Rüdiger Veit Petra Ernstberger Fritz Rudolf Körper Reinhold Robbe Simone Violka Annette Faße Karin Kortmann Gudrun Roos (Pforzheim) Lothar Fischer (Homburg) René Röspel Hans Georg Wagner Nicolette Kressl Dr. Hedi Wegener Iris Follak Volker Kröning Michael Roth (Heringen) Dr. Konstanze Wegner Norbert Formanski Angelika Krüger-Leißner Birgit Roth (Speyer) Wolfgang Weiermann Rainer Fornahl Horst Kubatschka Gerhard Rübenkönig Reinhard Weis (Stendal) Hans Forster Ernst Küchler Marlene Rupprecht Matthias Weisheit Lilo Friedrich (Mettmann) Helga Kühn-Mengel Thomas Sauer Gunter Weißgerber Harald Friese Ute Kumpf Dr. Hansjörg Schäfer (Köln) Konrad Kunick Gudrun Schaich-Walch (Wiesloch) Arne Fuhrmann Dr. Uwe Küster Hans-Joachim Welt Bernd Scheelen Dr. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6833

Vizepräsident Rudolf Seiters (A) Hildegard Wester F.D.P. Dr. Heiner Geißler Dr. Martin Mayer (C) Lydia Westrich Georg Girisch (Siegertsbrunn) Inge Wettig-Danielmeier Paul K. Friedhoff Michael Glos Wolfgang Meckelburg Dr. Dr. Reinhard Göhner Dr. Dr. Norbert Wieczorek Nein Dr. Wolfgang Götzer Friedrich Merz Jürgen Wieczorek Kurt-Dieter Grill Hans Michelbach (Leipzig) CDU/CSU Hermann Gröhe Meinolf Michels Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Gerd Müller Heino Wiese (Hannover) Horst Günther (Duisburg) Bernward Müller () Klaus Wiesehügel Elmar Müller (Kirchheim) Brigitte Wimmer (Großhennersdorf) (Bremen) (Karlsruhe) Dietrich Austermann Günter Nooke Engelbert Wistuba Norbert Hauser (Bonn) Franz Obermeier Barbara Wittig Dr. Hansgeorg Hauser Friedhelm Ost Dr. Günter Baumann (Rednitzhembach) Verena Wohlleben Brigitte Baumeister Klaus-Jürgen Hedrich Dr. Peter Paziorek Hanna Wolf (München) Dr. Sabine Bergmann-Pohl Ursula Heinen Waltraud Wolff (Zielitz) Manfred Heise Dr. Friedbert Pflüger Heidemarie Wright Hans-Dirk Bierling Siegfried Helias Hans Jochen Henke Peter Zumkley Ernst Hinsken Marlies Pretzlaff Dr. Norbert Blüm Dr. Bernd Protzner BÜNDNIS 90/ Klaus Hofbauer Dr. Maria Böhmer DIE GRÜNEN Hans Raidel Sylvia Bonitz Klaus Holetschek Dr. Peter Ramsauer Gila Altmann (Aurich) Josef Hollerith Helmut Rauber (Bremen) Wolfgang Börnsen Dr. Karl-Heinz Hornhues Peter Rauen (Bönstrup) Siegfried Hornung Christa Reichard (Dresden) Matthias Berninger Wolfgang Bosbach Joachim Hörster Ekin Deligöz Dr. Wolfgang Bötsch Hubert Hüppe Erika Reinhardt Dr. Thea Dückert Klaus Brähmig Susanne Jaffke Hans-Peter Repnik Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Georg Janovsky Dr. Uschi Eid Paul Breuer Dr. Harald Kahl Franz Romer Hans-Josef Fell Bartholomäus Kalb Hannelore Rönsch Joseph Fischer (Frankfurt) Steffen Kampeter (Wiesbaden) Katrin Göring-Eckardt Klaus Bühler (Bruchsal) Dr. Dietmar Kansy Dr. Klaus Rose (B) Rita Grießhaber Hartmut Büttner Kurt Rossmanith (D) (Schönebeck) Irmgard Karwatzki Adolf Roth (Gießen) Antje Hermenau Norbert Röttgen Kristin Heyne Cajus Caesar Dr. Christian Ruck Ulrike Höfken (Emstek) Ulrich Klinkert Anita Schäfer Michaele Hustedt Peter H. Carstensen Manfred Kolbe Hartmut Schauerte Dr. Angelika (Nordstrand) Norbert Königshofen Heinz Schemken Köster-Loßack Eva-Maria Kors Karl-Heinz Scherhag Hartmut Koschyk Gerhard Scheu Dr. Helmut Lippelt Thomas Kossendey Norbert Schindler Dr. Reinhard Loske Albert Deß Rudolf Kraus Dietmar Schlee Oswald Metzger Dr. Martina Krogmann Dr.-Ing. Joachim Schmidt Klaus Wolfgang Müller Thomas Dörflinger Dr.-Ing. Paul Krüger (Halsbrücke) (Kiel) Hansjürgen Doss Dr. Hermann Kues Andreas Schmidt (Mühlheim) Kerstin Müller (Köln) Marie-Luise Dött Michael von Schmude Maria Eichhorn Dr. Karl A. Lamers Birgit Schnieber-Jastram Christa Nickels (Heidelberg) Dr. Cem Özdemir Dr. Dr. Simone Probst Dr. Paul Laufs Reinhard Freiherr von (Augsburg) Dr. Hans Georg Faust Karl-Josef Laumann Schorlemer Christine Scheel Albrecht Feibel Clemens Schwalbe Irmingard Schewe-Gerigk Werner Lensing Dr. Christian Schwarz- Rezzo Schlauch Ingrid Fischbach Peter Letzgus Schilling Albert Schmidt Axel E. Fischer (Karlsruhe- Ursula Lietz Wilhelm-Josef Sebastian (Hitzhofen) Land) Walter Link (Diepholz) Christian Simmert Heinz Seiffert Christian Sterzing Dr. Gerhard Friedrich Dr. Klaus Lippold Rudolf Seiters Hans-Christian Ströbele (Erlangen) (Offenbach) Bernd Siebert Jürgen Trittin Dr. Hans-Peter Friedrich Dr. Manfred Lischewski Werner Siemann Dr. (Naila) Wolfgang Lohmann Dr. Ludger Volmer Erich G. Fritz (Lüdenscheid) Bärbel Sothmann Sylvia Voß Hans-Joachim Fuchtel Dr. Michael Luther Wolfgang Steiger Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Jürgen Gehb Erich Maaß (Wilhemshaven) Dr. Wolfgang Freiherr von Margareta Wolf (Frankfurt) Stetten 6834 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Vizepräsident Rudolf Seiters (A) Dorothea Störr-Ritter F.D.P. Günter Friedrich Nolting Dr. Barbara Höll (C) Hans-Joachim Otto Carsten Hübner Hildebrecht Braun Matthäus Strebl (Frankfurt) Ulla Jelpke (Augsburg) Detlef Parr Gerhard Jüttemann Michael Stübgen Dr. Evelyn Kenzler Jörg van Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Dr. Heidi Knake-Werner Dr. Rita Süssmuth Gisela Frick Dr. Susanne Tiemann Gerhard Schüßler Rolf Kutzmutz Dr. Heidi Lippmann Edeltraut Töpfer (Bayreuth) Dr. Hans-Peter Uhl Marita Sehn Ursula Lötzer Dr. Dr. Christa Luft Dr. Dr. Max Stadler Heidemarie Lüth Hans-Michael Goldmann Dr. Dieter Thomae Angela Marquardt Joachim Günther Andrea Voßhoff Jürgen Türk Kersten Naumann (Plauen) Dr. Guido Westerwelle Rosel Neuhäuser Dr. Theodor Waigel Dr. Peter Weiß (Emmendingen) Petra Pau Klaus Haupt PDS Dr. Uwe-Jens Rössel Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dr. Annette Widmann-Mauz Christina Schenk Ulrich Heinrich Monika Balt Gustav-Adolf Schur Heinz Wiese (Ehingen) Walter Hirche Dr. Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Dr. Ilja Seifert Birgit Homburger Petra Bläss Dr. Winfried Wolf Klaus-Peter Willsch Dr. Eva-Maria Bulling-Schröter Willy Wimmer (Neuss) Ulrich Irmer Werner Wittlich Dr. Heidemarie Ehlert Enthalten Dagmar Wöhrl Dr. Heinrich L. Kolb Dr. Heinrich Fink Aribert Wolf Gudrun Kopp Dr. BÜNDNIS 90/ Elke Wülfing Jürgen Koppelin Wolfgang Gehrcke DIE GRÜNEN Peter Kurt Würzbach Ina Lenke Dr. Klaus Grehn Wolfgang Zeitlmann Jürgen W. Möllemann Dr. Gregor Gysi Annelie Buntenbach Wolfgang Zöller Dirk Niebel Uwe Hiksch Monika Knoche

Der Gesetzentwurf und damit das Haushaltsgesetz 2000 Hans-Christian Ströbele ist angenommen. Jürgen Türk Petra Pau Ich rufe die Zusatzpunkte 4a und 4b auf: (B) bb) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuß) (D) a) –Zweite und dritte Beratung des von der Bun- gemäß § 96 der Geschäftsordnung desregierung eingebrachten Entwurfs eines – Drucksache 14/2189 – Zweiten Gesetzes zur Verbesserung rehabi- litierungsrechtlicher Vorschriften für Opfer Berichterstattung: der politischen Verfolgung in der ehemali- Abgeordnete Carsten Schneider gen DDR Hans Jochen Henke Matthias Berninger – Drucksache 14/1805 – Dr. Werner Hoyer (Erste Beratung 67. Sitzung) Uwe-Jens Rössel – Zweite und dritte Beratung des von den Ab- b) Beratung der Beschlußempfehlung und Bericht geordneten Dr. Michael Luther, Dr. Angela des Ausschusses für die Angelegenheiten der Merkel, Ulrich Adam, weiteren Abgeordneten neuen Länder (17. Ausschuß) zu dem Antrag und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE ten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung GRÜNEN der beruflichen Rehabilitation der Opfer poli- Verbesserung der SED-Unrechtsbereinigungs- tischer Verfolgung im Beitrittsgebiet(SED- gesetze Opfer-Rehabilitations-Verbesserungsgesetz) – Drucksachen 14/1165, 14/2188, 14/2204 – – Drucksache 14/1001 – Berichterstattung: (Erste Beratung 45. Sitzung) Abgeordnete Barbara Wittig aa) Beschlußempfehlung und Bericht des Aus- Dr. Michael Luther schusses für die Angelegenheiten der neuen Hans-Christian Ströbele Länder (17. Ausschuß) Jürgen Türk Petra Pau – Drucksachen 14/2188, 14/2204 – Zum Gesetzentwurf der Bundesregierung liegen ein Berichterstattung: Änderungsantrag der Fraktion der PDS sowie je ein Ent- Abgeordnete Barbara Wittig schließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der Dr. Michael Luther F.D.P. vor. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6835

Vizepräsident Rudolf Seiters (A) Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die len Leistungen des Bundes für die neuen Länder(C) Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre wissen wir, daß wir nicht alle notwendigen Ausga- keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. ben gleichzeitig finanzieren können. Ich eröffne die Aussprache und gebe für die SPD- An dieser Stelle sei aber auch daran erinnert, daß sich Bundestagsfraktion der Kollegin Barbara Wittig dasam 17. Juni 1992 dennoch viele Abgeordnete der Frakti- Wort. on der CDU/CSU, darunter auch Dr. Angela Merkel und Dr. Rita Süssmuth, einer Erklärung des Abgeordneten Hartmut Büttner anschlossen, in der klargestellt wird, Barbara Wittig (SPD): Herr Präsident! Meine Da- daß die Unterzeichner eine monatliche Kapitalentschä- men und Herren! Ich freue mich, daß wir heute mit der digung in Höhe von 600 DM für die Opfer rechtsstaats- zweiten und dritten Lesung des Regierungsentwurfes zur widriger Strafverfolgungsmaßnahmen für angemessen Novellierung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetzehalten. einen wichtigen Schritt zur wirklichen Verbesserung re- habilitierungsrechtlicher Vorschriften für die Opfer der Viele Jahre sind seitdem ins Land gegangen, ohne politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR unter- daß von seiten der alten Bundesregierung den Forderun- nehmen. gen der Opferverbände Rechnung getragen worden wä- re, ohne daß die alte Bundesregierung substantielle Die Rehabilitierung und Entschädigung der Men-Verbesserrungen angestrebt hätte. Es ist der neuen Bun- schen, die in der DDR und zuvor in der Sowjetischendesregierung und der sie tragenden Koalition zu ver- Besatzungszone Opfer politischer Verfolgung geworden danken, daß bereits in der Koalitionsvereinbarung vom sind, ist eine Anerkennung des Leids der Verfolgtenvergangenen Jahr festgeschrieben wurde, die Entschädi- und ihrer Widerstandsleistung. Die hier und heute zurgung und Rehabilitierung von DDR-Unrecht soweit wie Debatte stehenden Leistungen können nur Nachteilemöglich zu verbessern und Härten zu beseitigen. ausgleichen; das erlittene Schicksal und das ihnen zuge- fügte Unrecht sind mit Geld sowieso nicht aufzuwiegen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Dies entspricht auch dem Geist der Ehrenerklärung des Deutschen Bundestages vom 17. Juni 1992, in der all je- Das entspricht auch den Forderungen der zentralen Ver- nen tiefer Respekt und auch Dank bezeugt wird, diebände. Der vorliegende Gesetzentwurf beseitigt endlich durch ihr persönliches Opfer dazu beigetragen haben,diese Unzulänglichkeiten der bisher geltenden Gesetze. daß nach über 40 Jahren das geteilte Deutschland in (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Freiheit wieder zusammengeführt werden konnte. DIE GRÜNEN) (B) Die bestehenden Gesetze der alten CDU/CSU-F.D.P.- Die Verbesserungen rehabilitierungsrechtlicher Vor- (D) Regierung hatten viele Lücken und Mängel. Erinnert sei schriften betreffen im einzelnen: Es gibt eine einheitli- in diesem Zusammenhang daran, daß im Mittelpunkt der che Kapitalentschädigung von 600 DM. Eine Nachzah- Kritik von Anfang an immer folgendes gestanden hat: lung an Berechtigte, die nach dem geltenden Recht be- zum einen die Höhe der Entschädigung für rechtsstaats- reits Entschädigung erhalten haben, ist vorgesehen. Die widrige politische Haft und die unterschiedlichen Ent- Hinterbliebenen der Todesopfer sollen von der Stiftung schädigungssätze, des weiteren die fehlenden Möglich- wiederholt Leistungen erhalten, ohne daß auf die wirt- keiten für einen großen Teil der Hinterbliebenen derschaftliche Situation abgestellt wird. Die Antragsfristen ehemaligen politischen Häftlinge, insbesondere auch der werden um zwei Jahre verlängert. DerStiftungsfonds nächsten Angehörigen der Todesopfer, Leistungen nach wird aufgestockt, um den aus den Gebieten jenseits von dem strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz in An- Oder und Neiße Zivildeportierten bzw. -internierten spruch zu nehmen, weiterhin Probleme bei der An-Unterstützungsleistungen zu gewähren. Bei der Aner- erkennung verfolgungsbedingter Gesundheitsschä- kennung verfolgungsbedingter Gesundheitsschäden soll den. eine zentrale Überprüfung in den Fällen erfolgen, in de- Auf all diese Mängel haben wir seit 1992 hingewie- nen eine Ablehnung des Antrages beabsichtigt ist. Die sen, und wir haben entsprechende Verbesserrungen ge- Bundesregierung bittet in diesem Zusammenhang die fordert. Nichts ging mit Ihnen, meine Damen und Her- Länder, alle Ablehnungsfälle nochmals von Amts wegen ren von der damaligen Regierungskoalition – leider! Im zu überprüfen. Protokoll der 97. Sitzung der 12. Wahlperiode des Deut- schen Bundestages finden sich interessante Aussagen (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) aus der Debatte im Zusammenhang mit SED- Unrechtsbereinigung, wie zum Beispiel: Die Länder haben dazu bereits Bereitschaft signalisiert. Es ist nicht zu verantworten, die Verschuldung un- Das ist erfreulich. Die Bundesregierung wird außerdem seres Staates zu Lasen künftiger Generationen zu Ende des Jahres 2000 einen Bericht zu dieser Problema- erhöhen. Jede Entschädigungshöhe löst auch Fra- tik vorlegen. gen der Haushaltsgerechtigkeit aus. Fraktionsübergreifend waren wir uns auch darüber Oder: einig, einen Appell an die Länder zu richten, dafür Sorge zu tragen, daß im Wege der Anwendung der Härteklau- Liebe Fraktion der SPD, mit Blick auf die ange-sel in § 88 Abs. 3 des Bundessozialhilfegesetzes der Be- spannte Lage der Staatsfinanzen und die finanziel- zug von Sozialhilfeleistungen nicht vom Einsatz eines 6836 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Barbara Wittig (A) aus der Kapitalentschädigung nach dem Strafrechtlichen Weg gebracht hat und eine Verbesserung der Kapitalent- (C) Rehabilitierungsgesetz gebildeten Vermögens abhängig schädigung für ehemalig politische Häftlinge bedeutet. gemacht wird. Meine Damen und Herren, vielleicht darf ich aber (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des auch einige kritische Bemerkungen an dieser Stelle ma- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) chen. Die SPD ist vor einem guten Jahr mit Wahlver- sprechen in die Wahlauseinandersetzung gezogen. Ich Noch ein Wort zu den Finanzen. Unser Gesetzesvor- will sie Ihnen vorlesen. Ich lese aus dem „Stacheldraht“, haben ist natürlich nicht kostenneutral. Die Mittel, die Ausgabe vom September/Oktober letzten Jahres, vor: zur Finanzierung benötigt werden, sind im Haushalt 2000 eingestellt und werden in der mittelfristigen Fi- Dabei werden vorrangig Veränderungen erfolgen: nanzplanung berücksichtigt. 1. Erhöhung der Kapitalentschädigung auf einheit- Lassen Sie mich abschließend meine Freude darüber lich 600,– DM … zum Ausdruck bringen, daß der federführende Ausschuß Das ist erfüllt. für die Angelegenheiten der neuen Länder die genannten Verbesserungen rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften 2. Die Einbeziehung der jenseits von Oder und für die Opfer der politischen Verfolgung in der ehemali- Neiße Verschleppten in die Unrechtsbereinigungs- gen DDR einstimmig gebilligt hat. gesetzgebung. Ich danke Ihnen. Nicht erfüllt. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS) GRÜNEN]: Was? Natürlich!) 3. Die leichter zu erlangende Anerkennung gesund- Vizepräsident Rudolf Seiters: Für die CDU/CSU- heitlicher Haftfolgeschäden durch Einbeziehung Fraktion spricht der Kollege Dr. Michael Luther. der Betroffenen in das Bundesentschädigungsge- setz.

Dr. Michael Luther (CDU/CSU): Sehr geehrter Herr Nicht erfüllt. Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Vor 4. Die Vererbbarkeit der Kapitalentschädigung auf zehn Jahren ist die Mauer gefallen. Aber auch vor zehn unmittelbar von der Haft mitbetroffene Ehegatten Jahren ist die SED noch davon ausgegangen, daß der und Kinder. Sozialismus auf dem Boden der DDR fortgesetzt werden (B) kann. Herr Krenz hat es zu diesem Zeitpunkt noch ge- Nicht erfüllt. – Meine Damen und Herren, Sie haben es (D) glaubt. versprochen. Aber diese Versprechen haben Sie gebro- chen. Die Menschen wollten damals einfach nur eines: Sie wollten die DDR nicht mehr. Sie haben ihre Chance ge- (Beifall bei der CDU/CSU) nutzt. Die deutsche Einheit wurde herbeigeführt. Den berechtigten Erwartungen der Opfer der SED- (Beifall bei der CDU/CSU) Diktatur trägt der Gesetzentwurf der Bundesregierung nicht in ausreichendem Maße Rechnung. Aus Sicht der Für die allermeisten Menschen, aber insbesondere fürBetroffenen hat sich nach dem Urteil des Bundesverfas- die politisch Verfolgten, war das Ende des SED-sungsgerichts zur Verfassungsmäßigkeit der Überfüh- Regimes eine Befreiung von Willkür und Unterdrük-rung von Ansprüchen und Anwartschaften aus Zusatz- kung. versorgungssystemen der DDR in die gesetzliche Ren- Dieses System hat politische Opfer hervorgebracht. tenversicherung die rentenrechtliche Ungleichbehand- Wir haben in der Vergangenheit versucht, diesen politi- lung von Tätern und Opfern verstärkt. schen Opfern zu helfen und auszugleichen. Ich erinnere Nicht nur deshalb hat die CDU/CSU-Bundestags- an das Strafrechtliche Rehabilitierungsgesetz vonfraktion am 17. Juni dieses Jahres einen Gesetzentwurf 1992, an das Verwaltungsrechtliche und an das Be- eingebracht, der einen Gedanken aufgreift, der nicht neu rufliche Rehabilitierungsgesetz von 1994. Diese Ge- ist. Er wurde bereits im Rahmen der letzten Änderung setze haben wir 1997 noch einmal verbessert. des Gesetzes 1997 besprochen und hat seitdem seinen Aber es muß auch festgestellt werden: Auch zehnNiederschlag im § 8 Berufliches Rehabilitierungsgesetz Jahre nach dem Fall der Mauer ist es so, daß diejenigen, in Form von Ausgleichsleistungen gefunden. die politisch verfolgt worden sind, nach wie vor erhebli- Allerdings gab es damals bei dem Bezug dieser Lei- che Nachteile erleiden müssen. Ich denke, deswegen ist stungen eine Einkommensgrenze. Wir sind vor dem es gut, daß wir uns heute wieder mit diesem Thema be- Hintergrund der aktuellen Diskussion der Meinung, daß schäftigen und daß wir versuchen, hier Verbesserungen diese Einkommensgrenze fallen muß. Wir schlagen vor, zu erreichen. daß jeder, der mindestens drei Jahre verfolgt wurde, (Beifall bei der CDU/CSU) monatlich 200 bis 300 DM mehr Ausgleichsleistungen bekommt. Faktisch ist dies eine Verfolgtenrente. Vor diesem Hintergrund begrüße ich diese Gesetzes- initiative ausdrücklich, die die Bundesregierung auf den (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6837

Dr. Michael Luther (A) Außerdem haben wir vorgeschlagen, das Problem der von gesundheitlichen Haftschäden. 1992 wurde (C) im verfolgten Schüler endlich zu lösen. Das gelingt aber Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens die interessante nur, wenn man sie auf diese Art und Weise in die Aus- Frage gestellt: Wie kann man gesundheitliche Haft- gleichsleistungen einbezieht. schäden anerkennen? Wer sich das Gesetz von 1992 heute durchliest, der kann feststellen, daß man sich Diese beiden Anliegen hat auch der Bundesrat in sei- wirklich bemüht hat, die Schwierigkeit zu erfassen und ner Stellungnahme zum Gesetzentwurf zum Ausdruck eine gesetzliche Regelung zu finden, die den Opfern tat- gebracht. Wir stehen also nicht allein da, sondern haben sächlich hilft. den Bundesrat auf unserer Seite. Sie haben die Aufnah- me einer Verfolgtenrente, so wie wir sie vorgeschlagen (Ingrid Holzhüter [SPD]: So ist das mit Leu- haben, abgelehnt. Ich nehme daher an, daß Sie heute un- ten, die sitzenbleiben: Sie haben sich bemüht, seren Gesetzentwurf ebenfalls ablehnen werden. aber das Klassenziel nicht erreicht!) Wir haben deshalb vorgeschlagen, daß wir im Laufe Als wir bemerkt haben, daß diese Regelung nicht des nächsten Jahres erneut über dieses Thema reden.funktioniert, haben wir in der letzten Legislaturperiode Wir bitten die Bundesregierung, bis zum 17. Juni desan die Länder appelliert, Gutachter zu schulen und zen- nächsten Jahres – ich denke, auch dieses Tages solltetrale Gutachterausschüsse zu bilden, um dem Problem weiterhin gedacht werden – einen Gesetzentwurf vor-Rechnung zu tragen. Aber auch 1999 müssen wir fest- zulegen, der diesem berechtigen Anliegen der Opfer,stellen: 95 Prozent der Anträge werden negativ beschie- endlich eine Verfolgtenrente zu erhalten, Rechnungden, weil der kausale Zusammenhang zwischen Haft trägt. und Gesundheitsschäden nur schwer nachweisbar ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Deswegen kann ich die Aufregung bei den Opferver- bänden verstehen, die aus guten Gründen fragen: War- Ich erwarte heute eine Erklärung – Frau Wittig, Sie um schon wieder ein neuer Versuch, der nichts Neues sind diese Erklärung bislang schuldig geblieben –, ob bringt? Sie akzeptieren, daß die Lebensbiographie auch heute noch – daran ändert eine Verbesserung der Haftentschä- Wir müssen heute feststellen: Die geltende Gesetzes- digung nichts – nachhaltig beeinträchtigt sein kann. Die lage ist nicht ausreichend. Ein Versuch, dem Phänomen betroffenen Menschen konnten sich eben nicht qualifi- auf untergesetzlichem Weg zu begegnen, ist gescheitert. zieren. Sie leiden noch heute an gesundheitlichen undDas muß man an dieser Stelle erklären. Die logische psychischen Folgen. Wir haben mit dem Zweiten SED- Folge daraus ist: Ich brauche eine gesetzliche Änderung. Unrechtsbereinigungsgesetz versucht, einen Ausgleich Sie haben das im Ausschuß abgelehnt, aber ich gebe ohne einzelgesetzliche Maßnahmen, wie das bisher der Ihnen noch eine Frist. (B) Fall war, zu schaffen. Wir brauchen eine generelle Re- (D) gelung, die nach meiner Meinung nur darin bestehen (Lachen bei der SPD – Ingrid Holzhüter kann, eine Verfolgtenrente einzuführen. Ich stelle Ihnen [SPD]: Noch einmal zehn Jahre, die Sie ge- daher die Frage, ob Sie bereit sind, darüber nachzuden- braucht haben, oder wie?) ken, über eine Verfolgtenrente zu diskutieren. Wir haben Wir haben das im Ausschuß vereinbart. Wir erwarten einen Entschließungsantrag dazu eingebracht. Stimmen einen Bericht der Bundesregierung über die Auswirkun- Sie diesem Antrag zu! gen der Bemühungen, ob sich dort eine Verbesserung (Ingrid Holzhüter [SPD]: Sie haben dazu eine einstellt oder nicht. Wenn wir nach einem Jahr feststel- lange Zeit gebraucht!) len, daß es wiederum keine Verbesserung gibt, müssen Ich möchte an dieser Stelle noch folgendes bemerken: wir endlich zur Tat schreiten. Dann müssen wir an die- Hören Sie auf, die Mär zu erzählen, der Vorschlag einer ser Stelle eine Gesetzesänderung erreichen. Verfolgtenrente sei neu! Er ist nicht neu. Bündnis (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- 90/Die Grünen haben bereits in der letzten Legislaturpe- ordneten der F.D.P.) riode vorgeschlagen, 500 DM Entschädigung pro Monat zu zahlen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch ein paar Bemerkungen zur Ausschußberatung selbst ma- (Ingrid Holzhüter [SPD]: Warum habt ihr es chen. nicht beschlossen?) – Sie haben jetzt die Gelegenheit dazu; Bündnis 90/Die (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE Grünen sind nämlich jetzt in der Regierungsverantwor- GRÜNEN]: Die war stressig!) tung. Sie haben vor der Wahl angekündigt, das Gesetz zu no- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- vellieren und das Versprechen in der Regierungserklä- ordneten der F.D.P. – Ingrid Holzhüter [SPD]: rung und am 17. Juni wiederholt. Das Gesetz ist erst Ach ja! Heiliger Sankt Florian!) sehr spät in den Deutschen Bundestag gelangt. Wir hat- ten in der letzten Woche eine Sondersitzung in Form ei- Dieser Gedanke hat – das hatte ich eben bereits erwähnt ner Anhörung und in dieser Woche eine Sondersitzung, – in § 8 Berufliches Rehabilitierungsgesetz schon seinen um darüber zu beraten. Sie wollten die Anhörung nicht. Niederschlag gefunden. Ich weiß auch, warum Sie die nicht wollten, nämlich Lassen Sie mich noch auf einen zweiten wichtigenweil Sie zwar mit einigen ausgewählten Opferverbänden Punkt eingehen, nämlich auf das Thema Anerkennung vereinbart hatten, was im Gesetz geregelt werden kann, 6838 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Dr. Michael Luther (A) Sie aber natürlich nicht hören wollten, was die Mehrheit Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE(C) der Opferverbände davon hält. GRÜNEN): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Luther, Sie müssen sich schon entschei- (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: den, ob Sie kritisieren wollen, daß die Regelung nicht Genau so ist es!) schnell genug gekommen ist, oder ob Sie kritisieren Die Anhörung fand statt. Wer dabei war, weiß, daß wollen, daß wir im Ausschuß in dieser Woche gegen Ih- Ihr Gesetzentwurf an vielen Stellen sehr herb kritisiert re Bemühungen Widerstand geleistet haben, dieses Ge- worden ist. setz in diesem Jahr zu verhindern. Dann würde es näm- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – lich nicht am 1. Januar 2000 in Kraft treten. Ingrid Holzhüter [SPD]: Wo nichts ist, braucht (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: man auch nichts zu kritisieren! Da haben Sie Natürlich! – Rückwirkend! Das geht doch!) natürlich recht!) Dann hätten die Betroffenen warten müssen; das wollten Sie wollten die Kritik nicht hören. Im Gegenteil, Siewir nicht. wollten das Gesetz schnell fertigstellen. Deshalb fand in dieser Haushaltswoche die abschließende Ausschußbe- (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- ratung statt. Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie SES 90/DIE GRÜNEN) sich in der Ausschußberatung kaum zu dem Gesetz ge- Wir haben uns deshalb geduldig zweieinhalb Stunden äußert. Sie wollten überhaupt nicht über die Anhörung lang angehört, was Sie im Ausschuß immer wieder fili- reden. bustert haben. Wir sind froh, daß wir dieses Gesetz im Ausschuß doch noch einstimmig beschließen konnten. (Ingrid Holzhüter [SPD]: Aber Sie ja um so mehr!) So sollten wir es auch heute im Deutschen Bundestag halten. Damit haben Sie die Anhörung zu einer Farce gemacht, die berechtigten Anliegen der Opfer einfach ignoriert (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) (Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Luther, ein biß- chen enger bei der Wahrheit! Das sollte auch hier gelten!) Vizepräsident Rudolf Seiters: Gestatten Sie, Herr Kollege Ströbele, eine Zwischenfrage des Abgeordneten und damit auch das Parlament und die Parlamentsrechte Luther? mißachtet. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Im Plenum sollte man Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE (B) nicht so unglaublich lügen dürfen! – Zuruf von GRÜNEN): Ja, klar. (D) der CDU/CSU: Herr Küster, Sie waren gar nicht dabei!) Dr. Michael Luther (CDU/CSU): Lieber Kollege – Herr Küster, Sie waren nicht dabei. Ich hätte IhnenStröbele, geben Sie mir darin recht, daß wir das Gesetz empfohlen, bei der Anhörung mit dabei zu sein. Sieauch in der nächsten Woche hätten abschließend beraten hätten viel dazulernen können. können, da zu erwarten gewesen wäre, daß der Bundes- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – rat keine Fristeinrede geltend macht und er so in der Ingrid Holzhüter [SPD]: Sie waren dabei und Bundesratssitzung am 17. Dezember dieses Jahres das haben nichts dazugelernt! Das ist der Unter- Gesetz hätte verabschieden können, und darin, daß es schied!) nicht das erste Mal gewesen wäre – was gerade bei die- sem Gesetz immer wieder der Fall gewesen ist –, daß Meine Damen und Herren, ich möchte an dieserder Bundesrat hier mitgewirkt hätte? Stelle den Mitarbeitern des Ausschußsekretariats dan- ken, die kurzfristig Tag und Nacht die Beschlußvorlagen zusammenstellen mußten. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Da gebe ich Ihnen nicht recht, Herr Kolle- (Barbara Wittig [SPD]: Und dem Sie mit der ge. Das gerade ist ja zu kritisieren: daß die Leute, die Verzögerung der Unterschrift die Arbeit er- davon betroffen sind, schon lange darauf warten, daß es schwert haben!) so lange gedauert hat, daß die Opfer und ihre Interes- Meine letzte Bemerkung: Die CDU/CSU-Bundes-senvertretungen gewartet haben. Es gab ja eine Anhö- tagsfraktion hat sich immer gegen Diktatur und Willkür rung dazu und eine ganze Reihe von Besprechungen, eingesetzt. Sie hat sich für die politischen Opfer einge- erst im Bundeskanzleramt, dann im Ausschuß. Dadurch setzt. Wir werden das auch in der Zukunft tun. ist natürlich eine erhebliche Verzögerung eingetreten. Die Betroffenen wollen doch nur wissen: Können sie Schönen Dank. damit rechnen, daß sie die – wenn auch geringen – Be- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- träge bekommen, oder können sie nicht damit rechnen? ordneten der F.D.P.) Sollen sie jetzt auf den 17. Dezember warten? Auch dann können sie nicht wissen, ob das bis Weihnachten über die Bühne geht. Vizepräsident Rudolf Seiters: Für Bündnis 90/Die Grünen spricht nun der Herr Kollege Hans-Christian (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Die müssen Ströbele. sowieso bis zum 17. Dezember warten!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6839

Hans-Christian Ströbele (A) – Sie durften doch im Ausschuß alles sagen und haben der Lage der Opfer spielt, wird das alles nicht nur unver- (C) das doch auch umfassend genutzt. ständlich, sondern unerträglich. Sie wissen ganz genau: Das Ganze scheitert doch nicht daran, daß das die jetzi- Das jetzt vorgelegte ist dabei herausgekommen. Ich ge Regierungskoalition nicht möchte, sondern es schei- denke, dieser Gesetzentwurf kann sich sehen lassen. tert an den Finanzen. Eine solche Ehrenrente, wenn man Die wesentlichen Versprechungen, die Bündnisgrünesie einführen würde, kostete pro Jahr wahrscheinlich und SPD vor der Wahl gemacht haben, sind hiermit ein- weit über 1 Milliarde DM. gelöst worden. Der entscheidende Punkt ist doch der, daß Sie es in den acht Jahren, in denen Sie das hätten (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Das ist anders regeln können und müssen, nicht fertiggebracht, falsch, das wissen Sie!) zu sagen: Die Menschen, die in der SBZ oder der DDR Dieses Geld ist im Augenblick nicht da. aus politischen Gründen im Gefängnis gesessen haben, bekommen mindestens den gleichen Betrag als Aner- Man kann sicher weiter darüber diskutieren, weil ein kennung – das kann ja keine Entschädigung für verlore- Ausgleich von Schäden, die bisher nicht ausgeglichen ne Jahre sein – wie derjenige, der in der Bundesrepublik werden konnten, natürlich seine Berechtigung hat. Aber Deutschland zu Unrecht in Haft gewesen ist. lassen Sie uns jetzt diesen Entwurf gemeinsam Gesetz werden lassen! Lassen Sie uns dafür sorgen, daß die Sie können das fast an Willi Stoph festmachen: Wenn Betroffenen endlich davon profitieren und daß dieses er Haftentschädigung für unschuldig erlittene Untersu- Gesetz zum 1. Januar 2000 in Kraft tritt. Das wäre ein chungshaft in West-Berlin bekommt, dann kann er doch richtiges und wichtiges Signal dafür, daß diese Regie- nicht bessergestellt werden als jemand, der jahrelang in rungskoalition die Botschaft verstanden hat, sich an Bautzen gesessen hat. Versprechen hält und auch in Zukunft weiter darüber (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nachdenken wird, wie man Ungerechtigkeiten ausglei- und bei der SPD) chen kann. Darum geht es: diese Ungerechtigkeit auszugleichen. Ich jedenfalls vertraue auf die Zusagen der Länder, Dafür sind wir angetreten. Das haben wir mit diesemdaß sie in allen Fällen, in denen bisher abgelehnt worden Gesetz hervorragend geleistet. Wir haben damit ein Ver- ist, gesundheitliche Schäden wiedergutzumachen, ihre sprechen eingelöst. Entscheidung überprüfen. Wir sollten die Länder beim Wort nehmen. Diesbezüglich sollten wir im Deutschen Wir haben uns auch in anderen Bereichen bemüht. Es Bundestag zusammenstehen. geht doch nicht darum, daß man nicht viel mehr hätte tun können. Natürlich haben Sie recht – genauso wie (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Die Vertreter der Verbände, die das kritisieren –, daß es viel Rechtslage hat sich doch nicht geändert!) (B) (D) Unrecht gibt, dessen Folgen noch heute andauern: Ge- sundheitsschäden, Schäden aus beruflicher Benachteili- Davon haben die Betroffenen etwas. Die Betroffenen gung, aus Benachteiligung an Schulen und Universitä- haben nichts von blanker Polemik, wie Sie sie hier be- ten. Aber wir können das nicht alles ausgleichen. Dietrieben haben. Ich hoffe, der Gesetzentwurf wird im Maßnahmen, die wir jetzt auf den Weg gebracht haben, Plenum des Bundestages einstimmig verabschiedet. kosten etwa 400 Millionen DM. Angesichts der ange- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spannten Haushaltslage können sich die Bundesregie- sowie bei Abgeordneten der SPD) rung und die Koalition das ans Revers heften und sagen: Trotz dieser miserablen Haushaltslage haben wir uns bemüht, etwas zu tun, und haben wesentliche Schritte Vizepräsident Rudolf Seiters: Herr Kollege Strö- getan. bele, Ihre Redezeit ist zwar abgelaufen, aber ich frage Sie dennoch, ob Sie noch bereit sind, eine Frage des (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kollegen Nooke zu beantworten. und bei der SPD) Nun kommen Sie mit dem Vorschlag der Ehrenren- te. Herr Kollege, ich habe dagegen überhaupt nichts; das Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE habe ich ja auch im Ausschuß gesagt. Natürlich kannGRÜNEN): Bitte, Herr Kollege. man weiter darüber nachdenken und darüber reden. Auch dagegen habe ich nichts. Aber ich habe etwas da- (CDU/CSU): Herr Kollege Ströbele, gegen, daß Sie, die ehemalige Koalition von CDU/CSU Günter Nooke ist Ihnen bekannt, daß das, was Sie jetzt gesagt haben – und F.D.P., die lange Zeit die Regierung gestellt hat, eine Ehrenpension bzw. eine Verfolgtenrente von weit dies fordern. Sie hätten acht Jahre lang eine solche Eh- über 1 Milliarde DM –, der Zahl entspricht, die die Op- renrente einführen, die Mittel bereitstellen und sie aus- ferverbände – 1 400 DM pro Monat – genannt haben? zahlen können. Insofern ist das jetzt gegenüber den Be- Das war nicht unser Vorschlag. Wäre das nicht insbe- troffenen nicht fair. sondere dann gerechtfertigt – das ist die zweite Frage –, Wir betreiben hier ja ein Spiel: Sie haben früher die wenn Sie berücksichtigen, wieviel Nachzahlungen aus Regierung gestellt, jetzt stellen wir die Regierung. Sie Zusatz- und Sonderrentenversorgungssystemen laut waren früher die Regierungskoalition, jetzt sind wir die Bundesverfassungsgerichtsurteil vom April 1999 – auch Regierungskoalition. – An diesem Punkt sollte man die- über 1 Milliarde DM – jährlich kosten werden? Ist Ihnen ses Spielchen nicht weitertreiben. Denn wenn man mit bekannt, daß es um Nachzahlungen in der Größenord- 6840 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Günter Nooke (A) nung von 5 bis 10 Milliarden DM geht? Wie will diezum 1. Januar 2000 in Kraft treten – hätte nach unserer (C) Koalition erklären, daß Ihnen die Opfer soviel weniger Ansicht folgendes noch aufgenommen werden müssen. als die Täter und die Privilegierten des alten Systems wert sind? Erstens. Die Opferverbände beklagen – ich glaube, zu Recht –, daß der Staat mit den Verfolgten der SED- Diktatur – das sind immerhin rund 1 Million Menschen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE– stiefmütterlicher als mit den Opfern der Nazidiktatur GRÜNEN): Herr Kollege Nooke, darum geht es dochumgegangen ist. Einer, der viele Jahre in Bautzen geses- überhaupt nicht. Wenn das Bundesverfassungsgerichtsen und schwere gesundheitliche Schäden davongetra- der Bundesregierung und dem Gesetzgeber Auflagengen hat, sieht sich verständlicherweise nicht als Opfer macht, dann können wir uns dem nicht verschließen, so- zweiter Klasse. Es geht uns hauptsächlich darum, daß fern wir Gewaltenteilung in diesem Lande ernst nehmen. noch in der laufenden Legislaturperiode eine„Opfer- Man kann nicht einfach sagen: Weil der Kollege Nooke pension“ – so nennen wir das – gewährt wird; zumin- das als ungerecht ansieht, lassen wir das. Wir sind viel- dest sollte man die Chance für eine Option nicht verge- mehr an die Entscheidungen des Bundesverfassungsge- ben. richts gebunden. So ist das nun einmal in einem Rechts- Das kann einerseits nur unter Berücksichtigung der staat, in dem es eine Dreigliederung der Gewalten gibt. Schwere und der Dauer der Verfolgung erfolgen – wir Die Jurisdiktion kann den anderen Gewalten Vorschrif- bleiben ja Realisten –, und andererseits ist es von der ten machen. Deshalb sind Bundestag und Bundesregie- Höhe der noch zu erschließenden Mittel abhängig. Die- rung an die Entscheidungen des Bundesverfassungsge- sen Gesichtspunkt kann man nicht völlig ausschließen. richts gebunden. Ich könnte mir vorstellen, daß das SED-Vermögen oder Ungerechtigkeiten beseitigen Sie auch mit Ihrem Ge- andere Quellen etwas hergeben, etwa die Behebung der setzentwurf nicht. Sie schaffen sogar neue. In Ihrem Ge- Verschwendung öffentlicher Gelder. Der Bund der Steu- setzentwurf ziehen Sie eine Grenze bei drei Jahren. Es erzahler weist diesbezüglich immer rund 70 Milliarden gibt überhaupt keinen einsehbaren Grund dafür, daßDM pro Jahr aus. Davon benötigen wir nur einen klei- man beispielsweise Menschen, die zwei Jahre lang im nen Anteil. Gefängnis gesessen haben, von dieser Rente ausnehmen Zweitens. Wenig befriedigend ist auch, daß Opfer, soll. Nennen Sie mir einen logischen Grund für diese die auf Grund der Verfolgung dauerhafteGesundheits- Grenze. schäden erlitten haben, kaum eine Chance haben, diese Wir sind in diesem Bereich immer darauf angewie- Schäden anerkannt zu bekommen. Herr Luther wies sen, Signale zu setzen und die Würde der Menschen da- schon darauf hin: 95 Prozent der Anträge werden abge- durch zu respektieren, daß wir uns mit den Problemen lehnt. Hier kann also etwas nicht in Ordnung sein. Man (B) (D) befassen. Wir können all das angerichtete Unrecht we- muß dies verbessern. der durch Geld noch durch andere materielle Werte aus- Um trotzdem in der Sache weiterzukommen, schlägt gleichen, sosehr wir uns darum bemühen. Vielmehrdie F.D.P. vor, Beweiserleichterungen bei der Anerken- können wir nur Versuche in dieser Richtung unterneh- nung von Gesundheitsschäden von politisch Verfolgten men, und wir können Signale setzen, daß wir uns dieser einzuführen. Dies würde den Nachweis verfolgungsbe- Probleme annehmen und die größten Ungerechtigkeiten dingter Krankheiten deutlich vereinfachen und die beseitigen. Chance auf Anerkennung erhöhen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Mi- chael Luther [CDU/CSU]: Also debattieren Wir werden dem Gesetzentwurf der Koalition zu- wir darüber!) stimmen und bitten Sie, unserem Entschließungsantrag mit den beiden von mir erläuterten Vorschlägen zuzu- stimmen. Vizepräsident Rudolf Seiters: Für die F.D.P.- Fraktion spricht der Kollege Jürgen Türk. Vielen Dank. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Jürgen Türk (F.D.P.): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der heute zur Debatte Vizepräsident Rudolf Seiters: Für die Fraktion der stehende Gesetzentwurf schafft für die Betroffenen na- PDS spricht die Kollegin Petra Pau. türlich Verbesserungen; deshalb wird die F.D.P.- Fraktion ihm zustimmen, auch wenn er weiterhin ver- besserungswürdig bleibt. Petra Pau (PDS): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir behandeln und verabschieden heute Ich hätte mir gewünscht, daß die Anhörungsergebnis- ein Gesetz, das besser als seine Vorläufer, aber schlech- se wenigstens zum Teil berücksichtigt worden wären; denn eine Anhörung macht man nicht nur wegen der ter ist – das muß man auch sagen –, als es möglich ge- wesen wäre. Damit kritisiere ich nicht nur dasVerfah- Nabelschau, sondern um schlauer zu werden und das ren, daß die Betroffenen zwar in der vergangenen Wo- Gesetz letztlich besser zu machen, Herr Ströbele. che über drei Stunden angehört wurden, ihre Anliegen Bei etwas mehr Zeit für die Überarbeitung des Koali- aber kaum noch berücksichtigt werden konnten. Ich teile tionsentwurfes – das Gesetz könnte auch rückwirkend zwar nicht alles, was von den Vertretern der Opferver- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6841

Petra Pau (A) bände vorgetragen wurde, etwa den gelegentlichen Ver- ren! Wir beraten heute abschließend ein Gesetz, auf das(C) such, die DDR mit dem NS-Regime gleichzusetzen,die Opfer lange gewartet haben. Es ist die umfangreich- oder etwa den erneuten Vorstoß, die Bodenreform rück- ste Verbesserung zur Entschädigung von Opfern politi- gängig zu machen. Aber auf die zentrale Frage, ob die scher Verfolgung in der SBZ und DDR seit 1992 bislang beschlossenen Regelungen hinreichend, hand- seit dem Ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz. Diese habbar oder angemessen sind, gab es für mich zweiVerbesserung war längst überfällig und dringend not- Antworten: Sie waren es bislang nicht und werden eswendig. Deswegen ist dies ein guter Tag für die Opfer. auch nicht sein, wenn wir heute dieses Gesetz verab- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ schieden. DIE GRÜNEN) Es bleibt nur die alte Formel vom richtigen Schritt Das ist es nicht nur wegen der Bedeutung der Rege- auf dem richtigen Weg. Deshalb ist natürlich auch den lung. Um übrigens noch einmal auf die Quantität einzu- wesentlichen Verbesserungen, insbesondere der künftig gehen: Ein Drittel aller Wiedergutmachungsleistungen, einheitlichen Entschädigung für Opfer politischer Haft die seit 1990 gewährt worden sind, werden jetzt im Zu- in Höhe von 600 DM, zuzustimmen. Nur, diese Floskel sammenhang mit der Verbesserung der Wiedergutma- vom richtigen Schritt auf dem richtigen Weg hat nicht chungsleistungen noch einmal draufgepackt. Das Ge- nur eine lobende, sondern auch eine ausblendende samtvolumen beläuft sich auf 400 Millionen DM. Zwei Funktion. Wir haben beantragt, daß nunmehr fällige Drittel davon trägt der Bund. Es war ein richtiger Kraft- Nachzahlungen von Amts wegen erfolgen sollen, weil akt, dieses wichtige Gesetz zustande zu bringen. wir die Beantragungshürden und andere bürokratische Hemmnisse so niedrig wie nur irgend möglich halten (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: 380 Millio- wollen. Wir meinen, es geht nicht an, daß Haftentschä- nen!) digungen auf Sozialhilfe angerechnet werden, sei es auch nur im Einzelfall. Wir wollen hoffen, daß der ge- Wichtig ist dieses Gesetz nicht nur wegen der ein- meinsame Appell des Ausschusses in den Ländern und heitlichen 600 DM Kapitalentschädigung, damit die Op- vor allem in den einzelnen Kommunen tatsächlich Ge- fer nicht mehr – wie in der Vergangenheit durch Ihr Ge- hör findet. Ich glaube, daß Forderungen von Betroffe- setz – auseinanderdividiert werden, sondern beispiels- nen, etwa die Beweislastumkehr beigesundheitlichen weise auch wegen derHinterbliebenenregelung. Ich Haftschäden, ernster zu nehmen sind, als dies bislang will darauf einmal näher eingehen, Herr Dr. Luther. Wir geschehen ist. Die Beispiele ließen sich noch fortsetzen. bekommen jetzt eine Hinterbliebenenregelung über die Stiftung für politisch Verfolgte, in deren Rahmen künf- Die PDS wird diesem Gesetzentwurf zustimmen.tig Einmalleistungen in der Größenordnung von 8 000 Aber ich widerspreche der deutlich formulierten Be-DM gewährt werden können und ein Rechtsanspruch – (B) hauptung, er sei alternativlos. Er ist ein Schritt auf einem ohne Bedürftigkeitsprüfungen, also quasi lebenslang –(D) Feld, das so weit ist, daß wir es heute nicht bestellenauf laufende, also jährlich wiederkehrende Leistungen in können. Ich erinnere nur an die problematische Frageeinem Volumen von 6 000 bis 8 000 DM besteht. Das ist von betroffenen Schülerinnen und Schülern. Sie bleibt für viele Betroffene eine Entschädigung, die weit besser natürlich zu beantworten. Es geht auch in diesem Ge-ist als eine fiktive Kapitalentschädigung. Ich sage noch setzentwurf um gemeinsame Geschichte und um Men- einmal: Das ist alles andere als eine Kleinigkeit. schenrechte, also um gesellschaftliche Fragen, die des- halb nicht – auch nicht formal – an einen Ausschuß (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ „Neue Bundesländer“ delegiert werden können. Aber DIE GRÜNEN – Abg. Dr. Martin Luther zum weiten Feld unserer Geschichte gehören auch der [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischen- gleich folgende Tagesordnungspunkt zur Zwangsarbei- frage) terentschädigung ebenso wie die politisch gewollten Be- rufsverbote in der alten Bundesrepublik. Diese gemein- Vizepräsident Rudolf Seiters: Herr Staatsminister, same Geschichte und diese schmerzhaften Themen blei- gestatten Sie eine Zwischenfrage? ben uns erhalten.

Ich glaube, wir haben hier nicht nur schmerzhafte Rolf Schwanitz, Staatsminister beim Bundeskanzler: Debatten vor uns, sondern vor allem Regelungsbedarf, Ich trage erst einmal im Zusammenhang vor und bleibe um in dieser Bundesrepublik nicht nur gemeinsam anzu- am Schluß am Pult stehen; Sie können Ihre Frage dann kommen, sondern gemeinsam unseren Platz zu finden. noch stellen. Danke schön. Ich möchte auf die Bemerkung eingehen, wir hätten (Beifall bei der PDS) die Opferinteressen nicht hinreichend berücksichtigt. Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie ha- ben in diesem parlamentarischen Verfahren dieAnhö- Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich gebe nunmehr rung zu dem spätestmöglichen Zeitpunkt beantragt. Sie das Wort dem Staatsminister im Kanzleramt Rolfhaben alle möglichen Kapriolen gemacht, zum Beispiel Schwanitz. gesagt, das Ganze sei im Ausschuß nicht genügend be- raten worden. Drei Stunden lang ist im Ausschuß über jedes Komma in der Vorlage filibustert worden. Ich ha- Rolf Schwanitz, Staatsminister beim Bundeskanzler: be gehört, zum Schluß sei sogar versucht worden, nicht Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her- zu unterzeichnen. Wir haben so etwas schon einmal ge- 6842 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Staatsminister Rolf Schwanitz (A) habt. Es sind also alle möglichen Dinge versucht wor- Vizepräsident Rudolf Seiters: Vielen Dank, Herr (C) den. Staatsminister, für Ihre Bereitschaft, die Frage jetzt zu beantworten. Der Kollege Luther hat sich aber für eine (Dr. Uwe Küster [SPD]: Geschäftsordnungs- Kurzintervention entschieden. Bitte schön, Herr Luther. kindergarten!) Aber zum 1. Januar 2000 wird es diese Leistungen ge- ben. Das ist wichtig. Die Opfer warten darauf. Dr. Michael Luther (CDU/CSU): Verehrter Präsi- dent! Meine Damen und Herren! Ich habe mich für eine (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Kurzintervention entschieden, weil ich mir meine ur- DIE GRÜNEN) sprüngliche Frage auf Grund der weiteren Äußerungen Herr Luther, Sie haben in Ihrer Rede kritisiert, wirdes Herrn Staatsministers selbst beantworten kann. Ich würden Leistungen gewähren, die, bezogen auf eine Eh- möchte aber noch einiges zu anderen Punkten Ihrer Re- renrente, nicht den Erwartungen entsprächen. Ich will de sagen. Das ist wichtig und zur Aufklärung des Hau- das mit einigen deutlichen Worten kommentieren. Zu- ses notwendig. nächst möchte ich nur noch einmal die Aussage un- Erstens. Wecken Sie nicht vielleicht zu viele und zu terstreichen: Sie haben die Opfer acht Jahre lang auf hohe Erwartungen? Bislang standen der Stiftung für eine ordentliche, bessere, finanziell vernünftig ausge- ehemalige politische Häftlinge 10 Millionen DM zur stattete Rehabilitierung und Wiedergutmachung warten Verfügung, um Hinterbliebenen von Todesopfern zu lassen. Das wird jetzt kommen. Sie haben überhaupt helfen, jetzt stehen 20 Millionen DM bereit. Das ist eine keinen Grund, sich hier zum Sachwalter der Opfer zu Verdoppelung, das gebe ich zu. Ich glaube aber, daß machen. die hohen Erwartungen, die Sie in Ihrer Rede gerade Das Verfassungsgerichtsurteil zu den – ich sage es geweckt haben, dadurch nicht befriedigt werden kön- einmal flapsig – Stasirenten haben Sie selbst provoziert. nen. Sie haben ein Rentenrecht geschaffen, bei dem damals klar war, daß es in den verfassungswidrigen Raum hin- Zweitens haben Sie gesagt, wir hätten die Anhörung einreicht. Sie haben das Urteil selbst provoziert und be- zum spätestmöglichen Zeitpunkt beantragt. Als wir die nutzen es jetzt, um nicht zugeben zu müssen, daß dieAnhörung beantragten, hatte die erste Lesung des Geset- Verbesserung wegen Ihrer eigenen politischen Ver-zes noch nicht stattgefunden, und es war noch nicht an säumnisse notwendig ist. Sie benutzen das Urteil, umden Ausschuß überwiesen worden. Wir haben die Anhö- über Ihre eigenen Fehlleistungen nicht reden zu müssen. rung also quasi auf Vorrat beantragt. Wir hätten die An- hörung natürlich auch für Januar beantragen können. Sie haben übrigens den Unmut bei den Opfern in den (B) zurückliegenden Wochen und Monaten auch im Zu- Drittens haben Sie von einer Verzögerung bei der(D) sammenhang mit diesem Urteil ganz gezielt geschürt.Unterzeichnung gesprochen. Ich bitte Sie, sich dafür zu Sie haben nichts dafür getan, um den Opferverbänden entschuldigen, daß Sie vor diesem Hause einen solchen und den Betroffenen klarzumachen, was wirklich in dem Vorwurf geäußert haben. Ich kann doch kein Blanko- Urteil steht. Darin steht nämlich nicht, daß dieRenten- formular unterschreiben! Nach der Anhörung mußte erst ansprüche von -Bediensteten beliebig ausgedehnt der Ausschußbericht erstellt werden. Ich kann nicht auf werden können. Vom Verfassungsgericht wurde nur be- einem Blankoformular den Ausschußbericht schon im schieden, daß der Grundsatz, den die erste frei gewählte voraus bestätigen. aufgestellt hat, nämlich daß die Renten- (Dr. Uwe Küster [SPD]: Das war die Be- ansprüche auf die Durchschnittshöhe des Einkommens schlußempfehlung!) in der DDR zu begrenzen sind und das Einkommenspri- vileg nicht fortgeschrieben wird, sehr wohl verfassungs- Ich habe daran mitgewirkt und daran mitgearbeitet, daß konform ist. alles rechtzeitig in Gang gekommen ist. Ihre Unterstel- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten lung sollten Sie deshalb vor diesem Hause zurückneh- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) men. Ich will ausdrücklich noch einmal festhalten, daß das (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- von uns vorgelegte Gesetz ein gutes Gesetz ist. Ich be- ordneten der F.D.P.) daure sehr, daß Sie es sich gerade bei diesem Thema Viertens haben Sie uns vorgeworfen, wir schürten nicht verkneifen konnten, unter dem Deckmantel von Unmut bei den Betroffenenverbänden. Schauen Sie Ehrenhaftigkeit parteipolitische Spielchen zu spielen. sich doch einmal die Meldungen in den Medien an: Ich bedaure sehr, daß Sie das getan haben. Mein Nach dem Urteil haben zuerst die Betroffenen aufge- Wunsch an die Opposition ist: Kehren Sie – wie in den schrien. Wir haben uns erst später mit der Thematik be- zurückliegenden Monaten und Jahren – zu einer an kon- schäftigt. Wenn Sie uns unterstellen, wir schürten Un- struktiven Problemlösungen orientierten Politik zurück! mut bei den Betroffenenverbänden, dann müssen Sie Daran hat es hier – leider – gefehlt. dieses auch dem Bundesrat unterstellen. Ich habe ja in Schönen Dank. meiner Rede aus der Stellungnahme des Bundesrates zum Gesetzentwurf zitiert. Dort wurde die von uns an- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gesprochene Problematik noch einmal verdeutlicht. So DIE GRÜNEN) stellt sich die Lage dar. Dieses Thema muß in Zukunft Jetzt bin ich gerne bereit, Ihre Frage zu beantworten. noch einmal aufgegriffen werden. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6843

Dr. Michael Luther (A) Meine letzte Bemerkung: Trotz der Mängel des Ge- – Es gab eine Enthaltung aus den Reihen der CDU/CSU. (C) setzes und Ihrer unverschämten Einlassungen Wer stimmt für den Gesetzentwurf in der Ausschuß- (Widerspruch bei der SPD) fassung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetz- stimmen wir dem Gesetz zu. entwurf ist damit in zweiter Beratung einstimmig ange- nommen. (Beifall bei der CDU/CSU) Wir kommen zur

Vizepräsident Rudolf Seiters: Herr Staatsminister Dritten Beratung Schwanitz zur Erwiderung. und Schlußabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. Rolf Schwanitz, Staatsminister beim Bundeskanzler: – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetz- Den Einschätzungen, die ich am Rednerpult abgege-entwurf ist einstimmig angenommen. ben habe, habe ich nichts hinzuzufügen. So verhält es Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlie- sich. ßungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag Ich möchte aber Ihre Ausführungen an einigen Stel- der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/2205? len korrigieren: Der Gesetzentwurf war bereits Mitte– Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Entschließungs- August im Bundesrat. Es ist gute und übliche Praxis im antrag ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Deutschen Bundestag, daß Anhörungen auch zu Vorla- Grünen und PDS gegen die Stimmen von CDU/CSU gen durchgeführt werden können, die im Bundesrat an- und F.D.P. abgelehnt. hängig sind. Das ist zigmal gemacht worden, Sie aber haben es bewußt unterlassen. Sie haben die Anhö-Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak- rung statt dessen in den November gelegt, so daß dietion der F.D.P. auf Drucksache 14/2191? – Wer stimmt Beratung dieses Gesetzentwurfes mit den Beratun-dagegen? – Enthaltungen? – Auch dieser Entschlie- gen des Finanzausschusses des Bundesrates kollidierte, ßungsantrag ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis um die Stimmungslage noch einmal ordentlich anzuhei- 90/Die Grünen und PDS gegen die Stimmen von zen. CDU/CSU und F.D.P. abgelehnt. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist unglaub- Wir kommen zur Abstimmung über den Entwurf lich, Herr Schwanitz! Das ist eine Sauerei!) eines SED-Opfer-Rehabilitations-Verbesserungsgesetzes der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/1001. – Das ist so! Ich muß ganz offen sagen, daß ich bewun- (B) Der Ausschuß für Angelegenheiten der neuen Länder(D) dere, wie Sie immer wieder mit ernster Miene den Wi- empfiehlt auf Drucksache 14/2188 Buchstabe b, den derspruch zwischen Ihrem Verhalten in der Praxis Gesetzentwurf abzulehnen. Ich lasse über den Gesetz- (Dr. Uwe Küster [SPD]: Realitätsverlust!) entwurf der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/1001 abstimmen und bitte diejenigen, die dem und dem, was Sie nach außen hin kommunizieren, of- Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. fensichtlich problemlos überbrücken können. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Ge- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ setzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen DIE GRÜNEN) von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stim- men von CDU/CSU und F.D.P. bei Enthaltung der PDS abgelehnt. Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich schließe die Aussprache. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung. Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent- wurf der Bundesregierung zur Verbesserung rehabilita- Nun kommen wir zu der Beschlußempfehlung des tionsrechtlicher Vorschriften für Opfer politischer Ver- Ausschusses für Angelegenheiten der neuen Länder zu folgung, Drucksachen 14/1805 und 14/2188 Buchstabe a. dem Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen zur Verbesserung des SED-Unrechtsbereini- Dazu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der PDS gungsgesetzes, Drucksache 14/2188 Buchstabe c. Der auf Drucksache 14/2190 vor, über den wir zuerst ab-Ausschuß empfiehlt, den Antrag auf Drucksache stimmen. Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? –14/1165 für erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Wer stimmt dagegen? Beschlußempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent- haltungen? – Die Beschlußempfehlung ist einstimmig (Zuruf von der SPD: Die F.D.P. ist sich wieder angenommen. einmal uneinig!) – Ich frage noch einmal: Wer stimmt dagegen? – Ent- Ich rufe den Tagesordnungspunkt III auf: haltungen? – Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stimmen der PDS und des Kolle- III. Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolf- gen Jürgen Türk abgelehnt. gang Gehrcke-Reymann, Dr. Heinrich Fink, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der (Zuruf des Abg. Dr. Gregor Gysi [PDS]) Fraktion der PDS 6844 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Vizepräsident Rudolf Seiters (A) Zügige Entschädigung für Zwangsarbeiterin- falsche Vorstellungen gibt. So glauben zum Beispiel(C) nen und Zwangsarbeiter und Errichtung einer viele, daß es überwiegend um amerikanische Jüdinnen Bundesstiftung und Juden ginge und daß viele schon eine Entschädigung bekommen hätten. In Wirklichkeit machen Jüdinnen und – Drucksache 14/1694 – Juden den geringsten Anteil aus. Die meisten sind wahr- Überweisungsvorschlag: scheinlich Osteuropäerinnen und Osteuropäer. Diese ha- Innenausschuß (federführend) Auswärtiger Ausschuß ben noch nie eine Entschädigung bekommen und leben Rechtsausschuß zum größten Teil auch heute noch unter eher ärmlichen Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Bedingungen. Das muß ganz klar gesagt werden. Haushaltsausschuß Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Es gab auch insoweit völlig falsche Vorstellungen, als Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ichman zum Beispiel die Höhe der Entschädigung davon höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. abhängig machen wollte, unter welchen Umständen die- se Menschen heute leben. Reiche sollten mehr bekom- Ich eröffne die Aussprache und gebe zunächst dem men, Arme weniger. Dies ist, wie ich meine, ein unhalt- Kollegen Dr. Gregor Gysi für die antragstellende Frak- barer Ansatz. tion das Wort. Eines hat mich außerordentlich gestört: Schon als der Bundeskanzler noch Kanzlerkandidat war, hat er sich zu Dr. Gregor Gysi (PDS): Herr Präsident! Meine Da- dieser Frage geäußert. Damals hat er als ersten Satz ge- men und Herren! Wir müssen uns heute in erster Lesung sagt – das war der Satz, der wie eingemeißelt stand –, er mit einem Antrag beschäftigen, der eines der dunkelsten werde darum kämpfen, daß die deutschen Firmen nicht Kapitel der deutschen Geschichte betrifft. Es geht umübermäßig in Anspruch genommen würden; es werde rund 10 Millionen Menschen, die als Zwangsarbeiterin- seine Aufgabe sein, sie vor falschen und überzogenen nen und Zwangsarbeiter von dem NS-Regime gezwun- Ansprüchen zu schützen. Ich frage Sie: Hätte nicht sein gen wurden, an der sogenannten Heimatfront in Skla-erster und entscheidender Satz lauten müssen, er werde venarbeit ihren Beitrag zur Herstellung der Infrastruktur sich dafür einsetzen, daß die Opfer endlich eine ange- zu leisten, und zwar in der Rüstungsproduktion, um die messene Entschädigung bekommen? Kriegsmaschinerie aufrechtzuerhalten, und in vielen an- (Beifall bei der PDS) deren Bereichen. Die meisten von diesen über 10 Mil- lionen Menschen haben niemals eine einzige Mark Ent- Als vielleicht dritten Satz hätte er dann sagen können, schädigung bekommen. Nicht einmal eine Entschuldi- daß er als künftiger Kanzler natürlich auch überzogene gung an die Opfer hat es bis heute im Bundestag gege- Forderungen abwehren werde. Daß er diese Aussagen in (B) ben. ebendieser Reihenfolge gemacht hat, hat auch bei der(D) Wirtschaft völlig falsche Vorstellungen geweckt, die bis Die meisten von ihnen können auch keine Entschädi- heute nachwirken. gung mehr bekommen; denn sie sind längst verstorben. Zirka 1,5 Millionen ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Es ist natürlich höchst unglücklich, wenn man, wäh- Zwangsarbeiter leben noch. Viele von ihnen wurden ge- rend in Bonn und in Washington verhandelt wird, sagt, zwungen, Arbeiten in der Landwirtschaft zu verrichten. es solle sichergestellt werden, daß nach Errichtung des Die Bedingungen insgesamt waren menschenunwürdig: Fonds gegen kein deutsches Unternehmen noch ein An- Es gab nicht die einfachsten hygienischen Einrichtun- spruch erhoben werden könne, und zwar unabhängig gen, sie waren unterernährt, es wurde geschlagen, ge-davon, ob sich dieses deutsche Unternehmen an diesem foltert und geprügelt. All das ist bekannt. Fonds beteiligt hat oder nicht. Wenn ich das öffentlich und laut verkünde, dann ist zumindest unter finanziellem Daß in der Entschädigungsfrage bislang nichts ge-Gesichtspunkt nachvollziehbar, daß die meisten Unter- schehen ist, hängt mit demLondoner Schuldenab- nehmen sagen: Wenn ich hinterher von Forderungen kommen zusammen, das nach 1945 geschlossen wurde. freigestellt bin, auch wenn ich jetzt nicht zahle, dann Es beinhaltete, daß die Lösung dieser Frage auf denversuche ich natürlich zu der Gruppe derjenigen zu ge- Zeitpunkt eines Friedensvertrages verschoben wird. Sei- hören, die nicht zahlen. – Es wäre viel günstiger gewe- nerzeit wurde ausgerechnet der tief in das NS-Regime sen, den Eindruck zu vermitteln, daß jene, die nicht ein- verstrickte Abs vom damaligen Kanzler Adenauer nach zahlen, nach wie vor mit Forderungen rechnen müssen. London geschickt, um Verhandlungen zu führen und zu Dann wäre wahrscheinlich auch die Bereitschaft, einzu- einem Ergebnis zu kommen. Dies war, wie ich meine, zahlen, größer. Das kann jetzt nicht mehr repariert wer- eine höchst unglückliche Personalentscheidung. den. Deshalb kommen sich in dieser Frage Politikerin- nen und Politiker gegenüber der Wirtschaft jetzt wie (Beifall bei der PDS) Bittsteller vor. Dies finde ich nun wirklich völlig unan- Der Zwei-plus-Vier-Vertrag war nun Anlaß, neu gemessen. nachzudenken. In gewisser Hinsicht ersetzt er ja einen (Beifall bei der PDS) Friedensvertrag. Damit stand die Frage der Entschädi- gung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter au- Als erster Schritt wäre es notwendig gewesen, daß tomatisch auf der Tagesordnung. sich die deutsche Industrie und die deutschen Banken zu ihrem Versagen gegenüber den Nationalsozialisten, zu Ich bedaure, daß in SachenAufklärung so wenig ihrer politischen, moralischen und materiellenVerant- getan wurde, daß es in der Bevölkerung zum Teil völlig wortung für die Etablierung des NS-Staates, für das Sy- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6845

Dr. Gregor Gysi (A) stem der Bereicherung, für das System aus Raubkrieg, Aber daß sie trotzdem nicht bereit sind, einzuzahlen, ist (C) Ausplünderung, Sklavenarbeit und – wie es hieß – Ver- ein noch stärkeres Stück. Deshalb sage ich: Hören wir nichtung durch Arbeit bekannt hätten. auf, die Unternehmen zu kritisieren, die einzahlen wol- len! Es ist ein bißchen ungerecht, daß die Kritik diese (Beifall bei der PDS) Unternehmen am meisten trifft. Jetzt müssen wir öffent- Deutsche Firmen, zum Beispiel die Tochtergesellschaft lich die benennen, die nicht einzahlen wollen, die sich von Degussa – die Degesch –, haben das Zyklon B pro- ihrer Verantwortung völlig entziehen wollen. Das ist duziert, mit dem in den Konzentrationslagern gemordet nicht hinnehmbar. Ich hoffe, wir werden in dieser An- wurde. Degussa hat das Zahngold der ermordeten Häft- gelegenheit alle gemeinsam streiten und kämpfen und linge eingeschmolzen. diese Unternehmen nicht aus ihrer Verantwortung ent- lassen. Wenn ich den Namen Auschwitz nenne, darf ich über die IG Farben und ihre Nachfolger nicht schweigen. Danke schön. Wenn es um die Arisierung des jüdischen Vermögens, um Gold- und Finanztransfers geht, muß über die Deut- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten sche Bank und die Dresdner Bank gesprochen werden. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Weil der Reichsverband der Deutschen Industrie mit seiner Adolf-Hitler-Spende Hitler förderte, hätte sich Vizepräsident Rudolf Seiters: Für die SPD- auch der Nachfolger, der BDI, damit auseinandersetzen Fraktion spricht der Kollege Ludwig Stiegler. müssen. Das alles ist nicht geschehen – und es ist jetzt auch nur noch schwer zu erreichen. Das hätte längst ge- schehen müssen. Ludwig Stiegler (SPD): Herr Präsident! Meine Da- men und Herren! Herr Gysi hat wieder versucht, sich als Ich kann von hier aus heute nur appellieren, daß die großen Moralisten darzustellen. Wirtschaft sich zu einem Wort des Bedauerns durch- ringt, daß mit der Feilscherei aufgehört wird (Zuruf von der PDS: Was soll der Quatsch?) (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten Ich sage nur: Diejenigen unter Ihnen, die früher in der der SPD) SED waren, sollten ganz ruhig sein. und daß alle diejenigen ihren Beitrag in diesen Fonds (Beifall des Abg. Manfred Kolbe [CDU/CSU] einzahlen, die damals davon profitiert haben, daß es in – Dr. Ruth Fuchs [PDS]: Das ist eine primitive Deutschland Zwangsarbeit gab. Ausrede zu diesem Thema! Schämen Sie (Beifall der Abg. Claudia Roth [Augsburg] sich!) (B) [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Wir sind hier mitten in Verhandlungen, und Sie tun so,(D) Dazu gehörte auch derStaat. Der Staat trug natürlich als ob nichts geschehen sei. Dort, wo Sie früher Verant- Verantwortung dafür, daß es überhaupt Zwangsarbeitwortung hatten, ist – außer Solidaritätsadressen – nichts gab. Deshalb ist es richtig, daß auch der Staat in diesen geschehen, während hier eine ganze Menge geschehen Fonds einzahlt. Gleichzeitig muß er ausreichend Aufklä- ist. rung betreiben, auch in der Öffentlichkeit, um eine (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der breite Zustimmung in der Bevölkerung zu erreichen. CDU/CSU) Ich füge hinzu: Wir müssen einen Anfang machen.Deshalb sollten wir etwas ernster an das Thema heran- Der Fonds muß eingerichtet werden. Darum geht es in gehen. unserem Antrag. Wir haben ihn extra verschoben, um die Verhandlungen nicht zu gefährden. Denn wir mei- (Dr. Ruth Fuchs [PDS]: Was ist unernst an un- nen, das Wichtigste ist, daß die Opfer eine angemessene serem Antrag?) Entschädigung bekommen. Aber jetzt muß dasParla- Wir haben keine Veranlassung, jetzt am Bundes- ment eingeschaltet werden. Wir müssen jetzt darüberkanzler herumzumäkeln, denn es ist wahr, daß mit sehr diskutieren. Wir müssen das jetzt als Parlament beglei- zweifelhaften juristischen Methoden Druck ausgeübt ten und versuchen, noch einiges zu ändern. Selbst wenn worden ist. Ich stimme allen zu, die sagen, die Wirt- keine Lösung zustande kommen sollte, müssen wir jetzt schaft und die ganze Gesellschaft seien zu hartleibig und anfangen, Geld zur Verfügung zu stellen, damit wenig- im Grunde nicht sensibel genug für dieses Thema. Aber stens erst einmal eine Mindestsumme an die noch leben- wir können auch nicht über die Methoden, die in Ameri- den Opfer ausgezahlt wird. Es darf keine biologischeka teilweise angewandt worden sind, hinwegsehen. Ich Lösung dergestalt geben, daß hier verzögert und ver-habe zwischendurch schon daran gezweifelt, ob dort schoben wird, bis immer weniger der Betroffenen leben. noch ein rechtsstaatliches System gibt. Ich meine, wir Das ist nicht hinzunehmen. Deshalb haben wir unseren sollten hier wirklich aufpassen, daß die Initiative nicht in Antrag vorgelegt. Er soll eine Unterstützung sein, damit ein falsches Licht gerückt wird. wir endlich zu diesem Fonds und zu einer Lösung kom- men. Die Koalition hat in ihrer Koalitionsvereinbarung klar gesagt: Wir wollen das Gesetz. Auch in den Wahlpro- Daß die Unternehmen die Zahlungen später von der grammen war das ein Thema. Ich denke zum Beispiel an Steuer absetzen dürfen, ist schon ein starkes Stück. Hans-Jochen Vogel und seinen Verein „Gegen Verges- (Beifall bei der PDS) sen – Für Demokratie“. Der Druck von unserer Seite, 6846 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Ludwig Stiegler (A) endlich zur Tat zu schreiten, war groß und intensiv. Wir Es ist auch nicht angemessen, zu kritisieren, daß die (C) sind jetzt mitten in den Verhandlungen. Alle Fraktionen Wirtschaft diese Entschädigungsleistungen als Be- haben mitgetragen, daß der Bund seinen Anteil nochtriebsausgaben absetzen kann. Wir wollen durch diese einmal erhöht und damit mehr Druck auf die Wirtschaft Möglichkeit höhere Zahlungen erreichen. Ich weise dar- gemacht hat, damit sie ihren Anteil ebenfalls erhöht. Wir auf hin, daß der Staat auf diese Weise die Hauptlast der sollten gemeinsam an die Wirtschaft herantreten undZahlungen trägt. Aber es gibt ja sehr viele Unternehmen, von allen verlangen, daß sie sich an diesem Fonds betei- die heute gar nicht mehr greifbar sind, zum Beispiel ein- ligen. Aus dieser moralischen Verpflichtung werden wir zelne landwirtschaftliche oder ähnliche Unternehmen. sie nicht entlassen. Vor diesem Hintergrund ist derstaatliche Anteil an (Beifall bei der SPD) den Zahlungen gesellschaftlich gerechtfertigt. Diesen Punkt sollte man nicht kritisieren. Wir alle sollten viel- mehr die Verhandlungen nicht stören. Sie sind schwierig Vizepräsident Rudolf Seiters: Herr Kollegeund finden unter großen Belastungen statt. Stiegler, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Gehrcke? – Bitte schön. Wir sollten den vorliegenden Antrag der PDS an die zuständigen Ausschüsse überweisen. Für die Umsetzung eines Verhandlungsergebnisses ist der Inhalt dieses An- Wolfgang Gehrcke (PDS): Herr Kollege Stiegler, trages nicht nötig. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist finden Sie nicht auch, daß gerade bei diesem Thema, das fertig und liegt praktisch in der Schublade. Er kann in die deutsch-deutsche Geschichte berührt, die wir ge-dem Moment, in dem die Verhandlungen abgeschlossen meinsam zu tragen haben, eine Differenzierung danach, sind, sofort eingebracht werden. Für die Fraktionsgremi- wer hier etwas sagen darf und wer hier nichts sagen darf, en gibt es dann keine große Arbeit mehr. Das Stiftungs- völlig unangebracht ist? gesetz ist in seiner Struktur praktisch fertig. Jetzt aber (Beifall bei der PDS) ein Stiftungsgesetz vorzulegen, ohne daß man den Inhalt des Verhandlungsergebnisses kennt, führt uns insgesamt Finden Sie nicht auch, daß gerade bei dieser Frage die nicht weiter. Demokraten in unserem Lande die Verpflichtung haben, (Ulla Jelpke [PDS]: Sie sollten mit denen re- Meinungsverschiedenheiten bzw. Dinge, die man zu den, die die Verhandlungen bisher geleitet ha- Recht kritisieren kann, zurückstehen zu lassen zugunsten ben!) einer Lösung für Menschen, die unendlich gelitten ha- ben? Wichtig ist, daß der Gesetzentwurf faktisch fertig ist und es keine zeitliche Verzögerung mehr geben wird. (B) (D) Ludwig Stiegler (SPD): Wir sind uns darin einig, Jetzt ist zunächst notwendig, die Verhandlungen end- daß die Menschen unendlich gelitten haben und daß wir lich zum Abschluß zu bringen. Dabei ist entscheidend, alles tun müssen, um sie dafür zumindest ein wenig zu daß der Topf gefüllt wird. Aus diesem Grunde und an- entschädigen. Aber angesichts dessen, daß Herr Gysigesichts dessen, daß Hans-Jochen Vogel eine Liste von sich hier hinstellt und sagt, er allein sei der Rächer der Firmen aufgestellt hat, die sich noch nicht beteiligt ha- Entrechteten, ben, sind alle betroffenen Unternehmen moralisch in die Pflicht zu nehmen, sich zu beteiligen. (Widerspruch bei der PDS) Herr Gysi, Sie wissen genau, daß die Frage vonBe- muß ich darauf hinweisen, daß uns dies in der jetzigen freiungszahlungen erhebliche völkerrechtliche und an- Situation nicht weiterführt. Die PDS hat weder ein Erst- dere Probleme aufwirft, die wir nicht anpacken wollen, geburtsrecht noch ein Monopol in dieser Frage. Auchweil wir sagen: Bei diesem Problem handelt es sich alle anderen Parteien haben eine ganze Menge an An- nicht um eine Rechtsfrage, sondern eine moralische Fra- strengungen unternommen. ge, die wir zu lösen haben, wobei die moralische Ver- (Zuruf des Abg. Dr. Gregor Gysi [PDS]) pflichtung aus einer Entschuldigung und aus einer mate- riellen Entschädigung besteht. – Ich lasse nicht zu, daß Sie sich hier in eine Alleinver- treterrolle begeben. Denn die mit diesen Verhandlungen Das ist unser gemeinsames Ziel. An diesem arbeiten verbundene Arbeit und die anstehenden finanziellenwir am besten, wenn wir die Verhandlungen fördern. Ich Entscheidungen betreffen uns alle hier. kann Ihnen noch einmal zusichern: Die Umsetzungsge- setzgebung ist so weit fertig, daß sie hier unverzüglich Wir erwarten von der Wirtschaft, daß sie sich massiv eingebracht werden kann. Deshalb kann Ihr Antrag, den beteiligt, damit der Anteil derer, die entschädigt werden, Sie eingebracht haben, ruhen. Im Ausschuß wird wirk- angemessen festgelegt werden kann. Diese unglaublich lich zügig gearbeitet, um endlich voranzukommen. Ent- schwierige Frage ist in den momentan laufende Ver-scheidend ist, daß Graf Lambsdorff und alle Beteiligten handlungen zu lösen. endlich zum Ziel kommen. Wir danken ihnen für ihren bisherigen Einsatz und hoffen auf einen baldigen Erfolg. Jetzt geht es darum, daß wir uns an die WirtschaftIch möchte aber auch die andere Seite bitten, unsere Si- und an die Bevölkerung wenden, dafür Verständnis auf- tuation zu berücksichtigen. zubringen. Wenn Sie so sprechen, wie Sie es hier tun, ist es viel schwieriger, in den breiten Schichten der Bevöl- Unser gemeinsames Ziel ist es, die Verhandlungen kerung ein entsprechendes Verständnis zu erreichen. auf der Grundlage, auf der sie gediehen sind, endlich zu Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6847

Ludwig Stiegler (A) einem Erfolg zu führen. Dies kann nicht hier im Parla- Wolfgang Bosbach (CDU/CSU): Ich weiß, wer das (C) ment geschehen, sondern nur an den Verhandlungsti-gesagt hat, und deswegen berührt mich dieser Zwischen- schen. Alles weitere wird dann ganz schnell gehen. ruf überhaupt nicht. Vielen Dank. (Beifall des Abg. Manfred Kolbe [CDU/CSU]) Weil Sie es so gerne hören, sage ich es noch einmal (Beifall bei der SPD) langsam, zum Mitschreiben: Ihr Engagement für die Wiedergutmachung staatlichen Terrors wäre viel glaub- Vizepräsident Rudolf Seiters: Für die CDU/CSU- hafter, wenn Sie nicht unter der alten Firmierung SED Fraktion spricht der Kollege Wolfgang Bosbach. dafür gesorgt hätten, daß die DDR – im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland – die Opfer der Nazi- Barbarei, zumindest diejenigen, die in Ihren Augen die Wolfgang Bosbach (CDU/CSU): Herr Präsident! falsche Gesinnung hatten, nicht entschädigt, und wenn Liebe Kolleginnen und Kollegen! Formal betrachtet be- Sie das erworbene SED-Vermögen sofort den Opfern raten wir heute über den Antrag der PDS, zügig eineder DDR-Diktatur zur Verfügung stellten. Bundesstiftung zur Entschädigung für Zwangsarbeite- rinnen und Zwangsarbeiter einzurichten und die hierfür (Beifall bei der CDU/CSU) notwendigen Mittel bereitzustellen, damit schon ab Vor diesem Hintergrund macht es wenig Sinn, den dem 1. Januar mit den Zahlungen begonnen werdenAntrag der PDS im Detail zu diskutieren. Er gibt jedoch könne. Anlaß zu einigen grundsätzlichen Anmerkungen über die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft und 1,5 Millionen Überlebende sollen nach dem Willen den bisherigen Verlauf der Verhandlungen über eine der PDS zunächst rasch a conto pro Kopf 10 000 DM Entschädigung für NS-Zwangsarbeiter – unter dem Ge- erhalten. Hierfür müßte nach Ihren Berechnungen ein sichtspunkt einer freiwilligen humanitären Geste der Startkapital von 1 Milliarde DM zur Verfügung gestellt deutschen Wirtschaft, genauer gesagt: der Unternehmen, werden. Es handelt sich also um einen klassischen PDS- die sich zur Stiftungsinitiative „Erinnerung, Verantwor- Antrag: Abgesehen davon, daß die Multiplikation von tung und Zukunft“ zusammengeschlossen haben. 10 000 mit 1,5 Millionen einen Betrag von 15 Milliar- den DM ergibt Das Thema „Entschädigung für NS-Zwangsarbeit“ wird in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten diskutiert. (Beifall bei Abgeordneten der PDS) Alle Bundesregierungen, auch die derzeit im Amt be- und daß ein konkreter Finanzierungsvorschlag fehlt,findliche, haben folgenden Rechtsstandpunkt vertreten: dürfte nach Addition aller PDS-Forderungen in diesem Soweit ausländische Zwangsarbeiter außerhalb des BEG (B) Antrag der Betrag sogar weit über den Zahlungsansprü- – einschließlich Art. 6 des BEG-Schlußgesetzes – Scha- (D) chen liegen, die derzeit von den amerikanischen An-densersatzansprüche geltend gemacht haben, stehe dem wälten im Rahmen der Verhandlungen über die Stif-das Londoner Schulden-Abkommen aus dem Jahr 1953 tungsinitiative der deutschen Wirtschaft geltend gemacht entgegen. Bei Forderungen nach Entschädigung wegen werden. NS-Zwangsarbeit handele es sich um Reparationszah- lungen im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg. Niemand kann die PDS daran hindern, derartige An- Dies gelte auch für die Forderungen ehemaliger träge zu stellen. Es ist allerdings sehr bedauerlich, daß Zwangsarbeiter gegenüber privaten Unternehmen. Dem- die PDS auch auf dem sehr sensiblen Gebiet der Wie- gemäß konnten und können allein auf Grund von dergutmachung von nationalsozialistischem Unrecht Zwangsarbeit keine Rechtsansprüche gegen Deutschland völlig unseriös agiert oder deutsche Staatsangehörige geltend gemacht wer- den, so zuletzt auch der Bundesminister der Finanzen in (Lachen und Widerspruch bei der PDS) einem Schreiben vom 22. November an den Vorsitzen- und – das ist für mich der entscheidende Punkt – bei den den des Innenausschusses. Überlebenden und in deren Herkunftsländern Hoffnun- Diese Rechtsansicht ist nicht unumstritten; sie wurde gen weckt, die in jeder Hinsicht unerfüllbar sind. aber von den Gerichten bislang ganz überwiegend ge- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) teilt, vor wenigen Wochen auch von einem amerikani- schen Gericht in New Jersey, das über eine Klage gegen die bereits genannte Firma Degussa-Hüls AG zu ent- Vizepräsident Rudolf Seiters: Herr Kollege Bos- scheiden hatte. bach, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordne- Eine völlig andere Frage ist jedoch, ob man das The- ten Dr. Fink? ma Entschädigung für NS-Zwangsarbeit aus der beson- deren historischen Verantwortung gegenüber den Be- troffenen nicht eher unter humanitären als unter rechtli- (CDU/CSU): Nein. Wolfgang Bosbach chen Aspekten betrachten müsse. Gerade auf Grund die- (Rolf Kutzmutz [PDS]: Feigling!) ser Überlegung wurden in der Vergangenheit zunächst mit elf westlichen Staaten Globalabkommen zur Wie- dergutmachung nationalsozialistischen Unrechts abge- Vizepräsident Rudolf Seiters: Der Zwischenruf schlossen, aus denen auch Zwangsarbeiter entschädigt war unparlamentarisch. worden sind. 6848 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Wolfgang Bosbach (A) Darüber hinaus hat die Bundesrepublik nach derDies muß vor allen Dingen für diejenigen enttäuschend (C) Wiedervereinigung als humanitäre Geste durch die Ein- sein, die sich als Gründungsmitglieder in der Stiftungs- richtung von Stiftungen in Warschau, Moskau, Kiewinitiative zusammengeschlossen haben. Jene Unterneh- und Minsk sowie im Deutsch-Tschechischen Zukunfts- men, die sich bisher standhaft geweigert haben, sich zu fonds Beträge von insgesamt 1,5 Milliarden DM zurbeteiligen, müssen sich schon die Mühe machen, die Verfügung gestellt, die auch ehemaligen Zwangsarbei- Frage zu beantworten, warum sie im Gegensatz zu ande- tern zugute kommen sollten. ren Unternehmen weder die historische noch diehuma- nitäre Verantwortung spüren, am Ende des Jahrhun- In den vergangenen Jahrzehnten war es der Staat, der derts den überlebenden Opfern auf dem Wege einer sich zu seiner historischen Verantwortung gegenüberfreiwilligen humanitären Geste zumindest eine geringe den Opfern der NS-Tyrannei bekannte. Nur einige we- Entschädigung für das erlittene Leid zukommen zu las- nige private Wirtschaftsunternehmen, die im Dritten sen. Reich Zwangsarbeiter beschäftigten, bekannten sich bislang auf Grund ihrer Firmengeschichte zu einer eige- (Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜND- nen historisch begründeten humanitären Verantwortung NIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) gegenüber den Opfern und waren bereit, sie für die er- Vornehme Zurückhaltung kann manchmal sinnvoll zwungene Arbeitsleistung zumindest teilweise zu ent- oder gar notwendig sein. Hier ist sie völlig deplaziert. schädigen. Die Haltung „Einer trage des anderen Last, man muß Wir begrüßen daher ausdrücklich das Engagementnur sehen, daß man der andere ist“ sollte so rasch als derjenigen Unternehmen, die sich zurStiftungsinitiati- möglich im Interesse des Ansehens der deutschen Wirt- ve der deutschen Wirtschaft zusammengeschlossenschaft und unseres Landes insgesamt aufgegeben wer- haben. Wir unterstützen ihre Bemühungen, durch eigene den. Diejenigen Firmen, die in den vergangenen Jahren Zahlungen und durch die Aufforderung an andere Fir- in Deckung gegangen sind, können doch nicht ernsthaft men, sich ebenfalls mit einem angemessenen Betrag zu erwarten, daß nur wenige Unternehmen die Verantwor- beteiligen, dafür zu sorgen, daß ein sowohl für die deut- tung und die finanziellen Lasten dafür tragen, daß auch sche Wirtschaft als auch für die Bundesrepublik insge- allen anderen durch die beabsichtigte Vereinbarung samt schwieriges Problem im Interesse der Betroffenen, Rechtssicherheit und dauerhafter Schutz vor Klagen ga- das heißt der überlebenden Zwangsarbeiter, rasch, fair rantiert werden. und möglichst unbürokratisch gelöst wird. In den Verhandlungen konzentriert man sich derzeit (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- auf die Rechtssicherheit in den USA. Das ist wichtig, ordneten der SPD, des BÜNDNIS 90/DIE dürfte aber alleine nicht genügen. Für den Fall einer Ei- GRÜNEN und der F.D.P.) nigung müßte es Rechtsfrieden und den Schutz vor (B) weiterer gerichtlicher Inanspruchnahme auch in der(D) Gelegentlich wird der Wirtschaft entgegengehalten, Bundesrepublik Deutschland geben. ihr Engagement sei eher eigennützig als moralisch moti- viert, denn es ginge ihr in erster Linie um die Wahrung Bis vor wenigen Monaten hat sich die Bundesregie- von Exportchancen, nicht um die Wiedergutmachungrung darauf beschränkt, entspannt zurückgelehnt die von Unrecht. Aktivitäten der deutschen Wirtschaft, wie es so schön hieß, politisch zu begleiten. Erst nachdem ihr klar ge- (Zurufe von der PDS: So ist es! – Das ist ja worden war, daß die Stiftungsinitiative ohne eine ange- auch wahr!) messene finanzielle Beteiligung des Bundes zu schei- tern drohe, erklärte man sich bereit, zunächst 2 Milliar- Zwar kann niemand ernsthaft bestreiten, daß bei diesem den DM zuzusagen, die mittlerweile auf 3 Milliarden Thema Moral und Geschäft nahe beieinander liegen.DM aufgestockt wurden. Dennoch sollte zumindest anerkannt werden, daß sich führende deutsche Unternehmen in den letzten Monaten Die Höhe des Gesamtangebotes von zunächst 6 und im Zuge der Verhandlungen ausdrücklich zu ihrer histo- derzeit 8 Milliarden DM ist von verschiedenen Seiten, rischen Verantwortung bekannt haben und daß sie jen- auch von Teilen der deutschen Presse, mehr oder weni- seits aller rechtlichen Erwägungen bereit sind, erhebli- ger heftig als viel zu niedrig kritisiert, teilweise sogar als che Beträge für ehemalige Zwangsarbeiter bereitzustel- unwürdig bezeichnet worden. Vergleicht man dieses len. Diese Leistungen sollen auch jenen zugute kommen, Angebot mit den Forderungen der amerikanischen An- die in Firmen arbeiten mußten, die zum Teil schon seit wälte, so erscheint es in der Tat als niedrig. Auf der an- Jahrzehnten nicht mehr existieren, so daß eine klagewei- deren Seite sollte aber bei aller Kritik an der Höhe des se Geltendmachung von Zahlungsansprüchen schon aus Angebotes auch darauf hingewiesen werden dürfen, daß diesem einen Grunde völlig aussichtslos wäre. manche Forderungen derart überzogen sind, daß nicht ernsthaft erwartet werden kann, daß eine Einigung in der Bedrückend ist jedoch, daß sich bislang noch nichtNähe der Forderungen zu erzielen sein wird. einmal zehn Prozent derjenigen Unternehmen, die im Dritten Reich Zwangsarbeiter beschäftigten, an dieser Es ist nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht Stiftungsinitiative beteiligen. von Anwälten, die Interessen der Mandantschaft zu ver- treten. Das ist nicht zu kritisieren. Aber diejenigen, die (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der mit harten Worten mit der Fortsetzung einer öffentlichen F.D.P. und der PDS – Dr. Ilja Seifert [PDS]: Druck- und Drohkampagne gegen deutsche Unterneh- Das ist bedrückend! Beschämend!) men oder mit öffentlichen Boykottkampagnen gegen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6849

Wolfgang Bosbach (A) Produkte aus Deutschland drohen, müssen sich die Fra- Ich bin dem Kollegen Wiefelspütz, der heute leider(C) ge gefallen lassen, ob sie mit einer derartigen Vorge-nicht hier ist, dankbar, daß er klargestellt hat, daß es ja hensweise tatsächlich die Interessen der Opfer vertreten wohl nicht sein kann, daß der Beitrag des Bundes – mit oder ob sie nicht Gefahr laufen, durch derartige Metho- anderen Worten: der Beitrag des deutschen Steuerzah- den die ohnehin schon langwierigen und schwierigenlers – bei einer Stiftungsinitiative der deutschen Wirt- Verhandlungen zum Scheitern zu bringen. schaft größer ist als der eigene Beitrag der Unterneh- men. (Beifall des Abg. Joachim Hörster [CDU/ CSU]) (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem Die unausgesprochene Botschaft derartiger Anzeigen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P. kann nur lauten: Man muß die Bundesrepubliksowie bei Abgeordneten der PDS) Deutschland oder – wie in dem Beispiel, das ich hier ge- Das ist aber bei genauer Betrachtung schon jetzt der rade vor mir habe – ein ganz bestimmtes Industrieunter- Fall. Da die Beträge steuerlich absetzbar sind – was ich nehmen öffentlich und heftig an die Greueltaten der Na- nur feststelle und nicht kritisiere; das war die Geschäfts- zizeit erinnern, und schon werden sie kurze Zeit später grundlage für das Engagement –, haben wir schon jetzt bereit sein, viel mehr Geld auszugeben als bislang ange- eine Relation von 2,5 zu 5,5 Milliarden DM zu Lasten boten. der öffentlichen Hände. Sollte sich der Direktanteil des (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Anders hat das Bundes weiter erhöhen, würde sich diese Relation weiter bisher auch nicht funktioniert!) zu Lasten des deutschen Steuerzahlers verschieben. Warum hier eine Firma angegriffen wird, die bereit ist, Vermutlich vertrauen diejenigen Unternehmen, die bis- zu zahlen, und nicht eine Firma, die in Deckung geht, ist lang so tun, als ginge sie die ganze Angelegenheit nichts ohnehin nicht erklärbar. an, darauf, daß der Steuerzahler für sie schon einsprin- gen wird. Das sind die gleichen Unternehmen, die uns (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- am Tag darauf auffordern, doch vorsichtiger mit dem wie bei Abgeordneten der SPD) Geld des Steuerzahlers umzugehen. Derartige Vorgehensweisen dürfen schon deshalb (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- keinen Erfolg haben, weil sich die Methoden zukünftig ordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE jederzeit wiederholen könnten – mit unabsehbaren Fol- GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS) gen nicht nur finanzieller Art, sondern auch für das Ver- hältnis unseres Landes zu den Vereinigten Staaten und Viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger haben anderen Ländern. die Verhandlungen in den vergangenen Monaten mit (B) Gelegentlich hat man bei der Lektüre von Berichten großem Interesse verfolgt, insbesondere jene, die selber (D) und bei einigen Kommentaren zum Stand der Verhand- verschleppt, gequält und unter grausamen Bedingungen lungen den Eindruck, als beginne man in der Bundesre- in Rußland oder in anderen Staaten Zwangsarbeit ver- publik erst heute, 54 Jahre nach dem Ende des zweiten richten mußten. Vermutlich entspricht es nicht der soge- Weltkriegs, mit Wiedergutmachung nationalsozialisti- nannten political correctness, wenn auch einmal an de- schen Unrechts und als sei es höchste Zeit, endlich Ent- ren Schicksal erinnert wird. Es geht hierbei nicht um schädigung zu leisten. Nur ganz vereinzelt wurde in den Aufrechnung. Es geht auch nicht darum, den Eindruck letzten Monaten darauf hingewiesen, daß die Bundesre- zu vermitteln, als habe es hüben und drüben in gleicher publik bereits in den vergangenen Jahrzehnten über 104 Weise Unrecht gegeben und man sei quitt, so daß ein Milliarden DM Wiedergutmachungsleistungen erbracht Schlußstrich gezogen werden könne. Das wäre in jeder hat und auch zukünftig nach jetzt schon geltendemHinsicht töricht. Recht noch weit über 20 Milliarden DM zu zahlen haben Aber es muß erlaubt sein, an dieser Stelle darauf hin- wird. Es muß erlaubt sein, im Deutschen Bundestagzuweisen, daß auch viele Deutsche Opfer von Ausbeu- einmal darauf hinzuweisen, daß sich unser Land in den tung unter unmenschlichen Bedingungen waren. Diese vergangenen Jahrzehnten, wenn auch manchmal quä-Überlebenden werden nicht eine finanzielle Entschädi- lend, redlich und ernsthaft darum bemüht hat, das dun- gung erwarten oder gar einklagen. Aber zumindest auf kelste Kapitel der Geschichte nicht zu verdrängen oder eine humanitäre Geste haben sie am Ende dieses Jahr- gar zu vergessen, sondern aufzuarbeiten und daraus die hunderts ebenso ein Recht wie auch alle anderen Opfer notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Wir haben stets von Unmenschlichkeit und Tyrannei. den Worten Taten folgen lassen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der SPD und der F.D.P.) Die Verhandlungspartner der Stiftungsinitiative ha- ben bis Anfang Dezember Zeit, sich zu dem neuen An- Wir danken Herrn Bundesminister a.D. Dr. Otto Graf gebot zu äußern. Die Wirtschaft hat verkündet, daß sie Lambsdorff ausdrücklich dafür, daß er in einer schwie- ihren Beitrag von bislang 5 Milliarden DM unter keinen rigen Phase von schwierigen Verhandlungen im Interes- Umständen erhöhen werde. Im Klartext: Sollte das An- se unseres Landes Verantwortung übernommen hat. Wir gebot von insgesamt 8 Milliarden DM nicht akzeptiert danken ihm für sein unermüdliches Engagement, das werden, wird wohl erwartet, daß der deutsche Steuer-sich wohltuend von dem Treiben seines Vorgängers Bo- zahler die Differenz zwischen diesem Betrag und dendo Hombach unterscheidet. Wir hoffen, daß seine Be- Forderungen der Verhandlungspartner schließt. mühungen, insbesondere im Interesse der noch lebenden 6850 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Wolfgang Bosbach (A) Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, erfolgreich Das heißt, daß sie weiterhin verklagt werden können.(C) sein werden. Das wäre wohl das mindeste. Ansonsten, Herr Bosbach, weiß ich, daß Sie es nicht ernst gemeint haben – es ist Danke für Ihr Zuhören. ein bißchen propagandistisch –, wenn Sie unseren An- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- trag hier in diese Ecke stellen. wie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ Wichtig ist uns, daß die Zahlungen möglichst schnell DIE GRÜNEN) getätigt werden; denn mindestens 10 Prozent der Opfer sterben pro Jahr. Es muß unsere Aufgabe sein, schnell Vizepräsident Rudolf Seiters: Zu einer Kurzinter- zu einer Entschädigung zu kommen. vention gebe ich der Abgeordneten Ulla Jelpke das Danke. Wort. (Beifall bei der PDS) (Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie durfte heute nicht reden! Das merkt man!) Vizepräsident Rudolf Seiters: Zu einer Erwide- rung hat jetzt der Kollege Bosbach das Wort. Ulla Jelpke (PDS): Das hätten Sie sich sparen kön- nen, Herr Kollege. Wolfgang Bosbach (CDU/CSU): Frau Kollegin Herr Kollege Bosbach, Sie haben gesagt, der PDS-Jelpke, in aller Kürze: Sie sehen, ich habe den Antrag Antrag sei unseriös und gehe, wenn man alles zusam-nicht, weil er von der PDS kommt, mit spitzen Fingern menfaßt, weit über das hinaus, was die Anwälte in Wa- angefaßt, sondern Zeile für Zeile gelesen. Wenn Sie shington und in Bonn gefordert haben. Sie wissen ge-das ernst nehmen, was Sie selber geschrieben haben nau, daß die Anwälte zunächst mit 38 Milliarden DModer haben schreiben lassen, dann stimmt das mit den angefangen haben. Auch wissen Sie, daß heute die For- 15 Milliarden DM nicht. Die 15 Milliarden DM ergeben derung der Anwälte heißt: weit über 10 Milliarden DM. sich aus den auch vom Fraktionsvorsitzenden genannten 1,5 Millionen Menschen. Wir alle wissen nicht, ob Wenn wir unseren Antrag noch einmal zur Grundlage tausend rauf oder runter. Diese Zahl, multipliziert mit nehmen, dann würden wir tatsächlich auf mindestens 15 10 000 DM, ergibt nun einmal 15 Milliarden DM. Sie Milliarden DM für die Betroffenen kommen, wenn man können Politik gegen die CDU oder die SPD machen, pro Kopf 10 000 DM Entschädigung voraussetzt. aber nicht gegen die Mathematik. Es ergibt 15 Milliar- Ich meine aber, daß es nicht alleine das sein kann,den DM. wenn wir darüber diskutieren, ob der Antrag nun unseri- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (B) (D) ös ist oder nicht. Es gibt das Gutachten von Thomas Hinzu kommt, daß weitere 600 DM „für jeden über Kuczynski, das übrigens im Beisein der Anwälte in der ein Jahr hinausgehenden Monat geleisteter Zwangsar- vergangenen Woche hier vorgetragen wurde. Thomas beit“ gezahlt werden sollen. Nach den mir zur Verfü- Kuczynski hat ganz sachlich vorgerechnet, was die In- gung stehenden Unterlagen ist das ein Betrag weit jen- dustrie mindestens an den Zwangsarbeiterinnen und seits von 30 Milliarden DM. Zwangsarbeitern – zwischen 10 und 15 Millionen Men- schen – verdient hat. Wenn man die damaligen Löhne in Ich habe vorhin gesagt, daß Sie natürlich solche An- Reichsmark zur Grundlage nimmt, dann hat er errechnet, träge stellen können. Aber wenn noch nicht einmal ne- daß etwa 180 Milliarden DM an Gewinn durch diesebulös angedeutet wird, woher das Geld kommen soll, Zwangsarbeit erwirtschaftet wurde. Das muß man we- dann muß ich sagen – ich drücke es einmal vornehm aus nigstens einmal zur Kenntnis nehmen. –, daß das kein seriöses Vorgehen ist. Darüber hinaus möchte ich Sie darauf aufmerksam (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sollte erst ein- machen, daß es in diesen Tagen eine Anfrage von uns mal einen Rechenschieber nehmen!) geben wird, die Sie lesen sollten. Dort werden 2 000 Ganz schlimm wird es aber, wenn man gegenüber Firmen aufgezählt, die noch existieren und belangt wer- den Opfern und den Opferverbänden vortäuscht, als sei- den könnten. en dies Leistungen, die realistischerweise erbracht wer- Ich meine, Sie haben hier sehr richtige Dinge gesagt, den könnten, und als ob man als Opfer diese Leistungen was das Verhältnis zwischen Industrie und deutschem erwarten könnte. Dies ist in jeder Hinsicht unseriös. Wir Steuerzahler bei der Entschädigung angeht. Ich stimme sollten uns hüten, Hoffnungen zu wecken, die wir nie- Ihnen da voll zu, bin aber der Meinung, daß wir gemein- mals werden erfüllen können. sam viel mehr Druck auf die deutsche Industrie machen (Beifall bei der CDU/CSU) müssen, daß eben mindestens diese 15 Milliarden DM zustande kommen, um den Mindestbetrag von 10 000 DM für jeden einzelnen Betroffenen zahlen zu können. Vizepräsident Rudolf Seiters: Nun gebe ich der Kollegin Annelie Buntenbach das Wort für die Fraktion Ich bin außerdem der Meinung, daß man eigentlich Bündnis 90/Die Grünen. denjenigen Firmen, die sich nicht beteiligen, keineswegs eine Rechtsschutzgarantie geben dürfte. Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Beifall bei der PDS) NEN): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6851

Annelie Buntenbach (A) Es ist gut, daß das Parlament heute über die Entschädi- Eine Lösung, die allein denjenigen zugute käme, die (C) gung ehemaliger Zwangsarbeiter spricht. bei heute zahlungswilligen Firmen beschäftigt waren, schließt viel zu viele aus. Auch jahrelange Prozesse, de- (Beifall der Abg. Dr. Heidi Knake-Werner ren Ende viele der Betroffenen nicht mehr erleben wür- [PDS]) den, können nicht im Interesse der Opfer sein, auch Für uns ist das ein zentrales Anliegen, für das wir unswenn wir – im Gegensatz zu in Teilen der Bundesregie- schon seit vielen Jahren einsetzen. Den Antrag der PDS, rung weiter vorherrschender Meinung – nach wie vor der Anlaß für die heutige Diskussion ist, halten wir al- davon ausgehen, daß es berechtigte Ansprüche und daß lerdings in der vorliegenden Form nicht für geeignet, das es auch Rechtsansprüche der Opfer gibt. Problem zu lösen. Im einzelnen können und werden wir Deswegen haben wir vehementes Interesse an dem darüber sicherlich im Ausschuß sprechen. Ich hoffe al- Erfolg der laufenden Verhandlungen und sind froh über lerdings, daß die praktische Entwicklung den Antragden Durchbruch, der in Bonn im November erzielt wor- dann schon überholt hat, den ist, nachdem man jetzt endlich über einen gemein- (Dr. Gregor Gysi [PDS]: Das hoffen wir samen finanziellen Rahmen redet. Ich möchte von hier auch!) aus allen, die ihren Anteil an einer würdevollen Lösung haben, herzlich danken. Das Projekt kann immer noch weil wir einen Schritt weiter auf dem Weg zu einerscheitern; aber gerade im Interesse der Opfer darf es Bundesstiftung vorangekommen sind. nicht scheitern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall im ganzen Hause) und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS) Unsere Fraktion hat zu den Verfolgtenverbänden in Ost und West seit Jahren intensive Kontakte. Mit zahl- Wir haben dafür Sorge getragen, daß das Versprechen reichen Gesprächen auch am Rande der Verhandlungen einer Bundesstiftung in die Koalitionsvereinbarung auf- haben wir versucht, unseren Teil zu einem Erfolg beizu- genommen worden ist. Wir sind froh darüber, dafürtragen. Gerade vor diesem Hintergrund will ich deutlich endlich die Unterstützung bei allen Fraktionen des Par- aussprechen, was noch getan werden muß, damit eine laments zu finden. Unser Ziel ist es, für die Opfer nach wirklich würdevolle Entschädigung zustande kommt. all den Jahren von Ignoranz und Entwürdigung endlich eine spürbare Entschädigung zu erreichen, wohl wis- Erstens. Wir können der Industrie, gerade den bislang send, daß es eine Wiedergutmachung der verlorenenabseits stehenden Firmen, nicht durchgehen lassen, daß Jahre, des Schmerzes sowie der seelischen und körperli- nun der Steuerzahler überproportional für alles haftet, chen Schäden nicht geben kann. was zum Verantwortungsbereich der Industrie gehört. (B) (D) Gerade bei dieser Diskussion müssen wir uns immer (Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- wieder vergegenwärtigen, um welches Ausmaß von NEN und bei der PDS) Verbrechen es eigentlich geht: Rund 10 Millionen Men- Die Industrie hat von der Zwangsarbeit erheblich profi- schen wurden während des zweiten Weltkriegs vomtiert; sie ist zu diesem Profit nicht gezwungen worden. Deutschen Reich zur Zwangsarbeit herangezogen. Viele Unternehmen haben zur Aufrechterhaltung ihrer Pro- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN duktion Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter von und bei der PDS sowie bei Abgeordneten der staatlichen Stellen angefordert und gezielt ausgesucht. SPD) Schätzungsweise jeder dritte Arbeitsplatz wurde von ei- Wenn Firmen wie Daimler-Chrysler zu über 200 nem Zwangsarbeiter besetzt. Milliarden DM fusionieren und die englische Telefonge- Viele Zwangsarbeiter wurden aus der Heimat, insbe- sellschaft Vodafone für die deutsche Firma Mannes- sondere aus Osteuropa, unter Androhung von Gewaltmann 242 Milliarden DM zahlen will, ist kaum zu glau- verschleppt. Sie waren in bewachten Barackenlagernben, daß es der gesamten deutschen Wirtschaft nicht ge- untergebracht. Unterkunft, Ernährung, Kleidung undlingen soll, mehr als 5 Milliarden DM zusammenzubrin- medizinische Versorgung waren ungenügend. Gewalt im gen. Dieses Armutszeugnis werden wir ihr auch nicht Lager und Schikanen am Arbeitsplatz gehörten zu ihrem ausstellen. Alltag. Besonders dramatisch war die Situation für KZ- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Häftlinge und jüdische Zwangsarbeiterinnen und bei der SPD und der PDS) Zwangsarbeiter, die quasi im Schatten der Vernichtung gearbeitet haben. Die durch die Haftbedingungen ent- Auch die Kommunen und der Bauernverband sind kräfteten Menschen mußten schwere Arbeiten verrich- gefragt. Ich muß mich ehrlich fragen: Warum sollen ten; ihre Lebenserwartung betrug oftmals nur wenigeüberhaupt gerade die Firmen Rechtssicherheit bekom- Monate. men, die sich weigern, in die Bundesstiftung einzuzah- len? Es kann also allein um eine spürbare Geste gegenüber den Opfern gehen. Der einzig konkrete Weg dazu ist das (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Modell einer Bundesstiftung als Solidarlösung. bei der SPD und der PDS) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Die Industrie ist im Gegensatz zum ersten Anschein sowie bei Abgeordneten der SPD und der ohnehin in einer komfortablen Lage. Selbst bei einer PDS) hälftigen Beteiligung am Stiftungsfonds kann sie ihren 6852 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

Annelie Buntenbach (A) Beitrag teilweise bis zu 50 Prozent steuerlich absetzen. nenausschuß erlebt, daß sich dort mein früherer Frakti- (C) Bei einem möglichen Stiftungsvolumen von 10 Milliar- onskollege , für die Fraktion der Grü- den DM würde de facto der Steuerzahler bis zu 7,5 Mil- nen und in ganz besonderer Weise auch – liarden DM zahlen, die Industrie vielleicht nur 2,5 Milli- Herr Kollege Stiegler, das will ich der Fairneß halber arden DM. Aus diesem Grund muß die Politik hier ihr ausdrücklich erwähnen – unsere Kollegin Ulla Jelp- Hauptaugenmerk darauf richten, daß mehr Firmen inke des Themas angenommen haben. den Fonds einzahlen und der Finanzierungsanteil der In- dustrie noch deutlich erhöht wird. Es ist erfreulich, daß heute in dieser Plenardebatte alle Fraktionen zum Ausdruck gebracht haben, daß sie Der zweite Punkt: Eine würdevolle und für die Betei- wünschen, daß die Stiftungsinitiative der deutschen ligten akzeptable Lösung kann nur zustande kommen, Wirtschaft nun zu einem Erfolg führt. Wir sind damit wenn alle Gruppen, die auf Grund ihres Verfolgungs-nämlich den entscheidenden Schritt über die rein juristi- schicksals einen Anspruch darauf haben, auch einbezo- sche Betrachtungsweise früherer Legislaturperioden hi- gen werden. Über die Höhe der Entschädigungsbeträge nausgegangen. Die F.D.P.-Bundestagsfraktion jedenfalls für die verschiedenen Gruppen kann und muß man si- unterstützt nachhaltig die intensiven Bemühungen von cherlich reden. Aber wir wollen auch deutlich sagen: Es als den Beauftragten der Bundes- muß auch eine Lösung für die in der Landwirtschaft ein- regierung, endlich eine Vereinbarung über diese Zah- gesetzten Zwangsarbeiter gerade aus Polen und derlungen für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu Ukraine geben. erzielen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Diese Verhandlungen waren zu Beginn des Jahres bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeord- vom damaligen Kanzleramtsminister Bodo Hombach neten der CDU/CSU) nicht mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl geführt Damit komme ich zum dritten und letzten Punkt: Die worden. Debatte des letzten Jahres hat oftmals vergessen lassen, (Dr. Gregor Gysi [PDS]: Das ist wahr!) daß es nicht nur um Geld, sondern auch um die Würde der Opfer geht. Nicht das Schachern um einzelne Geld- Sie sind daher leider monatelang nicht vorangekommen. beträge, sondern eine würdevolle Behandlung der bis- lang vergessenen Opfer ist die Leitlinie, wenn die Bun- (Dr. Gregor Gysi [PDS]: Das ist auch wahr!) desstiftung auch zu einer würdevollen Befriedung über Durch den hohen persönlichen Einsatz von Otto Graf die Erbschaft des Nationalsozialismus beitragen soll. Es Lambsdorff besteht nun die leise Hoffnung, vielleicht wird vor allem die Aufgabe der Politik, des Deutschen doch in der nächsten Verhandlungsrunde im Dezember, Bundestages, sein, den Opfern auch ihre Würde wieder- also noch im Jahr 1999, Einigkeit über die Höhe der (B) zugeben. Einen Schlußstrich unter die gesamte Ge-Entschädigungssumme und über die wesentlichen Mo- (D) schichte des NS-Regimes wird es und kann es auch nicht dalitäten zu erzielen. geben. Aber zu einer würdevollen Lösung für die Opfer am Ende ihres Lebens müssen der deutsche Staat und Dabei ist meiner Meinung nach der Streit müßig, ob die deutsche Gesellschaft bereit sein. Ich hoffe, daß das die Betroffenen Rechtsansprüche geltend machen kön- Projekt deshalb mit diesen Vorzeichen noch in diesem nen oder ob weiterhin der Rechtsstandpunkt der Bundes- Jahr einen guten Abschluß findet. regierung gilt, daß solche Ansprüche nicht bestehen. Je- denfalls besteht eine moralische Pflicht für die deutsche (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Industrie und für die Bundesrepublik Deutschland, an bei der SPD und der PDS) die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter jetzt end- lich diese Geldbeträge zu leisten. Vizepräsident Rudolf Seiters: Für die F.D.P.- (Beifall im ganzen Hause) Fraktion spricht der Kollege Dr. Max Stadler. Aus diesem Grunde verdient die Stiftungsinitiative der deutschen Industrie Anerkennung. Wenn hier Kritik Dr. Max Stadler (F.D.P.): Herr Präsident! Meine geübt wird, dann ist die Situation ähnlich wie in der Kir- sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe den Ein-che, wo der Pfarrer den ohnehin Gläubigen predigt. druck, daß die Debatte in dieser sensiblen Frage in der Diejenigen, die sich daran beteiligen, nehme ich von der Vergangenheit allzusehr oder gar ausschließlich unterKritik aus. Aber es bleibt ein bitterer Nachgeschmack, juristischen Aspekten geführt worden ist. Seit ich imdaß sich von über 2 000 Unternehmen, die in der NS- Bundestag bin, waren es eigentlich immer nur einzelne Zeit Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäf- Kolleginnen und Kollegen, die sich – bei dem bekannten tigt haben, bisher nur ein ganz geringer Teil der Stif- Rechtsstandpunkt, daß solche Ansprüche rein juristisch tungsinitiative angeschlossen hat. nicht bestünden – gleichwohl dieses Themas in besonde- rer Weise angenommen und immer wieder versucht ha- (Beifall im ganzen Hause) ben, dafür zu sorgen, daß die Zwangsarbeiterinnen und Das ist beschämend und unverständlich. Das böse Wort Zwangsarbeiter eine – angemessene Entschädigung mag von den „Trittbrettfahrern“ ist in diesem Zusammenhang man gar nicht sagen – symbolische Geldleistung erhal- leider berechtigt, genauso wie die massive Kritik be- ten. rechtigt ist, die von außerhalb des Parlaments geübt Auch wenn man bei der Aufzählung Einzelner immer worden ist, etwa von Michel Friedman oder von Hans- Gefahr läuft, anderen Unrecht zu tun: Ich habe im In-Jochen Vogel. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6853

Dr. Max Stadler (A) Man fragt sich auch, warum denn die Wirtschaftsver- dieser Frage zu einer einmütigen Entscheidung kommen (C) bände und ihre Vorsitzenden im Laufe der Debatte ihre würde. Denn wir wissen alle, daß hier im Haus – etwa Stimme nicht kräftiger erhoben haben. Denn Zwangs- von dem Kollegen Bosbach, der für die Union gespro- mittel – wenn man die Rechtskraft auf alle erstreckt, was chen hat – auf der einen Seite noch Überzeugungsarbeit die Bundesregierung in den Verhandlungen ausdrücklich geleistet werden muß, damit das akzeptiert wird, was gewünscht hat – stehen dem Parlament ebensowenig wie jetzt Stand der Verhandlungen ist. Wir sehen anhand des den Initiatoren der Stiftungsinitiative zur Verfügung.Antrages, der heute Anlaß der Debatte war, daß es auf Daher wäre ein größeres Eigenengagement auch derder anderen Seite viel weitergehendere Vorstellungen Wirtschaftsverbände sehr wünschenswert gewesen. gibt. Es wäre aber für die Wirkung nach außen am Ende sehr wichtig, daß wir in dieser Frage Parteitaktik hintan- (Beifall im ganzen Hause) stellen Im Laufe der Verhandlungen der letzten Monate ist (Ludwig Stiegler [SPD]: Es gibt hier keine von allen Seiten immerhin ein Aspekt sehr positiv ge- Parteitaktik!) würdigt worden, nämlich die Tatsache, daß der Deutsche Bundestag bei diesen Verhandlungen jeweils mit einer und zu einer einstimmigen Entscheidung kommen. Delegation vertreten war, die aus Mitgliedern aller Fraktionen bestanden hat. Dadurch hat das Parlament (Beifall im ganzen Hause) zum Ausdruck gebracht, daß es sich seiner hohen Ver- antwortung bewußt ist, diese Entschädigungsleistungen Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich schließe die nunmehr endlich durchzusetzen. Aussprache. Die F.D.P.-Fraktion wird daher nach – hoffentlich baldigem – Abschluß der Verhandlungen an einer zügi- Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage gen Beratung und Verabschiedung des Stiftungsgesetzes auf Drucksache 14/1694 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit mitwirken. Übrigens verstehe ich nicht, Herr Kollege einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überwei- Stiegler, warum das Stiftungsgesetz nicht schon jetzt eingebracht wird. Denn die Struktur, die dort festzulegen sung so beschlossen. ist, ist bereits jetzt den Grundzügen nach bekannt. Un- Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am abhängig von den Entschädigungssummen, die am Ende Ende unserer Tagesordnung. Ich wünsche Ihnen und ausgehandelt werden, könnten wir eigentlich schon jetzt auch unseren Gästen auf der Tribüne des Deutschen mit der Beratung dieses Stiftungsgesetzes beginnen. Bundestages ein schönes Wochenende. (Beifall bei der F.D.P. und der PDS – Ludwig Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun- (B) Stiegler [SPD]: Eine Vase ohne Blumen ist destages auf Mittwoch, den 1. Dezember 1999, 13 Uhr(D) nichts!) ein. Wenn es dazu kommt – dies ist mein letzter Punkt –, Die Sitzung ist geschlossen. dann wäre es, so glaube ich, ein angemessenes Zeichen nach außen, wenn der Deutsche Bundestag am Ende in (Schluß: 13.01 Uhr) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6855

(A) Anlagen zum Stenographischen Bericht (C)

Anlage 1 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Ostrowski, Christine PDS 26.11.99 entschuldigt bis Polenz, Ruprecht CDU/CSU 26.11.99 Abgeordnete(r) einschließlich Ronsöhr, CDU/CSU 26.11.99 Balt, Monika PDS 26.11.99 Heinrich-Wilhelm Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ 26.11.99 Rühe, Volker CDU/CSU 26.11.99 DIE GRÜNEN Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 26.11.99 Belle, Meinrad CDU/CSU 26.11.99 Sauer, Thomas SPD 26.11.99 Dr. Blank, CDU/CSU 26.11.99 Dr. Schäuble, CDU/CSU 26.11.99 Joseph-Theodor Wolfgang Böttcher, Maritta PDS 26.11.99 Scheffler, Siegfried SPD 26.11.99 Bulmahn, Edelgard SPD 26.11.99 Schmidt (Fürth), CDU/CSU 26.11.99 Bury, Hans Martin SPD 26.11.99 Christian Fischer (Berlin), BÜNDNIS 90/ 26.11.99 Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 26.11.99 Andrea DIE GRÜNEN Schuhmann (Delitzsch), SPD 26.11.99 Friedrich (Altenburg), SPD 26.11.99 Richard Peter Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 26.11.99 Fromme, Jochen-Konrad CDU/CSU 26.11.99 Schulz (Leipzig), BÜNDNIS 90/ 26.11.99 Gebhardt, Fred PDS 26.11.99 Werner DIE GRÜNEN Götz, Peter CDU/CSU 26.11.99 Simm, Erika SPD 26.11.99 Frhr. von Hammerstein, CDU/CSU 26.11.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 26.11.99 Carl-Detlev (B) Storm, Andreas CDU/CSU 26.11.99 (D) Hirche, Walter F.D.P. 26.11.99 Wieczorek (Duisburg), SPD 26.11.99 Hovermann, Eike SPD 26.11.99 Helmut Jünger, Sabine PDS 26.11.99 Willner, Gert CDU/CSU 26.11.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 26.11.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 26.11.99 Leidinger, Robert SPD 26.11.99 Zierer, Benno CDU/CSU 26.11.99 * Leutheusser-Schnarren- F.D.P. 26.11.99 Dr. Zöpel, Christoph SPD 26.11.99 berger, Sabine ————— Müller (Berlin), PDS 26.11.99 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- Manfred lung des Europarates

Anlage 2

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Änderungsantrag der Fraktion CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 2000; hier Einzelplan 12, Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen – Drucksachen 14/1400 Anlage, 14/1680, 14/1912, 14/1922, 14/1923, 14/1924 und 14/2181 – (73. Sitzung, Seite 6802 C)

Endgültiges Ergebnis Ja Peter Altmaier Abgegebene Stimmen: 587; Norbert Barthle Dr. Sabine Bergmann-Pohl davon: CDU/CSU Dr. Wolf Bauer Otto Bernhardt ja: 266 Ulrich Adam Günter Baumann Hans-Dirk Bierling nein: 321 Ilse Aigner Brigitte Baumeister Renate Blank 6856 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

(A) (C) Dr. Manfred Heise Eduard Oswald Dr. Rita Süssmuth Dr. Maria Böhmer Siegfried Helias Norbert Otto (Erfurt) Dr. Susanne Tiemann Sylvia Bonitz Hans Jochen Henke Dr. Peter Paziorek Edeltraut Töpfer Jochen Borchert Ernst Hinsken Anton Pfeifer Dr. Hans-Peter Uhl Wolfgang Börnsen Peter Hintze Dr. Friedbert Pflüger Gunnar Uldall (Bönstrup) Klaus Hofbauer Beatrix Philipp Arnold Vaatz Wolfgang Bosbach Martin Hohmann Ronald Pofalla Angelika Volquartz Dr. Wolfgang Bötsch Klaus Holetschek Marlies Pretzlaff Andrea Voßhoff Klaus Brähmig Josef Hollerith Dr. Bernd Protzner Dr. Theodor Waigel Dr. Ralf Brauksiepe Siegfried Hornung Thomas Rachel Peter Weiß (Emmendingen) Paul Breuer Joachim Hörster Hans Raidel Gerald Weiß (Groß-Gerau) Monika Brudlewsky Hubert Hüppe Dr. Peter Ramsauer Annette Widmann-Mauz Georg Brunnhuber Susanne Jaffke Helmut Rauber Heinz Wiese (Ehingen) Klaus Bühler (Bruchsal) Georg Janovsky Christa Reichard (Dresden) Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Hartmut Büttner Dr.-Ing. Rainer Jork Erika Reinhardt Klaus-Peter Willsch (Schönebeck) Dr. Harald Kahl Hans-Peter Repnik Werner Wittlich Dankward Buwitt Bartholomäus Kalb Dr. Dagmar Wöhrl Cajus Caesar Steffen Kampeter Franz Romer Aribert Wolf Manfred Carstens (Emstek) Dr. Dietmar Kansy Hannelore Rönsch Elke Wülfing Peter H. Carstensen Manfred Kanther (Wiesbaden) Peter Kurt Würzbach (Nordstrand) Irmgard Karwatzki Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Wolfgang Zeitlmann Leo Dautzenberg Volker Kauder Dr. Klaus Rose Wolfgang Zöller Wolfgang Dehnel Ulrich Klinkert Kurt Rossmanith Hubert Deittert Manfred Kolbe Norbert Röttgen F.D.P. Albert Deß Eva-Maria Kors Dr. Christian Ruck Hildebrecht Braun Renate Diemers Hartmut Koschyk Anita Schäfer (Augsburg) Thomas Dörflinger Thomas Kossendey Hartmut Schauerte Ernst Burgbacher Marie-Luise Dött Rudolf Kraus Heinz Schemken Jörg van Essen Maria Eichhorn Dr. Martina Krogmann Karl-Heinz Scherhag Horst Friedrich (Bayreuth) Rainer Eppelmann Dr.-Ing. Paul Krüger Gerhard Scheu Rainer Funke Anke Eymer Dr. Hermann Kues Norbert Schindler Hans-Michael Goldmann Ilse Falk Dr. Karl A. Lamers Christian Schmidt (Fürth) Joachim Günther (Plauen) (B) Dr. Hans Georg Faust (Heidelberg) Dr.-Ing. Joachim Schmidt (D) Dr. Karlheinz Guttmacher Albrecht Feibel Dr. Norbert Lammert (Halsbrücke) Klaus Haupt Ulf Fink Dr. Paul Laufs Andreas Schmidt (Mühlheim) Dr. Helmut Haussmann Ingrid Fischbach Karl-Josef Laumann Hans Peter Schmitz Ulrich Heinrich Dirk Fischer () Werner Lensing (Baesweiler) Walter Hirche Axel E. Fischer (Karlsruhe- Peter Letzgus Michael von Schmude Birgit Homburger Land) Ursula Lietz Birgit Schnieber-Jastram Dr. Werner Hoyer Herbert Frankenhauser Walter Link (Diepholz) Dr. Andreas Schockenhoff Ulrich Irmer Dr. Gerhard Friedrich Eduard Lintner Dr. Rupert Scholz Dr. Klaus Kinkel (Erlangen) Dr. Manfred Lischewski Reinhard Freiherr von Dr. Heinrich L. Kolb Dr. Hans-Peter Friedrich Wolfgang Lohmann Schorlemer Gudrun Kopp (Naila) (Lüdenscheid) Clemens Schwalbe Jürgen Koppelin Erich G. Fritz Dr. Michael Luther Dr. Christian Schwarz- Ina Lenke Hans-Joachim Fuchtel Erich Maaß (Wilhemshaven) Schilling Jürgen W. Möllemann Dr. Jürgen Gehb Erwin Marschewski Wilhelm-Josef Sebastian Dirk Niebel Norbert Geis Dr. Martin Mayer Horst Seehofer Günter Friedrich Nolting Dr. Heiner Geißler (Siegertsbrunn) Heinz Seiffert Hans-Joachim Otto Georg Girisch Wolfgang Meckelburg Rudolf Seiters (Frankfurt) Michael Glos Dr. Michael Meister Bernd Siebert Detlef Parr Dr. Reinhard Göhner Dr. Angela Merkel Werner Siemann Cornelia Pieper Dr. Wolfgang Götzer Friedrich Merz Johannes Singhammer Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Kurt-Dieter Grill Hans Michelbach Bärbel Sothmann Gerhard Schüßler Hermann Gröhe Meinolf Michels Margarete Späte Dr. Irmgard Schwaetzer Manfred Grund Dr. Gerd Müller Wolfgang Steiger Marita Sehn Horst Günther (Duisburg) Bernward Müller (Jena) Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Hermann Otto Solms Gerda Hasselfeldt Elmar Müller (Kirchheim) Stetten Dr. Dieter Thomae Norbert Hauser (Bonn) Bernd Neumann (Bremen) Dorothea Störr-Ritter Hansgeorg Hauser Max Straubinger (Rednitzhembach) Günter Nooke Matthäus Strebl PDS Klaus-Jürgen Hedrich Franz Obermeier Thomas Strobl Monika Balt Ursula Heinen Friedhelm Ost Michael Stübgen Dr. Dietmar Bartsch Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6857

(A) Petra Bläss Dr. Herta Däubler-Gmelin Lothar Ibrügger Franz Müntefering (C) Eva-Maria Bulling-Schröter Christel Deichmann Barbara Imhof Andrea Nahles Roland Claus Karl Diller Brunhilde Irber Volker Neumann (Bramsche) Heidemarie Ehlert Peter Dreßen Gabriele Iwersen Gerhard Neumann (Gotha) Dr. Heinrich Fink Rudolf Dreßler Renate Jäger Dr. Edith Niehuis Wolfgang Gehrcke Detlef Dzembritzki Jann-Peter Janssen Dr. Rolf Niese Dr. Klaus Grehn Dieter Dzewas Ilse Janz Dietmar Nietan Dr. Gregor Gysi Dr. Peter Eckardt Dr. Uwe Jens Günter Oesinghaus Uwe Hiksch Sebastian Edathy Volker Jung (Düsseldorf) Leyla Onur Dr. Barbara Höll Ludwig Eich Johannes Kahrs Manfred Opel Carsten Hübner Marga Elser Ulrich Kasparick Holger Ortel Gerhard Jüttemann Peter Enders Sabine Kaspereit Adolf Ostertag Dr. Evelyn Kenzler Gernot Erler Susanne Kastner Kurt Palis Dr. Heidi Knake-Werner Petra Ernstberger Hans-Peter Kemper Albrecht Papenroth Heidi Lippmann Annette Faße Klaus Kirschner Dr. Willfried Penner Ursula Lötzer Lothar Fischer (Homburg) Marianne Klappert Dr. Martin Pfaff Heidemarie Lüth Gabriele Fograscher Siegrun Klemmer Georg Pfannenstein Angela Marquardt Iris Follak Hans-Ulrich Klose Johannes Andreas Pflug Kersten Naumann Norbert Formanski Walter Kolbow Dr. Eckhart Pick Rosel Neuhäuser Rainer Fornahl Karin Kortmann Joachim Poß Dr. Uwe-Jens Rössel Hans Forster Anette Kramme Karin Rehbock-Zureich Christina Schenk Lilo Friedrich (Mettmann) Nicolette Kressl Margot von Renesse Gustav-Adolf Schur Harald Friese Volker Kröning Renate Rennebach Dr. Ilja Seifert Anke Fuchs (Köln) Angelika Krüger-Leißner Bernd Reuter Dr. Winfried Wolf Arne Fuhrmann Horst Kubatschka Dr. Edelbert Richter Monika Ganseforth Ernst Küchler Reinhold Robbe Konrad Gilges Helga Kühn-Mengel Gudrun Roos Nein Iris Gleicke Ute Kumpf René Röspel Günter Gloser Konrad Kunick Dr. Ernst Dieter Rossmann SPD Uwe Göllner Dr. Uwe Küster Michael Roth (Heringen) Brigitte Adler Renate Gradistanac Christine Lambrecht Birgit Roth (Speyer) Gerd Andres Günter Graf (Friesoythe) Brigitte Lange Gerhard Rübenkönig (B) Ingrid Arndt-Brauer Angelika Graf (Rosenheim) Christian Lange (Backnang) Marlene Rupprecht (D) Rainer Arnold Dieter Grasedieck Detlev von Larcher Thomas Sauer Hermann Bachmaier Monika Griefahn Christine Lehder Dr. Hansjörg Schäfer Ernst Bahr Achim Großmann Waltraud Lehn Gudrun Schaich-Walch Doris Barnett Wolfgang Grotthaus Klaus Lennartz Rudolf Scharping Dr. Hans-Peter Bartels Karl-Hermann Haack Dr. Elke Leonhard Bernd Scheelen Eckhardt Barthel (Berlin) (Extertal) Eckhart Lewering Dr. Hermann Scheer Klaus Barthel (Starnberg) Hans-Joachim Hacker Götz-Peter Lohmann Horst Schild Ingrid Becker-Inglau Klaus Hagemann (Neubrandenburg) Otto Schily Wolfgang Behrendt Manfred Hampel Christa Lörcher Dieter Schloten Dr. Axel Berg Christel Hanewinckel Erika Lotz Horst Schmidbauer Hans-Werner Bertl Alfred Hartenbach Dr. Christine Lucyga (Nürnberg) Petra Bierwirth Anke Hartnagel Dieter Maaß (Herne) Ulla Schmidt (Aachen) Rudolf Bindig Klaus Hasenfratz Winfried Mante Silvia Schmidt (Eisleben) Lothar Binding (Heidelberg) Nina Hauer Dirk Manzewski Dagmar Schmidt (Meschede) Kurt Bodewig Tobias Marhold Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Klaus Brandner Reinhold Hemker Lothar Mark Regina Schmidt-Zadel Anni Brandt-Elsweier Frank Hempel Ulrike Mascher Heinz Schmitt (Berg) Willi Brase Rolf Hempelmann Christoph Matschie Carsten Schneider Dr. Eberhard Brecht Dr. Barbara Hendricks Heide Mattischeck Dr. Emil Schnell Rainer Brinkmann (Detmold) Gustav Herzog Markus Meckel Walter Schöler Bernhard Brinkmann Monika Heubaum Ulrike Mehl Karsten Schönfeld (Hildesheim) Reinhold Hiller (Lübeck) Ulrike Merten Fritz Schösser Hans-Günter Bruckmann Stephan Hilsberg Angelika Mertens Ottmar Schreiner Edelgard Bulmahn Gerd Höfer Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Gisela Schröter Ursula Burchardt Walter Hoffmann Ursula Mogg Dr. Mathias Schubert Dr. Michael Bürsch (Darmstadt) Christoph Moosbauer Richard Schuhmann Hans Büttner (Ingolstadt) Iris Hoffmann (Wismar) Siegmar Mosdorf (Delitzsch) Marion Caspers-Merk Frank Hofmann (Volkach) Michael Müller (Düsseldorf) Brigitte Schulte (Hameln) Wolf-Michael Catenhusen Ingrid Holzhüter Jutta Müller (Völklingen) Reinhard Schultz Dr. Peter Danckert Christel Humme Christian Müller (Zittau) (Everswinkel) 6858 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

(A) (C) Volkmar Schultz (Köln) Franz Thönnes Barbara Wittig Ulrike Höfken Ilse Schumann Uta Titze-Stecher Dr. Wolfgang Wodarg Michaele Hustedt Ewald Schurer Adelheid Tröscher Verena Wohlleben Monika Knoche Dr. R. Werner Schuster Hans-Eberhard Urbaniak Hanna Wolf (München) Dr. Angelika Dietmar Schütz (Oldenburg) Rüdiger Veit Waltraud Wolff (Zielitz) Köster-Loßack Dr. Angelica Schwall-Düren Simone Violka Heidemarie Wright Steffi Lemke Ernst Schwanhold Ute Vogt (Pforzheim) Uta Zapf Dr. Helmut Lippelt Rolf Schwanitz Hedi Wegener Dr. Christoph Zöpel Dr. Reinhard Loske Bodo Seidenthal Dr. Konstanze Wegner Peter Zumkley Klaus Wolfgang Müller Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Wolfgang Weiermann (Kiel) Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Reinhard Weis (Stendal) BÜNDNIS 90/ Kerstin Müller (Köln) Wieland Sorge Matthias Weisheit DIE GRÜNEN Winfried Nachtwei Wolfgang Spanier Gunter Weißgerber Gila Altmann (Aurich) Christa Nickels Dr. Margrit Spielmann Gert Weisskirchen Marieluise Beck (Bremen) Cem Özdemir Jörg-Otto Spiller (Wiesloch) Angelika Beer Simone Probst Dr. Ditmar Staffelt Hans-Joachim Welt Matthias Berninger Claudia Roth (Augsburg) Antje-Marie Steen Dr. Rainer Wend Annelie Buntenbach Christine Scheel Ludwig Stiegler Hildegard Wester Ekin Deligöz Irmingard Schewe-Gerigk Rolf Stöckel Lydia Westrich Franziska Eichstädt-Bohlig Albert Schmidt (Hitzhofen) Rita Streb-Hesse Inge Wettig-Danielmeier Dr. Uschi Eid Christian Simmert Reinhold Strobl (Amberg) Dr. Margrit Wetzel Hans-Josef Fell Christian Sterzing Dr. Peter Struck Dr. Norbert Wieczorek (Berlin) Hans-Christian Ströbele Joachim Stünker Jürgen Wieczorek (Leipzig) Joseph Fischer (Frankfurt) Jürgen Trittin Joachim Tappe Heidemarie Wieczorek-Zeul Katrin Göring-Eckardt Dr. Antje Vollmer Jörg Tauss Dieter Wiefelspütz Rita Grießhaber Dr. Ludger Volmer Jella Teuchner Heino Wiese (Hannover) Winfried Hermann Sylvia Voß Dr. Gerald Thalheim Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Antje Hermenau Helmut Wilhelm (Amberg) Wolfgang Thierse Engelbert Wistuba Kristin Heyne Margareta Wolf (Frankfurt)

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU (B) (D) Abgeordnete(r) Freitag, Dagmar, SPD Zierer, Benno, CDU/CSU

Anlage 3

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Änderungsantrag der Fraktion CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 2000; hier Einzelplan 12, Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen – Drucksachen 14/1400 Anlage, 14/1680, 14/1912, 14/1922, 14/1923, 14/1924 und 14/2182 – (73. Sitzung, Seite 6802 C)

Endgültiges Ergebnis Dr. Wolf Bauer Wolfgang Bosbach Peter H. Carstensen Abgegebene Stimmen: 582;Günter Baumann Dr. Wolfgang Bötsch (Nordstrand) davon: Brigitte Baumeister Klaus Brähmig Leo Dautzenberg ja: 242 Meinrad Belle Dr. Ralf Brauksiepe Wolfgang Dehnel nein: 323 Dr. Sabine Bergmann-Pohl Paul Breuer Hubert Deittert enthalten: 17 Otto Bernhardt Monika Brudlewsky Albert Deß Hans-Dirk Bierling Georg Brunnhuber Renate Diemers Ja Renate Blank Klaus Bühler (Bruchsal) Thomas Dörflinger Dr. Heribert Blens Hartmut Büttner Marie-Luise Dött CDU/CSU Dr. Maria Böhmer (Schönebeck) Maria Eichhorn Ulrich Adam Sylvia Bonitz Dankward Buwitt Rainer Eppelmann Ilse Aigner Jochen Borchert Cajus Caesar Anke Eymer Peter Altmaier Wolfgang Börnsen Manfred Carstens Ilse Falk Norbert Barthle (Bönstrup) (Emstek) Dr. Hans Georg Faust Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6859

(A) Albrecht Feibel Dr. Norbert Lammert Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Karlheinz Guttmacher (C) Ulf Fink Dr. Paul Laufs (Halsbrücke) Klaus Haupt Ingrid Fischbach Karl-Josef Laumann Andreas Schmidt (Mühlheim) Dr. Helmut Haussmann Dirk Fischer (Hamburg) Werner Lensing Hans Peter Schmitz Ulrich Heinrich Axel E. Fischer Peter Letzgus (Baesweiler) Walter Hirche (Karlsruhe-Land) Ursula Lietz Michael von Schmude Birgit Homburger Herbert Frankenhauser Walter Link (Diepholz) Birgit Schnieber-Jastram Dr. Werner Hoyer Dr. Gerhard Friedrich Eduard Lintner Dr. Andreas Schockenhoff Ulrich Irmer (Erlangen) Dr. Manfred Lischewski Dr. Rupert Scholz Dr. Klaus Kinkel Dr. Hans-Peter Friedrich Wolfgang Lohmann Reinhard Freiherr von Dr. Heinrich L. Kolb (Naila) (Lüdenscheid) Schorlemer Gudrun Kopp Erich G. Fritz Julius Louven Clemens Schwalbe Jürgen Koppelin Hans-Joachim Fuchtel Dr. Michael Luther Dr. Christian Schwarz- Ina Lenke Dr. Jürgen Gehb Erich Maaß (Wilhemshaven) Schilling Jürgen W. Möllemann Norbert Geis Erwin Marschewski Wilhelm-Josef Sebastian Dirk Niebel Dr. Heiner Geißler Dr. Martin Mayer Horst Seehofer Günter Friedrich Nolting Georg Girisch (Siegertsbrunn) Heinz Seiffert Hans-Joachim Otto Michael Glos Wolfgang Meckelburg Rudolf Seiters (Frankfurt) Dr. Reinhard Göhner Dr. Michael Meister Bernd Siebert Detlef Parr Dr. Wolfgang Götzer Dr. Angela Merkel Werner Siemann Cornelia Pieper Kurt-Dieter Grill Friedrich Merz Johannes Singhammer Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Hermann Gröhe Hans Michelbach Bärbel Sothmann Gerhard Schüßler Manfred Grund Meinolf Michels Margarete Späte Dr. Irmgard Schwaetzer Horst Günther (Duisburg) Dr. Gerd Müller Wolfgang Steiger Marita Sehn Gerda Hasselfeldt Bernward Müller (Jena) Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Hermann Otto Solms Norbert Hauser (Bonn) Elmar Müller (Kirchheim) Stetten Dr. Dieter Thomae Hansgeorg Hauser Bernd Neumann (Bremen) Dorothea Störr-Ritter PDS (Rednitzhembach) Claudia Nolte Max Straubinger Klaus-Jürgen Hedrich Günter Nooke Matthäus Strebl Uwe Hiksch Ursula Heinen Franz Obermeier Thomas Strobl Dr. Uwe-Jens Rössel Manfred Heise Friedhelm Ost Michael Stübgen Siegfried Helias Eduard Oswald Dr. Rita Süssmuth Nein (B) Hans Jochen Henke Norbert Otto (Erfurt) Dr. Susanne Tiemann (D) Ernst Hinsken Dr. Peter Paziorek Edeltraut Töpfer SPD Peter Hintze Anton Pfeifer Dr. Hans-Peter Uhl Brigitte Adler Klaus Hofbauer Dr. Friedbert Pflüger Gunnar Uldall Ingrid Arndt-Brauer Martin Hohmann Beatrix Philipp Arnold Vaatz Rainer Arnold Klaus Holetschek Ronald Pofalla Angelika Volquartz Hermann Bachmaier Josef Hollerith Marlies Pretzlaff Andrea Voßhoff Ernst Bahr Siegfried Hornung Dr. Bernd Protzner Dr. Theodor Waigel Doris Barnett Joachim Hörster Thomas Rachel Peter Weiß (Emmendingen) Dr. Hans-Peter Bartels Hubert Hüppe Hans Raidel Gerald Weiß (Groß-Gerau) Eckhardt Barthel (Berlin) Susanne Jaffke Dr. Peter Ramsauer Annette Widmann-Mauz Klaus Barthel (Starnberg) Georg Janovsky Helmut Rauber Heinz Wiese (Ehingen) Ingrid Becker-Inglau Dr.-Ing. Rainer Jork Christa Reichard (Dresden) Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Wolfgang Behrendt Dr. Harald Kahl Erika Reinhardt Klaus-Peter Willsch Dr. Axel Berg Bartholomäus Kalb Hans-Peter Repnik Werner Wittlich Hans-Werner Bertl Steffen Kampeter Dr. Heinz Riesenhuber Dagmar Wöhrl Petra Bierwirth Dr. Dietmar Kansy Franz Romer Aribert Wolf Rudolf Bindig Manfred Kanther Hannelore Rönsch Elke Wülfing Lothar Binding (Heidelberg) Irmgard Karwatzki (Wiesbaden) Peter Kurt Würzbach Kurt Bodewig Volker Kauder Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Wolfgang Zeitlmann Klaus Brandner Ulrich Klinkert Dr. Klaus Rose Wolfgang Zöller Anni Brandt-Elsweier Manfred Kolbe Kurt Rossmanith Willi Brase F.D.P. Eva-Maria Kors Norbert Röttgen Dr. Eberhard Brecht Hartmut Koschyk Dr. Christian Ruck Hildebrecht Braun Rainer Brinkmann (Detmold) Thomas Kossendey Anita Schäfer (Augsburg) Bernhard Brinkmann Rudolf Kraus Hartmut Schauerte Ernst Burgbacher (Hildesheim) Dr. Martina Krogmann Heinz Schemken Jörg van Essen Hans-Günter Bruckmann Dr.-Ing. Paul Krüger Karl-Heinz Scherhag Horst Friedrich (Bayreuth) Edelgard Bulmahn Dr. Hermann Kues Gerhard Scheu Rainer Funke Ursula Burchardt Dr. Karl A. Lamers Norbert Schindler Hans-Michael Goldmann Dr. Michael Bürsch (Heidelberg) Christian Schmidt (Fürth) Joachim Günther (Plauen) Hans Büttner (Ingolstadt) 6860 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

(A) (C) Marion Caspers-Merk Ingrid Holzhüter Christian Müller (Zittau) Reinhard Schultz Wolf-Michael Catenhusen Christel Humme Franz Müntefering (Everswinkel) Dr. Peter Danckert Lothar Ibrügger Andrea Nahles Volkmar Schultz (Köln) Dr. Herta Däubler-Gmelin Barbara Imhof Volker Neumann (Bramsche) Ilse Schumann Christel Deichmann Brunhilde Irber Gerhard Neumann (Gotha) Ewald Schurer Karl Diller Gabriele Iwersen Dr. Edith Niehuis Dr. R. Werner Schuster Peter Dreßen Renate Jäger Dr. Rolf Niese Dietmar Schütz (Oldenburg) Rudolf Dreßler Jann-Peter Janssen Dietmar Nietan Dr. Angelica Schwall-Düren Detlef Dzembritzki Ilse Janz Günter Oesinghaus Ernst Schwanhold Dieter Dzewas Dr. Uwe Jens Leyla Onur Bodo Seidenthal Dr. Peter Eckardt Volker Jung (Düsseldorf) Manfred Opel Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Sebastian Edathy Johannes Kahrs Holger Ortel Dr. Cornelie Sonntag- Ludwig Eich Ulrich Kasparick Adolf Ostertag Wolgast Marga Elser Sabine Kaspereit Kurt Palis Wieland Sorge Peter Enders Susanne Kastner Albrecht Papenroth Wolfgang Spanier Gernot Erler Hans-Peter Kemper Dr. Willfried Penner Dr. Margrit Spielmann Petra Ernstberger Klaus Kirschner Dr. Martin Pfaff Jörg-Otto Spiller Annette Faße Marianne Klappert Georg Pfannenstein Dr. Ditmar Staffelt Lothar Fischer (Homburg) Siegrun Klemmer Johannes Andreas Pflug Antje-Marie Steen Gabriele Fograscher Hans-Ulrich Klose Dr. Eckhart Pick Ludwig Stiegler Iris Follak Walter Kolbow Joachim Poß Rolf Stöckel Norbert Formanski Karin Kortmann Karin Rehbock-Zureich Rita Streb-Hesse Rainer Fornahl Anette Kramme Margot von Renesse Reinhold Strobl (Amberg) Hans Forster Nicolette Kressl Renate Rennebach Dr. Peter Struck Lilo Friedrich (Mettmann) Volker Kröning Bernd Reuter Joachim Stünker Harald Friese Angelika Krüger-Leißner Dr. Edelbert Richter Joachim Tappe Anke Fuchs (Köln) Horst Kubatschka Reinhold Robbe Jörg Tauss Arne Fuhrmann Ernst Küchler Gudrun Roos Jella Teuchner Monika Ganseforth Helga Kühn-Mengel René Röspel Dr. Gerald Thalheim Konrad Gilges Ute Kumpf Dr. Ernst Dieter Rossmann Wolfgang Thierse Iris Gleicke Konrad Kunick Michael Roth (Heringen) Franz Thönnes (B) Günter Gloser Dr. Uwe Küster Birgit Roth (Speyer) Uta Titze-Stecher (D) Uwe Göllner Christine Lambrecht Gerhard Rübenkönig Adelheid Tröscher Renate Gradistanac Brigitte Lange Marlene Rupprecht Hans-Eberhard Urbaniak Günter Graf (Friesoythe) Christian Lange (Backnang) Thomas Sauer Rüdiger Veit Angelika Graf (Rosenheim) Detlev von Larcher Dr. Hansjörg Schäfer Simone Violka Dieter Grasedieck Christine Lehder Gudrun Schaich-Walch Ute Vogt (Pforzheim) Monika Griefahn Waltraud Lehn Rudolf Scharping Hedi Wegener Achim Großmann Klaus Lennartz Bernd Scheelen Dr. Konstanze Wegner Wolfgang Grotthaus Dr. Elke Leonhard Dr. Hermann Scheer Wolfgang Weiermann Hans-Joachim Hacker Eckhart Lewering Horst Schild Reinhard Weis (Stendal) Klaus Hagemann Götz-Peter Lohmann Otto Schily Matthias Weisheit Manfred Hampel (Neubrandenburg) Dieter Schloten Gunter Weißgerber Christel Hanewinckel Christa Lörcher Horst Schmidbauer Gert Weisskirchen Alfred Hartenbach Erika Lotz (Nürnberg) (Wiesloch) Anke Hartnagel Dr. Christine Lucyga Ulla Schmidt (Aachen) Hans-Joachim Welt Klaus Hasenfratz Dieter Maaß (Herne) Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Rainer Wend Nina Hauer Winfried Mante Dagmar Schmidt (Meschede) Hildegard Wester Hubertus Heil Dirk Manzewski Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Lydia Westrich Reinhold Hemker Tobias Marhold Regina Schmidt-Zadel Inge Wettig-Danielmeier Frank Hempel Lothar Mark Heinz Schmitt (Berg) Dr. Margrit Wetzel Rolf Hempelmann Christoph Matschie Carsten Schneider Dr. Norbert Wieczorek Dr. Barbara Hendricks Heide Mattischeck Dr. Emil Schnell Jürgen Wieczorek (Leipzig) Gustav Herzog Markus Meckel Walter Schöler Heidemarie Wieczorek-Zeul Monika Heubaum Ulrike Mehl Karsten Schönfeld Heino Wiese (Hannover) Reinhold Hiller (Lübeck) Ulrike Merten Fritz Schösser Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Stephan Hilsberg Angelika Mertens Ottmar Schreiner Engelbert Wistuba Gerd Höfer Ursula Mogg Gisela Schröter Barbara Wittig Walter Hoffmann Christoph Moosbauer Dr. Mathias Schubert Dr. Wolfgang Wodarg (Darmstadt) Siegmar Mosdorf Richard Schuhmann Verena Wohlleben Iris Hoffmann (Wismar) Michael Müller (Düsseldorf) (Delitzsch) Hanna Wolf (München) Frank Hofmann (Volkach) Jutta Müller (Völklingen) Brigitte Schulte (Hameln) Waltraud Wolff (Zielitz) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999 6861

(A) Heidemarie Wright Winfried Hermann Albert Schmidt (Hitzhofen) Enthalten (C) Uta Zapf Antje Hermenau Christian Simmert Dr. Christoph Zöpel Kristin Heyne Christian Sterzing PDS Peter Zumkley Ulrike Höfken Hans-Christian Ströbele Monika Balt Michaele Hustedt Jürgen Trittin Dr. Dietmar Bartsch BÜNDNIS 90/ Monika Knoche Dr. Antje Vollmer Petra Bläss DIE GRÜNEN Dr. Angelika Dr. Ludger Volmer Roland Claus Gila Altmann (Aurich) Köster-Loßack Sylvia Voß Heidemarie Ehlert Marieluise Beck (Bremen) Steffi Lemke Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Heinrich Fink Angelika Beer Dr. Helmut Lippelt Margareta Wolf Wolfgang Gehrcke Matthias Berninger Dr. Reinhard Loske (Frankfurt) Dr. Klaus Grehn Klaus Wolfgang Müller Annelie Buntenbach PDS Dr. Gregor Gysi Ekin Deligöz (Kiel) Dr. Barbara Höll Franziska Kerstin Müller (Köln) Eva-Maria Bulling-Schröter Gerhard Jüttemann Eichstädt-Bohlig Winfried Nachtwei Carsten Hübner Dr. Evelyn Kenzler Dr. Uschi Eid Christa Nickels Heidi Lippmann Dr. Heidi Hans-Josef Fell Cem Özdemir Ursula Lötzer Knake-Werner Andrea Fischer (Berlin) Simone Probst Angela Marquardt Heidemarie Lüth Joseph Fischer (Frankfurt) Claudia Roth (Augsburg) Rosel Neuhäuser Kersten Naumann Katrin Göring-Eckardt Christine Scheel Christina Schenk Gustav-Adolf Schur Rita Grießhaber Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Winfried Wolf Dr. Ilja Seifert

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r)

Freitag, Dagmar, SPD Zierer, Benno, CDU/CSU

(B) (D)

Anlage 4 Innenausschuß Drucksache 14/431 Nr. 1.9 Drucksache 14/431 Nr. 1.10 Erklärung Drucksache 14/431 Nr. 1.18 der Abgeordneten Margarethe Späte (CDU/ Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit CSU) Drucksache 14/309 Nr. 2.50 zur namentlichen Abstimmung über den Ent- Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Drucksache 14/74 Nr. 2.5 Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr Drucksache 14/272 Nr. 207 Drucksache 14/431 Nr. 1.5 2000 – Drucksachen 14/1400, 14/1680, 14/1901 Drucksache 14/595 Nr. 3.1 bis 1924 – (Tagesordnungspunkt II)

Bei der namentlichen Abstimmung zum Haushaltsge- setz 2000 stimme ich mit nein.

Anlage 6

Amtliche Mitteilung Anlage 5 Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- geteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Amtliche Mitteilungen Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse habenParlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-ratung abgesehen hat. Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- Drucksache 14/342 Nr. 1.14 ratung abgesehen hat. Drucksache 14/595 Nr. 2.3 6862 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. November 1999

(A) (C) Anlage 7 Drucksache 14/488 Nr. 2.39 Drucksache 14/671 Nr. 1.6 Drucksache 14/1016 Nr. 1.3 Amtliche Mitteilungen Drucksache 14/1617 Nr. 2.3 Drucksache 14/1617 Nr. 2.5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Drucksache 14/1617 Nr. 2.18 Drucksache 14/1617 Nr. 2.39 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Drucksache 14/1617 Nr. 2.49 Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Drucksache 14/1617 Nr. 2.52 Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- Drucksache 14/1617 Nr. 2.46 ratung abgesehen hat. Ausschuß für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Innenausschuß Drucksache 14/1016 Nr. 1.5 Drucksache 14/488 Nr. 2.37 Drucksache 14/1617 Nr. 2.33 Drucksache 14/1708 Nr. 1.1 Drucksache 14/1617 Nr. 2.36

Finanzausschuß Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 14/488 Nr. 2.62 und Entwicklung Drucksache 14/1188 Nr. 2.5 Drucksache 14/671 Nr. 2.26

Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ausschuß für Tourismus Drucksache 14/1579 Nr. 2.5 Drucksache 14/1579 Nr. 2.7 Drucksache 14/431 Nr. 1.2 Drucksache 14/1579 Nr. 2.10 Drucksache 14/1708 Nr. 2.6 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/1708 Nr. 2.7 Drucksache 14/342 Nr. 2.45 Drucksache 14/1708 Nr. 2.9 Drucksache 14/839 Nr. 1.1 Drucksache 14/1708 Nr. 2.11 Drucksache 14/1016 Nr. 2.1 Drucksache 14/1708 Nr. 2.15 Drucksache 14/1342 Nr. 1.5 Drucksache 14/1708 Nr. 2.17 Drucksache 14/1342 Nr. 2.1 Drucksache 14/1579 Nr. 1.11 Ausschuß für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 14/1617 Nr. 2.14 Drucksache 14/342 Nr. 2.9 Drucksache 14/1708 Nr. 2.13 Drucksache 14/342 Nr. 2.58 Drucksache 14/1708 Nr. 2.16

(B) (D)

Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 13 20, 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 ISSN 0720-7980