Hermann Franz Matthias Mutzenbecher. Ein Hamburger
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Hermann Franz Matthias Mutzenbecher Ein Hamburger Versicherungsunternehmer Hermann Franz Matthias Mutzenbecher Ein Hamburger Versicherungsunternehmer von Hans Joachim Schröder Mäzene für Wissenschaft hg. von Ekkehard Nümann Gefördert von Frau Monika Hanke Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor 100 Jahren die Gründung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung ermöglicht und den Grundstein dafür gelegt haben, dass die Stiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung fördern kann. Inhalt Vorwort des Herausgebers . S. 3 1. Voraussetzungen . S. 4 2. Vorfahren . S. 6 3. Geburt, Kindheit, Jugendzeit . S. 9 4. Erste Berufsjahre, Heirat . S. 18 5. Aus dem „großen“ Tagebuch . S. 23 6. Der Mutzenbecher-Konzern . S. 32 7. Das Europahaus . S. 42 8. Franz Matthias Muthenbecher . S. 47 9. Die letzten Lebensjahre von H. F.M. Mutzenbecher . S. 53 10. Anhänge . S. 59 11. Literatur . S. 62 Vorwort des Herausgebers Im Jahr 2007 feierte die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung ihr 100- jähriges Jubiläum. Der vorliegende Band ist Teil der zu diesem Anlass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissenschaft“. In ihr wird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdem werden Stifterpersönlich- keiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden gewürdigt. Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbaren Gefühl den Personen gegenüber, die vor mehr als 100 Jahren den Mut hatten, die Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zu gründen und erreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpft damit ist die Hoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen sich hieran ein Beispiel nehmen mögen. Ekkehard Nümann | 3 | [1] Voraussetzungen Warum ist es sinnvoll und lohnend, über über Hermann Franz Matthias Mutzen- den Hamburger Versicherungsunternehmer becher gibt.2 „HFM“, wie er von vielen Na- Hermann Franz Matthias Mutzenbecher, hestehenden genannt wurde3 und wie er der von 1855 bis 1932 lebte, eine Biographie auch hier genannt werden soll, kann dem- zu schreiben? Der äußere Anstoß geht von nach innerhalb Deutschlands, nicht nur in- dem Anliegen aus, wie es Ekkehard Nü- nerhalb Hamburgs als eine Persönlichkeit mann als Herausgeber der Reihe „Mäzene von herausragender Bedeutung gelten. für Wissenschaft“ im Vorwort beschreibt: ··································································· Von den Stifterpersönlichkeiten, die durch Was die Frage des methodischen Zugriffs ihr Engagement und ihre finanzielle Unter- angeht, so soll von einem programmati- stützung auf entscheidende Weise mithal- schen Aufsatz ausgegangen werden, in dem fen, die Universität Hamburg zu gründen, der bekannte Historiker Volker Ullrich im soll mehr sichtbar werden und erhalten blei- Jahre 2007 die Voraussetzungen benennt, die ben als der bloße Name, der in Urkunden erfüllt sein müssen, damit eine „gute histo- oder auf einer Gedenktafel1 verzeichnet ist. rische Biographie“ zustande kommt.4 Ull- ··································································· rich orientiert sich in seinen Darlegungen Von dem Wunsch abgesehen, die Erinne- hauptsächlich an den Lebensbeschreibun- rung wachzuhalten oder überhaupt erst zu gen von historischen Gestalten, die wie etwa ermöglichen, ist es auch aus methodischen Caesar, Friedrich II., Thomas Mann oder Gründen nicht nur für interessierte Außen- auch Adolf Hitler epochenbestimmenden stehende, sondern auch für Geschichtsfor- Einfluss ausgeübt haben. Im Vergleich zu die- scher und im Besonderen für Kulturwissen- sen „Großformaten“ mit einer mittlerweile schaftler aufschlussreich, sich der Lebensge- breiten Wirkungsgeschichte ist die Aus- schichte eines Mannes zuzuwenden, der gangssituation zur Erschließung des Lebens zwar nicht vergessen, wohl aber bisher nir- von HFM eine völlig andere. Allein durch gends ausführlicher gewürdigt worden ist. die Quellenlage, die im Fall dieses Mannes Bevor jedoch im Folgenden auf einige Pro- dem Biographen erhebliche Beschränkun- bleme zur Methode kurz eingegangen wird, gen auferlegt, können die idealtypischen – sei vorab darauf hingewiesen, dass es im dabei ausgesprochen konventionellen – An- 1997 erschienenen achtzehnten Band der sprüche, die Ullrich an eine überzeugende Neuen Deutschen Biographie, einem re- Biographie stellt, nicht erfüllt werden. Im nommierten Standardwerk, einen Artikel Gegenteil, diese Ansprüche gilt es zu proble- | 4 | matisieren und zu relativieren, damit ein wünschenswerten Eigenschaften, er spricht den Quellen gemäßes, gleichwohl nicht außerdem von einer „Kultur des Erzählens“ langweilig werdendes Lebensbild entsteht. – und hier lässt er offen, wodurch sie ge- ··································································· kennzeichnet ist. Über die Frage, ob und Einige Erklärungen Ullrichs leuchten un- wieweit ein talentiertes, sensibles, einfühlsa- mittelbar ein, insbesondere wenn man sie mes, phantasievolles Erzählen notwendiger- nicht auf die „Großformate“ bezieht: „Kurz- weise fiktionale Gestaltungselemente auf- um, gelungen ist eine Biographie gerade weist, ob und wieweit dadurch der quellen- dann, wenn sie nicht vorgibt, alles zu wis- geleitete, faktenorientierte Diskurs „mehr sen.“ Diesem Satz vorgeschaltet ist die Be- oder weniger“ weitgehend durch einen aus- merkung, der Biograph könne „in der Regel schmückenden, spekulierenden, fabulieren- nicht mehr erreichen als mehr oder weniger den, mit einem Wort: fiktionsgesättigten große Annäherungen“ an die Lebenswirk- Diskurs modifiziert oder auch ersetzt wird – lichkeit des Dargestellten. So zutreffend diese diese Frage wird mit keinem Wort berührt. Bemerkung allemal ist, so vage wird sie durch ··································································· das eingeschobene „mehr oder weniger“, Im Unterschied zur Programmatik Volker denn damit öffnen sich weite Ermessens- Ullrichs, soweit sie dem konventionellen spielräume. Auf das Leben von HFM bezo- Ideal der runden, geschlossenen, Zusam- gen kann die Annäherung nur punktuell menhänge stiftenden Erzählung verpflichtet gelingen, muss also in entscheidenden Er- ist, soll im Folgenden nicht der Eindruck er- fahrungsbereichen fragmentarisch bleiben – weckt werden, das Leben von HFM lasse der Voraussetzung entsprechend, dass der sich zu einem homogenen Gesamtbild zu- Biograph nicht vorgibt, alles zu wissen. sammenfügen.5 Vielmehr sollen die Leer- ··································································· stellen sichtbar bleiben, so dass der Leser er- Mit dem Bekenntnis zur Lücke und dem kennen kann, was der Biograph, wie gesagt, Mut dazu – da die Quellen zum Leben von nicht weiß. Da dieser Biograph sich im Üb- HFM etwas anderes als eine lückenhafte Be- rigen eher als Kulturwissenschaftler, nicht schreibung gar nicht zulassen – wird eine primär als Historiker versteht – was beides Hauptforderung Ullrichs zweifelhaft, näm- höchstens graduell, keinesfalls prinzipiell lich die nach einer Form des Erzählens, die unterschieden ist –, kann er sich offenhal- „von ihrem Autor eine hohe Kunstfertig- ten für Phänomene des Alltäglichen, schein- keit“ verlangt. Was ist damit gemeint? Ull- bar Nebensächlichen, das heißt zum Beispiel rich spricht von „Erzähltalent, sprachli- auch für die „Anmutungsqualitäten“ einzel- che(r) Sensibilität, auch Einfühlungsvermö- ner Quellen, die für die Annäherung an das gen und Fantasie“, lauter wichtigen und Leben von HFM besonders wichtig sind. ·············································································································································· 1 Siehe dazu Gerhardt, Begründer, S. 21: In der Mitte der Gedenktafel im linken Bild erscheint der Name Hermann Mutzenbecher. 2 Neue Deutsche Biographie 18, S. 660 f. Verfasser des Artikels ist Peter Koch. 3 Siehe Mutzenbecher, Versicherer, S. 15. 4 Ullrich, Königsdisziplin. 5 Zur „Fiktion einer geschlossenen Form“ vgl. Alt, Mode, S. 25. Dazu auch ebd., S. 32 f. ·············································································································································· | 5 | [2] Vorfahren Betrachtet man die genealogischen Über- Widerständen von seiten der Kieler Zünfte blicksdarstellungen, dazu einzelne aus- im Jahre 1652 zum Quartierherr, d. h. Bür- schnitthafte Schilderungen, die es zur Fami- germeister in einem der vier Bürgerquartiere lie Mutzenbecher in ihrer Gesamtheit gibt, von Kiel aufstieg.8 Ein Sohn von Lorenz, so ist die Quellenlage nicht schlecht. Der Matthias (geboren 1653), begab sich 1669 1922 geborene, bis heute produktive Schrift- nach Hamburg, wo er sich in einer Sozietät steller Geert-Ulrich Mutzenbecher, ein En- der Lakenhändler und Gewandschneider kel des Bruders von HFM, hat zwei Bücher vom Lehrling zum selbstständigen und geschrieben, die es erlauben, sich einmal erfolgreichen Kaufmann emporarbeiten von der Frühzeit der Familie Mutzenbecher, konnte.9 Im Jahr 1679 wurde Matthias Mut- zum anderen auch von HFMs Bruder Franz zenbecher Hamburger Bürger.10 Drei Jahr- ein anschauliches Bild zu machen.6 Dane- zehnte später, 1710, wurde er ins Oberalten- ben gibt es eine zweibändige, mit zahlrei- Kollegium und in den Senat gewählt.11 (Als chen „kommentierenden“ Dokumenten Oberalte bezeichnete man die Mitglieder versehene Genealogie der Familie, die eine des höchsten Bürgerausschusses eines unentbehrliche Hilfe ist, wenn man sich Kirchspiels, die, zwischen Bürgerschaft und über das bis in die Gegenwart hineinrei- Rat vermittelnd, mit umfangreichen politi- chende Geflecht der verwandtschaftlichen schen und sozialen Aufgaben