soFid Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst

Kultursoziologie + Kunstsoziologie

2010|1 Kultursoziologie + Kunstsoziologie Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie

Band 2010/1

bearbeitet von Maria Zens

GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2010 ISSN: 0176-442x Herausgeber: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften bearbeitet von: Maria Zens Programmierung: Siegfried Schomisch Druck u. Vertrieb: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in

Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt.

© 2010 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Ein- willigung des Herausgebers gestattet. Inhalt

Vorwort ...... 7

Sachgebiete 1 Kultursoziologie 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze...... 9 1.2 Kulturgeschichte...... 34 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel...... 48 1.4 Lebensstile, Werte, Normen...... 62 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde...... 74 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik...... 91 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur...... 102 1.8 Kulturelle Identität...... 115 1.9 Politische Kultur...... 139 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur...... 157 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien...... 161 2 Kunstsoziologie 2.1 Allgemeines...... 170 2.2 Literatur...... 180 2.3 Bildende Kunst, Musik...... 184 2.4 Theater, Film, Fotografie...... 193

Register

Hinweise zur Registerbenutzung...... 205 Personenregister...... 207 Sachregister...... 213 Institutionenregister...... 231

Anhang

Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...... 239 Zur Benutzung der Forschungsnachweise...... 239

soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 7 Vorwort

Vorwort zum soFid „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“

GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jähr- lich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden.

Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Da- tenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (For- schungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS).

Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeit- schriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Stand- ort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments.

Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschspra- chigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur Verfügung.

Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungs- nachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verän- dern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz ab- gebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktuali- sierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.

* * *

Der sozialwissenschaftliche Fachinformationsdienst „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ spie- gelt den Stand der wissenschaftlichen Diskussion in beiden Gebieten wider.

Ausgehend von dem Ansatz, dass Kultur inhärenter Bestandteil des sozialen Geschehens ist, be- schäftigt sich das Kapitel Kultursoziologie neben allgemeinen, theoretischen Ansätzen und kultur- geschichtlichen Fragen recht breit mit einzelnen kulturellen Inhalten. In den Gliederungspunkten „Lebensstile, Werte, Normen“, „Kulturelle Identität“ und „Politische Kultur“ wird die wechselsei- tige Durchdringung von Kultur und aktuellster Gesellschaftsentwicklung am deutlichsten. 8 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 Vorwort

Bei der inhaltlichen Bearbeitung werden Nachweise aufgenommen, die eindeutig dem Themen- komplex zuzuordnen sind oder wichtige kultursoziologische Aspekte haben. Deshalb sind Über- schneidungen zu einzelnen Kapiteln anderer soFid-Dienste nicht zu vermeiden. Im Gliederungs- punkt „Kommunikation/Massenmedien/neue Medien“ sind Überschneidungen zu einzelnen Kapi- teln des soFid „Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien - Sprache“ mög- lich. Gleiches gilt für den Dienst „Sozialpsychologie“, in dem ein Kapitel zu „Einstellung, Wahr- nehmung und Verhalten“ existiert. Arbeiten und Projekte zu diesem Schwerpunkt weisen häufig kultursoziologische Aspekte auf, die eine Aufnahme in einen Gliederungspunkt des Dienstes „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ rechtfertigen. Die soFid's „Osteuropaforschung“ und „Ge- sellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern“ als Querschnittsdienste verfügen jeweils über ein Kapitel zu „Kultur, Kunst, Medien“ mit speziellem geographischen Bezug zu den Länder Osteuropas bzw. den neuen Bundesländern.

Das Kapitel Kunstsoziologie erfasst allgemeine Betrachtungen über Kunst sowie Nachweise zu den einzelnen Kunstdisziplinen.

Der soFid „Kultur- und Kunstsoziologie“ kann keine vollständige Bibliographie der Fachdisziplin sein. Bei der Vielzahl von Veröffentlichungen und Forschungsprojekten ist dies nicht im Rahmen der soFid-Reihe realisierbar. Der vorliegende Dienst will ein vielfältiges und anregendes Nach- schlageinstrument für die Profession sein.

soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 9 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

1 Kultursoziologie

1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

[1-L] Abels, Heinz: Wirklichkeit: über Wissen und andere Definitionen der Wirklichkeit, über uns und Andere, Fremde und Vorurteile, (Hagener Studientexte zur Soziologie), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 306 S., ISBN: 978-3-531-16773-2

INHALT: Berger und Luckmann vertreten die These, dass eine Gesellschaft vor allem durch ge- meinsames Wissen zusammengehalten wird. In diesem Zusammenhang geht der Verfasser der Frage nach, wie sich das gemeinsame Wissen aufbaut, wie es 'wirklich' wird und wie sich subjektives Wissen herausbildet. Daraus folgt, dass Wirklichkeit als gesellschaftliche Kon- struktion angesehen wird und die Dinge erst durch die Interaktion zwischen den Individuen Bedeutung erlangen und somit eine symbolische Wirklichkeit schaffen. Nach einem Über- blick über soziologische Ansätze über den Zusammenhang zwischen Wissen und Wirklich- keit sowie soziales Handeln erörtert der Verfasser Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt sowie die Rolle der Institutionen als gesellschaftliche Regularien. Subjektive und symboli- sche Wirklichkeit werden durch die Beispiele Ethnozentrismus, Begegnung mit fremden Kul- turen, Triebabfuhr und Vorurteil verdeutlicht. Die Entstehung von Vorurteilen zeigt der Ver- fasser anhand des Aufsatzes 'Die Hexenverfolgung von Salem Ende des 17. Jahrhunderts' von Benita und Thomas Luckmann (1983) auf. (ICC)

[2-F] Baecker, Dirk, Prof.Dr.rer.soc. (Bearbeitung); Baecker, Dirk, Prof.Dr.rer.soc. (Leitung): Katjekte

INHALT: Es handelt sich um ein Forschungsprojekt, das die andernorts ("Studien zur nächsten Gesellschaft", 2007) aufgestellte These, die "Form" selber sei die Kulturform der nächsten, der nicht mehr modernen Gesellschaft, ausarbeitet. Die Form, im Anschluss an George Spencer-Brown verstanden als Zweiseitenform der Unterscheidung, ermöglicht die Verarbei- tung des von mitkommunizierenden Rechnern produzierten Sinnüberschusses der Gesell- schaft, indem die Errechnung des jeweils nächsten Schrittes (einer Kommunikation, eines Handelns, eines Erlebens) in den implizierten und zugleich auf Abstand gehaltenen ("negier- ten") Kontext des somit eingeschlossenen Ausschlusses anderer Möglichkeiten gesetzt wird. Ausgehend von einer Physik der Spannung zwischen Ich und Du, zwischen Selbstreferenz und Fremdreferenz, wird der Grundgedanke einer Mehrseitenform der Unterscheidung lo- gisch, mathematisch, kybernetisch, hermeneutisch, rhetorisch, semiotisch und poetisch entfal- tet. Die Tradition eines Nachdenkens über Objekte und Subjekte ergänzend und unterlaufend, geht es in diesem Projekt um Katjekte, das heißt um Kategorien, die autologisch von Netz- werken generiert werden, die auf sie zurückgreifen, um sich zu reproduzieren. VERÖFFENTLICHUNGEN: Baecker, Dirk: Network society. in: Overgaard Lehmann, Niels; Qvortrup, Lars; Kampmann Walther, Bo (eds.): The concept of the network society: post-on- tological reflections. Kopenhagen: Samsfundslitteratur Pr. 2007, pp. 95-112.+++Baecker, Dirk: The network synthesis of social action I: towards a sociological theory of next society. in: Cybernetics and Human Knowing (ISSN 0907-0877), vol. 14, 2007, no. 4, pp. 9-42.+++ 10 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

Baecker, Dirk: The network synthesis of social action II: understanding catjects. in: Cyberne- tics and Human Knowing (ISSN 0907-0877), vol. 15, 2008, no. 1, pp. 45-65. ART: BEGINN: 2007-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, De- partment communication & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1300, Fax: 07541-6009-1399, e-mail: [email protected])

[3-L] Bratosin, Stefan: La concertation dans le paradigme du mythe: de la pratique au sens, Bern: P. Lang 2007, 268 S., ISBN: 978-3-03911-459-7

INHALT: Der Autor widmet sich der in der französischen Kommunikationswissenschaft und Or- ganisationstheorie bisher unerforschten Frage nach der Abstimmung als symbolischer Form kollektiven Handelns. Im Rahmen einer Neuinterpretation von Ernst Cassirers Theorie der symbolischen Formen entfaltet er seine epistemologische Annäherung an die Thematik auf drei Ebenen: Die Abstimmung wird erstens als eine spezifische Methode des Denkens reflek- tiert, zweitens als bedeutendes Produkt der Interpretation untersucht und drittens - auf prakti- scher Ebene - als Objekt der Mediation und als Instrument für die Konstruktion der sozialen Wirklichkeit aufgefasst. Der Autor analysiert eingehend die soziopolitischen, institutionellen und kulturellen Voraussetzungen für die in demokratischen Gesellschaften unumgänglichen Abstimmungen. Er zeichnet die Wege vom Konzept zur Methode und von der Methode zur Anwendung nach. Im Mittelpunkt stehen die repräsentativen Formen des Wissens, die Er- kenntnisweisen des Verstehens und der Beteiligung als einer Form der Interpretation, wie der Autor insbesondere anhand der Hermeneutik bei Paul Ricoeur zeigt. Das Ziel ist ein tieferes Verständnis der Methode der Abstimmung und ihrer Anwendung in der Praxis entlang der Fragen nach der Technik ("das "Wie"?), dem Menschen (das "Wer?") und dem Vollzug (das "Was?"). (ICI)

[4-L] Buschkühle, Carl-Peter; Duncker, Ludwig; Oswalt, Vadim (Hrsg.): Bildung zwischen Standardisierung und Heterogenität: ein interdisziplinärer Diskurs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 237 S., ISBN: 978-3-531-16800-5

INHALT: "Heterogenität und Standardisierung bilden in der aktuellen bildungspolitischen Dis- kussion ein extremes Spannungsfeld: Auf der einen Seite ist gesellschaftlich eine - noch im- mer - wachsende Differenzierung und Pluralisierung zu verzeichnen, während gleichzeitig Standardisierungen im Bildungswesen zur Lösung des identifizierten Kernproblems 'Leis- tungsheterogenität' entwickelt werden. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes konfron- tieren in ihren Beiträgen das aktuelle Bildungsgeschehen mehrdimensional mit Widersprü- chen und verschiedenen Interpretationszugängen und geben Antworten auf die Frage: Steht das Bildungssystem vor einer neuen Zerreißprobe?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort der Herausgeber (7-9); Wolfgang Sander: Wie standardisierbar ist Bildung? Chan- cen und Probleme von Bildungsstandards in Deutschland (11-33); Rudolf Sträßer und Claudia von Aufschnaiter: Vom Bildungskanon zu den Bildungsstandards. Assoziationen eines Ma- thematikdidaktikers mit Zwischenbemerkungen einer Physikdidaktikerin (35-51); Wolfgang soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 11 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

Hallet: Literature and Literacies: Literarische Bildung als Paradigma für Standardisierung, Differenz und Heterogenität (53-80); Georg Friedrich: Bildungsstandards für den Sportunter- richt. Ein Lagebericht im Hinblick auf einen heterogenen Bildungsbereich (81-95); Swantje Ehlers: Heterogenität und Literalität (97-118); Carl-Peter Buschkühle: Künstlerische Bildung in heterogener Kultur (119-144); Franz Josef Bäumer: Verschieden sein - verschieden wer- den. Aufgaben und Ziele religiösen Lehrens und Lernens in der Schule (145-165); Vadim Os- walt: Historisches Lernen zwischen Heterogenität und Standardisierung (167-192); Peter Gansen: Chancenungleichheit von Anfang an. Heterogenität in der frühen Kindheit als bil- dungspolitische und pädagogische Herausforderung (193-214); Ludwig Duncker: Bildung und Heterogenität. Zerreißproben für das Bildungssystem (215-236).

[5-L] Cappai, Gabriele: Kultur und Methode: über die Relevanz rekonstruktiver Verfahren für die Erforschung fremdkultureller Lagen, in: Sociologia Internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 46/2008, H. 2, S. 131-159 (Standort: USB Köln(38)- XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.atypon-link.com/DH/doi/abs/10.3790/sint.46.2.131)

INHALT: "Die westliche sozialwissenschaftliche Tradition konnte taugliche Instrumente für die Erforschung fremder Kulturen in dem Maße entwickeln, in dem sie sich fähig zeigte, Diffe- renz bzw. Fremdheit innerhalb der eigenen Gesellschaft zu erkennen, zu beschreiben und zu erklären. Unter den bekannten sozialwissenschaftlichen Methoden sind insbesondere 'rekon- struktive Verfahren' dazu geeignet Fremdkulturalität zu erforschen, denn sie scheinen gegen die Neigung gut gerüstet zu sein, Differenz vorschnell zu assimilieren. Rekonstruktive Ver- fahren vermögen besser als andere der Einsicht Rechnung zu tragen, dass man sich auf die 'Sprache des Falls' einlassen muss, wenn man sie beschreiben, typologisch erfassen oder er- klären möchte. Die Eignung rekonstruktiver Verfahren für die Forschung in fremdkulturellen Lagen ist allerdings eine Frage, die nicht pauschal beantwortet werden kann. Vieles hängt da- von ab, ob und in welchem Ausmaß die unterschiedlichen Mitglieder der 'Familie' (im Sinne Wittgensteins) Vorkehrungen getroffen haben, um sich gegen die Gefahr des Ethnozentris- mus zu schützen." (Autorenreferat)

[6-L] Elvert, Jürgen; Nielsen-Sikora, Jürgen (Hrsg.): Kulturwissenschaften und Nationalsozialismus, (Historische Mitteilungen , Beiheft, Bd. 72), Stuttgart: Steiner 2008, 921 S., ISBN: 978-3-515-09282-1

INHALT: "Die nationalsozialistische Politik forderte die Unterwerfung des wissenschaftlichen Denkens und Handelns unter die NS-Ideologie, mithin die völlige Gleichschaltung der Wis- senschaften und deren In-Dienst-Stellung in das System. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Band die Rolle kulturwissenschaftlicher Fächer im Nationalsozialismus, insbesondere de- ren Beteiligung an der 'gesellschaftlichen Mobilisierung', so wie sie von der 'Aktion Ritter- busch' angestrebt wurde. Dabei wird vor allem der Frage nach dem jeweiligen wissenschaftli- chen Selbstverständnis nachgegangen und geklärt, welchen Stellenwert die betreffende Diszi- plin im Spektrum der 'Kulturwissenschaften' zwischen 1933 und 1945 einnahm. Darüber hin- aus untersuchen die Autoren, wie die Wissenschaftler selbst dem Nationalsozialismus begeg- neten und ob es hier erkennbare Unterschiede zwischen verschiedenen Wissenschaftsgruppen 12 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

gab. So zeigt sich auch, welche nationalsozialistischen Instanzen 'Wissenschaftspolitik' be- trieben - und zu welchem Zweck." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Elvert: Einige einführende Überlegungen zum Projekt "Kulturwissenschaften und Nationalsozialismus" (7- 18); Hans-Joachim Dahms: Philosophie (19-51); Horst Junginger: Religionswissenschaft (52- 86); Edgar Weiß: Erziehungswissenschaft (87-108); Uta Halle: Ur- und Frühgeschichte (109- 166); Stefan Altenkamp Klassische Archäologie (167-209); Josef Wiesenhöfer Alte Ge- schichte (210-222); Joachim Lerchenmüller: Neuere und Neueste Geschichte (223-245); Horst Wallraff: Regional- und Landesgeschichte (246-288); Hans-Christian Petersen, Jan Kusber: Osteuropäische Geschichte und Ostforschung (289-311); Helmut W. Schaller: Süd- osteuropaforschung (312-336); Wolfgang Jacobeit, Leonore Scholze-Irrlitz: "Volkskundliche Kulturwissenschaft" (337-358); Hans Böhm: Geographie (359-389); Carsten Klingemann: Soziologie (390-444); Wilhem Bleek: Politische Wissenschaft(en) (445-468); Johannes Ren- ger: Altorientalistik (469-502); Ludmila Hanisch: Arabistik, Semitistik und Islamwissenschaft (503-525); Hartmut Walravens: Sinologie (526-585); Jörg Riecke: Deutsche Philologie/ Sprachgermanistik (586-624); Birgitta Almgren: Germanistik (625-646); Zeno Ackermann: Anglistik und Amerikanistik (647-668); Johannes Kramer: Romanistik (669-690); Julia Zer- nack: Nordische Philologie (691-713); Helmut W. Schaller: Slawische Philologie (714-741); Helmut W. Schaller: Baltische Philologie (742-762); Joachim Lerchenmüller: Keltologie (763-780); Jürgen Court: Sportwissenschaft (781-822); Mitchell G. Ash: Psychologie (823- 862); Andreas Englhart: Theaterwissenschaft (863-898).

[7-L] Erll, Astrid; Rigney, Ann (Hrsg.): Mediation, remediation, and the dynamics of cultural memory, (Media and cultural memory / Medien und kulturelle Erinnerungen, 10), (Symposium "Media and the Dynamics of Cultural Memory", 2007), Berlin: de Gruyter 2009, 256 S., ISBN: 978-3-11-020444-5

INHALT: "This collection of essays brings together two major new developments in cultural me- mory studies: firstly, the shift away from static models of cultural memory, where the empha- sis lies on cultural products, in the direction of more dynamic models where the emphasis lies instead on the cultural and social processes involved in the ongoing production of shared views of the past; and secondly, the growing interest in the role of the media, and their role beyond that of mere storage, within these dynamics. The specific concern of this collection is linking the use of media to the larger socio-cultural processes involved in collective memory- making. The focus rests in particular on two aspects of media use: the basic dynamics of 'me- diation' and 'remediation'. The key questions are: What role do media play in the production and circulation of cultural memories? How do mediation, remediation and intermediality sha- pe objects and acts of cultural remembrance? How can new, emergent media redefine or transform what is collectively remembered? The essays of this collection focus on social, his- torical, religious, and artistic media-memories. The authors analyze the memory-making im- pact of news media, the mediation and remediation of lieux de mémoire, the medial represen- tation of colonial and postcolonial, of Holocaust and Second World War memories, and final- ly the problematization of these very processes in artistic media forms, such as novels and movies." (author's abstract). Contents: Astrid Erll and Ann Rigney: Introduction: Cultural Memory and its Dynamics (1-11); I. Mediation: Simon Cooke: Cultural Memory on the Move in Contemporary Travel Writing: W. G. Sebald's The Rings of Saturn (15-30); Verena-Susan- na Nungesser: I forgot to remember (to forget): Personal Memories in Memento (2000) and Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004) (31-47); Paulus Bijl: Old, Eternal, and Future soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 13 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

Light in the Dutch East Indies: Colonial Photographs and the History of the Globe (49-65); Richard Crownshaw: The Limits of Transference: Theories of Memory and Photography in W. G. Sebald's Austerlitz (67-90); Andrew Hoskins: Digital Network Memory (91-106); II. Remediation: Astrid Erll: Remembering across Time, Space, and Cultures: Premediation, Re- mediation and the "Indian Mutiny" (109-138); Laura Basu: Towards a Memory Dispositif: Truth, Myth, and the Ned Kelly lieu de mémoire, 1890-1930 (139-155); David Wertheim: Remediation as a Moral Obligation: Authenticity, Memory, and Morality in Representations of Anne Frank (157-170); III. The Public Arena: Meike Hölscher: Performances, Souvenirs, and Music: The Diamond Jubilee of Queen Victoria 1897 (173-186); Maren Röger: News Media and Historical Remembrance: Reporting on the Expulsion of Germans in Polish and German Magazines (187-203); Nicole L. Immler: Restitution and the Dynamics of Memory: A Neglected Trans-Generational Perspective (205-228); Jesseka Batteau: Literary Icons and the Religious Past in the Netherlands: Jan Wolkers and Gerard Reve (229-244).|

[8-L] Feist, Thomas: Kritik der sozialen Vernunft: kulturelle Orientierungsmuster in der postmodernen Gesellschaft, (Friedensauer Schriftenreihe : Reihe C Musik-Kirche-Kultur, Bd. 12), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 421 S., ISBN: 978-3-631-59292-2

INHALT: "Postmoderne ist nicht 'das Ende der großen Erzählungen'. Diese zeigen sich in ihr nur anders, klingen anders und werden von anderen anders erzählt. Sie im Gegenwärtigen aufzu- decken und für Geistes- und Sozialwissenschaft neu zu erschließen, ist das Ziel dieses Bu- ches. Dazu entwirft der Verfasser eine Theorie der ästhetischen Grundlegung des Sozialen, mit der postmoderne Gesellschaft neu gedeutet und verstanden werden kann. Besondere Be- rücksichtigung erfährt dabei die Orientierungsfunktion des Populären und des Fiktiven in der Kultur für Kommunikationsprozesse und Handlungsmotivationen sozialer Akteure. Systemi- sche und konstruktivistische Ansätze bilden die Basis sich daran anschließender hermeneuti- scher Analysen zu Kunst, Religion und Sozialraum, ergänzt durch zeitdiagnostische Überle- gungen. Besondere Beachtung erhalten dabei die Kirchen, da sie gleichermaßen Sinn, Orien- tierungsmuster und Handlungsfelder bereitstellen." (Autorenreferat)

[9-L] Fried, Johannes; Stolleis, Michael (Hrsg.): Wissenskulturen: über die Erzeugung und Weitergabe von Wissen, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 218 S., ISBN: 978-3-593-39020-8

INHALT: "Wissen wird erzeugt, weitergereicht, vermehrt, aber auch wieder vergessen, unter- drückt oder vernichtet. Es ist ein heftig umworbenes Gut, das moderne Gesellschaften konsti- tuiert und heute als wichtigster Rohstoff gilt. Als gesellschaftliches Produkt hat das Wissen aber auch eine Geschichte. Jede Kultur schafft sich ihren Kosmos nützlichen Wissens, ver- mischt mit religiösen Überzeugungen, Alltagshypothesen und Vorurteilen. Die in diesem Band versammelten Beiträge sind im Zusammenhang des Abschlusses des Sonderforschungs- bereichs/Forschungskollegs 435 der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2008/2009 entstan- den. Der Titel 'Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel' zielte auf eine theoretische und empirisch-historische Erfassung jener soeben skizzierten Wechselwirkungen. Beteiligt waren die Fächer der Geschichtswissenschaft einschließlich der Wirtschaftsgeschichte, Philosophie und Philosophiegeschichte, Wirtschaftswissenschaften, Ethnologie sowie Rechtsgeschichte." 14 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

(Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Michael Stolleis: Einleitung (7-11); Johannes Fried: Wissen als soziales System: Wissenskultur im Mittelalter (12-42); Matthias Lutz-Bachmann: Wis- senskultur im Aufbruch: Zur Neuformierung der "Politischen Theorie" im Mittelalter (43-57); Michael Stolleis: Der lernfähige und lernende Staat (58-78); Bertram Schefold: Wissen als ökonomisches Gut (79-102); Werner Plumpe: Der Abschied von der Gesellschaft: Sozioöko- nomischer Strukturwandel und die Paradoxien des Wissens in den 1960er bis 1980er Jahren (103-124); Moritz Epple: Kulturen der Forschung: Mathematik und Modernität am Beginn des 20. Jahrhunderts (125-158); Karl-Heinz Kohl: Die Ethnologie und die Rekonstruktion tra- ditioneller Ordnungen (159-180); Wolfgang Detel: Wissenskulturen und universelle Rationa- lität (181-214).

[10-L] Fröhlich, Gerhard; Rehbein, Boike (Hrsg.): Bourdieu-Handbuch: Leben - Werk - Wirkung, Stuttgart: Metzler 2009, XI, 436 S.

INHALT: "Das Werk des Soziologen und Philosophen Pierre Bourdieu ist umfangreich, vielseitig - und unübersichtlich. Als politisch involvierter Intellektueller und als Kultursoziologe war er ebenso provokant wie einflussreich. Das Handbuch erschließt die Quellen und Bezugspunkte von Bourdieus Werk und erläutert ausführlich die wesentlichen Begriffe, Schriften und Re- zeptionszusammenhänge. Allseits gebrauchte, jedoch kaum definierte Begriffe wie 'Distinkti- on', 'Feld', 'Habitus' und 'symbolische Gewalt' werden ausführlich diskutiert, um den Einstieg in das Verständnis und die Interpretation der Schriften Bourdieus zu erleichtern. Das Hand- buch ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil werden Person und Werk historisch verortet. Ziel der Handbuchartikel ist dabei weniger, die realen geschichtlichen Ereignisse zu erläutern. Vielmehr soll ein Verständnis für die intellektuelle Situation geschaffen werden, in der sich Bourdieu befand. Nach seiner Lebensgeschichte werden deshalb die wichtigsten intellektuel- len Einflüsse dargestellt, die sich in seinem Werk nachweisen lassen. Sie werden in etwa chronologisch angeführt. Der zweite Teil befasst sich mit den Grundbegriffen Bourdieus. Sie werden in alphabetischer Reihenfolge erläutert. Bourdieus Kernbegriffe sind sehr eng mitein- ander verknüpft und teilweise nur im Zusammenhang verständlich. Aus diesem Grund wird innerhalb aller Artikel des Handbuchs auf erklärte Begriffe verwiesen. Wichtige Begriffe, de- nen kein eigener Artikel gewidmet ist, erläutert das Glossar am Ende des Bandes. Im dritten Teil werden die Hauptwerke Bourdieus skizziert. Einige Artikel sind jeweils einem bedeuten- den Buch gewidmet, während andere Artikel mehrere wichtige Aufsätze oder weniger bedeu- tende Bücher zu einem Themengebiet zusammenfassen. Der letzte Teil des Buches beleuchtet die Rezeption Bourdieus." (Textauszug). Inhalt: I. Einflüsse: Joseph Jurt: Leben und Zeit (1- 9); Stephan Moebius, Lothar Peter: Die französische Epistemologie (10-15); Svetlana Sabeva, Johannes Weiß: Phänomenologie (16-20); Stephan Moebius, Lothar Peter: Strukturalismus (20-28); Erna Nairz-Wirth: Ernst Cassirer (29-32); Gernot Saalmann: Emile Durkheim (32- 36); Gerhard Fröhlich: Norbert Elias (36-43); Hilmar Schäfer: Michel Foucault (44-46); Ra- phael Beer, Uwe H. Bittlingmayer: Karl Marx (46-53); Stephan Moebius: Marcel Mauss (53- 57); Gregor Bongaerts: Max Weber (57-60); Jörg Volbers: Wittgenstein und die Sprachphilo- sophie (60-63); II. Begriffe: Manfred Russo: Autonomie (autonomie) (65-68); Manfred Rus- so: Differenzierung (différenciation) (69-72); Maja Suderland: Disposition (disposition) (73- 75); Boike Rehbein: Distinktion (distinction) (76-78); Andreas Koller: Doxa (doxa) (79-80); Gerhard Fröhlich: Einverleibung (incorporation) (81-90); Alexander Lenger, Florian Schuma- cher: "Elite" (élite), herrschende Klasse (classe dominante), Staatsadel (noblesse d'Etat) (90- 94); Rolf-Dieter Hepp, Sabine Kergel: Epistemologische Wachsamkeit (94-99); Boike Reh- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 15 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

bein, Gernot Saalmann: Feld (champ) (99-103); Sophia Prinz: Geschmack (gout) (104-110); Boike Rehbein, Gernot Saalmann: Habitus (habitus) (110-118); Uwe H. Bittlingmayer, Ull- rich Bauer: Herrschaft (domination) und Macht (pouvoir) (118-124); Patricia Holder: Hexis (héxis) (124-127); Maja Suderland: Hysteresis (hystérésis) (127-129); Marietta Böning: Illu- sio (illusio) (129-131); Philipp Staab, Berthold Vogel: Kampf (lutte), Konflikt (conflit) (131- 133); Boike Rehbein, Gernot Saalmann: Kapital (capital) (134-140); Boike Rehbein, Christi- an Schneickert, Anja Weiß: Klasse (classe) (140-147); Susanne Völker, Stephan Trinkaus: Klassifikation (classement) (148-153); Rolf-Dieter Hepp, Alexander Sieg: Kritik (critique) (154-157); Ullrich Bauer: Kultur (culture) (158-162); Philipp Staab, Berthold Vogel: Lauf- bahn (trajectoire) (163-165); Werner Georg: Lebensstil (style de vie) (165-168); Maja Suder- land: Libido (libido) (169-170); Andreas Koller: Machtfeld (champ de pouvoir) (171-172); Irene Dölling: Männliche Herrschaft (domination masculine) (172-178); Patricia Holder: Markt (marché) (179-185); Frank Hillebrandt: Ökonomie (économie) (186-193); Robert Schmidt: Praktischer Sinn (sens pratique) (193-196); Gernot Saalmann: Praxeologie (praxéo- logie) (196-199); Gernot Saalmann: Praxis (praxis) (199-203); Sabine Hark: Reflexivität (re- flexivité) (203-205); Sandra Beaufays: Relation (relation) (206-209); Stephan Trinkaus, Su- sanne Völker: Reproduktion (réproduction) und Wandel (210-215); Sabine Hark: Scholé (skholè) und scholastische Sicht (216-219); Maja Suderland: Sozialer Raum (espace social) (219-225); Karsten Kumoll: Strategie (stratégie) (225-227); Gerhard Fröhlich, Boike Reh- bein: Symbol (symbole) (228-231); Robert Schmidt: Symbolische Gewalt (violence symboli- que) (231-235); Rolf-Dieter Hepp, Alexander Sieg: Theorie (théorie) (235-240); Sandra Be- aufays: Verstehen (comprendre) (240-244); III. Werke: III.1. Frühwerke: Boike Rehbein: Al- gerien (245-254); Christof Heim, Alexander Lenger, Florian Schumacher: Bildungssoziologie (254-263); Alexander Sieg: Wissenschaftstheorie (264-271); III.2. Hauptwerke: Gernot Saal- mann: "Entwurf einer Theorie der Praxis" (272-279); Alexander Lenger, Christian Schnei- ckert: "Sozialer Sinn" (279-288); Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester, Michael Vester: "Die feinen Unterschiede" (289-312); Friederike Bahl, Philipp Staab: "Der Staatsadel" (313- 318); Florian Stoll: Gegen den Neoliberalismus (319-326); III.3. Feldanalysen: Gerhard Fröh- lich: Wissenschaft (327-337); Frank Hillebrandt: Wirtschaft (338-342); Frank Janning: Politik (342-351); Joseph Jurt: Philosophiekritik (352-355); Boike Rehbein: Sprache (355-358); Boi- ke Rehbein: Religion (359-360); Florian Schumacher, Ulf Wuggenig: Kunst (361-365); Chri- stoph Behnke: Fotografie (366-368); Joseph Jurt: Literatur (369-371); IV. Rezeption: Gerhard Fröhlich, Ingo Mörth (unter Mitarbeit von Marietta Böning): "Eine Art Großunternehmen" - Bourdieus Werk und Produktionsweise im Spiegel von "HyperBourdieu" (373-375); Gerhard Fröhlich: Die globale Diffusion Bourdieus (376-381); Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein: Die Rezeption Bourdieus im deutschsprachigen Raum (381-386); Larissa Buchholz: Die Rezepti- on Bourdieus im angelsächsischen Raum (387-400); Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein, Chris- tian Schneickert: Kritik und blinde Flecken (401-407); Anhang: Glossar (mit Register) (409- 416); Liste der zitierten Werke Bourdieus (417-421); Wichtige zitierte Sekundärliteratur (422-427).

[11-L] Gräf, Dennis; Schmöller, Verena (Hrsg.): Grenzen: Konstruktionen und Bedeutungen, (Medien, Texte, Semiotik Passau, Bd. 2), Passau: Stutz 2009, 306 S., ISBN: 978-3-88849-212-9

INHALT: "Seit römischen Zeiten ist Passau eine Grenzstadt, und auch heute befindet sich die Stadt an den drei Flüssen am Rande Deutschlands. Vom Campus der Universität blickt man 16 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

direkt - über die Grenze - ins europäische Nachbarland. Was liegt an einem solchen Ort nä- her, als sich mit Grenzen und Grenzprozessen zu beschäftigen? Zudem haben an der Univer- sität Passau interdisziplinäre Studiengänge Hochkonjunktur, also Studiengänge, in denen be- wusst die Grenzen zwischen den Fächern überschritten werden, um neue Erkenntnisse zu ge- winnen. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen der Graduate School of International Cultural Studies der Philosophischen Fakultät haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, Grenzen, Grenzziehungen und Grenzauflösungen aus Sicht der jeweiligen Fachwissenschaft zu analy- sieren und im Kontext interdisziplinärer Forschung zusammenzubringen. Ihre Forschungser- gebnisse präsentierten und diskutierten sie im Sommersemester 2008 im Rahmen der Ring- vorlesung 'Grenzen. Konstruktionen und Bedeutungen'. Die aus der Vortragsreihe hervorge- gangenen Ergebnisse sind nun im vorliegenden Band zusammengefasst. Sie zeigen beispiel- haft, wie die einzelnen Fachwissenschaften mit dem Konstrukt Grenze umgehen beziehungs- weise wie Grenze als Denkeinheit und Beschreibungskategorie in den jeweiligen Disziplinen fruchtbar für die Analyse von Kultur und kulturellen Entwicklungen gemacht werden kann." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Benedikt Kuhnen: Emmas Dilemma auf dem Fußballplatz. Eine kulturwissenschaftliche Analyse der Konstruktion und Auflösung von Geschlechtergren- zen im Fußball (21-43); Christoph Mager: Grenzen populärer Musik. Die geographische Pro- duktion von Differenz im deutschen HipHop (45-65); Alev Inan: Das Ende der Interkulturel- len Pädagogik? Von Grenzziehungen im neuen Wertediskurs (67-86); Eunike Piwoni: Zu den Voraussetzungen kultureller Grenzüberschreitung. Die Briefe der Ermländerin Marta Herma- nowska aus den Jahren 1945-1952 in der Perspektive von Alfred Schütz' Überlegungen zum Fremden (87-110); Alexander Gropper: Grenzgänger im Namen des Heiligen Geistes. Pfingstkirchen und ihre Beziehung zu afroamerikanischen Religionen (111-133); Christian Dölle: "Mission accomplished?" - Soziokulturelle Grenzen zwischen den USA und dem Irak und ihr Einfluss auf die amerikanischen Demokratisierungsbemühungen (135-159); Martina Weis: Ausgrenzung, Abgrenzung, Grenzüberschreitungen im Cinema Beur. Eine kulturwis- senschaftliche Analyse filmischer Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen Grenzen (163-184); Nora Pleßke: London Underground. Der Grenzraum einer Metropole (185-210); Heinrich Kirschbaum: Die Staatsgrenzen der Romantik. Zur Funktion des "grenzenlosen" Russland bei Adam Mickiewicz (211-233); Joanna Rostek, Gerold Sedlmayr: Berührung im Überfluss. Grenzregionen und Körperzonen in Ian McEwans 'On Chesil Beach' (2007) (235- 258); Stefan Halft: Kultureller Wandel als Prozess der 'Entgrenzung' in Michel Houellebecqs 'La Possibilité d'une ile' und Elfriede Jelineks 'Lust' (259-283); Laila Nissen: Zur Entgrenzung von Zeit und Raum in der postmodernen Stadtliteratur. Versuch einer raumzeitlichen Ästhetik (285-302).

[12-L] Hahn, Alois: Körper und Gedächtnis, (Wissen, Kommunikation und Gesellschaft), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2010, 245 S., ISBN: 978-3-531-16924-8

INHALT: Das Gedächtnis wie auch die subtilsten geistigen Regungen haben eine organische Ba- sis. Die Studien des vorliegenden Buchs gehen von einem Gedächtnis aus, das sozial fungiert. Wir existieren als Strukturmomente von sozialen Beziehungen. Wir sind insofern doppelt ent- äußert: Einmal sind wir Elemente fremden Bewusstseins und der sie tragenden, oft unbewuss- ten, habituellen Organisation. Zum anderen sind wir zumindest als Thema auch immer in Kommunikation präsent. Beide Formen von Präsenz verschwinden nicht einfach mit unserer körperlichen Abwesenheit, nicht einmal jener, die durch Tod verursacht wird. Dem Autor soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 17 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

geht es darum, Gedächtnis und Erinnerung nicht als bloßes Wissen misszuverstehen. Vor al- lem als soziale Tatsache bedarf Erinnerung stets wiederholter Beschwörungen, um nicht zu verschwinden. In diesem Kontext wird zwischen Gedächtnis und Erinnerung unterschieden. Gedächtnis meint dabei jenen Bestand an Ereignissen, die prinzipiell durch Erinnerungen gleichsam "wiederbelebt" werden können. Vor allem in komplexen Gesellschaften übersteigt der Umfang dessen, was "im Gedächtnis" als Schatz möglicher Erinnerungen verfügbar ist, die Aktualisierungen bei weitem. Daher handelt sich um doppelte Konstruktionen: Konstruk- tionen des Gedächtnisses und Konstruktionen der Erinnerung. Diese Grundgedanken werden in folgenden Kapiteln systematisch entfaltet: Inszenierung der Erinnerung; Kultische und sä- kulare Riten und Zeremonien in soziologischer Sicht; Aufmerksamkeit; Habitus und Gedächt- nis; Handschrift und Tätowierung; Kann der Körper ehrlich sein?; Wohl dem der eine Narbe hat: Identifikationen und ihre soziale Konstruktion; Zur Soziologie der Beichte und anderer Formen institutionalisierter Bekenntnisse: Selbstthematisierung und Zivilisationsprozess; Ist Kultur ein Medium?; Bürgerliche Kultur als menschliche Bildung. Soziologie des Sammlers. (ICA2)

[13-L] Härtel, Insa: Symbolische Ordnungen umschreiben: Autorität, Autorschaft und Handlungsmacht, Bielefeld: transcript Verl. 2009, 322 S., ISBN: 978-3-8376-1042-0

INHALT: Die Habilitation geht von der These einer Transformation westlicher Autoritätsgefüge aus und eruiert diese anhand von "Fallstudien" im Bereich kulturell-literarischer Produktion. Untersucht wird, welche Dimensionen von Autorschaft oder Handlungsmacht potenziell zu Tage treten, wenn die Bindungen an "väterliche" Autoritätsideale in der Postmoderne in Fra- ge oder in ihrer Kontingenz zur Debatte stehen. Hierzu werden vier theoretische Entwürfe so- wie zwei künstlerische Arbeiten diskutiert, die allesamt eine Differenz bzw. Alternative zu traditionellen symbolisch-autoritativen Strukturen artikulieren. Gefragt wird: Wie wird dabei das produzierende oder handelnde "Subjekt" (oder auch subjekt-entgrenzendes kulturelles Handeln) gedacht? Welcherart Phantasmen, Gewalt- und Genussdimensionen - um deren Neuverhandlung geht es - geraten in den Blick? Mit dieser, hier psychoanalytisch ausgerich- teten kulturwissenschaftlichen Fragestellung greift die Autorin zunächst dezidiert in langjäh- rige Debatten um das (post)strukturalistische Thema um "Autor" und "Autorschaft" ein. Hier wurde diskutiert, wie sich das produzierende Subjekt in das wissenschaftliche oder künstleri- sche Produkt einschreibt oder ob der/die Autor/in (etwa in Sachen Intention oder Biographie) bei dessen Interpretation eine notwendige Rolle spielt. Gezeigt wird, dass die Antworten in Abhängigkeit von den jeweils zum Tragen kommenden traditionellen Mythen und Idealen un- terschiedlich ausfallen. (ICA2)

[14-L] Heiter, Bernd; Kupke, Christian (Hrsg.): Andersheit, Fremdheit, Exklusion, (Beiträge der Gesellschaft für Philosophie und Wissenschaften der Psyche, Bd. 8), Berlin: Parodos Verl. 2009, 255 S., ISBN: 978-3-938880-20-3

INHALT: "Die Beiträge in diesem Band konzentrieren sich zum einen auf grundbegriffliche und systematische Probleme. Sie fragen nach der Bedeutung des Begriffs des Anderen, vor allem in der zeitgenössischen Philosophie und Psychoanalyse, und nach der möglichen Abgrenzung dieses Begriffes von dem des Fremden. Zum anderen geht es in den Beiträgen aber auch um 18 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

aktuelle sozialtheoretische Fragen, die sich am Verhältnis von Inklusion und Exklusion ent- zünden: Ist der Bezug auf das Andere und das Fremde notwendiger Bestandteil gesellschaftli- cher Inklusions- und Exklusionsprozesse? Und wie steht es mit der (menschen)rechtlichen Legitimation solcher Prozesse? Dabei werden die Texte folgender Autoren einer Analyse und Kritik unterzogen: Edmund Husserl, Hannah Arendt, Jacques Derrida, Gilles Deleuze, Julia Kristeva, Antonio Negri, Ernesto Laclau und Giorgio Agamben. Zusätzlich werden auch lite- rarische Zeugnisse von Robert Walser mit der Thematik konfrontiert." (Autorenreferat). In- haltsverzeichnis: Vorwort (7-9); Edda Kapsch: Von der Möglichkeit und der Unmöglichkeit, den Anderen zu verstehen - Fremdverstehen im Anschluss an Husserl (11-33); Ralf Krause: Vom Ausdruck des Anderen zum minoritären Sprechen (35-54); Christoph Braun: Vor der Andersheit. Zur Subjektgenese bei Julia Kristeva (55-82); Christian Kupke: Andersheit und Negativität. Zur Kritik der Philosophie (83-129); Sabine Rothemann: Ich und Er. Er und Ich. Verfahren des gegenläufigen literarischen Sprechens in Robert Walsers Räuber-Roman (131- 152); Katja Diefenbach: Den wirklichen Ausnahmezustand herbeiführen. Macht der Ausnah- me bei Agamben, Macht des Vermögens bei Negri (153-165); Stefanie Rosenmüller: "Rechte als Zäune"? Hannah Arendt und das Problem des Urteilens (167-202); Lars Distelhorst: Ex- klusion und Politik (203-220); Bernd Heiter: Weltgesellschaft(en), Exklusion und soziale Ausgrenzung (221-252).

[15-L] Heller, Hartmut (Hrsg.): Kulturethologie zwischen Analyse und Prognose, (Matreier Gespräche zur Kulturethologie : Schriftenreihe der Otto-Koenig-Gesellschaft Wien, 2007), Berlin: Lit Verl. 2008, 326 S., ISBN: 978-3-8258-1714-5

INHALT: "Viele beklagen, dass die Geisteswissenschaften in ihrer gesellschaftlichen und inner- universitären Bedeutung inzwischen weit hinter die Natur- und Technikwissenschaften zu- rückgefallen sind. Als ein Grund gilt, dass den Geisteswissenschaften der Ruch bloßer Rück- wärtsgewandtheit anhaftet. Aus Geschichte und Kultur abgeleitete Erklärungsmodelle seien meist nur Selbstzweck, ohne sie auch prognostisch weiterzudenken. Die 'Matreier Gespräche' 2007 versuchen daher einen Brückenschlag: mit den in der biologischen Evolutionsforschung erkannten Verlaufsgesetzlichkeiten auch Kulturprozesse zu interpretieren und nun zu prüfen, ob sich daraus ebenso Zukunftsprognosen gewinnen lassen" (Autorenreferat). Inhaltsver- zeichnis: Gustav Reingrabner: Die Matreier Gespräche - einige Erinnerungen und aktuelle Fragen dazu (13-36); Eckart Voland: Kulturethologie zwischen zirkulärer Tautologie, Pro- gnosefähigkeit und Erklärungskraft (37-47); Walther L. Fischer: Von der Analyse zur Pro- gnose. Begriffskritische Anmerkungen eines Mathematikers (48-57); Klaus Nagel: Die Schwierigkeiten der Prognose bei evolutionären Entwicklungen (58-62); Bernhart Ruso: Kul- turethologische Verlaufsformen - Validität und Überlegungen zu ultimaten und proximaten Kausalitäten (63-72); Friedemann Schmoll: Prognose oder Suggestion? Die Zukunft, die Volkskunde und die Geisteswissenschaften (73-83); Alfred K. Treml und Annette Scheun- pflug: Warum Prognosen unmöglich und unvermeidlich sind - Das Beispiel Pädagogik (84- 94); Max Liedtke: Prognose als der biologische Anpassungswert von Lernen und das Problem der Verbesserung der Prognostik in der Wissenschaft - Beispielsfall: Schreibgeräte als ein Gegenstand der Kulturethologie (95-128); Andreas Mehl: Von der Vergangenheit in die Zu- kunft: Historiker als Propheten? (129-159); Hartmut Heller: Heesters & Co. - immer schnel- ler, weiter, höher, älter, mehr! Menschliches Bedürfnis nach Prognosen und Rekorden (160- 184); Alfred K. Treml: Kann man wissen, wie die Musik weitergeht? Eine Fallstudie aus der soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 19 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

Volksmusik: Hubert von Goisern (185-195); Roland Girtler: Mythos und Faszination der Haarfarbe Blond - Kulturanthropologische und kulturethologische Betrachtungen (196-212); Dagmar Schmauks: Kulturethologische Aspekte in Stanislaw Lems "Summa technologiae" - Ein Brückenschlag zwischen Kulturethologie und Futurologie (213-230); Heinrich Stucken- schneider: Pictures of the Future - Ein Modell zur Zukunftsgestaltung. Technologiemanage- ment bei Siemens (231-243); Uwe Krebs: Kulturelle Tradierung als Denkhindernis beim kreativen Problemlösen in der Technik - Hinweise aus der Kulturethologie und Schlussfolge- rungen (244-262); Oliver Bender: Das Geographische Alpeninformationssystem GALPIS - ein Internet-basiertes Instrument für Analysen und Prognosen in der Regionalforschung (263- 290); Oliver Bender, Sigrun Kanitscheider: Nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Virgen/ Osttirol - Exkursion anlässlich der 33. Matreier Gespräche "Kulturethologie zwischen Analy- se und Prognose" (291-320).

[16-F] Herbrik, Regine, M.A.; Röhl, Tobias, M.A. (Bearbeitung); Soeffner, Hans-Georg, Prof.Dr. (Leitung): Kommunikative Vermittlungsstrategien des Imaginären

INHALT: Das Projekt strebt die Untersuchung und Erschließung von Kommunikationssituatio- nen an, innerhalb derer sich die beteiligten Akteure eine gemeinsam geteilte Vorstellungswelt erarbeiten. Beobachtet, beschrieben und analysiert werden sollen dabei die Versuche der ein- zelnen Beteiligten, ihren Interaktionspartnern ihre eigenen inneren Bilder mitzuteilen sowie der gemeinsame Versuch aller Beteiligten, ihre subjektiven, inneren Bilder zu einer Schnitt- menge des gemeinsam geteilten Imaginären zu vermitteln, die stabil genug ist, um als Grund- lage praktischen (Spiel-)Handelns zu dienen. Durch die Analyse der sich dabei ereignenden Kommunikation - zunächst untersucht am Beispiel von Pen-and-Paper Rollenspiel-Sitzungen, dann auch an entsprechenden Fällen aus dem Bereich der Online-Rollenspiele - sollen Auf- schlüsse darüber gewonnen werden, wie die Vermittlung des Imaginären zwischen Akteuren kommunikativ geleistet wird, wie die - jedem einzelnen Akteur bildhaft gegebenen - Entwür- fe einer fiktiven Wirklichkeit in die interaktive Aushandlung eines gemeinsam geteilten Ima- ginären eingebracht, durch Korrekturprozesse erkennbar gemacht und situativ gerahmt wer- den. Untersuchungsgegenstand sind sowohl performative Akte der kommunikativen Vermitt- lung des Imaginären, also (gestische, mimische oder Sprech-)Handlungen, als auch objekti- vierte Formen, wie bspw. Skripte, Skizzen, Pläne, Symbole oder Gegenstände. METHODE: Die theoretischen Vorarbeiten für die Konzeption des Projekts stützen sich hinsicht- lich der protosoziologischen Grundannahmen im Wesentlichen auf Arbeiten von Schütz und Luckmann (s. vor allem Schütz/ Luckmann 1979, 1984, 2003). Die Lebenswelt des Alltags wird hier grundsätzlich als intersubjektiv verfasst gesehen. Von besonderer Bedeutung für den Untersuchungsgegenstand ist die Annahme, dass Zeichensysteme, insbesondere die Spra- che, die Basis dafür bilden, dass sich der Einzelne "von den Erfahrungsbeschränkungen (und Beschränkungen selbsterworbenen Wissens) seines eigenen Lebenslaufs" (Schütz/ Luckmann 2003, 652) lösen kann. Sprache ermöglicht eine mehrfache Überschreitung, zunächst hin- sichtlich der Zeit (als Merkzeichen), hinsichtlich des Gegenübers (als Anzeichen), dann aber auch die Überschreitung der eigenen Erfahrung, hin auf Sachverhalte, die nicht der eigenen Lebenswelt angehören. "Sprache ist das hauptsächliche Mittel des gesellschaftlichen Aufbaus jeder menschlichen Wirklichkeit; sie ist aber auch das Hauptmedium der Vermittlung einer bestimmten, also geschichtlichen, gesellschaftlich schon aufgebauten Wirklichkeit" (ebd., 668) Hinsichtlich der anthropologischen Dimension, auf der die Verkörperung einer Figur 20 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

-und damit die Darstellung eines vorausgehenden Bildentwurfes - basiert, beziehen sich die Forscher auf Helmuth Plessner. Zum Thema 'Spiel' - betrachtet in psychologischer, philoso- phischer, theoretischer, ästhetischer und pädagogischer Perspektive - existiert eine unüber- schaubare Zahl von Veröffentlichungen. Hinsichtlich der Konzeption des Vorhabens sind ins- besondere die Arbeiten von Mead, Buytendijk, Huizinga und Heidemann ausschlaggebend. Zum empirischen Teil: Die Daten werden - je ihrer Struktur entsprechend - angeleitet durch einen ethnographischen Zugang mithilfe eines strukturierten Sets von Methoden der qualitati- ven empirischen Sozialforschung erhoben, transkribiert und interpretiert. Zur Anwendung kommt bei der Interpretation vor allem die im Bereich der sozialwissenschaftlichen Herme- neutik verwendete Sequenzanalyse (Soeffner 1991), deren Prinzip darin besteht, den sinnhaf- ten Aufbau eines 'Textes' durch eine schrittweise Zeichen-für-Zeichen-Interpretation zu re- konstruieren. Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll versucht werden, dieses Verfahren, das in den Sozialwissenschaften in der Regel für die Interpretation von Gesprächsprotokollen verwendet wird, auch auf die per Video aufgezeichneten Spielinteraktionssequenzen anzu- wenden. Hierfür können sie auf die Erfahrungen aufbauen, die im Projekt Soeffner/ Raab (2004) zur Medialisierung des Sehens erarbeitet wurden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen (Auswahlverfahren: empiriegeleitet -minimale und maximale Kontrastierung-). Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitati- ves Interview; Sozialwissenschaftliche Hermeneutik; Sequenzanalyse; Videoanalyse. Feldar- beit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Herbrik, R.: Heterogene Gebilde. Bild-Bild- und Bild-Text-Zu- sammenspiele am Beispiel von "World of Warcraft". in: DGS Kongress-Band, Jena 2008 (in Druck).+++Herbrik, R.; Röhl, T.: Kommunikative Vermittlung des Imaginären. in: DGS Kongress-Band, Jena 2008 (in Druck). ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und So- ziologie Fach Soziologie Forschungsgruppe Wissenssoziologie (D 35, 78457 Konstanz) KONTAKT: Leiter (Tel. 07531-88-2165, e-mail: [email protected])

[17-F] Huffschmid, Anne, Dr. (Leitung): Memoria in der Megacity: Erinnerung, Urbanität und Geschlecht in Lateinamerika (Mexi- ko-Stadt, Buenos Aires)

INHALT: Das Forschungsprojekt untersucht die Veränderungen der politischen und kulturellen Topographie der lateinamerikanischen Megastädte durch aktuelle Erinnerungsprojekte und -praktiken im städtischen Raum. Dabei wird öffentliches Erinnern von Gewalterfahrungen verstanden als politische, kulturelle, diskursive Praxis und zugleich als umkämpftes, konflik- tives Feld. Wie und wo wird "traumatische" Vergangenheit im Stadtraum der Metropole sichtbar, verkörpert und zur Sprache gebracht, welche Stimmen, Erfahrungen und Interessen artikulieren sich darin - insbesondere von Frauen, der nachfolgenden Generationen sowie eth- nisch bzw. ethnisierten "Anderer" - und wie wirken Erinnerungspraxen auf urbane Räume, Konflikte und Imaginarios zurück, etwa in Bezug auf Vorstellungen von "Politik", "Urbani- tät", "Öffentlichkeit/ Privatheit" und Geschlechterbilder? Am Beispiel der beiden lateinameri- kanischen Megastädte Mexiko-Stadt und Buenos Aires, in denen Memoria jeweils ganz un- terschiedlich konfiguriert ist, wird vergleichend untersucht, wie kommunikatives zu kulturel- lem Stadtgedächtnis wird, welche Erinnerungskonflikte dabei entstehen und wie konkrete soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 21 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

"Erinnerungsorte" zu gesellschaftlichen "Erinnerungsräumen" werden. In dem interdisziplinär angelegten Forschungsprojekt werden Stränge der - vor allem in Mexiko hochentwickelten - kulturwissenschaftlichen Stadtanthropologie mit denen der eher in Südamerika beheimateten Erinnerungsforschung verknüpft; zentrale Ebenen einer solchen disziplinübergreifenden kul- turwissenschaftlichen Konzeption sind die Dimensionen Diskursivität, Räumlichkeit und Vi- sualität (Diskursanalyse, Ethnographie, Foto-Ethnographie u.a.). Dabei werden Megastädte als sozial und kulturell produzierte Räume und kulturelle wie politische "Archive" verstan- den, in denen sich Gewalterfahrungen einschreiben, die in Konflikten der Gegenwart aktiviert werden. Untersucht wird somit die räumlich-kulturelle Verortung von "Erinnerung" und die damit einhergehenden Metamorphosen des Politischen in der urbanen Gegenwart. GEOGRA- PHISCHER RAUM: Mexiko-Stadt, Buenos Aires ART: BEGINN: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stif- tung INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut Bereich Politikwissenschaft (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin) KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-53020, e-mail: [email protected])

[18-L] Jung, Thomas; Müller-Doohm, Stefan (Hrsg.): Fliegende Fische: eine Soziologie des Intellektuellen in 20 Porträts, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl. 2009, 455 S., ISBN: 978-3-596-18146-9

INHALT: "'Fliegende Fische' - so nannte Voltaire die Intellektuellen, noch bevor dieser Begriff erfunden worden ist. Mit ihm werden Individuen bezeichnet, die als Einzelpersonen stellver- tretend für alle Kritik äußern. Doch so verschieden die Individuen sind, so verschieden ist die Weise, sich als Intellektueller in die Gesellschaft einzumischen. Dieser Band stellt sie vor: in 20 Porträts, die zusammen eine kleine Soziologie des Intellektuellen ergeben" (Autorenrefe- rat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Jung, Stefan Müller-Doohm: Fliegende Fische - Zeitgenössi- sche Intellektuelle zwischen Distanz und Engagement (9-18); Michael Sukale: Max Weber: Ein Intellektueller im Deutschen Kaiserreich (21-42); Thomas Jung: Wächter zu sein in fins- terer Nacht: Karl Mannheims denksoziologische Bestimmung des Intellektuellen (43-62); Stefan Müller-Doohm, Christian Ziegler: Professionell Heimatloser - Theodor W. Adornos intellektuelle Praxis zwischen Kontemplation und Engagement (63-84); Leiv Eirik Voigtlän- der: Der Funktionär als Emanzipationsagent - Organische und traditionelle Intellektuelle im politischen Denken Antonio Gramscis (85-104); Thomas Macho: Sartres Freiheit - Versuch über Ontophobie (107-123); Isabell Stamm, René Zimmermann: Der Intellektuelle und seine Öffentlichkeit: Jürgen Habermas (124-145); Jan H. Free: Noam Chomsky: Empörung als öf- fentliche Aufgabe (146-170); Hartwig Germer, Reinhard Schulz: Richard Rorty: Intellektuel- le als liberale Ironiker (171-184); Jörn Ahrens: Die Reflexion des Intellektuellen bei Hannah Arendt (187-199); Bernd Weidmann: Karl Jaspers (200-229); Thomas Becker: Pierre Bour- dieu: Selbstreflexion als Politik der Überschreitung - Für ein Bündnis intellektueller Interes- sen in einer globalisierten Welt (230-249); Thomas Blanke: Carl Schmitt - Ein intellektueller Antiintellektueller (250-268); Leo Farwick: Foucault - oder: Was das subjektlose Denken vom Intellektuellen übrig ließ (271-290); Bernd Ternes: "Menschenbilder, sowas Grausli- ches" - Luhmanns Sicht auf Intellektualität zwischen systemtheoretischer Verwerfung und äs- thetischer Denkfunktionalität (291-314); Klaus Gloy: Spiel, Satz und Sieg: Jean-Francois Lyotard (315-336); Ahlrich Meyer: Hans Blumenberg oder: Die Kunst, sich herauszuhalten (337-362); Arnulf Deppermann, Klaus Neumann-Braun: Michael Moore oder: Selbstinszenie- 22 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

rung und soziale Stilistik eines US-amerikanischen Antiintellektuellen (365-386); Carlos Be- cker, Magnus Krümpelbeck, Florian Vietze: Antirealistische Parteinahme: Möglichkeiten des Subjektiven im Werk Alexander Kluges (387-407); Franziska Thiele: Christa Wolf: Vom Ewigen zum Menschlichen (408-423); Harro Zimmermann: Militante Vernunft - Über den in- tellektuellen Günter Grass (424-448); Thomas Jung: Epilog: Der Name des Intellektuellen (449-455).

[19-L] Jung, Thomas; Müller-Doohm, Stefan: Fliegende Fische: zeitgenössische Intellektuelle zwischen Distanz und Engagement, in: Thomas Jung (Hrsg.) ; Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Fliegende Fische : eine Soziologie des Intellektuellen in 20 Porträts, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl., 2009, S. 9-17

INHALT: Als sozialtypologisches Konstrukt ist der Intellektuelle weniger ein Tugendträger als vielmehr nur ein über den Personennamen ausgewiesener Sprecher, der mit bestimmten privi- legierten Tätigkeiten, wie z. B. diskursiven Provokationen und kritischen Denkanstößen, im öffentlichen Diskurs der Moderne notwendige Rollenfunktionen ausübt. Wenn man ihn zu- nächst so bestimmt, dann verschwindet der Intellektuelle als Pathetiker der universellen Mo- ral - und würde ein bevorzugtes Objekt folgender soziologischer Nachfrage werden: Wie kann ein Einzelner etwas Allgemeines repräsentieren? Es scheint das Wichtigste für die Frage nach einer Bestimmbarkeit des Intellektuellen zu sein, dass man Intellektuelle nicht nach ih- ren Tugenden, nach ihrem praktischen Engagement beurteilen könne, noch weniger nach ih- ren weltgeschichtlichen Diagnosefähigkeiten, sondern allein dadurch, dass man die ihrem Denken zugrunde liegenden Deutungsmuster erfasst. Ein solches Deutungsmuster ergibt sich aber nur, wenn man ihn in einer konstellativen Beschreibungstrias von intellektueller Denk- weise, biografisch-intellektuellen Entwicklungsspuren wie auch zeitgeschichtlichen Lebenssi- tuierungen darstellt - dies alles im Bewusstsein, dass jeder Versuch einer approximativen Be- stimmung des Sozialtypus Intellektueller eben nur eine versuchsweise Annäherung und keine fertiggestellte Attribuierung sein kann. (ICF2)

[20-L] Juterzenka, Sünne; Machenthun, Gesa (Hrsg.): The fuzzy logic of encounter: new perspectives on cultural contact, (Cultural encounters and the discourses of sholarship, Vol. 1), Münster: Waxmann 2009, 232 S., ISBN: 978-3-8309-2124-0

INHALT: "How can we describe cultural contact adequately? The Fuzzy Logic of Encounter presents a series of essays reflecting the growing dissatisfaction with dualistic concepts which ignore the complex situations resulting from the European expansion and subsequent histori- cal developments. This intellectual shift is exemplified by a new awareness, in various fields of scholarship, for phenomena of 'impurity', such as the use of slightly disharmonious micro- tones in Indian music, the North American 'wampum' (shell beads) as an ambivalent cultural signifier, or archaeological artefacts as embodiments of semantic complexity. The essays sha- re a common critical concern with the consequences of spatial mobility, cultural amalgamati- on, and changing cultural affiliations. They seek to introduce a new, positive attitude toward blurred or fuzzy cultural products and boundaries which enables us to take account of entan- glement, ambiguity, and mutual impact. The volume includes a variety of disciplinary per- spectives ranging from ethnography, historiography, and religious studies to literature, ar- chaeology, and musicology." (author's abstract). Contents: Gesa Mackenthun, Sünne Juterc- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 23 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

zenka: Introduction (7-22); Johannes Fabian: You Meet and You Talk - Anthropological Re- flections on Encounters and Discourses (23-34); Susanne Mühleisen: From Humboldt to Bi- ckerton - Discourses on Language Contact and Hybridity (35-52); Dominik Collet: The Mu- seum Predicament - Representing Cultural Encounter in Historical and Contemporary Collec- tions (53-74); Susanne Lachenicht: Culture Clash and Hubris - The History and Historiogra- phy of the Huguenots in Germany and the Atlantic World (75-96); Benedikt Stuchtey: The Europeanization of the World - Colonial Discourses in the French Third Republic (97-116); Samuel Rubenson: The European Impact on Christian-Muslim Relations in the Middle East During the Nineteenth Century - The Ethiopian Example (117-126); Stefan Altekamp: Resto- ring Mesopotamia to Iraq - Archaeological Monuments and the Nation-State (127-144); An- dreas Nehring: "Mistaken Readings" - Gayatri Spivak's Deconstruction of Hegel and the Bha- gavadgita (145-158); Lars-Christian Koch: The Concept of Microtonality and the Constructi- on of Indian Music in Nineteenth and Twentieth-Century Europe (159-172); Frank Schulze- Engler: Strange Encounters or Succeeding Dialogues? Science, Culture and Modernity in Amitav Ghosh's The Calcutta Chromosome and The Hungry Tide (173-184); Claudia Schnur- mann: Wampum as a Cultural Broker in Northeastern America, 1620-60 (185-206); Bruce Harvey: Melville, Deep Time, and the World in Ruins - Or, Digging toward Eternity (207- 228).|

[21-L] Kauppert, Michael: Erfahrung und Erzählung: zur Topologie des Wissens, (Wissen, Kommunikation und Gesellschaft), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2010, 320 S., ISBN: 978-3-531-16838-8

INHALT: Die Dissertation geht der Frage nach, welches die elementaren Strukturen der Weltver- trautheit eines Erfahrungssubjekts sind. Dazu wird der Versuch unternommen, diese Frage über eine methodisch innovative Analyse von autobiografischen Erzählungen zu beantworten. Der Autor bringt dazu zwei heterogene Quellen zusammen: die Lebensweltphänomenologie in der Tradition von Husserl und Schütz einerseits, den Strukturalismus Levi-Strauss'scher Provenienz andererseits. In der Folge dessen wird dafür plädiert, das Verhältnis von Erfah- rung und Erzählung als eine "topologische Repräsentation von Wissen" anzusehen. Während die Lebensweltphänomenologie die Strukturen der Lebenswelt (Schütz) stets theoretisch be- schrieben hat, ist es Levi-Strauss gewesen, der auf anderem Gebiet, insbesondere in der My- thenanalyse, praktisch gezeigt hat, wie Strukturen am empirischen Material zu analysieren sind. In der Arbeit werden beide Seiten miteinander verknüpft. "Weltvertrautheit" wird aus dieser Sicht nicht länger mehr als Korrelat intentional verfassten Sinns verstanden werden, wie es die phänomenologische Tradition sieht, sondern ist als ein Effekt der internen Organi- sation des "Wissensvorrates" eines Erfahrungssubjekts. Mit anderen Worten: "Weltvertraut- heit" muss struktural analysiert werden. (ICA2)

[22-L] Khan-Svik, Gabriele: Kultur und Ethnizität als Forschungsdimensionen: von der Kulturanthropologie zur interkulturellen Pädagogik, Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 255 S., ISBN: 978-3-631-55204- 9

INHALT: Die Darstellung beginnt in beiden Themen - Kultur und Ethnizität - mit definitorischen Überlegungen, um sich dann der interkulturellen Pädagogik zuzuwenden. Die Verfasserin 24 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

setzt sich mit Forschungsergebnissen der Kulturanthropologie, Ethnologie und Soziologie auseinander. Beide Grundbegriffe, Kultur und Ethnizität, werden dann im Kontext der inter- kulturellen Pädagogik dargestellt und unter Rückgriff auf empirische Studien diskutiert. Es fällt auf, dass es ein Ungleichgewicht in der Berücksichtigung von Ethnizität und Kultur in der interkulturellen empirischen Forschung gibt, und zwar zu Gunsten der Ethnizität. Inter- kulturelle Forschung muss drei Imperative umsetzen: methodische Triangulation, interdiszi- plinäre Zusammenarbeit, Einbeziehung von Wissenschaftlern aus den zu erforschenden Min- derheiten. (ICE2)

[23-L] Krusche, Jürgen (Hrsg.): Der Raum der Stadt: Raumtheorien zwischen Architektur, Soziologie, Kunst und Philosophie in Japan und im Westen, Marburg: Jonas 2008, 135 S., ISBN: 978-3-89445-398-5

INHALT: "Stadt ist ohne Raum nicht vorstellbar. Ausdehnung, Zeit und Bewegung gründen im Raum: Städtischer Raum ist Lebensraum. Stadtforschung ist somit immer auch Erforschung des Raums. Neben den Architekten und Urbanisten beschäftigen sich zunehmend Soziologen, Kulturwissenschaftler und Philosophen mit dem Raum. Die Frage nach dem Raum der Stadt kann nur im interdisziplinären Diskurs behandelt werden, und nicht nur das, auch der inter- kulturelle Aspekt wird, mit Blick auf die Globalisierung, immer wichtiger. Der Band vereint deshalb Beiträge von Wissenschaftlern und Praktikern aus unterschiedlichen Disziplinen und Kulturkreisen und hat dabei vor allem Übergänge zwischen Japan und dem Westen im Blick." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Krusche: Der Raum der Stadt - Einführung (9- 18); Dieter Mersch: Transformation des Raumes. Philosophische Apercus zu mathematischen Raumkonzepten (19-29); Martina Löw: Von der Substanz zur Relation. Soziologische Refle- xionen zu Raum (30-44); Kobayashi Nobuyuki: Der "Ort" (basho) und seine räumliche Arti- kulation in der japanischen Kultur am Beispiel der Gartenkunst (45-54); Carl Fingerhuth: Über den urbanen Raum zur Konvergenz von Osten und Westen (55-73); Evelyn Schulz: Die "Renaissance der Stadt" (toshi saisei) und die Wiederentdeckung der Hintergassen (roji) - Aspekte der Literatur und Kultur des Flanierens in Japan (74-88); Kojima Kazuhiro: Fluid Di- rection (89-97); Günther Vogt: Missing Link - Eine Intervention von Vogt Landschaftsarchi- tekten im öffentlichen Raum von Zürich und Tokyo (98-104); Jürgen Krusche: Inszenierun- gen des Privaten im öffentlichen Raum - Ein Fotokatalog (105-117); Angela Sanders: Contes- ted Space - Ein Video-Essay über die temporäre Aneignung von öffentlichen Räumen (118- 132).

[24-F] Moebius, Stephan, Prof.Dr. (Bearbeitung): Kultur. Von den Klassikern der Kultursoziologie bis zu Kulturtheorien der Gegenwart

INHALT: "Kultur" ist fächerübergreifend einer der zentralen Schlüsselbegriffe gegenwärtiger Forschungen. Haben kulturtheoretische Fragestellungen bereits um 1900 im Mittelpunkt der Soziologie gestanden, so ist "Kultur" schließlich seit dem so genannten cultural turn im letz- ten Drittel des 20. Jahrhunderts zum allgemeinen Leitbegriff der Geistes- und Sozialwissen- schaften avanciert, die sich zunehmend als "Kulturwissenschaften" verstehen. ART: BEGINN: 2007-06 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität , Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 25 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0361-737-2803, Fax: 0361-737-2809, e-mail: [email protected])

[25-L] Moebius, Stephan: Woher kommt die soziale Bindungskraft der Gabe?: über Marcel Mauss' kultur- und religionssoziologische Theorie des Ergriffen-Seins, in: Thomas Hase (Hrsg.) ; Johannes Graul (Hrsg.) ; Katharina Neef (Hrsg.) ; Judith Zimmermann (Hrsg.) ; Heinz Mürmel (Adressat): Mauss, Buddhismus, Devianz : Festschrift für Heinz Mürmel zum 65. Geburtstag, Marburg: Diagonal- Verl., 2009, S. 55-71

INHALT: Das Gabe-Theorem beinhaltet - insbesondere in seiner Analyse des Symbolischen - eine Theorie der Reziprozität, die Mauss durchaus in die Nähe des sozialwissenschaftlichen Strukturalismus rücken lässt. Aber für den verpflichtenden und bindenden Charakter des So- zialen sind weder eine symmetrische oder asymmetrische Reziprozität noch die formale Äquivalenz von Tauschpartnern alleine konstitutiv. Auf dieser Grundlage stellt sich keine so- ziale Bindungskraft ein. Es sind stattdessen vielmehr die zwei nicht-reziproken Erfahrungs- weisen, die - bei einer Gleichzeitigkeit von Reziprozität und Nicht-Reziprozität - ebenfalls im Gabe-Theorem angelegt sind und in der anti-utilitaristischen Mauss-Rezeption eine spezifi- sche Ausprägung erhalten: die (Fremd-) Erfahrung des Ergriffen-Seins bzw. der Besessenheit und die Erfahrung der Selbsttranszendenz. Für Mauss sind es genau diese Erfahrungsdimen- sionen, die über die Reziprozität der Beziehungen hinaus verpflichtenden Charakter haben, ja Reziprozität überhaupt erst ermöglichen, da sie für die Entstehung von Werten und sozialen Bindungen konstitutiv sind und somit den sozialintegrativen Charakter der Gabe ausmachen. In einem ersten Schritt wird Mauss' Theorie der Besessenheit anhand einer Rekonstruktion der Hauptargumente des Essai sur le don herausgearbeitet. Anschließend wird gezeigt, inwie- fern Mauss' Gabe-Theorem auch als ein Ausdruck der Entfernung von der Durkheimschen Soziologie gelesen werden muss, obgleich Mauss die grundlegende Fragestellung Durkheims beibehält, die da lautet: Was hält die Gesellschaft zusammen? (ICF2)

[26-F] Müller, Michael, M.A.; Sonnenmoser, Anne (Bearbeitung); Soeffner, Hans-Georg, Prof.Dr.phil. (Leitung): Serielle Produktion von Individualität. Zur symbolischen Formierung personaler Selbst- und Umweltbezüge in medialen Beobachtungs- und Anerkennungsordnungen (Teilprojekt C3 - Bewilligungsphase III)

INHALT: Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird ein in den letzten Jahren deutlich an Kon- tur gewinnendes empirisches Phänomen fokussiert: die massenmediale, durch so genannte Stil- und Imageexperten approbierte Vermittlung normierter Stilisierungsvorlagen und Kör- perbilder. In einer gesellschaftlichen Situation wie der gegenwärtigen, in der sich der Einzel- ne aufgrund sozialstrukturell bedingter Individualisierungsprozesse verstärkt Selbstformungs- und Selbstdarstellungszwängen gegenübersieht, bietet die massenmediale Vermittlung vorge- fertigter Stilprodukte, zertifizierter Körperbilder und curricular planbarer Selbsttechniken für eine große Zahl moderner Zeitgenossen eine Alternative zur Stil- und Imagebildung in eige- ner Regie. Allerdings - und dies ist der systematische Ansatzpunkt des Projektes - bilden sich mit der massenmedialen Stilproliferation neuartige, medial formierte gesellschaftliche Beob- achtungs- und Anerkennungsanordnungen aus, in denen sich die Bedingungen der Selbst- und 26 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

Umweltwahrnehmung der entsprechenden Medienkonsumenten grundlegend wandeln: An die Stelle der interaktiven Genese und Bestätigung personaler Selbst- und Umweltbezüge in Kon- stellationen wechselseitiger sozialer Spiegelung tritt tendenziell eine medial 'verspiegelte' Umwelt generalisierter Idealbilder. Als Garant der Ausformung von Individualität - so die Hypothese - erscheint in den modernen massenmedialen Beobachtungs- und Anerkennungs- anordnungen nicht mehr die Bestätigung der symbolischen Projektion eines Selbstbildes in- nerhalb alltäglicher Interaktionsordnungen, sondern die professionell verifizierte Rejektion des eigenen Blicks auf den eigenen Körper und all dessen, was diese Quelle "ursprünglichster Evidenz" (Husserl) berührt - Nahrung, Kleidung, Inneneinrichtung usf. Das Forschungsinter- esse des Projekts gilt der Analyse der symbolischen Ausprägung von Individualität unter den Bedingungen medialer Beobachtungs- und Anerkennungsordnungen. Es untersucht die me- diale Überformung sozialer Spiegelungsverhältnisse sowie die hiermit in Zusammenhang ste- hende besondere Bedeutung, die Körperbilder und Experten als symbolische Bewährungsfel- der bzw. normative Bestätigungsinstanzen personaler Selbstbehauptung diesseits (oder - je nach Perspektive - jenseits) alltäglicher Interaktionszusammenhänge erlangen. In Kontinuität der bisherigen Projektarbeit verdeutlicht das Projekt die historischen Transformationsprozes- se moderner Individualitätsfigurationen. In sozialtheoretischer Neuorientierung zielt es auf die Entwicklung eines empirisch fundierten theoretischen Modells, das insbesondere die me- dialen Bedingungen und Mechanismen der sozialen Figuration personaler Umwelt- und Selbstbezüge konzeptionell erfasst. METHODE: Das Projekt ist methodologisch an den Prämissen einer verstehenden, historisch-re- konstruktiven Soziologie ausgerichtet (Schütz 1971; Soeffner 2004). Diesen entsprechend schreitet der Forschungsprozess über die Datenerhebung, die Auswahl von Einzelfällen, die extensive Einzelfallanalyse, den Fallvergleich zur Bildung von Typen voran und endet in der Formulierung einer in der Empirie fundierten Theorie. Zur materialbegründeten Auswahl und Kontrastierung von Einzelfällen haben sich bereits in der bisherigen Forschungsarbeit die Prinzipien und Verfahren der von Anselm Strauss entwickelten "Grounded Theory" (Glaser, Strauss 1967; Strauss 1991) bewährt. Bei der einzelfallorientierten feinanalytischen Interpre- tation symbolischer, emblematischer und ritueller Arrangements bewegen sich die Forscher im Methodenspektrum der historisch-rekonstruktiven Hermeneutik (vgl. Soeffner 1981; 2004; Soeffner, Hitzler 1994). Für die Feinanalyse, sowohl von Textmaterialen als auch von audio- visuellen Daten, wählen sie das Verfahren der Sequenzanalyse (Oevermann 1979; Soeffner 2004; Soeffner, Hitzler 1994), wobei für die Analyse der Verknüpfung von Text(Ton)-Bild- Sequenzen eine entsprechende Matrix entwickelt wurde (vgl. Bergmann, Soeffner u.a. 1993). Für die Analyse stehender Bildermaterialien greifen sie auf die Ansätze der Ikonolgie (Pa- nofsky 1992; 1980) und Ikonik (Imdahl 1996; vgl. auch Boehm 1994) zurück, die sich bereits in den ersten Projektphasen zur Analyse ästhetischer, nicht sequenziell strukturierter Bedeu- tungsgehalte bewährt haben (vgl. Müller 2005). DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teil- nehmend (Auswahlverfahren: theoretical sampling). Qualitatives Interview. Grounded Theo- ry. Bildhermeneutik. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sonnenmoser, A.: Individuell oder uniform? Massenmedien und Experten als Geburtshelfer individueller Selbstdarstellung. in: Mentges, Gabriele; Richard, Birgit (Hrsg.): Uniformierung in Bewegung (im Druck).+++Soeffner, H.-G.: Die Kultur des Alltags und der Alltag der Kultur. in: Jaeger, Friedrich; Rüsen, Jörn (Hrsg.): Handbuch der Kulturwissenschaften, Bd. 3: Themen und Tendenzen. Stuttgart 2004, S. 399-412.+++Soeff- ner, H.-G.: Die Wirklichkeit der Theatralität. in: Fischer-Lichte, Erika; Horn, Christian u.a. (Hrsg.): Theatralität als Modell in den Kulturwissenschaften. Tübingen 2004, S. 235-247.+++ Soeffner, H.-G.; Raab, J.: Lebensführung und Lebensstile - Individualisierung, Vergemein- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 27 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

schaftung und Vergesellschaftung im Prozess der Modernisierung. in: Jaeger, Friedrich; Rü- sen, Jörn (Hrsg.): Handbuch der Kulturwissenschaften, Bd. 3: Themen und Tendenzen. Stutt- gart 2004, S. 341-355.+++Müller, Michael R.: Homo phaenomenon. Eine soziologische Stu- die zu Stil und Individualität. Dissertation. Konstanz: Univ. Konstanz 2007.+++Müller, Mi- chael R.: Individuum und Gemeinwohl. Zur kollektiven Symbolik von Good (Self-)Gover- nance. in: Hildebrandt, Achim; Schaal, Gary (Hrsg.): Techniken rationaler Selbstbindung. Wie funktioniert Good (Self-)Governance? (im Erscheinen).+++Müller, Michael R.; Zifonun, Darius: Die Sozialwelt-Dingwelt-Grenze. in: Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft. Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (im Erscheinen). ART: ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemein- schaft INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftli- ches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und politischer Integration" (Fach D 182, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissen- schaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Forschungsgruppe Wis- senssoziologie (D 35, 78457 Konstanz) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])

[27-F] Papilloud, Christian, Jun.-Prof.Dr. (Bearbeitung): Cultural Technologies within a Technological Culture. On the Hybrid Construction of Social Life

INHALT: In the cultural and social sciences, the contemporary discourses on identity largely take place within the scope of the debates on the death of the Subject inaugurated by the critical contemporary readings of the structuralist tradition after WW-II, particularly the related work of the French philosopher and social scientist Michel Foucault. Today, this kind of interpreta- tion is a commonplace within the sociology of identity, which is impossible to circumvent. It is reinforced by its convergence and its complementarities with the critical theses against mo- dern colonialism, arid the security stake in the industrialized countries underlines by the re- cent public policy research. In this concert of harmonised voices not only in the field of the scientific disciplines, but also on an international level, one often misses to consider the other facet of the coin, namely: the rebuilt of identity. The book which the researchers propose in- troduced this problematics considering the word "rebuilt" not as a metaphorical one, but as an ensemble of operations related to the intervention of technology in the life of the individuals and in society, with which one makes identity without pun, i.e. where the identity becomes a field of experimentations, where one reparameters its resources, pre-defines and prefabricates its limits. If social sciences will undoubtedly live still for a time in the probabilistic ideal of individuals and societies considered as achievements of some few possibles among a world of other ones, the reflexion conducted on the experimentation of identity pragmatises the pro- spect. The technological instrumentation seen as a new cultural layer within modern societies, and their products distributed in the public as current human consumption goods become to- day the agents of a world of possibles which are embedded in our daily life. These possibles are more or less technologically contextual\ zed, predefined, pre-directed, pre-registered. Thus, their world is not more a metaphysical one, but the world of the conditions favouring the rebuilt of identity, which becomes its experimental plan. The description and the analysis of the conditioning of these possibles are the first stake of each contribution presented in this 28 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

book by various specialists coming from Germany, England, Canada, France and the United States. Each contribution provides a thought on this topic from its particular point of view, which can be differentiated according to three complementary levels of the analysis on identi- ty that they support, namely the anthropological level, the psychosocial and the social-politi- cal one.| ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften (Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 04131-677-1601, e-mail: [email protected])

[28-L] Petzke, Martin: Hat Bourdieu wirklich so wenig "Klasse"?: Replik auf André Kieserlings Aufsatz "Felder und Klassen: Pierre Bourdieus Theorie der modernen Gesellschaft", in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 6, S. 514-520 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Die Replik stellt André Kieserlings These in Frage, nach der das Theoriegebäude Pi- erre Bourdieus eindeutig für einen gesellschaftlichen Primat der Felderdifferenzierung spricht und die Relevanz von Klassen auf das Privatleben begrenzt. Entgegen Kieserlings Lesart ei- ner feldinternen 'Neutralisierung' von Klassenlagen wird auf die Theoriestelle der 'strukturel- len Homologien' zwischen Feldern und Klassen aufmerksam gemacht. Mit diesem Konzept geht ein Autonomiebegriff einher, der gerade nicht auf Neutralisierung, sondern auf Überset- zung und Verklärung der Gegensätze des Sozialraums abstellt. Die Homologien zwischen Feldern und Klassen, die sich in dieser relativen Autonomie erhalten, sorgen in der Theorie Bourdieus für eine Logik der Überdeterminierung, die feldinternen Handlungen immer auch eine Bedeutung für Auseinandersetzungen zwischen Klassen verleiht. Daneben wird argu- mentiert, dass sich auch die frühen Erziehungsstudien und das Konzept feldinterner Verallge- meinerungsprofite nicht ohne weiteres für einen Primat der Felderdifferenzierung in Beschlag nehmen lassen." (Autorenreferat)

[29-L] Rauer, Valentin: Magie der Performanz: theoretische Anschlüsse an das Charisma-Konzept, in: Pavlina Rychterova (Hrsg.) ; Stefan Seit (Hrsg.) ; Raphaela Veit (Hrsg.): Das Charisma : Funktionen und symbolische Repräsentationen, Berlin: Akademie Verl., 2008, S. 155-171

INHALT: "Charisma" im Weberschen Sinne des "Außerordentlichen" ist eine Zuschreibung von Seiten der Beobachter. Diese Zuschreibung bezieht sich immer auch auf spezifische perfor- mative Akte. Performative Akte erzeugen Bedeutung, indem sie etwas "tun", nicht indem sie etwas "bezeichnen". Sie entfalten ihre soziale Wirkmächtigkeit gerade deshalb, weil sie sich nicht auf rational-begriffliche Geltungsansprüche beziehen. Performative Akte sind keine Realitätsabbildung oder Wahrheitsbegründung, sondern ein sozialer Vollzug und damit eine Realitätssetzung. Sie sind nicht "wahr oder falsch", sondern sie "gelingen oder misslingen". Daher bedarf ein performativer Akt keiner rationalen Begründung. Nicht jeder performativer Akt ist jedoch charismatisch. Charisma ist indes immer performativ vermittelt. Es ist an per- formative Akte gebunden, weil hier soziale Wirksamkeit jenseits von rationalen Begründun- gen entfaltet werden kann. Dieser im vorliegenden Beitrag kommunikationstheoretische Cha- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 29 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

risma-Begriff wird im Anschluss an diese Überlegungen mit einigen Beispielen "historisiert". Die charismatische Persönlichkeit oder der charismatische Glaube der Beobachter kann nicht als ein "transepochales Vergleichskriterium" ahistorisch vorausgesetzt werden. Vielmehr sind die Gelingensbedingungen der Performanz empirisch herauszuarbeiten, um charismatische Bedeutungen und Effekte angemessen erfassen zu können. (ICA2)

[30-L] Rehbein, Boike; Saalmann, Gernot (Hrsg.): Verstehen, Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, 196 S., ISBN: 978-3-86764-178-4

INHALT: "Verstehen gehört zu den Grundbegriffen der Geistes- und Sozialwissenschaften. Nachdem er rund zwei Jahrhunderte im Zentrum der Methodendiskussion gestanden hatte, verlor er in den letzten Jahrzehnten seine zentrale Bedeutung, ohne dass die Diskussion einen Abschluss gefunden hätte. Dieser Band will die Diskussion um den Begriff des Verstehens wieder aufnehmen. Zwei Themen verbinden sich zum roten Faden, der durch die Beiträge des Bandes führt: Gegenstand und Methode des Verstehens." (Autorenreferat). Inhaltsverzeich- nis: Boike Rehbein, Gernot Saalmann: Einleitung (7-18); Unterscheidungen: Rüdiger Bittner: Verstehbare Dinge (19-24); Wolfgang Köhler: Selbst- und Fremdverstehen (25-42); Boike Rehbein: Verstehen in den Sozialwissenschaften (43-60); Traditionen: Heike Kämpf: Aspekte und Perspektiven exzentrischen Verstehens (61-70); Ronald Kurt: Hermeneutik: Die Kunst- lehre des (Nicht-) Verstehens (71-92); Andreas Vasilache: Das interkulturelle Verstehen im Anschluss an Foucault (93-116); Methodologisches: Werner Kogge: Gibt es Techniken des Verstehens? (117-132); Jan Kruse: Indexikalität und Fremdverstehen: Problemfelder kommu- nikativer Verstehensprozesse (133-150); Jens Loenhoff: Kommunikation und Verstehen im interkulturellen Kontext (151-170); Anwendungen: Markus Bandur: Musik hören - Musik verstehen. Konstruktivistische Perspektiven (171-184); Gernot Saalmann: Verstehen können und verstehen wollen (185-192).

[31-L] Rössel, Jörg; Bromberger, Kathi: Strukturiert kulturelles Kapital auch den Konsum von Populärkultur?, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 6, S. 494-512 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Pierre Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion von Klassenstrukturen ist hef- tig kritisiert worden. Einerseits wird ihr starker Fokus auf der Bedeutung der Hochkultur be- mängelt, andererseits wird die Existenz starker Unterschiede in der klassenspezifischen Re- zeption von Kunstwerken in Frage gestellt. Die im Zentrum dieser Diskussion stehende sozio- logische Theorie der Kunstrezeption wird in diesem Aufsatz im Kontext der Theorie der kul- turellen Reproduktion von Klassenstrukturen skizziert und auf ihrer Grundlage werden präzi- se Hypothesen für den Einfluss kulturellen Kapitals auf den Filmgeschmack und die Rezepti- on von Filmen als Beispielen aus der Populärkultur abgeleitet. Anschließend werden auf der Grundlage einer Kinobesucherumfrage die beiden genannten zentralen Kritikpunkte an Bour- dieus Theorie empirisch auf ihre Bedeutung hin geprüft." (Autorenreferat) 30 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

[32-L] Rössel, Jörg; Otte, Gunnar: Status quo and future challenges for the research infrastructure in the field of culture, (Working Paper Series des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD), No. 120), Berlin 2009, 16 S. (Graue Literatur; www.ratswd.de/download/RatSWD_WP_2009/RatSWD_WP_120.pdf)

INHALT: "The term 'culture' is notorious for the multitude of its meanings. This expertise strictly focuses on culture in terms of the arts. We adopt a sociological as well as an economic per- spective. Research questions are subdivided into three spheres of action: artistic production and its organization; the distribution and valuation of culture; and the consumption and recep- tion of culture. The data requirements and the availability of adequate data vary substantively, depending on artistic branches (music, performing arts, etc.) and specific research questions. In order to make the empirical investigation of culture a flourishing field, we recommend the following improvements of the data infrastructure: firstly, comprehensive surveys of artists on the one hand and cultural consumption on the other hand should be carried out with the support of public funding; secondly, a national cultural statistic should be established, illumi- nating the size, impact and evolution of the cultural sector in comparative perspective; thirdly, the public availability of organization-level data as well as communal surveys on cultural pro- duction and consumption issues should be improved; fourthly, the transparency of existing data sources and their accessibility should be improved by archiving them centrally, e.g. at the ZA." (author's abstract)|

[33-L] Schaffer, Johanna: Ambivalenzen der Sichtbarkeit: über die visuellen Strukturen der Anerkennung, (Studien zur visuellen Kultur, Bd. 7), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 196 S., ISBN: 978-3-89942-993-0

INHALT: "Mit dem Topos 'Sichtbarkeit' greift dieses Buch eine Denkfigur auf, die in den politi- schen Debatten um die Anerkennung marginalisierter Gruppen eine zentrale Rolle spielt. Wie aber können minorisierte Positionen visuell dargestellt werden, ohne in der Form ihrer Dar- stellung Minorisierung zu wiederholen? An dieser Schnittstelle zwischen ästhetischen, anti- rassistischen und queerfeministischen Fragestellungen setzt das Buch mit Mitteln der Visual- Culture-Forschung an. Dabei arbeitet es heraus, dass und wie sich Hegemonie grundlegend über ästhetische Formen herstellt. Die Frage der Sichtbarkeit wird somit in das Feld der visu- ellen Ästhetik und der Bilder rückübersetzt, um deren politische Bedeutung zu unterstreichen. Zudem werden analytische Begriffe und Figuren als Instrumentarien gegen Minorisierungen im visuellen Feld bereitgestellt." (Autorenreferat)

[34-L] Schetsche, Michael T.; Gründer, René; Mayer, Gerhard; Schmied-Knittel, Ina: Der maximal Fremde: Überlegungen zu einer transhumanen Handlungstheorie, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 3, S. 469-491 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0102-3)

INHALT: "Der Beitrag erweitert den bisherigen Geltungsbereich der sozial- und kulturwissen- schaftlichen Theorien der Fremdheit, indem er die theoretisch-analytische Grenzkategorie des maximal Fremden postuliert. Diese Kategorie soll in verschiedensten wissenschaftlichen Dis- ziplinen dazu dienen, Interaktionen zu bestimmen, zu rekonstruieren und zu verstehen, an de- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 31 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

nen neben Menschen auch nonhumane Akteure beteiligt sind, etwa Haus- oder Wildtiere, Ro- boter und Außerirdische, aber auch Geister, Engel und Dämonen. Nach einem kurzen Über- blick über die bisherige sozialwissenschaftliche Theoriebildung zur Fremdheit wird die neue Grenzkategorie theoretisch bestimmt. Anschließend demonstrieren drei praktische Beispiele (Delfine im heilpädagogischen Kontext, Außerirdische in der SETI-Forschung und Dämonen im katholischen Exorzismus) exemplarisch, in welchen wissenschaftlichen, religiösen, aber auch lebensweltlichen Kontexten die neue Kategorie analytisch von Bedeutung sein könnte." (Autorenreferat)

[35-F] Schmied-Knittel, Ina, Dr.phil. (Bearbeitung); Schetsche, Michael, Priv.-Doz.Dr. (Leitung): Die Integration von Deutungsmuster- und Diskursanalyse bei der Untersuchung heterodo- xen Wissens

INHALT: Das methodisch und methodologisch orientierte Projekt spürt in mehreren Einzelschrit- ten der Möglichkeit nach, die beiden komplexen sozialwissenschaftlichen Methoden der a) Deutungsmusteranalyse und b) Diskursanalyse unter wissenssoziologischer Perspektive zu in- tegrieren. Referenzen sind dabei einerseits die von Plaß und Schetsche (2001) vorgelegte wis- senssoziologische Deutungsmustertheorie und andererseits die von Rainer Keller in den letz- ten Jahren formulierte Methode der wissenssoziologischen Diskursanalyse. Im ersten Arbeits- schritt sollen die in der 2008 abgeschlossenen Studie "Satanismus und satanisch-ritueller Missbrauch in Deutschland" probeweise angewendete Integrationsstrategien kritisch nachge- zeichnet auf die Möglichkeiten einer Generalisierung hin abgeklopft werden. In einem zwei- ten Arbeitsschritt (ab Ende 2009) soll der Versuch unternommen werden, über eine Systema- tisierung der Analysewege zu einer ausformulierten Methodik der Integralen Diskurs- und Deutungsmusteranalyse (IDDA) zu gelangen. In weiteren Arbeitsschritten soll diese Methode schließlich auf verschiedenen exemplarischen Untersuchungsfeldern angewendet werden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Plaß, Christine; Schetsche, Michael: Grundzüge einer wissensso- ziologischen Theorie sozialer Deutungsmuster. in: Sozialer Sinn. Zeitschrift für hermeneuti- sche Sozialforschung, 2001, H. 3, S. 511-536. ART: BEGINN: 2009-06 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie For- schungsschwerpunkt Stadt, Region und soziale Sicherheit (79098 Freiburg im Breisgau); In- stitut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (Wilhelmstr. 3a, 79098 Frei- burg im Breisgau) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0761-20721-58, e-mail: [email protected]); Leiter (Tel. 0761-20721-47, e-mail: [email protected])

[36-L] Segeberg, Harro (Hrsg.): Referenzen: zur Theorie und Geschichte des Realen in den Medien, (Schriftenreihe der Gesellschaft für Medienwissenschaft, 16), Marburg: Schüren 2009, 343 S., ISBN: 978-3-89472- 673-7

INHALT: "In den Zeichen des Films Anzeichen eines Realen zu entdecken, beschreibt die Faszi- nation von Medien, die als Film und Fotografie die Einbildungskraft ihres Publikums mit der Aura des Analogischen entzücken konnten. Mit dieser Faszination soll es vorbei sein, seitdem 32 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

Bilder des Wirklichen aus unanschaulichen Rechenvorgängen entstehen. Im Digitalen bliebe so gesehen vom Realen nur die Agonie des Realen übrig. Dass sich die in solchen und ande- ren Begriffen angesprochenen Prozesse der Transformation doch etwas komplizierter darstel- len, war Thema der hiermit dokumentierten Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissen- schaft 2006 in Stuttgart. Die daraus entstandenen Beiträge beginnen mit Fragen nach der neu- en Qualität synthetisch erzeugter Referenzialitäten in Computerbild und Wissenschaftsfor- schung, erkunden Referenzprobleme in klassischen Dokumentarfilmen und zeitgenössischen Reality-Formaten und markieren Authentisierungsstragien des 'Wahr-Werdens' in dokumen- tarisch- fiktionalen Hybrid- Formaten und Netz-Blogs." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Harro Segeberg: Referenzen (8-23); Eröffnung: Perspektiven der Referenz: Rüdiger Maulko: Referenz und Computerbild. Synthetischer Realismus in den Bildmedien (26-51); AG Me- dienwissenschaft und Wissenschaftsforschung: "Hot Stuff": Referentialität in der Wissen- schaftsforschung (52-79); Sektion I: Referenz und Historiographie: Wolfgang Fuhrmann: Ethnographie und Film in Deutschland. Anmerkungen zu einem vergessenen Teil deutscher Mediengeschichte (82-96); Nina Gerlach: Der Tierfilm zwischen Repräsentation und Simula- tion. Aktuelle Tendenzen (97-110); Joan Kristin Bleicher: Das Private ist das Authentische. Referenzbezüge aktueller Reality-Formate (111-119); Christian Hißnauer: living history - Die Gegenwart lebt. Zum Wirklichkeitsbezug des Geschichtsformates (120-140); Ursula von Keitz: Drama der Dokumente. Zur Referenzproblematik in Andres Veiels Film 'Der Kick' (141-156); Sektion II: Hybride: Henning Wrage: Wahrheit im Fernsehen. Die dokumenta- risch-fiktionalen Hybriden des Deutschen Fernsehfunks (158-176); Caroline Elias, Thomas Weber: Defekt als Referenz. Von neuen Hybrid-Formaten zum Verfall der Doku-Kultur (177- 197); Andreas Wagenknecht: Filminterne Beglaubigungen und Kontextualisierungen von Re- Enactments im dokumentarischen Fernsehen (198-210); Thomas Waitz: Geschehen/Ge- schichte. Das Dokudrama bei Hans-Christoph Blumenberg (211-222); Matthias Steinle: Im Nebel postmodernen Dokumentarfilms - Errol Morris: 'The fog of war' (2003) (223-239); Franziska Heller: Prozessuale Authentisierungsstrategien im Zeichen zeitlicher Paradoxien: Deleuze und Dokumentarfilm. Überlegungen am Beispiel von RP Kahls 'Mädchen am Sonn- tag' (2005) (240-253; Sektion III: Kritischer Dokumentarfilm: Peter Zimmermann: Camcor- der Revolution - Videoaktivisten und internationale Öffentlichkeit (256-261); Kay Hoffmann: Von der Rückkehr des Politischen im Dokumentarfilm (262-270); Sektion IV: Vernetzte Re- ferenzen: Martin Doll: "Dokumente", die ins Nichts verweisen? TV-Fälschungen als Indika- toren der Modi journalistischer Wahrheitsproduktion (272-298); Susanne Regener: Filmi- sches Selbstportrait. Max Kestners Dokumentarfilm 'Rejsen pa ophavet' als Reflexion auf den aktuellen Authentizitätscode (299-313); Karin Bruns: Archive erzählen. Weblogs, V-Blogs und Online-Tagebücher als dokumentar-fiktionale Formate (314-333).

[37-L] Srubar, Ilja: Kultur und Semantik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 310 S., ISBN: 978-3-531- 16917-0

INHALT: Die im vorliegenden Band versammelten Aufsätze gehen von der Annahme aus, dass der Prozess der Konstruktion sozialer Wirklichkeit ein Sinn verarbeitender Prozess ist. Eine systematische Untersuchung von Kultur und ihrer unterschiedlichen semantischen Ausprä- gungen ist dem Autor zufolge nur möglich, wenn der sinngenerative Zusammenhang, der hin- ter dem sinnhaften Aufbau der sozialen Welt steht, auf seine konstitutiven Prozesse und Ebe- nen hin untersucht wird. Nur so lässt sich die selbstregulative und autogenetische Konstrukti- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 33 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze

on sozialer Wirklichkeit erfassen. Ein wichtiger Prozess stellt dabei der Zusammenhang von Handlungs-, Denk- und Sprachform (HDS) dar, welcher die Schnittstelle bezeichnet, an der die subjektive und soziale Sinnkonstitution den menschlichen Weltzugang und somit auch die Gestalt dessen, was wir Kultur nennen, prägen. Die Beantwortung der Frage nach der Mög- lichkeit des Fremdverstehens und der Intersubjektivität, aber auch nach der Selektivität von Handlungs-, Sprach- und Denkschemata in Bezug auf die Variationsbreite der Sinnbildung, hängt von einer näheren Untersuchung des HDS-Zusammenhangs ab. Der vorliegende Band beleuchtet in Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen "Post"-Diskursen einerseits und der neueren Systemtheorie andererseits die Rolle der Kultur- und Semantikanalyse für die Erfor- schung der Autogenese sozialer Wirklichkeit aus der Perspektive einer pragmatischen Le- benswelttheorie. (ICI2)

[38-L] Vogel, Ulrike: Zur Doppelbödigkeit des sozialen Feldes nach Bourdieu, in: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 1/2009, H. 1, S. 46-58

INHALT: "Der Beitrag reflektiert Ergebnisse einer Untersuchung zu Karrierechancen von Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Hochschule, bei denen sich fachkulturell un- terschiedliche Auffassungen über Beruf und Familie auswirken. Gefragt wird, inwieweit sich diese Ergebnisse mit Konzepten Bourdieus, insbesondere der des sozialen Feldes, aber auch mit der Konzeption der Territorien von Helga Krüger erfassen lassen. Dieser Vergleich trägt dazu bei, bei Bourdieus Konzeption des sozialen Feldes außer dem beruflichen Vordergrund den familialen Hintergrund und damit eine Doppelbödigkeit des sozialen Feldes zu erken- nen." (Autorenreferat)

[39-L] Wehling, Peter: Nichtwissen - Bestimmungen, Abgrenzungen, Bewertungen, in: Erwägen Wissen Ethik, Jg. 20/2009, H. 1, S. 95-106

INHALT: "Gerade in vermeintlichen 'Wissensgesellschaften' spielt Nichtwissen eine wesentliche, wenngleich zumeist weit unterschätzte Rolle. Moderne Gesellschaften haben Nichtwissen bisher hauptsächlich als bloß temporäres 'Noch-Nicht-Wissen' sowie als selbstverschuldete 'Unwissenheit' aufgefasst. Seit einigen Jahren ist jedoch zu beobachten, dass die Wahrneh- mungen und Bewertungen des Nicht-Gewussten erweitert, pluralisiert und politisiert werden, ablesbar etwa an der Debatte um ein 'Recht auf Nichtwissen' in der Biomedizin. Gleichzeitig wird erkennbar, dass die Wissenschaften nicht lediglich vorgefundene Unwissenheit durch Wissen ersetzen, sondern selbst neues Nichtwissen erzeugen, das sie nicht immer rechtzeitig und vollständig zu erfassen vermögen. Ein einfaches 'Patentrezept' für den Umgang mit der vielschichtigen Problematik kann es nicht geben; doch in jedem Fall müssen moderne Gesell- schaften lernen, auf mögliches Wissen auch zu verzichten." (Autorenreferat)

34 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

1.2 Kulturgeschichte

[40-F] Agai, Bekim, Dr. (Bearbeitung): Araber und Osmanen in Europa - Europäer im Nahen Osten: Bilder des Selbst und Imagi- nationen des Anderen in Reiseberichten des 19. und 20. Jahrhunderts

INHALT: Reiseberichte sind literarische Zeugnisse und Quellen des Kulturkontakts gleicherma- ßen. Sie geben Auskunft über Stand und Wandel der Bilder vom Selbst und der Imaginatio- nen des Anderen, positionieren die Menschen in Zeit und Raum, indem sie dem Selbst einen Platz gegenüber dem Anderen zuweisen. Hierdurch geben sie Auskunft über den Beschrei- benden, seine Ideenwelt und Stereotype, zu deren Verfestigung sie gleichzeitig beitragen. Sie sind somit historische Zeugnisse, die bis in die Gegenwart wirken. Diesen Leitgedanken fol- gend beschäftigt sich das Forschungsprojekt mit dem Vergleich ausgesuchter osmanisch-tür- kischer, arabischer und europäischer Reiseberichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Der ange- strebte synchrone und diachrone Vergleich der Reiseberichte soll Gemeinsamkeiten aufzeigen und Einblick in die Dynamik innerhalb dieser Gattung geben sowie einen Beitrag zur Analyse der Bilder vom Selbst und der Imaginationen des Anderen in Kontinuität und Wandel liefern. In diesem Zeitraum entwickelten sich die entscheidenden Bilder von Europa und dem "orien- talischen" Selbst, die bis heute nachwirken. Das "authentische Andere" wird geschaffen, ob für den westlichen oder orientalischen Leser. Bestimmte Dichotomien zwischen Orient und Okzident werden so verfestigt, dass wir sie - ähnlich dem Orientalismus in der westlichen Li- teratur - auch in der Literatur des Nahen Ostens bis in die Gegenwart nachverfolgen können. Obwohl der Untersuchungszeitraum durch kulturelle und politische Verflechtungen und durch eine Ausweitung der wechselseitigen Reisetätigkeit gekennzeichnet ist, sind bislang weder die möglichen Wechselwirkungen zwischen osmanisch-türkischen und arabischen Rei- seberichten noch Ähnlichkeiten und Unterschiede mit europäischen Reiseberichten untersucht worden. Ein solcher Vergleich ermöglicht es jedoch, die orientalischen Reiseberichte in einen allgemeinen literaturwissenschaftlichen Rahmen zu rücken und sie als spezifische Dokumente eines transkulturellen Prozesses der Fremdheitserfahrung zu lesen. Er kann damit Ähnlichkei- ten und Unterschiede aufzeigen, die sich in der formalen Darstellungsform bis hin zu den Be- trachtungen des Zeitgeistes der Moderne finden lassen. Postulierte literarische und 'zivilisato- rische' Trennungslinien zwischen 'Europa', der 'arabischen Welt' und dem 'osmanisch-türki- schen Kulturkreis' stellt er damit ebenso in Frage wie die Bedeutung von geographischen, kulturellen und literarischen Grenzen für Reiseberichte. Durch eine theoretisch fundierte Be- trachtung sollen die literarisch-psychologischen und soziologischen Mechanismen der Selbst- und Fremdkonstruktion so herausgearbeitet werden, dass sie sich auch auf andere Literatur- gattungen und Epochen anwenden lassen. ZEITRAUM: 19./20. Jahrhundert GEOGRAPHI- SCHER RAUM: Europa, Naher Osten ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozial- wissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Ara- bistik und Islamwissenschaft (Mühlweg 15, 06114 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0345-552-4086, e-mail: [email protected] soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 35 1.2 Kulturgeschichte

[41-L] Astashenko, Diana: Selbstkontrolle unter den Bedingungen reflexiver Modernität: am Beispiel des Übergewichts, (Socialia : Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 102), Hamburg: Kovac 2009, 341 S., ISBN: 978-3-8300-4144-3

INHALT: Je weniger Reglement an den Einzelnen herangetragen wird, umso größer ist die Selbstbeherrschung, derer das Individuum bedarf, um die gesellschaftlichen Abläufe rei- bungslos aufrecht zu erhalten und verlässliche Interaktionsbedingungen zu garantieren. Hier wird untersucht, ob dies auch für den Bereich des Körpergewichts Gültigkeit hat. Im ersten Hauptteil wird das theoretische Fundament der Untersuchung erläutert. Im Mittelpunkt stehen hier Norbert Elias' Überlegungen zur Selbstkontrolle und Anthony Giddens' Theorie der refle- xiven Moderne. Der zweite Hauptteil behandelt das Thema der Körperkontrolle im Bereich des Körpergewichts. Zunächst werden Genese und Bedeutung des gegenwärtigen Schlank- heitsideals beschrieben. Dann wird am Beispiel des Übergewichts gezeigt, wie sich Körper- kontrolle vom äußeren Zwang zur reflexiven Zivilisierung wandelt und welche Veränderun- gen auf Handlungs- und Strukturebene hier eine Rolle spielen. Abschließend wird auf ein bei- spielhaftes Anwendungsfeld eingegangen, das sich im Kontext eines extremen Schlankheits- ideals und der fortschreitenden Stigmatisierung des Übergewichts herausgebildet hat: die "eingebildeten Dicken". (ICE2)

[42-F] Bethke, Berit, M.A. (Bearbeitung): Wissensbildung mittels Bildmedien. Eine historische Fallstudie zur "Visuellen Kommunika- tion" in der Weltgesellschaft

INHALT: Aus der Perspektive der neueren Wissenssoziologie ist Gesellschaft sui generis kom- munikativ konstituiert. Davon ausgehend untersuche ich in einer historischen Fallstudie wie Wissen durch visuelle Medien generiert und vermittelt wird. "Visuelle Kommunikation" be- zeichnet hier ein Forschungsprogramm, das sich auf die aktuellen Debatten um den Eigenwert bildlicher Darstellung im Zuge des "iconic turns" bezieht. In der Dissertation soll "Visuelle Kommunikation" anhand eines konkreten Forschungsgegenstands als Phänomen der Weltge- sellschaft untersucht werden. Empirisches Material der Studie bilden Bildtafeln, die vom Deutschen Hygiene Museum (DHMD) zwischen 1950 und 1980 für je spezifische Ausstellungen zur "Gesundheitserziehung" in afrikanischen und asiatischen Entwicklungslän- dern konzipiert und angefertigt wurden. Die Tafeln wurden vom DHMD, in Kooperation mit lokalen Institutionen, als "Wissensbilder" entworfen und vermittelt. Sie präsentieren populär- wissenschaftliche Ansichten vom menschlichen Körper sowie von Gesundheit und Krankheit. Die meisten Tafeln sind als Bild-Text-Collage aufgebaut, wobei der Bildanteil dominiert. Dieser umfasst u.a. Fotografien, Zeichnungen, Diagramme, mikroskopische Aufnahmen und halbplastische Modelle. Eine maßgebliche Rolle in allen Ausstellungen spielt die wissen- schaftliche Fundierung, demonstriert durch die Einbindung medizinischer und lebenswissen- schaftlicher Visualisierungsstrategien und Zeichenformationen. Die zu veranschlagenden For- men und Strukturen der Bildtafeln werden als Aspekte von Kommunikation betrachtet. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie wird in und durch die Bildtafeln global anschlussfähiges Wissen generiert und vermittelt? In diesem Zusammenhang interessiert vor allem, wie die Bildtafeln gestaltet sind, um unbestimmte, potentiell weltweite Adressaten zu erreichen? Auf welches Vorwissen und auf welche Vorbilder rekurrieren sie? Und wie sind in den Ausstel- lungstafeln (kulturell) spezifische Darstellungsmodi integriert? Diese Fragen werden vor dem 36 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

Hintergrund der historischen Produktions- und Distributionsbedingungen des Forschungsma- terials analysiert. METHODE: Im Hinblick auf die verschiedenen Transferebenen und Transferwege, die das Ma- terial aufgrund seiner medialen, funktionalen, ästhetischen und diskursiven Beschaffenheit aufzeigt, sollen Praktiken der Produktion und Verbreitung von Bildern sowie Visualisierungs- strategien und Visualisierungsformen hinsichtlich ihres universellen Anspruchs in den Blick genommen und kritisch hinterfragt werden. Die Arbeit siedelt sich zwischen den Studien der Wissenssoziologie und Ansätzen der Visual Culture/ Visual Studies an. Methodisch werden Ansätze der neueren Bildforschung erprobt und weiterentwickelt. ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemein- schaft INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Gradu- iertenkolleg 844 "Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0521-106-4692, e-mail: [email protected])

[43-F] Fischer-Tiné, Harald, Prof.Dr. (Bearbeitung): Kulturelle Mediatoren zwischen Südasien und "dem Westen": indische Mitglieder der Theosophical Society und der Austausch von Wissen (1879-1930)

INHALT: Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht eine besondere Spielart kultureller Aus- tauschprozesse zwischen Südasien und Europa in der Phase des Hochimperialismus, die mit einem massiven Globalisierungsschub einherging. Im Mittelpunkt steht dabei der Beitrag in- discher Mitglieder der 1875 gegründeten Theosophical Society zur Konstruktion von global wirksamen Bildern 'östlicher Spiritualität'. Als Angehörige der indigenen Eliten bewegten sie sich in einem Spannungsfeld zwischen wachsendem Modernisierungsdruck einerseits und dem Bedürfnis nach kultureller Affirmation und politischer Emanzipation andererseits. Der Frage nach der Nutzung ihres kreativen Spielraumes in der Übersetzung und Mediation zwi- schen den Kulturen kommt dabei entscheidende Bedeutung zu. ZEITRAUM: 1879-1930 GEOGRAPHISCHER RAUM: Südasien, Europa ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Jacobs University gGmbH, School of Humanities and Social Sciences, Professorship of History (Postfach 750561, 28725 Bremen) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[44-L] Haupt, Heinz-Gerhard; Torp, Claudius (Hrsg.): Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890-1990: ein Handbuch, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 504 S., ISBN: 978-3-593-38737-6

INHALT: "Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Konsum in Deutschland zum zentralen gesellschaftlichen Phänomen. Er verwandelte die wirtschaftliche Infrastruktur - von der Er- nährung bis zur Freizeit - und war ein Mittel sozialer Distinktion und Gegenstand politischer Regulierung. Mit Recht lässt sich daher von einer deutschen Konsumgesellschaft sprechen. Ihre Entstehung und Ausformung werden in diesem Handbuch entlang der Bereiche Wirt- schaft, Politik, soziale Lagen und Identitäten sowie Kultur und Wissenschaft erstmals umfas- send dargestellt " (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Claudius Torp, Heinz-Gerhard Haupt: soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 37 1.2 Kulturgeschichte

Einleitung: Die vielen Wege der deutschen Konsumgesellschaft (9-26); Roman Rossfeld: Er- nährung im Wandel: Lebensmittelproduktion und -konsum zwischen Wirtschaft, Wissen- schaft und Kultur (27-45); Wolfgang König: Massenproduktion und Konsumgesellschaft: Ein historischer und systematischer Abriss (46-61); Kaspar Maase: Massenmedien und Konsum- gesellschaft (62-78); Peter Borscheid: Agenten des Konsums: Werbung und Marketing (79- 96); Ulrike Thoms: Körper, Kultur, Konsum: Die Konsumgeschichte der alltäglichen Hygie- ne (97-113); Hasso Spode: Der Aufstieg des Massentourismus im 20. Jahrhundert (114-130); Gunilla Budde: Bürgertum und Konsum: Von der repräsentativen Bescheidenheit zu den "fei- nen Unterschieden" (131-144); Heinz-Gerhard Haupt: Der Konsum von Arbeitern und Ange- stellten (145-153); Erica Carter: Frauen und die Öffentlichkeit des Konsums (154-171); Ma- ren Möhring: Ethnizität und Konsum (172-189); Rainer Gries: Generation und Konsumge- sellschaft (190-204); Daniela Münkel: Konsum auf dem Land vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik (205-220); Christoph Nonn: Die Entdeckung der Konsumenten im Kaiser- reich (221-231); Belinda Davis: Konsumgesellschaft und Politik im Ersten Weltkrieg (232- 249); Claudius Torp: Das Janusgesicht der Weimarer Konsumpolitik (250-267); Hartmut Berghoff: Träume und Alpträume: Konsumpolitik im nationalsozialistischen Deutschland (268-288); Ina Merkel: Im Widerspruch zum Ideal: Konsumpolitik in der DDR (289-304); Michael Wildt: "Wohlstand für alle": Das Spannungsfeld von Konsum und Politik in der Bundesrepublik (305-318); Dominik Schrage: Der Konsum in der deutschen Soziologie (319- 334); Jakob Tanner: Konsumtheorien in der Wirtschaftswissenschaft (335-354); Alexander Schug: Werbung und die Kultur des Kapitalismus (355-369); Pascal Eitler: Sexualität als Ware und Wahrheit: Körpergeschichte als Konsumgeschichte (370-388); Adelheid von Sal- dern: Transatlantische Konsumleitbilder und ihre Übersetzung 1900-1945 (389-402); Michael Prinz: "Mut zur Armut": Zur Historisierung konsumgesellschaftlicher Leitbilder für den west- deutschen Wiederaufbau (403-434); Axel Schildt: Amerikanische Einflüsse auf die westdeut- sche Konsumentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg (435-447).

[45-L] Jäckel, Michael; Kofahl, Daniel: "Man hat etwas anderes vermutet ...": zur Phänomenologie des kulinarischen Geschmacks, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 2, S. 117-134 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Beitrag belegt folgende These: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine fortlaufende spezielle Kommunikation über Essen und Geschmack zu einer eigenen, selbstreferentiellen sozialen Sphäre geworden, welche sich in der Kommunikation der Gesellschaft stabilisiert. Dass es sich hierbei um eine an "Eigenwerten" orientierende Kommunikation handelt, die ihre biologische Umwelt zwar in Anspruch und auf sie Bezug nimmt, aber gerade nicht ihre sprachliche Abbildung, sondern eine emergente soziale Konstruktion ist, sieht man unter an- derem daran, dass nicht jede Handlung, die im weitesten Sinne der Nahrungsaufnahme dient, in diese Spezialkommunikation Eingang findet. Die für den Beitrag zentralen Fragen lautet, wie sich das Schmecken als eigenständiges Phänomen etablieren konnte, und wie es durch Beobachter, die miteinander in einem Kommunikationsverhältnis stehen, konstruiert und kon- ditioniert wird. Im ersten und zweiten Abschnitt skizzieren die Autoren aus einer systemtheo- retischen Perspektive den theoretischen Rahmen der Analyse und erörtern die historische Ausdifferenzierung kulinarischer Kommunikation. Im dritten Abschnitt wird dann anhand 38 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

ausgewählter Beiträge der Kolumnisten Jürgen Dollase und Wolfram Siebeck der zeitgenössi- sche kulinarische Diskurs analysiert. (ICA2)

[46-L] Kamphausen, Gerrit: Kultur als Kriminalität und Krankheit: zur Dekulturation der Lebensführung von Opiatkonsumenten, Hamburg 2009, 328 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:18-40896)

INHALT: "Die Arbeit befasst sich mit der Kultur- und Kriminalsoziologie des Opiumgebrauchs und beinhaltet eine kritische Analyse von Drogendiskursen und -politik im 20. Jahrhundert. Max Webers begriffliches Handwerkszeug, welches in Anlehnung an H.P. Thurn (1986) um eine Definition von Dekulturation erweitert wird, bildet die Grundlage der vorliegenden Ana- lyse des Umgangs mit Opiaten. Dabei steht die Wirkung von 'Unwertideen' auf Formen der Drogenkultur und der Lebensführung der Konsumenten im Vordergrund. Grundlegend wer- den zunächst einige allgemeine Opiumthemen exemplarisch behandelt. Das sind die Klassiker unter den Themen der Kulturgeschichte des Opiums: die Medizingeschichte der Opiate, der Laudanumkonsum der englischen Romantiker, die Opiumkritik nach Karl Marx und Friedrich Engels und letztlich der britisch-indisch-chinesische Opiumhandel samt diverser Kriege. Dar- an schließt die Untersuchung der dekulturativen Wirkung von Modernisierungs- bzw. Verge- sellschaftungsprozessen und der Kriminalisierung der Opiate auf die Lebensführung von Opiatkonsumenten an. Dazu wird das kultursoziologische Instrumentarium mit Grundlagen der Kriminalsoziologie und der bisherigen Opiatforschung abgeglichen. Die Untersuchung zeigt, dass sowohl der massenhafte Vertrieb von Drogen als modernen Konsumgütern wie auch das Totalverbot des Genusskonsums nicht geeignet sind, zu einem kulturell integrierten und damit möglichst schadfreien Drogengebrauch beizutragen. Um diese Analyse auf eine breitere Grundlage zu stellen, werden in je einem Kapitel die kultursoziologischen Grundla- gen der medizinischen und der legalistischen Sichtweise aufgezeigt und zur Kritik an den gängigen Ansätzen zur Lösung des so genannten 'Drogenproblems' verwendet. Schließlich werden alle Argumentationsstränge in der Betrachtung einer konkreten Sache zusammenge- führt: das Rauchopium ist ein Kulturgut, dessen legaler, wohl aber stark kontrollierter Ver- trieb und Konsum die Grundlage eines kulturell integrierten und damit für die Gesellschaft und den Einzelnen möglichst schadfreien Opiatgebrauchs zu Genusszwecken darstellen könn- te." (Autorenreferat)

[47-L] Kassung, Christian (Hrsg.): Die Unordnung der Dinge: eine Wissens- und Mediengeschichte des Unfalls, Bielefeld: transcript Verl. 2009, 473 S., ISBN: 978-3-89942-721-9

INHALT: "Wer auf das 20. Jahrhundert zurückschaut, der sieht sich konfrontiert mit einer er- staunlichen Regelmäßigkeit von Unfällen und Katastrophen. Mal mehr, mal weniger häufig, mal lokal begrenzt und dann von globaler Prominenz: Unfälle gelten einerseits als das Para- digma des Unvorhersehbaren und Zerstörerischen. Andererseits lernen Kulturen offensicht- lich so regelmäßig aus den Störungen ihres technischen Fortschritts, dass sich die Frage nach einem Zusammenhang von Unfall und Wissensgeschichte geradezu aufdrängt. Ist unsere kul- turelle Ordnung paradoxerweise deshalb stabil, weil es Unfälle gibt?" (Autorenreferat). In- haltsverzeichnis: Paul Virilio: Der integrale Unfall (7-8); Burkhardt Wolf: Schiffbruch mit soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 39 1.2 Kulturgeschichte

Beobachter (19-48); Esther Fischer-Homberger: Der Eisenbahnunfall von 1842 auf der Paris- Versailles-Linie (49-88); Matthias Bickenbach: Robert Musil und die neuen Gesetze des Au- tounfalls (89-116); Christoph Asendorf: "A lot of things can be masked" (117-134); Christian Kassung: Der Untergang der Kursk und die Wissensgeschichte der seismischen Forensik (135-152); Harry Collins, Trevor J. Pinch: Auf den Start reduziert: Das Challenger-Unglück (153-184); Peter Glasner: Entgleisungen im deutschen Kaiserreich (185-220); Bernd Stiegler: Katastrophen und ihre Bilder (221-248); Wolfgang Hagen: "M. G. Y. - What is the matter with you?" (249-270); Albert Kümmel-Schnur: "Immer Erklärungen. Sprechen. Das muss aufhören!" (271-302); Jörg Potthast: Papier, Bleistift & Bildschirm (303-328); Wolfgang Coy: Unsichtbar wird der Fehler, wenn sich alle daran gewöhnt haben (329-360); Olaf Briese: Die Aporie des Größten Anzunehmenden Unfalls (361-380); Nicolas Pethes: Accidental Ex- periments (381-398); Ulrike Brunotte: Unfall-Wissen (399-420); Benno Wagner: Kafkas Poe- tik des Unfalls (421-454); Thomas Macho: Unfall oder Selbstmord? (455-468).

[48-L] Ko, Jae-Baek: Wissenschaftspopularisierung und Frauenberuf: Diskurs um Gesundheit, hygienische Familie und Frauenrolle im Spiegel der Familienzeitschrift Die Gartenlaube in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 1052), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 410 S., ISBN: 978-3-631- 57723-3 (Standort: UB Siegen(467)-21MKN4049)

INHALT: "Der Band behandelt den Diskurs um Gesundheit und Frauenrolle für die hygienische Familie und Familienkultur im Spiegel des populären Wochenblattes Die Gartenlaube in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der pressegeschichtlichen Untersuchung zufolge war dieses Blatt nicht nur eine bürgerliche Familienzeitschrift, sondern darüber hinaus auch eine populärwissenschaftliche Vermittlerin. Die Untersuchung zielt darauf ab, ein Stück Wissens-, Bürgertums-, Familien- und Frauengeschichte des 19. Jahrhunderts zu beleuchten. In diesem interdisziplinären Zusammenhang werden zum einen die medizinischen und hygienischen Diskussionen, zum anderen die bürgerlichen Werte der Lebensführung und ihren Eingang in die Familienkultur, schließlich die Frauenrollen für die hygienische Familie im Zusammen- hang des zunehmenden Wandels der Familienfunktion erforscht. Das Ergebnis zeigt die bür- gerlichen Strategien zur Verstärkung der sozialen und geschlechtlichen Differenz." (Autoren- referat) (BR)

[49-F] Koch, Denise, Dipl.-Kult.Wiss. (Bearbeitung); Hattendorff, Claudia, Prof.Dr. (Betreuung): "Großstadtbilder" in der Weimarer Republik. Zum wechselseitigen Verhältnis zwischen stadtdarstellender Malerei und zeitgenössischen Urbanitätsdiskursen

INHALT: In den Jahren der Weimarer Republik entwickelte sich angesichts der gesteigerten Auf- merksamkeit für die Großstadt und ihre Öffentlichkeit ein "Großstadt- und Metropolendis- kurs". Die Debatte um die Großstadt - als Summe einzelner Beiträge der Skandalisierung, Kritik und Verfechtung großstädtischer Lebensformen - bildete sich durch den Prozess me- dialer Diskursivierung zu einem Medienereignis aus. Sie verdichtete sich in den Jahren der Weimarer Republik in besonderem Maße im Hinblick auf transnationale Bedeutungszuwei- sungen. Gleichzeitig produzierte die mediale Präsenz der Metropolen zahlreiche und vielfälti- ge Bilder von der Stadt. Die Großstadtdebatte fokussierte die Themen der städtischen Moder- 40 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

nisierung, das Phänomen der urbanen Massenkultur und die mentalitätsprägenden Auswir- kungen der Großstadt auf ihre Bewohner. Diese Bereiche lassen sich gleichzeitig als wesentli- che gesellschaftliche Bezugspunkte der zeitgenössischen Großstadtmalerei ausmachen. So bleibt zu fragen, in welcher Weise Künstler die Deutungsmuster des Diskurses in ihre Malerei einbezogen haben; und welche Zusammenhänge dabei zwischen den künstlerischen Groß- stadtbildern und den massenmedialen Repräsentationen der Metropole bestanden. Durch in- terdisziplinäre Gegenstandserweiterung und eine bildwissenschaftliche Fragestellung verortet sich das erläuterte Projekt an einer innovativen Schnittstelle kulturwissenschaftlicher For- schungskonzepte. ZEITRAUM: 1918-1932 GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Deutsch- land METHODE: Das Anliegen des Forschungsprojektes ist es, sprachliche und visuelle Repräsenta- tionen der Metropole Berlin zu untersuchen und auf diese Weise die intermedialen Zusam- menhänge der Großstadtdebatte als transnationales Medienereignis herauszuarbeiten. Die ver- gleichende Untersuchung unterschiedlicher Quellen, die ihren Anfang bei der Massenpresse nimmt, um sich über avantgardistische Publizistik und repräsentative Medien künstlerischer Agitation einzelnen Bildbeispielen der stadtdarstellenden Malerei zuzuwenden, bezweckt, die vielfältigen Deutungsmuster kommunikativen Handelns gegenüber der Großstadt herauszu- stellen. ART: BEGINN: 2009-11 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Gießen, Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" (Otto-Behaghel-Str. 10 C1, 35394 Gießen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0179-6704311, e-mail: [email protected])

[50-F] Kohlhaas, Elisabeth; Freimüller, Tobias, Dr.des.; Ziemer, Hansjakob, Dr.des. (Bearbei- tung); Kenkmann, Alfons, Prof.Dr.; Frei, Norbert, Prof.Dr.; Gross, Raphael, Dr.; Diner, Dan, Prof.Dr. (Leitung): Kommunikationsräume des Europäischen. Jüdische Wissenskulturen jenseits des Nationa- len

INHALT: Das Projekt befasst sich mit den transnationalen Kommunikationsformen jüdischer Wissenskulturen im 19. und 20. Jahrhundert. Ausgehend vom diasporischen Charakter jüdi- scher Lebenswelten untersuchen Historiker, Judaisten, Soziologen, Didaktiker und Museolo- gen aus interdisziplinärer Perspektive die transterritorialen Netzwerke jüdischer Lebenswel- ten. Sie beschäftigen sich damit, wie jüdische Lebenswelten Wissen über Distanzen, Räume und kulturelle Grenzen hinweg transportierten und auf welche Weise jüdischen Wissenskultu- ren das Europäische gleichsam eingeschrieben war. Das Europäische wird nicht als ein fest- stehender Ort, als eine homogene Einheit oder als ein abgrenzbares Territorium angesehen; vielmehr soll die Perspektive jüdischer Wissenskulturen den Blick auf das Europäische schär- fen: auf all jene Attribute, die die Überwindung von räumlicher, religiöser und kultureller Enge betreffen. Das Ziel des Projekts ist es, durch das Besondere jüdischer Wissenskulturen das Allgemeine des Europäischen zu verstehen. ZEITRAUM: 19. und 20. Jahrhundert METHODE: So wird die wissenschaftliche Forschung mit didaktischer Arbeit und Öffentlich- keitsarbeit verbunden. Es werden an den beteiligten Institutionen insgesamt sieben Einzelpro- jekte bearbeitet; dabei entstehen mehrere Monographien und Sammelbände, eine Ausstellung, eine Website sowie Materialien für den Schulunterricht. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 41 1.2 Kulturgeschichte

ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung INSTITUTION: Universität Leipzig, Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung -ZLS- (Brüderstr. 14-24, 04103 Leipzig); Friedrich-Schiller-Universität Jena, Philosophische Fakul- tät, Historisches Institut Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts (Fürstengraben 13, 07743 Jena); Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur e.V. an der Univer- sität Leipzig (Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig) KONTAKT: Kenkmann, Alfons (Prof.Dr. Tel. 0341-9737-062 od. -060, Fax: 0341-9737-059, e-mail: [email protected])

[51-L] Koller, Christian: Streikkultur: Performanzen und Diskurse des Arbeitskampfes im schweizerisch- österreichischen Vergleich (1860-1950), (Österreichische Kulturforschung, Bd. 9), Berlin: Lit Verl. 2009, 639 S., ISBN: 978-3-643-50007-6

INHALT: Ausgehend von einer dichten Beschreibung der Handlungs- und Diskursebene ausge- wählter Fallbeispiele wird der Streik als ein kulturelles Phänomen rekonstruiert, das einen Schlüssel zur Analyse der politischen Kultur der jeweiligen Zeit darstellt. Die untersuchten Streiks fallen in drei Zeitabschnitte: 1860-1918, 1918-1937 und 1937-1950. Die Untersu- chung ist komparativ angelegt. So kann beurteilt werden, welche Phänomene als Bestandteile einer internationalen Streikkultur angesehen werden können und wo Einflüsse der spezifi- schen politischen Kultur des jeweiligen Landes festzustellen sind. Dabei wird ein Staat, des- sen politisches System in seinen Grundstrukturen während der gesamten Untersuchungsperi- ode unverändert blieb, die Schweiz, mit Österreich verglichen, einem durch mehrfache Sys- temwechsel und territoriale Umgruppierungen erschütterten Land. Dabei werden Bausteine für eine kulturhistorische Erweiterung der Streikforschung sichtbar: gewaltlose und gewaltsa- me Performanzen, Geschlechter und Räume, Emotionen, Transnationalität und Diskurse. (ICE2)

[52-F] Krauskopf, Kai, Dipl.-Ing.; Köth, Anke, Dipl.-Ing.; Schwarting, Andreas, Dipl.-Ing. (Bear- beitung); Lippert, Hans-Georg, Prof.Dr. (Leitung): Architektur als Behauptung von Institutionalität und Geschichtlichkeit (Teilprojekt U)

INHALT: Thema des Teilprojekts ist die Untersuchung konstruierter historischer Kontinuitäten, Verwurzelungen, Eigengeschichten und Entstehungsmythen, ausgedrückt in Architektur. Hauptgegenstand der Betrachtung sind Beispiele einer absichtsvoll historisierenden und zitie- renden Architektur in den Vereinigten Staaten von Amerika im späten 19. und im 20. Jh. Geographisch und typologisch ist die Auswahl der Bauten durch zwei Faktoren begründet: 1. Durch die besondere historische Entwicklung in den USA, die aus europäischer Sicht als Neue Welt, als Kontinent ohne Eigengeschichte wahrgenommen wurden. Ihre Rolle als Ein- wanderungsland führte zu einem in der Neuzeit singulären Import vielfältigster, teilweise ein- ander entgegengesetzter historischer bzw. religiöser Traditionen und zu einer quasi laborhaf- ten Konkurrenz der Weltanschauungen und Weltbilder. Der damit einher gehende Zwang zur Selbstbehauptung und zur Neudefinition der jeweils eigenen gesellschaftlichen Position, häu- fig genug untersetzt durch einen missionarischen Anspruch und bisweilen flankiert durch die Notwendigkeit zur Kompensation einer gewissen parvenühaften Unsicherheit, führte im End- 42 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

effekt zu einer robusten Indienstnahme der erinnerten historischen Bilderwelten und Symbol- sprachen mit dem Ziel, geistige Heimat zu bewahren und die durch die Auswanderung verlo- rene Einbettung in einen Kosmos von Deutungsmächten und Deutungshoheiten zurück zu ge- winnen. 2. Durch den Umstand, dass diese Haltung spätestens seit Beginn des 20. Jahrhun- derts in den USA noch stärker als zeitgleich in Europa mit dem Bedeutungsverlust traditionel- ler Legitimationsinstanzen (Glaubensgemeinschaften, aber auch staatliche Institutionen) kon- frontiert wird, und in Gestalt der schon sehr früh als "Kathedralen des Kommerzes" verstan- denen Geschäftsviertel, Banken und Bürotürme Zentren entstehen, in denen nicht nur finanzi- elles, sondern auch symbolisches Kapital erzeugt und neu vergeben wird, und wo architekto- nisch ein neuer Anspruch auf Deutungshoheit über Geschichte und Zukunft formuliert wird. Überlagert und beschleunigt wird diese Tendenz ab den 1930er Jahren noch durch einen neu- erlichen Kulturtransfer in Richtung Amerika, nämlich durch die aus Europa importierte Mo- derne, die den Befreiungsakt eines willentlichen Bruchs mit der Vergangenheit ins Werk zu setzen vorgab und behauptete, eine qualitativ neuartige Kontinuität ex futuro schaffen zu kön- nen. Der Machtkampf um die diskursive Hegemonie bei der Herstellung intentionaler Ge- schichte gewann auf diese Weise in den USA eine besondere Qualität. Das Teilprojekt unter- sucht Architektur und ihre Historiographie als Objektivation institutioneller Prozesse am Bei- spiel US-amerikanischer Monumental- und Hochhausbauten sowie anhand der medialen Ver- mittlung im Film und durch die Architekturgeschichtsschreibung der Moderne. Im 20. Jh. wird die Genese von Institutionalität und Geschichtlichkeit wesentlich mitbestimmt von der Tendenz, die als ebenso befreiend wie bedrohlich empfundene Pluralität der Moderne (im all- gemein ideengeschichtlichen Sinn), ihre Widersprüche und ihre Differenzierungen aufzuhe- ben oder wenigstens zu lindern durch die Konstruktion neuer Formen eines übergeordneten Narrativs im Sinne einer "Großen Erzählung", die alle Erscheinungen zusammenführt, veror- tet und als historisch notwendig erscheinen lässt. Wichtige Mittel zu dessen Erzeugung sind zum einen die Erschaffung einer kanonischen Bilderwelt, die (massen)medial reproduzierbar ist und dank ihrer ubiquitären Verbreitung eine unhinterfragbare Ikonizität gewinnt, zum an- deren die Konzeption von Zeitkonstruktionen, die den Geschichtsprozess der Deutungshoheit der Moderne unterwerfen und konkurrierende Entwicklungsmodelle marginalisieren. Diese Vorgänge führen zu spannungsreichen Polaritäten, in denen sich Modelle von Vielfalt und Einheit, von Verstetigung und Veränderung im Wettstreit gegenüberstehen und sich exempla- risch die Frage nach der Wandlungsfähigkeit bzw. der Dauerhaftigkeit institutioneller Grund- muster stellt. Das Teilprojekt wird in vier Themenschwerpunkte untergliedert, siehe unter: rcswww.urz.tu-dresden.de/~sfb537/teilprojekte/u/pru.htm . ZEITRAUM: spätes 19. und 20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Vereinigte Staaten von Amerika VERÖFFENTLICHUNGEN: Siehe unter: rcswww.urz.tu-dresden.de/~sfb537/teilprojekte/u/vu. htm . ARBEITSPAPIERE: Siehe unter: rcswww.urz.tu-dresden.de/~sfb537/other/SFB537Sym posiumTP_U.pdf . ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit (Helmholtzstr. 10, 01062 Dresden) KONTAKT: Leiter (Tel. 0351-463-35779, Fax: 0351-463-36259, e-mail: [email protected])

[53-F] Laczó, Ferenc (Bearbeitung): The metropolis in the light of "our national virtues" - Budapest and Berlin in the mirror of discourses of the inter-war period soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 43 1.2 Kulturgeschichte

INHALT: The dissertation aims to explore and analyze the various presentations and major dis- cursive contests over Budapest and Berlin in the inter-war period. It purports to compare the variety of the discourses on these cities and understand how they relate to political ideologies, while focusing on the crystallization of the most widespread ideas and politically dominant conceptions and present them especially in terms of their relation to the respective nations and nationalistic ideas. The research aims to link three areas of study in the first place, those of political ideologies, nationalistic production of knowledge and the interrelated local/ natio- nal understandings of metropolis and local modern urban culture. Though the project owes much to traditions of intellectual history writing and a significant amount of the primary rese- arch conducted will be in this vein, analyzing select prose writers, politicians and historians, it also purports to understand the relations between political and cultural ideas and connect the "realm of ideas" to social realities (namely by presenting the political, socioeconomic and cul- tural differences between these cities and "the rest" of the two countries) and cultural practi- ces (i.e. some of the most important practices of symbolic conversion and several significant uses of urban space that these discourses led to and manifested in will be covered as well). Thereby, simultaneous reflection should become possible on textual evidences of the con- structions of difference and other indicators we have of it. The most general horizon of the project is the discussion of modernity and ultimately, the dissertation hopes to contextualize, reflect on and analyze the modern urban phenomena in inter-war Hungary and Germany, as they manifested in these societies and cultures.| ZEITRAUM: inter-war period GEOGRAPHI- SCHER RAUM: Budapest, Berlin ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin - New York "Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" am Center for Metro- politan Studies (Ernst-Reuter-Platz 7, TEL 3-0, 10587 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[54-L] Niekrenz, Yvonne; Villányi, Dirk (Hrsg.): LiebesErklärungen: Intimbeziehungen aus soziologischer Perspektive, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 248 S., ISBN: 978-3-531-15476-3

INHALT: "Was ist Liebe? Jeder liebt irgendwen oder irgendwas. Liebe ist eine primäre Katego- rie menschlichen Lebens. Deshalb müssen soziologische Theorien dafür geeignet sein, diese konkret in der Alltagswelt erfahrbare soziale Tatsache zu beschreiben und zu erklären. Aus- gewählte soziologische Theorien werden in diesem Buch nach 'LiebesErklärungen' befragt. So werden Funktionalität und Erklärungskraft theoretischer Konstrukte am Beispiel Liebe de- monstriert. Eine Vielzahl an Perspektiven auf die Liebe zeigt nicht nur deren farbenfrohes Spektrum, sondern auch die konkret fassbaren Möglichkeiten soziologischer Theorien." (Au- torenreferat). Inhaltsverzeichnis: Yvonne Niekrenz: LiebesErklärungen -Eine Einführung (11- 22); Niko Strobach: "Is this love?" Liebe und Ähnliches in der (griechischen) Antike (23-39); Kornelia Hahn: Romantische Liebe als Phänomen der Moderne. Anmerkungen zur Soziologie intimer Beziehungen (40-52); Caroline Sommerfeld-Lethen: Der Code der Liebe. Gesell- schaftsstruktur und Liebessemantik im Wandel der Zeit (53-64); Thomas Coelen: Liebe in der Disziplinar- und Geständnisgesellschaft. Das Dispositiv der Sexualität (65-80); Ulrike Marz: Auch Automaten haben Gefühle. Kritische Theorie über Liebe und Pseudoliebe in der kapita- listischen Gesellschaft (81-93); Matthias Junge: Liebeloser Frauentausch. Elemente der struk- turalistischen Analyse von Verwandtschaftsbeziehungen (94-102); Paul B. Hill und Johannes 44 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

Kopp: Liebe als Tauschmedium. Intimbeziehungen aus der Sicht von Austauschtheorie und Rational-Choice-Ansatz (103-114); Yvonne Niekrenz: Liebe als Verhandlungssache. Intim- beziehungen aus der Sicht des Symbolischen Interaktionismus (115-125); Hubert Knoblauch: Die Liebe in der Lebenswelt. Zur Phänomenologie und sozialen Konstruktion der Liebe (126- 135); Matthias Junge: Mit Loriot zu Luhmanns systemtheoretischer Konzeption von Liebe (136-146); Liebes-Podium - Protokolliert von Yvonne Niekrenz und Dirk Villányi: Simmel, Fromm, Luhmann und Beck-Gernsheim in einem Gespräch, das nie stattfand (147-156); Yvonne Schlitze: Die feinen Unterschiede der Liebe. Pierre Bourdieu -Liebe als Habitusver- wandtschaft (157-165); Angelika Poferl: "Das ganz normale Chaos der Liebe". Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim über die Liebe in der Zweiten Moderne (166-181); Heike Kahlert: Demokratie der Gefühle. Strukturierungstheoretische Erkundung des Wandels der Intimität in der Spätmoderne (182-196); Rainer Winter: Die Tyrannei der Intimität. Zur Ak- tualität der Analyse von Richard Sennett (197-210); Eva Illouz: Eine Religion ohne Glauben: Liebe und die Ambivalenz der Moderne (211-220); Dietmar Larcher: Dritter Raum, Dreivier- teltakt. Möglichkeitsorte für Liebe und Intimität in einer globalisierten Welt (221-234); Yvonne Niekrenz und Dirk Villányi: Mehr Zeit zum L (i)eben. Liebe in einer alternden Ge- sellschaft (235-244).

[55-L] Pietro Rodriguez, Carlos: Der Geschlechterstreit in der Geschichte der spanischen Moderne, in: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 27/2009, Nr. 2, S. 268- (Standort: USB Köln(38)-M XG05803; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Verfasser geht den hegemonialen Konzepten gesellschaftlicher Ordnung ein- schließlich der Geschlechterordnung in der spanischen Moderne nach. Als zentral kennzeich- net er die allmähliche Durchsetzung der "Arbeitsgesellschaft" seit dem Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts mit ihren spezifischen Ausschlussmechanismen gegenüber Frauen. Den Autor interessiert vor allem die normative Dimension der Definitionen von Geschlech- tern, d. h. jener Aspekt, der sich auf das "Seinsollen" richtet und der nicht nur in unverbindli- chen Utopien, sondern auch in regulativen Gesetzestexten zu Tage tritt. In den Fokus seiner Untersuchung rückt er das Gesetz von 1999 zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für "ar- beitende Personen", das von einer ebenso unterschiedslosen wie ahistorischen Gleichheit zwi- schen Marinern und Frauen ausging, so, als ließen sich alle bestehenden sozialen Differenzen mit einem Federstrich beseitigen. Statt den Streit um Gleichheit und Differenz zu beenden, lieferte das Gesetz lediglich neue Anstöße im spanischen Geschlechterstreit. (ICF2)

[56-F] Schüler-Springorum, Stefanie, Prof.Dr. (Bearbeitung): Sport, Körper und Subjekt: Sportgeschichte als Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Moderne

INHALT: Das Gesamtprojekt wird Sportgeschichte als Kulturgeschichte konzipieren, um auf die- se Weise die Entstehung und Funktionsweise moderner Gesellschaftsordnungen im Zeitraum vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre zu analysieren. In Anlehnung an die inter- nationale Kultur- und Sozialgeschichtsschreibung soll der Fokus des Projektes auf 'race' und 'gender' als individuell wie kollektiv wirkmächtigen und gleichzeitig relationalen Strukturka- tegorien liegen. Das Projekt wird vorführen, wie 'race' und 'gender' im Sport mobilisiert und soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 45 1.2 Kulturgeschichte

reproduziert wurden und wie sie so für moderne Gesellschaftsformationen einerseits und mo- derne Subjekte, deren Denk- und Handlungsweisen andererseits konstitutiv waren und sind. Sport wird demnach sowohl als ein Ensemble von Praktiken wie auch als ein 'Raum' verstan- den, in dem Subjekte wie Kollektive sich zu jeweils historisch etablierten Entwürfen von 'race' und 'gender' verhielten und diese Entwürfe dabei zugleich mitprägten. Drei Teilprojekte werden dieses Konzept in der afroamerikanischen, der europäisch-jüdischen wie der afrika- nisch-kolonialen Geschichte umsetzen und durch ein zentrales viertes Teilprojekt ineinander verschränkt, das vorwiegend methodisch-theoretischen Fragen nachgeht und so eine Schar- nierfunktion erfüllt. Die geografisch breite Anlage des Gesamtprojektes bei zugleich analy- tisch engem Fokus wird es uns ermöglichen, nicht nur Sportgeschichte neu zu konzipieren, sondern auch 'race' und 'gender' und deren Wirkungsweise als transnational wirkmächtige Strukturkategorien präzise zu erfassen. Das Projekt wird also, erstens, herausarbeiten, wie sich moderne Gesellschaften durch die Kategorisierung von Menschen eine Ordnung gegeben haben, indem es, zweitens, eine Sportgeschichte als Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Moderne schreibt, und dabei, drittens, die Grenzen der Nationalgeschichtsschreibung durch- bricht und eine transnationale Perspektive einnimmt. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Beim Schlump 83, 20144 Ham- burg) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 040-42838-2617, Fax: 40-44808-66, e-mail: [email protected])

[57-F] Vowinckel, Annette, Priv.-Doz. Dr. (Bearbeitung): Eine Kulturgeschichte der Flugzeugentführung (1931-2001)

INHALT: Die Dekade von 1968 bis 1977 war nicht nur ein "rotes Jahrzehnt" (Gerd Koenen), sondern auch das Jahrzehnt der Luftpiraterie. Zwischen 1968 und 1977 wurden weltweit 412 Flugzeugentführungen registriert - die Hälfte aller bis 1990 dokumentierten Fälle. Nur lang- sam griffen seit Ende der sechziger Jahre verschiedene Gegenmaßnahmen, vor allem die Ver- schärfung der Sicherheitsvorschriften, die Installation von Metalldetektoren und das Inkraft- treten eines Abkommens zur Bekämpfung des Flugterrorismus im Jahr 1969. Zudem schwenkten in den siebziger Jahren viele Regierungen vom Verhandlungskurs auf Strategien militärischer Intervention um, wodurch sich die Erfolgsaussichten der Entführer deutlich ver- schlechterten. Zwar gab es seither deutlich weniger Fälle von Luftpiraterie, doch haben die Anschläge vom 11. September 2001 gezeigt, dass man diese nicht vollständig verhindern kann und dass der Fantasie und Brutalität der Täter kaum Grenzen gesetzt sind. Gegenstand des Interesses ist jedoch nicht eine politische Geschichte der Flugzeugentführung, sondern deren kulturelle und ästhetische Aufbereitung. Bereits seit den sechziger Jahren gibt es zahl- reiche Romane, Filme und Kunstwerke, die sich mit dem Phänomen in unterschiedlicher Weise auseinandersetzen und die größtenteils an die mediale Berichterstattung über die Ereig- nisse von Entebbe oder Mogadischu anknüpfen. Zwar ist bereits vielfach bemerkt worden, dass Terrorismus ohne "Beihilfe" der Medien kaum erfolgreich sein kann, eine Analyse der kulturellen Folgen und Überformungen des "medialen Terrors" steht jedoch noch aus. Diese Lücke soll mit einer Monografie geschlossen werden, in der gleichwohl nicht nur terroristi- sche Flugzeugentführungen, sondern auch solche von Kriminellen (z.B. Lösegelderpressern), von Psychopathen und von Migranten in den Blick genommen werden. ZEITRAUM: 1931- 2001 46 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Pots- dam) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0331-74510-129, Fax: 0331-74510-143, e-mail: [email protected])

[58-F] Zakharine, Dmitri, Priv.Doz. Dr.phil. (Bearbeitung); Giesen, Bernhard, Prof.Dr.rer.pol.; Smirnov, Igor P., Prof.Dr. (Leitung): Reinigungsrituale und körperliche Mechanismen der Anpassung an die Transformation so- zialer Ordnung (Teilprojekt C2 - Bewilligungsphase III)

INHALT: Mit ihrem ersten Schwerpunkt bezieht sich die Studie auf die Bedeutung der westli- chen Wertrationalität für die Transformation funktionaler Reinigungspraktiken und katharti- scher Reinigungsrituale im ostchristlichen Kulturbereich. Der Hauptakzent wird dabei auf die Analyse der russischen Kultur gelegt, deren Eigenart in der Kulturwissenschaft bisher kaum gebührend reflektiert worden ist. Konkret stellt sich dabei die Frage nach der Reichweite der westlichen Rationalisierungsdiskurse, die in der Frühen Neuzeit zur Trennung der Körperrei- nigung von der Idee einer sakralen Katharsis ganz wesentlich beigetragen haben. Aus der reli- giösen Praxis des reformierten Westchristentums wurden kennzeichnender Weise zunehmend diejenigen Elemente des Kultus eliminiert, die direkt am Körper ausgerichtet waren. Unter anderem konnte der Verzicht auf das Baden im Rahmen der innerweltlichen Askese als per- sönliche Leistung analog zum Fasten gewertet werden. Die enge Verbindung des rationalen Sparsamkeitsdiskurses, der seit der Frühen Neuzeit verstärkt die hohen Heizkosten problema- tisierte, mit dem medizinischen Diskurs, der sich im 16. Jahrhundert mit der Leprabekämp- fung auseinander setzte, ist symptomatisch für eine spezifisch westeuropäische Entwicklung, bei der die Körperreinigung zunehmend aus der rationalen Perspektive der Optimierung eines Kosten-Nutzen-Verhältnisses beobachtet und dementsprechend behandelt worden ist. Diese und ähnliche Wandlungsphänomene, die in der westlichen Forschung im Zusammenhang mit den allgemein verstandenen "Modernisierungsprozessen" thematisiert werden, sollen im Pro- jekt als Art historische Folie zur Analyse der Entwicklung in Osteuropa herangezogen wer- den. Vor diesem Hintergrund ergibt sich sinngemäß die Frage danach, ob die parallel ablau- fende Rationalisierung der Körperreinigung im ostchristlichen Bereich Europas ähnliche Fol- gen wie im Westen zeitigen konnte. In der geplanten historischen Studie wird als erstes aus der diachronen Sicht festzustellen sein, ob traditionelle osteuropäische Praktiken der Körper- reinigung wie das Schwitzbad bis in die Neuzeit hinein als Substitut der Taufe und anderer kathartischer Rituale des Christentums fungieren konnten. Als zweites ist aus der synchronen Sicht nachzuvollziehen, welche Funktionen dem Schwitzbad in den west- und osteuropäi- schen Kulturbereichen der Spätmoderne zuteil geworden sind. Anhand der Analyse von ka- thartischen Ritualen im russischen Kulturkontext fragt man dementsprechend danach, ob die- se Rituale in eine Konkurrenzbeziehung mit rationalisierten Bewältigungsmechanismen des Risikos treten konnten und können. Nach einer weiteren These des Teilprojekts ist die Körperreinigung über rein biologische Funktionen hinausgehend in jeder Kultur mit symboli- schen Funktionen behaftet. Damit die Beziehung zwischen Gesellschaftsnormen und Reini- gungsritualen plausibel wird, müssen langfristige Wandlungsphänomene auf der Ebene menschlicher Persönlichkeitsstrukturen und Wandlungsprozesse auf der Ebene gesellschaftli- cher Makrostrukturen in der geplanten Studie parallel analysiert werden. Eine zentrale Hypo- these ist dabei, dass sich Prozesse des kollektiven Lernens und Vergessens im Osten bis heute soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 47 1.2 Kulturgeschichte

in viel größerem Ausmaß als im Westen in einer symbolischen Umsetzung auf kathartische Reinigungsrituale vollziehen. In einem geringeren Ausmaß als in der "aktiven Gesellschaft" des Westens werden diese Prozesse durch rationalistische Diskurse und Praktiken rationaler Körperoptimierung gesteuert. Perspektiven fest und lose gekoppelter Systeme auf die Reini- gung. Sehr schematisch formuliert, analysiert man anhand des vorgenommenen Ost-West- Vergleichs die Fähigkeit fest und lose gekoppelter sozialer Systeme, Erschütterungen, Störun- gen oder erzwungene Änderungen ohne Destabilisierung zu verarbeiten. ZEITRAUM: 16. bis 20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Ost-, Mittel- und Westeuropa METHODE: Der Projektantrag zielt darauf ab, theoretische Grundlagen der historischen Ritual- forschung und der soziologischen Risikotheorien, die bisher weitgehend auf der Analyse von westeuropäischen Sozialnormen beruhen, nun aus kulturvergleichender Perspektive zu revi- dieren. Diese Aufgabe impliziert eine systematische Auswertung von zahlreichen Text- und Bildquellen, die hygienische Innovationen und deren Wahrnehmung im osteuropäischen Kul- turkontext des 16.-20. Jahrhunderts belegen. Der Schwerpunkt der Forschung liegt weniger auf der Frage danach, was "tatsächlich" geschieht, sondern vielmehr auf der Frage danach, was in der Kultur gelagert, gespeichert und auf die eine oder andere Weise kodiert wird. For- scher, die eine komparative Analyse der frühneuzeitlichen Kommunikationsabläufe im Osten und Westen Europas anstreben, müssen sich in der Regel schmerzlich mit der Tatsache abfin- den, dass die russischen Quellen aus dem 16.-19. Jahrhundert rar, verstreut und vielfach frag- mentarisch sind. In Anbetracht der schwierigen Quellenlage wird im Folgenden versucht, Reinigungspraktiken im osteuropäischen Kulturbereich aufgrund von drei Gruppen von Quel- len zu rekonstruieren. Es handelt sich zum einen um Chroniken, die das alltägliche Procedere mit einem stark variierenden Genauigkeitsgrad fixieren, zum zweiten um Anweisungen, die Normen ausformulieren und explizieren und zum dritten um fiktionale Quellen, so insbeson- dere um Filmchroniken und literarische Beschreibungen, in denen die subjektive Deutungs- ebene am stärksten zum Tragen kommt. Die drei genannten Gruppen von Quellen unterschei- den sich erstens in der Art und Weise, in der sie produziert werden, und zweitens im Hinblick auf ihre pragmatische Funktion für eine soziale Umgebung. Keine von den genannten Quel- lengruppen würde eine wahrheitsgetreue Rekonstruktion von authentischen Reinigungsritua- len ermöglichen. Das objektive Bild ergibt sich vielmehr aus dem Vergleich der Darstellungs- modi, welche die fehlenden authentischen Blickperspektiven (wenn auch nur teilweise) erset- zen können. Das Element subjektiver Wahrnehmung haftet jeder der genannten Quellengrup- pen an. Jedoch wird es innerhalb jeder Gruppe unterschiedlich akzentuiert und gewichtet. In den fiktionalen Quellen entwickelt sich die subjektive Blickperspektive zum autonomen Dar- stellungsgegenstand. In den Anweisungen zum Saunieren wird die subjektive Blickperspekti- ve viel stärker gedämpft und kaschiert. Pauschal kann man sagen, dass die Auswahl der Quel- len für die vorliegende Forschung auf die Rekonstruktion der subjektiven, der multiplen und der kollektiven Beobachtungsperspektiven abzielt. Zu berücksichtigen ist dabei zum einen die Art der subjektiven Normdeutung, zum zweiten die Art der Kollisionen zwischen unter- schiedlichen subjektiven Normdeutungen, und zum dritten die Art der kollektiven Normdeu- tung. Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die historische Realität und zeitgleiche historische Abbildungen der Realität - wie Kupferstiche, Photographien und Kinochroniken - nicht deckungsgleich sind, werden visuelle Quellen hier zur Rekonstruktion historischer Rei- nigungstechniken herangezogen. Der besondere Quellencharakter des Bildes bzw. des Films wird insofern bedacht, als versucht wird, zeitabhängige Produktions- und Reproduktionstech- niken im Zusammenhang mit den dargestellten Gegenständen zu analysieren. Es wird dabei davon ausgegangen, dass kollektive Authentizitätsvorstellungen sich geschichtsübergreifend nicht auf den Inhalt des Bildes allein, sondern auch auf die Darstellungstechnik und den Cha- 48 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.2 Kulturgeschichte

rakter des ausgewählten Kommunikationsmediums beziehen. Die materielle Beschaffenheit des jeweiligen Medienträgers ist mit anderen Worten ausschlaggebend für die Interpretation des Inhalts von übermittelten Botschaften. Und umgekehrt erklärt sich das soziale Prestige bestimmter Medienträger durch die Auswahl der Gegenstände, die darin repräsentiert sind. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zakharine, Dmitri: Der homo clausus in Mitteleuropa. Schmutz und Berührungstabus bei den Deutschen und ihren Nachbarn. in: Figurationen (ISSN 1439- 4367), 2008, Nr. 2, S. 35-55.+++Zakharine, Dmitri: Spína a dotyková tabu mezi Cechy, Nem- ci, Ukrajinci a Rusy. in: Revolver Revue, vol. 71, 2008, pp. 206-222.+++Zakharine, Dmitri: Über die Genese des Kapitalismus unter Anwesenden. Deutsch-russische Saunafreundschaf- ten. Erw. Fassung. in: Leviathan (ISSN 1861-8588), Jg. 35, 2007, H. 2, S. 256-271.+++Zak- harine, Dmitri: Kollektivnoe ociscenie. Antropologiceskie i socialno-istoriceskie aspekty. in: Anthropological Forum, 2007, no. 6, S. 135-176 (Download under: anthropologie.kunstkame ra.ru/files/pdf/006/06_02_zakharjin_k.pdf ).+++Zakharine, Dmitri: Schwitzkasten der Macht. in: Süddeutsche Zeitung (ISSN 0174-4909), 2007, Nr. 63, S.12.+++Zakharine, Dmitri: An- thropologie und Genealogie der Intimität. in: Wiener Slawistischer Almanach (ISSN 0258- 6835), 2005, Sonderbd. 62, S. 61-85.+++Zakharine, Dmitri: Symbolisierung von Verhaltens- normen. Über die Dynamik der Streitkulturen in Ost- und Westeuropa. in: Schlögl, Rudolf; Giesen, Bernhard; Osterhammel, Jürgen (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Symbole (Historische Kulturwissenschaft, Bd. 1). Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2004, S. 233-265. ISBN 3-89669- 693-9.+++Zakharine, Dmitri: Zur Entstehung des Sowjetstaates aus dem Ritual der Bestat- tung. in: Publikationsreihe des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs SFB 485 Norm und Symbol, 2004, Nr. 47, S. 11-12. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftli- ches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und politischer Integration" (Fach D 182, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissen- schaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Makroso- ziologie (Postfach 5560, 78464 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Literaturwissenschaft (78457 Konstanz) KONTAKT: Giesen, Bernhard (Prof.Dr. e-mail: [email protected]); Smirnov, Igor P. (Prof.Dr. e-mail: [email protected] od. [email protected])

1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

[59-L] "Die letzte Schlacht gewinnen wir!": 40 Jahre 1968 - Bilanz und Perspektiven, Hamburg: VSA-Verl. 2008, 237 S., ISBN: 978-3-89965-315-1

INHALT: Inhaltsverzeichnis: Gisela Notz: Die letzte Schlacht gewinnen wir! (12-20); Frank Deppe: Sieger oder Verlierer? Anmerkungen zur Debatte um die "68er" (21-31); Katharina Volk: Was bleibt - eine Betrachtung der Wirkungen von 1968 (31-35); Elmar Altvater: Warum und wie eine Lektüre des "Kapital"? (38-41); Klaus Dörre: Klassenanalyse und Klas- senpolitik heute (42-47); Christina Kaindl: Mit den 1968ern in den Neoliberalismus? (48-55); Christine Buchholz: Rosa Luxemburg. Sozialreform UND Revolution (55-57); Tobias ten Brink: Vietnamkrieg, Neokolonialismus und Ost-West-Konflikt. Zur Imperialismusanalyse soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 49 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

um und nach 1968 (60-69); Katja Kipping: Sag mir, wo die Davids sind. Potenziale und Grenzen nationaler Befreiungsbewegungen (69-74); Stefanie Haenisch: Schafft zwei, drei, viele Vietnam? Möglichkeiten und Grenzen nationaler Befreiungsbewegungen (74-79); Mar- wa Al-Radwany: Radikaler Anti-Imperialismus. Frantz Fanon und Die Verdammten dieser Erde (80-81); Yadira Pirela: El Che und sein Einfluss auf die sozialen Bewegungen in Latein- amerika (82-86); Hans-Jürgen Urban: Notstand der Demokratie. Auf dem Weg in den postde- mokratischen Kapitalismus (88-99); Ulla Jelpke: Kampf gegen die NPD 1968 und heute (99- 104); Sabine Kebir: Antonio Gramsci. Staat und Zivilgesellschaft (105-107); Steffi Geyer, Anna Voigt: Plädoyer für einen herrschaftskritischen Feminismus - oder was uns die (alte) Neue Frauenbewegung lehrt (110-117); Gisela Notz: Warum flogen Tomaten? (118-121); Florence Hervd: Clara Zetkin und Simone de Beauvoir. Zwei Persönlichkeiten der europäi- schen feministischen und sozialistischen Bewegung (122-124); Bernd Nitzschke: Wilhelm Reich. "Die Sexuelle Revolution" (124-128); Eberhard Schultz: Bericht vom Workshop: Die Kinderläden. Teil einer unvollendeten kulturellen Revolution (128-130); Nele Hirsch: Denk- schrift "Hochschule in der Demokratie". Inspiration für heutige hochschulpolitische Strategi- en? (132-140); Alex Demirovic: Die Autonomie der Wissenschaft, die Demokratisierung der Hochschulen und die Linke (140-144); Konstantin Bender: Hochschulzugang, Studiengebüh- ren und soziale Frage (144-149); Andreas Keller: Gute Bildung - gute Arbeit. Alternativen zur Prekarisierung an Hochschulen (149-154); Rainer Rilling: Eine neue "left bank" der Intel- lektuellen? (154-163); Manfred Wekwerth: Politisches Theater und Philosophie der Praxis oder Wie Brecht Theater machte. Ein Interview von David Salomon und Guido Speckmann (163-173); Sascha Wagener: Gescheiterte Hoffnungen 1968. Proteste, Reformen in der CSSR, der DDR und der VR Polen (176-185); Florian Wilde: Intervention ist gerechtfertigt! Zur Organisationsfrage 2008 (186-190); Thomas Seibert: Die Organisationsfrage stellen. Zur Rolle von Kommunist/innen in den aktuellen sozialen Kämpfen (190-194); Klaus Meschkat: Kontinuität oder Bruch? Außerparlamentarische Opposition und Gewalt (194-202); Frieder Otto Wolf: Der "Lange Marsch durch die Institutionen" und die Grünen (202-208); Horst Haenisch: Klassenkampf und Reform. Die Lehrlingsbewegung (209-219); Bernd Rump: 1968 als kulturrevolutionärer Bruch einer ostdeutschen Generation? (219-224); Carsten Prien: Mar- ginalien zum "Organisationsreferat" (224-228); Eberhard Dähne: Was bleibt von der Politik des SDS in den 1960er Jahren für heute? (229-230); Jan Schalauske: 40 Jahre 1968 und der Studierendenverband DIE LINKE.SDS heute (232-235).

[60-L] Aufbruch aus dem Patriarchat: Wege in eine neue Zivilisation?, (Beiträge zur Dissidenz, Bd. 23), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 438 S., ISBN: 978-3-631-58289-3

INHALT: "Die Utopie der Neuzeit vom 'besseren' und 'höheren' Leben erweist sich heute als Dystopie: statt des Himmels entsteht eine Hölle auf Erden. Dafür gibt es aber keine anerkann- te Erklärung. Dem soll im Forschungsprojekt 'Zivilisationspolitik' abgeholfen werden. Dazu dient ein neues Paradigma, das sich auf zwei zentrale und neu definierte Begriffe stützt: Zivi- lisation und Patriarchat. Demnach ist die ca. 5000-jährige Zivilisation des Patriarchats mit der Moderne auf dem Höhepunkt ihrer Realisation angelangt: der nicht nur ideellen, sondern auch materiellen 'Ersetzung' möglichst aller Verhältnisse der ursprünglich matriarchalen Zivilisa- tionen der Welt sowie der Natur durch eine 'fortschrittliche' Gegenwelt und -natur in Gestalt des Kapitals (Ware, Geld, Maschinerie). Dieser 'alchemistischen' Zerstörung der Welt, die als 'Schöpfung' fetischisiert wird, werden neue Interpretationsformen und praktische Auswege in 50 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

eine völlig neu zu bestimmende Zivilisation entgegengehalten." (Autorenreferat). Inhaltsver- zeichnis: Claudia von Werlhof: Sieben Jahre im freien Fall (7-28); Renate Genth: Zivilisati- onskrise und Zivilisationspolitik (31-58); Claudia von Werlhof: Das Patriarchat: "Befreiung" von Mutter (und) Natur? (59-104); Mathias Behmann: Idee und Programm einer Matriarcha- len Natur- und Patriarchats-kritischen Geschichtsphilosophie. Zur Grundlegung der Kriti- schen Patriarchatstheorie angesichts der 'Krise der allgemeinsten Lebensbedingungen' (107- 178); Sibylle Auer: Von der (geborenen) Gabe zum (getöteten) Opfer? Das Anderl vom Ju- denstein: Ein fiktiver Ritualmord als patriarchale Gegenerinnerung an die Gabe? (179-222); Franco Ruault: Der Hexenjäger als Staatstechniker. Heinrich Himmler und der "H-Sonderauf- trag" (223-282); Claudia von Werlhof: Satanologie angesichts der Apokalypse. Wovon Rene Girard (nicht) spricht und was daraus folgt (Gesamtfassung) (283-344); Simone König: Die Kuh ist ein Geschöpf der Fülle. Auf dem Weg zu einer neuen Mensch-Tier-Beziehung (347- 376); Martin Haselwanter: "Make Capitalism History!" Die Proteste gegen den G8-Gipfel (Heiligendamm 2007): Auf dem Weg in eine "andere Welt"? (377-436).

[61-L] Banse, Gerhard; Parodi, Oliver; Schaffer, Axel (Hrsg.): Interdependenzen zwischen kulturellem Wandel und nachhaltiger Entwicklung, (Wissenschaftliche Berichte FZKA / Forschungszentrum Karlsruhe, 7497), Karlsruhe 2009, 144 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0005-074977)

INHALT: "Die kulturelle Perspektive findet nach und nach Eingang in die Debatten um eine nachhaltige Entwicklung. Der vorliegende Band leistet hierfür einen wissenschaftlich fundier- ten Beitrag, indem er das Themenfeld der kulturellen Nachhaltigkeit in interdisziplinärer Weise öffnet und dabei auf vorschnelle Ab- und Ausgrenzungen verzichtet. Diesem Grund- satz folgend wird die Diskussion inhaltlich im Spannungsfeld von kulturellem Erbe, Globali- sierung und technologischem Wandel geführt. Gleichzeitig erfordert ein so junges Thema auch eine eingehende methodische Diskussion, die letztlich darauf abzielt, das aufgespannte Themenfeld angemessen einzugrenzen. Kulturwissenschaftliche Texte sind dabei ebenso un- verzichtbar wie konzeptionelle Beiträge aus der Nachhaltigkeitsforschung. Gemeinsames Ziel der Beiträge, die im Rahmen des 9. Weimarer Kolloquiums 2008 zur Diskussion standen, ist es, die Bedeutung der Kultur bzw. des kulturellen Wandels für eine nachhaltige Entwicklung zu identifizieren. Ein abschließendes Fazit hierüber ist zu diesem Zeitpunkt weder möglich noch gewollt. Aus unterschiedlichen Perspektiven und Disziplinen nähern sich die Beiträge dem Konzept der kulturellen Nachhaltigkeit, das sich vor allem der Frage widmet, wie es ge- lingen kann, einen Kulturwandel herbeizuführen, der unsere Gesellschaften auf den Pfad ei- ner nachhaltigen Entwicklung einschwenken lässt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Su- sanne Hartard: Kultureller Wandel & Nachhaltigkeit. Bericht zum 9. Weimarer Kolloquium (30.-31. Oktober 2009) (3-6); Robert Hauser, Gerhard Banse: Kultur und Kulturalität - Annä- herungen an ein vielschichtiges Konzept (7-24); Jürgen Kopfmüller: Von der kulturellen Di- mension nachhaltiger Entwicklung zur Kultur nachhaltiger Entwicklung (25-38); Carsten Stahmer: Kulturelle Nachhaltigkeit - vom magischen Dreieck zum magischen Viereck (39- 54); Oliver Parodi: Drei Schritte in Richtung einer Kultur der Nachhaltigkeit (55-70); Caroli- ne Y. Robertson-von Trotha: Kulturerbe: Dilemmata des Bewahrens im Wandel (71-84); Re- nate Hübner: Die Magie der Dinge - materielle Güter, Identität und Metaphysische Lücke (85-108); Jan S. Kowalski, Axel J. Schaffer: Im Spannungsfeld von internationaler ökonomi- scher Verflechtung und sozio-kultureller Globalisierung (109-118); Dirk Fornahl: Innovati- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 51 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

onskultur - Entstehung und Wirkung von geteilten mentalen Modellen (119-126); Jürgen Schramke: Kulturpatriotismus im klassischen (127-136).

[62-L] Barber, Benjamin R.: Consumed!: wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die Bürger verschlingt, München: Beck 2007, 395 S., ISBN: 978-3-406-57159-6

INHALT: Der Politikwissenschaftler und ehemalige innenpolitische Berater der Clinton-Regie- rung Barber warnt vor einer 'Infantilisierung' der Bürger, die drohe, Demokratie, Verantwor- tung und bürgerliches Engagement zu untergraben. Der Autor sieht eine radikal konsumorien- tierte Gesellschaft, die von einer Ideologie der unaufhaltsamen Privatisierungen, der Ver- marktung von Marken als zentrale identitätsstiftende Elemente und der Homogenisierung von Kultur und Geschmack geprägt sei. Hierzu komme ein Ethos der Infantilisierung, denn, so der Autor, Ungleichheit, die national wie global als Tatsache hingenommen werde, führe dazu, dass diejenigen, die über ein hohes Einkommen verfügen, deren Kaufwünsche aber begrenzt sind, zum weiteren Konsum verführt werden müssten. Dazu werden die Menschen - auch über Bildungs- und staatliche Institutionen - gezielt kindlich und impulsiv gehalten, um bei ihnen entsprechende neue Bedürfnisse zu schaffen. Freiheit sei auf diese Weise aber, so der Autor, nur noch eine beschränkte, eine imaginierte - und der Gesellschaft werden zunehmend ihre staatsbürgerlichen Inhalte genommen. Barber warnt vor den Folgen dieser Entwicklung und fordert eine 'Wiederherstellung der Bürgerrolle' (290). Der Autor legt eine eindringliche Streitschrift vor, die ein kritisches Selbstreflektieren über das eigene Konsumverhalten her- vorruft. Das Buch ist intellektuell anspruchsvoll und lehrreich, gerade was theoretische Klas- siker der Gesellschafts- und Kulturkritik angeht, jedoch wird es am Ende eher enttäuschend, wenn der Autor wenig konkret nach Lösungswegen sucht. Barber ruft hier nach einer kriti- schen Konsumbewegung, einem verantwortungsvoll handelnden Markt und einer Unterstüt- zung des Marktes, realen anstatt falschen Bedürfnissen zu dienen. Der Autor schließt mit dem Wunsch nach einer 'Demokratisierung der Globalisierung' (326), die über transnationale Insti- tutionen eine 'globale Bürgerschaft' herstellen soll (339) - und stellt selber fest: 'Ein Rezept für ihre Verwirklichung habe ich nich' (340). (ZPol, NOMOS)

[63-L] Bochow, Astrid: Valentinstag in Kumasi, Ghana: Sexualität und Generationenbeziehungen im Wandel, in: Afrika Spectrum : Zeitschrift für gegenwartsbezogene Afrikaforschung, Jg. 42/2007, H. 2, S. 195- 218 (Standort: USB Köln(38)-XA347; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: In den letzten fünf Jahren ist Valentinstag von den jungen Menschen in Ghana öffent- lich gefeiert worden. Diese Tatsache hat den Anlass für eine öffentliche Diskussion gegeben, die Einblicke in den Wandel der Kindheit und der Jugend im postkolonialen Ghana ermög- licht: Die Feierlichkeiten sind eng mit dem Zugang zu neuen Gütern und Kommunikations- technologien verbunden, die von Seiten der jungen Menschen seit dem Anfang des neuen Jahrhundert genutzt werden. Die Medien und die Pfingstkirchen schaffen ein sexualisiertes Publikum, dessen Kern die Jugend ist. Die Schulen verlängern nicht nur die Kindheit infolge dessen, dass sie eine Lücke zwischen dem Erreichen der sexuellen Reife der jungen Leute und deren Eintritt in das reproduktive Leben schaffen. Sie entziehen zugleich den Bereich de- ren Sexualität der Kontrolle ihrer Eltern. Trotz diesen komplexen Entwicklungen pflegen so- 52 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

wohl die Vertreter der jungen Generation als auch ihre Eltern traditionelle Formen der vor- ehelichen Beziehungen, bei denen die Kommunikation zwischen den Generationen durch Schweigen und Geheimnisse bezüglich der Sexualität gekennzeichnet ist. (ICFÜbers)

[64-L] Casanova, José: Europas Angst vor der Religion, Berlin: Berlin Univ. Press 2009, 133 S., ISBN: 978-3-940432- 47-6

INHALT: Die drei Essays des Buchs machen deutlichen, dass das Problem des Verhältnisses von Religion und Demokratie kein intrinsisches Problem der Religion ist, sondern eher ein Pro- blem der verbreiteten, säkularistischen Annahmen über Religion, Demokratie und ihre Bezie- hungen zueinander. Zumindest in Europa gibt es heute wenig Evidenz dafür, dass Religion als solche ein Problem für europäische Demokratien ist, vielmehr ist es die selbstverständliche Annahme, dass eine Demokratie säkular zu sein habe, die für den Autor problematisch ist und die dazu tendiert, Religion zu einem Problem zu machen. Dieses Argument wird in drei Schritten entwickelt. Erstens wird eine schematische Darstellung der Annahmen oder Vorur- teile über das richtige Funktionieren der modernen, säkularen europäischen Demokratien ge- boten, die der Autor für problematisch hält. Zweitens werden diese vorwiegend normativen Annahmen mit den vergangenen und aktuellen empirischen Realitäten europäischer Demo- kratien kontrastiert. Schließlich zeigt ein Blick auf die gegenwärtigen Debatten in Europa, in denen Religion wieder zu einer umstrittenen Angelegenheit geworden ist, dass Religion nicht so sehr aufgrund des undemokratischen Charakters bestimmter religiöser Praktiken und/ oder Überzeugungen zum Problem oder zur vermeintlichen Bedrohung wird, sondern eher auf- grund säkularer Annahmen über den angemessenen Ort der Religion in modernen säkularen demokratischen Gesellschaften. (ICA2)

[65-L] Claussen, Bernhard: '1968' als Epochesignatur und ihre Bedeutung für die Bildung im demokratischen Staat: zu einigen pädagogischen Aspekten systemkritischer Entwicklungsimpulse in Politik und Gesellschaft, Kiel: Götzelmann 2008, 191 S., ISBN: 978-3-935582-04-9

INHALT: In der begründet Partei nehmenden Bewahrung und Verteidigung des progressiven Re- formkerns kennzeichnet die vorliegende Studie der Versuch sowohl einer das weitere objekti- ve Umfeld erschließenden oder heranziehenden Herleitung, Destillation und Einordnung der pädagogischen Dimensionen von "1968" als auch der Berücksichtigung einer größeren Breite der dabei zu veranschlagenden Umstände oder legitimatorischen, inhaltlichen und organisato- rischen Gesichtspunkte. Markante Momente des Phänomenbündels "1968" im Prozess des so- zialen Wandels werden herausgearbeitet. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Bildungsfra- gen. Hier wird nach Konturen der kulturellen Wirksamkeit und systembedingten Grenzen ei- ner politischen Aufbruchsleistung gefragt, nach der zukunftsfähigen Bewältigung existenziel- ler Herausforderungen und historischer Spezifikation der Anregungskerne von "1968". Die Untersuchung schließt mit einer Würdigung von "1968" im Blickfeld verhältnisgenetischer Medien- und Ideologiekritik didaktisch interessierter Forschung zur Kultur von Bildung und Politik. (ICE2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 53 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

[66-L] Doehlemann, Martin: Glamour und Gloria - gratis: die Lockungen der neuen Demi-Monde, Münster: Waxmann 2009, 130 S., ISBN: 978-3-8309-2185-1

INHALT: Der Begriff der "Demi-Monde" geht auf das Theaterstück "Le demi-monde" von Alex- andre Dumas zurück, in den dieser die gesellschaftlichen Verhältnisse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdichtend darstellt. In der modernen "Demi-Monde" ist aber nicht mehr der Salon die Bühne zur Präsentation von Geheimnissen und Offenbarungen, sondern das Fernsehen und das Internet. Hier treten Laien vielerlei Art und beiderlei Geschlechts auf, die Stars werden wollen. Die Anfänge der Popkultur haben der neuen Halbwelt den Weg be- reitet. Dabei sind die Aufmachung äußerer und innerer Art und die Bereitstellung von emoti- onsbesetzten Thematiken von entscheidender Bedeutung. Kitsch und Klatsch bestimmen das Kulturleben des spätmodernen Halbweltbürgertums. Bei näherer Betrachtung der modernen Halbweltkultur drängen sich Stichworte auf wie Versimpelung der Geistesdinge, Verzicht auf Qualitätsurteilsbildung, Emotionalisierung und Verkörperlichung des Kulturerlebens. In der Halbweltkultur hat die Erfolgstüchtigkeit Vorrang vor der Leistungstüchtigkeit. Abschließend erinnert der Verfasser an das Phänomen der Salons - kleine Inseln der Sozialutopie in den Halbweltmeeren. (ICE2)

[67-L] Finke, Peter: Die süße Täuschung der Oberflächlichkeit: über die Verdrängung unserer kulturellen Krise, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 55/2010, H. 1, S. 39-46 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Die Bundesrepublik befindet sich im Bildungsnotstand. Der Autor verortet dessen Wurzeln in einer viel zu lange verdrängten kulturellen Krise. Finke wendet sich gegen die mangelnde ethische Fundierung der Hochschulbildung, den Tunnelblick der Fachidioten und die Paradigmahörigkeit der Wissenschaft. Seine Schlussfolgerung: Nicht nur das Bildungs- system, sondern auch Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bedürfen dringend einer radikalen Reform." (Autorenreferat)

[68-L] Götz, Irene; Lemberger, Barbara (Hrsg.): Prekär arbeiten, prekär leben: Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf ein gesellschaftliches Phänomen, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 290 S., ISBN: 978-3-593- 38872-4

INHALT: "Prekäre Arbeitsverhältnisse machen es vielen Menschen unmöglich, von nur einem Job zu leben oder gar langfristig zu planen. Die Autorinnen und Autoren untersuchen die un- terschiedlichen Perspektiven in der öffentlichen Diskussion über diese Thematik und analy- sieren in Fallstudien, was unsichere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Betroffenen be- deuten und wie diese ihre Situation gestalten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Irene Götz, Barbara Lemberger: Prekär arbeiten, prekär leben: Einige Überlegungen zur Einfüh- rung (7-28); I. Positionierungen im sozialen Raum: Die Bearbeitung von Prekarität und Pre- karisierung in Wissenschaft, Politik und Medien: Manfred Seifert: Prekarisierung der Arbeits- und Lebenswelt - Kulturwissenschaftliche Reflexionen zu Karriere und Potenzial eines Inter- pretationsansatzes (31-53); Michael Vester: Klassengesellschaft in der Krise. Von der inte- 54 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

grierten Mitte zu neuen sozialen und politischen Spaltungen (55-106); Katrin Lehnert: Wo ist "drinnen", wo ist "draußen"? Die Wirkung sozialpolitischer Integrationsinstrumente, wider- ständige Erwerbslose und wie die Medien diese disqualifizieren (107-136); Gerlinde Malli: Wegschließen, Ausschließen, Einschließen. Problematisierte Jugendliche und die Rolle des Wohlfahrtssystems: Gouvernementale Perspektiven (137-162); Julia Obinger: Working Poor in Japan: "Atypische" Beschäftigungsformen im aktuellen Diskurs (163-180); II. Akteursper- spektiven: Kreative Haltungen in und anstatt prekärer Verhältnisse: Manuela Barth: "Wir nennen es Kreativität": Inszenierungen von "alter" und "neuer" Arbeit in Werbebildern der Informations- und Kommunikationstechnologie (183-204); Lutz Musner: Ein neuer Habitus des Geistes- und Kulturwissenschaftlers: Über die Situation des wissenschaftlichen Nach- wuchses (205-219); Andrea Buss Notter: Ausgliederung unternehmerischer Sozialverantwor- tung in einer Schweizer Großbank - Ethnographie widersprüchlicher Logiken von Stellenab- bau und Krisenmanagement (221-243); Regina Bittner: Postsozialistisches Markttreiben - Überlebensökonomien im transnationalen Raum (245-261); Andrea Hauser: Prekäre Subsis- tenz: Eine historische Rückschau auf dörfliche Bewältigungsstrategien im Umbruch zur In- dustrialisierung (263-285).

[69-L] Heath, Joseph; Potter, Andrew: Konsumrebellen: der Mythos der Gegenkultur, Berlin: Ed. Freitag 2009, 431 S., ISBN: 978-3- 936252-20-0

INHALT: In diesem Buch wird gezeigt, dass Jahrzehnte der Gegenkulturrebellion nichts verän- dert haben, weil der Gegenkulturgedanke auf einer falschen Gesellschaftstheorie beruht. Ge- genkulturelle Rebellion ist kontraproduktiv. Sie lenkt Energien und Anstrengungen von In- itiativen ab, die das Leben der Menschen konkret verbessern wollen. "Einfach Spaß haben" ist in der Gegenkulturtheorie der höchste Akt der Subversion, Hedonismus wird zur revolutio- nären Doktrin. Offenbar funktioniert der Kapitalismus bestens. Er stellt sich sogar auf die Nachfrage nach konsumkritischen Produkten ein. Vom Standpunkt der sozialen Gerechtigkeit aber resultierten die großen Verbesserungen, die im letzten halben Jahrhundert erreicht wur- den, allesamt aus maßvollen Reformen innerhalb des Systems. (ICE2)

[70-L] Hettling, Manfred: Bürgerlichkeit: nostalgisches Relikt oder dauerhaftes Kulturmuster?, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S. 116-125

INHALT: Im späten 19. Jahrhundert, als Kapitalismus und Industrielle Revolution das Leben in der Moderne nachhaltig verändert hatten, so der Verfasser, begann in den bürgerlichen Krei- sen der europäischen Gesellschaft unter dem Stichwort "Kulturkritik" eine intensive Diskussi- on über die Krise der eigenen Gesellschaft und die Art und Weise, wie das eigene Leben zu gestalten sei. Im Unterschied zur sozialistischen Kritik wurde hier nicht die kapitalistische Ordnung und die bürgerliche Gesellschaft grundsätzlich in Frage gestellt, sondern gefragt, wie man innerhalb dieser bürgerlichen Gesellschaft sein Leben und die Spielregeln der Ge- sellschaft gestalten soll. Es wird argumentiert, dass die bürgerliche Kultur noch keineswegs an ihrem historischen Ende ist, sondern erneut einen tief greifenden Formwandel erfahren hat. Dies wird exemplarisch an einem Kernbegriff der aktuellen Debatte über die Zivilgesellschaft verdeutlicht. Das viel beschworene "Bürgerengagement", das steuerlich gefördert werden soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 55 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

soll, das in Surveys erhoben und gemessen, das als Sozialkapital beschrieben wird - es stellt letztlich nichts anderes dar als den Versuch, den Einzelnen als Bürger zu einer Teilhabe am Gemeinwesen zu führen. Angesichts einer radikal gewachsenen Vielfalt an Lebenslagen und Lebensstilen bleiben für die Orientierung des Einzelnen in der Gesellschaft auch heute die al- ten Prinzipien tragfähig und konstitutiv - denn die neuen Probleme sind zugleich die alten. Nach wie vor bedarf das einzelne Individuum der sozialen Selbstorganisation, der Ausbildung seiner je eigenen Anlagen, der Bezugnahme auf innerweltlich unlösbare Sinnfragen, um sich in und zwischen heterogenen Lebensordnungen, in denen es sich bewegt, zu orientieren. (ICF2)

[71-L] Löffler, Christina: Non-marital cohabitation in Italy, Rostock 2009, XI, 294 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:gbv:28-diss2009-0149-7)

INHALT: Im Mittelpunkt der Arbeit steht die bisher zögerliche Verbreitung nichtehelicher Le- bensgemeinschaften in Italien. Die Kombination quantitativer und qualitativer Forschungsme- thoden eröffnet einerseits Einblicke in die Bedeutung individueller und familiärer Merkmale für den Eintritt in eine nichteheliche Partnerschaft. Auf der anderen Seite werden subjektive Beweggründe und Wahrnehmungen erfasst, die den Übergang in diese Partnerschaftsform ebenfalls maßgeblich beeinflußen. (Autorenreferat)

[72-L] Matthiesen, Ulf; Mahnken, Gerhard (Hrsg.): Das Wissen der Städte: neue stadtregionale Entwicklungsdynamiken im Kontext von Wissen, Milieus und Governance, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 415 S., ISBN: 978-3-531-15777-1

INHALT: "Stadt des Wissens, Wissensstadt, Wissenschaftsstadt, Wissen schafft Stadt, Wissen als Motor und Markenzeichen für Städte und Regionen, Stadt- und Metropolregion des Wissens - die strategische Verschränkung von Wissen und Stadtentwicklungen ließe sich mühelos fort- setzen. Wissenschaft, Politik, Ökonomie und Planung waren gerade im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts von einem regelrechten Hype wissensbasierter Raumentwicklungsansätze gekennzeichnet. Andererseits hielt sich im Gegenlager der kritischen Stadtforschung hartnä- ckig die Skepsis gegenüber der neuen Rolle von Wissen an den Standorten der 'postfordisti- schen' Wissensproduktion. Der vorliegende Band vertieft die Diskussion um die Ressource Wissen im stadtregionalen Raum, die in der Scientific Community sowie in Politik und Ver- waltung inzwischen weite Kreise zieht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gerhard Mahn- ken: Vorwort (11); Ulf Matthiesen und Gerhard Mahnken: Das Wissen der Städte - zur Ein- leitung (13-29); I Diskurse, Konzepte und Perspektiven: Eike W. Schamp: Wissen, Netzwerk und Raum - offen für ein Konzept der "co-evolution"? (33-45); Harald Bathelt: Knowledge generation, economic action and relational economic geography (47-58); Klaus R. Kunz- mann: Die Explosion der Wissensindustrien in China: Herausforderung für Wissensstandorte in Deutschland? (59-70); Ingrid Breckner: (Un-)Wissen im Handeln urbaner Milieus (71-81); Gertraud Koch: Transkulturelle InteractionScapes. Innovation in urbanen Räumen (83-94); Peter Franz: Knowledge City Berlin? Potenziale und Risiken einer Stadtentwicklungsstrategie mit dem Fokus Wissenschaft (95-110); Hermann Voesgen: Zwischen Verwertung und Inter- vention: Kunst als lokale Wissensressource (111-122); II Empirische Studien: Ulf Matthie- 56 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

sen: Empirische Forschungen zum "Wissen der Städte" am IRS in Erkner (KnowledgeScapes- Forschung) (125-130); II a) Studien aus dem IRS-Leitprojekt Wissensbasierte Stadtregions- entwicklungen: Kerstin Büttner: Stadtentwicklung durch Großkonzerne - zur Koevolution von Raum und Wissen am Fallbeispiel Siemens und Erlangen (133-146); Corinna Hölzl: Eindhoven und Philips: Wissenskulturen und Wissensmilieus (147-160); Gerd Held: Regio- nale Entwicklung und Exzellenzorientierung. Beobachtungen in den Wissenskulturen der Luftfahrtindustrie in Toulouse und Hamburg (161-175); Petra Jähnke: Akteursdifferenzierte Nähekonzepte und Raumbindungsmuster in der "Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Me- dien" Berlin-Adlershof (177-199); Heidi Fichter-Wolf: Hochschulmilieus in Grenzräumen - Impulsgeber einer Koevolution von Raum und Wissen (201-217); Bastian Lange: Geogra- phien von Wissens- und Lernnetzen in Frankfurt (Oder) (219-233); Gerhard Mahnken: Public Branding und Wissen: Zum Entstehungsprozess einer metropolitanen Raummarke am Fall- beispiel Berlin-Brandenburg (235-254); II b) Weitere Studien zum Wissen der Städte: Till Brühöfener McCourt: Technologieparks - Räume der Möglichkeiten. Wissensgenerierung und Kommunikationsnetzwerke von Life Sciences Unternehmen im Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof (257-273); Jörn Krupa und Suntje Schmidt: Fachhochschulen als Wissensknoten in metropolnahen Stadtregionen (275-289); Nicole Mahlkow: Interkulturelles Wissen studentischer Milieus in der Hochschulzusammenarbeit - ein Standortfaktor in euro- päischen Grenzstädten? (291-303); Marta Anna Kowalczyk: Kann die deutsch-polnische Grenzregion eine Innovationsregion werden? Zur Vernetzung zwischen Wissenschaft, Ver- waltung und Wirtschaft (305-321); Anna Growe: Wissensallianzen und regionale Wissens- konzepte als Bausteine zur Nutzung von Wissen in Metropolregionen (323-342); III Wissens- basierte Governance-Ansätze: Gerhard Mahnken: Einleitung: Zur Allianz von Wissen und Governance als Perspektive der Raumpolitik (345-346); Hubert Heinelt: Governance und Wissen (347-363); Helmut Willke: Smart Governance. Complexity and the Megacity (365- 378); Willem van Winden and Luis Miguel Carvalho: Exploration and Exploitation Networks in Space: The Case of the Shipbuilding Cluster of Turku in Finland (379-392); Karsten Zim- mermann: Von der Krise des Wissens zur Krise des lokalen Regierens? (393-409).

[73-L] Pietrow-Ennker, Bianka: Bürgerlichkeit im späten Zarenreich: zur Problematik eines kulturellen Codes, (Diskussionsbeiträge, N.F. / Konstanzer Kulturwissenschaftliches Kolloquium, 6), Konstanz 2009, 19 S. (Standort: UB Konstanz(352); Graue Literatur)

INHALT: Das Interesse, dass das Teilprojekt des SFB 485 "Unternehmer und Öffentlichkeit: Kommunikation und Symbolwelt von Wirtschaftsbürgern in Städten des westlichen Zaren- reichs (1860-1914)" verfolgte, bestand darin, in enger Vernetzung mit Historikern und Histo- rikerinnen aus osteuropäischen Staaten zentrale Desiderate der Forschung aufzugreifen und sie mit innovativen Fragestellungen und Methoden zu verbinden. Ausgewählt wurden spezifi- sche geographische Räume des Zarenreichs (die russische besetzten Teilungsgebiete Polen- Litauens, Südrussland bzw. die Ukraine sowie Zentralrussland als Kontrastfolie) und die nur ungenügend untersuchte soziale Gruppe der modernen Unternehmerschaft, die sich im We- sentlichen erst im Untersuchungszeitraum konstituierte. Gefragt wurde nach den Möglichkei- ten und Grenzen sozialer Integration von Unternehmern unter spezifischen regionalen, ökono- mischen und politischen Bedingungen. Im Kern ging es um die Frage, in welchem Grad Wirt- schaftsbürger die Entwicklung von Stadt und Öffentlichkeit in einer Phase beschleunigten ökonomischen Wandels beeinflussten und auf welche Weise dies - aufgrund ihres Wertehori- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 57 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

zontes, ihrer Kommunikationsleistungen, ihrer Medien und ihrer sozialen Praktiken - gelang. Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über den Forschungsstand, er beschreibt die Rahmenbedingungen für die Entstehung von Bürgerlichkeit im späten Zarenreich und stellt dessen Symbolwelten und Integrationsstrategien anhand von einigen Beispielen dar. (ICI2)

[74-L] Plischka, Hans Peter: Der Kulturstaat: eine Verfassung für das 21. Jahrhundert, : Tectum Verl. 2009, 97 S., ISBN: 978-3-8288-9890-5

INHALT: Die Staatsverfassungen des vergangenen Jahrhunderts werden den Veränderungen im Selbstverständnis der Einzelnen, aber auch den Chancen und den Gefahren der technischen Zivilisation nicht mehr gerecht. Das politische Potenzial der zahllosen Einzelnen und vielfäl- tigen Minderheiten ist unterdessen ein Machtfaktor geworden. Die alten Ideen der Demokra- tie und der Gerechtigkeit bleiben große Ziele. Aktueller aber sind die konkreten Forderungen - gegen den Missbrauch etablierter Macht, gegen die Korruption der Ämter, gegen Parteien- und Günstlingswirtschaft, die es weltweit gibt. Die Tatsachen kann jeder sehen. Öffentlich anvertraute Ämter werden zu privatem Nutzen missbraucht. Mehrheitsherrschaft ist gewohnt, über die berechtigten Interessen von Minderheiten hinwegzugehen. Instrumente der Herr- schaft sind Marginalisierung und Nichtachtung, Totschweigen - sodass nur eine fabrizierte manipulierte Öffentlichkeit übrig bleibt. In der auf Wissen und Ausbildung angewiesenen Ge- sellschaft sind Kapital und Industriearbeiterschaft nicht mehr vorrangige Produktivkräfte, wie noch in der alten Industriegesellschaft. Die Produktivkräfte der Wissensgesellschaft gewinnen an Gewicht. Sie ist zahlenmäßig schon zur Mehrheit geworden - politisch aber noch kaum or- ganisiert. Zukünftig geht es um die Verantwortlichkeit der Wissenschaft, auch der einzelnen Wissenschaftler, für ihre Tätigkeit - genauso aber um die Überwindung ihrer fortdauernden Abhängigkeit von sachfremder, wirtschaftlicher wie politischer Einflussnahme. Ein Kultur- staat hat die Aufgabe, (1) für Wissenschaft und Technik paritätische gleiche Mitsprache im Staat und den Unternehmen zu sichern - Mitentscheidung, über Autonomie hinaus, (2) die Mitwirkung aller Einzelnen in der Millionen-Gesellschaft konkret zu machen, über die Ohn- macht als Zuschauer hinaus, durch Fortentwicklung elektronischer Netze und aktive Minder- heitenbeteiligung (3) den Erhalt der Währung als Grundlage der arbeitsteiligen Wirtschaft zu sichern und sie nicht den Privatinteressen der Inflationswirtschaft und den Geschäften der Banken und Börsen zu überlassen. Soviel auch über neue Verfassungen geredet wird - natio- nal wie international, die Verhandlungen bleiben oft in Organisationsfragen der politischen Apparate gefangen. Sie ignorieren die Fragen, die die Menschen persönlich und die Zukunft der Gesellschaft angehen. Dabei geht es um nichts weniger als um die Legitimität der politi- schen Ordnung. (ICF2)

[75-L] Rauh, Cornelia: Bürgertum als normative Instanz in der deutschen Geschichte nach 1945?, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S. 107-115

INHALT: Nicht nur kulturkonservative Organe wie Die Zeit und die Frankfurter Allgemeine Zei- tung beschäftigen sich mit den Fragen der Bürgerlichkeit, sondern selbst politisch links ange- siedelte Publikationsorgane wie Die Tageszeitung (taz) fragen, so die Verfasserin, ob sich bürgerliche Lebensform mit linker Gesinnung vertrage. Auch ein wissenschaftliches Intellek- 58 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

tuellen-Forum wie die von der Humanistischen Union herausgegebene "Zeitschrift für Bür- gerrechte", Vorgänge, verkündete eine "Rückkehr der Bürgerlichkeit" und setzt sich kritisch mit "antibürgerlichen Selbstverleugnungen" der 1968er auseinander. Diese Beobachtungen nimmt die Autorin als Anlass, nach den möglichen Gründen der gegenwärtigen Konjunktur des Themas zu fragen - zu fragen, wie es gegenwärtig um den normativen Gehalt von Bürger- lichkeit und Bürgertum steht, aber auch nach den Ursachen für die Schwierigkeiten, mit de- nen jeder Versuch behaftet ist, "Bürgertum" und "Bürgerlichkeit" als Analysekategorien der Gegenwart zu verwenden. Ebenso wie der Ruf nach "Bürgerlichkeit", so die These, im Sinne eines zivilgesellschaftlichen Engagements in der jüngsten Debatte um ein "neues Bürgertum" vor allem als Reaktion auf den Rückzug des überforderten Staates aus vielen Feldern allge- meiner Daseinsvorsorge zu werten war, stellt die Sehnsucht nach einer Wiederbelebung bür- gerlicher Werte im privaten Leben eine Reaktion auf jene neuen Risiken dar, die mit dem Funktionswandel von Ehe und Familie einhergehen. Dass die Sehnsucht nach "Bürgerlich- keit" als Basis für die Konsolidierung eines "neuen Bürgertums" ausreichen könnte, scheint angesichts der säkularen strukturellen Veränderungen, die jene Individualisierungstendenzen hervorgebracht haben, unwahrscheinlich. (ICF2)

[76-L] Rehberg, Karl-Siegbert: "Neue Bürgerlichkeit" zwischen Kanonsehnsucht und Unterschichtenabwehr, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S. 126-140

INHALT: Der Verfasser argumentiert, dass bürgerliche Existenzinseln in den Gesellschaften des Massenkonsums und eines auf ihn gestützten Kapitalismus geblieben sind. Prekäre Flexibili- sierungen dringen zunehmend in die Mittelschichten ein, während zugleich die Inszenierung einer schützenden Bürgerlichkeit kompensatorisch wirken soll. Es sind die Einstellungsverän- derungen von der frühbürgerlichen Konsumaskese zum Hedonismus in den etablierten Reich- tumsgesellschaften seit langem beschrieben worden. In diesem ambivalenten Feld unterschei- den sich auch die Lebenslagen derer, die sich im Distinktionskampf der "feinen Unterschiede" sisyphoshaft zu bewähren haben, und jener, denen die Selbstabhebung durch Vermögen und vererbte Lebensstellung sozusagen angeboren ist. Gleichwohl gibt es Auflö- sungstendenzen der Exklusivität und jenen Doppelprozess von Ent- und Verbürgerlichung, zuerst der neuen Angestellten der 1920er Jahre, dann der qualifizierten Arbeiterschaft und großer Teile des Dienstleistungssystems. Das gilt ebenso für die einstmals aus der Abgren- zung gegen die feudale Nobilität geborenen Geselligkeits- und Vergemeinschaftungsformen wie für den weitaus greifenden Aktivismus der Weltgestaltung und die ihn begleitende Ethik. Viele der einstmals definierenden Eigenschaften des Bürgers sind in einer verallgemeinerten bürgerlichen Gesellschaft aufgegangen, jedoch ist eine solche eben keine bürgerliche mehr. Der entscheidende Unterschied zwischen den bürgerlichen Spitzengruppen und den heutigen Repräsentanten klein-, mittel- und hochbürgerlichen Lebens ist das Fehlen der strengen stän- disch-demonstrativen Distinktionsregeln. Das heißt nicht, dass keine "Eliten", zumindest funktionalen Führungsgruppen mit Selbstabgrenzungstendenzen mehr existierten. Aber die klare, alle Lebensäußerungen durchziehende Distinktionsleistung, die Abhebung im Zeit- rhythmus, in der Geselligkeit, in der Arbeit, der Kleidung, dem Sprachstil. den Freizeitbe- schäftigungen hat keine so deutlichen Konturen mehr. (ICF2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 59 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

[77-L] Schulte-Noelle, Henning; Thoss, Michael M. (Hrsg.): Abendland unter?: Reden über Europa, München: Diederichs 2007, 264 S., ISBN: 978-3- 7205-3016-3

INHALT: 'Wie kann Europa aus seiner Starre gelöst werden? Ist der alte Kontinent gerüstet für globale Herausforderungen? Wie soll das nationalstaatliche Denken überwunden, wie ein kosmopolitisches Europa geschaffen werden?' (5) Diese Fragen beantworteten namhafte Ex- perten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Reden, Essays und Diskussionsimpulsen. Eingeladen dazu hatte die Allianz Kulturstiftung, das Bayerische Staatsschauspiel und die Süddeutsche Zeitung. Die Vorträge wurden als 'Reden über Europa' während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Münchener Residenz Theater gehalten. So unterschiedlich die Beiträge auch sind - Visionen von den nationalstaatlichen Außenministern als 'aussterbende Spezies' (19) werden gefolgt von Gedanken über die 'Agonie' (42) der Europaidee. Einigkeit finden die Autoren in der Bedeutung, die sie dem Projekt Europa beimessen und im Stellen- wert, der dabei der Europaidee zukommt: 'Europa muss eine Vision haben und selbst eine sol- che Vision sein' (114), sonst bleibt das Projekt zwischen bürokratischer Versteinerung und Bürgerapathie stecken. Inhaltsverzeichnis: Hans Werner Kilz: Europa - Union der nationalen Besonderheiten (5-10); Michael M. Thoss: Europa als kulturelles Projekt (11-18); Frank-Wal- ter Steinmeier: Außenminister eine aussterbende Spezies? (19-28); Dora Bakojannis: 50 Jahre Römische Verträge: Ein Blick nach vom (29-36); Robert Ficht: Fragen an Europa (37-41); Michel Rocard: Die Agonie einer Idee (42-47); Bronislaw Geremek: Europa braucht Hoff- nung (48-56); Henning Schulte-Noelle: Europa im globalen Wettbewerb (57-65); Mario Monti: Europas soziale Marktwirtschaft (66-71); Peter Sutherland: Ökonomische Integration statt nationale Egoismen (72-79); Joseph E. Stiglitz: Europa in der Pflicht (80-89); Hans Joa- chim Schellnhuber: Europas Dritte Industrielle Revolution (90-98); Günter Verheugen: Euro- pas Weg zur Weltspitze (99-110); Leoluca Orlando: Der sizilianische Karren (111-118); Otto Schily: Der unterwanderte Kontinent (119-124); Werner Schiffauer: Migration und "glokale" Unordnung (125-133); Maria Böhmer: Bildung als Schlüssel für Integration (134-144); Gesi- ne Schwan: Europäische Erinnerungskulturen (145-149); Pierre Nora: Auf der Suche nach eu- ropäischen "Orten der Erinnerung" (150-156); Robert Traba: Polyphonie des Gedächtnisses (157-166); Juri Andruchowytsch: Afrika zwischen Basel und Berlin (167-169); Ilma Rakusa: Europas innere Grenzen (170-173); Lena Gorelik: Manchmal hilft eine Frage (174-179); Ilija Trojanow: Wenn die Ränder nach innen wachsen (180-186); Ulrich Beck: Warum Europa? (187-193); Navid Kermani: Europas Realisten (194-201); Daniel Cohn-Bendit: Europas neue Rolle in der Welt (202-209); Hans-Ulrich Obrist: Die Polyphonie der Zentren (210-218); Pe- ter Sloterdijk: Europa - ein psychopolitisches Experiment (219-225); Almut Sh. Bruckstein: Die Unterwanderung des Krieges. Manifest für eine textile politische Kultur (226-233); Tariq Ali: Das Europa der drei Kulturen (234-242); Nilüfer Göle: Kultur braucht Freiräume (243- 255). (ZPol, NOMOS)

[78-L] Treskow, Isabella von; Tschilschke, Christian von (Hrsg.): 1968/2008 : Revision einer kulturellen Formation, (edition lendemains, 11), Tübingen: Narr 2008, XXIII, 271 S., ISBN: 978-3-8233-6463-4

INHALT: "Eine allgemeingültige Wahrnehmung der Ereignisse von '68' gibt es nicht. Folgerich- tig ist 2008 das Jahr des Rückblicks nicht nur auf politische und kulturelle Geschehnisse, son- dern vor allem auf Etappen der Geschichtsbildung und Prozesse der Mythisierung. Die in 60 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

dem Band versammelten Aufsätze liefern zum ersten Mal eine Einschätzung der Begebenhei- ten aus romanistischer Perspektive und stellen zugleich deren Vermittlung in ein neues kriti- sches Licht. Das thematische Spektrum reicht von der Darstellung des 'Mai 68' in Literatur und Film über seine gesellschaftlichen und theoriegeschichtlichen Auswirkungen bis hin zu aktuellen erinnerungspolitischen Fragen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Silja Behre: Une 'bataille de la mémoire'? - Zur Genese der Erinnerung an 68 in Deutschland und Frank- reich (1-14); Joseph Jurt: Mai 68 in Frankreich: die Infragestellung der symbolischen Ord- nung - Deutungen damals, Einschätzung heute (15-30); Gabriele Blaikner-Hohenwart: Ein doppelter Blick auf Mai 1968: die sechzehnjährige Zeitzeugin und eine späte Bilanz (31-42); Sybille Große: Sarkozy et l'héritage de 1968 - Mythisierung oder Entmythisierung? (43-60); Esther Suzanne Pabst: "L'antichambre de mon aventure essentielle" - Mai 68 im weiblichen Blick (61-84); Albrecht Buschmann: 1968 autofiktional: der Pariser Mai als narratives Kon- strukt in Wort und Bild (85-104); Vincent Kaufmann: La théorie littéaire au service de la révolution (105-114); Kai Nonnenmacher: Totalitäre Sprachen 1968: Jean Pierre Faye zwi- schen Stephane Mallarmé und Carl Schmitt (115-128); Konstanze Baron: Die Revolutionen der Psyche und die Aktualität von 68: Julia Kristevas Theorie der Revolte (129-146); Marie- Laure Basuyaux: "Nous étions sur la touche" - Jean Cayrol et Mai 1968 (147-158); Timo Obergöker: Une journe à Nanterre -Le 22 mars dans Derriére la eitre de Robert Merle (159- 172), Beatrice Schuchardt: Reisen auf dem Hippie-Trail: Luc Vidals La route - mon Journal de hippy (173-196); Klaus-Dieter Ertler: Axiologische Vektoren der 68er-Generation im fran- kokanadischen Erzählsystem - Zur Globalisierung eines Diskursdesigns (197-218); Jan Hen- schen: Die Frage der Gewalt steht im Raum - Über 68, Gewalt und Filme von Jean-Luc Go- dard, Bernardo Bertolucci und Margarethe von Trotta (219-230); Jan-Henrik Witthaus: Stammheim und die Affäre Croissant - Wegmarken des Intellektuellen in Frankreich (231- 248); Silke Segler-Meßner: Obsessionen des Erotischen - Inszenierung von Sexualität in der littérature scandale (Michel Houellebecq, Christine Angot) (249-264).

[79-L] Wetterer, Angelika: Gleichstellungspolitik im Spannungsfeld unterschiedlicher Spielarten von Geschlechterwissen: eine wissenssoziologische Rekonstruktion, in: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 1/2009, H. 2, S. 45-60

INHALT: "Der Beitrag geht von der Beobachtung aus, dass gleichstellungspolitisch engagierte Genderexpertinnen, feministische Theoretikerinnen und die Frauen und Männer auf der Stra- ße heute sehr Unterschiedliches über die Geschlechter wissen, und fragt danach, worauf diese Unterschiede im Geschlechterwissen zurückzuführen sind. Im Anschluss an wissenssoziolo- gische Überlegungen wird eine 'Typologie des Geschlechterwissens' entwickelt, die den refle- xiven Zusammenhang von Wissen und Handeln in den Mittelpunkt stellt und zeigt, dass den drei Wissenstypen unterschiedliche Konstellationen sozialer Praxis korrespondieren: Jede Spielart von Geschlechterwissen ermöglicht eine spezifische Form sozialen Handelns, wes- halb sich die Akteurinnen nur ungern eines Besseren belehren lassen. Das stellt die Gleich- stellungspolitik vor Herausforderungen, die bislang kaum bedacht worden sind." (Autorenre- ferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 61 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

[80-F] Wiesener, Albrecht, M.A. (Bearbeitung): Stadt und Staat. Städtebaulicher Wandel und politische Kultur in der Bundesrepublik und der DDR

INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht die Frage nach der Bedeutung von städte- baulichen Entwicklungen für das politische Selbstverständnis lokaler Akteure in der Bundes- republik und der DDR. Auf der Grundlage von Fallstudien zu Bielefeld und Halle werden einzelne Phasen der städtebaulichen Entwicklung in den beiden deutschen Nachkriegsgesell- schaften auf ihre jeweiligen politisch-kulturellen Bedeutungshorizonte hin untersucht. Aufbau und Wiederaufbau, der Bau neuer Städte und die Modernisierung der vorhandenen Stadt wa- ren in der Bundesrepublik wie in der DDR wichtige Handlungs- und Kommunikationsfelder für Kommunalpolitiker, Architekten und Stadtbewohner. Die unterschiedlichen Phasen der Stadtentwicklung und der Wandel städtebaulicher Leitbilder in Deutschland nach 1945 wer- den im Projekt im Hinblick auf die mit ihnen verbundenen Konsens- und Konfliktpotentiale im lokalen Raum thematisiert. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Arenen städtischer Öffentlichkeiten in beiden deutschen Gesellschaften nach 1945 von vielfältigen Bestrebungen gekennzeichnet waren, einen Konsens zwischen dem Selbstverständnis der politischen und sozialen Eliten und den Erwartungshaltungen der Stadtbewohner zumindest in symbolischer Hinsicht zu verdeutlichen. So repräsentierte sich in der baulichen Gestaltung des Stadtraums und den dadurch hervorgerufenen Veränderungen der städtischen Lebenswelten stets auch das jeweilige "Bild von Gesellschaft". Dieses stand in seinen Ansprüchen, Verheißungen und Zumutungen zur Disposition und ließ den veränderlichen Stadtraum zum Bedeutungsträger politischer und sozialer Erwartungshaltungen werden. Begreift man die Stadt als Vorstel- lungsraum von unterschiedlichen Akteuren, der selbst produzierend auf die Gestaltung des Stadtraumes wirkt, dann ergeben sich eine Reihe durchaus vergleichbarer Aspekte in der Stadtentwicklung der beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften. Denn für beide Gesell- schaften und ihre städtischen Zusammenhänge gilt ohne Zweifel, dass die Planung und Reali- sierung der städtebaulichen Projekte die vorgefundene Stadt neu definieren musste und dies vor allem durch die Eliten der kommunalen Verwaltung und lokalen Parteien geschah. Dabei geht es nicht allein um die konkreten Inhalte der stadträumlichen Vorstellungswelten, sondern vielmehr auch um die Art und Weise, wie auf lokaler Ebene in der städtebaulichen Planung und in der Kommunikation über den veränderbaren bzw. veränderlichen Stadtraum sowohl auf die vorgefundene als auch auf die herzustellende Stadt Bezug genommen wird. Auf diese Weise geraten insbesondere die zeitlich bedingten und systemspezifischen Bezugnahmen auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der jeweiligen Stadt in den Blick. Das Ziel der Untersuchung besteht in der Beantwortung der Frage, inwieweit Städte ihrer Funktion als Kommunikations- und Vermittlungsräumen politisch-institutioneller Ordnungen angesichts der massiven Eingriffe in die städtischen Lebenswelten nach 1945 und der spezifischen politi- schen Rahmenbedingungen von Diktatur und Demokratie gerecht wurden. GEOGRAPHI- SCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, DDR VERÖFFENTLICHUNGEN: Wiesener, Albrecht: Halle an der Saale - Chemiemetropole oder 'Diva in Grau'. Zur bildlichen Repräsentation einer Stadt im Sozialismus. in: Lüdtke, Alf; Hartewig, Karin (Hrsg.): Die DDR im Bild. Zum Gebrauch der Fotografie im anderen deut- schen Staat. Göttingen: Wallenstein 2004, S. 51-68. ISBN 3-89244-790-X.+++Ders.: Als die Zukunft noch nicht vergangen war - der Aufbau der Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt 1958-1980. in: Freitag, Werner; Minner, Katrin; Ranft, Andreas (Hrsg.): Geschichte der Stadt Halle. 2 Bände. Bd. 2: Halle im 19. und 20. Jahrhundert. Halle 2006, S. 442-456.+++Ders.: Gestalten oder Verwalten? Überlegungen zum Herrschaftsanspruch und Selbstverständnis so- 62 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel

zialistischer Kommunalpolitik im letzten Jahrzehnt der DDR. in: Reif, Heinz; Bernhardt, Christoph (Hrsg.): Sozialistische Städte zwischen Herrschaft und Selbstbehauptung. Kommu- nalpolitik, Stadtplanung und Alltag in der DDR. Stuttgart: Steiner 2009, S. 69-94. ISBN 978- 3-515-08763-6. ART: BEGINN: 2001-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Pots- dam) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-28991-58, Fax: 0331-28991-40, e-mail: [email protected])

1.4 Lebensstile, Werte, Normen

[81-L] Bolz, Norbert: Der antiheroische Affekt, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 9/10 = H. 724/725, S. 762-771 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Die These des Essays lautet: Es gibt einen antiheroischen Affekt, und die moderne, bürgerliche, demokratische Welt belässt es nicht bei einem Abbau des Heroischen. Sie will es entlarven und entmythologisieren. Die charismatische Präsenz des Helden ist heute ein Ärger- nis für die Massendemokratie - und trotzdem sucht man "Vorbildern". Der Autor versucht, diesen komplexen Zusammenhang in einem "groben Schema" zu vergegenwärtigen. Am An- fang war der Bürgerkrieg, die Barbarei der ungezügelten Leidenschaften. Dann haben das moderne Kunstwerk des Staates und der asketische Geist des Kapitalismus Ordnung ins Cha- os gebracht. Doch bald wurde der Preis spürbar, den der "alte Adam" für diese Ordnungsleis- tung entrichten musste: Entzauberung, Enttäuschung, Unbehagen und Langeweile. Aus dieser "großen Leere" befreiten dann Protest, Terror. Das Beispiel Obama zeigt, dass wir zwar keine Helden mehr haben, wohl aber immer noch ein unartikuliertes Bedürfnis nach Heldenvereh- rung. Das ist offenbar eine Folge der modernen Massendemokratie, denn ihr Egalitarismus duldet nicht die Exzellenz des Helden. Doch was verdrängt wird, kehrt bekanntlich wieder, aber in entstellter oder doch manchmal peinlicher Gestalt - nämlich im Starkult und seinen Fans. (ICA2)

[82-L] Frevert, Ute: Vom heroischen Menschen zum "Helden des Alltags", in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 9/10 = H. 724/725, S. 803-812 (Standort: USB Köln(38)- AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Essay belegt und diskutiert folgende These: Die "Geschichte des Helden" ist ein Paradebeispiel für "gelebten Konstruktivismus", zeigt sie doch, wie massiv sich die Wahrneh- mung des Heldischen wandelt und welche Akteure daran mitarbeiten. Ein weiter Weg und eine tiefe Kluft liegen zwischen den Nibelungen- und Kriegshelden des frühen 19. und 20. Jahrhunderts und unseren "Helden des Alltags", die sich rührend um ihre bedürftigen Mit- menschen kümmern. Spornte vor hundert oder zweihundert Jahren die Idee der Nation und nationalen Selbstbehauptung individuelles Heldentum an, stehen heute eher Werte wie Frei- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 63 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

heit, Solidarität, Empathie im Vordergrund. Damit verändert sich auch der Blick auf vergan- gene Helden: Nicht Bismarck und Moltke, sondern Robert Blum und die Gefallenen der Märzrevolution gelten vielen heute als Helden. Mit den Wertideen wechseln auch die Helden. Was bleibt, ist der Begriff. Aus diesem Begriff sind Gefahr, Risiko und Opfer nicht wegzu- denken. All das aber ist in unserem "postheroischen" Zeitalter Mangelware. Die heroische Tat, die das eigene Leben aufs Spiel setzt, um andere oder anderes zu retten, ist in den sicher- heitsbewehrten Ländern des Westens die Ausnahme. (ICA2)

[83-L] Gründer, René; Schetsche, Michael; Schmied-Knittel, Ina (Hrsg.): Der andere Glaube: europäische Alternativreligionen zwischen heidnischer Spiritualität und christlicher Leitkultur, (Grenzüberschreitungen : Beiträge zur wissenschaftlichen Erforschung aussergewöhnlicher Erfahrungen und Phänomene, Bd. 8), Würzburg: Ergon Verl. 2009, 196 S., ISBN: 978-3-89913-688-3

INHALT: "Die heute vielfach konstatierte Rückkehr der Religion zeigt sich nicht allein als Mo- dernisierung traditioneller Glaubensformen, sondern auch in der wachsenden Popularität reli- giöser Alternativbewegungen. Wenn diese sich auf ein spirituelles europäisches Erbe berufen, verschmelzen Mythen vorchristlicher Kulturen mit geistesgeschichtlichen Einflüssen der Ro- mantik, mit der Lebensphilosophie und den Traditionen der westlichen Esoterik in markanten religiösen Neubildungen. Der Sammelband vergleicht auf der Basis aktueller Fallstudien aus Italien, Deutschland, Lettland, der Ukraine und den Niederlanden die Entstehungskontexte, Weltbilder, religiösen Normen und sozialen Funktionen solcher eurogenen Alternativreligio- nen der Gegenwart (wie Wiccatum und Asatru, Göttinnenbewegung oder Satanismus). Als grundlegende Bestimmungselemente für diesen anderen Glauben erweisen sich dabei nicht nur erfahrungsreligiöse und weltanschauliche Aspekte, sondern auch eine Dialektik von Selbst- und Fremdausgrenzung inmitten der christlichen Leitkultur. In diesem Kontext bildet 'der andere Glaube' auch einen Prüfstein für den gesellschaftlichen Umgang mit dem Recht auf freie Religionsausübung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andriy Nakorchevski: Neue ethnische Religionen in der Ukraine (17-40); Gatis Ozolins: Die aktuelle lettische Diev- turi-Bewegung (41-56); Hans Thomas Hakl: Das Neuheidentum der römisch-italischen Tradi- tion: Von der Antike in die Gegenwart (57-76); René Gründer: Asatru in Deutschland - Strö- mungen einer alternativreligiösen Bewegung (77-100); Kathrin Fischer: Das Wiccatum in Deutschland (101-120); Hanneke Minkjan: Die Göttinnenbewegung der 'Foundation Avalon Mystic' (121-144); Dagmar Fügmann: Satanismus im deutschsprachigen Raum (145-166); Renté Gründer, Michael Schetsche, Ina Schmied-Knittel: Der andere Glaube - soziologische Dimensionen eurogener Alternativreligionen (167-194).

[84-F] Heilmann, Andreas, Dipl.-Ing. Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Nickel, Hildegard Maria, Prof.Dr.sc.phil. (Betreuung): Normalisierung homosexueller Männlichkeiten im printmedialen Diskurs über Politiker- Outings

INHALT: In Deutschland nehmen seit Mitte der 1990er Jahre insbesondere in der Politik Outings homosexueller Männer in Führungspositionen sprunghaft zu. Könnte diese "Outing-Kaskade" eine epochale Verschiebung in den symbolischen Machtachsen zwischen hetero- und homo- sexuellen Männern indizieren? Um Persistenzen und Dynamiken theoretisch und empirisch 64 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

erfassen zu können, werden die Leitkategorien der Männlichkeitssoziologie und das Norma- lismus-Paradigma unter einer wissenssoziologischen Perspektive aufeinander bezogen. Nor- malistisch modulierte soziale Deutungsmuster könnten das vermittelnde Glied zwischen den Analyseebenen von Diskurs, sozialer Praxis und Struktur bilden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Heilmann, A.: Work in Pro- gress: "Mein Chef ist schwul ... was tun?" Normalisierung offen homosexueller Männlichkeit. Konzeptionelle Vorüberlegungen für eine Medien- und Deutungsmusteranalyse der Outings von homosexuellen Spitzenpolitikern. 18 S. Download unter: www.social-science.hu-berlin.- de/lehrbereiche/sag/pdf/heilmann_diss . ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwis- senschaften Lehrbereich Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse (Unter den Lin- den 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-2093-4326, e-mail: [email protected])

[85-L] Jammal, Elias (Hrsg.): Vertrauen im interkulturellen Kontext, (VS research : perspectives of the other - studies on intercultural communication), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 264 S., ISBN: 978-3- 531-15965-2

INHALT: "Die Interkulturalität des Phänomens Vertrauen fand bislang in den Kulturwissenschaf- ten relativ wenig Beachtung. Eine Tagung des Orient Instituts für Interkulturelle Studien (OIS) / Hochschule Heilbronn im Jahre 2006 diente als "Kick-off" zu dem von der Landess- tiftung Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekt "Determinanten deutsch-arabi- scher Vertrauensbildung". Es wurden Empfehlungen für die Vorgehensweise des Forschungs- projekts erarbeitet und mögliche Konzepte interkulturellen Vertrauens diskutiert. In diesem Band werden theoretische, methodische sowie kulturraumbezogene Ansätze und Studien vor- gestellt. Der Kulturraumbezug umfasst arabische, chinesische, französische, polnische, russi- sche und tschechische Kollektive. Abschließend präsentiert der Herausgeber die vorläufigen Ergebnisse des Forschungsprojekts." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin K.W. Schweer: Vertrauen und soziales Handeln - eine differentialpsychologische Perspektive (13- 26); Dominic Busch: Wie kann man Vertrauensbildungsprozesse in sprachlicher Interaktion beobachten und beschreiben? (27-50); Torsten M. Kühlmann: Opportunismus, Vertrauen und Kontrolle in internationalen Geschäftsbeziehungen (51-68); Jürgen Bolten: Reziprozität, Ver- trauen, Interkultur. Kohäsionsorientierte Teamentwicklung in virtualisierten multikulturellen Arbeitsumgebungen (69-94); Guido Möllering: Vertrauensaufbau in internationalen Ge- schäftsbeziehungen: Anregungen für ein akteursorientiertes Forschungsdesign (95-110); Julia F. Späth, Paulina Jedrzejczyk: Operationalisierung von Vertrauen im interkulturellen Kontext (111-132); Julia Bürger, Lucie Bouzková: "Gemeinsam den Kopf hinhalten, falls etwas mal nicht gut gelaufen ist" - interpersonales Vertrauen in deutsch-tschechischen Unternehmen (133-150); Robert Münscher: Relationship Management für Führungskräfte. Ein Modul für das interkulturelle Training deutscher und französischer Manager (151-192); Jürgen Henze: Die Rolle von Vertrauen in sozialen Beziehungen - das Beispiel chinesischsprachiger Kultur- räume (193-212); Thomas Hüsken: Vertrauen und die Organisation von Heterogenität Bei- spiele aus der deutschen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit (213-234); Elias Jammal: Vertrauen in deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen (235-256). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 65 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

[86-F] Kenning, Peter, Prof.Dr.rer.pol.; Eberhardt, Tim, Dipl.-Kfm. (Bearbeitung); Kenning, Pe- ter, Prof.Dr.rer.pol.; Hellmann, Kai-Uwe, Priv.Doz. Dr. (Leitung): Fandoms

INHALT: Eine Form, in der sich die Emotionalisierung zur Steigerung des Markenerfolges mani- festiert, ist das noch weitgehend unerforschte Phänomen des Markenfans. Markenfans sind Menschen, die sich öffentlich zu ihrer Lieblingsmarke bekennen und die ein gesteigertes Maß an emotionaler Bindung auszeichnet. Welche Marken haben jedoch ein solches Fanpotenzial? Können Markenfans kreiert werden? Welche Bedeutung hat dies für das Markenmanage- ment? Zur Klärung dieser Fragen wurde eine zweiteilige empirische Studie durchgeführt. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Markentradition, der Markenerfolg sowie der An- satz des Brand Experiences Managements fanförderlich sind. Da der Typus "Markenfan" bis dato aber kaum erforscht wurde, besteht weiterer Forschungsbedarf. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hellmann, Kai Uwe; Eberhardt, Tim; Kenning, Peter: Creating Markenfans, Absatzwirtschaft, 2009 (in Druck). ART: BEGINN: 2008-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, De- partment corporate management & economics, Lehrstuhl für Marketing (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen); Technische Universität Berlin, Fak. VI Planen, Bauen, Umwelt, Institut für Soziologie (Franklinstr. 28-29, FR 2-5, 10587 Berlin) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1200, Fax: 07541-6009-1299, e-mail: [email protected])

[87-L] Kienitz, Sabine: Beschädigte Helden: Kriegsinvalidität und Körperbilder 1914-1923, (Krieg in der Geschichte -KRiG-, Bd. 41), Paderborn: Schöningh 2008, 380 S., ISBN: 978-3-506-76537-6

INHALT: "Joseph Roth sprach 1920 so scharf wie treffend von 'lebenden Kriegsdenkmälern', in Gestalt von 2,7 Millionen Invaliden, die das Kriegsende 1918 überlebt hatten. Seine Formu- lierung war ein vieldeutiges Bild für das dauerhafte Sichtbarbleiben des Krieges. Sie verwies zugleich auf Wirkung, Ausmaß und Brutalität des modernen 'Maschinenkrieges'. Im Bild des 'Denkmals' werden Potenziale für eine 'materiale' Erinnerungskultur nach dem Krieg deutlich, ebenso wie für kontroverse Diskussionen über Opfer, Helden, Heimatdank und andere 'Pa- thosformeln'. Auch die Schwierigkeiten der Integration von Kriegsinvaliden in die Zivilge- sellschaft zeichnen sich hier ab. Die Kulturwissenschaftlerin Sabine Kienitz untersucht in ih- rer Arbeit die unterschiedlichen Dimensionen und Deutungen des kriegsbeschädigten männli- chen Körpers zwischen 1914 und 1923. Dabei spielen medizinische und orthopädisch-techni- sche Probleme ebenso eine Rolle wie Fragen der Wiedereingliederung der Invaliden in Ar- beits- und Privatleben. Zeitgenössische 'Verhaltenslehren', die für beide Welten gelten sollten: die der 'Kriegskrüppel' wie die der Unversehrten, sind ebenso Gegenstand wie religiöse und politische Ausdeutungen der 'Kriegsopfer', die individuellen Erfahrungen einer Kriegsbeschä- digung sowie die Instrumentalisierung des invaliden Körpers als 'symbolisches Kapital' in ei- ner Nachkriegsgesellschaft, die den 'Dank des Vaterlandes' verweigerte." (Autorenreferat) 66 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

[88-L] Lehmann, Albrecht: Vorbilder als Kulturthema: zur lebensgeschichtlichen und kulturellen Bedeutung von Nachahmung, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 105/2009, Hjb. 2, S. 169-183 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)

INHALT: Vorbilder haben Konjunktur und sind im Medienangebot alltäglich und allgegenwärtig. Als Mensch und als Institution vorbildlich zu sein, ist offenbar ein Leitmotiv unserer Gegen- wart - ebenso der unterstellte Mangel an Vorbildern. Diese neuerliche Konjunktur eines tradi- tionsreichen Begriffsbildes ist ein Indikator für einen wichtigen Aspekt des mentalen Zustan- des unserer Zeit. Eine kritische Einschätzung dieses "Zeitgeistes", der zur außergewöhnlichen Konjunktur des Wunsches nach Vorbildern führt, ist die Grundlage des vorliegenden Aufsat- zes. Es wird zunächst das Begriffsfeld umrissen und darauf hingewiesen, dass die aktuellen Kulturwissenschaften und auch die Biographieforschung den Begriff "Vorbild" und das die- sen Begriff übergreifende Kulturthema "Nachahmung" ignorieren. Es schließen sich eine Dis- kussion über die Bedeutung von Nachahmung für Vermittlungsprozesse von Kultur sowie Hinweise auf empirisch begründete Zugangsweisen zum Thema an. (ICI2)

[89-L] Mayer, Boris: Adolescents' family models: a cross-cultural study, Konstanz 2009, XIII, 225 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-86612)

INHALT: "Die vorliegende kulturvergleichende Arbeit befasst sich mit den Familienmodellen Jugendlicher in zehn Kulturen auf Basis eines typologischen Ansatzes und eines Mehrebenen- ansatzes. Sie leistet damit einen empirischen Beitrag zur Theorie der Familienmodelle im kul- turellen Wandel nach Kagitcibasi (2007). Diese Theorie postuliert die Existenz dreier idealty- pischer Familienmodelle: ein Familienmodell der Independenz, das in industrialisierten west- lichen Gesellschaften vorherrscht, ein Familienmodell der (vollständigen) Interdependenz, das in nicht-industrialisierten agrarischen Kulturen zu finden ist, und als Synthese aus den beiden genannten ein Familienmodell der emotionalen Interdependenz. Letzteres entwickelt sich der Theorie zufolge, wenn nicht-industrialisierte kollektivistische Kulturen Modernisie- rungsprozessen ausgesetzt sind. Traditionelle Kulturen mit einem Familienmodell der (voll- ständigen) Interdependenz sollen sich also im Zuge gesellschaftlicher Modernisierungspro- zesse nicht notwendigerweise hin zum Familienmodell der Independenz entwickeln, sondern zu einem emotional-interdependenten Modell, das erlaubt, Autonomie mit enger interperso- neller Verbundenheit zu vereinen. Diese Annahme steht im Widerspruch zu klassischen mo- dernisierungstheoretischen Annahmen und wurde in bisherigen Studien nur unzureichend ge- prüft. In einem typologischen Mehrebenen-Ansatz sollen Profile allgemeiner und familienbe- zogener Werthaltungen Jugendlicher identifiziert werden, die mit den drei idealtypischen Fa- milienmodellen theoretisch verbunden werden können. In einem zweiten Schritt sollen diese Wertemuster durch verhaltensnähere Familienmodellindikatoren validiert werden. Die Daten für diese Arbeit stammen aus der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten kulturvergleichenden und interdisziplinären 'Value of Children and Intergenerational Relati- ons' Studie (Trommsdorff, 2001) und umfassen eine Stichprobe von 2566 Jugendlichen aus der Volksrepublik China, Deutschland, Frankreich, Indien, Indonesien, Israel, Japan, Südafri- ka, der Schweiz und der Türkei. Zur Identifikation der angenommen Familienmodell-Werte- profile wurden Cluster-Analysen auf der Kultur- und auf der Individualebene durchgeführt. Auf beiden Analyseebenen zeigten sich drei Werteprofile, die dem erwarteten Muster der drei soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 67 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

idealtypischen Familienmodelle entsprachen. Das Familienmodell der emotionalen Interde- pendenz zeigte dabei bezüglich der Werthaltungen, die emotionale Interdependenzen in der Familie widerspiegeln ähnlich hohe Werte wie das Familienmodell der (vollständigen) Inter- dependenz, dagegen zeigte es ähnliche Werte wie das Familienmodell der Independenz in Be- zug auf Autonomie und materielle Interdependenz widerspiegelnde Werte. In Kulturen, die auf der Kulturebene ein bestimmtes Familienmodell-Werteprofil aufwiesen befanden sich zu- dem überwiegend Jugendliche, die das jeweils korrespondierende Werteprofil auf der indivi- duellen Analyseebene aufzeigten." (Autorenreferat)

[90-L] Moravek, Claudia: "The grass is always greener on the other side of the hill": Motive und Hoffnungen von auswanderungswilligen Deutschen, (COMCAD Working Papers, No. 40), Bielefeld 2008, IV, 81 S. (Graue Literatur; www.uni-bielefeld.de/tdrc/ag_comcad/downloads/workingpaper_40_Moravek_Magisterarbeit_Au swandern.pdf)

INHALT: In der vorliegenden Studie, die sich innerhalb der ethnologischen Migrationsforschung verorten lässt, werden ausführlich die individuellen Motive und Hoffnungen von auswande- rungswilligen Deutschen untersucht. Der Studie liegt die Annahme zugrunde, dass Auswan- derung durch die allgemeine Vorstellung von einem besseren Leben in einem anderen Land erfolgt. Dem Leitgedanken der englischen Redewendung "The Grass is Always Greener on the Other Side of the Hill" entsprechend, wird weiter angenommen, dass es sich hierbei um Projektionen und Vorstellungen vom Zielland handeln könne, die eher einem Wunschdenken und einer Hoffnung als der dortigen Realität entspricht. Daraus ergeben sich die beiden zen- tralen Fragestellungen der vorliegenden Arbeit: (1) Um was für Hoffnungen handelt es sich hierbei und (2) welches sind die zugrunde liegenden eigentlichen individuellen Motive, die den Auswanderungswunsch in einem Wohlfahrtsstaat auslösen? Nach einer Einbettung des Themas in den Forschungskontext und einer Begriffsklärung des Phänomens der Emigration wird ein klassisches Modell der Ursachenforschung vorgestellt. Desweiteren wird ein kurzer Überblick über die Ursachen der deutschen Emigration von der Zeit der großen Massenaus- wanderungen im 19. Jahrhundert bis zur aktuellen Emigration der Gegenwart gegeben. Es wird ferner ein psychologisches Motivationsmodell vorgestellt, das wesentliche Impulse für das Verständnis der Entstehung von Auswanderungsmotivation, der die individuellen Motive zugrunde liegen, liefert. Anschließend wird die empirische Fallstudie dargestellt, in deren Rahmen insgesamt 16 auswanderungswillige Deutsche im Alter von 27 bis 50 Jahren befragt worden sind. (ICI2)

[91-L] Negt, Oskar: Über die Kulturbedeutung der sogenannten Kulturtechniken, in: Dorit Bosse (Hrsg.) ; Peter Posch (Hrsg.): Schule 2020 aus Expertensicht : zur Zukunft von Schule, Unterricht und Lehrerbildung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 209-213

INHALT: Anhand von Hinweisen über die einzelnen Kulturtechniken in ihrer Stellung zur gesell- schaftlichen Realität und zum Stand der gesellschaftlichen Produktivkräfte argumentiert der Verfasser, dass die Abstraktion vom jeweiligen Realitäts- und Sinngehalt derartiger Kultur- techniken Bildungsprozesse blockiert. Dass sie erlernt werden müssen, steht gänzlich außer 68 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

Frage. Aber Organisationsform und Methode, in denen das geschieht, lassen die Vermitt- lungsinhalte nicht unberührt. Kulturtechniken, die Fantasie, Erfahrungen und Lernmotivatio- nen des Kindes weiterführen, gemäß dem Entwicklungsstand der gesellschaftlichen Produk- tivkräfte, der Organisationsfähigkeit der Menschen, der verfügbaren Erkenntnismittel und dem Vergesellschaftungsgrad, müssen die Produktionsweise der kindlichen Erfahrungen zum organisierenden Zentrum haben. (ICF2)

[92-F] Niederbacher, Arne, Dr.phil. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr.; Pfadenhauer, Mi- chaela, Prof.Dr. (Leitung): Forschungsfeld 'Szenen'. Konzept einer explorativ-interpretativen (Jugend-)Kultur-For- schung

INHALT: 'Szene' ist einer jener sozialwissenschaftlichen Begriffe, die zwar häufig - vor allem in der Jugendkulturforschung - benutzt, aber nur selten definiert und theoretisch begründet wer- den. Bis in die 80er Jahre hinein wurden (jugend-)kulturelle Kollektivierungsformen vor- nehmlich mit Begriffen wie "Subkultur", "Peer-group" oder "Milieu" beschrieben. Im Zuge der Individualisierungsprozesse insb. der letzten dreißig Jahre hat sich die gesellschaftliche Situation jedoch derart verändert, dass diese Konzepte nicht mehr angemessen greifen. Dar- auf reagieren die Mitarbeiter des Forschungsfeldes seit einigen Jahren mit der Entwicklung eines diesem Gegenstand adäquaten, komplexen Forschungskonzepts. Das methodische Kon- zept: Prinzipiell geht es darum, weg zu kommen vom pseudo-objektivistischen Über-Blick der konventionellen Sozialwissenschaften, der gleichsam über die Köpfe der Akteure hinweg geht, und stattdessen hin zu kommen zu einem Durch-Blick, sozusagen durch die 'Augen' der Akteure hindurch. Vorzugsweise gilt das Interesse also der Perspektive, aus der die Men- schen, die jeweils Gegen-Stand der Untersuchung sind, die für sie relevanten Ausschnitte aus der sozialen Welt wahrnehmen. Dazu werden eine Reihe von Verfahren aus dem methodi- schen Arsenal der empirischen Sozialforschung (von der Dokumentenanalyse über Interviews einschl. standardisierter Befragungen bis zu systematischen Beobachtungen) verwendet. Das für die Forscher sozusagen 'basale' Verfahren ist das der beobachtenden Teilnahme. Beobach- tende Teilnahme bedeutet, dass die Forscher in das soziale 'Feld', das sie je gerade untersu- chen, möglichst intensiv hineingehen und - bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohn- heiten - versuchen, den Menschen, die die Forscher untersuchen, möglichst ähnlich zu wer- den. Das gelingt natürlich - aus vielerlei Gründen - nicht immer und schon gar nicht immer gleich gut. In dem Maße aber, wie es gelingt, erlangen die Forscher eine Art und Qualität von Daten, wie die Forscher sie mit anderen Forschungsmethoden nur schwerlich bekommen: Da- ten darüber nämlich, wie man und was man in solchen Welten tatsächlich erlebt. Die zweite Besonderheit der Szenen-Ethnographie ist das von den Wissenschaftlern in einem weit stren- geren Sinne als sonst üblich verwendete Experteninterview. Das Experteninterview unter- scheidet sich nach Erachtens der Forscher nämlich nicht einfach dadurch von anderen Inter- viewarten, dass hier Personen befragt werden, die eben als 'Experten' gelten. Die Besonder- heit des Experteninterviews besteht vielmehr darin, dass Forscher und Befragter idealerweise ein Gespräch 'auf gleicher Augenhöhe' führen. Das Experteninterview, so wie die Forscher es einsetzen, ist folglich ein sehr voraussetzungsvolles und damit auch ausgesprochen aufwändi- ges Instrument zur Datengenerierung, das sich durchaus nicht als Instrument zur 'schnellen', die Zeitaufwendungsmühen der Teilnahme sozusagen kompensierenden Datenerhebung eig- net, sondern die aus dieser Teilnahme resultierenden Kompetenzen eher voraussetzt. Vieles, was die Wissenschaftler zu einem Untersuchungsthema wissen wollen, lässt sich jedoch nicht soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 69 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

mit diesen beiden für sie 'zentralen' Verfahren erheben. Deshalb verwenden sie bei ihren Feldstudien grundsätzlich eben das ganze Methoden-Instrumentarium empirischer Sozialfor- schung. Allerdings hat sich gezeigt, dass sich so genannte nichtstandardisierte Verfahren für ihre ethnographischen Erkenntnisinteressen in der Regel besonders gut eignen. Wichtiger noch als die Frage nach den Verfahren der Datenerhebung ist ihnen aber, zugleich wissen- schaftlichen Standards genügende und pragmatisch nützliche Methoden und Techniken der Datenauswertung zu konzeptualisieren. Die Forscher arbeiten hier also immer auch sozusagen an Grundlagenproblemen einer Optimierung von Aufwand und Ertrag beim Einsatz geeigne- ter Interpretationsmethoden. (S.a. www.hitzler-soziologie.de/szeneforschung.htm ). GEO- GRAPHISCHER RAUM: deutschsprachiger Raum METHODE: theoretischer Ansatz: Handlungstheorie; methodischer Ansatz: lebensweltanalyti- sche Ethnographie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face. Feldarbeit durch Mitarbeiter/- innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Umfangreiche Literaturliste unter: www.hitzler-soziologie.de/sze- neforschung.htm abrufbar. ART: BEGINN: 1998-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Sozio- logie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund); Karls- ruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Sozio- logie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs (Schlossbezirk 12, 76131 Karlsruhe) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2829, e-mail: [email protected])

[93-L] Noack, Thorsten: Worte und ihr Eigensinn: Begriffshistorische Anmerkungen zu Benennungen, Bedeutungen und Bewertungen im Sterbehilfe-Diskurs des 20. Jahrhunderts, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 34/2009, No. 4 = No. 130, S. 97-110 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Der Aufsatz untersucht die Geschichte der Begriffe Euthanasie und (aktive und passi- ve) Sterbehilfe im populären und wissenschaftlichen Diskurs während zwei kurzer Umbruch- perioden, vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und in den frühen 1970er Jahren, in denen die für das Thema relevanten Begriffe geprägt und semantische Verschiebungen vollzogen wur- den. Derartige Wandlungen lassen sich als Ausdruck veränderter Sichtweisen und Bedürfnis- se verstehen wie umgekehrt neue Worte und Bedeutungen die Wahrnehmung und Interpreta- tion des Bezeichneten modifizieren. Diesen Wechselwirkungen, mit ihren eigenen Dynami- ken auf einem Gebiet, das wie kein anderes mit individueller Angst verbunden ist, wird im Besonderen nachgegangen." (Autorenreferat)

[94-L] Portmann, Susanne Weinert: Familie - ein Symbol der Kultur: Perspektiven sozialpädagogischer Arbeit mit Familien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 193 S., ISBN: 978-3-531-16610-0 70 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

INHALT: Die Verfasserin untersucht, was es für das Verständnis von Familie und das Konzept einer Familienhilfe bedeutet, wenn Familie im Kontext der Kulturtheorie als Symbol der Kul- tur verstanden wird. Für dieses Vorhaben greift sie auf Cassirers Theorie der symbolischen Formen zurück und entwickelt im Horizont der hier gegebenen allgemeinen Bestimmungen ein Konzept von Familie als symbolischer Form, aus dem sie Konsequenzen für eine kultur- theoretisch begründete Familienarbeit ableitet. Die Autorin betont die im symbolischen gege- bene Spannung von Grundmustern und Vieldeutigkeit und deren Interpretationsbedürftigkeit und Offenheit. Sie stellt die Grunddimensionen der symbolischen Welt in ihrer Repräsentanz im Mythos, in der Sprache und in der Wissenschaft dar. Vor diesem Hintergrund entwirft sie ein Konzept von Familie als symbolischer Form und analysiert Familie als Formproblem, in ihrer Funktion und als Erfahrungswelt. Sie betont den ursprünglichen, ganzheitlichen Lebens- zugang, in dem Dingwelt und Beziehungswelt, Gefühl und Wissen, Einsicht und Handlungs- interesse ineinander liegen und sich gegenseitig stützen und erhellen. Bestimmend in dieser ganzheitlichen Welterfahrung ist die Unmittelbarkeit des Handlungsinteresses. Dieser mythi- sche Weltzugang repräsentiert sich in Alltag und Alltäglichkeit der je anfallenden Bewälti- gungsaufgaben. Hier betont die Verfasserin - zum einen - das Interesse an strukturierender Ordnung, an Routinen und Ritualen, das sie als Frage nach genereller Strukturierung und Rhythmisierung des Lebens versteht. Sie analysiert - zum zweiten - den Widerspruch des In- teresses an Struktur und Konstanz in der Struktur und den Herausforderungen durch die in al- lem Leben immer gegebenen Unvorhersehbarkeiten, Offenheiten und Krisen. Aus dem Kon- zept der Familie als Versorgungsgemeinschaft, in der Kultur sich repräsentiert und reprodu- ziert, ergeben sich Konsequenzen für eine familienunterstützende Arbeit als Kulturarbeit. Die Verfasserin entwickelt dieser Sicht entsprechend spezifische Zugangsweisen zu Familien im Sinne der Unterstützung und Hilfe für überforderte Familien. Es geht um Begegnungen, es geht um die Rolle des Gastes, es geht um Verständnis, Aufklärung und - im klärenden Ge- spräch ebenso wie in realen Hilfen - um Unterstützung der Familien in ihren Fähigkeiten, in ihrem Alltag ihre Struktur zu finden. Die Autorin versteht ihr Konzept als eine Zugangsmög- lichkeit. Sie will Orientierung zur Anregung geben und ausdrücklich keine entfaltete Hand- lungslehre, sie versteht die Konkretisierungen als exemplarische Verdeutlichungen, nicht als Beweis. (ICF2)

[95-L] Reemtsma, Jan Philipp: Der Held, das Ich und das Wir, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 18/2009, H. 4, S. 41-64 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Wenn man sich darüber verständigt, was ein Held ist - ob primär gewalttätig oder nicht, ob jemand, der etwas "für die Anderen" tut oder nur für sich - muss man die Ansicht teilen, dass es etwas Großartiges ist, was er tut. Und damit verständigt man sich über die Kul- tur oder darüber, in was für einer Kultur man leben will. In Europa nennt man Leute, die un- ter Einsatz ihres Lebens Geiseln befreien, Helden, die Geiselnehmer nennt man üble Mörder. In vielen islamischen Ländern ist es umgekehrt. Für die einen sind es Terroristen, für die an- deren sind es Freiheitskämpfer. Anders als man meint, führt diese Sentenz allerdings nicht zum schieren Relativismus. "Relativismus" bedeutet ja nicht, die Kontingenz der eigenen An- sichten zu erkennen, sondern bei dieser Einsicht stehen zu bleiben. Es wird argumentiert, dass der Held jemand ist, der seinen Narzissmus in einem Maße auslebt, das der Alltag normaler- weise nicht zulässt. Dennoch erhält er Anerkennung, Bewunderung, Liebe, ja findet sich zum soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 71 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

Übermenschen ("Heros") verklärt. Nicht trotz, sondern wegen seines Narzissmus, dessen Ausleben man in unschuldiger Bewunderung ansieht. Man könnte von einem "schuldlosen Narzissmus" sprechen, aber es ist wohl eher unsere Bewunderung, die insofern schuldlos vor- kommt, weil man meint, die sozial produktiven Tugenden zu bewundern, wo man doch sein wollen wie jemand, der sich über die Welt der anderen erhebt. Wäre das anders, man würde die Resultate schätzen, nicht die Taten und den, der sie vollbracht hat, bewundern. Die Resul- tate repräsentieren das gemeinschaftliche Gute, Helden das über die Gemeinschaft sich Erhe- bende, die extrem gesteigerte, also seltene Form des Handelns für das Allgemeine - und folg- lich entsteht immer eine Kluft zwischen dem, was man schätzt, weil es dem Allgemeinen zu- gute kommt, und der Bewunderung für den Helden. Ohne unsere Sehnsucht, den eigenen Narzissmus bewundern zu lassen (und diesen Wunsch in der Identifikation zu fantasieren), gäbe es keine Helden. Man bedenke, wie die Charakteristik des Narzissmus - Selbstgenüg- samkeit, Gleichgültigkeit - der klassischen Definition des "Erhabenen" entspricht. (ICF2)

[96-L] Schultz, Ulrike: Autonomie oder Sicherheit: das Aushandeln von Familiennormen in sudanesischen Familien, in: Afrika Spectrum : Zeitschrift für gegenwartsbezogene Afrikaforschung, Jg. 42/2007, H. 2, S. 167-194 (Standort: USB Köln(38)-XA347; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Sudanesische Familien sind komplexe Gestalten mit porösen Grenzen. Sie sind nicht nur durch die Prozesse der Modernisierung und Islamisierung herausgefordert, sondern stehen auch im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion im Lande bezüglich der unterschiedlichen Lesearten der 'Modernität'. Im Rahmen der Familien werden das westliche und das islamische Modernisierungskonzepte selektiv wahrgenommen, neu interpretiert und gemischt: Das Er- gebnis ist eine hybride 'Modernität'. Familienmitglieder nehmen Bezug auf die 'moderne' isla- mische Familie oder auf die traditionelle sudanesische Familie, um ihre Positionen in der Dis- kussion zu stärken. So ist dieser Kampf in die lokalen Traditionen, in das lokale Wissen und in die moral-ökonomischen Institutionen eingebettet. Diese Instanzen haben alle Entwicklun- gen kritisch beurteilt, seitdem sich die sudanesische Gesellschaft zu modernisieren versucht. (ICF2)

[97-L] Seibert, Christoph: Inklusion von Religion im politischen Diskurs - eine irreführende Fragestellung?: Überlegungen zur Verhältnisbestimmung von öffentlicher Vernunft und Religion bei John Rawls und Jürgen Habermas, in: Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg.) ; Antonius Liedhegener (Hrsg.) ; Mathias Hildebrandt (Hrsg.): Religionen und Demokratie : Beiträge zu Genese, Geltung und Wirkung eines aktuellen politischen Spannungsfeldes, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 29-52

INHALT: Vor dem Hintergrund einer systematisch-historischen Problemexposition setzt sich der Verfasser mit der Frage auseinander, ob die Alternative zwischen Inklusion und Exklusion von Religion in der politischen Öffentlichkeit das Phänomen hinreichend erfassen kann. Eine kritische Analyse der Inklusionsoptionen in den sozialethischen Entwürfen von Rawls und Habermas schließt sich an. In der Debatte um Inklusion und Exklusion von Religion behan- deln Rawls und Habermas aus der religionskritischen Distanz eines kantischen Vernunftethos zentrale Verhältnisbestimmungen von Religion und demokratischem Bürgerideal. Der ge- 72 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

meinsame Bezug auf Kant bei Rawls und Habermas aktualisiert sich freilich verschieden, so dass die Reichweite der Inklusivität öffentlicher Vernunft eine jeweils andere Bestimmung er- fährt. Ungeachtet dieser Verschiedenheit ist bei beiden ein ähnliches und nur unzureichend gelöstes Grundproblem zu verzeichnen, das die Vermittlungsstrategien zwischen den auf Uni- versalität und den auf Partikularität abzielenden Gesichtspunkten menschlicher Handlungs- praxis betrifft. (ICE2)

[98-L] Steineck, Christian; Döring, Ole (Hrsg.): Kultur und Bioethik: Eigentum am eigenen Körper, (Schriftenreihe Recht, Ethik und Ökonomie der Biotechnologie, Bd. 21), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 169 S., ISBN: 978-3-8329-4479-7

INHALT: "In diesem Band werden Eigentums- und Verfügungsrechte mit Bezug auf die Ethik des menschlichen Leibes in Europa, Amerika, dem Mittleren Osten und Ostasien diskutiert. Wie steht es dabei um die Verfügungsrechte der Personen, zu denen der Körper als ihr Leib gehört? Die aktuellen ethischen Diskussionen über Rechte mit Bezug auf den eigenen Leib von Europa bis Ostasien und Amerika zeigen, dass je nach gesellschaftlicher Situation unter- schiedliche Probleme im Vordergrund stehen. Im Allgemeinen herrscht Skepsis gegenüber der Subsumtion des menschlichen Leibes unter das Eigentum. Vereinzelt wird dies jedoch vorgeschlagen, um die Selbstbestimmung des Menschen gegen gesellschaftliche Ansprüche zu stärken." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christian Steineck, Ole Döring: Kultur und Bioethik: Eigentum am eigenen Körper? (17-25); Ingrid Schneider: Die soziale und rechtliche Regulation des Transfers von Körpersubstanzen: Kategorien, Klassifikationen und Normbil- dungsprozesse (26-50); Nils HOppe: Normative Modelle zur Regelung der Kommodifikation menschlichen Gewebes in Forschung und Therapie: Fragen der Zustimmung aus der Com- mon Law Perspektive (51-63); Arnd Wasserloos: Individuum, Gemeinschaft und Genetik. Anmerkungen zur Kollektivierung des Informierten Einverständnisses in der bioethischen Re- gulierung humangenetischer Forschung mit Populationen (64-85); Christian Steineck: Der Leib als Eigentum: bioethische Debatte und aktuelle Rechtsentwicklung in Japan (86-99); Ole Döring: Körper und Schuldigkeit in der chinesischen Bioethik: Zur philosophischen und prak- tischen Bedeutung von Xiao ("kindliche Pietät") in der aktuellen Debatte (100-117); Miki Ol- schina: Das Recht auf den eigenen Körper: Buddhistische Positionen zur Organtransplantati- on in Japan (118-129); Phillan Joung: Grenzen der Verfügbarkeit über den eigenen Körper bei der Organ und Eizellspende in Südkorea (130-148); Thomas Eich: Verfügungsrechte am eigenen Körper in der sharia am Beispiel von Schönheitsoperationen, Intersexualität und Hy- men-Restauration (149-162).

[99-F] Tolino, Serena (Bearbeitung); Paul, Jürgen, Prof.Dr. (Betreuung): Homosexualität im Islam

INHALT: Heute ist Homosexualität eine sexuelle Ausrichtung. Das Projekt ist eine Erforschung des islamischen Standpunktes in Bezug auf dieses Thema. Homosexualität ist für den Islam eine große Sünde und ein Umsturz der natürlichen Ordnung. Die bestehende Debatte über dieses Thema in den verschiedenen juristischen Schulen hat diesen Punkt nie in Frage ge- stellt. Was ist der juristische Status der Homosexuellen? Was sind die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Homosexualität und zina? Scheinbar ist für die islamische Recht- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 73 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

sprechung eine homosexuelle Orientierung kein Problem, bis es zu sexuellen Handlungen kommt. Das moderne Konzept der sexuellen Orientierung ist nun eine Tatsache und eine Her- ausforderung für die islamische Welt: Die Studie analysiert die Situation unter Berücksichti- gung der rechtlichen Gesichtspunkte und der sozialen Schwierigkeiten von Homosexuellen in islamischen Ländern. GEOGRAPHISCHER RAUM: arabische Welt ART: BEGINN: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozial- wissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Ara- bistik und Islamwissenschaft (Mühlweg 15, 06114 Halle) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[100-L] Traunmüller, Richard: Religion und Sozialintegration: eine empirische Analyse der religiösen Grundlagen sozialen Kapitals, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 3, S. 435-468 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0100-5)

INHALT: "Dieser Beitrag widmet sich der systematischen empirischen Analyse des Einflusses von Religion auf Sozialkapital in der Bundesrepublik Deutschland. Als abhängige Variablen werden neben der Einbindung in formelle Netzwerke zivilgesellschaftlichen Engagements und informelle Freundschafts- und Verwandtschaftsnetzwerke auch deren identitäts- und sta- tusüberbrückende Potenziale berücksichtigt. Die auf der Datengrundlage des Sozio-ökonomi- schen Panels (SOEP) ermittelten Ergebnisse legen nahe, dass sowohl subjektive Religiosität als auch öffentliche religiöse Praxis einen positiven Einfluss auf strukturelle Aspekte der So- zialintegration in Deutschland ausüben. Dabei lassen sich jedoch zum Teil deutliche Unter- schiede zwischen den religiösen Traditionen - Katholizismus, Protestantismus, anderen christ- lichen Religionen und Islam - ausmachen. Während etwa regelmäßiger Gottesdienstbesuch für alle Religionen mit einem größeren Freundschaftsnetzwerk einhergeht und zu häufigeren Treffen mit Freunden und Nachbarn führt, wird die Einbindung in formelle Netzwerke zivil- gesellschaftlichen Engagements vornehmlich in christlichen Konfessionen und hier insbeson- dere im Protestantismus gefördert. Allerdings zeichnet sich keine der betrachteten religiösen Traditionen durch besondere identitäts- oder statusüberbrückende Wirkungen aus." (Autoren- referat)

[101-L] Vester, Michael: Soziale Milieus im Überblick, in: Heike Solga (Hrsg.) ; Justin Powell (Hrsg.) ; Peter A. Berger (Hrsg.): Soziale Ungleichheit : klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2009, S. 313-329

INHALT: Lebensstile sind, allgemein formuliert, ein Ensemble von Wertorientierungen, Einstel- lungen, Deutungen und Geschmacksdifferenzen, das in relativ stabile Muster der alltäglichen Lebensführung mündet. Sie kennzeichnen zugleich die soziokulturelle Vielfalt von Individu- en. Soziale Milieus sind im Unterschied dazu eher Gruppen von Menschen, die ähnliche Le- bensstile, -auffassungen und -ziele aufweisen und dadurch (subkulturelle) Einheiten innerhalb der Gesellschaft bilden. Für den Autor lokalisieren sich soziale Milieus in einem Raum, der 74 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen

aufgespannt wird durch eine vertikale Schichtungsachse und eine horizontale Achse von Werthaltungen und Grundorientierungen, die zugleich eine Achse der Modernisierung dar- stellt. In seinen Arbeiten verbindet der Autor zudem das Habituskonzept von Bourdieu mit sozialen Milieus: "Soziale Milieus bezeichnen Gruppen mit ähnlichem Habitus, die durch Verwandtschaft oder Nachbarschaft, Arbeit oder Lernen zusammenkommen und eine ähnli- che Alltagskultur entwickeln". Während bei Bourdieu der Habitus den Zusammenhang zwi- schen objektiver Klassenlage und alltäglicher Lebenspraxis herstellt und so der Klassenrepro- duktion dient, ist der Habitus beim Autor statt Vermittlungsmedium selbst Definitionskriteri- um von Milieus, und die Alltagskultur ist statt Konsequenz die Ursache einer unterschiedli- chen Ausbildung des Habitus. (ICA2)

1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

[102-F] Afonso, Joao (Bearbeitung); Schnepel, Burckhard, Prof.Dr. (Betreuung): Der Beitrag ethnischen Tourismus zur Stärkung der Gemeinschaft

INHALT: Dieses Projekt verfolgt das Vorhaben, die Dynamik der lokalen Verwaltung der mo- sambikanischen Gemeinschaft von Canhane im Rahmen von ethnischem Tourismus zu erfor- schen. Primäres Ziel ist es, die von einer bestimmten afrikanischen Gemeinschaft angewende- ten Abläufe hinsichtlich des Führens eines Geschäftes zu untersuchen, das die eigene Kultur hervorbringt. Während die Dynamik der Gemeinschaft den Kern der Untersuchung bildet, werden darüber hinaus die Auswirkungen der Stärkung der Gemeinschaft auf die Einheimi- schen analysiert. Die Zunahme des Tourismus' stellt eine zentrale Dimension der Globalisie- rung dar und hat die Aufmerksamkeit auf deren soziale Auswirkungen und Leistungsvermö- gen gelenkt. Ungeachtet der weltweiten Ungleichheit wird dieser Vorgang nun auch als ein mögliches Mittel zur Reduzierung von Armut dargestellt. Während der Tourismus zunahm, wurden besondere Bereiche in der Industrie kategorisiert, darunter z.B. der ethnische Touris- mus. Diese Art des Tourismus konzentriert sich auf die ethnische Einzigartigkeit, d.h. er för- dert den Kontakt zwischen Menschen verschiedener Kulturen. In diesem Zusammenhang wird die "abgeschiedene" Bevölkerung das Hauptobjekt des ethnischen Tourismus. Infolge- dessen erscheint diesen Gemeinschaften ethnischer Tourismus als eine Form der Einbezie- hung in das weltweite System sowie als viel versprechendes Mittel, nicht nur Armut auszurot- ten, sondern auch um einheimische zukunftssichere Entwicklung zu befördern. Nach Ansicht von Sozialwissenschaftlern ist zukunftssichere Entwicklung nur durch aktive einheimische Partizipation möglich, d.h. durch Stärkung der Gemeinschaft. Diese allgemein anerkannte Vorstellung ruft einen Widerspruch hervor: Weil es sich bei dieser Entwicklung um einen Vorgang handelt, der auf Wirtschaftlichkeit beruht, um aktiv zu bleiben, impliziert diese Form des Tourismus allgemein Verwaltungsabläufe, die im Einklang mit globalem Kapitalis- mus-Fachwissen stehen. Folglich, und insbesondere im Rahmen des ethnischen Tourismus, hat eben dieser Vorgang Situationen hervorgebracht (bzw. erhält diese aufrecht), in denen Einheimische, die nicht über die notwendige Sachkenntnis verfügen, um ein weltweit wettbe- werbsfähiges Geschäft zu führen, die Benachteiligten bleiben. In Mosambik wird nun die Zu- nahme des Tourismus als eine bestimmende Strategie für die Entwicklung des Landes be- trachtet. Bis jetzt stellten die ausländischen privaten Investoren und westliche Nichtregie- rungsorganisationen die Hauptakteure dieses Prozesses dar. Die Mehrheit der ausgewählten mosambikanischen Gemeinschaften wurde von den beteiligten Institutionen als unfähig be- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 75 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

zeichnet, mit dem Tourismus assoziierte Geschäfte bewältigen zu können, weswegen sie von diesem Prozess ferngehalten wurden. Dennoch führt die mosambikanische Gemeinschaft der Canhane ihr eigenes Geschäft mit dem Tourismus, wobei die Nutzung ihrer Volkszugehörig- keit das Kerngeschäft darstellt. Darüber hinaus zeigt das Covane Gemeinschaftshäuschen, das sie seit nunmehr 3 Jahren führen, gewinnbringende Ergebnisse. Welche Faktoren beeinflus- sen die gemeinschaftliche Verwaltung und wie bewältigt die Gemeinschaft diese Faktoren? Wie gestalten die Errungenschaften der Gemeinschaft hinsichtlich der Selbstverwaltung durch ethnischen Tourismus die einheimische Gesellschaft und das kulturelle System? Wel- ches Potential übt der ethnische Tourismus auf die Stärkung der Gemeinschaft aus? GEO- GRAPHISCHER RAUM: Mosambik ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution; Stipen- dium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozial- wissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Ethnologie (06099 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0345-552-4201, e-mail: [email protected])

[103-F] Alex, Gabriele, Dr. (Bearbeitung): Folk medicine in South India: representations of diverse identities in medical encounters

INHALT: India, as a long standing plural society, has also operated for centuries with plural me- dical systems (Leslie 1976, Nichter 2002). The state recognises seven different medical sys- tems (Ayurveda, Yoga, Unani, Siddha, Homeopathy, Naturopathy and Biomedicine), all of which are incorporated into the national health care system. However, biomedicine constitu- tes the biggest sector in the institutionalised health care arena thereby taking a hegemonial position. Once representative of the colonial power biomedicine is today synonymous of the Western world (Arnold 1993), and in the context of anti-colonial and anti-western movements traditional and indigenous medicinal systems have experienced a revival. The last decades have seen a modernisation of the Indian traditional medical systems, which is characterised by procedures of standardisation, institutionalisation, commodisation and the increasing pro- duction of branded medicines (Bode 2006). Medical systems operate within and in dialogue with other ideological and religious systems, and besides their healing properties they are lin- ked to for example ethnic or religious qualities, from which they gain their power and know- ledge. Medical systems therefore mirror already existing diversities, but they also create a platform where diverse ideologies are represented. How this happens and what it involves is the object of this study, which is concerned with a specific branch of folk medicine in India, a form of what is widely termed as "tribal" medicine. Furthermore, this project investigates how the health system and regulations articulated by the modern Indian nation state and the institutionalisation of medical practice shape and influence healing practices as well as ideas about the efficiency of different medical systems. The current data suggest that the ideas and (self-)images different groups hold about themselves and each other are articulated and influ- enced by the field of medical knowledge and practice. Ideas surrounding the traditional, natu- ral, side effect free indigenous Indian folk medicine are contrasted with those surrounding biomedicine, which is generally termed English medicine and considered to be effective but harmful because of its side effects, as well as considered modern, but unnatural, and coming from the outside. At the same time the Indian medical systems (e.g. Unani, Ayurveda, Siddha, 76 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

'Tribal' medicine) present a system of classification that is used to express and negotiate in various ways the intrinsic qualities and specific relations between different social groups and etiological categories. The diversity within the plural medical landscape interacts with the ideas and representations of different levels of diversity within the society: class, age, caste, religion etc. The folk healers use these ideas about the traditional and indigenous qualities of their medicine in order to negotiate their identity and status within the wider society. At the same time these representations shape the discourse within the Indian nation state, where the labels of ethnicity and caste are strongly conditioned by affirmative action. The relationship and interaction between the different field of encounters (community-state, healer-patient) and the respective representations that are employed in these encounters are also so far not studied and will form the major part of this ethnography.| GEOGRAPHISCHER RAUM: South India ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesell- schaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0551-4956-114, Fax: 0551-4956-170, e-mail: [email protected])

[104-L] Alvarado Leyton, Cristian: Native Anthropology: kritische Ethnographie einer Debatte um den Zweck der Ethnologie, (Interethnische Beziehungen und Kulturwandel, Bd. 66), Berlin: Lit Verl. 2009, II, 136 S., ISBN: 978-3-643-10046-7

INHALT: "Die vorliegende kritische Ethnographie der Rede über Native Anthropology unter- sucht ihren Sinn angesichts der hegemonialen Setzung ethnologischer Arbeit als Erforschung 'fremder' Menschen. Nach diesem vorherrschenden westlichen Verständnis kann einheimi- sche Ethnologie nicht Ethnologie sein, ein Missverhältnis, das ihr emanzipatives Potential in einer postkolonialen Welt entschärft. Die Frage nach dem Wozu von Ethnologie wird anhand der zentralen drei Topoi dieser Debatte: die Qualität der Ethnologie des Eigenen, ihre Er- kenntnistheorie und Machtkritik sowie zweier Fallbeispiele (José Maria Arguedas/Lila Abu- Lughod) als Fluchtpunkt der Rede über Native Anthropology herausgearbeitet in ihr wird die gesellschaftliche Relevanz und der Zweck der Ethnologie verhandelt." (Autorenreferat)

[105-L] Binder, Beate: Die Anderen der Stadt: Überlegungen zu Forschungsperspektiven im Grenzgebiet von Europäischer Ethnologie und Geschlechterstudien, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 105/2009, Hjb. 2, S. 233-254 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)

INHALT: Die Autorin beschäftigt sich in ihrer Antrittsvorlesung mit der Frage, wie unter den Be- dingungen von Mobilität und Flexibilität das Miteinander in Städten organisiert ist, wie Men- schen sich in Beziehung setzen zu "ihrer" Stadt und eben auch zu den Anderen in der Stadt, zu denjenigen also, die sie aus ihrer je eigenen Perspektive als fremd, unbekannt, vielleicht auch befremdlich oder gar bedrohlich erleben. Die Autorin möchte auf diese Weise Überlap- pungen von Europäischer Ethnologie und Geschlechterstudien aufzeigen, wobei vor allem die Nahtstellen und Reibungsflächen von ethnografischer Praxis und feministischen Problemati- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 77 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

sierungen im Vordergrund stehen. Es geht mit anderen Worten darum, das Zusammentreffen einer verstehend rekonstruktiven Forschungshaltung und einer dekonstruktiv angelegten Wis- sens- und Wissenschaftskritik für eine Auseinandersetzung mit dem städtischen Leben pro- duktiv zu machen. Die Autorin erzählt hierzu drei Alltagsgeschichten, die es erlauben, wech- selnde Perspektiven einzunehmen. Es schließen sich einige Überlegungen an, wie die Euro- päische Ethnologie und die Geschlechterstudien jeweils den Blick auf das Andere richten, und wie die Konstitution von Zugehörigkeit und die Produktion von Lokalität beschaffen sind. (ICI2)

[106-L] Braun, Karl: Vom "Volkskörper": deutschnationaler Denkstil und die Positionierung der Volkskunde, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 105/2009, Hjb. 1, S. 1-27 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)

INHALT: Thema ist die Metapher vom Volk als einer einheitlichen, von anderen Völkern klar abgegrenzten und abgrenzbaren körperlichen Entität, die sich in der deutschen Geschichte verhängnisvoll ausgewirkt hat. Die Volkskunde hat sich in der Aufarbeitung ihrer Wissen- schaftsgeschichte kaum um diese Metapher gekümmert. Es wird der Versuch unternommen, die Volkskunde selbst als ein Kulturgebilde mit den ihr zukommenden Kulturgebärden zu nehmen und sie als solche am Leitfaden kollektiver Körpermetaphern aus ihrer Entstehung und aus ihrer Position im größeren Feld deutschnationalen Denkstils zu analysieren. Die Fra- ge nach der Position der Volkskunde sowohl in der Wissenschaft als auch im Diskurs deutschnationalen Denkens wird in einem historischen Rückblick, insbesondere mit Bezug auf Johann Gottlieb Fichte, dargestellt, der 1806 in seinen Reden an die deutsche Nation die Grundlagen für einen deutschen Nationalismus legte, indem er das Bild der Auferstehung der deutschen Nation zu einer neuen Dimension beschrieb. Es hat sich gezeigt, dass die Volks- kunde bis zur nationalsozialistischen Katastrophe nicht in der Lage war, sich aus dem deutschnationalen Auftrag zu lösen, der ihr durch die Positionierung eingeschrieben war. (ICH)

[107-F] Dahlmanns, Erika (Bearbeitung): Image and performance in conflict transformation - a study on representations of unity and difference in post-genocide Rwanda

INHALT: The PhD project aims at analysing how images and performances influence processes of social change after the violent conflicts in Rwanda. It is explored in how far culture-speci- fic images and cultural as well as political performances have an impact on the perception and construction of individual and collective identity and questioned how images and performan- ces can be implemented strategically in and after social conflicts. | GEOGRAPHISCHER RAUM: Rwanda METHODE: The research project combines perspectives from the field of cultural anthropology and peace and conflict studies in developing an interdisciplinary approach to conflict transfor- mation. ART: BEGINN: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Gerda Henkel Stiftung INSTITUTION: Universität Bayreuth, Bayreuth International Graduate School of African Stu- dies -BIGSAS- (95440 Bayreuth) 78 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0921-555101, e-mail: [email protected])

[108-L] Gebert, Katrin: Carina unvergessen: Erinnerungskultur im Internetzeitalter, Marburg: Tectum Verl. 2009, 385 S., ISBN: 978-3-8288-9877-6

INHALT: "Bereits seit einigen Jahren ist die Zahl deutschsprachiger Gedenkseiten im WWW steigend. 'Carina unvergessen'... ist eine von vielen hundert Gedenkhomepages im Internet. Zumeist sind es Eltern, die in Gedenken an ihre verstorbenen Kinder Webseiten anfertigen. Aber welche gesellschaftlichen Ursachen gibt es für die Verlagerung der Trauerarbeit ins In- ternet? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dieser Digitalisierung und Veränderungen in der zeitgenössischen Bestattungskultur? Katrin Gebert beleuchtet, wie Trauer- und Erinne- rungskultur im Internet ihren Ausdruck finden. Die theoretische Basis ihrer Untersuchung bil- den die Gedächtnistheorien von Maurice Halbwachs, Jan und Aleida Assmann und Astrid Erll und ethnologische Ritualtheorien. Gebert nimmt die aktuell im deutschsprachigen Internet existierenden 'Internetfriedhöfe', Erinnerungsportale und privaten Gedenkseiten unter die Lupe. Aus ethnologischer Perspektive fragt die Autorin nach der soziokulturellen Bedeutung dieser Gedenkseiten und zeigt den bestattungs- und trauerkulturellen Kontext auf." (Autoren- referat)

[109-L] Gerner, Cornelia (Redakteur); Knuth, Andreas (Redakteur): Leben mit den Toten: Manifestationen gegenwärtiger Bestattungskultur ; Tagungsband zum gleichnamigen Symposium vom 10.11. bis 11.11.2006 im Landesarchiv Berlin, (Symposium zur Bestattungskultur "Leben mit den Toten - Manifestationen gegenwärtiger Bestattungskultur", 2006), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 171 S., ISBN: 978-3-631-59124-6

INHALT: "Der Tod ist die anthropologische Konstante schlechthin. So einförmig sich der Tod aus biologischer Perspektive ausnehmen mag, so vielfältige Formen nimmt seine kulturelle Bewältigung an. Verschiedene soziale Gruppen innerhalb der Gesellschaft gehen unterschied- lich mit diesem Thema um: Dies macht sich auf den Friedhöfen, aber auch im Bestattungsver- halten und der Erinnerungskultur deutlich. Die gesellschaftlichen und kulturellen Werte einer Epoche finden ihren Niederschlag auch im Bestattungs- und Friedhofswesen. Die sich heute verändernden Bedürfnisse sind geprägt von der Suche nach neuen Beisetzungs- und Fried- hofsformen sowie alternativen Erinnerungsformen. Dieser Band fasst die Beiträge des gleich- namigen Symposiums zusammen, das 2006 im Landesarchiv Berlin stattfand." (Autorenrefe- rat). Inhaltsverzeichnis: Katrin Schultze-Berndt: Grußwort (7); Cornelia Gerner: Zum Projekt (9); Gerd Appenzeller: Gedanken zum Thema Friedhof (11-15); Reiner Sörries: Die Entwick- lung der Sterbe-, Bestattungs-, und Friedhofskultur unter dem Einfluss der Europäisierung und Globalisierung (17-27); Norbert Fischer: Der Friedhof als Gedächtnislandschaft (29-40); Kerstin Gernig: Verfall oder Wandel? Erinnerungskultur im Spiegel gesellschaftlicher Verän- derung (41-47); Gerhard Schmied: Friedhofsgespräche - Der Friedhof als Ort der Kommuni- kation (49-55); Petra Hohn: Tod zur Unzeit - Verlust eines Kindes, Verlust von Geschwistern (57-61); Helmut Krauß: Probleme der städtischen Friedhöfe Berlins - am Beispiel des Wald- friedhofes Heerstraße (63-67); Oliver Krüger: Gebettet für die Ewigkeit - Ökonomische Aspekte amerikanischer Friedhofskultur (69-79); Stephan Hadraschek: Friedhofskultur als Ausdruck der Volksgemeinschaft? Anspruch und Wirklichkeit im Nationalsozialismus (81- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 79 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

89); Christiane E. Müller: Über die Funktionen eines jüdischen Friedhofs am Beispiel der Schönhauser Allee (91-100); Ulrike Wallot: Mögliche Problemstellungen mit der Friedhofs- gestaltung (101-105); Maciej Lagiewski: Jüdischer Friedhof in Breslau (107-121); Eckhard Rieke: Jugendprojekt auf dem jüdischen Friedhof in Breslau (123-128); Nathanja Hütten- meister: "Leerer Raum"? Zur Geschichte des jüdischen Friedhofes in der Großen Hamburger Straße in Berlin (129-139); Ingolf Wernicke: Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (gegründet 1919) (141-143); Hans-Dieter Heine: Arbeit für den Frieden - die Jugendar- beit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (145-147); Volkmar Schneider: Der nicht natürliche Tod in der bildenden Kunst (149-160); Wolf-Borwin Wendlandt: Histori- sche Grabdenkmäler als Spiegel der Bildhauer- und Baukunst am Beispiel Berliner Friedhöfe (161-170).

[110-L] Girtler, Roland: Mythos und Faszination der Haarfarbe Blond: kulturanthropologische und kulturethologische Betrachtungen, in: Hartmut Heller: Kulturethologie zwischen Analyse und Prognose, Münster: Lit Verl., 2008, S. 196-210

INHALT: Für den Kulturanthropologen und Kulturethologen sind Kopf und Haare von großem Interesse, denn mit ihnen werden im Gegensatz zu anderen Körperregionen eine besondere Faszination und mitunter sogar Zauberkraft verbunden. "Blond sein" ist seit jeher auch immer ein Symbol gewesen und wird mit verschiedenen Deutungen verbunden, wie "kühle" Schön- heit oder "naive" Anmut. Die Haarfarbe Blond symbolisierte in der Kulturgeschichte Un- schuld und Güte, Fruchtbarkeit, Stärke, Makellosigkeit und Wert. Die seit jeher begehrte Haarfarbe Blond galt speziell bei den alten Griechen als "göttliche Haarfarbe". Die Attraktivi- tät der Haarfarbe Blond hängt offenbar mit deren seltenem Vorkommen zusammen, denn der Anteil der Blonden an der Weltbevölkerung beträgt nur ca. zwei Prozent. Die kulturanthropo- logischen Betrachtungen des Autors beziehen sich unter anderem auf die Verbreitung der Haarfarbe Blond in früheren Jahrhunderten, auf die Rolle von Blondinen als Models und Schauspielerinnen, auf blonde Mädchen in Märchen, auf den blonden Ganoven, auf das um- schwärmte blonde Mädchen im Duell des Sozialisten Ferdinand Lassalle und auf den blonden Burschen im Lied und in der Werbung. (ICI2)

[111-F] Glover, Evam (Bearbeitung): Relationship between co-wives: gender, reproductive health and domestic processes in poly- gynous households in a city. A case study of Tamale metropolis (Northern Ghana)

INHALT: The study focuses on power issues at play in polygynous families in the Tamale Metro- polis (the regional capital of the Northern region of Ghana). It explores the choices that both men and women make in such families; how these choices differ between both women and men, between different life stages and the implications for meeting both their practical and the strategic needs for safeguarding their reproductive health and rights in this social context. This study will demonstrate the divergence of interests and the agency of individual actors within polygynous domestic groups. It seeks to demonstrate the need for innovative sexual/ reproductive health interventions that take cognizance of the cultural position of women and men in polygynous unions.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Northern Ghana 80 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

METHODE: Triangulation of methods will be crucial in this study. Data will be gathered through focus group discussions, participant observation, biographical narratives and a survey ques- tionnaire using the interview approach. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bayreuth, Bayreuth International Graduate School of African Stu- dies -BIGSAS- (95440 Bayreuth) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0921-55-5101)

[112-F] Göttsch-Elten, Silke, Prof.Dr. (Bearbeitung): Volkskunde als 'Heimatwissenschaft': Region und Ethnos am Beispiel Schleswig-Holsteins 1920-1980

INHALT: Das Projekt untersucht, wie in Schleswig-Holstein seit den 1920er Jahren bis 1980 volkskundliches Wissen als doppelt 'strategisches Wissen' verhandelt wurde: im Blick auf re- gional-nationale Identitätspolitiken wie auf die akademische Etablierung der Volkskunde. Da- bei liegt der Fokus zum einen auf dem Spannungsfeld der daran beteiligten Milieus, die räum- lich sowohl in der Großstadt Kiel als auch in ländlichen Regionen angesiedelt waren und wis- senschaftliche Akteure wie nicht wissenschaftliche Expert/innen, Literat/innen und Politiker/innen einbezogen. Daraus ergaben sich vielfältig miteinander verwobene Interessen- lagen und Anwendungsbezüge, die sich im Zwischenbereich von akademischem und gesell- schaftlichem Wissen konstituierten. Zum Zweiten erfolgte in der Zeit nach 1920 eine erneute Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark. Zugleich setzten verstärkt Bemühungen ein, die regionale Identität Schleswig-Holsteins als 'deutsche Provinz' zu festigen. Damit kam es zur verstärkten Produktion von Wissen, das als volkskundlich deklariert, zwischen histori- schen, ur- und frühgeschichtlichen und germanistischen Wissensbeständen situiert und in ver- schiedenen Formaten wie dem enzyklopädischen Wörterbuch, Radiosendungen, populären Heimatzeitschriften und Schulbüchern festgeschrieben, transformiert und transportiert wurde. Zum Dritten wird in einer weiterführenden Perspektive gefragt, inwieweit aus der Zwischen- kriegszeit gewonnene Wissensbestände zur Neupositionierung volkskundlichen Wissens nach 1945 beitrugen. Besonders der neu gegründete Schleswig-Holsteinische Heimatbund wirkte aktiv an der Bildung einer regionalen Identität des neu entstandenen Bundeslandes Schles- wig-Holstein mit. Die Auseinandersetzungen um die Volkskundliche Landesaufnahme am Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum oder die Gründung des Seminars für Volkskunde an der Universität Kiel 1966 verdeutlichen das Ringen um (wissenschaftliche) Deutungsan- sprüche. ZEITRAUM: 1920-1980 GEOGRAPHISCHER RAUM: Schleswig-Holstein ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Seminar für Europäische Ethnologie, Volkskunde (Olshausenstr. 40, 24098 Kiel) KONTAKT: Institution (Tel. 0431-880-3181, Fax: 0431-880-1705, e-mail: [email protected])

[113-F] Hardtwig, Wolfgang, Univ.-Prof.Dr. (Bearbeitung): Zwischen den Kulturen - Franz Boas und der transatlantische Wissenstransfer in der An- thropologie, 1885-1925 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 81 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

INHALT: Gegenstand des Projektes ist der Wissenstransfer in der Anthropologie zwischen Deutschland und den USA von 1885 bis 1925. An der Schnittstelle zwischen Wissenschafts- geschichte und Kulturtransferforschung wird der Anthropologe Franz Boas (1858-1942), der nach seiner Habilitation in Berlin 1885 in die USA auswanderte, als Mittlerpersönlichkeit un- tersucht. Anhand exemplarischer Fallstudien zu zentralen Debatten und Institutionen soll die Entstehung der boasianischen Kulturanthropologie als Folge eines transatlantischen Wissen- stransfers analysiert werden. Es wird gefragt, wie Franz Boas, gegen den Widerstand der amerikanischen scientific community, als Grenzgänger zwischen deutscher und amerikani- scher Wissenschaftskultur sowie zwischen Geistes- und Naturwissenschaft die Kulturanthro- pologie begründete und an den Universitäten der USA etablierte. Dabei soll insbesondere un- tersucht werden, welche wissenschaftlichen Theorien und Praktiken, welche Aspekte der deutschen Wissenschaftskultur in die amerikanische Wissenschaftskultur integriert wurden und welche besonders zum Erfolg der Kulturanthropologie beitrugen. Aus den Befunden er- geben sich Einblicke in die Anschlussfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems um 1900 in transnationaler Perspektive. Seine wissenschaftlichen Beziehungen zu Deutschland pflegte Boas intensiv, er war ein in Deutschland stark rezipierter Kritiker der Rassenhygiene und en- gagierte sich als Präsident der Emergency Society for German & Austrian Science & Art ge- gen die Isolation deutscher Wissenschaftler nach dem Ersten Weltkrieg. Es soll daher auch untersucht werden, wie Boas, an die liberale anthropologische Tradition anknüpfend, durch die kritische Auseinandersetzung mit der Rassenanthropologie auf die deutsche Anthropolo- gie zurückwirkte. Die Untersuchung geht also nicht einfach von einer Ausgangs- und einer Zielkultur im Wissenstransfer aus, vielmehr will sie die Verflechtungen zwischen den Wis- senschaftskulturen und die Folgen für die Herausbildung der Kulturanthropologie beispielhaft herausarbeiten. ZEITRAUM: 1885-1925 ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Geschichts- wissenschaften Lehrstuhl für Neuere Geschichte, insb. 19. Jahrhundert (Unter den Linden 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 030-2093-2177, Fax: 030-2093-2639, e-mail: [email protected])

[114-L] Hesse, Lisbeth: Mit anderen Augen - Fremdwahrnehmung und interkulturelles Verstehen von Reisenden im Nahen Osten: eine kultur- und sozialanthropologische Studie, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2008, 151 S., ISBN: 978-3-88939-913-7

INHALT: Die Autorin untersucht die Orientbilder von österreichischen Touristen im Nahen Os- ten und fragt nach den Möglichkeiten interkulturellen Verstehens durch das Reisen. Im Mit- telpunkt stehen folgende Forschungsfragen: Gewährt das Reisen den Touristen die Möglich- keit, einen realitätsnahen Einblick in die fremde Kultur zu bekommen, oder bilden ihre Be- schreibungen lediglich einen weiteren Mosaikstein in der Geschichte des Konstruktionscha- rakters des Orients? Stimmt es, dass die Grundzüge des gegenwärtigen Orientbildes von Rei- senden bereits in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts mit ihren teils romantisierenden, teils dämonisierenden Vorstellungen basierend auf dem damaligen Orient-Diskurs gelegt wurden? Beruhen die Bilder in den Erzählungen gegenwärtiger Reisender auf eigenen Beobachtungen oder basieren sie auf historisch festgelegten Stereotypen und dem dämonisierenden Einfluss der heutigen Medien? Die Autorin untersucht ferner, aus welchen Motiven sich die Reisenden 82 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

für den Orient interessieren und diesen bereisen, auf welche Bereiche der bereisten Kultur ihr Augenmerk gelegt wird und welche wiederum keine oder kaum Beachtung finden. Dies be- trifft auch die Frage, warum bestimmte Aspekte der fremden Kultur weniger bzw. mehr Auf- merksamkeit und Interesse der Touristen hervorrufen. Durch eine vergleichende Betrachtung des heutigen Orientbildes von Touristen mit jenem von Orientreisenden des 19. Jahrhunderts wird versucht, Antworten auf die gestellten Fragen zu finden. (ICI2)

[115-L] Hettling, Manfred: Politischer Totenkult im internationalen Vergleich, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 3, S. 104-116 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Indem nicht der Einzelne über Krieg und Frieden entscheidet, sondern das Gemeinwe- sen, wird der Tod des Soldaten zur politischen Angelegenheit. Die damit getroffene Verfü- gung über das Leben eines Einzelnen fordert deshalb politische Antworten: Welchen Sinn hat dieser Tod für das Gemeinwesen? Dieser Frage kann kein politischer Verband ausweichen, unabhängig davon, ob es sich um Demokratien oder Diktaturen, Republiken oder Monarchi- en, Weltmächte oder Kleinstaaten handelt. Der Gefallenen zu gedenken, den Sinn bzw. die Sinnlosigkeit dieses Sterbens zu benennen, kann kein Gemeinwesen entgehen. Darin liegt eine wesentliche Gemeinsamkeit des Totenkultes über nationale Grenzen hinweg: "Totenkult" verstanden als begriffliche Klammer für Gedenk- und Erinnerungsformen an Tote, derer als Funktionsträger politischer Handlungseinheiten öffentlich gedacht wird. Der Autor fragt in seinem Beitrag nach möglichen strukturellen Gemeinsamkeiten ebenso wie nach nationalen Besonderheiten und konzentriert sich dabei auf demokratische Gesellschaften der Gegenwart. Er diskutiert abschließend die Frage, wie sich das in Berlin errichtete "Ehren- mal der Bundeswehr" zu den Herausforderungen verhält, denen sich alle demokratischen Ge- sellschaften in Bezug auf die Erinnerung ihrer gefallenen Soldaten zu stellen haben, und wie es sich in die Denkmalssprache der westlichen Demokratien einordnet. (ICI2)

[116-L] Hoffmeyer-Zlotnik, Jürgen H.P.; Warner, Uwe: Die Abfrage von "Ethnizität" in der international vergleichenden Survey-Forschung, Mannheim: Forschung Raum u. Gesellschaft e.V. 2009, 150 S., ISBN: 978-3-924725-15-0 (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-59179)

INHALT: Die Autoren entwickeln ein Instrumentarium für die Abfrage von Ethnizität in der in- ternational vergleichenden empirischen Sozialforschung. Eingangs arbeiten sie Elemente von 'Ethnizität' heraus. Diese sind die Unterscheidung von Gruppen nach legalen Rechten und nach kulturellem Hintergrund sowie nach der Teilhabe am Wirtschaftsleben, die Zugehörig- keit zu einer ethnischen Gruppe, Migrationshintergrund und Integration von Migranten. Zu- sammen mit den Elementen der Abfragen, die sich in amtlichen Statistiken finden - Staatsan- gehörigkeit, ethnische Bevölkerungsgruppe, Geburtsland, Aufenthaltsdauer, Geburtsland bei- der Elternteile, dominierende Sprache - entwickeln die Verfasser ein Instrumentarium, das 'Ethnizität' als Hintergrundvariable enthält und eine größere Tiefe der Abfrage ermöglicht, um den Forschungsgegenstand 'Migration' zu erfassen. Das Instrumentarium, so die Autoren, ist reduzierbar, die Abfrage bleibt allerdings auf dem Niveau der Hintergrundvariablen. (ICC) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 83 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

[117-F] Keller-Drescher, Lioba, Dr. (Bearbeitung); Tschofen, Bernhard, Prof.Dr. (Leitung): Wissenschaft und Landeskultur: volkskundliches Wissen im staatlichen Reorganisationspro- zess (Baden-Württemberg 1952-1977)

INHALT: Das Projekt untersucht Ort, Funktion und Dynamik volkskundlichen Wissens in der (Nachkriegs-)Gesellschaft des deutschen Südwestens. Fokussierend auf Transferprozesse zwischen Wissenschaft, Staat und Öffentlichkeit fragen die Studien des Forschungsvorha- bens, wie nach der Gründung des neuen Staates Wissensbestände des zunächst wenig kontu- rierten Faches abgerufen, modifiziert und neu generiert werden. Welche Milieus beteiligen sich an der ethnographisch-volkskundlichen Formierung des neuen Raumes? Wie werden alte Wissensformate den veränderten räumlich-politischen Erfordernissen angepasst und neue ent- wickelt, um soziale und kulturelle Differenzierungen fortzuschreiben und zugleich die (sym- bolische) Homogenisierung über das Narrativ "Landeskultur" voranzutreiben? Untersucht wird damit das Verhältnis des Wissens der nationalen und regionalen Kulturkunden zu Staat und Gesellschaft in komplexen sozialen Konstellationen des 20. Jahrhunderts. Im Vorder- grund stehen die Wechselwirkungen zwischen staatlicher Integration und fachlicher Innovati- on in Baden-Württemberg in zwei sich ergänzenden Perspektiven: auf staatliche Landesbe- schreibung und auf neue, weniger staatsnahe Milieus integrierende Initiativen, durch die eine Begegnung von traditionellen Feldern und innovativen Paradigmen ermöglicht wurde. Das Projekt entwickelt eine Langzeitperspektive auf volkskundliches Wissen und schließt damit an das vorausgehende "Konstituierung von Region als Wissensraum. Der Beitrag von Volks- kunde und Sprachforschung in Württemberg 1890-1930" an. Das Projekt findet weiterhin im Rahmen des Forschungsverbundes "Volkskundliches Wissen" ( www.volkskundliches-wis- sen.de ) statt. ZEITRAUM: 1952-1977 GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg METHODE: Historische Feldforschung im Bereich der Wissenschaftsforschung mit Schwer- punkt in der Wissenschaft: historische Wissenschaftsanthropologie. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen. ART: BEGINN: 2008-08 ENDE: 2010-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Ludwig- Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft (Burgsteige 11, 72070 Tübingen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-2974048, e-mail: [email protected])

[118-F] Klingele, Florian (Bearbeitung); Kaufmann, Matthias, Prof.Dr. (Betreuung): Der Gebrauch von Mariengnadenbildern im Brasilien des 16. bis 18. Jahrhunderts

INHALT: Anhand von Mariengnadenbildern sollen Interferenzen - also gegenseitige Beeinflus- sungen, Transfer- oder Translationsprozesse - zwischen den verschiedenen, in der portugiesi- schen Kolonie Brasilien zusammentreffenden Kulturen untersucht werden. Bilder sind als Ausgangspunkt einer solchen Untersuchung besonders geeignet, da in ihnen die unmittelbare Verständlichkeit des Bildmediums mit einer relativen Offenheit der Lesart von Bildinhalten auftritt. Interpretationen des Bildes müssen daher zusätzlich vermittelt werden, sind damit aber auch empfänglich für Veränderungen. Das kulturelle und im spezielleren religiöse Um- feld in Brasilien zur Zeit der portugiesischen Kolonie zu untersuchen, scheint besonders er- giebig, weil hier mit dem nachtridentischen Katholizismus der Portugiesen, den westafrikani- schen Religionen der Sklaven und den Religionen der indigenen Bevölkerung, unterschied- lichste religiöse Traditionen mit deren jeweiligen spezifischen Traditionen des Bildgebrauchs 84 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

im religiösen Kontext erstmals aufeinander treffen. Politisch wie sozial ist die Situation ge- prägt von der Enteignung der indigenen Bevölkerung und der Versklavung der verschleppten Afrikaner durch die portugiesischen Kolonisatoren. Es stellt sich damit auch die Frage, ob - und wenn ja, welche - Funktionen die von den Portugiesen verbreiteten Mariengnadenbilder in dieser politischen Situation zu übernehmen hatten. ZEITRAUM: 16. bis 18. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Brasilien ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozial- wissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Philosophie (06099 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[119-L] Köllner, Karin: Heilig oder zu heilen?: wie Körper vom Recht und der Medizin als einwilligungsfähige Personen konstruiert werden, Oldenburg 2009, 234 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:715-oops-9278)

INHALT: "Auf der Grundlage der Sozialtheorie von Helmuth Plessner und ihrer konstruktiven methodischen Weiterentwicklung durch Gesa Lindemann wird der Blick für die Unterschei- dung verschiedener Lebensformen geschärft, die auf einem komplexen Verhältnis von gegen- ständlichem Körper, subjektivem Leib und der Beziehung zur Umwelt beruht. Eine besondere Stellung nehmen in der modernen Gesellschaft personale Lebensformen ein, denn nur sie können als Träger von Rechten auftreten und sich selbst vertreten. Die Untersuchung zeigt in detaillierter Weise auf, wie Personalität durch die gesellschaftlichen Teilbereiche Recht und Medizin praktisch ausdifferenziert wird. Die Einwilligungsfähigkeit ist ein Beispiel für eine personale Differenzierungsform, die eine Grenzziehung zur Folge hat: Nur einwilligungsfähi- ge Personen sind dazu autorisiert, Handlungen in Bezug auf ihren eigenen Körper zu legiti- mieren. Soziales Handeln ist folglich immer auch als Handeln von Akteuren zu verstehen, die einen Körper haben und Leib sind. Dieser Sachverhalt ist damit konstitutiv für soziologische Theorien." (Autorenreferat)

[120-L] Lentz, Carola: Der Kampf um die Kultur: zur Ent- und Re-Soziologisierung eines ethnologischen Konzepts, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 60/2009, H. 3, S. 305-324 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Sowohl Ethnologie wie Soziologie werden durch die Globalisierung herausgefordert. Die vermeintlich abgeschlossenen fremden 'Völker' verschwinden; 'Gesellschaft' national- staatlich zu konzipieren, wird immer unplausibler. Eine (Wieder)Annäherung der beiden im neunzehnten Jahrhundert ausdifferenzierten Fächer tut Not. Taugt 'Kultur' dafür als Brücken- begriff? Soziologen wie Andreas Reckwitz werben für eine praxis- oder diskurstheoretische Reformulierung des Kulturkonzepts, tragen dabei aber auch zu einer problematischen, weil zu umfassenden 'Kulturalisierung' des Sozialen bei. Dagegen halten Ethnologen wie Adam Ku- per oder Chris Hann den Kulturbegriff für so unrettbar reifiziert, diffus und machtblind, dass sie ihn lieber abschaffen oder doch umfassend 'soziologisieren' und durch eine präzisere Be- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 85 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

nennung der jeweils gemeinten symbolischen Codes oder sozialen Praktiken ersetzen wollen. Der vorliegende Artikel schließt sich eher den Skeptikern an und zeichnet aus dieser Perspek- tive die wichtigsten Stationen der 'Entsoziologisierung' des klassischen ethnologischen Kul- turbegriffs und die neuere Kritik in der Ethnologie sowie Ansätze nach, Kultur als Arena von machtförmigen Aushandlungsprozessen zu begreifen." (Autorenreferat)

[121-L] Meyer, Christian; Schareika, Nikolaus: Participant audition: audio-recording as ethnographic method, (Arbeitspapiere / Universität Mainz, Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Nr. 101), Mainz 2009, 30 S. (Graue Literatur; www.ifeas.uni-mainz.de/workingpapers/AP101.pdf)

INHALT: "Linguistically oriented anthropologists have over decades developed a unique ap- proach to social reality that consists in the recording of verbal interaction in situations that are not directed by the researcher. Although this approach is of general interest for any attempt at understanding social life - just as observation and interview - it has not yet been released from the subject field within which it has been developed. But just as observation is methodologi- cally functional for matters beyond ethnology, and interviewing is expedient in studies beyond psychology, audio-recordings and analyses of verbal exchange is useful for research in thematic fields far beyond linguistic performance. In this article, we firstly propose to give that third method of ethnographic inquiry the contrasting name of 'participant audition,' se- condly try to demonstrate that this method has a number of epistemological and methodologi- cal implications that set it apart from participant observation and interviewing; and thirdly suggest to place it as a general method alongside observation and interview in order to make it a more visible option for ethnographers." (author's abstract)|

[122-L] Möller, Petra: Todesanzeigen - eine Gattungsanalyse, Gießen 2009, 266 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:hebis:26-opus-69889)

INHALT: "Die Analyse nähert sich ihrem Objekt Todesanzeige aus der Perspektive des Gat- tungskonzeptes, das seit Beginn der 80er Jahre insbesondere im Konstanzer Umfeld um Tho- mas Luckmann entwickelt wurde. Dabei wurde der wissens- und kommunikationssoziologi- sche Ansatz zur Analyse kommunikativer Gattungen aus dem Gegenstandsbereich der münd- lichen Kommunikation auf ein schriftsprachlich-ikonographisches Objekt übertragen, um auf diesem Wege neue Einsichten in ein kulturelles Relikt, die Todesanzeige, zu ermöglichen. Zunächst wird dazu die 'Grammatikalität' der Todesanzeige rekonstruiert. Danach lenkt sich der Fokus auf die Praktiken der Darstellung der beteiligten Akteure - des Verstorbenen wie der Hinterbliebenen. Den Abschluss bilden Überlegungen zu der Frage, inwiefern sich im Prozess der Modernisierung die Gattung Todesanzeige innerhalb der rituellen Verfassung der Gesellschaft insgesamt ändert und insbesondere durch verstärkt auftretende Elemente der In- dividualisierung ihren Gattungscharakter einbüßt." (Autorenreferat) 86 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

[123-F] Morigerowsky, Freya, M.A. (Bearbeitung); Sprenger, Guido, Jun.-Prof.Dr. (Leitung); Sprenger, Guido, Jun.-Prof.Dr. (Betreuung): Schamanismus als transkulturelle Wissensproduktion: ein Vergleich zwischen dem insula- ren und dem kontinentalen Südostasien

INHALT: Das Verständnis von Transkulturalität, dem Teilen von Wissen und Repräsentationen über wahrgenommene kulturelle Grenzen hinweg, ist zentral für eine akademische und politi- sche Weiterentwicklung des Verständnisses der Gegenwart. Dabei ist der systematische, theo- riegesteuerte Vergleich bisher vernachlässigt worden. Dies soll exemplarisch an einem Ver- gleich zweier ritueller Heilsysteme Südostasiens vorgenommen werden, die beide mit dem Begriff Schamanismus beschrieben werden können. Es handelt sich um rituelles Heilen bei den Rmeet (Lamet) in Laos (Forscher: Sprenger) und den "Maloh" in Kalimantan, Indonesien (Forscherin: Morigerowsky). Beide Gesellschaften sind Minderheiten ohne zentralisierte So- zialstruktur, deren rituelle Systeme externes Wissen aufnehmen - speziell von den jeweils do- minanten Ethnien, den buddhistischen Lao bzw. den muslimischen Malaien. Zugleich werden erkrankte Personen über rituelles Heilen als soziokosmische Ganzheiten rekonstituiert. Wie also wird die Kohärenz kultureller Repräsentationen, die eine solche Ganzheit voraussetzt, in Verbindung gebracht mit der Kommunikation über kulturelle Grenzen hinweg? Inwieweit ist für die Rekonstitution von Personen - von Heilen - die Einbeziehung des kulturell Fremden notwendig? GEOGRAPHISCHER RAUM: Südostasien METHODE: Auf theoretischer Ebene sollen klassische strukturalistische Theorien, deren Stärke in der Analyse der Kohärenz kultureller Vorstellungen liegt, verknüpft werden mit prozess- orientierten und dynamischen Theorien, welche Wandel und transkulturelle Kommunikation thematisieren. Der hohe Abstraktionsgrad dieser Theorieverknüpfung gewährleistet eine Chance, dass die vergleichende Forschung verallgemeinerbare Ergebnisse hervorbringt. Me- thodisch wird die ethnologische Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung, Interviews und systematischem Beobachten angewendet. Dabei wird auch die Möglichkeit einer multi- sited ethnography - um die Wanderungsbewegungen des Wissens zu verfolgen - berücksich- tigt. ART: BEGINN: 2010-08 ENDE: 2013-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: keine Anga- be INSTITUTION: Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Institut für Ethnologie (Studtstr. 21, 48149 Münster) KONTAKT: Leiter (Tel. 0251-8327314, e-mail: [email protected])

[124-L] Mückler, Hermann: Einführung in die Ethnologie Ozeaniens, (Kulturgeschichte Ozeaniens, Bd. 1), Wien: WUV- Univ.-Verl. 2009, 320 S., ISBN: 978-3-7089-0392-7

INHALT: "Die Kulturregion Ozeanien - untergliedert in Melanesien, Polynesien und Mikronesi- en - ist aufgrund der ethnischen, kulturellen und sprachlichen Vielfalt ihrer Bewohner welt- weit einzigartig und stellt wegen ihrer Ausmaße und geographischen Extreme eine Region der Superlative dar. Die indigenen Bevölkerungen dieser Inselwelt mussten in Prozessen der Akkulturation und Transkulturation in den vergangenen 200 Jahren ihren Bezug zu Status, Tradition, Alltag und Berufsleben unaufhörlich neu definieren. Diesen Kulturwandel wie auch die politischen Entwicklungen der einzelnen Staaten veranschaulicht der Autor exem- plarisch anhand der Darstellung von lokalen sozialen Strukturen, Kulten und Ritualen, religi- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 87 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

ösen Vorstellungen, Aspekten der materiellen Kultur, Weltbild und Wertvorstellungen." (Au- torenreferat)

[125-F] Nieswand, Boris, Dr.rer. (Bearbeitung): Diversität zwischen Verwaltung und Alltag. Eine Ethnographie des Nexus von lokalen For- men von Staatlichkeit und migrantischen Lebenswelten

INHALT: Innerhalb dieses Projektes wird untersucht, wie soziale Vorstellungen von ethnischer und religiöser Diversität in einem Zusammenspiel von Institutionen und Migranten erzeugt und prozessiert werden. Grundsätzlich wird angenommen, dass in dem Spannungsfeld von vorgefertigten Selbst- und Fremdklassifikationen (z.B. Nationalität, Religion aufenthalts- rechtlicher Status, Geschlecht) und alltagspraktischen Verhandlungen Zuschreibungen getä- tigt werden, die festlegen, als wer oder was eine Person in einer konkreten Situation gilt und was dies für Konsequenzen hat. Diese Kategorisierungspraxis, auf die gerade öffentliche Ver- waltungen aber auch Migranten in ihrem Handeln angewiesen sind, kann sehr unterschiedli- che Konsequenzen haben, die von der Bewilligung einer Arbeitsgenehmigung über die Selek- tion von Heiratspartnern bis zur Abschiebung einer Person reichen können. Die innerhalb die- ses Projektes untersuchten Institutionen und Personen sollen dabei beobachtet werden, wie sie alltäglich mit den Komplexitäten sich überlagernder Formen von Unterschiedlichkeit (rechtli- cher Status, Ethnitzität, Nationalität, Religion etc.) umgehen und welche Lösungen sie zur Bewältigung praktischer Probleme finden. Dieses Erkenntnisinteresse legt eine multiperspek- tivische ethnographische Vorgehensweise nahe. Zunächst soll mittels einer teilnehmenden Beobachtung der Alltagspraxis einer öffentlichen Verwaltung, voraussichtlich im Bereich der Jugendpolitik, ein tieferes Verständnis der Binnenperspektive kommunalen Diversitätsmana- gements entwickelt werden. Dabei soll es einerseits darum gehen, die Relevanz und Anwen- dung von ethnischen, religiösen und rechtlichen Klassifikationsschemata im Umgang mit den Klienten der Verwaltung zu untersuchen. Andererseits soll verfolgt werden, wie teilweise ab- strakte integrations- und migrationspolitische Modelle, Kategorien und Konzepte, auf die sich diese Klassifikationen beziehen, in Praktiken übersetzt werden. Es wird vermutet, dass sich gerade im Wechselspiel einer stärker an pragmatischen Kriterien orientierten Verwaltungs- praxis und einem rechtlich und politisch definierten Rahmen von Verwaltungspraxis Diversi- tät institutionell erzeugt und verarbeitet wird. In einer späteren Forschungsphase soll diese or- ganisationssoziologische Sequenz der Forschung durch eine ethnologisch ausgerichtete teil- nehmende Beobachtung unter Migranten und deren Nachkommen ergänzt werden. Innerhalb dieses Abschnitts soll untersucht werden, in welchem Verhältnis die Verwaltungspraxis und deren Klassifikationen zu den Wahrnehmungen, den Identifikationen und dem Alltagsleben der Migranten steht. Dabei geht es vor allem darum, Kongruenzen und Inkongruenzen, Ver- ständnis und Missverständnisse sowie Einflüsse und Brüche zwischen den Praktiken und Per- spektiven der Verwaltungen und denen der Migranten herauszuarbeiten. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesell- schaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-4956-146, Fax: 0551-4956-170, e-mail: [email protected]) 88 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

[126-L] Pöhl, Friedrich; Tilg, Bernhard (Hrsg.): Franz Boas - Kultur, Sprache, Rasse: Wege einer antirassistischen Anthropologie, (Ethnologie : Forschung und Wissenschaft, Bd. 19), Berlin: Lit Verl. 2009, XII, 149 S.

INHALT: Inhaltsverzeichnis: 1. Friedrich Pöhl: Einleitung (1-25); 2. Roland Girtler: Franz Boas - Burschenschafter und Schwiegersohn (27-37); 3. Ludger Müller-Wille: Franz Boas und seine Forschungen bei den Inuit (39-54); 4. Friedrich Pöhl: Franz Boas: Feldforschung und Ethik (55-76); 5. George Lang: Boas, Chinook Jargon, Q'ilti and the Chinookan Poetic Legacy (77- 95); 6. Bernhard Tilg: Gegen den Strom der Zeit (97-110); 7. Lee D. Baker: The Location of Franz Boas within the African-American Struggle (111-129); 8. Jürgen Langenkämper: "Ich fuerchte nur, wir verstehen einander nicht" (131-149).

[127-L] Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Regionalität in der musikalischen Popularkultur: Tagungsbericht Hachenburg 2006 der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V., (Berichte aus der Musikwissenschaft), Aachen: Shaker 2009, 334 S., ISBN: 978-3-8322-8033-8

INHALT: Inhaltsverzeichnis: Guido Fackler: Region "Stadt" als Ganzes im Fokus: Musikalische Alltagskulturen, Räume und Klänge am Beispiel Würzburgs (11-40); Ernst Kiehl: Quedlin- burger Gassenhauer und Heimatlieder (41-55); Wilhelm Schepping: Konstanten und Varian- ten, Umbrüche und Innovationen in der Musikalischen Volkskultur. Ergebnisse und Perspek- tiven regionaler presse-empirischer Recherche (57-86); Astrid Reimers: Kölner Dialektlieder. Politik, Empowerment und Selbstbeweihräucherung (87-97); Günther Noll: Zur Kontrafaktur und Parodie im rheinischen Dialektlied - eine Auswahl aktueller Beispiele (99-164); Elvira Werner: Rock mer weng zam" - Neue Mundartlieder im Erzgebirge (165-185); Wolf Dietrich: Beobachtungen zum Publikum für Folk Musik in Rheinhessen (Region Alzey-Worms) (187- 194); Sabrina Hubert: Die schwarze Welle überrollt Abtsgmünd. Heavy Metal und regionale Identität (195-209); Eva Maria Hois: "Dober veeer vam Bog daj" ("Einen guten Abend gebe euch Gott"). Die steirisch-slowenische Grenzregion in ihren Liedern - Ergebnisse einer Feld- forschung zur Jahrtausendwende (211-227); Nicola Benz: Die Bedeutung von Großfamilien im regionalen Musikleben und die rollenspezifischen Bereiche am Beispiel der Familie Eder in Annaberg (Lammertal) (229-244); Markus Schüssler: Eine moselfränkische Liedersamm- lung (245-254); Barbara Boock: Die Volksliedsammlung von Lotte Meyer im Prättigau 1913 (255-269); Christan Schmid: Das Volkslied im Kanton Zürich - Bemerkungen zu einem re- gionalen Liederbuch (271-279); Katalin Kovalcsik: Romani Ballmusik in einem transdanubi- schen Dorf in Ungarn (281-298); Elena Schirschkina: Zur Tradition der wolgadeutschen Bal- laden (299-320); Istvan Almasi: Regionale Merkmale der siebenbürgisch-ungarischen Volks- musik (321-329).

[128-L] Raesfeld, Lydia; Bertels, Ursula (Hrsg.): Götter, Gaben und Geselligkeit: Einblicke in Rituale und Zeremonien weltweit, (Gegenbilder, Bd. 6), Münster: Waxmann 2009, 212 S., ISBN: 978-3-8309-2111-0

INHALT: "Wie bekommen Kinder in Ghana eigentlich ihren Namen? Warum ist der fünfzehnte Geburtstag für Mädchen in Mexiko so wichtig? Wie heiratet man in Pakistan? Welche Bezie- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 89 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

hungen bestehen zwischen Lebenden und Toten in Peru und Bolivien? Wie wird das Neujahr auf Sansibar gefeiert? Was bedeutet der Karneval? Diese und viele andere Fragen werden in dem vorliegenden Band behandelt und beantwortet. Alle diese Tätigkeiten haben gemeinsam, dass sie mit bestimmten Ritualen und Zeremonien begangen werden. Rituale und Zeremonien strukturieren und leiten unser Leben sowohl als Individuum als auch als Teil der Gesellschaft. In anderen Kulturen wirken diese oft fremd und sogar befremdlich. Die Beiträge in diesem Band verdeutlichen aber auch die Ähnlichkeiten mit den Ritualen und Zeremonien, die wir selbst kennen. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist daher ein wichtiger Beitrag zum Interkulturellen Lernen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Lydia Raesfeld und Ursu- la Bertels: Vorwort (9-11); Irmgard Hellmann: Einleitung (13-18); Teil 1: Kapitel 1: Rituale und Zeremonien im individuellen Lebenszyklus: Lydia Raesfeld: Chiua at - Taufzeremonie bei den Nahua-Indianern in Mexiko (21-30); Franz Kröger: Das Kind muss einen Namen ha- ben. Namengebung in Ghana und bei uns (31-39); Kerstin Brünenberg: Woher bekommt das Kind seinen Namen? Die Namengebungszeremonie bei den Tuareg (41-48); Birgitta Huse: Schulabschlussfest im indigenen Mexiko - Ein Spiegel gesellschaftlichen Wandels (49-61); Kristin Müller-Wenzel: Vom Kind zum Erwachsenen - Die Jugendweihe in Deutschland (63- 74); Annette Graf: Das Alter der Sehnsüchte: Ein Mädchenfest in Yucatán, Mexiko (75-81); Sandra de Vries: Shadi Mubarak!! - Ein Hochzeitsfest in Baltistan, Nord-Pakistan (83-92); Sabine Klocke-Daffa: Der Tod als Fest - Bestattungsrituale bei den Nama in Namibia (93- 103); Susanne Schmitz: Allerheiligen und "natitas" - Enger Kontakt zwischen Lebenden und Toten im Hochland von Bolivien und Peru (105-113); Kapitel 2: Rituale und Zeremonien im kollektiven Jahresablauf: Katja Turé: Mit Bananenstämmen in ein neues Jahr - Das Neujahrs- fest Mwaka Kogwa auf Sansibar (Ostafrika) (117-124); Cathrin Ulrich: Spottkönig, Narr und Karnevalsprinz: Eine Betrachtung des Kölner Straßenkarnevals als kollektives Übergangsritu- al (125-133); Sabine Eylert: Reis - mehr als ein Nahrungsmittel? Selamatan in Indonesien ( 135-143); Ursula Bertels: Ein Opfer für die Erdgottheit: Die Pfahlsetzungszeremonie beim Fliegerspiel in Mexiko (145-151); Barbara Meier: Rituale als Mittel zur Konfliktbeilegung und Friedensbewahrung. Drei Beispiele aus Afrika (153-161); Teil 2: Unterrichtsmaterialien: Ursula Bertels und Lydia Raesfeld: Die Vermittlung Interkultureller Kompetenz in der Schule - ein ethnologischer Ansatz (165-167); Lydia Raesfeld: Chiua at - Taufzeremonie bei den Na- hua-Indianern in Mexiko (169-170); Franz Kröger: Das Kind muss einen Namen haben. Na- mengebung in Ghana und bei uns (171-176); Kristin Müller-Wenzel: Vom Kind zum Er- wachsenen - Die Jugendweihe in Deutschland (177-184); Annette Graf: Das Alter der Sehn- süchte: Ein Mädchenfest in Yucatán, Mexiko (185-190); Katja Turé: Mit Bananenstämmen in ein neues Jahr - Das Neujahrsfest Mwaka Kogwa auf Sansibar (Ostafrika) (191-197); Sabine Eylert: Reis - mehr als ein Nahrungsmittel? Selamatan in Indonesien (199-206); Ursula Ber- tels: Ein Opfer für die Erdgottheit: Die Pfahlsetzungszeremonie beim Fliegerspiel in Mexiko (207-208).

[129-L] Slama, Martin (Hrsg.): Konflikte - Mächte - Identitäten: Beiträge zur Sozialanthropologie Südostasiens, (Sitzungsberichte / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Bd. 11), Wien: Verl. d. Österreich. Akad. d. Wiss. 2009, 324 S., ISBN: 978-3-7001-6609- 2

INHALT: "Der vorliegende Band bietet mit seinen Analysen von rezenten Konflikten, Machta- symmetrien und (umstrittenen) Identitätskonstruktionen sozialanthropologische Einblicke in 90 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

das postkoloniale, von globalen Strömen durchzogene Südostasien. Die speziellen Qualifika- tionen der Sozialanthropologie - wie detaillierte empirische Studien und eine lange For- schungstradition im Themenfeld Ethnizität/Identität - sind besonders in einer Zeit gefragt, in der Teile Südostasiens, meist periphere Regionen und Grenzgebiete, von gewaltsamen Kon- flikten heimgesucht wurden. Ein zentrales gemeinsames Merkmal dieser Konflikte, die etwa in Indonesien knapp vor und die Jahre nach dem Fall des Langzeitpräsidenten Suharto 1998 ihren Höhepunkt erreichten, ist die (Re-)Aktualisierung ethnischer und religiöser Identitäten. Während ein Teil der Beiträge auf diese rezenten Konflikte fokussieren, beschäftigen sich an- dere mit südostasiatischen Konzeptionen von Macht. Sie konzentrieren sich hierbei nicht nur auf die symbolische Konstruktion von Herrschaft, sondern auch darauf, wie Machtkonzeptio- nen im Alltag - besonders in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern - wirken bzw. von AkteurInnen eingesetzt oder unterlaufen werden. Machtverhältnisse und -assymetrien sind auch zentral für jene Beiträge, die die Konstruktion von Identitäten in Südostasien untersu- chen. Sie stoßen dabei auf das Phänomen sich zunehmend verhärtender religiöser und ethni- scher Identitäten, das mit dem Aufbau von starren sozialen Grenzen und dem Ausbrechen von Konflikten zwischen den Bevölkerungsgruppen einhergeht, aber auch auf kosmopolitische, den lokalen Gegebenheiten in Südostasien angepasste Gegenentwürfe." (Autorenreferat). In- haltsverzeichnis: Martin Slama: Konflikte, Mächte und Identitäten in Südostasien. Eine Ein- leitung (7-31); Barbara Bohle: Die Macht des Schweigens und verborgene Gewalt(en) in In- donesien (33-63); Ursula Brandl-Straka: "Früher hatten wir so etwas - heute nicht mehr". His- torische ethnographische Sammlungen im Kontext der aktuellen materiellen Kultur auf den Tanimbar-Inseln (65-86); Birgit Bräuchler: Der Molukkenkonflikt im Internet. Globale Di- mension eines lokalen Konflikts (87-115); Clemens M. Grünbühel: Sozialanthropologische Beiträge zum Integrationsprozess der Greater Mekong Subregion (117-138); Sri Kuhnt- Saptodewo und Marko Mahin: "Dayak sein" und "Dayak werden". Der Wandel der Selbsti- dentifikation der Ngaju in Zentralkalimantan im Zeichen ethnischer Konflikte (139-161); Mi- chael Lidauer: Champa, Islam und long-distance Nationalismus. Identitätskonstruktionen von Cham in Vietnam und in der Diaspora (163-192); Ilse Mirnig: Global Flows - Local Loves. Javanische Heiratspraxis als Spiegel multipler Modernen (193-218); Tony Rudyansjah: Um- strittene Identitäten. Hierarchische Beziehungen und Machtdiskurse auf Buton, Südost-Su- lawesi (219-237); Martin Slama: Islam und Säkularismus als kosmopolitische Optionen. Posi- tionierungen der arabischen Diaspora in Indonesien (239-266); Christian Warta: Eine neue Dimension im Papua-Konflikt? Zur Bedeutung von religiösen Identitäten in einer indonesi- schen Peripherie (267-294); Christian Wawrinec: Natur ohne Menschen? Staatlich-tribale Be- ziehungen in Indonesien illustriert am Fallbeispiel der Orang Rimba des Bukit Duabelas Na- tionalparks in der Provinz Jambi (295-320).

[130-L] Turner, Victor: Vom Ritual zum Theater: der Ernst des menschlichen Spiels, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, XXIII, 198 S., ISBN: 978-3-593-38908-0

INHALT: "Victor Turner hat in diesem erstmals 1982 erschienenen Buch Maßstäbe für die An- wendung ethnologischer, an 'fremden Kulturen' gewonnener Erkenntnisse gesetzt. Er hat die Rituale, Symbole und Interaktionsformen der Industriegesellschaft dem ethnologischen Blick ausgesetzt und dabei ihre Theatralität und ihre Spielstrukturen erforscht: die Inszenierungen und Rollenspiele des Alltags. Besonders interessierte Turner sich dabei für gesellschaftliche Krisensituationen beziehungsweise 'soziale Dramen' und die Funktionen von Ritual und Spiel soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 91 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde

bei ihrer Bewältigung. Sein Forschungsansatz hat nachhaltige Wirkungen entfaltet, unter an- derem in den Arbeiten von Erving Goffman. In ihrer für diese Ausgabe neu verfassten Einlei- tung verbindet Erika Fischer-Lichte die Perspektive von Turner mit aktuellen Theorien des Performativen und der Aufführung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Erika Fischer-Lich- te: Einleitung: Zur Aktualität von Turners Studien zum Übergang vom Ritual zum Theater (I- XXIII); Victor Turner: Das Liminale und das Liminoide in Spiel, "Fluß" und Ritual - Ein Essay zur vergleichenden Symbologie (28-94); Soziale Dramen und Geschichten über sie (95-139); Dramatisches Ritual - Rituelles Drama: Performative und reflexive Ethnologie (140-160); Theaterspielen im Alltagsleben und Alltagsleben im Theater (161-195).

[131-L] Wächter, Sylvia: Zur kulturellen Prägung deutscher und japanischer Rekrutierungsverfahren, in: Arbeit : Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Jg. 18/2009, H. 3, S. 242- 247 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Prozess der Rekrutierung von Hochschulabsolventen und allen damit in Verbin- dung stehenden Kommunikate wie Stellenanzeigen, Bewerbungsschreiben oder Jobinterviews unterliegen kultureller Prägung. Die Verfasserin zeigt, wie kulturelle Faktoren das Rekrutie- rungsverfahren in Japan sowie die Kommunikation während des Prozesses im Vergleich zu Deutschland determinieren. Der Vergleich macht deutlich, dass (2) der gesamte Bewerbungs- und Rekrutierungsprozess kulturell geprägt ist, dass (3) Kommunikate wie Lebenslauf und Rirekisho mit den jeweils zugrunde liegenden kulturellen Erwartungen und Konzepten korre- spondieren, dass (3) kulturelle Konzepte nicht nur der gesamten Einstellungs- und Bewer- bungsprozess in seinen Erscheinungen und Formen prägen, sondern auch bestimmen, was als wichtig erachtet wird. Zudem werden die durch Wertwandel und technische Neuerungen ent- standenen neuen Möglichkeiten der Rekrutierung in Japan dargestellt. (ICE2)

1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

[132-F] Betz, Gregor, B.A. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr.habil. (Leitung): Management multipler Divergenzen (Begleitstudie zur Organisation und Koordination des Mega-Event-Projekts 'Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010')

INHALT: Den bisherigen Vorzeichen, Anzeichen und Ankündigungen zufolge wird die 'Kultur- hauptstadt Ruhr.2010' das kulturelle Mega-Event Europas im frühen 21. Jahrhundert werden. Die hochkomplexe und entsprechend aufwändige Planung und Durchführung durch eine Vielzahl von Akteuren erstreckt sich über nahezu zehn Jahre und wird seit Anfang 2007 we- sentlich von der eigens dafür gegründeten 'Ruhr.2010 GmbH' geleistet. Im projektierten For- schungsvorhaben wird dieses Mega-Event als ein Trajekt begriffen, in dem die sinngebende Hauptidee - 'Wandel durch Kultur' - zahlreiche Initiativen, Aktionen und Re-Aktionen vielfäl- tiger (individueller und korporativer) Akteure evoziert und provoziert. Erkennbar ist bereits (seit einiger Zeit), dass diese in der Regel zwar semantisch mit der Hauptidee des Mega- Events konvergieren, dass dabei bzw. damit jedoch gleichwohl von den verschiedenen Akteu- ren jeweils vor allem Partial- und Sonderinteressen verfolgt werden, die untereinander stark divergieren. Die zentrale Fragestellung des Forschungsvorhabens richtet sich dementspre- 92 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

chend darauf, ob und wie diese zum Teil bereits virulenten, zum größeren Teil (noch) potenti- ellen Ziel- und/ oder Interessenkonflikte zwischen den in die 'Kulturhauptstadt Ruhr.2010' in- volvierten Akteuren 'gemanaged' werden (können). Untersucht werden soll, ob und wie die multiplen Divergenzen in welchen Arten von Kompromissen 'aufgefangen' und in welchen Formen sie ggf. integriert werden können. Im Rahmen unserer bislang aus Lehrstuhl-Mitteln finanzierten Voruntersuchungen hat sich bereits gezeigt, dass dieses 'Management' im We- sentlichen von der 'Ruhr.2010 GmbH' geleistet werden muss, weswegen die Aktivitäten die- ser Organisation im Zentrum der projektierten ethnographischen Untersuchungen sowie der trajekt- und mikropolitiktheoretischen Analysen stehen. Wesentlich für die erfolgreiche Um- setzung des Forschungskonzeptes ist nun, mittels einer entsprechenden Zwischenfinanzierung möglichst umgehend mit den Over-the-shoulder-Erhebungen zu den komplexen organisatori- schen Aktivitäten beginnen zu können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Ruhrgebiet ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2011-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: In- stitution INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Sozio- logie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2829, e-mail: [email protected])

[133-L] Bielfeldt, Friedrich: Die Konsequenzen des demographischen Wandels für den hochkulturellen Sektor am Beispiel der Lübecker Museen, Berlin: WVB-Verl. 2009, 249 S., ISBN: 978-3-86573-429-7

INHALT: "Die vorliegende Dissertation befasst sich mit den Auswirkungen des demographi- schen Wandels in Deutschland und seinen Auswirkungen auf den hochkulturellen Sektor. Während die Schrumpfung und Alterung der Gesellschaft eine Reduzierung der Kundschaft für kulturelle Produkte nach sich ziehen, bedingt die soziokulturelle Veränderung der Gesell- schaft eine zunehmende Zersplitterung derselben in sich stark voneinander abgrenzende Mi- lieus. Infolge dieser Entwicklung werden es die hochkulturellen Institutionen langfristig schwerer haben, ihre Kundschaft am Markt zu generieren. So werden sich erfolgreiche Kul- turinstitutionen ebenso etablieren wie andere von Schließung bedroht sein werden, wenn öf- fentliche Subventionen heruntergefahren werden. Die Konsequenzen dieser Entwicklung wer- den auf der Makroebene an den beiden Clustern Lübeck und Hamburg, auf der Mikroebene anhand der Lübecker Museen sowie der Elbphilharmonie in Hamburg diskutiert. Grundlage dieser Diskussion ist eine Besucherbefragung, welche im Oktober 2006 in den Lübecker Mu- seen durchgeführt wurde." (Autorenreferat)

[134-L] Dirksmeier, Peter: "Don't believe the hype": kommunale Förderstrategien für die Creative Industries ; das Beispiel der Freien Hansestadt Bremen, in: DISP : Dokumente und Informationen zur Schweizerischen Orts-, Regional- und Landesplanung, Jg. 45/2009, H. 4 = H. 179, S. 37-45

INHALT: Creative Industries ist ein neuer Begriff, der im Jahr 1998 durch die UK Creative In- dustries Task Force popularisiert wurde und der den bis dato gebräuchlichen Begriff der Cul- tural Industries ablöste. Der Wandel in der Begrifflichkeit hat politische Gründe und sollte dem Kunst- und Kulturbereich in einer Zeit des öffentlichen Drucks auf die Verteilung von Subventionen in Großbritannien stärkeren Kredit verleihen. Auf theoretischer Ebene ist eine soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 93 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

heterogene Terminologie die Folge, wobei sich Creative Industries als Oberbegriff für Kultur- und Kreativunternehmen zusehends durchsetzt und die Cultural Industries als ein wichtiger Teilbereich der Kreativwirtschaft gelten. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, kommunale Förderstrategien für den Kreativsektor anhand eines Fallbeispiels zu untersuchen, um so zu Aussagen über potenzielle Fördermöglichkeiten und -probleme in diesem für die Regional- entwicklung als wichtig beobachteten Feld zu gelangen. Der Beitrag analysiert die zum Ein- satz kommenden Förderstrategien der Freien Hansestadt Bremen im Feld der Creative Indus- tries mit einer Schwerpunktsetzung auf den Bereich Design in vier Schritten. Der erste Ab- schnitt grenzt das Themenfeld der Creative Industries genauer ab und benennt endogene För- derhemmnisse. Kapitel zwei und drei stellt die Methoden der empirischen Studie vor. An- schließend analysiert Kapitel vier die bestehenden Förderstrategien Bremens, um die Creative Industries im Allgemeinen und den Designbereich im Besonderen als Standortfaktor zu be- günstigen. (ICA2)

[135-L] Elenschneider, Hannah-Kristin: Definition und Verständnis des Kulturbegriffes: die auswärtige Kulturpolitik Deutschlands und Frankreichs seit 1990 respektive 1992, München: Meidenbauer 2009, 136 S., ISBN: 978-3- 89975-944-0

INHALT: "Die 'Kultur' spielt auf dem Gebieter Außenpolitik als sogenannte dritte Dimension ne- ben den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen eine tragende Rolle. Im Rahmen von internationalen Beziehungen wird sie den jeweiligen staatlichen Zielen entsprechend einge- setzt. Diesbezüglich liegt ein grundlegendes Verständnis von 'Kultur' als Mittel für außenpoli- tische Zwecke vor. Das vorliegende Buch analysiert, wie sich seit der Ausgangssituation um 1990 respektive 1992 die Definition und das Verständnis des Kulturbegriffes in der Auswärti- gen Kulturpolitik der beiden EU-Mitgliedstaaten Deutschland und Frankreich entwickelt ha- ben und worin Ähnlichkeiten bzw. Differenzen bestehen. Aufgezeigt werden dabei neben den historischen und ideologischen Grundlagen sowie den formalen nationalen und internationa- len Begriffsbestimmungen vor allem das konkrete Kulturverständnis in der Konzeption der Auswärtigen Kulturpolitik Deutschlands und Frankreichs." (Autorenreferat)

[136-L] Förster, Michael A.: Kulturpolitik im Dienst der Legitimation: Oper, Theater und Volkslied als Mittel der Politik Kaiser Wilhelms II., (Mainzer Studien zur Neueren Geschichte, Bd. 25), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 299 S., ISBN: 978-3-631-59105-5

INHALT: "Die Kulturpolitik Kaiser Wilhelms II. wurde bisher hauptsächlich als dessen Privatan- gelegenheit betrachtet. Eine Untersuchung der Ziele und Motive seiner Kulturpolitik ist je- doch bisher weitestgehend unterblieben. Mit der Förderung der Kultur hat der letzte deutsche Kaiser allerdings weit mehr beabsichtigt, als persönlichen Neigungen zu frönen. Dies belegt beispielsweise die Analyse der in seinem Auftrag verfassten Oper Der Roland von Berlin ein- drücklich. Die Lage der Monarchie und der Dynastie der Hohenzollern war durch verschiede- ne Entwicklungen im Reich in ihrer Existenz bedroht. Darum musste Kaiser Wilhelm II. han- deln. Seine politischen Versuche eines sozialen Kaisertums scheiterten und seine Möglichkei- ten waren durch die Verfassung beschränkt. Einzig auf dem Feld der Kultur konnte der Kaiser freier wirken. Seit dem Jahr 1894 ist eine intensive kulturpolitische Betätigung sichtbar. Das 94 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

Streben Kaiser Wilhelms II. hatte zum Ziel, seinen Großvater Kaiser Wilhelm I. zum Mittel- punkt eines Reichsmythos zu machen - mit einem daraus resultierenden Reichskult. Dieser sollte mit Hilfe kultureller Maßnahmen wie Opern, Theaterstücken und Volksliedern emotio- nal bei den Menschen verankert werden. Die Dynastie der Hohenzollern sollte in die, sich seit 1871 immer stärker ausprägende, nationale Identität der Deutschen integriert werden. Die Ar- beit analysiert dazu verschiedene Opern, Theaterstücke, Festspiele und Volkslieder inhaltlich und setzt ihre Inhalte mit den politischen Ereignissen im Reich in Verbindung." (Autorenrefe- rat)

[137-L] Frank, Sybille: Der Mauer um die Wette gedenken: die Formation einer Heritage-Industrie am Berliner Checkpoint Charlie, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 367, ISBN: 978-3-593-39018-5

INHALT: Die im Jahr 2004 einsetzenden Diskussionen um den Berliner Checkpoint Charlie ver- deutlichen, dass einer breiten Öffentlichkeit die Entstehung einer Heritage-Industrie in Berlin erstmalig bewusst wurde. Aufgrund fehlender Studien und Vorerfahrungen standen jedoch weder überlieferte Kategorien zur Beschreibung, noch Handhabungen zur Regulierung dieser jungen Industrie zur Verfügung. Umso emotionaler wurde die Internationalisierung, Privati- sierung und Erlebnisorientierung von Vergangenheitsvermittlungen am Berliner Checkpoint Charlie diskutiert und kommentiert. Im zweiten, empirischen Teil der vorliegenden Studie werden diese Diskussionen nachvollzogen und zum einen unter der Fragestellung analysiert, wie sich die lokale Wahrnehmung des Ortes unter dem Einfluss der zahlreichen "Erinne- rungsanbieter" sowie in Auseinandersetzung mit Touristen aus aller Welt verändert hat. Zum anderen wird danach gefragt, wie sich die städtischen Akteure politische Handlungsbereiche, von denen auch die Gründung einer Stiftung zeugt, zur Regulierung dieser Industrie erschlos- sen haben. Damit sollen die im ersten, theoretischen Teil dargestellten Heritage-Forschungs- ansätze nicht nur illustriert, sondern auch im Dialog mit den eigensinnigen Berliner Ge- schichtsvermittlungs-Traditionslinien und den spezifischen Konstellationen der Heritage-In- dustrie am Checkpoint Charlie empirisch geprüft und weiterentwickelt werden. (ICI2)

[138-F] Groth, Stefan, M.A. (Bearbeitung); Bendix, Regina, Prof.Dr. (Leitung): Kommunikationsmuster und Entscheidungsfindung über cultural property im internationa- len Gremium World Intellectual Property Organization

INHALT: Die World Intellectual Property Organization (WIPO) in Genf hat 2001 ein Komitee installiert, das für den Umgang mit genetischen Ressourcen, traditionellem Wissen und Folk- lore international akzeptable Richtlinien innerhalb der intellektuellen Eigentumsrechtsspre- chung erarbeiten soll (das IGC für GRTKF). Das Komitee existiert nur durch die Kommuni- kation seiner Mitglieder, die weder Herkunft, Sprache noch materielle Kultur oder weltan- schauliches Selbstverständnis teilen. Es nutzt face-to-face sowie virtuelle Kommunikation, um sich zu einer Kommunikationsgemeinschaft zu entwickeln, die stellvertretend für die "Welt" Richtlinien zu cultural property erarbeitet. Das Projekt dokumentiert und analysiert diesen kommunikativen Prozess der Konstituierung von cultural property auf internationaler Ebene. Im Zentrum der organisations- und kommunikationsethnographischen Analyse stehen die halbjährlich stattfindenden Komitee-Sitzungen. Aufgedeckt werden die Kommunikations- Regimes, welche von Akteuren aus dem WIPO Sekretariat, nationalen Delegationen, NGOs, soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 95 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

indigenen Gruppierungen sowie Interessensgruppierungen mit Beobachterstatus bei unter- schiedlichsten Wissensbeständen und Motivationen entwickelt und genutzt werden. Dabei wird auch die wechselnde Dynamik unterschiedlicher Kommunikationsformen in den interi- mistischen Phasen untersucht und die Gestaltungsrolle des WIPO Habitus einerseits und der Akteure und Interessen auf nationaler bis lokaler Ebene andererseits nachvollzogen. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Göttingen, DFG-Forschergruppe 772 "Die Konstituierung von Cul- tural Property: Akteure, Diskurse, Kontexte, Regeln (Baurat-Gerber-Str. 4-6, 37073 Göttin- gen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-39-9268, Fax: 0551-39-10610, e-mail: [email protected])

[139-F] Hitzler, Ronald, Prof.Dr.habil. (Bearbeitung): Die Transformation der Loveparade. Das Techno-Event, die Fitness-Studio-Kette und die Vision der (Kultur-)Metropole Ruhr

INHALT: Die Loveparade befördert nachgerade beispielhaft die Vision einer 'Metropole Ruhr', vor allem weil sie von ihrer ganzen Konzeption her global eine Metropolen-Veranstaltung war und ist (Berlin, Mexico City, Santiago de Chile, Tokyo, Tel Aviv, Wien, Kapstadt, San Francisco). Dass die Parade auf verschiedenen Strecken bzw. in verschiedenen (Teil-)Städten durchs Ruhrgebiet zieht, bringt deshalb auch den Menschen, die mit dem Umzug selber nichts zu tun haben (wollen), diese Metropolen-Vision durchaus näher. Und die Bedeutung dieses Events als Werbeträger für die Kulturhauptstadt 2010 (und für die Region schlechthin) ist oh- nehin kaum hoch genug einzuschätzen: Sowohl aufgrund der Menge der Teilnehmer als auch, weil sie in mehreren Jahren weltweite Medien-Aufmerksamkeit auf das Ruhrgebiet lenkt, zählt die Parade zu den in mannigfaltiger Hinsicht herausragendsten Ereignissen der multi- plen Aktivitäten rund um die Kulturhauptstadt 2010. Diesen Aspekt der immensen ökonomi- schen und medialen Bedeutsamkeit haben die Veranstalter 'von Anfang an' sehr direkt kom- muniziert, und diese Dimension ist den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft des Ruhrgebiets auch klar gewesen, als sie dieses weit über die Belange einer zahlenstarken Ju- gendszene hinausweisende Event 'mit offenen Armen' aufgenommen haben. Gleichwohl ver- wandelt die Transformation der Loveparade auf ihrem Weg durchs Ruhrgebiet diese weit we- niger von einem Szeneevent in ein Publikumsevent, als dies von Kritikern behauptet wird. Die Loveparade war, von den ganz frühen Jahren (1989-1991) einmal abgesehen, 'schon im- mer' ein Publikumsereignis - allerdings mit einer klaren Ausrichtung an szenespezifischen Wichtigkeiten. Gegenwärtig findet nun eine allmähliche 'Entfremdung' des Events von der Techno-Szene (im engeren Sinne) und deren Wichtigkeiten statt. D.h., die Parade wird weg entwickelt von der Herkunftsszene als dem Grundträger des Events, zu Gunsten von etwas Anderem, von etwas, das in einer Mischung aus starkem Bezug an wirtschaftlich-politischen Interessen der Kulturhauptstadt 2010 bzw. einer künftigen Ruhr-Kultur hie und geschäftli- chen Interessen der hinter dem neuen Veranstalter stehenden Studio-Kette 'McFit' da entsteht. Anders ausgedrückt: Die - mit dem Bochumer (Wort-)Bruch 2009 (zunächst einmal) halbierte - in 2007 und 2008 realisierte und auf 2010 und 2011 projezierte 'Geschichte' der Loveparade im Ruhrgebiet ist die Geschichte der allmählichen Herauslösung eines Kult-Ereignisses aus immer mehr seiner ursprünglichen 'idealistischen' Implikationen und Konnotationen und sei- ner Überleitung und Wiederverortung in einem komplexen Rahmen 'materialistischer' unter- nehmerischer und stadtpolitischer Kalküle. Diese - entgegen allen bekannten Einreden und Kritiken - bislang als alternativlos erscheinende Transformation wird in dem hier annoncier- 96 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

ten Projekt in seinen konkreten Abläufen und seinen strukturellen Bedingungen registriert, re- konstruiert und analysiert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Ruhrgebiet ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Sozio- logie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2817, e-mail: [email protected])

[140-L] Lange, Bastian; Ehrlich, Kornelia: Geographien der Szenen: Begriffsklärungen und zwei Fallvergleiche im Feld der urbanen Kultur- und Kreativwirtschaft von Berlin und Leipzig, in: Sociologia Internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 46/2008, H. 2, S. 237-261 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.atypon-link.com/DH/doi/abs/10.3790/sint.46.2.237)

INHALT: "Der Beitrag präzisiert eine vorherrschende begriffliche Unschärfe in der Sozial-, Kul- tur- und Wirtschaftsgeographie. Die Autoren behaupten, dass der Begriff Szene in der Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeographie noch defizitär konzeptionalisiert wird, obwohl er in verschiedenen Bereichen des Alltags, der angewandten sowie der konzeptionellen Wissen- schaft verstärkt breite Verwendung findet: Einerseits wird Szene umgangssprachlich zur Be- schreibung und Verortung kreativer und flüchtiger Vergemeinschaftungen aber auch profes- sioneller Netzwerke in der sogenannten Kreativ- und Wissensökonomie angewandt. Anderer- seits haben kultur- und sozialwissenschaftliche Disziplinen konzeptionelle Ansätze entwi- ckelt, um mit Hilfe des Konzepts Szene eine Beschreibung der Funktionalität des Städtischen und der damit einhergehenden Prozesse der sozialen Vergemeinschaftung zu entfalten. Die Leitfrage des Beitrags lautet daher: Kann der Begriff Szene als ein kultur- und wirtschafts- geographisches Konzept verstanden werden? Was leistet dann ein Konzept 'Szene'?" (Auto- renreferat)

[141-F] Mißling, Sven; Socha, Philip (Bearbeitung); Stoll, Peter-Tobias, Prof.Dr. (Leitung): Konstituierung von cultural property als Teil der Völkerrechtsordnung und ihrer Entwick- lung

INHALT: Die Diskussionen und Verhandlungen über ein cultural property in dem IGC der WIPO sind eng mit anderen Politikfeldern, Institutionen und Regelungsbereichen verknüpft. Dazu zählen u.a. die langjährigen Bestrebungen zu einem menschenrechtlichen Schutz indigener Völker, die internationale Kulturpolitik mit der UNESCO - Konvention zum Schutz der kul- turellen Vielfalt, umweltvölkerrechtliche Entwicklungen und die Kontroversen in der Welt- handelorganisation (WTO) über den Schutz geistigen Eigentums. Diese Wechselwirkungen sind Gegenstand des völkerrechtlichen Teilprojekts. Dabei geht es um die vorausschauende Analyse der inhaltlichen Vereinbarkeit und der verfahrensmäßigen Verknüpfung mit diesen anderen Regelungsbereichen und die Entwicklung entsprechender Methoden. Die hier im Einzelfall gewonnenen Erkenntnisse können für eine allgemeinere Betrachtung der Völker- rechtsordnung fruchtbar gemacht werden, die durch eine zunehmende Differenzierung und die Notwendigkeit der Koordinierung der einzelnen Teilordnungen gekennzeichnet ist. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 97 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Mißling, Sven: Die Konstitu- ierung von cultural property und die Integration in die Völkerrechtsordnung. 2008, 8 S. Siehe unter: www.uni-goettingen.de/de/document/download/5659baca1ca67fa29b799dce6f0b 02d1.pdf/Die%20Konstituierung%20von%20cultural%20property%20und%20die%20Integra tion.pdf . ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Göttingen, DFG-Forschergruppe 772 "Die Konstituierung von Cul- tural Property: Akteure, Diskurse, Kontexte, Regeln (Baurat-Gerber-Str. 4-6, 37073 Göttin- gen) KONTAKT: Socha, Philip (Tel. 0551-399862, Fax: 0551-39-10610, e-mail: [email protected]); Mißling, Sven (Tel. 0551-399862, e-mail: [email protected])

[142-L] Nieland, Jörg-Uwe: Pop und Politik: politische Popkultur und Kulturpolitik in der Mediengesellschaft, Köln: Halem 2009, 471 S., ISBN: 978-3-938258-46-0

INHALT: "Die Popkultur erlangt immer mehr Bedeutung in der Politik - doch wo genau liegt de- ren Verbindung? Die vorliegende Arbeit untersucht diese Frage zum einen anhand der Be- trachtung der Ausprägungen der politischen Popkultur und zum anderen mithilfe einer Poli- tikfeldanalyse zur Kulturpolitik auf Bundesebene. Nach der Vorstellung und Diskussion zen- traler Begriffe und theoretischer Bezüge dienen Gespräche mit Wolfgang Niedecken, Kon- stantin Wecker und Christoph Schlingensief dazu, der These von der erneuten Politisierung der Popkultur nachzugehen und Aussagen über den veränderten Zustand der politischen Kul- tur in der Berliner Republik zu treffen. Analysiert wird darüber hinaus die Kulturpolitik. In diesem Politikfeld hat unter Rot-Grün ein Paradigmenwechsel stattgefunden und es lassen sich erste Schritte in Richtung einer Bundes-Popkultur-Politik nachweisen." (Autorenreferat)

[143-L] Parzinger, Hermann: Folgen des Zweiten Weltkriegs für Kunst- und Kulturgüter, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 36/37, S. 39-46 (www.bpb.de/files/5A0A10.pdf)

INHALT: Der Autor diskutiert die Auswirkungen der nationalsozialistischen Raubkunststrategie zwischen 1933 und 1945. Diese steht im Zusammenhang mit den Begriffen 'NS-Raubkunst', 'Entartete Kunst' und 'Beutekunst' (von deutschen Kriegsgegnern erbeutete Kunst). Im Fol- genden unternimmt der Verfasser eine Begriffsklärung sowie eine Chronologie der Bemühun- gen um ein Regelwerk und eine Konfliktlösung zwischen alten und neuen Besitzern der Kunstwerke. In diesem Zusammenhang zeigt der Autor auf, dass für eine Konfliktlösung heu- te weniger die Rechtslage als die Faktenlage ausschlaggebend ist. Dies gilt sowohl für 'Raub-' und 'Beutekunst' als auch für offene Fragen der Auswirkungen der Aktion 'Entartete Kunst'. Der Verfasser ist der Auffassung, dass erst dann über weiterreichende Lösungen nachgedacht werden kann, wenn über die Aufenthaltsorte der Kunstwerke gesichertes Wissen vorliegt und der Zugang zu den Werken möglich ist. (ICC2) 98 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

[144-L] Schneider, Claudia: Die Gemeinschaft der europäischen Kulturinstitute in Berlin - EUNIC Berlin: Auswirkungen der strukturierten kulturellen Kooperation auf eine Europäische Identität, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 112 S., ISBN: 978-3-8364-5546-6

INHALT: "Die Struktur, Arbeitsweise und Ziele der Kulturinstitute zu erläutern ist das Ziel die- ser Arbeit. Die Aufgabe der nationalen Institute besteht vornehmlich darin, die eigene Kultur den Bürgern anderer Länder zugänglich zu machen, aber auch durch einen effektiven Kultur- dialog die eigenen Ideen in Frage zu stellen, mit unterschiedlichen Sichtweisen zu konfrontie- ren und somit auch die eigene Position neu zu überdenken. Aktuell ist die Tendenz zu beob- achten, dass nationale Kulturinstitute und Organisationen, die im Bereich der Auswärtigen Kulturpolitik tätig sind, sich zu Netzwerken, zu 'European Union National Institutes for Cul- ture' (EUNIC), zusammenschließen. In dieser Arbeit soll EUNIC Berlin vorgestellt werden. Die zunehmend engere Zusammenarbeit der Kulturinstitute in europäischen Großstädten lässt auch Rückschlüsse auf eine verstärkte Europäisierung der kulturpolitischen Arbeit der Institu- te zu. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit lautet demnach: Kann eine europäische Identi- tät durch die urbane Zusammenarbeit nationaler Kulturinstitute gefördert werden?" (Autoren- referat)

[145-L] Trappe, Florian: Public private partnership im Kulturbereich am Beispiel des Musiktheaters, (Nomos Universitätsschriften : Recht, Bd. 577), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 214 S., ISBN: 978-3-8329-3725-6

INHALT: "Die öffentlichen Haushalte, im Besonderen die auf kommunaler Ebene, befinden sich in einer kritischen Finanzlage. Dies wirkt sich auch auf den Kulturbereich und dort besonders auf das Musiktheater aus. Die Arbeit untersucht die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Gestaltungsgrenzen für öffentlich private Partnerschaften und setzt sie mit Chancen und Risi- ken von PPP in Verbindung. Zugespitzt auf das Musiktheater werden die Gefahren für die Kunstfreiheit untersucht, die sich durch eine Zunahme von privater Beteiligung im Kulturbe- reich ergeben. Die Arbeit bietet einen kritischen Einblick in die verschiedenen Formen der Kulturförderung und stellt PPP als rechtliches Steuerungsinstrument für den Kulturbereich dar." (Autorenreferat)

[146-F] Voelzkow, Helmut, Prof.Dr. (Leitung): Die Dienstleistungen der Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften für die Medienwirtschaft (Film- und Fernsehproduktion) im deutsch-britischen Vergleich (Köln/ London)

INHALT: In dem Projekt wurde in einem internationalen Vergleich (Köln für Deutschland und London für Großbritannien) untersucht, welche Dienstleistungen die Wirtschafts- und Arbeit- geberverbände und die Gewerkschaften für Unternehmen der unabhängigen Film- und Fern- sehproduktion bereitstellen, um zu klären, welche Bedeutung den Verbänden und Gewerk- schaften bei der Entwicklung dieser Branche zukommt. Kontext/ Problemlage: Als wichtige Teilbranche der Medienwirtschaft hat die Film- und Fernsehproduktion in den letzten 30 Jah- ren eine ungemein turbulente Entwicklung durchlaufen. Die staatlichen Monopole der Rund- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 99 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

funk- und der Fernsehanstalten wurden aufgebrochen. Heute ist die Film- und Fernsehpro- duktion durch einige größere Unternehmen (insbesondere die Rundfunk- und Fernsehanstal- ten) und zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen der Film- und Fernsehproduktion ge- prägt, die an einigen wenigen Standorten, also hochgradig räumlich konzentriert, regionale Wirtschaftscluster bilden. Die Film- und Fernsehproduktion unterscheidet sich wie die Me- dienwirtschaft insgesamt in vielerlei Hinsicht von klassischen (industriellen) Wirtschaftssek- toren. Damit sind auch für die Verbände und die Gewerkschaften sowie für die staatlichen Einrichtungen der (regionalen und lokalen) Wirtschaftsförderung zahlreiche neue Aufgaben verbunden, die Gegenstand des Projekts sind. Fragestellung: Die empirischen Erhebungen des Projekts konzentrierten sich auf drei Forschungsfragen: Wie sieht der überbetriebliche Koor- dinationsbedarf der unabhängigen Film- und Fernsehproduktion konkret aus? (Spezifizierung des kollektiven Handlungsbedarfs). Was konkret leisten die Verbände und die Gewerkschaf- ten zur Einlösung des kollektiven Handlungsbedarfs der unabhängigen Film- und Fernsehpro- duktion? Wie sieht die Ressourcenausstattung der Verbände, der Gewerkschaften und der staatlichen Stellen zur Bewältigung des kollektiven Regelungsbedarfs der Film- und Fernseh- wirtschaft aus? Darstellung der Ergebnisse: In Großbritannien sind die Verbände und Ge- werkschaften der Branche vergleichsweise stark, weil sie in die staatliche Medienpolitik ein- gebunden sind, was ihnen Gestaltungsspielräume bei den Arbeitsbedingungen und der beruf- lichen Bildung eröffnet. Die britische Medienpolitik weist der Produzentenvereinigung PACT die Aufgabe zu, mit den Sendeanstalten über "Terms of Trade" zu verhandeln. Dadurch kann PACT an der Schnittstelle zwischen den Sendern und der Film- und Fernsehproduktion an Einfluss gewinnen. Diese Position gegenüber den Sendern schafft auch die materielle Grund- lage für Verhandlungen zwischen PACT und der Gewerkschaft BECTU. In Deutschland hin- gegen bleiben die Verbände und Gewerkschaften vergleichsweise schwach. Im Unterschied zu dem britischen Verband PACT sind die Produzentenverbände in Deutschland nicht in der Lage, die wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen innerhalb der Film- und Fernsehproduk- tion zu ordnen, weil ihnen das Mandat der Medienpolitik fehlt. Deshalb ist die unabhängige Film- und Fernsehproduktion der Marktmacht der Fernsehsender hilflos ausgeliefert. Die Ge- werkschaften können deshalb keine handlungsfähigen Verhandlungspartner finden. GEO- GRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland (Köln), Großbritannien (London) METHODE: Das Projekt stützt sich auf Dokumenten- und Sekundäranalysen (Gesetzestexte, Gutachten, Studien anderer Forschungseinrichtungen) sowie auf standardisierte Expertenin- terviews, die mit jeweils 20 Produktionsunternehmen (Inhaber oder Geschäftsführung) der Film- und Fernsehproduktion in London und in Köln geführt wurden. Zudem wurden Inter- views mit den einschlägigen Verbänden und Gewerkschaften sowie mit deren Verhandlungs- partnern geführt. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Elbing, Sabine; Voelzkow, Helmut: Die Dienstleistungen der Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften für die unabhän- gige Film- und Fernsehproduktion im deutsch-britischen Vergleich. Abschlussbericht 2007, 144 S. (geplant). ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Hans-Böckler-Stiftung INSTITUTION: Universität Osnabrück, FB 01 Sozialwissenschaften, Fachgebiet International Vergleichende Gesellschaftsanalyse (Seminarstr. 33, 49069 Osnabrück) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]) 100 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

[147-F] Vollnhals, Clemens, Dr.; Widera, Thomas, Dr. (Bearbeitung): Archäologie im politischen Diskurs. Ethnische Interpretationen prähistorischer Bodendenk- male in Sachsen, Böhmen und Schlesien zwischen 1918 und 1989

INHALT: Das Gemeinschaftsprojekt von Hannah-Arendt-Institut und Landesamt für Archäologie Sachsen ( www.archaeologie.sachsen.de/Themenportal/1711.htm ) wendet sich ideologischen Grundlagen der Herrschaftsausübung zu und untersucht die Wechselwirkungen zwischen wis- senschaftlicher Forschung und der Formulierung politischer Ziele. Erkenntnisleitend ist die Frage nach den nationalen Stereotypen der Vergangenheit sowie nach den heute in der Bun- desrepublik und bei unseren polnischen und tschechischen Nachbarn gültigen Vorgeschichts- bildern. Das Projekt analysiert somit die Wirkungsgeschichte historischer Narrative. Dies er- fordert interdisziplinäre Fragestellungen und die eng verzahnte Kooperation von Zeitge- schichte und Ur- und Frühgeschichte. Archäologen gründeten auf Bodenfunden Vorausset- zungen und Annahmen, die zu einer Beschreibung ethnisch definierter Bevölkerungsgruppen auf der Basis archäologisch überlieferter Sachkultur zu verschiedenen Zeiten und in verschie- denen Räumen führten. Das axiomatisch gebrauchte Paradigma der ethnischen Deutung spiel- te bei der Bewertung von Volks- und Kulturlandschaften seit Beginn des Denkens in national- staatlichen Kategorien - und nicht erst zur Zeit des Nationalsozialismus - eine entscheidende Rolle. Ethnische Interpretationen der Ur- und Frühgeschichte waren eine Schnittstelle im geisteswissenschaftlichen Diskurs, an denen sich auch Landesgeschichte, Volks- und Rassen- kunde sowie Geographie beteiligten. Versuchten Archäologen wie die Vertreter anderer Wis- senschaftsressorts, von revisionistischen Strömungen der Politik zu profitieren und der eige- nen Disziplin insgesamt und besonders in den Grenzregionen wachsende Geltung zu ver- schaffen? Welchen Einfluss hatten deutsche Archäologen und Historiker? Und wo sind die Unterschiede zwischen der Anbiederung an den revisionistischen Zeitgeist, der Beteiligung an einer multidisziplinären und hoch politisierten "Volkstumsforschung" und den defensiven Antworten auf die wissenschaftspolitischen Aktivitäten in den Nationalstaaten des östlichen Mitteleuropas, die nach dem Ersten Weltkrieg neu entstanden waren? Die besondere Funktion der historischen Länder Schlesien, Böhmen und Sachsen bei der Erforschung von "deutscher Ostkolonisation" und "slawischer Siedlung" besteht in ihrer mitteleuropäischen Grenzlage. Entlang der politischen Grenzen gewannen regionale Identitäten, ihre Schnittmengen, Über- schichtungen und Abstoßungen schärfere Konturen als im binnenländischen Milieu. Das Pro- jekt erforscht am Beispiel ausgewählter Segmente ur- und frühgeschichtswissenschaftlicher Forschung die Zwecke und Ziele einer ideologischen Instrumentalisierung der Archäologie in dieser mitteleuropäischen Grenzregion im Spannungsfeld von wissenschaftlichen Fachinter- essen und politischen Absichten. ZEITRAUM: 1918-1989 GEOGRAPHISCHER RAUM: Sachsen, Böhmen, Schlesien ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden (01062 Dresden) KONTAKT: Vollnhals, Clemens (Dr. Tel. 0351-463-32802, e-mail: [email protected]); Widera, Thomas (Dr. Tel. 0351- 463-36045, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 101 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik

[148-L] Würmann, Carsten; Warner, Ansgar (Hrsg.): Im Pausenraum des 'Dritten Reiches': zur Populärkultur im nationalsozialistischen Deutschland, (Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik : N.F., Bd. 17), Bern: P. Lang 2008, 271 S., ISBN: 978-3-03-911443-6

INHALT: "Erholungsangebote für den harten Alltag im Nationalsozialismus? Fluchtfahrzeuge für Eskapisten? Oder doch erfolgreiche Instrumente der Integration und Propaganda? Produkte einer modernen Populärkultur waren bis 1945 zentraler Bestandteil des Alltags im 'Dritten Reich'. Auch wenn die Nationalsozialisten diese Kultur zumindest in Teilen von ideologi- scher Warte aus scharf kritisierten, forcierten sie den Ausbau einer auf Massenkonsum orien- tierten Kulturindustrie; zugleich versuchten sie freilich, deren Produkte zu beeinflussen und zu bestimmen. Literatur- und Medienwissenschaftler sowie Historiker verorten in diesem Band u. a. Tierfilme, Science-Fiction, Arztromane und populärwissenschaftliche Zeitschriften im Kultur- und Propagandabetrieb des 'Dritten Reiches'. Sie analysieren die Versuche zur Formierung der Unterhaltungsliteratur, beleuchten Phänomene wie die Inszenierung von Volksgemeinschaft im Fußballfilm, Theatertourneen für die Arbeiter der Reichsautobahn so- wie die Präsenz von Blondinen und anderen Populärmythen in Propagandaflugblättern. Bio- graphische Fallstudien beschäftigen sich mit der Stellung von Autoren wie Hans Dominik, Ernst Kreuder, Hans Fallada und Erich Kästner in der NS-Kulturindustrie. Die Beiträge zei- gen, wie weit sich Nationalsozialismus und gute Unterhaltung miteinander kombinieren las- sen. Sie zeigen aber auch, wo diese Verbindung an die Grenzen der Logik einer kapitalistisch organisierten Kulturproduktion stößt bzw. mit den ideologischen Ansprüchen einer Diktatur kollidiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: CarstenWürmann, Ansgar Warner: Im Pau- senraum des 'Dritten Reiches' - zur Populärkultur im nationalsozialistischen Deutschland (7- 19); Dorit Müller: Populärwissenschaftliche Zeitschriften im 'Dritten Reich' (23-44); Ramon Reichert: Tierfilme im 'Dritten Reich' (45-60); Martin Maurach: "Der zerbrochne Krug" auf der Autobahn. Die Reichsautobahnbühne 1936/37 zwischen Hochkultur und 'Volksgemein- schaft', Traditionalismus und Modernität (61-76); Ansgar Warner: "Elf Kameraden und ein Gedanke: Glauben an den Sieg" - Unterhaltung und Kriegspropaganda im Fußballfilm des 'Dritten Reiches' ("Das große Spiel", 1942) (77-88); Christiane Caemmerer: "Gentlemen pre- fer Blondes"- Amerika-Stereotype in deutschen Feindflugblättern des Zweiten Weltkrieges und eine ihrer Vorlagen (89-108); Ine van Linthout: "Dichter, schreibt Unterhaltungs- romane!" Der Stellenwert der Unterhaltungsliteratur im 'Dritten Reich' (111-124): Dina Brandt: "Und die Welt sah, was deutscher Geist geschaffen." Der deutsche Zukunftsroman im 'Dritten Reich' (125-137); Dorota Cygan: Braune Weißkittel. Autopsien populärer Arztroma- ne im Nationalsozialismus (139-160); Walter Delabar: NS-Literatur ohne Nationalsozialis- mus? Thesen zu einem Ausstattungsphänomen in der Unterhaltungsliteratur des 'Dritten Rei- ches' (161-180); Christian Härtel: "Vom Schraubstock zum Schreibtisch" - Populärliteratur für die Volksgemeinschaft am Beispiel Hans Dominiks (183-195); Anja Susan Hübner: "Er- folgsautor mit allem Drum und Dran". Der Fall Fallada oder Sollbruchstellen einer prekären- Künstlerbiographie im 'Dritten Reich' (197-213); Markus Wallenborn: Schreibtisch im Frei- gehege. Der Schriftsteller Erich Kästner im 'Dritten Reich' (215-228); Stephan Rauer: "BUT- KU"- zu Ernst Kreuders Kurzgeschichten im Nationalsozialismus (229-245); Anne D. Peiter: "Auto, Auto über alles!" oder "Die natürliche Ordnung des Unnormalen". Alltag und NS-Ter- ror in Victor Klemperers Tagebüchern(247-258).

102 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

[149-F] Abfalter, Dagmar (Leitung): Messung, Bewertung und Förderung des Kulturtourismus im Alpenraum. KulturTourismus - die Kluft zwischen Potenzial und effektiver Nutzung

INHALT: Mit diesem Projekt sollen Grundlagen für eine grenzüberschreitende Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen Kultur und Tourismus geschaffen werden. Die Kernfrage ist, wie viel und welche Art von Kultur bzw. wie viel und welche Art von Tourismus notwendig sind, um den differenzierten Kundenansprüchen gerecht zu werden. Auch kulturtouristische Angebote altern. Der Kulturtourismus lebt von Innovationen, mit denen auf die Dynamik des Kulturtourismusmarktes reagiert werden kann. Mittels hochwertiger Informationen und Moti- vation können kulturelle Schätze dem Kulturtouristen zugänglich gemacht und erhalten wer- den. Kooperationen zwischen Kultur und Tourismus ermöglichen eine kontinuierliche Quali- tätssicherung des Kulturangebotes. Bestehende und zukünftige kulturelle Ressourcen und Kulturgüter zu managen (messen, erweitern, verbessern, vermarkten usw.), bedeutet, betriebs- wirtschaftliche Funktionen wie Planung, Organisation, Controlling, Kulturmarketing und -fi- nanzierung, Projekt- und Qualitätsmanagement effektiv und effizient zum Einsatz zu bringen. Anhand der durch die grenzübergreifende Zusammenarbeit erreichten Ergebnisse sollen In- itiativen, Strategien und Instrumente abgeleitet werden, die einerseits die touristische Ent- wicklung der Regionen und die damit verbundene Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit andererseits auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze garantieren. Das Projekt setzt vor allem auf die Erforschung und den Vergleich verschiedener geographischer Regionen (Nord-, Ost- und Südtirol) in Bezug auf den Kulturtourismus. Tourismus revitalisiert kulturelle Güter aller Art, jedoch soll dies im Sinne einer Förderung und nicht einer Zerstörung der Kultur gesche- hen. Die Umsetzung einer historischen Struktur sollte sowohl ökonomischen, ökologischen als auch tourismuspolitischen, soziologischen und kultur-historischen Ansprüchen genügen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Alpenraum; Nord-, Ost- und Südtirol ART: BEGINN: 2004-10 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Amt der Tiroler Landesregierung INSTITUTION: Universität Innsbruck, Fak. für Betriebswirtschaft, Institut für Strategisches Ma- nagement, Marketing und Tourismus (Universitätsstr. 15, 6020 Innsbruck, Österreich)

[150-L] Bähr, Christoph: Ganz Deutschland im Schwarz-Rot-Gold-Rausch?: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aus der Sicht von Deutsch-Türken in Bremen, Hamburg: Diplomica Verl. 2009, 103 S., ISBN: 978- 3-8366-7384-6

INHALT: Eine Fußball-Weltmeisterschaft wird als eine gemeinsame Begegnungsstätte, die dazu geeignet ist, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu vermitteln. Dieses Gemeinschaftsgefühl kann dabei sogar eine identitätsstiftende Wirkung entfalten. In der Regel wird diese Wirkung nur auf die klar definierten Mitglieder einer Nation bezogen. Darüber hinaus ist es jedoch mindestens genauso interessant, wie sich das identitätsstiftende Großereignis Fußball-WM auf Menschen auswirkt, die sich nicht eindeutig einer Nation zuordnen können. Der Verfasser geht dieser Frage nach. Er beschäftigt sich in einer ethnographischen Studie damit, wie Bre- mer Deutsch-Türken die Fußball-WM 2006 rückblickend bewerten. Im Mittelpunkt stehen soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 103 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

dabei folgende Fragen: Welche Erlebnisse aus der Zeit der Weltmeisterschaft sind den deutsch-türkischen Fußballfans besonders in Erinnerung geblieben? Was war für sie das Be- sondere an diesem Großereignis? Ließen sie sich nur von der allgegenwärtigen Partylaune an- stecken oder konnten sie sich während der Weltmeisterschaft tatsächlich mit der deutschen Nationalmannschaft identifizieren? Spüren sie auch lange nach dem Ende der WM noch Aus- wirkungen dieses Ereignisses? Empirische Grundlage der Studie sind Interviews sowie eine Abschlussdiskussion in einem deutschtürkischen Kultur- und Sportverein in Bremen. Bevor diese Gespräche näher beleuchtet werden, wird der theoretische Rahmen der Untersuchung dargestellt. Um das nötige Hintergrundwissen über die Geschichte der Interviewpartner zu geben, wird ein Abriss der Geschichte von türkischen Migranten in Deutschland eingefügt. Zudem geht der Verfasser auf Forschungen über Deutsch-Türken und deren Integration ein. (ICF2)

[151-L] Breede, Marit: Interkulturelle Begegnung im alternativen Tourismus, (Communicatio, Bd. 8), Hamburg: Kovac 2008, 361 S., ISBN: 978-3-8300-3954-9

INHALT: Einleitend wird der Frage nachgegangen, was während der Kommunikation zwischen Menschen abläuft, welche Komponenten in welcher Weise wichtig sind und wo die Kommu- nikation anfällig für Störungen ist. Schrittweise wird das Feld auf die interkulturelle Kommu- nikation ausweitet und Konzepte wie Kulturdimensionen und Kulturstandards vorgestellt, die dabei helfen sollen, die kulturelle Vielfalt der Welt zu systematisieren und Orientierung zu geben. Vor diesem Hintergrund führt die Verfasserin in das Feld des Tourismus ein. Nach ei- ner Skizze der Entwicklung des Tourismus geht es hier um verschiedene Reiseformen und -trends und die wichtigsten Begriffe werden geklärt. Dabei wird der alternative Tourismus in den größeren Kontext eingeordnet. Um das weite Feld weiter einzuschränken und somit bes- ser erkundbar zu machen, konzentriert sich die Autorin auf deutsche Alternativreisende, die sich im Rahmen von Gruppenreisen im Ausland aufhalten, obgleich ich zwischendurch auch einen Seitenblick auf Individualreisende werfen werde. Anschließend wird der Status quo der Begegnungen im alternativen Tourismus untersucht. Darin wird die Begegnungssituation ein- mal aus Sicht der Touristen und dann aus Sicht der Einheimischen beleuchtet. Untersucht werden vier Reiseveranstalter, die mit ihrem Programm, exemplarisch festgemacht an sieben ausgewählten Reisen und dazugehörigen Kundenberichten, vorgestellt werden. Behandelt werden zudem die Rolle des Reiseleiters, der Vorinformationen und typische touristische Be- gegnungsorte und -situationen. Methodisch orientiert sich die Studie zum einen an eigenen Fragebögen in zwei verschiedenen Fassungen, die an Reiseveranstalter und Reiseteilnehmer verteilt worden sind. Es wird hervorgehoben, dass die Aussagekraft der Untersuchung be- schränkt ist und nur Tendenzen innerhalb der Gruppe der Alternativreisenden aufzeigen kann. Diese Tendenzen jedoch können auch ohne repräsentativen Anspruch Grundlage werden für weiterführende Reflexionen und Vorschläge, die vielleicht Impulse zu neuen Reisekonzepten geben können. Zum Schluss werden die Ergebnisse der Studie zusammengefasst und Vor- schläge formuliert, wie man die Rahmenbedingungen für interkulturelle Begegnungen im Tourismus verbessern kann. (ICF2) 104 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

[152-L] Clausen, Bernd; Hemetek, Ursula; Saeteher, Eva (Hrsg.): Music in motion: diversity and dialogue in Europe ; study in the frame of the "ExTra! Exchange Traditions" project, Bielefeld: transcript Verl. 2009, 438 S., ISBN: 978-3-8376-1074- 1

INHALT: "Diverse musical cultures of migrant and minority communities have existed in Europe for centuries and shaped its countries significantly. As part of an EU-funded project this volu- me deals with the musical activities of minorities and their impact on musical traditions in Europe. It also raises questions such as: How are musical traditions of minorities integrated in education and the public music life? Can music facilitate transcultural dialogue? And to what extent do musical practice and performance reassert the own cultural tradition in a foreign en- vironment? Answers to those and similar questions as well as a review on what can be obser- ved in the 21st century Europe are gathered in various thematic approaches. The book also provides model projects with a practical insight into the life and work with music of migrant and minority cultures across Europe." (author's abstract). Contents: Svanibor Pettan: Europe and the Potentials of Music in Motion (55-68); Etienne Balibar: Is There Such a Thing as Eu- ropean Racism? (69-84); Philip V. Bohlman: The Music of Jewish Europe - The Paradoxical Presence of a Non-minority Minority (85-102); Ursula Hemetek: Gelem, Gelem Lungone Dromeja - I Have Walked a Long Way ; The International Anthem of the 'Travelling People': Symbol of a Nation? (103-114); Martin Greve: Music in the European-Turkish Diaspora (115-132); Wolfgang Bender: Music from African Immigrants in Europe (133-152); Dan Lundberg: Translocal Communities - Music as an Identity Marker in the Assyrian Diaspora (153-172); Adelaida Reyes: Urban Ethnomusicology: Past and Present (173-190); Laura Leante: "Urban Myth": Bhangra and the Dhol Craze in the UK (191-208); Jan Sverre Knud- sen: Dancing for Survival - Belonging, Authenticity, Space and Place in a Chilean Immigrant Dance Group (209-232); Alenka Barber-Kersovan: How Balkan Rock Went West - Political Implications of an Ethno-Wave (233-252); Patricia Adkins Chiti: Immigrant Musicians in an Urban Context (253-270); Annunziata Dellisanti: The Taranta - Dance of the Sacred Spider (271-286); Huib Schippers: Attitudes, Approaches, and Actions. Learning and Teaching the Musics of Minorities in Europe (286-297); Dorit Klebe: Music in the Immigrant Communi- ties from Turkey in Germany - Aspects of Formal and Informal Transmission (299-327); Hande Saglam: Transmission of Music in the Immigrant Communities from Turkey in Vien- na, Austria (327-346); Christina Foramitti: Intercultural Learning in Dialogue with Music: Everybody is Special - Nigerian Music Project at an Austrian Kindergarten (347-358); Albin- ca Pesek: War on the Former Yugoslavian Territory - Integration of Refugee Children into the School System and Musical Activities as an Important Factor for Overcoming War Trau- ma (359-370); Lance D'Souza: World Music Center - The World Music Initiative in Aarhus, Denmark: Thoughts on Its Approach, Rationale and Operations (371-380), Eva Fock: Experi- ences from a High School Project in Copenhagen - Reflections on Cultural Diversity in Music Education (381-394); Ninja Kors: World Music in Rotterdam (395-398); Henri Tournier: The Teaching of Indian Music in an Institutional Framework in Europe (399-406); Alessandro Di Liegro: Jamila and the Others (407-418); Gilles Delebarre: Teaching Traditional Music. The Experience of the Cité de la musique in Paris (419-428).| soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 105 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

[153-L] Dornbusch, Christian: RechtsRock, in: Elke Moning (Hrsg.) ; Jendrik Petersen (Hrsg.) ; Bernd Rückwardt (Hrsg.): Multiplikatoren gegen Rechtsextremismus, Frankfurt am Main: P. Lang, 2009, S. 107-120

INHALT: Der Autor gibt einen Überblick über den Entstehungskontext und die musikalische Bandbreite des RechtsRock, der in den letzten zehn Jahren zum wichtigsten Ideologietrans- porteur und Rekrutierungsmittel der extremen Rechten geworden ist. Diese Musik verleiht den bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen bestehenden Vorurteilen, Rassismen und nationalistischen Einstellungen eine Ausdrucksform und verknüpft dies geschickt mit den gängigen Schlagwörtern der extremen Rechten und deren Deutungsangeboten. Da die Texte mit einem absoluten Wahrheitsanspruch operieren, sorgen sie auch für die politische Selbst- vergewisserung der Hörer. Für die Heranwachsenden und jungen Erwachsenen kann die Mu- sik dem Autor zufolge zu einem wichtigen Bestandteil ihrer alltäglichen Lebenswelt werden. Während Jüngere eher dazu neigen, den RechtsRock in ihren eigentlichen Musikkonsum zu integrieren, nimmt der Anteil alternativer Musik mit der Konzentration auf den RechtsRock über einen längeren Zeitraum ab und verschwindet schließlich beinahe ganz. Spätestens in diesem Stadium suchen die Hörer Anschluss an die Szene, die sich vor Ort als Clique darstellt und eine moderne Form einer Gemeinschaft darstellt, in der die vermeintliche Kameradschaft das verbindende Glied ist. Im Rahmen der Szene kommen die Jugendlichen und jungen Er- wachsenen dann auch in Kontakt mit den politischen Strategen der extremen Rechten, welche versuchen, sie für ihren "Kampf um Deutschland" zu gewinnen. (ICI2)

[154-F] Eisewicht, Paul, Dipl.-Soz.; Grenz, Tilo, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Pfadenhauer, Michae- la, Prof.Dr. (Leitung): Gemeinschaft durch Technik

INHALT: Im akademischen Diskurs über Modernisierungschancen und Risiken ist lange Zeit kaum registriert worden, dass Individualisierung als zentraler Modernisierungseffekt nicht nur die Ablösung aus vorgängigen biographiedeterminierenden Verbindlichkeiten, sondern auch Neu- bzw. Wieder-Einbindung - allerdings kein Reembedding in quasi-natürliche sozial- moralische Milieus, sondern Vergemeinschaftung einem posttraditionalen Modus entspre- chend - impliziert. Im Fokus des geplanten Teilprojekts stehen jene posttraditionalen Gemein- schaften, die sich um Marken bzw. Markenprodukte herum ausbilden. Im Zentrum solcher Markengemeinschaften stehen augenfällig häufig hoch entwickelte technische Artefakte, de- nen eine besondere Wertschätzung zuteil wird. Der empirisch gestützten These zufolge sind es häufig Kompetenzgesichtspunkte, die eine Kontaktaufnahme mit anderen evozieren, wobei aus dem Wissensaustausch und der dabei mitlaufenden gegenseitigen Verständigung über Haltung und Gesinnung sukzessive eine Bindung unter den daran Partizipierenden erwächst, die sich allmählich als "Gleichgesinnte" erkennen. In einer analytischen Annäherung sollen die gemeinschaftskonstituierenden Prozesse konsequent mit der dabei permanent vollzogenen "Kultivierung" des im Zentrum stehenden (apparate-)technischen Objekts verknüpft werden. Im Anschluss daran lassen sich verallgemeinerbare Potentiale gegenwartsgesellschaftlicher Technikzugänge sowohl am Einzelfall als auch übergreifend-vergleichend diagnostizieren. Damit steht die Bedeutung der Markengemeinschaft als Seismograph technisch-sozialer Transformations- und Innovationsleistung im Zentrum des Erkenntnisinteresses des Teilpro- jektes. Für die empirische Zuwendung bilden die Erkenntnisse aus dem Forschungsfeld Sze- nen die Folie zur Untersuchung der Konstitutionsbedingungen, Verbindlichkeits- und Ver- 106 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

pflichtungsgrade, von Selektivität und Exklusivität sowie der hier symptomatischen Bereit- stellung von Erlebnis- und Selbststilisierungsräumen in Markengemeinschaften. In drei eth- nographischen Fallstudien sollen zwei bestehende und eine im Entstehen begriffene Marken- gemeinschaft untersucht und für eine Generalisierung der Erkenntnisse miteinander vergli- chen werden. Dem Erkenntnisinteresse an der Binnenperspektive, d.h. der typischen Perspek- tive der beteiligten Akteure entsprechend, wird dabei die aufgrund ihrer mundartphänomeno- logischen Fundierung besonders geeignete Methode der lebensweltanalytischen Ethnographie eingesetzt. Aufgrund der Strukturtypik des in Frage stehenden Phänomens muss dieses me- thodische Verfahren durch das der Multi-sited Ethnography und möglicherweise auch das der Virtual Ethnography ersetzt werden, was eine methodologisch-methodische Weiterentwick- lung der Ethnographie impliziert. Ergänzend hierzu wird das auf ethnographischen Feldzu- gängen basierende, als "Gespräch auf gleicher Augenhöhe" konzipierte Instrument des Exper- teninterviews zum Einsatz gebracht werden. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Geistes- und Sozialwissen- schaften, Institut für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Soziologie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs (Schloss- bezirk 12, 76131 Karlsruhe) KONTAKT: Eisewicht, Paul (e-mail: [email protected]); Grenz, Tilo ([email protected])

[155-L] Häußer, Ulrike; Merkel, Marcus (Hrsg.): Vergnügen in der DDR, Berlin: Panama Verl. 2009, 464 S., ISBN: 978-3-938714-04-1

INHALT: "Vergnügen in der DDR, das scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Doch das Thema eröffnet neue Perspektiven auf die unterschiedlichen Facetten des DDR-Alltags. Die Beiträge geben Einblicke in Lebensbereiche, die von staatlicher Einflussnahme geprägt wa- ren, in denen aber immer auch versucht wurden sich dieser zu entziehen: sei es in der Lauben- kolonie oder am FKK-Strand, beim Frühschoppen in der Eckkneipe oder bei den Feiern zum 1. Mai, auf dem Pioniergeburtstag oder beim heimlichen Westfernsehen, in der Disko oder beim sonntäglichen Trabi waschen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stefan Zahlmann: Vergnügen in der DDR. Oder: Unvereinbarkeit als Möglichkeit (9-13); Ulrike Häußer und Markus Merkel: Wie in der DDR gefeiert, gelacht und gespielt wurde (14-19); Michael Hof- mann: Jubeln - Trubeln - Heitersein. Zur ostdeutschen Volksfestivalisierung (21-31); Ute Mohrmann: Lust auf Feste. Zur Festkultur in der DDR (32-51); Hans Schubert: Altes Vergnü- gen im neuen Gewand. Karnevalclubs zwischen Frohsinn und Zensur (52-67); Jeannette Ma- darasz: Vergnügen in der Kleinstadt. Premnitz privat und öffentlich (68- 85); Eckart Schörle: Anmerkungen zum sozialistischen Gelächter (86-100); Moritz Ege: Die Diskothek als morali- sche Anstalt. Zur "Hebung des Kulturniveaus der Arbeiterjugend" (101-122); Markus Merkel: Glücksspiel in der DDR (125-142); Frank Willmann: Spiele der Gewalt. BFC-Hooligans auf Krawall gebürstet (143-160); Harald Hauswald: Fotoessay - Vergnügen in der DDR (161- 174); Katharina Gajdukowa und Dirk Moldt: Party totalitär. Punksein in der DDR (175-188); Harald Hauswald: Sex und Saufen (189-196); Liza Candidi T.C.: Unterm Riesenrad. Der Kul- tur- und Vergnügungspark im Berliner Plänterwald (197-214); Dietmar Winkler: Vergnügen zwischen Kunst und Propaganda. Zirkus in der DDR (215-228); Gerd Dietrich: Ablenkung vom Klassenkampf oder Produktivkraft. Vergnügen Positionen zur Unterhaltung in der DDR (231-252); Cornelia Kühn: Grenzen der Unterhaltung. Zur "Hebung des Kulturniveaus" in soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 107 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

den 1950er Jahren (253-270); Michael Meyen: "Der Bonner Strauß darf in kein Haus! Alle hören und sehen die Sender des Sozialismus!" Medienvergnügen in der DDR (271-286); Han- no Hochmuth: Politisiertes Vergnügen. Der Konflikt um das Westfernsehen an den Schulen der DDR (287-303); Ulrike Häußer: Was sie schon immer über DDR-Stars wissen wollten. Zur populären Fernsehtalkshow "Treff mit O.F." (304-319); Sylvia Klötzer: Hinter den Kulis- sen. Territorien des Kabaretts in der DDR (320-335); Thomas Irmer: Sozialistischer Boule- vard. Zum fast vergessenen Theater Rudi Strahls (336- 343); Edward Larkey: Das schwere Vergnügen mit der leichten Musik. Popmusik zwischen staatlicher Disziplinierungspolitik und jugendlichem Identitäts- und Genussanspruch (344-358); Isolde Dietrich: Laubenpieper- vergnügen (361-372); Gerlinde Irmscher: Vergnügen an der frischen Luft. Camping in der DDR (373-384); Lutz Thormann: "Schont die Augen der Nation!" Die DDR-Freikörperkultur in den Jahren 1949-1956 (385-404); Andreas Stirn: Urlaub im Grenzgebiet. Kreuzfahrten auf DDR-Traumschiffen 1960bis 1989 (405-424); Heike Wolter: DDR-Bürger auf Reisen. Zwi- schen Privatsache und Staatsangelegenheit (425-443).

[156-L] Heinze, Carsten: Populare Musikkulturen in medialen Konstruktionen und Inszenierungen, in: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Jg. 32/2009, H. 2, S. 259-277 (Standort: USB Köln(38)- XG05452; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Die explosionsartige Verbreitung musikkultureller Szenen aus verschiedenen histori- schen Epochen im Medium des Films lässt sich dem Autor zufolge als eine eigene Form der Herstellung musikkultureller Erinnerungskulturen konzeptualisieren. So finden sich in popu- lären Musikkulturen Bezüge und Grundüberzeugungen aus der jüngeren Kunsttheorie, ein Phänomen, das die Intellektualisierung dieser Musikkulturen sowie das auf Entgrenzung an- gelegte Wechselspiel zwischen wissenschaftlichen und kulturellen Perspektiven deutlich wer- den lässt. An ihren Rändern entwickeln Musikkulturen nicht selten herausfordernde Überzeu- gungen und Praktiken, die von modernitätskritischen bis hin zu okkulten und rechtsesoteri- schen Ansätzen reichen und derart gesellschaftliche Überzeugungen nicht nur kulturell, son- dern auch in ihren Grundfesten infrage stellen. Inwieweit diese musikkulturellen Signifikati- onsstrategien einem bloß ästhetischen Spiel der Zeichen oder aber der Verbreitung politischer Ideologien folgen, bleibt zunächst eine offene Frage, die möglicherweise auf der Grundlage der musikkulturellen Ausdrucksformen allein nicht geklärt werden kann. Der Autor diskutiert vor diesem Hintergrund einige Forschungsfragen, die sich aus dem Zusammenhang von Mu- sik, deren vielfältigen Medialisierungsformen und den ästhetischen wie kulturgeschichtlichen Einflüssen auf die Musikkulturen von Jugendlichen ergeben. (ICI2)

[157-L] Hinz, Ralf: Pop-Diskurse: zum Stellenwert von Cultural Studies, Pop-Theorie und Jugendforschung, (Schriften zur Popkultur, Bd. 3), Bochum: Posth Verl. 2009, 145 S., ISBN: 978-3-9810814-4-2

INHALT: "Popmusik ist ein wichtiger Gegenstand in einer Vielzahl unterschiedlicher Diskurse. In Internetforen, in Musikzeitschriften, im Feuilleton und an verschiedenen wissenschaftli- chen Fakultäten widmet man sich popkulturellen Phänomenen. 'Pop-Diskurse' untersucht, welchen institutionellen und politischen Stellenwert diese Einordnungen und Bewertungen der Popmusik besitzen. Sowohl im etablierten Diskurs der Jugendforschung (etwa bei Dieter 108 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

Baacke) als auch in den Cultural Studies (u. a. Dick Hebdige, Simon Frith) und der journalis- tischen Pop-Theorie (Greil Marcus, Diedrich Diederichsen) droht der hedonistische Impuls populärer Kultur und die in ihr artikulierte Unzufriedenheit mit ökonomischen und politi- schen Verhältnissen zu kurz zu kommen. Kritisch analysiert wird, wie die Orientierung an Standards der legitimen Kultur und ein avantgardistischer Gestus die anspruchsvolle Rede über populäre Kultur in der Pop-Theorie bestimmen - und ob sich popkulturelle Vorlieben zu mehr als zum Zwecke sozialer und kultureller Abgrenzung ausmünzen lassen." (Autorenrefe- rat)

[158-L] Homberger, Robert: Surfen, Poetry Slam und Graffity: Entstehung, Entwicklung und Kommerzialisierung von Subkulturen in den Vereinigten Staaten von Amerika, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, XVII, 110 S., ISBN: 978-3-8364-9008-5

INHALT: In einem ersten, theoretischen Kapitel werden zunächst historische Forschungsarbeiten zum Begriff Subkultur betrachtet und die Beziehung zwischen Subkulturen und der kommer- ziellen Massengesellschaft Amerikas wird erläutert. Des Weiteren wird die Bedeutung der Ju- gendlichen für die Medienindustrie eingehend untersucht, da Jugendliche die Mehrheit der Mitglieder der diskutierten Subkulturen bilden. Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung der drei Subkulturen Surfen, Poetry Slam und Graffiti in der amerikanischen Gesellschaft behan- delt. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Einfluss der kommerziellen Kräfte. Ab- schließend werden die drei Subkulturen im dritten Kapitel verglichen und in Beziehung zu den eingangs erarbeiteten theoretischen Konzepten gesetzt. Die Untersuchung zeigt, dass die untersuchten Subkulturen beabsichtigen, sich eine Nische in der amerikanischen Gesellschaft zu schaffen, in der sie ihre subkulturelle Lebensweise ausüben können. Bei den drei unter- suchten Subkulturen hat die Kommerzialisierung Einfluss auf deren Entwicklung genommen. (ICE2)

[159-L] Hornuff, Daniel: Transzendenz im Badezimmer: Bildwelten der Badkultur, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 26-32 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)

INHALT: Bedeutungsoffenheit, Determinationslosigkeit und Sinnvielfältigkeit konnten als die wesentlichen ästhetischen Inszenierungsmodi der visuell vermittelten Badkultur bestimmt werden. Gleichsam kommt damit ein hohes - vielleicht zu optimistisches - Konsumentenver- ständnis zur Anwendung. Denn wer die Deutung nicht bereits in seine Bilder einschreibt, son- dern sie als eine äußere Zutat versteht, glaubt an die erweiterten Fiktionskräfte des Bildbe- trachters, an dessen Möglichkeiten, auf Grundlage spärlichster Hinweise großformatige Deu- tungsangebote in das Bild zu legen. Zwar beweisen zahlreiche amateurästhetische Inszenie- rungen auf den bildgestützten sozialen Netzwerken die Reflexionsfähigkeit vieler Konsumen- ten. Und dennoch raunen gerade zahlreiche Badinszenierungen in einer beinahe übersteiger- ten polysemantischen Darstellungsform, die mitunter nur noch wildes Spekulieren zulässt. Damit büßen sie die erhofften Mehrwerte ein, verleiten zu Kaufentscheidungen, die sich doch wieder "nur" den Gebrauchskategorien widmen und den bloßen Funktionen zuwenden. Folg- lich wird der gewünschte Exponierungsvorteil gegenüber der Konkurrenz hinfällig, sah man soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 109 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

doch gerade im versprochenen Mehrwert den Vorsprung realisiert. So gilt für die Bildwelten der Badkultur eine simple Formel: Wer die Transzendenz nicht hinreichend zu belegen weiß, muss sich nicht wundern, wenn sie ihm auch nicht abgekauft wird. (ICF2)

[160-L] Jaques, Pierre-Emmanuel: Werben, zeigen oder verbergen: zum Tourismusfilm in der Schweiz, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006, Nr. 1, S. 91- 107

INHALT: Der Autor geht in seinem Beitrag auf das Zusammenspiel gesellschaftlicher Ikonogra- phien und politischer Institutionen ein. Anhand der Geschichte des Tourismusfilms vom frü- hen 20. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre zeigt er unter anderem auf, dass zur Funktionalität von Gebrauchsfilmen auch die Konstruktion und Zirkulation nationaler Stereotypen in einem durchaus wirtschaftlichen Interesse gehören. Zunächst untersucht er Produktion und Vertrieb von Tourismusfilmen durch Verbände wie die Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), wo- bei er auf die von der SVZ selbst verfasste Analyse verschiedener Filmtypen zurückgreift, in der eine Hierarchie nach Kriterien der Wirksamkeit und der Vertriebsmöglichkeiten im In- und Ausland aufgestellt wird. Des weiteren untersucht er, in welcher Form frühere Produkti- ons- und Promotionspraktiken heute noch Bestand haben. Dabei werden sowohl die Rolle des Staates als auch die Haltung der Filmbranche berücksichtigt. Abschließend stellt er die teils divergierenden Auffassungen hinsichtlich des Tourismusfilms als auch des Films generell in der Schweiz dar, sowie die Wirkungen, die die Auftraggeber mit dem Einsatz von Verkehrs- filmen - wie die Tourismusfilme auch genannt wurden - zu erzielen hofften. (RG)

[161-F] Kunz, Alexa Maria, M.A.; Eichholz, Daniela, Dr. (Bearbeitung); Gothe, Kerstin, Prof.Di- pl.-Ing.; Pfadenhauer, Michaela, Prof.Dr. (Leitung): My Campus Karlsruhe

INHALT: Die Studie versteht sich als Beitrag zu der im weiten Forschungs- und Anwendungsbe- reich der Stadtsoziologie unumgänglichen interdisziplinären Zusammenarbeit von Soziologie und Stadtplanung. Die konzeptionelle Verortung in der Auseinandersetzung um den Begriff der "Wissensgesellschaft" sowie eine theoretische Reflexion zu Raumwahrnehmung und Raumkonstruktion werden dabei zum Anlass genommen, um über die Wahrnehmung eines Campus durch die Kultur-"Brille" von Studierenden nachzudenken: Wie wird der Campus ge- lebt und erlebt? Mit welchen Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen treten Studierende an diesen spezifischen "Lernort" heran? Was macht für sie einen Ort zu einem "guten" Ort bzw. wie machen sie einen Ort zu einem "guten" Ort? Den konzeptionellen Rahmen der Studie bil- det die Annahme, dass unter den Bedingungen einer "Wissensgesellschaft" veränderte Anfor- derungen an Lernorte entstehen, die auch - oder gerade - vor dem universitären Kontext nicht Halt machen. Da Universität in der Wissensgesellschaft bislang wenig im Hinblick auf räum- liche Aspekte thematisiert wird, wurde im Rahmen der Studie die raumzeitliche Nutzung des Campus Karlsruhe Süd durch die Studierenden mit Hilfe des Diary-Verfahrens (Paper-Pencil) exploriert. Dabei beruhen sämtliche Überlegungen auf einem Raumverständnis, das sich nicht in der Betrachtung des geographisch-physischen Raumes erschöpft, sondern auch den sozial konstruierten Raum und dessen vielfältige Interdependenzen mit dem physischen Raum ein- bezieht. Das Forschungsdesign fokussiert daher individuelle wie intersubjektiv geteilte Cam- 110 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

puswahrnehmungen und Raumkonstruktionen, um auf der Basis der ermittelten Potenziale und Defizite der räumlichen Gegebenheiten Empfehlungen formulieren zu können. Vor dem Hintergrund des projektierten Raumverständnisses konnten im Rahmen der explorativen Un- tersuchung differenzierte Ergebnisse zum einen zu divergenten Campusnutzer-Typen, zum anderen zu typenübergreifenden studentischen Bedürfnissen in Bezug auf die räumliche Si- tuation des Campus Karlsruhe Süd andererseits gewonnen werden. Dabei sind die Bedürfnis- se und Empfehlungen der Studienteilnehmer auch als aufschlussreiche Anhaltspunkte für die adäquate Gestaltung einer "Universität für die Wissensgesellschaft" zu verstehen, da diese Studierenden bereits ganz selbstverständlich unter Rahmenbedingungen leben, die sich seit den 1990er Jahren von einem vielfach propagierten Soll-Zustand immer mehr zu einem Ist- Zustand "Wissensgesellschaft" entwickelt haben. Von diesen Studierenden werden schon lan- ge eine lebenslange Lernbereitschaft und -befähigung sowie der Erwerb von Schlüsselqualifi- kationen erwartet, und es ist davon auszugehen, dass sie ein "Gespür" dafür entwickelt haben, wie die Lern- und Arbeitsbedingungen idealerweise beschaffen sein sollten, damit ein zur Er- füllung wissensgesellschaftlicher Anforderungen hinreichendes Wissens- und Kompetenzre- pertoire erlangt und erweitert werden kann. In diesem Sinne konnten auf der Basis der ge- wonnenen Erkenntnisse für den Campus Karlsruhe Süd planerische Handlungsempfehlungen formuliert werden. Abgerundet wurden die Ergebnisse durch die Darstellung von Best-Practi- ce-Beispielen aus der nationalen und internationalen Hochschulplanung, in denen Aspekte und Themen bearbeitet wurden, die von den Studienteilnehmern für den Campus Karlsruhe als Problem benannt wurden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Karlsruhe ART: BEGINN: 2008-02 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: In- stitution; House of Competence (HoC) INSTITUTION: Universität Karlsruhe, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Sozio- logie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs (Schlossbezirk 12, 76131 Karlsruhe); Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Architektur, Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung Fachgebiet Regionalplanung und Bauen im ländlichen Raum (Englerstr. 11, 76131 Karlsruhe); Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswis- senschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie der Geschlechter- verhältnisse (Emil-Figge-Str. 50, 44227 Dortmund) KONTAKT: Pfadenhauer, Michaela (Prof.Dr. Tel. 0721-608-5414, e-mail: [email protected]); Gothe, Kerstin (Prof. Tel. 0721-608-2169, e-mail: [email protected]); Kunz, Alexa Maria (e-mail: [email protected]); Eichholz, Daniela (Dr. e-mail: [email protected])

[162-L] Ladewig, Rebekka; Vowinckel, Annette (Hrsg.): Am Ball der Zeit: Fußball als Ereignis und Faszinosum, (Kultur- und Medientheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 185 S., ISBN: 978-3-8376-1280-6

INHALT: "Fußball fasziniert: Er zieht Massen ins Stadion und ganze Nationen vor die Bildschir- me. Was aber macht ihn so besonders? Die in diesem Band versammelten Beiträge gehen in kulturwissenschaftlicher Perspektive der Frage nach, warum gerade dieser Sport eine solche Anziehungskraft ausübt. Sie fragen, welche Konzepte von Körper und Raum er transportiert, welche Emotionen und Imaginationen er freisetzt, welche Medien er nutzt und bedient und ob Fußball auch eine religiöse Dimension hat." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rebekka soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 111 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

Ladewig und Annette Vowinckel: Einleitung (7-18); Körper und Raum: K. Ludwig Pfeiffer: Der seltsame Attraktor des Fußballs: Gruppe, Raum, Bewegung (23-33); Gabriele Klein: Fuß- ball als Choreographie. Zum Verhältnis von spielerischer Interaktion und tänzerischer Impro- visation (35-45); Holger Brohm: Himmel und Hölle. Kleine Phänomenologie des Fußballsta- dions (47-65); Intermezzo 1: Silke Baudendistel: Der Fußball und seine Fans. Interview mit Yves Eigenrauch (69-71); Medialität und Emotionalität: Markus Stauff: Affektfernsehen. Zum Status des Gesichts im Fernsehfußball (75-94); Ute Seiderer: Fußball, Fernsehen, Froh- sinn. Mentalitätsverschiebungen - Die Weltmeisterschaften 1954, 2006 und 2022 als mediale Muntermacher (95-114); Christian Bromberger: Fußball: Die Bedeutungen einer weltumspan- nenden Leidenschaft (115-125); Intermezzo 2: Rebekka Ladewig: Fußballgöttinnen. Ein Ge- spräch mit Nina Erfle und Frédérique Veith (129-133); Imagination und Glaube: Arnd Poll- mann: Fußballgott, erbarme Dich! Fan-Sein als ekklesiogene Neurose (137-155); Hartmut Böhme: Idole und Bälle. Fußballkultur und Fetischismus (157-168); Hans Hognestad: Für den Verein, gegen die Nation? Rivalisierende Fußball-Identitäten (169-179).

[163-L] Langebach, Martin; Raabe, Jan: Zwischen Freizeit, Politik und Partei: RechtsRock, in: Stephan Braun (Hrsg.) ; Alexander Geisler (Hrsg.) ; Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten : Hintergründe - Analysen - Antworten, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 163-188

INHALT: Der RechtsRock und seine Szene hat sich in den letzten rund 25 Jahren ohne wesentli- che Einflussnahme der organisierten extremen Rechten entwickelt und ist zum "Motor" einer jugendkulturell fundierten Bewegung von rechts geworden. Damit haben die Protagonisten dieser Szene die extreme Rechte modernisiert. Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre versu- chen in Deutschland Parteien die Musiker und Fans für sich zu gewinnen, stellen sie doch einen wesentlichen Teil jenes außerparlamentarischen Spektrums dar, von dem in Wahlanaly- sen in den letzten Jahren häufiger die Rede ist. Die NPD erreicht dies vor allem mit der Pro- duktion von Gratis-CDs und der Organisation von Freiluftveranstaltungen sowie durch die Einbindung junger Aktivisten. Doch bereitet der Partei die Fortentwicklung des RechtsRock samt seiner Differenzierung auch Schwierigkeiten, da es ihr nur teilweise gelingt, bestimmte jugendkulturell bedingte Entwicklungen wie die Autonomen Nationalisten zu vereinnahmen. Hinzu kommt, dass die Hörer und Hörerinnen der Musik oft Gefallen an der Eindeutigkeit der Texte des RechtsRock finden, in denen teilweise unverblümt der Nationalsozialismus verherr- licht und zum "Rassenhass" aufgerufen wird; dem kann die Partei nur bedingt nachkommen, will sie ihre moderateren Mitglieder und Wähler nicht verlieren. Letztlich ist und bleibt der RechtsRock die Musik jener extrem rechten jugendkulturellen Szene, die die NPD umwerben, aber nicht völlig vereinnahmen kann. (ICF2)

[164-L] Mattig, Ruprecht: Rock und Pop als Ritual: über das Erwachsenwerden in der Mediengesellschaft, Bielefeld: transcript Verl. 2009, 261 S., ISBN: 978-3-8376-1094-9

INHALT: "Dieses Buch untersucht die Faszination, die von der Rock-und Popmusik und ihren Stars ausgeht. Der Autor interpretiert qualitative Interviews mit Fans vor dem Hintergrund kulturanthropologischer Konzepte. Durch dieses Zusammenführen von Empirie und Theorie kann ein neues Verständnis der von Erwachsenen oft belächelten und in der Pädagogik bis- 112 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

lang kritisierten Begeisterung jugendlicher Fans für Musik und Stars entwickelt werden. Die Studie zeigt, dass die populäre Musik mit ihrer Kraft, Menschen zu verzaubern, einen wichti- gen Beitrag für die Bewältigung des komplexen Übergangs vom Kind zum Erwachsenen leis- tet." (Autorenreferat)

[165-F] Nohr, Rolf F., Prof.Dr. (Bearbeitung): Strategie Spielen: Steuerungstechniken und strategisches Handeln in Computerspielen (am Beispiel von Wirtschafts-, Militär- und Aufbausimulationen)

INHALT: Computerstrategiespiele sind populäre handlungsbezogene und zumeist rundenbasierte Simulationen, die in ein (kriegerisches, ökonomisches oder gestaltendes) narratives Setting eingebunden sind. Kennzeichnend für diese ist, dass ihre Bewältigung vor allem strategi- sches, (aber auch taktisches) Geschick erfordert und ein kalkulierend-planerisches Vorgehen verlangt. Der Diskurs des Strategischen, der sich in diesen Spielen materialisiert, ist offenbar eng verknüpft mit außerspielischen Strategiediskursen, speziell im betriebswirtschaftlichen und militärischen Bereich. Strategiespiele gehören zu den ältesten und erfolgreichsten Com- puterspielformen, sind aber bisher wissenschaftlich noch kaum erforscht. Das Projekt will einen Beitrag zur medien- und kulturwissenschaftlichen Fundierung der Analyse von Strate- giespielen leisten und in einer materialorientierten Studie tragfähige methodische Werkzeuge und Modelle entwickeln, um die bedeutungstragenden Strukturen in Computerstrategiespielen untersuchen zu können. An Ansätze der Diskursanalyse anknüpfend, sollen Computerstrate- giespiele dabei als Interdiskurse konzeptionalisiert werden, deren Verschränkung mit spezial- diskursivem Wissen einen wesentlichen Bestandteil für die Konstitution ihrer Sinndimension darstellt. Die konkrete Analyse einzelner Spiele wird die Funktion von Darstellungsweisen, Handlungsformen und deren medialer Implementierung fokussieren und mit außerspielischen Kontexten in Relation setzen. So soll es möglich werden, Strategiespiele in ihrer medienspe- zifischen Funktionsweise und spezifischen kontextuellen Bedeutungsproduktion zu verstehen. Ziel des Projekts insgesamt ist es, nicht nur einen neuen Gegenstand - das Genre des Strate- giespiels - für die Medienwissenschaft zu erschließen, sondern darüber hinaus einen Beitrag zur Profilierung einer medien- und kulturwissenschaftlich orientierten Computerspielfor- schung zu leisten, die an die im angelsächsischen Raum sich zunehmend etablierende Com- puterspielforschung (Game Studies) anschlussfähig ist. METHODE: Mit dem Fokus des Projekts auf Strategiespiele wird aus Sicht der Computerspiel- forschung ein noch weitgehend unbearbeiteter Forschungsbereich angegangen. Obwohl Stra- tegiespiele in einigen vereinzelten Aufsätzen thematisiert werden, gibt es zur kultur- und me- dienwissenschaftlichen Einordnung, Beschreibung und Analyse dieses Spielgenres bisher noch keine umfassenden Modelle, Methoden oder zusammenhängende Untersuchungen. Da- her versteht sich das Projekt "Strategie Spielen" auch als ein Grundlagenforschungsprojekt. Ziel des Projekts ist die Erschließung von Computerstrategiespielen für die medienwissen- schaftliche Forschung. Forschungspolitisch soll damit ein Beitrag zur Qualifizierung der Game Studies in Deutschland geleistet werden. Die zu erwartenden Ergebnisse des Projekts sollen einen Beitrag zur methodischen Fundierung der Game Studies liefern. Darüber hinaus werden Erkenntnisse über die konstitutive Verschränkung des Strategischen in Computerspie- len mit außerspielischen Wissensformationen und Spezialdiskursen erwartet. Ziele im Einzel- nen: 1. Aufbau eines Materialkorpus Strategiespiel; 2. Medienwissenschaftlich orientierte Er- schließung des Gegenstands "Strategiespiel"; 3. Präzisierung des Begriffs Strategiespiel als eines der zentralen Genres der Computerspiele; 4. Weiterführende methodische Fundierung soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 113 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

der Game Studies; 5. Adaption diskursanalytischer Verfahren für die medienwissenschaftli- che Computerspielforschung; 6. Modellentwicklung für die Verschränkung von Strategiespie- len mit außerspielischen Spezialdiskursen unter dem Fokus der Analyse von diskursiven (Selbst-) Steuerungstechniken; 7. Weiterentwicklung von Analysemethoden für die Detail- analyse von Computerspielen; 8. Typisierung, Beschreibung und Kontextualisierung zentraler Charakteristika populärer Strategiespiele im Hinblick auf verwendete Topographien und Kon- flikträume, medienspezifische Transformationen des Strategischen und strategische Hand- lungsformen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Nohr, Rolf F.; Böhme, Stefan: "Die Auftritte des Krieges sinnlich machen". Johann C. L. Hellwig und das Braunschweiger Kriegsspiel. Braunschweig: Appel- hans 2009, 63 S. ISBN 978-3-941737-02-0.+++Nohr, Rolf F.: "Handlungsanweisungen für Siegertypen". Diskurse des Strategischen. in: Kaminski, Winfried; Lorber, Martin (Hrsg.): Spielen in digitalen Welten. München: kopaed 2008, S.149-166. ISBN 978-3-86736-053-1.+ ++Nohr, Rolf F.: The stabilisation of knowledge. types of narratives, normalisation, and re- entry in computergames. in: Sorg, Jürgen et al. (ed.): Narrative forms in video games (in press).+++Nohr, Rolf F.: Free market economy and dino-crisis. The production and circulati- on of knowledge in strategy games. in: Fromme, Johannes (ed.): Computer games/ players/ game cultures: a handbook on the state and perspectives of digital game studies (in press). ART: BEGINN: 2008-02 ENDE: 2011-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Institut für Medienforschung -IMF- (Postfach 2538, 38015 Braunschweig) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0531-391-9027)

[166-F] Schlobinski, Peter, Prof.Dr. (Bearbeitung): Sprachmuster und Sprachsymbole in rechtsextremen Musikszenen

INHALT: Das Projekt hat sich das Ziel gesetzt, die sprachlichen Mittel in rechtsextremen Mu- sikszenen auf der Basis von Texten einzelner Musikgruppen, Radiomitschnitten und Diskus- sionen in Foren/ Chats/ Gästebüchern auf Websites von Musikgruppen zu untersuchen, mit denen Hass und Gewalt propagiert und in Jugendkulturen verbreitet werden. Im Hinblick auf die linguistische Beschreibung stehen folgende Parameter im Zentrum: 1. Lexik: Wörter und Wortfelder; Metaphern; 2. Diskurs: Argumentationsmuster, Stilanalyse. Die Analysen sind ei- nerseits quantitativ fundiert (Frequenz- und Konkordanzanalysen), andererseits qualitativ (Konnotationsanalyse; Stil- und Argumentationsanalyse). Die linguistische Beschreibung wird im Sinne der 'Polyphonieanalyse' (Maas 1984, 1989) verbunden mit der Einbettung in historisch-ideologische Zusammenhänge. Hiermit eröffnet sich eine sprach- und ideologiekri- tische Perspektive. Das Projekt erfüllt ein sprachwissenschaftliches Desiderat im Rahmen der linguistischen Forschungen zur rechten Gewalt/ Ideologie, die vorwiegend an der NS-Zeit orientiert sind, und der Forschungen zu Jugendkulturen, die rechtsextreme Jugendkulturen bisher völlig außer acht gelassen haben. Darüberhinaus haben wir uns das Ziel gesetzt, die Materialien und Analysen online zu stellen und für sprachdidaktische Zwecke zu nutzen, in- dem entsprechende Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I und II erstellt und im An- schluss in fachdidaktischen Lehrveranstaltungen im Unterrichtsversuch erprobt werden. Für die Durchführung der Korpusanalysen: Frequenz- und Konkordanzanalysen, Wortfeldanaly- sen, Argumentationsanalysen nach Toulmin beantragen wir Mittel für zwei studentische 114 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

Hilfskraftstellen mit Abschluss (1. für das Liedtextkorpus, 2. für das Internetkorpus) von je- weils 46 Stunden pro Monat für den Zeitraum von 2 Jahren. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Deutsches Seminar (Königswor- ther Platz 1, 30167 Hannover) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0511-762-2984, Fax: 0511-762-4714, e-mail: peter.schlobinski germanistik.uni-hannover.de)

[167-L] Schubert, Daniel: Lästern: eine kommunikative Gattung des Alltags, (Sprache - Kommunikation - Kultur : Soziolinguistische Beiträge, Bd. 6), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 314 S., ISBN: 978-3-631- 57954-1

INHALT: "Welchen sozialen Zweck erfüllt das Lästern? Wie läuft es gesprächsstrukturell ab? Gibt es typische sprachliche Mittel beim Lästern? Lästern Männer anders als Frauen? Auf der Grundlage eines gesprächsanalytisch aufgearbeiteten Korpus authentischer Gespräche nähert sich der Autor einem alltagssprachlichen Phänomen unter gesprächstrukturellen, soziolinguis- tischen und funktionalen Gesichtspunkten. Dabei stellt sich heraus: das Lästern ist ein kom- plexes Ineinander verschiedener Gesprächs- und Erzählmuster, das wir als Sprecherinnen als eine Art Skript im Alltag beherrschen und anwenden." (Autorenreferat)

[168-F] Sigmund, Monika (Bearbeitung): Kaffee in beiden deutschen Nachkriegsstaaten: Konsum, Diskurs, Deutung und Beziehungen

INHALT: Kaffee ist ein Genussmittel mit hohem Symbolwert, das mit besonderen Erwartungen verknüpft wurde und wird. In Ost- wie auch in Westdeutschland waren mit dem Genuss oder der Erreichbarkeit der braunen Bohnen Vorstellungen verbunden, die dem Getränk eine ganz besondere Bedeutung in der gesellschaftlichen Mentalität verliehen. Auch in der innerdeut- schen Beziehungsgeschichte zeigt sich eine hohe Symbolkraft: Kaffee als zentraler Inhalt der westdeutschen Geschenksendungen in den Osten vermittelt deutlich den Eindruck eines asymmetrischen Beziehungsgeflechtes, in dem sich die Motive und Muster wechselseitiger Wahrnehmungen manifestieren. Das Projekt will die sozialen, ökonomischen und kulturellen Beziehungen untersuchen, die sich über den Konsum von Kaffee zwischen Ost- und West- deutschland ergaben. Die Konzentration auf ein Genussmittel in einer vergleichenden Längs- schnittuntersuchung eignet sich hervorragend als Indikator für Wertvorstellungen und Werte- wandel in den jeweiligen Staaten und in deren Beziehungsgeschichte. Die Untersuchung soll Aufschluss geben über die sich verändernden Konsumbedingungen, Konsumgewohnheiten und Konsumwünsche sowie die damit verbundenen Deutungen, Eigen- und Fremdwahrneh- mungen, die Möglichkeiten sozialer Distinktion und die sich verändernden Vorstellungen von Normalität und Wohlstand. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, DDR ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Ham- burg (Beim Schlump 83, 20144 Hamburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 040-431-397-24, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 115 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur

[169-L] Stoll, Alexander: "Killerspiele" oder E-Sport: Funktionalität von Gewalt und die Rolle des Körpers in Multiplayer-Ego-Shootern, Boizenburg: Hülsbusch 2009, 192 S., ISBN: 978-3-940317-42-1

INHALT: Das Buch vertritt und belegt folgende These: Die Simulation von Gewalt im Compu- terspiel ist nicht mit realer Gewalt gleichzusetzen. Sie verbleibt zum einen im Virtuellen und ist zum anderen eindeutig als Spiel gerahmt. Im Spiel ist aller Sinn von Verhalten immer für das Spiel symbolisch transformierter Sinn, auch zu verstehen im Sinne einer Mimesis. Dieser Sinn besitzt ausschließlich für die Realität des Spiels Gültigkeit. Die "Quasi-Realität" des Spiels existiert parallel zur Realität außerhalb des Spiels und die momentan als gültig aner- kannte Realität unterscheidet zwischen Spieler und Nichtspieler. Alle Spiele lassen sich für den Autor durch ein je unterschiedlich gelagertes Zusammenspiel der vier Grundelemente Wettkampf (agon), Glücksspiel (alea), Schauspiel (mimicry) und Rausch (ilinx) beschreiben. Bereits in Johann Huizinga's "Homo ludens" (1939) finden sich diese Elemente. Computer- spiele sind anhand der klassischen und heute noch akzeptierten Definitionen von Huinzinga und Caillois eindeutig als Spiele zu betrachten und werden anhand dieser vier Dimensionen analysiert. In den in der Studie behandelten Multiplayer-Ego-Shootern ist das Element des Wettkampfes besonders stark ausgeprägt, wesentlich stärker als alle anderen drei Grundele- mente des Spiels. (ICA2)

[170-L] Willmann, Silke: Kleidungspraktiken aus Sicht von Kindern im Vorschulalter: eine Studie zur kulturellen Identität vor differentem kulturellem Hintergrund, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 22, Soziologie, Bd. 426), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 219 S., ISBN: 978-3-631-57691-5

INHALT: "In Bildungsdiskussionen ist bei unterschiedlichsten Themen immer auch der Blick auf die kulturelle Vielfalt und Identität von Kindern gerichtet. Mit diesem Buch wird der Versuch unternommen, kulturrelevante Merkmale über die von Kindern selbst formulierten Wahrneh- mungen und Erfahrungen zu Kleidungspraktiken aufzuspüren. Ansätze aus der sozialwissen- schaftlichen Kleidungsforschung, welche die Kleidung als Kommunikationsform bzw. als ve- stimentäre Operation auffassen, schaffen einen Zugang zu den Äußerungsformen des Kindes als Kleidungsnutzer. Aus entwicklungsbedingten Aspekten und sozialisationstheoretischen Dimensionen lassen sich zentrale Kategorien - Gesellschaftsbild, Geschlechterbild, ethische Identität, Eigenbild - bilden, die sich als Bezugsrahmen für vestimentäre Konzepte eignen." (Autorenreferat)

1.8 Kulturelle Identität

[171-L] Amelina, Anna: Transnationalisierung zwischen Akkulturation und Assimilation: ein Modell multipler Inklusion, (COMCAD Working Papers, No. 41), Bielefeld 2008, 31 S. (Graue Literatur; www.uni-bielefeld.de/tdrc/ag_comcad/downloads/workingpaper_41_amelina.pdf)

INHALT: Die vorliegende Studie orientiert sich an folgenden Leitfragen: Welche Rolle spielen kulturelle Lernprozesse der Einwanderer für die Integration in die Einwanderungskontexte 116 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

unter den Bedingungen der Transnationalisierung? Ist die kulturelle Anpassung eine notwen- dige Voraussetzung für Integration? Wie lassen sich diese Fragen aus transnationaler Per- spektive interpretieren und reformulieren? Die Autorin bezeichnet die transnationale Migrati- on als grenzüberschreitende Mobilität von Individuen und Kollektiven, die pluri-lokal veror- tete, transnationale Kontexte erzeugt. Sie zeichnet zunächst die aktuelle Diskussion über Ko- existenz und wechselseitige Abhängigkeit zwischen transnationaler Eingebundenheit und "an- kunftsorientierten" Assimilationsprozessen der Einwanderer nach, um Probleme und Lücken innerhalb dieser Debatte herauszuarbeiten. Sie nimmt anschließend eine kultursoziologische Revision der Transnationalisierungsansätze vor, indem sie argumentiert, dass in transnationa- len Kontexten der Erwerb kultureller Muster nicht notwendigerweise mit dem Verlust kultu- reller Sinnschemata einhergeht. Stattdessen partizipieren transnationale Akteure und Kollekti- ve an den sich überlappenden kulturellen Wissensordnungen, die eine Grundlage für ihre multiplen Inkorporationen bilden. (ICI2)

[172-L] Baberowski, Jörg; Feest, David; Lehmann, Maike (Hrsg.): Dem Anderen begegnen: eigene und fremde Repräsentationen in sozialen Gemeinschaften, (Eigene und fremde Welten : Repräsentationen sozialer Ordnung im Vergleich, Bd. 10), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 293 S., ISBN: 978-3-593-38722-2

INHALT: "Soziale Gemeinschaften vergegenwärtigen, bestätigen und verändern durch Repräsen- tationen die Ordnung, in der sie leben. In der Begegnung mit anderen werden diese verteidigt oder mit neuer Bedeutung versehen. An Beispielen aus Europa, Südamerika, Afrika und Asi- en wird in diesem Band untersucht, wie Repräsentationen als Praktiken der Weltauslegung das Beharren, aber auch den Wandel sozialer Ordnungen beeinflussen und wie Einzelne und Gruppen durch sie klären, wer sie selbst sind und was das Andere ist." (Autorenreferat). In- haltsverzeichnis: Jörg Baberowski: Dem Anderen begegnen: Repräsentationen im Kontext (9- 14); Repräsentationen von Institutionen: David Feest: Einleitung (17-19); David Feest: Den Staat in die Gemeinden bringen: Friedensvermittler und die Institutionalisierung von Staat- lichkeit auf dem russischen Dorf nach 1861 (21-36); Jens Hacke: Die Sichtbarkeit von Institu- tionen: Der Wandel staatlicher Repräsentation in der Bundesrepublik seit 1989 (37-52); Ge- waltrepräsentationen: Maike Lehmann: Einleitung (55-58); Michael Pesek: Der koloniale Körper in der Krise: Koloniale Repräsentationen, Ordnung und Gewalt während des Ersten Weltkriegs in Ostafrika, 1914-19 (59-81); Maike Lehmann: In Wort und Tat: Gewaltordnun- gen in Berg Karabakh (83-105); Repräsentationen auf Reisen: Maike Lehmann: Einleitung (109-111); Daniel Hedinger: Im Dienste der Nation: Hygiene, Biopolitik und Moderne im Ja- pan der Meiji-Zeit (113-139); Barbara Schulte: Zum Schutz von Körper und Land: Repräsen- tationen von Hygiene auf der Reise durch chinesische Köpfe und Körper (141-163); Ines Stolpe: Von der Kultur zur Zivilisation: Hygienekonzepte auf der Reise durch die Mongolei (165-187); Repräsentationen von Inklusion und Exklusion: David Feest: Einleitung (191- 193); Carlos Martinez Valle, Verónica Oelsner & Eugenia Roldán Vera: Bildungsmissionen als Begegnung: Modernisierung und Herrschaftskonstruktion im postrevolutionären Mexiko und peronistischen Argentinien (195-219); Deborah Johnson: Grenzziehungen und soziale Gemeinschaft im zeitgenössischen Malaysia (221-234); Sheila Fitzpatrick: Lüge und Wahr- heit in der Sowjetunion (235-249); Priska Jones: Europa hat Angst: Deutsche Karikaturen als virtueller Begegnungsraum in den 1920er Jahren (251-267); Susan Rößner: Europa und sein östliches Anderes bei deutschen und englischen Historikern in den 1920er und 1950er Jahren: Religion als Ausgrenzungsstrategie (269-285). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 117 1.8 Kulturelle Identität

[173-L] Beck, Ulrich; Grande, Edgar: Cosmopolitan Europe, Cambridge: Polity Press 2007, XIII, 311 S., ISBN: 978-0-7456-3563-7

INHALT: "Europe is Europe's last remaining realistic political utopia. But Europe remains to be understood and conceptualized. This historically unique form of international community cannot be explained in terms of the traditional concepts of politics and the state, which remain trapped in the straightjacket of methodological nationalism. Thus, if we are to understand cos- mopolitan Europe, we must radically rethink the conventional categories of social and politi- cal analysis. Just as the Peace of Westphalia brought the religious civil wars of the seven- teenth century to an end through the separation of church and state, so too the separation of state and nation represents the appropriate response to the horrors of the twentieth century. And just as the secular state makes the exercise of different religions possible, so too cosmo- politan Europe must guarantee the coexistence of different ethnic, religious and political forms of life across national borders based on the principle of cosmopolitan tolerance. The task the authors have set themselves in this book is nothing less than to rethink Europe as an idea and a reality. It represents an attempt to understand the process of Europeanization in light of the theory of reflexive modernization and thereby to redefine it at both the theoretical and the political level. This book completes Ulrich Beck's trilogy on 'cosmopolitan realism', the volumes of which complement each other and can be read independently. It is essential reading for anyone interested in the key social and political developments of our time." (aut- hor's abstract)|

[174-F] Bohl, Dominik, M.A. (Bearbeitung); König, Matthias, Prof.Dr.; Heintz, Bettina, Univ.- Prof.Dr. (Betreuung): Menschenrechte sprachlicher Minderheiten - von der Nichtdiskriminierung zum Schutz kul- tureller Identität

INHALT: In der jüngeren Geschichte der Menschenrechtspolitik lässt sich eine Ergänzung der klassischen Themen politischer Freiheit und sozialer Gleichheit um Fragen des Umgangs mit kultureller Differenz beobachten. Dies wirft die Frage auf, wie es zum Aufstieg dieser The- matik gekommen ist. Einen Teilbereich der Menschenrechtspolitik, in dem sich diese Ent- wicklung deutlich zeigt, stellt die Diskussion um die Gewährung von Menschenrechten an sprachliche Minderheiten in Nationalstaaten dar. Den Ausgangspunkt für die Untersuchung dieser Problematik bildet die Annahme, dass es sich bei der geschilderten und im Detail noch zu rekonstruierenden Entwicklung um einen Teil eines weltweiten Rationalisierungsprozesses handelt, innerhalb dessen globale kulturelle Deutungsmuster von verschiedenen Akteuren (re-)interpretiert und verbreitet werden. In diesem Prozess werden neue kollektive Identitäten konstruiert bzw. als schützenswert definiert, so dass sie dann als menschenrechtlich relevant erachtet werden. Diese neuen oder neu aufgewerteten Identitäten stehen häufig in einer kon- fliktreichen Beziehung zum historisch entwickelten Modell des kulturell homogenen Natio- nalstaats. Indem solche unterschiedlich und oft widersprüchlich verlaufenden Rationalisie- rungsprozesse auf globaler Ebene im Bereich sprachlicher Menschenrechte historisch rekon- struiert werden, soll einerseits die oben beschriebene Entwicklung hin zu einer "Kulturalisie- rung" des Menschenrechtsdiskurses erklärt und andererseits die Fruchtbarkeit der theoreti- schen Perspektive des soziologischen Neoinstitutionalismus für die Erklärung kulturellen Wandels und divergierender Rationalisierungswege gezeigt werden. ZEITRAUM: ab 1945 118 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

METHODE: soziologischer Neoinstitutionalismus; qualitative Inhaltsanalyse DATENGEWIN- NUNG: Inhaltsanalyse, offen. Aktenanalyse, offen. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb. Religionssoziologie (Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göt- tingen); Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, WE I Theorie und Geschichte der Soziolo- gie Professur für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie Prof.Dr. Heintz (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[175-L] Caysa, Volker; Kozera, Bartlomiej; Ulbricht, Justus H. (Hrsg.): Kultur - Nation - Europa: nationalkulturelle Identitäten auf einem imaginären Kontinent, (Daedalus : europäisches Denken in deutscher Philosophie, Bd. 18), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 217 S., ISBN: 978-3-631-56982-5

INHALT: Die kulturelle Offenheit Europas ist wesentlich begründet in der aufgeklärten Offenheit der Erinnerung seiner vielfältigen geschichtlichen Wurzeln und in der Fähigkeit, sich auf dem Grund dieser Erinnerungsmacht zur Zukunft zu entschließen. Zur Zukunft sich zu entschlie- ßen aber bedeutet, die erinnerten, nationalen und regionalen kulturellen Wurzeln als Erbe und als Modernisierungspotenzial der Gegenwart zu nutzen. Europa brauchte und braucht das Verständnis seiner ursprünglichen und sich wandelnden Identität, will es sich nicht seine ei- genen Wurzeln abschneiden und um Zukunftsmöglichkeiten bringen. Die in diesem Band versammelten philosophischen, soziologischen, politologischen und historischen Beiträge re- flektieren die mit der Osterweiterung der Europäischen Union verbundenen unabgegoltenen Ideen und Visionen, aber auch die sie begleitenden Desillusionierungen, Verwerfungen und Gefahren unter besonderer Berücksichtigung der deutsch-polnischen Verhältnisse.(ZPol, NO- MOS). Inhaltsverzeichnis: Konzept (9-14); I. Europa-Imaginationen: Justus H. Ulbricht: Zwi- schen den Meeren. Über die Möglichkeit zur Zusammenarbeit europäischer Regionen (17- 31); Volker Caysa: Die Stiftung Europas durch Napoleon aus der Sicht Hegels und Nietz- sches (32-43); Jan Krasicki: Der Tod Gottes und das neue Europa (44-54); Stanislaw Kijacz- ko: Europa - Hoffnung der Völker? (55-62); Albrecht Betz: Von Sully bis Delors Französi- sche Visionen Europas (63-70); Zbigniew Ambrozewicz: Die Theorie der Zivilisation von Fe- liks Koneczny und der Verzicht auf das Absolute in der Geschichte (71-76); II. Individuelle und regionale Identitäten: Pirmin Stekeler-Weithofer: Identität und Regionalität (79-86); Grzegorz Francuz: Unsere moderne-postmoderne Wirklichkeit und die Identität des Individu- ums (87-99); Marcin Pietrzak: Der inhomogene Charakter der persönlichen Identität (100- 107); Marek S. Szczepanski: Private Heimaten und das Weltsystem (108-123); Anna Barska: Über die Teilnahme an der Kultur in lokalen Gemeinschaften und das Problem der Identität (124-133); Magorzata Swider: Das historische Erbe der deutsch-polnischen Beziehungen in der Nachkriegszeit und seine Bedeutung für eine neue Nachbarschaftsetappe im erweiterten Europa (134-142); Ewa Ganowicz, Aleksandra Trzcielinska-Polus: Deutsche Minderheiten in Polen im Kontext der deutsch-polnischen Beziehungen - Erfahrungen aus den Jahren 1990 -2005 (143-155); Steffen Höhne: Öffentlicher Sprachgebrauch und die Idee der Nation. Para- digmatisch dargestellt am Beispiel der Böhmischen Länder (156-178); Stefanie Schüler- Springorum: Leben an der Grenze. Russische Juden in Königsberg 1850-1925 (179-194); soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 119 1.8 Kulturelle Identität

Monika Gibas: "Industrieller Pioniergeist" und "deutsche Wertarbeit". Die Stilisierung von Industrie- und Wissenschaftsstandorten zu nationalen Wertezentren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - ein Forschungsprojekt der Friedrich-Schiller-Universität Jena (195-217).

[176-F] Coester, Helene, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Ziebertz, Hans-Georg, Prof.Dr.theol.Dr.rer.- soc. (Betreuung): Geschlechtsidentität in der multikulturellen Gesellschaft

INHALT: Vor dem Hintergrund kultureller bzw. religiöser Pluralität in Deutschland sollen doing- gender Prozesse von Jugendlichen innerhalb interkultureller Interaktion untersucht werden. Es wird davon ausgegangen, dass Geschlechtsidentität (Gender) vom Individuum immer wie- der in einem Prozess von role-taking (aneignen) und role-making (ausgestalten) erworben werden muss. Da die Person in unterschiedliche Referenzsysteme eingebunden ist und somit mit unterschiedlichen Personen, Gruppen und Institutionen interagiert, die jeweils unter- schiedliche Hintergründe bezüglich Wertesystem, Nation, Ethnie und Religion haben, ist die- ser Prozess auf dem Hintergrund einer pluralen Gesellschaft sehr komplex. Die Pluralität wird mit Blick auf Werte, Normen und Handlungsmaximen besonders deutlich, unterschiedliche Gender-Konzepte liegen vor. Für das Individuum ergibt sich das Problem, dass es dennoch ei- gene Vorstellungen und Handlungsweisen entwickeln muss, ohne sich an einem geschlosse- nen Konzept der Wertevermittlung und Lebensentwürfe orientieren zu können. Diese Frage wird besonders relevant für Jugendliche. Fragestellung: Wie funktionieren doing-gender Pro- zesse in der interkulturellen Interaktion im multikulturellen Kontext, wenn davon ausgegan- gen wird, dass Jugendliche, eingebettet in unterschiedliche Referenzsysteme, mit unterschied- lichen Genderkonzepten konfrontiert werden? Um diese Frage zu verfolgen, wird auf das Konzept des "Dialogical Self" (H. Hermans, Nijmegen) zurückgegriffen. Hermans geht von einem pluralen und dynamischen Selbst aus, das in der Interaktion mit unterschiedlichen Per- sonen/ Referenzgruppen unterschiedliche Voices ausbildet, die miteinander dialogisch kom- munizieren. Je nach Situation werden die Voices dominant. Die Entwicklung der eigenen Identität ist hierbei ein dynamischer und andauernder Aushandlungsprozess, der nicht unab- hängig von der sozial-kulturellen Umwelt vonstatten geht. Identität wird narrativ hergestellt. Innerhalb des Forschungsprojektes wird untersucht, ob die Theorie des dialogischen Selbst hilft, die intrapsychischen Verarbeitungen von konfligierenden Impulsen zu beschreiben (theoretisch/ empirisch) und zu erklären. METHODE: Als konkrete interkulturelle Kommunikationssituation wird die ca. fünfwöchige Un- terrichtseinheit "Gender in christlich und muslimisch geprägten Kulturen" genutzt, die im Rahmen des Forschungsprojektes entwickelt und in mehreren 9. Klassen (Realschule) mit multikultureller Zusammensetzung durchgeführt wird. Die lnteraktionssituationen einzelner Stunden werden per Video aufgezeichnet. Zusätzlich zu den Videoaufzeichnungen werden qualitative Interviews durchgeführt. Die Videosequenzen werden mit Hilfe einer Interaktions- analyse ausgewertet. Analysiert werden u.a. die Struktur des Kommunikationsablaufs und die Aktivitäten der Interaktionspartnerinnen. Zusätzlich wird auf die Diskursanalyse zurückge- griffen, um die Bedeutungszuschreibungen zu analysieren und einzelne Diskursstränge und deren Verschränkung zu verfolgen und die Bestandteile des sozialen / gesellschaftlichen Dis- kurses zu zuordnen. So kann evtl. aufgedeckt werden, von welchem Hintergrund her die Ju- gendlichen argumentieren, welche Sicht welcher Referenzgruppe sie übernehmen bzw. sich von dieser absetzten. Qualitativ-empirisches Verfahren. Untersuchungsdesign: Querschnitt 120 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Pro- jekts. ART: BEGINN: 2006-07 ENDE: 2009-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts (Parade- platz 4, 97070 Würzburg) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0931-313131, e-mail: [email protected])

[177-F] Darieva, Tsypylma, Dr.; Pilz, Madlen (Bearbeitung); Kaschuba, Wolfgang, Prof.Dr. (Lei- tung): Identitätspolitiken im Südkaukasus. Nationale Repräsentation, postsozialistische Gesell- schaft und urbane Öffentlichkeit (Teilprojekt B4)

INHALT: Untersucht werden ethnische und nationale Identitätspolitiken in Armenien, Aserbai- dschan und Georgien - also in einer aktuellen Konflikt- und Krisenregion. In den drei Gesell- schaften überlagern sich die Wirkungen globaler und geopolitischer Orientierungsprobleme mit Fragen postsozialistischer Gesellschafts- und nationaler Identitätspolitik auf unterschied- liche, jedoch immer wieder auf konflikthafte und dramatische Weise. Dabei werden Aushand- lungsprozesse nationaler Identitätspolitiken und "genealogischer" Zugehörigkeit sowohl im lokalen als auch im globalen Kontext konkurrierend verortet. Die drei Hauptstädte Yerevan, Baku und Tbilissi sind Hauptstädte dieser Region und zugleich die "Bühnen", auf denen die- ser Konflikt strategisch organisiert und inszeniert wird: über Geschichtspolitik und mediale Diskurse, über Selbst- und Fremdbilder, über Popkultur, Symbole und Denkmäler. In ausge- wählten städtischen Orten werden Prozesse der Rekonstruktion der Gedenkkultur, der Rekon- figuration des kulturellen Erbes und religiöser Identitäten bei lokalen Eliten, Stadteinwohnern und neuen "Fremden" (Flüchtlinge, Expats, Diaspora) analysiert. Zentrale Fragen der ethnolo- gischen Untersuchung sind: Wie wird im Zustand einer spatial disorder nationale und ethni- sche Einheit identitätspolitisch im öffentlichen Raum inszeniert und rezipiert? Wie definieren und handeln verschiedene Akteure mittels dieser Repräsentationen soziale Ordnung neu aus? Repräsentationen werden dabei als Symbole, Konfigurationen und Praxen betrachtet, in de- nen identitätspolitische Positionen alltäglich formuliert, kommuniziert und legitimiert wer- den. Deshalb spielen hier Orte, Inszenierungs- und Performanzpraktiken in unterschiedlichen sozialen Kontexten eine wesentliche Rolle. Die Region wird in zwei Untersuchungseinheiten Armenien/ Aserbaidschan und Georgien aufgeteilt. Sowohl in Jerewan als auch in Baku soll insbesondere die Frage nach der sozialen Konfiguration und kulturellen Konstruktion natio- naler Gedenk- und Trauerkulturen bearbeitet werden, die in den beiden Stadtlandschaften neue symbolische Zuordnungen vollzieht. In Tbilissi wird vor allem der Rekonfiguration na- tionaler Repräsentationen des "Georgischseins" nachgegangen auch im Kontext ethnischer und religiöser Diversität am Beispiel armenischer und aserbaidschanischer Minderheiten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Armenien, Aserbaidschan, Georgien METHODE: Als Quellengrundlagen dienen mehrmonatige Feldforschungen in städtischen Quar- tieren der drei Hauptsstädte Tbilissi, Baku und Yerevan. Methoden wie die Teilnehmende Be- obachtung, Wahrnehmungsspaziergänge und Interviews werden durch Archivarbeiten, Archi- tektur- und Denkmalstudien, Text- und Diskursanalysen ergänzt und in einer verdichteten Ethnographie verbunden. Bilder und Plakate, urbane Feste und nationale Feiertage, Experten- interviews und Alltagsgespräche in privaten Räumen, Filme und Werbung bilden so die un- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 121 1.8 Kulturelle Identität

terschiedlichen Quellen der Untersuchung. Damit eröffnen ethnographischen "Nahaufnah- men" tiefere Einsichten in die Technik, Inszenierung und strategische Umsetzung der Identi- tätspolitiken wie auch in die postsozialistischen Dynamiken des Wandels von Alltagswelten. Das Forschungsprojekt leistet damit einen Beitrag sowohl zu einer kritischen regionalwissen- schaftlichen Forschung als auch zur Ethnologie postsozialistischer Städte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Darieva, T.: From silenced to voiced. Changing politics of memo- ry of loss in Armenia. in: Darieva, T.; Kaschuba, W. (Hrsg.): Representations on the margins of Europe. Campus 2007, S. 65-88.+++Darieva, T.: Russlanddeutsche, Nationalstaat und Fa- milie in transnationaler Zeit. in: Ipsen-Peitzmeier, S.; Kaiser, M. (Hrsg.): Zuhause fremd. Russlanddeutsche zwischen Russland und Deutschland. Bielefeld: Transcript Verl. 2006. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Europäische Ethnologie (Mohrenstr. 41, 10117 Berlin); Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fa- kultät I, SFB 640 Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel (Unter den Linden 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])

[178-L] Distelrath, Günther; Ölschleger, Hans-Dieter; Wessler, Heinz Werner (Hrsg.): Zur Konstruktion kollektiver Identitäten in Asien, (Bonner Asienstudien, Bd. 5), Schenefeld: EB-Verl. Brandt 2007, 203 S., ISBN: 978-3-936912-62-3

INHALT: "Die Frage nach der eigenen Identität scheint von schlechthin universaler Bedeutung zu sein. Sie stellt sich in allen Gesellschaften, in den so genannten 'einfachen' oder den 'hoch- komplexen', in traditionalen Gesellschaften ebenso wie in modernen, spät- oder nachmoder- nen Gesellschaften und Kulturen. Diese Tatsache trägt sicher dazu bei, dass das Konzept der 'kollektiven Identität' eine so ungeheure internationale Wissenschaftskarriere erlebt hat, die sich in ihrer Entwicklung kaum mehr nachzeichnen lässt. Dabei geht es um mehr als eine um objektive Distanz bemühte Beschreibungskategorie der Statik und Dynamik von Kultur und Gesellschaft. Identitätsdiskurse entfalten sich vielfach in Krisenzeiten, dann wenn der ein- heitsstiftende Gehalt eines Identitätsversprechens nicht eingehalten wird oder als eine Zumu- tung begriffen wird. Vor diesem Hintergrund lohnt der Blick auf die Innensicht von Identi- tätsbildern, die sich in Praxen kollektiver Identitätsbildung in Asien verdichten, wobei sich die Herausgeber und Autoren dieses Bandes bewusst sind, dass allein die Annahme eines geographisch bestimmbaren Raumes 'Asien' auf einem Klassifikationsbedürfnis beruht, das selbst nur aus Bedürfnissen der Konstruktion von Identität zu erklären ist. Aber die aktuelle Suche nach 'asiatischen Werten' nicht zuletzt in modernen Gesellschaften Asiens zeigt, dass - jenseits einer trivialen Völkerpsychologie - Zuschreibungen von 'Mentalitäten' im Sinne der französischen Mentalitätsforschung der Annales-Schule oder eines 'Geistes' der asiatischen Kulturen Weberscher Prägung, in vielfach neuer begrifflicher Verkleidung, fortbestehen. Die- se Publikation möchte einen solchen interzivilisatorischen Diskurs gerade in dem Brennpunkt von Selbst- und Fremddeutungen aufgreifen, nämlich in der Bestimmung von 'kollektiver Identität'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Günther Distelrath, Werner Gephart, Hans Dieter Ölschkger, Heinz Werner Wessler: Zur Konstruktion kollektiver Identitäten in Asien: Theoretische und methodische Überlegungen (9-22); Manfred Hutter: Kollektive Hindu-Iden- tität in Singapore vor dem Hintergrund staatlich geförderter Multikulturalität (23-42); Josef Kreiner: "Ryukyuanism" versus "Japaneseness": Identitätssuche einer japanischen Region im Spannungsfeld Ostasiens (43-62); Peter Schwieger: Chinas Tibet: Die Verfestigung einer 122 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

Wortverbindung und ihre Implikationen (63-94); Thomas Zimmer: China auf der Suche nach kollektiver Identität: Zwischen Nationalismus und Kulturkritik (95-110); Hans-Bernd Zöll- ner: Lost in Translation? Birmas/Myanmars Versuche zur Entwicklung einer nationalen Iden- tität im 20. Jahrhundert in der Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen internationalen Gedankengut (111-136); Sven Trakulhun: Geschichtsschreibung und Nationalgedanke in Thailand: Einüberblick (137-160); Heinz Werner Wessler: Die Chemie des Hinduismus: Kol- lektive hinduisüsche Identität zwischen Essentialisierung und Dekonstruktion (161-190).

[179-L] Ebert, Anne; Lidola, Maria; Bahrs, Karoline; Noack, Karoline (Hrsg.): Differenz und Herrschaft in den Amerikas: Repräsentationen des Anderen in Geschichte und Gegenwart, (Kultur- und Medientheorie), (Tagung "Ideen - Darstellungen - Wirklichkeiten: Symbolische Repräsentationen in den Amerikas", 2008), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 313 S., ISBN: 978-3-8376-1063-5

INHALT: "Gegenwart und Geschichte der Amerikas sind durchzogen von Herrschaftsverhältnis- sen, in denen alte und neue Ideen, Darstellungen und Wirklichkeiten permanent verhandelt werden. Innerhalb eines breiten historischen und räumlichen Kontexts fragt dieses Buch, wie Ideen soziale und kulturelle Bedeutung erlangen. Über welche Darstellungsformen werden sie kommuniziert? Wie werden über Ideen und Darstellungen Wirklichkeiten geschaffen? Die Beiträge betrachten symbolische Repräsentationen des Anderen in sozialen Ordnungen in den Amerikas: Sie gehen auf die vor-, koloniale und postkoloniale Zeit ein und beziehen sich vor allem auf den lateinamerikanischen Raum. Im Vordergrund stehen die kulturell konnotierte Vorstellung und symbolische Darstellung von Differenz im Kontext machtpolitischer Ausein- andersetzungen und deren unterschiedlich erfahrene Wirklichkeiten." (Autorenreferat). Inhalt: Vorwort: (9-10); Anne Ebert und Maria Lidola: Zur Einführung: Abgrenzungen, Eingrenzun- gen und Möglichkeiten (11-24); Jeanne Berrenberg: Symboltheorie aus ethnologischer Sicht: Eine einführende Skizze (25-34); Kategorien, Identitäten und Positionierungen: Verena Stol- cke: Wie Mestizen zu Mestizen wurden: Zur Geschichte einer sozialen Kategorie (37-68); Anne Ebert: Idealisierte Darstellung oder Abbild: Hierarchien in den Casta-Gemälden Neu- Spaniens des 18. Jahrhunderts (69-80); Nina Möllers: Black, White, or Faerie Folk? Louisia- nas Kreolen zwischen Erinnerung und Vergessen (81-92); Frédéric Döhl: Soziale Distinktion in der US-amerikanischen Musikgeschichte: Die Entstehung der Barbershop Harmony (93- 102); Karoline Bahrs: Immaterielles Weltkulturerbe: Symbolische Repräsentationen (in) der Dominikanischen Republik (103-114); Dania Schüürmann: Ästhetik eines Widerstandes: Sze- narien des Candomblé im mythopoetischen Archiv des "schwarzen" Theaters in Brasilien (115-126); Wissen, Räume und Herrschaftsverhältnisse: Elisio Macamo: Afrika durch gute Absichten (129-144); Maria Lidola: Als "Brasilianerin" in Berlin: Eine Auseinandersetzung mit symbolischen Verortungen (145-158); Gundo Rial y Costas: Mediale Neuverortungen von nationalen Symbolen in den Amerikas (159-170); Menja Holtz: "Die wahren Helden un- seres modernen Lebens" - Gesellschaftliche Position und Identität lateinamerikanischer Intel- lektueller (171-180); Ximena Tabares: Raum und Repräsentation: Die Siedlung Ciudadela Sucre (181-187); Pablo F. Gomez: Körper der Begegnung: Gesundheit, Tod und Heilung im frühneuzeitlichen Cartagena de Indias (189-198); Markus Wiencke: Performative Therapie in einem Candomblé- und Umbanda-Tempel (199-204); Wirklichkeiten in Bildern und Texten: Jürgen Golte: Konstruktion von Welt in den Kulturen der "Frühen Zwischenzeit" an der Küs- te Perus (207-227); Andrea Blumtritt: Der "Schlafende Gigant" ist erwacht: Aneignungen kultureller Repräsentationen am Beispiel der Bennett-Stele (229-242); Ulrike Bock: Die sym- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 123 1.8 Kulturelle Identität

bolische Repräsentation von Ordnung: Inszenierungen und Vermittlungsleistung von Institu- tionen in Yucatán im Zeitalter der Revolutionen (243-252); Antonia Schneider: Übersetzung in kolonialzeitlichen Katechesediskursen in Peru (253-264); Maret Keller: Der Einsatz dis- kursiver Traditionen in der "Primer Nueva Corónica y Buen Gobierno" (1615) (265-270); Kora Baumbach: Kontroverse Geschichtsbilder: Mario Vargas Llosas Strategie fiktionaler Er- innerungspolitik (271-282); Miriam Oesterreich: Indigenistische Aspekte im Werk Raúl An- guianos: Die Reise nach Bonampak (283-294); Anna Bessler: Formen der Selbstinszenierung: Nahui Olin, eine mexikanische Künstlerin der 1920er Jahre (295-304); Inga Scharf da Silva im Gespräch mit Alexander Brust: Visuelle Umsetzung geistiger Welten (305-310).

[180-L] Etges, Andreas (Hrsg.): Europa trifft Amerika: vergleichende und transnationale Perspektiven, (Studien zur Geschichte, Politik und Gesellschaft Nordamerikas, Bd. 27), Münster: Lit Verl. 2008, V, 138 S., ISBN: 978-3-8258-1144-0 (Standort: UB Siegen(467)-21LIBE1212)

INHALT: "'Amerika'ist in vielerlei Weise eine europäische 'Erfindung'. Und Europa blieb ein wichtiger Bezugspunkt für die Nordamerikaner, mal in Abgrenzung, mal in Anlehnung an die Alte Welt. Aus multidisziplinärer Perspektive untersuchen die Autoren Verflechtungen und Unterschiede, transnationale Entwicklungen und nationale Besonderheiten in Medien und Ge- werkschaften, in Literatur und Kultur, in Geschichte und Politik." (Autorenreferat). Inhalts- verzeichnis: Andreas Etges: Einleitung: Nordamerika und Europa - Historischer Irrtum oder Betrug? Die Namensgebung der Neuen Welt und die europäische Erfindung Amerikas (1-11); Winfried Fluck: Die deutsche Kultur als Prüfstein amerikanischer Demokratie: Ferdinand Kürnbergers Roman Der Amerika-Müde (12-46); Susanne Rohr: Europa trifft Amerika - eine ethnische Variante: jüdisch-amerikanische Literatur (47-60); Daniel T. Rodgers: Competing Modernities: The United States, Germany, and the Networks of Transnational Progressive Po- litics (61-79); Douglas M Edwards: From the Crystal Palace to EXPO 2000: Europe, Ameri- ca, and the Exposition Impulse (80-94); Thomas Greven: The United Steelworkers of Ameri- ca vs. Continental: A Transatlantic Corporate Campaign (95-119); Fritz Pleitgen: The more you get, the less you know - Medienkonzentration und Meinungsvielfalt in den USA (120- 136).

[181-L] Geisen, Thomas: Migration und Ethnizität: zur Ambivalenz kultureller Grenzen, in: Karin Elinor Sauer (Hrsg.) ; Josef Held (Hrsg.): Wege der Integration in heterogenen Gesellschaften : vergleichende Studien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 243-259

INHALT: Ziel des Beitrags ist es, einen kritischen Ethnizitätsbegriff zu entwickeln, der mit der ambivalenten Bedeutung von ethnischer Zugehörigkeit die Entwicklung der einzelnen Aspek- te thematisiert, die in der aktuellen Diskussion um Ethnie und Ethnizität bisher zu wenig Be- achtung finden. Auf der Grundlage einer Rekonstruktion der Verwendung des Ethnizitätsbe- griffs und der Überlegung, dass den Begriffen von Ethnie und Ethnizität für die empirische Analyse von Migrationsgesellschaften eine aktuelle Bedeutung zukommt, deren Möglichkei- ten durch die bislang vorherrschende Verwendung des Ethnizitätsbegriffs begrenzt werden, beschäftigt sich der vorliegende Beitrag mit der theoretischen Analyse des Zusammenhangs von Migration und Ethnizität. Ausgehend von der Rekonstruktion der Aktualität von Ethnizi- 124 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

tät im Migrationsdiskurs wird die subjektiv-konstitutionelle Bedeutung von Ethnizität in bio- grafischen und sozialen Prozessen diskutiert. Abschließend wird auf die Bedeutung des Eth- nizitätsbegriffs für die sozialwissenschaftliche Analyse im Migrationskontext eingegangen. Der Beitrag vertritt die These, dass Begriff und Konzept von Ethnizität auf der Ambivalenz kultureller Grenzen beruhen, dass Ethnizität gleichermaßen sowohl Zugehörigkeit und Parti- zipation als auch Ausgrenzung bedeuten kann. Ethnizität gilt es daher sowohl theoretisch als auch jeweils empirisch konkret zu bestimmen, um die darin sich artikulierenden Prozesse von Partizipation und Ausgrenzung in den von ihnen subjektiv zugeschriebenen Bedeutungen und Zielsetzungen zu rekonstruieren. Der Begriff der Ethnizität eignet sich hierfür in besonderer Weise, da er explizit als ein amorphes, durch Ambivalenz gekennzeichnetes Konzept verstan- den werden muss, das seine Bedeutung aus der Möglichkeit der je individuellen und kollekti- ven Aneignung und Anpassung an die jeweiligen alltäglichen Bedingungen und sozialen Ver- hältnisse erlangt. (ICE2)

[182-F] Große, Gundel, M.A. (Bearbeitung); Dahmen, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung): Die Suche der rumänischen Literaten nach nationaler Identität im Zeitraum 1989-2009 (Ar- beitstitel)

INHALT: Es soll erfasst werden, was rumänische Literaten zwischen 1989 und 2009 im Zuge völlig veränderter gesellschaftlicher und damit auch kultureller Bedingungen auf der Suche nach ihrer Position beschäftigte. Hauptfragestellungen: Wie verändert sich die Position der rumänischen Literatur in Bezug auf Westeuropa? Gibt es Bezüge zur südost- bzw. osteuropäi- schen Literatur? Welchen Niederschlag finden der politische Umbruch in der Literatur? Wie wird mit der eigenen literarischen Tradition umgegangen, finden Neubewertungen statt? ZEITRAUM: 1989-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Rumänien METHODE: Analyse von Literaturzeitschriften in Bezug auf die genannten Fragestellungen ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orien- tierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[183-F] Knecht, Michi, Dr.; Polat, Nurhak, M.A.; Schlebusch, Sebastian (Bearbeitung); Beck, Ste- fan, Prof.Dr. (Leitung): Verwandtschaft als Repräsentation sozialer Ordnung und soziale Praxis: Wissen, verwandt- schaftliche Performativität und rechtlich-ethische Regulation (Teilprojekt C4)

INHALT: Das Teilprojekt untersucht aus ethnographischer Perspektive Verwandtschaft als zen- trales Repräsentationselement sozialer Ordnungen in der Entwicklung europäischer Gesell- schaften. Während der ersten Forschungsphase (2004-2008) wurden qualitative Fallstudien in Istanbul und Berlin sowie in transnationalen Räumen generiert, die die Herausbildung von El- tern-Kind-Beziehungen, Verwandtschaftsnetzwerken und Verwandtschaftlichkeit nach Inan- spruchnahme assistierender Reproduktionstechnologien oder Adoption rekonstruieren. Ver- wandtschaft wurde dabei nicht primär als Klassifikationssystem oder verborgene Grammatik in den Blick genommen, sondern in ihrem Potential zur sozialen Organisation und als "struk- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 125 1.8 Kulturelle Identität

turierende Struktur". In der zweiten Forschungsphase (2008-2012) steht die Frage im Zen- trum, wie natur- und sozialwissenschaftliches Wissen über technologisch assistierte Repro- duktion und Adoption sowie rechtliche und ethische Formen ihrer Regulierung den Alltag ge- lebter "Verwandtschaftlichkeit" prägen. Die komparatistische Perspektive auf Deutschland, die Türkei und den transnationalen Raum wird durch Fallstudien in Großbritannien ergänzt. Großbritannien verfolgt einen explizit pragmatischen Regulierungskurs, der sich vom prinzi- pien-orientierten Regulationsgedanken in Deutschland und den durch Staatsraison fundierten oder religiös motivierten Regulationsprinzipien in der Türkei unterscheidet. Auch Regulie- rungsinitiativen auf europäischer Ebene sind in ihren Auswirkungen auf differente, alltägliche Verwandtschaftspraxen beobachtbar. Ausgehend von dem empirischen Befund, dass Patien- ten und Familien, Mediziner und Experten in hohem Maße wissenschaftliche und regulative Entwicklungen in anderen Ländern verfolgen, werden die vergleichenden Praxen und Reprä- sentationen der Alltagsakteure in einer Verbindung von Vergleichs- und Transferansätzen als paraethnographische Quelle (Holmes/ Marcus) genutzt und gleichzeitig als Transferphänome- ne interpretiert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Türkei, Großbri- tannien METHODE: Die empirische Arbeit konzentriert sich auf die Beobachtung verwandtschaftlicher Performativität in familienbiographischer longue durée. Ein Teil (N=30) der bereits generier- ten Fallstudien (N=70) wird durch kontinuierlich-rekurrierende, narrative Interviews und seri- ell-situationszentrierte Formen teilnehmender Beobachtungen in einer ethnographischen Langzeitstudie weitergeführt. Ergänzend wird mit Experteninterviews, Dokumenten- und Zei- tungsanalysen sowie internetbezogenen Methoden gearbeitet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Klotz, Maren; Knecht, Michi; Cil, Nevim; Hess, Sabine; Beck, Stefan (Hrsg.): Verwandtschaft machen. Reproduktionsmedizin und Adoption in Deutschland und der Türkei. Berliner Blätter - ethnographische und ethnologische Beiträge, Bd. 42. 2007. +++Knecht, Michi; Beck, Stefan; Hess, Sabine: Verwandtschaft neu ordnen. Herausforderun- gen der Reproduktionsmedizin und der Transnationalisierung. in: Klotz, Maren; Knecht, Mi- chi; Cil, Nevim; Hess, Sabine; Beck, Stefan (Hrsg.): Verwandtschaft machen. Berliner Blätter - ethnographische und ethnologische Beiträge, Bd. 42, 2007, S. 12-31.+++Bock, Heike; Feuchter, Jörg; Knecht, Michi (Hrsg.): Religion and its other. Secular and sacral concepts and practices in interaction. Campus 2008.+++Beck, Stefan: Natur - Kultur. Überlegungen zu ei- ner relationalen Anthropologie. in: Zeitschrift für Volkskunde, Jg. 104, 2008, 2. S. 161-199.+ ++Beck, Stefan: Medicalizing culture(s) or culturalizing medicine(s)? in: Burri, Regula Vale- rie; Dumit, Joe (eds.): Medicine as culture. Instrumental practices, technoscientific knowled- ge, and new modes of life. Routledge Studies in Science, Technology and Society, Vol. 6. London 2007, pp. 17-33.+++Beck, Stefan: Gedächtnisse des Körpers. Zum Konzept der Haut als Transaktionszone zwischen Natur und Kultur. in: Ahrens, Jörn; Biermann, Mirjam; Töp- fer, Georg (Hrsg.): Die Diffusion des Humanen. Grenzregime zwischen Leben und Kulturen. Frankfurt am Main 2007, S. 31-51.+++Beck, Stefan: Enacting Genes - Anmerkungen zu Fa- milienplanung und genetischen Screenings in Zypern. in: Graumann, Sigrid; Grüber, Katrin (Hrsg.): Biomedizin im Kontext. Mensch, Ethik und Wissenschaft, Bd. 3. Münster 2006, S. 221-237.+++Beck, Stefan: Wissenschaft und die Transformation des Alltags - sozialanthro- pologische Anmerkungen zur Variation biopolitischer Regimes. in: Liebig, B.; Dupuis, M.; Kriesi, I.; Peitz, M. (Hrsg.): Mikrokosmos Wissenschaft. Transformationen und Perspektiven. Interdisziplinäre Vortragsreihe der Eidgenössischen TH und der Universität Zürich. Hoch- schulforum, Bd. 39. Zürich: Univ.-Verl. 2006, S. 205-226.+++Knecht, Michi: Spätmoderne Genealogien. Praxen und Konzepte verwandtschaftlicher Bindung und Abstammung. in: Klotz, Maren; Knecht, Michi; Cil, Nevim; Hess, Sabine; Beck, Stefan (Hrsg.): Verwandt- 126 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

schaft machen. Berliner Blätter - ethnographische und ethnologische Beiträge, Bd. 42, 2007, S. 92-107.+++Knecht, Michi; Hess, Sabine: Reflexive Medikalisierung im Feld moderner Re- produktionsmedizin. Zum aktiven Einsatz von Wissensressourcen in gendertheoretischer Per- spektive. in: Langreiter, Nikola; Timm, Elisabeth u.a. (Hrsg.): Wissen und Geschlecht. Veröf- fentlichungen des Instituts für Europäische Ethnologie. Wien 2008.+++Beck, Stefan; Knecht, Michi; Hess, Sabine: Verwandtschaft in Transformation. "Making Kin" in transnationalen Räumen. in: Baberowski, Jörg; Kaelble, Hartmut; Schriewer, Jürgen (Hrsg.): Selbstbilder und Fremdbilder. Campus 2008, S. 365-397.+++Knecht, Michi: Ethnographische Wissensproduk- tion und der Körper als ethnographisches Objekt im Feld moderner Reproduktionsmedizin. in: Binder, Beate; Göttsch, Silke; Kaschuba, Wolfgang; Vanja, Konrad (Hrsg.): Ort. Arbeit. Körper. Ethnographien europäischer Modernen. Münster u.a.: Waxmann 2005, S. 421-429.++ + Beck, Stefan; Knecht, Michi: Der Körper als ethnographisches Objekt - Einführung. in: Binder, Beate u.a. (Hrsg.): Ort. Arbeit. Körper. Ethnographien europäischer Modernen. Münster u.a.: Waxmann 2005, S. 381-385. ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Europäische Ethnologie (Mohrenstr. 41, 10117 Berlin); Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fa- kultät I, SFB 640 Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel (Unter den Linden 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Leiter (Tel. 030-2093-3714, e-mail: [email protected])

[184-F] Koenen, Anne, Prof.Dr. (Bearbeitung): Postrevolutionäre Amerikanische Identitätsbildung in einem transnationalen Kontext

INHALT: Das Projekt thematisiert die Herausbildung einer nationalen Identität in der Literatur der Dekaden nach der Amerikanischen Revolution aus einer transnationalen Perspektive. Während bisherige Forschungen die transatlantischen Beziehungen zu Europa in den Mittel- punkt stellen, geht das Projekt über diesen Ansatz hinaus, indem es die USA in einem hemi- sphärischen und circumatlantischen transnationalen Beziehungsgeflecht verankert. Dabei wird von der Hypothese ausgegangen, dass postrevolutionäre nationale Identitätsbildung sich nicht nur bezogen auf Entwicklungen innerhalb der USA und in Abgrenzung von England vollzog, sondern auch in Reaktion auf die Verknüpfungen der USA mit anderen Regionen, speziell der Karibik, Lateinamerikas und des Orients. Anhand eines umfangreichen Textkor- pus will das Projekt die verschütteten Diskurse über diese Regionen freilegen und deren kriti- sches Potential für die vielschichtigen Verhandlungen nationaler Identität nachweisen. Ziel des Projektes ist es, erstens, bisherige Definitionen früher amerikanischer nationaler Identität durch die Einbeziehung einer transnationalen Perspektive zu komplizieren. Zweitens will das Projekt erkunden, inwieweit die Kontakte zwischen Amerikanern und der Karibik, dem Ori- ent und Lateinamerika über die imagologische Reflexion des Eigenen im Fremden hinaus eine interkulturelle Dimension enthalten, inwieweit sie also Diskurse hervorgebracht haben, die ihrem Charakter nach selbst als transnational bezeichnet werden können. Mit der Erstel- lung einer transnationalen 'kulturellen Kartographie' will das Projekt eine Lücke im Verständ- nis der USA schließen helfen und zur Revision exzeptionalistischer Erklärungsmodelle natio- naler Identität beitragen. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 127 1.8 Kulturelle Identität

INSTITUTION: Universität Leipzig, Philologische Fakultät, Institut für Amerikanistik (Beetho- venstraße 15, 04107 Leipzig) KONTAKT: Institution (Tel. 0341-973-7330, Fax: 0341-973-7339, e-mail: [email protected])

[185-L] Kugemann, Monika A.: Between cultures: cultural and social integration of German immigrants in Pittsburgh, 1843-1873, Hamburg: DOBU, Wiss. Verl. Dokumentation und Buch 2009, 345 S., ISBN: 978-3- 934632-36-3

INHALT: "Bretzeln und Lager Bier, Oktoberfest und Männerchor - Ein Teil deutschen Brauch- tums hält sich seit Ankunft der ersten deutschen Einwanderer bis heute in den USA. Dieses Buch begleitet Pittsburghs Deutsch-Amerikaner des 19. Jahrhunderts in ihren Bemühungen, die Aufrechterhaltung des eigenen kulturellen Erbes mit den Anforderungen des neuen Le- bens zu vereinbaren. Während die Identität und Integration von Migranten bislang meist auf ökonomische, demographische und religiöse Faktoren zurückgeführt wird, unterstreicht die Autorin am historischen Fallbeispiel überzeugend die Bedeutung von Kultur für die Formie- rung einer kollektiven Einwanderer-Identität. Ihre Methodologie zur Erforschung der kultu- rellen Identität von Immigranten und deren Auswirkungen auf Assimilationsprozesse ergänzt daher traditionelle Ansätze der Migrationsforschung." (Autorenreferat)

[186-L] Langner, Carsta: Vereintes Europa: zur diskursiven Konstruktion einer europäischen Identität und ihrer Reproduktion in Schulbüchern, Stuttgart: Ibidem-Verl. 2009, 131 S., ISBN: 978-3-89821-992-1

INHALT: Die Fragestellung der Studie lautet: Wird eine europäische Identität im sozialwissen- schaftlichen Diskurs konstruiert und wie gestaltet sie sich? Um diese beantworten zu können, muss man zunächst klären, wie eine kollektive Identität entsteht? Es wird von einer konstruk- tivistischen Position ausgegangen, die Kollektive, beispielsweise in Form von Nationen, als mentales Konstrukt bezeichnet. Das bedeutet, dass die Konstruktion von Identität vor allem narrativ vonstatten geht. Identitätsbildung setzt somit Kommunikation voraus. Ohne kommu- nikative Akte kann aus der Wirklichkeit kein Sinn konstruiert werden. Auch kollektive Identi- täten werden demnach sprachlich konstruiert. Nach der Klärung der relevanten Begriffe schließt das nächste Kapitel mit der Darstellung der angewendeten Methoden und dem Auf- werfen der zu untersuchenden Hypothesen an. Anschließend werden die im sozialwissen- schaftlichen Diskurs befindlichen Deutungsangebote für eine europäische Identität aufge- zeigt. Die Frage, ob sich diese in Schulbüchern reproduzieren, ist Gegenstand des letzten Ka- pitels. Zusätzlich wird die Frage analysiert, ob gemeinsame Willensbildung in Form von eu- ropäischen Diskursen und Berichterstattung über Europa eine kollektive Identität vorausset- zen. Dazu wird auf vorhandene Untersuchungen zurückgegriffen, die sich mit dem Schlag- wort europäische(s) Öffentlichkeit(sdefizit) bereits auseinandergesetzt haben. Gibt es eine eu- ropäische Öffentlichkeit und wenn nicht, ist ihr Fehlen, in der vielleicht nicht vorhandenen europäischen Identität zu suchen? (ICF2) 128 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

[187-L] Lauterbach, Burkhart; Lottermoser, Stephanie: Fremdkörper Moschee?: zum Umgang mit islamischen Kulturimporten in westeuropäischen Großstädten, (Kulturtransfer, Bd. 5), Würzburg: Königshausen u. Neumann 2009, 180 S., ISBN: 978-3-8260-3984-3

INHALT: Angesichts des in die nächsten Runden gehenden sogenannten "Münchner Moschee- streits" versammelt das vorliegende, in ein kulturwissenschaftliches Problemfeld einführende Buch zwei Fallstudien zum Umgang mit islamischen Kulturimporten in westeuropäischen Großstädten. Die erste Fallstudie befasst sich mit der touristischen Verwertung bereits beste- hender britischer und französischer Moscheen aus historischer und gegenwartsbezogener Per- spektive; die zweite Fallstudie setzt sich mit dem Münchner Moscheeprojekt auseinander und geht der Frage nach, ob die Moscheen in München eine Kultur der Exklusion darstellen. Für beide Fälle wird festgestellt, dass ein Kulturtransfer stattfindet, der entweder von freundli- chem Empfang oder von aggressiver Abwehr begleitet wird, und dass eine je spezifische Transferkultur entsteht. Die Fallstudien ergänzen sich dadurch, dass der München-Teil jene Phase des Entstehungskontextes einer Moschee im Einzelnen ausleuchtet, welcher sich in den beiden anderen Fällen nicht mehr oder nur unzureichend bestimmen lässt. Nicht zuletzt er- gänzen sich beide Fallstudien dadurch, dass die Konfrontation mit den Londoner und Pariser Entwicklungen dazu einlädt, das Münchner Geschehen zu extrapolieren und die Frage nach den "letzten Tagen von Europa" aufzuwerfen. (ICI2)

[188-F] Lindenberg, Jolanda (Bearbeitung): Identity discourses among Belgians

INHALT: Background of the study: Belgium has an intricate institutionalisation combining eco- nomic, linguistic and cultural factors in the statutory federalisation of 1993. The country has three economic districts; Flanders, Brussels and Wallonia. The language dispute has divided the country in four language areas; Flemish (also referred to as Neerlandophone), Francopho- ne, the bilingual area Brussels and Germanophone, which to a certain degree overlap with the cultural communities; German, French and Flemish. The two largest districts Flanders and Wallonia play the most dominant role in federal politics. The complicated organisation of Belgium has attracted scholars interested in the interaction of politics, groups and identity, among whom a prominent anthropologist, Clifford Geertz. He refers to Belgium as a country which is "(...) one of the most devolved in the world" and "a hollowed-out country" (Geertz 1998: 103). The Flemish and Walloon regions have their own school systems, political par- ties, newspapers and the communities have their own traditions and symbols to express their distinct collective identification. Conflict between the regions is most obvious at the political level were both Flemish as Walloon politicians try to mobilize support of the inhabitants of their respective districts in electoral competition with communitarian interests, but whether such contentious interaction (a term used by McAdam and Tarrow 2000) exists in everyday life is rather unclear. The country that encloses these different districts, areas and communi- ties seems to play a small part in the social and cultural identities of the inhabitants of the dif- ferent regions. Being Belgian is often described as an artificial construct and of decreasing importance. It remains rather unclear if, when and in what manner Belgium is still a reference point. In addition, the growing influence of the European Union as an intergovernmental or supranational body and the recent monetary unity has reduced the number of symbols of the Belgium state. Opportunities for regional players have broadened at the European level, redu- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 129 1.8 Kulturelle Identität

cing the relevance of the federal government for interest seeking of sub-national parties and with this reducing the price for separation (Dewinter and Gomez-Reino Cachafeiro 2002; Lindahl 2003). At the same time the European Union is presented by the federal government as an umbrella project to maintain the importance of Belgium. This is complicated by the fact that, since the treaties of Amsterdam and Maastricht, the European Union is striving for grea- ter emphasis on European identification. Although many scholars argue that such identificati- on is non-existent and difficult to attain due to a lack of faith, shared future and history and other markers creating a sense of shared collective belonging, the rate of identification with Europe as primary or as secondary identification next to regional attachments among Bel- gians is increasing (EC 2006; Hooghe and Marks 2005).| METHODE: Project focus: This project focuses on identification processes, on the micro-level, and investigates how these different identities are integrated, (situational) excluded or inclu- ded, neglected or emphasized. This means that processes of inclusion and exclusion of diffe- rent reference groups and how they are interrelated, configured and expressed are to be ex- amined. The motivations, rhetoric, discourses surrounding these processes are part of this pro- ject. Points of interest are the relationships between the Walloon and Flemish identities, the national identity and, if existent, a European identification. It will investigate how and when people of different regional identities interact. Additionally this also asks for inquiries into the salience of identification categories, under which circumstances do these become relevant and why just then. Fieldwork will be done in two cities with a Francophone and Flemish populati- on, in so called "facility municipalities" in the Brussels capital region. Facility municipalities are part of one of the districts, in this case Flanders, that have a large percentage of inhabi- tants of the other region; therefore the municipalities have to provide facilities such as schoo- ling and voting options for the parliament for the inhabitants originated from or identifying with the other region. In these towns one is able to go to a French or Dutch language school and interaction between Francophone and Neerlandophone inhabitants is part of everyday life. Furthermore conflicts are usually centred in these regions (Hooghe 2004). A motivation to choose the Brussels capital region as my main focus is the upcoming election in 2007 in which the status of Brussels and enlarged competences for the districts will be central themes. Another stimulus to choose this region is the celebration of the year of Europe in Brussels. DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (Stichprobe: mehr als 700). Beobachtung, teil- nehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend (Stichprobe: 365 Tage; Auswahlverfahren: Zufall/ Snowball). Qualitatives Interview (Stichprobe: 108; Zufall/ Snowball). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Stichprobe: ca. 2.500; Umfragebögen; Auswahlverfahren: Quota). ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Postfach 110351, 06017 Hal- le) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0345-2927-0, Fax: 0345-2927-502, e-mail: [email protected])

[189-L] Lüdi, Georges; Seelmann, Kurt; Sitter-Liver, Beat (Hrsg.): Sprachenvielfalt und Kulturfrieden: Sprachminderheit - Einsprachigkeit - Mehrsprachigkeit: Probleme und Chancen sprachlicher Vielfalt, Fribourg: Acad. Press Fribourg 2008, 355 S., ISBN: 978-3-7278-1618-5

INHALT: "Seit dem 19./20. Jahrhundert ist Europa weitgehend in Nationalstaaten gegliedert, für die die Nationalsprache ein wichtiges Identifikationsmerkmal darstellt. Als Korrelat dazu ent- 130 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

stand der Begriff 'Sprachminderheiten', der 'historische Sprachminderheiten' (z.B. Basken, Sorben), territorial ungebundene Minderheitssprachen (z.B. Armenisch, Jiddisch, Sinti- Roma), aber auch sogenannte 'neue Minderheiten' umfasst (z.B. Türken in Deutschland, Ma- ghrebiner in Holland, Tamilen in der Schweiz). In einem Europa, das von zwei gegenläufigen Prinzipien - Globalisierung einerseits, Lokalisierung andererseits - geprägt wird, ergibt sich daraus eine Fülle von Herausforderungen sprachpolitischer, ethischer, aber auch ökonomi- scher Art. Historiker, Juristen, Ökonomen, Philosophen, Sprachwissenschaftler u.a. artikulie- ren ihre jeweilige Zugangsweise zu diesen Themen und fragen, inwiefern Minderheitenschutz und demokratische Werte in einem sprachlich-kulturell zunehmend durchmischten Europa mit Einsprachigkeit und Monokulturalität kompatibel sind." (Autorenreferat). Inhaltsver- zeichnis: Georges Lüdi: Mehrsprachigkeit als Konfliktquelle und/oder als Chance? (1-14); Hector Schmassmann: Koreferat zum ersten Abschnitt: Kulturfrieden als dynamischer Pro- zess (15-22); Alexandre Duchene: The definition of minorities as a terrain for political and discursive struggles (23-46); Hoo Nam Seelmann: Sprach- und Kulturkonflikte koreanischer Immigranten in den USA (47-72); Ueli Mäder: Das Individuum zwischen Subkultur und Mehrheitsgesellschaft (73-86); Martino Mona: Koreferat zum zweiten Abschnitt: Kommenta- re eines wissbegierigen fachfremden Lesers (87-98); Michael Anderheiden: Sprachminderhei- ten im Rechtswesen: Zwischen Diskriminierung und Toleranz (99-114); Gerhard Stickel: Eu- ropäische Hochsprachen in der Klemme: Zwischen globalem Englisch, Dialekten, Minder- heits- und Regionalsprachen (115-132); Hannes Kniffka: Kulturkontakt, Kulturkontrast, Kul- turkonflikt (Sprache inbegriffen)(133-162); Francois Grin: Efficiency and fairness in the ma- nagement of linguistic diversity: issues of identification and measurement (163-178); Gabrie- le M. Müller: Koreferat zum dritten Abschnitt: Rechte der Minderheitsgesellschaften auf Pflege von Kultur und Sprache (179-188); Anne-Claude Berthoud: Mehrsprachigkeit als Ka- leidoskop des Wissens (189-200); Josef Jurt: Globalisierung und sprachlich-kulturelle Vielfalt (unter anderem aufgezeigt am Beispiel der Schweiz)(201-224); Jan Derk ten Thije: Language politics at European border; The language analysis interview of asylum seekers in the Nether- lands (225-252); Dagmar Richter: "Ansprüche" der Mehrheit auf Einsprachigkeit im Span- nungsfeld des Minderheitenschutzes - Nationale und internationale Rechtslage (253-294); Bernhard Altermatt: Koreferat zum vierten Abschnitt: Föderal-territoriale Sprachenpolitik in der Schweiz: Ein Zielkonflikt zwischen Sprachfrieden und Minderheitenschutz? (295-324); Gabrielle Hogan-Brun: Between Diversity and Community: The Politics of Tolerance from the Centre to the Margins of the EU (325-338); Georg Kreis: Prinzipien und Praxis der Multi- kulturalität in der heutigen Schweiz (339-356).

[190-L] Marten, Heiko F.: Languages and parliaments: the impact of decentralisation on minority languages, (Languages of the world, 37), München: Lincom 2009, 357 S., ISBN: 978-3-89586-298-4

INHALT: Das Buch untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von Parlamenten bei der Bewälti- gung der Konflikte um Sprachautonomie bei ethnischen und kulturellen Minderheiten. Fol- gende These wird anhand von empirischen Untersuchungen in Schottland und Norwegen be- legt: Die Parlamente haben einen entscheidenden Einfluss auf die Akzeptanz und Integration sprachlicher Minderheiten, die um ihre ethnische und kulturelle Autonomie kämpfen. Die Fallstudie für Norwegen fokussiert die sämische Sprachgemeinschaft, die sogar ein eigenes regionales Parlamente aufweist. Für Schottland steht die gälische Sprachminderheit im Zen- trum der Untersuchung. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass eine Dezentralisierung na- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 131 1.8 Kulturelle Identität

tionaler parlamentarischer Kompetenzen für ethnische, kulturelle und sprachliche Minderhei- ten die Akzeptanz der nationalstaatlichen Parlamente erhöht und nicht - wie häufig unterstellt - die nationale Einheit unterhöhlt. (ICA)

[191-F] Mehler, Daniela, M.A. (Bearbeitung); Leiße, Olaf, Priv.Doz. Dr. (Betreuung): Umkämpfte Vergangenheit, umkämpfte Identitäten? Der Diskurs über die Aufarbeitung der Jugoslawienkriege, Geschichtspolitik und nationale Identität in Serbien 1993-2010/11 (Ar- beitstitel)

INHALT: Wie hat sich der serbische Diskurs über die Aufarbeitung/ den Umgang mit den Jugo- slawienkriegen im Zeitraum 1993 bis 2010/11 verändert? Welche Akteure vertreten warum welche Positionen, welche Interessen und Motivationen haben sie, welche Strategien werden verfolgt? Welche Deutungen der Jugoslawienkriege und der Beteiligung Serbiens werden transportiert, welche Konzepte von nationaler Identität? Wie beeinflusst der Diskurs um die Aufarbeitung der Vergangenheit die politische Kultur und die demokratische Konsolidierung des Landes? ZEITRAUM: 1993-2010/11 GEOGRAPHISCHER RAUM: Serbien METHODE: sozialkonstruktivistisch; Diskurstheorie ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orien- tierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0176-38084664, e-mail: [email protected])

[192-F] Metzger, Philippe, M.A. (Bearbeitung); Kailuweit, Rolf, Prof.Dr.; Jacob, Daniel, Prof.Dr. (Betreuung): "A lingua corsa". Der Diskurs über die korsische Sprache in den drei Zeitschriften 'A Tra- muntana', 'A Muvra' und 'L'Annu Corsu' zwischen 1896 und 1939

INHALT: Aus einem medienwissenschaftlich geprägten Blickwinkel soll die Diskussion über die Notwendigkeit einer korsischen Sprache in korsischen Zeitschriften um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert untersucht werden. Aus den um die Jahrhundertwende entstehenden Jour- nalen werden exemplarisch drei herausgegriffen, die besonders stark in die Diskussion um korsische Sprache involviert sind: A Tramuntana, A Muvra, L'annu corsu (später L'année cor- se). Zur Untersuchung stehen hier also drei unterschiedliche Journale in verschiedenen zeitli- chen Kontexten mit teilweise stark differenzierten politischen Ausrichtungen. Ihre spezifische mediale Aufbereitung und die Einordnung in die französischen und italienischen Strömungen sollen unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Anwendung der Sprache analysiert werden. ZEITRAUM: 1896-1939 GEOGRAPHISCHER RAUM: Korsika ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2011-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissen- schaftler INSTITUTION: Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Romanisches Seminar (Platz der Universität 3, 79098 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0761-2039066, e-mail: [email protected]) 132 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

[193-L] Müller, Thomas: Imaginierter Westen: das Konzept des "deutschen Westraums" im völkischen Diskurs zwischen Politischer Romantik und Nationalsozialismus, (Histoire), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 429 S., ISBN: 978-3-8376-1112-0

INHALT: "Am Kreuzungspunkt der Diskurse um Nation und Raum entstanden Ende des 19. Jahrhunderts Konzepte von Grenzen, die keine Linien mehr waren, sondern Räume. Dies war die Grundlage eines Raumbildes, das Deutschland nicht nur über seine Staats-, sondern auch über die deutsche Sprachgrenze hinaus vergrößerte. Der Band untersucht diese Transformati- on der Grenzen am Beispiel der deutschen Westgrenze. Anknüpfend an den antifranzösischen Nationsentwurf der Politischen Romantik und die wissenschaftliche Bestimmung der westli- chen Sprachgrenze werden die Konzepte 'Westmark', 'Westland' und 'Westraum' rekonstru- iert. Von den alldeutschen, jungkonservativen und nationalsozialistischen Diskursgemein- schaften geprägt, bezeichneten diese einen deutschen Grenzraum, der von der Kanal- und Nordseeküste bis zu den französischen Alpen und zur Rhône reichte, zugleich jedoch in ho- hem Maße symbolisch und ideologisch aufgeladen war. Als Gegenstück zum 'Ostland' wurde dieses Raumkonstrukt zum Leitbild deutscher Kriegsziel- und Germanisierungspolitik und zu einem Symbolraum des 'Neuen Europa' der SS." (Autorenreferat)

[194-L] N'Guessan, Konstanze: "This is TZ power! Kenkey can't do this!": die performative Aushandlung nationaler Kultur ; das National Festival of Arts and Culture in Ghana, (Arbeitspapiere / Universität Mainz, Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Nr. 92), Mainz 2008, 24 S. (Graue Literatur; www.ifeas.uni-mainz.de/workingpapers/AP92.pdf)

INHALT: "Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit der performativen Aushandlung nationa- ler Kultur auf dem National Festival of Arts and Culture, das 2006 in Wa, Nordwestghana, stattfand. Die Autorin nahm an der Vorbereitung und Planung des Festivals in lokalen staatli- chen Kulturinstitutionen teil, und beobachtete die Diskussionen um die Repräsentation einer (imaginierten) spezifischen Kultur des Nordens in scharfer Abgrenzung zu der des als domi- nant und diskriminierend empfundenen Südens. In diesem Zusammenhang werden Fragen der Authentizität und Authentifizierung, wie sie in der Planung und Rezeption diskutiert wurden, aufgegriffen und mit der Konzeption des Festivals als gleichzeitig einheitsstiftendes Vehikel für nationale Identität und als Austragungsort eines Wettbewerbs der Regionen um Anerken- nung und Ressourcen in Verbindung gesetzt. Das Festival, so die Argumentation, ist eine cul- tural performance, die das Wesen einer 'Kultur' nicht nur abbildet, sondern auch die Möglich- keit des Wandels und der Subversion birgt. Performance meint hier also gleichzeitig die Auf- führung und das Skript der Diskurse, die der Aufführung Bedeutung zuschreiben. Diesen doppelten Ansatz verfolgt der Artikel durch die Verknüpfung von Festivalbeobachtungen und Komiteesitzungsmitschriften im Rahmen der Vorbereitung." (Autorenreferat)

[195-F] Petzoldt, Silvia, M.A. (Bearbeitung); Schubert, Gabriella, Prof.Dr. (Betreuung): Interethnische Beziehungen und imaginäre Bilder vom Anderen in Werken der deutsch- bzw. ungarischsprachigen Literatur in Rumänien im Vergleich soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 133 1.8 Kulturelle Identität

INHALT: Welche Bilder vom Anderen bzw. vom "Kulturraum" Siebenbürgen werden in der Li- teratur vermittelt? Wie lassen sich Gemeinsamkeiten/ Unterschiede zwischen den unter- schiedlichen Minderheitenliteraturen erklären? Hypothese: Gemeinsamkeiten sind vor allem aufgrund des kontextuellen Umfeldes zu erwarten. Unterschiede lassen sich auf unterschiedli- che literarische Traditionen zurückführen. ZEITRAUM: 1945-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Rumänien, Siebenbürgen METHODE: Bereich literarische Komparatistik/ Stereotypenforschung/ Fremdbilder/ Eigenbil- der. Theoretischer Ansatz: Imagologie. Methode: Hermeneutik; Kultursemiotik DATENGE- WINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 20 -geplant-; Autoren/ Angehörige des Literaturbetriebes in Siebenbürgen, evtl. weitere Zeitzeugen). ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orien- tierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Ludwig, Henry (Tel. 03641-9-44466)

[196-L] Puschner, Uwe; Großmann, G. Ulrich (Hrsg.): Völkisch und national: zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert, Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. 2009, 429 S., ISBN: 978-3-534-20040-5

INHALT: "Völkisches Denken wird fast ausschließlich als ein Vorläufer des Nationalsozialismus gesehen oder in seinem zeitlichen Umfeld verortet. Wie stark völkische Denktraditionen in unterschiedlichen Bereichen auch in unserer unmittelbaren Gegenwart eine Rolle spielen, zei- gen die Beiträge dieses Bandes. Wenn die rechtsextreme 'Artgemeinschaft' ihren Kalender 'nach Stonehenge' datiert, so ist dies ein bewusster Rückgriff auf die völkische Bewegung der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Wenn die Bestseller-Autorin Marion Zimmer Bradley ('Die Nebel von Avalon') sich als 'Neuheidin' bekannte, so stellt sie sich damit in eine Traditi- on der Vorkriegszeit. Aber auch Teile der Jugendmusikszene oder esoterischer und ökologi- scher Kreise pflegen Versatzstücke einer Weltanschauung, die Ihre Wurzeln in der Völki- schen Bewegung der Weimarer Republik hat." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Wolf- gang Bruckner: Denkmusterkritik: Volksmythos, Urzeitwahn, Kulturideologien (15-30); G. Ulrich Volkmann: Völkisch und national - Der "Beitrag" der Hausforschung. Wiederaufleben der Runenkunde des SS-Ahnenerbes (31-64); Ulrich Klein: Hausforschung und Archäologie in der Zeitschrift "Germanen-Erbe" (65-82); Gottfried Korff: Kontinuität im Gegensinn. Vom Verstehen und Vermeiden völkischer Symbole im kulturhistorischen Museum der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (83-109); Konrad Köstlin: Lönssteine, Jahnhügel und Sonnen- wende. Völkische Ortsbesetzungen in Österreich (110-127); Ingo Wiwjorra: Ethnische An- thropologie. Zwischen scientistischer Innovation und völkischer Tradition (128-144); Helmut Zander: Rudolf Steiners Rassenlehre. Plädoyer, über die Regeln der Deutung von Steiners Werk zu reden (145-155); Ulrich Linse: "Fundamentalistischer" Heimatschutz. Die "Natur- philosophie" Reinhard Falters (156-178); Johannes Zechner: 'Die grünen Wurzeln unseres Volkes': Zur ideologischen Karriere des 'deutschen Waldes' (179-194); Uta Halle: "Treiberei- en wie in der NS-Zeit"- Kontinuitäten des Externsteine-Mythos nach 1945 (195-213); Luit- gard Löw: Völkische Deutungen prähistorischer Sinnbilder. Herman Wirth und sein Umfeld (214-232); Debora Dusse: Eddamythen, Neomythen, Weltanschauungscodes. Zur Transfor- mation eddischer Überlieferung im Kontext völkischer Weltanschauung (233-244); Stefanie 134 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

von Schnurbein: Kontinuität durch Dichtung - Moderne Fantasyromane als Mediatoren völ- kisch-religiöser Denkmuster (245-265); Felix Wiedemann: Germanische Weise Frau, Prieste- rin, Schamanin. Das Bild der Hexe im Neuheidentum (266-279); Horst Junginger: Paganis- mus und Indo-Germanentum als Identifikationselemente der Neuen Rechten (280-290); Ingo Wiwjorra: Zwischen Spurensuche und Fiktion - Was wissen wir über die Religionen 'unserer Ahnen'? (291-311); Ulrich Hunger: Wissenschaft und Ideologie: Die Runenkunde im Natio- nalsozialismus (312-328); Bernd Wedemeyer-Kolwe: Runengymnastik. Von völkischer Kör- perkultur zur alternativen Selbsterfahrungspraktik? (329-340); Bernd Sösemann: Audiovisu- elle Assoziationen. Anmerkungen zur Deutung der völkisch-nationalsozialistischen Vorstel- lungen im Film "Schwarze Sonne" (341-353); Gregor Huffenreuter: Kontinuitätsmuster ohne Kontinuität? Völkisches Liedgut vom Deutschen Liederbuch des Kaiserreichs zum Neofolk der Gegenwart (354-365); Uwe Puschner: "Deutsche Schrift" und völkische Ideologie (366- 378); Anja Grebe: "Dürer als Führer". Zur Instrumentalisierung Albrecht Dürers in völki- schen Kreisen (379-399); Caspar Ehlers: Mittelalterbilder - Aktuelle Diskurse in Wissen- schaft und Öffentlichkeit (400-424).

[197-L] Schneiders, Thorsten Gerald (Hrsg.): Islamfeindlichkeit: wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 483 S., ISBN: 978-3-531-16257-7

INHALT: "'Islamkritik' ist eines der Schlagworte unserer Zeit. Doch dahinter verstecken sich oft- mals nur pure Ressentiments. Zugleich lässt sich unter Muslimen eine dogmatische Verteidi- gungshaltung beobachten, bei der bisweilen jede Kritik von vornherein in den Wind geschla- gen wird. Beide Extreme dominieren zu häufig die öffentlichen Diskussionen. Der vorliegen- de Band 'Islamfeindlichkeit' einerseits und der dazugehörige Band 'Islamverherrlichung' ande- rerseits nehmen sie daher kritisch in den Blick: Band 1 spürt jene geistigen Strömungen auf, die antiislamische Einstellungen in Deutschland fördern. Band 2 spricht theologische Heraus- forderungen und Missstände in der hiesigen muslimischen Gesellschaft an - allerdings ohne Pauschalisierung, Populismus und Polemik. Das Gesamtwerk ist somit ein Appell an die Ver- nunft und hat überdies dokumentarischen Charakter. In diesem Buch nun beleuchten renom- mierte Autoren verschiedene Aspekte vom europäischen Islamhass vergangener Jahrhunderte bis zur heutigen Hetze im Cyberspace. Ferner geht es um die Auseinandersetzung mit promi- nenten Protagonisten der 'Islamkritik' wie Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek, Hans-Peter Raddatz und anderen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thorsten Gerald Schneiders: Einleitung (9-15); Kapitel I: Ausgangspunkte islamfeindlichen Denkens in der deutschen Gesellschaft: Thomas Naumann: Feindbild Islam - Historische und theologische Gründe einer europäischen Angst (19-36); Claudio Lange: Die älteste Karikatur Muhammads - Antiislamische Propaganda in Kirchen als frühes Fundament der Islamfeindlichkeit (37-59); Almut Höfert: Die "Türkengefahr" in der Frühen Neuzeit: Apokalyptischer Feind und Objekt des ethnographischen Blicks (61-70); Gerdien Jonker: Europäische Erzählmuster über den Is- lam - Wie alte Feindbilder in Geschichtsschulbüchern die Generationen überdauern (71-83); Hamid Tafazoli: "Sie meinen, die Christen hätten einen falschen Glauben (...)." Zum Islam- bild in der deutschen Literatur am Beispiel einiger Persienberichte des 17. Jahrhunderts (85- 98); Kai Hafez: Mediengesellschaft - Wissensgesellschaft? Gesellschaftliche Entstehungsbe- dingungen des Islambildes deutscher Medien (99-117); Werner Ruf: Muslime in den interna- tionalen Beziehungen - das neue Feindbild (119-126); Dieter Oberndörfer: Einwanderung wi- der Willen - Deutschland zwischen historischer Abwehrhaltung und unausweichlicher Öff- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 135 1.8 Kulturelle Identität

nung gegenüber (muslimischen) Fremden (127-142); Kapitel II: Zur aktuellen Lage der Is- lamfeindlichkeit: Jürgen Leibold: Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie - Fakten zum ge- genwärtigen Verhältnis genereller und spezifischer Vorurteile (145-154); Mario Peucker: Is- lamfeindlichkeit - die empirischen Grundlagen (155-165); Heiner Bielefeldt: Das Islambild in Deutschland - Zum öffentlichen Umgang mit der Angst vor dem Islam (167-200); Navid Ker- mani: "Und tötet sie, wo immer ihr sie findet" - Zur Missachtung des textuellen und histori- schen Kontexts bei der Verwendung von Koranzitaten (201-207); Y. Michal Bodemann und Gökce Yurdakul: Deutsche Türken, jüdische Narrative und Fremdenangst: Strategien der An- erkennung (209-237); Stefan Muckel: Zur christlich-abendländischen Tradition als Problem für den Islam in deutschen Verfassungen und Gesetzen (239-257); Jochen Hippler: Gestörte Kommunikation - Wie grundlegende Fehler im internationalen Dialog zwischen westlich und muslimisch geprägten Gesellschaften gegenseitige Ressentiments schüren (259-268); Monika Schröttle: Gewalt gegen Frauen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland - Dis- kurse zwischen Skandalisierung und Bagatellisierung (269-287); Yasemin Karakasoglu: Is- lam als Störfaktor in der Schule - Anmerkungen zum pädagogischen Umgang mit orthodoxen Positionen und Alltagskonflikten (289-304); Siegfried Jäger: Pressefreiheit und Rassismus: Der Karikaturenstreit in der deutschen Presse - Ergebnisse einer Diskursanalyse (305-322); Franc Wagner: "Die passen sich nicht an" - Exkurs über sprachliche Mechanismen der Aus- grenzung von Muslimen (323-329); Markus Gerhold: Islam-bashing für jedermann - Leser- briefe und Onlinekommentare als Orte privater Stimmungsmache (331-338); Kapitel III: In- stitutionalisierte Islamfeindlichkeit: Sabine Schiffer: Grenzenloser Hass im Internet - Wie "is- lamkritische" Aktivisten in Weblogs argumentieren (341-362); Mohammed Shakush: Der Is- lam im Spiegel der Politik von CDU und CSU - Aspekte einer komplizierten Beziehung (363- 376); Wolf-Dieter Just: Der Islam und die Evangelische Kirche in Deutschland - "Klarheit und gute Nachbarschaft"? (377-388); Jobst Paul: Die katholische Kirche auf dem Weg zur 'robusten Ökumene'? Vernunft und Glaube in Regensburg (389-400); Kapitel IV: Personelle Islamfeindlichkeit: Thorsten Gerald Schneiders: Die Schattenseite der Islamkritik - Darlegung und Analyse der Argumentationsstrategien von Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek, Alice Schwarzer und anderen (403-432); Birgit Rommelspacher: Islamkritik und anti- muslimische Positionen - am Beispiel von Necla Kelek und Seyran Ates (433-455); Martin Riexinger: Hans-Peter Raddatz: Islamkritiker und Geistesverwandter des Islamismus (457- 467); Micha Brumlik: Das halbierte Humanum - Wie Ralph Giordano zum Ausländerfeind wurde (469-475).

[198-L] Steppat, Michael (Hrsg.): Americanisms: discourses of exception, exclusion, exchange, (American Studies: A Monograph Series, Vol. 173), Heidelberg: Winter 2009, IX, 403 S., ISBN: 978-3-8253-5487-9

INHALT: "The idea of a distinctive and even exceptional character of American society and cul- ture has long enjoyed persuasive power. It has lastingly affected not only the self-images of the United States, but also perceptions from without. Canada as well as further North Ameri- can cultures and regions, too, sometimes embrace a topos resembling that of the exceptional. This volume employs diverse methodical approaches from the humanities together with the social and geographical sciences to explore the North American contents of the topos of Americanism, which have become decisive for the project of the modern. Transdisciplinary exchange opens an opportunity to re-assess the effects and dynamic metamorphoses of Ame- ricanism. The protean shapes of identification with or counter-identification against the Uni- 136 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

ted States, and at times Canada, are vital for the acceleration rate of cultural innovation." (aut- hor's abstract). Contents: Michael Steppat: The Protean Qualities of Americanism: An Explo- ration (1-28); T. Michael Maher: American Environmentalism on the Defensive: The Conser- vative Attack and Its Effects on Public Opinion (29-44); David T. Sumner: Location and Landscape in Literary Americanisms: H. L. Davis and F. Scott Fitzgerald (45-56); Jay David Bolter: The Scopic Regimes of Contemporary American Media: 24 (57-66); Martina Leeker: Pragmatism versus Artificial Art: Computer Stories (67-84); Oliver Lepsius: Americanism in Law (85-102); Hellmut Fröhlich: Urbanism and Americanism-Urban Development in the USA Between Ideology, Dystopia, and Anomaly (103-122); Glenn W. Shuck and John M. Stroup: Americanism as Religion or Varieties of Civil Religious Experience (123-152); Kars- ten Fitz: George Washington as Cincinnatus in Antebellum Visual Culture (153-170); Anno Mungen: I Hate Music! Bernsteins Song Cycle Between European and American Music Cul- ture (171-182); Waldemar Zacharasiewicz: Dixie Unlimited? American Identity and the Self- Perception of Southerners (183-200), Thomas Bargatzky: Americanisms, Hispanisms, Natio- nalisms: Becoming Aztlán in the Republica del Norte? (201-218); James A. Miller: The Dia- sporic Turn: Shifting Paradigms in African American Studies (219-226); Marc Murschhauser: Africa in America: An Ethnological Perspective an Black Identity in the Americas (227-242); Helen May Dennis, Michael Steppat: Seeking the Ecospace: Leslie Marmon Silko's Gardens (243-258); Ute Fendler: Migrants in Quebec Between Americanism and "Américanité" (259- 270); Jürgen E. Müller: In Search of Otherness or Sameness: Traces of Americanism in Cine- ma Québecois (271-284); Gabriele Pisarz-Ramirez: African-Canadian Literature and the Americas (285-300); Guy Thomson: Mexican Liberals and the Uses of the United States, 1829-1910 (301-316); Georg Kamphausen: Die Europäisierung des Amerikanismus: Ame- rikakritik im Spiegel des europäischen Selbstzweifels (317-328); Anke Matuschewski: Ame- ricanisms in German Urban Planning: Both Rejection and Selective Copying / The Adoption of Public-Private Partnerships and Business Improvement Districts in Germany (329-342); Marion Linhardt: Transatlantic Discourses: "American" Musical Theater and Entertainment (343-360); Bernd Müller-Jacquier: Perfonning "Culture" in Initial Contact Situations' (361- 376); Susanne Mühleisen: American Adaptations: Language Ideology and the Language Di- vide in Cross-Atlantic Translations (377-394).|

[199-L] Theisen, Heinz: Grenzen der Integration: für eine Koexistenz der Kulturen, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 12 = H. 727, S. 1124-1132 (Standort: USB Köln(38)- AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Die Anstrengungen zu Interkulturalität und Interreligiosität sind im Nahen Osten ge- scheitert und die Interkulturalisierungspolitik von NATO und EU in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo hat nur zu einem Waffenstillstand geführt. Die Versuche, die religiösen Kul- turen des Irak und die Clankulturen Afghanistans auf demokratischem Wege zusammenzufü- gen, endeten im Desaster. Bei der Suche nach einer neuen Konzeption für den Umgang mit den Konflikten in und zwischen den Kulturen sollte zunächst eine Anleihe beim Multikultura- lismus in den USA genommen werden. Die strikte Gegenseitigkeit in der Integrationspolitik der Vereinigten Staaten hat jedoch mit der Multikultiromantik vieler Europäer wenig gemein- sam. Der amerikanische Multikulturalismus ist kein "bunter Regenbogen", sondern eine Form der Koexistenz zwischen den Kulturen und die Multikulturalität und Leitkulturalität sind in den USA komplementär. Eine Integration der gegensätzlichen Werteordnungen würde die soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 137 1.8 Kulturelle Identität

Auflösung einer der beiden Kulturen als Voraussetzung einer Assimilation fordern. Da keine der großen Kulturen zu diesem Schritt bereit ist, sollten eine Koexistenz der Kulturen ange- strebt werden. Diese bedeutet kein Aufgehen der Vielheit in eine Ganzheit, sondern belässt es beim friedlichen Nebeneinander. Sie fordert statt Gemeinsamkeiten nur Gegenseitigkeiten von Toleranz, Religions- und Meinungsfreiheit, von gesellschaftlichen Rechten und Pflichten. Sie achtet bei der interkulturellen Erweiterung von Europäischer Union und NATO und bei Interventionen auf die Bereitschaft und Fähigkeit zur Koexistenz. (ICI2)

[200-L] Tröger, Jochen (Hrsg.): Streit der Kulturen, (Studium Generale an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg), Heidelberg: Winter 2008, 240 S., ISBN: 978-3-8253-5499-2

INHALT: "Begriff und Phänomen des 'Fundamentalismus' - eines der dominierenden Themen der öffentlichen Diskussion in unserer Zeit - werden trotz aller Klärungsversuche in Presse, Funk und Fernsehen immer noch viel zu eng und einseitig auf den heutigen islamischen Fundamen- talismus bezogen. Das Bedürfnis, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ein neues Feindbild zu konstruieren - es sei nur auf Huntingtons Bestseller 'Kampf der Kulturen' ver- wiesen -, verdeckt den Blick darauf, dass der Fundamentalismus im Kern auf der wechselsei- tigen Instrumentalisierung von Religion und Politik beruht. Derartige Strategien lassen sich nun in vielerlei Varianten innerhalb und außerhalb des Islam, in der Vergangenheit wie in der Gegenwart beobachten. Die Vortragsreihe des Studium generale der Universität Heidelberg im Wintersemester 2006/2007 hatte zum Ziel, unter dem Rahmenthema 'Streit der Kulturen' den Zuhörern ein solch differenziertes Verständnis des Fundamentalismus zu vermitteln." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Uta Gerhardt: Wozu Fundamentalismus? (9-40); Bernd Thum:Kulturelle Identitäten im Zeitalter der Globalisierung (41-65); Shalini Randeria: Grenz- ziehungen und -verschiebungen: Hindu-Nationalismus und die Politisierung religiöser Identi- täten im (post-)kolonialen Indien (67-101); Volker Lenhart:Ethnisch-kultureller Konflikt und friedensbauende Bildungsmaßnahmen (103-123); Detlef Junker: Der Fundamentalismus in den USA und die amerikanische Sendungsidee der Freiheit (125-147); Manfred Osten: China - das Europa des Ostens? (149-158); Susanne Enderwitz: Islamischer Fundamentalismus (159-176); Henryk M. Broder: Die letzten Tage Europas (177-197); Christoph Schwöbel: Ist der Konflikt der Zivilisationen ein Religionskrieg? (199-238).

[201-F] Wergin, Carsten, Dr. (Bearbeitung): Touring cultures: changing representations of self and other in the tourism context of Rodri- gues Island

INHALT: Die Arbeit thematisiert die Implementierung von Regeln und Strukturen zur Tourismu- sentwicklung auf der Insel Rodrigues. Da die Landschaft ihrer "Mutterinsel" Mauritius bereits stark von einem überentwickelten Tourismussektor gekennzeichnet ist, bleibt regionalen In- vestoren Rodrigues als eine der wenigen Möglichkeiten, vom globalen Interesse an Ökotou- rismus und Nachhaltigkeit zu profitieren. Dies führt dazu, dass die Insel mit einem besonde- ren Augenmerk auf Naturbelassenheit und ökologische Vielfalt vermarktet wird. Ausgehend von einer Graswurzelperspektive knüpft dieses Projekt an laufende Debatten über den Wert von Ökotourismus für Gastgebende und Gäste an. Eine zentrale Frage ist hierbei, inwieweit die lokale Bevölkerung Einfluss auf die dem Tourismusmarkt angepassten Repräsentationen 138 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.8 Kulturelle Identität

ihrer Inselwelt, Tradition und Geschichte nimmt und selbst davon beeinflusst wird. GEO- GRAPHISCHER RAUM: Rodrigues ART: BEGINN: 2008-07 ENDE: 2010-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozial- wissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Ethnologie (06099 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[202-L] Wichard, Rudolf (Redakteur): Europäische Identität: Nationen - Kulturen - Bildung ; Dokumentation eines internationalen wissenschaftlichen Symposiums vom 26. bis 29. September 2007 in der Philosophisch- Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main: Verl. der action 365 2008, 257 S., ISBN: 978-3-925138-93-5

INHALT: "Europäische Identität ist ein Begriff, mit dem viele Menschen wenig anfangen kön- nen. Was ist das überhaupt und wozu fragen wir danach? Gibt es so etwas wie einen europäi- schen Menschen? Und wo endet Europa, wo sind seine Grenzen? Viele wichtige Fragen - Antworten darauf geben: Historiker und Soziologen, Philosophen und Theologen, Politikwis- senschaftler und Ökonomen, Ingenieure und Pädagogen aus Polen, Ungarn, der Tschechi- schen Republik und aus Deutschland, die aus der Sicht ihrer Wissenschaft und von ihrem na- tionalen Standpunkt aus Grundfragen aus Geschichte und Gegenwart, Beispiele aus den na- tionalen Kulturen und pädagogische Konzepte vorstellen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeich- nis: 1. Grundlagen: Werner J. Patzelt: Was ist und zu welchem Zweck befasst man sich mit "Europäischer Identität"? (9-32); Frantisek Mezihorak: Vom europäischen Menschen (33-38); Rudolf Wichard: Europa ohne Grenzen? Die Europäische Union mit 27 Mitgliedsstaaten - Zwischenbilanz und Zukunftsperspektiven (39-56); Zdenek Novotny: Anthropozentrismus in der Europäischen Philosophie (57-64); David Hampl: Europäische Zivilisation (65-69); Jitka Skopalova: Wie entsteht eine "Europäische ldentität"? (71-81); Miroslav Dopita: Transnatio- nale Identität (83-90); 2. Nationen: Marek Wilczynski: Das europäische Bewusstsein der Po- len - Konsequenz der Geschichte oder ihre Ironie? (91-98); Aleksandra Trzcielinska-Polus: Die Identität der Schlesier (99-111); Mihaly Sari: Europäische Identität und die ungarische Zeit- und Raumbetrachtung (113-120); Pavel Krakora: Die Wahrnehmung der europäischen Identität in der tschechischen Geschichte (121-138); Friedrich Nather: Immigration und Kolo- nisation - ein Problem der tschechisch-deutschen Beziehungen (139-154); Gabriela Medve- d'ova: Die Identität der deutschen Minderheit im tschechischen Kulturraum 1918-1938. - Das Bild des Lebens in der Literatur (155-166); 3. Kulturen: Werner Löser: Die Organisation der Kirchen in Europa (167-175); Dusan Spiner: Dialog als ethischer Maßstab der europäischen Identität (177-183); Zdenka Novakova: Der Schutz der Menschenrechte im Rahmen der Eu- ropäischen Union (185-190); Hans Tietmeyer: Wie der Euro in die Welt kam. Protokoll einer schwierigen Geburt (191-211); 4. Bildung: Peter Varnagy: Wie kann ein Recht auf Erwachse- nenbildung die europäische Identität voranbringen? (213-219); Marie Hrachovcova: Erzie- hung zum Europäertum im Rahmen der Reform des tschechischen Schulwesens (221-234); Alena Nelesovska: Internationale Aktivitäten der Studenten der Primärpädagogik an der Uni- versität Olomouc (235-246); Antonin Stanek: Die Identität von Absolventen tschechischer Hauptschulen in der Region Olomouc (247-254). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 139 1.9 Politische Kultur

1.9 Politische Kultur

[203-L] Besand, Anja: Von guten und von schlechten Zeichen: zu den Herausforderungen von politischer Kulturforschung und politischer Bildung an Europas Rändern, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 38/2009, H. 3, S. 373-386 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Im publizistischen Alltagsgeschäft wie auch im überwiegenden Teil der akademi- schen Europaforschung vermag die kleine zweite Welle der europäischen Osterweiterung, die am 1.1.2007 Rumänien und Bulgarien zu EU-Mitgliedsländern werden ließ, inzwischen kaum noch größere Wellen hervorzubringen. Schaut man sich die vorliegende Forschungsliteratur an, so wird man zwar unter der Überschrift - Transformationsgesellschaften, Postsozialismus u.Ä. einzelne Bemerkungen zu Rumänien und Bulgarien finden, doch ist die Forschungslage, die sich rein auf diese beiden Länder konzentriert, recht überschaubar. Kein Wunder, dass man sich im Bereich der Politischen Bildung ebenfalls über Südosteuropa noch kaum Gedan- ken gemacht hat. Dabei lassen sich am Beispiel dieser Region zwei ineinander verflochtene Phänomene betrachten, die für die Politische Bildung im Europa des 21. Jahrhunderts eine der zentralen Herausforderungen darstellen wird, nämlich demokratische Transformation und, wie ich vergröbernd sagen möchte, Postkommunismus. Wer sich mit Politischer Bildung in einer solchen Region beschäftigen will, muss vorsichtig vorgehen, denn nach der politischen Transformation zu Beginn der 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts befindet sich die Politi- sche Bildung in Osteuropa in einer schwierigen Situation. Die frühere Allzuständigkeit des Staates in politischen, sozialen und kulturellen Fragen konfrontiert die staatlichen Akteure mit dem Problem, dass sie ihre Rolle bei der Vermittlung der Politischen Bildung nur schwer wahrnehmen können, da in der Bevölkerung hierin häufig eine Wiederaufnahme früherer Ideologisierung und Indoktrination vermutet wird. Es gehört zu den Paradoxien dieses Pro- blems, dass Angebote zur Politischen Bildung in diesen Ländern gleichzeitig aber auch als besondere Chance zur Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur hoch geschätzt werden. Ziel des Beitrags ist es, vor dem Hintergrund erster qualitativer Ergebnisse verschie- dener Studien zur Politischen Bildung und zur politischen Kultur die Lage der Politischen Bildung in Ost- und Südosteuropa neu zu interpretieren." (Autorenreferat)

[204-L] Daldrup, Nils: Personalisierung im SPD-Wahlkampf 2005: Kandidat vs. Inhalte?, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2009, 71 S., ISBN: 978-3-8364-6534-2

INHALT: In der Politikwissenschaft wird kontrovers diskutiert, ob die Personalisierung der Wahlen zugenommen hat, und auch, ob sie negative Einflüsse auf das Verhältnis Wähler-Po- litiker ausübt. Die vorliegende Studie geht davon aus, dass in der politischen Kommunikation eine Art Dreiecksverhältnis zwischen den Akteuren Wähler, politischer Elite und Medien be- steht. Veränderungen bei einer Determinante haben Einfluss auf die jeweils anderen. Durch die strukturellen Verschiebungen im Wählerverhalten, i. e. weniger Stammwähler und höhere Mobilität, und die Veränderung der Medienlandschaft, d. h. Dualisierung, Kommerzialisie- rung, Ausdifferenzierung, ergibt sich also ein Anpassungsdruck auf die Parteien und ihre Kommunikationsstrategien. Die Veränderungen lassen sich signifikant in den Hochphasen 140 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

der politischen Kommunikation, in den Wahlkämpfen beobachten. Die Entwicklung hin zu einer mediengerechten, professionellen Kampagne wird in der publizistischen Öffentlichkeit häufig unter dem Terminus "Amerikanisierung" subsumiert. Die zunehmende Personalisie- rung von Politik ist für den Autor Teilaspekt dieses Prozesses. Die Kampagne 2005 mit Ger- hard Schröder als Spitzenkandidat ist Beispiel und Gegenstand für diese Personalisierungs- strategien. (ICA2)

[205-L] Degen, Hans Jürgen; Knoblauch, Jochen (Hrsg.): Anarchismus 2.0: Bestandsaufnahmen ; Perspektiven, Stuttgart: Schmetterling Verl. 2009, 313 S., ISBN: 3-89657-052-8

INHALT: Inhaltsverzeichnis: Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland nach 1945. Um- bruch, Neuorientierung: Bruchstücke (9-30); Rolf Raasch: '68 und die Folgen: Anarchismus oder Anarchie? (31-40); Hansi Oostinga: "Wir kriegen nur wofür wir kämpfen!" Anarchosyn- dikalismus heute (41-55); Wolfram Beyer: Freiheit ohne Gewalt für eine gewaltfreie, herr- schaftslose Gesellschaft (56-71); Gerhard Senft: Wirtschaft gestalten am Rande und mitten- drin. Zum Verhältnis von Anarchismus und Ökonomie (72-90); Friederike Pfaff: Anarchafe- minismus (91-108); Anja Kraus: Exkurs: Über die Achtung der Frau und die sozialen Bewe- gungen der indigenen Völker am Beispiel der Aymara/Bolivien (109-121); Jens Kastner: Ist der Zapatismus ein Anarchismus? (122-138); Jürgen Mümken: Postanarchismus. Anarchisti- sche Theorie (in) der Postmoderne (139-157); Ralf G. Landmesser: Neue Soziale Bewegun- gen: Anarchismus ist soziale Bewegung (158-178); Ulrich Klemm: Anarchismus und Pädago- gik (179-194); Elisabeth Voß: Gemeinsam wohnen und arbeiten - Kommunen und andere selbstorganisierte Lebensgemeinschaften. (195-223); Jochen Knoblauch: Exkurs: Von bolo'- bolo zu KraftWerk1 (224-234); Maurice Schuhmann: Anarchismus als Kulturbewegung - Versuch einer Annäherung an eine anarchistische Kulturtheorie (235-246); Autorenkollektiv um Frank Nord: Anarchismus und Internet (247-276); Anton Zils: Anarchismus. Überlegun- gen (277-293); Dokumentation: Kurt Zube: Anarchismus. Ein verfälschter Begriff - und die Wirklichkeit, die dahintersteht (294-307).

[206-L] Dippelhofer, Sebastian: Studierende und Demokratie: ein ambivalentes Verhältnis? ; theoretische und empirische Analysen, Berlin: Logos-Verl. 2008, 195 S., ISBN: 978-3-8325-2041-0

INHALT: Die Abhandlung versteht sich als Beitrag zur theoretischen und empirischen Ergrün- dung der demokratischen Haltungen von Studierenden. Der Fokus liegt dabei auf bundesdeut- schen Befragten, die in einem querschnittlichen Zeitvergleich mit den Daten der Konstanzer Studierendensurveys 1983 bis 2004 erfasst wurden. Über die Jahre skizziert ein regressiver Trend in den Indikatoren demokratischer Orientierungen eine Abwendung von freiheitlichen Tendenzen seitens der Studierendenschaft. Die nährt die Vermutung eines sich rationalisie- renden Verständnisses, das Demokratie als eine reine Methode erachtet bzw. sich gleichgültig bis ablehnend verhält. Mit der Distanzierung zeichnet sich aktuell auch ein differierendes Bild der Akteure. Es konstituiert sich eine Studierendenschaft, die zwar mit einem politischen In- teresse, nicht aber mit den oft skizzierten politischen Formen und menschenbildenden Impli- kationen zu korrespondieren scheint. Sie wendet sich eher von diesen ab und rational-ökono- mischen Inhalten zu. (ICB2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 141 1.9 Politische Kultur

[207-L] Dux, Günter: Von allem Anfang an: Macht, nicht Gerechtigkeit: Studien zur Genese und historischen Entwicklung des Postulats der Gerechtigkeit, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2009, 240 S., ISBN: 978-3-938808-49-8

INHALT: Als Gesellschaft versteht der Verfasser die Vernetzung der Praxis formen der mensch- lichen Lebensführung, Handlungen und Kommunikationen. Wenn sich auch die Handlungen und Kommunikationen nahezu von selbst vernetzen, so erweist sich doch die Feststellung, dass dabei jeder die ihm eigenen Handlungs- und Machtpotenziale ins Spiel bringt, um ihnen in der Gesellschaft Anerkennung zu verschaffen, für den Bildungsprozess der Gesellschaft als bedeutsam, weil die anthropologisch begründete Form der Macht in den frühen Gesellschaf- ten die Einbruchstelle für Machtpotenziale darstellt, durch die Formen der Unterwerfung des einen Teils der Gesellschaft unter einen anderen entstehen. Es handelt sich um den Bildungs- prozess der Gesellschaft über Macht. Der Bildungsprozess der Gesellschaft über Macht hat von allem Anfang an zur Ausbildung ungleicher Machtpotenziale geführt. In einer ersten his- torischen Form vermochte sich das Postulat der Gerechtigkeit mit den archaischen, auf Herr- schaft und Staat gegründeten Gesellschaften auszubilden. Es wird argumentiert, dass in der griechischen Antike die Erfahrung der Machbarkeit der gesellschaftlichen Ordnung ein erstes Mal reflexiv geworden ist. Von grundlegender Bedeutung für den Erwerb des Bewusstseins der Machbarkeit wurde die Entwicklung der Verfassung der Gesellschaft. Das evolutive Ver- ständnis der Moderne hat die Grundlage geliefert, um die erkenntniskritischen Fragen anders zu beantworten, als sie vordem beantwortet werden konnten. Seit der Aufklärung ist die Phi- losophie mit nichts so sehr befasst, wie für die Normativität der menschlichen Daseinsform eine den Erkenntnisvorgaben der Neuzeit gerecht werdende Begründung zu finden. Der Autor argumentiert, dass die universalgeschichtliche Lage, in der man sich befindet, im Schnitt zweier Entwicklungsprozesse liegt: einer Entwicklung der gesellschaftlichen Strukturen über große Räume der Geschichte hinweg, und einer Entwicklung der Strukturen der Kognition, die an die gesellschaftliche Entwicklung gebunden ist. Die erstere hat den Menschen unter den mit der Marktgesellschaft heraufgeführten historischen Grenzen eine Gestaltungshoheit über die gesellschaftliche Verfassung verschafft. Die letztere hat ihnen ein Wissen von einer säkular verstandenen Welt vermittelt, das auch die Lebensform des Menschen in sich ein- schließt. Der Widerstreit, der sich zwischen der Machterfassung der Gesellschaft und der Ge- rechtigkeit aufgetan hat, setzt sich in der Marktgesellschaft fort. Er führt in ihr zur Krise der gesellschaftlichen Verfassung. Die Gesellschaft ist mit der Marktgesellschaft in eine neue Phase der Entwicklung ihres ökonomischen Systems eingetreten. Durch das treibt die Gesell- schaft in Oben und Unten auseinander. Wenn unter dieser Entwicklung für Millionen Men- schen, tendenziell für die Mehrheit in der Gesellschaft, die Chance erhalten bleiben soll, ein über ein bestimmtes Leben zu führen, das den von der Gesellschaft eröffneten als sinnvoll geltenden Möglichkeitsdimensionen der Lebensführung gerecht zu werden vermag, muss Ge- rechtigkeit zur Leitvorstellung der Politik werden. (ICF2)

[208-F] Fenske, Michaela, Dr. (Bearbeitung); Lipp, Carola, Prof.Dr. (Leitung): Niedersachsen von unten. Politische Alltagskultur (1946-1976)

INHALT: Im Zentrum steht die politische Kultur im Niedersachsen der Nachkriegszeit. Obwohl sich die niedersächsischen Bürger/innen von Anfang an mit Petitionen an den Landtag und Briefen an Landespolitiker aktiv an der Entwicklung ihres Landes beteiligten und die entspre- 142 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

chenden Zeugnisse zu einem Großteil überliefert sind, ist dieser Teil der niedersächsischen Nachkriegsgeschichte bislang noch weitgehend unerforscht. Das hier beantragte Projekt un- tersucht diese Petitionen und Briefe niedersächsischer Bürger/innen als Zeugnisse einer poli- tischen Alltagskulturgeschichte. Die lebensweltliche Perspektive - der Blick von "unten" - wird mit der Makro-Perspektive der Landespolitik verbunden. Die qualitativ-hermeneutische Methode ermöglicht eine Analyse der Motive, Ansichten, inszenatorischen Praktiken und Strategien sowie der Ziele der betreffenden Akteure. Die Studie will nicht nur zum Verständ- nis der Nachkriegszeit in Niedersachsen beitragen, sondern den Beitrag der Bürger/innen im Land Niedersachsen zu dieser wesentlichen Etappe der regionalen Geschichte herausarbeiten und die Entwicklung der Zivilgesellschaft nach 1945 nachzeichnen. ZEITRAUM: 1946-1976 GEOGRAPHISCHER RAUM: Niedersachsen METHODE: Demokratisierungsprozesse, Bürgerwahrnehmung und politische Kultur. Untersu- chungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2009-08 ENDE: 2011-07 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Niedersachsen Ministerium für Wissenschaft und Kultur INSTITUTION: Universität Göttingen, Philosophische Fakultät, Institut für Kulturanthropologie, Europäische Ethnologie (Friedländer Weg 2, 37085 Göttingen) KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[209-L] Fücks, Ralf: Gerechtigkeit als Leitidee demokratischer Politik: für eine Politik der Teilhabe, in: Peter Siller (Hrsg.) ; Gerhard Pitz (Hrsg.): Politik der Gerechtigkeit : zur praktischen Orientierungskraft eines umkämpften Ideals, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2009, S. 47-50

INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und warum eine demokratische Politik der Gerechtigkeit und Teilhabe die alte Tugend der Solidarität nicht überflüssig macht. Dies meint Empathie und Sympathie und etwas schwächer ein Sinn für Zusammengehörigkeit, und zwar im Kleinen wie im Großen. Im Kleinen bei den persönlichen Lebensgemeinschaften, in den Nachbar- schaften, im Quartier, und im Großen bezogen auf die gesamte Gesellschaft, die eben immer noch im Nationalstaat politisch organisiert ist, mehr als irgendwo sonst. Gerade an einem Ge- fühl von Zusammengehörigkeit und gegenseitiger Verantwortung, also dem Gegenteil einer Ellbogenmentalität, macht sich auch die Bereitschaft zur Umverteilung fest. Es gibt hier kein objektives ökonomisches Maß für Umverteilung, das anzeigt, ab welchem Steuersatz und ab welcher Staatsquote eine Politik der Umverteilung kontraproduktiv wird. Verteilungsgerech- tigkeit ist eine Größe, die stark von der politischen und sozialen Kultur einer Gesellschaft ab- hängig ist, also dem Grad, zu dem Solidarität und Zusammengehörigkeit als Wert in einer Gesellschaft ausgeprägt ist. Sie ist immer auch Konfliktpolitik, denn es geht hier um Macht- fragen. Sie ist aber von einem gewissen Konsens, von gemeinsamen Wertvorstellungen ab- hängig, weil sich Gerechtigkeit nur sehr bedingt per Mehrheitsbeschluss erzwingen lässt, ohne die Freiheit und die ökologische Leistungskraft einer Gesellschaft zu demolieren. Was gerecht ist, stellt am Ende weder die Philosophie noch die Sozialwissenschaft fest, sondern ist etwas, das gesellschaftlich ausgehandelt werden muss. (ICA2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 143 1.9 Politische Kultur

[210-L] Geißel, Brigitte: Kritische Bürger: Gefahr oder Ressource für die Leistungsfähigkeit eines politischen Systems?, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F., Jg. 58/2009, H. 3, S. 387-396 (Standort: UB Bonn(5)-Z62/84; USB Köln(38)-M XG00116; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Ist politische Kritik(-bereitschaft) eine politische Gefahroder eine Ressource? Und be- hindern oder fördern umfangreiche partizipative Mitsprachemöglichkeiten (kritischer) Bürger effektives Regieren? Die empirische Analyse europäischer Staaten, basierend auf repräsenta- tiven Umfragen und auf Datensätzen der Weltbank, zeigt, dass eher die Länder mit kritikbe- reiter Bevölkerung und mit umfassenden Mitbestimmungsoptionen effektiv regiert werden." (Autorenreferat)

[211-L] Grittmann, Elke: Das Bild von Politik: vom Verschwinden des entscheidenden Moments, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 33-38 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)

INHALT: Politik fängt weder beim politischen System an noch hört sie dort auf - das gilt auch für ihre visuelle Darstellung. Die Bedeutung der Interessenartikulation in Demokratien für die Herstellung allgemeinverbindlicher Entscheidungen schlägt sich vor allem in den Bildmoti- ven von Demonstrationen und symbolischen Protestaktionen nieder. Doch erst wenn sich ge- sellschaftliche Interessen öffentlich formieren, werden sie zum Bildthema. Ebenso ist die Herstellung von Ordnung, durch Polizei, Bundeswehr oder Feuerwehr, ein häufig wiederkeh- render Bildtypus, der motivisch jedoch vom jeweiligen konkreten Ereignis abhängt (Katastro- phen, Unfällen, Attentate). Der Darstellung der politischen Repräsentanten steht der Blick auf die Folgen von Politik gegenüber, die vor allem im Kontext von Kriegen, Konflikten oder po- litisch motivierten Attentaten, aber auch im Alltag erscheinen. Diese Ikonografie teilen sämt- liche Zeitungen, allein in der Gewichtung unterscheiden sich die Medien deutlich voneinan- der. Viele dieser Bildtypen haben eine lange ikonografische Tradition in der Presse. Doch die Studien haben auch deutliche Hinweise auf Tendenzen gebracht, die auf einen grundlegenden Wandel hinweisen, der sich durch Begriffe wie 'Emotionalisierung', 'Inszenierung', 'Eventisie- rung statt Recherche' und 'Digitalisierung' beschreiben lässt. (ICF2)

[212-L] Guzy, Lidia; Skoda, Uwe (Hrsg.): Power plays: politics, rituals and performances in South Asia, (Indo-European studies in politics and society, Bd. 5), Berlin: Weißensee Verl. 2008, VI, 220 S., ISBN: 978-3-89998-142-1

INHALT: "Featuring contributions from anthropologists, historians and political scientists wor- king on South Asia the volume introduces 'power plays' in various local contexts - rural and urban alike. Addressing the question of 'en-Act-ment' of power the authors look at ritual(- ized) and often overtly performative acts - negotiations, elaborations, struggles - over re- sources and prestige, which are dramatized by using various cultural media and often, though not necessarily, linked to a divine sphere. Special focus is given to entanglements between the seriousness of 'power', the social as well as symbolic forces, on the one hand and the much less grave, less solemn, rather joyful 'play' on the other hand. Frequently encountered and lo- 144 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

cally rarely perceived as inherently contradictory, the 'power plays' introduced here hint at specific local, indigenous understandings of politics, rituals and performances." (author's ab- stract). Contents: Uwe Skoda, Lidia Guzy: Power Plays - an Outline (1-18); Manish Kurrar Thakur: Mofussil Netajis: Elections and Beyond (19-34); Shreeyash Palshikar: Laughter, Ap- plause, and Tears: Performative Politics and the Samyukta Maharashtra Movement (35-56); Sebastian Schwecke: The Limitations of `Mere' Performance: The BJP and the Failure of its Yatras (57-78); Stefanie Lotter: By the Grace of the Goddess (79-98); Satu Ranta-Tyrkkö: Natya Chetana's Play Boli - The Sacrifice (99-124); Alpa Shah: 'Keeping the State away': De- mocracy, Politics and the State in India's Jharkhand (125-150); Dick Kooiman: The Cuns of Travancore or How much Powder May a Maharaja Blaze away? (151-178); Uwe Skoda: 'Co- ming Out' of the Palace: The Bamra Royal Family and the Performance of Power during the Elections 2004 (179-204); Lidia Guzy: Performing the Powers of the Goddesses. A Case Stu- dy of Ganda Baja (205-218).|

[213-L] Habermas, Jürgen: Politische Theorie, (Philosophische Texte, Bd. 4), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, 435 S.

INHALT: "Die thematisch geordnete Auswahl von Aufsätzen soll Studenten den Zugang zum Kern der philosophischen Auffassungen erleichtern. Statt 'Gesammelter Abhandlungen' liegt eine systematische Auswahl von Texten vor, die jeweils an die Stelle ungeschriebener Mono- graphien treten müssen. Habermas hat zu wichtigen Themen, auf die sich seine im engeren Sinne philosophischen Interessen richten, keine Bücher verfasst - weder zu den sprachtheore- tischen Grundlagen der Soziologie noch zur formalpragmatischen Konzeption von Sprache und Rationalität, noch zu Diskursethik oder politischer Philosophie oder zum Status des nach- metaphysischen Denkens. Der Bezug zu normativen Fragen der Selbstverständigung hat die philosophische Perspektive auch bei der Verarbeitung sozialwissenschaftlicher, linguistischer, entwicklungspsychologischer und rechtstheoretischer Fachdiskussionen gewiss präsent gehal- ten. Aber die Lösungsbedürftigkeit hartnäckiger philosophischer Probleme hat sich oft erst im Zusammenhang anderer, materialreicher Studien aufgedrängt. Das hat anschließend Explika- tionsversuche nötig gemacht, die nicht nur wie in einem Puzzle in den umfassenderen Kon- text einer Gesellschaftstheorie passen sollen, sondern als Beiträge zu philosophischen Fach- diskussionen auf eigenen Füßen stehen müssen. Philosophische Argumente können im weit- verzweigten Netz der wissenschaftlichen Diskurse nur an Ort und Stelle verteidigt werden. Die Auswahl der Texte macht sowohl diesen Anspruch als auch die pluralistische Anlage ei- ner Gesellschaftstheorie deutlich, die sich an vielen Fronten gleichzeitig der Kritik stellen muss. Die Auswahl berührt weder die Monographien noch die früheren Publikationen bis Ende der 1960er Jahre. Sie berücksichtigt ebenso wenig die soziologischen Arbeiten wie die philosophischen Porträts und die Abhandlungen, die sich auf einzelne philosophische Ansätze und Werke beziehen. Unberücksichtigt bleiben auch seine politischen Interventionen und Zeitdiagnosen. Die kurzen Einleitungen zu den einzelnen Bänden enthalten Erläuterungen 'und Kommentare zum Entstehungskontext aus dem Rückblick eines Autors, der am systema- tischen Gehalt seiner Arbeiten interessiert ist" (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Ha- bermas: Volkssouveränität als Verfahren (35-69); Drei normative Modelle der Demokratie (70-86); Hat die Demokratie noch eine epistemische Dimension? Empirische Forschung und normative Theorie (87-139); Über den internen Zusammenhang von Rechtsstaat und Demo- kratie (140-153); Der demokratische Rechtsstaat - eine paradoxe Verbindung widersprüchli- cher Prinzipien? (154-175); Zum Verhältnis von Nation, Rechtsstaat und Demokratie (176- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 145 1.9 Politische Kultur

208); Kulturelle Gleichbehandlung - und die Grenzen des Postmodernen Liberalismus (209- 258); Religion in der Öffentlichkeit (259-297); Zur Legitimation durch Menschenrechte (298- 312); Hat die Konstitutionalisierung des Völkerrechts noch eine Chance? (313-401); Konsti- tutionalisierung des Völkerrechts und die Legitimationsprobleme einer verfassten Weltgesell- schaft (402-424).

[214-L] Harles, Lothar (Redakteur): Politische Bildung für die Demokratie, (AKSB-Jahrbuch, Bd. 2, 2009/2010), Schwalbach: Wochenschau Verl. 2009, 213 S., ISBN: 978-3-89974-477-4

INHALT: "Das Jahrbuch 2009/2010 der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland (AKSB) hat als Schwerpunkthema 'Politische Bildung für die Demokratie'. Die politische Bildung sieht ihre Aufgabe darin, Menschen zur Mitwirkung in der Demokratie zu befähigen. In den Beiträgen werden Grundlagen und konzeptionelle An- sätze vorgestellt, die deutlich machen, wie Staat und Gesellschaft mitgestaltet werden können und welche Rahmenbedingungen zu beachten sind. Das Jahrbuch bietet zudem Einschätzun- gen zur jüngsten deutschen Geschichte vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, zur Vollendung der deutschen Einheit und zu den Folgen der Globalisierung für die Arbeitsge- sellschaft. Mit dem Jahrbuch wird ein Einblick in die konkrete Bildungsarbeit der katholi- schen Fachorganisation für politische Bildung, der AKSB, und ihrer Mitgliedseinrichtungen eröffnet. Im Überblick werden die Bildungsangebote der letzten Jahre dargestellt und erläu- tert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Im Blick: Norbert Lammert: Bedeutung und Auf- trag der politischen Bildung in Deutschland (9-16); Ingo Juchler: Normative Zielperspektiven der politischen Bildung (17-30); Klaus-Peter Hufer: Demokratie-Lernen in der außerschuli- schen politischen Bildung (31-43); Joachim Detjen: Bürger, Zuschauer, Engagierte. Leitbilder der politischen Bildung (44-53); Helmut Klages: Bürgerliches Engagement - Normalfall oder Ausnahme? (54-68); Siegfried Schiele: Bildung für die Demokratie - Anforderungen an Poli- tik und politische Bildung (69-75); Bernhard Sutor: Herausforderungen der politischen Bil- dung zwischen "Ostalgie" und neuer Rechten (76-84); Im Gespräch: Klaus Schroeder: Tei- lung und Einheit, Spaltung und Versöhnung. Wie gehen die Deutschen mit der Wiederverei- nigung um? (85-91); Hans Joachim Meyer: Demokratie nach der Wende: Wie entwickeln sich Deutschland und Europa? (92-104); Rainer Eppelmann: Erfahrungen mit deutscher Tei- lung und Einheit (105-112); Dieter Althaus: Zivilgesellschaftliches Engagement in Ost und West. Erfahrungen mit der Wende (113-120); Udo Apel: Wirklichkeiten - Biographische Splitter (121-125); Matthias Möhring-Hesse: Entwicklungen der Arbeitsgesellschaft (126- 135); Unter der Lupe: Reinhard Griep: Europa endet (nicht) an der Una. Eindrücke einer Bos- nienreise 2007 (136-145); Katrin Zimmermann: "Du hast doch was zu sagen!" Politisches Ar- gumentieren für Jugendliche (146-151); Annette Lorke: Datenerhebung in Diktatur und De- mokratie. Zur Verbindung von historischem und politischem Lernen (152-159); Martin Knechtges: Umkämpfte Geschichte. Ein Berliner Symposium für Schülerinnen und Schüler ostdeutscher Gymnasien (160-164); Marica Zelenika: Europa in der Einen Welt. Entwick- lungspolitik der EU auf dem Prüfstand (165-171); Bernhard Eder: Das "Glück des Öffentli- chen" erleben durch bürgerschaftliches Engagement (172-179); Peter Wirtz: Katholisch-sozi- al orientierte politische Bildung 2007 bis 2008 (180-196). 146 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

[215-L] Kalaga, Wojciech H.; Mydla, Jacek; Ancuta, Katarzyna (Hrsg.): Political correctness: mouth wide shut?, (Literary and Cultural Theory, Vol. 32), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 223 S., ISBN: 978-3-631-59411-7

INHALT: "The book addresses and interrogates discursive and cultural practices that are (or can be seen) related to t he well-established if elusive phenomenon known as Political Correct- ness or PC. The individual contributors look into PC-related cases within the humanities, lite- rature, and the media. Accordingly, the publication is divided into three sections: Part I, 'Re- visiting the Issue: History, Theory, Language', examines PC in the contexts of three types of discourse: historical, theoretical and ideological, and linguistic. Part II, 'Literary Case Studies', offers examination of chosen literary works and authors. Part III, 'The Media', looks at manifestations of PC-related issues in film and the popular magazine. Altogether the publi- cation shows a variety of approaches to the PC phenomenon. The assumption of the editors is that while PC has indubitably penetrated contemporary culture, it continues to stir controver- sy. This scholarly debate is a response to what may be described as PC's universal reign." (au- thor's abstract). Contents: Part I. Revisiting the Issue: History, Theory, Language: Bruno Arich-Gerz and Isabel Wojtovicz: Challenging PC: World War II Victimhood, the Discrimi- nation for and the Nazistically Challenged (13-21); Leszek Drong: The Trouble with Libera- lism: Stanley Fish's Critique of Multiculturalism, Free Speech, Neutral Principles and Politi- cal Correctness (23-32); Djelal Kadir & Pawel Jedrzejko: Between Self and State: on Dis- courses of Political Correctness. A Dialog (33-42); Ewa Lukaszyk: Political/ Religious Cor- rectness as a Cardinal Point of Reflection: a Hindrance and a Temptation (43-52); Tomasz Kalaga: The Politics of Correctness: Henry A. Giroux and the Rhetoric of Ideology (53-62); Slawomir Maslon: Sovereign Correctness (63-73); Maciej Nowak: "Those Poor Decrepit Parts of Our Species"; or, the Double Edge of Political Correctness (75-92); Irina Perianova: Is Big Really Beautiful? Political Correctness and the Language of Avoidance (93-103); Mar- ta Zajac: Political Correctness as Homemaking. Between Ethics and Hysteria (105-112); Part II. Literary Case Studies: Rafal Boryslawski: The Un-Mouth? Political Correctness and Por- nography in the Fabliaux (115-128); Kevin Hannan: "Le(c)h Loves Stupid Ludmila": Ethno- graphy, Slav Stereotypes and Political Correctness in Jerzy Kosinski's The Painted Bird (129- 145); Anna Popiel: "He conquered in earth's name"; or, on Ted Hughes and Archetypal Cor- rectness (147-152); Erhard Reckwitz: Mouth Wide Open: Political Satire in Post-Apartheid South Africa (153-166); David Schauffler: Moral Correctness and the Artwork: the Case of Knut Hamsun (167-174); Andrzej Wicher: Some Thoughts on Political Correctness and on the Possibility of a Civilised Version of "Political Incorrectness" Exemplified by Joseph Con- rad's The Nigger of the Narcissus' (175-192); Part III. The Media: Katarzyna Ancuta: Mer- maids in Manholes with Ebola Syndrome; or, Political (In)Correctness Oriental Style (195- 204); Jacek Mydla: Toying with Stories (205-213); Eric Starnes: Brothers in Arms: Maxim Magazine, The Man Show and the Return of Knuckledragger Culture to American Society (215-223).|

[216-L] Kleiner, Tuuli-Marja: Das Vertrauen zu den politischen Entscheidungsinstitutionen junger Demokratien Mitteleuropas: kulturalistische und institutionalistische Ansätze zur Erklärung politischen Vertrauens im Vergleich, (Empirische und methodologische Beiträge zur Sozialwissenschaft, Bd. 25), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, IX, 123 S. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 147 1.9 Politische Kultur

INHALT: "Stabilität und Leistungsfähigkeit mitteleuropäischer Demokratien wären ohne Unter- stützung der Bürger problematisch. Gefragt wird daher nach dem politischen Vertrauen als Teil dieser Unterstützung. Auf welche Weise bildet es sich im Postsozialismus heraus? Zwei Ansätze, der Kulturalismus und der Institutionalismus, bieten unterschiedliche Erklärungen und Schlussfolgerungen an. Diese werden vergleichend auf ihre Erklärungskraft geprüft. Es folgt eine theoretische Verknüpfung hinsichtlich des Vertrauensphänomens und seiner Deter- minanten und die Prüfung dieses Gesamtmodells. Sowohl die Kultur als auch die Performanz spielen eine bedeutende Rolle, beeinflussen sich jedoch auch gegenseitig. Die Etablierung der jungen Strukturen rückt so durch eine effektive Politik in greifbare Nähe." (Autorenreferat)

[217-L] Liebold, Sebastian: Das politische Bild vom "citoyen": Arnold Bergstraessers "Staat und Wirtschaft Frankreichs" zwischen Kultursoziologie und Politikwissenschaft, in: Manfred Gangl (Hrsg.): Das Politische : zur Entstehung der Politikwissenschaft während der Weimarer Republik, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 311-338

INHALT: Der Verfasser analysiert "Staat und Wirtschaft Frankreichs" von Arnold Bergsträsser im Hinblick auf Inhalte und Methode. Die Analyse erfolgt vor dem Hintergrund von biografi- schen Einflüssen, akademischem Umfeld, der Prägekraft des Verständigungsgedankens und des Wissenschaftsverständnisses der Weimarer Zeit. "Staat und Wirtschaft Frankreichs" ver- weist auf den "citoyen" als Träger der Macht im bürgerlichen Staat. Die Kernthese des Ban- des lautet: "Eine bürgerliche Gesellschaft ist der Träger des modernen französischen Staates". Bergsträsser sah die französische Wirtschaftsform, in der Handwerker und Kleinunternehmer das Bild bestimmten, insgesamt als Gegenbild zum dynamischen deutschen Industriekapita- lismus an. Ausschlaggebend für den politischen Alltag ist das überwiegen traditioneller Ele- mente in der demokratischen Willensbildung. Den "sicheren" Menschen verkörpert im Frank- reichbuch der durch die säcuritä geschützte citoyen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Bergstraesser in "Staat und Wirtschaft Frankreichs" sowohl kultursoziologisch vorgeht als auch politikwissenschaftliche Fragestellungen aufgreift. (ICE2)

[218-F] Maurer, Peter, M.A.; Mayerhöffer, Eva, Dipl.rer.com; Jarren, Otfried, Prof.Dr.; Donges, Patrick, Prof.Dr.; Schwab, Stephanie, lic.phil.; Plasser, Fritz, Univ.-Prof.Dr.; Pallaver, Günther, Univ.-Prof.Dr.; Lengauer, Günther; Esmark, Anders, Dr.; Blach-Orsten, Mark, Dr.; Moring, Tom, Prof.Dr.; Vahamaa, Miika Samuli; Medrano, Juan Diez, Prof.Dr.; Krauter, Claudia; Hakansson, Nicklas, Ph.D.; Weber, Lilli, B.A.; Splichal, Slavko, Prof.Dr.; Brlek-Slacek, Aleksander; Turnsek Hancic, Maja (Bearbeitung); Pfetsch, Barbara, Prof.Dr. (Leitung): Political communication cultures in Western Europe - a comparative perspective

INHALT: Vergleich der dem Medien-Politik-Verhältnis zugrunde liegenden Akteurseinstellun- gen, Werte und Normen; Bestimmung des Einflusses bestimmter Medien- und politischen Systemfaktoren auf die jeweilige politische Kommunikationskultur eines Landes. ZEIT- RAUM: 2008/2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Westeuropa (Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Spanien, Österreich, Schweiz, Slowenien) METHODE: International vergleichende Einstellungsforschung; quantitative empirische Sozial- forschung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befra- gung, face to face; Standardisierte Befragung, telefonisch; Standardisierte Befragung, online 148 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

(Stichprobe: 2.250; Politiker, politische Journalisten, politische Sprecher, Kommunikations- berater; Auswahlverfahren: Positionsansatz). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Pro- jekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: Pfetsch, B.: Political communication culture. in: Donsbach, W. (ed.): The international encyclopedia of communication. Blackwell 2008. ARBEITSPAPIE- RE: Pfetsch, B.; Maurer, P.; Mayerhöffer, E.: A hedge between keeps friendship green - con- currence and conflict between politicians and journalists in western democracies. Paper to be presented at the Annual Conference of the International Communication Association, 21-24 May 2009, Chicago, USA.+++Mayerhöffer, E.; Pfetsch B.: Democratic values as a determi- nant of the media-politics relationship: politicians' perceptions of the media's democratic role. Paper presented at the 21st World Congress of Political Science, Santiago de Chile, July 12- 16, 2009.+++Mayerhöffer, E.; Maurer, P.; Pfetsch, B.: Political communication cultures in Western Europe - does system matter for the professional orientations of journalists and poli- tical actors? Paper to be presented at the Annual Conference of the International Communica- tions Association (ICA), Montreal, Canada, 21-26 May 2008.+++Mayerhöffer, E.: The per- ception of public opinion polls by journalists and politicians in eight European countries. Pa- per presented at the 5th ECPR General Conference, Potsdam, 10-12 Sept. 2009. ART: BEGINN: 2007-06 ENDE: 2010-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftli- chen Forschung; Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Pu- blizistik- und Kommunikationswissenschaft Arbeitsstelle Kommunikationstheorie, Medien- wirkungs- und Mediennutzungsforschung (Garystr. 55, 14195 Berlin); Universität Zürich, Philosophische Fakultät, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung -IPMZ- (Andreasstr. 15, 8050 Zürich, Schweiz); Universität Innsbruck, Fak. für Politikwissenschaft und Soziologie, Institut für Politikwissenschaft (Universitätsstr. 15, 2. Stock West, 6020 Inns- bruck, Österreich) KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-57530, e-mail: [email protected])

[219-F] Maurer, Peter, M.A. (Bearbeitung); Pfetsch, Barbara, Prof.Dr. (Leitung): Politische Kommunikationskultur in Frankreich

INHALT: Beschreibung der französischen Kommunikationskultur im Spannungsfeld zwischen Politik und Medien. Gibt es die Komplexität zwischen Politikern und Medienvertretern nach wie vor? Wo liegen Unterschiede zu anderen Europäischen Ländern? GEOGRAPHISCHER RAUM: Frankreich METHODE: Politische Kommunikationskultur; quantitatives Paradigma; Befragung (survey- type). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: ca. 300; Eliten aus Politik und Medien; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. ART: BEGINN: 2008-12 ENDE: 2010-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Pu- blizistik- und Kommunikationswissenschaft Arbeitsstelle Kommunikationstheorie, Medien- wirkungs- und Mediennutzungsforschung (Garystr. 55, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-838 57528, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 149 1.9 Politische Kultur

[220-L] Müller, Klaus: 'Europäisierung' - zur kulturellen Codierung der postkommunistischen Transformation, in: Frank Bönker (Hrsg.) ; Jan Wielgohs (Hrsg.): Postsozialistische Transformation und europäische (Des-)Integration: Bilanz und Perspektiven, Marburg: Metropolis-Verl., 2008, S. 121-142

INHALT: Der Verfasser greift zunächst die konzeptionelle Umorientierung der Transformations- forschung auf und setzt sich im Folgenden mit dem sozialwissenschaftlichen Verständnis von Institutionen und Kultur auseinander. Es schließt sich eine Analyse der EU-Osterweiterung aus soziologischer Perspektive an. Dabei wird die These vertreten, dass der Institutionentrans- fer in die neuen Mitgliedstaaten der EU deshalb erfolgreich war, weil er unter dem dominan- ten Wertmuster der Europäisierung ablief. So konnte zum einen ein Bruch mit der politischen Kultur des "ancien regime" herbeigeführt und zum anderen eine Brücke zwischen den moder- nisierenden Elementen des Sozialismus und den westeuropäischen Varianten des Kapitalis- mus geschlagen werden. Zweifel an der Handlungsfähigkeit der erweiterten EU zeugen weni- ger von prinzipiellen Defekten der Osterweiterung - überholten Souveränitätsvorstellungen der neuen Mitglieder, einem östlichen Nationalismus oder zivilisatorischer Inkompetenz. Sie artikulieren vielmehr typische Wertkonflikte, von denen die alte EU nicht verschont ist. (ICE2)

[221-L] Münkler, Herfried; Hacke, Jens: Politische Mythisierungsprozesse in der Bundesrepublik: Entwicklungen und Tendenzen, in: Herfried Münkler (Hrsg.) ; Jens Hacke (Hrsg.): Wege in die neue Bundesrepublik : politische Mythen und kollektive Selbstbilder nach 1989, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2009, S. 15-31

INHALT: Die Verfasser umreißen die analytische Tragfähigkeit des politischen Mythosbegriffs für die Bundesrepublik. Mythisierungsprozesse geben dabei einen Hinweis auf gewandelte gesellschaftliche Identifikationsprozesse. Die politische Kultur der Bundesrepublik war von einer tiefen Aversion gegenüber politischen Mythen geprägt. Gleichwohl kann auch die Bun- desrepublik politischen Mythen - insbesondere den Gründungsmythen - nicht ausweichen. Politikwissenschaftlich sind alle Ebenen des Mythisierungsprozesses interessant: (1) der Pro- zess der Anverwandlung des Materials zum Mythos, d. h. die interpretierende Transformati- onsleistung, (2) der Ursprung des Bezeichneten und (3) die tatsächliche Wirkung des Mythos bzw. seine von den Intentionen des Mythopoeten möglicherweise abweichende Rezeption. Neben dem Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit hat die Bundesrepublik neue mythische Bezüge entwickelt - so die retrospektive Charismatisierung ihres Führungs- personals. (ICE2)

[222-L] Münkler, Herfried: Die Deutschen und ihre Mythen, Berlin: Rowohlt 2009, 606 S., ISBN: 978-3-87134-607-1

INHALT: Die Studie über die politischen Mythen der Deutschen ist in fünf Kapitel gegliedert. Die Nationalmythen, mit denen sich das erste Kapitel beschäftigt, erzählen von der Herkunft der Deutschen und vermitteln Zukunftsversprechen. Daneben stehen im zweiten Kapitel die durch politische Mythen geprägten Vorstellungen des Eigenen und Fremden, die Wir-Sie-Ste- reotype, die unter der Überschrift "Ein Kampf gegen Rom" behandelt werden. Identität ver- suchte man in diesen Ausformungen politischer Mythen, von der Narration der Schlacht im 150 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

Teutoburger Wald bis zu den gegen den Papst gerichteten Invektiven der Reformation, in ers- ter Linie durch Abgrenzung zu erreichen. Die Beschäftigung mit dem Preußenmythos im drit- ten Kapitel ist eine Suche nach den narrativ-ikonischen Wurzeln des deutschen Sonderwegs- bewusstseins. Der Preußenmythos und die preußischen Mythen erzählen, wie dieser "Sonder- weg" zu beschreiten sei, und dabei standen Dienst und Pflicht, Disziplin und - zunächst zu- mindest - Bescheidenheit im Zentrum der Erzählungen. Die dem vierten Kapitel zugrunde lie- gende Suchbewegung orientiert sich an Orten und Räumen: die Burg als Symbol für Schutz und Trutz, Sicherheit und Freiheit, Verheißung und Erlösung. Das fünfte und letzte Kapitel ist durch das Modell der Gegenmythen geprägt. Da politische Mythen umso mehr Macht über die Vorstellungswelt der Menschen gewinnen, je stärker sie in einen Zusammenhang von Herausforderung und Reaktion eingebettet sind, wird der mythenpolitisch untermauerte Über- legenheitsanspruch der Gegenseite mit eigenen politischen Mythen beantwortet. (ICA2)

[223-L] Nover, Sabine Ursula: Protest und Engagement: wohin steuert unsere Protestkultur?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 302 S., ISBN: 978-3-531-16313-0

INHALT: Die Verfasserin setzt sich zunächst mit den Begriffen Protest, Engagement und Wider- stand auseinander, grenzt Bürgerinitiativen von sozialen Bewegungen ab und kontrastiert struktur- und handlungsorientierte Untersuchungsansätze. Sie behandelt dann Öffentlichkeit als Rahmen, Projektionsfläche und Resonanzboden für Bürgerinitiativen. Eine detaillierte Darstellung der Forschungsmethode (qualitative Narrationsanalyse) schließt sich an. Der em- pirische Teil beginnt mit einer Darstellung der Stadtgeschichte Hertens und einem Überblick über den Ablauf der Ereignisse und die Geschichte der Bürgerinitiative gegen eine Forensik im Herten. Sodann wird eine Analyse der "natürlichen Daten" (Materialien der Stadt und der Bürgerinitiative, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel) und der "künstlich erzeugten Daten" (In- terviews) vorgenommen. Die Analyse der Interviews (vier Fallstudien) enthält neben Se- quenzanalyse und Typenbildung jeweils eine Rekonstruktion der Fallgeschichte und eine Kontrastierung der erzählten mit der erlebten Geschichte. Zusammenfassend werden die Kernthemen der Argumentation gegen den Bau, die Darstellung und Einschätzung der Rah- menbedingungen sowie die Auswirkungen der Proteste resümiert. Abschließend wird gefragt, in welche Richtung die weitere Entwicklung auf gesellschaftlicher Ebene verlaufen wird - in Richtung Bürgergesellschaft oder in Richtung auf eine Beliebigkeit von Protest. (ICE2)

[224-L] Paul, Gerhard: Kriegsbilder - Bilderkriege, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 39-46 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)

INHALT: Anders als dies die Medien suggerieren, entzieht sich das chaotische und komplexe Er- eignis Krieg prinzipiell der visuellen Repräsentation. Es ist vielmehr das Nichtdarstellbare schlechthin. Die medial vermittelten Bilder, die wir gleichwohl von ihm besitzen, sind weni- ger Repräsentationen des Krieges als vielmehr Abstraktionen, Projektionen, Fiktionen sowie bewusste Inszenierungen und Manipulationen, hinter denen das wirkliche Gesicht des Krieges verschwindet. Nicht das Ereignis selbst, sondern seine medialen Inszenierungen prägen Wahrnehmung, Deutung und Bewertung. Dies wird am Beispiel zweier Bilder erläutert, zwi- schen denen knapp 150 Jahre liegen - jener Zeitraum vom Beginn der fotografischen Visuali- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 151 1.9 Politische Kultur

sierung des Krieges bis hin zu seiner elektronischen Visualisierung. Bei der ersten handelt es sich um eine typische, der Genremalerei nachgebildete Fotografie aus dem Krim-Krieg von 1855 - der erste Krieg, der in nennenswertem Maße von der Fotografie festgehalten wurde. Der Krieg erscheint als ein Berufsfeld wie jedes andere. Der Krieg wird als Unterbrechung des bürgerlichen Alltags bzw. als gemütlicher Waffengang dargestellt. Die mehr als 150000 Toten dieses Krieges rücken nirgends in den Blick. Bei dem zweiten Bild handelt es sich um zwei Standbilder aus einer tonlosen Videosequenz aus dem Kosovo- Krieg von 1999 - aufge- nommen von einer von einem NATO- Flugzeug abgefeuerten Rakete mit eingebauter Gun- Kamera. Es ist ein Bild moderner kriegerischer Gewalt im Augenblick ihres Vollzuges - ohne menschliche Akteure und Opfer. Es zeugt von höchster technischer Perfektion. Es ist ein ste- riles Bild ohne Blut, ein schweigendes Bild ohne das Schreien der Opfer. Der Tod, an dem wir für den Bruchteil einer Sekunde teilhaben, bleibt in höchstem Maße abstrakt. (ICF2)

[225-L] Pfau-Effinger, Birgit: Wohlfahrtsstaatliche Politiken und ihre kulturellen Grundlagen, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 34/2009, H. 3, S. 3-21 (Standort: USB Köln(38)-XH2528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11614-009-0030-7)

INHALT: "Die kulturellen Grundlagen wohlfahrtsstaatlicher Politik und deren Beitrag zur Erklä- rung der Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten geraten zunehmend in den Fokus der internatio- nal vergleichenden Wohlfahrtsstaats-Forschung. In dem Beitrag werden Überlegungen dazu vorgestellt, wie sich der Einfluss kultureller Faktoren auf die Entwicklung wohlfahrtsstaatli- cher Politiken analysieren lässt. Es werden Schlüsselelemente der Wohlfahrtskultur vorge- stellt. Diese wird als potentiell widersprüchlich, als Gegenstand von Konflikten und Aushand- lungsprozessen und als veränderbar gefasst. Es wird vorgeschlagen, drei verschiedene Ebenen des Verhältnisses von Wohlfahrtskultur und der wohlfahrtsstaatlichen Entwicklung zu unter- scheiden. Diese umfassen die Ebene der kulturellen Werte und Leitbilder, die den Politiken zugrunde liegen und zu deren Legitimation dienen; die Ebene der kulturellen Werte und Leit- bilder in Bezug auf den Wohlfahrtsstaat in der Bevölkerung und die Ebene der Diskurse so- zialer Akteure. Es werden verschiedene Arten von Prozessen unterschieden, auf deren Grund- lage kultureller Wandel zum Wandel wohlfahrtsstaatlicher Politiken beitragen kann." (Auto- renreferat)

[226-L] Reichel, Peter; Schmid, Harald; Steinbach, Peter (Hrsg.): Der Nationalsozialismus - die zweite Geschichte: Überwindung - Deutung - Erinnerung, München: Beck 2009, 496 S., ISBN: 978-3-406-58342-1

INHALT: Inhaltsverzeichnis: Zur Einführung. Die "zweite Geschichte" der Hitler-Diktatur (7- 21); Peter Reichel: Der Nationalsozialismus vor Gericht und die Rückkehr zum Rechtsstaat (22-61); Constantin Goschler: Wiedergutmachungspolitik - Schulden, Schuld und Entschädi- gung (62-84); Angela Borgstedt: Die kompromittierte Gesellschaft. Entnazifizierung und In- tegration (85-104); Claudia Fröhlich: Rückkehr zur Demokratie - Wandel der politischen Kul- tur in der Bundesrepublik (105-126); Peter Steinbach: Die publizistischen Kontroversen - eine Vergangenheit, die nicht vergeht (127-174); Harald Schmid: Deutungsmacht und kalendari- sches Gedächtnis - die politischen Gedenktage (175-216); Christoph Cornelißen: Erforschung 152 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

und Erinnerung - Historiker und die zweite Geschichte (217-242); Irmela von der Lühe: Ver- drängung und Konfrontation - die Nachkriegsliteratur (243-260); Norbert Otto Eke: Wider- sprüchliche Annäherungen - das deutschsprachige Drama (261-282); Sven Kramer: Wieder- kehr und Verwandlung der Vergangenheit im deutschen Film (283-299); Knut Hickethier: Nur Histotainment? Das Dritte Reich im bundesdeutschen Fernsehen (300-317); Ulrich Krempel: Moderne und Gegenmoderne. Der Nationalsozialismus und die bildende Kunst (318-334); Cornelia Brink: Nach Bildern suchen - fotografische Erinnerung (335-349); Stefa- nie Endlich: Orte des Erinnerns - Mahnmale und Gedenkstätten (350-377); Winfried Nerdin- ger: Die Dauer der Steine und das Gedächtnis der Architekten (378-397), Nach dem Ende na- tionaler Nachkriegsmythen - eine europäische Erinnerungskultur? (398-415).

[227-F] Rüland, Jürgen, Prof.Dr.; Kessler, Christl, Dr.; Rother, Stefan, M.A. (Bearbeitung): Demokratisierung durch Migration

INHALT: Das Projekt verknüpft Migrations- und die Demokratisierungsforschung. Neben der In- tegration dieser bislang im Wesentlichen unverbundenen Forschungsfelder erschließt der An- satz in diesen beiden Bereichen Themen, die je für sich von der einschlägigen Forschung nur am Rande oder gar nicht behandelt wurden. So gibt es in der Migrationsforschung bislang kaum Studien, die sich mit den Rückwirkungen der Migration auf die politische Kultur der Heimatgesellschaft befassen, während in der Demokratisierungsforschung den externen Ursa- chen politischer Transition wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Dabei ist davon auszugehen, dass die Konfrontation der Migranten mit anderen politischen Systemen und Kulturen nicht ohne Auswirkungen auf ihre politischen Einstellungen und ihr politisches Verhalten nach der Rückkehr ins Heimatland bleibt. Das unmittelbare Erleben funktionierender staatlicher Insti- tutionen sowie weitgehender bürgerlicher Partizipationsrechte im Zielland, so eine der zu un- tersuchenden Hypothesen dieses Forschungsprojektes, würde demnach Werte- und Einstel- lungsmuster hervorbringen oder vertiefen, die sich für die demokratische Konsolidierung im Heimatland als förderlich erweisen. Ließe sich ein solchermaßen positiver Zusammenhang von Migration und Demokratisierung empirisch nachweisen, so ergäben sich daraus auch wichtige Schlussfolgerungen für eine offene und tolerante Migrations- und Ausländerpolitik in den Zielländern. Der Zusammenhang von Migration und Demokratisierung wird durch eine standardisierte Befragung in Zusammenarbeit mit einem philippinischen Meinungsfor- schungsinstitut (Social Weather Stations) und einer qualitativen Befragung in Zusammenar- beit mit der University of the Philippines ermittelt. ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stiftung für Bevölkerung, Migration, Umwelt -BMU- INSTITUTION: Arnold-Bergstraesser-Institut für Kulturwissenschaftliche Forschung e.V. (Windausstr. 16, 79110 Freiburg im Breisgau); Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Lehrstuhl für Wissenschaftliche Politik, insb. Interna- tionale Politik (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Rüland, Jürgen (Prof.Dr. Tel. 0761-203-3465, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 153 1.9 Politische Kultur

[228-L] Salzborn, Samuel (Hrsg.): Politische Kultur: Forschungsstand und Forschungsperspektiven, (Politische Kulturforschung, Bd. 1), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 232 S., ISBN: 978-3-631-58019-6

INHALT: "Dieser Band eröffnet die Schriftenreihe Politische Kulturforschung. Sein Anliegen ist es, die theoretische, konzeptionelle und empirische Reichweite des Konzepts Politische Kul- tur darzustellen und die vielfältigen Facetten der politischen Kulturforschung vorzustellen. Der Band liefert grundlegende und einführende Beiträge zu einzelnen Aspekten der politi- schen Kulturforschung und gibt einen systematischen Überblick über den Forschungsstand." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Samuel Salzborn: Einleitung (7-10); Sylvia Greiffenha- gen: Theorie(n) der Politischen Kultur (11-29); Anton Pelinka: Überwindung oder Vertiefung von Hegemonie? Politische Kultur "lernen" (31-44); Samuel Salzborn: Der Vergleich politi- scher Kulturen. Theorien, Konzepte und Methoden (45-60); Ursula Birsl: Staatsbürgerschaft und Demokratie in politischen Kulturen der EU. Konzeptionelle Überlegungen und empiri- sche Befunde (61-101); Steffen Hagemann: Politische Kultur und Internationale Beziehungen (103-128); Christine Kulke: Geschlechterperspektiven und politische Kultur. Diskursive und institutionelle Herausforderungen (129-146); Benjamin Drechsel: Trügerischer Augenschein? Hinweise zur Verflechtung von politischer Kultur und visueller Politik (147-174); Hans-Joa- chim Busch: Politische Kultur und politische Psychologie (175-200); Wolfgang Bergem: Po- litische Kultur und Geschichte (201-227).

[229-L] Schlott, Wolfgang: Und die Krähe trägt ein rotes Sternchen: die politische Karikatur im polnischen Untergrund der Jahre 1981 bis 1989, (Arbeitspapiere und Materialien / Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, Nr. 96), Bremen 2008, 34 S. (Graue Literatur; www.forschungsstelle.uni-bremen.de/images/stories/pdf/ap/fsoAP96.pdf)

INHALT: Wandbilder, Plakate, Zeichnungen, Karikaturen, Collagen, Briefmarken, Stempel, Postkarten, Briefumschläge in sehr unterschiedlicher Qualität gedruckt und in verschiedenen Medien veröffentlicht, gehörten nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen am 13. De- zember 1981 zum unabdingbaren Bestandteil des zweiten Publikationsumlaufs. Dieser war in der Volksrepublik Polen Ende 1976 als Artikulationsform eines unabhängigen Kulturbetriebs entstanden, der sich nicht mehr der staatlichen Zensur unterwarf. Schriftsteller, die in den staatseigenen Verlagen nicht publizieren durften, Publizisten, die Schreibverbot hatten, und Wissenschaftler, deren Bücher durch Zensureingriffe verunstaltet wurden, schufen ihre eigen- ständigen Redaktionskollegien, die Zeitschriften in geringen Auflagen herausgaben. Kleinst- verlage mit illegalen Druckereien wurden gegründet, in denen sowohl Bücher aus Exilverla- gen nachgedruckt als auch Texte von in Polen lebenden Autoren aufgelegt wurden. Diese Do- kumente belegen die spezifische Form einer Zivilcourage, die zeitweilig Massencharakter an- nahm. Sie fand ihren Ausdruck in der Zustimmung zu Losungen und Bildsymbolen, die auf der denotativen Zeichenebene scheinbar apolitische Aussagen implizierten, während sie auf der konnotativen Ebene ein subversives Spiel mit den staatlichen Machtsymbolen und deren Bildelementen inszenierten. Die im Zusammenspiel von Schrift, Bild, Rhythmik und Klang entstandenen Installationen gehörten zu den effektivsten Formen des polnischen zivilen Wi- derstandes in den Jahren 1981 bis 1989, wie im vorliegenden Beitrag näher gezeigt wird. (ICI2) 154 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

[230-L] Senghaas, Dieter; Senghaas, Eva: Quod est pax?, in: Marcel M. Baumann (Hrsg.) ; Hanne-Margret Brickenbach (Hrsg.) ; Volkhard Brandes (Hrsg.) ; Sandra Dieterich (Hrsg.) ; Ulrich Gundermann (Hrsg.) ; Ulrike Suhr (Hrsg.): Friedensforschung und Friedenspraxis : Ermutigung zur Arbeit an der Utopie ; Reiner Steinweg zum 70. Geburtstag, Frankfurt am Main: Brandes & Apsel, 2009, S. 125-139

INHALT: Die Frage "Was ist Frieden?" bezieht sich den Autoren zufolge auf die Frage, welche einzelnen und kombinierten Schritte zum Frieden erforderlich sind, um angesichts unaus- weichlicher Konflikte eine konstruktive Konfliktbearbeitung nachhaltig zu ermöglichen. Es stellt sich ferner die Frage, ob solche erfahrungswissenschaftlich begründbaren Schritte auch in der ästhetischen Auseinandersetzung mit der Friedensproblematik zum Ausdruck kommen. Es geht also nicht um Definitionen oder eine einzigartige Definition des Friedens, sondern um ein friedenspolitisch plausibles Szenario der Ermöglichung von Frieden. Seit den 1960er Jah- ren hat sich in der Friedensforschung ein solches Szenario herausgebildet. In seiner einfachs- ten Ausprägung geht es von vier Schutzvorkehrungen aus. Auf der Grundlage von histori- schen und aktuellen Erfahrungen wird im Hinblick auf heutige Problemlagen die Ermögli- chung von Frieden von vier grundlegenden Bedingungen abhängig gesehen: vom Schutz vor Gewalt, vom Schutz der Freiheit, vom Schutz vor Not und vom Schutz kultureller Vielfalt. Die Autoren betrachten zunächst diese vier Schutzdimensionen im einzelnen, bevor sie die Annäherungen an eine Ästhetik des Friedens in der klassischen und zeitgenössischen Musik beschreiben. (ICI2)

[231-L] Sutor, Bernhard: Herausforderungen der politischen Bildung zwischen "Ostalgie" und neuer Rechten, in: Lothar Harles (Red.): Politische Bildung für die Demokratie, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2009, S. 76-84

INHALT: Die Tugend der "Klugheit" wird in der Tradition der Ethik das "Situationsgewissen" genannt, das heißt die Fähigkeit und Bereitschaft, in schwierigen Verhältnissen und Situatio- nen menschlichen Lebens und zumal menschlichen Miteinanders ein zugleich den Prinzipien und der Situation angemessenes Verhalten zu finden und durchzuhalten. Das kann und muss gelernt werden, auch durch politische Bildung. Der vorliegende Beitrag demonstriert die Fruchtbarkeit dieses ethischen Ansatzes an den Herausforderungen der politischen Bildung, indem er zentrale, konstitutive Elemente dessen, was Klugheit kennzeichnet, auf das Beispiel der Aufarbeitung von DDR-Vergangenheit bezieht. Dazu greift der Autor drei "Klugheitsele- mente" heraus. Zur Klugheit gehören erstens Fähigkeiten der Situationsanalyse, der Kenntnis und Bewältigung des in der Regel komplexen Geflechts der Bedingungen unseres Handelns und Verhaltens, der Handlungsmöglichkeiten, aber auch der Handlungsgrenzen. Zur Klugheit gehört zweitens memoria, Erinnerung, geschichtlicher Sinn, kann man bezogen zumal auf Po- litik sagen; aber auch Lernbereitschaft, Offenheit für Informationen und neue Erkenntnisse, gerade auch zur Prüfung und Korrektur von Erinnerung. Und zur Klugheit gehören drittens Voraussicht und Verantwortungsbereitschaft für Folgen unseres Verhaltens, lateinisch als providentia bezeichnet, was mit prudentia, Klugheit, sprachlich den gleichen Wortstamm hat. Der Autor kommt mit diesem "Verfahren" zu folgendem Schluss: Letztlich geht bei der Auf- arbeitung totalitärer Vergangenheit in politischer Bildung nicht um die Be- oder Verurteilung von individuellen Menschen, sondern um Einsichten in strukturelle Gefährdungen jeder Ge- sellschaft; es geht darum, klüger zu werden für ein andermal, also um providentia, um Vor- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 155 1.9 Politische Kultur

aussicht und Verantwortung. Es darum, am Beispiel zu erkennen, dass wir uns bei allem, was wir tun oder unterlassen, auch gerade im Politischen, die Frage nach möglichen Folgen und nach deren Verantwortbarkeit stellen müssen. (ICA2)

[232-F] Technische Universität Wien: Die Rolle von politischen Kulturen in der Öffentlichkeitsbeteiligung

INHALT: Öffentlichkeitsbeteiligung spielt sowohl in der politischen als auch in der wissenschaft- lichen Debatte und Praxis eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, bestehende Governance- Formen und demokratischen Systeme zu verbessern. Allerdings wurde bisher zuwenig be- rücksichtigt, wie sich politische Kulturen auf die Entwicklung und Durchführung von Beteili- gungsprozessen auswirken. Politische Kulturen verweisen auf die "subjektiven" und kulturel- len Dimensionen von politisch-administrativen Systemen. Politische Kulturen, welche etwa Interaktionsformen, Meinungen, Mentalitäten und Einstellungen umfassen, sind in verschie- denen Phasen der Sozialisation und des Lebenslaufes erlernt und internalisiert wurden. Sie stehen im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu sozialen Milieus, die sich wiederum durch eine Ähnlichkeit in Bezug auf den sozialen Status und durch ihre Gebundenheit an einen Ort auszeichnen ("Habitus des Ortes"). Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt des Pro- jektes: a) Welche Formen von politischen Kulturen sind in bestimmten Beteiligungsprozessen zu identifizieren? b) Welche Rolle spielt die "Bereitschaft zur Beteiligung" in diesen politi- schen Kulturen seitens der BürgerInnen? c) Welche Zusammenhänge bestehen zwischen poli- tischen Kulturen und sozialen Milieus? d) Welche politischen Kulturen gibt es seitens der Ak- teurInnen aus den politisch-administrativen Systemen und welchen Einfluss haben diese wie- derum auf die Entwicklung und Durchführung von Beteiligungsprozessen? ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, Österreich FINANZIERER: Auftragge- ber INSTITUTION: Technische Universität Wien, Fak. für Architektur und Raumplanung, Depart- ment für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Soziologie (Pani- glgasse 16, 1040 Wien, Österreich) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0043-1-58801-27312, e-mail: [email protected])

[233-F] Universität Hohenheim: Studie zur Verständlichkeit deutscher Politiker und Parteien

INHALT: Die Verständlichkeit deutscher Spitzenpolitiker ist nicht erst seit der mittlerweile be- rühmt gewordenen "Flughafen-Rede" Edmund Stoibers Anlass für öffentliche und wissen- schaftliche Kritik. Glaubt man dem Tenor der Medien, gibt es einen Zusammenhang zwi- schen dem wachsenden Vertrauensverlust der Bürger in die Politik und der Sprache der politi- schen Repräsentanten. Die Schwäche solch einer Argumentationskette offenbart sich erst bei einem genaueren Blick auf die Forschungslage: Während die "Politikverdrossenheit" mittler- weile einen eigenständigen Zweig der politischen Einstellungsforschung darstellt, gibt es für die These der Unverständlichkeit deutscher Spitzenpolitiker kaum wissenschaftliche Belege. Politik-, Sprach- und Kommunikationswissenschaft haben das Thema bisher weitgehend ignoriert. Mit der groß angelegten Verständlichkeitsstudie soll diese Forschungslücke nun ge- schlossen werden. Ziel ist u.a. die Entwicklung objektiver Messkriterien, die Vergleiche zwi- 156 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.9 Politische Kultur

schen verschiedenen Politikern, Parteien und Kommunikationssituationen ermöglichen und das Phänomen Politikerverständlichkeit auf diese Weise zum ersten Mal greifbar machen können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Kercher, Jan: Politikver- ständnis und Wahlalter: Ergebnisse einer Studie mit Schülern und Studienanfängern. Stuttgart 2008, 15 S. (Download unter: https://komm.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/komm /PDFs/Komm/Verstaendlichkeit/Studie_Wahlalter.pdf). ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung INSTITUTION: Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Kommunikations- theorie (70593 Stuttgart) KONTAKT: Institution (Tel. 0711-459-24031, e-mail: [email protected])

[234-F] Wagschal, Uwe, Prof.Dr.; Lane, Jan-Erik, Prof.Dr. (Bearbeitung): Kultur und Konflikt

INHALT: In dem Forschungsvorhaben soll der Einfluss von kulturellen Faktoren auf die inner- staatliche Konflikthäufigkeit getestet werden. Die zentrale Forschungsfrage lautet: "Welchen Einfluss haben kulturelle Faktoren auf innerstaatliche Konflikte". Ausgehend von einer Defi- nition von Kultur, wird dieser Faktor auf Basis verschiedener Charakteristika von Kultur ab- gegrenzt: Religion, Sprache, Historizität (im Sinne von historischer Identität) sowie Ethnizi- tät. Durch diese Trennung soll überprüft werden, dass es tatsächlich nur der Faktor Religion (im Sinne von Huntingtons "Clash of Civilisations"), welcher kulturelle Konflikte antreibt, sondern ob es nicht auch andere kulturelle Faktoren gibt, die die Wahrscheinlichkeit für Kon- flikte erhöhen können. Ziel ist es dabei den Wirkungszusammenhang empirisch zu überprü- fen. ART: BEGINN: 2009-04 ENDE: 2010-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Lehrstuhl für Wissenschaftliche Politik, insb. Vergleichende Regierungslehre (Werth- mannstr. 12, 79085 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Wagschal, Uwe (Prof.Dr. Tel. 0761-203-9365, e-mail: [email protected]); Lane, Jan-Erik (Prof.Dr. Tel. 0761-203-9372)

[235-L] Walter, Franz: Charismatiker und Effizienzen: Porträts aus 60 Jahren Bundesrepublik, (Edition Suhrkamp, 2577), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, 405 S., ISBN: 978-3-518-12577-9

INHALT: Charismatiker mit Sendungsbewusstsein und visionärer Perspektive sind dem Autor zufolge in der Lage, wenigstens für einen historischen Abschnitt Leidenschaften zu entfes- seln, Konventionalitäten zu verlassen und Versäulungen überkommener Interessen aufzulö- sen. Charismatiker sind Aktivierer und ihr Drang richtet sich nach "draußen". Ihnen genügt nicht die Enge eines abgeschotteten Milieus, einer separierten Peer-Group, eines verschlosse- nen Ortsvereins, eines bürokratisch betreuten Sozialstaats. Sie sind nicht binnenzentriert, son- dern immer auf der Suche nach neuen Anhängern, neuen Wählern, neuen Mehrheiten, neuen soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 157 1.9 Politische Kultur

Bewegungen für ein neues strategisches Ziel. Allein ideengetriebenen, überzeugungsgeleite- ten Charismatikern gelingt es zeitweilig, die Politik mit Emotionen und Sinn zu füllen. Sie vermitteln infolgedessen, wenn sie von der Bühne abtreten, lang anhaltende Prägungen. Der Autor stellt in zahlreichen Kurzportraits aus 60 Jahren Bundesrepublik die großen Charisma- tiker der bundesdeutschen Geschichte ihren effizienten Mit- und Gegenspielern gegenüber. Der Band ist chronologisch gegliedert in die Zeit der Patriarchen (1945-1963), die neuen Re- formisten in den Jahren des Übergangs (1963-1974), die Schmidt-Kohl-Jahre (1974-1998) und die Machtdeterministen in der Berliner Republik (1998-2009). (ICI2)

[236-F] Weller, Christoph, Prof.Dr. (Bearbeitung): Der Wandel gesellschaftlicher Selbstbeschreibungen deutscher Friedenspolitik

INHALT: Mit der Analyse und dem Vergleich verschiedener gesellschaftlicher Selbstbeschrei- bungen deutscher Friedenspolitik sollen zukunftsorientierte Einsichten über aktuelle Tenden- zen und den Wandel politischer Kultur bezogen auf die deutsche Außenpolitik erarbeitet wer- den. Welche Gestaltungsräume bleiben bzw. eröffnen sich einer deutschen Friedenspolitik an- gesichts neuer Herausforderungen und Bedrohungen in ihrem internationalen Umfeld? Um diese Fragestellung zu bearbeiten, werden die massenmediale Berichterstattung, Ergebnisse von Meinungsumfragen, parlamentarischen Debatten, regierungsamtliche Darstellungen und wissenschaftliche Beschreibungen zur deutschen Friedenspolitik im Zusammenhang zentraler außenpolitischer Entscheidungen in den vergangenen zehn Jahren untersucht und zueinander in Beziehung gesetzt. Inhaltlich liegt ein spezielles Augenmerk des Projekts auf der neuen Akzentuierung deutscher Außenpolitik als Friedenspolitik nach dem Regierungswechsel 1998 sowie infolge des gewandelten sicherheitspolitischen Umfelds seit der veränderten US-ameri- kanischen Außenpolitik in Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehr- stuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung (86135 Augsburg) KONTAKT: Institution, Sekretariat (Tel. 0821-598-5591, e-mail: [email protected])

1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur

[237-L] Ammon, Ulrich; Darquennes, Jeroen; Wright, Sue (Hrsg.): Sprachwahl in europäischen Unternehmen, , 23Tübingen: Niemeyer 2009, X, 287 S., ISBN: 978-3-484-60586-2

INHALT: Inhaltsverzeichnis: Claude Truchot, Dominique Huck: Le traitement des langues dans les entreprises (1-31); Georges Lüdi, Lukas A. Barth, Katharina Höchle, Patchareerat Yana- prasart: La gestion du plurilinguisme au travail entre la "philosophie" de l'entreprise et les pratiques spontanées (32-52); Marek Nekula, Christoph Marx, Katerina Sichova: Sprachsitua- tion in Unternehmen mit ausländischer Beteiligung in der Tschechischen Republik (53-85); Sharon Millar, Astrid Jensen: Language Choice and Management in Danish Multinational Companies: The Role of Common Sense (86-103); Arlette Bothorel-Witz, Thiresia Choremi: Le plurilinguisme dans les entreprises à vocation internationale. Comment saisir ce phénomè- 158 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur

ne pluridimensionnel à travers le discours des acteurs? (104-130); Laurence Mettewie, Luk Van Mensel: Multilingualism at all Costs: Language Use and Language Needs in Business in Brussels (131-149); Sigrid Schöpper-Grabe: Betrieblicher Fremdsprachenbedarf im deutsch- sprachigen Raum (150-162).

[238-L] Fendo, Alpar: Vom Umgang mit Vorschriften im Büroalltag: eine ethnographische Studie, (Schriften zur Kulturwissenschaft, Bd. 79), Hamburg: Kovac 2009, XIV, 233 S., ISBN: 978-3-8300-4325-6

INHALT: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Umgang mit Regelwerken innerhalb einer Organisation, welche in der Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung tätig ist. Unter Regelwerken werden alle Maßnahmen zur Steuerung der Arbeitsabläufe innerhalb der Organisation verstanden, die über zwingend einzuhaltende Bestimmungen und detaillierte Ar- beitsanweisungen bis hinunter zu eher unverbindlichen Handlungsrichtlinien reichen. Einge- schlossen sind hierin auch die Formen des internen und nach außen transportierten Selbstver- ständnisses der Organisation in Form von Firmenideologie und "Hauspolitik". Im Rahmen ei- ner empirischen Untersuchung mit den Elementen der Mitarbeiterbefragung, der teilnehmen- den Beobachtung und eines Feldtagebuches wird gezeigt, wie und in welcher Form die in ei- ner Organisation beschäftigten Mitarbeiter Regeln annehmen, anwenden und/oder verletzen. Neben einer Bestandsaufnahme der in einer Organisation geltenden Regelwerke geht die Stu- die insbesondere der Frage nach, wie die Mitarbeiter ihren Arbeitsalltag tatsächlich erleben und wie groß dabei die Diskrepanzen zwischen dem "Soll" und dem "Ist" sind, d. h. welche Unterscheidungen zwischen der von der Organisationsleitung angestrebten und der tatsäch- lich gelebten Unternehmenskultur, zwischen den Orientierungen des einzelnen Beschäftigten und denen der Organisation und schließlich - auf begrifflicher Ebene - zwischen den unter- schiedlichen Definitionen der Begriffe Firmenideologie, Kultur, Unternehmenskultur und Le- benswelt getroffen werden müssen. (ICI2)

[239-L] Jäger, Wieland: Wissen, Wissensarbeit und Wissensmanagement in Organisationen, in: Martin Endreß (Hrsg.) ; Thomas Matys (Hrsg.): Die Ökonomie der Organisation - die Organisation der Ökonomie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010, S. 153-173

INHALT: Die Überlegungen des Autors beziehen sich auf das Wissen und die Wissensarbeit un- ter aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, auf die Organisation von Wissensarbeit sowie auf das Verhältnis von Ganzheitlichem Wissensmanagement und Gesellschaftstheorie. Wissen (und auch Nichtwissen) zu managen, stellt seines Erachtens zwar ein praktisch nach wie vor ungelöstes Problem des erweiterten Aufgabenprofils betrieblichen Managements dar, theoretisch eröffnet das einer strukturationstheoretischen Analyse und Weiterentwicklung un- terzogene Konzept des Ganzheitlichen Wissensmanagements jedoch ein aussichtsreiches Po- tential, substantiell mehr aufzuweisen als eine modische Variante der Verortung des Wissens. Empirisch bleibt über vorliegende Studien hinaus zu prüfen, inwieweit ein Ganzheitliches Wissensmanagement zum gewinnbringenden Management des organisationalen Wandels füh- ren kann. In diesem Zusammenhang verliert die Analyse bzw. Herstellung der Sicherung von Konformität auf der Mikroebene der Interaktionssysteme an Gewicht, stattdessen steht die soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 159 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur

permanente Systemgenese und Systemreproduktion bzw. die Systementwicklung durch kol- lektive Handlungskoordination von Subjekten im Vordergrund. (ICI2)

[240-F] Kolaschinski, Birgit, Dipl.-Ökon.; Buß, Eugen, Prof.Dr. (Bearbeitung); Bunz, Andreas, Dr.rer.soc. (Leitung): Kulturbasierte Personalauswahl

INHALT: Das Ziel dieses Projekts besteht darin, Chancen und Potentiale kulturbasierter Perso- nalauswahlverfahren aufzuzeigen und dabei insbesondere auf tiefer liegende Identitätsmerk- male von Bewerbern zu verweisen, die für die Befähigung zum General Management konsti- tutiv sind. Das Projekt ist als mehrstufiger Forschungsprozess aufgebaut und erfolgt neben der universitären Analysearbeit in enger Kooperation mit der Siemens AG. Modul 1: Basie- rend auf dem soziologischen Werk Talcott Parsons werden Fragen der Führung sowohl auf mikro- wie makrodimensionaler Ebene reflektiert und bestehende Ansätze und Modelle inte- griert, die bereits in der Praxis Anwendung finden. Hiefür wurde der Hohenheimer Kultur- und Führungs-Quadrant entwickelt, der es erlaubt, ein Kultur- und Führungsprofil von Orga- nisationen und Personen zu erstellen und in Abgleich zu bringen. Modul 2: Da die Praxis heu- te vermehrt Anforderungen an die Werteebene im Kompetenz- und Identitätsprofil zukünfti- ger Führungskräfte stellt, wurde zu diesem Zweck ein Pool an verschiedensten Instrumenten entwickelt, um die Wertedimension durch Selbstpräsentationen, Gruppenarbeiten, Fallstudien und Rollenspiele zu operationalisieren. Im Rahmen des Siemens Graduate Programs wurde als Pilotprojekt ein Instrument aus der Toolbox ausgewählt und in das Assessment-Center eingebaut. ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Siemens Graduate Program INSTITUTION: Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung (70593 Stutt- gart) KONTAKT: Leiter (Tel. 0711-459-23418, e-mail: [email protected])

[241-L] Kuper, Harm: Organisationales Wissen, Wissensmanagement und lernende Organisation, in: Olga Zlatkin- Troitschanskaia (Hrsg.) ; Klaus Beck (Hrsg.) ; Detlef Sembill (Hrsg.) ; Reinhold Nickolaus (Hrsg.) ; Regina Mulder (Hrsg.): Lehrprofessionalität : Bedingungen, Genese, Wirkungen und ihre Messung, Weinheim: Beltz, 2009, S. 555-565

INHALT: Die dominierende Verwendung des Wissensbegriffs setzt dessen Selbstverständlichkeit voraus und verzichtet auf definitorische Einführungen oder auf systematische Abgrenzungen von anderen Formen mentaler Konstruktion wie Überzeugung, Glauben und Meinung. Die in einer philosophischen Tradition eng mit dem Wissensbegriff verbundenen Fragen der Wahr- heit, Begründung und des kognitiven Geltungsanspruchs bleiben weitgehend ausgeblendet. Nicht trotz, sondern wegen der Entlastung von diesen Konnotationen kann der Wissensbegriff im Diskurs des organisationalen Lernens und des Wissensmanagements eine bemerkenswerte Produktivität entfalten. Er verbindet soziologische Beschreibungen der Transformation post- industrieller Gesellschaften zur "Wissensgesellschaft" mit Annahmen über den strukturellen Wandel und die Gestaltung organisierter Arbeit. In dem Beitrag werden vier Zugänge darge- 160 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur

stellt, die für ein Wissensmanagement in der Arbeit von Professionellen von Bedeutung sind: Betrachtungen zum Wissen als Ressource und eine Darstellung kategorialer Ordnungen des Wissensmanagements. Beide bilden eine Grundlage für die Erörterungen zum professionellen Wissen in Organisationen, schließlich ein Konzept der Wissenskonversion, mit dem Aufga- ben des Wissensmanagements umrissen werden. (ICF2)

[242-F] Langer, Phil C., Dr.phil. (Leitung): Ausprägung und Wirksamkeit interkultureller Kompetenz in der Bundeswehr

INHALT: Die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen, mit denen Soldatinnen und Soldaten heutzutage im Bereich der Auslandseinsätze sowie innerhalb multinationaler Verbände kon- frontiert sind, unterscheiden sich grundlegend von den 'klassischen' militärischen Aufgaben. Diplomatisches Geschick und kulturadäquates Verhalten gelten mittlerweile als 'Schlüssel- qualifikation' für die erfolgreiche Umsetzung eines Auftrags. So ist der kultursensible Um- gang mit der einheimischen Bevölkerung in den Einsatzgebieten nicht nur eine grundlegende Voraussetzung für den Aufbau einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und damit Vorausset- zung zur Friedensstabilisierung, sondern erhöht auch maßgeblich den Eigenschutz der statio- nierten Soldaten. Auch innerhalb der eigenen Truppe werden Soldatinnen und Soldaten mit Angehörigen fremder ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit konfrontiert. Um kompetent mit dieser Diversität umgehen zu können, ist interkulturelles Wissen ebenso notwendig wie die Auseinandersetzung mit den eigenen, oft nicht hinterfragten Werte- und Denkmustern. Das Projekt umfasst innerhalb von fünf Teilprojekten: 1. eine Erhebung und Analyse des 'Ist- Zustands' bezüglich des Vorhandenseins interkultureller Kompetenz in der Bundeswehr; 2. die Feststellung von Zielvorgaben interkultureller Trainingsmaßnahmen in der Bundeswehr, um eine interkulturelle Sensibilität und Handlungsfähigkeit bei Soldatinnen und Soldaten zu erreichen ('Soll-Zustand'); 3. die Ermittlung des Handlungsbedarfs durch den Abgleich von 'Ist'- und 'Soll'-Zustand ('Deltabereich'). Es konzentriert sich dabei auf drei wesentliche An- wendungsbereiche interkultureller Kompetenz: 1. Umgang mit ethnischen und religiösen Minderheiten in der Bundeswehr ('Diversität'); 2. Umgang mit Soldaten anderer Nationalität in multinational zusammengesetzten Verbänden; 3. Umgang mit anderer Nationalität und Re- ligion im Rahmen von Auslandseinsätzen. METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 2.000; Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr). Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr). Gruppendiskussion (Stichprobe: 100; Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr). Beobachtung, teilnehmend (im Kontext des Auslandseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2006-12 ENDE: 2011-08 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium der Verteidi- gung FINANZIERER: Institution; Auftraggeber INSTITUTION: Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr (Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg) KONTAKT: Leiter (Tel. 03341-58-1817, e-mail: [email protected])

[243-F] Lehmann, Maren, Priv.Doz. Dr.phil. (Bearbeitung); Lehmann, Maren, Priv.Doz. Dr.phil. (Leitung): Das Gedächtnis der Organisation soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 161 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur

INHALT: Der Begriff der Organisation beschreibt sowohl eine Form der Kommunikation als auch ein System der Gesellschaft. Das Projekt geht davon aus, dass das Gedächtnisproblem der Organisation in der Differenz dieser beiden Möglichkeiten selbst liegt, und prüft diese Annahme in zwei Hinsichten. Einerseits geht es um die Unterscheidung von Form- und Sys- temtheorie in Absicht einer Theorie der Organisation als rechnender Form. Das Gedächtnis dieser Form läge (mit Gotthard Günther, George Spencer Brown und Niklas Luhmann) in der Differenz von Positivsprache - Organisation als System, Bezugsprobleme: Identität, Verste- hen, Entscheidung - und Negativsprache - Organisation als Form, Bezugsprobleme: Diffe- renz, Information, Kommunikation. Andererseits geht es um die Erforschung der Kalküle der Organisation selbst im Kontext dieser Differenz von Kommunikation und Gesellschaft. Dazu sind vor allem historisch-vergleichende Studien zum Problem der organisationalen Registra- tur kommunikativer Möglichkeiten beabsichtigt. Das Gedächtnis der Organisation könnte sich in variablen Versuchen zeigen, Diagrammatik und Kenogrammatik der Organisation kommunikativ zu verknüpfen (zum Beispiel in Form von Stellen). Von dort aus wird die Möglichkeit zu prüfen sein, Organisations- und Netzwerktheorie formtheoretisch so zu ver- knüpfen, dass eine Theorie der "nächsten Organisation" (Dirk Baecker) möglich wird, von der wir nicht wissen und die auch von sich selbst nicht weiß, ob sie zwar noch Form, aber nicht mehr System ist. ART: BEGINN: 2009-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, De- partment communication & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1300, Fax: 07541-6009-1399, e-mail: [email protected])

1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

[244-L] Bastion, Geraldine de: Afrikas Blogosphäre: Bürgerjournalisten zwischen Kairo und Kapstadt, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 54/2009, H. 10, S. 109-115 (Standort: UB Bonn(5)- Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.blaetter.de/artikel.php?pr=3182)

INHALT: Ein Internetanschluss stellt die technische Voraussetzung dar, um an den elektroni- schen Informationsangeboten und Diskussionen teilnehmen zu können. Der Durchschnitt der Internetanbindungen liegt - auch aufgrund der damit verbundenen Kosten - in Afrika mit elf Prozent der Haushalte gegenwärtig immer noch weit unter dem globalen Mittel von 23 Pro- zent. Der afrikanische Kontinent erscheint damit auf der Karte des Web 2.0 zumeist als ein weißer Fleck. Der Beitrag zeigt jedoch, dass auch zwischen Kairo und Kapstadt die Zahl der politischen Blogs und damit deren Bedeutung für die öffentliche Sphäre und den gesellschaft- lichen Diskurs wächst. Anhand verschiedener Beispiele aus Kenia, Nigeria und anderen Län- dern illustriert die Autorin das Potenzial dieser Form der Internetkommunikation. Hier zeigt ihre Prognose: Die politische Bedeutung der noch jungen afrikanischen Blogger-Community wird in Zukunft noch weiter wachsen - gerade in Ländern mit fragilen partizipativen Struktu- ren. (ICA2) 162 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

[245-F] Grätz, Tilo, Dr. (Bearbeitung); Hengartner, Thomas, Prof.Dr. (Leitung): Radio in Westafrika: Medienpraxen, soziokulturelle Aneignungsprozesse, neue Öffentlich- keiten

INHALT: Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt analysiert die Veränderung alltäglicher Medienpraxen in Westafrika am Beispiel des Radios in Benin. Das Projekt widmet sich aus kultur- und sozialanthropologischer Sicht jenen Prozessen, die mit der jüngsten Welle der Gründung neuer, staatsunabhängiger Radiostationen in westafrikanischen Ländern verbunden sind. Es soll ihren Einfluss auf individuelle und kollektive Mediennutzungspraxen sowie lo- kale und nationale Öffentlichkeiten untersuchen. Dabei wird am Beispiel ausgewählter Sen- der, ihrer Betreiber und Hörerschaften, von Radioprogrammen, ihrer Produktion und Wirkung der Frage nachgegangen, welche Aneignungs- und Innovationsprozesse neue Radiostationen und ihre Programme im Alltag der Radiohörer sowie im öffentlichen Raum auslösen können. Ziel des Forschungsprojektes ist es, in Verknüpfung von Nutzer-, Technik- und kulturpoliti- scher Perspektiven zur Erweiterung der Theorien von Öffentlichkeiten und Medienlandschaf- ten in Afrika beizutragen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Westafrika METHODE: ethnologische Feldforschung DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Akten- analyse, offen; Experiment; Beobachtung, teilnehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face. Feldar- beit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2008-08 ENDE: 2010-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. für Geisteswissenschaften, Department Kulturge- schichte und Kulturkunde Institut für Volkskunde, Kulturanthropologie (Edmund-Siemers- Allee 1, 20146 Hamburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 040-42838-2014, Fax: 040-42838-6340, e-mail: [email protected]); Bearbeiter (Tel. 040-42838-6515, e-mail: [email protected]

[246-L] Greschke, Heike Monika: Daheim in www.cibervalle.com: Zusammenleben im medialen Alltag der Migration, (Qualitative Soziologie, Bd. 10), Stuttgart: Lucius u. Lucius 2009, X, 258 S., ISBN: 978-3-8282- 0466-9

INHALT: "Wie ist globales Zusammenleben möglich? Wie verändert die Verfügbarkeit des Inter- nets Alltag und Zusammenleben in der Migration? In diesem Buch wird ein 'fremdes Volk' vorgestellt, das gemeinsam einen virtuellen Raum bewohnt, während seine Mitglieder, die zu- meist paraguayischer Herkunft sind, über den Globus verstreut leben. Mit Hilfe von ethnogra- phischen und kommunikationsanalytischen Verfahren, die am und für den Gegenstand entwi- ckelt wurden, untersucht die Autorin den Zusammenhang von (transnationaler) Migration und globalen Kommunikationstechnologien. Sie zeigt, wie sich die soziale Aneignung und tech- nologische Weiterentwicklung des Internets wechselseitig beeinflussen, wie Medien als Sub- stitutionsmechanismus für migratorisch bedingte Abwesenheiten fungieren und welche neu- en, globalisierten Formen von Sozialität dabei entstehen." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 163 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

[247-F] Hepp, Andreas, Prof.Dr.phil. (Bearbeitung): Integrations- und Segregationspotenziale digitaler Medien am Beispiel der kommunikativen Vernetzung von ethnischen Migrationsgemeinschaften

INHALT: Während (Massen)Medien traditioneller Weise als Instrumente der "Integration" von Minderheiten in nationale Gesellschaften angesehen wurden, machen jüngere Untersuchun- gen greifbar, dass digitale Medien (Internet, Mobiltelefon, etc.) in erheblichem Maße auch zur Stabilisierung bzw. Abgrenzung von Minderheitengemeinschaften in der"Fremde" beitra- gen können. In der internationalen Fachdiskussion wird dieser Sachverhalt mit dem Konzept einer fortschreitenden "Diaspora"-Bildung gefasst. Erste empirische Untersuchungen weisen darauf hin, dass gerade digitale Medien solche Prozesse weiter intensivieren können. Die ak- tuelle Forschung bewegt sich allerdings bisher auf der Ebene von Fallstudien, die zu keiner übergreifenden Theoriebildung geführt haben. Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag hierzu: Durch die komparative, qualitative insbesondere netzwerkanalytische Untersuchung der Aneignung digitaler Medien in der "türkischen", "russischen" und "marokkanischen" Minderheit in Deutschland wird herausgearbeitet, welchen Status digitale Medien für die kommunikative Vernetzung dieser "Diasporas" haben. Dies dient als Basis für eine grundle- gende Theoriebildung zu Integrations- und Segregationspotenzialen von digitalen Medien für ethnische Minderheitengemeinschaften. VERÖFFENTLICHUNGEN: Düvel, C.: Mobilkommunikation in Diasporagemeinschaften: kommunikative Mobilität und Vernetzung junger russischer Migranten in Deutschland. in: Ästhetik & Kommunikation, 2006, 135, S. 73-80.+++Hepp, A.: New media connectivity: a new world of mobility? The internet, identity and deterritorialization in Europe. 2005, 24 p. Download: www.shef.ac.uk/content/1/c6/04/88/28/Hepp.pdf . ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommu- nikation, Information -IMKI- (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0421-218-67601, e-mail: [email protected])

[248-L] Neuland, Eva: Jugendsprachen: mehrsprachig - kontrastiv - interkulturell, (Sprache - Kommunikation - Kultur : Soziolinguistische Beiträge, Bd. 5), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 332 S., ISBN: 978-3-631-57003-6

INHALT: "Jugendsprache ist vielstimmig und vielgestaltig und scheint durch eine nahezu unbe- grenzte Heterogenität gekennzeichnet. Der Sammelband präsentiert 19 Beiträge aus der inter- nationalen linguistischen Jugendsprachforschung zu einzelnen Faktoren des Variationsspek- trums von Jugendsprachen in verschiedenen europäischen Regionen. Artikulationsformen in- nerer und äußerer Mehrsprachigkeit wie Stilmischungen, Bricolagen, Varietätenwechsel, Ent- lehnungen und Sprachkreuzungen werden mit unterschiedlichen theoretischen und methodi- schen Zugängen analysiert, darunter kontrastive, textlinguistische und interaktionslinguisti- sche Studien. Anwendungsfelder im Kontext von Medien und Unterricht werden an Beispie- len von Wörterbüchern, Werbetexten, Lehrwerken, Literatur und Musik erörtert und veran- schaulicht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Eva Neuland: Mehrsprachig - kontrastiv - interkulturell: Zur Heterogenität und Typizität von Jugendsprachen (11-30); Fabiana Fusco: 164 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

La lingua dei giovani in Italia: tratti e movimenti (31-46); Johannes Volmert: Jugendsprachen - Kaleidoskope von Sprachregistern und Verhaltensstilen (47-64); Klaus Zimmermann, Nata- scha Remmert: Herausforderungen und Perspektiven diatopisch-kontrastiver Studien der Ju- gendsprache innerhalb der Hispania (65-83); Fabiana Fusco: Il dialetto e la lingua dei giovani in Italia (85-96); Claus Ehrhardt, Urbino: Phraseme in italienischen und deutschen Jugend- sprachen: ein Beitrag zur kontrastiven Phraseologie (99-116); Eva Neuland, Daniel Schubert, Hantle Steffin: Ciao, salut, hadi und bye. Internationalismen im Sprachgebrauch Jugendli- cher? (117-134); Christine Bierbach, Gabriele Birken-Silverman: Ethnizität und Essen. Kuli- narische Sozialsymbolik und Identitätskonstruktion in der Kommunikation italienischer Mi- grantenjugendlicher in Mannheim (135-151); Henri Boyer: Les médias et le "francais des jeu- nes": intégrer la dissidence? (153-163); Normann Jorgensen: Languaging on the Walls of Eu- rope (165-178); Mirja Saari: Code-switching im Kontext von Zweisprachigkeit am Beispiel von Jugendlichen in Helsinki (179-194); Laura Tidrile: Politischer und sprachlicher Wandel am Beispiel von Entlehnungsprozessen in der lettischen Jugendsprache (195-210); Eva Neu- land, Kwang-Sook Lie, Manabu Watanabe, Zhu Jianhua: Jugendsprachen zwischen Universa- lität und Kulturspezifik: Kontrastive Studien zu Japanisch, Koreanisch und Chinesisch (211- 232); Joachim Gerdes: Wörterbücher der deutschen Jugendsprache 1980-2005: Bestandsauf- nahme und kritische Analysen (235-250); Claus Ehrhardt: Himmlisch hip - teuflisch hot. Ju- gendsprache in der deutschen und italienischen Werbekommunikation (251-266); Henriette Klose: Beobachtungen zur Jugendsprache in DaF-Lehrwerken der Grundstufe (267-282); Minna Maijala: Jugendsprache und Jugendkultur in finnischen und schwedischen DaF-Lehr- werken - "Voll die Liebe": "Boys" und "Girls" (283-298); Carsten Gansel, Christina Gansel: Jugendsprache in der Literatur - Überlegungen zum Einsatz im DaF-Unterricht in narratologi- scher Perspektive (299-314); Federica Benacchio: Bye bye bombe dei Kosovni Odpadki: un campione musicale del plurilinguismo dei giovani friulani (315-328).

[249-L] Pranz, Sebastian: Theatralität digitaler Medien: eine wissenssoziologische Betrachtung medialisierten Alltagshandelns, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 280 S., ISBN: 978-3-531-16243-0

INHALT: "Die digitalen Medien stellen einen zunehmend relevanten Raum für Alltagserfahrun- gen dar, der durch eigene und eigenartige Handlungspraxen, Beziehungsformen, Sinntypen und Deutungsmuster gekennzeichnet ist. Der Band untersucht verschiedene Aspekte des me- dialisierten (Alltags-) Handelns vor dem Hintergrund der These, dass die Wirklichkeit digita- ler Medien als eine 'prinzipiell theatrale Wirklichkeit' (Erika Fischer-Lichte) zu verstehen ist. Dabei geht es um ein doppeltes Erkenntnisinteresse, das aus einer exemplarischen Untersu- chung der Chatkommunikation und des Videospiels weiterführende theoretische Überlegun- gen für eine dramatologische Auseinandersetzung mit den digitalen Medien entwickelt." (Au- torenreferat)

[250-L] Pundt, Christian: Medien und Diskurs: zur Skandalisierung von Privatheit in der Geschichte des Fernsehens, Bielefeld: transcript Verl. 2008, 404 S., ISBN: 978-3-89942-994-7

INHALT: Anliegen des Bandes ist die Erschließungdes Diskursbegriffes aus medienwissen- schaftlicher Sicht, um die Rolle der Medien als konstitutives Element im sozialen Kommuni- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 165 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

kationsprozess zu betonen. Im ersten Abschnitt werden die Diskurskonzepte von Foucault, Fairclough, Siegfried Jäger und Martin Wengeler vorgestellt und ein Ansatz für eine Überfüh- rung von Diskursanalyse in die wissenschaftliche Praxis. Dieses Diskursverständnis wird auf die Massenmedien übertragen, indem institutionalisierte (Massen- und Printmedien), prozes- sualisierte (Intermedialität), sozialisierte (Öffentlichkeit) und spezifizierte (Fernsehkritik, Skandal) Kommunikationsformen herausgearbeitet und als Konzept einer medienwissen- schaftlichen Diskursanalyse auf einen konkreten Mediendiskurs angewendet werden: Die Skandalisierung von Wahrheit in der Fernsehgeschichte von 1960 bis 2000. Diese Analyse thematisiert u.a. die Fernsehsendungen 'Die Sendung der Lysistrata' (1960), 'Das Millionen- spiel' (1969/70), 'Wünsch dir was' (1971), 'Donnerlippchen' (1986), 'Tutti Frutti' (1990), Daily Talk der neunziger Jahre und 'Big Brother'(2000).(ICC)

[251-F] Reichertz, Jo, Prof.Dr. (Bearbeitung): Medienentwicklung: vom Vermittler zum Akteur

INHALT: Dem Forschungsvorhaben liegt die These zugrunde, dass (nicht nur) in Deutschland die Medien sich in den letzten Jahren entscheidend geändert haben: Neu ist, dass sie sich (be- dingt durch ökonomische Interessen) immer mehr zu einem eigenständigen gesellschaftlichen Akteur entwickelt haben. Besonders gut sichtbar wird diese neue Rolle (und Macht) der Me- dien, wenn man deren Bedeutung im Diskurs über innere Sicherheit untersucht. Deshalb will das Projekt aus kultursoziologischer Perspektive die Bedeutung der Medien bei dem aktuellen öffentlichen Kampf um die 'richtige' Politik der inneren Sicherheit rekonstruieren. Mittels ei- nes empirischen, qualitativ arbeitenden Projekts sollen zwei eng miteinander verwobene Fra- genkomplexe untersucht werden: der erste Fragenkomplex nimmt das gesamte Diskursfeld in den Blick, der zweite die Handlungsweise der Medien. Welche Akteurgruppen beteiligen sich in den Medien (Print und TV) mit welchen Argumenten am Diskurs um die richtige Politik des Polizierens, wie sind die Akteure miteinander vernetzt, orientieren sie sich aneinander, ar- beiten sie miteinander oder gegeneinander (=Rekonstruktion der Diskursinhalte und Diskurs- akteure)? Wie äußern sich die Medien (Print und TV) in eigen produzierten Sendungen (on air) über innere Sicherheit und was unternehmen sie als eigenständige Akteure (off air), um sich im Diskurs durchzusetzen (Rekonstruktion der Bedeutung der Medien als eigenständige Akteure)? GEOGRAPHISCHER RAUM: Rhein-Ruhr-Region, Städte Köln und Bochum METHODE: Um die konkrete Ausgestaltung dieser Entwicklungen genauer beobachten zu kön- nen, soll sich die Untersuchung auf die Rhein-Ruhr-Region und die Städte Köln und Bochum konzentrieren. Dabei werden folgende qualitative Methoden der Datenerhebung und Daten- auswertung mit dem Ziel der Daten- und Methodentriangulation kombiniert: Teilnehmende Beobachtung, Experteninterviews, Wissenssoziologische Hermeneutik, Diskursanalyse, In- haltsanalyse. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Geisteswissenschaften, Institut für Kommunikationswissenschaft (45117 Essen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0201-183-3199, e-mail: [email protected])

[252-F] Sauer, Martina, Dr. (Leitung): Radionutzung türkeistämmiger Migranten 166 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

INHALT: Untersucht wird, welche Radiosender türkeistämmige Migranten hören und wann sie welche Sender hören. Darüber hinaus wird die Fernsehnutzung untersucht. GEOGRAPHI- SCHER RAUM: Berlin METHODE: Anhand der Reichweitenstudie soll die Frage der medialen Integration von Zuwan- derern untersucht werden, wenn ein Angebot von Ethnomedien im engeren Sinn vorliegt. Un- tersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefo- nisch (Stichprobe: 1.500; erwachsene türkeistämmige Zuwanderer in Berlin und in Mann- heim/ Ludwigshafen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2010-02 AUFTRAGGEBER: Radio Metropol FM, Markgrafen- str. 11, 10969 Berlin FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen (Altendorfer Str. 3, 45127 Essen) KONTAKT: Leiterin (Tel. 0201-3198-103, e-mail: [email protected])

[253-L] Schlickau, Stephan: Neue Medien in der Sprach- und Kulturvermittlung: Pragmatik - Didaktik - Interkulturelle Kommunikation, (Hildesheimer Schriften zur Interkulturellen Kommunikation, Bd. 1), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 440 S., ISBN: 978-3-631-58703-4

INHALT: "Die Arbeit rekonstruiert Potentiale Neuer Medien für die Sprach- und Kulturvermitt- lung. Hierzu werden lerntheoretische Aspekte und Vermittlungsziele genauso berücksichtigt wie Möglichkeiten, aber auch technologisch bzw. linguistisch bedingte Grenzen spezifischer Lernsoftware. Breiten Raum nimmt insbesondere die Diskussion der Informations- und Kom- munikationsfunktionen Neuer Medien ein. Diskursanalytisch fundiert, sind Potentiale für den Erwerb interkultureller kommunikativer Kompetenz rekonstruiert. Dies erfolgt z. B. einerseits kontrastiv auf der Grundlage authentischer Geschäftsberichte sowie von Produktwerbung aus der Automobilbranche. Andererseits sind am Beispiel deutsch-US-amerikanischer Studieren- dengruppen die Lernpotentiale videokonferenzbasierter interkultureller Kommunikation aus- führlich thematisiert." (Autorenreferat)

[254-L] Schröter, Melani; Carius, Björn: Vom politischen Gebrauch der Sprache: Wort, Text, Diskurs ; eine Einführung, (Leipziger Skripten, Bd. 5), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 144 S., ISBN: 978-3-631-58600-6

INHALT: "Dieser Band bietet eine Einführung in die linguistische Beschäftigung mit politischem Sprachgebrauch und orientiert sich dabei an den zentralen Untersuchungsgegenständen in diesem Bereich Wort, Text und Diskurs. Sein Anliegen ist es, sowohl einen komprimierten Überblick über wichtige Fragestellungen und Analyseverfahren zu geben als auch das Zusam- menspiel dieser drei Ebenen vor Augen zu führen. Dieses Ziel wird umgesetzt, indem Wörter und Texte im politischen Gebrauch der Sprache sowie die Diskursebene in jeweils einem Teilkapitel anhand desselben Diskurses, des bundesdeutschen Migrationsdiskurses, diskutiert werden. Zu allen drei Bereichen gibt es Beispielanalysen, die methodisches Vorgehen ver- deutlichen und zur Entwicklung eigener Fragestellungen anregen sollen." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 167 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

[255-L] Schweiger, Wolfgang; Weihermüller, Miriam: Öffentliche Meinung als Online-Diskurs: ein neuer empirischer Zugang, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung, Jg. 53/2008, Nr. 4, S. 535-559 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "Der Beitrag stellt eine neue empirische Methode zur Messung der öffentlichen Mei- nung im Internet vor: Mit einer Suchmaschine lassen sich im ersten Schritt alle Webseiten mit inhaltlich und öffentlich relevanten Aussagen zu einem bestimmten Thema finden und im zweiten Schritt inhaltlich analysieren. Um die Frage zu klären, welche Art von öffentlicher Meinung man mit dieser Methode erfasst, werden zunächst die zwei wesentlichen Paradig- men öffentlicher Meinung gegenübergestellt, die bisher kaum verbunden nebeneinander ste- hen - diskursive und demoskopische öffentliche Meinung. Mit dem beschriebenen Verfahren ist erstmals ein eingeschränkter empirischer Vergleich zwischen beiden Ansätzen möglich. Für das politische Thema 'Rauchverbot in Gaststätten' wurde ein solcher Vergleich zwischen Internet-Inhaltsanalyse und Befragung durchgeführt. Er zeigt teilweise erstaunliche Parallelen zwischen diskursiver und demoskopischer öffentlicher Meinung, verdeutlicht aber auch die Unterschiede. Einige Überlegungen zum theoretischen und empirischen Potenzial des neuen Ansatzes beschließen den Beitrag." (Autorenreferat)

[256-F] Senokozlieva, Maria, Dipl.-Psych.; Fischer, Oliver, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Bente, Gary, Prof.Dr.; Krämer, Nicole, Dr. (Leitung): Nonverbale Kommunikationspolitiken in der Individual- und Massenkommunikation: ein Kulturvergleich in Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA (Teil- projekt B3)

INHALT: Das Forschungsvorhaben konzentrierte sich auf nonverbale Verhaltensphänomene im Spannungsfeld zwischen Individual- und Massenkommunikation und untersuchte die Bedeu- tung nichtsprachlicher Kommunikationspolitiken für die Inszenierung sozialer Macht und Einflussnahme (Dominanzgesten, Territorialverhalten) im Rahmen eines kulturvergleichen- den Paradigmas. In einem kontrastiven Ansatz (kollektivistisch vs. individualistisch) wurden hierbei Deutschland, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA miteinander vergli- chen. Der Untersuchungsansatz sah dabei eine strikte Trennung von deskriptiven und evalua- tiven Vorgehensweisen vor, um die Sichtbarmachung nonverbaler Signale einerseits und ihre Wirkung andererseits differenziert betrachten und aufeinander beziehen zu können. Allge- mein wird durch die ersten Ergebnisse in Bezug auf die massenmediale Kommunikation deut- lich, dass sich das untersuchte nonverbale Verhalten der politischen Machtträger in den aus- gewählten Nachrichtensequenzen zwischen den Kulturen nicht signifikant unterscheidet. Die Daten weisen jedoch darauf hin, dass durch die Medialisierung und die spezifische Variation der medialen Aufbereitung das Verhalten anders wahrgenommen wird. Im Hinblick auf die Individualkommunikation zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse. Denn im Gegensatz zur Produktion von nonverbalem Verhalten im massenmedialen Kontext ergeben sich in der dya- dischen Kommunikation kulturspezifische Muster, die sich auch in der Wahrnehmung wider- spiegeln. Weitere Analysen werden zeigen, ob die Unterschiede in der Wahrnehmung tatsäch- lich auf die gefundenen Differenzen in der Produktion nonverbalen Verhaltens zurückzufüh- ren sind. Die Ergebnisse haben über ihre grundlagenwissenschaftliche Bedeutung hinaus so- wohl im Hinblick auf das Verstehen massenmedialer Ausdrucksformen in anderen Ländern als auch im Hinblick auf die direkte Verständigung mittels neuer audio-visueller Kommuni- 168 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

kationsmedien besondere Anwendungsrelevanz. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepu- blik Deutschland (GER), Vereinigte Arabische Emirate (UAE), Vereinigte Staaten von Ame- rika (USA) METHODE: Im deskriptiven Untersuchungsschritt wurden mit Hilfe spezieller Transkriptions- verfahren nonverbale Verhaltensstichproben von Angehörigen der drei Nationen transkribiert und auf strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht. Als Materialbasis für diese Analysen dienten Videoaufzeichnungen aus Face-to-Face-Interaktionen sowie von Poli- tikerauftritten in den Nachrichtensendungen der untersuchten Länder. Neben dem kulturver- gleichenden Aspekt nahm hierbei also auch der Vergleich von Individual- und Massenkom- munikation eine zentrale Stellung ein. Im evaluativen Untersuchungsschritt wurden experi- mentelle Wirkungsanalysen durchgeführt, in deren Rahmen Versuchsteilnehmer aller drei Länder ausgewählte Verhaltensstichproben beurteilten. Mit Hilfe speziell entwickelter Pro- gramme wurde dabei das transkribierte Kommunikationsverhalten auf virtuelle Computerfi- guren übertragen und animiert, um das nonverbale Verhalten vom Erscheinungsbild der Per- son zu entkoppeln. Im Rahmen eines breitbandigen Wirkungsansatzes wurde der Analyse von Dominanzgesten eine zentrale Stellung eingeräumt. Die Untersuchungen folgten dabei einem komplexen Design, in dem Produktions- und Rezeptionsprozesse, Individual- und Massen- kommunikation sowie individualistische und kollektivistische Kulturen systematisch aufein- ander bezogen wurden. Besonderes Merkmal der vorliegenden Projektkonzeption war es, die verschiedenen, im Ansatz heterogenen Verhaltensbeobachtungen erstmals einer integrierten Wirkungsanalyse zuzuführen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Ex- periment (Stichprobe: 570; Studenten - USA: 187, GER: 189, UAE: 194; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bente, G.; Krämer, N.C.: Effects of nonverbal signals. in: Kepp- linger, M. (ed.): Media effects. The Blackwell International Encyclopedia of Communication. Blackwell 2008.+++Bente, G.; Senokozlieva, M.; Pennig, S.; Al-Issa, A.; Fischer, O.: Deci- phering the secret code. A new methodology for the cross-cultural analysis of nonverbal be- haviour. in: Behavior Research Methods, 40, 2008, 1, pp. 269-277. ARBEITSPAPIERE: Ben- te, G.; Pennig, S.; Senokozlieva M.; Eschenburg, F.: Beyond cultural stereotypes. Comparing impression effects of nonverbal behavior in Germany, USA and UAE. Paper presented at the 29th Annual International Congress of Psychology, Berlin, Germany, July 2008.+++Pennig, S.; Senokozlieva, M.; Bente, G.; Krämer, N.: Is individualism and collectivism discernible by nonverbal behavior? Paper presented at the 29th Annual International Congress of Psycholo- gy, Berlin Germany July 2008.+++Senokozlieva, M.; Pennig, S.; Bente, G.: Faces of power. Face-ism and poltical leadership in the TV news of Germany, USA and UAE. Poster presen- ted at the 29th Annual International Congress of Psychology, Berlin, Germany, July 2008.++ +Bente, G.; Pennig, S.; Senokozlieva, M.; Eschenburg, F.: Power moves. Cross-cultural per- ceptions of status related nonverbal behavior in Germany, USA and UAE. Paper submitted for the 58th Annual International Communication Association Conference, Montreal, Canada, May 2008.+++Bente, G.; Senokozlieva, M.; Pennig, S.: Explicating the implicit: a computer- based approach towards the cross-cultural analysis of nonverbal behavior. Paper presented at the 57th Annual International Communication Association Conference, San Francisco, CA, May 2007.+++Senokozlieva, M.: Who is on focus? A cross-cultural comparison of personali- sation in the TV newscasts. Paper presented at the International summer school for PhD stu- dents and young psychologists, Sofia, Bulgaria, July 2006.+++Senokozlieva, M.; Fischer, O.; Bente, G.; Krämer, N.: Culture differences in media production of public communication. Pa- per presented at the 4th Congress of the DGPs Section "Media Psychology", Erfurt, Germany. September 2005. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 169 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien

ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Köln, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 427 "Medien und kulturelle Kommunikation" (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11, 50969 Köln); Uni- versität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Psychologie Professur Sozial- psychologie II (Herbert-Lewin-Straße 2, 50931 Köln) KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-2347, e-mail: [email protected])

170 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.1 Allgemeines

2 Kunstsoziologie

2.1 Allgemeines

[257-L] Abbt, Christine: Der ästhetische Reiz des Ungewissen, in: Christine Abbt (Hrsg.) ; Oliver Diggelmann (Hrsg.): Zweifelsfälle, Bern: Stämpfli, 2007, S. 47-63

INHALT: Was ist das Ungewisse und warum beschäftigt es das ästhetische Schaffen seit der Mo- derne stärker als irgendwelche Gewissheiten? Aus welchen Gründen äußert sich die Skepsis gegenüber dem, was sich als sicher und definitiv ausgibt? Warum die Präferenz von Literatur und Kunst für Zweifel, Ambivalenz und Vieldeutigkeit? Die Autorin zeigt in Beantwortung dieser Fragen, dass sich der ästhetische Reiz des Ungewissen parallel zur philosophischen Entdeckung der Grenze der Erkenntnis in Bezug auf die letzte Wahrheit herauskristallisiert. Während sich die Philosophie zunehmend auf die Möglichkeiten der Vernunft und Erkenntnis fokussiert, konzentriert sich das ästhetische Interesse auf das Ungewisse, das Verborgene und das durch die Grenze Abgetrennte. Das Scheitern der Philosophie in Bezug auf letzte Aussa- gen wird somit zur Triebfeder eines künstlerischen Gestaltungswillens, der auf das Ungewis- se verweist. Die Grenze lockt zum Grenzgang und macht diesen selbst zum eigentlichen Un- terfangen der modernen Literatur und Kunst. Dabei kommen der kreativen Bewegung an der Grenze zum Ungewissen und der ästhetischen Akzentuierung der Begrenzung eine grundle- gende gesellschaftliche Bedeutung zu. (ICI2)

[258-L] Benkel, Thorsten: Soziale Welt und Fiktionalität: Chiffren eines Spannungsverhältnisses, (Socialia : Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 89), Hamburg: Kovac 2008, 160 S., ISBN: 978-3-8300-3112-3

INHALT: Aus der Perspektive der Systemtheorie Niklas Luhmanns, der die Kunst als Teilsystem der Gesellschaft betrachtet, dient die Fiktionalität der Fundierung von Wirklichkeit. Diese könne jedoch nur dadurch als wirklich begriffen werden, wenn sie einen Gegenpol aufweist, von dem sie sich unterscheidet. Allerdings hat die Dichotomisierung von Realität und Fiktion jedoch zur Folge, dass dabei beide Seiten gleichwertig "auf Augenhöhe" stehen, während in der Realität die Kompetenzverteilung weitaus ungleicher ist und die Fließrichtung unidirek- tional verläuft. Die Fiktion, unabhängig davon, ob sie mehr oder minder realistisch erscheint, kennt somit fiktionsfremde Vorbilder und ist selbst Teil der sozialen Realität. Diese Berüh- rungspunkte zwischen Soziologie und Fiktionalität sind Gegenstand der vorliegenden Studie, die in kompakter Form eine Anatomie des Verhältnisse zweier Felder entwirft, die auf je ei- gene Weise mit der Vielfalt der Gesellschaft umgehen. Es wird gezeigt, dass die Welt der Kunst neben der Wissenschaft die vielleicht einzige Bühne ist, auf der über die Spannung des Gegensatzpaares "real-irreal" systematisch reflektiert wird. Die bekannte Prämisse, dass sich die Realität gerade durch ihre Ästhetisierbarkeit auszeichnet, legt die provokante These nahe, dass, wer über Wirklichkeit redet, an artifiziellen Formen der Realitätsverarbeitung nicht vor- bei kommt - insbesondere dann nicht, wenn es um die gesellschaftliche Wirklichkeit geht. (ICI2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 171 2.1 Allgemeines

[259-L] Bohrer, Karl Heinz: Was kann Kritik sein am Ende der Kulturkritik?, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 11 = H. 726, S. 1072-1077 (Standort: USB Köln(38)- AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Begriff "rettende" Kritik ist von Jürgen Habermas als alternative Kategorie zum Begriff "bewusstmachende" Kritik gewählt worden und zwar als negative Charakteristik des emphatisch-konservativen Versuchs Walter Benjamins, die Erfahrung des auratischen Scheins der Kunst mittels einer geschichtsphilosophisch-messianischen Denkfigur zu bewah- ren. Der Autor greift in seinem Essay diese Debatte aus dem Jahre 1972 auf, weil die theoreti- sche Implikation dieser beiden Kritikbegriffe seines Erachtens bei der Frage weiterhelfen kann, was es denn heute mit der Kritik der Kunst beziehungsweise der Gesellschaft auf sich hat. Dabei handelt es sich nicht um das Faktum der aktuellen Krise der Kunst- und Literatur- kritik sowie der literaturwissenschaftlichen Hermeneutik, sondern um die Gründe der Krise des Kritikbegriffs überhaupt. Die Erkenntnis leitende Frage lautet in diesem Zusammenhang: Ist Kunstkritik als Darstellung des ästhetischen Scheins im Sinne Walter Benjamins noch möglich, auch wenn man dessen geschichtsphilosophische Voraussetzung nicht mehr teilen kann? (ICI2)

[260-F] Buchenhorst, Ralph, Dr. (Bearbeitung): Das Element des Weiterlebens. Zur Frage der Darstellbarkeit der Shoah in der gegenwärti- gen Kulturtheorie und Kunst

INHALT: Der Genozid an den europäischen Juden wird in vielen Publikationen bis heute als "Ende der Moderne" und als "undarstellbar" bezeichnet. Vor allem im kulturtheoretischen Diskurs wird das Argument der Undarstellbarkeit von Auschwitz als Testfall für die Grund- bedingungen wissenschaftlicher Erkenntnis und ästhetischen Ausdrucks eingesetzt und stellt damit immer wieder die Voraussetzungen eben dieses Diskurses selbst in Frage. METHODE: Das Projekt unternimmt es in einem ersten Schritt, die Funktion dieses Paradoxes zu untersuchen und seine spezifische Produktivität im Diskurs der Moderne aufzuweisen, zu- gleich aber zu zeigen, dass es heute einen autonomen, interdisziplinären Diskurs zur Shoah gibt, der extreme Positionen wie die des absoluten Bildverbots, der massenpopulären Reprä- sentation, der Ausgrenzung der Kunst oder der Infragestellung ihres Werkcharakters mühelos einbinden kann. Selbstnegation und Infragestellung kognitiver Grundvoraussetzungen bilden hier nur noch eine Strategie unter vielen. Deshalb ist dieser Diskurs nicht mehr über das Kon- zept der Darstellbarkeit angemessen zu beschreiben. Es wird durch das der Produktion von Differenz ersetzt. In einem zweiten Schritt soll gezeigt werden, welche Konsequenzen die zeitgenössische Kunst aus dieser Konstellation zieht. Viele heute intensiv diskutierte Denk- malentwürfe zur Shoah und zu anderen historischen Ereignissen, die Genozidcharakter haben, zeigen, dass traditionelle ästhetische Kategorien (abgeschlossene Form, Werkcharakter, kon- templativer Betrachter, eindeutige historische Identifizierbarkeit) radikal aufgegeben und durch die Idee einer temporalisierten Schrift oder einer permanent neu beschreibbaren Ober- fläche ersetzt werden. In einem letzten Schritt soll der auf Westeuropa, Israel und die USA konzentrierte Diskurs zur Shoah konfrontiert werden mit der in Argentinien sich aktuell for- mierenden Debatte um die kulturelle Repräsentation der so genannten desaparecidos (der Verschwundenen der letzten argentinischen Militärdiktatur) in Museen, Mahnmalen und im akademischen Diskurs. In der Frage der Darstellungsformen des politischen Terrors in Argen- 172 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.1 Allgemeines

tinien wird oft beispielhaft Bezug auf die Shoah genommen. Allerdings fehlt dem Vernich- tungsapparat der Militärjunta, obwohl er mit den Instrumenten der Verschleppung, Anonymi- sierung der Opfer und einem Netz an Konzentrationslagern Systemcharakter aufweist und in dieser Hinsicht Ähnlichkeiten mit den nationalsozialistischen Genozidpraktiken nachweislich sind, das für den Auschwitz-Diskurs so zentrale Moment der Konstruktion einer black box: eines Raums des Versagens jeglichen Vorstellungsvermögens, der durch den industriellen Charakter des Genozids hervorgerufen wurde. Das Projekt will aber zeigen, dass der Erinne- rungsdiskurs in Argentinien sehr produktive Fragestellungen in der Rezeption der Darstel- lungsproblematik der Shoah gewinnt, die Motive der theoretischen Analyse, der politischen und ethischen Verantwortung gegenüber den Opfern oder der musealen Repräsentation einbe- ziehen. Die Shoah funktioniert in diesem Sinne als eine Projektionsfolie, vor der die Ge- schichte der desaparecidos transparenter gemacht, zugleich aber von der Einzigartigkeit der Judenvernichtung abgehoben werden kann. Somit versucht man in Argentinien, wie auch in Deutschland, sich in einem global formierenden Erinnerungsdiskurs zu positionieren. ART: BEGINN: 2008-08 ENDE: 2011-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozial- wissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Ethnologie (06099 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[261-L] Bürger, Peter: Begriff und Grenzen der Kritik, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 11 = H. 726, S. 1023-1034 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Autor diskutiert den Begriff der Kritik, das "Elend der Kunstkritik" nach Friedrich Schlegel, das Problem der Neo-Avantgarde sowie die Wege einer zukünftigen Kritik. Eine produktive Kritik hat seines Erachtens eine doppelte Aufgabe: Sie sollte zum einen "die An- schauung und Anordnung des Ganzen, welches hervorgebracht und zu welchem gewirkt wer- den soll" (Schlegel) aufzeigen und zum anderen in der entstehenden Literatur die Werke zum Gegenstand ihrer Betrachtung machen, in denen sie die klassischen Texte der zukünftigen Li- teratur erkennt. Sie sollte also einerseits die Entwicklungsrichtung, die die Literatur ein- nimmt, vorzeichnen und andererseits herausragende Werke nach eben den Kriterien auslegen, die in ihnen angelegt sind. Die Fragmente der Jenaer Romantiker über die progressive Uni- versalpoesie kann in diesem Sinne als Einlösung des ersten Postulats angesehen werden, Schlegels Kritik des "Wilhelm Meister" als Verwirklichung des zweiten Postulats. Die Ver- knüpfung der beiden schlegelschen Modelle von immanenter und affirmativer Kritik, die zu- gleich eine Verschränkung von Theorie und Kritik bedeuten würde, könnte dabei der zukünf- tigen Kritik einen Weg weisen. (ICI2)

[262-F] Danko, Dagmar, M.A. (Bearbeitung); Eßbach, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung): Zwischen Überhöhung und Kritik - der kulturtheoretische Blick auf zeitgenössische Kunst. Eine kultursoziologische Studie soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 173 2.1 Allgemeines

INHALT: Fragestellungen: 1. Wie interpretieren Kulturtheoretiker der vergangenen ca. dreißig Jahre zeitgenössische Kunst? Wie bewerten sie diese? 2. Wie kann man/ könnte man in der Soziologie über Kunst(-werke) sprechen? ZEITRAUM: 1970-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Frankreich METHODE: vergleichende Textanalyse, kunstsoziologisch-rezeptionssoziologisch, wissensso- ziologisch ART: BEGINN: 2005-04 ENDE: 2009-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Landesgraduiertenförderung; Stipendien INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur für Kultursoziologie (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[263-L] Delitz, Heike: "Rundkino" und "Kristallpalast" in Dresdens Prager Strasse: Architektursoziologie zweier extraterrestrischer Architekturen, in: Thomas M. Bohn (Hrsg.): Von der "europäischen Stadt" zur "sozialistischen Stadt" und zurück? : urbane Transformationen im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts ; Vorträge der gemeinsamen Tagung des Collegium Carolinum und des Johann- Gottfried-Herder-Forschungsrats in Bad Wiessee vom 23. bis 26. November 2006, München: Oldenbourg, 2009, S. 247-271

INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Expressivität von Architektur und Städtebau hin- sichtlich der Konstitution des "Gesellschaftlich-Geschichtlichen" für die jeweils spezifische Phänomenologie des Gebauten. Aus architektursoziologischer Sicht handelt es sich um eine aufschlussreiche Konstellation zweier Kinobauten an einem gemeinsamen Ort: das "Rundki- no" und der "Kristallpalast" in der Prager Straße in Dresden. Es sind zwei Architekturen mit gleicher Nutzung, jedoch mit einem differenten extraterrestrischen Einschlag in unmittelbarer Nachbarschaft. Beim Umbau der "sozialistischen Stadt" entlang der imaginären "europäi- schen Stadt" handelt es sich nach Meinung der Autorin nicht nur um die Restauration der pri- vatkapitalistisch, zivilgesellschaftlich und rechtsstaatlich verfassten bürgerlichen Gesellschaft im möglich gewesenen Neuaufbau ihres Herkunftsortes. Vielmehr übt sich diese Gesellschaft im Medium ihrer Architektur - wie auch im Medium des Denkmalschutzes für das sozialisti- sche Ensemble - gleichsam in die eigene Kontingenz ein. Im Gestus einer Architektur, die in ihrer spezifischen extraterrestrischen Gestalt jegliche totale Fortschrittsoptimismen dekon- struiert, hält sich diese Gesellschaft gegenüber den eigenen restaurativen und einseitig neoli- beralen Tendenzen offen. (ICI2)

[264-L] Frohne, Ursula; Held, Jutta (Hrsg.): Schwerpunkt: Politische Kunst heute, , 9 2008, 215 S., ISBN: 978-3-89971-389-3

INHALT: Unter dem Aspekt der politischen Dimensionen von Kunst bleibt nach wie vor durch die Forschung noch viel zu erhellen. Insofern ist dieser Band ein wichtiger Beitrag, der sich der Bilanzierung der Beziehung von Kunst und Politik aus gegenwärtiger Perspektive, insbe- sondere den internen Wandlungen und Unterschieden innerhalb dieser Sphäre seit den späten 60er-Jahren widmet. Von zentraler Bedeutung ist dabei eine weitgehende terminologische Klärung des zugrunde gelegten Politik- und Kunstbegriffs. Vor dieser Aufgabe schrecken die Herausgeberinnen jedoch nicht zurück und erachten kontroverse Positionen als Indiz der Not- 174 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.1 Allgemeines

wendigkeit der Auseinandersetzung und der Relevanz, die gesellschaftspolitische Fragestel- lungen der Kunst bestätigt. In ihrer Untersuchung zu drei Debatten der Nachkriegszeit kann Held exemplarisch die Politisierung und bis zu einem gewissen Grad auch die Entpolitisie- rung von Kunst aufzeigen. Am Beispiel des Historischen Museums in Frankfurt zeigt Held, wie sozial- und bildungspolitische Inanspruchnahme von Kunst einsetzt. Die folgenden Bei- spiele der Primitivismus-Ausstellung in New York und der Debatten auf dem internationalen Kunsthistorikerkongress in Berlin zeigen hingegen, wie einerseits ein potenziell politischer Bereich ethnischer Fragestellungen depolitisiert und andererseits durch Verwendung eines be- stimmten Interpretationsansatzes die Regeln künstlerischer Produktion aus ihrer politischen Spezifik gelöst werden. Neben Aufsätzen zur Neo-Avantgarde oder einem Vergleich zwi- schen feministischer Kunst in den 60er-Jahren und heute zählen zu den in Einzelbeiträgen be- handelten Künstlern Joseph Beuys, Bruno Latour und Peter Friedl. (ZPol, NOMOS). Inhalts- verzeichnis: Jutta Held: Einführung: Politische Kunst - Politik der Kunst (9-14); Ursula Froh- ne, Christian Katti: Einführung: Bruchlinien und Bündnisse zwischen Kunst und Politik (15- 26); Jutta Held: Polarisierungen von Kunst. Drei kunsthistorische Debatten in der Nach- kriegszeit (27-42); Kirsten Claudia Voigt: Und der weiße Hase unterhält den Fluss der Revo- lution. Joseph Beuys' Vehicle Art als politisches Medium (43-60); Peter Weibel: Neo-Avant- garde und Politik. Re-Präsentation des Verdrängten (61-72); Christian Katti: Bruno Latours "Ding" - Kunst und Politik in den Projekten Iconoclash and Making Things Public (73-86); Barbara Paul: Gewaltstrukturen - Arbeitsverhältnisse. Feministische Kunst als feministische Politik in den 1960er Jahren und heute (87-102); Ursula Frohne: Kunst ohne Werk: Künstleri- sche Praxis als kritisch-diskursives Projekt (103-126); Kristin Marek: Wa(h)re Objektivität. Bildpolitik im Fernsehen - Bildwissen durch Kunst (127-138); Asko Lehmuskallio: Visuelle Brücke? Anmerkungen zu kulturellem Widerstand mit werbeähnlichen Methoden (139-158); Ellen Spickernagel: Von Qaliqiliyah nach Kassel. Peter Friedls Giraffe auf der Documenta XII (159-161); Hildegard Frübis: Judaika-Sammlungen. Die Ethnographie der eigenen Kultur (163-173); Fred Evans, Barbara McCloskey: Sixties Redux? A Report from the 2004/05 Car- negie International (175-181).

[265-L] Glauser, Andrea: Kunst, Mobilität und der neue Geist des Kapitalismus, (Reihe Soziologie / Institut für Höhere Studien, Abt. Soziologie, 93), Wien 2009, 25 S. (Graue Literatur; www.ihs.ac.at/publications/soc/rs93.pdf)

INHALT: "In den vergangenen rund dreißig Jahren haben sich Ausstellungsräume und Kunstbi- ennalen weltweit stark verbreitet. Damit zusammenhängend sind Kunstschaffende zu hy- permobilen Akteuren avanciert. In Bewegung gehalten werden Kunstschaffende jedoch nicht allein durch die institutionellen und räumlichen Konturen der Ausstellungslandschaft, son- dern gezielt auch durch Instrumente der Kulturförderung. Artist-in-Residence-Programme und Reisestipendien sind heute in vielen Ländern zentrale Elemente der öffentlichen und pri- vaten Förderungspraxis. Dieser Beitrag untersucht, wie sich diese Politiken in die Logik des Kunstfeldes einfügen und an der Mobilitätsdynamik mitwirken. Von besonderem Interesse sind hierbei Bildungsfragen. Es wird zu zeigen sein, dass die Entsendungspraktiken maßgeb- lich mit Verweis auf die Ideale der Weltgewandtheit und des Kosmopolitismus legitimiert werden und das Instrumentarium seinerseits entscheidend an der Erzeugung mobiler Subjekte mitwirkt. Im Zusammenspiel mit 'Biographiegeneratoren' (Alois Hahn) formt es chamäleon- artige Profile. Ausgehend von diesen Sondierungen wird die Frage diskutiert, inwiefern die soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 175 2.1 Allgemeines

Eigentümlichkeiten der Mobilität im Bereich der Kunst aufschlussreich sein können für die Untersuchung von Mobilitätsdynamiken in anderen Gebieten, vornehmlich in der kapitalisti- schen Wirtschafts- und Arbeitswelt. Diese Frage drängt sich insofern auf, als verschiedenen Thesen zufolge - vor allem gemäß der umfassenden Studie von Luc Boltanski und Ève Chia- pello zum neuen Geist des Kapitalismus (1999) - die Praxis der Kunst in der gegenwärtigen kapitalistischen Arbeitsweise Modellcharakter hat." (Autorenreferat)

[266-L] Huber, Laila: Kunst der Intervention: die Rolle Kunstschaffender im gesellschaftlichen Wandel, Marburg: Tectum Verl. 2009, 213 S., ISBN: 978-3-8288-9983-4

INHALT: "Kunst, Kultur und 'kreative Köpfe' erobern den wirtschaftlich-politischen Diskurs- raum: Von Creative Cities und Creative Entrepreneurs bis zur Kulturwirtschaft und zum Kunstsupermarkt bringen sie sich ein. Laila Huber bestimmt die Rolle von Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen im gesellschaftlichen Wandel. Welche Möglichkeitsräume entstehen durch Kunstinterventionen? Wo findet Kunst als Gesellschaftskritik statt? Hat Kunst mit So- zialarbeit zu tun? Und mit welchen feldspezifischen Paradoxien sind die Kunstschaffenden konfrontiert? Beispielhaft stellt die Autorin sechs Akteurinnen und Projekte im österreichi- schen Kunst- und Kulturraum zwischen Linz, Graz und Wien vor. Die Fallstudien geben Auf- schluss über spezifische Handlungsstrategien, -potenziale und -grenzen unter prekären Rah- menbedingungen. Kapitel 2 beginnt mit einer Schilderung des Feldzugangs und Notizen zur Methode. Kapitel 3 befasst sich mit theoretischen Überlegungen, die für die wesentlichen Aspekte meiner Fragestellung relevant sind: Kulturalisierung und Festivalisierung der Politik, Ökonomisierung des Kunst- und Kulturfeldes, Arbeit und Prekarität im Kunst- und Kultur- feld, Politisierung im Kunst- und Kulturfeld. Im Kapitel 4 werden die theoretischen Werkzeu- ge, die der Analyse des empirischen Materials zugrundeliegen, erläutert. In diesem Zusam- menhang wird von Pierre Bourdieus theoretischem Modell zum sozialen Raum sowie von Gerald Raunigs Modell der Kunst-Intervention als Grenzraum ausgegangen. In Ergänzung hierzu werden weiter die Parameter 'Autonomie' und 'Dritter Sektor' eingeführt, welche als Begriffe der Zuordnung der Akteurinnen im sozialen Raum fungieren. Vor diesem Hinter- grund werden die empirischen Fallbeispiele, im Kapitel 5, präsentiert und analysiert. Der em- pirische Teil umfasst sechs Fallbeispiele und gliedert sich in vier Abschnitte. Der erste Ab- schnitt widmet sich dem Equal-Projekt 'Artworks. Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor', sowie der Innenperspektive einer Projektmitarbeiterin. Die Frage der Existenzsiche- rung Kunst- und Kulturschaffender sowie die Ausweitung des künstlerischen Handlungsspiel- raums ins Feld der Helfenden Berufe stehen hierbei im Zentrum. Abschnitt zwei und drei widmen sich konkreten Strategien von Künstlerinnen in ihrer alltäglichen Kunstarbeit. Wobei neben ihrer Selbstdefinition auch die Frage der Fremdzuschreibungen gestellt wird. Der zwei- te Abschnitt beschäftigt sich mit zwei Projekten, die jeweils unter der Leitung von Künstle- rinnen stehen. Wobei sich das Projekt Comm-U-Lab 2.0 im Feld der Sozialarbeit und das Projekt BAODO im Kunstfeld verorten. In der Gegenüberstellung der zwei Projekte wird der Frage nachgegangen, inwiefern Kunst Sozialarbeit macht. Der dritte Abschnitt stellt die KünstlerInnenkollektive WochenKlausur und Social Impact gegenüber. In den Ähnlichkeiten und Differenzen dieser Konzepte künstlerischer Praxis werden bestehende Potenziale und Widersprüchlichkeiten beleuchtet. Der vierte Abschnitt widmet sich den Strategien politi- scher Kulturarbeit an Hand der Praxis- und Theorie-Erfahrungen dreier Kulturarbeiterinnen. Hierbei wird das Augenmerk auf das Hinterfragen und den Widerstand der Akteurinnen ge- 176 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.1 Allgemeines

gen die vorherrschenden Rahmenbedingungen gelegt. In den abschließenden Schlussfolge- rungen (Kapitel 6) werden Fragestellung und Hypothese zusammenfassend mit den theoreti- schen Ansätzen und der empirischen Analyse zusammengeschaut und reflektiert." (Textaus- zug)

[267-L] Klein, Gabriele (Hrsg.): Tango in Translation: Tanz zwischen Medien, Kulturen, Kunst und Politik, (TanzScripte, Bd. 19), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 303 S., ISBN: 978-3-8376-1204-2

INHALT: "Tango ist Translation. Die in diesem Buch versammelten Texte beschäftigen sich mit unterschiedlichen Übertragungsbewegungen des Tangos. Sie untersuchen Tanzstile und Tan- zerfahrungen, szenespezifische Rituale, diskursive Strategien und Geschlechterverhältnisse in verschiedenen lokalen Tangokulturen sowie Parodien als grenzüberschreitende Übertragun- gen in Tanzkunst und populären Tango-Tänzen. Die Texte zeigen, dass Übertragungsbewe- gungen, ob zwischen den Kulturen, innerhalb einer Tanzszene oder auch zwischen einzelnen ästhetischen Medien wie Tanz, Bild und Text, weder einen einheitlichen Ursprung haben noch linear verlaufen oder als Kopien eines vermeintlichen Originals zu deuten sind. Viel- mehr wird die These plausibilisiert, dass Übertragungsbewegungen immer brüchig und fragil sind und transformieren, wenn sie in neue Kontexte gestellt und mit unterschiedlichen lebens- weltlichen oder politischen Bedeutungen aufgeladen werden. Das Buch leistet einen Beitrag zur internationalen Tangoforschung und zugleich zu einer kultur-, sozial- und politikwisen- schaftlich ausgerichteten Tanzforschung, die Tango als Feld einer das Politische und Soziale implizierenden transkulturellen körperlichen und subjektiven Erfahrung sichtbar macht." (Au- torenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gabriele Klein: Tango übersetzen. Eine Einleitung (7-11); Gabriele Klein: Bodies in Translation. Tango als kulturelle Übersetzung (15-38); Jochen Dre- her, Silvana K. Figueroa-Dreher: Sonando todos el mismo sueno: Zur rituellen Überschrei- tung kultureller Grenzen im Tango (39-56); Elia Petridou: Experiencing Tango as it goes glo- bal: Passion, Ritual and Play (57-74); Remi Hess: Der Tango - ein Moment der Interität (77- 87); Melanie Haller: "Verschmelzung": Bürgerliches Paarideal im Tango Argentino (89-103); Paula-Irene Villa: "Das fühlt sich so anders an..." - Zum produktiven 'Scheitern' des Transfers zwischen ästhetischen Diskursen und tänzerischen Praxen im Tango (105-122); Gabriele Klein, Melanie Haller: Körpererfahrung und Naturglaube. Subjektivierungsstrategien in der Tangokultur (123-136); Jeffrey Tobin: Models of Machismo: The Troublesome Masculinity of Argentine Male Tango-Dancers (139-169); Ramsay Burt: Humour and the Performance of Masculinities. The Example of Two Choreographed Tangos (171-187); Dieter Reichardt: Tango und Ideologie: Geschlechterbilder in Tangotexten und der zeitgenössischen argentini- schen Belletristik (189-206); Franco Barrionuevo Anzaldi: Der peronistische Nationaldiskurs in der Tangoschreibung der 1960er Jahre (209-241); Marta Elena Savigliano: Irreverent Tan- gos: Dancing 'Love' and the Politics of Parody (243-278); Erin Manning: Incipient Action - The Dance of the Not-Yet (279-298).

[268-F] Lintig, Bettina von; Sultan, Olivier; Kiefer, Hannelore; Leray, Hélène (Bearbeitung); Wendl, Tobias, Dr. (Leitung): Black Paris - Kunst und Geschichte einer schwarzen Diaspora soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 177 2.1 Allgemeines

INHALT: Paris, die Kapitale des einstigen französischen Kolonialreichs, ist inzwischen selbst zur größten afrikanischen Enklave Europas geworden. Etwa jeder fünfte Einwohner des an die 12 Millionen Menschen zählenden Pariser Großraums hat afrikanische, karibische oder afroame- rikanische Wurzeln. Am Beispiel von Paris lassen sich wie unter einem Mikroskop - räumlich und zeitlich verdichtet und zugleich vielstimmig kommentiert - all jene kulturellen und künst- lerischen Prozesse der Interaktion und Métissage veranschaulichen, die für die Beziehungen zwischen Nord und Süd, zwischen Europa, Afrika (aber auch Afroamerika und der Karibik) konstitutiv sind. Das Projekt schlägt einen Bogen von der kolonialen Selbstinszenierung und der Entdeckung der "art nègre" zu Beginn des 20 Jhds., über die Rekrutierung afrikanischer Soldaten im Ersten Weltkrieg, den Surrealismus, den Jazz und die Négrophilie der Zwischen- kriegszeit, über das von Aimé Césaire und Léopold S. Senghor initiierte und später nach Afri- ka hinausgetragene Projekt der Négritude, die Migrantenströme der 1960er und 1970er Jahre und die von ihnen geprägten Stadtviertel, bis hin zu all jenen Diaspora-Initiativen, Geschäf- ten, Verlagen und Agenturen, dank derer Paris zu Beginn des 21 Jahrhunderts zum unange- fochtenen (Welt-)Zentrum der afrikanischen Mode, Musik, Kunst und Literatur avancierte. Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt 'Black Paris' versucht diese Entwicklung in einer doppelten, kunsthistorischen und zugleich dokumentarischen Perspektive zu erschließen und darzustellen. Im Mittelpunkt stehen die Arbeiten von Künstlern, Schriftstellern, Kulturschaf- fenden, Politikern und Theoretikern sowie der zeit- und geistesgeschichtliche Hintergrund, vor dem sie ihre Wirkung entfalten konnten. Die Gliederung ist chronologisch und umfasst fünf thematische Sektionen: 1. Rückblende: Koloniale Ikonografien, art nègre und schwarze Soldatenpräsenz. 2. Die Negrophilie der Zwischenkriegszeit (Surrealismus und Harlem Re- naissance). 3. Négritude: Schriftsteller und Künstler entwickeln in Paris das Programm einer afrikanischen Moderne. 4. Stadtbilder und Stadtviertel im Wandel: zur Topografie des schwarzen Paris. 5. Migration und Métissage: die zeitgenössische Kunstszene zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Ziel des Projekts ist es, das in Paris verortete und immer dichter sich knüp- fende Netz kultureller und künstlerischer Beziehungen zwischen Afrika und Europa sowie die aus ihm sich speisenden neuen Muster der Transkulturation und der Métissage in ihrer histori- schen Vielschichtigkeit zu erfassen, zu würdigen und im Rahmen einer Tourneeausstellung einem breiten Publikum vorzustellen. Der Akzent liegt dabei auf der Kreativität und dem Neuen, das aus den Prozessen der Vermischung entsteht. Kooperationspartner: Museum der Weltkulturen, Frankfurt am Main. GEOGRAPHISCHER RAUM: Paris ART: BEGINN: 2005-09 ENDE: 2008-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Kulturstif- tung des Bundes INSTITUTION: Universität Bayreuth, IWALEWA-Haus - Afrikazentrum (95440 Bayreuth) KONTAKT: Leiter (Tel. 0921-55-4600, e-mail: [email protected])

[269-F] Pernau, Margrit, Dr.phil. (Bearbeitung): Emotionen und ihr Ausdruck. Musik, Tanz, Malerei und Film in Indien

INHALT: Historische Emotionen können nicht direkt, sondern nur in ihrem kulturell und zeitlich gebundenen Ausdruck erfasst werden. Dieser wirkt zugleich gestaltend auf die Emotionen zu- rück. Dieser doppelte Aspekt der Gestaltung von Wirklichkeit durch Ausdruck einerseits und des Ausdrucks durch die Wirklichkeit andererseits aber trifft nicht nur auf die sprachliche Prägung von Emotionen zu, sondern möglicherweise noch stärker auf die Art und Weise, wie Musik, Gesang, Tanz, visuelle Kunst und Film Gefühle beeinflussen. Wie lässt sich dieses Verhältnis in der transkulturellen Forschung umsetzen in der nicht nur sprachliche Differen- 178 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.1 Allgemeines

zen sondern auch andere Kodierungen im visuellen und akustischen Bereich existieren? Ist eine Übersetzung möglich und wenn ja, wie könnte sie aussehen? Bedürfen auch Kunstwerke einer Übersetzung oder handelt es sich hier um eine Sprache, die kulturübergreifend Gefühle auszudrücken und hervorzurufen vermag? Zukünftige Projekte werden sich mit Film, Male- rei, Tanz und Musik beschäftigen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Indien ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle (Lentzeallee 94, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-82406-463, e-mail: [email protected])

[270-L] Pippin, Robert: Ästhetik ohne Ästhetik, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S. 34-57

INHALT: In der Studie wird dargelegt, dass Hegels Darstellung der Kunst auf zwei seiner inter- essantesten und herausforderndsten Behauptungen beruht: seinem Verständnis der Beziehung zwischen Denken und Empfinden in der Erfahrung und seinem Verständnis der von ihm so genannten "Innen-Außen-Beziehung" in seiner Theorie des Handelns. In beiden Fällen weist Hegel eine strikte Dualität zurück, besonders in seiner Darstellung des Handelns, wo das Mo- dell, nach welchem innere Zustände äußeres körperliches Handeln verursachen, abgelehnt wird. Die Folgen dieser Behauptungen für seine Darstellung der Kunst könnten nach der Mei- nung des Autors zur Formulierung des Problems der Kunst nach Hegel beitragen. Hegels Phi- losophie der Kunst hängt vor allem von einer Theorie des Geistes ab, von einer Darstellung der kollektiven, von Normen geleiteten menschlichen Geistigkeit und einer Darstellung der Endlichkeit oder des Mangels, der die Produktion von Kunstwerken und die gesetzgebende Funktion von Normen bei deren Produktion und Bewertung erklärt. Man muss schlicht wis- sen, wie soziale Normen funktionieren, um zu wissen, wie künstlerische Normen funktionie- ren. Die Theorie eines solchen Bedürfnisses und einer solchen Produktion ist wiederum in zweifacher Weise abhängig. Sie ist zunächst abhängig von der "Logik" der Innen-Außen-Be- ziehung, auf die Hegel ständig verweist und die für ein angemessenes Verständnis des Geistes und seiner Produkte zentral ist. Auf diese Art und Weise über Inneres und Äußeres zu spre- chen - zu sagen, dass die Ideen des Künstlers nicht "vorher" existieren, sondern nur als im Produzieren von Kunst "herausgearbeitet" zu bestimmten Ideen werden, und das Subjekt kon- kret zum Subjekt erst in der ästhetischen Bewertung "wird" - ist für die Diskussion essentiell. Die Feststellungen treffen ins Herz des Problems, wie Hegel die Autonomie des Ästhetischen bestreiten kann, ohne die Kunst dadurch zur bloßen Illustration oder zu sinnlichen Beispielen der "Ideen", der wichtigsten Normen eines Gemeinwesens, zu machen. In allen Fällen muss eine ästhetische Verkörperung auf Hegelsche Weise, wie sie hier entwickelt wurde, verstan- den werden, als etwas, das viel mehr ist als bloß Sinnliches und tiefer als alles bloß Formale. Hegels Philosophie der Kunst bietet, so die These, eine viel bessere Position als die nachkan- tischen formalistischen oder die nach-nietzscheanischen experimentellen Ansätze ästhetischer Erfahrung, um uns mit dem zu konfrontieren, was moderne Fragen von uns verlangen: kon- kretes Denken, um mit einem Begriff Hegels zu sprechen. (ICF2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 179 2.1 Allgemeines

[271-L] Tacke, Alexandra; Weyand, Björn (Hrsg.): Depressive Dandys: Spielformen der Dekadenz in der Pop-Moderne, (Literatur - Kultur - Geschlecht : Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte. Kleine Reihe), Köln: Böhlau 2009, 247 S., ISBN: 978-3-412-20279-8

INHALT: "An der Schwelle zum 21. Jahrhundert erleben Dandytum und Dekadenz eine unver- hoffte Renaissance: Autoren und Werke der Popliteratur bzw. Pop-Art verhelfen der Figur des Dandys zu einem Comeback in der postmodernen Massen-, Marken- und Medienkultur. Die Beiträge dieses Bandes fragen nach den Spielformen von Dekadenz und Dandytum in der Pop-Moderne. Ihre Renaissance - so die These, die diesem Band zugrunde liegt - erschöpft sich nicht in bloßen Wiederholungen der Posen eines George Bryan Brummell oder Oscar Wilde, sondern schafft in der Wiederholung etwas Neues: eine Ästhetik der 'Neo-Dekadenz' In welche Traditionslinien schreiben sich die popmodernen Dandys damit ein und wie erneu- ern sie diese? Welche Rolle spielen dabei Mode, populäre Medien, Kunst und Musik? Wie steht es um die seit jeher prekäre Geschlechterverhältnisse des als verweiblicht geltenden Dandys? Welche Strategien der Selbstvermarktung werden von den Autor/innen und Künst- ler/innen verfolgt? Und schließlich: Warum sind die popmodernen Dandy eigentlich so de- pressiv?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Alexandra Tacke, Björn Weyand: Einleitung: Dandyismus, Dekadenz und die Poetik der Pop-Moderne (7-16); Günter Erbe: Der moderne Dandy. Zur Herkunft einer dekadenten Figur (17-38); Isabelle Stauffer: Faszination und Überdruss. Mode und Marken in der Popliteratur (39-59); Niels Werber: "Das graue Tuch der Langeweile". Der Dandy als Motiv und Verfahren der Literatur 1900/2000 (60-79); Heinz Drügh: Dandys im Zeitalter des Massenkonsums. Popliteratur als Neo-Décadence (80-100); Sven Glawion, Immanuel Nover: Das leere Zentrum. Christian Krachts 'Literatur des Ver- schwindens' (101-120); Alexandra Pontzen: cool, elitär und politisch unkorrekt. Popdiskurs und Dandyismus bei Rainald Goetz (121-141); Fernand Hörner: "Dandyism's not Dead". Auf- und Abtauchen des Dandys am Beispiel Frederic Beigbeders (142-159); Svea Bräunert: Li- ving Sculptures, Living Dandys: Gilbert & George (160-177); Jörg Döring: Paratext Tristesse Royale (178-198); Moritz Baßler: Der Freund. Zur Poetik und Semiotik des Dandyismus am Beginn des 21. Jahrhunderts (199-217); Till Huber: Ausweitung der Kunstzone. Ingo Nier- manns und Christian Krachts 'Docu-Fiction' (218-233); Christian Luckscheiter: "An der Mu- sik kann alles scheitern" oder How to be a Dandy listening only to pop music? (234-243).

[272-F] Wahrig, Bettina, Prof.Dr.; Klippel, Heike, Prof.Dr.; Mittag, Martina, Priv.Doz. Dr. (Bear- beitung): Metamorphosen des Abjekten: Gift und Geheimnis zwischen Literatur, Film und Wissen- schaft

INHALT: Das Projekt verfolgt das Ziel, eine Geschichte des Gifts als Grenzobjekt zwischen Wis- senschaft, Literatur und Öffentlichkeit im Zeitraum 1750-1900 zu entwerfen und das Weiter- wirken der Konzepte von "Gift" und "Vergiftung" in ihrer Medialisierung im Film des 20. Jahrhunderts zu verfolgen. Am Beispiel des literarischen und wissenschaftlich filmischen Umgangs mit Giften soll untersucht werden, wie sich die diskursiven Strukturen moderner Gesellschaften entwickelt haben, wie biopolitische Beherrschbarkeit zu einem "technischen" Problem erklärt und Widerstand tendenziell zum Bestandteil von Macht geworden ist. Spezi- elle Aufmerksamkeit gilt dabei der Rolle von Geheimnis, Öffentlichkeit, Macht und Interven- tion sowie des Abjekten als Artikulation von Ambivalenz und Widerstand. Anhand der Kom- 180 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.1 Allgemeines

munikation über Gifte sollen Hinweise auf die Neuformierung des europäischen Kommunika- tionsraums im 19. Jahrhundert inclusive seiner kolonialen Diskurse (Beherrschung und Aus- schluss des Fremden/ Anderen) gewonnen werden. Im interdisziplinären Austausch zwischen Literaturwissenschaft, Filmwissenschaft und Wissenschaftsgeschichte wurden Beziehungen hergestellt zwischen dieser Neuformierung und der Herausbildung des modernen Organis- musbegriffs, der eine entscheidende Rolle für die Entstehung der experimentellen Toxikolo- gie gespielt hat. ZEITRAUM: 1750-2000 METHODE: feministische Filmgeschichte; feministische Psychoanalyse; Diskursanalyse (Fou- cault) DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Inhaltsanalyse, offen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wahrig, Bettina: Bodies, instruments, and the art of construction: historical remarks on the scientific texture of living bodies. in: Sielke, Sabine; Schäfer-Wün- sche, Elisabeth (eds.): The body as interface. Dialogues between the disciplines. American studies, 150. Heidelberg: Winter 2007, S. 31-50. ISBN 978-3-8253-5391-9.+++Wahrig, Bet- tina: Erzählte Vergiftungen: Kriminalitätsdiskurs und Staatsarzneikunde 1750-1850. in: Süß- mann, Johannes; Scholz, Susanne; Engel, Giesela (Hrsg.): Fallstudien: Theorie - Geschichte - Methode. Frankfurter kulturwissenschaftliche Beiträge, 1. Berlin: Trafo-Verl. 2007, S. 97- 111. ISBN 978-3-89626-684-2. ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Technische Universität Braunschweig, Fak. 02 Lebenswissenschaften, Abt. Ge- schichte der Naturwissenschaften, insb. Pharmaziegeschichte (Pockelsstr. 14, 38106 Braun- schweig); Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Institut für Medienforschung -IMF- (Postfach 2538, 38015 Braunschweig); Universität Gießen, FB 05 Sprache, Literatur, Kultur (Otto-Behaghel-Str. 10 G, 35394 Gießen) KONTAKT: Wahrig, Bettina (Prof.Dr. Tel. 0531-391-5990, e-mail: [email protected])

2.2 Literatur

[273-L] Boltanski, Luc: Eine Studie in Schwarz: Recht und soziale Ordnung im Kriminalroman, in: Rainer Forst (Hrsg.) ; Martin Hartmann (Hrsg.) ; Rahel Jaeggi (Hrsg.) ; Martin Saar (Hrsg.) ; Axel Honneth (Adressat): Sozialphilosophie und Kritik, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2009, S. 454-480

INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit der Figur des Detektivs und ihrer Differenz zum Kom- missar in den Kriminalerzählungen von Arthur Conan Doyle. Er zeigt, dass die zwischen 1887 und 1927 veröffentlichten 56 Kurzgeschichten und vier Romane, die die Abenteuer von Sherlock Holmes erzählen, einer ganz eigenen Gruppierung zugeordnet werden können, die sich aus sehr verschiedenen literarischen Werken zusammensetzt. Ihnen ist gemeinsam, ein narratives Äquivalent zu kategoriellen Arrangements und zu Dispositiven geliefert und in Fi- guren verkörpert zu haben, die zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte die Geburt neuer gesellschaftlicher und politischer Formen begleitet haben. Gerade diese historische Verortung hat solchen Werken die ihnen eigene hohe Bekanntheit und Dauerhaftigkeit verlie- hen. Die Werke Doyles befassen sich mit den in einer bestimmten sozialen Ordnung einge- betteten Widersprüchen, die im genannten Zeitraum besonders störend und augenfällig schei- nen, da die noch uneindeutigen Ordnungen gerade erst im Entstehen begriffen sind. Der Um- stand, dass sie auf die Arbeit des Widerspruchs gerichtet sind, die die unvereinbaren, aber dennoch für die Realisierung einer bestimmten Ordnung notwendigen Arten von Kategorien soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 181 2.2 Literatur

betrifft, verleiht diesen Werken einen stärker metaphysischen als literarischen Charakter. (ICI2)

[274-L] Cepl-Kaufmann, Gertrude: "Revolutionskultur"?: die Revolution im Ruhrgebiet und die Erschaffung einer Literatur des Ruhrgebiets, in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau : SLR ; Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Sozialpolitik und Gesellschaftspolitik, Jg. 32/2009, H. 1 = H. 58, S. 87-98 (Standort: USB Köln(38)-M XG 05303; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Die "rote" Ruhr mit ihren Revolutionsromanen ist das hervorstechendste Signum des 20. Jahrhunderts für die Frage nach der Kultur des Ruhrgebietes. Diese ist jedoch in eine his- torische Kulturentwicklung eingebettet und wirft die Frage auf, welche Parameter sich für das politisch links zu verortende literarische Feld ergeben und wodurch die Schriftsteller der Mo- derne in ihrem Selbstverständnis geprägt wurden. Die Autorin entwirft dementsprechend ein großformatiges Bild der Kulturentwicklung im Ruhrgebiet seit dem Ende des 19. Jahrhun- derts und vermittelt dies - in der grundlegenden Bedeutung für die Etablierung eines Intellek- tuellenmilieus - mit allgemeinen historischen und politischen Entwicklungslinien. In diesem Rahmen werden nicht zuletzt faszinierende Vorstellungen von "Moderne" und "Ästhetik" sichtbar. (ICI2)

[275-L] Ezli, Özkan; Kimmich, Dorothee; Werberger, Annette (Hrsg.): Wider den Kulturenzwang: Migration, Kulturalisierung und Weltliteratur, Bielefeld: transcript Verl. 2009, 407 S., ISBN: 978-3-89942-987-9

INHALT: "In Zeiten transkultureller Bewegungen erweist sich die Literatur, die sich aus ver- schiedenen Gründen nicht in nationale Grenzen einpassen lässt, als ein zentrales Untersu- chungsfeld: Kulturelle Veränderungen, die durch Migration von Menschen, Ideen, Waren und Sprachen entstehen, lassen sich hier auf eine umfassende Weise analysieren. In aktuellen Fallstudien untersuchen die Beiträge dieses Bandes unter anderem kulturelle Grenzziehungen in muslimischen bzw. türkischen Gemeinschaften und setzen sich dabei mit dem neuen 'Zwang zur Kultur' auseinander. Daran anschließend wird der Begriff 'Weltliteratur' auf seine Brauchbarkeit in diesen Kontexten untersucht, insbesondere im Hinblick auf nicht-europäi- sche, etwa afrikanische Repräsentationsmodelle von Literatur. Einzelanalysen von Filmen und literarischen Texten zeigen, dass die so genannte Migrationsliteratur eine ästhetische Re- flexion auf kulturelle Integration einerseits, aber auch auf verschiedene Formen von sozialer, individueller und sprachlicher Desintegration andererseits ist. Der Band wird ergänzt durch zwei Interviews mit Ilja Trojanow und Feridun Zaimoglu." (Autorenreferat). Inhaltsverzeich- nis: Özkan Ezli, Dorothee Kimmich und Annette Werberger: Vorwort (9-19); Kulturalisie- rung: Thomas Hauschild: Ehrenmord, Ethnologie und Recht (23-46); Levent Tezcan: Operati- ve Kultur und die Subjektivierungsstrategien in der Integrationspolitik (47-80); Valentin Rau- er: Kulturelle Grenzziehungen in integrationspolitischen Diskursen deutscher Printmedien (81-94); Jörg Hüttermann: Zur Soziogenese einer kulturalisierten Einwanderungsgesellschaft (95-133); Martin Zillinger: Rappen für Gott, König und Vaterland: Über Trance, Kulturalisie- rung und Macht in Marokko und der marokkanischen Migration (135-173); Schreibweisen der Migration: Philipp Ostrowicz, Stefanie Ulrich: "Wer Augen hat, der sehe, und das Wis- senswerte wird einem dann kundgetan." Interview mit Feridun Zaimoglu (177-185); Yasemin 182 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.2 Literatur

Yildiz: Kritisch "Kanak": Gesellschaftskritik, Sprache und Kultur bei Feridun Zaimoglu (187- 205); Özkan Ezli: Von der interkulturellen zur kulturellen Kompetenz. Fatih Akins globali- siertes Kino (207-230); Andreas Pflitsch: Fiktive Migration und migrierende Fiktion. Zu den Lebensgeschichten von Emine, Leyla und Gül (231-249); Weltliteratur: Ilija Trojanow: "Die Entrückung gebiert Ungeheuer." Interview mit Ilija Trojanow (253-255); Ottmar Ette: Euro- päische Literatur(en) im globalen Kontext. Literaturen für Europa (257-296); Dorothee Kim- mich: Öde Landschaften und die Nomaden in der eigenen Sprache. Bemerkungen zu Franz Kafka, Feridun Zaimoglu und der Weltliteratur als "Littérature mineure" (297-315); Nacim Ghanbari: Eine exemplarische Analyse des weltliterarischen Anspruchs: Sadeq Hedayats Buf- e kur (1936) (317-337); Erhard Schüttpelz: Weltliteratur in der Perspektive einer Longue Durée I: Die fünf Zeitschichten der Globalisierung (339-360); Thomas Geider: Weltliteratur in der Perspektive einer Longue Durée II: Die Ökumene des swahili-sprachigen Ostafrika (361-401).

[276-F] Fürhapter, Ingrid, Mag.; Kofler, Martin, Dr.; Unterweger, Sandra, Mag. (Bearbeitung); Wimmer, Erika, Dr. (Leitung): Feldforschung und Literatur als Erinnerungsarbeit. Erschließung und Edition anhand des Nachlasses von Johannes E. Trojer

INHALT: Im Fokus des Erkenntnisinteresses steht Trojer als Feldforscher und Literat. Die Kon- zeption des Forschungsvorhabens beruht auf dessen genuin interdisziplinärer Arbeitshaltung, welche bereits vorhandene schriftliche Zeugnisse sowie neu erschlossene mündliche Quellen nach allen Seiten hin ausschöpft: sprach- und volkskundlich, historisch und literarisch. Im Rahmen des Projekts soll eine vierbändige Edition Trojers literarisch-journalistisches Schaf- fen (Band 1), seine zeithistorischen Arbeiten (Band 2) sowie eine repräsentative Auswahl von Beiträgen aus der von ihm herausgegebenen Kulturzeitschrift "Thurntaler" (Band 3) zugäng- lich machen und seine methodisch innovative Denk- und Arbeitsweise dokumentieren (Band 4). Der interdisziplinär orientierte, editorisch abgesicherte Überblick über Trojers Werk und die philologische Arbeit an ausgewählten Nachlassmaterialien wird mit Ergebnissen histori- scher und kulturwissenschaftlicher Gedächtnisforschung verknüpft. In diesem Zusammen- hang wird insbesondere der Frage, inwiefern eine Wechselbeziehung zwischen Trojers Litera- tur und dem Themenkomplex Erinnerung und Identität besteht, nachgegangen. (S.a. ww- w.uibk.ac.at/brenner-archiv/projekte/trojer/projekte.html ). ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2009-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung INSTITUTION: Universität Innsbruck, Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, For- schungsinstitut Brenner-Archiv (Josef-Hirn-Str. 5, 6020 Innsbruck, Österreich)

[277-L] Hladnik, Miran: Strategien sozialen Verhaltens in der slowenischen historischen Erzählkunst, in: Mitteilungsblatt des Instituts für Soziale Bewegungen, 2009, Nr. 41, S. 71-88

INHALT: "Die Studien des Autors zur slowenischen Literatur behandeln bislang unter anderem das soziale Leben der Bevölkerung, an die sich diese Literatur richtete und die diese Literatur gekauft und gelesen hat. Die Studien beruhen auf den Untersuchungen eines Korpus von Bau- ernerzählungen und historischen Romanen, zum Teil auf Untersuchungen proletarischer Pro- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 183 2.2 Literatur

sa. Was die Tiefenstruktur dieser Gattungen angeht, konzentrieren sie sich vor allem auf Fra- gen des Erbens, des Besitzes und der sozialen Ungerechtigkeit. Der Autor wird in wesentli- chen Punkten den sozialen Ursprung und den Berufsstand, das Verhältnis zwischen den bei- den Geschlechtern, die regionale Zugehörigkeit und die Identität von Autoren und literari- schen Figuren darstellen. Dabei wird er umreißen, wie die sozialen Verhältnisse die literari- schen Abschlüsse bestimmen und wie die Literatur unter dem Einfluss der nationalen Wirt- schaft stand. Im zweiten Teil des Beitrags interessiert sich der Autor für kollektive Überle- bensstrategien, die im Konkurrenzkampf mit Fremdem ausgearbeitet und im slowenischen historischen Roman angeboten werden. Das slowenische Literatursystem hängt mit der Ent- stehung des nationalen Bürgertums zusammen, stand im Dienst von dessen sozialen Bestre- bungen, reflektierte und modellierte dessen soziale Alternativen. Das Bild von Adel und Bau- ernschaft in der slowenischen Literatur seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist das des sloweni- schen Bürgertums und seiner spezifischen Interessen." (Textauszug)

[278-F] Kappeler, Florian (Bearbeitung): Gender@Musil: Wissen und Geschlecht in Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" (Arbeitstitel)

INHALT: Das Dissertationsprojekt untersucht den Zusammenhang von Gender, Wissen und Dar- stellungsformen in Robert Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" (MoE) und in zahlreichen wissenschaftlichen Texten, mit denen er in Verbindung steht. Damit soll nicht nur die Rolle von Darstellungsformen und -techniken für den Zusammenhang der Kategorien Wissen und Geschlecht diskutiert, sondern zugleich ein Beitrag zur Erforschung von Elemen- ten historischer Wissens- und Geschlechterordnungen im frühen 20. Jahrhundert geleistet werden. Eine basale These ist, dass der MoE diese Ordnungen nicht nur speichert, sondern auch kritisch reflektiert sowie selber ein genuines Wissen - nicht zuletzt über Geschlecht - produziert. METHODE: Im Einzelnen wird besonders sozioökonomisches, psychiatrisches und statistisches Wissen in den Blick genommen. Vor allem die Dokumente, zu denen der MoE in markierten intertextuellen Beziehungen steht, werden mittels wissenshistorischer, narratologischer und gendertheoretischer Konzepte untersucht. Eine besondere Rolle spielt dabei die Annahme, dass bestimmte Darstellungsformen an der Konstituierung von Objekten, Subjekten und Kate- gorien des Wissens einen wesentlichen Anteil haben. Daran schließt sich eine Analyse inter- diskursiver Elemente von Wissen und Darstellungsformen an. Eine Arbeitshypothese ist hier- bei, dass der MoE als Meta-Wissen gelesen werden kann, d.h. dass er die Bedingungen auf- zeigt, unter denen sich bestimmte historische Wissens- und Geschlechterordnungen konstitu- ieren. ART: BEGINN: 2008-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemein- schaft INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskate- gorie" (Sophienstr. 22a, 10178 Berlin)

184 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.3 Bildende Kunst, Musik

2.3 Bildende Kunst, Musik

[279-L] Brandt, Reinhard: Dinge - Bilder - Denken, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 3-9 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)

INHALT: Den Phänomenen, die als Bilder angeführt werden, ist folgende Eigentümlichkeit ge- meinsam: Sie sind durch den äußeren Sehsinn oder imaginativ visuell (nicht akustisch, nicht durch den Geruchssinn) zugänglich. Sie stellen für Menschen etwas sichtbar oder imaginativ dar, ohne das Dargestellte selbst zu sein. Damit ist alles ein Bild, was man als eingehegte Darstellung von etwas anderem ansieht, das Gesicht in den Wolken und die monochrome Leinwand in der Ausstellung. Kunstbilder sind aus vielerlei Gründen attraktiv. Einer der Gründe liegt in der Möglichkeit, das Motiv auf etwas Wesentliches zu reduzieren oder eben dadurch zu bereichern, und den Blick des Betrachters zu formieren. Das Bild kann mit der Absicht gemalt sein, das Dargestellte möglichst naturgetreu wiederzugeben. Es kann sich auch idealisierend oder karikierend zu ihm verhalten und nicht die optische Erscheinung, son- dern etwas Wesentliches präsentieren. Das Bild überformt die Wirklichkeit und gibt eine An- leitung, wie diese zu betrachten ist: der antike Herrscher, göttlich schön und stark, Gott als Patriarch usw. Unsere Kulturbilder benutzen diese Eigentümlichkeiten in unendlichen Varia- tionen des Scheines und der Zurücknahme des Scheins im Schein, um den Ursprung, das Nicht-Bildliche, Vor-Bildliche der Wirklichkeit durch die fingierte Bildwirklichkeit zu offen- baren oder zu übertrumpfen. In der äußeren Welt lassen sich Dinge und Personen nicht belie- big zu erkennbaren, öffentlichen Bildern machen, in der inneren Welt ist das Denken der Bildgebung entzogen. Zwischen diesen beiden Bastionen sind die Bilder als Zwischenwesen und Medien angesiedelt, sowohl im Bereich des äußeren Sehsinnes wie auch der inneren Ima- gination. (ICF2)

[280-L] Burchart, Kati: Deutsche Rapmusik der neunziger Jahre: Kulturtransfers im Mainstream, (Medien und Theater, Bd. 11), Hildesheim: Olms 2009, 327 S., ISBN: 978-3-487-13945-6

INHALT: "Die deutsche Rapmusik geht auf populäre afroamerikanische Rapmusik in den USA und deren Einbettung in die Jugendkultur des HipHop zurück. Dieses Genre wird von deut- schen Rappern auf unterschiedliche Weise transferiert. Die Autorin analysiert deutschsprachi- ge Rapgruppen und ihre populären Artefakte anhand von drei ausführlichen Fallbeispielen, den Fantastischen Vier, Sabrina Setlur und Aziza A, auf ihre jeweilige ästhetische Beschaf- fenheit und die Bezüge zu anderen Musik- und Mediengenres hin. Die vorliegende Untersu- chung beginnt mit der Erläuterung ihrer Methode, es folgen ein Abriss zur Geschichte und Ei- genheit des amerikanischen Raps und seiner deutschen Rezeptionsgeschichte. Das Vorgehen, das Ästhetisch-Besondere wie auch das Kulturell-Besondere in den Blick zu nehmen, machen es möglich, ein Spektrum an kulturellen Transfers, Stilformen und Images von Rappern zu beschreiben und damit ein gesamtkulturelles Potential des populären Phänomens deutschspra- chiger Rapmusik zu skizzieren." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 185 2.3 Bildende Kunst, Musik

[281-F] Eghbal-Azar, Kira, M.A.; Hartmann, Felicitas, M.A.; Schweizer, Yvonne, M.A. (Bearbei- tung); Thiemeyer, Thomas, Dr. (Leitung); Schwan, Stephan, Prof.Dr.; Heesen, Anke te, Prof.Dr.; Lange, Barbara, Prof.Dr.; Gfrereis, Heike, Dr.; Lepper, Marcel, Dr.; Raulff, Ulrich, Prof.Dr.; Tschofen, Bernhard, Prof.Dr. (Betreuung): wissen&museum: Archiv - Exponat - Evidenz

INHALT: Das Verhältnis von Museum, Archiv und Wissenschaft, das sich derzeit neu konfigu- riert, steht im Zentrum des Projekts 'wissen&museum'. Museen und Archive haben gegenwär- tig einen hohen Bedarf an Reflexion, an konkreter sammlungsbezogener und ausstellungsbe- gleitender Forschung, die sich in die Ausstellungsentwicklung produktiv einspeisen lässt. Deshalb sind neue Allianzen von Museen, Archiven und Hochschulen erforderlich, um die Forschung im Museum und Archiv zu stärken und das Feld des kulturellen Lernens für den Forschungsdialog sowie für eine duale theorie- und praxisorientierte Ausbildung des Muse- umsnachwuchses fruchtbar zu machen. Gerade im Bereich der Führungspositionen innerhalb des Museumswesens besteht ein Mangel an wissenschaftlich und kuratorisch gleichermaßen qualifiziertem Nachwuchs: Nicht die Trennung von wissenschaftlicher Qualifikation einer- seits und Museumsvolontariat andererseits, sondern die Einbettung von Qualifikationsprojek- ten in die konkrete Museumsarbeit ist ein Zukunftsmodell, dem sich das Projekt 'wissen&mu- seum' verpflichtet. Der Antrag des Projekts erfolgte im Rahmen der BMBF-Ausschreibung "Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften". Es will in interdisziplinärer Zusammenar- beit zwischen Universität und Museum die Übersetzungskompetenz der Geisteswissenschaf- ten nutzen, um theoretisches Wissen in praktisches Orientierungs- und Handlungswissen zu überführen. Dabei verfolgt es drei Ziele: Erstens will es Methoden und Modelle museums- wissenschaftlicher Forschung erarbeiten, die auf unterschiedliche Museumstypen übertragbar sind. Zweitens erprobt es eine neuartige Form universitär-außeruniversitärer Zusammenar- beit, um den Transfer von Theorie und Praxis zu optimieren. Drittens will es qualifizierten Nachwuchs für das boomende Ausstellungswesen theoretisch wie praktisch ausbilden. Das Projekt gliedert sich in vier Forschungsprojekte: "Räume der Literatur"; "Materialien der Li- teratur"; "Bilder der Literatur"; "Präsentationspraxis und Evidenzzuschreibung". Die For- schungsprojekte widmen sich während der Planung und Durchführung einer Marbacher Aus- stellung folgenden Fragen: 1. Wie gestaltet sich der Übersetzungsvorgang vom Archivobjekt zum Ausstellungsobjekt? Wie entsteht kulturelles Wissen, wenn Objekte aus den Museums- depots herausgeholt und in Ausstellungen exponiert werden? 2. Welche Rolle spielen Raum und Materialität für die Praktiken des Sammelns und die Praktiken des Zeigens? Welcher Zu- sammenhang besteht zwischen Objekthaftigkeit des Exponats und seiner Sinnträgerfunktion? 3. Wie erzeugen Bilder Evidenz in Ausstellungen? Welchen Beitrag für den Umgang mit Bil- dern im Museum können bildwissenschaftliche Erkenntnisse dabei leisten? 4. Was lernen Be- sucher in archivbezogenen Ausstellungen? Was nehmen sie wahr? Wie verhält sich die Navi- gation im Ausstellungsraum zum Vorgang der Auseinandersetzung? Wie wird kulturelle Bil- dung abgerufen, kritisch modifiziert und vertieft? (S.a. www.wissen-und-museum.uni-tuebin- gen.de/ ). ZEITRAUM: 1912 und jetzige Ausstellungen GEOGRAPHISCHER RAUM: Marba- cher Museen und Archive METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, nicht teil- nehmend. Inhaltsanalyse, standardisiert (Ausstellungsmacher, Museumstexte und Interviews). Standardisierte Befragung, face to face (Kuratoren, Ausstellungsbesucher). Aktenanalyse, of- fen. Sekundäranalyse von Individualdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2009-05 ENDE: 2012-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesmi- nisterium für Bildung und Forschung 186 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.3 Bildende Kunst, Musik

INSTITUTION: Deutsches Literaturarchiv Marbach (Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach); Uni- versität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft (Burgsteige 11, 72070 Tübingen); Universität Tübingen, Fak. für Kulturwissenschaften, Kunsthistorisches Institut (Bursagasse 1, 72070 Tübingen); IWM - Institut für Wissensmedien (Konrad-Adenauer-Str. 40, 72072 Tübingen) KONTAKT: Leiter (Tel. 07144-848608, e-mail: [email protected])

[282-L] Essich, Jana: Musikkonsum in Zeiten des Internets: eine Analyse von Veränderungsprozessen bei der Nutzung von Musikmedien, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 98 S., ISBN: 978-3- 8364-7771-0

INHALT: "Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Veränderungen im Nutzungs- und Kaufver- halten von Musikkonsumenten seit der Etablierung von digitalen Musikformaten, sowie den Entwicklungen und Hintergründen, die hinter diesen Veränderungsprozessen stehen. Hierzu werden zunächst wirtschaftliche, historische, technische und rechtliche Aspekte im Zusam- menhang mit Musikkonsum beleuchtet. Im Anschluss daran werden die Musikkonsumenten in den Fokus gerückt, um zu beantworten, wie sich deren Nutzungs- und Kaufverhalten ver- ändert hat. Dazu dienen die Analyse und der Vergleich von vorhandenen empirischen Studien zum Musikkonsum. Des Weiteren werden die Strategien, die die Musikindustrie bis heute an- gewendet hat, um den Veränderungen des Musikkonsums zu begegnen, dargestellt und analy- siert. Im letzten Abschnitt werden einige ausgewählte neue Ansätze und Ideen für alternative Formen der Musiknutzung vorgestellt. Als Methode zur weiteren Erkenntnisgewinnung wur- den Experteninterviews hinzugezogen, die in voller Länge im Anhang der vorliegenden Ar- beit zu finden sind. Insgesamt soll die vorliegende Arbeit dazu dienen, dem Leser die Ent- wicklung und die Zusammenhänge der derzeitigen Prozesse und Strukturen verständlich zu machen und darüber hinaus einige neu aufgekommene Ideen und Konzepte aufzuzeigen, die sich den veränderten Bedürfnissen der Nutzer anpassen sollen. Die Arbeit richtet sich an Per- sonen der Lehre und Forschung im Medienbereich, sowie Angehörige der Musikbranche." (Autorenreferat)

[283-F] Grossert, Sarah; Henschel, Marika; Pönnighaus, Kirstin (Bearbeitung); Höink, Dominik, M.A. (Leitung): Politisch-nationale Stoffe und geistlich-religiöse Form - das Oratorium vom 18. bis zum 20. Jahrhundert (Projekt B5 im Forschungsfeld B Inszenierung)

INHALT: Vor dem Hintergrund des kunstreligiösen Paradigmas entstehen im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum zahlreiche Oratorien mit mythologischen und historischen Sujets aus dem germanischen und nordischen Kulturraum. Begleitet wird diese Entwicklung von der besonders im Zuge der Reichsgründung 1871 gehäuften Entstehung von Oratorienvereinen, die die politische Bedeutung solcher 'weltlicher Oratorien' bis hin zu einem auf den Konnex von 'Thron und Altar' ausgerichteten Kulturprotestantismus evident machen. Dieses im Gan- zen noch nicht erschlossene Repertoire der deutschen Oratorien des 19. Jahrhunderts bildet den zentralen Gegenstand des Projekts. Die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf bzw. Reflexion in oratorischen Werken markieren das Ende des Un- tersuchungszeitraums. Das Spektrum reicht dabei von der Instrumentalisierung der Gattung in soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 187 2.3 Bildende Kunst, Musik

den totalitären Systemen des Nationalsozialismus und des Stalinismus - zu untersuchen sind dabei die zahlreichen Umarbeitungen von Oratorien in der NS-Zeit (u.a. Hermann Stephanis "Der Feldherr", 1939) sowie der sowjetische Sonderweg, als dessen Bezugspunkt Dimitrij Schostakowitschs 1949 entstandenes "Lied von den Wäldern" gelten kann - bis hin zur Refle- xion der Geschehnisse in der Nachkriegszeit, so in Krzysztof Pendereckis "Dies Irae. Oratori- um zum Gedächtnis der Ermordeten in Auschwitz". Zu fragen ist zunächst, wie jenseits der großen musikdramatischen Bühnenwerke die Verschränkung von Religion und Politik in der Komposition selbst realisiert wird. Darüberhinaus bietet die Untersuchung der jeweiligen in- stitutionengeschichtlichen Einbindung und des aufführungspraktischen Kontextes einen An- satzpunkt für eine genauere politische Funktionsbestimmung von Inszenierungen. In einem dritten Schritt ist längsschnittartig die Wirkungsgeschichte der jeweiligen Kompositionen zu beleuchten. Wenngleich die deutschen Oratorien des 19. Jahrhunderts das Zentrum des For- schungsinteresses bilden, so soll dennoch der Rahmen zeitlich, vom 18. bis ins 20. Jahrhun- dert hinein, und geographisch, unter Einbeziehung der Entwicklungen im gesamten europäi- schen Raum sowie v.a. auch des Kulturtransfers in die USA, geweitet werden. Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht eine monographische Studie zur Verschränkung von Religion und Politik in den Oratorien des 18. bis 20. Jahrhunderts. Exemplarisch für das 18. Jahrhun- dert stehen die englischen Israel-Oratorien Georg Friedrich Händels: Zurückgreifend auf den in England seit dem 16. Jahrhundert in politischen Schriften und Dichtungen aller Art ver- wendeten Topos der Identifikation der Briten mit dem biblischen Volk Israel, komponierte Händel eine Reihe biblischer Oratorien als Reflex auf seine politische Gegenwart (vgl. Ruth Smith 1995). ZEITRAUM: 18. bis 20. Jahrhundert ART: BEGINN: 2008-05 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Leiter (Tel. 0251-83-23354, e-mail: [email protected])

[284-F] Grote, Florian (Bearbeitung); Baecker, Dirk, Prof.Dr.rer.soc. (Leitung): Sozialräumliche Ordnungen in Musikkulturen der Computergesellschaft

INHALT: Die Kommunikation in kulturellen Netzwerken bedient sich überwiegend vernetzter computerbasierter Kommunikationsmedien. In technikdeterministischen Sichtweisen wird die Nutzung dieser Kommunikationsmedien oft als Überwindung von Raum und Zeit gedeutet, doch zeigt sich in der empirischen Analyse kommunikativer Prozesse innerhalb eines musik- kulturellen Netzwerks die Relevanz von Themen mit Bezug auf Räumlichkeit und Lokalität für die Synthese sozialer Handlungs- und Ordnungskonstrukte. Die empirische Arbeit findet innerhalb eines Netzwerks statt, dessen Identitäten sich vornehmlich über Themen musikkul- tureller Praxis miteinander verbinden. Das Netzwerk besteht organisational aus 15 Musikla- bels mit assoziierten Künstlern und Künstlergruppen sowie Verbindungen zu lokalen Veran- staltern und zu internationalen Vertrieben. Ziel der Arbeit ist es nicht, eine in möglichst vie- len Wissenschaftsdisziplinen anschlussfähige Raumdefinition zu liefern. Vielmehr soll aus ei- ner mit der Systemreferenz Gesellschaft operierenden Beobachterperspektive heraus unter- sucht werden, wie Raumsemantiken überhaupt entstehen und welche Funktionen sie für die sie erzeugenden sozialen Gebilde haben. ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2010-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe 188 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.3 Bildende Kunst, Musik

INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, De- partment communication & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1300, Fax: 07541-6009-1399, e-mail: [email protected])

[285-F] Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK-: Rhetorical excess and the cultural unconscious in Viennese music criticism

INHALT: Music was a distinctively meaningful cultural form in late nineteenth-century Viennese culture and a lively tradition of music criticism, published in the popular press and characteri- zed by vociferous declarations of critical approval and especially disapproval, grew up around the city's flourishing concert life. The best, most successful music critics voiced their opinions strongly, often in inflammatory and partisan tones. Many modern scholars feel that such rhe- torical excess weakened the authority of this criticism by obviating reasonable discussion and blunting fair judgment. The researchers approach, however, begins with the insight that far from undermining the validity of music criticism, verbal extremity played an essential role in enabling meaning by connecting criticism with unspoken, and perhaps unspeakable, cultural assumptions and prejudices. Therefore, rather than concentrating on the aesthetic validity of the opinions offered by different critics, the researchers purpose is to treat music criticism as a window onto the meaning of concert music by rethinking the relationship between criticis- m's verbal texts, its cultural pretexts, and the sounding forms of the music it addressed. The particular aim of the project is to explore how the act of listening, as reflected in the often ex- treme words of music criticism, engaged important cultural concerns, notably the competing claims of reason and the non-rational, in order to reconstruct how these themes were made manifest musically in the minds and ears of listeners.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Wien ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK- (Reichsratsstr. 17, 1010 Wien, Österreich) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0043-1-504-1126, Fax: 0043-1-504-1132, e-mail: [email protected])

[286-L] Koonce, Richard: The symbolic rape of representation: a critical analysis of black musical expression, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, 167 S., ISBN: 978-3-8364-1902-4

INHALT: "This study supports the argument that the majority of hip-hop music, within the con- text of what is defined as popular music, reinforces stereotypes and the ideological concept of 'white supremacist capitalist patriarchy' referred to by bell hooks (1981). By interpreting the rhetoric of lyrics through a lens shaped by black feminist and critical theories, this analysis focuses upon a site, Billboard's Hot 100 Singles, where popular music produced and perfor- med by recording artists of different races and represented by various genres can be analyzed and compared. It becomes glaringly apparent through the use of rhetorical criticism that no other popular music genre is comparatively similar in its oppressive representation of any other group of people than hip-hop music is to Black people, especially women. Overwhel- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 189 2.3 Bildende Kunst, Musik

mingly, declining morals and values of society are represented by popular black musical ex- pression. As a communication study, this analysis has far-reaching implications for the va- rious ways that the rhetoric of music helps define and shape beliefs, values and attitudes about a particular group or race of people." (author's abstract)|

[287-L] Kurt, Ronald: Indien und Europa: ein kultur- und musiksoziologischer Verstehensversuch, (Kultur- und Medientheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 215 S., ISBN: 978-3-8376-1075-8

INHALT: Die Musik als Medium des Kulturvergleichs verwendend, rekonstruiert der Verfasser die kulturellen Grundlagen der sozialen Verhältnisse, in denen Inder und Europäer Klängen Sinn geben. Die Begriffe 'indische Musikkultur' und 'europäische Musikkultur' verwendet er mit einem gewissen methodologischen Unbehagen. Die indische Musikkultur gibt es genauso wenig wie die europäische Musikkultur. Musikkultur ist kein Singular, sondern ein Plural, dort wie hier wie überall. Darüber hinaus könnten die beiden Begriffe suggerieren, dass den Musikkulturen Indiens und Europas ein Sein an sich zukäme, In diesem Kulturvergleich wird aber nicht danach gefragt, was etwas an sich ist, sondern danach, wie etwas als etwas von je- mandem verstanden wird. Die Begriffe 'indische Musikkultur' und 'europäische Musikkultur' sind im Grunde nichts weiter als Krücken, auf die sich sein Denken stützt, als er sich auf die Suche nach dem Sinn macht, den Menschen in zwei sehr verschiedenen Kulturregionen mit Musik verbinden. Die Schwerpunkte dieser Sinnsuche bilden die nordindische und die euro- päische Kunstmusik, die typisch indische Beziehungsform 'Guru-Shishya Parampara' und das interkulturelle Lehren und Lernen von klassischer europäischer bzw. klassischer indischer Musik. Die Ergebnisse seiner Forschungen präsentiert der Autor in Form von Texten und Fil- men. Dem Buch ist deshalb eine DVD mit drei Dokumentarfilmen beigefügt: Be a Medium. Teaching and Learning Indian Classical Music, Indische Musik - Europäische Musik. Ein in- terkulturelles Lehr- und Lernprojekt und Raga Jog. In der Studie wird ein Verstehensprozess präsentiert: Es wird nachvollziehbar gemacht, sowohl was verstanden sondern auch wie es verstanden worden ist. (ICF2)

[288-L] Mathei, Dennis: Musik 2.0: haben sich jetzt wieder alle lieb?, in: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Jg. 32/2009, H. 2, S. 278-291 (Standort: USB Köln(38)-XG05452; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Die Kreativ- und Kulturwirtschaft erlebt derzeit einen beispiellosen Umbruch durch die sogenannte "digitale Revolution". Besonders deutlich treten diese Veränderungen in der Musikindustrie zutage, die von allen Kulturindustrien am stärksten betroffen ist. Dieser Um- bruch ist von globalem Ausmaß und berührt sämtliche Bereiche innerhalb der Musik(-indus- trie): von der Produktion über die Distribution bis hin zur Verwertung, zum Marketing und der Rezeption von Musik. Noch nie waren musikalische Nischenprodukte in solchem Maß verfügbar, ermöglicht durch den Handel im Internet. Jedoch wandeln sich durch die Digitali- sierung nicht nur die Bedingungen für professionelle Akteure, sondern auch für Amateure. Diese Zweiteilung in Profi- und Amateur-Aktivitäten durchzieht auch die Musik im Internet: So nutzen Musiker oder musikbezogene Akteure das Internet auf unterschiedlichste Art und Weise zur Verbreitung ihrer Musik, sei es in der Form von Digi- oder Netlabels, in Form ei- 190 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.3 Bildende Kunst, Musik

nes "MySpace"-Profils oder durch das Hochladen eines Clips auf "YouTube". Dabei hat das Web 2.0 Auswirkungen auf die Art und die Bedingungen, wie Kulturgüter erfahren und her- gestellt werden. Der Autor kommentiert in seinem Beitrag das Verhältnis von Musik und Di- gitalität sowie die Herausbildung einer "Hybridökonomie", die sich sowohl aus einer kom- merziellen Ökonomie als auch einer Geschenkökonomie zusammensetzt. (ICI2)

[289-L] Pandel, Hans-Jürgen: Schrift und Bild: Bild und Wort, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 10-17 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)

INHALT: Im Beitrag wird das Verhältnis von Sprache und Bild an zwei Problemkreisen unter- sucht. Erstens geht es darum, inwieweit Sprache und Bild strukturell äquivalent sind. Zwei- tens wird der Frage nachgegangen, wie Sprache und Bild aufeinander bezogen werden. Die- ses Problem wird an einen kleinen Teil der Kompositmedien - Medien, die aus Bildern und Text bestehen - dargestellt. Es geht nur um bestimmte Printmedien: Zeitungen, Illustrierte, Sach- und Schulbücher. Bilder - gemeint sind stets Einzelbilder - sind nicht-narrative Medien. Sie können weder erzählen noch Entwicklungen darstellen. Nur durch besondere Techniken und sprachliche Einbindungen sind sie in der Lage, dem Betrachter einen narrativen Zusam- menhang nahe zu legen. Erzählen muss dieser aber selbst. Aus der Sicht des Historikers sind Bilder zeitlos. In ihnen ist die Zeit eingefroren: es herrscht Gleichzeitigkeit. In der Sprache wird eine Geschichte nacheinander erzählt, im Bild erscheinen die Ereignisse gleichzeitig. Ein Vorher und Nachher, das es erlaubte, zu erzählen, muss erst hergestellt werden. Im Bild wird jeder Prozess zu einem Zustand und jede menschliche Handlung zu einer Pose. Wie die analytische Sprachphilosophie gezeigt hat, besteht eine Erzählung aus sprachlichen Operatio- nen. Dabei werden mindestens zwei zeitdifferente Ereignisse sinnbildend miteinander ver- bunden. Bilder stellen stets konkrete Sachverhalte dar und können keine Abstraktionen und Begriffe bilden. Auf ihnen sind Ereignisse, Personen, Gegenstände, Landschaften und Orte zu sehen. Armut und Reichtum sind nicht darstellbar, nur kostbar oder ärmlich gekleidete Men- schen. Auch "Krise" und "Streik" lassen sich nicht darstellen, erst recht nicht formale Begrif- fe wie Identität oder Kausalität. Dass die konkreten Dinge, die das Bild darbietet, von uns in Begriffen gedacht wird, ist eine Leistung unseres Verstandes und nicht des Bildes selbst. (ICF2)

[290-L] Rössel, Jörg: Kulturelles Kapital und Musikrezeption: eine empirische Überprüfung von Bourdieus Theorie der Kunstwahrnehmung, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 60/2009, H. 3, S. 239-257 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: "In Bourdieus soziokultureller Klassentheorie wird die Reproduktion von Klassen- strukturen vor allem über Prozesse der intergenerationalen Weitergabe von kulturellem Kapi- tal und ihrer Manifestation in Lebensstilen erklärt. Dabei wurde gegen Bourdieu behauptet, dass Lebensstile und insbesondere die Rezeption von Kunst, der von Bourdieu eine zentrale Bedeutung zugesprochen wird, kaum von der Ausstattung einer Person mit kulturellem Kapi- tal abhängig ist. In diesem Aufsatz wird die Relevanz von kulturellem Kapital für die Kunst- rezeption am Beispiel der Wahrnehmung von Opernmusik geprüft. Im Gegensatz zu den soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 191 2.3 Bildende Kunst, Musik

meisten vorhergehenden Studien wird daher nicht analysiert, welche Musikrichtungen Perso- nen hören, sondern es wird untersucht, wie Musik rezipiert wird. Sowohl die Ausstattung der Akteure mit kulturellem Kapital, wie auch ihre Musikrezeption konnten in einer Publikums- umfrage unter Opernbesuchern differenziert erhoben werden. In der empirischen Untersu- chung wird deutlich, dass es deutlich mehr Formen der Musikrezeption gibt, als dies in Bour- dieus Kunstsoziologie mit ihrem Fokus auf eine decodierende und analysierende Rezeption behauptet wird. Die Stärke der analysierenden Rezeptionsweise kann allerdings durch die Ausstattung der Akteure mit kulturellem Kapital relativ gut erklärt werden." (Autorenreferat)

[291-L] Sackmann, Reinhold; Kison, Silvio; Horn, André (Hrsg.): Graffiti kontrovers: die Ergebnisse der ersten mitteldeutschen Graffitistudie, Halle: mdv, Mitteldt. Verl. 2009, 239 S., ISBN: 978-3-89812-582-6

INHALT: "Graffiti ist immer eine Gratwanderung zwischen Kunst und Straftat. Es ist ein drän- gendes soziales Problem, um dessen Lösung sich Strafverfolgung, Sozialarbeit und Öffent- lichkeit bemühen. In Einzelbeiträgen werden in diesem Band die Motive von Sprühern, die strafrechtlichen Möglichkeiten, die Reaktionen von Bürgern, die Folgen von Graffiti für Städ- te sowie Interventionsmöglichkeiten erörtert und in empirischen Studien untersucht." (Auto- renreferat). Inhaltsverzeichnis: Reinhold Sackmann, Silvio Kison, Andre Horn: Vorwort - "Die Stadt gehört uns" oder Die Ästhetik des Hässlichen? (6-11); André Horn, Silvio Kison: Graffiti im Fadenkreuz der Forschung (12-17); Oliver Schnoor: "Kleine Geschichte" der Graffiti-Kultur - zwischen subkultureller Autonomie und gesellschaftlicher Bezogenheit (18- 29); Peter Harding, Conrad Kunze, Raimar Oestreich: Graffiti als Form von Massenkommu- nikation - Zum rationalen Handeln von Sprühern (30-37); Mathias Beck: Graffiti als Mittel der politischen Kommunikation? (39-49); Matthias Krüger: Die gegenwärtige Strafrechtslage zu Graffiti (50-64); Martin Firlus, Daniel Schindel: Über die Möglichkeit, das Anbringen von illegalen Graffiti durch härtere Strafen zu reduzieren Sabine Beckmann: Kriminalitätsfurcht und Polizeipräsenz (65-92); Tobias Goecke, Marcus Heise: Gutes Graffiti, schlechtes Graffiti - Wahrnehmung und Akzeptanz von Graffiti als Kunst (93-100); Annelie Dorn: Beseitigung von Graffiti - Reagieren reiche Viertel anders als arme? (101-121); Anna Felgner: Kriminelle Jugendliche als Produkt sozialer Tatbestände - eine Untersuchung am Beispiel Graffiti (122- 148); Nadin Kastirke: Graffitiakzeptanz in der Bevölkerung - Ergebnis individueller Ent- scheidung oder gesellschaftlicher Bedingungen? (149-166); Sebastian Günther: Die Dimen- sionen des Phänomens - Mitteldeutsche Städte im Vergleich (167-182); Martin Firlus, Micha- el Wohlfeld: Die Auswirkungen von Graffitiaufkommen auf die Bindung zum Wohnumfeld (183-193); Annelie Dorn, Christiane Gamrath, Sebastian Günther, Thomas Junge, Silvio Ki- son: Legale Flächen gegen illegales Sprühen? (194-202); Reinhold Sackmann, Nadin Kastir- ke: Hilft mehr Licht? Über den Zusammenhang von Nacht, Beleuchtung und Graffiti (203- 221); Daniela Pfennig: Wohnquartiersansätze (222-231); André Horn, Silvio Kison: Möglich- keiten der innerstädtischen Raumplanung (232-237). 192 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.3 Bildende Kunst, Musik

[292-L] Schneider, Pablo: Die Macht der Bilder: Distanzfrage, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 18-25 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf;www.gesis.org/fileadmin/upload/dienstleistung/fachinformatione n/servicepublikationen/sofid/Fachbeitraege/Kultur_Kunst_09-02_FB.pdf)

INHALT: Die eindeutig anti-illustrative Ausrichtung der Bilder, die Absage an den bannenden Versuch, der in der Vokabel der Abbildung eingefangen ist im Objekt wie in den an ihm voll- zogenen Handlungen zu beobachten. Alle Arten von Bilderstürmen, von der Reformation bis zum zweiten Irakkrieg, berichten eindrücklich von Macht und Beseelung der Bildobjekte. Wären Darstellung und Gegenstand beschränkt auf die Aufgabe der visuellen Ergänzung, wäre es nicht nötig gewesen, die Kopie von Pablo Picassos Guernica am Sitz der UNO in New York am 4. Februar 2003 zu verhüllen. Das Ziel, Massenvernichtungswaffen aufzuspü- ren, um sie zu vernichten und so Leid zu verhindern, würde dem Thema von Guernica nicht unbedingt widersprechen. Doch zeigt der Vorgang, dass dem Bild die Möglichkeit der Zeu- genschaft, und eben nicht nur der Berichterstattung, zugesprochen wurde. Das Bild wird als etwas verstanden das anwesend ist und zu sehen vermag, was in seinem Beisein geschieht. Diese Kraft und diese Macht wird ihm aber durch den Betrachter zugesprochen und ist nicht als Teil einer mythologischen Erzählung und Aufladung zu verstehen. So ließe sich gerade an dieser Stelle ein aufklärerischer Impuls ansetzen, der die aktiven Handlungsfähigkeiten von Motiven und Darstellungsarten anerkennt, ohne dass er diese zu unterdrücken versucht. Bil- der vermögen das, was wir als Wahrheit und Realität zu deuten beabsichtigen, zu gestalten. Hierin sind sie singulär und erfahren ihre Sinnstiftung. (ICF2)

[293-L] Steinat, Carolin: Graffiti: auf Spurensuche im urbanen Zeichendschungel, Marburg: Tectum Verl. 2007, 96 S., ISBN: 978-3-8288-9485-3

INHALT: Im ersten Teil der Studie werden die historischen Wurzeln von Graffiti sowie die spe- zifischen Begrifflichkeiten und Besonderheiten des Phänomens erläutert. Im Hauptteil wer- den zunächst zentrale Aspekte zum Themenschwerpunkt Graffiti als jugendkulturelles Phäno- men vorgestellt. Dabei wird auf die allgemeine Bedeutung von Jugendkulturen eingegangen und die Funktionen der Gruppe, ihre Sprache und die Rolle von "Fame" und "Style" unter- sucht. Zudem wird gefragt, inwiefern Graffiti als "rites de passage" betrachtet werden kön- nen. Anschließend wird das Graffitiphänomen als Form des Protests unter folgenden Aspek- ten beleuchtet: Graffiti als Rückeroberung von öffentlichem Raum, Graffiti im Spannungsfeld zwischen Vandalismus und kreativem Protest und Graffiti als Teilhabe an gesellschaftlicher Kommunikation. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Frage, ob Graffiti eine zeitgenössi- sche Kunstform ist und wie die Graffitikultur in den Rahmen der Volkskunst und den eta- blierten Kunstbetrieb eingebettet werden kann. Im abschließenden Resümee werden zentrale Argumente und Ergebnisse zusammenfassend dargestellt und offene, noch zu klärende Fra- gen diskutiert. In den Anhängen werden zentrale Begrifflichkeiten der Graffitikultur in einer tabellarischen Kurzübersicht dargestellt und als Anschauungsmaterial werden Fotos von ver- schiedenen Graffiti- und Streetartproduktionen dokumentiert. (ICI2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 193 2.3 Bildende Kunst, Musik

[294-L] Stock, Robert: "Zusammenhalt und Einheit aller Kämpfer": die museale Repräsentation des portugiesischen Kolonialkrieges (1961-1974) in der Gegenwart, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 3, S. 117-126 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Autor geht in seinem Beitrag der Frage nach, inwiefern sich der Umgang mit der kolonialen Vergangenheit in musealen Repräsentationen manifestiert. Ziel seiner Analyse ist es aufzuzeigen, wie im Raum einer historischen Ausstellung Geschichte rekonstruiert und welchen Themen in diesem Rahmen Bedeutung verliehen wird. Ausstellungen werden dabei als ein hybrides Medium verstanden, in dem Objekte, Bilder und Texte zu einem komplexen Bedeutungsgewebe verbunden werden. Anhand der vorgefundenen Exponate, der Ausstel- lungstexte und Schautafeln des "Museu do Combatente" analysiert der Autor ein fragmentari- sches und lückenhaftes Narrativ, in dem der portugiesische Kolonialkrieg thematisiert wird. Er greift dabei auf ein Instrumentarium zurück, das Methoden der Semiotik, Semantik und Ethnografie miteinander verbindet. Er geht ferner auf die geschichtspolitischen Akteure ein, die diese historische Erzählung hervorbringen. Die leitende Frage lautet, inwiefern die Aus- stellung des "Museu do Combatente" als Ausdrucksform eines kulturellen Gedächtnisses zu begreifen ist, das sich einer spezifischen Gedächtnis- und Erinnerungsgemeinschaft - jener der Veteranen des Kolonialkrieges - zuordnen lässt. (ICI2)

2.4 Theater, Film, Fotografie

[295-L] Böttcher, Claudia; Kretzschmar, Judith; Schubert, Markus (Hrsg.): Heimat und Fremde: Selbst-, Fremd- und Leitbilder in Film und Fernsehen, (MedienRausch - Schriftenreihe des Zentrums für Wissenschaft und Forschung, 1), München: Meidenbauer 2009, 249 S., ISBN: 978-3-89975-155-0

INHALT: "Die Auseinandersetzung mit Heimat und Fremde wird im Prozess der zunehmenden privaten und gesellschaftlichen Abgrenzung gegenüber dem oder den 'Anderen' immer be- deutsamer. Welche Leitbilder vermitteln Medien von Heimat und Fremde und von Fremden? Welche Rolle spielen Medien generell bei Prozessen der Identitätsbildung von Menschen? Solchen und ähnlichen Fragen soll in diesem Band nachgegangen werden, in dessen Fokus der politisch-gesellschaftliche Diskurs über die komplexe Thematik 'Heimat und Fremde' in Film und Fernsehen steht. Bewusst wird hier eine Brücke zwischen Vergangenheit und Ge- genwart geschlagen und der Blick auf beide deutsche Staaten, auf Ost und West gelenkt. Ne- ben fiktionalen Formaten (Spielfilme, Serien) werden gleichermaßen non-fiktionale Formate (Reportagen, Dokumentationen und Shows) berücksichtigt, die sich 'Heimat' und 'Fremde' in verschiedener Art und Weise nähern. Der Band ist das Ergebnis einer Tagung zur medialen Darstellung von 'Heimat und Fremde', die vom Zentrum für Wissenschaft & Forschung/ Me- dien e. V. gemeinsam mit dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig sowie der Medienstiftung Sparkasse im Januar 2008 in Leipzig veranstal- tet wurde." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rüdiger Steinmetz: Heimat und Fremde: Einführende Überlegungen (7-12); Jörn Ahrens: Fassbinders Heimat (17-34); Christian Hiß- nauer: Fremdes Deutschland: Heimat und Fremde aus der Sicht von Migranten - Hans-Dieter Grabes Dokumentarfilme der 1980er Jahre (35-46); Henning Wrage: Symmetrie und Opposi- 194 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.4 Theater, Film, Fotografie

tion, Feld und Kanal - Figuren der Grenze in Literatur und Fernsehen für Kinder in der DDR (47-68); Judith Kretzschmar: Heimatpost via Bildschirm - Die Reportagereihe Ansichtskarte im DDR-Fernsehen der 1980er Jahre (69-88); Corinna Schier: Denken an Chile - Die mediale Ankunft chilenischer Exilanten im Film und Fernsehen der DDR (89-110); Katja Kochanow- ski, Sascha Trültzsch: Der Kalte Krieg hautnah: Die propagandistische Einflussnahme auf DDR-Unterhaltungsserien am Beispiel von Treffpunkt Flughafen (111-130); Svea Bräunert: (Un-)Heimliche Orte - Architekturformen, Landschaftsbilder und Grenzpassagen in RAF-Fil- men der Gegenwart (135-152); Christian Hoffstadt: Dystopische Inszenierungen von Fremde und Heimatsuche im Endzeitfilm (153-164); Birgit Maria Leitner: Heimat nach 9/11 (165- 180); Thomas Waitz: Auswandern - Heimat, Fremde, Fernsehen (185-198); Jana Domaratius: Cultural Diversity - Mainstreaming in Türkisch für Anfänger und Alle lieben Jimmy (199- 214); Caroline Roth-Ebner: Das "Wir-Gefühl" bei der Aneignung crossmedialer Inszenierun- gen (215-234); Peter F. N. Hörz, Marcus Richter: "Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer." Der Beitrag cineastischer Ostalgie an der Herausbildung einer Heimat Ost (235-244).

[296-L] Bruun Vaage, Margrethe: Empathie - zur episodischen Struktur der Teilhabe am Spielfilm, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 16/2007, Nr. 1, S. 101-120

INHALT: "Empathie ist das Nachempfinden von Erlebnissen eines Anderen in dem Bewusstsein, dass es dessen Erfahrungen sind, in die man sich einfühlt." In ihrem Essay erörtert die Auto- rin, wie Empathie die Teilhabe an Spielfilmen prägt, wobei sie sich auf komplexere imagina- tive Formen der Empathie konzentriert, die eine Episode bewusst gefühlter Empathie hervor- rufen: Die Zuschauer erfassen nicht nur, in welchem Zustand sich die Figur befindet, sondern sind in der Lage über diese Gefühle zu reflektieren. Des weiteren zeigt sie, dass Empathie so- wohl zu einer Beteiligung an der fiktionalen Welt als auch zur ästhetischen Erfahrung und Wertung beitragen kann - und manchmal darüber hinaus zur Reflexion über das eigene Selbst des Zuschauers. Sie geht davon aus, dass Empathie dafür sorgt, "dass die rezeptive Teilhabe am Film episodisch und dynamisch wird". Abschließend geht sie der Frage nach Berührungs- punkten zwischen kognitiver Theorie und Narrationstheorie nach und debattiert u.a. wie Point-of-View-Strukturen und andere Formen der narrativen Subjektivierung die empathische Rezeption stützen. (RG)

[297-F] Classen, Christoph, Dr. (Bearbeitung): Politik als Fiktion. Ordnungsvorstellungen und politische Images in Film und Fernsehen im deutsch-amerikanischen Vergleich 1950-2000

INHALT: Das Vorhaben untersucht die Darstellung von gesellschaftsbezogenen, politischen Konflikten in fiktionalen Filmen und Fernsehbeiträgen der Bundesrepublik zwischen den fünfziger und den neunziger Jahren. Das Interesse richtet sich dabei auf den Wandel kollekti- ver Ordnungsvorstellungen in der Geschichte der Bundesrepublik sowie auf die sich verän- dernden Erwartungen gegenüber der Politik und ihrer Leistungsfähigkeit. Fiktionale Darstel- lungen politischen Handelns bieten nicht nur tiefe Einblicke in politisch-kulturelle Vorstel- lungswelten, sie tragen umgekehrt auch maßgeblich zu deren Ausprägung bei. Eine systema- tische Untersuchung dieses Phänomens in historischer Perspektive steht bisher aus. Die je- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 195 2.4 Theater, Film, Fotografie

weiligen Repräsentationen des Politischen werden vor dem Hintergrund des Spannungsver- hältnisses von nationalen politisch-kulturellen Traditionen einerseits und Kulturtransfers so- wie supranationalen Medialisierungsprozessen andererseits untersucht. Dabei wird der Hypo- these nachgegangen, dass diese Faktoren auf dem Feld der Ordnungs- und Politikvorstellun- gen zu komplexen, sich zeitlich überlagernden Mischungsverhältnissen und Amalgamierun- gen führen, die mit populären Vorstellungen eines mehr oder minder linear ablaufenden Ame- rikanisierungsprozesses nur unzureichend beschrieben sind. Das Projekt situiert sich damit im Kontext von Forschungen zu Demokratisierungsprozessen in Westdeutschland und sucht die- se um eine kulturgeschichtliche Perspektive zu erweitern. ZEITRAUM: 1950-2000 GEOGRA- PHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: BEGINN: 2006-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemein- schaft INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Pots- dam) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-28991-17, Fax: 0331-28991-60, e-mail: [email protected])

[298-L] Flicker, Eva: Wissenschaftlerinnen im Mainstream Spielfilm - von Müttern keine Spur: filmsoziologische Analyse einer Ausblendung, in: Paula-Irene Villa (Hrsg.) ; Barbara Thiessen (Hrsg.): Mütter - Väter: Diskurse, Medien, Praxen, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2009, S. 321-336

INHALT: Die Verfasserin analysiert die Spielfilme "The day after tomorrow", "The lost world: Jurassic Park", "eXistenZ" und "Contact". Das Resultat: Im Mainstream-Kino findet sich in der Darstellung von Wissenschaftlerinnen von Müttern keine Spur. Im Film sind Wissen- schaftlerinnen keine Mütter. Die Verfasserin rekonstruiert die Inszenierung von Wissenschaft als Berufung, die völlige Hingabe und Leidenschaft erfordert. Dagegen erscheint der Famili- enalltag vergleichsweise trivial und wird von den dargestellten Wissenschaftsvätern auch durch deren spezifische Alltagsvergessenheit konsequent umgangen. Die in der Forschung aufgehende Wissenschaftlerin wird auffallend anomisch inszeniert. Ihr werden allenfalls lose sexuelle Beziehungen zugestanden. Die Verfasserin verweist auf die geringen Kinderzahlen von Wissenschaftlerinnen - eine Verbindung von realem und fiktionalem Wissenschaftssys- tem. (ICE2)

[299-F] George, Jana (Bearbeitung); Puttkamer, Joachim von, Prof.Dr. (Betreuung): Die jugoslawische Gesellschaft und der Film in den 1960/70er Jahren

INHALT: Im Rahmen dieser Arbeit soll am Beispiel des gesellschaftskritischen Films nach Mög- lichkeiten und Grenzen von Kritik innerhalb des jugoslawischen Sozialismus gefragt werden. Welche Möglichkeiten einer Veränderung/ Formbarkeit des jugoslawischen Sozialismusbe- griffs und dessen praktische Ausgestaltung seitens gesellschaftlicher und staatlicher Akteure gab es? ZEITRAUM: 1960-1974 GEOGRAPHISCHER RAUM: Jugoslawien METHODE: Methoden der historischen Quellenkritik (kulturwissenschaftlicher Ansatz) ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft 196 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.4 Theater, Film, Fotografie

INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orien- tierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 01577-5165201, e-mail: [email protected])

[300-L] Gertiser, Anita: Domestizierung des bewegten Bildes: vom dokumentarischen Film zum Lehrmedium, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006, Nr. 1, S. 58-73

INHALT: Die Autorin legt in ihrem Beitrag dar, wie dramatisch der Konflikt filmischer Form und institutioneller Rahmung sein kann. Sie beschreibt die eigentliche Disziplinierung des Ki- nos durch die Institutionen der Pädagogik in den 1920er und 1930er Jahre und rekonstruiert an einer Reihe von Beispielen, wie Filme für die Verwendung in der Schule großzügig umge- schnitten und in ihre Bestandteile zerlegt wurden. Dabei geht sie auf die strukturelle Ver- wandschaft zwischen der Vermittlerposition des Lehrers und des Filmerklärers ein, wie er im frühen Kino auftrat . Ferner legt sie dar, inwiefern die Strukturmuster des Lehrfilms, die in den 1920er Jahren entwickelt wurden, über die Einführung des Filmtons hinaus nachwirkten. So übernimmt in den 1930er Jahren ein dominanter Kommentar die Rolle des Filmerklärers, der ebenso wie dieser unter anderem die Funktion erfüllt, die Bedeutung des Bildes für den Rezipienten festzuschreiben. Abschließend geht die Autorin auf ein Beispiel ein, das zu die- ser Funktionsbestimmung des Kommentars und der reduktiven Strukturen des Lehrfilms der 1920er Jahre in produktivem Kontrast steht. Geht das Filmdenken in Apparate-Analogien im- plizit davon aus, dass die technische Struktur des Mediums eine stabile Essenz darstellt, die in vielfältigen Affinitäts- und Analogiebeziehungen zur Entfaltung kommt, dann schärft der Text auch den Blick dafür, wie sehr die Struktur des Mediums mitunter durch die institutio- nellen Rahmungen bestimmt wird. (RG)

[301-L] Grigat, Nicoläa Maria: Gender- und Race-Topographien im amerikanischen Disasterfilm zwischen 1970 und 2006, Marburg: Tectum Verl. 2009, 272 S., ISBN: 978-3-8288-9930-8

INHALT: "Je spektakulärer die Katastrophendarstellung durch Special Effects, desto dürftiger die Story - diese Regel gilt oft bei Filmkritik und Publikum. Im US-Disasterfilm wird allerdings durch die Bedrohung, Vernichtung, Verteidigung und Rückeroberung von Landschaften, Städten und Gebäuden der Raum selbst zum komplexen Bedeutungsträger. So findet sich im Disasterfilm eine gender- und racespezifische Semantisierung von Raum, die mit tradierten Bedeutungsmustern, Topoi und Symboliken der westlichen Kulturgeschichte operiert. Inner- halb dieser so genannten Gender- und Race-Topographien entpuppt sich die filmische Kata- strophe - ein Erdbeben, ein Hochhausbrand, ein Vulkanausbruch, ein Komet, eine Eiszeit oder ein Schiffsuntergang - als eine Projektionsfläche für sozial-politische Krisenthemen, die in der oberflächlichen Narration ausgeblendet sind. Im historischen Kontext der untersuchten US-Produktionen verwandeln Gender- und Race-Topographien den Katastrophenraum in einen versteckten Austragungsort für gesellschaftliche Krisen aufgrund von Feminismus, Rassenunruhen, wachsender Immigration der Latinos und der Terroranschläge des 9/11. Gen- der- und Race-Topographien erzählen von der Veränderung von Machtverhältnissen. Die soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 197 2.4 Theater, Film, Fotografie

Überwindung der Katastrophe und die Beherrschung von Raum im Disasterfilm versinnbildli- chen daher auch immer Herrschaftsstrukturen. Durch einen Perspektivwechsel auf den bisher unterbewerteten Disasterfilm wird dies mittels der Analyse der Filme Earthquake (1974), The Towering Inferno (1974), Volcano (1997), Deep Impact (1998), The Day After Tomorrow (2004) und Poseidon (2006) von der Autorin dargelegt." (Autorenreferat)

[302-F] Hofmann, Kay Hendrik, Dipl.-Betriebsw.; Opitz, Christian, Prof.Dr.rer.pol. (Bearbeitung); Opitz, Christian, Prof.Dr.rer.pol. (Leitung): Ökonomische Erklärungsansätze für das Starphänomen bei Filmschauspielern

INHALT: Im Rahmen des Forschungsprojektes werden verschiedene theoretische Erklärungs- muster für das Starphänomen bei Filmschauspielern erarbeitet und auf ihre empirische Rele- vanz hin überprüft. Fokus der bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema sind Talentunterschiede zwischen verschiedenen Darstellern, die sich über mediale Hebel und/ oder Transaktionskostenersparnisse in stark asymmetrisch verteilte Einkommen und unter- schiedliche Bekanntheitsgrade übersetzen. Darüber hinaus könnten bekannte Schauspieler das Matching von Filmen und Filmkonsumenten erleichtern, über eine gemeinsame Kommunika- tionsbasis den "Interaktionsnutzen" von Filmen erhöhen oder Filmkonsumenten Identifikati- onsmöglichkeiten bieten. METHODE: Basis für die empirische Untersuchung sind umfangreiche Informationen zu mehr als 2000 Filmen. Datenquelle ist die "Internet Movie Data Base" (IMDB). ART: BEGINN: 2006-12 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, De- partment corporate management & economics, Lehrstuhl für Unternehmensführung & Perso- nalmanagement (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1200, Fax: 07541-6009-1299, e-mail: [email protected])

[303-F] Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK-: Fotografie als Wunschmaschine. Fotografische Praktiken und Diskurse in Ostafrika

INHALT: Seit den 1990er-Jahren hat sich ein neues Forschungsfeld etablieren können, das die fotografischen Praktiken und Diskurse von Afrikanern ins Zentrum stellt. Während afrikani- sche Frauen und Männer in der kolonialen Fotografie mehr oder weniger zum Objekt westli- cher Blickanordnungen wurden, gelang es ihnen im Rahmen einer sich herausbildenden po- pulären Studiofotografie, die Produktion, Konsumtion und Zirkulation von Selbstbildern weitgehend zu kontrollieren und gerade in postkolonialer Zeit eigenwillige, hybride Ästheti- ken und Ordnungen der Sichtbarkeit hervorzubringen. Zwar nutzte der koloniale und postko- loniale Staat die neue Technik der Reproduktion, um seine Untertanen effektiver zu kontrol- lieren, und schuf damit eine Praxis der Identifizierung von fotografischem Porträt und Subjekt "im Wahren". Doch letztlich konnte sich in vielen Teilen Afrikas die Fotografie als Wunsch- maschine, als ein idealisierendes Medium der Illusion durchsetzen. Im Rahmen des Projekts soll zum einen die lokale Aneignung des Mediums, seine Einbettung in Rites de Passage, Techniken der Erinnerung, Totenkult und Praktiken des Heilens und Schadens untersucht werden, um beispielhaft zu zeigen, wie technische und kulturelle Dispositive interagieren und neue mediale Konkretionen sowie neue kulturelle Hybridisierungen hervorbringen. Zum an- 198 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.4 Theater, Film, Fotografie

deren soll der Frage nachgegangen werden, welche neuen Ordnungen der Sichtbarkeit die Fo- tografie in Afrika erzeugen konnte. Zu fragen ist aber, ob diese neuen Ordnungen einem westlichen Wahrheitsbegriff, der Wahrheit mit Sichtbarkeit verbindet, Vorschub leisten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Ostafrika ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK- (Reichsratsstr. 17, 1010 Wien, Österreich) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0043-1-504-1126, Fax: 0043-1-504-1132, e-mail: [email protected])

[304-F] Lutz, Markus, M.A. (Bearbeitung); Klein, Armin, Prof.Dr.; Günter, Bernd, Prof.Dr. (Be- treuung): Besucherbindung im Opernbetrieb. Eine empirische Untersuchung zu ihren Einflussfakto- ren

INHALT: Die Bedeutung des Themas Kundenbindung hat seit den 1990er Jahren sowohl in der Praxis von privatwirtschaftlichen Unternehmen als auch in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung stark zugenommen. Die zunehmende Brisanz des Untersuchungsgegenstandes für öffentliche Opernhäuser ergibt sich aus den tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungs- prozessen der letzten Jahre, denen Opernbetriebe Rechnung tragen müssen, wollen sie nicht unwiderrufbar ins Hintertreffen geraten. So wird es für viele öffentliche Bühnen zunehmend schwerer, die Aufmerksamkeit der Nachfrager zu erringen und diese langfristig an ihr Haus zu binden. Wollen Opernhäuser vor diesem Hintergrund Besucher nachhaltig an sich binden bzw. immer wieder neu für ihre Arbeit gewinnen, müssen sie sich noch viel stärker als bisher die Frage stellen, aus welchen Beweggründen Besucher eine Geschäftsbeziehung zu einem Opernhaus langfristig aufrecht erhalten und was für dauerhaft erfolgreiche Besucherbeziehun- gen wesentlich ist. Besteht aus Perspektive der Opernhäuser das Ziel, die Besucherbindung nachhaltig zu verbessern oder Maßnahmen effektiver zu gestalten, so ist es unerlässlich, die Einflussfaktoren der Besucherbindung und ihre zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen zu kennen. Das Dissertationsprojekt geht von der These aus, dass sich bestimmte Einflussfakto- ren der Besucherbindung identifizieren lassen, die erklären, warum Besucher die Angebote eines Opernhauses wiederholt nachfragen, und dass deren Kenntnis die Grundlage für ein 'er- folgreiches' Besucherbindungsmanagement darstellt. Im Zentrum der Dissertation steht die Betrachtung von Geschäftsbeziehungen zwischen Opernhäusern und ihren Wiederbesuchern, mit dem Ziel, für die Besucherbindung im Opernbetrieb relevante Einflussfaktoren zu bestim- men und darauf aufbauend praktische Handlungsempfehlungen für ein effektives Besucher- bindungsmanagement abzuleiten. METHODE: Die empirische Analyse der Einflussfaktoren setzt genau dort an, wo die Bindung eines Besuchers an ein Opernhaus entsteht - beim Besucher. Diese wird durch qualitative und quantitative Forschungsmethoden erarbeitet (Methodentriangulation). ART: BEGINN: 2008-04 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissen- schaftler INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Fak. II Kultur- und Naturwissenschaf- ten, Institut für Kulturmanagement (Postfach 220, 71602 Ludwigsburg); Universität Düssel- dorf, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für BWL, insb. Marketing (Universi- tätsstr. 1, 40225 Düsseldorf) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 199 2.4 Theater, Film, Fotografie

[305-L] Mrozek, Bodo: Im Geheimdienst Seiner Majestät, des Kapitalismus: Helden der Popkultur ; Spione und Agenten im Kalten Krieg, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 9/10 = H. 724/725, S. 982-988 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

INHALT: Der Essay erörtert folgende These: Spione wie James Bond, die aus der Popkultur der 1960er Jahre kommen, haben als Helden neuen Typs nicht so sehr den Kommunismus be- kämpft. Sie haben stattdessen den Kapitalismus definiert. Es waren nicht Minikameras, Ab- hörprotokolle, Überläufer oder Strategieinformationen aus dem Arsenal der geheimen Diens- te, die den Kalten Krieg am Ende entschieden. Den Sozialismus besiegten vielmehr die "he- donistischen Verheißungen" des Kapitalismus: Wohlstand, Konsum und grenzenlose Reise- freiheit. So stellte der Wegfall des Systemkonfliktes auch kein wirkliches Problem für das Genre dar. So hat inzwischen der britische Macho Bond einen weiblichen Chef erhalten. Und seit der Wahl Barack Obamas zum Präsidenten wird in Großbritannien diskutiert, ob es nicht an der Zeit für einen schwarzen Bond sei. Der eigentliche Kern der Identität Bonds bleibt bei all diesen Modernisierungen aber unverändert: "Die Definition des Mannes als Summe der von ihm konsumierten Produktimages". (ICA2)

[306-F] Schroer, Markus, Priv.Doz. Dr. (Bearbeitung): Soziologie des Visuellen/ Soziologie des Films

INHALT: Es ist mittlerweile zum Allgemeinplatz geworden, unsere Gesellschaft als eine stark vi- suell orientierte Gesellschaft zu beschreiben. Die Soziologie scheint davon aber insgesamt nur wenig Notiz genommen zu haben. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle untersucht die Soziologie textliche Repräsentationen der Gesellschaft und nicht bildliche. Es sind aber gerade die bildlichen Repräsentationen, die im zunehmenden Maße bestimmen, wie die Ge- sellschaft über sich selbst nachdenkt. Deshalb gilt es im Sinne einer visuellen Soziologie (wie sie etwa von Norman K. Denzin, Uwe Flick, Hans-Georg Soeffner oder Jürgen Raab zu kon- stituieren versucht wird), sich stärker als bisher den optischen Repräsentationen zuzuwenden. Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage: Wer fotografiert/ filmt wen? Konnte man bis in die jüngste Vergangenheit von einem Machtgefälle ausgehen, das beispielsweise Eltern und Ko- lonialherren so selbstverständlich zu Fotografen machte wie es Kinder und Eingeborene zu Fotografierten machte, so erleben wir heute ein Aufbrechen dieses Gefälles. Nicht zuletzt durch die Zunahme von Digitalkameras und Fotohandys steigt nicht nur die Anzahl der Bild- produktion, vielmehr fällt auch die starre Einteilung in Fotografen und Fotografierte und da- mit die von Beobachtern und Beobachteten. Heute beobachtet, fotografiert und filmt gewis- sermaßen jeder jeden. Darüber hinaus ist ebenso die Frage zentral: Wer fotografiert was? Schon in Bourdieus "Die feinen Unterschiede" und seinen Schriften zur "illegitimen Kunst" der Fotografie wird deutlich, dass die gleichen Objekte sehr unterschiedlich fotografiert wer- den, je nachdem, ob es sich bei den Fotografen um Männer oder Frauen, junge oder alte Men- schen usw. handelt. Zu den visuellen Formen und Artefakten, in denen eine Gesellschaft sich darstellt, gehört auch der Film. Beim Film haben wir es mit einem Medium zu tun, das bisher noch viel zu wenig in die empirische Sozialforschung einbezogen wird. Dabei handelt es sich bei Filmen um eine bestimmte Deutung von Wirklichkeit. An Filmen lässt sich ablesen, wie kulturelle Erfahrungen wie Krieg, Drogenmissbrauch, Liebe, Familie, Arbeit, Geburt, Kind- heit und Tod reflektiert werden. Dabei werden Vergleiche zwischen unterschiedlichen Län- 200 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.4 Theater, Film, Fotografie

dern möglich, denen sich womöglich die gleichen Themen stellen, ohne dass sie deshalb auch in der gleichen Manier behandelt werden. Anbieten würde sich eine Verknüpfung mit dem Thema Grenze, Grenzkonflikte, Wahrnehmung von Grenzen usw. hinsichtlich der Frage: Wie werden Grenzen im Film thematisiert? Welche Bedeutungen werden ihnen zugeschrieben? Die visuelle Soziologie ist zum einen gleichsam theoretisch als empirisches Verfahren zu ent- wickeln, zum anderen aber auch selbst hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen empi- risch zu erproben. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissen- schaften, Institut für Soziologie Prof.Dr. Löw (Residenzschloss, 64283 Darmstadt) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 06151-163266, Fax: 06151-166035, e-mail: [email protected])

[307-L] Schwaab, Herbert: Act without performance: Cavells filmphilosophische Überlegungen zur Figur im klassischen Hollywoodkino, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 16/2007, Nr. 1, S. 167-181

INHALT: Der Autor geht filmphilosophischen Überlegungen von Stanley Cavell zur Figur im klassischen Hollywoodkino nach. Im Mittelpunkt steht die Überlegung, wie filmische Figuren zu Reflektoren für das Alltagsleben der Zuschauer werden. Insbesondere geht er der Frage nach den Momenten besonderer Intensität nach, in denen Figuren etwas auf eine solche Wei- se erleben, dass es zugleich zu einer intensiven Erfahrung für die Zuschauer wird. Ausgangs- punkt ist die Beobachtung, dass der Film Figuren zwar unzulänglich macht, dass diese aber gerade durch den so erlangten Status als "human something" Grundaspekte des menschlichen Seins sichtbar werden lassen. Er zeigt auf, dass sich dies für Cavell besonders im klassischen Hollywoodfilm realisiert, der einen Modus des "Schauspielern ohne Darstellung" etabliert. Über den Vergleich der Ansätze von Cavell und Richard Dryer arbeitet der Autor heraus, dass gerade die Verzahnung von Star-Persona und Rolle zu einer authentischen Individualisierung führt. "Das Nachdenken der Zuschauer über die Figur kann so zu einem Modus des Weltbe- zugs werden." (RG)

[308-L] Schweinitz, Jörg: Multiple Logik filmischer Perspektivierung: Fokalisierung, narrative Instanz und wahnsinnige Liebe, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 16/2007, Nr. 1, S. 83-100

INHALT: Der Autor geht auf den Sinn der Differenzierung zwischen Erzählinstanz und Fokalisa- tor in Hinsicht auf die filmische Narration ein. Er diskutiert zum einen die umstrittene Frage nach der Erzählerposition im Film und zum anderen nach dem Verhältnis von narrativer In- stanz und figuraler "Perspektivierung" und überträgt die gewonnene Begrifflichkeit analytisch auf den französischen Film "A la folie... pas du tout" ("Wahnsinnig verliebt") aus dem Jahr 2002 von Laetitia Colombani. Er geht der Frage nach, was Begriffe der literaturbezogenen Narrativik zur Analyse derart konstruierter Filme beizutragen vermögen und auf welche Wei- se sie in Hinsicht auf das Ausdruckssystem des Films zu präzisieren oder zu erweitern sind. In diesem Film liegt die Attraktion im Raffinement des audiovisuellen (unzuverlässigen) Er- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 201 2.4 Theater, Film, Fotografie

zählens, das hier vor allem auf einem Spiel mit den unterschiedlichen Facetten der Perspekti- ve beruht. "Die Analyse enthüllt immer neue Ebenen der vielschtigen Logik der Perspektivie- rung im Film, die in den Dienst einer einfallsreichen Narration gestellt werden." (RG)

[309-F] Viehoff, Reinhold, Prof.Dr.; Mangold, Roland, Prof.Dr. (Leitung): Emotionale Gratifikationen während der Filmrezeption: worin besteht der Anreiz, emotio- nale Erlebnisangebote der Medien zu nutzen?

INHALT: Der Wunsch, Emotionen zu erleben, gilt als zentrales Nutzungsmotiv für unterhaltende Medien. Was aber genau motiviert Rezipienten, die emotionalen Erlebnisangebote zu nutzen, die in den Unterhaltungsmedien massenhaft offeriert werden? Es gibt bereits eine umfangrei- che Forschungsliteratur, die Einzelaspekte emotionaler Mediennutzungsmotive beleuchtet ¿ insbesondere Aspekte des Erregungs- und Stimmungsmanagements. Andere Aspekte, wie etwa das Austesten emotionaler Kompetenzen (Einfühlung, Selbstbeherrschung), oder selbst- wertdienliche Gedanken über Emotionen wurden dagegen seltener erforscht. Was bisher völ- lig fehlt, ist eine Methode zur gleichzeitigen und differenzierten Erfassung unterschiedlicher Gratifikationen, die mit dem Erleben von Emotionen verbunden sind. Im geplanten Projekt soll eine solche Methode für den konkreten Beispielfall der Filmrezeption entwickelt werden. Aufbauend auf einer qualitativen Pilotstudie wird ein Fragebogen zur differenzierten Erfas- sung emotionaler Gratifikationen während der Filmrezeption entwickelt und validiert. In zwei Vergleichsstudien wird dann mit Hilfe des Fragebogens das emotionale Gratifikationserleben verschiedener Rezipientengruppen (junge/ ältere Menschen, Männer/ Frauen, Deutschland/ USA) untersucht. Gleichzeitig wird ein Wirkungsmodell getestet, das Vorhersagen über den Zusammenhang von Emotionen, emotionalen Gratifikationen und Beurteilung des Medienan- gebots erlaubt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, USA ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät II Philologien, Kommu- nikations- und Musikwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation & Sport, Depart- ment Medien- und Kommunikationswissenschaften (Mansfelder Str. 56, 06108 Halle); Hoch- schule der Medien Stuttgart (Nobelstr. 10, 70569 Stuttgart) KONTAKT: Viehoff, Reinhold (Prof.Dr. Tel. 0345-552-3571, e-mail: [email protected])

[310-L] Vignaux, Valerie: Eine 'Encyclopedie' der Leinwand: der institutionelle Diskurs des Kinos im Frankreich der Zwischenkriegszeit und die Filme von Jean Benoit-Levy (1922-1939), in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006, Nr. 1, S. 26- 42

INHALT: Die Autorin wählt in ihrem Beitrag die Form der Werkbiographie, um die wissensge- schichtliche Dimension des Projektes einer "Encyclopedie" der Leinwand zu erschließen, wie dieses in der Zwischenkriegszeit in Frankreich vom Filmpädagogen Jean Benoit-Levy ver- folgt wurde. Sie vertritt die Ansicht, dass Benoit-Levy ein eigenständiges künstlerisches Pro- jekt verfolgte und stellt sein Werk in seinem institutionellen Zusammenhang vor. Auch zeigt sie auf, dass der Autorenbegriff in ähnlicher Weise zur methodischen Grundausstattung der französischen Filmwissenschaft zählt wie die Apparate-Analogie zu derjenigen der (nord-) 202 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 2.4 Theater, Film, Fotografie

amerikanischen. Die institutionellen Filme von Benoit- Levy wurden von den Kommissionen der Ministerien zu Propagandazwecken in Auftrag gegeben. Sie griffen in den 1920er und 1930er Jahren auf das Kino und auf Vortragsredner zurück, um die von ihnen verfügten Re- formen durchzusetzen, mit dem Ziel, die ländlichen Gebiete Frankreichs zu modernisieren, in dem sie technischen Neuerungen zum Durchbruch verhalfen. Zu diesem Zwecke zogen sie in den staatlichen Schulen eine Generation von Männern und Frauen heran, die als Vertreter ei- ner technologischen Moderne aufraten. Die Ideologie, der die Filme von Benoit-Levy ver- pflichtet sind, "geht allerdings auf die Philosophie der Aufklärung zurück. Sie ist grundsätz- lich republikanischer und demokratischer Natur." (RG)

[311-L] Werner, Janet: Politik und Film in den USA: Hollywood, Washington und die US-Gesellschaft, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, 99 S., ISBN: 978-3-8364-1260-5

INHALT: "Fakt ist, dass Zuschauerzahlen und Einschaltquoten das Leben in Hollywoodbestim- men. Aber welche Rolle spielt Washington in Hollywood? Gibt es in Hollywood Propaganda- filme? Und wenn, wie groß ist der Einfluss auf das Publikum? Die Autorin Janet Werner hin- terfragt das Abhängigkeitsverhältnis zwischenHollywood, Washington und der US-Gesell- schaft von 1945 bis heute. Zunächst klärt sie grundlegende Begriffe wie Propaganda oder Po- pulärkulturund legt mit den Cultural Studies die theoretische Grundlage derUntersuchung. Darauf aufbauend analysiert sie inwieweit Hollywoodfilme in ihrer jeweiligen Zeit die politi- sche Stimmung der amerikanischen Bevölkerung bzw. der Regierung reflektieren - angefan- gen bei der McCarthy Ära über Rambo und Rocky während der Präsidentschaft von Ronald Reagan bis zudem erneut erwachten Patriotismus der Amerikaner aufgrund der Anschläge vom 11. September." (Autorenreferat)

[312-L] Yang, Mundo: Das Deliberative am Humor: kommunikative Rationalität in "Das Leben des Brian", in: Jan Rohwerder (Hrsg.) ; Christian Volk (Hrsg.): Junge politikwissenschaftliche Perspektiven : Dokumentation der Aachener Herbstgespräche, Hamburg: Kovac, 2009, S. 15-32

INHALT: Der Verfasser behandelt anhand einer Auseinandersetzung mit Habermas' Theorie des kommunikativen Handelns den Stellenwert und die Bedeutung von Emotionen in der Diskur- sethik. Entgegen dem weit verbreiteten Vorurteil, Habermas' Überlegungen zur Rationalität kommunikativen Handelns seinen mit Emotionen nicht zu vereinbaren, versucht er über eine Interpretation von Monty Pythons "Das Leben des Brian", Phänomene der Emotion Humor mit Hilfe von Habermas' Konzept der kommunikativen Rationalität zu erfassen. Er arbeitet heraus, dass Humor erst auf der Grundlage der Regeln kommunikativer Rationalität zum Hu- mor wird, und zeigt Wege auf, die in Habermas' Werk Geist und Herz zusammenbringen kön- nen. Über die Analyse des Humors deutet Habermas die Fähigkeit zur Versöhnung an. (ICE2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1 203 2.4 Theater, Film, Fotografie

[313-L] Zimmermann, Yvonne: Vom Lichtbild zum Film: Anmerkungen zur Entstehung des Industriefilms, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006, Nr. 1, S. 74- 90

INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags steht das Verhältnis von Medientechnik und Gebrauchs- form, insbesondere der Medienumbruch vom Lichtbild zum Industriefilm. Industriefilme, de- finiert als von der Industrie in Auftrag gegebene oder selbst produzierte, die Industrie thema- tisierende Filme, sind von der Wirtschaft seit jeher zu verschiedenen Zwecken verwendet worden. Anhand der Frühgeschichte des Industrie- und Wirtschaftsfilms in der Schweiz zeigt die Autorin auf, dass dessen Gestaltungsstrategien nicht zuletzt auf zuvor schon etablierte Ge- brauchsformen technischer Bilder wie den Lichtbildvortrag zurückzuführen sind, wie anhand der Wandervortragspraxis der Firma Maggi nachvollzogen wird. Die Untersuchung zeigt, dass die technische Innovation des Films keineswegs unmittelbar auf die Gebrauchsformen technischer Bilder durchschlägt. Vielmehr zeigt sich, dass Praktiken der Generierung und Übertragung von Wissen in einem gewissen Maß technikresistent sind und die Medientechnik nur eine ihrer Determinanten darstellt. (RG)

Register 205

Hinweise zur Registerbenutzung

Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden.

Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.

● Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangs- läufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.

Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Ab- hängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.

● Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.

Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.

Personenregister Aufgeführt sind ● bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; ● bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.

Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, För- derer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register.

Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sor- tiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buch- stabe Z.

Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Litera- tur- und Forschungsnachweise.

Personenregister 207

Personenregister

A Bruun Vaage, Margrethe 296 Abbt, Christine 257 Buchenhorst, Ralph 260 Abels, Heinz 1 Bunz, Andreas 240 Abfalter, Dagmar 149 Burchart, Kati 280 Afonso, Joao 102 Bürger, Peter 261 Agai, Bekim 40 Buschkühle, Carl-Peter 4 Alex, Gabriele 103 Buß, Eugen 240 Alvarado Leyton, Cristian 104 Amelina, Anna 171 C Ammon, Ulrich 237 Cappai, Gabriele 5 Ancuta, Katarzyna 215 Carius, Björn 254 Astashenko, Diana 41 Casanova, José 64 Caysa, Volker 175 B Cepl-Kaufmann, Gertrude 274 Baberowski, Jörg 172 Classen, Christoph 297 Baecker, Dirk 2, 284 Clausen, Bernd 152 Bähr, Christoph 150 Claussen, Bernhard 65 Bahrs, Karoline 179 Coester, Helene 176 Banse, Gerhard 61 Barber, Benjamin R. 62 D Bastion, Geraldine de 244 Dahlmanns, Erika 107 Beck, Stefan 183 Dahmen, Wolfgang 182 Beck, Ulrich 173 Daldrup, Nils 204 Bendix, Regina 138 Danko, Dagmar 262 Benkel, Thorsten 258 Darieva, Tsypylma 177 Bente, Gary 256 Darquennes, Jeroen 237 Bertels, Ursula 128 Degen, Hans Jürgen 205 Besand, Anja 203 Delitz, Heike 263 Bethke, Berit 42 Diner, Dan 50 Betz, Gregor 132 Dippelhofer, Sebastian 206 Bielfeldt, Friedrich 133 Dirksmeier, Peter 134 Binder, Beate 105 Distelrath, Günther 178 Blach-Orsten, Mark 218 Doehlemann, Martin 66 Bochow, Astrid 63 Donges, Patrick 218 Bohl, Dominik 174 Döring, Ole 98 Bohrer, Karl Heinz 259 Dornbusch, Christian 153 Boltanski, Luc 273 Duncker, Ludwig 4 Bolz, Norbert 81 Dux, Günter 207 Böttcher, Claudia 295 Brandt, Reinhard 279 E Bratosin, Stefan 3 Eberhardt, Tim 86 Braun, Karl 106 Ebert, Anne 179 Breede, Marit 151 Eghbal-Azar, Kira 281 Brlek-Slacek, Aleksander 218 Ehrlich, Kornelia 140 Bromberger, Kathi 31 Eichholz, Daniela 161 208 Personenregister

Eisewicht, Paul 154 Greschke, Heike Monika 246 Elenschneider, Hannah-Kristin 135 Grigat, Nicoläa Maria 301 Elvert, Jürgen 6 Grittmann, Elke 211 Erll, Astrid 7 Gross, Raphael 50 Esmark, Anders 218 Große, Gundel 182 Eßbach, Wolfgang 262 Grossert, Sarah 283 Essich, Jana 282 Großmann, G. Ulrich 196 Etges, Andreas 180 Grote, Florian 284 Ezli, Özkan 275 Groth, Stefan 138 Gründer, René 34, 83 F Günter, Bernd 304 Feest, David 172 Guzy, Lidia 212 Feist, Thomas 8 Fendo, Alpar 238 H Fenske, Michaela 208 Habermas, Jürgen 213 Finke, Peter 67 Hacke, Jens 221 Fischer, Oliver 256 Hahn, Alois 12 Fischer-Tiné, Harald 43 Hakansson, Nicklas 218 Flicker, Eva 298 Hardtwig, Wolfgang 113 Förster, Michael A. 136 Harles, Lothar 214 Frank, Sybille 137 Härtel, Insa 13 Frei, Norbert 50 Hartmann, Felicitas 281 Freimüller, Tobias 50 Hattendorff, Claudia 49 Frevert, Ute 82 Haupt, Heinz-Gerhard 44 Fried, Johannes 9 Häußer, Ulrike 155 Fröhlich, Gerhard 10 Heath, Joseph 69 Frohne, Ursula 264 Heesen, Anke te 281 Fücks, Ralf 209 Heilmann, Andreas 84 Fürhapter, Ingrid 276 Heintz, Bettina 174 Heinze, Carsten 156 G Heiter, Bernd 14 Gebert, Katrin 108 Held, Jutta 264 Geisen, Thomas 181 Heller, Hartmut 15 Geißel, Brigitte 210 Hellmann, Kai-Uwe 86 George, Jana 299 Hemetek, Ursula 152 Gerner, Cornelia 109 Hengartner, Thomas 245 Gertiser, Anita 300 Henschel, Marika 283 Gfrereis, Heike 281 Hepp, Andreas 247 Giesen, Bernhard 58 Herbrik, Regine 16 Girtler, Roland 110 Hesse, Lisbeth 114 Glauser, Andrea 265 Hettling, Manfred 70, 115 Glover, Evam 111 Hinz, Ralf 157 Gothe, Kerstin 161 Hitzler, Ronald 92, 132, 139 Göttsch-Elten, Silke 112 Hladnik, Miran 277 Götz, Irene 68 Hoffmeyer-Zlotnik, Jürgen H.P. 116 Gräf, Dennis 11 Hofmann, Kay Hendrik 302 Grande, Edgar 173 Höink, Dominik 283 Grätz, Tilo 245 Homberger, Robert 158 Grenz, Tilo 154 Horn, André 291 Personenregister 209

Hornuff, Daniel 159 König, Matthias 174 Huber, Laila 266 Koonce, Richard 286 Huffschmid, Anne 17 Köth, Anke 52 Kozera, Bartlomiej 175 J Krämer, Nicole 256 Jäckel, Michael 45 Krauskopf, Kai 52 Jacob, Daniel 192 Krauter, Claudia 218 Jäger, Wieland 239 Kretzschmar, Judith 295 Jammal, Elias 85 Krusche, Jürgen 23 Jaques, Pierre-Emmanuel 160 Kugemann, Monika A. 185 Jarren, Otfried 218 Kunz, Alexa Maria 161 Jung, Thomas 18, 19 Kuper, Harm 241 Juterzenka, Sünne 20 Kupke, Christian 14 Kurt, Ronald 287 K Kailuweit, Rolf 192 L Kalaga, Wojciech H. 215 Laczó, Ferenc 53 Kamphausen, Gerrit 46 Ladewig, Rebekka 162 Kappeler, Florian 278 Lane, Jan-Erik 234 Kaschuba, Wolfgang 177 Lange, Barbara 281 Kassung, Christian 47 Lange, Bastian 140 Kaufmann, Matthias 118 Langebach, Martin 163 Kauppert, Michael 21 Langer, Phil C. 242 Keller-Drescher, Lioba 117 Langner, Carsta 186 Kenkmann, Alfons 50 Lauterbach, Burkhart 187 Kenning, Peter 86 Lehmann, Albrecht 88 Kessler, Christl 227 Lehmann, Maike 172 Khan-Svik, Gabriele 22 Lehmann, Maren 243 Kiefer, Hannelore 268 Leiße, Olaf 191 Kienitz, Sabine 87 Lemberger, Barbara 68 Kimmich, Dorothee 275 Lengauer, Günther 218 Kison, Silvio 291 Lentz, Carola 120 Klein, Armin 304 Lepper, Marcel 281 Klein, Gabriele 267 Leray, Hélène 268 Kleiner, Tuuli-Marja 216 Lidola, Maria 179 Klingele, Florian 118 Liebold, Sebastian 217 Klippel, Heike 272 Lindenberg, Jolanda 188 Knecht, Michi 183 Lintig, Bettina von 268 Knoblauch, Jochen 205 Lipp, Carola 208 Knuth, Andreas 109 Lippert, Hans-Georg 52 Ko, Jae-Baek 48 Löffler, Christina 71 Koch, Denise 49 Lottermoser, Stephanie 187 Koenen, Anne 184 Lüdi, Georges 189 Kofahl, Daniel 45 Lutz, Markus 304 Kofler, Martin 276 Kohlhaas, Elisabeth 50 M Kolaschinski, Birgit 240 Machenthun, Gesa 20 Koller, Christian 51 Mahnken, Gerhard 72 Köllner, Karin 119 Mangold, Roland 309 210 Personenregister

Marten, Heiko F. 190 Mathei, Dennis 288 P Matthiesen, Ulf 72 Pallaver, Günther 218 Mattig, Ruprecht 164 Pandel, Hans-Jürgen 289 Maurer, Peter 218, 219 Papilloud, Christian 27 Mayer, Boris 89 Parodi, Oliver 61 Mayer, Gerhard 34 Parzinger, Hermann 143 Mayerhöffer, Eva 218 Paul, Gerhard 224 Medrano, Juan Diez 218 Paul, Jürgen 99 Mehler, Daniela 191 Pernau, Margrit 269 Merkel, Marcus 155 Petzke, Martin 28 Metzger, Philippe 192 Petzoldt, Silvia 195 Meyer, Christian 121 Pfadenhauer, Michaela 92, 154, 161 Mißling, Sven 141 Pfau-Effinger, Birgit 225 Mittag, Martina 272 Pfetsch, Barbara 218, 219 Moebius, Stephan 24, 25 Pietro Rodriguez, Carlos 55 Möller, Petra 122 Pietrow-Ennker, Bianka 73 Moravek, Claudia 90 Pilz, Madlen 177 Morigerowsky, Freya 123 Pippin, Robert 270 Moring, Tom 218 Plasser, Fritz 218 Mrozek, Bodo 305 Plischka, Hans Peter 74 Mückler, Hermann 124 Pöhl, Friedrich 126 Müller, Klaus 220 Polat, Nurhak 183 Müller, Michael 26 Pönnighaus, Kirstin 283 Müller, Thomas 193 Portmann, Susanne Weinert 94 Müller-Doohm, Stefan 18, 19 Potter, Andrew 69 Münkler, Herfried 221, 222 Pranz, Sebastian 249 Mydla, Jacek 215 Probst-Effah, Gisela 127 Pundt, Christian 250 N Puschner, Uwe 196 N'Guessan, Konstanze 194 Puttkamer, Joachim von 299 Negt, Oskar 91 Neuland, Eva 248 R Nickel, Hildegard Maria 84 Raabe, Jan 163 Niederbacher, Arne 92 Raesfeld, Lydia 128 Niekrenz, Yvonne 54 Rauer, Valentin 29 Nieland, Jörg-Uwe 142 Rauh, Cornelia 75 Nielsen-Sikora, Jürgen 6 Raulff, Ulrich 281 Nieswand, Boris 125 Reemtsma, Jan Philipp 95 Noack, Karoline 179 Rehbein, Boike 10, 30 Noack, Thorsten 93 Rehberg, Karl-Siegbert 76 Nohr, Rolf F. 165 Reichel, Peter 226 Nover, Sabine Ursula 223 Reichertz, Jo 251 Rigney, Ann 7 O Röhl, Tobias 16 Ölschleger, Hans-Dieter 178 Rössel, Jörg 31, 32, 290 Opitz, Christian 302 Rother, Stefan 227 Oswalt, Vadim 4 Rüland, Jürgen 227 Otte, Gunnar 32 Personenregister 211

S Soeffner, Hans-Georg 16, 26 Saalmann, Gernot 30 Sonnenmoser, Anne 26 Sackmann, Reinhold 291 Splichal, Slavko 218 Saeteher, Eva 152 Sprenger, Guido 123 Salzborn, Samuel 228 Srubar, Ilja 37 Sauer, Martina 252 Steinat, Carolin 293 Schaffer, Axel 61 Steinbach, Peter 226 Schaffer, Johanna 33 Steineck, Christian 98 Schareika, Nikolaus 121 Steppat, Michael 198 Schetsche, Michael 35, 83 Stock, Robert 294 Schetsche, Michael T. 34 Stoll, Alexander 169 Schlebusch, Sebastian 183 Stoll, Peter-Tobias 141 Schlickau, Stephan 253 Stolleis, Michael 9 Schlobinski, Peter 166 Sultan, Olivier 268 Schlott, Wolfgang 229 Sutor, Bernhard 231 Schmid, Harald 226 Schmied-Knittel, Ina 34, 35, 83 T Schmöller, Verena 11 Tacke, Alexandra 271 Schneider, Claudia 144 Theisen, Heinz 199 Schneider, Pablo 292 Thiemeyer, Thomas 281 Schneiders, Thorsten Gerald 197 Thoss, Michael M. 77 Schnepel, Burckhard 102 Tilg, Bernhard 126 Schroer, Markus 306 Tolino, Serena 99 Schröter, Melani 254 Torp, Claudius 44 Schubert, Daniel 167 Trappe, Florian 145 Schubert, Gabriella 195 Traunmüller, Richard 100 Schubert, Markus 295 Treskow, Isabella von 78 Schüler-Springorum, Stefanie 56 Tröger, Jochen 200 Schulte-Noelle, Henning 77 Tschilschke, Christian von 78 Schultz, Ulrike 96 Tschofen, Bernhard 117, 281 Schwaab, Herbert 307 Turner, Victor 130 Schwab, Stephanie 218 Turnsek Hancic, Maja 218 Schwan, Stephan 281 Schwarting, Andreas 52 U Schweiger, Wolfgang 255 Ulbricht, Justus H. 175 Schweinitz, Jörg 308 Unterweger, Sandra 276 Schweizer, Yvonne 281 Seelmann, Kurt 189 V Segeberg, Harro 36 Vahamaa, Miika Samuli 218 Seibert, Christoph 97 Vester, Michael 101 Senghaas, Dieter 230 Viehoff, Reinhold 309 Senghaas, Eva 230 Vignaux, Valerie 310 Senokozlieva, Maria 256 Villányi, Dirk 54 Sigmund, Monika 168 Voelzkow, Helmut 146 Sitter-Liver, Beat 189 Vogel, Ulrike 38 Skoda, Uwe 212 Vollnhals, Clemens 147 Slama, Martin 129 Vowinckel, Annette 57, 162 Smirnov, Igor P. 58 Socha, Philip 141 212 Personenregister

W Wächter, Sylvia 131 Wagschal, Uwe 234 Wahrig, Bettina 272 Walter, Franz 235 Warner, Ansgar 148 Warner, Uwe 116 Weber, Lilli 218 Wehling, Peter 39 Weihermüller, Miriam 255 Weller, Christoph 236 Wendl, Tobias 268 Werberger, Annette 275 Wergin, Carsten 201 Werner, Janet 311 Wessler, Heinz Werner 178 Wetterer, Angelika 79 Weyand, Björn 271 Wichard, Rudolf 202 Widera, Thomas 147 Wiesener, Albrecht 80 Willmann, Silke 170 Wimmer, Erika 276 Wright, Sue 237 Würmann, Carsten 148

Y Yang, Mundo 312

Z Zakharine, Dmitri 58 Ziebertz, Hans-Georg 176 Ziemer, Hansjakob 50 Zimmermann, Yvonne 313 Sachregister 213

Sachregister

A Antifaschismus 222 Abgeordneter 142 Antike 124, 207 Absolvent 131 Antirassismus 120, 126 Abstraktion 224 Antisemitismus 143 Adel 277 Araber 40, 247 Adoption 183 arabische Länder 11, 20, 85, 96, 99, 256, Adorno, T. 18 275 Affektfernsehen 162 Arbeit 55 Afrika 20, 63, 89, 96, 102, 107, 111, 128, Arbeiterbewegung 51 172, 179, 194, 201, 215, 244, 245, Arbeitgeberverband 146 275, 303 Arbeitsbedingungen 68, 146 Afrikaner 152, 268, 303 Arbeitsbeziehungen 180 Afrika südlich der Sahara 20, 63, 89, 96, Arbeitsgesellschaft 214 102, 107, 111, 128, 194, 201, 215, Arbeitsgruppe 138 244, 245, 303 Arbeitskampf 51 Agrargesellschaft 89 Arbeitsloser 68 Akademisierung 112 Arbeitsmarkt 131, 134, 149, 237 Akkulturation 124, 171 Arbeitsorganisation 238 Akteur 16, 34, 38, 79, 92, 119, 132, 141, Arbeitswelt 265 186, 191, 211, 218, 232, 251, 270, Archäologie 147 299 Architektur 23, 52, 263 Aktualität 91, 270 Arendt, H. 18 Alkoholkonsum 155 Argentinien 17 Alltag 70, 79, 82, 94, 95, 105, 125, 130, Argumentation 250 155, 167, 238, 246, 249, 270, 307 Aristoteles 9 Alltagsbewusstsein 79 Armenien 177 Alltagskultur 101, 148, 156, 161, 167, 208 Arzt 93 Alltagswissen 1 Aserbaidschan 177 Alpenraum 149 Asien 5, 11, 20, 23, 43, 72, 85, 89, 98, alte Bundesländer 59, 214 103, 123, 128, 129, 131, 172, 178, Ambivalenz 224, 257 183, 186, 200, 212, 227, 244, 248, Amerikanisierung 198, 204 252, 256, 269, 275, 287 Analyseverfahren 254 Assessment-Center 240 Anarchie 205 Assimilation 171, 185 Anarchismus 205 Assoziation 289, 292 Anarchosyndikalismus 205 Ästhetik 8, 33, 45, 156, 159, 179, 230, Andenraum 295 257, 258, 259, 261, 270, 274, 290, Anglistik 6 303 anglophones Afrika 63, 111, 128, 194, Äthiopien 20 244 Attentat 295 Anthropologie 15, 87, 104, 113, 119, 121, Aufklärungszeitalter 207 126 Aufmerksamkeit 12, 49 Anthroposophie 196 Ausländer 100, 275 Anthropozentrismus 202 Ausländerfeindlichkeit 197 antiautoritäre Erziehung 65 Auslandsniederlassung 237 214 Sachregister

Außenpolitik 77, 135, 236 Bildungswesen 4 außerparlamentarische Opposition 65, 78 Bindung 25, 86, 154, 291 Ausstellung 42, 143, 265, 268, 281, 294 Bioethik 98 Auswanderung 90 Biographie 19, 21, 88 Authentizität 211, 270, 292 biographische Methode 21 Autonomie 28, 190, 291 Biologie 15 Autor 13 Biomedizin 39, 103 Avantgarde 261 Biopolitik 172, 272 Böhmen 147 B Bosnien-Herzegowina 214 Baden-Württemberg 117, 161 Bourdieu, P. 10, 13, 18, 25, 28, 31, 38, 54, Baltikum 83, 248 76, 101, 157, 290 Bank 68 Brasilien 118 Bayern 127, 187 Brauchtum 185 Beck, U. 76 Bremen 134, 150 Befragung 116, 121, 236 Brief 11 Begriffsbildung 279 Bruttoinlandsprodukt 210 Belgien 188, 190, 237 Buch 289 Belgier 188 Buddhismus 98 Benin 245 Bulgarien 203 Benjamin, W. 259 Bundeskanzler 235 Berichterstattung 57, 93, 150, 157, 215, Bundesland 117, 134 236, 292 Bundestag 142 Berufsbild 224 Bundeswehr 242 Berufsbildung 146 Bürger 73, 75, 210, 213, 217, 291 Berufsfeld 266 Bürgerbeteiligung 210, 214, 244 Berufsnachwuchs 281 Bürgerinitiative 223 Besatzungszone 137 Bürgerkrieg 55, 191 Beschäftigungsbedingungen 68 bürgerliche Gesellschaft 12, 44, 75, 217 Beschäftigungspolitik 149 Bürgerrecht 217 Bestattung 108, 109 bürgerschaftliches Engagement 62, 75, Besucher 31, 290, 304 100, 223 Beteiligung 3, 232 Bürgertum 48, 66, 277 Betriebsvereinbarung 238 Büro 238 Betriebswirtschaft 165 Bürokratie 241 Beurteilung 285 Bevölkerung 201, 203, 225, 242, 311 C Bevölkerungsgruppe 129, 188 Cassirer, E. 3, 94 Bewerber 240 Charisma 29, 221, 235 Bild 16, 33, 40, 42, 49, 118, 159, 211, Chat 166, 249 224, 264, 279, 289, 292, 294 Chile 295 bildende Kunst 143, 292 China 72, 85, 89, 98, 178, 200 Bildmaterial 36, 292 Christ 100 Bildung 4, 9, 12, 65, 66, 67, 77, 100, 265, Christentum 77, 118, 279 290 Computer 2 Bildungsangebot 203 Computerspiel 165, 169, 249 Bildungspolitik 4 computervermittelte Kommunikation 246 Bildungssoziologie 10 Cultural Studies Approach 157, 185, 311 Bildungsstandards 4 Sachregister 215

D Einwanderungspolitik 185 Dänemark 152, 237 Eisenbahn 47 DDR 44, 76, 80, 128, 143, 155, 168, 226, elektronische Medien 247 231, 295 Elias, N. 41 Definition 145 Elite 76 Deliberation 312 Eltern-Kind-Beziehung 71, 183 demographische Alterung 133 Emigration 295 demographische Faktoren 133 Emotionalität 66, 86, 211, 269, 307, 309, Demokratie 62, 64, 81, 97, 115, 180, 206, 312 209, 210, 213, 214, 216, 217 Empathie 209, 296 Demokratisierung 11, 191, 227, 244 empirische Forschung 22, 88, 213, 228, Denkmal 115, 177 255 Denkmalschutz 263 empirische Sozialforschung 92, 116 Depression 271 Engagement 18, 19, 62, 82, 214, 223 Design 134 englische Sprache 237 Deutscher 90, 100, 185 Enkulturation 207 deutscher Sprachraum 237 Entgrenzung 11, 257 Deutsches Kaiserreich 44, 48, 70, 87, 136, Entlassung 68 193 Entnazifizierung 226 deutsche Sprache 127, 185, 195, 248 Entschädigung 226 Deutsches Reich 53, 106, 112 Entscheidung 243 Deutschland 106, 197, 222 Entwicklungsland 11, 17, 20, 42, 43, 63, deutschsprachige Schweiz 127 72, 85, 89, 96, 98, 99, 102, 103, 107, Dialekt 127, 189 111, 118, 123, 124, 128, 129, 172, Dialog 144 177, 178, 179, 183, 186, 194, 200, Diskothek 155 201, 212, 214, 215, 227, 244, 245, Diskriminierung 45 246, 252, 256, 269, 275, 287, 295, Diskursanalyse 35 303 Diskussion 211 Entwicklungspolitik 214 Distinktion 168, 271 Entwicklungsstand 91 Disziplin 271 Erfolg-Misserfolg 210 Doing Gender 79, 176 Erhebungsmethode 116 Dokumentarfilm 36 Erinnerungskultur 108, 156, 177 Dorf 68 Erkenntnis 236, 257 Drama 130 Erkenntnisinteresse 92 Dramaturgie 296, 307, 308 Erkenntnistheorie 5, 104 Drittes Reich 6, 75, 106, 143, 148, 193, Erklärung 30, 302 196, 226, 260 Erlebnisgesellschaft 70 Droge 46 Erosion 70 Erste Republik 51 E Erster Weltkrieg 87, 193 Effektivität 210 Erzählung 5, 21, 215, 273, 289 Ehepartner 111 Erziehungswissenschaft 6 Ehre 81 Esoterik 196 Eigentumsrecht 98 Essverhalten 45 Einfluss 11, 26, 83, 163, 180, 201, 210, Ethik 67, 81, 126, 231, 312 218, 227, 234, 245, 311 ethnische Beziehungen 83, 151, 190, 195, Einwanderung 152, 171, 185, 197 200, 275 Einwanderungsland 275 ethnische Gruppe 102, 116, 123, 124, 125, 216 Sachregister

152, 190, 195, 247 280, 295 ethnische Herkunft 116 Fernsehkonsum 252 ethnischer Konflikt 107, 129, 190 Fernsehproduktion 146 ethnische Struktur 198 Fernsehsendung 250, 297 Ethnizität 22, 44, 103, 116, 129, 147, 152, Fernsehserie 295 177, 181, 234 Fernsehspiel 250 Ethnographie 92, 117, 238, 246, 264 Festival 155 Ethnologie 9, 25, 104, 105, 120, 130, 179, Fichte, J. 95, 106 275 Fiktion 258 Ethnomedizin 103 Film 11, 31, 33, 36, 57, 148, 160, 215, Ethnozentrismus 1, 5 269, 272, 295, 296, 297, 299, 300, EU 116, 135, 144, 175, 199, 210, 237 301, 302, 306, 307, 308, 309, 310, Europa 40, 50, 58, 64, 77, 83, 98, 105, 311, 313 172, 173, 175, 180, 182, 186, 187, Filmproduktion 36, 146, 160 189, 193, 198, 202, 203, 214, 216, Filmwirtschaft 311 218, 220, 237, 248, 272, 275, 287 Finanzkrise 67 Europäer 40 Finnland 72 europäische Identität 144, 186, 188, 202 Folklore 138, 277 europäische Institution 144 Forschung 9, 15, 32, 88, 92, 98 europäische Integration 77, 175, 186, 202, Forschungsansatz 5, 32, 74, 105, 228, 292 220 Forschungsgegenstand 32 Europäisierung 20, 186, 202, 220 Forschungsstand 144, 228 EU-Staat 202 Fotograf 306 Euthanasie 93 Fotografie 303, 306 Event 132, 139, 211 Foucault, M. 13, 18, 193, 250 Evolution 15 Fragebogen 151 Exil 295 frankophones Afrika 107, 245, 275 Exilpublizistik 295 Frankreich 78, 85, 89, 135, 152, 175, 187, Exklusion 14, 97, 172, 181, 187, 198 192, 193, 217, 219, 262, 268, 310 Experte 79, 92 französische Sprache 237, 248 Frau 38, 48, 55, 79, 110, 111, 280, 298 F Frauenberuf 48 Fachrichtung 38 Frauenbild 55, 205, 280 Fachsprache 254 Frauenfeindlichkeit 286 Fachwissen 102 Frauenpolitik 79 Faktorenanalyse 290 Freiheit 62, 75, 145, 209 Familie 38, 48, 71, 89, 94, 96, 111, 183 Freizeit 140, 163 Familie-Beruf 38 Freizeitangebot 163 Familienangehöriger 109 Freizeitverhalten 140 Familiengründung 71 Fremdbild 14, 25, 114, 151, 168, 179, 195, Familienpolitik 96 201, 287, 295 Fan 81, 86, 162, 164 Fremdeinschätzung 151 Fanatismus 200 Fremdenverkehr 102, 149 Farbiger 286 Fremdgruppe 1, 14 Fehler 47 Fremdheit 5, 11, 14, 30, 34, 104, 105, 151, Feiertag 155 172, 275, 287 Feldforschung 126 Fremdsprache 237, 253 Feminismus 79, 205, 264 Freud, S. 95 Fernsehen 33, 36, 66, 155, 162, 250, 264, Frieden 230 Sachregister 217

Friedensbewegung 230 geschlechtsspezifische Faktoren 38, 110, Friedensforschung 230 282 Friedenspolitik 64, 236 Geselligkeit 128 Friedenssicherung 230 Gesellschaft 2, 8, 27, 45, 82, 87, 101, 109, Friedhof 109 117, 120, 198, 207, 239, 258, 263, Führer 81 273, 306, 311 Führung 241 Gesellschaftsbild 170 Führungskraft 240 Gesellschaftskritik 19, 261, 275, 299 Führungsposition 84 Gesellschaftsordnung 55, 58, 80, 273 Fundamentalismus 64, 200 Gesellschaftspolitik 209, 264 Funktionalität 159 Gesellschaftstheorie 28, 213, 239 Fußball 150, 162 Gesetzgebung 190 Gespräch 167 G Gesprächsanalyse 167 ganzheitlicher Ansatz 239 Gesundheit 48 Gedächtnis 7, 12, 17, 77, 226, 243 Gesundheitserziehung 42 Gedenkstätte 115, 137, 226 Gesundheitsversorgung 103, 123 Gedenktag 226 Gesundheitswesen 103 Geheimdienst 305 Gewalt 17, 95, 129, 155, 166, 169, 172, Gehlen, A. 76 193, 224, 264 geisteswissenschaftlicher Beruf 68 Gewaltbereitschaft 169 geistiges Eigentum 138, 141 Gewerkschaft 146, 180 Gemeinsinn 70 Ghana 63, 111, 128, 194 Generation 63 Giddens, A. 23, 41, 54 Generationenverhältnis 63 Glaube 64, 83 generatives Verhalten 63 Gleichstellung 79 Genetik 98 Globalisierung 61, 64, 173, 200, 246, 267, Genre 160, 300, 310, 313 275 Genussmittel 168 Glücksspiel 155 Geographie 6 Gouvernementalität 68 Geopolitik 193 Governance 72, 232 Georgien 177 Graffiti 158, 291, 293 Gerechtigkeit 33, 205, 207, 209, 289 Gramsci, A. 18 Germane 222 Großbritannien 120, 145, 146, 183, 187, Geschäftsbericht 253 190, 273 Geschäftsbeziehung 304 Großveranstaltung 139 Geschäftsfähigkeit 119 Grundgesetz 145 Geschichtsbewusstsein 226 Geschichtsbild 52, 147, 177, 186, 226 H Geschichtsphilosophie 78, 259 Habermas, J. 18, 97, 213, 259, 312 Geschichtspolitik 191 Handlungsfähigkeit 13, 207, 242 Geschichtsschreibung 178, 294 Handlungsorientierung 14, 19, 79, 88, 284 Geschichtswissenschaft 6, 44, 147 Handlungsspielraum 13, 14, 241 Geschlecht 11, 17, 38, 55, 64, 79, 100, Handlungstheorie 9, 29, 30, 34, 140 170, 176, 271, 278 Hass 166 Geschlechterforschung 79, 105, 176 Hedonismus 69 Geschlechterverhältnis 55, 64, 87, 111, Hegel, G. 20, 70, 270 267, 277, 301, 305 Hegemonie 33, 104 Geschlechtsrolle 176, 267, 305 Heilpädagogik 34 218 Sachregister

Heilung 123 Inserat 122 Heimat 127, 295 Institutionalisierung 96, 172, 211 Heirat 128 Institutionalismus 220 Heiratsordnung 111 institutionelle Faktoren 135 Hermeneutik 3, 30 institutioneller Wandel 172, 220 Heterogenität 248 Instrumentalisierung 87, 147, 163, 211, Hexenverfolgung 1 224, 289 Hierarchie 55, 179 Inszenierung 12, 23, 156, 159, 211, 212, Hilfeleistung 82 224, 249, 256 Hinduismus 178, 200 Integrationsbereitschaft 150 Hinterbliebener 122 Integrationskonzept 150 Hochschulbildung 67 Integrationspolitik 199 Hochschule 38, 72, 131, 161 Integrationsstrategie 150 Homosexualität 84, 99 Intellektueller 18, 19, 157, 179, 274 Hören 252, 285 Intensivmedizin 119 Hörer 245 Interaktion 1, 16, 29, 30, 34 Hörfunk 166, 245, 252 interaktive Medien 169, 247 Humor 312 Interdisziplinarität 33, 281 Husserl, E. 5, 14, 21 Interessenpolitik 135 Hybridität 288 interkulturelle Erziehung 22, 152 Hygiene 48 interkulturelle Faktoren 11, 118, 151, 287 Hypertext 253 interkulturelle Kommunikation 30, 114, 144, 151, 176, 197, 200, 253, 267, I 275, 287 Idealismus 82 interkulturelle Kompetenz 85, 128, 199, Ideengeschichte 19, 24 242, 253 Identifikation 12, 55, 94, 95, 150, 179, interkultureller Vergleich 248, 253, 256, 202, 221, 241 269, 287 Identität 25, 27, 87, 129, 144, 150, 151, Internalisierung 289 162, 170, 175, 176, 185, 243, 276 internationale Beziehungen 74, 85, 175, Identitätsbildung 27, 55, 94, 107, 175, 193, 198, 199 178, 179, 184, 188, 202, 248, 295 internationale Kommunikation 138 Ideologie 53, 103, 166, 193, 196, 267, 287 internationale Organisation 138 Imitation 88 internationale Wanderung 171 Indien 20, 43, 89, 103, 269, 287 Internationalisierung 171 indigene Völker 102, 124, 128, 179 Internet 36, 66, 108, 197, 205, 211, 244, Indischer Ozean 201 246, 253, 255, 282, 288 Individualisierung 30, 75, 76, 92, 122, interpersonelle Kommunikation 16, 246, 307 256 Individualität 26, 119 Intersubjektivität 16 Individualkommunikation 256 Interview 121 Individuum 8, 27, 88, 98, 105, 119 Intimität 54 Indonesien 89, 123, 128 Invalidität 87 Industrialisierung 68 Irak 11, 20 Industrie 137, 288, 313 Iran 244 Industriegesellschaft 89 Islam 64, 77, 96, 99, 187, 197, 199, 200, Inhaltsanalyse 255 275 Inklusion 14, 97, 171, 172, 187 islamische Gesellschaft 96 innerdeutsche Beziehungen 168 Islamismus 64, 200 Sachregister 219

Israel 89 Kleidung 170 ISSP 210 Kleinstadt 155 Italien 71, 83 Kollektivbewusstsein 75 kollektive Identität 129, 144, 174, 178, J 186, 188 Japan 23, 89, 98, 131, 172, 178 kollektives Wissen 7 Jaspers, K. 18 Kolonialismus 20, 118, 124, 179, 294 Journalismus 157, 211, 244 Kommerzialisierung 158, 288 Journalist 218 Kommunalpolitik 134 Jude 180, 260 Kommunikation 3, 16, 30, 42, 45, 73, 91, Judentum 50, 152 94, 121, 131, 138, 151, 167, 172, Judenverfolgung 226, 260 233, 247, 248, 249, 250, 279, 284, Jugend 63, 92 312 Jugendarbeit 163 Kommunikationsmedien 42, 284 Jugendbewegung 75 Kommunikationsraum 50, 80, 121 Jugendforschung 157 Kommunikationstheorie 29 Jugendgruppe 293 Kommunikationsverhalten 16, 167, 256 Jugendkultur 92, 157, 158, 163, 166, 248, kommunikatives Handeln 16, 312 280, 291, 293 Kommunismus 305 Jugendlicher 89, 153, 156, 158, 164, 167, Kompetenz 92, 94, 154, 207, 253 169, 176, 214, 248, 282, 288, 291, Komponist 230 293 Konflikt 95, 129, 177, 189, 207, 234 Jugendweihe 128 Konfliktbewältigung 107, 128 Jugoslawien 191, 299 Konfliktpotential 63, 189 Junge 170 Konfliktregelung 230 Konformismus 69 K Konsolidierung 216 Kalter Krieg 295, 305 Konstrukt 207 Kampagne 180 Konstruktivismus 37, 186 Kanada 198 Konsum 31, 32, 44, 62, 69, 159, 168, 282 Kant, I. 97, 270 Konsumforschung 44 Kapitalismus 54, 60, 69, 265, 305 Konsumgesellschaft 44, 62, 159, 305 Karikatur 172, 229 Konsumverhalten 62, 159 Karneval 128, 155 Kontakt 151 Katastrophe 47, 301 Kontextanalyse 159 katholische Kirche 34, 222 Kontingenz 13, 47, 263 katholische Soziallehre 214 Konvergenz 23 Katholizismus 64 Koordination 132 Kaufverhalten 282 Körper 12, 26, 41, 45, 56, 58, 87, 98, 110, Kaukasusregion 172 119, 169, 170, 249, 267 Kenia 244 Körperbehinderung 87 Kind 48, 62, 170, 298 Körpergewicht 41 Kindergarten 170 Kosmopolitismus 77, 173, 265 Kindheit 63 Kraftfahrzeugindustrie 253 Kino 31, 263 Krankheit 46, 93 Kirche 8, 63, 93, 197, 283 Kreativität 140, 257 Kitsch 66 Krieg 46, 81, 87, 95, 115, 191, 193, 224, Klassengesellschaft 68 294 Klassenlage 101 Kriegsführung 224 220 Sachregister

Kriegsopfer 87, 215, 224 künstliche Befruchtung 183 Kriminalisierung 46 Kunstsoziologie 270 Kriminalroman 273 Kunstwerk 30, 31, 57, 143, 262, 269, 270 Krise 67 Kritik 8, 19, 49, 60, 69, 96, 120, 151, 215, L 259, 261 Lacan, J. 13 Kritische Theorie 54, 213 Laizismus 64 Kulturangebot 32, 163, 265, 275, 288 Landbevölkerung 277 Kulturanthropologie 22, 110, 113, 126, Landespolitik 208 164 Landschaft 23, 201 kulturelle Beziehungen 20, 40, 43, 74, Laos 123 144, 168, 182 Lateinamerika 17, 118, 128, 172, 179, 246, kulturelle Einrichtung 74, 91, 135, 144, 295 145, 304 Leben 82 kulturelle Faktoren 61, 70, 76, 85, 91, Lebensalter 100, 290 107, 117, 120, 131, 163, 170, 219, Lebensbedingungen 68, 182 225, 234, 240, 285, 303 Lebensgemeinschaft 205 kulturelle Identität 1, 50, 70, 135, 174, Lebenslauf 88, 217 175, 177, 190, 194, 200, 222, 275 Lebensplanung 90 kulturelle Integration 185 Lebensraum 170 kulturelles Kapital 31, 194, 290 Lebenssinn 271 kulturelles System 194 Lebensstil 26, 46, 70, 76, 101, 159, 163, kulturelles Verhalten 85, 122, 194 271, 293 kulturelle Veranstaltung 132, 194, 304 Lebensweise 49, 90, 119, 124, 181 kulturelle Vielfalt 125, 174, 187, 194 Lebenswelt 21, 34, 37, 50, 101, 208, 246, Kulturgeschichte 46, 56, 81 258 Kulturindustrie 134, 148, 158 Legalisierung 93 Kulturkampf 199 Leistungsfähigkeit 210 Kulturkonflikt 234 Leitbild 41, 54, 80, 82, 225, 267, 295 Kulturkritik 178, 259, 262, 311 lernende Organisation 241 Kulturlandschaft 32, 229, 265 Lernfähigkeit 231, 287 Kulturpolitik 133, 134, 135, 136, 141, Lernprozess 171, 180 142, 144, 145 Lesen 91 Kulturwandel 11, 61, 89, 124, 132, 182, Lettland 83, 248 225, 245 Levi-Strauss, C. 21, 25 Kulturwirtschaft 134, 266 Liberalismus 18, 97, 213, 215 Kulturwissenschaft 5, 6, 11, 32, 34, 68, Liebe 54, 267 88, 134 Lied 127, 136, 153 Kunde 151 Literatur 13, 20, 23, 40, 57, 93, 148, 180, Kundenorientierung 304 184, 195, 215, 248, 257, 261, 268, Kunst 8, 13, 31, 140, 143, 145, 226, 257, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 258, 259, 260, 261, 262, 264, 265, 278 266, 267, 268, 270, 271, 279, 289, Logik 5, 308 290 lokale Faktoren 80 Kunsterziehung 270 lokale Öffentlichkeit 245 Kunstgeschichte 264 Luftfahrzeug 47, 57 Kunstkritik 262, 285 Luftverkehr 57 Künstler 264, 266, 268, 284 Luhmann, N. 12, 18 Künstlerin 266 Luther, M. 222 Sachregister 221

Metropole 17, 49, 53, 72 M Mexiko 17, 128, 172 Machtkampf 212 Migrant 33, 125, 150, 152, 170, 185, 189, Machtpolitik 135 227, 246, 247, 248, 252, 280, 295 Mädchen 128, 170 Migration 77, 90, 116, 150, 171, 181, 227, Magie 29 246, 254, 268, 275 Makroebene 239 Migrationsforschung 185, 246 Malaysia 172 Migrationspolitik 150 Management 67, 85, 86, 132, 239, 240, Mikroebene 239 241 Mikronesien 124 Manager 240 Militär 115, 165 Managing Diversity 103, 125 Militarismus 222 Mann 84, 87, 136 Minderheit 33, 74, 123, 152, 174, 189, Männlichkeit 84, 87, 267 190, 195, 247 Mannschaftssport 150 Minderheitenpolitik 74, 189 Marketing 44, 134, 139 Mitsprache 210 Markt 282 Mittelalter 9, 197, 222 Marktmacht 207 Mittelamerika 17, 128, 172, 179 Marktwirtschaft 62 Mitteleuropa 58, 216, 220 Marokko 275 Mobilisierung 163 Massengesellschaft 158 Mobilität 265 Massenkommunikation 256 Mode 170, 268, 271 Massenkultur 31, 70, 148, 271, 311 Moderne 40, 41, 54, 55, 60, 96, 173, 180, Massenmedien 26, 44, 47, 57, 158, 204, 194, 198, 207, 260, 262, 274 236, 250, 251 Modernisierung 9, 49, 55, 81, 96, 101, Massenproduktion 44 173, 310 Mathematik 9, 38 Moral 25, 81, 96, 207, 215 Mediation 7, 43 moralisches Urteil 95, 289 Mediatisierung 156, 256 Mosambik 102 Medien 7, 26, 36, 63, 88, 137, 150, 155, Motiv 34 156, 165, 197, 198, 215, 218, 219, Motivation 90, 95, 191, 232 226, 229, 245, 249, 251, 267, 282, multikulturelle Gesellschaft 125, 171, 199, 309 200, 215, 275 Mediengeschichte 36, 47 Multimedia 134 Mediengesellschaft 142 multinationales Unternehmen 237 Medienkompetenz 180 Museum 20, 133, 264, 281, 294 Medienkonzentration 180 Musik 20, 30, 127, 145, 152, 155, 156, Medienpolitik 146 157, 166, 185, 194, 230, 268, 269, Medientechnik 224, 300, 313 280, 282, 283, 284, 285, 287, 288, Medientheorie 36 290, 304 Medienverhalten 156, 245, 252 Musiker 152 Medienwirtschaft 134, 146 Musikkanal 280 medizinische Versorgung 119 Musiksoziologie 290 Mehrsprachigkeit 189, 237, 248 Muslim 100, 187 Melanesien 124 Mutter 298 Menschenbild 18, 55 Mutterschaft 55, 298 Menschenrechte 141, 174, 213 Muttersprache 116 Metapher 166 Myanmar 178 Methodenforschung 121 Mythologie 222, 292 222 Sachregister

Mythos 3, 52, 82, 94, 110, 221, 222 O Objekt 104 N OECD-Staat 116 Nachfrage 304 öffentliche Aufgaben 242 nachhaltige Entwicklung 61 öffentliche Einrichtung 304 Nachhaltigkeit 201 öffentliche Förderung 133 Nachkriegsgesellschaft 107 öffentliche Kommunikation 251 Nachkriegszeit 76, 80, 87, 208, 222, 226, öffentliche Meinung 255 264 öffentliche Ordnung 273 Nahost 11, 20, 40, 89, 114, 177, 183, 186, öffentlicher Raum 17, 23, 105, 293 244, 252, 256, 275 öffentliche Verwaltung 125 Narration 21, 169, 296, 308 Öffentlichkeit 17, 19, 36, 49, 73, 177, 186, Narzissmus 95 213, 232, 244, 245, 272 Nationalbewusstsein 70 öffentlich-rechtliche Einrichtung 145 nationale Identität 114, 135, 136, 150, Ökonomie 205, 288 175, 177, 182, 184, 186, 188, 190, ökonomische Entwicklung 205 191, 194, 198, 222 ökonomische Faktoren 302 nationale Integration 150 ökonomischer Wandel 73 nationales Stereotyp 160 ökonomischer Wert 9 Nationalismus 53, 106, 178, 198, 200 ökonomisches Verhalten 67 Nationalität 147, 242 Ökonomisierung 67 Nationalsozialismus 6, 44, 106, 143, 148, Online-Befragung 255 193, 196, 221, 222, 226, 231 Ontologie 18 NATO 199 Oper 136, 290 Natur 60 Opfer 81, 82 Netzgemeinschaft 288 Opportunismus 18 neue Bundesländer 100, 128, 214, 290, Opposition 244 295 Organisation 74, 132 neue Medien 253, 288 Organisationen 141, 238, 239 Neuzeit 124, 197 Organisationsentwicklung 241 nichteheliche Lebensgemeinschaft 71 Organisationsstruktur 241 Niederlande 152, 189, 196 Organisationstheorie 3 Niedersachsen 208 organisatorischer Wandel 239 Nietzsche, F. 207 Organspende 98 Nigeria 244 Orientalistik 40 Nomade 128 orthodoxe Kirche 58 nonverbale Kommunikation 151, 256 Osmanisches Reich 40 Nordafrika 275 Ostafrika 20, 96, 201, 244, 303 Nordamerika 1, 11, 20, 52, 62, 98, 113, Ostasien 23, 72, 85, 89, 98, 131, 172, 178, 120, 145, 158, 179, 180, 184, 185, 200, 248 186, 189, 198, 199, 200, 215, 253, Österreich 51, 114, 127, 149, 152, 196, 256, 280, 295, 297, 301, 307, 311 237 Nordrhein-Westfalen 127, 132, 167, 223 Österreich-Ungarn 51, 285 Normalisierung 84 Osterweiterung 220 Normalität 168 Osteuropa 58, 83, 182, 203, 220 Norwegen 190 Ozeanien 124 Notlage 67 NPD 163 P Pädagogik 11, 65 Sachregister 223

pädagogisches Konzept 300 politische Funktion 211 Pakistan 128 politische Geschichte 59, 78, 173 Papst 222 politische Gruppe 59 Papua-Neuguinea 124 politische Ideologie 153, 173, 222 Paraguay 246 politische Institution 216 Parlamentsdebatte 236 politische Integration 117 Parsons, T. 12, 120 politische Kommunikation 53, 142, 204, Partei 74, 75, 233 211, 218, 219, 233, 254 Parteianhänger 163 politische Kultur 3, 51, 59, 62, 64, 65, 77, Parteiensystem 204 80, 115, 137, 173, 180, 191, 198, Partizipation 3, 154, 209 200, 203, 204, 206, 208, 209, 210, Patriarchat 60 212, 213, 214, 216, 218, 219, 220, Patriotismus 61, 82, 311 221, 223, 225, 226, 227, 228, 229, Pazifischer Raum 124 231, 232, 235, 236, 244, 311 Persischer Golf 256 politische Linke 59, 214, 231, 274 Persistenz 84 politische Macht 33, 212 Personalbeurteilung 240 politische Ökonomie 59 Personaleinstellung 240 politische Partizipation 232 Personalentwicklung 85 politische Philosophie 9, 78, 173, 213 Personalisierung 204 politischer Akteur 218, 299 Perspektive 228 politische Rechte 153, 214, 231 Pflicht 25 politische Reform 310 Phänomenologie 5, 21, 45, 140, 162 politischer Einfluss 147, 210, 218, 235, Phantasie 13, 91 251 Philippinen 227 politischer Konflikt 297 Philologie 6 politischer Prozess 173, 210 Philosophie 6, 207, 257, 261 politischer Wandel 65, 173 Plakat 33 politisches Bewusstsein 206 Planung 132 politisches Handeln 223 Pluralismus 94, 163, 171, 189 politische Sozialisation 206 Polen 85, 147, 175, 202, 229 politische Soziologie 173 Political Correctness 215 politisches System 210, 216, 227 Politik 9, 14, 60, 64, 67, 79, 84, 97, 115, politische Stabilität 216, 244 147, 157, 163, 180, 186, 193, 204, politisches Verhalten 227 210, 211, 212, 218, 221, 254, 264, politische Theorie 9, 173, 213, 228 267, 273, 283, 311 politische Verhandlung 212 Politiker 84, 218, 219, 233, 235, 256 Politisierung 39, 142, 155, 207, 264 Politikverdrossenheit 204, 233 Polizei 291 Politikwissenschaft 6, 203, 217 Polynesien 124 politische Bewegung 59 Popkultur 66, 127, 142, 157, 271, 305, 311 politische Bildung 203, 214, 231 Popmusik 11, 127, 142, 156, 157, 164, politische Einstellung 173, 203, 206, 227, 271, 286 297 Popularisierung 48, 204 politische Elite 204, 225, 235 Popularität 156, 204 politische Entscheidung 210, 236 Populismus 204 politische Entwicklung 59, 124, 173 Portugal 294 politische Faktoren 107 Postkolonialismus 303 politische Folgen 59 postkommunistische Gesellschaft 203 politische Führung 221, 235 Postmaterialismus 101 224 Sachregister

Postmoderne 8, 37, 108, 140, 205, 213, Rechnen 91, 243 258, 262, 271 rechtliche Faktoren 98 postsozialistisches Land 53, 58, 73, 83, Rechtsanspruch 119 85, 127, 147, 172, 175, 177, 195, Rechtsfähigkeit 119 202, 203, 214, 216, 220, 229, 237, Rechtsform 145 248, 277 Rechtsgrundlage 291 Poststrukturalismus 13 Rechtsprechung 99, 138 Praxis 9, 125 Rechtsradikalismus 153, 166 Presse 84, 93, 137, 211 Redaktion 224 Pressegeschichte 48 reflexive Modernisierung 41 Prestige 70 Reflexivität 18, 23, 33, 70, 270 Preußen 222 Reform 67, 202 Privatisierung 62, 145 Regelung 238 Privatsphäre 23, 250 Regierung 210, 236 Product Placement 305 regionale Entwicklung 129, 134 Professionalisierung 75, 241 regionale Identität 112, 175, 188 Proletariat 75 Reichtum 75 Propaganda 148, 224, 289, 310, 311 Reise 114, 151, 172 Protest 205, 223, 293 Rekrutierung 131 Protestant 100 Relevanz 264 Protestantismus 222 Religion 8, 11, 12, 25, 34, 64, 83, 97, 100, Protestbewegung 76, 223 118, 124, 129, 175, 196, 200, 213, Protestverhalten 223 222, 283 Psychiatrie 278 Religionsgemeinschaft 83 psychische Faktoren 90, 309 Religionsgeschichte 64 Psychoanalyse 13 Religionskritik 197 Psychologie 6 Religionssoziologie 83 Public Private Partnership 145 Religionswissenschaft 6 Publikation 215, 260 Religionszugehörigkeit 100, 170 Publikum 224, 311 religiöse Bewegung 43, 64 Publizistik 229 religiöse Faktoren 100, 103, 279, 292 religiöse Gruppe 43, 125, 197 Q religiöser Konflikt 197 qualitative Methode 5 Religiosität 100, 279 Reorganisation 117 R Repräsentation 21, 26, 33, 36, 123, 172, Radikalismus 200 177, 201, 279, 286, 294 Rahmenbedingung 135, 145, 224 Reproduktionsmedizin 183 Rasse 126, 196 Republik Südafrika 89, 215 Rassismus 152, 196, 286, 301 Rezeption 10, 31, 32, 153, 156, 157, 262, Rational-Choice-Theorie 54 280, 288, 290, 292, 296, 307, 309 Rationalität 9, 207, 285, 312 Reziprozität 25 Rauchen 255 Rhetorik 285 Raumfahrt 47 Richtlinie 238 Raumplanung 72, 291 Ritual 12, 29, 58, 94, 108, 122, 124, 128, Rawls, J. 97 130, 150, 164, 212, 267, 303 realer Sozialismus 155 Roboter 34 Realität 1, 5, 36, 258, 279, 292 Rockmusik 153, 157, 163, 164 Reality-TV 36 Rolle 48, 176, 232, 307 Sachregister 225

Rolleneinnahme 176 Selbstorganisation 205 Rollenspiel 16 Selbstreferenz 45 Rollenverständnis 159 Selbststeuerung 37 Roman 57, 277, 278 Selbstverständnis 12, 18, 19, 30 Romanistik 6, 277 Semantik 37, 54, 254 Romantik 54, 270 Semiotik 271 Routine 94 Serbien 191 Ruanda 107 Sexualaufklärung 63 Ruhrgebiet 132, 139, 274 Sexualerziehung 63 Rumänien 182, 195, 203 Sexualität 44, 54, 63, 155 Rundfunk 252 Sexualverhalten 63, 111 Rundfunkanstalt 245 Show 155 Russe 247 Sicherheit 257 Russland 58, 73, 85, 127, 172 Siebenbürgen 127, 195 Simmel, G. 23, 76 S Singapur 178 Sachsen 140, 147, 263 Situationsanalyse 30, 151 Säkularisierung 64, 93 Skandal 250 Sartre, J. 18 Skandinavien 248 Satire 229 Slowenien 127, 277 Schamanismus 123 Soldat 115, 242, 294 Schauspiel 16 Sozialdarwinismus 196 Schauspieler 302 soziale Anerkennung 25, 33, 81, 82 Schifffahrt 47, 124 soziale Anpassung 58 Schlesien 147 soziale Anziehung 110 Schleswig-Holstein 112, 133 soziale Bewegung 59, 205 Schlüsselqualifikation 242 soziale Beziehungen 54, 100, 101, 168, Schmitt, C. 18 246, 267 Schrift 12, 249, 289 soziale Differenzierung 45, 101 Schriftsteller 13, 148, 182, 229, 273, 274, soziale Distanz 18, 19 276 soziale Einstellung 19 Schröder, G. 204 soziale Entwicklung 27 Schulbuch 186, 289 soziale Folgen 133 Schule 63, 91 soziale Frage 55 Schulentwicklung 91 soziale Gerechtigkeit 69 Schüler 167, 282 soziale Integration 73, 77, 100, 185, 190, Schülerin 167 275 Schütz, A. 11, 21 soziale Klasse 10, 28, 31, 290 Schwangerschaftsabbruch 93 soziale Konstruktion 12, 16, 19, 37, 76, 82 Schweiz 51, 89, 127, 160, 189, 313 soziale Krise 301 SDS 59 soziale Marktwirtschaft 77 Segregation 247 soziale Norm 41 Selbstbestimmung 74, 93 soziale Partizipation 76, 181 Selbstbestimmungsrecht 98 soziale Position 19, 99 Selbstbild 25, 26, 87, 168, 170, 195, 200, Sozialer Dialog 76 201, 287, 295, 303 sozialer Konflikt 63, 76 Selbstdarstellung 26, 75, 179, 271, 293 sozialer Prozess 15, 154 Selbstkontrolle 41, 267 sozialer Raum 8, 23, 38, 101, 159, 173, Selbstmord 47 179, 284 226 Sachregister

sozialer Status 45, 99 Sprachförderung 189 sozialer Wandel 48, 58, 61, 63, 65, 74, 82, Sprachgebrauch 19, 166, 167, 192, 233, 107, 173, 182, 245, 266 273 soziale Schichtung 44, 101, 124, 277 Sprachgruppe 188, 189, 190 soziale Schließung 120 Sprachkenntnisse 237 soziales Milieu 72, 101, 232 Sprachverhalten 19, 189, 248 soziales Netzwerk 50, 72, 101, 105 Sprachwandel 248 soziales Problem 301 Sprechakt 29 soziales System 45, 121, 239, 258 staatliche Einflussnahme 74 soziales Verhalten 82 Staatsangehörigkeit 116 soziale Umwelt 306 Staatsform 74 soziale Ungleichheit 45, 48, 70, 173, 290 Staatsgrenze 11 soziale Wahrnehmung 105, 114 Stabilität 25, 70 soziale Wirklichkeit 5, 37, 258, 306 Stadt 23, 49, 72, 73, 80, 105, 212, 263, Sozialforschung 5 291, 293 Sozialgeschichte 44, 277 Städtebau 80, 263 Sozialisation 1, 170, 241 Stadtentwicklung 23, 80, 139, 263, 291 Sozialismus 59, 76, 263, 299 Stadtregion 72 sozialistische Bewegung 59 Stadtteil 291 sozialistischer Staat 231 Standardisierung 4 Sozialkapital 100, 101 Standortpolitik 134 Sozialkunde 186 Star 66, 164, 302, 307 Sozialpädagogik 94 Statistik 278 Sozialpolitik 225 Statusbewusstsein 76 Sozialstaat 207 Statussymbol 76 Sozialstruktur 19, 31, 54, 124, 277 Steiermark 127 Sozialwissenschaft 30 Stellenangebot 237 soziokulturelle Entwicklung 7, 61, 73, Sterben 93, 109, 122 109, 110, 261, 274 Stereotyp 33, 215, 248, 286, 305 soziokulturelle Faktoren 11, 108, 170, Streik 51 245, 280 Student 161, 167, 206, 253 Soziolinguistik 167 Studentenbewegung 59, 65 sozioökonomische Entwicklung 154 Studentenschaft 206 sozioökonomische Faktoren 278 Studentin 167, 206 sozioökonomische Struktur 9 Subjekt 13, 14, 37, 56, 104, 207 Spanien 55 Subjektivität 1, 13, 267 SPD 204 Subkultur 101, 140, 153, 158, 189, 291, Spezialklinik 223 293 Spiel 16, 130, 155, 169, 267 Sublimierung 45 Spielfilm 295, 298, 305 Suchmaschine 255 Spionage 305 Südamerika 17, 118, 128, 246, 295 Spiritualität 43, 83 Sudan 96 Sport 56, 169 Südasien 20, 43, 89, 103, 128, 212, 269, Sportwissenschaft 6 287 Sprache 13, 14, 20, 37, 45, 115, 124, 126, Südeuropa 248 135, 166, 167, 174, 189, 190, 192, Südkorea 98 193, 215, 234, 248, 253, 254, 273, südliches Afrika 89, 102, 215 275, 289, 293 Südostasien 89, 123, 128, 129, 172, 178, Spracherwerb 189 227 Sachregister 227

Südosteuropa 182, 203 Trauer 108, 109 symbolische Politik 193 Traum 279 symbolischer Interaktionismus 54, 120 Trend 76 symbolisches Kapital 87 Trieb 1 Symbolismus 13 Tschechische Republik 85, 202, 237 Sympathie 209 Tschechoslowakei 147 Systemkritik 299 Tugend 81, 95 Systemtheorie 37, 45, 54, 243, 258 Türke 152, 247 Türkei 89, 183, 186, 252, 275 T Typologie 21, 79, 89, 125, 151 Tageszeitung 127 Tanz 162, 267, 269 U Tausch 25 UdSSR 305 Technik 74, 91, 154, 303 UdSSR-Nachfolgestaat 58, 73, 83, 85, Technikfolgen 47 127, 172, 177, 248 Technikgeschichte 47 Ukraine 83 Techniksoziologie 47 Umfrageforschung 255 technische Entwicklung 9, 282, 300, 313 UNESCO 135 technischer Fortschritt 15, 47 Unfall 47 technischer Wandel 61 Ungarn 53, 127 Technokultur 139 Unterbewusstsein 12 Technologie 27 Unterhaltung 148, 155 Technologiepark 72 Unterhaltungsindustrie 142 Terrorismus 57, 295 Unternehmen 140, 237, 238, 239 Thailand 178 Unternehmensberatung 238 Theater 130, 136, 145, 155, 185 Unternehmenskultur 238 Theaterwissenschaft 6 Unternehmer 73 Theokratie 64 Unterricht 91, 300 Theologie 8 Unterrichtsmedien 310 Theorievergleich 213 Unterschicht 68 Therapie 98 Urbanität 17, 23, 72 Tibet 178 Urlaub 151 Tier 34 Urteil 14 Tirol 149 USA 1, 11, 52, 62, 98, 113, 120, 145, 158, Tod 82, 108, 109, 115, 122, 128 179, 180, 184, 185, 186, 189, 198, Toleranz 200 199, 200, 215, 253, 256, 280, 295, Tourismus 44, 102, 114, 137, 151, 160 297, 301, 307, 311 Tourist 114 Tradition 63, 70, 75, 95, 96, 124, 179, V 194, 195, 231 Verantwortung 74, 231 traditionelle Gesellschaft 63, 96, 124 Verbot 279 traditionelle Kultur 89, 96, 103, 138, 194 Verdinglichung 279 transatlantische Beziehungen 113, 184 Verfahren 92, 131, 279 Transfer 187, 280 Vergangenheitsbewältigung 137, 214, 221, Transformation 23, 87, 203, 220 226, 231 Transkulturalität 123, 269 vergleichende Forschung 120 transnationale Beziehungen 50, 150, 180, Verhaltensforschung 15 202 Verhaltensmuster 107 Transzendenz 16, 25 Verkehrssystem 47 228 Sachregister

Verkehrsunfall 47 Wertwandel 75, 81, 168, 225 Vermarktung 62 Westafrika 63, 111, 128, 194, 244, 245 Vernetzung 144, 247 Westeuropa 58, 182, 187, 193, 218 Vernunft 8, 97 westliche Welt 83, 115, 199 Verständnis 125, 233 Widerstandsbewegung 229, 274 Verstehen 3, 14, 16, 30, 34, 114, 119, Wiedervereinigung 214 243, 287 Wirkungsanalyse 159 Vertrauen 216 Wirtschaftsbeziehungen 168 Vertrieb 160 Wirtschaftskrise 67 Verwandtschaft 94, 183 Wirtschaftssoziologie 140 Verwissenschaftlichung 112 Wirtschaftsverband 146 Video 23, 36, 249, 280 Wissen 1, 3, 9, 12, 21, 35, 39, 47, 72, 79, Videofilm 36 91, 92, 96, 112, 117, 123, 171, 183, Videokonferenz 253 239, 241, 242, 278 virtuelle Gemeinschaft 246 Wissenschaft 13, 36, 39, 48, 67, 79, 104, virtuelle Realität 36, 169 106, 113, 140, 196, 236, 272, 281 Visualisierung 33, 87, 224 Wissenschaftler 38, 126, 147, 298 visuelle Wahrnehmung 33, 42, 306, 308 Wissenschaftsanwendung 241 Völkermord 260 Wissensgesellschaft 21, 47, 161, 239 Völkerrecht 141, 213 Wissensmanagement 239 Volkskunde 106, 112, 117, 127 Wissenssoziologie 1, 5, 35, 79 Volkskunst 277, 293 Wissenstransfer 42, 50, 113, 123 Volksmusik 136 Wochenzeitung 48 Volkszählung 116 Wohlfahrtsstaat 225 Vorschule 170 Wohlstand 168 Wohnen 159, 291 W Wohnform 159 Wähler 204 Wohnung 159 Wahlkampf 204 Wörterbuch 248 Wahrnehmung 39, 92, 95, 161, 179, 279, Wortschatz 289 291, 292 Währungsreserve 222 Z Waldorfschule 196 Zeitgeist 40 Weber, M. 18, 29, 70, 287 Zeitgeschichte 7 Website 166 Zeitschrift 48, 157, 192 Weimarer Republik 9, 44, 49, 87, 196, Zeitung 157, 215, 289 217 Zensur 229 Weiterbildung 237 Zentralafrika 107 Welt 21, 199, 246 Zivilcourage 82, 229 Weltanschauung 196 Zivilgesellschaft 70, 208, 214, 244 Weltbild 124, 297 Zivilisation 60, 74, 95, 175 Weltgesellschaft 14, 42, 200, 213, 244 Zufriedenheit 210 Weltpolitik 64 Zukunft 15, 32 Wende 214 Zweiter Weltkrieg 137, 143, 215 Werbung 150, 160, 253, 289 Zwischenkriegszeit 53, 310 Wert 11, 89, 124, 201, 240, 242 Wertorientierung 19, 75, 81, 82, 88, 89, 101, 109, 144, 168, 209, 218, 220, 16. Jahrhundert 58, 118 227 17. Jahrhundert 1, 58, 118 Sachregister 229

18. Jahrhundert 58, 118, 197, 272, 283 19. Jahrhundert 20, 40, 43, 48, 50, 52, 56, 58, 73, 114, 136, 185, 192, 193, 271, 272, 273, 277, 283, 285 20. Jahrhundert 20, 40, 43, 44, 50, 52, 55, 56, 58, 175, 192, 197, 226, 250, 268, 271, 272, 274, 278, 283 21. Jahrhundert 114, 196, 197, 271

Institutionenregister 231

Institutionenregister

Arnold-Bergstraesser-Institut für Kulturwissenschaftliche Forschung e.V. 227 Deutsches Literaturarchiv Marbach 281 Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Hamburg 168 Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Publizistik- und Kom- munikationswissenschaft Arbeitsstelle Kommunikationstheorie, Medienwirkungs- und Me- diennutzungsforschung 218, 219 Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut Bereich Politikwissenschaft 17 Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und ge- sellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" 182, 191, 195, 299 Friedrich-Schiller-Universität Jena, Philosophische Fakultät, Historisches Institut Jena Center Ge- schichte des 20. Jahrhunderts 50 Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden 147 Hochschule der Medien Stuttgart 309 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Institut für Medienforschung -IMF- 165, 272 Humboldt-Universität Berlin, Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" 278 Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Europäische Ethnologie 177, 183 Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Geschichtswissenschaften Lehrstuhl für Neuere Geschichte, insb. 19. Jahrhundert 113 Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, SFB 640 Repräsentationen sozialer Ord- nungen im Wandel 177, 183 Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehr- bereich Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse 84 Institut für die Geschichte der deutschen Juden 56 Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. 35 Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK- 285, 303 IWM - Institut für Wissensmedien 281 Jacobs University Bremen gGmbH, School of Humanities and Social Sciences, Professorship of History 43 Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Architektur, Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung Fachgebiet Regionalplanung und Bauen im ländlichen Raum 161 232 Institutionenregister

Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für So- ziologie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs 92, 154 Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle 269 Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung 188 Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften 103, 125 Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Fak. II Kultur- und Naturwissenschaften, Institut für Kulturmanagement 304 Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur e.V. an der Universität Leipzig 50 Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr 242 Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen 252 Technische Universität Berlin, Fak. VI Planen, Bauen, Umwelt, Institut für Soziologie 86 Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin - New York "Geschich- te und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" am Center for Metropolitan Studies 53 Technische Universität Braunschweig, Fak. 02 Lebenswissenschaften, Abt. Geschichte der Natur- wissenschaften, insb. Pharmaziegeschichte 272 Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Soziologie Prof.Dr. Löw 306 Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie 92, 132, 139 Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie der Geschlechterverhältnisse 161 Technische Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit 52 Technische Universität Wien, Fak. für Architektur und Raumplanung, Department für Raument- wicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Soziologie 232 Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwis- senschaft, Friedens- und Konfliktforschung 236 Universität Bayreuth, Bayreuth International Graduate School of African Studies -BIGSAS- 107, 111 Universität Bayreuth, IWALEWA-Haus - Afrikazentrum 268 Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Graduiertenkolleg 844 "Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität" 42 Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, WE I Theorie und Geschichte der Soziologie Professur für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie Prof.Dr. Heintz 174 Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Informati- on -IMKI- 247 Institutionenregister 233

Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Geisteswissenschaften, Institut für Kommunikati- onswissenschaft 251 Universität Düsseldorf, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für BWL, insb. Marke- ting 304 Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien 24 Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Romanisches Seminar 192 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Forschungsschwerpunkt Stadt, Region und soziale Sicherheit 35 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur für Kultursoziolo- gie 262 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Lehrstuhl für Wissenschaftliche Politik, insb. Internationale Politik 227 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Lehrstuhl für Wissenschaftliche Politik, insb. Vergleichende Regierungslehre 234 Universität Gießen, FB 05 Sprache, Literatur, Kultur 272 Universität Gießen, Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" 49 Universität Göttingen, DFG-Forschergruppe 772 "Die Konstituierung von Cultural Property: Ak- teure, Diskurse, Kontexte, Regeln 138, 141 Universität Göttingen, Philosophische Fakultät, Institut für Kulturanthropologie, Europäische Eth- nologie 208 Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl für So- ziologie, insb. Religionssoziologie 174 Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" 40, 99, 102, 118, 201, 260 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät II Philologien, Kommunikations- und Mu- sikwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation & Sport, Department Medien- und Kommunikationswissenschaften 309 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Ethnologie 102, 201, 260 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Philosophie 118 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Arabistik und Islamwissenschaft 40, 99 Universität Hamburg, Fak. für Geisteswissenschaften, Department Kulturgeschichte und Kultur- kunde Institut für Volkskunde, Kulturanthropologie 245 Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Deutsches Seminar 166 234 Institutionenregister

Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissen- schaften Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Kommunikationstheorie 233 Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissen- schaften Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung 240 Universität Innsbruck, Fak. für Betriebswirtschaft, Institut für Strategisches Management, Marke- ting und Tourismus 149 Universität Innsbruck, Fak. für Politikwissenschaft und Soziologie, Institut für Politikwissenschaft 218 Universität Innsbruck, Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut Brenner- Archiv 276 Universität Karlsruhe, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Medi- en- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Soziologie unter be- sonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs 161 Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Seminar für Europäische Ethnologie, Volkskunde 112 Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Psychologie Professur Sozial- psychologie II 256 Universität Köln, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 427 "Medien und kulturelle Kommunikation" 256 Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach So- ziologie Forschungsgruppe Wissenssoziologie 16, 26 Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach So- ziologie Lehrstuhl für Makrosoziologie 58 Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Literaturwissenschaft 58 Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskol- leg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und politischer Inte- gration" 26, 58 Universität Leipzig, Philologische Fakultät, Institut für Amerikanistik 184 Universität Leipzig, Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung -ZLS- 50 Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften 27 Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" 283 Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Institut für Ethnologie 123 Universität Osnabrück, FB 01 Sozialwissenschaften, Fachgebiet International Vergleichende Ge- sellschaftsanalyse 146 Universität Tübingen, Fak. für Kulturwissenschaften, Kunsthistorisches Institut 281 Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft 117, 281 Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Lehr- stuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts 176 Institutionenregister 235

Universität Zürich, Philosophische Fakultät, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienfor- schung -IPMZ- 218 Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. 57, 80, 297 Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communi- cation & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse 2, 243, 284 Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate management & economics, Lehrstuhl für Marketing 86 Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate management & economics, Lehrstuhl für Unternehmensführung & Personalmanagement 302

ANHANG

Hinweise 239

Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur

Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bi- bliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachge- wiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen.

Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr

Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Doku- mentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.

Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln

Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadt- bibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeit- schrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulan- gehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich.

Zur Benutzung der Forschungsnachweise

Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im For- schungsnachweis genannt ist.

Dienstleistungsangebot der Abteilung „Fachinformation für die Sozialwissenschaften“

Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf natio- naler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar. Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch: ● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstruktu- ren, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östli- chen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevan- ten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen ● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwer- punkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschafts- kommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen ● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erwei- terung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene ● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in Kooperation mit der Wissenschaft ● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnah- men

Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -er- gebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfol- gend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufge- baut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner mit einbezieht.

Datenbanken Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid.

SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letz- ten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewin- nungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Pro- jekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bil- dungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswis- senschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Me- thoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdiszipli- näre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontolo- gie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis 2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab 2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und Methodik - WISDOM - übernommen. Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informa- tionen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen.

SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Litera- tur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdiszi- plinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Geronto- logie oder Sozialwesen. Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Li- teratur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Be- rufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung herge- stellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deut- schen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.

Zugang zu den Datenbanken An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulange- hörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale für Recherchen zur Verfügung: www.sowiport.de SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemein- sam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenban- ken:

● Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS ● Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS ● Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen ● Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung ● Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ● Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung ● Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen ● Publikationen der Bertelsmann Stiftung ● ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts, Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International, Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index ● Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften, Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen

Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojek- ten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen erreichbar. www.infoconnex.de Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespau- schalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdaten- banken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozial- wissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdaten- bank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizen- zen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wis- senschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.

Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Daten- banken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden The- mengebieten zusammengestellt. Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umset- zung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Down- load zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen. soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: ● Allgemeine Soziologie ● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie ● Berufssoziologie ● Kultursoziologie + Kunstsoziologie ● Bevölkerungsforschung ● Methoden und Instrumente der Sozialwis- ● Bildungsforschung senschaften ● Familienforschung ● Migration und ethnische Minderheiten ● Frauen- und Geschlechterforschung ● Organisations- und Verwaltungsforschung ● Freizeit - Sport – Tourismus ● Osteuropaforschung ● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen ● Politische Soziologie Bundesländern ● Religionsforschung ● Gesundheitsforschung ● Soziale Probleme ● Industrie- und Betriebssoziologie ● Sozialpolitik ● Internationale Beziehungen / Friedens- ● Sozialpsychologie und Konfliktforschung ● Stadt- und Regionalforschung ● Jugendforschung ● Umweltforschung ● Kommunikationswissenschaft: Massen- ● Wissenschafts- und Technikforschung kommunikation – Medien – Sprache

Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Do- kumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich grup- piert zu finden unter www.sowiport.de/themen.

Informationstransfer von und nach Osteuropa Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwis- senschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von In- formationsdiensten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zu- sammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in eng- lischer Sprache erscheint.

Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungs- positionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen. Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschafts- programm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären For- schungseinrichtungen). Internet-Service der GESIS Umfassende Informationen zu GESIS und zum Angebot an Dienstleistungen finden Sie unter

www.gesis.org

GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften Lennéstraße 30 GESIS-Servicestelle Osteuropa 53113 Bonn Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Tel.:+49 (0)228-2281-0 Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0 E-mail:[email protected] E-mail:[email protected]