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Funktion und Struktur im Wandel: der Nordwesten der Stadtregion Brause, Gerald; Grundmann, Luise

Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Brause, G., & Grundmann, L. (1994). Funktion und Struktur im Wandel: der Nordwesten der Stadtregion Leipzig. Europa Regional, 2.1994(2), 10-22. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-48459-8

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GERALD BRAUSE & LUISE GRUNDMANN

Die wirtschaftliche und soziale Entwick- Leipzig werden im Rahmen der Forschun- teristisch war, der allgemein als Prozeß lung in den neuen Bundesländern zeigt, gen zur deutschen Landeskunde und spe- der Suburbanisierung beschrieben wird und daß sich der Übergang in die soziale Markt- ziell eines vom Sächsischen Staatsmini- durch eine intraregionale Dekonzentration wirtschaft in den Regionen und Kommu- steriums für Wissenschaft und Kunst ge- von Bevölkerung und Beschäftigung ge- nen mit unterschiedlicher Dynamik und förderten Projektes „Landeskundliche In- kennzeichnet ist (FRIEDRICHS 1978, 1985; Intensität vollzieht. Die erkennbaren Ur- ventarisation und Dokumentation Sach- HEINEBERG 1987, ROHR 1978). sachen dafür liegen u.a. auch in den struk- sens“ mehrere Themen mit der Zielstel- Die bisherige Entwicklung deutet dar- turellen und funktionellen Ausgangsbe- lung bearbeitet, die raumstrukturellen Aus- auf hin, daß unter den Besonderheiten des dingungen: in der übernommenen Wirt- wirkungen der Wandlungsprozesse seit Strukturwandels in den neuen Bundeslän- schaftsstruktur, in der Ausbildung der Sied- 1990 in ausgewählten Räumen Sachsens dern die erste Phase dieses Prozesses – im lungsstruktur und der zentralörtlichen zu dokumentierten und die regionalen Wir- Gegensatz zu der Entwicklung in vergleich- Ausstattung und Verknüpfung der Sied- kungsbedingungen entsprechend aufzube- baren westdeutschen oder westeuropäi- lungen, der Lage im nationalen und euro- reiten. schen Regionen – diese neuen Investi- päischen Wirtschaftsraum, der regionalen tionen oder Verlagerungen aus der Kern- und überregionalen Verkehrsverbindun- Aufgabenstellung und Untersuchungs- stadt den Bereich des produzierenden und gen, der infrastrukturellen Ausstattung wie methodik dienstleistenden Gewerbes und Einrich- auch im Bevölkerungs- und Beschäftigten- Im folgenden sollen zunächst Ergebnisse tungen der Infrastruktur, insbesondere des potential der Regionen. Dementsprechend vorgestellt werden, die für einen Teilraum Verkehrswesens betreffen. Erst in einer werden auch die raumstrukturellen Aus- der Stadtregion Leipzig den strukturellen zweiten Phase deutet sich auch eine Zu- wirkungen dieses Wandlungsprozesses und funktionellen Wandel seit 1990 doku- nahme der Wohnfunktion des Umlandes regional differenziert wirksam. Bereits mentieren. Es wurden Untersuchungen mit an. Die Großstädte sind generell bevor- nach einem kurzen Zeitraum seit dem Ein- der Zielstellung durchgeführt, über die zugte Investitions- und damit Entwick- setzen des Strukturwandels im Jahr 1990 Inventarisierung der allgemeinen regions- lungsschwerpunkte beim wirtschaftlichen bis zur Gegenwart können in der Funktion spezifischen Merkmale hinaus, wesentli- Wandel – die Vorhaben werden aber aus und Struktur der Siedlungen, in der bauli- che räumliche Auswirkungen des Struk- unterschiedlichen Ursachen konzentriert chen Substanz und zunehmend auch in der turwandels auf die Entwicklung einer in ihren Umländern realisiert (z. B. unge- Flächennutzung innerhalb der Siedlungen Großstadtregion sowie auf einzelne Teil- klärte Eigentumsverhältnisse und hohe und in den Gemarkungen Veränderungen räume und einzelne Siedlungen konkret zu Bodenpreise, mangelnde Freiflächen für registriert werden, die teilweise völlig neue analysieren, um daraus differenzierte re- den Verkehr u.a. in den Kernbereichen der räumliche Verteilungsmuster schaffen. gionale Zusammenhänge und Wirkungs- Städte). Mit dieser räumlichen Entwick- Aus der Sicht der Regionalforschung bedingungen für die Entwicklung der Stadt- lung einer dezentralen Konzentration von werden gegenwärtig zu diesem Prozeß region abzuleiten. Über die inhaltlichen Produktion, Dienstleistungen und infra- zahlreiche Untersuchungen mit unter- Fragestellungen hinaus sollen an einem strukturellen Einrichtungen, die sich mit schiedlicher Zielstellung, Methodik und regionalen Beispiel Grundlagen für eine zeitlichem Verzug auch für den Bereich räumlichem Bezug durchgeführt, um dar- Methodik zur Analyse von Langzeitver- des Wohnens andeutet, haben sich die aus verallgemeinernde Schlußfolgerungen änderungen bestimmter Flächennutzungs- Struktur und die Funktion der Siedlungen für differenzierte regionale Entwicklungs- und Siedlungstypen unter den Bedingun- im Umland zum Teil grundlegend gewan- möglichkeiten bzw. Restriktionen abzu- gen der Marktwirtschaft und des einset- delt. Der hohe Flächenanspruch neuer In- leiten. Räumliche Schwerpunkte der Un- zenden Strukturwandels erarbeitet wer- vestoren führte zu einem Wandel in der tersuchungen sind insbesondere dynami- den. Nutzung der ehemals landwirtschaftlichen sche Wirtschaftsregionen wie z.B. Städte Die bisher durchgeführten Analysen Flächen und zum vielfach zitierten und bzw. Stadtregionen, in denen der Struktur- über Ansiedlungswünsche und Investi- umstrittenen Bauen auf der “Grünen Wie- wandel mit einem hohen Investitionsge- tionen sowie die regionalpolitischen, kom- se”, ein Vorgang, der zu den wichtigsten schehen in kurzen Zeiträumen vollzogen munalen und sektoralen Entwicklungsrich- räumlichen Merkmalen des dezentralen wird. In der neueren Literatur sind dazu tungen und Strategien lassen für die Stadt- Konzentrationsprozesses zu rechnen ist. mehrere Fallbeispiele vorgestellt worden, regionen einen Bedeutungszuwachs für Bei einer generellen Bevorzugung des die sich auf Länder (KOWALKE 1992), auf das Umland der Großstädte im Vergleich Umlandes gegenüber der Kernstadt selbst den Berliner Raum (BIRKHOLZ 1993) oder zur Kernstadt selbst erkennen. Damit wird ist für die Neuansiedlung oder Verlage- auf die sächsischen Großstädte beziehen ein regional bedeutsamer Entwicklungs- rung von Einrichtungen eine unterschied- (BERGNER 1993, KARRASCH 1993, GRAHL prozeß eingeleitet, der für die westdeut- liche Wertigkeit einzelner Teilräume cha- UND RINK 1993, SCHMIDT 1994, WIRTH schen bzw. westeuropäischen Großstädte rakteristisch. Sowohl bei der Antragstel- 1992). Auch am Institut für Länderkunde bereits in den 70er und 80er Jahren charak- lung für die raumordnerische Befürwor-

10 EUROPA REGIONAL 2(1994)2 tung als auch bei raumordnerischen Kon- verfügbarkeit modifizierend. Dabei stellt bruar 1994 ermittelt und entsprechend zepten der Länder und Kommunen wer- sich die Frage nach der Rolle der Siedlun- bewertet. Die Ergebnisse der Ortsbege- den Räume bevorzugt, die als sogenannte gen im Hinblick auf den strukturellen hungen sind gebäude/objektbezogene Kar- „Entwicklungsachsen“ theoretisch wie in Wandel der Stadtregion insgesamt wie auch tierungen im Maßstab 1 : 10 000 bzw. 1 : der praktischen Umsetzung zunehmend auf die Entwicklung der Umlandgemein- 5 000 für alle Gemeinden (siehe Abb.6-8). eine spezifische Raumkategorie in der de selbst. Der Wandlungsprozeß berührt Erst vom Maßstab 1 : 5 000 an ist es Stadtregion darstellen. die wirtschaftlichen und sozialen Verhält- möglich, auch bauliche Veränderungen So weisen für die Stadtregion Leipzig nisse und weitere Sonderfunktionen der gebäudebezogen zu erfassen und darzu- sowohl der Kreisentwicklungsplan des Gemeinde ebenso wie ihre bauliche Ent- stellen, wie z.B. alle sichtbaren Verände- Landkreises Leipzig (1993) als auch der wicklung. rungen an der bestehenden Bausubstanz Entwurf des Flächennutzungsplanes der Im Hinblick auf die regionalen, d. h. (Neudeckung von Dächern, Fassadensa- Stadt Leipzig (1993) Entwicklungsräume kleinräumig zu bearbeitenden Problem- nierung einschließlich Wärmedämmung), aus, die bevorzugt mit Einrichtungen ver- stellungen mußten spezifische Erfassungs- Neubau und Rekonstruktion von Straßen, dichtet werden sollen. Auch die Standort- und Auswertungsmethoden eingesetzt wer- Fußwegen, Fußgängerbrücken, Neuanla- kataloge der Industrie- und Handelskam- den, um den Wandlungsprozeß konkret gen von Grünflächen wie auch Alleenbe- mern sowie die Anträge auf raumordneri- dokumentieren zu können. Statistische pflanzungen, neue Wohngebäude oder die sche Befürwortung orientieren sich an sol- Erfassungen standen in diesem Maßstab- Ansiedlung neuer Gewerbe bzw. die chen Achsen. Diese sind identisch mit bereich nur bedingt zur Verfügung. So lag Schließung von Einrichtungen. Diese ar- Räumen, in denen wichtige Verkehrstras- der Schwerpunkt der Raumbeobachtung beitsaufwendige Methode der gebäudebe- sen liegen, die die Kernstadt mit den Um- auf Ortsbegehungen, Erfassungen und Kar- zogenen Kartierung gibt einen Zeitschnitt landgemeinden verbinden und die zugleich tierungen sowie auf der Auswertung von an, und auf dieser Grundlage können wei- die Verknüpfung zu überregional bedeut- internen Arbeitsunterlagen und Befragun- tere Intervallstudien angesetzt werden, um samen Verkehrslinien herstellen (WIEST gen in den Kommunen/Verwaltungsge- den Wandel auch künftig empirisch zu 1993). Die Verkehrshauptachsen bieten meinschaften und teilweise der Investo- begleiten. sich gegenwärtig als axial ausgerichtete ren. Auch zur Dokumentation des wirt- Innovationsräume für die unterschiedlich- Die Erfassung der Flächennutzungs- schaftlichen Wandels ergaben die Erfas- sten Bereiche an und werden bereits als veränderungen, d. h. die Umwidmung der sungen und Kartierungen wichtige Aussa- solche genutzt (KISTENMACHER 1978, BE- ehemals vor allem landwirtschaftlich ge- gen. Durch Befragungen und Beobach- LITZ 1991). In der Stadtregion Leipzig sind nutzten Flächen in neue Nutzungsarten tungen konnten neue Branchen registriert die Verkehrsachsen bereits historisch vor- kann in den Gemarkungen teilweise be- und mit dem offiziellen Branchenanmel- gezeichnete Räume, die von der Stadtent- reits in der Baurealisierung registriert wer- dungen und -abmeldungen bei den Stadt- wicklung beansprucht wurden, aber mit den. und Gemeindeverwaltungen verglichen der gegenwärtigen Entwicklung eine neue Ein Vergleich aller raumordnerisch werden. Diese Arbeiten ergeben bei einem Dimension erhalten. Unter dem Aspekt befürworteten Bauvorhaben mit den im Vergleich mit den für 1989 bekannten der Raumordnung ist zu klären, welche Bau befindlichen Einrichtungen ergibt ei- Industriestätten erste Belege für den wirt- Rolle diese Verkehrsachsen künftig über- nen Überblick über den Realisierungsstand schaftlichen Wandel des Raumes (ohne nehmen können, um den zweifellos vor- von Flächenveränderungen und verweist Landwirtschaft). Auf der Grundlage einer handenen Investitionsdruck auf das Um- auf die künftige Funktion der Teilgebiete. Expertise von 1993 zur „Erfassung und land zu bündeln, den bereits eingeleiteten Das Ergebnis ist die Kartierung der Bau- Bewertung von Industriebrachen im Land- Prozeß der dezentralen Konzentration und flächen, unterschieden nach dem jeweili- kreis Leipzig“ kann der quantitative Be- den Suburbanisierungsprozeß von Gewer- gen Realisierungsstand: Nutzungsstand im deutungsrückgang der Industrie für die be, Diensten und der Bevölkerung einen Bau oder bereits abgeschlossen sowie Pla- Siedlungen belegt werden. Neue Ansied- ordnenden Rahmen zu geben und einer nung der Investitionen. Damit können die lungen auf diesen ehemals industriell ge- großflächigen „Zersiedlung“ der Land- Veränderungen nach den Hauptnutzungs- nutzten Standorten und jetzigen Industrie- schaft Grenzen zu setzen. Aus der bisheri- arten Gewerbe- und Mischgebiet, Sonder- brachen zeigen zumindest eine Entwick- gen Entwicklung zeichnet sich eine Be- gebiet (darunter Handel, Hotels), Wohn- lungstendenz an. Auch alle neuen Han- deutungsabstufung von den regionalen zu gebiet, Industriebrache in der Umgestal- dels- und Dienstleistungseinrichtungen, den überregional bedeutsamen Verkehrs- tung sowie Verkehrsfläche erfaßt werden. Planungsbüros, Ärzteniederlassungen, trassen ab. Eine noch differenziertere Nutzungsanga- Autohäuser usw. sind als Branchen doku- Weiterere differenzierende Faktoren des be erweist sich in diesem Maßstab nicht mentiert. Allerdings unterliegt die Bran- Wandlungsprozesses in der Stadtregion durchführbar, die Zusammenfassung in chenansiedlung gegenwärtig einer starken sind die zentralörtlichen Funktionen, die Hauptnutzungsarten ergibt jedoch ein über- Dynamik; die Branchenan- und -abmel- wirtschaftliche und infrastrukturelle Aus- sichtliches Raummuster, aus dem allge- dungen wechseln sehr schnell. stattung sowie die Struktur der Umlandge- meine Entwicklungsrichtungen abzuleiten Die nach einem einheitlichen Schema meinden. Das betrifft die bebaute Sied- sind. Die Ergebnisse sind in der Abbil- durchgeführte Kartierung auch der bauli- lungsfläche ebenso wie auch ihre unbe- dung 1 dargestellt. chen Veränderungen dokumentieren in bauten Gemarkungsflächen, die von den Funktions- und Strukturveränderungen einer übersichtlichen Form erste siedlungs- Kommunen für neue Nutzungsarten zur in den Siedlungen selbst wurden bei Orts- strukturelle Qualitätsveränderungen. Die Verfügung gestellt werden. Für Neuinve- begehungen in 11 Gemeinden bzw. Orts- Kartierung zeigt, daß dem teilweise stitionen und Verlagerungen von Funk- teilen und der Kleinstadt im schlechten Bauzustand in den Umlandge- tionen wirken Attraktivität und Flächen- Zeitraum zwischen Oktober 1993 und Fe- meinden zunächst Dacherneuerungen und

11 Abb. 1: Flächennutzung im Norden der Stadtregion Leipzig – Bestand, Veränderungen seit 1990 und Planung Quelle: Unterlagen des Regierungspräsidiums Leipzig, eigene Kartierungen

Fassadengestaltung entgegengesetzt wer- Leipzigs mit der Gemeinde Lützschena- oberzentralen Einflüsse hat die als Unter- den. Stahmeln, im Westen von der Landes- zentrum eingestufte Kleinstadt Schkeu- grenze zwischen Sachsen und Sachsen- ditz (1993: 14 077 Einwohner) eine gewis- Der Untersuchungsraum Anhalt im Bereich der Autobahntrasse A 9 se Eigenständigkeit, in der die Konzentra- Der Problemstellung folgend, wurde mit bzw. des Schkeuditzer Kreuzes, im Nor- tion von Gewerbe- und Dienstleistungs- dem nordwestlichen Teil der Stadtregion den von den Gemeinden Glesien und Ra- einrichtungen und zunehmend auch des Leipzig ein Raum ausgewählt, für den sich defeld und im Süden vom Flußlauf der Wohnungsbaus bereits jetzt eine hohe Stu- besonders umfangreiche strukturelle und Weißen Elster und der Luppe im Bereich fe erreicht haben, und auf die sich eine die funktionelle Veränderungen abzeichnen. des Landschaftsschutzgebietes „Nördli- jetzige Funktion der Stadt weit überstei- Der Untersuchungsraum liegt im Zentrum cher Leipziger Auenwald“ begrenzt. Das gende Bautätigkeit konzentriert. Der ra- des „Mitteldeutschen Wirtschaftsraumes Gebiet schließt die Stadt Schkeuditz mit sche Wandel der Funktionen der Stadt, die Leipzig-“ zwischen den beiden Ober- ihren Stadtteilen und weitere vier Gemein- zunehmend auch überregionalen Charak- zentren Halle (Sachsen-Anhalt) und Leip- den mit sieben Ortsteilen ein, die teilweise ter annehmen, deutet darauf hin, daß sich zig (Sachsen) und zwar in dem Bereich, in den Charakter von Stadtrandsiedlungen die Stadt zu einem Mittelzentrum entwik- dem sich die Einflüsse beider Zentren haben, die andererseits ihren ländlich-agra- keln wird. räumlich nähern bzw. teilweise überschnei- rischen Charakter gegenwärtig noch be- In dem Gebiet wohnen gegenwärtig ca. den. Er wird im Osten von der Stadtgrenze wahrt haben. Etwa im Schnittpunkt der 23 000 Menschen. Die Gemeinden hatten

12 EUROPA REGIONAL 2(1994)2 Gemeinde 1989 1990 1991 1992 1993 Veränderung in % (31.12.) (31.12.) (31.12.) (31.12.) (30.06.) 1989/91 1991/93 Freiroda 605 576 564 562 561 93,2 99,4 Glesien 1.441 1.430 1.407 1.390 1.382 97,6 98,2 Kursdorf 266 256 266 253 zu Schkeuditz 100,0 - Lindenthal 3.311 3.285 3.249 3.272 3.276 98,1 100,8 Lützschena 2.362 2.229 2.118 2.115 2.850 89,7 134,6 mit Stahmeln Radefeld 1.118 1.086 1.084 1.081 1.086 96,9 100,1 Schkeuditz 14.909 14.338 14.064 13.949 14.071 94,3 100,1 mit Kursdorf Stahmeln 762 737 738 742 zu Lützschena 96,8 -

Tab. 1: Bevölkerungsentwicklung 1989-1993 Quelle: Statistisches Landesamt Freistaat Sachsen

1993 im Vergleich zu 1989 einen Bevöl- nächsten Jahren ein Schwerpunkt des Bau- darzustellenden Gebiet trifft diese gene- kerungsverlust von etwa 1 500 Einwoh- geschehens der Stadtregion Leipzig blei- relle Aussage speziell auf einen Teilab- nern hinnehmen müssen (vgl. Tab. 1), der ben, erste größere Gebiete sind seit 1992 schnitt der Bundesautobahn A 9 - sowohl durch starken Geburtenrückgang bereits für die unterschiedlichsten Nut- Nürnberg und der A 14 Halle - im aber auch durch Abwanderung ausgelöst zungsarten bebaut bzw. für eine Bebauung unmittelbaren Bereich ihrer Schnittstelle wurde, besonders in den Jahren 1989 und erschlossen. Von der Gesamtfläche des am Schkeuditzer Kreuz nordwestlich von 1990. Nach neuesten Angaben zur Wan- Untersuchungsraumes sollen nach Anga- Schkeuditz sowie entlang eines Abschnit-

1990 1991 1992 Zuzüge Wegzüge Saldo Zuzüge Wegzüge Saldo Zuzüge Wegzüge Saldo Freiroda +11 -38 -27 +9 -11 -2 +25 -21 +4 Glesien +32 -43 -11 +17 -39 -22 +25 -17 +8 Kursdorf +13 -17 -4 -9 -14 -5 +10 -12 -2 Lindenthal +164 -188 -24 +107 -112 +5 +129 -84 +55 Lützschena +59 -179 -120 +72 -137 -65 +79 -77 +2 Radefeld +26 -46 -20 +22 -20 +2 +38 -29 +9 Schkeuditz +572 -1.103 -531 +289 -526 -237 +338 -342 -4 Stahmeln +34 -64 -30 +28 -25 +3 +53 -32 +21

Tab. 2: Zu- und Wegzüge 1990, 1991 und 1992 (31.12.) Quelle: Statistisches Landesamt Freistaat Sachsen derung sind 1992 erste geringfügige An- ben zu den raumordnerisch bereits befür- tes der Bundesstraße 6 zwischen Leipzig zeichen eines Wanderungsgewinns fest- worteten Flächen fast 1 800 ha für ver- und Halle zu, der sich raumplanerisch als zustellen (vgl. Tab. 2). Die Bevölkerungs- schiedene Nutzungsarten bebaut werden. Entwicklungsachse für neu anzusiedelnde entwicklung weicht damit nicht von der (vgl. Tab. 3). Gewerbe-, Dienstleistungs- oder Handels- Entwicklung der übrigen Stadtregion ab. einrichtungen sowie für neue Wohngebie- Ein wesentliches Kriterium der Aus- Wandel der Hauptfunktionen te in den Siedlungen zwischen Leipzig wahl des Untersuchungsraumes war ne- Verkehr und Halle abbildet. ben den siedlungsstrukturellen Merkma- Von den international, national und regio- Eine Analyse der raumordnerisch be- len die Lage im Verkehrsnetz mit sehr nal bedeutsamen Verkehrstrassen- und reits befürworteten Baugebietsflächen nach guter Erreichbarkeit der Oberzentren Leip- -einrichtungen im Nordraum der Stadtre- Unterlagen des Regierungspräsidiums zig und Halle, zwei Bundesautobahnen, gion Leipzig gehen für die wirtschaftliche Leipzig bestätigt, daß der Raum für einen zwei Bundesstraßen, einer Eisenbahnstrek- Entwicklung des Gebietes selbst wie auch weiteren intensiven Ausbau der Verkehrs- ke sowie dem Flughafen Leipzig-Halle für den größeren „Mitteldeutschen Wirt- funktion vorgesehen ist (vgl. Tab. 3). nördlich der Stadt Schkeuditz. Die Ver- schaftsraum“ (im traditionellen Sprachge- Die Verkehrsflächen haben mit fast drei- kehrslinien bieten sich aus raumordneri- brauch) erhebliche Impulse aus. Eine Kon- viertel aller zu bebauenden Gebiete die scher Sicht als Entwicklungsachse zur zentration des Investitionsgeschehens und größte Dominanz. Dieser Typ der Flä- Ansiedlung neuer Funktionen an. Bei der der fertiggestellten Einrichtungen entlang chennutzung wird in den nächsten Jahren Darstellung der Hauptfunktionen des Rau- von Straßen- und Autobahntrassen ma- verstärkt zu dem bestimmenden Gebiets- mes werden die Bedeutung und Entwick- chen den Zusammenhang von Verkehrsla- merkmal werden und die Funktion des lung der Verkehrseinrichtungen näher er- ge und innovativer Raumentwicklung auch Raumes beeinflussen. In diesen Berech- läutert. Der ausgewählte Raum wird in den in der zeitlichen Dimension sichtbar. Im nungen sind die Flächen für die vorgese-

13 Flächennutzung Größe in ha proz. Anteil an gepl. sien sollen dafür 650 ha Land in Anspruch Bauflächen genommen werden (siehe Abb. 8). Zwei Brückenbauwerke sollen die und Verkehrfläche 1.315,0 73,2 die neu zu errichtende ICE-Trasse über- Gewerbegebiet 251,2 14,0 queren, um die Verbindung zum bestehen- Wohngebiet 145,9 8,1 den Flughafengelände herstellen. Wohn- und Gewerbeparks 34,6 1,9 Insgesamt soll der Raum auch hinsicht- Handel 35,1 2,0 lich der Erschließung über die Schiene Mischgebiet 13,7 0,8 aufgewertet werden. Dazu wird als die am Gesamt 1.795,5 100,0 stärksten in den Raum eingreifende Maß- nahme parallel zur Autobahn A 14 eine Tab. 3: Raumordnerisch befürwortete Baugebietsflächen nach Hauptnutzungsart (Nach: Trasse für den ICE-Verkehr neu gebaut Unterlagen des Regierungspräsidiums Leipzig; Stand: Januar 1993) werden, die den süddeutschen Raum (Nürn- berg-Erfurt) mit dem mitteldeutschen hene ICE-Trasse parallel zum Bundesau- er insbesondere auch als Nachtluftposten Raum Halle-Leipzig verbindet (Planfest- tobahnabschnitt der A 14 Schkeuditzer (der „Sachsenstern“) für die Beförderung stellungsverfahren hat begonnen, Fertig- Kreuz – Abfahrt Lindenthal, die Ausbau- von Luftpost Bedeutung, die 1994 mehr stellung im Jahre 2000). Der regionale erweiterungsflächen der Autobahn A 14 als 15 000 Tonnen Beförderungsleistung Verkehr zwischen Halle und Leipzig wird und für das künftige Autobahnkreuz betragen soll. Die Zahl der bisher im Flug- mit einer neuen S-Bahnverbindung ver- „Schkeuditzer Kreuz“, für die zu verle- hafen untergebrachten Einrichtungen (7 bessert; auf einer besonderen Trasse sol- genden Bundesstraßen und Kreisstraßen Luftfahrtgesellschaften mit eigenen Bü- len die neuen Gewerbegebiete, insbeson- noch nicht enthalten. Diese befinden sich ros, 10 Luftfrachtunternehmen und Spedi- dere das große Mitteldeutsche Dienstlei- in der Planvorbereitung und werden den tionen, 15 Reiseunternehmen, 6 Autover- stungszentrum, Anschluß an die zwei Städ- Flächenbedarf weiter erhöhen. Die Nähe mietungen, 7 Bundesbehörden und 20 Kon- te erhalten. zu den Bundesautobahnen A 9 und A 14 zessionäre) wird sich mit der Inbetrieb- Im Bereich eines künftigen Güterver- und zur Hauptstrecke der Deutschen Bah- nahme eines neuen Terminals erhöhen, so kehrszentrums (GVZ) zwischen der beste- nen AG Halle - Leipzig stellen für die daß der Flughafen zugleich auch zu einer henden Eisenbahntrasse nördlich der Ge- Ansiedlung von Gewerbe im weitesten Arbeitsstätte für Beschäftigte aus der Re- meinde Lützschena und der bestehenden Sinne eine besondere Standortgunst dar. gion wird. und 6-streifig auszubauenden Bundesau- Bereits heute erweist sich als besonders Der vollzogene Ausbau für den Allwet- tobahn A 14 (mit neuer Auffahrt nördlich innovationsfördernd der Ausbau des Flug- terflugbetrieb im Februar 1994 mit einem Lindenthal), werden der Rangierbahnhof hafens Leipzig - Halle auf der Gemarkung Investitionsumfang von ca. 60 Mio DM Leipzig-Wahren sowie ein Postfrachtzen- der Stadt Schkeuditz, der sich mit einer war ein entscheidender Schritt, daß er be- trum und Anlagen der Kühl- und Lager- neuen Rollbahn künftig auch auf die Ge- züglich der Flugsicherung in die erste Rei- wirtschaft die künftige Raumentwicklung markung der Gemeinde Glesien erstrek- he der deutschen Großflughäfen rückt. bestimmen (Abb. 2). ken soll. Nach der Anzahl der beförderten Der bisherige und künftige Ausbau des Das mit mehr als 100 Mio. DM bis 1995 Fluggäste und der Luftfracht hat sich die Flughafens ist Gegenstand eines öffent- zu errichtende Postfrachtzentrum – Sach- Bedeutung des vor 1989 vorwiegend nur lich-rechtlichen Planungsverfahrens und sen erhält insgesamt drei solcher Einrich- zur Bedienung der Leipziger Messe aus- fällt unter das Beschleunigungsgesetz. In- tungen – wird die überregionale Bedeu- gestatteten Flughafens so verändert, daß tung des Raumes erhöhen. Eine Gleisver- er heute den Rang 12 bei den deutschen bindung soll den Anschluß an das künftige Flughäfen einnimmt. Der Aufschwung des Jahr Passagierzahlen Passagierzahlen Güterverkehrszentrum und den Rangier- Flughafens begann mit der Übergabe durch Linienflüge Touristenflüge bahnhof Leipzig-Wahren herstellen. Nach die Treuhandanstalt an die Flughafen Leip- 1991 468.000 121.500 Fertigstellung dieser neuen Einrichtung zig-Halle GmbH 1991 (Beteiligung: Stadt 1992 732.000 329.000 der Deutschen Bundespost im Norden der Leipzig 15 %, sowie Stadt Halle, Land 1993 885.000 585.000 Stadtregion wird das bestehende Paket- Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie die 1994 925.000 755.000 postamt in Leipzig die wichtigen Aufga- Landkreise Delitzsch und Leipzig). Im 1995 980.000 900.000 ben im Paketversand an das Umland abge- internationalen Vergleich erzielte er sogar ben. 1996 1.065.000 1.020.000 die höchsten jährlichen Steigerungsraten Weitere Verkehrsbaumaßnahmen wer- (1993) bei der Beförderung von Passagie- 1997 1.145.000 1.145.000 den in der Verlegung der gegenwärtig stark ren um 40,5 %, das entspricht einer Beför- frequentierten Bundesstraße 6 als nördli- Tab. 4: Entwicklung der Passagierzahlen derungsleistung von 1,5 Mio Passagieren des Flughafens Leipzig-Halle 1991-1997 che Umgehung der Ortslagen Lützschena- (1989: 442 000 Passagiere, 1992: 1 Mio (Nach: Airport Nr. 1/1994 – Flughafen Stahmeln und Schkeuditz mit einer Durch- Passagiere, vgl. Tab. 4). Der Charterver- Leipzig-Halle GmbH) querung des Mitteldeutschen Dienstlei- kehr nahm dabei überproportional zu (80 stungszentrums sowie im Ausbau bzw. % Steigerung 1993). zwischen ist das Raumordnungsverfahren Teilverlegung von Kreisstraßen bestehen. Der gegenwärtige Ausbau eines neuen für eine weitere neue Start- und Lande- Die koordinierende Abstimmung der Terminals soll dazu führen, daß bereits bahn von etwa 3 600 m Länge nördlich der regionalen und überregionalen Verkehrs- 1997 etwa 3 Mio Passagiere abgefertigt Autobahn 14 und der künftigen ICE-Tras- planungen gehört zu den vordringlichsten werden können. Neben Frankfurt/Main hat se vorgesehen. Von der Gemeindeflur Gle- Aufgaben der länderübergreifenden Pla-

14 EUROPA REGIONAL 2(1994)2 Abb. 2: Postfrachtzentrum südlich der Ortslage Radefeld und der Abb. 3: Airport-Gewerbepark Glesien in der Bauvorbereitung: im Bau: Januar 1994 (Foto: W. GRUNDMANN) Februar 1994 (Foto: G. BRAUSE) nungen im Rahmen des Staatsvertrages kehrslage befinden sich größere Gewerbe- sollen, sind südlich des Flughafengelän- Sachsen – Sachsen-Anhalt. und Dienstleistungsgebiete in der Pla- des sowie auf der Gemarkungsfläche Gle- nungsphase, zum Teil sind sie erschlossen sien vorgesehen. Auch außerhalb des Un- Gewerbe- und Dienstleistungen und bebaut. Die etwa 250 ha großen Flä- tersuchungsgebietes ist eine Verdichtung Das produzierende Gewerbe in der Orga- chen für eine Nutzung als Gewerbe- bzw. an der Bundesstraße nach Halle westlich nisation und Bedeutung von 1989 ist weit- Dienstleistungsflächen stehen im Zusam- der Autobahn sowie nördlich von Glesien gehend zusammengebrochen. Im Gebiet menhang mit dem Ausbau des Flughafens bei Wiedemar bereits zu erkennen. betrifft das vor allem die Stadt Schkeuditz oder liegen in Autobahnnähe (Abb. 3 und Kleinere Gewerbegebiete sind am Rand mit dem Großbetrieb Maschinen- und Ap- 4). Als ein besonderer Schwerpunkt zur der Ortslagen nördlich der jetzigen B 6 paratebau, auf dessen Gelände eine Neu- Ansiedlung von Dienstleistungseinrichtun- geplant. In unmittelbare Nähe des Post- ansiedlung von Branchen des Dienstlei- gen tritt der Bereich um das Schkeuditzer frachtzentrums werden zwischen Linden- stungsbedarfs zu beobachten ist (vgl. Kreuz hervor. Insbesondere westlich der thal, Radefeld und Freiroda größere Ge- Tab. 6 ). Neue produktive Arbeitsplätze bebauten Stadtfläche von Schkeuditz ent- werbegebiete entstehen, deren Betreiber entstanden mit der Druckerei in Stahmeln steht gegenwärtig das Mitteldeutsche südlich Radefelds über eine neue Zufahrt und mit der Neugründung bzw. Weiter- Dienstleistungszentrum “Am Roßberg” die Autobahn A 14 erreichen können. führung eines Baustoffbetriebes in Schkeu- (nähere Ausführungen dazu bei Schkeu- Nach der Errichtung von Lager- und ditz zur Herstellung von Bitumenwellplat- ditz), das sich räumlich bis zur Autobahn Kühlanlagen in dem künftigen sogenann- ten und in geringem Umfang auch in den A 9 erweitern soll, als bedeutendster Stand- ten Frischezentrum auf dem Gelände des übrigen Gemeinden. Insbesondere han- ort für Dienstleistungseinrichtungen auf Güterverkehrszentrums wird das Umland delt es sich um Baustoffbetriebe. Zwei einer Fläche von 25-30 ha. Weitere große die jetzt in der Stadt Leipzig lokalisierten Brauereien haben im Gebiet die Produk- Gewerbegebiete, die vor allem Service- Marktfunktionen übernehmen. Das Ge- tion eingestellt. Begünstigt durch die Ver- Leistungen für den Flughafen aufnehmen biet um Radefeld - Breitenfeld - Freiroda

Branche Gemeinde / Ortsteil Lützschena Lützschena Glesien Glesien Radefeld Radefeld Freiroda Freiroda Ortslage Gewerbegebiet Ortslage Gewerbegebiet Nord Ortslage OT Hayna Ortslage OT Gerbisdorf Prod. Gewerbe 7 2 1 3 3 3 1 1 Baugewerbe 12 1 6 2 8 4 7 2 Landw. Betriebe - - 2 - 2 - - - Handwerk 4 - 2 - 2 2 - 1 Handel/Gastr. 16 6 12 3 3 2 6 1 sonst. Dienstl. 12 - 1 5 - 1 2 - Mediz. Einricht. - - - - 1 - - - Banken/Versich. 17 - 2 - 2 2 4 1 Transp./Verkehr 12 1 8 7 4 2 3 - Tankstellen

Projekt./Planungs- 10 1 - - 1 1 1 - büros/Werbung

Tab. 5: Neugründungen von Firmen und Einrichtungen in den Gemeinden (Stand Januar 1994) Quelle: eigene Erhebungen

15 Abb. 4: Gewerbegebiet mit Fertighausausstellung Glesien: Februar Abb. 5: Möbelhaus westlich der (Vordergrund) 1994 (Foto: G. BRAUSE) bei Schkeuditz: August 1993 (Foto: Archiv IfL Leipzig) wird mit den neuen Gewerbe- und Lager- ben die Kommunen eine Kombination lens und des raschen Strukturwandels ge- einrichtungen sowie dem Postfrachtzen- Wohnen/Gewerbe an. Für Stahmeln liegt worden. Durch die Verwaltungsreform trum neben dem unmittelbaren Bereich ein genehmigter Bebauungsplan für einen 1952 zum damaligen Bezirk Leipzig zuge- des Schkeuditzer Kreuzes ein zweiter Wohn- und Gewerbepark vor, nach dem ordnet, kam es innerhalb des Bezirkes in Schwerpunkt der Gewerbeansiedlung. Mit auf einer Fläche von 10 ha etwa 250 Woh- eine periphere Lage. Trotzdem es eine einer neuen Autobahnauffahrt wird es ge- nungen in unmittelbarer Nachbarschaft zu sehr günstige Verkehrslage hatte (1840 genwärtig direkt an die Autobahn ange- Gewerbeeinrichtungen entstehen sollen. Anschluß an die Eisenbahnstrecke Leip- schlossen; die Zufahrt zur Stadt Leipzig ist Auf der Entwicklungsachse sind in Lütz- zig-Halle, 1911 direkte Straßenbahnver- mit einer sehr hohen Frequentierung pro- schena weitere Flächen für den Wohnungs- bindung nach Leipzig, 1927 Eröffnung blematisch. In historischen Dorflagen bau vorgesehen, z.B. für 84 Wohnungen des Flughafens Schkeuditz mit gesamt- werden teilweise ehemalige Bauernhöfe südlich der B 6. Für Schkeuditz stehen deutscher Bedeutung, in den dreißiger Jah- oder Teile davon von neuen Gewerbebe- Stadtsanierungsaufgaben an. Schwerpunk- ren Anschluß an zwei Autobahnen mit trieben, meistens vom Handwerk oder von te des Wohnungsbaus werden außerdem dem Kreuzungsbereich Schkeuditzer Planungsbüros nachgenutzt. Im Vergleich die Gemeinden Glesien sowie Lindenthal Kreuz), konnte es diese Lagevorteile nur zur übrigen Stadtregion haben sich mit werden. bedingt nutzen. Zwischen den beiden Be- einer Ausnahme – ein Möbelhaus – keine Problematisch erscheint, daß in den zirksstädten Halle und Leipzig und an der großen Einkaufszentren oder Baumärkte dörflichen Kernen, teilweise auch in den nordwestlichen Grenze des Bezirkes Leip- angesiedelt (Abb. 5). Eigenheimsiedlungen, die bestehenden zig gelegen, waren nach 1952 der städti- Flächenreserven nicht oder ungenügend schen Entwicklung Grenzen gesetzt. Die Wohnen zur Verdichtung mit Wohngebäuden ge- fehlende bzw. ungenügende Ausstattung Im Vergleich zu einem deutlich stärkeren nutzt werden. Es handelt sich um stadt- mit technischer Infrastruktur und ein dra- Ausbau der Verkehrsfunktion sowie einer technisch wie verkehrstechnisch erschlos- matischer baulicher Verfall der Altstadt Bedeutungszunahme durch Verdichtung sene oder teilerschlossene Flächen. bestätigen das. Jedoch war Schkeuditz ein mit Gewerbe- und Dienstleistungseinrich- Im historisch gewachsenen Siedlungs- bedeutender Produktionsstandort für den tungen ist der Bedeutungszuwachs der netz ist vielfach ein Verfall der Wohnsub- Maschinen- und Apparatebau (ca. 3 000 Wohnfunktion in dem zurückliegenden stanz zu registrieren, in den Dörfern hat Beschäftigte) in der Nachfolge der nach Zeitraum geringer ausgebildet. Gegenwär- aber zugleich die Erneuerung der Dächer dem zweiten Weltkrieg verlorengegange- tig konzentriert sich das Wohnungsbauge- und Fassaden begonnen, was für die ein- nen Flugzeugindustrie an diesem gut er- schehen jedoch auf den östlichen Raum zelnen Siedlungen kartographisch belegt schlossenen Standort nordwestlich der der Stadtregion Leipzig, der aus raumpla- wird. Stadt in der Nähe des Flughafens und der nerischen Gründen und wegen seiner gün- In einigen Siedlungen ist ein Wandel in Eisenbahn. Traditionell war Schkeuditz stigeren landschaftlichen Ausstattung be- der Nutzung von Kleingartenanlagen/Wo- ein Zentrum der Rauchwarenindustrie, die vorzugt als Funktionsträger für das Woh- chenendhäusern eingetreten; die bauliche in der Altstadt lokalisiert war. Durch Ein- nen ausgewiesen ist. Substanz wird ergänzt und einige Gebiete gemeindungen verschaffte sich die Stadt Die bestehenden Siedlungen an der heu- sind auch im Flächennutzungsplan als Flächenreserven. In gewissem Umfang tigen Bundesstraße 6 zwischen Leipzig künftige Wohngebiete aufgenommen. hatte Schkeuditz für einige Siedlungen der und Schkeuditz sind geeignet, weiteren Landkreise Delitzsch, Merseburg und des Wohnungsbau aufzunehmen. Damit wäre Der Wandel der Siedlungsstruktur Saalkreises zentralörtliche Funktionen die Anbindung an die Städte mit öffentli- Schkeuditz (14 077 Einwohner, 1993) übernommen, die aber durch die Nähe der chen Verkehrsmitteln gegeben. Die Flä- „Die kleine Stadt mit großer Zukunft“ (so Großstädte überdeckt wurden. chennutzungspläne weisen in der Nähe die Stadtverwaltung in einem Informa- Die neue Entwicklung von Schkeuditz der Straße auch Baugebiete aus, erste tionsblatt 1993) ist innerhalb der Stadtre- und der Übergang in die Marktwirtschaft Wohnanlagen sind im Bau. Vielfach stre- gion Leipzig zum Symbol des Aufbauwil- gehen einher mit der Umwandlung der

16 EUROPA REGIONAL 2(1994)2 Produktionsfunktion in eine Dienstlei- ze kompensiert. Zudem haben sich auf der besonders in den alten Siedlungskernen stungsfunktion mit überregionaler Bedeu- ehemaligen Betriebsfläche des VEB Ma- der Stadtteile und im Stadtzentrum ist die tung. Der Lagevorteil, vor allem die Nähe schinen- und Apparatebau MAB (1989: Wohnsubstanz extrem schlecht. zu den Autobahnen und dem Flughafen, knapp 3 000 Beschäftigte) der alten Stern- Der Bevölkerungsverlust 1989/91 von fast haben diesen Wandel in kurzer Zeit be- brauerei, von Brühlpelz (Pelzverarbeitung) 900 Menschen war etwa zur Hälfte durch wirkt. Einrichtungen wie das Mitteldeut- und der Möbelfabrik Freirodaer Weg über Abwanderung bedingt; 1992 ist bereits sche Modezentrum (Fertigstellung Mai 100 neue Branchen angesiedelt; die über- eine Stabilisierung eingetreten. Für den 1994), das Technische Zentrum Leipzig wiegende Zahl ist dem dienstleistenden Wohnungsbau wäre eine Verdichtung in der Deutschen Bank AG (Fertigstellung Sektor zuzuordnen. Produzierendes Ge- der bestehenden Siedlungsfläche wün- Juni 1994), das Mitteldeutsche Veranstal- werbe ist mit 28 kleineren Betrieben vor schenswert; in der Nähe der neuen Dienst- tungscenter oder das Mitteldeutsche Con- allem auf dem Gelände des ehemaligen leistungseinrichtungen sind die ersten neu- gress Hotel werden für die Länder Sach- MAB vertreten. Besonders viele Trans- en Wohngebiete in der Planvorbereitung, sen, Sachsen-Anhalt und teilweise Thü- portfirmen im weitesten Sinne (Speditio- im Flächennutzungsplan sind etwa 80 ha ringen errichtet. Weitere Baufelder sind nen) aber auch Projektierungs- und Pla- dafür vorgesehen. Die bauliche Verbesse- für neue Gewerbegebiete vorgesehen. Die nungsbüros haben sich hier angesiedelt rung der Plattenbauten hat begonnen, für Globana-Unternehmungsgruppe baut ne- (vgl.Tab. 6). die Stadterneuerung müssen erhebliche ben dem Modezentrum eine Messehalle Die Neugründungen in den Wohnge- Mittel eingesetzt werden, beispielsweise von 7 000 Quadratmeter Ausstellungsflä- bieten der Stadt (Altbaugebiet, Neubauge- für die Stadtentwässerung. Mit einem Sy- chen, in der ab 1995 Spezial- und Regio- biet, Stadtteile Kursdorf und Wehlitz) sind stem von Grün-, Frei- und Erholungsflä- nalmessen der Modebranche abgehalten in der Rangfolge Handelseinrichtungen, chen können die Elster-Luppe-Aue und werden. Damit erweitert sich die bebaute Banken- und Versicherungen, Transport- die Stadt harmonisch verbunden werden. Stadtfläche bis zur Bundesautobahn A 9 unternehmen und medizinische Einrich- Die Stadt hat gute strukturelle und funk- und hat mit der Errichtung eines Möbel- tungen (Ärzte, Physiotherapeuten usw.). tionelle Voraussetzungen, in den Rang marktes (1992/93) auf einer Fläche von 32 Aus der günstigen wirtschaftlichen Ent- eines Mittelzentrums zu gelangen. ha die Autobahntrasse überschritten. Das wicklung ist neben der steigenden Bedeu- Ausmaß der Baumaßnahmen zeigt die tung als Einpendlerort – diese Funktion Lützschena-Stahmeln (2 850 Einwohner, freundlicherweise vom Luftbildverlag wird durch die vorgesehene S-Bahn Ver- 1993) Hans Bertram München und der Globana- bindung Halle-Schkeuditz-Leipzig erhöht Mit der Eingemeindung von Stahmeln am Unternehmensgruppe zur Verfügung ge- werden – ein Druck auf den Wohnungsbau 1.1.1994 nach Lützschena, die die beste- stellte Luftbildaufnahme (Stand: Oktober zu erwarten. Die qualitativ hochwertigen hende Verwaltungsgemeinschaft ersetzte, 1993) auf der Rückseite dieses Heftes. Arbeitsplätze in den neuen Einrichtungen hat sich Stahmeln für eine Zusammenar- In diesen Einrichtungen werden meh- werden insbesondere für junge Menschen beit mit Lützschena und nicht mit der rere tausend Arbeitsplätze für den Raum attraktiv werden. Die Nähe zum Land- unmittelbar baulich angrenzenden Stadt Leipzig-Halle und speziell für die Stadtre- schaftsschutzgebiet Nördlicher Auenwald Leipzig entschieden. gion Leipzig geschaffen. Allein das Mit- und zu den oberzentralen Einrichtungen Lützschena selbst hat von der Verkehrs- teldeutsche Dienstleistungszentrum Leipzigs und Halles (z.B. kulturelle Ein- lage zu Halle und Leipzig profitiert; nach (MDZ) am Roßberg wird auf einer Grund- richtungen) sind als positive Ansiedlungs- dem Flughafenbau 1927 erweiterte es sei- stücksfläche von 25 ha etwa 5 000 bis faktoren zu werten. Das derzeitige Ange- ne Wohnsubstanz. Lützschena ist ein 6 000 Mitarbeiter beschäftigen. Damit wer- bot an Wohnungen entspricht weder quan- Wohnstandort für die Stadt Leipzig, bis den weggefallene industrielle Arbeitsplät- titativ noch qualitativ den Anforderungen; 1989 fuhren 50 % der Auspendler nach Leipzig. Im Ort selbst war bis dahin die damalige Exportbrauerei Sternburg mit Branche Altbaugebiete Neubaugebiet Stadtteil Stadtteil aufgelassene über 300 Beschäftigten wichtigster Ar- Robert-Koch-Straße Kursdorf Wehlitz Industriestandorte beitgeber. Nach der Einstellung der Pro- Prod. Gewerbe 17 - - 3 32 duktion sowie der Auflösung der land- Baugewerbe 8 - 2 6 8 wirtschaftlichen Betriebe brach zunächst Handwerk 14 1 - 4 2 die wirtschaftliche Basis zusammen, die Einwohnerzahlen gingen zurück, die Ver- Handel 45 8 3 8 9 sorgungslage verschlechterte sich. Die sonst. Dienstl. 20 1 - 1 4 siedlungsstrukturelle Entwicklung orien- Mediz. Einricht. 11 9 - 3 - tiert sich nach 1989 an dem raschen Auf- Banken/Versich. 28 - 1 3 5 schwung von Schkeuditz. Es stellt sich Transp./Verkehr 13 - 4 4 30 zum einen heraus, daß sich nördlich von Tankst./Reiseb. Lützschena mit dem aufzubauenden Gü- terverkehrszentrum, dem KV-Terminal, Projekt./Planungs- 9 - 4 4 18 büros/Werbung dem Postfrachtzentrum und Frischezen- trum, der S-Bahn Halle-Leipzig und der Gesamt 165 19 14 36 108 neuen ICE-Trasse gewaltige Investitionen Tab. 6: Neugründungen von Firmen und Einrichtungen in der Stadt Schkeuditz (Stand Januar anbahnen und durch diese Einrichtungen 1994) für die Gemeinde eine Lagegunst entsteht. Quelle: eigene Erhebungen Zum anderen wird Lützschena durch seine

17 Abb. 6: Siedlungsstrukturelle Veränderungen 1990-1994 und Planungen: Lützschena-Stahmeln, Ortsteil Stahmeln Quelle: eigene Erhebungen (Gen.-Nr.: DN S 013/94 vom 18.05.94 Landesvermessungsamt Sachsen)

18 EUROPA REGIONAL 2(1994)2 Abb. 7: Siedlungsstrukturelle Veränderungen 1990-1994 und Planungen: Lützschena-Stahmeln, Ortsteil Lützschena Quelle: eigene Erhebungen (Legende wie bei Abb. 6) (Gen.-Nr.: DN S 013/94 vom 18.05.94 Landesvermessungsamt Sachsen)

19 Abb. 8: Siedlungsstrukturelle Veränderungen 1990-1994 und Planungen: Glesien Quelle: eigene Erhebungen (Legende wie bei Abb. 6)

20 EUROPA REGIONAL 2(1994)2 gute Verkehrsanbindung an die Stadt Leip- und einer neu errichteten Druckerei der neben einigen produktiven Gewerbebe- zig, auch über die Straßenbahn, verstärkt Verlagshäuser Madsack und Springer trieben vor allem im Gewerbegebiet Nord Wohnfunktion für die Stadt wahrnehmen. (1992) angesiedelt, die als eine Betriebs- ist der Anteil an Einrichtungen des Trans- Nördlich der jetzigen Trasse der Bundes- verlagerung aus der Stadt Leipzig in das portes, von Speditionen und ähnliche Ein- straße 6 sind in bioklimatisch günstiger Umland einzuordnen ist. Der geplante richtungen und von Handelseinrichtungen Lage neue Wohngebiete planerisch ausge- Wohn- und Gewerbepark auf etwa 65 ha bemerkenswert hoch (Tab. 5). Neues Ge- wiesen. Standorte für Gewerbe befinden Fläche nördlich der Bundesstraße 6 soll werbe auf über 35 ha raumordnerisch be- sich zwischen der Bundesstraße 6 und der zwischen 6 000 und 8 000 Arbeitsplätze fürworteter, ehemaliger landwirtschaftli- Straßenbahntrasse im westlichen Teil von im Gewerbeteil schaffen. 40 % der Fläche che Fläche wird sich vor allem am Bedarf Lützschena. Im Sinne von Reserveflächen soll darin als Grün- und Erholungsfläche des Flughafens orientieren (Abb. 3). ist im Osten, nahe der ehemaligen Ge- ausgebaut werden. Die Realisierung wür- Mit der Anlage einer Musterhaus-Sied- meindegrenze zu Stahmeln, Gewerbean- de das ungewollte bauliche Zusammen- lung mit 38 Musterhäusern im Anschluß siedlung wohl zu großflächig vorgesehen. wachsen mit Lützschena bedeuten. Der an die bebaute Ortslage sowie durch ein Insgesamt sind die neuen Wohn- und Ge- Aufbau eines Ortszentrums mit versor- geplantes neues Wohngebiet am südwest- werbegebiete so angelegt, daß ein struktu- genden und dienstleistenden Betrieben hat lichen Ortsrand deutet sich an, daß ein reller Effekt im Sinne der Kompaktierung begonnen und verändert die bestehende Bedeutungszuwachs für die Wohnfunk- eintritt (Abb. 7). Erste Zeichen einer Ver- Ortsstruktur (Abb. 6). Stahmeln wird durch tion erwartet wird. Insgesamt ist mehr als besserung der Wohnbausubstanz wie die Straßenbahnverbindung zur Stadt Leip- die Hälfte der Gemeindefläche für eine Dacherneuerungen, Fassadenerneuerun- zig und durch Freiflächen-Reserven die neue Bebauung vorgesehen. Darin doku- gen und Rekonstruktionen können vor al- Wohnfunktion für die Stadt erweitern. mentiert sich ein großer Bedeutungswan- lem im Wohngebiet „Gartenstadt“ beob- del der Gemeinden für die nächsten Jahre achtet werden. Seit 1989 wurden, meist in Glesien (1 382 Einwohner, 1993) stellvertretend für weitere ehemals ländli- bestehender Bausubstanz, insbesondere an Die Gemeinde, die aus mehreren alten che Siedlungen wie Radefeld und Linden- der Bundesstraße 6, ca. 80 Betriebe und Dorfkernen besteht, konnte sich trotz zu- thal, Freiroda, Hayna und Breitenfeld. Dienstleistungseinrichtungen neu gegrün- nehmender Auspendler-Wohnortfunktion det, darunter 5 Automärkte; 4 Betriebe/ den ländlichen Charakter bewahren. Gro- Läden sind nach der Gründung wieder ße Bauernhöfe aus der Zeit vor der Kollek- Literatur: geschlossen worden. Die Nachnutzung des tivierung wie auch neuerer Geschoßwoh- BELITZ, H. (1991): Zur Erarbeitung regionaler ehemaligen Brauereigeländes zu Wohn- nungsbau und große Stallanlagen für die Strukturkonzepte für Ostdeutschland. Indu- striepolitik für Sachsen. Basis (Beratungs- zwecken, für Dienstleistungs- und öffent- Genossenschaft aus den 70 er Jahren un- stelle für arbeitsorientierte Strukturentwick- liche Einrichtungen wird von der Kom- terstreichen die agrarische Grundstruktur. lung in Sachsen e.V.), Leipzig. mune ausdrücklich angestrebt. Dazu gibt Im Untersuchungsgebiet wurde die Ge- BERKNER, A. (1993): Der Südraum Leipzig – es auch Vorstellungen, Teile des alten meinde stellvertretend als ein vorwiegend Braunkohlenbergbau, Grundstoffindustrie Betriebes als Bau- und technische Denk- ländlicher Siedlungstyp untersucht. Wie und Folgelandschaftsgestaltung im Um- male zu erhalten (z. B. Sudhaus mit Kup- auch die anderen umliegenden Dörfer im bruch. Ber. z. dt. Landeskunde. Bd. 67, 1, S. pel). Auf der Grundlage einer Marketing- Kreis Delitzsch war Glesien in eine relati- 35-53. Analyse konnten Entwürfe vorgestellt ve Abseitslage geraten. Der Strukturwan- BIRKHOLZ, K. (1993): Der räumlich-strukturel- werden, die die städtebauliche Neuord- del setzte wie in der benachbarten Stadt le Wandel in der Region -Ber- lin. In: Geogr. Rundschau, 45, 10, S. 564- nung einer Industriebrache zum Ziel hat- Schkeuditz sehr rasch ein mit erheblichen 573. ten. Berücksichtigt wird in dem Konzept, räumlichen Konsequenzen. Die bestehen- BRENDEL, M. (1993): Zukunft als Technologie- ein Gemeindezentrum Lützschena-Stah- de Bausubstanz wurde mehr als in den region. GEWOS-Standortgutachten für den meln mit Rathaus, Post und Sparkasse auf übrigen untersuchten Gemeinden moder- Südraum Leipzig (Teil 1). In: Leipziger dem Brauerei-Gelände zu schaffen. nisiert und verändert, zum Teil mit neuen Wirtschaft 7/8, S. 18-24 In Lützschena ist der funktionelle und Häusern verdichtet, und seit 1992 ist Gle- FRIEDRICHS, J. (1978): Steuerungsmaßnahmen strukturelle Wandel größtenteils noch in sien an das zentrale Entwässerungssystem und Theorie der Suburbanisierung. In: Ver- der Planungsvorbereitung. Diese berück- angeschlossen. Fünf Buslinien schaffen öffentlichungen der Akademie für Raum- sichtigt auch die landschaftliche Gunst tägliche Verbindungen zur Kreisstadt, nach forschung und Landesplanung. Forschungs- und Sitzungsberichte Bd. 125. und wird mehrere Freiflächen, die neben Leipzig und zum Flughafen. FRIEDRICHS, J. (1985) (Hrsg.): Die Städte in den ökologischen Effekten auch dem optischen Die Ursachen für den großen Ansied- achtziger Jahren. Demographische, ökono- Austausch zwischen Aue und Hochfläche lungsdruck sind in einer optimalen Ver- mische und technologische Entwicklungen. dienen, erhalten. kehrslage an den beiden Bundesautobah- Opladen. Stahmeln hat durch die Eingemeindung nen A 9 und A 14 im Bereich des Schkeu- HARTWIG, J. (1993): Der Suburbanisierungs- Flächenreserven, Arbeitsplätze und Erho- ditzer Kreuzes zu suchen. Weitere Ansied- prozeß unter den kleinen Bürofirmen und lungsflächen in die neue Gemeinde einge- lungsimpulse gehen von dem Flughafen freien Berufen im Verdichtungsraum Mün- bracht. Die Zusammenarbeit mit Lützsche- Leipzig-Halle aus, dessen künftige Erwei- chen . In: Münchener Geogr. Hefte 50, S. na vor allem auf dem Gebiet Schulwesen terung mit der nördlichen Start- und Lan- 101-156. GRAHL, R.& D. RINK (1993): Die Entwicklung und Kultur bestand schon vor 1994 in der debahn ca. 650 ha der Gemarkungsfläche der Stadtregion Leipzig zwischen 1945 und vorangegangenen Verwaltungsgemein- Glesiens in Anspruch nehmen wird. In den 1992. - Vom Versuch des Wiederanknüp- schaft. alten Ortslagen selbst wie auch im neuen fens an Traditionen nach 1945 über den Der produktive Bereich ist in Stahmeln Gewerbegebiet Nord haben sich inzwi- verhinderten Strukturwandel = Projektbe- mit der Weiterführung der Getreidemühle schen über 50 neue Firmen angesiedelt, richt „Soziale Strukturen und Mentalitäten

21 in den neuen Bundesländern.“ Leipzig. Erläuterungsbericht, Kartenteil mit 16 Fach- land von Dresden und Leipzig. In: Standort, HEINEBERG, H. (1987): Stadtgeographie. Grund- plänen. Zeitschrift für Angewandte Geographie, H. riß Allgemeine Geographie 10. 2. Aufl. Pa- ROHR, v. H.G. (1978): Ist Suburbanisierung 16. derborn. steuerbar? In: Akademie für Raumforschung WIEST, K. (1993): Die Region Halle-Leipzig. Flächennutzungsplan der Stadt Leipzig (1993) und Landesplanung. Arbeitsmaterial Nr. 10. Neugliederung und Kooperationsansätze. In: Entwurf: Hrsg. Dezernat für Stadtentwick- SCHMIDT, R., et al. (1993): Entwicklungsten- Europa Regional 2, S. 1-11. lung und Raumplanung der Stadt Leipzig. denzen im Umland großer Städte in den Wirtschaftsstandort Leipzig (1993): Rat der Ihr Wirtschaftsstandort (1993?) Landkreis neuen Bundesländern am Anfang der 90iger Stadt Leipzig, Dezernat Wirtschaft. Leip- Leipzig. Herausgegeben vom Landratsamt Jahre. IÖR-Schriften, H. 01 (Institut für öko- zig. Leipzig. Leipzig o.J. logische Raumentwicklung e.V. Dresden), Wirtschaft und Arbeit in Sachsen. Bericht zur KARRASCH, P. (1993): Chancen und Perspekti- S. 35-53. wirtschaftlichen Lage im Freistaat Sachsen ven der Leipziger Metallindustrie. In: Die Standortkatalog (1993): Gewerbegebietspla- (1993): Hrsg. Sächsisches Staatsministeri- Region Leipzig-Halle im Wandel = Material nungen im Regierungsbezirk Leipzig, Indu- um für Wirtschaft und Arbeit, Dresden. zur Angewandten Geographie, Bd. 22, S. strie- und Handelskammer Leipzig 49-53. Statistisches Jahrbuch Sachsen, Kamenz 1991, KISTENMACHER, H. (1978): Zur Problematik von 1992, 1993. Entwicklungsachsen. In: Akademie für Tendenzen der Raumentwicklung in Ost- Raumforschung und Landesplanung, Ar- deutschland. Institut für Medienforschung Autoren: beitsmaterial Nr. 10. und Urbanistik München (1991): Informa- Dipl.-Geogr. GERALD BRAUSE, KOWALKE, H. (1992): Umstrukturierung der tionsdienst 9. Jg., Nr. 1. Landschaftsplanungsbüro Dr. Bormann & Industrie im Freistaat Sachsen. In: Standort, TIETZ, B. (1992): Aktuelle Probleme der Stadt- Partner GmbH, Zeitschrift für Angewandte Geographie, H. entwicklung und des Einzelhandels in den Dr. LUISE GRUNDMANN 3, S. 27-32. neuen Bundesländern. Mengler Kaminge- Institut für Länderkunde Leipzig Landkreis Leipzig. Kreisentwicklungsplan. spräche 7, Saarbrücken. Beethovenstraße 4, Herausgegeben vom Landkratsamt Leipzig WIRTH, P. (1992): Flächenbedarf und ökologi- D-04107 Leipzig. (1993): Textteil: Kreisentwicklungsplan - sche Risiken. Aktuelle Planungen im Um-

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