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Nr. 14 Heimatkundliche Beiträge des Museums- und Kulturvereines Sankt Johann in tirol Herbst 2009 Das unerwartete Zusammentreffen eines der bedeutendsten tiroler Historienbilder, „Speckbacher und sein Sohn anderl“, von Franz Defregger 1869 gemalt und sofort vom tiroler Landesmuseum angekauft, zeigt eine familiäre Szene aus dem tiroler Freiheitskampf, die sich in St. Johann in tirol ereignete. „In einem Nebenzimmer des Land- werden von Kunstkennern als gera- führt wird. Insbesondere ist über das den Vater sowie das ganze Haupt- tagssaales ist gegenwärtig ein Bild dezu meisterhaft bezeichnet. Der Ganze eine Harmonie verbreitet, die quartier.“ junge Künstler hat erst vor fünf Jah- von bezaubernder Wirkung ist und von dem in München lebenden Tiro- Nach einem einstimmigen Beschluss ren das Maurerhandwerk verlassen, überdies durch richtige Färbung ler Maler Defregger aus Stronach des Ausschusses wurde das Bild für um sich der Kunst zu widmen. De- und kunstgerechte Verteilung von bei Lienz zu sehen, welches sich des das Tiroler Landesmuseum Ferdi- freggers Leistung berechtigt zu den Licht und Schatten in hohem Grade allgemeinsten ungeteilten Beifalls nandeum um 1.200 Gulden erwor- besten Hoffnungen.“ gesteigert wird. Defregger bewarb erfreut. Es stellt den vaterländischen ben. Der Kaufpreis wurde in zwei sich mit dem Bild beim Landesaus- Helden Speckbacher dar, wie er in An den Beitrag im Boten für Tirol Raten noch 1869 bezahlt, womit schuss um ein Kunststipendium. St. Johann in einer Wirtsstube mit und Vorarlberg im April 1869 auch das Vervielfältigungsrecht des seinen Freunden Oppacher und Win- schließt eine weitere Würdigung an, Wir sehen eine Wirtsstube zu St. Jo- Gemäldes abgegolten werden sollte. tersteller (?) neue Kriegspläne berät, die mit „G. v. Kaler“ gezeichnet ist: hann im Unterinntale, in welcher Das Gemälde ist nicht nur das erste während Anderl, sein Sohn, noch ein „Der Gegenstand des Bildes ist der der Mann von mit seinen Ge- „Historienbild“ Defreggers (1835 – Knabe, bewaffnet an der Spitze einer Geschichte Tirols entnommen und treuen versammelt ist, um Kriegsrat 1921), sondern wurde auch ein Kompanie erscheint und zum freudig stellt den Moment vor, wie im Jahr zu halten; unerwartet tritt sein Söhn- durchschlagender Erfolg. erstaunten Vater ins Zimmer tritt. 1809 dem berühmten Freiheits- lein Anderl, bewaffnet, in Begleitung Charakterisierung der Personen, kämpfer Speckbacher sein Sohn von Landesverteidigern ein und Die Gestalt von Speckbacher tritt Gruppierung usw. sind trefflich und durch eine Bauernkompanie zuge- überrascht durch seine Erscheinung erhaben vor der hellen Wand hervor, die Zweiergruppe des Alten und des Anderl – im Gleichschritt und in be- tonter Parallelität – tritt aus dem Dunkel des Raumes ins Licht und erfährt in den im Gegenlicht der ge- öffneten Tür sich drängenden Schüt- zen einen optischen Rückhalt. Defregger hatte das Motiv unter der Anleitung seines Lehrers Karl Theo- dor von Piloty bereits 1868 in einer Skizze vorbereitet. Mit ziemlicher Sicherheit lag ihm das 1851 von Jo- hann Georg Mayr verfasste Buch „Der Mann von Rinn“ (Joseph Speck- bacher) – Kriegsereignisse in Tirol 1809 nach historischen Quellen und eigenen Erkundigungen - vor. Das Buch erschien in der Oster- mann’schen Buchdruckerei. Es war die erste umfassende Biographie des bedeutenden Anführers im Jahr 1809. Mayr hatte noch Anton Oppacher in Jochberg getroffen und informierte sich über dessen Erinnerungen an die Ereignisse am Pass Strub am Himmelfahrtstag 1809, ging aber auf den unerschrockenen Einsatz von Dekan Matthias Wieshofer, dem Franz von Defregger: Speckbacher und sein Sohn Anderl im die Rettung von St. Johann, Kitzbü- Bärenwirtshaus zu St. Johann, Öl auf Leinwand 1869, 123 x 96 cm, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum hel und Jochberg zu verdanken war, nicht ein. Mayr schrieb über das Zusammen- gegessen hatte. Dagegen betrachte- treffen Speckbachers mit seinem te er mit unverwandten Blicken ein Sohn: „Im September befand sich an der Wand aufgehängten schönes Speckbacher im Bärenwirtshaus zu Gewehr. Der Wirt, dem es gehörte St. Johann eben mit seinem Adjutan- und der dem Knaben auf des Vaters ten über Entwürfen zu einem Angriff Verlangen nun etwas zu essen ge- ins Salzburgische beschäftigt, da bracht hatte, bemerkte es und fragte hörte er von ferne – von der Ellmau- den Kleinen, ob er denn gar so gro- er Straße her – den tirolerischen ße Lust zu dieser Büchse habe. Als Schützenmarsch. Er trat nun ans es der Knabe errötend eingestand, Fenster und sah auf der Straße nahm sie der Wirt herunter und fremde Unterinntalerische Schüt- schenkte sie ihm. zenkompanien jauchzend und schnalzend anrücken, hinter den Die Büchse aber hatte ein Rad- Musikanten (einem Trommler und schloss, und der kleine Anderl ver- einem Schwegler) flatterte eine gro- suchte zum Gelächter seines Vaters ße Fahne mit den tirolischen Natio- mehrmals vergeblich, das für ihn so nalfarben und dem tirolischen Fel- schwere Gewehr aufzuziehen. Be- senadler, gleich hinter ihr sah er schämt darüber sagte er aber kein einen bewaffneten Buben einher zie- Wort, kurz darauf ging er zum Waf- hen. Fast ärgerlich darüber brumm- fenschmied und gab demselben eine te unser Kommandant jetzt in den Vorrichtung mit einem besonderen Bart: „Wird mir der Sandwirt bald Handgriffe an, der ihm das Spannen gar noch Kinder nachschicken?“ des Hahns erleichtern sollte. Als die Büchse fertig war, zeigte er sie voll Freude dem Vater, der die Verbesse- rung so zweckmäßig angebracht fand, dass mehrere Schützen sie so- gar an ihren Stutzen nachmachen ließen. Von diesem Zeitpunkt an blieb der kleine Anderl, immer wie ein Gro- ßer bewaffnet, an der Seite des Va- ters, selbst bei den hitzigsten Ge- fechten.“ Die einzige Illustration bei Mayr Das Speckbacher-Denkmal in Hall von Ludwig Penz, 1908 zeigt bereits Anderl Speckbacher an sich 1876 mit den Prototypen der ten, nämlich der alte Speckbacher, der Seite des Vaters, beide in einer Defregger-Bilder: „Es könnte vom genau dem geschichtlichen Faktum Phantasieuniform mit gewaltigen Standpunkt der Kunst ziemlich und der Wirklichkeit entspreche, Hüten. gleichgültig sein, ob die vorgeführte wenn nur, abgesehen von der inne- Der Tiroler Volkskundler und Publi- Szene und die interessanteste der ren Wahrheit, das Bild in Auffassung zist Ludwig von Hörmann befasste hierbei dargestellten Persönlichkei- und Beiwerk den Geist der damali- gen Zeit atmete, und wir im Speckbacher und sein Sohn An- Haupthelden die Züge des ent- derl, Illustration im Buch von J. G. schlossenen und listigen Speckba- Mayr „Der Mann von Rinn“ 1851 cher widergespiegelt fänden. De- Damit verfügte er sich hinunter, um fregger kam ein glücklicher Um- den ungewöhnlichen Schützenzug in stand zustatten. Es befindet sich der Nähe zu begrüßen. Da kam der nämlich bei den in Hall lebenden bewaffnete Knabe ehrerbietig auf Töchtern Speckbachers ein kleines ihn zu und nicht wenig überrascht Porträt, das sein Sohn Anderl sei- erkannte Speckbacher in ihm seinen nerzeit nach der Natur gemalt hatte. Sohn Anderl, welcher nun schüch- Dieses Bild legte Defregger dem tern eingestand, dass es ihm auf der Kopfe Speckbachers zugrunde. Alpe viel zu langweilig wurde, und Bei der Figur des Anderl ging es da er oftmals im Tal unten schießen freilich nicht so leicht, da sich kein hörte, hätte er nicht widerstehen Porträt desselben vorfand. Für die- können, sich den Landesverteidi- sen hatte Defregger einen netten gern zum „Soldatendaschießen“ Buben aus einer Münchener Fami- anzuschließen, welche ihn dann, da lie als Modell. Der Protektor des er barfuß war, gekleidet und mit ei- Anderl, dieses Originalgesicht ei- nem leichten, aber gar nicht guten nes alten Schnapsbruders, ist ein Stutzen versahen; so hätte er sich graues Tegernseer Bäuerlein. Von bereits schon drei Wochen mit ihnen den Köpfen der nachdrängenden herum getrieben, indem die Schüt- Landstürmer weiß man nur, dass es zen versprachen, ihn zum Vater zu sämtliche Porträts sind, sei es nun führen. von Bauern des bayrischen Hoch- Der Kleine wollte aber dem über- landes oder von Tirolern. Auch das raschten Vater, bis er allein mit ihm Lokal, in dem sich die Begebenheit war, durchaus nicht eingestehen, abspinnt, entspricht, wie die alte dass er sehr hungrig sei, obwohl er Bärenwirtin versicherte, genau der schon 24 Stunden beinahe nichts Josef Speckbacher, porträtiert von seinem Sohn Anderl um 1817 Wirklichkeit.“ 2 Defreggers Speckbachertyp ist ein- Das Schützenaufgebot umfasste viele deutig auch beim Denkmal am Gedenktafel an Speckbachers Hauptquartier Oberländer Kompanien, und 1.500 Stadtgraben in Hall (es entstand wie Der Graf Thun-Hohenstein-Vete- Zügen ankommenden Veteranen- Mann aus dem Gericht Kitzbühel, zu- das Wieshoferdenkmal in St. Johann ranenverein St. Johann (Vorstand vereine und andere Festgäste emp- sammen rund 4.500 Mann, die Speck- an der Stelle einer Kapelle) erkenn- Josef Unterthiner) veranlasste eine fangen und mit Musik in den Ort bacher vom Pass Strub bis Melleck bei Schneizlreuth aufstellte. Unter bar. Den Wettbewerb für dieses un- einfache marmorne Gedenktafel geleitet. Gegen halb elf Uhr erfolg- dem Kommando von Rupert Winter- konventionelle Denkmal gewann am Bärenwirtshaus, dem Haupt- te der Marsch zur Pfarrkirche, wo- steller aus Kirchdorf rückten etwa Bildhauer Ludwig Penz (1876 – quartier von Landesschützenmajor selbst Dekan Johann Grander, Eh- 2.500 Mann zu den Winkelmoosal- 1918) aus Luimes im Stubai, der in Josef Speckbacher im Jahre 1809, renmitglied des Veteranenvereins, men und ins Unkener Tal ab. Am 12. Schwaz arbeitete. Der schon be- und veranstaltete im September eine stille Messe las, während wel- Oktober kamen neun Kompanien aus rühmte Defregger war ein Förderer 1897 eine große patriotische Feier, cher die Veteranenkapelle das dem Oberland nach. des jungen Penz und setzte durch, die in den Innsbrucker Zeitungen Haydn’sche Messlied spielte. dass dessen Entwurf 1908 in Bronze ausführlich dargestellt wurde, weil gegossen wurde. Beim anschließenden Umzug – am auch von auswärts viele Gäste ge- Festtag war es leider regnerisch – Speckbachers Mischung aus kommen waren. fuhren die Tochter Speckbachers Schlauheit und Verwegenheit und Schon am Vorabend hielt „die und die Veteranen Josef Sevignani die vor allem im Inntal weiterwir- wackere Musikkapelle des St. Jo- aus Kitzbühel, Sebastian Tscholl kende Popularität beeindruckte hanner Veteranenvereins“ einen aus Ellmau, Johann Karl aus Penz. Er stellt ihn hin im wehenden Umzug durch die belebte Ort- St. Johann und David Zehentner Fuhrmannsmantel, mit dem hohen schaft. Die ersten Festgäste, die aus Saalbach in blumenge- „Speckbacherhut“, in der einen auch übernachteten, waren Frau schmückten Wagen. Auf dem Fest- Hand den Säbel, die andere schüt- Emilie Stolz-Speckbacher, Irren- platz beim Bärenwirtshaus ver- zend um seinen Sohn Anderl ge- haus-Direktors-Witwe, mit zwei sammelten sich zwölf Veteranen- legt, der einen schweren Stutzen vereine, sechs Musikkapellen und Töchtern, und eine Abordnung des schleppt und im Hut Kugeln ge- drei Kriegerfahnen. Die Festrede Kronprinz-Rudolf-Veteranenver- sammelt hat. hielt der Reichsratsabgeordnete eins Innsbruck und Brixlegg. Dr. Ambros Mayr. Die Hauptfeier Der Einbeziehung des Sohnes liegt Am Festtag ertönte um fünf Uhr dauerte bis zwei Uhr Nachmittag. ein verbürgtes Geschehen am 29. der militärische Weckruf, und von Der Fotograf Albert Hesse von Mai 1809 anlässlich der zweiten Be- dort an wurden am Bahnhof bis Innsbruck-Wilten machte Mo- freiung von Hall zugrunde: Die Hal- zehn Uhr die mit verschiedenen mentaufnahmen. ler Kompanie vermochte nach har- tem Kampf die Bayern von der Die Enthüllung der Speckbacher- Speckbacher im Gefecht bei Melleck Haller Innbrücke zu vertreiben, wo- Gedenktafel am Bärenwirtshaus am 17. Oktober 1809 bei Speckbacher selbst vorbildliche wurde am 12. September 1897 mit Tapferkeit an vorderster Stelle be- einem großen Fest gefeiert Vom 3. bis 19. Oktober rollte die Ge- wies. genoffensive der Franzosen und Bay- Auf einmal durchzuckte ihn ein ge- ern zur endgültigen Unterwerfung der waltiger Schreck, als im wildesten Salzburger Gerichte Innergebirg. Am Kampfgetümmel plötzlich sein 16. Oktober – zwei Tage nach dem Sohn Anderl neben ihm stand. Der Abschluss des Friedens von Schön- Vater brachte ihn aus dem Gefechts- brunn, der Tirol wieder dem bayri- bereich und schickte ihn nach Hau- schen König zusprach - setzten sich se. Der kecke Bub suchte sich aber drei bayrische Divisionen gegen Kuf- dadurch verdienstlich zu machen, stein, Kössen und Lofer in Bewegung. dass er feindliche Kugeln aus dem Viele Tiroler Kompanien waren be- Boden ausgegraben hatte, um sie reits abgezogen, weil sie durch den den Schützen zu bringen. erfolgreichen Vorstoß über die Lan- desgrenzen ihre Aufgabe erfüllt Hans Wirtenberger sahen.

Literatur: befehligte er den rechten Flügel. Ammann G., Forcher M.: Der Tiroler Der größte Stratege des Speckbacher unterstellte sich immer Freiheitskampf in Bildern von Franz v. Freiheitskampfes Defregger und Albin Egger-Lienz, 1984 dem Oberkommandanten Andreas Josef Speckbacher (1767 – 1820) war Hofer, der ihn im September 1809 zum Ammann G., Hastaba E. (Red.): Sam- Kommandanten am Pass Strub be- melLust, 175 Jahre Tiroler Landesmu- auf allen Kriegsschauplätzen im Jahr seum Ferdinandeum, 1998 1809 in Tirol, in und in Bay- stimmte. Pater Joachim Haspinger ern dabei, bewundert wurden sein an- erhielt den Oberbefehl über den Pon- Defregger H. P: Defregger 1835 – 1921, geborenes strategisches Talent, dem gau. Beide hatten die Salzburger 1983 blindes Dreinschlagen fremd war, sein Schützen für die Teilnahme gewon- Egg E: Ludwig Penz, Bildhauer in Einsatz an vorderster Front und seine nen. Speckbacher wollte einen neuer- Schwaz, 1976 unglaubliche Ausdauer. lichen Einbruch der Feinde nach Tirol Pfaundler W., Köfler W.: Der Tiroler Speckbacher stammte vom Spöckhof verhindern und rückte daher ins salz- Freiheitskampf 1809 unter Andreas Ho- im , er stand zuerst im Ruf burgisch-bayrische Grenzgebiet ein. fer, zeitgenössische Bilder, Augenzeu- Die Tiroler Landesverteidiger sam- genberichte und Dokumente, 1984 eines Wilderers, arbeitete als Salinen- arbeiter in Hall, heiratete eine Bauern- melte er zuerst im Raum St. Johann, Zaisberger F., Hörmann F. (Hrsg.): Frie- tochter in Rinn und wurde Bauer. Ab wo er beim „Bären“ Lagebesprechun- den – Schützen, Franzosenkriege im 1797 kämpfte er mit den Schützen ge- gen abhielt und sich die berühmt ge- Dreiländereck Bayern – Salzburg – gen die immer wieder ins Land ein- wordene Begegnung mit seinem Sohn Tirol, 2009 dringenden französischen Truppen. Im Anderl, dem er die Teilnahme am Bote für Tirol und Vorarlberg, 1869 April 1809 befreite er Hall, in den Ausmarsch der Schützen verboten Der Freiheitskämpfer und Schüt- Innsbrucker Nachrichten, 1897 Bergiselschlachten im Mai und August hatte, abspielte. zenmajor Josef Speckbacher 3 Am 17. Oktober wurde Speckbachers ein junger tiroler rebell unter cher nach München abzuschicken. Nur Vorposten bei Melleck aufgerieben. die unbegrenzte Gnade unseres aller- Er selbst erwehrte sich zwar der Ge- königlichem Schutz gnädigsten Königs ist es, welche die- sen jungen Menschen von seinem Irr- fangennahme, erlitt aber Verletzun- Andreas Speckbacher (1798 – 1834) Schütze und nahm sogar an einer Aus- weg abführen, ihn ausbilden und sein gen, die einen bleibenden gesundheit- wuchs als ältester Sohn der Bauernfa- kundschaftung in St. Bartholomä am ferneres Glück in der menschlichen lichen Schaden verursachten. Er war milie am Pfannhof in Judenstein Königsee teil. stundenlang in Sorge um das Schick- Gesellschaft gründen will.“ (Rinn) auf. Mit elf Jahren erlebte er Beim Sturm der bayrischen Vorhut auf sal seines Sohnes und flüchtete über eine ungewöhnliche „Feuertaufe“. Im Der bayrische König Max Josef be- Waidring in Richtung Heimat. das Wirtshaus in Melleck, in dem fahl, ihn in das königlich bayrische Kampf um Hall Ende Mai 1809 stand Speckbacher sein Quartier hatte, fiel er unerwartet im Kugelhagel an der Erziehungsinstitut in München zu Nach dem Zusammenbruch des Frei- Anderl in bayrische Gefangenschaft. Seite seines Vaters, er musste von die- bringen, wo er auf Kosten der königli- heitskampfes wurde er steckbrieflich Am 25. Oktober meldete die Baieri- sem buchstäblich weggejagt werden. chen Privatkasse als „königlicher Pen- erfolglos gesucht, 1810 flüchtete er sche National-Zeitung, dass unter star- Aber am nächsten Tag lieferte er ein sionär“ erzogen wurde. Der Instituts- nach Wien. Dort erhielt er den Auf- ker Bedeckung etwa 140 gefangene Hütlein mit ausgegrabenen Gewehrku- direktor und der Kriegsminister nah- trag, geflüchtete Tiroler in Südungarn Tiroler Rebellen und 30 österreichi- geln ab, die er gesammelt hatte. Josef men sich des aufgeweckten Buben (Banat) anzusiedeln, er kehrte aber sche Kriegsgefangene in München besonders an. Siebenmal war Anderl bald zurück. Speckbacher schickte ihn in Beglei- tung eines Schützen heim und gab den angekommen sind. der Erste in seiner Klasse und erhielt Im Jahr 1813 regte Speckbacher die Auftrag, ihn auf einer sicheren Alm „Unter ihnen befand sich auch ein für Zeichnungen öfters Preise. Befreiung Tirols ohne österreichische unterzubringen. wohl gebildeter Knabe von etwa 12 Der König sorgte in großherzigster Waffenhilfe an, damit das Land die Weil es ihm dort zu langweilig gewor- Jahren, der Sohn des getöteten Rebel- Weise wie ein Vater für Anderl, was Freiheiten beanspruchen könne, die es den war, schloss sich der Elfjährige lenführers Speckbacher.“ (Die Bayern dieser auch in dankerfüllten Briefen in vor der bayrischen Besetzung gehabt Schützen an, die ihm versprachen, ihn hatten Mantel, Hut und Säbel des seine Heimat anerkannte. Im August hatte. zum Vater zu bringen. So kam er im Kommandanten erbeutet und schlos- 1816 kehrte er nach Hause zurück. Er sen daraus, dass Speckbacher tot sei). wurde Praktikant an der Saline in Hall, Nach der Wiedervereinigung Tirols September 1809 ins Hauptquartier „Er wurde von dem Haufen jener konnte aber von 1817 bis 1820 als mit dem Habsburgerreich lebte beim „Bären“ in St. Johann, und in der Elenden abgesondert, die zugleich „überzähliger stipendierter Berg- Speckbacher als k. k. Major im Ruhe- Folge blieb er, ausgestattet mit einem Mitleid und Verachtung erregten. Sie werks-Praktikant“ an der Bergakade- stand in Hall. Dort wurde er, der nur Gewehr, das ihm der Bärenwirt Seba- stian Wieshofer spontan geschenkt sind heute weiter nach Ingolstadt ab- mie in Schemnitz (Ungarn) studieren. 53 Jahre alt geworden war, im Kir- hatte, an der Seite des Vaters, trug die geführt worden. Der Statthalter in In- Dann hatte er kurzfristig Arbeitsplätze chenfriedhof begraben, wo später Strapazen wie jeder erwachsene golstadt wurde aufgefordert, Speckba- in Ungarn, in der Steiermark und als auch die Gattin und zwei der fünf Amts- und Zeugschreiber beim Berg- Kinder bestattet wurden. Die Grabta- und Hüttenwerk Pillersee.1832 wurde feln an der Südwand der Haller Pfarr- er Verwalter des Eisenwerks Jenbach. kirche sind erhalten, der Friedhof ist Der Ehe mit Aloisia Mayr aus Schwaz längst aufgelassen. entstammten drei Kinder. Der zu Eh- Die sterblichen Überreste Speckba- ren des Wohltäters Max Josef getaufte chers wurden nach dem Tod von Pater Sohn starb als Kleinkind, die jüngere Joachim Haspinger (1858) exhumiert Tochter Emilie (1831 - 1912) nahm am und an der Seite Andreas Hofers in 12. September 1897 an der Feier zur der Hofkirche in Innsbruck beige- Enthüllung der Gedenktafel beim Bä- setzt. Als der Spöckhof abgerissen renwirt in St. Johann teil. wurde, errichtete das Land Tirol im Andreas Speckbacher starb an einer Jahr 1959 eine Kapelle. Lungenentzündung im Jahr 1834, 36 Anderl Speckbacher und seine Mitgefangenen vor König Max Jahre alt. Er wurde neben dem Vater Josef I. in München am Haller Friedhof begraben. St. Johann im Wandel der Zeit

Das linke Bild zeigt die Speckbacherstraße kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Im Vordergrund der Gasthof Post, in dem bis 1927 das Postamt untergebracht war, dahinter das Post-Nebengebäude (heute Insieme), dann der „Untersattler“ (heute Raiffeisenkasse) und dahinter der „Obersattler“ (heute Billa). Rechts vorne der Bärenwirt, dahinter beim „Hausbacher“ (heute Karl) und dahinter der „Rieplschuster“ (heute Café Rainer). Beachtenswert ist auch die historische Pflasterung des Gehsteiges mit Bachsteinen vor dem Gasthof Post. Am rechten Bild sieht man die heutige Situation. Die beiden Gebäude des Gasthofs Post wurden beim Umbau Mitte der 1970er Jahre miteinander verbunden, die Raiffeisenkasse in den 1980er Jahren neu errichtet und vom Türmchen am Karl-Haus ist heute nur noch ein Erker übrig geblieben.

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