Für Ein Weltoffenes Treptow-Köpenick! Kolonialismus Bis Heute Nicht Abgeschlossen Ist

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Für Ein Weltoffenes Treptow-Köpenick! Kolonialismus Bis Heute Nicht Abgeschlossen Ist ZEITUNG AUS TREPTOW-KÖPENICK FÜR FREIWILLIGES ENGAGEMENT Winter 2020 / 2021 Register Jüdisches Leben Alpha-Siegel Diskriminierung Laubhüttenfest in Ehrenamt: Beratung sichtbar machen Schöneweide in einfacher Sprache Fokus Seite 2 Seite 5 Seite 8 Initiativen gegen Rassismus Treptower Park, 1896. In der "Ersten Deutschen Kolonial- ausstellung" stehen 106 Menschen aus den deutschen Kolonien im Fokus. Ihre Aufgabe: Sie müssen sich vom Publikum anschauen lassen. Kwelle Ndumba aus Kamerun ist einer von ihnen. Irgendwann reicht es ihm: Er kauft sich ein Opernglas und schaut zurück. Mehr dazu auf Seite 3. Kohlezeichnung: Lena Ziyal, 2017 Lena Kohlezeichnung: Für ein weltoffenes Treptow-Köpenick! Kolonialismus bis heute nicht abgeschlossen ist. Das Register Treptow-Köpenick dokumentiert in einer erschreckenden Chro- In dieser Ausgabe stellen wir Initiativen vor, die sich für eine star- nik diskriminierende und extrem rechte Vorfälle in unserem Be- ke Zivilgesellschaft einsetzen – und sich gegen Rassismus, Antise- zirk. Ein weiteres Beispiel: Die Initiative „Treptow-Köpenick für mitismus und rechte Gewalt engagieren. 1896 fand im Treptower Vielfalt und gegen Antisemitismus“ möchte das Zusammenle- Park die erste deutsche Kolonialausstellung statt. Darauf beziehen ben bunter und jüdisches Leben im Bezirk sichtbar machen – sich die Macher der Dauerausstellung „zurückgeschaut“ im Mu- unter anderem mit zwei Chanukka-Leuchtern, die zum Lichter- seum Treptow. Und sie erklären im Interview, warum das Thema fest im Dezember am Spreeufer und in Alt-Köpenick leuchten. Register Treptow-Köpenick Diskriminierung sichtbar machen Hakenkreuze an einem Verkehrsschild zu machen. Es sensibilisiert Bürger*innen Hier kann man Vorfälle melden: E-Mail in Spindlersfeld. Rassistischer Angriff für die Themen Diskriminierung und ex- an [email protected] oder Telefon auf ein Kind in Grünau. Antisemitische treme Rechte.“ Zudem steht Jeannine 030 65487293. Pöbelei in Niederschöneweide. Rassisti- Löffler Betroffenen und Interessierten Die aktuellen Chroniken der Berliner Re- sche Beleidigung und Bedrohung in der beratend zur Seite. Register gibt es in- gister: www.berliner-register.de S3 zwischen Köpenick und Wuhlheide. zwischen in allen Berliner Bezirken. Die Homosexuellenfeindliche Beleidigung in Register dokumentieren auch Vorfälle, Plänterwald. die nicht angezeigt wurden oder anzei- Vorfälle (Auszug) aus dem Register Das sind einige der Vorfälle, die das Regis- genrelevant sind, und ergänzen damit Treptow-Köpenick 2020 ter Treptow-Köpenick für das Jahr 2020 die bestehenden Statistiken. Das Ziel: ein +++ 26. Februar 2020: Behinderten- dokumentiert hat. „Seit Ende 2006 sam- möglichst detailliertes Bild der Situation feindliche Bedrohung in Altglienicke. meln und veröffentlichen wir extrem rech- im Bezirk zu zeichnen. Jeannine Löffler: Am Abend stieg eine Frau mit Geh- te und diskriminierende Vorfälle“, sagt „Das Register ist auf eure Unterstützung beeinträchtigung in den Bus 260 und Jeannine Löffler, Koordinatorin des Regis- angewiesen! Nur durch das ehrenamtliche bat eine andere Frau um einen Sitz- ters Treptow-Köpenick. „Damit leistet das Melden von Vorfällen können wir Dis- platz. Diese machte nur widerwillig Register einen Beitrag, um die Lebensre- kriminierungen dokumentieren und die für sie Platz. Beim Aussteigen an der alität von betroffenen Menschen sichtbar Realität so genau wie möglich erfassen.“ Haltestelle Altglienicke/Kirche stell- te sie sich der beeinträchtigten Frau in den Weg. Nach dem Aussteigen drohte sie: »Man sieht sich immer zweimal im Leben. Es ist ja noch lange dunkel.« +++ 18. April 2020: Rassistische Schmiererei in Fried- richshagen. Auf einem Fuß- und Radfahrweg nähe Müggelseedamm wurde auf einem Schild der Berliner Forsten, das zum Einhalten des Min- destabstands aufruft, als Ergänzung geschmiert: »zu den N*** und Kana- cken und den linksverdrehten Spa- cken«. +++ 9. März 2020: Hitlergruß Fotos: Jeannine Löffler Jeannine Fotos: in der Altstadt Köpenick. Am Mor- gen begrüßte ein Mann einen ande- ren Mann in der Kietzer Straße mit dem Hitlergruß. +++ 2. Mai 2020: Rassistische Aufkleber in Adlershof. In der Dörpfeldstaße wurden drei ras- sistische Aufkleber entdeckt und ent- fernt. Ein Aufkleber warb für den Ku Klux Klan. +++ 1. Juli 2020: Rassisti- scher Angriff in Niederschöneweide. Am Abend wurde in der S-Bahn in Schöneweide eine asiatisch aussehen- de Frau von einer anderen Frau ras- sistisch beschimpft, körperlich ange- griffen und bespuckt. Passant*innen kamen der Frau zu Hilfe. Die Täterin „Putzspaziergang“ 2018 in Niederschöneweide flüchtete. 2 „Das Thema Kolonialismus ist nicht abgeschlossen“ Interview mit den Machern der Ausstellung „zurückgeschaut“ im Museum Treptow dieser Menschen erzählen, sie rausholen um eine Auseinandersetzung mit den glo- aus der Anonymität. Einige haben sich balen Verhältnissen. Darum, dass der afri- auch gar nicht ablichten lassen, bei an- kanische Kontinent noch immer als billi- deren sieht man die Abneigung dagegen, ge Ressourcenquelle betrachtet wird. Das dass man sie als Wilde, als unzivilisiert betrifft auch die Museen, die voll sind mit Foto aus: Deutschland und seine aus: Deutschland Foto 1897 1896. Berlin, im Jahre Kolonien darstellt. Mit diesem Bild wollten wir bre- Raubgut aus Afrika. Wir müssen uns von chen. vielen Dingen verabschieden, wenn wir es ernst meinen mit der Dekolonialisierung. Die Kolonialausstellung liegt über 120 Jahre zurück. Warum muss sie uns heu- Wie wird die Ausstellung angenommen? te noch beschäftigen? M. W.: Seit der Eröffnung hatten wir über T. D.: Weil das Thema Kolonialismus 10.000 Besucher. Es gab ein großes Me- Kwelle Ndumbe nicht abgeschlossen ist. Lange hat es gehei- dienecho und viele wollten wissen, was ßen, dass Deutschland schon genug getan das Besondere ist an dieser Ausstellung. Seit Oktober 2017 gibt es im Museum hat durch die Entwicklungshilfe. Aber die Ganz klar, die partnerschaftliche Zusam- Treptow die bundesweit erste Daueraus- Nachfahren der Nama und Herero leiden menarbeit mit ISD und Berlin Postkolo- stellung zur Geschichte des deutschen noch immer unter den Folgen des Völker- nial. Die ist in dieser Form ein Novum. Kolonialismus. Sie blickt zurück auf die mordes, den die deutsche Kolonialmacht erste deutsche Kolonialausstellung, die 1904 an ihnen verübte. Sie haben dagegen „zurückgeschaut“ – Ausstellung zur Deut- 1896 im Treptower Park stattfand. 106 protestiert, dass bei Verhandlungen nur schen Kolonialgeschichte, Rassismus und Menschen aus den deutschen Kolonien in die Regierungen, nicht die Opferverbände Widerstand, Museum Treptow, Sterndamm Afrika mussten sich monatelang von den mit am Tisch saßen. Es geht auch nicht 102, 12487 Berlin-Johannisthal Besuchern begaffen lassen. Kwelle Ndum- nur um kurzfristige Angebote, sondern E-Mail: [email protected] be aus Kamerun aber besorgte sich ein Opernglas und starrte zurück. Auch dieser Akt des Widerstands gab der Ausstellung ihren Namen: „zurückgeschaut“. Claudia Berlin sprach mit den Kuratoren Matthias Wiedebusch vom Bezirksmuse- um Treptow und Tahir Della von der In- itiative Schwarze Menschen in Deutsch- land (ISD). Wie kam es zu dieser Kooperation? Matthias Wiedebusch: 2015 hatten wir im Museum ein Konzept erarbeitet, die ersten Texte geschrieben, eine Bildauswahl getroffen. Nach einem Dreivierteljahr Ar- beit fanden wir, es wäre ratsam, Initiati- ven ins Kuratorenteam zu holen, die sich seit vielen Jahren mit der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte befas- sen. Unsere Gesprächspartner von Berlin Postkolonial e.V. und ISD waren gar nicht begeistert von unserem Konzept. Foto: Reginald Gramatté Reginald Foto: Tahir Della: Wir haben die Perspektive gewechselt, indem wir die Geschichten Matthias Wiedebusch (l.) und Tahir Della im Museum Treptow 3 Ehrenamtlicher Besuchsdienst ist „von unschätzbarem Wert“ 10 Jahre Kontaktstelle PflegeEngagement Wo können sich Interessierte einbrin- gen? Zunächst ein großes Dankeschön an un- Foto: Mario Schade Mario Foto: sere Ehrenamtlichen! Denn die Zeit, die sie verschenken, ist von unschätzbarem Wert. Ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Ideen sind sehr kostbar für unsere Arbeit und für die begleiteten Menschen. Unsere Ehrenamtlichen sind das wichtigste Bin- deglied zwischen den besuchten Familien, Dankeschön-Veranstaltung für Ehrenamtliche 2017 unseren Gruppenteilnehmern und uns Professionellen. Mit Schulungen schaffen Drei Fragen an Gabriele Franzen, Barbara Wie unterstützen Ehrenamtliche Ihre wir daher eine Basis für den ehrenamtli- Kunner und Anke Weber von der Kon- Arbeit? chen Einsatz und tauschen uns bei regel- taktstelle PflegeEngagement in Treptow- Das Herzstück unserer Ehrenamtsarbeit mäßigen Treffen aus. Das stärkt unsere Köpenick. ist der Besuchsdienst. Denn wir unterstüt- Zusammenarbeit. Menschen, die auf un- Was macht die Kontaktstelle? zen nicht nur Menschen, die sich in einer sere Arbeit neugierig sind, sind jederzeit Seit 10 Jahren sind wir eine Anlaufstelle pflegerischen Situation befinden, sondern herzlich eingeladen, sich bei uns zu mel- für pflegende Angehörige. Ihnen zuzuhö- bereits im Vorfeld. Unsere Ehrenamtli- den. Wir besprechen gemeinsam Wün- ren, sich Zeit für ihre Situation zu neh- chen besuchen die Menschen zu Hause sche und Möglichkeiten bei uns aktiv zu men und ihnen Zuversicht zu geben, da- oder in ihren Wohngemeinschaften. Sie werden. Andrea Paproth rauf liegt unser Augenmerk. Dies tun wir nehmen sich Zeit, um mit ihnen spazie- in Einzelgesprächen und Gruppenange- ren zu gehen, zuzuhören oder sie schauen Kontaktstelle
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