Gemeinde

2. Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans „Gewerbegebiet Am Sportplatz“ mit integriertem Grünordnungsplan und 16. Änderung des Flächennutzungsplans

UMWELTBERICHT 07.05.2018 zum Parallelverfahren (FNP/BP-Plan)

Auftraggeber: Gemeinde Siegsdorf, Lkr.

Bearbeiter: Bernhard Hohmann, Dipl.-Ing. (FH), Landschaftsarchitekt Daniel Baier, M. A. Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur

GEMEINDE SIEGSDORF, 2. Änderung und Erweiterung Bebauungsplan „Gewerbegebiet Am Sportplatz“ und 16. Änderung des Flächennutzungsplans - UMWELTBERICHT

INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG ...... 1

1.1 Inhalte und Ziele der Bauleitplanung ...... 1

1.2 Inhalte und Ziele der Raumordnung und Flächennutzungsplanung ...... 3

2 BESTANDSBESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTAUSWIRKUNGEN EINSCHLIEßLICH DER PROGNOSE BEI DURCHFÜHRUNG DER PLANUNG ...... 12

2.1 Schutzgut Boden und Fläche ...... 12

2.2 Schutzgut Wasser ...... 13

2.3 Schutzgut Luft und Klima ...... 14

2.4 Schutzgut Tiere und Pflanzen ...... 14

2.5 Schutzgut Mensch (Erholung, Immission) ...... 15

2.6 Schutzgut Landschaft ...... 16

2.7 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter ...... 17

2.8 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern ...... 17

3 PROGNOSE ÜBER DIE ENTWICKLUNG DES UMWELTZUSTANDS BEI NICHTDURCHFÜHRUNG DER PLANUNG ...... 19

4 PLANUNGSALTERNATIVEN ...... 19

5 MAßNAHMEN ZUR VERMEIDUNG, ZUR MINIMIERUNG UND ZUM AUSGLEICH ...... 20

6 MONITORING ...... 20

7 METHODIK UND HINWEISE AUF KENNTNISLÜCKEN ...... 20

8 ZUSAMMENFASSUNG ...... 21

ANLAGEN  Landschaftsbildanalyse, Planungsbüro Hohmann Steinert, 07.05.2018  Bestandsplan Vegetation nach Kartierung Markus Sichler, Planungsbüro Hohmann Steinert, 06.05.2018

GEMEINDE SIEGSDORF, 2.Änderung und Erweiterung Bebauungsplan „Gewerbegebiet Am Sportplatz“ und 16. Änderung des Flächennutzungsplans - UMWELTBERICHT

1 EINLEITUNG

Die Gemeinde Siegsdorf plant die Erweiterung des Bebauungs- und Grünordnungsplans „Ge- werbegebiet Am Sportplatz“.

Im Umweltbericht werden die Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter abgeschätzt, die sich durch die Inhalte der Bauleitplanung ergeben. Der Umweltbericht als Ergebnis der Umwelt- prüfung wird aufgrund des Parallelverfahrens von Bebauungsplan und FNP-Änderung gemein- sam erstellt. Er ist damit sowohl Teil der Änderung und Erweiterung des Bebauungsplanes als auch der Flächennutzungsplanänderung.

Der Bebauungsplan mit integriertem Grünordnungsplan sowie die 16. FNP-Änderung wird durch das Planungsbüro Hohmann und Steinert, Übersee, erarbeitet.

1.1 Inhalte und Ziele der Bauleitplanung

1.1.1 Ziele des Bebauungsplanes

Ziel des Bebauungsplanes ist ein integriertes und eingegrüntes Industriegebiet zu entwickeln, welches die Vorgaben des Naturraumes und der Ortsplanung nutzt. Die 16. FNP-Änderung soll diese Entwicklung im Parallelverfahren vorbereiten.

Dabei liegt für den nördlichen Teilbereich der Bebauungsplanänderung bereits ein konkretes Bauvorhaben zugrunde (Werksneubau Nowofol GmbH). Der Bebauungsplan soll die Planungs- überlegungen bauplanungsrechtlich absichern und dafür Sorge tragen, dass in sich funktionie- rende Abläufe auf dem Grundstück möglich sind. Der Neubau der Industriehalle wird in 3 Bauabschnitten erfolgen. Alle Bauabschnitte müssen im Rahmen des Bebauungsplanes möglich sein. Die Bebauungsplanänderung setzt hier den Rahmen für die Gesamtentwicklung, die einzelnen Bauabschnitte sind durch Festsetzungen nicht berücksichtigt.

Die planerischen Freiheiten zur Gebäudesituierung werden im Geltungsbereich unterschiedlich definiert. Im südlichen Bereich wird ein relativ großes Baufenster im Vergleich zur Grundstücks- größe vorgeschlagen. Dies kann optional eine Erweiterung für die Firma Nowofol darstellen bzw. eine andere Firma. Im nördlichen Bereich lässt das Baufenster aufgrund der geplanten Gebäudekubatur (183 x 75 m) nur geringe Spielräume zu und setzt einen engen Rahmen. Hangseitig in Richtung Westen hält das Baufenster (Nord) noch gewisse Spielräume bereit. Aus Gründen des Landschaftsbil- des und des Immissionsschutzes sind in diesem Bereich Flächen für Silos, Container, Haus- technik usw. vorzuhalten. Nebenanlagen sollen möglichst an das Gebäude angegliedert werden um ruhige Freianlagen und Außenräume zu erhalten.

Die vorgesehenen großen Gebäudekubaturen im nördlichen Teilgebiet erfordern eine „ange- passte Architektur“. Durch Fassadengestaltung muss der Baukörper in seinem Erscheinungs- bild optisch „verringert“ werden. Hierfür sind unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten denkbar. Der Bebauungsplan macht grundlegende Gestaltungsvorschriften. Der Gebäudeentwurf ist in enger Abstimmung mit dem Landratsamt Traunstein (Kreisbauverwaltung) zu erarbeiten.

Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 2

Der Bebauungsplan ermöglicht das Gelände um 1,25 m anzufüllen, um ebene Andockstationen für die An- und Ablieferung zu erhalten, dies ist eine wichtige Vorgabe zum Betriebsablauf. Da- mit wird eine ebene Innenfläche im Gebäude ohne Rampen und Höhenunterschiede ermöglicht. Gleichzeitig stellt diese Gebäudehöherlegung einen Schutz des Werkes vor einem Extremhoch- wasser (HQextrem) dar. Eine Gefährdung durch ein 100-jähriges Hochwasser HQ100 besteht im Geltungsbereich nicht.

1.1.2 Ziele des Grünordnungsplanes

Trotz der durchgeführten Optimierungen zum Hochbau, stellt die geplante Bebauung aus Sicht des Orts- und Landschaftsbildes eine deutliche Beeinträchtigung dar. Wesentliches Ziel des Grünordnungsplanes ist die Beeinträchtigungen soweit wie möglich zu vermeiden und minimie- ren.

Um die Auswirkungen in der Landschaft und am Ortsrand zu bewerten wurde eine Landschafts- bildanalyse erarbeitet (s. Anlage Umweltbericht). Ausgehend von dieser Bewertung möglicher Beeinträchtigungen wurden Maßnahmen vorgeschlagen, die zu einer Eingrünung des Standor- tes beitragen. Neben Eingrünungsmaßnahmen direkt am Gebäude, werden gezielt auch Pflan- zungen im Landschaftsraum vorgesehen, so dass die optische Beeinträchtigung durch die ge- planten Hallen verringert wird. Die Umsetzung erfolgt über Festsetzungen in Ausgleichsflächen und über Absicherungen in städtebaulichen oder privatrechtlichen Verträgen zwischen Bauwer- ber und Gemeinde. Die Pflanzungen im Maßnahmenplan der Landschaftsbildanalyse sind Be- standteil des Bebauungs- und Grünordnungsplanes.

Trotz des Platzbedarfs für den Industriebau konnten auf dem Grundstück zu allen Seiten quali- fizierte Eingrünungsmaßnahmen festgesetzt werden. Die beiden Gebiete Nord und Süd sind durch eine gliedernde Grünfläche getrennt.

Als Pflanzung festgesetzt wurden  Sträucher – im Bereich der Hochspannungsfreileitung  Bäume II. Ordnung – zwischen Erschließungsstraße und Gebäude im Osten des Geltungsbereiches  Bäume I. Ordnung – für alle Pflanzungen im Landschaftsraum.

Durch die Festsetzung der Pflanzqualitäten (Stammumfang 20-25 für Bäume I. Ordnung; StU 18-20 für Bäume II. Ordnung) wird gesichert, dass sich der Effekt der Eingrünung möglichst bald einstellt.

Die Umsetzung der Endausbaustufe erfolgt in Bauabschnitten. Voraussichtlich verwirklicht wird der 1. Bauabschnitt 2019, der 2. Bauabschnitt ca. 5 – 10 Jahre später, der 3. Bauabschnitt nochmals 5-10 Jahre später. Ein Vollausbau des Werkes ist damit in etwa 10 bis 20 Jahren zu erwarten. Alle Maßnahmen zur Eingrünung sind gemäß der textlichen Festsetzungen bereits in der Vege- tationsperiode nach Satzungsbeschluss umzusetzen. Damit haben die Pflanzungen einen – Wachstumszeitraum von 10 bis 20 Jahren und können eine wirksame Größe entwickeln.

Sowohl die Eingrünungsmaßnahmen wie auch die in der freien Landschaft werden fachlich be- gleitet durch das Büro für Landschaftsökologie Markus Sichler (Flora) sowie natureconsult, Fachbüro für Öko-Consulting, Landschaftsplanung und Freilandökologie (Fauna). Grundlage für die Maßnahmen ist eine Bestandserhebung, so dass Belange für den Natur- und Artenschutz gezielt umgesetzt werden können. Der jeweilige Kartierbericht zu Fauna und Flora befindet sich in der Anlage zur Begründung.

Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 3

Die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) ist beauftragt, die Kartierungen sind noch nicht abgeschlossen. Eine Abschichtung des relevanten Artenspektrums liegt vor und ist mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Es gibt folgenden Zwischenstand: 3 von 4 Begehun- gen Feldvögel Schwerpunkt Kiebitz/Feldlerche (26.03, 09.04, 30.04) wurden durchgeführt – bis- her keine relevanten Nachweise, Goldammer einmalig singend am Oberhang der Hangkante. 2 von 4 Begehungen zu Reptilien (30.04, 02.05) wurden durchgeführt, bisher keine Nachweise.

Für die Grünordnung sind bautechnische Vorgaben zu beachten. Für die Folienproduktion muss das Gebäudeinnere Ansprüchen eines „Reinraumes“ genügen. Aus diesem Grunde dürfen keine Grünstreifen und Bepflanzungen in einem Abstand von 1,0 m um das Gebäude erfolgen. Am Eingang und im Bereich von Gebäudeöffnungen dürfen keine stark pollentragende Gehölze (z. B. Hasel) verwendet werden. Die genaue Umsetzung bleibt dem Freiflächengestaltungsplan, der zum Bauantrag zu erstellen ist, vorbehalten.

Am östlichen Geltungsbereich zwischen Halle und Gewerbestraße verläuft die Hauptwasserlei- tung der Gemeinde. Dies ist bei der Bepflanzung durch ausreichende Pflanzabstände (2,0 m) sowie durch Schutzvorkehrungen in der Pflanzgrube zu Berücksichtigen. Die konkrete Ausge- staltung und Festlegung von Schutzmaßnahmen erfolgt im Freiflächengestaltungsplan.

1.2 Inhalte und Ziele der Raumordnung und Flächennutzungsplanung

1.2.1 Ziele der Raumordnung

Die Gemeinde Siegsdorf ist im Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP) als allgemeiner ländlicher Raum eingestuft und liegt in unmittelbarer Nähe zum Oberzentrum Traunstein.

Unter anderem werden folgende Ziele für diesen Teilraum genannt:

Der ländliche Raum soll so entwickelt und geordnet werden, dass - er seine Funktion als eigenständiger Lebens- und Arbeitsraum nachhaltig sichern und weiter entwickeln kann, - seine Bewohner mit allen zentralörtlichen Einrichtungen in zumutbarer Erreichbarkeit versorgt sind, - er seine eigenständige Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur bewahren kann und - er seine landschaftliche Vielfalt sichern kann. (2.2.5 G)

Weitere Ziele des LEP sind:  Eine Zersiedelung der Landschaft und eine ungegliederte, insbesondere bandartige Siedlungsstruktur sollen vermieden werden. (3.3 G)  Neue Siedlungsflächen sind möglichst in Anbindung an geeignete Siedlungseinheiten auszuweisen. (3.3 Z)  Im ländlichen Raum soll die Verkehrserschließung weiterentwickelt werden. (4.1.3G)  Die Standortvoraussetzungen für die bayerische Wirtschaft, insbesondere für die leis- tungsfähigen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie für die Handwerksund Dienstleistungsbetriebe, sollen erhalten und verbessert werden. (5.1 G)

Im Regionalplan Südostoberbayern ist Siegsdorf als Unterzentrum auf der Entwicklungs- achse von überregionaler Bedeutung zwischen Rosenheim und Traunstein eingetragen. Die Gemeinde wird dem Alpengebiet zugeordnet.

Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 4

Bei der Siedlungsentwicklung und dem Ausbau der Infrastruktur ist den Belangen des Natur- schutzes und der Landschaftspflege besonders Rechnung zu tragen (A II 6.4 G).

Die Zersiedlung der Landschaft soll verhindert werden. Bauliche Anlagen sollen schonend in die Landschaft eingebunden werden. Eine ungegliederte, bandartige Siedlungsentwicklung soll durch ausreichende Freiflächen zwischen den Siedlungseinheiten verhindert werden (B II 3.1 Z).

Um die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten und zu verbessern und um günstigere Vo- raussetzungen für die Ansiedlung von Unternehmen insbesondere in den zentralen Orten zu schaffen, sind die Ausweisung von Gewerbe- bzw. Industriegebieten und ein weiterer Ausbau der Infrastruktur erforderlich. Dabei soll das Naturpotenzial nicht nachhaltig beeinträchtigt wer- den. (V 3 G)

Die Gemeinde liegt in der Zone A des Alpenplans. Verkehrsvorhaben sind hier landesplanerisch unbedenklich.

Abbildung 1: Auszug Strukturkarte LEP Bayern (2013). Abbildung 2: Karte Raumstruktur / Gebietskategorien

Entwicklungsachse regionaler Bedeutung Allgemeiner ländlicher Raum Entwicklungsachse überregionaler Bedeutung Alpengebiet

Unterzentrum

Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 5

1.2.2 Flächennutzungsplan

Abbildung 3: Rechtskräftiger Flächennutzungsplan mit 11. FNP-Änderung

Für den Geltungsbereich der Bebauungsplanänderung und -erweiterung stellt der rechtskräftige Flächennutzungsplan in der Fassung seiner 11. Änderung Grünflächen mit Zweckbestimmung Sportplatz mit Durchgrünung sowie Flächen für die Landwirtschaft dar. Der Hangbereich im Westen ist eine Fläche zur Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft (Ausgleichsflä- che).

Um dem Entwicklungsgebot Rechnung zu tragen erfolgt die Änderung des Flächennutzungs- planes im Parallelverfahren gem. § 8 Abs. 3 Satz 1 BauGB.

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1.2.3 Ziele der Fachplanungen

Naturschutz

Amtliche Bayerische Biotopkartierung Quelle: Bayerisches Fachinformationssystem Naturschutz "FIS-Natur" des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

Innerhalb des Geltungsbereiches befinden sich keine Biotope der amtlichen bayerischen Bio- topkartierung. Etwa 350 m östlich liegt das Biotop „Auwaldreste und Ufersäume an der Traun“.

Abbildung 4: Amtlich kartierte Biotope (rot schraffiert) im Umfeld des Standortes der Bauleitplanung (gelber Kreis)

FFH- und SPA-Gebiete Quelle: Bayerisches Fachinformationssystem Naturschutz "FIS-Natur" des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

Das FFH-Gebiet Nr. 8142-372„Oberes Surtal und Urstromtal Höglwörth“ liegt im Osten des Geltungsbereiches in einer Entfernung von 370 m, östlich der Traun.

Vogelschutzgebiete gibt es im Umfeld des Geltungsbereiches nicht.

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Abbildung 5: Lage des FFH-Gebietes "Oberes Surtal und Urstromtal Höglwörth" (pink) Standort der Bauleitplanung (gelber Kreis)

Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete Quelle: Bayerisches Fachinformationssystem Naturschutz "FIS-Natur" des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

Im Geltungsbereich sowie im Umkreis von befinden sich keine Landschaftsschutz- oder Natur- schutzgebiete.

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Arten- und Biotopschutzprogramm Quelle: Arten- und Biotopschutzprogramm – Landkreis Traunstein, 2014 (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Im Geltungsbereich und dem näheren Umgriff befinden sich keine ABSP-Objekte mit landes- weiter, überregionaler, regionaler oder lokaler Bedeutung. Das nächstgelegene ABSP- Schwerpunktgebiet „Hochberg und Bürgerwald“ (O, s. Abbildung 6), liegt östlich der Traun 400 m vom Geltungsbereich entfernt.

Abbildung 6: Ausschnitt ABSP-Schwerpunktgebiete im Landkreis Traunstein Grenzen der naturräumlichen Einheiten: Gestrichelte Linie Standort der Bebauungsplanung: Blauer Kreis

Moore auf dem Pechschnaid-Plateau

Hochberg und Bürgerwald

Südliche Chiemsee-Moore

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Naturdenkmäler

Die Eiche im Nordwesten des Geltungsbereiches ist als Naturdenkmal geschützt.

ND DD

Abbildung 7: Lage Naturdenkmal „Eiche“ bei Gastag Standort der Bebauungsplanung (gelber Kreis)

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Wasserwirtschaft

Überschwemmungsgebiete und wassersensible Bereiche Quelle: Wasserwirtschaftsamt Traunstein (2016)

Die Weiße Traun sowie die liegen in einer Entfernung von 370 m in östlicher Rich- tung. Hier ist auch das Mündungsgebiet von Weißer und Roter Traun. Das vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiet reicht bis an den Geltungsbereich des rechtskräftigen Bebauungs- planes im Osten heran. Das Industriegebiet ist davon nicht berührt.

Abbildung 8: Vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete (HQ100) (blaue Fläche) Standort Bebauungsplan (gelber Kreis).

Wasserschutzgebiete Quelle: Kartendienst Gewässerbewirtschaftung Bayern des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

Wasserschutzgebiete sind in der Umgebung nicht verzeichnet.

Forstwirtschaft

Waldfunktionsplan

Wald ist von der Planung nicht betroffen.

Denkmalschutz Quelle: Bayerischer Denkmal-Atlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege

Bodendenkmäler Im Umkreis von 500 m sind keine Bodendenkmäler erfasst.

Baudenkmäler Quelle: Bayerischer Denkmal-Atlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 11

In der Ortschaft Gastag, etwa 350 m nördlich des Geltungsbereichs, befindet sich das Bau- denkmal mit der Nummer D-1-89-145-47. Es handelt sich um eine „Scheune zugehörig stattli- cher Stadel mit Flachsatteldach und Giebelbundwerk“.

Alpine Naturgefahren Quelle: Umweltatlas Bayern/Naturgefahren

Abbildung 9: Auszug Gefahrenhinweiskarte mit geogenen Gefahren (orange Flächen) Standort der Bebauungsplanung (gelber Kreis)

Im Umgriff des Geltungsbereichs sind keine Flächen mit erhöhtem Risiko für geogene Gefahren (Steinschlag, Rutschung, Rutschanfälligkeit etc.) verzeichnet. Nächstgelegene Naturgefahren sind flachgründige Hangabbrüche, Entfernung ca. 330 m vom Geltungsbereich, südöstlich des Siegsdorfer Schwimmbades.

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2 BESTANDSBESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTAUSWIR- KUNGEN EINSCHLIEßLICH DER PROGNOSE BEI DURCHFÜHRUNG DER PLANUNG

Als Grundlage für die Analyse und Bewertung der einzelnen Schutzgüter wurden die unter Ka- pitel 1.2.3 genannten Fachplanungen herangezogen. Darüber hinaus wurden eigene Kartierun- gen erarbeitet:  Vegetationskunde (Markus Sichler)  Tierwelt (Andreas Maier)  Landschaftsbildanalyse (Büro Hohmann Steinert)  Baugrunduntersuchung (örtliche Schürfgruben, Antragsteller)

Die einzelnen Schutzgüter werden auf der Grundlage vorhandener Unterlagen und erarbeiteter Untersuchungen analysiert und in Bewertungsstufen eingeordnet: geringe, mittlere und hohe Erheblichkeit. Die Analyse und Bewertung erfolgt verbal-argumentativ.

2.1 Schutzgut Boden und Fläche

Das Gemeindegebiet von Siegsdorf ist eine von der letzten Eiszeit geformte Endmoränenland- schaft mit dazwischen eingelagerten Schmelzwasserschottern. Diese wurden in erster Linie in den Tälern der Weißen und Roten Traun abgelagert. Auf diesem Ausgangsmaterial haben sich zum Teil tiefgründige Braunerden und Parabraunerden entwickelt mit einer hohen Wasser- durchlässigkeit.

Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans „Gewerbegebiet Am Sportplatz“ 2010 (Pla- nungsbüro Steinert, Übersee) wurde eine Bodenuntersuchung mit Probebohrungen durchge- führt. Diese ergab folgenden Aufbau: 0,3 m Mutterboden, 0,5 m Schluff (feinsandig), 1,0 m Kies (durchmischt sandig-schluffig), 4,0 m Kies (sandig-schwach schluffig) 6,0 m Kies (sandig, z.T. steinig). Da das geplante Industriegebiet unmittelbar an das bestehende Gewerbegebiet an- schließen, ist davon auszugehen, dass im Erweiterungs- und Änderungsbereich ähnliche Bo- denverhältnisse vorherrschen.

Demnach sind die Böden nicht grundwasserbeeinflusst, der mittlere Grundwasserstand liegt bei 5.0-6,0 m unter Flur. Besondere und seltene Bodenarten liegen nicht vor.

Mit der Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans erfolgt eine Beeinträchtigung des Schutzgutes Boden durch Versiegelung. Durch die Versiegelung kann der Boden seine vielfäl- tigen Funktionen als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Bodenorganismen, als Produktfläche für Lebensmittel und als Filterkörper bei Grundwasserneubildung nicht mehr erfüllen. Aufgrund der aktuellen Nutzung der Fläche als Sportplatz bzw. in Teilen landwirtschaftliche Fläche ist der Boden als anthropogen überprägt einzustufen. Seltene Bodenarten kommen nicht vor.

Mit dem Vorhaben ist eine zusätzliche Flächenversiegelung verbunden. Dabei entfallen auf die Erschließungsstraße einschließlich der Verbreiterung 0,69 ha. Das Industriegebiet hat eine Fläche von 3,55 ha. Bei einer GRZ von 0,8 beträgt die maximale versiegelte Fläche 2,84 ha. Insgesamt beträgt die (potentielle) maximale Versiegelung im Geltungsbereich 3,53 ha. Das entspricht einem Anteil von 65 % des Geltungsbereiches (5,4 ha ohne Ausgleichsflächen).

Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 13

Baubedingte Betriebsbe- Anlagebedingte Schutzgut Auswirkun- dingte Auswir- Ergebnis Auswirkungen gen kungen Boden mittel mittel - hoch gering mittel

2.2 Schutzgut Wasser

Am nördlichen Rand des Industriegebiets sind keine Oberflächengewässer, Feuchtbereiche o- der Quellen vorhanden.

Am nördlichen Rand des Geltungsbereiches liegt der Schweinbach (Gewässer III. Ordnung), der in die Traun mündet. Das Gewässer ist nur temporär wasserführend und entwässert die landwirtschaftlichen Verebnungsflächen im Westen. In einem Teilabschnitt verläuft er parallel zur Gewerbestraße. Hier wurde er neu gestaltet, wobei die frühere Uferzone mit Hochstauden durch eine Versteinung ersetzt wurde.

Das Grundwasser steht in einer Tiefe von 5,0-6,0 m an. Aufgrund der Fließrichtung der Traun von Süd nach Nord, wird voraussichtlich auch das Grundwasser in diese Richtung abgelenkt. Eine Beeinträchtigung des Grundwassers durch die geplante Bebauung durch Tiefbaumaßnah- men ist voraussichtlich nicht gegeben. Dazu trägt auch bei, dass im Bereich des Industriegebie- tes Nord eine Auffüllung des Geländes um 1,25 m erfolgt.

Zum Schutz der Gebäude wird im Bebauungsplan darauf hingewiesen, dass Keller- und Licht- schächte wasserdicht auszubilden sind, zum Schutz des Trinkwassers sind Öltanks usw. gegen Auftrieb zu schützen.

Teil der Baugenehmigung ist ein Entwässerungskonzept. Hier werden die einzelnen Betriebs-, Lager- und Dachflächen aufgeteilt, so dass eine Versickerung weitgehend unbelasteten Ober- flächenwassers über eine belebte Bodenzone erfolgt, bzw. die Einleitung in den Kanal. Damit wird sich zwar die Bilanz der Grundwasserneubildung reduzieren, es ist aber damit zu rechnen, dass große Anteile vorgereinigt wieder für die Grundwasserneubildung zur Verfügung stehen.

Im Bebauungsplan wird darauf hingewiesen, die Versiegelung auf das unbedingt erforderliche Maß zu beschränken. Wenig belastete Flächen sind mit weitfugigen Pflasterbelägen, Schotter- rasen, Rasengittersteine oder wassergebundene Beläge auszuführen, um eine direkte Was- seraufnahme in den Untergrund zu ermöglichen.

Der Geltungsbereich liegt außerhalb des Überschwemmungsgebietes (HQ100) der Traun. Damit sind auch die geplanten Auffüllungen für das Industriegebiet, was das 100jährige Hochwasser betrifft, nicht wirksam.

Insgesamt sind die Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser (Versiegelungsgrad, Grundwas- serneubildung usw.) in einem Gesamtkonzept zu betrachten und in seinen Auswirkungen zu bewerten. Dabei ist eine flächenhafte Zuführung des unbelasteten Oberflächenwassers in das Grundwasser auch als Retention zu bewerten. Die direkte Einleitung in einen Vorfluter wird aus- geschlossen.

Baubedingte Betriebsbe- Anlagebedingte Schutzgut Auswirkun- dingte Auswir- Ergebnis Auswirkungen gen kungen Wasser gering-mittel gering-mittel gering gering-mittel

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2.3 Schutzgut Luft und Klima

Das Klima der Gemeinde Siegsdorf zeichnet sich durch Jahresdurchschnittstemperaturen von 6-7 °C sowie eines Gesamtniederschlagssummen von 1400 mm im Jahr aus. Das regionale Klima wird durch die örtlichen Windverhältnisse (Hauptwindrichtung: West- bis Nordwest, Fön- effekt, Staulage im Voralpengebiet erhöhte Niederschlagsraten) bestimmt.

Die kleinklimatischen Verhältnisse im Planungsgebiet sind durch die Topografie beeinflusst: der Geltungsbereich liegt windgeschützt durch Terrassenkante gegenüber den vorherrschenden westlichen Windrichtungen. Zusätzlich spielt die Tallage an der Traun eine Rolle (Kaltluft, Ne- belbildung, Luftleitbahn usw.). Die kleinklimatischen Verhältnisse sind durch den Damm der Au- tobahn A8 beeinträchtigt.

Während die Grünflächen (Sportflächen) als Kaltluftentstehungsgebiet eingestuft werden kön- nen, entsteht durch die Umwidmung eine Versiegelung, die sich stark aufheizt, geringe Beschat- tung besitzt und aufgrund fehlender Vegetation die Luftdurchfeuchtung hemmt. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde zur Minimierung der Beeinträchtigungen eine möglichst konsequente Durchgrünung des Gebietes festgesetzt. Bäume I. und II. können hierzu einen gewissen Beitrag leisten.

Baubedingte Betriebsbe- Anlagebedingte Schutzgut Auswirkun- dingte Auswir- Ergebnis Auswirkungen gen kungen Luft/Klima gering mittel gering gering-mittel

2.4 Schutzgut Tiere und Pflanzen

Es sind keine kartierten Biotope der amtlichen bayerischen Biotopkartierung bzw. gemäß Art.30 BNatSchG keine gesetzlich geschützten Flächen betroffen. Schutzgebietskategorien (FFH- Gebiet, Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet usw.) liegen ebenfalls nicht im Geltungs- bereich. Das nächstgelegene Biotop (Traunaue) ist 350 m vom Geltungsbereich entfernt, so- dass eine Beeinträchtigung durch die Bebauung auszuschließen ist.

Durch die bestehenden Nutzungen (Sportflächen, Autobahn, Gewerbegebiet) ist das Gebiet vorbelastet. Die Nutzungsänderung betrifft in erster Linie die Flächen der Sportanlage, die be- reits heute keine Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen darstellt.

Die im Westen, am Terrassenrand, im Geltungsbereich liegende Ausgleichsfläche wird fast voll- ständig erhalten und in einen neuen Entwicklungsgedanken, einen Magerstandort, eingebun- den. Das Naturdenkmal „Eiche“ im Norden der Ausgleichsfläche bleibt einschließlich Umfeld unverändert.

Die Kartierungen von Fauna und Flora wurden sowohl im Geltungsbereich wie auch einem er- heblich größeren Landschaftsraum (Landschaftsbildanalyse) durchgeführt. Insbesondere wur- den die Flächen im Landschaftsraum auf das Vorkommen des Großen Wiesenknopfes (San- guisorba officinalis) untersucht. Der Schwerpunkt der floristischen Erhebung lag auch bei der Bewertung des Pflegezustands der vorhandenen Ausgleichsfläche (Terrassenhang).

Entlang des Schweinbaches sowie im Bereich der neu angelegten Gewerbestraße ist das Vor- kommen des Großen Wiesenknopfes nicht ausgeschlossen bzw. konnten einige Restexemplare gefunden werden, weshalb der Bereich des Baches von Gehölzpflanzungen ausgenommen ist. Aus gleichem Grund werden auch die Mulden beidseits der Gewerbestraße von beschattenden Gehölzpflanzungen frei gehalten. Der Vegetationsbestand auf der Ausgleichsfläche stellt zwar Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 15 nicht den vorgesehenen Halbtrockenrasen dar, zeigt jedoch einige Magerkeitszeiger. Um zu- sätzliche Beschattung und eine damit verbundene Beeinträchtigung des Bestandes zu vermei- den, sollen Bepflanzungen nur an der oberen Hangkante und nur im notwendigen Maß erfolgen.

Als weitere Pflanzstandorte werden Einzelbäume und Gehölze in der Feldflur empfohlen (s. Maßnahmenplan), die aber noch mit den Grundeigentümern abgestimmt werden müssen.

Für die neue Gewerbeerschließung werden landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch genommen. Die direkt angrenzenden Hochstaudensäume des Schweinbaches sind noch weiter entwickelbar (Sukzession, Pflege).

Weiter sind faunistische Kartierungen zu Feldvögeln sowie Reptilien vorgesehen. Bei den Kar- tierungen zu Feldvögeln mit Schwerpunkt Kiebitz / Feldlerche sind 3 von 4 Begehungen erfolgt (26.03, 09.04, 30.04). Bei diesen wurden keine relevanten Funde nachgewiesen. Ebenso erga- ben die Kartierung zu den Reptilien (30.04, 02.05) keine relevanten Nachweise, wozu 2 von 4 Begehungen stattgefunden haben.

Die Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere und Pflanzen basiert auf dem aktu- ellen Zwischenstand der Kartierungen.

Baubedingte Anlagebedingte Betriebsbedingte Schutzgut Ergebnis Auswirkungen Auswirkungen Auswirkungen Tiere/Pflanzen mittel mittel gering-mittel mittel

Schutzgut Mensch (Erholung, Immission)

Die Gemeinde Siegsdorf gehört nach dem Regionalplan (Region 18) zum überregionalen Frem- denverkehrsgebiet „Chiemgauer Alpen/Chiemgau“ und hat damit Bedeutung für die Erholungs- funktion.

Durch die Umwidmung des Sportplatzes in ein Industriegebiet gehen Flächen für die Freizeit- gestaltung verloren. Gleichzeitig bietet dies die Möglichkeit, einen besser geeigneten Standort für einen Sportplatz im Gemeindegebiet zu suchen. Im Hinblick auf die derzeitige Lage nahe der Autobahn A8 und des vorhandenen Gewerbegebietese, ist die Lage des Sportgeländes eher ungünstig (Lärm, Staub usw.). Die Gemeinde wird im Rahmen einer ortsplanerischen Ge- samtuntersuchung ein neues Konzept für die Sport- und Erholungsflächen entwickeln.

Im Rahmen der Bebauungsplanänderung wurde ein Immissionsgutachten erstellt, um die Ge- räuschemissionen und -immissionen zu untersuchen und die vorgesehene Kontingentierung mit den berechneten Emissionswerten zu überprüfen. Die einzuhaltenden Grenzwerte sind in der Festsetzung zum Bebauungsplan enthalten. Zur Einhaltung der Grenzwerte bei Aufenthaltsräu- men innerhalb des Geltungsbereiches wurden im Rahmen des Bebauungsplanes bauliche Schallschutzmaßnahmen festgesetzt (s. Anhang Begründung).

Aus immissionsschutzrechtlicher Sicht resultieren durch die Planungen auch Verbesserungen der Bestandssituation:  Die jetzt im Sportheim vorhandene Einliegerwohnung führt zu einer Konfliktsituation mit der angrenzenden gewerblichen Nutzung. Mit der Bebauungsplanänderung wird das Sportheim mit Wohnung aufgelöst. Damit liegt die nächste schutzwürdige Wohnbebau- ung nun nicht mehr im Geltungsbereich.  Mit der Bauleitplanung kann auch ein Teil des Betriebes Nowoflor an diesen Standort verlegt werden. Damit werden immissionsschutzrechtliche Konflikte am jetzigen Stand- ort gelöst, da die Firma Nowoflor derzeit im Mischgebiet angesiedelt ist und direkt an ein Gemeinde Siegsdorf, 16. FNP-Änderung + 2. Änd. /BP/GOP „GE Am Sportplatz“ - Umweltbericht Seite 16

allgemeines Wohngebiet angrenzt. Die Betriebsverlagerung führt zu einer Verbesserung der immissionsschutzrechtlichen Situation im Bereich der Sudetenstraße.

Baubedingte Betriebsbe- Anlagebedingte Schutzgut Auswirkun- dingte Auswir- Ergebnis Auswirkungen gen kungen Mensch gering gering gering - mittel gering-mittel

2.5 Schutzgut Landschaft

Das voralpine Landschaftsbild mit der prägenden Traunaue stellt ein durchaus hohes Schutzgut dar. Das Landschaftsbild ist geprägt durch Grünlandstandorte in der Traunaue und den Acker- bau auf den ersten Vorterrassen. Die Kartierung des weiteren Umfeldes brachte eine Reihe von Naturelementen wie Kleingewässer, Brachstreifen, Böschungen, Gehölze, prägende Einzel- bäume usw. Die Einbindung des geplanten Industriegeländes stellt eine große Herausforderung dar. Die Gemeinde hat deshalb einer Landschaftsbildanalyse zugestimmt, um nicht nur Maß- nahmen auf dem Geltungsbereich, sondern im gesamten Umfeld ergänzt, umzusetzen. Beson- ders erwähnenswert ist die markante Hangkante, die einen großen Teil des geplanten Baukör- pers von Westen fast vollständig abdeckt. Die Alternativenprüfung ergab, dass diese Gebäude- dimension an anderer Stelle, ohne diese topografischen Besonderheiten, nicht umsetzbar ist. Auch die Lage der Erschließungsstraße wurde so gewählt, dass der Erhalt des Naturdenkmals und des Umfeldes möglich ist und gleichzeitig Topografie und Relief berücksichtigt wurden.

Durch Festsetzungen zur Gebäudegestaltung werden Beeinträchtigungen des Landschaftsbil- des minimiert. So ist als Gebäudeform ein klarer, ruhiger Baukörper geplant. Spiegelnde oder reflektierende Metalldächer sind nicht zugelassen. Außerdem sind Baukörper mit mehr als 50 m Länge zu gliedern. Auch Werbeanlagen, die das Landschaftsbild stören, sind nicht erlaubt. Eine zusätzlich minimierende Wirkung hat die Tallage am direkten Ortsrand die, die direkte Ein- sehbarkeit aus einigen Richtungen deutlich begrenzt.

Zur Bewertung der Auswirkungen auf das Landschafts- sowie das Ortsbild wurde eine Land- schaftsbildanalyse (s. Anlage). Diese bewertet die einzelnen Blickbeziehungen und enthält Maßnahmenvorschläge zur grünordnerischen Einbindung im weiteren Landschaftsraum. Hier benötigt die Gemeinde noch einen gewissen Zeitraum um das Einvernehmen der Grundeigen- tümer herbei zu führen, wobei es sich um ein „Maßnahmenpaket“ handelt, die nur auf freiwilliger Basis umgesetzt werden können. Die Ziele des Maßnahmenplans aus der Landschaftsbildana- lyse sind Bestandteil des Bebauungs- und Grünordnungsplanes. Abschließend erfolgt eine pri- vatrechtliche Regelung, die diese Maßnahmen als Teil der „weiteren Eingrünung“ für das In- dustriegebiet langfristig sichern.

Trotz dieser Anstrengungen bleibt aber das Industriegebiet, v. a. für den Erholungsraum der Traunaue eine deutliche Beeinträchtigung.

Baubedingte Anlagebedingte Betriebsbedingte Schutzgut Ergebnis Auswirkungen Auswirkungen Auswirkungen Landschaft mittel-hoch mittel-hoch gering mittel-hoch

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2.6 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Es liegen keine Baudenkmäler in unmittelbarer Nähe, sodass Beeinträchtigungen ausgeschlos- sen werden können. Ebenso sind keine Bodendenkmäler von der Änderung und Erweiterung betroffen. Für den Fall, dass wider Erwarten Bodendenkmäler in den Bauflächen auftreten, so sind diese dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zu melden.

Baubedingte Betriebsbe- Anlagebedingte Schutzgut Auswirkun- dingte Auswir- Ergebnis Auswirkungen gen kungen Kultur- und sonstige gering gering gering gering Sachgüter

2.7 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Die einzelnen Schutzgüter können nicht ausschließlich losgelöst von einander betrachtet wer- den. Sie beeinflussen sich gegenseitig, sodass Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern entstehen, die es zu bewerten gilt. Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht der häufigsten Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern.

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Quelle: Schrödter / Habermann-Nieße / Lehmberg: „Umweltbericht in der Bauleitplanung“, 2004.

Wechselwirkungen die bei der Bewertung der Schutzgüter zu berücksichtigen sind: Mensch/Tier/Pflanzen  Nahrungsgrundlage  Schönheit des Lebensumfeldes Mensch/Landschaft  Erholungsraum Wasser/Boden  Grundwasserfilter  Wasserspeicher Klima/Luft/Tier/Pflanzen  Einfluss der Vegetation (Kalt- und Frischluftentstehung)

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3 PROGNOSE ÜBER DIE ENTWICKLUNG DES UMWELTZUSTANDS BEI NICHTDURCHFÜHRUNG DER PLANUNG

Bei Nichtdurchführung der Planung würden die Flächen voraussichtlich auch weiterhin als Sport- und Erholungsflächen genutzt. Damit würden sich keine naturschutzfachlich hochwerti- gen Flächen entwickeln. Aufgrund der Einflüsse auf das Sportgelände, im Hinblick auf die Nähe zur Autobahn, wird sich die Gemeinde mittel- bis langfristig mit einer Verlegung der Sport- und Erholungsflächen auseinandersetzen. Bei Nichtdurchführung der Planung gäbe es aber dazu keinen erkennbaren Anlass.

4 PLANUNGSALTERNATIVEN

Ziel der Bauleitplanung ist die Ausweisung eines Industriegebietes. Im Rahmen des Planungs- prozesses wurden alternative Standorte für „Industrieprojekte“ untersucht und bewertet. Aus betrieblicher Sicht des ortsansässigen Industriebetriebes ist eine unmittelbare Nähe zum bishe- rigen Betriebsstandort (südlich der Autobahn) erforderlich, so dass der Standort im Bereich des bestehenden Gewerbegebietes nördlich der Autobahn „liegen muss“, wenn nicht von einer ge- samten Betriebsverlagerung ausgegangen wird. Damit schränken sich die prüffähigen Flächen, die entsprechende Voraussetzungen besitzen, deutlich ein. Vor allem durch die Größe des Bau- körpers und Einbindung in die orts- und landschaftsplanerischen Gegebenheiten scheiden an- gedachte Standortalternativen aus.

Durch die Firma Nowofol wird nicht der gesamte Geltungsbereich der Änderung und Erweite- rung benötigt, so dass noch eine Optionsfläche für die spätere Erweiterung des Industriegebiets verbleibt, bzw. die Ansiedlung eines weiteren Betriebes.

Aus unterschiedlichen Gründen (Flächenbedarf, Störung, Wohnen, Mischgebiet, Einbindung, Ortsrand, Landschaftsbild, Überschwemmungsflächen usw.) eignen sich andere Standorte für eine Industriegebietsentwicklung nicht.

Im Rahmen der bautechnischen Vorgaben wurden innerhalb des Standortes unterschiedliche Varianten geprüft. Dabei war es möglich zu einer Optimierung der Hochbauplanung zu kommen.

Die Länge des Baukörpers (183,0 m) konnte aufgrund der innerbetrieblichen Abläufe nicht ver- ringert werden. Dies gilt im Wesentlichen auch für die maßgebliche Höhenentwicklung (siehe Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.). Durch eine Optimierung in den Abläufen der Polypropylen-Produktion konnte die Gebäudebreite von 77,0 m auf 72,0 m reduziert werden.

Im Westen des Grundstücks (Fl. Nr. 100/2) der Ausgleichsfläche, entsteht eine Grundstücks- veränderung, auch durch Flächentausch. In Summe ergibt sich ein geringer Verlust der festge- setzten Ausgleichsfläche. So wird es aber möglich, dass im Osten des Baukörpers ein 5,0 m breiter Grünstreifen aus Bäumen zur Eingrünung zur Verfügung steht.

Die maßgebliche Optimierung hinsichtlich der Gebäudekubatur wurde durch den Verzicht auf ein Hochregallager erreicht. Damit wird auf beiden Gebäudestirnseiten (Wareneingangslager, Warenausgangslager) die erforderliche Gebäudehöhe von 18,0 m auf 12,5 m entscheidend re- duziert. Eine Gebäudehöhe von 18,0 m über dem Höhenbezugspunkt ist damit nur noch für den zent- ralen Produktionsbereich auf einer Länge von ca. 70,0 m erforderlich. Dieser Verzicht stellt ei- nen Kompromiss dar, um die ortsplanerische und landschaftliche Einordnung des geplanten Industriegebäudes zu verbessern.

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In diesem Zusammenhang wurde auch eine horizontale Gliederung des Gebäudes geprüft. Die Höhe von 12,5 m entspricht in etwa auch der Höhe der Hangkante im Westen (mittlere Höhe 12,0 m). Die gestalterische Aufteilung des Gebäudes in einen „Sockel“ und eine „Krone“ kann bei entsprechender Gestaltung zu einer weiter verbesserten orts- und landschaftlichen Einbin- dung beitragen.

5 MAßNAHMEN ZUR VERMEIDUNG, ZUR MINIMIERUNG UND ZUM AUSGLEICH

Die Maßnahmen zur Vermeidung, zur Minimierung und zum Ausgleich sind der Begründung, Kapitel 9 „Eingriff und Ausgleich“ zu entnehmen.

Die unvermeidbaren Eingriffe können durch festgesetzte Ersatzmaßnahmen kompensiert wer- den.

6 MONITORING

Durch die Bauleitplanung werden Maßnahmen ausgelöst, die ein regelmäßiges, wiederkehren- des Monitoring erforderlich machen. Es ist ein Monitoring alle 2 Jahre, insgesamt 5 Wiederho- lungen (=10 Jahre) durchzuführen, das eine Bestandsaufnahme und eine Bewertung der um- gesetzten Maßnahmen auf den Flächen innerhalb des Geltungsbereiches sowie auch in der freien Landschaft umfasst. Außerdem ist der Pflegezustand der Ausgleichsmaßnahmen zu prü- fen, entsprechend Pflege- und Entwicklungsplan (Teil des Bauantrages). Gegebenenfalls sind in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde die Pflegeregimes an- zupassen.

7 METHODIK UND HINWEISE AUF KENNTNISLÜCKEN

Die Einstufung der Erheblichkeit der Beeinträchtigung der einzelnen Schutzgüter erfolgt verbal argumentativ.

Kenntnislücken sind durch Fachgutachten für die Tier- und Pflanzenwelt und die Landschafts- bildanalyse weiter geschlossen worden.

Im Rahmen der Baugrunduntersuchung ist neben der genauen Feststellung der Grundwasser- fließrichtung auch die Frage der Versickerungsfähigkeit für unbelastetes Oberflächenwasser zu klären.

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8 ZUSAMMENFASSUNG

Beim vorliegenden Bebauungsplan mit integriertem Grünordnungsplan handelt es sich um eine Änderung und Erweiterung des bestehenden Bebauungsplanes „Gewerbegebiets Am Sport- platz“.

Die Erweiterung um Industriegebietsflächen bedingt die Versiegelung von Boden, den Verlust von Produktionenflächen für die Landwirtschaft und verringert die Filterwirkung für die Grund- wasserneubildung.

Die besondere örtliche Topografie ermöglicht es den Hallenkomplex noch in den Landschafts- raum und den Ortsrand der Gemeinde einzubinden. Für eine langfristig befriedigende Lösung sind weitere Pflanzmaßnahmen im weiteren Umfeld, das heißt der landwirtschaftlichen Feldflur geplant.

Durch die Planung werden keine naturschutzfachlich hochwertigen Flächen oder amtlich kar- tierte Biotope beeinträchtigt. Durch einen frühzeitigen Planungsprozess gemeinsam mit der Hochbaumaßnahmen wurden konkrete Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen abge- stimmt und können im Bebauungsplan festgesetzt werden. Die Auswirkungen auf die Schutz- güter und Wechselwirkungen sind in die mittlere Erheblichkeit eingestuft.

Ergebnis der Umweltprüfung:

Zusammenfassende Beurteilung der Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter:

Baubedingte Anlagebedingte Betriebsbedingte Schutzgut Ergebnis Auswirkungen Auswirkungen Auswirkungen Boden, Fläche mittel mittel-hoch gering mittel Wasser gering-mittel gering-mittel gering gering-mittel Luft und Klima gering mittel gering gering-mittel Tiere und mittel mittel gering-mittel mittel Pflanzen Mensch gering gering gering-mittel gering-mittel Landschaft mittel-hoch mittel-hoch gering mittel-hoch Kultur- und gering gering gering gering Sachgüter

Es ist insgesamt von einer mittleren Erheblichkeit auszugehen.

Übersee, den 07.05.2017

Bernhard Hohmann Dipl.-Ing. (FH), Landschaftsarchitekt