Untervazer Burgenverein Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte

von Untervaz

2005

Die Bedeutung vom Burgen und Ruinen

Email: [email protected] . Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini . - 2 -

2005 Die Bedeutung vom Burgen und Ruinen Heinrich Boxler in: Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg? - Erhalten - Instandstellen - Nutzen. (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters Bd. 31) Bearb.: Marianne Flüeler-Grauwiler. : Schweiz. Burgenverein, 2005.

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S. 11: «Burg mit Tourismuspotenzial» In einer Publikation des Bundesamts für Kultur war 2003 zur neuen Nutzung der Gesslerburg zu lesen:1 «Das Denkmal lebt! Die Gesslerburg hat nationale Ausstrahlung. Mit der modellhaften Sanierung unter Berücksichtigung der ökologischen und petrografischen Aspekte erhält die Gesslerburg nebst ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung nun weitere erlebnisreiche und vermittelbare Werte. Mit ihrer Geschichte, ihrer Vielfalt an Lebensräumen für Flora und Fauna sowie ihren unterschiedlichen Bausteinen stellt sie ein reichhaltiges pädagogisches Lehrstück dar. Sie ist ein Entdeckungsraum für Schulklassen und Erwachsene. Mit Begleitmassnahmen wie Broschüren, Geschichten, Führungen, Hinweistafeln, Frage-Antworten, Festen, Ritterabenden, Eröffnungsevents, in Kombination mit regionaltypischen Produkten, könnte erreicht werden, dass die Gesslerburg eine nachhaltige Wertschöpfung für die Innerschweiz darstellt»

Was würden die Freiherren von Küssnacht von der Einschätzung ihrer Burg (Abb. 1) halten, wenn sie läsen, dass mit der Ruine das Tourismuspotenzial der Innerschweiz erhöht werde? Was verständen sie unter ökologischen und petrografischen Aspekten? Drastischer könnte der Funktionswandel einer Burg vom adligen Wohnsitz zum touristisch vermarktbaren Erlebnisraum kaum zum Ausdruck kommen. Und wie heute eine Ruine gleichzeitig die Bedeutung eines kulturgeschichtlichen Monuments, eines Biotops, eines interessanten Bauwerks oder eines pädagogischen Lehrstücks haben kann, so erfüllte die Burg im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Aufgaben. - 4 -

S. 12: Bedeutung und Funktionen der Burg im Mittelalter Lange Zeit herrschte die Meinung vor, eine Burg diene in erster Linie oder ausschliesslich dem Schutz ihrer Bewohner. Neuere Forschungsergebnisse, darunter besonders auch die Arbeiten von Werner Meyer,2 haben gezeigt, dass die mittelalterliche Burg ein ganzes Bündel verschiedener Funktionen zu erfüllen hatte.

Die Burg als Wohnsitz einer Adelsfamilie - 5 -

In erster Linie war die Burg Wohnsitz einer Adelsfamilie. Schon die frühen Herrenhöfe in den Siedlungen oder in ihrer unmittelbaren Umgebung, die so genannten Curtes, zeichneten sich durch geräumigere Bauten aus als jene der bäuerlichen Bevölkerung (Abb. 2). Solche Herrenhöfe dürften bis ins 11. Jahrhundert, teilweise sogar noch länger, an der Stelle der späteren Burgen Zug, Bümpliz BE und in Stans NW, vermutlich auch als Vorgänger der Burgen Friedau in Zizers GR oder Rosenberg in OW gestanden haben.

Die Nutzung der Burg als Wohnsitz beeinflusste ihre bauliche Entwicklung ganz entscheidend, war sie doch stets mitgeprägt vom Bedürfnis nach vermehrtem Wohnkomfort. Auf den Burgen des niederen Adels führte der Weg vom einfachen, engen Wohnturm zum Bau eines Palas und weiterer Gebäude. Im Band 28 der «Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters» (SBKAM) wird diese Entwicklung am Beispiel der Burg Zug ausführlich dargelegt. 3 Fast jede neue Bauphase bringt mehr Komfort, mehr Raum oder greift neue Modeströmungen auf.

Die Wehrfunktion der Burg In der unsicheren Zeit der Ungarn- und Sarazeneneinfalle verschanzten sich die Menschen auf Fluchtburgen vor feindlichen Überfallen. Abgelegene, versteckte Plätze, versehen mit Wall und Graben, allenfalls in Verbindung mit Palisaden aus zugespitzten Pfählen, dienten den Menschen einer Siedlung oder einer Talschaft bei feindlichen Übergriffen als Rückzugsmöglichkeit. Der Burgbesitzer des Hochmittelalters schützte sich mit einem festen Turm und meist auch mit starken Ringmauern vor feindlichen Handstreichen. Im Lauf des Spätmittelalters verstärkte man die grösseren Burgen zunehmend mit Flankierungstürmen, mit ausgeklügelten Toranlagen und mit weiteren Annäherungshindernissen. Das verbreitete Bild der Burg mit überbordenden Wehrelementen, wie es in neueren und neusten Sachbüchern noch immer muntere Urständ feiert, geht vor allem auf die Burgenromantik des 19. Jahrhunderts zurück. Diese Epoche schwelgte in wehrhaften Elementen und prägte ein Burgenbild, das selbst kleine Burgen mit Zugbrücken, Fallgattern, Schiessscharten und Gusserkern ausstattete. Neuere Forschungen haben allerdings gezeigt, dass solche spätmittelalterliche oder neuzeitliche Verteidigungseinrichtungen, wo sie überhaupt bestanden, zu fixen Attributen des adligen Standes geworden waren und nur zum Teil funktionstüchtig - 6 -

waren. 4 Sie dienten vor allem der Legitimation und der Repräsentation aufstrebender Familien.

Die Burg als Herrschafts- und Verwaltungszentrum Ursprünglich lag das Recht zum Burgenbau beim König. Nur mit seiner Einwilligung durften wehrhafte Bauten errichtet werden. Dieses königliche Vorrecht spiegelt sich zwar noch in der Gesetzgebung Friedrichs II. 5 doch dürfte das Recht zum Burgenbau dem König schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts entglitten und an die weltlichen und geistlichen Landesherren übergegangen sein. 6 Überhaupt ist es ungewiss, wie weit der Hochadel das Befestigungsrecht durchsetzen konnte. Die unzähligen Rodungsburgen im Gebiet der heutigen Schweiz sprechen mindestens für die Zeit nach 1200 dagegen.

Die Burg an sich ist noch kein Machtfaktor. Aber mit dem Bau einer Burg nagelte ein Adliger gleichsam seinen Herrschaftsanspruch fest.7 Grund für den Bau einer Burg konnten beispielsweise Besitzrechte, Besitzansprüche oder Vogteirechte sein, die es wahrzunehmen galt. Burgen dienten dem Schutz von Plätzen, an denen z.B. Zoll- oder Geleitrechte wahrgenommen und durchgesetzt werden mussten. In Verbindung mit der Gerichtshoheit waren sichere Verwahrungsorte nötig. 8 Auf den Burgen wurden Schenkungs-, Tausch-, Kaufs- und Verkaufsurkunden ausgestellt. Auch Abgaben mussten dort abgeliefert werden. Immer mehr Verwaltungskompetenzen verlagerten sich somit auf die Burg.

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Burgen wurden nicht nur auf allodialem Besitz, d.h. auf Eigenbesitz, erbaut, sondern auch auf Lehensbesitz. Besonders gern errichtete man sie in jenen Gebieten, in denen die Besitzansprüche unklar waren. Das führte oftmals dazu, dass sich ein adliger Konkurrent herausgefordert fühlte und seinerseits mit - 7 -

einer Burg Präsenz markierte. In vielen bisher unerschlossenen Gebieten bauten grosse und kleine Herren Rodungsburgen (Abb. 3), in deren Schutz neues Acker- oder Weideland für Neusiedler gewonnen wurde. 9

Infolge der zunehmenden Territorialisierung, wie sie mächtige Adelsgeschlechter und später auch die Städte anstrebten, gewannen die Burgen als Verwaltungsmittelpunkte zunehmend an Bedeutung. Das lässt sich etwa am Habsburger Urbar ablesen, trugen doch viele Verwaltungsbezirke, die so genannten Ämter, Namen von Burgen und Burgstädten. 10 Sehr deutlich wird dies bei den Landvogteischlössern. Im Kanton Zürich wurden alle sieben, später alle neun äusseren Vogteien von Burgen aus verwaltet, und bis zur Helvetischen Revolution von 1798 trugen diese Landvogteien auch die Namen der betreffenden Burgen, nämlich Regensberg, Greifensee, Grüningen, Kyburg, Eglisau, Andelfingen, Knonau, Wädenswil und Sax-Forstegg. Selbst die Besitzer der zahlreichen kleinen Gerichtsherrschaften sassen fast ausschliesslich auf ehemaligen Burgen 11 (Abb. 4) oder auf neu erbauten Schlösschen, wie etwa die Beispiele von Trüllikon, Berg am Irchel, Teufen oder Weiningen im Zürcher Gebiet zeigen.

S. 14: Welche Bedeutung man den Burgen zuschrieb, zeigt sich auch im Öffnungsrecht. Wo es einem Adligen, später auch einem städtischen Gemeinwesen, innerhalb ihres Interessen- oder Herrschaftsbereichs nicht gelang, eine Burg mit ihren Rechten in ihren Besitz zu bringen, versuchten sie, mindestens das Öffnungsrecht zu erwirken. Dieses erlaubte ihnen, in kriegerischen Zeiten eine Besatzung in die Burg zu verlegen. - 8 -

Selbstverständlich mussten für einen Burgherrn schon zwingende Gründe vorliegen, sei dies Geldknappheit, massive Bedrohung oder politischer Druck, bis er in ein solches Öffnungsrecht einwilligte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich immer mehr Herrschaftsrechte und Verwaltungskompetenzen auf der Burg konzentrierten, wodurch diese an Bedeutung gewann. Das führte dazu, dass sie in den Augen der Untertanen mehr und mehr zum Symbol, ja zur Verkörperung der Herrschaft und der Herrschenden überhaupt wurde. Dabei darf Herrschaft allerdings nicht nur negativ gesehen werden. Sie gewährleistete den Untergebenen auch ein Leben in Frieden, Ordnung und Sicherheit.

Die Burg als Wirtschaftszentrum Die wirtschaftliche Bedeutung einer Burg wird neben ihrer Wehrfunktion gern unterschätzt. Überreste von Speichern, Ställen und Scheunen, vor allem aber auch die grosse Menge bäuerlicher Werkzeuge, die bei Grabungen gefunden werden, beweisen die grosse Bedeutung der Landwirtschaft für die Burgbewohner. 12 Die Burggüter, die von einer grossen Burg aus bewirtschaftet wurden, unterschieden sich von jenen abhängiger Bauern. Sie zeichneten sich durch eine grössere Vielfalt und eine grössere Menge an Vieh und landwirtschaftlichen Produkten aus. Bei grösseren Burgen wurden sie in der Regel von einem Sennhof oder Schweighof aus bewirtschaftet, bei einfachen Wohntürmen war der Landwirtschaftsbetrieb oft in den Burgbereich einbezogen. 13 Zur Kyburg gehörten im 17. Jahrhundert stattliche 70 ha Kulturland und 330 ha Wald. 14 Mit den überschüssigen Produkten der Burggüter wurden die städtischen Märkte beliefert. Viele der burgeigenen Wirtschaftshöfe überlebten den Zerfall der Burgen und existieren oft bis heute weiter, wie dies etwa die Bauernbetriebe im nahen Umfeld der Burgen Schenkenberg AG, Sonnenberg TG oder Uster ZH belegen.

Im 11./12. Jahrhundert waren auf grösseren Burgen wie das Beispiel der Frohburg gezeigt hat,15 auch eigentliche Handwerksbetriebe angesiedelt. Erst mit dem Aufkommen der Städte verlagerte sich die handwerkliche Produktion in diese neuen Siedlungen.

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Die Burg als Statussymbol Es scheint ein Urbedürfnis des Menschen zu sein, seine Bedeutung nach aussen zu demonstrieren. Heute geschieht das vor allem mit der Kleidung, mit einem Auto oder mit einer Villa. Dieses Bedürfnis regte sich schon beim Adel. - 10 -

Im Gegensatz zum gewöhnlichen Volk trug der Adlige Waffen und buntere Kleidung. Er besass Pferd und Rüstung und wohnte in grösseren Gebäuden als der Rest der Bevölkerung. Im stolzen Bewusstsein seines Standes baute er in die Vertikale und nicht wie die Bauern in die Horizontale. Steintürme und hohe Ringmauern dienten zwar dem Schutz vor Feinden, aber ebenso sehr der adligen Repräsentation. Die Burgen entstanden zum Teil in kühnen Lagen, um als Symbole der Macht möglichst weit herum gesehen zu werden (Abb. 5). Das Bedürfnis nach Repräsentation führte schliesslich dazu, dass viele kleinere Adlige beim gehobenen Lebensstil nicht mehr mithalten konnten. Davon wird noch die Rede sein.

S. 15: Die Burg als Identifikationsobjekt Die starke Verknüpfung von Burg und Herrschaft kann aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden: - einerseits identifizierte sich die Adelsfamilie mit dem Bauwerk - andererseits identifizierten die Untertanen das Bauwerk mit dem Herrschaftsanspruch der Besitzer

Identifikation der Herrschenden mit ihren Burgen Als im Lauf des 11. Jahrhunderts mächtige Adelsfamilien ihre Höhenburgen zu bauen begannen, nannten sie sich nach diesen Burgen. 16 Zwar wissen wir, dass ein Geschlecht, das den Namen einer Burg trug, nicht unbedingt auf dieser Burg residieren musste. Dennoch schufen die Adligen dadurch, dass sie ihren Familiennamen dem Burgnamen gleichsetzten, einen hohen Grad an Identifikation mit der Burg. Man ging gar so weit, dass Adlige einen Zusammenhang zwischen Übername und Burg herstellten. Zu erinnern ist etwa an die Gir von Girsberg ZH, die Schollo von Schollenberg ZH oder die Fründ von Fründsberg ZH/SG. 17 Ob ein Übername in den Burgnamen einging oder umgekehrt der Übername vom Burgnamen abgeleitet ist, spielt keine Rolle. So oder so wird die enge Verbindung zwischen Burg und Namen deutlich.

Einen weiteren Beweis für die starke Identifikation einer Adelsfamilie mit ihrer Burg liefert die Übertragung von Burgnamen. Besonders vom 13. Jahrhundert an kam es häufig vor, dass die Zweige eines Geschlechts bei der Gründung neuer Burgen den Namen der Stammburg beibehielten. Zur - 11 -

Kenntlichmachung fügte man in der Regel einen unterscheidenden Zusatz wie Neu-, Ober- oder Hoch-/Hohen- hinzu, wie dies etwa die Herren von Neu- Regensberg ZH oder von Neu- SG 18 taten. Zweige der Landenbergersippe übertrugen den Namen der Stammburg (Alt-)Landenberg ZH auf weitere Burgen, die sie Hoch-/Hohen- und Breitenlandenberg nannten. Die Herren von Rorschach SG schufen einen Bezug zwischen ihrem Rosenwappen und den beiden Neugründungen Rosenberg und Rosenburg bei Herisau. Und als sie die Burg Bernang im Rheintal erwarben, änderten sie diesen Namen in Rosenberg um. In der Auseinandersetzung mit dem Kloster St. Gallen legte Graf Kraft von Toggenburg grössten Wert auf eine Umbenennung seiner Burg. Aus der St. Galler Klosterchronik erfahren wir, dass er seinen Untertanen unter Strafe verbot, die dem Abt abgerungene Burg bei Wattwil weiterhin Iberg zu nennen. Fortan durfte sie nur noch den Namen Kraftsberg tragen. 19

Identifikation von Burg und Herrschaft durch die Untergebenen Die Funktionen der Burg als adliger Wohnsitz, als Herrschafts- und Verwaltungszentrum sowie als Statussymbol des Adels führten dazu, dass die Untertanen die Burg mit der Ausübung der Herrschaft identifizierten. Zu den Burgen mussten die abhängigen Bauern ihre Abgaben bringen. Von dort aus erging das Aufgebot zu verschiedenen Dienstleistungen. Dort mussten sie die Erlaubnis zur Heirat einholen und bei einem Todesfall eine Sonderabgabe, den Fall, leisten. Hier wurden Lehen vergeben und im Schutz der Burg wurde Recht gesprochen. Kein Wunder, dass unter diesen Umständen die Burg für die abhängigen Bauern zum verhassten Machtsymbol verkommen konnte, wenn das Verhältnis zwischen Burgherr und Untergebenen gestört war.

Burgenbrüche Während sich die Adligen in den zahlreichen privaten Fehden des Mittelalters gegenseitig vor allem mit Viehraub, mit der Zerstörung der Ernte oder mit Überfällen auf Personen schadeten, kam es im Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen auch zur einseitigen oder gegenseitigen Zerstörung von Burgen. Das gilt schon für die Zeit des Investiturstreits im 11. Jahrhundert. Der Regensberger Fehde sollen im Jahr 1268 die Burgen Küsnacht (Wulp) ZH, Glanzenberg ZH und Üetliburg ZH zum Opfer gefallen sein. 20 - 12 -

Bern zerstörte 1298 in der Auseinandersetzung mit Freiburg und dem Adel die Burgen Bremgarten, Geristein, Oberwangen und Belp, und im Burgdorferkrieg von 1384 die Burgen Friesenberg, Wartenstein und Grünenberg. 21 Grössere Verwüstungszüge ereigneten sich rund um den Sempacherkrieg von 1386. 22 Bei der Eroberung des Aargaus sollen die Berner Truppen in 17 Tagen 17

S. 16: Burgen und Städte zerstört haben (Abb. 6). 23 Die Schwyzer belagerten, plünderten oder zerstörten im Alten Zürichkrieg von 1443/44 städtische Herrschaftszentren der Zürcher auf dem Land: u. a. die Burgen Regensberg, Grüningen und Greifensee. 24 In der Zeit der Burgunderkriege eroberten die Berner verschiedene Burgen in der Waadt und in der Freigrafschaft zum Teil gewaltsam. 25 Neben Zerstörungen im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen gehörten auch Strafexpeditionen gegen Burgen zur mittelalterlichen Wirklichkeit. So wurden als Rache für den Mord an König Albrecht von Habsburg (1308) die Burgen der am Komplott Beteiligten zerstört, nämlich die Schnabelburg ZH und Alt-Büron LU, vermutlich auch Eschenbach LU, Wart bei Winterthur und Multberg ZH.26

In lokalen Volksaufständen des Hoch- und Spätmittelalters hielt sich die abgabenpflichtige Landbevölkerung, wenn das Fass zum Überlaufen kam, - 13 - ebenfalls an die Burgen als Symbole der Herrschaft. Zu gewaltsamen Burgenzerstörungen durch das aufgebrachte Volk kam es im 14. Jahrhundert im Glarnerland und im Wallis. 27 Grösseres Ausmass nahmen die Zerstörungen der Appenzeller zu Beginn des 15. Jahrhunderts an. Vereint mit dem Schwäbischen Städtebund, mit Stadt und Landschaft St. Gallen eroberten sie auf ihren Zügen ins Rheintal, in den Thurgau und in die östliche Nachbarschaft über 60 Burgen und feste Plätze des Abts von St. Gallen und seiner Anhängerschaft und verwüsteten 30 davon. 28 Ähnlich verhielt sich die Bevölkerung in der Schamserfehde von 1450/51. 29 Als der Vertreter der Grafen von Werdenberg-Sargans die Herrschaft zu intensivieren versuchte, fielen dem Ausbruch des Volkszorns mehrere Burgen im Domleschg und im Schams zum Opfer, darunter Ortenstein, Alt- und Neu-Süns sowie die Bärenburg. Nicht allen Burgenbrüchen liegt ein konkreter Anlass zu Grunde. Werner Meyer weist darauf hin, dass Burgenbrüche auch in den Bereich der brauchtümlichen Volksjustiz fallen, wie sie gern in der Fasnachts- und Weihnachtszeit ausgeübt wurde. 30

Bei all diesen Unternehmungen ging es darum, den Platz einzunehmen, von dem aus Herrschaft und Macht ausgeübt wurden. Um nachhaltig zu verhindern, dass es erneut zu herrschaftlichen Übergriffen komme, machte man die Burg nach der Plünderung unbewohnbar. Das geschah am wirksamsten, indem man sie in Brand steckte und mindestens eine Wand des Hauptgebäudes in der Regel des Turms zusammen mit ihren Eckverbänden zum Einsturz brachte. Der Rest konnte als Mahnmal ehemaliger Herrschaft stehen bleiben. Zeugnis solcher Zerstörungen legen etwa die Ruinen der ehemaligen Burgen Alt- und Neu-Süns im Domleschg ab. Allerdings darf nicht jede Ruine als Zeuge einer gewaltsamen Zerstörung betrachtet werden. In der Regel diente eine verlassene Burg den Anwohnern rasch einmal als willkommener Steinbruch. Nach Ansicht Werner Meyers sind wohl nur etwa fünf Prozent der Burgen auf Schweizergebiet einer gewaltsamen Zerstörung zum Opfer gefallen. 31 Oft stellte man zerstörte Burgen wieder in Stand und nutzte sie weiter. So wurde etwa der Wohnturm von Greifensee ZH rund 70 Jahre nach der Zerstörung im Alten Zürichkrieg wieder bewohnbar gemacht (Abb. 7). Der Unterschied zwischen altem und neuem Gemäuer ist noch heute am Turm abzulesen. Gerade an diesem letzten Beispiel wird deutlich, wie sehr die Obrigkeit bestrebt war, das alte Machtsymbol und Herrschaftszentrum nach - 14 -

der Zerstörung wieder herzustellen, obwohl ein herrschaftlicher Neubau vermutlich kaum wesentlich teurer zu stehen gekommen wäre.

Umgekehrt wussten die Zürcher sehr wohl, was es heisst, ein Herrschaftssymbol zu zerstören. Als die Zähringer im Jahr 1218 ausstarben und Kaiser Friedrich II. die Stadt, das Gross- und das Fraumünster für reichsfrei erklärte, zögerten die Stadtbewohner nicht, die zähringische Burg auf dem Lindenhof zu schleifen. Sie wollten verhindern, dass sich je wieder ein Vogt dort niederlassen könne.

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S. 17: Der Burgenbruch in der eidgenössischen Gründungssage Der Burgenbruch als symbolische Zerstörung der Herrschaft fand auch Eingang in die Gründungssage der Eidgenossenschaft. Im Weissen Buch von Sarnen, das um 1470 herum festhielt, was über die Gründung der Eidgenossenschaft mündlich erzählt und laufend ausgeschmückt wurde, ist zu lesen: «Dü dem nach dü ward Stöupachers gesellschaft also mechtig, das sy anviengen den herren die huser brechen, und so sy ut tuon wölten, so fuoren sy ze tagen in Trenchi und wa böse türnli waren, die brachen sy und viengen ze Ure am ersten an die huser brechen ... ». 32

Die Erfindung eines eidgenössischen Burgenbruchs ist im 15. Jahrhundert umso verständlicher, als man sich in der Innerschweiz mit etlichen zerfallenen Burgen konfrontiert sah. Unter dem Eindruck der verschiedenen Volksaufstände und Burgenbrüche seit 1400 lag die Erklärung nahe, dass auch die Innerschweizer Burgen einem gewaltsamen Unternehmen zum Opfer gefallen seien. Die archäologische Forschung hat unterdessen ergeben, dass die Burg Rotzberg bei Stans wohl schon vor 1200 und der Landenberg zu Sarnen etwa um 1200 aufgegeben wurde, dass die Inselburg Lauerz (Schwanau) SZ um die Mitte des 13. Jahrhunderts durch Brand zerstört wurde und dass sowohl die Burg Küssnacht SZ wie die Zwing Uri eine angebliche Zerstörung in der Neujahrsnacht von 1291/92 munter überstanden haben.33

Für unseren Zusammenhang ist die Tatsache wichtig, dass man sich offenbar die Gründung des Bundes der drei Waldstätte nicht ohne Zerstörung der Herrschaftssymbole vorstellen konnte, ein Mythos, der sich bis in die neuste Zeit erhalten hat und oft geradezu wie ein Glaubenssatz verteidigt wird. Dazu hat Friedrich Schiller mit seinem «Wilhelm Tell» wesentlich beigetragen. In seinem Drama wird die Zwing Uri zum Symbol der Unterdrückung hochstilisiert und ihr Niederreissen wird zum Fanal der Befreiung vom habsburgischen Joch.

Das Schicksal der Burgen vom 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Die Ansicht, das Aufkommen von Feuerwaffen sei die zentrale Ursache des Burgensterbens im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit gewesen, gilt heute als überholt. Tatsächlich liegen dem Niedergang vieler Burgen andere - 16 - und meist auch mehrere Ursachen zu Grunde. 34 Gelegentlich erwies sich der Standort auf die Dauer als ungeeignet. Die wachsenden Ansprüche an den Wohnkomfort, wie ihn die Städte entwickelten, liessen sich auf den bescheidenen Turmburgen nicht verwirklichen. Bei vielen Geschlechtern, die auf kleinen Rodungsburgen sassen, reichten auch die Mittel nicht aus, um den wachsenden Ansprüchen an ein ritterliches Leben gerecht zu werden. Roger Sablonier weist bereits für die Zeit um 1300 nach, dass sich im Adel ein grosser sozialer Wandel abzeichnete. Viele hochfreie Geschlechter verschwanden zu dieser Zeit aus den Quellen oder sie verloren ihre ehemalige Bedeutung. Ebenso zeichnete sich im Ritteradel eine Konzentration auf wenige Geschlechter ab, während die grosse Menge stagnierte oder in die Bedeutungslosigkeit absank. 35 Ein beträchtlicher Teil des ehemaligen Ritteradels ging im Bauernstand auf, andere Ritterfamilien fanden in den Städten ihr Auskommen, und nur einige wenige Geschlechter wie etwa die Herren von Landenberg schafften den Anschluss an den Landesherrn. Die sozialen Veränderungen im Rittertum führten dazu, dass viele Burgen seit dem 14. Jahrhundert verlassen wurden und allmählich abgingen.

Eine wichtige Rolle bei der Auflassung von Adelssitzen spielten auf dem Gebiet der heutigen Schweiz die Städte. Seit dem 14. Jahrhundert begannen - 17 -

verschiedene von ihnen, eine gezielte Territorialpolitik zu betreiben. Die Stadt Zürich schloss systematisch Burgrechte ab und versuchte auf der Landschaft durch Kauf und Pfandschaften Herrschaftsrechte zu erwerben. Begünstigt durch eine allgemeine Schwäche der habsburgischen Präsenz in den Vorlanden und durch die Reichsacht von Herzog Friedrich im Gefolge des Konzils zu Konstanz (1414-1418), gelang es der Stadt, zu Beginn des 15. Jahrhunderts in den Besitz der Herrschaften Regensberg (Abb. 8) und Grüningen, 1424 auch der Kyburg zu gelangen. Ähnlich wie Zürich bauten die Städte , Basel, , Luzern und

S. 18: Schaffhausen eigene Territorien auf, indem sie möglichst alle Rechte der umliegenden Landschaft in ihrer Hand zu vereinigen suchten. Die Stadt Bern stützte sich dabei auf Bündnisse, auf Burgrechtsund Schirmverträge, auf den Erwerb von Herrschaften und auf ein System von Ausbürgern. 36 Verschiedene kleinere Adelsfamilien mussten dem Druck der städtischen, in der Innerschweiz auch der genossenschaftlichen Expansion weichen. 37

Vielerorts zogen anstelle der ehemaligen Adelsfamilien Landvögte auf den Burgen ein. Sie wurden aus der regierenden Schicht der Städte in den Länderorten auch aus der ländlichen Oberschicht gewählt und amteten nur für eine begrenzte Anzahl Jahre auf den Burgen. Die beschränkte Amtszeit brachte es mit sich, dass die Landvögte an grossen baulichen Veränderungen wenig interessiert waren, da diese nichts als Umtriebe brachten, von denen die temporären Bewohner nicht lange profitieren konnten. Umgekehrt vermieden die Städte jede überflüssige Ausgabe. Im Gegensatz zu jenen Schlössern, die sich in Privatbesitz befanden, kam es auf den Landvogtei-Schlössern nur dann zu Um- oder Neubauten, wenn dies den Interessen der Stadtherren diente. So sah sich offenbar Zürich nach dem Kauf der Grafschaft Kyburg im Jahr 1424 veranlasst, der vernachlässigten Burg durch verschiedene Umbauten ihren repräsentativen Charakter zurückzugeben. Die Rechnungen der Landvögte zeigen, dass sich bauliche Massnahmen später vor allem auf die Ausbesserung der Mauern, die Instandstellung von Dächern, Brunnen und Teuchelleitungen beschränkten. Besonderes Gewicht legten die Regierungen der herrschenden Orte auf die Auffrischung der Ehrenzeichen, d.h. der Wappen, die an weithin sichtbaren Mauern der Landvogteischlösser prangten (Abb. 9). Diese sollten den Untertanen vor Augen halten, wer hier das Sagen habe. - 18 -

Im allmählichen Heranwachsen eines zusammenhängenden Herrschaftskomplexes, wie ihn die Städte und später auch die Länderorte anstrebten, wurde es für jene Adligen, die meist auf kleineren Grund- und Gerichtsherrschaften überlebt hatten, immer schwieriger, dem Zugriff der Städte zu widerstehen. Ihre Selbständigkeit wurde in zunehmendem Mass beschnitten. Infolge von freiwilligen, aber auch von erzwungenen Einbürgerungen kamen bedeutende Geschlechter in die Stadt Bern. 38 Andere - 19 -

Familien, wie etwa die Herren von Sumiswald BE oder von Trachselwald BE sahen sich aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, Burg und Herrschaft an die Stadt zu verkaufen. Andererseits traten nun Stadtbürger im Auftrag der Stadt auf den Burgen die Nachfolge des Adels an oder sie erwarben von sich aus kleinere Grundherrschaften mit den zugehörigen Burgen. So gelangten etwa die Twingherrschaften Worb, Schlosswil und Oberhofen in den Besitz von Berner Patrizierfamilien. 39 Ein typisches Beispiel für den Wunsch vornehmer Stadtbürger, sich im Glanz ehemaliger Adelsgeschlechter zu sonnen, ist der Zürcher Hans Waldmann, der die Burg Dübelstein ZH mit der Vogtei Dübendorf und der niederen Gerichtsbarkeit in Dietlikon und Rieden an sich brachte. Ein Teil der neuen Burgenbesitzer aus der städtischen Oberschicht konnte es sich leisten, ihre Burgen im Stil der Zeit umzubauen und zu restaurieren. Andere bauten neue Landsitze nach der Art ehemaliger Burgen, wie dies etwa wohlhabende St. Galler oder Konstanzer Geschlechter über dem Bodensee oder im Rheintal taten. 40 Gehörte bei Um- und Neubauten im 16. Jahrhundert die Wehrfunktion mindestens noch zum Renommiergehabe, so wurde sie in späterer Zeit meist ganz aufgegeben (Abb. 10).

Für die Zeit um 1500 kann man die Burgenlandschaft in der deutschsprachigen Schweiz etwa folgendermassen charakterisieren:

S. 19: - Burgen als Mittelpunkt eines grösseren Herrschaftskomplexes waren meist zu Landvogteisitzen eidgenössischer Orte oder gemeiner Herrschaften geworden.

- Eine Anzahl kleinerer Burgen meist kleine Gerichtsherrschaften überlebte, wurde aber von den Städten mehr und mehr kontrolliert.

- Reiche Stadtbürger sassen zum Teil auf ehemaligen Adelssitzen oder bauten sich ausserhalb der Stadt burgähnliche Wohnsitze.

- Ein wesentlicher Teil der Burgen und Wohntürme war aufgegeben worden und im Abgang begriffen.

Eine grosse Zahl von Burgen, die im Lauf der Jahre in städtischen Besitz übergegangen waren, wurden nicht unterhalten. Manchmal blieben sie noch eine Zeitlang bewohnt und boten am Ende allerlei lichtscheuem Gesindel Unterschlupf. Wind und Regen, gelegentlich auch Blitzschläge, setzten verschiedenen Burgen ein Ende. - 20 -

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Wenn das Dach einmal zerstört war, zerfielen die Gebäude rasch und dienten den Bauern der Umgebung als willkommene Steinbrüche (Abb. 11).

Im Gegensatz zum nördlichen Nachbarland, wo nach 1500 mächtige Fürsten ihre Residenzen und Festungswerke bauten, veränderte sich die schweizerische Burgenlandschaft bis 1798 nur noch wenig. Sehr vereinzelt versuchte man auf Burgen das Mauerwerk gegen die Einwirkung moderner Feuerwaffen zu verstärken, wie das auf der Burg Mesocco GR geschah. Die Burgen Dorneck SO, Lenzburg AG und Aarburg AG versah man mit Bastionen oder Artillerieschanzen und rüstete sie mit Geschützen aus. 41 Als Unikum kann man den Bau des Munots in Schaffhausen (Abb. 12) in den Jahren 1564 bis 1589 bezeichnen. Werner Meyer kommt bei der Beurteilung

des militärischen Werts dieser Festungsanlage zum Schluss, «dass der Munot trotz seiner immensen Bau- und Unterhaltskosten eine militärisch praktisch nutzlose Anlage gewesen ist, im fortifikatorischen Konzept von Anfang an veraltet, als Artilleriewerk mit mehreren Mängeln behaftet und für die Verteidigung der Stadt ohne Wert.» 42 Möglicherweise ist der Bau auch als Antwort auf den Ausbau der württembergischen Festung auf dem Hohentwiel zu verstehen. - 22 -

Im Zusammenhang mit den Landvogteisitzen ist spätestens seit dem 16. Jahrhundert von Schlössern und nicht mehr von Burgen die Rede. Die Bezeichnung «gislôz» oder «sloz/slôz» kommt für den Wehrbau im ausgehenden 14. Jahrhundert allmählich auf und setzt sich in der Folgezeit durch. Von der Umbenennung der Burg zum Schloss wurden nur jene Wehrbauten erfasst, die in dieser Zeit noch bewohnt waren, während an den damals nicht

S. 20: mehr bewohnten oder bereits ruinierten Gebäuden die Bezeichnung «Burg» hängen blieb. Der Name Schloss wurde für die herrschaftlichen Bauten und Residenzen auch dann noch verwendet, als ihnen im Lauf des 18. Jahrhunderts endgültig jede Wehrhaftigkeit abhanden gekommen war. Wer von einer Burg spricht, betont damit, dass es sich um ein herrschaftliches Gebäude handelt, dessen Anfange ins Mittelalter zurückreichen. Während rund 300 bis 400 Jahren benutzten sowohl die Städte wie auch die Länderorte in ihren Untertanengebieten einen Teil der ehemaligen Adelsburgen weiterhin als herrschaftliche Verwaltungszentren. Zu erinnern ist etwa an Landvogteisitze wie BE, Laupen BE, Neu-Falkenstein SO (Abb. 13), Neu-Homberg BL, Lenzburg AG, Sargans SG, Bellinzona TI oder Locarno TI. Der Landvogt trat als Vertreter der Obrigkeit auf und liess sich beim Amtsantritt von den Untertanen in öffentlichen Veranstaltungen huldigen. Er war Richter und regelte Erbschaftsangelegenheiten. In die herrschaftlichen Zentren hatten die Vogtleute ihre Fasnachtshühner und die übrigen Abgaben abzuliefern. In der Landschreiberei wurden Käufe und Verkäufe amtlich registriert. Kein Wunder, dass zur Zeit, als die Französische Revolution in das Gebiet der Schweiz überschwappte, die Burgen als Symbole der verhassten Oberherren zum Teil zerstört oder doch mindestens geplündert wurden.

Das gespaltene Verhältnis, welches das Bewusstsein der Landbevölkerung gegenüber den Burgen prägte, hinderte die Landschaftsmaler seit dem 16. Jahrhundert nicht daran, angeregt durch die flämische Malerei, Burgen bewusst auf ihren Bildern darzustellen. Matthaeus Merian d. Ä. zeichnete um 1622 die Burg Neu-Falkenstein SO in der Klus, wobei sich bei ihm Realität und Phantasie zuweilen vermengten. 43 Conrad Meyer hingegen verzichtete auf jedes schmückende Beiwerk und beschränkte sich auf die realistische - 23 -

Darstellung von Burgen, wie etwa eine Zeichnung von Schloss Lenzburg AG um 1650 beweist. Albrecht Kauw d. Ä. (1621-1681/82) malte zwischen 1669 und 1676 über 100 Ansichten von bernischen Ortschaften, Landsitzen, Burgen, Schlössern und Ruinen. 44 Aus dem Jahr 1773 sind von Hans Erhard Escher 25 Aquarelle erhalten, die mit wenigen Ausnahmen Burgen, Schlösser und Ruinen vorwiegend auf Zürcher Gebiet darstellen, zu denen der Maler in familiärer Beziehung stand. 45 Auf einzelne Kupferstecher, allen voran David Herrliberger (1697-1777), scheinen die Burgen eine besondere Anziehungskraft ausgeübt zu haben. - 24 -

Schlösser zur Zeit der Helvetischen Revolution und zu Beginn des 19. Jahrhunderts Nach den Burgenbrüchen des 14. und 15. Jahrhunderts markiert die Revolutionszeit von 1798 einen zweiten gewaltigen Wandel in der Einstellung der Bevölkerung zu den Burgen. Endlich war die Macht gebrochen, welche die Landvögte von diesen Bauwerken aus ausgeübt hatten. Niemand hatte mehr etwas übrig für diese zum Popanz gewordenen steinernen Zeugen einer vergangenen Zeit. Da nützte der Beschluss des Direktoriums vom 15. Dezember 1804 wenig, mit dem man die Zerstörung von Denkmälern verhindern wollte. 46 Verschiedene Landvogteischlösser wurden auf Abbruch verkauft, so etwa 1805 das Schloss Bipp BE. 1810 entging Chillon VD nur mit knapper Not der Zerstörung.

In der Zeit der Restauration nutzten die Regierungen verschiedener Kantone eine beachtliche Zahl ehemaliger Landvogteischlösser erneut als Amtssitze, u.a. Trachselwald BE, Greifensee ZH, Regensberg ZH und die Kyburg ZH. Im Kanton Zürich führte die Regeneration seit 1830 dann aber dazu, dass sämtliche Amtssitze von den Schlössern in nahe Dörfer verlegt wurden. Aus dem Amtsbezirk Regensberg wurde der Bezirk Dielsdorf, und

S. 21: von der Kyburg wurde die Verwaltung nach Pfäffikon ZH verlegt. Im Jahr 1832 richtete man im Palas des Schlosses Grüningen ZH eine Pfarrwohnung ein, während drei Jahre später ein grosser Teil der übrigen Bauten auf Abbruch verkauft und zwei Jahre danach abgerissen wurde. 47 Ein ähnliches Schicksal drohte der Kyburg. Am 7. April 1832 ersteigerte der Winterthurer Kaffeewirt Franz Heinrich Hirzel die Burg für 10'600 Gulden. Er plante, den Bau abzureissen und die Steine als Baumaterial ins Tösstal zu verkaufen. 48 Einigen weitsichtigen Winterthurer Bürgern gelang es, dieses Vorhaben zu verhindern. 1835 wurde die Burg an den polnischen Grafen Alexander Sobansky verkauft.

Die Burgenbegeisterung im 19. Jahrhundert Offenbar hat sich in den ehemaligen Untertanengebieten der Schweiz die Erinnerung an die Unterdrückung, die einst von den Burgen ausgegangen war, tief ins Bewusstsein eingegraben. Man begegnete diesen Bauten daher weit herum mit Abneigung oder mindestens mit Gleichgültigkeit. - 25 -

Noch 1876 wurde beispielsweise das Schloss Pfungen (Abb. 14) beim Bau der Bahnlinie von Winterthur nach Bülach abgerissen, obwohl man die Streckenführung mit wenig Aufwand hätte ändern können. Die Steine der Burg Schwarzwasserstelz dienten 1875 für den Bau der Bahnlinie Koblenz-Eglisau- Bülach.

Es brauchte mehr als ein Menschenalter, bis die negativen Gefühle, welche die Burgen bei den ehemaligen Untertanen hinterlassen hatten, allmählich überwunden waren. Wenn noch im 20. Jahrhundert vereinzelte Burgstellen dem Autobahnbau zum Opfer fielen, wie die Beispiele Englisberg FR oder Mülenen im schwyzerischen Teil der Linthebene belegen, so darf das nicht als die Nachwirkung der Landvogteizeit gedeutet werden. Vielmehr setzte man in Zeiten des Baubooms die materiellen über die ideellen Werte. Dass dabei Überreste von Burgen, die nahe bei oder in den Siedlungen lagen, keine Überlebenschance hatten, beweisen die Burgstellen von Bonstetten ZH und Nänikon (Uster ZH). - 26 -

Der verhinderte Abbruch der Kyburg von 1832 darf hingegen als Zeichen eines wachsenden neuen Bewusstseins des 19. Jahrhunderts gegenüber Burgen in der Schweiz gewertet werden. Diese muss in einem grösseren europäischen Zusammenhang gesehen werden. Nach Elisabeth Castellani ging das neue Interesse an den mittelalterlichen Burgen gegen Ende des 18. Jahrhunderts von Schottland und England aus. 49 Sie versteht diese Burgenrenaissance, die vom europäischen Hochadel und von den Monarchen getragen wurde, als Reaktion des Adels auf die Französische Revolution. Die baulichen Veränderungen an Windsor Castle zwischen 1824 und 1842 wirkten in dieser Hinsicht als Vorbild. 50 Viele Neu- und Umbauten fallen in die Zeit der Romantik und des Historismus. Castellani wartet mit eindrücklichen Zahlen auf: Waren um 1800 von hundert Burgen am Mittelrhein zwischen Bingen und Bonn ausser der Marksburg und drei Niederungsburgen alle in ruinösem Zustand, so zählte man am Ende des 19. Jahrhunderts nur noch fünf Ruinen, die nicht ausgebaut worden waren. 51 Langsam vollzog sich im 19. Jahrhundert ein Wechsel von der romantischen Freude am Pittoresken hin zum Ringen um mittelalterliche Stilreinheit. Im französischsprachigen Gebiet machte sich Viollet-le-Duc, der seit 1873 auch an der Lausanner Kathedrale beschäftigt war, einen Namen als Sachverständiger für mittelalterliche Bauten. Neben dem Bau neuer Burgen, die dem Mittelalter ganz allgemein oder dem romanischen und gotischen Baustil im Besonderen nachempfunden waren, machte sich ein eigentlicher Ruinenkult breit, der einen frühen Denkmalschutz nach sich zog. Pionierarbeit leistete in dieser Hinsicht der preussische König Friedrich Wilhelm III., der schon 1803 die ostpreussische Marienburg/Malbork im heutigen Polen unter Schutz stellen liess. 52 Die Begeisterung für das neu entdeckte Mittelalter gipfelte schliesslich in der wilden Orgie von Neu-Schwanstein, jenem monumentalen Bauwerk, das König Ludwig II. von Bayern in der Umgebung von Füssen zwischen 1868 und 1892 gemäss seiner Vorstellung von Ritterburgen errichten liess.

In der Schweiz fallen in die Zeit der romantischen Burgenbegeisterung Neubauten wie beispielsweise das

S. 22: Schlösschen Schadau am Thunersee (erbaut 1848-52), das Neue Schloss Buonas ZG (1872 Baubeginn, 1972 abgebrochen) oder Wart (Neftenbach bei Winterthur, 1889ff.). - 27 -

Und am Bodensee baute gegen Ende des 19. Jahrhunderts Maximilian von Scherer das Schloss Ober-Castell in einem Gemisch von Baustilen selbst maurische Elemente sind darin vertreten zu einem monumentalen Schlossbau aus. Die Begeisterung für das Mittelalter ging so weit, dass nun auch öffentliche Bauten im Stil des Mittelalters errichtet wurden. Davon legen das Bernische Historische Museum von 1894 und das Schweizerische Landesmuseum in Zürich (1898 eröffnet) beredtes Zeugnis ab (Abb. 15).

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Burgen und Ruinen Die sich entwickelnde archäologische Forschung war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts neben einem gewissen Interesse für mittelalterliche Sakralbauten stark auf die Urgeschichte und die Römerzeit konzentriert. In den Bewohnern der Pfahlbauten, die man mit den Helvetiern gleichsetzte, glaubten die Schweizer nach den Wirren des Sonderbundskrieges von 1847 über konfessionelle und sprachliche Grenzen hinweg eine gemeinsame Wurzel gefunden zu haben. Ferdinand Keller, der Gründer und erste Präsident der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, aber auch der Berner Albert Jahn, befassten sich zusammen mit einigen andern historisch Interessierten eingehend mit der Pfahlbauforschung. - 28 -

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erkannten weitsichtige Männer wie Theodore de Saussure, Johann Rudolf Rahn und Emanuel Bernoulli-Müller, dass auch für die historischen Denkmäler etwas getan werden müsse und dass dem Verkauf und der Zerstörung Einhalt zu gebieten sei. 1880 gründeten sie den Verein zur Erhaltung vaterländischer Kunstdenkmäler. 53 1893 wurde an Behörden und Institutionen eine «Anleitung zur Erhaltung von Baudenkmälern und zu ihrer Wiederherstellung» verschickt. Unterdessen zeichnete sich in der Restaurierung von Burgen eine Abkehr von der Suche nach dem «richtigen» mittelalterlichen Stil und von gewagten Rekonstruktionen ab. In Deutschland prägte Georg Dehio 1901 den Grundsatz «Konservieren, nicht restaurieren» und lebte ihm bei der zurückhaltenden Restaurierung des Heidelberger Schlosses nach. 54 Josef Zemp, ein Schüler Rahns, verfasste 1907 als Vorsteher der eidgenössischen Denkmalpflegekommission eine Schrift «Das Restaurieren. Das Alte erhalten, das Neue gestalten», die europaweit Beachtung fand. 55 Ganz im Sinn einer schonenden, substanzerhaltenden Restaurierung beschäftigten sich Albert Naef, Johann Rudolf Rahn und Heinrich von Geymüller zwischen 1897 und 1908 mit dem Schloss Chillon. 56

Das Interesse für die geschichtlichen Denkmäler war erwacht, doch galt es zunächst vor allem dem mittelalterlichen Sakralbau. Vereinzelt begannen sich nun Forscher wie Johann Rudolf Rahn auch mit Burgen zu befassen. Rahn bezog bei der Inventarisierung der Kunstdenkmäler in den Kantonen Tessin, Solothurn und Thurgau die Burgen und Ruinen mit ein.57 In den Jahren 1894 und 1895 publizierte Heinrich Zeller-Werdmüller in den Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich ein Inventar der damals bekannten Burgen und Burgstellen im Kanton Zürich, wobei er zwischen nachweisbaren Burgen einerseits und «fabel- und sagenhaften» Burgen andererseits unterschied. 58 Eine ähnliche Bestandesaufnahme nahm Gottlieb Felder mit seiner Dokumentation zu den Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell vor. 59

Von einer eigentlichen Burgenforschung können wir seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts sprechen. 1906 erschien der erste Band von Walther Merz über die Burgen des Kantons Aargau, in dem er sowohl die Archivquellen wie genaue Baubeschreibungen publizierte. 60 Es dauerte aber noch Jahrzehnte, bis die neue Art, mit Burgen und Ruinen umzugehen, zum Allgemeingut wurde. - 29 -

Noch bis in die 1940er-Jahre hinein war es an der Tagesordnung, dass Hobby- Archäologen mit Pickel und Schaufel nach Burgmauern suchten, ohne sich um Fundlagen und um Kleinfunde zu kümmern. Besonders ausgiebig geschah das in den 1930er-Jahren, als in bester Absicht Arbeitslose unter teilweise laienhafter Anleitung mit der Ausgrabung von Burgen betraut wurden (Abb. 16). Zwar verschafften sich

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einzelne Autodidakten wie etwa Karl Heid oder Franziska Knoll-Heitz beachtliche Kenntnisse im Umgang mit Grabungen auf Burgstellen. Von einer wissenschaftlichen Burgenforschung kann aber erst seit den archäologischen Untersuchungen von Hans Erb und Hugo Schneider gesprochen werden. 61

Dem Gründer und ersten Präsidenten des Schweizerischen Burgenvereins, dem Architekten Eugen Probst, kommt das Verdienst zu, das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit für die Erhaltung von Burgen und Ruinen geweckt zu haben. Für die historische Bausubstanz einer Burg zeigte er aber erstaunlich wenig Verständnis. Immer wieder als Sachverständiger beigezogen, hat er viele Burgen nach eigenen Mittelaltervorstellungen restauriert und zum Teil - 30 - sogar wieder aufgebaut. 62 Daneben engagierten sich aber einzelne Vorstandsmitglieder immer wieder in durchaus verantwortbarer Weise, wenn es um denkmalpflegerische Aufgaben im Zusammenhang mit Burgen ging. 63 Als das Präsidium dann 1955 an den Konservator und späteren Direktor des Schweizerischen Landesmuseums, Hugo Schneider, überging, erhielt der Verein seine wissenschaftliche Ausrichtung. In relativ kurzer Zeit gelang es zunächst dem Burgenspezialisten Werner Meyer, seit den 1970er-Jahren aber auch einer jüngeren Generation von schweizerischen Mittelalterarchäologen, darunter einer ansehnlichen Zahl von Schülern Meyers, nicht nur den Anschluss an die europäische Burgenarchäologie zu schaffen, sondern ihr neue Impulse zu verleihen. Heute hat sich die archäologische Forschung stark in die entsprechenden kantonalen Ämter verlagert, wo diese jüngere Generation von Spezialisten ein hohes Niveau der Mittelalterarchäologie garantiert.

Die Bedeutung von Burgen und Ruinen für die Erforschung des Mittelalters Der Ausblick in die Entwicklung der Mittelalterarchäologie in der Schweiz macht deutlich, dass zur zunehmenden Burgenbegeisterung im Lauf des 19. Jahrhunderts ein neues Element dazugekommen ist: jenes der wissenschaftlichen Forschung. Sie kümmert sich nicht nur darum, dass Burgen und Ruinen als Zeugen einer vergangenen Zeit möglichst unverfälscht erhalten bleiben. Die archäologische Untersuchung von Burgstellen vermittelt zunehmend tiefere Einblicke in das Leben, die Tätigkeiten und den Alltag der mittelalterlichen Menschen.

Die Bedeutung der Burgen für die Ortsund Regionalgeschichte Viele unserer heutigen Gemeindegrenzen gehen auf ehemalige Grund- und Dorfherrschaften zurück, die von Burgen aus verwaltet wurden. 64 Aber auch die Kantonsgrenzen spiegeln mittelalterliche Herrschaftsverhältnisse und folgen teilweise alten Landvogteigrenzen. Mit dem Erwerb der Herrschaften Kyburg und Grüningen durch die Stadt Zürich war bereits etwa die Hälfte des heutigen Kantonsgebiets festgelegt. Kaum eine Orts- und schon gar nicht eine Kantonsgeschichte kommt ohne die Erwähnung von Burgen aus, da von diesen Bauwerken aus die Geschicke weiter Gebiete mitbestimmt wurden. Aus - 31 -

diesem Grund ist der Bezug zu Burgen mindestens in historisch interessierten Kreisen immer lebendig geblieben.

Werner Meyer ist der Ansicht, dass die föderalistische Struktur der heutigen Schweiz auf der Tatsache beruhen könnte, dass es auf ihrem Gebiet nie zu einer weiträumigen Territorialherrschaft gekommen sei. 65 Ansätze waren vorhanden, etwa unter den Herzögen von Zähringen oder unter den Kyburgern. Aber beide Geschlechter sind früh ausgestorben,66 während sich die Territorialisierungsbestrebungen der Savoyer und der Habsburger in andere Gebiete verlagerten. Den Grund für die Kleinräumigkeit der Herrschaftsgebiete sieht Meyer im Widerstand des mittleren und niederen Adels, der seine Unabhängigkeit lange Zeit hartnäckig zu bewahren wusste. 67

Die emotionale Bedeutung von Burgen und Schlössern

Burgen und Ruinen als Wahrzeichen Die historische Bedeutung, welche die Burgen für viele Gemeinden haben, kann aber nicht der einzige Grund für die Wertschätzung der Burgen und Ruinen durch einen grossen Teil der heutigen Bevölkerung sein. Vielmehr sind

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- 32 - die ehemaligen Wehrbauten, befreit von jedem Herrschaftsanspruch, zu Wahrzeichen von Städten und Dörfern, ja von ganzen Landstrichen geworden. Aufs Neue identifiziert sich die Bevölkerung, und zwar diesmal mit durchaus positiven Vorzeichen, mit einer Burg. Man stelle sich nur Neuenburg, Sitten, Thun, Lenzburg, Rapperswil (Abb. 17) oder Werdenberg ohne ihre Schlösser vor. Nach aussen kommt die Hochschätzung dieser Zeugen der Vergangenheit etwa in der nächtlichen Beleuchtung zum Ausdruck. Wahrzeichen bringen es mit sich, dass sie möglichst nicht verändert werden dürfen. Als in den Räumen der Kyburg in den 1990er-Jahren eine neue Ausstellung geplant wurde, die auch einige geringfügige bauliche Veränderungen nach sich gezogen hätte, liefen Heimatschutz und einzelne Kantonsräte gegen jede bauliche Anpassung Sturm. Alles musste so bleiben wie es vermeintlich immer gewesen ist.

Die neue Wertschätzung der Burgen kommt auch darin zum Ausdruck, dass es heute für viele Leute erstrebenswert ist, in einem Ort zu wohnen, dessen klingender Name Erinnerungen ans Mittelalter weckt. Leider erheben dieselben Bewohner, besonders die Neuzugezogenen, oft einen erstaunlichen Ausschliesslichkeitsanspruch auf das Bauwerk. Die Objekte sollen zwar von der öffentlichen Hand gepflegt werden, aber die Besucher würde man am liebsten fernhalten.

Das ungeteilte Interesse für Burgen und Schlösser zeigt sich in Gemeindewappen, in Werbestempeln und Firmenlogos. Eine Burg im Logo zu führen, zeugt offensichtlich von Stabilität und Tradition. Jeder Gedanke an Unterdrückung und adlige Vorrechte ist mindestens in der Schweiz aus dem Bewusstsein getilgt.

Die emotionale Beziehung zu Burgen und Schlössern liegt aber bestimmt nicht nur im Wahrzeichencharakter dieser Objekte. Sie muss in den Menschen tiefere Schichten berühren.

Die Bedeutung der Burgen und Schlösser im Volksgut

Burgen und Schlösser im Märchen Die meisten Menschen begegnen den ersten Schlössern im Märchen. Auf zwei Arten können sich diese Phantasiebauten im Bewusstsein oder im Unterbewusstsein festhaken: auf eine mehr handlungsorientierte oder auf eine eher - 33 -

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symbolhafte Weise. Wenn wir die Märchenhandlung betrachten, so bilden die prunkvollen Schlösser jenen Lebensraum, der von Königen und Königinnen, Prinzessinnen und Prinzen bevölkert ist. Die Tatsache, dass noch heute so genannte Märchenhochzeiten in Fürsten- und Königshäusern breite Massen zu bewegen vermögen, spricht für sich. Vielleicht spielen schon da frühe Kindheitserinnerungen mit, Erinnerungen an die vielen Märchen, in denen sich Kinder in die Rolle von Prinzessinnen und Prinzen versetzten. Innerhalb der Schlossmauern begegnen die Königskinder einer Welt, die ihnen Schutz und Geborgenheit bietet. Aber sie müssen das Schloss verlassen, sei es, dass sie wie Schneewittchen aus dem Schloss vertrieben werden, sei es, dass sie leichtsinnig wie die Prinzessin in König Drosselbart das Recht verspielen, im Schloss zu wohnen. Die Helden müssen in einer feindlichen Welt Gefahren bestehen. Aber am Ende führt der Weg ins Schloss zurück. Das Märchen findet seinen Abschluss oft in einer fürstlichen Hochzeit, die erneut Geborgenheit gewährt. Schlösser, wie wir sie aus den Märchen kennen, entsprechen in idealer Weise einer Ursehnsucht nach Geborgenheit. Diese Ursehnsucht schwingt wohl unbewusst mit, wenn wir das Wort Schloss hören, das mit «umschlossen sein», oder Burg, das mit «bergen» verwandt ist. Es sei allerdings eingeräumt, dass die Bedeutung des Schlosses im Märchen - 34 -

schillernd und vielfältig ist und nicht allein in die skizzierte Richtung gedeutet werden kann.

Selbstverständlich nimmt das Schloss schon im eben Geschilderten symbolhafte Züge an. Sabine Wienker weist darauf hin, dass Illustratorinnen und Illustratoren das Märchenschloss mit seinen Türmchen und Zinnen fast immer auf einem hohen Berg ansiedeln. 68 Wie einst die Höhenburgen, so vereint das Märchenschloss Schönheit und Macht in sich. Gleichzeitig schliesst es sich deutlich nach unten ab. Das alles verleiht ihm etwas Erhabenes, etwas Transzendentes (Abb. 18). Das Schloss wird zum Vermittler zwischen Himmel und Erde. Auch das himmlische Jerusalem erscheint meist vom Diesseits abgehoben als schlossähnliches Gebilde von überwältigender Schönheit. Wie das Heilige, so verkörpert das Märchenschloss in sich etwas, was gleichzeitig fasziniert und Furcht erregt. 69

S. 26: Es fällt auf, dass das Schloss in Schwänken und Witzen keinen Platz findet. Die Erhabenheit, die von ihm ausgeht, gibt ihm etwas Unantastbares. Das «Luftschloss» geht noch einen Schritt über das Märchenschloss hinaus. In ihm vereinen sich die kühnsten Vorstellungen, die schönsten und verwegensten Träume. Abgehoben von der Erde und von der Wirklichkeit, kommt auch ihm etwas zu, das über alles Irdische hinausgeht.

Burgen und Schlösser in Jugendbüchern Ein bis weit ins 20. Jahrhundert hinein viel gelesenes Jugendbuch trug den Titel «Heinrich von Eichenfels». Es wurde 1819 vom deutschen Pfarrer und Lehrer Christoph von Schmid veröffentlicht und hat Generationen von Kindern in seinen Bann gezogen. Die Geschichte beginnt und endet nach einer Entführung auf einem Schloss. In den Kinder- und Jugendbüchern des 20. Jahrhunderts wandelt sich das Schloss vom Ort der Geborgenheit zum Ort geheimnisvoller Abenteuer. Stellvertretend für viele andere mögen Enid Blytons «Burg der Abenteuer» und Kurt Helds Klassiker «Die Rote Zora und ihre Bande» stehen. Welches Mädchen hat sich nicht als mutige Zora in den Ruinen der Uskokenburg gesehen? Bezeichnenderweise liegt auch das Zauberinternat Harry Potters in einem Schloss. Das gigantische Schloss Hogwarts liegt auf der Spitze eines hohen Berges und verliert sich mit seinen Zinnen und Türmen über den Wolken.70 - 35 -

Offensichtlich beginnen Kinder, die dem Märchenalter entwachsen sind, sich zunehmend für Burgen und Ruinen zu interessieren. In deren Mauern kann man sich verstecken. Dort kann man auf Schatzsuche gehen. Das Interesse dürfte damit zusammenhängen, dass Kinder von acht oder neun Jahren Märchen zusehends als unwahre Geschichten ablehnen. Burgen und Ruinen liefern jene realen, überprüfbaren Fakten, welche die Kinder mit wachsendem Realitätsbewusstsein fordern. Burgmauern existieren wirklich. Und sie lassen sich beliebig mit anmutigen Burgfräuleins, mutigen Rittern und bösen Raubrittern bevölkern, die an das Personal aus der eben verlassenen Märchenwelt erinnern. Für eine Altersstufe, die so sehr auf Realität, auf wahre Geschichten erpicht ist, dürfte das Faszinosum der Burgen und vielleicht noch mehr der Ruinen in der eigenartigen Mischung von Realität und Phantasie liegen.

Dem Bedürfnis der 8 bis 12-jährigen Kinder nach Wissen über Ritter und Burgen tragen die Sachbuchverlage ausgiebig Rechnung. Es vergeht kein Jahr, in dem nicht mindestens ein neues Sachbuch über die Burgen- und die Ritterzeit erscheint. Wie weit der Inhalt dieser Bücher immer dem heutigen Forschungsstand entspricht, wäre Stoff für eine eigene Publikation.

Burgen und Schlösser in der Sagenwelt Um viele Burgen windet sich ein ganzer Kranz von Sagen. Diese Art der Erzählung liebt das Dunkle, Geheimnisvolle. Darum steht in den Burgensagen nicht das Lichte, Zauberhafte der Märchenschlösser im Zentrum, sondern der Aspekt des Verruchten und der Unterdrückung. Bestimmte Motive kehren immer wieder: Etwa der ruchlose Ritter, der in übler Absicht junge Frauen auf seine Burg holt, der sich mit seiner Macht brüstet und der die Menschen der Umgebung drangsaliert, oder der Raubritter, der nichts ahnende Kaufleute überfällt. Wichtig für die Sage ist, dass die Ruchlosigkeit und Verwegenheit dieser Ritter bestraft wird. Es ist daher kein Zufall, dass es auf Burgen und Schlössern von Gespenstern wimmelt: Es sind die ehemaligen Bewohner, die im Grab keine Ruhe finden. Meist entzünden sich diese Vorstellungen an vorhandenen Ruinen, denn eine zerstörte Burg ruft nach einer Erklärung. Immer wieder ist die Rede von vergrabenen Schätzen, die nur von bestimmten Personen und meist in einer besonderen Nacht zur Geisterstunde gehoben werden können. - 36 -

Es ist erstaunlich, wie vielfältig die Burgen, Schlösser und Ruinen im Volksgut vertreten sind. Es muss damit zusammenhängen, dass von ihren Überresten eine eigene Faszination ausgeht. Das würde erklären, warum kaum jemand an einer Burg oder Burgruine gleichgültig vorübergehen kann. Zwar werden diese Zeugen aus dem Mittelalter nicht mehr als bedrohlich empfunden. Aber sie rufen im Betrachter dennoch Vorstellungen von dunklen Vorgängen und von menschlichem Schicksal wach. Und nicht zuletzt erinnern sie uns an die eigene Vergänglichkeit und vielleicht auch Vergeblichkeit.

Burgen und Ruinen als Orte für Feste und Feiern Die frühe Begegnung mit Burgen in Märchen, Sagen und Jugendbüchern dürfte einiges zur allgemeinen Burgenbegeisterung beitragen. Wahrscheinlich spielt aber auch die topographische Lage der Burgen und ihre geschichtliche Verankerung im Bewusstsein vieler Menschen mit, wenn Burgen heute zu Schauplätzen vielseitiger Lustbarkeiten geworden sind. Grillpartys, Aperos, Schulausflüge, Pfadfinderübungen, Familientreffen und sogar Gottesdienste werden heute gern auf Burgen und Schlössern oder auf Burgstellen abgehalten. Diese Orte schaffen ein beliebtes

S. 27: Ambiente für Freilichtspiele und Musikfestivals. Auch bilden sie die ideale Kulisse für patriotische Feiern und volkstümliche Fernsehsendungen. Burgkapellen üben eine besondere Anziehungskraft auf Heiratswillige aus. Mit Vorliebe nutzt man den Ort für einen Fototermin. Es scheint, als ob diese altehrwürdigen Bauten einem Anlass seine besondere Weihe gäben. Die allgemeine Begeisterung war auch zu spüren, als der Schweizerische Burgenverein ein Burgfest auf der Ruine Wädenswil und zwei mehrtägige Mittelalterfeste im Ritterhaus und auf Burgen des Kandertals durchführte. Fast täglich fanden sich über 1000 Besucherinnen und Besucher ein.

Der emotionale Bezug zu Wehrbauten des Mittelalters äussert sich unter anderem im Wunsch mancher Zeitgenossen, auf einer ehemaligen Burg zu wohnen. Damit scheint sich ein lange gehegter Bubentraum zu erfüllen, selbst Burgherr zu sein. Wie einstmals reiche Stadtbewohner, die sich auf einem ehemaligen Adelssitz niederliessen, erhoffen sich kaufkräftige Besitzer, dass etwas vom Abglanz der ehemaligen Herrschaft auf sie falle. Die Tatsache, dass - 37 - ein solcher Wohnsitz ungeheure Mittel verschlingt, gibt seinen Bewohnern eine zusätzliche Exklusivität, die im «gemeinen Volk» Wunschträume auslösen kann.

Das wache Interesse für Burgen, Schlösser und Ruinen darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor viele Ruinen gefährdet sind, weil die Besitzer, zu denen Private, Institutionen und Gemeinden zählen, die Kosten für eine dauerhafte Sanierung scheuen.

Die moderne Nutzung von Burgen Wie gezeigt wurde, haben längst nicht alle Burgen ihre herrschaftliche Funktion bis in die Revolutionszeit von 1798 bewahrt. Viele gingen schon früh an Private über und wurden gelegentlich so umgebaut oder mit Anbauten umgeben, dass man sie kaum mehr als ehemalige Burgen erkannte. Einzelne von ihnen, darunter der Wohnturm von Wiesendangen ZH (Abb. 19120) oder das Höchhus in Küsnacht, wurden im letzten Jahrhundert von unansehnlichen Nebenbauten befreit.

Ein besonderes Lob verdient die grosse Zahl privater Burgenbesitzer, die ihre Wohnsitze mit Liebe und Sachverstand pflegen. Die Öffentlichkeit wäre absolut überfordert, müsste sie all diese Burgen und Schlösser mit eigenen Mitteln unterhalten. In Zusammenarbeit mit den Denkmalpflege-Ämtern tragen private Besitzer wesentlich dazu bei, ein vielfältiges kulturelles Erbe zu erhalten. Zu erwähnen sind mittelalterliche Bauten wie etwa Wartensee

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S. 28: am Sempachersee, Freudenfels am Untersee, Schweinsberg UR, Neu- Altstätten SG oder Casaulta in Lumbrein GR. Einen gewaltigen finanziellen Aufwand erfordert der Unterhalt grösserer privater Schlösser wie Champvent VD, Vufflens VD, La Rue FR, Worb BE, Herblingen SH, Marschlins GR und vieler anderer. Etwas erträglicher wird die Belastung dann, wenn im Fall eines Fideikommiss ein ganzer Familienclan hinter dem Bauwerk steht, wie das etwa bei Altenklingen TG der Fall ist.

Viele Burgen erfuhren im Lauf der Jahre, insbesondere nach der Helvetischen Revolution, eine Umnutzung. Die heutigen Verwendungszwecke von Burgen und Schlössern sind beinahe so zahlreich wie die Objekte selbst. Einige typische Nutzungsarten sollen im Folgenden herausgegriffen werden.

Verwendung zu kultischen Zwecken Bereits im Spätmittelalter wurde der Turm von Surcasti im Lugnez als Glockenturm für die St. Laurenz-Kirche verwendet. Der Turm von Schlatt ZH dient seit 1531 als Pfarrwohnung. Innerhalb des Berings der Ruine Ringgenberg am Brienzersee erbaute man 1671 eine Kirche, benutzte die Schildmauer als Glockenturm und bediente sich wohl ausgiebig am Steinmaterial der ehemaligen Burg. Beim Bau der katholischen Kirche Niedergösgen SO integrierte man 1903/04 den Bergfried, der nach der Zerstörung von 1798 übrig geblieben war, als Glockenturm in den Neubau der Kirche (Abb. 21). Andere Burgen kamen meist im Laufverschiedener Handänderungen in den Besitz von Ordensgemeinschaften. Bereits 1781 liessen sich Benediktinerinnen aus dem toggenburgischen Kloster Libingen auf der Schenken-Glattburg bei Oberbüren SG nieder. 1890 übernahm ein Pfarrer die ruinöse Burg Wikon LU und richtete mit Hilfe von Benediktinerinnen ein Töchterinstitut ein, das schliesslich der Burg den neuen Namen Marienburg verschaffte, doch besteht kaum die Gefahr, dass die Burg nach der Auflassung durch die Nonnen diesen Namen weiter behalten wird. In Steinhausen ZG hat ein neuzeitliches Gebäude, das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von Steyler-Missionaren bewohnt wird, die letzten Spuren einer ehemaligen Burg verwischt. Das Schloss Wartensee bei Rorschach wurde evangelische Heimstätte. Auf der Burg Wildenstein AG nahmen sich von 1928 bis in die Siebzigerjahre Diakonissen pflegebedürftiger Personen an und auf dem Schloss Eppishausen TG wohnen seit 1972 Nonnen der religiösen - 39 -

Gemeinschaft «Bonitas dei», die bis 1993 ein Alters-, Pflege- und Erholungsheim führten.

Internate, Schulen und Tagungszentren in ehemaligen Burgen Eine ganze Reihe ehemaliger Schlösser ging im Lauf der letzten beiden Jahrhunderte an Institutionen oder Gemeinwesen über, welche in den Gebäuden Sonderschulen und Heime einrichteten. Auf Hohenrain LU eröffnete Kaplan Grüter 1847 die kantonale Taubstummenanstalt, aus der schliesslich das heutige - 40 -

Heilpädagogische Zentrum herausgewachsen ist. Biberstein AG dient seit 1987 als Ausbildungsstätte für geistig und mehrfach behinderte Erwachsene und auf der Feste Aarburg wurde 1893 eine Erziehungsanstalt eingerichtet. Verschiedene Burgen werden heute als Schulheime und Internate genutzt, so etwa Kefikon an der zürcherisch-thurgauischen Grenze, Kasteln AG und Neu- Regensberg. Da der Unterhalt und die Umnutzung von alten Bauten äusserst kostspielig sind, waren es in neuerer Zeit gelegentlich Banken und Versicherungen, die ehemalige Burgen wie beispielsweise den Unterhof zu Diessenhofen zu Tagungszentren ausbauten. Mit weniger Mitteln müssen in der Regel die öffentliche Hand oder Stiftungen auskommen, wenn sie mittelalterliche Bauten für Schulungszwecke oder für festliche Anlässe

S. 29: bereitstellen. Mit einem Minimum an Veränderungen versucht man ein Maximum an Ambiente zu schaffen, wie das zum Beispiel für Greifensee ZH, Pfäffikon SZ oder Liebegg bei Gränichen AG gelten darf.

Burgen als Verwaltungszentren Gemeinwesen, in deren Hand sich eine Burg befindet, hatten und haben oft Mühe, einen geeigneten Verwendungszweck für das Bauwerk zu finden, da eine gute, behindertengerechte und feuerpolizeilich erlaubte Erschliessung ohne massive Eingriffe in die Gebäudestruktur meist sehr schwierig ist. Viele Burgen dienen heute als Tagungsorte der Legislative oder des Gerichts sowie als Verwaltungsgebäude auf kantonaler, kommunaler oder Bezirksebene, wie etwa die folgenden wahllos herausgegriffenen Beispiele verdeutlichen: der Turm St. Maire in Lausanne, die Burg von Neuenburg, die Schlösser von Rolle VD, Bulle FR, Romont FR, Estavayer FR (Abb. 22), Wimmis BE, Burgdorf BE oder Trachselwald BE. Es fällt auf, dass sich diese Gebäude vorwiegend im westlichen Teil der Schweiz befinden. Offenbar hatte man in diesen Regionen nach der Französischen Revolution ein entkrampfteres Verhältnis gegenüber den ehemaligen Symbolen der Herrschaft als in der Nord- und Ostschweiz.

In Anbetracht der dicken Mauern lag in nachmittelalterlicher Zeit bald einmal der Gedanke nahe, Türme als Gefängnisse zu verwenden. An verschiedenen Orten trifft man auf Spuren der Verwahrung, so etwa im Spittelturm, einem erhaltenen Stadtturm zu Bremgarten, oder im Bergfried der Kyburg, wo im 16. - 41 -

Jahrhundert Gefängnisse eingebaut wurden. Demselben Zweck diente einst der Turm von Alt-Wülflingen, solange er noch einigermassen

im Stande war. Im bündnerischen Susch erwähnt Sererhard im Jahr 1742 einen Turm «La Praschun», was soviel wie Gefängnis bedeutet und in dem auch wirklich ein Gefängnis eingerichtet war. 71 Das Beispiel scheint Schule gemacht zu haben, denn im benachbarten Zernez diente die Tuor dals Mors neben der Aufbewahrung von Geld und Munition ebenfalls der Verwahrung von Gefangenen. 72 In Belp BE wurde der Kefiturm 1540 eigens zum Zweck der Aufbewahrung von Archivalien und als Gefängnis erbaut. Bis 1976 diente das Schloss Aigle VD als kantonales Gefängnis, und noch heute werden in einem Trakt des Schlosses Burgdorf BE Gefangene verwahrt.

Wie der erwähnte Turm der Mor in Zernez, so wurden auch andere Burgtürme als sicherer Ort für wichtige Akten verwendet. Der Archivturm in Schwyz erinnert heute noch an diesen früheren Verwendungszweck. Im Gegensatz zu ihm wurde der Hexenturm in Sarnen vor einigen Jahren wieder als Archiv eingerichtet.

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Burgmuseen und Museumsburgen Besonders häufig werden Burgen, die im Besitz der Öffentlichkeit sind, als Museen genutzt. Die Spannweite reicht vom einfachen, kleinen Burg- oder Ortsmuseum

über Spezial- und Regionalmuseen bis hin zum Museum, wo Museumspädagogen für professionelle Führungen oder ganze Erlebniswelten sorgen. Es ist hier nicht der Ort, eine vollständige Liste der Burgmuseen aufzuzählen. Besonders bekannt sind die gut ausgebauten, besucherfreundlichen Museen auf der Kyburg ZH oder auf den Schlössern Lenzburg AG (Abb. 23) und Wildegg AG, aber auch in Grandson VD, Greyerz FR, Spiez BE, Oron VD, Thun BE und Landshut BE. All diese Burgen sind gleichzeitig selbst Museumsstücke.

Da die Gelder für den Unterhalt einer grösseren Burg heute riesige Summen verschlingen, müssen immer häufiger Gemeinden und Kantone helfend einspringen,

S. 30: wenn es um die Erhaltung einer Burg geht. Damit Sponsorengelder fliessen, werden diese Bauten oft Stiftungen und Vereinen anvertraut, die sich für die Erhaltung und Belebung der historischen Gebäude einsetzen. Langsam sind sich die Behörden bewusst, dass ohne eine permanente finanzielle Unterstützung und ohne eine massive finanzielle Startspritze trotz intensiver Freiwilligenarbeit ein Fiasko vorprogrammiert ist. - 43 -

Es ist daher verständlich, dass die Verantwortlichen, welche die nötigen Gelder bewilligen müssen, über den Besitz solcher Bauwerke nicht nur glücklich sind. Umso mehr ehrt es jene Zuständigen, die ihre Verantwortung gegenüber den historischen Bauwerken wahrnehmen.

Burgen als Restaurationsbetriebe und Jugendherbergen Viele Burgrestaurants profitieren vom Ambiente, das die alten Räume noch immer ausstrahlen. Zu erwähnen sind so beliebte Restaurants und Ausflugsziele wie die Habsburg AG oder die Schlösser Maienfeld GR, Sargans SG, Rapperswil SG, Hagenwil TG, Bümpliz BE oder Bottmingen BL. Selbst Starköche haben schon versucht, Schlossatmosphäre mit ihrer Kochkunst zu verbinden. Horst Petermann wirkte längere Zeit im Burgrestaurant Herblingen SH und Anton Mosimann versuchte das Sälischlössli oberhalb Olten zu einem Gourmettempel für betuchte Leute umzufunktionieren. Das Experiment ist fehlgeschlagen, weder der exklusive Club noch der neue Name «Chateau Mosimann» haben sich durchsetzen können.

Dem Bedürfnis von Lehrkräften, mit ihren Schülerinnen und Schülern für eine Woche ins Mittelalter einzutauchen, kommen verschiedene Jugendherbergen entgegen, die auf Burgen eingerichtet wurden. Leider können heute nur noch die Burgen Ehrenfels im Domleschg, Rotberg im Solothurner Jura und Altenburg bei Brugg (Abb. 24) diese Erfahrung vermitteln. Dass es sich bei den beiden ersten um fragwürdige Rekonstruktionen aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts handelt, tut der jugendlichen Burgenbegeisterung kaum Abbruch. - 44 -

Burgen als touristische Attraktion Wenn wir die heutige Einstellung zu Burgen und Schlössern mit derjenigen unserer Vorfahren bis zur Helvetischen Revolution vergleichen, stellen wir den ungeheuren Wandel fest, den die Burg in emotionaler und wirtschaftlicher Hinsicht durchlaufen hat. Was einst als mahnendes Herrschaftssymbol über den Untergebenen thronte, wird heute als ausgesprochene Touristenattraktion empfunden. Das Schloss Chillon soll die meist besuchte Sehenswürdigkeit der Schweiz sein, und die Stadt Bellinzona ist nicht zuletzt aus touristischen Gründen sehr erfreut darüber, dass ihre drei Schlösser ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurden.

S. 31: Neben dem unbestreitbaren historischen Wert einer Burg, neben dem Erkenntniswert, den eine Bauuntersuchung oder die archäologische Erforschung einer Burgstelle verschafft, und neben einer allfälligen wirtschaftlichen Bedeutung spielt heute der emotionale Wert von Burgen und Schlössern offensichtlich die zentrale Rolle. Vielleicht schwingt im Unterbewussten sogar eine heimliche Bewunderung für den Machtanspruch mit, der einst von diesen Bauten ausging.

Die eingangs zitierte Neunutzung der Gesslerburg wird wohl weniger wegen ihrer modellhaften Sanierung und noch weniger wegen der ökologischen und - 45 -

petrografischen Aspekte Besucherströme anziehen (Abb. 25). Vielmehr ist die Ruine seit 200 Jahren untrennbar mit Schillers Wilhelm Tell verbunden, auch wenn sie in Wirklichkeit nie etwas mit dem Bund der Urkantone zu tun hatte. Ihre dominierende Lage oberhalb Küssnachts, Erinnerungen an Märchen und Sagen aus der Jugendzeit, das ständig wachsende Wissen über das Mittelalter, die Gedanken an die edlen Ritter, die von hier aus mit Turnierkrönchen, vergoldeten Handschuhen und Spangenpanzern ins Turnier zogen, und endlich das zerfallene Gemäuer, das die Besucher an die eigene Vergänglichkeit gemahnt, dürften auch ohne fetzige «events» zur ganz persönlichen «Wertschöpfung» der Besucherinnen und Besucher beitragen.

S. 32: Abbildungsnachweis 2 Zeichnung aus: Werner Meyer/Johanna Strübin Rindlisbacher, Das Alte Schloss Bümpliz (Bern 2002) 71 4,11,14 Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung 15 Foto aus: Festgabe auf die Eröffnung des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich (Zürich 1898) 18 Illustration aus: Brüder Grimm/Binette Schroeder, Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich (Hamburg 1989) 19 Denkmalpflege des Kantons Zürich Alle übrigen Abbildungen: Heinrich Boxler

Adresse des Autors: Dr. Heinrich Boxler Im Hölzli 19 CH-8706 Feldmeilen E-Mail [email protected]

S. 33: Zusammenfassung Vom Adelssitz zum Rummelplatz Die mittelalterliche Burg war gleichzeitig Wohnsitz einer Adelsfamilie, Wehrbau, Herrschafts-, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum und nicht zuletzt ein adliges Statussymbol. Die Adelsfamilie identifizierte sich mit der Burg. Für die Untergebenen war die sie ein Symbol der Herrschaft. Immer wieder kam es in kriegerischen Zeiten, aber auch bei Volksaufständen, zu Burgenbrüchen, weil man damit die Macht brechen wollte, die von den Burgen ausging. Insgesamt wurde aber nur ein kleiner Teil der Burgen gewaltsam zerstört. Im Spätmittelalter gab es ganz andere Gründe, eine Burg zu verlassen. Vor allem vermochten zahlreiche Adlige die Voraussetzungen für eine standesgemässe Repräsentation nicht mehr zu erfüllen. Aber auch wachsende Ansprüche an den Wohnkomfort liessen Adlige in die Städte übersiedeln. Viele verschwanden aus den Quellen und gingen zum Teil im Bauernstand auf. - 46 -

Andere wurden durch die Städte, die dabei waren, ihre Territorien aufzubauen, von ihren Burgen verdrängt. Ein grosses Burgensterben prägt das ausgehende Mittelalter.

Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz waren es die aufstrebenden Städte Bern, Basel, Solothurn, ·Luzern, Zürich und Schaffhausen, aber auch einige Länderorte, die einen Teil der Burgen in Landvogteisitze umwandelten. Daher richtete sich die Zerstörungswut der Landbevölkerung zur Zeit der Helvetischen Revolution von 1798 in erster Linie gegen diese verhassten Schlösser.

Es dauerte länger als eine Generation, bis ein gewisses Verständnis für die historische Bedeutung der Burgen und Ruinen wach wurde. Da und dort gebot man endlich der weiteren Zerstörung Einhalt. Eine wachsende Begeisterung für das Mittelalter griff im Lauf des 19. Jahrhunderts um sich und führte zu einer Burgenromantik, die sich in historisierenden Neubauten, aber auch in altertümelnden Burgenrestaurierungen manifestierte. Erst nach der Mitte des 20. Jahrhunderts konnte sich in der Schweiz eine Burgenarchäologie etablieren, die diesen Namen verdient.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich die Einstellung gegenüber Burgen und Ruinen grundlegend geändert, indem an die Stelle von Ohnmacht oder Gleichgültigkeit immer stärker eine positive Beziehung trat. Die Adelssitze des Mittelalters wurden zu beliebten Wahrzeichen von Dörfern und ganzen Landstrichen. Dieser emotionale Bezug wird möglicherweise schon durch Märchen, Jugendbücher und Burgensagen geweckt, die z.T. dem Wunsch nach Abenteuer und Nervenkitzel entsprechen.

Heute sind Burgen, Schlösser und Ruinen zu begehrten Orten für Feste und Feiern geworden. Dieser Mentalitätswandel wird dadurch begünstigt, dass die Burgen wesentlich anders genutzt werden als früher. Sie dienen z.T. religiösen Zwecken, aber auch als Internate und Tagungszentren, am häufigsten wohl als Museen und Restaurationsbetriebe. Einzig jene Schlösser, die zu Amts- und Gerichtssitzen umgewandelt wurden, mögen gelegentlich entfernt an ehemalige Zeiten erinnern ... - 47 -

Anmerkungen: 1 BAK-Journal, hrsg. vom Bundesamt für Kultur, 1012003,23. 2 U.a. in: WERNER MEYER, Burgenforschung und Burgenpflege. Versuch einer Standortbestimmung, Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 1973/1,3. Ferner in: WERNER MEYER/EDUARD WIDMER, Das grosse Burgenbuch der Schweiz (Zürich 1977) 8 oder in: WERNER MEYER, Burgen einst und jetzt. Fragment zur historischen Bedeutung der Burgen, Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 1977/4,94 und weiterhin. 3 JOSEF GRÜNENFELDER/TONI HOFMANN/PETER LEHMANN, Die Burg Zug. Archäologie Baugeschichte Restaurierung, Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 28 (Zug 2003). 4 JOACHIM ZEUNE, Die Burg als wehrhafter Wohnsitz. In: HORST WOLFGANG BÖHME (Hrsg.), Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch in 2 Bänden (Stuttgart 1999) I, 43. 5 DIETER KERBER, Die Burg im mittelalterlichen Territorium. In: Böhme 1999 (Anm. 4) 11, 67. 6 HANS-MARTIN MAURER, Die Entstehung der hochmittelalterlichen Adelsburg in Südwestdeutschland. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 117 (NF 78), 1969, 318. 7 MAURER 1969 (Anm. 6) 321. 8 HANS-WERNER GOETZ, Leben im Mittelalter vom 7. bis zum 13. Jahrhundert (München 1986) 173. 9 WERNER MEYER, Rodung, Burg und Herrschaft. In: Burgen aus Holz und Stein. Burgenkundliches Kolloquium in Basel 1977. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 5 (Olten 1979) 43-80. 10 RUDOLF MAAG (Hrsg.), Das Habsburgische Urbar I. Quellen zur Schweizer Geschichte 14 (Basel 1894). 11 z.B. Wülflingen, Pfungen, Elgg, Kefikon oder Maur. 12 WERNER MEYER, Landwirtschaftsbetriebe auf mittelalterlichen Burgen. In: Adelige Sachkultur des Spätmittelalters, Internationaler Kongress Krems an der Donau (Wien 1982) 377-386. 13 MEYER 1979 (Anm. 9) 382. 14 URSULA RÜTTIMANN-JENZER, Die Kyburg als Gutsbetrieb. Leben und Wirtschaften auf den Schlossgütern vom 15. bis 18. Jahrhundert. Heimatspiegel, Illustrierte Beilage zum «Zürcher Oberländer» 9/1999. 15 WERNER MEYER, Die Frohburg. Ausgrabungen 1973-1977, Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 16 (Zürich 1989) 109ff. 16 MAURER 1969 (Anm. 6) 319. 17 HEINRICH BOXLER, Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden. Studia Linguistica Alemannica 6 (Frauenfeld 1976) 157ff. und 2. Aufl. Studia Onomastica Helvetica 2 (Arbon 1991) 157ff. 18 Die beiden Geschlechter gründeten die heutigen Städtchen Regensberg ZH und Rapperswil SG, Ihre Stammburgen standen in der Nähe von Regensdorf, bzw. oberhalb Altendorf bei Lachen SZ. 19 EUGEN NYFFENEGGER (Hrsg.), Cristân der Kuchimaister, Nüwe Casus Monasterii Sancti Galli (Berlin 1974) 45. - 48 -

20 JOHANNES DIERAUER (Hrsg.), Chronik der Stadt Zürich (Basel 1900) 27f. (Kap. 22f.). Vgl. ferner die kritischen Anmerkungen von Hugo Schneider, Die Burgruine Alt-Regensberg im Kanton Zürich, Bericht über die Forschungen 1955-57. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 6 (Olten 1979) 15ff. 21 JÜRG SCHWEIZER, Burgen im bernischen Raum. In: RAINER C. SCHWINGES, Berner Zeiten, Berns mutige Zeit. Das 13. und 14. Jahrhundert neu entdeckt (Bern 2003) 347. 22 HENNE VON SARGANS (Hrsg.), Die Klingenberger-Chronik (Gotha 1861) 114- 117 (Kap. 88ff.). 23 G. STUDER (Hrsg.), Conrad Justinger, Die Berner Chronik (Bern 1871) 224-231 (Kap. 377-396). 24 CHRISTIAN IMMANUEL KIND (Hrsg.), Die Chronik des Hans Fründ Landschreiber zu Schwytz (Chur 1875) 144f. und 189ff. (Kap. 140-143 und 184- 186). 25 GUSTAV TOBLER (Hrsg.), Die Berner Chronik des Diebold Schilling (Bern 1897) 317-319 (Kap. 227), 317ff. 26 WERNER MEYER, Die Burgen in der Blutrachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I. Historische und archäologische Befunde. Chateau Gaillard 19. Etudes de castellologie medievale, Actes du Colloque international de Graz 22-29 Août 1998 (Caen 2000) 19. 27 WERNER MEYER/HEINZ DIETER FINCK, 1291 Die Geschichte. Die Anfänge der Eidgenossenschaft (Zürich 1990) 163. 28 RAINALD FISCHER/WALTER SCHLÄPFER/FRANZ STARK, Appenzeller Geschichte I. Zur 450-Jahrfeier des Appenzellerbundes 1513-1963 (Appenzell/Herisau 1964) 185f. 29 WERNER MEYER, Die Eidgenossen als Burgenbrecher. Der Geschichtsfreund, Mitteilungen des Historischen Vereins der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden ob und nid dem Wald und Zug 145, 1992, 62ff. Ferner zur Schamserfehde: WERNER MEYER/EDUARD WIDMER, Das grosse Burgenbuch der Schweiz (Zürich 1977) 42. 30 MEYER 1992 (Anm. 29) 70. 31 MEYER 1992 (Anm. 29) 9. 32 Übersetzung: Danach wurde Stauffachers Vereinigung so mächtig, dass sie begannen, die Burgen der Herren zu brechen. Und wenn sie etwas unternehmen wollten, trafen sie sich zur Beratung in Trenchi, und wo «böse Türmli» waren, brachen sie diese, und sie begannen zuerst in Uri die Burgen zu brechen. 33 WERNER MEYER/JAKOB OBRECHT/HUGO SCHNEIDER, Die bösen Türnli. Archäologische Beiträge zur Burgenforschung in der Urschweiz. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters II (Olten 1984) 193. 34 MEYER 1992 (Anm. 29) 9ff., Werner Meyer, Das Burgensterben im Spätmittelalter. in: Böhme 1999 (Anm. 4) Il, 106-109. 35 ROGER SABLONIER, Adel im Wandel. Eine Untersuchung zur sozialen Situation des ostschweizerischen Adels um 1300 (Zürich 22000) 254. 36 BARBARA STUDER, Die Stadt, der Adel und das Umland. In: SCHWINGES 2003 (Anm. 21) 302f. 37 MEYER 1992 (Anm. 29) 10ff. 38 SCHWEIZER 2003 (Anm. 21) 348f. 39 ROLAND GERBER, Ausbürger und Udel. In: SCHWINGES 2003 (Anm. 21) 510. Danach war auch die Freigrafschaft Ringgenberg im Besitz von Ausbürgern. - 49 -

40 Beispiele solcher Sitze sind etwa Weinstein (erbaut 1479, Gde. Marbach SG), Greifenstein (1560, Gde. Thal SG), Wartegg (Ende 16. Jh., Gde. Rorschacherberg SG), Arenenberg (1548, Gde. Salenstein TG). 41 WERNER MEYER, Burgenlandschaften: Schweiz. In: Böhme 1999 (Anm. 4) Il, 236. Nach der Verstärkung der Feste Aarburg blieb kein Geld mehr für die Bestückung mit Geschützen übrig. 42 WERNER MEYER/HANS ULRICH WIPF, Der Munot in Schaffhausen. Schweizerische Kunstführer, Serie 51, Nr. 501/502 (Bern 1992) 36. 43 LUCAS HEINRICH WÜTHRICH, Burgen und Wehrbauten in Landschaftszeichnungen des 17. bis 19. Jahrhunderts (Bern 1967) 5. Bei der erwähnten Darstellung des Schlosses Neu-Falkenstein und der Kapelle St. Wolfgang handelt es sich um eine grau-, blau- und graubraun lavierte Federzeichnung mit Tinte. 44 BRUNO WEBER, Aquarelle zürcherischer Burgen und Schlösser 1673 aus der Graphischen Sammlung der Zentralbibliothek Zürich. Kommentarband (Zürich 1989) 11. 45 WEBER 1989 (Anm. 44) 9ff. 46 ALBERT KNÖPFLI, Schweizerische Denkmalpflege, Geschichte und Doktrinen. Beiträge zur Geschichte der Kunstwissenschaft in der Schweiz I (Zürich 1972) 15ff. 47 GUSTAV STRICKLER, Das Schloss Grüningen. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 1713 (Zürich 1913) 160ff. 48 DIONE FLÜHLER-KREIS (Hrsg.), Zeitspuren. 800 Jahre Leben auf der Kyburg (Kyburg [1999]) 168. 49 ELISABETH CASTELLANI ZAHIR, Von der Ruine zum Denkmal. Historisierende Burgschöpfungen. In: Böhme 1999 (Anm. 4) I, 165ff. 50 CASTELLANI ZAHIR 1999 (Anm. 49) 1,167. 51 ELISABETH CASTELLANI ZAHIR, Preussische Burgenromantik am Rhein. In: Böhme 1999 (Anm. 4) I, 169f. ELISABETH CASTELLANI ZAHIR, Preussische Burgenromantik am Rhein. In: Böhme 1999 (Anm. 4) I, 169f. 52 CASTELLANI ZAHIR 1999 (Anm. 49) 1,167. 53 KNÖPFLI 1972 (Anm. 46) 25. 54 KLAUS BINGENHEIMER, Burgen und Burgruinen in der Gegenwart. Zwischen Denkmalwert und Denkmalverwertung. In: BÖHME 1999 (Anm. 4) I, 177. 55 KNÖPFLI 1972 (Anm. 46) 34f. 56 CASTELLANI ZAHIR 1999 (Anm. 51) I, 171f. 57 WERNER MEYER, Burgenforschung in der Schweiz. Ein kritischer Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mittelalter 7, 2002/1, 3. 58 HEINRICH ZELLER-WERDMÜLLER, Zürcherische Burgen. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 58 (Zürich 1894 und 1895). 59 GOTTLIEB FELDER, Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell. Neujahrsblatt, hrsg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen 1907, 1911 und 1942. 60 WALTHER MERZ, Die mittelalterlichen Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Aargau 1-3 (Aarau 1905, 1906, 1927). 61 vgl. MEYER 2002 (Anm. 57) 4. 62 Die aus Ruinen wieder erstandenen Burgen sind Reichenstein bei Arlesheim BL sowie Rotberg SO und Ehrenfels GR. 63 DANIEL GRÜTTER, Eugen Probst (1873-1970) und die Gründung des Schweizerischen Burgenvereins. Mittelalter 7, 2002/1, 15. - 50 -

64 WERNER MEYER, Burgen einst und jetzt. Fragmente zur historischen Bedeutung der Burgen. Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 1977/4,94. 65 MEYER 1977 (Anm. 64) 94. 66 Die Zähringer sind bereits 1218, die Kyburger 1263/64 ausgestorben. 67 MEYER 1977 (Anm. 64) 94f. 67 SABINE WIENKER-PIEPHO, Märchenschlösser. Überlegungen zur Faszination eines Anachronismus. Märchenspiegel, Zeitschrift für internationale Märchenforschung und Märchenpflege 3, 2001, 96f. 68 SABINE WIENKER-PIEPHO, Märchenschlösser. Überlegungen zur Faszination eines Anachronismus. Märchenspiegel, Zeitschrift für internationale Märchenforschung und Märchenpflege 3, 2001, 96f. 69 Ein «mysterium fascinosum et tremendum», Vgl. RUDOLF OTTO, Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen (München 1991). 70 WIENKER-PIEPHO 2001 (Anm. 68) 96. 71 OTTO CLAVADETSCHER/WERNER MEYER, Das Burgenbuch von Graubünden (Zürich 1984) 198. 72 CLAVADETSCHER/MEYER 1984 (Anm. 71) 208f.

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