Landeshauptstadt

Straßennamen in Dresden – Reine Männersache?

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Herausgebende: Landeshauptstadt Dresden Der Oberbürgermeister Gleichstellungsbeauftragte für Frau und Mann Telefon: (0351) 4 88 22 67 Telefax: (0351) 4 88 31 09 [email protected] Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Telefon: (0351) 4 88 23 90 Telefax: (0351) 4 88 26 38 [email protected] Postfach 12 00 20 01001 Dresden www.dresden.de

Redaktion: Frauenstadtarchiv Dresden, Nicole Schönherr (Träger: FrauenBildungsHaus Dresden e.V.)

Gestaltung und Druck: Union Druckerei Dresden GmbH Prießnitzstraße 39 01099 Dresden

2. unveränderte Nachauflage: 1.000 Stück

Redaktionsschluss: November 2005

Dieses Informationsmaterial ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt Dresden. Es darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern zum Zweck der Wahlwerbung benutzt werden. Den Parteien ist es jedoch gestattet, Infor- mationsmaterial zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden. 1 Inhalt

1 Vorwort 3 Marianne Schulz, Gleichstellungsbeauftragte für Frau und Mann 2 Einweihung der Marie-Hankel-Straße 4 Milou H. Obrecht, Urenkelin von Marie Hankel 3 Straßennamen in Dresden – Reine Männersache? 5 Nicole Schönherr, Frauenstadtarchiv Dresden 4 Vorschlagsliste verdienstvoller Frauen 8 für mögliche Straßenbenennungen in Dresden 5 Biogramme 9 6 Danksagung 34 7 Bildnachweis, 35 Quellen- und Literaturverzeichnis 3 1 Vorwort

In der offiziellen Geschichtsschreibung sind die verborgenen Frauen in der Dresdner Frauen kaum erwähnt. Eine Würdigung Geschichte zukünftig sichtbar gemacht ihrer Leistungen, ihres Wirkens, ihres Kön- werden. nens bleibt somit aus. Geschichte ist je- doch immer eine Geschichte von Frauen und Männern, denn unzählige starke Frauen haben die Geschichte mit geprägt. Ehrung und Wertschätzung erfahren his- torische Persönlichkeiten u. a. durch die Benennung von Straßen und Plätzen mit ihrem Namen, so auch in Dresden. Doch selbst hierbei scheint sich der uralte Mythos vom schwachen Geschlecht hart- näckig zu halten. Dabei gibt es in der Dresdner Geschichte viele bemerkens- werte, verdienstvolle Frauen die Erwähnung und Würdigung verdienen. Unsere Recher- che 2002 in Dresden ergab, dass 29,2 Pro- zent der Straßen und Plätze in Dresden männlichen Persönlichkeiten, aber nur 3,3 Prozent Frauen gewidmet wurden. Auf Grund von Eingemeindungen gibt es in der Stadt Dresden mehrfach Bezeich- nungen von Straßen mit gleichem Namen. Kurz nach seinem Amtsantritt wies Ober- bürgermeister Ingolf Roßberg darauf hin und legte fest, bei Neubenennung von Straßen vorrangig verdienstvolle Frauen zu berücksichtigen. Dieses Anliegen soll die Broschüre Marianne Schulz unterstützen. Eine Hilfe für alle, die in die- Gleichstellungsbeauftragte sem Prozess Entscheidung tragen, damit für Frau und Mann 4 5 2 Einweihung der Marie-Hankel-Straße 3 Straßennamen in Dresden – Reine Männersache?

Schön, dass wir ein neues Jahrtausend ESPERANTO. Schon in , wohin Die vorliegende Broschüre „Straßennamen mensgebung von Straßen und Plätzen haben, in dem Frauen bei uns endlich etwas sie nach dem Tod ihres Mannes zurück- in Dresden – Reine Männersache?“ möchte tatsächlich realisiert wird. Die Broschüre zählen und weiter in das öffentliche Be- kehrte, gründete sie einen ersten Espe- aufmerksam machen auf ein markantes De- „Straßennamen in Dresden – Reine Män- wusstsein vordringen. Kein Zweifel, dass ranto-Verein. 1903 übersiedelte sie nach fizit im Stadtbild von Dresden, dem Mangel nersache?“ kommt diesem fundamentalen frühere Jahrhunderte schon viele heraus- Dresden. Hier lebte sie über 25 Jahre. Auch an Würdigung verdienter Frauen als Na- Anliegen entgegen. ragende Frauen hervorgebracht haben, in Dresden gründete man eine Esperanto- mensgeberinnen für Straßen und Plätze in Die im Artikel 3 Grundgesetz verankerte aber bis heute bekannt geworden sind nur Gruppe, die ebenso wie in Schwerin, heute der Stadt. Sie enthält eine Zusammenstel- Gleichheit von Frauen und Männern legt im wenige von ihnen. noch sehr aktiv tätig ist. lung von Empfehlungen für Benennungs- Absatz 3 fest, dass niemand „wegen seines Aber in Zürich, wo ich zu Hause bin, und Marie Hankel war Mitorganisatorin von möglichkeiten von Straßen und Plätzen in Geschlechtes [...] benachteiligt oder bevor- in Dresden, mit dem ich durch die neue Esperanto-Kongressen und reiste zu den Dresden mit Namen von Frauen, deren Le- zugt werden“ darf. Dass ungeachtet dessen Marie-Hankel-Straße verbunden bin, will Weltkongressen in Barcelona und Washing- benswerke unvergessen bleiben sollten. noch immer eine Hierarchie zwischen den man das ändern. Wie soll das gehen? Zum ton. In Barcelona wählte man sie, Dank Aus einer Liste mit Vorschlägen, die insge- Geschlechtern in der Gesellschaft gegen- Beispiel indem neue Straßen nach Frauen eines ihrer Gedichte, welches prämiert samt 40 für Dresden bedeutsame Frauen wärtig ist, beweist u. a. das Ergebnis einer benannt werden, die zu ihrer Zeit etwas wurde, zur Rosenkönigin. Als solche durfte aufzählt, werden stellvertretend 24 von lokalen Studie von 2002, angefertigt im Auf- Besonderes geleistet haben. Ein Beispiel ist sie in einer geschmückten Kutsche vor- ihnen in Form kurzer Biogramme vorge- trag der Gleichstellungsbeauftragten der die Marie-Hankel-Straße in Dresden Laube- fahren. Am 15. Dezember 1929 starb die stellt. Diese sollen Aufschluss geben über Stadt, wonach bei der Benennung von gast, die am 23. August 2003 neu benannt Esperanto-Dichterin Marie Hankel, ihr Grab deren unermüdlichen Einsatz für die Stadt Straßen, Plätzen und Brücken in Dresden wurde. ist in Dresden auf dem Tolkewitzer Friedhof. sowie für die in Dresden lebenden Men- eine gravierende Unterrepräsentanz mit Kürzlich durfte ich zu meiner großen Hier kann man ein Lebensmotto von ihr schen. Die Engagements der Frauen, sei Namen verdienstvoller Frauen zu verzeich- Freude in Dresden an der Einweihung der lesen: „Die zum Frieden raten schaffen es als Forscherinnen, Politikerinnen, Wider- nen ist. Nur 3,3 Prozent der 3.104 in Dres- Straße teilnehmen, die nach meiner Urgroß- Freude“. standskämpferinnen, Schriftstellerinnen, den ausgewiesenen Straßen, Plätze und mutter benannt wurde. Dies erfüllt mich Künstlerinnen, Tänzerinnen oder als Frauen- Brücken tragen den Namen einer weib- auch mit Stolz, unter meinen Ahnen eine so rechtlerinnen haben die fast 800-jährige lichen Person. Vergleicht man diese Zahl begabte und engagierte Frau gehabt zu Stadtgeschichte von Dresden nicht minder mit sämtlichen in den 19 Dresdner Orts- haben. geprägt als die der männlichen Geschlechts- amtsbereichen derzeit existierenden Stra- Marie Hankel, geb. Dippe, am 2. Februar genossen. ßenbenennungen mit Namen von Männern 1844 in Schwerin geboren, war mit dem Damit zukünftig die „weibliche Seite“ der (29,2 Prozent), lässt auch hier die Realität Mathematiker Hermann Hankel verheiratet, Geschichte im öffentlichen Bewusstsein nur einen Schluss zu – es besteht zwingend der in Tübingen Universitätsprofessor war. um ein Vielfaches stärker akzentuiert wer- Handlungsbedarf, damit von einer Gleich- Sie hatte drei Kinder. Als diese größer den kann, ist es notwendig, dass die Forde- behandlung beider Geschlechter gespro- wurden, widmete sie sich intensiv dem Milou H. Obrecht rung nach mehr Präsenz verdienstvoller chen werden kann. Studium der neuen Welthilfssprache Egg bei Zürich, Schweiz, 2003 weiblicher Persönlichkeiten bei der Na- 6 7 Wegbereiter in diesem Sinne ist die Die deutliche Ungleichverteilung bei der aus der Kunst, der Musik oder dem Tanz in ehrenamtlich Tätigen entstand eine Warte- Dresdner Neustadt, die mit 9 Prozent an Ehrung beider Geschlechter veranlasst zu Betracht, sondern dieser Ehrung für würdig liste mit Namen von verdienstvollen Frauen Frauennamen im Vergleich zu den übrigen der Spekulation, in Dresden habe es nicht befunden werden auch gegenwärtig in ers- für Straßenbenennungen. Die Bemühungen Ortsamtsbereichen die Protagonistenrolle allzu viele ruhmreiche Frauen gegeben. ter Linie Prominente aus den Gebieten der der Mitwirkenden zahlten sich u. a. im übernommen hat. In Altfranken, Gompitz, Dass hier zweifellos ein Irrtum vorliegt, Wissenschaft und der Politik, aus Fachbe- August 2003 durch die Einweihung der Langebrück, Mobschatz, Schönborn, muss nicht erst bewiesen werden. Doch reichen also, die nach wie vor von Männern Marie-Hankel-Straße in Dresden-Laube- Schönfeld-Weißig und Weixdorf hingegen warum hat man die Frauen bei Benennun- dominiert werden. Unter den insgesamt gast aus. Die Idee für die Namenswahl liegt der Frauenanteil bei Straßenbenen- gen von Straßen und Plätzen bisher schein- 101 weiblichen Straßenbenennungen sind Marie Hankel, der ersten Esperanto-Dich- nungen bei 0 Prozent. Auch die Ortsamts- bar übersehen? mit 17 Prozent am stärksten die Stifterinnen terin von Dresden, kam vom Esperanto- bereiche Klotzsche, Plauen, Cotta und Leu- Als ein wesentliches Kriterium hierfür und Wohltäterinnen vertreten. Je 12 Pro- Zentrum in Dresden. Desweiteren bewilligte ben bleiben unter dem Dresdner Durch- können die für Straßennamen bestimmen- zent der als Namensgeberin für Straßen der Stadtrat im Juli 2003 die Umbenennung schnitt von 3,3 Prozent bei Benennungen den Tätigkeitsfelder angesehen werden. und Plätze für würdig befundenen Frauen der jetzigen Straße „Am Wohnheim“ in von Straßen und Plätzen nach Frauen. Zuerst kommen nicht etwa große Namen waren auf künstlerischem bzw. musischem „Mildred-Scheel-Straße". Gebiet tätig. Doch ungeachtet der verhält- Dennoch besteht auch weiterhin Hand- nismäßig hohen Präsenz von Frauen aus lungsbedarf in Form der Unterbreitung von diesen Tätigkeitsbereichen, die sich bisher Vorschlägen, eine Aufgabe, derer sich die Die Ergebnisse für die jeweiligen Ortschaften, in absoluten Zahlen und in Prozenten aus- im Stadtbild von Dresden wiederfinden, vorliegende Broschüre angenommen hat. gedrückt, setzen sich wie folgt zusammen: bleibt das deutliche Übergewicht der mit Männernamen versehenen Straßen und Ortsamtbereich / Anzahl der Benennung nach Männern Benennung nach Frauen Plätze in Dresden bestehen. Ortschaft dortigen Straßen Anzahl Straßen in Prozent Anzahl Straßen in Prozent Ein weiterer möglicher Gesichtspunkt, der über die weibliche Unterrepräsentanz Altfranken 17 4 23,5% 0 0,0% Altstadt 269 107 39,8% 18 6,7% im Straßenverzeichnis von Sachsens Lan- Blasewitz 264 124 47,0% 10 3,8% deshauptstadt Aufschluss geben kann, ist Cossebaude 67 12 17,9% 3 4,5% die Frage nach der Herkunft der jeweils ver- Cotta 315 76 24,1% 8 2,5% Gompitz 50 2 4,0% 0 0,0% dienten Frauen bzw. ehrbaren Männer. Klotzsche 204 30 14,7% 3 1,5% Während 76 Prozent der Frauen tatsächlich Langebrück 54 22 40,7% 0 0,0% aus Dresden stammten oder in der Stadt Leuben 205 55 26,8% 5 2,4% Loschwitz 272 72 26,5% 7 2,6% tätig waren, ist bei einer männlichen Na- Mobschatz 32 1 3,1% 0 0,0% mensgebung offenbar der regionale Bezug Neustadt 210 46 21,9% 19 9,0% zweitrangig. Wie ließe sich es sonst er- Oberwartha 17 5 29,4% 1 5,9% Pieschen 226 96 42,5% 6 2,7% klären, dass nur 52 Prozent aller Männer, Plauen 249 97 39,0% 4 1,6% die bisher für die Benennung von Straßen Prohlis 360 142 39,4% 17 4,7% und Plätzen in Dresden in Frage kamen, Schönborn 12 0 0,0% 0 0,0% Schönf.-Weißig 203 4 2,0% 0 0,0% hier aufwuchsen bzw. das Ansehen der Weixdorf 78 12 15,4% 0 0,0% Stadt durch das eigene Wirken in ihr mitge- stalteten? Gesamt Dresden 3.104 907 29,2% 101 3,3%  Um dem Missverhältnis bei der Vergabe Tabelle 1: Auflistung der Benennungen von Straßen in den Dresdner Ortsamtsbereichen von weiblichen Straßennamen in der Stadt- und Ortschaften nach Frauen und Männern entwicklung zu begegnen, arbeitet in der (Stand 31. 03. 2001)1 „Arbeitsgruppe Straßennamen“ eine Vertre- terin der Gleichstellungsbeauftragten für Frau und Mann aktiv mit. In Zusammen- 1 Eigene Berechnungen auf Basis: Landeshauptstadt Dresden: Statistische Information. Straßenverzeichnis 2001; Landeshauptstadt Dresden, Gleichstellungsbeauftragte für Frau und Mann: Straßennamen in Dresden – Reine arbeit mit Mitarbeitern der Verwaltung, Nicole Schönherr Männersache?, Studie 2002. Geschäftsbereich Stadtentwicklung, und Frauenstadtarchiv Dresden 8 9 4 Vorschlagsliste verdienstvoller Frauen 5 Biogramme für mögliche Straßenbenennungen in Dresden

Vorschläge Frauenrechtlerin Baer-Frisell, Christine mit Biogrammen: Rakebrand, Hilde Tanzpädagogin Malerin, Direktorin des Brenck-Kalischer, Bess Basté, Charlotte Porzellanmuseums Schriftstellerin Schauspielerin Reiche, Dr. Maria Fischer, Caroline Auguste Berghaus, Ruth Mathematikerin, Geografin Schriftstellerin, Musikregisseurin Resch, Hildegard Frauenrechtlerin Dietrich, Antonia Widerstandskämpferin Friedland, Brünhild Schauspielerin Richter, Etha Sängerin Fraenkel, Dr. med., Bildhauerin, Zeichnerin Gulde, Ursula Marta Sender, Tony Pädagogin, Heilpraktikerin Ärztin Politikerin Heger, Amalie Wilhelmine Grundig, Lea Stritt, Marie Stifterin Malerin Frauenrechtlerin Hendel-Schütz, Henriette Junge, Margarete Thiess-Böttner, Inge Opernsängerin, Designerin Malerin, Puppengestalterin Komponistin von Kirchbach, Esther Tiburtius, Dr. med., Kratina, Valerie Publizistin, Dichterin Franziska Tanzpädagogin Lincke, Erna Ärztin Odilon, Helene Malerin Ulich-Beil, Else Schauspielerin Lohse-Wächtler, Politikerin, Regierungsrätin Reichelt, Elisabeth Elfriede Wehnert-Beckmann, Kammersängerin Malerin Bertha Richter, Traute Meyer, Lotte Fotografin Schauspielerin Schauspielerin Werl, Dr. Elisabeth Schubert, Georgine Modersohn-Becker, Kirchenhistorikerin Sängerin Paula weitere Vorschläge: Schuch-Ganzel, Liesel Malerin Sopranistin von der Osten, Eva Angeloff, Therese Teschemacher, Margarete Opernsängerin Schauspielerin Sopranistin Otto-Peters, Louise Bölte, Amely Schriftstellerin, Autorin, Frauenrechtlerin 10 11 Basté, Charlotte Berghaus, Ruth Schauspielerin Tänzerin, Musikregisseurin, 28. 12. 1867 Petersburg Theaterleiterin 19. 05. 1928 Dresden 02. 07. 1927 Dresden 25. 01. 1996 Zeuthen bei Berlin

Die aus einer angesehenen Künstlerfamilie „Nora“, „Salomé“, „Rautendelein“. Die gebürtige Dresdnerin Ruth Berghaus galt 1971–1977 Leitung des Berliner Ensem- stammende Schauspielerin Charlotte Basté 1912 Abschied von der Bühne. als die „Grande Dame der deutschen Opern- bles als Intendantin und Nachfolgerin von kam 1886 als blutjunges Mädchen nach Heirat mit dem Schriftsteller Franz Wallner. und Theaterregie“. Über Nacht wurde die Helene Weigel. Dresden. Als darstellende Künstlerin über- Regisseurin, Choreografin und einstige Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Empfehlung für: Dresden-Altstadt zeugte sie in den Rollen der „Cyprienne“, Meisterschülerin von Gret Palucca zur von Ostberlin und der Akademie der Künste der „Nora“ und der „Salome“. Nach über Berühmtheit. Wichtige Stationen auf dem der DDR. 40 Jahren schauspielerischen Wirken an Weg zu ihrem legendären Ruf waren ihre 1977 Regisseurin an der Deutschen der Dresdner Staatsoper, zu deren Ehren- Arbeit als Choreografin an der Palucca- Staatsoper in Berlin. mitglied sie zählte und für die sie selbst Schule in Dresden, am als 1980 Engagements an der Oper in glänzende Aussichten an großen Häusern Nachfolgerin von Helene Weigel sowie ihre Frankfurt am Main – mit Arbeiten wie „Die in Berlin und Wien ausschlug, nahm sie Ab- festen Engagements an großen Opernhäu- Zauberflöte“, „Die Entführung aus dem schied von der Bühne. Ihr Name und ihr sern in Paris, Frankfurt am Main, Wien und in Serail“ und „Parsifal“ war sie an den legen- künstlerischer Ruf reichten weit über Dres- Dresden. Durch sie wurde „die für Konven- dären Opernjahren dieses Hauses beteiligt. den hinaus. Treffend würdigte Alice von tion und Erstarrung anfällige Gattung Oper 1985 Aufführung von Bergs „Wozzek“ in Gaudy ihre Eigenschaften: „Will man Char- wieder zu einer intellektuellen und geistigen Prag. lotte Bastés Spiel in seiner Haupteigen- Herausforderung.“ (Dr. Hella Bartnig 1996) ab 1985 Inszenierungen an der wieder- schaft bezeichnen, so kann man all seine eröffneten Dresdner Semperoper, u. a. als 1947–1950 Choreografie-Studium an der wechselnden Schattierungen und vielarti- Uraufführung „Die Weise von Liebe und Tod Palucca-Schule in Dresden, Meisterschüle- gen Gestalten in einem Worte zusammen- des Cornets Christoph Rilke“, „Elektra“ von rin an der Deutschen Akademie der Künste fassen, und dieses heißt: Liebenswürdig- Richard Strauss und Puccinis „Tosca“. in Berlin. keit.“ 1951 Regiedebüt an der Deutschen Empfehlung für: Dresden-Altstadt, 1871 Debüt mit vier Jahren in Peters- Staatsoper in Berlin (Ost) mit der Inszenie- Dresden-Strehlen burg. rung der umstrittenen Oper „Die Verurtei- 1882 Erfolgreicher Auftritt am König- lung des Lukullus“. lichen Schauspielhaus in Berlin – Angebote 1951–1964 Choreografin an der Palucca- von fast allen großen Theatern waren die Schule und an mehreren Berliner Theatern. Folge. 1954 Heirat mit dem Komponisten Paul 1884–1886 Engagement in ihrer Geburts- Dessau. stadt Petersburg. 1964 Arbeit am Berliner Ensemble – hier ab 1886 Schauspielerin an der Dresdner feierte sie ihren ersten großen Bühnenerfolg Staatsoper in den Rollen der „Cyprienne“, mit der Inszenierung von „Coriolan“. 12 13 Dietrich, Antonia Fraenkel, Dr. med. Marta Schauspielerin Ärztin 08.01.1900 Wien 19.12.1896 Köln 21.08.1975 Dresden 09.08.1976 New York Grab auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch

Mit 18 Jahren begann am Dresdner Staats- Mit ihrer Darstellung der „Iphigenie“ schrieb Noch heute erinnert der „Marta-Fraenkel- der Ausstellung „Frau in Familie und Beruf“. theater die über 50-jährige Bühnenlaufbahn sie Bühnengeschichte. Saal“ im Hygiene-Museum in Dresden- 1930 Wissenschaftliche Sachbearbeiterin der „großen Antonia“. Die vielseitige Künst- 1944 Schließung des Dresdner Theaters. Altstadt an diese bedeutende Ärztin. Als bei der Hygiene-Abteilung des Völkerbun- lerin überzeugte vor allem als Charakter- ab 1945 Neuanfang nach der Zerstörung wissenschaftliche Geschäftsführerin des des in Genf. darstellerin in mehr als 200 Rollen der Welt- Dresdens in der „Tonhalle“ auf der Glacis- Hygiene-Museums und spätere Direktorin 1931 Heirat mit Dr. Schulze, Chefredak- literatur. straße in Dresden-Neustadt. des Frauenreferates war sie maßgeblich an teur der „Dresdner Neuesten Nachrichten“. „Alle Shakespearschen Frauenrollen er- Erste Nachkriegsaufführung als „Sittha“ in der Organisation zahlreicher Ausstellungen, 1931–1933 Direktorin im Frauenreferat füllte sie mit Leben, in allen deutschen Klas- „Nathan der Weise“ – ihr Spielplan enthielt die der gesundheitlichen Aufklärung dien- des „Internationalen Gesundheitsdienstes“ sikern findet sie sich selbst wieder. Wenn nun auch gesellschaftspolitische, russische ten, beteiligt. 1933 sah sie sich gezwungen, und des Nachrichtendienstes am Deutschen man alle diese Gestalten an sich vorüber- und sowjetische Stücke, u. a. Gorkis wegen ihrer jüdischen Herkunft Deutsch- Hygiene-Museum in Dresden. ziehen lässt, sieht man eine lange, lange „Wassa Schelesnowa“ oder Dürrenmatts land zu verlassen und emigrierte 1938 in die 1933 Entlassung wegen ihrer jüdischen Kette ernster Arbeit und jedes Mal wieder „Besuch der alten Dame“. USA. Dort arbeitete sie bis zu ihrer Pensio- Herkunft aufgrund des „Gesetzes zur Wieder- aufs neue ein liebevolles ,Sich in eine Rolle 1969 Ernennung zum Ehrenmitglied des nierung 1965 als medizinische Beraterin. herstellung des Berufsbeamtentums“. versenken‘“. (Elsa Fiedler, 1941) Staatstheaters Dresden. 1935 Flucht nach Brüssel. 1916–1918 Medizinstudium in Frankfurt Antonia Dietrich zählt zu den wenigen Auszeichnung mit dem Kunstpreis der 1935–1938 Wissenschaftliche Mitarbei- am Main und Bonn. Schauspielerinnen, die ihre gesamte künst- Stadt Dresden. terin der „Ligue Nationale Belge Contre le 1921–1922 Staatsexamen und Promo- lerische Laufbahn mit Dresden verband. Aufführung ihrer letzten bedeutenden Titel- Cancer“ an der Universität Brüssel und tion in Frankfurt am Main. Ihre letzte bedeutende Rolle war die der rolle „Frau Jenny Treibel“. Beraterin des „Internationalen Krebskon- 1924 Wissenschaftliche Assistentin am „Frau Jenny Treibel". Dieses Stück wurde gresses“ 1936. Empfehlung für: Dresden-Altstadt, Physiologischen Institut in Frankfurt am anlässlich ihres 50. Bühnenjubiläums insze- 1938–1944 Nach ihrer Emigration in die Dresden-Neustadt, zentrale Plätze Main bei Bethe. niert. USA arbeitete sie als wissenschaftliche 1925–1927 Mitarbeit als wissenschaft- Mitarbeiterin am „Welfare Council“ New 1917 Besuch der Schauspielschule in liche Geschäftsführerin an der „Großen York. Wien. Ausstellung Düsseldorf für Gesundheits- 1944–1947 Medizinische Beraterin der 1919 Anstellung am Dresdner Theater – pflege, soziale Fürsorge und Leibesübun- US-amerikanischen Regierung in Washington. spielte zunächst jugendliche Heldinnen, gen“ (GE-SO-LEI). ab 1949 „Public Health Officer“ am Depart- dann auch Charakterrollen. 1927–1929 Geschäftsführerin und Kusto- ment of Health and Hospitals in New York. Begeisterte das Publikum in der Rolle des din am „Reichsmuseum für Gesellschafts- „Gretchens“ in Goethes „Faust“. Später und Wirtschaftskunde“ in Düsseldorf. Empfehlung für: Dresden-Altstadt übernahm sie überwiegend tragische Frauen- 1929–1931 Wissenschaftliche Geschäfts- rollen als „Jungfrau von Orleans“, „Maria führerin der „II. Internationalen Hygiene- Stuart“, „Lady Macbeth“. Ausstellung“ in Dresden, Organisation u. a. 14 15 Grundig, Lea, Junge, Margarete geb. Langer Designerin Malerin 14.04.1874 Dresden 23.03.1906 Dresden-Altstadt 19.04.1966 Dresden 10.10.1977 während einer Mittelmeerreise

Die zweifache Nationalpreisträgerin und Hakenkreuz“, „Der Jude ist schuld!“, „Krieg Bereits in den Jahren 1906 und 1908 er- 1904 Ausstellung verschiedener Möbel Präsidentin des „Verbandes Bildender droht!“, „Ghetto“. regte Margarete Junge mit ihren Entwürfen im Raum für das Sächsische Kunstgewerbe Künstler“ schuf vor allem Bilder mit politi- ab 1930 Atelier auf der Ostbahnstraße, für Möbel und Zimmereinrichtungen auf bei der Weltausstellung in St. Louis, USA. scher Thematik, in denen sie soziale Miss- damalige Künstlerkolonie. den Dresdner Kunstausstellungen in Hel- ab 1905 Fertigung von kunsthandwerk- stände anklagte und sich für mehr Huma- 1933 Ausstellungsverbot. lerau das Interesse der Öffentlichkeit. Als lichen Webarbeiten, u. a. für die Textil- nität einsetzte. Trotz ihrer Inhaftierung 1938, 1936 Inhaftierung wegen ihrer Arbeit in erste Frau erhielt die Künstlerin und Desig- druckerei Deutsche Werkstätten Textil verurteilt als Jüdin, Kommunistin und „ent- kommunistischen Organisationen. nerin von Möbeln und Kunstgewerbe- (De-We-Tex). artete Künstlerin“, und der anschließenden 1938–1939 Haftaufenthalt im Dresdner gegenständen eine Professur an der Kunst- 1906 Teilnahme an der „Dritten Deut- Emigration nach Palästina, kehrte sie 1949 Gefängnis am Münchner Platz. hochschule Dresden. 1933 zwang sie die schen Kunstgewerbeausstellung“. nach Dresden zurück. Mit ihrem künstleri- 1941 Emigration nach Palästina. nationalsozialistische Gesetzgebung zur 1907 Anstellung als Lehrerin an der schen Gesamtwerk und durch ihr vielfäl- ab 1949 Erste Professorin für Grafik an der Aufgabe ihrer Lehramtstätigkeit. Seitdem Kunstgewerbeschule Dresden. tiges gesellschaftliches Engagement be- Hochschule für Bildende Künste in Dresden. lebte sie zurückgezogen in der „Garten- 1908 Große Kunstausstellung in Dresden. einflusste sie die Kunst in Dresden nach Engagement in der Kulturpolitik der DDR. stadt und Künstlerkolonie Hellerau“, Am nach 1915 Erste Professorin an der 1950 wesentlich. 1961 Ordentliches Mitglied der Akademie Grünen Zipfel 6. Ihrer Leidenschaft für die Kunstgewerbeschule. der Künste der DDR. Kunst blieb sie dennoch Zeit ihres Lebens 1933 Durch die Nationalsozialisten des ab 1906 Lea Grundig verbrachte ihre 1964–1970 Präsidentin des „Verbandes treu. Lehramtes enthoben. Kindheit auf der Grünen Straße, später Bildender Künstler“. Lebte bis zu ihrem Lebensende zurück- lebte sie auf der Frauenstraße, nahe der um 1894 Ausbildung an der „Damen- 1967 Nationalpreis 1. Klasse der DDR. gezogen in Hellerau, Am Grünen Zipfel 6. Frauenkirche. Akademie“ des „Künstlerinnen-Vereins“ in 1970 Ehrenpräsidentin des „Verbandes 1923–1926 Studium an der Akademie München. Empfehlung für: Dresden-Altstadt, Bildender Künstler“. der Bildenden Künste Dresden. 1898 Rückkehr nach Dresden. Dresden-Hellerau 1972 Ehrendoktorwürde der Universität ab 1926 Mitglied der KPD, Arbeit in der 1901 Beteiligung an der Ausstellung „Die Greifswald. Frauenabteilung – Kampf gegen den § 218 Kunst im Leben des Kindes“ im Haus der 1974 Herausgabe ihrer Autobiografie StGB. „Berliner Sezession“ sowie an der „Inter- „Gesichte und Geschichte“. 1928 Heirat mit dem Maler Hans Grun- nationalen Kunstausstellung". dig, gemeinsame Wohnung auf der Melanch- Empfehlung für: Dresden-Altstadt, ab 1901 Gestaltung von Entwürfen für thonstraße 14 in der Äußeren Neustadt. Dresden-Neustadt, Dresden-Plauen, die „Dresdner Werkstätten für Handwerks- 1929 Mitbegründerin der Künstlergruppe Dresden-Striesen, zentrale Plätze kunst“ von Schmidt und Müller. „Assoziation revolutionärer Bildender Künst- 1902 Teilnahme an der „Internationalen ler Deutschlands“ (ASSO). Kunstgewerbeausstellung“ in Turin für die Gestaltung antifaschistischer Blätter und „Werkstätten für Deutschen Hausrat“ von Bilderzyklen u. a. „Frauenleben“, „Unterm Theophil Müller. 16 17 von Kirchbach, Esther, Lincke, Erna geb. von Carlowitz Malerin Publizistin, Dichterin 15.06.1899 Dresden 26.05.1894 Berlin 28.02.1986 Dresden, 19.02.1946 Freiberg Grab auf dem Johannisfriedhof Tolkewitz

Seit Dezember 2002 wird Esther von Kirch- ment in der „Una Sancta“, einer Vorläuferin In der Dresdner Kunst galt sie in den 30er 1932 Gründungsmitglied der „Dresdner bach, als eine der führenden Vertreterinnen der heutigen ökumenischen Bewegung. Jahren wegen ihrer kubistisch beeinfluss- Sezession“. der deutschen Frauenbewegung vor dem 1927 Herausgabe der Zeitschrift „Wer- ten Bilder als ein Unikum der Malerei. Das Erste Einzelausstellung im „Sächsischen Zweiten Weltkrieg, mit einer Briefmarke ge- den“ sowie Veröffentlichungen von Artikeln naturwissenschaftliche Interesse von Erna Kunstverein“. ehrt. Ihr vielfältiges Engagement war getra- in der Zeitschrift „Eckart“. Lincke fand in ihren Grafiken und Gemälden ab 1933 Ausstellungsverbote für ihre gen von einem tiefen christlichen Glauben. In ihren Aufsätzen und Vorträgen diskutierte eine ästhetische Umsetzung. Die Darstel- naturalistischen Bilder. Als Mutter von acht Kindern betätigte sie sie religiöse und allgemein menschliche lung der zerbombten Stadt Dresden im Bil- 1945 Zerstörung ihres Ateliers auf der sich auch als Schriftstellerin, Eheberaterin Fragen und thematisierte die Stellung der derzyklus „Ruine“ ist nicht nur ein wichtiges Ostbahnstraße – fast alle Arbeiten gingen und Seelsorgerin. Ihr Einsatz galt in erster Frau in Ehe, Familie und Beruf. Zeitdokument, sondern auch ein Zeugnis beim Bombenangriff auf Dresden verloren. Linie der Verbesserung der Stellung der 1928 Mitarbeit in der staatlichen Ehe- der inneren Verbundenheit der Künstlerin zu Erhalten blieben u. a. „Schlafende Katze“, Frau in Gesellschaft und Familie. Innerhalb beratung und im evangelischen „Kunst- ihrer Heimatstadt. Nach 1945 setzte sie der „Junge Tänzer“ und das „Bildnis einer der evangelischen Kirche in Sachsen wirkte dienst“ in Dresden. sich als Stadtverordnete und durch ihre Mit- jungen Frau“. sie vor allem in der Jugend- und Frauen- 1930 Leitung des Pfarrfrauenkreises des arbeit im „Kulturbund zur demokratischen 1947 Mitglied der Künstlergruppe „Der arbeit mit. Während des Nationalsozialis- „Bundes für eine lebendige Volkskirche“ in Erneuerung Deutschlands“ sowie im „Ver- Ruf“. mus setzte sie sich zusammen mit ihrem Dresden als Nachfolgerin von Frau Spranger. band Bildender Künstler“ aktiv für die Wie- 1950–1953 Vorsitzende des „Verbandes Mann, Arndt von Kirchbach, Dresdner ab 1933 Kampf gegen die national- derbelebung und die Erneuerung des kul- Bildender Künstler Dresden“ und der Dresd- Domprediger an der Sophienkirche und sozialistische Gleichschaltungspolitik der turellen Lebens in Dresden ein. ner Genossenschaft „Kunst der Zeit“. Superintendent in Freiberg, in der Beken- Kirchen. Innerhalb der Bekennenden Kirche Zuletzt lebte sie auf der Nürnberger Ausstellung ihrer Werke in der DDR, in Lenin- nenden Kirche gegen die Gleichschaltungs- übernahm sie in Dresden die Betreuung von Straße 41. Einige der in dieser Zeit entstan- grad, Prag und in Städten der ehemaligen politik der Nationalsozialisten zur Wehr. evangelischen Pfarrfrauen. denen Bilder von Dresden und seiner Um- BRD. In Freiberg in Sachsen, ihrem letzten 1934 Delegierte beim „Internationalen gebung sind in der Gemäldegalerie „Neue 1951 Mitglied der Künstlergruppe „Das Wirkungsort, tragen ein Frauenhaus und ein Frauenkongress“ in Budapest. Meister“ im Albertinum ausgestellt. Ufer“. Verein zur Förderung der Frauenarbeit ihren 1935–1939 Zahlreiche Veröffentlichun- 1969 Verdienstmedaille der DDR für ihre 1917–1921 Studium an der Akademie für Namen. gen, u. a. Bücher, Aufsätze und eine Fülle künstlerische und kultur-politische Arbeit. Kunstgewerbe in Dresden – Architektur- kleinerer Schriften. 1974 Vaterländischer Verdienstorden in 1916 Nach dem Tod ihres ersten Man- klasse und Kunsterziehung. 1945 Als einzige Frau wurde sie in den Silber. nes Studium der Philosophie, Geschichte, 1922–1927 Kunsterzieherin. Beirat des Landeskirchenamtes berufen. 1978 Auszeichnung mit dem „Martin- Germanistik, Mathematik und Theologie in 1927 Heirat mit dem Maler Hans Christoph. Unermüdliches Engagement in der Flücht- Andersen-Nexö-Kunstpreis“ der Stadt Marburg und Leipzig. Mitglied in der Künstlergruppe „Assoziation lingshilfe im letzten Kriegsjahr. Dresden. 1921 Heirat mit dem Dresdner Dom- revolutionärer bildender Künstler“ (ASSO). prediger Arndt von Kirchbach. Empfehlung für: Dresden-Altstadt, ab 1928 Freischaffende Malerin und Empfehlung für: Dresden-Plauen, Tätigkeit in der sozialen Fürsorge, Engage- Umgebung Postplatz Grafikerin in Dresden. Dresden-Altstadt, zentrale Plätze 18 19 Lohse-Wächtler, Elfriede, Meyer, Lotte geb. Wächtler Schauspielerin Malerin 22.02.1909 04.12.1899 Dresden 07.06.1991 Dresden 01.08.1940 Pirna-Sonnenstein

Die in Dresden-Löbtau geborene expres- anonymen Personen, von nichtalltäglichen Die Leidenschaft für das Theater blieb der 1957 Anstellung am „Theater der Jungen sionistische Malerin Elfriede Lohse-Wächt- Paarbeziehungen sowie von Prostituierten. Schauspielerin Lotte Meyer ein Leben lang Generation“ in Dresden. ler gehörte zu jener Künstlergeneration, die Außerdem entwickelte sie eine Vielzahl von erhalten. Durch ihr außergewöhnlich rei- 1960 Am Deutschen Nationaltheater sich in ihren Werken kritisch mit den politi- Kopf- und Körperstudien psychisch Kran- ches und vielfältiges Rollenrepertoire und spielte sie in Stücken von Tsche- schen und sozialen Umbrüchen am Ende ker. die häufigen Engagementwechsel wurde chow, Baierl, Schiller. der Weimarer Republik auseinander setzte. 1931 Rückkehr ins Elternhaus nach sie eine große, beim Publikum unverges- Auszeichnung mit der Verdienstmedaille Die langjährigen Aufenthalte in Dresden Dresden-Striesen auf die Voglerstraße. sene Charakterdarstellerin. Nach 1945 der DDR. und Hamburg prägten ihre künstlerische 1932 Einweisung in die Landes-Heil- und stand sie als eine der ersten wieder in Dres- ab 1966 Auftritte im Dresdner Staats- Entwicklung. Mit nur 41 Jahren fiel sie Pflegeanstalt Arnsdorf – Diagnose Schizo- den auf der Theaterbühne. 1979 erhielt sie schauspiel als Marthe im „Zerbrochenen den nationalsozialistischen Euthanasie- phrenie. für ihr Lebenswerk den „Martin-Andersen- Krug“. verbrechen zum Opfer. Ihre der Nachwelt Letzte Ausstellung zu Lebzeiten im Ham- Nexö-Kunstpreis“ der Stadt Dresden. Begeisterte das Publikum besonders in der hinterlassenen, lange zu Unrecht vergesse- burger Kunstsalon „Maria Kunde". Rolle der Maud in „Harold und Maud“. 1928 Debüt in Chemnitz. nen Kunstwerke, erfahren bis heute über- 1935 Zwangssterilisation in Dresden- 1979 Lotte Meyer erhielt für ihr Lebens- Auftritte in , Schwerin, , regional eine hohe Wertschätzung. Friedrichstadt. werk den „Martin-Andersen-Nexö-Kunst- , Weimar, Berlin. 1937 Zerstörung ihrer Arnsdorfer Bilder preis“ der Stadt Dresden. 1915–1918 Studium an der Dresdner 1930–1935 Schauspielerin am Staats- als „Entartete Kunst“. Königlichen Kunstgewerbeschule. theater Dresden. Empfehlung für: Dresden-Altstadt, 1940 Ermordung in Pirna-Sonnenstein 1916–1921 Mal- und Zeichenkurse an 1930–1945 Heirat, Mutter von zwei Söh- Dresden-Briesnitz im Zuge der nationalsozialistischen Eutha- der Dresdner Kunstakademie, sowie Batik-, nen. nasieaktion „T4“. Postkarten- und Illustrationsarbeiten im 1945 Engagement an der „Komödie“ 1959 Rehabilitation ihrer Werke bei einer Atelier des Malers Conrad Felixmüller, Ecke Dresden. Präsentation in Hamburg. Rietschel-/Ziegelstraße. Im Künstlerkreis um beteiligte 1994 Der „Förderkreis Elfriede Lohse- Bekanntschaft mit dem Freundeskreis um sie sich am Wiederaufbau der Dresdner Wächtler e.V. Hamburg“ wurde gegründet. Otto Dix und Otto Griebel. Erste Veröffent- Theaterlandschaft nach dem Zusammen- 1996 Herausgabe der Monographie „Im lichungen. Heirat mit dem Maler und Opern- bruch des „Dritten Reiches“. Malstrom des Lebens versunken. Elfriede sänger Kurt Lohse. 1951 Darstellerin der Wlassowa in Lohse-Wächtler (1899–1940) Leben und 1927–1931 Mitglied im „Bund Hambur- Brechts „Mutter“. Werk“, Herausgeber: Dr. Georg Reinhardt. gischer Künstler und Kunstfreundinnen“. 1953 Mitglied des Berliner Ensembles. Nervenzusammenbruch – Aufenthalt in der Empfehlung für: Dresden-Löbtau, Die künstlerische Methode Brechts und Staatskrankenanstalt Hamburg-Friedrichs- Dresden-Altstadt, Dresden-Striesen, das realistische Theater lassen sie schau- berg. In dieser Zeit entstanden einige ihrer Dresden-Blasewitz spielerisch zu einer großen Darstellerin Hauptwerke – Bildnisse von vertrauten und reifen. 20 21 Modersohn-Becker, Paula, von der Osten, Eva geb. Becker Opernsängerin Malerin 19.08.1884 Helgoland 08.02.1876 Dresden 1936 Dresden 21.11.1907 Worpswede Grab auf dem Johannisfriedhof Tolkewitz

Die gebürtige Dresdnerin beschloss bereits Freundschaft mit der Bildhauerin Clara Der Name Eva von der Osten ist eng mit ab 1914 Gastspiele in Mailand und an in jungen Jahren, ihr Leben der Malerei zu Westhoff. der Glanzzeit des Dresdner Opernhauses der Londoner „Covent Garden Opera“. widmen. In weniger als 8 Jahren entstanden 1899 Erste und einzige Ausstellung zu verbunden. Mit der Rolle der „Carmen“, 1923–1924 Tourneen in Nordamerika. fast 400 Gemälde und etwa 1.000 Zeich- Lebzeiten in der Bremener Kunsthalle. unter der Regie von Ernst Edler von 1927 Abschied von der Bühne in der nungen. Beeinflusst durch Cezanne, Gau- 1900 Freundschaft mit Rainer Maria Schuch, begann die Karriere ihrer 25-jähri- Rolle der „Brünnhilde“ an der Seite ihres guin und van Gogh, zählt sie heute zu den Rilke. gen Bühnenlaufbahn mit insgesamt mehr Mannes. Wegbereitern der Moderne in Deutschland. Parisreise, Besuch der „Academie Cola- als 2.500 Auftritten. In die Theater- Rückzug auf ihren Landsitz in Tharandt. Das umfangreiche Werk der frühexpressio- rossi“. geschichte ging die Mezzosopranistin als Mit der Dresdner Hof- und Staatsoper blieb nistischen Künstlerin wurde lange Zeit von 1901 Heirat mit dem Worpsweder Land- erste Darstellerin des „Octavian“ im sie als Lehrerin und Vortragsmeisterin wei- der Kunstkritik übergangen. Erst nach schaftsmaler Otto Modersohn. „Rosenkavalier“ ein. Ebenso erfolgreich terhin eng verbunden. ihrem frühen Tod erkannte man das eigen- 1903/05 Studium an der „Academie war sie in den Wagnerpartien, die sie in Empfehlung für: Dresden-Altstadt, willige Genie der Malerin. Heute existiert Julian“. zahlreichen Gastspielen mit ihrem Mann, Dresden-Blasewitz eine „Paula Modersohn-Becker-Stiftung“, 1907 Frühzeitiger Tod kurz nach der dem Kammersänger Friedrich Plaschke, gegründet von Mathilde Modersohn- Geburt ihrer Tochter Mathilde – Diagnose sang. Zusammen lebten sie in Dresden- Becker, Tochter der mit 31 Jahren verstor- Lungenembolie. Blasewitz auf der Johannstraße 3 (heute benen Paula Modersohn-Becker. 1917 „Briefe und Tagebuchblätter“ der Regerstraße). Das Sängerehepaar wurde Künstlerin wurden veröffentlicht. bereits zu Lebzeiten mit der Ehrenmitglied- 1876–1888 Paula Modersohn-Becker 1937 Diffamierung als „entartete Künst- schaft der Staatsoper Dresden gewürdigt. wuchs in Dresden-Friedrichstadt auf. lerin“. 1888 Umzug der Eltern nach Bremen. 1902 Debüt in Dresden. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten 1892 Erster Zeichenunterricht an der 1902–1930 Mitglied der Dresdner Hof- 70 Werke der Malerin. „School of Arts“ in London. und Staatsoper. 1978 Gründung der „Paula Modersohn- 1893–1895 Besuch eines Lehrerinnen- 1904 Erster großer Bühnenerfolg in Becker-Stiftung“. seminars in Bremen. „Stella und Antonie“. 1896–1897 Besuch der Mal- und Zeichen- Empfehlung für: Dresden-Friedrichstadt Es folgten Darbietungen u. a. als „Octavian“ schule des „Vereins Berliner Künstlerinnen“. im „Rosenkavalier“, sie spielte die Haupt- 1898 Mit 22 Jahren Übersiedlung in die rolle in „Carmen“ und überzeugte in ihren Künstlerkolonie Worpswede. Darstellungen in „Elsa“, „Isolde“ und bei Hier schloss sie sich der Worpsweder der Uraufführung der Strauss-Oper Künstlerkolonie um Heinrich Vogeler, Fritz „Salome“. Mackensen, Otto Modersohn und Fritz 1911 Heirat mit dem Kammersänger Overbeck an. Friedrich Plaschke. 22 23 Otto-Peters, Louise, Rakebrand, Hilde geb. Otto Malerin, Schriftstellerin, Mitbegründerin Direktorin des Porzellanmuseums der deutschen Frauenbewegung 22.06.1901 Walkenried/Harz 26.03.1819 Meißen 05.03.1991 Dresden 13.03.1895 Leipzig

Die Schriftstellerin und Journalistin Louise 1846 Publikation des dreibändigen In einem Zeugnis der Hochschule für Prüfung als Gewerbelehrerin – Unterricht in Otto-Peters, „Lerche des Völkerfrühlings“ Romans „Schloß und Fabrik“. Kunstgewerbe wird Hilde Rakebrand als einer Frauenfachschule. genannt, gilt heute als die „Mutter der 1848 In zahlreichen Gedichten und Arti- „eine der Tüchtigsten der Akademie“ be- 1945 Die schweren Luftangriffe des 13./ deutschen Frauenbewegung“. Als erste keln unterstützte sie die Märzrevolution. zeichnet. Ihre Bilder, die durch Phantasie 14. Februar 1945 vernichteten fast ihr ge- deutsche Frau forderte sie schon 1843, Berühmt wurde sie 1848 durch ihre sowie Farbsinn fesseln, waren modern und samtes Werk. dass die Teilnahme der Frauen an den In- „Adresse eines Mädchens“ in der sie als poetisch zugleich. Doch fast ihr gesamtes 1946–49 Dozentin für Malerei, Grafik und teressen des Staates nicht nur ein Recht, erste deutsche Frau Stellung nahm zur künstlerisches Werk fiel den verheerenden Keramik an der Dresdner Hochschule für sondern eine Pflicht sei. Im April 1849 „Arbeiterinnenfrage“. Ausmaßen der nächtlichen Katastrophe Werkkunst. gründete sie die „Frauen-Zeitung“ unter 1849 Gründung der „Frauen-Zeitung“, des 13. Februar 1945 zum Opfer. Als 1949 Schließung der Hochschule. dem Motto „Dem Reich der Freiheit werb' als das wichtigste Forum der frühen Frauen- Dozentin für Malerei, Grafik und Keramik Museumsassistentin bei den Dresdner ich Bürgerinnen". Louise Otto-Peters for- bewegung. setzte sie 1946 an der Dresdner Hoch- Kunstsammlungen. derte für Frauen das Recht auf Bildung, 1850 Verbot der „Frauen-Zeitung“ . schule für Werkkunst ein deutliches Aufbau der Porzellansammlung in der Erwerbsarbeit und auf Zugang zum Uni- 1861 Gemeinsam mit ihrem Mann August Zeichen des Neuanfangs. Der Aufbau der Güntzstraße und Umzug in den Zwinger versitätsstudium. Sie veröffentlichte etwa Peters Herausgabe der „Mitteldeutschen Porzellansammlungen auf der Güntzstraße unter ihrer Leitung. 60 Bücher, darunter über 20 Romane, Volks-Zeitung“. in Dresden-Altstadt, zu deren Direktorin sie 1951/52 Eröffnung der Porzellangalerie Schriften zur „Frauenfrage“, zur Historie 1865 U. a. mit Auguste Schmidt grün- 1955 ernannt wurde, brachte ihr Ruhm und und der Zinnsammlung. und Kunst sowie hunderte Gedichte, an- dete sie in Leipzig den „Frauenbildungs- Anerkennung, nicht nur in Dresden. 1955–64 Direktorin der Porzellansamm- fangs geprägt von der Aufbruchsstimmung verein“, aus dem im selben Jahr der „All- lung und des Museums für Kunsthandwerk. 1921 Studium an der Akademie für des Vormärz. gemeine Deutschen Frauenverein“ (ADF) 1958 Übernahme der Schätze des Kunstgewerbe in Dresden. Seit 100 Jahren erinnert an die fort- hervorging – der ADF markierte den Beginn „Grünen Gewölbes“ aus den Kellern des 1925 Meisterschülerin von Prof. Carl Rade. schrittliche Frauenrechtlerin ein Denkmal in der organisierten deutschen Frauenbewe- Moskauer Finanzministeriums. 1928 Freischaffende Künstlerin. Leipzig. gung. Mitherausgeberin des Vereinsorgans 1964 Ruhestand. nach 1929 Künstlerische Ausgestaltung „Neue Bahnen“. 1840 Beginn ihrer schriftstellerischen öffentlicher Gebäude, z. B. in Pulsnitz und Empfehlung für: Dresden-Altstadt 1871 Beteiligung an der Gründung des Tätigkeit in Dresden. Gottleuba, der Dresdner Hygieneausstel- „Allgemeinen Erziehungsvereins“ in Dresden, 1843 Veröffentlichung des zweibändi- lung und einer Ausstellung gemeinsam mit der von Anfang an Frauen und Männern gen Romans „Ludwig der Kellner“. Kurt Querner in der „Galerie Kühl“. offen stand. Unter dem Pseudonym „Otto Stern“ ver- 1930 Hinwendung zum magischen Rea- öffentlichte sie zahlreiche Artikel u. a. in den Empfehlung für: Dresden-Altstadt lismus, z. B. „Spielzeug-Holzpferd“. „Sächsischen Vaterlandsblättern“ – Ausein- 1933 Verfemt als „Kulturbolschewistin“. andersetzung mit sozialen und politischen Ausstellungsverbot durch die National- Themen. sozialisten. 24 25 Reiche, Dr. Maria, Resch, Hildegard, geb. Reiche-Grosse geb. Kersten Mathematikerin und Geografin Widerstandskämpferin 15.03.1903 Dresden 05.10.1905 Berlin 08.06.1998 Lima/ Peru 05.04.1993 Dresden

Maria Reiche versuchte in 40-jähriger For- Deutung der prähistorischen Erdzeichnun- Ihr ganzes Leben lang setzte sich Hilde, so Reichspräsidenten von Hindenburg am schungsarbeit das Geheimnis um die Ent- gen als astronomischen Kalender der Vor- wurde sie von allen genannt, für eine bes- 28. Februar 1933 unterzeichneten Notver- stehung und Bedeutung der Linien von Inkazeit. sere Welt ein. Der Mahnung ihres Vaters, ordnung. Nazca in Peru zu lüften. Ihr unermüdlicher 1949 Veröffentlichung ihres ersten Buches gegen jedes Unrecht zu kämpfen, blieb sie Überwachung, Hausdurchsuchungen, Ver- Einsatz führte dazu, dass die empfindlichen über die Linien von Nazca, „Mystery on the auch treu als Hitler am 30. Januar 1933 nehmungen. Wüstenbilder im Jahre 1995 unter den Desert“. Reichskanzler geworden war und sie sich 1939 Ein von ihr betriebener Tabakladen Schutz der UNESCO gestellt wurden. Auf- 1955 Verhinderung des Baus eines Be- täglich in Gefahr befand, von der Gestapo diente als Anlaufstelle für illegale Kuriere grund ihres Verdienstes um das peruani- wässerungssystems in der Pampa von verhaftet zu werden. der KPD. sche Kulturerbe erhielt sie, neben vielen an- Nazca. Unmittelbar nach Kriegsende nahm 1947 Frauenarbeit in der Kreisleitung der deren Auszeichnungen, 1992 die symboli- 1976 Errichtung eines Aussichtsturms Hilde ihre politische Arbeit wieder auf und SED in Halle. sche Ehrenstaatsbürgerschaft von Peru. zum Schutz der Bodenzeichnungen, Grün- half mit bei der Überwindung der faschis- 1949 Erste Kreissekretärin des Demo- Zur Würdigung und Bewahrung des dung der „Maria-Reiche-Stiftung“ in Nazca. tischen Ideologie und beim Aufbau des kratischen Frauenbundes Deutschlands Andenkens an die aufopferungsvolle For- ab 1983 Ehrendoktorwürde mehrerer Sozialismus in Halle und später in Dresden. (DFD) in Halle. schungsarbeit von Maria Reiche wurde peruanischer Universitäten. Zuletzt war sie in Dresden in der Mahn- und 1959 Arbeit im Bezirksausschuss Dres- 1994 in Dresden der Verein „Dr. Maria Rei- Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der BRD. Gedenkstätte am Münchner Platz tätig. den der Nationalen Front – Betreuung der che – Linien und Figuren der Nazca-Kultur 1984/85 Beendigung ihrer Forschungs- 1919 Eintritt in die Sozialistische Arbeiter- Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“. in Peru“ e.V. gegründet. arbeit wegen Erblindung und Parkinson- jugend (SAJ) in Prenzlau. Mitglied im „Fetscher-Freundeskreis“ – Ein- scher Krankheit. satz für die Errichtung eines Denkmals auf 1903 Maria Reiche verbrachte ihre Kind- 1922 Verurteilung wegen Landesfriedens- 1987 Frau des Jahres in Peru, Heraus- dem Fetscherplatz zu Ehren des von der heit zusammen mit den jüngeren Geschwis- bruch – eine Amnestie ersparte ihr die gabe einer Briefmarke mit ihrem Porträt. Waffen-SS ermordeten Rainer Fetscher. tern Renate und Franz in der Zittauer Straße. Inhaftierung. 1992/93 Peruanische Ehrenstaatsbür- 1964–1981 Arbeit in der Mahn- und Ge- 1924–1928 Studium der Mathematik, 1923 Mitglied der Kommunistischen gerschaft, peruanischer „Sonnenorden“ als denkstätte am Münchner Platz. Geografie, Physik, Philosophie und Päda- Partei Deutschlands (KPD). höchste Auszeichnung von Peru. 1965–1966 Auszeichnung mit dem „Va- gogik an der Technischen Hochschule in 1925 Engagement in der Internationalen 1995 Nach jahrzehntelangen Bemühungen ter ländischen Verdienstorden“ in Bronze Dresden und an der Universität in Hamburg. Arbeiterhilfe (IAH). um den Schutz der Linien von Nazca wur- und der „Ernst-Moritz-Arndt-Medaille“. 1941 Prof. Paul Kossok, Spezialist für 1930 Frauenleiterin im Sekretariat des den diese zum Weltkulturerbe der UNESCO 1974 Verleihung der „Goldenen Rose“ antike Bewässerungssysteme, zeigte ihr Regierungsbezirkes Halle-Merseburg der erklärt. für Nachbarschaftshilfe für die selbstlose die rätselhaften Linien und Figuren in der IAH, Kampf gegen den § 218. Unterstützung älterer Bürger. Wüste von Nazca, in denen er „das größte Empfehlung für: Dresden-Neustadt, 1932 Landesleiterin der IAH in Halle- Astronomiebuch der Welt“ vermutete. Dresden-Plauen, Campusgelände Merseburg. Empfehlung für: Dresden-Johannstadt, ab 1946 Beginn der Vermessungsarbei- TU Dresden Delegierte beim 8. Weltkongress der IAH. Dresden-Striesen ten in der Pampa von Nazca. 1933 Verbot der IAH aufgrund der vom 26 27 Richter, Etha Sender, Tony Bildhauerin und Zeichnerin (Zippora, Sidonie) 04.02.1883 Dresden Politikerin 12.03.1977 Dresden 29.11.1888 Biebrich am Rhein Grab auf dem Tolkewitzer Friedhof 26.06.1964 New York

Die Dresdner Bildhauerin Etha Richter gilt 1920–1929 Neben ihrer künstlerischen Tony Sender zählt zu einer der bemerkens- 1928 Redakteurin der „Frauenwelt“, als „die erste Tierbildnerin Deutschlands“. Arbeit gab sie Unterricht in Zeichnen als wertesten deutschen Politikerinnen ihrer einer Illustrierten der SPD – mit Hilfe der Der Weg der Künstlerin begann im Zoologi- Lehrerin an der von Edmund Kesting gelei- Zeit, die sich sowohl für die Gleichstellung Zeitschrift wollte sie den Arbeiterinnen und schen Garten in Dresden, wo sie als Auto- teten Kunstschule „Der Weg“. der Frau als auch für Frieden und Völker- Müttern Unterstützung geben bei dem Weg didaktin erste Arbeiten schuf. Gefördert 1927 Heirat mit dem Veterinär Prof. Dr. verständigung einsetzte. Bevor sie sich in aus ihrer politisch unmündigen Abseitsstel- durch ihren Mann, Prof. Hans Richter, als Hans Richter. der internationalen Politik etablierte, u. a. lung. Veterinär und Tieranatom tätig, sowie durch 1934–1941 Gastprofessur an der Vete- bei der Menschenrechtskommission der 1933 Emigration in die Tschechoslowa- Georg Treu und Robert Diez, konnte sie ihre rinärmedizinischen Fakultät der Universität UNO, wirkte sie in den 20er Jahren als kei und nach Belgien. Kenntnisse weiter vertiefen. Erste anatomi- Ankara für Tierzeichnen. Reichstagsabgeordnete der SPD für Dres- 1935 Im amerikanischen Exil arbeitete sche Studien fertigte sie, als einzige weib- ab 1941 Beteiligung an großen Ausstel- den und Bautzen. Aufgrund ihrer Leis- sie in jüdischen Organisationen und im liche Hörerin, an der Dresdner Tierärzte- lungen u. a. in Berlin, München, Dresden. tungen zur Gleichberechtigung der Frau „German Council for the Liberation of Ger- schule an. „Ihre Werke offenbaren ein tiefes 1945 Im Februar 1945 verlor sie ihr stiftete die Stadt Frankfurt am Main 1992 many from Nazism“. Verhältnis zur Natur und zärtliche Liebe zum Atelier in der Eisenstuckstraße und nahezu den „Tony Sender Preis“. 1941 Vorstandsmitglied im „German Tier, das sie mit sparsamsten Mitteln und 500 ihrer Arbeiten. Council for the Liberation of from 1910 Eintritt in die Sozialistischen Partei tiefem seelischen Empfinden zur Darstel- Bis zu ihrem Tod wohnte sie auf der Bors- Nazism“ und im „Association of Free Ger- (SFIO) in Paris. lung brachte.“ (Gert Claußnitzer, 1983) bergstraße 11. mans“. In Wahlkampfauftritten rief sie zum Engage- In Dresdner Künstlerkreisen anerkannt, 1946–1963 Dozentin für Zeichnen und seit 1944 Angehörige der „Kommission ment für internationale Abrüstung und verkehrte sie vor allem mit Ernst Barlach Plastik an der Volkshochschule Dresden. zur Rechtsstellung der Frau“ sowie der Völkerverständigung auf. und Käthe Kollwitz. 1968 ernannte man sie Erteilung von Privatunterricht. Menschenrechtskommission der UNO. ab 1910 Mitglied der Sozialdemokra- zum Ehrenmitglied des „Verbandes Bilden- 1947 Fertigung des „Käthe-Kollwitz- ab 1945 Vertreterin des Gewerkschafts- tischen Partei (SPD). der Künstler“. Reliefs“ am Gedenkstein in Moritzburg. dachverbandes „American Federation of 1917 Gründungsmitglied der Unabhän- Ein Teil ihrer einzigartigen Tierplastiken 1968 Ehrenmitglied des „Verbandes Labour“ (AFL). Mitglied im „Internationalen gigen Sozialdemokratischen Partei Deutsch- wurde von der Skulpturensammlung bzw. Bildender Künstler“. Bund Freier Gewerkschaften“ (IBFG) bei lands (USPD). dem Kupferstichkabinett in Dresden aufge- den Vereinten Nationen. Empfehlung für: Dresden-Blasewitz, 1919 Generalsekretärin im Vorstand des kauft. Weitere ihrer Werke befinden sich ab 1949 Jahrelange Bemühungen, um Dresden-Plauen, Dresden-Strehlen, Arbeiter- und Soldatenrates in Frankfurt heute in Chemnitz und Riga. auf die Problematik der Zwangsarbeitslager Umgebung Dresdner Zoo am Main, Stadtverordnete. in der Sowjetunion öffentlich aufmerksam vor 1920 Das Studium an der Kunstaka- ab 1919 Chefredakteurin der USPD- zu machen. demie in Dresden blieb ihr verwehrt, statt- Zeitung „Volksrecht“. 1988 Ausstellung „100 Jahre Tony Sen- dessen besuchte sie als erste weibliche 1924 SPD-Reichstagsabgeordnete für der“ in Wiesbaden-Biebrich. Hörerin Vorlesungen an der Tierärztlichen Dresden und Bautzen – Arbeitsgebiete Zoll- Hochschule Dresden. und Handelspolitik. Empfehlung für: Dresden-Altstadt 28 29 Stritt, Marie, Thiess-Böttner, Inge geb. Bacon Malerin, Grafikerin, Puppengestalterin Frauenrechtlerin 25.11.1924 Dresden 18.02.1855 Schässburg/Siebenbürgen 10.03.2001 Dresden (heute Sighisoara/ Rumänien) 16.09.1928 Dresden

Fast 40 Jahre lebte Marie Stritt in Dresden. 1896 Mitinitiatorin der Protestkampagne Nie wollte die in Dresden lebende Inge ab 1951 Freischaffende Künstlerin in In dieser Zeit entwickelte sie sich von einer „Frauen-Landsturm“. Thiess-Böttner etwas anderes werden als Dresden; neben dem eigenen künstleri- unpolitischen Schauspielerin zu einer enga- ab 1896 Mitglied im Vorstand des „Bun- Künstlerin. Ihre erste Lehrerin war die Tier- schen Schaffen war sie tätig in der Werbe- gierten, politisch handelnden Funktionärin. des Deutscher Frauenvereine“ (BDF). bildhauerin Etha Richter, der sie lebenslang gestaltung für Messen und Ausstellungen. 1894 gründete sie den „Rechtsschutzverein 1899–1910 Vorsitzende des BDF. freundschaftlich verbunden blieb. An der Sie arbeitete für Theater, Film und Fern- für Frauen“, der für die rechtliche Gleichstel- 1910 Wegen ihres kompromisslosen Ein- Kunstakademie in Dresden lernte sie den sehen, u. a. als Regieassistentin im DEFA- lung der Frau in Ehe und Beruf eintrat und satzes gegen den § 218 wurde, auf Bestre- Umgang mit Farben und bei Lachnit das Studio von Dresden. mittels Beratungstätigkeit die Benachteili- ben der konservativen Mehrheit, anstelle konstruktive Gestalten von Flächen. Als Erfinderin der Puppenfiguren „Flax“ und gung der Frauen zu verhindern versuchte. von Marie Stritt Gertrud Bäumer zur neuen „Form ohne Inhalt“ geriet sie damit ins Kreuz- „Krümel“. Dieser Verein mit Sitz auf der Vitzthumstraße Vorsitzenden des BDF gewählt. feuer der Formalismusdebatte. Doch auch Kostüm- und Maskenbildnerin am „Theater 7 war der erste seiner Art und wurde zum Herausgabe des „Centralblattes des BDF“. ohne Diplom arbeitete sie künstlerisch wei- der Jungen Generation“, Dozentin an der Vorbild für zahlreiche Vereine mit vergleich- 1911–1922 Leiterin des „Deutschen Ver- ter. Aus einem Keller-Atelier entstand in der Spezialschule für Textilgestaltung. baren Zielen in ganz Deutschland. Als Stadt- bandes für Frauenstimmrecht“. DDR ab 1957 die erste inoffizielle „Galerie ab 1957 Organisation von Ausstellungen rätin für die Deutsche Demokratische Partei 1918 Mitgründerin des „Stadtbundes Stiefmütterchen“, die für Kenner der Kunst- zur Dresdner Kunst im eigenen Atelier. (DDP) brachte sich die auf dem Seidnitzplatz Dresdner Frauenvereine“. szene bald zu einer bekannten Adresse 1970–1983 Tätigkeit in der Abgusswerk- und später auf der Reißiger-Straße lebende 1919 Angehörige des erweiterten Bun- wurde. statt der Staatlichen Kunstsammlungen Marie Stritt aktiv in die Kommunalpolitik von desvorstandes des BDF. Erst 40 Jahre später sollten ihre Arbeiten Dresden. Dresden ein. nach 1919 Vorstandsmitglied im „Landes- öffentliche Anerkennung und Würdigung 1980 Erste konstruktive Schablonen- verband Sächsischer Frauenvereine“ – erfahren. abdrucke gefertigt. 1877 Mitgründerin des „Allgemeinen Schwerpunkte ihres Wirkens waren hier der 1983–1986 Restauratorin der Skulpturen- Deutschen Frauenvereins – Staatsbürgerin- 1940 Bekanntschaft mit Etha Richter. Kampf um die rechtliche Gleichstellung von und der Puppentheater-Sammlung in Dres- nenverband“ (ADF), der für das Frauen- 1943–1944 Besuch der privaten Dresd- Frauen und unehelichen Kindern. den. wahlrecht, für die Möglichkeit politischer ner Malschule von Simonson-Castelli. 1919–1922 Stadträtin in Dresden für die ab 1986 Beständige Erweiterung ihres Betätigung und für die Zulassung der 1944 Studium der Malerei an der Dresd- Deutsche Demokratische Partei (DDP). bildkünstlerischen Spektrums, z. B. um Frauen zum Universitätsstudium eintrat. ner Kunstakademie. 1925 Vorsitzende des „Stadtbundes Fotografie und Keramik. 1893 Entstehung der ersten Ortsgruppe 1945–1947 Privatschülerin bei Ernst Dresdner Frauenvereine“. 2000 Grafikpreis der Dresdner Bank des ADF in Dresden. Hassebrauk. Chemnitz I. Klasse. 1894 Aus dieser Ortsgruppe des ADF Empfehlung für: Dresden-Altstadt, Trümmerfrau an der Dresdner Kunstakade- heraus entstand der „Rechtsschutzverein zentrale Plätze mie. Empfehlung für: Dresden-Altstadt, für Frauen“ – u. a. Kampf gegen die ehe- 1949 Fortsetzung des Studiums bei Karl Dresden-Striesen, Dresden-Briesnitz und arbeitsrechtliche Benachteiligung von Rade und Wilhelm Lachnit an der Hoch- Frauen. schule für Bildende Künste Dresden. 30 31 Tiburtius, Dr. med. Franziska Ulich-Beil, Dr. Else Ärztin Regierungsrätin, Landtagsabgeordnete, 24.01.1843 Bisdamitz auf Rügen Leiterin der Staatlichen 05.05.1927 Berlin Wohlfahrtsschule Hellerau 30.08.1886 Elberfeld 04.05.1965 Berlin

Franziska Tiburtius war zusammen mit ihrer 1878–1907 Mitbegründerin und leitende Die seit 1920 in Dresden lebende Else Ulich- anerkannten Wohlfahrtsschulen. Kollegin Dr. Emilie Lehmus die erste deut- Ärztin der ersten Poliklinik Deutschlands für Beil war nicht nur eine der ersten Frauen, die ab 1921 Mitwirkung im „Staatsbürgerin- sche Ärztin mit einer eigenen Praxis. Ihre minderbemittelte Frauen in Berlin, als ein sich nach der Liberalisierung der deutschen nen-Verband“ als dessen zweite Vorsit- außergewöhnliche Laufbahn begann im Gemeinschaftsprojekt mit der ersten deut- Universitäten in die Hörsäle begab, sondern zende, im BDF-Vorstand und im „Weltbund ausgehenden 19. Jahrhundert an der Uni- schen Zahnärztin Dr. Henriette Hirschfeld- sie setzte sich auch souverän für die Rechte für Frauenstimmrecht“, Ortsgruppe Dres- versität von Zürich als erste deutsche Frau, Tiburtius, geb. Pagelsen. der Frau und für Frauenbildung ein. Im Na- den. die für das Studienfach Medizin immatriku- ab 1881 Gründung einer Pflegeanstalt tionalsozialismus sprach sie sich öffentlich 1929 Mitarbeit im Vorstand des „Lan- liert wurde. Nach ihrer Promotion arbeitete für minderbemittelte Frauen. für Demokratie und Freiheit aus. Ihre großen desverbandes der Sächsischen Frauen- sie als Volontärärztin an der Dresdner Frau- Vertrauensärztin bei größeren Lebensver- Verdienste vor allem auf sozialpolitischem vereine“. enklinik, eine Berufsausübung ohne Appro- sicherungsgesellschaften. Gebiet hinterließen auch in Dresden deut- Übernahme der Leitung der privaten „So- bation war hier jedoch aussichtslos. Lehramtstätigkeit am Viktoria Lyzeum. liche Spuren. zialen Frauenschule“ von Dr. Lotte Schurig In ihrem neuen Wohnort Berlin gehörte 1894 Aus der Poliklinik entstand die in Dresden-Hellerau, die unter ihrer Leitung 1914 Verwaltungsdirektorin der Hoch- sie zu den Mitbegründerinnen der ersten „Privatklinik weiblicher Ärzte“ zur statio- in eine staatliche Wohlfahrtsschule für schule für Frauen in Leipzig. Poliklinik für Frauen. Als Wegbereiterin des nären Behandlung von Patientinnen. Frauen und Männer umgewandelt wurde. 1915 Aufbau des Forschungsinstituts für „Ärztinnenstandes“ setzte sie sich für die 1900 Errichtung der „Franziska-Tibur- Delegierte beim Völkerbund, Vorstands- Kultur- und Universalgeschichte an der Uni- Entwicklung des Frauenstudiums ein. Seit tius-Stiftung“. mitglied des BDF und des ADF. versität Leipzig. 1908 waren Frauen in Preußen an den Uni- 1904 Vortrag über „Die Stellung der Ärz- 1933 Auflösung der Hellerauer Schule, 1917 Berufung zur Leiterin des Frauen- versitäten zugelassen. tinnen in Deutschland“ auf dem „Inter- des BDF und des ADF. referats beim Kriegsamt Leipzig – u. a. nationalen Frauenkongreß“ in Berlin. 1947 Leitung des neugegründeten 1860–1867 Gouvernante und Hauslehre- organisierte sie für über 10.000 sächsische 1907 Pensionierung. „Staatsbürgerinnen-Verbandes“. rin auf Gutshöfen in Vorpommern. Frauen Arbeitsplätze. 1923 Veröffentlichung „Erinnerungen 1952 Wechsel in den Vorsitz des „Deut- 1868 Lehrerinnenexamen in Stralsund. 1918 Abgeordnete der Deutschen Demo- einer Achtzigjährigen“. schen Frauenrings“ – Engagement für 1870–1871 Erzieherin und Lehrerin in kratischen Partei (DDP) im Landtag. Im Par- Flüchtling und Vertriebene. einem Mädchenpensionat in London. Empfehlung für: Dresden-Johannstadt, lament setzte sie sich für die Verbesserung 1956 Auszeichnung mit dem Großen 1871–1876 Medizinstudium und Promo- Gelände Universitäts-Klinikum der Stellung der Frau im Beruf und für eine Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk. tion in Zürich. fortschrittliche Sozialpolitik ein. 1961 Veröffentlichung ihrer Lebens- 1876 Volontärärztin in Dresden an der 1920 Regierungsrätin für Soziales im erinnerungen unter dem Titel „Ich ging königlichen Entbindungsanstalt und Frauen- Sächsischen Innenministerium in Dresden. meinen Weg“. klinik bei Franz von Winckel. Unter ihrer Leitung entstanden das Landes- 1876–1907 Praxiseröffnung im Berliner amt für Wohlfahrtspflege, Mütterberatungs- Empfehlung für: Dresden-Hellerau, Arbeiterviertel Prenzlauer Berg gemeinsam stellen, einheitliche Ausbildungspläne und Dresden-Altstadt, zentrale Plätze mit Dr. Emilie Lehmus. Prüfungsordnungen für die drei staatlich 32 33 Wehnert-Beckmann, Bertha, Werl, Dr. Elisabeth geb. Beckmann Kirchenhistorikerin, Lehrerin Fotografin 07.4.1898 Annaberg 25.01.1815 Cottbus 28.6.1983 Dresden 06.12.1901 Leipzig

Die Anfänge ihrer Karriere als Fotografin Atelier auf der Burgstraße in Leipzig. Elisabeth Werl gilt als eine der besten Ken- 1938 Die Sächsische Kommission für sind in Dresden zu suchen. Hier traf sie 1847 Alleinige Weiterführung des Ge- nerinnen der sächsischen Reformations- Geschichte betraute sie nebenberuflich mit ihren zukünftigen Mann, der sie in das schäftes nach dem Tod ihres Mannes und geschichte. Wie kaum ein anderer Reforma- der Fortsetzung der von Felician Geß be- neuartige fototechnische Kolorierverfahren Geschäftspartners. tionshistoriker widmete sie sich der syste- gonnenen Herausgabe der „Akten und einwies. Als erste Berufsfotografin eröffnete 1849–1851 Bildungsreise durch die USA. matischen Quellenerschließung. Viele Jahre Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von sie drei Jahre später in Leipzig ein Atelier. Eröffnung eines eigenen Ateliers in New unterrichtete die Kirchenhistorikerin zudem Sachsen“. Ihre beeindruckendsten Werke sind ihre York. Das „American Institute in New York“ als Schulpädagogin in Plauen und Dresden. ab 1944 Lehrerin für Geschichte, Deutsch Kinderporträts sowie die Fotografien in der verlieh ihr ein „Diplom für besondere Ver- Während ihrer Zeit als Katechetin des Kreuz- und Religion in Dresden. neuartigen Kollodiumtechnik mit Glasnega- dienste um die Porträtphotographie“. chores in Dresden veröffentlichte sie zahl- 1947 Tätigkeit im kirchlichen Dienst. tiven, die eine unbegrenzte Anzahl von Ab- 1866 Umzug in ein repräsentatives Foto- reiche Schriften, die sich mit der Reforma- ab 1951 Mitarbeit in der Arbeitsgemein- zügen zulässt. Ihre Offenheit für technische atelier in Leipzig auf der Elsterstraße, in tion und deren Folgen auseinander setzten. schaft für Sächsische Kirchengeschichte. Innovationen, ihr Unternehmungsgeist und dem sie mehrere Mitarbeiter beschäftigte. In der Arbeitsgemeinschaft für Sächsi- Unvergessen bleiben ihre Vorträge auf den ihr Geschick in der Anwendung moderner Ihr Atelier zählte zu einer der renommierte- sche Kirchengeschichte war sie seit dem Jahrestagungen in Meißen zu Herzogin Werbe- und Verkaufsstrategien, machten sten Adressen vornehmer Leipziger Bürger. Wiederbeginn 1951 unter Franz Lau mit Vor- Sidonia sowie in Rochlitz zu Herzogin Elisa- sie als Fotografin einzigartig. 1883 Pensionierung. trägen und ungestilltem Interesse bis zu beth. Erst im Alter von 68 Jahren gab sie ihr ihrem Tod eine sehr geschätzte Teilnehmerin. bis 1966 Katechetin des Dresdner Kreuz- Empfehlung für: Dresden-Niedersedlitz Fotoatelier auf. Heute befindet sich der chores. 1915–1919 Besuch des Staatliches Leh- Nachlass von Bertha Wehnert-Beckmann Neben der Lehramtstätigkeit setzte sie ihre rerinnenseminars in Dresden. im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig. Forschungsarbeiten fort, schrieb u. a. über ab 1919 Volksschullehrerin in Plauen und die Wettiner zur Reformationszeit, über ab 1839 Haarklöpplerin in Dresden. Weischlitz. Martin Luther, Peter von Dresden und die 1840 Bekanntschaft mit ihrem zukünfti- 1930–1936 Studentin der Geschichte, Familie von Einsiedel. gen Mann, der sie als Daguerreotypistin Germanistik, Französisch, Philosophie so- ausbildete. wie Theologie in Leipzig. Empfehlung für: Dresden-Altstadt Atelier in Dresden. Ablegung des Staatsexamens für das 1843 Als erste Berufsfotografin Deutsch- höhere Lehramt. lands eröffnete sie ein eigenes Fotoatelier – 1937 Dissertation zum Thema „Jugend Spezialisierung auf Porträtfotos. in Hessen und Ehezeit am sächsischen Hof 1845 Erhalt einer offiziellen Gewerbe- in Dresden“ als Teil 1 ihrer umfangreichen erlaubnis in Form einer „Schutzkarte“, ver- Darstellung über die Herzogin Elisabeth von geben durch den Rat der Stadt Leipzig. Sachsen. Heirat. 1936–1938 Schuldienst in Plauen. 34 35 6 Danksagung 7 Bildnachweis, Quellen- und Literaturverzeichnis

Der besondere Dank der Gleichstellungs- Bilder Bild 8: Hildegard Resch beauftragten für Frau und Mann und des (Mit freundlicher Genehmigung von Frauenstadtarchivs Dresden gilt: Titelbild: Einweihung der Marie-Hankel- Dr. Wolfgang Jahn) Straße, 23. August 2003 Verein zur Erforschung der Dresdner (Foto: Milou H. Obrecht) Bild 9: Etha Richter Frauengeschichte e.V. (Foto: Sächsische Landesbibliothek – Bild 1: Charlotte Basté Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden, Arbeitsgemeinschaft Straßennamen (Foto: Sächsische Landesbibliothek – Abteilung Deutsche Fotothek, Aufnahme Milou H. Obrecht Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden) Christian Borchert) Nicole Gehlsdorf und Franzisca Weber Bild 2: Antonia Dietrich Bild 10: Marie Stritt (Foto: Sächsische Landesbibliothek – (Foto: Sächsische Landesbibliothek – Sächsische Landesbibliothek – Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden) Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden) Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Bild 3: Lea Grundig Bild 11: Inge Thiess-Böttner Verein „Dr. Maria Reiche – (Mit freundlicher Genehmigung von (Mit freundlicher Genehmigung von Linien und Figuren der Nazca-Kultur Ursula Goldhammer) Werner Lieberknecht) in Peru“ e.V. Bild 4: Ester von Kirchbach Bild 12: Else Ulich-Beil „Louise-Otto-Peters-Gesellschaft“ e.V., (Mit freundlicher Genehmigung von (Foto: Sächsische Landesbibliothek – Leipzig Sieger von Kirchbach, Pfarrer i. R.) Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden) Anneliese Feurich Bild 5: Eva von der Osten Quellen Ursula Goldhammer (Foto: Sächsische Landesbibliothek – Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden) „Biographische Sammlungen“ des Dr. Wolfgang Jahn Bild 6: Louise Otto-Peters Vereins zur Erforschung der Dresdner Sieger von Kirchbach (Mit freundlicher Genehmigung der Frauengeschichte e.V., Stadtarchiv Dres- den, 13.57. Werner Lieberknecht „Louise-Otto-Peters-Gesellschaft“ e.V., Leipzig) Iris Schilke Literatur Bild 7: Maria Reiche Dietrich Schulze (Mit freundlicher Genehmigung des Vereins Dittrich, Christian: Eine Wiederent- deckung: Hilde Rakebrand, die Malerin, Karin Weber „Dr. Maria Reiche – Linien und Figuren der Nazca-Kultur in Peru“ e.V.) Dresden 1991. 36 Dresdner Geschichtsverein e.V.: Caro- Landeshauptstadt Dresden, line, Berta, Gret und die anderen – Frauen Gleichstellungsbeauftragte für Frau und und Frauenbewegung in Dresden, Heft 62 Mann: Straßennamen in Dresden – (2/200), Dresden 2000. Reine Männersache?, Studie 2002. Fasshauer, Michael: Das Phänomen Lang, Lothar: Begegnungen im Atelier, Hellerau, Die Geschichte der Gartenstadt, Berlin 1975. Dresden 1997. Nagelschmidt, Ilse; Ludwig, Johanna Giesecke, Una; Igel, Jayne-Ann: (Hrsg.): Louise Otto-Peters, Politische Von Maria bis Mary, Frauengeschichten Denkerin und Wegbereiterin der deutschen aus der Dresdner Neustadt, 2. erw. Aufl., Frauenbewegung, Dresden 1996. Dresden 1999. Neef, Sigrid: Das Theater der HATiKVA e.V. (Hrsg.): Spurensuche – Ruth Berghaus, Berlin 1989. Juden in Dresden, Hamburg 1995. Schauer, Gustav (Hrsg.): Album des Hildebrandt, Irma: Provokationen zum königlichen Schauspiels und der Tee: 18 Leipziger Frauenporträts, königlichen Oper zu Berlin, Berlin 1858. München 1998. Steen, Jürgen: Tony Sender 1888–1964, von Kirchbach, Arndt: Lebens- Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin, erinnerungen, Teil IV (1927–1939), Frankfurt am Main 1992. Ebersbach 1985. Uhlitzsch, Joachim: Kunst im Aufbruch, Klimpel, Volker: Berühmte Dresdner, Dresden 1918–1933, Dresden 1980. Historisch-Biographisches Handbuch Verein zur Erforschung der Dresdner bedeutender Persönlichkeiten geboren in Frauengeschichte e.V. (Hrsg.): Dresden, Dresden 2002. Frauengestalten, Menschengestalten: Koch, Marlies; Schilke, Iris: Frauen Schauspielerinnen in Dresden, in Dresden, Dokumente, Geschichten, Dresden 2001. Porträts, Dresden 1994. Verein zur Erforschung der Dresdner Köhler-Lutterbeck, Ursula; Siedentopf, Frauengeschichte e.V. (Hrsg.): CD-Rom Monika: Lexikon der 1000 Frauen, Dresdner Frauenlexikon, Dresden 2002. Bonn 2000. Wildberg Bodo: Das Dresdner Hof- Kohut, Dr. Adolph: Das Dresdner theater in der Gegenwart, Biographien und Hoftheater in der Gegenwart, Dresden und Charakteristiken, III. Ausgabe, Dresden Leipzig 1888. und Leipzig 1902. Krause, Rolf: Erna Lincke, Waldo Köhler, Rolf Krause, Dresden 1978. Landeshauptstadt Dresden: Statistische Information, Straßenverzeichnis 2001.