URSULA BÜTTNER Politische Gerechtigkeit Und Sozialer Geist Hamburg Zur Zeit Der Weimarer Republik
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Wissenschafr liche Einrichtung an.der Universität Hamburg Beim Schlump 83 20144 Hambü.g Nutzungsbedingungen der retrodigitalisierten Veröffenfl ichungen der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Die retrodigitalisierten Veröffentlichungen der Forschungsstelle für Zeitgeschich- te in Hamburg (FZH) werden zur nichtkommerziellen Nutzung gebührenfrei an- geboten. Die digitalen Medien sind im lnternet frei zugänglich und können für persönliche und wissenschaftliche Zwecke heruntergeladen und verwendet wer- den. Jede Form der kommerziellen Verwendung (einschließlich elektronischer For- men) bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der FZH, vorbehalflich des Rechtes, die Nutzung im Einzelfall zu untersagen. Dies gilt insbesondere für die Aufnahme in kommerzielle Datenbanken. Die Verwendung zusammenhängender Teilbestände der retrodigitalisierten Ver- öffentlichungen auf nichtkommerziellen webseiten bedarf gesonderter Zustim- mung der FZH. 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Kontakt: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Beim Schlump 83 20144 Hamburg Iel.04014313970 E-mail: [email protected] Web: http://www.zeitgeschichte-hamburg.de URSULA BÜTTNER Politische Gerechtigkeit und Sozialer Geist Hamburg zur Zeit der Weimarer Republik CHRISTIANS HAMBURGER BEITRÄGE ZUR SOZIAL- UND ZEITGESCHICHTE BAND XX Im Auftrag der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg und der Hamburger Bibliothek für Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung herausgegeben von Werner Jochmann, Werner Johe und Ursula Büttner Büttner, Ursula: Politische Gerechtigkeit und sozialer Geist: Hamburg zur Zeit der Weimarer Republik / Ursula Büttner.— Hamburg: Christians, 1985. (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeit- geschichte; Bd. zo) ISBN 3-7672-0908-X NE: GT © Hans Christians Verlag, Hamburg 1985 Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der photomechanischen Wiedergabe, vorbehalten Ausstattung Alfred Janietz Printed in Germany ISBN 3-7672-o9o8-X INHALT Einleitung r. Unter der Herrschaft des Arbeiter- und Soldatenrats 13 Revolution (13) Kriegsfolgen (21) Politische Konzeptionen und Wir- ken des Arbeiter- und Soldatenrats (27) Lähmung und Niedergang der Räte (35) Einigung der Arbeiterparteien? (40) Das Bürgertum formiert sich (45) 2. Die Begründung der Parteiendemokratie 47 Sozialdemokratische Partei (47) Deutsche Demokratische Partei (52) Deutsche Volkspartei (55) Deutschnationale Volkspartei (59) Parla- mentswahlen und Senatsbildung 1919 (62) 3. Das Ringen um die politische Neuordnung 67 Die demokratische Verfassung von 192 1 (67) Die Sozialisierungs- debatte (7j) Reform und Demokratisierung der Verwaltung (77) Volkswehr und Polizei (84) Einwohnerwehr und Wachbataillon Bah- renfeld (87) 4. Politische Unruhen und Putsche 1919/ 20 91 Brisante Lage im Frühjahr 1919 (91) »Sülzeunruhen« (94) Reichs- wehreinmarsch und antirepublikanische Reorganisation der Poli- zei (96) Kapp-Putsch (98) »Säuberung« der Sicherheitskräfte (103) S. Linke Gegner der Republik 105 Krise und Radikalisierung der USPD (105) Von der KPD zur Kom- munistischen Arbeiterpartei (113) »Nationalbolschewismus« (116) Die KPD setzt sich durch (118) Der »Hamburger Aufstand, (122) Entwicklung und Politik der KPD seit 1924 (123) 6. Rechtsradikale im Kampf gegen die Demokratie 127 Aggressiver Antisemitismus (127) Terroranschläge der Organisation Consul (130) Deutschvölkische Freiheitspartei und NSDAP (134) Putschpläne und Umsturzversuche (135) 7. Inflation 139 Phasen der Geldentwertung (139) Auswirkungen auf die Hamburger Wirtschaft (142) Die Lage der Bevölkerungsgruppen (145) Die Politik des Senats 1919-1923149)( Hyperinflation (152) Drohende Hunger- katastrophe (155) Gefährdung der politischen Ordnung (158) Ge- werkschaften und Unternehmer zwischen Kooperation und Konflikt (160) 8. Wirtschaftliche Normalisierung 171 Die .Hamburger Goldmark<, (171) Erschwernisse im Arbeiterall- tag (176) Sorgen der Angestellten und Beamten (178) Schwierigkei- ten und Erfolge in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen (18o) 9. Soziale Reformpolitik 185 Politische Folgen der Inflation (185) Umbildung des Senats 1925 (189) Fortschrittlicher sozialer Wohnungsbau (19o) Städtebauliche Leistungen (197) Raumplanung, Hafenausbau und Groß-Ham- burg-Frage (200) Modernisierung des Verkehrswesens und der Ver- sorgungsbetriebe (203) Gesundheitspolitik und Sozialhygiene (204) Mehr Recht und Sicherheit für Arbeitnehmer (206) Wohlfahrts- pflege und Jugendfürsorge (209) Neuerungen im Bereich der Schule (212) Universität und -Volkshochschule (219) Kulturelles Leben (224) Politische Konsolidierung (23o) io. Weltwirtschaftskrise 233 Entwicklung der Wirtschaftsdepression (233) Wirkungen auf die Hamburger Wirtschaft (238) Erwerbslose, Arbeitnehmer und Ge- werkschaften (241) Allgemeine Not (245) Der Hamburger Staat vor dem finanziellen Zusammenbruch (248) Wachsendes Verlangen nach einer antizyklischen Wirtschaftspolitik (250) 1. Staatskrise 253 Erschütterung des politischen Systems (253) Erfolge und Schwächen der KPD (254) Der Aufstieg der NSDAP (260) Die Regierungspar- teien in der Krise (268) Abwehr des Nationalsozialismus (272) Re- gierung ohne Mehrheit (274) Neubildung des Senats unter Führung der NSDAP (277) Schluß 281 Übersichten 288 Ergebnisse der Parlamentswahlen in Hamburg 1907-1933 (288) Ressortverteilung des Senats 1919-1932 (289) Anmerkungen, Abkürzungen, Literaturauswahl 291 Anmerkungen (291) Abkürzungen (304) Literaturauswahl (305) Personenregister 309 Einleitung Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, als sich die demokratischen Politiker der Weimarer Republik von allen Seiten angegriffen und in die Defensive gedrängt sahen, trösteten sich manche mit der Hoffnung, die Geschichte werde ihnen dereinst mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wenn eines Tages die Akten geöffnet werden könnten, würden sie Aner- kennung finden für ihre Leistungen und ihre Opferbereitschaft. Dieses Vertrauen in die »Objektivität« des Historikers zu rechtfertigen, fällt je- doch gerade bei der Erforschung der Weimarer Republik nicht leicht. Auch für den Geschichtsforscher ist die Erinnerung an die erste deutsche Demo- kratie überschattet vom Wissen um ihr Scheitern; es beeinflußt seine Frage- stellungen und seine Perspektive. Wissenschaftler von sehr unterschiedlicher Prägung haben übereinstim- mend auf dieses Problem hingewiesen, in den fünfziger Jahren Karl Diet- rich Erdmann ebenso wie Karl Dietrich Bracher, in jüngerer Zeit Michael Stürmer ebenso wie Eberhard Kolb. So erklärte dieser: »Kein Versuch, die Geschichte dieser vierzehn Jahre aufzuhellen und den >historischen Ort< der Weimarer Republik im Zusammenhang der deutschen Geschichte zu bestimmen, kann abstrahieren von dem, was nach Weimar kam.« Und Stürmer meinte: »Niemand vermag die Geschichte der ersten deutschen Republik anders zu sehen als im Banne des Bürgerkrieges, in dem sie zu- stande kam, der trügerischen Hoffnungen, die sie begleiteten, und der mo- 8 Einleitung ralischen und politischen Katastrophe, die ihrem Scheitern folgte.«' Die Bemerkung selbst beweist, wie sehr das Werturteil über den Weimarer Staat von der Betroffenheit über seinen Untergang bestimmt wird; denn »trüge- risch« waren die Hoffnungen, weil die kurze Lebensdauer der Demokratie die Verwirklichung verhinderte. Diese Konzentration auf die Frage nach den Ursachen für das Scheitern der Weimarer Republik hatte zur Folge, daß ihre Strukturfehler und Schwächen das meiste Interesse fanden. Zahlreiche belastende Faktoren wurden herausgearbeitet: der Fortbestand vorrevolutionärer Machtzen- tren in der Bürokratie, in der Justiz, im Militär, in Industrie und Landwirt- schaft; das Weiterwirken vor- und antidemokratischer Einstellungen; die Funktionsmängel des Parteiensystems; die verbreiteten Vorbehalte gegen diese politischen Organisationen usw. Versäumnisse in der Zeit der Revo- lution erschienen als wichtige Ursachen für die häufigen Krisen und schließlich den Zusammenbruch der Weimarer Demokratie, wenn sie ihn auch nicht notwendig herbeiführten. Die Bedeutung dieser strukturellen Probleme steht außer Frage. Sie können nicht bagatellisiert werden, wenn die Ablösung der Demokratie durch die nationalsozialistische Diktatur nicht zum bloßen Zufall, zu einer unerklärlichen »Laune« der Geschichte werden soll. Auch in diesem Buch werden die Schwächen der Weimarer Staatsordnung an vielen Stellen sichtbar. Die ersten Jahre, in denen in den verschiedenen Bereichen die Weichen gestellt wurden, finden besondere Beachtung. Neben der Orientierung am Ende der Weimarer Republik ist aber auch eine andere Betrachtungsweise möglich. Wenn sich der Blick stärker auf die damalige aktuelle Situation und die Erfahrungen der Zeitgenossen richtet, verschieben sich bei der Bewertung die Akzente. Die Tatsache bleibt zwar bestehen, daß der Weimarer demokratische Staat bei zu wenigen seiner Bürger Zustimmung und Unterstützung fand, so daß er schließlich dem Ansturm der Radikalen erlag. Doch als ebenso bemerkenswert erscheint dann die Feststellung, daß sich bis 193o trotz der schweren innen- und außenpolitischen Konflikte