Jahrbuch Des Oberaargaus 2000
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JAHRBUCH DES OBERAARGAUS 2000 Bruno Hesse, Mondnacht,1980 Jahrbuch des Oberaargaus 2000 Im Gedenken an Karl H. Flatt 1939–1999 43. Jahrgang Herausgeber Jahrbuch-Vereinigung Oberaargau mit Unterstützung von Kanton und Gemeinden Umschlagbild Cuno Amiet, Heuernte, um 1930 Ein aktualisiertes Sachverzeichnis sämtlicher Jahrbücher ist im Internet unter www.oberaargau/jahrbuch.ch zu finden oder kann bei der Geschäftsstelle zum Selbstkostenpreis bezogen werden. Geschäftsstelle Mina Anderegg, 3380 Wangen a. A. Erwin Lüthi, 3360 Herzogenbuchsee Druck und Gestaltung: Merkur Druck AG, Langenthal Inhaltsverzeichnis Vorwort . 7 (Jürg Rettenmund, Huttwil) Aufmerksam nach aussen und innen. Ein Gespräch mit Gerhard Meier . 9 (Eva Bachmann, Solothurn) Bruno Hesse 1905–1999. 13 (Fritz Widmer, Bremgarten bei Bern) Karl H. Flatt 1939–1999 . 22 (Christina Felder, Solothurn, und Franz Schmitz, Wangen a. A.) Karl H. Flatt und das Jahrbuch des Oberaargaus . 27 (Valentin Binggeli, Bleienbach) Die Benediktiner-Propstei Wangen a.A. und ihre Pröpste . 35 (Karl H. Flatt-†, Solothurn) Archäologische Beobachtungen im Städtli Wangen an der Aare. 47 (Daniel Gutscher und Martin Portmann, Archäologischer Dienst des Kantons Bern) Die Freiweibel im Oberaargau. 71 (Anne-Marie Dubler, Bern) Der Oberaargau auf alten Karten. 95 (Valentin Binggeli, Bleienbach) Der Peitschenmoos-Fichten-Tannenwald. 134 (Andreas Fasel, Bern, und Samuel Wegmüller, Mattstetten) «Um einsam zu sein, schaffen sie sich eine Einöde». Zur Gründungsphase. 154 des Klosters St. Urban (Rolf Peter Tanner, Melchnau) Der Oberaargau und der Aufstand des gemeinen Mannes von 1525. 169 (Simon Kuert, Madiswil) Jakob Wiedmer-Stern (1876–1928). 203 (Karl Zimmermann, Bernisches Historisches Museum) Archäologische Grabungen in der Kirche Seeberg. 223 (Daniel Gutscher, Archäologischer Dienst des Kantons Bern und Peter Eggenberger, Atelier d’archéologie médiévale, Moudon) Johann Blatt aus Rütschelen (1815–1884). 232 (Hans Kurth, Rütschelen) Kochlehre im Hotel Beau-Rivage, Ouchy, 1867. 242 (Peter Geiser, Langenthal) Der Neubau der Aarebrücke von Aarwangen 1997. 260 (Konrad Meyer-Usteri, Bolligen) 125 Jahre Anzeiger des Amtes Wangen. 271 (Hans Balsiger, Herzogenbuchsee) Der Sturm «Lothar». 286 (Berty Anliker, Gondiswil) Die roviva Roth & Cie AG in Wangen a.A. 293 (Markus Wyss, Wangen a.A.) Pro Natura Oberaargau 1999. 307 (Käthy Schneeberger-Fahrni, Roggwil) Vorwort 41 Jahrbücher des Oberaargaus hat Karl H. Flatt an vorderster Front mit- initiiert und mitgestaltet: Welch ein Mass an Arbeit, welch eine Vielfalt aber auch, die man meist einfach so hinnahm. Wir, die wir in den letzten Jahren mit ihm zusammenarbeiten durften, betrachten es deshalb fast als eine Art Vorsehung, dass anfangs März letzten Jahres ein Redaktions- mitglied die Idee hatte, Kari einmal mit einem Geschenk für das alles zu danken. Die Sitzung in der «Krone» in Wangen, an der dies geschah, sollte die letzte mit ihm sein. Nach seinem überraschenden Hinschied am 8. März 1999 waren wir uns jedoch rasch einmal einig, dass es bei diesem Zeichen des Dankes nicht bleiben sollte. Noch während wir ohne Kari das Jahrbuch 1999 auf- gleisten, entstand die Idee, das nächste als Gedenkschrift für ihn zu ge- stalten. Wir haben langjährige, treue Autoren gebeten, einen Beitrag im Gedenken an Kari zu schreiben, und wir haben Themen angeregt, die er schon lange einmal gerne im Jahrbuch dargestellt gesehen hätte. Wir sind mit unserem Anliegen nirgends auf verschlossene Türen gestos- sen, und wir durften bei unseren Anfragen noch einmal erfahren, welche Wertschätzung Kari durch seine kompetente und zugleich liebenswürdige Art überall genossen hat. Das neue Jahrbuch 2000, das wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, hiermit in die Hände geben dürfen, gibt davon be- redten Ausdruck. Wenn wir jeweils wieder ein druckfrisches neues Jahrbuch durchblättern konnten, stellte Karl Flatt im Sinne einer Manöverkritik nochmals die Frage, wie die Themenwahl diesmal gelungen sei. Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Jahrbuch vor seinem strengen Urteil bestehen wür- den: Von der Geschichte verschiedener Epochen über die Archäologie, die Geografie, die Naturkunde bis zur Wirtschaft und aktuellen Fragen findet sich etwas darin. Vielleicht würde er kritisieren, wir seien diesmal etwas 7 Wangen-lastig; doch wir sind überzeugt, dass der aktuelle Anlass dies – sowie die etwas höhere Seitenzahl – rechtfertigt. Der 43. Band bereichert das Mosaik über den Oberaargau, das die Jahrbücher seit 1958 ausgelegt haben, um einige weitere farbige Steine. Der Landesteil, dem sich unser Buch verschrieben hat, und sein Name sind in diesem Jahr in der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt worden. Einer- seits wurde seine Eignung im Tourismus und im Standortmarketing an- gezweifelt, anderseits seine Eigenständigkeit im Rahmen von Entwürfen zur Verwaltungsreform im Kanton in Frage gezogen. Im Jahrbuch wurden Begriff und Umfang des Oberaargaus seit dem ersten Band immer wie- der thematisiert. Hier mag vorerst genügen, was Karl Flatt im Vorwort zum Jahrbuch 1993 geschrieben hat, indem er den Blick von seinem Fe- rienhaus in Farnern übers Land schweifen liess: «… von den braunen Äckern, grünen Matten und dunklen Wäldern über die sanften Hügel bis zu den Alpen, seh ich zwar keine heile Welt, aber ein Stück Heimat, das in sich ruht, das unseren Einsatz verdient. Einen Zipfel in der bunten Viel- falt dieses Europas, den wir weiterhin erhalten und gestalten wollen, unser eigenes Haus, das wir bestellen müssen, Sonderfall wie jedes an- dere Land dieses Kontinents, aber Glied in der Kette.» Huttwil, im Spätsommer 2000 Jürg Rettenmund Redaktion Jürg Rettenmund, Huttwil, Präsident Valentin Binggeli, Bleienbach Martin Fischer, Herzogenbuchsee Margreth Hänni-Hügli, Langenthal Simon Kuert, Madiswil Erwin Lüthi, Herzogenbuchsee Herbert Rentsch, Herzogenbuchsee Fredi Salvisberg, Wiedlisbach Daniel Schärer, Schwarzenbach-Huttwil 8 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 43 (2000) Aufmerksam nach aussen und innen Ein Gespräch mit Gerhard Meier, dem 1999 der Heinrich-Böll-Preis verliehen wurde Eva Bachmann «Hier haben sie gestern eine Föhre umgesägt. 80 Jahre habe ich mit ihr gelebt. Sie war wie ein Dach über der Strasse und hat die Sicht auf den Himmel verdeckt. Wie dick der Stamm ist …» Ein Spaziergang mit Ger- hard Meier durch sein Dorf – und das trostlose November-Niederbipp wird zum Tor zu einer anderen Welt. Geographische Enge existiert für ihn nicht, das Gejammer über die Enge der Schweiz bringt ihn auf. «Geistige Enge führt dazu, dass jemand sein Dorf eng findet. Aber Weltbürger kann nur werden, wer ein anständiger Provinzler ist.» Über die ausgetretenen Dielen des Tenns gelangt man auf die wohnliche Seite des jahrhundertealten Elternhauses, in dem Meier fast sein ganzes Leben gewohnt hat. Er lässt den Blick über die «Hostet» mit den Obst- bäumen schweifen, zeigt den von buschigem Gewächs halb verdeckten Sitzplatz mit Blick zum Jura, spricht von den Vögeln und den Blumen. Er hat immer zurückgezogen gelebt. Die Schöpfung hat er verinnerlicht; der Mensch Gerhard Meier ist Teil von ihr. Er nimmt sie auf, ihre Gerüche, ihre Klänge, ihre Farben. Und ihren Rhythmus: «Die Schöpfung ist eine riesige Wiederholung. Und so ist wahrscheinlich auch die Wiederholung in meine Schreibe gekommen. Ganz unbewusst, das ist keine Spielerei. Das ist vegetativ.» Seine Texte nehmen die Rhythmen der Natur auf und bringen sie in Gleichklang mit den inneren Gestimmtheiten. Damit hat Meier einen Erzählfluss gefun- den, der im deutschen Sprachraum keine Tradition hatte. Bewusst war es ihm damals nicht, Jean Améry machte ihn darauf aufmerksam. «Ich woll- te ja nicht unüblich schreiben. Aber ich konnte nicht anders.» Erst als bereits die Hälfte seiner eigenen Bücher geschrieben war, hat er seelenverwandte Autoren gefunden: Virginia Woolf und Marcel Proust, von Tolstoi hat ihn eine ehrfürchtige Scheu lange Jahre ferngehalten, bis es dann zum grossen Leseerlebnis kam. «Und Walsers ‹Jakob von Gun- 9 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 43 (2000) ten›, der hat mich fast aus dem Gleis geworfen» – wahrscheinlich jenes Buch, das ihn am meisten bewegt habe. Gelesen hat Gerhard Meier nie viel. 20 von 33 Jahren, in denen er in der Lampenfabrik den Lebensun- terhalt für die Familie verdiente, war er konsequent nicht nur schreib-, sondern auch leseabstinent. Und später hat er nur nach seinem Gespür jene Bücher ausgewählt, die auf ihn gewartet hätten. «Dadurch habe ich unglaublich Zeit gespart», schmunzelt er. So kennt er auch Heinrich Böll nicht, den Namensstifter des Preises, der ihm 1999 übergeben wurde. Aber der Preis ist eine weitere Anerkennung seines Schaffens, die ihn freut. Die Jury-Formulierung «Gerhard Meier, im- mer noch der bekannteste Unbekannte der deutschsprachigen Literatur», ehrt ihn. Er mag nicht in einem Literaturbetrieb mitspielen, der wie Spit- zensport funktioniert. Und er mag nicht Literatur schreiben, die dem Zeit- geist dient. Da nimmt der sanfte Mann deutliche Worte in den Mund: «Jegliche Literatur, die eine Botschaft hat, die nützlich sein will, ist Quatsch.» So etwas sei vielleicht Literatur, aber keine Kunst. «In der wah- ren Kunst ist naturgemäss alles enthalten: die Welt, die Politik, der Mensch.» Dass Menschen Bedürfnisse über das Nützliche hinaus haben, ist Gerhard Meiers tiefe Überzeugung. Nur wüssten es viele nicht, weil ihnen der All- tag mehr als genug bietet an Eindrücken und Konsummöglichkeiten. «Das ist ein glücklicher Zustand, aber nicht sehr erfüllt», gibt er zu be- denken. Als Künstler fühlt er sich der Welt ausgesetzt und