Magazin 2021
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MAGAZIN 2021 NACHHALTIG ERFOLGREICH ALGUNDER SENNEREI DAS BESTE VOM JAHR ALGUNDER WEINSPRITZER SIEBEN IDYLLISCHE ORTE, FÜNF AUSSICHTEN Haimo Perkmann EDITORIAL Haimo Perkmann gründet 2008 die Übersetzungsagentur perkmann SPURENSUCHE in Bozen und 2016 die Textmanufaktur context mit Sitz in Meran. Er veröffent- IN ALGUND licht mit journalistischer Leidenschaft Beiträge für Kulturzeitschriften, Magazine und Bücher diesseits und jenseits des Brenners. on oben sieht die Welt ganz anders punkt für Wanderungen und Radtouren durch aus als von unten. Am deutlichsten das Etschtal. Die spezielle, wettergeschützte Vzu sehen bei Sonnenaufgang oder Lage im milden Meraner Becken, unterhalb abends bei Sonnenuntergang. Im Tal herrscht der Talstufe ins Vinschgau, sorgte dafür, dass geschäftiges Treiben, am Berg Stille. Klar und Algund schon vor Jahrhunderten Bistümer deutlich steht die Venus zur blauen Stunde und Städte weiter im Norden mit Obst und am Himmel, knapp über der Bergsilhouette. vor allem Wein versorgte. Zugleich aber droh- Und während die von Bäumen gesäumten te Gefahr vom Grabbach, der die Felder und Radwege und Promenaden im Tal abendliche Häuser des Dorfes mehr als einmal im Verlauf Gelassenheit vermitteln, ist ein Sonnenunter- seiner langen Geschichte verwüstete. Dabei gang am Berg mit all seinen Licht- und Schat- reicht diese Geschichte bis in graue Vorzeit tenspielen ein erhabenes Schauspiel. Selten zurück, wie die archäologischen Funde und aber ergibt sich die Möglichkeit, die Welt in Kultplätze entlang der Wanderwege belegen. kürzester Zeit aus verschiedensten Perspek- Die Römer hingegen, die weniger am Berg tiven zu betrachten. Umso faszinierender, als an der Kontrolle der Via Claudia Augusta wenn man einen Ort erkundet, der sich von im Tal interessiert waren, bezeichneten das einem fruchtbaren Tal voller Apfelwiesen und fruchtbare Becken des Etschtales offenbar als Weinberge bis in frostige 3.000 m Höhe hin- Lagune, ad lacumina. Woraus sich der Name auf zieht; der in seinem Zentrum Stadt und Algund bis heute ableitet. Land verbindet, im Hochgebirge aber Heraus- Wir haben uns auf die Spurensuche all dieser forderung und Schönheit. Und dazwischen Ereignisse gemacht. Und ich gehe jede Wette liegen sieben Orte in fünf Vegetationsstufen. ein, dass Sie auf den folgenden Seiten die All dies macht Algund zu einem ganz beson- eine oder andere Anekdote finden, die Sie deren Ort und zu einem idealen Ausgangs- noch nie zuvor gehört haben. // 3 3 Editorial INDEX Spurensuche in Algund 6 Reportage Sieben idyllische Orte, fünf Aussichten 26 DenkMal 36 46 62 Die Pfarrkirche von Algund Events & Highlights Nachhaltig erfolgreich Glossar rund ums Jahr Zu Besuch in der Wein und Leut' Algunder Sennerei 28 Im Gespräch 43 64 mit Kornelia Hölzl – Die Natur Auf den Punkt 56 In Bewegung ist die beste Apotheke Erlesene Rezepte Das Beste vom Jahr Weinpergeln, aus Algund Algunder Flaumeichen und Weinspritzer rätselhafte Knottn 34 Algunder Rundblick 4 // Algund Magazin // 5 REPOR TAGE SIEBEN IDYLLISCHE ORTE, FÜNF AUSSICHTEN 6 // Algund Magazin Haimo Perkmann REPOR TAGE ALGUND: VOM ETSCHTAL BIS ZUR TEXELGRUPPE Vor den Toren der Kurstadt Meran, an der weithin sichtbaren Talstufe ins westliche Vinschgau, erstreckt sich das Gartendorf Algund. Die sieben Weiler der ländlichen und doch urbanen Gemeinde reichen von den Apfelwiesen am Fuße der Ötztaler Alpen über Weinberge und höher gelegene Wälder bis ins Hochgebirge des Naturparks Texelgruppe. 8 // Algund Magazin // 9 2.998 m Tschigat 3.000 m 2.625 m Spronser Rötelspitz 2.292 m 2.455 m Mutspitz 2.300 m Hochgang 2.230 m Scharte Taufenjoch Algund ist kein Tiroler Dorf wie jedes andere. Historische und geogra- phische Besonderheiten zeichnen die Geschichte der 5.000 Einwohner zählenden Gemeinde aus. So ist das Gartendorf an der Etsch die einzige Gemeinde Südtirols mit der Weintraube im Wappen, als Emblem für die GAMPENALM uralte Tradition als Obst- und Weinbaugebiet in den südlichen Alpen; 1.839 m SCHUTZHÜTTE eine Tradition, die schon vor den Römern begann. Darüber hinaus glie- HOCHGANG dert sich Algund in sieben eigenständige Ortsteile, die von rund 320 m 1.550 m Hochmuth LEITERALM Seehöhe im Meraner Becken bis zur Spronser Rötelspitze auf 2.625 m Meraner Höhenweg über dem Meeresspiegel reichen und somit über 2.000 m Höhendiffe- 1.400 m renz in kürzesten Vertikaldistanzen aufweisen. Die sichtbaren Höhenunterschiede sorgen dafür, dass in Algund ver- schiedene Klimazonen auf kleinem Raum einander ablösen. Umwelt und Vegetation reichen vom mediterran anmutenden Etschtal mit sei- g enwe nen Wiesen und Weinbergen, über Laub- und Nadelwälder bis in die Vellauer Fels Ötztaler Gletscherregion hoch über der Baumgrenze. Die artenreiche Vegetation entlang der Algunder Wanderwege versprüht bis heute jenes VELLAU alpin-mediterrane Flair, das schon im 16. Jh. bei geistlichen und welt- 900 m lichen Herren großen Gefallen fand. Durch diese abwechslungsreiche Landschaft ziehen sich in allen Höhenlagen Rad- und Wanderwege für Kreuzstein rsteig Saxne Naturliebhaber. Urbaner Lifestyle in Mühlbach – einsame Wander- und Skitouren in unberührtem Hochgebirge. Oder beides an einem Tag. Kein Dorf verkörpert die Landschaft Südtirols mit all ihren Kontrasten, Höhenunterschieden und Klimazonen besser als Algund, das vom alpin- S ch mediterranen Freizeitangebot an der Etsch, zwischen Palmen und Oli- lu nd Plunstein venbäumen bis ins Hochgebirge reicht, wo das ewige Eis der Ötztaler en 450 m stei Gletscher erkundet werden kann. nweg A lgun Schlundenstein der Waalweg 300 m ALGUND 10 // Algund Magazin // 11 REPOR TAGE AN DER „LAGUNE“ Etsch und Grabbach Bis zur Trockenlegung großer Teile des Etschtales durch Kaiserin Ma- ria Theresia mieden Reisende und Pilger die Sumpfgebiete im Tal und reisten über die Anhöhen – lokal auch Mittelgebirge genannt – unter- halb der Berghänge entlang der Talschaften bis hin zu den Pässen über die Alpen. So lag auch das Zentrum von Algund jahrhundertelang auf einer Anhöhe, dem Schuttkegel vom Grabbach. Dagegen führte kein Weg über die Etsch, die erste Brücke erreichten Reisende erst in Meran. So kam es, dass die Bewohner der linken Talseite oft wenig bis keinen Kontakt zu jenen der rechten Talseite hatten. Sogar die Bistümer Brixen und Trient teilten sich entlang dieser natürlichen Grenze. Anders verhielt es sich in Algund bei Meran, auf der Höhe der heutigen Fraktionen Forst, Steinach und Mühlbach, wo beide Talseiten im Mera- ner Becken zusammenlaufen. Hier war es offenbar besonders sumpfig und mediterran, geradezu eine Lagune, wie der römische Name von Algund, Ad Lacunam, später germanisiert Alagunis und in Folge Lagund, verrät. Noch heute bezeichnet der Begriff „Lacke“ in der Tiroler Mund- art einen kleinen See, aber auch Tümpel, Weiher oder einfach Pfütze. Wer Algund heute besucht, würde sich wundern, wie das Dorf an den malerischen Weinhängen seinen Ursprung im Namen „Lagune“ findet. Tatsächlich bedeutete Wasser für die Bewohner des Dorfes Segen und Fluch zugleich. Es machte das Land fruchtbar, doch die sumpfige Luft machte krank. Und immer wieder ergossen sich die Wassermassen des Grabbaches über das Tal, überfluteten die Felder und zerstörten die Ernte. Mit fortschreitender Urbarmachung des Etschtales verschob sich das Zentrum langsam nach Mühlbach. 12 // Algund Magazin // 13 REPOR TAGE IM TAL Geschäftigkeit und Muse in Mühlbach In der Talsohle gelegen, hat Mühlbach das einstige Algund Dorf heute als Dorfkern abgelöst. Die Besiedlung des ehemaligen Weilers – der erst- mals Ende des 13. Jh.s im Urbar von Schloss Tirol urkundlich erwähnt wird – erfolgte stetig, aber langsam entlang der alten Landstraße ins höher gelegene Plars. Erst Anfang des 20. Jh.s, als das Leben im Tal sicher- er wurde, verlagerte sich der Mittelpunkt der Gemeinde endgültig vom höher gelegenen Dorf in das nun geografisch günstiger gelegene Mühl- bach. Promenieren Das neue Zentrum von Algund ist ein florierendes Dorf voller Speziali- tätengeschäfte, Restaurants und Cafés, ideal zum Einkaufen und Flanie- ren, aber auch für eine Radrundfahrt. Neben zahlreichen Shops für Design und Handwerk finden sich kulinarische Spezialitäten und edle Tropfen in Vinotheken. In den pulsierenden Gässchen von Mühlbach spielt sich das Leben ab. Im dazugehörigen Steinach erstreckt sich das berühmte Kloster Maria Steinach mit seinen Liegenschaften. Nach der St. Nepomuk Kapelle im Anschluss an das neue Freibad führt der Weg zu den Sport- und Freizeitzentren an der Etsch. Sandplätze für Tennis und Beachvolleyball verstärken das besondere Flair „an der Lagune“, die kei- ne mehr ist. Radfahren An den Sportanlagen führt auch der beliebte Etschradweg vorbei, der von Meran bis ins 55 km entfernte Mals im Vinschgau führt. Seit Men- schengedenken verlief hier eine Handelsroute in Richtung Reschen- pass. Schließlich errichteten die Römer unter Claudius hier eine der größten Handelsstraßen ihres Imperiums, die Via Claudia Augusta, die sich kurvenreich über die Talstufe wand. Auch 2.000 Jahre nach ihrem Bau ist die Claudia Augusta noch immer ein Meilenstein der Orientie- rung und eine gut frequentierte Verkehrsader, wenn auch nur mehr für Radfahrer. Rastplätze und Sehenswürdigkeiten säumen diesen belieb- ten Radweg. 14 // Algund Magazin // 15 REPOR TAGE IM MITTELGEBIRGE Nur unmerklich höher als Mühlbach liegen die Ortsteile Algund Dorf, Forst und Mitterplars, auf 320 bis 550 m Seehöhe. Hier schlängeln sich einige der schönsten und beliebtesten Wanderwege Südtirols am Mit- telgebirge entlang, darunter der 6 km lange Algunder Waalweg, der Teil der 80 km langen Meraner