Brandenburg. geowiss. Beitr. Cottbus 16 (2009), 1/2 S. 63-78 7 Abb., 2 Tab., 64 Lit.

Bio- und lithostratigraphische Untersuchungen an limnisch-fluviati- len Sedimenten aus dem Eem-Interglazial im unteren Peenetal (NE-Deutschland)

Bio- and lithostratigraphical investigations of Eemian limnic-fluviatile sediments from lower Peene-valley (NE )

St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

1. Einleitung berg gelagert. Bei der Kernaufnahme fiel in der Bohrung 8/007 (Ig Stp 8/007) zwischen 23-25 m besonders ein mol- Für die ingenieurgeologische Erkundung der OPAL-Erd- luskenführender Sandhorizont auf, der in der nachfolgenden gasleitung wurden im Jahr 2007 an der Querung des Pee- Detailaufnahme u. a. einen Schwerpunkt der Beprobung für netals auf einer Trassenstrecke von 1 km landseitig insge- malakologische Untersuchungen bildete (Me n g 2008). Für samt 12 Liner-Bohrungen bis in Teufen von 25 m und von die Pollenanalysen wurden dagegen feinkörnige Schluffpar- Schwimmpontons direkt im Fluss Peene zwei Bohrungen á tien innerhalb dieses Horizontes ausgewählt und analysiert 40 m niedergebracht. Die ingenieurtechnische Auswertung (St r a h l 2009). Weiterhin wurden Proben für sedimentolo- erfolgte durch ein Fachbüro (Fa b e r et al. 2007), die ersten gische und schwermineralogische Untersuchungen entnom- Bohransprachen wurden vom Geologischen Dienst Meck- men und freundlicherweise im Landeslabor Berlin Branden- lenburg-Vorpommern vor Ort betreut. Das qualitativ hoch- burg (LLBB) aufbereitet. Die Auswertung übernahm Herr wertige Kernmaterial wurde nach der ersten Aufnahme im Dr. H. U. Thieke (Berlin). Für die lithostratigraphische Ein- Bohrkernlager des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz stufung der erbohrten Geschiebemergel wurden die entspre- und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG) in Stern- chenden Horizonte mehrfach beprobt und petrographisch

Abb. 1 Geologische Übersichtskarte des Untersuchungsgebietes Vermoorte Niederung (Holozän) “Unteres Peenetal” (basie- Beckenablagerungen (Weichselglazial) rend auf Br e m e r 2000) Glazifluviatil (Weichselglazial) Grundmoräne (Weichselglazial) Fig. 1 Endmoräne (Weichselglazial, qw3 General geological overview -Velgaster Staffel) of investigation-area ”Lower Untersuchungsgebiet Untere Peene Bohrungstransekt in NNE/SSW Peene-valley” (based on ge- 0 2,5 5 7,5 10 km neral geological map of Br e - m e r 2000)

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 63 64

B 4 S e t f n a M g n e , A Brandenburgische GeowissenschaftlicheBeiträge 1/2-2009 a e r d n s B r e n r ö qw3

qs2 , J e n i l e u q a qs1 S l h a r t 0 100 200 m &H

Abb. 2 Pofilschnitt der Bohrungen im Unteren Peenetal mit lithostratigraphischer Einstufung der Grundmoränen n a s

Fig. 2 Cross section of drillings at lower Peene-valley with lithostratigraphical classification of tills U h c i r l T e k e i h Bio- und lithostratigraphische Untersuchungen an limnisch-fluviatilen Sedimenten aus dem Eem-Interglazial im Peenetal

untersucht (Bö r n e r & Mü l l e r 2008). Der Nachweis eem- Im geologischen Schnitt (Abb. 2) sind zwei Geschiebemer- zeitlicher fluviatiler Sedimente basiert auf einer erfolgrei- gelhorizonte erkennbar, die an den Talrändern am Nord- chen Kooperation mehrerer Institutionen. Die überregional hang durch glazifluviatile Sande und Kiese und am Südhang relevanten Ergebnisse konnten nur durch die Zusammenar- durch glazifluviatile bis glazilimnische Feinsande getrennt beit von Spezialisten gelingen, was wiederum den Bedarf sind. Im Tal selbst erreichen die zwischengelagerten Sedi- und den hohen Wert von fundierten Fachgutachten für die mente nur noch Mächtigkeiten von 2-3 m. Direkt unter dem geologische Landesaufnahme zeigt. heutigen Peenelauf traten in der Bohrung 8/007 zwischen beiden Geschiebemergelhorizonten bei -23 bis -25 m HN stark molluskenführende Sande auf, deren Zusammenset- 2. Regionalgeologische Situation zung im weiteren Text detailliert erörtert wird.

Die Peene mit einem Einzugsgebiet von 5110 km2 zählt zu Der an den Talrändern in Mächtigkeiten von max. 12 m auf- den wenigen unverbauten und nicht stauregulierten Flüssen tretende obere Geschiebemergelhorizont entspricht seiner in Deutschland und ist deshalb fast vollständig in ihrem na- Position und auch seiner Kleingeschiebezusammensetzung türlichen Verlauf erhalten. Das Peenetal beginnt am nörd- nach der Moräne der Mecklenburg Phase (qw3). Dieser lichen Auslauf des Kummerower Sees und endet in einer letzte größere weichselzeitliche Vorstoß ist in Mecklen- breiten Mündung in den Peenestrom. Es stellt ein durch burg-Vorpommern im Gegensatz zu den älteren hochweich- Durchströmungsmoore, Wälder und Feuchtwiesen gepräg- selzeitlichen Moränen durch eine stärker baltisch geprägte tes Niederungsgebiet dar, dessen Genese im direkten Zu- Kleingeschiebezusammensetzung seiner Moräne geprägt sammenhang mit dem holozänen Meeresspiegelanstieg in (Abb. 3). Die sonst für die weichselglazialen Geschiebe- der Ostsee (Ja n k e 1978) steht. Die niedrige Fließgeschwin- mergel der Brandenburg/Frankfurt Phase (qw1) und der digkeit sowie der geringe Durchfluss sind das Ergebnis des Pommern Phase (qw2) typischen höheren Werte an Paläo- geringen Gefälles, das vom Kummerower See bis zur Mün- zoischen Schiefern (PS) und Sandsteinen (S) fehlen weit- dung nur 24 cm auf rund 100 km Flusslänge beträgt. gehend in dem hier untersuchten Bereich des Peenetals und Im ausgehenden Weichsel-Glazial vor etwa 15 000 Jah- werden in den Kleingeschiebespektren der qw3-Geschiebe- ren fungierte das untere Peenetal im Bereich des heutigen mergel nur selten erreicht. Die häufig sandig ausgeprägten Odermündungsgebietes als Schmelzwasserabflussbahn des Geschiebemergel dieses jüngsten weichselglazialen Vorsto- skandinavischen Inlandeiskörpers der Mecklenburg-Phase ßes sind im Odermündungsgebiet regional weit verbreitet (qw3). Die Schmelzwässer aus dem Gebiet des so genannten (Rü h b e r g & Kr i e n k e 1977) und lassen sich bis zur Rand- „Haffstausees“ (Ke i l h a c k 1899) durchflossen in einem ver- lage der Rosenthaler Staffel (qw3) flächenhaft verfolgen wilderten Flusssystem (braided river system) das Peenetal (Rü h b e r g 1987). in westlicher Richtung. Bei Demmin flossen die Schmelz- wässer über das Grenztal (Trebel/Recknitz) in Richtung Der in der Bohrung 8/007 direkt unter den eeminterglazi- NW ab, akkumulierten dort die 20 m-Terrasse (Ja n k e 1978, alen Sanden folgende Geschiebemergel weist bei generell 2002) und mündeten schließlich in das Ostseebecken. geringen Anteilen an Paläozoischen Schiefern (PS) und Bei der Ortschaft Stolpe wird das Ost-West verlaufende Sandsteinen (S) ebenfalls ein baltisch geprägtes Kleinge- Peenetal sowohl im Norden wie auch im Süden von Hoch- schiebespektrum (qs2 nach TGL 25232, 1971) mit erhöhten flächen umgrenzt. An der Oberfläche dieser flachwelligen Werten an Paläozoischen Kalksteinen (PK) und bei verein- Grundmoränenlandschaft streichen hier Geschiebemergel zelten Proben erhöhte Dolomitgehalte (D) auf. Die Zwei- des Weichsel-Glazials aus (Abb. 1). In der vermoorten Nie- gliederung des Saale-Glazials in älteren Drenthe- (qs1) und derung des Peenetals selbst stehen bis max. 8 m mächtige jüngeren Warthe-Vorstoß (qs2) hat sich in Mecklenburg- Torfe und Organomudden an, deren Mächtigkeiten zu den Vorpommern als tragfähig erwiesen, wobei dieses markan- Talrändern hin abnehmen (Abb. 2). Nach den pollenanalyti- te „baltische“ Kleingeschiebespektrum vor allem im obe- schen Untersuchungen von St r a h l (2009) liegt der Beginn ren Bereich der Saale-Abfolge nachzuweisen ist (Mü l l e r der Akkumulation von organogenen Feindetritusmudden im 2004). Die Zugehörigkeit der Kleingeschiebeanalysen aus Übergang Älteres/Jüngeres Atlantikum und steht mit der Er- dieser baltisch geprägten Moräne zum Jüngeren Saale-Vor- höhung des Abflussniveaus durch die einsetzende Litorina- stoß (Warthe-Vorstoß s. str.) wird auch durch die geologi- transgression im Ostseebecken in Zusammenhang (Bö r n e r schen Lagerungsverhältnisse gestützt, zum einen durch die et al. 2008). Überlagerung der Moräne durch eemzeitliche fluviatile San- de im Peenetal und zum anderen trennen am südlichen Tal- rand (Abb. 2, Bohrung 9/007 und 14/007) ca. 15 m mächtige 3. Kleingeschiebeanalysen und lithostratigraphi- Beckensedimente die Moräne des Jüngeren Saale-Vorstoßes sche Einstufung der erbohrten Grundmoränen (qs2) vom hangenden Geschiebemergelhorizont der weich- selglazialen Mecklenburg Phase (qw3). Die in den Bohrungen erfassten Geschiebemergelhorizon- te wurden mehrfach beprobt und insgesamt 53 Proben auf Das regionale Fehlen der älteren weichselzeitlichen Ge- ihren Kleingeschiebebestand nach TGL 25252, Blatt 1-5 schiebemergel der Brandenburg/Frankfurt (qw1) und der (1971) untersucht und eingestuft (Bö r n e r & Mü l l e r 2008). Pommern Phase (qw2) bzw. die direkte Überlagerung der

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 65 St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

 SHWURJUDSKLVFKH *UXSSHQ  2EHUHV:HLFKVHO  QDFK7*/ 0HFNOHQEXUJ9RUVWR‰ T: Q    0LQ   0HGLDQ    0D[   



         1. 3. '366 )0.462

 2EHUHV6DDOH :DUWKH9RUVWR‰   8QWHUHV6DDOH 'UHQWKH9RUVWR‰  Q  Q 

  0LQ   0LQ 0HGLDQ 0HGLDQ    0D[ 0D[

  

 

                  1. 3. '366 )0.462 1. 3. '366 )0.462

Abb. 3 Grafische Darstellung der Ergebnisse der petrographischen Untersuchungen von Kleingeschieben (4-10 mm) aus Ge- schiebemergelproben der Bohrungen im Unteren Peenetal Fig. 3 Diagram concerning results of petrographical classification of till pebble analysis (4-10 mm) from drilling samples from lower Peene-valley

Geschiebemergel des Jüngeren Saale-Vorstoßes mit qs2- des Nordischen Kristallins (NK) gegenüber den Paläozoi- Kleingeschiebespektrum (vgl. TGL 25 232, 1971) durch die schen Kalksteinen (PK) eindeutig dominiert. Gegenüber qw3-Moräne wurde schon bei einer Revision der Einstu- dem konstanten Übergewicht und Verhältnis von NK>PK fung von Geschiebemergeln in Bohrungen aus der Region sind die starken Schwankungen der übrigen Kleingeschie- um Anklam (Bö r n e r & Mü l l e r 2002) festgestellt und wird begruppen, wie Sandsteine (S), Feuersteine (F) und Meso- durch die vorliegenden Untersuchungen von Stolpe bestä- zoische Kalksteine (MK) auffällig (vgl. Abb. 3). tigt. Der Wert von Kleingeschiebeanalysen zur Einstufung von Im Peenetal unterlagern Geschiebemergel des saalezeitli- Geschiebemergeln aus Bohraufschlüssen wird über die ver- chen Hauptvorstoßes (Drenthe-Vorstoß s. str.) unterhalb tikal auftretenden petrographischen Differenzen verschie- -30 m HN unmittelbar die Moräne des Jüngeren Saale-Vor- den alter Geschiebemergelhorizonte belegt (vgl. Rü h b e r g stoßes. Die Kleingeschiebespektren entsprechen dem qs1- 1999). Durch die Detailbeprobung und Mehrfach-Analysen Spektrum nach TGL 25232 (1971), in welchem die Gruppe waren in den untersuchten Profilen von Stolpe eine regio-

66 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 Bio- und lithostratigraphische Untersuchungen an limnisch-fluviatilen Sedimenten aus dem Eem-Interglazial im Peenetal

nale Verknüpfung und die stratigraphische Zuordnung der deutschland eemzeitliche Ablagerungen größtenteils orga- erbohrten Geschiebemergel möglich. Trotz tendenziell ein- nogener Zusammensetzung sind, haben sandig-schluffige heitlicher Kleingeschiebezusammensetzungen, zeigen in Eemsedimente bisher einen ausgesprochenen Seltenheits- der qs1-Moräne auftretende Schwankungen von einzelnen wert (Br o s e et al. 2006). Kleingeschiebegruppen lokale Unterschiede an, die nicht zwingend zu einer Ausweisung von „Sub-Fazies“ führen Sedimentologisch handelt es sich um eine Folge mit „fining muss. Die starke Ähnlichkeit der Kleingeschiebespektren up“, da sich deren Korngröße generell vom Liegenden zum von Geschiebemergeln des Jüngsten Weichsel-Vorstoßes Hangenden von Grobsand über Feinsand zu Schluff entwi- (Mecklenburg Phase) und des Jüngeren Saale-Vorstoßes ckelt. Anhand von Trockensiebungen wurde eine Sortierung (Warthe-Vorstoß s. str.; qw3- zu qs2-Spektren) zeigt bei ei- von mäßig bis sehr schlecht (1,4-2,0 nach Tr a s k 1932) bzw. ner direkten Übereinanderfolge und dem Fehlen eines bio- von mittel bis sehr schlecht (Q 3/Q 1= 2,0-4,3 nach Fü c h t - statigraphischen Markers beispielhaft die regionalen Pro- b a u e r 1988) ermittelt. Sowohl der geringe Probenumfang bleme einer nur auf lithostratigraphische Untersuchungen als auch die starke Streuung der Sortierung schränken, wie gestützten Einstufung von Moränen auf. so häufig in quartären Sedimenten, die Aussagekraft der Korngrößenanalyse für die Faziesbeschreibung ein. Unter Berücksichtigung aller biostratigraphischen und lithologi- 4. Sedimentologische und schwermineralogische schen Befunde wird ein relativ ruhiges limnisch-fluviatiles Befunde Ablagerungsmilieu angenommen.

Aus dem Teufenbereich 23,0 bis 25,0 m der Bohrung 8/007 Zur Untersuchung der Schwerminerale und ihrer Häufigkeit wurden vier Proben sedimentpetrographisch untersucht. Die im eemzeitlichen Profilabschnitt wurden die Fraktionen 100- sandig-schluffige Einschaltung zwischen dem liegenden 200 µm und 63-100 µm mit Tetrabromethan im Sindowski- jungsaalezeitlichen (qs2) und dem hangenden weichsel- Scheidetrichter getrennt und mindestens 300 transparente zeitlichen qw3-Geschiebemergel ist in mehrfacher Hinsicht Körner je Gelatinepräparat polarisationsmikroskopisch be- interessant. Zum einen ist sie biostratigraphisch eindeutig stimmt. Der Mittelwert der Häufigkeit in beiden Fraktionen als eemzeitliches Sediment bestimmt worden (s. ff.) und ist für die wesentlichsten Schwerminerale im Diagramm in zum anderen ist sie minerogen ausgebildet. Da in Nordost- Abbildung 4 dargestellt.

WUDQVSDUHQWH6 FKZHUPLQHUDOH

WLJƌŽdžĞŶ Ϯϯ͕ϲϬ

ŵƉŚŝďŽů

Ϯϰ͕ϬϬ 'ƌĂŶĂƚ

dĞƵĨĞ΀ŵ΁ ƉŝĚŽƚ Ϯϰ͕ϰϬ

DͲ'ƌƵƉƉĞ

Ϯϰ͕ϳϬ ŝƌŬŽŶ

Ϭй ϭϬй ϮϬй ϯϬй ϰϬй ϱϬйϲϬй ϳϬйϴϬй ϵϬйϭϬϬй

Abb. 4 Häufigkeitsverteilung der durchsichtigen Schwerminerale und ihrer relativen Gehalte aus dem eemzeitlichen Abschnitt des Bohrprofils Ig StpWo 8/007 M-Gruppe: Andalusit, Apatit, Topas, Turmalin, Rutil, Disthen, Staurolith, Sillimanit Fig. 4 Frequency distribution of the transparent heavy minerals and their relative content from the Eemian part of the drilling profile Ig StpWo 8/007 M-group: andalusite, apatite, topaz, tourmaline, rutile, cyanite, staurolite, sillima

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 67 St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

Entsprechend der stratigraphischen Position der sandig-sch- bis frühsaaleglazialen Berliner Elbelauf (St r a h l & Th i e k e luffigen Einschaltung trägt die unterste Probe (24,7-24,9 m) 2002) bzw. am Eem-Vorkommen von Strausberg (30 km noch Merkmale und den Mineralbestand seines saalezeitlich östlich von Berlin, Mü l l e r et al. 2008) beobachtet worden. geprägten Einzugsgebietes mit etwa gleichen Anteilen von Amphibol (32 %) und Granat (31 %) sowie 22 % Zirkon (Abb. 4). Demgegenüber weisen die beiden Proben im mitt- 5. Paläozoologische Untersuchungen leren Profilabschnitt (24,0-24,6 m) einen geringen Anstieg Die in der Peeneaue in der Bohrung 8/007 in ca. 23-25 m der instabilen Minerale Pyroxen (3 %) und Amphibol (36- Teufe angetroffenen Sande enthielten eine individuenrei- 38 %) auf, bei gleichzeitiger Abnahme des stabilen Zirkons che, interglaziale limnisch-fluviatil geprägte Molluskenfau- (15 %). Diese relativen Schwankungen werden als Anzei- na (Tab. 1; Abb. 6). Nachgewiesen wurden insgesamt 30 chen einer klimatisch intensivierten Verwitterung der Böden Süßwasserarten (2 855 Individuen aus 8 Proben). Terrestri- mit verstärkter Desintegration amphibolhaltiger nordischer sche Elemente fehlen völlig. Für die fluviatilen Bedingun- Kristallingeschiebe gedeutet. Hier wurden auch Spuren gen sprechen insbesondere die Vorkommen der Flussmu- (< 1 %) von Glaukonit gefunden, die, koinzidierend mit den schel Unio crassus, der Kahnschnecke Theodoxus fluviatilis palynologischen Ergebnissen, wohl nicht als Anzeiger einer (Abb. 5) sowie der Erbsenmuscheln Pisidium amnicum und auch nur kurzzeitigen marin-brackischen Ingression ange- Pisidium supinum. sehen werden können, da die malakologischen Befunde da- gegen sprechen (s. ff.). Insgesamt lassen jedoch die dominierenden Arten dieser Offensichtlich ist im untersuchten Profil nur der Beginn des Fauna, mit der Schnauzenschnecke Bithynia tentaculata, der warmzeitlichen Verwitterungsprozesses erhalten, denn in Kugelmuschel Sphaerium corneum und der Federkiemen- der obersten Probe (23,6-23,8 m, Abb. 4) machen sich mit schnecke Valvata piscinalis auf ein eher ruhiger fließendes der Abnahme von Amphibol (28 %) und der Zunahme von Gewässer schließen. Dies belegen beispielsweise auch die Granat (34 %) und Zirkon (18 %) bereits wieder die Anzei- Posthornschnecke Planorbarius corneus, die Sumpfdeckel- chen eines glazifluviatilen Milieus bemerkbar. Wie aus der schnecke Viviparus contectus, die Schlammschnecke Radix Abbildung 4 ersichtlich ist, schwanken die relativen Schwer- auricularia oder die Teichnapfschnecke Acroloxus lacustris. mineralgehalte nur geringfügig um 1 % und auch die separat Die untersuchten Molluskenassoziationen sind gut mit den ermittelten Gehalte an opaken Schwermineralen (35-42 %, rezenten Faunen der Peene vergleichbar (Ze t t l e r 1998). Sulfide und Oxide, hier nicht dargestellt), bestätigen relativ ruhige und gleichbleibende Sedimentationsbedingungen. Die stratigraphische Zuordnung der Sande zum Eem-In- terglazial kann letztlich durch die Führung mit Theodoxus Die Summe der lithologischen Befunde charakterisiert die fluviatilis abgesichert werden. Diese interglaziale Leitart ist eemzeitliche Sedimentfolge als ein unvollständiges Inter- bisher erst seit dem Eem bekannt geworden (u. a. Bi b u s & glazialprofil. Vermutlich wurde es in einem flachen aber Rä h l e 2003). Da limnisch-fluviatile Bildungen des Eems ausgedehnten limnisch-fluviatilen Akkumulationsgebiet mit insgesamt nur selten überliefert wurden, sind dementspre- einem niedrigenergetischen hydrologischen Regime (stag- chend auch eeminterglaziale Vorkommen von T. fluviatilis nierende Flussseen) abgelagert und fluviatil-erosiv gekappt. ausgesprochen selten. Nachgewiesen wurde die Art bei- Ähnliche Sedimentationsbedingungen sind am spätelster- spielsweise im Neckar-Gebiet in Süd-Deutschland (Bi b u s

Abb. 5 Eemzeitliche Mollusken aus dem unteren Peenetal 1 - Theodoxus fluviatilis (Probe 2/3), 2 - Theodoxus fluviatilis (Probe 2/4), 3a-3b - Theodoxus fluviatilis (Probe 2/5) Fig. 5 Eemian molluscs from lower Peene-valley 1 - Theodoxus fluviatilis (sample 2/3), 2 - Theodoxus fluviatilis (sample 2/4), 3a-3b - Theodoxus fluviatilis (sample 2/5)

68 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 Bio- und lithostratigraphische Untersuchungen an limnisch-fluviatilen Sedimenten aus dem Eem-Interglazial im Peenetal

Abb. 6 Eemzeitliche Mollusken aus dem unteren Peenetal 1 - Bithynia leachii ( Probe 1/3), 2 - Bithynia tentaculata (Probe 2.4), 3-4 Valvata piscinalis (Probe 1/2), 5 - Radix au- ricularia (Probe 1/3), 6 - Viviparus contectus (Probe 1/3), 7 - Acroloxus lacustris (Probe 2/5), 8-10 Marstoniopsis scholzi (Probe 1/3) Fig. 6 Eemian molluscs from lower Peene-valley 1 - Bithynia leachii ( sample 1/3), 2 - Bithynia tentaculata (sample 2.4), 3-4 Valvata piscinalis (sample 1/2), 5 - Radix auricularia (sample 1/3), 6 - Viviparus contectus (sample 1/3), 7 - Acroloxus lacustris (sample 2/5), 8-10 Marstoniopsis scholzi (sample 1/3)

& Rä h l e 2003) sowie in limnisch beeinflussten marinen Dänemark angegeben ist (vgl. Gl ö e r 2002). Fa l n i o w s k i & Eem-Ablagerungen von Offenbüttel in Nord-Deutschland Wi l k e (2001) vertreten die Meinung, dass es sich bei der (Ja e c k e l 1963, Hi n s c h 1985). Für Viviparus contectus sind hauptsächlich mitteleuropäisch-baltisch verbreiteten M. ähnliche Verhältnisse anzunehmen, da ebenfalls keine abge- sch­olzi (Ze t t l e r 1999, Gl ö e r 2002, Gl ö e r & Ze t t l e r 2005, sicherten Angaben zu älteren Vorkommen (Prä-Eem) dieser Mü l l e r 2008) um ein Synonym der südalpinen M. insubri- Art vorliegen (Abb. 6). So wird das Holstein-Interglazial im ca (Kü s t e r 1853) handelt. Problematisch bleibt hierbei die Vergleich zum Eem noch von bereits im mittleren Pleisto- Bewertung der paläozoogeographischen Beziehungen, zu- zän ausgestorbenen Schnecken, wie Theodoxus serratilini- mal exemplarisch aus dem Pleistozän des mitteldeutschen formis und Viviparus diluvianus, charakterisiert. Raumes, trotz der vorliegenden großen Untersuchungsdich- ten (u. a. Ma n i a 1973), Marstoniopsis bisher nicht bekannt Bemerkenswert sind zudem die Nachweise der Zwergde- geworden ist. Wegen der allgemeinen Seltenheit fluviatiler ckelschnecke Marstoniopsis scholzi (Synonym von M. in- Faunen des Eems sowie dem Erstnachweis von pleistozänen subrica?), da diese Art aus dem Pleistozän von Deutschland Marstoniopsis scholzi in Deutschland, besitzt diese Fauna bisher offenbar unbekannt (Abb. 6) aber beispielsweise für eine überregionale Bedeutung.

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 69 St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

3U1U         7D[D 0ROOXVFD 7KHRGR[XVIOXYLDWLOLV /,11$(86        9LYLSDUXVFRQWHFWXV 0,//(7    0DUVWRQLRSVLVVFKRO]L $6&+0,'7      %LWK\QLDWHQWDFXODWD /,11$(86        %LWK\QLDOHDFKLL 6+(33$5'     9DOYDWDFULVWDWD2)0h//(5      9DOYDWDSLVFLQDOLV 2)0h//(5       $FUROR[XVODFXVWULV /,11$(86   /\PQDHDVWDJQDOLV /,11$(86    5DGL[DXULFXODULD /,11$(86       5DGL[FIEDOWKLFD /,11$(86    5DGL[VS IUJ  IUJ IUJ  IUJ 0\[DVJOXWLQRVD 2)0h//(5   /\PQDHLGDH IUJIUJIUJ *\UDXOXVFULVWD /,11$(86   3ODQRUEDULXVFRUQHXV /,11$(86       8QLRWXPLGXV3+,/,33621  8QLRFUDVVXV3+,/,33621      8QLRVS IUJ IUJ IUJ IUJ IUJ IUJ IUJ IUJ $QRGRQWDDQDWLQD /,11$(86   $QRGRQWDVS IUJ  IUJ 3VHXGDQRGRQWDFRPSODQDWD 52660b66/(5   6SKDHULXPFRUQHXP /,11$(86      3LVLGLXPDPQLFXP 2)0h//(5      3LVLGLXPKHQVORZDQXP 6+(33$5'    3LVLGLXPFIKHQVORZDQXP 6+(33$5'     3LVLGLXPVXSLQXP$6&+0,'7   3LVLGLXPPLOLXP+(/'   3LVLGLXPVXEWUXQFDWXP0$/0   3LVLGLXPQLWLGXP-(1<16    3LVLGLXPFDVHUWDQXP 32/,   3LVLGLXPFDVHUWDQXPSRQGHURVXP 67(/)2;     3LVLGLXPPRLWHVVLHULDQXP3$/$',/+(   $UWHQ    ,QGLYLGXHQ         3LVFHV 3HUFDIOXYLDWLOLV/,11$(86 ; ; 5XWLOXVUXWLOXV /,11$(86  ;;; ; ; ; 6FDUGLQLXVHU\WKURSKWKDOPXV /,11$(86  ;  6DOPRQLIRUPHV ;  (VR[OXFLXV/,11$(86 ; ; 0DPPDOLD $SRGHPXVVS ; 

Tab. 1 Mollusken (Mollusca; absolute Individuenzahlen, frg - Fragmente), Säugetiere (Mammalia) und Fische (Pisces): Probe 1/1 ( 25,00-24,65 m), Probe 1/2 (24,65-24,35 m), Probe 1/3 (24,35-24,00 m), Probe 2/1 (24,00-23,90 m), Probe 2/2 (23,90-23,70 m), Probe 2/3 (23,70-23,50 m), Probe 2/4 (23,50-23,30 m), Probe 2/5 (23,30-23 m) Tab. 1 Mollusca (absolut numbers of specimens, frg - fragments), Mammalia and Pisces: sample 1/1 ( 25,00-24,65 m), sample 1/2 (24,65-24,35 m), sample 1/3 (24,35-24,00 m), sample 2/1 (24,00-23,90 m), sample 2/2 (23,90-23,70 m), sample 2/3 (23,70-23,50 m), sample 2/4 (23,50-23,30 m), sample 2/5 (23,30-23 m)

70 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 Bio- und lithostratigraphische Untersuchungen an limnisch-fluviatilen Sedimenten aus dem Eem-Interglazial im Peenetal

Trotz der niedrigen Auenhöhenlage der Peene von nur weni- sammensetzung im Zeitraum Ende PZ 4 (Eichenmischwald- gen Metern über HN sowie der Küstennähe dieses Vorkom- Hasel-Zeit) bis Beginn PZ 5 (Hasel-Eiben-Linden-Zeit) nach mens, konnten nach den Aussagen der Molluskenfaunen im Er d (1973a, Tab. 2), also in relativ kurzer Zeit abspielte. Bereich der Peene bei Stolpe für den Zeitraum der Eem- Ein holozänes Alter ist mit Sicherheit und ein holsteinzeitli- Transgression im Ostseegebiet (Eem-Optimum, s. ff.) über- ches Alter mit großer Wahrscheinlichkeit aufgrund der u. a. raschenderweise keine marinen oder brackischen Einflüsse, sehr hohen Hasel- und zu geringen Fichtenanteile sowie des wie u. a. für das Gebiet um Rostock-Schwaan (Ge h l 1961), fehlenden sicheren Nachweises von Azolla filiculoides aus- Herrnburg (Ru s b ü l t 1959) und am Klein Klütz Höved (St e i - zuschließen. n i c h in St r a h l et al. 1994; Abb. 7) festgestellt werden. Aufgrund des offensichtlich fluviatil beeinflussten Mili- eus (genetische Vergleiche mit den holsteinzeitlichen Ab- Vereinzelt fanden sich in den untersuchten Sedimenten auch lagerungen des Berliner Elbelaufs böten sich hier an, vgl. Fischreste (Tab. 1). Ganz überwiegend handelt es sich um u. a. St r a h l & Th i e k e 2002) treten permanent präquartäre Zähne und Schuppen. Die vorgefundene Fauna mit Hecht Sporomorphen in Erscheinung, deren Anteile jedoch teufen- (Esox lucius), Flussbarsch (Perca fluviatilis), Plötze (Ru- aufwärts von mehr als 50% auf 8% zurückgehen. Ähnliche tilus rutilus) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) Pollenspektren finden sich aber auch in den bisher aus bra- verweist ebenfalls auf ruhigere Fließgeschwindigkeiten im ckisch-marinen Ablagerungen des Eem untersuchten Pro- Wohngewässer. Der Nachweis eines Vertreters der Lachs- ben (u. a. St r a h l et al. 1994). Insbesondere angesichts der artigen (Salmoniformes) bekräftigt dagegen die fluviatilen ebenfalls nachgewiesenen Dinozysten und des vorn ange- Verhältnisse. Die vorliegende Fischfauna ist ebenfalls inter- führten Glaukonits ließe sich zunächst eine Ingression des glazial geprägt. Eem-Meeres entlang des Peenetals vermuten. Dem wider- spricht jedoch die von marinen Zeigern völlig freie Mollus- Nur ganz vereinzelt fanden sich Reste von Kleinsäugern. kenfauna, so dass auf eine ausschließliche Resedimentation Determiniert werden konnte ein Molar der Waldmaus Apo- sowohl der Palynomorphen als auch des Glaukonits aus demus sp.. Er kann als weiterer Anzeiger für interglaziale älteren Ablagerungen (überwiegend Tertiär, aber auch Me- Bedingungen gewertet werden. sozoikum) geschlossen werden muss. Eher zeigt sich hier möglicherweise eine dem Zeitraum der Litorinatransgres- sion im holozänen Klimaoptimum entsprechende Situation, 6. Pollenanalytische Untersuchungen wo durch einen generellen Grundwasserspiegelanstieg im Hinterland eine limnisch-fluviatile Sedimentation induziert Von den insgesamt 13, aus dem Teufenbereich zwischen wurde (Bö r n e r et al. 2008). Im Gegensatz zum Holozän 23,10-24,41 m untersuchten Proben waren wegen der durch- mündete hier jedoch das weitere Sedimentationsgeschehen gehenden, z. T. extremen Pollenarmut der Sedimente nur nicht in der Einstellung ruhigerer Altwasserbedingungen, drei Proben pollenstatistisch auswertbar. Es zeigte sich in sondern blieb durchgehend fluviatil geprägt. allen Proben eine durchweg gleichbleibende Gehölzpollen- flora mit Kiefer (Pinus), Hasel (Corylus), Eiche (Quercus), Erle (Alnus), Birke (Betula) sowie Linde (Tilia). Seltener 7. Zur Verbreitung und faziellen Ausbildung eem­ erschienen Ulme (Ulmus), Esche (Fraxinus), Hainbuche interglazialer Vorkommen in Mecklenburg- (Carpinus), Fichte (Picea) und sehr selten Tanne (Abies) Vor­pommern und Efeu (Hedera). Unter den generell niedrigen Nicht- baumpollenanteilen stachen nur Süß- (Poaceae) und Sauer- Ablagerungen des Eem-Interglazials sind für Mecklenburg- gräser (Cyperaceae) hervor. Vorpommern überwiegend aus Bohrungen beschrieben. Offene Wasserbereiche des Standortes wurden vor allem Übertägige Aufschlüsse existieren derzeit lediglich mit dem von Seerosengewächsen [Seerose (Nymphaea) und Teich- weichselzeitlich gestauchten Vorkommen am Klein Klütz rose (Nuphar)], seltener Ährentausendblatt (Myriophyllum Höved (Kl e n g e l 1954, He c k 1960, Lu d w i g 1964, St r a h l spicatum), Hornblatt (Ceratophyllum) und vermutlich vom et al. 1994) und dem im Kiesabbau angefahrenen Vorkom- Gemeinen Schwimmfarn [Salvinia natans, kein Glochidi- men von Hinterste Mühle bei Neubrandenburg (Rü h b e r g et ennachweis, so dass der Große Algenfarn (Azolla filiculoi- al. 1998, St r a h l 2000; Abb. 7). Eine erste Zusammenschau des) als Beleg für ein prä-eemzeitliches Alter ausfällt] ein- hinsichtlich der Verbreitung und Fazies einer Auswahl ee- genommen. Die ebenfalls nachgewiesene Algenflora wurde minterglazialer Ablagerungen veröffentlichten Rü h b e r g et durch die Zahnrädchenalgen Pediastrum boryanum und P. al. (1995) und in deutlich erweiterter Form Mü l l e r (2004). kawraiskyi sowie auch verschiedene Diatomeen gebildet. Dabei zeigt sich eine lediglich punktuelle Verbreitung lim- Versumpfte Bereiche bzw. Riede an den Standorträndern nischer Vorkommen im Landesinneren gegenüber einer flä- besiedelten überwiegend monolete Farne, Schachtelhalm chenhaften von limnisch-fluviatilen bis brackisch-marinen (Equisetum), Rohr- oder Igelkolben (Typha-Sparganium- bzw. rein brackisch-marinen Eem-Fundpunkten entlang der Typ) sowie Torfmoos (Sphagnum). mecklenburg-vorpommerschen Küste im Raum Rostock- Für den gesamten Profilabschnitt wird eine Sedimentation Schwaan (Einzugsbereich der Warnow), in NW-Mecklen- während des Klimaoptimums des Eem-Interglazials ange- burg (Mecklenburger Bucht, Einzugsbereich der Trave) nommen, die sich aufgrund der gleichbleibenden Florenzu- neben überwiegend vereinzelten Vorkommen in Vorpom-

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 71 St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

1 6 30 2 7 3 8

4 9 R ü g e n 5 10

OSTSEE -30 Grimmen U s e d o m ? -30 Rostock

Klütz Höved -30 Greifswald

Lübeck -30 Stolpe Schönberg Peene Herrnburg Kummerower Cramonshagen See Schweriner See Schwerin Neubrandenburg Wittenburg Plauer Hinterste Mühle Rom See

Karrenzin Müritz

Elbe

30 km

Oder

Abb. 7 Verbreitung und Fazies eeminterglazialer Ablagerungen in Mecklenburg-Vorpommern 1 - Verbreitungsgrenze brackisch-mariner Vorkommen, 2 - Tiefenlage der Eem-Basis zu m HN, 3 - limnisches Eem (Auswahl), 4 - limnisches Eem, pollenanalytisch bearbeitet, 5 - brackisch-marines Eem, 6 - brackisch-marines Eem und Frühweichsel- Interstadial in Superposition, 7 - limnisch-fluviatiles und brackisch-marines Eem in Superposition, pollenanalytisch und z. T. malakologisch bearbeitet, 8 - limnisch-fluviatiles Eem, pollenanalytisch und malakologisch bearbeitet, 9 - brackisch- marines Eem, malakologisch bearbeitet (Auswahl), 10 - Frühweichsel-Interstadial, pollenanalytisch untersucht Fig. 7 Regional distribution and facies of Eemian deposits in Mecklenburg-Vorpommern 1 - distribution limit of brackish-marine deposits, 2 - depth of Eemian basis in m HN, 3 - limnic deposits (selection), 4 - limnic Eemian with pollenanalytical investigation, 5 - brackish-marine Eemian, 6 - brackish-marine Eemian overlaying by Early Weichselian, 7 - limnic-fluviatile ans brackish-marine Eemian with pollenanalytical and partly malacological investi- gation, 8 - limnic-fluviatile Eemian with pollenanalytical and malacological investigation, 9 - brackish-marine Eemian with malacological investigation (selection), 10 - Early Weichselian interstadial with pollenanalytical investigation

mern (Rügen, Barth, Grimmen, mit Einschränkung Insel l e r 1976c, St r a h l 2003; Abb. 7) untersucht. Zahlreiche Usedom1). Auswertungen hinsichtlich des faunistischen Inhalts, hier Unberücksichtigt blieb in diesen Synopsen jedoch die Qua- insbesondere von Mollusken aus brackisch-marinen Abla- lifizierung der einzelnen Fundpunkte durch Spezialuntersu- gerungen, liegen für die Gebiete um Herrnburg (Ru s b ü l t chungen (vgl. Abb. 7). So sind von den bisher erbohrten bzw. 1959) und Rostock-Schwaan (Ge h l 1961; Auswahl Abb. 7) in Aufschlüssen erfassten eeminterglazialen Ablagerungen vor. nur 37 pollenstratigraphisch mit einem Schwerpunkt u. a. in Brackisch-marine Ablagerungen des Eem-Interglazials Westmecklenburg (exemplarisch Se i f e r t 1974, 1975, Kö h - tre­ten, ausgenommen das glazitektonisch beeinflusste Vorkommen am Klein Klütz Höved (St r a h l et al. 1994) in ungestörter Position zwischen jüngerem saale- (qs2) und 1 Mü l l e r (schriftl. Mitt.) hält zumindest anhand der Kleingeschiebe- weichselzeitlichem Geschiebemergel (je nach Lokation zählungen im Hangenden und Liegenden der betreffenden Sedimente Brandenburg, Pommern oder Mecklenburg Phase, qw1 - ein eemzeitliches Alter dieser für wahrscheinlich.

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qw3) bei ca. -20 bis -40m HN (durchschnittliche Tiefenlage Höved (St r a h l et al. 1994) und vor allem in Hinterste Müh- bei ca. -30 m HN, Mü l l e r 2004; Abb. 7) auf. Die Basis der le (Rü h b e r g et al. 1998, St r a h l 2000; Abb. 7) vor. Eem-Ablagerungen ist in der Regel limnisch bzw. im Be- In Auswertung der Detail- und Übersichtsbearbeitungen reich von Altwässern (z. B. Klein Klütz Höved) limnisch- lassen sich in Anlehnung an die pollenanalytischen Glie- fluviatil und findet sich oft transgressiv aufgearbeitet in jün- derungen von Er d (1973a, PZ 1-9) bzw. Me n k e & Ty n n i gerem Eem innerhalb brackisch-mariner Sande und Schlicke (1984, PZ I-VII, Saale A-C) für Mecklenburg-Vorpommern mit einer mehr oder weniger reichen Mollusken- (Ru s b ü l t die in Tabelle 2 zusammengestellten Vegetationsabschnitte 1959, Ge h l 1961, St e i n i c h in St r a h l et al. 1994) und/oder für das Eem-Interglazial aushalten. Dabei stellen insbeson- Ostrakoden- und Foraminiferenfauna (Kr i l l e in Ru s b ü l t dere die eemzeitlichen Ablagerungen von Hinterste Mühle 1959, Fr e n z e l in St r a h l et al. 1994) wieder. Bezüglich der aufgrund der nahezu vollständigen Überlieferung (lediglich Befunde für das Klein Klütz Höved (St r a h l et al. 1994) der Übergangsbereich vom Eem-Interglazial mit der PZ 9 und den Raum Herrnburg (Sc h u l z in Ru s b ü l t 1959, Se i f e r t in das Weichselfrühglazial erodiert) und ihrer detaillierten 1975) setzte die brackisch-marine Sedimentation vermut- pollenanalytischen (St r a h l in Rü h b e r g et al. 1998, St r a h l lich im Klimaoptimum des Eem-Interglazials (Hasel-Zeit, 2000) und karpologischen Untersuchung (Ke d i n g in Rü h - PZ 4 bis Hasel-Eiben-Linden-Zeit, PZ 5 nach Er d 1973a; b e r g et al. 1998 und in St r a h l 2000) ein Bindeglied sowohl Tab. 2) entlang heutiger Flussläufe (Trave und Warnow, zwischen den schleswig-holsteinischen, niedersächsischen für letztere keine pollenanalytischen Belege!) und der Ost- und polnischen als auch zu den Lausitzer, mitteldeutschen seebuchten ein und reichte im Gebiet Rostock-Schwaan und Brandenburger Vorkommen dar. Im Vergleich mit re- bis maximal 40 km landeinwärts (Mü l l e r 2004; Abb. 7). levanten Profilen aus den oben genannten Gebieten sind Nach Sc h u l z (in Ru s b ü l t 1959) erreichte die Transgression für Mecklenburg-Vorpommern u. a. deutliche Veränderun­ im Raum Herrnburg ihren Höhepunkt in der beginnenden gen in der Waldzusammensetzung von W nach E bzw. S Schattholzphase des Interglazials (Hainbuchen-Zeit, PZ 6 nach N sowie besondere Aspekte der eemzeitlichen Kli- nach Er d 1973a). Letztlich belegen die Diatomeenuntersu- maentwicklung festzustellen. So gehen wegen des steigen- chungen von Sc h w a r z e n h o l z (in Ru s b ü l t 1959) die ersten den Kontinentaleinflusses die Anteile der Eibe (Taxus) in Aussüßungserscheinungen bereits während der PZ 7 (Hain- Mecklenburg-Vorpommern von W nach E deutlich zurück. buchen-Fichten-Zeit). Ebenso verliert die Tanne zunehmend an Bedeutung, da ihr Lediglich punktuell verbreitete, da in der Regel an saalezeit- Vorkommen hier außerhalb der Reichweite ihrer (heutigen) liche (Toteis-)Hohlformen gebundene und häufig unvoll- Montanstandorte liegt. ständige, größtenteils weichselzeitlich gekappte limnische Eem-Sequenzen liegen in größerer Anzahl im Raum Schwe- Bezüglich des Saalespätglazials ist zumindest für den Stand- rin, in Südmecklenburg und in der Region um Neubran- ort Hinterste Mühle ebenso wie für einige Vorkommen in denburg, hier z. T. mit auffälliger Nähe zu heutigen Seen Brandenburg (St r a h l & He r ms d o r f 2008) eine frühe An- (Auswahl Abb. 7), vor. Für diese Ablagerungen existieren wesenheit der Kiefer festzustellen, deren hohe Pollenanteile nur wenige und meistenteils auch nur übersichtsmäßige pol- durch Nadelreste verifiziert sind. Bereits in der Birken-Zeit lenanalytische Untersuchungen aus den 1970er und 1980er (PZ 1 nach Er d 1973a) erscheint der Schwimmfarn, der in Jahren (Er d 1974, Kö h l e r 1976a-c, 1977, 1978, Se i f e r t Bezug auf seine Ansprüche an ausreichend hohe Sommer- 1974, 1978). temperaturen gebunden ist und damit eine höhere Klima- Unbeachtet bezüglich möglicher Detailaussagen zu vegeta- gunst, als bisher für das beginnende Eem angenommen, tionsgeschichtlichen und klimatischen Aspekten des Eem- voraussetzt. Zumindest sommerwarme, subozeanische Be- Interglazials in Mecklenburg-Vorpommern blieben dabei dingungen sind in der Eichenmischwald-Hasel-Zeit (PZ 4 größtenteils die Ablagerungen des Saalespätglazials, mit nach Er d 1973a, Tab. 2) mit dem Nachweis von Efeu, Horn- Ausnahme der Bohrungen Schwerin-Lankow 188/72 und blatt und Wasserschild (Brasenia), letzteres als Bestandteil Herrnburg 2/74 (Se i f e r t 1974, 1975), die aufgrund ihrer des sogenannten Brasenia-Komplexes (Ma i 1985) anzuneh- extrem hohen Umlagerungsanteile allerdings nur schwierig men. Vollatlantische Bedingungen wurden offensichtlich interpretierbar sind. Ebenso existieren sehr wenige Daten erst in der Hasel-Eiben-Linden-Zeit (PZ 5 nach Er d 1973a) zu den Interstadialen des Weichselfrühglazials. Hier sind mit der verzögerten Ausbreitung von Mistel (Viscum), Kö- insbesondere die Vorkommen von Wittenburg (Er d 1973b) nigsfarn (Osmunda), Nixkräutern (Najas) und Wasserfalle und Karrenzin (Kö h l e r 1981; Abb. 7) zu nennen, die kon- (Aldrovanda) erreicht. form dem Brandenburger Raum (St r a h l & He r ms d o r f 2008) nur durch ihre Bindung an das südwestmecklenbur- Die in Abbildung 7 vorgestellte, genetisch differenzierte Zu- gische Altmoränengebiet und damit von weichselzeitlichen sammenstellung eemzeitlicher Ablagerungen lässt aufgrund Erosionsprozessen unbeeinflusst, erhalten geblieben sind. des Überwiegens limnischer und brackisch-mariner Abla- Dementsprechend stellt das Vorkommen am Südende des gerungen das in Mecklenburg-Vorpommern bisher einzige Schweriner Sees bei Stern Buchholz (St r a h l 2003; Abb. 7) fluviatile Eem-Vorkommen bei Stolpe deutlich hervortreten. einen Ausnahmefund für das Jungmoränengebiet dar. Kom- Insbesondere, da die bisher bekanntgewordenen Ablagerun- plexe Detailuntersuchungen insbesondere saalespätglazialer gen eemzeitlicher Flussysteme ausschließlich auf deren Alt- aber auch weichselfrühglazialer Ablagerungen liegen erst wasserbildungen zurückgehen, die aufgrund ihrer Genese in ab den 1990er Jahren für die Aufschlüsse am Klein Klütz ihrer sedimentpetrographischen Zusammensetzung und ih-

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 73 St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

Tab. 2 Pollenanalytische Gliederung des Saalespätglazials und Eem-Interglazials in Mecklenburg- Vorpommern Tab. 2 Pollenanalytical division of The Late Saalian and Eemian in Mecklenburg-Vorpommern   *OLHGHUXQJGHV(HP,QWHUJOD]LDOV (5' D  $EVROXWH'DXHU :DOG]HLWHQ 0(1.( 7<11,   QHXH 0h//(5   1:'HXWVFKODQG %XQGHVOlQGHU .LHIHUQ=HLW 9,,  aD .LHIHUQ)LFKWHQ7DQQHQ=HLW9,  aD +DLQEXFKHQ)LFKWHQ=HLW 9E     aD +DLQEXFKHQ=HLW 9D  +DVHO(LEHQ/LQGHQ=HLW ,9E  aD

(LFKHQPLVFKZDOG+DVHO=HLW,9D  aD

.LHIHUQ(LFKHQPLVFKZDOG=HLW ,,,  aD .LHIHUQ%LUNHQ=HLW,,  aD %LUNHQ=HLW ,  aD 

rem faunistischen und floristischen Inhalt wesentlich stärker tilen Bedingungen sprechen vor allem Unio crassus, Theo- zu den limnischen Vorkommen tendieren. doxus fluviatilis, Pisidium amnicum und Pisidium supinum. Die stratigraphische Zuordnung zum Eem-Interglazial kann durch Theodoxus fluviatilis abgesichert werden. Diese in- Zusammenfassung terglaziale Leitart ist bisher erst seit dem Eem bekannt ge- worden. Bemerkenswert sind zudem die Nachweise von In der Bohrung 8/007 im unteren Peenetal wurden erstma- Marstoniopsis scholzi (Synonym von M. insubrica?), da lig fluviatile Ablagerungen aus dem Eem-Interglazial für diese Art in Pleistozänablagerungen in Deutschland bisher Nordostdeutschland nachgewiesen. Sedimentologische und unbekannt war. Vereinzelt fanden sich auch Reste von Fi- schwermineralanalytische Untersuchungen wurden an ei- schen und Kleinsäugern. nem isoliert auftretenden, ca. 2 m mächtigen Sand-Schluff- Horizont durchgeführt. Anhand der Häufigkeitszunahme, An der Oberfläche der umrahmenden, reliefarmen Hochflä- vor allem von Amphibol, lässt sich der Beginn des warmzeit- chen streicht Geschiebemergel des jüngsten weichselglazi- lichen Verwitterungseinflusses durch beschleunigte Vergru- alen Vorstoßes der Mecklenburg Phase (qw3) aus, der im sung amphibolführender nordischer Gesteine nachweisen. Peenetal oberhalb -23 m HN die eeminterglazialen Ablage- Übereinstimmende biostratigraphische und lithologische rungen direkt überlagert. Unterlagert werden die fluviatilen Befunde gestatten Rückschlüsse auf eine limnisch-fluviatile Eem-Sande von einem ca. 8 m mächtigem Geschiebemergel Fazies in stagnierenden Flussseen als vorherrschender Bil- des jüngeren Saale-Vorstoßes (qs2). Der unterste erbohrte dungsraum des erbohrten eemzeitlichen Sediments. Geschiebemergel wurde dem älteren Saale-Vorstoß (qs1) zu- Für die Sedimentation des gesamten Profilabschnitts wird geordnet. Während der weichselglazialen Eisvorstöße wur- aufgrund der gleichbleibenden Florenzusammensetzung ein de das präexistente Tal mehrfach überfahren und fungierte relativ kurzer Zeitraum während des Eem-Interglazials an- lokal als Teil des subglazialen Entwässerungssystems. genommen, der etwa das Ende der PZ 4 (Eichenmischwald- Hasel-Zeit) und den Beginn der PZ 5 (Hasel-Eiben-Linden- Zeit) um ca. 125 ka umfasst (Beginn des Eem-Interglazials Summary bei 127,2 ka, Br a u e r et al. 2007, Li t t & Gi b b a r d 2008, zur Dauer der einzelnen Vegetationsabschnitte des Eem-Inter- In the drilling 8/007 from lower Peene-valley were esta- glazials siehe Tab. 2). blished Eemian fluvitile deposits in NE Germany at first. Die Sande enthielten eine individuenreiche, interglaziale Sedimentological and especially heavy mineral analytical limnisch-fluviatil geprägte Molluskenfauna. Für die fluvia- studies were carried out on a 2 m thick sandy-silty layer of

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Eemian age. On the basis of rate increase above all of am- Literatur phibole an initial interglacial weathering impact was proved by an accelerated decay of amphiboliferous nordic crystalli- Bi b u s , E. & W. Rä h l e (2003): Stratigraphische Untersu- ne rocks. Corresponding biostratigraphical and lithological chungen an molluskenführenden Terrassensedimenten evidences permit to conclude that the drilled Eemian sedi- und ihren Deckschichten im mittleren Neckarbecken ment was formed predominantly in fluviolimnic facies in (Württemberg). - Eiszeitalter und Gegenwart 53, S. 94- stagnant river lakes. 113, Hannover The results of palynological investigations assumed a very short time of sedimentation during the Eemian namely from Bö r n e r , A., Me n g , S. & J. St r a h l (2008) Bio- and lithostra- pollen zone 4 after Er d (1973a, time of deciduous mixed fo- tigraphical investigations of tills and holocene fluviolim- rests with oak and hazel) up to the beginning of pollen zone nic sediments and peats from Peene-valley (NE-Germa- 5 (time of main prevalence of hazel, yew and lime) around ny). - XV. Konferencja Stratygrapfia Plejstocenu Polski, 125 ka BP (cf. beginning of the Eemian Stage in Europe at Zakopane, S. 26-27, Warszawa (abstract) 127.2 ka, Br a u e r et al. 2007, Li t t & Gi b b a r d 2008, absolu- te duration of single phases of Eemian vegetation develop- Bö r n e r , A. & U. Mü l l e r (2002): Revision zur lithostrati- ment see tab. 2). graphischen Einstufung von Grundmoränen aus Bohrun- The sands contained many specimens of mollusc faunas gen in der Lithofazieskarte Blatt Anklam. - Bericht LUNG of the interglacial fluviolimnic type. The fluviatile condi- M-V, 8 S., Güstrow (unveröff.) tions were demonstrated especially by the occurrence of Unio crassus, Theodoxus fluviatilis, Pisidium amnicum and Bö r n e r , A. & U. Mü l l e r (2008): Bericht zur lithostratigra- Pisidium supinum. The stratigraphic classification of the phischen Einstufung von Grundmoränen aus ingenieur- sands as Eemian interglacial can be confirmed, finally, by geologischen Bohrungen in der Peeneniederung bei Stol- the presence of Theodoxus fluviatilis. This interglacial index pe. - Bericht LUNG M-V, 60 S., Güstrow (unveröff.) species had previously been known only since the Eemi- an. The findings of Marstoniopsis scholzi (synomym of M. Br a u e r , A., Al l e n , J. R. M., Mi n g r a m , J., Du l s k i , P., Wu l f , insubrica?) are also noteworthy because this species was S. & B. Hu n t l e y (2007): Evidence for last interglacial evidently unknown previously from the Pleistocene in Ger- chronology and environmental change from Southern Eu- many. Isolated fish and small mammal remains were also rope: PNAS, v. 104, S. 450-455, Washington, DC found. The surrounding, flat or undulating morainic plateaus are Br e m e r , F. (2000): Geologische Übersichtskarte von Meck- covered by Weichselian till of Mecklenburgian phase (qw3), lenburg-Vorpommern, 2. Auflage. - LUNG M-V (Hrsg.), which in the Peene valley directly overlain the Eemian flu- Güstrow viatile deposits above -23 m b. s. l.. A max. 8 m thick till of Younger Saalian (qs2) underlain the fluviatil Eemian sands Br o s e , F., Lu c k e r t J., Mü l l e r , H., Sc h u l z , R., St r a h l , J. & and the lowest till was classified into the lower Saalian gla- H. U. Th i e k e (2006): Das Eem von Vevais – ein bedeuten- ciation (qs1). With the Weichselian glacial advance the pree- des Geotop in Ostbrandenburg. - Brandenburg. geowiss. xisting depression was covered completely and probably the Beitr. 13, 1/2., S. 155-164, Kleinmachnow subglacial meltwater drainage system locally used this older valley up to the recession of the main Weichselian ice. Er d , K. (1973a): Pollenanalytische Gliederung des Pleisto- zäns der Deutschen Demokratischen Republik. - Z. geol. Wiss. 1, S. 1087-1103, Berlin

Danksagung Er d , K. (1973b): Bericht über die pollenanalytische Unter- suchung der Bohrung Hy Waschow 1972. - Bericht ZGI, Wir danken herzlichst Herrn Dr. Uli Bössneck (Erfurt-Vie- 5 S., Berlin (unveröff.) selbach) für die Bestimmung der Kleinmuscheln Pisidium, Herrn Dr. Gottfried Böhme (Berlin) für die Begutachtung Er d , K. (1974): Bericht über die pollenanalytische Unter- der Fischreste und Herrn Dr. Lutz Maul (Weimar) für die suchung der Bohrung 16/72 Lübbendorf des Hydrogeo- Determination des Kleinsäugermolaren. Dem Landeslabor logischen Objektes Hagenow. - Bericht ZGI, 7 S., Berlin Berlin Brandenburg (Kleinmachnow) danken wir für die (unveröff.) Aufbereitung der Pollen- und Schwermineralproben. Den Firmen WINGAS AG (Kassel) und Harress Pickel Fa b e r , P., Ku b a t z , H. & C. Mu n k (2007): OPAL - Ferngas- Consult (Kassel) wird für die Bereitstellung des Kern- leitung – Geotechnische Untersuchungen Bauabschnitt materials und die Genehmigung einer wissenschaftlichen Mecklenburg-Vorpommern, hier Querung der Peene bei Bearbeitung gedankt. Stolpe. Geologische/hydrogeologische Erkundung, Bau- Und nicht zuletzt danken wir Herrn Ulrich Müller (Schwe- grundbeurteilung/Gründungsberatung/Machbarkeitsstu- rin) für die kritische Durchsicht des Manuskripts und seine die. - Bericht Harress Pickel Consult, 168 S., Kassel (un- zahlreichen wertvollen Ergänzungen zu diesem Beitrag. veröff.)

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 75 St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

Fa l n i o w s k i , A. & T. Wi l k e (2001): The genus Marstoniop- Kö h l e r , E. (1976a): Bericht über die pollenanalytische Un- sis (Gastropoda: Rissooidea): intra- and intergenetic phy- tersuchung der Bohrung Hy Neubrandenburg 74. - Bericht logenetic relationships. - Journal of Molluscan Sudies 67, ZGI, 2 S., Berlin (unveröff.) 4, S. 483-488, Oxford Kö h l e r , E. (1976b): Bericht über die pollenanalytische Un- Fü c h t b a u e r , H. (Hrsg.) (1988): Sedimente und Sediment- tersuchung der Bohrung Ig Rom 18/74. - Bericht ZGI, gesteine. - Sediment-Petrologie Teil II, 1141 S., Stuttgart 13 S., Berlin (unveröff.) (Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung) Kö h l e r , E. (1976c): Bericht über die pollenanalytische Un- Ge h l , O. (1961): Neue Ergebnisse über das marine Eem und tersuchung der Bohrung Cramonshagen 33/75. - Bericht zur Gliederung des Jungpleistozäns in NW-Mecklenburg. ZGI, 3 S., Berlin (unveröff.) - Geologie 10, 4/5, S.396-408, Berlin Kö h l e r , E. (1977): Bericht über die pollenanalytische Un- Gl ö e r , P. (2002): Die Süßwassergastropoden Nord- und tersuchung der Bohrung Hy Schwerin/75-Fleischkombi- Mitteleuropas. - In: Tierwelt Deutschlands, 73. Teil, 327 nat. - Bericht ZGI, 4 S., Berlin (unveröff.) S., Hackenheim (ConchBooks) Kö h l e r , E. (1978): Bericht über die pollenanalytische Un- Gl ö e r , P. & M. L. Ze t t l e r (2005): Kommentierte Artenliste tersuchung der Bohrung Ig Cramonshagen 15/75. - Be- der Süßwassermollusken Deutschlands. - Malakologische richt ZGI, 6 S., Berlin (unveröff.) Abhandlungen 23, S. 3-26, Dresden Kö h l e r , E. (1981): Bericht über die pollenanalytische Un- He c k , L. (1960): Frühwürm im Kliffprofil des Klein Klütz tersuchung der Bohrung Hy Karrenzin 1/80. - Bericht Höved (Lübecker Bucht). - Geologie 9, S. 788-798, Ber- ZGI, 3 S., Berlin (unveröff.) lin Ko s a c k , B. & W. La n g e (1985): Das Eem-Vorkommen von Hi n s c h , W. (1985): Die Molluskenfauna des Eem-Inter- Offenbüttel/Schnittlohe und die Ausbreitung des Eem- glazials von Offenbüttel-Schnittlohe (Nord-Ostseekanal, Meeres zwischen Nord- und Ostsee. - Geol. Jb. A86, S. Westholstein). - Geologisches Jahrbuch A 86, S. 49-62, 3-17, Hannover Hannover Kü s t e r , H. C. (1853): Die Gattungen Paludina, Hydrocae- Hö f l e , H.-C., Me r k t , J. & H. Mü l l e r (1985): Die Ausbrei- na und Valvata. - Syst. Conch.-Cab. 1.21, 96 S., Nürnberg tung des Eem-Meeres in Nordwestdeutschland. - Eiszeit- (Bauer & Raspe) alter u. Gegenwart 35, S.49-59, Hannover Li t t , T. & P. Gi b b a r d (2008): A proposal for the Global Stra- Ja e c k e l , S. G. A. (1963): Über die Mollusken aus Eem-La- totype Section and Point (GSSP) for the Middle/Upper gern am Grunde des Nord-Ostsee-Kanals. - Schriften des (Late) Pleistocene Subseries Boundary (Quaternary Sys- Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein tem/Period). - EPISODES on the Quaternary, ed. IUGS 34, S. 12-18, Kiel 31, 2, S. 260-263, Beijing

Ja n k e , W. (1978): Schema der spät- und postglazialen Ent- Lu d w i g . A. O. (1964): Stratigraphische Untersuchung des wicklung der Talungen der spätglazialen Haffstauseeab- Pleistozäns der Ostseeküste von der Lübecker Bucht bis flüsse. - Wiss. Z. d. E.M.A.-Universität, Math. nat. Reihe, Rügen. - Geologie 13, S. 143, Berlin 1/2, S. 39-41, Greifswald Ma i , D. H. (1985): Entwicklung der Wasser- und Sumpf- Ja n k e , W. (2002): Zur Genese der Flusstäler zwischen Ue- pflanzen-Gesellschaften Europas von der Kreide bis ins cker und Warnow (Mecklenburg-Vorpommern). - Greifs- Quartär. - Flora 176, S. 449-511, Jena walder Geographische Arbeiten 26, S. 39-44, Greifswald Ma n i a , D. (1973): Paläoökologie, Faunenentwicklung und Ke i l h a c k , K. (1899): Die Stillstandslagen des letzten In- Stratigraphie des Eiszeitalters im mittleren Elbe-Saalege- landeises und die hydrographische Entwicklung des biet auf Grund von Molluskengesellschaften. - Geologie pommerschen Küstengebietes. - Jahrbuch der Königlich 21, Beiheft 78/79, S. 1-175, Berlin Preußischen Geologischen Landesanstalt 19, S. 90-152, Berlin Me n g , S. (2008): Kurzbericht zu faunistischen Untersu- chungen an interglazialen Sanden der Bohrung Ig Stp Wo Kl e n g e l , J. (1954): Beobachtungen zur Stratigraphie des 8/007 (Peeneniederung). - Bericht Ernst-Moritz-Arndt- Pleistozäns an der Steilküste des Klein-Klütz-Höved. - Universität, 8 S., Greifswald (unveröff.) Bergakademie 11, S. 496-498, Freiberg

76 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 Bio- und lithostratigraphische Untersuchungen an limnisch-fluviatilen Sedimenten aus dem Eem-Interglazial im Peenetal

Me n k e , B. & R. Ty n n i (1984): Das Eem-Interglazial und das mühlen. - Bericht Geol. Dienst Schwerin, 11 S., 21 Anl., Weichselfrühglazial von Redderstall/Dithmarschen und Schwerin (unveröff.) ihre Bedeutung für die mitteleuropäische Jungpleistozän- Gliederung. - Geol. Jb. A76, S. 3-120, Hannover Se i f e r t , M. (1974): Bericht über die pollenanalytische Un- tersuchung der Bohrung Hy Schwerin-Lankow 188/1972. Me n k e , B. (1985a): Palynologische Untersuchungen zur - Bericht ZGI Berlin, 15 S., Berlin (unveröff.) Transgression des Eem-Meeres im Raum Offenbüttel/ Nord-Ostsee-Kanal. - Geol. Jb. A86, S.19-26, Hannover Se i f e r t , M. (1975): Bericht über die pollenanalytische Un- tersuchung der Bohrung Hy Herrnburg 2/74. - Bericht Me n k e , B. (1985b): Eem-Interglazial und „Treene-Warm- ZGI Berlin, 5 S., Berlin (unveröff.) zeit“ in Husum/Nordfriesland. - Geol. Jb. A86, S.63-99, Hannover Se i f e r t , M. (1978): Bericht über die pollenanalytische Un- tersuchung der Bohrung 2, Ig Weitin 149/76. - Bericht Mü l l e r , H. (1974): Pollenanalytische Untersuchungen an ZGI Berlin, 5 S., Berlin (unveröff.) der eem-zeitlichen Kieselgur von Bispingen/Luhe. - Geol. Jb. A21, S. 149-169, Hannover St r a h l , J., Ke d i n g , E., St e i n i c h , G., Fr e n z e l , P. & U. St r a h l (1994): Eine Neubearbeitung der eem- und frühweich- Mü l l e r , H., Sc h l a a k N., St r a h l J., Th i e k e H. U. & S. selzeitlichen Abfolge am Klein Klütz Höved, Mecklen- Me n g (2008): Das Eem von Strausberg. - Tagungsband, burger Bucht. - Eiszeitalter u. Gegenwart 44, S. 62-78, Exkursionsführer, 75. Tagung AG Norddt. Geologen, S. Hannover 67, Hannover St r a h l , J. (2000): Detailergebnisse pollenanalytischer Mü l l e r , R. (2008): Beitrag zum Vorkommen von Marstoni- Untersuchungen an saalespätglazialen bis weichselfrüh- opsis scholtzi (A. Schmidt, 1856) (Hydrobiidae) in Berlin glazialen Sedimenten aus dem Kiestagebau Hinterste und Brandenburg. - Mollusca 26, 2, S. 169-174, Dresden Mühle bei Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern). - Brandenburg. geowiss. Beiträge 7, 1/2, S. 29-40, Klein- Mü l l e r , U. (2004): Alt- und Mittel-Pleistozän; Jung-Pleis- machnow tozän – Eem-Warmzeit bis Weichsel-Hochglazial. - In: Ka t z u n g , G. (Hrsg.): Geologie von Mecklenburg-Vor- St r a h l , J. (2003): Bericht über die pollenanalytische Un- pommern. - S. 226-242, Stuttgart tersuchung von elf Proben aus den Bohrungen Br-P.5, Br-P.7, Br-P.9, Br-P.11, Br-P.13 sowie STB 68/03 Herdsa- Rü h b e r g , N. (1987): Die Grundmoräne des jüngsten Weich- nierung Schwerin-Krebsförden 2002, Land Mecklenburg- selvorstoßes im Gebiet der DDR. - Z. geol. Wiss. 15, 6, S. Vorpommern. - Bericht LGRB, 5 S., Kleinmachnow (un- 759-767, Berlin veröff.)

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Ru s b ü l t , J. (1959): Ergebnisbericht des Zentralen Geologi- TGL 25232/ 01-05 (1971): Fachbereichsstandard Geologie: schen Dienstes Geologischer Dienst Schwerin über die Analyse des Geschiebebestandes quartärer Grundmorä- Kartierungsbohrungen Herrnburg 1958, Kreis Greves- nen. - Zentrales Geologisches Institut, Berlin

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009 77 St e f a n Me n g , An d r e a s Bö r n e r , Ja q u e l i n e St r a h l & Ha n s Ul r i c h Th i e k e

Tr a s k , P. D. (1932): Origin and environment of source sedi- ments of petroleum. - Gulf Publ. Co., 323 S., Houston

Ze t t l e r , M. L. (1998): Wassermollusken im Einzugsgebiet der Peene (Norddeutschland). - Malakologische Abhand- lungen Tierkundemuseum Dresden 19, 13, S. 127-138, Dresden

Ze t t l e r , M. L. (1999): Wiederfund, Verbreitung und Bio- logie von Marstoniopsis scholtzi (Schmidt, 1856) in Mecklenburg-Vorpommern (Gastropoda: Prosobranchia: Hydrobiidae). - Malakologische Abhandlungen 19, 2, S. 291-298, Dresden

Anschrift der Autoren:

Dipl.-Geol. Stefan Meng Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Institut für Geografie und Geologie Friedrich-Ludwig-Jahnstr. 17 a D-17487 Greifswald

Dr. Andreas Börner, Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Vorpommern Goldberger Str. 12 D-18273 Güstrow

Dr. Jaqueline Strahl Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg PF 100933 D-03009 Cottbus

Dr. Hans Ulrich Thieke Sella-Hasse-Str. 3 D-12687 Berlin

Mitteilung aus dem Landesamt No. 221

78 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2009