ZEITUNG AUS -KÖPENICK FÜR FREIWILLIGES ENGAGEMENT Winter 2020 / 2021

Register Jüdisches Leben Alpha-Siegel Diskriminierung Laubhüttenfest in Ehrenamt: Beratung sichtbar machen Schöneweide in einfacher Sprache Fokus Seite 2 Seite 5 Seite 8 Initiativen gegen Rassismus

Treptower Park, 1896. In der "Ersten Deutschen Kolonial- ausstellung" stehen 106 Menschen aus den deutschen Kolonien im Fokus. Ihre Aufgabe: Sie müssen sich vom Publikum anschauen lassen. Kwelle Ndumba aus Kamerun ist einer von ihnen. Irgendwann reicht es ihm: Er kauft sich ein Opernglas und schaut zurück. Mehr dazu auf Seite 3. Kohlezeichnung: Lena Ziyal, 2017 Lena Kohlezeichnung:

Für ein weltoffenes Treptow-Köpenick! Kolonialismus bis heute nicht abgeschlossen ist. Das Register Treptow-Köpenick dokumentiert in einer erschreckenden Chro- In dieser Ausgabe stellen wir Initiativen vor, die sich für eine star- nik diskriminierende und extrem rechte Vorfälle in unserem Be- ke Zivilgesellschaft einsetzen – und sich gegen Rassismus, Antise- zirk. Ein weiteres Beispiel: Die Initiative „Treptow-Köpenick für mitismus und rechte Gewalt engagieren. 1896 fand im Treptower Vielfalt und gegen Antisemitismus“ möchte das Zusammenle- Park die erste deutsche Kolonialausstellung statt. Darauf beziehen ben bunter und jüdisches Leben im Bezirk sichtbar machen – sich die Macher der Dauerausstellung „zurückgeschaut“ im Mu- unter anderem mit zwei Chanukka-Leuchtern, die zum Lichter- seum Treptow. Und sie erklären im Interview, warum das Thema fest im Dezember am Spreeufer und in Alt-Köpenick leuchten. Register Treptow-Köpenick

Diskriminierung sichtbar machen

Hakenkreuze an einem Verkehrsschild zu machen. Es sensibilisiert Bürger*innen Hier kann man Vorfälle melden: E-Mail in Spindlersfeld. Rassistischer Angriff für die Themen Diskriminierung und ex- an [email protected] oder Telefon auf ein Kind in Grünau. Antisemitische treme Rechte.“ Zudem steht Jeannine 030 65487293. Pöbelei in Niederschöneweide. Rassisti- Löffler Betroffenen und Interessierten Die aktuellen Chroniken der Berliner Re- sche Beleidigung und Bedrohung in der beratend zur Seite. Register gibt es in- gister: www.berliner-register.de S3 zwischen Köpenick und Wuhlheide. zwischen in allen Berliner Bezirken. Die Homosexuellenfeindliche Beleidigung in Register dokumentieren auch Vorfälle, Plänterwald. die nicht angezeigt wurden oder anzei- Vorfälle (Auszug) aus dem Register Das sind einige der Vorfälle, die das Regis- genrelevant sind, und ergänzen damit Treptow-Köpenick 2020 ter Treptow-Köpenick für das Jahr 2020 die bestehenden Statistiken. Das Ziel: ein +++ 26. Februar 2020: Behinderten- dokumentiert hat. „Seit Ende 2006 sam- möglichst detailliertes Bild der Situation feindliche Bedrohung in Altglienicke. meln und veröffentlichen wir extrem rech- im Bezirk zu zeichnen. Jeannine Löffler: Am Abend stieg eine Frau mit Geh- te und diskriminierende Vorfälle“, sagt „Das Register ist auf eure Unterstützung beeinträchtigung in den Bus 260 und Jeannine Löffler, Koordinatorin des Regis- angewiesen! Nur durch das ehrenamtliche bat eine andere Frau um einen Sitz- ters Treptow-Köpenick. „Damit leistet das Melden von Vorfällen können wir Dis- platz. Diese machte nur widerwillig Register einen Beitrag, um die Lebensre- kriminierungen dokumentieren und die für sie Platz. Beim Aussteigen an der alität von betroffenen Menschen sichtbar Realität so genau wie möglich erfassen.“ Haltestelle Altglienicke/Kirche stell- te sie sich der beeinträchtigten Frau in den Weg. Nach dem Aussteigen drohte sie: »Man sieht sich immer zweimal im Leben. Es ist ja noch lange dunkel.« +++ 18. April 2020: Rassistische Schmiererei in Fried- richshagen. Auf einem Fuß- und Radfahrweg nähe Müggelseedamm wurde auf einem Schild der Berliner Forsten, das zum Einhalten des Min- destabstands aufruft, als Ergänzung geschmiert: »zu den N*** und Kana- cken und den linksverdrehten Spa- cken«. +++ 9. März 2020: Hitlergruß Fotos: Jeannine Löffler Jeannine Fotos: in der Altstadt Köpenick. Am Mor- gen begrüßte ein Mann einen ande- ren Mann in der Kietzer Straße mit dem Hitlergruß. +++ 2. Mai 2020: Rassistische Aufkleber in . In der Dörpfeldstaße wurden drei ras- sistische Aufkleber entdeckt und ent- fernt. Ein Aufkleber warb für den Ku Klux Klan. +++ 1. Juli 2020: Rassisti- scher Angriff in Niederschöneweide. Am Abend wurde in der S-Bahn in Schöneweide eine asiatisch aussehen- de Frau von einer anderen Frau ras- sistisch beschimpft, körperlich ange- griffen und bespuckt. Passant*innen kamen der Frau zu Hilfe. Die Täterin „Putzspaziergang“ 2018 in Niederschöneweide flüchtete.

2 „Das Thema Kolonialismus ist nicht abgeschlossen“

Interview mit den Machern der Ausstellung „zurückgeschaut“ im Museum Treptow

dieser Menschen erzählen, sie rausholen um eine Auseinandersetzung mit den glo- aus der Anonymität. Einige haben sich balen Verhältnissen. Darum, dass der afri- auch gar nicht ablichten lassen, bei an- kanische Kontinent noch immer als billi- deren sieht man die Abneigung dagegen, ge Ressourcenquelle betrachtet wird. Das dass man sie als Wilde, als unzivilisiert betrifft auch die Museen, die voll sind mit

Foto aus: Deutschland und seine aus: Deutschland Foto 1897 1896. , im Jahre Kolonien darstellt. Mit diesem Bild wollten wir bre- Raubgut aus Afrika. Wir müssen uns von chen. vielen Dingen verabschieden, wenn wir es ernst meinen mit der Dekolonialisierung. Die Kolonialausstellung liegt über 120 Jahre zurück. Warum muss sie uns heu- Wie wird die Ausstellung angenommen? te noch beschäftigen? M. W.: Seit der Eröffnung hatten wir über T. D.: Weil das Thema Kolonialismus 10.000 Besucher. Es gab ein großes Me- Kwelle Ndumbe nicht abgeschlossen ist. Lange hat es gehei- dienecho und viele wollten wissen, was ßen, dass Deutschland schon genug getan das Besondere ist an dieser Ausstellung. Seit Oktober 2017 gibt es im Museum hat durch die Entwicklungshilfe. Aber die Ganz klar, die partnerschaftliche Zusam- Treptow die bundesweit erste Daueraus- Nachfahren der Nama und Herero leiden menarbeit mit ISD und Berlin Postkolo- stellung zur Geschichte des deutschen noch immer unter den Folgen des Völker- nial. Die ist in dieser Form ein Novum. Kolonialismus. Sie blickt zurück auf die mordes, den die deutsche Kolonialmacht erste deutsche Kolonialausstellung, die 1904 an ihnen verübte. Sie haben dagegen „zurückgeschaut“ – Ausstellung zur Deut- 1896 im Treptower Park stattfand. 106 protestiert, dass bei Verhandlungen nur schen Kolonialgeschichte, Rassismus und Menschen aus den deutschen Kolonien in die Regierungen, nicht die Opferverbände Widerstand, Museum Treptow, Sterndamm Afrika mussten sich monatelang von den mit am Tisch saßen. Es geht auch nicht 102, 12487 Berlin- Besuchern begaffen lassen. Kwelle Ndum- nur um kurzfristige Angebote, sondern E-Mail: [email protected] be aus Kamerun aber besorgte sich ein Opernglas und starrte zurück. Auch dieser Akt des Widerstands gab der Ausstellung ihren Namen: „zurückgeschaut“.

Claudia Berlin sprach mit den Kuratoren Matthias Wiedebusch vom Bezirksmuse- um Treptow und Tahir Della von der In- itiative Schwarze Menschen in Deutsch- land (ISD).

Wie kam es zu dieser Kooperation? Matthias Wiedebusch: 2015 hatten wir im Museum ein Konzept erarbeitet, die ersten Texte geschrieben, eine Bildauswahl getroffen. Nach einem Dreivierteljahr Ar- beit fanden wir, es wäre ratsam, Initiati- ven ins Kuratorenteam zu holen, die sich seit vielen Jahren mit der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte befas- sen. Unsere Gesprächspartner von Berlin Postkolonial e.V. und ISD waren gar nicht begeistert von unserem Konzept. Foto: Reginald Gramatté Reginald Foto: Tahir Della: Wir haben die Perspektive gewechselt, indem wir die Geschichten Matthias Wiedebusch (l.) und Tahir Della im Museum Treptow

3 Ehrenamtlicher Besuchsdienst ist „von unschätzbarem Wert“

10 Jahre Kontaktstelle PflegeEngagement

Wo können sich Interessierte einbrin- gen? Zunächst ein großes Dankeschön an un-

Foto: Mario Schade Mario Foto: sere Ehrenamtlichen! Denn die Zeit, die sie verschenken, ist von unschätzbarem Wert. Ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Ideen sind sehr kostbar für unsere Arbeit und für die begleiteten Menschen. Unsere Ehrenamtlichen sind das wichtigste Bin- deglied zwischen den besuchten Familien, Dankeschön-Veranstaltung für Ehrenamtliche 2017 unseren Gruppenteilnehmern und uns Professionellen. Mit Schulungen schaffen Drei Fragen an Gabriele Franzen, Barbara Wie unterstützen Ehrenamtliche Ihre wir daher eine Basis für den ehrenamtli- Kunner und Anke Weber von der Kon- Arbeit? chen Einsatz und tauschen uns bei regel- taktstelle PflegeEngagement in Treptow- Das Herzstück unserer Ehrenamtsarbeit mäßigen Treffen aus. Das stärkt unsere Köpenick. ist der Besuchsdienst. Denn wir unterstüt- Zusammenarbeit. Menschen, die auf un- Was macht die Kontaktstelle? zen nicht nur Menschen, die sich in einer sere Arbeit neugierig sind, sind jederzeit Seit 10 Jahren sind wir eine Anlaufstelle pflegerischen Situation befinden, sondern herzlich eingeladen, sich bei uns zu mel- für pflegende Angehörige. Ihnen zuzuhö- bereits im Vorfeld. Unsere Ehrenamtli- den. Wir besprechen gemeinsam Wün- ren, sich Zeit für ihre Situation zu neh- chen besuchen die Menschen zu Hause sche und Möglichkeiten bei uns aktiv zu men und ihnen Zuversicht zu geben, da- oder in ihren Wohngemeinschaften. Sie werden. Andrea Paproth rauf liegt unser Augenmerk. Dies tun wir nehmen sich Zeit, um mit ihnen spazie- in Einzelgesprächen und Gruppenange- ren zu gehen, zuzuhören oder sie schauen Kontaktstelle PflegeEngagement Treptow- boten. Weiterhin organisieren wir Infor- gemeinsam Fotos an und verbringen eine Köpenick (ajb gmbh) mationsveranstaltungen, geben Kurse zu gute Zeit zusammen. Außerdem begleiten Telefon 030 22 68 48 02 diversen Themen und engagieren uns in Ehrenamtliche einige unserer Gruppen- E-Mail: [email protected] der Nachbarschaftshilfe. angebote oder unterstützen uns im Büro. www.eigeninitiative-berlin.de/kpe

Der anonyme Rassist – eine Geschichte von »Das Huhn«

Vor nur einer Stunde saß Klaus noch bei sich hin „Ich habe Mitgefühl mit mir…“ oder Blau gefällt er mir auch nicht besser. den anonymen Rassisten und nun läutete „Papaaa! Willst du uns nicht reinlassen?“ „Der Kaffee ist kalt“, antwortete Klaus. seine größte Herausforderung direkt an „Ähm …ja … natürlich nicht.“ „Wie bit- „Ich mach schon neuen!“, kam es aus der seiner Tür: sein arabischer Schwiegersohn te?!“ fragte der Schwiegersohn. Klaus ging Küche. Der Schwiegersohn lächelte verle- und seine ihn anhimmelnde Tochter. Die als Antwort einen Schritt beiseite und ließ gen. Klaus verzog sein Gesicht zu einem beiden waren nicht weniger nervös. Dem sie rein. Im Wohnzimmer stand Kaffee, Lächeln, welches sich zunehmend echter ersten Zusammentreffen war monatelan- bereits kalt. Sie waren zu spät. „Ich habe anfühlte. „Geht doch!“, kommentierte ges Schweigen gefolgt - und das sollte nun Mitgefühl mit mir und …und anderen.“ seine Tochter, als sie wiederkam. „Er hat in Harmonie verwandelt werden. Also tief Ach da half auch kein Mantra, wie der bestimmt erwartet, mich in einer Burka durchatmen, sagten sich alle. Klaus betete sich schon auf seinem Sofa und in seinem wiederzusehen …“, flötete sie. „Na du bist das Mantra, das er heute gelernt hatte, vor Leben breitmachte. Seiner Tochter war es so emanzipiert, du bringst eher mich dazu sich hin: „Ich habe Mitgefühl mit mir und offenkundig auch zu wenig Platz, denn sie eine zu tragen“, flirtete sein Schwieger- anderen! Ich habe Mitgefühl…“ „Hallo stand auf und ging in die Küche. Konn- sohn zurück. „Ja das ist meine Tochter.“ Papa, da wären wir!“ Klaus starrte seine te der nicht dahin, wo er herkam.„Hallo, „Und meine Frau.“ Tochter an, zumindest kam sie nicht in wie gehts?“, das warf der in den Raum. einer Burka. Erwischt! Gott sei Dank hat- Nein, nein, das hatte nichts mit Rassis- te er den Gedanken nicht laut ausgespro- mus zu tun. Klaus fand ein neues Mantra: Der Namen hinter dem Pseudonym "Das chen. Und er murmelte undeutlich vor Ich kann ihn nicht leiden, in Gelb, Rot Huhn" ist der Redaktion bekannt.

4 Laubhüttenfest in Schöneweide, Chanukka-Leuchter in Alt-Köpenick

Initiative für kulturelle Vielfalt und jüdisches Leben im Bezirk

Oktober 2020, Hasselwerderstaße 22 in nick eine Synagoge hatte und Fabrikan- ving Poets Berlin, dem Verein Offensiv Niederschöneweide: Im Garten des Kul- ten wie Richard Lehmann den Indus- ´91 e.V., dem Integrationsbeauftragten turzentrums Novilla fällt eine Bühne aus triestandort Schöneweide profilierten. des Bezirks, Kirchengemeinden, mit Holz und Rohrmatten auf. Richard Lehmann, der mit seiner Frau in dem Bund der Antifaschisten Treptow der heutigen Novilla lebte und nach der und der Vereinigung der Verfolgten des Enteignung 1942 ermordet wurde. Heute Naziregimes / Bund der Antifaschisten leben unter uns Familien von Juden, die Köpenick. Ganz wichtig sind freiwillige nach der Naziverfolgung vereinzelt zu- Mitstreiter wie die Lokalhistoriker Andre-

Foto: Claudia Corte Foto: rückkehrten, Zuwanderer aus der Ex-So- as Freiberg und Gerd Lüdersdorf, die bei wjetunion, aus Israel, aus Großbritannien. „Stolperstein-Spaziergängen“ an jüdisches „Bisher fehlte ein Treffpunkt. Das bieten Leben im Berliner Südosten erinnern. wir nun in der Novilla an. Zum Glück Weitere Veranstaltungen sind fest geplant. sind antisemitische Vorfälle selten. Was Im Dezember steht das jüdische Lichter- sich ändern kann, wenn jüdische Traditi- fest im Mittelpunkt. Künstler*innen ferti- Die Novilla on offen gelebt wird“, sagt Leo S. - Ja, er gen riesige Chanukka-Leuchter. Sie wer- war bereits kritischen Situationen ausge- den vom 10. bis zum 17. Dezember am Das muss die Laubhütte sein, Hingucker setzt und nennt zum Schutz deshalb nicht Spreeufer bei der Novilla und vor der St. und Spielort für das jüdische Laubhütten- seinen Namen. Trotzdem ist er überzeugt: Laurentius-Kirche in Alt-Köpenick leuch- fest. ... Und das nun an der Spree? „Ge- „Durch Begegnung schafft man Vorurtei- ten. Claudia Korte nau!“, Leo S. schmunzelt. Als Leiter einer le ab.“ Kontakt TKVA neuen Fachstelle hat der studierte Sozi- Als motivierter Einzelkämpfer hat er sein Mobil: 0176 36 33 50 45, alarbeiter mit Partnern ein pralles Pro- „Baby“ in neun Monaten gut vernetzt. Internet: tkva.pad-berlin.de gramm organisiert: Jiddische Lieder und So u. a. mit den Künstler*innen der Mo- E-Mail: [email protected] Geschichten, ein Workshop über Gender im Judentum, Poesie, Konzerte, ein Rab- biner zu Gast, dazu eine Kunstausstel- lung. Sogar eine Liveschaltung in eine Neuköllner Moschee klappte. Mal kamen Foto: TKVA Foto: 30, mal nur drei Leute an den Kaisersteg, andere nahmen per Facebook teil. Seit März 2020 baut Leo S. (39) etwas in Berlin bislang Einmaliges auf: die Fach- stelle „Treptow-Köpenick für Vielfalt und gegen Antisemitismus“ (TKVA). Sie soll Kontakte fördern, das Zusammenleben bunter, jüdisches Leben im Bezirk sicht- bar machen und Antisemitismus begeg- nen. Mit seinem Beschluss von 2019 hat der Bezirk den Finger am Puls der Zeit.

Begegnungen schaffen Vorurteile ab

Kulturelle Vielfalt und jüdisches Leben gehören hierher. Wie damals, als Köpe- Laubhüttenfest: Das Ensemble YATRA beim Konzert

5 STERNE des Monats

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Andreas Freiberg Guy Garfunkel Sherry Klemens

„Als Hobbyhistoriker interessieren mich „Kreativität spielt eine große Rolle in „Seit drei Jahren engagiere ich mich eh- eher die kleinen Geschichten aus meiner meinem Leben – in meinem Beruf als renamtlich bei der Einhorn gGmbH. Wohngegend . Ich will Zeichner für Animationsfilme, aber auch Wir bieten Eltern mit beeinträchtigten vor allem wissen, wo jüdische Einwohner in meinem Ehrenamt bei Interaxion, dem Kindern und Jugendlichen Hilfe und gelebt haben und was aus ihnen wurde. Willkommensbüro für Neuankommende Unterstützung im Alltag. Seit drei Jah- Ich will ihnen ein Gesicht geben und sie in Treptow-Köpenick. Neben praktischen ren betreue ich ein Mädchen mit Autis- vor dem Vergessen bewahren. So habe ich Tipps habe ich dort auch schon Zeichen- mus, begleite daneben auch Kinder auf mich in den vergangenen Jahren durch stunden gegeben und gemeinsam mit Klassenfahrten und Ausflügen und habe Adressbücher und Archive gewühlt und anderen einen Comic entwickelt. Es ist mich in den Ferien um einen geistig be- damit ein Stück Vorarbeit geleistet für faszinierend, wie bereichernd die verschie- einträchtigten Jungen gekümmert. Mir die mittlerweile 18 Stolpersteine, die in denen Perspektiven sind. Die Menschen macht es viel Freude, den Kindern schöne Baumschulenweg verlegt wurden. Ge- bei Interaxion kommen aus vielen Teilen Momente zu bereiten, ihre Entwicklung legentlich halte ich auch Vorträge in der der Welt. Ich bin in Israel geboren und mitzuerleben und eine Bindung zu ihnen Volkshochschule und in der evangelischen habe in Jerusalem Kunst studiert. Offen aufzubauen. Ich selbst nehme durch mei- Kirche und veranstalte historische Spa- zu sein für andere Blickwinkel ist auch für ne ehrenamtliche Arbeit den Alltag inten- ziergänge durch „Baume“.“ kreative Prozesse wichtig.“ siver und wertschätzender wahr.“

Ehrenamt in der Corona-Krise: Digitale Vernetzung, direkte Hilfe

Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit im Ehrenamt vor und der Sozialraumorientierten Planungskoordination (SPK) drastische Herausforderungen gestellt. Besonders dort, wo der Menschen, die helfen möchten und Menschen, die Unterstüt- direkte menschliche Kontakt wichtig ist, aber eingeschränkt zung suchen, zusammen. wurde. Sei es, weil Kontaktbeschränkungen gelten, oder weil „Viele Freiwillige haben sich bei uns gemeldet, die uns gar Hilfesuchende oder Helfer zur Risikogruppe gehören. Viele, die nicht kannten, die zum ersten Mal mit ehrenamtlicher Tä- nach ihrer Berufstätigkeit im Ehrenamt ein neues Tätigkeitsfeld tigkeit in Berührung gekommen sind“, schildert Isabel gefunden haben, müssen nun zurückstecken. Höfer vom Team STERNENFISCHER ihre Erfahrung. Gleichzeitig entsteht ein neuer Bedarf an Unterstützung: Men- „Manche sind später in unsere Beratung gekommen, um an- schen, die nicht mehr das Haus verlassen sollen, benötigen dere Formen der ehrenamtlichen Arbeit kennen zu lernen.“ Hilfe für die notwendigen Einkäufe, auch für die Versorgung So wichtig in der Corona-Krise nachbarschaftliche Einkaufs- eines Haustiers. In Treptow-Köpenick bringt das Freiwilligen- hilfen, Sachspendenaktionen oder Telefonkontakte sind, so zentrum STERNENFISCHER gemeinsam mit dem Verein wenig lässt sich der direkte Kontakt zwischen Menschen er- offensiv'91 e.V. setzen.

6 STERNE des Monats

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Alexandra Voytenko Rosemarie Zonka Mario Zwicker

„Vor 35 Jahren sah ich eine Ausstellung „Als ehemalige Biologielehrerin ist es für „Mit 14 Jahren war ich in der AG Ei- über Spielzeug im Kaiserreich. Seitdem mich selbstverständlich, mich im Natur- senbahnmodellbau im FEZ. Irgendwann sammle ich historisches Spielzeug. Aus schutz zu engagieren. Kurz nach unserem schleppte jemand eine Lore an als Hinweis dem privaten Hobby ist längst ein eh- Umzug nach lernte ich eine auf unsere AG. Das war der Beginn des renamtliches Engagement geworden. Mit Naturschutzgruppe aus Hoppegarten ken- 500mm Feldbahnprojekts. 1996 wurde einigen Mitstreitern habe ich den ge- nen. Wir hatten gleich ein anspruchsvolles daraus ein eingetragener Verein. Mittler- meinnützigen Verein „Historisches Spiel- Projekt: einen Naturlehrpfad im Erpetal. weile haben wir mehr als 20 Loks und zeug Berlin e.V.“ gegründet. Gelegentlich 2014 wurde er eingeweiht. Häufig sind rund 170 Loren vor dem Verschrotten ge- zeigen wir Teile unserer Sammlung, aber Schulklassen dort unterwegs, manch- rettet, über zwei Kilometer Gleise verlegt, unser Verein will mehr: ein Spielzeugmu- mal begleite ich sie. Und natürlich bin einen Lokschuppen gebaut. Sonntags ist seum, in dem wir all unsere Schätze prä- ich dabei, wenn unsere NABU-Gruppe bei uns Fahrtag. Am liebsten fahre ich mit sentieren und mit den Besuchern ins Ge- die Kopfweiden beschneidet oder neue Kindern und erzähle ihnen, wo Feldbah- spräch kommen können. Dafür suchen Wildsträucher pflanzt. Die Aktion in der nen überall eingesetzt wurden. Wir haben wir Mitstreiter, die dieses kulturelle Erbe Gemeinschaft macht mir Spaß und man nämlich nicht nur ein aktives Museum, bewahren wollen. Eine lohnende Aufga- sieht, was man geschafft hat.“ sondern leisten auch Bildungsarbeit.“ be, die auch noch Spaß macht.“ Protokolle: Claudia Berlin

Ehrenamt in der Corona-Krise: Digitale Vernetzung, direkte Hilfe

Hier kann man nur hoffen, dass Kontaktbeschränkungen, vielleicht auch durch Impfung besonders gefährdeter Men- schen, so bald wie möglich überflüssig werden. Trotzdem sind in der Krise aber auch Entwicklungen ange- stoßen worden, die eine positive Wirkung haben werden. Dazu gehört nicht nur die Erfahrung einer großen Hilfsbe- reitschaft in der Zivilgesellschaft oder die Erkenntnis, dass auch digitale Formen der Hilfe möglich sind. Isabel Höfer beschreibt ihre Beobachtung: „Das Ehrenamt ist in der Ge- sellschaft sichtbarer geworden und wird von viel mehr Men- schen als etwas Wichtiges angesehen.“ Stephan Schulte

Foto: Edwin Hooper Edwin Foto: www.sternenfischer.org | (030) 24 35 85 75

7 Doppelspitze: Luisa Clauß und Anne Eilert

Luisa Clauß und Anne Eilert leiten das STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum seit August 2020 im Tandem. Luisa Clauß, seit Juni 2019 bei STERNENFISCHER, hat Foto: Gabriel Marino Gabriel Foto: Ethnologie studiert und ist M.A. Interkultu- relle Kommunikation. Neben ihren Aufgaben im Leitungs-Tandem verantwortet sie auch den Bereich Freiwilligenkoordination. Die Kulturwissenschaftlerin Anne Eilert, seit De- zember 2018 bei STERNENFISCHER, ist zusätzlich zu ihren Aufgaben als Co-Leiterin des Freiwilligenzentrums weiter als Koordina- torin für das Projekt Kieztandem verantwort- lich.

Luisa Clauß (l.) und Anne Eilert

STERNENFISCHER hat das Alpha-Siegel!

Auch Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkei- ten erhalten bei STERNENFISCHER eine kompe- tente Beratung zu den Möglichkeiten, sich ehrenamt- lich zu engagieren. Darauf weist das Alpha-Siegel hin.

Foto: Elisabeth Schwiontek Elisabeth Foto: Das Qualitätssiegel des Grund-Bildungs-Zentrums Berlin ist seit September 2020 gut sichtbar an der Eingangstür des Freiwilligenzentrums angebracht. In den Räumen des Freiwilligenzentrums kann man sich mit Hilfe von Piktogrammen orientieren. Auf der Website und im Flyer „Ehrenamt für alle“ erhal- ten Interessierte Informationen in einfacher Sprache. Das Alpha-Siegel an der Tür des Freiwilligenzentrums www.sternenfischer.org

Für jede*n das passende Engagement: Das STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick berät Menschen und Einrichtungen, die sich ehrenamtlich enga- gieren oder mit Freiwilligen zusammenarbeiten möchten.

Ein Projekt der Stiftung Oberspreestr. 182, 12557 Berlin www.sternenfischer.org Unionhilfswerk Berlin

Impressum: Jahrgang 9, Ausgabe 2/2020 | Herausgeber: STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, Oberspreestr. 182, 12557 Berlin, Tel. 030/24 35 85 75, Fax 030/68 07 41 61, www.sternenfischer.org, www.facebook.com/STERNENFISCHER.Freiwilligenzentrum | STERNENFISCHER ist ein Projekt der Stiftung Unionhilfswerk Berlin. | V. i. S. d. P.: Luisa Clauß, Anne Eilert | Projektleitung: Elisabeth Schwiontek, STERNENFISCHER | Redaktion: Claudia Berlin, Reginald Gramatté, Claudia Korte, Annette Kunsch, Andrea Paproth, Stephan Schulte, Katrin Spiess | E-Mail: [email protected] | Layout: USE-Mediengestaltung (Ines Kersting) | Druck: Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH (USE gGmbH). Gedruckt auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier. | Erscheinungsweise: halbjährlich | Auflage: 1.500 Stück | Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe: 15. 11. 2020, Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. | Spendenkonto: Stiftung Unionhilfswerk Berlin, IBAN: DE17 1002 0500 0001 4080 00, BIC: BFSWDE33BER, Verwendungszweck: »Spende STERNENFISCHER« | Spendenbescheinigung auf Wunsch