Jahrbuch Des Oberaargaus 1959 Beiträge Zur Geschichte Und Heimatkunde Zweiter Jahrgang Herausgeber: Jahrbuchkomitee Des Oberaargaus Druck Und Gestaltung: Merkur AG
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Jahrbuch des Oberaargaus 1959 Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Zweiter Jahrgang Herausgeber: Jahrbuchkomitee des Oberaargaus Druck und Gestaltung: Merkur AG. Langenthal Umschlag-Zeichnung (Wiedlisbach Hinterstädtchen): Carl Rechsteiner, Wynau 5 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort (Dr. Robert Obrecht, Wiedlisbach). 7 Der Oberaargau in der Mediationszeit (Dr. Heinz Weilenmann, Bern). 9 Die Patrozinien der oberaargauischen Kirchen (Andres Moser, Muri b. Bern). 22 Von der Kirche zu Oberbipp (Karl H. Flatt, Wangen a.d.A.). 29 Der Pfarrbericht von 1764 über Seeberg (Siegfried Joss, Pfarrer, Seeberg). 32 Naturkundlicher Spaziergang durch das Bipperamt von der Aare zur Jurahöhe (Dr. Ernst Bütikofer, Wiedlisbach). 37 Vom frühern Vorkommen von allerlei Wildtieren (Hans Mühlethaler, Wangen a.d.A.). 41 Das Kraftwerk Bannwil der BKW (Hans Köhli, Wangen a.d.A.). 47 Die Türkischrot-Färberei Rikli in Wangen a.d.A. (Helene Roth, Wangen a.d.A.) . 53 Jakob Buchmüller, der erste Regierungsstatthalter von Aarwangen (Karl Stettler, Lotzwil) . 76 Zur Geschichte der Gutenburg (J. Reinhard Meyer, Langenthal). 81 Das Kuglerspiel (Dr. Hans Schlunegger, Huttwil) . 88 Die Güterzusammenlegung Melchnau (Johann Flückiger, Grossrat, Melchnau) . 93 Die Entwicklung des oberaargauischen Verkehrswesens (Karl Rolli, Bern). 101 Melchnau im 17. Jahrhundert – nach dem Dorfbuch (Werner Balmer, Melchnau) 110 Ofensprüche (Walter Leuenberger, Pfarrer, Heimiswil). 117 Emma Hofer-Schneeberger, Dichterin und Komponistin von Volksliedern (Rosa Dürrenmatt, Herzogenbuchsee). 130 Liedertexte von Emma Hofer-Schneeberger. 133 Hans Roth von Rumisberg (Dr. Hans Sigrist, Solothurn). 136 Beat Fischer, Landvogt in Wangen, 1680–1686 (Karl H.Flatt, Wangen a.d.A.). 145 Otto Tschumi (Prof. Dr. Hermann Rennefahrt, Bern). 167 Zum Kunstdenkmälerband Emmental-Oberaargau (Dr. Luc Mojon, Bern). 175 Aus der Tätigkeit der Heimatschutzgruppe Oberaargau im Jahre 1958 (Rudolf Pfister und Ulrich Kuhn, Langenthal) . 178 6 7 VORWORT Nach dem glücklich erfolgten Start im Vorjahr kann das Jahrbuchkomitee der oberaargauischen Bevölkerung auf Weihnachten seinen zweiten Band vorlegen. Wiederum war es möglich, eine Anzahl gediegener Arbeiten zu einem auch in seiner äussern Aufmachung ansprechenden Buche zu vereini- gen. Vieler Dank gebührt den Autoren für ihre wertvolle und uneigennützige Mitarbeit. An dieser Stelle sei auch gleich gedankt für die vielen freundlichen Anregungen und Hinweise, die wir auch weiterhin gerne entgegennehmen. Um Ideale zu verwirklichen, braucht es Geld. Gemeinden, öffentliche Institutionen und Private haben mit ihren Geldspenden recht eigentlich die Herausgabe des ersten Jahrbuches ermöglicht. Wenn wir auch in Zukunft das Jahrbuch zu verbilligtem Preise herausgeben möchten, so in der Erkennt- nis, dass eben nicht nur die Qualität des Buches, sondern auch ein mässiger Buchpreis für die gewünschte Verbreitung Voraussetzung ist. So werden wir weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen bleiben. Aus der Mitte der Jahrbuchversammlung vom 30. Mai 1959 in Langen- thal wurde der Wunsch geäussert, das Jahrbuchkomitee möchte zu einer Gesellschaft von Freunden oberaargauischer Volks- und Heimatkunde erwei- tert werden, um allen an der Herausgabe des Jahrbuches Interessierten den Beitritt zu ermöglichen. Wir werden im kommenden Jahre einer konstituie- renden Versammlung die ausgearbeiteten Statuten vorlegen können. Aus dem begreiflichen Wunsche, sich zu entlasten, haben Dr. H. Freu- diger, R. Pfister-Gygax und P. Gygax-Schneeberger Jüngern Kräften Platz gemacht. Karl Stettler, Lotzwil, hat den freigewordenen Sitz in der Redak- tionskommission eingenommen und Hans Indermühle, Herzogenbuchsee, wird als Leiter der Geschäftsstelle für den Vertrieb des Jahrbuches besorgt sein. Den scheidenden Herren, auf deren Mitarbeit wir allerdings nicht ganz verzichten müssen, sei an dieser Stelle für ihre energische und zielbewusste Mitarbeit aufrichtiger Dank abgestattet. Die Heimatbuchkommission, vom Jahrbuchkomitee mit der Herausgabe eines Oberaargauer Heimatbuches betraut, hat unter dem Vorsitz von Pfarrer S. Joss, Seeberg, ihre Arbeit aufgenommen. Dieser Arbeitsausschuss wird 8 sich von der Tatsache, dass es jahrelanger vorbereitender Arbeit bedarf, nicht entmutigen lassen. Wertvoll für sie wird die Sammlung und Sichtung des Schrifttums über den Oberaargau sein. Es ist beabsichtigt, in den kommen- den Jahrbüchern im Anhang bibliographische Angaben zu publizieren. Zum Schluss sei noch die 1. Arbeitstagung für Forschung über Burgdorf, Emmental und Oberaargau vom 28. September dieses Jahres in Burgdorf erwähnt, die, einberufen von der bürgerlichen Archivkommission in Burg- dorf, sehr wertvolle Ergebnisse zeitigte und manche Anregung auch für unser Jahrbuchkomitee bot. Wir danken unsern gleichgesinnten Freunden in Burgdorf und möchten sie ermuntern, diese für die Geschichtsforschung in beiden Landesteilen wertvolle Zusammenkunft zu wiederholen. Den Lesern des vorliegenden Jahrbuches danken wir für ihr Interesse und erhoffen auch für diesen Band wohlwollende Aufnahme. Wiedlisbach, 10. November 1959. Für das Jahrbuchkomitee Robert Obrecht Redaktionskommission Dr. Robert Obrecht, Wiedlisbach, Präsident Valentin Binggeli, Langenthal Karl H. Flatt, Wangen a.d.A. Werner Staub, Herzogenbuchsee Karl Stettler, Lotzwil Geschäftsstelle: Hans Indermühle, Herzogenbuchsee 9 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 2 (1959) DER OBERAARGAU IN DER MEDIATIONSZEIT Eine Übergangszeit hat ihren besonderen Reiz. Altes wird überwunden, Neues wagt sich hervor. Was bleibt vom Alten, was bewährt sich vom Neuen? Können sich die beiden Welten finden? Dies war die Frage in der Vermittlungszeit, der Mediation, die die Lebens- und Gesellschaftsformen des Anden Regime mit den Postulaten der Französischen Revolution in Ein- klang bringen wollte. In den Pfarrberichten von 1764 begegnen wir der alten Zeit, dem patri- archalischen Staat der gnädigen Herren von Bern. Da dem Patriziat das Wohl seiner Untertanen am Herzen lag, wollte es durch diese Berichte die Unter- lagen zu Reformen erhalten, die sich auf das Armenwesen, den Unterricht, die Landwirtschaft erstreckten. Vierzig Jahre später verlangte der Staatsrat von den Oberamtmännern Rapporte. Aber welch ein Unterschied: Aus der Obrigkeit ist die Regierung, aus dem Landvogt der Oberamtmann, aus Un- tertanen sind Einwohner und Amts-Angehörige geworden, über deren poli- tische Stimmung der Amtsbericht vor allem Auskunft geben soll. Ferner werden das Verhalten der Beamteten, das Funktionieren der Polizei erforscht. Werden die obrigkeitlichen Verordnungen befolgt, die Abgaben bezahlt? Finden geheime Versammlungen und Aufwiegelungen statt? Ende des 18. Jahrhunderts fiel das alte Bern, und die Eidgenossenschaft wurde eine Tochterrepublik des revolutionären Frankreich. Dieser demokra- tische Einheitsstaat unter französischem Protektorat widersprach völlig dem Wesen der Schweiz. Schon 1803 gab Napoleon eine neue Verfassung, die nicht mehr schroff mit dem Alten brach. Das Patriziat rückte wieder in die leitenden Stellungen des Staates auf, in die Amtssitze kamen die stadtberni- schen Oberamtmänner. Dies bedeutete aber nicht die Restauration des Alten. Die Mediationsakte und das hinter ihr stehende Frankreich schützten die Errungenschaften der Revolution und stützten die Neugesinnten, die Feinde der alten Ordnung. Und so steht die Mediation (1803–1813) nicht nur zeit- lich, sondern auch nach ihrem Wesen zwischen Helvetik und Restauration. Die Berichte der Oberamtmänner von Aarwangen, Wangen und Trachsel- wald lassen uns nun einen Blick in das Leben jener Zeit tun. 9 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 2 (1959) Die Mediationszeit war in vielem eine Rückkehr zu einer Ordnung, die der alten glich. Der grössere Teil der Einwohner des Oberaargaus bezeugte ihre Anhänglichkeit zur alten Ordnung, besonders die Ursenbacher und Bip- per. Die Leute von Seeberg, die bis dahin dem politischen Geschehen teil- nahmslos zugeschaut hatten, gingen «zu der gegenwärtigen Verfassung mit Wärme über1». Diese Zuneigung für die Verfassung von 1803, für die Ob- rigkeit und ihre Beamten nahm zu. Hier kommt nicht nur die konservative Haltung des Berners zum Ausdruck, sondern vor allem auch die Erfahrungen der Helvetik. Daher nahmen die Oberaargauer im allgemeinen die alten Einrichtungen und Übungen ohne Widerstand, ja dankbar auf und standen jeder Neuerung skeptisch gegenüber. Schon im Juli 1803 konnte der Ober- amtmann von Wangen über die Stimmung in seinem Amt schreiben: Die Bewohner «erfreuen sich der Wiedereinführung einer bessren Ordnung der Dinge und sagen einstimmig: Wir sind zufrieden, wenn es nur dem Alten gleicht2». Aber auch das Amt Trachselwald, in welchem die neugesinnte Oberschicht einen starken Einfluss auf die Gesamtbevölkerung ausgeübt hatte, konnte sich beruhigen. Im Bericht von 1810 lesen wir: «Ruhige Be- triebsamkeit und Zufriedenheit mit dem jetzigen Zustand der Dinge scheint bei dem grössern Teile hiesiger Talbewohner, besonders bei der Klasse der Güterbesitzer sich immer mehr zu befestigen3.» Der Grundeigentümer lernte den Vorteil einer stabilen, konservativen Ordnung schätzen. So wurde die Mediationszeit vom grösseren Teil des Landvolkes positiv beurteilt. Aus den Äusserungen der Amtmänner können wir auf die Wege und Ziele der Obrigkeit schliessen. Das erste Bestreben bestand darin, das Vergangene zu vergessen und Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Das Geschehene sollte auf keinen Fall gerächt werden. Dies hiess aber keineswegs, dass die Übelgesinnten nicht beobachtet und bewacht würden. Man denke nur