MITTEILUNGEN des Museumsverbandes in -Vorpommern e.V.

2014 IMPRESSUM Mitteilungen des Museumsverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V. 23. Jahrgang, 2014

Herausgeber Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V. Vorsitzender: Dr. Steffen Stuth Koordinationsstelle: Silvia Müller Am Vögenteich 23, 18057 Rostock Telefon: 0381/81706180 Fax: 0381/81706181 www.museumsverband-mv.de E-Mail: [email protected] Redaktion: Klaus Tiedemann Redaktionsschluss 1.12.2014 Lektorat: Dr. Stefan Knüppel, Larissa Hesse Erscheinungsweise: jährlich © für die Abbildungen bei den jeweiligen Autoren bzw. bei den durch sie vertretenen Institutionen. Anfragen erbeten an: Silvia Müller, Koordinationsstelle. Ältere Ausgaben der Mitteilungen können dort angefordert werden. Schutzgebühr 7,50 € zuzüglich Versandkosten. Für Mitglieder des Museumsverbandes sind die Hefte kostenfrei. Nachdruck mit Genehmigung des Verbandsvorstandes. Hergestellt mit Fördermitteln des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Umschlagbild Elisabeth Büchsel: Hiddensee-Inselblick mit lesendem Mädchen. o.J., Öl/Pappe

Gestaltung Marco Pahl (www.grafikagenten.de)

Druck Druckerei Weidner, Rostock INHALT

VORWORT 5

BEITRÄGE 6 Selbstevaluierung der Museen in Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2013 zur Deposituation 6 Heike Carstensen / Wolf Karge Auf dem Sofa starten – im Museum erleben – Das Landesmuseum Mecklenburg geht online 12 Florian Ostrop Crowdfunding für Museen? Ein Masterstudiengang Schutz Europäischer Kulturgüter der Europauniver- 14 sität Viadrina in Frankfurt/Oder Olaf Both, Sina Klaußnitz, Uwe Strömsdörfer, Andrea Teufel „Alles aus einer Hand“ – Alltag, Selbstverständnis, Chancen und Defizite des „kleinen Museums“ 23 Bernd Lukasch Gedanken zum Internationalen Museumstag Renate Seemann 27

AUS DEN MUSEEN 31 Kalte Morgenröte – Kunst im Bann des 1. Weltkrieges – Ausstellung im Kunstmuseum und 31 im Max-Samuel-Haus Rostock Katrin Arrieta „In Lockstedt wehte Kriegsluft, da bin ich als Soldat glücklich gewesen“ – Die Ausstellung „Ernst 35 Barlach und der Erste Weltkrieg“ in Güstrow Volker Probst Für den Kaiser an die Front - Alltag in Rostock im Ersten Weltkrieg. Eine Ausstellung des Kulturhistori- 40 schen Museums Rostock zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg 1914-1918 Steffen Stuth Der Erste Weltkrieg in Bildpostkarten und regionalen Originalquellen. Eine Ausstellung im Museum Alte 45 Burg Penzlin in Kooperation mit der Europäischen Akademie M-V und der Landeszentrale für politische Bildung Andrea Rudolph „hundertmal Büchsel“ im Kulturhistorischen Museum der Hansestadt Stralsund Dorina Kasten 50 EUROART Die europäische Vereinigung der Künstlerkolonien Heiko Brunner 52 „Mecklenburg so nah – so fern“ – Die Stiftung Mecklenburg bewahrt und zeigt ein Stück Landeserbe 54 Brit Bellmann Die Schiffe und technischen Denkmäler des Rostocker Schifffahrtsmuseums Peter Danker-Carstensen 57 Gesichert! Kunst für das Land. Der Ankauf der Sammlung Schloss Ludwigslust durch das Staatliche 66 Museum / Ludwigslust / Güstrow Gero Seelig INHALT

68 Ein Barockschloss an der Ostsee - Schloss Bothmer Nadine Schmidt 70 Ein Korallenriff im Museum Götz-Bodo Reinicke, Uwe Beese, Volkhardt Heller. Karsten Scheibner 73 Romantik in Mecklenburg-Vorpommern – Das Caspar-David-Friedrich-Zentrum in Greifswald Babara Resch 75 Landesbaupreis 2014 für den Neubau des Kunstmuseums Ahrenshoop Wolf Karge 77 100 Jahre Sammeln und Ausstellen in Warnemünde – Jubiläum des Heimatmuseums Kathrin Möller 79 Erforscher der maritimen Kultur in Nordostdeutschland. Nachruf für Wolfgang Rudolph Peter Danker- Carstensen, Thomas Förster

83 VERBANDSLEBEN 83 Griechen, Normannen und Schliemann auf Sizilien. Auslandsexkursion des Museumsverbandes 4. - 10. April 2014 Berna Bartel 93 Museum, Tourismus und Marketing – Frühjahrstagung 2014 in Rostock Klaus Tiedemann 96 Immaterielles Kulturerbe – Thema für die Museen in M-V? Herbsttagung 2014 in Pasewalk Ronald Piechulek

101 PERSONALIA 101 Mitgliederliste 2014 – Institutionelle Mitglieder 113 Mitgliederliste 2014 – Fördernde Mitglieder 114 Mitgliederliste 2014 – Individuelle Mitglieder

118 Autorenverzeichnis

VORWORT VORWORT Steffen Stuth

Die Museen in Mecklenburg-Vorpommern haben Dennoch dürfen die Museen nicht auf ihre wirt- auch im vergangenen Jahr wesentlich zum Erfolg schaftliche Bedeutung reduziert werden. Trotz al- des Landes Mecklenburg-Vorpommern beigetra- ler Erfolge müssen wir immer wieder betonen: Die gen. Dessen sind sich der Museumsverband in Bewahrung des in öffentlichen Sammlungen be- Mecklenburg-Vorpommern e.V. und seine Mitglie- findlichen dinglichen Erbes ist eine nicht delegier- der sicher. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher bare Aufgabe öffentlicher kultureller Daseinsvor- haben die Einrichtungen in unserem Bundesland sorge. Die zunehmend ausschließlich touristische besucht und die reiche Landeskultur, die in un- Wahrnehmung der Museen durch die Träger führt seren Museen und musealen Einrichtungen ge- zu einer finanziellen und personellen Vernach- sammelt, bewahrt, erforscht und präsentiert wird, lässigung der wissenschaftlichen Arbeit und der kennengelernt. Sie waren überrascht von der Viel- Bestandsbewahrung in den Museen. Träger und falt und dem Reichtum unseres Landes. So sind Museen müssen sich dieses Umstandes bewusst die Museen und musealen Einrichtungen, gleich sein. welcher fachlichen Ausrichtung, unverzichtbar für die Identität unseres Landes. Gleichzeitig sind sie Dr. Steffen Stuth als Standortfaktor für die Tourismuswirtschaft Vorsitzender des Museumsverbandes in Mecklen- von nachhaltiger Bedeutung für das Urlaubsland burg-Vorpommern e. V. M-V.

5 BEITRÄGE BEITRÄGE

Heike Carstensen/ Selbstevaluierung der Museen in Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr Wolf Karge 2013 zur Deposituation

Vorbemerkung ergänzt durch die Relation von ausgestellten Stü- cken zu Stücken im Depot in %. Diese Ergänzung Der Fragebogen zur Selbstbewertung und Selbst- zeigt bereits einen erheblichen Unterschied, der auskunft wurde nach Abstimmung mit dem Vor- teilweise mit der Spezifik einzelner Einrichtungen stand des Museumsverbandes Mecklenburg-Vor- zusammenhängt. Naturkundliche Museen verfü- pommern Ende des Jahres 2013 an ca. 100 Museen gen immer über größere Stückzahlen als etwa ein und museumsähnliche Einrichtungen, die auch technisches Museum. über Sammlungsbestände verfügen (wie Heimat- Im Detail zielten die Fragen auf Angaben zu den stuben), in Mecklenburg-Vorpommern versandt. Depotflächen im Museum (Ausstellungsgebäude) Die Antworten erfolgten unmittelbar nach Ablauf und davon abgesetzt in Außendepots. Im zweiten des Jahres. Fall wurde auch nach der Entfernung gefragt, wo- Auswertbare Antworten lieferten 32 Museen. Da- bei Fahrzeiten oder Entfernungen zu Fuß getrennt runter befinden sich alle größeren Museen des wurden. Dann war ein Ranking nach der Sicherheit Landes. Da die beteiligten Einrichtungen alle Mu- der Depots in den Fragen der Einbruchsicherheit seumsgattungen und auch die verschiedenen Grö- und des Brandschutzes in drei Stufen zu beant- ßen widerspiegeln, kann durchaus von einer reprä- worten. Das gleiche Verfahren wurde zur Frage sentativen Erhebung ausgegangen werden. Durch nach der Klimatisierung und nach dem Schutz vor die Möglichkeit von individuellen Kommentaren Schädlingsbefall angewendet. der Museen im Fragebogen konnten konkrete Pro- Abschließend wurde die Frage zur Einschätzung bleme mit allgemeiner Tendenz in die Auswertung des zukünftigen Depotbedarfs gestellt. aufgenommen werden. Diese Fragestellungen galten insgesamt einer Für die Auswertung der Befragung wurde Anony- Problematik, die von der Öffentlichkeit einerseits mität zugesichert. Daher werden auch bei Beispie- nicht wahrgenommen wird und oft andererseits len keine konkreten Einrichtungen genannt. auch nicht wahrgenommen werden soll. Drama- Bei der Auswahl der angeschriebenen Museen tischer ist, dass sich oft auch die Träger von Mu- wurde im Sinne der engeren Museumsdefinition seen dieser Problematik nicht stellen und dadurch die Existenz einer Sammlung, einer Ausstellung Kulturgut mitunter leichtfertig gefährdet wird. und der Zugänglichkeit in öffentlichen Räumen Kommen Informationen über derartige Verluste vorausgesetzt. Nicht evaluiert wurden reine Aus- in die Öffentlichkeit, lösen sie oft einen Sturm der stellungshäuser, Skulpturen- und Miniaturen- Empörung aus (Einbäume Schwerin, Stadtarchiv parks, „Erlebnisdörfer“, „Science-Center“ oder In- Stralsund). Deshalb soll diese Befragung intern formationszentren, etwa für Kunst oder Natur. sensibilisieren und zu vorbeugenden Maßnahmen Erhoben wurde die Frage nach der konkreten anregen. Ausstellungsfläche und der Depotfläche in m², Bei diesen Fragen geht es auch um das Patrimo-

6 BEITRÄGE nium: das von gutgläubigen Menschen zur dau- flächen: Hier zeigt sich ein etwas anderes Bild. ernden Aufbewahrung an die Museen übergebene, Die Faustregel, dass einem Museum für die Be- durch Stifter übereignete, von engagierten Muse- wahrungsfunktion etwa zwei Drittel und für die umsmitarbeitern gesammelte oder mit Geldern Vermittlungsfunktion ein Drittel Fläche zur Ver- aus öffentlichen Haushalten finanzierte Kultur- fügung stehen sollten, ist in der Realität genau gut. Die Bewahrung von beispielhaften Zeugnis- umgekehrt. Das wird in den Museen überwiegend sen zur Geschichte der Natur und der Menschheit nicht einmal als Manko wahrgenommen, sondern bleibt ethisch eine der wichtigsten Aufgaben der in den Kommentaren wird die Depotkapazität ins- Museen. gesamt als gut eingeschätzt. Das Ergebnis ist im Detail vielschichtig, lässt aber Das hat aber auch den Hintergrund, dass in der Tendenzen und Verallgemeinerungen zu. täglichen Arbeit die Sammlung und Bewahrung von Kulturgut zugunsten der öffentlich wahr- Verhältnis von Ausstellung und Depot- nehmbaren Vermittlung in Ausstellungen und gröSSen Veranstaltungsangeboten sehr stark in den Hin- tergrund getreten ist. In diesem Zusammenhang ist generell die Frage nach Sammlungskonzeptionen und (wo sie denn vorhanden sind) besonders auch ihrer Umsetzung in die Praxis zu stellen. In der Öffentlichkeit und besonders auch gegen- über den Trägern von Museen besteht immer noch ein großer Aufklärungsbedarf darüber, dass Sammlung und Ausstellung zwei sich inhaltlich bedingende, aber nicht identische Aufgaben sind. In vielen Fällen wird gerade auch von den Trägern die Forderung erhoben, doch „alles“ auszustellen, Relation Ausstellungsfläche zur Depotfläche auch um die Attraktivität des Museums zu erhö- hen. Die Relation zwischen der Anzahl der ausgestell- Ein dazu abgegebener Kommentar aus einem Mu- ten Exponate und den im Depot als Sammlungsgut seum kann für eine Reihe weiterer Einrichtungen für die Nachwelt bewahrten (nicht vor den Besu- stehen: „Ein wesentlicher Bereich unserer Muse- chern verborgenen!) Stücken beträgt etwa 20:80. umsarbeit ist die Deponierung von Stücken, die nie Am größten ist die Spanne in den naturkundlichen zur Ausstellung gelangen werden. Deshalb wird ein Sammlungen, wo von 100 Sammlungsstücken nur großer Depotbereich beansprucht. Es gibt ihn noch eines ausgestellt wird. Doch trifft diese Relation nicht. Ein Konzept für den Ausbau vorhandener auch für ein an der Umfrage beteiligtes Kunstmu- Gebäude liegt seit mehreren Jahren auch bei dem seum zu. Nur ein Drittel der Museen stellt etwa Besitzer der Häuser vor. Erste Vorbereitungen zur die Hälfte oder mehr aus. Ein Personalmuseum Projektplanung wurden in diesem Jahr eingeleitet.“ gibt 95 % ausgestellte Sammlungsstücke an – die absolute Ausnahme. AuSSendepots Gemessen wurde in der Relation dann aber nicht die Zahl der Sammlungsstücke, sondern das Ver- Als differenziert ist die Situation der Außende- hältnis der Depotflächen zu den Ausstellungs- pots einzuschätzen. Dazu sind in den Fragebögen

7 BEITRÄGE

worden, um die Träger auf die Probleme aufmerk- sam zu machen: „Das größte Problem ist hier der Platzmangel. Ein Magazinbericht wurde 2010 er- stellt und dem Träger übergeben. Darin sind u. a. auch Zugänglichkeit und Staubschutz bewertet.“ Etwa ein Drittel der Museen berichtet aber auch in diesem Bereich über Vorbereitungen zur Ver- besserung der Situation. Das betrifft sowohl die Suche nach besseren Gebäuden, die Sanierung der vorhandenen Substanz und auch die Erschließung von neuen Depotflächen in den Hauptgebäuden. Depots innerhalb des Museumsgebäudes und Außendepots „Baubeginn Neubau/Anbau Veranstaltungsge- bäude und Servicetrakt für Ende Mai 2014 geplant. Entfernungen von 200 Metern bis zu 10 Kilome- Mit kleinem Depot von 27 m². Das alte Magazin tern angegeben. Etwa 40 % der Depots sind über muss wegen Schäden in der Zwischendecke ent- einen Kilometer entfernt. Kritisch ist in der Regel lastet und geräumt werden. Eigentlicher Bedarf, die Möglichkeit der Kontrolle dieser Außendepots, um das komplette Archiv und Depot umzulagern: da sie fast nie ständig durch Mitarbeiter betreut ca. 75 m².“ und gesichert werden. Bei den angegebenen Ent- Damit stellen die Außendepots die eigentlichen fernungen ist auch eine optische Überwachung Gefahrenquellen für den Verlust von Kulturgut vom „Haupthaus“ aus kaum möglich. Kontrollen dar. Oft ist es gar nicht der mechanische Schutz erfolgen sporadisch und oft im Zusammenhang vor Klimaschäden, Vandalismus, Kriminalität mit Exponatenrecherchen bei Leihanfragen, Aus- oder unsachgemäßen Lagerbedingungen, der zu stellungsvorbereitungen oder Veröffentlichungen. gewährleisten ist, sondern die fehlende Kontroll- Inventuren sind die Ausnahme. möglichkeit. Ein anderes Problem ist die personel- Für das Kulturgut bedeutet dies in jedem Fall, le Ausstattung der Museen, die für die Depotarbeit dass Transporte immer über offene Wege geführt oft auch hohe gesundheitliche und körperliche An- werden. Sind für die Transporte von Leihgaben in forderungen stellt, da es sich um Exponate von ho- vielen Museen bereits sehr hohe Sicherheitsanfor- hem Gewicht oder sperrige Stücke handeln kann. derungen zur Klimasicherung und zum mechani- schen Schutz normal, so werden gerade diese For- Brandschutz und Schutz gegen Einbruch- derungen im internen Betrieb stark vernachlässigt, diebstahl in den Depots weil sie weder technisch noch finanziell zu reali- sieren sind. Wenn bei 32 Museen insgesamt etwa 10.000 m² Ein Extremfall sieht so aus: „Das Hauptdepot be- als vorbildliche Depotsituation, 4.360 m² als aus- findet sich am Stadtrand und ist mit öffentlichen reichend definiert und „nur“ etwa 1.500 m² als un- Nahverkehrsmitteln kompliziert erreichbar, kann zureichend im Bereich des Diebstahl- und Brand- daher nicht täglich aufgesucht werden. Eine fach- schutzes ausgewiesen werden, dann bedeuten gerechte Überprüfung ist durch einen Restaurator diese 1.500 m² die größte Gefahr für das Kulturgut auf Honorarbasis gewährleistet, der gemeinsam und auch die Gefahr einer bundesweiten Negativ- mit Museumsmitarbeitern regelmäßige Depotbe- presse im Verlustfall. Somit lagern etwa 9 % des gehungen durchführt.“ Kulturgutes völlig unzureichend. Bei diesen un- In einigen Fällen sind Zustandsberichte erarbeitet zureichenden Depots handelt es sich fast durch-

8 BEITRÄGE gängig um Außendepots, die vom Haupthaus aus wird in diesem Punkt als vorbildlich betrachtet. nicht überwacht werden können und auch nicht Das bedeutet allerdings auch, dass in diesen Fäl- über entsprechende Warn- und Meldetechnik ver- len erhebliche Investitionen getätigt wurden. Die fügen. vorbildlichen Lagermöglichkeiten befinden sich dann überwiegend in den Haupthäusern. Ein aus- führlicher Kommentar zu dieser Frage beleuchtet die Dimensionen: „Selbstverständlich streben wir in allen Depotflächen ein geregeltes Klima an, dies wird mit mobilen Geräten realisiert. Es erfolgt in allen Depots eine ständige Kontrolle/Aufzeich- nung der Werte, soweit personell machbar. Teil- weise sind die Objekte materialspezifisch getrennt (Waffen, Papier, Münzen, Möbel, teilweise Gemäl- de, der Rest ist jedoch mangels geeigneter Räum- lichkeiten gemischt: Gemälde mit Kunsthandwerk (Textil, Elfenbein, Porzellan, Glas etc.). Da es sich Brand- und Einbruchsicherheit der Depots vielerorts um Kellerräume handelt, sind die Bedin- gungen nicht vorbildlich.“ Die meisten Außendepots sind allerdings mit Vergitterungen, modernen Schließanlagen, Ein- bruchmeldeanlagen und Rauchmeldern ausge- stattet. Sprinkleranlagen scheiden wegen der Schädigungsgefahr für das Kulturgut aus. Die Aufschaltung bei Sicherheitsdiensten wird aller- dings aus Kostengründen überwiegend nur für die Haupthäuser vorgenommen. In verschiedenen Fällen sind die Außendepots in den Streifendienst von Sicherheitsdiensten integriert. Die Melder an Außendepots bestehen teilweise nur aus akusti- schen Anlagen. Trotzdem wird die Sicherheit von etwa zwei Drittel Klimatisierung im Depot der Museen als vorbildlich betrachtet. Außerdem werden diese Probleme in der Regel auch von den Es ist auch anzumerken, dass in einer Reihe von Trägern ernst genommen und ständig an einer Ver- Museen die Klimafrage keine vordergründige Rolle besserung gearbeitet. spielt. Da heißt es dann im Einzelfall im Kommen- tar: „Material erfordert keine besonderen Bedin- Klimatisierung von Depots gungen.“ Bei technischen Museen oder bei klima- tisch weniger anfälligem Kulturgut wie Keramik Weniger optimistisch sind die Aussagen zur Kli- oder Metall sind die Anforderungen niedriger und matisierung. Etwa 4.500 m² der Depotflächen es genügen ausreichend trockene und frostfreie verfügen über eine unzureichende bzw. keine Kli- Räume. Temperaturschwankungen sind dabei matisierung: Das sind etwa 35 % der Depotflächen weniger gefährlich. Das thematisiert ein einschlä- in den Einrichtungen. Nur ein Fünftel aller Depots giges Museum im Kommentar: „Unsere Räum-

9 BEITRÄGE lichkeiten (Ausstellungen und Depots) befinden Verwunderlich ist, dass aus keinem Museum der sich insgesamt in früheren landwirtschaftlichen Befall von organischen Stoffen durch Parasiten ge- Wirtschaftsgebäuden, die weder klimatisiert noch meldet wird. Schimmel, Motten, Holzwürmer, Sil- feuchtigkeitsreguliert sind.“ berfischchen oder Mäuse waren in den vergange- In vielen Fällen erfolgt statt einer automatischen nen Jahrzehnten die Hauptfeinde des Kulturgutes. Klimaaufzeichnung durch entsprechende Geräte Rost und Fäulnis sind ebenfalls stark eingedämmt eine regelmäßige Klimamessung über Thermome- worden. ter und Hygrometer, deren Ergebnisse dann notiert In verschiedenen Fällen wird auf einfache Präven- werden. tion gesetzt: „Durch Belüftung und die Art der La- In einem Kommentar wird auf ein anderes Prob- gerung wird Schimmelbildung vorgebeugt und die lem aufmerksam gemacht: „Statt Klimaanlage empfindlicheren Ausstellungsstücke unter den [nur] Heizung/Lüftung über Fenster, und statt Alltagsgeräten befinden sich in durchsichtigen Klimaaufzeichnung [nur] -messung. Bedingungen Plasteboxen.“ sind nicht perfekt, aber schon sehr gut. Größtes Allerdings ist in den vergangenen Jahren sehr viel Problem ist die Aufheizung der Magazinräume im Mühe und Geld in die Bekämpfung von Holzwür- Sommer – keine Klimaanlage!“ Es sind weniger die mern und in ähnliche Maßnahmen investiert wor- Frostschäden, die zu befürchten sind, als die Schä- den. Der Einsatz professioneller Fachleute und den, die durch die Austrocknung durch die Som- Methoden hat offenbar Wirkung erzielt. Dazu ha- merhitze eintreten können. ben auch entsprechende Veranstaltungen des Mu- seumsverbandes sensibilisiert. Schutz vor Schädlingsbefall Informationen und Fortbildungen durch den Mu- seumsverband zu einfachen vorbeugenden Kon- Etwa 36 % der Museen sehen die Sicherung des servierungsmaßnahmen ohne kostenintensive Kulturgutes vor Schädlingsbefall als völlig unzu- restauratorische Einsätze sind aber weiterhin drin- reichend an. Nur ein Viertel kann die erreichte De- gend zu empfehlen. potsituation als vorbildlich einschätzen. Die Gefahr durch Schimmelbefall ist allerdings nur Zukünftiger Depotbedarf in einem Fall angemerkt worden und auch dort nur für den Fall, dass technische Defekte an den An- Erstaunlich gering gegenüber den Wünschen nach lagen auftreten und sich die Feuchtigkeit stauen qualitativer Verbesserung der gegenwärtigen Ka- kann. pazitäten ist der zusätzliche quantitative Bedarf an Depotfläche für die Zukunft. Fazit: Die Depotsituation ist durch geeignete Maßnahmen qualitativ besonders im Bereich Kli- ma, Brandschutz, Einbruchsicherung und Schutz vor Schädlingen zu verbessern. Während der Brandschutz von etwa zwei Dritteln der Befrag- ten bereits als vorbildlich betrachtet wird, sind die beiden untersuchten Bereiche Brandschutz und Diebstahl sowie Schutz vor Schädlingen nahezu identisch mit einem relativ hohen Handlungsbe- darf. Das sind Investitionen, die auch durch staat- Schutz vor Schädlingsbefall liche Unterstützung gefördert werden sollten, da

10 BEITRÄGE

Depotsituation im Agroneum Alt Schwerin bis 2005

Sponsoren für diese Bereiche eher nicht wirksam werden wollen. Da finanzielle Größen in diesem Zusammenhang kaum realistisch anzumelden waren, wurde auf eine derartige Angabe verzichtet. Der Wunsch nach Realisierung dieser Verbesserung reicht zeit- lich von „sofort“ bis zu zehn Jahren. In etwa 10 % der Fälle sind Verbesserungen bereits in Arbeit oder in der konkreten Planung. Eine etwas fatalistische, aber nicht ungewöhnliche Haltung zeigt der Kommentar: „Unsere Depotsitu- ation ist zwar unbefriedigend, aber im Vergleich zu manch anderen Depots vermutlich noch ganz gut. Depot im Agroneum Alt Schwerin im Jahre 2010 Der Raum ist trocken und in annehmbarer Entfer- nung zum Museum. Er ist leider zu klein, könnte noch besser geschützt sein und hat eine etwas zu hohe Luftfeuchtigkeit. Das größte Problem ist und bleibt allerdings der nicht ausreichende Platz.“ Ähnlich ist der Kommentar: „Handlungsbedarf! Die Situation ist auszuhalten, müsste aber im In- teresse einer wirklichen Museumsarbeit verbes- sert werden.“ Der Museumsverband Mecklenburg-Vorpommern kann hier in Zusammenarbeit mit Restauratoren, Konservatoren und Präparatoren seine Beratungs- tätigkeit weiter intensivieren. Die Träger von mu- sealen Einrichtungen müssen weiter für den Erhalt ihrer Schätze sensibilisiert werden.

11 BEITRÄGE

Florian Ostrop Auf dem Sofa starten – im Museum erleben Das Landesmuseum Mecklenburg geht online

300, 9, 28, 160, 2 – plus jede Menge Nullen und Aufbau des Internetportals intensiv beteiligt. Die Einsen: In diesen nüchternen Zahlen ließe sich das Verantwortlichen vor Ort haben sich trotz ihrer all- neue landeskundliche Portal der Stiftung Mecklen- täglichen Arbeit viel Zeit genommen, um Expona- burg und des Museumsverbands in Mecklenburg- te sorgfältig auszuwählen und für Internetnutzer Vorpommern e.V. umreißen, das ab 4. Dezember in Texten aufzubereiten, die das Wichtigste des zu 2014 weltweit zu erreichen ist. Die Faszination, den Objekten bekannten Wissens profund, knapp die unter www.landesmuseum-mecklenburg.de und dennoch gut verständlich präsentieren. Die erlebbar wird, verdient es allerdings, das dahinter- Reihe der Mitwirkenden reicht von A wie Ahrens- stehende Zahlenwerk im Folgenden mit Leben zu hoop und B wie Burg Stargard über H wie Hagenow, füllen. P wie Parchim bis hin zu W wie Woldegk. Selbst- verständlich sind die großen Städte Schwerin, 300 und 9 Neustrelitz, Güstrow, Neubrandenburg, Rostock und Wismar mit von der Partie. Hinter dem VLM Die Bandbreite des im Virtuellen Landesmuseum stehen außerdem die folgenden Einrichtungen: Mecklenburg (VLM) Gezeigten ist groß. Rund 300 Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen, besondere Stücke aus allen Regionen der histori- Stadt- und Bädermuseum Bad Doberan Möckel- schen Landschaften Mecklenburg-Schwerin und haus, -Strelitz warten hier auf Neugierige, Interessierte, Hans-Fallada-Museum Carwitz, Lehrende und Lernende. Eine bemalte Zeltplane Museum Festung Dömitz, aus einem der größten Kriegsgefangenenlager Kreisagrarmuseum Dorf Mecklenburg, Deutschlands von 1916 gehört ebenso dazu wie Landschulmuseum Göldenitz, die Uniform eines Piloten der DDR-Luftfahrtge- Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten, sellschaft Interflug, eine angelsächsische Zellen- Grenzhus Schlagsdorf, emailfibel, die als Import ins Land gelangte, oder Mecklenburgisches Volkskundemuseum Schwerin eine Tapisserie der Königin von Saba vor König Mueß, Salomon, die flämische Einwanderer im 16. - Jahr Fritz-Reuter-Literaturmuseum Stavenhagen, hundert mitbrachten. Und selbst wenn Ernst Bar- Müritzeum Waren. lachs „Schwebender“ auf Reisen in London weilt, Die redaktionelle Verantwortung für das Zusam- im Virtuellen Landesmuseum Mecklenburg bleibt menführen der von den Mitwirkenden gelieferten er auch dann zu sehen, neben dem „Lesenden Inhalte lag in den Händen des Historikers Dr. Wolf Klosterschüler“, dem „Flötenbläser“ und manch Karge, Schwerin. anderem Werk des begnadeten Künstlers. Ohne- hin wird „Kunst und Architektur“ als eine von neun 160 übergreifenden Kategorien im VLM großgeschrie- ben. Alle genannten Museen brachten aus ihren Be- ständen Herausragendes, landesgeschichtlich Re- 28 levantes und optisch Ansprechendes ein. Der über- wiegende Teil davon, rund 160 Exponate, wurde So viele mecklenburgische Museen haben sich am hierzu mit modernster Fototechnik in 360-Grad-

12 BEITRÄGE

Versionen aufgenommen. Geschichte eintauchen. Rund 140 weitere, nicht Die entstandenen Aufnahmen wurden im VLM drehbare Exponate, darunter wunderbare Gemälde zu einem dichten Netzwerk Landesgeschichte aus dem Staatlichen Museum, tragen nicht min- verflochten. Nach und nach wuchs ein virtueller der dazu bei, den Besucher des VLM näher an die Rundgang durch die Geschichte von Mecklenburg- Geschichte heranzubringen. Auch sie sind als Ver- Schwerin und -Strelitz, der es dem Nutzer ermög- größerungen abrufbar. licht, sich eigene virtuelle Wege auf der Reise durch die Landesgeschichte zu bahnen und sich Nullen und Einsen gezielt über inhaltliche Schwerpunkte von Museen zu informieren. Denn letzten Endes will das VLM Hinter einem derart umfassenden Internetportal neugierig machen, die Ausstellungen vor Ort in steckt neben der konzeptionellen und inhaltlichen Augenschein zu nehmen. Kulturell interessierte Arbeit jede Menge Programmierungsleistung. Die Touristen von nah und fern sind für dieses Anlie- technische Umsetzung dieser Aufgabe übernahm gen eine zentrale Zielgruppe. die Schweriner Firma Planet IC. Sie arbeitete im Laufe des insgesamt rund dreijährigen Projekts 2 eng mit Dr. Wolf Karge und der Stiftung Mecklen- burg zusammen und wird dem Virtuellen Landes- Die Begegnung mit dem Authentischen, mit dem museum Mecklenburg auch in Zukunft mit Rat aus der Vergangenheit überlieferten Original, kann und Tat zur Seite stehen. und will das Virtuelle Landesmuseum Mecklen- burg nicht ersetzen. Dafür kann es manches ande- Nach der Freischaltung haben die mitwirkenden re: Die hier präsentierten drehbaren Objekte sind und weitere Institutionen ab Anfang 2015 die Mög- jeweils in zwei Zoomstufen vergrößerungsfähig. lichkeit, mit einer Wanderausstellung in besonde- Auf diese Weise können sie sehr genau in Au- rer Weise vor Ort auf das Virtuelle Landesmuseum genschein genommen werden. Ob scheinbar be- aufmerksam zu machen. Interessenten werden deutungsloser Kratzer oder künstlerisch filigrane gebeten, sich mit der Stiftung Mecklenburg, Tel. Ausarbeitung: Zahlreiche überraschende Details 0385-5007782, [email protected], in lassen den Betrachter tief in die mecklenburgische Verbindung zu setzen.

Startseite des virtuellen Landesmuseums M-V

13 BEITRÄGE

Olaf Both, Sina Klauß- Crowdfunding für Museen ? – Ein Masterstudiengang Schutz Europäischer nitz, Uwe Strömsdörfer, Andrea Teufel Kulturgüter der Europauniversität Viadrina in Frankfurt/Oder

Kleinere und mittlere Museen in unterschiedlichs- Schwarm- oder Mikrofinanzierungen sind nicht ten Trägerschaften sehen sich immer solch knap- neu. So finanzierte Ludwig van Beethoven unter pen Budgets gegenüber, dass eine umfängliche anderem den Druck seiner Werke durch eine fest- Sicherung der Grundaufgaben eines Museums gelegte Anzahl von Subskribenten, welche dann (Sammeln, Bewahren, Forschen, Präsentieren) für ihren finanziellen Einsatz Exklusivrechte- er kaum noch möglich scheint. Um öffentlichkeits- hielten. Ebenso gibt es Parallelen im heutigen wirksam die Einrichtung präsentieren zu können, Crowdfunding zur Finanzierung des Baues der wird in vielen Fällen eine offensive Ausstellungs- Freiheitsstatue in Amerika. Der Begriff Crowd- praxis mit den „Highlights“ der Sammlungen funding ist erst ungefähr seit 2006 gebräuchlich. durchgesetzt, die finanzielle und personelle Res- Crowdfunding ist eine Finanzierungsform, die im sourcen bindet. Für eigentlich bestandserhaltende Wesentlichen über einen öffentlichen Aufruf im Maßnahmen bleiben in vielen Fällen kaum Reser- Internet (Web 2.0) erfolgt und darauf zielt, finan- ven, so dass in den Museumsdepots gefährde- zielle Ressourcen für ein Vorhaben zu generieren. te Objekte einer dringenden Restaurierung bzw. Dies kann ohne Gegenleistung oder gegen irgend- Konservierung harren. Dieses Problem ist bekannt eine Art von Gegenleistung (finanzielle/materielle und ihm wird mit den unterschiedlichsten Förder- Vergütung, immaterielle, ideelle Leistungen und/ programmen (z. B. www.kunst-auf-lager.de) zu oder Rechte, z. B. Stimmrechte) geschehen. begegnen versucht, doch scheitert die Nutzung Was passiert beim Crowdfunding? Der Ablauf ei- dieser Fördermöglichkeiten oftmals am nicht vor- nes solchen Projektes lässt sich mit wenigen Wor- handenen Eigenanteil. ten erklären. Um wie in unserem Fall ein Restau- Auf der anderen Seite ist seit einigen Jahren mit rierungsvorhaben zu finanzieren, wird das Projekt dem Sammeln von Mikrospenden über Crowdfun- auf einer Crowdfundingplattform veröffentlicht, ding-Plattformen im Internet eine durchaus span- im Grunde ausgeschrieben. In dieser Ausschrei- nende Möglichkeit der Mittelakquise für ganz ver- bung werden Internetnutzer aufgerufen, sich an schieden ausgerichtete Projekte entstanden. der Finanzierung des Projektes zu beteiligen. Be- Der Frage „Crowdfunding für Museen?“ widmet vor das Projekt starten kann, müssen verschiede- sich ein Studienprojekt aus dem Masterstudi- ne Kriterien beachtet werden. So muss eine Min- engang „Schutz Europäischer Kulturgüter“ an destsumme, die zur Finanzierung des Projektes der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder. notwendig ist, vorher festgelegt werden. Ratsam Dabei soll es neben der Klärung allgemeiner und ist natürlich, sich bei Restaurierungsprojekten ei- rechtlicher Fragen auch um eine Ermittlung des nen Kostenvoranschlag eines erfahrenen Restau- Bedarfs sowie des Interesses und der Möglichkei- rators einzuholen. Die Laufzeit des Projektes liegt ten bei kleineren und mittleren Museen gehen. Die meist zwischen 30 und 55 Tagen. In diesem Zeit- Ergebnisse fließen in Testprojekte ein, auf deren raum muss die festgelegte Summe zusammen- Grundlage ein erster Erfahrungsbericht entstand. kommen. Sollte das nicht der Fall sein, geht das bisher gesammelte Geld an die Spender zurück. Wer oder was ist Crowdfunding? Es gilt also: alles oder nichts. Daher empfiehlt es sich, in der Laufphase ordentlich für das Projekt Die Finanzierung von Projekten über sogenannte zu werben, um die Zielsumme und somit auch

14 BEITRÄGE die Finanzierung des Vorhabens zu erreichen. Für bei den entsprechenden Plattformen immer eine den Crowdfunding-Markt existieren bisher keine Kostenkomponente vorhanden ist. Diese bewegt amtlichen Statistiken. Da dieser Markt noch jung sich zum Teil zwischen 5% und 15% der erzielten und in ständiger Bewegung ist, wird jede Statis- Spendeneinnahmen – allerdings erst nach Errei- tik immer eine Momentaufnahme des derzeitigen chung des Spendenziels. In der Regel erfolgt der Marktes darstellen. 2011 erfolgte eine genauere Aufschlag der Kosten schon bei Beginn des Spen- Untersuchung der Crowdfunding-Problematik denprojektes auf die Spendensumme oder die lau- durch das Frauenhofer Institut für System- und In- fenden Kosten, etwa für PayPal, und wird gleich novationsforschung (ISI) . Grundlage für die Ana- von der gespendeten Summe abgezogen. Wird das lyse des hier vorliegenden Projektes sind die im Spendenziel nicht erreicht, gehen die Spenden an Netz unter www.crowdfunding.de verzeichneten die entsprechenden Spender zurück und die Kos- Plattformen. ten des Projektes übernimmt die Plattform selbst. Grundsätzlich wäre die Frage zu erörtern, inwie- Somit ist der Betreiber der Plattform selbst daran weit nationale und internationale Plattformen interessiert, dass das eingestellte Projekt ein er- dem Ziel dienen, Restaurierungen durchzuführen. folgreiches Projekt wird. So enthält nicht jede Plattform eine entsprechen- Die Plattform Startnext ist mit ihren Ergebnissen de Rubrik (Kunst), unter die ein solches Projekt internationaler Spitzenreiter: 60% Erfolgsquote gefasst werden kann. Lediglich eine internationale bei einer Nutzerzahl von über 300.000. Startnext Plattform hatte die Rubrik Heritage (Erbe) zu ver- ist provisionsfrei, wobei jeder Starter nach seiner zeichnen. erfolgreichen Kampagne selbst bestimmen kann, Deutlich wurde auch, dass es eine größere Anzahl welchen Betrag er den Betreibern der Plattform regionaler Plattformen gibt. Hier hängt es vom zukommen lassen möchte. Die Plattform bietet Nutzer ab, welcher Personenkreis erreicht wer- mehrere Bezahlmethoden für die Unterstützer an, den soll und welcher Inhalt mit der Spende auf etwa die Zahlung per Lastschriftverfahren, Kredit- der jeweiligen Plattform beworben werden soll. karte, PayPal, Sofortüberweisung oder Vorkasse. Zu nennen wären als Beispiel nordstarter.org für Ein weiteres Plus ist das vorhandene Netzwerk die Hansestadt Hamburg, dresden-durchstarter. von Startnext. Viele der Projekte werden von Un- de oder crowdfunding-berlin.com. Nach einem ternehmen, Stiftungen, Förderinstitutionen, Uni- entsprechenden Auswahlverfahren sollen an die- versitäten und Städten unterstützt und oder gar ser Stelle drei Plattformen vorgestellt werden, selbst kuratiert. zwei nationale und eine internationale, welche als Visionbackery bezeichnet sich selbst als zweit- geeignet erscheinen, Mittel für die Restaurierung größte Plattform Deutschlands und Österreichs. zu akquirieren. Die beiden nationalen Plattformen Sie addiert automatisch 11,9% (Dienstleistung & sind startnext.de und visionbackery.de , eine in- Transaktionskosten) auf die benötigte Spenden- ternationale Plattform ist sponsume.com. War- summe. Die Plattform erhält diesen Betrag aller- um genau diese Auswahl? dings nur, wenn ein Projekt erfolgreich ist. Diese Ein wichtiger Punkt sind die Nutzerzahlen. Je mehr Gegenleistung tragen die Unterstützer des Projek- Nutzer eine Plattform hat, desto mehr Spender tes. Ist das Projekt nicht erfolgreich, zahlt Vision- können in Frage kommen. Eine weitere Rolle spielt backery 100% aller Eingänge an sie zurück. Damit die Eignung der Plattform für das Projekt, die tech- entstehen zu keinem Zeitpunkt Kosten für den nische Durchführbarkeit und letztlich auch die da- Initiator des Projektes und es ist risikofrei, ein Pro- bei entstehenden Kosten und deren Transparenz. jekt zu starten. Die Plattform ermöglicht den Zah- Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass lungsverkehr über PayPal oder Banküberweisung

15 BEITRÄGE aus den Staaten der EU, aus Norwegen, Island, der liche Gegenleistung zu erhalten. Allerdings ist zu Schweiz und Lichtenstein. beachten, dass das jeweilige „Dankeschön“ immer Sponsume ist eine internationale Plattform, wel- einen Bezug zum Projekt haben sollte. che die Entgegennahme der Spendeneinnahme in Crowdfunding beginnt bei der eigenen Familie, jeder Höhe erlaubt, auch wenn sie das eigentliche bei Freunden und den schon existierenden Fans. Spendensummenziel nicht erreicht hat. Sobald die Wichtig sind die sozialen Netzwerke wie etwa Fa- Spende auf dem Konto des Initiators eintrifft, ist cebook und Twitter. Hier müssen die Unterstützer sie auch verfügbar. Damit bildet Sponsume eine motiviert werden, das Projekt weiter zu verlinken Ausnahme unter den Plattformen. Bei Sponsu- und zu teilen. Sollten Museen und Kultureinrich- me wird in Abhängigkeit des Spendenzieles eine tungen diese Netzwerke nicht oder noch nicht Minimumzielsumme festgelegt, auf welche dann nutzen, so ist unbedingt anzuraten, den Einstieg 5% als Kosten erhoben werden. Unterschreitet die zu wagen. Eine weitere Möglichkeit ist das Anle- Spendensumme diese 5%, wird die Summe aus- gen von Mailinglisten (z. B. verlinkte Anhänge an gezahlt und die Plattform übernimmt die Kosten. Mails) für mögliche Unterstützer, die sich nicht in Der Zahlungsverkehr kann ausschließlich über den sozialen Netzwerken bewegen. Eine Kampag- PayPal oder per Kreditkarten erfolgen. Somit ist es ne ist tot, wenn sie nicht ständig am Leben erhal- erforderlich, dass der jeweilige Unterstützer, sollte ten wird. er kein PayPal-Konto besitzen, ein solches einrich- tet. Gezahlt werden kann in 21 Währungen. Tatsächlicher Bedarf oder konstruier- Neben den bisher dargestellten Unterschieden tes Problem? zwischen den einzelnen Plattformen gibt es aber auch – nicht unwesentliche – Gemeinsamkeiten. Im Rahmen der Grundüberlegung, wie ein solches Alle drei Plattformen müssen in größtmöglicher Projekt realisiert werden könnte, trat vermehrt die Weise vom Projektinitiator in anderen Netzwerken Frage in den Vordergrund, ob die Museen und de- und Medien beworben werden. Dazu gibt es eini- ren Besucher Internetplattformen nutzen würden. ges zu beachten. Über Bedarfsanalyen konnten Aussagen getroffen Um das Publikum zu erreichen, sollten die Projek- werden, die in hohem Maße von Interesse sind. tinitiatoren ein kurzes Video über ihr Projekt her- Dabei ist einerseits die Rolle der Museen und auf stellen, welches die Chance bietet, die Unterstüt- der anderen Seite die des zukünftigen Spenders zer persönlich anzusprechen und zu motivieren. zu sehen. Folgende Fragenkomplexe sollten be- In dieser Präsentation erfährt der Unterstützer, antwortet werden. worum es in dem Projekt geht und warum es un- Sind die Museen derzeit in der Lage, Restaurierun- terstützt werden sollte. gen durchzuführen? Wie hoch ist der Bedarf? Wer- Wichtig ist, welche Gegenleistung (Dankeschön) den Restaurierungen fachgerecht durchgeführt? der Unterstützer erhalten kann: etwa einen ein- Auf welchem Weg konnten die Restaurierungen fachen Kühlschrankmagneten mit dem Motiv des realisiert werden? Projektes, ein Namensschild am mitfinanzierten In Bezug auf die potenziellen Spender ist davon Projekt/Objekt oder eine Einladung zu einer Ver- ausgegangen worden, dass für die Datenerhebung anstaltung. Der Kreativität sind dabei keine Gren- hauptsächlich Besucher und Nutzer anzusprechen zen gesetzt. Ziel ist es, die Motivation des Unter- sind, mit denen bereits ein Kontakt bestand. Hier stützers zu steigern. Mit dem Dankeschön kann stand die Frage im Vordergrund, ob unsere bishe- das Gefühl vermittelt werden, nicht nur eine gute rigen Kunden (Besucher und Nichtbesucher) das Sache zu unterstützen, sondern auch eine persön- Instrument des Crowdfunding nutzen würden?

16 BEITRÄGE

Als Mittel der Datenerhebung wurde eine aus- in der Vergangenheit schon für ein Museum ge- schließlich online durchgeführte Befragung ge- spendet. Im weiteren Befragungsverlauf wurde wählt, die in zwei Teilnehmerbereiche, Museen das Crowdfunding erklärt. Über die Hälfte der be- und potenzielle Spender, unterteilt wurde. Die fragten Personen haben keine Bedenken bezüglich Teilnehmerzahl fand durch die Onlinebefragung dieser Art der Einwerbung von Spenden. Die vor- eine automatische Begrenzung auf 30 Tage. Nur handenen Ängste der übrigen Teilnehmer bezogen Antworten, die in dieser Zeit abgegeben wur- sich hauptsächlich auf die Herausgabe der eigenen den, konnten bewertet werden. Zur Befragung Daten und weniger darauf, dass das gespendete der potenziellen Spender wurden im Umfeld des Geld beim richtigen Empfänger ankommt. Weitere Museums Burg Mylau in Sachsen und des Volks- Bedenken bestanden darin, dass per Crowdfun- kundemuseums in Schönberg (Mecklenburg) die ding kein direkter Kontakt zum Museum gegeben Angaben von 52 Teilnehmern ausgewertet. An der und in diesem Bereich die persönliche Ansprache Befragung unter den Museumskollegen in Sach- gewollt ist. Die weiteren Angaben fußten auf sen und Mecklenburg-Vorpommern nahmen nur dem nachfolgenden Beispiel: „Das Museum in Alt 32 Museen teil. An dieser Stelle einen herzlichen Landsberg möchte eine sehr repräsentative, mit Dank an alle Befragungsteilnehmer. Die Haupt- Eisen beschlagene Truhe restaurieren lassen. Die gruppen der Museen waren Geschichtsmuseen (29 Kosten betragen 1234,- Euro. Sie wurden durch %), Kulturhistorische Museen (23 %), Volkskunde- Freunde eingeladen, sich am Projekt zu beteiligen. und Freilichtmuseen (12 %). Über 60 % der Muse- Spenden Sie?“ en gaben an, in öffentlicher/kommunaler Hand zu Das genannte Museum existiert, es liegt in der sein und fast 30 % befinden sich in einer Vereins- Nähe von Bad Freienwalde und verfügt vielleicht trägerschaft. Mehr als die Hälfte der Museen konn- auch über eine solche Truhe. Über die Hälfte der te in den vergangenen drei Jahren Restaurierungen Teilnehmer hätte gespendet und die Summe wäre durchführen. Hierbei ist hervorzuheben, dass die zu mehr als 50% zusammengekommen. Die zahl- Museen einen durchschnittlichen Restaurierungs- reichen Begründungen kann eine ausführlichere bedarf von ca. 35% ihres Bestandes angaben, je- Aussage eines Teilnehmers zusammenfassen: doch war nur die Hälfte der Museen in der Lage, „Ich kenne weder das Museum in Alt Landsberg Restaurierungen durchzuführen. Diese wurden zu noch das Objekt noch seine Bedeutung noch seine einem geringen Teil von angestellten Restaurato- Trägerschaft. Ich reserviere einen kleinen Teil mei- ren (17%) durchgeführt, der überwiegende Teil der nes Einkommens für Spenden, brauche aber dazu befragten Museen vergab Aufträge an Diplom-Re- einen inneren Bezug. Ist es mir wichtig, gerade die- stauratoren oder Restauratoren im Handwerk. Die ses Museum und gerade dieses Objekt zu retten? aufgewendeten Mittel wurden hauptsächlich von Verbindet mich etwas mit beiden? Vielleicht auch Fördervereinen und anderen Fördermittelgebern mit der Person des Einwerbers? Wie stark ist sein zur Verfügung gestellt. Ein Restaurierungsprojekt Engagement? Regionalbezug scheint mir auch konnte direkt durch die Sächsische Landesstelle wichtig zu sein. Also: ich brauche mehr Hinter- für Museumswesen durchgeführt werden. Jedoch grundwissen. Tendenziell würde ich eher für klei- bleibt positiv zu vermerken, dass bei ca. 50 % der nere Museen spenden als für große Sammlungen, durchgeführten Restaurierungen der Haushalt von die eh im öffentlichen Fokus stehen. Und dann Kommunen oder eine öffentliche Förderung als gibt es ja auch noch die kleinen Theater- und Mu- Quelle angeführt wurde. sikgruppen, die Denkmale und und und ...“ Unter den befragten Personen, Besuchern, Nicht- Der Wert, der gespendet worden wäre, lag zwi- besuchern, Freunden und anderen, hatten 46% schen 20 und 40 Euro. Die Befragung der poten-

17 BEITRÄGE ziellen Spender hat ganz klar formulierte Wünsche Rechtliche Grundlagen und Hinweise ergeben. Vielen genügt eine Postkarte des Muse- ums oder die Spendenbescheinigung als Danke- Crowdfunding-Plattformen für die Finanzierung schön für diese Spende. Auch der letzte Punkt, von Restaurierungsvorhaben zu nutzen, ist eine das Dankeschön, muss in der Finanzierung mit relativ junge, erfolgversprechende und bisher bedacht sein und wird innerhalb der rechtlichen kaum genutzte Möglichkeit des Fundraising. Zu Fragestellung behandelt werden. Die Angaben den rechtlichen Aspekten sollen an dieser Stelle zum Alter der Befragungsteilnehmer war freiwillig, einige grundsätzliche Hinweise und Vorschläge vier Personen waren unter 30 Jahre, 40 Personen gegeben werden. Um potenzielle Geldgeber eines über 30 Jahre alt und weitere fünf hatten das 60. Projektes zur Unterstützung zu animieren, spielt Lebensjahr überschritten. Die Ergebnisse sprechen bei den Crowdfunding-Plattformen das Angebot für sich, sollen aber kurz zusammengefasst wer- einer Gegenleistung in Form eines „Dankeschöns“ den: eine wichtige Rolle. Art und Höhe der Gegenleis- - Ängste in Bezug auf das Internet nicht überbe- tung sind steuerrechtlich relevant. Erfolgt eine werten, denn die Kompetenz der Spender ist vor- Gegenleistung in Form eines materiellen „Danke- handen (Mündigkeit des Besuchers anerkennen!) schöns“, liegt ein Leistungsaustausch vor. Dieser - der Spender benötigt einen Bezug zum Museum, wird ggf. steuerpflichtig und kann beim Finanzamt zum Objekt (oder zur Objektgruppe, so kann die nicht als Spende geltend gemacht werden. Die Bienenbeute über den Emailverteiler des Imker- Nennung der Unterstützer auf der Webseite des vereins beworben werden) oder zu einer Person vor Vereins und auch die Platzierung seines Logos sind Ort (Ansprechen des Heimatgefühls) möglich, allerdings darf keine Verlinkung erfolgen, - Freundeskreise der Museen nutzen, um das da es sich dann nicht mehr um ein passives Spon- Netzwerk zu erweitern. soring, sondern um einen umsatzsteuerpflichti- gen Leistungsaustausch handelt. In der Befragung der Museen wurde klar, dass der Zu unterscheiden sind: Bereich des Einwerbens von Spenden hauptsäch- 1. Spenden, die per Definition freiwillig sind und lich im Bereich der Freundeskreise oder auf der keine Gegenleistungen verlangen dürfen. Vereinsebene verankert ist. Für diesen Bereich 2. Unterstützungen, bei denen der Geldgeber kann die Möglichkeit des Crowdfunding eine gute eine Gegenleistung erhält. In der Gestaltung des Ergänzung sein. Folgende Punkte wären aus Sicht „Dankeschöns“ sind dem Initiator keine Grenzen des Museums beachtenswert: gesetzt. Um die Möglichkeit der steuerlichen Ab- - Restaurierungen und Crowdfunding bilden eine setzbarkeit der finanziellen Unterstützung als gute Möglichkeit zur Außenwahrnehmung der Spende nutzen zu können, müssen jedoch einige Aufgaben eines Museums Voraussetzungen erfüllt sein. - Besucherbindung über längere Zeiträume hinweg a. Der Initiator des Crowdfunding-Projektes muss wird möglich durch Nutzung von sozialen Netz- einen vom Finanzamt anerkannten gemeinnützi- werken gen Status besitzen (Freistellungsbescheinigung). - hilfreich sind in jedem Fall Restaurierungspläne b. Das Projekt muss einem anerkannten gemein- für die einzelnen Häuser und gut aufbereitete Ma- nützigen Zweck dienen und terialen (Schubladenprojekt) c. es darf kein Leistungsaustausch vorliegen. - Sicherheit für den Nutzer muss vom Museum Für Museen empfiehlt es sich, Crowdfunding-Pro- garantiert sein, die Spender haben einen Anspruch jekte für Restaurierungen über einen gemeinnüt- auf Sicherheit ihrer Daten. zigen Verein (z. B. den Förderverein des Museums)

18 BEITRÄGE durchzuführen, da dieser berechtigt ist, Spenden- summe nicht erreicht, gehen die Beträge an die quittungen (genauer: eine Zuwendungsbescheini- Unterstützer zurück. Kosten entstehen für den In- gung über eine Geldspende) auszustellen. Es ist itiator nicht. Nach erfolgreichem Verlauf des Pro- auch möglich, dass Privatpersonen im Auftrag ei- jektes entscheidet der Initiator, welchen Betrag er ner gemeinnützigen Organisation Geld sammeln. Startnext als Provision zahlen möchte. Die Modalitäten müssen dazu in einem Treuhän- Falls der Spendeneingang eines Vereins über eine dervertrag zwischen Organisation und dem Pro- Stadt oder Gemeinde läuft, können diese oder der jektinitiator geregelt werden, aus dem hervorgeht, Verein die Spendenquittung ausstellen. Einzelhei- dass dieser das eingenommene Geld lediglich ten zum Zahlungseingang sollten mit der Stadt treuhänderisch verwalten und an den Verein wei- oder Gemeinde im Vorfeld schriftlich geklärt wer- ter transferieren wird. den, bei Unsicherheiten sollte zur Absicherung Neben der Spendenbereitschaft aus Überzeugung ein Steuerberater hinzugezogen werden. Dabei ist bietet das Angebot der Absetzbarkeit der Spende auch die zweckgebundene Verwendung der Spen- im gemeinnützigen Bereich einen vorteilhaften de bzw. der finanziellen Unterstützung für das Re- Anreiz. Spender können auch namentlich genannt staurierungsprojekt sicherzustellen. werden, jedoch darf keine Verlinkung (z. B. über die Eine umfassende, detaillierte und verständliche Webseite) zu ihnen erfolgen, da es sich sonst nicht Beschreibung zu allen wichtigen rechtlichen Punk- mehr um eine absetzungsfähige Spende, sondern ten, die ein Verein unter anderem bei der Ausstel- um Sponsoring handelt und somit umsatzsteuer- lung von Spendenbescheinigungen berücksichti- pflichtig ist. gen muss, findet sich im „Leitfaden Spendenrecht“ Mittlerweile gibt es in Frankreich einige Restaurie- von Dipl. Finanzwirt Klaus Wachter (www.vereins- rungsprojekte, die sehr erfolgreich über Crowdfun- besteuerung.info/leitfaden_spende). Hier ist auch ding finanziert werden konnten, die Zielsummen die unterschiedliche Handhabung bei Spenden wurden sogar überschritten. Hier wird ein nicht- über PayPal, online-Überweisung, Lastschrift und materielles „Dankeschön“ angeboten und aktiv Bareinzahlung einzeln aufgeführt sowie die Mo- mit der Absetzbarkeit der Spende geworben. Un- dalitäten für Bescheinigungen für Spenden unter abhängig von der gespendeten Summe wurden die 200,-€ (vereinfachte Spendenbescheinigung) be- Unterstützer namentlich und mit Foto auf einer schrieben. Im „Leitfaden Spendenrecht“ finden Tafel gezeigt, die neben dem restaurierten Objekt sich auch Links zu allen relevanten Verfügungen angebracht wurde . des Bundesministerium für Finanzen , abrufbare Bei den derzeit bestehenden Crowdfunding-Platt- Mustervordrucke für Spenden sowie Links zu den formen wird die Abwicklung der Projekte sehr un- Mustervordrucken der Finanzverwaltungen, die z. terschiedlich gehandhabt. Zur Spendenakquise T. am Computer ausgefüllt werden können. zur Restaurierung von Museumsobjekten scheint die Plattform Startnext gut geeignet zu sein. Sie Erfahrungsbericht bietet neben der unkomplizierten Einstellung der Projekte, der notwendigen Transparenz der Vor- Für das Studienprojekt sollte die Realisierung von gänge für Initiator und Unterstützer und mehreren „Probeläufen“ mit Objekten aus drei unterschied- Bezahlmöglichkeiten auch steuerrechtliche Tipps. lichen Museen erfolgen. Ziel war es vor allem, die Nur bei Erreichen der Zielsumme werden die auf zuvor gewonnenen theoretischen Erkenntnisse einem Treuhandkonto gesammelten Gelder nach in der Praxis zu überprüfen und darüber hinaus Abzug von Geldtransferkosten (2–4%) auf das eventuell vorher nicht Bedachtes und relevante Konto des Initiators überwiesen. Wird die Ziel- Entscheidungspunkte zu erkennen. Zum Redakti-

19 BEITRÄGE onsschluss des vorliegenden Artikels war eines der einfach nur als „Diktiergerät“ ohne weitere Her- drei Projekte bereits gestartet, so dass an dieser kunftsbezeichnung oder auch Benennung der Stelle hauptsächlich über dieses berichtet werden einzelnen Bestandteile verzeichnet ist. Durch die soll. Arbeit am Crowdfunding-Projekt konnten muse- Aufgrund der Zusammensetzung der Projekt- umsseitig erste Erkenntnisse über den Hersteller, gruppe waren für die Probelläufe Objekte aus die Datierung und Nutzung der einzelnen Objek- dem Volkskundemuseum in Schönberg/Nord- te gewonnen werden. Es handelt sich um einen westmecklenburg (Restaurierung eines Paares Parlographen aus der Zeit vor 1920 mit fehlenden Trachtenpuppen), dem Agrarhistorischen Museum Teilen (Sprechschlauch, Nadelteil etc.), dem dazu- Blankenhain (Restaurierung von Bienenbeuten) gehörenden Ständer mit sechs neuen unbespiel- und aus dem Museum Burg Mylau (Restaurierung ten Wachswalzen, dem Löschgerät für bespielte Technischer Museumsobjekte) vorgesehen. Das Wachswalzen (alles Firma Emil Lindström, Berlin) Museum Burg Mylau geht auf den Mylauer Na- sowie einem einfachen Abspielgerät für Wachs- turkundeverein von 1876 zurück und bildet somit walzen „Phonos“, welches eigentlich nicht mit eine der älteren Sammlungen des Vogtlandes. zum Diktiergerät „Parlograph“ gehört und als ei- 1956 wurde das Museum Burg Mylau mit dem genständig anzusehen ist. Museum Reichenbach verwaltungstechnisch zum Um weiterhin „unbetrachtet“ im Depot stehen zu Kreismuseum Reichenbach zusammengeführt können, befinden sich die Geräte in einem ausrei- und dem Landkreis unterstellt, wodurch der zweit- chenden Zustand. Um aber – wie von Museums- größte museale Bestand im sächsischen Vogtland seite gewünscht – Aufmerksamkeit auf die Tech- entstand. Das Kreismuseum wurde 1990 aufgelöst nische Sammlung zu lenken, sind umfangreichere und die Burg inklusive Inventar der Stadt Mylau Restaurierungsarbeiten erforderlich. Dafür müs- zugeordnet. Seit August 2010 befindet sie sich in sen die Geräte auseinandergenommen und gerei- der Trägerschaft des Evangelischen Schulvereins nigt sowie eventuell vorhandener Rost entfernt Vogtland e.V. Mit diesem Betreiberwechsel be- werden. Fehlende Teile sollen ergänzt oder nach- gann ein umfangreicher Umstrukturierungs- und gefertigt werden. Auch die Farbfassung braucht Sanierungsprozess, der mit der Neueröffnung eine Überarbeitung. des Museums Ende 2014 einen ersten Höhepunkt Ist von Museumsseite die Notwendigkeit der erhal- erreicht. Im Zuge dieser Arbeiten werden unter- tenden Restaurierung/Konservierung unstrittig schiedliche Sammlungsbereiche unter veränder- und aus der Verpflichtung für die Bestandserhal- ten Gesichtspunkten gesichtet und neu bewertet. tung heraus „tägliches Brot der Museumsarbeit“, Besonders die im sogenannten Weberstubenma- so bewegt diese Notwendigkeit jedoch keinen gazin aufbewahrte Sammlung technischer Gerä- noch so geneigten Museumsfreund zum eigenen te erfuhr durch die früheren Museumsleitungen Engagement. Vor diesem Hintergrund war die He- kaum die Aufmerksamkeit, die sie aufgrund ihrer rausarbeitung und letztendlich die Definierung ei- Objekte, deren Zustand und Wertigkeit, verdient. nes Projekt-Ziels notwendig. Folgende Überlegun- gen gehören dazu: Crowdfunding-Projekt 1: „Parlograph und Phonograph“ 1. Von Museumsseite muss im Jahr 2015 der Um- zug der Sammlung Technischer Geräte in das Zen- Nach längeren Überlegungen wurde für das traldepot Reichenbach realisiert werden. Dies ist Crowdfunding-Projekt ein Konvolut ausgewählt, nur im Zusammenhang mit einer grundsätzlichen welches unter der Inventarnummer V 5099 H Bearbeitung des Bestandes (Inventur, Vermes-

20 BEITRÄGE sung, Fotografie, Einpflege in die Datenbank) aus- Filmdreh plötzlich nicht mehr, wie gewohnt, die zuführen. Objekte im Mittelpunkt standen, sondern die Mu- 2. Das Museum Burg Mylau sieht einen Arbeits- seumsleiterin persönlich vor die Kamera treten schwerpunkt in der Publizierung seiner Bestän- und überzeugend „rüberkommen“ musste. Die de, gleich auf welchem Wege, bevorzugt aber im Arbeit an einem Film erfordert Überwindung und Rahmen von Sonderausstellungen oder auch als Zeit. Hinzu kommen aussagekräftige Fotos und Datenbank im Internet. ein kleiner Informationstext als *.pdf-Datei zum Download. Die Ankündigung einer Sonderausstellung hat im- Ein weiterer Vorbereitungsschritt war die Zusam- mer auch verpflichtenden Charakter, welcher zu menstellung der bürokratischen Unterlagen. Dies konzentrierter Arbeit und Termintreue auffordert. betrifft vor allem die Einrichtung eines PayPal- Für die geplante Sonderausstellung zur Samm- Kontos, welches von Sponsume akzeptiert wird, lung technischer Geräte sollen solche Objekte sowie die Erstellung der Legitimationsnachweise ausgestellt werden, welche Meilensteine der Tech- (Kopie/Scan des Personalausweises/Reisepas- nikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts reprä- ses). Einen wichtigen Teil der Vorarbeiten nahm sentieren. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand die Auswahl des jeweiligen „Dankeschöns“ für die zur Sammlung ist dies aus eigenen Objekten bzw. lokalen oder regionalen sowie für die ortsunab- der eigenen Sammlung heraus zu realisieren. hängigen, weiter entfernt lebenden Unterstützer, Die Beschäftigung mit der Inventarnummer in Anspruch. V 5099 H 1-10 dient zum einen der Umzugsvorbe- Das eigentliche Einpflegen in die Plattform Spon- reitung ins neue Depot, zum anderen aber auch sume ist relativ unproblematisch – als gut sind der Vorbereitung der Sonderausstellung. Da weder die vielen Möglichkeiten des Zwischenspeicherns der Parlograph mit Zubehör noch der Phonograph zu bewerten. Somit kann am Projekt immer wie- in einem extrem gefährdeten Zustand sind, ist die der vor der Freigabe gearbeitet werden. Wenn alle notwendige und über das Crowdfunding-Projekt Inhalte eingegeben und abgespeichert sind, über- angestrebte Restaurierung eher als „Leuchtturm- prüft Sponsume das Projekt und schaltet es nach Projekt“ für die gesamte Sammlung zu sehen. einigen Tagen frei. Erst ab diesem Zeitpunkt kann Für die eigentliche Realisierung des Crowdfunding- das Projekt öffentlich eingesehen und beworben Projektes entschied sich die Museumsseite für die werden. Der gesamte Prozess bis zur Veröffentli- Plattform www.sponsume.com. Ausschlaggebend chung des Projektes nahm ungefähr eine Woche dafür war die von Sponsume eingeräumte Mög- Arbeitszeit zu unterschiedlichen Zeitpunkten in lichkeit, die eingeworbene Summe auch dann zu Anspruch. behalten, wenn die eigentliche Zielsumme nicht Bei den verschiedenen Crowdfunding-Plattformen, erreicht wurde. Das „alles oder nichts“-Prinzip so auch bei Sponsume, sind Sharing-Möglichkei- anderer Crowdfunding-Plattformen war mit dem ten in den Social-Media vorgesehen und können Wunsch, vielleicht wenigstens nur etwas für die relativ einfach genutzt werden. Dies setzt jedoch Objekte tun zu können, nicht vereinbar. grundsätzlich das Vorhandensein und auch eine Als nächster Schritt erfolgte die Kontaktaufnah- rege Nutzung der entsprechenden Accounts vor- me zu einem Diplom-Restaurator, der die Objek- aus. So besteht bereits seit Mitte 2013 eine durch- te begutachtete und eine erste Kostenschätzung schnittlich genutzte Facebook-Seite des Museum abgab. Weiterhin wurde der von allen Plattformen, Burg Mylau, jedoch waren mit der Nutzung anderer auch von Sponsume, gewünschte Projekt-Film ge- Plattformen (Pinterest, Twitter) neue Wege zu ge- dreht. Schwierig gestaltete sich dabei, dass beim hen. Weiterhin wurde das Crowdfunding-Projekt

21 BEITRÄGE auf der hauseigenen Homepage (www.burgmylau. - Erstellung geeigneter Filme, Fotos, Informati- de) vorgestellt. onsblätter mit großer Aussagekraft Nach der Veröffentlichung des Projektes und vor - Planung der Dankeschöns sowohl für lokale als allem nach der Verbreitung über Facebook ka- auch für überregionale Unterstützer men innerhalb weniger Tage die ersten Spenden, - Entwicklung einer „Marketing-Strategie“ zur Be- vorwiegend kleinere Beträge, zusammen. Nach werbung des Projektes in allen Medien (Zeitung, diesem ersten Hoch ist ein Stagnieren des Projek- Fernsehen, Homepage, Social-Media etc.) tes zu verzeichnen, worauf mit unterschiedlichen Die Nutzung von Crowdfunding für Museumsgüter Aktionen reagiert wird. Erstens wurde Kontakt mit beginnt und endet nicht mit der Einstellung des der Regionalpresse aufgenommen, welche einen Projektes in den entsprechenden Plattformen. Die umfangreichen Artikel über das Projekt in einer Präsentation im Internet sollte lediglich als das Sonnabendausgabe brachte. Weiterhin wurden „multimediale Aushängeschild“ des eigentlichen immer wieder kleinere Posts auf Facebook ge- Projektes gesehen werden. schaltet, um das Projekt in die Aufmerksamkeit zu Das „Projekt“ besteht dabei nicht nur aus dem rücken. Aktuell werden verschiedene Firmen und Ausfüllen der Online-Formulare, sondern muss Einzelpersonen persönlich mit der Bitte um Un- wesentlich weiter gefasst werden. Zum „Projekt“ terstützung angeschrieben und es wird versucht, gehört die Auswahl der Objekte, die Erstellung der mit ihnen telefonisch zur Nachfrage in Kontakt zu Unterlagen, die Gestaltung der Dankeschöns und treten. vor allem das ständige Bewerben des Projektes. Zu guter Letzt sollte auch der Projektabschluss Fazit mit den Informationen an die Unterstützer und der Realisierung der Dankeschöns engagiert abge- Sowohl aus der theoretischen und empirischen arbeitet werden. Crowdfunding macht Arbeit und Betrachtung des Problems „Crowdfunding für Mu- fordert das Engagement Vieler ein. Deshalb sollte seen?“ als auch nach Vorbereitung und Durchfüh- aus Sicht der Autoren nur ein Projekt im Jahr um- rung von Probeprojekten kann die darin festgehal- gesetzt werden. Diese Reduzierung erfordert eine tene Frage eindeutig mit „Ja, aber...“ beantwortet genaue Planung und strategisch fundierte Reali- werden. sierung dieses einen Projektes. Ja, Crowdfunding kann eine Möglichkeit sein, um Crowdfunding für Museen? Ja, aber... planen Sie kleineren und mittleren Museen die Mittelakqui- gut und engagieren Sie sich! Crowdfunding ist kein se jenseits knapper Budgets zu ermöglichen. Ent- Selbstläufer! scheidend für den Erfolg aber ist, was getan wer- den muss, um die Kampagne am Laufen zu halten. Nachtrag Folgende Punkte sollten bei der Realisierung be- achtet werden: Bei Redaktionsschluss war das Crowdfundig-Pro- - Schaffung organisatorischer Strukturen, die jekt des Museums Burg Mylau noch nicht abge- für ein Crowdfunding-Projekt erforderlich sind: schlossen. Nach Abschluss der Fundingphase kann Kontoverbindung, PayPal-Konto, Legitimations- ein Abschlussbericht zu diesem Projekt sowie zu nachweise, Spendenverwendung, -nachweise und den Projekten der beiden anderen Museen auf der -quittungen Homepage des Museums Burg Mylau abgerufen - Definierung des Crowdfunding-Zieles, welches sowie bei den Autoren angefordert werden. durchaus nicht nur die Restaurierung von Muse- umsgut umfassen kann

22 BEITRÄGE

„Alles aus einer Hand“ - Alltag, Selbstverständnis, Chancen und Defizite Bernd Lukasch des „kleinen Museums“

In ähnlicher Form als Vortrag gehalten auf der Jah- neralisten“ getragen, von den Häusern, in denen restagung des Deutschen Museumsbundes unter die Arbeit auf wenige Mitarbeiter verteilt, ohne dem Tagungsmotto „Museum machen - Muse- weitgehende Differenzierung der Aufgabenberei- umsmacher“ vom 4. bis 7. Mai 2014 in Mainz che, erfolgt. Müssen wir, Vertreter der kleinen, der Lädt der Deutsche Museumsbund zu seiner Jah- Museen ohne Abteilungen und Fachbereiche, uns restagung, so treffen sich Vertreter der über 6000 mit der Rolle andächtiger Zuhörer zufrieden ge- deutschen Museen, häufig auch unter Teilnahme ben? Welche Maßstäbe müssen und können wir, internationaler Gäste, um grundlegende Fragen die Kleinen, an unsere Museumsarbeit stellen? der deutschen Museumslandschaft zu disku- Müssen wir uns bescheiden, unsere Ansprüche an tieren. Auf der Tagung des Jahres 2014 in Mainz Qualität, Wissenschaftlichkeit und Aufmerksam- ging es in besonderer Weise um die Zukunft der keit der Größe unserer Häuser anpassen? Diese Museen, nämlich um das Selbstverständnis derer, Frage stellt sich angesichts der Tatsache, dass die die diese Zukunft gestalten: „Museum machen – „kleinen Häuser“ in unserem großen, durch Klein- Museumsmacher“ war die Tagung überschrieben. städte geprägten Bundesland den überwiegenden Themen und Plenarvorträge wurden verständ- Anteil der Museumslandschaft bilden, natürlich licherweise und sicher zu recht von den großen besonders. Können und sollen wir uns überregio- Häusern dominiert. Da ging es um die fachliche nale Kontakte, wissenschaftlichen Austausch und und tarifliche Eingruppierung des Berufsstandes Weiterbildung leisten? der Registrare, um die wissenschaftliche Zusam- Zur Mainzer Tagung hatten sich nur ganze fünf menarbeit zwischen Ausstellungskuratoren und Vertreter unseres Bundeslandes eingefunden. Museumspädagogen oder um die Mitwirkung Mecklenburg-Vorpommern war damit das mit Ab- der Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit bei der stand am schwächsten repräsentierte Bundesland Ausstellungsplanung. Es ging um die Zukunft der Tagung, die sich in besonderer Weise mit der der Institution Museum, die wesentlich von den aktiven Gestaltung der Zukunft der Institution „Museumsmachern“ bestimmt wird. Welche Rol- Museum befasste. Auch diese Zahl kann durchaus le weisen sie ihren Häusern in einer zukünftigen als Symptom für die Situation der „Museumsma- modernen globalen Kulturlandschaft in einer sich cher“ des Landes gelten. rasant verändernden Gesellschaft zu? Der Tagungstitel „Museum machen – Museums- Es war besonders der Vortrag des ehemaligen Prä- macher“ lud geradezu dazu ein, Selbstverständ- sidenten des Deutschen Museumsbundes und nis, Anspruch und Positionierung der kleinen Häu- heutigen Direktors des Londoner Victoria and ser zu thematisieren. Die Aufforderung, dies zu Albert Museums, Martin Roth, der am Beispiel tun, kam von Andre Quade, dem stellvertretenden seines Hauses den Platz des Museums als unver- Leiter der Arbeitsgruppe Technikmuseen im Deut- zichtbare kulturelle und intellektuelle Einrichtung schen Museumsbund und Leiter des Technischen in der Mitte der Gesellschaft demonstrierte. Dies Landesmuseums in Wismar. jedoch trifft nicht nur auf die großen Häuser zu. Die „Kleines Haus – Fluch oder Segen?“, hieß die Fra- Museumslandschaft, so wurde in vielen Vorträgen ge, die ich mir anlässlich der Vortragseinladung klar, wird wesentlich auch von sogenannten „Ge- tatsächlich erstmals in dieser Form gestellt hatte.

23 BEITRÄGE

„Aus einer Hand“ kommen Kataloge, Ausstellun- gen und Publikationen natürlich auch im Otto-Lili- enthal-Museum nicht. Fünf fest angestellten Mit- arbeitern auf dreieinhalb Vollzeitplanstellen steht die etwa fünffache Anzahl an fest eingebundenen Mitarbeitern gegenüber: geringfügig Beschäftigte, Ehrenamtler, Bürgerarbeiter, Bundesfreiwillige, Praktikanten oder was immer sich an Möglichkei- ten durch teilweise geförderte Beschäftigungsver- hältnisse auftut. Trotzdem unterscheidet sich die Arbeit im Otto- Lilienthal-Museum natürlich grundsätzlich vom Arbeitsalltag in einem großen Haus mit seinen fest umrissenen museumsfachlichlichen Abtei- lungen und Aufgabenverteilungen. 18 Berufsbilder mit Millioneninvestitionen und der verbundenen nennt der Leitfaden des Deutschen Museumsbun- Erwartung von sechs- und siebenstelligen Besu- des „Museumsberufe – eine europäische Empfeh- cherzahlen. Unter dieser kritischen Schwelle bleibt lung“. Nimmt man für das vorliegende Beispiel die die Institution Museum gegenwärtig zunehmend Aufsicht und den Historiker als Zeitgeschichtler lokale Initiative zur Heimatpflege oder Touristena- hinzu, entsteht tatsächlich eine Palette erforder- nimation. Ich halte das für eine politische Fehlent- licher Berufe und Qualifikationen von A bis Z, wie wicklung. Die Gründe dafür hat unser Verband mit sie in Abbildung 1 dargestellt ist. Auch für ein klei- der Beschreibung der Museen als Bildungsnetz- nes Haus ist keiner der genannten Arbeitsbereiche werk und als öffentlichem Ort der Vermittlung und verzichtbar. Die sich ergebende Frage lautet also: Bewahrung gesellschaftlicher Werte verschiedent- Ist das kleine Museum mit wissenschaftlichem lich herausgestellt. Anspruch denkbar und hat es eine Zukunft? Tat- Aber hat, um beim Beispiel zu bleiben, ein Perso- sächlich ist das Otto-Lilienthal-Museum ein gutes nalmuseum für eine Persönlichkeit von Weltgel- Beispiel zur Erörterung dieser Frage. Das im Auf- tung am Ort seines Wirkens oder seiner Herkunft trag der Bundesregierung entwickelte sogenannte, nicht als wissenschaftliche Einrichtung seine „Blaubuch“ hat für 20 ähnliche Einrichtungen den Berechtigung, ohne sechsstellige Besucherzah- wohl treffenden Begriff des „Kulturellen Gedächt- len anzustreben? Sind wenige Mitarbeiter in der nisorts nationaler Bedeutung“ geprägt: Museen Lage, eine fachmännische und professionelle Mu- jenseits der großen Leuchttürme und doch mit seumsarbeit zu leisten? Das Gegenteil des Fach- einem national relevanten Thema befasst, inklusi- mannes ist der Dilettant, das Gegenteil des Pro- ve des entsprechenden Anspruchs an die Qualität fis der Amateur und sicher möchte kein Museum und Wissenschaftlichkeit ihrer Arbeit. seine Arbeit im Fachjournal, im Internet oder im Ist das für ein kleines Haus realistisch? Betrach- Gästebuch als amateurhaft und dilettantisch be- tet man die museumspolitische Entwicklung der schrieben wissen. Ist eine, nationalen Maßstäben letzten Zeit, so scheint die Alternative tatsächlich genügende Qualität unterhalb einer kritischen zu lauten: „wachsen oder sich bescheiden“. Auch Größe denkbar und möglich? in der Museumslandschaft findet, wie in vielen Die Aufstellung erforderlicher Qualifikationen Bereichen, eine Konzentration der Aufmerksam- ist als „Wissens-T“ dargestellt. Einige Diszipli- keit (und der Mittel) auf die „Leuchttürme“ statt, nen lassen sich durch Museumsfremde, durch

24 BEITRÄGE

Spezialisierung, auf der ein nutzbares Breitenwis- sen ohne Exklusivitätsanspruch ruht. Die richtige Justierung des Wissens-Ts und seine Ausgestal- tung durch das Museumspersonal bestimmen den musealen Anspruch und dessen Erfüllung. Das große Haus wird versuchen, das Wissens-T über seine Struktur, in seinem Organigramm abzu- bilden. Die Generalisten dagegen werden bemüht sein, das T im Rahmen ihres involvierten Personen- kreises abzudecken. Sie werden sich weiterbilden, Dienstleister abdecken. So ist der Restaurator, der werden Partner suchen und fremde Kompetenzen Ausstellungs- oder Webdesigner häufig ein durch rekrutieren, um dem relevanten Wissensanspruch Werkvertrag verpflichteter museumsfremder Mit- zu genügen. Einen prinzipiellen oder qualitativen arbeiter. Kaum auszulagern sind die Funktionen Unterschied zum großen Haus bedingt das nicht. entlang des „T-s“. Die häufig praktizierte -Aus Es ist ein Spezifikum unserer Wissens- und In- gliederung der Funktion Aufsicht ist nach meiner formationsgesellschaft, das keineswegs auf den Meinung im kleinen Haus keine Alternative, da Museumsberuf beschränkt ist: Tagtäglich sind wir ihre wünschenswerte Funktion als inhaltlicher An- gehalten uns zu äußern, zu publizieren und zu ent- sprechpartner, als Mittler und Rezeptionist durch scheiden auf Gebieten, auf denen wir keineswegs einen Fremdanbieter kaum leistbar ist. die endgültige Kompetenz besitzen, die allenfalls Das für das Museum erforderliche T-Wissen be- unserem breiten Balken des Wissens-Ts angehö- steht aus einer schmalen, in die Tiefe gehenden, ren, auf Gebieten also, auf denen wir weder allein Basis, auf der ein breiteres Dach ruht: Wissens- noch unanfechtbar sind. Dies ist keine Spezifik des bereiche, die das Museum als inhaltlich tätige kleinen Museums, sondern, wie bereits erwähnt, Einrichtung vorhalten muss, die nicht fremd-ver- eine der Wissensgesellschaft unserer Zeit. gebbar sind. Für das Lilienthal-Museum ist diese Das durch das Museum abzubildende Fachwissen Basis das Wissen um die Person, die biographi- verändert und entwickelt sich natürlich genau wie sche Kompetenz. Auf diesem Gebiet möchte das das Museum selbst. Die digitalen Ausstellungs-, Museum unangreifbar, konkurrenzlos sein, hier Verwaltungs- und Publikationsmöglichkeiten der definiert sich sein museales Alleinstellungsmerk- letzten Jahre sind ein augenfälliges Beispiel. Die- mal, so wie es für ein anderes Haus die Stadt- oder se neue Qualifikation war in keinem 20 Jahre alten Firmengeschichte wäre. Organigramm berücksichtigt. Auf dieser biographischen Kompetenz ruht die Ein Beispiel aus dem Otto-Lilienthal-Museum soll erforderliche Einordnung der Person in die Zeit- den erwähnten Gegensatz von Amateuren, Dilet- geschichte, in die Technikgeschichte, die Wissen- tanten und professionellen Fachleuten deutlich schaftsgeschichte der Aerodynamik, die Geschich- relativieren: te der Luftfahrt. Nicht denkbar ist die Arbeit des Der Museums-Modellbau war ein Bereich, der seit Museums ohne kompetente Behandlung dieser Gründung des Museums als Auftrag an externe Themen, ohne dass das Museum den Anspruch Fachleute ging. In einem Einstellungsgespräch haben muss oder könnte, in der Behandlung dieser mit einem heute „Bundesfreiwilligen“ im Muse- Themen von konkurrenzloser Kompetenz zu sein. um wurde routinemäßig auch die Frage nach des- T-Wissen beschreibt das Zusammenspiel dieser sen Hobbys oder besonderen Interessen gestellt. Komponenten aus Spitzenwissen in schmaler „Schiffsmodelle baue ich, schon von klein auf. Ich

25 BEITRÄGE hab ein paar Bilder dabei.“, bekam ich zur Antwort. Schopenhauer stammt der schöne Satz: „Man Über mehrere Jahre ist aus diesem Hobby eine in- sieht mit Geringschätzung auf Dilettanten herab, zwischen fast kontinuierlich arbeitende Modell- welche die Kunst aus Liebe und Freude an ihr be- bauwerkstatt im Museum entstanden. treiben; dagegen ehrt man die Fachleute, die sich des Verdienens wegen damit befassen.“ Ähnlich verhält es sich mit dem Amateur, der sich, getrie- ben durch seine Liebhaberei, akribisch weiterbil- det; im Gegensatz zum Profi, dessen Ausbildung dem Beruf voranging. Und jedes Museum kennt sie natürlich in seinem Förder- oder Freundeskreis, die privaten Forscher und Sammler, ihre Schät- ze und ihr unerschöpfliches Wissen, welches im günstigen Fall auch dem Museum zur Verfügung steht. Es ist die große Chance – gerade des kleinen Hauses –, diese einzubinden und das Wissen und Können der sogenannten Amateure und Dilettan- ten zum Potenzial des Museums zu machen. Neben dem Respekt und der Ehrfurcht vor „den Großen“ bietet gerade das kleine Museum seinen Original oder Modell? Lufschiff (Parseval-Naatz), gebaut in Seddin (Pommern, heute Jezierzyce-Osiedle) 1929, Modell 1:50, Museumsmachern große Chancen. Das Spannen- Christian Gehrke, Otto-Lilienthal-Museum, für eine Sonder- de und das Besondere der Institution Museum ist ausstellung in Stettin. die ihm eigene Mischung aus wissenschaftlicher Arbeit, künstlerischer Tätigkeit mit Drehbuch und Aber auch die Anfertigung der großen, der Design zur Präsentation ihrer Objekte, verbunden 1:1-Nachbauten Lilienthalscher Fluggeräte ist in mit dem politischen Anspruch, unter dem dies die Hände des Museums übergegangen. Ohne geschieht. Die Chance, dies mit einer individuel- jede Vorbildung hat sich ein über eine Arbeitsamt- len Note auszustatten, den Anspruch zu haben, Maßnahme ins Museum gekommener Kollege „tote“ Objekte mit einer lebendigen Botschaft zu der im Museum gut dokumentierten Technologie verbinden, ist in einem kleinen, flexiblen, schnel- angenommen und kann inzwischen vermutlich len, von wenigen Köpfen inspirierten Museum viel- als konkurrenzloser Fachmann für Lilienthalsche leicht sogar höher als in fest strukturierten großen Flugzeugbau-Technik gelten. Mit Hilfe des An- Häusern und deshalb Chance und Genugtuung für klamer Lilienthal-Gymnasiums entstand eine gut dessen Museumsmacher: das kleine Privileg der ausgestattete Werkstatt und über die Jahre eine Generalisten im Wettstreit mit den Großen. bemerkenswerte Anzahl von Nachbauten, die vom Museum auch anderen Museen und Ausstellun- Literatur gen zum Kauf angeboten werden. Anklamer Lili- Deutscher Museumsbund: „Museumsberufe - Eine enthal-Flugzeuge hängen heute u. a. in Kanada, europäische Empfehlung“, 2008, Abu Dhabi und Österreich. http://www.museumsbund.de/fileadmin/ges- Beide Kollegen sind nach obiger Beschreibung chaefts/dokumente/Leitfaeden_und_anderes/ Amateure und Dilettanten, Kollegen also, bei de- Europaeische_Museumsberufe_2008.pdf nen nicht die Berufsausbildung vor ihrer Tätigkeit Kulturelle Gedächtnisorte: http://www.kulturelle- stand. Von dem deutschen Philosophen Arthur gedaechtnisorte.de/de/kgo/blaubuch.html

26 BEITRÄGE

Gedanken zum Internationalen Museumstag Renate Seemann

Ehrentage, Gedenktage, Feiertage – die Monate Diese Informationen dienen auch als Grundlage eines jeden Jahres sind reich an Tagen dieser Art. für die Verbreitung von Informationen zu diesem So ist auch der Internationale Museumstag (IMT) Tag in Presse, Funk, Fernsehen und Internet. Ein im Mai 2015 in bunter Gesellschaft angesiedelt, ir- Blick auf die Statistik zeigt, dass die Gesamtzahl gendwo zwischen dem „Tag der Arbeit“ und dem der bundesweit am IMT beteiligten Museen in den „Welt-Nichtrauchertag“. Nicht jeder dieser Tage letzten Jahren erfreulich zugenommen hat. In den hat die Popularität, die er vielleicht verdient. Das einzelnen Bundesländern gibt es jedoch Trends hängt jedoch auch von denen ab, deren Anliegen mit unterschiedlichem Vorzeichen. damit vertreten werden soll. Wie sah es bisher bei uns in Mecklenburg Vorpom- Der IMT wurde 1978 vom Internationalen Muse- mern aus? umsrat (ICOM) ins Leben gerufen und fand im Jahr In den Jahren 2000 bis 2011 meldeten im Durch- 2014 bereits zum 37. Mal statt. Ziel des Aktionsta- schnitt 38 Museen unseres Bundeslandes dem ges ist es, auf die thematische Vielfalt der Museen Deutschen Museumsbund die Veranstaltungen, sowie ihr Wirken als Kultur-, Bildungs- und For- die sie am IMT anbieten wollten. Die Anzahl der schungseinrichtungen aufmerksam zu machen. teilnehmenden Museen reichte von 60 im Jahr Mit einem breiten Spektrum von Ausstellungen 2001 bis zum bisherigen Tiefststand von 20 Mu- und Veranstaltungen haben die Museen einen gro- seen im Jahr 2011. Eine Entwicklung, die deutlich ßen Anteil an der Gestaltung des kulturellen und macht, dass dieser Tag noch nicht in den Köpfen gesellschaftlichen Lebens. und Herzen der Museumsmitarbeiter Platz gefun- Seit 1992 wird der IMT von einem jährlich wech- den hat. Er wurde – und wird in vielen Fällen immer selnden Motto begleitet, das den Museen die noch – eher als Last denn als Chance für die Muse- Möglichkeit gibt, der Öffentlichkeit verschiedene en empfunden. Sicher kann man im einzelnen Fall Facetten ihrer Arbeit vorzustellen. Doch ein solcher die Gründe für eine Nichtbeteiligung an diesem Tag muss beworben werden, wenn man, neben Tag der Museen nachvollziehen, doch heißt es der Vielzahl anderer kultureller „Events“, mit ihm nicht auch: „Tue Gutes und sprich darüber!“? Aufmerksamkeit erreichen möchte. Gemessen an Museen haben einen gesellschaftlichen Auftrag. der Gesamtzahl der Museen – der Deutsche Mu- Das Sammeln und Bewahren von Kulturgut ge- seumsbund (DMB) geht derzeit von ca. 6.500 Mu- hört zu den Kernaufgaben. Damit verbunden ist seen deutschlandweit aus – beteiligte sich stets eine sammlungsbegleitende Forschungstätigkeit. nur ein geringer Teil mit besonderen Aktionen an Das alles findet, vom Besucher unbemerkt, hinter der Gestaltung des IMTs. Ab 1998 gab es darum im verschlossenen Depottüren statt. Tausende Gäste DMB verstärkte Bemühungen zur Reaktivierung kommen in jedem Jahr in unsere Häuser, um sich dieses wichtigen Tages für die Museen der Bun- neue Ausstellungen anzuschauen. Kaum einer desrepublik. Mit Unterstützung der Sparkassen- kann jedoch einschätzen, welche umfangreichen Finanzgruppe wurde ein Logo entwickelt und ein Recherche-, Text- und Gestaltungsarbeiten im neues Werbeposter entworfen, das den Museen, Vorfeld zu leisten sind. Oder schauen wir auf die wie andere Werbemittel auch, zur Verfügung ge- reichhaltigen Bildungsangebote der Museen: Sie stellt wird. Der Deutsche Museumsbund führt seit werden von der Gesellschaft gern angenommen, dem Jahr 2000 eine Datenbank, in der die Muse- aber selten einmal wird hinterfragt, wie das mit en und ihre besonderen Aktionen erfasst werden. immer weniger Fachpersonal auch zukünftig ge-

27 BEITRÄGE leistet werden kann. Wenn wir diese vielfältigen gen unserer Museumsarbeit schlagen. Zahlreiche Angebote und Dienstleistungen, aber auch unsere Museen griffen die Anregung von ICOM und DMB Sorgen und Nöte, nicht kommunizieren, bleiben auf und entwickelten daraus vielfältige kreative sie der Öffentlichkeit weitestgehend verborgen. Projekte und Ideen. Neue interessante Ausstel- Wir dürfen uns dann nicht beklagen, wenn Museen lungen wurden vorgestellt, Besucher erhielten Ein- auf ihre Ausstellungen reduziert und ausschließ- blicke in die Sammlungen und besondere Schätze lich entsprechend der Besucherzahlen bewertet wurden präsentiert. Auch für die kleinen Besucher oder gefördert werden. Museen: die „Regenschir- gab es zahlreiche Angebote. In einigen Museen me des Tourismus“. Dieser griffige Slogan weist wurde an diesem Tag zusammen mit vielen ehren- unsere Einrichtungen als zuverlässige Partner für amtlichen Helfern und Gästen ein fröhliches Mu- Reiseveranstalter und das Beherbergungsgewerbe seumsfest gefeiert. aus. Wollen wir aber nur als „Schlechtwettervari- An dem Werbeflyer 2014 waren immerhin schon 57 ante“ des Tourismus wahrgenommen werden? der insgesamt 130 Mitgliedsmuseen im Museums- Der IMT bietet die Chance, gemeinsam für die Sa- verband Mecklenburg-Vorpommern beteiligt. Eine che der Museen Lobbyarbeit zu leisten, eine Auf- erfreuliche Bilanz, die hoffen lässt, dass viele Ein- gabe, an der die Museen selbst mitwirken müs- richtungen diese kostenlose Form der Bewerbung sen. Für manche Häuser ist das gar nicht so leicht, ihrer hauseigenen Veranstaltungen als Chance angesichts zahlreicher existenzieller Probleme, verstanden haben. angefangen beim Geld- und Personalmangel bis Um ein ungefähres Bild von der Wirksamkeit un- hin zur Behinderung ihrer Arbeit durch Bürokratie serer Werbeaktion und dem Ergebnis dieses Tages und Ignoranz vorgesetzter Stellen. Dennoch ist es zu erhalten, wurden die beteiligten Museen um nötig, dass so viele Museen wie möglich an der Ge- eine kurze Rückmeldung gebeten. Auch wenn nur staltung dieses Tages beteiligt sind. Nur so kann 22 Einrichtungen unseren Fragespiegel beantwor- es gelingen, den IMT auch bei uns in Mecklenburg- teten, lässt sich doch ein Meinungstrend ablesen. Vorpommern nachhaltig im Gedächtnis und im So waren 18 Museen mit dem Verlauf des Muse- Terminkalender der Öffentlichkeit zu verankern. umstages zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Das Das offensichtlich abnehmende Interesse am IMT musste nicht unbedingt bedeuten, dass die Häu- in unserem Bundesland veranlasste den Vorstand ser von Besuchern überrannt wurden. Ein guter Be- des Museumsverbandes, etwas zur Wiederbele- such und das große Interesse an den angebotenen bung dieses Tages zu unternehmen. Um die Mu- Veranstaltungen war oft die Entschädigung für seen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zum Museums- den zusätzlichen Arbeitsaufwand. tag 2012 zu unterstützen, wurden Fördermittel Die Flyeraktion fand durchweg Zustimmung. Auf für den Druck eines Veranstaltungsflyers bereit- ein Problem wiesen zahlreiche Museen zu Recht gestellt. Auch in den folgenden Jahren konnten hin, nämlich die unnötige Verzögerung, die bei der die Aktionen der Museen mit einem übersichtlich Auslieferung der Flyer auftrat. Um die Versandkos- und ansprechend gestalteten Faltblatt angekün- ten für den Verband möglichst gering zu halten, digt werden. Nahmen zunächst 48 Museen an der wurden bisher verschiedene Wege der Übergabe Werbeaktion teil, so waren es 2013 bereits 50 Teil- der Flyer an die beteiligten Museen beschritten. nehmer. Sowohl eine Verteilung auf der Frühjahrstagung Der 37. Museumstag in diesem Jahr hatte das The- als auch eine dezentrale Verteilung der Flyer über ma „Sammeln verbindet“. Auch wenn das Jahres- die Vorstandsmitglieder haben sich nicht bewährt. motto nur als Empfehlung zu verstehen war, ließ Im Jahr 2015 soll ein neuer und hoffentlich erfolg- sich damit doch wunderbar eine Brücke zum Anlie- reicher Versuch gestartet werden.

28 BEITRÄGE

tages wurde ein Motto gewählt, das die Rolle der Museen in einer sich rasant wandelnden Gesell- schaft und die Frage ihrer Zukunftsfähigkeit zum Inhalt hat. So lautete 2012 das Motto: „Welt im Wandel – Museen im Wandel“ und bereits 2008 hieß es: „Museen und gesellschaftlicher Wan- del“. In seinem Vortrag auf der Jahrestagung des DMB im Jahr 2008 sagte der damalige Direktor des Ruhrmuseums, Prof. Ulrich Borsdorf: „Gemeinsam ist uns die Tatsache, dass wir, alle Museen, als Teil des Gedächtnisses von Gesellschaften fungieren. Ein Gedächtnis ist aber kein statischer Speicher von einmal rezipierten, abgelegten und jederzeit abrufbaren Informationen. Er arbeitet dynamisch, prozess- und gegenwartsorientiert. Die Fragerich- tung von Geschichte – im umfassenden, auch die Natur, die Kunst, also alle Museumssparten ein- schließenden Sinne – geht von der Gegenwart aus und ist insofern auf die Zukunft gerichtet, dass sie zwar selten zu Prognosen in der Lage ist, aber Ori- entierung in der Gegenwart bietet.“ In diesem Sinne sind Museen gut beraten, offen zu sein für gesellschaftlichen Wandel, ohne auf die Wahrnehmung ihrer traditionellen Kernkom- petenzen zu verzichten. Museen sollen bilden, fördern, fordern, integrieren, orientieren und auf- klären. Sie sollen dem Fachinteressierten und dem Spezialisten etwas bieten, gleichzeitig aber Orte der Begegnung und Diskussion für Alle sein. Sie sollen familienfreundlich, demografiefest und barrierefrei sein. Man erwartet Traditionelles und Innovatives, Authentizität und Kreativität. Zahlreich und stetig zunehmend sind die Anforde- rungen der Gesellschaft an die Museen in Zeiten von Kulturschelte und -abbau. Doch die Muse- en haben gelernt, kreativ und krisenfest zu sein, Informationsfaltblatt Internationaler Museumstag 2014 denn sie stellen sich seit Jahren diesen Herausfor- derungen. Der DMB und die Museumsverbände in Das Motto des IMT im nächsten Jahr lautet „Mu- den Bundesländern unterstützen sie nach besten seums for a sustainable society“ und in der deut- Kräften und mit ihren Möglichkeiten. Dazu gehört schen Übersetzung „MUSEUM. GESELLSCHAFT. auch die Vorbereitung und Publizierung des IMTs. ZUKUNFT.“ In diesem Jahr beteiligten sich bundesweit 1.830 Bereits mehrmals in der Geschichte des Museums- Museen am IMT, weltweit waren es um die 35.000

29 BEITRÄGE

Museen. Vorschau auf den Zeitplan für den Druck des Wer- Am 17. Mai 2015 ist es wieder so weit – kreative und beflyers der Museen in MV öffentlichkeitswirksame Ideen sind gefragt! (Änderungen vorbehalten)

Aufruf zur Beteiligung am 38. Internatio- 20. Februar – Redaktionsschluss nalen Museumstag 27. Februar – Einsendeschluss für Fotos 13. bis 18. März – Korrektur des Entwurfs durch alle „MUSEUM. GESELLSCHAFT. ZUKUNFT.“ beteiligten Museen Termin: Sonntag, 17.5.2015 19. März – Endredaktion/Druckfreigabe 13. April – Auslieferung an die Museen Wir verwenden wieder die Meldeformulare des DMB, die, sobald verfügbar, von der Geschäftsstel- le des Museumsverbandes Mecklenburg-Vorpom- mern e.V. an alle Mitglieder verschickt werden. Die Rückmeldungen bitte direkt und nur an die Ge- schäftsstelle senden! Von hier erfolgt die Weiterleitung an den DMB und die Flyer-Redaktion.

30 AUS DEN MUSEEN AUS DEN MUSEEN

Kalte Morgenröte – Kunst im Bann des 1. Weltkrieges – Ausstellung im Katrin Arrieta Kunstmuseum Ahrenshoop und im Max-Samuel-Haus Rostock

Was vor 100 Jahren in einem ähnlich langen und der Hoffnungsfreude und Siegesgewissheit vie- scheinbar friedlichen Sommer wie dem eben hinter ler Künstler zu Beginn des Ersten Weltkrieges. uns gelassenen begann, hat Europa aus den Fugen Diejenigen, die den Krieg im Schützengraben gerissen. Der Erste Weltkrieg brach wie ein apoka- mitmachen mussten, erwischte es dort kalt und lyptisches Naturereignis in eine lang anhaltende existentiell: Alle Vorstellungen von Heldentum Friedensperiode ein und wurde von der Mehrzahl und persönlichem Einsatz in einem organisierten der Intellektuellen und Künstler in den beteiligten Kampf wurden hier zunichte. Der Kriegsheld und Ländern anfangs enthusiastisch begrüßt. Tatsäch- sein Opfertod konnten da zum Mythos werden, lich aber öffnete dieser Krieg in technologischer wo man nicht direkt beteiligt war: Im Hinterland wie auch mentaler Hinsicht die Schleusen für die und zu Hause, wo die nach und nach eintreffenden ungeheuerlichen Massenvernichtungsszenarien Kriegsheimkehrer mit ihren psychischen und kör- des 20. Jahrhunderts einschließlich des Massen- perlichen Beschädigungen gleichwohl das Helden- mordes an den ethnischen und sozialen Minder- bild ins Wanken brachten und erkennen ließen, heiten Europas. Das festzustellen, ist nicht neu. dass die Vorkriegswelt anders zusammengebro- Indessen stehen wir mit einer Analyse der mit die- chen war, als man sich das vorgestellt hatte. Die sem Krieg verbundenen kulturellen Weichenstel- Kunst im Bann des Ersten Weltkrieges reflektiert lungen immer noch am Anfang. Das betrifft auch neben dem Fronterlebnis selbst vor allem dieses die kunsthistorische Aufmerksamkeit für die Art, eisige Erwachen in einer veränderten Welt und den wie Künstler die in jeder Hinsicht unannehmbare Umgang damit. Sie zeugt darüber hinaus von der und erniedrigende Realität des Krieges in ihre Bild- Suche nach einer der der Realität angemessenen welten hineinließen, sie dort zu verarbeiten und Bildsprache, nach Möglichkeiten der Sublimierung zu deuten in der Lage waren. Mit dem Titel „Kalte und Kompensation. Morgenröte“ bezogen wir uns auf den in Intellek- tuellen- und Künstlerkreisen der Wilhelminischen Die ursprünglich separat gedachten und ver- Ära vor dem Ersten Weltkrieg weit verbreiteten schieden fokussierten Ausstellungen wurden Idealismus, wie er sich in der Reformbewegung zeitversetzt eröffnet. Noch im Dialog mit dem und in einem vor allem von der Philosophie Fried- verstorbenen wissenschaftlichen Projektleiter rich Nietzsches inspirierten Erwartungsdenken des Max-Samuel-Hauses, Frank Schröder, wurde manifestierte, bei dem es um Erlösung von der in der Rostocker Ausstellung herausgearbeitet, überkommenen Weltordnung ging. Dieses Denken wie die Zäsur des Krieges jüdische und nichtjüdi- war von einer gnostischen Symbolik durchdrun- sche Künstler verschiedene Wege hat einschla- gen, deren Hauptmotiv „Empor zum Licht“ in alle gen lassen: Künstler, die sich in der deutschen zerstörerischen Ideologien des 20. Jahrhunderts Vorkriegswelt und dort zuvorderst in der um die Eingang gefunden hat. Es verband sich auch mit Jahrhundertwende zur führenden Kunstmetropole

31 AUS DEN MUSEEN

Versuch zu Hilfe, den Krieg als menschliches Be- währungsfeld zu verstehen, bei dem er selbst am Rand blieb und deswegen mit sich haderte. Anders der um zwölf Jahre jüngere Waldemar Rösler, Bar- lachs Vorstandskollege in der 1913 gegründeten Freien Secession Berlins: Ihn riss der Krieg aus ei- nem seiner sommerlichen Malaufenthalte in dem ostpreußischen Badeort Klein Kuhren heraus und verschlug ihn 1914 nach Belgien. Feldpostbriefe Röslers mit Zeichnungen vom Kriegsschauplatz wurden 1915 in der Zeitschrift „Kunst und Künst- ler“ veröffentlicht. In seinen Zeichnungen- ver suchte Rösler festzuhalten, was er sah: das At- mosphärische, Situative des Alltags im Krieg, zu dem das unzumutbar Schreckliche gehörte: So, wenn die Granaten die notdürftig auf dem Gelän- Carl Lohse (1895 – 1965): Explodierende Granate. 1920, Öl auf de vor den Schützengräben verscharrten getöte- Karton, 63,5 x 70 cm ten Soldaten wieder aufdeckten und ein zweites Kunsthalle Rostock und drittes Mal zusammenschossen. Waldemar Rösler hat diese Zeichnung mit anderen in der aufgestiegenen Reichshauptstadt Berlin zu etab- „Kriegszeit“ Nr. 54 vom 1. Oktober 1915 publiziert: lieren begonnen hatten: in einer Atmosphäre, in Hier erschien auch jener „Blick auf Brüssel“, der als der, wilhelminischem Nationalismus zum Trotz, Originallithographie in der Ausstellung zu sehen sich liberale kulturelle Weltoffenheit zunehmend war. Anders als der Dresdener Maler Otto Dix, hat durchsetzte. Diese wurde im Jahrzehnt vor dem der wie Dix in Dresden geborene Rösler das „Aus- Krieg durch die Berliner Secession und die in ihr halten“ am Ende nicht durchhalten können. Bei nachgewachsenen jüngeren Kräfte wie Ernst Bar- einem Aufenthalt im ostpreußischen Arys nahm lach, Max Beckmann und Waldemar Rösler reprä- er sich im Dezember 1916 das Leben. Etwa gleich sentiert. In der Ausstellung wurden in den ersten alt wie Rösler waren die Berliner Maler Ludwig Kriegsjahren entstandene Werke Barlachs und Meidner und Jakob Steinhardt. In seinen apokalyp- Röslers, die keinen jüdischen Hintergrund hatten, tischen Landschaften der Vorkriegsjahre scheint mit Arbeiten der jüdischen Maler Ludwig Meidner, Ludwig Meidner den Weltkrieg prophetisch vor- Jakob Steinhardt und Bruno Gimpel in Beziehung ausgesehen zu haben. Ähnlich Jakob Steinhardt gesetzt. Ernst Barlach, der aus gesundheitlichen in Bildern wie „Apokalyptische Landschaft“ und und aus Altersgründen erst spät und dann nur „Kain“ sowie in seinem Hauptwerk „Der Prophet“ kurzzeitig zu einem Dienst hinter der Front beor- von 1913. Doch was sich heute als ganz allgemei- dert wurde, griff in seinen grafischen Beiträgen ne Antizipation des Krieges aufdrängt – die Bil- für die von Paul Cassirer herausgegebenen Zeit- der einstürzender und untergehender Städte bei schriften „Kriegszeit“ und „Der Bildermann“ auf Meidner und Steinhardt – hängt ebenso eng mit visuelle Eindrücke und Erinnerungen von seiner ihrer beider jüdischen Identität zusammen. Eine Russlandreise im Jahr 1906 zurück. Das damals zunehmend antisemitische Stimmung in wei- dort gewonnene Verständnis für den Habitus der ten Kreisen der Wilhelminischen Gesellschaft vor armen und einfachen Leute kam ihm bei dem dem Ersten Weltkrieg, die sich im Krieg und in der

32 AUS DEN MUSEEN

Weimarer Republik noch weiter verstärkte, zwang orthodoxen Judentum zuwandte und dies auch beide Künstler, sich anders „national“ zu orientie- künstlerisch manifestierte. ren als viele ihrer nichtjüdischen Kollegen. Meidner wie auch Steinhardt bezogen sich mit ihren apoka- Einige Werke weiterer Künstler ergänzten das lyptischen Bildwelten auf die Katastrophenszena- Zeitbild, welches dann in Ahrenshoop mehr in der rien des Alten Testaments, darunter besonders die Breite und bezogen auf den Einschnitt, den der von dem Propheten Jeremias vorausgesagte Zer- Krieg für die Idee vom Rückzug in die Natur be- störung Jerusalems und das daran sich anschlie- deutete, dargestellt worden ist. Das Wunschbild ßende babylonische Exil der Juden. Vorgänge wie vom Ursprünglichen und Unberührten, das die die Zählung jüdischer Soldaten im deutschen Heer Künstlerkolonie getragen hatte, wurde durch den im Herbst 1916 im Zusammenhang mit dem Ver- Krieg beschädigt und in ungreifbare Ferne gerückt. dacht der „Drückebergerei“ und die Einbeziehung Stattdessen zeigte sich das Produktionssystem, der Juden in das mit der sogenannten „Dolchstoß- dem die „Kolonisten“ den Rücken zu kehren ver- legende“ aufgerichtete Feindbild der deutschen sucht hatten, in seiner zerstörerischen Übermacht Konservativen nach dem Krieg bewirkten, dass und zwang zahllose Künstler, sich an der Gewalt diese Künstler ihre menschheitliche Ansprache in in seinem Namen zu beteiligen. Sie wurden durch eine Ansprache an ihre jüdischen Leidensgenos- diese Beteiligung in ihrem Künstlersein auf eine sen verwandelten. Bei Jakob Steinhardt, der den Art gefordert, der sie nur bedingt gewachsen wa- Krieg als Reservist in Litauen verbrachte, trugen ren. Die in der Ausstellung zusammengeführten die Kontakte mit der dortigen jüdischen Bevölke- Bildwelten zeugen von einer Betroffenheit, die rung dazu bei, dass er sich, wie Meidner auch, dem mit verschiedenen Graden des Unwissens ge- paart gewesen ist, von verteidigter Ambition, von übergroßem Schrecken, vom Versuch unbedingter Wirklichkeitstreue und von dem Versuch, das nur ansatzweise Wiss- und Verstehbare zu interpre- tieren. Höhepunkt der Präsentation waren einige Werke von Otto Dix: Sein „Soldatenkopf“ von 1914 aus der Sammlung Gunzenhauser und die Ra- dierungen aus dem Kriegszyklus des Jahres 1924, weiterhin die im Böhmer-Nachlass im Kulturhisto- rischen Museum Rostock befindlichen, 1916 radier- ten Blätter aus der „Somme-Mappe“ Max Pech- steins, Heinrich Ehmsens Farbstiftzeichnungen aus dem Schützengraben vor Combres und Walter Gramattés Tuscheblätter, darunter die „Begeiste- rung im Viehwagen“, sein „Leichenbegängnis“ von 1917 und Willy Jackels große Pinselzeichnung einer Kampfszene aus dem Jahr 1915, als sein berühmter „Memento“-Zyklus erschien: hier den 24 Blättern zur „Offenbarung“, die Jaeckel 1922 als letzten Teil seines monumentalen Bibelzyklus radiert hatte, Jakob Steinhardt (1887 – 1968): Auf dem Friedhof. 1917, Kaltna- gegenübergestellt. Ausdrücklich wurde in der Aus- delradierung, 13,6 x 12,9 cm stellung der Bogen von der Kunst im Krieg zu seiner

33 AUS DEN MUSEEN nachträglichen Reflexion geschlagen, denn gerade hierbei gingen die künstlerischen Haltungen aus- einander. So liegen Welten zwischen Willy Jaeckels Realismus der Kriegsjahre und dem esoterischen Charakter seines Bibelzyklus. Welten liegen zwi- schen diesem und dem strengen Holzschnittwerk „Krieg“ (1922/23) der Käthe Kollwitz. In seiner Ra- dierfolge „Die Menschen“ (1922) hat Hans Brass – wie Bruno Gimpel, George Grosz, Erich Wegner und Heinrich Zille, die alle in der Ausstellung vertreten waren – die Auswirkungen des Krieges auf das Zusammenleben „daheim“ thematisiert. Neben Barlach und Rösler, die auch in Ahrenshoop den Auftakt der Präsentation bestritten, waren wei- tere prägnante Positionen zugegen: die meisten auf irgendeine Art mit der Ostsee verbunden und zum Teil in der Museumssammlung vertreten: so Hermann Abeking, Friedrich Peter Drömmer, Dörte Helm, Karl Hofer, Alexej Jawlensky, Edmund Kes- ting, César Klein, Fritz Koch-Gotha, Werner Lange, Carl Lohse, Oskar Nerlinger, Alfred Partikel oder Max Schwimmer. Leihgaben hierfür kamen u. a. aus der Kunsthalle Rostock, dem Staatlichen Mu- seum Schwerin, der Ernst-Barlach-Stiftung Güst- Willy Jaeckel (1888 – 1944): Offenbarung des Johannes. Apo- row, dem Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke, kalypse, Blatt 14; Eröffnung des fünften und sechsten Siegels. Kühlungsborn, der Stadtgalerie Kiel, der Kunst- 1922, Kaltnadelradierung , 39,5 x 29,5 cm sammlung der Akademie der Künste, Berlin, dem Museum Ettlingen, der Letter-Stiftung Köln sowie einer Reihe privater Sammlungen und Nachlässe.

34 AUS DEN MUSEEN

1 „In Lockstedt wehte Kriegsluft, da bin ich als Soldat glücklich gewesen“ Volker Probst

Die Ausstellung „Ernst Barlach und der Erste Weltkrieg“ in Güstrow 1 Ernst Barlach an Arthur Moeller van den Bruck; Für die Ernst Barlach Stiftung ist das Jahr 2014 Sonderburg, 7.2.1916, in: Ernst Barlach, Güstrower von besonderer Bedeutung. Die 1994 gegründe- Tagebuch. Hg. Ulrich Bu- te gemeinnützige Stiftung kann auf 20 Jahre in- browski. Hamburg 2007, tensiver Tätigkeit für das Leben und Werk Ernst S. 490. Barlachs zurückblicken. Es ist nicht der Platz, alle Entwicklungen an dieser Stelle zu rekapitulieren, jedoch sei darauf hingewiesen, dass aus diesem Anlass in dem Ausstellungsforum-Graphikkabi- nett (1998/2003), dem ersten Museumsneubau in den neuen Ländern, im Jahre 2014 eine Reihe von interessanten Sonderausstellungen realisiert wor- den sind. Mit der Sonderausstellung „Der Mann, der die geheimen Melodien hört. Ernst Barlach und die Musik“ (Kuratorin Helga Thieme) im Sommer 2014 wurde erstmals ein Thema behandelt, dem Barlachs Werk in all seiner Breite und Tiefe zu- grunde liegt. Im Anschluss daran wandte sich die Stiftung auch dem Gedenkjahr 2014 in der Aus- stellung „Ernst Barlach und der Erste Weltkrieg“ (Kurator Volker Probst) direkt zu. Erstmals wurden biographische wie werkgeschichtliche Aspekte in Barlachs Leben und Werk der Zeit von 1914 bis in die beginnenden 1920er Jahre tiefgehend beleuch- tet und in einem längeren Aufsatz dargestellt2. 2 Volker Probst, „Wer den Die Ausstellung fand konzeptionell eine Gliede- Krieg malen will, muß rung in thematische Gruppen: Barlach in Sonder- erst den Frost malen lernen.“ Ernst Barlach burg und im Lager Lockstedt, Barlachs Waffen, und der Erste Weltkrieg, Kriegsgefangenenlager Güstrow, Hindenburg- in: Bildhauer sehen den Kult, Künstlerflugblätter im Ersten Weltkrieg – Ernst Barlach im Güstrower Kinderhort. 1915 Ersten Weltkrieg. Hg. Kunst als Mittel der Propaganda. Den Abschluss Foto: Archiv Ernst Barlach Stiftung Ursel Berger, Gudula Mayr, Veronika Wiegartz. bildeten Barlachs Ehrenmale für die Gefallenen Bremen 2014, S. 32–47. des Ersten Weltkrieges. Dabei wurde in den The- Zeichnungen Barlachs aus der Zeit während des menabschnitten ‚Barlach in Sonderburg und im Ersten Weltkriegs und danach, wobei sich deren Lager Lockstedt’ und ‚Das Kriegsgefangenenlager unterschiedliche Inhalte dem Besucher ohne wei- Güstrow’ erstmals in einer Ausstellung umfang- tere Erläuterungen erschließen sollten. reiches biographisches Material wie Taschenbü- Anhand zweier methodischer Ansätze soll das cher, Briefe und Karten Barlachs sowie historische Konzept verdeutlicht werden: Punktuelle Zuspit- Ansichtskarten und andere Dokumente gezeigt. zungen bzw. Verdichtungen wurden durch Kont- Umgeben waren diese Ausstellungseinheiten von rast und Konkretisierung erreicht.

35 AUS DEN MUSEEN

Kontrast und Behaglichkeit seiner Güstrower Wohnung in ein großes Heft schreiben konnte, hatte Jünger an Von zahlreichen Künstlern und Schriftstellern sind der Front immer ein kleinformatiges Taschenbuch wir durch Briefe, Aufzeichnungen, Prosa und Lyrik bei sich, das er griffbereit in der Brusttasche ver- über ihre Eindrücke vom und ihre Erlebnisse im staute. So konnte er es bei Bedarf auch im Schüt- Ersten Weltkrieg unterrichtet. In der Vitrine zur zengraben und im Unterstand hervorholen und literarischen Auseinandersetzung mit dem Ers- sich Notizen machen. ten Weltkrieg wurden neben der Erstausgabe von Ernst Barlach hatte seine Aufzeichnungen des Erich Maria Remarques Roman „Im Westen nichts „Güstrower Tagebuchs“ nicht für eine Veröffentli- Neues“ (Berlin 1929) zwei Handschriften gezeigt: chung vorgesehen, sondern er führte das Diarium Ernst Barlachs „Güstrower Tagebuch“, Heft 4 (Pri- vor allem für seinen 1906 geboren Sohn Nikolaus, vatbesitz), und Ernst Jüngers (1895–1998) „Kriegs- damit dieser später erführe, wie es wirklich gewe- tagebuch“, Heft 8 (Deutsches Literaturarchiv Mar- sen sei. Für Ernst Jünger wiederum bildeten die 15 bach a. N.). Zweifellos zählt Barlachs „Güstrower handschriftlichen Hefte seines „Kriegstagebuchs“ Tagebuch“ (1914–1917) zu den bedeutendsten die Grundlage für seinen ersten Roman „In Stahl- Zeugnissen über die Jahre des Ersten Weltkrieges, gewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtrupp- die von bildenden Künstlern verfasst worden sind. führers“, der bereits 1920 erschien und bis heute Es ist nicht nur das Dokument einer Wandlung von als den Krieg verherrlichend gilt. Über zehn Jahre anfänglicher euphorischer Kriegsbegeisterung zu nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte Erich einer skeptischen, später pazifistischen Haltung. Maria Remarque 1929 „Im Westen nichts Neues“. Es ist auch ein authentisches und ungeschöntes In jenem Jahr hatte Jüngers „Stahlgewitter“ be- Zeugnis davon, wie die Banalität des Alltages mit reits eine Auflage von 33.000 Exemplaren erreicht. ihren Sorgen um Lebensmittel, den Gängen zwi- Remarques Roman wird trotz des zeitlichen Ab- schen Wohnung und Werkstatt sich vermischt mit standes zum historischen Kriegsgeschehen als der existenziellen Fragen der Epoche und zum eigenen deutsche Anti-Kriegsroman des 20. Jahrhunderts Künstlertum. Und nicht zuletzt ist es eine uner- verstanden, der bereits 1930 von Lewis Milestone schöpfliche Quelle an Informationen zum Leben in den USA verfilmt wurde. und Werk Ernst Barlachs in der Zeit von 1914 bis 1917. Konkretisierung Beide Handschriften wurden mit den jeweiligen Eintragungen vom 9. November 1916 aufgeschla- Anhand einer brieflichen Bemerkung Barlachs gen und die Transkription danebenliegend wieder- über die von ihm für Schießübungen verwende- gegeben. Hier entfalten sich zwei gegensätzliche ten Gewehre – während seiner Zeit des Innen- und Welten: Der Bildhauer Barlach liest an jenem Tag Wachdienstes lernt Barlach noch den Umgang Gedichte des Chinesen Du Fu (712–770), befasst „mit einem englischen Karabiner (Dum-Dum-Vor- sich mit philosophischen Fragestellungen und der richtung), nachdem ich ein russisches Gewehr aus- eigenen künstlerischen Arbeit, während sich Leut- studiert und ein deutsches Modell 88 leider habe 3 Ernst Barlach an Arthur 3 Moeller van den Bruck; nant Jünger als Spähtruppführer mit distanzier- abgeben müssen“ , wobei er den deutschen Ka- Sonderburg, 12.2.1916, in: ter Sachlichkeit auf einen Patrouillengang an der rabiner allen anderen Waffen vorzog – konnte zu Ernst Barlach, Güstrower Westfront vorbereitet. diesem Aspekt der Ausstellung ein hoher Grad an Tagebuch. Hg. Ulrich Bu- Die Formate der Notizhefte von Barlach und Jünger Konkretisierung erreicht werden. Dank der Kolle- browski. Hamburg 2007, S. 493. verweisen markant auf die jeweils unterschiedli- gen vom Militärhistorischen Museum der Bundes- che Schreibsituation. Während Barlach in der Ruhe wehr in Dresden wurden die Waffen identifiziert

36 AUS DEN MUSEEN und als Leihgaben in der Güstrower Ausstellung ten mit Waffen älterer Generation oder gar „Beu- gezeigt: ein Infanteriegewehr M 88 mit Bajonett tewaffen“ ausgerüstet wurden. Mit ebensolchen (Deutsches Reich), ein Infanteriegewehr No. 1 Mark „Beutewaffen“ und der dazugehörigen Munition III. (S.M.L.E. 1907) mit Bajonett (Königreich Groß- übte Landsturmmann Barlach den Umgang und britannien) und ein Infanteriegewehr Mosin 1891 das Schießen. Obwohl Sachzeugen von Barlachs mit Bajonett (Kaiserreich Rußland). In den ersten Infanterieregiment „Herzog von Holstein“ (Hol- Kriegsjahren führte der „chronische Mangel an steinisches) Nr. 85 nur spärlich überliefert sind, verfügbarem Wehrmaterial und das Unvermögen konnten – ebenfalls aus Dresden stammend – ein der deutschen Rüstungsindustrie diesem Mangel Waffenrock (etatmäßiger Feldwebel) und eine abhelfen zu können“ (Eugen Lisewski) dazu, dass Schulterklappe (Mannschaften), beide Infanterie- Ersatztruppen, Rekruten- und Landsturmeinhei- regiment Nr. 85, gezeigt werden.

Ernst Barlach: Gefangene Russen. 28.4.1915, Bleistift, 154 x 200 mm Taschenbuch Güstrow 1915/II; WV Wittboldt/Laur 1345-24li/24re Ernst Barlach Stiftung, Güstrow Foto: Archiv Ernst Barlach Stiftung (Uwe Seemann)

37 AUS DEN MUSEEN

tionelle Kriegerdenkmale, die vor allem von den national-konservativen Kriegervereinen initiiert wurden, stilisierten das Kriegsgeschehen zu einer legitimen Verteidigung des Vaterlandes und den Soldatentod als quasi sakrale Opferhandlung für die Volksgemeinschaft. Diese normativen Hand- lungsanweisungen, die im konkreten Denkmal bildlichen und sprachlichen Ausdruck fanden, nah- men die Überlebenden wie die Hinterbliebenen in die moralische Pflicht, es in einem kommenden Krieg den gefallenen Soldaten gleich zu tun. Bar- lach wählt in seinen Ehrenmalen für die Gefalle- nen des Ersten Weltkrieges einen stillen Ausdruck, der fragend unmittelbar auf den Betrachter Bezug nimmt. Barlach verweigerte sich in all seinen Eh- renmalen für die Gefallenen des Ersten Welt- krieges dieser moralischen Implikation und the- matisierte hingegen Tod, Leid und Trauer. Seine anfängliche Kriegsbegeisterung von 1914/15 wich der Erkenntnis, dass der erste technisierte Krieg eine bis dahin nicht vorstellbare Zerstörungskraft entwickelt und einen Epochenbruch bewirkt hatte. Barlachs Ehrenmale sind treffend auch als „Denk- zeichen“ bezeichnet worden, die die Frage an die nachfolgenden Generationen richten: Wie konnte das geschehen? Aus Anlass des Gedenkjahres zur 100. Wieder- kehr des Beginns des Ersten Weltkriegs hat die Ernst Barlach Stiftung neben ihrer eigenen Aus- Ernst Barlach: Landsturmmann, Rückansicht. Bleistift, 148 x stellung in Güstrow zwei Ausstellungen im Lande 92 mm Taschenbuch Güstrow 1915/I; WV Wittboldt/Laur 1344-5re mit Druckgraphiken und Zeichnungen Barlachs als Ernst Barlach Stiftung, Güstrow Leihgeber unterstützt: „Kalte Morgenröte. Kunst Foto: Archiv Ernst Barlach Stiftung (Uwe Seemann) im Bann des Ersten Weltkrieges“ (Kuratorin Kat- rin Arrieta), die an zwei Standorten gezeigt wur- Barlachs radikale Wandlung von anfänglicher den: Druckgraphik im Max-Samuel-Haus Rostock, Kriegsbegeisterung, die er mit den meisten deut- Gemälde und Graphik im Kunstmuseum Ahrens- schen Künstlern, Schriftstellern, Wissenschaftlern hoop. Daneben konnte aus eigenem Bestand der und Intellektuellen teilte, hin zu einem kompro- Ernst Barlach Stiftung eine Sonderausstellung von misslosen Gegner von Krieg und Gewalt lässt sich Künstlerflugblättern im Ersten Weltkrieg mit Ar- am deutlichsten an seiner Auseinandersetzung beiten von Ernst Barlach, Max Liebermann, Käthe mit der Frage ‚Wie kann in angemessener Form Kollwitz und anderen im Museum „Groode Hus“ in der gefallenen Soldaten und der Opfer des Krie- Winsen an der Aller gezeigt werden (Kurator Vol- ges gedacht werden?’ nachvollziehen. Konven- ker Probst).

38 AUS DEN MUSEEN

Das Jahr 2014 ist für Europa und Deutschland von Ausstellung weist das Ehrenmal nicht nur auf besonderer Bedeutung. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, der die politische Landschaft und die Beziehungen der Völker zueinander grundle- gend veränderte. Vor 25 Jahren öffnete sich die Mauer, die die beiden deutschen Staaten 40 Jahre lang getrennt hatte. Auch das Ausland wirft an- lässlich dieser Jahrestage einen Blick auf Deutsch- land. So zeigt das Britische Museum in London seit Oktober 2014 bis Januar 2015 erstmals eine umfassende Ausstellung zu Deutschland mit dem Titel „: Memories of a Nation“. Die Ernst Barlach Stiftung hat das „Güstrower Ehrenmal“ Schloss Sonderburg, Kaserne von Ernst Barlachs Infanteriere- giment Nr. 85 (1927, Bronze; Laur II 424), den „Schwebenden“ Historische Ansichtskarte von Ernst Barlach aus dem Dom zu Güstrow, für Foto: Archiv Ernst Barlach Stiftung diese Exposition als Leihgabe zur Verfügung ge- stellt.4 In seinen Ehrenmalen gestaltete Barlach 4 Vgl. „Barlach‘s Angel“ in einen neuartigen Typus von Gefallenenehrung, de- die friedliche Revolution des Jahres 1989 hin, die Neil MacGregor: Germany. ren pazifistische Botschaft auch noch nach- Jahr zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt hat, Memories of a Nation. London 2014, S. 528-542. zehnten aufgegriffen und als solche verstanden sondern würdigt Barlachs „Schwebenden“ als das wird. Als zentraler Abschlusspunkt der Londoner Friedensmal des 20. Jahrhunderts.

39 AUS DEN MUSEEN

Steffen Stuth Für den Kaiser an die Front - Alltag in Rostock im Ersten Weltkrieg Eine Ausstellung des Kulturhistorischen Museums Rostock zur Erinne- rung an den Ersten Weltkrieg 1914-1918

2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zu spüren: Man befand sich in der Ernte, als die zum einhundertsten Mal. In der Bundesrepublik Landarbeiter mobilisiert wurden. Ohne Ersatz für Deutschland wie auch in ganz Europa, in all den- sie drohte die Ernte zu scheitern. Viele Menschen jenigen Ländern, die am damaligen Konflikt betei- fürchteten um ihre Ersparnisse. Vorsichtige Bürger ligt gewesen waren, wird durch Veranstaltungen kauften in großem Maße Lebensmittel ein. dieses für die Geschichte des Kontinentes und der Die Sicherheit der vergangenen friedlichen Jah- Welt einschneidenden Ereignisses gedacht. re war vorüber. Die Einkommen sanken. Familien Der erste weltumspannende Krieg mit seinen weit wurden auseinandergerissen. Ehemänner, Brüder über das Ende der eigentlichen Kampfhandlungen und Söhne im Felde: So sahen sich die Frauen vor hinaus wirkenden Folgen wurde von den Zeitge- neue Sorgen und Herausforderungen gestellt. nossen noch bei seinem Fortschreiten als Katas- Die Ausstellung widmet sich sowohl den Men- trophe begriffen. Umso mehr erkennen wir heute schen in der Stadt Rostock als auch den Bewoh- die Auswirkungen des Krieges auf die Geschichte nern des Landes Mecklenburg. Am Beispiel der der europäischen Staaten und die Entwicklung der Seestadt an der Mündung der Warnow und der Welt. beiden Großherzogtümer im Norden des Reiches 1914 zogen die Deutschen begeistert in den Krieg. werden die Auswirkungen des Krieges, die Reak- Von der kaiserlichen Regierung als Verteidigung tionen der hier lebenden Menschen und die Folgen gegen Russland dargestellt, sahen viele, vor allem für ihr tägliches Leben untersucht. in den Städten, den Kampf als nationale Pflicht. Auch, wenn Ausstellung und Buch versuchen, ei- Am 1. August wurde die Mobilmachung verkündet. nen Eindruck vom Thema zu geben, so sind sich Vor den Redaktionen und Litfaßsäulen drängten alle Beteiligten darüber im Klaren, dass wir es hier sich die Menschen. Der Rede Kaiser Wilhelms II. mit einem, zumindest für Mecklenburg und Ros- folgte spontaner Jubel. Andere Deutsche reagier- tock, noch gründlich zu bearbeitenden Thema zu ten ablehnend. Hunderttausende hatten noch im tun haben. Juli für den Frieden demonstriert. Dennoch unter- Rostock war 1914 die größte und wirtschaftlich stützte die Mehrheit der Parteien nun den Krieg. stärkste mecklenburgische Stadt. Das Land um sie Hotels und Restaurants wurden umbenannt, fran- herum war agrarisch geprägt. Aufbauend auf der zösische Wörter verbannte man aus dem Sprach- Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- gebrauch. derts etablierten sich in der Stadt einen Reihe von Aber nicht nur die große Politik wurde durch den Unternehmen, die Rostock zum wachsenden Wirt- Konflikt bestimmt und verändert. Nicht nur Solda- schaftsstandort machten. 1917 gab es nur wenige ten auf allen Seiten der Fronten waren involviert. große Industriebetriebe, darunter die Neptun- Auch die hinter den Fronten in den vermeintlich werft. Die Mehrheit, angesiedelt in der Innenstadt nicht betroffenen Städten und Dörfern lebenden und im Hafengebiet, gehörte dem Mittelstand oder Menschen waren einbezogen. Die Auswirkungen dem Handwerk an. 1917 gab es neben den städti- des Krieges waren auch hier zu spüren. schen Versorgungsunternehmen in Rostock eine Auf dem Lande war von Enthusiasmus wenig Talgschmelze, drei Dampfmühlen, acht Dampfsä-

40 AUS DEN MUSEEN

Zahlreiche Einwohner meldeten sich freiwillig an die Front oder nahmen an den Geld- und Mate- rialsammlungen teil. Im weiteren Kriegsverlauf richteten sich die größeren Unternehmen auf die Rüstung aus. Zunehmend machten sich jedoch in der Stadt Einschränkungen in der Versorgung, ins- besondere mit Lebensmitteln, Alltagsgütern und Strom, bemerkbar. Seit 1914 ausgegeben, erbrachten die Kriegsanlei- hen bis 1918 rund 97 Milliarden Mark. Sie deckten 60 Prozent der Kriegskosten. Mecklenburger tru- gen 656 Millionen Mark zusammen. Versprechen auf hohe Zinsen lockten private Anleger zum Kauf, der in Banken und in Postämtern möglich war. Kin- der liefen von Tür zu Tür und warben für den Kauf der Papiere, die 1918 wertlos wurden. Kommunen, Vereine oder Stiftungen riefen zu Spendensammlungen auf. 1916/17 sammelten die Landwirte im Zuge der „Hinden- burgspende“ 40 Tonnen Lebensmittel für die Ar- beiter in der Rüstung. 1915 begann die Nagelung des „Rostocker Greifs“. Die Bürger erwarben Tausende Nägel zugunsten wohltätiger Zwecke. Unter dem Motto „Gold gab ich für Eisen“ halfen sie, den Krieg zu finanzieren. Plakat der Ausstellung „Für den Kaiser an die Front“ Im Juni 1917 beteiligten sich die Rostocker an der „U-Boot-Spende“: Der Erlös ging an die Familien gereien, eine Dampf- und Wasserlohmühle, zwei der 1916 in der Skagerrakschlacht Gefallenen. Die Wassermühlen, sieben Dampfbrauereien, fünf jährlichen Weihnachtsspenden umfassten Päck- Dampfbrennereien, zwei Dampfschokoladenfab- chen mit Nahrungsmitteln, Zigarren und Kleidung riken, eine Zuckerfabrik, eine Kalkbrennerei, eine für die Frontsoldaten des Rostocker Füsilier-Regi- Ölmühle, zwei Dampfmolkereien, zwei Werften, ments Nr. 90. acht Maschinenfabriken, eine Wagenfettfab- Die Kirchen stellten sich hinter den Krieg: Gottes- rik, eine chemische Fabrik, zwei Seifenfabriken, dienste wurden zu patriotischen Kundgebungen. vier Dampffärbereien, drei Buchdruckereien mit Vaterländische Gesänge ersetzten die Kirchen- Dampfbetrieb, zwei Dampfsteinschleifereien, vier lieder. Predigten verbreiteten den Glauben vom Dachpappenfabriken, zwei Dampfgerbereien, eine göttlichen Willen und der deutschen Vorbestim- Dampftischlerei, eine Windmühle auf der Stadt- mung. In Warnemünde fanden bis 1915 regelmä- feldmark, drei Dampfmolkereien, zwei Dampfsä- ßige Kriegsgottesdienste statt. Dann wurden die gereien sowie eine Imprägnieranstalt für Telegra- Predigten eingestellt. Der Pastor predigte auf dem fenstangen und Eisenbahnschwellen. Marinefliegerstützpunkt Hohe Düne und hielt Wie im gesamten Deutschen Reich brach sich Gottesdienste auf einem Kriegsschiff ab. Rekru- auch in Rostock die Kriegsbegeisterung Bahn. ten wurden in der Warnemünder Kirche vereidigt.

41 AUS DEN MUSEEN

Tausende Geistliche dienten als Seelsorger an der Front. Trafen Todesnachrichten ein, spendete der Pastor Trost und Zuversicht. Viele Kirchenchroni- ken geben einen Einblick in diese Zeit. Hunderttausende junger Männer: Schüler, Studen- ten, Lehrer und Dozenten, folgten dem Ruf in den Krieg. Bis zum Kriegsende 1918 verlor jeder vierte Student sein Leben, auch Tausende Oberschüler fielen. Ältere Professoren schrieben Zeitungsar- tikel und hielten patriotische Vorträge auf Ver- sammlungen zur moralischen Mobilisierung der „Heimatfront“. Studentinnen arbeiteten in der Verwaltung, in der Landwirtschaft oder in Lazaret- ten. Im Wintersemester 1914/15 waren von den an der Rostocker Universität eingeschriebenen 800 Stu- denten zwei Drittel im Kriegsdienst. Dennoch blieb die Hochschule geöffnet. Erst der Mangel an Heiz- material im Winter 1916/17 führte zur Schließung aller Gebäude. Professoren boten Vorlesungen nun in ihren Wohnungen an. Die Kliniken blieben ge- öffnet. Neben der Betreuung von Patienten wur- den hier Impfstoffe, Behandlungsmethoden für Kriegsverletzungen und Arbeitsprothesen für Ver- sehrte entwickelt. Das Chemische Institut forsch- te an Ersatzstoffen für Lebensmittel. Bis zum Das Kupferdach des Steintores wird für Kriegszwecke abge- Kriegsende 1918 fielen 228 Rostocker Studenten. deckt, 1916 Durch die Einberufung der Männer änderte sich die Rolle der Frauen. Sie übernahmen die Arbeitsplät- Kreuz. ze in Industrie, Staatsdienst und Landwirtschaft Mit Anzeigen warben Unternehmen Frauen für und wurden zum Ernährer der Familie. Die Wert- Arbeitsplätze an, die bisher Männern vorbehalten schätzung der Frau stieg. Selbstbestimmung und waren. Die Rostocker Straßenbahngesellschaft Emanzipation wuchsen kurzfristig bis zum Ende stellte im Mai 1915 erstmals weibliche Straßen- des Krieges. bahnschaffner ein. Die Schaffnerinnen in Uniform Ehefrauen leiteten Güter oder Bauernhöfe, or- befuhren die Linie 2 vom Bahnhof zur Neptun- ganisierten die Wirtschaft und sorgten für die werft. Ab Februar 1918 war es auch verheirateten Ablieferung von Agrarprodukten. Die Frauen von Frauen erlaubt, als Aushilfslehrerin im Schuldienst Handwerkern und Gewerbetreibenden leiteten Un- zu arbeiten. ternehmen mit Hilfe von Lehrlingen und Gehilfen. Auch die Mehrheit der Künstler begrüßte den Aus- In den Städten standen Frauen Wohltätigkeitsver- bruch des Krieges. Maler schufen Bilder von der einen vor, arbeiteten in der Familienfürsorge und Front und stellten diese aus. Nur wenige leisteten in Kriegsküchen. Adlige wie Prinzessin Marie An- Widerstand. Die Medien unterlagen einer strengen toinette von Mecklenburg arbeiteten beim Roten Zensur. Der Film wurde für die Propaganda ent-

42 AUS DEN MUSEEN deckt. In den Kinos liefen Kriegswochenschauen. Massen nicht fassen. Im Oktober 1918 existierten Theater, Kabaretts und Varietés traf der Kriegs- im Reich 175 Mannschafts- und Offizierslager mit ausbruch mitunter hart: Veranstaltungen wurden 2,4 Millionen Insassen. Kriegsgefangene arbeite- abgesagt. Der seit 1390 bestehende Rostocker ten in der Landwirtschaft und wurden in der Rüs- Pfingstmarkt fiel erstmals 1916 aus. Ensemble- tung und im Bergbau eingesetzt. mitglieder der Theater mussten an die Front. Die In Mecklenburg existierten sechs Kriegsgefange- Eingezogenen des Schweriner Hoftheaters wur- nenlager: für Offiziere in Fürstenberg, Neubran- den durch Reservesoldaten ersetzt. Statisten und denburg, Breesen und Bad Stuer, für Soldaten und Bühnenarbeiter hielten den Betrieb bis 1918 auf- Unteroffiziere bei Güstrow und Parchim. Schlech- recht. Regelmäßig fuhr die Schweriner Oper an die te Bedingungen herrschten im Lager Göldenitz Westfront. Das Rostocker Stadttheater wurde bis unweit Rostocks. 1915 waren hier 200 Parchimer Winter 1915 geschlossen. Ausstellungen widmeten Gefangene bei der Kultivierung von Heide- und sich dem Krieg. Die Rostocker Feuerwehr präsen- Moorflächen eingesetzt. Entlausungen fanden tierte 1915 Kriegswaffen. 1916 wurde die Deutsche nur unregelmäßig statt, da Kleidungsstücke zum Kriegsausstellung mit Beutewaffen der Feinde in Wechseln fehlten. Viele Gefangene erkrankten. Rostock ein großer Erfolg. Die geringe Verpflegung war schlecht. Mehrfach 1914 arbeiteten bis zu 350.000 russisch-polnische verweigerten russische Gefangene die Annahme Saisonarbeiter in Deutschland. Sie wurden auf ih- des Essens. ren Arbeitsstellen festgehalten. 1915 begannen in Der Krieg traf auch die Ostseebäder schwer. Mit Belgien und Polen „freiwillige“ Anwerbungen für Kriegseintritt reisten die Gäste ab. Erholung und Industrie und Landwirtschaft. 1916 startete die Entspannung galten als unpatriotisch. Nach Binz Zwangsdeportation von Belgiern und Polen. Inter- kamen 1913 noch 22.000 Touristen. 1915 waren es nationale Proteste beendeten 1917 diese Rekrutie- nur noch 3.000. Die Nordseebäder wurden kom- rungen. plett geschlossen. Seit 1916 nutzten wohlhaben- In Mecklenburg waren 35.000 russisch-polnische de Berliner und Hamburger ihren Aufenthalt zum Schnitter tätig, oft mehr als 40 Ausländer auf ei- Kauf von Lebensmitteln. Ein blühender Schwarz- nem Gut. Ohne die einberufenen Männer wuchs markt entwickelte sich. Die Schließung von Hotels auf dem Dorf die Furcht vor Übergriffen, jedoch und die Beschlagnahmung von geschmuggelten kam es nirgendwo zu Revolten. Hunger trieb die Nahrungsmitteln konnten den „Schleichhandel“ Schnitter zu Lebensmitteldiebstählen. nicht eindämmen. Warnemünde wurde Sperrge- Im August 1914 lebten in Rostock 420 Ausländer, biet und konnte nur mit Passierschein besucht vor allem Russen. Sie waren unter polizeiliche Kon- werden. Am Alten Strom lagen Kriegsschiffe. In trolle gestellt. Sie wurden sie bis September in Pri- Hohe Düne befand sich ein Flugplatz mit einer vatquartieren und in der Augustenschule am Bus- Marine-Fliegereinheit. Das Betreten der Mole war sebart festgehalten. Ein Abkommen mit Russland untersagt. Fenster waren zu verdunkeln. Fotogra- ermöglichte es ihnen dann, über Dänemark und fieren war verboten. Dennoch stiegen die Gäste- Schweden auszureisen. Wohlhabende Ausländer zahlen wieder. Das Rostocker Orchester und eine kamen in Haft. Sie wurden der Spionage und des Militärkapelle gaben regelmäßig Konzerte. Waffen- und Sprengstoffbesitzes bezichtigt. Bald mangelte es an Kohle und Gas. Schon im Zu Beginn des Krieges rechnete die deutsche Mili- Herbst 1916 drohte die Energie- und Wärmeversor- tärführung mit maximal 150.000 Gefangenen. Be- gung zusammenzubrechen. Strom- und Gassper- reits Anfang 1915 befanden sich aber 650.000 Sol- ren häuften sich. Die Belieferung der Krankenhäu- daten in deutscher Hand. Die Lager konnten diese ser war gefährdet. Kohle und Koks mussten durch

43 AUS DEN MUSEEN

nach einer Beendigung des Krieges zu. Neue poli- tische Parteien und Gruppen bildeten sich und for- derten ein Ende der Kampfhandlungen. Die Belegschaft der Neptunwerft verhandelte 1917 mit dem Unternehmen, um Lohnforderungen durchzusetzen. Zu einem weiteren Streik kam es am 21. September 1917. Anfang 1918 erreichte die Streikwelle Mecklenburg. Am 31. Januar legten 800 Arbeiter der Fokker-Flugzeugwerke in Schwerin die Arbeit nieder und zogen durch die Stadt zum Schloss. Im April 1918 sprach der Reichstagsab- geordnete Josef Herzfeld vor hunderten Werft- arbeitern in der Rostocker „Philharmonie“, dem Städtischer Kartoffelverkauf Lange Straße 78, 1916 Gewerkschaftshaus der Sozialdemokratie im Pa- triotischen Weg, und warb für die Gründung der Holz ersetzt werden. Der Brennwert des Gases USPD. sank. Der Straßenbahnverkehr und die Straßenbe- leuchtung wurden eingeschränkt. Theater, Kinos, Zu den Aufgaben eines Museums gehört die Erin- Kegelbahnen, Säle und Schulen blieben geschlos- nerung an vergangene Ereignisse, die Bewahrung sen. Restaurants und Kneipen waren nur noch von Wissen über die Zusammenhänge, die zu die- wenige Stunden geöffnet. Im kalten und langen sen Ereignissen führten und die Ergebnisse dieser Winter 1916/17 wurde die Kohle knapp. Die Was- Entwicklungen wurden. Museen bewahren die serstraßen waren zugefroren. Schneewehen blo- konkreten Zeugnisse der Geschichte und auch das ckierten die Gleise. Die Gasversorgung wurde oft Wissen darüber. unterbrochen. Im Februar 1917 wurden die öffent- Deshalb hat das Kulturhistorische Museum Ros- lichen Gebäude in Mecklenburg für zwei bis vier tock entschlossen, sich dieses Themas anzuneh- Wochen geschlossen. Für verarmte Familien stan- men. Das Museum setzte damit die Reihe der den in den Städten Wärmehallen zur Verfügung. historischen Ausstellungsthemen mit regiona- In Schwerin wurde das Kino dafür genutzt. Eine lem Bezug fort und lenkte mit der Ausstellung im Landeskohlenstelle organisierte die Verteilung der Sommer 2014 und mit dieser begleitenden Veröf- rationierten Kohle. fentlichung abermals den Blick auf einen Schwer- Im August 1914 arbeiteten die Regierung, Parteien punkt des 20. Jahrhunderts. und Gewerkschaften zusammen. Nur Karl Lieb- knecht lehnte im Reichstag die Kriegskredite ab. Am 1. Mai 1916 forderten Tausende Arbeiter in Ber- lin Brot, Freiheit und Frieden. Die Proteste weite- ten sich aus. Zunächst standen dabei wirtschaftliche Forderun- gen im Vordergrund. Später wurde der Ruf nach politischen Veränderungen und nach dem Ende des Krieges laut. Im Sommer 1915 traten die Rostocker Hafenarbei- ter in den Streik. Im Herbst 1917 nahmen die Rufe

44 AUS DEN MUSEEN

Der Erste Weltkrieg in Bildpostkarten und regionalen Originalquellen. Andrea Rudolph Eine Ausstellung im Museum Alte Burg Penzlin in Kooperation mit der Europäischen Akademie M-V und der Landeszentrale für politische Bil- dung

Im Jahr des Weltkrieggedenkens 2014 nutzen viele Länder die verstörenden Erfahrungen von Verstümmelung, Qualexistenz und Tod und die lichte Vision vom gelingenden „Völkerbund“ für offizielle Begegnungen einstiger Kriegsgegner. Diese sollten über nationale Totenwachen hinaus- führen. Das wichtige politische Anliegen derarti- ger Veranstaltungen erlaubte es kaum, nationale bzw. transnationale Ereignisgeschichte in lokalen oder regionalen Brechungen zu erinnern. Genau dies aber war das Anliegen der in der Alten Burg am 8. August 2014 eröffneten Sonderausstellung „Der Erste Weltkrieg in Bildpostkarten und regio- nalen Originalquellen“, die nationale und regiona- le Dimensionen verknüpfen wollte. Das Museum plante diese Schau in Kooperation mit der Europä- ischen Akademie M-V und der Landeszentrale für Politische Bildung.

Zunächst führt ein so genannter Ausstellungsauf- macher die Besucher in die historische Situation ein. Er benennt die Gegnerschaft zwischen den Mittelmächten Deutsches Reich und dem von der Nationalitätenbewegung bedrohten Österreich- Ungarn einerseits und dem Bündnis zwischen Frankreich, England und Russland andererseits. Er erläutert, dass Deutschland durch seine Außen- politik (antifranzösische Politik aus der Ära Bis- marck, das hochgespielte Flottenbauprogramm) Hab ich nur Dich allein sowie durch Lage und Größe in eine Isolierung ge- raten war, die es als Einkreisung deutete. Auf der Deutschland den problemgeladenen Vielvölker- Bühne europäischer Machtpolitik herrschte gegen- staat Österreich-Ungarn, um diesen Bundesge- seitiges feindseliges Misstrauen. Mit dem kaum nossen nicht zu verlieren. Der sich zuspitzende widerstandsfähigen Osmanischen Reich und Konflikt zwischen der nach Selbstbestimmung dem schwachen Italien an der Seite unterstützte strebenden südslawischen Bewegung und Öster-

45 AUS DEN MUSEEN reich-Ungarn mündete in das serbische Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau. In Wien drängten Kräfte auf rasche Ausnut- zung des Attentats zu einem militärischen Schlag gegen Serbien. Nach einigen missglückten Versu- chen der deutschen Regierung, die Großmächte aus dem Konflikt herauszuhalten, um einen gro- ßen Krieg noch zu verhindern, erklärte diese am 1. August 1914 Russland und wenige Tage später Frankreich den Krieg. Der Krieg belastete die Be- völkerungen aller beteiligten Nationen. Eine Karte zeigt die Kriegsschauplätze und Opferzahlen eines Krieges, von dem die Zeitgenossen allesamt mein- ten, er werde kurz sein.

Einen ersten Grundstock der Sonderausstellung bildet die private Sammlung von Manfred Fuhr- mann (Demmin). Der Leihgeber hatte im Samm- lungsmanagement seiner in Einsteckbüchern sorgfältig bewahrten originalen Karten, vor allem aus dem Süden und der Mitte Deutschlands, schon darauf geachtet, dass eine Linie entsteht. An- sichtskarten sind seit ihrem Aufkommen um 1890 ein massenkultureller Artikel. Oftmals wurden die Motive von Sprüchen oder Liedzeilen begleitet. Bildpostkarten um 1900 zeigen im Geschmack von Biedermeier oder Jugendstil bürgerliche Liebes- und Familienideale, die häufig auch durch Reprä- Sturm auf die Gulaschkanone sentanten der Monarchie verkörpert wurden. Nach 1914 kommen Bildpostkarten auf, die Denkweisen, begleitende Zeilen lassen eine Rezeption der Lyrik Erwartungen und Gefühle der Kriegszeit wider- der Befreiungskriege (1813–15) und Versatzstücke spiegeln. Augenscheinlich geht die Militarisierung der Propaganda aus dem Deutsch-Französischen des Mannes dort über den seit 1871 gepflegten mi- Krieg (1870–1871) erkennen. So entsteht für den litärischen Habitus hinaus. Auffallend ist neben Betrachter der Zusammenhang zwischen Natio- einer straffen Haltung die Fixierung des Blicks auf nalbewegung und Nationalismus. Dieser Zusam- einen Fernhorizont, den Sieg symbolisierend. Er- menhang ist auch bei anderen Kriegsparteien vor- kennbar sehen Frauen zu männlichen Helden auf handen. Kriegshetzkarten und eine Verherrlichung (Abb. 1). Kinder sind mit militärischen Elementen, der allgemeinen Mobilmachung bei Nutzung regi- Uniformstücken, Waffen etc., dargestellt (Abb. 2). onaler, nationaler und religiöser Symbole gab es Kriegsgrauen und realistische Verletzungen blei- ebenso in England, Frankreich, Russland und den ben in den Kartenwelten ausgespart. Humorvolle USA. bzw. verharmlosende Szenen sollten eine Leich- Nach Durchsicht des umfangreichen Bildpostkar- tigkeit des Kriegsalltags vorspiegeln (Abb. 3). Bild tenmaterials Manfred Fuhrmanns im Museum

46 AUS DEN MUSEEN wurde die mediale Kriegsverklärung zu folgenden Otto Lamp, Heinrich Sievert; 1916 Fritz Dewitz, Al- Themengruppen zusammengefasst: bert Kißling; 1917 Hans Wendt, Paul Stegemann, Arthur Sturbeck, 1918 Friedrich Neels und Willi - Liebe, Ehe und Vaterlandstreue an der Heimat- Schröder. Die Familie von Willi Schröder lieh dem front Museum private Fotos des Gefallenen. In Penzlin - Mut. Haltung und Vaterlandstreue. Männlich- werden seit 1885 Trauungen in ein kirchliches Ehe- keitsbilder standsregister eingetragen, das inzwischen starke - Faszination Krieg und Kinderwelten Gebrauchsspuren aufweist. Kopien aus diesem - Verwundung. Schmerzen und Tod. Heldenbilder Register belegen den allgemein verbuchbaren An- - Nation. Heil und Sieg. Vaterländische Symbole. stieg an Eheschließungen zu Beginn des Krieges, der bald rückläufig war. Unterlagen zum Bau und Der Betrachter der Ausstellung findet zu jeder be- zur Einweihung des Kriegerdenkmals Dammwer- nannten Themengruppe etwa zehn einschlägige der 1926 bilden einen weiteren Schwerpunkt der Postkarten vor. Ausstellung. Diese dokumentiert auch den Ab- transport der Glocken aus Groß-Luckow 1917 zur Einen zweiten Grundstock bilden lokale und regi- Eisengewinnung für die Rüstungsindustrie und onale Gegenstände, um die wir die Bevölkerung in damit auch den Nationalprotestantismus jener einem Aufruf gebeten hatten. Diese Gegenstän- Jahre. Diese Dokumente stellte uns Thomas Bün- de sollten das vorwiegend aus Süd- und Mittel- ger aus Puchow zur Verfügung. deutschland stammende Bildpostkartenmaterial Einblick in die deutsche Mentalität der Zwischen- um weitere Ausstellungsstücke ergänzen. Die kriegszeit bietet ein großformatig reproduzierter Bevölkerung im Penzliner Land wurde gebeten, Artikel aus der „Penzliner Zeitung“, die erstmals in Kellern und Truhen nachzusehen, ob Militaria 1887 erschien. Dieser trägt den Titel „Einweihung bzw. militärische Requisiten, Fotografien, Infla- des Denkmals für die im Weltkrieg 1914/18 gefal- tionsgeld oder Alltagsgegenstände aus der Zeit lenen Penzliner am 13. Juni 1926“. Der Artikel be- zwischen 1910 und 1925 vorhanden sind. Dinge, die richtet von der Einweihungsfeier, die „unter großer bislang ein Dachbodendasein fristen, könnten als Teilnahme der Einwohnerschaft, vieler Vereine, Leihgabe zur Sonderausstellung einen Auftritt er- Korporationen und der Schule“ vor sich ging. Die leben und viele Besucher erreichen. Dem Museum Choreographie sann Kindern ein Eintreten in die wurden infolgedessen private Fotos, Inflations- nationale Gesinnung an. Dem vom Vorsitzen- geld, eine alte Reichsflagge mit Trauerflor, histo- den des Kriegervereins geformten Zug schritten rische Möbel, Bücher und Dokumente angeboten. Schulkinder voran, gefolgt vom Musikcorps, dem Die von uns getroffene Auswahl fügte sich mit der Rat der Stadt und den Stadtverordneten, dem Bildpostkartensammlung von Manfred Fuhrmann Denkmalskommitee, dem gemischten Chor des zu einer Komposition, die Authentizität, Besu- Gesangvereins, der Schützenzunft, den Krieger- cherattraktivität und politische Bildung verbinden vereinen Penzlin, Wulkenzien, Kl. Helle, Peckatel. sollte. Es folgten das Reichsbanner, die Handwerkerver- In einer Vitrine wurden aus dem Stadtarchiv einigung, der Männerturnverein „Gut Heil“ und der Penzlin entnommene standesamtliche Gefalle- Gesangverein „Zur Pflege des deutschen Volkslie- nenmeldungen präsentiert. Manche Namen sind des“. Nachdem der Zug den Marktplatz erreicht in Penzlin und der nahen Umgebung noch immer und die Menge geistliche Lieder abgesungen hat- beheimatet. 1914 fielen: Franz Stegemann, Karl te, hielt Pastor Schulze einen Feldgottesdienst. Krahlmann, Ernst Wolter; 1915 Friedrich Brüggert, Der anschließend wieder neu geordnete Zug begab

47 AUS DEN MUSEEN

sich zum Denkmalsplatz, wo ein kleines Schul- mädchen unter dem Titel „Für uns“ einen Prolog aufsagte. Es sei nur eine Strophe zitiert: „Und wo im Winde rauschet/ das Meer,/ Da gaben sie freudig/ ihr Leben her/ für uns!“ Der in Verse ge- brachte Nationalismus wurde anschließend durch chorische Stimmen erweitert und vervielfältigt. „Selig sind die Toten, die für ihre Heimat starben“, sang der vielstimmige Männerchor, nachdem zu- vor die erste Strophe des Deutschlandliedes abge- sungen worden war. Anschließend erklärte Pastor Synwoldt in seiner Weiherede: Der Geist, der aus diesem Denkmal spricht, „erinnert uns ja an den Geist, der unsere Gefallenen im Großen Weltkrieg erfüllte und nicht minder auch unsere Mitkämpfer, die noch unter uns leben und wirken.“ Offensicht- lich gehörte Pastor Synwoldt zu der Mehrheit der Predigergeneration und mit dieser zu der Mehrheit deutscher Protestanten, die bis Kriegsende und danach dem „Geist von 1914“ verpflichtet blieb 1 Siehe zur Prediger- und sich bald mit Revanchegegedanken trug.1 generation der Jahre 1914–1918 die noch immer lesenswerte Untersu- Einen dritten Grundstock bildet die Ausstellung chung von Wilhelm kritischer Verarbeitungen von Kriegsbegeisterung Pressel: Die Kriegspredigt und Opfertod in Kunst und Literatur. „Knapp unter in der evangelischen den Schulterblättern, knapp unter dem Rumpfe Kirche, Göttingen 1967. Pressel weist auf S. 5 starren die Gliederstümpfe“, so beschrieb Leon- mit Recht auf parallele hard Frank (1892–1961) Versehrte in seiner Novelle: Erscheinungen in anderen „Die Kriegskrüppel“ (1917). christlichen Konfessionen Der neue Mensch war ein Traum des 20. Jahrhun- Vaterländischer Hilfsdienst hin. Eine nationalprotes- tantische Sendungsideo- derts. Utopische Entwürfe tauchten in verschie- logie tritt exemplarisch denen kulturellen Feldern auf: als verweltlichte Franks Novellensammlung „Der Mensch ist gut“ auch aus der „Predigt am expressionistische Heilsfigur, als paradiesisch (1917), Paul Zechs „Grab der Welt. Eine Passi- Kaisergeburtstage 1917 nackter und trainierter Körper der Lebensreform- on wider den Krieg auf Erden“ (1919), Erich Maria im Dom zu Schwerin“ hervor. Die von Dr. Hein- und Körperkulturbewegung, als futuristische Vi- Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ rich Behm, Oberkirchen- sion des gestählten Kriegers. Viele zogen mit Bil- (1929), Arnold Zweigs Roman „Junge Frau von rat und Superintendent dern eines erneuerten, gestählten Menschentypus 1914“ (1931) und bildhauerische Werke des anfangs in Schwerin, gehaltene in einen Krieg, der mehr als zuvor ein Krieg der kriegsbegeisterten Mecklenburgers Ernst Barlach Predigt erschien 1917 in Schwerin, im Verlag des Maschinen und Materialschlachten war. Von den wenden sich gegen Nationalismus und Opfertod. Hofbuchhändlers Fried- Schlachtfeldern kehrten verwundete Körper und Eine Schauvitrine präsentiert bekannte und weni- rich Bahn. beschädigte Seelen zurück: Kriegszitterer, Krüp- ger bekannte kriegskritische Werke. pel, Prothesenmenschen. Die Kriegskrüppelbilder von Otto Dix, Leonhard Die Sonderausstellung wendet sich an die Bevölke-

48 AUS DEN MUSEEN rung des Penzliner Landes und an die zahlreichen dafür sensibilisieren, dass manchmal vergessene Besucher des Museums. Sie kann die alte Auffas- regionale Dokumente – bei entsprechender Aus- sung korrigieren helfen, wonach der Erste Welt- wertung – eine enorme Aussagekraft entfalten. krieg aus dem Übermut und Streben Deutschlands Diese können eine Brücke vom politisch-ideolo- nach Vorherrschaft in Europa hervorging, indem gischen Zeitgeschehen hin zur Region schlagen. Kriegsursachen differenziert benannt werden. Sie Gerade dies vermag die regionale Silhouette des demonstriert die Rolle von Massenmedien, in die- Geschichtsunterrichts zu schärfen, den einige sem Fall von Bildpostkarten und Presse, bei der Schulklassen während ihres Ausstellungsbesuchs Legitimierung und Verklärung von Krieg und natio- erhalten. naler Überhebung. Die Anlage der Ausstellung will

49 AUS DEN MUSEEN

Dorina Kasten „hundertmal Büchsel“ im Kulturhistorischen Museum der Hansestadt Stralsund

Im Jahr 2014 fand im Kulturhistorischen Museum der Hansestadt Stralsund eine sehr erfolgreiche Sonderausstellung mit Werken Elisabeth Büchsels statt. Das Projekt, aus dem auch ein Katalogbuch hervorging, kam auf vielfachen Wunsch unse- rer Besucherinnen und Besucher zustande. 7.000 Gäste sahen die Bilderschau. Die Malerin ist mit Abstand die gefragteste Künstlerin in Stralsund. Über die Hälfte der 199 Werke aus unserem Muse- um waren jetzt zu sehen, ergänzt durch vier priva- te Leihgaben. Bereits 1937, anlässlich ihrer ersten Ausstellung in Stralsund, wurden von unseren Vorgängern Bilder der Büchsel angekauft. Neben 50 Ölbildern besitzt unser Museum Arbeiten auf Papier, die Techniken wie Aquarell, Pastell, Tempera, Gouache, Blei- und Buntstiftzeichnung, Radierung und Lithografie umfassen. Allein im Todesjahr der Künstlerin, 1957, kamen 77 Bilder in den Fundus, von den Erben teils geschenkt, teils angekauft. Seit 1990 erwarb unser Museum dann noch einmal 30 Bilder. Das letzte ist eine Stadtansicht von Stralsund in Öl. Anhand die- ser Statistik kann man wohl mit Fug und Recht be- haupten, dass das Kulturhistorische Museum der Elisabeth Büchsel: Truding. 1916, Öl/Lwd. Hansestadt Stralsund Besitzer der meisten Elisa- beth-Büchsel-Bilder ist! Die mühevolle Erstellung eines Werkverzeichnisses steht bis jetzt aus. Es entgegen. Das helle Sonnenlicht reflektiert die ist zu vermuten, dass noch unzählige Arbeiten der weiße Wand und die Kleidung des Kindes. Ein rosa beliebten Künstlerin besonders in Stralsunder und Feuerwerk entsteht – ein Musterbeispiel impressi- Hiddenseer Familien existieren. onistischer Malweise. Niemand konnte ahnen, wie viele Menschen dieses Bild einst erfreuen würde. Das bekannteste Büchselbild überhaupt ist „Tru- Stellvertretend steht Truding für die vielen von ding“. Das dargestellte Mädchen ist laut verschie- „Tante Büchsel“ porträtierten Mädchen und Jun- dener Quellen Gertrud Gau oder Gertrud Beyer von gen. Sie, die selbst kinderlos war, zog Kinder ma- Hiddensee. So klein das Kind auch ist, schaut es gisch an. Schon in Ihrer Familie war sie die verehrte doch geduldig und respektvoll zu „Tante Büch- „Reisetante“ gewesen, die ferne Länder besuchte, sel“. Mit beiden Händen auf einen Mauervor- um die Kunst zu studieren. Das war für damali- sprung gestützt, im grellen Sonnenlicht, streckt ge Verhältnisse eine unübliche Beschäftigung für Truding ihren Körper der Malerin erwartungsvoll Frauen.

50 AUS DEN MUSEEN

Am 29. Januar 1867 in Stralsund als Tochter eines Neben den Porträts und den Stadtansichten von Tuchhändlers geboren, begann Elisabeth Büchsel Stralsund nehmen die Landschaften einen bedeu- erst mit 21 Jahren ihre Ausbildung zur Malerin, tenden Platz im Schaffen Elisabeth Büchsels ein. indem sie bei verschiedenen Künstlern privaten In ihren „Inselblicken“ spüren wir die Hitze des Unterricht nahm. 1888 etwa war sie bei Paul Fli- Sommers, die Weite der Landschaft, erahnen flir- ckel (1852–1903). Vier Jahre später besuchte sie rendes Licht zur Mittagszeit. die „Akademische Schule für Bildende Kunst“ und Den größten Raum in unserer Sammlung nehmen nahm Unterricht in der Landschaftsklasse von die Arbeiten auf Papier ein. Die Handzeichnungen Walter Leistikow (1865–1908). Von 1896 bis 1898 belegen einmal mehr, dass die Büchsel sie „im hielt sie sich an der Malschule des Vereins Berli- kleinen Finger“ hatte. 2012 konnte unser Museum ner Künstlerinnen auf und lernte bei dem Maler ein einmaliges Selbstporträt der Künstlerin aus und Radierer Franz Skarbina (1849–1910). Nach Privatbesitz erwerben. Es handelt sich um einen Stationen in Italien und Paris gelangte sie 1902 an Akt als Bleistiftzeichnung. Es ist 34 x 30 cm groß, den Ammersee und zeichnete bei Christian Lan- unten links signiert, aber undatiert. Es dürfte in denberger (1862–1927). Von ihm stammt der viel den 1920er Jahren entstanden sein. Verträumt zitierte Rat an die junge Malerin: „Was wollen`s hockt die Büchsel auf den Knien im Sand, nicht erst zeichnen, die Zeichnung haben Sie im kleinen mehr jung. Die Malerin betrachtete sich selbst Finger. Malen`s gleich.“1 All diese Studien und Ein- und ihr Werk eher kritisch und ironisch. Oft zitiert 1 Büchsel 1937, S. 2. drücke in der Zeit der beginnenden Moderne und wird ihre Bemerkung angesichts zunehmender Be- der künstlerischen Auseinandersetzungen in den schwerden im Alter: „Es ist schlimm so eine alte Metropolen nahm die junge Frau auf. In Frankreich Schachtel zu sein.“2 Sie liebte das Meer und ging 2 Bindemann 1979, S. 26. studierte sie den Impressionismus. Die Fragen des noch bis zum Alter von 85 Jahren in der Ostsee ba- Lichts und der Farbe ließen sie nicht mehr los. An- den. fang des neuen Jahrhunderts hatte sie ihre großen Auf die Laudatio zu ihrem 80.Geburtstag anläss- Themen gefunden: den Menschen, die Landschaft, lich einer Ausstellungseröffnung reagierte sie das Licht. Noch bis ins hohe Alter reiste sie durch ungläubig und beschämt: „Denn vollkommen ist Europa und ließ die gefundenen Anregungen in doch keine meiner Arbeiten, wer schafft Vollende- ihre Bilder einfließen. tes, so lange er lebt“3. 3 Büchsel 1947, S. 1. Seit 1904 wohnte Elisabeth Büchsel in den Som- mermonaten regelmäßig auf der Insel Hiddensee. Literatur Einerseits verdiente sie ihren Lebensunterhalt mit Bindemann, Konrad. 1979. Von Capri bis Hidden- Porträt- und Kopieraufträgen, andererseits ent- see. Das Leben der Malerin Elisabeth Büchsel, Lü- standen „nebenher“ wahre Meisterwerke. Über dershagen: Selbstverlag. 50 Jahre gestaltete sie Motive der Insel Hiddensee Büchsel, Elisabeth. 1937. Unveröffentlichter Text. und ihrer Bewohner. Ihre einfühlsamen Porträts Stralsundisches Museum Akt.Rep. Nr. IV1b. Archiv zeugen von Liebe und Verständnis für die einfa- des Kulturhistorischen Museums der Hansestadt chen Menschen, von gegenseitigem Vertrauen. Stralsund. Sie lebte mit ihnen und teilte Freud und Leid, Büchsel, Elisabeth. 1947. Unveröffentlichter Text. ging aber immer eigene Wege im Leben und in der Archiv des Kulturhistorischen Museums der Han- Kunst. Sie war heimatverbunden, aber nie volks- sestadt Stralsund. tümlich, sondern weltläufig, war mit vielen Künst- Rapp, Angela und Dorina Kasten. 2014. hundert- lern befreundet. Ihre Bildnisse haben universale mal Büchsel. Berlin: Verlag Bahnsteigkarte. Geltung, könnten überall entstanden sein.

51 AUS DEN MUSEEN

Heiko Brunner EUROART – Die europäische Vereinigung der Künstlerkolonien

Die Gründung von Künstlerkolonien im gesamteu- unterbrochen und zerstört. Deshalb ist es wichtig, ropäischen Raum ist ein kunsthistorisches Phäno- diese europäischen Verbindungen und Wechsel- men, das in den vergangenen 180 Jahren zwischen wirkungen zwischen den Künstlerorten wieder zu 130 und 180 Kolonien und Künstlerorte in ganz Eu- beleben und zu intensivieren, damit diese Künst- ropa hervorbrachte. Sie entwickelten sich in Frank- lerorte und Künstlerkolonien auch künftig noch reich, Belgien, Dänemark, Deutschland, England, lebendige und aktive Zentren und Keimzellen für Finnland, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, intellektuelle und künstlerische Aktivitäten blei- Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz, Russ- ben. Sie müssen im europäischen Rahmen als land, Rumänien und Ungarn. Künstlerkolonien weiter existieren und eine dy- Trotz beträchtlicher geographischer Entfernungen namische Rolle innerhalb Europas einnehmen, in- und unterschiedlicher kultureller Traditionen gibt dem sie künstlerische Kreativität stimulieren, und es doch beeindruckende Gemeinsamkeiten zwi- den Austausch organisieren. schen allen diesen Künstlerkolonien. Die Künstler unterhielten bereits vor mehr als 150 Jahren enge EuroArt, die Vereinigung der europäischen Künst- Kontakte und einen lebhaften Austausch, denn lerkolonien, wurde 1994 in Brüssel unter der diese ländlichen Orte waren Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments sehr oft Zentren für internationale Begegnungen und der Europäischen Kommission gegründet, um und vielfältige Anregungen. ein Netzwerk von Künstlerkolonien, Künstlerdör- Sie waren Geburtsstätten wichtiger Kunstströ- fern und Künstlerorten in Europa zu schaffen. Sie mungen und erneuerten im 19. und 20. Jahrhun- stellen ein bedeutendes gemeinsames europäi- dert die europäische Kunst als Vorreiter und Pio- sches Kulturerbe dar. niere des Impressionismus, des Realismus, des Einige der Hauptziele dieser Vereinigung sind: Symbolismus, des Post-Impressionismus, des - die Pflege, Erhaltung und Verbreitung des ge- Surrealismus, des Pointillismus sowie des Expres- meinsamen europäischen Kulturerbes der Künst- sionismus. lerkolonien, Neben berühmten Künstlern wie Millet, Courbet, - die Schaffung eines europäischen Kulturbe- Corot, Daubigny, Cézanne, van Gogh, Gauguin, wusstseins und die Förderung der künstlerischen Werefkin, Hölzel, Liebermann, Pechstein, Otto Traditionen der Künstlerkolonien, Dix, Gustave de Smets, Boulenger, Servaes, Erik- - die Schaffung einer europäischen Straße der son, Westerholm, Krøyer, Mondriaan, Toorop, Künstlerkolonien und Künstlerorte, Paula Modersohn-Becker, Heinrich Vogeler und - die Förderung des Kulturtourismus der Künstler- Karoly Ferenczy stehen auch unsere norddeut- kolonien und Orte in Europa und schen Künstler, wie Paul-Müller Kaempf, Friedrich - Internationale Kooperationen (USA, Kanada, Ja- Wachenhusen, Franz Bunke, Rudolf Bartels und pan, Lateinamerika etc.). die Inselmalerinnen Elisabeth Büchsel oder Henny Lehmann und viele weitere Künstler und Künst- EuroArt hat zurzeit 46 ordentliche Mitglieder, 24 lerinnen für diese bemerkenswerte europäische assoziierte Mitglieder sowie 18 Einzelmitglieder. Kunstströmung. Sie alle waren auf der Suche nach Sie repräsentieren insgesamt 21 europäische Län- Ursprünglichkeit des Menschen und der Natur. der. Geleitet wird die Organisation vom Vorstand, Die beiden Weltkriege haben viele dieser Kontakte der sich aus dem Generalsekretär Pierre Bedouelle

52 AUS DEN MUSEEN

zum Thema „Idyllisch“. Dabei haben die Künst- lerorte die Möglichkeit, bis zu sechs Arbeiten aus dem kulturellen Erbe für die Ausstellung anzumel- den. Bedingung ist dabei, dass zu jedem Bild der alten Meister ebenfalls ein bis zwei Arbeiten von derzeit in den Kolonien arbeitenden Künstlern ge- zeigt werden. Im Durchschnitt beteiligen sich etwa 25 Museen aus zehn europäischen Ländern an die- ser internationalen Ausstellung. Schwaan konnte sich bereits zum dritten Mal präsentieren. Durch diese Vernetzung ist es möglich, die eige- nen Künstler in anderen Ländern vorzustellen oder aber andere Kolonien dem eigenen Publikum zugänglich zu machen. Besonders kleinere Künst- lerorte haben so die Möglichkeit, ihre Kunst inter- national zu präsentieren. Erst kürzlich konnte hier in Schwaan die Ausstellung zur Dachauer Künst- Europäische Künstlerkolonien lerkolonie, mit Arbeiten von Carl Spitzweg, Lovis Corinth, Max Liebermann und anderen namhaften (Barbizon, F), dem Präsidenten Stefan Schwenke Malern, mit großem Erfolg beendet werden. (Worpswede, D), den Vizepräsidenten Edith Mara Auch in Zukunft wird Schwaan und damit ein Stück (Graz, A), Imre Szarkas (Sentendre, HU), Heiko Mecklenburg in anderen europäischen Ländern zu Brunner (Schwaan, D) sowie den Mitgliedern Eli- sehen sein. Eine Ausstellung der Schwaaner Ma- sabeth Boser (Dachau, D) und Egbert Reinders ler in den Niederlanden mit über 80 Arbeiten ist in (Oosterbeek/Renkum, NL) zusammensetzt. Die Vorbereitung. Finanzen werden aus Belgien durch Jan Verhulst Was auf europäischer Ebene funktioniert, sollte koordiniert, die Kulturmanagerin Carla Habel hin- auch auf Landesebene machbar sein. Innerhalb gegen unterstützt die Arbeit des Vorstandes von von EuroArt wurde daher die Arbeitsgemeinschaft Worpswede aus. der Norddeutschen Künstlerkolonien, bestehend Einmal im Jahr treffen sich alle Mitglieder zur aus Ahrenshoop, Hiddensee, Ferch und Schwaan, Generalversammlung, 2015 in Katwijk, Nieder- gebildet. Auch hier stehen die Zusammenarbeit lande. In den Arbeitsgruppen werden Aufgaben und die gemeinsamen Ausstellungsprojekte im festgelegt und neue Projekte besprochen. Die Fokus der Arbeit. Organisation unterstützt mit Förderprogrammen Nur durch eine intensive und nachhaltige Vernet- die künstlerischen Aktivitäten. Dabei kann jede zung können in Zukunft kleinere Einrichtungen Künstlerkolonie im Abstand von drei Jahren einen auf sich Aufmerksam machen, ihre Wahrnehmung Zuschuss erhalten, der an die Beteiligung ande- stärken und so zur Vielfallt unseres kulturellen Er- rer Kolonien gekoppelt ist. Die Zusammenarbeit bes beitragen. zwischen den Mitgliedern beschränkt sich nicht nur auf das kulturelle Erbe: auch zeitgenössische Künstler werden mit einbezogen. In Tervuren (Belgien) wird beispielsweise alle drei Jahre eine Ausstellung organisiert, in diesem Jahr

53 AUS DEN MUSEEN

Brit Bellmann „Mecklenburg so nah – so fern“ Die Stiftung Mecklenburg bewahrt und zeigt ein Stück Landeserbe

Die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpom- merns ist um ein Ausstellungsangebot reicher. Seit März 2014 präsentiert die Stiftung Mecklen- burg ihre attraktivsten Sammlungsobjekte in der „Bel Etage“ des Schleswig-Holstein-Hauses zu Schwerin. In fünf Räumen werden 300 Jahre mecklenburgi- scher Geschichte in einem Kaleidoskop verschie- denster musealer Gegenstände aufgefächert. Die moderne Ausstellungsgestaltung und handverle- sene Ausstellungsobjekte ermöglichen dem Be- sucher eine interaktive Entdeckungsreise durch sechs Kapitel Kulturgeschichte. Dass das Konzept bei den Besuchern gut ankommt, beweist ein Blick ins Gästebuch:

„Eine wunderbare Überraschung, diese tolle Aus- stellung zu entdecken.“ „Es hat Spaß gemacht, diese wunderbare Aus- stellung über die Geschichte von Mecklenburg kennenzulernen. Vom einfachen Arbeiter bis zum Herzog, an alle ist gedacht worden.“

Die Eröffnung dieser Exposition setzte den vorläu- figen Schlusspunkt hinter eine mehr als 40-jähri- Dem Schöpfer der Illustrationen zu „Kasper-Ohm un ick“ von John Brinckman, Adolf Jöhnssen, ist die derzeitige Sonderaus- ge Entwicklung. Sie verdankt sich politischem wie stellung gewidmet. privatem Engagement über einen langen Zeitraum und zugleich beherzten Entschlüssen. turellen Erbes in der DDR als unzureichend emp- funden wurde. Die Gründung der Stiftung Meck- Hin und weg nach Mecklenburg lenburg im Jahre 1973 schuf einen institutionellen Rahmen für Erinnerungskultur, Brauchtumspfle- Die Gründungseltern der Stiftung waren ehemali- ge, plattdeutsche Mundart und den Aufbau einer ge Mecklenburger. Aus unterschiedlichen Gründen musealen Sammlung. hatten sie nach 1945 zwangsweise ihre Heimat Die Stiftung Mecklenburg erfüllte die Voraus- verlassen. Erinnerungsobjekte und Gebrauchsge- setzungen für eine Förderung durch den §96 des genstände, die sie mit sich nahmen, gewannen für Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes die Erlebnisgeneration umso mehr an Bedeutung, vom Grundsatz her nicht. Als Zuwendungsgeber da die Kinder und Enkel ihre Verlustgefühle nur ermöglichten der Landkreis Herzogtum Lauenburg bedingt verstehen konnten und die Pflege des kul- sowie das Land Schleswig-Holstein in der Zeit der

54 AUS DEN MUSEEN deutschen Teilung die Realisierung der Anliegen. haft weiterhin gezeigt. Auf der Ratzeburger Domhalbinsel fand die Stif- tung 1986 mit der „Domkaserne“ ihr räumliches Mecklenburg, so fern – so nah Zentrum, das sowohl als Ausstellungs- wie Ver- anstaltungsort fungierte. Etwa 10.000 Buchti- In der Dauerausstellung mit dem doppeldeutigen tel, eine Sammlung von Münzen und Medaillen, Titel „Mecklenburg, so fern – so nah“, kuratiert von Mecklenburger Trachten und Kleidungsstücke, der Historikerin Christine Rehberg-Credé, setzte Möbel, Kunstwerke, historische Ortsansichten, das Schweriner Gestalterbüro „fachwerkler“ die Postkarten und Fotos sowie eine umfangreiche ausgewählten Objekte in Szene. Der Besucher be- Siegelsammlung wurden zusammengetragen, ginnt den Rundgang in der Bibliothek. Hier lädt inventarisiert, aufbewahrt und der Öffentlichkeit eine historische Sitzgruppe zum Blättern und Le- präsentiert. Darüber hinaus trat die Stiftung als sen ein. Ein Teil des Bibliotheksbestandes mit Ti- Herausgeberin einer Schriftenreihe sowie mit Son- teln mecklenburgischer Autoren, mit Sachbüchern derausstellungen, Veranstaltungen und Lesungen und Bildbänden fand hier Aufstellung. Hörstati- in Erscheinung, die aus dem reichen Fundus meck- onen geben einen Eindruck vom Klang des Platt- lenburgischer Kultur schöpften und nicht selten deutschen mit Auszügen aus bekannten Werken auch grenzüberschreitende Kontakte erschlossen von John Brinckman und Fritz Reuter. oder nutzten. Wissenschaftliche Anliegen wurden durch Publikationen und Preisverleihungen geför- Der Kunstbestand der Stiftung wird schwerpunkt- dert. mäßig im Themenraum „Landschaft“ vorgestellt. Er spiegelt mit herausragenden Vertretern wie Carl Im Jahre 1993 reihte sich das Land Mecklenburg- Malchin, Franz Bunke, Friedrich Wachenhusen, Vorpommern in die Phalanx der Zuwendungsgeber Paul Müller-Kaempff oder Marie Hager die regio- ein. Der Stiftungsrat beschloss 2007 den Umzug nale Kunst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und der Stiftung und ihrer Sammlung nach Meck- beweist zugleich die weitsichtige Ankaufspolitik lenburg. Die Wahl des künftigen Sitzes fiel auf der Stiftung seit den 1970er Jahren. Schwerin. In den folgenden Jahren wurde mit der schrittweisen Überführung der Bestände in das In den Themenbereichen „Ländliches Leben und Schleswig-Holstein-Haus und die angemieteten Trachten“, „Mecklenburgische Herzöge und Groß- Depoträume eine Mammutaufgabe bewältigt. herzöge“, „Residenzen“ und „Städtisches Leben“ Eine besondere Regelung betraf die umfangrei- wird die Bandbreite sowohl der historischen As- chen Bibliotheksbestände. Sie wurden von der pekte als auch der Sammlung deutlich. Das Ver- Landesbibliothek übernommen und über das Ka- dienst der Kuratorin ist es, bei aller Lust am Zei- talogsystem erschlossen, sodass sie als Präsenz- gen eine Überfrachtung der Räume vermieden und bestand nun einer breiten Öffentlichkeit zugäng- durch geschickte Akzentsetzungen ein abgerun- lich sind. detes Bild geschaffen zu haben. Erstaunliche Einblicke in ein besonderes Bildkon- In einem ersten Schritt präsentierte die Stiftung volut ermöglicht der von Besuchern „Zaubertisch“ am neuen Domizil ihre Ausstellung „Hin und weg genannte Surface-Tisch. Er zeigt digitalisierte Auf- nach Mecklenburg“, die vor allem die Flucht aus nahmen von Schlössern und Gutshäusern in Meck- Mecklenburg und die Anfänge der Stiftung doku- lenburg, die im Atelier des Hamburger Fotografen mentierte und die Verdienste der Gründungseltern August Mencke in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- würdigte. Ein Teil dieser Ausstellung wird dauer- hunderts entstanden waren. Durch die Vergröße-

55 AUS DEN MUSEEN

helm Schmidt, zu den Illustrationen angeregt. Von Beruf war er Lithograf. Nach dem Studium an der Münchner Kunstakademie von 1895 bis 1897 lebte er als freier Zeichner und Maler in Nürnberg. Ob- gleich er zu seiner Zeit ein sehr gefragter Künstler war, ist er heute zu Unrecht fast vergessen. Die Stiftung Mecklenburg zeigt Teile seines Nachlas- ses aus ihrem Besitz: Studien, Buchillustrationen, Porträts, Werbegrafiken und farbige Arbeiten. Die lebenslange tiefe Verbundenheit Jöhnssens mit seiner Heimat Mecklenburg wird in der Motivwahl der ausgestellten Werke deutlich. Geschultes Darstellungsvermögen verbindet sich mit einem feinen volkstümlichen Humor und einer ausge- zeichneten Beobachtungsgabe. Der größte Teil der Werke ist bisher nie öffentlich gezeigt worden. Ergänzt wird die noch bis Mai 2015 laufende Schau mit Skizzenbüchern, einer Auswahl der von ihm illustrierten Buchtitel sowie Fotografien, die Ein- blick in das künstlerische und private Leben von Adolf Jöhnssen geben.

Die Stiftung Mecklenburg bietet regelmäßig, mon- tags um 16 Uhr, öffentliche thematische Führun- Vom Sammlungsobjekt zum Ausstellungsstück: Blick in den Fundus der Stiftung Mecklenburg gen, plattdeutsche Lesungen und Gruppenführun- gen nach Absprache durch ihre Ausstellungen an. Museumspädagogische Angebote sollen in Zu- rung der Fotografien auf der Touchscreen-Ober- kunft auch verstärkt junges Publikum in die Aus- fläche des Tisches werden Details sichtbar, die auf stellungsräume ziehen. der Originalaufnahme mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind.

Im Kabinett

Im September 2014 wurden zwei weitere Räume für Sonderausstellungen hergerichtet. Am 13. Ok- tober konnte die erste Kabinettausstellung eröff- net werden: „Künstler der Feder“. Sie ist dem 200. Geburtstag von John Brinckman und dem Illust- rator seines Werkes „Kasper-Ohm unick“, Adolf Jöhnssen, gewidmet. Jöhnssen ist 1871 in Rostock geboren und wurde durch seinen Jugendfreund, den in Rostock tätigen Lehrer und Publizisten Wil-

56 AUS DEN MUSEEN

Die Schiffe und technischen Denkmäler des Rostocker Peter Danker-Carstensen Schifffahrtsmuseums

Das Traditionsschiff Typ Frieden ex MS DRESDEN

Das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock befindet sich auf dem sogenannten Traditions- schiff Typ FRIEDEN. Mit diesem Schiff erhielt die Stadt Rostock 1970 ein maritim-kulturelles Zen- trum besonderer Art. Das ehemalige 10.000 Ton- nen-Motorfrachtschiff DRESDEN liegt seitdem am Ufer der Unterwarnow im Nordwesten Rostocks vor Anker.1 1 Heinrich, Kurt: Motor- frachtschiff „Dresden“. In: Schiffbautechnik 7, Die Kiellegung der FRIEDEN, des ersten Schiffes Heft 10, Berlin (Ost) 1957, einer Serie von Frachtschiffen, am 1. August 1954, S. 549–560. – Strobel, markierte in der DDR zwar den Beginn des Baus Dieter u. Hans-Hermann hochseegängiger Handelsschiffe. Allerdings dau- Diestel: Bau, Bewährung und Verbleib der Typ-IV- erte es bis zum 14. Januar 1956, bis die FRIEDEN Schiffe. In: Seewirtschaft auf der Warnemünder Warnowwerft endlich vom 19, Berlin (Ost) 1987, S. Stapel lief. Zahlreiche Probleme beim Bau, bei der 286–301. Marx, Gerhard: Bereitstellung des Materials und bei den Zuliefe- Typ IV – Was hat diese Schiffe zu einer Legende rern, für die erst die schiffbautypischen Koopera- gemacht? Rostock 2008. tionsbeziehungen hergestellt werden mussten, – Peters, Gerd: Typ IV. verzögerten den Bau des Schiffes immer wieder. Die legendären Frachter Staatliche Vorgaben, die neuen Schiffe ohne Im- der DSR. Hamburg 1998, Außengelände des Traditionsschiffes S. 82–93. – Wernsdorf, portgüter zu fertigen, zwangen zur Entwicklung Walburga: Vom Entste- neuer Technologien und Schiffsausrüstungen so- hen und dem Erhalt einer wie zur Schaffung einer eigenen Zulieferindustrie. dessen Stapellauf unter dem Namen FREDEN Schiffbaulegende – Die Trotzdem fanden in einer Zeit permanenten Mate- (Frieden), da das Schiff von der schwedischen FRIEDEN-Serie in der Entwicklung und Darstel- rial- und Devisenmangels die Rostocker Schiffbau- Reederei Lauter Shipping AB bestellt worden war. lung des Schiffbaus der er mit diesem Schiffstyp allmählich den Anschluss Getauft wurde das Schiff von Frau Kraaz, der Gat- DDR, in: Unter Wasser an den technischen Stand des Frachtschiffbaus tin des Reedereivertreters. Der Technische Direk- – Über Wasser. Schriften der Zeit. Mit der Serie der Typ-IV-Schiffe ent- tor der Warnowwerft, Franz, freute sich besonders des Schiffahrtsmuseums der Hansestadt Rostock, standen die ersten, bis auf einige Längsverbände darüber, dass der schwedische Käufer dem Schiff Band 2, Rostock 1996, S. vollständig geschweißten Fahrzeuge im Handels- denselben Namen wie dem ersten dieser Frach- 159–180. schiffbau der DDR. terserie gab und so das Wort „Frieden“ auch unter schwedischer Flagge über alle Weltmeere getra- 2 Der 5. der „Friedensfa- 2 Am 4. August 1956 erfolgte der Baubeginn des gen werde. Aus außenpolitischen Gründen – die milie“, Ostsee-Zeitung fünften Schiffes dieser Serie, am 18. April 1957 schwedische Regierung verweigerte die Import- (Rostock) vom 20.4.1957.

57 AUS DEN MUSEEN lizenz – wurde der Kaufvertrag aber rückgängig des Armeesportklubs „Vorwärts“ mit 44 Kojen, gemacht und das Schiff in DRESDEN umbenannt. aus dem 1976 das „Jugendtouristhotel“, eine Art Am 27. Juli 1958 wurde es an die Deutsche Seeree- schwimmende Jugendherberge mit 80 Kojen her- derei Rostock (DSR), die Staatsreederei der DDR, vorging. Die Sporthalle und ein „Kraftraum“ im als drittes Schiff der Frieden-Serie übergeben. Die Zwischendeck waren dem Sportclub „Empor“ als erste Reise der DRESDEN dauerte vier Monate und Trainingsstätte und dem Schulsport vorbehalten. führte von Wismar über Antwerpen nach Haiphong Das Vorschiff beherbergte eine Gaststätte des Na- in Nordvietnam und mit einer Rückladung zurück mens „Klaus Störtebeker“ mit 150 Plätzen. Neben nach Wismar. Auf ihrer zweiten Reise, beladen mit einer Amateurfunkstation an Bord gehörten die Kali aus Wismar für China, lief die DRESDEN im Ja- Arbeitsgemeinschaften „Junge Funker“ und „Bud- nuar 1959 als erstes Seeschiff der DDR Bremen an delschiffbau“ sowie ein Malzirkel zu den ständigen und war damit das erste Schiff der DSR, das in ei- Einrichtungen des Museums. Den meisten Raum nem Hafen der Bundesrepublik festmachte. im Schiff beanspruchte das Schiffbaumuseum, das zeitgleich mit den übrigen Einrichtungen an Seit 1958 fuhr die DRESDEN im Liniendienst nach Bord des „Traditionsschiffes“ eröffnet wurde. In Asien, Afrika und Lateinamerika. Während ihrer den ehemaligen Laderäumen I bis IV befinden sich Einsatzzeit lief sie über 70 verschiedene Häfen in seitdem die Ausstellungen. Trotz dieser diversen 38 Ländern an und bewältigte eine Strecke, die Umnutzungen handelte es sich beim „Traditions- dem 22-fachen des Äquatorumfanges entspricht. schiff“ nach wie vor um ein wichtiges historisches Die Besatzungen schätzten an den Schiffen der Relikt der DDR-Handelsschifffahrt. „Frieden“-Klasse das gute Seeverhalten und die 1979 wurde das „Traditionsschiff“ als „Denkmal günstige Ladungsverteilung auf zwei Zwischen- von nationaler Bedeutung“ in die Zentrale Denk- decks. Im Gegensatz dazu stand die Störanfällig- malliste der DDR aufgenommen. Bis heute sind keit der Antriebsanlage. Kaum eine Reise verging wesentliche Teile des Schiffes in die museale ohne größere Reparaturen an den Motoren. Die Nutzung einbezogen und werden den Museums- defekte Maschinenanlage und die damit verbun- besuchern präsentiert. Der Maschinenraum, die denen hohen Reparaturkosten führten letztlich Kommandobrücke, der Kreiselkompassraum, der nach nur zwölf Jahren und fünf Monaten Fahrens- Karten- und Funkraum sowie alle Umschlags- zeit zur Außerdienststellung des MS DRESDEN im einrichtungen an Deck blieben original erhalten. Dezember 1969. Gleichzeitig erfolgte die Löschung 2002 kamen im Zuge des Umbaus und der Neu- aus dem Seeschiffsregister der DDR. einrichtung noch zwei Mannschaftkabinen, die Mannschaftsmesse, die Kombüse und das Schiffs- Auf der Warnemünder Warnowwerft, der Bau- hospital im Achterschiff sowie diverse originale werft des Schiffes, erfolgte auch der fünf Monate Schiffsbetriebsräume (Bootsmanns-Last, Transit- dauernde Umbau zu einem Kultur- und Museums- Last, Farben-Last etc.) hinzu. schiff, der die Stadt Rostock etwa 3 Millionen 2001 wurde das Traditionsschiff von der Hanse- Mark kostete. Die feierliche Übergabe des „Tradi- stadt Rostock an die IGA Rostock 2003 GmbH zum tionsschiffes Typ FRIEDEN“ an den Rat der Stadt symbolischen Preis von einer D-Mark verkauft, Rostock erfolgte am 13. Juni 1970. Der neue Name um den Umbau und die Sanierung des Schiffes sollte zum einen an die noch relativ jungen Traditi- zu ermöglichen. Dies geschah 2001/2002 bei der onen der Seeverkehrswirtschaft der DDR, zum an- Neptun Industrie GmbH in Rostock-Warnemünde. deren an das MS FRIEDEN, das erste Schiff dieser In diesem Zusammenhang wurden die bisherigen Serie, erinnern. An Bord befand sich ein Internat museumsfremden Nutzungen entfernt und damit

58 AUS DEN MUSEEN

Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum integraler Bestandteil des IGA Parks in Rostock-Schmarl. In den letzten fünf Jahren schwankten die jährlichen Besucherzahlen zwischen 25.000 und 28.000 Per- sonen. Im Frühsommer 2013 erhielt das Schiff nach über zehn Jahren einen neuen Außenanstrich von der Wasserlinie bis zur Oberkante Schanzkleid. Diese Konservierungsmaßnahme umfasste ca. 3.640 m² und verursachte Kosten in Höhe von rund 200.000 Euro für den Eigner des Schiffes.

Technische Daten: Traditionsschiff 2002 im Dock der Neptunwerft Warnemünde Foto: Andreas Hallier Baujahr: 1956/57 Bauwerft: VEB Warnowwerft Rostock-Warnemünde zusätzliche Flächen für das Schifffahrtsmuseum Baunummer: 305 geschaffen. Gleichzeitig erfolgte ein teilweiser Länge über alles: 157,6 m Rückbau der seit dem Umbau zum „Traditions- Breite auf Spanten: 20,0 m schiff“ vorgenommenen Einbauten und Verände- Tiefgang beladen: 8,4 m rungen, sodass einige der originalen Betriebs- und Tiefgang heute: 4,85 m Funktionsräume des Schiffes wieder hergestellt Seitenhöhe bis Oberdeck: 12,8 m bzw. nachempfunden werden konnten. Bei die- Dienstgeschwindigkeit: 15,0 kn sem Werftaufenthalt wurde das Schiff auch zum Antrieb: 4 x 8-Zylinder-Viertakt-Dieselmotoren, ersten Male seit 1969 gedockt, sodass auch das Typ 8SV66Au mit Turboaufladung gesamte Unterwasserschiff saniert werden konn- Hersteller: EKM Halberstadt, später VEB Maschi- te. Die Sanierung inklusive des Umbaus und der nenbau Halberstadt Erweiterung des Museums kostete ca. 8,4 Millio- Antriebsleistung: 4 x 1.330 kW = 5.320 kW nen Euro. 4 x 1.800 PS = 7.200 PS bei 225 U/min Während der Internationalen Gartenbauausstel- Tragfähigkeit: 10.070 t (Schutzdecker), 13.000 t lung (IGA) im Sommer 2003 war das Traditions- (Volldecker) schiff ein wesentlicher Bestandteil der „Garten- Nutzladung: 7.940 t (Schutzdecker), 10.870 t (Voll- schau am Meer“ in Rostock. Das Schiff wurde im decker) Zuge der IGA-Investitionen mit einer vorbildlich Vermessung: 6.629 BRT / 3.813 NRT ausgebauten promenadenartigen Kaikante sowie Besatzung: 57 Personen Versorgungsleitungen und Steganlagen für ande- re schwimmende Objekte versehen. 2004 wurde Die Treibstoffvorräte reichten 72 Tage, der Proviant das Schifffahrtsmuseum aus dem kommunalen 46 Tage und Frischwasser 50 Tage: Museumsverbund herausgelöst und in die Betrei- Somit war ein Aktionsradius von 25.800 sm für bergesellschaft des IGA-Parks integriert. Damit Hin- und Rückreise möglich. ist die IGA Rostock 2003 GmbH auch für den Be- Den zwölf Fahrgästen standen vier Einzel- und vier trieb und die Entwicklung des Museums verant- Doppel-Kabinen zur Verfügung. wortlich. Seitdem ist das Museumsschiff mit dem

59 AUS DEN MUSEEN

Der Schwimmkran LANGER HEINRICH dem Schwimmkran GOLIATH. Auf diese Weise konnten Lasten bzw. Schiffssektionen wie kom- Gebaut wurde der Kranteil des Schwimmkrans plette Deckshäuser bis zu 200 t bewegt werden. 1905 von der Firma „Bechem & Keetmann“ in Auf der Neptunwerft wurde der Kran 1961 einer Duisburg, der späteren „Duisburger Maschinen- grundlegenden Modernisierung unterzogen. Die bau A.G.“. Der mit zwei Propellern ausgestattete hölzernen verglasten Deckshäuser wurden durch Ponton wurde als Baunummer 769 im selben Jahr kantige Stahlkästen ersetzt. auf der Schichau Werft in Danzig erbaut. Auf die- ser Werft kam der Kran auch zuerst zum Einsatz. Bis 1978 bliebt der LANGE HEINRICH für die Ros- Mit seiner Hubhöhe von 50 m und seiner maxima- tocker Werften im Einsatz. Dann kam das „Aus“ len Hakenbelastung von 100 t zählte er damals zu für den Veteranen. Obwohl das zuständige Minis- den größten Schwimmkränen der Welt. Der Kran terium die Verschrottung des Krans angeordnet gehört zum Typ der Wippauslegerkrane, die in der hatte, regte sich Widerstand in Rostock. Nach län- Entwicklung der Schwimmkrane ein Zwischen- geren Verhandlungen und zähem Engagement von glied zu den Scherenmastkranen und den Wipp- Denkmalpflege und Museumsleitung wurde der 3 Hallier, Andreas: Langer auslegerdrehkranen darstellen.3 Kran Ende 1980 vom damaligen Rostocker Schiff- Heinrich. Ein Schwimm- baumuseum übernommen. Nach einigen Umbau- kran erzählt. (Eigenver- In den ersten Jahren wird der Schwimmkran ten am Traditionsschiff und auch am Kran selbst lag) Rostock 2012. – Lau, Gerhard: Technische hauptsächlich in Danzig und Umgebung im Ein- ging der LANGE HEINRICH im April 1981 als „Mu- Denkmale in Rostock. satz gewesen sein. Im Oktober 1939 war er bei der seumskran“ längsseits an der Steuerbordseite des Hrsg. Hansestadt Ros- Bergung und Reparatur der bei Kriegsbeginn von Traditionsschiffes in Rostock-Schmarl wieder „in tock, Rostock 1997, S. 22. polnischen Truppen gesprengten Weichselbrücken Dienst“. Die Besucher des Museums konnten bei – Tödt, Helga: Die Krupps des Ostens. Schichau bei Dirschau (Tczew) beteiligt. Während des Krie- ihrem Rundgang durch das Schiff den original er- und seine Erben – Eine ges war auch der Hafen von Gdynia (Gotenhafen) haltenen Maschinenraum besichtigen. Hier gab es Industriedynastie an der Einsatzort des Schwimmkrans. Kurz vor Kriegs- eine Öffnung in der Außenhaut des Schiffes, durch Ostsee, Berlin 2012. ende gelangte der Kran auf bis heute nicht mehr die man auf das Deck des Schwimmkrans gelang- nachvollziehbare Weise nach Rostock. 1946 wurde te, um dort den Rundgang fortzusetzen. er der Rostocker Neptunwerft, damals eine So- wjetische Aktiengesellschaft (SAG), übergeben. Unter der Regie des Museums konnten in den In den ersten Nachkriegsjahren war der LANGE Jahren zwischen 1992 und 1995 mehrere Arbeits- HEINRICH vor allem an der Bergung der zahlrei- beschaffungsmaßnahmen mit umfangreichen Re- chen Schiffswracks beteiligt, 1950 wurde er beim staurierungs- und Instandhaltungsarbeiten durch- Wiederaufbau der Warnemünder Mole eingesetzt. geführt werden. Saniert wurden die Innenräume, Während der 1950er Jahre sah man ihn sowohl auf einschließlich der Maschinen- und Bilgenräume, der Warnowwerft in Warnemünde als auch auf der sowie die Außenhaut von der Wasserlinie bis zur Rostocker Neptunwerft bei der Ausrüstung von Oberkante des Deckshauses. Im Jahre 1997 erfolg- Schiffsneubauten. 1961 wurde er auf der Neptun- ten im Rahmen einer Dockung weitere Reparatu- werft generalüberholt. Seine Aufgaben fand er ren im Unterwasserbereich des Pontons. Weitere danach bei Bergungsarbeiten, beim Transport von Instandsetzungs- und Werterhaltungsarbeiten Schiffssektionen und Brückenhäusern sowie beim wurden 2002 im Zuge des Umbaus des Traditions- Schwergutumschlag im Rostocker Überseehafen. schiffes für die IGA 2003 in Rostock durchgeführt. Mehrfach arbeitete der LANGE HEINRICH zusam- Als sogenannte „Beidockung“ im Dock der Nep- men mit seinem größeren und jüngeren „Bruder“, tunwerft Warnemünde konnten das Unterwasser-

60 AUS DEN MUSEEN

sanierung des Schwimmkrans mit Ausleger, Deck und Deckhäusern sowie eine Außenkonservierung und einen Niedergangumbau empfahl. Die von der Hansestadt Rostock als Eigentümerin beauftrag- ten Reparaturmaßnahmen wurden dann in zwei Bauabschnitten in den Jahren 2011 und 2012 auf der Werft Nordic Yards in Warnemünde durchge- führt. Während der Hanse Sail 2012 konnte der frisch sanierte Schwimmkran im Stadthafen von den Besuchern dieses maritimen Volksfestes be- sichtigt werden. Danach kehrte er an seinen ange- stammten Liegeplatz beim Schifffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff im IGA Park zurück.

Technische Daten: Typ: Wippauslegerkran Baujahr: 1905 Bauwerft Ponton: Schichau Werft Danzig Hersteller Kran: Duisburger Maschinenbau AG vormals Bechem & Keetman Einsatzort: 1905–1945 Schichau-Werft Danzig Schwimmkran Langer Heinrich 1946–1978 Neptunwerft Rostock Name des Krans bei Bau: unbekannt schiff konserviert und einige Leckstellen repariert Name des Krans 1946–1978: Schwimmkran II werden. Gleichzeitig wurden das Deck und die Auf- Volkstümlicher Name: LANGER HEINRICH bauten konserviert. Während der Internationalen Gesamtgewicht: 900 t Gartenbauausstellung (IGA) im Sommer 2003 war Tragfähigkeit: 593 t der Schwimmkran zwar auf dem Wasser, aber für Länge über alles: 29,55 m die Besucher der IGA nicht zugänglich. Breite über alles: 20,45 m Im Jahre 2004 – nach Abschluss der IGA – kehrte Seitenhöhe bis Oberdeck: 3,26 m der Schwimmkran an seinem alten Liegeplatz am Tiefgang heute: 1,60 m Traditionsschiff zurück. Diesmal jedoch wurde er Höhe des Kranteils: 54 m nicht mit diesem verbunden, sondern es wurde Hubhöhe: ca. 50 m ein neuer Liegeplatz an der im Rahmen der IGA Hubleistung: 100 t (großer Haken) erbauten Museumspier geschaffen. Hier war der 20 t (kleiner Haken) vertäute Kran über eine Gangway für die Besu- Größte Ausladung: 19,7 m cher des IGA Parks und des Museums zugänglich. Leistung Kranmaschinen: je 110 PS für Notwendige Werterhaltungsarbeiten am Deck Ausleger und Kranhaken und den Aufbauten wurden im Jahre 2005 durch- Antrieb 1905: 2 Dampfmaschinen geführt. Nach einem Wassereinbruch im Oktober Leistung Fahrantriebe: 2 x 75 PS = 150 PS 2009 wurde ein Schiffssachverständiger mit der Propeller: 2 Festpropeller Stahl (demontiert) eingehenden Untersuchung des Krans betraut, der Geschwindigkeit: ca. 4 kn nach entsprechender Besichtigung eine Komplett- Besatzung: 14 Personen.

61 AUS DEN MUSEEN

Das Betonschiff CAPELLA 300 tdw. Nur ein Teil davon wurde gebaut. Die Be- ton-Kümos, zu denen auch die CAPELLA gehört, Während Stahl, Eisen und Holz als traditionelle wurden in Rotterdam, Larvik bei Oslo und in Ost- Schiffbau-Werkstoffe gelten und sich Alumini- swine (Stadtteil von Swinemünde) kieloben zum um und glasfaserverstärkte Kunststoffe Berei- Teil in flutbaren Baudocks gebaut. Ein Kran drehte che von Spezialanwendungen erobert haben, ist die Rümpfe und hob sie ins Wasser. Anschließend 4 Archiv Schiffbau- und Beton im Schiffbau ein Material, welches nur am rüstete eine Werft die Rohbauten aus. In Ostswine Schifffahrtsmuseum Rande Beachtung findet. Im Gegensatz zum Stein ging der erste Rumpf Ende April 1943 zu Wasser; Rostock. – Danker- Carstensen, Peter: Das schwimmt das Schiff als Verdrängungskörper. Das alle drei Wochen folgte der nächste. Betonschiff „Capella“ schiffbauuntypische Material Beton ist seit 1850 Insgesamt acht dieser Rümpfe soll die Klotzwerft und seine Geschwister. Forschungsgegenstand. in Swinemünde vollständig ausgerüstet haben. In: industrie-kultur, H. 4, Beton als Austauschmaterial im Schiffbau fand Wahrscheinlich verhinderten der Materialmangel 2008, S. 2–3. – Danker- Carstensen, Peter: Beton- immer dann Beachtung, wenn, wie im Krieg, aku- und die Wirren des Krieges die Ausrüstung wei- schiffbau in Deutschland. ter Stahlmangel die Wirtschaft bestimmte. Trotz- terer Betonrümpfe, auch der CAPELLA. Diesen In: Deutsches Schif- dem orientierte sich der Eisenbeton-Schiffbau an Namen erhielt das Schiff vermutlich später, da fahrtsarchiv 32, Bremer- traditionellen Schiffbau-Technologien. Den Be- er nicht in das Namensschema für die damaligen haven 2010, S. 107–171. – Kramer, Reinhard: tonschiffen fehlte eine ausreichende Festigkeit in Betonschiffe passt. Diese hießen unter anderem Dokumentation: See- den Verbänden. Erst nach dem Beginn des Zweiten „Fleiß“, „Gerechtigkeit“, „Hoffnung“, „Unverzagt“, leichter „Wiking“ Motor, Weltkrieges und den damit verbundenen Forde- „Vertrauen“ und „Zuversicht“.4 Betonschiffbau, Küsten- rungen zur Ausschöpfung aller Ressourcen für die Auf welche Weise die spätere CAPELLA nach Wes- motorschiff KAPELLA, Rostock 1988. Archiv Kriegsführung entstand 1940 die „Versuchsstelle ten kam, ist unklar. Auf jeden Fall wurde das Schiff Schiffbau- und Schiff- des Reichsamtes für Wirtschaftsaufbau“. Diese bei Kriegsende versenkt. Registerunterlagen wei- fahrtsmuseum Rostock befasste sich auch mit der Technologie des Stahl- sen auf ein Betonschiff namens „Kapella“, im Win- (enthält u. a. eine Reihe betonschiffbaus. 1942 wurde ein neues Betonver- ter 1950 in Stralsund auf Grund liegend, hin. Im von Titeln sowjetischer Fachliteratur zum Thema arbeitungsverfahren im Schiffbau eingeführt. Die April 1950 wurde es gehoben und später nach Ros- Betonschiffbau). - Kra- neue Technologie, weg vom Spanten- und hin zum tock verbracht. Zuerst lag es vor dem Gehlsdorfer mer, Reinhard: Maritime Schalenbau, bot die Möglichkeit, den kostengüns- Ufer, wurde dann Eigentum des neugegründeten Erkundungen: Schiffe tigen Baustoff Beton auch für den Schiffbau zu „VEB Deutsche Seebaggerei“ und diente dem Be- aus Beton. Artikelserie in „Norddeutsche Neueste nutzen. Trotz mehrschichtiger Armierungen ver- trieb mehrere Jahrzehnte als Lagerhulk am Silokai Nachrichten“, Rostock ringerte sich der Stahleinsatz zu vergleichbaren des Bauhofes im Rostocker Stadthafen: Für die- 1988. – Kramer, Reinhard: Schiffen um 30 Prozent und ersparte dadurch trotz sen Zweck war der Betonrumpf gut geeignet. Da Schiffe aus Beton. In: erhöhten Materialeinsatzes wertvolles Schiffs- das Schiff nie endgültig ausgerüstet wurde, gab Maschinen, Schiffe und Raketen. Technikent- eigengewicht zugunsten der Tragfähigkeit. Zur es auch keine Bohrungen für die beiden geplanten wicklung in Mecklenburg- weiteren Gewichtsreduzierung der Rümpfe ent- Stevenrohre. Alle Räume des Schiffes blieben bis Vorpommern, Rostock wickelte die „Schalenschiffbau Dr. Erich Lübbert heute trocken. 1995, S. 51–55. – Kra- & Co. KG“ im Zusammenwirken mit den „Ost- und 1988 wollte sich der seit 1970 als „VEB Bagger-, mer, Reinhard: Beton schwimmt – „CAPELLA“ Mitteldeutschen Zementwerken“ einen speziellen Bugsier- und Bergungsreederei“ firmierende Ei- als Rostocker Museums- Leichtbeton. gentümer von dem Fahrzeug trennen. Doch im sel- schiff. In: Verschwunden Nach der Lösung technologischer Probleme wurde ben Jahr wurde es unter Denkmalschutz gestellt. – Vergessen – Bewahrt? Ende 1942 ein umfangreiches Schalenschiffbau- Das Rostocker Schiffbaumuseum interessierte Technikgeschichte in Mecklenburg und Vor- programm für verschiedene Schiffstypen aufge- sich für das Schiff. Es wurde dem Museum überge- pommern, Rostock, 1997, legt. Darunter waren auch 36 Küstenmotorschiffe ben und am 15. Oktober 1988 bugsierte ein Schlep- S. 29–30. (Kümos) vom Typ „Seeleichter Wiking Motor“ mit per die CAPELLA warnowabwärts zum Traditions-

62 AUS DEN MUSEEN schiff in Rostock-Schmarl. Mit Hilfe der Rostocker Das Hebeschiff 1. MAI – ex Eimerketten- Werften wurde es dann gesichert. Die Warnow- bagger SWINEMÜNDE werft baute neue Lukendeckel und im Innern wur- den die zwei ehemaligen Laderäume benutzbar Das Hebeschiff 1. MAI war ursprünglich ein 1895 gemacht. Schließlich konnte das Schiff von 1992 in Lübeck erbauter Eimerkettenschwimmbagger bis 1995 durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnah- namens SWINEMÜNDE. Der Einsatz des Schiffes me und mit Hilfe von Sponsoren im Rostocker Fi- erfolgte hauptsächlich im Swinemünder Revier, schereihafen umfassend restauriert und für den im Swinefahrwasser und in der Kaiserfahrt. Bei Besucherverkehr zugänglich gemacht werden. Kriegsende 1945 wurde es westwärts nach Stral- Die Arbeiten konzentrierten sich auf die Schäden sund evakuiert und dort aufgelegt. Sowjetische an der Außenhaut, die fachgerecht ausgebessert Truppen demontierten die gesamte baggertech- wurden, sowie den Innenausbau mit einer breiten nische Ausrüstung. Die Maschinenanlage verblieb Treppe, Holzfußboden und einer Beleuchtung. Die teilweise an Bord. Im Jahre 1949 war die Wieder- Ausstellungsräume waren mit ihren besonderen herstellung zum Seebagger geplant. Aufgrund der Lichtverhältnissen attraktiv, so dass das Beton- Dringlichkeit der Bergung des vor Prerow nach ei- schiff seit 1996 im Rostocker Stadthafen als Ga- ner Kollision gesunkenen Schleppers GREIF wurde lerie für Ausstellungen des Schifffahrtsmuseums die SWINEMÜNDE zum Hilfsbergungsschiff um- genutzt wurde. Seit 2004 liegt die CAPELLA wie- gebaut. Die Staatswerft Stralsund bemühte sich, der an der Museumspier im IGA Park in Rostock- das Schiff zu diesem Zweck bis zum 1. Mai 1949, Schmarl. Die von Museumsbesuchern häufig ge- dem „Kampftag“ der Arbeiterklasse, fertigzustel- stellte Frage, wie denn Beton schwimmen könne, len. Hieraus leitete sich die neue Namensgebung wird dann durch nähere Inaugenscheinnahme und für das nun als „Hebe- und Kranschiff 1. Mai“ be- einen Besuch der Ausstellungsräume unter Deck zeichnete Fahrzeug ab.5 5 Grunert, Manfred: Die beantwortet. In den 1950er Jahren wurde das Hebeschiff 1. MAI zu Technische Flotte der einem wichtigen Fahrzeug des VEB Schiffsbergung Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei Ros- Technische Daten: und Taucherei Stralsund. Einsätze erfolgten unter tock 1945–1995. Schriften Baujahr: 1943 anderem am Wrack des Linienschiffes SCHLESIEN des Schifffahrtsmuseums Bauort: Ostswine, Kreis Swinemünde, vor Ahlbeck. Weitere Einsatzorte lagen im gesam- der Hansestadt Rostock, Firma: Schalenbau KG; Dyckerhoff & Widmann KG ten Küstenbereich der DDR zwischen Wismar und Band 6, Rostock 2000. – Lau, Gerhard: Technische Typ: Seeleichter Wiking Motor Wolgast. In den Jahrzehnten nach 1960 war das Denkmale in Rostock. Schiffskörper: Stahl bewehrter Leichtbeton in auch mit Tauchtechnik ausgerüstete Schiff für den Hrsg. Hansestadt Ros- Schalenbauweise VEB Bagger- Bugsier- und Bergungsreederei Ros- tock 1997, S. 25/26. Länge: 40,50 m tock überwiegend im Wasserbaueinsatz und mit Breite: 7,00 m der Verlegung von Energie- und Postkabeln sowie Seitenhöhe: 3,40 m Dükern beschäftigt. Nach seiner Außerdienststel- Tiefgang: 2,87 m lung 1991 erfolgte im Februar 1992 die Übernahme Wandstärke: 80 mm durch das Rostocker Schiffbaumuseum. Seitdem Tragfähigkeit: 337 tdw ist das Schiff als Technisches Denkmal geschützt. Wasserverdrängung: 627 m³. Dieses Spezialschiff stellt mit seiner großen und im Prinzip immer noch funktionsfähigen dampf- getriebenen Maschinenanlage ein einmaliges Technik-Zeugnis dar. 1992 bis 1994 erfolgte eine grundlegende Restaurierung des Schiffes mit Hilfe

63 AUS DEN MUSEEN

von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. fer SATURN. Abgebender Betrieb war die „Deut- sche Schiffahrts- und Umschlagsgesellschaft“ Technische Daten: (DSU) in Stralsund. Begründet wurde der Wechsel Baujahr: 1895 der Rechtsträgerschaft damit, dass die Warnow- Bauort: Lübeck werft „einen ständigen Schlepper für den inner- Bauwerft: Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft betrieblichen Transport“ benötige und dass der (LMG) SATURN wegen seines „enormen Tiefganges für Länge über alles: 41,60 m die Verwendung durch den DSU-Betrieb nicht ge- Breite über alles: 9,02 m eignet“ sei. Im Dienste der Warnowwerft war der Tiefgang: 1,20 m SATURN dann bis zur Außerdienststellung 1979 Vermessung: 330 BRT; 199 NRT meist als Assistenzschlepper des Schwimmkranes Antriebsmaschine: ohne GREIF auf der Unterwarnow und im Warnemünder Der Antrieb der Hebeanlage erfolgt durch Dampf- Revier tätig. Ein weiteres Betätigungsfeld ergab winden. Die Dampferzeugung erfolgt durch einen sich nach Inbetriebnahme des Rostocker Übersee- Zwei-Flammrohrkessel. hafens ab 1960. Die den Rostocker Hafen anlau- Hebeleistung: 2,3 t/h fenden Frachtschiffe unter DDR-Flagge mussten Hebeausrüstung: 1 Hebebock mit Dampfwinden- während ihrer Liegezeit gewartet bzw. repariert antrieb für 60 t werden. Diese Reparaturaufträge wurden meist Hilfshebevorrichtung über Spillkopf für 5 t. der Warnowwerft zugeteilt. Den Transport von Arbeitskräften und Material von der Werft zu den 6 Archiv Schiffbau- und Der Dampfschlepper SATURN6 jeweiligen Liegeplätzen übernahm oft der Werft- Schifffahrtsmuseum schlepper SATURN. Rostock. – Danker-Cars- Das Fahrzeug wurde 1908 auf der Hamburger Im Laufe der Zeit wurde der Reparaturaufwand tensen, Peter: Die vier Leben eines Dampf- Schiffswerft und Maschinenfabrik AG (vormals für dieses betagte Arbeitsschiff immer größer, so schleppers. In: Deutsches Janssen & Schmilinski) für die Reederei Gebrü- dass sich die Werftleitung 1978 entschloss, den Schiffahrtsarchiv 28, der Wulff gebaut und erhielt den Namen GEBR. SATURN auszumustern. Vor der Verschrottung Bremerhaven 2005, S. WULFF IV. Seiner Bauart nach ist es ein typischer konnte das Schiff aufgrund seines hohen Alters 479–488. – Heidbrink, Ingo: Die Großobjekte kleinerer Hafenschlepper, wie er zu dieser Zeit in und seiner technikhistorisch interessanten Ma- des Schiffahrtsmuseums großen Stückzahlen eingesetzt wurde. Von 1939 schinenanlage gerettet werden. Das Fahrzeug war der Hansestadt Rostock. bis 1945 war der Schlepper im Besitz der Reede- eins der letzten vollgenieteten und mit Dampf In: Unter Wasser – Über rei Herbert Tibow in Stettin. Inzwischen hatte das betriebenen Schiffe der DDR-Seewirtschaft. So Wasser. Schriften des Schiffahrtsmuseums Schiff auch seinen Namen gewechselt und den war die Übernahme in den Bestand des Rosto- der Hansestadt Rostock, bis heute unveränderten Schiffsnamen SATURN cker Schiffbaumuseums eine fast zwangsläufige Band 2, Rostock 1996, S. erhalten. Bei Kriegsende sollte das Schiff zusam- Folge der Ausmusterung. Es kam recht bald zu 129–145. men mit anderen Fahrzeugen der Reederei nach einer entsprechenden Vereinbarung zwischen der Lübeck verlegt werden. Die Schiffe liefen aber in Werft und dem Museum. Mit Datum vom 1. Okto- den Peenestrom ein und wurden dort beschlag- ber 1979 wurde das Schiff dann als „Schenkung“ nahmt. Neuer Heimathafen wurde Stralsund. Hier der Warnow-Werft mit der Inventar-Nr. SB 395/O gehörte der Schlepper zu den wenigen fahrtüch- als Eigentum des Rostocker Schiffbaumuseums tigen Einheiten, die später bei Gründung der DDR registriert. für die technische Flotte zur Verfügung standen. In den ersten Jahren der musealen Nutzung wur- Seit dem 1. April 1955 war die Warnow-Werft in de der Schlepper noch schwimmend neben dem Warnemünde Rechtsträger für den Schleppdamp- Traditionsschiff erhalten. Für Museumsbesucher

64 AUS DEN MUSEEN war das Schiff aber aus Sicherheitsgründen nicht Der Dampfschlepper selbst behielt wegen der begehbar. Der allgemeine Zustand war mittlerwei- massiven Beton-Pallung seinen angestammten le als recht bedenklich zu bezeichnen. Eine not- Standort am Ufer der Warnow und wurde vor der wendige Grundsanierung war aber nicht möglich, Eröffnung der Gartenschau im April 2003 mit ei- solange sich das Schiff im Wasser befand. 1987 nem neuen Anstrich versehen. Da diese Verschö- musste das ehemalige Arbeitsschiff dann zur kon- nerungsmaßnahme aber nur sehr oberflächlich servatorischen Sicherung an Land gesetzt werden. und konservatorisch unzureichend ausgeführt Hierzu wurde vor dem Traditionsschiff ein Beton- worden war, musste im Jahre 2005 eine weitere fundament als Pallung errichtet und der Schlepper grundlegende Restaurierung des Schiffes vorge- mit Hilfe eines Schwimmkranes aufs Trockene ver- nommen werden. In diesem Zusammenhang wur- bracht. de auch der hölzerne Teil des Fahrstandes kom- Die weitgehend im Original erhaltene Dampfma- plett erneuert. schine des Schiffes befand sich 1995 in einem Zustand, der eine Restaurierung als notwendig Technische Daten: erscheinen ließ. So entschloss man sich 1996 zu Baujahr: 1908 einer Totaldemontage der Antriebsanlage mit an- Bauort: Hamburg schließender fachgerechter Restaurierung durch Bauwerft: Schiffswerft & Maschinenfabrik AG eine AB-Maßnahme. Ziel war die Präsentation der Länge über alles: 16,04 m Dampfmaschine außerhalb des Schiffes, da dieses Breite über alles: 5,00 m Herzstück des Schiffes wegen der beengten Platz- Seitenhöhe: 2,18 m verhältnisse im Maschinenraum nie hätte gezeigt Tiefgang (voll beladen): 2,05 m werden können. Dies geschah ab 1997 im ehema- Tiefgang (heute): 1,71 m ligen Kassenhaus des Museums vor dem Traditi- Tragfähigkeit: 26,0 t onsschiff, das zu einer Art Großvitrine umgebaut Antriebsmaschine: Zweizylindrige Expansions- worden war, in dem die restaurierte Maschine den dampfmaschine Museumsbesuchern präsentiert werden konnte. Antriebsleistung: 140 PS/103 kW Als das Traditionsschiff mitsamt der Freilichtaus- Kessel: Zylinderkessel schottischer Bauart stellung für die Zwecke und im Vorfeld der IGA Betriebsdruck: 12,5 at 2003 völlig umgestaltet wurde, mussten nicht nur Heizfläche: 31,5 m² das Traditionsschiff selbst, sondern auch die meis- Besatzung: 4 Personen. ten Objekte und Fahrzeuge der Freilichtausstel- lung vorübergehend weichen. Auch das ehemalige Kassenhaus wurde abgebrochen und die Dampf- maschine des SATURN zusammen mit anderen Großobjekten, über mehrere Jahre zwischengela- gert. Die Dampfmaschine des Schleppers konne an ihrem Zwischenlagerort mit Hilfe von Fachleuten demontiert und restauriert werden. Im Jahre 2005 wurde die Maschine dann in einer komplizierten Aktion in demontiertem Zustand ins Museum auf dem Traditionsschiff verbracht, dort wieder zu- sammengebaut und wird seitdem in einer Ausstel- lung über „Schiffsantriebsanlagen“ präsentiert.

65 AUS DEN MUSEEN

Gero Seelig Gesichert! Kunst für das Land. Der Ankauf der Sammlung Schloss Lud- wigslust durch das Staatliche Museum Schwerin / Ludwigslust / Güstrow

Im Sommer 2014 wurden nach jahrelangen Ver- das Recht, die Kunstwerke für weitere 20 Jahre, bis handlungen rund 260 Werke der Malerei und des zum 1. Dezember 2014, auszustellen und sich wäh- Kunsthandwerks für das Staatliche Museum rend dieser Zeit mit der Familie über einen Ankauf angekauft. Es handelt sich um Kunstwerke, die zu einigen. zum größten Teil aus Schloss Ludwigslust stam- men und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Seit 2005 engagierte sich die Kulturstiftung der Eigentum der herzoglichen Familie waren. 1997 Länder im Auftrag des Landes Mecklenburg-Vor- war zwischen dem Land und der Familie eine pommern für den Verbleib der Kunstschätze in den gütliche Einigung unterzeichnet und damit der Schweriner Sammlungen. Mit großem Einsatz hat Eigentumsanspruch der Familie auf die Werke die Kulturstiftung über ein Jahrzehnt die Verhand- anerkannt worden. Gleichzeitig erhielt das Land lungen koordiniert, forciert und sich als Vermittler zwischen Herzogshaus und Land verstanden. Die notwendige Finanzierung konnte schließlich unter Beteiligung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Län- der und des Landes Mecklenburg-Vorpommern er- bracht werden.

Im Bereich des Kunsthandwerks handelt es sich vorwiegend um Möbel, die zum größten Teil aus der Ausstattung von Schloss Ludwigslust stam- men. Durch sie wird es möglich sein, eines der be- sterhaltenen Barockschlösser Deutschlands mit originalen Kunstwerken, hauptsächlich europäi- schen Möbeln des 18. Jahrhunderts aus Frankreich und Deutschland, einzurichten. Objekte von her- ausragenden Werkstätten und Künstlern wie Karl Friedrich Schinkel und andere Spitzenstücke der europäischen Möbelschreinerkunst befinden sich darunter. Bemerkenswert sind auch die Erzeugnisse der Lud- wigsluster Cartonfabrik, einer der bedeutendsten Manufakturen ihrer Art im 18. Jahrhundert. Aus dem Werkstoff „Carton“ entstanden Möbel, ein Schrank, eine Bodenstanduhr, Konsoltische oder auch Skulpturen, die mit den ebenfalls aus Papp- maché gefertigten Raumdekorationen im Lud- Schrank mit Pappmachéverzierungen. um 1790, Höhe 143 cm, wigsluster Schloss korrespondieren. Neben den Ludwigsluster Kartonfabrik Foto: Hugo Maertens Möbeln gehören weitere Werke der angewandten

66 AUS DEN MUSEEN

Weitere Werke bekannter in- und ausländischer Maler vermögen politische und dynastische Ver- bindungen zu visualisieren. Kunsthistorische Bedeutung und Landesgeschichte sind hier eng miteinander verbunden, etwa in dem von Jens Juel gefertigten Familienbild des Erbprinzen Friedrich von Dänemark mit seiner Gattin Sophie Friederi- ke von Mecklenburg-Schwerin und ihren Kindern. Zahlreiche weitere Porträts, wie das von Gerhard von Kügelgen geschaffene Bildnis der Erbprinzes- sin Helene Paulowna, geb. Großfürstin von Russ- land, oder zwölf ganzfigurige Porträtskizzen um ein Brustbild Zar Nikolaus I. von dem preußischen Hofmaler Franz Krüger sind ebenso zu nennen wie Porträtbüsten von Daniel Rauch.

Georg David Matthieu: Prinzessin Sophie Friederike. 1776, Öl/ Lwd., 85 x 75 cm. Foto: Gabriele Bröcker

Künste wie Fächer, Leuchter und Porzellane zu den nun gesicherten Objekten.

Unter den Gemälden und Skulpturen sind zuerst die Werke der mecklenburgischen Hofkünstler des 18. und 19. Jahrhunderts zu nennen, deren Wir- ken eng mit den Residenzen in Ludwigslust und Rudolph Kaplunger: König Friedrich Wilhelm II. o. J., Pappma- Schwerin verbunden ist. Die Hofmaler Dietrich Fin- ché, getönt, Höhe 82 cm. Foto: Gabriele Bröcker dorff, Christian Ludwig Seehas, Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky und Theodor Schloepke, die Die Ausstellung „Gesichert! Kunst für das Land“ Bildhauer Rudolf Kaplunger und Christian Gen- gibt einen Überblick über die Werke, die integraler schow oder der für den Hof tätige Maler Balthasar Bestandteil der mecklenburgischen Kunstsamm- Denner seien besonders hervorgehoben. Insbeson- lungen sind und waren. Durch den Erwerb wurden dere die zahlreichen Werke Georg David Matthieus Gemälde, Skulpturen und kunsthandwerkliche gehören zum Kernbestand des Schlosses Ludwigs- Objekte gesichert, die unersetzbar gewesen wä- lust, in dem sie entstanden sind und immer ge- ren und eine bedeutende Rolle für die Landesge- hangen haben. Sie geben einen direkten Einblick schichte spielen. Zudem sind sie die Basis der für in das Hofleben der Residenz Herzog Friedrichs im 2016 geplanten Neuausstattung des Schlosses 18. Jahrhundert. Ludwigslust.

67 AUS DEN MUSEEN

Nadine Schmidt Ein Barockschloss an der Ostsee - Schloss Bothmer

Ab Pfingsten 2015 wird die Museumslandschaft scheiterten Privatisierung befinden sich Schloss Mecklenburg-Vorpommerns um eine Attraktion und Park seit dem 1. Februar 2008 im Besitz des reicher, denn dann öffnet Schloss Bothmer seine Landes Mecklenburg-Vorpommern. Unmittelbar Türen für Besucher. Die Anlage liegt an der Peri- darauf begann der landeseigene Betrieb für Bau pherie der Stadt Klütz, unweit der Ostsee, auf hal- und Liegenschaften (BBL M-V) mit der denkmal- ber Strecke zwischen Lübeck und Wismar. Bei der gerechten Restaurierung, die zu Pfingsten dieses Fahrt durch den Ort, der etwas über 3.000 Einwoh- Jahres in erster Etappe abgeschlossen wird: Am 23. ner zählt, löst der erste Blick auf das Schloss bei Mai 2015 werden das Haupthaus und alle östlichen Besuchern echte Überraschung aus, denn die char- Gebäudeteile eröffnet. manten kleinen Altstadthäuser bereiten nicht im Eine der größten Herausforderungen bei einem mindesten auf die Größe der Anlage vor. Das aus Projekt solcher Größenordnung ist neben der Fi- insgesamt 14 Gebäudeteilen bestehende Schlos- nanzierung die Frage nach einer geeigneten Nut- sensemble steht inmitten einer sieben Hektar zung. Im Haupthaus, welches ursprünglich der großen Parkanlage. Es wurde für den Reichsgrafen Wohn- und Repräsentationsbereich des Schlosses Hans Caspar von Bothmer in einer nur sechs Jahre war, ist zukünftig das Museum untergebracht. Es währenden Bauzeit zwischen 1726 und 1732 errich- ist konzeptionell und architektonisch das Herz der tet. Bis 1945 bewohnten Angehörige der Familie Anlage. In den östlichen Gebäudeteilen befinden von Bothmer das Schloss, in der Nachkriegszeit sich die Schlossgastronomie sowie Tagungs- und diente es zunächst als Isolierkrankenhaus und in Konzerträume. Die Westflügel werden im Laufe den Jahrzehnten von 1948 bis 1994 als Senioren- des Jahres 2015 fertiggestellt und bieten Raum heim. Während dieser Zeit ist das Haus vor allem für ein Besucherzentrum mit Museumsshop so- in seinen Seitenflügeln massiv umgebaut - wor wie Wechselausstellungen und kleinere Märkte. den. Lediglich das Hauptgebäude und das östlich Insgesamt wurden rund 36 Millionen Euro verbaut, anschließende Kavaliershaus blieben von größe- wobei knapp über 7 Millionen in das Haupthaus ren Umgestaltungen verschont. Nach einer ge- flossen. Die Entwicklung eines Ausstellungs- konzeptes war eine besondere Herausforderung, denn es ist fast nichts vom historischen Mobiliar erhalten; das meiste ging während der Kriegsjahre verloren. Im Sinne einer authentischen Präsenta- tion wird in den Museumsräumen nichts künstlich nachempfunden, was verloren gegangen ist. Das zentrale Thema der Ausstellung ist die Familie von Bothmer, insbesondere der Auftraggeber des Schlosses, Hans Caspar von Bothmer. Die mu- seale Konzeption nähert sich über verschiedene Themenschwerpunkte dem Leben dieses weitge- reisten und überaus erfolgreichen Diplomaten. Mit 55 Jahren übernahm er den wichtigsten Posten Bei der Festonallee, die zum Schloss führt, handelt es sich um seiner Laufbahn: die Gesandtschaft in London. Linden. Foto: Nadine Schmidt Durch sein weitsichtiges Handeln trug er damals

68 AUS DEN MUSEEN

Der Ehrenhof von Schloss Bothmer, hier noch vor der Restaurierung. Foto: Carsten Neumann wesentlich dazu bei, dass 1714 der hannoversche Höfen Europas gesammelt hat. Kurfürst Georg Ludwig in Personalunion als Georg Neben Bothmer gehören das Jagdschloss Granitz I. König von Großbritannien wurde. Seit 1720 war auf Rügen sowie Schloss Mirow in der Mecklen- Hans Caspar „erster Minister für die deutschen burgischen Seenplatte zur Verwaltung der Staatli- Angelegenheiten“ und lebte in der Downing Street chen Schlösser und Gärten im Betrieb für Bau und No. 10., wo er am 6. Februar 1732 starb. Es ist nicht Liegenschaften. In allen drei Häusern kann man bekannt, ob er jemals das Schloss mit eigenen regelmäßig Konzerte der Festspiele Mecklenburg- Augen gesehen hat, trotzdem ist den Quellen zu Vorpommern besuchen, Hochzeiten feiern, Tagun- entnehmen, dass der Bauherr maßgeblich auf die gen abhalten oder einfach nur durch die umliegen- Architektur und Ausstattung des Hauses Einfluss de Parklandschaft schlendern. genommen hat. Das Schloss ist sozusagen Stein gewordene Essenz der Eindrücke, die Hans Caspar in den vielen Jahren auf Reisen an verschiedenen

69 AUS DEN MUSEEN

Götz-Bodo Ein Korallenriff im Museum Reinicke, Uwe Beese, Volkhardt Heller. Karsten Einführung und Rückblick achtungen der Museumswissenschaftler im Roten Scheibner Meer arrangiert. Die Hauptbeleuchtung lieferten Korallenriffe erscheinen in Museumsausstellun- ursprünglich zwei 1.000 Watt-Halogenscheinwer- gen häufig als „Flachware“, als Textposter mit fer aus sowjetischer Produktion. Zur Vermeidung großen, leuchtenden Fotografien, Grafiken oder von Erwärmung und zusätzlicher Staubzirkulation auch auf Video-Bildschirmen. Einige blasse Koral- waren sie außerhalb der Vitrine angebracht und lenskelette und Fischpräparate liefern teils frag- strahlten durch deren Glasabdeckung. Besonders würdige exotische Dekorationen, manchmal mit die Riffoberflächen konnten auf diese Weise gut geheimnisvollen lateinischen Etiketten anstelle ausgeleuchtet werden. Das Schauexponat selbst instruktiver Erläuterungen im anschaulichen Zu- war mit kleinen Kennleuchten und Hinweis-Kon- sammenhang. Komplexe 3D-Darstellungen, die solen ausgestattet, die schriftliche Erläuterungen die vielfältigen Beziehungen der Riffbewohner mit den Lichtsignalen im Exponat verknüpften. veranschaulichen, sind kostspielig und arbeits- In der Zeit von 2011 bis 2014 wurde das Riff-Modell aufwändig, vergleichbar etwa den klassischen inhaltlich komplett überarbeitet und mit einer Dioramen. Der erforderliche Aufwand ist in der neuen, vergrößerten Vitrine und einer Licht-Ton- Regel nur für stationäre Dauerausstellungen mit anlage versehen. hoher Besucherattraktion wirtschaftlich rentabel. Nichtsdestoweniger erlauben 1:1-Darstellungen Stahlkonstruktion, Glasvitrine und von Korallenriffen, die die Wechselbeziehungen Lichtanlage der Rifforganismen veranschaulichen, eindrucks- volle „Riff-Erlebnisse“ auch für nicht tauchende Auf dem erweiterten Fundament von 3,8 x 3,6 Me- Museumsbesucher: Riffaufbau und -Erosion, ver- tern (>13,5 m², vorher 9,0 m²) hält die nun stark schiedene Symbiosen, Räuber-Beute- Beziehun- reduzierte Stahlkonstruktion bis zu sechs Meter gen, Verhaltensweisen wie Balz, Tarnung u. v. a. m. hohe Glasscheiben, die den Riffpfeiler und das Vor rund 30 Jahren bauten die Mitarbeiter des umgebende „Wasser“ umschließen (zusammen Deutschen Meeresmuseums (DMM) als Ergebnis ca. 125 m³ Volumen). Zutritt zum Exponat ermög- zweier Expeditionen ins Rote Meer das Modell lichen insgesamt zwölf gläserne Vitrinentüren eines isoliert stehenden Riffkomplexes mit 4,5 (vier pro Etage), durch die in den oberen Geschos- Metern Höhe in die frühere Kirchenhalle des ehe- sen auch eine temporär eingebaute Wartungsbüh- maligen St. Katharinenklosters in Stralsund ein. ne die Pflege und weitere Gestaltung der Einzelob- Während der 1980er Jahre entwickelte sich dieser jekte erlaubt. sogenannte „Riffpfeiler“ zu einem Schlüsselexpo- Die Beleuchtungsanlagen wurden vollständig ins nat des Museums, das vor der Wende jährlich teils Innere der Vitrine verlegt, um Verluste durch Bre- über 800.000 Besucher anzog. chung und Streuung zu minimieren. Ein Licht- Den Unterbau des Pfeilers bildet eine mit einem Paneel mit 2.500 LED-Leuchten bildet die Decke, Zement-Mörtel-Gemisch überzogene Stahlkonst- das bewegte Leuchtbild simuliert einfallendes ruktion. Darauf wurden die Riffbewohner – hand- Sonnenlicht und die Bewegungen der Meeresober- kolorierte Skelette von Steinkorallen, teils origina- fläche zu Tages- und Nachtzeiten. Weitere 125 le und Abguss-Modelle von Fischen und diversen sogenannte „Dragon-Eye“-Spots und 150 „LED- wirbellosen Tieren – entsprechend den Feldbeob- Liner“ in der Rahmenkonstruktion werden jeweils

70 AUS DEN MUSEEN einzeln durch ein Computer-Programm (Traxon Geduldsarbeit zu Exponaten vorbereitet: Stein-, Technologies) gesteuert und erlauben variable Horn- und Weichkorallen, Schwämme, Seeigel, Licht-Szenarien wie „Sonnenaufgang“, „Mittag“, Seesterne, Seenadeln, Rochen, Falterfische, Brun- „Dämmerung“, „Nacht“ oder „Vollmond“. nenbauer, Einsiedler- und Bärenkrebse sowie ko- rallenfressende Schnecken, Riesenmuscheln u. v. Technische Information a. m..

Gesamthöhe: 9,2 Meter, Volumen rund 125 m³ Höhe des Riffpfeilers: Ca. 4,5 Meter Stahlkonstruktion: 4,7 Tonnen Glasscheiben: 130 m², Stärke 16 bis 24 Millimeter, Gewicht rund 7,3 Tonnen Elektro-Kabel: ca. 2,5 Kilometer Licht: 125 Spot-Strahler, 150 LED-Liner, Lichtde- cke: 2 500 LEDs.

Technische Partner des Projektes waren u. a. die Firmen Ingenieurbüro Reyk Höhne (Bergen/Rg.), Stahl- und Metallbau Lauterbach GmbH (Lauter- bach/Rg.), AIU Architekten-und Ingenieurunion Arbeit an Details des Korallenriffs. Foto: J. Köhler Stralsund GmbH, EAB Elektroanlagenbau (Bergen/ Rg.), und das Institut für Gebäude+Energie+Licht Planung (Wismar). Technische Funktion und Vermittlungs- konzept Der Tier- und Korallenbesatz Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss des Die ursprüngliche Ausstattung des Riffmodells Riffturmes sind mit einer Audioanlage ausge- mit Korallen, Fischen und den vielen wirbello- stattet. Die 275 individuell computergesteuerten sen Tieren stammte aus den Sammlungen der Lichtquellen erlauben die Simulation wechselnder Museums-Expeditionen 1976/79 in das zent- Lichtbedingungen im „Riff“ und zugleich die ge- rale Rote Meer nach Massaua und Port Sudan. zielte Ausleuchtung der Aktivitäten verschiedener Die Erweiterung der Grundfläche erlaubt auf der „Bewohner“. Das inhaltliche Konzept zielt darauf Front- und Rückseite des Exponates eine zusätz- ab, Korallenriffe als stabil balancierte Ökosysteme lich bereicherte Gestaltung mit Riffbewohnern im interagierender Faktoren und Akteure zu demons- direkten Nahsichtbereich der Besucher. Bei der trieren, die zugleich empfindlich auf starke Ein- Überarbeitung des Modells wurde umfangreiches flüsse bzw. Störungen (insbesondere auch durch Material beschlagnahmter Souvenir-Korallen von den Menschen) reagieren. verschiedenen Zoll-behörden, v. a. aus den 1990er und 2000er Jahren, aber auch ausgewählte Stücke In der Schilderung „Ein Tag im Riff“ erläutern zwei aus den Sammlungen des Museums eingebaut. Erzähler den Besuchern in einer Tonsequenz die Viele Objekte aus dem Fundus wurden in der Prä- Vorgänge im Riff und die Wechselbeziehungen der parationswerkstatt mit Hilfe von Modelliermasse, Riffbewohner, wobei die genannten Protagonisten Farben, Abgusstechniken und viel handwerklicher jeweils durch gezielt eingesetztes Licht gekenn-

71 AUS DEN MUSEEN zeichnet werden. So werden die verschiedenen de Revision ausgewertet. Die Möglichkeiten der funktionalen Faktoren der Riffökosysteme vorge- technischen Anlage sind mit der aktuellen Vor- stellt: das Sonnenlicht, die Algensymbiose der Ko- stellung bei Weitem nicht ausgereizt. So kann der rallen, riffbauende Korallen und die Riffstruktur, Riffpfeiler in der kommenden Zeit weiterhin zu Riffbewohner wie Weich- und Hornkorallen, gro- einer zentralen Ankerposition des Ausstellungs- ße Fische und kleine Fischschwärme, Krebse, und konzepts in der Katharinenhalle des Deutschen Schnecken, erodierende Prozesse von Seeigeln, Meeresmuseums entwickelt werden. korallenfressenden Papagei- und Doktorfische, Tarnung und Balzverhalten, Symbiosen wie Put- zerstationen und gemeinsame Wohnhöhlen von Knallkrebs und Wächtergrundel, dazu Nahrungs- und Schutzstrategien sowie Räuber-Beute-Bezie- hungen. Der knapp zehnminütige Erläuterungs- text wird von den Besuchern aufmerksam verfolgt und die begleitenden Beleuchtungswechsel wer- den oft von mehreren Personen zugleich beobach- tet. In einem Fall applaudierte ein Besucher am Ende der Sequenz.

Besucher vor dem neuen Riffpfeiler. Foto: Archiv DMM / J.-M. Schlorke

Mit der technisch aufwändigen Darstellung des Riffpfeilers sucht das Meeresmuseum neue Wege der Vermittlung. Neben der zentralen Präsenta- tion des beeindruckenden Gesamtobjektes wird die Vielfalt der Details durch optische Hervorhe- bungen gegliedert und im jeweiligen, teils wech- selnden Zusammenhang erläutert. Die ersten Er- fahrungen mit diesem Besucherangebot werden derzeit gesammelt und für eine weiterentwickeln-

72 AUS DEN MUSEEN

Romantik in Mecklenburg-Vorpommern Babara Resch Das Caspar-David-Friedrich-Zentrum in Greifswald

Zum heutigen „Caspar-David-Friedrich-Zentrum“, zwischen der Langen Straße und dem Dom St. Ni- kolai in Greifswalds Altstadt gelegen, gehört ne- ben dem hofseitigen Werkstattgebäude mit der zinnenbekrönten Backsteinfassade von 1844 nun auch der große Klinkerbau von 1903. Er wurde von der Stadt Greifswald im Jahr 2010 umfänglich sa- niert und zur Erinnerungsstätte umgebaut. Das Haus, in dem Caspar David Friedrich (1774–1840) am 5. September 1774 geboren wurde und in dem er bis 1794 lebte, wurde 1901 durch einen Brand zer- stört. Jedoch gehörte das ganze Quartier seit der Ansiedlung des Neubrandenburger Seifensieders Adolf Gottlieb Friedrich in Greifswald im Jahre 1765 bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts zum Ehemalige Seifensiederei der Familie Friedrich in Greifswald Besitz der Nachfahren der Familie Friedrich. Seit 2011 ist das Zentrum von der Fußgängerzone aus vid-Friedrich-Bildweg“ angeboten, der vom Fried- zugänglich und in mehreren Ausstellungsetagen rich-Zentrum über 14 weitere Stationen bis zur zu besichtigen. Aus Anlass des 240. Geburtstags Klosterruine Eldena führt und im Pommerschen von C. D. Friedrich am 5. September 2014 wurde Landesmuseum endet. zum Abschluss des „Jahres der Romantik“ des Betritt der Besucher das Friedrich-Zentrum, so Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern findet er im Erdgeschoss, dem Grundriss des ehe- ein neuer ständiger Ausstellungsraum – das Fa- maligen Geburtshauses folgend, linker Hand den milienkabinett – eröffnet. Unter gleicher Adresse Laden mit einer Einrichtung, die den Möbelent- befinden sich ebenfalls der Sitz der Caspar-David- würfen von Friedrich nachempfunden ist. Die Skiz- Friedrich-Gesellschaft und die noch weiter aufzu- zen hatte er einst unter Hinweis auf Gepflogen- bauende Forschungsbibliothek zur Romantik. heiten in Dresdner Geschäften für seinen jüngsten Zum Konzept des Zentrums gehört es, sich auf Bruder, den Tischler Christian Joachim (1779–1843), die Herkunft Friedrichs und seinen Lebensweg zu gezeichnet. konzentrieren, der hier begann und 1840 in Dres- Auf der rechten Seite stehen Informationstafeln den endete, und darauf, seine künstlerische Ent- zur Biografie Friedrichs und zur Zeit- und Werkge- wicklung zu dokumentieren und über die Rezepti- schichte, ebenso lädt eine kleine Bibliothek zum on seiner Werke zu informieren. So ergibt sich von Verweilen ein, was an die einstige Wohnstube des selbst eine wechselseitige Zusammenarbeit mit alten Hausgrundrisses erinnern kann. Ein Touch- dem Pommerschen Landesmuseum, in dem sich screen vermittelt detailliertere Informationen und Originalwerke Friedrichs befinden. Für Besucher zeigt u. a. die Verbreitung der Werke in den Muse- wird ein Kombiticket für Besichtigungen in beiden en der Welt. Ein Blick in den kleinen Innenhof lässt Häusern und für Führungen auf dem „Caspar-Da- der Phantasie freien Raum: Hier war die Friedrich-

73 AUS DEN MUSEEN sche Kinderschar zuhause, genauso ist die Be- triebsamkeit des väterlichen Handwerks und der Hauswirtschaft vorstellbar. Das ermöglicht glei- chermaßen der Verbindungsgang zwischen beiden Häusern im Kellergeschoss, in dem sich der alte Siedekessel und dessen Befeuerungsanlage erhal- ten haben. Heute ist dort auch eine Kerzen- und Seifenwerkstatt für handwerkliche Angebote vor- handen, für die Herkunft und das Gewerbe der El- tern ist ein Ausstellungsteil platziert. Im Vorführ- raum bieten verschiedene filmische Dokumente eine Einstimmung in die Lebensumstände, in die Kunstauffassungen und Bedingtheiten der ro- Dioramaraum mantischen Epoche. Eine kleine Treppe führt zum Erdgeschoss des Werkstattgebäudes, in welchem Gehör bringt. die Kompositionsmethode Friedrichs veranschau- Für das Jubiläumsjahr 2014 ist auch die temporäre licht wird, indem die Rügenzeichnungen in Bezie- Ausstellung „Die Künstler in der Familie Friedrich“ hung zu späteren Gemälden gesetzt sind. Erinnert konzipiert worden. Caspar David Friedrichs Sohn wird auch an Friedrichs Reisen nach Greifswald, Gustav Adolf, sein Enkel Harald, seine Schwieger- Neubrandenburg und Rügen und an die pommer- tochter Caroline Therese, die Brüder Christian und schen Motive für seine weltbekannten Werke. Ein Heinrich, der Neffe David und auch die Schwager weiterer Raum verweist auf den Werkbestand zur Bommer sind künstlerisch tätig gewesen. Diese Klosterruine Eldena, in dem die Zeichnungen vom Ausstellung ist ebenso wie die Darstellungen zur ehemaligen Zisterzienserkloster, damals weit vor Geschichte der Familie Friedrich in Greifswald und den Toren Greifswalds gelegen, adaptiert wurden. ihres Stammbaums Ergebnis eines mehrjährigen Ein Diorama verbindet diese Bilder mit dem realen Forschungsprojektes der Caspar-David-Friedrich- Erscheinungsbild der Klosterruine und bildet die Gesellschaft, gefördert von der Universitäts- und unterschiedlichen Wirkungen der Jahreszeiten als Hansestadt Greifswald und dem Land Mecklen- romantisches Thema ab. burg-Vorpommern. Im ersten Stock treffen die Besucher auf eine Gale- Das Caspar-David-Zentrum hat sich im Lauf sei- rie vor allem für zeitgenössisches Kunstschaffen. nes Aufbaus einen guten Ruf erworben als Ort Von Anbeginn der Überlegungen zu einer Würdi- vor allem der Friedrichschen Lebens- und Rezep- gung Friedrichs an diesem Ort sollten auch heutige tionsgeschichte, aber auch der Stadt- und Kunst- Künstler Entfaltungsmöglichkeiten erhalten. Dazu geschichte. Die Zukunft liegt darüber hinaus in der verleiht die Gesellschaft alljährlich den Caspar-Da- Begleitung der wissenschaftlichen Forschung zur vid-Friedrich-Preis, um den sich Studierende der Malerei der Romantik und der modernen Kunst- Kunsthochschulen Kopenhagen, Dresden und der entwicklung, um das Haus für seine Besucher an- Greifswalder Universität – Wirkungsorten Fried- ziehend zu erhalten. Der Zuspruch von internatio- richs – bewerben können. Schließlich endet der nalen Gästen und die Wertschätzung Friedrichs in Rundgang im Familienkabinett im zweiten Stock der ganzen Welt verweisen auf die Aufgaben, die des Werkstattgebäudes, in dem der Stammbaum nicht nur der Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft der Familie Friedrich präsentiert wird und ein „Fa- zuwachsen. milienradio“ Briefe der Geschwister Friedrich zu

74 AUS DEN MUSEEN

Landesbaupreis 2014 für den Neubau des Kunstmuseums Ahrenshoop Wolf Karge

Der alle zwei Jahre vergebene Landesbaupreis in Mecklenburg-Vorpommern unterscheidet sich von den Preisen anderer Bundesländer dadurch, dass neben Architekten auch Ingenieure und Vertreter von Baubehörden an der Auswahl der Preisträger beteiligt sind. Das erhöht die Sicht auf die funkti- onale Umsetzung von Bauaufgaben über das Äs- thetische hinaus. Die Ingenieurkammer Mecklen- burg-Vorpommern besetzt einen ihrer drei Plätze in der Jury darüberhinaus auch bevorzugt mit ei- nem Experten außerhalb der Ingenieurberufe. In diesem Jahr lud sie dazu Dr. Wolf Karge ein. Von den 47 eingereichten Arbeiten waren immer- Kunstmuseum Ahrenshoop. Foto: Wolf Karge hin fünf Museumsbauten. Das spricht für die At- traktivität und die Ansprüche dieser Gebäude in öffentlicher Nutzung mit sehr hohen Anforderun- tigen Tradition des Ortes zwischen Bodden und gen an die Funktionalität in allen Bereichen des Ostsee entwickelten die Architekten ein erstaun- Bauwesens. Die alte Bauhausforderung „form fol- lich selbstverständliches und ebenso zeitgemäßes lows function“ wird hier in besonderer Weise zur Konzept für das Haus. Im Sinne des Weiterbauens Maxime. transformierten sie die regional typische Struk- Die Favoritenrolle des Neubaus für das Kunst- tur einer lockeren Gruppe reetgedeckter Häuser museum Ahrenshoop, das von Staab Architekten in einen zeitgemäß gegliederten, maßstäblichen GmbH Berlin entworfen wurde, kristallisierte sich Museumsbau. Dabei blieben sie nicht beim Nach- relativ schnell heraus. Erwähnt seien auch die empfinden des städtebaulichen und architektoni- Fachplaner für Haustechnik und Elektroplanung, schen Bildes stehen, sondern knüpfen gleichzeitig das PHA Planungsbüro für haustechnische Anla- an die geistige Haltung der Ahrenshooper Künstler gen GmbH, die Lichtplaner LichtKunstLicht AG, an, deren Suche nach Modernität in ihren Werken die Bauphysiker Müller BBM GmbH und die Brand- immer aus der Verbundenheit zwischen Ort und schutzplaner vom Ingenieur- und Sachverständi- Landschaft zu verstehen ist. genbüro Möws. Am Ende war das Votum unange- Ausgehend vom Bezug zum traditionellen Bau- fochten. typus wurden über das architektonische Gesamt- gefüge hinaus Proportionen, Details, Materialien, In der Broschüre für den Landesbaupreis heißt es Farben und Lichtführungen nach diesem Leitge- in der Beurteilung des Preisgerichts: danken entwickelt. So wird die Assoziation der „Ein neuer Museumsbau gehört zu den ganz he- strukturierten Metallfassade zum Reet der be- rausragenden Entwurfsaufgaben und hat schon nachbarten Dächer mit großer Eigenständigkeit manchen Architekten zu vordergründig Spek- geweckt, Eichenholz und handwerkliche Terrazzo- takulärem verleitet. Wohltuend anders ist man böden sorgen für ortstypische Reduktion auf das beim Neubau des Kunstmuseums Ahrenshoop Wesentliche. Das alles fremd und fein genug, um vorgegangen. Aus der baukulturellen und geis- nicht als einfache Kopie missverstanden zu wer-

75 AUS DEN MUSEEN

Kunstmuseum Ahrenshoop, ständige Ausstellung zur Künstlerkolonie. Foto: Wolf Karge

den. Im Ergebnis entstand mit dem neuen Kunst- Museumsbau gefunden. museum eine überzeugend selbstverständliche Durch die interdisziplinäre Arbeit von Architekten und gleichzeitig anregend abstrakte Architektur, und Fachplanern entstand ein innovatives Ener- die ein wunderbares Beispiel für modernen Regi- giekonzept mit Geothermie, Wärmepumpen und onalismus darstellt. Bauteilaktivierung. Die entsprechenden haustech- Die Qualität des Museumsbaus ist auch Ergebnis nischen Anlagen sind geschickt und nicht sichtbar des guten Zusammenwirkens zwischen Bauherren in die Konstruktion des Hauses integriert. und Architekten. Der Verein der Freunde und För- Das neue Kunstmuseum Ahrenshoop ist ein her- derer des Kunstmuseums, der mit außergewöhn- ausragendes Beispiel dafür, dass mit leisen Tönen lichem Engagement das Bauvorhaben auf den eine ortsgebundene, absolut moderne und poe- Weg brachte, musste nach dem Wettbewerb das tisch berührende Architektur von großer Klarheit Bauprogramm aus Kostengründen reduzieren. Die entstehen kann, die jeden Besucher für sich ein- 1 Aus: Landesbaupreis Architekten haben diese finanzielle Not als Chan- nimmt.“1 2014 Mecklenburg-Vor- ce für die Verbesserung des Projektes genutzt und pommern, S. 5. dadurch letztendlich unter Beibehaltung der Ar- chitekturqualität den perfekten Maßstab für den

76 AUS DEN MUSEEN

100 Jahre Sammeln und Ausstellen in Warnemünde Kathrin Möller Jubiläum des Heimatmuseums

Ende September 2014 öffnete eine Sonderausstel- schwinden pflegte.“ Dieses Gerümpel entpuppte lung im Heimatmuseum Warnemünde, die sich sich als einzigartig. Als es dann endlich zur Schau mit der hundertjährigen Geschichte der Sammlung gestellt war, bemerkten die Warnemünder: „So beschäftigt. Ein Rückblick auf gute und manch- wat hebben wi jo uk noch, wenn dat tau bruken is, mal auch weniger gute Zeiten, ein Einblick in die denn will‘w dat uk man herbringen.” Sammlung und ein Resümee zur Tätigkeit der Die Warnemünder Eigenart spiegelt sich in der Sammler ist bis zum Juni 2015 im „Altenteil des Kleidung, wie z. B. der Warnemünder Tracht, und in Museums“ zu sehen. verschiedenen Alltagsgegenständen. Da Rostock Wie hatte es angefangen? Der ehemalige Warne- eigenständiges Handwerk bis in die 1860erJah- münder Fischer Heinrich Holtfreter bemerkte zum re hinein untersagte, fertigten die Warnemünder Jahresbeginn 1914: „Dat wier nu woll an de Tied, ihre Arbeitsgeräte selbst an. ln viele Gegenstände dat die Saaken ut dat oII Warnemünn’ sammelt gravierten sie die Initialen der Braut oder die Haus- würden, ihrer de Berliners und Händlers dor mit marke ein oder verzierten sie mit einem Herz. So aftrecken deden.“ Er hatte beobachtet, wie gern finden sich Brotstempel, Schwimmer, Laternen die Badegäste alte Gebrauchsgegenstände als An- und vieles mehr, was derartige Zeichen trägt. Viele denken mit nach Hause nahmen. Als dann am 12. Sammlungsobjekte sind so noch heute einzelnen Februar 1914 Warnemünder Bürger über eine mu- Familien zuzuordnen. seale Sammlung diskutierten, ahnten sie nicht, Die in wenigen Jahren um mehrere hundert Objek- dass sie wenige Monate später Zeugen der „Urka- te angewachsene Sammlung bekam 1933 bedeu- tastrophe“ des 20. Jahrhunderts werden würden: tenden Zuwachs. Christine Jungmann übergab ihr Im Sommer 1914 begann der Erste Weltkrieg. Haus in der Alexandrinenstraße 31 an die Sammler. Trotz des Krieges sammelten Enthusiasten wie Sie vermachte außerdem alles, was „Altertums- der Fischer Heinrich Holtfreter, der Lehrer Adolf wert hatte“: Messingkessel, Dreifüße, Brusttücher, Ahrens und der Buchdrucker Ernst Strübing Ob- jekte, um deren Ausverkauf durch die Badegäste zu verhindern. Einer der drei, Adolf Ahrens, Lehrer in Warnemünde und erster Museumsdirektor, er- fasste darüber hinaus Daten und Fakten aus den Kriegstagen der Jahre 1914 bis 1918 und notierte sie in einem Tagebuch. Ein erstes geschlossenes Sammlungskonvolut zur Situation in Warnemün- de während des Ersten Weltkrieges entstand und ist bis heute erhalten. 1915 stellte Ahrens nach einem Jahr erfolgreichen Sammelns fest: „Unter dem Dach der alten Häu- ser oben am Strom war noch manches Gerümpel Blick in die Küche von Christine Jungmann, so wie sie 1933 aufgestapelt, das während mehrerer Generationen für das Museum übernommen wurde. Foto: Erhard Schäfer, allmählich aus dem Gebrauch des Tages zu ver- Warnemünde um 1935

77 AUS DEN MUSEEN

Gesangsbücher, Geschirr und vieles mehr. Die Fa- milie Jungmann und deren Vorfahren bewohnten das aus dem Jahr 1767 stammende Haus seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, so dass die Hinterlas- senschaft der alten Dame nicht nur viele Warne- münder Geschichten, sondern auch ganz speziell die „Hausgeschichte“ erzählt. Die Übernahme des Jungmannschen Bestandes betreute schon der zweite Direktor. Da Ahrens Ende der 1920er Jahre nach schwerer Krankheit verstorben war, bewarb sich der Rostocker Lehrer Johannes Gosselck um das (Ehren-)Amt und leitete bis in die ersten Nach- kriegsmonate hinein das Haus. Zum 25-jährigen Mitglieder des Museumsvereins Warnemünde im Jahr 2008 Jubiläum 1939 brachte Johannes Gosselck den ers- vor dem im gleichen Jahr sanierten Museumsgebäude, Foto: ten Museumsführer heraus. Während des Zweiten Heimatmuseum Warnemünde Weltkriegs wurden die Exponate unter seiner Lei- tung in die Kirchen in Lichtenhagen und Hanstorf der mit einem Betreibervertrag mit der Stadt Ros- ausgelagert. Einige wertvolle Stücke gingen dabei tock seit 2005 das Haus weiterführt, konnte dies verloren, andere sind seit dem Kriegsende 1945 verhindert werden. und den damit im Zusammenhang stehenden Heute, nach 100 Jahren des Sammelns und Bewah- Plünderungen vermisst. rens, beherbergt das Heimatmuseum Warnemün- Nach Gosselck wurde die Sammlung bis zum Ende de u. a. eine wertvolle Porzellansammlung und der 1970erJahre nicht immer professionell betreut. eine bedeutende volkskundliche Sammlung; ins- In den 1970er Jahren konnte das stark vernach- gesamt sind ca. 20.000 Objekte, Fotos, Archivali- lässigte Gebäude saniert und unter der organisa- en und Bücher erfasst. Sammlung und Ausstellung torischen Leitung des Schifffahrtsmuseums neu locken jährlich ca. 12.000 Besucher in das Museum. eröffnet werden. Bleibt das große ehrenamtliche Engagement der ln den vergangenen 25 Jahren versuchten die bei- Warnemünder erhalten, das für die Gründung und den Leiterinnen Sigrun Horn und Carmen Rott- den Bestand der Einrichtung gesorgt hat, sollte ein mann das volkskundliche Profil der Sammlung zu 200. Geburtstag nicht unwahrscheinlich sein. schärfen. Sie realisierten viele Sonderausstellun- gen, etwa zur Geschichte der Zeitmessung, zu den Nachkriegsjahren in Warnemünde, zu Sitten und Gebräuchen an der Ostsee, zum englischen Stein- gut und zum Leben von Stephan Jantzen. Seit 1991 wird ein Teil des Nachbarhauses Nr. 30 genutzt, was die Ausstellungsfläche auf etwa 220 Quad- ratmeter erweiterte. Ein neues Ausstellungskon- zept erhöhte die Attraktivität. Trotzdem stand das Museum 2003 vor der Schließung, da die knappen Finanzen der Stadt Rostock eine Weiterführung in der bisherigen Form nicht zuließen. Durch die Gründung des Museumsvereins Warnemünde e.V.‚

78 AUS DEN MUSEEN

Erforscher der maritimen Kultur in Nordostdeutschland Peter Danker- Carstensen, Nachruf für Wolfgang Rudolph Thomas Förter

Am 3. Februar 2014 verstarb nach langer Krankheit tieren. Ergebnisse dieser Arbeit waren 1952 das Die Verfasser danken in Berlin Dr. phil. Wolfgang Rudolph im Alter von Heimatbuch „Die Insel Rügen“ und das bis heute Herrn Erik Hoops vom 90 Jahren. Auf Wunsch des Verstorbenen, seiner mehrfach aufgelegte Buch „Insel der Schiffer“ von Deutschen Schifffahrts- museum Bremerhaven Familie und seiner engsten Freunde wurde Wolf- 1962. Durch seine Kenntnisse der Region und seine für freundliche Aus- gang Rudolph am 14. März 2014 in Sassnitz beige- Kontakte zu Fischern, Seeleuten und deren Famili- künfte. setzt. Nach einem Beschluss der Stadtvertretung en ergab sich eine enge Zusammenarbeit mit dem erhielt der Ehrenbürger der Stadt Sassnitz eine Eh- Berliner Institut für Volkskunde an der damaligen rengrabstätte auf dem Städtischen Friedhof. Akademie der Wissenschaften der DDR. Wolfgang Steinitz, dessen damaliger Direktor, und Reinhard Wolfgang Rudolph, am 11. Juli 1923 in Breslau ge- Peesch holten Wolfgang Rudolph 1957 an das Ins- boren, hatte bereits durch seine Herkunft – seine titut. Dem Studium des Faches Volkskunde folgte Eltern waren Kahnschiffer – einen engen Bezug dann 1965 die Promotion an der Humboldt-Univer- zur maritimen Kultur. Nach dem Ende des Zweiten sität zu Berlin zum Thema „Übergangsformen zwi- Weltkriegs und seiner Entlassung aus russischer schen Einbaum und Plankenboot an der südlichen Kriegsgefangenschaft war er als freier Journalist Ostseeküste“. Nach Abschluss der Pilotstudie über und ehrenamtlicher Leiter des Heimatmuseums „Die Fischerkommünen auf Rügen und Hidden- in Garz tätig. Hier begann er systematisch, die see“ – so der Titel der 1961 veröffentlichten Mo- materiellen Überlieferungen zur Schifffahrts- und nographie – begann 1960 die systematische volks- Fischereigeschichte der Insel Rügen zu dokumen- kundliche Inventarisation der Fischereigeräte, der Wasserfahrzeuge sowie der Verhältnisse auf den Bootswerften entlang der Küste von Mecklenburg und Vorpommern. Ein methodisches Novum war dabei die Feldarbeit im Team unter Einbeziehung eines Spezialisten zur Aufmessung der volkstüm- lichen Wasserfahrzeuge und zur Anfertigung von Bootsrissen. Nennenswert erscheint auch die mit der Feldforschung verbundene Sicherstellung von interessanten traditionellen Gerätschaften durch Abgabe an die zuständigen Museen.

Es folgten die heute noch zur maritim-ethnografi- schen Standardliteratur zählenden Publikationen „Handbuch der volkstümlichen Boote im östlichen Niederdeutschland“ (1966) und „Segelboote der Deutschen Ostseeküste“ (1969). Mit diesen Schrif- ten legte Wolfgang Rudolph eine wichtige Basis für Forschungen zu Arbeitsbooten der Fischerei Wolfgang Rudolph (11.7.1923 – 3.2.2014) und den Fahrzeugen der Kleinschifffahrt. Damit

79 AUS DEN MUSEEN stand er in der Tradition von maritim-volkskund- Grundlagen zur Dokumentation der traditionellen lichen Studien, wie sie durch Richard Wossidlo, Handwerke und der alten Technologien. Sie um- Hans Szymanski, Wolfgang Steinitz und Reinhard fassen viele Facetten des maritimen Alltagsle- Peesch vorgelegt wurden. Im Rahmen seiner For- bens und beschreiben Veränderungen im Zuge des schungen versuchte Wolfgang Rudolph, das breite strukturellen Wandels der Fischerei in den vergan- Spektrum der maritimen Kultur und ihrer Entwick- genen Jahrzehnten. Die unmittelbare Protokollie- lungstendenzen darzustellen. Neben ungezähl- rung der jeweiligen Gegenwartssituation war dabei ten Aufsätzen in nationalen und internationalen der wichtigste Ansatz seiner Arbeit. Fachpublikationen brachte er auch zahlreiche Monographien heraus, die eine große Leserschaft Mit seiner Pensionierung im Jahr 1988 nahm sich fanden und von denen einige zu „maritimen Best- Wolfgang Rudolph weiteren Forschungsfeldern, sellern“ wurden. Zu letzteren gehören: „Die Ha- wie beispielsweise der Motorisierung der Fische- fenstadt. Eine maritime Kulturgeschichte“ (1979), reifahrzeuge an. Hierzu erforschte er umfassend „Seefahrer-Souvenirs, Steingut, Fayence und seit Mitte der 1990er Jahre die Geschichte des Porzellan aus drei Jahrhunderten“ (1982), „Am Bootsmotorenbaus in Deutschland einschließlich Wallfisch-Speicher, unterm Tabakmohren und im der deutsch-skandinavischen Kulturkontakte zur Goldenen Anker. Maritime Embleme in den Hafen- Frühzeit der Bootsmotorisierung – ein weiteres städten der Ostseeküsten“ (1983), „Maritime Kul- Thema, das bis dahin den kulturgeschichtlichen tur der südlichen Ostseeküste. Schiffsbilder und Forschungsdesideraten zugeordnet werden muss- Prestigekeramik der Fahrensleute“ (1983), „Das te. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in mehre- Schiff als Zeichen. Bürgerliche Selbstdarstellung ren Aufsätzen unter dem Titel „Bootsmotorenbau in Hafenorten“ (1987) und – gemeinsam mit Rein- in Deutschland“ im „Deutschen Schiffahrtsarchiv hard Peesch – die „Mecklenburgische Volkskunst“ (DSA 19 - 23), dem Jahrbuch des Deutschen Schif- (1988), sowie 1993 „Des Seemanns Bilderwelt. fahrtsmuseums Bremerhaven (DSM). Ergänzt wur- Volkskunst der Fahrensleute an der Ostseeküste de die Aufsatzserie um einen Beitrag zur „Frühzeit von 1750 bis 1900“. der Bootsmotorisierung. Über deutsch-skandina- vische Kulturkontakte im Ostseeraum“ (DSA 25). Eine wichtige Grundlage für die Publikationstä- Gleichzeitig entstand die Rudolph’sche Bootsmo- tigkeit von Wolfgang Rudolph bildete die Feldfor- torensammlung, ein im Laufe von Jahrzehnten er- schung. Mit dem Sassnitzer Fischkutter SAS 24 DE worbener und schließlich komplettierter Bestand LÜTTE DÄN begann er 1963 seine Forschungen von von Bootsmotoren ostdeutscher Provenienz. der Seeseite aus. Das schwimmende „Dienstfahr- zeug“, gechartert von der Akademie der Wissen- Wolfgang Rudolph war als maritimer Ethnologe, schaften, vereinte mehrere praktische Aspekte: als Schifffahrtshistoriker, als Sammler und Do- Beweglichkeit, Sparsamkeit, Unterkunft, Trans- kumentarist mehreren Museen in Mecklenburg, port und nicht zuletzt – die beste Visitenkarte für Vorpommern und auf Rügen auf das Engste ver- Fischer und Bootsbauer – seine Gewährsleute. Sein bunden. Seit seiner Tätigkeit für das Garzer Hei- Einfühlungsvermögen, der Gebrauch des Platt- matmuseum war er auch ein „Museumsmann“. deutschen und sein Umgang mit den Fischern und Während seiner Feldforschungen konnte er die Seeleuten garantierten ihm gute Forschungser- vielfältigen Ausprägungen des Strukturwandels in gebnisse. Der seeseitigen schloss sich ab 1973 die der maritimen Arbeits- und Lebenswelt beobach- landseitige Erfassung der maritimen Arbeits- und ten, der immer mit dem Verschwinden wichtiger Lebenskultur an. Seine Arbeiten lieferten wichtige Sachzeugnisse der maritimen Kultur einherging

80 AUS DEN MUSEEN und noch immer -geht. Diese Sachzeugen muse- maritimen Kultur an der schleswig-holsteinischen al zu bewahren, war ihm ein ständiges Anliegen. Ostseeküste zwischen der Flensburger Förde und Seine Sammlungstätigkeit hat sich besonders in der Eckernförder Bucht. Die Ergebnisse wurden den Beständen des Deutschen Meeresmuseums 1994 in Form einer Wanderausstellung sowie einer in Stralsund niedergeschlagen. Einen wichtigen zweisprachigen deutsch-dänischen Publikation Grundstock bildete die Fischerei- und Boots- „Fördenland im Wandel“ von Wolfgang Rudolph sammlung, die Wolfgang Rudolph in den 1960er und Hans-Walter Keweloh vorgelegt. Jahren durch intensive Sammlungstätigkeit für das Museum Stralsund (heute Kulturhistorisches Die Beschreibung des sich neuerlich manifestie- Museum der Hansestadt Stralsund) zusammen- renden Kulturwandels seit Beginn des 20. Jahr- trug und die das benachbarte Deutsche Meeres- hunderts setzte Wolfgang Rudolph in seinen museum (DMM) im Rahmen seiner Profilierung in letzten Lebensjahren weiter fort, indem er sich den 1970er Jahren übernehmen konnte. Der wert- intensiv mit der Untersuchung der Urbanisierung volle Bestand reicht von Modellen über originale im Ostseeraum seit etwa 1920 beschäftigte. Die- Arbeitsgeräte der Fischerei bis hin zu historischen sen vielschichtigen maritim-kulturellen Wandel Arbeitsbooten. mit Auswirkungen auf Fischerei und Hafenbetrieb, Schifffahrt und Seebäderwesen, Ethno- und- Inf Das DMM wurde jahrelang beim Aufbau seiner rastruktur beschrieb er – zuletzt bereits durch ein Sammlungen und Ausstellungen intensiv durch schweres Augenleiden stark eingeschränkt – in Wolfgang Rudolph beraten. 2009 konnte das weiteren Aufsätzen im „Deutschen Schiffahrtsar- „Nautineum“, die Außenstelle des DMM, die aus chiv“. 55 Exemplaren bestehende Sammlung von zum Wegen seiner Verdienste um die Erforschung der Teil funktionsfähigen Bootsmotoren übernehmen, maritimen Kulturgeschichte, sowie insbesondere die Rudolph seit den 1990er Jahren zusammenge- der Geschichte der Klein- und Küstenfischerei auf tragen hatte. Auch als Mitglied im wissenschaftli- Rügen wurde Wolfgang Rudolph im Jahre 2008 die chen Beirat förderte er das Museum während der Ehrenbürgerschaft der Stadt Sassnitz verliehen. 1970er Jahre. Aber nicht nur das Deutsche Meeres- Zu seinen jüngsten Projekten gehörte das „Muse- museum, sondern auch das Schifffahrtsmuseum um Seefahrerhaus“ in Sellin auf Rügen, an dessen Rostock, das Deutsche Schifffahrtsmuseum Bre- Konzeption und Ausgestaltung er maßgeblich be- merhaven, die Mönchguter Museen in Göhren auf teiligt war und in dem zahlreiche Objekte seiner Rügen und andere Regionalmuseen erfuhren Bera- maritimen Sammlung ihren Platz gefunden ha- tung und Unterstützung durch Wolfgang Rudolph. ben. Außerdem hat dort auch Wolfgang Rudolphs Am Deutschen Schiffahrtsmuseum gehörte Wolf- Privatarchiv zur maritimen Volkskultur der Insel gang Rudolph dem Wissenschaftlichen Beirat an, Rügen ein Zuhause gefunden. in den er nach der deutschen Wiedervereinigung auf Vorschlag des Verwaltungsrates des DSM 1990 Das Lebenswerk von Wolfgang Rudolph ist aufs berufen wurde. Auch auf der Projektebene arbei- engste mit der Erforschung der maritimen Kul- tete Wolfgang Rudolph mit dem DSM zusammen. tur in Nordostdeutschland verbunden. Seine For- Zwischen 1989 und 1994 erfasste eine Arbeits- schungen bilden eine wichtige Grundlage bei der gruppe zunächst des Deutschen und des Flensbur- Dokumentation des derzeitigen Strukturwandels, ger Schifffahrtsmuseums, später auch des Fjord- wie er sich derzeit in der Fischerei vollzieht. Ent- museums Jyllinge (Dänemark) unter Anleitung von sprechend seines wissenschaftlichen Ansatzes Wolfgang Rudolph Zeugnisse der vorindustriellen bemühten sich das Deutsche Meeresmuseum und

81 AUS DEN MUSEEN

Michael Gericke das Schifffahrtsmuseum Rostock ab 2010 gemein- Band 24 seiner Publikationsreihe „Meer und Mu- sam um eine Datenbank gestützte Dokumentati- seum“ mit dem Titel „Alles Handarbeit – kleine on des Wandels und um die Bewahrung der mari- Fischereifahrzeuge an der Ostseeküste“ Wolfgang timen Sachzeugnisse, zu denen die Arbeitsboote Rudolph. Mit ihm hat die Forschung zur mariti- der Fischerei zählen. men Kulturgeschichte in Deutschland einen ihrer profiliertesten Vertreter verloren. Das Deutsche In Anerkennung seiner langjährigen Verdienste Meeresmuseum gedenkt in Dankbarkeit seines um die Erforschung und die Bewahrung des mari- langjährigen Freundes und Förderers. timen Kulturerbes an der Deutschen Ostseeküste widmete das Deutsche Meeresmuseum 2012 den

82 VERBANDSLEBEN VERBANDSLEBEN

Griechen, Normannen und Schliemann auf Sizilien Berna Bartel Auslandsexkursion des Museumsverbandes 4. - 10. April 2014

CEFALU – PALERMO sollte Gott ihn aus dieser Gefahr erretten, eine Kir- che an der Stelle zu errichten, an der er an Land 42 Interessenten folgten dem Ruf des bewähr- ginge. Die einstigen Abenteurer aus Nordfrank- ten Reiseorganisationsteams Pelc/Iffländer, um reich vereinten in ihrer toleranten Staatsführung die Insel Sizilien zu erkunden. Per Bahn, Taxi, Pri- die Fähigkeiten der einheimischen Bevölkerung, vat- und Freundesauto trudeln alle rechtzeitig am die sich bis heute in diesem Bau als Zeugnis einer Flughafen Berlin-Tegel ein. Um 14.15 Uhr und nach normannisch-arabisch-byzantinischen Mischkul- weicher Landung entlässt der Flieger die durch ein tur zeigt. Und da stehen wir staunend vor den so Mittagssandwich gestärkten Erwartungsvollen, wunderbar erhaltenen Goldgrundmosaiken, die die kurz zuvor den durch die Wolkendecke aufra- Christus als Weltenherrscher, Propheten sowie genden Ätna erblickt hatten, in Catania. Heilige der Ost- und Westkirche zeigen und zudem Mit dem Bus geht ´s gen Palermo; zur Freude aller Ereignisse aus dem Alten und Neuen Testament mit einem Zwischenstopp an der Nordküste der bildlich darstellen. Das Sehvergnügen erhöht sich, Insel in der kleinen Hafenstadt Cefalù, die sich am weil der bibelfeste Axel Attula alles erklären kann: Fuße des etwa 270 Meter hohen Felsblocks Rocca von der bedeutungsvollen Handstellung Christi bis di Cefalù ausbreitet, auf dem noch Reste eines Di- hin zu den Flügelstellungen der Erzengel neben anatempels – eine der ältesten Ruinen überhaupt der betenden Maria. auf Sizilien – zu finden sind. Der Aufenthaltszeit Nach dem Farbenrausch braucht´s eine gewisse und wohl auch der frühen Jahreszeit geschuldet, Zeit, um in dem unifarbenen Kreuzgang zu entde- können sich diejenigen Mitreisenden, die den cken, welchen Erfindungsreichtum im Sujet und in heimlichen Wunsch hatten, ein Bad in allen drei der Darstellung die vielen noch vorhandenen Kapi- die Insel umschließenden Meeren zu nehmen, sich telle der schlanken Doppelsäulen offenbaren. diesen leider nicht erfüllen. Dabei hat sich Cefalù Voller Seh- und Erkenntniseindrücke steigern die nach dem berühmtesten Badeort der Insel, Taor- deutschen Besucher beim Gang durch die engen mina, mit seinem kilometerlangen feinsandigen Gassen den Umsatz der Eisverkäufer enorm – und Strand in einer geschützten Bucht des Mare Tiren- das Eis hat diese Aufmerksamkeit auch verdient. no, zum Mekka für Urlauber und Segler entwickelt. In Palermo beziehen wir Quartier im Astoria Pa- Unser Aufenthalt jedoch dient der Besichtigung lace Hotel, aus dessen Fenster im zwölften Stock der Kathedrale. Die Legende berichtet, dass der sich ein weiter Blick auf Tyrrhenische Meer und in bedeutendste Herrscher aus der Normannendy- die vielen Innenhöfe, zum Großmarkttreiben und nastie, König Roger II., zu Beginn des 12. Jahrhun- auf die stets vielbefahrene Via Monte Pellegrini derts bei seiner Rückkehr aus seinen Ländereien in (benannt nach dem die Stadtansicht prägenden Italien in einen schweren Sturm geriet. Er gelobte, Pellegrino-Berg-Massiv) eröffnet. Faszinierend ist

83 VERBANDSLEBEN das abendliche Lichtermeer. Das Abendmenü im Hotel erweist sich als äußerst gewöhnungsbedürftig, besonders auch in Bezug auf das Preis-Leistungsverhältnis (15 €) und Dr. Bernd Lukasch beschließt, für die Zeit des Sizilien- aufenthaltes vom Bier- zum Weintrinker zu wer- den. Beide Getränke sind zum selben Preis von 5 € zu haben. Vor dem Einschlafen dann Gedankenblitze: Mor- gens noch in Deutschland, Flug, Meeresblicke, Geschichten in Mosaiken, Sonne und dann in Mor- pheus‘ Armen.

PALERMO Palastkapelle in Palermo. Foto: Ortwin Pelc Wie angekündigt Regen: Wer sich nicht vor Rei- arbeiten erfreuen. Ganz haben wir den Regen nicht sebeginn präpariert hatte, trägt jetzt zur Absatz- überlistet, aber uns erwartet noch die Kathedrale – steigerung bei den Straßenhändlern bei: Regen- und auch wieder der Straßenhund, der sich unsere schirme günstig, aber leider färbend und bei der Gruppe als Begleitung auserkoren hat. ersten Windbö den Geist aufgebend. Doch Ortwin Schon zur Normannenzeit (11./12. Jahrhundert) Pelc und wir haben ja schon Erfahrung mit ande- sollte der – die vorherige Moschee verdrängende ren verregneten europäischen Städten. Und so sol- – monumentale Bau mit Absiden und geschweif- len uns am Giardino Garibaldi die beeindruckend ten Zinnen den Machtanspruch des aus England großblättrigen Blätter der Feigen Schutz verleihen stammenden Erzbischofs dokumentieren. Be- beim Betrachten des riesigen Palastes, der heu- sonders die Gotik und der Klassizismus drücken te Teil der Architekturfakultät ist, einstmals aber der lang gestreckten dreischiffigen Basilika ihren auch Sitz der Inquisition war. Stempel auf. An dem künstlerisch anspruchsvollen Doch mutig stapfen wir weiter im Gänsemarsch Porphyrsarkophag, in dem Kaiser Friedrich II., der auf den überfluteten engen Bürgersteigen ei- Staufer, ruht, findet man bis heute Blumen. ner der einst wichtigsten Straßen (heute Vittorio Durch das Neue Tor mit seinen riesigen Hermepi- Emanuelle) der Stadt. Sie führt vom Hafen zum lastern – hier keine klassischen Männergestalten, Normannenpalast. Kaum können wir die Augen sondern kraftvolle Afrikaner – streben wir dem heben, sehen wenig von der Architektur der Paläs- Normannenpalast zu. Er ist heute Sitz des Regio- te und Kirchen. Aber auf dem Pretoriaplatz regist- nalparlaments. Zur Besichtigung freigegeben sind rieren selbst wir die beeindruckende Brunnenanla- die königlichen Appartements, die aus der Zeit der ge mit 40 großen und kleinen Figuren und finden, Normannenherrscher stammen, und der Herkules- dass sie auf einem größeren Platz ihre Schönheit saal mit seinen Wandgemälden, in dem das sizili- und Vielfältigkeit besser zur Geltung brächte. anische Parlament tagt. Unter dem König Friedrich Dann die Kreuzung „Vier Ecken“ mit den vier kon- II. aus dem Geschlecht der Staufer (später auch rö- kaven Gebäudefassaden. Hinter einer verbirgt sich mischer Kaiser und deutscher König), erlebte der die Kirche San Giuseppe dei Teatini, die wir rasch Palast seine prächtigste Blüte. Was wir heute se- als Kuppel geschmücktes Regendach nutzen und hen, entstand zumeist aber erst unter spanischer uns an den Fresken, Gemälden und Stuckmarmor- Herrschaft im 16. Jahrhundert.

84 VERBANDSLEBEN

Obwohl wir bereits mit Cefalùer-Mosaiken-Er- der Busfahrt dorthin lässt uns Astrid Burkhard mit fahrung ausgestattet sind, überwältigt uns beim den Augen, Gedanken und Empfindungen Goethes Betreten der Palastkapelle der schimmernde Gold- auf das Sizilien und Palermo von vor über 200 Jah- glanz der Mosaiken an Decken und Wänden. Wir ren schauen. Auch an den weiteren Tagen beglei- gehen auf Entdeckungsreisen, erfreuen uns an der ten uns – Astrid sei Dank – Goethes Erlebnisse: Gestaltungsvielfalt der uns bekannten Episoden und manche kommen uns sehr heutig vor. aus dem Alten und Neuen Testament: Quirlige En- Das Kloster – 1554 von einem Reformationszweig gelchen nutzen die Himmelsleiter in Jakobs Traum, der Franziskaner gegründet – verbirgt einen bisher wie in starke Eisscheiben gehüllt empfängt Chris- kaum erforschten Schatz: Als 1599 erkannt wur- tus die Taufe von Johannes, links unten schaut ein de, dass in dem Tuffstein die Leichen der Mönche Knabenkopf aus dem „Eis“, das den Fluss Jordan nicht zu Skeletten, sondern Trockenmumien wur- symbolisiert. Ungewöhnlich die zweimalige Dar- den, ließ der Abt die verstorbenen Mönche acht bis stellung Christi als Pantokrator. zehn Monate in Tuffsteintrockenkammern ohne Trotz der langen Zeitspanne, in der die Kapelle Luftzufuhr bringen. Dann wurden sie mit Essig und ihre Mosaiken entstanden und bis heute Ver- gewaschen und ca. zwei Wochen der Sonne ausge- änderungen und Restaurierungen erfuhren (12. setzt, angekleidet und an den Wänden der inzwi- Jh. erste Fertiggestellung, um 1350 Erneuerung, schen erweiterten Gruft auf- und ausgestellt. Im Restaurierungen im 15./16. Jahrhundert, 2003 bis 16. Jahrhundert galten Mumien als Memento Mori, 2011 Komplettrestaurierung, veranlasst durch den als Mahnung, dem Tod ins Gesicht zu schauen, deutschen „Schraubenbaron“ und Kunstmäzen sich auf das eigene Sterben vorzubereiten und in Würth), harmonisieren die verschiedensten Ein- Ehrfurcht zu leben. Bis 1881 fanden in den weitläu- flüsse wunderbar: römische Basilika, byzantini- figen Gruftanlagen Begräbnisse statt. Erst nur für scher Kuppelbau und Mosaiken sowie eine arabi- die Mönche, später aber auch für andere Gläubige, sche Stalaktitendecke. vorzugsweise für Wohltäter des Klosters, wohlha- In der Nähe des Normannenpalastes lässt sich bende Bürger, Ärzte, Rechtsanwälte, Kaufleute, eine Beziehung zu Mecklenburg herstellen: Der Lehrer, Künstler, Politiker und Offiziere, die es sich heutige Sitz der Provinzialregierung befindet sich leisten konnten, derartig bestattet und vorgezeigt im Palast Orléans Aumale. Ein einstiger Bewoh- zu werden. ner, Henry d´Orléans Herzog d`Aumale, war ein Die Mumien der Kinder – vom Säugling bis zum Schwager der Helene von Mecklenburg-Schwerin, Schulkind – berühren wohl besonders und es die 1832 dessen älteren Bruder Ferdinand, den kommt die Frage auf, warum man diesen Friedhof französischen Thronfolger, geheiratet hatte. He- besucht und dadurch die Totenruhe stört. lenes Schwiegervater war der letzte französische Nach dem Ende unserer Reise fand ich bei Wiki- König, der so genannte Bürgerkönig Louis Philipp. pedia den Hinweis, dass es seit 2012 ein interdis- Übrigens: Der Park des Palastes darf von Erwach- ziplinares Forschungsprojekt „Die Mumien von senen laut Reiseführer „nur in Begleitung von Kin- Palermo“ gibt, das sich um eine Stiftung bemüht, dern“ besucht werden. die die Forschungskosten übernimmt, denn durch Nach dem Mittagsmahl mit hausgemachter Pizza Schimmel, Wassereinbrüche, Brände oder auch und Pasta sowie vorzüglichem Espresso in einem durch Souvenirjäger – nach dem Zweiten Welt- kleinen Restaurant unweit des Palastes folgt ein krieg sollen amerikanische Soldaten Augen von Besuch der Katakomben des Kapuzinerklosters: Mumien als Trophäe entwendet haben – ist dieser und das trotz der Warnung, dass dieser Besuch einmalige Bestand gefährdet. nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter ist. Auf Doch dann hat uns die Oberwelt wieder. Das Ab-

85 VERBANDSLEBEN reagieren erfolgt sehr unterschiedlich: durch einen Espresso in einem Café, den Besuch des Adelspa- lastes Palazzo Alliata di Villafranca, der mit dem Gemäldebesitz der „Kreuzigung“ des flämischen Malers Anthonis van Dyck Besucher (wir waren die Einzigen) lockt, das Eintauchen in die Menschen- massen, die für – ich weiß nicht mehr, welches – gesellschaftliches Engagement demonstrierten, durch weitere Kirchenbesuche oder das Umrunden eines der bedeutendsten italienischen Opernhäu- ser. Und so finden einige winzige, kleine und große Re- staurants in Hotelnähe an diesem Abend dankba- re Genießer der einheimischen Küche. Antike Tempel in Selinunt. Foto: Ortwin Pelc SELINUNT – MARSALA rekt an der Südküste der Insel gelegen, erstreckt Wer am Sonntag Palermo schon morgens um 8.30 sich das von einem Erdbeben verursachte ausge- gen Westen verlässt, kommt zügig voran. Leere dehnte Trümmerareal mit rechtwinkligen Stra- Autostraßen und leere Bürgersteige: Welch ein ßenzügen, mächtigen Schutzmauern, vielen klei- Gegensatz zu den Vortagen. nen Heiligtümern und zahlreichen Tempelruinen. Auf der Autobahn entlang der Küste passieren wir Festpunkte in diesem Trümmerfeld sind die 1927 bei Capaci ein Mahnmal, das an den Bombenan- wieder aufgerichtete Säulenreihe des ältesten (um schlag der Mafia erinnert, bei dem die Symbolfigur 550 v. Chr.) und größten Tempels in der Akropolis des Kampfes gegen das organisierte Verbrechen und der rekonstruierte Tempel auf der östlich ge- auf Sizilien, der Richter Guiseppe Falcone, mit sei- legenen Terrasse, der heute den Buchstaben „F“ ner Ehefrau und vier Mitstreitern am 23. Mai 1992 trägt. Diese nüchterne Bezeichnung ist dem Um- ermordet wurden. Nur zwei Monate später fiel stand geschuldet, dass bis heute nicht zweifelsfrei auch der enge Vertraute Falcones, Paolo Borselli- geklärt ist, ob es sich um einen der Göttin Hera ge- no, einem Bombenanschlag zum Opfer. Der Flug- weihten Tempel handelt. Auch die übrigen Tempel hafen Palermos Punta Raisa wurde zur Mahnung sind nur mit einem Buchstaben bezeichnet, weil und zum Gedenken an diese mutigen Kämpfer ge- keine Zuordnung zu einer Gottheit gelang. gen die sizilianische Mafia um ihre beiden Namen In der Hauptsaison fahren Buggys die Strecken erweitert. zwischen den weit auseinander liegenden einzel- Die Fahrt geht gen Süden quer über die Insel. Es nen Ausgrabungsgebieten. Doch da wir wohl noch wird gebirgiger und die in einer Reihe auf den Vorsaison-Besucher sind, findet nur ein Sammel- Kämmen stehenden Pinien sehen aus wie Kamel- transport statt, den einige eifrige E-F-G-Trümmer- karawanen. kletterer, Eidechsenbetrachter und Wildkräuterbe- Wir nähern uns einer der größten Ausgrabungs- stimmer verpassen, sodass ihnen erst nach einem stätten in Europa, der alten griechischen Stadt Fußmarsch zurück zum Standort der Fahrzeuge, Selinus (ital. Selinunte), die in der Antike mit ihren längerer Diskussion in Körpersprache und – da des zahlreichen bedeutenden griechischen Tempeln zu Italienischen nicht mächtig – „a little bit Englisch“, den wichtigsten Siziliens zählte. Auf Terrassen di- eine Fahrt in die Oberstadt gewährt wird. Aller-

86 VERBANDSLEBEN dings bleibt dort dann nur noch so wenig Zeit, dass stammende Siedlung Motya, in der heute u. a. sie nicht einmal für einen groben Überblick reicht. Teile der Stadtmauer, Reste des Hafens, ein Haus Der Weg zurück zum Bus bietet uns bei herrlichem mit frühhellinistischen schwarzweißen Kiesel- Sonnenschein Ausblicke auf das Mittelmeer, das mosaiken, ein Museum, ein großes Tempelgebiet für die Badesüchtigen unter uns wieder unerreich- und zwei Nekropolen Besucher anlocken. Es ist für bar bleibt. Entlang der sizilianischen Westküs- Wieder-Sizilien-Besucher also noch Vieles zu ent- te bietet ein Supermarkt mit Sonntagsöffnung decken! die Möglichkeit zum Einkauf des weltberühmten Weines, der den Namen der Stadt trägt, in der wir In Palermo ist es noch hell genug, um sich in klei- unseren nächsten Aufenthalt haben: Marsala. Im ner Gruppe auf den Weg zum Ort einer weiteren Baedecker wird sie so vorgestellt: „Die lebhafte Mecklenburg-Beziehung zu begeben. Nicht weit Barockstadt an der Westküste Siziliens verdankt vom Hotel, an der Straße zum Monte Pellegri- den Karthagern ihre Gründung (Ende 4. Jh. v. Chr.), no, steht in einem ausgedehnten Park auf einem den Arabern ihren Namen (Mars-al-Allah, d. h. Plateau vor dem Bergmassiv die imposante neo- Hafen Gottes, 9. Jh.), dem Engländer John Wood- klassische Villa Belmonte, die 1800 als Casino ent- house ihren weltberühmten Wein und Garibaldi stand und im 19. Jahrhundert auch von Fürstlich- ihren patriotischen Ruhm.“ keiten bei Palermo-Aufenthalten gemietet wurde. Dieser westlichste Ort Siziliens empfängt den Be- Am 9. April 1882 wurde in dem Haus Friedrich sucher mit seinen beiden imposanten Stadttoren Franz von Mecklenburg-Schwerin (als Regierender und gibt, nahe der beeindruckenden Kirche San später der IV.) geboren. Es erscheint heute unge- Tomaso di Canterbury mit einer glasüberdeckten nutzt. Wir hinterlassen als Zeichen unseres Be- Ausgrabungsstätte Einblick in die römische Be- suches einen Feldblumenstrauß an dem schönen bauungsphase. Kleine Gasthäuser und Bäckereien großen Tor. nutzen wir zum Mittagsimbiss, den leider nicht alle genießen können, da von der Bestellung bis MONREALE zum Auftischen die zur Verfügung stehende Stun- de(!) nicht ausreicht. So verlassen einige von uns Im Alltagsverkehr und nach montäglichem Stau hungrig und genervt dieses ungastliche Straßen- verlassen wir Palermo in Richtung Monreale. Auf restaurant. einem offenen Geländestück an einem sanften Gen Norden grüßen ausgedehnte Salzfelder mit Hang besuchen wir eine Gedenkstätte. Am 1. Mai ihren Mühlen und den typischen kegelförmigen 1947, dem Tag der Arbeit, feierten hier Mitglieder Häufchen des „geernteten“ kristallinen Salzes. der neu gegründeten linken Volkspartei und der Angesichts dieser Weite und des Blicks auf die der Kommunisten ihren Wahlerfolg, als Mitglieder der Küste vorgelagerte Weinanbauinsel San Pantaleo berüchtigten Bande des Briganten Giuliano in nur verkosten wir den Marsala-Wein und einige von zehn Minuten elf Menschen, darunter vier Kinder, uns stecken wenigstens die Beine ins flache war- töteten und 27 Personen verletzten. Nie konn- me Wasser des Tyrrhenischen Meeres. te zweifelsfrei geklärt werden, inwieweit das als Wäre noch Zeit, hätten wir auch der Insel einen „Blutbad von Portella della Ginestra“ in die jünge- Besuch abstatten können, um die Überreste der re Geschichte Siziliens eingegangene Ereignis im einzigen karthagischen Siedlung auf Sizilien zu Auftrag der Mafia erfolgte und/oder ein Akt des besichtigen. Die durch den Marsala-Wein reich Antikommunismus war. gewordene Familie Whitaker veranlasste 1906 die Ausgrabungen der aus der Zeit der Karthager Die gewaltige Klosteranlage Monreale, das be-

87 VERBANDSLEBEN deutendste Denkmal normannischer Kunst auf schenstopp in Piana degli Albanesi, in dem bis Sizilien, will erobert werden: Viele steile Treppen heute die Volksgruppe der Arberesch (Albaner) lauern, es sei denn, man nimmt eine Taxe. Aber lebt, ihren Dialekt und ihre Kultur pflegend. Auf das Hochsteigen hat auch den Charme, das Er- dem Platz vor der Kirche steht seit 1924 ein Ge- sehnte aus immer neuen Blickwinkeln zu sehen. denkstein für den albanischen Nationalhelden Mit dem beeindruckenden Domneubau, nur acht Skanderbeg, der im 15. Jahrhundert durch seine er- Kilometer entfernt und gar auf die Stadt Palermo folgreiche Verteidigung Albaniens (so wurde eine hinabschauend, entstand ein Gegenpol, mit dem südosteuropäische Region benannt, die über den der normannische König (Wilhelm II.) demons- albanischen Sprach- und Siedlungsraum hinaus- trierte, dass er über Papst und Klerus stand. Der ging) gegen die Osmanen in ganz Europa berühmt ältere Dom in Palermo hingegen unterstand dem war. Vom Papst erhielt er Ämter und den Ehrenti- englischen Erzbischof Walter of the Mill, der die tel Athlata Christi (Verteidiger des Christentums) päpstliche Position vertrat, die, drastisch formu- und der König von Neapel unterstütze ihn mit liert, lautete: ohne Papst keine sizilianische Kö- Geld und Ländereien in Süditalien, wohin seine nigswürde. Nachkommen und andere Albaner später flohen, Und so stehen wir bewundernd vor den goldgrun- als Jahre nach seinem Tode die Osmanen Albani- digen Mosaiken. Unvorstellbar, dass die Wandflä- en eroberten und für 400 Jahre beherrschten. Das chen von über 6.000 qm (beinahe eine Fußball- ist der historische Hintergrund der Entstehung des feldfläche) in nur drei Jahren mit abertausenden Ortes Piana degli Albanesi im Jahr 1488. In der or- Mosaiksteinen von arabischen und einheimischen thodoxen Kirche betätigt sich Axel Attula als Ker- Künstlern fertig gepuzzelt werden konnten. Wir zenstifter. Das Mittagsmahl besteht bei vielen, in tauchen ein in Ereignisse des Alten Testaments, in Ermangelung anderer Imbissstände, nur aus Spei- das Leben und die Wunderwerke Jesu, seinen Tod seeis. und die Auferstehung, entdecken die Apostel, die Krönung des Königs durch Christus und entdecken Zurück in Palermo bleibt Zeit für eigene Entde- auch König Wilhelm II., der der Gottesmutter das ckungen: Das internationale Marionettenmuse- Modell der von ihm gestifteten Kirche Monreale um: mystisch bis angestaubt mit den vielglied- überreicht. Wie auf Ikonen sind die Namen der rigen „Pupi“ in ihren aufwändigen Kostümen. In Handelnden in die Mosaike „geschrieben“. ihm werden auch kurze Aufführungen geboten, Maupassant besuchte 1876 Monreale. Seine quasi als Anreiz, diese Kunst trotz der Fernsehan- Schwärmerei vom Säulengang kann ich nur bestä- gebote zu bewahren. Einst gehörten Marionetten- tigen: „sehr groß, vollkommen quadratisch, von theateraufführungen quasi zum Alltag und bilden [...] einnehmender Eleganz, wer es nicht gesehen bis heute noch einen wichtigen Bestandteil der hat, weiß nicht was Harmonie der Säulen bedeu- sizilianischen Kultur. 2001 fanden sizilianischen ten kann [...] die unglaubliche Schlankheit dieser Marionetten und die von ihnen im Spiel verkör- leichten Säulen, die je zwei [...] nebeneinander perten Werte wie Mut, Loyalität und Freundschaft stehen und alle unter einander verschieden sind Aufnahme in das Verzeichnis der UNESCO als im- [...] man bewundert [...] den phantastischen Ef- materielles Erbe der Menschheit. fekt als auch die Perfektion des Details.“ Vor manchen in Reiseführern angepriesenen Pa- Zum Abschied ist vom Klostergarten und den Dä- lästen stehen wir vor verschlossenen Türen, da chern der riesigen Anlage ein Ausblick bis nach Pa- Montag ist! Auch unsere auserkorenen Gaststät- lermo zu genießen. ten haben montags Ruhetag. So wird eine kleine Auf dem Rückweg nach Palermo ein kurzer Zwi- Pizzeria gefunden. Im Hotel ist Kofferpacken an-

88 VERBANDSLEBEN gesagt, da die folgenden Nächte in Catania ver- Auf der Fahrt werden wir darauf eingestimmt bracht werden. und Mosaiken-Allergiker gewarnt. Doch keiner bleibt zurück, zumal alle „over 65“ freien Eintritt VILLA CASALE haben. Und schon nach den ersten Räumen mit den lebensnahen Mosaiken auf Fußböden und in Abschied von Palermo: Fahrt entlang der Küste Wandzonen sind die letzten Skeptiker so faszi- mit romantischen Abschnitten und großen Indust- niert und begeistert, dass selbst die verlängerte rieansiedlungen, die sich auf der von der Landwirt- Besichtigungszeit kaum ausreicht. Bauern der schaft geprägten Insel erst nach den Erdölfunden Umgebung hatten bei Arbeiten schon im 17. Jahr- in den 1950er Jahren entwickelten. Die Autobahn hundert Mauerreste entdeckt und im 18. und 19. führt dann ins Landesinnere, vorbei an der hoch- Jahrhundert fanden „wilde“ Grabungen statt. Zwi- gelegenen Stadt Enna, die seit dem Mittelalter schen 1880 und 1940 wurden dann Teile der Mosa- wegen ihrer Lage als Nabel Siziliens galt. Weiter in iken freigelegt, nachdem die Gemeinde den Besitz Richtung Süden bis zur „Villa Romana del Casale“ erworben hatte. In den 1950er, 1970er und 1980er nahe der Garnisonsstadt Piazza Armerina, auf de- Jahren wurden die Grabungen fortgesetzt, durch ren von Häusern umbautem Hügel eine mächtige Überdachungen geschützt und mit Hilfe von hoch- Kirche wie eine Henne gluckt. gelegten Laufstegen für Besucher immer attrak-

Gruppenbild in Noto

89 VERBANDSLEBEN tiver. Auf mehr als 1,5 ha sind derzeit 58 Räume bzw. Orte (u. a. Latrinen und Heizungen) mit Mo- saiken von rund 3.500 qm zu besichtigen, „mehr als in jedem anderen bekannten Gebäude des rö- mischen Reiches.“ (Wikipedia). Über die genaue Entstehungszeit des Gebäudekomplexes und zum einstigen Auftraggeber/Besitzer gibt es bis heute Annahmen und Vermutungen, so dass die vermit- telte These vom jeweils Führenden abhängt. Stilistische Unterschiede zwischen den Mosaiken weisen auf verschiedene Werkstätten bis nach Nordafrika und die Verwendung unterschiedlicher Vorlagebücher hin. Viele Gesteinsarten und bis zu 25 verschiedene Farben sind zu finden und zeigen Antike Mosaiken in Villa Romana del Casale. Foto: Ortwin Landschaften, Gebäude, Jagdszenen, Tiertranspor- Pelc te, mythologische und exotische Themen, Spiele, Sportarten, Amoretten und weitere Darstellungen, 60.00 € für den Bus, sondern nur 20,00 € für PKWs „die Zeugnis der Sitten, Tradition, Kultur. Philoso- eingefordert. phie und des täglichen Lebens der herrschenden Auf der Strecke wird intensiv Ausschau gehalten Adelsgesellschaft während der Zeit des 3. und 4. nach einem Platz für das Picknick. Der auf dem Jahrhunderts sind.“ (vgl. Luciano Catulla: Die anti- Hinweg ausgeguckte Platz allerdings erweist sich ke römische Villa des Weilers von Piazza Armerina als „ab 15.00 Uhr geschlossen“. Aber erfahrungsge- in der Vergangenheit und der Gegenwart“, Arione, mäß benötigen wir für die „Speisung der 45-köp- Messina 2000.) figen Raupe“ gute zwei Stunden. Also ziehen wir 1997 erklärte die UNESCO die Villa Romana del mit dem Gepäck weiter bis zu einem Rastplatz, Casale zum Weltkulturerbe mit der Begründung, der schon von Kindergruppen besetzt ist. Uns wird dass sie „das hervorragendste Beispiel einer rö- Platz bereitgestellt, um das „Büfett“ anzurich- mischen Luxusvilla ist, das bildlich die vorherr- schende soziale und ökonomische Struktur ihrer Zeit veranschaulicht. Die Mosaiken, mit denen sie dekoriert ist, sind außergewöhnlich in ihrer künst- lerischen Qualität und ihrem Erfindungsreichtum sowie in ihrer Menge.“ (Wikipedia) Im Shop war ein Mosaikmotiv besonders häufig auf allen möglichen Geschenkartikeln zu finden, das als die „Mädchen im Bikini“ bekannt ist. Zu Hause stellte ich Freunden und Bekannten die Frage nach dem Alter des Bikinis. Niemand nannte das 4. Jahrhundert! Beim Verlassen des Parkplatzes hat unser BusfaH- rer es auffallend eilig. Als wir auf der Straße sind, lüftet der Reiseschatzmeister Werner Iffländer das Geheimnis: Als Parkgebühr wurden nicht die Das traditionelle Exkursions-Picknick. Foto: Ortwin Pelc

90 VERBANDSLEBEN ten und dann entwickelt sich mit jungen Italie- nern ein Lebensmitteltausch: Sie bringen gegrillte Hähnchen und Artischocken und nehmen dankbar Wurst und Käse. Mit Wein wird nicht gespart. Als wir das Idea Hotel Catania Ognina beziehen, ist es zwar bereits spät, aber in kleinen Gruppen werden Taxen zur Fahrt ins Zentrum Catanias ge- nutzt, um in der beginnenden Dämmerung den Domplatz mit dem berühmten Elefantenbrunnen, der Kathedrale, dem Parlament und dem Leben zu entdecken.

SYRAKUS – NOTO Barocke Kirche in Noto. Foto: Ortwin Pelc

Wir besuchen Syrakus (2005 in die UNESCO-Lis- Artemis verwandelt die Nymphe Arethusa in eine te aufgenommen), in der Antike die größte und Quelle – geht´s zur quadratischen Festungsanlage mächtigste Stadt Siziliens. Die meisten von uns Maniace, die bereits Friedrich II. an der Südspitze durchstreifen die Altstadt auf der Insel Ortigia mit der Insel errichten ließ. Zu besichtigen ist sie nicht. den sich zum Wasser neigenden Gässchen, vielen Ein Abstecher führt bis in das namensgebende Ba- reich geschmückten Häusern und Palästen. Die rockstädtchen im Val di Note (Welterbekulturer- dorischen Säulen des einstigen Athenatempels in region seit 2002) mit vielen Kirchen und großen den Außenmauern des Domes zeugen von dessen Palästen. Auf der Rückfahrt sehen wir wieder ein Ursprung. Die Fassade bietet sich im prächtigsten großes Industrieareal bei Priolo Gargalo und Au- Barock den Domplatzbesuchern dar. Akkordeon- gusta entlang der sizilianischen Ostküste. Kein spieler, die uns unsere Nationalität offenbar an- Baum, kein Strauch ist zu entdecken. sehen – es erklingen Bruchstücke deutscher Lie- Dann taucht wieder der Ätna auf, allerdings weit der – sitzen nicht nur an der Treppe des Domes, mehr in Dunst gehüllt als am Morgen, dennoch ist sondern auch an der nahen St. Lucia. In ihr stehen die „Spitze“ zu sehen. Jetzt verkündet Dr. Ortwin wir vor dem beeindruckenden Gemälde „Das Be- Pilz die jubelnd aufgenommene Überraschung für gräbnis der heiligen Lucia“ von Michelangelo Car- den Folgetag: vor dem Abflug geht´s auf den Ätna. ravaggio aus dem Jahr 1608. Aus dem Gefängnis in Doch zuvor genießen wir das Sizilien-Abschiedses- Malta geflohen, lebte er fast ein Jahr auf Sizilien sen unweit unseres Hotels. bei einem Freund. Seine dramatische Hell-Dunkel- Malerei machte ihn schon zu Lebzeiten berühmt. ÄTNA Für seine Zeitgenossen ungewohnt, vereinte er bei christlichen Themen die bekannten heiligen Aus dem Hotelfenster ist bei herrlich klarem Wet- Ereignisse mit profaner Alltagserfahrung, was bei ter der sonnenbeschienene Ätna mit „Schneekra- seinen kirchlichen Auftraggebern umstritten war. gen“ in voller Pracht zu sehen. Auf der Fahrt dort- In dieser fast monochromen Szene stehen bis in hin entlang der Küste mit romantischen Blicken den Vordergrund die lebensnahen Trauernden, die auf das Ionische Meer und die Häuser, die sich so präsent sind, dass die tote Heilige erst später dicht an den ausladenden Vulkan (Umfang ca. 250 entdeckt wird. km!) schmiegen, begreift man, dass die Sizilianer Vorbei an einem Jugendstilbrunnen – die Göttin diesen gefahrvollen Koloss lieben. Am 21. Januar

91 VERBANDSLEBEN

2013 fand er Aufnahme in die Weltnaturerbeliste Zerstörte Wohnhäuser, von erstarrter Lava bei- der UNESCO. Es dauert lange, bis wir bei guten nahe verschüttete Hotels, vernichtete Skianlagen Sichtverhältnissen an den erloschenen Kratern der und umgeknickte Bäume zeugen davon, dass die- Silvestri-Berge in etwa 2.000 m Höhe ankommen. ser größte Vulkan der Erde auch der aktivste ist. Sie entstanden erst beim Vulkanausbruch 1892. Nach diesem Erlebnis besteigen wir entspannt das Mit nur geringem sportlichen Aufwand klettern Flugzeug. Die Sichtverhältnisse gestatten einen wir bis zum Kratergrund, spazieren bei sich rasch Blick auf die sizilianische Ostküste und die Insel- verschlechternder Sicht entlang der Kraterränder kette mit Vulcano, Lipari, Salina und Stromboli. und können es nicht lassen, die seltsam geform- Bald hat uns Deutschland wieder. Beim „herzzer- ten Schlacken in Grau-, Ocker-, Rot- und Schwarz- reißenden“ Abschied erhalten die Reisemarschälle tönen zu sammeln, von denen mehrere die Reise Pelc/Iffländer mit auf den Weg: Wir freuen uns bis in die heimischen Gärten antreten. Im Shop auf die nächste gemeinsame Entdeckungsreise. der Touristenstation steht man dann staunend vor den „Kreationen“ aus Schlacke und Lava.

Am Crateri Silvestri (Ätna)

92 VERBANDSLEBEN

Museum, Tourismus und Marketing Klaus Frühjahrstagung 2014 in Rostock Tiedemann

Nahezu 80 Kolleginnen und Kollegen trafen sich Museumsverbandes in M-V“ machte sich Bernd zur Tagung am 23. und 24. März, diesmal in der Fischer vom Tourismusverband M-V in seinem See- und Hafenstadt an der Warnow, in der das Beitrag Gedanken. Er gab einen Überblick über die Kulturhistorische Museum unter seinem Leiter Entwicklung des Tourismus‘ in Mecklenburg-Vor- und zugleich Vorsitzenden des Museumsverban- pommern, der vor allem „naturorientiert“ sei und des in M-V, Dr. Steffen Stuth, die Gastgeberrolle Kultur nur unter anderem nutze. Kultur komme übernommen hatte. Steffen Stuth empfing die eher bei „Luxusurlaubern“ vor als bei „Pfennig- Anwesenden im Kapitelsaal des ehemaligen Zis- fuchsern“ und „Otto Normalverbraucher“. So stün- terzienser-Nonnen-Klosters „Zum Heiligen Kreuz“, den Museen nicht im Fokus der Urlauber unseres der ursprünglich als Wohnung der Domina gedient Landes, dessen touristische Marke von Ostsee und hatte. In seiner kleinen einleitenden Ansprache Seenplatte charakterisiert werde. Etwa ein Drittel überbrachte er die Grüße des Oberbürgermeis- der Urlauber wollen auch Museen besuchen und ters und der Amtsleiterin Kultur der Hansestadt, tun es vor allem, wenn ein Unterhaltungsaspekt die beide aus dienstlichen oder privaten Gründen garantiert ist: „Museen als Event-Location“! nicht anwesend sein konnten. Willkommensgrüße Prof. Dr. Ulrike Fergen vom Baltic-College in Schwe- konnte er dagegen an die Herren Jörn Mothes von rin, das als Fachhochschule des Mittelstandes eine der Abteilung Kultur des Schweriner Kultusminis- Ausbildung im Hotel- und Tourismusmanagement teriums sowie Bernd Fischer als Geschäftsführer anbietet, sowie Volker Janke vom Freilichtmuseum des Tourismusverbandes M-V richten. für Volkskunde Schwerin-Mueß referierten zum In vier Vorträgen breiteten die Referenten die Thema „Tourismus und Museen als sich anziehen- unterschiedlichsten Aspekte des Verhältnisses de Gegensätze?“. Dabei bewerteten sie Tourismus zwischen Museen, Tourismus und Marketing aus. als ein interdisziplinäres Phänomen und Kultur Jan Baginski von Werk3 Rostock plädierte unter als einen grundlegenden Bestandteil des touristi- dem Titel „Marketing für Museen und die Macht schen Angebots. des Unterbewussten“ für den Symbolwert der Den Reigen der Referate beschloss Angelika Ol- „Marke“ eines Museums. Diese müsse – wie der jeko vom Netzwerk „Kreative M-V“, einer „Ar- Mercedesstern jener berühmten Automarke oder beitsgemeinschaft Kultur- und Kreativwirtschaft der angebissene Apfel einer bekannten Compu- Mecklenburg-Vorpommern“. Sie brachte u. a. einen terfirma – ins Unterbewusstsein der potenziellen „Kreativtourismus für Museen“ ins Gespräch und Nutzer und Kunden dringen. Die Einzigartigkeit lud die Museen zum Kreativstammtisch ein. und Einmaligkeit eines Museums müssen stärker Nach so viel Kreativität rief Dr. Wolf Karge als Mo- hervorgehoben werden, denn die Museen stehen derator zu einer Podiumsdiskussion auf, an der zunehmend in einem Konkurrenzkampf eines sich Andrea Nagel vom Müritzeum Waren und Dr. kulturellen Überangebotes. Als Zielgruppen der Bernd Lukasch vom Lilienthal-Museum Anklam Museumswerbung nannte Baginski Neukunden, als Vertreter der Museen sowie Jan Baginski und Intervallkunden und Stammkunden. Bernd Fischer für die Touristiker beteiligten, die Über „Chancen und Perspektiven der Zusam- das Tagungsthema noch einmal und abschlie- menarbeit der Tourismusorganisationen und des ßend drehten und wendeten und aus allen mög-

93 VERBANDSLEBEN lichen Blickwinkeln betrachteten. Dissens und Gemeinsamkeiten kamen dabei gleichermaßen zur Sprache: übrigens auch schon in einer Eröff- nungs-sentenz, in der die Kluft zwischen wirt- schaftlichen und nichtwirtschaftlichen Interessen von Tourismus und Museen deutlich wurde. Dass Museen bereits heute vom Tourismus abhängig und ein Teil der „Freizeitindustrie“ geworden sind, wurde dagegen von beiden Seiten bekundet. Es Der neue Vorstand nach der Wahl. Foto: Wolf Karge müssen also neue Marketingkonzeptionen her und das heißt letztlich, dass in Marketing auch resbericht des Vorsitzenden Dr. Steffen Stuth, investiert werden müsse, was Dr. Lukasch zu dem dem Kassenbericht des Schatzmeisters Dr. Vol- Bonmot verführte: „Wir werben nicht, mit uns ker Probst und dem Kassenprüfungsbericht durch muss man werben!“ und die Reaktion von Bernd Frau Dr. Cornelia Nenz im Zeichen der Vorstands- Fischer herauf beschwor: „Wer nicht wirbt, der wahl. Dass der Kassenprüfungsbericht auch dies- stirbt!“ Die heftige Diskussion im Plenum über mal wieder in plattdeutschen Reimen vorgetra- Differenzen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten gen wurde, fand allgemeine heitere Zustimmung. von Tourismus und Museen endete schließlich in Vorstand und Schatzmeister wurden einstimmig dem Bekenntnis, dass es mehr Gemeinsamkeiten entlastet. Aus der Vorstandswahl ergab sich fol- als Trennendes gebe, sodass der Moderator Wolf gende Zusammensetzung der neuen Verbandslei- Karge mit dem Wunsch nach fortgesetzter Zu- tung: sammenarbeit zwischen Museumsverband und Dr. Steffen Stuth, Kulturhistorisches Museum Tourismusverband und der Erwartung konkreter Rostock, Vorsitzender Schritte dazu diesen Themenkomplex abschließen Dr. Bernd Lukasch, Lilienthal-Museum Anklam, konnte. Stellvertreter des Vorsitzenden Die folgende „Aktuelle Stunde“, in der sich Ver- Werner Iffländer, Schatzmeister treter der Museen des Landes mit unterschiedli- Dr. Volker Probst, Barlach Stiftung Güstrow chen Themen, Arbeitsergebnissen und Problemen Dr. Stefan Knüppel, Fallada-Museum Carwitz ihrer Museumsarbeit zu Wort meldeten, wurde Henry Gawlick, Museum der Stadt Hagenow vom Mitarbeiter der Abteilung Kultur des Schwe- Renate Seemann, Müritzeum Waren riner Kultusministeriums, Jörn Mothes, eröffnet. Ellen Melzer, Mönchguter Museen Göhren Er ging u. a. auf deutliche Veränderungen in der Dr. Kathrin Möller, Heimatmuseum Warnemünde Struktur der Abteilung nach dem Ausscheiden von Dr. Cornelia Nenz und Astrid Burkhard wurden als Frau Proft ein, die seit der Wende eine engagierte Kassenprüfer bestätigt. Vermittlerin zwischen Ministerium und Museums- Nach dem der „Arbeitstag“ der Tagung mit einem verband war. Mit großer Aufmerksamkeit wurden gemeinsamen zünftigen Abendessen in gemütli- seine Ausführungen zur Kulturförderung aufge- cher Runde im Ratskeller der Stadt beschlossen nommen, nach der Museen nicht zur „Säule I“ wurde, traf sich der harte Kern der Teilnehmer wie gehörten und Förderungen nur für klar definierte gewohnt am zweiten Tagungstag zur Exkursion Projekte erteilt werden könnten, wobei die För- durch Museen in der Nähe des Tagungsorts. Dies- dermittel gleich hoch geblieben seien: nicht mehr, mal beschränkte sich die Erkundung auf Museen aber eben auch nicht weniger! und Sammlungen in der Hansestadt. Im Kultur- Die Mitgliederversammlung stand nach dem Jah- historischen Museum empfing der Hausherr Dr.

94 VERBANDSLEBEN

Steffen Stuth im frisch restaurierten Refektorium denn ward dat doch lichter för den Verband, mit seiner neu eingerichteten Dauerausstellung denn de Kosten kamen ja jeden Mand. zur mittelalterlichen Kunst. Es folgte der Besuch von zwei Sammlungen der Universität, in denen En schön Beläwnis is jedes Johr Dr. Andreas Bick und Frau Antje Hlawa die Zoo- de Museumsdag, un dat bliwwt wohr. logische Sammlung des Instituts für Biowissen- De Druck von dat Faltblatt is gaud un recht, schaften, Allgemeine & Spezielle Zoologie, und doch wier dat woll in’n Ganzen nich schlecht, anschließend die Kustodin Dr. Jutta Fischer vom wenn hei beder as nu in de Welt ringeiht, Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswis- ok wenn’t noch ‘ne Mark up den Pris upsleiht! senschaften die Archäologische Sammlung mit Wi nähmen vele Hümpel von Bläder woll mit, Objekten griechisch-römischer und ägyptischer Man de Kraasch tau’n Verdeilen is lang all ver- Kunst vorstellten. Zum Abschluss begrüßte Dr. schütt. Jörg Uwe Neumann als Leiter der Kunsthalle am För de Werbung wier’t en gröter Gewinn, Schwanenteich die Exkursionsteilnehmer und in- wenn Profihülp uns bistahn künn. formierte über das differenzierte Ausstellungs- programm und das besondere Betriebskonzept Bi Nummer dreihundertsössundörtick des Hauses als Städtisches Museum mit privatem wier allerdings uns’ Rauh gestört. Ik Betreiber. mein man blot, dat geiht woll nich: Ne undütliche Summ un handschriftlich Kassenbericht up platt ok noch geännert, dor kän wi up luern, dat flüggt uns in Bälde üm uns’ Uhren! Un weddder mal kem de Tied heran Ok wenn’t Ministerium nich korrigiert, un wi kemen wedder in Güstrow an un ok den Rechnungshoff gornix mallürt, kein Blick up Barlachs schönes Wark, de harrn all för weniger liquidiert. nee, wedder de Kampf mit den Tahlenbarg. Dat möt Ji noch in Ordnung bringen! Wi prüften de Kass von’n Museumsverband mit Anfangsbestand und Endbestand. Ansünsten kän’n w’ wedder dat Lowwlied singen: Von’n Museumsverband in dat Land MV Wi wäuhlten uns dörch de Mitgliedsbeiträge, wier de Johresafschluss korrekt un genau. dörch Luftballons un dörch Kassenbelege, Sei sünd mit dat Geld ümgahn gewiss, dörch Grafikdesign un Reisekosten so as den Verband sien Satzung is. dörch Tagungsgebühren und annere Posten, De Kassenbeleg’ wiern an Urt un Stell, dörch Lohnstüern und dörch Evaluierung, wier fast allens tau finnen richtig un schnell. dörch Werbekosten un Honorierung, dörch Telefonkosten und Virtuelles, Bet up de lütten Anmarkungen, de liesen, dörch Catering – also ganz Reelles, kän’n w’ wedder up en gaudes Johr henwiesen. dörch Briefmarkenkop un Mitteilungsdruck, dörch Fotografie un grafischen Schmuck, Wi sitten poor Stunnen und nörgeln blot an, dörch Vördräg äwer dat Restaurieren. Dat ganze Johr Last hebben de annern doran. Un näbenbi gew dat ok Mahngebühren. So is ihrlicher Dank uns vörnehme Plicht. Un dit wier hei mal wedder: uns’ Kassenbericht! Dat de nich anfollen, will’n wi empfehlen, ‘ne Einzugsermächtigung dorför tau wählen, Cornelia Nenz

95 VERBANDSLEBEN

Ronald Piechulek Immaterielles Kulturerbe – Thema für die Museen in M-V? Herbsttagung 2014 in Pasewalk

Zur Herbsttagung 2014 hatte der Museumsver- aus dinglichen und nichtdinglichen Hinterlassen- band in Mecklenburg-Vorpommern seine Mit- schaften!“ Museen sammeln de facto schon heute glieder und Gäste für den 12./13. Oktober nach Wissen rund um die Sammlungsgegenstände und Pasewalk im Landkreis Vorpommern-Greifswald welche Rolle sie im Leben der Menschen gespielt eingeladen. Haupttagungsort war die Galerie im haben. Ohne das Aufzeichnen von Erfahrungen Kulturforum „Historisches U“, An der Kürassierka- und Schilderungen z.B. über die Handhabung serne 9. historischer Technik wären wir nicht in der Lage, Die ehemalige Kürassierkaserne in Pasewalk, be- Handwerkstechniken weiterzuvermitteln und sie stehend mehreren Gebäuden, wurde zwischen wären in Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. Ähn- 1879 und 1882 in Backstein als Ersatz für eine älte- liches gilt für Musik, Tanz und Sprache. Die Pflege re Kasernenanlage erbaut. An dieser Stelle war das des immateriellen Kulturerbes stärkt nicht nur die Kürassier-Regiment „Königin“ (Pommersches) Nr. Landesidentität, sondern trägt auch dazu bei, das 2 von 1721 bis 1919 -mit kurzen Unterbrechungen- Einzigartige eines Landes gegenüber den Touris- stationiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten ten herauszustellen. die Gebäude zunächst die Kasernierte Volkspo- Dr. Karl-Reinhard Titzck vom Ministerium für Bil- lizei, später die Nationale Volksarmee der DDR . dung, Wissenschaft und Kultur stellte mit einem Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeen- Film die Vielfalt des immateriellen Kulturerbes in semble wurde zwischen 1994 und 1997 für zivile der Welt vor und erläuterte das Auswahlverfah- Nutzungen umgebaut und ist heute Sitz verschie- ren, nach welchem auch das Land Mecklenburg- dener öffentlicher Einrichtungen. Das zentrale U- Vorpommern herausragende Traditionen, Bräuche förmige Gebäude (darum „Historisches U“), einst oder Handwerkstechniken in die UNESCO- Listen Marstall, bietet nun als Kulturforum Raum für des schützen- und erhaltenswertem Kulturerbe Kulturveranstaltungen aller Art, einschließlich nominieren kann. Dafür bedarf es noch eines lan- Ausstellungen. desweiten Überblicks, bei dem auch die Museen In diesem historischen Gebäude eröffnete der ihren Beitrag leisten können und sollten. Vorsitzende des Museumsverbandes Dr. Steffen Als nächster Referent stellte Dr. Christoph Schmitt Stuth am Sonntag den 12. Oktober die Tagung zum vom Institut für Volkskunde der Uni Rostock ex- Thema „Immaterielles Kulturerbe-Thema für die emplarisch „WossiDiA - das digitale Wossidlo-Ar- Museen in MV?“ und begrüßte die Anwesenden. chiv“ und die Möglichkeiten seiner Nutzung hin- Sandra Nachtweih, seit diesem Jahr Bürgermeiste- sichtlich des Brauchtums vor. rin der Stadt Pasewalk, ließ es sich nicht nehmen, Nach dem Mittagessen, zu welchem Gulaschsup- selbst ein Grußwort an die Teilnehmer der Tagung pe und zum Nachtisch Pudding gereicht wurde, zu richten und ihre Freude darüber auszudrücken, erwarteten die Tagungsteilnehmer einen Beitrag dass gerade Pasewalk als Tagungsort gewählt von Museumsleiter Henry Gawlick aus Hagenow, worden war. der leider krankheitsbedingt ausfiel. Stattdessen Dr. Steffen Stuth führte dann in das Tagungsthe- stellte Dr. Karl-Reinhard Titzck einen der Vorschlä- ma ein und erläuterte, warum es auch ein Betäti- ge vor, den das Land Mecklenburg-Vorpommern gungsfeld für die Museen ist: „Unser Erbe besteht für die UNESCO-Listen des immateriellen Erbes

96 VERBANDSLEBEN nominiert hat: das Malchower Volksfest, das 2014 der Einrichtungen unseres Landes verzeichnete, zum 161. Male begangen wurde. Im Jahre 1853 zum was auch durch den Deutschen Museumsbund lo- ersten Mal gefeiert, ist es somit das älteste Hei- bende Erwähnung fand. matfest Mecklenburgs. Über die aktuelle Situation der Mönchguter Mu- Museumsleiterin Antje Hückstädt vom Darß-Mu- seen berichtete Vorstandsmitglied Ellen Melzer. seum Prerow zeigte in ihrem Referat „Brauchtum Am 31. Mai 2014 wurden die Einrichtungen auf der braucht Tun. Vom Bootsbau bis zum Spinnen“ Bei- Rügenschen Halbinsel Mönchgut aus Vereinsregie spiele zur Pflege des immateriellen Erbes im Darß- an die Gemeinde übergeben, die in den nächsten Museum. Sie brach eine Lanze für das Entwickeln Jahren nach Möglichkeiten für eine Sanierung der und Fortleben von Traditionen, stellte jedoch auch Gebäude und die Attraktivitätssteigerung der Ein- die Schwierigkeiten heraus, in einer Zeit vielfälti- richtungen suchen wird. ger öffentlicher Angebote Mitmacher dafür zu be- Vorstandsmitglied Werner Iffländer informierte geistern. über die im Jahr 2015 geplante Verbandsreise nach Mit dem Appell an alle, bei der künftigen Muse- Belgien, die diesmal auf den Spuren von Marshall umsarbeit auch das immaterielle Erbe nicht aus Blücher bis auf das Schlachtfeld von Waterloo füh- dem Blick zu verlieren, endete der thematische ren soll. Tagungsteil. Bis zur Kaffeepause wurde dann über Nach einer kurzen Pause wurde eine Mitglieder- Aktuelle Datenbanken zu Kultur, Tourismus und versammlung des Museumsverbandes in Meck- Museen informiert. Die Runde eröffnete Carsten lenburg-Vorpommern durchgeführt. Pescht vom Tourismusverband Mecklenburg-Vor- Nach deren Ende hatten die Museumsfachleute pommern mit seinem Beitrag über „Museen als die Möglichkeit, die gebuchten Hotels „Am Park“ Ausflugstipps im MV-Touristikerweb“, in welchem und „Villa Knobelsdorff“ aufzusuchen. Einige Un- er Datenbanken und Möglichkeiten der Werbung entwegte nutzten die verbleibende Zeit noch zu und Selbstdarstellung für Museen vorstellte. einem Stadtrundgang durch das abendliche Pase- Ihm folgte Jan Baginski von der Werbeagentur walk. In der „Villa Knobelsdorff“ traf man sich dann WERK3, der sich speziell dem Kulturportal MV schließlich in gemütlicher Runde zum Abendessen zuwandte, das mit erweiterten Funktionen zu Be- am Buffet und ließ den Abend ausklingen. ginn des Jahres 2015 in einer neuen Version freige- schaltet werden soll. Montag, der 13. Oktober war Exkursionstag, der Thomas Böhm, Geschäftsführer der Juni Media wolkenverhangen begann. Während der Fahrt GmbH & Co. KG brachte den Anwesenden das zum ersten Exkursionsort Prenzlau setzte leichter Projekt „Meer Tickets.de“ nahe, ein Ticketshop- Sprühregen ein, der die Museumsfachleute jedoch System, das neue und moderne Möglichkeiten der nicht verzagen ließ. Bald war der erste Exkursions- Werbung und Vermarktung der Dienstleistungen ort Prenzlau erreicht. der Museen ermöglicht. Prenzlau war in historischer Zeit durch die An- Nach der Kaffeepause meldete sich Dr. Karl-Rein- siedlungspolitik der pommerschen Herzöge ent- hard Titzck vom Ministerium für Bildung, Wissen- standen. Die 19.000-Einwohner-Stadt im Land- schaft und Kultur zu Wort und sprach über die kreis Uckermark des Landes Brandenburg war als neue Kulturförderrichtlinie und die Möglichkeiten, Beispiel einer interessanten Vernetzung mehrerer für Museen Fördermittel zu erhalten. Kultureinrichtungen als Exkursionsziel durchaus Frau Dr. Renate Seemann berichtete über die Ak- interessant. tivitäten des vergangenen Internationalen Muse- Das ehemalige Dominikanerkloster Prenzlau ist umstages, der 2014 eine zunehmende Beteiligung heute Kulturzentrum und Museum. Erhalten sind

97 VERBANDSLEBEN

sen werden. Zwei Jahre später konnten die Besu- cher wieder eine stadtgeschichtliche Ausstellung erleben. Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt vom Ausbau der Sammlungen, insbesondere im Bereich von Kunst und Kultur des Mittelalters. Bedingt durch das überwältigende Fundmateri- al des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters bei Seehausen/Uckermark, gelang auch der Neuauf- bau einer archäologischen Sammlung. 1987 erhielt das Museum die 1945 kriegsbedingt ausgelager- ten Objekte wieder zurück. In Folge der umfang- reichen Sanierung des Dominikanerklosters von 1997-1999 konnte das Kulturhistorische Museum Ausstellungsfläche sowie Depoträumlichkeiten In der Schlossküche Penkun dazugewinnen. Beim Museumsrundgang konnten die Exkursionsteilnehmer u.a. das archäologische von dem im 13. Jahrhundert erbauten Kloster noch Schaudepot, Objekte der Rechtsgeschichte wie die die dreischiffige Backsteinhallenkirche, die Klau- abgeschlagenen Schwurhände zweier des Verrats sur und ein Wirtschaftsgebäude. Der Komplex be- überführter Prenzlauer Bürgermeister sowie eine herbergt heute das über 110 Jahre alte Kulturhis- Exposition über den aus Prenzlau stammenden torische Museum, das Historische Stadtarchiv, die klassizistischen Landschaftsmaler und Goethe- Stadtbibliothek und das Veranstaltungszentrum freund Jakob Philipp Hackert in Augenschein neh- „Kulturarche“ sowie einen Besucherservice mit men. KlosterLadenGalerie. Dr. Stephan Diller führte die Nach einem kurzen Spaziergang in die Innenstadt Museumskollegen durch das Kloster mit seinen und einem Imbiss wartete der Bus schon, um die Einrichtungen. Natürlich galt das Hauptinteresse Exkursionsteilnehmer in die kleinste Stadt Meck- den Museumsausstellungen und –sammlungen. lenburg-Vorpommerns, nach Penkun zu bringen. Im Jahre 1930 wurde das Kloster zum Hauptstand- In Penkun findet man gleich zwei Museen, die ort des 1899 auf Initiative des Uckermärkischen durch Vereine betrieben werden: ein Freilichtmu- Museums- und Geschichtsvereins gegründeten seum (nachempfundene frühdeutsche Siedlung „Uckermärkischen Museums“. Man zeigte dort des 12. Jahrhunderts) und das Museum im Schloß. u.a. sakrale Kunst, alte Handwerksutensilien und Eine Burg bei Penkun wurde erstmals 1190 schrift- historische Waffen. Im März 1945 wurde Prenzlau- lich erwähnt. Herzog Bogislaw X. belehnte 1479 er Museumsgut kriegsbedingt ausgelagert. Durch Werner von der Schulenburg mit Burg und Stadt diese Maßnahme konnten wertvolle Objekte vor Penkun. Unter Einbeziehung der bestehenden Tei- der Zerstörung gerettet werden. Das Hauptgebäu- le der ehemaligen Burg wurde zwischen 1484 und de des Museums, die Heiliggeistkirche, brannte 1486 das heute noch bestehende Schloss errich- bei der Zerstörung der Stadt im April 1945 völlig tet. Wahrscheinlich unter der Leitung von Thaddä- aus. Das Dominikanerkloster blieb zwar unver- us Paglion wurde das Schloss zwischen 1580 und sehrt, doch wurden die vorhandenen Räumlichkei- 1590 im Stil der Renaissance umgebaut. Bis 1615 ten zu Notunterkünften umfunktioniert. Erst im blieb die Familie von der Schulenburg Besitzer. Jahre 1957 konnten wieder einige ehemals museal 1614 verpfändete Joachim II. von der Schulenburg genutzte Räume für Museumszwecke erschlos- Schloss Penkun mit dem dazugehörigen Land an

98 VERBANDSLEBEN den herzoglichen Landrat und Amtshauptmann Denkmalschutz durchgeführt. Der Museumsver- zu Stolpe und Verchen Henning von der Osten. ein Penkun veranstaltet seit 1998 im Schloss Aus- Schloss Penkun wurde 1756 an die Generalswitwe stellungen und Konzerte. In dem im 18. Jahrhun- Sophie Albertine von Hacke verkauft.Von deren dert gebauten Verwalterhaus konnte am 18. Mai Nachkommen erwarb August Wilhelm von der Os- 2008 ein „Grenz- und Zollmuseum“ (Thema ist ten die Güter 1817 wieder für seine Familie zurück, die Grenze DDR-Polen) eröffnet werden. Initiator die bis zur Enteignung 1945 in deren Besitz blieb. war ebenfalls der am 26. Oktober 1996 gegründete Zwischen 1947 und 1958 waren im Schloss eine Museumsverein, der bis heute das Museum für In- Schule, ein Internat und eine landwirtschaftliche teressenten betreibt und öffnet. Ausbildungsstätte untergebracht. 1989 wurde mit Das Schloss hat etwa 44 Räume, 1720 Quadratme- Arbeiten zur Sicherung und Sanierung des inzwi- ter warten auf eine abschließende und gefällige schen baufällig gewordenen Gebäudes begonnen. Nutzung. Leider sind viele Innenräume des Schlos- Von 1991 bis 2001 wurden Sicherungs- und Restau- ses derzeit noch ohne abschließende Sanierung rierungsarbeiten mit Hilfe der Deutsche Stiftung und Restaurierung. Das Schloss ist auf jeden Fall

Dr. Stephan Diller stellt das Kulturzentrum und Museum im ehem. Dominikanerkloster Prenzlau vor

99 VERBANDSLEBEN ein Kleinod in der Denkmallandschaft und verdient richtet. Es wurde am 9. Mai 1996 feierlich eröffnet. in Zukunft mehr Beachtung. Insgesamt nutzt das Pasewalker Stadtmuseum Von Penkun ging es mit dem Bus wieder zurück etwa 229 m² Ausstellungsfläche im Prenzlauer Tor nach Pasewalk. Der Exkursionstag endete schließ- und seinem Nebengebäude. Die Ausstellung zeigt lich mit einem Besuch des Pasewalker Stadtmuse- einen chronologischen Abriss der Stadtgeschich- ums. Museumsleiterin Anke Holstein machte die te mit besonderem Augenmerk auf die 270-jäh- Tagungsteilnehmer mit den aktuellen Ausstellun- rige Garnisonsgeschichte der Stadt. Im Museum gen zur Stadtgeschichte bekannt. integriert ist eine Künstlergedenkstätte für den Die Museumsgeschichte spricht Bände, ist jedoch bekannten Federzeichner Paul Holz. Seit 2009 auch bemerkenswert für das Engagement der Pa- ist das Dachgeschoss des Prenzlauer Tores zum sewalker, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Idee „Paul-Holz-Zimmer“ arrangiert worden, wo Teile eines eigenen Museums für regionale Geschichte des Originalmobiliars und Haushaltsgegenstände verfolgten. Damals überlegte man, das Prenzlauer des Zeichners präsentiert werden. Diese stammen Tor als Stadtmuseum zu nutzen, anstatt es abzu- aus dem Nachlass seiner Tochter Christiane Holz reißen. Als dafür 1913 eine Genehmigung erteilt (1918–2006). Rund 100 Originale dieses Künstlers wurde, konnte das Projekt jedoch auf Grund des sind im Besitz des Museums. Ausbruches des Ersten Weltkrieges nicht weiter Nach diesem Besichtigungsmarathon verabschie- verfolgt werden konnte. Erst in den 1920er Jahren deten sich die Exkursionsteilnehmer vom Osten wurde die Idee erneut aufgegriffen und auf Initi- des Landes Mecklenburg-Vorpommerns in dem ative der Ortsgruppe der „Gesellschaft für pom- Bewusstsein, dass es auch hier noch viel zu entde- mersche Geschichte und Altertumskunde“ wurde cken und noch mehr zu erhalten gilt. eine erste öffentliche Ausstellung mit privaten Leihgaben organisiert. Doch der Weg zu einem eigenen Museum war noch weit. Zur 700-Jahr- Feier von Pasewalk im Jahre 1951 gelang es, eine Ausstellung über die Heimatgeschichte der Stadt zu organisieren, allerdings nur vorübergehend. Wieder vergingen Jahre. Erst im Juni 1973 wurde der Vorschlag wieder aufgenommen, das Prenz- lauer Tor zu nutzen und die Kreisverwaltung un- terstützte das Vorhaben. 1974 wurde der Architekt Josef Walter engagiert, der in den nächsten zwei Jahren den Ausbau des Prenzlauer Tores für Mu- seumszwecke plante. Dies wurde jedoch nicht zeitnah in die Tat umgesetzt. Der 1. August 1987 brachte dann den Wendepunkt, da an diesem Tag die Schaffung einer hauptamtlichen Stelle für den Aufbau eines Museums beschlossen wurde. Die Pläne des Architekten Walter wurden den neu- en Erfordernissen angepasst und die konkreten Umbauarbeiten des Tores begannen am 3. Januar 1994; in fünf Etappen wurde der gesamte Umbau verwirklicht und letztendlich das Museum einge-

100 PERSONALIA PERSONALIA

Mitgliederliste 2014 – Institutionelle Mitglieder

Kunstmuseums Ahrenshoop Otto-Lilienthal-Museum Weg zum Hohen Ufer 36, 18347 Ahrenshoop Ellbogenstraße 1, 17389 Anklam Telefon: (038220) 66790 Telefon: (03971) 245500 Telefax: (038220) 667922 Telefax: (03971) 245580 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Dr. Katrin Arrieta, Marion Müller-Axt) (Dr. Bernd Lukasch)

Dat lütt Museum Evangelisch-Lutherische Salzmuseum Bad Sülze Kirchengemeinde Saline 9, 18334 Bad Sülze Kirchweg 15, 19303 Alt Jabel Telefon: 038229) 80680 Telefon: (038759) 20234 Telefax: (038229) 80677 Telefax: (038759) 33883 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Sigrid Külper und Karola Lück) (Christoph Tuttas) Stadt- und Bädermuseum „Möckelhaus“ Agroneum Beethovenstraße 8, 18209 Bad Doberan Achter de Isenbahn 1, 17214 Alt Schwerin Telefon: (038203) 62026 Telefon: (039932) 47450 Telefax: (038203) 62026 Telefax: (039932) 474520 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Silvana Rieck) (Anke Gutsch) Vineta-Museum Barth Heinrich-Schliemann-Museum Lange Straße 16, 18356 Barth Lindenallee 1, 17219 Ankershagen Telefon: (038231) 81771 Telefon: (039921) 3252 Telefax: (038231) 77663 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Dr. Reinhard Witte) (Dr. Gerd Albrecht)

Museum im Steintor Niederdeutsches Bibelzentrum Barth Schulstraße 1, 17389 Anklam Sundische Str. 52, 18356 Barth Telefon: (03971) 245503 Telefon: (038231) 77662 E-Mail: [email protected] Telefax: (038231) 77663 (Dr. Wilfried Hornburg) E-Mail: [email protected] (Johannes Pilgrim)

101 PERSONALIA

KLATSCHMOHN-Verlag+Druck+Werbung GmbH & Borner Forst- und Jagdmuseum „Ferdinand von Co. KG Raesfeld“ Am Campus 25 , 18182 Bentwisch Chausseestraße 64, 18373 Born/Darß Telefon: (0381) 2066811 Telefon: (038234) 30297 Telefax: (0381) 2066812 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] oder a.kleinfeld@ (Nicola Nibisch) klatschmohn.de (Angelika Kleinfeld) Munitions- und Technikmuseum Burg Stargard Kreuzbruchhof 10, 17094 Burg Stargard Historische Ziegelei Benzin gmbH & Co. KG Telefon: (039603) 21000 Ziegeleiweg 8, 19386 Benzin Telefax: (039603) 270225 Telefon: (038731) 8059 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Armin Bickel) (Ernst Engländer) Marie-Hager-Haus Burg Stargard Stadtmuseum Bergen Dewitzer Chaussee 17, 17094 Burg Stargard Im Klosterhof, Billrothstraße 20a, 18528 Bergen Telefon: (039603) 21152 oder 25353 Telefon: (03838) 24226 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Frank Saß) (Martina Herfert) Museum Burg der Stadt Burg Stargard Heimatmuseum Börgerende Burg 1, 17094 Burg Stargard Seestraße 14, 18211 Börgerende Telefon: (039603) 25353 Telefon: (038203) 74973 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Frank Saß)

ERCO Leuchten GmbH, Segment Museum Stadt Burg Stargard (Museum Burg) Reichenberger Straße 113a, 10999 Berlin Mühlenstraße 30, 17094 Burg Stargard Telefon: (030)76996714 Telefon: (039603) 25351 E-Mail: [email protected] Telefax: (039603) 25359 (Dr. Wolfgang Roddewig) E-Mail: [email protected] (Rita Lübstorf) Heimatmuseum Boizenburg Markt 1, 19258 Boizenburg Krummes Haus, Heimatmuseum, Stadtbiblio- Telefon: (038847) 62665 thek, Dokumentation, Stadtarchiv Telefax: (038847) 62669 Schlossplatz 2, 18246 Bützow E-Mail: [email protected] Telefon: (038461) 4051 oder 66915 (Karin Wulf) E-Mail: [email protected] (Sabine Prescher)

102 PERSONALIA

Technik- und Zweiradmuseum Dargen/Usedom Museumsanlage Gadebusch e. V. Amtsstraße 5, 19205 Gadebusch Bahnhof Straße 7, 17419 Dargen Telefon: (03886) 211160 Telefon: (038376) 20290 Telefax: (03886) 211730 Telefax: (038376) 20290 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Kornelia Neuhaus-Kühne)

„Uns lütt-Museum“ Dargun Ernst-Moritz-Arndt-Museum Kloster- und Schlossanlage, 17159 Dargun An den Anlagen 1, 18574 Garz auf Rügen Telefon: (039959) 20381 Telefon: (038304) 12212 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Marlies Claassen) (Sylvia Knöpfel)

Museum „Festung Dömitz“ Förderverein zum Schutz, zur Pflege und weite- Auf der Festung 3, 19303 Dömitz ren Entwicklung der Mönchguter Museen e. V. Telefon: (038758) 22401 Thiessower Straße 7, 18586 Ostseebad Göhren Telefax: (038758) 36086 Telefon: (038308) 2175 E-Mail: [email protected] Telefax: (038308) 66745 (Jürgen Scharnweber) E-Mail: info@foerderverein-moenchguter-museen. de Kreisagrarmuseum (Ellen Melzer, Petra Wolter) Schweriner Straße 35, 23972 Dorf Mecklenburg Telefon: (03841) 790020 oder 796510 Landschulmuseum Göldenitz, „Auf der Tenne“ e. V. E-Mail: [email protected] Am See 7, 18196 Göldenitz (Falko Hohensee) Telefon: (038208) 264 E-Mail: [email protected] Hans-Fallada-Museum Carwitz (Stephan Kasimirschak) Zum Bohnenwerder 2, 17258 Feldberger Seenland- schaft Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e. V. Telefon: (039831) 20359 Lange Straße 57, 17489 Greifswald Telefax: (039831) 20359 Telefon: (03834) 884568 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Dr. Stefan Knüppel) Museum Goldberg Schützenverein Blumenthal Müllerweg 2, 19399 Goldberg Dorfstraße 8, 17379 Ferdinandshof Telefon: (038736) 41416 Telefon: (039778)29384 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] oder [email protected] (Wolfgang Thiel) (Roswitha von Pich Lipinski)

103 PERSONALIA

Heimatmuseum Grabow Förderkreis Lehmmuseum Gnevsdorf e. V. Marktstraße 19, 19300 Grabow Steinstraße 64 a, 19395 Ganzlin Telefon: (038756) 70054 Am Bahnhof 2, 19395 Ganzlin E-Mail: [email protected] Telefon in der Saison: (038737) 33830 (Hannelore Huth) Telefon ganzjährig: (038737)20207 oder (0160) 6562899 Heimatmuseum Graal-Müritz E-Mail: [email protected] Parkstraße 21, 18181 Graal-Müritz (Britta Wolff) Telefon: (038306) 74556 (Joachim Weyrich) Heimatmuseum Grimmen Im Mühlentor Mühlenstraße 9a, 18507 Grimmen Greifswalder Museumswerft e. V. Telefon: (038326) 2261 oder 47265 Salinenstraße 20, 17489 Greifswald E-Mail: [email protected] Telefon: (03834) 771998 (Sabine Fukarek) Telefax: (03834) 771998 E-Mail: [email protected] Verein der Freunde und Förderer des Archäologi- schen Freilichtmuseums Groß Raden e. V. Pommersches Landesmuseum Kastanienallee 49, 19406 Groß Raden Rakower Straße 9, 17489 Greifswald Telefon: (03847) 2252 Telefon: (03834) 83120 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Heike Pilz) (Dr. Uwe Schröder) Museum der Stadt Güstrow Veterinärhistorisches Regionalmuseum „Uns Franz-Parr-Platz 10, 18273 Barlachstadt Güstrow Riems“ im Verein „Uns Riems e. V.“ Telefon: (03843) 769120 An der Wiek 5, 17493 Greifswald/Insel Riems Telefax: (03843) 76545 Vorsitzender Prof. Wolfgang Wittmann E-Mail: [email protected] Telefon: (03834) 8467150 (Iris Brüdgam) E-Mail: [email protected] Stellv. Vorsitzender: Dr. Siegurd R. Tesmer Norddeutsches Krippenmuseum Telefon: (038351) 80016 Heiligengeisthof 5, 18273 Barlachstadt Güstrow E-Mail: [email protected] Telefon: (03843) 466744 E-Mail: [email protected] Städtisches Museum Grevesmühlen (Arne Schult) Kirchplatz 5, 23936 Grevesmühlen Telefon: (03881) 723260 Ernst Barlach Stiftung Telefax: (03881) 723111 Heidberg 15, 18273 Barlachstadt Güstrow E-Mail: [email protected] Telefon: (03843) 844000 (Marina Safarjan) Telefax: (03843) 8440018 E-Mail: [email protected] (Dr. Volker Probst)

104 PERSONALIA

Museum der Stadt Hagenow Gerhard-Hauptmann-Stiftung Lange Straße 79, 19230 Hagenow Kirchweg 13, 18565 Kloster/Insel Hiddensee Telefon: (03883) 722042 Telefon: (038300) 397 Telefax: (03843) 624580 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Franziska Ploetz) (Henry Gawlick) Heimatmuseum Hiddensee Museum „Villa Irmgard“ Kirchweg 1, 18565 Kloster Maxim-Gorki-Straße 13, 17424 Heringsdorf Telefon: (038300) 363 Telefon: (038 378) 22361 oder 24426 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Jana Leistner) (Dr. Karin Lehmann) Eggert Gustavs Gesellschaft e. V. Schlossverein Hohenzieritz, Luisengedenkstätte Am Bau 12, 18565 Kloster e. V. Telefon: (03391) 2134 Schulstraße 1/Dorfstraße 20, 17237 Hohenzieritz E-Mail: [email protected] Telefon: (0173) 6394945 Telefax: (039824)20020 Museum Atelier Otto Niemeyer-Holstein E-Mail: [email protected] Lüttenort, 17459 Koserow (Hans-Joachim Engel) Telefon: (038375) 20213 Telefax: (038375) 22005 Jürgensdorfer Oldtimer Club e. V. E-Mail: [email protected] Warener Straße 48, 17153 Jürgensdorf (Franka Keil) Telefon: (0173) 2065633 (Jürgen Steingraf) Provinzial Nord, Brandkasse AG, Abt.03-5350 Sophienblatt 33, 24097 Kiel Inselmuseum Insel Poel Telefon: (0431) 6034422 Möwenweg 4, 23999 OT Kirchdorf Telefax: (0431) 6031115 Telefon: (038425) 20732 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] oder (Sven Jantzen) [email protected] (Anke Uhlemann) „Naturforschende Gesellschaft West-Mecklen- burg“ e. V. NGM Freilichtmuseum Klockenhagen Schlossfreiheit 4, 19288 Ludwigslust Mecklenburger Straße 57, 18311 Klockenhagen Telefon: (03874) 250932 oder 417889 Telefon: (03821) 2775 E-Mail: [email protected] Telefax: (03821) 2775 E-Mail: [email protected] Stadtmuseum „Amtsturm“ (Fried Krüger) Am Markt 25, 19386 Lübz Telefon: (038731) 507430 Telefax: (038731) 507104 E-Mail: [email protected] (Ilona Paschke)

105 PERSONALIA

Wolhynier-Umsiedler-Museum, Heimatverein Museumsverein Malchin e. V. Linstow Scheunenstraße 20, 17139 Malchin Hofstraße 5, 18292 Linstow Telefon: (03994) 227235 Telefon: (038457) 51963 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Michael Gielow) (Christiane Lengnik) Rauchhaus Möllin Bunker Betriebsgesellschaft mbH 19205 Möllin Eichenthaler Weg 7, 18334 Lindholz Telefon: (03886) 71196 oder 49981 Telefon: (038320) 649866 E-Mail: [email protected] Telefax: (038320) 649867 E-Mail: [email protected] Stadt Neustadt-Glewe, Museum in der Burg (Thomas Wenzel) Alte Burg 1, 19306 Neustadt-Glewe Postanschrift: Dorf Museum Lohmen Stadt Neustadt-Glewe, Museum in der Burg Dorfstraße 12, 18276 Lohmen Markt 1, 19306 Neustadt-Glewe Telefon: (038458) 20040 oder (0172) 3125724 Telefon: (038757) 50065 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Dr. habil. Heinz Koch) (Britta Kley)

Mecklenburgisches Orgelmuseum Malchow Kunstsammlung Neubrandenburg Kloster 26, 17213 Malchow Große Wollweberstraße 24, 17033 Neubrandenburg Telefon: (039932) 12537 Telefon: (0395) 5551290 E-Mail: [email protected] Telefax: (0395) 5551299 (Friedrich Drese) E-Mail: [email protected] (Dr. Merete Cobarg) Vereinigung Kirchturm Mirow e. V. Johanniter-Museum zu Mirow e. V. Regionalmuseum Neubrandenburg Niemandslust 2, 17252 Mirow Treptower Straße 38, 17033 Neubrandenburg Telefon: (039833) 20950 oder (0172) 4214066 Telefon: (0395) 5551271 Telefax: (039833) 20906 Telefax: (0395) 5552936 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Dr. Hans-Jürgen Lippe) (Dr. Rolf Voß)

DDR-Alltagsmuseum im Filmpalast Förderstiftung für Kunst und Wissenschaft Kirchstraße 25, 17213 Malchow Steinstraße 6, 17036 Neubrandenburg Telefon: (039932) 18000 Telefon: (0395) 45479870 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Irina Gräser) (Marko Klappstein)

106 PERSONALIA

Heinrich-Schliemann-Gedenkstätte Historisch-Technisches Museum Am Brink 1, 18233 Neubukow Im Kraftwerk, 17449 Peenemünde Telefon: (038294) 16690 Telefon: (038371) 5050 Telefax: (038294) 16696 Telefax: (038371) 505111 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Christian Bresching) (Dr. Philipp Aumann)

Museumsverein Neukloster Alte Burg Penzlin, Kulturgeschichtliches Muse- Rosenweg 23, 23992 Neukloster um für Alltagsmagie und Hexenverfolgungen in Telefon: (038422) 25512 Mecklenburg E-Mail: [email protected] Postanschrift: (Heinrich Ripke) Stadt Penzlin, Museum Alte Burg, Warener Chaus- see 55a, 17217 Penzlin Museum der Stadt Neustrelitz Anschrift Museum: Schlossstraße 3, 17235 Neustrelitz Alte Burg 1 Telefon: (03981) 205874 Telefon: (03962) 210494 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Albrecht Pyritz) (Prof. Dr. Andrea Rudolph)

Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz EBB Alt Rehse, Erinnerungs-, Bildungs- und Be- PF 1148, Zirkstraße 1, 17221 Neustrelitz gegnungsstätte Alt Rehse e.V. Telefon: (03981) 23962 Am Gutshof 1, OT Alt Rehse, 17217 Penzlin E-Mail: [email protected] Telefon: (03962) 221123 oder (0172) 3266724 (Dr. Raimund Hoffmann) Telefax: (03222) 6885144 E-Mail: [email protected] Museum der Stadt Parchim Lindenstraße 38, 19370 Parchim Burgmuseum Plau am See Telefon: (03871) 213210 Burgplatz 2, 19395 Plau am See Telefax: (03871) 212843 Telefon: (038735) 46527 (dienstags 9 bis 12 Uhr), E-Mail: [email protected] oder (038735) 44375 (Wolfgang Kaehlke) E-Mail: [email protected] (Dieter Ehrke) Museum der Stadt Pasewalk – Künstlergedenkstätte Paul Holz Darß-Museum Prerow Prenzlauer Straße 23a, 17309 Pasewalk Waldstraße 48, 18375 Prerow Telefon: (03973) 251233 oder 251234 Telefon: (038233) 69750 E-Mail: [email protected] oder Telefax: (038233) 71968 [email protected] E-Mail: [email protected] (Anke Holstein) (Antje Hückstädt)

107 PERSONALIA

Prora-Zentrum Bildung – Dokumentation – For- Förderverein Luftfahrttechnisches Museum schung Am Claasee, 17248 Rechlin Mukraner Straße 12 (bei der Jugendherberge), Telefon: (030) 4312854 18609 Prora E-Mail: [email protected] Telefon: (038393) 127921 oder (0162) 7350307 (Winfried Kirschke) E-Mail: [email protected] (Susanna Misgajski) Heimatmuseum der Stadt Rerik Dünenstraße 4, 18230 Ostseebad Rerik Kulturkunststatt Prora Telefon: (038296) 78294 oder (0175) 4363403 Objektstraße Block 3/TH 2, 18609 Prora E-Mail: [email protected] Telefon: (038393) 32696 (Thomas Köhler) Telefax: (038393) 32696 E-Mail: [email protected] Deutsches Bernsteinmuseum (Thomas Wolff) Im Kloster 1-2, 18311 Ribnitz-Damgarten Telefon: (03821) 4622 oder 2931 oder 814556 Dokumentationszentrum Prora, Stiftung Neue E-Mail: [email protected] Kultur Choriner Straße 82, 10119 Berlin oder Objektstraße CRYPTONEUM Legenden-Museum 82, 18209 Prora Zu Fuchsbau 4, 18147 Rostock Telefon: (030) 27594166 Telefon: (0381) 4019736 Telefax: (030) 27594167 Telefax: (0381) 4019737 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Petra Kühnel) (Dr. Hartmut Schmied)

Rügener Puppen- und Spielzeugmuseum Kulturhistorisches Museum Rostock Affenhaus/Kastanienallee, 18581 Putbus auf Rügen Klosterhof 7, 18055 Rostock Telefon: (038501) 60959 Telefon: (0381) 2035910 E-Mail: [email protected] Telefax: (0381)2035913 (Karin Ernst) E-Mail: [email protected] (Dr. Steffen Stuth) Museum im Leuchtturm Putgarten (Kap Arkona) Im Leuchtfeuer, 18556 Putgarten/Kap Arkona Pinkau Interactive Entertainment GmbH Telefon: (038391) 12115 Am Leuchtturm, 18119 Rostock Telefax: (038391) 12115 Telefon: (0381) 7785122 E-Mail: [email protected] Telefax: (0381) 9255364 E-Mail: [email protected] KulturStiftung Rügen, Orangerie zu Putbus Alleestraße 35, 18581 Putbus Geschichtswerkstatt Rostock e.V. Telefon: (038301) 889797 Kröpeliner Tor, 18055 Rostock E-Mail: [email protected] Telefon: (0381) 1216415 E-Mail: [email protected] (Angrit Lorenzen-Schmidt)

108 PERSONALIA

Universität Rostock, Zoologische Sammlung, Förderverein Fischerei- und Hafenmuseum e. V. Allgemeine und Spezielle Zoologie Im Stadthafen, 18546 Sassnitz Universitätsplatz 2, 18061 Rostock Telefon: (038392) 57846 oder (0171) 7430125 Telefon: (0381) 4986261 E-Mail: [email protected] Telefax: (0381) 4986262 (Andreas Pfaffe) E-Mail: [email protected] (Prof. Dr. S. Richter) Erlebniswelt U-Boot GmbH Hafenstraße 18, 18546 Saßnitz Verein der Freunde und Förderer des Forst- und Telefon: (038392) 677888 Köhlerhofes e. V. Telefax: (038392) 677890 18182 Rostock-Wiethagen E-Mail: [email protected] Telefon: (038202) 2035 (Slavka Petan) E-Mail: [email protected] (Michael Groitzsch) Volkskundemuseum Schönberg An der Kirche 8/9, 23923 Schönberg Dunkelkammer Rastow Telefon: (038828) 21539 Hausanschrift: E-Mail: [email protected] Bahnhofstraße 28 (Gemeindehaus), 19077 Rastow (Olaf Both) Postanschrift: c/o Reinhard Labahn, 19077 Rastow, Neue Straße 21 Kunstmühle Schwaan Telefon: (03868) 300627 Mühlenstraße 12, 18258 Schwaan E-Mail: [email protected] Telefon: (03844) 891792 (Reinhard Labahn) E-Mail: [email protected] (Heiko Brunner) Heimatstuben im Haus des Gastes der Stadt Röbel Straße der Deutschen Einheit 2, 17207 Röbel/Mü- Grenzhus Schlagsdorf ritz Neubauernweg 1, 19217 Schlagsdorf Telefon: (039931) 53592 Telefon: (038875 )20326 E-Mail: [email protected] Telefax: (038875) 20735 E-Mail: [email protected] Land und Leute e. V. ENGELSCHER Hof (Dr. Andreas Wagner) Kleine Stavenstraße 9-11, 17207 Röbel Telefon: (039931) 53944 Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß Telefax: (039931) 53946 Alte Crivitzer Landstraße 13, 19063 Schwerin-Mueß E-Mail: [email protected] Telefon: (0385) 208410 Telefax: (0385) 2084129 Creta GGmbH Kreidemuseum Rügen E-Mail: [email protected] oder Gummanz 3, 18551 Sagard [email protected] Telefon: (038302) 56229 (Gesine Kröhnert) E-Mail:[email protected] (Manfred Kutscher)

109 PERSONALIA

Staatliches Museum Schwerin Kunstsammlun- Internationales Feuerwehrmuseum Schwerin e. V. gen, Schlösser und Gärten Halle am Fernsehturm, Hamburger Allee 68, 19063 Schwerin Alter Garten 3, 19055 Schwerin Telefon: (0385) 3102 oder (0178) 1641641 Telefon: (0385) 5958112 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Uwe Rosenfeld) (Dr. Dirk Blübaum) „Stiftung Mecklenburg“ Staatliche Schlösser und Gärten Schliemannstraße 2, 19053 Schwerin Werderstraße 4, 19055 Schwerin Telefon: (0385) 5007782 E-Mail: [email protected] Telefax: (0385) 5007992 E-Mail: [email protected] Mit den Häusern: (Dr. Florian Ostrop) Jagdschloss Granitz Postfach 1101, 18609 Ostseebad Binz Bernsteinmuseum Telefon: (038393) 66710 (zentral) oder (038393) Granitzer Straße 43, 18586 Sellin 6671876644 Telefon: (038303) 87279 Telefax: (038393) 667187643 Telefax: (038303) 85363 E-Mail: [email protected] (Jürgen Kintzel) (Agnes Heine) Fritz Reuter-Literaturmuseum Schloss Mirow Markt 1, 17153 Stavenhagen Schlossinsel 2, 17252 Mirow Telefon: (039954) 21072 oder 21145 Telefon: (039833) 2751187664 oder (0174) 1525837 E-Mail: [email protected] Telefax: (039833) 2751187667 (Dr. Cornelia Nenz) E-Mail: [email protected] (Dr. Susanne Bocher) Heimatmuseum Sternberg Mühlenstraße 6, 19406 Sternberg Schloss Bothmer Telefon: (03847) 2162 Am Park, 23948 Klütz E-Mail:[email protected] E-Mail: [email protected] (Rida Ahrens)

Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege, Ar- Windmühlen- und Museumsverein Stove e. V. chäologisches Landesmuseum Mühlenstraße 34, 23974 Boiensdorf/Stove Domhof 4/5, 19055 Schwerin Telefon: (038427)64446 (Museum) Telefon: (0385) 58879111 Telefon: (038427)2801 (Mühle) Telefax: (0385) 58879344 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Jürgen Frese)

Mecklenburgische Eisenbahn- und Technikmuseum Deutsches Meeresmuseum Zum Bahnhof 13, 19053 Schwerin Katharinenberg 14-20, 18439 Stralsund Telefon: (0385) 4863438 oder (0151) 52709446 Telefon: (03831) 2650210 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Frank Fischer) (Dr. Harald Benke, Andreas Tanschus)

110 PERSONALIA

Kulturhistorisches Museum Stralsund Haffmuseum Ueckermünde Mönchstraße 25-27, 18439 Stralsund Am Rathaus 3, 17373 Ueckermünde Telefon: (03831) 253612 Telefon: (039771) 28442 Telefax: (03831) 253617 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Astrid Wirth) (Dr. Andreas Grüger) Stadtgeschichtliches Museum Waren Heimatmuseum Strasburg Neuer Markt 1 (Rathaus), 17192 Waren (Müritz) Pfarrstraße 22, 17235 Strasburg (Uckermark) Telefon: (03991) 177351 Telefon: (039753) 20046 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Jürgen Kniesz) (Kerstin Gerhard) Müritzeum gGmbH Thünen-Museum Tellow Zur Steinmole 1, 17192 Waren (Müritz) 17168 Tellow/Mecklenburg Telefon: (03991) 633680 Telefon: (039976) 5410 Telefax: (03991) 6336820 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Angela Ziegler) (Andrea Nagel)

Schmetterlingsfarm Trassenheide Stadtgeschichtliches Museum der Hansestadt Wiesenweg 5, 17449 Trassenheide Wismar „Schabbellhaus“ Telefon. (038371) 28218 Beguinenstraße 4, 23966 Wismar Telefax: (038371) 21105 Telefon: (03841) 2243110 E-Mail: [email protected] Telefax: (03841) 2243120 (Sabine und Hilmar Lehmann) E-Mail: [email protected] (Beatrice Busjan) Schifffahrts-und Marinemuseum Tessenow Schloss Tessenow, 19376 Tessenow phanTECHNIKUM Wismar Telefon: (038729) 20444 Technisches Landesmuseum Mecklenburg-Vor- E-Mail: [email protected] pommern gemeinnützige Betriebsgesellsaft mbh (Dipl. Ing. Roland Türk) Zum Festplatz 8, 23966 Wismar Telefon: (03841) 257811 Stadtmuseum Teterow Telefax: (03841) 257812 Südliche Ringstraße 1, 17166 Teterow E-Mail: [email protected] Telefon: (03996) 172827 (Dr. Henrik Fanger) E-Mail: [email protected] (Meike Jezmann) Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin Theodor-Körner-Museum und KZ-Gedenkstätte Heimatmuseum Tribsees Ludwigsluster Straße 2b, 19288 Wöbbelin Am Kirchplatz 7, 18465 Tribsees Telefon: (038753) 80792 Telefon: (038320) 6498030 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] (Ramona Ramsenthaler) (Rainer Pestel, Monika Voß)

111 PERSONALIA

Mühlenmuseum Windmühlenstadt Woldegk Museumshof Zingst Karl-Liebknecht-Platz 1, 17348 Woldegk Strandstraße 1, 18374 Ostseeheilbad Zingst Telefon: (03963) 211384 oder 258536 Telefon: (038232) 15561 Telefax: (03963) 256535 E-Mail: [email protected] oder E-Mail: [email protected] [email protected] (Mühlenwart Roland Stapel) (Bernd Koppehle)

Kutschenmuseum Kobrow gGmbH Museumsverein Warnemünde e. V. Kastanienallee 14, 19406 Wamckow c/o Uwe Heimhardt Telefon: (0162 ) 4688879 Stephan-Jantzen-Str. 2a, 18119 Warnemünde E-Mail: [email protected] Telefon: (0381) 52667 oder [email protected] E-Mail: uwe.heimhardt@museumsverein-warne- (Gea van Burgsteden) muende.de oder kontakt@heimatmuseum-war- nemuende.de (Uwe Heimhardt)

112 PERSONALIA

Mitgliederliste 2014 – Fördernde Mitglieder

OstseeSparkasse Rostock Am Vögenteich 23, 18057 Rostock Telefon: (0381) 643-1200 Telefax: (0381) 643-661200 E-Mail: [email protected] (Henri Martens)

113 PERSONALIA

Mitgliederliste 2014 – Individuelle Mitglieder

Albertz, Peter Clemens, Hans-Hermann Auberg 67, 24106 Kiel Dorfstraße 57, 17111 Schönfeld Telefon: (0431) 3053807 Telefon: (039994) 10537 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Attula, Axel Dr. Danker-Carstensen, Peter Ann Pauhl, 38195 Cammin Amberg 13, 18055 Rostock Telefon: (03821) 8897667 Telefon: dienstlich (0381) 12831360 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Baatz, Henning Dieckow-Plassa, Doris Malchower Weg 19, 17214 Alt Schwerin Haus Nr. 11, 18270 Bansow Telefon: (09932) 49918 E-Mail: [email protected] Dieterich, Ingeborg Dorfstraße 8, 19395 Bucherberg, OT Wangelin Bartel, Berna E-Mail: [email protected] Lilienthalstraße 34, 19061 Schwerin Telefon: (0385) 39456139 oder (0173) 7622694 Dette, Anne E-Mail: [email protected] Pasewalker Allee 1, 17389 Anklam Telefon: (03971) 267446 oder (0174) 1846682 Burkhard, Astrid E-Mail: [email protected] Buchenweg 38, 18190 Sanitz Telefon: (0382) 980237 Dr. Erbentraut, Regina E-Mail: [email protected] Bülower Weg 15, 18276 Gülzow-Prüzen Telefon: (03843) 75213 Borchwardt, Monika E-Mail: [email protected] Markt 8a, 18258 Schwaan E-Mail: [email protected] Grohs, Beate Goldberger Straße 26a, 19374 Zölkow Dr. Carstensen, Heike E-Mail: [email protected] Martinsgarten 7, 18437 Stralsund Telefon: (03831) 284353 Haase, Undine E-Mail: [email protected] Fichtestraße 25, 17192 Waren Telefon: (03991) 125791 oder (0162) 6264371 Crede, Norbert E-Mail: [email protected] Lehmstraße 10, 19055 Schwerin

114 PERSONALIA

Iffländer, Werner Dr. Lorenzen, Heidrun Strandweg 15, 18107 Elmenhorst Zorrenappelweg 9, 18055 Rostock Telefon: (0381) 52103 Telefon: (0381) 680494 Telefax: (0381) 52104 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Dr. Möller, Kathrin Janke, Volker Seelöwenring 14d, 18059 Rostock Obotritenring 55, 19053 Schwerin Telefon: (0381) 4403930 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Jamm, Christine Mulsow, Dörte AmSee 28, 18311 Ribnitz-Damgarten Lessingstraße 3, 18055 Rostock E-Mail: [email protected] Müller, Hans-Jürgen Jantzen, Sven Fischerweg 25, 18273 Barlachstadt Güstrow Schachtelhalmweg 36, 18055 Rostock Telefon: (03843) 686444 E-Mail: [email protected] Müsebeck, Olaf Dr. Karge, Wolf Alt Pastitz 10, 18581 Putbus/Rügen Buschstraße 6, 19053 Schwerin E-Mail: [email protected] Telefon: (0385) 5574346 Telefax: (0385) 5007765 Niemann, Werner E-Mail: [email protected] Landwehr 5, 19306 Neustadt-Glewe Telefon: (038757) 22454 Dr. Köpp, Dorothea Zwiedorf 16, 17091 Wolde Dr. Pelc, Ortwin Telefon: (039600) 29858 Halstenbecker Weg 65, 22523 Hamburg E-Mail: [email protected] Dr. Körner, Michael Heinrich-Schliemann-Weg 6, 17235 Neustrelitz Pentzin, Rita Telefon: (03981) 237760 oder (0173) 2050325 Dorfstraße 2, 18211 Retschow E-Mail: [email protected] (Denkmalhof Pentzin) Telefon: (038203) 16595 Koppehele, Bernd E-Mail: [email protected] Arndtstr. 2, 18356 Barth E-Mail: [email protected] Piechulek, Ronald Martin-Niemöller-Straße 39, 18147 Rostock Lewandowski, Fritz Telefon: dienstlich (0381) 12831362 Peter-Warschow-Straße 4, 17489 Greifswald privat (0381) 6863204 E-Mail: [email protected] Liebetrau, Marion Heinrich-Mann-Str. 28, 17235 Neustrelitz

115 PERSONALIA

Pölkow, Hans Steffens, Sabine Zu den Wiesen 2, 18276 Sarmstorf Lindenstraße 6, 19055 Schwerin Telefon: (03843) 214640 Telefon: (0176) 48232787 E-Mail: [email protected] Precht, Sabine Max-Planck-Straße 9, 19063 Schwerin Tarnowski, Martin Telefon: (0385) 562704 Bärstammweg 9, 18273 Barlachstadt Güstrow E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Dr. Probst, Volker Tiedemann, Klaus Domplatz 5, 18273 Barlachstadt Güstrow Putbuser Straße 6, 18109 Rostock E-Mail: [email protected] Telefon: (0381) 711744 E-Mail: [email protected] Proft, Angelika Hof Wandrumer Str. 6, 19073 Wittenförden Thieme, Helga Telefon: (0176) 52748507 Seestraße 6, 18059 Sildemow E-Mail: [email protected] Telefon: (0381) 4003793 E-Mail: [email protected] Rottmann, Carmen Teichstraße 25, 18258 Benitz Uhlemann, Janine E-Mail: [email protected] St.-Nikolai-Kirchhof 14, 23966 Wismar E-Mail: [email protected] Dr. Stuth, Steffen Bei den Polizeigärten 2, 18057 Rostock Wechsler, Frank Telefon: (0178) 6877408 Königstraße 13, 19230 Hagenow E-Mail: [email protected] Telefon: (03883) 510451

Schindler, Anita Dr. Wendt, Ralf Neuendorfer Weg 11, 23974 Neuburg Tappenhagen 14, 19055 Schwerin E-Mail: [email protected] Telefon: (0385) 568042

Seemann, Renate Dr. Werner, Sigrid Blumenstraße 29, 17192 Waren Seestraße 60, 17429 Seebad Bansin E-Mail: [email protected] (Museum „Atelier Rolf Werner)

Schmiterlöw, Bertram von Weingart, Ralf Ernst-Thälmann-Straße 85/86, 18461 Franzburg Lindenbergstraße 5, 18055 Rostock Telefon: (0381) 5252921 Schure, Edeltraud E-Mail: [email protected] Am Stadthafen 13, 17235 Neustrelitz Telefon: (03981) 236814 E-Mail: [email protected]

116 PERSONALIA

Dr. Wulfert, Martin Zabel, Marco Krähenberg 27, 18334 Bad Sülze Berliner Str. 144, 17767 Potsdam Telefon: (038229) 553 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Dr. Wittboldt, Annette Kanalstraße 32, 24159 Kiel E-Mail: [email protected]

117 PERSONALIA

Autorenverzeichnis

Dr. Arrieta, Katrin Dr. Lukasch, Bernd Kunstmuseum Ahrenshoop Otto-Lilienthal-Museum Anklam Dorfstr. 47 G, 18347 Ostseebad Ahrenshoop Ellenbogenstr.1, 17389 Anklam

Bartel, Berna Dr. Möller, Kathrin Lilienthalstr. 34, 19061 Schwerin Heimatmuseum Warnemünde Alexandrinenstr. 31, 18119 Seebad Warnemünde Bellmann, Brit Stiftung Mecklenburg Dr. Nenz, Cornelia Schliemannstr. 2, 19055 Schwerin Fritz Reuter-Literaturmuseum Markt 1, 17153 Stavenhagen Both, Olaf / Klaußnitz, Sina / Strömsdörfer, Uwe / Teufel, Andrea Dr. Ostrop, Florian Volkskundemuseum in Schönberg Stiftung Mecklenburg An der Kirche 8/9, 23923 Schönberg Schliemannstr. 2, 19055 Schwerin

Brunner, Heiko Piechuleck, Ronald Kunstmühle Schwaan Martin-Niemöller-Str. 39, 18147 Rostock Mühlenstr. 12, 18258 Schwaan Dr. Probst, Volker Dr. Carstensen, Heike Ernst Barlach Stiftung Güstrow Martinsgarten 7, 18437 Stralsund Heidberg 15, 18273 Güstrow

Dr. Danker-Carstensen, Peter Dr. Reinicke, Götz-Bodo / Beese, Uwe / Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock Heller, Volkhardt / Scheibner, Karsten Schmarl-Dorf 40, 18106 Rostock Deutsches Meeresmuseum Katharinenberg 14-20, 18439 Stralsund Dr. Förster, Thomas Deutsches Meeresmuseum Stralsund Resch, Barbara Katharinenberg 14-20 18439 Stralsund Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e. V. Lange Str. 57, 17489 Greifswald Dr. Karge, Wolf Buschstr. 6, 19053 Schwerin Prof. Dr. Rudolph, Andrea Museum Alte Burg mit Hexenkeller Penzlin Kasten, Dorina Warener Chaussee 55a, 17217 Penzlin Hansestadt Stralsund Amt für Kultur, Schule und Sport Dr. Seelig, Gero Kulturhistorisches Museum Staatliches Museum Schwerin / Ludwigslust / PF 2145, 18408 Stralsund Güstrow Alter Garten 3, 19055 Schwerin

118 PERSONALIA

Seemann, Renate Dr. Stuth, Steffen Müritzeum gGmbH Bei den Polizeigärten 2, 18057 Rostock Zur Steinmole 1, 17192 Waren (Müritz) Tiedemann, Klaus Schmidt, Nadine Putbuser Str. 6, 18109 Rostock Verwaltung der Schlösser und Gärten im Betrieb für Bau und Liegenschaften des Landes Mecklenburg-Vorpommern Werder Str. 4, 19055 Schwerin

119 PERSONALIA

120