in Baden-Baden

Highlights 1 IMPRESSUM

Herausgeber Internationale Sport-Korrespondenz (ISK)

Objektleitung Beate Dobbratz, Thomas R. Wolf

Redaktion Matthias Huthmacher, Sven Heuer

Fotos augenklick bilddatenbank GmbH, Wolfgang Breyer, Jürgen Burkhardt

Konzeption, Herstellung PRC Werbe-GmbH, Filderstadt

Sponsoring, Anzeigen Lifestyle Sport Marketing GmbH, Filderstadt

Druck Druckerei Fischbach, Reutlingen

INHALT

3 ...... Signal für die Zukunft African Queen ...... 44 5 ...... Der VDS-Präsident Ferrarissimo ...... 46 6–7 ...... Galerie Rad-Artisten zu erfolgreich ...... 48 8–9 ...... Zeitraffer 2001 Interview mit Dr. Thomas Bach ...... 50–52 10 ...... Erfolgreiche Alpinisten Basketballmärchen ...... 54 12–14 ...... Winter-Alchemie Olympischer 5-Kampf ...... 56–57 16–18 ...... Fußball – Ups and Downs Ottke zum 12ten ...... 58 20 ...... Ladies am Ball Integration statt Isolation ...... 60–62 22 ...... Sym-badischer Kick Juniorsportler ...... 64 24–26 ...... Waterworld Fairplay ...... 66 28 ...... Boroniade Hallo Rosi ...... 68 30 ...... Extremsport Vor 40 Jahren ...... 70 32–34 ...... „Deadmonton“ lebt Salt Lake City ...... 72–74 36–37 ...... Hoch zu Ross 2002 ...... 78 38–40 ...... Speichen-Stakkato Sportler des Jahres seit 1947 ...... 80–84 42–43 ...... Interview mit Jürgen Kindervater Ehrengäste ...... 86–88 3 DIE WAHL AM ENDE EINES SCHWIERIGEN JAHRES ALS SIGNAL FÜR DIE ZUKUNFT SCHÖNER SPORT-SPIELE

Rückblende: Vor Jahresfrist gab erst eine Helikopter- Und wie heißen die Landung auf der Kurhauswiese das Startsignal. Sportler des Nachfolger von Heli-Schu- Jahres Nils Schumann war gerade noch rechtzeitig eingetroffen. mann, und Stress und Hektik – „business as usual“ auch beim Familienfest des Bahnvierers? Bemerkens- des deutschen Sports? Unbestreitbar ist, dass die Zeitpläne der wert: 2001 war wirklich kein Top-Athleten zunehmend enger werden. Offenkundig aber auch, Jahr nur „zwischen“ Sydney dass sich die Gäste in der Kurstadt am einzigartigen Ambiente und Salt Lake City respektive erfreuen, sobald die Kurhaus-Portale hinter ihnen geschlossen der Fußball-WM. Rund 30 sind. Baden-Baden, eine Oase der relativen Ruhe. Vorschläge pro Kategorie Das ist anno 2001 notwendiger denn je. Am Ende eines enthielten die Vorschlagsli- schwierigen Jahres treffen sich Sport, Medien, Wirtschaft und sten von ISK und VDS. Eigent- Politik, um in überschaubarem Kreis Diskussionen weiterzu- lich hätte man alle wählen führen. Wie kann und muss der Sport globale Zeichen setzen? und nur Sieger nach Baden- An Themen mangelt es nicht. Salt Lake City steht vor der Tür, Baden bitten können. fünf deutsche Kandidatenstädte bewerben sich beim NOK um den olympischen Zuschlag. Nicht einäugig nach dem Motto T-ONLINE „the show must go on“, sondern gemäß der besonderen Chance des Sports, völkerverbindend Brücken zu schlagen. Die schönen Spiele des Sports gehen weiter. Die 55. Wahl zum Sportler des Jahres steht im Mittel- punkt solcher zukunftsweisender Signale. 1947 initiiert, seit Klaus J. Dobbratz Anfang der 50er-Jahre im TV-Rampenlicht, ist das Familientref- fen zum Magneten für alle Freunde, Partner und Förderer des deutschen Sports geworden. Nach Nils Schumanns spekta- kulärem Anflug entwickelte sich im Dezember 2000 ein Well- ness-Abend der besonderen Note, noch Wochen danach gingen beim Veranstalter Dankschreiben ein. Dafür danken wiederum wir. Nicht zum ersten Mal tangierten in den vergangenen Monaten auch Debatten über das „Wie“ die traditionelle Ori- ginalwahl. Soll die Kür der Besten und die Parade des Sports in voluminöseren Dimensionen vonstatten gehen, mit tausenden Kiebitzen? Die Macher und ihre Partner sagen „nein“. Unser Sport braucht überschaubare Ruhezonen wie das Kurhaus in Baden-Baden. 5 DIE VERANTWORTUNG DER SPORTJOURNALISTEN

Kein Ereignis in den letzten Jahren hat die Welt so bewegt wie die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001. Die Bilder aus New York und Washington haben sich tief in die Köpfe der Menschen gegraben und werden dort wohl für immer bleiben. Entsetzen, Angst, aber auch Trauer, Nachdenk- lichkeit und Empörung waren die Gefühle, die uns unmittelbar danach aufgewühlt haben. Die Welt hielt den Atem an, der Sport bildete dabei natürlich keine Ausnahme. Es war gut und richtig, dass unmittelbar danach weltweit Sportveranstaltungen abgesagt wurden; Sport hat mit Begeiste- rung, mit Spaß, mit dem Freisetzen von Emotionen zu tun. Diese FESTIVAL BB Vokabeln waren Mitte September wirklich nicht angebracht. Aber es war auch gut und richtig, dass sehr bald danach der Sport seine Rolle im Leben vieler Menschen wieder einnehmen konn- te. Sport ist auch Entspannung und Ablenkung. In diesen Tagen im September ist vieles in unserem Leben relativiert worden. Der Sport hat einen hohen Stellenwert Erich Laaser, in unserer Gesellschaft. Das Gerede vom „Fußball als schönster VDS-Präsident Nebensache der Welt“ ist längst nicht mehr zeitgemäß. Viele Menschen leben mit und vom Sport. Aber er ist nicht das Wich- tigste auf der Welt. Die Medien sollten dies bei ihrer Berichter- stattung über den Sport immer berücksichtigen. Dabei kommt der Wortwahl eine immens große Bedeu- tung zu. Metaphern vom Kampf und Krieg haben in der Sprache des Sports nichts verloren. Eigentore im Fussball sind keine „Katastrophen“, ein wichtiges Länderspiel ist keine „Schlacht“, der Abstieg eines Vereins kein „Weltuntergang“. Unter dem Eindruck der Ereignisse vom September sollte jeder Sport- journalist darüber nachdenken, in welcher Sprache er vom Sport berichtet oder kommentiert. Die Sprache ist das Medium der Kommunikation. Mehr Sensibilität ist gefordert, mehr kritisches Hinterfragen der Formulierungen. Das ist die Verantwortung der Sportjournalisten. 6 7 8 von Johann Eibl 9 DAS SPORTJAHR IM ZEITRAFFER: MONAT FÜR MONAT – JULI Und von wegen schwaches Geschlecht: Die deutschen Fußball- WAS GING AB? Frauen werden im eigenen Land wieder Europameister. Die weite Reise nach Japan dagegen hat sich für Hannah Stockbauer aus Erlangen gelohnt. Die Schwimmerin setzt sich bei der WM über JANUAR Wilhelm aus Zella-Mehlis gleich Biathlon-Gold. In Lahti fliegen 800 und über 1500 Meter durch, Peggy Büchse ist in der Haka- die deutschen „Adler“: Martin Schmitt unterstreicht seine Aus- ta Bay über 10 Kilometer eine Klasse für sich. Auch die deut- Das Jahr beginnt in der Wüste: Jutta Kleinschmidt gewinnt als nahmestellung mit Gold und Silber in den Einzelkonkurrenzen, schen Radprofis treten spitzenmäßig in die Pedale: Jan Ullrich erste Frau die Rallye Paris-Dakar. In St. Anton liegt derweil außerdem hilft er der Mannschaft zum Sieg auf der Großschan- beendet zum vierten Mal die Tour de France als Zweiter, - Schnee und dort trumpft Martina Ertl als Kombinations-Welt- ze. Großes Comeback der Kombinierer: Marko Baacke kassiert könig Erik Zabel erreicht zum sechsten Mal in Grün das Ziel in meisterin auf, Hilde Gerg als WM-Dritte im Super-G. Florian den WM-Titel im Sprint ein. Hoffentlich kehrt er zurück: Nach Paris. Eckert avanciert mit Abfahrtsbronze zum Shootingstar (und einem Trainingsunfall ist ungewiss, ob er jemals wieder starten wird im November durch eine schlimme Verletzung aus der Bahn kann. Den Skimarathon über 50 km sichert sich Johann Mühl- AUGUST geworfen). Außerdem lenkt Christoph Langen Bobs aufs oberste egg, der für Spanien startet, vor René Sommerfeldt. Wieder in WM-Treppchen, den Zweier wie den Vierer. der Goldspur rast Rodlerin Sylke Otto zu Tal, auch das Duo Ein goldener Monat: Das kostbarste Edelmetall für Diskusmann Florschütz/Wustlich landet ganz vorne. Lars Riedel bei der WM in Edmonton überrascht wohl keinen Sterndeuter von Lahti. Springer-Quartett einfach outstanding FEBRUAR Freund der Leichtathletik. Wohl aber, dass Martin Buß Gleiches MÄRZ im Hochsprung gelingt. Beinahe noch wertvoller der zweite Platz gewinnt bei der WM in Nimes nach zwei Bänderrissen in diesem Was für eine Premiere: Bei ihrer ersten WM-Teilnahme holt Kati von Ingo Schultz, der die deutsche 400-m-Malaise höchst ein- Jahr Gold mit dem Degen. Ein weiterer Erfolg, den vielleicht so Runde Sache: Gunda Niemann-Stirnemann feiert ihren 100. drucksvoll beendet. In der Formel 1 wiederum das beinahe mancher übersehen hat: Der SC Magdeburg, 2001 bereits EHF- Nach WM-Überraschung ganz locker zur Trockenübung: Weltcupsieg im Eisschnelllauf. Und Anni Friesinger setzt eins schon gewohnte Bild mit Michael Schumacher als souveränem Cupsieger und Deutscher Meister, holt mit einem 21:20 über die Biathlon-Kati drauf: zwei Weltrekorde. Triumphator – und das bereits zum vierten Mal. Und die Ruderer Portland San Antonio erstmals die Europameisterschaft für holen in Luzern fünf Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bron- Handball-Clubteams nach Deutschland. APRIL ze – das beste Resultat seit der WM 1991. Die Kanuten schließlich erweisen sich in Posen als zweitbeste Nation (5/3/3). Deutsche Handballerfolge gleich im Doppelpack. Die SG Flens- SEPTEMBER burg-Handewitt setzt sich im Europacup der Pokalsieger durch, NOVEMBER der SC Magdeburg sichert sich den EHF-Cup. Gut gepuncht: Mit seinem Sieg in Magdeburg über James Butler dominiert Sven Ottke auch im zwölften WM-Fight als Box-Profi. Monat der Erlösung: Die DFB-Kicker erhalten beim Nachsitzen MAI So eine Superserie schaffte nicht mal Henry Maske. in gegen die Ukraine noch ein Ticket zur WM 2002, der FC Bayern bezwingt im Weltpokal die Boca Juniors. In Japan Für den FC Bayern endet eine Supersaison: Erst feiert er die OKTOBER triumphieren derweil wie gewohnt die Kunstradsportler: Bei der nationale Meisterschaft, dann folgt die Krönung in der Champi- WM werden alle sechs Titel gewonnen, Martin Rominger holt ons League – dank Superkeeper Oliver Kahn. Erstmals seit Volle Pulle in den Herbst: Beim 25. Meeting auf Hawaii landen sein fünftes Gold in Serie ab. Kufen-Queen Anni Friesinger 25 Jahren stehen die Münchner wieder an der Spitze unseres zwei Deutsche auf dem Bronzerang – Nina Kraft aus Braun- scheint im Weltcup unschlagbar. Kontinents. schweig steigt als erste Triathletin aus Germany aufs Treppchen, Thomas Hellriegel aus Bruchsal wird gleichfalls Dritter. Auch am DEZEMBER JUNI Saisonende finden zwei Telekomstars noch Anschluss unter dieser Nummer: Jan Ullrich wird Weltmeister im Zeitfahren, Erik Monat der Hoffnung: Losglück für die WM-Kicker. In Japan ist Von wegen Sommerloch: Die deutschen Handballer qualifizieren Zabel etabliert sich als Weltranglistenerster. Glücksfall für den das Achtelfinale Pflicht. Auf seiner Hausschanze in Hinterzarten sich über die Slowakei für die Europameisterschaft 2002 in Deutschen Fechterbund: Claudia Bokel nimmt neben der nieder- demonstriert Sven Hannawald vorolympische Top-Form, Sven Schweden. ländischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft an und Ottke siegt nach K.o. 10 von Thomas Gruber 11 VORFAHRT TROTZ ZEBRASTREIFEN: DER „BULLE VON TÖLZ“ NIMMT DIE KONKURRENTEN AUF DIE HÖRNER

Dünner Kader, fette Beute. So lässt sich das Auf- Was waren die deutschen Ski-Herren zuvor belächelt treten des deutschen Mini-Trupps bei der Ski-WM worden. Die erfolglosen Winter waren eben so lang wie das in St. Anton umschreiben. Ohne Aussicht auf eine Mitleid der Konkurrenz tief. Dass Eckert in St. Anton schon so Medaille angetreten, glänzten am Ende gleich drei weit sein würde, mit der Weltspitze mithalten zu können, hatte Plaketten im Lager der Ski-Läufer im Zebra-Look. niemand im deutschen Team geglaubt. „Du bist ein Wahnsinni- ger! Dass du auf einen guten Platz fährst, war mir klar, aber dass du Bronze holst, hätte ich nie für möglich gehalten, du Martina Ertl wurde der Kombinations-Titel nach fünf- Wahnsinniger,“ entfuhr es dem sonst so zurückhaltenden wöchiger Verletzungspause ebenso wenig zugetraut wie Hilde Oßwald in einer ersten Reaktion, als das 95 Kilo schwere Kraft- Gerg Super-G-Bronze ein Jahr nach ihrem Beinbruch. Der Bad paket Eckert im Ziel jubelte. Der „Bulle von Tölz“ nahm die Kon- Tölzer Florian Eckert aber war wohl die größte Überraschung der kurrenz auf die Hörner und war bis zur letzten Zwischenzeit gar WM: Er gewann an seinem 22. Geburtstag mit Bronze als erster noch auf Siegkurs gewesen. In der Zielkurve unterlief ihm dann Deutscher seit zwölf Jahren eine WM-Medaille und zeigte damit, ein Fehler, was ihn aber nicht weiter störte: „Einfach geil“, kom- dass das Nachwuchskonzept des Deutschen Ski-Verbandes mit mentierte Eckert nach Rang drei hinter den Österreichern Han- dem Trainerstab um Herren-Chefcoach Martin Oßwald bereits nes Trinkl und Hermann Maier. WARSTEINER greift. FELIX AUSTRIA UND DAS GROSSE NASCHEN

Nicht nur wegen Eckert ist die WM kein Langweiler gewesen. Im Gegenteil: Das Medaillen-Abräumkommando Öster- reichs verrichtete die Arbeit nämlich nicht mit der befürchteten Intensität und Top-Favorit Hermann Maier musste sich gar mit Silber und Bronze begnügen. Am Ende hatte der Gastgeber im Medaillenspiegel die Nase zwar mit elf Plaketten vorne, der anvisierte Rekord von 15 blieb aber aus. Zufrieden waren am Ende fast alle: Die Skimacht Nummer eins hatte ihren Status bewahrt, die anderen Nationen durften trotzdem am Medaillen- kuchen naschen. Dazu hatten es die Macher geschickt verstanden, ihre Veranstaltung dem Zeitgeist entsprechend als „Event“ zu verkau- fen. Wo bitte gibt es sonst noch ein Damen-Rennen wie die WM- Abfahrt, zu dem 35.000 Zuschauer kommen? Und den Herren- Slalom wollten gleich über 50.000 Fans sehen. So feierten bei zehn Wettbewerben insgesamt 250.000 Gäste eine Riesen- Party.

„Ich komme!“ Martina Ertl beendet die alpine Goldflaute 12 von Sven Heuer 13

seit 1992 mit leeren Händen heim. „Nach 15 Jahren im Weltcup DEUTSCHE WINTER-ALCHEMIE: SCHNEE, EIS UND LUFT SIND DIE ist jedes Training Überwindungssache“, gab er zu. „Erst recht, wenn man im Tief steckt.“ Am Salzsee aber will „Lucky“ es noch WICHTIGSTEN ELEMENTE BEI DER SUCHE NACH EDELMETALL einmal wissen. Wenn die „Popstars“ um Martin Schmitt vom Schanzen- tisch abhoben, hielt die Nation den Atem an. Und wieder ließen Winter ade, scheiden tut weh… Zumindest dann, sich die „Adler“ nicht rupfen, als manch einer schon befürchte- wenn er dermaßen satt (sportlich, nicht klimatisch) te, die Konkurrenz (in Person: Adam Malysz) hätte die geheimen ausfiel wie der letzte. Ob zu Eis, auf der Loipe oder Rätsel der Physik entschlüsselt. Die Bilanz der DSV-Überflieger in der Luft: Die Schneemänner und -frauen aus beeindruckt, und das Erfolgsgeheimnis wird vom Trainergespann Deutschland sahnten im letzten nicht-olympischen dieser „Formel-1-Piloten des Wintersports“ gehütet. Unter Lei- Winter serienweise Edelmetall ab und unterstrichen tung von Reinhard Heß und Wolfgang Steiert flogen „Hanni“ & ihren Anspruch, auch in Salt Lake City die Kufen und Co. seit 1994 zu 16 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Bretter vorne haben zu wollen. Olympischen Spielen. Martin Schmitt blieb trotz aufdringlichster Zuneigung der Fans und der Öffentlichkeit cool. Der „Sportler Die hohen Erwartungen wurden wieder einmal erfüllt, des Jahres“ von 1999 wurde erneut Großschanzen-Weltmeister vor allem von den Eiskratzern im Rodel- und Bobsport sowie im und führte seine Boygroup zu goldenen Weiten. Fortsetzung Eisschnelllauf. Und Disziplinen, die hierzulande (nicht nur) medi- folgt, hoffentlich… al im Winterschlaf lagen, wurden von jungen, frischen Athleten wach geküsst – zum Beispiel die Nordische Kombination und der GUT KOMBINIERT! Skilanglauf. Sie lässt sich nicht verbiegen. Anni Friesinger beim vorolym- Martin Überflieger pischen Stretchprogramm Doch was war nur mit den Kombinierern los? Die Edel- Vor der Pause noch Gold geschürft: Gunda Niemann metalljagd in der einstigen Paradedisziplin der Deutschen geriet DAS FRÄULEINWUNDER AUF EIS seit der letzten Medaille 1993 (Bronze für die Staffel) zum Trau- Aber der Reihe nach: Fast zu warm strahlte die sloweni- ma. Bundestrainer verspürte kühlen Gegen- Blühende Winterträume zauberten – wieder einmal – sche Sonne über Pokljuka beim Saison-Höhepunkt der Biathle- wind. Aber dann: Marco Baacke sprintete sensationell zum WM- „unsere“ Eisschnellläuferinnen aufs Eis. Anna Christine Friesin- ten. „Die Atmosphäre ist einzigartig, so familiär“, schwärmte Titel, starke Weltcup-Resultate von und ger heißt das neueste deutsche Fräuleinwunder. „Anni“, die bei Heinz Billino, Vizepräsident des Deutschen Ski-Verbands, bei Sebastian Haseney machten Freude. Gut kombiniert! Der schwe- den ersten Weltcups der jungen Saison ihre Favoritenstellung der Weltmeisterschaft. Ein Blitzstart mit Sprint-Doppelsieg re Sturz Baackes wirft nun Weinbuchs Planungen zwar zurück, am Salt Lake zementierte, kommt genau zur richtigen Zeit in durch die ehemalige Langläuferin Kati Wilhelm und Uschi Disl aber: „Wir wollen auch ohne ihn unsere erkämpfte Position ver- Form, muss (oder darf?) doch Gunda Niemann-Stirnemann eine sowie Bronze für Sven Fischer (Verfolgung) sorgten schnell – teidigen.“ Mit Teenie Björn Kircheisen gibt ein weiterer Shoo- Pause einlegen, um Wichtigeres zu erledigen. Vorher aber ging zu schnell – für Jubelstimmung unter den zahlreich angereisten tingstar Gas. Die Saat des Trainers, der 1985 selbst Doppel- die Erfurterin noch Medaillen einsammeln: Weltcupsiegerin, deutschen Schlachtenbummlern. Denn danach schmolzen die Weltmeister wurde, scheint aufzugehen. Vielleicht schon in Weltmeisterin über 3.000 und 5.000 m. Ihre Eis-Bilanz ist Hoffnungen auf weitere Triumphe beinahe so schnell zusam- Utah? schwer zu überbieten: mehr als 100 Weltcupsiege, 19 Weltre- men wie die weiße Pracht. Am Schießstand flatterten den DSV- Auch Skilanglauf-Cheftrainer Jürgen Wolf und Jochen korde, 19 WM-Titel. Skijägern die Nerven, und der Disl-Turbo stotterte. Silberlinge Behle bauten Strukturen um, und die Stützpunkte forcierten Die Anderthalb-Kilometer-Distanz und der Mehrkampf für die Staffel und für Massenstarterin Martina Glagow konn- das Training. Plötzlich lief es für die Ausdauersportler. René aber waren Anni Friesinger vorbehalten. In deren Heimat Inzell ten wenig trösten. Sommerfeld hechelte im Sog des abtrünnigen „Spaniers“ sprintete außerdem Monique Garbrecht-Enfeldt zu Gold. Nichts Mühlegg zu WM-Silber über 50 km. Es soll aber nicht bei einem neues für die Königin des Kufen-Stakkatos, aber doch etwas LUCKY LUCK UND DAS DUELL AM SALZSEE heldenhaften Solisten auf schmalen Latten bleiben. Der Ski- besonderes: Ein Jahrzehnt war es her, seit Monique ihren ersten Verband schwärmt von einem großen Reservoir an erfolgverspre- Titel – und das an gleicher Stelle – feierte. Auch die Männer verwachsten: Fischers zwei Bronzeme- chenden Athleten. Der beste Beweis war die Staffel-Bronze für Georg Hackl bastelte den Sommer über am neuen Schlit- daillen waren die ganze Ausbeute. Frank Luck reiste erstmals die 4x10-km-Herren. ten – mit Erfolg, so scheint es. Der Saisonauftakt in Calgary ging 14 15

mit Bahnrekordzeit an den Ur-Bayer. Dennoch grantelte er an der Punkte hatte hingegen André Lange den Bug seines Vierer- Olympischen Bahn in Park City wegen ungerecht verteilter Trai- Bobs vorne. Und Achtung, Frauenpower: Im jungen Winter ningsmöglichkeiten. Natürlich: Der 35-Jährige will ja auch sein sammelten die Damen in der Eisbahn erste Weltcuperfolge persönliches Gold-Quartett komplettieren. Olympische Erfolge und scheinen im Hinblick auf die Olympischen Spiele recht- „bleiben das Höchste“, zumal letzten Winter der Südtiroler Zög- zeitig in Fahrt zu kommen. geler schneller durch die Eisbahn raste. Die Erfolgsbilanz der Rodlerinnen (Weltmeisterin Sylke Otto, Weltcupsiegerin Silke VORFREUDE AUFS SCHNEEFESTIVAL Kraushaar) und gleich dreier Doppelsitzer ist nicht zu toppen. Bundestrainer Thomas Schwab stöhnt ob der steigenden Erwar- Nach Nagano 1998, für die Wintersportler von DSV, tungen: „Wir sind jedes Jahr zum Gewinnen verdammt.“ Aber Eisschnelllauf-Gemeinschaft sowie Bob- und Schlittensport- die Konkurrenz wird ehrgeiziger. Wer da wohl mit wem Schlitten verband die erfolgreichsten Spiele aller Zeiten, haben „unsere“ fährt? Athleten in jedem Jahr des Olympiazyklus noch eine Schnee- schippe Leistung draufgelegt. Die Bilanz des vergangenen FRAUENPOWER MIT ZIGARRE Winters liest sich auch ohne Alpin-Ski schon recht beein- druckend: 16 WM-Titel, sieben Weltcup-Gesamtsiege. So kann Bob und Rodel gut: Auch die Resultate der Zigarren- die kalte Jahreszeit erwärmen. Salt Lake City – wir freuen uns Lenker erfreuten. Christoph Langen, 39 Jahre alt und mit auf einen goldenen Februar 2002. 48 Tage nach der Gala 15 mal Gold dekoriert, tüftelte an neuen Techniken und war Sportler des Jahres bittet Utah zum Schneefestival. Alle Hoch- wieder, ob mit zwei oder vier Mann Besatzung im Boot, bei rechnungen und Prognosen klingen optimistisch. Come on, der WM un-schlagbar. Beim Zusammenzählen der Weltcup- Germans! RÖSCH „Zum Gewinnen verdammt“? Für Weltmeisterin Sylke Otto Fährt in einer anderen Liga respektive Spur. Christoph Lan- kein Problem gen und der Vierer-Master 16 von Rainer Holzschuh 17 DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT: BAYERN MÜNCHEN SAMMELT SEINE TITEL ÜBERALL

Geliebt und gehasst: Der FC Bayern München polari- schon widerfahren wäre, aber für die Seele der Fußball-Nation siert in der Heimat wie kein anderer Verein und kaum weniger schmerzhaft. Die Wellen-Bewegungen der DFB- erfährt Respekt und Achtung im Ausland. Derzeit ret- Auswahl in der soeben beendeten WM-Qualifikation verdeutli- tet er außerdem das Image des deutschen Fußballs. chen ein Auf und Ab, wie Fans und Kritiker es kaum gewohnt sind. Auch in den Wettbewerben des Europa-Cups hat der deut- Eigentlich sind wir deutschen Fußball-Fans über Jahr- sche Fußball viel an Renommee eingebüßt. Der Verlust des zehnte hinweg mächtig verwöhnt worden. Von unserer National- vierten Stamm-Platzes im Champions-League-Geschehen lässt mannschaft, die sich nach den Brasilianern als die erfolgreich- ebenso wie die Enttäuschungen bei der WM 98 und der unsäg- ste aller Zeiten etabliert hat. Oder von einer ganzen Reihe lichen EURO 2000 im Ausland unverhohlen und bisweilen laut- unserer Vereine, die allen Verrücktheiten geldprotzender Präsi- stark Schadenfreude darüber aufkommen, dass unsere ball- denten aus südlichen Gefilden zum Trotz auch mit relativer sportlichen Tugenden längst zur Geschichte geworden sind, „Bescheidenheit“ internationale Meriten errangen. an die man sich lediglich schmunzelnd erinnert. Einige deftige Ausrutscher haben zuletzt jedoch den Ein einziger Name hat zuletzt Deutschlands Ruf in aller FORD Glanz des deutschen Fußballs angekratzt – nicht bedrückender Welt vor echter Häme bewahrt – dieser Name bürgt für die Qua- als es Italienern, Spaniern oder Engländern in der Vergangenheit lität, die wir uns wünschen und die die Konkurrenz heute ebenso

Nationalmannschaft zwischen Hölle… …und Himmel 18 19

fürchtet wie einst in besten Tagen: FC Bayern München. Hierzu- Und geniale „Zauberer“ wie Zidane, Figo oder Beckham stehen lande geliebt oder gehasst, außerhalb geachtet und geehrt, anderswo unter Vertrag. Doch die Effenberg, Scholl, Elber, Jere- ADIDAS gehen die Bayern unbeirrt ihren Weg. Sie grasen die Wettbewer- mies, Jancker, Lizarazu, ganz zu schweigen von Oliver Kahn, be nur so ab, die sich ihnen bieten, und geht es in dem einen brauchen sich vor niemandem in der Welt zu verstecken. Ihre schief, macht man im anderen fette Beute. Eine bittere Nieder- fußballerische Klasse, vor allem aber ihre taktische, mentale lage, wie jene sagenumwobene im Finale von Barcelona gegen und kämpferische Stärke befähigt sie in und mit der Mannschaft Manchester United, spornt die Bayern nur zu noch größerem zu immer neuen Höhenflügen. Eifer an. Rückschläge einstecken bedeutet Auswege finden, Verantwortlich und damit entscheidend für den kontinu- und diese vielgelobte „mentale Stärke“, dieses Wachsen mit ierlichen Gipfelsturm ist das Trainergespann mit Ottmar Hitzfeld der Aufgabe, dieses „niemals an Aufgeben denken“ hat den FC als Chefcoach. Hitzfeld hat seit seiner Verpflichtung im Jahre Bayern zu einem beinahe mythischen Markenartikel gemacht. 1998 eine klare Marschrichtung vorgegeben, an die sich sogar Drei Titel hat der FC Bayern in dieser Saison geholt und die selbstbewusstesten Stars klaglos halten. Vom „FC Holly- beide erst auf den letzten Millimetern der Zielgerade gesichert: wood“ früherer Zeiten ist lediglich der strahlende Glanz einer Deutscher Meister wurde die Mannschaft durch den finalen zentralen Stätte internationaler Professionalität geblieben, ohne Freistoß des Abwehrchefs Patrick Andersson in der letzten Akti- die lästigen Nebengeräusche überhand nehmender Starallüren. on der gesamten Saison. Die langersehnte Champions-League Mit dem Führungs-Gremium unter Franz Beckenbauer und sei- gewann der FC Bayern durch den letzten, von Oliver Kahn gehal- nen Mitstreitern Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß verfügt tenen Schuss im dramatischen Elfmeterschießen gegen den der FC Bayern über ein Maß an Fachkompetenz wie kein anderer FC Valencia. Und selbst den gerade erst gewonnenen Weltpokal Klub auf dieser Welt. Dieses Trio gibt eine professionelle Strate- holten die Bayern erst in der Verlängerung. gie vor, die die Mannschaft auf dem Spielfeld umsetzt. Niemals an eine Niederlage denken und immer an den TEAMGEIST STATT ZIDANE Sieg glauben: Das sind die wirklichen Stärken des FC Bayern, der mit dieser Mentalität allen anderen Klubs vorlebt, was im Der FC Bayern zelebriert nicht unbedingt den attraktiv- Sport wirklich zählt und was mit entsprechender Einstellung sten, das Spielgeschehen dominierenden Fußball schlechthin. alles erreichbar ist. 20 von Jana Wiske 21 VOM CHANCENTOD ZUR STRIPPENDEN MISS GOLDEN GOAL: CLAUDIA SCHIESST DIE FUSSBALLFRAUEN ZUM EM-SIEG

„Oh, wie ist das schön“, schallt es durch das mit Wunder, dass Müller danach kurzzeitig die Hüllen fallen ließ und 18.000 Zuschauern ausverkaufte Ulmer Donaustadi- ihr Trikot über den Kopf zog. Dabei gab es keinen Grund sich zu on. 7. Juli, kurz nach fünf Uhr nachmittags: Die deut- verstecken, denn das große Ziel, es war erreicht. schen Fußballfrauen liegen sich siegestrunken in den Armen und feiern ihren fünften Europameister- DIE MISCHUNG MACHT’S titel, den dritten in Folge, den zweiten nach 1995 vor heimischem Publikum. Dieses Ziel hatte Trainerin Tina Theune-Meyer (48) bereits vor dem Turnier ganz klar festgelegt: „Wir wollen den Maßgeblichen Anteil am Endspieltriumph gegen die Titel.“ Entsprechend selbstbewusst traten ihre Spielerinnen Schwedinnen hatte Stürmerin Claudia Müller mit ihrem „Golden auf dem grünen Rasen auf. Als Säulen der Elf erwiesen sich Goal“ in der 8. Minute der Verlängerung. Vorher noch als „Chan- vor allem die Legionärinnen aus der amerikanischen Fußball- centod“ verspottet, weil sie in so schöner Regelmäßigkeit selbst Profiliga: Doris Fitschen (33, Philadelphia Charge), Maren Mei- hundertprozentige Tormöglichkeiten auslässt (im Finale übrigens nert (28) und Bettina Wiegmann (30, beide Boston Breakers). wieder zwei), lochte die 26-Jährige nun den Siegtreffer ein. Kein Gepaart mit dem Spielwitz erfahrener Bundesligagrößen wie Birgit Prinz (24), Renate Lingor (26) oder Steffi Jones (31) und KICKER Girlgroup oder Ulmer Goldspatzen. Und feiern können die einem gehörigen Schuss jugendlicher Unbekümmertheit etwa Fußballerinnen auch von Petra Wimbersky (19), ergab dies eine geschlossene mann- schaftliche Einheit. So nahm denn auch der EM-Triumphzug im Eröffnungs- spiel am 23. Juni in Erfurt (3:1, ebenfalls gegen Schweden) seinen Lauf. Souveräne Siege gegen Russland (5:0) und Eng- land (3:0) und damit der Gruppengewinn folgten. Im Halbfinale wartete Angstgegner und Olympiasieger Norwegen. Aber auch diese Hürde nahmen die deutschen Mädels und gewannen mit 1:0. NUR ZWEI WERMUTSTROPFEN

Und schon wären wir wieder am Anfang unserer Geschichte. Der Finalsieg gegen die flotten Schwedinnen, die sich im Halbfinale gegen Dänemark durchgesetzt hatten, war nicht nur ein großer Erfolg, sondern auch ein schöner Karriere- Ausklang für Rekordnationalspielerin Doris Fitschen (144 Spiele) und „Energiebündel“ Maren Meinert, die beide nach dem Titel- gewinn ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gaben. Das waren dann aber auch die einzigen Wermutstropfen im Freudenbecher. 22 von Peter Putzing 23 DER SYMBADISCHE SPORTCLUB: EINST VERWEIGERTE TRAINER FINKE DEN GEHORSAM UND STIEG AUF

Die Entwicklung war sensationell: vom kleinen Breis- schen gilt der SC als einer der wenigen finanziell gesunden gauer Amateurclub in die Höhen des europäischen Bundesligisten. Selbst Berufspessimist Stocker schaut hoff- Fußballs. Jetzt landete der SC Freiburg auf der Vor- nungsfroh nach vorn: „Wir stehen auf soliden Füßen und haben schlagsliste für die Wahl zur Mannschaft des Jahres. ein junges, entwicklungsfähiges Team.“

Den Erfolg des etwas anderen, des „sym-badischen“ FINKES SCHWARZWALDKLINIK Vereins, machten zwei Männer möglich: Präsident Achim Stocker, seit fast 30 Jahren im Amt, und Fußball-Lehrer Volker Finke, 53 Jahre alt und im elften Jahr im Breisgau, hat Finke. Als Finke Chefcoach wurde, gab Stocker ihm freie Hand. ein glückliches Händchen auch bei Problemspielern, die in die Überliefert ist nur eine Einschränkung: „Sie können hier alles „Schwarzwaldklinik“ geholt wurden: Von Spanring über But bis machen – aber steigen Sie ja nicht auf!“ Tanko – er brachte sie zu neuerlicher Blüte. Und immer wieder Der Trainer gehorchte nicht, obwohl Stocker aufgrund formte er Rohdiamanten zu Edelsteinen. Wie Rodolfo Cardoso, schlimmer Erfahrungen im Finanzbereich Angst hatte. So saß den Finke in Liga zwei entdeckte und zum Nationalspieler Argen- der SC-Boss früher schon mal Nächte über bei Sponsoren, damit tiniens machte. Oder Jörg Heinrich, der nach dem Feinschliff im NATURENERGIE tags darauf die Profigehälter bezahlt werden konnten. Inzwi- Breisgau nach Dortmund und Florenz ging. Jüngstes Beispiel: Jung-Nationalspieler Sebastian Kehl, der hier zum Objekt der So läuft das im Breisgau: Ball flach halten – und jubeln Begierde reifte. Zu Beginn der 90er Jahre stand kaum ein Natio- nalspieler im Kader – inzwischen gehören Kehl, Coulibaly, Sellimi und Diarra zu den Auswahlteams ihrer Heimatländer. Die Freiburger stürmten als Überraschungsteam der vergangenen Saison mit niedrigem Etat und umso schönerem Fußball in den Uefa-Cup. „Geld bedeutet nicht automatisch Erfolg“, schmunzelt Finke. Doch die Devise lautet auch außer- halb des Spielfelds: Ball flach halten. Manager Andreas Rettig: „Es war ein tolles Jahr. Euphorie ist aber fehl am Platze.“ FRÜH ÜBT SICH . . .

Rettig und Finke gelten als geradezu kongeniale Partner, Präsident Stocker spricht von „meinen siamesischen Zwillin- gen.“ Die SC-Zukunft planen sie akribisch. So wurden beim Aufbau der Freiburger Fußballschule nicht nur 22,3 Millionen Mark investiert: Weil das Dreisamstadion fast einen Meter Ge- fälle hat und nahezu quadratisch ist, wurde für die Fußballschule ein entsprechendes Spielfeld angelegt – damit sich die Jung- stars an den künftigen Arbeitsplatz gewöhnen. Früh übt sich, wer bei Finke flügge werden will… 24 von Christoph Fischer 25 WIEDER AUFGETAUCHT: DEUTSCHLANDS SCHWIMMER MELDEN SICH MIT EINER MEDAILLENFLUT IN DER WELTSPITZE ZURÜCK

Der deutsche Schwimmsport kehrte bei den Welt- zur Erfolgsgeschichte. Hannah Stockbauer selbst („Ich bin froh, meisterschaften in Fukuoka als Europas Nummer dass es vorbei ist, mir tut alles weh“), Sandra Völker („Es hat eins aus dem Olympia-Dunkel von Sydney ins Licht alles gepasst, ich wollte noch eine Medaille“) mit zweiter Bron- des Erfolges zurück. Angeführt von „Königin“ Han- zemedaille über 50 m Freistil und die Lagenstaffel der Frauen nah Stockbauer holte der Deutsche Schwimm-Ver- mit Europarekord (4:03,06) sorgten für ein deutsches Super- band (DSV) in Japan insgesamt 19 Medaillen und Finale und am Ende hatten die DSV-Schwimmer dreimal Gold, feierte sein bestes WM-Ergebnis seit der Wieder- sechsmal Silber und sechsmal Bronze auf ihrem Konto. vereinigung. Das bescherte ihnen Rang drei der Nationenwertung. Dort lösten die Australier mit 19 Medaillen (13/3/3) die USA Die Titelkämpfe, die nach Problemen mit der Zeitnahme (9/9/8) als Schwimm-Nation Nummer eins ab und sorgten für Anzeige Speedo und Manipulationsvorwürfen gegen überforderte Fina-Funktionä- Superlative: Ian Thorpe avancierte mit sechs Goldmedaillen zum re zwischenzeitlich zur Farce zu geraten drohten, wurden nach erfolgreichsten WM-Starter aller Zeiten – niemals zuvor war ein zweimal Gold sowie Bronze zum Abschluss über 400 m Freistil Athlet der Konkurrenz derart enteilt wie der 18 Jahre alte Austra- nicht nur für die 19 Jahre alte Abiturientin Hannah Stockbauer lier, der in Fukuoka vier Weltrekorde aufstellte. Auch der Weltre- kord von Grant Hackett über 1.500 m Freistil (14:34,56) als Im Schwimmbassin hat Hannah Stockbauer ihr „Abitur“ WM-Topereignis ging auf das Konto eines Australiers. Insgesamt schon abgelegt. acht Welt- und 13 Europarekorde sowie zwei deutsche Bestmar- ken zählten die Statistiker. SPORT A HANNAH STOCKBAUERS KRÖNUNG

„Wir sind als Europas Nummer eins zurück in der Welt- spitze“, bilanzierte DSV-Sportdirektor und Cheftrainer Ralf Beck- mann, der die Mannschaft nach dem Debakel bei Olympia 2000 wieder auf Erfolgskurs brachte. „Unsere Bilanz kann sich sehen lassen, wir haben bewiesen, dass wir international wieder kon- kurrenzfähig sind“, bestätigte die neue Präsidentin Christa Thiel: „Wir haben ein positives Bild Deutschlands in Japan abgege- ben.“ Hannah Stockbauer krönte sich sieben Jahre nach dem letzten deutschen Einzel-Gold durch Franziska van Almsick zur neuen deutschen Schwimm-Königin. In 16:01,02 Minuten pul- verisierte die Doppel-Weltmeisterin den fast zwei Jahrzehnte alten Europarekord von Astrid Strauß (16:13,55). Beckmann: „Hannah war absolut beeindruckend, sie hat sich erstmals überzeugend in der Weltelite behauptet.“ Auch Sandra Völker aus Hamburg, die über 50 m Rücken auf Gold programmiert 26 27

Goldiges Quartett: WM-Sieg für die 4x100 m-Freistil-Staffel punkt ist man endlich bereit, eingefahrene Bahnen zu verlassen SPEEDO und etwas Neues zu versuchen.“ Beckmann nannte die Titel- kämpfe von Japan „das schönste Erlebnis, das ich als Schwim- mer und Trainer in 32 Jahren mit der Nationalmannschaft gehabt habe. Diese Truppe hat jedes Vertrauen gerechtfertigt“. DIE STAFFELN UND DIE ZEIT

Das galt vor allem für die Staffeln, die trotz der enttäu- schenden WM-Qualifikation von Braunschweig nominiert wurden. Sie profitierten aber auch von einer viel kritisierten Zeitnahme. Die 4x100 m Freistilstaffel der Männer mit Senior Sven Lodzie- Water Woman Peggy Büchse: Gold im Marathon wski aus Berlin gewann Bronze nach der US-Disqualifikation, die Frauen über 4x200 m Freistil mit Weltmeisterin Stockbauer („Ich war und an allen Medaillen vorbeischwamm, kämpfte sich am war darauf gar nicht vorbereitet“) Silber nach der Disqualifikation Ende zurück und holte jeweils Bronze über 50 und 100 m Frei- Australiens und der USA im „Skandalrennen“ der WM. Auch stil, Katrin Meißner aus Berlin sogar Silber. Beide schwammen über 4x100 m Lagen der Männer erwischte es die USA, in der 4x100-m-Freistil-Staffel, die das dritte Gold in Europa- Deutschland holte hinter den unschlagbaren Australiern Silber. rekordzeit (3:39,58) nach Deutschland holte. Ergänzt durch den Im übrigen trugen die Deutschen auch hinter den Kulis- Langstreckentitel von Peggy Büchse, die in Australien sogar den sen zum glücklichen Abschluss der WM bei: Nach den Vorläufen Olympia-Haien davongeschwommen war. über 4x200 m Freistil der Männer hatte der DSV Protest einge- „Wir sind nach Fukuoka gefahren, um Titel und Medaillen legt und damit den Skandal von Fukuoka ins Rollen gebracht, zu gewinnen“, sagt Ralf Beckmann. „Heraus kam eine der weil Kampfrichter den Videobeweis willkürlich interpretierten, ihn schönsten Überraschungen, die ich im deutschen Schwimm- mal heranzogen und dann wieder nicht. Nur weil der DSV später sport jemals erlebt habe.“ Bundestrainer Manfred Thiesmann den Protest wieder zurückzog, blieb der Weltverband Fina davor drastisch: „Wir waren nach Sydney am Nullpunkt. Und am Null- bewahrt, das Gesicht zu verlieren. 28 von Peter Skubowius 29 BANKKAUFFRAU MIT GOLDENER RENDITE: KATHRIN BORON GERÄT BEI DER FRAGE NACH DER ZUKUNFT INS RUDERN

Bei der Wahl der Sportler des Jahres einmal ganz Sport wollte sie dennoch treiben und kam so zum Rudern. oben landen? Kathrin Boron lächelt. „Schlecht wäre Schmunzelnd erinnert sie sich an die Erkenntnis, dass Wasser es ja nicht, aber als Ruderin? Nee, glaube ich nicht.“ tatsächlich keine Balken hat: So langsam sie in die wacklige Dabei ist die 32-Jährige Potsdamerin die erfolgreich- Angelegenheit hinein kletterte, so schnell war sie auf der ande- ste Ruderin der Welt: dreimal Olympiasiegerin und ren Seite auch wieder draußen. Entmutigen ließ sie sich davon achtmal Weltmeisterin – eine einmalige Karriere. nicht. Und bei der WM 1997 gelang ihr gar das Kunststück, Mit 16 durfte Kathrin zum ersten Mal das Gefühl eines Champion im Doppelvierer und im Doppelzweier zu großen Sieges auskosten: Bei der Junioren-WM saß sie für werden. Dynamo Potsdam im „goldenen“ Doppelvierer. Bei der WM 1987 folgte der Junioren-Titel mit dem Einer, zwei Jahre später Dabei hatte es Kathrin Boron zunächst die Leichtathletik begann die Karriere der Kathrin Boron bei den Senioren. Wobei angetan: So hoch es geht, wollte sie springen. Doch das sie schnell herausfand: „Der Doppelzweier ist genau mein schlaksige Mädchen fiel bei der Aufnahmeprüfung zur Kinder- Ding.“ In dem saß sie denn auch bei sieben ihrer elf Goldfahr- und Jugendsportschule aus gesundheitlichen Gründen durch. ten. COCACOLA Kathrin Boron (rechts) mit Skullerkollegin Kerstin Kowalski: MIT RUDERN UM DIE WELT Abo auf Rudergold Mit einem Geheimrezept kann die 32-Jährige nicht die- nen. An den drei Glücksbringer-Kuscheltieren alleine kann es nicht liegen. Kathrin Boron betrachtet neben dem Talent vor allem Ausdauer als Grundvoraussetzungen für den Erfolg. Zumal Ruderer mitunter mutterseelenallein Kilometer für Kilometer schrubben, bei Wind und Wetter, denn Weltmeister und Olympia- sieger werden im Winter gemacht. „Ich bin während meiner Laufbahn schon mehrmals um die Erde gerudert. Wer sich nicht tagtäglich überwinden kann, hat schon verloren“, urteilt die Bankkauffrau über die Rendite ihrer Sportart. Trotzdem versucht Kathrin Boron, neben dem Sport ein ganz normales Leben zu führen. Sie trifft sich gern mit Freun- den, geht öfters Essen, fährt Inliner, kennt fast alle Bücher von John Grisham und Ken Folett und hat sich einen Tandem-Fall- schirmsprung in den Kopf gesetzt. Nur einmal kommt die eben- so fröhliche wie schlagfertige Potsdamerin ins Grübeln: Über die sportliche Zukunft will sie erst Ende des Jahres entscheiden. Einerseits sind Verschleißerscheinungen nicht zu übersehen, doch auf der anderen Seite finden 2002 ja wieder Weltmeister- schaften statt… 30 von Jürgen Löhle 31 NUR DEN ZAHNARZT SCHAFFT SIE NICHT: ULTRA-FRAU ASTRID BENÖHR IST SCHNELLER ALS ALLE MÄNNER DES PLANETEN

Astrid Benöhr lächelt und sagt erst einmal nichts. „Für mich bedeutet Triathlon Freiheit vom Alltag“, sagt Wieder diese blöden Fragen, wieder einer, der wis- sie. Bei ihren kleinen Fluchten blieb sie seit neun Jahren unge- sen will, ob sie noch alle Sinne beisammen hat, schlagen, hat die meisten Dreifach-Triathlons auf der Welt been- wenn sie sich durch einen Triathlon quält. Nein, det und ist, natürlich, auch die aktuelle Weltmeisterin in dieser nicht der ganz normale Ironman mit 3,8 Kilometer Disziplin. Das ganze ohne sportmedizinische Beratung. Astrid Schwimmen, 180 Kilometer Rad und zum Dessert Benöhr hat noch nicht einmal einen Pulsmesser, vertraut nur noch einen Marathon. Die 43-Jährige multipliziert ihrem Gefühl, Gelatine und Vitaminpräparaten. die Last – zweimal, dreimal und, wenn es sein muss, Und nun, 2002? Astrid Benöhr weiß es noch nicht genau. auch zehnmal. Planung ist auch nicht ihr Ding. Ein großer Hausputz in Bergisch Gladbach stünde mal an, scherzt sie. Davor geht sie aber doch lieber trainieren. Ein paar Stunden. Oder ein paar Tage. „Ich will meinen Spaß haben“, sagt sie. Schöner Spaß. Aber die Frau, die das sagt, wirkt nicht wie ein Mensch, der Astrid Benöhr: Zum Spaß einen Zehnfach-Ultra… irgendeiner Obsession bis zum Kollaps hinterherhechelt. Astrid Benöhr ist 1,66 Meter groß, 50 Kilo schwer und hat drei fast erwachsene Kinder. Mit Verlaub eine ganz normale Athletin also, SÜDTIROL 1 mit rotblonden Locken. Nur dass ihr Spaß da anfängt, wo für 99,99 Prozent der anderen der Wahnsinn schon lange begonnen hat. Ultra-Triathlon oder: Schinden bis zum Ende und dann noch mal ein paar Tage. „Wenn es weh tut, bin ich Weltmeister im Ignorieren. Ich war auch schon seit Jahren nicht mehr beim Zahnarzt.“ EINE WOCHE FÜR DEN WELTREKORD

Wann auch – Frau Benöhr ist beschäftigt. Zum Beispiel beim Zehnfach-Ultra in Luckau. Sie war alleine am Start, der Gegner die Uhr. Durchhalten auf einem alten Flugplatz, Runde um Runde auf dem Rad (1800 Kilometer), Runde um Runde zu Fuß (422 Kilometer). Vorneweg ist sie noch 38 Kilometer im Freibad geschwommen. Das entspricht 760 Bahnen und dauer- te knapp 15 Stunden. Astrid Benöhr schindet sich bei Regen, Wind und Kälte, aber sie hält durch. Nach gut 187 Stunden (das ist knapp mehr als eine Woche) ist sie im Ziel – mit exakt acht- einhalb Stunden Schlaf. Natürlich Weltrekord, und zwar ein abso- luter: Der beste Mann auf diesem Planeten ist gut fünf Stunden langsamer. 32 von Ursula Kaiser 33 VON WEGEN DEADMONTON: HOCH GEPOKERT, HOCH GEWONNEN, MARTIN BUSS SCHWINGT SICH ZUM ÜBERFLIEGER AUF

Es war schon ein wenig derb, was sich ein britischer Die Gastgeber waren freundlich, liebenswürdig und hilfsbereit. Journalist während der Leichtathletik-Weltmeister- Davon einmal abgesehen: Dafür, dass Kanada als Leichtath- schaft in Edmonton leistete: Er verunglimpfte Kana- letik-Entwicklungsland gilt, haben sich die Einheimischen das fünftgrößte Stadt doch tatsächlich als „Dead- wacker geschlagen. Auch wenn sich die Fachkenntnis in monton“. Grenzen hielt, so hatten die Anwesenden doch zumindest ihren Spaß. Und es gab wieder einmal erwartete und unerwartete Zugegeben, im Zentrum der 900.000-Einwohner-Stadt Sieger, traurige Verlierer, bittere Tränen und überschäumende tobte selbst tagsüber nicht gerade das Leben und das 60.000 Freude. Favoritensiege und -stürze, neue Gesichter, alte Kämp- Zuschauer fassende Commonwealth Stadion, Heimat der Foot- fer, spannende Läufe, heiße Sprints, weite Sprünge und kraftvol- ballmannschaft der Edmonton Eskimos, hätte sicher einige Fans le Würfe. Marion Jones wurde über 100 m von Shanna Pintuse- mehr vertragen können. Insgesamt kamen jedoch immerhin witsch in 10,82 sek gegenüber 10,85 Sekunden entthront, 400.886 Zuschauer an zehn Tagen – kein Grund zu spotten. Die Wunderläufer Haile Gebrselassie musste über 10.000 m eine Menschen vor Ort bemühten sich nach Kräften und konnten nun Niederlage hinnehmen und Tomas Dvorak stellte mit seinem auch nichts dafür, dass sich nicht mehr Besucher sehen ließen. Sieg die Rangordnung im Zehnkampf wieder her. ASICS So schön kann nur ein Mann sein: Lars Riedel Martin Buß’ Kommando: Latte, bleib oben! 34 35

SCHWERSTER SIEG DES SCHWEREN JUNGEN gewohnt, dass er mit einem Sieg nach Hause kam – Lars Riedel zeigte sich auch in Kanada als „Herr des Ringes“ und verwies Dass selbst Experten überrascht werden können, bewies seinen größten Konkurrenten, Virgilijus Alekna aus Litauen, auf Martin Buß im Hochsprung. Manche Dinge sind eben nicht plan- den zweiten Platz. Der machte es dem Mann aus Chemnitz bar. Buß schwang sich in Edmonton zum Überflieger auf. Bis zu allerdings nicht leicht. Erst im vierten Versuch zog Riedel vorbei den Deutschen Meisterschaften klappte bei dem 25-jährigen und blieb vorne. Damit holte sich der 34-Jährige seinen fünften Berliner, der im Trikot der LG Bayer Leverkusen startet, über- WM-Titel. „Es war der schwerste WM-Sieg von allen", stöhnte haupt nichts. Knapp fünf Wochen später war er Weltmeister. Lars Riedel noch Stunden danach. Für eine riesige Dass er mit 2,36 Metern auch noch Weltjahresbestleistung Überraschung sorgte dazu Michael Möllenbeck: Der Mann aus sprang – die allerdings wenig später auf 2,37 m verbessert Wattenscheid holte sich Bronze. Den Grundstein dafür legte er wurde – war das Tüpfelchen auf dem i. Dabei riskierte er „Kopf im ersten Versuch, als er mit 67,61 m die Gegner schockte. Es und Kragen" und avancierte zum Pokerkönig, als er sich nach war die erste internationale Medaille für Möllenbeck und dabei dem ersten ungültigen Versuch über 2,33 m die restlichen zitterte er sich gerade noch so ins Finale. Sprünge für 2,36 m aufsparte und drüberflopte. 17 Jahre nach Dietmar Mögenburg gewann damit wieder ein Deutscher INGO UND DAS „KILLERDING“ Gold bei einer internationalen Meisterschaft im Hochsprung. Vom zweiten „Goldjungen“ war man ja schon fast Eine echte Sensation schaffte auch Ingo Schultz aus Hamburg mit seiner Silbermedaille. Der 2,01 m große Schlaks Perfekter Wechsel – Endspurt – Silber für die 4x100 m-Staffel beeindruckte erst durch seine geniale Stadionrunde (44,87 sek/ 44,66 sek im Zwischenlauf) und dann durch seine lockeren, BAYER trockenen Sprüche. „Das war ein Killerding", so sein Kommen- tar. In der Tat – die Gegner konnten nur noch staunen. Eine wahre Freude bereiteten außerdem die flotten deutschen Staf- fel-Girls. Sowohl die 4x100-m-Staffel (, Gabi Rockmeier, , Marion Wagner) als auch das 4x400-m-Quartett (Florence Ekpo-Umoh, Shanta Ghosh, Claudia Marx, ) holten Silber. Damit machte zumindest Grit Breuer ihre Enttäuschung im Einzelrennen (4.) wieder wett. Die 100-m-Sprinterinnen riskierten dabei wirklich alles, reizten die Wechsel aus bis zum Äußersten – und gewannen sowohl die Silbermedaille als auch Symphatien. Schließlich rettete Nadine Kleinert-Schmitt wenigstens noch die Ehre der Werferinnen als Zweite mit 19,86 m im Kugel- stoßen. Dennoch fiel die deutsche Bilanz nicht eben berauschend aus: zwei Mal Gold, vier Mal Silber und ein Mal Bronze – ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen, auch wenn im Vorfeld abzusehen war, dass es für die deutschen Athleten kein Zuckerschlecken geben würde. Andererseits: Im Vergleich zur letzten WM in Sevilla ist das Abschneiden in Kana- da zwar ein schlechtes Ergebnis, in Relation zu den Olympischen Spielen von Sydney jedoch es ein gutes Resultat. Es kommt eben auf die Betrachtungsweise an. Und so gesehen war Edmonton nun wirklich kein „Deadmonton“. 36 von Wolfgang Fischer 37

Während sich Beerbaum um die eigene Zukunft kaum EASY RIDER – LUDGER BEERBAUM UND ULLA SALZGEBER Sorgen machen muss, denkt er schon eher an den Nachwuchs. Die eigenen Erfolge und die der Kollegen im A-Kader würden BEWAHREN DIE RUHE UND MACHEN EINE GUTE FIGUR natürlich motivierend auf die Jugendlichen wirken, wie der un- verändert gute Zulauf in Vereinen und Reitställen zeige. Der Verband selbst habe sein Engagement für junge Reiter und Für ihn wäre es „ein Traum“ und das „Größte", für Sohn Alexander schuld, der ist Basketball-Fan“. Aus seiner Bran- Amazonen in den letzten Jahren verstärkt – „wenn ich denke, sie „der Wahnsinn“ – die erfolgreichsten deutschen che aber sei schon immer John Whitaker ein Vorbild gewesen. In wie viele Reitplätze und hervorragende Trainer es jetzt in Waren- Reitsportler des Jahres, Ludger Beerbaum und Ulla früheren Jahren wegen dessen Eleganz, heute, weil er über so dorf gibt, im Vergleich zu meiner Jugend!“ Dennoch, nachdenken Salzgeber, haben ein gemeinsames Ziel: Sie wären lange Zeit zu den Weltbesten gehört. sollte man darüber, ob bei der Verteilung der Riesenumsätze im zu gerne einmal Sportler und Sportlerin des Jahres. Zielstrebig, aber mit Bedacht entwickelte sich auch das Reitsport nicht etwas mehr in den Nachwuchsbereich fließen Olympisches Gold, Welt- und Europameistertitel sind „mittelständische Unternehmen Beerbaum“. 1988 in Seoul könnte. in ihren Biografien aufgereiht, die Auszeichnung leuchtete sein Name zum ersten Mal ganz oben. Er gewann Gold durch die Sportjournalisten fehlt noch. mit der deutschen Equipe. Vier Jahre später in Barcelona gehör- MEHR GELD FÜR DEN NACHWUCHS ten ihm und seiner Stute Classic Touch der Gipfel des Olymp allein. Die Reiterwelt bewunderte erstmals seine kühle Berech- Noch mehr von aktiver Jugendarbeit an der Basis kann Ludger Beerbaum, wieder einmal der erfolgreichste nung, mit der er als letzter Starter im Stechen mit „kontrollierter Ulla Salzgeber sprechen. Nach ihrem Standortwechsel von Springreiter der Welt in einer Saison (18 Mal Sieger in Großen Offensive“ fehlerfrei und im Zeitlimit blieb. Und nochmals vier Essen nach Bad Wörishofen im Allgäu und vor ihrem Aufstieg in Preisen bis Anfang Dezember) und über die neu geschaffene Jahre Zeit ließ er sich, bis seine Reitsportfirma stand. Fünf bis die Königsklasse des Dressursports trainierte sie den bayeri- Tour auch als „Rider of the Year“ gekrönt, weiß woran es liegt: sechs Mitarbeiter und 35 Pferde gehören heute dazu. schen Nachwuchs. Das wäre auch wieder ihre Berufung, wenn Zuerst kommt im Fernsehen Fußball, dann die Formel 1 und der sie von der großen Bühne abtreten müsste. Aber die 43-Jährige Radsport. So sah er seinen zweiten Platz hinter Erik Zabel bei genießt jetzt erst einmal ihre Erfolge. „Salzgeber und Rusty einer Publikumswahl des Westdeutschen Rundfunks schon als Spezialist für große Sprünge: Ludger Beerbaum reiten konkurrenzlos in einer eigenen Liga“ stand über einem einen Riesenerfolg. „Die Reihenfolge ist okay. Ich glaube, Zabel Bericht nach ihrer Einzel-Europameisterschaft Ende August in Goldenes Lachen dank „Lottogewinn“ Rusty: Ulla Salzgeber muss sich seine Erfolge wirklich viel härter erarbeiten", zollt er Verden/Aller. Zwei Tage vorher hatte sie mit Nadine Capellmann, dem Radprofi Anerkennung. Aber die Reiter wollen weiter an Heike Kemmer und Isabell Werth bereits den EM-Mannschaftsti- lautem Knall zerplatzte. „So einen wie Rusty zu finden, ist fast ihrer Popularität arbeiten, verspricht der 38-Jährige aus Riesen- tel gewonnen. Gerne erzählt sie von ihrem traumhaften Aufstieg, wie ein Sechser im Lotto", beschreibt die Reiterin das Glück beck in Niedersachsen. Die „Rider-Tour“ bildet einen Mosaik- den kommenden Aufgaben und dem großen Ziel – Athen 2004. ihrer Karriere. Sie genießt Erfolge nicht überschwänglich, aber stein auf diesem Weg. Die Medien reagierten bereits. Mit der mit Stil. Sie plaudert gerne, auch mit viel Humor. Nur wenn Tour gab es außerhalb eines Olympia- und WM-Jahres ein Plus MEDAILLE OHNE MUSIK Rusty in der Nähe ist, wird ein Gespräch schwieriger. Er macht an TV-Sendeminuten. sich sofort bemerkbar, als wolle er mitreden. Ein außergewöhnli- Bis Frühjahr 1997 war Ulla Salzgeber nur im deutschen ches Pferd, im Dressur-Viereck wie im Stall, wo er der Herr zu DOPPELTES VORBILD WHITAKER B-Kader, rückte kurzfristig in die EM-Mannschaft auf und bestieg sein scheint. mit ihr das Siegespodest. Es folgten 1999 bei den Weltreiter- „Ganz von vorne würde ich nie mehr anfangen", sagt Geduld müsse man haben und Beerbaum ist deshalb spielen der Titel mit dem Team und Platz drei im Einzel. Sydney sie. Drei Pferde standen zuerst im Bad Wörishofener Stall der nur selten aus der Ruhe zu bringen. Bezeichnend war eine Sze- 2000 bescherte ihr nochmals Mannschafts-Gold und wieder Schwiegereltern. Heute ist es eine respektable Anlage und Ulla ne vor wenigen Wochen bei den „Stuttgart German Masters“. Einzel-Bronze. Salzgeber sorgte dabei für ein Novum: Selbst der Salzgeber gefragte Trainerin. Ihr Fleiß, die Vorliebe für Ordnung Gemütlich plauderte er noch knapp eine Stunde vor dem Start Ausfall der Musikanlage brachten sie und Rusty nicht vom und Disziplin waren Gründe für den Aufstieg. Von den Menschen mit Journalisten und beobachtete nebenbei im Fernsehen eine Medaillenkurs ab. ihrer Umgebung, einschließlich Ehemann Sebastian, fordert sie Übertragung aus dem Deutschen Bundestag. „Gerhard Schröder Dass beide wirklich nicht aus der Ruhe zu bringen sind, das gleiche. „Ich habe mir angewöhnt, Zirka-Zeitangaben zu und Joschka Fischer, aber auch Wolfgang Schäuble sind für mich bewiesen sie auch diesen Sommer beim Grand Prix in Aachen. machen", lacht er und sie ergänzt: „Wenn er 6 Uhr sagt, stelle interessante Leute", erzählte er zwischendrin den Zuhörern. Aus Nur einen Augenblick kam der 13-jährige Lettische Wallach aus ich mich ganz einfach auf halb sieben ein und so kommen wir dem großem Sport ist Michael Jordan sein Favorit: „Da ist mein dem Schritt, obwohl wenige Meter neben ihm ein Luftballon mit bestens miteinander aus“. 38 von Klaus J. Dobbratz 39 ERIQUE SABELLE – DER MANN, DER SICH SELBST AM LIEBSTEN GRÜN IST

Am Anfang war Gegrantel und dann landete er bei Sabelle. Den Ausnahmesprinter, den Pedaleur vom anderen der Siegerehrung wieder mittendrin: Erik Zabel fin- Stern. Mailand – San Remo zum vierten, die HEWCyclassics in det sich zum sechsten Mal als Punktbester der Tour Hamburg, zig Etappensiege bei Deutschland-Tour, Tour de Suis- de France auf dem Podest ein. se und Vuelta d’Espana. Und als Krönung die Tour de France.

Im Vorjahr runzelten langjährige Beobachter der Sportler- STOLPERSTEINE NUR IM KURSAAL wahl doch die Stirn: fast alles Radfahrer unter den Besten. Die Mannschaft des Jahres: der Olympia-Vierer von Sydney. Und vier Rückblende. Im Kursaal von Dünkirchen an der Nordsee, Pedaleure (Ullrich, Bartko, Zabel, Lehmann) unter den ersten wo sich die Protagonisten der Tour de France 2001 versammel- sechs bei der Einzelwertung. Roll over. Die bemerkenswerte ten, drohte Zabels Karriere ein Stolperer. Solo servierten die Tatsache Ende 2001: Die Bilanz fällt vermutlich nur unwesent- Telekom-Macher den 31-jährigen Berliner der internationalen lich schwächer aus. Roll on. Journaille, „weil sonst alle nur den Ullrich fragen“, so Team- Und auch die Namen kommen uns so bekannt vor. Aber sprecher Olaf Ludwig, der mit dickem Hals die ungleiche Kon- inzwischen kennt ja bald jeder französische Steppke Erique stellation – alle für Jan, keiner für Erik – kommentieren sollte. Anschließend sah er sich missmutig die Präsentation des Mit- 6TAGE RENN Rollt und rollt und rollt… Erik Zabel fehlt nur noch das favoriten für „Gelb“ an und grantelte in seinen Bart. Und man- Regenbogentrikot ches davon gilt als nicht unbedingt zitierfähig. Der Rest ist bekannt. Erik Zabel gewann nicht nur drei Etappen, sondern zum sechsten Mal auch das grüne Trikot des Punktbesten. An manchen Tagen praktisch ohne Team-Unterstüt- zung, denn die Energie der Telekom-Männer wurde für die Berge benötigt. Und erst beim allerletzten Spurt auf den Champs Ely- sees sicherte sich Zabel „vert“, sein Entrée für die große Sieger- ehrung zwischen Gesamtsieger (Armstrong) und Bergkönig (Sevilla) – und Erik wieder mittendrin. ZABELHAFT NOCH BIS AUFS T-SHIRT

Doch nicht nur, wenn’s ums Eingemachte geht. Bei der „Deutschen“ hatte er mit seinem Sohn Rik „Bullenreiten“ pro- biert („weil’s nichts kostete“), die zahlreichen Après-Tour-Ren- nen erlebten einen volkstümlichen, nahbaren, interviewfreudi- gen Superstar. Zum Beispiel bei der sechstägigen Top-Trophy, die Zabel (natürlich) auch, mit dem letzten Sprint, für sich ent- schied. Tausende Autogramme, kaum einen Kinderwunsch („Herr Zabel, bitte auf mein T-Shirt“), den er nicht erfüllte. Einfach zabelhaft. 40 41

Welche Steigerung gibt es eigentlich für den Sprinter, „outstanding“, erhielt wieder mehr Schlagzeilen und vor allem ohne dessen Erfolge der Telekom-Rennstall wohl lange nicht TV-Minuten. Die deutschen Rennställe der zweiten Liga (Gerol- mehr existierte? Gut, eine große Rundfahrt kann er ebenso- steiner, Nürnberger) holten leicht auf. Die Bahnfüchse um Jens wenig gewinnen wie Ullrich Massensprints. Aber da bliebe noch Lehmann, von der Goldschwemme des Vorjahres verwöhnt, die Straßen-Weltmeisterschaft. Auguren meinen, so könne das schrammten diesmal am WM-Gold vorbei. Der eingeleitete nächste große und wohl letzte Ziel des Superprofis lauten. Die Generationenwechsel – Robert Bartko und Daniel Becke aus Generalprobe beim diesjährigen Regenbogen-Rennen am Ende dem Weltrekordvierer unterschrieben Straßenverträge – braucht eines für den Weltranglisten-Ersten fast nicht endenden Jahres eben länger als eine Pedalumdrehung. fiel jedenfalls vielversprechend aus: WM-Fünfter in Lissabon. Es wird spannend, die weitere Velo-Ekstase 2002 zu verfolgen. Mit Marcel Wüst als Coast-Capo. Und auch die Gerol- GENERATIONENWECHSEL BEI DEN BAHNFÜCHSEN steiner „Perlen“ sprudeln im erlauchten Kreis der GS1-Teams. Oder gibt es tatsächlich eine Steigerung für „Zabelissimo“...? Natürlich, auch der Pedaleur des Jahres hätte die erneut Beim ersten Teamtreffen am Tegernsee jedenfalls schar- monströse Speichenbilanz nicht allein bewerkstelligen können. te der Berliner die Journaille um sich. „Ich habe eine innere Jan Ullrich, bei der Grande Boucle nur von Lance Armstrong Unruhe und bin jetzt 31…“, erläuterte Zabel sein Mammutpro- geschlagen und im Herbst als Zeitfahr-Champion einmal mehr gramm der letzten Monate und seine Planspiele für 2001.

Jan Ullrich: Zweiter in Frankreich, Bester der Welt Wenn der Berg ruft… Faszination Tour de France DEKRA RADSPORT 42 von Klaus J. Dobbratz 43

Gab es einmal einen Zeitpunkt, an dem Sie dennoch aufhören ANSCHLUSS UNTER DIESER NUMMER: ERFOLGE DES TEAM wollten?

TELEKOM SCHOBEN DEN DEUTSCHEN RADSPORT AN Ein solches Gerücht gab es mal, aber das war falsch. Doch war es damals auch eine Arie, immer am Henninger Turm zu debattieren, ob es weiter geht oder nicht. Da haben wir uns Die Räder rollen, und wie: Das Team Telekom hat Und wenn die Ära Zabel/Ullrich eines Tages endet? zu sehr in die Enge treiben lassen. Das hat uns aber gelehrt, auch in diesem Jahr wieder Triumphe gefeiert. Das alles auf mehrere Schultern zu verteilen. Es darf kein aus- erfolgreiche Engagement der Telekom gilt vielen als Man kann keine Jahrhundertsportler schnitzen. Aber wir schließliches Telekom-Engagement sein, wir benötigen Co-Spon- vorbildlich. Darüber und über die Zukunft des deut- dürfen nichts unversucht lassen, den Nachwuchs heranzu- soren. Durch das Hinzufügen zahlreicher Partner ist unser Netto- schen Radsports äußert sich Telekom-Kommunika- führen. Doch muss die Welle, die wir jetzt im Radsport erleben, Engagement nicht teurer geworden, obgleich der gesamte tionschef Jürgen Kindervater im Gespräch. auch von anderer Stelle weitergetragen werden. Ich habe neulich Radsport kostspieliger geworden ist. Es gibt ja immer zwei den Vertreter eines großen Unternehmens in Nürnberg auf die Gründe, die Unternehmen bewegen, ihr Sponsoring zu beenden: Konnte man zu Beginn des Telekom-Engagements auch nur Ausrichtung einer Weltmeisterschaft angesprochen und sponta- erstens Erfolglosigkeit, zweitens zu hohe Kosten. Und wenn annähernd absehen, welch enormen Schub dies für den gesam- ne Zustimmung erfahren, dieses Projekt finanziell umzusetzen. auch noch Erfolglosigkeit teuer erkauft wird, dann ist es ganz ten Radsport bedeuten würde? Das sind periphere Maßnahmen, die wir brauchen, um aus der aus. Wir aber sind in Deutschland zum erfolgreichsten Sport- Begeisterung heraus etwas umzusetzen. Aber man darf seitens sponsor aufgestiegen, obwohl wir nur einen Bruchteil von dem Nein, das zu behaupten wäre vermessen. Wir haben des Verbandes nicht nur den Erfolg herausziehen und dann die einsetzen, was die großen Sponsoren zahlen. damals quasi einen Versuchsballon gestartet und hatten das Hände in den Schoß legen. Das wäre die totale Parallele zum Team Telekom: „Die Leute stünden auch im Misserfolg Glück, in eine Zeit mit herausragenden Sportlern zu geraten. Tennis. VIELFALT FÖRDERN zu uns“ Das ist nur vergleichbar mit dem Tennis, aber dort hat man sich zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht. BAZILLUS FÜRS UNTERNEHMEN Wie sieht die von Ihnen angesprochene Nachwuchsförderung Jahre gezeigt, wie man sich steigern kann und irgendwann den aus – nachdem das Junior-Team aufgelöst wurde? Schritt in Richtung GS1-Bereich tut. Wann platzte beim Team Telekom eigentlich der Knoten? Statt des Junior-Teams fördern wir die fünf Ranglisten- Gretchenfrage: Wen würden Sie zum Sportler des Jahres 2001 Wir haben am Anfang den Fehler gemacht, das Engage- ersten im U23-Bereich, bieten unter anderem Trainingslager für wählen? ment als Werbemaßnahme zu betrachten und die Sache einer Nachwuchsfahrer. Wir wollten uns nicht aus der Nachwuchsför- Agentur gegeben: „Jetzt macht mal.“ In dem Augenblick, als wir derung zurückziehen, sondern haben auf die Kritik von anderen Jan Ullrich und Erik Zabel. angefangen haben, das Team zur vernetzen, war mein erster Radsportteams reagiert, dass auch beim Nachwuchs der Ansatz, das Teambüro ins Unternehmen zu holen. Der zweite Magenta-Magnet zu stark sei. Diesen Effekt wollten wir nicht, wir Aber nur einer kann gewinnen! war das sofortige Engagement eines Teamsprechers, der dritte möchten die vielen Aktivitäten, die man braucht, erhalten und der Aufbau einer Internetseite, team-telekom.de. Als wir von der fördern daher mehrere Jugendteams. Ich würde dennoch beide wählen. Es ist eine einmalige Tour zurück kamen, gab es einen Empfang und 2000 Mitarbeiter Leistung, die Tour de France als Zweiter zu beenden. Und eine begrüßten die Fahrer. Wir haben Leute nach Paris und auf den Sehen Sie die absolute Alleinstellung durch weitere deutsche ebenso einmalige Leistung, am Ende des Jahres auch noch Tourmalet eingeladen, um das Engagement in den Köpfen zu GS1-Mannschaften gefährdet? Zeitfahr-Weltmeister zu werden. Als ebenso hoch bewerte ich verankern und diesen Bazillus ins Unternehmen einzupflanzen. Position 1 bei der UCI, die Saison als bester Radsportler zu Das ist etwas ganz Wichtiges. Denn wenn wir heute darüber Wenn nur Bayern München die Bundesliga bilden würde, beenden. Hinzu drei Siege bei der Tour und der Vuelta. Wir kön- nachdenken würden, das Team Telekom aufzugeben, gäbe es wäre das schrecklich für den deutschen Fußball. Je mehr Akti- nen uns wirklich glücklich schätzen, dass beide im Team fahren. nicht nur einen Aufschrei in der Öffentlichkeit. Außerdem braucht vitäten man hat, umso besser für eine Sportart. Wir sind sehr Wir haben keine Diskussionen darüber, warum Jan Ullrich im man bei einer Verlinkung ins Unternehmen hinein nicht unbe- zuversichtlich, dass der Radsport hier zu Lande einen noch Frühjahr nicht so viele Rennen fährt, weil Erik Zabel da ist. Und dingt ständigen Erfolg: Die Leute stehen auch im Misserfolg zu größeren Push erhält. Ich glaube allerdings nicht, dass das wir haben keine Diskussionen darüber, warum Zabel bei einer einem. Projekt Coast der richtige Weg ist. Man muss auch im Radsport Bergankunft hinten im Gruppetto ankommt, wenn Jan Ullrich Knowhow erlernen. Gerolsteiner und Nürnberger haben über vorne fährt. Die perfekte Ergänzung. 44 von Jürgen C. Braun 45 „LA KLEINSCHMIDT“ UND DAS DRAMA ZWISCHEN ZÜNDKERZEN UND ZYLINDERN

Der 21. Januar 2001 ging ein in die Geschichte des ihr Co-Pilot, der 47-Jährige Kfz-Meister Andreas Schulz aus Motorsports. Es war der Tag der Jutta Kleinschmidt. Hohenbrunn, als erste Deutsche gemeinsam ganz oben auf Ein Tag, den sie nach dreiwöchigen Strapazen quer dem Siegerpodest – die Schlagzeilen jedoch, die so viel Staub durch die afrikanische Wüste nie vergessen wird aufwirbelten wie ihr seriennaher Mitsubishi Pajero T2, drehten und der ihr auf ewig einen Platz in den Annalen des sich nur um „La Kleinschmidt", wie Gazetten weltweit die blon- Motorsports sichert. de Amazone tauften. Am Abend zuvor hatte sie nach einer Zeit- strafe wegen Unsportlichkeit für Jean-Louis Schlesser die Als erste Frau gewann die 38-Jährige Physik-Ingenieurin Führung übernommen. Doch die letzte Etappe rund um den die berühmt-berüchtigte Rallye Paris-Dakar, die größte Zerreiß- „Lac Rose“ wurde noch einmal zum Nervenkitzel, ehe der Sieg probe für Mensch und Material, die man sich vorstellen kann. feststand. Und von diesem Tag an war für die in Monaco lebende Kölnerin „Da ging ein Lebenstraum in Erfüllung. Seit ich 1987 nichts mehr so wie vorher. Zwar standen Jutta Kleinschmidt und zum ersten Mal diese Rallye erlebt habe, wollte ich hier gewin- nen“, schilderte Jutta Kleinschmidt später ihre überschäumende Triumph über den „bösen Buben“ für die „Gleiche unter Gefühlswelt. Sie selbst wurde nie müde zu betonen, dass sie die LUK Gleichen“ Tatsache, als erste Frau die härteste motorsportliche Marathon- prüfung gewonnen zu haben, nicht überbewertet wissen wollte. „Ich bin Gleiche unter Gleichen", stellte sie die Rolle der siegrei- chen Frau bewusst in den Schatten. JUTTA UNTERM REGENBOGEN

Es half nichts. Denn da war nicht nur die großartige sportliche Leistung, da war auch der „Rosenkrieg auf Rädern", die Auseinandersetzung mit ihrem ehemaligen Lebenspartner Jean-Louis Schlesser, auf den sich die Regen- bogenpresse stürzte. Ein gefundenes Fressen: Hier die zier- liche Frau, das personifizierte Gute, das triumphierende „schwache Geschlecht“. Drüben der böse Bube Schlesser, der Fiesling, der mit unlauteren Mitteln versucht, ihr Sieg und historischen Triumph zu stehlen – ein Stück Courts-Mahler zwischen Zündkerzen und Zylindern. Doch Jutta Kleinschmidt blieb ihrer Rolle als Leistungssportlerin treu. Sie wurde Vize- Weltmeisterin im Marathon-Weltcup und errang vor wenigen Wochen einen weiteren Titel: Eine Fachjury kürte sie zum „ADAC Motorsportler des Jahres“ – vor Michael Schumacher. Jutta Kleinschmidt, eine Frau, die stets „mit allen Vieren im Sand“ und mit beiden Beinen im Leben steht. 46 von Thomas Gruber 47 SCHUMACHER UND DAS „ROTE MEHR“: ATEMBERAUBENDE SOLOFAHRT ZUM VIERTEN TITEL

Michael Schumacher will nicht mehr? Von wegen. hard (65). Der Schotte rettete als Vize-Weltmeister wenigstens Ferrari – und dann lange nichts: Das gesamte Feld die Ehre von McLaren-Mercedes, denn unterm Strich verlief die der Formel 1 wurde in der Saison 2001 vom „Roten Saison für die Silberpfeile enttäuschend. Höhepunkt in negativer Mehr“ verschlungen. Michele und die Scuderia Hinsicht war der Große Preis von Barcelona: Den Sieg vor Augen Ferrari dominierten wie nie zuvor. und Qualm im Rücken musste der in Führung liegende Mika Häkkinen zwei Kilometer vorm Ziel den dritten K.o. im fünften Rennen hinnehmen – insgesamt hatte McLaren-Mercedes elf Der Kerpener ist längst noch nicht satt und imponierte Ausfälle zu verkraften. mit einer Solofahrt zum vierten Titel, der bereits fünf Rennen vor Es ist wohl kein Zufall, dass mit der Anhäufung der Rück- Schluss beim Ungarn-Grand-Prix fest stand. Insgesamt hat Schu- schläge auch die Motivation Häkkinens abnahm und der Finne macher nun 53 Formel-1-Siege auf dem Konto und damit den im kommenden Jahr eine Pause einlegt. Ersetzt wird der zwei- Franzosen Alain Prost (51 Erfolge) an der Spitze der ewigen fache Weltmeister von Landsmann Kimi Räikkönen, der für Bestenliste abgelöst. Mit 123 ergatterten WM-Punkten verbuch- geschätzte 15 Millionen Dollar vom Schweizer Sauber-Team te er fast doppelt so viele Zähler auf dem Konto wie David Coult- losgeeist wurde. Dort überzeugte der 22-jährige Debütant, der DEKRA zuvor nur 23 Autorennen (Formel Renault) gefahren war, im Starke Bilanz: 53 Mal Siegesjubel Duett mit Nick Heidfeld. Der Mönchengladbacher fuhr eine im- ponierende Saison und belegte am Ende Rang acht der Fahrer- Wertung. BAYERISCHE MOTORENSTÄRKE: 860 PFERDE

Zu den positiven Überraschungen gehörte auch der Auftritt von BMW-Williams. Die Bayern lieferten mit dem 860 PS starken Zehnzylinder nicht nur den stärksten Motor im Feld, sondern beschäftigten mit Ralf Schumacher (drei Erfolge) und Monza-Sieger Juan Pablo Montoya auch zwei schnelle Fahrer. Eine verkorkste Saison hat dagegen Heinz-Harald Frentzen hin- ter sich, der ausgerechnet vor dem Heim-Rennen in Hockenheim von Teamchef Eddie Jordan gefeuert wurde. Damit schloss sich für Frentzen das Jordan-Kapitel mit den gelben Seiten. Voller Ehrgeiz und mit WM-Ambitionen gestartet, endete die Saison beim Hinterbänkler-Team von Alain Prost. Den Abflug des Jahres aber leistete sich unverschuldet der Brasilianer Luciano Burti, als er in Hockenheim beim Start Michael Schumacher ins Heck krachte und spektakulär meter- hoch durch die Luft segelte. Wie durch ein Wunder gab es keine Verletzten. 48 von Sven Heuer 49 KUNSTRADFAHREN – ODER: ERFOLG KANN AUCH LANGWEILIG SEIN

Schauplatz Kaseda, November 2001: Die Saalsport- Schwäbischen Alb ist zu stark für diesen Sport, beherrscht die ler des Bundes Deutscher Radfahrer kennen das 120 Übungen aus dem UCI-Katalog längst in Perfektion. So Prozedere. Aufs Parkett rollen, gewinnen, einen entsteht Langeweile: „Manchmal habe ich Probleme, Trainings- kurzen Moment im Rampenlicht stehen. Auch bei motivation zu finden“, sagt der 24-Jährige. der WM im Land des Lächelns wurden höchstens Freudentränen vergossen: Sechsmal Gold, je zwei- GEFÄHRLICHE DOMINANZ mal Silber und Bronze – in sechs Disziplinen. Deshalb reicht er seit Jahren (vergeblich) Vorschläge beim Weltverband UCI ein, wie man die Schwierigkeiten und Eine runde Sache also für die deutschen Hallenradler? somit die Attraktivität seines Sports erhöhen könnte. Auf Video- Keineswegs. „Es klingt überheblich, aber ich beherrsche seit kassetten dokumentieren er und sein Trainer Manfred Maute Jahren alles, was möglich ist in diesem Sport“, klagt Martin „schöne Abgänge, per Salto zum Beispiel. Aber alle Anregungen Rominger, der – wie eingeplant – zum fünften Mal in Serie Welt- werden abgeschmettert – zu gefährlich.“ Rominger folgert: „Die meister wurde. Dafür brauchte er nur die bewährte Erfolgskür befürchten, dass ich dann noch dominanter wäre.“ DESSO DLW der vergangenen Jahre zu zeigen. Der Diplom-Sportlehrer von der Auch Astrid Ruckaberle verteidigte ihren Einer-Titel. Die zierliche 22-Jährige beherrschte als Erste den Sattel-Lenker- Zu stark für diesen Sport: Martin Rominger Sprung und sucht jetzt neue Herausforderungen auf dem Rad. Kein Athlet des BDR kam ohne Medaille nach Hause. Kunstrad- Bundestrainer Kurt-Jürgen Daum kennt die damit verbundene Problematik: „Die Leute wollen keine Seriensieger sehen.“ Und das IOC wird kaum bereit sein, die Rad-Artisten zu Olympischen Spielen einzuladen, solange stets nur die deutsche Hymne bei der WM ertönt. ABGANG IN DIE SCHLAGZEILEN?

Paradox: Um das Mauerblümchen Hallenradsport erblühen zu lassen, wird in die künftige Konkurrenz investiert – beispielsweise aus Afrika oder Asien. Die Gastgeberrolle Japans war schon ein Schritt dieser Sportart auf dem Weg zum Global Player. Die BDR-Athleten müssen aber wohl erst ein paar ihrer Regenbogen-Trikots abgeben, um mehr Akzeptanz zu ernten. Den Anfang könnte hierbei ausgerechnet Martin Rominger ma- chen, der bei der nächsten WM endlich einen spektakulären Abgang zeigen will – auch wenn er dafür disqualifiziert werden sollte. Aber Schlagzeilen und Aufmerksamkeit wären seinem Sport sicher. 50 von Ulrich Blankenhorn 51

Flecken auf der olympischen Organisationslandkarte zu füllen Spielt New York eine Rolle ? IOC-VIZE THOMAS BACH: BEWERBUNG FÜR OLYMPISCHE SPIELE und erstmals Spiele in das bevölkerungsreichste Land der Erde zu vergeben. An den kommerziellen Voraussetzungen hat sich Hier wird abzuwarten sein, wie die Entscheidung inner- VON 2012 WIRD ZUM HÄRTESTEN KAMPF ALLER ZEITEN dabei nichts geändert, weil auch die Fernsehverträge von seiten halb der USA verläuft. Selbst dort ist bisher von keiner der im des IOC schon lange vor der Vergabe der Spiele an Peking fest Rennen verbliebenen Bewerberstädte ein Verzicht erkennbar abgeschlossen waren. geworden. Ich glaube auch nicht, dass eine deutsche Bewer- Salt Lake City, Peking, Athen und Olympische Spiele leicht muss auch das chinesische Publikum mehr an die interna- bung den amerikanischen Überlegungen vorgreifen sollte. Im 2012 in Deutschland – ein sportpolitischer Streifzug tionalen Sportarten und an Siege ausländischer Athleten Sämtliche Olympiastädte der letzten Jahre hatten mindestens übrigen entspricht es ja viel mehr der amerikanischen Menta- im Interview mit IOC-Vizepräsident Dr. Thomas Bach, gewöhnt werden. zweimal antreten müssen. Ist das IOC damit berechenbarer lität, sich im weltweiten Wettbewerb durchzusetzen. der vor 25 Jahren Olympiasieger mit der Florett- geworden? Gibt es kein „kam, sah und siegte“ mehr? Und Mannschaft in Montreal wurde und ein Jahr später In den USA wurde Peking vor der Abstimmung aus politischen bedeutet das für einen deutschen Bewerber und das NOK, dass Das erste Halbjahr des neuen IOC-Präsidenten neigt sich dem in Baden-Baden die Ehrung in der Mannschaft des Gründen vehement bekämpft, nach der Wahl aber aus wirt- nur gewählt wird, wer sich verpflichtet, mindestens zweimal zu Ende zu. In wieweit hat sich die Arbeit im Executive Board verän- Jahres erhielt. schaftlichen Gründen gefeiert. War dieses Votum der endgültige kandidieren? dert? Ist zum Jahreswechsel, mit Beginn des Olympiajahres Sieg des Kommerzialismus über die olympischen Ideale? 2002, eine Grundsatzerklärung zu erwarten? „BEWERBER SIND WIE WEITSPRINGER“ Wird die Wahl von Peking im Verlauf der nächsten Jahre das Selbst vor der Wahl hat es aus den USA unterschiedliche Die Arbeit in der Executive hat sich insoweit leicht verän- Verhalten von China beeinflussen? Stimmen gegeben und die Mehrheit der politischen Klasse hat Der internationale Wettbewerb um Olympische Spiele ist dert, als der neue IOC-Präsident mehr einen Corporate Style die Spiele unterstützt. Es ist aber für das IOC kein Kriterium, ob aufgrund des großen Erfolges der Spiele derart komplex und wählt. Man gelangt also das eine oder andere Mal etwas schnel- Die Wahl Pekings zur Olympiastadt 2008 ist Teil des in einem Land ein Parlament oder Teile des Parlamentes die hart geworden, dass es sich tatsächlich herauskristallisiert hat, ler per Abstimmung zu Ergebnissen, während das Executive Öffnungsprozesses, der sich gegenwärtig in China feststellen Vergabe von Spielen an ein gewisses Land befürworten oder dass die Bewerber oft mehrere Anläufe benötigen, um dieser Board vorher mehr auf das Konsensprinzip geachtet hat. Das lässt; er wird diese Öffnung unterstützen, intensivieren und nicht. Das Hauptargument für das IOC war, einen großen weißen Komplexität gerecht zu werden. Ich vergleiche den Wettbewerber IOC wird im Laufe des Jahres 2002 seine umfangreichen Refor- beschleunigen. Deshalb werden die Olympischen Spiele China um Olympische Spiele mit einem Weitspringer, der im Finale drei men aus den vergangenen Jahren noch einmal erläutern und durch die Vielzahl der damit verbundenen Kontakte und Besuche Pekings langer Marsch zu Olympia 2008 Versuche hat. Er wird beim ersten Versuch mit dem Willen antre- überprüfen, und dann mit entsprechenden Grundsätzen und politisch zumindest mittelbar verändern. ten, Siegweite zu springen. Gleichzeitig weiß er aber: Gelingt der Vorschlägen in eine Sondersitzung im Herbst 2002 gehen. Sprung nicht, dann kommt er vielleicht im zweiten Versuch mit Welche Erwartungen haben Sie an Peking? korrigiertem Anlauf zum Sieg. Und das heißt es auch für die „MIT GUTEM GEFÜHL NACH SALT LAKE CITY“ deutsche Bewerbung: Im ersten Versuch mit dem Willen und den Nach all dem, was man bisher an Vorbereitungen sehen Möglichkeiten zum Sieg anzutreten, sich aber nicht entmutigen Mit welchen Gefühlen reisen Sie nach Salt Lake City – zum kann, können wir von Peking exzellente Spiele erwarten. Das zu lassen für eine gegebenenfalls notwendige erneute Kandida- einen auf Grund der weltpolitischen Lage, zum anderen wegen Organisationskomitee ist in seinen Überlegungen weiter als tur. der Stadt, die den größten Skandal im IOC ausgelöst hat? jemals ein anderes OK zum vergleichbaren Zeitpunkt. Die Spiele erstmals im bevölkerungsreichsten Land der Erde veranstalten 50 Prozent der IOC-Mitglieder haben 1993 die Leichtathletik- Nach Salt Lake City reise ich mit guten Gefühlen. Ich zu können, ist für das IOC eine einmalige Chance. Weltmeisterschaft in Stuttgart miterlebt und davor und danach glaube, dass Salt Lake City für die USA eine ganz besondere Drohbriefe aus Berlin erhalten. Was glauben Sie, welche Erinne- Bedeutung haben wird: die eines gemeinsamen Festes, das mit „PEKING MUSS SPRACHPROBLEM LÖSEN“ rung dominiert bei der Entscheidung? der Welt geteilt werden kann. Dafür hat das Organisationskomi- tee und haben die Behörden größte Anstrengungen unternom- Welche Befürchtungen gibt es? Ich glaube, dass weder die eine noch die andere Erinne- men. Dies bezieht sich auch auf die Sicherheitslage, wo nach rung eine entscheidende Rolle spielen wird. Zum einen hat sich unseren Erkenntnissen alles Menschenmögliche getan worden Gegenwärtig keine, aber natürlich ist die Vorbereitung seit 1993 in der personellen Besetzung des IOC viel geändert, ist, auch wenn es 100prozentige Sicherheit niemals geben eines derartigen Großereignisses niemals frei von Schwierigkei- im übrigen wissen IOC-Mitglieder bei der Vergabe von Spielen, kann. Im übrigen ist leider weitgehend unbeachtet geblieben, ten. So wird man in Peking an dem Sprachproblem arbeiten ihre Argumente auch in die Zeitläufe einzuordnen. Deshalb wer- dass inzwischen das Verfahren vor den US-Gerichten gegen die müssen. Es werden Sprachenprogramme benötigt, um die inter- den Vorkommnisse von 1993 für die Entscheidung 2012 keine damaligen Betreiber der Bewerbung von Salt Lake City einge- nationalen Besucher entsprechend betreuen zu können. Viel- oder nur eine marginale Rolle spielen. stellt worden ist. Die umfangreichen Nachforschungen seitens 52 53

des FBI und anderer US-Dienststellen haben auch nicht mehr pische Spiele stellen wie kein anderes Ereignis die Möglichkeit ergeben als die damalige Untersuchungskommission des IOC: dar, sowohl den 200 teilnehmenden Nationen als auch den Es hat angreifbares Verhalten gegeben, aber offensichtlich sind Milliarden von Fernsehzuschauern die organisatorische Leist- keine Straftatbestände erfüllt worden. ungskraft eines Landes unter Beweis zu stellen. Gleichzeitig lässt sich zeigen, dass Deutschland ein freundliches, weltoffe- Was sind Ihre sportpolitischen Wünsche für 2002? nes, fremdenfreundliches Gastgeberland ist, womit dem öffentli- chen Bild, das in manchen ausländischen Medien gezeigt wird, Ich hoffe sehr auf großartige und stimmungsvolle Olympi- wirkungsvoll entgegen gearbeitet werden könnte. sche Spiele in Salt Lake City. Zum zweiten hoffe ich auf eine gute Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Korea. Und drittens WELCHE CHANCEN HAT DEUTSCHLAND? hoffe ich, dass das IOC gerade mit seiner Sondersitzung im Herbst neue Akzente setzen wird im Hinblick auf die zukünftige Die vielfältigen Vorteile, die die Organisation von Olympi- Entwicklung des olympischen Sports. schen Spielen mit sich bringt, insbesondere auch der finanzielle Zuschuss, der vom IOC in Höhe von etwa 2,5 Milliarden Mark „CHANCE FÜR SPORT, KULTUR UND WIRTSCHAFT“ für den Organisator geleistet wird, ist der Welt natürlich nicht verborgen geblieben. Deswegen werden wir auch für 2012 wie- Ist es grundsätzlich gut, dass Deutschland sich wieder bewirbt – der mit einer Vielzahl von Bewerbern zu rechnen haben. Nach und was versprechen Sie sich davon? den Absichtsbekundungen aus Moskau, Paris, London, Spanien, Rom, den USA, Kanada und einigen anderen Interessenten Die Olympischen Spiele 2012 würden unserem Land in mehr, die dem IOC gegenwärtig vorliegen, wird es für 2012 CAMP vielerlei Hinsicht Vorteile bringen. Als erstes natürlich sportlich: wohl zum härtesten Wettbewerb kommen, den wir jemals bei Die erfolgreiche Organisation Olympischer Spiele ist nur möglich der Vergabe von Olympischen Spielen erlebt haben. Aber als mit einer starken Heimmannschaft. Das setzt erfahrungsgemäß ehemaliger Athlet weiß ich, dass der schönste Sieg derjenige große Kräfte in der Sportförderung frei, aber auch bei der Motiva- ist, der hart umkämpft war. tion von jungen Athleten und führt regelmäßig – wie wir auch bei den australischen Athleten in Sydney gesehen haben – zu sport- lichen Höhenflügen. Zum zweiten wären Olympische Spiele in Deutschland eine großartige kulturelle Chance, in der wir die Vielfältigkeit, aber auch die Modernität unserer Kultur weltweit repräsentieren können. Schließlich werden Olympische Spiele von einem reichhaltigen kulturellen Programm über das Gastge- berland begleitet.

Wären Spiele in Deutschland nicht auch in wirtschaftlicher Hin- sicht ein Gewinn?

Aber natürlich. Es wird oft vergessen, dass Olympische Spiele geradezu eine Beschäftigungsinitiative darstellen. So hat Sydney 2000 einen Beschäftigungseffekt von ca. 300.000 Personenjahren erzielt. Der volkswirtschaftliche Input Olympi- scher Spiele insgesamt wird teilweise mit bis zu 100 Milliarden Mark beziffert. Schließlich wäre eine Olympiade in Deutschland von großem Standort- und außenpolitischen Vorteil, denn Olym- 54 von Jürgen Höpfl 55 DUNK-DUNK NOWITZKI: FÜR DAS „GERMAN WUNDERKIND“ WERDEN JENSEITS DES GROSSEN TEICHS MÄRCHEN WAHR

Eine Ehrung hier, ein Interview dort. Lächeln, Auto- er? Zweier? Rebounds? Alles kein Problem für den „dunking gramme schreiben: Eigentlich betreibt Dirk Nowitzki deutschman“, der den Basketball immer ein bisschen lässiger seit seinem rapiden Karriere-Aufschwung am aller- handhabt, der den Drang zum Korb immer ein bisschen lockerer häufigsten das, was er am wenigsten mag. Denn in und dennoch wirkungsvoller verfolgt als die Konkurrenz. der Öffentlichkeit zu stehen und in Kameras zu sehen, hat der 23-jährige Würzburger inzwischen FAST 1 MILLION PRO ZENTIMETER zwar gelernt, aber noch nie wirklich geliebt. Zum Vorzeige-Basketballer ist er geworden und nebenher Nein: Dirk Nowitzkis wahre Hingabe, sein ehrliches und in Schwindel erregendem Tempo zum zweitbest-bezahlten Profi wahres Interesse gehört jenem runden, orange-farbenen Sport- der Nation. 200 Millionen Mark für sechs Jahre aber, die kom- gerät, das er beherrscht wie kein Zweiter im Lande zurzeit. Drei- men nicht umsonst: Längst gilt Dirk Nowitzki auch bei seinem texanischen Arbeitgeber, den Dallas Mavericks, als Hoffnungs- Husch, ins Körbchen. Nowitzki befördert das Runde ins Runde träger: Keine Frage, das „german wunderkind“ hat sich durchge- setzt, hat sich nach zwei Jahren der Einspielzeit durchgekämpft STADT unter den Elite-Kräften in der nordamerikanischen Profiliga. In der Tat ein beeindruckender Werdegang innerhalb von zehn Jahren: Beinahe bayerischer Tennismeister und ein prima Leichtathlet war der kleine und doch schon große Dirk gewesen, bevor ihn die sportbegabte Familie im zarten Alter von zwölf Jahren endlich zum Basketballspiel überreden konnte. Mutter Helga hatte dem Nationalteam angehört, die ältere Schwester Silke war auf dem Weg dorthin und Vater Jörg ein robuster Hand- STUTTGART baller. KAISER-SCHLIFF FÜR DIAMANTEN

Rekord-Nationalspieler Holger Geschwindner, wegen seiner oft offenen Wortwahl auch als Franz Beckenbauer des deutschen Basketballs geltend, nahm sich des Rohdiamanten an und schliff ihn täglich. Mit 17 Jahren und inzwischen bereits 2,11 Metern Gardemaß, schaffte der veredelte Dirk Nowitzki den Schritt ins Zweitliga-Team der heimischen DJK. 40 Punkte pro Match waren für ihn dort eher die Regel als die Ausnahme. Mit knapp 20 Jahren gelang ihm bei den Würzburgern der Sprung in die Erste Bundesliga – und bei Einladungsspielen fast zeitgleich der über den großen Teich. Der Rest klingt wie ein Märchen und ist dabei doch jüngere deutsche Sportgeschichte. 56 von Ulrich Werner 57

WALTHER TRÖGER IM GESPRÄCH: BEWERBUNGEN FÜNF IM RINGEN UM DIE MACHT DER RINGE: GEBEN AUCH DEN VERBÄNDEN AUFTRIEB

DEUTSCHER ANDRANG AUF OLYMPIA 2012 Und das antwortet Prof. Walther Tröger, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, auf die Fragen zu einer Bewerbung einer deutschen Stadt. Wer darf sich am Ende des nationalen Auslese- Im Sommer 2005 will das IOC entscheiden. Fünf deut- prozesses als deutscher Kandidat in das inter- sche Städte und Regionen – Düsseldorf und das Ruhrgebiet, Ist es grundsätzlich gut, dass sich Deutschland wieder bewirbt nationale Getümmel um die Entscheidung für die Frankfurt mit dem Rhein-Main-Gebiet, Hamburg, Leipzig und und was versprechen Sie sich davon? Olympiastadt 2012 werfen? Am 13. April 2003 Stuttgart – machen sich stark und jetzt schon mobil. Bis 15. Mai fallen die Würfel. 2002 müssen dem NOK die Bewerbungsunterlagen vorliegen. Es ist sogar notwendig, dass sich Deutschland auch im Hinblick auf Olympische Spiele wieder ins Gespräch bringt. Die Bemühungen um große internationale Veranstaltungen im Sport- bereich waren in den letzten Jahren nicht durchweg erfolgreich. Wir versprechen uns von der Olympia-Bewerbung Auftrieb und möglicherweise auch Auswirkungen auf die Arbeit der Verbände. DER STAND DER DINGE: Unabhängig davon sind wir sicher, dass das Verfahren in Deutschland mit mindestens fünf Bewerbern dem deutschen Sport insgesamt nützt. Die heute bereits erkennbare Stimmung in den Städten und Regionen spricht dafür.

VERFAHREN ENTSPRICHT VORGABEN Ich muss nicht neutral sein und habe auch bei der Abstimmung nur eine Stimme. Es wäre aber gewiss unzweck- Olympia Bewerber Düsseldorf Frankfurt Hamburg Leipzig Stuttgart Wie lautet die Begründung dafür, dass der Ausleseprozess des mäßig und wohl auch unzulässig, sich im Detail über die Charak-

Bewerbungskosten (DM) 45 Millionen 12 Millionen 12,4 Millionen 7 Millionen 15 Millionen NOK etwa ein Jahr dauern wird? teristika der Interessenten zu äußern, von denen wir heute noch nicht wissen, ob sie und möglicherweise auch andere am Kosten für Olympia (DM) 1,96 Milliarden 3,25 Milliarden stehen n.n. fest 3,51 Milliarden stehen n.n. fest Das Verfahren ist der zu erwartenden internationalen 1. Januar 2002 Bewerber sein werden.

Motto steht n.n. fest Spiele der kurzen Wege Spiele am Wasser Spiele des Sports steht n.n. fest Vorgabe, für die das IOC verantwortlich ist, angepasst. Die Fri- sten entsprechen den in den Vorgesprächen erkennbaren Wün- SCHWÄCHEN UND STÄRKEN PRÜFEN Stadion Neubau in Neubau in Voraussichtlich Neubau Ausbau Ausbau schen der Interessenten. Düsseldorf Frankfurt in Hamburg Zentral-Stadion Daimler-Stadion Haben Sie persönlich jetzt schon einen Favoriten oder lassen Zuschauer 80.000 80.000 – 100.000 80.000 Dürfen die Städte in dieser Zeit nur national oder auch weltweit Sie sich im Verlaufe des Prozesses noch umstimmen? werben? Olympia-Botschafter Henry Maske Harald Schmid Uwe Seeler noch nicht nominiert Roman Herzog Arnd Schmitt Cornelia Hanisch Sandra Völker Jürgen Klinsmann Unabhängig davon, dass ich durchaus schon einen Rolf Milser Angelika Trabert Heike Drechsler Das NOK lässt im Rahmen seiner Zuständigkeit eine Favoriten haben könnte, wäre es für den Präsidenten des NOK Isabelle Werth Lothar Leder Lothar Späth weltweite Werbung nicht zu. Auch halten wir sie für kontrapro- und auch alle anderen stimmberechtigten Mitglieder ein großer Wilhelm Bungert Klaus Kinkel Heike Henkel +100 Personen im duktiv. Außer einigen Vertretern internationaler Medien ist in der Fehler und ein Zeichen von Unfairness, sich heute bereits festzu- Manfred Germar Kuratorium globalen Sportwelt niemand daran interessiert, mehr über viele legen. Erst muss ja einmal den Bewerbern Gelegenheit gegeben Ulrike Nasse-Meyfarth nationale Bewerber zu erfahren, von denen am Ende nur einer werden, sich schriftlich und dann durch eine Darstellung auf der Frank Busemann zum Zuge kommt. entscheidenden Versammlung zu präsentieren. Alle Mitglieder Internetadresse www.düsseldorf.de/ www.frankfurt-olympia.de www.hamburg-fuer- www.olympia-leipzig- www.stuttgart.de des NOK sollten gehalten sein, vor ihrer endgültigen Entschei- olympia olympia.de 2012.de Können Sie eine Kurzcharakteristik aller fünf Bewerber geben, dung alle Argumente der Kandidaten im Hinblick auf Schwächen ohne dabei Ihre Neutralität zu gefährden? und Stärken sorgfältig zu prüfen. 58 von Ulrich Blankenhorn 59 SVEN OTTKE – DER BOXENDE ZIGEUNER WIRD SESSHAFT

Neulich, auf dem Weg ins Trainingscamp vor seinem – Svenie in der Karlsru- 25. Sieg als Profi, hat er zu sich selbst gesagt: her Gutenberg-Schule „Eigentlich bin ich ein Zigeuner und überall dort zu im Keller als Amateur Hause, wo ich schlafe.“ Sven Ottke, der boxende betreute, der elf Titel Zugvogel – doch damit ist bald Schluss. sammelte. Den Keller besucht er heute noch. Ottke hat 25 Jahre in Berlin zugebracht, neun Jahre in Sven ist eine Karlsruhe, aber davon die Hälfte in einer Gym in Köln, seinem ehrliche Haut, durch täglichen Arbeitsplatz, wenn er nicht gerade irgendwo boxt oder und durch Familienva- für eine gute Sache unterwegs ist. Oder wie jetzt auf Haus- ter, hat sein Geld gut Suche ist. Jetzt will er mit seiner Frau Gabi und Tochter Rebecca angelegt und ist nach (7), zu denen sich demnächst ein Sohn gesellt, sesshaft wer- 20 Jahren im Boxge- den. In der Umgebung von Karlsruhe hatten sie unlängst schon schäft ein alter Hase. mal ein Haus besichtigt, doch der Preis war zu hoch: „Dafür hab’ Nur manche Medien gehen ihm manchmal auf den Geist. „Wenn ich mein Geld zu schwer verdient, da bin ich Schwabe.“ dir das Wort im Mund herumgedreht wird oder wenn ich nicht ERHARDT Im Ring ist Sven Ottke weniger geizig. Da teilt er aus. mehr das sagen kann, was ich denke.“ Gerade heraus halt, wie 25 Kämpfe, 25 Siege, mit dem 13. Profikampf schon Weltmei- er ist. Einer der dankbar ist für das, was er erreicht hat. ster und 2002 steht die 13. Titelverteidigung an – mehr als jeder andere Deutsche je hatte. Mit 34 Jahren am Zenit seines DAS GUTE IM MENSCHEN Könnens, Durchbruch auch als Publikumsliebling. Jetzt häufen sich die Fragen, was er noch für Ziele hat, Der Boxer glaubt an Gott und an das Gute im Menschen. was ihn noch reizt, wann er aufhört. Eines ist heute so sicher Und er tut Gutes, „wo immer ich helfen kann“. Neulich war er in wie vor zwei, drei Jahren: „Wenn ich zum ersten Mal in der Kabi- den Townships von Johannesburg und hat dort die Patenschaft SPORT ne aufwache, ist sofort Schluss.“ Das freilich ist bei dem erfah- für ein Kinderdorf für Aids-Waisen übernommen. Jetzt macht er renen Supermittelgewichtler so bald nicht zu erwarten. Er ist für seinen früheren Sender RTL mit beim Spenden-Marathon für taktisch wie technisch und psychisch der beste „Oldie“, den es dieses Kinderdorf, sammelt Geld als Pate und erscheint mit je gab, und trotz viel Herz reizt ihn die USA absolut nicht. „Die seiner Werbung für Kondome in einem ganz anderen Licht. prügeln sich auf der Fläche einer Telefonzelle, bis einer umfällt. „Wir Deutschen jammern einfach zu gern, aber die mei- Das ist nicht mein Ding. Pillepalle.“ sten wissen ja gar nicht, wie gut es ihnen geht.“ Sven Ottke live. Im Sommer geht er auf Rhetorik-Kurs, sucht eine geistige Aus- GERADE HERAUS STATT PILLEPALLE einandersetzung, „um die grauen Gehirnzellen wieder zu aktivie- ren“. Er hilft, Markus Beyer als nächsten Hero im Sauerland- Pillepalle ist Ottkes zweites Lieblingswort, das erste Stall aufzubauen und sucht als wohl wichtigste sportliche „weißtdu“. Sein Trainer Ulli Wegner weiß. Er weiß vor allem, wie Herausforderung einen Vereinigungskampf – er als IBF-Champi- er seinen Schützling, den er meistens „Svenie“ nennt, zur on gegen den WBA-Titelhalter. Und dann ist da ja noch Ottke Höchstleistung antreibt. Wie damals, als Siegfried Mehnert – junior, demnächst: „Auf den freu' ich mich am meisten.“ Im neben Maske einer der besten Boxer aus der alten DDR-Schule übrigen ist auch das ein Grund, endlich sesshaft zu werden … 60 von Manfred Neuber 61 DBS-PRÄSIDENT ZÜHLSDORF ZUM BEHINDERTENSPORT: RAUS AUS DER MITLEIDSECKE, REIN IN DIE SPORTSENDUNGEN!

Im Deutschen Behinderten-Sportverband wird das nationalen Paralympischen Komitees wurde. Wir sprachen mit Wir-Gefühl von Reha-, Breiten- und Leistungssport- dem DBS-Präsidenten. lern sowie ein Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten gefördert. Bundespräsident Johan- Wieviele Fachverbände und Sportler gehören dem DBS an? nes Rau würdigte zum 50. Jubiläum des DBS den Beitrag zu mehr Lebensfreude für behinderte Mit- Derzeit zählen wir etwa 330.000 Mitglieder in 3300 bürger, Bundeskanzler Gerhard Schröder lobte das Vereinen, die wiederum in 17 Landesverbänden organisiert sind. Engagement der ehrenamtlichen Helfer. Bundes- Unter dem Dach des DBS wird sowohl Rehabilitations- als auch innenminister Otto Schily, zuständig für den Sport Breiten-, Wettkampf- und Leistungssport betrieben. Dabei han- in der Bundesrepublik, sagte dem Behindertensport delt es sich um 43 Sportarten, von denen 24 paralympisch sind. höhere finanzielle Unterstützung zu. Welche Fortschritte macht der Leistungssport, speziell die An der Spitze des DBS steht seit sechs Jahren Theodor Talentsuche? Zühlsdorf (75). Seine Arbeitsdevise lautet: „Klare Zielvorgaben und effektives Delegieren sind der Schlüssel für den Erfolg bei Nach dem Einbruch in Sydney, wo die Weltspitze dichter SÜDTIROL 2 der Führung eines so großen Sportverbandes.“ Zühlsdorf hatte zusammenrückte, weil andere mehr Geld und Zeit in die Vorbe- maßgeblichen Anteil daran, dass Bonn unlängst Sitz des Inter- reitung stecken konnten, werden bei uns größere Anstrengungen unternommen, gefördert durch die Bundesregierung und persön- liches Engagement von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Wir haben neue Konzepte für den Leistungssport und die Nach- wuchsförderung entwickelt und werden vom Deutschen Sport- Bund an den Olympiastützpunkten und durch die Bereitstellung von Trainern in NRW unterstützt. Wir verfügen über sehr gute Kooperationsabkommen mit einigen Sportverbänden, so im Radsport, Schießen und Tanzsport.

Erhöht die internationale Professionalisierung des Behinderten- sports auch die Risiken wie Doping?

Ich will das nicht ausschließen. Zum Glück sind wir, was Doping angeht, weitgehend verschont geblieben. Unsere Kontrol- len sind vergleichbar mit denen im Nichtbehindertensport. Eher werden wir durch Manipulationen benachteiligt, z.B. bei der Festlegung der Startklassen oder bei den Schadensklassen. Bei fehlenden Gliedmaßen sind die Kriterien klar, doch bei ande-

Theodor Zühlsdorf zählt auf neue Konzepte. 62 63

ren Behinderungsarten kann es Grauzonen geben, so bei Sehge- einer Sportsendung des Fernsehens, als eine halbe Stunde in schädigten. Damit befasste sich auch der Kongress des Weltver- irgendeinem Medizin-Magazin. bandes in Athen. Was wird noch getan, um den Behindertensport weiter zu Findet der Behindertensport angemessene Beachtung in fördern? den Medien? Bundesweit agiert der Förderkreis unter dem Vorsitz von Zweifellos könnte noch mehr getan werden. Seit Bar- Gerda Pleitgen für den Behindertensport. Noch etwas im Verbor- celona 1992 geht es jedoch aufwärts. Und Sydney – vor allem genen steht unsere Stiftung, die Spenden sammelt, um For- die Berichterstattung in ARD und ZDF – war ein Höhepunkt. schungsaufträge vergeben zu können. So soll wissenschaftlich Leider sieht es momentan für Salt Lake City nicht so gut aus. belegt werden, welche Sportarten dienlich oder kontraindiziert Das liegt in erster Linie an der anderen Einstellung der Ameri- sind. kaner. Generell sind wir aber auf einem guten Weg, auch dank des WDR, der Behindertensport in die Dritten Programme INTEGRATION DURCH SPORT bringt. Auch kommerzielle Fernsehsender kommen neuer- dings auf uns zu. Seit langem ist die schreibende Zunft unser Welche Motivation steckt hinter Ihrem großen Einsatz für hilfreicher Partner und in Sydney stieg auch die Massenpres- den DBS? se groß ein. Wir wollen aus der Mitleidsecke heraus und in den normalen Sportteil. Oder anders: Lieber zehn Minuten in Zum 50-jährigen Bestehen unseres Verbandes, das wir am 11. Mai in Hamburg in Anwesenheit des Bundeskanzlers begangen haben, rief ich mir den Leitsatz in Erinnerung, mit dem ich 1995 mein Amt angetreten hatte: Die Integration von Men- schen mit Behinderung in die Gesellschaft durch den Sport. HIEGELSP Diesem Anliegen diente auch unsere Mitarbeit am neuen Sozial- gesetzbuch zur gesellschaftlichen Gleichstellung.

Die Proklamation der „Sportler des Jahres“ gilt als Familienfest des deutschen Sports. Fühlen sich auch die Behindertensport- ler zuhause?

Ja, gewiss. Ich stelle immer wieder fest, dass beide Seiten unbefangener aufeinander zugehen. Früher fühlten sich Behindertensportler im öffentlichen Leben zurückgesetzt. Das hat sich zum Positiven gewandelt. Bei vielen Veranstaltungen wird Gleichbehandlung angestrebt und verwirklicht.

Auch eine Art von „Gleichbehandlung“: Segler Heiko Kröger wurde Weltmeister bei Behinderten und Nichtbehinderten 64 von Siggi Müller 65 SCHÖN UND ERFOLGREICH – DIE STAFFEL DER JUNIORINNEN Anzeige ZDF ALS JÜNGSTES BEISPIEL GELUNGENER SPORTHILFE

Einen Augenschmaus erlebten die Gäste im Stuttgar- Hans-Ludwig Grüschow „den einstigen Pflegefall Sporthilfe wun- ter Mercedes-Benz-Museum allemal, auch wenn es dersam geheilt hat“ (Stuttgarter Nachrichten). Im vergangenen sich – ausnahmsweise – nicht um die seltenen Aus- Jahr ging ein Überschuss von 800.000 Mark auf die hohe Kan- stellungsstücke handelte. Vier junge, hübsche, vor te, der Gesamtetat liegt bei 34 Millionen Mark (17,4 Mio Euro). allem aber schnelle Damen nahmen die Auszeich- nung als Junior-Mannschaft des Jahres entgegen. SERVICEPARTNER STATT SAMMLER

Christa Kaufmann, Sina Schielke, Kerstin Grötzinger und Die Umwandlung des Unternehmens „von der Geldsam- Katchi Habel hatten bei der Junioren-WM (in 43,91 Sekunden) in melstelle zur Athleten-Service-Gesellschaft“, so Stiftungsrat- beeindruckender Manier Gold errungen und überzeugten damit Vorsitzender Prof. Jürgen Hubbert beim „Fest der Begegnung“, zuerst die Juroren, dann die Gäste beim traditionellen „Fest der kann auch deshalb voran schreiten, weil die Marketinggeschäfte Begegnung“ der Sporthilfe – und zu vorgerückter Stunde sogar des Ablegers DSM wieder besser florieren. In den vergangenen als temperamentvolle Musikerinnen am Seiler-Piano in der Olym- zehn Monaten unterschrieben fünf neue Partner Verträge, die pia-Lounge der Deutschen Sport-Marketing. Agentur konnte verloren gegangenes Vertrauen bei der Wirt- Fingerspitzengefühl wie die Juniorinnen beweist die Jury schaft zurück gewinnen. Bevorstehendes Highlight für die DSM unter Vorsitz des DSB-Präsidenten Manfred von Richthofen seit und ihre Partner: Bei den Winterspielen im Mormonenstaat 1978, dem „Geburtsjahr“ der Prämierungen für den Nachwuchs. werden zwei „Deutsche Häuser“ ihre Pforten öffnen. Bemerkenswert viele Gekürte setzten ihre Erfolge bei den Es sind allerdings nicht nur die Deals mit den Großkon- DSM „Großen“ fast nahtlos fort, toppten ihre Auszeichnung später zernen, die die deutschen Olympia-Aspiranten (Ende November durch den Titel „Sportler des Jahres“. Beispiele gefällig? Micha- 2001 gehörten 100 der Sonderförderstufe für Salt Lake City an) el Groß, Katja Seizinger, Franziska van Almsick. auf Trab bringen. „Auch das Mäzenatentum ist bei uns noch eine Stärke“, weiß Grüschow. Und spontane Ideen. Im Mercedes- ÜBER 800.000 AUF DER HOHEN KANTE Museum erlebte der Kalender „SportArt 2002“, eine Mischung aus ausdrucksstarken Gemälden und spritzigen Poems, seine Zwischen den seltenen Exemplaren aus 115 Jahren Premiere. Projektleiter und Autor Ulrich Blankenhorn kalkuliert Automobilgeschichte gelang dem Fechter Andreas Weßels in der mit einem sechsstelligen Betrag fürs das Sporthilfe-Konto. Einzelwertung der entscheidende Treffer. Als Doppel-Weltmeister in seiner Altersklasse arbeitet der 20-Jährige in Tauberbischofs- heim nun konsequent auf einen olympischen Coup bei den Athen-Spielen hin. Ein Stipendium von 12.000 Mark dient dem Bankkaufmann dabei als willkommene Anschubfinanzierung. Seit 1978 sind Stipendien in Höhe von 1,5 Millionen Mark an 584 Junior-Sportler vergeben worden. Auch eine her- ausragende Leistung der Sporthilfe, die seit ihrer Gründung im Jahr 1967 mittlerweile 520 Millionen Mark an rund 32.000 Athleten ausgeschüttet hat. Und die unendliche Saga der Unter- stützung geht weiter. Vor allem, weil der ehemalige Hürdenläufer 66 DSGV 67 ENGAGEMENT FÜR DEN NACHWUCHS

Für die Sparkassen-Finanzgruppe stellt der Sport ein ELITESCHULEN DES SPORTS wichtiges Bindeglied für gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Deshalb unterstützt sie sowohl den Spitzensport als auch den In mittlerweile 34 Eliteschulen des Sports erhalten junge Vereins- und Breitensport. Insgesamt fördert die Sparkassen- Sporttalente die Chance, sich sowohl auf hohe sportliche An- Finanzgruppe den Sport jährlich mit über 40 Millionen Euro. forderungen nach internationalen Maßstäben als auch auf quali- fizierte Bildungsabschlüsse vorzubereiten. Die Schulen werden Besonderes Augenmerk richtet sie dabei auf die Nach- vom Deutschen Sportbund und der Stiftung Deutsche Sporthilfe wuchsförderung, indem sie junge Sporttalente systematisch ausgewählt und arbeiten eng mit den Olympiastützpunkten unterstützt und die Vorbildfunktion des Sports unterstreicht. In zusammen. Mit dieser Einrichtung ist ein wichtiger Baustein in der Sportförderung der Sparkassen-Finanzgruppe nimmt die der Nachwuchsförderung im deutschen Leistungssport geschaf- bundesweite Förderung der Eliteschulen des Sports und des Fair fen. Die Sparkasse unterstützt die Eliteschulen des Sports seit Play-Gedankens dabei durch ihre sportartübergreifende Funktion ihrer Initiierung im Jahre 1997. Anzeige Sparkasse fair play einen besonderen Stellenwert ein. FAIR PLAY SPARKASSE Wenn der Sport seine gesellschaftliche Vorbildfunktion ausüben will, muss er den Fair Play Gedanken bewahren. Die Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt dieses Anliegen, indem sie Sportler, Förderer und Meinungsbildner auszeichnet, die diesen Gedanken beherzigen und durch ihre faire Haltung Vorbilder, insbesondere für Jugendliche, sind oder dem Thema durch einen kritischen Diskurs Aufmerksamkeit verschaffen.

Der Hürdensprinter Claude Edorh erhielt den Sparkassen-Fair Play-Preis 2000 68 von Wolfgang Fischer 69 ROSI MITTERMAIER UND DER TERMINKALENDER: NOCH IMMER KEINE RUHE AUF DER WINKELMOOS ALM

Wenn Olympische Winterspiele oder alpine Ski-Welt- während der Spiele in Salt Lake City als TV-Kommentator auf meisterschaften nahen, kommt Rosi Mittermaier Tour. Dazu kümmert er sich weiterhin um die Ski-Firma Erba- immer noch in Termin-Stress. Nicht ganz so heftig cher. wie einst im World-Cup-Zirkus, aber häufiger, als der 51-Jährigen manchmal Recht ist. PR-Auftritte SPORTLERSOHN UND KÜNSTLERTOCHTER hier, Benefiz-Veranstaltungen dort, dazwischen Interviews – die Popularität der Sportlerin des Jah- Noch am häufigsten daheim ist Sohn Felix. „Der braucht res von 1976 ist weiterhin sehr hoch. noch die Mutter und am Mittag sein warmes Essen“, freut sich Rosi. Doch an den Wochenenden folgt der Gymnasiast im wahr- Dabei waren große Medien-Auftritte schon in den 70er sten Sinn des Wortes in den Fußstapfen der Eltern: Als C-Kader- Jahren nicht unbedingt der Fall der Rosi von der Winkelmoos mitglied des Deutschen Skiverbandes fährt er bereits FIS-Nach- Alm (Reit im Winkl). Unverändert bescheiden und zurückhaltend wuchsrennen. Ob er einmal so erfolgreich wie die Eltern wird, ist die dreifache Olympia-Medaillengewinnerin der Spiele von will Rosi nicht prognostizieren – bislang überragt er die Mutter Innsbruck geblieben. Sie wäre lieber der ruhende Pol der Fami- jedenfalls schon mal klar in der Körpergröße. NAUTICA lie. Aber das ist schwierig mit einer derart aktiven Bande. Ehe- Ganz nach der Mama, aber eher in den künstlerischen mann Christian Neureuther ist in diesen Wochen und erst Recht Neigungen, entwickelt sich auch Tochter Ameli (20): Sie studiert in München Modedesign. Die kleine Rosi hatte seinerzeit eben- falls die Wahl zwischen eleganten Schwüngen auf dem Skizzen- block oder zwischen den Torstangen. Lehrerin und Berufsbera- tung empfahlen damals einen grafischen Beruf, die Eltern die Ausbildung zur Hotelfachfrau. Es siegten die Bretter, die ihr die Welt bedeuteten. DIE MAMA UND DIE JUNGEN

Und noch immer lockt der Schnee. Dabei besucht Deut- schlands bekannteste Ski-Mama gerne die junge Generation im Rennzirkus. Sie schätzt das unverändert familiäre Klima bei den Mädchen. Viel mehr als in anderen Sportarten seien hier noch Toleranz und Fair-play zu spüren – beides wichtige Anliegen der Mittermaier. Seit 1997 ist sie dafür als Repräsentantin für das Europa-Parlament unterwegs. Und dann gibt es noch Rosis großes Herz für Kinder. Als Schirmherrin steht sie unter ande- rem der Kinder-Rheuma-Stiftung vor. Diese Termine haben Prio- rität, da ist ihr kein Weg zu weit. „Wenn ich das schwere Los dieser Kinder sehe, können wir nur ständig dankbar sein, wie gut es uns geht, die wir gesund sind …“ 70 von Jörg--Thomas Födisch 71 VOR 40 JAHREN WURDE EIN GENTLEMAN DES MOTORSPORTS POST MORTEM ZUM „SPORTLER DES JAHRES“ GEKÜRT

„Frei von jeder Sentimentalität entschieden sich die lesen, die mich interessieren, und alle Frauen zu haben, die ich meisten der zur Wahl aufgerufenen Sportredakteure mir wünsche“ – so wird der blendend aussehende Rheinländer dafür, den in jeder Beziehung vorbildlichen Sports- zitiert. mann Wolfgang Graf Berghe von Trips in diesem Seine Träume, den größten sportlichen Erfolg und die leidenschaftslosen Wettbewerb zu berücksichtigen.“ Auszeichnung zum „Sportler des Jahres“ durfte er nicht mehr Mit diesen Worten vermeldete die ISK, der Veranstal- erleben. Für ihn nahmen die Eltern Graf und Gräfin Trips die ter des „Sportler des Jahres“, das Wahlergebnis vor goldene Nadel entgegen. Drei Monate zuvor, am 10. September 40 Jahren, am 16. Dezember 1961. 1961, verunglückte ihr Sohn – als Führender des Formel-1- Championats – mit 33 Jahren tödlich. Dass der rheinische Adelsspross post mortem mit hauchdünnem Vorsprung (1193 Punkte) vor Leichtathlet Man- AM ANFANG SIEGTE AXEL LINTHER fred Germar (1182) gewann, begründete sich tatsächlich nicht allein im sportlichen Erfolg. Graf Berghe wurde Vize-Weltmeister Geboren auf Burg Hemmersbach bei Horrem, wurde in der Formel 1 und feierte unzählige Siege in Sportwagenren- Trips nach dem Abitur kaufmännisch geschult, schloss die ENSINGER nen – in die Historie eingegangen aber war „Taffy“ vor allen höhere Landwirtschaftsschule erfolgreich ab und volontierte Dingen als außergewöhnliche „Persönlichkeit, die mit dem bei einem Bankhaus. Früh floss Benzin im blauen Blut. Der Begriff Vorbild nur ungenügend charakterisiert ist“, wie die junge Wolfgang startete erstmals 1951 mit einer BMW. Seine Stuttgarter Zeitung einen Tag nach der Proklamation schrieb. Rennsport-Begeisterung musste er vor den Eltern verbergen, Vater Eduard stellte sich gegen die PS-Leidenschaft. So sam- MEHR ALS NUR PS IM KOPF melte Trips unter dem Pseudonym Axel Linther Erfolge. Ab 1956 feierte Graf Berghe Porsche-Siege am Fließ- Wolfgang Graf band auf der Avus oder in Le Mans. 1957 folgte das F1- Berghe von Trips hatte Stil Debüt in Argentinien, zwei Jahre darauf gründete der Adlige und wurde dank seiner die Scuderia Colonia, um Talente zu fördern. 1961 gelang Volksnähe und Zugänglich- der Durchbruch: zwei Grand-Prix-Siege, zweite Plätze in Spa keit populär. Gute Um- und am Nürburgring, Triumph bei der Targa Florio. Dann Mon- gangsformen und hohe za: In der Curvetta (heute: Parabolica) touchiert Jim Clark den Bildung trugen dazu bei, Grafen – mit dem Gentleman-Driver sterben fünfzehn dass er als erster deut- Zuschauer. scher Rennfahrer der Letztes Jahr wurde in Kerpen-Horrem das Museum für Nachkriegszeit Weltruhm Rennsport-Geschichte neu eröffnet. Die „Gräflich Berghe von erlangte. Niemals galt sein Trips‘sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“, von den Interesse ausschließlich Eltern des Verunglückten gegründet, will im Sinne des fami- dem PS-Geschäft. „Ich will liären Vermächtnisses „die internationale Sportidee zwecks 105 Jahre alt werden, um Völkerverständigung fördern“. Die Ausstellung in der Villa alle Musik zu hören, die ich Trips, nahe Burg Hemmersbach, bietet allerhand Rennsportli- hören will, alle Bücher zu teratur, Dokumentationen und Automobilia auf. 72 von Jörg Hahn 73 MIT SICHERHEIT OLYMPIA? DIE WINTERSPIELE IN SALT LAKE CITY WERDEN UMSTRITTEN BLEIBEN

Zuerst der Korruptionsskandal, dann die Angst vor schen Winterspiele in Salt Lake City eröffnet werden, viele tau- Terroranschlägen: Trotz der schwierigen Vorge- send Meilen westlich von New York in den Bergen Utahs. Ist schichte sollen die Olympischen Spiele in den USA Olympia, um das es seit dem 11. September viele Diskussionen zum größten Wintersportspektakel der Geschichte gibt, endgültig gesichert, nur weil in New York nichts passiert werden. ist? Diese Gleichung geht – leider – nicht auf. Die Spiele werden umstritten bleiben, die Ängste können Der New York Marathon am ersten Sonntag im Novem- nicht verjagt werden. Wenngleich die Zahl der Athleten zehnmal ber fand in einer gelösten Atmosphäre statt. 25.000 Teilnehmer geringer sein wird, so sind die olympischen Dimensionen doch und Millionen von Zuschauern hatten sich arrangiert mit den viel gewaltiger als die eines Marathons. Etwa achtzig Nationen unerlässlichen, strengen Sicherheitsvorkehrungen. Nur ein klei- werden in Salt Lake City erwartet. 16 Tage dauert das größte ner Teil der gemeldeten Läufer verzichtete nach den Terroran- Wintersportspektakel der Geschichte mit achtundsiebzig Ent- schlägen und neuerlichen Drohungen auf den Start. Dieser scheidungen in sieben Sportarten. Milliarden Menschen werden Marathon aber war mehr als ein sichtbares Zeichen der wieder- vor den Fernsehern sitzen. Gerade die weltweite Aufmerksam- kehrenden Lebensfreude in einer schwer verwundeten Stadt. keit macht diese Spiele, macht Olympia überhaupt zu einer Er war auch eine Art Testlauf: Am 8. Februar sollen die Olympi- durch Saboteure bedrohten Bühne. Dennoch will das Nationale Olympische Komitee für Deutschland etwa 165 Athleten zu den NOKIA Salt Lake City erlebt Winterspiele im Hochsicherheitstrakt Winterspielen entsenden. NOK-Präsident Walther Tröger hat zwar jedem Sportler die Teilnahme freigestellt. Von einem Verzicht Deutschlands will er jedoch nichts wissen. 310 MILLIONEN DOLLAR FÜR DEN SCHUTZ

Jacques Rogge und Mitt Romney, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Organisati- onschef von Salt Lake City, hatten genau hundert Tage vor den Spielen an alle olympischen Sportverbände sowie die Nationa- len Olympischen Komitees einen Brief geschrieben, der beruhi- gen sollte. Kernsätze waren: Es gibt keine Garantie für hundert- prozentige Sicherheit; das Sicherheitskonzept war vor dem 11. September hervorragend und ist seither noch einmal über- arbeitet worden; Zeitraum und Austragungsort der Spiele sind überschaubar, deshalb können die mehr als 10.000 Sicherheits- kräfte durch Attentatsdrohungen nicht überrumpelt werden. Insgesamt 310 Millionen Dollar, etwa 240 Millionen von der Regierung in Washington sowie je 35 Millionen vom Bundes- staat Utah und vom Organisationskomitee, werden in die Sicher- heit investiert. Salt Lake wird, wenn überhaupt, Spiele im Hoch- 74 75

sicherheitstrakt erleben. Und das ist noch nicht die ganze schwierige Geschichte dieser Winterspiele. Am 24. November 1998 brachte die lokale Fernsehstation KTVX einen ersten Bericht über Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Vergabe der Spiele an Salt Lake City. Nachdem kurz darauf der Schweizer Marc Hodler, Mitglied des IOC-Exekutivkomitees, diese Vorfälle bestätigte, nahm die schwerste Krise der olympi- schen Geschichte ihren Lauf. Bei der vom damaligen IOC-Präsi- dent Juan Antonio Samaranch unter dem öffentlichen Druck einberufenen 108. außerordentlichen IOC-Session im März 1999 wurden sechs Mitglieder ausgeschlossen, zehn weiter verwarnt. Vier andere belastete Mitglieder waren zuvor zurück- getreten. Der Wahl-Modus wurde verändert. Die folgenden Ses- sionen setzten weitere Reformen durch und seither dürfen die Medien die Beratungen verfolgen. Dies alles ist mit dem Namen Salt Lake City verbunden. KEINE SPIELE, KEIN GELD

Die Metropole der Mormonen auf einem riesigen Hoch- plateau am Großen Salzsee kam nur mühsam wieder auf die CASINO BB Füße. Erst nachdem Mitt Romney, ein Finanzmanager von der Ostküste, die Leitung des Organisationskomitees übernommen hatte, konnte man das Vertrauen des IOC, der Bevölkerung, der Medien sowie der Sponsoren zurückgewinnen. Von den befürch- teten roten Zahlen war schließlich keine Rede mehr. „Nur der dritte Weltkrieg könnte diese Spiele verhindern“, sagte Romney nach dem Beginn des Terrors in Nordamerika: „Eine Absage aus Angst vor Terror wäre ein viel zu hoher Preis.“ Doch er musste einräumen: „Es wird sehr schwierig, unseren Traum von Spielen der Leichtigkeit und des friedlichen Miteinanders in die Tat um- zusetzen.“ Ein Ausfall der Spiele wäre finanziell für alle Seiten ein Desaster. Das Organisationskomitee hat bei einem Gesamtetat von gut 1,3 Milliarden Dollar lediglich eine Ausfallbürgschaft über 150 Millionen Dollar abgeschlossen. Fernseheinnahmen von über 700 Millionen Dollar würden entfallen. Keine Spiele, kein Geld: Besonders die kleinen Wintersportverbände, die ihre Etats vier Jahre lang weitgehend aus ihrem Fernseh-Anteil bestreiten, müssten auf drastischen Sparkurs gehen.

Am Fuße der „Rockies“ entzündete sich die schwerste Krise der olympischen Geschichte 76 77

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Strohauer’s Backstube und Spezialitäten Versand GmbH 78 von Winfried Holtmann 79 AUSBLICK: ANNI AM ABEND, RUDI ZUM FRÜHSTÜCK UND ZABEL UNTERM REGENBOGEN

Ja, 2002 ist wieder ein Jahr, wie wir es uns den) relevant. Also: Wenn Anni Friesinger zum goldenen Kufen- wünschen. Sport nonstop. Mit Winter-Olympia und Stakkato ansetzt, geht in Mitteleuropa bald die Sonne unter. Fußball-WM sowie den Accessoires Champions Und für die fetzigen Matches der Puckjäger müssen wir den League, Wimbledon, Tour de France, Formel 1. Nicht Wecker stellen. alltäglich dagegen: Pralle Europameisterschaften der Schwimmer (Berlin) und Leichtathleten (Mün- SANDKASTENSPIELE MIT JUTTA chen) in alemannischen Landen. Das liefert einen Vorgeschmack auf die Spiele 2012/2016, um die Jein, sportlich ist kein so fundierter Ausblick möglich. sich deutsche Städte bemühen. Als sicher darf nur gelten, dass die (weibliche) germanische Kufenfraktion zu den potentesten Favoriten für Olympia zählt, Nein danke, Mallorca. Urlauber bevorzugen diesmal die die Springer und Biathleten für die Goldsuche in den Rocky eigenen vier Wände. Um vormittags die WM-Übertragungen aus Mountains ebenfalls präpariert sind. Ansonsten geht das Südkorea und Japan (+ 9 Stunden) zu verfolgen, wo die deut- Gerücht, dass die männlichen Rallye-Piloten einen Boykott von EUROTOQU sche Repräsentanz zwar gesichert ist, aber Franzosen oder Paris – Dakar erwägen, wenn Wüstenlady Jutta Kleinschmidt Argentinier das Frühstücks-Müsli womöglich schmackhafter erneut antritt. Einmal kann man sich ja einsanden lassen, aber gestalten. In Utah, wo die Mormonen „die sichersten Spiele der kein zweites Mal… Geschichte vorbereiten“, sind wieder andere Zeitpläne (– 7 Stun- Wow! Die Herren der (Stahl-) Rösser mauserten sich in den letzten Jahren zu den Vorfahrern der Nation. Und wenn Jan Ullrich beim Anstieg zum Ventoux seine Englischkenntnisse zu einem süffisanten „Hi, Lance – nice day, isn’t it?“ aktiviert, könnte der Amerikaner psychisch zu packen sein. Von Erik Zabel wissen wir ziemlich zuverlässig, dass der keinesfalls nur grüne Junge für neue Farbenspiele offen ist: blau-rot-schwarz-gelb-grün, die Farben des Regenbogens und äußeres Zeichen von Welt- meistern. Die WM findet im Oktober auf einem flachen Kurs in Belgien statt. 1, 2, 3 UND NOCH VIEL MEHR PS

Hüh und brrrh machen die Pferdestärken, eine weitere deutsche Spezialität. Wenn die Weltreiterspiele im Herbst mit den bekannten Dominanzen unserer Spring- und Dressur- Koryphäen enden, müsste auch das Duell Schumacher gegen Schumacher entschieden sein. Lassen Sie uns raten: Aufgrund eines brüderlichen Pari beim WM-Punktestand wird der finale Lauf auf die Kerpener Kart-Piste verlegt. Coulthard darf den Startschuss geben, Ecclestone schwenkt die Zielflagge. 80 81 SPORTLER DES JAHRES SEIT 1947

Gustav-Adolf Schur Radsport 1977 Dietrich Thurau Radsport 1959 Martin Lauer Leichtathletik Rolf Beilschmidt Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport 1978 Eberhard Gienger Turnen 1960 Skisport Udo Beyer Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport 1979 Harald Schmid Leichtathletik 1961 Graf Berghe von Trips Motorsport Bernd Drogan Radsport Gustav-Adolf Schur Radsport 1980 Guido Kratschmer Leichtathletik 1962 Gerhard Hetz Schwimmen Waldemar Cierpinski Leichtathletik Skisport 1981 Toni Mang Motorrad 1963 Gerhard Hetz Schwimmen Lothar Thoms Radsport Klaus Ampler Radsport 1982 Michael Groß Schwimmen 1964 Willi Holdorf Leichtathletik Bernd Drogan Radsport Klaus Urbanczyk Fußball 1983 Michael Groß Schwimmen 1965 Hans-Joachim Klein Schwimmen Uwe Raab Radsport GRIMM Jürgen May Leichtathletik 1984 Michael Groß Schwimmen 1966 Rudi Altig Radsport Uwe Hohn Leichtathletik Frank Wiegand Schwimmen 1985 Boris Becker Tennis 1967 Kurt Bendlin Leichtathletik Jens Weißflog Skispringen Roland Matthes Schwimmen 1986 Boris Becker Tennis 1968 Skisport Olaf Ludwig Radsport 1947 Gottfried von Cramm Tennis Roland Matthes Schwimmen 1987 Harald Schmid Leichtathletik 1948 Gottfried von Cramm Tennis 1969 Hans Faßnacht Schwimmen Torsten Voss Leichtathletik 1949 Georg Meier Motorrad Roland Matthes Schwimmen 1988 Michael Groß Schwimmen 1950 Herbert Klein Schwimmen 1970 Hans Faßnacht Schwimmen Olaf Ludwig Radsport 1951 Ehepaar Falk Eiskunstlauf Roland Matthes Schwimmen 1989 Boris Becker Tennis 1952 Karl Kling Motorsport 1971 Hans Faßnacht Schwimmen Andreas Wecker Turnen 1953 Werner Haas Motorrad Roland Matthes Schwimmen 1990 Boris Becker Tennis Gustav-Adolf Schur Radsport 1972 Klaus Wolfermann Leichtathletik 1991 Michael Stich Tennis 1954 Heinz Fütterer Leichtathletik Wolfgang Nordwig Leichtathletik 1992 Dieter Baumann Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport 1973 Klaus Wolfermann Leichtathletik 1993 Henry Maske Boxen 1955 Hans Günter Winkler Reitsport Roland Matthes Schwimmen 1994 Markus Wasmeier Ski alpin Gustav-Adolf Schur Radsport 1974 Eberhard Gienger Turnen 1995 Michael Schumacher Motorsport 1956 Hans Günter Winkler Reitsport Hans-Georg Aschenbach Skisport 1996 Frank Busemann Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport 1975 Peter-Michael Kolbe Rudersport 1997 Jan Ullrich Radsport 1957 Manfred Germar Leichtathletik Roland Matthes Schwimmen 1998 Georg Hackl Rodeln Gustav-Adolf Schur Radsport 1976 Gregor Braun Radsport 1999 Martin Schmitt Skispringen 1958 Fritz Thiedemann Reitsport Waldemar Cierpinski Leichtathletik 2000 Nils Schumann Leichtathletik 82 83 SPORTLERINNEN IN OST UND WEST

1947 Marga Petersen Leichtathletik 1977 Eva Wilms Leichtathletik 1948 Mirl Buchner-Fischer Ski alpin Rosemarie Ackermann Leichtathletik 1949 Lena Stumpf Leichtathletik 1978 Maria Epple Ski alpin 1950 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf Marita Koch Leichtathletik 1951 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf 1979 Christa Kinshofer Ski alpin 1952 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf Marita Koch Leichtathletik 1953 Christa Seliger Leichtathletik 1980 Irene Epple Ski alpin 1954 Ursel Happe Schwimmen Maxi Gnauck Turnen 1955 Helene Kienzle Rollkunstlauf 1981 Ulrike Meyfarth Leichtathletik 1956 Ursel Happe Schwimmen Ute Geweniger Schwimmen 1957 Wiltrud Urselmann Schwimmen 1982 Ulrike Meyfarth Leichtathletik 1958 Marianne Werner Leichtathletik Marita Koch Leichtathletik Karin Beyer Schwimmen 1983 Ulrike Meyfarth Leichtathletik ZDF 2 1959 Marika Kilius Eiskunstlauf Marita Koch Leichtathletik Gisela Birkemeyer Leichtathletik 1984 Ulrike Meyfarth Leichtathletik 1960 Ingrid Krämer Kunstspringen Katarina Witt Eiskunstlauf Ingrid Krämer Wasserspringen 1985 Cornelia Hanisch Fechten 1961 Heidi Schmid Fechten Marita Koch Leichtathletik Ute Starke Turnen 1986 Steffi Graf Tennis 1962 Jutta Heine Leichtathletik Heike Drechsler Leichtathletik Ingrid Krämer Wasserspringen 1987 Steffi Graf Tennis 1963 Ursel Brunner Schwimmen Silke Möller Leichtathletik Ingrid Krämer Wasserspringen 1988 Steffi Graf Tennis 1964 Zimmermann/Esser Kanusport Kristin Otto Schwimmen Ingrid Krämer Wasserspringen 1989 Steffi Graf Tennis 1965 Helga Hoffmann Leichtathletik 1971 Ingrid Mickler-Becker Leichtathletik Kristin Otto Schwimmen Hannelore Suppe Leichtathletik Karin Balzer Leichtathletik 1990 Leichtathletik 1966 H. Hoffmann/K. Frisch Leichtathletik 1972 Heide Rosendahl Leichtathletik 1991 Katrin Krabbe Leichtathletik Gabriele Seyfert Eiskunstlauf Karin Janz Turnen 1992 Heike Henkel Leichtathletik 1967 Liesel Westermann Leichtathletik 1973 Uta Schorn Turnen 1993 Franziska v. Almsick Schwimmen Karin Janz Turnen Kornelia Ender Schwimmen 1994 Katja Seizinger Ski alpin 1968 Ingrid Becker Leichtathletik 1974 Christel Justen Schwimmen 1995 Franziska v. Almsick Schwimmen Margitta Gummel Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen 1996 Katja Seizinger Ski alpin 1969 Liesel Westermann Leichtathletik 1975 Ellen Wellmann Leichtathletik 1997 Astrid Kumbernuß Leichtathletik Petra Vogt Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen 1998 Katja Seizinger Ski alpin 1970 Heide Rosendahl Leichtathletik 1976 Rosi Mittermaier Ski alpin 1999 Steffi Graf Tennis Erika Zuchold Turnen Kornelia Ender Schwimmen 2000 Heike Drechsler Leichtathletik 84 85 MANNSCHAFTEN AUS DEM LEHRBUCH

1957 Borussia Dortmund 1977 Florett-Fechter 1958 Leichtathletik-Nationalmannschaft Welt-/Europacup-Team Leichtathleten 1959 Deutschland-Achter 1978 Handball-Nationalmannschaft Handball-Nationalmannschaft Ruder-Achter 1960 Deutschland-Achter 1979 TV Großwallstadt Friedensfahrt-Mannschaft Straßenrad-Vierer 1961 1. FC Nürnberg 1980 Fußball-Nationalmannschaft SC Empor Rostock (Fußball) Handball-Nationalmannschaft 1962 Ratzeburger Ruder-Achter 1981 Wasserball-Nationalmannschaft 4x100 m-Lagenstaffel, Frauen SC Magdeburg (Handball) 1963 Hockey-Nationalmannschaft 1982 Leichtathletik-Staffel 4x400 m Fußball-Nationalmannschaft Friedensfahrt-Mannschaft 1964 Berliner Ruder-Vierer 1983 VfL Gummersbach Fußball-Olympia-Auswahl Volleyball-Nationalteam, Frauen 1965 Leichtathletik-Nationalmannschaft 1984 Degenfechter STROHAUER Fußball-Nationalmannschaft Viererbob-Team 1966 Fußball-Nationalmannschaft 1985 Daviscup-Team Fußball-Nationalmannschaft Leichtathletik-Nationalteam, Frauen 1967 FC Bayern München 1986 Degenfechter Trophy-Motorrad-Team Fußball-Junioren-Auswahl 1968 Deutschland-Achter 1987 Federationscup Team Vierer ohne Steuermann Volleyball-Nationalmannschaft, Frauen 1969 Springreiter-Equipe 1988 Deutschland-Achter Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Straßenrad-Vierer 1970 Fußball-Nationalmannschaft 1989 Deutschland-Achter Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Straßenrad-Vierer 1971 Borussia Mönchengladbach 1990 Fußball-Nationalmannschaft 4x400 m-Staffel, Frauen 1991 1. FC Kaiserslautern 1972 Hockey-Nationalmannschaft 1992 Hockey-Nationalteam 4x400 m-Staffel, Frauen 1993 Basketball-Nationalmannschaft 1973 Bahnrad-Vierer 1994 Skispringer-Nationalmannschaft Dynamo Dresden 1995 Borussia Dortmund 1974 Fußball-Nationalmannschaft 1996 Fußball-Nationalmannschaft 1. FC Magdeburg 1997 Team Deutsche Telekom 1975 Borussia Mönchengladbach 1998 1. FC Kaiserslautern Europacup-Mannschaft Leichtathletinnen 1999 Skispringer-Nationalmannschaft 1976 Bahnrad-Vierer 2000 Bahnrad-Vierer Fußball-Olympia-Auswahl in Baden-Baden

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