Thematisches Quartierskonzept

Felix Weise Matr.Nr.: 4062549

Inhalt

I. Abbildungsverzeichnis …………………………………………………………………………………………………………………….3

1. Lage und Standort – städtebauliche Situation ...... 4 1.1 Übergeordnete Lage des Quartiers – Makroanalyse ...... 4 1.2 Lage des Quartiers innerhalb – Mikroanalyse ...... 4 ...... 5 1.3 Beschreibung des Quartiers ...... 5 1.3 Auswertung Planungsstand ...... 6 2. Bestandsermittlung – Stärken / Schwächen ...... 8 2.1 Handlungsfeld Demografie – Barrierefreiheit / Angebote für Kinder ...... 8 2.2 Handlungsfeld Städtebau – Gebäudetypologie (Zustand / Nutzung) ...... 13 2.3 Handlungsfeld Wohnen – Wohnungsbestand und -leerstand ...... 17 2.4 Handlungsfeld Grünflächen – Baumbestand, Grünflächen, Parkanlagen ...... 19 2.5 Handlungsfeld Infrastruktur – Straßen, Fußwege, Beleuchtung ...... 22 3. Handlungsfeld – Prognose und Zielsetzung ...... 27 3.1 Allgemeine Stärken- und Schwächenanalyse ...... 27 3.2 Wahl eines Handlungsfeldes – Prognose und Zielsetzung ...... 29 4. Maßnahmen- und Zeitplan ...... 32 4.1 Maßnahmenkonzept ...... 32 4.2 Maßnahmenkonzept - Infrastruktur...... 33 4.3 Maßnahmenkonzept – Durchmischung ...... 38 4.4 Maßnahmen- und Zeitplan ...... 39 4.5 Förderungen ...... 41

2

I Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Übergeordnete Lage des Quartiers (eigene Darstellung in Google Maps) 20.02.2020 ..... 4 Abbildung 2:Mikrolage innerhalb Dessaus (eigene Darstellung in Google Maps) 20.02.2020 ...... 5 Abbildung 3: Flächennutzungsplan Quartier (Stadt Dessau), 2004 ...... 6 Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung Stadt Dessau-Roßlau (Statistisches Landesamt Sachsen- Anhalt) 2017 ...... 8 Abbildung 5: Alterstruktur (eigene Darstellung) ...... 9 Abbildung 6: Bevölkerungsverteilung (eigene Darstellung) ...... 10 Abbildung 7: Quartiersplan Barrierefreiheit (eigne Darstellung) ...... 11 Abbildung 8: Gebäudetypologien des Quarties (eigene Darstellung) ...... 13 Abbildung 9: Verteilung Gebäudezustand (eigene Darstellung) ...... 14 Abbildung 10: Sanierungszustand (eigene Darstellung)...... 15 Abbildung 12: Mehrfamilienhaus ...... 16 Abbildung 12: Einfamilienhaus ...... 16 Abbildung 13: Wohnungsleerstand ...... 17 Abbildung 14: Öffentliche Grünflächen im Quartiersplan (eigne Darstellung) ...... 19 Abbildung 15: Park und Spielplatz an der Ziebigker Straße ...... 20 Abbildung 16: Grünflächen Bauhausplatz ...... 20 Abbildung 17: Private Grünflächen ...... 21 Abbildung 18: Straßenqualität (eigene Darstellung) ...... 22 Abbildung 19: Straßenqualität (eigene Darstellung) ...... 23 Abbildung 20: Gropiusallee ...... 24 Abbildung 21: Gehweg ohne Belag ...... 24 Abbildung 23.1: Gehweg zu schmal ...... 25 Abbildung 23: Gehweg beidseitig zu schmal ...... 25 Abbildung 26: Straßenschäden ...... 26 Abbildung 26: fehlender Straßenbelag ...... 26 Abbildung 26: Schlaglöcher ...... 26 Abbildung 27: Prognoserechnung Demographie (eigen Darstellung)...... 29 Abbildung 28: Bevölkerungsstruktur 2020 (eigene Darstellung) ...... 30 Abbildung 29: Bevölkerungsstruktur 2030 (eigene Darstellung) ...... 30 Abbildung 31: Beispiel Shared Space Schönebeck ...... 34 Abbildung 31: Beispiel Shared Space England...... 34 Abbildung 32: Entwurf Shared Space im Quartier (Felix Weise) 2020 ...... 35 Abbildung 33: Park Mohsstraße ...... 36 Abbildung 34: Entwurfszeichnung Umgestaltung Parkfläche (Felix Weise) 2020...... 37 Abbildung 36: Gropiusallee Geschossbau ...... 38 Abbildung 36: Leerstand ...... 38

3

1. Lage und Standort – städtebauliche Situation

1.1 Übergeordnete Lage des Quartiers – Makroanalyse

Das zu bearbeitende Quartier ist in Dessau gelegen und geographischen im Städtedreieck der Oberzentren --Magdeburg zu finden. Verdeutlicht wird diese Aussage durch die unterhalb befindliche Abbildung 1. Weiterhin ist auf dieser die Autobahnanbindung A9 zu erkennen (türkis eingefärbt). Über die Bundesautobahn 9 können zügig Oberzentren erreicht werden.

Abbildung 1: Übergeordnete Lage des Quartiers (eigene Darstellung in Google Maps) 20.02.2020

Verkehrstechnisch ist demzufolge eine sehr gute Anbindung vorhanden. Die Stadt Dessau ist von den zwei Flüssen und Mulde im Norden und Osten umgeben.

1.2 Lage des Quartiers innerhalb Dessau – Mikroanalyse

In der vorgestellten Mikroanalyse wird die Lage des Quartiers innerhalb Dessaus beschrieben. Wie in der Abbildung 2 durch die rote Markierung ersichtlich, ist das Quartier nördlich bis zentral gelegen. In dieser Abbildung sind die oben erwähnten Flüsse Elbe und Mulde besser erkenntlich.

4

Abbildung 2:Mikrolage innerhalb Dessaus (eigene Darstellung in Google Maps) 20.02.2020

1.3 Beschreibung des Quartiers

Das Quartier wird durch die zwei breiten Hauptstraßen Gropiusallee im Osten, Ziebiker Straße im Westen und die Mohsstraße im Süden eingegrenzt. Infolge dieser Begrenzung ergibt sich eine Fläche von 247.000m2 bzw. 24,8Ha für das vorliegende Quartier. Die Fläche wurde mithilfe des Sachsen- Anhaltinischen Geoinformationssystems (Sachsen-Anhalt-Viewer) vermessen.

Die Wohnsiedlung ist durch die heterogene Gebäudestruktur von Ein-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern geprägt, die dem Zweck des Wohnens dienen. Geschossbauten mit teilweise Gewerbeflächen sind ausnahmslos am Quartiersrand zu finden. Die Grundstücke sind je nach Teilgebiet zwischen 350m2 und 1.400m2 groß. Der Grünflächenanteil im Quartier ist subjektiv als überdurchschnittlich einzustufen. Nichtöffentlich Grünflächen werden durch die Bewohner ausgiebig bepflanzt und die öffentlichen Grünflächen befinden sich in einem gepflegten Zustand. Infolgedessen strahlt das Gebiet eine angenehme und ruhige Atmosphäre aus. Das Quartier ist teilweise dem statischen Bezirk 101 der Stadt Dessau zuzuordnen. In direkter Nachbarschaft (östlich) ist das Bauhaus Dessau sowie der Campus der Hochschule Anhalt zu finden. Der Bauhaus Gebäudekomplex entstand 5 zwischen 1925 und 1932 und zählt zu den UNESCO Welterbestätten. Das Bauhaus ist national wie international anerkannt und zieht jährlich zehntausende Besucher an.

1.3 Auswertung Planungsstand

Die Festlegungen des Flächennutzungsplans entstammen den Vorgaben der Bauleitplanung. Der jeweilige Plan für das zu bearbeitende Quartier in Abbildung 3 abgebildet. Die betreffende Fläche des Quartiers wurde nachträglich zur besseren Veranschaulichung, mithilfe halbdurchsichtiger Linienführung, eingegrenzt.

Abbildung 3: Flächennutzungsplan Quartier (Stadt Dessau), 2004

Die bereits oben beschriebene Nutzungsgliederung des Gebietes ist ebenfalls in den Festlegungen des FNPs ablesbar. Dem gesamten Quartier ist ausschlich eine Wohnbaunutzung vorgehalten. Dies ist 6 ablesbar durch die Rotfärbung der Karte. Die zusätzliche Grüneinfärbung zeigt einen erhöhten Grünflächenanteil an.

7

2. Bestandsermittlung – Stärken / Schwächen

2.1 Handlungsfeld Demografie – Barrierefreiheit / Angebote für Kinder

Im Folgenden wird das Handlungsfeld Demographie und Barrierefreiheit erläutert. Dazu werden für diesen Teilbereich diverse Bevölkerungsdaten vom statischen Landesamt verwendet und ausgewertet. Die Datengrundlage zur Auswertung der Barrierefreiheit wurde im Vorfeld durch mehrere Ortsbegehungen des Quartiers dokumentiert.

Die Stadt Dessau-Roßlau bewohnten am 31.12.2017 82.632 Einwohner. Seit der Widervereinigung hat Dessau mehr als ein Viertel seiner Einwohner verloren. Als Ursachen für den genannten Verlust gibt die Stadt die natürliche und räumliche Bevölkerungsentwicklung an. Im Folgenden wird die Entwicklung graphisch veranschaulicht.

Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung Stadt Dessau-Roßlau (Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt) 2017

Der 2015 gebremste Trend des Bevölkerungsrückgangs wird durch die Aufnahme von Asylsuchenden hervorgerufen. Die Abwanderung junger Menschen sowie der Einbruch der Geburtenzahlen zeigen deutliche Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerungsentwicklung. Die Zahl der Geburten (2017) hat sich seit 1991 ungefähr halbiert. Das Durchschnittsalter in Dessau liegt bei rund 50 Jahren. Dies ist deutlich erhöht, denn der Bundesdurchschnitt liegt bei 45 Jahren. Die Verschiebung der Altersgruppen und die damit einhergehende Vergreisung zeigen sich ebenfalls in dem zu bearbeitenden Quartier. Für 8 das Untersuchungsgebiet gibt es diesbezüglich keine direkte Datengrundlage. Die kleinste Einheit, in der die Stadt Dessau Daten zur Bevölkerung aufnimmt, betrifft den Statistischen Bezirk 101. Der Bezirk 101 ist ungefähr doppelt so groß wie das vorgegebene Quartier. Aus diesem Grund können keine absoluten Zahlen zur Auswertung herangezogen werden, sondern lediglich prozentuale Zusammenhänge. Im Folgenden werden zwei Grafiken dargestellt, welche die Demographie im Quartier veranschaulichen. Dazu wurden absolute Zahlen aus Tabellen zu selbst gewählten Altersgruppen zusammengefasst: Kinder und Jugendliche, welche zwischen 0 und 18 Jahre alt sind. Diese Bevölkerungsgruppe ist in der Regel noch nicht Arbeitsfähig. Die zweite Altersgruppe ergeben die Erwachsenen, welche zwischen 19-59 Jahre alt sind und sich in der Regel im arbeitsfähigen Alter befinden und der Wertschöpfungskette beitragen. Die letzte selbst gewählte Altersgruppe betrifft die Senioren, welche über 60 Jahre alte sind. Mit dem Wissen, dass das Renteneintrittsalter mitunter über den 60 Jahren liegt, wird der Großteil dieser Menschen nicht mehr im Arbeitsfähigen Alter sein, beziehungsweise Sie wenigen Jahren in Rente gehen. Wie in Abbildung 5 ersichtlich, setzt sich die Bevölkerung im Quartier aus 14% Kindern und Jugendlich, 40% Erwachsenen und 46% Senioren zusammen. Demzufolge ist die für Dessau angesprochene Vergreisung bzw. das hohe Durchschnittsalter auch im Quartier wiederzufinden.

Altersstruktur

14% 0-18 (Kinder& Jugendliche)

46% 19-59 (Erwachsene)

40% 60-∞ (Senioren)

Abbildung 5: Alterstruktur (eigene Darstellung)

Diese Aussage wird ebenfalls durch Abbildung 6 belegt, welche die Bevölkerungsverteilung zeigt. Es wird klar erkenntlich, dass die unter 39 jährigen im Quartier den kleinsten Teil ausmachen.

9

Bevölkerungsverteilung

50

> 75 65 - 75 60 - 64 40 - 59 26 - 39 19 - 25 15 - 18 7 -- 14 4 -- 6

Abbildung 6: Bevölkerungsverteilung (eigene Darstellung)

Infolge dessen wirkt das Quartier während mehrmaliger Ortsbegehungen subjektiv ruhig. Diese Eigenschaft kann grundsätzlich als gut gewertet werden. Um das Quartier im positiven Sinne zu Beleben und damit vor Vergreisung und seinen Folgen zu schützen, müssen in Zukunft jüngere Menschen und junge Familien in das Quartier gezogen werden. Älteren Bewohner haben andere Bedürfnisse als im Vergleich Junge. Zum Beispiel die Barrierefreiheit ist für Senioren bedeutender als für Junge Menschen. Diese wird im Folgenden erläutert.

Um die Barrierefreiheit zu beschreiben und auszuwerten, wurden die dazu erforderlichen Daten direkt im Quartier gesammelt. Im Rahmen einer Ortsbegehung wurden Standorte von Laternen, Bänken, Querungshilfen und Bordsteinabsenkungen katalogisiert und kartographiert. In der Abbildung 7 werden die genannten Parameter in der Karte dargestellt.

10

Abbildung 7: Quartiersplan Barrierefreiheit (eigne Darstellung)

Die rot eingefärbten Stellen auf der Karte zeigen die Existenz von Laternen. Gezählt wurden 84 Stück, welche in regelmäßigen Abständen vorhanden sind. Im Gebiet vorhandene Bänke sind durch grüne Punkte verdeutlicht. Die 12 Bänke in größtenteils in Kombination mit Mülleimern präsent. Die angesprochenen Querungshilfen werden durch blaue Striche in der Abbildung bezeichnet. Diese sind an den zwei Hauptstraßen Gropiusallee und Ziebigker Straße zu finden und ermöglichen ein unfallfreies queren der Straßen. Zu den vorhanden Querungshilfen zählen Fußgängerüberwege und eine Ampel am Bauhausplatz. Bordsteinabsenkungen sind an nahezu allen Kreuzungen im innen- sowie Außenbereich zu finden.

11

Im Handlungsfeld Barrierefreiheit wird kein Änderungsbedarf empfohlen, da alle Parameter erfüllt werden. Wie oben bereits angekündigt muss das Quartier vor Vergreisung und seine Folgen geschützt werden. Dazu sollen städtebauliche Maßnahmen so ausgelegt werden, dass jüngere Menschen wie zum Beispiel Studenten, aber vor allem auch junge Familien in das Quartier gezogen werden sollen. Das Quartier hat für Familien mit Kindern und oder Hund einen schönen Park mit Spielplatz zu bieten. Dieser befindet sich an der Ziebigker Straße und kann sicher durch 2 Fußgängerüberwege erreicht werden. Dies ist als positiv für das Quartier zu bewerten und schafft einen gewissen Anreiz.

12

2.2 Handlungsfeld Städtebau – Gebäudetypologie (Zustand / Nutzung)

Das Handlungsfeld Städtebau wird im Folgenden beschrieben und beantwortet dabei die Fragen, welche Gebäudetypologien im Quartier anzutreffen sind, wie sie genutzt werden und wie dessen Zustand ist. Die Datengrundlage zur Auswertung der Fragen wurde direkt im Quartiert gegründet, indem nötige Parameter vor Ort aufgenommen wurden. Im Quartier sind folgende Gebäudetypologien vorhanden: . Einfamilienhäuser . Doppelhäuser . Reihenhäuser . Mehrfamilienhäuser . Mehrfamilienhäuser mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss. In der Summe umfasst das Quartier 251 Gebäude unterschiedlicher Art, welche in der nachfolgenden Übersicht, nach Typologie sortiert, aufgezeigt werden.

Gebäudetypologie

MEHRFAMILIENHAUS& GEWERBE 6

MEHRFAMILIENHAUS 98

REIHENHAUS 10

DOPPELHAUS 115

EINFAMILIENHAUS 22

0 20 40 60 80 100 120 140

Abbildung 8: Gebäudetypologien des Quarties (eigene Darstellung)

Wie oben bereits beschrieben, ist das Quartier ein reines Wohnquartier. Die Nutzungsart der Gebäude entspricht also der Wohnnutzung. Die 6 Mehrfamilienhäuser (vgl. Abb. 8), mit Gewerbeflächen im

13

Erdgeschoss, beherbergen ausschließlich Restaurants und Stätten zur Ausübung von Heilberufen, wie zum Beispiel den Döner-Imbiss in der Gropiusallee oder die Krankengymnastik in der Mohsstraße.

Der überwiegende Teil des Gebäudebestands lässt sich nach der Inaugenscheinnahme von der Straße also durchaus positiv beschreiben. Bei den meisten Gebäuden wurden bereits die Fassaden, Dächer oder Fenster ersetzt und damit auf einen modernen technischen Stand gebracht. Der Sanierungszustand der einzelnen Gebäude wurde festgelegt, indem der optische äußere Zustand –in Teilen sehr kritisch- bewertet wurde. Der bauliche Zustand wurde dabei in 3 Kategorien eingeteilt. Für die 251 Hauptgebäude des Untersuchungsgebietes ergeben sich folgende Werte:

. 169 Gebäude befinden sich in einem durchschnittlichen baulichen Zustand . 56 Gebäude befinden sich in einem positiven baulichen Zustand . 25 Gebäude befinden sich in einem negativen baulichen Zustand

Die nachfolgende Abbildung 9 zeigt die Verteilung des Gesamt-Gebäudezustands im Quartier an. Dabei werden die einzelnen Objekte des Quartiers als Punkte in dem Graphen entlang der x-Achse angezeigt. Die Qualität bzw. der Sanierungszustand ist auf der Y-Achse abgetragen. Dabei stehen die Werte:

. 1  positiver baulicher Zustand . -1  negativer baulicher Zustand . 0  durchschnittlicher Zustand

Verteilung Gebäudezustand 1,5

1

0,5

0 0 50 100 150 200 250 300 -0,5

-1

-1,5

Abbildung 9: Verteilung Gebäudezustand (eigene Darstellung)

14

In einer weiteren Abbildung wird der Gebäudezustand in prozentualen Verhältnissen dargestellt.

Sanierungszustand

10% durchschnitt

23% gut

67% schlecht

Abbildung 10: Sanierungszustand (eigene Darstellung)

Die dargestellten Abbildungen zeigen deutlich, dass sich das Quartier in einem optisch guten Sanierungszustand befindet. Das Untersuchungsgebiet macht einen sehr wohnlichen und angenehmen Eindruck. Um diese Aussage nochmals zu untermauern, werden im Anschluss zu diesem Unterpunkt einige Bilder von ansprechenden Objekten gezeigt. In dieser Abbildung sind zudem drei Haustypologien dargestellt, welche im Quartier vorkommen. Es wird Abschließend an dieser Stelle kein Änderungsbedarf empfohlen, weil der Sanierungszustand im Allgemeinen als gut und die Situation als unbedenklich zu bewerten ist. Des Weiteren ist der Eigentümer für die Sanierung seines Gebäudes verantwortlich. Einen Sanierungsanreiz zu schaffen wäre, in Anbetracht der wenigen negativen Eindrücke, unnötig. Es lassen sich außerdem keine Gebiete eingrenzen, in denen besonders viele optisch schlechte Immobilien stehen. Gebäude mit Sanierungsstau sind nur punktuell und unregelmäßig anzutreffen. Außerdem gibt es keine aussagekräftigen Rückschlüsse zwischen schlechtem Sanierungszustand und der Gebäudetypologie.

15

Abbildung 12: Reihenhaus Abbildung 12: Mehrfamilienhaus

Abbildung 12: Einfamilienhaus

16

2.3 Handlungsfeld Wohnen – Wohnungsbestand und -leerstand

Das Handlungsfeld Wohnen wird nachfolgend bearbeitet. Dabei wird auf den Wohnungsbestand und dessen Leerstand eingegangen. Die Datengrundlage, die im Nachgang ausgewertet wird, wurde durch Wohnungszählungen geschaffen. Der Wohnungsbestand wurde mittels Zählung von Briefkästen und Klingelschildern erfasst. Bei dieser Methode wird ersichtlich, wieviel Wohnungen vermietet bzw. frei sind. Daraus ergab sich folgendes Ergebnis:

. 733 Wohnungseinheiten im Untersuchungsgebiet . 679 Wohnungseinheiten sind belegt . 54 Wohnungseinheiten sind frei

Wohnungsleerstand

7%

93%

Frei Belegt

Abbildung 13: Wohnungsleerstand

Infolge dieser Datengrundlage lässt sich der Wohnungsleerstand berechnen. Dieser beträgt: 7,37% und ist damit als niedrig und zugleich unbedenklich einzustufen (vgl.Abb.13). Das Quartier ist somit voll ausgelastet. Lediglich in den Geschossbauten an der Gropiusallee findet sich vermehrt geringer Leerstand. Der Prozentuale Leerstand der Stadt Dessau liegt bei 17,2%. Anhand dieses

17

Vergleichswertes wird erkennbar, dass das zu untersuchende Gebiet diesbezüglich als sehr gut einzustufen ist.

Kurzfristig wird an dieser Stelle kein Änderungsbedarf ausgesprochen. Langfristig steckt in diesem Gebiet diesbezüglich Potential und kann als Chance angesehen werden. Im Anschluss dieser Arbeit wird zu diesem Punkt ein Teilkonzept vorgestellt, welches als symbiotische Lösung zur Leerstandsminimierung fungiert.

18

2.4 Handlungsfeld Grünflächen – Baumbestand, Grünflächen, Parkanlagen

An dieser Stelle wird das Handlungsfeld Grünflächen beschrieben. Dazu werden der Baumbestand, die privaten und öffentlichen Grünflächen sowie die Parkanlagen beleuchtet. Der Datenbestand zur Analyse und Auswertung des Themengebietes wurden direkt im Quartier, infolge mehrerer Begehungen, katalogisiert und kartographiert. Der erste subjektive Eindruck hinterlässt ein sehr angenehmes Gefühl, denn sowohl private als auch öffentliche Grünflächen sind in hoher Zahl vorhanden. Dies lässt sich auch Objektiv bestätigen. Dazu wurden, wie oben bereits erwähnt, einige Paramater aufgenommen. Die nachfolgende Grafik zeigt den Quartiersplan, in dem zusätzlich das Baumvorkommen in öffentlichen Grünflächen gekennzeichnet ist,

Abbildung 14: Öffentliche Grünflächen im Quartiersplan (eigne Darstellung)

19

Die Grafik zeigt deutlich, dass in den Parkflächen an der Ziebigker Straße die größte Baumverdichtung zu finden ist. An dieser Stelle ist ebenfalls ein Spielplatz angesiedelt, wodurch die Attraktivität des Quartiers, gerade für Familien, im hohen Maße steigt. Dies ist also grundsätzlich als positiv zu bewerten. Außerdem dient der Park auch Erwachsenen und Senioren als Erholungsstätte. Es ist wissenschaftlich mehrfach bewiesen, dass Grünanlagen das menschliche Wohlbefinden steigern. Zur besseren Verdeutlichung wird nachfolgend ein Foto des Parks an der Ziebigker Straße inklusive des Spielplatzes folgen (vgl.Abb.15).

Abbildung 15: Park und Spielplatz an der Ziebigker Straße

Eine weitere Verdichtung von Bäumen ist auf dem Bauhausplatz zu finden (vgl.Abb.16).

Abbildung 16: Grünflächen Bauhausplatz

20

Außerdem stehen in der Gropiusallee mehrere Bäume in regelmäßigen Abständen zu einender. Wie auf den Abbildungen 15 und 16 zu erkennen ist, befindet sich die angesprochene Vegetation in einem einwandfreien Zustand. Zusätzlich zu den genannten öffentlichen Grünflächen, sind im Untersuchungsgebiet viele private Grünflächen zu sehen (vgl.Abb.17). Dies bezieht sich zumeist auf Vorgärten, welche von den Bewohnern/ Eigentümern regelmäßig gepflegt werden. Das bestätigt wieder die ursprüngliche Aussage von einem sehr grünen Quartier.

Abbildung 17: Private Grünflächen

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass an den genannten Stellen kein Handlungsbedarf zur Verbesserung der Grünflächen besteht. Einzig der Park in der Mohsstraße wird als weniger sinnvoll empfunden, weil sich der große Park an der Ziebigker Straße wenige Meter entfernt befindet. Die Umnutzung des Parks an der Mohsstraße ist deswegen ein Teilgebiet des Gesamtkonzeptes.

21

2.5 Handlungsfeld Infrastruktur – Straßen, Fußwege, Beleuchtung

Im Handlungsfeld Infrastruktur werden die Erschließungswege, also Straßen, sowie Fußwege und die Beleuchtung mittels Laternen des Untersuchungsgebietes thematisiert. Dazu wurden, wie in den bereits geschilderten Handlungsfeldern auch, diverse Parameter durch Begutachtung vor Ort aufgenommen. Im Gebiet sind 11 Straßen vorzufinden. Diese dienen der Erschlie0ung. Die äußere Erschließung erfolgt über breite Hauptstraßen ( >6m Breite); der Gropiusallee und der der Ziebigker Straße. Die innere Erschließung erfolgt über schmale Straßen ( <6m Breite). Die Materialität des Belages ist zum Großteil Asphalt, aber auch in Teilen Kopfsteinpflaster. Dessen Qualität ist, je nach Gebiet, sehr unterschiedlich. Die nachfolgende Abbildung 18 demonstriert die Qualitätsstufen der Straßen und den dazugehörigen Fußwegen.

Abbildung 18: Straßenqualität (eigene Darstellung)

22

Legende:

. schlechter Zustand (65%): rot markierte Straßen (Handlungsbedarf) o Oechelhäuserstraße, Mohsstraße, Birkenweg, Kiefernweg, Fischereiweg, Stephanweg . mittlerer Zustand (23%): gelb markierte Straßen (nachrangiger Handlungsbedarf) o Leibnitzstraße, Ziebigker Straße . guter Zustand (12%): grün markierte Straßen (kein Handlungsbedarf) o Gropiusallee

Die Straßen zur äußeren Erschließung befinden sich in einem mittleren bis guten Zustand. Im Gegensatz dazu sind fast alle Straßen und Fußwege der inneren Erschließung in einem schlechten Zustand. Das Quartier besteht dementsprechend zu einem Großteil aus schlechter Infrastruktur. Dies betrifft sowohl Straßen als auch Fußwege (vgl.Abb.19).

Straßenqualität

23% Durchschnitt Gut 12% 65% Schlecht

Abbildung 19: Straßenqualität (eigene Darstellung)

Die Gropiusallee befindet sich in einem sehr guten Zustand (vgl.Abb.20). Der getrennte Rad- und Fußweg ist als positiv anzuerkennen. Dazwischen stehen Bäume in regelmäßigen Abständen (vgl. Handlungsfeld 2.2).

23

Abbildung 20: Gropiusallee

Um den schlechten Zustand der inneren Infrastruktur zu beweisen, wird nachfolgend eine Fotodokumentation erfolgen.

Abbildung 21: Gehweg zu schmal Abbildung 21: Gehweg ohne Belag

24

Abbildung 23.1: Gehweg zu schmal Abbildung 23: Gehweg beidseitig zu schmal

Die Gehwege sind häufig ohne Belag, sodass diese bei Niederschlag keinen festen Stand ermöglichen (vgl.Abb.21). Vor allem für Senioren stellt dies ein erhöhtes Unfallrisiko dar, wenn sie mit ihrem Rollator/ Fahrrad unterwegs sind (vgl.Abb.22;23). Zusätzlich zum nicht vorhanden Belag der Fußwege sind diese in vielen Fällen auch deutlich zu schmal, wie am Stephanweg (vgl.Abb.21:23). Dadurch können weder Menschen mit Gehhilfen, also auch Personen mit Kinderwagen sicher passieren und sind gezwungen auf die die Fahrbahn zu wechseln. Dies stellt ein Sicherheitsrisiko dar und wirkt sich negativ auf die Wahl für den Standort als Wohnsitz aus. Neben den Fußwegen sind auch die Fahrbahnen in einem teils desaströsen Zustand.

Wie in der Abbildungen 26 zu erkennen ist, befinden sich die Verkehrsflächen in einem schlechten Zustand. An manchen Stellen der Fahrbahn ist der Belag abhandengekommen und die darunter liegenden Pflastersteine werden sichtbar. Weitaus schlimmer sind die zum Teil tiefen Schlaglöcher. In der Abbildung 26 ist ein Gebäude zu sehen, welches sich in einen augenscheinlich sehr guten Sanierungszustand befindet. Leider hat der Eigentümer direkt vor seiner Einfahrt 4 Schlaglöcher. Dieses schlechte Straßenbild wirkt sich Wertmindernd auf sein Grundstück aus. Im Bereich der Infrastruktur besteht der dringendste Änderungsbedarf.

25

Abbildung 26: Straßenschäden Abbildung 26: fehlender Straßenbelag

Abbildung 26: Schlaglöcher

26

3. Handlungsfeld – Prognose und Zielsetzung

3.1 Allgemeine Stärken- und Schwächenanalyse

Das Wohnquartier im Untersuchungsgebiet macht einen ausgesprochen wohnlichen und angenehmen Eindruck. Das Durchschnittsalter sowohl in Dessau, als auch im Quartier ist deutlich höher als im bundesweiten Durschnitt. Infolge der demographischen Analyse ist aufgefallen, dass 46% der Bewohner Senioren sind. Dadurch ist das Leben vor Ort sicherlich ruhig, jedoch droht eine Vergreisung. Das ist eine Schwäche, die behoben werden sollte. Durch eine Durchmischung können alle Generationen profitieren. Für Familien mit Kindern ist im Quartier ein Park mit Spielplatz vorhanden, der durch zwei Fußgängerüberwege an der Ziebigker Straße sicher erreicht werden kann. Dadurch ist für Familien ein gewisser Anreiz zum Zuzug gewährleistet.

Die Barrierefreiheit im Gebiet ist als gut zu bewerten. Laternen und Bordsteinabsenkungen sind in regelmäßigen Abständen vorhanden, Bänke stehen in ausreichender Anzahl zusammen mit Müllkörben in Parknähe und Querungshilfen sind an der breiten Hauptstraßen installiert. An dieser Stelle sind keine groben Schwächen erkennbar. Lediglich ein paar zusätzliche Aschenbecher oder Müllkörbe an der Gropiusallee wären hilfreich, um das Straßenbild, durch weniger Zigarettenstummel, zu verbessern.

Der überwiegende Teil der Gebäude (90%), befindet sich in einem durchschnittlichen bis guten Sanierungszustand. Ebenfalls ist ein gutes Verhältnis von diversen Gebäudetypen vorhanden. So prägen Einfamilien-, Reihen-, Mehrfamilien- und Doppelhäuser das Quartiersbild. Das Gebiet dient ausschließlich der Wohnnutzung. Lediglich 6 von insgesamt 251 Gebäude werden im Erdgeschoss Gewerblich genutzt. Aus den genannten Gründen besteht für dieses Themengebiet kein Handlungsbedarf. Lediglich punktuell und unregelmäßig sind Gebäude in einem etwas schlechteren Zustand auszumachen.

Der Wohnungsleerstand ist als unbedenklich einzustufen, weil er deutlich unter 10% liegt. Das ausgelastete Quartier hat einen Leerstand von 7% und liegt damit deutlich unter dem Dessauer Durchschnitt von 17,2%. In diesem Handlungsfeld erweist sich das Untersuchungsgebiet als äußerst stark.

27

Die Grünflächen gehören, genau wie der Wohnungsleerstand, zur Stärke des Gebietes. Grünflächen und Bäume verdichten sich in ausreichendem Maße. Die öffentlichen Grünflächen, zum Beispiel in der Ziebigker Straße, sind in sehr gutem Zustand. So verhält es sich auch mit den privaten Grünflächen, wie zum Beispiel in den Vorgärten der Bewohner. Die Parkfläche an der Mohsstraße ist zwar keine Schwäche, jedoch kann dieser umfunktioniert werden diese aufgrund zur Nähe des großen Parks an der Ziebigker Straße weniger sinnvoll ist.

Die größte Schwäche des Quartiers ist die Qualität seiner Infrastruktur. Diese ist lediglich zu 12% in gutem Zustand. 88% der Straßen und Gehwege befinden sich in durchschnittlichen bis schlechten Zustand und müssen dringend saniert werden, um die Attraktivität für junge Familien zu steigern. Die Gehwege sind häufig zu eng und ohne Belag ausgestattet. Die Straßen weisen Schlaglöcher und fehlenden Belag auf. Dies bürgt ein hohes Gefahrenpotential für die größte Bevölkerungsgruppe im Quartier – nämlich die Senioren. Außerdem sinkt der Wert der Immobilien, wenn sich die Erschließung durch marode Straßen als schwierig gestaltet.

28

3.2 Wahl eines Handlungsfeldes – Prognose und Zielsetzung

Das vorliegende Quartierskonzept sieht Maßnahmen im Handlungsfeld Infrastruktur vor. Zusätzlich dazu wird eine gesteuerte Durchmischung angestrebt, damit das Quartier zum einen belebt wird und zum anderen die unterschiedlichen Generationen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, um gegenseitig zu Profitieren. Aus diesem Grund muss die Demographie- und Infrastrukturentwicklung als symbiotische Partner betrachtet werden.

Zunächst einmal wird die Prognose (t10) der Bevölkerungsentwicklung veranschaulicht. Diese beschreibt die Entwicklung ohne Eingriff von außen.

Abbildung 27: Prognoserechnung Demographie (eigen Darstellung)

Die Abbildung 27 veranschaulicht was in 10 Jahren mit der Bevölkerungsentwicklung passieren würde, wenn man nicht Städtebaulich eingreift und es somit nicht schafft, junge Menschen durch Anreizstrukturen ins Untersuchungsgebiet zu ziehen. Dazu wurde angenommen, dass die Geburten konstant bleiben und alle weiteren Bevölkerungsgruppen im Quartier bleiben. Es wurde zusätzlich zu den vom statistischen Landesamt veröffentlichen Zahlen eine neue Bevölkerungsgruppe (>85) eingefügt. Wie im Handlungsfeld Demographie bereits erwähnt, sind die Zahlen für das statistische Gebiet 101 ausgegeben, welches nicht der zu untersuchenden Fläche entspricht. Deswegen sind nur Prozentuale Angaben auszuwerten. Aus diesem Grund wurde bei der Bevölkerungsprognose die Gesamtbevölkerung konstant gehalten, auch wenn vermutlich mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen ist. Die prognostizierten Nachkommen, in den Altersgruppen 0-9, wurden der Sterblichkeit gegengerechnet, also mathematisch aus der gruppe der >75 Jährigen abgezogen.

Nachfolgend wird die Prognose zur besseren Veranschaulichung in zwei Kreisdiagrammen dargestellt.

Dabei zeigt die Abbildung 28 die aktuelle Bevölkerungsstruktur; die Abbildung 29 die Prognose in t10.

29

Altersstruktur

14%

46%

40%

0-18 (Kinder& Jugendliche) 19-59 (Erwachsene) 60-∞ (Senioren)

Abbildung 28: Bevölkerungsstruktur 2020 (eigene Darstellung)

Diagrammtitel

14%

51%

35%

0-16 (Kinder&Jugendliche) 17-60 (Erwachsene) 61-oo (Senioren)

Abbildung 29: Bevölkerungsstruktur 2030 (eigene Darstellung)

Im Ergebnis fällt auf, dass der Anteil an Senioren kontinuierlich steigt. Daraus folgt, dass das Gebiet ohne Eingriff von außen wahrscheinlich, genauso wie Dessau als Stadt, vergreisen wird. Aus diesem Grund muss das Untersuchungsgebiet aufgewertet werden, sodass sich zum einen junge Familien dazu entschließ0en Dessau nicht zu verlassen und zum anderen Junge Menschen angezogen werden um

30 dauerhaft wohnhaft zu werden. Dazu hat das Quartier genug Potential, da es wie oben bereits erwähnt, viele Stärken vorweisen kann. Die größte Schwäche des Gebietes betrifft die Infrastrukturqualität. Dessen Zustand würde sich über den Zeitraum von 10 Jahren wahrscheinlich weiter negativ entwickeln. Dadurch sinkt die Attraktivität des Standorts maßgeblich. Die Grundstückswerte würden zudem in großem Maße sinken, wodurch Eigentümer auf dem Immobilienmarkt Nachteile erwarten können. Junge Familien würden wahrscheinlich lieber ein neues Haus in einem neuen Wohngebiet bauen wollen, als im vorliegenden Quartier mit mangelhafter Infrastruktur zu wohnen. Im nachfolgenden Maßnahmenplan wird ein Lösungsansatz beschrieben,

31

4. Maßnahmen- und Zeitplan

4.1 Maßnahmenkonzept

Das übergeordnete Ziel ist es, die Verkehrsinfrastruktur des Untersuchungsgebietes auf einen modernen Stand zu bringen, damit die gestalterischen und funktionalen Defizite behoben werden. Daneben ist auch die Optimierung des ruhenden Verkehrs geplant, um die Parkansprüche für die Besucher der Anwohner zukunftsweisend regeln zu können. In vielen Städte ist der Effekt zu erkennen, dass die privaten Investitionen in die Gebäudesubstanz mit der Sanierung öffentlicher Straßen rapide ansteigen. Dieser Nebeneffekt kann so genutzt werden, dass Eigentümer in die wenigen unsanierten Gebäude investieren. Mithilfe eines attraktiver gestalteten Umfeldes sollen vor alle mehr jungen Familien angezogen, oder auch zum Verbleib im Quartier bewegt werden. Somit wird das Untersuchungsgebiet belebt und langfristig vor Vergreisung geschützt. Des Weiteren besitzt das Quarttier, aufgrund der Nähe zum Campus der Hochschule Anhalt, eine prädestinierte Lage. Um eine stärkere Durchmischung zu erreichen, schlägt das Konzept eine gezielte Vermietung von Wohnungen an Studenten vor. Diese Art der Vermietung senkt nicht nur den Leerstand, sondern fördert auch eine gesunde Durchmischung. Wenn es gelingt, die die Attraktivität des Quartiers zu steigern, wird dies auch zu einem besseren Image der Gesamtstadt beitragen.

Die Sanierungsziele sind darauf ausgerichtet, die festgestellten städtebaulichen Missstände zu beseitigen. Nachfolgend werden konkrete Ziele benannt und das Sanierungskonzept erläutert, das den Rahmen für Zukünftige Planungen darstellt. Weiterführende Konkretisierungen, vor allem im Bereich der Infrastruktursanierung und studentischen Wohnungsvermietung, werden in Absprache mit den Betroffenen erfolgen.

32

4.2 Maßnahmenkonzept - Infrastruktur

Sanierungsziele: 1. Gestalterische und funktionale Verbesserung der öffentlichen Verkehrsflächen 2. Verbesserung der Wegesituation für Fußgänger und Radfahrer 3. Optimierung des ruhenden Verkehrs im gesamten Bereich, speziell in der Mohsstraße

Sanierungskonzept zu 1. und 2. Die gesamte Umgestaltung der Verkehrsinfrastruktur betrifft die innere Quartierserschließung. Darunter fallen die betroffenen Straßen: . Oechelhäuserstraße . Mohsstraße . Birkenweg . Kiefernweg . Fischereiweg . Stephanweg . Leibnizstraße

Ziel ist es, die stark sanierungsbedürftigen Oberflächenbeläge zugunsten einer funktionalen und zeitgemäßen Innenstadterschließung zu ersetzen. Das Quartierskonzept stützt sich primär auf eine moderne städtebauliche Planungsphilosophie, die internationale Anerkennung genießt und als zukunftweisend gilt. Beim Shared Space wird auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierung verzichtet. Alle Verkehrsteilnehmer sind vollständig gleichberechtigt, wobei die Verkehrsregeln, wie rechts-vor-links, weiterhin Bestand haben. Radfahrer können dann zum Beispiel, unter Berücksichtigung des Verkehrs, die gesamte Oberfläche des Shared Space zum Fahren nutzen. Dies gilt dementsprechend auch für Fußgänger und PKW-Fahrer. Im Shared Space steht die Verkehrssicherheit an oberster Stelle. Die Glättung des Belages ermöglicht ein barrierefreies passieren von allen Verkehrsteilnehmern. Außerdem müssen Fußgänger nicht mehr die viel zu schmalen und maroden Fußwege benutzen, sondern können sich barrierefrei, unter Berücksichtigung des Verkehres, frei bewegen (vgl.Abb.22). Es wird vorgeschlagen eine Maximalgeschwindigkeit festzulegen. Denkbar wäre hier zum Beispiel eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf 20 km/h. Insgesamt wird durch dieses Konzept der öffentliche Verkehrsraum Lebenswerter und sicherer. Die angesprochenen Themen müssen durch städtisches Monitoring regelmäßig überwacht werden, um zum Beispiel die Geschwindigkeitsregulierung im Nachgang zu justieren. 33

Zur besseren Vorstellung werden dabei 2 bereits umgesetzte Shared Space Räume dargestellt.

Abbildung 31: Beispiel Shared Space Schönebeck

Abbildung 31: Beispiel Shared Space England

34

Umsetzung im Quartier - Entwurfszeichnung Im Folgenden wird eine Entwurfszeichnung vorgestellt, welche die gestalterische und funktionale Neugestaltung der Verkehrsinfrastruktur in den festgelegten Bereichen des Untersuchungsgebietes visuell veranschaulicht. Der gesamte Straßenbelag wird gepflastert und besteht aus Naturstein.

Abbildung 32: Entwurf Shared Space im Quartier (Felix Weise) 2020

35

Sanierungskonzept zu 3.

Wie bereits in Abbildung 31 erkennbar ist, können Autos oder Motorräder in farblich gekennzeichneten Flächen abgestellt werden. Es wird vorgeschlagen diese Möglichkeit nur für Besucher von Anwohnern oder für Kurzparker, wie Pflege- oder Essensdiensten, zu gestatten. Andernfalls würden wahrscheinlich Besucher des Bauhauses ihre Autos im Quartier abstellen und die gestalterische Funktion des Shared Space dezimieren. Die Eigentümer der angrenzenden Grundstücke haben meist die Möglichkeit auf Ihren Grundstücken zu parken. Sollte trotzdem Bedarf bestehen, wäre die regulierte Ausgabe von Parkausweisen als sinnvoll zu erachten. Um eine weitere zentrale Parkmöglichkeit zu schaffen, schlägt das vorliegende Konzept die Umnutzung des Parks in der Mohsstraße vor. An dieser Stelle wäre ein Parkplatz sinnvoll, damit direkt angrenzende Geschäfte gut zu erreichen sind:

. Olivia Schmidt Krankengymnastik-Praxis . Wäscheservice Posewitz . Bauhaus-Häuser von Paulick 1928 . Frühförderung- und Beratungsstelle der Lebenshilfe . Fahrradgeschäft "Rad-Pionier" . Oststrand GmbH Dessau

Die genannten Geschäfte befinden sich in einem Umkreis von maximal 150m zum Parkplatz. Des Weiteren wird der am Standort befindliche Park nicht benötigt, weil sich fußläufig der große Park an der Ziebigker Straße mit Spielplatz befindet. Außerdem wird die Parkfläche nicht genutzt, weil keine Wege oder Bänke existieren (vgl.Abb.33).

Abbildung 33: Park Mohsstraße

36

Umsetzung Umgestaltung Parkfläche Mohsstraße – Entwurfszeichnung

Abbildung 34: Entwurfszeichnung Umgestaltung Parkfläche (Felix Weise) 2020

Die Entwurfszeichnung (vgl.Abb.34) zeigt eine positive funktionale und gestalterische Verbesserung im Gegensatz zum derzeitigen Zustand (vgl.Abb.33). Die Örtlichkeit fügt sich nach dem Umbau vollkommen in das Gesamtbild ein und kann verschiedene Aufgaben erfüllen, die nachfolgend Stichpunktartig zusammengefasst werden:

. Parkmöglichkeit in begrenztem Gebiet (heller Naturstein als Abgrenzung) . Möglichkeit der nachträglichen Implementierung von Licht- und Wasserspielen, zum Beispiel durch private Investoren (anliegende Geschäfte) . Integration von Bänken und Mülleimern  Treffpunkt für alle Generationen . Örtlichkeit für Quartiersinterne Veranstaltungen  Wohngebietsfest . Senkung der Bewirtschaftungskosten der Parkpflege

37

4.3 Maßnahmenkonzept – Durchmischung

Wie bereits mehrfach angesprochen, verfolgt das vorliegende Konzept die Idee der Durchmischung, sodass mehrere Generationen neben einander Leben können. Damit wird das Gebiet belebt und die Generationen profitieren voneinander.

Das Quartier hat einen geringen Leerstand vorzuweisen. Dieser liegt jedoch an einer strategisch günstigen Stelle, denn der Campus der Hochschule Anhalt ist fußläufig entfernt (5min) (vgl.Abb.36). Wie im Handlungsfeld Leerstand aufgezeigt wurde, konzentriert sich dieser lediglich auf die Geschossbauten der Gropiusallee, welche sich in städtischer Hand befinden.

Abbildung 36: Leerstand

Abbildung 36: Gropiusallee Geschossbau

Das Konzept sieht vor, dass an dieser Stelle gezielt an Studenten vermietet werden soll, sodass zum Beispiel WG-Artige Strukturen entstehen können. Studenten tragen häufig zur Aufwertung eines großstädtischen Viertels bei, wodurch das Quartier langfristig belebt wird. Dies wird für die Stadt Dessau, infolge seines hohen Durchschnittsalters, in Zukunft maßgeblich sein.

Um diese Ziele zu erreichen, müsste die Hochschule Anhalt Verträge mit den jeweiligen Vermietern tätigen, sodass an Studenten über eine Prioritätenliste bevorzugt vermietet wird. Im Gegenzug könnte die Stadt den Mietern als Anreiz zum Beispiel die Abfallgebühren zu erstatten. Die Stadt sollte zusätzlich alle 2 Jahre ein Monitoring durchführen.

38

4.4 Maßnahmen- und Zeitplan

Die Kostenschätzung der Infrastrukturumbauten beläuft sich auf circa 150€/m2. Darin enthalten sind zum einen die Abrisskosten der bestehenden Straße, als auch folgende Komponenten:

. Erdaushub inklusive Entsorgung (45cm) . Unterbau herstellen inklusive Splittbett . Arbeitszeit zum Verlegen des Pflasters . zusätzliche Arbeitszeit . Materialkosten Schotter und Splitt . Materialkosten Pflastersteine . Materialkosten Randsteine/ Markierungssteine

Der Straßenbau erfolgt Abschnittsweise. Die Rangfolge der Straßensanierung richtet sich zum einen nach dem Grad der Beschädigung und zum anderen nach der Aufrechterhaltung des Anliegerverkehrs. Die Straßenlängen wurden mithilfe des Sachsen-Anhaltinischen Geoinformationssystems LVermGeo vermessen und sind auf einen Meter exakt. Die Straßenbreiten wurden vor Ort aufgenommen. Die Maßnamennummern setzen sich zusammen aus: . Jahr der Maßnahmenumsetzung . Monat des Baubeginns . Laufende Auftragsnummer

Maßn.- Jahr Maßnahmenbeschreibung Kosten Nr. 2020 20.06.01 Stephanweg 138.000€ Breite: 4m Länge: 230m Gesamt=920m2 2021 21.01.02 Birkenweg 171.000€ Breite: 5m Länge: 228m Gesamt=1.140m2 21.06.03 Kiefernweg 160.500€ Breite: 5m Länge: 214m Gesamt=1.070m2 2022 22.01.04 Fischereiweg Abschnitt 1 189.000€ Breite: 6m Länge: 210m Gesamt=1.260m2 22.06.05 Fischereiweg Abschnitt 2 129.600€ Breite: 6m Länge: 144m Gesamt=864m2

39

2023 23.01.06 Mohsstraße Abschnitt 1 + Platz 134.250€ Breite: 5m Länge: 179m Gesamt=1.023m2+1.026m2 + 153.900€ 23.06.07 Mohsstraße Abschnitt 2 187.500€ Breite: 5m Länge: 250m Gesamt=1.250m2 2024 24.01.08 Oechelhäuserstraße 145.500€ Breite: 5m Länge: 194m Gesamt=970m2 24.06.09 Leibnizstraße 112.500€ Breite: 5m Länge: 150m Gesamt=750m2

Gesamtkosten Straßenumbau 1.521.750€

Die Gesamtinvestitionskosten für die geplante Infrastrukturerneuerung belaufen sich auf rund 1.500.000 Euro. Darin sind jedoch keine Kosten zur Erneuerung von öffentlichen Leitungen implementiert. Es wäre zu überprüfen, wenn die Straße sowieso geöffnet wird, ob eventuell Leerrohre oder Glasfaserkabel eingebracht werden, um das Quartier langfristig auf einem technisch aktuellen Stand zu bringen/ halten.

Zur Erneuerung oder Verbesserung einer bestehenden Straße darf die Kommune auf Grundlage der Kommunalabgabengesetze Beiträge von den angrenzenden Grundstückseigentümern fordern. Die Verkehrsflächen, welche im Sinne des vorliegenden Konzepts umgebaut werden sollen, sind Anliegerstraßen, weil so gut wie kein bis wenig Fremdverkehr hindurchgeht. Für diese Art von Straßen kann die Gemeinde bis zu 75% der Investitionskosten umlegen. Zusätzlich kann die Gemeinde Förderungen beantragen, welche im Folgenden erläutert werden.

40

4.5 Förderungen

Auf Grundlage des § 3 Abs. 1 Entflechtungsgesetz vergibt der Bund Finanzhilfen an die Länder, um die Verkehrsverhältnisse in den Gemeinden zu verbessern. Förderfähig sind Maßnahmen des ÖPNV und des kommunalen Straßenbaus, welche, bezüglich des zuletzt genannten, die Neu-, Um- und Ausbauten sowie Grunderneuerungen und Grundsanierungen (Teil)Finanziert. Die Förderungen auf Grundlage des Entflechtungsgesetzes laufen zum Jahresende 2019 aus.

Eine Anfrage an das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt ergab, dass gegenwärtig Gesetzesentwürfe, für den Bereich des kommunalen Straßenbaus als auch für den Bereich des ÖPNV, erarbeitet werden bzw. sich schon im parlamentarischen Verfahren befinden. Das diesbezügliche Gesetzgebungsverfahren wurde noch nicht abgeschlossen.

Aufgrund der Innovativität der Konzeptidee können neben Entflechtungsmitteln auch Mittel aus Europäischen Fonds, wie zum Beispiel dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), beantragt werden. Mithilfe dieser Finanzierungshilfe wurde beispielweise die Torstraße in komplett erneuert. Diese war bezüglich der Fahrbahn und des Fußweges, genau wie im Betrachtungsgebiet in Dessau, deutlich zu schmal, sodass es zu Gefährlichen Situationen und Behinderungen kam (vgl.Abb.22).

41