Botschaft der Interkommunalen Arbeitsgruppe (IKA) „Fusionsabklärung Nord“

Grundsatzbeschluss über die Fortführung der Fusionsabklärungen

Urnenabstimmung vom 24. September 2017

Die vorliegende Botschaft wurde am 6. Juli 2017 von der IKA verabschiedet. Sie dient der Information der Stimmberechtigten der Einwohnergemeinden , , , , , , , , , und im Hin- blick auf die entsprechenden kommunalen Urnenabstimmungen vom 24. Septem- ber 2017. Die Gemeinderäte der Einwohnergemeinden sind frei, den Stimmberech- tigen in ihren Gemeinden zusätzliche Erläuterungen zukommen zu lassen. Botschaft zum Grundsatzbeschluss über die Weiterführung der Fusionsabklärungen

Darüber wird abgestimmt

Am 24. September 2017 entscheiden die Stimmberechtigten der Einwohnergemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rum- isberg, Walliswil bei Niederbipp, Walliswil bei Wangen, Wangen an der Aare, Wangenried, Wiedlisbach und Wolfisberg über die Weiter- führung der Fusionsabklärungen in der Subregion Oberaargau Nord.

Es handelt sich um kommunale Abstimmungen (Gemeindeabstimmun- gen). Dies bedeutet, dass jede Einwohnergemeinde für sich den Ent- scheid fällt, ob sie die Fortführung der Abklärungen hinsichtlich einer Gemeindefusion der aufgezählten Gemeinden unterstützt. Sagt die Mehrheit der Stimmenden in einer Einwohnergemeinde „Nein“ zu einer Weiterführung der Fusionsabklärungen, so ist für diese Gemeinde das Fusionsprojekt damit beendet. Die Fusionsabklärungen werden weiterge- führt, sofern die zustimmenden Gemeinden zusammen mindestens 11'000 Einwohner (nicht Stimmberechtigte) haben (siehe auch S. 6).

Im Falle einer Weiterführung der Fusionsabklärungen wird – einge- schränkt auf den Perimeter der Gemeinden, welche weiterhin am Projekt beteiligt sind – ein Organisationsreglement, ein Fusionsreglement und ein Fusionsvertrag ausgearbeitet.

Mit dem Grundsatzbeschluss vom 24. September 2017 wird noch nicht über die Fusion der Gemeinden Beschluss gefasst. Der definitive Ent- scheid über die Fusion würde bei einer Weiterführung der Abklärungen im Frühling oder Sommer 2018 gefällt werden.

Gleichzeitig mit dem Beschluss über die Weiterführung der Fusionsabklä- rungen wird über den (Brutto-) Verpflichtungskredit in der Höhe von Fr. 90'000.- für die 2. Phase des Projekts befunden (zur Aufteilung der Nettokosten auf die Gemeinden siehe S. 20).

Die Abstimmungen über den Grundsatzbeschluss finden am 24. Septem- ber 2017 in allen elf Gemeinden (gleichzeitig) an der Urne statt.

Der Fusionsabklärungsbericht mit den detaillierten Informationen zu den Chancen und Risiken einer Fusion der elf Einwohnergemeinden ist abruf- bar unter: www.oberaargaunord.ch

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Ausgangslage

Die fachlichen und administrativen Herausforderungen für Gemeinden nehmen ständig zu. Verbundaufgaben, in welchen der Kanton und die Gemeinden zusammenarbeiten, übertragene Aufgaben, aber auch wach- sende Ansprüche der Gemeindebevölkerung führen dazu, dass insbe- sondere kleine Gemeinden an ihre Grenzen stossen. Hinzu kommt, dass die Bereitschaft, sich ehrenamtlich in politischen Exekutivämtern zu en- gagieren, seit längerer Zeit nachlässt. Bereits heute finden in etlichen kleineren Gemeinden keine echten Wahlen in das Gemeindepräsidium und den Gemeinderat mehr statt. Auf der Stufe Verwaltung wird es für kleinere Gemeinden zunehmend schwierig, geeignetes Personal zu fin- den.

Die Gemeinden der Subregion Oberaargau Nord arbeiten seit vielen Jah- ren in verschiedenen Bereichen eng und gut zusammen. Dazu gehören zum Beispiel der Gemeindeverband Alterszentrum Jurablick, die Regio- nalen Sozialdienste Niederbipp, der Zivilschutz, die Kadaversammelstel- le, die AHV-Zweigstellen, der Bildungsbereich, die Feuerwehren oder das Friedhofswesen. Das Modell „Zusammenarbeit“ stösst aber an seine Grenzen. Insbesondere führen die ganz unterschiedlich organisierten Formen der interkommunalen Zusammenarbeit dazu, dass eine ganzheit- liche politische Führung der Einwohnergemeinde kaum mehr möglich ist. Im Weiteren ist, aufgrund der nach Politikbereichen sehr unterschiedli- chen Zusammenarbeit, ein kompliziertes Geflecht von Abgeltungssyste- men entstanden.

Vor diesem Hintergrund hat die Konferenz der Gemeindepräsidenten im Jahr 2014 die Idee einer Gemeindefusion im Perimeter Subregion Ober- aargau Nord aufgenommen und anlässlich eines Workshops weiter ver- tieft. Im Sommer 2015 haben die Stimmberechtigen der Aufnahme von Fusionsabklärungen zugestimmt und die dafür erforderlichen Mittel frei- gegeben. Im August bzw. September 2015 wurde der Fusionsabklä- rungsvertrag von allen Gemeinderäten genehmigt und unterzeichnet. Seither haben die Projektorgane einen umfangreichen Grundlagenbericht zu den Chancen und Risiken einer Fusion der elf Einwohnergemeinden erstellt und diesen im März 2017 zur öffentlichen Mitwirkung gebracht. Die Ergebnisse der Mitwirkung wurden in einem separaten Bericht darge- stellt und der Grundlagenbericht punktuell angepasst.

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Die Vision

Im Rahmen der Projektarbeiten hat sich gezeigt, dass eine neue Ge- meinde mit 14'500 Einwohnern in der Region Oberaargau Nord eine Visi- on braucht. Diese Vision wurde von den Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten der Einwohnergemeinden Attiswil, Farnern, Nie- derbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil bei Niederbipp, Walliswil bei Wangen, Wangen an der Aare, Wangenried, Wiedlisbach und Wolfisberg gemeinsam entwickelt:

VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION –

ZENTRAL – LOYAL – GENIAL

Die fusionierte Gemeinde… bietet attraktive Wohnlagen, eingebettet in einzigartige Naherholungs- gebiete zwischen Jurahöhen und Aare-Landschaften, ist geprägt durch eine bedeutsame Geschichte und hat einen auf Dynamik ausgerichteten Wirtschaftsraum nahe der nationalen Verkehrsachsen im Herzen der Schweiz.

Visuelle Darstellung: Hans Rogenmoser, Wiedlisbach

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Botschaft zum Grundsatzbeschluss über die Weiterführung der Fusionsabklärungen

Portrait der neuen Gemeinde

Gemeindegebiet: Die neue Gemeinde wird das Gemeindegebiet der bisherigen Einwohnergemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Juni 2015 Rumisberg, Walliswil bei Niederbipp, Walliswil bei Wangen, Wangen an der Aare, Wangenried, Wiedlisbach und Wolfisberg umfassen:

Namen und Wappen: Namen und Wappen einer Gemeinde sind von grosser emotionaFusionsabklärungenler Bedeutung und Subregion insofern auchOberaargau „identitätsstiftend“. Nord Auf die Funktionsweise einer Gemeinde haben sie indessen keinen unmittel- baren Einfluss. Es wurde deshalb entschieden, mit der Bestimmung von Namen und Wappen der neuen Gemeinde bis nach dem Grundsatzent- scheid zuzuwarten, damit die Diskussionen über Chancen und Risiken einer Fusion nicht von diesem emotionalen Thema überschattet werden. Die bisherigen Gemeindenamen werden im Falle einer Fusion als Ort- schaftsbezeichnungen ohnehin weiterbestehen.

Bedeutung in der Region und im Kanton: Die neue Gemeinde ist hin- ter der Stadt die zweitgrösste Gemeinde in der Region Ober- aargau. Sie wird im Kanton und insbesondere in der Region Ober- aargau über grösseres Gewicht und entsprechend mehr politischen Ein- fluss verfügen.

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Einwohnerzahl: Die neue Gemeinde wird rund 14'500 Einwohnerinnen und Einwohner zählen. Diese teilen sich wie folgt auf die Ortschaften auf:

Gemeinde Einwohner per 31.12.16

Attiswil 1’432 Farnern 208 Niederbipp 4‘674 Oberbipp 1‘694 Rumisberg 478 Wangen an der Aare 2‘315 Walliswil bei Wangen 598 Walliswil bei Niederbipp 212 Wangenried 430 Wiedlisbach 2‘331 Wolfisberg 184

Total 14’556

Stimmbevölkerung: Die neue Gemeinde hat ca. 10'000 Stimmberechtig- te. Diese wählen an der Urne die Mitglieder des Grossen Gemeinderates (Parlament), das Gemeindepräsidium und den Gemeinderat. Im Weiteren stimmen sie an der Urne über wichtige Sachgeschäfte ab. Mit 500 Unterschriften können Stimmberechtigte eine Initiative einreichen. 250 Unterschriften werden benötigt, um das Referendum gegen Regle- mente und Ausgabenbeschlüsse ab einer bestimmten Höhe zu ergreifen.

Parlament: Das Parlament wird 30 Mitglieder umfassen, welche im Verhält- niswahlverfahren (Proporz) gewählt werden. Während einer Übergangsphase von zwei Legislaturperioden werden zusätzlich je ein Vertreter jeder Ortschaft (bisherige Gemeinden) im Mehrheitswahlverfahren (Majorz) ins Parlament gewählt.

Gemeindepräsidium: Die neue Gemeinde wird eine vollamtliche Gemeinde- präsidentin oder einen vollamtlichen Gemeindepräsidenten haben. Diese bzw. dieser wird an der Urne im Majorz-Verfahren gewählt.

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Gemeinderat: Der Gemeinderat wird im Proporz-Verfahren an der Urne ge- wählt und aus sieben Mitgliedern bestehen, die je einem Ressort vorstehen:

Kommission: Pro Ressort wird eine ständige Kommission eingesetzt (Schulkommission, Sozialbehörde, Sicherheitskommission etc.).

Verwaltung: Pro Ressort wird eine Verwaltungsabteilung gebildet. Die Ver- waltung der neuen Gemeinde wird ca. 100 Vollzeitstellen haben; davon rund die Hälfte „Büro-Jobs“, die andere Hälfte dezentrale Stellen (Werkhof, Haus- wart, Badeanstalt etc.).

Verwaltungsstandorte: Die neue Gemeinde wird zwei Verwaltungsstandorte haben: Niederbipp und Wangen an der Aare. Es werden Fachverwaltungen ohne dezentrale Schalter („Satelliten“) geführt. Es wird kein neues Verwal- tungsgebäude erstellt.

Personal: Den Projektorganen ist es ein wichtiges und zentrales Anliegen, dass die bisherigen Angestellten in die neue Gemeinde übernommen werden können, damit das Knowhow erhalten bleibt. Es ist aber aufgrund der verän- derten Anforderungsprofile nicht möglich, allen Angestellten eine Zusage hin- sichtlich einer Anstellung in der neuen Gemeinde abzugeben. Wenn die zu besetzenden Stellen definiert und ausgeschrieben sind, haben die Angestell- ten der bisherigen Gemeinden aber Vorrang. Garantiert übernommen werden aber alle Lernenden. Für Angestellte, welche nicht übernommen werden, wird eine individuelle Abgangslösung vereinbart.

Vereinsleben / Kulturelle Aktivitäten: Bestand, Namen und Aktivitäten der Vereine sowie auf privater Basis getragene kulturelle Aktivitäten sind von ei- ner Fusion der Einwohnergemeinden nur mittelbar betroffen. Ein aktives und vielfältiges Vereinsleben und auf privater Basis getragene kulturelle Aktivitä- ten werden in der neuen Gemeinde weiterhin einen hohen Stellenwert ge-

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niessen. Die neue Gemeinde wird mehr Möglichkeiten haben, die Dorfverei- ne zu unterstützen. Insbesondere ergeben sich im Bereich Infrastruktur mehr Handlungsoptionen. Grossanlässe mit regionaler oder gar nationaler Bedeu- tung sind in der grösseren Gemeinde eher zu verwirklichen.

Werkhof: Eine Fusion wird zu einer Konzentration der Werkhofstandorte in den beiden bestehenden Werkhöfen in Niederbipp und Wangen an der Aare führen. Weitere Stützpunkte sind nicht vorgesehen; es soll aber die Möglich- keit erhalten bleiben, spezifisches, in einer Ortschaft erforderliches Material bzw. spezielle Geräte in einzelnen Ortschaften einzulagern.

Wasserversorgung/Abwasserentsorgung: Die bestehenden Infrastruktur- anlagen werden grundsätzlich weitergenutzt. Der Ausbau zur sicheren Ver- sorgung bzw. Zweitversorgung wird für das gesamte Versorgungsgebiet ein- facher zu lösen sein. Der Gemeindeverband der Abwasser- und Fernwärme- region Wangen-Wiedlisbach (GAFWW) wird bei einer Fusion aufgehoben; die Abteilung Betriebe wird die Aufgaben übernehmen. Die alsdann gemeindeei- gene ARA wird das Abwasser aller Ortschaften, mit Ausnahme der Ortschaf- ten Attiswil und Niederbipp, reinigen. Das Abwasser der Ortschaft Niederbipp wird durch die private ARA der Kimberly Clark Niederbipp gereinigt, das Ab- wasser von Attiswil durch die ARA Unterer Leberberg. Eine Integration der WABI AG in die Abteilung Betriebe ist von der neuen Gemeinde zu prüfen.

Stromversorgung: Bei einer Fusion wird die AEK onyx AG alle Ortschaften der neuen Gemeinde, mit Ausnahme der Ortschaft Niederbipp, als Grundver- sorger und Netzbetreiber mit Strom versorgen. Die Grundversorgung (inkl. Netzbetrieb) mit Strom der Ortschaft Niederbipp wird durch die neue Ge- meinde erfolgen (der entsprechende Verwaltungsbereich ist in die Abteilung Betriebe eingegliedert). In der Gemeinde gibt es damit zwei Versorgungsge- biete mit unterschiedlicher Gebühren- bzw. Preisstruktur.

Abfallentsorgung: Der Kehricht der neuen Gemeinde wird bei der KEBAG in Zuchwil entsorgt. Die bestehenden Verträge für die Kehrichtabfuhr werden von der neuen Gemeinde zunächst übernommen. Die neue Gemeinde wird den Dienstleistungsauftrag für die Kehrichtabfuhr innert 2-3 Jahren neu aus- schreiben.

Strassennetz: Das Strassennetz der Gemeinde bleibt mit der Fusion unver- ändert. Die Neueinreihung der Kantonsstrassen (KS) wird gleichzeitig mit den künftigen Gesamtüberarbeitungen des Strassennetzplans durch den Regie- rungsrat verfügt. Die Gesamtüberarbeitungen erfolgen alle 8 Jahre; das nächste Mal im Jahre 2021. Es ist nicht davon auszugehen, dass als Folge

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einer Fusion bereits 2021 zusätzliche Kantonsstrassen an die Gemeinde übergehen. Auch ohne Gemeindefusion wird sich aber im Jahr 2021 die Fra- ge von Neueinreihungen für die KS 1459 Attiswil sowie für den kurzen Ab- schnitt der KS 1444 Wangen a.d.A. Holzbrücke-Kreisel KS 22 stellen. Nach einer Fusion werden zu gegebener Zeit die tatsächlichen Verhältnisse bzgl. Verkehrskorridore und Zentrumsstruktur der neuen Gemeinde zu beurteilen sein. Im Jahr 2029 könnte sich namentlich die Frage einer Neueinreihung der Teilstücke Farnern-Rumisberg (KS 1439) und Wangen-Walliswil bei Wangen (KS 1451) sowie des Korridors Wiedlisbach-Rumisberg-Wolfisberg- Niederbipp (KS 1439 und 1440) stellen.

Bildung/Schulorganisation: Mit dem Start der neuen Gemeinde fallen die interkommunalen Zusammenarbeitsmodelle weg. Die Gemeindeverbände werden mit der Fusion aufgelöst, die Verträge aufgehoben. Für die neue Gemeinde ist eine Schulkommission für das gesamte Gemeindegebiet tätig und es gibt eine Abteilung Bildung. Die Schulen bleiben bestehen, dann aber als Organisationseinheiten der Abteilung Bildung der neuen Gemeinde, wel- che dem gleichnamigen Ressort zugewiesen ist. Bei einer Fusion werden demnach alle bestehenden Schulstandorte weitergeführt und das schuli- sche Angebot an den einzelnen Standorten bleibt erhalten.

Baurechtliche Grundordnung: Die neue Gemeinde wird im Bereich der Raumplanung über einen grösseren Handlungsspielraum verfügen als die heutigen elf Gemeinden. Namentlich wird es auch möglich sein, bei der Raumplanung die Stärken der einzelnen Ortschaften zu berücksichtigen und entsprechende Planungsmassnahmen (namentlich: Neuordnung der Bau- landreserven) zu ergreifen. Eine Vereinheitlichung der Baureglemente wird realistischerweise drei bis fünf Jahre nach der Fusion möglich sein, eine Re- vision der Zonenplanung noch später. Dies bedeutet, dass die Abteilung Bau in einer ersten Phase elf verschiedene Baureglemente anwenden muss.

Friedhofs- und Bestattungswesen: Die Friedhöfe bleiben bestehen. Für den Bereich Friedhofs- und Bestattungswesen ändert sich in organisatori- scher Hinsicht bei einer Fusion die zentrale Führung. Der noch bestehende Gemeindeverband wird aufgelöst.

Öffentlicher Verkehr: Die neue Gemeinde hat mehr politisches und tatsäch- liches Gewicht, um ihre Anträge in der Regionalen Verkehrskonferenz durch- zusetzen. Dies z.B. für die Aufnahme eines durch den Kanton mitfinanzierten Versuchsbetriebs. Es darf aber nicht erwartet werden, dass heute durch den öffentlichen Verkehr unerschlossene Ortschaften in der neuen Gemeinde „einfach so“ eine Buslinie erhalten. Letztlich entscheidet die Nachfrage – und die ändert sich durch eine Fusion noch nicht.

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Feuerwehr: Die Wehrdienstorganisation wird bei einer Fusion als Bereich der Abteilung Sicherheit zentral geführt (die Gemeindeverbände werden auf- gelöst). Es wird ein gemeinsamer Stab gebildet; die vier Feuerwehren (Orga- nisationseinheiten) Bipp, Wangen, Jura-Südfuss und Oberbipp werden – ein- gegliedert in die Hierarchie – weiterbestehen.

Zivilschutz / ausserordentliche Lagen: Für den Bereich Zivilschutz / a.o. Lagen ändert sich durch eine Fusion in organisatorischer Hinsicht grundsätz- lich nichts. Weiterhin ist der Gemeindeverband Bevölkerungsschutz Ober- aargau West zuständig.

Polizeiaufgaben: Die kommunalen Polizeiaufgaben (namentlich Kontrolle des ruhenden Verkehrs, Sicherheitspolizei, kurzfristige Signalisationen, Ge- werbepolizei, Einwohner- und Fremdenkontrolle) werden in der neuen Ge- meinde durch die Abteilung Sicherheit und einem dieser Abteilung zugeord- neten Polizeiinspektorat wahrgenommen. Durch die Fusion ändert sich we- der die polizeiliche Bedrohung noch das Sicherheitsbedürfnis der Bevölke- rung. Die Abgeltungen für die Leistungen der Kantonspolizei werden im Falle einer Fusion überproportional steigen.

Individuelle und institutionelle Sozialhilfe: Der Regionale Sozialdienst (RSD) wird im Falle einer Fusion in die Hierarchie der neuen Gemeinde eingegliedert. Der RSD wird Teil der Abteilung Soziales. Sozialbehörde wird die dem Ressort Soziales zugeordnete Sozialkommission. Diese wird auf strategischer Ebene auch für die Angebote der institutionellen Sozialhilfe zuständig sein. Der Gemeindeverband Alterszentrum Jurablick (Teil der institutionellen Sozialhilfe) wird von Gesetzes wegen aufgeho- ben. Das Alterszentrum wird in eine geeignete andere Trägerform (z.B. Aktiengesellschaft) überführt.

Von einer Fusion nicht betroffen sind: - Die Postadressen und die Telefonnummern der Einwohnerinnen und Einwohner. - Eine Fusion hat keinen Einfluss auf Bestand, Zuständigkeiten und Funktionsweise der Kirchgemeinden und der Burgergemeinden. - Die Ortsbezeichnungen in Unternehmensnamen werden von einer Fu- sion nicht beeinflusst. - Dorfvereine bestehen unverändert – mit gleichem Namen – weiter. - Eine Fusion hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Dienstleis- tungsangebote von privaten Unternehmungen (z.B. Bankfilialen, Post- stellen etc.).

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Finanzielle Auswirkungen Einleitung: Die Fusion der Einwohnergemeinden ist keine Sparübung. Be- zweckt wird vielmehr, mit den gleichen finanziellen Mitteln eine bessere Erfül- lung der öffentlichen Aufgaben zu ermöglichen. Es ist davon auszugehen, dass die neue Gemeinde eine nachhaltige Finanzpolitik betreiben wird, wel- che dahin strebt, Aufgaben und Finanzen optimal auszugestalten. Es kann nicht mit Skaleneffekten aus der Grösse der neuen Gemeinde gerechnet werden. Zwar sind in einzelnen Bereichen dank der neuen Gemeindegrösse Einsparungen möglich, andere Bereiche werden aber höhere Aufwendungen verursachen

Nettoaufwand: Ein Vergleich mit ähnlichen Gemeinden zeigt folgendes Bild:

Es ist demnach mit einem Nettoaufwand je Einwohner von ca. Fr. 2'500.- zu rechnen. Bei den heutigen 11 Gemeinden liegt dieser bei Fr. 2'672.-. Es kann demnach davon ausgegangen werden, dass der heutige Steuerertrag die Gemeinde finanzieren kann.

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Finanz- und Lastenausgleich: Der Disparitätenabbau gleicht sich mit dem internen Finanzausgleich unter den elf Gemeinden aus. Die Mindestausstat- tungen, welche heute die Gemeinden Attiswil, Walliswil bei Wangen und Wangenried erhalten (rund Fr. 100‘000.-), werden mittelfristig wegfallen. Die Zuschüsse geo-topografisch und sozio-demografisch müssen neu berechnet werden. Bei Fusionen werden wegfallende Beiträge aus Mindestausstattung, aus geografisch-topografischen und sozio-demografischen Zuschüssen wäh- rend 10 Jahren (gegen Ende abnehmend) weiterhin ausgerichtet. Bei den Lastenverteilsystemen ergeben sind alleine aufgrund der Fusion keine Ände- rungen.

Steuerkraft: Bei einer Fusion wird die Steuerkraft der beteiligten Gemeinden harmonisiert. Die Steuerkraft der heutigen Gemeinden liegt in einer Bandbrei- te von 71 – 106 HEI (harmonisierter Ertragsindex). Der HEI in der neuen Gemeinde dürfte etwa 93 betragen.

Anlage Gemeindesteuer: Ein gleicher Steuerertrag bedingt eine Steueran- lage von zwischen 1,5 und 1,6 Einheiten. Für die Einwohner der heutigen Gemeinden Niederbipp, Oberbipp und Walliswil bei Niederbipp bedeutet dies eine Steuererhöhung. Die Einwohner der anderen Gemeinden können mit einer Steuersenkung rechnen. Der Anteil der Kantonssteuer, welcher den Hauptanteil der fiskalischen Belastung ausmacht, ist von einer Fusion nicht betroffen. Die prozentuale Veränderung der Gemeinde- und Kantonssteuer je Gemein- de ist in der Tabelle auf der nächsten Seite ersichtlich. Für die Berechnung wurde von einer Anlage von 1,55 ausgegangen (Mittelwert). Die konkreten Auswirkungen in Frankenbeträgen sind im Fusionsabklärungsbericht und auf der Homepage www.oberaargaunord.ch anhand von Beispielen dargestellt.

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1.89 3.06 4.95 1.55 3.06 4.61 -6.87 Wolfisberg 1.69 3.06 4.75 1.55 3.06 4.61 1.67 3.06 4.73 1.55 3.06 4.61 -2.95 -2.54 Rumisberg Wiedlisbach 1.49 3.06 4.55 1.55 3.06 4.61 1.32 1.76 3.06 4.82 1.55 3.06 4.61 -4.36 Oberbipp Wangenried 1.35 3.06 4.41 1.55 3.06 4.61 4.54 1.68 3.06 4.74 1.55 3.06 4.61 -2.74 Niederbipp Wangenan der Aare 1.69 3.06 4.75 1.55 3.06 4.61 1.68 3.06 4.74 1.55 3.06 4.61 -2.74 -2.95 Farnern Walliswilbei Wangen 1.64 3.06 4.70 1.55 3.06 4.61 0.90 3.06 3.96 1.55 3.06 4.61 -1.91 16.41 Attiswil Walliswilbei Niederbipp Auswirkungen auf die Steuerbelastung (nur Gemeinde- und Kantonssteuer) und Gemeinde- (nur Steuerbelastung die auf Auswirkungen AnlageGemeinde AnlageKanton Total NeueGemeinde Kanton Total Veränderungin % AnlageGemeinde AnlageKanton Total NeueGemeinde Kanton Total Veränderungin %

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Liegenschaftssteuern: Bei den Liegenschaftssteuern ist derzeit von einer Anlage von 1,2 ‰ auf dem amtlichen Wert auszugehen. Heute variieren die Anlagen für die Liegenschaftssteuer zwischen 1-1,5‰. Eine Erhöhung der Liegenschaftssteuer um 0,2‰ würde bei einem amtlichen Wert einer Liegen- schaft von Fr. 1'000'000.- zu Mehrkosten von Fr. 200.- pro Jahr führen. Es ist indessen nicht auszuschliessen, dass die neue Gemeinde die Liegenschafts- steuer bewusst höher (z.B. auf 1,5‰) ansetzt, um die Steueranlage der Ein- kommens- und Vermögenssteuer tiefer halten zu können.

Gebührenbelastung: Die Gebühren für Ver- und Entsorgung werden (mit Ausnahme der Stromversorgung in Niederbipp) in der neuen Gemeinde mit- telfristig harmonisiert. Die Fusion wird demnach für die Einwohnerinnen und Einwohner mehrerer Ortschaften – mit heute geringer Belastung – zu einer Erhöhung der Gebühren führen. Für die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden mit heute überdurchschnittlichen Gebührenbelastungen wird die Fusion demgegenüber eine finanzielle Entlastung mit sich bringen.

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Chancen & Risiken aus Sicht der Interkommunalen Ar- beitsgruppe

Die Arbeitsgruppe erachtet ein Zusammengehen der Einwohnergemein- den Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil bei Niederbipp, Walliswil bei Wangen, Wangen an der Aare, Wangenried, Wiedlisbach und Wolfisberg mit Blick auf die Möglichkeiten der Entwick- lung, die sich einer Gemeinde mit rund 14'500 Einwohnern bieten, in ers- ter Linie als Chance. Insbesondere wird es die neue Gemeinde erlau- ben, eine sinnvolle Raumplanung, welche die Stärken aller elf Ortschaf- ten betont (z.B. Industrieflächen mit guter Erschliessung in Autobahnnä- he, Dienstleistungsgewerbe in den historischen Zentren, Wohnzonen an privilegierten Lagen), zu verfolgen. Die neue Gemeinde wird – angesichts einer ähnlichen Bevölkerungszahl wie die Stadt Langenthal – auch an Einfluss in der Region Oberaargau und im Kanton Bern gewinnen. Die Fusionsabklärungen haben im Weiteren gezeigt, dass es sich bei den elf Gemeinden, welche zur Subregion Oberaargau Nord zählen, um einen sinnvollen Perimeter handelt, welcher den funktionalen Raum hinsichtlich der öffentlichen Aufgabenerfüllung und des gesellschaftlichen Lebens gut abdeckt. Es gibt nach einem Zusammenschluss nur noch wenige kom- munale Aufgaben, welche die neue Gemeinde nicht selbstständig erfüllen kann. Auch die Grösse einer über den gesamten Perimeter fusionierten Gemeinde erscheint mit Blick auf die künftigen Anforderungen an kom- munale Gebietskörperschaften – z.B. hinsichtlich der Fachkompetenz der Verwaltungseinheiten, der Ressourcen zur gezielten und effizienten Um- setzung kantonaler Vorgaben und der Erfüllung von übertragenen und selbstgewählten Infrastrukturaufgaben – zweckmässig. Eine zukunftsfähige Struktur und Organisation einer Grossgemeinde wird von der Arbeitsgruppe als Chance und damit wesentlicher Vor- teil einer Fusion über den gesamten Perimeter erachtet. Die Interkommunale Arbeitsgruppe verkennt nicht, dass eine Fusion auch Risiken birgt. Namentlich können die Konzentration der Verwal- tungen und die parlamentarische Behördenstruktur dazu führen, dass sich die Stimmbürgerin und der Stimmbürger weiter weg von den sie be- treffenden politischen Entscheidungen fühlt, was zu einer Entfremdung zwischen Bürger und Gemeinwesen führen kann. Die Arbeitsgruppe ist indessen überzeugt, dass die neue Gemeinde an Bewährtem festhalten und die Vereine und Kulturorganisationen in den verschiedenen Ortschaf- ten aktiv unterstützen wird, damit diese ihren wichtigen Beitrag zur Identi- tätsstiftung weiterhin leisten können.

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Argumente der Befürworter Die Befürworter der Abstimmungsvorlage vom 24. September 2017 verstehen den «Grundsatzbeschluss über die Fortführung der Fusionsabklärungen» als «Verlobung» der elf Gemeinden. Die Verlobung verpflichtet die elf Gemeinden, sich um die gemein- same Zukunft zu kümmern und verbindliche Regeln für das spätere Zusammenleben zu entwickeln. Über die «Hochzeit», also die eigentliche Gemeindefusion, wird jedoch erst im nächsten Schritt entschieden, wenn der Fusionsvertrag vorliegt. Die Aufgaben der Gemeinden werden immer komplexer und die Ansprüche der Bevöl- kerung nehmen zu. Für kleine, aber zunehmend auch für mittelgrosse Gemeinden wird es immer schwieriger, allen Gesetzen zu genügen, die kantonalen Vorgaben zu erfüllen und den Einwohnerinnen und Einwohnern auch noch einen qualitativ hochstehenden Service zu bieten. Die Subregion Nord grenzt in drei Himmelsrichtungen an den Kanton Solothurn. Würde innerhalb dieser natürlichen Grenzen nur ein Teil der Gemeinden fusionieren, – etwa im Perimeter der Kirchgemeinde Oberbipp – so wäre bloss ein kleiner administrativer Nut- zen zu verzeichnen und die nicht beteiligten Gemeinden hätten gar keinen Vorteil. Der Analysebericht zeigt einleuchtend, dass der gewählte Fusionsperimeter die sinnvolle Lösung darstellt. Es genügt schon lange nicht mehr, die Behörden besetzen zu können. Immer mehr Fragestellungen aus den Bereichen Verkehr, Infrastruktur, Raumplanung, Bildung etc. müssen über die Gemeindegrenzen hinaus bearbeitet werden. Die parallele Arbeit an denselben Fragen kostet Ressourcen, erschwert Entscheidungen und verhindert immer wieder tragfähige Lösungen im Sinn der Sache. Die Befürworter haben ein Komitee gebildet, das die geplante Gemeindefusion zum Thema machen will. Die Diskussion findet im persönlichen Gespräch, an Veranstaltun- gen und im Internet (www.oberaargau-nord-ja.ch) statt. Regionale Identität stärken Das Dorf- und das Vereinsleben wird sich auch nach einer Fusion weiterhin in jedem einzelnen Dorf abspielen. Jede Schützengesellschaft erkürt weiterhin ihren Vereins- meister und die Turnvereine treten am kantonalen Turnfest gegeneinander an. Musik, Theater und Volkskultur finden in fast allen Dörfern geeignete Infrastrukturen vor und selbst der «Bergflohmi» von Rumisberg findet auch in Zukunft unabhängig von der Gemeindestruktur statt. Der Dorfcharakter bleibt erhalten und geht ebenso wenig verloren wie die bisherige Wohnadresse für alle Einwohner. Gleichzeitig bringt dieses Fusionsprojekt die Chance, die Stärken der einzelnen Dörfer zu bündeln und eine Gemeinde mit attraktiven Wohn- lagen zu bilden. Die Erschliessung von Wohnquartieren ist ein typisches Beispiel für die Vorteile einer fusionierten Gemeinde. Zwischen Wiedlisbach und Oberbipp liegt attrak- tives Bauland, dessen Erschliessung übers «Bipperlisi» hinweg eine komplexe Heraus- forderung darstellt. Hier wünscht man sich ein Gemeindeparlament, das im Interesse der ganzen Gemeinde um tragfähige Lösungen ringt, und man hofft auf einen Gemein- derat, der das Gesamtwohl im Auge behält und die Interessen bei der asm wahrt. Gemeindepolitik wird in Zukunft zur Gesamtaufgabe. In der neuen Gemeinde ist kein Dorf so gross, dass es nie auf die anderen angewiesen wäre, und ist keines so klein,

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dass es nicht einmal einem anderen helfen könnte. Diese Solidarität von elf Dörfern, die in einer Gemeinde gemeinsame Aufgaben lösen, ist der Zweck unserer demokrati- schen Strukturen – soweit als möglich eigenständig, aber pragmatisch gemeinsam in der Lösung übergeordneter Fragen. Über die Region hinaus wahrgenommen werden Die neue Gemeinde würde zur zehntgrössten Gemeinde im Kanton Bern und damit vergleichbar mit Lyss, Steffisburg, Burgdorf, Ostermundigen und natürlich Langenthal. Alle Gemeinden mit einer Bevölkerungszahl von rund 15'000 Personen sind regionale Zentren und übernehmen Mitverantwortung, damit ihre Interessen auch über die Regi- on hinaus gehört werden. Die neue Gemeinde würde hinter Langenthal zur zweitgrössten Gemeinde im Oberaar- gau. Sie begegnet damit Langenthal, und auf Augenhöhe und würde auch im Kanton Bern wahrgenommen. Die Diskussion um die Umfahrung wurde beispielsweise ohne nennenswerte Beteiligung der elf Gemeinden im Fusionsperimeter geführt, obwohl diese Umfahrung auch unsere Region spürbar beeinflussen wird. Ohne Vertretung im Grossen Rat und damit ohne direkten Draht in die kantonale Verwaltung wird die Subregion Oberaargau Nord heute in wichtigen kan- tonalen Diskussionen nicht wahrgenommen – und immerhin fünf Grossratsmitglieder stammen aus Langenthal. Damit die Region nicht von der politischen Entwicklung ab- gehängt wird, müssen die Kräfte gebündelt werden. Die Stimmkraft der elf Gemeinden könnte dazu beitragen, dass im Chor der politischen Ansichten eine wichtige Stimme mit klingen wird. Der Bevölkerung bessere Dienstleistungen bieten In der politischen Entscheidungsfindung hat eine Gemeinde in dieser Grösse gute Mög- lichkeiten, ihre Behörden mit engagierten und fachlich versierten Persönlichkeiten zu besetzen. In der Exekutive braucht es Gemeinderätinnen und Gemeinderäte mit Fach- und Sozialkompetenz. Das Parlament benötigt engagierte Kräfte, welche den politi- schen Dialog pflegen, Mehrheiten bilden und Minderheiten angemessen berücksichti- gen können. In den verschiedenen Fachkommissionen ist Expertise gefragt, um tragfä- hige Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Die politische Arbeit wird anspruchsvoller, aber auch attraktiver. Davon profitieren die Parteien und Gemeindevereine, denen in der Personalrekrutierung wieder eine grössere Bedeutung zukommen wird. Die neue Gemeinde bietet aber auch attraktive Arbeitsplätze in der Gemeindeverwal- tung, die ihre sieben Fachabteilungen an den Standorten Niederbipp und Wangen a.d.A. bündeln wird. Der Wechsel in diese neue Struktur ist auch für die Angestellten eine grosse Herausforderung und bringt Unsicherheit mit sich. Umso wichtiger ist es, dass im weiteren Fusionsprozess mit den heute angestellten Personen der Dialog ge- sucht und gute Lösungen entwickelt werden. Eine neue Gemeinde kann nur funktionie- ren, wenn auch die Verwaltung beste Voraussetzungen bekommt. Nicht zuletzt profitiert die Bevölkerung neben der Fachkompetenz der Verwaltung von attraktiven Öffnungs- zeiten. Eine Verlobung ist keine Hochzeit, aber ist eine Absichtserklärung. Mit einem kräftigen Ja am 24. September zeigen die Stimmberechtigten, dass diese Fusion mehr Chancen als Risiken mit sich bringt und die Hochzeitsvorbereitungen an die Hand genommen werden können.

17 Botschaft zum Grundsatzbeschluss über die Weiterführung der Fusionsabklärungen

Argumente der Gegner 1. Eine Gemeindefusion macht dann Sinn, wenn bestehende Ge- meinden ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können. In einem sol- chen Fall suchten die betroffenen Gemeinden bisher nach möglichen Fu- sionspartnern, um die Gemeindeaufgaben gemeinsam zu erfüllen. Solche Fusionen entsprechen einer Notwendigkeit und können im Extremfall vom Kanton angeordnet werden. Für die allermeisten Gemeinden im ehemali- gen Amt Wangen Nord trifft dieses Szenario nicht zu. 2. Das Gebiet der vorgesehenen Grossgemeinde im Amt Wangen Nord ist sehr heterogen. Die meisten Gemeinden sind in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen. Eine Fusion in dieser Grösse entspricht keinem Bedürfnis. Mit ihr würden gut funktionierende bestehende Strukturen zer- stört. 3. Die politischen Strukturen in den Gemeinden basieren auf der di- rekten Demokratie, das heisst, die Stimmberechtigten können nicht nur ihre Behörden wählen, sondern zu Sachgeschäften an Gemeindever- sammlungen direkt Stellung beziehen und ihre Ideen einbringen. Mit der vorgesehenen Fusion würden die Gemeindeversammlungen abgeschafft. An ihrer Stelle würde ein 30-köpfiges Parlament über alle Sachfragen entscheiden. Würde das Parlament proportional zur Bevölkerungszahl der bisherigen Gemeinden gewählt, wäre in diesem Parlament jede Ge- meinde angemessen vertreten. Nun soll aber dieses Parlament im Pro- porzverfahren gewählt werden. Das hätte zur Folge, dass viele bisherige kleinere Gemeinden mit grösster Wahrscheinlichkeit in diesem Parlament nicht vertreten sein würden. Die Ortschaften verlören ihre Identität. 4. Das Initiativ- und Referendumsrecht wäre zwar nach wie vor ge- währleistet. Mit der Unterschriftenzahl von 500 resp. 250 dürfte es aber schwierig werden, in der heterogenen neuen Grossgemeinde für Anlie- gen, die einzelne Ortschaften betreffen, die genügende Anzahl Unter- schriften zusammenzubringen. 5. Eine Vollzeitstelle für den Gemeindepräsidenten mit der dazuge- hörenden Infrastruktur würde viel Geld kosten. Eine Fusion würde allen- falls Sinn machen, wenn dadurch die Kosten und damit die Steuern und Abgaben gesenkt werden könnten. Die Initianten geben aber zu, dass von der angestrebten Fusion kein Spareffekt zu erwarten ist. 6. Durch die Unsicherheit in Bezug auf eine Anstellung in der ange- strebten Grossgemeinde wird eine frühzeitige Abwanderung von guten bisherigen Mitarbeitenden geradezu provoziert.

18 Botschaft zum Grundsatzbeschluss über die Weiterführung der Fusionsabklärungen

7. Die in der Orientierung der Initianten beschworene Vision, in der fusionierten Grossgemeinde attraktive Wohnlagen in einzigartigen Nah- erholungsgebieten und einen dynamischen Wirtschaftsraum zu bieten, ist jetzt schon Realität und macht die vorgesehene Fusion überflüssig. 8. Fusionen müssen von unten kommen, will heissen, einem Bedürf- nis entsprechen. Hier wird mit einer zu grossen Kelle angerichtet. Zu prü- fen wären allenfalls Fusionen im kleineren Rahmen, zum Beispiel inner- halb der Kirchgemeinden oder Schulverbände. Aber Abklärungen in die- ser Richtung können erst nach einer Ablehnung der vorliegenden Vorlage in Angriff genommen werden.

Deshalb

Nein zur Zerstörung von gewachsenen Strukturen

Nein zur Abschaffung der Gemeindeversammlungen

Nein zur Einführung eines Gemeindeparlamentes

Nein zur Einführung einer Vollzeitstelle für den Gemeindepräsiden- ten

Nein zum Verlust der Identität der Ortschaften

Aus oben aufgeführte Gründen empfehlen die Gegner des Fusionspro- jekts Ihnen, liebe Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, am 24. September 2017 wie folgt zu stimmen:

Nein zur Weiterführung der Fusionsabklärungen

19 Botschaft zum Grundsatzbeschluss über die Weiterführung der Fusionsabklärungen

Kredit für die Phase 2 (bis zum Fusionsbeschluss) Die Phase 2 der Fusionsabklärungen wird folgende Kosten auslösen: Externe Beratung (gemäss Offerte) 54'000.00 Kosten Sitzungsgelder Gemeindevertreter 14'000.00 Infoveranstaltungen / Druck / Publikationen etc. 22'000.00 Total (Verpflichtungskredit) 90'000.00 Im Falle eines positiven Grundsatzbeschlusses am 24. September 2017 wird eine finanzielle Unterstützung des Kantons Bern im Umfang von Fr. 52'000.- eingehen. Weitere Fr. 15'500.- werden vom Kanton Bern auf Ge- such hin gewährt. Die verbleibenden (Netto-) Kosten werden aufgrund der Einwohnerzahl (S. 6) auf die noch beteiligten Gemeinden aufgeteilt. Der Kredit ist von allen Gemeinden „brutto“ zu beschliessen.

Abstimmungsfrage:

Wollen Sie der Weiterführung der Fusionsabklärungen in der Subregi- on Oberaargau Nord und der Ausarbeitung eines Fusionsvertrags und der erforderlichen Reglemente (Organisations- und Fusionsreglement) für einen Zusammenschluss (Fusion), sowie der einmaligen Ausgabe von Fr. 90'000.-, zustimmen (Grundsatzbeschluss)?

Die Fusionsabklärungen werden weitergeführt und es werden ein Organi- sationsreglement, ein Fusionsreglement und ein Fusionsvertrag ausgear- beitet, sofern die Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner der im Grund- satz zur Fusion zustimmenden Einwohnergemeinden mindestens 11'000 beträgt. Massgebend ist die ständige Wohnbevölkerung der Einwohner- gemeinden per 31. Dezember 2016. Das Projekt wird bei Erreichen der erforderlichen Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner (nur) mit jenen Gemeinden weitergeführt, welche dem Grundsatzbeschluss zugestimmt haben.

Empfehlung an die Stimmberechtigten: Die Interkommunale Arbeitsgruppe (IKA) empfiehlt den Stimmberechtig- ten, am 24. September 2017 wie folgt zu stimmen: „Ja“ zur Weiterführung der Fusionsabklärungen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.oberaargaunord.ch

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