Jahrbuch Des Oberaargaus 1994
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JAHRBUCH DES OBERAARGAUS 1994 Wilhelm Liechti, Huttwil. Pastellkreide auf Papier, um 1970. (Zum Artikel Seite 49) Jahrbuch des Oberaargaus 1994 Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde 37. Jahrgang Herausgeber: Jahrbuch-Vereinigung Oberaargau mit Unterstützung von Staat und Gemeinden Druck und Gestaltung: Merkur Druck AG, Langenthal Umschlagbild: St. Urban. Die mittelalterliche Klosteranlage von Nordwesten. 1630. Staatsarchiv Luzern. Foto Urs und Theres Bütler, Luzern. Aus Jubiläumsband «St. Urban 1194–1994», Wabern-Bern 1994 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort. 7 (Dr. Thomas Multerer, Seminarlehrer, Langenthal) Die Bäume von Bleienbach. 9 (Dr. Ueli Eicher, Seminarlehrer, Riggisberg/Langenthal) Der Oenz entlang. 15 (Hanspeter Lindegger, Bankprokurist, Niederönz) Alpensegler in Langenthal . 23 (Hanspeter Bühler, Langenthal) Ernst Hiltbrunner, 1900–1994 – Dorf- und Wanderphotograph . 29 (Prof. Dr. Paul Hugger, Universität, Zürich) Wilhelm Liechti, 1911–1993. 49 (Dr. Valentin Binggeli, a. Seminardirektor, Bleienbach) Das Cortaillod-Dorf Burgäschi-Süd . 57 (Prof. Dr. Hansjürgen Müller-Beck, Tübingen/Bern) Archäologische Ausgrabungen in der Pfarrkirche Ursenbach . 89 (Dr. Georges Descœudres, Archäologe, Zürich) Die Freiherren von Langenstein-Grünenberg . 109 (Dr. Max Jufer, a. Seminarlehrer, Langenthal) Haben die Mönche des Klosters St. Urban die Langete nach Roggwil geleitet?. 215 (Dr. Christian Stalder, Historiker/Volkswirtschafter, Worb) Wirtschaftsflüchtlinge – Langenthaler verlassen ihre Heimat, 1850–1860. 227 (Martin Matter, cand. phil., Journalist, Bern/Langenthal) 5 Porzellanfabrik Langenthal. 251 (Paul Herzig, a. Direktor, Langenthal) Der Schlüsselstock zu Wiedlisbach. 265 (Rosette Herren-Vaterlaus, Münsingen/Wiedlisbach) Heimatschutz Oberaargau 1993. 283 (Walter Gfeller, Sekundarlehrer, Obmann, Herzogenbuchsee) Naturschutz Oberaargau 1993. 287 (Käthy Schneeberger-Fahrni, Präsidentin, Roggwil) 6 VORWORT «Wer an geistlichen Dingen in einem sogenannten weltlichen Buche sich ärgert, der lege es weg, oder er bedenke, dass auch Gott Irdisches und Geist- liches mischt im grossen Weltenbuche und im Menschen selbsten, und dass jedes weltliche Buch Geistiges enthalten muss, wenn es kein schlechtes sein soll.» Diese Worte hat Jeremias Gotthelf seinem «Arztroman» Anne Bäbi Jowäger vorangestellt. Der vorliegende Band des Oberaargauer Jahrbuchs erfüllt Gotthelfs Forderung nach der Verbindung von Weltlichem mit Geistlichem und Geistigem in besonderem Masse. Was er vereint, vermag zwar in Gottes grossem Weltenbuche kaum eine Seite zu füllen, aber der Oberaargau ist trotzdem so gut Welt als ein anderer Landstrich dieser Erde auch. Und es ist die Überzeugung all jener, die nun seit bald vier Jahr- zehnten die Herausgabe des Jahrbuchs betreuen, dass in der Mischung von Weltlichem, Alltäglichem einerseits und Geistigem, Wissenschaftlichem andererseits, die Welt des Oberaargaus und seiner Menschen am besten zum Ausdruck kommt. Der Schwerpunkt des heurigen Buches liegt im Geschichtlichen. Max Jufers grosse Arbeit über die Freiherren von Langenstein-Grünenberg sprengt mit ihrem Umfang den Rahmen der üblichen Jahrbuch-Artikel. Eine Publikation in zwei Teilen verbot sich jedoch aus vielen Gründen. Nicht zuletzt auch, weil wir darin des 800jährigen Bestehens des Klosters St.-Urban gedenken. Auch in diesem Jahr sind Menschen von uns gegangen, die dem Jahr- buch nahe standen. In Gwatt verstarb alt Nationalrat Fritz Blatti, a. Direk- tor der Ersparniskasse Wangen. Er war, als früherer Präsident unseres Finanzausschusses, ein entschiedener Förderer unserer Sache. Von alt Gross- rat Johann Mathys, dem ehemaligen Direktor der Oberaargauischen-Jura- Bahnen, und von Lehrer und Zeichner Peter Streit, beide von Langenthal, haben wir im Verlaufe des Jahres Abschied genommen. 7 Der Vorstand der Jahrbuch-Vereinigung hat sich verändert und erneuert: Oberrichter Marcel Cavin, Aarwangen, Vizepräsident, Urs Zaugg, Oberönz, und Katharina Indermühle, Bannwil, haben den Vorstand verlassen. Wir danken ihnen für die geleistete Arbeit. Frau Mina Anderegg, Wangen, konnte für die Arbeit im Vorstand gewonnen werden. Wir freuen uns, das Augenmerk des Lesers auf zwei Publikationen zu richten, die unsere Aufmerksamkeit verdienen: Das «Dorfbuch von Bleien- bach», erschienen zum 800jährigen Bestehen des Ortes, gestaltet und her- ausgegeben von Valentin Binggeli. Dieses Buch zeugt von der umfassenden Kompetenz des Herausgebers in wissenschaftlicher, vor allem aber edito- rischer Hinsicht; es kann anderen Dorfbüchern als Massstab und Vorbild gelten. Zum zweiten machen wir aufmerksam auf Karl Stettlers «Neujohrs- bott», einer Broschüre zur Geschichte Lotzwils. Der Verfasser dankt allen, die zum Gelingen des vorliegenden Bandes beigetragen haben. Es sind dies die Freunde und Kollegen der Redaktion, der Dank geht aber auch an den Vorstand, an die Autoren, an die Druckerei Merkur AG in Langenthal. Besonders in den Dank einschliessen möchte ich jene, welche dafür sorgen, dass das Buch bis zum Leser gelangt. Denn die- sem – dem Leser – gebührt der grösste Dank. Er ist, mit seinem Interesse und seiner Neugier, der eigentliche Hersteller des Buches; erst durch Lek- türe bekommt das Buch Sinn und Wert. Langenthal, September 1994 Thomas Multerer Redaktion: Dr. Karl H. Flatt, Solothurn/Wangen a. d. A., Präsident Dr. Valentin Binggeli, Bleienbach, Bildredaktion Prof. Dr. Christian Leibundgut, Freiburg i. Br./Roggwil Erwin Lüthi, Herzogenbuchsee Dr. Thomas Multerer, Langenthal, Sekretär Dr. Robert Obrecht, Wiedlisbach, Ehrenpräsident Jürg Rettenmund, lic. phil., Huttwil Alfred Salvisberg, Wiedlisbach, Kassier Geschäftsstelle: Mina Anderegg, Wangen a. d. A. Erwin Lüthi, Herzogenbuchsee 8 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 37 (1994) DIE BÄUME VON BLEIENBACH UELI EICHER Anmerkung der Redaktion: Der Artikel beruht auf dem gleichnamigen Manuskript eines Vortrags, den Ueli Eicher anlässlich der Hauptversammlung der Jahrbuch-Vereinigung 1994 in Bleienbach hielt, an bestimmten Stellen während einer Begehung. – Ferner sei verwiesen auf das Jahrbuch Oberaargau 1990 (U. Eicher: Der Inkwilersee – eine vege- tationsgeschichtliche Studie) und auf das «Dorfbuch von Bleienbach» 1994 (Kapitel «Baum, Mensch und Zeit» von U. Eicher). In der heutigen kurzlebigen Zeit ist eine Rückbesinnung auf ein anders- artiges, ursprünglicheres Zeitempfinden nötig. Wir müssen uns wieder be- wusst werden, dass die uns umgebende Natur mit unseren immer umfang- reicher und schneller werdenden Aktivitäten nicht mithalten kann. Um es etwas überspitzt auszudrücken: Wir denken und planen in Tagen, Stunden und Minuten. Manchmal spielen sogar Sekunden oder Bruchteile davon eine Rolle. Im Gegensatz dazu nehmen die Entwicklungen und Änderun- gen in der Natur Jahrhunderte und Jahrtausende in Anspruch. Gewisser- massen ein Symbol für Beständigkeit, für Ausdauer und Langlebigkeit ist der Baum. Um die Bedeutung des Baumes und seine Beziehung zum Men- schen geht es in den folgenden skizzenhaften Ausführungen. Zuerst will ich versuchen, schlaglichtartig etwas über die Vegetations- geschichte dieser Gegend auszusagen: Ich wähle dazu Zeitsprünge von mehreren Jahrtausenden. Wie sah es in der Umgebung von Bleienbach aus vor 20 000, 13 000, 10 000 und vor 6000 Jahren? Das entspricht 1000, 650, 500 und 300 Generationen, wenn wir eine Geschlechterfolge im Mittel auf 20 Jahre veranschlagen. 20 000 Jahre vor heute (1000 Generationen). Das ist die Zeit des letzt- eiszeitlichen Maximums. Der Rhonegletscher reicht bis in unsere Gegend (Bleienbach – Thunstetten – Bannwil – Bipp). Die Zeit einer absoluten Waldlosigkeit, der Steppen- oder Tundrenvegetation in den eisfreien Ge- bieten des Mittellandes, der eiszeitlichen Tierwelt mit Mammut, Nashorn, 9 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 37 (1994) Ren, Höhlenbär, Riesenhirsch, Murmeltier u.-a.-m. Der Mensch: altstein- zeitlicher Jäger und Sammler. (Zeit berühmter Höhlenmalereien z. B. in Lascaux im Vézèretal in Frankreich). 13 000 Jahre vor heute (650 Generationen). Die Gletscher haben sich in die Alpentäler zurückgezogen. Eine kältezeitliche Tundren- und Steppen- landschaft hat sich über das ganze Mittelland ausgebreitet. Innerhalb von zwei bis drei Generationen wird es plötzlich wärmer, um 6 bis 8 °C im Jah- resmittel. Jetzt findet sich das erste Gehölz in der Umgebung Bleienbachs ein: die Birke. Etwas später die Föhre. Über Jahrtausende breiten sich die endlosen Föhren-/Birkenwälder im Mittelland aus. 10 000 vor heute (500 Generationen). Nach einem späten eiszeitlichen Gletschervorstoss in den Alpen ist die letzte Eiszeit endgültig zu Ende. Die Föhren-/Birkenwälder schliessen sich dicht, doch nun werden sie allmählich durch wärmeliebendere, anspruchsvollere Gehölze abgelöst: Eichenmisch- wald (Eiche, Linde, Ulme, Esche, Ahorn, Weissbuche oder auch Hage- buche), Tanne, Buche und Fichte. Nach dem Rückzug der Gletscher brauchte es fast 10 000 Jahre, bis die Artenzusammensetzung des Waldes das heutige Gepräge angenommen hatte. Damit sollte gezeigt werden, dass ein Wald, ein Ökosystem, nachdem es einmal zerstört ist, nicht von heute auf morgen, wenn überhaupt, wieder hergeholt oder geflickt werden kann. 6000 vor heute (300 Generationen). Vielleicht die entscheidendste Wandlung in der Geschichte der Menschheit tritt ein. Der Mensch, bisher herumziehender Jäger und Sammler, wandelt sich zum sesshaften Bauern, der den Wald zu roden und Felder zu kultivieren beginnt, der Tiere hält. Damit beginnt eine Entwicklung, die über die Jahrtausende hinweg der Landschaft das heutige Gepräge gab. Zu Beginn war der Mensch noch von einer