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Schulchronik

Kalenborn

transkribiert und kommentiert von

Peter Leuschen

Stand: 17. November 2016 - 2 -

Vorbemerkung Im Archiv der Grundschule wird als "Schulchronik Kalenborn" ein Satz von Dokumenten geführt, der ursprünglich in der Schule Kalenborn verwahrt wurde und die Jahre von 1.5.1919 bis zum 1.8.1973 umfasst, zu welchem Datum die Schule aufgelöst wurde und die Unterlagen an die Rechtsnachfolgerin übergingen, nämlich die Grundschule Gerolstein. Deren Hausmeister, Herr Dahm, stellte die Originale dankenswerterweise zur Einsicht zur Verfügung.

Als ich meinen erwachsenen Kindern die älteren Bände zeigte, gab es nur verständnisloses Kopfschütteln – die Sütterlinschrift1 ist größtenteils schon für meine Generation nicht mehr entzifferbar. Insofern hätte ein einfaches Einscannen der Hefte zwar deren visuellen Zugang vorerst gesichert, aber keinesfalls deren Rezipierbarkeit. Daher entschloss ich mich zu der zeitraubenden Prozedur, die Texte zu transkribieren und digital für das Internet zugänglich zu machen.

Bei der Texterfassung wurde deutlich, dass die Fülle des Materials durch Orts-2, Personen-3 und Sachregister4 erschließbar gemacht werden sollte, woraus folgerte, dass die sechs Einzelteile zu einem Gesamtband zusammenzufassen sind, damit die von der Software zur Textverarbeitung bereitgestellte automatische Indexierung Seitenreferenzen über den Gesamttext erstellen kann. Andererseits sollte der Seitenlauf beibehalten werden, damit an jeder Stelle zitierbar ist, um welche Seite aus welchem der sechs Teile es sich handelt. Daher enthält in der Endfassung jede Chronik-Seite eine Kopfzeile mit der automatisch erzeugten Seitennummer über den Gesamtband (diese wird in den Verzeichnissen referenziert), und in der ersten Zeile die Referenz auf den Band, z.B. (2) [1921] 1 (rechtsbündig, weil ungerade Seitenzahl = rechte Seite) bzw. 78 [1971 - 1972] (6) (linksbündig, weil gerade Seitenzahl = linke Seite), wobei die Zahl in runden Klammern (x) die Heft-/Kladdennummer darstellt, die (Jahres-)Zahl in eckigen Klammern [19xx] den auf der Seite behandelten Zeitraum, die ungeklammerte Zahl die Seitennummer innerhalb des Originalteils.

Die Entscheidung, für jede Seite der Quelle auch eine in der Zieldatei zu reservieren, auch den Vorteil, dass die Anmerkungen am Ende der gleichen Seite untergebracht werden und nicht - störend bei der Lektüre - an das Ende verschoben werden müssen.

An wenigen Stellen war die Handschrift mir nicht eindeutig lesbar; diese sind ?kursiv gekennzeichnet.

Offensichtliche Auslassungen des jeweiligen Chronisten sind in [] ergänzt; seine Flüchtigkeits-, Rechtschreib- oder Grammatikfehler sind übernommen und nur gelegentlich kommentiert, wobei trotz sorgfältiger Korrekturlesung nicht auszuschließen ist, dass solche erst durch die Abschreibetätigkeit entstanden sind.

Vor allem in den älteren Bänden werden Begriffe und Personen, die besonders jüngeren Lesern vielleicht nicht mehr geläufig sind, in Anmerkungen erläutert. Häufigste Quelle dafür sind Internet-Recherchen, wobei jeweils bei Angabe der Fundstelle am Ende das Zugriffs- und Kopierdatum der Zitatstelle (Format Tag.Monat.Jahr) genannt ist (besonders bei Wikipedia - hauptsächlich zitiert, weil dort extreme Meinungen gewöhnlich eingeebnet sind - werden Artikel häufig verändert). In den Berichten über Forbildungsveran- staltungen sind häufig andere Volksschullehrer der Umgebung als Vortragende genannt, deren Lebensdaten häufig in der DIPF- Datenbank5 nachvollziehbar sind. Die Link-Angaben in den Quellen sind sensitiv, können also bei bestehender Internetverbindung mit Drücken der Ctrl- oder Strg-Taste und gleichzeitigem Mausklick sofort aufgerufen werden.

Eingescannte Partien, vor allem längere eingeklebte Zeitungsausschnitte, sind - aus Platzgründen - meistens in den Anhang verschoben, worauf an der betreffenden Stelle der Chronik verwiesen wird (z.B. "s. Anhang 1-1", wobei die erste Zahl den Teilband, die zweite die Seite darin bezeichnet).

Im Einzelnen besteht die Chronik aus folgenden Teilbänden:

1. Schulchronik 1919 – 1920 3 fadengeheftete unlinierte Doppelblätter 33 * 21 cm, die der Kladde mit Teil 2 im Vorsatz beigelegt sind. Da ein "altes Schulhaus" seit "1830-40" existierte6 und die Führung einer Schulchronik in Preußen seit 1873 Pflicht eines Schulleiters war7, der bisher aufgefundene Teil aber erst mit 19198 einsetzt, ist zu vermuten, dass diese 12 Seiten nur einen Ausschnitt des

1 vgl. Anm. 225 2 "Calenborn" bzw. "Kalenborn" ist dort nicht aufgenommen, weil so gut wie jede Seite zu referenzieren wäre. 3 Warnung hierzu vorab: Im dörflichen Rahmen sind gleiche Nachnamen häufig, auch die Vornamen werden auf spätere Generationen übertragen. Auf eine Individualisierung - Zuordnung zu einer eindeutigen Person mit Lebensdaten - wird (selbst wo sie möglich gewesen wäre) im Sinne des Datenschutzes verzichtet, sofern nicht eine konkretere Angabe in der Chronik selbst (z.B. Beruf, Totenzettel) vorliegt. 4 Angaben zu Wetter, Ernte(verlauf) und dadurch bedingter "Urlaubsanträge" für die mithelfenden Kinder, Ertrag, Preisen etc. werden häufig in der Chronik erwähnt und sind daher in den Index aufgenommen. 5 http://bbf.dipf.de/kataloge/archivdatenbank/hans.pl. Dazu ausführlicher Anm. 27. 6 Lt. Einlegeblatt in Teil 2, s. Anhang 2-00-Einlegeblatt (S. 384). 7 Vgl. Barthel, Annekethe: Feste, Feiern, Freudentage. Die besonderen Ereignisse eines Schülerlebens. In: Arbeitskreis Eifeler Museen (Hg.): Tafel, Griffel, Rutenstock. Meckenheim: Warlich 1989. S. 151-178, hier S. 151, ferner http://www.regionalgeschichte.net/regionen/weitere- regionen/region-trier/schulchroniken.html (= Müller, Rudolf: Schulchroniken als historische Quellen zur Klima- und Wirtschaftsgeschichte der Region - Am Beispiel der Eifeldörfer Hofweiler und Ittel (Gemeinde Welschbillig)). — Die ordnungsgemäße Führung der Schulchronik wurde bei jeder Visitation des Schulrats geprüft und quittiert mit Datum und Unterschrift, gelegentlich verbunden mit Lob oder Tadel. Häufig berichtet der nächste darauf folgende Eintrag vom Besuch des Schulrats. 8 Eine teilweise Erklärung für das Fehlen der Teile vor 1919 findet sich im letzten Satz der Ehrenchronik von Lehrer Kohn, verfasst 1930: Aber - 3 -

Schlussteils eines ehemals vollständigen bis Ende 1920 reichenden Bandes darstellen, aus dem sie herausgelöst wurden, zumal Teil 2 mit den Worten beginnt: "Fortsetzung der Schul- und Ortschronik Calenborn 1921". Die Seitennummerierung dieses ersten Teils ist als vorläufig zu betrachten für den Fall, dass der Bericht für die vorhergehenden Jahre und fehlenden Monate 1920 noch gefunden werden sollte. Ein Beleg für die Existenz der restlichen Seiten bis mindestens zum Jahre 1940 ist ein expliziter Bezug "Schulchronik Band 1 unter 25. Juli 18" in Kladde 3, S. 34, der frühestens am 9.6.1940 eingetragen wurde. Beiträger: • Schulamtsbewerberin Susanna Roden (1. und 22.5.1919, S. 1) Gestochene (gut lesbare) Sütterlin. • Schulamtsbewerberin Elisabeth Kelter (Juni 1919 – Januar 1920, S. 1 – 7). Gut lesbare Sütterlin. • Schulamtsbewerber August Stroh (16. - 25.1.1920, S. 8) Gut lesbare Sütterlin. • Schulamtsbewerber Vonolfen (Februar – April 1920, S. 8 - 12) Gut lesbare Sütterlin.

2. Schulchronik 1921 – Ostern 1934 Kladde 32 * 21,5 cm, schwarzmelierter Pappeinband mit schwarzem Leinenrücken, Etikett rechteckig abgeflacht mit Aufschrift "Schule Calenborn" in schwarzer Tinte und "1" in Kugelschreiber 198 linierte Seiten (+ Einklebeblatt = S. 199); Rückseite Vordereinband: 12.00 [RM, mit Bleistift, = Anschaffungskosten] "Eigentum der Schule Calenborn Inv. Nr. 94" [durchgestrichen: 188]; durchgestrichen: "Nummer des Sonderinventars D 1."] Im Vorsatz beigelegt • eine in Bleistift handgeschriebene Liste (verfertigt spätestens 1950 vom späteren Bürgermeister Alois Died[erichs]) mit Namen von Lehrern in Calenborn (1895 – 1950) und Pfarrern in Roth (1888 – 1950) • das oben als Schulchronik 1 1919 – 1920 behandelte Fragment Beiträger: • Schulamtsbewerber / Lehrer Vonolfen (1921 – 31.10.1926, S. 1 – 114) Gut lesbare Sütterlin. • Hans Kirsch (1.11.1926 – 13.6.1927, S. 115 - 122) Recht gut lesbare Sütterlin. • Vertreter Lehrer Loch aus Müllenborn (Sept. 1926, S. 114; Mai 1927, S. 121; 14.6.1927, S. 122) Gut lesbare Sütterlin. • Schulamtsbewerber / Lehrer Matthias Kohn (15.6.1927 – 30.9.1930, S. 123 - 165) Recht gut lesbare Sütterlin. • Schulamtsbewerber / Lehrer Walter Franke (21.10.1930 – 30.4.1934, S. 166 - 199) Gut lesbare Lateinische Sütterlin- Schrift.

3. Schulchronik Ostern 1934 – 1942 Kladde 34 * 21 cm, brauner Pappeinband mit schwarzem Leinenrücken Vorderseite (s. Anhang 3-00-Buchdeckel, S. 413): Etikett der Firma Brunnen ("stilisierter Brunnen mit einem „H“ für Heilbronn"9, Produkt-Nr. 102 R 3), rechteckig abgerundet, Aufschrift "Schulchronik von Kalenborn Kreis 1934 – 1942" in blauer Tinte und "2" in Kugelschreiber; unten links ein grüner quadratischer Aufkleber 6 * 6 cm der Druckerei Dörfler, Fürth mit Aufschrift "Archiv der Gemeinde [gedruckt] "Pfaffenhofen"10 [gestempelt] Nr. "B 24" (schwarze Tusche), mit Kugelschreiber durchgekreuzt Innenblatt links Stempel "Leitung der Volksschule Kalenborn Kreis Daun" Das lateinische Sprichwort "Habent sua fata libelli" kennzeichnet das Schicksal dieses Bandes sehr zutreffend, lautet doch das Vorsatzblatt (s. Anhang 3-01 Vorsatzblatt, S.414): "Vermutlich von einem Flüchtling hierher verbracht. Hannakam"11 Jahre später

auch einige stark revolutionäre Geister waren vorübergehend in unserer Schule einquartiert. Der 1. Teil der Schulchronik musste herhalten. Sie wurde zur Hälfte ihrer Blätter beraubt, beschmiert und teilweise mit wilden Randbeschmierungen versehen. Der Schulschrank war durchsucht, Violine beschädigt, Saiten wurden mitgenommen. (Kohn, Matthias: Ehrenchronik [Kalenborn 1930, MS], Rubrik "Die Heimkehr") Daraus ist zu schließen, dass die erwähnte "Hälfte" wohl schon damals unwiderbringlich verloren war. Die erhaltenen 12 Seiten, die sicherlich weniger als die andere Hälfte darstellen, sind sämtlich erst ab Mai 1919 entstanden. Da noch 1940 wohl aus den "beschmierten" Seiten zitiert wurde, könnte man vermuten, dass ein "ordentlicher" Mensch sie (wie die Reinigungskraft Joseph Beuys' Fettecke) erst später entsorgt hat. 9 https://de.wikipedia.org/ wiki/Baier_%26_Schneider, 22.12.2015 10 Pfaffenhofen ist heute eingemeindet in die Stadt Roth im Landkreis Roth in Mittelfranken (https://de.wikipedia.org/wiki/Pfaffenhofen_(Roth), 29.10.2016), etwa 18 km südlich vom Nürnberger Parteitagsgelände (https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/? zoom=6&bgLayer=tk&Y=4420954.00&X=5475347.50&lang=de&topic=ba&catalogNodes=122). — In Anm. 760 sind mehrere am - Übergang beteiligte US-Truppenteile genannt; die meisten bewegten sich von der Kyll bis Ende April 1945 Richtung Fulda, Thüringen und Oder bzw. Tschechoslowakei und Österreich, aber die 4. Infanteriedivision kam nach Bayern und passierte Bad Mergentheim, Rothenburg ob der Tauber, Crailsheim, Aalen und Lauingen an der Donau (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/4th_Infantry_Division_(Vereinigte_Staaten), 30.10.2016). Crailsheim liegt etwa 70 km Luftlinie westlich vom späteren Fundort Pfaffenhofen. Der Archivar schweigt sich zum Funddatum aus, aber seine Flüchtlingsvermutung legt die Zeit um das Kriegsende nahe. Er bzw. seine Institution hätte mithin 18 Jahre bis zur Rückgabe verstreichen lassen. 11 Die Hauptfluchtrichtung verlief allerdings von Ost nach West, also entgegengesetzt. Eine andere, mit den Bewegungen amerikanischer Truppenteile ab März 1945 (s. Anm. 10) abzugleichende Hypothese ist, dass Besatzungssoldaten bei der Einquartierung wegen der vielen leeren Seiten der Chronik (37–188) diese als Briefpapier ausrissen (Indiz dafür sind einige nur begonnene, nicht ausgerissene Blätter) und auf dem Weg - 4 - setzte er hinzu: "Diese Chronik wurde im Ort Pfaffenhofen, Kreis Schwabach, Bayern, aufgefunden und heute nach Kalenborn abgesandt. Schwabach, 29. Nov. 1963 Hannakam Archivpfleger". Auf dem Vorsatzblatt und der S. 1/2 ist die untere Ecke mit einem Radius von etwa 10 cm viertelkreisrund herausgerissen, wie in o.a. Anhang 3-01 Vorsatzblatt ersichtlich. S. 1: "Fortsetzung der Schul- und Ortschronik von Kalenborn und Scheuern. III. Teil." Ursprünglich 188 paginierte Seiten, wovon S. 1 – 35 beschrieben sind, endend mit dem 31.1.1942. Die Ausreißungen beginnen mit dem ersten leer gebliebenen Blatt 37 und umfassen 37–44, 47–54, 61–64, 67-74, 77-84, 89-92, 111-114 (aus der Heftung gelöstes Doppelblatt), 117-126, 129-134, 145-148, 155-158, 171-172, 177-180 (aus der Heftung gelöstes Doppelblatt), 184-188. Auf den S. 168-181 finden sich Lehmspuren am Rand, auf den erhaltenen gegenüberliegenden S. 176 und 181 ganzseitig. Erhaltene Briefanfänge: S. 57: "March 24, 1945"12; S. 65: "March 28, 1945 home when in ."; S. 85: "Mar. 30, 1945 Germany Dear Ma + Dad; I received your most interesting letter, and infinitely more interesting package a few days ago. Both are appreciated with all the shallow emotion I can summon. Let your motto be, more " (s. Anhang 3-85, S. 415) Beiträger: • Alfred Holze (1934 - 1938, S. 1 - 33). Sütterlin, teilweise schwer lesbar. • Karl Kayser (1940 - 1942, S. 34). Sehr gut lesbare "lateinische Normalschrift" (lateinische Antiqua-Schrift). • Frl. Bauer (1942, S. 35). Gestochene Sütterlin. Während des Krieges sind ab Februar 1942 keine Einträge mehr gemacht worden. Vieles spricht dafür (s. Anm. 10, 11 und 12), dass dieser Band im April 1945 von amerikanischen Soldaten - und nicht von einem Flüchtling - nach Bayern verbracht wurde. Den Respekt auch feindlichem Kulturgut gegenüber bezeugt die Tatsache, dass - abgesehen von der erwähnten Ausrissstelle am Anfang, deren Urheber unklar ist - die beschriebenen Seiten völlig unversehrt sind.

4. Schulchronik Oktober 1945 – September 1948 Schulheft 21 * 14 cm, Einband dünne violette Pappe Vorderseite: Etikett ungenannter Firma, Produkt-Nr. K 1030), rechteckig, Aufschrift "Schule: Kalenborn Fach: Chronik Name: ab 1. Okt. 1945", zwei Stempel "Leitung der Volksschule Kalenborn Kreis Daun". 44 linierte unpaginierte Seiten, keine Einträge mehr ab S. 22 Beiträger: • vermutlich Frl. Bauer (S. 1 - 21). Sehr gut lesbare "lateinische Normalschrift". 5. Schulchronik Okt. 1948 – 1950 Schulheft 21 * 17 cm, Einband dünne violette Pappe Vorderseite: in aufgedrucktem Rahmen Aufschrift "Vorläufige Schulchronik" (Da Herr Lehrer Alfred Holze, der zum größten Teil den Band 3 geführt hatte, wusste, dass in diesem noch viel Platz für Einträge sein musste, die Kladde aber nicht in der Schule vorfand - und nichts von der "Entführung" nach Bayern ahnen konnte, die erst nach fast 20 Jahren aufgeklärt wurde - gedachte er wohl "vorläufig" seine Einträge in diesem schmalen Heft zu machen und sie später, vielleicht auch einschließlich des Teils 4, in das "Hauptbuch" zu übertragen.) 32 linierte unpaginierte Seiten, S. 27-32 mit 5 mm Abstand sauber mit der Schere am Steg abgeschnitten, sie waren ursprünglich beschrieben, da Schreibspuren erkennbar sind. (Wer diese Seiten mit welchem Inhalt beschrieben und schließlich ausgeschnitten hat, darüber kann nur spekuliert werden; allerdings ist dadurch keine zeitliche Lücke entstanden, da Teil 6 nahtlos an dieses Heft anschließt.) Beiträger: • Alfred Holze (1.10.1948 - 1950, S. 1 - 26, Rest ausgeschnitten). Sütterlin, teilweise schwer lesbar. 6. Schulchronik 1951 – 1973 Kladde 32 * 21 cm, schwarzmelierter Pappeinband mit schwarzem Leinenrücken, eingeschlagen in blaues Packpapier, mit der Aufschrift "Schulchronik." Vorderseite: Etikett der Firma Brunnen ("stilisierter Brunnen mit einem „H“ für Heilbronn"13, Produkt-Nr. 101 M O), rechteckig ohne Aufschrift; Rückseite in Bleistift 4,50 [DM Anschaffungskosten] 96 linierte unpaginierte Seiten, davon 79 Seiten beschrieben Beiträger: • Josef Steuer (S. 1 - 18). Sehr gut lesbare "lateinische Normalschrift" mit Sütterlin-Anklängen.

nach Bayern als Vorrat mitführten. Weiterer Hinweis auf amerikanische Soldaten: auf S. 85 eingelegt ein leeres Formular "Application for Domestic Money Order" [...] (Edition June 1944) U.S. Government Printing Office. 12 Diese erhaltenen Briefanfänge stützen die These der Mitführung durch die 4. (US-)Infanterie-Division, denn zu dieser Zeit befand sie sich kurz vor dem Rheinübergang bei Worms, Anfang April bei Ochsenfurt am Main (Quelle Wikipedia, wie Anm. 10). 13 s. Anm. 9 - 5 -

• Wolfgang Weller (S. 19 - 58). Sehr gut lesbare "lateinische Normalschrift". • Manfred Funke (S. 58 - 70). Gut lesbare "lateinische Normalschrift". • Hans Josef Schenk (S. 70 - 79). Gut lesbare "lateinische Normalschrift".

Zwei weitere einschlägige Bände befinden sich in der von der Grundschule Gerolstein entliehenen Zusammenstellung: Verordnungsbuch (1912 - 1935) Kladde 32 * 21 cm, braunmelierter Pappeinband mit hellbraunem Leinenrücken mit der Aufschrift "Verordnungsbuch" Vorderseite: "Inv. No. V. 9."; S. 1: "Angelegt am 15.4.1912"; letzte Eintragung 26.4.1935 Hier wurden Verordnungen des Ministeriums, der Bezirksregierung oder der Kreisschulverwaltung meist handschriftlich abgeschrieben, seltener Amtsdrucke oder Hektographien eingeklebt. Der Zeitraum umfasst • das Kaiserreich (Reich: "Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten [...] von Trott zu Solz"14; (Rhein-)Provinz/: "Königliche Regierung Abt. für Kirchen + Schulwesen Trier"; Kreis: "Königliche Reichsschulinspektion Prüm"15) • die Weimarer Republik (Preuß. "Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung", "Regierung, Abt. für Kirchen- und Schulwesen Trier", "Kreisschulinspektion Prüm" / "Kreisschulrat" / "Schulrat"16) und • die NS-Zeit ("Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung", "Regierung, Abt. für Kirchen- und Schulwesen Trier"17, "Kreisschulrat" / "Schulrat"), wobei der letzte Eintrag 193518 erfolgte. Wie die wenigen Zitate in den Anmerkungen illustrieren, sind die Verordnungen von besonderem zeitgeschichtlichen Interesse; von ihrer vollständigen Erfassung muss im Rahmen dieser Schulchronik aber abgesehen werden.

14 Zufälliges Zitat , den 15. Januar 1916: Die Einführung besonderer Lehrbücher oder -hefte mit ausgewählten Stücken aus der Kriegsliteratur kann für den Schulunterricht schon deshalb nicht genehmigt werden, weil den Eltern unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Beschaffung solcher neben den unentbehrlichen Lehr- und Lernmitteln nicht zugemutet werden kann. 15 Beispielhaftes Zitat vom 12.11.1916: Bei der zunehmenden Schwierigkeit bei der Papierbeschaffung u. den weiter steigenden Preisen hat Kgl. Reg. genehmigt, daß einstweilen nur noch die Aufsätze u. Schönschreibübungen ins Heft eingetragen, Übungen im Rechtschreiben u. die kleinen Niederschriften aber auf die Tafel geschrieben werden. 16 Ein bemerkenswertes Rundschreiben Nr. 5 des Schulrats Dr. Schumacher Prüm 16. Juli 1931: 1) Es wird darauf hingewiesen, daß die gemischte Klasse für den Lehrer gewisse folgenschwere Gefahren bieten kann. Deshalb ist folgendes zu beachten. 1. Der Lehrer halte sich 3 Schritte von den Mädchen entfernt. 2. Er setze sich nicht neben ein Mädchen in die Bank, auch nicht zu den Kleineren. 3. Er lasse kein Mädchen allein in der Klasse, sondern im Notwendigkeitsfalle noch 1 oder 2 zuverlässige Kinder hinzu. 4. Er nehme ein Mädchen nicht zu persönlichen Besorgungen. [...] 3) a) Die augenblickliche Notlage unseres Vaterlandes verlangt von uns besondere positive Förderung in den Schwierigkeiten. b) Die Gegenwartsverhältnisse sind im Unterricht zu verwenden. Das ist heute beste Gesinnungspflege im staatsbürgerl. Sinne. 5. Die Kinder sind erneut zu warnen a) vor Tierquälerei b) nicht mit Steinen u.ä. auf Wagen und Züge zu werfen, dsgl. ist zu achten, daß Kinder keine Steine, Hemmschuhe u.ä. auf Schienen legen und so den Eisenbahnverkehr gefährden. 17 z.B. Rundschreiben 8 aus Trier vom 26.4.33: 2) Soweit es noch nicht geschehen ist, haben die Kinder in allen Schulen das "Horst-Wessel-Lied" zu lernen. Sowohl das Horst-Wessel-Lied als das Deutschlandlied sind stehend und unbedeckten Hauptes zu singen.; Rundschreiben 11 aus Prüm vom 21.7.33: Ia) Da der Hitler-Gruß als deutscher Gruß zu gelten hat, ordne ich an, daß der offizielle Hitler-gruß in unseren Schulen eingeführt wird. Es kommt darauf an, daß er nicht nur in strammer Haltung, sondern auch sinnerfüllt auszuführen und ihm außerhalb der Schule zur Geltung zu verhelfen ist. (folgt eine halbe Seite weiterer Details); Rundschreiben 16 aus Prüm vom 18.10.33: 3. Rassenkunde ist in allen Fächern (in den oberen Jahrg.) zu pflegen.; der in Anm. 16 zitierte Passus zu gemischten Klassen wird im Rundschreiben 18 aus Prüm vom 23.11.33 nochmals wiederholt; Rundschreiben 21 aus Prüm vom 18.2.34: I.3. Die Kinder sind anzuhalten, die Flaggen Hakenkreuz und Schwarzweissrot vorschriftsmäszig zu grüssen [...]; Rundschreiben 1 aus Prüm vom 9.4.34: 4.a) Die Schulchronik -Orts- und Schulchronik- muß bis 1.April ds.Jrs. fertig vorliegen. [Da] diese Chronik für die meisten unserer Orte das einzige geschichtl. Denkmal ist, muß sie durchaus sachlich, in guter Form und sauber geführt werden. [...]; Rundschreiben 2 aus Prüm vom 29.5.34: Ich ersuche um Anzeige der schwachsinnigen Kinder. In Frage kommen hilfsschulreife oder stark unter dem Durchschnitt stehende Kinder, die z.Zt. noch eingeschult oder seit etwa 1925 entlassen sind. Möglichst genaue Angaben über nähere und weitere Familie (Vorkommen von Geistesstörungen und Epilepsie); Rundschreiben 11 aus Prüm vom 5.2.35: II.3. Als Stoff des Unterrichts ist besonders zu behandeln: Der Niedergang nach 1918 und der Aufstieg durch die Bewegung usw. 18 Rundschreiben 2 aus Prüm, wohl Anfang Mai 1935: Termin: 25.5.35: Jeder Schulleiter, bei mehrklassigen Schulen jede Lehrkraft, reicht eine Übersicht wie folgt ein und unterzeichnet sie. a) Namen des Lehrers (Lehrerin), Jahrgang, Klasse, Schülerzahl. b) Alte Stärke der in J.V. [Jungvolk] und B.d.M. organisierten Kinder. c) Neue Stärke der Staatsjugend. d) Zahl der Kinder, die aus nationalen Verbänden ausgetreten sind. e) Mitgliedschaft bei katholischen Verbänden. Meldung jeder Lehrkraft: a) ob sie in der Staatsjugend oder nationalen Verbänden tätig ist b) ob sie Patenschaften für J.V. und B.d.M. übernommen oder geworben hat (Erfolg) c) ob sie aktiv in katholischen Verbänden tätig oder zahlendes Mitglied ist (Meldung gewissenhaft unter Diensteid) - 6 -

Das Verordnungsbuch muss in geführt worden sein, wie manche handschriftliche Einträge belegen. Ehrenchronik unserer Gemeinde – Weltkrieg 1914 – 1918 Bei diesem großformatigen Leinenband (34,5 * 24,5 cm, Einband blau mit Golddruck) handelt es sich um ein Verlagsprodukt (Verlag Adolf Hafner, München, 1930)19 für kleinere Gemeinden, das ein handschriftlich auszufüllendes Raster darstellt (für Kalenborn bearbeitete Vorlagen: Verzeichnis der Kriegsteilnehmer, Gedenkblätter der Gefallenen, Vermisste, Ehrenblätter der Heimgekehrten, Im Dienste des roten Kreuzes, Die scheidenden Kirchenglocken, Das Kriegerdenkmal unserer Heimat, Erlebnisse in unserer Heimat, Die Heimkehr). Ferner sind ausgeführt die Blätter ➢ Stiftungsurkunde der Gemeinde Kalenborn, 8.5.193020 ➢ Widmungsurkunde 2.8.1930 ➢ Anerkennung Lehrer Matthias Kohn, 11.8.193021 Diese Ehrenchronik ist ausführlich publizistisch erschlossen: Brochhausen, Norbert: Der 1. Weltkrieg in der Pfarrgemeinde Gerolstein-Roth: Unsere Heimat - unsere Soldaten. Müllenborn: Arbeitskreis für Geschichte und Heimatpflege im Eifelverein Müllenborn, 2014. Die hier nun aufbereitete Chronik bietet für die Orte des Schulverbands (Kalenborn, Scheuern) und die übrigen Orte der Pfarrei (Roth und Müllenborn) sowie einige weitere des Kreises Daun eine Vielzahl sonst - wenn überhaupt - nur schwer auffindbarer Informationen des behandelten Zeitraums zu ➢ Personen (Lehrer, Pfarrer, Orts- und Amtsbürgermeister, Schul- und Landräte) ➢ Klima (Wetter im Jahresverlauf, Ernten - eine Fundgrube für Mikroklimatologen22) ➢ Sozialeinrichtungen (Gesundheitsvorsorge und Krankheitsbekämpfung, Impfungen, Schulspeisungen) ➢ schulischen, politischen und religiösen Ereignissen (Schulentlassungen und Einschulungen, Schulausflüge, Unterrichtsausfälle und deren Gründe, Wahlen ‒ auf Reichs-, Provinz- und Kreisebene sowie zu Schulgremien ‒ und deren Ergebnisse, Gedenkfeiern mit ihrer Lied- und Gedichtauswahl, Erstkommunionen, Firmungen, Volksmissionen) u.s.w. Die beigefügten Verzeichnisse (Orte, Personen/Firmen, Sachen) wie überhaupt die Digitalisierung können dem Interessierten Auswertungen eigener Wahl erleichtern. Sollte dies gelungen sein, hätte sich der Einsatz der vielen Stunden meiner Freizeit gelohnt. Meiner Frau danke ich an dieser Stelle, dass sie das Ausbleiben mancher ihr gebührender Aufmerksamkeit über die lange Strecke - fast - klaglos ertragen hat. Peter Leuschen23 im Februar 2016

Nachbemerkung zur zweiten Fassung Freundlicher Weise hat Ortsbürgermeister Lothar Streicher diese Schulchronik im August 2016 auf der Homepage der Gemeinde http://www.kalenborn-scheuern.de/ online gestellt.24 Gegenüber dem Ausdruck auf Papier bietet die Lektüre im Medium Internet den Vorteil, dass - auch wenn die Quellen nicht im eigenen Bücherschrank stehen - die Verweise im Text der Anmerkungen (mit dem Mauszeiger auf dem Link und Mausklick links) sofort aufrufbar sind; ich habe mich bemüht, alle Verlinkungen "sensitiv" zu markieren. Außerdem kommen Farben in den Reproduktionen zur Geltung. Zu Querverweisen (Seiten, Anmerkungen) kann ebenfalls direkt gesprungen und mit dem "Zurück"- Button des Browsers an die Aufrufstelle zurückgekehrt werden. Inzwischen sind weitere zweifelhafte Lesungen geklärt. Der Anmerkungsapparat ist nochmals angewachsen (insbesondere um Fakten zum Zweiten Weltkrieg und Lebensdaten der erwähnten Lehrer aus der DIPF-Datenbank25). Ein Quellenverzeichnis wurde ebenfalls angefügt. Peter Leuschen im November 2016

19 Das Werk kostet RM. 70.-, wie Lehrer Matthias Kohn, dem die Bearbeitung obliegt, in der Schulchronik 2, S. 158 f (Juli 1930) ausführt. Weitere Verweise in Anm. 414. 20 Diese wie die beiden folgenden Urkunden jeweils mit Stempel Gemeinde Calenborn Kreis Daun und 5 Unterschriften der Gemeindevertretung (Gottfried Perings [Ortsbürgermeister], Anton Phlepsen, Matthias Kuhl, Michel Diederichs, Johann Hoffmann) 21 s. Abb. in Anhang 2-158 Ehrenchronik Kohn Anerkennung, S. 407 22 Eine solche Auswertung einer Schulchronik findet sich bei Rudolf Müller, oben zitiert in Anm. 7. 23 vgl. S. 348 und Anm. 904 24 Direktzugriff und Downloadmöglichkeit unter http://www.kalenborn-scheuern.de/~upload/aktuelles/Schulchronik mit Anhang-1.pdf; 30.8.2016. 25 s. Anm. 5 und 27. - 7 -

(1) [1919] 126

Am 1. Mai wurde die Schulamtsbewerberin Susanna Roden27 von der Kreisschulinspektion Daun zur Vertretung nach Calenborn geschickt. Da der erste Mai als gesetzlicher Feiertag galt, fiel der Unterricht an diesem Tage aus. Calenborn, den 1.V.19. Roden

Ges[ehen] 13/5 19 Gürten, Kreissch[ulrat]

Am 13. Mai stattete Herr Schulrat Gürten der Schule einen kurzen Besuch ab.

Am 19. Mai fiel der Unterricht aus wegen Beurlaubung der Lehrerin. Das Schulkind Joseph Berens aus Scheuern starb am 17. Mai 1919 im Krankenhause in Gerolstein nach 14 tägiger Krankheit28. Dienstag, den 20. Mai wurde es beerdigt. Alle Schulkinder nahmen an der Beerdigung teil. Am 21. Mai (Mittwoch) fiel der Unterricht ebenfalls aus, weil die Lehrerin für die Beerdigung ihrer Schwester beurlaubt war. Calenborn, den 22. Mail 1919 Roden

Nach einer Tätigkeit von einem Monat verläßt Frl.29 Roden die Schulstelle Calenborn, um einer von der Regierung Trier geschickten Vertreterin, der Schulamtsbewerberin Elisabeth Kelter, Platz zu machen. Letztere amtiert bereits als Vertreterin seit Ostern 1915, während Frl. Roden im letzten Herbst das Seminar verlassen hat. [Handschrift von Kelter] Juni 1919

26 Um einen Eindruck von der optischen Anmutung der Chronik zu vermitteln, ist im Anhang 1-1 ein Scan der ersten Seite eingefügt (S. 383). 27 Der Personalbogen ist online einsehbar unter http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0283.jpg (25.7.2016) Demnach ist Susanne Roden am 6.10.1898 geboren, kath. und im Volksschuldienst endgültig angestellt worden am 1.1.1930. Die erste Lehrerprüfung wurde abgelegt am 4.10.1918 in Saarburg, Bezirk Trier, die zweite am 5.12.1929 in Mitlosheim. Eine weitere Lehramtsprüfung hat sie abgelegt als Lehrerin der Landwirtschaftlichen Haushaltskunde am 17.3.1923 in Selikum bei Neuß. In Mitlosheim, Kreis Wadern, ist sie an der Kath. Volksschule seit 1.7.1928 angestellt. ― Weil später noch mehrere "Personal-Karten" zu einzelnen Lehrpersonen herangezogen werden, einige Informationen zur Quelle: Die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) ist eine internationale Forschungsbibliothek zur Historischen Bildungsforschung mit angeschlossenem Archiv. Sie gehört zum Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), einem Institut der Leibniz-Gemeinschaft. In deren Archivdatenbank (http://bbf.dipf.de/kataloge/archivdatenbank/hans.pl) sind (u.a.) Personen, Körperschaften und Berufe suchbar. Die Bestände reichen bis zum Ende der Weimarer Republik (die hier herangezogenen Personalia entstammen einer 1932 angelegte[n] Personalkartei der Volksschullehrerinnen und -lehrer Preußens mit ca. 138.000 Karten (http://bbf.dipf.de/archiv/hinweise-fuer-familienforscher). Für Gymnasiallehrer sind die Informationen je Lehrperson mehrseitig und sehr ausführlich (einschl. jeweiligem Jahresgehalt), für Volksschullehrer summarischer. Nach der Machtübernahme 1933 wurden diese Unterlagen nur noch für kurze Zeit weiter gepflegt. 28 Vermutlich TbC, da in der Chronik öfters die Rede ist von Lungenkrankheit und Impfungen dagegen sowie durch sie bedingter Kuraufenthalte. 29 Lehrerinnen waren von Berufs wegen unverheiratet. 1880 wurde der Lehrerinnenzölibat im Deutschen Reich per Ministererlass eingeführt. Es untersagte Lehrerinnen zu heiraten; auf eine Missachtung folgte die Kündigung. [...] Grundlage dafür waren arbeitsmarktpolitische Aspekte und moralische Vorstellungen über die Geschlechterhierarchie. Ein Leben lang berufstätig zu sein, entsprach nicht der bürgerlichen Frauenrolle; der Lehrerinnenberuf diente lediglich der kurzfristigen Versorgung unverheirateter junger Frauen aus bürgerlichen Familien. Einer „Doppelbelastung“ standzuhalten, wurde Frauen nicht zugetraut; zudem galten berufstätige Frauen als unnötige Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Der Lehrerinnenzölibat war damit ein Instrument, mit dem durch Diskriminierung flexibel auf die jeweilige Arbeitsmarktsituation reagiert werden konnte – bestand Lehrermangel, so wurde er gelockert, bestand dagegen ein Überangebot, konnten damit Lehrerinnen vom Arbeitsmarkt verdrängt werden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerinnenz%C3%B6libat, 10.1.2016) Noch in der Weimerer Republik wurden beamtete Frauen entlassen, die heiraten wollten oder ein uneheliches Kind hatten. - 8 -

2 [1919] (1)

Wie überall herrscht hier großer Futtermangel. Um die Stallfütterung zu sparen, treiben die Leute das Vieh Tag für Tag, bei jedem Wetter, hinaus auf die Weide. - Der Andrang für Urlaub ist überaus stark, u. allgemeiner Wunsch ist es, daß die Großen nur mittags die Schule zu besuchen brauchen. Des Morgens und des Nachmittags können sie dann zum Viehhüten benutzt werden. "Der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe"30 führen nun der Herr Ortsschulinspektor31 und die Lehrerin am 21. August die Halbtagsschule ein, die Ostern von der Kreisschulinspektion abgelehnt worden war. Morgens werden die drei untern, mittags die 5 übrigen Jahrgänge unterrichtet. Der Schulsaal hat nun ein ganz anderes Gesicht. Die Bänke sind nicht mehr so vollgepfropft, die Kinder sitzen freier, und der Unterricht ist infolge der wenigen Jahrgänge erleichtert. Vier Bänke wurden auf den Speicher transportiert, dadurch im Schulsaal etwas mehr Raum u. Licht u. Luft geschaffen. Immerhin stehen noch 12 Bänke darin.

Am 27. August 1919 fand durch Herrn Regierungsrat Zirfas eine Revision der Schule statt. Der Schulamtsbewerberin Kelter wurde bei dieser Gelegenheit die Befähigung zur definitiven Anstellung zuerkannt.

30 Schillerzitat (Anfangsvers der "Braut von Messina", 1803; s. Büchmann, Georg: Geflügelte Worte. : Fischer 1957. S. 92) 31 Pfarrer Weiler, denn die Ortsschulinspektion lag in geistlicher Hand (vgl. den Buchtitel [Anon.]: Das Rektorat und die geistliche Ortsschulinspektion von Klerikus, Laikus und Scholastikus. Cöln 1905; http://www.zvab.com/Rektorat-geistliche-Ortsschulinspektion-Klerikus- Laikus-Scholastikus/16586372416/buch, 12.2.2016). — Zur Ortsschulinspektion vgl. Anm. 49. - 9 -

(1) [1919] 3

Während der Herbstferien sind Schulsaal, Treppenhaus u. Gang neu getüncht u. das neben dem Schulsaal liegende Zimmerchen neu tapeziert worden. Gott sei Dank! Es ist auch bitter notwendig gewesen. Die Herbstferien dauerten vom 15. Sept. bis 13. Okt.

Am 15. Okt. kehrte der hiesige Feyen Johann aus englischer Gefangenschaft heim. Ehrenpfosten u. Kränze hatte man zu seinem Empfange errichtet. Leider fiel derselbe zl. trübe aus, da am Morgen desselben Tages der Vater des Heimkommenden beerdigt worden war. Das Vater und Sohn hier nicht mehr gegönnte Wiedersehen wird aber umso sicherer in der ewigen Heimat stattfinden.

Nachtrag Am 30. Juni 1919 starb plötzlich u. unerwartet unser langjähriger Ortsvorsteher Herr Peter Diederichs32. Ein Herzschlag machte seinem Leben ein Ende. Er war ein stiller, biederer Charakter. Seine Wohlbeliebtheit u. Uneigennützigkeit geht daraus hervor, daß er Jahre lang als Gemeindevorsteher gewirkt hat. Sein Andenken bleibt in Ehren!

32 Das Eifelvereinsblatt meldete 1912 in Nr. 6, S. 140 den Beitritt des "Rendanten" (das ist meist der Ortsvorsteher) Peter Diederichs zum Eifelverein. (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/208927, 7.9.2016) - 10 -

4 [1919] (1)

Okt. 1919 Ein interessantes Kapitel aus der Geschichte Calenborns Anläßlich der Durchnahme des Lebens des hl. Wendelinus, des Schutzpatrons von Calenborn, wurde mir von Hochw. Herrn Pastor Weiler33 (Roth) in liebenswerter Weise folgende interessante Mitteilung gemacht, die verdient, in der Chronik festgehalten zu werden. Vor dem 30jährigen Kriege lag das Dorf C. in den Feldern, die nach zu liegen. Der "kalte Born" bildete wahrscheinlich den Mittelpunkt (heute liegt er ja außerhalb) des Dorfes. Durch den 30j. Krieg wurde der Ort verwüstet, die darauffolgenden Pestjahre34 vollendeten den Untergang. Nur einige traurige Überreste zeigten an, daß hier einmal ein Dorf gestanden. Die bald nach dem langen Kriege einsetzende rege Tätigkeit der Jesuiten erstreckte sich auch über Calenborn. Die Häuser wurden wieder aufgebaut, aber in mehr südlicher Richtung, die Kapelle restauriert. Auf der Tabernakeltüre ist noch das Jesuitenzeichen. Auch die ganze Bauform des Hochaltars weist auf jene Zeit hin.35 Mit dem Wiederaufbau der Kapelle fällt sicherlich auch die Stiftung der zwei Glocken zusammen, die heute noch das Geläute des C. Gotteshauses ausmachen. Sie tragen die Jahreszahl 169536 u. den Namenszug ihres hochherzigen Stifters, des Grafen Rodenburg von Niederbettingen37 Wegen ihres historischen u. Kunstwertes sind sie auch der in u. durch den Weltkrieg geforderten Beschlagnahme der Metalle entgangen.38

33 Pfarrer Weiler war stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe Müllenborn (55 Mitglieder im Jahre 1914) des Eifelvereins. (Eifelvereinsblatt 1914, S. 161) In der Okotobernummer dieser Publikation veröffentlicht er (zwei Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs) einen Artikel über "Weibliche Kriegsarbeit auf dem Lande" (S. 214f, http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/212826, 11.9.2016). In der Februarnummer 1916 folgt ein Aufsatz "Eifeler Blumenkorbgewerbe. Soziale Plauderei" (S. 24-27, http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/179653, 11.9.2016). Auf dem Titelblatt ist er in den Jahren 1913 - 1916 als Mitarbeiter aufgeführt: "Pfarrer Weiler aus Roth bei Gerolstein". 34 Sie wütete noch während des 30-jährigen Krieges ("das große Sterben"): Am schlimmsten waren die Jahre 1636/37, in denen diese blitzschnell um sich greifende Seuche im Dauner Raum die Bevölkerung dezimierte, ganze Familien ausstarben, Weiler verfielen und Ortschaften verödeten. Es war die Bubonen[Beulen-]pest, untermischt von Ruhr und Flecktyphus. […] Der Pestheilige Rochus wird und wurde in [...] Gerolstein, Kalenborn, , [...], Oberbettingen, Roth, [...] verehrt. (Mayer, Alois: Der Schwarze Tod im Kreis Daun. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis 1993, S. 113ff) Zum hl. Rochus vgl. Anm. 35 am Schluss. 35 Details zum Gebäude und seiner Inneneinrichtung werden später (1928) in der Reihe "Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz" im Band 12/III "Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun" (Düsseldorf, Schwann 1928) veröffentlicht und auch zeitnah in dieser Chronik aufgegriffen. Da der Bearbeiter, Ernst Wackenroder, bereits 1914 den Kreis bereiste, aber "im Sommer 1914 durch den Kriegsausbruch" und "durch die Einberufung des Verfassers zum Heeresdienst aufgehalten" (S. V) wurde, ist es denkbar, dass er das Lehrpersonal vor Ort einbezogen hat und Lehrerin Kelter grob über seine Aufzeichnungen informiert war. Zur Verifizierung der hier und später öfters in der Chronik niedergelegten Details sei vorab der Passus über die Kalenborner Kapelle (S. 230f) in vollem Wortlaut zitiert: KATHOLISCHE KAPELLE (s.t.Ss. Ignatii et Wendalini) zu KALENBORN. SCHANNAT-BÄRSCH, Eiflia illustr. III, 2, 1, S. 45 u. 154. - MAX MÜLLER, Ortsnamen II, S. 36. - AUSFELD, Übersicht S. 3 u. 40. Ein erzbischöfliches Gut bei Caldebrunna geht i.J. 846 in den Besitz der Abtei Prüm über (BEYER, Mrh. Ukb. I, Nr. 75. - GOERZ, Mrh. Reg. I, Nr. 559). Als Prümscher Besitz kommt der Ort dann noch mehrfach vom 10. bis 12. Jh. vor (vgl. BEYER a.a.O. Register). Die Kapelle ist ein einfacher Bau in Bruchstein, nach Inschriftzahl v.J. 1552, im Lichten 5,96 m breit und mit dem dreiseitigen Chorschluß 10,15 m lang. Außen schlicht geputzt, die ebenfalls verputzten Strebepfeiler fast bis ans Dachgesims geführt und einmal getreppt. Über dem Westende ein einfacher vierseitiger Dachreiter; das rundbogige Westportal mit der Zahl 1642 auf dem hohen Sturz und einfacher Nische über dem Karnissgesims. Im Chor und Schiff je zwei rundbogige Fenster mit grobem Maßwerk. Der Chor mit spitzbusigem Kappengewölbe, das fast quadratische Schiff kreuzgewölbt, beide Gewölbe mit ganz niedrigen Hohlkehlgraten auf Konsolen in Rosettenform. Am rundbogig geschlossenen Triumphbogen hochgelegte Kämpfer. Einfacher Säulenaltar von Holz, 17. Jh., mit breiter Bildfläche, vor die jetzt auf ein kleines Tabernakel die Figur des heiligen Priesters Ignatius gesetzt ist. In den Rankenabschlüssen sind die Köpfe der geflügelten Engel ausgeschnitten und bemalt. Im Aufbau wiederholt sich das Hauptmotiv des Altars mit der Figur des hl. Wendalinus in einer Muschelnische. Die kleinen Seitenaltäre von Holz sind einfache Arbeiten des 17. Jh., links auf dem Gesims die Holzfigur des Erzengels , rechts die des hl. Rochus. Glocke (schwer zugänglich) v.J. 1792. 36 Bemerkenswert, dass davon bei Wackenroder keine Rede, statt dessen die eine (!) Glocke erst auf 1792 datiert ist. 37 (nachträglich?) mit Bleistift eingetragen 38 In WK II dann allerdings wurde wohl (mindestens) eine eingezogen, denn in der Chronik heißt es: Im Dezember 1947 kehrten 2 Glocken, die im Kriege abgeliefert werden mußten, wieder zurück. Es war eine Kalenborner und eine Scheuerner Glocke. (Band 4, S. 20f) - 11 -

(1) [1919] 5

Der Patron der Jesuiten wurde nun auch der Schutzheilige des neu errichteten Gotteshauses. Sein Bild steht heute noch in der Kapelle auf dem Hochaltar. Wie kam es nun, daß auch Wendelinus Schutzpatron Calenborns wurde? Spätere Generationen widmeten sich mehr u. mehr der Schafzucht. Die ausgedehnte Gemarkung der Gemeinde und die großen Heideflächen39 begünstigten diese Viehzucht. Der Gedanke an den Wiederaufbau C. durch die Jünger des hl. Ignatius trat immer mehr in den Hintergrund. Die landwirtschaftliche Idee, eine möglichst blühende, rentable Vieh- resp. Schafzucht hervorzubringen, erforderte einen ihr besonders günstigen Schutzpatron; den haben wir im hl. W. Also wird der hl. Wendelinus der Beschützer der Schafherden u. auch des ganzen Dorfes; ohne jedoch Ignatius zu verdrängen, der nun zum zweiten Patron herunterrückt u. in der Kapelle seinen Platz unter dem Bilde des hl. Wendels erhält. Bis zu den sechziger Jahren stand die Schafzucht im hiesigen Dorfe in Blüte. Die Gemeinde hielt einen eigenen Schafhirten, der, je nach der Anzahl der Schafe, die er für den einzelnen zu füttern hatte, von den Bauern abwechselnd beköstigt wurde. Der jeweilige Pastor hatte jährlich Anspruch auf ein Lamm aus der Gemeindeherde. Auch stand ihm das Recht zu, ein Schaf unentgeltlich mit der Herde ziehen zu lassen. Vielleicht leitet sich daher die Sitte ab, am Wendelinustag in der C. Kapelle, eine hl. Messe zu lesen, da für die sogenannte Wendelinusstiftung ein Fond nicht besteht.

39 Noch auf der Tranchot-Karte (Blatt 154 Gerolstein der „Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und v. Müffling 1803-1820“, Maßstab 1:25.000, „Aufgenommen 1809 von Ing. Geograph 2. Klasse Dumesnil“. Hg. Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz 1967) ist auf Alscheid Heidebewuchs eingetragen (Br = Bruyères): - 12 -

6 [1919] (1)

Heute sind die vierbeinigen Schafe aus Calenborn verschwunden.40 Das Gemeindeland ist aufgeteilt und meistens urbar gemacht. Wenn gleich auch bei der großen Not des Krieges u. dem Mangel an Wolle der Gedanke eines Wiederauflebenlassens der Schafzucht nahe trat, er konnte nicht zur Tat kommen, da das Weideland fehlt. Deswegen das Gemeindeland wieder zusammenzuwerfen, wäre aber unwirtschaftlich gewesen, weil manche Familie nur dieses Gemeindeland zum Beackern besitzt u. ihre paar Kartoffeln u. ihr Gemüse darauf zieht. Also wird trotz der Gewohnheit u. des Vorbildes der Väter die Schafzucht nicht mehr betrieben. Nichtsdestoweniger ist Wendelinus neben Ignatius der Schutzheilige Calenborns geblieben. Mögen beide ihre Fürbitte bei Gott für das Wohl der Gemeinde gewinnen! Kelter

November Ungewöhnlich streng u. viel zu früh setzte der Winter in diesem Jahre ein. An Allerseelen u. Allerheiligen41 war alles zugeschneit, eine richtige Januartemp. herrscht. Viel zu früh kommt der Winter für unsere Bauern. Wegen der schlechten Witterung im Okt. ist kaum die Hälfte eingesät, die Kartoffeln stehen noch teilweise, das Gemüse (Steckrüben42 etc) ist noch nicht eingeerntet.

40 Subtile Ironie der jungen auswärtigen Lehrerin: Die zweibeinigen sind noch da. 41 2. bzw. 1. November 42 Die Pflanze ist zu dieser Zeit noch jedem in (übler) Erinnerung. In Notzeiten waren Steckrüben mehrfach die letzte Nahrungsreserve für einen Großteil der Bevölkerung. In die Geschichte eingegangen ist der so genannte deutsche Steckrübenwinter während des Ersten Weltkriegs 1916/17 („Früh Kohlrübensuppe, mittags Koteletts von Kohlrüben, abends Kuchen von Kohlrüben.“). Da die Kartoffelernte im Herbst 1916 eine Missernte war, wurden Steckrüben als Ersatz herangezogen. Sie waren vorher hauptsächlich als Schweinefutter angebaut worden. Da praktisch alle Lebensmittel in Deutschland knapp waren, dienten Steckrüben als Basis für die verschiedensten Gerichte, 1917 erschienen eigens Steckrüben-Kochbücher. So gab es Rezepte für Steckrüben-Marmelade, Aufläufe, Suppen, Sauerkraut-Ersatz aus Steckrüben und sogar Steckrüben-Kaffee. (https://de.wikipedia.org/wiki/Steckrübe, 20.05.2016) - 13 -

(1) [1919] 7

Und nun Eis u. Schnee! Mit Bangen schaut man in die Zukunft. Am schlimmsten sind wohl die Städter dran, denn bei diesem Wetter stockt die Kartoffelzufuhr. Hier im Dorfe wurde der Ztn. Kartoffeln mit 14 und 15 M bezahlt. Alle anderen Lebensmittel haben entsprechend hohe Preise: Butter = 16 M, Eier = 1,50 M etc. Dezember In der ersten Hälfte des Monats werden bei zl. mildem Wetter die letzten Kartoffeln u. der Rest Gemüse geerntet. Am 14. Dez. fand unter Beteiligung fast sämtlicher Wahlberechtigten die Gemeinderatswahl statt.43 Es waren zwei Wahlvorschläge aufgestellt. Ergebnis der Wahl: Jede Partei schickt drei ihrer Kandidaten in den neuen Gemeinderat. Am 21. Dez. fand im Rother Jugendheim44 eine Schulweihnachtsfeier vor aufgestellter Krippe im Beisein der Eltern statt. Chorlieder u. Gedichte wurden vorgetragen. Die Festrede hielt der hochw. Herr Pastor Weiler. Er wies darin vorzüglich auf die Pflichten der Erzieher hin. Die Weihnachtsferien beginnen einen Tag früher als sonst, nämlich mit dem 22. Dez. Sie endigen mit dem 7. Januar 1920. Kelter

43 Dies sind die ersten freien Wahlen zu den Gemeinderäten in der Weimarer Republik. Gewählt werden nicht Personen, sondern Listen (= Parteien). Das seit 1845 auf kommunaler Ebene geltende Dreiklassenwahlrecht der Rheinprovinz (Stimmen nach Steueraufkommen gewichtet) gilt nicht mehr, auch Frauen sind wahlberechtigt. Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht auf Grund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen. (Aufruf des Rates der Volksbeauftragten an das deutsche Volk vom 12. November 1918. Vgl. http://www.documentarchiv.de/ wr/1918/rat-der-volksbeauftragten_ar.html, 20.05.2016) — Die Lehrerin verzichtet hier auf eine detaillierte Auflistung des Wahlergebnisses - im Unterschied zu den Lehrern der Folgejahre. Dass die eine der Parteien zumindest tendenziell dem Zentrum entspricht, dürfte außer Frage stehen, aber welche andere Partei oder Wählervereinigung ein gleiches Gewicht aufbringt, wäre schon von Interesse (aus dem Ergebnis der Wahl am 20. Februar 1921 - s.u. Bd. 2, S. 2 - lässt sich kein Favorit für den Zweitplatzierten erkennen). Auch in der Ortschronik von Duppach sind zu dieser Wahl nur zwei Listen ohne Nennung von Parteien aufgeführt. 1919 Zur ersten Gemeinderatswahl ist vermerkt: 'Am 07.12.1919 waren 2 Listen aufgestellt. Auf die Liste Blum fielen 4 Sitze und auf die Liste Pütz 2 Sitze.' Lambert Blum wurde zum ersten Gemeindevorsteher nach dem neuen Wahlrecht gewählt. (http://www.duppach.de/ über-duppach/geschichte/, 20.5.2016) 44 Erbaut auf Veranlassung von Pastor Weiler, also nach 1908 (s. u. Bd. 2, S. 14). - 14 -

8 [1919] (1)

[in der Handschrift von Herrn Stroh:] Am 16.I.20. übernimmt Schulamtsbewerber August Stroh45 gem. Verfügung der Regierung die Verwaltung der Lehrerstelle hierselbst. Die Gemeindevertreter richten ein Gesuch an die Regierung zu Trier mit der Bitte um Belassung der Lehrerin Fräulein Kelter an hiesiger Schule. Das Gesuch weist darauf hin, daß der in französ. Gefangenschaft sich befindende Stelleninhaber, Herr Vonolfen, infolge der Ratifikation des Friedens seitens der Entente46 in nächster Zeit zurückkehren müsse. Das Gesuch wird aber von der Regierung abschlägig beschieden. Es wird darauf hingewiesen, daß Schulamtsbewerber August Stroh ein Kriegsteilnehmer sei und infolgedessen inbez. auf Aufstellung den Vorzug habe.47 Nachdem der Friede ratifiziert ist, kommen auch unsere Landessöhne endlich aus der französischen Gefangenschaft zurück. Ein "Grüß' Gott!" im deutschen Lande. Am 23.I.20 trifft als erster Anton Bauer aus Scheuern hier ein. Am 25.I. kommt Nicol. Wagner aus Calenborn ebenfalls aus franz. Gefangenschaft.

[in der Handschrift von Herrn Vonolfen:] Am 16. Februar 1920 übernahm Schulamtsbewerber Vonolfen48 nach 5jähriger Unterbrechung den Unterricht wieder auf. [!] Sonntag, am 22. Februar 1920 fand im Schulsaale die erste Versammlung zur Vorbereitung der Wahl der Elternbeiräte49 statt. Der Lehrer leitete die Versammlung. Er begrüßte die

45 Der Personalbogen ist online einsehbar unter http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0267.jpg (25.7.2016). Demnach ist August Stroh am 3.7.1898 geboren, kath. und im Volksschuldienst endgültig angestellt worden am 1.7.1927. Die erste Lehrerprüfung wurde abgelegt am 18.10.1919 in Trier, die zweite am 19.7.1924 in Waxweiler. In Carlshausen, Kreis , ist er an der Kath. Volksschule seit 1.11.1926 angestellt. 46 am 10.1.1920 (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag_von_Versailles, 8.11.2016: Nach ultimativer Aufforderung unterzeichneten die Deutschen unter Protest am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal von Versailles den Vertrag. Nach der Ratifizierung und dem Austausch der Urkunden trat er am 10. Januar 1920 in Kraft.) 47 Das Argument "Kriegsteilnehmer" trifft auf Herrn Vonolfen gleichermaßen zu. Die Gemeinde hat sich letztendlich jedenfalls durchgesetzt, denn Herr Stroh ist nur genau einen Monat lang im . 48 Der Personalbogen ist online einsehbar unter http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0773.jpg (25.7.2016). Demnach ist Theodor Joseph Vonolfen am 18.6.1892 geboren, kath. und im Volksschuldienst endgültig angestellt worden am 1.6.1920. Die erste Lehrerprüfung wurde abgelegt am 4.7.1912 in , die zweite am 17.8.1920 in Calenborn. In Beilingen, Kreis Bitburg, ist er an der Kath. Volksschule seit 1.11.1926 angestellt. 49 Das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hatte "Satzungen für Elternbeiräte und Schulen" erlassen, die von der Kreisschulinspektion Prüm am 2.2.1920 weitergeleitet und in das "Verordnungsbuch" eingetragen wurden. Gleichzeitig verfügt der – offensichtlich skeptische - Schulrat Spurtzem aus Prüm: Über die mit den Elternbeiräten gemachten Erfahrungen erbitte ich Bericht zum 1.12.20. Der unmittelbar vorhergehende Eintrag im "Verordnungsbuch" (Kreisschulinspektion Prüm I, Tgb. A. No. 129) lautet: Nachdem nunmehr die Interall. Rheinlandkommission unter dem 3. Januar d.J. die Durchführung des Gesetzes vom 18.7.19, betreffend Aufhebung der Ortsschulinspektion, auch für die besetzten Gebiete genehmigt hat, heben wir hiermit unsere Verf. vom 14.11.19 II F. 2686 auf. Es tritt nunmehr unsere Verf. vom 1.10.19 II F 623 wieder in Kraft. Damit ist die Ortsschulinspektion endgültig aufgehoben. (Der Ortsschulinspektor war in der Regel der Pfarrer.) ― Bereits im Kaiserreich war während des Kulturkampfs 1872 die Ortsschulinspektion einmal aufgehoben worden. Durch das Schulaufsichtsgesetz endete der Einfluss der Kirche auf die Volksschule. (https://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_Falk, 24.5.2016) - 15 -

(1) [1919] 9 erschienen Männer und Frauen, 38 an der Zahl. Nach einer kurzen Einleitung wurden die "Satzungen für Elternbeiräte an Schulen" und die "Wahlordnung für Elternbeiräte" vorgelesen. Dann wurde auf Wunsch der Versammlung eine vorläufige Kandidatenliste für die demnächst stattfindende Wahl aufgestellt, und zwar für Calenborn vier Männer und vier Frauen; für Scheuern drei Männer und zwei Frauen. Diese Listen werden durch ortsüblichen Aushang öffentlich zur Kenntnis gebracht. Die Versammlung beschloß, die nächste Zusammenkunft für Sonntag, den 29. Februar anzuberaumen, ebenfalls im Schulsaale. Die Versammlung hatte den Herrn Pfarrer Weiler von Roth eingeladen, der auch erschienen war und in einer kurzen Ansprache auf die Wichtigkeit des Elternbeirats hinwies. Die Versammlung begann 4 ½ Uhr u. endete 6 ¾ Uhr.

Sonntag, am 29. Februar 1920 fand um 4 Uhr im Schulsaale die zweite Versammlung zur Wahl der Elternbeiräte statt. Der Lehrer leitete die Versammlung. - 16 -

10 [1919] (1)

Die Eltern waren zahlreich erschienen erschienen. Es wurde mit Hilfe der Wahlurne der Wahlvorschlag vorgenommen. Die Aufgestellten erhoben keinen Einspruch und unterschrieben den Vorschlag. Außer diesen noch 10 Wahlberechtigte. Darauf wurde der Wahlvorschlag in Calenborn und Scheuern durch ortsüblichen Anschlag veröffentlicht. Es wurde beschlossen, die Wahl Sonntag, am 7. März 1920 vormittags von 11 bis 1 Uhr im Schulsaale vorzunehmen. Sonntag, am 7. März 1920 fand von 11 bis 1 Uhr im Schulsaale die Wahl des Elternbeirates statt. Der Lehrer hatte tags zuvor die Eltern der Schüler eingeladen. Der Vorsitzende des Wahlvorstandes, Herr Johann Peter Perings leitete und überwachte die Wahl. An gültigen Stimmen wurden 9 abgegeben. Gewählt wurde Herr Peter Leuschen. Darauf wurde das Ergebnis bekannt gemacht, das Wahlprotokoll aufgesetzt und vom Wahlvorstand unterschrieben. Das Protokoll, nebst Wahlvorschlag, Wahlliste und Stimmzetteln wurde dem Preußischen Kreisschulinspektor Herrn Schulrat Gürten in Daun übersandt. - 17 -

(1) [1919] 11

Sonntag, am 14. März 1920 nachmittags 4 Uhr fand die erste Versammlung des Elternbeirates statt. In ihr wurde der Vorstand gewählt, und zwar Peter Leuschen, Landwirt in Calenborn zum Vorsitzenden; Anton Kemen, Schneidermeister in Calenborn zum Schriftführer und Johann Berens, Landwirt aus Scheuern als Beisitzer.

Dienstag, den 30. März 1920 fand die Entlassung von 6 Kindern statt; drei Knaben, drei Mädchen, einer war aus Scheuern, 5 aus Calenborn. Leider konnte eine Schülerin der Entlassung nicht beiwohnen, da sie im Sanatorium Hehn bei M.Gladbach ist.50 Um 12 Uhr begannen die Osterferien, die bis zum 13. April dauern werden.

Am Weißensonntag gingen 12 Kinder hiesiger Schule zum ersten Male zum Tische des Herrn in der Pfarrkirche zu Roth. Die Vorbereitung lag in Händen des Herrn Pfarrers Weiler, Hochwürden zu Roth.

Schuljahr 1920/21

50 Vgl. Anm. 28. - 18 -

12 [1919] (1)

Dienstag, am 13. April 1920 begann das neue Schuljahr um 7½ Uhr. Zunächst wurde Halbtagsschule in der Weise eingerichtet, daß die 5 oberen Jahrgänge vor-, die 3 unteren nachmittags kommen. Grund: zu große Schülerzahl – 81 – und zu beschränkter Raum im Schulsaale. Um 1 Uhr fand die Aufnahme von 9 Schulneulingen statt, sodaß die Schülerzahl 82 beträgt. Alle sind katholisch. 40 Knaben, 42 Mädchen, 67 aus Calenborn, 15 aus Scheuern.

Dienstag, am 27. April 1920 fiel der Unterricht aus. Grund: Beerdigung des Herrn Lehrers Dunsbach von Gerolstein.

Freitag, am 30. April 1920 fiel der Unterricht aus. Anlaß: Beerdigung des frühern Lehrers von Auel, Herrn Johann Albert Hau in .

Heute51 ging dem Lehrer beigefügtes Schreiben der Kreisschulinspektion zu in Vertretung Prüm:

[Hier endet der erhaltene erste Teil der Schulchronik, womit mehr als die zweite Jahreshälfte 1920 nicht abgedeckt ist.]

51 Datum nicht ermittelbar (nach dem 30.4.1920, aber vor 1921, da die Einträge ab 1921 in Teil 2 der Schulchronik erhalten sind). - 19 -

(2) [1921] 1 Fortsetzung der Schul- und Ortschronik Calenborn 1921

[Im Anhang ist als Scan zum Anfang dieser Kladde eingefügt: 2-00 Einlegeblatt (handschriftlich, S. 384) mit Lehrer- und Pfarrerliste von "Died[erichs] Alois"52]

Freitag, am 21. Januar 1921 fiel vormittags der Unterricht aus. Anlaß: Beerdigung der Schülerin der II.a. Anna Michels von Calenborn in Roth. Amselben Tage wurde auch ihr am 18. Januar gestorbener Vater, Anton Michels, mitbegraben.

Samstag, am 29. Januar 1921 fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers an der Arbeitsgemeinschaft in Gerolstein.

Montag, am 7. Februar 1921 fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers an der Beerdigung von Frl. Lehrerin Annen in Gerolstein.

Samstag, am 19. Februar 1921 fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers

52 Alois Diederichs, 1921 - 2009 lt. Inschrift auf dem Grabstein des Kalenborner Friedhofs - 20 -

2 [1921] (2) an der Arbeitsgemeinschaft in Daun.

Die Wahlergebnisse am Großwahltag Sonntag, den 20. Februar 192153 ergaben für Calenborn folgendes. Wahlberechtigt 131. Gewählt 115 Kreistag: 105 Ztr. [Zentrum]54 9 Wählervereinigung Provinz55: 106 " 3 d.W.56 3 Chrstl. W.57 Landtag: 105 " 1 d.W. Scheuern wählte so: Kreistag: 49 Ztr. 1 Wählervereinigung Provinz: 49 " Landtag: 49 " 1 dem. Partei58.

Auf Antrag des Lehrers und der Gemeinde untersuchte Herr Dr. Linden aus Gerolstein Dienstag, am 22. Februar 1921 die hiesigen Schüler. Das Ergebnis war, daß 3 Schüler an Krätze erkrankt sind. Selbige müssen sich auf Anraten des Arztes vom Schulbesuch enthalten. Sonntag, am 27. Februar 1921 fand im Schulsaale die Auszahlung

53 erste Landtagswahl in Preußen 54 Zentrum und Bayrische Volkspartei (BVP) Das Zentrum repräsentierte wie im Kaiserreich die katholischen Wähler aller Bevölkerungsschichten. Die wirtschaftlich-sozialen Interessen seiner Anhänger waren also sehr unterschiedlich. Deshalb verfolgte das Zentrum vor allem kultur- und bildungspolitische Zielsetzungen. Ab 1920 gab es dazu eine bayrische Variante: die BVP. Obwohl für viele Katholiken der Sturz des Kaiserreichs ein Verstoß gegen die gottgewollte Ordnung war, unterstützte das Zentrum die Republik, in der es seine Interessen besser vertreten konnte als im protestantisch dominierten Kaiserreich. (http://popp-sport.de/ 02%20Geschichtsunterricht/12%20Pruefung/06%20Weimarer %20Rep/01%20allgemeines/03%20Parteien+prog.pdf, 23.12.2015) 55 = Rheinprovinz 56 "demokratische Wähler"? Eine eindeutige Zuordnung zu den Parteikürzeln von 1921 in http://www.wahlen-in- deutschland.de/wluWahlkreisverbandsmandate.htm (am Ende der Seite) ist nicht möglich. 57 Nach der gleichen Quelle wie Anm. 56 kommt für 1921 nur die CVoP (Christliche Volkspartei) in Frage. 58 Deutsche Demokratische Partei (DDP) Die DDP ging aus der Fortschrittlichen Volkspartei und Teilen der Nationalliberalen Partei des Kaiserreiches hervor. Sie war konfessionell ungebunden und vertrat die Interessen des gebildeten Bürgertums, des gewerblichen Mittelstandes und eines Teils der Großindustrie. Die DDP bekannte sich bedingungslos zur Republik und wandte sich gegen alle radikalen Tendenzen von links und rechts. (Quelle wie Anm. 54) - 21 -

(2) [1921] 3 der von den Schülern seinerzeit gezeichneten Kriegsanleihen statt.59 Ein Quittungsbogen befindet sich bei den Schulakten im Schrank.

Nachdem während der Wintermonate der Brückenbau am Fricksbach geruht hatte, wurde er am 14.März wiederaufgenommen. Die Brücke soll bis zum 15. Mai fertig sein. Sollte es nicht der Fall sein, so muß der Unternehmer der Gemeinde Calenborn täglich 75 Mark zahlen.

Dienstag, am 22. März 1921 fand die Entlassung von 8 Schülern vier Knaben und vier Mädchen statt. Alle waren aus Calenborn. Damit endete das Schuljahr und schlossen sich die Osterferien an.

Weißensonntag, am 3. April 1921 gingen 12 Schüler der hiesigen Schule zum erstenmal zum Tisch des Herrn

59 Während des Ersten Weltkriegs wurden zwischen September 1914 und September 1918 im Halbjahresrhythmus insgesamt 9 Kriegsanleihen aufgelegt, die ersten (in Erwartung eines kurzen Krieges) mit kurzer, die letzten mit langer Laufzeit. Bereits für die 2. Kriegsanleihe vom März 1915 wurde über die Schulen zu Sammelzeichnungen für Kleinstbeträge ab fünf Mark geworben (Kilian, Jette: Propaganda für die deutschen Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg. In: Wilke, Jürgen (Hg.): Massenmedien und Spendenkampagnen. Vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2008. S. 73 - 160, hier S. 142). Bei der 4. Kriegsanleihe, an der sich auch die Schule beteiligte, wur- den in Kalenborn 134 Mark gezeichnet. (Kohn, Ehrenchronik, zit. nach Brochhausen, Roth, S. 40) (Der Nennbetrag der Zeichnung im Reich belief sich auf 10,712 Milliarden Mark, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsanleihe#Erster_Weltkrieg, 20.3.2016). Ein ausführliches Zeichnungsangebot zur 6. Kriegsanleihe mit Konditionen und Fristen findet sich im Eifelvereinsblatt April 1917 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/212893, 12.9.2016, und im Juli folgt ein unfreiwillig komischer Bericht über einen "Kriegsanleihevortrag im Eifeldorf", der treffend einerseits Protagonisten - Pfarrer, Lehrer, Banker - und andererseits hellsichtige einheimische Zweifler kennzeichnet: http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/178378.). ― Die Zeichner können sich glücklich preisen, noch ausgezahlt worden zu sein, denn die späten Kriegsanleihen wurden durch die Hyperinflation 1923 wertlos. - 22 -

4 [1921] (2) in der Pfarrkirche zu Roth. Die Vorbereitung erteilte der Ortspfarrer, Herr Weiler, Hochwürden zu Roth.

Montag, am 11. April 1921 begann das Schuljahr 1921/22. Die eingerichtete Halbtagsschule – wegen Raummangel und zu großer Schülerzahl – bleibt bestehen. Neuaufgenommen wurden zehn Schüler. 6 Knaben, 4 Mädchen, davon waren 8 von hier und 2 von Scheuern. Die Schülerzahl ist 86. Im Einzelnen verteilt es sich so: 70 von Calenborn; 16 von Scheuern. 43 Knaben; 43 Mädchen. 51 morgens (6 Jahrg.) 35 nachmittaqgs (2 Jahr.) Alle Schüler sind katholisch und deutsch.

Samstag, am 23. April 1921 fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers an der Arbeitsgemeinschaft in Daun.

Mittwoch, am 10. Mai 1921 wurden 12 Schüler der Schule durch den H. Dr. Lehnen von - 23 -

(2) [1921] 5

Gerolstein geimpft. Die Nachschau ist am 17. Mai 1921 während der Pfingstferien.

Nun ist der 15. Mai da, der Tag der Fertigstellung der Brücke über den Fricksbach. Der Bauherr arbeitete mit zwei Gehilfen; dazu kamen einige Männer des Ortes. Die Steine wurden in Lenzerath gebrochen und nach hier gefahren. An der Brücke wurden sie von einheimischen Steinhauern zurecht gehauen. Die neue Brücke liegt ungefähr drei Meter höher als die alte. Der Weg, welcher über die Brücke führt und Calenborn mit seinem Pfarrort Roth verbindet, soll bis 1. Dezember 1921 fertig gestellt sein.

Freitag, am 13. Mai 1921 stattete der Kreisschulrat Herr Dr. Schmeck von Daun der hiesigen Schule in der 2. Stunde einen ganz kurzen Besuch ab. Er ließ sich das gelernte Gedichte "Wonnig ist's in Frühlingstagen" von Weber60 vortragen. An diesem Tage begannen die Pfingstferien, die am 23. Mai 1921 enden.

60 Friedrich Wilhelm Weber (* 25. Dezember 1813 in Alhausen; † 5. April 1894 in Nieheim) war ein deutscher Arzt, Politiker und Dichter. (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_Weber, 23.12.2015) Der Beginn des Gedichtes (aus: http://gutenberg.spiegel.de/ buch/dreizehnlinden-2854/2, 13.2.2016)

I. Aus dem Nethegau Wonnig ist's, in Frühlingstagen Nach dem Wanderstab zu greifen Und, den Blumenstrauß am Hute, Gottes Garten zu durchschweifen. Oben ziehn die weißen Wolken, Unten gehn die blauen Bäche, Schön in neuen Kleidern prangen Waldeshöh' und Wiesenfläche. - 24 -

6 [1921] (2)

Zur Geschichte unseres Dorfes: Erzbischof Hetti von Trier gab durch Tauschvertrag, den Kaiser Lothar am 1. Jan. 846 bestätigte, der Abtei Prüm ein Gut zu Scindelasceiz bei Caldebrunna. Die Kapelle zu Kalenborn hat die Inschrift 1552. Ihr Patron ist der hl. Wendelin. Im Jahre 169261 scheint sie erneuert worden zu sein. Scheuern hat den hl. Laurentius zum Schutzheiligen und ist 1629 erbaut. Aus "Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diözese Trier" von Dr. Philipp de Lorenzi, Domdechant und bischöflicher Offizial. Trier 1887.

Samstag, am 28. Mai 1921 fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers an der Arbeitsgemeinschaft in Gerolstein.

Donnerstag, am 2. Juni 1921 machte die hiesige Schule mit den Schulen von Müllenborn und Roth ihren Frühlingsausflug. Treffpunkt Roth. Führer war der Lehrer von Calenborn. Zunächst gingen wir durch den Wald nach Gerolstein und kletterten die Munterlay hinauf. Von hier wurde Gerolstein und Umgebung besichtigt. Dann fand die Mittagsrast statt. Nun gings zur Tropfsteinhöhle Buchenloch. Hier sangen wir das Eifellied62. Nun wanderten wir im Gänsemarsch zur

61 Wackenroder (s. Anm. 35) nennt als einzige dafür in Frage kommende Jahreszahl 1642. 62 Nach ausgiebiger Suche im Netz handelt es sich am wahrscheinlichsten, weil schon 1895 erschienen, um das "Eifellied" von C. Schlesinger, -Kalender 1931, S. 124 (http://legacy.fordham.edu/magazinestacks/eifelkal.html, 13.2.2016 und http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/201572, 4.7.2016)

Im Eifelvereinsblatt 1913 (Nr. 5, S. 131 [http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/209239] 17.8.2016) ist ein weiteres "Eifel-Lied" (Text Dr. Thikötter, Melodie Heinrich Vontz) mit Noten abgedruckt: Stimmt an, stimmt an, der Heimat zu Ehren den festlichsten Hochgesang; es wird euch niemand verwehren den brausenden Jubelklang. O Eiflia, herrlich zu schauen im prächtigen Frühlingsglanz; von allen germanischen Gauen gebührt dir der Ehrenkranz. (erste von sieben Strophen). Die Ortsgruppe Chicago (USA!, vgl. http://hepeters.bplaced.com/wordpress/? p=2892, 17.8.2016) singt auf ihrer Jubelfeier das Eifellied "von Wirz" (Nr. 6, S. 151; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/209266, 17.8.2016) O Eifelland, du schönes Land (http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-buch? apm=0&aid=1000001&bd=0001890&teil=0203&seite=00000142&zoom=1, 17.8.2016), und in Nr. 9, S.213 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/209339, 7.9.2016) ist ein weiteres aufgeführt (Text. Prof. W. Schneider-Clauß, Musik Paul Mania): Frischauf zu rüst'gem Wandern durch Moor und Kratersand!. Für den Kaiserbesuch 1913 in Gerolstein hatte der Prümer Seminarlehrer Scharbach ein Eifellied verfasst: O Lust, das Aug' zu laben (vgl. Eifelvereinsblatt 1913 (Nr. 11, S. 248: http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/209380, 7.9.2016). In Die Eifel 1934, S. 115 (Spoo [, Alois]: Wir suchen das Eifellied!; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241196, 30.9.2016) ist gar von 12 gängigen Eifelliedern die Rede. - 25 -

(2) [1921] 7

Hagels- und Papenkaul, ehemaligen Kratern. Dann gings zurück auf den Gerolsteiner Sportplatz, wo wir uns durch einige Spiele belustigten. Funkendäll63 hinauf über Roth nach hier, wo wir um 3 Uhr waren.

Samstag, am 25. Juni 1921 fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers an der Arbeitsgemeinschaft in Gerolstein. Calenborn, den 27. Juni 1921. Vonolfen.

Dienstag, am 28. Juni machten 36 Schüler der hiesigen Schule mit den Schulen von Müllenborn und Roth unter Begleitung der drei Lehrer und einiger Eltern ihren Sommerausflug nach Prüm. Die Führung hatte Herr Lehrer Krost von Roth.64 Mit dem 12 Uhr Zug fuhren wir nach Prüm, das aus Anlaß des 1200jährigen Bestehens der Salvatorabtei65 festlich geschmückt war. Wir besichtigten die Stadt und wurden im Hofe des bischöflichen Konviktes photographiert. Darauf besuchten wir das Lichtspieltheater, wo man das Leben Jesu66 spielte. Nun wanderten wir den Kalvarienberg herauf. In der Kruft der Kreuzkapelle67 in der Höhe des Berges sangen wir das Marienlied: Schaut die Mutter voller Schmerzen.68 Eine

63 Auf Flur 9 der Gemarkung Roth gibt es den Flurnamen "Auf der Finkendell" (http://www.geoportal.rlp.de/). 64 Jakob August Krost, *28.8.1886, kath. Erste Lehrerprüfung 12.2.1906 in Prüm, zweite 26.10.1910 in Wittlich. Endgültig angestellt am 1.2.1911, seit 1.4.1913 an der kath. Volksschule Roth, Kreis Daun (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0400.jpg, 25.7.2016). 65 Die spätere Fürstabtei Prüm in Prüm (Eifel-Ardennen) wurde 721 von Bertrada der Älteren, der Urgroßmutter Karls des Großen gestiftet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_Prüm, 21.5.2016) 66 Um den in diesem Jahr gedrehten Film "Der Galiläer (Deutschland 1921)" kann es sich noch nicht handeln, da er erst am 21.11.1921 die Zensur passierte - eher um Leben und Leiden Jesu Christi (LA VIE ET LA PASSION DE JESUS-CHRIST; Frankreich 1902-1905; Produktion: Pathé; Regie: Ferdinand Zecca, Lucien Nonguet; 44min; Eine der einflußreichsten und aufwendigsten Produktionen der frühen Stummfilmzeit: 31 Szenen von der Verkündigung des Engels bis zur Schlußapotheose.) - s. (https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das- bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/bibelfilme-nt/ch/e24b0fdaf8422ea1c44c6ff4d17c8e40/, 13.2.2016) 67 Hier oben auf dem Kalvarienberg stand von 1696 bis zum 15. Juli 1949 eine Kapelle. Die französische Besatzung hatte 1945 die Verwaltung des Terrains von den Amerikanern übernommen und ließ am Kalvarienberg zwei Stollen, die aus der Westwallzeit um 1938 stammten, mit Bomben, Minen, Granaten und anderem Sprengstoff verfüllen. Aus ungeklärter Ursache geriet im Juli 1949 einer der beiden Stollen in Brand. Dies führte zu einer gewaltigen Explosion und Katastrophe: 250.000 Kubikmeter Schuttmassen flogen durch die Luft, töteten zwölf Menschen, zerstörten 76 Häuser völlig und beschädigten mehr als 100 weitere Häuser. 200 Familien wurden obdachlos. Prüm wurde abermals zu 30 Prozent zerstört, nachdem die Kriegszerstörungen - das Prümer Land war im Jahre 1944 Hauptaufmarschgebiet für die Ardennenoffensive gewesen - bereits 80 Prozent der Stadt umfasst hatten. Ein Sprengtrichter von durchschnittlich 26 Meter Tiefe und großer Ausdehnung war entstanden und die Kreuzkapelle zerstört. Allein eine Grablegung Jesu aus der Krypta und Teile eines spätgotischen Passionsaltares konnten später aus dein Schutt geborgen werden und sind heute in der Basilika zu sehen. (http://www.roscheiderhof.de/ kulturdb/client/einObjekt.php?id=6358, 21.5.2016) 68 "nach Jacoponus, 1306; 1. Strophe (von 9): Schaut die Mutter voller Schmerzen, Wie sie mit zerrißnen Herzen Bei dem Kreuz des Sohnes steht. Schauet ihre Trübsalshitze, Wie des Schwertes blutge Spitze Tief durch ihre Seele geht." (http://www.musicanet.org/robokopp/Lieder/schautdi.html, 21.5.2016) Alternativ: Kirchenlied "Stabat mater dolorosa" in der Übersetzung von Christopf Martin Wieland, 1779, erschienen in dessen Zeitschrift Der Teutsche Merkur 1781, 1. Quartal, S. 101–106. Die Melodie entstammt der Sammlung Evangelium in Gesängen von 1656. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Stabat_mater, 27.12.2015) - 26 -

8 [1921] (2) herrliche Aussicht ließ uns die Burg Schönecken sehen. Mit einem frischen Wanderlied erreichten wir die Tafel, wo uns das Butterbrod gut schmeckte. Mit heiterem Gesang zogen wir nun nach Prüm hinab und besuchten die Salvatorkirche. Ein Herr erklärte uns, wie die ausgestellte Sandale des Herrn nach Prüm kam.69 Auch machte er auf einen kostbaren Teppich70 und das Grab Kaiser Lothars71 aufmerksam. Nun besichtigten wir das alte Abteigebäude, heute Gymnasium72, Gericht und Lehrerseminar. Auf dem Hofe des Seminars spielten wir. Große Freude machte unseren Jungen das Turnen an den dort aufgestellten Geräten z.B. Barren und Klettergerüst. Der 8 Uhr Zug brachte uns wieder in die Heimat zurück. Dann begannen die Heuferien, die bis zum 14. Juli dauerten. Der Unterricht begann wieder Freitag, am 15. Juli. Die Trockenheit hält schon zwei Monate an.73 Die Heuernte war kurz, schlecht und wenig. Wassermangel und Hitze bis 40° in der Sonne macht sich überall bemerkbar. So sehen wir in dieser traurigen Zeit einer Mißernte und Teuerung entgegen. Calenborn, den 16. Juli 1921. Vonolfen.

Samstag, am 23. Juli 1921 fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers am Som-

69 752 Neugründung des Klosters durch König Pippin mit Benediktinermönchen aus St. Faron in Meaux bei Paris. Er übergab dem Kloster Teile der Sandalen Christi, die er seinerseits von Papst Zacharias für die Hilfe bei der Gründung des römischen Kirchenstaates erhalten hatte. Abtei und -kirche erhielten den Namen „Zum allerheiligsten Erlöser“ – St. Salvator. Diese besondere Auszeichnung war außergewöhnlich. Sie dokumentierte, dass Prüm damals die bedeutendste Abtei des Reiches war. Die Sandalen Christi werden noch heute in einem kostbaren Reliquienschrein in der Basilika aufbewahrt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_Prüm, 21.5.2016) 70 Er besteht zu der Zeit seit gerade einmal drei Jahren: Über dem südlichen Chorgestühl ist ein grosßer Wandteppich zu sehen, den die Mitglieder des Prümer Paramentenvereins anläßlich ihres 50jährigen Bestehens im Jahre 1918 der Kirche geschenkt haben. (https://www.basilika- pruem.de/ mainframe.php?el=3, 21.5.2016) 71 Heiliger Lothar I. (* 795; † 29. September 855 in der Abtei Prüm, Prüm) war von 814 bis 817 König von Bayern, von 817/823 bis 855 römischer Kaiser (bis 840 als Mitkaiser), von 822 bis 855 (Unter-)König von Italien (König der Langobarden) und von 843 bis 855 König des fränkischen Lotharii Regnum („Mittelreich“). [...] Bereits schwer erkrankt, teilte Lothar I. am 19. September 855 in der Teilung von Prüm sein Reich unter seine Söhne: [...] Nach der Abdankung zog er sich in die Abtei Prüm in der Eifel zurück, wo er wenige Tage später, am 29. September 855, verstarb und auch bestattet wurde. (https://de.wikipedia.org/ wiki/Lothar_I._(Frankenreich), 21.5.2016) Nach seinem Tode am 29. September wurde Kaiser Lotharzunächst vor dem Hochaltar beigesetzt. Im Zuge des Neubaus der Kirche 1721 öffnete man das Grab und setzte die Überreste auf dem Hochaltar bei. 1878 schließlich stiftete Kaiser Wilhelm I. ein eigenes Grab für "seinen großen Vorfahren". Rhabanus Maurus, Abt von Fulda und später Erzbischof in , verfaßte seinem Schüler eine Grabinschrift, die aber erst im 19. Jahrhundert auf der schweren Marmordeckplate angebracht wurde. In deutscher Übersetzung lautet sie: "Es umschließt dieses Grab die Gebeine des berühmten Kaisers Lothar, des großen und frommen Fürsten, der die Franken, Italier und Römer beherrschte. Aber alles gering schätzend schied er arm und hier, 60 Jahre alt, wurde er Mönch und starb am 29. September eines erbaulichen Todes". Seit dem 1100jährigen Kaiserjubiläum, welches im Oktober 1955 feierlich begangen wurde, zeigen die Kaiserkrone, die Viereckzacken und zwei getriebene Wandleuchter, die Lothar als Kaiser und als Mönch darstellen, noch deutlicher auf dessen Grab neben dem Chorgestühl hin. (https://www.basilika-pruem.de/mainframe.php?el=3, 21.5.2016) 72 Das Regino-Gymnasium ist eine staatliche Schule in Prüm (Eifel). Sie wurde 1852 in den Gebäuden der früheren Klosterschule der benediktinischen Abtei Prüm eingerichtet. Sie ist nach Abt Regino von Prüm benannt. Zunächst erfolgte die Einrichtung als Höhere Schule; erst 1892 erfolgte eine Erweiterung um weitere Klassenstufen, so dass die Schule zum Gymnasium wurde. 1927 erhielt sie zum 75-jährigen Jubiläum den Namen Reginoschule, seit 1961 führt sie den Namen Staatliches Regino-Gymnasium. Vor allem durch das von 1887 bis zum Jahr 2000 bestehende ortsansässige katholische Jungeninternat (Bischöfliches Konvikt) – mit zeitweise über 200 Schülern – wurde das Gymnasium auch von Kindern und Jugendlichen aus der ganzen Eifel, dem Hunsrück, von Ahr, Mosel und Nahe sowie aus dem Saarland besucht. (https://de.wikipedia.org/wiki/Regino-Gymnasium, 21.5.2016) 73 Juli lang anhaltende Hitzewelle Europa. Probleme bei der Wasserversorgung, Einschränkungen im Schiffsverkehr. 20.7. Karlsruhe 39° August Hitze hält an. (http://www.wetterzentrale.de/ cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 11.3.2016) - 27 -

(2) [1921] 9 merfest der Arbeitsgemeinschaft der Lehrerschaft des Kreises Daun. Calenborn, den 27. Juli 1921. Vonolfen.

Zur Feier des 40jährigen Bischofsjubiläums wurde in allen kath. Schulen eine Geldsammlung zum Besten der Diasporaschulen veranstaltet. Der eingegangene Betrag soll dem hochwürdigsten Herrn Bischof74 am Jubiläumstage überreicht werden. Die Sammlung ergab in hiesiger Schule 35,10 M. Calenborn, den 7. August 1921. Vonolfen, Lehrer.

Laut einer Mitteilung des Kreisschulamtes vom 2.7.1921 – N. 741/21 – ist gemäß einer Reg.Verf. vom 25.6.1921 – II. E 750 – für das laufende Sommerhalbjahr die Fortsetzung der Halbtagsschule genehmigt. Calenborn, den 14. August 1921. Vonolfen.

Am 31. Juli 1921 erhielt die Pfarrkir-

74 Michael Felix Korum (s.u. Anm. 102) - 28 -

10 [1921] (2) che Roth zwei neue Glocken. Eine alte war dem Gotteshaus75 verblieben, die aber jetzt eingeschmolzen werden soll. Daher sei hier etwas über sie niedergelegt. Die Inschrift lautet: In honorem Immaculatae Conceptionis B. Mariae Virginis" d.h. zu deutsch "Zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis der Allerheiligsten Jungfrau Maria". Auf der Läuteachse ist die Jahreszahl 1855 eingeschnitzt, während das Dogma erst 1854 verkündet wurde.76 Die Glocke ist mit einem Gießerwappen geziert. In der Mitte eine Glocke. Darüber ein Faun mit Hörnern und geflügelter Brust. Unten ein Schriftband mit der Inschrift Nikola Gaula77. Die andere Seite trägt das Bild der Unbefleckten Jungfrau Maria mit der Schlange zu den Füßen. Darüber ein Wappen mit einer knieenden Figur. Rund um die Glocke läuft oben und unten je ein verschiedenes Ornamentband. Die Glocke wiegt 260 Kilo und hat einen Durchmesser von 73 cm. Sie ist ohne Krone 66 cm hoch. Die Krone beträgt 15 cm. Voraussichtlich stammt die Glocke aus Trier, welches in der Glockenstraße eine Glockengießerei hatte. Calenborn, den 2. September 1921. Vonolfen, Lehrer.

Gleichzeitig mit den Glocken für die Pfarrkirche zu Roth kam auch eine für die Filialkirche in Scheuern an.78 Die Aufschrift dieser Glocke lautet: "Sub parocho

75 Die wohl 1528 erbaute alte Kapelle (Schannat-Bärsch, Eiflia illustrata III. 2, S.153) wurde 1783 als baufällig bezeichnet und 1892 nach den Plänen des Architekten Krekler aus Prüm neu erbaut (vgl. Wackenroder,Ernst: Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun. Düsseldorf: Schwann 1928, S. 230). Wackenroder hatte seine hiesige Datenerhebung 1914 vor seiner Einberufung durchgeführt, wobei die Pfarrkirche Roth weit weniger Beachtung erfährt als die Kapellen in Kalenborn, Müllenborn und Scheuern. Die alte Glocke ist nicht erwähnt, erst recht nicht geht er auf diese neue Glocke ein. 76 Papst Pius IX. [...] verkündete am 8. Dezember 1854 in seiner Bulle Ineffabilis Deus (‚Der unbegreifliche Gott‘) das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariens. (https://de.wikipedia.org/wiki/Unbefleckte_Empf%C3%A4ngnis, 23.12.2015) 77 Jean Baptiste Nicolas Gaulard, *1774 Romain-sur-Meuse - +1849 in Trier, wo er seine letzte Werkstatt hatte; vgl. Berthelé, Jos.: Mélanges. Montpellier: Valat 1906; http://ia600400.us.archive.org/22/items/mlangespigraphi00bertgoog/mlangespigraphi00bertgoog.pdf, S. 561 und http://tchorski.morkitu.org/13/gaulard.htm, jeweils 23.12.2015. Im Intelligenz-Blatt Prüm finden sich Anzeigen der Glockengießerei zu von Gaulard Sohn (z.B. 17.2.1859, http://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/ulbbnz/periodical/pageview/1311045, 19.6.2016). 78 Wackenroder (s. Anm. 75) hat hier immerhin noch eine Aktualisierung angefügt: Eine Glocke ist i.J. 1917 als Kriegsmaterial abgeliefert (a.a.O., S. 232). - 29 -

(2) [1921] 11

Weiler sacello Scheuren civitas dono dedit 1921 in honorem patroni st. Laurentii martyris" d.h. in deutscher Sprache "Unter dem Pfarrer Weiler gab zum Geschenke der Kapelle in Scheuern die Gemeinde 1921 zur Ehre ihres Patrons des hl. Märtyrers Laurentius.["] Der Schmuck der Glocke ist ein Ornamentkranz, Christus am Kreuz sowie die Figur des hl. Martyrers Laurentius als Diakon mit Rost und Palum79 nebst der Unterschrift S. Laurent. Auf der anderen Seite ist das Glockengießerwappen mit der Aufschrift: Glockengießerei Mabilon und Cie. Saarburg -Tr.80 Der Durchmesser der Glocke beträgt 56 cm. Die Höhe ohne Krone 44 cm. Das Gewicht beträgt 190 Pfund. Der Ton ist g. Der Preis beträgt 43 M für das Kilo macht also für die ganze Glocke 4085 M. Die feierliche Weihe fand am Sonntag, den 14. Aug. 1921 statt am Tage der Feier des Festes des hl. Laurentius, des Ortspatrons von Scheuern. Als Weihender war von der bischöflichen Behörde der Ortspfarrer, Herr Definitor81 Jakob Weiler von Roth ernannt. Der Weihe ging eine Predigt des Assistenten Herrn Nikolaus Himbert, Pfarrer von Duppach voraus. Die Paten waren der Ortsvorsteher von Scheuern Herr Nikolaus Bauer und Fräulein Margarete Klein82 aus Scheuern. Calenborn, den 16. August 1921. Vonolfen, Lehrer.

79 Rost und Märtyrerpalme sind die Attribute des hl. Laurentius. 80 Die Glockengießerei Mabilon in Saarburg ist seit 1590 in Familienbesitz, die Familie stammte aus Saumur an der Loire. Von dort aus wurden auf der Wanderschaft Glocken gegossen. Damals umging man das Problem des Transports der schweren Glocken über weite Strecken, indem der Guss vor der Kirche erfolgte. [...] 1770 ließ sich Urbanus Mabilon in Saarburg nieder und gründete eine feste Gießstätte. [...] Bis Dezember 2002 wurden noch Glocken in Saarburg gegossen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Glockengie%C3%9Ferei_Mabilon, 23.12.2015) 81 Definitorium (lateinisch) ist bei einigen Ordensgemeinschaften eine Anzahl in den Provinzialkapiteln gewählter Mönche, die dem General oder Provinzial in allen wichtigen Ordensangelegenheiten beizustehen und mit ihm oder statt seiner die Visitation der Klöster zu besorgen hatten. Definitor ist die Bezeichnung für ein Mitglied eines Definitoriums. (https://de.wikipedia.org/wiki/Definitorium, 23.12.2015) 82 Nach Wackenroder (s. Anm. 75) wurde die ehem. Zehntscheuer des Klosters Prüm, noch genannt das 'Kloster', i.J. 1716 (?) zu einem Wohnhause (Klein) umgebaut (S. 232f). - 30 -

12 [1921] (2)

Samstag, den 3. Sept. 1921 machten die Ober- und Mittelklassen der hiesigen Schule einen Ausflug über Roth nach Gerolstein. Außer dem Lehrer begleitete die Schülerschar Fräulein Lehrerin Else Kelter von Altenkessel83, die hier in der Sommerfrische weilte. Und während des Krieges [und] von Juni 1919 bis Januar 1920 die Verwaltung an hiesiger Schule hatte. Im Gerolsteiner Lichtspiel wurden uns folgende Lehrfilme gezeigt: 1. Buchdruckereibetrieb. 2. Bergwerksbetrieb. 3. Vom Apfel zum Wein. 4. Holzverarbeitung. 5. Die Urfttalsperre. 6. Lachsfang am Oberrhein. 7. Die Biene und ihre Zucht. 8. An den Masurischen Seen. 9. Der Rhein von bis Rüdesheim. 10. Der Duisburger Hafen. 11. Das Lahntal 12. Ein Stierkampf – eine Karikatur. Herr Lehrer Clemens Reetz von Gerolstein84 gab die nötigen Erklärungen. Wir gingen zur Gerolsteiner Linde85 und erzählten etwas Geschichtliches von diesem Baum, worauf wir unser Butterbrot aßen. Über Roth kehrten wir nach hier zurück. Calenborn, den 5. Sept. 1921. Vonolfen, Lehrer.

83 bei, heute zu Saarbrücken 84 *10.5.1890, kath. Endgültig angestellt am 1.12.1912. Erste Lehrerprüfung am 26.7.1910 in Wittlich, zweite am 30.10.1912 in Wittlich. Kurzschriftlehrerprüfung 1928 in Cöln. Seit 1.2.1914 an der kath. Volksschule in Gerolstein, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK- 0154/VLK-0154-0622.jpg, 28.7.2016) ─ Er wird noch öfters in dieser Chronik in wechselnden Funktionen erwähnt (s. Personenverzeichnis). Im Eifelvereinsblatt 1921 ist er als Schriftführer der Ortsgruppe Gerolstein des Eifelvereins geführt (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214784, 17.9.2016) und in den Folgejahren mehrmals bestätigt. 85 Während eines Eifelbesuches machte Kaiser Wilhelm II. seinerzeit kurze Rast in Gerolstein. Als Sehenswürdigkeit des Eifelstädtchens hatte der Hofmarschall unter anderem für "Seine Majestät" notiert: "In der Nähe der neuen Kirche (Erlöserkirche) [Kaiser Wikhelm II. weilte zu deren Einweihung am 15.10.1913 in Gerolstein] eine alte Linde von außerordentlichem Umfang ... " Als Kinder kannten wir nur ein Stück des ausgehöhlten Stammes dieser Linde, der bis zur Bombardierung Gerolsteins links neben dem Eingangstor zur Lindenanlage lag; praktisch ein Muß für jedes Kind, auf dem Weg zur Munterley da aufrechten Ganges hindurchzugehen. Ältere Gerolsteiner, die uns von den Ruhebänken aus zusahen, erzählten uns von der Geschichte des Baumes. Eine Beschreibung der "Linde von außerordentlichem Umfang" fand ich in einem Heftchen des Verschönerungsvereins und der Ortsgruppe des Eifelvereins Gerolstein aus den ersten Jahren unseres Jahrhunderts: "Von der Kyllbrücke am unteren Ausgang von Gerolstein aus in nordwestlicher Richtung wandernd, gelangt man nach wenigen Minuten an die berühmte Gerolsteiner Linde, am Fuße der Munterley gelegen, zu welcher letzterer man am bequemsten von hier aufsteigt. Der Eingang zu den die Linde umgebenden Anlagen, welche Eigentum des hiesigen Verschönerungsvereins sind, liegt, durch ein hölzernes Gittertor mit Aufschrift gekennzeichnet an der rechten Seite der Lindenstraße. Die Linde ist einer der besterhaltenen, ehrwürdigsten und mächtigsten Bäume unseres Vaterlandes. Ihr Alter läßt sich in Ermangelung geschichtlicher Urkunden nicht genau bestimmen, doch wird man sich von der Wahrheit nicht zu weit entfernen, wenn man es auf annähernd 600 Jahre schätzt. Zu der Zeit, in der fast jeder Ort seine Gerichtslinde pflanzte, mag auch sie entstanden sein; zweifellos wurde früher unter ihr Gericht gehalten. Daß sie nicht gleich vielen anderen Linden der näheren und weiteren Nachbarschaft einging, ist, soweit die neuere Zeit in Betracht kommt, wohl in erster Linie dem Gerolsteiner Verschönerungsverein zu danken, der anfangs der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts den damals teilweise ausgehöhlten Stamm dadurch schützte, daß er bis zur Höhe von etwa 1 m den Boden um ihn durch Aufwerfen von Erde erhöhte und mit einer niedrigen Mauer befestigte. Der Verschönerungsverein schuf damals um die Linde die inzwischen stattlich gediehenen Parkanlagen, welche im Laufe der Jahre durch Anbringen von Ruhebänken und vor zwei Jahren durch Errichten eines Pavillons, der zugleich als Erfrischungsstätte dient, zu einem schattigen und beliebten Erholungsplatze wurden, welcher nebenbei eine wundervolle Aussicht auf Gerolstein und die südöstlich von Gerolstein liegenden Höhen bietet. Der Stamm des Baumriesen, dessen weit ausladende Äste eine Fläche von mehr als 700 Quadratmeter beschatten, mißt an der Stelle des stärksten Umfanges etwa 7 1/2 Meter. Die größeren Äste selbst, die in den Jahren gestutzt werden mußten, würden einen stattlichen Stamm darstellen. Der Baum zeigt noch nirgendwo Spuren des Verfalls. Zur Zeit der Lindenblüte, in welcher seine ganze Umgebung duftgefüllt ist, lohnt sich der Besuch am meisten ..." An diese "Gerolsteiner Linde" erinnern heute noch die Bezeichnungen "Lindenanlage" und "Lindenstraße" [Wilma Herzog, Gerolstein. h ttp://www.jahrbuch-vulkaneifel.de/ VT/hjb1992/hjb1992.124.htm]" (zit. nach: http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=24016, 22.5.2016) - 31 -

(2) [1921] 13

Während der Herbstferien, die vom 17. Sept. bis 17. Okt. dauerten, streikten die etwa 20 Arbeiter am hiesigen Wegebau Calenborn – Roth. Der Grund dazu war, daß die Arbeiter, welche schon am Brückenbau mitgearbeitet hatten, 4,50 M die Stunde erhielten, während die später hinzu Gekommenen nur 4 M und 4,20 M erhielten. Sie wollten alle 5,90 M die Stunde bekommen und schlossen sich dem Arbeiterverband Gerolstein an. Der Bauunternehmer Bauer von Hillesheim86 will nur dann mehr Lohn geben, wenn die Gemeinde Calenborn ihm auch eine Preiserhöhung bewilligt. Eine diesbezügliche Eingabe an den Gemeinderat von Calenborn wurde abgelehnt und beschlossen den Vertrag mit dem Bauunternehmer nicht zu ändern. Dagegen wurde ins Auge gefaßt dem genannten Unternehmer nach vollständigem Abschluß der Brücke- und Wegebauten eine einmalige Zugabe zu bewilligen, falls er mit Nachteil gearbeitet haben sollte. Calenborn, den 18. Oktober 1921. Vonolfen, Lehrer.

Eine späte Kartoffelernte dürfte uns aller Voraussicht nach in diesem Jahre beschieden sein. Sie liegt auch durchaus im Interesse unserer ausreichenden Kartoffelversorgung,

86 Das Unternehmen besteht noch heute. Der Name „BAUER„ in der Firmenpäsenz tritt erstmals Ende des 19. Jahrhunderts auf. Dieser Betrieb führte damals neben der Bauunternehmung gleichzeitig auch einen Steinmetzbetrieb mit einem Sandsteinbruch. Sandsteinfassaden vieler Kirchen im Eifelgebiet, sowie auch teilweise in Übersee, wurden in der damaligen Zeit vom Steinmetzbetrieb beliefert und seitens der Bauunternehmung erstellt. [...] Nach wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, hat sich der Betrieb über Generationen zu einer modernen Bauunternehmung entwickelt und führt heute Hoch- und Tiefbauten, Aussenanlagen sowie Ortskernsanierungen aus. (http://bauunternehmung-bauer.com/, 22.5.2016) - 32 -

14 [1921] (2) denn es steht fest und zeigt sich uns bei jedem Gang durch die Kartoffelfelder wieder von neuem, daß die gründliche Ausreifung der im Wachstum so lange zurückgebliebenen Knollen, die sich nach dem Regen vielfach ganz neu vorgesetzt haben (sogen. Nachwuchs), nicht durch eine verfrühte Ernte verhindert wird. Mitte Oktober begann hier die Ernte und war bei Schulbeginn zur Hälfte beendigt. Infolgedessen ist der Andrang um Urlaub sehr stark. Calenborn, den 19. Okt. 1921. Vonolfen, Lehrer.

Am 7. Oktober wurde unser Herr Pastor, der Pfarrer von Roth, Herr Definitor87 Jakob Weiler als Pfarrer von Mertesdorf, Landkreis Trier, ernannt. Er hat 13 Jahre vom Jahre 1908 ab überaus segensreich gewirkt. Besonders um die Jugendpflege und Heimatkunde hat er sich überaus große Verdienste erworben. Durch ihn bezw. auf seine Veranlassung wurde die Pfarrkirche in Roth ausgemalt und mit einer neuen Orgel88 versehen. Er gründete die Borromäusbücherei, erbaute ein Jugendheim in Roth, in dem schon manch praktischer Kursus abgehalten wurde, beförderte die Anschaffung von neuen Glocken für Roth und Scheuern und ließ in der Pfarrkirche elektrisches Licht anlegen. Außerdem war der

87 s. Anm. 81. 88 Die Klais-Orgel von 1910 wurde von Sebald 1961 umgebaut. (http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=13130, 22.5.2016) - 33 -

(2) [1921] 15

Herr Pfarrer schriftstellerisch sehr tätig und ein tüchtiger Redner, der seinen Namen weit über die Pfarrei und Eifelberge hinaus bekannt machte. Treffend nannte ihn seinerzeit die Kölnische Volkszeitung "einen urwüchsigen Eifelpastor". Wir wünschen Herrn Pfarrer Weiler viel Glück auf seiner neuen Pfarrstelle. In der hiesigen Schule verabschiedete sich der Herr Pastor am 21. Okt. Er hielt eine Ansprache und gab den Kindern den Spruch: "Wenn du getan, was du gehört, So ist der Himmel dein; Wenn ich getan, was ich gelehrt So ist der Himmel mein!" Zum Schluß drückte er allen Kindern die Hand und schenkte jedem ein Bild. Viele Tränen glänzten in den Augen. Ein inniges Gebet beendete die Abschiedsfeier. Zum Pfarrverwalter ist der hochwürdige Herr Hubert Kremer, Pfarrer von Niederbettingen ernannt. Calenborn, den 21. Okt. 1921. Vonolfen, Lehrer.

Gestern nachmittag ging ein kurzer Regen über unsere Gegend nieder, der sich am Abend und den folgenden Tagen in ausgiebiger Weise wiederholte, sodaß die Voraussetzungen für die Herbstaussat etwas besser geworden sind. Calenborn, den 21. Okt. 1921. Vonolfen, Lehrer. - 34 -

16 [1921] (2)

Der Okt.Nummer des Eifelvereinsblatts89 entnehmen wir folgende Aufstellung über die Reihenfolge der Landräte im Kreise Daun90: Einwohnerzahl 1816: 17354 1921: 33841 Landräte: 1. Avenarius, 181691 – 1839; 2. v. Selansky92, 1839 – 1851; 3. Dr. Aschenborn93, 1851 – 1865; 4. Foerster94, 1865 – 1871; 5. Eich95, 1871 – 1876; dann L.R. in Cleve, gest. 1920 6. Rintelen96, 1876 – 1881: dann L.R. in Bernkastel, lebt z.Zt. in Godesberg. 7. Gehle97, 1881 – 1885; 8. Graf v. Brühl98, 1885 – 1889; dann L.R. in Koblenz, R.Pr. in Sigmaringen, jetzt a.D. 9. v. Ehrenberg, 1889 – 1907; dann R.R. in Wiesbaden, wo als solcher gestorben. 10. Weismüller, seit 1907. [nachträglich eingefügt:] bis 1922. Calenborn, den 23. Okt. 1921. Vonolfen, Lehrer.

Der seit Freitag festzustellende Witterungsumschlag scheint anzuhalten. So hat nun der regelrechte Herbst wenn auch lang nach dem regel kalendermäßigen Zeitpunkt begonnen. Die Ernte ist eingebracht bis auf einige Hackfrüchte; für die Winterfrucht ist Feuchtigkeit angebracht u. auch der dringendsten allgemeinen Wassernot ist gesteuert. Vergangene Nacht ist

89 Die betreffende Seite ist digital einsehbar unter http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214822 (22.5.2016) 90 Eine aktuellere Liste (bis 1955) findet sich in einer Aufsatzserie von Nico Sastges ("Daun Leopoldstraße 9") über mehrere Jahrgänge des Jahrbuchs Daun (http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/) 1981 - 1985 mit umfangreichen Angaben zur Person und Amtsführung. 91 1816 kursierte er wohl bereits als Kandidat, während offiziell der Kreis Daun noch über Prüm verwaltet wurde: Daun wurde am 29. August 1817 Landratssitz. Für kurze Zeit wurde die Verwaltung durch die Kommissare Rosbach und Catrein aus Prüm durchgeführt. (http://wiki- de.genealogy.net/ Landkreis_Vulkaneifel#Landr.C3.A4te, 13.2.2016), aber durch »Königliche Kabinettorder« vom 25. April 1817, mitgeteilt durch Ministerialerlaß vom 7. Mai 1817 wurde er bestellt. Da Herr Avenarius zu der Zeit bei der Regierung in Magdeburg beschäftigt war, drängte ihn die Trierer Regierung am 28. Juli 1817 zum Dienstantritt in Daun. Nach einem Bericht des Prümer Kreiskommissars Rosbach vom 17. August 1817 wurden Landrat Avenarius an diesem Tag Aktenregistratur und Geschäftspapiere übergeben, so daß er spätestens zu diesem Zeitpunkt seinen Dienst angetreten haben dürfte. Der 29. August 1817 ist vermutlich der Tag der öffentlichen Amtseinführung. (vgl. http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1987/hjb1987.6.htm). Auf S. 111 in diesem 2. Band nennt Lehrer Vonolfen auch das Jahr 1817. 92 Kopierfehler, muss heißen: Selasinsky. Selasinsky Heinrich Florian von [...] * 18. Februar 1801 in Hamm/ Westfalen † 3. März 1883 in Wiesbaden [...] 1. Juni 1837 kommissarischer Landrat in Daun 1840 definitive Ernennung zum Landrat von Daun 1849-1851 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses (Freikonservativ) 4. März 1851 Landrat in Saarlouis (bis 1874) (http://www.saarland- biografien.de/ Selasinsky-Heinrich-Florian-von, 13.2.2016) 93 Landrat Dr. Aschenborn, der im April 1816 gleichsam mit der preußischen Neuordnung der Verwaltungsbezirke geboren wurde, amtierte von 1851 vierzehn Jahre in Daun. Sein Grabmal trägt das Datum vom 9. Mai 1865. Es befindet sich auf dem evangelischen Friedhof seines Amtssitzes in der Obhut der Kreisverwaltung. Aschenborns Wirken war geprägt vom aufstrebenden Geist, der sich auf kulturellem Gebiet durch die Gründung der ersten Gesangs- und Musikvereinigungen andeutete, und im wirtschaftlichen Bereich durch die Gründung der Kreissparkasse 1855 den Anschluß an die industriell aufblühenden Landstriche an Rhein und Mosel-Saar zu sichern trachtete. [...] Daneben widmete sich Dr. Aschenborn dem Aufbau des Feuerlöschwesens und erwirkte dafür verschiedene Beihilfen von der Provinzial-Feuersozietät. Er legte den Grundstein zur Ablösung der Strohdächer, die damals immer wieder Brände und Feuersbrünste begünstigten. Allerdings kämpfte er dabei nicht nur gegen die herkömmliche Dachabdeckung, sondern ebenso zäh um die Einsicht der Bevölkerung zum notwendigen finanziellen Aufwand für feuersichere Bauweise. Wie schwierig derartige Neuerungen einzuführen waren, zeigt sich, daß erst 1882 — also zwei Jahrzehnte später — die Pflicht zur Schornsteinreinigung und das Verbot des Rauchens in Scheunen und Ställen eingeführt werden konnten. Aus diesem Jahre datiert auch das Verbot der Neuauflage von Strohdächern. (http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1981/hjb1981.51.htm, 13.2.2016) 94 Landrat Foerster amtierte in Daun vom 1. August 1865 bis 13. Juli 1871. Er war vom 1. Juli 1868 bis 13. Juli 1871 krank und wurde in dieser Zeit von Freiherrn von Brackel und Regierungsassessor von Helldorf vertreten. (http://www.heimatjahrbuch- vulkaneifel.de/VT/hjb1982/hjb1982.61.htm, 13.2.2016) 95 1876 empfing Landrat Eich den preußischen Landwirtschaftsminister zu einer Rundreise durch das Kreisgebiet. [...] Für die damaligen Verhältnisse war dies ein Ereignis ersten Ranges, das dazumal mit goldenen Lettern in die Orts- und Kreischronik eingetragen wurde. Denn die Eifel war das Bollwerk und Aufmarschgebiet im Westen, dessen wirtschaftliche Entwicklung nicht in die Pläne des Generalstabs paßte. Nach 1870 nicht besser als vorher. (http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1982/hjb1982.61.htm, 13.2.2016) 96 Rintelens Aufmerksamkeit galt bei der Dienstübernahme vor allem dem bäuerlichen Sektor. Er erkannte die Notwendigkeit zur Verbesserung der Viehzucht. Seine Bemühungen führten zur Verstärkung des Zuchtviehes und der Ausbreitung der Glanrasse, die sich widerstandsfähiger gegenüber dem Klima und mangelhaften Weiden erwies. (http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1982/hjb1982.61.htm, 13.2.2016) 97 Nach dem Bericht des Landrats Dr. Gehle im Herbst 1881 war die Hälfte der Bevölkerung des Kreises Daun ohne Unterhaltsmittel und ohne Saatgut für das folgende Jahr. Der Notstand 1882 wurde schließlich zur Katastrophe. Auf Initiative des Landrats wurden nach Besuchen des preußischen Landwirtschaftsministers, des Innenministers und des Oberpräsidenten Hilfsmaßnahmen eingeleitet. (http://www.heimatjahrbuch- vulkaneifel.de/VT/hjb1982/hjb1982.61.htm, 13.2.2016) 98 Fortsetzung der Personalia - da der Platz hier eng wird - bei der zweiten Auflistung der Dauner Landräte in diesem Band S. 111. - 35 -

(2) [1921] 17 bereits der erste Schnee gefallen. Calenborn, den 24. Oktober 1921. Vonolfen, Lehrer.

Die K.V.99 meldet aus Daun unter dem 20. September: In dringlicher vierstündiger Sitzung beschloß der Kreistag, ohne öffentliche Ausschreibung sofort die Arbeiten zur Kreiselektrizitätsversorgung durch die Rheinelektra in Mannheim in Angriff zu nehmen sowie das Kupfer beschaffen zu lassen. Gleichzeitig wurde der Bauvertrag, der auch Sicherungen für das einheimische Gewerbe sowie den Landschaftsschutz enthält, ebenso der Zustimmungsvertrag zwischen Kreis und Gemeinden. Der Baupreis beträgt 12 Millionen Mark. Der Ausbau soll in 18 Monaten vollendet sein. Somit dürfen wie hier Frühjahr 1923 das elektrische Licht erwarten. Calenborn, den 26. Oktober 1921. Vonolfen, Lehrer.

Aus der Stadt Rheydt100 waren in diesem Sommer 56 erholungsbedürftige Kinder durch Vermittlung der kath. Geistlichkeit zu

99 Kölnische Volkszeitung ab 1868 [...] Insbesondere unter der Leitung von Julius Bachem, der zusammen mit Hermann Cardauns zunächst Chefredakteur war, erlebte sie einen starken Aufstieg. Diesen verdankte das Blatt nicht zuletzt dem Kulturkampf und dem dadurch verstärkten Entstehen eines katholischen Milieus. Julius Bachem übernahm später auch die Leitung des Verlages. Bis 1914 prägte er die Zeitung stark mit. Um die Jahrhundertwende wurde sie im Zentrumsstreit und im Gewerkschaftsstreit Sprachrohr der Kölner-Mönchengladbacher Richtung, die für Reformen innerhalb der Zentrumspartei eintrat. [...] Die Kölnische Volkszeitung wurde 1941 eingestellt. (https://de.wikipedia.org/wiki/K %C3%B6lnische_Volkszeitung, 2.1.2016). Ferner: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/ themen/Epochen %C3%BCbergreifend/Seiten/KoelnischeVolkszeitung.aspx (3.1.2016). 100 Umgekehrt funktionierte der Austausch aus gesundheitlichen Gründen auch, da Anfang 1920 eine hiesige Schülerin im Sanatorium Hehn bei M.Gladbach weilte (s.o. Bd. 1, S. 17) - 36 -

18 [1921] (2) mehrmonatiger Landkur im hiesigen Kreise untergebracht. Die Kinder verteilten sich auf einzelne Ortschaften. Es hatten Calenborn 5, Scheuern 1; die Nachbarorte Roth 5 und Müllenborn 5. Diese Kinder besuchten nicht den Schulunterricht. Das Betragen der Kinder wird von den Pflegerfamilien allgemein gelobt. Die von der Stadt Rheydt mitgesandte Lehrerin hat in außerordentlich geschickter Weise die Aufsicht ausgeübt. Der Erfolg des Landaufenthalts war sichtlich. Die Kinder hatten alle frische, blühende Farbe bekommen; es wurden Gewichtszunahmen bis zu 12 Pfund festgestellt. Es ist zu hoffen, daß sich im nächsten Jahre noch mehr Pflegerfamilien finden, die bereit sind, sich an diesem sozialen Werke zu beteiligen. Calenborn, den 29. Oktober 1921. Vonolfen, Lehrer.

Die Witterung unterliegt nach dem Umschlag in voriger Woche augenblicklich großen Schwankungen. Der Montag sah die gesamte Hocheifel bereits im weißen Winterkleide. In der Nacht zum Dienstag trat starker Frost ein, und der Dienstagnachmittag strahlte wieder im schönsten Glanz der Herbstsonne. Dieser jähe Wechsel von Regen, Schnee, Frost und Sonne, eine Haupteigenschaft der Übergangszeit, erschwert naturgemäß nicht nur die landwirt- - 37 -

(2) [1921] 19 schaftlichen Arbeiten, sondern dürfte vor allem auch der gefährdeten Herbstaussaat nach der langen Dürre kaum besonders zuträglich sein. Calenborn, den 9. November 1921. Vonolfen, Lehrer.

Heute ging dem Lehrer folgendes Schreiben zu: Kreisschulinspektion Prüm101, den 13.11.21. Tgb. 1077. Durch Verf. vom 10.11.21 II.E. ist die Beibehaltung der Halbtagsschule in Calenborn für das kommende Winterhalbjahr genehmigt worden. gez. Spurtzem. Herrn Lehrer Vonolfen Calenborn. Die Halbtagsschule besteht hier seit dem 21. August 1919. Es ist an der Zeit die hiesige Schule in eine zweiklassige umzuwandeln. Die Schülerzahl beträgt 91. Calenborn, den 16. November 1921. Vonolfen, Lehrer.

Mittwoch, am 14. Dezember 1921 fielen zwei Stunden aus. Anlaß: Teilnahme der Schüler an dem feierlichen Requiem in der Pfarrkirche zu Roth für den am 4. Dez. in Trier verstorbenen Hochw. Herrn Bischof Dr. Michael Felix Korum, Bischof von Trier.102 Calenborn, den 16. Dezember 1921. Vonolfen, Lehrer.

101 Die Schulratstelle Daun ist "verwaist" für einen nicht genau terminierbaren Zeitraum (letzter Eintrag Dr. Schmeck; s. Anm. 104). 102 Michael Felix Korum (* 2. November 1840 in Wickerschweier (Elsass); † 4. Dezember 1921 in Trier) war von 1881 bis 1921 Bischof von Trier. [...] Erst im Jahr 1881 einigten sich der Vatikan und Preußen, während des allmählichen Rückgangs des Kulturkampfes, den seit 1876 vakanten Bischofssitz in Trier zu besetzen. Der Kandidat von Kaiser Wilhelm I. für das Bischofsamt war Franz Xaver Kraus, er wurde aber zur Zustimmung für Korum überredet. Schließlich war es Papst Leo XIII., der den Kandidaten Korum am 12. August 1881 bestimmte und damit das Wahlrecht des Trierer Domkapitels überging, das Kapitel verzichtete daraufhin auf sein Mitbestimmungsrecht. Bereits am 14. August wurde Michael Felix Korum in Rom von Kardinal Raffaele Monaco La Valletta zum Bischof geweiht. Die preußische Anerkennung, und somit die erste Bischofsvergabe während des Kulturkampfes in Preußen, erfolgte am 30. August 1881, der Amtsbeginn war dann der 25. September 1881. Der neue Trierer Bischof entwickelte sich nun aber nicht zum friedfertigen Mittelsmann zwischen Rom und Preußen. Er verteidigte die kirchlichen Freiheiten mit großer Hartnäckigkeit und wurde im deutschen Episkopat der Stimmführer gegen die preußische Religionspolitik. Anders im Gewerkschaftsstreit: hier trat er als integrativer Vertreter auf und vermittelte zwischen Gewerkschaften und katholischen Arbeitervereinen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Felix_Korum, 24.12.2015) - 38 -

20 [1921 - 1922] (2)

Die letzte Jahreswoche 1921 brachte uns einen außerordentlich starken Schneefall. Das neue Jahr brachte ihn schon zum Schmelzen, wodurch die Eifelbäche stark aufschwollen. Tagelang fallender Regen vermehrte die Wassermenge und freudig begrüßten die Müller im benachbarten Müllenborn den herbeiflutenden Wasserstrom; denn jetzt konnten sie wieder den regelrechten Mahlbetrieb aufnehmen. Der Lehrer erkrankte während der Weihnachtsferien in Trier an der Grippe und der Arzt erklärte ihn 2 bis 3 Wochen dienstunfähig. Das mit der Kreisvertretung beauftragte Kreisschulamt in Prüm, ersuchte Herrn Lehrer Krost von Roth die Vertretung zu übernehmen. Herr Krost erkrankte auch an der Grippe und konnte in den 3 Schulwochen vom 3.-21. Januar nur an 7 Halbtagen hier Unterricht erteilen. Am 22. Januar wurde der Unterricht wieder vom Lehrer Vonolfen begonnen. In den ersten Januarwochen trat wieder starker Schneefall ein. Der Schnee liegt zur Zeit noch und infolgedessen sind die Arbeiten am Wegebau Calenborn – Roth eingestellt. Calenborn, den 29. Januar 1922. Vonolfen, Lehrer. - 39 -

(2) [1922] 21

Montag, den 30. Januar 1922 fielen 2 Unterrichtsstunden [aus]. Anlaß: Teilnahme der Schüler am Trauergottesdienst in Roth für den am 23. Januar 1922 in Rom verstorbenen Papst Benedikt XV.103 Das Winterwetter, dessen Schneedecke nun über 14 Tage lang dem landschaftlichen Bilde von Dorf und Feld sein friedliches weißes Gepräge gab, ist seit Samstag durch einen kaum unterbrochenen Regen abgelöst. Schon taucht an vielen Stellen die braune Erde wieder auf und bedeutet dem Menschen, daß nicht nur manche Winterfreude, sondern zuweilen auch eine infolge des Wetters nötig gewordene Arbeitsunterbrechung, jetzt wieder für kurz oder lang ein Ende hat. Calenborn, den 31. Januar 1922. Vonolfen, Lehrer.

Der jähe Wettersturz von Regen zu Schneetreiben und Frost am vergangenen Samstag brachte wieder schnell Ersatz für die schwindende Schneedecke u. damit auch ein Wiederaufleben des teilweise recht beliebten Wintersports. Zwar läßt die Mittagssonne wieder etwas ihrer früheren Kraft ahnen, jedoch bringen die überaus kalten Nächte stets neuen Frost, dessen schädliche Wirkung für die Herbstsaat durch die Schneedecke erheblich gemindert wird. Calenborn, den 6. Februar 1922. Vonolfen, Lehrer.

103 Benedikt XV. (gebürtig Giacomo della Chiesa; * 21. November 1854 in Genua, Königreich Sardinien; † 22. Januar 1922 in Rom) war Papst vom 3. September 1914 bis zu seinem Tod 1922. Wegen seines engagierten Auftretens gegen den Ersten Weltkrieg wurde er als Friedenspapst bekannt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_XV., 14.2.2016) - 40 -

22 [1922] (2)

Das seit Sonntag, den 14.2. festzustellende Umschlagen der Witterung hat sich nunmehr zu langsamem Tauwetter entwickelt. Der bisherige scharfe Ost- ist einem leichten Südwind gewichen. Aus den schwarzen Nebelmassen über Dorf und Flur leuchtet die dünne Schneedecke hervor wie ein immer mehr zerfetztes Tuch, und nach dem wochenlangen strengen Eifelwinter zieht es den Menschen wie ein befreiendes Ahnen vom Vorfrühling durchs Herz. - Ob man es allerdings diesmal, wie stellenweise voriges Jahr, wagen darf, bereits Ende Februar mit dem Einsäen der Gärten zu beginnen, erscheint nach den scharfen Witterungsgegensätzen der letzten Monate noch unratsam. Samstag, am 25. Februar fiel der Unterricht aus. Teilnahme des Lehrers an der Arbeitsgemeinschaft in Gerolstein. Eine Lehrprobe in der Grundschule (Unterstufe 1. Jahrg.) hielt Herr Becker von Gerolstein, ebenso das Referat "Das Grundschulproblem." Herr Kreisschulrat Spurtzem v. Prüm, der derzeitige Vertreter des verwaisten Kreisschulamtes Daun für die westliche Hälfte des Kreises104 wohnte der Tagung bei. Mit einem Schülerkonzert der Oberklasse der Gerolsteiner Schule unter Leitung von Herrn Rektor Dohm105 von Gerolstein, fand die zahlreich besuchte Tagung ihren Abschluß. Herrn Lehrer Krost von Roth, der im Januar d.J. den erkrankten Lehrer vertrat wurden vom Schulvorstand Calenborn- Scheuern für diese Zeit dreihundert

104 Als letzter Dauner Schulrat in diesem Teil der Chronik ist erwähnt Dr. Schmeck (am 13.5.1921, s.o. Bd. 2, S. 5), als nächster Ehrlich (in einer Verfügung zum 1.5.1922, s.u. Bd. 2, S. 27) 105 Stephan Dohm, seit 1890 Rektor der Gerolsteiner Volkschule; international anerkannter Paläontologe und Fossilienpräparator (Trilobiten aus den Geeser Trilobitenfeldern), Entdecker eines vollständig erhaltenen Panzers eines Lichas (Eifliarges) caudimirus. Mit wissenschaftlichen Fossilbenennungen wie Dohmophyllum oder Dohmiella setzten Paläontologen dem Autodidakten aus Duppach bleibende Denkmäler. (http://www.eifelzeitung.de/ redaktion/kinder-der-eifel/stefan-dohm-lehrer-und-palaeontologe-aus-duppach-91196/, 27.12.2015). Biografische Details in dieser Chronik unten Teil 2, S. 55f. - 41 -

(2) [1922] 23

Mark bewilligt. Calenborn, den 25. Februar 1922. Vonolfen, Lehrer.

Dienstag, am 7. März 1922 fiel der Unterricht aus. Grund: Teilnahme des Lehrers an dem Requiem in der Pfarrkirche zu Gerolstein für den am 27. Februar verstorbenen Gerolsteiner Kollegen Joseph Schruff. Calenborn, den 8. März 1922. Vonolfen, Lehrer.

"Wenns donnert in den März hinein, wird's eine gute Ernte sein!" Der junge März hat sich recht bezeichnend und vernehmlich eingeführt durch ein heftiges Gewitter mit starkem Regenfall am Aschermittwochabend. Im zweiten Monatsdrittel verleugnete das Märzwetter keineswegs die Eigenart und Wechselfreudigkeit des "Lenzmondes". In vielfacher Mannigfaltigkeit ziehen Sonne und Regen mit- und nacheinander ihre verschiedenen Register. So brachte uns Freitag, der 10.3. Regen- und Schneeschauern, während an Wiese und Strauch bereits das Grün des Frühlings sich bemerkbar zu machen beginnt und durch dicht zusammengeschobene Nebelmassen das Lied der Lerche an den Bergen wiederklingt. Darauf brachten die Nächte des 11. und 12. starken Reif und sogar Frost, infolgedessen sich eine ansehnliche Eisdecke - 42 -

24 [1922] (2) auf Gräben und Pfützen bildeten. Die Wintersaat, soweit sie noch gut ins Frühjahr gekommen ist, leidet sehr unter dem jähen Wärmeunterschied zwischen Tag und Nacht. Ganze Saatfelder müssen völlig umgepflügt und, soweit es die gedrückten Verhältnisse der Kleinbauern noch zulassen, mit Sommerfrucht neu bestellt werden. Das 3. Drittel des Monats brachte einen Witterungsumschlag mit Temperatursturz und leichtem Schneefall, dem echt dezembermäßiger eisiger Schneeflockenwirbel folgte. Winter im Frühling kann man sagen. Wie im tiefsten Winter wirbeln die Flocken unablässig um die Knospen an Baum und Strauch und fügen sich zu einer dichten Schneedecke auf Wiesen und Scholle.

Freitag, am 31. März 1922 erreichte das Schuljahr sein Ende und mit ihm wurden acht Schüler – vier Knaben, vier Mädchen – alle von Calenborn entlassen. Dem Ortsgebrauch folgend erhielten sie Bibel und Katechismus, während sie die übrigen Bücher abgaben. Die vollen Heften, sowie sonst angefertigte Arbeiten wurden ihnen verteilt. Nach Ausgabe der Entlassungszeugnisse verabschiedeten sie sich vom Lehrer. Calenborn, den 31. März 1922. Vonolfen, Lehrer.

Samstag, den 1. April 1922 begann das neue Schuljahr 1922/23. Aufgenommen wurden 3 Schüler[,] 2 von Calenborn, 1 von Scheuern, davon waren 2 Knaben 1 Mädchen. Die eingerichtete Halbtagsschule – wegen Raum- - 43 -

(2) [1922] 25 mangel und zu großer Schülerzahl – bleibt bestehen. Eine Änderung tritt nur insofern ein, daß der 3. Jahrgang II b von heute ab dem Vor- und Nachmittagsunterricht beiwohnt. Die gesamte Schülerzahl beträgt 80 im Vorjahr 86 und zeitweise 88 ja sogar 91. Die Schüler verteilen sich wie folgt: Calenborn: 63 a Knaben 30 b Mädchen 33 Scheuern: 18 a Knaben 11 b Mädchen 7 Morgens: 3.4.5.6.7.8. Jahrgang: 62 a Knaben 29 b Mädchen 33 Nachmittags: 1.2.3. Jahrgang: 36 a Knaben 23 b Mädchen 13 Knaben insgesamt: 41 Mädchen insgesamt: 40 Zwei Kinder sind Flüchtlingskinder aus dem deutschen Lothringen106; 1 Schüler aus der Stadt Essen; alle anderen sind einheimische. Calenborn, den 1. April 1922. Vonolfen, Lehrer.

Im vergangenen Schuljahre war die höchste Schülerzahl in den Monaten November und Dezember 1921. Der tiefste Klassenstand 86 in den Monaten April und Mai 1921. Der geringste Prozentsatz der Versäumnisse war 4% im Monat Juni, der höchste Prozentsatz war 8,1% in den Monaten September 1921 und Januar 1922. Der Jahresprozentsatz der Versäumnisse war

106 Ausweisung von ca. 132.000 Deutschen nach 1918. Die Franzosen führten ein Klassifizierungs-System ein: Nach 1871 zugezogene Deutsche (niedrigste von vier Stufen) wurden grundsätzlich vertrieben. Etwa 200.000 Personen mussten nach Deutschland übersiedeln. (https://de.wikipedia.org/wiki/Vertreibung#Vertreibungen_w.C3.A4hrend_und_nach_dem_Ersten_Weltkrieg, 25.12.2015) - 44 -

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5,9%. Die Wintersaaten können das Auge des Landmanns nicht erfreuen. Gingen die Saaten schon schwach u. nicht vorbereitet in den Winter hinein, der sehr früh mit hartem Frost anfing, so hat die Saat sich nicht entwickeln können und der anhaltende Frost fügte ihr nur neue Schäden zu. Die große Bodentrockenheit, welche nach Bestellung der Wintersaaten vorherrschte, ließ zunächst ein normales und einheitliches Aufgehen des Samens in dem ausgetrockneten Erdreich nicht zu; schon der Herbstbestand war kümmerlich. Diese Art Saaten sind nun, da sie nicht genügend sich bewurzeln konnten, fast ganz ausgewintert. Die Witterung der letzten Wochen bestätigt die Erfahrung, daß nach strengem Winter ein strenger Frühling und häufigere Kälterückfälle folgen. Auch der Sommer pflegt nach kalten Wintern häufig kühl und regnerisch zu werden. Die Jagdverpachtung erzielte in Gerolstein für unsere Gemeinde Calenborn 7600 Mark. Calenborn, den 11. April 1922. Vonolfen, Lehrer.

Ein munteres Schneetreiben, das dem tiefsten Winter alle Ehre gemacht hätte tobte gestern um Dorf und Flur. Infolgedessen wurden die längst fälligen Frühjahrsarbeiten in Feld und Garten notgedrungen nochmals hinausgeschoben, und die für das regelmäßige Wachstum der Pflanzen erforderliche Zeit schrumpft immermehr zusammen. Winter- und Sommerfrucht werden in der Eifel dieses Jahr gleichmäßig von der ungünstigen Witterung betroffen. 19/4. 1922. - 45 -

(2) [1922] 27

Einen tatsächlich "weißen Sonntag" brachte uns gestern die unbeständige Aprilwitterung. Schneebedeckt lagen Dorf und Feld der Hocheifel, und ein kalter Wind fegte durch die Täler. Calenborn, den 24. April 1922. Vonolfen, Lehrer.

Am zweiten Sonntag nach Ostern, den 30. April 1922 gingen 8 Schüler der hiesigen Schule zur ersten hl. Kommunion. Es waren 6 von Calenborn und 2 von Scheuern; 5 Knaben und 3 Mädchen. Die Vorbereitung sowie die Feier in der Pfarrkirche zu Roth leitete der derzeitige Pfarrverwalter, Herr Pfarrer Hubert Kremer, Hochwürden zu Niederbettingen. Der folgende Tag, der 1. Mai, war schulfrei gegeben durch den Herrn Kreisschulrat Ehrlich von Daun. Calenborn, den 2. Mai 1922. Vonolfen, Lehrer.

Montag, am 8. Mai 1922 wurden 14 Schulkinder durch den Herrn Dr. Lehnen von Gerolstein wiedergeimpft. Die Nachschau wird am 15. Mai sein. Calenborn, den 9. Mai 1922. Vonolfen, Lehrer. Ges[ehen] 16.5.1922. Ehrlich.

Dienstag, den 16. Mai 1922 stattete der Kreisschulrat von Daun, Herr Ehrlich, der hiesigen Schule seinen ersten Besuch ab. Von Roth kommend traf er hier 11.20 Uhr ein. Er prüfte in - 46 -

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Sprachlehre die Befehlform und in Raumlehre der verjüngte Maßstab107. Dann nahm der Herr Kreisschulrat Einsicht der Schulakten vor. Zum Schlusse sah er sich die Handschrift der Schüler an und wünschte sie bei seinem nächsten Besuche besser zu finden. Auch beantragte er den im Kriege abhanden gekommenen Globus zu ersetzen, sowie einige Anschauungsbilder an zuschaffen. Um 12 ¼ Uhr war die Revision beendet. Gegen 1 Uhr begab sich der Herr Kreisschulrat in Begleitung eines Schülers nach Oberbettingen. Calenborn, den 17. Mai 1922. Vonolfen, Lehrer.

Unser Pfarrort Roth im Festkleid. Wehende Fahnen, Ehrenpforten, maiengesäumte Straßen, Glockengeläute. Die Pfarrkinder im Sonntagsstaat: Wir haben wieder einen Pastor. Am 13. Juni 1922, dem Feste des hl. Antonius von Padua108, hielt er den Einzug in seine Pfarrei. Seine Bischöflichen Gnaden Dr. Rudolf Bornewasser109, Bischof von Trier, haben am 18. Mai den hochwürdigen Herrn Christian Etten Kaplan bei Forst in Carden an der Mosel, Bez. Coblenz zum Pfarrer von Roth ernannt. Die Pfarrkinder in Begleitung des Pfarrverwalters Herrn Hub. Kremer, Hochwürden zu Niederbettingen, erwarteten den neuen Seelsorger

107 Gemeint ist der Strahlensatz: Der Strahlensatz (man spricht auch vom ersten, zweiten und dritten Strahlensatz) oder Vierstreckensatz gehört zu den wichtigsten Aussagen der Elementargeometrie. Er befasst sich mit Streckenverhältnissen und ermöglicht es bei vielen geometrischen Überlegungen, unbekannte Streckenlängen auszurechnen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Strahlensatz, 9.2.2016) — Schon in Grimmelshausens Simplicius Simplicissimus ist der "verkürzte Maßstab" erwähnt. 108 Antonius von Padua (lat. Antonius Patavinus, Taufname Fernandus; * um 1195 (das Geburtsdatum ist unbekannt; traditionell wird der 15. August angegeben; als Geburtsjahr wird teils auch 1193, 1191 oder „um 1188“ angenommen) in Lissabon; † 13. Juni 1231 in Arcella bei Padua), oft auch Antonius von Lissabon genannt, war ein portugiesischer Theologe, Franziskaner und Prediger. Er gilt als Heiliger und ist einer der 35 Kirchenlehrer der römisch-katholischen Kirche. [...] 1220 trat er zu den Franziskanern über und nahm den Namen des spätantiken Wüstenvaters Antonius Eremita an, des Patrons der Kirche, an der die Franziskanergemeinschaft in Coimbra tätig war. (https://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_von_Padua, 20.2.2016) 109 Franz Rudolf Bornewasser (* 12. März 1866 in Radevormwald; † 20. Dezember 1951 in Trier) war von 1922 bis 1951 Bischof von Trier. (https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Rudolf_Bornewasser, 25.12.2015) - 47 -

(2) [1922] 29 gen 9 ½ Uhr am Nordausgange des Dorfes. Der Herr Pastor entstieg mit dem Herrn Dechanten, Herrn Jakob Kohlbecher, Hochwürden zu , dem Wagen. Dann wurde er von weißgekleideten Kindern begrüßt. Ein Mädchen sagte ein Gedicht und überreichte einen Blumenstrauß. Ein zweites Mädchen überreichte mit einem Spruche den Kirchentürschlüssel. Nun ging der Pfarrer in einem Laubgewinde zur Kirche. Hier verlas der Herr Dechant die bischöfliche Ernennungsurkunde. Dann betete der Pfarrherr das Glaubensbekenntnis und nahm feierlich Besitz von Altar, Taufstein, Beichtstuhl und Kanzel. Herr Dechant hielt hierauf eine Ansprache. Danach begann das feierliche Levitenamt110, das der Pfarrer zelebrierte unter Assistenz der Herren Pfarrer Nik. Himbert, Hochwürden zu Duppach und Pfarrer Joh. Pet. Schmitt, Hochwürden in . Während des Amtes hielt der eingeführte Pfarrer seine erste Predigt über den Spruch: "Ich weiß, daß wenn ich komme, ich mit der Fülle des Segens komme!" Den Abschluß der Feierlichkeiten bildete das Absingen des Te Deums. Herr Pfarrer Etten ist 1885 im nahen Rockeskyll geboren, mithin 37 Jahre alt. Wir wünschen ihm allhier eine segensreiche Tätigkeit. Mit diesem Tage hörte die Tätigkeit des Pfarrverwalters auf. Auch hier sei Herrn Pfarrer Kremer der Dank der Filialen Calenborn und Scheuern ausgesprochen. Während der Pfarrvakanz fand jede Woche Religionsunterricht statt; abwechselnd Sonntags in der Pfarrkirche, Mittwochs im Jugendheim zu Roth. Calenborn, den 14. Juni 1922. Vonolfen, Lehrer.

110 Im „Levitenamt“ (benannt nach dem alttestamentlichen Stamm der Leviten) assistierten dem Priester ein Diakon in Dalmatik und ein Subdiakon in Tunicella. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hochamt, 25.12.2015) - 48 -

30 [1922] (2)

Freitag, den 16. Juni 1922 nachmittags gegen 2.30 Uhr ging ein Gewitter über unsere Gegend nieder. Dabei schlug der Blitz in den Turm der Kapelle zu Scheuern. Er nahm seinen Lauf in östlicher Richtung hinab, Helmspitze, Turmviereck. Die Bedachung wurde beschädigt und die Schieferplatten lagen rechts und links der Kapelle auf dem Friedhofe. Ferner stürzte ein Teil der Kapellendecke über dem Eingang ein. Das Gebälk sowie der Glockenstuhl gerieten in Brand. Die Feuerwehren von Calenborn und Scheuern rückten sofort aus. Nach einstündiger Löschung rückten die Wehren wieder ein. Calenborn, den 17. Juni 1922. Vonolfen, Lehrer.

Sonntag, am 19. Juni 1922 fand im Schulsaal die Elternbeiratswahl statt. Die Versammlung erklärte sich mit dem alten Elternbeirat einverstanden. Da ein Mitglied verzogen war, wurde für selbiges Herr Joh. Bräutigam von hier gewählt. Da nur eine Kandidatenliste bestand, so war eine Wahl überflüssig. Dem Elternbeirat gehören an: 1. Leuschen Peter, Landwirt in Calenborn 2. Hoffmann Kath., Ehefrau in Calenborn 3. Bräutigam Joh. Steinhauer in Calenborn 4. Berens Joh. Landwirt in Scheuern 5. Koch Anna Maria, Ehefrau in Scheuern. Als Ersatzleute gelten Kuhl Kath. Ehefrau in Calenborn und Meyer Pet., Landwirt in Scheuern. - 49 -

(2) [1922] 31

Zum Elternbeirat siehe auch Amtliches Schulblatt Jahrgang 15. Nr. 12 sowie 17. Jahrgang Nr. 10 Calenborn, den 20. Juni 1922. Vonolfen, Lehrer.

Die Altershilfe wurde in hiesiger Schule ebenfalls durch eine Versammlung gefördert. Zum Verkauf gelangte eine Karte den hochwürdigsten H. Bischof Bornewasser von Trier darstellend. Die Rückseite trug die hochwürdigste Empfehlung zur Schau: "Für den Diözesan-Caritasverband der Diözese Trier. Altershilfe-Volkssammlung. Gütigkeit ist ein Paradies an Segnungen und Barmherzigkeit währt in Ewigkeit" Sirach, 40.17. + Franz Rudolf, erw. Bischof von Trier." Die Karte kostete zwei Mark. Die 20 Karten brachten die Summe von 41 Mark ein, die an Herrn Hauptlehrer Frank111 in Daun abgeführt wurde. Calenborn, den 21. Juni 1922. Vonolfen, Lehrer.

Dienstag, am 27. Juni 1922 war der Sommerausflug geplant. Leider mußte er ungünstiger Witterung wegen abgesagt werden. Der folgende Tag allerdings brachte das herrlichste Wanderwetter. So machten wir uns mit 41 Schülern zum Bahnhof Müllenborn, wo die Schule Müllenborn mit 36 Kindern ankam. Mit Sang und Klang fuhren wir mit dem Zug um ½ 9 Uhr nach Ge-

111 Peter Frank, *23.6.1881, kath. Endgültig angestellt am 1.11.1906. Erste Lehrerprüfung am 26.6.1902 in Wittlich, zweite am 23.6.1906 in Prüm. Seit 22.9. (unleserlich; 1904?) an der mehrklassigen kath. Volksschule in Daun, Kreis Daun. Ruhestand ab 1.8.1933. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0213.jpg, 26.7.2016) - 50 -

32 [1922] (2) rolstein. Den Aufenthalt benutzten wir zu einer Pause unter der schattigen Linde112, wo die geschichtlichen Tatsachen erzählt bezw. aufgefrischt wurden. Gesang ließ sich vernehmen und noch eine Schule kam zu uns. Es war die Schule zu Jünkerath mit 139 Schülern und 3 Lehrpersonen. Dann kam noch Roth mit 16 Schülern. Als es Zeit war, zum Bahnhof zu gehen gabs einen guten Marsch mit frischen Wanderliedern, zählte doch der Zug 232 Schulkinder und 6 Lehrpersonen. Die Bahnverwaltung stellte uns 3 Sonderwagen und froh fuhren wir dem Ziele unserer Reise zu: Daun, unsere Kreisstadt. Wir besichtigten die Buch- und Zeitungsdruckerei von M. Schneider und sahen dort die Entstehung einer Zeitung.113 Herr Schneider-Daun erklärte alles mit der größten Zuvorkommenheit. Er zeigte das einstige und jetzige Verfahren des Schriftsetzens und Druckens. Nun marschierten wir zum Dauner Sprudel und sahen das Reinigen der Flaschen, sowie das Füllen und Verkorken. Nun erreichten wir das Moltkedenkmal am Gemündener Maar114. Dort lagerten wir lange und die Knaben gingen um das . An der Gedenktafel gedachten wir unserer toten Helden und sangen entblößten Hauptes "Ich hatt' einen Kameraden!"115 Jetzt stiegen wir den Pfad zum Mäuseberg hinan und hatten oben eine herrliche Aussicht. In Gruppen bestiegen die Schüler den Dronketurm116. Oben wurden geographische Erklärungen gegeben. Darauf spielten wir und begaben uns mit dem Lied "O Lust, das Aug' zu laben"117 zum Weinfeldermaar. Ein prächtiger Anblick! Zu Füßen das Totenmaar mit dem einsamen Kirchlein. Auch der charakteristische Schäfer mit Herde

112 s. Anm. 85. 113 1864 wurde das Handwerk im Kreisort Daun um die Buchdruckerzunft bereichert. Anton Schneider überraschte mit den ersten Druckschriften der neu gegründeten Druckerei, aus der unter Mithilfe von Landrat Foerster 1866 das »Dauner Kreisblatt« hervorging. Das Kreisblatt löste im heimischen Raum das seit 1840 von Karl Plaum in Prüm zweimal wöchentlich herausgegebene »Intelligenzblatt« für die Eifelkreise ab. (http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1982/hjb1982.61.htm, 13.2.2016) ─ "Intelligenz-Blatt für die Kreise Prüm, Bitburg, Daun und den ehemaligen Kreis St. Vith", 1841 - 1866 digital unter http://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/ ulbbnz/periodical/titleinfo/1304581. 114 Das Denkmal für den großen preußischen Feldherrn, Feldmarschall Helmut Karl Moltke, wurde von Daun Bürgern 1894 aus Anlaß des Todes (1891) und zur Erinnerung an einen großen preußischen General und den Besuch von Moltkes am 26. 10.1847 errichtet. Das aus Eifeler Basalt errichtete Denkmal zeigt ein bronzenes Relief Graf Moltkes und auf einer Tafel die Widmung: Hier feierte Helmuth von Moltke seinen Geburtstag am 26. Oktober 1847. (http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=5908, 25.12.2015) — Details zu Moltkes Aufenthalt in der Region im Eifel-Kalender 1936, S. 98 - 102 (Erich, Wilhelm: Auf Moltke's Spuren in der Eifel; http://www.dilibri.de/ubtr/ periodical/pageview/205050, 16.7.2016) 115 Der gute Kamerad wurde 1809 von Ludwig Uhland in Tübingen gedichtet, Friedrich Silcher vertonte, ebenfalls in Tübingen, das Gedicht im Jahre 1825. Als Lied ist es besser bekannt unter der Anfangszeile der ersten Strophe: [...]

Ich hatt’ einen Kameraden, Einen bessern findst du nit. Die Trommel schlug zum Streite, Er ging an meiner Seite In gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen, Gilt’s mir oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen, Er liegt mir vor den Füßen, Als wär’s ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen, Derweil ich eben lad. Kann dir die Hand nicht geben, Bleib du im ew’gen Leben Mein guter Kamerad! (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_gute_Kamerad, 28.1.2016) 116 Der Dronketurm (Adolf-Dronke-Turm) ist ein freistehender Turm bei im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Das denkmalgeschützte Bauwerk ist ca. 10,5 Meter hoch und liegt mit insgesamt 166,5 m über dem Gemündener Maar auf dem höchsten Punkt dieser drei-Maare-Gegend, dem 561 Meter hohen Mäuseberg. [...] Er wurde von 1900 bis 1902 als Denkmal für Adolf Dronke, den Gründungsvater und Vorsitzenden des 1888 gegründeten Eifelvereins, erbaut. (https://de.wikipedia.org/wiki/Dronketurm, 25.12.2015) — Bereits 1914 sammelt der Eifelverein für eine Instandsetzung 2273 Mark ein (Eifelvereinsblatt 1914, S. 123). 117 O Lust, das Aug' zu laben ... In: Ous der Heemicht. - Nr. 19 = 18 (2008), S. 29-30. [Erschienen zuerst in der "Trierischen Landeszeitung" 1951] Ausführlicher Titel der Zeitschrift: Ous der Heemicht: Hefte zur Heimatkunde / Verein f. Heimatkunde in d. Verbandsgemeinde Neuerburg e.V. - Neuerburg" (http://www.rlb.de/cgi-bin/wwwalleg/gooi.pl?s1=121t121424, 14.2.2016). Dies ist zumindest kein Ersthinweis. — Ob es sich allerdings bei dem Bericht über die Seniorenerholung in Hübingen vom 26.5.-16.6.2007, S. 25 (http://gemeinden.erzbistum- koeln.de/ export/sites/gemeinden/pfarrverband_longerich_lindweiler/pfarrverband/donwloads/category_e/subcategory_2/Pfarrbrief_Nr._03_2007 .pdf) O Lust, das Aug' zu laben an Deutschlands schönen Gau'n O Lust, die Gottesgaben im Westerwald zu schaun. um den authentischen Text handelt, darf füglich bezweifelt werden. - 51 -

(2) [1922] 33 fehlte nicht. Wir wanderten um das Maar bis auf die Straße und sahen Schalkenmehrener- und Totenmaar. Wir gingen zum Ufer des Totenmaars und stiegen zum Kirchlein hinan. In der Kapelle sangen wir "Der Mutter und dem Sohn"118 sowie "Maria zu lieben!"119 Jetzt begaben wir uns an die Friedhofsmauer, erzählten die Sage vom Weinfeldermaar und sangen "Droben steht die Kapelle"120. Nun gings mit schnellen Schritten dem Dauner Bahnhof zu. Mit Gesang reisten wir über Gerolstein nach Müllenborn und kamen wohlbehalten hier an. Der Ausflug verlief in schönster Ordnung. Nur haben wir den Verlust eines Schülerhutes zu erwähnen. Der Ausflug kostete 10 Mark Bahnfahrt; sonstige Ausgaben entstanden nicht. Frischauf zur nächsten Wanderfahrt in unserer schönen Heimat. Calenborn, den 29. Juni 1922. Vonolfen, Lehrer.

Einer amtlichen Anregung gemäß fand hier am Freitag, den 30. Juni 1922 eine Trauerfeier statt für den ermordeten Reichsminister des Äußern Dr. Walther Rathenau121. Der Lehrer hielt eine kurze Ansprache. Calenborn, den 30. Juni 1922. Vonolfen, Lehrer.

Das Jahr 1921 brachte uns eine tropische Hitze mit einer Trockenheit, die durch keinen Regen in etwa gemildert wurde.122 Damals sagte man: Das Jahr 1922 wird kühl und feucht sein. Und

118 Nicht zu ermitteln. Unwahrscheinlich, dass es sich um einen Text aus Rienzi, der letzte Tribun, Band 2, von Edward Bulwer Lytton handelt (https://books.google.de/ books?id=esdFAQAAMAAJ&pg=PA333&lpg=PA333&dq=Lied+%22Der+Mutter+und+dem+Sohn %22&source=bl&ots=E_bNvfpscX&sig=sIQxYgHXighUIHZHvWkpFc6kIPU&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiI_LDhkvjKAhWjv3IKHVj2D7 MQ6AEIIDAA#v=onepage&q=Lied%20%22Der%20Mutter%20u, 14.2.2016): Bei der Mutter und dem Sohn, Deren Gnade unser Lohn, Schütz' uns Sünder vor dem Weh' Miserere, domine! 119 http://www.mykath.de/ topic/7587-marienlieder/page-2, 14.2.2016: Maria zu lieben, ist allzeit mein Sinn; in Freuden und Leiden ihr Diener ich bin. Mein Herz, o Maria, brennt ewig zu Dir in Liebe und Freude, o himmlische Zier. 120 Kudwig Uhland: Die Kapelle (1805) (Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/buch/ludwig-uhland-gedichte-5084/14, 14.2.2016) Droben stehet die Kapelle, Schauet still ins Tal hinab. Drunten singt bei Wies' und Quelle Froh und hell der Hirtenknab'. Traurig tönt das Glöcklein nieder, Schauerlich der Leichenchor, Stille sind die frohen Lieder, Und der Knabe lauscht empor. Droben bringt man sie zu Grabe, Die sich freuten in dem Tal. Hirtenknabe, Hirtenknabe! Dir auch singt man dort einmal. 121 Walther Rathenau (* 29. September 1867 in Berlin; † 24. Juni 1922 in Berlin-Grunewald) war ein deutscher Industrieller, Schriftsteller und liberaler Politiker (DDP). Er wurde als Reichsaußenminister Opfer eines politisch motivierten Attentats der Organisation Consul. (https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Rathenau, 25.12.2015) 122 s. http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 14.2.2016: Juli lang anhaltende Hitzewelle Europa. Probleme bei der Wasserversorgung, Einschränkungen im Schiffsverkehr. 20.7. Karlsruhe 39° - 52 -

34 [1922] (2) so ist es auch. Der 30. April brachte noch einen ungeheuren Schneesturm. Die Pfingstzeit war es heiß und sonst immer regnerisch und kühl, ja man kann ruhig sagen kalt. Infolgedessen gab es auch keinen richtigen Heumonat und die Heuernte, so spärlich sie ist, zog sich den ganzen Monat Juli hin. Trotzdem die Heuferien ziemlich spät gelegt waren, vom 11. bis 25. Juli, waren sie dennoch verregnet und der Unterricht leidet sehr durch Urlaub, der den Schülern aber gewährt werden muß, um bei einigem Sonnenschein das nasse Heu zu trocknen und noch einigermaßen trocken einzuscheuern. Calenborn, den 26. Juli 1922. Vonolfen, Lehrer.

Freitag, am 28. Juli 1922 fand im Schulsaal eine Schulvorstandssitzung statt, unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Sollhé von Gerolstein. Tagesordnung: Einrichtung und Anstellung einer zweiten Lehrkraft. Der Schulvorstand lehnte ab mit der Begründung der Kosten u. der Erreichung der Grenze der Leistungsmöglichkeit hervorgerufen durch den Wegebau Calenborn – Roth und der Anschlußarbeiten für das elektrische Licht an das Kreisnetz. Im nächsten Jahre will man zu obiger Tagesordnung wieder Stellung nehmen. Im Jahre 1919 lehnte der Schulvorstand - 53 -

(2) [1922] 35 aus ähnlichen Gründen ab. Calenborn, den 30. Juli 1922. Vonolfen, Lehrer.

Am gestrigen Tage jährte sich zum drittenmal der Tag, an dem in Weimar die vom gesamten deutschen Volke gewählte Nationalversammlung dem deutschen Reiche eine Verfassung gab123 und damit dem chaotischen Zustande ein Ende bereitete, in das der Zusammenbruch des königlichen Deutschland und die sich aus ihm entwickelnde Revolution unser Vaterland gestürzt hatte. Leider hat der Reichstag das Gesetz noch nicht verabschiedet, das diesen Tag als Nationalfeiertag gesetzlich festlegt.124 Aber auch so soll einmal das deutsche Volk zeigen, daß es die Bedeutung dieses Tages zu beachten versteht. So war denn vom Herrn Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung125 eine Feier in den Schulen angeordnet. Der Lehrer hielt eine Ansprache, in der die geschichtliche Bedeutung des Tages dargestellt wurde. Vaterländische Lieder umrahmten die Feier. Im übrigen war der Tag schulfrei. Calenborn, den 12. August 1922. Vonolfen, Lehrer.

Endlich sind die Lehrmittel der Schule etwas verbessert und ergänzt. So wurde der durch den Krieg entwendete Globus für 350 M. ergänzt.

123 Die Weimarer Verfassung (offiziell: Die Verfassung des Deutschen Reichs, auch: Weimarer Reichsverfassung; Kürzel: WRV) war die am 31. Juli 1919 in Weimar beschlossene, am 11. August ausgefertigte und am 14. August 1919 verkündete erste praktizierte demokratische Verfassung des Deutschen Reichs. Sie löste das Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt, in dem die wichtigsten künftigen Verfassungsorgane und ihre Kompetenzen beschrieben wurden, ab und begründete eine föderative Republik mit einer Mischform aus präsidialem und parlamentarischem Regierungssystem. (https://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Verfassung, 1.1.2016) 124 Der Verfassungstag am 11. August war von 1921 bis 1932 Nationalfeiertag der Weimarer Republik. Die ursprüngliche Absicht der Nationalversammlung von 1919, den 1. Mai zum Nationalfeiertag zu erklären, war nicht weiter verfolgt worden. Erst zwei Jahre später wurde der 11. August als Tag der Unterzeichnung der Verfassung des Deutschen Reiches auf Initiative von SPD, DDP und Zentrum zum Nationalfeiertag, an dem die Verfassung der Republik gewürdigt werden sollte. Ein Kuriosum stellt die Tatsache dar, dass der Verfassungstag zwar Nationalfeiertag, jedoch kein reichsweiter gesetzlicher Feiertag war, obgleich in den Folgejahren wiederholt vergebliche Anstrengungen unternommen wurden, ihm durch ein Reichsgesetz diesen Status zu geben. Es blieb den einzelnen Ländern des Reiches überlassen, ob sie den Verfassungstag zu einem gesetzlichen Feiertag erhoben, so dass die Regelungen uneinheitlich blieben. In der Republik Baden und im Volksstaat Hessen kam der Feiertagsstatus zustande, im Freistaat Bayern nicht. Die offiziellen Feiern zum Verfassungstag waren anfangs betont nüchtern, unauffällig und zurückhaltend, was gemeinsam mit den uneinheitlichen Feiertagsregelungen dazu beitrug, dass der Nationalfeiertag niemals populär wurde und auch nicht zum Symbol demokratischen Selbstverständnisses werden konnte. Die späteren aufwendigeren Feiern konnten diesen Anfangsmangel nicht mehr wettmachen; Bemühungen, dem eher kühl und akademisch mit distanziert-offiziellen Veranstaltungen begangenen Verfassungstag Volkstümlichkeit zu geben, blieben erfolglos. (https://de.wikipedia.org/wiki/Verfassungstag_(Weimarer_Republik), 23.5.2016) 125 Otto Boelitz (* 18. April 1876 in Wesel; † 29. Dezember 1951 in Düsseldorf) war ein deutscher Pädagoge und Politiker (DVP, später CDU). [...] Boelitz amtierte vom 7. November 1921 bis zum 6. Januar 1925 als preußischer Staatsminister für Wissenschaft in der von Ministerpräsident Otto Braun geführten Landesregierung. Er gehörte trotzdem zu den Republikfeinden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Boelitz, 25.12.2015) - 54 -

36 [1922] (2)

Ferner wurden angeschafft 2 geographische Bilder von Lehmann126: Der Rhein bei Bingen und der Dom zu Cöln zum Preise von 120 M. 2 geschichtliche Bilder von Lehmann: Germanisches Gehöft und Ritterburg zum Preise 130 Mark. An religiösen Wandbildern wählten wir Schumacher: Der gute Hirt und die Schöpfung zum Preise von 170 M. Für Porto und Verpackung rechnete man 40 M. Insgesamt also 810 Mark. Sämtliche Sachen sind inventarisiert. 2 geologische Tafeln von Schmeil127 folgen noch nach. Die Lieferung hatte die Trierische Lehrmittelanstalt von Fr. Wil. Lintz. Nun ist der Weg nach Roth fertig und kann begangen und befahren werden. Einzelne Arbeiten sind noch auszuführen. Wenn der Weg vollständig hergestellt ist, soll hier noch einmal insgesamt berichtet werden. Calenborn, den 14. August 1922. Vonolfen, Lehrer. Freitag, am 1. September 1922 wurden die Schultafeln neu schwarz lackiert und rot linieiert. Die Arbeiten wurden gut ausgeführt durch Herrn Karl Schulte aus Bleibuir bei Düren. Calenborn, den 2. September 1922. Vonolfen, Lehrer. Freitag, am 8. September 1922 fiel der Unter-

126 Serie "Ad. Lehmann's kulturgeschichtliche Bilder" [...] des Verlags von F. E. Wachsmuth, Leipzig (http://saarland.digicult- museen.net/ objekte/digi_einzBild.php?s=1&pi=913_2007SSM477.1, 25.12.2015) 127 vermutlich (bio-, nicht geologisch) Schmeil, Otto: Pflanzentafeln - für Schule und Haus (s. z.B. http://www.ebay.de/ itm/Pflanzentafeln-fuer- Schule-und-Haus-Schmeil-Otto-/311453995933, 25.12.2015) — Otto Schmeil (* 3. Februar 1860 in Großkugel, Provinz Sachsen; † 3. Februar 1943 in Heidelberg) war ein deutscher Biologe, Pädagoge und Autor. Er gilt als Reformator des biologischen Unterrichts. Sein botanisches Autorenkürzel lautet „Schmeil“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Schmeil, 14.2.2016) - 55 -

(2) [1922] 37 richt aus. Grund: Teilnahme des Lehrers an der Weigl128-Tagung in Gerolstein. Calenborn, den 9. September 1922. Vonolfen, Lehrer.

Sonntag, den 17. September 1922 wurde den Schülern und Schülerinnen der hiesigen Schule das heilige Sakrament der Firmung in der Pfarrkirche zu Niederbettingen durch den hochw. Herrn Weihbischof Dr. Antonius Mönch129 von Trier gespendet. Die Vorbereitung leitete der Ortspfarrer Hochw. zu Roth, Harr Pastor Etten. Montag, den 18. September 1922 begannen die Herbstferien, die Dienstag, den 17. Oktober 1922 ihr Ende erreichten. War das vergangene Jahr durch Trockenheit ausgezeichnet, so war es heuer andauernd mit Regen begleitet. Die Folge davon war, daß alle Erntearbeiten sich sehr in die Länge zogen u. als die Ferien endeten war fast kaum mit der Kartoffelernte begonnen. Deswegen richtete der Schulvorstand von Calenborn und Scheuern unterm 8. Oktober ein Gesuch an den Herrn Kreisschulrat in Daun mit der Bitte die Herbstferien bis zum 2. November zu verlängern. Dieser Bitte wurde nicht stattgegeben laut der Reg.Verf. vom 6.10.22. E.II.187. Dagegen erhielt die Verfügung doch einen günstigen Ausblick durch die Sätze: "Wir ermächtigen aber die Schulleiter und Lehrende zu den notwendigen Feldarbeiten Urlaub in weitest gehendem Maße für Kinder der Mittel- und Oberstufe auf Antrag zu erteilen, auch für solche, die bei anderen Leuten (als ihren Eltern) beschäftigt werden. Ferner kann der Nachmittagsunterricht nach Bedarf innerhalb

128 Es handelt sich wohl um Eduard Weigl (* 31. Mai 1869 in Lackenhäuser, Bayerischer Wald; † 4. Februar 1960 in München) war Priester der Diözese Passau, später im Erzbistum München und Freising und Ordinarius der Pastoraltheologie, Homiletik und Liturgik an der Universität München. Von 1909 bis 1946 war er Direktor des Erzbischöflichen Priesterseminars Georgianum in München. (https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Weigl, 25.12.2015) 129 Antonius Mönch, (* 13. Juni 1870 in Niederholzweiler (Landkreis Ahrweiler); † 14. Februar 1935 in Trier) war römisch-katholischer Weihbischof in Trier. (https://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_M%C3%B6nch, 25.12.2015) Während des ausbrechenden Gewerkschaftsstreits (1913-1931) stand er auf der Seite des Trierer Bischofs Michael Felix Korum. Am 27. August 1915 wurde er zum Domkapitular und am 20. September zum Geistlichen Rat ernannt. [...] Seine wohl größte und bemerkenswerteste Aufgabe übernahm er am 23. März 1916: Bischof Korum ernannte ihn zum Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes. Mit großem Eifer organisierte und koordinierte Weihbischof Mönch die Caritasarbeit im Bistum Trier. Von 1920 bis 1921 war er der Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes. In kürzester Zeit wuchs Mönch zu einem Fachmann heran und war weit über die Bistumsgrenzen hinaus bekannt. [...] Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 übten die Machthaber auf die Kirchen großen Druck aus. Unter Betonung der „halbjüdischen“ Herkunft des Weihbischofs versuchten sie politische Vorteile zu erreichen und eine Antibewegung gegen die katholische Kirche voranzutreiben. Mit organisierten persönlichen Angriffen und rassistischen Übergriffen gelang es dem NS-Regime, die gut aufgebaute Caritas im Bistum auszuschalten. (http://de.academic.ru/ dic.nsf/dewiki/2251445, 3.1.2016) - 56 -

38 [1922] (2) der nächsten zwei Wochen nach den Ferien ausfallen. Über die angeordneten Maßnahmen haben die Schulleiter bis 15.11. an die Hh. Kreisschulräte zu berichten.130 gez. Kley. Hier hatte Ober- und Mittelstufe vormittags 2 Stunden Unterricht und die Kleinen ebenfalls 2 Stunden, sodaß der Nachmittag schulfrei bleibt. Trotzdem ist der Urlaubsantrag noch sehr groß. Unter dem 18. Oktober richtete der Schulvorstand wieder 1 Gesuch an den Kreisschulrat mit der Urlaubsbitte bis 2. November. Der H. Kreisschulrat wies auf obige Reg.Verf. hin. Der Arbeitsfülle ist noch nicht abgeholfen. Die Kartoffeln sind gut und reichlich ausgefallen. Der Zentner kostet 500 Mark. Leute, die im Tagelohn bei der Ernte helfen, beanspruchen für den Tag 1 Zentner Kartoffeln und volle Beköstigung.131 Donnerstag, am 19. Oktober trafen hier 6 Arbeiter und 1 Vorarbeiter ein, um mit den Vorarbeiten für die elektrische Lichtanlage der Gemeinde zu beginnen. Calenborn, den 21. Oktober 1922. Vonolfen, Lehrer.

Montag, 23. Oktober 1922 kamen die letzten Bilder für naturkundliche Anschauung an. Sie stellen dar 1. Dromedare am Rande einer Oase und 2. Grüner Wasserfrosch und seine Entwickelung. Beide sind nach den Gemälden des Münchener Malers Walter Heubach132. Die Lieferung hatte die Trierische Lehrmittelanstalt. Der Preis betrug für 1 Bild 390 M. Calenborn, den 24. Oktober 1922. Vonolfen, Lehrer.

130 Wie schon öfter gesehen, wurde die Ferienplanung entsprechend den Bedürfnissen der Landwirtschaft (Mitarbeit der Kinder) flexibel gehandhabt. Allerdings wollte der Schulrat die Kontrolle über die Gesamtzahl der Ferien behalten. Davon zeugt auch ein späterer Eintrag des Prümer Schulrats Gill vom 19.7.1927 im Verordnungsbuch: "Die Berichte über die Lage der Heuferien waren so ungenau, daß in den wenigsten Fällen die wirkliche Dauer ermittelt werden konnte." 131 Anzeichen der ständig steigenden Inflation; vgl. Eintrag vom 18. Oktober 1921 (Teil 2, S. 13), als die Brückenarbeiter um einen Tageslohn von ca. 45 Mark streikten, während jetzt - ein Jahr später - Hilfsarbeiter schon über 500 Mark erhalten. 132 Gemälde einer lagernden Karawane mit Dromedaren von Walter Heubach (1865–1923), Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kamele#/media/File:Heubach_dromedary.jpg, 25.12.2015, - 57 -

(2) [1922] 39

Winterwetter ists nun geworden. Starker Nachtfrost wechselt mit kurzem Mittagssonnenschein, und die viele rückständige Feldarbeit an Hackfrüchten und Wintersaat leidet sehr unter der bitteren Kälte, nicht minder der Herbstversand von Kartoffeln. Am Samstag, den 28. Oktober hatten wir den ersten Schnee, während er vergangenes Jahr sich bereits vier Tage früher einstellte. Calenborn, den 1. November 1922. Vonolfen, Lehrer.

Im Laufe dieser Woche ist mit den Hausanschlüssen für die elektrische Lichtanlage begonnen worden. Auch ist die Bedrahtung der Masten fertig gestellt. Zunächst erhalten wir das Licht, den Strom, vom Nachbarort Roth (Finnemann). Die Maste nach Roth sind eingerammt und bespannt. Sicherem Vernehmen nach, soll an der Kirmes in einzelnen Häusern das elektrische Licht brennen. Calenborn, den 10. November 1922. Vonolfen, Lehrer.

In der Nr. 207 der Eifelzeitung vom 14. November 1922 ist zu lesen: Calenborn, 13. Nov. Unsere diesjährige Kirmes wurde besonders verschönt durch die Inbetriebnahme der elektrischen Lichtanlage. Das zur Überlandzentrale des Kreises Daun gehörige Ortsnetz, das die Firma Reinhold von Gerolstein angelegt hat, wurde entgegenkommender Weise vom Kreis zum vorläufigen Anschluß an das Elektrizitätswerk Finnemann - 58 -

40 [1922] (2) in Roth zur Verfügung gestellt. Das Ortsnetz bleibt Bestandteil der Kreisüberlandzentrale, aber der Lichtnot ist bei den heutigen Petroleumpreisen dankenswert abgeholfen. In Gegenwart des Kreisingenieurs, Herrn Oster, wurde das Ortsnetz am Samstag in Betrieb gesetzt. Aller Voraussicht nach wird vor Weihnachten der östliche Teil des Kreisnetzes in Betrieb genommen bei günstigem Fortgang aller Arbeiten bis zum angeführten Zeitpunkt. Calenborn, den 16. November 1922. Vonolfen, Lehrer.

Bei dem Kartoffelopfertag133 des Kreises wurden hier 18½ Zentner Kartoffeln und 130 Pfund Buchweizen, in Scheuern 13¼ Zentner Kartoffeln und 25 Pfund Buchweizen gezeichnet. Calenborn, den 30. November 1922. Vonolfen, Lehrer.

Der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung134 hat die 80 Ferientage um 5 vermehrt. Im laufenden Schuljahre sind diese 5 Tage den Weihnachtsferien zu zuzählen. Nach einer Reg.Verf. beginnen die diesjährigen Weihnachtsferien statt am 22. bereits schon am Samstag, den 16. Dez. 1922 vormittags 12 Uhr. Calenborn, den 16. Dezember 1922. Vonolfen, Lehrer.

133 Eine Internet-Recherche liefert zu diesem Suchwort kein direktes Ergebnis. Allenfalls relevant ein Verweis (05 00) V. Armen, Kranken-, Wohltätigkeitspflege und Fürsorge - Nr. 229 1912 - 1928 Lieferung von Kartoffeln u. Lebensmitteln für Arme und Bedürftige im Stadtarchiv Münster (http://www.archive.nrw.de/ LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=318&tektId=0&id=013&klassId=16&seite=1, 14.2.2016) 134 s. Anm. 125 - 59 -

(2) [1923] 41

1923. In der zweiten Januarhälfte wurden die Wohnräume des Schulhauses neu tapeziert bezw. angestrichen sowie die elektrische Lichtanlage im Schulhause fertig gestellt. Calenborn, den 3. Februar 1923. Vonolfen, Lehrer.

Am 27. März 1923 wurden 7 Schüler entlassen. 2 Knaben und 5 Mädchen, von denen 6 aus Calenborn und 1 Mädchen aus Scheuern war. Nach alter Sitte behielten die Schüler Bibel und Katechismus, während die übrigen Bücher der Schule verbleiben. Volle Hefte, Zeichnungen und sonstige Arbeiten wurden an die Schüler verteilt, sowie je 1 Heft aus der Sammlung "Deutsches Gut"135 um die gute Lektüre zu fördern. Nach Einhändigung der Entlassungszeugnisse verabschiedeten sie sich vom Lehrer. Daran schlossen sich die Osterferien bis zum 9. April 1923. Am Weißensonntag, den 8. April 1923 gingen 12 Kinder der hiesigen Schule zur ersten heiligen Kommunion. Die Vorbereitung sowie die Feier in der Pfarrkirche zu Roth leitete der Ortspfarrer, Herr Christian Etten, Hochwürden zu Roth. Calenborn, den 15. April 1923. Vonolfen, Lehrer.

135 Eine ab 1911 von Helene Pagé herausgegebene katholisch geprägte Heftchenreihe (Fredebeul & Koenen, Essen). (vgl. Jäger, Georg: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20, Jahrhundert. Frankfurt: MVB Marketing und Verlagsservice des Buchhandels GmbH 2003. Teil 2, S. 143). ― Als Vorsitzende der Literaturkommission im Verein katholischer deutscher Lehrerinnen gab sie [Helene Pagé] jährliche Übersichten empfehlenswerten Jugendschrifttums heraus. Sie war Herausgeberin der Jugendschriftensammlungen Deutsches Gut. Hier veröffentlichte sie über 100 Hefte mit Texten aus deutscher und ausländischer Dichtung – und Erzählungen für Schulkinder. Dabei zählte sie u. a. Peter Dörfler und Joseph Bernhart zu ihren Mitarbeitern, die Lebensläufe und Einführungen zu schreiben hatten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Helene_Pagés, 23.5.2016) - 60 -

42 [1923] (2)

Schuljahr 1923/24 Dienstag, am 10. April 1923 begann das neue Schuljahr 1923/24. Aufgenommen wurden 11 Schüler, die sich zu 7 auf Calenborn und zu 4 auf Scheuern verteilen. Davon waren 8 Knaben und 3 Mädchen; die seit dem 21. August 1919 bestehende Halbtagsschule – wegen Raummangel und zu großer Schülerzahl – bleibt eingerichtet. Vormittags werden die 5 obern, nachmittags die 3 untern Jahrgänge unterrichtet, sodaß der dritte Jahrgang Ganztagsunterricht hat. Die gesamte Schülerzahl beträgt 87. Im Vorjahr 80 u. zeitweise 81 und sogar 76, 78 und 79. Man sieht also, daß die Schülerzahl im Steigen begriffen ist. Die 87 Schüler verteilen sich wie folgt: Calenborn: 66 Scheuern: 21 vormittags: 67 nachmittags: 30 1 Schülerin ist ein Flüchtlingskind aus dem deutschen Lothringen136, 2 Schüler aus der Stadt Düsseldorf. 1 Schülerin aus der Erziehungsanstalt Steinfeld Kreis Schleiden137. 4 Geschwister aus Gerolstein, deren Eltern von der Besatzungsbehörde ausgewiesen wurden138 aus ihrer Dienstwohnung. Alle anderen sind einheimische Schüler. Im vergangenen Schuljahre war die höchste Schülerzahl 81 in den Monaten Mai und Juni. Der geringste Klassenstand mit 76 Schülern gehörte dem Monat Oktober an. Der geringste Prozentsatz der Versäumnisse war 1,7 % im Monat April 1922. Der höchste Prozentsatz war im

136 s. Anm. 106 137 Im Kloster Steinfeld befand sich seit 1844 eine „Königlich-Preußische Erziehungsanstalt“ (ausführlich dazu Kaufmann, Karl Leopold: Aus den Tagen der Abtei Steinfeld nach ihrer Enteignung durch die französische Herrschaft. In: Die Eifel 1937, S. 137f; http://www.dilibri.de/rlb/ periodical/pageview/242063, 8.10.2016), die in diesem Jahr (1923) mit der Übernahme durch den Salvatorianerorden aufgelöst wurde. (vgl. http://www.kloster-steinfeld.de/ de/book/export/html/21, 27.12.2015) 138 Die Besetzung [des Ruhrgebietes] löste in der Weimarer Republik einen Aufschrei nationaler Empörung aus. Die Reichsregierung unter dem parteilosen Kanzler Wilhelm Cuno rief die Bevölkerung am 13. Januar 1923 zum „passiven Widerstand“ auf. An Frankreich und Belgien wurden keine Reparationen mehr gezahlt, Industrie, Verwaltung und Verkehr wurden mit Generalstreiks teilweise lahmgelegt. Betriebe und Behörden leisteten teilweise den Anordnungen der Besatzer nicht Folge. Frankreich reagierte darauf mit 150.000 verhängten Strafen, die mitunter bis zur Ausweisung aus dem besetzten Gebiet gingen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrbesetzung, 27.12.2015) - 61 -

(2) [1923] 43

Monat Oktober 1922 mit 38,6 %. Der Jahresprozentsatz der Versäumnisse war 6,1 %. Calenborn, den 11. April 1923. Vonolfen, Lehrer.

Durch Vermittlung des Kreisfürsorgeamtes in Daun war es möglich, daß zwei lungenkranke139 Mädchen der hiesigen Schule nach Kyllburg zur Erholung geschickt werden konnten. Calenborn, den 27. April 1923. Vonolfen, Lehrer.

Am 6. Juni unterzogen sich 6 Kinder der zweiten Impfung. Der Impfarzt war Herr Dr. Lehnen von Gerolstein. Die Nachschau fand am 13. Juni 1923 statt. Calenborn, den 13. Juni 1923. Vonolfen, Lehrer.

Die feuchte Witterung hält nun schon seit Anfang Mai. Im Felde steht alles gut

139 s.u. Eintrag vom 22.8.1923 (Bd. 2, S. 45f) - 62 -

44 [1923] (2) und reichlich. Nur fehlt die treibende Sonne. Schon im April traten warme Tage ein, nach deren Verlauf die damals gewünschte Feuchtigkeit eintrat und bis heute anhält. Calenborn, den 18. Juni 1923. Vonolfen, Lehrer.

Die beiden Mädchen, welche in Kyllburg zur Erholung weilten, sind nach 6, bezw. 9 wöchiger Abwesenheit zurückgekehrt. Beide sehen gekräftigt aus. Bis Ende Juni dauerte die naßkalte Witterung. In der ersten Woche des Juli setzte eine plötzliche Hitze ein, die bis zu 30° Tageswärme stieg. Jetzt wurde sofort mit dem Großschnitt begonnen und am Montag den 9. Juli begannen die Heuferien. Die Heuernte geht schnell voran. Menge und Güte des Heus sind heuer wie selten, was man bei dem nassen Frühjahr kaum erwartet hätte. Während der Heuferien wurde das Schulzimmer sowie der Hausgang und das Treppenhaus angestrichen. Die Arbeiten wurden ausgeführt von H. Fel. Herzog von Müllenborn. Mit dem Ende der Heuferien wurde eine Schülerin nach Bolsdorf und ein Schüler nach Duppach überwiesen. Jetzige Schülerzahl 85. Calenborn, den 31. Juli 1923. Vonolfen, Lehrer. - 63 -

(2) [1923] 45

In dieser Woche setzt im hiesigen Kreise die vom Kreismedizinrat, Kreisschulrat und Kreiswohlfahrtsamt sorgfältig vorbereitete Gesundheitsfürsorge für Schulkinder ein. Für jede Schule des Kreises ist ein Schularzt vertraglich bestellt. - Der Lehrerschaft obliegt es, die Gesundheitsbogen der Kinder mit Hilfe der Eltern vorzubereiten, sodaß der Schularzt bereits wesentliche Angaben über den Gesundheitszustand der einzelnen Kinder vorfindet, die dann durch eingehende Untersuchung näher erforscht werden. Nach den von der Regierung aufgestellten Richtlinien gehört die Schulkinderfürsorge zum Schulbetrieb, sodaß kein Kind sich dieser Untersuchung entziehen kann. Es ist zu erwarten, daß die Eltern, die doch größtes Interesse am planmäßigen Schulgesundheitsdienst haben, die Bestrebungen in einsichtlicher Weise fördern und durch Durchführen der angegebenen Maßnahmen, zu vollem Erfolge führen werden. Die angesetzten Untersuchungstermine werden rechtzeitig in den einzelnen Schulen bekanntgegeben. - Wir erwarten von der Schulkinderfürsorge eine wesentliche Hebung des Gesundheitszustandes insbesondere eine starke Erfassung und erfolgreiche Bekämpfung der im hiesigen Kreise sehr verbreiteten Tuberkulose140, deren Anfang vielfach Skrofulose141 im Kindesalter ist, die bei geeigneter Behandlung heilbar ist. - So schrieb die Eifelzeitung in Nr. 91 vom 14. August 1923. Infolge dessen wurden die Gesundheitsbogen der Schüler mit Hilfe ihrer Mütter Montag, am 20. August 1923 ausgefertigt, nachdem vorher die Schüler gemessen und gewogen worden waren. Dienstag, den 21. August 23 fand die ärztliche Untersuchung durch Herrn Dr. Linden von Gerolstein statt. Ihm zur Hil-

140 Die Tuberkulose (kurz Tb, TB, Tbc oder TBC; von lateinisch tuberculum ‚kleine Geschwulst‘) ist eine weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit, die durch verschiedene Arten von Mykobakterien verursacht wird und beim Menschen am häufigsten die Lungen befällt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tuberkulose, 27.12.2015). ─ Schon seit Jahren wurde die Krankheit im Kreisgebiet bekämpft: In Jünkerath wurde 1911 eine gewerbliche Fortbildungsschule eingerichtet, und im gleichen Jahr stimmte der Kreistag in der Frühjahrssitzung der Einrichtung einer Fürsorgestelle zur Bekämpfung der Tuberkulose zu. Diese Krankheit griff damals rasch um sich, so daß noch 1922 trotz starker Eindämpfung ihrer Verbreitung im Kreisgebiet noch 38 Personen an Tuberkulose starben. Ein Jahr später befanden sich noch 223 Personen in der Obhut und Betreuung der Lungenfürsorgestelle. (Sastges, Nico: Daun – Leopoldstraße 9. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1983, S. 191 – 195) 141 Nach Dornblüths klinischem Wörterbuch (1927) handelt es sich bei Skrofulose bzw. Skrofeln um einen älteren Begriff, der nach damaligem Sprachgebrauch in zwei sich überschneidenden Bedeutungen verwendet wurde: 1. eine „exsudative Diathese“, also eine konstitutionelle Neigung, auf unbedeutende Reize mit chronischen Entzündungen zu reagieren, die als Vorstufe, von manchen Autoren auch bereits als Form der Tuberkulose aufgefasst wurde. 2. Tuberkulose des Kindesalters mit chronischen Entzündungen der Lymphdrüsen, Haut, Schleimhaut, Knochen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Skrofulose, 2712.2015) - 64 -

46 [1923] (2) fe waren eine Dame und ein Herr mit erschienen. Danach fand eine Mütterberatungsstunde für Säuglinge statt. Am Ende der Untersuchung wurden die Abortanlagen einer Besichtigung unterzogen, sowie die Abflußstelle des Spülwassers der Schulküche, welche zur Zeit gesundheitsschädlich ist. Mittwoch, den 23. August 1923 fand die Gehörprüfung der Schüler durch den Lehrer statt. Calenborn, den 22. August 1923. Vonolfen, Lehrer.

Die Bautätigkeit war in diesem Jahre groß. So wurde in Scheuern ein neues Haus mit Scheune und Stallung von Jos. Juchems gebaut, sodaß diese Gemeinde jetzt 22 Häuser zählt. In Calenborn wurden die Häuser von Schweisthal und Palms um je 1 Stockwerk erhöht. Calenborn, den 26. August 1923. Vonolfen, Lehrer.

In den letzten Wochen ist man mit dem Bau des Transformatorenhauses beschäftigt gewesen, das seinen Platz auf der Wiese zwischen Calenborn und Scheuern hat. Mit dem Aufstellen der Masten wurde auch begonnen, die in gerader Linie von unserem Transformator über Birk142-Metzland143 den Transformator von Roth verbinden.

142 Kalenborner Flurstück Auf Birk (Flur 8) 143 Rother Flurstück, Flur 11 - 65 -

(2) [1923] 47

Es ist zu wünschen, daß durch Spannung der Drähte wir bald das elektrische Licht aus der Kreisleitung beziehen können. Calenborn, den 31. August 1923. Vonolfen, Lehrer.

Der Friedhof zu Roth, unserem Pfarrdorfe, erweist sich zu klein. Deswegen ist die Gemeinde Calenborn dem früheren Plane wieder nahe getreten, einen eigenen Ortsfriedhof anlegen zu lassen. Die dazu notwendigen Vorarbeiten sind im Gange. Calenborn, den 5. September 1923. Vonolfen, Lehrer.

Die noch nicht beendeten Anstreicharbeiten im Schulhause wurden in dieser Woche fertig: Treppen, Geländer, Fenster, Schrank, Pult u. Bücherbrett im Schulsaal. Calenborn, den 5. September 1923. Vonolfen, Lehrer.

Die diesjährige Kornernte – Roggen, Weizen, Hafer – ist außerordentlich gut geraten, was Güte und Menge anbetrifft. Die Scheunen und alle andern verfügbaren Räume sind gefüllt bis unters - 66 -

48 [1923] (2)

Dach. Ja, der Erntesegen ist so groß, daß wegen Platzmangel mancher Landmann eine Felddieme144 anlegen muß. Calenborn, den 12.9.1923. Vonolfen, Lehrer.

Donnerstag, am 13. September 1923 machte die hiesige Schule mit 31 Kindern, dem Lehrer und seiner zur Besuch weilenden Mutter den diesjährigen Sommerausflug. Mit dem Liede "Nun ade, du mein Lieb Heimatland"145 verließen wir 7.30 Uhr unser heimisches Dorf und gingen nach Roth, wo die Schule mit 30 Kindern und ihrem Lehrer, Herrn Krost, zu uns kamen. Durch den Wald wanderten wir frische Lieder singend, nach Gerolstein. Von hier gings zur Löwenburg, die eingehend besichtigt wurde. Ferner wurden geographische Erklärungen gegeben. Nun wanderten wir zum Ehrenfriedhof der Gemeinde Gerolstein, der sehr einem Krautgarten ähnlich sah146. Nun gings auf Waldpfaden durch den Gerolsteiner Wald zur Büschkapelle. Dort sangen wir das Lied "Schaut die Mutter voller Schmerzen."147 Dann erzählte ein Schüler die Sage über die Entstehung des Waldkirchleins.148 Die jetzige ist an Stelle der alten von Herrn Daubach in Gerolstein erbaut worden.149 Nun sahen wir uns einige Minuten hinter der Kapelle das sog. Grafenkreuz an, ein Steinpfeiler mit dem Gerolsteiner Kronenwappen. Die Schrift konnte nicht entziffert werden, da sie z.T. beschädigt ist.150 Ein Schüler sagte, Herr Rektor Dohm von Gerolstein sei im Besitz des Wortlautes der

144 das gewonnene heu wird in diemen zusammen gehäuft, über die ein flechtwerk von stroh, an beiden enden mit steinen belastet, herab hängt Biernatzki. s. korndiemen und das verbum aufdiemen (http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=diemen [Grimm]. Nicht ausreichender Scheunenraum, allgemeine Ertragssteigerungen oder Spitzenernten machten zusätzlichen Lagerraum erforderlich. Die langen, schweren Roggenbunde waren zudem lästig zum Einfahren und Einbansen in die engen Scheunen. Also entstanden Strohdiemen, Kornhaufen (Häoupen) im Feld. Auch Kötter und kleine Leute packten aus Platzmangel ihre ganze Ernte von z. B. drei Morgen in einen Haufen. (http://www.ense- press.de/ index.php?pcid=33&pdid=114), jeweils 27.12.2015) 145 August Friedrich Georg Disselhoff (* 25. November 1829 in Soest (Provinz Westfalen); † 9. März 1903 in Allstedt) war ein evangelischer Pfarrer. Bekannt geworden ist er als Dichter des Liedes „Nun ade, du mein lieb Heimatland.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/August_Disselhoff, 27.12.2015) 146 Obwohl er erst 1922, also vor einem Jahr, neu gestaltet worden war: Circa 700 Meter südlich der Ortslage. Hier ruhen neben gefallenen Soldaten aus beiden Weltkriegen 62 Zivilpersonen, die bei Bombenangriffen getötet wurden. Der Friedhof wurde am 19.10.1958 eingeweiht. Der Ehrenfriedhof Gerolstein geht zurück auf das Kriegsjahr 1916. Damals wurde am Fuße der Hustley ein Lazarett eingerichtet, und zwei Lazarettzüge hatten hier ihren Standort. Für die Soldaten, die dort starben, wurde eine eigene Ehrenstätte errichtet. Man fand einen guten Platz dafür. Gegenüber den Wahrzeichen von Gerolstein, seinen Dolomiten, wo die stillen Waldwege hinführen zur Büschkapelle, die in ihrer heutigen Form auf die Sorgen einer Mutter um ihren Soldatensohn (1848) zurückgeht, fanden bis 1918 82 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte zusammen mit Amerikanern, Engländern, Franzosen, Polen und Russen, die aber nach dem Ersten Weltkrieg auf ihre Heimatfriedhöfe überführt wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg war es Peter Hoffmann, der erste Vorsitzende der Kriegsbeschädigten, der mit seinen Kameraden in Eigenleistung eine würdige Gedenkstätte schuf. Nach der Exhumierung der ausländischen Soldaten war eine Neugestaltung des Friedhofs zwingend. Die Gräber wurden zu dreien zusammengefasst; jedes Grab erhielt ein Sandsteinkreuz; am Ende des Hauptweges wurde ein hoher Gedenkstein errichtet. 1922 wurden diese Arbeiten beendet. (http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=5552, 27.12.2015) 147 s. o. Anm. 68. 148 Abgedruckt in http://www.jahrbuch-daun.de/VT/hjb1982/hjb1982.92.htm (27.12.2015). Ebendort eine beurkundete Version: 1670 schlug am Feste des hl. Donatus in den Turm der Burg Gerhardstein ein Blitz ein. In diesem Turm war die Burgkapelle, aber auch das Pulverlager untergebracht. Durch die vom Blitz ausgelöste Explosion stürzte nicht nur das Gewölbe der Kapelle ein, es brannten auch andere Räume wie das Archiv, die Kanzlei, die Rüstkammer und Nebenräume aus. Zu dieser Zeit weilte der Onkel des Grafen Karl-Ferdinand, der Domherr Wilhelm Ernst von Manderscheid, auf der Burg Gerhardstein. Aus Dankbarkeit darüber, daß kein größerer Brand womöglich Burganlagen und Stadt vernichtete und daß kein Mensch Schaden nahm, gelobte er, eine Kapelle zu bauen, die der Jungfrau Maria ad fontem (an der Quelle, »zum klaren Bronnen«) geweiht sein sollte. 149 Im 18. Jahrhundert ist die Büschkapelle verfallen. Erst in den Jahren 1852/53 errichtete dann die Familie Daubach aus Gerolstein wieder die heutige, vielbesuchte, beliebte Büschkapelle. (http://www.jahrbuch-daun.de/VT/hjb1982/hjb1982.92.htm, 27.12.2015) 150 Das Grafenkreuz befindet sich im Gerolsteiner Stadtwald. Es ist aus Sandstein und der untere Teil ist noch das Original aus dem Jahr 1680. Der obere Teil wurde 1972 erneuert und zeigt das Wappen der Grafschaft Gerolstein. Darunter steht diese Inschrift: CARL FERDINAND GRAF VON MANDERSCHEID BLANKENHEIM; GEROLSTEIN, HERR ZU CRONENBURG BETTINGEN UND DHAUN HABEN DAS DENKMAL WEGEN DES GROSSEN UNGLÜCKS ERRICHTEN LASSEN. (http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=5550, 27.12.2015) - 67 -

(2) [1923] 49

Inschrift. Jetzt stiegen wir einen Pfad hinauf und erklommen die Dietzenlay 617 m hoch. Von hier hatten wir einen herrlichen Rundblick nach allen Seiten über wildreiche Waldungen zwischen denen oder an deren Rande die Dörfer der Umgebung hervorlugten. Sogar bis Scheuern konnten wir sehen. Wiederum fanden geographische Erklärungen statt. Da es Mittag war, aßen wir das im Rucksack Mitgebrachte. Danach sahen wir uns noch den Ringwall151 an – 619 m hoch – dessen Zweck erklärt wurde. Nun begann der Abstieg und bald hatten wir über Gerolstein – Roth unser Heimatsdorf erreicht. Calenborn, den 14. September1923. Vonolfen, Lehrer.

Dienstag, den 2. Oktober 1923 war eine Schulvorstandssitzung im Schulsaal. Auf der Tagesordnung stand: Einrichtung und Anstellung einer 2. Lehrkraft. Der Schulvorstand lehnte wieder ab mit der Begründung die Verhältnisse hätten sich nicht gebessert, im Gegenteil verschlimmert. Schon in früheren Jahren wurde diese Frage ablehnend beschieden. Es ist zu hoffen, daß im nächsten Jahre die Zeiten sich gebessert haben und [sie] der Frage somit günstiger gegenüber stehen. Calenborn, den 3. Oktober1923. Vonolfen, Lehrer.

151 Ringwall Dietzenley / Büscheich-Niedereich, Gemeinde Gerolstein [...] Lagebezeichnung: Dietzenley, Dezenlei, Dietzenlei Geologischer Untergrund: Unterdevon, mit mächtigen Grauwackeneinschaltungen Wirtschaftliche Nutzungsart (zum Zeitpunkt d. Vermessung): Holzung Befestigungstyp: Ringwall Fläche: a) heute sichtbare Grabenfläche: - m² b) Fläche des Wallkörpers: 4080 m² c) zu Bebauungszwecken nutzbare Innenfläche: 16620 m² insgesamt: ar Vermessung: April 1975 (Koch) Forschungsgeschichte: Die erste Beschreibung stammt aus der Feder von J. Ost. Brecht verdanken wir die erste Skizze. Da der Berg damals, wie z. T. auch heute wieder, sehr dicht mit Buschwerk und Unterholz bewachsen war, erschien ihm der Wall als regelmäßiges, kreisrundes Gebilde. Virchow, der diesen interessanten Ort in der Vulkaneifel Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts besuchte, äußerte Zweifel am Befestigungscharakter und sprach sich für eine Naturbildung aus. Seit der planmäßigen Ringwallaktion, die 1916/17 in der Rheinprovinz anlief, wurde die Dietzenley regelmäßig vom Trierer Landesmuseum aufgesucht. Fotografische Aufnahmen des Jahres 1927 zeigen den Berg in weitgehend unbewachsenem Zustand. In diese günstige Zeit (1928) fallen die Ausgrabungen, die P. Steiner unter Anleitung von G. Bersu unternahm. Vor der mit 12 Arbeitern durchgeführten, einwöchigen Grabung schreibt Steiner, daß es die erste im Trierer Bezirk mit modernen Methoden durchgeführte Ringwalluntersuchung war. Das Hochplateau wurde mit einem Netz von 15 Suchschnitten unterschiedlicher Länge überzogen. Überall lag über dem gewachsenen Boden eine gleichmäßig starke Schicht von 30 Zentimeter schwarzer, lockerer Humuserde, die in ungeschichteter Lagerung Steinartefakte und Scherben mehrerer Zeitstufen enthielt. (http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=5689, 14.2.2016) - 68 -

50 [1923] (2)

Zur Calenborner Friedhofsfrage ist noch folgendes mitzuteilen: Der Kirchhof in Roth ist zu klein. Deswegen gingen vom Pfarrer und Pfarreingesessenen die Anregung aus einen neuen Friedhof anzulegen. Eine Erweiterung des Kirchhofes in Roth ist unmöglich, da er von Straßen und Gebäuden umgeben ist. Nun brachte man zwei Pläne in Vorstellung. 1. Plan: Die beteiligten Gemeinden Calenborn und Roth legen gemeinsam einen neuen Friedhof an zwischen den Ortschaften. Der Pfarrer lehnte diesen Vorschlag ab aus Nützlichkeitsgründen. 2. Plan: Die Gemeinde Calenborn legt selbst eine Begräbnisstätte an und der Pfarrkirchhof bleibt erhalten, er ist ein Kirchhof. Dies entspricht der christlichen Gewohnheit die Toten um das Gotteshaus zu begraben. Dies fußt wiederum auf dem Gedanken, der Verstorbenen leichter im Gebete zu gedenken. Mitte August verhandelte der Pfarrer mit dem Gemeinderat von Calenborn über die Anlage des Friedhofes, sowie Ankauf des Geländes. Der Friedhof wird kurz vor dem Dorf liegen an der Straße nach Roth zur Linken und wird eine vorläufige Größe von 11 a erhalten. Das Land wird durch Gemeindeland ausgetauscht. Für den Friedhof besteht eine gute Erweiterungsmöglichkeit. Calenborn, den 9. Oktober1923. Vonolfen, Lehrer. - 69 -

(2) [1923] 51

Seit der vorjährigen Kirmes brennen wir das elektrische Licht und fühlten sehr seine Vorteile gegenüber der früheren Beleuchtung. Den Strom erhalten wir von dem Elektrizitätswerk Roth bei Finnemann. Schon freute man sich auf die Belieferung mit Kreisstrom, aber siehe da, die Arbeiten wurden eingestellt. Zudem kam noch, daß am 10. Oktober 1923 Roth den elektrischen Strom versagte, weil nicht genug Kraft da ist, bezw. die Beschaffung der Kraft zu teuer ist. So kehrte man zur alten Beleuchtung zurück und suchte Petroleumslampen und -kannen hervor, um die dunkelen langen Winterabende etwas zu erhellen. Das Petroleum kommt aus Belgien und kostet das Liter ein Frank 75 Zentimes.152 Zu haben ist es bei Cossmann in Scheuern. Die Herbstferien, dieses Jahr später gelegt vom 22. September bis 22. Oktober 1923 waren nur selten durch regenfreie Tage der Kartoffelernte günstig. Zufolge dessen war nur ⅓ der Ernte geborgen als am 23. Oktober 1923 der Unterricht wieder begann und so eine wahre Flut von Urlaubsanträgen einlief, die leider bewilligt werden mußten. Die Ernte, besser ausgefallen als man im Sommer geglaubt hatte, erzielte als Preis für 1 Zentner 11 bis 15 Franken. Calenborn, den 31. Oktober 1923. Vonolfen, Lehrer.

Als man heute morgen aufwachte war die Erde mit einer ganz leichten Schneedecke über-

152 Die Preisangabe in (französischen) Franken erstaunt (zum letzten Mal in dieser Chronik zum 19.11.1923, nächste Seite); sie ist eine Folge der Hyperinflation. "Die Geldentwertung im Jahre 1923 schritt so schnell voran, daß bereits im November 1923 das Notgeld nicht mehr angenommen wurde, da es keine Kaufkraft mehr hatte. Zu dieser Zeit trat als Hauptzahlungsmittel der französische Franken auf." (Klassmann, Helmut: Notgeld. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1983, S. 196-198.). Zur Zeitangabe Oktober 1923 fügt sich ferner folgendes Zitat: Im Rheinland hatte sich [...] die Befürchtung verbreitet, dass die Reichsregierung das besetzte Gebiet sich selbst überlassen und alle Transferleistungen einstellen könne. Dieser von einigen Politikern tatsächlich in Erwägung gezogenen „Versackungspolitik" schob Reichskanzler Stresemann jedoch einen Riegel vor. Währenddessen strebte die galoppierende Inflation ihrem Höhepunkt entgegen, und separatistische Gruppierungen schritten im Oktober 1923 zur Tat. Die rheinischen Honoratioren sahen sich ebenfalls zum Handeln veranlasst. Den unter anderem vom Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Köln Louis Hagen unterstützten Versuchen zur Einführung einer rheinischen Währung wurde durch die erfolgreiche Währungsreform der Reichsregierung im November 1923 ein Ende bereitet. (http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/ epochen/epochen/seiten/1918bis1933.aspx, 14.2.2016) - 70 -

52 [1923 - 1924] (2) zogen. Das Vorjahr brachte ihn schon am 28. Oktober. Calenborn, den 19. November1923. Vonolfen, Lehrer.

Für den Caritasverband in Trier wurden hier 7 Zentner Kartoffeln 45 Pund, drei Pfund Butter und 2 französische Franken gezeichnet. In Scheuern 9½ Zentner Kartoffeln und 1 französischen Franken. Den Gebern herzlichen Dank! Calenborn, den 19. November1923. Vonolfen, Lehrer.

1924

Der erste Schnee, welcher am 19. November fiel, behauptete sich dieses Jahr ziemlich lange. Nach und nach kam immer mehr Neuschnee dazu und so blieb er über einen Monat hier zu Gaste. Sehr starken Schneefall hatten wir zu verzeichnen, sodaß Weg und Steg verschneit u. zugeweht waren und somit die Schüler des 1. u. 2. Jahrganges von Scheuern an einem Tage der letzten Schulwoche im verflossenen Jahre dem Unterricht fernbleiben mußten.153 Mitte Januar setzte Tauwetter ein, das die Schneemassen bald zum Schmelzen brachte, aber verbunden mit Glatt-

153 Viele Einträge zum Klima dieses Jahres bezeugen die daraus resultierenden Kalamitäten der Landwirtschaft. Ein vergleichbarer zusammenfassender Bericht über das Jahr 1924 lautet: 1924 begann mit schwerem Schneefall, der Weg war dermaßen verweht, dass die Gemeindeeingesessenen aufgeboten werden mußten, um eine Fahrstraße zu schaufeln. Die Lage des Landmanns war in diesem Jahre so schlecht, daß das Jahr 1924 noch lange als Mißjahr genannt werden wird. Es war ein Regenjahr 1. Ordnung. Wenn es auch gelang, die Grasernte an einigen sonnigen Tagen zu bergen, so war die Frucht doch ausnahmslos verdorben. Kornkasten fingen an zu grünen, die Körner hatten fingerlange Keime. Zwischen den Kartoffelreihen stand das Wasser, das Kraut war schwarz, die meisten faulten. Ratloser stand noch selten der Eifelbauer da. Nie sah man so bekümmerte Gesichter. Gebete, Andachten wurden gehalten - immer u. immer regnete es. In letzter Minute sprang der Staat ein. Eine Kommission aus Berlin bereiste auch unsere Gemarkung u. die Herren aus den Ministerien sahen u. scheckten das schwarze stinkige Brot, das man ihnen vorsetzte. Sie konnten es nicht glauben, daß ein solches der menschlichen Ernährung dienen sollte. Erst als sie an verschiedenen Orten das gleiche „Brot“ sahen, erkannten sie die traurige Lage des Landmanns. Als äußerer Erfolg dieser Reise kann eine wesentliche Steuerermäßigung genannt werden. Desgleichen gewährte die Regierung den Landleuten durch die Institute Ernte- u. Saatkredite zu 6 %, rückzahlbar am 1.10. oder 1.12.1925 (das übrige Geld kostete 30 %; es sank bis 31.12.25 auf 18 %). (http://www.regionalgeschichte.net/ regionen/weitere-regionen/region-trier/schulchroniken.html, 18.2.2016) - 71 -

(2) [1924] 53 eis, sodaß am Donnerstag die Schüler von Scheuern den Schulweg ungangbar fanden und nicht zum Unterricht kommen konnten. Nun hat milde Witterung und Regen eingesetzt und den Schnee völlig zum Abgang gebracht. Calenborn, den 20. Januar 1924. Vonolfen, Lehrer.

Mittwoch, den 6. Februar 1924 fand eine schulärztliche Untersuchung durch Herr Dr. Linden aus Gerolstein statt. Sie dauerte von 8.30 Uhr bis gegen 10 Uhr. Zunächst wurden besonders untersuchungsbedürftige Kinder ausgesucht, die eingehend untersucht wurden. Dann wurden die sog. Kontrollschüler eingehend untersucht. Es sind dies 11. Nun wurden zwei unter Kontrolle gestellt. Eine Schülerin ist überhaupt noch nicht untersucht. Zur Untersuchung waren alle Schüler erschienen, mit Ausnahme derjenigen, welche zu Bette lagen. Auf Fragen des Arztes meldete sich ein Schüler, der noch nüchtern war. Der Arzt bezeichnete den Gesundheitszustand der Schüler genügend bis gut. Zum Schlusse wurde die Lehrerwohnung besichtigt.

Heute, nach einer Pause von mehr als 3 Monaten, wurde der elektrische Strom des Kreises eingeschaltet. Ein schönes helles Licht, das aber unsere Freude trübte, da es nach einer Stunde versagte, und man wieder zur vorigen Beleuchtung greifen mußte. Nach mehrfachem Ein- und Ausschalten waren wir den Rest des Abends ohne elektri- - 72 -

54 [1924] (2) schen Strom. Donnerstag wurde die Leitung nachgeschaut und am Abend konnten alle Lampen eingeschaltet werden. Auch hat unser Ort eine Straßenbeleuchtung erhalten in 3 Lampen am Hause, Wagner, Peters und Hoffmann. Leider erhellen sie nur die Hauptstraße, während die Ein- bezw. Ausgänge sowie Seiten- und Nebenstraßen in Dunkel gehüllt sind. Diese Lampen schalten sich selbsttätig durch ein Uhrwerk ein – ähnlich einer Weckeruhr. Diese Uhr befindet sich auf dem Speicher des Schulhauses und ist zur Zeit auf 7 Uhr ein- und 10 Uhr ausgeschaltet. Das Uhrwerk muß außerdem alle 8 Tage aufgezogen werden. Ferner kann man die Straßenbeleuchtung außerhalb der Schaltzeit in Tätigkeit setzen und zwar durch einen Sonderschalter auf der Schalttafel, ?nehmen/neben der Uhr. Man dreht einmal, die Uhr ist ausgeschaltet, man dreht zum zweiten Male, die Straßenlampen brennen. Braucht man die Lampen nicht mehr, so dreht man den Schalter; die Lampen erlöschen; man dreht den Schalter zum 2. Male und dann tritt das – ausgeschaltete – Uhrwerk in Tätigkeit. --- In Scheuern brannte das Licht am gleichen Tage. Gleichzeitig ersetzt uns die Straßenbeleuchtung eine Ortsuhr. Durch das genau regelmäßige Ein- und Ausschalten können alle Ortsbewohner ihre Uhren danach richten und kann so eine einheitliche Ortszeit hergestellt werden. Calenborn, den 10. Februar 1924. Vonolfen, Lehrer. - 73 -

(2) [1924] 55

Freitag, am 15. Februar 1924 fiel der Unterricht aus, weil der Lehrer an der Beerdigung des Herrn Stefan Dohm.154 Rektor der Volksschule Gerolstein teilnahm. In der Kirche sang der Lehrerchor ein vierstimmiges Requiem von Sephener155. Während des Leichenzuges ein vierstimmiges Miserere. Nach erfolgter Bestattung sang der Kinderchor der Gerolsteiner Schule "Selig sind die Toten nun"156 unter Leitung von Herrn Lehrer Brücker157 in Gerolstein. Zum Schluß trug der Lehrerchor den Sang vor "Es ist vollbracht."158 Die Leitung der Gesänge lag in den Händen des Herrn Lehrers Steffens von Dreis159. Zahlreiche Trauergäste von nah und fern waren herbei geeilt. Aus dem Lebensgang des Heimgeschiedenen seien einige Daten wiedergegeben. Er war geboren am 14. Juli 1862 im nahen Duppach, Kreis Prüm. Von 1884 bis 1890 war er Lehrer in Salm, Kreis Daun, kam von dort nach Gerolstein. Seit dem 13. Oktober 1888 lebte er in glücklicher Ehe mit Elisabeth Sottong. Am 2. Juni 1923 wurde er ausgewiesen160. Am 10. Februar 1924 wurde er totkrank in seine Heimat gebracht, wo er nach 2 Tagen, am 12. Februar 1924 wohlvorbereitet durch den andächtigen Empfang der hl. Sterbesakramente im Herrn entschlief. Sein einziger Wunsch, in der geliebten Heimaterde zu ruhen, ist ihm von seinem Schöpfer gewährt worden. Sein ganzes Leben war seiner Schule, seiner Familie und den Naturwissenschaften gewidmet. Wegen seiner großen Verdienste um Schule und Heimat wurde ihm 1917 der Rektortitel verliehen. "Die viele zur Gerech-

154 s. Anm. 105. Ein Nachruf des Schriftleiters des Eifelvereins, Zender, im Eifelvereinsblatt 1924, S. 15 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/215044, 18.9.2016). 155 Sephener, O.: Messe di requiem. 156 "Selig sind die Toten, / die in dem Herren sterben, /von nun an. / Ja der Geist spricht: / Sie ruhen von ihrer Arbeit / und ihre Werke folgen ihnen nach." Offenbarung, 14,13, Musik von Heinrich Schütz. (vgl. http://www0.cpdl.org/ wiki/index.php/Selig_sind_die_Toten,_SWV_391_ %28Heinrich_Sch%C3%Bctz%29, 27.12.2015) 157 Peter Brücker, *21.4.1893, kath. Endgültig angestellt 1.4.1918. Erste Lehrerprüfung am 19.2.1913 in Prüm, zweite am 12.2.1918 in Trier. Seit 1.10.1922 an der kath. Volksschule Gerolstein, Kreis Daun. Am 1.11.1934 Wechsel in den Reg.-Bez. Aachen. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0002/vlk-0002-0305.jpg, 26.7.2016) 158 Choral aus der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. 159 Wilhelm Steffens, *23.3.1900, kath. Endgültig angestellt 1.3.1931. Erste Lererprüfung am 18.3.1921 in Prüm, zweite am 7.2.1930 in Wadrill (Restkreis Wadern. Ab 1.11.1930 an der kath. Volksschule , Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155- 0456.jpg, 30.7.2016) 160 s. Anm. 138 - 74 -

56 [1924] (2) tigkeit geführt, werden leuchten wie die Sterne in Ewigkeit." Dan. 12, 3. Calenborn, den 16. Februar 1924. Vonolfen, Lehrer.

Samstag, den 16. und Montag, den 18. Februar 1924 fiel der Unterricht aus, weil kein ofenfertiges Holz vorhanden war. Calenborn, den 19. Februar 1924. Vonolfen, Lehrer.

Vom 1. bis 5. März fiel der Unterricht aus, weil kein Holz vorhanden war. Calenborn, den 6. März 1924. Vonolfen, Lehrer.

Den ganzen Monat Februar gingen gewaltige Schneemassen nieder; die ein starker Wind als vollständige Straßensperre gebrauchte, sodaß am 27. und 28. Februar 1924 die Schulkinder von Scheuern dem Unterrichte fernbleiben mußten. Heute endlich setzte Tauwetter ein und darf man wohl hoffen, daß die letzten Eis- und Schneereste verschwinden. Calenborn, den 24. März 1924. Vonolfen, Lehrer. - 75 -

(2) [1924] 57

Bei der letzten Schuluntersuchung sprach Herr Schularzt Dr. Linden von Gerolstein über die Einrichtung einer Kinderspeisung161 an hiesiger Schule. Am 23. Februar 1924 hatte der Lehrer mit dem Sekretär Herrn Peifer auf dem Bürgermeisteramt eine diesbezügliche Besprechung. Am 6. März 1924 besprachen Herr Pfarrer Etten, Hochwürden in Roth, mit dem Lehrer und suchten, nach vorheriger Rücksprache mit den Eltern die armen und nach den Gesundheitsbogen die kranken Kinder aus. So kam die Zahl von 23 Kindern zustande. Frau Gastwirt M. Leyens hat in liebenswürdiger Weise die Zubereitung des Getränkes übernommen. Am 13.3. wurde der ausgefüllte Fragebogen dem Bürgermeisteramt in Gerolstein zurück gesandt. Calenborn, den 24. März 1924. Vonolfen, Lehrer.

Am letzten Tage des Schuljahres Montag, den 31. März 1924 wurden 18 Schüler entlassen, 12 Knaben u. 6 Mädchen, wovon 13 aus Calenborn, 4 aus Scheuern und einer aus waren. Einem Gebrauche gemäß behielten die Kinder Bibel und Katechismus, während die übrigen Bücher der Schule abgeliefert wurden. Vollgeschriebene Hefte, Zeichnungen, sowie sonstige angefertigte Arbeiten wurden den Schülern überlassen. Dem besten Schüler wurde ein Heft aus der Sammlung "Deutsches Gut"162 als Geschenk überreicht. Nach Ansprache des Lehrers wurden die Entlassungszeugnisse verteilt, und die Entlassenen verabschiedeten sich vom Lehrer.

161 s. Anm. 164. Die hier besprochene Auswahl der Kinder wird am 2.5.1924 nochmals wiederholt und führt zur Auswahl von 20 bedürftigen Kindern (Bd. 2, S. 77). ― Die Schul(kinder)speisung (s. vielfältige Nachweise im Sachregister) wird noch bis zum Jahre 1939 durchgeführt (zuletzt Band 3, S. 32). 162 s. Anm. 135 - 76 -

58 [1924] (2)

Schuljahr 1924/25

Samstag, den 1. April 1924 begann das neue Schuljahr mit der Einschulung der 5 Abcschützen, die diesmal alle von Calenborn waren, während Scheuern keine neuen Schulpflichtigen hatte. Es waren 3 Knaben und 2 Mädchen. Mit ihnen waren die Mütter erschienen, um sie zu begleiten, anzumelden und die nötigen Antworten auf die Fragen des Schulgesundheitsbogens dem Lehrer zu geben. Die seit dem 21. August bestehende Halbtagsschule – wegen Raummangel und zu großer Schülerzahl – bleibt einstweilen eingerichtet. Vormittags werden die 5 oberen, nachmittags die 3 unteren Jahrgänge unterrichtet, sodaß der dritte Jahrgang Ganztagsunterricht hat. Die gesamte Schülerzahl beträgt 71. Im Vorjahre war die höchste Besuchsziffer 89, die geringste 83. Die jetzigen Schüler 71 verteilen sich so: Calenborn: 55 Scheuern: 16 vormittags: 51 nachmittags: 25 1 Schülerin ist ein Flüchtlingskind aus dem deutschen Lothringen163, 2 Schüler aus der Stadt Düsseldorf, 1 Schülerin aus der Stadt Essen. Alle anderen sind einheimische Kinder. Im vergangenen Jahre war der höchste Prozentsatz der Versäumnisse 14,8% im Monat September, der geringste mit 1,9% im Monat März. Der Jahresprozentsatz betrug 7,6%.

Weißensonntag, den 27. April 1924 gingen 13 Kinder

163 s. Anm. 106 - 77 -

(2) [1924] 59 der hiesigen Schule zur ersten hl. Kommunion in der Pfarrkirche zu Roth. Die Vorbereitung leitete der Herr Ortspfarrer. Die Feier wurde verschönt durch die Mitwirkung des Bläserchors von Müllenborn.

Freitag, am 2. Mai 1924 fand eine ärztliche Untersuchung statt durch den Schularzt Herr Dr. Linden; ihm zur Hilfe war Fl. Kloeppel, Fürsorgeschwester von Gerolstein. Zuerst war Mütterberatungsstunde. Dann Untersuchung der Schulkinder, eingehend die Schulneulinge. Von den 71 Schülern wurden 11 als sog. Kontrollschüler bezeichnet, die zwischenzeitlich untersucht wurden. Der Arzt suchte ferner im Verein mit Frl. Kloeppel und dem Lehrer 20 arme und unterernährte Kinder aus, die durch das Liebeswerk der Quäker in Amerika gespeist werden sollen.164 Am andern Tage fand die Augen- oder Sehprüfung der Schüler durch den Lehrer statt.

Sonntag, den 4. Mai 1924 fand die Reichstagwahl165 im Schulsaale statt. Wahlberechtigt waren 117; wovon 108 zur Wahlurne schritten: Das Ergebnis ist folgendes: Im Jahre 1920: Zentrum 100 117 Sozialdemokr.166 2 5 Republikanisch167 1 Rhein. Wirtschaftsbund168 4 Deutsche Volkspartei169 1.

Mittwoch, am 7. Mai 1924 waren alle Vorbereitungen zu der schon mehrfach erwähnten Kinderspeisung getroffen und konnte das erste Frühstück – Kakaotrunk nebst

164 Als Quäkerspeisung wird die humanitäre Hilfe bezeichnet, die vor allem US-amerikanische und britische Quäker in der Zeit nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg vor allem in Deutschland leisteten. Offiziell lautet der Begriff „Kinderspeisung“, umgangssprachlich hat sich jedoch Quäkerspeisung durchgesetzt. [...] In Deutschland wurden Essensausgaben von 1919 bis 1926 organisiert. [...] Geholfen wurde insbesondere Kindern, die durch Schulärzte ausgewählt wurden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Qu%C3%A4kerspeisung, 27.12.2015) Sowohl in der Weimarer Republik als auch in der NS-Zeit fanden noch Schul(kinder)speisungen statt, zuletzt 1939 (s. Bd. 3, S. 32). S. a. Anm. 270. 165 Die Reichstagswahl vom 4. Mai 1924 war die Wahl zum 2. Deutschen Reichstag der Weimarer Republik. Sie endete mit einer Schwächung der gemäßigten bürgerlichen Kräfte und der SPD und einer Stärkung der republikfeindlichen Rechten und der KPD. [...] Die DNVP ging mit überzogenen Forderungen in die Verhandlungen um eine neue Regierung. Reichspräsident Friedrich Ebert hat daraufhin die Regierung von Wilhelm Marx trotz des Ausscheidens der BVP personell unverändert bestätigt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Mai_1924, 1.2.2016) 166 SPD, Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Kurzbezeichnung: SPD) ist eine deutsche Volkspartei und die älteste parlamentarisch vertretene Partei Deutschlands. Als erste Vorläufer der Partei gelten der 1863 gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein und die 1869 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdemokratische_Partei_Deutschlands, 11.2.2016) 167 Die Republikanische Partei Deutschlands (RPD) war eine deutsche Kleinpartei, die nur 1924 öffentlich in Erscheinung trat. [...] Ihrer Gründung gingen 1923 die bislang schwersten Krisen der Weimarer Republik voran. Dazu zählten die Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich, separatistische Bewegungen im Rheinland mit der zeitweiligen Proklamation einer Rheinischen Republik, der Höhepunkt der Inflation und der Hitler-Ludendorff-Putsch in München. [...] Zu den Schriftstellern und Publizisten, die die neue Partei zeitweise unterstützten, gehörten Fritz von Unruh, Stefan Großmann, Walter Hammer bzw. Hösterey, Walter Mehring oder Erich Weinert. [...] Bei der Reichstagswahl am 4. Mai 1924 trat die RPD in 24 der 35 Wahlkreise mit eigenen Kandidatenlisten an. Sie erreichte mit 45.722 Stimmen einen Anteil von etwa 0,2 Prozent. (https://de.wikipedia.org/wiki/Republikanische_Partei_Deutschlands, 4.1.2016) 168 Rheinischer Wirtschaftsbund des deutschen Mittelstandes, bürgerliche Partei (vgl. http://www.wahlen-in-deutschland.de/wrtwkoblenztrier.htm, 27.12.2015) 169 Deutsche Volkspartei (1918–1933), nationalliberale Partei in der Weimarer Republik (https://de.wikipedia.org/wiki/DVP, 27.12.2015) - 78 -

60 [1924] (2)

Einback170 - im Saale der Wirtschaft Leyens171 gereicht werden. Zur ersten Speisung war außer Frau Leyens und dem Pfarrer, Herrn Etten aus Roth, der Lehrer anwesend, der in Zukunft die Aufsicht führen wird. Die Zeit war zwischen 9¼ und 9½ Uhr gelegt wird aber ab morgen auf früh 7 Uhr verlegt werden. Frau Leyens hat ehrenamtlich die Bereitung der Getränke übernommen. Speisezettel für Quäkerspeisung nach Vorschrift der Quäker: Die Kinderspeisung dauert für 20 Kinder 8 Wochen = 8 x 6 Tage. Die Kinder erhalten in der Woche: 4 mal ⅓ l Milchgetränk mit Brötchen oder Zwieback 2 mal ⅓ l Kakao mit Brötchen oder Zwieback. Die Speisung wird voraussichtlich am 1. Juli enden.

Kalte und nasse Witterung haben bis heute Garten- und Feldarbeiten sehr im Rückstande gelassen. Calenborn, den 8. Mai 1924. Vonolfen, Lehrer.

Am 14. Mai wurden 16 Schulkinder zum zweiten Male geimpft. Acht Tage später fand die Nachschau statt. Impfarzt war Herr Dr. Lehnen von Gerolstein. Calenborn, den 22. Mai 1924. Vonolfen, Lehrer.

Am 4. Mai 1924 fand auch eine Gemeinderatswahl statt. Daraus gingen hervor: 1. Kraemer Peter 2. Diederichs Peter 3. Diederichs Johann

170 Einback ist ein Gebäck aus einem leichten, süßen Hefefeinteig, der als Zwischenprodukt für die Herstellung von Zwieback dient. Man kann ihn aber auch unverarbeitet essen, er schmeckt dann wie Milchbrötchen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Einback, 27.12.2015) 171 Lehrer Kohn, Nachfolger Herrn Vonolfens, hat ein zeitgenössisches Foto der Gastwirtschaft aufgenommen (Kohn, Fotobuch 1926-1930, S. 13 (unten)): - 79 -

(2) [1924] 61

1. Leyens Markus 2. Phlepsen Anton 3. Hoffmann Johann Diese Herren traten am Mittwoch, den 28. Mai im Schulsaal zusammen, um einen Gemeindevorsteher und Stellvertreter zu wählen. Aus der Wahl ging Gottfried Perings hervor, zum Stellvertreter wählte man in der Stichwahl Kraemer- Leyens, letzteren. Beide nahmen die Wahl an und harren noch ihrer Bestätigung durch das Landratsamt. Calenborn, den 29. Mai 1924. Vonolfen, Lehrer.

Sonntag, am 22. Juni 1924 fanden hier die Wahlen zum Elternbeirat statt. Aus der Wahl gingen hervor: 1. Nik. Michels, Landwirt in Calenborn. 2. Barb. Diederichs, Ehefrau in Calenborn. 3. Heinr. Leuwer, Landwirt in Calenborn. 4. Joh. Berens, Landwirt in Scheuern. 5. Paul Linden, Landwirt in Scheuern. Siehe auch Amtliches Schulblatt Nr. 10. vom 15. Mai 1922. Calenborn, den 23. Juni 1924. Vonolfen, Lehrer.

Am 29. Juni 1924 fand die erste Versammlung des Elternbeirats statt. Es wurden Heinrich Leuwer zum Vorsitzenden, Michels Nikolaus zum Schriftführer und Joh. Berens zum Beisitzer gewählt. Eine Stunde später trafen die Gemeindeeingesessenen ein, um die Vorlagen des Kirchhofskreuzes zu besichtigen. Man wählte einen Originalent- - 80 -

62 [1924] (2) wurf des Bildhauers Braun aus Oberbettingen. Die Versammlung zeichnete teils 3 teils 5 Mark wodurch 150 Mark aufgebracht wurden etwa die Hälfte der Kosten. Den übrigen Teil wird die Gemeindekasse zu schießen. Calenborn, den 30. Juni 1924. Vonolfen, Lehrer.

Dienstag, am 1. Juli 1924 ging hier die 48tägige Kinderspeisung zu Ende. Allen denen, die sich um das Zustandekommen und die Ausführung des edlen Werkes bemühten, sei auch an dieser Stelle ein Dank ausgesprochen. Calenborn, den 2. Juli 1924. Vonolfen, Lehrer.

Montag, den 28. Juli 1924 machte die hiesige Schule einen Ausflug. Um 9½ kamen die Schulen von Steffeln und Auel mit ihren Lehrern. Jetzt wurde aufgebrochen u. 124 Kinder nebst 3 Lehrpersonen marschierten zum Ostausgange unseres Dorfes hinaus nach Roth; auf dort lagernden Baumstämmen wurde die Mittagsrast gehalten. Sodann gings hinab nach Gerolstein, wo für die Schulen eine Sondervorführung stattfand auf der diesjährig zum ersten Mal eingerichteten Natur- oder Freilichtbühne172 am Fuße des Buchenloches. Ungefähr harrten 3000 Kinder173 mit ihren Lehrpersonen der Vorgänge auf der Bühne. Gegeben wurde durch Gerol-

172 Die Uraufführung fand am Sonntag, 29.6.1924 statt, die zweite Vorstellung am 6.7. (ebenfalls Sonntag). Ein namentlich nicht genannter Rezensent beklagt: Gerolstein ist etwas spät dem modernen Zuge der Einrichtung von Naturbühnen gefolgt. (Eifelvereinsblatt 1924, S. 69; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/215102, 18.9.2016) 173 Die Kinder mussten zusammenrücken, denn es gab nur 1500 Sitzplätze (nach Quelle Anm. 172). - 81 -

(2) [1924] 63 steiner Bürger und Bürgerinnen Elmar Schauspiel in 5 Akten von Dr. Faust aufgebaut auf Friedr. Wilh. Webers Epos "Dreizehnlinden".174

Die Darstellung war gut, besonders die farbenprächtigen Massen- und Reiterszenen, sowie das germanische Erntefest, Jagd, Reigen und Spiele. Es wirkten ungefähr 200 Personen mit. Begeistert lauschten die Schüler den packenden Szenen. Nach vierstündiger Dauer war das Spiel zu Ende. Auf demselben Wege suchten wir unser Dorf auf und waren wir um 9 Uhr hier. Die entstehenden Kosten betrugen 50 Pfg oder 500 Milliarden Mark175 als Eintrittsgeld für das Spiel, im übrigen war Rucksackverpflegung. Calenborn, den 29. Juli 1924. Vonolfen, Lehrer.

Durch Vermittlung des Wohlfahrtsamtes des Kreises Daun ist eine zweite 48tägige Kinderspeisung für 20 Kinder ins Leben getreten. Frau Leyens hat wieder ehrenamtlich die Bereitung der Getränke und das Backen der Brötchen übernommen. Die Speisung begann am 21. Augsut und wird voraussichtlich am 15. Oktober endigen. Calenborn, den 22. August 1924. Vonolfen, Lehrer.

174 1920 wurden in Kronenburg erstmals "Eifeler Heimatspiele" aufgeführt. 1921 kündigt "Pfarrer Windelschmidt" († 1926 mit 45 Jahren) im Eifelvereinsblatt ("Eifeler Heimatspiel auf Ruine Kronenburg bei Jünkerath") weitere Vorführungen für Juli und August an; Preise: 2. Platz 5 Mark, 1. Platz 10 Mark, Sperrsitz 20 Mark (hier ist bereits die Inflation deutlich fühlbar) (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214789, 17.9.2016); vgl. rückblickend "Pastor Windelschmidt": Kronenburg im Kreise Schleiden und wie sein Tellspiel entstand. In: Eifel-Kalender 1926, S. 117-119 (http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/199198, 17.9.2016), es folgen Bedburg im Erfttale, 1922 Malberg (Schiller, Wilhelm Tell, vgl. http://schmino.de/zur-urauffuehrung-von-schillers-tell/, 28.12.2015; die Stückwahl wurde angefeindet, weil es sich um einen schweizer – nicht deutschen – Volkshelden handelt; vgl. auch die Anmerkung der Schriftleitung (Zender) in Baur, Viktor: "Eifeler Volksbühne" Malberg bei Kyllburg. Zur Uraufführung von Schillers "Tell". In: Eifelvereinsblatt 1922, S. 72; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214936, 18.9.2016; Goebbels, der später zunächst die Freiluftbühnen förderte, um dort "Thingspiele" aufzuführen, kritisiert im Herbst 1935 die "einfallslosen Stücke regimetreuer Autoren" als "falschen Übereifer" (vgl. Schneider, Johannes: Die Kunst und die Macht. In: GEO Epoche, Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil 2 1937-1939, S. 86). Die Erfolge haben wohl die Gerolsteiner zu ihrer Initiative bewogen. - "„Elmar, Herr vom Habichtshofe, sprach zu seinem Jagdgesinde …“ zitiert manch älterer Gerolsteiner spontan, spricht man ihn auf die „Gerolsteiner Felsenspiele“ an, die in den Jahren 1924 bis 1930 stattfanden. Besser bekannt sind sie unter dem Begriff „Elmarspiele“. Von den sechs Freiluft-Theaterstücken („Elmar“, „Genoveva“ [s. Eintrag vom 28.7.1925, S. 84], „Parzival“ [s. Eintrag vom 3.8.1926, S. 112f], „Andreas Hofer“, „Der Königsmörder“ und „Die Hermannsschlacht“), die in jener Zeit von Laienschauspielern aufgeführt wurden, ist „Elmar“ am stärksten in Erinnerung geblieben; wie auch der Aufführungsort: der „Elmarplatz“. Die „Gerolsteiner Felsenspiele“ waren weithin bekannt. So beschrieb die „Wochenpost – Österreichische (!) Illustrierte Hefte“ am 11. Mai 1930 die Freilichtbühne „… als die schönste Naturbühne des Rheinlandes …“. Heute sind nur noch wenige Spuren zu finden. (Böffgen, Karl-Heinz: Gerolsteiner Felsenspiele 1924 - 1930. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 2010, S. 198-201; http://www.heimatjahrbuch- vulkaneifel.de/VT/hjb2010/hjb2010.112.htm, 29.12.2015) ― Aus größerer zeitlicher Distanz gibt eine umfassendere Übersicht Mallinckrodt, Max von: Laien- und Freilichtspiele in der Eifel. In: Eifel-Kalender 1937, S. 68 - 73; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/205962, 17.7.2016; hier sind erwähnt die Aufführungsorte Kreuzweingarten, Kronenburg (1921!), Malberg, Niederöfflingen, Idesheim, Gerolstein, Neuerburg, Wittlich, Zülpich, Kommern, Münstereifel, Mayen. - "Elmar" war bereits 1922 in Idesheim aufgeführt worden (vgl. Zenner, Alex: Freilichtspiele u. "Elmar" in Idesheim, Kreis Bitburg. In: Eifelvereinsblatt 1922, S. 104f; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214972, 18.9.2016) und ebenfalls 1924 in Niederöfflingen (vgl. http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/21 5081, 18.9.2016) 175 Hyperinflation: Die deutsche Inflation von 1914 bis November 1923 war eine der radikalsten Geldentwertungen in großen Industrienationen. Die Vorgeschichte dieser Hyperinflation findet sich in der Finanzierung des Ersten Weltkrieges. Mit dem Ende des Krieges 1918 hatte die Mark bereits offiziell mehr als die Hälfte ihres Wertes (genauer: ihrer Kaufkraft im Innen- und Außenverhältnis) verloren, wobei auf dem Schwarzmarkt der Inflationsindex noch wesentlich höher lag. Eigentliche Ursache der schon ab 1919 beginnenden Hyperinflation war die massive Ausweitung der Geldmenge durch den Staat in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, um die Staatsschulden zu beseitigen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Inflation_1914_bis_1923, 1.1.2016) - 82 -

64 [1924] (2)

Am 29. August 1924 fand um 1 Uhr eine Mütterberatungsstunde statt, abgehalten durch Herrn Dr. Linden und Fürsorgeschwester Fräulein Kloeppel aus Gerolstein. Die Mütter mit ihren Jüngsten waren zahlreich erschienen. Darauf fand eine schulärztliche Untersuchung statt. Untersucht wurden die zur Osterzeit zur Entlassung kommenden Kinder womit Berufsberatung mit Bezug auf körperliche Geeignetheit verbunden war. Ferner die als Kontrollschüler bezeichneten Kinder, deren Vorstellung fällig war, sowie einige Schüler auf Wunsch der Eltern. Zur Zeit sind hier elf Kontrollkinder. Einige Schüler wurden gegen andere auf der Liste der Schülerspeisung getauscht. Die Speisung – als Zwischenmahlzeit gedacht – wurde in die Zeit zwischen 9.20 Uhr bis 940 Uhr verlegt. Calenborn, den 30. August 1924. Vonolfen, Lehrer.

[Eintrag mit Bleistift:] Ges[ehen] 2.9.24. Mahrbach.

Dienstag, den 2. September 1924 revidierte der stellvertretende Kreisschulrat von Bitburg, Herr Mahrbach, die hiesige Schule. Die Revision dauerte von 2 bis 3.20 Uhr. Der Herr Revisor kam von Niederbettingen und prüfte in allen Fächern; dann nahm er Einsicht von den Schulakten und begab sich von hier nach Gerolstein. Calenborn, den 3. September 1924. Vonolfen, Lehrer.

Donnerstag, den 4. September 1924 besichtig- - 83 -

(2) [1924] 65 te Herr Kreisbaumeister Müller176 aus Daun die hiesige Schule. Folgende vorgefundene Mißstände sollen beseitigt werden: 1. Verputz des Abortgebäudes. 2. Ausguß der Schulküche. 3. Trocken- und Höherlegung des Schulspielhofes. 4. Entfernung des Dünger- und Abfallhaufens. 5. Neuer Fußboden im Schulsaal. 6. Schließbarmachung der Schulsaalfenster 7. Ersetzen der zerbrochenen Scheiben im Schulsaal. 8. Läden an der Hinterfront des Schulhauses ebener Erde. 9. Holzbelag des Fußbodens des Zimmers neben der Küche. Calenborn, am 5. September 1924. Vonolfen, Lehrer.

"Es regnet, es regnet, es regnet seinen Lauf, Und wenns genug geregnet hat, dann hörts auch wieder auf!"177 So kann man auch hier sagen, nachdem nun eine Regenperiode von 6 – 8 Wochen beendet zu sein scheint. Gerade war die Kornernte in vollem Gange als die Schleusen des Himmels sich öffneten und nicht wieder aufhören wollten, Regen zu spenden. Infolge dessen ist sehr viel Körnerfrucht verdorben. Dagegen Kornkasten, die mit einem Hut bedeckt waren, nicht so sehr verschlechtert sein sollen. Zentimeterlange Auswüchse sind zu sehen und mit schlechter und karger Brotfrucht fürs kommende Jahr zu rechnen. Gestern und heute trat trockene und warme Witterung ein und war heute am Sonntag kirchlicherseits die Erlaubnis zu Einfahren des Korns

176 Er weilt öfters zu Besuchen in der Schule, zuletzt lt. Chronik (Band 2, S. 162) am 18.7.1930. Er musste am 27.4.1933, unmittelbar nach Beginn der NS-Herrschaft, auf der Kreistagssitzung auf Grund des Antikorruptionsgesetzes ausscheiden (vgl. Dreesen, Josef: Der Kreis Daun im Dritten Reich. Meckenheim: Warlich 1990. S. 90f). Mit dem "Antikorruptionsgesetz" ist das am 7.4.1933 erlassene Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums gemeint, dessen § 4 hier wohl zur Anwendung kam: Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, können aus dem Dienst entlassen werden. [...] (http://www.documentarchiv.de/ns/ beamtenges.html, 11.2.2016)) Schon für 1913 ist er in dieser Funktion andernorts belegt (Ingenerf, Heinrich: Die Volksschule in Niederehe. Geschichte und Auflösung einer Dorfschule. In Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 2014, S. 180 - 182). 177 Es regnet, es regnet ist ein bekanntes deutschsprachiges Kinderlied aus dem 19. Jahrhundert. Das Lied existiert in verschiedenen Textfassungen und wird auf verschiedene Melodien gesungen, darunter eine Fassung als Kanon von Carl Friedrich Zelter. [...] In der ersten Strophe wird beschrieben, dass es regnet und die Erde nass wird und es wird als Vorteil des Regens bemerkt, dass dann auch wieder Gras wächst. In der 2. Strophe wird erläutert, dass es seinen Lauf regnen würde und wenn es genug geregnet hat, es wieder aufhöre. In der abschließenden dritten Strophe wird gemeint, was es uns kümmere, dass es regnet, da sie im Trocknen sitzen und so auch nicht nass werden. [...] Text 1. Strophe Es regnet, es regnet, die Erde wird nass! Und wenn's genug geregnet hat, dann wächst auch wieder Gras!

2. Strophe Es regnet, es regnet, es regnet seinen Lauf! Und wenn's genug geregnet hat, dann hört's auch wieder auf!

3. Strophe Es regnet, es regnet, was kümmert uns das! Wir sitzen im Trocknen, und werden nicht nass! (https://de.wikipedia.org/wiki/Es_regnet,_es_regnet, 15.2.2016) - 84 -

66 [1924] (2) gegeben. Hoffentlich ist uns nun ein warmer und trockener Herbst vergönnt, damit die Hackfrüchte vor Schaden bewahrt bleiben. Calenborn, am 7. September 1924. Vonolfen, Lehrer.

Donnerstag, am 11. September 1924 fanden die Kreisjugendwettkämpfe statt. Mit den Schulen von Roth und Müllenborn hatten wir den Weg zwischen Calenborn und Roth sowie ein anliegendes Roggenfeld als Spielplatz gewählt. Der Lehrer leitete die Wettkämpfe. Als Kampfrichter wirkten die H. Lehrer Krost und Loch178 von Roth und Müllenborn. Es beteiligten sich 17 Knaben und 17 Mädchen an den Spielen. Im 100 m Lauf für Knaben wurden als kürzeste Zeit 17 als längste 23 Sekunden gebraucht. Die Mädchen liefen 75 m und gebrauchten 12 Sekunden die schnellsten. Die längste Laufzeit wurde mit 16 Sekunden ermittelt. Weitsprung sprangen die Knaben 2,40 m am weitsten; 1,30 m war der kürzeste Punkt. Die Mädchen hatten 2,30 m als weitesten, 1,40 als kürzesten Sprung. Im Schlagball war der größte Schlag 28 m, der kleinste 3 m für Knaben. Die Mädchen schlugen mit 13 m am weitsten und mit 3 m am kürzesten. Endlich wurde noch Weitwurf geübt. 40 m das weiteste 4 m das kürzeste Werfen für Knaben. Die Mädchen warfen zwischen 8 und 28 m. Die Ergebnisse wurden an Herrn Hauptlehrer Frank in Daun gesandt. Calenborn, am 12. September 1924. Vonolfen, Lehrer.

178 "Loch, A., Lehrer" ist nach einer Mitteilung im Eifelvereinsblatt 1914, Nr. 5, S. 122, in der Ortsgruppe Müllenborn Mitglied des Eifelvereins geworden. Er tritt auch als Beiträger des Eifelvereinsblatts in Erscheinung, z.B. 1927, S. 25f: "Fetter Donnerstag im Eifeldorf" (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227516, 21.9.2016), S. 135: "St. Hubertus im früheren Eifler Volksglauben" (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227633, 22.9.2016), S. 162f: "Der letzte Wolf in Müllenborn" (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227661, 23.9.2016). - 85 -

(2) [1924] 67

Der Friedhof ist fertig. Gleichzeitig mit der Anlage des Friedhofes wurde auch beschlossen ein Ehrenmal für unsere gefallenen Helden zu errichten. Man kam auf den guten Gedanken, Friedhofskreuz und Kriegerehrenmal in eins zu fassen. Zur Ausführung gelangte der am 29. Juni angenommene Originalentwurf des Bildhauers Mich. Braun aus dem nahegelegenen Oberbettingen. Beschreibung des Kreuzes: Auf drei Sockelstufen erhebt sich ein Unterbau mit folgender Schrift179: Errichtet zur Ehre Gottes und zum Andenken an die Gefallenen und durch den Weltkrieg Verstorbenen.

Simon Mehres180 Nikolaus Diederichs181 + 28.8.1914 + 1.4.1915

Johann Meyer182 Matthias Peters183 + 8.11.1914 vermißt 20.6.1915

Johann Wagner184 Peter Meyer185 + 18.12.1914 + 17.8.1916

Jakob Feider186 Peter Hens187 + 1.2.1915 + 26.10.1917 ------Peter Diederichs188 Johann Feyen189 + 21.10.1920 + 24.4.1922 Matthias Leuschen190 + 21.3.1923

Gewidmet von der Gemeinde Calenborn 1924

179 Diese Seite ist auch als Scan im Anhang 2-67 (S. 385) zu betrachten und mit der heute noch vorhandenen Ausführung, Anhang 2-67-a-0 (S. 386) (Mittelteil zu WK I gesamt) und 2-67-a-1 linke Hälfte (S. 387) davon sowie 2-67-a-1 rechte Hälfte (S. 388) zu vergleichen. Ferner sind aktuelle Fotografien der nach WK II angefügten seitlichen Tafeln, 2-67-b links (S. 389) und 2-67-b rechts S. 390) aufgenommen. — Der Bildhauer hatte Probleme, die Textmenge unterzubringen. Ausgeführt wurde die Kopfzeile: "Vergiss mein Volk die teuren Toten nicht". Alle Nachnamen wurden vorangesetzt, alle Vornamen dahinter abgekürzt. Der Ortsname ist "Kalenborn" geschrieben, was offiziell erst ab 1935 üblich war; in dieser Chronik finden sich aber schon 1928 (s. (2) [1928] 137) auf der gleichen Seite beide Schreibweisen (vgl. Anm. 368). 180 Ehrenchronik, Gedenkblatt 4: * 5.8.1894 in Kalenborn, Musketier, Inf.Rgt. 161, + 26.10.1917 181 Ehrenchronik, Gedenkblatt 1: * 3.1.1892 in Kalenborn, Unteroffizier, Fuß-Artill-Rgt. 9, + 1.4.1915 Kopfschuss 182 Ehrenchronik, Gedenkblatt 5: * 23.9.1883 in Kalenborn, Reservist, Inf.Rgt. 68, 3. Komp., verwundet 29.10.1914 im Priesterwald, + 7.11.1914 in Martincourt (Meurthe et ) 183 Ehrenchronik, Gedenkblatt 12: * 16.6.1894 in Kalenborn, Schütze I, Grenad.Rgt. 7, Maschinengew.-Zug 117, Schlachten an der Compreshöhe, bei Pont à Mousson 20.6.1915 vermisst, nach nach Ang. s. Kameraden tödlicher Kopfschuss 184 Ehrenchronik, Gedenkblatt 7: * in Kalenborn, Landwehrmann, Landwehr Inf.Rgt. 70, + 18.12.1914 185 Ehrenchronik, Gedenkblatt 6: * 6.5.1885 in Kalenborn, Infanterist, Inf.Rgt. 364, 3. Komp, + 17.8.1915 Lungenschuss 186 Ehrenchronik, Gedenkblatt 2: * 28.8.1892 in Kalenborn, Infanterist, Inf.Rgt. 30, 12. Komp, + 1.3.1915 Kopfschuss, in den Argonnen 187 Ehrenchronik, Gedenkblatt 3: * 22.9.1889 in Kalenborn, Musketier, 5. Rhein. Inf.Rgt. 65, 3. Komp., + 6.9.1914 188 Ehrenchronik, Gedenkblatt 8: * 10.2.1877 in Kalenborn, Landwehrmann, Feld Artill-Rgt. 92, Schlachten in Lothringen, Nancy/Epinal, zwischen Maas und Mosel, Priesterwald, Remenauville, Fey, Maashöhen, Champagne, vom 17.5.-5.8.1917 Lazarett, 16.9.1918 als "gv. [garnisonsverwendungsfähig] Heimat mit Rente entlassen, + 21.10.1920 durch Kriegsbeschädigung — In der Pick-Liste für Calenborn (http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~pick/calenbor.txt) ist ein Peter als Sohn von Nicolas Diederich und Eve Leiver mit Geburtsdatum 7.2.1877 verzeichnet. 189 Ehrenchronik, Gedenkblatt 9: * 17.5.1897 in Kalenborn, Infanterist, Inf.Rgt. 363, 8. Komp., Schlachten vor der Siegfriedfront, zwischen Cambrai und St. Quentin, Hermannsstellung, in engl. Kriegsgefangenschaft bis 13.10.1919, + 24.4.1922 durch ein Kriegsleiden 190 Ehrenchronik, Gedenkblatt 11: * 16.3.1889 in Kalenborn, Landsturmmann, Inf.Rgt. 160, 7. Komp., Schlachten bei La Bassée und Arras, an der Aisne, am 10.6.1916 verwundet, 17.11.1916 mit Anspruch auf Versorgung als dauernd kriegsunbrauchbar entlassen - 86 -

68 [1924] (2)

Darüber befindet sich in Halbrelief folgende Darstellung191: Fürst Michael in Kriegsrüstung mit dem Diadem geschmückt. Zu seinen Füßen ein sterbender Infanterist mit entblößter Brust. Die rechte Hand stützt sich auf den Kolben des Gewehrs, während die Linke schmerzerfüllt auf einer Wunde der rechten Brustseite ruht. Michael, Herr der himmlischen Heerscharen, legt seine rechte Hand tröstend auf das Haupt des Kriegers. Die linke Hand des Erzengels faßt den Schild, den die Inschrift ziert: Quis ut Deus! Wer ist wie Gott! Der Schild wird auf den am Boden liegenden Helm des Soldaten gestützt. Darüber hebt sich eine Verjüngung des unteren Sockels, den ein geschmücktes Kruzifix ziert. Der Preis des Denkmals stellt sich auf 4 – 500 M. Die Steinhauerarbeiten wurden von dem Einheimischen Friedrich Phlepsen ausgeführt. Die künstlerischen Bildhauerarbeiten von Mich. Braun aus Oberbettingen. Das Material stammt aus dem Steinbruch, der am Nordostausgange unseres Dorfes liegt.192 Das Kreuz arbeitete der Meister aus einem Stein eines Oberbettinger Steinbruches, während das Mittelbild hier an Ort und Stelle auf dem Friedhof gehauen wurde. Das Denkmal ist ungefähr 4,75 m hoch. Am Sonntag, den 14. September fand die feierliche Weihe statt. Mit der Prozession zog ein Teil der Dorfbewohner von der Pfarrkirche in Roth nach hier. Auf dem Berg stand die Musikkapelle von Müllenborn. Mit einem Trauermarsch zog die Versammlung zu dem ernst mit Tannengrün und blühendem Heidekraut geschmückten

191 Abb. s. Anhang 2-67 Aufsatz (S. 391) 192 damals gegenüber Haus Matthias Kuhl, heute In der Hesch 14 - 87 -

(2) [1924] 69

Friedhof. Pfarrer Etten von Roth nahm die Weihe vor. Darauf hielt er eine Ansprache über die Bedeutung der Worte: Kirchhof, Friedhof, Gottesacker, sowie der Heldentaten der Entschlafenen, deren Namen das Ehrenmal trägt und die in weiter Ferne ihr Grab gefunden haben, aber trotzdem unvergessen sind. Jetzt wurde für ihre Seelenruhe gebetet. Als Vertreter des Bürgermeisteramtes Gerolstein sprach Sekretär Schlösser Worte der ehrenden Anerkennung, was unsere Toten für Haus und Heimat hingaben und forderte die Jugend auf, auch stets bereit zu sein das Vaterland zu verteidigen. Entblößten Hauptes sangen alle tiefergriffen mit Musikbegleitung "Ich hatt' einen Kameraden."193 Gemeindevorsteher Perings dankte allen für das Zustandekommen der Feier. Darauf spielte die Musik den Choral "wie sie so sanft ruhn."194 Unter schneidigen Marschklängen bildete sich ein Zug, der die Teilnehmer ins Dorf führte. In der Eifelzeitung Nr. 95 vom 20. September 1924 war zu lesen:

[Eingeklebter Zeitungsausschnit, Original s. Anhang 2-69, S. 392]

Öffentlicher Dank. Am verflossenen Sonntag feierte unsere Gemeinde das schöne Fest der Einweihung des neuen Kirchhofkreuzes und des Kriegerdenkmals. Ich empfinde es als meine Pflicht, dem Errichter dieses kunstvollen Gedenksteins, dem Herrn Mich. Braun von Oberbettingen, der sich in seltenem Fleiße Tag und Nacht abgemüht hat, im Namen der ganzen Gemeinde meinen innigsten Dank auszusprechen. Calenborn, den 17. Sept. 1924. Gemeindevorsteher Perings.

193 s. Anm. 115 194 Text aus der Feder des Leipziger Dichterjuristen August Cornelius Stockmann [1751-1821] (https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_David_Roller, 11.2.2016), Die 1. Strophe lautet (Quelle: http://www.nak-gesangbuch.de/ index.php?html=dealthym643): Wie sie so sanft ruhn' alle die Seligen, von ihrer Arbeit, die sie in Gott getan! Und ihre Werke folgen ihnen nach in des ewigen Friedens Hütten. Musik je nach Quelle von Beneken, Friedrich Burchard (1760-1818) (http://www.nak-gesangbuch.de/index.php?html=dealtlco10) oder (Neue Zeitschrift für Musik. Band 10. Leipzig: Friese 1839, S. 110) Christian Gottlob Neefe "(* 5. Februar 1748 in Chemnitz; † 26. Januar 1798 in Dessau) war ein deutscher Komponist, Organist, Kapellmeister und Musikwissenschaftler. Besonders bekannt wurde er als Lehrer von Ludwig van Beethoven. (https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Gottlob_Neefe, 11.2.2016) - 88 -

70 [1924] (2)

[Eingeklebter Zeitungsausschnitt "Eifeler Brief": s. Anhang 2-70, S. 393]

Diesen Artikel brachte die K.V. in Nr. 796 vom 12. Oktober 1924; der recht treffend die Lage der Eifel, auch unserer Heimat, schildert. - 89 -

(2) [1924] 71

Am 5. November 1924 wurde durch das stellvertretende Kreisschulamt Daun z.Zt. in Bitburg für die hiesige Schule ⅔- Unterricht angeordnet. Danach haben I. II. Knaben 4, die Mädchen 3 freie Nachmittage, da am Mittwoch Handarbeit ist. Von den 2 Turnstunden ist die eine Spielturnen für beide Geschlechter, die andere Turnen für die Knaben. Bei ungünstiger Witterung wird ein anderes Fach genommen, an dem auch die Mädchen teilnehmen. Bei II. und I. wird auf den Nachmittag Zeichnen, Schönschreiben usw. gelegt. I. II. III. Religion 4 4 3 Lesen 2 3 5 Aufsatz 1 1 - Sprachlehre und Rechtschreibung 2 2 - heimatk. Anschauungsunt. - - 2 Rechnen 4 4 4 Raumlehre 1 - - Realien 6 - - Heimatkunde - 4 - Schönschreiben - 2 1 Zeichnen 1 1 - Gesang 1 1 1 Turnen 2 2 - Handarbeit. (2) (2) 24 24 16. Calenborn, den 6. November 1924. Vonolfen, Lehrer.

Der heutige "kalte Mittwoch"195 brachte den ersten Schneefall. Im vorigen Jahre schneite es

195 Der Name dieses Tages (vormals "Kalte Mittwoch = Buß- und Bettag) hat [...] mit dem Buß- und Bettag zu tun. Im Jahre 1709 war ein so strenger Winter, dass im Januar die Tiere im Wald erfroren und die Saar vollkommen zugefroren war. Die letzte Frostnacht soll in diesem Jahr am 07.Juli gewesen sein. Als danach noch eine große Dürreperiode folgte, sind viele Menschen an Hunger gestorben. Nach diesem Jahr hat dann der Erzbischof eine sogenannte "Bannprozession" angeordnet zum Verhüten weiterer Naturkatastrophen. Diese Prozession war [an] einem Mittwoch. Da sie aufgrund des Kältejahres 1709 entstanden ist, nannte man den Tag fortan im Volksmund "Kalter Mittwoch". (http://www.scheiden-saar.eu/ traditionelles/tradtionelles.html) — Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird ein allgemeiner Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, begangen [...]. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bu%C3%9F- _und_Bettag, 11.2.2016) - 90 -

72 [1924 - 1925] (2) zum ersten Mal am selben Tagesdatum Calenborn, den 19. November 1924. Vonolfen, Lehrer.

Heuer zum zweiten Male an die Wahlurne getreten zur Wahl des deutschen Reichstages196 ist folgendes Ergebnis für unsere Gemeinde festzustellen: 4. Mai d.J.197 Wahlberechtigt 124 117 Wähler 120 108 Zentrum 110 100 Deutsche Volkspartei 5 1 Deutsch nationale Volkspartei198 3 Deutsche Wirtschaftspartei199 2 Die Landtagswahlen fielen so aus: Deutsch nationale Volkspartei 1 Zentrum 110 Deutsche Volkspartei 6 Deutsche Wirtschaftspartei 2 Die Wahlbeteiligung betrug 96 %. Zu 80 % wurde Zentrum gewählt. Calenborn, den 7. Dezember 1924. Vonolfen, Lehrer.

1925

Am 14. Januar 1925 fand eine ärztliche Sprechstunde statt, gehalten durch Herrn Dr. Linden u. Fürsorgeschwester Frl. Kloeppel von Gerolstein. Zuerst war Mütterberatungsstunde. Leider wa-

196 Die Reichstagswahl vom 7. Dezember 1924 war die Wahl zum 3. Deutschen Reichstag der Weimarer Republik. Sie endete im Vergleich mit der Wahl vom Mai 1924 mit einer gewissen Stabilisierung der staatstragenden Parteien und bedeutete eine klare Niederlage für die extreme Rechte und Linke. [...] Das Wahlergebnis ließ nur zwei Möglichkeiten für eine Regierungsbildung zu. Die eine war eine große Koalition unter Einschluss der SPD und die andere war ein bürgerlicher Rechtsblock. Skeptisch gegenüber einem Rechtskabinett war Kanzler Marx. Auch aus seiner Partei, dem Zentrum, kam Kritik dagegen. Im Januar 1925 gab Marx den Auftrag zur Regierungsbildung an Reichspräsident Friedrich Ebert zurück. Dieser beauftragte damit stattdessen Hans Luther. Ursprünglich wollte dieser ein Kabinett von Fachleuten bilden, stattdessen gehörten ihm Minister der DNVP, DVP, BVP und Zentrum an. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Dezember_1924, 1.2.2016) 197 Die Ergebnisse dieser Wahl hat Lehrer Vonolfen S. 59 in diesem Band 2 protokolliert. 198 Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) war eine nationalkonservative Partei in der Weimarer Republik, deren Programmatik Nationalismus, Nationalliberalismus, Antisemitismus, kaiserlich-monarchistischen Konservatismus sowie völkische Elemente enthielt. Nachdem sie anfänglich eindeutig republikfeindlich gesinnt war und beispielsweise den Kapp-Putsch von 1920 unterstützt hatte, beteiligte sie sich ab Mitte der 1920er Jahre zunehmend an Reichs- und Landesregierungen. Nach der Wahlniederlage von 1928 und der Wahl des Verlegers Alfred Hugenberg zum Parteivorsitzenden vertrat die Partei jedoch wieder extreme nationalistische Ansichten und Forderungen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschnationale_Volkspartei, 28.12.2015) 199 Die Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei, auch WP), die sich von 1920 bis 1925 als Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstandes bezeichnete, war eine deutsche Partei zur Zeit der Weimarer Republik. [...] Die WP beschränkte sich auf die Vertretung der Interessen von Haus- und Grundbesitzern, Handwerkern und kleinen Gewerbetreibenden und zeigte sich als eine reine Interessenpartei, die im bürgerlich-rechten Spektrum anzusiedeln ist. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspartei_des_deutschen_Mittelstandes, 28.12.2015) - 91 -

(2) [1925] 73 ren nicht alle Mütter mit ihren Kleinen erschienen, weil wohl die Temperatur für die Säuglinge zu kalt war. Dann fand die Untersuchung der Schulkinder des vierten Jahrganges statt; sowie die Kontrollschüler, deren Zahl auf 15 gestiegen ist. Ferner waren drei Väter erschienen, die ihre Kinder dem Arzte vorstellten.

Am 15. Januar 1925 wurden aus Anlaß der Besichtigung des Herrn Kreisbaumeisters200 vom 4. September 1924 angeregten Anbringung von Fensterläden an der Hinterfront des Schulhauses ebener Erde stattgegeben. Die Läden verfertigte der Schreiner Peters aus Oberbettingen. Calenborn, den 16. Januar 1925. Vonolfen, Lehrer.

[Eingeklebter Zeitungsausschnitt "Eifeler Brief", Teil 1: s. Anhang 2-73, S. 394]

200 Müller aus Daun; s. Anm. 176 - 92 -

74 [1925] (2)

[Eingeklebter Zeitungsausschnitt "Eifeler Brief", Teil 2: s. Anhang 2-74, S. 395]

Diesen Ausschnitt brachte die K.V.201 in Nr. 68 vom 27. Januar 1925, der auch in vielem für die hiesige Gegend zutreffend ist. Calenborn, den 28. Januar 1925. Vonolfen, Lehrer.

Durch die liebenswürdige Vermittelung des Gemeindeförsters Herrn Colell in Müllenborn sei hier der Waldbestand unserer Gemeinde festgelegt. Calenborn: 91,40 ha, Scheuern 27,60 ha. Davon sind z.Zt. haubare Bestände etwa 10 ha der Gemeinde Calenborn im Distrikt Sur202 und Jakobsloch203; für Scheuern etwa 1 ha. Calenborn, den 1. Februar 1925. Vonolfen, Lehrer.

201 s. Anm. 99 202 Der Flurname ist zwar in der heutigen Flurkarte nicht mehr vorhanden, aber in der Senke zwischen Roßbüsch und Jakobsloch zu verorten. 203 Kalenborner Flur 6 südlich Rossbüsch - 93 -

(2) [1925] 75

Am 3. Februar 1925 wurde die erste Leiche des Kindes Nikolaus Mehres, 10 Monate alt, auf unserem neuen Friedhof beerdigt. Die letzte Leiche, die in Roth beerdigt wurde, war Maria Theren 10 Monate alt, am 10. August 1924. Calenborn, den 4. Februar 1925. Vonolfen, Lehrer.

Am letzten Februar 1925 starb der erste Reichspräsident des jungen deutschen Freistaates, Herr Friedrich Ebert im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer Darmlähmung in Berlin, nachdem er sich vorher einer Blinddarmoperation unterzogen hatte.204 Gemäß eines Min.Erl. u. einer Reg.Verf. war Mittwoch, den 4. März 1925 in allen Schulen eine Trauerfeier. Der Lehrer zeichnete den Lebensgang des verblichenen Staatsoberhauptes und hob seine Verdienste hervor. Mit Gebet für den hoch verehrten Toten wurde die Trauerfeier geschlossen. Calenborn, den 5. März 1925. Vonolfen, Lehrer.

Donnerstag, den 5. März 1925 fand hier die 3. Kinderspeisung ihren Anfang. Sie wird wie die beiden anderen Speisungen für 20 Kinder 8 Wochen dauern. Calenborn, den 5. März 1925. Vonolfen, Lehrer. [mit Bleistift] Gesehen! 14.3.25 Paffrath205

204 Eberts letzte Monate waren von einer politischen Niederlage geprägt. Ein Redakteur der Mitteldeutschen Presse warf ihm vor, die Kriegsniederlage durch sein Verhalten vor und nach Kriegsende mitverschuldet zu haben. Im Verlauf des Beleidigungsprozesses, den Ebert vor dem Amtsgericht Magdeburg daraufhin angestrengt hatte, wurde sein Geheimabkommen mit General Wilhelm Groener publik. Dabei kam auch Eberts Verhalten im Januarstreik 1918 zur Sprache. Ebert betonte, er habe sich nur in die Streikkommission wählen lassen, um den Streik so schnell wie möglich zu beenden. Am 23. Dezember 1924 verurteilte das Gericht zwar den Journalisten wegen der Beleidigung des Staatsoberhauptes, stellte aber in der Urteilsbegründung fest, dass dessen Behauptung, Ebert hätte als Beteiligter am Januarstreik Landesverrat begangen, im strafrechtlichen Sinn zutreffend sei. Trotz des Eintretens namhafter Persönlichkeiten sowie der Reichsregierung für Ebert bestätigte das Magdeburger Urteil das demokratiefeindliche Lager in seinem Hass auf die Republik. Ebert hatte mit Rücksicht auf seinen laufenden Prozess die chirurgische Behandlung seiner Appendizitis durch August Bier verzögert. Im Alter von 54 Jahren erlag er einer Peritonitis. (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ebert, 15.2.2016) 205 Gemäß dem "Heimatbuch der Gemeinde Salm" hat er am 1.1.1925 sein Amt als Schulrat in Daun angetreten (vgl. http://www.ha1011.domainkunden.de/upload/aktuelles/HB_SALM.PDF, S. 97, 5.1.2016) - 94 -

76 [1925] (2)

Samstag, den 14. März 1925 stattete der Herr Kreisschulrat Paffrath aus Daun von Müllenborn kommend der hiesigen Schule seinen ersten Besuch ab. Er dauerte von 11 bis 12,15 Uhr. Der Herr Schulrat ließ sich das Evangelium vom 3. Fastensonntag, sowie das Leben des hl. Benedikt von Nursia erzählen. Dann würdigte er die Verdienste des Benediktinerordens auch für die heutige Zeit noch. Darauf fand eine Besprechung von Schulvorstandsmitglieder zwei von Calenborn, zwei von Scheuern statt, zwecks Stellungnahme und Meinungsäußerung über die Einrichtung einer zweiklassigen Schule hierselbst. Man kam zu keinem Ergebnis und der Herr Schulrat schlug vor, daß der Herr Pastor von Roth und der Lehrer von Calenborn, den Eltern der schulpflichtigen Kinder in einer Versammlung die Vorteile einer zweiklassigen Schule darlegen mögen. Über Roth, wo der Herr Schulrat diesbez. mit dem Herrn Pfarrer Etten bei seinem Antrittsbesuche sprach, ging er nach Gerolstein. Calenborn, den 15. März 1925. Vonolfen, Lehrer.

Passionssonntag, den 29. März 1925 fand die Wahl des neuen Reichspräsidenten statt.206 Calenborn: Scheuern: Wahlberechtigt 132 70 Wähler 120 66 Marx207 103 66 Braun208 9 Jarres209 1 Thälmann210 7 Calenborn, den 30. März 1925. Vonolfen, Lehrer.

206 Die Reichspräsidentenwahl 1925 wurde in der Weimarer Republik vorzeitig notwendig, weil der erste Reichspräsident Friedrich Ebert am 28. Februar 1925 überraschend gestorben war. Der erste Wahlgang fand am 29. März 1925 statt. Keiner der Kandidaten erreichte dabei die notwendige Mehrheit. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr%C3%A4sidentenwahl_1925, 28.12.2015) 207 Als Vertreter des Zentrums bewarb sich der Parteivorsitzende Wilhelm Marx, der von Ende 1923 bis Ende 1924 Reichskanzler gewesen war. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr%C3%A4sidentenwahl_1925, 28.12.2015) 208 Die SPD benannte zunächst den langjährigen Reichstag spräsidenten Paul Löbe. Nach dessen Absage fiel ihre Wahl auf Otto Braun, der bis Januar 1925 als Ministerpräsident in Preußen regiert hatte. Auch Braun zögerte, weil er mit einer Niederlage rechnete und außerdem weiter in der preußischen Landespolitik aktiv bleiben wollte. Massiver Druck der SPD-Führung ließ ihn jedoch einlenken. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr%C3%A4sidentenwahl_1925, 28.12.2015) S.u. Anm. 433 209 Die DVP unterstützte den Duisburger Oberbürgermeister und ehemaligen Reichsinnenminister Karl Jarres. Dazu hatte sie ein „Reichsblock“ genanntes Bündnis mit der Wirtschaftspartei und der republikfeindlichen DNVP gegründet. Aktiv koordiniert wurde der Reichsblock vom ehemaligen preußischen Innenminister Friedrich Wilhelm von Loebell, der sich vom Sieg eines rechtsbürgerlichen Kandidaten einen Staatsumbau im konservativen Sinne erhoffte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr%C3%A4sidentenwahl_1925, 28.12.2015) 210 Die KPD nominierte Ernst Thälmann, der damals außerhalb Hamburgs noch wenig bekannt war. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr %C3%A4sidentenwahl_1925, 28.12.2015). Ernst Johannes Fritz Thälmann (* 16. April 1886 in Hamburg;[1] † 18. August 1944 im KZ Buchenwald) war ein deutscher Politiker in der Weimarer Republik. Er war von 1925 bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die er von 1924 bis 1933 im Reichstag vertrat und für die er in den Reichspräsidentenwahlen von 1925 und 1932 kandidierte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Th%C3%A4lmann, 6.1.2016) - 95 -

(2) [1925] 77

Montag, den 30. März 1925 stattete der Herr Regierungs-und Baurat Oehme aus Trier der hiesigen Schule einen Besuch ab. Der Herr kam von Roth und traf hier 1210 Uhr ein. Besichtigt wurden eingehend das Wohn-Schlafzimmer, die Küche, das Zimmer neben der Küche, der Keller, die Treppe, der Schulsaal, das Fremdenzimmer, der Speicher, das Dach, der Spielplatz und die Aborte. Gegen 1 Uhr begab sich der Herr Regierungsrat nach Müllenborn. Calenborn, den 31. März 1925. Vonolfen, Lehrer.

Dienstag, den 31. März 1925 wurden 7 Kinder entlassen. Fünf Mädchen, zwei Knaben, fünf von Calenborn, zwei von Scheuern. Altem Gebrauche folgend behielten die Schüler Bibel und Katechismus, während die übrigen Bücher der Schule abgegeben wurden. Vollgeschriebene Hefte, Zeichnungen, sowie sonstige angefertigte Arbeiten wurden den Schülern überlassen. Jedes Kind erhielt ein Buch: die Reichsverfassung. Nach Ansprache des Lehrers wurden die Entlassungszeugnisse überreicht und die Entlassenen verabschiedeten sich vom Lehrer. Calenborn, den 1. April 1925. - 96 -

78 [1925] (2)

Schuljahr 1925/26

Mittwoch, den 1. April 1925 begann das neue Schuljahr mit der Einschulung von 8 Neulingen, von denen zwei von Scheuern und sechs von Calenborn kamen. Mit ihnen waren die Väter oder Mütter erschienen, um sie zu begleiten, anzumelden und die nötigen Antworten auf die Fragen des Schulgesundheitsbogens dem Lehrer zu geben. Die seit dem 21. August 1919 bestehende Halbtagsschule, die seit 5. November v.J. ⅔tagsschule ist, bleibt bestehen, wegen Raummangel u. zu großer Schülerzahl. Die gesamte Schülerzahl beträgt 74. Im Vorjahre war die höchste Besuchsziffer 75, die geringste 69. Die jetzigen 74 Schüler verteilen sich so: Calenborn: 59 Scheuern: 15 1 Schülerin ist ein Flüchtlingskind aus dem deutschen Lothringen211, eine Schülerin aus der Stadt Essen, ein Schüler aus Dackscheid, Kreis Prüm. Alle anderen sind einheimische Kinder. Im vergangenen Jahr war der höchste Prozentsatz der Versäumnisse 9,5 im Juni, der geringste mit 0,2 im April. Der Jahresprozentsatz betrug 4,5%. Calenborn, den 2. April 1925. Vonolfen, Lehrer.

211 s. Anm. 106 - 97 -

(2) [1925] 79

Weißensonntag, den 19. April 1925 gingen 11 Kinder von Calenborn in der Pfarrkirche in Roth zum ersten Male zum Tische des Herrn; 5 Knaben u. 6 Mädchen. Die Vorbereitung lag in Händen des Ortspfarrers. Calenborn, den 2. April 1925. Vonolfen, Lehrer.

Der zweite Wahlgang der Reichspräsidentenwahl212 vollzog sich so in Calenborn: Wahlberechtigt 131 Wähler 109 Wilhelm Marx 89 Stimmen Paul v. Hindenburg213 9 " Ernst Thälmann 4 " Christian Etten214 2 " Markus Leyens215 1 " Ungültig 3 " leerer Umschlag 1 " In Scheuern: Wahlberechtigt 70 Wähler 63 Wilhelm Marx 62 Stimmen Ernst Thälmann 1 " Calenborn, den 26. April 1925. Vonolfen, Lehrer.

Freitag, den 1. Mai 1925 fand eine Schulvorstandssitzung statt, zu der auch Herr Kreisschulrat Paffrath aus Daun und Herr Kreisbaurat Müller aus Daun erschienen waren. Den Vorsitz führte Herr Bürgermeister Sollhé aus Gerolstein. Von den 10 Schulvorstandsmitgliedern waren 7 erschienen. Auf der Tagesordnung stan-

212 Der 29. März 1925 brachte erwartungsgemäß keine Entscheidung. Keiner der Bewerber erreichte im ersten Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit. [...] das Wahlgesetz erlaubte das Aufstellen von Bewerbern im zweiten Wahlgang, die im ersten Wahlgang nicht zur Wahl gestanden hatten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspräsidentenwahl_1925, 28.12.2015) 213 "Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg (* 2. Oktober 1847 in Posen; † 2. August 1934 auf Gut Neudeck, Ostpreußen) war ein deutscher Generalfeldmarschall und Politiker. Im Ersten Weltkrieg übte die von ihm geführte Oberste Heeresleitung von 1916 bis 1918 quasi diktatorisch die Regierungsgewalt aus. Hindenburg wurde 1925 zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. 1932 wurde er wiedergewählt. Am 30. Januar 1933 ernannte er zum Reichskanzler. (https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg, 3.1.2016) ― Die Auswahl Hindenburgs konnten sich insbesondere die DNVP und die Vertreter der ostelbischen Großlandwirtschaft anrechnen. Sie versprachen sich von einer Wahl Hindenburgs erheblichen Einfluss auf die Staatsspitze, die sie in ihrem Sinne leicht zu manipulieren hofften. Auch Adolf Hitler wies seine Partei an, für den betagten Generalfeldmarschall zu stimmen, sodass dessen ehemaliger Mitarbeiter Ludendorff, der im ersten Wahlgang nur 1,1 Prozent der Stimmen auf sich hatte vereinigen können, nicht mehr kandidierte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr%C3%A4sidentenwahl_1925, 28.12.2015) 214 Pfarrer in Roth 215 stellvertretender Ortsbürgermeister in Kalenborn (s. o. S. 61 in diesem Band) - 98 -

80 [1925] (2) den zwei Punkte: 1. Instandsetzungsarbeiten am Schulhause. 2. Errichtung einer zweiten Schulstelle. Zu 1. wurde beschlossen die Arbeiten dem Herrn Kreisbaurat Müller in Daun zu übertragen, und der Herr Bürgermeister gebeten, einen Staatszuschuß zu erwirken. Zu 2. Nach 2½stündiger Verhandlung lehnte der Schulvorstand zum 4. Male ab mit der Begründung außer stande zu sein die entstehenden Kosten z.Zt. aufzubringen. Calenborn, den 2. Mai 1925. Vonolfen, Lehrer.

Beim zweiten Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl fielen die meisten Stimmen auf den Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg in Hannover. Er nahm die Wahl an trotz des hohen Alters von 78 Jahren. Der 12. Mai war der Tag der Eidesleistung und Amtsübernahme in Berlin. Aus Anlaß dieses hochbedeutsamen Ereignisses fiel der gesamte Unterricht aus. Statt dessen versammelten sich die Schüler im Klassenzimmer zu einer Schulfeier. Der Lehrer bot den Lebenslauf des neuen Präsidenten dar und versuchte die Bedeutung des Festtages den Kindern klar zu machen. Calenborn, den 13. Mai 1925. Vonolfen, Lehrer. - 99 -

(2) [1925] 81

Am 19. Mai 1925 fand die Nachschau der vor 8 Tagen geimpften 12 Schüler statt. Impfarzt war Herr Dr. Lehnen von Gerolstein. Calenborn, den 20. Mai 1925. Vonolfen, Lehrer.

Am Freitag, den 29. Mai 1925 wurde ein Turnmarsch216 über Scheuern nach dem nahen Oos veranstaltet. Hier trafen die Schüler von Roth und Müllenborn ein. Wir wurden von der Schule Oos auf den Ooser Wassen217 geführt. Hier fanden die diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe218 statt. Leiter war Herr Lehrer Kraemer von Oos219. Als Schiedsrichter traten für die hiesige Schule die Hh. Lehrer Krost von Roth und Loch von Müllenborn. Zur Vorführung gelangen Weitsprung, 100 m Lauf für Knaben, 75 m Lauf für Mädchen, Schlagballweitwurf. Herr Pfarrer Pott, Hochwürden in Büdesheim wohnte einem Teil der Wettkämpfe bei. Mit gemeinsamen Liedern zogen wir durch Oos, Scheuern nach Calenborn. Hier wurden die 10tägigen Pfingstferien eröffnet, die am 8. Juni 1925 schließen werden. Die Ergebnisse der Wettkämpfe wurden dem Kreisschulamt in Daun mitgeteilt. Calenborn, den 30. Mai 1925. Vonolfen, Lehrer.

216 Eine Besonderheit der damaligen Sportprüfungen waren die "Turnmärsche". (http://www.kdg-wesel.de/ index.php?id=1290, 29.12.2015). Schon das "Manuel Universel de la Littérature Musicale" von 1904 (F. Pazdírek, Wien) verzeichnet (S. 32) als Opus 349 von Franz Abt "30 Jugendlieder für 3stimmigen Jugendchor", darunter einen "Turnmarsch". (https://ia800303.us.archive.org/14/items/universalhandbuc01pazd/universalhandbuc01pazd.pdf, 29.12.2015 ) 217 In Oos gibt es südöstlich des Ortes noch heute die Flurnamen "Ober dem Wasen" und "Ober dem Waasem" (vgl. http://www.geoportal.rlp.de/, 29.12.2015) 218 Vorläufer der Bundesjugendspiele waren die im Jahr 1920 erstmals durchgeführten Reichsjugendwettkämpfe. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesjugendspiele, 29.12.2015) 219 Peter Kraemer, *16.10.1887, kath. Endgültig angestellt am 1.9.1914. Erste Lehrerprüfung am 24.2.1910 in Merzig, zweite am 22.8.1914 in Oos (Trier) [?]. Seit 1.7.1919 an der einklassigen kath. Volksschule in Oos, Kreis Prüm. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154- 0456.jpg, 27.7.2018) - 100 -

82 [1925] (2)

Dienstag, den 16. Juni 1925 fand im ganzen deutschen Reiche eine Volks-, Berufs- und Betriebszählung statt. Dies ist die erste größere statistische Nachweisung nach dem Kriege.220 In hiesiger Gemeinde nahm der Lehrer die Zählung vor. Sie ergab folgendes: 44 Wohnhäuser, 47 Haushaltungen, 144 männliche 127 weibliche Bewohner zusammen 271 Personen. Davon waren 40 Landwirte, 7 Gewerbetreibende. 44 Haushaltungen hatten mehr als 2 Personen 3 Haushaltungen bestanden aus nur einer Person.221 Calenborn, den 17. Juni 1925. Vonolfen, Lehrer.

Tausend Jahre sind es her, daß das Rheinland zum deutschen Reiche gehört.222 Während des ganzen Jahres steht alles im Rheinlande im Zeichen der Jahrtausendfeier223. Besonders im Rheinland und allgemein im ganzen Vaterlande wurden dem entsprechende Feiern abgehalten. Für die Schulen war Donnerstag, der 18. Juni 1925 bestimmt. Zuerst wurde das Lied "Dort wo der alte Rhein mit seinen Wellen"224 gesungen. Dann versuchte der Lehrer den Schülern zu zeigen, wie 925 das Rheinland zum deutschen Reiche kam und bis heute dazu gehörig ist. Dann wurden die Kinder entlassen. Calenborn, den 19. Juni 1925. Vonolfen, Lehrer.

220 Bereits am 8. Oktober 1919 hatte eine Volkszählung stattgefunden (Ergebnis: 474.304 qkm, 60.898.584 Einwohner, 128 Einwohner je qkm) (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Volksz%C3%A4hlungen_in_Deutschland, 29.12.2015). 221 Aus den Zahlen dürfte zu schließen sein, dass es sich bei den drei Einpersonenhaushalten um Gewerbetreibende handelt. 222 843 wurde im Vertrag von Verdun das Karolingerreich in drei Teile aufgeteilt; Lothar I. erhielt das Mittelreich und die Kaiserwürde. 925 wurde das "Mittelreich" Lotharingien dem Ostfrankenreich einverleibt. Nachdem König Heinrich I. die Zentralgewalt im Ostfrankenreich wiederhergestellt hatte, unterwarf sich ihm 925 auch der lothringische Herzog Giselbert. Heinrich gliederte das Herzogtum Lothringen als fünftes Stammesherzogtum in das Ostfrankenreich ein und stellte damit die territorialen Verhältnisse des Jahres 880 wieder her. Die Karolinger aus dem Westfrankreich versuchten mehrfach, Lothringen zurückzugewinnen. 942 musste Ludwig IV. nach dem Krieg von 940 endgültig auf Lothringen verzichten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Lothringen, 13.10.2015) ― Ein Höhepunkt der deutschen Propaganda- Tätigkeit waren ohne Zweifel die „Jahrtausendfeiern“, die wenige Monate vor der Räumung der Kölner Besatzungszone stattfanden und das an und für sich recht unbedeutende Ereignis von 925 – die Rückkehr Lotharingiens/Lothringens zum ostfränkischen Reich – zum Gegenstand hatten. Dass man für diese Zeit noch nicht von „Deutschland“ und „Frankreich“ beziehungsweise von „Deutschen“ und „Franzosen“ sprechen kann, darf heute als unbestritten gelten. In der Zwischenkriegszeit galt es hingegen auf beiden Seiten auch in wissenschaftlichen Kreisen als selbstverständlich, sowohl die eigene als auch die gegnerische Seite bis auf „die Gallier“ und „die Germanen“ zurückzuführen und dies jeweils mit Frankreich beziehungsweise „den Franzosen“ und Deutschland beziehungsweise „den Deutschen“ zu identifizieren. (http://www.rheinische- geschichte.lvr.de/themen/Das Rheinland im 20. Jahrhundert/Seiten/DieRheinlandbesetzung.aspx#15, 14.9.2016) 223 Von staatlicher Seite wurde die Jahrtausendfeier vor allem mit einer Kette von Festakten begangen, die mit einer Feier des Provinziallandtages am 18.6.1925 in Düsseldorf begann. Die hier versammelten Reichs-, Staats-, Provinzial- und Kommunalpolitiker reisten am darauf folgenden Tag nach Köln weiter, um die dortige Jahrtausendausstellung zu besichtigen, und am 20. Juni im Gürzenich einem weiteren Festakt beizuwohnen. Anschließend begaben sie sich weiter nach Koblenz, wo am Sitz des Oberpräsidenten der Rheinprovinz ein letzter Festakt absolviert wurde. So wurde die Konkurrenz zwischen der provinzialen Selbstverwaltung (Düsseldorf), der Vertretung des preußischen Staates (Koblenz) und der Metropole (Köln) austariert. Dieses offizielle Feierprogramm stellt jedoch nur einen kleinen Ausschnitt aus den Aktivitäten dar, die im Rheinland (und auch darüber hinaus) aus Anlass des Jahrtausend-Jubiläums entfaltet wurden. Diese im Wesentlichen dezentral organisierten Festlichkeiten erregen in ihrer Vielfalt und in ihrer Breite bis heute das Erstaunen der historischen Forschung. Bis in die kleinsten Orte hinab wurden ehrgeizige Festprogramme aufgestellt. (http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/themen/Das Rheinland im 20. Jahrhundert/Seiten/DieJahrtausendausstellungeninKoelnundAachen1925.aspx#5, 11.2.2016) 224 Text: "Als „Sehnsucht an den Rhein. Von einem Ungenannten" in einem dtsch. Lesebuch, herausgeg. von Lehrern des Gymnasiums zu Trier, 1827", Melodie "Georg Schmitt, 1840 (1821—1900)" (vgl. http://www.markomannenwiki.de/index.php?title=Dort%2C_wo_der_alte_Rhein, 29.12.2015) - 101 -

(2) [1925] 83

Während der Heuferien, die vom 1. bis 14. Juli dauerten, entstand auf ungeklärte Weise Feuer in dem Anwesen des Verputzers Wendel Lindemann. Alle Bewohner des Dorfes waren in der Heuernte beschäftigt, und eilten der Brandstätte zu. Drei kleine Kinder lagen im Hause und wurden durch Nachbarn herausgetragen. Die Feuerwehren von Duppach, Oberbettingen und Gerolstein kamen herbei und mit vereinten Kräften wurden sie des Feuers Herr, sodaß nur das Dach verbrannte. Vieles andere wurde aber beschädigt bezw. unbrauchbar. Das Anwesen war nicht versichert. Der Brand war Montag, am 6. Juli 1925. Calenborn, den 14. Juli 1925. Vonolfen, Lehrer.

Auf Veranlassung des Kreisschulamtes Daun wurden die 3 Tafeln der hiesigen Schule neu lackiert und mit Sütterlinliniatur225 versehen. Die Arbeiten führte die Firma Türk in Köln-Mühlheim gut aus. Der Preis betrug 46 M. Calenborn, den 21. Juni 1925. Vonolfen, Lehrer.

225 Die Sütterlinschriften, meist auch einfach Sütterlin genannt, sind zwei im Jahr 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschriften. Neben der deutschen Sütterlinschrift, die eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift darstellt, entwickelte Ludwig Sütterlin auch ein stilistisch vergleichbares lateinisches Schreibschriftalphabet. (https://de.wikipedia.org/wiki/S %C3%BCtterlinschrift, 29.12.2015) - Mit dem Begriff Lineatur ist im Allgemeinen die Linienvorgabe zum Beispiel in Schreibheften gemeint, um Schülern das Erlernen der grundsätzlichen Schriftform einer Schriftart zu erleichtern. Die Linienvorgabe bewegt sich dabei meist in einem Vierliniensystem, wobei Oberlänge, Mittellänge und Unterlänge in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. [...] Bekannt sind folgende Lineaturen bzw. ihre Vielfachen und die Schriftarten, die sich typischerweise in dieser Lineatur bewegen: 1:1:1 Sütterlinschrift [...] (https://de.wikipedia.org/wiki/Lineatur, 29.12.2015) - 102 -

84 [1925] (2)

Montag, den 27. Juli 1925 machte die hiesige Schule einen Ausflug im Verein mit den Schülern von Steffeln, und Auel. Etwa 100 Kinder waren mit ihren 4 Lehrpersonen zusammen. Über Roth steuerten wir dem Walde zu und hielten Mittagsrast. Darauf begaben wir uns zu den Gerolsteiner Felsenspielen, wo wir mit etwa 1500 Schülern der Kreise Prüm und Daun uns das Schauspiel Genoveva226 ansahen. Leider war durch starken Wind manches Wort unverständlich. Schön an zusehen waren die Massenszenen, besonders der Elfenreigen. Nach 3¼ stündiger Dauer war das Spiel zu Ende. Wir kehrten auf demselben Wege zurück und waren um 8¾ Uhr hier. Die entstandenen Kosten betrugen 50 Pfg; im übrigen war Rucksackverpflegung. Calenborn, den 28. Juli 1925. Vonolfen, Lehrer.

In der letzten Woche wurde die Südwand des Schulhauses [fehlt das Verb], sowie mit einer Holztäfelung bekleidet. Der Fußboden des Schulzimmers erhielt einen neuen Tannenfußboden. Auch wurde die Schultreppe mit neuen Tritt- und Stoßbrettern versehen. Desgleichen erhielt das Zimmer neben der Küche einen Holzfußboden. Die Arbeiten wurden von Schreinermeister Keul aus angefertigt. Ca-

226 Im Jahr 1925 brachte der Verein das Heimatspiel „Genoveva“ auf die Bühne, ein damals beliebtes und vielerorts gespieltes Stück nach Friedrich Hebbels gleichnamigem Schauspiel aus dem Jahr 1843. Die Gerolsteiner Aufführung fand, wie seinerzeit berichtet, „großen Anklang (…), in dem Hunderte von Kindern als Gnome und Zwerge das Bühnenbild belebten.“ (Böffgen, Karl-Heinz: Gerolsteiner Felsenspiele 1924- 1930. In: Jahrbuch Landkreis Vulkaneifel 2010, Seite 198-200; http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb2010/hjb2010.112.htm, 29.12.2015) - 103 -

(2) [1925] 85 lenborn, den 1. August 1925. Vonolfen, Lehrer.

In der letzten Woche wurde der Küchenausguß mit Röhren versehen, die das Wasser 17 m weit in einen Graben leiten. Unter dem Ausguß wurde ein Schlammkasten angelegt, in den sich die Sinkstoffe setzen können. Die Arbeiten wurden durch den einheimischen Karl Weber ausgeführt und durch Herrn Kreisbaurat Müller aus Daun besichtigt. Die Kosten der Arbeit betragen 70,80 M. Calenborn, den 8. September 1925. Vonolfen, Lehrer.

Freitag, den 13. November 1925 lag morgens eine handhohe Schicht Schnee auf der Erde. Voriges Jahr bescherte uns erst der "kalte Mittwoch"227 den ersten Schnee. Calenborn, den 14. November 1925. Vonolfen, Lehrer.

Während der Herbstferien wurde hier eine freiwillige Feuerwehr gegründet. Die Mitgliederzahl beträgt 30 Mann.

Sonntag, den 29. November 1925 fanden die Wahlen zum Provinzialland- und Kreistag statt.228 Das Ergebnis war für Calenborn so: Zentrum229 65 Stimmen Soz. dem. Part.230 1 Stimme.

227 s. Anm. 195 228 Ergebnis für die gesamte Rheinprovinz: Zentrum 43,9%, SPD 14,1%, DVP 9,4%, KPD 12,4%, DNVP 9,8%, DDP 2,2%, "P 3,4% (https://de.wikipedia.org/wiki/Ergebnisse_der_Provinziallandtagswahlen_in_Preußen, 15.2.2016) 229 s. Anm. 54 230 s. Anm. 166 - 104 -

86 [1925] (2)

Deutsche Volkspartei231 1 Stimme Deutschnationale Volkspartei232 2 Stimmen Kommunistische Partei233 1 Stimme Rheinische Bauern und Winzer 4 Stimmen Unabhäng. sozialdem. Partei Deutschl.234 1 Stimme Ungültig 6. Von 134 Wahlberechtigten wählten 82 gleich 61,1 %. Die Kreistagswahl zeigt folgendes Bild: Zentrum 62 Stimmen. Soz. dem. Part. 3 " Handwerker 4 " Heuser-Wiesen 2 " Kriegsopfer 3 " Ständevertretung 1 Stimme. Ungültig 7 Stimmen.

In Scheuern war die Stimmenverteilung so ausgefallen für den Provinziallandtag: Zentrum 49 Stimmen. Rhein. Bauern u. Winzer 2 Stimmen. Deutschnational 1 Stimme. Kreistagswahl: 49 Zentrum 2 Kriegsopfer 1 Heuser-Wiesen Wahlberechtigt waren 68; an der Wahlurne erschienen 52 Personen = 76,5 % Calenborn, den 30. November 1925. Vonolfen, Lehrer.

231 s. Anm. 169 232 s. Anm. 198 233 KPD: Kommunistische Partei Deutschlands. Die Kommunistische Partei Deutschlands (Kurzbezeichnung KPD) wurde am 30. Dezember 1918 gegründet. Ihr Ziel war die Errichtung des Kommunismus in Deutschland. Die Partei ging aus mehreren linksrevolutionären Gruppierungen hervor, die sich nach dem Ersten Weltkrieg im Verlauf der Novemberrevolution von 1918 vereinten. Die KPD verstand sich von Anfang an als revolutionäre Alternative zur SPD und versuchte während der Weimarer Republik auf sozialistische Produktionsverhältnisse und eine Diktatur des Proletariats hinzuwirken. Ihr Verhältnis zum Parlamentarismus und zur Demokratie [1] war gespalten, da sie die „bürgerliche Demokratie“ durch eine sozialistische Räterepublik ersetzen wollte, aber dennoch an Wahlen teilnahm. Seit 1919 war sie Mitglied der von Lenin, später von Stalin inhaltlich dominierten Kommunistischen Internationale (Komintern), die auch als Dritte Internationale bezeichnet wird. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Partei_Deutschlands, 11.2.2016) 234 USPD: Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) war eine sozialistische Partei im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Von Sozialdemokraten in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkrieges gegründet, war sie eine Abspaltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) (die sich dann MSPD nannte). Die USPD bestand nach massiven Parteieintritten von SPD-Mitgliedern, Gründungen von parteiinternen Organisationen und deren Abspaltung sowie zahlreichen Aus- bzw. Übertritten in andere Parteien letztlich bis 1931. (https://de.wikipedia.org/wiki/Unabh %C3%A4ngige_Sozialdemokratische_Partei_Deutschlands, 11.2.2016) - 105 -

(2) [1925 - 1926] 87

Montag, den 21. Dezember 1925 erscholl der Ruf: Feuer. Die neugegründete Feuerwehr trat sofort in Tätigkeit. Es stellte sich heraus, daß durch starken Sturm im Hause des Joh. Prison ein Kaminbrand entstanden war. Nach ¼ Stunde war der Brand um 8½ Uhr abends gelöscht. Calenborn, den 22. Dezember 1925. Vonolfen, Lehrer.

Zum vierten Male findet eine Kinderspeisung hier statt. Laut Beschluß des Elternbeirates vom 26.12.1925 nehmen alle Schüler daran teil. Frau Leyens hat wie früher ehrenamtlich die Zubereitung des Kakaos übernommen. Gebäck gibt es diesmal nicht. Der Beginn ist am 15. Februar. Calenborn, den 16. Februar 1926. Vonolfen, Lehrer.

[mit Bleistift:]235 Tätigkeit der Arb. Gem.236 Turnen237, Sütterlin238, Senner239, Zeichnen240, Lehrbücher241, Lehrplan242. Paffrath. 26.2.26.

235 Dieser Sichtvermerk des Schulrats ist als Tadel aufzufassen. In den folgenden Tagen werden die angesprochenen Themen nachgetragen. 236 behandelt mit Eintrag 28.2.26, S. 88-90 237 behandelt mit Eintrag 1.3.26, S. 91f 238 behandelt mit Eintrag 2.3.26, S. 92 239 behandelt mit Eintrag 28.2.26, S. 90 240 behandelt mit Eintrag 3.3.26, S. 92f 241 behandelt mit Eintrag 4.3.26, S. 93f 242 behandelt mit Eintrag 5.3.26, S. 95. Dazu passt die Verordnung vom Schulrat Gill in Prüm, datiert 17.2.1926 (im Verordnungsbuch): Trotz eingehender Anordnungen sind in verschiedenen Schulen die Lehrpläne für die betreffden. Fächer noch nicht angefertigt. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres sind dieselben für alle Fächer außer Turnen und Zeichnen fertig zu stellen. - 106 -

88 [1926] (2)

Freitag, 26. Februar 1926 fand eine Besichtigung der hiesigen Schule durch den Herrn Kreisschulrat Paffrath aus Daun statt. Sie dauerte von 1½ bis 3 Uhr. Der Herr Schulrat prüfte in Gesamtunterricht, Schreiben, Lesen, Rechnen. Zum Schluß wurde ein Diktat angefertigt. Der Herr Schulrat nahm auch Einsicht in die Geschäftsbücher. Von hier ging der Herr Schulrat nach Müllenborn. Calenborn, den 27. Februar 1926. Vonolfen, Lehrer.

Seit Herr Kreisschulrat Paffrath den Schulaufsichtsbezirk Daun verwaltet, fanden folgende Tagungen und Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft des Kreises Daun statt: 1. A.G. in Daun am 28. Februar 1925. 2. A.G. in Gerolstein am 21. März 1925. 3. A.G. in Daun am 2. Mai 1925 mit folgender Tagesordnung: 1. Gesamtunterricht mit manueller Betonung in der einklassigen Schule. Ref. Lehrer Heider, Gönnersdorf.243 2. Gesamtunterricht auf der Unterstufe einer dreikl. Schule. Ref. Lehrer Schuh, Üdersdorf244. 3. Wie habe ich im 1. Schuljahr im vergangenen Jahre in einer mehrkl. Schule Gesamtunterricht erteilt Ref. Lehrer Theisen, Gerolstein245 4. Gesamtunterricht für Knaben und Mädchen im 1. Schuljahr. Ref. Lehrerin Laures, Daun.246 5. Welche allgemeinen pädagogischen und psychologischen Grundsätze sind bei Aufstellung des Stundenplans zu berücksichtigen? Ref. Lehrer Löscher, .

243 Otto Heinrich Heider, *14.8.1895, kath. Endgültig angestellt 1.7.1919. Erste Lehrerprüfung am 26.4.1915 in Wittlich, zweite am 23.7.1920 in Mauel, Kreis Prüm. Werklehrerprüfung am 21.3.29 im Werklehrerseminar in Köln. Seit 1.1.1925 an der kath. Volksschule in Gönnersdorf, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0039.jpg, 30.7.2016) 244 Heinrich Michael Schuh, *10.3.1899, kath. Endgültig angestellt 1.11.1926. Erste Lehrerprüfung 27.10.1920 in Merzig, zweite 19.1.1926 in Uedersdorf. Seit 1.4.1931 an der einklassigen kath. Volksschule , Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155- 0323.jpg, 30.7.2016) 245 Lorenz Matthias Theisen, *23.10.1897, kath. Endgültig angestellt 1.12.1927. Erste Lehrerprüfung 22.-23.12.1919 in Trier, zweite am 28.2.1924 in Gerolstein. Ab 1.11.1927 an der kath. Volksschule in Taben, Kreis Saarburg.(http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0212.jpg, 30.7.2016) 246 Maria Laures, *8.1.1890, kath. Endgültig angestellt am 1.9.1915. Erste Lehrerprüfung am 6.2.1912 in Saarburg, zweite am 16.8.1915 in Ellscheid. Seit 1.4.1921 an der mehrklassigen kath. Volksschule Daun, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154- 0595.jpg, 27.7.2016) - 107 -

(2) [1926] 89

6. Der Stundenplan meiner einkl. Schule. Ref. Lehrer Blasius, Mückeln.247 7. Der Stundenplan in einer Halbtag- und ⅔-Tagsschule. Ref. Lehrer Vonolfen, Calenborn. Sprechzeiten 20 Minuten. Protokollführer Lehrer Haas, Basberg.248 4. A.G. in Gerolstein, am 20. Juni 1925. Tagesordnung: 1) Besprechung der ausgearbeiteten Lehrpläne für die Grundschule. 2) Blumenpflege in den Schulen des Kreises. Praktische Winke (Frl. Stein, Dreis) 3) Schulgesundheitspflege: Kreisarzt Dr. v. Laufenberg, Daun. 4) Unsere Jahrtausendfeier. 5) Gemütliches Zusammensein (Musik und Gesang) 5. Am 25./26. Juli 1925 Fahrt der A.G. nach Cöln zur Jahrtausendfeier der Rheinlande. In Cöln wurden die Teilnehmer von Herrn Kreisschulrat Paffrath begrüßt und empfangen. Jetzt wurde die Ausstellung249 besichtigt. Nachmittags sahen wir in einer Turnhalle Vorführungen von orthopädischem Turnen, Reigen und Vierfüßlerbewegungen unter Leitung von Fräulein Vogelbein250. Daran schloß sich eine Fahrt zum Zoologischen Garten. 6. A.G. in Gerolstein am 24. Oktober 1925 stehend im Zeichen des Turnens: Das neuzeitliche Turnen unter bes. Berücksichtigung der Landschulverhältnisse. Referenten: Frl. Gillen251, Gerolstein; Frl. Metzler, Jünkerath; Lehrer Lehmann, ; Lehrer Bauer, Rengen. - Vorträge, Lehrproben, Aussprache. Herr Oberturnlehrer Busch

247 Peter Blasisus, *22.6.1893, kath. Endgültig angestellt am 1.2.1919. Erste Lehrerprüfung 10.-16.1.1913 in Merzig / Saar, zweite am 16.12.1919 in Winterspelt, Kreis Prüm. Seit 1.4.1922 an der kath. Volksschule Mückeln, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154- 0837.jpg, 26.7.2016) Auf einer A.G. in Daun am 4.9.1926 (s. Anm. 308) wird er über sein "Heimatbuch für seinen Schulort Mückeln" vortragen. Im Eifelvereinsblatt 1927, S. 10, erscheint von ihm eine Erzählung "Eine Sylvesternacht im Eifeldorf" (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227500, 21.9.2016); 1928, S.60, eine Sammlung "Bauernsprüche aus der Eifel" (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227752, 23.9.2016). 248 Franz Haas, *15.10.1898, Kath. Endgültig angestellt am 1.9.1928. Erste Lehrerprüfung am 27.10.1920 in Merzig, zweite am 18.1.1926 in Basberg. Ab 1.4.1929 an der kath. Volksschule in , Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0284.jpg, 27.7.2016) 249 Kölner Jahrtausendausstellung [...] gingen die Jahrtausendfeiern ganz wesentlich auf eine Initiative Kölner Politiker zurück; und ohne das politische Gewicht des Kölner Oberbürgermeisters Adenauer in Berlin hätten sie womöglich nicht den beschriebenen Umfang angenommen. Es war für Adenauer und seine Mitarbeiter klar, dass Köln bei den Feiern die dominierende Rolle zu spielen hatte. Das wichtigste Instrument hierfür war das Großprojekt der „Jahrtausendausstellung der Rheinlande“. Sie fand vom 16.5. bis zum 15.8.1925 in den 1924 eröffneten Messehallen in Köln-Deutz statt und präsentierte mehr als 10.000 Objekte. [...] Es gelang, eine kunst- und kulturgeschichtliche Ausstellung von bis dahin unvorstellbarem Umfang zu realisieren und dafür zahlreiche Leihgeber innerhalb und außerhalb der Rheinprovinz zu gewinnen. Als bleibende Erträge gingen hieraus unter anderem das „Rheinische Bildarchiv“ (zunächst als Abteilung des 1926 gegründeten „Rheinischen in Köln“) und beträchtliche Teile der heutigen Bestände des Kölnischen Stadtmuseums, sowie die monumentale Buchpublikation „Tausend Jahre deutscher Kunst am Rhein“ von Fritz Witte (1876-1937) hervor. Die Kölner Jahrtausendausstellung war in zwei große Abteilungen gegliedert, wobei die Abteilung A. in 52 Räumen die „geschichtliche, politische und künstlerische Entwicklung“ des gesamten Rheinlands, die Abteilung B. in weiteren 91 Räumen die „kommunalpolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Tatsachen“ der Gegenwart dokumentierte. In dieser Abteilung B. waren unter anderem Selbstdarstellungen großer rheinischer Städte enthalten, wobei mit Mannheim und Mainz der Rahmen der preußischen Rheinprovinz überschritten wurde, gleichzeitig aber wichtige Städte der Rheinprovinz fehlten, vor allem Trier, Koblenz und Aachen. (Quelle wie Anm. 223) 250 Maria Vogelbein, *26.8.1891, kath., Technische Lehrerin. Engültig angestellt am 1.12.1923. Lehramtsprüfungen in Köln für Hauswirtschaft 1913, Nadelarbeit 1914, Turnen 1915. Ab Ostern 1932 an der kath. Volksschule Lindenbornstr., Köln-Ehrenfeld. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0084/vlk-0084-0214.jpg, 30.7.2016) 251 Clara Gillen, *5.12.1880 in Münster i./W. Handarbeitslehrerinnen-Prüfung am 29./30.5.1906, Turnlehrerinnen-Prüfung am 15.12.1906. Eintritt in den öffentlichen Schuldienst am 1.4.1909. (Personalblatt B für Technische, Elementar- und Vorschullehrer; http://bbf.dipf.de/kataloge/archivdatenbank/digiakt.pl?id=p94663, 26.7.2016) Am 13. Januar 1930 trat sie mit ihrer Sängerinnenschar [auf einer Versammlung der Ortsgruppe Gerolstein des Eifelvereins im Hotel "Kaiserhof"] auf, die durch den Vortrag mancher Volkslieder, durch manchen Volkstanz eine würdige Umrahmung des Abends schufen. (Eifelvereinsblatt 1930, S. 64; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234242, 25.9.2016) - 108 -

90 [1926] (2)

Trier hatte der Einladung der A.G.Folge geleistet. 7. Vereinigte A.G. der Kreise Daun und Prüm in Gerolstein am 13. Nov. 1925. Sennertagung. Vormittags: Für und wider die Schulsparkasse. Ref. Hauptlehrer Gebhardt, ; Lehrer Reis, Winkel252; Aussprache. Freie Aussprache über den Lehrplan für die 4 oberen Jahrgänge. Nachmittags: Rektor Senner253, Frankfurt: a) Theoretischer Vortrag zur Einführung (Naturkunde) b) Experimentalvortrag (Experimentelle Naturlehre) 8. A.G. in Daun am 18. Dez. 1925. Tagesordnung: 1. Lehrer Hommerding254, Walsdorf: Über Stoffverteilung und Stoffverbindungen in der ländlichen Berufsschule. 2. Lehrer Blomenkamp255, Pützborn: Die Psychologie der Jugendlichen. 3. Lehrer Vonolfen, Calenborn: Die Schulordnung in der ländlichen Berufsschule. Calenborn, den 28. Februar 1926. Vonolfen, Lehrer.

[mit Bleistift:] 10. V. 26 Kley Paffrath

Montag, den 10. Mai 1926 fand eine Besichtigung der hiesigen Schule durch die Herren Regierungs- und Schulrat Kley aus Trier und Kreisschulrat Paffrath aus Daun statt. Der erste und zweite sowie der fünfte bis achte Jahrgang waren anwesend. Die Unterstufe wurde in Gesamt-

252 Nikolaus Reis, *10.10.1896, kath. [1932] Hauptlehrer. Endgültig angestellt am 1.1.1923. Erste Lehrerprüfung am 23.12.1919 in Trier, zweite am 9.3.1921 in N'[?]Winkel. Ab 1.10.1929 an der kath. Volksschule Welschbillib, Kreis Trier-Land. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK- 0155-0119.jpg, 28.7.2016) 253 Anton Senner, später Schulrat, Herausgeber von Schullehrbüchern, u.a, (alle Frankfurt, Ehrig bzw. Diesterweg): Naturkunde auf Grundlage der heimischen Scholle (1923), Naturkunde auf Grundlage der Erfahrungen in Werkstatt und Fabriksaal (1925), Hauswirtschaftliche Naturkunde. (1929); Schaffensfreude - Ein Schülerarbeitsbuch für die deutsche Heimatschule: Heft 1 Geschichte (1925), Heft 2 Erdkunde (1925), Heft 3 Tier- und Pflanzenkunde (1925); Heft 5 Naturlehre (1930). 254 Matthias Hommerding, *22.1.1882, kath. Endgültig angestellt 1.11.1906. Erste Lehrerprüfung am 26.7.1902 in Wittlich, zweite am 11.6.1906 in Prüm. Seit 1.11.1903 an der kath. Volksschule in Walsdorf, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0234.jpg, 27.7.2016) 1932, S. 4-6, bringt das Eifelvereinsblatt von "Richard (!) Hommerding" den Artikel "Eifeler Volksglaube" über Aberglaube und Zaubersegen (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/235525, 27.9.2016). 255 Peter Blomenkamp, * 10.1.1888, kath. Endgültig angestellt am 1.7.1917. Erste Lehrerprüfung 1905 in Prüm, zweite 1917 in Pützborn. Ab 1.4.1930 an der kath. Volksschule Frintrop I in Essen, Kreis Essen. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0050/vlk-0050-0378.jpg, 26.7.2016) - 109 -

(2) [1926] 91 unterricht vorgeführt, während die 4 oberen Jahrgänge "Die heutige Bittprozession", "Das gestrige Konzert in Scheuern"256, "Die Kelten, die Ureinwohner unserer Heimat" und "Der scheinbare Lauf der Sonne am Tage, in einem Jahre" schrieben. Der 2. Jahrgang las und rechnete. Sodann wurden die Kleinen entlassen. Die vier oberen Jahrgänge behandelten das Lesestück "Das hl. Meßopfer" und das Uhlandsche Gedicht "Frühlingsglaube"257; sodann in Geschichte "Die Treverer" und "Die Verwaltung des Reiches auf Grund der Verfassung". Dann nahmen die Herren Einsicht in Hefte der Schüler und in die Geschäftsbücher. Vor dem Weggang besichtigten sie den Schulhof und die Aborte. Der Besuch dauerte etwa von 1,30 Uhr bis 3,30 Uhr. Von hier gingen die beiden Herren über Roth nach Gerolstein. Calenborn, den 11. Mai 1926258. Vonolfen, Lehrer.

Dem Turnen ist erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken! Es ist nicht angängig, daß der Turnunterricht zugunsten anderer Fächer vernachlässigt wird. Die lehrplanmäßigen Turnstunden sind unbedingt einzuhalten. An den einklassigen Schulen darf der Turnunterricht zeitlich mit dem Handarbeitsunterricht nicht zusammenfallen. Bei Aufstellung des Stundenplans ist darauf gebührend Rücksicht zu nehmen. In Bezug darauf ist hier der Stundenplan so eingerichtet: Montags, die 4. Stunde Turnen für Knaben und Mädchen; Donnerstag, die 4. Stunde für Knaben allein; Mädchen frei.

256 Auf dieses wird erst auf S. 103 in Band 2 (Eintrag vom 10.5.1926) eingegangen. 257 Uhland, Ludwig: Frühlingsglaube (http://gutenberg.spiegel.de/buch/ludwig-uhland-gedichte-5084/41, 27.01.2016) Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste, Tal: Nun, armes Herz, vergiß der Qual! Nun muß sich alles, alles wenden. 258 Demnach sind alle folgenden Einträge bis zum 10.5.1925 (S. 103) nachträglich eingetragen. Sie gehen auf die Anregungen (bzw. den Tadel) des Kreisschulrats beim Besuch am 26.2.26 (S. 87) ein. - 110 -

92 [1926] (2)

Mittags nachmittags sind 2 Stunden Handarbeit, welche Fräulein Schmitz von Müllenborn259 erteilt. Die Knaben haben dann frei. Calenborn, den 1. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Die Sütterlinschrift ist in allen Schulen einzuführen und unter steter Pflege und Schönheit zu üben. Dabei darf die Lateinschrift nicht vernachlässigt werden. Zu dem Zwecke wurden große Tafeln angefertigt, auf denen in deutscher und lateinischer Schrift die Buchstabenformen den Schülern stets vor Augen sind. Das Kreisschulamt fordert 2 Niederschriften in Lateinschrift jede Woche. Ferner müssen bis Ende des Schuljahres alle Schüler sich der Sütterlinschrift bedienen. Calenborn, den 2. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Es entspricht dem Prinzip der gemäßigten Arbeitsschule260, daß gerade dem Zeichenunterrichte im Rahmen des gesamten Lehrplans besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. In den Richtlinien gibt der Herr Minister Anweisung dazu. Um die Lehrerschaft mit den Zeichnungen vertraut zu machen, hat sich Herr Lehrer Schifferings in Michelbach261 bereit erklärt, den

259 Anhand der DIPF-Datenbank nicht eindeutig zu bestimmen. Entweder Katharina Schmitz, *18.4.1890, kath. Endgültig angestellt am 1.4.1912. Erste Lehrerprüfung am 1.3.1910 in Saarburg, zweite [nicht abgelegt]. Seit 1.7.1911 an der kath. Volksschule Büdesheim, Kreis Prüm. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0620.jpg, 28.7.2016) — oder (näher liegend) Therese Schmitz, *29.10.1889, kath. Endgültig angestellt 1.1.1914. Erste Lehrerprüfung am 1.2.1911 in Trier, zweite im November 1913 in Lissingen, Kreis Daun. Seit 6.9.1929 in Jünkerath, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0575.jpg, 28.7.2016) 260 Ein der "Lern- und Buchschule" entgegengesetztes pädagogisches Konzept. Hinsichtlich der philosophischen und politischen Normensysteme, von denen die Arbeitsschule hergeleitet wird, läßt sich eine bürgerliche und eine sozialistische Richtung erkennen. (http://schulpaed.tripod.com/kerschensteiner.pdf, 3.1.2016) ─ Die Wahl zum Stadtschulrat in München 1895 lenkte ihn auf die Reform des Volksschullehrplans, z. B. mit der Einrichtung eines achten Pflichtschuljahres. Es folgte 1900 die Einrichtung von Arbeitsunterricht und der Arbeitsschulen, Vorläufer der heutigen Berufsschulen. Kurz darauf wurden die Arbeitsschulen mit Werkstätten und Schulgarten ausgestattet. Die Arbeitspädagogik etablierte sich als Begriff für das heute als Handlungsorientierung wieder aufgegriffene Unterrichtsprinzip. Seine Grundgedanken legte er 1901 in Die staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend dar, womit er den 1. Preis eines Wettbewerbs der Erfurter Akademie gewann: „Womit ist unsere männliche Jugend von der Entlassung aus der Volksschule bis zum Eintritt in den Heeresdienst am zweckmäßigsten für die bürgerliche Gesellschaft zu erziehen?“ Eine neue Berufsschule sollte die Jugend vor sittlicher Verwahrlosung auf der Straße bewahren und durch Unterricht zur Berufsausbildung und „staatsbürgerlichen Unterricht“ mit politischer Bürgerkunde und Gesundheitslehre sowie Turnen und Wanderungen den gesamten Staat veredeln helfen. Die Forderung einer politischen Bildung für alle war neu. Die eher konservativen Erziehungsziele lagen in fleißiger Arbeitsamkeit und unbedingtem Gehorsam. Für Kerschensteiner bedeutete diese „Gründungsurkunde“ der Fortbildungsschule (bzw. später Berufsschule) einen Beitrag zur Lösung der sozialen Frage. [...] Kerschensteiner tat sich auch als Didaktiker des Kunstunterrichts hervor und publizierte 1905 Die Entwicklung der zeichnerischen Begabung nach der Analyse von rund dreihunderttausend Kinderzeichnungen. [...] Für Kerschensteiner – wie für Pestalozzi und John Dewey – ging es wesentlich darum, die Kinder mehr Wollen und Können statt Wissensfülle zu lehren sowie ihre Anschauung und Selbsttätigkeit in Kindheit und Pubertät zu fördern, statt sie lediglich passiver Belehrung zu unterziehen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kerschensteiner, 23.7.2016) 261 Bernhard Schifferings, *5.6.1864, kath. Endgültig angestellt am 29.7.1902. Erste Lehrerprüfung 1.8.1895 in Wittlich, zweite am 9.10.1901 in Wittlich. Seit 1.11.1895 an der einklassigen Volksschule in Michelbach, Kreis Daun. Ruhestand 1.1.1933. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK- 0154/VLK-0154-0060.jpg, 28.7.2016) - 111 -

(2) [1926] 93

Lehrpersonen der Bürgermeisterei Gerolstein – Rockeskyll alle 14 Tage Unterweisung im Zeichnen zu geben. Die Kurse finden in Gerolstein in einem Saale der St. Annaschule statt. Damit verbunden Vorträge und Versuche des Herrn Lehrer Reetz262 aus Gerolstein über neuzeitliche Naturlehre im Sinne Senners. Bis jetzt fanden folgende Stunden statt: Samstag, 27. Febr. 1926. Schifferings: laufender, sitzender Fuchs, sitzender Hund. Reetz: Entwicklung von Wasserstoff aus Eisenfeilspänen. Entwicklung von Sauerstoff. Samstag, den 13. März nächster Kursus. Calenborn, den 3. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Der Herr Minister für W. K und V. [Wissenschaft, Kunst und Volksbildung] hatte durch Erlaß schon vom 20.6.1923 U III. Bl 1133263 die versuchsweise Einführung eines neuen Lesewerkes genehmigt. Der Titel der Bücher lautet: "Das goldene Tor" deutsches Lesebuch für das 3. und 4. Schuljahr herausgegeben vom katholischen Lehrerverband des deutschen Reiches und dem Verein katholischer deutscher Lehrerinnen Druck und Verlag von L. Schwann in Düsseldorf. "Rheinisches Lesebuch" drittes und viertes Schuljahr. Herausgeber und Verlag wie oben. "Die Schatzkammer" deutsches Lesebuch für das 5. bis 8.

262 "Lehrer Clemens Reetz" ist in diesem Jahre als Schriftführer der Ortsgruppe Gerolstein des Eifelvereins (70 Mitglieder) geführt. (vgl. Eifelvereinsblatt 1926, S. 116; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227418, 20.9.2016) - und bestätigt 1929 (S. 127). (s. Anm. 84). 263 Also noch Otto Boelitz (s. Anm. 125) - 112 -

94 [1926] (2)

Schuljahr. Herausgeber und Verlag wie oben. "Rheinisches Lesebuch" fünftes bis achtes Schuljahr. Herausgeber und Verlag wie oben. Die Regierung in Trier hatte die sofortige Ingebrauchnahme dieser Lesebücher angeordnet. Bei ungünstigen Verhältnissen konnte durch sie die spätere Beschaffung der Bücher vorgenommen werden. Herr Hauptlehrer Frank in Daun hatte mit den Vertretern der einzelnen Bürgermeistereien Rücksprache genommen. Das Ergebnis war, daß in Anbetracht der Finanzlage der Gemeinden in diesem Halbjahre die Beschaffung der Lesewerke kaum möglich sei. Endlich zum Schuljahr 1925/26 am 1. April kamen die Bücher zur Einführung in der hiesigen Schule. Für die Unterstufe wurde folgende Fibel eingeführt: "Mein erstes Lesebuch" Bearbeitet von praktischen Schulmännern. Bildschmuck von Berta Heller, Trier. Mit Genehmigung des Provinzialschulkollegiums zu Coblenz und der Regierung zu Trier. Alle Rechte vorbehalten. Verlagsbuchhandlung von Jakob Lintz, Trier. 1923. Diese Fibel wurde hier am 1. April 1924 in Gebrauch genommen, da nach der Verfügung in Trier von der Regierung II. F.2 78 vom 5. Juni 1923 die Bestände der früheren Fibel aufgebraucht werden konnten. Auch der zweite Jahrgang bekam ein neues Lesebuch. Sein Titel lautet: "Der bunte Garten" Lesebuch für das zweite Schuljahr. Herausgegeben vom Katholischen Lehrerverband des deutschen Reiches und dem Verein katholischer deutscher Lehrerinnen. Druck und Verlag von W. Crüwell in Dortmund. 1922.264 Hier wird das Buch seit Ostern 1925 benutzt. Calenborn, den 4. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

264 Abb. aus einem Antiquariatsangebot: - 113 -

(2) [1926] 95

Die Lehrerschaft des Kreises Daun hat sich auch einen heimatlich eingestellten Lehrplan geschaffen. Zuerst für die Grundschule. Es wurden 2 Lehrplankommissionen gewählt, die in Hillesheim und Daun, in dreitägiger Sitzung Entwürfe des Rahmenlehrplans ausarbeiteten. In der A.G. in Gerolstein, am 20. Juni 1925 wurden die Arbeiten besprochen, gut geheißen und durch die Firma Schneider265 in Daun durch Druck vervielfältigt. Zum Preise von 2 M erwarb sich jede Schule diesen Plan. Innerhalb dieses Rahmens wurde der Plan hinsichtlich der Stoffe heimatkundlich und örtlich von den Lehrpersonen ausgebaut. Herr Lehrer Kraemer in Oos vervielfältigte ihn auf der Schreibmaschine. Dieser Plan mußte zum 13. Sept. 1925 lokal ausgearbeitet sein und nach ihm nach den Herbstferien gearbeitet werden. Der Plan für die 8 [richtig: 4] oberen Jahrgänge wurde ähnlich erarbeitet. In den kleinen Arbeitssitzungen wurden sich von den Lehrpersonen die zu bearbeitenden Fächer gewählt und lokal ausgearbeitet. Sie wurden ebenfalls auf der Schreibmaschine vervielfältigt. Beide Pläne wurden nebst dem gedruckten Rahmenlehrplan in einem Schnellhefter vereinigt und ab 1. April 1926 traten sie in Kraft. Calenborn, den 5. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Am 28. Februar 1926 fanden im ganzen Reiche Trauerfeiern statt.266 Hier gestaltete sich die Totenfeier so: um 430 Uhr versammelten sich die Teilnehmer an der Kapelle. Als die Glocken läuteten, setzte sich der Zug in Bewegung und betete den

265 vgl. Anm. 113. 266 Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges vorgeschlagen. 1922 fand die erste Gedenkstunde im Reichstag statt. 1926 wurde entschieden, den Volkstrauertag regelmäßig am Sonntag Reminiscere (fünfter Sonntag vor Ostern) zu begehen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Volkstrauertag, 1.1.2016) - 114 -

96 [1926] (2)

Rosenkranz. Dichte Nebelschwaden umhüllten die Berge und Täler und es war, als ob die Natur mit all den Menschen, die zum Friedhof wollten, trauern wollte um unsern teuersten Toten, die ihr Leben hingegeben, um unsere Heimat vor den Schrecken des Krieges zu bewahren. Sie liebten ihre Heimat, liebten uns, und weil sie uns liebten, zögerten sie nicht, das Beste, was sie besaßen, zu opfern. Auf dem Friedhof angekommen, legte die Feuerwehr einen prachtvollen Kranz nieder, worauf die Litanei von den Abgestorbenen gebetet wurden [!]. Dann sangen alle das Lied: "Ich hatt' einen Kameraden!"267 Calenborn, den 6. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Am 1. März wurde in dem Gehöft des Landwirtes Nikolaus Pütz in Scheuern die Maul- und Klauenseuche268 amtstierärztlich festgestellt. Um ein Verbreiten der Seuche zu verhindern, wurde die Gemeinde Scheuern als Sperrgebiet und die Gemeinde und Gemarkung Scheuern zum Beobachtungsgebiet erklärt. Calenborn, den 7. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

In der Zeit vom 15. Februar 1926 bis 13. März 1926 fand hier zum 4. Male eine Kinderspeisung statt. In der Pause um 10 Uhr wurde den Schülern 1 – 2 Tassen etwa ¼ bis ½ Liter Milchkakao gereicht. Die Zubereitung und Verteilung lag wie bei den 3 übrigen Speisungen in den

267 s. Anm. 115 268 Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Rindern und Schweinen und ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Auch andere Paarhufer wie Rehe, Ziegen und Schafe, aber auch Elefanten, Ratten und Igel können sich infizieren. Pferde sind nicht für MKS anfällig. Eine Infektion des Menschen tritt gelegentlich auf. [...] Bei einem MKS-Verdacht wird der betroffene Betrieb gesperrt, Schafe werden meist vorsorglich gekeult und Proben auf MKS untersucht. Weiterhin werden ein Sperrbezirk von mindestens drei Kilometer Umkreis eingerichtet, alle Tierbestände auf MKS untersucht und Tiertransporte verboten. [...] In einem Radius von 10 km um den Seuchenausbruch wird ein Beobachtungsgebiet eingerichtet. [...] Da das Virus sehr widerstandsfähig ist, kann es noch monatelang im Boden, Stall, Abfällen und Stroh überdauern. Bei Befall muss deshalb eine umfangreiche Desinfektion mit Ameisensäure oder durch Hitze (mindestens 60 °C) erfolgen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Maul-_und_Klauenseuche, 15.2.2016 - der Artikel beschreibt die heutige Gesetzeslage) - 115 -

(2) [1926] 97 bewährten Händen der Frau Leyens, bezw. des Herrn M. Leyens. Bei den früheren Speisungen ergaben es269 stets Unzufriedenheiten. Um diesem vorzubeugen, beschloß der Elternbeirat diesmal alle Kinder an der Speisung teilnehmen zu lassen. Auch an dieser Stelle sei all denen der Dank der Schüler übermittelt, die an dem Zustandekommen des edlen Werkes beteiligt waren. Die Eifelzeitung Nr. 41. vom Freitag, den 19. Februar 1926 schreibt dazu: "(!)270 Durch erhebliche Staats- und Provinzialbeihilfen war es dem Kreiswohlfahrtsamt möglich in 55 Schulen des Kreises Schulspeisungen einzurichten. 1600 Schulkinder erhalten täglich nahrhaftes Kakaogetränk. Die Lehrerschaft ist an dem Zustandekommen des Speisungen in hervorragendem Maße beteiligt."

Samstag, den 13. März 1926 fand wieder eine Arbeitssitzung in Gerolstein statt: Es gelangten zur Vorführung: Reetz: Filtrieren, Destillieren. Schifferings: sitzende Hasen; Rück- und Vorderansicht. Calenborn, den 14. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Unser Dorf vergrößert sich! Am Nordostausgange zum Wege nach Oberbettingen hat sich Herr Peter Caspers ein neues Haus gebaut.271 Da die Wasserleitung, die 1913 gebaut wurde, nur bis zum letzten Hause ging, welches Herrn Matthias Kuhl272 gehört, waren Kaspers [!]

269 so im Text 270 Ob diese !-Voranstellung bedeuten soll, dass keineswegs Staatsbeihilfe, sondern die Quäkerspeisung die humanitäre Maßnahme ermöglichte, sei dahingestellt. Die Förderung durch die Quäker lief allerdings in diesem Jahre aus (vgl. Anm. 164). Das Thema "kostenlose Schulspeisung" sollte noch im Wahlkampf 1928 eine Rolle spielen: Die Linksparteien stellten den Kampf gegen den Bau des Panzerschiffs A in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes. Ernst Thälmann, der Vorsitzende der KPD, stellte dem Schiffsbau die populäre Forderung nach kostenloser Schulspeisung entgegen. Die alte Koalition hatte die Kosten von 5 Millionen Mark zuvor abgelehnt. SPD und KPD bedienten sich der zugkräftigen Parole: „Kinderspeisung statt Panzerkreuzer.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstag swahl_1928, 30.12.2015) 271 Heute in der Hesch 18. Das Foto der Familie Caspers von Lehrer Kohn könnte anlässlich des Einzugs entstanden sein:

Abgebildet sind (obere Reihe) die Eltern Anna, geb. Perings und Peter, (in der mittleren Reihe) die Kinder Michel und Fritz (beide gefallen, s. Totenzettel S. 419) und (unten) Sanni, "Hein" und Grete. 272 s. Anm. 192 - 116 -

98 [1926] (2) gezwungen, das Wasser bei ihrem Nachbar zu holen, welches etwa 150 bis 200 m weit entfernt war. Da noch andere Häuser, man spricht von 2, dahin gebaut werden273, so entschloß man sich auch diesen Gemeindeeingesessenen den Vorteil der Wasserleitung zu gewähren. Vom 10. bis 24. März 1926 dauerten die Verlängerungsarbeiten. An das Netz der elektrischen Lichtleitung ist das Haus nicht angeschlossen. Calenborn, den 25. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Samstag, den 27. März 1926 fand in Gerolstein die 3. Arbeitssitzung statt. Zur Darbietung kamen: Reetz: Entwicklung von Stickstoff aus der Luft: Stickstoffverbindung. Schifferings: Schaf, Pferd. Calenborn, den 28. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

Dienstag, am 30. März 1926 wurden 15 Kinder entlassen. 11 Mädchen und 4 Knaben; davon waren 12 von Calenborn und 3 von Scheuern. Altem Gebrauche folgend behielten die Schüler Bibel und Katechismus, während die übrigen Bücher der Schule verblieben. Vollgeschriebene Hefte, Zeichnungen, sowie sonstige angefertigte Arbeiten wurden den Schülern ausgehändigt. Jedes Kind erhielt einen Abdruck der Reichsverfassung. Nach einer Ansprache des Lehrers wurden die Entlassungszeugnisse verteilt und die Schüler verabschie-

273 In dieser Phase wurden noch drei Häuser gebaut (heute in der Hesch 7, 11 und 20). - 117 -

(2) [1926] 99 deten sich vom Lehrer. Daran schlossen die diesjährigen Osterferien sich an, die mit Einrechnung des Tages des ewigen Gebetes274 14 Tage dauern werden. Calenborn, den 31. März 1926. Vonolfen, Lehrer.

274 Das Ewige Gebet hat in unserem Bistum eine lange Tradition. Erzbischof Johann Philipp von Walderdorff begründete sie 1756. Im Kreislauf eines Jahres wird die Anbetung Jesu Christi in der heiligen Eucharistie seitdem von Pfarrei zu Pfarrei weitergetragen. Damit verbunden ist der stellvertretende Gebetsdienst in den großen Anliegen der Weltkirche, des Bistums Trier und aller Menschen. (http://cms.museum-am-dom- trier.de/ bistum-trier/Integrale?SID=CRAWLER&MODULE=Frontend&ACTION=ViewPageView&PageView.PK=1&Document.PK=110149, 15.2.2016) — Es gibt verschiedene Formen des ewigen Gebets: [... 3.] Die Anbetung ist ununterbrochen, wird aber zeitlich auf Kirchen und Kapellen in einem Gebiet, zum Beispiel einer Diözese, einem Land oder auf der ganzen Welt verteilt. Viele Diözesen haben die ewige Anbetung über ein Jahr auf die Kirchengemeinden des Bistums verteilt. Jeder Gemeinde wird ein bestimmter Tag zugeteilt, an dem in einer Kirche das Allerheiligste ausgesetzt wird. Dabei werden die Gläubigen eingeladen, an bestimmten Gebetsstunden teilzunehmen. Ein solcher Tag des ewigen Gebets wird meist mit einem Hochamt begonnen und endet mit einer feierlichen Andacht am Abend. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ewige_Anbetung, 15.2.2016) - 118 -

100 [1926] (2)

Schuljahr 1926/27

Mittwoch, am 14. April 1926 begann das neue Schuljahr mit der Einschulung von 12 Neulingen, von denen die Hälfte nach Calenborn, die andere Hälfte nach Scheuern gehörte. Es waren 8 Knaben und 4 Mädchen. In der Scheuerner Hälfte waren 2 Paar Zwillinge. Mit ihnen waren die Väter oder Mütter erschienen, um sie zu begleiten, anzumelden und die nötigen Antworten auf die Fragen des Schulgesundheitsbogens dem Lehrer zu geben. Die seit dem 21. August 1919 bestehende Halbtagssschule, die seit 15. November 1924 ⅔tagsschule ist, bleibt bestehen, wegen Raummangel und zu großer Schülerzahl. Die gesamte Schülerzahl beträgt 65. Im Vorjahre war die höchste Besuchsziffer 72, die geringste 67. Die jetzigen 65 Kinder verteilen sich so: Calenborn: 48. Scheuern: 17. Knaben: 41. Mädchen: 24. 1 Schülerin ist ein Flüchtlingskind aus dem deutschen Lothringen275, 1 Schüler aus Dackscheid, Kreis Prüm und 1 Schülerin aus Schwirzheim, Kreis Prüm. Die übrigen 62 Kinder sind einheimisch. Im vergangenen Jahre war der höchste Prozentsatz der Versäumnisse 17,3% im Juni; damals herrschten hier die Masern. Der geringste mit 3,1% im April. Der Jahresprozentsatz be-

275 s. Anm. 106 - 119 -

(2) [1926] 101 trug 6,7 %.

Weißensonntag, den 11. April 1926 gingen 11 Kinder zum erstenmal zum Tische des Herrn in der Pfarrkirche in Roth. Die Vorbereitung lag in Händen des Herrn Pfarrers Etten in Roth. Calenborn, den 15. April 1926. Vonolfen, Lehrer.

Bis an 7 Wochen herrschte in Scheuern die Maul- und Klauenseuche276. Während dieser Zeit waren von 22 Gehöften 5 mit dieser Krankheit geplagt. Da die Seuche allmählich erlosch wurden am 16. April 1926 die Sperrmaßregeln durch den Herrn Landrat Liessem277 in Daun aufgehoben. In Calenborn war kein Gehöft von der Seuche ergriffen worden. Calenborn, den 17. April 1926. Vonolfen, Lehrer.

Im ganzen Reiche war in der Zeit vom 18. bis 25. April der Volksgesundheit besondere Aufmerksamkeit gewidmet und die Fragen der Gesundheitspflege in den Vordergrund des Gesamtinteresses gestellt. In hiesiger Schule kamen folgende Themen zur Besprechung: Montag, den 19. April: Von den einzelnen Räumen der Wohnung. Dienstag, den 20. April: Reinigen der Wohnungen. Mittwoch, den 21. April: Abhaltung und Vertilgung von Ungeziefer.

276 s. Anm. 268 277 August Liessem, Dauner Landrat von 1923 bis Juni 1933. (vgl. http://www.territorial.de/, Rheinprovinz, Daun, 25.02.2016) - 120 -

102 [1926] (2)

Donnerstag, den 22. April: Von unseren Betten. Freitag, den 23. April: Die Hygiene des täglichen Lebens. Samstag, den 24. April: Leibesübungen der Pflichtschuljahre. Calenborn, den 25. April 1926. Vonolfen, Lehrer.

Am 21. April 1926 kam ein Teil der bestellten Lehr- und Lernmittel an. Die Beschaffung nahm Herr Leyens aus Calenborn vor, der die Sachen von der Trierischen Lehrmittelanstalt F. V. Lintz in Trier bezog.

Die Fibel "Mein erstes Lesebuch" war hier 2 Jahre in Gebrauch. Da sie nicht mehr aufgelegt wird, hat die Regierung in Trier angeordnet probeweise folgende Fibel in Gebrauch zu nehmen: "Kinderheimat" Ein Lesebüchlein für kleine Leute mit vielen Bildern von Rich. Seewald. Herausgegeben von dem Katholischen Lehrerverband des deutschen Reiches und dem Verein katholischer deutscher Lehrerinnen. Druck und Verlag von L. Schwann in Düsseldorf.278 Diese Fibeln wurden durch das Bürgermeisteramt in Gerolstein geliefert. Die Bestände der alten Fibel dort abgegeben. Die Regierung in Trier schreibt unter dem 15. März 1926 II. E 74II "Die neue Fibel ist eine gute und methodische buchtechnische Leistung von bedeutend größerer Haltbarkeit als die alte Fibel. Wir machen noch darauf aufmerksam, daß Nr. 89 der Päd. Post279 vom 19. Dez. 1925 methodische Winke zum Gebrauch der Fibel "Kinderheimat" gibt."280 Calenborn, den 22. April 1926. Vonolfen, Lehrer.

278 Aus einem Antiquariatsangebot:

279 Padagogische Post: katholische Zeitschrift fur Erziehung und Bildung, Wissenschaft, Kunst, Politik; Hauptblatt der Zweigverbande des Katholischen Lehrerverbandes des Deutschen Reiches. 280 In der Zeitschriftennummer (Quelle: https://www.digizeitschriften.de/dms/toc/?PID=1003137911_04, 15.2.2016) beschäftigen sich acht Artikel mit der Fibel: Kinderheimat Valentin, ... 1173 Theoretische und praktische Einführung in die Fibel Ebel, Wilhelm 1174 ¬Das¬ Fingerlesen und die neue Fibel Koch, Franz Joseph 1179 Zu den Bildern der neuen Kinderheimat Seewald, Richard 1180 Richard Seewald und seine Fibelbilder Große, Wilhelm 1180 Verschiedene Urteile 1181 In der Kinderheimat Kiesgen, Laurenz 1181 ¬Die¬ neue Fibel "Kinderheimat" in kritischer Beleuchtung Ebel, Wilhelm 1182 Meine Erfahrungen mit den neuen Fibel "Kinderheimat" Stratmann, Julie 1184 - 121 -

(2) [1926] 103

Am 1. Mai 1926 fand in Gerolstein im Gasthof zur Post die 9. Arbeitsgemeinschaft des Kreises Daun statt. Tagesordnung. 1. Bekanntgabe von Verfügungen der Regierung durch Herrn Schulrat Paffrath. 2. "Die Waldschulen281, ihre Bedeutung, ihre Einrichtung mit besonderer Anwendung auf den Kreis Daun" Herr Lehrer Schöneberg in Waldkönigen282. 3. Gesang 4. "Die neuen Bestrebungen im Geschichtsunterricht – im Anschlusse an einen Stoffverteilungsplan." Herr Schulrat Paffrath in Daun. 5. "Das neuzeitliche Turnen im Anschluß an den im Auftrage der Regierung Trier von Herrn Oberturnlehrer Busch herausgegebenen Lehrplan" Herr Lehrer Jobelius in Daun283. 6. Herr Hauptlehrer Frank in Daun: "Die Kreislehrerbibliothek, ihre Einrichtung und ihre Verwaltung." Ausgabe des neuen Bücherverzeichnisses! Der Herr Schulrat gab noch folgendes bekannt: 1. ¼ Stunde vor Beginn des Unterrichtes die Aufsicht führen. 2. Bis zum 8. Mai sind Stundenpläne und die allgemeine Nachweisung einzusenden. 3. Das Kreisschulamt hat den Fernsprechanschluß Nr. 32. in Daun. Bei unbedingt plötzlichem Verlassen des Amtsortes durch Fernsprecher dem Kreisschulamt dies mitteilen. Ist es unmöglich den Anschluß zu erreichen, so den nächsten Nachbarkollegen bitten, täglich 3 Stunden in beiden Schulen zu unterrichten, und dies schriftlich dem Kreisschulamt mitteilen.

281 Das Modell der „Waldschule“ ist das Ergebnis einer ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Zusammenarbeit von Pädagogen und Medizinern. Es ging ursprünglich darum, eine Synthese von Gesundheitsfürsorge und Bildungshilfe für gesundheitlich gefährdete Kinder zu finden. Denn man hatte erkannt, dass für viele physisch schwache Kinder ein mehrwöchiger Kuraufenthalt in den Ferien – wie er seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Formen eingeführt worden war – zur dauerhaften Festigung der Gesundheit nicht ausreichte und diese Kinder zudem auch einer bildungsmäßigen Förderung bedurften, wofür bei den Aufenthalten in den Erholungsstätten nicht gesorgt war. [...] Die Kinder erhielten ihren Unterricht möglichst im Freien. Die Klassen umfassten nur 20 bis 25 Jungen und Mädchen statt der damals üblichen 40 bis 50. Die Unterrichtsstunden sollten eine Dauer von 30 Minuten nicht überschreiten. Der Lehrplan der Waldschule entsprach mit einigen Kürzungen dem der Volksschule. Im Sinne der Reformpädagogik wurde eine Individualisierung des Unterrichts angestrebt, das Prinzip der Selbsttätigkeit stark betont und die Grundsätze der Anschauung und der Lebensnähe realisiert. Nicht alle Klassen hatten gleichzeitig Unterricht. Kinder, die unterrichtsfrei waren, beschäftigten sich nach freier Wahl. Pädagogisch zweifelhafte „Erziehungsmittel“ wie die Prügelstrafe, aber auch schroffe Zurechtweisung, scharfer Spott und Sarkasmus, waren verpönt. (http://www.pedocs.de/volltexte/2010/3035/pdf/Ludwig_Harald_Ganztagsschule_und_Reformpaedagogik_D_A.pdf, 16.2.2016) 282 Walter Schönberg [!], *28.8.1898, kath. Endgülltig angestellt am 3.8.1926. Erste Lehrerprüfung am 31.3.1920 in Wittlich, zweite am 21.3.1924 in Waldkönigen. Seit 1.5.1930 in Orscholz, Kreis Saarburg. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0279.jpg, 28.7.2016) 283 Philipp Jobelius, *30.10.1891, kath. Endgültig angestellt 1.1.1916. Erste Lehrerprüfung 15.8.1912 in Wittlich, zweite am 16.12.1915 in Daun. Seit 1.8.1912 an der mehrklassigen Volksschule Daun, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0721.jpg, 27.7.2016). Im Jahre 1926 fungiert er als Schatzmeister der Ortsgruppe Daun des Eifelvereins mit 105 Mitgliedern. (Eifelvereinsblatt 1926, S. 115; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227417, 20.9.2016) - 122 -

104 [1926] (2)

4. Sütterlinschrift; nach der Schönheitsschrift zur Kunstschrift übergehen. Alle Monate 1 Aufsatz. Jede Woche 1 Übungsdiktat in fortlaufender Nummer. Ab und zu ein Prüfungsdiktat, etwa alle 3 Monate; vielleicht ein Kreisdiktat. 5. Lehrmittel. Ein Formular ist in Druck. Es besteht in 3facher Ausführung a) in der Schule, b) auf dem Bürgermeisteramt c) auf dem Kreisschulamt. Es ist als Beschaffungsplan gedacht. 6. Reinlichkeit, in- und außerhalb der Schule. 7. Warnung vor dem Autoverkehr! Warnungstafeln; Niederschriften. 8. Schultechnische Bücher der Fortbildungsschule284 führen! 9. Bis 20. Mai über Einrichtung von Waldschulen285 berichten. 10. Eine neue 8farbige Kreiskarte ist in Arbeit. 11. Krüppelmeldung; blinde, taubstumme Kinder. 12. Kein Urlaub zum Viehhüten. Calenborn, den 2. Mai 1926. Vonolfen, Lehrer.

Am 8. Mai 1926 fand in Gerolstein die 4. Arbeitssitzung statt. Schifferings: Kuh, Vögel, Heye. Reetz: Besprechung der Reichsjugendwettkämpfe Calenborn, den 9. Mai 1926. Vonolfen, Lehrer.

284 entspricht der heutigen Berufsschule. Vgl. Die Fortbildungsschule an sich existiert bekanntlich seit Jahrzehnten. Durch die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes von 1860 sind die Unternehmer und Lehrherren von Arbeitern unter 18 Jahren verpflichtet, diesen Zeit zu ihrem Besuche zu geben. Die Novelle von 1891 hat den Gemeinden das Recht gegeben, ihren Besuch zu erzwingen. Sie waren als geistige Waffe gegen den „Umsturz“ gedacht. (http://www.tologo.de/die-schule/die-fortbildungsschule/, 1.1.2016 [eine schulkritische Webseite]) — Die Wurzeln des berufsbildenden Schulwesens lassen sich bis in das vergangene Jahrhundert verfolgen. In Lissingen und Gillenfeld befanden sich seit 1865 bzw. 1862 landwirtschaftliche Fortbildungsschulen, weitere folgten u.a. in Daun, Hillesheim und . Schon vor dem ersten Weltkrieg gab es im Kreis Daun drei gewerbliche Fortbildungsschulen (nach 1920 Berufsschulen genannt). Bis zum Jahre 1937 waren Jünkerath, Daun und Gerolstein die Standorte der gewerblichen Berufsschule und die jeweiligen Gemeinden die Träger der Schule. In Jünkerath und Gerolstein fand in einem Saal der Volksschule und in Daun im Saal der Landwirtschaftsschule der Unterricht statt. Für die Jugendlichen, die eine Ausbildungsstelle hatten, war der Unterricht verbindlich. Die anderen besuchten den Unterricht freiwillig oder nahmen mehr oder weniger regelmäßig an den Unterrichtsveranstaltungen der landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen teil. (http://www.bbs-gerolstein.de/BBS- Gerolstein/index.php/2-uncategorised/28-chronik-bis-1937, 1.1.2016) — Die Idee wurde auch hierzulande schon früh aufgegriffen, denn Im Kreistag stand 1876 das Thema der Fortbildungsschulen zur Debatte, die als »fördernswert« anerkannt wurden. (http://www.heimatjahrbuch- vulkaneifel.de/VT/hjb1982/hjb1982.61.htm, 13.2.2016) 285 s.o. Anm. 281 - 123 -

(2) [1926] 105

In Scheuern bestand noch nie eine Gastwirtschaft. Wohl hatte Familie Klein dort das Recht, Wander[er]n, Reisenden u.s.w. Getränke auszuschänken. Da durch Scheuern die Straße Büdesheim – Oberbettingen führt, die Prüm und Hillesheim verbindet, so waren häufig Nachfragen nach Essen, Trank und Nachtlager. Dann mußte man diese Leute nach hier verweisen, oder sie mußten bis Büdesheim oder Oberbettingen weitergehen, ehe sie ihre Bedürfnisse befriedigen konnten. Da nach und nach die Mitglieder der Familie Klein starben, so befaßten sich die Überlebenden immer weniger mit Ausübung ihres oben genannten Rechtes. Deswegen bekam Herr Josef Juchems in Scheuern das Recht das Gastwirtsgewerbe auszu üben. Er baute sich voriges Jahr ein großes Haus nach Calenborn zu an der Straße.286 Am gestrigen Tage wurde die Wirtschaft durch Konzert und Tanz der Müllenborner Musikkapelle eröffnet. Calenborn, den 10. Mai 1926. Vonolfen, Lehrer.

Am 12. Mai 1926 wurden hier 7 Kinder wieder geimpft. Impfarzt war hier Herr Dr. Lehnen, Sohn aus Gerolstein, nachdem lange Jahre vorher stets Hr. Dr. Lehnen, Vater aus Gerolstein die Impfung vornahm. In 8 Tagen wird die Nachschau sein. Calenborn, den 13. Mai 1926. Vonolfen, Lehrer.

286 Auf einer historischen Postkarte von Scheuern (vor 1930) ist die Gaststätte abgebildet: - 124 -

106 [1926] (2)

Am 20. Mai 1926 fanden auf dem Sportplatz Lehmen bei Gerolstein die diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe statt, begünstigt von schönstem Maiwetter. Wir gingen mit der Schule von Roth dahin. Es kamen noch die Schulen von Gerolstein, Büscheich, Lissingen und Müllenborn. Die Wettkämpfe bestanden, nur für Knaben über 10 Jahre, im 100 m Wettlauf, Weitsprung und Schlagballweitwurf. Mit Gesang marschierten die einzelnen Schulen nach ihren Orten ab. Die einzelnen Lehrpersonen untereinander übten das Amt der Schiedsrichter aus. Die Ergebnisse leitete Herr Lehrer Reetz an das Kreisschulamt nach Daun weiter. Calenborn, den 21. Mai 1926. Vonolfen, Lehrer.

Am 5. Juni 1926 fand in Gerolstein die 5. Arbeitssitzung statt: Zur Darbietung kamen: Reetz: 1. Untersuchung von Wasser auf Salpetersäuren. 2. Darstellung von Kohlenstoff. 3. Entwickelung von Kohlensäure. Calenborn, den 6. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

Samstag, am 26. Juni 1926287 fand in Gerolstein auf dem oberen Schulhof die 6. Arbeitsversammlung in Turnen statt. Herr Lehrer Jobelius von Daun, der kürzlich an einem Turnkursus in Spandau288 teilgenommen hat, unterwies die Lehrerschaft in neuzeitlichem Turnen. Calenborn, den 20. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

287 Die Datierung dürfte falsch sein: Einerseits wäre der Eintrag bereits sechs Tage vor dem Ereignis erfolgt, andererseits ist für den 26. (unten S. 109) eine Tagung in Daun mit Herrn Jobelius als Vorturner eingetragen. 288 Die "Preußische Hochschule für Leibesübungen (Landesturnanstalt) in Spandau" (Radelandstraße 59) hatte im April 1925 den Lehrbetrieb "zur Ausbildung als Turn- und Sportlehrer (-lehrerin)" aufgenommen. (vgl. http://www.digizeitschriften.de/dms/img/? PPN=ZDB985843438_0066&DMDID=DMDLOG_0471, 16.2.2016) - 125 -

(2) [1926] 107

Sonntag, am 20. Juni 1926 fand der im Volksbegehren verlangte Entwurf eines Gesetzes über Enteignung der Fürstenvermögen durch Volksentscheid statt.289 Ergebnis für Calenborn: Stimmberechtigte 129 Stimmen 21. 19 Stimmen ja 2 " ungültig Prozentsatz der Ja-Stimmen: 14,7%.290 In Scheuern waren 64 Personen stimmberechtigt. Es fand keine Stimmabgabe statt. Die R.V.291 berichtet heute: "W.T.B Berlin, 21. Juni 1926. (Drahtber.) Bei einer Gesamtzahl von 39.678.848 der Stimmberechtigten wurden insgesamt 15.584.821 Stimmen abgegeben. Davon waren 559.370 ungültig, 15.025.451 gültig. Mit Ja stimmten 14.440.779 und mit nein 584.672. Aus dem vorläufigen amtlichen Gesamtergebnis ergibt sich, daß beim Volksentscheid 36,3 der Stimmberechtigten mit Ja gestimmt haben." Mithin ist die entschädigungslose Fürstenenteignung abgelehnt. Calenborn, den 21. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

In der vorigen Woche wurden dem Schüler Matthias Weber von hier in Bonn die Mandeln herausgeschnitten. Die Kosten trug das Reichswohlfahrtsamt in Daun. Calenborn, den 22. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

Heute fand im Jugendheim in Roth der Abschluß eines achtwöchigen Kochkursus für Mädchen statt.292 Der Lehrgang wurde von Frl. Roden theo-

289 Im Streit um die Fürstenenteignung in der Weimarer Republik ging es um die Frage, was mit dem Vermögen der deutschen Fürstenhäuser geschehen solle, die im Zuge der Novemberrevolution politisch entmachtet worden waren. Diese Auseinandersetzungen begannen bereits in den Revolutionsmonaten. Sie dauerten in den Folgejahren als Vertragsverhandlungen bzw. Gerichtsverfahren zwischen einzelnen Fürstenhäusern und den jeweiligen Ländern des Deutschen Reiches an. Höhepunkte des Konflikts waren in der ersten Hälfte des Jahres 1926 ein erfolgreiches Volksbegehren und nachfolgend ein gescheiterter Volksentscheid zur entschädigungslosen Enteignung. Das Volksbegehren war von der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) initiiert worden. Zögerlich schloss sich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) an. Nicht nur Wähler der KPD und der SPD befürworteten die entschädigungslose Enteignung. Auch viele Anhänger der Deutschen Zentrumspartei (Zentrum) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bejahten sie. In bestimmten Regionen Deutschlands unterstützten auch Wähler konservativ-nationaler Parteien diese Gesetzesinitiative. Adelsverbände, die Kirchen der zwei großen Konfessionen, großagrarische und industrielle Interessenverbände sowie die Parteien und Verbände des politisch rechten Lagers traten für die Fürsten ein. Sie sorgten durch Boykottaufrufe schließlich für den Misserfolg des Volksentscheids. An die Stelle der entschädigungslosen Enteignung traten individuelle Abfindungsverträge. Sie regelten die Verteilung der Vermögensmassen zwischen den jeweiligen Ländern und den ehemals herrschenden Fürstenhäusern. (https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenenteignung, 1.1.2016) 290 Bezogen auf die Gesamtzahl der Stimmberechtigten. Die Boykottaufrufe (insbesondere der Kirche) zeigen ihre Wirkung. In Scheuern nimmt kein einziger an der Abstimmung teil. 291 Rheinische Volkszeitung 292 Diese Kurse waren zeittypisch. So berichtet das Heimatjahrbuch Landkreis Vulkaneifel 2016 von einem Haushaltungskursus in Weidenbach, der im Jahre 1925 von der 'Kreiswanderhaushaltungsschule des Kreises Daun' durchgeführte wurde, die Teilnahme daran war nahezu für alle heiratsfähigen Mädchen damals Brauch. (Stolz, Günter: Fräulein Nospers Rezeptesammlung, a.a.O. S. 165.) Zum Gedächtnis an die Gründung der ersten rheinischen Wanderhaushaltungsschulen vor 25 Jahren [rückgerechnet 1902] - sie war angeregt worden vom Euskirchener Landrat Kaufmann - ist im Eifelvereinsblatt 1927, S. 87f (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227582, 21.9.2016) ein Beitrag "Erinnerungen einer Wanderhaushaltungslehrerin in der Eifel" eingerückt von der ersten, aus Baden kommenden und namenlos bleibenden, Lehrerin dieser Schulform, die fünf Jahre lang in den Kreisen Malmedy und Prüm tätig war. Die Einführung im Kreise Daun ließ noch Jahre auf sich warten. - 126 -

108 [1926] (2) retisch und praktisch geleitet. Von Calenborn waren es 7. und von Scheuern 3. die übrigen Teilnehmerinnenen waren von Roth und Müllenborn. Die tägliche Unterweisung dauerte von 9 – 4 Uhr. Der Abschluß gestaltete sich recht festlich. Als geladene Gäste waren erschienen Herr Landrat Liessem von Daun, Herr Pfarrer Etten von Roth, Frl. Kreisfürsorgerin Klöppel aus Gerolstein, die 3 Lehrer der Pfarrei, die Gemeindevorsteher von Calenborn und Roth, sowie die Eltern der Schülerinnen, im ganzen 33 Personen. Die Festtafel war in Hufeisenform gestellt, weiß gedeckt und mit Rosengewinden und Blumenkörbchen verziert. Zuerst hielt Frl. Roden eine wohl gelungene Unterrichtsprobe, worauf Kaffee, Kuchen, Torten und sonstiges Gebäck gereicht wurden. Die Sachen schmeckten vorzüglich u. beweisen, daß die Schülerinnen in der kurzen Zeit viel gelernt hatten. Den Dank sprach Herr Landrat aus. Sonstige Ansprachen hielten Herr Pastor und Frl. Kloeppel. Mit Gesang war die Feier umrahmt; Chor- und Einzelgesänge, sowie gemeinschaftliche Lieder wechselten ab. Auch Theaterstückchen, sowie ein Schnitterinnen- und Besenreigen fanden viel Beifall. Der letzte Kursus fand in Oberbettingen statt. Der nächste soll im August in Lissingen eröffnet werden. Frl. Roden hatte an hiesiger Schule vom 1. bis 31. Mai 1919 die Vertretung.293 Calenborn, den 22. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

293 s. ihre Einträge in Schulchronik 1, S. 1. - 127 -

(2) [1926] 109

Am Samstag, den 26. Juni 1926 fand in Daun im Hotel Schramm die 10. Arbeitsgemeinschaft – im Zeichen des Deutschunterrichts – um 12 Uhr mittags statt. Tagesordnung: 1. Turnvorführung der Knaben-Oberklasse Daun durch Herrn Lehrer Jobelius in Daun. 2. "Die Kinderheimat"294 Ref. Herr Rektor Ebel in Dortmund. 3. "Das neue Lesewerk" – "Jugendschriften". Herr Schulrat Antz295 in Andernach. 4. Rechnungsprüfung. Der Herr Kreisschulrat gab noch folgendes bekannt: 1. Bei dienstlichen Antworten die Tagebuchnummer angeben: Betrifft Tagebuchnummer vom .... (Datum). 2. Veränderungen des Stundenplanes sind dem Kreisschulamt mitzuteilen. 3. Bei Vertretungen muß der Stundenplan angezeigt werden. 4. Der Ausflug muß 3 – 4 Tage vorher angezeigt werden. 5. Die Heuferien sind auf einer Postkarte anzuzeigen. 6. Die Unterbrechung der Heuferien ist anzuzeigen.296 7. Warnung vor dem Autoverkehr immer wieder den Schülern einzuschärfen. 8. Der Überlandzentrale297 ist Vorsicht am Platze. 9. Die Schulsparkasse pflegen! 10. Zur Schulgesundheitspflege sind alle Schüler zu wiegen und messen.

294 s. S. 102 in diesem 2. Band 295 August Antz (1881-1959), Rektor, Ehrenbürger von Ehrang (http://www.rlb.de/rpbgooi/sn780000/sn784000/sn784060/sn784060_$.htm, 26.7.2016) 296 s. entsprechendes Zitat in Anm. 130 297 Elektrizität! - 128 -

110 [1926] (2)

11. Jede Schule erarbeite sich eine eigene Dialektsammlung. Calenborn, den 27. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

Die Ortsgruppe Müllenborn des Eifelvereins298 hat in diesem Jahre sich sehr bemüht den Kurgästen den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Ein "Führer durch Müllenborn und Umgebung" harrt noch des Druckes. 25 Sitzbänke wurden an lauschigen Wald- und Ausblickplätzchen rechts und links der Oos aufgestellt. Spazierwege wurden durch farbige Zeichen gekennzeichnet. 3 führen auf Waldpfaden nach Calenborn, 1 nach Roth mit 2 Ringwegen zur Eishöhle, Mühlstein- und Drachenhöhle, und dann auf anderem Wege nach Müllenborn zurück. Zur Ooser Nase 580 m auf dem rechten Oosufer zwischen den Orten Müllenborn und Oos führen mehrere nähere und entferntere Zugangswege. Auf der "Nase" gibt es einige Ringwege, mit größerem und kleinerem Durchmesser. Mögen diese Bemühungen dazu beitragen, recht viele Fremde ins Oostal und seine herrliche Umgebung zu locken! Calenborn, den 28. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

Die Eifelzeitung bringt in Nr. 145 vom Donnerstag, den 26. Juni 1926 die Folge der Landräte des Kreises Daun, wie folgt:

298 Ein ausführlicher Tätigkeitsbericht der O.G. Müllenborn ist im Eifelvereinsblatt ein halbes Jahr später abgedruckt (1927, S. 32; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227523, 21.9.2016 - die Seitenzahl "23" dort ist ein Zahlendreher) und deckt sich weitgehend mit der Schilderung des Kalenborner Lehrers. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 30 Bänke aufgestellt; weitere Vorhaben: Fassung der Mineralquelle, Anstrich der Kapelle. - 129 -

(2) [1926] 111

Der Kreis Daun wurde seit Einführung der preußischen Regierung, dem 12. April 1816, von folgenden Landräten geleitet299: 1. Avenarius von 1817 – 1839. Ihm folgte im Dienste 2. v. Selasinski von 1839 – 1851. Sodann übernahm 3. Landrat W. Aschenborn die landrätlichen Geschäfte bis zu seinem Tode im Jahre 1865. Ihm folgte 4. Landrat Förster, der bis nach der Beendigung des Krieges 1870/71 in der Eifel blieb. Die folgenden Herren hielten sich ebenfalls nicht lange im Kreise Daun auf. 5. Landrat Eich bis 1876 und 6. Landrat Dr. Rintelen bis 1881. 7. Dr. Gehle bis 1885 und 8. Landrat Graf von Brühl300 bis 1889. Ihm folgte 9. Landrat v. Ehrenberg301, der den Kreis Daun 18 Jahre leitete, von 1889 bis 1907. Als sein Nachfolger kam 10. Landrat Weismüller302 nach hier, der im Jahre 1922 durch die französische Besatzungsbehörde seines Amtes enthoben wurde. Ihm folgte 11. Regierungsassessor Dr. Varain303 aus Trier, der jedoch nach einiger Zeit, Mitte Januar 1923 ausgewiesen wurde. Nach dem Interregnum der separatistischen Zeit304 sandte die Regierung am 18. August 1924 den Regierungsrat 12. Liessem, der seither die Verwaltung des Kreises führt. Calenborn, den 29. Juni 1926. Vonolfen, Lehrer.

299 Ein Ausschnitt dieser Liste (enthaltend die Namen 1 - 10) steht ähnlich schon auf S. 16 in diesem zweiten Band. Zu den Landräten 1 -7 sind dort schon Anmerkungen eingefügt. 300 Franz Graf von Brühl (* 1. November 1852 auf Schloss Pförten, Kreis Sorau, Regierungsbezirk Frankfurt; † 10. Januar 1928 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Verwaltungsjurist. 1885 wurde er zunächst wieder kommissarisch zum Landrat des Kreises Daun im Regierungsbezirk Trier berufen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Br%C3%Bchl, 25.02.2015) 301 Herr von Ehrenberg stammte aus Hohenzollern und war in seiner 18jährigen Tätigkeit als Landrat im Kreise Daun wohl die stärkste Führungspersönlichkeit des vergangenen Jahrhunderts. Sein Wirken umschloß fast alle Gebiete des Lebens. Bei der älteren Generation steht er heute noch in bester Erinnerung. Dauns Stadtrat ehrte ihn durch die Benennung einer Straße, die seinen Namen trägt. (http://www.jahrbuch- daun.de/ 1983, S. 191-196) 302 Landrat Weismüller, von Geburt Bauernsohn, widmete sich in besonderer Weise der Hebung der Landwirtschaft. (http://www.jahrbuch-daun.de/ 1983, S. 191-196) 303 Adolf Varain (* 26. November 1888 in Trier; † 21. August 1967 in Köln) war ein preußischer Offizier, Landrat und Regierungspräsident. 1923 wurde er während der Ruhrbesetzung wie viele Beamte vom französischen Militär aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen, dann verhaftet und von einem Kriegsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung wurde er 1924 zum Landrat des Landkreises Verden an der Aller ernannt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Varain, 5.11.2016) 304 Unter „Separatismus“ versteht man den Versuch, in den Jahren 1919-1924 die Rheinlande von Deutschland abzutrennen und sie als „Rheinische Republik“ Frankreich oder Belgien einzugliedern. In Aachen und auch in vielen linksrheinischen Städten kam es zu Putschversuchen. In Koblenz bildete sich eine „vorläufige“ Separatistenregierung der „Rheinischen Republik“ unter A. Dorten und J. Matthes, die von dem französischen Oberkommissar anerkannt wurde. (Masson, Rolf: Erlebnisse eines Landarztes. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 2011, S. 237) – [August 1923] in Gerolstein und Hillesheim bildeten sich Ortsgruppen der Rheinisch-Republikanischen Volkspartei […] überlegten zahlreiche Einwohner des linksrheinischen Gebiets, ob nicht ein rheinischer Staat helfen könne, die Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich beizulegen [...]. Diese Gedanken gewannen an Bedeutung, daß die Reichsregierung Überlegungen traf, die besetzten Rheinlande Frankreich für eine Übergangsphase zu überlassen und während dieser Zeit die Reichsmark zu sanieren. Man hoffte außerdem, Frankreich würde sich an den Rheinlanden übernehmen und diese dann freiwillig wieder zurückgeben. Diese sogenannte »Versackung« des Rheinlandes wurde insbesondere in Zentrumskreisen zum Anlaß genommen, einen Rheinstaat für eine Übergangsphase zu schaffen und so einer direkten Angliederung an Frankreich zu entgehen. (Reimer, Klaus: Die Separatistenherrschaft. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1983, S. 196-198.) - In , Daun, Gerolstein, Gillenfeld, Heyroth, Hillesheim, Jünkerath und hat es separatistische Bewegungen gegeben; in einigen dieser Orte wurde die Rheinische Republik ausgerufen. (Dreesen, Josef: Der Kreis Daun im Dritten Reich. Meckenheim: Warlich 1990. S. 27) - Die Bewegung griff noch weiter um sich, obwohl sie in der Masse der Eifelbevölkerung keinen Rückhalt fand. Trotzdem wurden auch noch die Städte Bitburg, Prüm, Wittlich, Gerolstein und Daun besetzt. (Sittig, Hans Jürgen: Die eindrucksvolle Geschichte der Eifel. Rheinbach: Regionalia Verlag 2013 (22015), S. 243) – 23.10.1923: Angehörige der Zentrumspartei im Kreis Daun und Vertreter der separatistischen Gruppen trafen sich [...] im Hotel »Schramm« in Daun zu Gesprächen und überreichten wenig später dem Kreisdelegierten Remy eine Erklärung mit folgendem Wortlaut »Die Unterzeichneten, als Vertreter aus allen Schichten der Bevölkerung des Kreises Daun, gestatten sich ergebens, durch Überreichung dieses Schriftstückes den überwiegenden Wunsch der Einwohnerschaft dieses Kreises zum Ausdruck zu bringen, einen Rheinischen Freistaat zu gründen. Der Wille des Volkes geht dahin, frei zu sein, seine eigene Verfassung und Verwaltung zu haben. Wir bitten den Herrn Kreis-Delegierten höflichst, diesen Volkswillen dem Vorsitzenden der Hohen Interalliierten Rheinlandkommission, Herrn Tirard, zu übermitteln.« (Schöning, Erwin: Die wenigen Tage einer „Rheinischen Republik“. Passiver Widerstand und Separatismus im Kreis Daun. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 2000, S. 211 – 214). - [6.12.1923] putschte der Bürgermeisterrat von Gerolstein gegen die Rheinische Republik und setzte den separatistischen Bürgermeisterverwalter [Hopmann] ab. (Dreesen, a.a.O. S. 29) - Mit der Selbstauflösung der „Regierung der Rheinischen Republik“ endete […] das Kapitel eines von Deutschland losgelösten Rheinlandes. (Sittig, a.a.O. S. 244) - 130 -

112 [1926] (2)

Samstag, den 25. Juli fand zum vierten Male die Wahl des Elternbeirates statt. Da nur ein Wahlvorschlag eingegangen war, so erübrigte sich eine Wahl. Gewählt sind: 1. Nik. Michels, Landwirt in Calenborn. 2. Barb. Diederichs, Ehefrau in Calenborn. 3. Heinrich Leuwer, Landwirt in Calenborn. 4. Johann Berens, Landwirt in Scheuern. 5. Paul Linden, Landwirt in Scheuern. Der Vorsitzende ist Heinr. Leuwer; der Schriftführer Nik. Michels; der Beisitzer Joh. Berens. Siehe auch Amtliches Schulblatt vom 15. Jahrgang. Nr. 12., vom 17. Jahrgang Nr. 10. Die nächste Wahl des Elternbeirates findet voraussichtlich 1928 statt. Calenborn, den 26. Juli 1926. Vonolfen, Lehrer.

Montag, den 2. August 1926 machte die hiesige Schule einen Ausflug mit der Schule Steffeln. Über Roth gingen wir durch den Wald und hielten Mittagsrast. Auf der Bewinger Höhe trafen wir die Schulen von Bolsdorf und Niederbettingen. Zusammen gingen wir nun zu den Gerolsteiner Felsenspielen, wo wir etwa mit 1500 Kindern der Kreise Daun und Prüm, sowie anderer Kreise die Freilichtbühne besuchten. Gegeben wurde: Parzival Schauspiel in 3 Teilen nach Wolfram v. Eschenbach, verfaßt für die Freilichtbühne in Gerolstein (Eifel) von Seb. Wieser.305 Bei herrlichem Wetter ging das herrliche Spiel vorüber. Überwältigend war der Anblick und die Opfer-

305 Trier: Paulinus-Druckerei 1926, 83 Seiten (https://books.google.de/books/about/Parzival.html?id=i9wVHQAACAAJ&redir_esc=y) - 131 -

(2) [1926] 113 szene des Graltempels. Die Gesamtspielleitung hatte Kaplan E. Freichel. Wir kehrten auf demselben Wege zurück und waren 7½ Uhr zurück. Die entstandenen Kosten betrugen für jedes Kind 50 Pfg; im übrigen war Rucksackverpflegung. Calenborn, den 3. August 1926. Vonolfen, Lehrer.

In den Nachkriegswochen ging die deutsche Reichsfahne der hiesigen Schule verloren. Man sagt, sie hätte den durchziehenden Truppen als Fußlappen gedient. Bis heute war also die Schule ohne Flagge, was sich bei feierlichen Anlässen störend bemerkbar machte. Durch das Bürgermeisteramt in Gerolstein wurde heute ein neues Fahnentuch geliefert in den Reichsfarben schwarz-rot-gold.306 Es ist 2,50 m lang. Die Fahnenstange wurde durch den hiesigen Ortsvorsteher besorgt. Am kommenden Mittwoch, den 11. August soll die neue Fahne zum ersten Male wehen, aus Anlaß der Verfassungsfeier307. Das Tuch wird im Schrank aufbewahrt, während die Stange ihren Platz auf dem Speicher hat. Die Fahne ist inventarisiert unter A Nr. 1. vom 8. August 1926. Calenborn, den 9. August 1926. Vonolfen, Lehrer.

Mittwoch, am 11. August 1926 fand aus Anlaß der vor 7 Jahren erfolgten Verfassung eine Feier statt. Es wurden Lieder gesungen und der Lehrer hielt eine Ansprache. Das Schulhaus war in den Reichsfarben geflaggt. Calenborn, den 12. August 1926. Vonolfen, Lehrer.

306 Die Flaggenfarben spielen in dieser Chronik in mehreren Einträgen der Folgejahre eine (teils verwirrende) Rolle. Daher seien an diese Stelle zwei übergreifende Zitate dazu gestellt: 1. Mit dem Wechsel von Schwarz-Weiß-Rot des Kaiserreiches zu Schwarz-Rot-Gold in der Weimarer Republik kam es zu ständigen Diskussionen über die deutschen Nationalfarben. Der Streit führte neben parlamentarischen und öffentlichen Diskussionen sogar zu Straßenkämpfen zwischen den gegnerischen Lagern. Die Monarchisten und Nationalsozialisten favorisierten die Wiedereinführung der alten Flagge und verspotteten die neue Flagge als „Schwarz-Rot-Mostrich/Senf“. Die Gegner der Kaiserfarben antworteten mit „Schwarzweißrot, Männeken ist tot, Schwarzrotgold, die Jungfrau, die ist hold.“ Im Jahr 1926 scheiterte das Kabinett Luther II sogar am Flaggenstreit. Luther ordnete am 5. Mai 1926 an, dass die gesandtschaftlichen und konsularischen Behörden des Reiches im außereuropäischen Ausland in Zukunft die schwarz-rot- goldene Nationalflagge und die schwarz-weiß-rote Handelsflagge (mit dem schwarz-rot-goldenen Obereck) nebeneinander setzen sollten. In den darauf folgenden hitzigen Debatten sowohl in der Öffentlichkeit als auch am 12. Mai 1926 im Reichstag wurde Luther schließlich gestürzt. Der Streit eskalierte an Häuserbeflaggungen vor der Reichstagswahl am 6. November 1932. Sein Ende fand er mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der vorläufigen Wiedereinführung von Schwarz-Weiß-Rot als Nationalflagge Deutschlands. (https://de.wikipedia.org/wiki/Flaggenstreit#Weimarer_Republik, 15.2.2016) 2. Die Nationalfarben Deutschlands. Das bis 1806 bestehende "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" kannte keine Nationalfarben, da die Voraussetzung dafür, die Staatseinheit, fehlte. Als kaiserliche Farbe galt Schwarz-Gelb, die in Österreich bis 1918 geführt wurde. In Deutschland trugen die Burschenschaften nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon, denen vor allem in Jena viele Lützower Jäger angehörten, ihre schwarz eingefärbten Uniformen mit den roten Vorschößen und goldenen Knöpfen weiter. Daraus entstand die Fahne der Jenaer Burschenschaft mit Schwarz-Rot-Gold, die sie auf 1817 auf dem Wartburgfest durchsetzten mit der (unrichtigen) Behauptung, dies seien die aus dem alten Reichswappen ermittelten Deutschen Farben. Beim Hambacher Fest 1832 war dann Schwarz-Rot-Gold bereits etabliert. 1848 erklärte der Bundestag mit demselben unrichtigen Hinweis auf das angebliche alte Reichspannier Schwarz-Rot-Gold zu den Bundesfarben. Der Norddeutsche Bund wurde durch eine neue, aus den Farben Preußens (Schwarz-Weiß) und der Hansestädte (Weiß und Rot) abgeleitete Trikolore (Schwarz-Weiß-Rot) versinnbildlicht, die 1871 auf das neugegründete Deutsche Reich übertragen (Art. 55 der Reichsverfassung) und 1892 offiziell zur Nationalflagge erklärt wurden, während in Österreich-Ungarn weiterhin Schwarz-Rot-Gold als die deutschen Farben galten. Die Reichs- und Nationalfarben der Weimarer Republik zwischen 1918 und 1933 waren Schwarz-Rot-Gold, die Wiedereinführung der schwarz-weiß- roten Flagge durch die Nationalsozialisten wurde durch das Reichsflaggengesetz 1935 wieder aufgehoben, indem die Hakenkreuzflagge zur alleinigen Nationalflagge bestimmt wurde. Nach 1949 wurde Schwarz-Rot-Gold von beiden deutschen Teilstaaten als Deutsche Farben angenommen. (http://www.preussenchronik.de/begriff_jsp/key=begriff_deutsche+farben.html, 25.1.2016) Ein taktisches Spiel mit den Flaggenfarben trieb der preußische Konig Friedrich Wilhelm IV. während der Märzrrevolution 1848, als nach der blutigen Niederschlagung des Berliner Barrikadenaufstands die "Märzgefallenen" aufgebahrt wurden: Der König sah sich gezwungen, den getöteten Revolutionären seine Achtung zu erweisen. Er verneigte sich am 19. März vor den aufgebahrten „Märzgefallenen“, bevor sie am 22. März auf dem bis heute so genannten „Friedhof der Märzgefallenen“ beerdigt wurden. Am 21. März ritt er mit einer Binde in den Farben der Revolution Schwarz-Rot-Gold und einem Gardisten, der eine Fahne in den gleichen Farben trug, durch Berlin und drückte in mehreren spontanen Reden vor dem jubelnden Volk seine Unterstützung für die nationalen Anliegen aus. Am Abend wurde die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Gerüst der Schlosskuppel angebracht. In einer Proklamation verlautete der König: „Ich habe heute die alten deutschen Farben angenommen und Mich und Mein Volk unter das ehrwürdige Banner des deutschen Reiches gestellt. Preußen geht fortan in Deutschland auf.“ Am Tag darauf schrieb er insgeheim seinem Bruder, dem Prinzen Wilhelm: „Die Reichsfarben musste ich gestern freiwillig aufstecken, um Alles zu retten. Ist der Wurf gelungen …, so lege ich sie wieder ab!“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Revolution_1848/1849#Preu.C3.9Fen, 17.7.2016) 307 s. Anm. 123 - 132 -

114 [1926] (2)

Vertretung. In der Nacht vom 2. zum 3. Sept. starb die Gattin des Herrn Lehrers Vonolfen an Herzlähmung im Wöchnerinnenheim zu Trier, nachdem sie tags zuvor einem starken Mädchen das Leben geschenkt hatte. Die Beerdigung fand am 6. Sept. auf dem Friedhof in Trier statt. Von Calenborn nahmen viele Leute an der Beerdigung teil. Das Mitleid u. die Teilnahme der Bevölkerung an dem schweren Leid, das den Lehrer getroffen hatte, war allgemein. Vom Kreisschulamt wurde Herr Vonolfen bis zu den Herbstferien beurlaubt.308 Die Vertretung übernahmen am 6. 7. u. 8. Sept. Herr Lehrer Karls aus Niederbettingen und ab 9. Sept. Lehrer Loch aus Müllenborn. Es wurde abwechselnd in Müllenborn u. Calenborn an Halbtagen Unterricht erteilt. Loch, Lehrer in Müllenborn.

Am 6. September 1926. verließ Herr Joh. Cossmann von Scheuern seinen Wohnsitz, um nach Nordamerika auszuwandern. Herr Cossmann ist 34 Jahre alt und ledig; er ist wohlbehalten in der Neuen Welt angekommen.

Mit dem 1. November 1926 bin ich in den Schulverband Beilingen, Kreis Bitburg, von der Regierung in Trier berufen. Seit 1. April 1913, also 13½ Jahr war ich hier tätig. Calenborn, den 31. Oktober 1926. Vonolfen, Lehrer.

308 Diese Beurlaubung erklärt, warum Lehrer Vonolfen am 4.9.1926 nicht an der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Lehrerschaft des Kreises Daun zum Thema Heimatforschung und Heimatpflege im Gasthof Schramm in Daun teilnehmen konnte. Themen waren u.a. das Rheinische Wörterbuch (Prof. Dr. Müller), das Volkslied (Lehrer Pesch vom Heimatmuseum Zülpich), das Heimatbuch (Lehrer Blasius aus Mückeln), Flurnamen (Lehrer Peters aus Oberstadtfeld) (vgl. Zender: Heimatpflege im Eifelland. (Eifelschule und Eifelverein.) In: Eifelvereinsblatt 1926, S. 126; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227428, 20.9.2016 - 133 -

(2) [1926] 115

Seit dem 1. Nov. 26. bin ich mit der Verwaltung der hiesigen Stelle beauftragt. Interesse für die Schule war nicht vorhanden309, wahrscheinlich aus prinzipieller Opposition gegen den Lehrer. Dieser ist m.E. auch der durchschlagendste Grund für die bisherige Ablehnung der dringend benötigten u. schon so oft geforderten zweiten Lehrkraft, sowie für die bisherige Ablehnung der Fortbildungsschule310. In den ersten Tagen meines Hierseins wurde vom Gemeinderat genehmigt: Die Ausbesserung der wackeligen Bänke, die Errichtung der Fortbildungsschule, die ?Bezahlung / ?Vergebung311 aller Schulreinigungs- etc Arbeit (früher wurde bis auf die 14tägige Reinigung alles von den Schulkindern gemacht) der Höherbau der Abortscheidewand, die Trockenlegung des Schulhofes durch Anfahren von Kies u. Sand u. das Verrücken des Ofens an die hintere Wand, da er vorne allzuviel stört. Mit meinem Amtsantritt ist der Küsterdienst vom Lehrerdienst getrennt. Nur in Calenborn habe ich mich bereit erklärt, beim ?Umziehen / ?Anziehen312 behilflich zu sein. Mit Rücksicht auf mein geringes gesangliches Talent lehnte ich die Übernahme des Küsterdienstes ab. Vielleicht habe ich damit einem Nachfolger in gleicher Lage einen Dienst erwiesen. Obwohl der Herr Pastor313 die Übernahme dringend wünschte, blieb die Ablehnung ohne Einfluß auf das gute Einvernehmen zwischen Lehrer einerseits, Pastor u. Dorfbewohnern andererseits, obwohl letztere den Gesang selbst übernehmen mußten. Calenborn, den 15/11.26. Kirsch

309 Gemeint ist wohl nicht der Lehrer, sondern die lokale Bevölkerung und Verwaltung. — Am linken Rand des Absatzes in Bleistift ein senkrechter Strich, vermutlich von Schulrat Paffrath bei seinem Besuch am 5.5.1927 angebracht. 310 s. Anm. 191 311 Nach einem späteren Eintrag - "Im Ausschreibungswege wurde die im Okt. 1954 freigewordene Stelle für Schulreinigung und Heizung [...] vergeben." - ist die Lesung "Vergebung" wahrscheinlich. Original:

312 Original:

313 Pfarrer Christian Etten - 134 -

116 [1926 - 1927] (2)

Am 3. Dez. 26 wurde erstmalig im Schulsaale die Fortbildungsschule mit 44 Schülern eröffnet. Zu diesem Zwecke wurden zwei weitere elektr. Brennstellen geschaffen, wovon auch die Volksschule bei den vielen trüben, regnerischen Tagen profiteren kann. C. den 31/12.26. Kirsch

In Calenborn wurde erstmalig am 16. Jan. 27 von Einheimischen Theater gespielt. Die freiwillige Feuerwehr bat mich, die Leitung zu übernehmen. Harter Arbeit neben Volksschul- und Fortbildungsschularbeit hat es bei der mangelhaften Vorbildung u. bei der geringen, zur Einübung zur Verfügung stehenden Zeit bedurft, um Sprache, Mimik, Geste, überhaupt alles zu dem schönen Erfolge werden zu lassen, den die Feuerwehr am 16. u. 17. Jan. bei vollbesetzten Säälen erzielte. College Krost in Roth, Pastor Etten, sowie Müllenborner Kunstkritiker waren anwesend u. gaben offen ihrem Erstaunen über den schönen Erstlingserfolg Ausdruck. C. den 23/Jan.27. Kirsch

Die A.G. in Gerolstein am 19/12 war der Fortbildungsschularbeit gewidmet. Hauptlehrer Graven314, Inden, entwickelte seine Fortbildungsschul-Ideale, die wahrscheinlich für die hiesigen Verhältnisse bis auf weiteres in mancher Beziehung nur erstrebenswerte Ideale bleiben werden. Nach ihm tritt die Fortbildungsschule als Lernschule weit hinter die Erziehungsschule zurück. An dieser Schule ist jedoch der Bauer, der praktische Belehrungen haben will, besonders in der hiesigen Gegend, erheblich desinteressiert.315 Das gesamte Wissen der Volksschule wird nach Gr[aven] prinzipiell, fast rücksichtslos vorausgesetzt, sodaß die letzte Konse-

314 Die Identifikation anhand der DIPF-Datenbank ist nicht mit Bestimmtheit möglich. Dort ist als einziger dieses Nachnamens ein Karl Graven verzeichnet, *8.8.1892, kath. Endgültig angestellt am 1.4.1920. Erste Lehrerprüfung am 7.8.1914 in Danzig-Langfuhr, zweite am 10.12.1919 in Pollenschin, Bez. Danzig. Ab 1.4.1930 ist er an der kath. Volksschule in Ediger, Kreis Cochem, angestellt. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK- 0080/vlk-0080-0465.jpg, 26.7.2016) Merkwürdig ist die Verwendungslücke zwischen 1920 und 1930. Die Abwendung von Danzig etwa 1920 dürfte der zeitgeschichtlichen Situation der Stadt geschuldet sein: Mit dem Vertrag von Versailles 1919 wurde Danzig mit seinen umliegenden Gebieten vom Deutschen Reich getrennt und am 15. November 1920 zu einem unabhängigen Staat, der Freien Stadt Danzig, erklärt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Danzig#Freie_Stadt_Danzig_1920.E2.80.931939, 27.6.2016) Der erwähnte Ort Inden gehörte damals zum Kreis Jülich. 315 Am linken Rand des Satzes in Bleistift ein senkrechter Strich, vermutlich von Schulrat Paffrath bei seinem Besuch am 5.5.1927 angebracht. - 135 -

(2) [1927] 117 quenz eines derartigen Unterrichtes hier wäre: Ein vollkommenes Nichts, da die apperzipierende316 Grundlage fehlt. Der Vortrag brachte schließlich viele in eine derartige Verwirrung, daß Herr Schulrat zur Beruhigung der Geister den bisher gegangenen u. gut bewährten alten Weg zur Beibehaltung empfahl.

Auf der Januar A.G führte Prof. Dr. Wrede317 die Teilnehmer in die Eifeler Sitten u. Gebräuche ein. Seinen vortrefflichen, tiefgehenden Ausführungen lauschte man freudig mit gespanntester Aufmerksamkeit u. sie wurden eine mächtige Anregung zur eigenen Sammeltätigkeit auf diesem Gebiete, speziell zum Nutzen des Heimatbuches, letzten Endes zur Ermöglichung eines guten, fruchtbringenden heimatkundlichen Unterrichtes.

Das Leitmotiv für die vorige, sowohl wie für mehrere nachfolgende A.G. ist die Vermittlung der so notwendigen Heimatkenntnis. Leider konnte auf der Februar A.G. Prof. Wunenberg nur eine knappe Übersicht der Entstehung der Eifel geben. Herr Dr. Kaufmann318 plauderte über die heimische Territorialgeschichte zur Zeit der franz. Revolution.

Am 17.2. beging die Schule die Pestalozzifeier zum Andenken an seinen 100. Todestag.319 Den Kindern wurde seine große Bedeutung für die Entwicklung der Volksschule, sowie die Bedeutung der Volksschule überhaupt, vor Augen geführt.

316 Apperzeption (aus neulat. adpercipere hinzuwahrnehmen) bedeutet die klare und bewusste Aufnahme des jeweiligen Inhaltes eines Erlebnisses, einer Wahrnehmung oder eines Denkens. (https://de.wikipedia.org/wiki/Apperzeption, 1.1.2016) 317 Adam Wrede (* 12. April 1875 in Düsseldorf; † 21. Dezember 1960 in Köln) war ein deutscher Philologe, Sprachwissenschaftler und Volkskundler. Er wurde durch sein Werk Neuer kölnischer Sprachschatz bekannt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Wrede, 1.1.2016) Im Wikipedia-Artikel bleibt unerwähnt sein Werk "Eifeler Volkskunde", Bonn: Röhrscheid 1960. 318 Karl Kaufmann, nach dem auch einer der Hauptwanderwege durch die Eifel (Karl-Kaufmann-Weg zwischen Brühl und Trier) benannt ist, war langjähriger Vorsitzender [des Eifelvereins] von 1904 bis 1938 " (https://de.wikipedia.org/wiki/Eifelverein, 1.1.2016) - "1899 wurde er zum Landrat des Kreises Malmedy ernannt. 1907 wechselte er als Landrat in den Kreis . Das Amt hatte er bis 1929 inne. Während der Ruhrbesetzung wurde er im Februar 1923 als erster Beamter des Köln unter dem Vorwurf des passiven Widerstands mit seiner Familie ausgewiesen und erst im Oktober 1924 wieder zum Dienst zugelassen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Kaufmann_ %28Landrat%29, 1.1.2016) 319 Johann Heinrich Pestalozzi (* 12. Januar 1746 in Zürich; † 17. Februar 1827 in Brugg, Kanton Aargau) war ein Schweizer Pädagoge. Ausserdem machte er sich als Philanthrop, Schul- und Sozialreformer, Philosoph sowie Politiker einen Namen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Pestalozzi, 1.1.2016) - 136 -

118 [1927] (2)

Am 13.3.27 wurde der Volkstrauertag320 hier würdig begangen. Nachdem bereits in der Kapelle für unsere gefallenen Helden gebetet worden war, bewegte sich eine Prozession unter fast restloser Beteiligung der gesamten Bevölkerung zum würdig geschmückten Ehrenmal. Die Vortragsfolge war folgende: 1. Lied: Es ist bestimmt321 2. Gedicht: Tod in Ähren322 3. Ansprache 4. Chorgedicht: An Deutschland 5. Lied: Ich gehe ohne Beben323 6. Chorgedicht: Deutscher Trost324 7. Lied: Wo findet die Seele325 8. Lied: Ich hatt' einen Kameraden326 Die beiden letzten Lieder übte ich an einigen Abenden mit Erwachsenen ein, die ein sehr großes Interesse dafür zeigten. Alles andere wurde von der Schule geboten. [mittig eingeklebter Zeitungsausschnitt "Calenborn, 14. März", s. Anhang 2-118, S. 395] Für vorstehende Zeitungsnotiz zeichnet der Gemeinderat verantwortlich, da ich einen Artikel mit Nennung meines Namens verweigert habe.

320 s. Anm. 266 321 Text von Ernst Freiherr von Feuchtersleben [1806 - 1849]. Erste Strophe: Es ist bestimmt in Gottes Rat, Dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden; Wiewohl doch nichts im Lauf der Welt Dem Herzen, ach, so sauer fällt, Als Scheiden, ja Scheiden! Vertont (u.a.) von Felix Mendelssohn, op.47 (http://imslp.org/wiki/6_Gesänge,_Op.47_(Mendelssohn,_Felix), 28.1.2016) 322 Detlev von Liliencron [1844-1909] Tod in Ähren (1909) Im Weizenfeld, in Korn und Mohn, Liegt ein Soldat, unaufgefunden, Zwei Tage schon, zwei Nächte schon, Mit schweren Wunden, unverbunden. 5 Durstgequält und fieberwild, Im Todeskampf den Kopf erhoben. Ein letzter Traum, ein letztes Bild, Sein brechend Auge schlägt nach oben. Die Sense sirrt im Ährenfeld, 10 Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden, Ade, Ade du Heimatwelt – Und beugt das Haupt, und ist verschieden. (vgl. http://www.lyrik123.de/detlev-von-liliencron-tod-in-aehren-10775/, 4.1.2016) 323 Vertont von Carl Philipp Emanuel Bach (?). Text : Ich gehe ohne Beben Zu meinem Christus hin. Denn Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn. (zit. nach einer Grabinschrift, http://search.ancestry.com.au/cgi-bin/sse.dll? gl=ROOT_CATEGORY&rank=1&new=1&so=3&MSAV=1&msT=1&gss=seorecords&gsfn=JohnCasper&gsln=Hens&msbdy=1865&msbpn__ ftp=Rockville%2C+Stearns%2C+Minnesota%2C+USA&msddy=1886&msdpn__ftp=Stearns%2C+Minnesota%2C+USA&cpxt=0&, 28.1.2016) 324 Gedicht von Ernst Moritz Arndt, 1813 (Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon): Wohl steht dir das grade Wort, Wohl der Speer, der grade bohrt, Wohl das Schwert, das offen ficht Und von vorn die Brust durchsticht. Laß den Welschen Meuchelei, Du sei redlich, fromm und frei; Laß den Welschen Sklavenzier, Schlichte Treue sei mit dir. (4. und 5.. Strophe; http://gutenberg.spiegel.de/buch/gedichte-2227/4, 28.1.2016; Musik von C. Gollmick, vgl. Album des Ersten Deutschen Sängerfestes zu Würzburg 1845) 325 Friedrich Ludwig Jörgens (*1792 †1842) Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh? Wer deckt sie mit schützenden Fittichen zu? Ach, bietet die Welt keine Freistatt uns an, wo Sünde nicht herrschen, nicht anfechten kann? |: Nein, nein, nein, nein, hier ist sie nicht, die Heimat der Seele ist droben im Licht! :| (http://www.liederindex.de/ lieder?search-owner-select=188, 28.1.2016) 326 s. Anm. 115 - 137 -

(2) [1927] 119

Am 19.3. hielt ich die Schlußprüfung der Fortbildungsschule unter reger Beteiligung der Angehörigen u. der Gemeinderäte ab. College Krost u. Loch waren auch zugegen. Die Leistungen der Schüler waren gut, obwohl es galt, in Rechnen und Raumlehre zunächst die primitivsten Grundbegriffe in verhältnismäßig kurzer Zeit zu schaffen. Der Eindruck auf die Zuhörer327 war deshalb auch sehr gut, was College Loch auch in seinen Schlußworten hervorhob. Infolge des Entgegenkommens des Stickstoffsyndikates328 war mir eine Verteilung von vielen wertvollen Druckschriften möglich. Die I.G. Farbenindustrie329 sandte schöne Schaugläser ihrer sämtlichen Düngemittel.330 Außerdem konnte ich drei große Düngeversuche vergeben, obwohl die Zeit dafür schon sehr vorgerückt war. Für die Herbstsaat ist mir die Übertragung von weiteren 6 – 8 Düngungsversuchen an die Fortbildungsschüler möglich. Ein Schüler der Fortbildungsschule, der Schreinergeselle Leuschen, verfertigte für die Schule sehr schönes Raumlehre- Anschauungsmaterial, sodaß die Armut der Schule in dieser Beziehung Gott sei Dank behoben ist. Da der Gemeinderat die Fortbildungsschule für dieses Jahr bereits abgelehnt hatte, eine Bereitstellung von Mitteln im Etat dafür also nicht vorgesehen war, konnten nicht einmal die dringendsten Anschaffungen erfolgen.

[mit Bleistift:] Gesehen! 5/5.27. Paffrath

327 Lesart nicht gesichert:

328 Im Mai 1919 vereinigten sich die drei größten Erzeugergruppen zum Stickstoffsyndikat. Dies waren: • die BASF mit den Werken Oppau und Leuna • die Bayrischen Stickstoffwerke mit den Werken Trostberg sowie den Reichswerken in Piesteritz und Chorzow • die in der DAVV zusammengeschlossenen Zechen des rheinisch- westfälischen Industriebezirks, die oberschlesischen Kokswerke sowie die in der wirtschaftlichen Vereinigung deutscher Gaswerke vereinigten Gasanstalten. Die zusammengeschlossenen Betriebe, die ca. 95 % des Gesamtvolumens an Stickstoffdüngemitteln herstellten, verzichteten auf den eigenen Verkauf ihrer Produkte, übertrugen ihn auf das Syndikat, das nunmehr in eigenem Namen für Rechnung seiner Gesellschafter den Verkauf übernahm. (https://portal.ehri-project.eu/virtual/de-002429-bestandeubersicht/de-002429-r_10_ix, 16.2.2016) 329 Die I.G. Farbenindustrie AG, kurz I.G. Farben oder IG Farben, war das seinerzeit größte Chemieunternehmen der Welt mit Sitz in Frankfurt am Main, das am 2. Dezember 1925 aus einer Vielzahl von Chemieunternehmen gebildet wurde. (https://de.wikipedia.org/wiki/I.G._Farben, 16.2.2016) 330 Lt. einer Anzeige des Syndikats im Eifel-Kalender 1936, S. 140, sind im Angebot: Ammoniakstickstoff (Schwefelsaures Ammoniak, Kalkammoniak), Kalkstickstoff (gemahlen (geölt und ungeölt), Perlkalkstickstoff, Kalkstickstoff (gekörnt)), Ammonsalpeterstickstoff (Kalkammonsalpeter, Leuna-Montan, Kaliammonsalpeter), Salpeterstickstoff (Kalksalpeter, Natronsalpeter), Volldünger (Nitrophoska (kalkhaltig)) (http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/205096, 16.7.2016) - 138 -

120 [1927] (2)

In würdiger Weise feierte die A.G. der Lehrer des Kreises Daun den 100. Todestag Beethovens331 im festlich geschmückten Saale des Hotels Schramm in Daun, nachdem auch in der Schule hier in angängiger Form des großen Toten gedacht worden war.

[eingeklebter Zeitungsausschnitt "Beethovenfeier der Arbeitsgemeinschaft der Lehrer u. Lehrerinnen des Kreises Daun.", s. Anhang 2-120, S. 396]

Das Schuljahr 26/27 schloß am 12.4.27. Entlassen wurden 7 Knaben u. 6 Mädchen. Jedem wurde ein Exemplar der Reichsverfassung ausgehändigt. Bis auf ein Junge, der dienen gehen will, bleiben alle in der väterlichen Wirtschaft.

331 26.3.1827 - 139 -

(2) [1927] 121

Das neue Schuljahr begann am 26/4.27. Eingeschult wurden Kinder aus Calenborn, aus Scheuern.332 Einer, Peter Michels,333 konnte wegen vollkommenen Schwachsinns nicht aufgenommen werden.

Herr Lehrer Kirsch wurde zu einem Turnkursus an die Hochschule für Leibesübungen nach Spandau334 einberufen. Dieser Kursus dauert vom 9. bis 21. Mai. Die Vertretung übernahm Herr Lehrer Loch aus Müllenborn. Er erteilte in jeder Schule wöchentlich 16. Stunden.

Am 28.5. tagte die A.G. in Gerolstein. Anhängender Bericht gibt über die dort geleistete Arbeit Aufschluß.

[eingeklebter Zeitungsausschnitt "Arbeitsgemeinschaft der Lehrer u. Lehrerinnen des Kreises Daun." (nicht im Anhang reproduziert)]

332 mit Bleistift die Lücken – vom Schulrat – unterstrichen, großes Ausrufezeichen am Rand 333 vgl. u. Anm. 928 334 s. Anm. 288 - 140 -

122 [1927] (2)

Mit dem heutigen Tage trete ich aus dem Volksschuldienste aus um eine Stelle an den Kaufm. Schulen der Stadt Essen anzutreten. C. den 15. Juni 27. Hans Kirsch

Herr Lehrer Kirsch mußte seine neue Stelle bereits am 14.6. in Essen antreten. Deshalb vertrat ihn Lehrer Loch aus Müllenborn u. hielt am 14. Juni 3 Stunden Unterricht. Loch, Lehrer - 141 -

(2) [1927] 123

Am 15. Juni 1927 wurde ich, gemäß Verfügung der Regierung in Trier, Abt. für Kirchen- und Schulwesen II. D.K. 54, vom 10. Juni 1927, mit der Verwaltung der Schulstelle in Calenborn, Krs. Daun, beauftragt. Den ersten Eindruck von Schulgebäude und Dorf bekam ich bereits am 14.6., während die Schüler mir am folgenden Tage klar zeichneten, wo und wie ich mein neues Arbeitsfeld beackern mußte. Ich war der neue Lehrer von Calenborn und stand nun in meiner Stellung inmitten von sozialen Pflichten, Pflichten, die mich trafen als Lehrer und Arbeitnehmer seitens meiner vorgesetzten Behörde; als Gemeindeangehöriger, als Staatsbürger, als Familienglied. Es ist nun einmal so auf der Welt, daß jedes gesellschaftliche Verhältnis auch eine gesellschaftliche Pflicht bedingt, und der Mensch sich dieselben, entsprechend seiner Anteilnahme an der Bildung, selbst gefühlsmässig zuweist. So will ich denn in Zukunft versuchen, jeder, dieser gesellschaftl. Pflichten, gerecht zu werden und zwar insoweit, als ich sie in mir fühle, und die Amtspflicht meiner Bildung, auf die die mir Anvertrauten Anspruch haben, zu erfüllen. Dabei helfe mit Gott! Calenborn, den 15. Juni 1927 M. Kohn

[mit Bleistift:] Gesehen! Über die Führung erhält der Lehrer Anweisung. 18/XI.27. Paffrath - 142 -

124 [1927] (2)

Juni 1927 Die einkl. Schule in Calenborn zählt bei meiner Übernahme 69 Kinder. Der Bildungsstand ist ein sehr mangelhafter. Die Gründe hierfür sind mir unbekannt. Die Schulwohnung ist von einer ausgewiesenen Familie aus Lothringen335 besetzt und befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Ich habe mit meiner Frau bei Herrn Markus Leyens gewohnt und konnte erst am 24. Juli, nachdem durchgreifende Veränderungen an der Schulwohnung voraufgegangen waren, hier einziehen. Die Küche wurde auf ihre Hälfte beschränkt und war vorher eine große Bauernküche mit Backofen und schwerem Rauchfang. Das anliegende Zimmer wurde doppelt so groß als vorher. Von hier wurde eine Portiere gebrochen um die Verbindung nach den zwei zur Straßenseite gelegenen Zimmern herzustellen. Einen neuen Ofen beschaffte die Gemeinde. Der Schulsaal glich einer Küche in seinem Anstrich und war kalt und ohne ansprechenden Bilderschmuck. Der Platz für Ofen und Schrank war sehr ungünstig gewählt und ließ eine günstige Beschäftigung der einzelnen Abteilungen nicht zu. Die Fenster waren zum Teil ohne Glas und Gehänge; Türen unverschließbar. M. Kohn

[am Innenfalz eingeklebt ein Foto mit 62 Kindern (von 69) und dem Lehrer, beschriftet: "Klassenstärke bei meinem Dienstantritt in Kalenborn"; s. Anhang 2-124, S. 397]

Juli 1927 Die Heuferien dauerten vom 14.-27 Juli einschließlich. Schlechtes Wetter bestimmte ihren späten Anfang. Mit Rücksicht auf das schlechte Wetter ermächtigte Herr Landrat die Schulvorstände zu gunsten der Landwirtschaft die Heuferien um 5 Tage zu verlängern. Von der Verlängerung wurde in Calenborn Gebrauch gemacht.

Am 23. Juli A.G. in Gerolstein 9 Uhr Vorm. 1) Grundsätzliches über den Deutschunterricht in den 4 oberen Jahrgängen der Volksschule. Ref. Lehrer Scherzer, Gerolstein336 2) Pflege des schriftl. und mündl. Ausdruckes Ref. & Lektion v. Herr Herwagen, Zentral.Inst.337, Köln

335 s. Anm. 106 336 Martin Scherzer, *4.1.1894, evgl. Endgültig angestellt 1.8.1919. Erste Lehrerprüfung 6.6.1919 in Ottweiler, zweite am 26.3.1928 in Gerolstein. Seit 1.7.1929 an der ev. Volksschule a.d. Blumenthalstr. Düsseldorf. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0053/vlk-0053-0360.jpg, 28.7.2016) 337 Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht wurde 1915 in Berlin über die „Jubiläumsstiftung für Erziehung und Unterricht“ in preußischer Trägerschaft gegründet. Als Inspirator stand der Pädagoge Julius Ziehen dahinter, der an ein Reichsschulmuseum gedacht hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es als Stiftung vor allem von den deutschen Ländern (ohne Bayern) weitergeführt, um eine pädagogisch- didaktische Beratungsfunktion auszuüben. 1934 bis 1945 stand es unter dem Einfluss vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Leiter waren die Reformpädagogen Ludwig Pallat (1915–33; 1934–38), Franz Hilker (geschäftsführend 1930–1933), der Nationalsozialist Ernst Bargheer (1933/34) und der NS-Rassist Rudolf Benze (seit 1938). Als Fachzeitschrift gab es das Pädagogische Zentralblatt heraus. Nach den vielfältigen Ausstellungen baute das Institut auch eine Abteilung für Rundfunk und Film auf. In der Weimarer Republik war es das wirkungsvollste Fortbildungsinstitut im Deutschen Reich. (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralinstitut_f %C3%BCr_Erziehung_und_Unterricht, 16.2.2016) - 143 -

(2) [1927] 125

28. Juli Austragen der Reichsjugendwettkämpfe für die Gerolstein benachbarten Schulen auf dem Sportplatz "Lehmen" b/Gerolstein. Die Leistung unserer Schüler ging von 0 – 30 Punkten.

August 1927 Am Montag, den 1. August wurde in der Pfarrkirche zu Roth die hl. Firmung erteilt. Herr Weihbischof Dr. Anton Mönch338, Trier, kam gegen 330 Uhr von Büdesheim über Oos, Bahnhof-Müllenborn nach hier und wurde am Eingang des Dorfes mit feierlicher Prozession empfangen und zur Kirche geleitet. Firmpate war Herr Lehrer A. Loch aus Müllenborn, Firmpatin Frau Lehrer Krost von Roth. Die Katechese in der Kirche verlief gut. Der Hochwürd. Herr Bischof ist meiner Ansicht nach ein geborener Lehrer, denn er verstand es meisterhaft, den schwersten Religionsstoff in Längsschnitten interessant und kindertümlich zu gestalten und zu gleicher Zeit die Kleinen, Größeren und Jünglinge an demselben Stoffgebiet aktiv zu beteiligen. Nach der kirchlichen Feier begab sich der Bischof ins Pfarrhaus, wo er die Mitglieder des Kirchenvorstandes, sodann die Lehrer der Pfarrei empfing. Er ermahnte die Lehrpersonen mit der Geistlichkeit Hand in Hand zu arbeiten und den Hemmnissen ihrer Arbeit mutig entgegen zu treten. Anerkennend sprach er sich über den Fleiß der Lehrer und Kinder aus. Unter Jubel entließ ihn die Pfarrei nach Niederbettingen. M. Kohn

September 1927 A.G. am Samstag, den 10. September in Gerolstein, 9 Uhr. 1) Fortsetzung der "Deutschtagung" Der Rechtschreibunterricht im Sinne der gemäßigten Arbeitsschule339. Ref. Rektor Krock340, G'stein. K.-Rektor Michels341, Gerolstein, Lektion unter besonderer Berücksichtigung der Konzentration 2) Grundbegriffe über Elektrizität Ref. Kreisingenieur Oster, Daun

Die Kartoffelernte fällt ungünstig aus. Geringer Ertrag und Fäulnis steigern den Preis. Zentner 5 RM bis 5,50 je nach Sorte M. Kohn

338 s. Anm. 129 339 s. Anm. 260 340 Martin Krock, *30.5.1878, kath. Endgültig angestellt 7.2.1903. Erste Lehrerprüfung am 17.8.1898 in Wittlich, zweite am 25.10.1902 in Wittlich. Seit 1.10.1925 an der kath. Volksschule in Gerolstein, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0139.jpg, 27.7.2016) Ausführlicher über ihn Anm. 450. 341 Zu seiner Vita ein zusammenfassender Auszug aus einer späteren Würdigung: Matthias Michels hat als Unteroffizier ein Tagebuch „MEINE KRIEGSERLEBNISSE - 1. August - 31. Dezember 1914" geführt. Er ist am 24.10.1889 in Wiesbaum geboren, besuchte zunächst die Volksschule in Wiesbaum, machte in Kornelimünster bei Aachen sein Abitur und absolvierte anschließend am „Königlichen Schullehrerseminar" in Kornelimünster seine Ausbildung zum Volksschullehrer, die er 1910 bestand. 1912 legte er die II. Lehramtsprüfung erfolgreich ab. Nach Ableistung des Militärdienstes kam er als Junglehrer am 1.10.1913 an die Volksschule des kleinen Örtchens Frauenkron, oberhalb des heutigen Kronenburger Stausees, nahe Stadtkyll, wo er auch unterrichtete, als die Mobilmachung am 1. August 1914 ausgerufen wurde. Er war beteiligt u.a. an den Schlachten bei Sedan, Vitry, Langemarck, von wo er nach Gesichts- und Oberkieferverletzung durch einen Granatsplitter in verschiedenen Lazaretten behandelt und 1917 aus dem I. Ersatzbataillon im Regiment 69, 3. Kompanie, Trier, entlassen wurde. Ende des Jahres 1917 hatte er wieder seine frühere Stelle als Lehrer in Frauenkron angetreten. 1918 wurde Michels an die Volksschule Stadtkyll versetzt, wo er zum Hauptlehrer befördert wurde. Von 1928 an war er als Lehrer an der St. Anna-Schule in Gerolstein tätig. Später unterrichtete er als Konrektor und als Rektor an der neu errichteten St. Josef-Schule Gerolstein. An seiner Wirkungsstätte als Rektor und Lehrer fand er am 24. 12.1944 im Alter von nur 55 Jahren bei einem Bombenangriff den Tod. Sein Wohnhaus in Gerolstein war durch Bomben zerstört, seine Frau und Kinder nach Leutesdorf am Rhein evakuiert. Michels bewohnte ein Zimmer in der Volksschule. Die Schule war geschlossen und zum Lazarett umfunktioniert. Viele Soldaten wurden dort behandelt und Matthias Michels hatte für die Verwundeten eine kleine Weihnachtsfeier organisiert. Mitten in der Feierstunde gab es Bombenalarm. Die Verwundeten, soweit gehfähig, Sanitäter, Schwestern und Helfer versuchten noch über das Treppenhaus den Keller zu erreichen, als die Bomben einschlugen und viele Menschen an Heiligabend 1944 töteten, darunter auch Rektor Matthias Michels. (vgl. Wißkirchen, Friedbert: I. Weltkrieg: Aus dem Kriegstagebuch des Matthias Michels 1889 - 1944. In: Heimatjahrbuch Landkreis Vulkaneifel 2015, S. 177 - 184) — Die DIPF-Datenbank führt zwei Matthias Michels aus dem Reg.-Bez. Trier, von denen der erste (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0572.jpg, 28.7.2016) eindeutig zugeordnet werden kann: *24.10.1889, kath., Lehrer, vorher Konrektor. Endgültig angestellt 1.12.1913. Erste Lehrerprüfung am 1.7.1910 in Cornelimünster, zweite am 19. 10. u. folgende Tage in Cornelimünster. Seit 1.6.1924 an der kath. 10-klassigen (!) Volksschule in Gerolstein, Kreis Daun. (Bei achtjähriger Schulpflicht hat demnach nicht nur jedes Schuljahr seine eigene Klasse, sondern zwei Jahrgänge werden sogar zweizügig geführt.) Konrektor Michels wird am 8.12.1929 zum Schatzmeister der Ortsgruppe Gerolstein des Eifelvereins gewählt. (Eifelvereinsblatt 1930, S. 47; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234224, 25.9.2016); 1932, S. 111, wird Rektor Michels als Schriftführer geführt (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/235636, 28.9.2016). - 144 -

126 [1927] (2)

Die Herbstferien sind festgesetzt: 1) für die Schulen, die 14 Tage Heuferien hatten, vom 13. September bis einschl. 17. Oktober, 2) für die Schulen, die 19 Tage Heuferien hatten, vom 18. September bis einschl. 17. Oktober, 3) für die Schulen, die die Heuferien um 3 Tage verlängert hatten, beginnen die Herbstferien am 16. September.

In den Herbstferien wurde der Schulsaal frisch gestrichen, desgleichen das Treppenhaus.

Oktober 1927. 2. Oktober, Geburtstag des Reichspräsidenten von Hindenburg342. Am 1. Schultag nach den Herbstferien fand eine Feier des Geburtstages in unserer Schule statt. Lied: Deutschland, Deutschland über alles.343 Der Lehrer hielt eine kurze Ansprache in der der Lebenslauf dieses volkstümlich gewordenen Mannes den Kindern klar gelegt wurde. Der bedeutungsvolle Posten des Reichspräsidenten als Führer einer ganzen Nation wurde ins Licht gerückt. Mit dem Lied: "Ich hab mich ergeben"344 schloß die Feier in einem schulfreien Tag. M. Kohn

November 1927. Am 4. November begann die Fortbildungsschule in Calenborn. Erschienen waren 26 Pflichtschüler. In einer Einleitungsansprache machte der Lehrer auf die Bedeutung, den Zweck und die diesjährige Arbeit der Fortbildungsschule aufmerksam. Sodann hielt der Lehrer einen Vortrag "Über die Persönlichkeit" a) Was einer ist. b) Was einer hat. c) Was einer darstellt! Folgende Sachgebiete kamen zur Behandlung: Naturkunde: Herausfinden der Bodenarten des Calenborner und Scheuerner Bannes.

342 sein achtzigster 343 Das Lied der Deutschen, auch Deutschlandlied genannt, wurde von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841 auf der – seinerzeit britischen – Insel Helgoland gedichtet. Das Lied wurde am 5. Oktober 1841 auf dem Jungfernstieg in Hamburg erstmals öffentlich gesungen. Die Melodie stammt ursprünglich aus dem 1797 entstandenen Kaiserlied von Joseph Haydn, der offiziellen Volkshymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ für den damaligen römisch-deutschen Kaiser Franz II. aus dem Haus Österreich. Später verwendete Haydn diese Melodie im zweiten Satz des Kaiserquartetts. Hoffmann von Fallersleben stellte durch die Verwendung der bekannten Melodie mit dem Bezug zum Kaiser eine Verbindung zum Alten Reich her. Im Mittelpunkt seines Liedes stand aber nicht mehr ein Monarch, sondern die Nation selbst. Am Weimarer Verfassungstag des Jahres 1922, dem 11. August, wurde das Lied der Deutschen vom ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) zur Nationalhymne bestimmt. Zur Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) wurde nur noch die erste Strophe gesungen, auf die das nationalsozialistische Horst-Wessel-Lied folgte. Nach 1945 kam es zu Diskussionen über die weitere Verwendung des Liedes, bis 1952 ein offizieller Briefwechsel zwischen Bundespräsident [Heuss] und Bundeskanzler [Adenauer] dahingehend entschied, dass das Lied der Deutschen die Nationalhymne blieb, zu offiziellen Anlässen jedoch nur die dritte Strophe gesungen werden sollte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Lied_der_Deutschen, 3.1.2016) 344 Ich hab mich ergeben lautet der Anfang eines 1820 von Hans Ferdinand Maßmann gedichteten und unter dem Titel Gelübde veröffentlichten patriotischen Volks- und Studentenliedes. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Bundesrepublik Deutschland in Ermangelung einer deutschen Nationalhymne bis zur Festlegung auf das Lied der Deutschen bei feierlichen Anlässen häufig Ich hab mich ergeben gesungen, so zum Beispiel zur konstituierenden Sitzung des ersten Bundestages. Der Deutschlandfunk verwendete die Melodie der dritten Zeile als Pausenzeichen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_hab_mich_ergeben, 3.1.2016) - 145 -

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Enststehung des Bodens, die Hauptböden Kalk- Sand- und Lehmböden. Bearbeitung des Bodens. Putzen der Wiesen im Frühjahr, Arbeiten im Garten. Saat, Saatfrucht, Behandlung, Keimen der Pflanzen mit Anwendung auf das Saatgut. Das Pflanzen der Kartoffeln. Das Pflanzen eines Obstbaumes. Die Lederbereitung Düngung. Die Kalkdüngung. Natürliche Dünger Kunstdünger. etc. Obstbau, Viezprobe. Bürger- & Wirtschaftskunde: Zusammenlegung der Felder, Vorteile Nachteile Welche Vorteile brächte die ausgesprochene Weidewirtschaft unserer Gegend. Das Inventar der Bauern, des Gewerbetreibenden a) Schreiner b) Schuster c) Schlosser. Welchen Zweck hat die Buchhaltung Arten der Bücher, Führung, Konten, Bilanz. Bilanz & Steuer. Was darf ich bei Aufstellung meiner Steuererklärung in Abzug bringen vom Reingewinn? Erhaltung des Betriebskapitals. Die Kalkulation etc. Rechnen: Ertragsberechnung einer Weidewirtschaft in Calenborn mit 30 Milchkühen auf 35 Morgen Wiesen. Nach allen Abzügen und Rückstellungen blieben RM. 10 000.- jährlich rein bei einem Milchpreis von 18 Pfg pro Liter. Flächenberechnung in Bezug auf die Landwirtschaft. Landwirtschaftl. Maschinen: Verzinsung, Rentabilität. Was kostet eine Pferdestunde den Bauer, den Milchbauer? Holzberechg, Eisenberechg, Lederberechg, Abschreibungen auf Anlagen. Die gewerbl. Maschine im Lichte der Rentabilität. Anlage, Lebensdauer, Bewertung in der Bilanz bei Überholung eines besseren Maschinentybs. Was kostet eine Maschinenstunde in der Werkstatt meines Meisters? etc. - 146 -

128 [1927] (2)

Zeichnen: a) Schuhformen, Scheften, Sohlen, Riester345 Oberlederschnitt. b) Schrankformen, Holzverbindungen. c) Gittertüren, Eisenwinkel d) Deichsel, Messen von Licht an Scheiben & Türen etc Singen: Wem Gott will rechte Gunst erweisen.346 Das Wandern ist des Müllers Lust.347 Üb immer Treu und Redlichkeit.348 Ich hab mich ergeben.349

Lesen & Gedichte zu den behandelten Stoffen passend.

Religion hat der Lehrer teils in Vorträgen gegeben, teils mit den Schülern in vertraulicher Aussprache durchgesprochen. Alle Stoffe waren den Zeitverhältnissen entnommen. Am 10. April 1928 fand die Schlußfeier laut begefügtem Artikel statt:

[s. Zeitungsausschnitt im Anhang 2-128, S. 398]

M. Kohn

345 Riester ist ein Begriff des Schuhmachers und bezeichnet einen Flicken aus Leder, mit dem bei der Stiefelreparatur eine schadhafte Stelle am Oberleder (Schaftleder) beseitigt oder überdeckt wird. Das Lederstück wird passend zum umgebenden Leder aus Resten der Schuhfabrikation ausgewählt und passend zum Stiefel meist rund oder geschwungen zugeschnitten. Befestigt wird der Riester entweder mit einer Fadennaht durch manuelles oder maschinelles Annähen (fachlich: Ansteppen) oder (wesentlich häufiger) durch Ankleben. Der Riester sollte nach Möglichkeit nicht ins Auge fallen, keine Falten werfen und sich auch sonst kaum bemerkbar machen. (http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1184701/Riester, 3.1.2016) 346 Mit diesen Worten beginnt Joseph von Eichendorffs Gedicht Der frohe Wandersmann, das zum ersten Mal 1826 in seiner Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts erschien und das durch die Vertonung von Friedrich Fröbel zum Volkslied wurde: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt; dem will er seine Wunder weisen in Berg und Wald und Strom und Feld." (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/W, 28.1.2016) 347 Die Frage, warum ausgerechnet die Müller einen besonderen Hang zum Wandern haben sollen, beantwortet sich von selbst, wenn man weiß, dass der Text zu diesem Volkslied vom Dichter Wilhelm Müller verfasst wurde. Das Lied beginnt mit den folgenden Versen: „Das Wandern ist des Müllers Lust… Das muß ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein…“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/D, 28.1.2016) 348 Diese Aufforderung, stets ehrlich zu bleiben, bildet die Anfangszeile des Gedichts Der alte Landmann an seinen Sohn von Ludwig Heinrich Christoph Hölty: „Üb’ immer Treu und Redlichkeit Bis an dein kühles Grab, Und weiche keinen Finger breit Von Gottes Wegen ab.“ Bekannt wurden diese Zeilen wohl auch durch die Melodie aus Mozarts Lied des Papageno Ein Mädchen oder Weibchen aus der Oper Die Zauberflöte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/U, 28.1.2016) 349 s. Anm. 344 - 147 -

(2) [1927] 129

A.G. am Samstag, den 12.11.27 nachm. 13 Uhr in Daun. 1) Die Karte des Kreises Daun, letzte Korrektur 2) Das 3te Jahr der Fortbildungsschule Schulrat Paffrath 3) Das Rechnen in der Fortbildungsschule. Lehrer Haas, Basberg. 4) Ein Gang durch die Naturkunde in der Fortbildungsschule. Lehrer Leinen, Daun350 5) Fortbildungsschule und Jugendpflege im Winter Hauptl. Frank, Daun. 6) Die Elektrizität 2ter Vortrag Kreising. Oster, Daun.

In der Nacht vom 8. zum 9. November fiel der erste Schnee. Er hatte kurze Lebensdauer.

Allabendlich finden unter der Leitung des Lehrers Theaterproben statt. In Vorbereitung sind folgende Stücke: 1) Buddemann als Bandit. 2) Caspar Larifari als Wunderdoktor.351 3) Ein Bauerndrama. Die Spieler gehören der Freiwilligen Feuerwehr Calenborn an. Die Stücke sollen zu Weihnachten gespielt werden.

Dezember 1927 Mitte Dezember setzte eine grimmige Kälte ein die sich über ganz Europa erstreckte. Ihren Höhepunkt erreichte sie in der Nacht vom 16. zum 17. Dezember. Das Thermometer fiel auf den Eifelhöhen bis auf 21°. Die Kälte wurde nicht so sehr empfunden, weil Windstille herrschte. Am 21. Dezember trat Tauwetter ein.

Unsere Schule erhält die von Ville352 gemalten Eifelbilder. Nachbilder auf Glasplatten.

350 Auch die Lesung "Lenien" wäre möglich, aber noch heute gibt es Lehrer namens Leinen in Daun. 351 Jugendstück von Paul Fritz (Besetzung 11 gesamt / 1 weiblich / 10 männlich; Darstellungsort Zimmer; Spieldauer 120 min) (vgl. http://www.stv.bz.it/theater.php?site=144d238.html&useFile=1&mode=stueck&IDStueck=4326, 3.1.2016 352 Gemeint ist Eifelmaler Fritz von Wille: Friedrich (Fritz) Gustav August Julius Philipp Rudolf von Wille (* 21. April 1860 in Weimar; † 16. Februar 1941 in Düsseldorf), Professor, war ein deutscher Landschaftsmaler und Besitzer der Burg Kerpen (1911–1941). (https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_von_Wille, 3.1.2016) - 148 -

130 [1927] (2)

[Leerseite] - 149 -

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1928

Januar 1928 Lehrer Kohn richtet eine Nutzgeflügelzucht ein um den Dorfbewohnern die hohe Rentabilität einer gut geführten Hühnerzucht zu zeigen. Als Legehuhn führt er das weisse amerikanische Leghorn353 hier ein. Leitgedanke: Der Eifelbauer ist arm, besonders in hiesiger Gegend, da Spätfröste im Frühjahr ihm sehr oft die halbe Saat vernichten. Bares Geld besitzt er keins. Was er kauft bezw. kaufen muß, tauscht er größtenteils gegen Naturalien ein. Selbst die Kleinigkeiten des Alltags können nicht bezahlt werden, da die kleinen tägl. Einnahmen in wenigen Groschen fehlen. Das Ei erschien mir hierfür geeignet diese tägl. kleinen Einnahmen zu ersetzen. Es gilt heute als bares Geld und kann leicht zu solchem umgesetzt werden. Eier will ich den Leuten in die Hand schaffen zum Bezahlen. Wie ich mir die Sache denke! Alle alten Hühner (Mistkratzer) werden geschlachtet weil sie so wenig Eier legen, daß das Futter nicht einmal bezahlt wird, das sie fressen. Der Bauer hat aber auch keine Zeit sie zu kontrollieren. Ein neues Huhn kommt an die Stelle des alten, das auf Legeleistung gezüchtet ist und jährlich nicht bei ⅓ Legetätigkeit unter 118 Eier legen darf. Für diese Legeleistung muß die Zuchtportion garantieren die die neuen Hühner liefert. Ein solches Huhn ist das weiße, amerik. Leghorn das weit über ⅓ Legetätigkeit im Jahre erzielt. Nach meiner Berechnung ist die Rentabilität eines Huhnes mit 118 Eiern im Jahr RM. 6,89 nach Abzug von Futter & ⅓ Amortisation auf den Anlagewert des Huhnes (das sich etwa auf 5 RM + 2 RM für das alt gewordene Schlachthuhn = 7 RM. beläuft) Eine Verzinsung von 100% ist bei niedrigster Legetätigkeit garantiert. So arbeitet heute kein einziges Unternehmen.

353 Das Leghorn ist eine vom Italiener abstammende Haushuhnrasse, die in den Vereinigten Staaten von Amerika aus weißen italienischen Landhühnern herausgezüchtet wurde. (https://de.wikipedia.org/wiki/Leghorn_%28Huhn%29, 3.1.2016) - 150 -

132 [1928] (2)

Der alte Bauernspruch: ["]Willst du verderben, und weißt nicht wie, so halte dir viel Federvieh"354 ist somit hinfällig. Möglichkeit: Deutschland kauft jährlich für RM. 276 416 000,- Wirtschaftseier vom Ausland. Der deutsche Eierkonsum ist im Zunehmen begriffen. In Deutschland hat der Eierkonsum noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht gegenüber andern Kulturländern. Durchschnittszahl 105 Eier in Deutschland pro Kopf im Jahr " 220 " Kanada " " 313 " N.Amerika " " 133 " Frankreich " Eiereinfuhr von Januar 1927 – August 1927 in Deutschland 1923 Millionen Stück im Gewichte von 115,5 Millionen kg. Annähernd soviel wie die Gesamteinfuhr des Jahres 1926.

Ergebnis: Ich habe in 4 Monaten von 22 legenden Hühnern RM. 317,55 rein verdient nach Abzug von allen Unkosten die ein genau geführtes Unternehmen mit einkalkulieren muß Durchschnittsertrag pro Huhn im Monat RM. 3,60 Erfolg bei der Bevölkerung: Im Kreis Daun laufen in diesem Jahr über 600 Jungtiere die aus Bruteiern von meiner Zucht gebrütet wurden. Bruteierpreis 25 Pfg pro Stück. " von Großgeflügelfarmen 30 40 – 80 Pfg pro Stück M. Kohn.

354 Diese "Volksweisheit" zitiert (ironisch) die „Bäuerin als Unternehmerin des Jahres 2014“ Roswitha Hüttinger 21.05.2014 in der Vorstellung ihres Hofladens im Altmühltal. (https://www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/landwirtschaft/dateien/unternehmerin2014_praes_huettinger.pdf, 3.1.2016) - 151 -

(2) [1928] 133

Februar 1928355 A.G. am Samstag, den 25.2. in Gerolstein. 1) Der Grammatikunterricht in alten und neuen Bahnen. Ref. Lehrer Reetz, Gerolstein 2) Lehrstunde: Schule Büscheich Lehrer Diehl356 3) Die Ganzschriften bei Knaben und Mädchen Ref. Lehrer Kerber357, Fräulein Lehrerin Mengelkoch358, Leudersdorf.

März 1928 [eingeklebter Zeitungsausschnitt, s. Anhang 2-133, S. 398]

A.G. am Samstag, den 24.3.28 in Daun. Das Lichtbild für unsere Schulen und seine Verwendungsmöglichkeiten in der Erziehung und im Unterricht. Vorführung der verschiedenen Apparate. Ref. Lehrer Zimmermann, Jünkerath359 und Hauptl. Thomas, Lissendorf360.

355 Bei dieser AG-Sitzung wäre Gelegenheit gewesen, über das soeben im Reichstag gescheiterte Reichsschulgesetz zu debattieren. Die Verhandlungen der Regierungsparteien über ein neues Reichsschulgesetz werden ergebnislos abgebrochen. Die Mitte-Rechts-Koalition aus Zentrum, Deutscher Volkspartei (DVP), Deutschnationaler Volkspartei (DNVP) und Bayerischer Volkspartei (BVP) ist heillos zerstritten. (https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-1928.html, 22.7.2016) Während der Wirtschaftskrise, die sich an die Inflationszeit (1919– 1923) anschloss, entbrannte ein langer Streit innerhalb der Vielparteienlandschaft der Weimarer Republik über ein Reichsschulgesetz 1928; es blieb bei zahllosen Entwürfen. Der Reichstagsabgeordnete Kurt Löwenstein (SPD) forderte daneben eine Verlängerung der Volksschulzeit auf neun oder zehn Jahre, um die Schulabgänger nicht in jugendlichem Alter mit der Massenarbeitslosigkeit zu konfrontieren. Primär sollte der Kirche der Einfluss auf das Schulwesen entzogen werden sowie die damit verbundene Geschlechtertrennung durch Bildung von Gemeinschaftsklassen aufgehoben werden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksschule, 22.7.2016) 356 Josef Diehl, *22.9.1899, kath. Endgültig angestellt am 1.9.1928. Erste Lehrerprüfung am 20.6.1920 in Prüm, zweite am 26.7.1927 in Büscheich. Seit 1.11.1925 an der einklassigen kath. Volksschule Büscheich, Kreis Daun. Ab 1.11.1932 als Hauptlehrer an der kath. Volksschule in Oberkeil. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0386.jpg, 27.7.2016) 357 Peter Kerber, *6.8.1894, kath. Endgültig angestellt 1.1.1919. Erste Lehrerprüfung am 23.8.1914 in Merzig, zweite am 19.1.1923 in Mesenich. Seit 19.3.1923 an der kath. Volksschule Leudersdorf, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0911.jpg, 27.7.2016) 358 Name schwer lesbar, Lesart jedoch bestätigt von Frau Rita Rieder, Sekretariat Grundschule Üxheim (Mail vom 9.2.2016). Bei den Mengelkochs scheint es sich um eine Lehrerdynastie zu handeln, denn schon 1923 schreibt Lehrer Peter Josef Mengelkoch in der Schulchronik Steiningen/ zur Separatistenbewegung (Mayer, Alois: Wir wollen Franzosen sein! 1923 - Separatistenputsch in Daun. In Heimatjahrbuch Landkreis Vulkaneifel 2015, S. 203 - 211) und in jüngster Zeit ist Heinz Mengelkoch als pädagogischer Leiter der VHS Daun feststellbar. — In der DIPF-Datenbank existieren drei Einträge zu Lehrerinnen dieses Namens: Josefina, Klara Anna und Mathilde; erstere und letztere sind dem Reg.-Bez. Trier zugeordnet. Josefina hat allerdings nur die erste Lehrerprüfung abgelegt und ist als "zurückgestellt" eingestuft - also verbleibt nur: Mathilde Mengelkoch, *21.6.1891, kath. Endgültig angestellt am 1.4.1914. Erste Lehrerprüfung am 4.3.1911 in Saarbrücken. Trotz fehlender zweiter Lehrerprüfung ist sie ab 1.7.1928 (also knapp ein halbes Jahr nach obigem Auftritt) mit ihrer ersten Stelle an der kath. Volksschule Schöndorf, Kreis Trier-Land angestellt. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0701.jpg, 28.7.2016) 359 Johann Baptist Hubert Zimmermann, *20.2.1889, kath., Hauptlehrer. Endgültig angestellt am 1.9.1913. Erste Lehrerprüfung am 26.2.1910 in Wittlich, zweite am 24.6.1913 in Jünkerath. Seit 1.4.1910 an der kath. Volksschule in Jünkerath, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK- 0154/VLK-0154-0534.jpg, 30.7.2016) "Hauptlehrer Zimmermann" ist im Eifelvereinsblatt 1926, S. 116 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227418, 20.9.2016) als Schriftführer der Ortsgruppe Jünkerath des Eifelvereins mit 47 Mitgliedern genannt, im Jahre 1931, S. 79, als ihr Vorsitzender (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234456, 27.9.2016). 360 Nikolaus Thomas, *14.7.1890, kath. Endgültig angestellt am 1.9.1913. Erste Lehrerprüfung am 26.2.1910 in Wittlich, zweite am 24.6.1913 in Lissendorf. Seit 1.4.1910 an der kath. Volksschule in Lissendorf, Kreis Daun, ab 1.10.1932 an der kath. Volksschule Heilig Kreuz in Trier. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0638.jpg, 30.7.2016) - 152 -

134 [1928] (2)

April 1928 An Ostern wurden 8 Schüler entlassen 6 Knaben und 2 Mädchen. Neu aufgenommen wurden 6 Knaben und 1 Mädchen. Schülerzahl am 1 Mai 1928 44 Knaben 25 Mädchen. M. Kohn.

Mai 1928 A.G. Samstag, den 12. Mai 1928 in Gerolstein. 1) Lehrstunde über den Völkerbund361 Rektor Krock, Gerolstein 2) Der Völkerbund. Vortrag Schulrat Paffrath. 3) Das Züchtigungsrecht in der Schule Ref. Lehrer Rassi?es362, Dohm 4) Alkoholfreie Jugenderziehung Ref. Lehrer Jakobs, Cordel363

361 Ein Programm zur Umsetzung der Kant’schen Forderung „Zum ewigen Frieden“ wurde, ausgelöst durch die Schrecken des Ersten Weltkriegs, im 14-Punkte-Programm des US-Präsidenten Thomas Woodrow Wilson von 1918 aufgegriffen. Die Satzung des Völkerbundes war Teil der Pariser Vorortverträge (maßgeblich initiiert von Lord Robert Cecil) und somit auch des Versailler Vertrages. Die Satzung des Völkerbundes wurde am 28. April 1919 von der Vollversammlung der Friedenskonferenz von Versailles angenommen. Integraler Bestandteil der Statuten war die Monroe-Doktrin, die später auch in die Charta der Vereinten Nationen aufgenommen wurde. Mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags am 28. Juni 1919 unterzeichneten die beteiligten Staaten auch die Satzung des Völkerbunds – der Bund war Teil des Versailler Vertrags geworden. Mit seiner Ratifizierung am 10. Januar wurde auch der Völkerbund offiziell gegründet und trat am 15. November 1920 zum ersten Mal zusammen. (https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerbund, 3.1.2016) Deutschland wurde erst 1926 Mitglied des Völkerbundes (vgl. http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919- 1933/0000/lut/lut2p/kap1_1/kap2_146/para3_3.html;jsessionid=984360B1F760B427CABBE0B60414D15B? highlight=true&search=&stemming=true&pnd=&start=1207&end=1207&field=all, 3.1.2016) 362 Original:

Auch mithilfe der DIPF-Datenbank ist eine Klärung nicht möglich. Lt. Auskunft Klaus Krämer (Lammersdorf) ist aktuell - Mitte 2016 - eine Transkription der dortigen Schulchronik in Arbeit, die Aufklärung bringen sollte, denn sie deckt die Jahre 1874-1929 ab (lt. Prof. Matthias Weber, http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1999/hjb1999.81.htm). 363 Matthias Jakobs, *8.7.1896, kath. Endgültig angestellt am 1.2.1924. Erste Lehrerprüfung am 2.8.1919 in St. Wendel, zweite am 14.3.1921 in Nasingen, Kreis Bitburg. Mittelschullehrerprüfung am 12.7.1930 in Trier. Ab 1.6.1932 an der mehrklassigen kath. Volksschule in Hermeskeil, Kreis Trier-Land. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0099.jpg, 27.7.2016) - 153 -

(2) [1928] 135

Juni 1928 A.G. am Samstag, den 16. Juni in Gerolstein. 1) Das Wesen des Staates Herwagen (Zentral-Institut364) 2) Die Pflege der Hühnerzucht im Kreise Ref. Lehrer Bauer, Rengen 3) Sinn und Rentabilität der Geflügelzucht im Kreis. Ref. Lehrer Kohn, Calenborn.

Juli 1928 Die Heuferien dauerten vom 4. - 17. Juli.

364 s. Anm. 337 - 154 -

136 [1928] (2)

August 1928 Infolge großen Wassermangels, war die Dorfwasserleitung nicht imstande, die Gemeinde Scheuern mit Wasser zu versorgen. Scheuern protestiert bei Calenborn wegen Wasser. Die Calenborner Leitung ist nur wenige Stunden am Tage geöffnet, damit Scheuern nur einigermaßen versorgt werden kann. M. Kohn - 155 -

(2) [1928] 137

September 1928 Am 4. d. Monats morgens früh um 6 Uhr rückten ungeheuere Truppenmassen in Scheuern und Calenborn ein. (Kavallerie, Radfahrer, Pagage, Artillerie, Maschinengewehr-Abteilungen auf Tankautos, Soldaten weisser und schwarzer Hautfarbe365) Alles war belagert, selbst unser Schulhaus war umzingelt von einer Radfahrer-Abteilung. Von der Strasse Bahnhof Müllenborn – Scheuern bogen die Tankautos oben auf dem "Kreuzchen" ab und kamen über die Felder auf Lenzerath nach Calenborn. Flieger kreisten über dem Dorf. Hinter Calenborn rückte alles in Gefechtsstellung über den Rosswald auf Hillesheim zu. Es war ein Teil der großen französischen Herbstmanöver in der Eifel. Gegen 11 Uhr vormittags war alles wieder geräumt. Die Dorfbewohner standen zusammen auf den Straßen und sprachen verzweifelt von Abrüstung und "Locarno"366 und "Genf"367. Jeder empfand im Herzen den schweren Druck der Besatzung im Rheinland. M. Kohn.

Laut Verfügung der Regierung in Trier Ab II D v. 18.9. wurde der Schulamtsbewerber Matth. Kohn mit Wirkung vom 1. Oktober 1928 ab als einstweilig angestellter Lehrer im Schulverband Calenborn berufen.

Die Herbstferien begannen am 18.9. und dauern bis zum 22. Oktober einschließlich.

Vom 23. - 25. September war Landwirtschaftliche Ausstellung in Hillesheim. Folgende Preise gingen nach Kalenborn368-Scheuern: Klasse I Abteilung Rindvieh Bullen mit Kälberzähnen Markus Leyens II Grad RM. 60.-

365 Dies ist ein sehr dezenter Hinweis auf eine rassistische Empörung im Rheinland, nachdem Frankreich 1919 bei Besetzung der entmilitarisierten Zone auch "Marokkaner" (= Schwarze) aus seinen Kolonien einmarschieren ließ. Einige der Besatzungstruppen stammten aus den Besitzungen und Kolonien Frankreichs in Afrika, wie die Turkos und die Tirailleurs sénégalais. Von deutscher Seite war bereits während des Ersten Weltkrieges der Einsatz schwarzafrikanischer Soldaten in Europa durch Frankreich als Affront und „Verrat an der weißen Rasse“ angeprangert worden. Der zeitgenössische Rassismus nahm „Schwarzafrikaner“ kaum als Menschen wahr. Unter dem Schlagwort der „Schwarzen Schmach“ rief deshalb deren Präsenz in den Besatzungstruppen in der deutschen Öffentlichkeit eine besondere Empörung hervor. [...] Von den Behörden wurden damals insgesamt 385 afrodeutsche Besatzungskinder erfasst. [...] Sie wurden als „Rheinlandbastarde“ oder „schwarze Schmach“ diskriminiert, und ab 1937 wurden viele von ihnen „unter strengster Geheimhaltung“ illegal zwangssterilisiert. (https://de.wikipedia.org/wiki/Alliierte_Rheinlandbesetzung, 1.8.2016) ─ 1933 antwortet der dem NS-Regime zumindest anfangs verbundene Gottfried Benn an den zur Côte d'Azur in Südfrankreich emigrierten Klaus Mann: Sie stellen es so dar, als ob das, was sich heute in Deutschland abspielt, die Kultur bedrohe, als ob eine Horde Wilder die Ideale schlechthin der Menschheit bedrohe, aber, und so lautet meine Gegenfrage, wie stellen Sie sich denn nun eigentlich vor, dass die Geschichte sich bewegt? Meinen Sie, sie sei in französischen Bedeorten besonders tätig? [...] Da werfen Sie nun also einen Blick auf das nach Afrika sich hinziehende Meer, vielleicht tummelt sich gerade ein Schlachtschiff darauf mit Negertruppen aus jenen 600 000 Kolonialsoldaten der gegen Deutschland einzusetzenden berüchtigsten französischen Forces d'outre-mer..." (Gottfried Benn,"Antwort an die literarischen Emigranten (1933), in: Benn, Sämtliche Werke Bd. IV, S. 24-32. Benn spielt auf die "Force Noire" an, die französischen Regimenter, die im Rheinland stationiert wurden und später das Ruhrgebiet besetzten. (Zit. nach Lepenies, Wolf: Die Macht am Mittelmeer. Französische Träume von einem anderen Europa. München: Hanser 2016, S. 286f.) 366 Die Verträge von Locarno sind sieben völkerrechtliche Vereinbarungen, die vom 5. bis 16. Oktober 1925 in Locarno (Schweiz) verhandelt und am 1. Dezember 1925 in London unterzeichnet wurden, nachdem die Parlamente zugestimmt hatten. Sie traten am 10. September 1926 mit der Aufnahme von Deutschland in den Völkerbund in Kraft. Deutschland einerseits, Frankreich und Belgien andererseits verzichteten auf eine gewaltsame Veränderung ihrer im Friedensvertrag von Versailles gezogenen Grenzen, für die Großbritannien und Italien die Garantie übernahmen. [...] Deutschland musste einen französischen Angriff nur noch fürchten, wenn es bei einem Konflikt mit Polen selbst der Angreifer war. [...] Für Deutschland war der Vertrag vor allem wichtig, um seine internationale Isolation zu durchbrechen, die Revisionspolitik nicht zum Stillstand kommen zu lassen und eine Räumung des besetzten Rheinlandes zu erreichen. Stresemann war bereit, für diese Ziele auch formal auf Elsass-Lothringen und Eupen-Malmedy zu verzichten, das Rheinland entmilitarisiert zu lassen und sich im Fall von Grenzstreitigkeiten den Entscheidungen des Völkerbunds zu unterwerfen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Vertr%C3%A4ge_von_Locarno, 3.1.2016) 367 Sitz des Völkerbundes (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerbund#Sitz_und_Bedeutung, 3.1.2016) 368 Hier erstmals nicht mehr mit C geschrieben. - 156 -

138 [1928] (2)

Klasse IV Tragende Rinder

Peter Hoffmann III b RM. 10.-

Klasse V Junge Kühe mit bis zu 4 breiten Zähnen:

Geschwister Kyll, Scheuern II a RM. 60.-

Klasse VIII Jungvieh von 12 – 18 Monaten

A. Phlepsen, Calenborn II d RM. 40.- Karl Weber, " Ia RM. 20.- 1 kl. Kammer-Preismünze A. Phlepsen, Calenborn I e RM. 20.- M. Grossmann, Scheuern II b RM. 10.- Nik. Pütz, " II d RM. 10.- M. Grossmann, Scheuern II f RM. 10.-

Abteilung Pferde Klasse II Ältere Stuten

M. Pütz, Scheuern II RM. 50.-

Die Fortbildungsschule Calenborn wurde von den I.G. Farbenindustrie Werken Verkaufsstelle Bochum369 mit 12 Anschauungsgläsern der verschiedenen Kunstdünger beschickt. 1 Mischungstafel lag bei. [mit Bleistift:] Ges. 28.11.28 Paffrath Kley, (?unleserlicher Titel370)

369 Stickstoff-Syndikat GmbH Verkaufsstelle Bochum (Deutsche Ammoniak-Verkaufs-Vereinigung) (https://www.deutsche-digitale- bibliothek.de/item/63PTEJSH54CYZRVG24526KYVTTOLQTGP, 16.2.2016) 370 Seine Amtsbezeichnungen Regierungs- und Schulrat sind öfters in dieser Chronik erwähnt, aber keiner der Titel scheint mit dem in der Unterschrift übereinzustimmen. Original: - 157 -

(2) [1928] 139

Oktober 1928. Vom 18. September bis einschl. 22. Oktober dauerten die Herbstferien.

November 1928

[eingeklebter Zeitungsausschnitt mit zwei Allerseelen-Gedichten von "Mätthi Kohn, Lehrer", s. Anhang 2-139, S. 399]

Am 5. November begann die Fortbildungsschule Erschienen sind 22 Pflicht- und 5 freiwillige Schüler; insgesamt 27. (Verteilung: 7 Handwerkslehrlinge und 20 landwirtsch. beschäft. Schüler) M.K. - 158 -

140 [1928] (2)

November 1928. Die Fortbildungsschule nahm diesen Winter auch einen sehr günstigen Verlauf. Mit einem einleitenden Vortrag des Lehrers wurden 27 Schüler wieder wie im Vorjahre auf den Arbeitsplan des Winters hingewiesen und zur freien, erfinderischen Selbsttätigkeit (zum Selbstsuchen) angespornt. Neben den naturkundlichen- bürger- und wirtschaftskundlichen Themen, kam es mir dieses Jahr zur Hauptsache darauf an, die Jugend sittlich zu festigen, ihnen die Grundbegriffe Gott, Abhängigkeit zu ihm, Begreifen der wichtigsten, natürl. Tatsachen in ihm, Lebensziel und Erfolg des Lebens, zu vermitteln. 1. Die Gottesbeweise371 wurden der Reihe nach durchgesprochen und zu den Tatsachen des Lebens in Beziehung gesetzt. 2. Das Kausalitätsgesetz372 in einfacher Art auf das persönliche Handeln des Menschen in Anwendung gebracht und so erkannt, daß die gesammte Schöpfung nur des Guten wegen da ist, daß der Mensch nur Conflikte erleben kann, wenn sein Handeln sich mit der Stimme des Gewissens nicht deckt; ferner, daß das Leben nach dem Gesetze Gottes, vom Menschen, in Anbetracht seiner bösen Anlagen, unbedingt Opfer verlangt, die nach der persönl. Einstellung seines Willens zum göttl. Gesetz bald groß, bald klein erscheinen. 3. Die so an Hand von Erlebnissen aus Dorf, Familie und Staat erworbenen Begriffe wurden den Schülern als Motiv des Handels für den Willen a) für's religiöse Leben b) für's staatsbürgerliche Leben mitgegeben. Als volkswirtschaftl. Thema, das sich durch das ganze Semester hinzog, wurde behandelt: "Die Geflügelzucht als einträglichstes Geschäft für den Eifelbauer."

371 Der Ausdruck Gottesbeweis bezeichnet in neuzeitlicher Terminologie den Versuch, mit Hilfe der Vernunft die Existenz (eines) Gottes zu beweisen. [...] Gottesbeweise lassen sich in apriorische und aposteriorische Beweise einteilen. Apriorische Gottesbeweise sind unabhängig von Erfahrung. So leitet beispielsweise Anselm von Canterbury die Existenz Gottes aus dessen Begriff ab. Aposteriorische Gottesbeweise gründen sich auf Erfahrung. Die sogenannten fünf Wege (quinque viae) in der Tradition des Thomas von Aquin gelten hier als typisches Beispiel. Eine weitere Unterscheidung von Gottesbeweisen geht auf die Ausführungen zur Transzendentalen Dialektik in Kants Kritik der reinen Vernunft zurück. Hier wird nach ontologischem, kosmologischem und teleologischem Gottesbeweis unterschieden. Zusätzlich zu Kants Gliederung wird heute häufig noch der moralische Gottesbeweis ergänzt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbeweis, 16.2.2016) 372 Gemeint ist wohl das "Kausalprinzip". Der Begriff Kausalprinzip wird in philosophischer Literatur, meist aus Bereichen der Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie oder Metaphysik, für Thesen gebraucht, die in unterschiedlicher Spezifikation „alltagssprachlich durch Wendungen wie ‚jedes Ereignis hat eine Ursache‘ oder ‚alles Werden ist ein Bewirktwerden‘ wiedergegeben“ werden können." (https://de.wikipedia.org/wiki/Kausalprinzip_(Wissenschaftstheorie), 16.2.2016) — Die Erläuterungen zeigen jedoch, dass die Darlegung eher Thomas von Aquin folgt: "Die höchste Form ist Gott als Verursacher (causa efficiens) und als Endzweck (causa finalis) der Welt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_von_Aquin#Metaphysik_und_Ontologie, 16.2.2016) - 159 -

(2) [1928] 141

[auf dem Innenfalz eine eingeklebte Zeichnung des Schreinerlehrlings Theo Geister; s. Anhang 2-141, S. 400]

Dieses Thema wurde praktisch an Hand meiner Geflügelfarm behandelt und war ein Ausschnitt aus dem geschäftl. und prakt. Betrieb meiner Farm. Alle buchtechn. Vorfälle: Anlage der Bücher und Listen, Einkauf – Verkauf Formularwesen, Zahlung, Arten der Zahlung, bar, Scheck, Wechsel, Credit, Conto, Ziel, Discont, Wechselstempel, Steuern, Zinsrechnung, Erfolgsstatistik, wirtsch. Kontrolle, Vorkalkulation wurden damit verknüpft. Mein besonderes Augenmerk galt dieses Jahr den 7 Handwerkern. Wir richteten eine besondere Handwerkerzeichenstunde ein, die ich neben den 120 Pflichtstunden gratis erteilte. Deren haben wir etwa 60 abgehalten in denen jeder Lehrling etwa 20 – 25 schöne Zeichnungen auszog. Die Schusterlehrlinge klebten ihre Schnittmuster aus Papier zu Schuhen zusammen. Infolge des Gesindemarktes373 im Febraur 1929 schmolz unsere Fortbildungsschule bis auf die Handwerker zusammen, so daß wir dieses Jahr keine Schlußfeier für die Öffentlichkeit machen konnten. M. Kohn.

Am 28. November 1928 machte der Lehrer Matthias Kohn, seine 2te Prüfung mit dem Ergebnis "gut". Die Schulklasse zählte 69 Kinder. Als Vertreter der Regierung war erschienen: Herr Regierungs- und Schulrat Kley von Trier, als Vorgesetzter der Volksschulen des Kreises Daun, Herr Schulrat Paffrath, Daun und als Vertreter der Lehrerschaft, Herr Rektor Krock, Gerolstein. Die Prüfung zerfiel in 2 Teile: 1) schultechn. Teil von 10 Uhr früh bis 1215 Uhr 2) mündliche " 1215 bis 215 " Mein Prüfungsaufsatz hiess: ["]Sprecherziehung." Er umfasste 22 Spalten mit Schreibmaschine geschrieben. Ich hatte für jedes Schulfach eine prakt. Sektion eingeflochten. Herr Rektor Krock aus Gerolstein, der den Aufsatz durchzensierte, schätzte ihn als den besten Prüfungsaufsatz, der bisher von einem Junglehrer in seiner Hand war.

373 Der Gesindemarkt (Dingmarkt, in Luxemburg Kënnerchesmaart) war bis in die 1870er Jahre eine Form der Arbeitsvermittlung für Gesinde (Knechte und Mägde). Die Gesindemärkte fanden traditionell im Dezember statt, weil traditionell an Lichtmess (2. Februar) die Arbeitsvereinbarungen ausliefen. Bis zum Beginn der 1870er Jahre gab es solche Märkte noch in Bitburg, Wittlich, Wetteldorf bei Schönecken, in Neuerburg, Cochem und Münstermaifeld. Das Gesinde stand dann am Markttag unter freiem Himmel auf dem Platz und bot seine Dienste an. Es gab unter anderem Meisterknechte, Unterknechte, Meistermägde, Untermägde, Hütejungen, Küchenmädchen, Erstmägde, Pferdeknechte, Kuhmägde. Die Bezahlung war schon damals festgelegt, wie heute bei Tarifverträgen. Es bekamen z. B. die Erstmagd 60 Taler, 75 Taler und zwei Paar Schuhe der Meisterknecht. Der Vertrag wurde mündlich geschlossen und durch Handschlag besiegelt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gesindemarkt, 16.2.2016). — Dieser Chronikeintrag sowie Beiträge in Jahrbüchern (z.B. N.N. "Vom Eifeler Gesindemarkt (nach Bericht in K[oblener] Z[eitung] vom 23. Dez. 1929) in Eifelvereinsblatt 1930, S. 13; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234188, 24.9.2016: Nicht uninteressant sind die ausgemachten Löhne der Gegenwart: für Kuhjungen von 14 bis 16 Jahren 300 RM, für Knechte bis zu 700 RM im Jahre, für Dienstmägde bis zu 20 Jahren 300 - 500 RM, über 20 Jahre bis 650 RM, dazu doppelte Kleidung und Versicherungsbeiträge; Ruland, Heinrich: Gesindemärkte in der Eifel. In: Eifel-Kalender 1934, S. 104f (http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/203624, 25.9.2016); Foto "Beim Gesindemarkt in Münstermaifeld 1930 in Eifel-Kalender 1932, S. 84 (http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/201777, 24.9.2015); Steffens, Willi: Gesindemärkte in der Eifel. In: Heimatjahrbuch Kreis Düren 1969, S. 182f [http://legacy.fordham.edu/magazinestacks/dueren.html, im Volltext nicht mehr zugänglich am 24.9.2016]) belegen, dass es Gesindemärkte auch an anderen Orten und weit über den im Wikipedia-Eintrag genannten Zeitraum hinaus gab. — Schon 1866 schreibt Otto Beck darüber: [...] ein solcher Markt hat ganz das Gepräge eines Waarenmarktes und erregt den Abscheu jedes einigermaßen gebildeten Menschen. Das ist aber erst die eine Seite der Unmoralität dieser Märkte. Kaum hat der Markt begonnen und sind die Händel geschlossen, so überläßt sich das Gesinde dem Genusse geistiger Getränke, denn es betrachtet diesen Tag als einen völlig freien, und kehrt endlich spät am Abend, nachdem es auf den Straßen und öffentlichen Plätzen allerlei skandalöse Auftritte geliedert hat, in betrunkenem Zustande nach Hause zurück. Und doch meint er am Ende dieses Kapitels: Die Sache scheint uns aber nicht so leicht abgethan, wenn man die Bevölkerungsverhältnisse der Eifel berücksichtigt. (Beck, Otto: Beschreibung des Regierungsbezirks Trier. Zur Erinnerung an die 50jährige Jubelfeier der königlichen Regierung zu Trier am 22. April 1866. Trier: Lintz 1868, S. 579. (Digitalisat: http://reader.digitale- sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10136768_00603.html?rotate=0, 16.2.2016) - 160 -

142 [1928] (2) - 161 -

(2) [1929] 143

[auf dem Innenfalz eingeklebt ein Zeitungsausschnitt "Sinn und Rentabilität der Geflügelzucht" von "Matth. Kohn, Lehrer, Kalenborn, s. Anhang 2-143-1 bis -3, S. 401 - 403]

Februar 1929. 24. (Matthiasfest) Auch in diesem, wie im Vorjahre, machten die Schulkinder zu meinem Namenstag einen Fackelzug durch das Dorf; Gemeindevertretungen (Kalenborn-Scheuern) und die Vorstände der Vereine schlossen sich zur Gratulation an. Während des Winters hat der Lehrer, des öftern neben der Fortbildungsschule die gesamte Gemeinde in der Schule versammelt und besonders mit den älteren Leuten Fühlung genommen, damit die Schularbeit von ihnen aus eine günstige Unterstützung erfahren soll. Auch mehrere Vorträge sind gehalten worden: 1. Was will die Schule den Eltern, dem Dorf, dem Staat, der Kirche geben? 2. Warum braucht die Schule die Eltern? 3. Was will die Zentrumspartei, und was tut derjenige, der ihr fern bleibt? 4. Religion sind keine Märchen. Die Stellung des Pastors.

März 1929. Der Winter 1928/29 war ein furchtbar strenger. Bis Ende März währte eine schreckl. Kälte. Zur Weihnachtszeit hatte sie bereits begonnen. Die meisten Wasserleitungen des Ortes waren zugefroren; vielerorts hatte die Kälte sogar ganze Leitungsanlagen gesprengt. Temperaturen von 20-25° Kälte waren keine Seltenheit, so daß der Winter denen im Continentgebiet völlig gleichkam. Alte Leute konnten sich einer solchen Kälte nicht mehr entsinnen.374 Vortrag 5. Über Besessenheit. " 6. a) Wie behüte ich mein Kind vor der Verführung? b) Auch das gefallene Kind gehört den Eltern, ihm gebührt das meiste Entgegenkommen. " 7. Welche Rolle spielt das Judentum in der Welt? [Vorstehende Zeile mit Bleistift unterstrichen und in der Schrift des Schulrats Paffrath zwischen die Zeilen notiert: "Nicht antisemetisch ?sich enthalten !]

In Kalenborn hat sich ein Musikverein gegründet. Die Instrumente sind größtenteils von der Gemeinde beschafft worden. Auch dieses Jahr verlief der Volkstrauertag375 in der alt gewohnten Weise. Unter Trauerklängen von Musik und Gesang wurde der Gefallenen gedacht. Der Lehrer sprach über: Das Vaterland im bittern Leid der Nachkriegszeit.

374 1929 Januar, Februar: „Jahrhundertwinter“, Kältewelle in Europa wie seit Jahrzehnten nicht mehr, wochenlange, eisige Kälte, alle Flüsse und Seen restlos zugefroren, Ostsee zugefroren, Frost bis zum Mittelmeer, Riviera geschlossene Schneedecke, Italien Schnee bis südlich von Palermo, Schneesturm in der Ägäis, Polen bis -47°, Ostdeutschland bis -40°, Rheinland bis -20°, Rhein zugefroren, Kohlemangel überall, teilweise Wasserknappheit, Eisgang an der Nordseeküste. (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 16.2.2016) 375 13.3., s. Anm. 320 - 162 -

144 [1929] (2)

April 1929. a) Herr Pfarrer Etten ist nach Baustert, Kreis Bitburg, versetzt. Selbiger wirkte seit 1922 sehr segensreich in unserer Pfarrei. Als Nachfolger ist Herr Kaplan Arenz376 von Differten, Saar, vom Hochw. Herrn Bischof, berufen. Seine Einführung fand am 30.4. im feierlichen Schmuck, des Dorfes Roth und unter Beteiligung der ganzen Pfarrkinder statt. Die Kalenborner Mädchen empfingen ihn am Eingang des Pfarrortes mit einem herzl. Gedicht. Herr Dechant Cremer von Niederbettingen führte den neuen Pastor in sein Amt ein. Der erste Eindruck von dem Herrn war ein guter bei allen Leuten. Gott möge ihm seine Arbeit segnen! b) Neu aufgenommen wurden dieses Jahr 7 Knaben und 3 Mädchen. c) Am 3. April wurde unsere Schule von der Regierung in Trier aus mit einem wunderschönen Radio, 4 Röhren, Typ "Nora"377, beschenkt.378 Es ist der erste Apparat der von der Regierung in den Kreis auf's platte Land geliefert wurde. Kinder, Lehrer und Dorf sind erfreut ob dieses Geschenkes; letzteres besonders, weil das Gerät 443,50 RM kostet, die Gemeinde aber blos eine Montagegebühr von 23,50 RM zu zahlen brauchte. Kalenborn ist von heute ab Welt geworden. M. Kohn

Mai 1929.

[kein Eintrag]

376 recte: Arens 377 Die Angaben passen vom Baujahr her zu dem hier beschriebenen Modell: http:// www.radiomuseum.org/ r/nora_k3wfl.html (18.2.2016) - der vom Lehrer angegebene Preis wäre allerdings gemäß Katalog, nämlich 185,-. RM incl. Röhren, viel zu hoch (hat sich der regierungsamtliche Spender recht ins Licht setzen wollen?). Details s. Anhang 2-144 Nora (S. 409) 378 Die Sinnhaftigkeit des neuen Mediums bei der Verbreitung nationaler Anliegen war bereits bei der Übertragung der Befreiungsfeiern erwiesen worden. Der mediale Fortschritt wirkte sich auch auf die Feierlichkeiten anlässlich des endgültigen Endes der Rheinlandbesetzung aus, nicht zuletzt in Form von Rundfunksendungen. Die offizielle Kölner Befreiungsfeier vom 21.3.1926 anlässlich der Räumung der ersten Besatzungszone etwa, die in der großen des Rheinparks mit Johann Sebastian Bachs g-moll-Phantasie begann und mit Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ aus Beethovens 9. Sinfonie endete, wurde im Rundfunk – von der „Westdeutschen Funkstunde AG“ (WEFAG) – direkt übertragen. Ähnliches gilt für die Befreiungsfeiern am 30.11.1929 in Aachen, am 1. Dezember in Koblenz sowie am 15. Dezember in Bad Ems, nur teilten sich dieses Mal die „Westdeutsche Rundfunk AG“ (WERAG) sowie ihr südwestdeutsches Pendant, die SÜWRAG, die Verantwortung. (http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/themen/Das Rheinland im 20. Jahrhundert/Seiten/DieRheinlandbesetzung.aspx, 14.9.2016). Wie der nächste Eintrag vom Juni 1929 beweist, wird das Radio von der ganzen Bevölkerung begeistert aufgenommen. - 163 -

(2) [1929] 145

Juni 1929. a) Fast jeden Sonntag Abend von 8 bis 12 Uhr ist auf der Schule Radioabend. Die Zuhörerschar ist jedes Mal groß und zeigt ein reges Interesse. b) Lehrer Loch von Müllenborn, der des öftern in unserer Schule Vertretung hatte, ist mit dem 1. Juli nach Stadt Trier versetzt. c) A.G. 22.6.29. Gerolstein. 1) Der Geschichtsunterricht im Dienste der staatsbürgerl. Erziehung. Herr Herwagen, Köln 2) Die Verfassung des Freistaates Preußen u. d. d. Reiches Lehrer Reetz, Gerolstein. 3) Reichsjugendwettkämpfe. Rektor Frank, Daun. 4) Die neuen Richtlinien des Herrn Ministers zur Aufstellung von Lehrplänen f. d. Turnunterricht. 5) Gesangprobe.

Am 19. machte der Lehrer mit 28 Kindern (teils Ober-, teil Mittelstufe) eine Autotour nach Trier. Wir fuhren 8 Uhr hier fort und erreichten bei schöner, ruhiger Fahrt mit einer kurzen Unterbrechung in Bitburg, um 12 Uhr Trier. Beim Anblick der Stadt jauchzten alle Kinder auf. Freude und Begeisterung glänzte aus den Augen. Am Dom hielten wir an und besichtigten zuerst die Basilika, (die Kirchen Triers sind von 12 – 2 geschlossen) das Provinzialmuseum, den Kaiserpalast, das Amphitheater. Dann versuchten wir auch etwas vom Hauptverkehr der Stadt zu sehen und wanderten zu 2 + 2 von der Kaiserstrasse durch die Saar- & Brotstraße zum Dom. Durch die Liebenswürdigkeit eines Bruders wurde uns dann die Domschatzkammer gezeigt. Die Kinder war[en] starr vor Eindrücken. Hier ein kleiner Schrein im Werte von 3 bis 4 Millionen Mark, dort die Mütze des hl. Simon379, die Trinkschale der hl. Helena380, geschriebene Messbücher381, ein's im Werte von 4,2 Millionen RM.

379 Heiliger Simeon von Trier [...] Geboren im 10. Jahrhundert in Syrakus (Italien), gestorben am 1. Juni 1035 in Trier. " [...] Der Trierer Abt Eberwin machte ihn mit seinem Erzbischof Poppo bekannt, den Simeon auf dessen Pilgerfahrt ins Heilige Land 1028 bis 1030 begleitete. Auf seinen eigenen Wunsch kehrte Simeon gemeinsam mit dem Erzbischof nach Trier zurück, wo er sich als Inkluse in den Nordturm der Porta Nigra einschließen ließ. Dort verlebte er seine letzten Jahre und starb am 1. Juni 1035. Nur wenige Monate nach dem Tod Simeons sprach ihn Papst Benedikt IX. heilig. Erzbischof Poppo dankte seinem treuen Reisegefährten, indem er ihm zu Ehren 1041 die Porta Nigra zu einer Kirche umgestalten ließ und daran angrenzend ein Chorherrenstift errichtete. Nach der Auflösung des Simeonstiftes im Jahre 1802 wurden die Reliquien des Heiligen in die Sankt-Gervasius-Kirche in Trier übertragen. Andere Reliquien befinden sich in der 1971 neu erbauten Trierer Pfarrkirche Sankt Simeon. (http://kirchensite.de/ fragen-glauben/heiligenkalender/heiligenkalender-einzeldarstellung/datum/2000/06/01/heiliger- simeon-von-trier/, 16.2.2016) 380 Die sog. Trinkschale der hl. Helena im Trierer Domschatz wurde mit Helena, der Mutter Konstantins, in Verbindung gebracht; neuere Forschungen beweisen jedoch die Entstehung der Schale im Böhmen des 13. Jahrhunderts. Nur die bescheidenen Fragmente von vermutlich mehr als einer einzigen Achatschale stammen sicher aus dem spätantiken Trier, wo sie bei Ausgrabungen in der frühchristlichen Kirchenanlage gefunden wurden. Die Frage nach dem Herstellungsort und nach dem Verwendungszweck der Gefäße in kirchlichem Zusammenhang ist bislang noch nicht beantwortet. (http://web.rgzm.de/publikationen/verlagsprogramm/zeitschriften/archaeologisches- korrespondenzblatt/pm/article/fragmente-spaetantiker-achatgefaesse-aus-der-trierer-domgrabung.html, 16.2.2016) 381 [...] mehrere bedeutende Handschriften des Mittelalters (Simeonskodex, Helmarshausener Evangeliar, Perikopenbuch des Kuno von Falkenstein) [...]. (http://www.dominformation.de/bauwerk/domschatz.html, 16.2.2016) - 164 -

146 [1929] (2)

Hier die winzigen Splitter von der Dornenkrone, dort die Stücke vom Kreuz des Heilandes, Reliquien der hl. Elisabeth, der Kopf der hl. Helena382, des hl. Blasius und des Papstel383 Leo II.384, alte Bischofsringe und Stäbe, eine Nachbildung des hl. Rockes, eine Monstranz von 25 Pfund, zu deren Herstellung eine Trierer Gräfin ihren Schmuck im Werte von 75000 RM gegeben hatte, eine Sandale des hl. Andreas, Reliquien der Trierer Glaubensboten Eucharius, Valerius und Maternus385, der Schrein des hl. Rockes und nach vielem andern den Nagel vom Kreuz Christi in einer goldenen Monstranz. An diesen Nagel haben die Kinder ihre Rosenkränze angerührt; ich rührte meine Taschenuhr an zum Andenken. Schwer ergriffen und doch himmelhoch erhoben verliessen wir nach Spendung eines kleinen Opfers für die Armen die Domschatzkammer um unten im Dom dem Herrgott für diese Gnade in kurzem Gebet zu danken. Dann sahen wir uns die Liebfrauenkirche an, den Marktbrunnen, das Marktkreuz, das rote Haus, die Porta-Nigra. Von dort rollten wir zur Kirche des hl. Paulinus386. O, wie sprachen dort die Decken- und Wandgemälde von den braven Trierer Christen, die ihr Leben so freudig für Jesus hingaben. Nach kurzem Gebet zum hl. Paulinus in der Gruft der Kirche rüsteten wir zur Heimfahrt um ½ 5 Uhr. Langsam trug uns der Wagen die steilen Moselberge hinauf, bis wir endlich von der Stadt die letzten Grüße zugewinkt bekamen. Voll Herz und Seele gings dann durch grüne Fluren und Wälder der Heimat zu. Glücklich und zufrieden langten wir um 9 Uhr, noch bei hellem Tage dort an. Trier war schön! M. Kohn

382 Im Trierer Dom wird das Haupt Helenas als Reliquie verehrt. Diese schenkte Kaiser Karl IV. dem Trierer Erzbischof. (https://de.wikipedia.org/wiki/Helena_(Mutter_Konstantins_des_Großen), 16.2.2016) 383 so unzweifelhaft in der Handschrift 384 Leo II. (* in Sizilien; † 3. Juli 683) war Papst vom 17. August 682 bis zu seinem Tode. (https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_II._(Papst), 16.2.2016) 385 die ersten drei Trierer Bischöfe 386 Paulinus (um 300 in Aquitanien; † um 358 in Phrygien) war seit etwa 347 Bischof von Trier, der aufgrund theologischer Streitigkeiten verbannt wurde und in der katholischen Kirche als Heiliger und Märtyrer verehrt wird. (https://de.wikipedia.org/wiki/Paulinus_von_Trier, 16.2.2016) - 165 -

(2) [1929] 147

Juli 1929. Von 10. Juni ab brach in unserer Schule ein Husten aus, der zu Anfang einem leichten Erkältungshusten glich. Bald aber wurde dieser Husten immer schlimmer, der Unterricht war übermässig gestört, die Kinder bekamen richtige Hustenanfälle die etwa 3 – 8 Minuten lang dauerten. Epidemieartig griff die Krankheit schnell um sich und befiel Groß und Klein. Es stellte sich Luftbeklemmung, dann Brechen eines weissen Schleims und zuletzt Blutbrechen ein. Die Versäumnisse stiegen auf 20, dann bis auf 50. Mit dem Blutbrechen war die Höhe der Krankheit erreicht. Sie liegt etwa zwischen 4ter und 5ter Woche. Vermutlich ist es Keuchhusten. Infolge der Ansteckungsgefahr legten wir die Heuferien vom 1.7. bis 15.7. Laut Mitteilung des Kreisarztes bleibt die Schule aber bis auf weiteres geschlossen. Mittel zur Beseitigung des Keuchhustens gibt es leider noch nicht. Der Bazillus tobt trotz aller Arzenei 8 – 9 Wochen. Als wirksame, lindernde Mittel zeigten sich: 1) 10 g Cardiazol-Dicodid387-Tropfen. 2 x tägl. 10 Tropfen. (10% Cardiazol, 0,5% Dicodid. hydrochl. u. Aq. dest.) Knoll A.G., Ludwigshafen am Rh. 2) "Pertussin"388 stündlich ½ bis 1 Teelöffel. E. Taeschner, Potzdam [!]. 3) "Avoldertropfen"389 4) Tee von jungem Haferstroh390 mit Kandiszucker.

Keuchhustenerkrankung der Schule Kalenborn 73 Kinder. Termin aufsteigend Krisis absteigend gesund es brachen unerkrankt erkrankt erkrankt Blut391 am 15.7.29 34 7 - - 4 32 22.7.29 43 18 3 - 10 9 29.7.29 17 24 17 6 14 9 3.8.29 - 10 32 22 2 9 7.8.29 - 7 12 45 - 9

Am 19.8. nachmittags 5 Uhr wurde unser Schulsaal desinfiziert, so daß am 21. August der Unterricht wieder aufgenommen werden konnte. Insgesamt war die Schule von 15.7. bis einschl. 20.8. geschlossen. M. Kohn

387 zur Hemmung des Hustenreflexes (https://de.wikipedia.org/wiki/Hydrocodon, 16.2.2016) 388 Hustensaft 389 Die von Apotheker F. Zimmermann in St. Avold (Lothringen) angefertigten Keuchhustentropfen ([Anon.:] Kleiner homöopathischer Hausfreund, 1901, S.97) 390 In der Volksmedizin wird Haferstroh neben der Anwendung als beruhigendes Mittel auch bei Gicht, Rheuma, Lähmungen und Lebererkrankungen verwendet. In der Homöopathie wird die ganze, frische Pflanze zur Zeit der Milchreife der Früchte in der anthroposophisch orientierten Therapie angewendet. Ferner nutzt man die frischen, zur Blütezeit gesammelten, oberirdischen Teile der Pflanze zur Behandlung von Schlaflosigkeit und Erschöpfungszuständen. (http://www.gesundheit.de/lexika/heilpflanzen-lexikon/hafer-anwendung, 16.2.2016) 391 davon-Zahlen (Doppelnennungen) - 166 -

148 [1929] (2)

August 1929. Siehe angeklebten Aufsatz der Eifeler Landeszeitung: "Gedanken zum 15. Jahrestage des Kriegsausbruches 1914."

[am Innenfalz von S. 149 eingeklebter Ausschnitt, s. Anhang 2-149-1, S. 404]

11. Verfassungsfeier in der Schule

Dieses Jahr fiel der Verfassungstag auf einen Sonntag; unsere Schule feierte deshalb den Tag vorher. Die Vertretungen der Kalenborner u. Scheuerner Gemeinde waren zur Feier erschienen. Die Feier wickelte sich in folgender Reihenfolge ab. I. Begrüssung der erschienen Gäste. II. Gedicht: Tod in Ähren392. III. Vortrag des Lehrers: Wie das deutsche Volk zur neuen Verfassung kam? IV. Gedicht: Zuversicht.393 V. Ausgabe des von der Reichsregierung übersandten Buches an den Schüler Michel Caspers394. VI. Gedicht: An die deutsche Jugend.395 VII. Gemeinschaftl. Lied: Deutschland, Deutschland über alles.

Schulfrei!

392 s.o. Anm. 322 393 Mit dieser Überschrift gibt es viele Gedichte. Die Themen Jugend und Tod werden angesprochen bei Ricarda Huch (nach http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt//dpb_print.php?id=3875, 29.1.2016): O Jugend meiner Sinne, o Jugend meiner Jahre! Mir glückt, was ich beginne; mich freut, was ich gewahre. Ich will in meine Hände des Schicksals Führung nehmen; Ich denke nicht ans Ende, kein Fürchten soll mich lähmen. Und naht der Tod am Schlusse, will ich ihn selber werben. Und wie der Hauch im Kusse, im Schoß der Liebe sterben. 394 * 19.7.1916. Er wird am 8. Mai 1943 bei einem Sturmangriff in Rußland im Alter von 27 Jahren den Heldentod erleiden (s. Totenzettel in Band 4, S. 9). 395 Vielleicht dasjenige von Ernst von Destouches (1843-196), in dem ebenfalls Jugend und Tod thematisiert sind (Wortlaut letzte Strophe nach http://gedichte.xbib.de/Destouches%2C+Ernst_gedicht_An+die+deutsche+Jugend.htm, 4.1.2016: Ja, deutsche Jugend, die du freudig folgest Dem Ruf des heißgeliebten Vaterlands: Wo immer mögen flattern seine Fahnen - Im Friedenssonnenglanz, im Schlachtentanz, - Nach urkraftvoll german´scher Art und Weise Bewähr´die altererbte Tapferkeit, Für Fürst und Vaterland und Heimaterde Zu leben und zu sterben sei bereit! keinesfalls aber das des 1848ers Georg Herwegh (1817-1875), vgl. sein Porträt auf https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Herwegh, 4.1.2016 - 167 -

(2) [1929] 149

August 1929. Am Freitag, den 9. August, war ein junger Missionspriester des Steyler Missionshauses396 bei unserm Herrn Pastor zu Besuch. Selbiger stand kurz vor der Abreise in die Mission und besuchte auch unsere Schule. Auf meine Bitte entwickelte er an Hand der Karte ein für die Kinder sehr interessantes Kulturbild der Philippinen nach denen er am 2. September d.J. als Missionar abreißt. Die Hauptgefahren der dortigen Missionare seien Wasser, Schlangen, Typhus, Erdbeben. Das Thema paßte gut zum eben behandelten Geschichtsstoff: "Bonifatius397, Willibrord398, Suitbertus399 als Missionare im Frankenreich." Er ist der Station Manila auf den Philippinen unterstellt. In selbiger war der Herr Monsignore Hurth400, gebürtig aus Nittel an der Obermosel und ein Nachbarort meines Heimatsdorfes, bis vor kurzem Erzbischof.

Wir entliessen den Herrn Missionar Bernhard P. Roos aus Sulzbach (Saargebiet) mit einem Segensgebet in sein neues Wirkungsfeld. Anhängendes Bild hat [er] der Schule zum Andenken gestiftet, und er versprach auch, uns öfters Missionsberichte401 zukommen zu lassen. M. Kohn

[Zeitungsausschnitt - Monsignore Hurt, - Primizzettel Roos und - Foto s. Anhang 2-149-2, S. 405]

396 Die Steyler Missionare, offiziell Gesellschaft des Göttlichen Wortes (lateinisch Societas Verbi Divini, daher in anderen Sprachen auch Verbiti, Werbiści u.ä.), sind eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts, benannt nach dem Gründungsort Steyl, heute ein Stadtteil von Venlo in den Niederlanden. Das offizielle Ordenskürzel (das an die Namen der Ordensmitglieder angehängt wird) ist SVD. (https://de.wikipedia.org/wiki/Steyler_Missionare, 16.2.2016) 397 Bonifatius, Geburtsname Wynfreth (auch Wynfnith, Winfrid, Winfried, * um 673 in Crediton; † 5. Juni 754 oder 755 bei Dokkum in Friesland), war einer der bekanntesten Missionare und der wichtigste Kirchenreformer im Frankenreich. Er war Missionserzbischof, päpstlicher Legat für Germanien, Bischof von Mainz und zuletzt Bischof von Utrecht, sowie Gründer mehrerer Klöster, darunter Fulda. Aufgrund seiner umfangreichen Missionstätigkeit im damals noch überwiegend heidnischen Germanien wird er seit dem 16. Jahrhundert als „Apostel der Deutschen“ verehrt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bonifatius, 16.2.2016) 398 Der heilige Willibrord (* um 658 in Northumbria, England; † 7. November 739 in Echternach) war ein angelsächsischer Missionar, der das Kloster Echternach gründete. Oftmals wird er als „Apostel der Friesen“ bezeichnet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Willibrord, 16.2.2016) 399 Suitbert (* um 637; † 713, auch Switbert, Swidbert, Suidbert, Suibert) war ein angelsächsischer Missionar, Gründer und erster Abt des Klosters Kaiserswerth, der als Heiliger verehrt wird. [...] Suitbert gehörte zu den Männern, die im Jahr 690 den Missionar Willibrord († 739) vom irischen Kloster Rathmelsigi aus zum Festland begleiteten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Suitbert, 16.2.2016) 400 recte: Hurt 401 Die Stadt Gottes, ist eine im Jahre 1878 vom Hl. Arnold Janssen gegründete Illustrierte, die bis heute (2015) als Sprachrohr und Werbeträger seines Ordens, der Steyler Missionare erscheint. [...] Die Illustrierte berichtete über das Ordens-, Kirchen- und Weltgeschehen, brachte theologische Beiträge sowie Reportagen aus der Steyler mission in Übersee. Zudem besaß sie einen ansehnlichen Unterhaltungsteil. Der Berliner Sinologie-Professor Klaus Mühlhahn bezeichnet die „Stadt Gottes“ in seinem Buch „Herrschaft und Widerstand in der "Musterkolonie" Kiautschou“, 2000, als „eines der meist gelesenen, populären Blätter des Katholizismus im Kaiserreich.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Stadt_Gottes_(Zeitschrift), 16.2.2016). - 168 -

150 [1929] (2)

[leere Seite] - 169 -

(2) [1929] 151

September 1929.

Vom 19. September bis 23. Oktober dauerten die Herbstferien.

[mit Bleistift:] Gesehen! 14/XI.29. Paffrath

Oktober 1929.

[kein Eintrag] - 170 -

152 [1929] (2)

November 1929.

Mitte November d.J. begann der Lehrer mit den Knaben der Oberstufe einen Krippenbau für die Kapelle unseres Ortes. Hergestellt wurde die Krippe aus Birkenholz, das Lehrer und Schüler in Freistunden zusammentrugen. Die Schule war zugleich Handwerksstube. Gearbeitet wurde manchmal bis Abends 9 Uhr. Nachdem der Rohbau stand schwenkten auch die Mädchen mit in die Arbeit ein. Sie verfertigten die Klebearbeiten, den sogenannten Krippenschmuck. Dezember 1929. Zu Anfang Dezember stand das Krippengehäuse fertig geschmückt in unserer Schule. Eine Einladung des Gemeinderates genügte, um die Kostenfrage der Figuren zu regeln. Selbige wurden von Kieffer & Perot, Trier, bezogen.402 Nachdem uns der erste Bau so gut gelungen war, gaben wir uns an die zweite Krippe, die wir der Kapelle in Scheuern schenkten. Beide Krippen standen an Weihnachten zur Feier des Festes in den Kapellen und erregten allgemein sehr große Freude. Vom 23. Dezember 29 bis einschl. 3. Januar 30 dauerten die Weihnachtsferien. M. Kohn

402 Im Band Fontaine, Arthur: Die religiösen Terrakotta-Bildnisse aus den "Kunstanstalten" des 19. Jahrhunderts. Norderstedt: BoD Books on Demand 22016 (ISBN 978-3-7392-2764-1) ist S. 36 ein Anzeigentext abgebildet: "Kieffer & Perrot Anstalt für kirchliche Kunst Paramenten- und Fahnenfabrik Brückenstr. No. 84 Trier" (https://books.google.de/books?id=JUVZCwAAQBAJ&pg=PA36&lpg=PA36&dq=Kieffer+%26+Perot, +Trier&source=bl&ots=QDGUIA8jDm&sig=mpzdJBtNC27V9e0tzStmnonW9LU&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwje7K76u_3KAhWpbZoKHU VmAOMQ6AEIOjAE#v=onepage&q=Kieffer%20%26%20Perot%2C%20Trier&f=fal, 16.2.2016) - 171 -

(2) [1930] 153

Jahr 1930. - 172 -

154 [1930] (2)

Januar 1930. 3/1. Durch Kreisbeschluss werden die durch den Fortfall der Staatsbeihilfe für die ländliche Fortbildungsschule entstehenden Mehrkosten f.d.J. 1929/30 auf den Kreis übernommen; für die Gemeinden entstehen somit gegenüber früheren Jahren keine Mehrkosten. Unter diesen Umständen wurde auch in Kalenborn die bereits abgelehnte Fortbildungsschule sofort wieder begonnen. Erschienen sind 28 Schüler und zwar 27 aus der Landwirtschaft und 1 Handwerkslehrling. Lehr- und Lernmittel f.d. Jahr wurden von dem Lehrer beschafft.

Neuwahl des Bezirkslehrerrates für den Bez. Trier.

Februar 1930. Am 6. Februar war Schuluntersuchung durch Herrn Dr. Linden, Gerolstein. Untersucht wurden die Schüler des 4. und 8. Jhrg. zuzüglich der Überwachungsschüler. Vom 17. Februar 1930 bis 4. März 1930 war die hiesige Schule wegen Diphterie [!]403 geschlossen.

24.2.30 Namenstag des Lehrers. Dieses Jahr war mein Namenstag nicht schön. Die Kinder kamen wohl wieder wie alle Jahre im Fackelzug gratulieren. Kurz vor Eintreffen der grossen Leute wurde ich telefonisch nach Trier gerufen zu meiner schwerkranken Frau.

403 Die Diphtherie ist eine akute, ansteckende Infektionskrankheit, die durch eine Infektion der oberen Atemwege mit dem Gram-positiven Corynebacterium diphtheriae hervorgerufen wird. (https://de.wikipedia.org/wiki/Diphtherie, 4.1.2016) - 173 -

(2) [1930] 155

März 1930. 3/1. In Kalenborn hat sich in dem Anwesen von Friedrich Phlepsen eine neue Familie namens Jos. Creyns niedergelassen. Der Mann betreibt Hühnerzucht im Hauptberuf, nebenbei ist er Photograph.404 Er vergütet Phlepsen eine monatl. Miete f. Haus und Land von RM. [...Betrag fehlt] Familie Friedrich Phlepsen ist nach Luxemburg (Grundhof405 Anwesen von Graf de Villers) verzogen406 um dort vorübergehend einen besseren Erwerb zu finden. Toni Phlepsen wurde mit 7 Schuljahren, aus obigem Grunde aus der Volksschule entlassen. (s. Zeugnis-Reg. ab Ostern 1928, N° 23) Am 31. März begann das neue Schuljahr. Eingeschult wurden neu aus: Kalenborn: 2 Knaben, 4 Mädchen, Scheuern: 2 Knaben, 1 Mädchen insgesamt 9 Kinder. entlassen wurden: 4 Knaben, 1 Mädchen.

April 1930. Am 29. April kam das Schulkind Anna Pauly, Kalenborn, nach Kreuznach zur Erholung. Sie kehrte am 26.6. zurück; das Kind hat sich körperlich und seelisch sehr zu seinen Gunsten verändert. Vom 15. April bis einschl. 28. April 1930 dauerten die Osterferien. Am 20.4. war Ostern und am 27. April "Weisser Sonntag". Dieses Jahr gingen in der Pfarrkirche zur hl. Kommunion: 1) 50 Erstkommunikanten 2) 9 Zweitkommunikanten 3) 6 Drittkommunikanten

Kalenborn zählte davon: 18 Erstkommunikanten Scheuern: 9 Erstkommunikanten Roth: 3 Erstk. Müllenborn: 20 Erstk. Durch ein neues Ceremoniell in der Pfarrkirche bekam der diesjährige "Weisse Sonntag" ein sehr feierliches Gepräge.

404 Dieses Hobby verbindet ihn mit dem Lehrer. Nach dem Tode von Lehrer Kohn weilte seine Witwe mehrmals in einer Kalenborner Pension. Da- bei überließ sie meiner Mutter, Susanne Leuschen, eines Tages eine Kladde ihres verstorbenen Mannes, beschriftet: "Kalenborn - Scheuern Jahre 1/6.1927 - 1/6. 1930.". Sie beginnt mit einer "Schülerliste meiner Klasse" (96 Namen mit Geburtsdatum und -ort, Seiten 3 -8, gefolgt von dem auch in der Schulchronik eingeklebten Klassenphoto) sowie eigenen Photographien und zwei Postkarten (S. 9 - 27). Meine Mutter hat zu Leb- zeiten die Abbildungen - soweit ihr deutbar - beschriftet. Der Inhalt der gesamten Kladde ist eingescannt und kann bei Interesse online gestellt werden. 405 Hüttenwerk an der Sauer (vgl. http://www.industrie.lu/usinegrundhof.html, 4.1.2015) 406 Das Ereignis hat Lehrer Kohn in einer Begleitkladde (s. Anm. 404) auch fotografisch festgehalten: - 174 -

156 [1930] (2)

Mai 1930. Unsere einkl. Schule in Kalenborn zählte am 1. Mai 1930 / 73 Kinder; Grundschule 40, die vier oberen Jahrgänge 33. Am 14. Mai nachm. 4 Uhr war Impfung: Impflinge waren aus der Volksschule: 1) Peter Diederichs 5) Maria, Anna Meyer 2) Adam Differding 6) Paul Palms 3) Clara Leuschen 7) Prison Andreas 4) Maria Leuschen 8) Thien Andreas.

Seit 20. Mai d.J. ist in Kalenborn eine 48tägige Schulspeisung eingerichtet worden. Teil nehmen 22 Kinder mit je ¼ Liter Milch pro Tag, die in gekochtem Zustand nach der grossen Pause mit 5½ Liter an die Kinder verabreicht wird. Spender ist das Wohlfahrtsamt d. Kreises.

Juni 1930.

Die Gemeinde Kalenborn hat von der Gemeinde Gerolstein 2 neue Schulbänke angekauft; somit können die 2, bisher von der G'de Müllenborn geliehenen Bänke, wieder zurückgegeben werden.

Vom 7.6.30 bis 16.6.30 einschl. waren Pfingstferien.

Am 19.6. war Fronleichnam. Das Fest wurde mit großer Feierlichkeit im Pfarrort begangen. Roth war dieses Jahr sehr schön geschmückt. Die Schulkinder hatten Blumen gesammelt zu lebendigen Teppichen. - 175 -

(2) [1930] 157407

30.6.30 Am Abend des 30. Juni fand auch in Kalenborn die Befreiungsfeier, anlässlich der Befreiung des Rheinlandes von der erdrückenden Last fremder Soldaten, statt.408 Um ½12 Uhr nahmen die Schulkinder, Gemeindevertretung, Feuerwehr und Dorfleute Aufstellung am Kriegerdenkmal. Unter den Klängen der Musik zog der Festzug durch das Dorf zum Festplatz. Entgegen den Nachbarsdörfern hat Kalenborn seinen Festplatz ins Dorf verlegt, damit alle Dorfkinder, Kranke und alte Leute, dieser Weihestunde beiwohnen konnten. Mit dem Gedicht: An Deutschland409, das im Sprechchor vorgetragen wurde, stellten die grossen Mädchen das Schicksal des deutschen Volkes noch einmal vor die Seelen aller. Dann begrüßte der Lehrer alle Anwesenden in seiner Ansprache und rief das Lied der Freiheit bis in die letzten Winkel des deutschen Vaterlandes. Voll Begeisterung sangen alle das Deutschlandlied. Auch die kleinen Knaben liessen ihren Mahnruf "An die deutsche Jugend"410 erklingen. In vollem Gefühle der Freiheit sprach dann der große Knabenchor das Gedicht: Deutsch ist der Rhein411; es klang aus mit dem Lied: Stimmt an mit hellem hohen Klang!412 Unter den Klängen der Musik, der Glocken und des gemeinschaftl. "Te Deum" ging die Feier ihrem Ende entgegen. Böller krachten und Leuchtkugeln schossen zum Himmel empor: Gott hat's erhört, den Feind gestört. Nun sind wir frei im rhein'schen Land, Ihr Eltern, Ihr Kinder, Gott sei's gedankt, Gott sei's gedankt. M. Kohn

407 Auf dem Innenfalz eingeklebt ein hier nicht reproduziertes Gedicht von Richard Braun: "Dem befreiten Rheinland". Der Ausschnitt stammt aus der Zeitschrift Padagogische Post (s. Anm. 279), Jg. 9, Nr. 26, 26.6.1930. 408 Nachdem das Deutsche Reich in den Young-Plan eingewilligt hatte, der deutsche Reparationszahlungen bis 1988 vorsah, glaubten Franzosen, Briten und Belgier auf das Pfand der Rheinlandbesetzung gänzlich verzichten zu können. In den beiden Haager Konferenzen willigten sie im August 1929 und Januar 1930 ein, ihre Truppen vorzeitig aus dem Rheinland abzuziehen. Die zehnjährige Besatzungszone (inkl. Koblenz) wurde im November 1929 geräumt – am 30. Juni 1930 zogen mit der Räumung der fünfzehnjährigen „Mainzer Zone“ alle Besatzungstruppen (fünf Jahre früher als im Versailler Vertrag vorgesehen) aus dem Rheinland ab. Anschließend kam es zu blutigen Abrechnungen mit Separatisten, die mit den Franzosen kooperiert hatten. Reichspräsident Paul von Hindenburg besuchte im Jahr 1930 nach Abzug der alliierten Truppen anlässlich der Befreiungsfeiern viele Städte im Rheinland und löste eine Welle nationaler Begeisterung aus. Die nationale Befreiungsfeier fand am 22. Juli 1930 in Koblenz statt. Der Tag endete mit dem Kentern einer Behelfsbrücke (38 Tote). Des eigentlichen Befreiers des Rheinlands, des am 3. Oktober 1929 verstorbenen Reichsaußenministers Gustav Stresemann (1878–1929), dessen geduldige und kompromissbereite Verständigungspolitik den Abzug der belgischen und französischen Soldaten erreicht hatte, wurde dabei nur am Rande gedacht. Auch ein Dank der Reichsregierung für die pünktlich erfolgte Räumung blieb aus. Stattdessen ließ sie ein Drei- und ein Fünf-Mark-Stück prägen mit dem Arndt-Zitat: „Der Rhein – Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze“. Dies konnte als Forderung nach einer Grenzrevision verstanden werden und löste in Frankreich erhebliche Irritationen aus. Die Rheinlandfeiern werden in der historischen Forschung als deutliche Entfremdung zwischen beiden Ländern bzw. als „Ende der Locarno-Ära“ gedeutet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Alliierte_Rheinlandbesetzung, 16.2.2016) 409 Mit diesem Titel gibt es mehrere Gedichte. Wahrscheinlich wurde vorgetragen Huggenberger, Josef: Heldengedächtnis. Für einstimmigen Volkschor mit Klavierbegleitung. München: Max Hieber Musikverlag o.J. ― Huggenberger (1865–1945) war "Staatsarchivar und Dichter" und "bekannt durch seine lyrischen und vaterländischen Dichtungen" (vgl. http://images.google.de/ imgres?imgurl=https://www.kotte- autographs.com/documents/Grafiken/16/list_desktop/16586.jpg&imgrefurl=https://www.kotte-autographs.com/cn/autograph/huggenberger- josef/&h=234&w=270&tbnid=F4l0LnSeKoE8uM:&tbnh=94&tbnw=108&docid=1YZD2V, 29.1.2016). Zu denken wäre auch an das durchaus patriotische Gedicht von Emanuel Geibel (auf 1870/71 bezogen: Und als der Erbfeind dann, der Franze..., das mit 12 Strophen à 6 Zeilen allerdings recht lang ist (vgl. http://gedichte.xbib.de/Geibel_gedicht_An+Deutschland..htm, 4.1.2016). Auszuschließen, weil nicht ausgesprochen patriotisch, ist hingegen das Gedicht von Paul Fleming (vgl. http://gedichte.xbib.de/Fleming_gedicht_An+Deutschland.htm, 4.1.2016). 410 s. Anm. 395 411 Karl Christian Tenner, 1840: Deutsch ist der Rhein, deutsch ist der Rhein, / Und wird es ewig bleiben! (http://www.musenalm.de/inh2bde.php? aid=510&iid=39046, 29.1.2016). ― Deutsch ist der Rhein beginnt allerdings auch ein Gedicht, das unter der Überschrift Frei! Frei der Rhein! in der „Neuwieder Zeitung“ zur Rheinlandbefreiung vom 1.12.1929 abgedruckt war und somit zur Kenntnis gekommen sein könnte (vgl. http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/themen/Das Rheinland im 20. Jahrhundert/Seiten/DieRheinlandbesetzung.aspx, 14.9.2016) 412 Deutsches Weihelied nach Matthias Claudius, 1772 (1740-1815). Auszug: 4. Die Männer sollen, jung und alt, Gut vaterländ'sch und tüchtig |: Und bieder sein und kühn und kalt, Die Weiber keusch und züchtig. 5. Gut sein! Gut sein! ist viel getan, Erobern ist nur wenig; |: Der König sei der bess're Mann, Sonst sei der Bess're König! Melodie - Albert Methfessel, 1811 (1785-1869) (vgl. http://ingeb.org/Lieder/stimmtan.html, 4.1.2016) - 176 -

158 [1930] (2)

Juli 1930. 1) Am 1. Juli war Befreiungsfeier413 in der Schule.

2) Vom 2. Juli bis einschl. 15. Juli dauern die Heuferien. Die Heuernte fiel dieses Jahr in eine günstige Zeit. Allgemein bringt das Jahr großen Futterreichtum. Die Viehpreise sind etwas gefallen.

3) Am 6.7.30 war Kreisjugendtag in Daun. Von hiesiger Schule nahmen keine Schüler teil, da das Ergebnis des Dreikampfes auf dem Gerolsteiner Sportplatz negativ ausfiel.

4) Die Gemeinde Kalenborn hat, um für die Zeit des Weltkrieges ein wirklich schönes Heimatbuch zu schaffen, das kommenden Generationen ein wichtiges Stück der Kalenborner Geschichte vermittelt, eine Ehrenchronik 1914/18 angeschafft. Das Werk ist erstanden worden von dem Verlag A. Hafner, München 2 SW.1 und kostet mit allen Spesen rund RM. 70.- Die Unterlagen zur Beschriftung dieser Chronik stellt der Lehrer zusammen. Sie umfassen folgende Arbeiten414: 1) Widmungsurkunde, 2) Feststellung aller Kriegsteilnehmer des Dorfes, mit ihren Truppenteilen und mitgemachten Gefechten, 3) Besondere Erlebnisse im Feld, in der Gefangenschaft, 4) Sammeln von Kriegs-Inflationsgeld mit Lebensmittelkarten, etc. 5) Die Kriegsgeschichte der Kirchenglocken, 6) Erlebnisse in der Heimat, 7) Hilfsdienst,

413 s. Anm. 408. Keine Rede ist in dieser Chronik von einer weiteren Aufführung der Gerolsteiner Felsenspiele, auf die das Eifelvereinsblatt 1930, S. 60 hinweist: Anläßlich der Befreiung des Rheinlandes von fremder Besatzungsmacht wird in diesem Jahre 'Die Hermannsschlacht' von Heinrich von Kleist zur Aufführung gelangen. Der Spielbeginn ist auf Pfingsten festgesetzt, und zwar für die Stunden von 15 bis 18 Uhr. Es werden dann sonntäglich, bis einschließlich 7. September Aufführungen veranstaltet, von denen das Spiel am 6. Juli - erster Befreiunssonntag - als Festvorstellung mit besonderem Aufwand an Kräften gegeben werden soll. Die Vorbereitungen sind bereits in vollem Gange und versprechen einen guten Erfolg. Im Gegensatz zu den Vorjahren liegt die Einstudierung in Händen eines Berufsschauspielers vom Stadttheater in Trier. Die zahlreichen Anfragen und bereitsvorliegenden Anmeldungen beweisen, daß großes Interesse für die Aufführung besteht. (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234238, 25.9.2016). Es ist allerdings kaum vorstellbar, dass die Schule nicht zu einer der Aufführungen gewandert wäre. (Quelle Abb. rechts: Eifelvereinsblatt 1930, S. 98; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234279, 25.9.2016 414 Die Kapitel 1 – 9 entsprechen einer Auswahl der Vorgaben der Ehrenchronik, 10 – 12 entsprechen den Vorlieben des Lehrers oder sind so mit dem Gemeinderat als Auftraggeber abgestimmt. Einen Eindruck über die Arbeit vermitteln drei reproduzierte Seiten im Anhang: zwei Fotos vom Rückzug bei Kriegsende 1918 (2-158 Ehrenchronik 1918 Heimkehr, S. 406), die Anerkennungsurkunde des Gemeinderats (2-158 Ehrenchronik Kohn Anerkennung, S. 407) und das "Ehrenblatt" des Lehrers selbst (2-158 Ehrenchronik Kohn Selbstdarstellung, S. 408). - 177 -

(2) [1930] 159

8) Erlebnisse mit Kriegsgefangenen, 9) Heimkehr, 10) Geschichte des Kriegerdenkmals, 11) Ruhrkampf, Besatzungserlebnisse, 12) Befreiung des Rheinlandes. etc.

5) Das Anwachsen der Kalenborner Bevölkerung bedingt auch zugleich eine Neuregelung der Platzfrage in unserer Kapelle. Bei Sterbeämtern war es gewöhnlich so, dass ein guter Teil der Anwesenden vor der Kirchtüre Platz nehmen mußte, da der Innenraum zu klein ist. Aus diesem Grunde beschloss die Gemeindevertretung den Bau einer Empore. Mit den Arbeiten wurde der hier ortsansässige Schreinermeister Christian Leuschen beauftragt. Die Balkenlage zum Fussboden ist bereits gelegt worden. Allgemein zweifelte man daran, in Anbetracht des hohen Alters der Kapelle, dass die Mauern einen solchen Einbau ertragen könnten. Beim Einlegen der Balkenlagen erwies sich jedoch das Gemäuer stark und fest wie Zementbeton.

6) Zur Geschichte des Ortes Kalenborn und seiner Kapelle. Ein erzbischöfl. Gut bei Caldebrunna geht im Jahre 846 in den Besitz der Abtei Prüm über.415 Als Besitz der Abtei Prüm wird der Ort Kalenborn dann noch öfters in der Zeit vom 10. bis 12. Jhdt. genannt in der Chronik.416 Die Kapelle ist ein einfacher in Bruchstein ausgeführter Bau nach Inschriftenzahl vom Jahre 1552.417 Sie hat eine Breite von 5,96 m und eine Länge von 10,15 mit dreiseitigem Chorschluss. Aussen ist sie schlicht geputzt, mit einmal getreppten Strebepfeilern versehen, die bis fast ans Dachgesims reichen. Über dem Westende ein einf. vierseitiger Dachreiter. Das Portal ist rundbogig und trägt die Zahl 1642.

415 Eine ähnliche Schilderung hat Lehrer Vonolfen schon 1921 (Heft 2, S. 6) gegeben mit Verweis auf de Lorenzi. Lehrer Kohn stützt sich jetzt allerdings auf die 1928 erschienene und am Absatzende angegebene Quelle Wackenroder (s. Anm. 35). 416 Hier verwechselt der Lehrer die Quelle (das Prümer Urbar von 893 in der Abschrift von 1222, von ihm "Chronik" genannt) mit der Quellenedition (Beyer, Heinrich: Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Aus den Quellen herausgegeben. Erster Band: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1169. Coblenz: Hölscher 1860.) Regino von Prüm (bzw. der Kopist Caesarius von Heisterbach) überschreibt das siebte Breve über Kalenborn (bei Beyer S. 148f) mit "De Caldenburne"; die erwähnte Urkunde Kaiser Lothars von 846 (Beyer, S. 75) spricht von "Scindalasceiz, iuxta Caldebrunnam". Nochmals erwähnt ist - bei Beyer - Kalenborn mit Urkunden für die Jahre 948-950 und 1136. (Vgl. meinen ausführlichen Artikel "Kalenborn im Prümer Urbar", MS). 417 Nach Quellenlage stammt die Jahresangabe aus Lorenzi, Dr. Philipp de: Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier. Bd. I Regierungsbezirk Trier. Trier 1887, S. 289. Wackenroder wiederholt 1552 als Erbauungsjahr; allerdings unterlässt er die durch nichts gestützte Jahreszahl der Renovierung ("Im Jahre 1692 scheint sie erneuert worden zu sein.", a.a.O.), sondern zitiert die Jahreszahl über dem Portal: 1642. (Foto Heinz Leuschen, 2016) - 178 -

160 [1930] (2)

Im Chor und Schiff sind je 2 rundbogige Fenster. Das Chor ist mit spitzbusigem Kappengewölbe, das fast quadratige Schiff mit Kreuzgewölbe versehen. Beide Gewölbe haben ganz niedrige Hohlkehlgraten auf Konsolen in Rosettenform. Am rundbogig geschlossenen Triumphbogen sind hochgelegte Kämpfer. Der Hauptaltar ist ein einfacher Säulenaltar von Holz aus dem 17. Jhdt., mit breiter Bildfläche, vor die jetzt auf ein kl. Tabernakel die Figur des hl. Ignatius gesetzt ist. In den Rankenabschlüssen sind die Köpfe der geflügelten Engel ausgeschnitten und bemalt. Im Aufbau wiederholt sich das Hauptmotiv des Altares mit der Figur des hl. Wendalinus in einer Muschelnische. Die beiden Seitenaltäre von Holz sind ebenfalls einfache Arbeiten des 17. Jhdts; links auf dem Gesims die Holzfigur des Erzengels Michael, rechts die des hl. Rochus. Die Glocken418, die schwer zugänglich sind stammen aus dem Jahre 1792 also 18. Jhdt. (s.t. Ss. Ignatii et Wendalini) (Entlehnt: Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun, 1928 Schwann, Düsseldorf.419)

418 Bemerkenswert, dass der Lehrer - in Übereinstimmung mit dem Eintrag von Frl. Kelter in Bd. 1, S. 4 - den Plural gebraucht, während bei Wackenroder singularisch Glocke steht (S. 231). 419 Die Schilderung entspricht mit einigen Umformulierungen, Anpassungen an die persönliche Rechtschreibung und Auslassungen der Quelle: Wackenroder, Ernst: Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun. Düsseldorf: Schwann 1928. (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 12,3) S. 230f (= 768f. der Gesamtfolge). Der originale Wortlaut ist zur Gänze zitiert in Anm. 35. - 179 -

(2) [1930] 161

7) Kathol. Kapelle (s.t.s. Laurentii et Matthiae Ap.) zu Scheuern. Der Ort gehörte im 15. Jhdt. zur Grafschaft Gerolstein. Die im Jahre 1629 errichtete Kapelle ist ein einschiffiger Bruchsteinbau, das Schiff 6,32 m. breit und 10,50 m lang. Chor 4,72 m auf 4,78 m. Das Äussere ist schlicht geputzt, die Strebepfeiler am Chorteil mit geschweifter Abdeckplatte und einmal getreppt. Die Masswerkteile in gotisierenden Formen, entsprechend der Bauzeit; die beiden Chorfenster mit schweren Masswerkprofilen und hohem und vollem Giebelabschluß, wie ein altes Fenster in der Nordwand des Schiffes mit angearbeiteter Kielbogenkehle im rundbogigen Abschluß zeigt, ebenso im Chor, auf halber Höhe des Fensters, eine mit Kielbogen geschlossene Nische und profilierter Sandsteinumrahmung. Das Westportal und die Fenster der Südseite sind neu, den alten zweiteiligen Masswerkfenstern des Chores nachgebildet. Im Chor ein einfaches Sterngewölbe, in die Ecken Gabelgrate entsendend, die auf kleinen Kopfkonsolen endigen. Naturalistische Blätter schmücken die Knotenpunkte der hohen Hohlkehlgrate. Der dreikantige, hohe, spitzbogige Triumphbogen mit spätem, für die Zeit von 1629 ebenfalls passendem Kämpfergesims nach der Altarseite zu. Das Schiff war auch früher gerade gedeckt oder hatte ein in den Dachstuhl hineinragendes hölzernes Gewölbe. Aussen, neben dem Portal, in schmalen Nischen, ganz einfache Steinfiguren des hl. Laurentius und der hl. Helena aus der Zeit der Erbauung der Kirche. In der Kirche ein sehr einfaches Vesperbild aus dem 18. Jhdt aus Holz. Der Christuskörper in ganz weichen Formen, mit dem Oberkörper über das rechte Knie der Madonna gelegt, mit den Unterschenkeln auf der Erde. Eine Glocke ist im Jahre 1917 als Kriegsmaterial abgeliefert; die Jahreszahl 1492 auf der andern420 ist fraglich wegen der sinnlosen421 Inschrift: SEUAHORI ...... ANNO DOMINO!422 ...... MCCCCLXXXXII = 1492. Im Ort war die ehemalige Zehntscheuer423 des Klosters Prüm, noch jetzt genannt "das Kloster" i.J. 1716 ? zu einem Wohnhause "Klein"424 umgebaut. Über dem

420 Die Ergänzung des Lehrers auf der andern gegenüber Wackenroder ist sinnvoll, da 'die eine' ja nicht mehr vor Ort ist. 421 Ein späterer Leser hat hinter dieses Wort (immerhin mit Bleistift) ein "?" gesetzt und am Rand vermerkt: "Damals gab's kein Hochdeutsch laut Kommission. auch kein Latein!" 422 Bei Wackenroder steht "(!)" als Hinweis auf den Grammatikfehler. Die Übersetzung der römischen Jahreszahl (=1492) hat sich der Lehrer minutiös abgeleitet, weshalb ein Vergleich der Chronik mit dem Wackenroderschen Original lohnt:

423 In Europa wurden zur Aufbewahrung in den Dörfern spezielle große Scheunen, die Zehntscheunen (im alemannischen Sprachraum Zehntscheuern), gebaut, die vielfach nach der Kirche die größten Bauwerke eines Dorfes darstellten. Der Pfarrer oder ein eigener Zehentner (Decimator) hoben den Zehent ein, wobei dieser meist vom Zehentholden selbst an einem Sammelpunkt wie dem Wirtschaftshof der Pfarre oder dem Zehenthof abzuliefern war. Zehntpflichtige Orte oder Höfe wurden auch als Zehntbesitz bezeichnet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Zehntscheune, 12.2.2016) 424 In der Pick-Liste "Scheuren" (http://freepages.genealogy.rootsweb.anc estry.com/~pick/ scheuren.txt) sind drei Familien mit dem Nachnamen Klein aufgeführt, alle Einträge stammen aber erst aus dem 19. Jahrhundert. - 180 -

162 [1930] (2)

Portal dieses sogenannten "Klosters"425 (Eigentum des Lehrers Krost in Roth426) befindet sich ein Steinrelief der hl. Dreifaltigkeit. Dieses Relief besitzt ungefähr einen Altertumswert von RM. 1200.- nach Angabe eines Kunsthändlers aus Köln, der bei mir deswegen vorgesprochen hat. Links vom Eingang ein Raum, dessen stark gebustes Kreuzgewölbe Hohlkehlrippen zeigt, und der wohl als ehemalige Kapelle anzusehen ist. Von dieser Zehntscheuer hat der Ort Scheuern seinen Namen.

Müllenborn reicht in seiner Chronik bis zum Jahr 893427, Roth bis zum Jahre 1136 zurück.428

Am 18.7. statteten Herr Regierungsrat Hesse, Herr Regierungsrat Oehme, beide von Trier, sowie Herr Baurat Müller429, Daun, hiesiger Schule einen Besuch ab. Besichtigt wurden das Schulgelände, Schulgebäude in seinen einzelnen Teilen. Die Herren waren der Ansicht, daß das Gebäude mehr die Zwecke eines Stalles erfüllen könnte als die einer Schule. Es sei die höchste Zeit hier Abhilfe zu schaffen durch einen Schulneubau mit 2 Klassen und zwei Wohnungen. Die Herren besichtigten mit dem Lehrer, den Platz für den schon länger beabsichtigten Neubau. Er liegt am Ausgang des Ortes Kalenborn unterhalb des Weges, dem Hause Schweissthal gegenüber. Herr Reg.Rat Öhme ist mit der Lage nicht einverstanden; er will den Schulneubau oberhalb des Weges auf die Anhöhe haben. Gründe: Schönere Lage, weniger Feuchtigkeit. Der Schulneubau soll nach Angabe der Herren nach Art des Lissinger Schulgebäudes und mit Zentralheizung ausgeführt werden. Zeit des Beginnes wurde nicht besprochen, wohl äußerte man sich, dass die Sache sehr große Eile hätte.

425 Als ehemaliges Eigentum der säkularisierten Abtei St. Salvator in Prüm hat das Anwesen in den Akten zur Säkularisation und Mediatisierung während der Franzosenzeit Spüren hinterlassen. Am 29.9.1812 wurde aus ihrem Besitz im Zuge der Versteigerung von Nationalgütern der Hof von Scheuern und unbebautes Land zum Schätzpreis von 6000 Talern angeboten (das Objekt bestand aus 1 Hofgut mit 1 Haus, 1 Scheune, Bering, 12.00 [ha] Acker, 4.00 Wiese, 1.00 Garten, 17.39 Land). Er fand zum Kaufpreis von 12.650 Talern einen Käufer im Marchand (Händler) Christoph Linden aus Steffeln, der sich einen Weiterverkauf vorbehielt und für 215 Taler Pacht an Lanser aus Gerolstein verpachtete. (Quelle: Schieder, Wolfgang (Hrsg.): Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803-1813. Edition des Datenmaterials der zu veräußernden Nationalgüter. Teil III Saar-Departement. Boppard: Boldt 1991. S. 323) 426 Dieses Detail sowie der Inhalt des folgenden Satzes waren Wackenroder noch nicht bekannt. 427 Im Prümer Urbar von 893 im 7. Breve (über Kalenborn) genannt. Der Lehrer zitiert Wackenroders ausführliche Beschreibung Müllenborns sowie Roths nicht weiter, da er sich als Chronist nicht für die Pfarrei, sondern nur für die Orte seines Schulverbands - Kalenborn und Scheuern – zuständig sieht. 428 Beide Jahreszahlen nach Wackenroder, s. Anm. 419 429 Dies ist sein letzter in der Chronik erwähnter Besuch; vgl. Anm. 176. - 181 -

(2) [1930] 163

Die Waldbeerernte ist dieses Jahr mittel; Himbeeren sind sehr reichlich. Vom 12. Juli bis 20.Juli hat es ununterbrochen geregnet; ein Teil des noch liegenden Heues ist dadurch sehr zu Schaden gekommen.

Am 22. Juli hörten wir durchs Radio die Übertragung der Befreiungsfeier430 von Koblenz. Es sprachen: I. Der Oberpräsident der Rheinprovinz Herr Dr. Fuchs.431 II. Der Oberbürgermeister der Stadt Koblenz Herr Rüssel432 III. Preuss. Ministerpräsident Dr. Braun.433 IV. Reichswehrminister434 von Guérard435. V. Herr Reichspräsident von Hindenburg.436 Es war für die Kinder eine Weihestunde, zum ersten Male das Reichsoberhaupt sprechen zu hören. Die Ansprache des Reichspräsidenten war voller Herz und Seele für die rheinische Bevölkerung. Er betonte vor allem, dass die rheinische Bevölkerung vor allen andern deutschen Stämmen den Beweis erbracht hätte, daß sie auch in Stunden der Not sehr treu zum Vaterland gestanden habe. Er freute sich ganz besonders, daß er in Koblenz, der deutschen Verwaltungsstadt am Rhein, zu den Rheinländern sprechen konnte. Bemerkenswert ist auch die geistige Frische des alten, ehrwürdigen Reichsoberhauptes.

Am 23. Juli, morgens 10 Uhr, sollte die Befreiungsfeier anlässlich der Anwesenheit des Herrn Reichspräsidenten in Trier, übertragen werden. Schule Roth war hier, auch Schule Müllenborn war eingeladen. Leider wurde die Feier in Trier infolge eines schweren Unglückes auf einer Brücke bei Koblenz437 vom Herrn Reichspräsidenten abgesagt. Selbiger nimmt um 11 Uhr an den Trauerfeierlichkeiten in Koblenz teil und kehrt dann nach Berlin zurück. Die Feier in Trier ist für später in Aussicht gestellt. (Siehe umseitige Zeitungsnotiz!)

430 s. Anm. 408. 431 Johannes „Hans“ Fuchs (* 30. September 1874 in Bickendorf; † 9. September 1956 in Cochem) war ein deutscher Jurist und Politiker (Zentrum). [...] Nach juristischer Ausbildung in Köln und Promotion schlug Fuchs eine Verwaltungslaufbahn ein. Er trat dem Zentrum bei. Von 1922 bis 1933 war er Oberpräsident der preußischen Rheinprovinz und 1923 auch Reichsminister für die besetzten Gebiete. 1929 wurde er zum Ehrenbürger von Koblenz ernannt, 1930 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Trier für seine Hilfeleistungen während der Besatzungszeit von 1918 bis 1930. Nach dem Ende des Krieges 1945 wurde Fuchs wiederum für einige Monate Regierungspräsident der Rheinprovinz und dann in den Ruhestand verabschiedet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Fuchs_(Politiker), 16.2.2016) 432 Karl Russell (* 15. Januar 1870 in Recklinghausen; † 4. Januar 1950 in Bad Godesberg) war ein deutscher Jurist und Politiker (Zentrum). Von 1919 bis 1931 war er Oberbürgermeister von Koblenz. (https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Russell, 16.2.2016) 433 Otto Braun (* 28. Januar 1872 in Königsberg i. Pr.; † 15. Dezember 1955 in Locarno, Schweiz, nach anderen Quellen in Ascona) war ein sozialdemokratischer deutscher Politiker in der Weimarer Republik. Von 1920 bis März 1921 sowie von November 1921 bis 1932 war er mit einer nur kurzen Unterbrechung Ministerpräsident des Freistaates Preußen. Durch diese personelle Kontinuität ergaben sich in Preußen im Gegensatz zur Reichspolitik weitgehend stabile Regierungsverhältnisse. Braun versuchte, Preußen zu einem „republikanischen Bollwerk“ in der Weimarer Republik aufzubauen. In seine Amtszeit fällt unter Anderem die Umgestaltung der öffentlichen Verwaltung unter demokratischen Gesichtspunkten. Der gelegentlich als „Roter Zar von Preußen“ titulierte Braun war sowohl überzeugter sozialer Demokrat als auch Preuße. Er betrieb eine zupackende, entschlossene Reformpolitik, die umstritten war, aber sich stets im Rahmen der Legalität bewegte. Die Grenzen dieses Ansatzes wurden ihm am Ende der Weimarer Republik vorgeführt. Mit dem sogenannten „Preußenschlag“ am 20. Juli 1932 wurde die Regierung Braun durch den Reichskanzler von Papen entmachtet, nachdem sie zuvor die Wahl gegen eine Mehrheit aus Nationalsozialisten und Kommunisten verloren hatte, die sie zwar abwählten, sich aber nicht auf eine Nachfolgeregierung einigten, sodass alle Minister im Amt blieben. Trotz der neuen machtpolitischen Realitäten versuchte Braun, mit juristischen Maßnahmen dem illegalen Vorgehen entgegenzutreten, was aber, trotz eines gewonnenen Prozesses vor dem Reichsgericht, wirkungs- und bedeutungslos blieb. Mit der Machtergreifung Hitlers wurde Brauns Reformpolitik schnell und gründlich revidiert, und Braun musste ins Exil flüchten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Braun, 16.2.2016) 434 Falsche Ressortbezeichnung: von Guérard war Reichsverkehrsminister; Reichswehrminister war vom 20.1.1928 – 30.5.1932 Wilhelm Groener (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Reichswehrministerium, 5.1.2016) 435 Karl Theodor von Guérard (* 29. Dezember 1863 in Koblenz; † 21. Juli 1943 in Ahaus) war ein deutscher Jurist und Politiker (Zentrum). [...] Er wurde am 28. Juni 1928 als Reichsverkehrsminister in die von Reichskanzler Hermann Müller geführte Regierung berufen und übernahm gleichzeitig die kommissarische Leitung des Reichsministeriums für die besetzten Gebiete. Nachdem die Forderung der Zentrumspartei nach drei Ministerien im Reichstag am Einspruch der DVP gescheitert war, schied er am 6. Februar 1929 zunächst aus der Reichsregierung aus, amtierte dann aber ab dem 13. April 1929 als Reichsjustizminister. Seit dem 31. März 1930 war Guérard in der von Reichskanzler Heinrich Brüning geleiteten Regierung erneut Reichsverkehrsminister. Auf Wunsch Paul von Hindenburgs legte er am 9. Oktober 1931 sein Amt nieder. (https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_von_Guérard, 17.2.2016) 436 s. Anm. 213 und 408 437 Die Brückenkatastrophe in Koblenz war die größte zivile Katastrophe in der Geschichte der Stadt Koblenz. Beim Einsturz einer Behelfsbrücke über den Sicherheitshafen in Koblenz-Lützel am 22. Juli 1930 starben 38 Menschen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Brückenkatastrophe_in_Koblenz, 17.2.2016) - 182 -

164 [1930] (2)

[s. Zeitungsausschnitt "Großes Unglück bei der Rheinlandbefreiungsfeier in Koblenz" in Anhang 2-164, S. 410] - 183 -

(2) [1930] 165 August 1930. Am 19. August fand unter dem Vorsitz der Regierungsräte : Herr Kley, Herr Hesse, sowie des Herrn Schulrats Paffrath eine Schulvorstandssitzung statt zufolge der der Schulverband Kalenborn ab 1. Februar 1931 eine Lehrerinstelle errichtet. Der Schulvorstand sprach gleichzeitig die Erwartung aus, dass entsprechend den Verhandlungen vom Tage, die Regierung die Finanzierungs-Verhandlungen über die Errichtung eines zweitel [!] Schulhausneubaues im Frühjahr 1931 aufnehmen soll. September 1930. Die Reichstagswahl am 14.9.30438 ergab für Kalenborn folgendes Ergebnis: 1. Socialdemokratische Partei Deutschlands439 1 Stimme 2. Zentrum440 83 Stimmen 3. Kommunisten441 1 Stimme 5. Christl.-Soc. Volksgemeinschaft442 1 " 6 Deutsche Staatspartei443 1 " 7 Reichsp. d. deutsch. Mittelst. (Wirtschaftspartei444) 1 " 8 Nationalsocialisten445 4 " 10 Christl. Nation. Bauern- u. Landw.-Partei446 17 " zus. 109 Stimmen ungültig 1 Stimme gewählt hatten 110 Stimmen Die Ortsliste enthielt 139 Wähler.

Mit dem 1. Oktober 1930 verlässt der bisherige Lehrer M. Kohn, die Schulstelle in Kalenborn um zum 1.10. eine Lehrerstelle in Hülzweiler, Kreis Saarlouis, zu übernehmen. Gott segne meine bisherige Arbeit! Kalenborn, den 15.9.1930 M. Kohn, Lehrer.

438 Die Wahlbeteiligung stieg um 6,4 Prozentpunkte auf 82,0 %. Damit gingen rund 4,2 Millionen Wähler mehr zur Wahl als 1928. NSDAP (+15,7 %) und in erheblich geringerem Ausmaß KPD (+2,5 %) waren die Wahlsieger. DVP (−4,2 %), SPD (−5,3 %) und besonders Hugenbergs DNVP (−7,3 %) mussten schwere Verluste hinnehmen. Bei den Reichstagswahlen gelang der NSDAP mit 6,4 Millionen Stimmen nach 810.000 im Jahr 1928 der Durchbruch: Sie wurde zweitstärkste Fraktion. [...] Bei der Eröffnung des Reichstags am 13. Oktober 1930 erschienen die Ab- geordneten der NSDAP alle in brauner Parteiuniform und verstießen damit ostentativ gegen das in Preußen geltende Uniformverbot. [...] Am selben Tag kam es in Berlin zu pogromartigen Ausschreitungen. Jüdisch aussehende Passanten wurden von SA-Leuten beschimpft und verprügelt, dem Kaufhaus Wertheim wurden die Schaufensterscheiben eingeworfen. Eine Folge war ein massenhafter Abzug ausländischer kurzfristiger Kredite, die die deutschen Banken in den vermeintlich Goldenen Zwanziger Jahren allzu bedenkenlos aufgenommen hatten. Der daraus resultierende Liquiditätsmangel und die Zinserhöhung, mit der die Reichsbank die Kreditabzüge zu stoppen versuchte, verschärften die deflationären Effekte der laufenden Weltwirtschaftskrise. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_1930, 29.1.2016) 439 s. Anm. 166 440 s. Anm. 54 441 s. Anm. 233 442 Christlichsoziale Reichspartei () Deutschland (https://www.deutsche-digitale- bibliothek.de/item/CUEMLSOESJ2JYDY3FKI4HO2XZZMEHBNQ, 29.1.2016). Die Christlich-Soziale Reichspartei (CSRP) war eine linkskatholische Kleinpartei der Weimarer Republik, die sich von 1920 bis ca. 1925 als Christlich-Soziale Partei bezeichnete, dann von 1931 bis 1933 als Arbeiter- und Bauernpartei Deutschlands (ABPD). (https://de.wikipedia.org/wiki/Christlich-Soziale_Reichspartei, 29.1.2016) 443 Im Jahr 1930 vereinigte sich die DDP mit der Volksnationalen Reichsvereinigung zunächst für die Reichstagswahl zur Deutschen Staatspartei. Das brachte heftige Konflikte innerhalb der Partei mit sich, denn es handelte sich um den politischen Arm des konservativ-antisemitischen „Jungdeutschen Ordens“ von Artur Mahraun. Nach dieser Fusion traten viele Mitglieder des linken Flügels, darunter auch Ludwig Quidde und Hellmut von Gerlach, aus der Partei aus und gründeten noch 1930 die weitgehend politisch erfolglose Radikaldemokratische Partei. Der Jung- deutsche Orden löste sich jedoch direkt nach der Reichstagswahl wieder von der DDP, die sich im November 1930 trotzdem auch formell in Deutsche Staatspartei umbenannte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Demokratische_Partei#Umbenennung_in_Deutsche_Staatspartei) 444 s. Anm. 199 445 Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) war eine in der Weimarer Republik gegründete politische Partei, deren Programm beziehungsweise Ideologie (der Nationalsozialismus) von radikalem Antisemitismus und Nationalismus sowie der Ablehnung von Demokratie und Marxismus bestimmt war. Sie war als straffe Führerpartei organisiert. Ihr Parteivorsitzender war ab 1921 der spätere Reichskanzler Adolf Hitler, unter dem sie Deutschland in der Diktatur des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 als einzige zugelassene Partei beherrschte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei, 17.2.2016) 446 Die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL), auch Landvolk, war eine deutsche Splitterpartei der Weimarer Republik. Die CNBL entstand 1928 als eine von mehreren Abspaltungen der DNVP im Gefolge der Landvolk-in-Not-Bewegung. Sie vereinigte in ihren Reihen sowohl auf CNBL-Listen 1928 gewählte als auch später aus der DNVP ausgeschiedene, gemäßigte Politiker dieser Partei, die aus Opposition gegen Alfred Hugenberg die Partei verlassen hatten. Die Mitglieder fühlten sich weder von der DNVP-Führung unter Hugenberg noch von den ostelbischen Großagrariern vertreten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Christlich-Nationale_Bauern-_und_Landvolkpartei, 29.1.2016) - 184 -

166 [1930] (2)

Vom 15. September bis zum 20. Okt. Herbstferien.

Am 21. Okt. 1930 habe ich, gemäß Verfügung der Regierung Trier Abtlg. für Kirchen- u. Schulwesen, die Verwaltung der einkl. Schule in Kalenborn, Kreis Daun, übernommen. Am 20. Okt. wurde ich von Herrn Lehrer Kroß447, Roth, den Herren Gemeindevorstehern Pering448 Kalenborn, u. Meyer Scheuern, in Kalenborn eingeführt, nachdem ich zuvor dem Herrn Pastor in Roth einen Besuch abgestattet hatte. Vom Herrn Schulrat Dr. Schumacher, Prüm, als Vertreter des beurlaubten449 Herrn Schulrats Paffrath Daun, erhielt ich die ersten Anweisungen. Der erste Eindruck vom Schulgebäude und vom Inventar war nicht verlockend, schlechte Raumverhältnisse, schlechte Bänke u. Tafeln, nicht ausreichende Lehrmittel gaben mir von der bevorstehenden schweren Arbeit Kenntnis. Der Leistungsstand der Klasse war ebenfalls ungünstig. Am 1. Schultag erschien Herr Rektor Krock, Gerolstein, und machte mich mit den allgem. Bestimmungen aus dem amtl. Schulblatt vom 29.1.1921 vertraut. Nachdem sich Herr Rektor Krock450 selbst von den ungenügenden Leistungen, besonders im Rechnen (Kinder der Oberklasse beherrschten nicht einmal das kleine Einmaleins, geschweige denn das große) überzeugt hatte, gab er mir Anweisung, wie durch systematisches Wiederholen des gesamten Stoffes der Stand der Klasse gehoben werden könne, daß zuvor die Kinder gelenkig gemacht werden müßten, bevor überhaupt irgend etwas erfolgreich durchgeführt werden könne. Ich selbst fand die Kinder ungemein denkunfähig und steif, und daß durch die langen Ferien sehr viel Erlerntes in Vergessenheit geraten ist. Die äußeren Verhältnisse, in denen die Kinder leben, mögen wohl die tiefere Ursache für all die ausgeführten Schwächen sein, und mein Bestreben wird es sein, die Kinder zunächst an Ordnung, Sauberkeit und Pünktlichkeit zu gewöhnen; dann aber auch den Kindern den lebendigen Geist zu verleihen, der

447 richtig: Krost 448 richtig: Perings 449 Die Beurlaubung kann nur von kurzer Dauer gewesen sein, denn noch am 13.8.1930 (S. 165) und schon wieder am 12.12.1930 (S. 168) ist er mit dienstlichen Verpflichtungen hier erwähnt. 450 Das Eifelvereinsblatt 1929, S. 35 berichtet in der Niederschrift der Hauptausschußsitzung am 2. März 1929 in Neuerburg unter Tagesordnungspunkt 7: Die Siebenbürger Sachsen. Auf Vortrag von Krock=Gerolstein beschloß der Hauptausschuß, den ehemaligen, nach Siebenbürgen ausgewanderten Landsleuten, die mit Liebe an ihrer alten Heimat hängen, in kultureller Beziehung Unterstützung angedeihen zu lassen. Mit Prof. Dr. Csaki, Leiter des deutschen Kulturamtes in Herrmannstadt (Siebenbürgen), Straußenberstraße, soll Verbindung aufgenommen werden. Es wurde beschlossen, den Siebenbürger Sachsen Eifelkalender, Eifelvereinsblätter, Heimatblätter und dergl. kostenlos zu überweisen und sie dadurch mit der Eifel in Verbindung zu erhalten. (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227893, 25.9.2016), Im gleichen Jahr ist dort S. 167 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/228033, 24.9.2016) zu lesen, dass er in Gerolstein einen Vortrag über Die Auswanderung aus der Eifel, insbesondere nach Siebenbürgen gehalten hat (wiederholt am 26.1.1930 vor der Ortsgruppe Daun, vgl. Eifelvereinsblatt 1930, S. 64; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234242, 25.9.2016, und schließlich ebendort, S. 83f - in Kurzfassung? - abgedruckt: Zur Auswanderungsfrage nach Siebenbürgen u. Dr. Richard Huß.; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234263, 25.9.2016). Ebenfalls 1929 ist von Rektor Krock, Gerolstein ein Beitrag (Das Altarkreuz von Karlshausen) zur Franzosenzeit - 1794 - im Eifel-Kalender abgedruckt (S. 96 - 99), der seine nationale Grundhaltung bezeugt. In einer 1930 im gleichen Organ (S. 119 - 121) von ihm veröffentlichten Erzählung (Die Pest ist im Lande!) geht es um die Errichtung eines Pestkreuzes während der 1636 mitten im 30-jährigen Krieg in der Eifel grassierenden Epidemie. Am 8.12.1929 wird er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Ortsgruppe Gerolstein des Eifelvereins gewählt (Eifelvereinsblatt 1930, S. 47; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234224, 25.9.2016). Im Tätigkeitsbericht der Ortsgruppe Gerolstein wird in der Dezember-Nummer 1930, S. 177f des Vortrags unseres Rektors Krock über die Schulverhältnisse zur Zeit der Aufklärung im Kurfürstentum Trier gedacht (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234362, 25.9.2016). 1931 verfasst er (S. 6) eine Notiz über Eine Neunzigjährige (Elise Niesen aus Niedereich) (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234379, 26.9.2016); in der Februar-Nummer ist S. 30 im Jahresbericht der Ortsgruppen für Gerolstein ein Vortrag aus dem Jahre 1929 Zerstörung der Burg Gerolstein erwähnt (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234404, 25.9.2016). Zum 600jährigen Stadtjubiläum Neuerburgs erscheint von ihm 1932, S. 69-71 der Aufsatz Zur Entstehungsgeschichte der Herrschaft Neuerburg (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/235594, 28.9.2016). 1936 folgt zur 600-Jahr-Feier Aus der Geschichte der Stadt Gerolstein (Die Eifel, S. 51-54; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241652, 3.10.2016). - 185 -

(2) [1930] 167

zunächst geweckt werden muß durch körperliche Übungen, strenge Ordnung und unbedingten Gehorsam. So hoffe ich, im Laufe der Zeit die Kinder zu lebendigen, geistesfrischen und ordnungsliebenden Menschen heranzubilden, denn diese Eigenschaften geben erst die Grundlage zu einem gedeihlichen Vorwärtskommen in unserer heutigen ernsten und schweren Zeit. Kalenborn, den 21. Oktober 1930 Walter Franke451

Am 25.10.1930 wurde auf Veranlassung der preuß. Staatsregierung die Reichsflagge auf Halbmast gehißt wegen der furchtbaren Bergwerkskatastrophe in Alsdorf bei Aachen, der mehr als 260 Menschen zum Opfer fielen.452 Zu Beginn des Unterrichts wurde eine kleine Trauerfeier veranstaltet, in der den Kindern die Schwere des Unglücks und die Gefahren des Bergmannsberufes vor Augen geführt wurden. Ein Gebet für die Verstorbenen, bes. für die armen Bergleute, die mitten aus ihrem jugendfrischen Leben gerissen wurden, beendete die kurze, aber eindrucksvolle Trauerstunde. Kalenborn, den 25.10.30 Walter Franke

Wieder schallen Totenglocken durch das Land. Kaum sind die Klagen von Alsdorf verstummt, noch schmücken grünende Kränze die Gräber der 264 Toten von Alsdorf, und wieder hat der grausame Schnitter Tod fast 100 Menschenleben in sein Reich genommen. Auf Zeche Maybach453

451 Der Personalbogen ist online einsehbar unter http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0003/vlk-0003-0098.jpg, 25.7.2016. Demnach ist Walter Franke am 12.9.1898 geboren, kath. und im Volksschuldienst einstweilig angestellt. Die erste Lehrerprüfung wurde abgelegt am 4.3.1921 in Elten, Kreis Rees, die zweite am 22.2.32 in Calenborn, Kreis Daun. In Calenborn, Kreis Daun, ist er an der Kath. Volksschule seit 1.10.1930 angestellt. In roter Schrift ist der Reg.Bez. Trier (206)" ersetzt durch Aachen (238), das Anstellungsverhältnis von einstweilig in endgültig geändert und das Datum der Festanstellung, 1.10.32 [übereinstimmend mit seinem Chronik-Eintrag S. 203] (110) sowie die gegenwärtige Schule Aachen (Nr. 5, S. 69) Kath. Volksschule seit 1.5.34 nachgetragen. 452 Das Grubenunglück von Alsdorf ereignete sich am 21. Oktober 1930 um 7:29 Uhr in Alsdorf im nordrhein-westfälischen Aachener Revier im Bergwerk Anna II. Es starben 271 Bergleute – darunter eine Frau, und 304 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Grund für das schwerste Unglück in der Bergbaugeschichte des Reviers war eine Gasexplosion im Bereich des Eduardschachtes und das darauf folgende Stürzen des Förderturms am Schachtausgang in ein umliegendes Gebäude. Bei der Beerdigungs- und Trauerfeier am 25. Oktober waren etwa 150.000 Menschen zugegen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Grubenungl%C3%BCck_von_Alsdorf, 5.1.2016) 453 98 Tote bei einer Schlagwetterexplosion am 25.10.1930 (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unglücken_im_Bergbau, 5.1.2016) - 186 -

168 [1930] (2)

im Saargebiet flattern die Fahnen Halbmast. Aus tiefem Mitgefühl und tiefer Trauer wurden am heutigen Mittwoch, dem 29.10.30 die Flaggen in ganz Preußen Halbmast gehißt. Wieder wurde den Kindern das gräßliche Unglück geschildert und ein sichtbares Ergreifen war vom Antlitz der Kinder zu lesen. Im Hinblick auf den kommenden Allerseelentag gedachten die Kinder der verstorbenen Bergleute in ihrem Gebete. Kalenborn, den 29.10.1930 Walter Franke

[mit Bleistift:] Gesehen! Führung der Chronik besprechen! 12/12 30 Paffrath

Vom 23. Dez. bis einschl. 2. Jan. 1931 dauerten die Weihnachtsferien. Franke - 187 -

(2) [1931] 169

1931 - 188 -

170 [1931] (2)

Januar 1931 Am 18. Januar 1931 war der 60 jährige Gründungstag des Deutschen Reiches454. Die Schule flaggte an diesem Tage in den Reichsfarben. Am folgenden Unterrichtstage wurde die Bedeutung dieses Tages hervorgehoben. Kalenborn, den 20. Jan.1931 Franke

Im verflossenen Monat Januar 1931 hat der Winter uns reichlich mit Schnee bedacht. Schwere Schneestürme brausten über die Eifeler Höhen. Noch ist der Winter nicht zu Ende.

Februar 1931 Am 1. Februar 1931 wurde von der Regierung Trier die lange versprochene Lehrerinstelle besetzt. Fräulein Maria Dresen455 aus M. Gladbach wurde am 31. Januar 1931 in Kalenborn eingeführt. Fräulein Dresen übernimmt den 1. und 2. Jahrgang gemischt und die Mädchen der Oberklasse 5.-8. Jahrgang. Im ganzen 34 Kinder. Den 3. und 4. Jahrgang gemischt und die Jungen der Oberklasse 5.-8. Jahrgang unterrichtet Lehrer Franke weiter. 39 Kinder. Der Halbtagsunterricht wird eingeführt, da nur ein Klassenraum zur Verfügung steht.

454 Der Reichsgründungstag war ein festlich begangener Tag im Deutschen Kaiserreich. Sein Gedenken galt der Kaiserproklamation im Schloss von Versailles am 18. Januar 1871. [...] Es wurden jährlich am 18. Januar Reichsgründungsfeiern abgehalten. Dabei wurden bei zentralen und lokalen Veranstaltungen patriotische Reden gehalten und Lieder wie Heil dir im Siegerkranz, die inoffizielle Hymne des Reiches, gesungen. Reichsgründungsfeiern fanden auch während der Weimarer Republik öffentlich und unter Beteiligung hoher Würdenträger statt. Das nationalsozialistische Deutschland feierte nur anfangs die deutsche Reichsgründung von 1871. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsgründungstag, 17.2.2016) 455 *27.7.1901, kath. Gegenwärtige [1932] Dienststellung Schulamtsbewerberin. Anstellungsverhältnis als Hilfslehrerin bestätigt. Erste Lehrerprüfung abgelegt 25./26.2.1921 in Krefeld, zweite am 25.2.1930 in Weidenbach, Kreis Daun. Sonstige Lehramtsprüfungen: Hauswirtschaftsexamen am 27.2.1929 in Rheydt. Seit 1.4.1932 an der zweiklassingen kath. Volksschule in Rengen, Kreis Daun (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0627.jpg, 25.7.2016). - 189 -

(2) [1931] 171

Am 1. Februar 1931 Vormittags 1130 fand die schulärztliche Untersuchung durch Herrn Dr. Linden statt. Untersucht wurde der 4. und 8. Jahrgang. Im Anschluß daran war Mütterberatung im Schulraum. Kalenborn, den 3.2.1931 Franke

Die hiesige Schule war auf Anordnung des Herrn Kreisarztes vom 14. bis 20. Febr. wegen Grippe geschlossen.

Der Lehrer Franke war weitere 8 Tage bis zum 28. Febr. schwer an Grippe erkrankt und mußte aussetzen. Fräulein Dresen übernahm die Vertretung. Franke

März 1931 Am Sonntag, den 1. März fand auf dem hiesigen Friedhof eine würdige Kriegergedächtnisfeier456 statt. Die Musikkapelle spielte einige Trauerweisen. Nach einem gemeinschaftlichen Gesang beschloß der Herr Gemeindevorsteher457 durch eine ergreifende Ansprache die kleine aber würdige Feier. Lehrer Franke war durch Erkrankung an der Leitung und Teilnahme der Feier verhindert. Franke

456 Volkstrauertag; s. Anm. 180 457 Gottfried Perings - 190 -

172 [1931] (2)

Am 13. März fand in der hiesigen Schule die Schlußprüfung der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule statt. Die Bewohnerschaft des Ortes war stark vertreten. Die Prüfung erstreckte sich auf die Fächer: Naturkunde, Bürgerkunde, Rechnen, Raumlehre und Wirtschaftskunde. Außerdem wurden viele Gebiete herangezogen, die in der heutigen Zeit von besonders großer Bedeutung sind (Friedensvertrag, Roggenproblem458, Einfuhr, Ausfuhr pp.). Die Schüler gaben in lebhafter Weise Rede und Antwort, und die Prüfung vernahm einen befriedigenden Verlauf. Herr Ortsvorsteher Perings sprach einige anerkennende Worte und sprach im Namen aller Anwesenden seinen Dank aus für den interessanten lehrreichen Abend. Im Anschluß an eine kleine Abschiedsrede verteilte der Lehrer an die zu entlassenden Schüler die Zeugnisse. Mit einem gemeinsamen Gebete wurde die harmonisch verlaufene Abschlußfeier beschlossen.

Das Schuljahr 1930/31 schloß am 31.3.31 mit einer kleinen Feier zu der der Elternbeirat erschienen war. Entlassen wurden 6 Knaben und 3 Mädchen.

458 Preisverfall nach Überproduktion (vgl. Protokoll der Reichstagssitzung vom 24.3.1930, http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w4_bsb00000111_00456.html, 5.1.2016) - 191 -

(2) [1931] 173

April Vom 1. bis 14. April einschl. 1931 dauerten die Osterferien. Am 5. April war Ostern und am 12. April "Weißer Sonntag". Dieses Jahr gingen in der Pfarrkirche zu Roth 22 Erstkommunikanten und 60 Zweit- und Drittkommunikanten zur hl. Kommunion.

Die Lehrerin Fräulein M. Dresen konnte am 15. April wegen einer Unterkiefereiterung den Unterricht noch nicht aufnehmen. Sie trat am 27. April ihren Dienst wieder an.

Am 1. April begann das neue Schuljahr. Eingeschult wurden aus: Kalenborn: 6 Knaben, 4 Mädchen. Scheuern: --- 2 ". insgesamt: 12 Kinder.

Am 25. April fiel der Unterricht von 10-12½ aus wegen Teilnahme des Lehrers an der kl. A.G. in Schalkenmehren. In der Hauptsache wurden die Vorbereitungen zur II. Prüfung besprochen.

Mai Vom 3. - 10. Mai fand in der Pfarrkirche Roth Volksmission459 statt gehalten von den Missionaren aus dem Kapuzinerorden P. Wolfram und P. Theoderich. Die Mission nahm einen feierlichen und würdigen Verlauf. An einer erhebenden Schlußfeier am 10.5.1931., in der der päpstliche Segen erteilt wurde, nahm sie ihr Ende.

459 Volksmission steht im Unterschied zur herkömmlichen Seelsorge für eine Form der Evangelisierung innerhalb der eigenen Kirchen. Sie wurde zu einem Sammelbegriff für Aktivitäten zur Glaubenserneuerung in einer bereits christianisierten Bevölkerung und innerhalb schon bestehender Pfarrgemeinden und Kirchengemeinden. Ihr Ziel ist nicht die Taufe und die Gründung neuer Kirchen und Kirchengemeinden, sondern die Intensivierung des Glaubenslebens der zugehörigen Mitglieder. [...] Den Vorläufer der Volksmission bilden die Wanderprediger der Alten Kirche und die mittelalterlichen Buß- und Sittenpredigern. Die besagten Prediger waren überwiegend Angehörige von Ordensgemeinschaften und gehörten den Franziskanern und Dominikanern an. (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksmission, 15.2.2016) - 192 -

174 [1931] (2)

Mai Laut Verfügung der Regierung in Trier Abt. II. D. F 56 wurde der Schulamtsbewerber Walter Franke mit Wirkung vom 1. Mai 1931 ab als einstweilig angestellter Lehrer im Schulverband Kalenborn berufen.

Juni Am 27. Juni fand eine Steinfeier460 statt. Es wurde auf die Bedeutung dieses großen Staatsmannes hingewiesen. Gedichte vaterländischen Inhalts wurden vorgetragen. Mit dem Deutschlandlied nahm die Feier ihren Abschluß.

Die Heuferien begannen am Dienstag den 29. Juni. Das Wetter war ausgezeichnet. Sie dauerten bis 13. Juli einschließlich.

Juli Am 15. Juli wurde unsere Lehrerin Fräulein Dresen nach Ammeldingen versetzt; vorläufig jedoch nur bis zum 1. Aug. Mit der Vertretung wurde für diese Zeit beauftragt Fräulein Horst.461

Am 28. Juli fanden in Gerolstein die Reichsjugend-Wettkämpfe statt.

Am 27. Juli fand die schulärztliche Untersuchung der Kinder des 1. Schuljahres u. der K[ontroll] Kinder durch Herrn Dr. Linden, Gerolstein, statt.

460 Zum 100. Todestag. ─ Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (* 25. Oktober 1757 in Nassau; † 29. Juni 1831 in Cappenberg bei Lünen, Westfalen) war ein preußischer Beamter, Staatsmann und Reformer. [...] Er war zusammen mit Karl August von Hardenberg nach dem Frieden von Tilsit der Hauptbetreiber der Preußischen Reformen seit 1807. (https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Friedrich_Karl_vom_und_zum_Stein. 5.1.2016) 461 Hedwig Horst, *28.1.1899, kath. Erste Lehrerprüfung 28.2.1920 in Xanten, zweite 9.3.1931 in Ammeldingen. Seit 1.10.1931 an der kath. Volksschule Düngenheim, Kreis Cochem. Endgültig angestellt seit 1.6.1933 in Roes, Kreis Cochem. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK- 0081/vlk-0081-0186.jpg, 25.7.2016) - 193 -

(2) [1931] 175

August Am Sonntag, dem 9.8.31. fanden die Wahlen zum Volksentscheid462 statt. Von den 124 stimmberechtigten Bürgern stimmten 43 mit "ja" und 3 mit "nein". Prozentsatz der "Ja" Stimmen 28,7 %.

Am 11. August 1931 fand in der hiesigen Schule die Verfassungsfeier statt. Gedichte wechselten mit Liedervorträgen ab. Vortrag: Der Schicksalsweg des Deutschen Volkes im Hinblick auf die vergangene Zeit; besondere Würdigung des großen "Freiherrn vom und zum Stein"463. Mit den beiden Strophen des Deutschlandliedes464 wurde die Feier beendet.

Am Dienstag, den 25.8. fand eine berufspraktische Tagung465 in Mehren statt. Herr Hauptlehrer Schlömer466 zeigte den verbundenen Unterricht467 im lehrplanmäßigen Unterricht in Deutsch, Rechnen und Naturkunde. Daran anschließend die methodisch – psychologisch – didaktische Begründung. Nach einer Pause hielt Herr Sonneborn468 einen Vortrag über: Einführung über Spranger469. Daran anschließend wurden einige Kapitel aus der Schulpraxis besprochen. Die Grundschulgesetzgebung, der Aufbau der preuß. Unterrichtsbehörde und ihre Aufgabengebiete. Die Tagung schloß um 16.30 Uhr.

Der Monat August brachte eine 3 Wochen lange Regenperiode. Das Getreide auf dem Felde wächst aus470, und der arme Eifelbauer ist in großer Bedrängnis, daß jetzt auch die Kartoffeln auf dem Felde faulen.471 Am 27. Aug. war der erste regenfreie Tag, ein Azorenhoch bringt

462 Der Volksentscheid zur Auflösung des preußischen Landtags vom 9. August 1931 wurde durch ein im Frühjahr des gleichen Jahres vom republikfeindlichen Stahlhelm gestartetes Volksbegehren ausgelöst. Unterstützt wurde die Organisation dabei von mehreren Rechtsparteien, der NSDAP und der KPD. Das Vorhaben scheiterte im Volksentscheid bei 93,93 % “Ja”-Stimmen und einer Beteiligung von 39,21 % unecht am Quorum, das eine 50%-Mindestbeteiligung vorsah.[...] Auf dem „Reichsfrontsoldatentag“ am 4. Oktober [1930] in Koblenz, an dem über 100.000 Anhänger teilnahmen, griff der Führer des Stahlhelms Franz Seldte die „marxistische“ preußische Regierung scharf an. Er kündigte ein Volksbegehren zur vorzeitigen Auflösung des preußischen Landtages an. [...] Der Volksentscheid vom 9. August 1931 scheiterte. Die Auszählung ergab 9,8 Millionen Stimmen dafür. Dies entsprach 37,1 % der Stimmberechtigten. Notwendig gewesen wären 13,4 Millionen Stimmen oder mehr als 50 % der Stimmberechtigten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksentscheid_zur_Aufl%C3%B6sung_des_preu %C3%9Fischen_Landtages, 5.1.2016) 463 s. Anm. 460 464 Demnach wurde die heute allein zugelassene dritte Strophe weggelassen. Das Horst-Wessel-Lied kann zu diesem Zeitpunkt (1931) noch nicht gemeint sein (s. Anm. 17, 343, 344 und 535). 465 Der Begriff ersetzt die bisher übliche Arbeitsgemeinschaft bzw. A.G. 466 August Schlömer, *11.10.1895, kath. Endgültig angestellt am 1.4.1920. Erste Lehrerprüfung am 25.9.1915 in Prüm, zweite am 31.3.1920 in Steinborn. Seit 1.1.1931 an der dreiklassingen kath. Volksschule in Mehren, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155- 0050.jpg, 30.7.2016) 467 modern: "Team-Teaching" (s. Glöckel, Hans: Vom Unterricht. Lehrbuch der allgemeinen Didaktik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2003, S. 92) 468 Friedrich Sonneborn, *29.6.1898, kath. Endgültig angestellt 1.4.1929. Erste Lehrerprüfung am 24.6.1920 in Recklinghausen, zweite am 12.12.1928 in Dreis. Seit 1.11.1929 an der zweiklassigen kath. Volksschule in Dreis, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK- 0155-0265.jpg, 30.7.2016) 469 Eduard Spranger (* 27. Juni 1882 als Franz Ernst Eduard Schönenbeck in Lichterfelde, Berlin; † 17. September 1963 in Tübingen) war ein Philosoph, Pädagoge und Psychologe, der zu den modernen Klassikern der Pädagogik gezählt wird. Er war maßgeblich beteiligt an der Etablierung der Pädagogik als selbstständiger akademischer Disziplin und beeinflusste nach beiden Weltkriegen die Lehrerausbildung in Deutschland. (https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Spranger, 5.1.2016) 470 Eine übereinstimmende Notiz Erntesorgen im Eifelland im Eifelvereinsblatt 1931, S. 122 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234502, 27.9.2016). 471 Diese Sorge wird sich nicht bewahrheiten, im Gegenteil: Der Kartoffelertrag brachte der Eifel einen teilweisen Ersatz für die verdorbene Getreideernte. [...] Auch die im nassen Sommerausgang befürchteten Schäden durch Fäulnis sind in den Höhenlagen ganz ausgeblieben, berichtet das Eifelvereinsblatt 1931, S. 156 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234538, 27.9.2016). - 194 -

176 [1931] (2)

endlich das langersehnte Erntewetter.

September Vom 31. August bis zum 6. September werden die Schulen geschlossen, damit die Kinder bei der Ernte helfen können. Während dieser Ferienwoche war das Wetter jedoch sehr ungünstig. Die Frucht konnte bis dahin noch nicht hereingebracht werden. Die Schule beginnt wieder am 7. September. Das Wetter ist trocken und sehr kühl. Viele Kinder fragen um Urlaub, der ihnen auch gewährt wird.

Oktober Die Herbstferien dauerten vom 17. September bis 18. Okt. (einschl.).

Fräulein Horst wurde am 1. Okt. nach Düngenheim (Bez. Koblenz) versetzt.

Fräulein Dresen nahm nach den Herbstferien den Dienst an der hies. Schule wieder auf.

(Sept. 31.) Am letzten Schultag, am 16.9.31 war berufspraktische Tagung in Pelm in der Klasse des Herrn Hauptlehrers Holbach.472 Gezeigt wurde in verschiedenen Sektionen der verbundene Unterricht im Deutschen und Rechnen. Ferienermahnungen. Am Anschluß daran Besichtigung des Kohlensäurewerkes473. Von 3-5 wurden berufspraktische Fragen erörtert. Die vorgesetzte Behörde. Beurlaubungen. Ferien pp.

[mit Bleistift:] Gesehen! 31/10.31. Paffrath

472 Joseph Holbach, *24.11.1892, kath. Endgültig angestellt 1.1.1917. Erste Lehrerprüfung am 19.2.1913 in Prüm, zweite am 9.1.1917 in Falscheid, Kreis Saarlouis. Seit 1.4.1929 an der kath. Volksschule Pelm, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0799.jpg, 27.7.2016) Von Hauptlehrer Holbach in Pelm ist im Eifelvreinsblatt 1930, S. 169f die "Alte Volkssage" Der Türmer von der Kasselburg nacherzählt. (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234354, 25.9.2016) 473 Vgl. Mayer, Alois: Kreis Daun - reich an Mineralwasser. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1993, S. 225 - 234: 1892 besichtigte der Trierer Regierungspräsident mit einer Kommission die Wasserversandgeschäfte in Gerolstein und das neue Kohlensäurewerk Buse, die erste derartige Anlage im Bezirk Trier. - 195 -

(2) [1931] 177

Oktober Am 31. Oktober fand eine Schulbesichtigung statt vom Herrn Schulrat u. Herrn Rektor Krock Gerolstein. Die Besichtigung fand von 9½ bis 13½ statt.

Dezember Am Freitag, den 4. Dez. berufspraktische Tagung in Pelm und Gerolstein. Gezeigt wurde der Gesamtunterricht474 auf der Unterstufe. Herr Körperich475 hielt einen Vortrag über geschichtliche meth.. und psychologische Seite des Gesamtunterrichts auf der U.stufe. Frl. Sanders476 sprach über Gesetze, Erlasse, die beim Bau und der Einrichtung des Schulhauses in Frage kommen. Ab 2½ gemeinsame Konferenz mit allen Lehrkräften des Amtes Gerolstein. Herr Sonneborn sprach über: Gesamtunterricht auf der Oberstufe. Herr Schulrat hielt einen Vortrag über: Schulhygienische Bestimmungen und ihre Durchführung, im Anschluß an die Verfügung der Regierung. Schluß der Tagung um 4½ Uhr.

Vom 23. Dezember [bis] 1. Januar einschl. dauerten die Weihnachtsferien.

474 Wie der verbundene Unterricht ein Schlagwort der Reformpädagogik. (Reformpädagogik beruht auf dem Bestreben zur Reform von Erziehung, Schule und Unterricht. Neue schulische Formen, wie zum Beispiel, Gesamtunterricht, Gruppenunterricht, Arbeitsgemeinschaften, Gymnastik, Schülermitverwaltung, Werken und neue Erziehungsfelder, sollen entwickelt werden (vgl. Bahr, 2008, S. 2). Quelle: http://lexikon.stangl.eu/2299/reformpaedagogik/ © Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik" (17.2.2016) 475 Dieses Nachnamens gibt es drei Lehrer in der DIPF-Datenbank (Hermann, Josef und Matthias). Aufgrund des Alters ist zu schließen auf: Hermann Körperich, *12.1.1904, kath. gegenwärtig Schulamtsbewerber. Erste Lehrerprüfung am 15.5.1929 in Bonn, zweite am 16.12.1931 in Üdersdorf. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0810.jpg, 27.7.2016) 476 Luise Sanders, *15.9.1901, kath. Erste Lehrerprüfung am 23.2.1921 in Düsseldorf, zweite am 19.3.1932 in Schalkenmehren. Ab 15.1.1930 an der zweiklassigen kath. Volksschule in Schalkenmehren, Kreis Daun. Ab 1.3.1934 in Büttgen, Reg.-Bez. Düsseldorf. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0057/vlk-0057-0153.jpg, 28.7.2016) - 196 -

178 [1932] (2)

1932. Januar Am 30. Januar 1932 fand eine berufspraktische Tagung statt. Von 8 – 9 war lehrplanmäßiger Religionsunterricht im 5. Schuljahr in der Klasse von Frl. Gillen Gerolstein. anschließend kleine Besprechung. Um ½10 Weiterfahrt nach Lissendorf. Ab 10.30 lehrplanmäßiger Unterricht i.d. Klasse des Herrn Hauptlehrers: Rechnen, Natur und Geschichte. Im Mittelpunkt des Unterrichts stand die "Glocke"477. Verbundener Unterricht wurde durchgeführt. Arbeitsunterricht. Guß einer Glocke. Besprechung der Lektionen! Ab 2 Uhr Vortrag: Gesetze und Erlasse über den Übergang zur mittlern und höhern Schule. Zeugnisse und Gutachten. Lehr- und Lernmittelbeschaffg. Die preuss. Volksschule bis zum Großen Kurfürsten478. Schluß der Tagung gegen 4 Uhr.

Februar Am 21. Februar war Volkstrauertag479. Gegen 4 Uhr versammelten sich Schulkinder, Feuerwehr, Musikkapelle und die ganze Gemeinde vor der Kapelle. Von hier aus zog der Trauerzug zum Friedhof. Trauerweisen wechselten mit Lied- und Gedichtvorträgen ab. Der Lehrer, als Leiter der Trauerfeier hielt die Trauerrede. Nach der Trauerfeier zog der Zug unter den Klängen von Märschen zur Kapelle zurück. Nach einer kurzen Andacht war die Trauertagung zu Ende. Die Schule hatte "Halbmast" geflaggt.

477 Friedrich von Schillers (damals häufig auswendig gelerntes) Gedicht 478 Friedrich Wilhelm von Brandenburg (* 6. Februarjul./ 16. Februar 1620 greg. in Cölln; † 29. Apriljul./ 9. Mai 1688 greg. in Potsdam) aus dem Haus Hohenzollern war seit 1640 Markgraf von Brandenburg, Erzkämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, Herzog in Preußen, Pommern und Kleve sowie Fürst in Minden und Halberstadt. Seine pragmatisch-entschlossene und reformfreudige Regierungspolitik ebnete den Weg für den späteren Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht und der Hohenzollern zu einem der führenden deutschen Herrscherhäuser. Nach der Schlacht von Fehrbellin am 18. Juni/28. Juni 1675 erhielt er den Beinamen der Große Kurfürst. (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_(Brandenburg), 17.2.2016) 479 s. Anm. 266 - 197 -

(2) [1932] 179

Am 22. Februar legte der Lehrer Walter Franke die II. Lehramtsprüfung ab. Anwesend waren die Herrn Regierungs- und Schulrat Kley, Trier, Herr Schulrat Paffrath, Daun Herr Rektor Krock, Gerolstein. Die Prüfung zerfiel in 2 Teile: In den schulpraktischen und in den theoretischen Teil. 3 Lektionen wurden gehalten. Im 3. und 4. Schuljahr (20 Kinder) Heimatkunde: Das Kylltal zwischen Jünkerath und Gerolstein. 5. - 8. Schuljahr (16 Kinder) Deutsch: Der letzte Bauer. 3. - 8. Schuljahr (49 Kinder) Gesang: Bauernlied. Die Prüfung dauerte von 9.30 bis 1.30 Uhr. und nahm für Klasse und Lehrer einen guten Verlauf. März Für die Reichspräsidentenwahl480 am 13.3.32 wurden in Kalenborn folgende Stimmen abgegeben: Für Hindenburg481 56 " Düsterberg482 47 " Hitler483 8 " Thälemann [!]484 2 ungültig 2 115 Wahlberechtigt waren 140 Die Wahlbeteiligung betrug 82 %

Kalenborn, den 14. März 1932 Franke.

Die Osterferien dauerten vom 23. März bis zum 5. April (incl.)

480 Die Reichspräsidentenwahl von 1932 war die zweite und letzte Reichspräsidentenwahl in der Weimarer Republik, bei der der Reichspräsident direkt vom Volk gewählt wurde. Sie fand am 13. März und 10. April 1932 statt. Es kandidierten Paul von Hindenburg (parteilos), Adolf Hitler (NSDAP), Ernst Thälmann (KPD) und Theodor Duesterberg (Stahlhelm/DNVP). Um einen Reichspräsidenten Hitler zu verhindern, unterstützten – anders als 1925 – SPD, Linksliberale (seit 1930 Deutsche Staatspartei) und Zentrumspartei, die Parteien der so genannten Weimarer Koalition, Hindenburg. Dieser ging im zweiten Wahlgang als Sieger aus der Wahl hervor. Stimmengewinne für Hitler zeigten, dass der Aufschwung der NSDAP keineswegs gebrochen war. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspräsidentenwahl_1932, 17.2.2016) 481 s. Anm. 213 482 Theodor Duesterberg (* 19. Oktober 1875 in Darmstadt; † 4. November 1950 in Hameln) war in der Weimarer Republik Spitzenfunktionär und langjähriger Vorsitzender des deutschnationalen paramilitärischen Stahlhelmbundes. (https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Duesterberg, 6.1.2016) 483 Adolf Hitler (* 20. April 1889 in Braunau am Inn, Österreich-Ungarn; † 30. April 1945 in Berlin) war von 1933 bis 1945 Diktator des Deutschen Reiches. (https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler, 17.2.2016) 484 s. Anm. 210 - 198 -

180 [1932] (2)

März Am 21. März fand die Entlassungsfeier statt, zu der der Elternbeirat eingeladen war. Entlassen wurden 3 Knaben und 2 Mädchen. Am 22. März schloß das Schuljahr 1931/32 mit einer Goethefeier.485 Gedichte und Lieder wurden vorgetragen und ein Lebensbild Goethes entworfen.

April Ostern war am 27. März und am 3. April "Weißer Sonntag". In diesem Jahre gingen in der Pfarrkirche zu Roth 29 Erstkommunikanten und 35 Zweit- und Drittkommunikanten mit zur hl. Kommunion.

Am 1. April begann das neue Schuljahr. Eingeschult wurden neu aus: Kalenborn: 3 Knaben 2 Mädchen Scheuern: 3 " 1 " insgesamt 9 Kinder.

Laut ministerieller Verfügung wurde unsere Lehrerin, Fräulein Dresen, ab 1. April 1932 als Hilfslehrerin nach Rengen bei Daun versetzt. Die auftragsweise Verwaltung der freien Planstelle wurde der Schulamtsbewerberin Fräulein Sofie Wyrembeck486 aus Völpke (Kreis Neuhaldensleben, Sachsen) übertragen.

485 100. Todestag Goethes: Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main als Johann Wolfgang Goethe; † 22. März 1832 in Weimar, geadelt 1782) gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe, 5.1.2016) 486 *29.4.1898, kath. Erste Lehrerprüfung 6.3.1920 in Heiligenstadt im Eichsfeld, zweite am 22.2.1932 in Völpke, Kreis Neuhaldensleben. Seit 1.4.1932 kath. Volksschule Calenborn, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0251.jpg, 25.7.2016) - 199 -

(2) [1932] 181

Für die Reichspräsidentenwahl (zweiter Wahlgang)487 am 10. April 1932 wurden in Kalenborn folgende Stimmen abgegeben: Für Hindenburg 70 " Hitler 22 " Thälemann [!] 1 ungültig 6 wahlberechtigt waren 145 Die Wahlbeteiligung betrug 68,2 %

Kalenborn, den 11. April 1932 Franke.

Am 24. April waren die Landtagswahlen für Preußen488. Es wurden folgende Stimmen abgegeben: Liste 1 Soz. Dem. 1 " 2 Deutsch National.489 21 " 3 Zentrum 41 " 6 Christl. Volksdienst490 6 " 8 N.S.D.A.P. 40 109 wahlberechtigt waren 145 Die Wahlbeteiligung betrug 75,1 %

Kalenborn, den 25. April 1932 Franke.

487 Die Wahl endete mit einem Sieg Hindenburgs, der 53,1 % der Stimmen erhielt. Auf Hitler entfielen 36,8 % und auf Thälmann 10,2 %. Die Wahlbeteiligung beim zweiten Wahlgang lag mit 83,5 % etwas niedriger als beim ersten Durchgang. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspräsidentenwahl_1932, 17.2.2016) 488 Der Freistaat Preußen war seit 1920 von einer stabilen Koalition (Preußenkoalition) aus SPD, Zentrum und Deutscher Demokratischer Partei regiert worden. Bei den preußischen Landtagswahlen am 24. April 1932 errangen die NSDAP 162 und die KPD 57 (zusammen also 219 Sitze) von insgesamt 423 Mandaten. Alle anderen Parteien zusammen erhielten nur 204 Sitze. Ohne eine der extremen Parteien konnte also keine mit parlamentarischer Mehrheit versehene Regierung gebildet werden, was dazu führte, dass nach dem formalen Rücktritt der gesamten bisherigen Landesregierung – des Kabinett Braun III – diese gemäß Artikel 59 der Landesverfassung geschäftsführend im Amt blieb. [...] Mit dem Preußenschlag (auch als Staatsstreich in Preußen bezeichnet) wurde am 20. Juli 1932 die geschäftsführende, aber nicht mehr durch eine parlamentarische Mehrheit gestützte Regierung des Freistaates Preußen durch einen Reichskommissar ersetzt. So ging die Staatsgewalt im von Sozialdemokraten geführten und größten Land des Deutschen Reiches auf die Reichsregierung von Franz von Papen über. Die föderalistische Verfassung der Weimarer Republik wurde geschwächt und die spätere Zentralisierung des Reiches unter Adolf Hitler entscheidend erleichtert. (https://de.wikipedia.org/wiki/Preußenschlag, 16.2.2016) 489 s. Anm. 198 490 Der Christlich-Soziale Volksdienst (CSVD, 1929–1933) war eine protestantisch-konservative Partei in der Weimarer Republik. (https://de.wikipedia.org/wiki/Christlich-Sozialer_Volksdienst, 6.1.2016) - 200 -

182 [1932] (2)

Mai Die Pfingstferien dauerten vom 14. bis 23. Mai einschließlich.

Juni Am Montag, den 27. Juni fand in der Pfarrkirche zu Roth die hl. Firmung statt. Der Hochwürdigste Herr Bischof Franz Rudolf Bornewasser491 kam mit dem Auto von Niederbettingen und wurde in feierlicher Prozession am Eingange des Ortes um 15 Uhr empfangen. Kinder aus dem ersten Schuljahr sprachen Begrüßungsworte. Der Ort und die Kirche waren feierlich geschmückt. 113 Kindern wurde die hl. Firmung gespendet. Im Anschluß daran hielt der hochwürdigste Herr Bischof eine zu Herzen gehende Ansprache. Die anschließende Katechese nahm einen befriedigenden Verlauf. Um 5 Uhr war die Feier zu Ende. Darauf begab sich der Bischof ins Pfarrhaus und empfing die Herren des Kirchenvorstandes und darauf die Lehrpersonen. Er gab Ermahnungen, in der heutigen schweren Zeit mit den Geistlichen Hand in Hand zu arbeiten und sie in ihrer schweren Arbeit zu unterstützen. Um 18.30 fuhr der Hochwürdigste Herr weiter nach Kalenborn und Scheuern, beide Orte hatten ein schmuckes Festgewand zu Ehren ihres Oberhirten angelegt, und dann nach Steffeln.

Die Herbstferien dauern vom 30. Juni bis 13. Juli einschließlich.

Franke.

491 s. Anm. 109 - 201 -

(2) [1932] 183

Juli Am Freitag, den 22. Juli fanden in Gerolstein die Reichsjugendwettkämpfe statt.

Am 31. Juli fanden die Reichstagswahlen statt.492 Es wurden folgende Stimmen abgegeben: Liste 2 N.S.D.A.P.493 Hitler 16 " 4 Zentrum494 79 " 5 Deutsch Nationale495 7 " 6 Deutsche Volkspartei496 1 " 7 Wirtschaftspartei497 1 " 10 Deutsches Landvolk498 6 " 29 Landwirte, Haus- u. Grundbes. 1 " ungültig 1 112 wahlberechtigt waren 143 Die Wahlbeteiligung betrug 78,3 %

Kalenborn, den 1. August 1932 Franke.

[mit Bleistift:] Gesehen! 12.8.32. Paffrath

492 Die Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 war die Wahl zum 6. Reichstag der Weimarer Republik. Sie endete mit starken Zuwächsen für die NSDAP. Diese wurde mit Abstand stärkste Partei im Reichstag, jedoch ohne die absolute Mehrheit zu erreichen. Das Lager der „marxistischen Parteien“ (SPD und KPD) blieb zusammengenommen relativ stabil. Innerhalb des Lagers verlor die SPD zu Gunsten der KPD. Leichte Zugewinne konnten die katholischen Parteien (Zentrum und BVP) verbuchen, während die bürgerlichen Parteien sowie die diversen Klein- und Interessenparteien an Zustimmung verloren. Insbesondere der politische Liberalismus wurde weitgehend marginalisiert. Insgesamt waren die Gegner der Republik in der Mehrheit. Eine parlamentarische Mehrheit gab es nicht, so dass am 6. November 1932 die nächste Reichstagswahl stattfand. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_Juli_1932, 9.2.2016) 493 s. Anm. 445 494 s. Anm. 54 495 s. Anm. 198 496 s. Anm. 169 497 s. Anm. 199 498 Die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL), auch Landvolk, war eine deutsche Splitterpartei der Weimarer Republik. Die CNBL entstand 1928 als eine von mehreren Abspaltungen der DNVP im Gefolge der Landvolk-in-Not-Bewegung. Sie vereinigte in ihren Reihen sowohl auf CNBL-Listen 1928 gewählte als auch später aus der DNVP ausgeschiedene, gemäßigte Politiker dieser Partei, die aus Opposition gegen Alfred Hugenberg die Partei verlassen hatten. Die Mitglieder fühlten sich weder von der DNVP-Führung unter Hugenberg noch von den ostelbischen Großagrariern vertreten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Christlich-Nationale_Bauern-_und_Landvolkpartei, 6.1.2016) - 202 -

184 [1932] (2)

August Am 14. August war die Verfassungsfeier499. Sie stand im Zeichen Gottes. Thema: Die Verfassung und ihre Bedeutung. Zeichen der Zeit. Verfassungsreform pp. Vorgetragene Gedichte und Lieder gaben der Feier einen würdigen Inhalt.

Am 12. August fand in der Mädchen- und Knabenklasse Revision statt zwecks endgültiger Anstellung der beiden Lehrkräfte. In der Mädchenklasse von 9.30 – 11.30. " " Knabenklasse von 11.30 – 13.30.

Am Montag, den 15. Aug. war schulfrei wegen der Scheuerner Kirmes. Laurentiustag!

Während des ganzen Monats August herrschte ein prächtiges Sommerwetter, so daß die ganze Getreideernte trocken herein kam. Das Ernteergebnis war seit langen Jahren nicht so gut wie in diesem Jahre.500

Sept. Am 1. Sept. wurde unsere Lehrerin Fräulein Sophie Wyrembeck von der Regierung Trier unter II D. W. 92 endgültig als Lehrerin an der Kath. Volksschule in Kalenborn angestellt.

Die Herbstferien dauerten vom 16. September bis zum 20. Oktober einschließlich.

499 s. Anm. 123 500 Trotz guter Ernte Notlage in der Eifel überschreibt das Eifelvereinsblatt 1932, S. 105, eine Notiz, unter Hinweis auf Absatzschwierigkeiten und Erlöse, die 50 v. H. unter den Friedenspreisen liegen (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/235630, 28.9.2016). - 203 -

(2) [1932] 185

Oktober Am 1. Oktober wurde der Lehrer Walter Franke von der Reg. Trier unter II.D.F.56 endgültig als Lehrer an der Kath. Volksschule in Kalenborn angestellt.

Am 27. Oktober fand in Gerolstein eine Besichtigung der inneren und äußeren Einrichtungen der Reichsbahn statt. Die gesamte Lehrerschaft des Kreises Daun teilw. auch Prüm und andere interessierte Persönlichkeiten nahm an der Besichtigung teil. Am Nachmittag fanden im Hotel zur Post Vorträge und interessante Lichtbildvorträge statt. Zum Schluß dankte der Herr Schulrat für die interessanten Darbietungen im Namen der gesamten Lehrerschaft.

Am Montag, den 31. Oktober ist in allen Schulen des Kreises Daun schulfrei; dafür werden die Weihnachtsferien um einen Tag gekürzt.

NovemberAm 6. November fand in diesem Jahre die 5. Wahl statt: Der Reichstag wurde zum zweiten Mal gewählt.501 Es wurden folgende Stimmen abgegeben Liste 1 N.S.D.A.P. Hitler 12 " 2 Sozialdemokraten 1 " 4 Zentrum 67 " 5 Deutschnational 23 " 6 Deutsche Volkspartei 1 " 10 Wirtschaftspartei 1 " 10 Deutsches Landvolk 6 " 25 Kampfgem. d. Arb. u. Bauern502 1 " ungültig 1 106 wahlberechtigt waren 143 Wahlbeteiligung 74,1 %

Kalenborn, den 7. November Franke.

Dezember Die Weihnachtsferien dauerten vom 23. Dezember bis zum 2. Januar einschl.503

501 Die Reichstagswahl vom 6. November 1932 war die Wahl zum 7. Deutschen Reichstag. Sie war nötig geworden, weil Paul von Hindenburg den Reichstag nach einer schweren parlamentarischen Niederlage der Regierung unter Franz von Papen aufgelöst hatte. Die Wahl endete mit erheblichen Stimmenverlusten der NSDAP. Für kurze Zeit schien der Aufstieg der Partei damit gestoppt zu sein. Eine parlamentarische Regierung war allerdings nicht möglich. Nach der kurzen Regierungszeit von Kurt von Schleicher wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die folgenden Wahlen vom 5. März 1933 fanden bereits im Schatten der beginnenden Diktatur statt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_November_1932, 9.2.2016) 502 Kampfgemeinschaft der Arbeiter und Bauern, KAB 503 Dieser Eintrag erfolgt wegen des bevorstehenden Jahreswechsels noch auf dieser Doppelseite mit Pfeilverweis auf frei gebliebenem Platz am Ende der Seite (Teil 2) 184. - 204 -

186 [1933] (2)

1933.

Januar Am 18. Januar am Reichsgründungstage504 wurde geflaggt und auf die Bedeutung des Tages hingewiesen.

Am 30. Januar wurde Adolf Hitler vom Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.505 Dieser kurze Hinweis wird vielleicht erst den kommenden Geschlechtern die große Bedeutung dieses 30. Januar 1933, als Wendepunkt in der Deutschen Geschichte, klar vor Augen führen.

Februar Am 14. Februar wurden die Toten der Neunkirchner (Saargebiet) Katastrophe506 beerdigt. Die Reichsflagge wurde auf Halbmast gehißt.

Am 13. Februar wurde der Gedenktag Richards Wagner [!]507 würdig begangen. Vor 50 Jahren starb dieser große deutsche Musiker in Venedig. Es wurde ein Überblick gegeben über das Leben und Schaffen des Meisters. Der Lehrer spielte in seiner Wohnung auf dem Flügel den Kindern der Oberklasse vor: "Pilgerchor" aus Tannhäuser508 und "Lied an den Abendstern" aus der gleichen Oper.

Am 21. Februar wurde den Schülern der Oberklasse auf Veranlassung des Herrn Landrats509 "Aufruf an das deutsche Volk"510 vorgelesen und erklärt.

504 s. Anm. 454 505 Mit Machtergreifung (auch Machtübernahme bzw. Machtübergabe) wird die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 bezeichnet, im Kontext aber auch die anschließende Umwandlung der bis dahin bestehenden parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik in eine nach dem Führerprinzip agierende zentralistische Diktatur. Hitler übernahm die Führung einer Koalitionsregierung von NSDAP und nationalkonservativen Verbündeten (DNVP, Stahlhelm), in welcher neben ihm vorerst zwei Nationalsozialisten Regierungsämter bekleideten. Nachdem am 1. Februar der Reichstag aufgelöst worden war, schränkten die Machthaber in den folgenden, von nationalsozialistischem Terror gekennzeichneten Wochen die politischen und demokratischen Rechte durch Notverordnungen ein. [...] Da die bekannten Bezeichnungen Machtergreifung und Machtübernahme aus unterschiedlichen Gründen als nicht neutral und präzise angesehen werden, gebrauchen manche Historiker auch die Begriffe Machtübergabe oder Machtübertragung. (https://de.wikipedia.org/wiki/Machtergreifung, 17.2.2016) 506 Bei der Gasometerexplosion in Neunkirchen (Saar) am 10. Februar 1933 explodierte kurz nach 18 Uhr der 72 Meter hohe Gasometer des Neunkircher Eisenwerks. Das Unglück forderte 68 Tote und etwa 190 Verletzte und verwüstete große Teile des Hüttenareals sowie 65 Wohnhäuser in der unmittelbaren Umgebung völlig. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gasometerexplosion_in_Neunkirchen_%28Saar%29, 6.1.2016) 507 Wilhelm Richard Wagner (* 22. Mai 1813 in Leipzig; † 13. Februar 1883 in Venedig) war ein deutscher Komponist, Dramatiker, Dichter, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent. (https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Wagner, 6.1.2016) 508 Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg ist eine romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner, welche auf der traditionellen Volksballade Tannhauser und dem Sängerkrieg auf der Wartburg aufbaut. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tannhäuser_und_der_Sängerkrieg_auf_Wartburg, 17.2.2016) 509 s. Anm. 600 510 Zwei Reden Hitlers kommen hier in Frage (auch für die zweite ist der zeitliche Vorlauf hinreichend): 1.) Am späten Abend des 1. Februar 1933 sprach Hitler zum ersten Mal über Rundfunk und verlas als Reichskanzler einen Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk, der auch über öffentliche Anschläge und die Zeitungen verbreitet wurde. Überwiegend stammte der Redetext von Hitler; als einzelne Änderungswünsche wurden lediglich von Papen stammende Passagen zum Christentum und zur Familie eingefügt. Hitler stellte den 9. November 1918 als eine Art Sündenfall des deutschen Volkes dar, dem vermeintlich vom „Marxismus“ (also der SPD) und den „Novemberparteien“ (d.h. der Weimarer Koalition) dominierte 14 Jahre gefolgt seien. Das Erbe dieser 14 Jahre bezeichnete er pauschal als ein „furchtbares“ und warnte vor „Bolschewismus“ und Anarchie. Wie zu Beginn der Ansprache verwendete Hitler an ihrem Schluss religiöse Rhetorik und rief den „allmächtigen Gott“ an. Da Hitler am selben Tag bei Reichspräsident Hindenburg die Zustimmung zur Auflösung des Reichstags und Ausschreibung von Neuwahlen erhalten hatte, war diese Rede praktisch der Auftakt zum Wahlkampf. (http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/DEST_APPEAL1933_GER.pdf, 29.1.2016) 2.) Deutsches Volk, gib uns vier Jahre Zeit, dann richte und urteile über uns! Am 10. Februar 1933 hielt Adolf Hitler im Berliner Sportpalast eine flammende Rede, die millionenfach übers Radio verfolgt wurde. (http://w ww.stern.de/ politik/geschichte/sportpalast-rede-die-macht- der-rhetorik-3350756.html, 29.1.2016). - Mit seinem Aufruf an das deutsche Volk am 10. Februar 1933 eröffnete Adolf Hitler im Berliner Sportpalast den Wahlkampf zu den Reichstagswahlen am 5. März 1933. Der Aufruf hat einen besonderen Stellenwert: Mit der Kundgebung begann ein neuer Stil nationalsozialistischer Propaganda. (http://www.praxisgeschichte.de/suche/nach/schlagwort/Sportpalastrede, 29.1.2016) - 205 -

(2) [1933] 187

März Am 5. März fanden die Wahlen zum Reichstag511 und Preuß. Landtag statt. Es wurden folgende Stimmen abgegeben: Liste 1 N.S.D.A.P. Hitler 34 " 4 Zentrum 76 " 5 Schwarz-weiß-rot512 9 119 Wahlberechtigt waren 146. Gewählt haben 119. Die Wahlbeteiligung betrug 81,5 %

Die Reichstagswahlen brachten der nationalen Regierung die absolute Mehrheit. Von 657 Mandaten erhielten: Regierungsparteien: Opposition: Hitler 288 Sozialdemokraten 120 Kampffront513 schw. w. rot 52 Kommunisten 81 D. Volksp.514 Chr.soz.Volksp.515 8 Zentrum B.Volksp.516 92 Weingärtner517 1 Staatspartei518 5 349 298

Kalenborn, den 7. März 1933 Franke.

Anläßlich der geschichtlichen Wende, die der überwältigende Wahlsieg der Nationalen Front für Deutschland bedeutet, hat der Kommissar des Reiches, Kultusminister Rust519 verfügt, daß an allen Schulen am Mittwoch, den 8. März der Unterricht ausfällt.

511 Die Reichstagswahl am 5. März 1933 war die Wahl zum achten Deutschen Reichstag in der Weimarer Republik. Sie war die letzte Reichstagswahl, an der mehr als eine Partei teilnahm, und stand bereits unter dem Eindruck der beginnenden Diktatur des Nationalsozialismus. Der Wahlkampf war von Übergriffen von Mitgliedern der NSDAP auf politische Gegner insbesondere von KPD und SPD geprägt. Daneben setzte bereits die staatliche Verfolgung ein. Dabei kam der Regierung (Kabinett Hitler) auch der Reichstagsbrand vom 27. auf den 28. Februar 1933 zugute. Mit Hilfe der tags darauf erlassenen Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat („Reichstagsbrandverordnung“) wurden die Grundrechte außer Kraft gesetzt und die Strukturen der KPD praktisch zerschlagen. Bei der Wahl selbst konnte die NSDAP stark zulegen, erhielt aber nicht die erhoffte absolute Mehrheit. [...] Die Wahlbeteiligung stieg enorm auf 88,74 % an (+ 8,2 %). Davon profitierten in erster Linie die Nationalsozialisten. Die NSDAP wurde im Vergleich zur Reichstagswahl von November 1932 mit einem Stimmengewinn von über fünf Millionen und einem deutlichen Vorsprung vor der SPD und der KPD stärkste Partei. Sie legte um 10,8 % zu, verfehlte aber mit 43,9 % – für viele Beobachter überraschend – die absolute Mehrheit. Die DNVP, die nunmehr unter dem Namen Kampffront Schwarz-Weiß-Rot angetreten war, verlor gut eine halbe Million Wähler. Aber mit ihren 8 % hatte die Regierung Hitler-Papen eine parlamentarische Mehrheit. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_März_1933, 1.2.2016) 512 Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot war ein nach den alten Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot benanntes Wahlbündnis aus Deutschnationaler Volkspartei (DNVP), Stahlhelm und Landbund. Die de facto von der DNVP dominierte Kampffront wurde am 11. Februar 1933 gegründet und trat nur zur Reichstagswahl am 5. März des Jahres an, bei der sie 8 % der Stimmen erreichte. Beim Geheimtreffen vom 20. Februar 1933 wurde der NSDAP zusammen mit der Kampffront ein Wahlfonds von 3 Millionen Reichsmark von Industriellen zur Verfügung gestellt, von dem die Kampffront 25 % erhielt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kampffront_Schwarz-Wei%C3%9F-Rot, 6.1.2016) 513 wie Anm. 512 514 DVP, s. Anm. 169 515 CSVD, s. Anm. 490 516 Zentrum im Wahlbündnis mit der Bayerischen Volkspartei (BVP) (s. Anm. 54) 517 Württembergischer Bauern- und Weingärtnerbund (Landbund) (?; vgl. http://www.gonschior.de/weimar/Deutschland/RT8.html, 17.2.2016) 518 Vor der Reichstagswahl 1930 (14. September 1930) vereinigte sich die DDP [Deutsche Demokratische Partei, linksliberal] mit der Volksnationalen Reichsvereinigung, die zum nationalistischen und antisemitischen Jungdeutschen Orden gehörte. Die Partei nannte sich fortan Deutsche Staatspartei (DStP) und behielt den Namen bei, obwohl die Volksnationalen schon bald wieder die Partei verließen. Wegen der Volksnationalen hatten Mitglieder des linken DDP-Flügels ihre Partei verlassen und gegen Ende der Republik die parlamentarisch erfolglose Radikaldemokratische Partei gegründet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Demokratische_Partei, 6.1.2016) (vgl. Anm. 443) 519 Bernhard Rust (* 30. September 1883 in Hannover; † 8. Mai 1945 in der Gemeinde Berend/Nübel, Kreis Schleswig) war ein deutscher Politiker (NSDAP), MdL und MdR. 1933/34 leitete er das preußische Kultusministerium und von 1934 bis 1945 das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Rust war ein Hauptvertreter der nationalsozialistischen Erziehung. [...] In der Nacht vom 7. zum 8. Mai 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation, erschoss sich Rust in der Nähe des Dorfes Nübel in Schleswig-Holstein selbst. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Rust, 6.1.2015) - 206 -

188 [1933] (2)

März Am Samstag, den 11.3.1933 fand lt. minister. Verfg. eine Gedächtnisfeier zu Ehren unserer gefallenen Krieger statt. Es wurden Lieder und Gedichte vorgetragen. Das Deutschlandlied, das auf einen eindringlichen Vortrag folgte, schloß die kleine aber würdige Feier.

Am Sonntag, den 12.3.1933, dem Volkstrauertage520 wurde lt. ministl. Verfg. auf der Schule die schwarz- weiße Preußenflagge521 auf Halbmast gehißt.

Am 12. März wurde gewählt zum Provinziallandtag. Ergebnis für Kalenborn: N.S.D.A.P. 18 Zentrum 63 Kampffront522 14 S.A.P.D. 523 1 Sold. u. Frontk. 1 Kampfg. d. Ar. u Bau.524 2 ungültig 2 101

zum Kreistag. Ergebnis: N.S.D.A.P. 5 Kampffront525 3 Westkreisliste 1 Westkreisliste Reetz526 40 Zentr. d. A. Daun 3 Zentr. d. A. Gerolstein 10 Zentr. d. A. Hillesh. 1 Zentr. d. A. Lissendorf 37 100

520 s. Anm. 266 521 s. Anm. 529 522 s. Anm. 512 523 die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (abgekürzt: SAPD), die Abspaltung eines Teils des linken Flügels der SPD, gegründet 1931 am Ende der Weimarer Republik, in der sich auch einzelne Abweichler Kommunistischer Organisationen sammelten, und der sich die nur noch kleine Rest-USPD anschloss. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistische_Arbeiterpartei_Deutschlands, 6.1.2016) 524 s. Anm. 502 525 Kampffront Schwarz-Weiß-Rot; s. Anm. 512 526 Clemens Reetz, Lehrer in Gerolstein (als Vortragender erwähnt in diesem Band auf den Seiten 12, 93, 97, 98, 104, 106, 133, 145), später auf S. 197 dann als (NS-) Kreisinspekteur. In Band 3, S. 9 (10.11.1934) wird er als der neue Kreisleiter des N.S.L.B. bezeichnet. - Nach Abzug der 51 Zentrumsstimmen sind 49 der 100 Stimmen somit dem NS-Lager zuzurechnen. - 207 -

(2) [1933] 189

März Amtsvertretung Ergebnis N.S.D.A.P. 2 Zentrum 1 Vereign. Wahlvorschlag 93 Handw. u. Gewerbe 1 ungültig 3 100

Gemeindewahl Ergebnis Bürgerliste 95 ungültig 5 100

Von 146 Wahlberechtigten haben 100 gewählt Die Wahlbeteiligung betrug 68,4 %

Kalenborn, den 13. März 1933 Franke.

Am 12. März erließ der Herr Reichspräsident folgende Verfügung: Ich bestimme, daß vom morgigen Tage ab bis zur endgültigen Regelung der Reichsfarben, die Hakenkreuzflagge und die schwarz-weiß-rote Fahne gemeinsam zu hissen sind.527 Gleichzeitig hat der Herr Reichsminister des Innern528 angeordnet, daß in den Tagen vom 13. 14. 15. März 1933 alle Reichsbehörden, Reichsstellen pp. die schwarz-weiß-rote Fahne und die Hakenkreuzfahne gemeinsam zu hissen sind [!], um hiermit den Sieg der nationalen Revolution zu feiern.

Auf unserem Schulgebäude wurde an den 3 vorgenannten Tagen die schwarz-weiße Flagge und das Hakenkreuzbanner529 gehißt.

527 Erlaß des Reichspräsidenten über die vorläufige Regelung der Flaggenhissung. Vom 12. März 1933. Am heutigen Tage, an dem in ganz Deutschland die alten schwarz-weiß-roten Fahnen zu Ehren unserer Gefallenen auf Halbmast wehen, bestimme ich, daß vom morgigen Tage bis zur endgültigen Regelung der Reichsfarben die schwarz-weis-rote Fahne und die Hakenkreuzflagge gemeinsam zu hissen sind. Diese Flaggen verbinden die ruhmreiche Vergangenheit des Deutschen Reichs und die kraftvolle Widergeburt der Deutschen Nation. Vereint sollen sie die Macht des Staates und die innere Verbundenheit aller nationalen Kreise des deutschen Volkes verkörpern! Die militärischen Gebäude hissen nur die Reichskriegsflagge. Berlin, den 12. März 1933. (http://www.documentarchiv.de/ns/flaggen.html, 30.1.2016) Reichskriegsflagge 1933–1935 (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskriegsfl agge, 30.1.2016) 528 Wilhelm Frick (* 12. März 1877 in Alsenz; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein deutscher nationalsozialistischer Politiker und unter anderem von 1933 bis 1943 Reichsminister des Innern. (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Frick, 6.1.2016) 529 Lehrer Vonolfen hat unter dem 9.8.26 (Teil 2, S. 113) geschildert, wie mühsam die Wiederbeschaffung der in WK I verlorengegangen Schulfahne in den Reichsfarben schwarz-rot-gold war. Leider fehlen hier Einzelheiten zur Beschaffung und den Kosten für die nun gezeigten neuen Flaggen. Bei schwarz-weiß handelt es sich wohl um einen Schreibfehler (statt schwarz-weiß-rot, wie ja angeordnet), wobei dieser Lapsus dem Lehrer schon zum zweiten Mal unterliefe, denn auch auf der vorhergehenden Seite (Teil 2, S. 188) wird die schwarz-weiße Preußenflagge (die schon seit 1871 abgelöst ist, s. Anm. 306), und zwar lt. ministl. Verfg. gehisst. Hauptgesichtspunkt scheint ihm zu sein, dass aus der alten Farbkombination Schwarz-Rot-Gold - verbunden mit Märzrevolution 1848, Deutschem Bund und Weimarer Republik - (als tertium comparationis) das Gold, Demokratie und Republik symbolisierend, verschwunden ist. ― Internet-Recherchen nach schwarz-weißen Flaggen führen entweder zu Sportvereinen ("Schwarz-Weiß ...", oft in Verbindung mit "Preußen" im Vereinsnamen) oder auf rechtsradikale Seiten. Allerdings berichtet der französische Reporter Charles Maurras in seinen Lettres des Jeux Olympiques verärgert über die Erfolge der deutschen Mannschaft von den ersten olympischen Spielen 1896 in Athen: Drei Mal stieg über dem wiederhergestellten antiken Stadion die schwarz-weiße Flagge auf. (zitiert nach Wolf Lepenies, wie Anm. 365, S. 173). - 208 -

190 [1933] (2)

März Am 12. März war der Volkstrauertag für ganz Deutschland. Wegen der an diesem Tage stattfindenden Kommunalwahlen wurde die Feier auf dem hiesigen Friedhof um eine Woche verschoben. Am 21. März gegen 16 Uhr versammelten sich Schulkinder, Vereine und die ganze Gemeinde vor der Kapelle. Von hieraus gings unter den Klängen eines Trauermarsches zum Friedhof. Trauerweisen wechselten mit Lied- und Gedichtvorträgen. Der Lehrer als Leiter der ganzen Feier, hielt die Trauerrede. Nach der Trauerfeier zog der Zug unter den Klängen flotter Märsche zur Kapelle zurück. Nach einer kurzen Andacht nahm die Trauerfeier ihr Ende. Die Schule hatte die Flagge = Schwarz-weiß-rot auf Halbmast gehißt.

Am 21. März, Frühlingsanfang, war in Deutschland Nationalfeiertag wegen der Eröffnung des Reichstages mit dem vorhergehenden feierlichen Staatsakt in der Garnisonkirche zu Potsdam.530 An dem Tage war schulfrei. Die Hakenkreuzflagge und die schwarz-weiß-rote Fahne waren gehißt. Um 11 Uhr versammelten sich die Schüler vom 3. bis 8. Schuljahr auf dem Schulsaal. Der Lehrer hielt bis 11½ eine Ansprache über die große Bedeutung dieses Tages. Gegen 11½ erschien ein großer Teil der Bevölkerung, um an dieser Feier teilzunehmen. Der Schulsaal war gefüllt. Der Lehrer stellte seine Radioanlage (Saba W41531) zu Verfügung. Um 11½ wurde der Apparat in Tätigkeit gesetzt und in wundervoller Deutlichkeit und Tonstärke hörten wir die ganze Handlung des feierlichen Aktes. Keiner wollte den Schulsaal verlassen, bevor nicht der letzte Parade-

530 Als Tag von Potsdam wird eine Zusammenkunft am 21. März 1933 in der Potsdamer Garnisonkirche bezeichnet. Am 5. März 1933 war ein neuer Reichstag gewählt worden. Die Abgeordneten mit Ausnahme derjenigen von SPD und KPD trafen sich zu einem Festakt, an der auch Reichspräsident Paul von Hindenburg teilnahm. Damit ähnelte die Zusammenkunft dem Empfang der neuen Reichstagsabgeordneten beim Kaiser, wie es vor 1918 der Brauch gewesen war; die eigentliche konstituierende Sitzung des Reichstags fand nicht in der Garnisonkirche, sondern erst später am Tag in der Berliner Kroll-Oper statt. Wegen des Reichstagsbrands einen knappen Monat zuvor diente das Gebäude der Kroll-Oper als Ersatz für das Reichstagsgebäude. Zu diesem Zeitpunkt war Adolf Hitler von den Nationalsozialisten zwar bereits fast zwei Monate Reichskanzler. Seine diktatorische Herrschaft war aber noch nicht gefestigt, seine Koalitionsregierung mit den konservativen Deutschnationalen hing vor allem vom Vertrauen des Reichspräsidenten ab. Daher plante der nationalsozialistische Propagandaminister Goebbels publikumswirksam den „Tag von Potsdam“, der konservativ und monarchisch eingestellten Menschen - wie Reichspräsident Hindenburg - gefallen sollte. Der Tag sollte die Verbindung von altem Konservativismus und Nationalismus mit dem neuen Nationalsozialismus sichtbar machen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_von_Potsdam, 17.2.2016) 531 Gewicht 11 kg Preis ohne Röhren RM 198,-- [...] Preis für Röhren RM 82,-- Baujahr 1931/32; eine Werbeanzeige zu diesem Modell in Anhang 2-190 Anm Saba W41 (S. 411; gefunden auf http://www.rmrl.de/radios/30/31_32/saba/41_w/41_w.htm, 6.1.2016). Von dem schuleigenen Modell Nora (s. Anm. 377) ist nie mehr die Rede gewesen. Dem Lehrer ist die Tragweite des Mediums für die Verbreitung der Ideologie bewusst, darum hält er sich auf dem neuesten Stand. Sicher ist ihm noch der 14.6.1932 in Erinnerung: In der ersten Rundfunkrede eines Nationalsozialisten, die auf Anweisung der Reichsregierung übertragen wird, verkündet der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Gregor Strasser: "Wir wollen keine Judenverfolgung, aber deutsche Führung ohne jüdischen Geist. (...) Wir scheuen den Krieg als letztes Mittel nicht und verlangen (...) die Wiederherstellung der deutschen Ehre." (https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-193 2 .html, 23.7.2016) Den 10.2.1933 wird er nicht versäumt haben, publikumswirksam zu nutzen: Mit der Übertragung ihrer Kundgebung zum Wahlkampfauftakt benutzt die NSDAP den Rundfunk gezielt als Propagandamittel. (https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-193 3 .html, 23.7.2016) - 209 -

(2) [1933] 191

März tritt verklungen war. Nach dem Singen des Deutschlandliedes schloß die Feier. Um 21 Uhr begaben sich die Schüler der Oberklasse mit dem Lehrer zu den Höhen des Lenzrathes532, um die Freiheitsfeuer zu brennen.533 Bald loderten riesige Flammensäulen zum Himmel, als wollten sie der umliegenden Welt verkünden, daß auch hier in Kalenborn der nationale Geist erwacht ist, und daß auch die Eifeler Bevölkerung gewillt ist, mitzuhelfen an dem großen Aufbauwerk unseres Führers Adolf Hitler.

Kalenborn, den 22. März 1933 Franke.

April Die Osterferien, die am Mittwoch, den 12.4.33 begannen und bis zum 25.4. incl. dauern sollten, wurden in ganz Preußen bis zum 1. Mai verlängert. In die Osterferien fiel der Geburtstag des Reichskanzlers Adolf Hitler (20. April). Die beiden Reichsflaggen wurden auf der Schule gehißt.

Mai Am 1. Mai war der große nationale Feiertag, der Tag der Arbeit.534 Auch in unserem Orte, wie überall, wurde dieser Tag festlich begangen. Morgens zogen die Vereine mit klingendem Spiel zur Kirche. Die Stimmung war überall großartig. Um 11 Uhr fand die Feier in der Schule statt. Nach dem Gesang des Deutschland- und Horst-Wesselliedes535 wurden Weckstuten verteilt. Hocherfreut zogen die Kinder von dannen. Während des ganzen Tages befand sich der Radioapparat auf der Schule, so daß

532 korrekter Flurname: Lenzerrath 533 Vom Lehrer umgedeutetes Brauchtum; Am Abend des ersten Fastensonntages leuchten zahlreiche Feuer von den Bergkuppen und Anhohen der Westeifel Zeugnisse dafür, dass der alte Brauch des „Burg-" oder „Hutten"-Brennens am so genannten „Burgsonndich" im Kreis Bitburg-Prüm noch eifrig gepflegt wird. Zwar war dieser Brauch früher weiter verbreitet und ist jetzt auf ein Kerngebiet westlich der Kyll beschrankt, doch übt man ihn noch in rund 100 westeifeler Dorfern, außerdem in über 80 luxemburgischen Orten. Noch ungeklärt ist, weshalb die Fastenfeuer nördlich einer Linie Vianden-Kyllburg „Burgfeuer" heißen, südlich davon dagegen „Huttenfeuer'. Als Hütte oder Burg wird der Holz- und Reisigstoß bezeichnet, über dem ein mit Stroh umwickeltes Holzkreuz aufgerichtet ist. Der Burgsonntag heißt auch „Schoof- oder Scheefsonndich" nach den Strohbündeln („Scheef oder Schoof')'. „Scheefsonndich" könnte allerdings auch von einer völlig anderen Form des Fastenfeuers herrühren, dem so genannten „Räderschieben" oder „Scheewen", das nur noch in einer Handvoll Dörfer in der zentralen Eifel zwischen Daun und Gerolstein bekannt ist: In Hohenfels, , (Daun-)Waldkönigen, Scheuern, Brück, und Walsdorf werden brennende Räder von den Berghängen zu Tal gerollt'. (Grasediek, Werner: Vom Steffelberg rollt das Feuerrad. Jahrbuch Daun 2003, S. 61f; http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb2003/hjb2003.61.htm, 6.1.2016) 534 Der Erste Mai wird als Tag der Arbeit, Tag der Arbeiterbewegung, Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse oder auch als Maifeiertag bezeichnet. [...] Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des Achtstundentags zum Generalstreik am 1. Mai auf – in Anlehnung an die Massendemonstration am 1. Mai 1856 in Australien, welche ebenfalls den Achtstundentag forderte. [...] In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der 1. Mai ab 1933 durch die Nationalsozialisten zum gesetzlichen Feiertag. Das Reichsgesetz vom 10. April 1933 benannte ihn als Feiertag der nationalen Arbeit. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften in Deutschland gleichgeschaltet und die Gewerkschaftshäuser gestürmt. Im Jahr 1934 wurde der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zu einem „Nationalen Feiertag des deutschen Volkes“ erklärt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Mai, 6.1.2016) 535 Horst Ludwig Wessel (* 9. Oktober 1907 in Bielefeld; † 23. Februar 1930 in Berlin) war ein Sturmführer der SA, der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP. Nachdem Wessel von KPD-Mitgliedern getötet wurde, stilisierte ihn die NS-Propaganda zu einem „Märtyrer der Bewegung“. Wessel war Verfasser des Horst-Wessel-Lieds, das kurz nach seinem Tod zur Parteihymne der NSDAP wurde. Von 1933 bis 1945 bildete es im Anschluss an das Deutschlandlied den zweiten Teil der deutschen Nationalhymne. (https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Wessel, 6.1.2016) Text der ersten Strophe: Die Fahne hoch! Die Reihen fest (dicht/sind) geschlossen! SA marschiert Mit ruhig (mutig) festem Schritt |: Kam’raden, die Rotfront und Reaktion erschossen, Marschier’n im Geist In unser’n Reihen mit :| (https://de.wikipedia.org/wiki/Horst-Wessel-Lied, 26.5.2016) - 210 -

192 [1933] (2)

Mai die gesamte Bevölkerung die Feierlichkeiten in Berlin verfolgen konnte. Abends versammelte sich die ganze Gemeinde im Schulsaal, um die Rede und das Manifest Hitlers zu hören.536 Während des ganzen Tages lag Sonnenglanz über der Gemeinde, und dies trug sehr zu der begeisterten Stimmung bei.

Am 6. Mai fand in Daun die erste nationale Tagung der Lehrerschaft des Kreises Daun statt. In verschiedenen Vorträgen wurde darauf hingewiesen, wie die Erziehungsarbeit nach vaterländisch-völkischen Grundsätzen heute zu erfolgen hat. Es wurde bekannt gemacht, daß die bisherige Organisation des Kath. Lehrerverbandes, die bis dahin die gesamte Fortbildung der Lehrerschaft, die Kreislehrerbücherei pp in Händen hatte, ihre Ämter niederzulegen hat. Lehrer Schmidt537, Gerolstein, der als Kommissar eingesetzt worden ist, gab bekannt, daß von nun an der nationalsozialistische Lehrerbund538 die gesamten Geschäfte und die Fortbildung der Lehrer übernehmen würde. Nach Erledigung einiger geschäftlichen Angelegenheiten liefen noch 2 Filme: "Der Tag von Potsdam"539 und "Manöver der Reichswehr". Gegen 18 Uhr schloß die Tagung, die um 12 Uhr begann.

536 In Berlin beschwor Adolf Hitler die Volksgemeinschaft und eine Erhebung des Volkes über Klassen, Ständen und Einzelinteressen. Er sprach von einer Veredelung des Begriffs der Arbeit. Das Motto der Versammlung war „Ehret die Arbeit und achtet den Arbeiter!“ Hitler sagte unter anderem: „Der Kopfarbeiter muss einsehen, dass keiner das Recht hat, auf den anderen einfach hinab zu sehen, sich selbst als was Besseres zu dünken, sondern dass Kopf- und Handarbeiter einig sein müssen in einer einzigen Gemeinschaft.“ Angesichts der Weltwirtschaftskrise von großem Interesse war, dass Hitler große Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen etwa im Straßenbau ankündigte. Beruhigend war, dass er seinen Friedenswillen beteuerte. Die Rede endete mit einem gottesdienstlich anmutenden Schlusssatz: „Herr, wir lassen nicht von Dir, nun segne unseren Kampf um unsere Freiheit und damit um unser deutsches Volk und Vaterland!“ Die Rede Hitlers wurde von allen Radiosendern des Reiches übertragen und erreichte so eine Wirkung weit über die Anwesenden hinaus. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_nationalen_Arbeit, 29.1.2016) 537 Ewald Schmidt, *26.8.1904, evgl. Schulamtsbewerber, als Hilfslehrer beschäftigt. Erste Lehrerprüfung 22.-24.3.1924 in Unna, zweite am 13.3.1933 in Gerolstein. Seit 16.6.1930 als Wanderlehrer für evgl. Religionsunterricht im Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK- 0155/VLK-0155-0835.jpg, 25.7.2010) 538 Der Nationalsozialistische Lehrerbund (NSLB) wurde 1929 als der Parteigliederung der NSDAP angeschlossener Verband gegründet, entwickelte sich ab 1933 zur alleinigen Lehrerorganisation im Deutschen Reich und bestand bis 1943. [...] Infolge der keineswegs nur auf Druck und Gewalt beruhenden Überführung der vorhandenen Lehrerverbände unter das Dach des NSLB stieg die Organisation nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zum alleinigen Lehrerverband im Deutschen Reich mit rund 300.000 Mitgliedern auf. (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Lehrerbund, 6.1.2016) ― Die These vom nicht nötigen Druck seitens des Regimes belegen exemplarisch in diesem Band die Lehrer Reetz (Gerolstein) und Franke (Kalenborn). 539 Zu dieser 80-minütigen Dokumentation zum 21.3.1933 gibt es einen Download unter http://www.dhm.de/medien/lemo/videos/potsdam (6.1.2016); s. auch http://www.dw.com/popups/mediaplayer/contentId_16672070_mediaId_16683428 (6.1.2016) - 211 -

(2) [1933] 193

Juni Die Pfingstferien dauerten vom 3.6. bis 7.6. einschließlich. Am 24. Juni war Sonnenwendfeier540. Morgens war in der Schule eine Schulfeier; danach fiel der Unterricht aus. Abends gegen 8½ versammelten sich die Mitglieder der N.S.D.A.P. und die Hitlerjugend541 und marschierten geschlossen über Roth zur Rother Höhe. Dort veranstaltete der Stützpunkt542 Müllenborn die Feier. Lieder wechselten mit Gedichten als weithin loderten die Flammen in den dunklen Nachthimmel. Der Müllenborner Stützpunktleiter Schruff hielt eine kernige Ansprache und wies auf die Bedeutung dieser Feier im neuen Staate hin.

Vom 26. Juni bis 1. Juli fand in Wörsdorf543 im Taunus die erste landpädagogische Tagung statt. An der Tagung nahmen neben dem Herrn Schulrat noch 7 Lehrer aus dem Kreise teil. Für die Teilnahme an der Tagung wurde ich für diese Woche beurlaubt. Einen eingehenden Bericht können wir nachlesen in der "Pädagogischen Post["]544 12. Jahrgang Nr. 28 vom 13. Juli 1933 von Herrn Schulrat Dr. Schumacher, Prüm. Juni Vom 4. bis zum 17. Juli dauerten die Heuferien. Das Wetter war in der zweiten Hälfte der Ferien unfreundlich. Die Heuernte in diesem Jahre sehr mäßig.

540 Den Tag der Sommersonnenwende betrachten seit je manche Menschen als mystischen Tag; manche begehen ihn mit weltlichen oder religiösen Feierlichkeiten. Sonnenwendfeste hatten vor allem in den germanischen, nordischen, baltischen, slawischen und keltischen Religionen einen festen Platz. [...] Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die angeblich altgermanischen Sonnenwendfeiern „wiederbelebt“ und als offizielle Feiertage in die Symbolik von „Volk, Blut und Boden“ integriert, insbesondere durch die SS. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwende, 17.2.2016) 541 Die Hitlerjugend oder Hitler-Jugend (abgekürzt HJ) war die Jugend- und Nachwuchsorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Sie wurde nach dem leitenden Politiker der NSDAP Adolf Hitler benannt und in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 zum staatlichen und einzigen Jugendverband mit bis zu 8,7 Millionen Mitgliedern (98 Prozent aller deutschen Jugendlichen) ausgebaut. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerjugend, 7.1.2016) 542 Neben den Ortsgruppen bestanden die kleineren Stützpunkte, die meist auf dem Land errichtet wurden und deren Mitglieder verstreut waren. (https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei_(NSDAP),_1920-1923/1925-1945, 30.1.2016) 543 s.u. Anm. 550 544 Zur Zeitschrift s. Anm. 407 - 212 -

194 [1933] (2)

Juli Am 22. Juli fand im Zeichensaal der Volksschule Gerolstein eine pädagogische Tagung545 für die Lehrerschaft des Kreises statt. Eingangs wies der Herr Schulrat auf die Bedeutung der "Opfer der Arbeit"546 hin. Die gesamte Lehrerschaft erklärte sich bereit, während der Monate August und September je 2 % des Gehaltes an die Finanzkasse Daun abzuführen. Dann sprach bis 11.30 Herr Schulrat Grafen Adenau über Fortbildungsschulfragen. Gegen Mittag fand unter schattigen Bäumen vor der Schule eine würdige Gedenkfeier des V.D.A.547 statt. Mittags sprach noch der Gauobmann der Lehrerschaft: Richter548. Gegen 5 Uhr war die Tagung zu Ende.

In der Woche vom 24. bis 29. Juli fand in der Schule die organisatorische Veränderung statt. Die Anordnung der Bänke wurde neu geregelt. Stundenplan und Lehrplan verschwinden. Der gesamte Unterricht wird nach den neuen Prinzipien von Krieck549 und Kade550 durchgeführt. Die Dreiteilung des Unterrichts wird eingeführt: Jeder Unterricht beginnt mit der "Musisch-gymnastischen Bildung": Religiöse Morgenfeier, Turnen, Singen, Sprechchor. Dann folgt in der zweiten Abteilung die gemeinsame Bildungsarbeit; in der 3. Abtlg. werden die Techniken gepflegt. Gruppenarbeit551 wird unbedingt durchgeführt.

545 Der Begriff ersetzt die früher übliche Arbeitsgemeinschaft bzw. berufspraktische Tagung. 546 Von Hitler am 4.5.1933 initiierte Stiftung. Aus ihr sollen in Zukunft die Hinterbliebenen aller deutschen Arbeiter, die in ihrem Berufe tödlich verunglückt sind, unterstützt werden. (http://der-fuehrer.org/reden/deutsch/Aufrufe/1933-05-04.htm, 6.1.2016) 547 Volksbund für das Deutschtum im Ausland. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und den politischen Gebietsveränderungen und Bevölkerungsverschiebungen in der Folge des Versailler Vertrags und des Vertrags von Saint-Germain setzte sich der konservativ- nationalistische, zum Teil volksverhetzende VDA im Kreis der reaktionären deutschvölkischen Bewegung mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes für die Revisionsbemühungen der 1920er Jahre und mit allen Mitteln für den Kampf um den Erhalt des „Auslandsdeutschentums“ ein. (https://de.wikipedia.org/wiki/Verein_für_Deutsche_Kulturbeziehungen_im_Ausland, 30.1.2016) 548 Im Internet nicht eindeutig zu ermitteln. Der in der DIPF-Datenbank verzeichnete Schulamtsbewerber Josef Richter (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0834.jpg, 31.7.2016) scheint für diesen Posten ein zu "kleines Licht". Immerhin folgte 1934 auf diesem Posten Heinrich Christian Siekmeier (s. Anm. 576). 549 Ernst Krieck (* 6. Juni 1882 in Vögisheim; † 19. März 1947 in Moosburg an der Isar) war ein deutscher Lehrer, Schriftsteller und Professor. Er gilt neben Alfred Baeumler als führender nationalsozialistischer Erziehungswissenschaftler. [...] Schule stellt für Krieck [...] keinen Ort dar, in dem Werte, Normen und Ziele vermittelt werden. Stattdessen beschreibt er die Funktion der „völkisch“ reformierten Schule: „Das Prinzip der völkischen Schulreform heißt: Einordnen, Eingliedern nach allen Seiten hin, damit aus der organischen Bindung die Bildung wachsen kann.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Krieck, 6.1.2016) 550 Franz Kade (* 14. September 1893 in Eldagsen; † 12. März 1987 in Hameln) war ein deutscher Reformpädagoge, NS-Pädagoge, Volksschullehrer, Dozent an der Hochschule für Lehrerfortbildung in Danzig sowie langjähriger Leiter der heutigen Wörsbachschule in Idstein (Taunus). [...] Mit dem NS-Pädagogen Ernst Krieck stand Franz Kade über lange Jahre sowohl privat als auch bei seinen erziehungswissenschaftlichen Betätigungen und Publikationen in enger Verbindung. Bereits in seiner ersten Publikation Die Neue Dorfschule (1930) bezieht sich Franz Kade mehrfach auf die Pädagogik Ernst Kriecks, der Ende der 1920er Jahre als glühender Nationalsozialist und Antisemit auftrat und dessen Pädagogik von völkischen, rassistischen und anti-aufklärerischen Elementen geprägt ist. Franz Kade veröffentlichte in der von Ernst Krieck herausgegebenen Zeitschrift Volk im Werden und wurde auch durch dessen Betreiben als Professor an der Pädagogischen Akademie Frankfurt/Main berufen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kade, 6.1.2016) 551 s. Anm. 467. - 213 -

(2) [1933 - 1934] 195 Sept. Die Herbstferien dauerten vom 16. Sept. bis zum 19. Oktober einschließlich.

Nov. Am 12. November fanden die Reichstagswahlen552 und die Wahl zur Volksabstimmung statt. Von den 140 Wahlberechtigten wählten 140 100 % tige Wahlbeteiligung 140 wählten mit "Ja" 140 " die N.S.D.A.P. Am Wahltag und am kommenden Montag wurden die Flaggen gehißt. Kalenborn, den 14. Nov. 1933 Franke. [mit Bleistift:] Gesehen! 19/2.34. Paffrath

1934 Januar Am 18. Januar fand eine erhebende Schulfeier statt aus Anlaß des Reichsgründungstages und des 30. Januar. Es wurden beide Staatsflaggen gehißt. Nach der Schulfeier war schulfrei.

Am 30. Januar jährte sich zum ersten Male der Tag, an dem Adolf Hitler Reichskanzler wurde. In der Schule fand eine Gedenkfeier statt. An diesem Tage erhielten alle, die beim Winterhilfswerk553 einen Antrag auf Unterstützung gestellt hatten, zusätzlich einen Lebensmittelschein a 1.00 RM für jedes Familienmitglied; außerdem einen Zentner Briketts zusätzlich. An diesem Tag wurden auch beide Flaggen gehißt.

552 Die Reichstagswahl vom 12. November 1933 fand zugleich mit der Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund statt. Vorangegangen war die Ausschaltung der politischen Gegner des nationalsozialistischen Systems. Zugelassen war nur eine nationalsozialistisch dominierte Einheitsliste, auf der einige als Gäste bezeichnete Parteilose kandidierten. Wahl und Abstimmung erbrachten, wie von der Regierung beabsichtigt, eine deutliche Zustimmung. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_November_1933, 30.1.2016) 553 Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (kurz Winterhilfswerk oder WHW) war in der Zeit des Nationalsozialismus eine Stiftung öffentlichen Rechts, die Sach- und Geldspenden sammelte und damit bedürftige „Volksgenossen“ entweder unmittelbar oder über Nebenorganisationen der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) unterstützte. Durch das Winterhilfswerk konnte das NS-Regime die materielle Not von Teilen der Bevölkerung lindern und zur inneren Stabilisierung beitragen. Zugleich zielte die Spendensammlung auf das Zusammengehörigkeitsgefühl der „Volksgemeinschaft“. Das Spendenaufkommen übertraf ab dem Rechnungsjahr 1939/1940 die Summe, die aus Steuermitteln für öffentliche Fürsorgeverbände aufgebracht wurde. Der Staatshaushalt wurde somit von Sozialausgaben entlastet. [...] Hilfsbedürftige konnten über Bezirksstellen des Winterhilfswerkes Anträge einreichen und erhielten dort Gutscheine über den Bezug von Kohlen und Kartoffeln zur Einkellerung und anderer Sach- und Naturalabgaben. (https://de.wikipedia.org/wiki/Winterhilfswerk_des_Deutschen_Volkes, 6.1.2016) - 214 -

196 [1934] (2)

Februar Am 1. Februar setzte ein furchtbarer Schneesturm ein, der alle Wege zuschneite. Der gesamte Verkehr stockte; Die Wege mußten losgeschaufelt werden. Der Winter führte in diesem Jahre ein strenges Regiment.554 Wochenlang waren die Straßen vereist. In diesem Winter wurden die Bedürftigen von der Winterhilfe555, der großen Aktion der Reichsregierung, betreut. Während der Monate Februar u. März fand in der Schule eine Schulspeisung statt. Die Mittel im beschränkten Maße wurden vom Kreiswohlfahrtsamt zur Verfügung gestellt. Die Bevölkerung von Scheuern und Kalenborn spendete täglich ca 20 l. Milch, so daß allen Kindern jeden Tag Kakao verabreicht werden konnte. Am 19.2. fand eine Schulbesichtigung statt vom Herrn Schulrat u. Herrn Stadtschulrat Cremer aus Aachen. Die Besichtigung dauerte von 1 – 3 Uhr. Am Sonntag, den 18.2. fand in Gerolstein ein Generalamtswalterappell statt, an dem auch die Amtswalter556 des N.S.L.B.557 teilnahmen. Auf den Wiesen vor Gerolstein wurde exerziert. Darauf Propagandamarsch nach Pelm. Am Sonntag, dem 25.2. fand in Trier die erste große Vereidigung sämtlicher politischer Leiter558 statt. Es fuhren Extrazüge. Die Vereidigung nahm der stellv. Führer Rudolf Heß559 von München aus statt.

554 Februar „Wetterextreme in der ganzen Welt (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 18.2.2016) 555 s. Anm. 553 556 Politischer Leiter - in den Anfangsjahren auch „Amtswalter“ genannt - war eine Bezeichnung für Amtsträger der NSDAP. Sie mussten einen Eid auf Adolf Hitler leisten. Die Aufgaben der Politischen Leiter, zu denen Funktionsträger der Partei vom Blockleiter bis zum Reichsleiter gehörten, lagen insbesondere in der politischen Überwachung, propagandistischen Ausrichtung und weltanschaulichen Schulung der Teile der Bevölkerung, die in der NSDAP organisiert waren. Zunächst ausgebildet in den Reichsführerschulen, sollten sie ab 1937 im Rahmen einer „Führerauslese“ ihre Ausbildung in einem gestaffelten „Erziehungssystem“ absolvieren, die vom Besuch der Adolf-Hitler-Schulen (sechs Jahre), über eine „Bewährung im Lebenskampf“ (sieben Jahre) und dem Besuch der NS-Ordensburgen (vier Jahre) bis zur „Hohen Schule“ angesetzt war. Diese Planung änderte sich indessen im Laufe der Zeit und wurde nur zum Teil umgesetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Korps der Politischen Leiter aufgelöst und vom Internationalen Militärischen Gerichtshof als „verbrecherische Organisation“ eingestuft. [...] Politische Leiter wurden unter anderen zur Unterstützung der „Hoheitsträger“ eingesetzt, die den „Hoheitsgebieten der NSDAP“ (Block, Zelle, Ortsgruppe, Kreis, Gau und Reichsleitung) vorstanden. Zum Teil waren sie auch selbst „Hoheitsträger“. Zusammen mit den übrigen Funktionären, die nur fachliche Aufgaben zu bearbeiten hatten, bildeten sie das „Korps der Politischen Leiter“, das zum Zweck der politischen Gleichschaltung eingesetzt wurde, nach militärischem Vorbild uniformiert und in Dienstränge eingeteilt war. Wegen der goldbraunen Uniformierung wurde der Politische Leiter im Volksmund auch „Goldfasan“ genannt. 1937 umfasste die Gruppe der Politischen Leiter rund 700.000 Personen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Politischer_Leiter, 18.2.2016, 18.2.2016) 557 s. Anm. 538 558 Die Vereidigung der Politischen Leiter der NSDAP, der Führer der HJ und der Führerinnen des BDM war ein Ereignis, das am 25.02.1934 in ganz Deutschland aus Anlass der Parteigründung vierzehn Jahre zuvor stattfand. Die zentralen Veranstaltungen fanden in München statt: Am 24.02.1934 die Rede Adolf Hitlers im großen Saal des Münchner Hofbräuhauses und am 25.02.1934 die Vereidigung auf dem Königsplatz in München, wo Rudolf Heß, Robert Ley und Baldur von Schirach sprachen. Deren Reden wurden durch den Rundfunk auf alle Plätze in Deutschland übertragen, auf denen die Vereidigungen stattfanden. (http://www.filmarchives-online.eu/viewDetailForm? FilmworkID=f27bc96bc9955cef3544c0aca951620b&content_tab=deu, 30.1.2016) 559 Rudolf Walter Richard Heß [hɛs] (* 26. April 1894 in Alexandria, Ägypten; † 17. August 1987 in Berlin-Wilhelmstadt) war ein deutscher Nationalsozialist (NSDAP). Heß war ab 1933 Reichsminister ohne Geschäftsbereich und ab 1939 Mitglied des Ministerrates für Reichsverteidigung. Öffentlich trat Heß als fanatischer Anhänger des Führerkultes hervor. 1933 ernannte ihn Adolf Hitler zu seinem Stellvertreter. 1941 flog Heß nach Großbritannien, um die britische Regierung zu einem Friedensschluss zu bewegen. Er wurde in Kriegsgefangenschaft genommen und 1945 dem internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg überstellt. Er war einer der 24 Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Heß wurde am 1. Oktober 1946 in zwei von vier Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. 1987 starb er im Kriegsverbrechergefängnis Spandau durch Suizid. (https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_He%C3%9F, 6.1.2016) - 215 -

(2) [1934] 197 Am Mittwoch, den 21.3., dem Tag von Potsdam560 fand im ganzen Reich die Eröffnung der Arbeitsschlacht561 statt. Um 9½ versammelten sich vor der Schule: Die gesamte S.A.562 Die Pgg563. J.V.564 H.J.565 die Schulen Müllenborn u. Roth. die Arbeiter und die Bevölkerung von fern und nah. Auch die Gemeinderäte der 3 Ortschaften nahmen teil. Von Gerolstein nahmen teil Kreisinspekteur566 Reetz u. Ortsgruppenleiter567 von Gerolstein Enders568. Um 6 Uhr bewegte sich der Zug zum Arbeitsplatz, wo die Drainage stattfinden soll. Pg Reetz u. Enders wiesen auf die große Bedeutung dieses Tages hin. Im Anschluß daran, nachdem nebenstehende Aufnahmen vom Lehrer Franke gemacht wurden, zog der Zug zur Schule, um die Rede des Reichskanzlers auf der Schule zu hören. Der Lehrer hatte seinen Saba 4 Röhren Apparat569 zur Verfügung gestellt. Die Übertragung war einwandfrei.

560 s.o. Eintrag Teil 2, S. 190, Anm. 530 561 Am 21. März 1934, zum Frühlingsbeginn, eröffnet Hitler an der -Baustelle Unterhaching bei München vor rund 10.000 Anwesenden die zweite "Arbeitsschlacht": "Wir müssen in diesem vor uns liegenden Jahr den Feldzug gegen die Arbeitslosigkeit mit noch größerem Fanatismus und mit noch größerer Entschlossenheit führen als im vergangenen. [...] Arbeiter! Fanget an!" (http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag4282.h tml, 6.1.2016) 562 Die (SA) war die paramilitärische Kampf- organisation der NSDAP während der Weimarer Republik und spielte als Ordnertruppe eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialisten, indem sie deren Versamm- lungen vor Gruppen politischer Gegner mit Gewalt ab- schirmte oder gegnerische Veranstaltungen massiv behin- derte. Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde die SA von Hermann Göring, dem Reichskommissar für das preu- ßische Innenministerium und damit Dienstherr der preußi- schen Polizei, kurzzeitig auch als staatliche „Hilfspolizei“ eingesetzt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sturmabteilung, 6.1.2016) 563 Pg(g) = Parteigenosse(n) 564 JV = Jungvolk; s. Anm. 596. 565 s. Anm. 541 566 NSDAP-Rang unterhalb Kreisleiter (dazu s. Anm. 622) 567 Der nationalsozialistische Ortsgruppenleiter stand einer Ortsgruppe der NSDAP vor. Er gehörte dem „Korps der Politischen Leiter“ an und war nebenberuflicher „Amtswalter“ der Partei. Der Ortsgruppenleiter stand in der pyramidenförmigen Leitungsstruktur der NSDAP auf der dritten Ebene von unten über dem Zellenleiter und dem darunter stehenden Blockwart (Blockleiter). Oberhalb des Ortsgruppenleiters folgten die Kreisleiter, die 32 Gauleiter, die 18 Reichsleiter sowie der Führer und dessen Stellvertreter. Dem Ortsgruppenleiter unterstanden nicht nur die NSDAP-Parteimitglieder (mindestens 50 und höchstens 500), sondern alle Haushalte (mindestens 150 und höchstens 1500) in der Ortsgruppe. Auch waren dem Ortsgruppenführer die Zellen- und Blockleiter unterstellt. Er selbst war dem Kreisleiter der Partei verantwortlich und wurde von diesem dem Gauleiter zur Ernennung vorgeschlagen. Als Stellvertreter verfügte der Ortsgruppenleiter über einen Adjutanten, den Stützpunktleiter, dessen Amt 1939 aufgelöst wurde. Die Ortsgruppe bestand meistens aus acht Zellen und sollte möglichst nicht die Grenzen einer Gemeinde überschreiten; dennoch konnte in ländlichen Gebieten eine NSDAP- Ortsgruppe durchaus mehrere Gemeinden umfassen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Struktur_der_NSDAP#Ortsgruppenleiter, 6.1.2016) 568 recte: Endris (Josef, Diplom-Ingenieur) (vgl. http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=23990, 6.1.2016; wie schon öfters zuvor verschreibt Lehrer Frank den Nachnamen. "Ortsgruppenleiter Endris" ist lt. vorgenannter Quelle auf einer Tafel am Gerolsteiner Kriegerdenkmal 1914/18 verewigt. 569 Nach einer zeitgenössischen Anzeige könnte es sich um das Modell 630 WL, erstmals gebaut 1934 (s. http://www.radiomuseum.org/r/saba_weltsuper_630wl.html, 18.2.2016) handeln (Eigenschaften s. Anhang 2-197 Saba 4 Röhren, S. 412). Demnach hätte der Lehrer sein etwa zwei Jahre altes Modell (Saba W41, s. Anm. 531) durch das neueste ersetzt. - 216 -

Am 22. März fand in Koblenz die erste große Erziehertagung statt. Die Lehrer- schaft des ganzen Kreises nahm an dieser Tagung teil. Die Organisation wurde vom Herrn Schulrat und vom Kreisobmann570 Franke vorgenommen. Wir fuhren 5,57h morgens ab Gerolstein über Daun – Witt- lich – Wengerohr; dort erhielten wir einen Sonderzug Trier – Koblenz. Die Fahrt- preisermäßigung betrug 60 %. Von 10-12 sprach in der Rheinhalle Min.Ref. Prof. Dr. Bargheer571 zu den Erziehern des gan- zen Gaues. Zu einem Mittagessen wurden die alten Kämpfer des Gaues572 eingela- den auf Rittersturz573. Als einziger des ganzen Kreises nahm der Kreisobmann Franke aus Kalenborn teil. Im ganzen wa- ren es 20 – 30. Alle wurden vom Staats- rat, Gauleiter Simon574 herzl. begrüßt. Es wurde festgestellt, daß Kreisobmann Franke der einzige Lehrer des ganzen Gaues ist, der an der nationalen Erhebung im Nov. 23 aktiv an der Feldherrnhalle in München575 teilnahm. Von 2-3 war eine große Amtswaltersitzung im Kolpinghaus unter Leitung von Pg. Sieckmeier576. Um 3½ begann die große Rede des Reichs- leiters Pg. H. Schemm577. Er sprach wun- derbar, so recht auf den Gau Koblenz Trier zugeschnitten. Um 6 Uhr war die Tagung beendet. Um 8,30 Uhr fuhr unser Sonderzug. Ein Teil erhielt in Wengerohr einen Sonderzug bis Daun; die anderen fuhren über Ehrang nach Jünkerath über Gerolstein, wo wir nachts 1,30 anlangten. Mit dem Auto gings nach Hause.

[Zum unteren Foto: Hauptstraße, rechts angeschnitten die Kapelle, Mitte im Hintergrund Haus Hoffmann (die Post, inzwischen abgerissen [2015]), links Haus Neißen]

570 vermutlich des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) 571 Ernst Bargheer (* 19. Mai 1892 in Finkenwerder; † 14. Februar 1974) war ein deutscher Volkskundler, Pädagoge und Ministerialrat im Reichserziehungsministerium (REM). [...] ab April 1933 zunächst Hilfsreferent, dann Ministerialrat für die Volksschulen im REM und leitete 1933/34 kurzzeitig das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. Er war zuständig u. a. für Lehrerbildung und die Schulungslager zur ideologischen Mobilisierung der Lehrkräfte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Bargheer, 6.1.2016) 572 NSDAP-Gau Koblenz Trier (ab 1941 Moselland) 573 Der Rittersturz (166 m) ist ein Aussichtspunkt bei Koblenz. Er ist ein Plateau im Koblenzer Stadtwald, südlich des Stadtteils Karthause, vor einem steil zum Rhein abfallenden Schieferabsturz. (https://de.wikipedia.org/wiki/Rittersturz_%28Aussichtspunkt%29, 6.1.2016) 574 Am 2. August 1900 wurde Gustav Simon, seit 1925 Mitglied der NSDAP, seit 1931 Gauleiter des Gaues Koblenz-Trier-Birkenfeld und seit 1941 Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg, wo er für die Gleichschaltung und "Eindeutschung" des Großherzogtums verantwortlich war, in Saarbrücken geboren. Sein umfangreiches Herrschaftsgebiet, das seit 1941 die Bezeichnung Gau Moselland trug, führte Simon mit einer nahezu unbegrenzten Machtfülle, die er nutzte um die nationalsozialistischen Grundsätze mit Unterdrückung und Gewalt durchzusetzen. Dem weiteren Ausbau seiner Machtposition stand die militärische Entwicklung des Zweiten Weltkrieges entgegen. Ende 1945 wurde Simon, der mit falschen Namen untergetaucht war, verhaftet und erhängte sich wenige Tage später in seiner Gefängniszelle. (http://www.lha-rlp.de/index.php?id=349, 26.11.2015) 575 Durch den Hitlerputsch (auch genannt: Hitler-Ludendorff-Putsch, Bürgerbräu-Putsch, Marsch auf die Feldherrnhalle) versuchten Adolf Hitler, Erich Ludendorff und weitere Putschisten am 8. und 9. November 1923 in der bayerischen Landeshauptstadt München die Regierungsmacht an sich zu reißen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerputsch, 6.1.2016) 576 Wieder ist der Nachname verschrieben: Heinrich Christian Siekmeier (* 10. Januar 1901 in Mettmann; † 16. Dezember 1982 in Hilden) war ein deutscher Verwaltungsbeamter zur Zeit des Nationalsozialismus, Regierungspräsident in Trier und stellvertretender Chef der Zivilverwaltung im von der okkupierten Luxemburg. Siekmeier wurde 1949 in Luxemburg wegen Kriegsverbrechen zu sieben Jahren Haft verurteilt. [...] 1934 wurde er Leiter der Schulabteilung bei der Regierung Koblenz. (https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Christian_Siekmeier, 6.1.2016) 577 Hans Schemm (mit vollem Namen Hans Heinrich Georg Schemm; * 6. Oktober 1891 in Bayreuth; † 5. März 1935 ebenda) war NSDAP- Gauleiter der Bayerischen Ostmark, Reichswalter des Nationalsozialistischen Lehrerbunds (NSLB) und Bayerischer Kultusminister. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schemm, 6.1.2016) Vgl. auch Anm. 664. - 217 -

(2) [1934] 199

Das Schuljahr 1933/34 schloß am 27. März. Es wurden entlassen 7 Knaben und 4 Mädchen. Im Anschluß an die Entlassungsfeier war feierliche Fahnenhissung.

April Die Ferien dauerten bis Dienstag, den 10. April (incl.) Lehrer Franke konnte wegen eines schmerzhaften Hexenschusses den Unterricht erst am Freitag, den 20/4. wieder aufnehmen. Die Vertretung für diese Zeit übernahm die Lehrerin Fräulein Wyrembeck.

Auf Grund des Erlasses des Herrn Preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 19. Februar 1934 - II D 2 Fra 2 - wird der Lehrer Franke am 1. Mai 1934 nach Stadt Aachen versetzt.578

Kalenborn, den 28. April 1934 Franke.

578 Diese Versetzung in einen anderen Regierungsbezirk ist schwerlich als routinemäßig vorzustellen, vielmehr könnte ein eigener Antrag den Wunsch des Parteigenossen nach einem größeren Wirkungskreis als auf dem platten Lande in einem parteipolitisch wohlgesonnenen Umfeld befördert haben. - 218 -

[Leerseite zwischen Teil 2 und Teil 3 eingefügt, um den Wechsel rechts/links einzuhalten]579

579 Ein Scan des Einbanddeckels von Band 3 ist in Anhang 3-00-Buchdeckel (S. 413) wiedergegeben, gefolgt von dem Vorsatzblatt (Anhang 3-01 Vorsatzblatt, S. 414). - 219 -

(3) [1934] 1

Fortsetzung der Schul- und Ortschronik von Kalenborn und Scheuern. III. Teil.

Beginn: Ostern 1934.

Auf Grund der Verfügung der Regierung Trier wurde ich mit der Verwaltung der Stelle in Kalenborn beauftragt. Die Amtseinrichtungen wurden am 1. Juni 1934 übernommen. Kalenborn, den 3. Juni 1934. Alfred Holze.580 In der Zeit vom 1. Mai bis 1. Juni hatte Frl. Wyrembeck die Vertretung übernommen. Da inzwischen die Verteilung der Kinder auf die einzelnen Klassen in anderer Weise geregelt ist, - Jungen und Mädchen werden nicht mehr getrennt unterrichtet, übernehme ich die 4 oberen Jahrgänge. Frl. Wyrembeck übernimmt die 4 unteren Jahrgänge. Kalenborn, den 3. Juni 1934. Alfred Holze. [Fehlende Textstellen hier und am Ende der nächsten Seite, weil die untere Ecke des Blattes herausgerissen ist] In der Zeit vom 17. - 30. Juni w(...)581 besonders für den Beitritt der Jugend (...[national]) sozialistischen Jugendverbänden ge(...) Stützpunkt Kalenborn war am (...) abends 9 Uhr eine Werbeversamm ([lung]...) Schule. Sie war umrahmt von L([iedern]...) und Gedichten der H.J.582 Er sprach (...) Ausführungen Kreisinspekteur P(...)583 zahlreich Erschienenen. Vor der ([Versammlung]...[gehörte])

580 Alfred Theodor Matthias Holze, *27.9.1901, kath. [1932] als Hilfslehrer beschäftigt. Erste Lehrerprüfung am 22.9.1922 in Hildesheim, zweite am 9.11.1932 in Rheinspringe. Seit 1.4.1932 an der kath. Volksschule Rheinspringe, Kreis Duderstadt. Am 1.4.1934 vom Reg.Bez. Hildesheim in den Reg.-Bez. Trier gewechselt. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0643.jpg, 26.7.2016) 581 Auf dem Vorsatzblatt und der S. 1/2 ist die untere Ecke mit einem Radius von etwa 10 cm viertelkreisrund herausgerissen. Das erklärt die Auslassungen (und Konjekturen) auf dieser und der nächsten Seite. 582 s. Anm. 541 583 In Band 2, S. 197 ist ein Kreisinspekteur Clemens Reetz benannt. Weil der vor der Ausrissstelle erhaltene Großbuchstabe eindeutig als "P" gelesen werden kann, wäre - falls es sich um den ersten Buchstaben des Nachnamens handelt - auf einen Wechsel in diesem Posten zu schließen. Auch der nächstgenannte Kreisinspekteur Pg. Breustedt, Üdersdorf (Bd. 3, S. 12) kann nicht gemeint sein, aber letzteres Zitat lässt den Schluss zu, dass die Lücke mit Pg. Reetz zu füllen ist. - 220 -

2 [1934] (3) kein Mädchen dem B.D.M.584 an. Durch die Werbung wurde erreicht, daß von 13 Mädchen meiner Klasse 10 dem B.D.M. beitraten. Die Jungen gehörten schon vorher der H.J. an. Kalenborn, den 20. Juni 1934. A. Holze. Einen recht harten, aber trotzdem recht frisch-fröhlichen Tag beging am Samstag, den 23.6.34, die deutsche Jugend: den Tag des deutschen Jugendfestes 1934.585 Die Schulen von Gerolstein, Lissingen, Pelm, Gees, Büscheich, Michelbach, Müllenborn, Roth und Kalenborn gingen zum Sportplatz Sarresdorf. Kurz nach 9 Uhr gingen unter dem Singen des Horst-Wessel-Liedes586 die Fahnen hoch. Zunächst wurden die Festübungen (Gerstung Nr. 1)587 vorgeführt. Recht warm brannte die Sonne, als die Endkämpfe der Knaben und Mädchen begannen. 75 m Lauf, Weitsprung und Schlagballweitwurf waren die Übungen. Gegen 1 Uhr waren die Kämpfe beendet. Dann nahm der Leiter des Festes, Lehrer Reetz588, die Preisverleihung vor. Die Sieger wurden mit einem schlichten Eichenkranz belohnt. Das Fest wurde mit einem begeistert aufgenommenen Sieg Heil auf das deutsche Vaterland, den Reichs(...[prä])sidenten und den Reichskanzler beendet. Unter (...) Absingen des Deutschlandliedes wurden die (...[Flaggen]) eingezogen. Preise wurden von unserer (...[nicht]) errungen. Die Konkurrenz der Gerolsteiner (...[zu gro])ß!589 (...)um 10 Uhr war auf dem Hiemrich590 (...[gemein])same Sonnenwendfeier591 für die Stützpunkte (...[vermutlich Roth, Müllenborn]) und Kalenborn. Nach dem Vortrag von (...[Ge])dichten, Sprechchören und Liedern wurde (...[Holz?])stoß angezündet, der in hellen Flammen

584 Der Bund Deutscher Mädel (BDM oder BdM) war in der Zeit des Nationalsozialismus der weibliche Zweig der Hitlerjugend (HJ). Darin waren im Sinne der totalitären Ziele des NS-Regimes die Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren organisiert, den Jungmädelbund (JM) der 10- bis 14-jährigen Mädchen eingeschlossen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Deutscher_M%C3%A4del, 7.1.2016) — Schon die ironische zeitgenössische Auflösung des Akronyms BDM gehört?: Bubi, drück mich! (Gefunden bei Thommes, Franz / Schausen, Rüdiger: Lehrer in Daleiden und Irrhausen vom 16. März 1943 bis 29. August 1944. In: Der Prümer Landbote. Zeitschrift des Geschichtsvereins "Prümer Land", Heft 72, 2002, S. 49.) 585 23.6.1934 Im deutschen Reich nehmen nach offiziellen Angaben rund fünf Millionen Jungen und Mädchen am zweiten Deutschen Jugendfest teil. Den Abschluss dieses schulfreien Tags, der Spiel und Sport gewidmet ist, bilden die Sonnwendfeiern. (http://chroniknet.de/extra/was-war- am/?ereignisdatum=23.6.1934, 7.1.2016) Mit großem Propagandaaufwand wird in Berlin eine Sonnenwendfeier veranstaltet. Langfristig will die NSDAP christliche Feiern und Riten in den Hintergrund drängen. ( https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-193 4 .html, 24.7.2016) 586 Das Horst-Wessel-Lied ist ein politisches Lied, das zunächst (ab etwa 1929) ein Kampflied der SA war und etwas später zur Parteihymne der NSDAP avancierte. Es trägt seinen Namen nach dem SA-Mann Horst Wessel, der den Text zu einem nicht genau geklärten Zeitpunkt zwischen 1927 und 1929 auf eine vermutlich aus dem 19. Jahrhundert stammende Melodie verfasste. (https://de.wikipedia.org/wiki/Horst-Wessel-Lied, 7.1.2016) Vgl. Anm. 535. 587 Außer Keulen-Festübungen der Frauen (http://www.abebooks.com/book-search/author/deutscher-reichsbund-fur-leibesubungen/, 7.1.2016) ist online nichts weiter ermittelbar. 588 s. Anm. 526 in Band 2, S. 188. 589 In Band 2 wurden schon des öfteren die schwachen Leistungen bei den Kreisjugendwettkämpfen deutlich, z.B. S. 66. 590 Hiemerich: Waldstück zwischen Roth und Müllenborn 591 s. Anm. 540 - 221 -

(3) [1934] 3 aufloderte. Der Leiter der N.S.D.A.P, Stützpunkt Müllenborn592, hielt eine Ansprache über den Sinn der Sonnenwendfeier.

Am Samstag, den 16. Juni versammelten sich die Schulkinder um 9 Uhr in der Schule anläßlich des großen Appels [!] der H.J. der Westmark593, der verbunden war mit dem Saartag der Jugend594 und der feierlichen Grundsteinlegung der Gauthingstätte vor dem Schloß in Koblenz595. In Koblenz trafen mehr als 30 Sonderzüge mit Hitlerjungen und Jungvolk596 ein, darunter 6 Sonderzüge mit etwa 8000 Hitlerjungen aus der Saar. Auch aus dem Kreise Daun war eine Anzahl hin. Reichsjugendführer Baldur v. Schirach597 und Reichsminister Rust598 hielten Reden. Kalenborn, den 25. Juni 1934. A. Holze. Die Heuferien dauerten vom 3. - 16 Juli. Im Vorsommer war eine langanhaltende Trockenheit. Vom 9. Mai bis Mitte Juni hatten wir keinen Regen im Kreise. Infolgedessen war der Grasaufwuchs gering. Hier konnte nur ⅓ bis höchstens ½ der Normalmenge geerntet werden.

Am 21. Juli fand die Abschiedsfeier für den nach Kreis Saarburg versetzten Herrn Schulrat Paffrath599 statt. Alle Lehrer hatten sich in Daun eingefunden, um zum letzten Male den scheidenden Schulrat in ihrer Mitte zu sehen. Dem Scheidenden wurden herzliche Worte des Abschieds von dem Herrn Landrat Wirtz600, Rektor Krock601 und einer Vertreterin der Lehrerinnen gewidmet. Der Herr Schulrat dankte bewegten Herzens. An die offizielle Feier schloß sich ein gemütlicher Teil an.

592 Schruff, s. Teil 2, S. 193 593 Der geplante „Reichsgau Westmark“, eine staatliche Verwaltungseinheit, umfassend das Saarland, die Pfalz und das CdZ-Gebiet Lothringen, ist während des Zweiten Weltkriegs realiter nicht zustande gekommen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsgau#Westmark_.28Pfalz.2C_Saarland.2C_Lothringen.29, 7.1.2016). Vgl. aber Anm. 632. 594 Ähnlicher Eintrag in Chroniken aus dem Kreis Altenkirchen, z.B.: 16. Juni 1934 Schulfeier zum Saar-Tag der Westmarkjugend, anschließend schulfrei (Mi[chelbach], Flu[terschen]) (http://wiki.westerwald-gymnasium.de/ index.php/Propaganda, 30.1.2016) 595 Direkt nach der Machtergreifung Hitlers 1933 war die Thingbewegung als Propagandamittel ins Leben gerufen worden. An ausgewählten Orten des Reiches wurden, wie in Koblenz, Thingplätze gebaut und seit Anfang 1935 Thingspiele aufgeführt. Die erhoffte Massenwirksamkeit blieb allerdings aus, so dass die Reichsführung bereits 1936 von der Thingbewegung Abstand nahm. [...] Im Frühsommer des Jahres 1934 wurde die Thingplatzabteilung des Arbeitsgaues 24 Mittelrhein aufgestellt und auf der Karthause stationiert. In zwei Schichten begannen die über hundert Arbeiter am 8. Juni mit den Arbeiten vor dem kurfürstlichen Schloß. "Der Arbeitsdienst verrichtet grundsätzlich nur solche Arbeiten, deren volkswirtschaftlicher Wert einwandfrei feststeht und deren Durchführung wegen zu hoher Kosten unterbleiben müßte, wenn sie auf dem Wege der freien Wirtschaft unternommen werden sollten. Seit der Arbeitsdienst unter rein nationalsozialistischer Führung steht, ist an diesem Grundsatz unbedingt und immer festgehalten worden. Eine einzige Ausnahme hat die Reichsleitung des Arbeitsdienstes genehmigt: Den Thingplatzbau. Das hat einen tiefen Sinn. Die Thingplätze sollen Heimstätten einer neuen, aus nationalsozialistischer Gestaltungskraft entsprungener Volkskultur und Volkskunst werden." (Nationalblatt) Bereits am 16. Juni 1934 wurde die "Thingeinweihe" gefeiert, die mythische Inszenierung der Grundsteinlegung. [...] In den späteren Jahren wurde die Koblenzer Thingstätte vor allem für die 1. Mai Feiern verwendet, verlor aber immer mehr an Bedeutung. Nach dem Krieg wurde der Platz mit dem Schutt der zerbombten Häuser aufgeschüttet. (http://www.lha- rlp.de/index.php?id=357, 7.1.2016) 596 Das Deutsche Jungvolk (DJ), kurz auch als Jungvolk bezeichnet, war eine Jugendorganisation der Hitler-Jugend für Jungen zwischen 10 und 14 Jahren. Danach wurde, wer nicht Jungvolkführer [...] geworden war und als solcher in Übereinstimmung mit höheren Jungvolkführern im Jungvolk bleiben wollte, in die Hitler-Jugend überwiesen. Ziel der Organisation war es, die Jugend im Sinne des Nationalsozialismus zu indoktrinieren, in Loyalität zu Adolf Hitler zu erziehen und vormilitärisch auszubilden. Die Mitglieder des Deutschen Jungvolks nannten sich offiziell „Jungvolkjungen“, im lockeren Sprachgebrauch Pimpf. (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Jungvolk. 7.1.2016) 597 Baldur Benedikt von Schirach (* 9. Mai 1907 in Berlin; † 8. August 1974 in Kröv an der Mosel, Rheinland-Pfalz) war ein Politiker und Reichsjugendführer der NSDAP während der Zeit des Nationalsozialismus. Schirach gehörte zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Personen und wurde am 1. Oktober 1946 wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt, jedoch von der Anklage der Vorbereitung eines Angriffskrieges freigesprochen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Baldur_von_Schirach, 7.1.2016) 598 s. Anm. 519 599 Im Band 2 dieser Schulchronik hat er zwischen dem 14.3.1925 und 19.2.1934 zahlreiche "Gesehen!-Vermerke hinterlassen. 600 Dr. Paul Wirtz (* 1. November 1901 in Rittersdorf; † 4. Oktober 1946 in Bitburg) war ein deutscher Jurist und Kommunalpolitiker der NSDAP. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Bonn, wo er zum Dr. jur. promovierte, schlug er eine Beamtenlaufbahn ein. Er war unter anderem als Hilfsrichter tätig und arbeitete bei der Reichszollverwaltung. 1932 trat er der NSDAP (Mitgliedsnr. 1.196.298) bei. Ab Juli 1933 war er Landrat im Kreis Daun und wurde dann [vom Kreisleiter der NSDAP, Walter Kölle] als Landrat in den Landkreis Brüx im Reichsgau Sudetenland strafversetzt. Dort blieb er bis kurz vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Mai 1945 im Amt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Wirtz, 25.02.2015. 601 aus Gerolstein (mehrfach in Band 2 der Schulchronik erwähnt, s. Anm. 450) - 222 -

4 [1934] (3)

Seit Oktober 1933 sind alle Lehrpersonen des Kreises im N.S. Lehrerbund602 organisiert. Es herrscht rege Schulungstätigkeit auf weltanschaulichem, nationalpolitischem Gebiet und in dem Ausbau des körperlichen Ertüchtigungswerkes. Der Kreisfachberater, Lehrer Keimes603, Schutz, zeigte den Lehrern des Amtes Gerolstein an verschiedenen Nachmittagen, wie die Körperertüchtigung im dritten Reich in der Schule durchzuführen ist. Jeder Teilnehmer mußte sich praktisch betätigen. Die geistige Schulungsarbeit zeigt ebenfalls die gemeinsame Linie. Die Hauptthemen waren: Rasse- und Vererbungsfragen im Unterricht.604 Merkmale der reinjü[d]ischen Rassen. Die deutsche Revolution nach Krieck605. Der Weg zum Nationalsozialismus. Geopolitik in der Schule, praktisch: der Korridor606. Unsere Saar, praktisch gezeigt in Lissingen, Oberstufe. Die Aufgaben der Erzieher im neuen Staat. Der Tag der deutschen Jugend.607 Wir werben für die H.J. Turnunterricht im neuen Reiche. Knaben in Lissingen. Luftschutz der Schule. Gedanken des Führers über Erziehung und Unterricht.

Paul von Hindenburg † Das war ein erschütterndes "Memento mori" für den 2. August 1934, zwanzig Jahre nach Ausbruch des großen Völkerringens: Der Tod des greisen Generalfeldmarschalls, den man am 22. Aug. 1914 an die Spitze der Truppen im Osten und später des ganzen deutschen Heeres rief. Donnerstag, 925 Uhr unterbrachen mit einem Schlage sämtliche deutsche Sender ihre Darbietungen. In diesem

602 s. Anm. 538 603 Hans Georg Keimes, *9.8.1900, kath. Endgültig angestellt am 1.1.1933. Erste Lehrerprüfung am 16.3.1920 in Ratingen, zweite am 19.1.1931 in Pelm, Kreis Daun. Ab 1.4.1932 an der einklassigen kath. Volksschule in Eft, Kreis Saarburg, ab 1.1.1933 an der kath. Volksschule in Schutz. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0504.jpg, 27.7.2016) 604 [Kultusminister] Rust setzte die Ideologisierung des Fachunterrichts (z. B. im Erlass Vererbungslehre und Rassenkunde im Unterricht vom 15. Januar 1935) durch [...]. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Rust) - das Thema wird also in vorauseilendem Gehorsam aufgenommen. 605 s. Anm. 549 606 Die Bildung des „Polnischen Korridors“, der geographisch gesehen ein „Zerschneidungskorridor“ durch das Deutsche Reich war, wurde nach dem Ersten Weltkrieg am 28. Juni 1919 mit der Unterzeichnung des Vertrages von Versailles beschlossen. Die Übernahme der Gebiete durch Polen fand mit Inkrafttreten des Vertrags am 20. Januar 1920 statt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Polnischer_Korridor, 7.1.2016) 607 s. Anm. 621 - 223 -

(3) [1934] 5

Augenblick war die Trauerbotschaft aus Neudeck, dem Gute Hindenburgs, in Berlin eingetroffen, daß der Reichspräsident, Generalfeldmarschall Paul von Beneckendorff und von Hindenburg608, verschieden ist. Dann gab Reichsminister Dr. Göbbels609 über alle Sender dem deutschen Volke die Trauernachricht bekannt. Deutschland und mit ihm die ganze Welt hatten von dem erschütternden Ereignis Kenntnis erhalten, dessen Eintreffen für Dienstagfrüh mit wachsender Besorgnis befürchtet worden ist. Nach einer halbstündigen Funkstille erfolgte durch Reichsminister Dr. Göbbels die Bekanntgabe der ersten aus diesem Anlaß erforderlichen gesetzlichen Maßnahmen und Anordnungen, u.a. eines Gesetzes über das Staatsoberhaupt des deutschen Reiches, eines Erlasses des Reichsministers des Innern und des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda über eine 14tägige Volkstrauer. Sämtliche Dienstgebäude des Reiches, der Länder, sowie die Gebäude der Körperschaften des öffentlichen Rechts und der öffentlichen Schulen setzten sofort und an allen Tagen bis zum Beisetzungstage einschließlich die Flagge610 auf Halbmast. Abends von 8 – 9 Uhr war ein Trauergeläute in den Kirchen beider Konfessionen. Am Sonntag, den 5. Aug. wurde von der Kanzel ein ehrendes Nachwort unseres Hochwürdigsten Herrn Bischofs zu Hindenburgs Tod verlesen. Ganz besonders wurde in der Andacht am Nachmittag für die Seelenruhe der Verstorbenen, sowie für Volk und Vaterland gebetet. Montag mittag um 12 Uhr hörten611 die Kinder die Trauerfeier im Reichstag an. Darauf war schulfrei. Am Dienstag, den 7. Aug. fand in der Schule um 1030 Uhr eine Gedenkfeier statt. Um 11 Uhr hörten die Kinder die Feier am Tannenbergdenkmal612, wo der große Deutsche im Feldherrnturm613 inmitten der schlummernden Grenadiere, seiner siegreichen Regimenter, seine letzte Ruhe fand. Von 1145 – 12 Uhr läuteten die Glocken, um 1145 hielt der sonst so schnell hastende Verkehr in den Städten

608 s. Anm. 213 609 (* 29. Oktober 1897 in Rheydt; † 1. Mai 1945 in Berlin) war einer der einflussreichsten Politiker während der Zeit des Nationalsozialismus und einer der engsten Vertrauten Adolf Hitlers. Als Gauleiter von Berlin ab 1926 und als Reichspropagandaleiter ab 1930 hatte er wesentlichen Anteil am Aufstieg der NSDAP in der Schlussphase der Weimarer Republik. Von 1933 bis 1945 war er Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und Leiter der Reichskulturkammer. Damit trug er dazu bei, Presse, Rundfunk und Film sowie den gesamten Kulturbereich mithilfe strenger Zensur- und Repressionsmaßnahmen im Sinne des Nationalsozialismus auszurichten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Goebbels, 7.1.2016) 610 Nach dem in Band 2 der Schulchronik (12.3.1933, S. 189) zitierten Flaggenerlass sollten bis zur Klärung der Flaggenfrage zwei Nationalflaggen gehisst werden. Diese vorläufige Regelung der Nationalflaggen wurde bis zum 15. September 1935 beibehalten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Flaggen_Deutschlands_%281933%E2%80%931935%29, 7.1.2016). Wenn es sich (1934!) nicht (erneut, s. Anm. 529) um einen Lapsus (Flagge statt Flaggen) handelt, dürfte zu erraten sein, welche der beiden wehte. 611 per Radio übertragen 612 Das Tannenberg-Denkmal (offiziell Tannenberg-Nationaldenkmal, ab 1935: Reichsehrenmal Tannenberg) wurde von 1924 bis 1927 bei Hohenstein in Ostpreußen, dem heutigen polnischen Olsztynek, errichtet. Es erinnerte an die Schlacht bei Tannenberg 1410 während der Litauerkriege des Deutschen Ordens, die Tannenbergschlacht im August 1914 und die Schlacht an den Masurischen Seen im September 1914. Die Anlage wurde von Pionieren der Wehrmacht im Januar 1945 vor der anrückenden Roten Armee gesprengt. Von 1934 bis 1945 wurden die Särge Paul von Hindenburgs und seiner Frau Gertrud in einer Gruft im Hauptturm des Denkmals aufbewahrt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tannenberg-Denkmal, 7.1.2016) — 18.9.1927 Einweihung des Tannenberg-Denkmals in Hohenstein (Ostpreußen). In seiner Eröffnungsrede vor 70.000 Teilnehmern streitet Hindenburg die Kriegsschuld des Deutschen Reiches ab: "Nicht Neid, Haß oder Eroberungslust gaben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg war uns vielmehr das äußerste (...) Mittel der Selbstbehauptung einer Welt von Feinden gegenüber. (https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-1927.html, 22.7.2016) 613 Der Feldherr Hindenburg wurde vom „Helden von Tannenberg“ zum nationalsozialistischen Mythos gesteigert, der im Trauerakt um ihn am 7. August 1934 seinen Kulminationspunkt erreichte. Hindenburgs Sarg wurde – gegen seinen ausdrücklichen eigenen Willen und den seiner Angehörigen – nach den Trauerfeierlichkeiten vorerst im zweiten Turm aufgebahrt. In der Zwischenzeit erarbeiteten Walter und Johannes Krüger die Pläne zur Umgestaltung des Denkmals zum Reichsehrenmal, in deren Zuge von Mitte 1934 bis Mitte 1935 die Hindenburggruft entstand. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tannenberg-Denkmal#Reichsehrenmal_Tannenberg, 7.1.2016) - 224 -

6 [1934] (3) auf den Landstraßen und in den Dörfern an für eine Minute. Eine Minute lang verharrte ganz Deutschland in Schweigen und Ehrfurcht vor dem Toten, der uns verließ nach einem langen Leben voller Arbeit für Volk und Vaterland. "Hindenburg ist nicht tot, er lebt weiter im deutschen Volke."

Das deutsche Volk bekennt sich am 19. August geschlossen und freudig zu seinem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler. Aus diesem Anlaß flaggen auf Anordnung der Reichsregierung von Freitag, den 17. bis einschl. Sonntag, den 19. Aug, alle öffentlichen Gebäude. Am 19. Aug. fand die Volksabstimmung614 über das Reichsgesetz vom 1. Aug. 1934 statt. Das Gesetz heißt: "Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem Reichskanzler615 vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter." Die Frage lautete: Stimmst du, deutscher Mann, und du, deutsche Frau, der in diesem Gesetz getroffenen Regelung zu? Abstimmungsergebnis. Kalenborn Scheuern im Reich616 Stimmberechtigte 140 45 202 667 davon haben gewählt 140 Auf Stimmschein617 gew. 2 100% mit Zahl der abgegebenen St. 142 Ja. 43 267 821 Ja-Stimmen 140 38 124 090 (90%) Nein- " 2 4 275 248 Ungültige " - 868 543

Aus Anlaß des überwältigenden Treuebekenntnis des deutschen Volkes zu seinem Führer wurde auch am Montag, den 20. Aug. 1934, geflaggt.

614 Die Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs fand am 19. August 1934 statt. Der damalige Reichskanzler Adolf Hitler ließ sich im Nachhinein von der deutschen Bevölkerung die Zusammenlegung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten auf seine Person als Führer und Reichskanzler bestätigen. Wie vorgesehen, erbrachte die Abstimmung eine deutliche Zustimmung. [...] Am 14. Juli 1933 erließ die nationalsozialistische Reichsregierung ein Gesetz über Volksabstimmung. Damit war es möglich, neben Gesetzen nun auch über sonstige „Maßnahmen der Regierung“ (einschließlich verfassungsändernde Vorschriften) abzustimmen. Es war eine einfache Mehrheit der abgegebenen und gültigen Stimmen für eine Zustimmung ausreichend. Weggefallen waren somit jegliche Schranken, die einem demokratisch legitimierten Gesetzgebungsorgan unterliegen und dieser Reichsregierung auf Grund des Ermächtigungsgesetzes auferlegt worden waren. Volksabstimmungen sollten durchgeführt werden, um letztlich die scheinbare oder tatsächliche Einheit zwischen der Staatsführung der NSDAP und der von ihr propagierten Volksgemeinschaft zu zeigen. Bereits am 1. August 1934, einen Tag vor dem Tod des parteilosen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. August, vereinigte Adolf Hitler per Gesetz die Ämter des Reichskanzlers, das er seit dem 30. Januar 1933 innehatte, und des Reichspräsidenten. Dieses Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs trat mit dem Tod Hindenburgs in Kraft. So gab es nach der letzten Wahl von 1932 keine Neuwahl, sondern das Volk sollte nachträglich per Volksentscheid abstimmen. Das Kabinett Hitler setzte die Volksabstimmung über die Zusammenlegung per Verordnung für den 19. August 1934 an. (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksabstimmung_über_das_Staatsoberhaupt_des_Deutschen_Reichs, 31.1.2016) 615 korrekt: mit dem des Reichskanzlers (wie Anm. 614) 616 Die Zahlen in dieser Spalte sind durchgehend etwas niedriger als in Anm. 614 angegeben) 617 Briefwahl? — Merkwürdig, dass mit diesen beiden Stimmen die Zahl der insgesamt Stimmberechtigten um zwei überschritten wird, zwei Stimmen als ungültig gewertet werden und die Zahl der 140 Ja-Stimmen wieder der Zahl der Stimmberechtigten (also = 100%) entspricht. - 225 -

(3) [1934] 7

Im August wurde der Schulbetrieb hier und in allen anderen Orten einer großen Veränderung unterworfen durch Einführung der Staatsjugendlager618. Durch das stete Anwachsen der Hitlerjugendorganisationen stellten sich auch größere Schwierigkeiten ein. Es waren drei Gruppen, die eine grundlegende Änderung der Zeit des H.J. Dienstes wünschten. 1. Die Eltern klagten darüber, daß die Kinder am Sonntag nicht mehr bei gemeinsamen Ausgängen anwesend waren. 2. klagten die Geistlichen darüber, daß der Besuch des Gottesdienstes litt. 3. beschwerten sich die Lehrer über die schlechten Leistungen der Schüler am Montag, die sie auf die Anstrengungen am Sonntag zurückführten. Energisch wie immer löste die Regierung dieses Problem. Sie bestimmte den ganzen Sonnabend zum Staatsjugendtag. An diesem Tage fällt der Schulunterricht aus. Die Mitglieder der H.J. und des B.D.M. werden an diesem Tage von ihren Führern geschult. Die Schüler, die der H.J. noch nicht angehören, haben am Sonnabend Unterricht. In unserer Schule kommen 4 Kinder (1 Junge und 3 Mädchen) dafür in Frage. Da sich mit den 4 Kindern kein Unterricht ergiebig gestalten konnte, bestimmte der Gau Schulrat für Sonnabend folgenden Stundenplan. Für den Lehrer. 2 Stunden nat. Gedankengut. 2 Stunden Turnen und Geländesport619 für die Knaben des 2.-4. Schuljahres. Für die Lehrerin. 2 Stunden Grundschule. 1 Stunde Handarbeit und 1 Stunde Turnen für die Mädchen. Der Unterricht am Sonnabend vollzieht sich nach besonderen Lehrplänen. Diese haben das Ziel, die noch abseits stehenden Kinder für den N.S. zu gewinnen. Der Unterricht wird vorerst im "Lehrmittelzimmer"620 erteilt. Die näheren Ausführungen über den Staatsjugendtag befinden sich im "Amtlichen Schulblatt. 29. Jahrgang, Nr. 9.["]621

618 Ankündigung vom Sommer 1933: Fünf Jugendlager rings um Köln: Werbemaßnahme der HJ Die HJ errichtet fünf große Jugendlager im Kölner Umland, in denen nach Angaben des Westdeutschen Beobachters 15.000 Schulkinder zehn Ferientage verbringen sollen. An den beliebten Treffpunkten und Ausflugsorten der nicht in der HJ organisierten Jugendlichen - Volkspark, Deckstein, Stadion, Thielenbruch und Königsforst - werden nun mit Geldern des städtischen Schulamts monumentale Ferienlager errichtet. Quelle: Westdeutscher Beobachter [eine der NSDAP zugehörige Zeitung im Reichsgau Köln-Aachen (https://de.wikipedia.org/wiki/Westdeutscher_Beobachter, 18.2.2016)], 11.8.1933 (http://www.jugend1918-1945.de/thema.aspx? s=509&m=504&um=509&v=3714, 18.2.2016) Auszug aus einer Beschreibung dieser HJ-Lager: Jeweils 20 Tage lang halten sich die Hitler-Jungen, die aus ganz Deutschland kommen, im Hochlandlager auf. Ausbildung und auch Verwaltung des Zeltlagers sind präzise festgelegt. Geschult werden 10- bis 14-jährige Buben, die Pimpfe, ältere Jugendliche bis zu 18 Jahren und paramilitärische Spezialgruppen wie die Flieger, die Nachrichter, die Feldschere, die Marine-HJ, die Motor-HJ und die Streifendienste. Für die Jüngsten bedeutet das Lagerleben an der Rothmühle vor allem Spaß. Auf dem Programm stehen Leibesübungen, Spiele, der Geländedienst und eine Ausflugsfahrt. Die über 14-jährigen lernen obendrein noch Schießen und den Luftschutz. Ordnung steht an allerhöchster Stelle: Gedrillt werden die Kinder schon bei der Aufteilung in Lagermannschaften, bei der Lagereinrichtung und der Lagerräumung. (http://www.braun-in-wolfratshausen.de/8.html, 18.2.2016) ― Gleichzeitig wird (zum 1.8.1934) für Mitglieder der HJ der Samstag als schulfreier Tag eingeführt. (vgl. https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-193 4 .html, 24.7.2016) 619 s.u. Anm. 652 620 Dies ist ein enger, fensterloser, muffiger Kabuff. Der Lehrer mag es mit den Anführungszeichen nicht einmal als Zimmer bezeichnen. 621 Ich gebe folgendes Abkommen bekannt: "Für die Erziehung der Schuljugend im nationalsozialistischen Staate sind Schule, Reichsjugendführung (H.J.-Bewegung) und Elternhaus nebeneinander berufen. Um ein fruchtbares Zusammenwirken zu gewährleisten, sind der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und der Jugendführer des Deutschen Reiches über folgende, in der Zukunft zu verwirklichende Maßnahmen einig: 1. Der Sonntag der Jugend gehört grundsätzlich dem Elternhaus und der Familie. Veranstaltungen der Schule und der Reichsjugendführung (H.J.-Bewegung) sind daher grundsätzlich auf die Werktage zu verlegen. 2. Für die Erziehungsarbeit der Reichsjugendführung (H.J.-Bewegung) wird den ihr unterstellten Schülern der Sonnabend als schulfreier Tag eingeräumt (Staatsjugendtag). Daneben steht der Reichsjugendführung (H.J.-Bewegung) der Mittwochabend als Heimabend zur Verfügung, der von der Reichsjugendführung zentral gestaltet wird. Für die der Reichsjugendführung (H.J.-Bewegung) unterstehenden Schüler fallen die bisherigen Sportnachmittage weg. 3. Für alle übrigen Schüler findet am Sonnabend Unterricht wie üblich statt. Der aufgabenfreie Sportnachmittag für diese Schüler wird auf den Sonnabendnachmittag verlegt. 4. Im übrigen stehen die Werktage uneingeschränkt der Arbeit der Schule zur Verfügung. 5. Für die beruflich tätige, der Reichsjugendführung (H.J.-Bewegung) unterstehende Jugend wird bis zum vollendeten 18. Lebensjahre die gleiche Regelung angestrebt.

Berlin, den 7. Juni 1934

Baldur von Schirach Dr. Stuckart." (http://www.fvsg-buende.de/geschichtsarchiv/anhang/gesetz.html, 9.1.2016) Ein reflektierter Zeitzeugenbericht dazu findet sich unter https://www.dhm.de/lemo/zeitzeugen/kurt-elfering-der-staatsjugendtag-im-dritten- reich.html, 9.1.2016. - 226 -

8 [1934] (3)

Die Herbstferien dauerten vom 17. Sept. bis 22. Okt. Am Montag, den 22. Okt wurde der Unterricht wieder aufgenommen.

"Mit Wirkung vom 1. Oktober 1934 wird der Schulamtsbewerber Alfred Holze in Kalenborn endgültig angestellt", so war der Inhalt eines Schreibens, das mir in den Ferien zugestellt wurde.

Das Schulzimmer erhielt in den Ferien einen neuen Anstrich. Er hat durch die freundlichen, hellen Farben viel gewonnen. Der Wunsch nach einer neuen Schule muß allem Anschein nach auf Jahre hinaus zurückgestellt werden.

Kalenborn, den 24. Okt. 1934. A. Holze. - 227 -

(3) [1934] 9

Am 1. Nov. hüllte ein heftiges Schneetreiben die Gegend in ein weißes Kleid. Das Laub saß zum Teil noch infolge des warmen Herbstes an den Bäumen. Der Schnee hielt sich nur bis gegen Mittag.

Am 10. Nov. fand in Gerolstein eine Tagung des N.S.L.B. des Kreises Daun statt. Die Leitung hatte der neue Kreisleiter622 des N.S.L.B., Lehrer Reetz. Die Tagung wurde durch den großen, umfangreichen amtlichen Teil eingeleitet. Dann erfolgte ein Vortrag über das Saargebiet, der noch einmal die bekannten Saarfragen unserer Aufmarksamkeit nahebrachte. Ein Vortrag über Vererbungslehre wurde uns von dem Gauredner623 624 zu Gehör gebracht. Dann richtete der Herr Schulrat an die Lehrerschaft des Kreises einige zu Herzen gehende Worte, in denen er die Lehrerschaft bat, einig mit ihm an der Zukunft des deutschen Volkes zu bauen, damit eine kraftvolle, nationale und gläubige Jugend heranwachse. An die offizielle Veranstaltung schloß sich ein gemütlicher Teil an, der die Kollegen im Gemeinschaftsgefühl stärken sollte und harmonisch verlief.

Um den Gedanken des W.H.W.625 zu unterstützen und gleichfalls die Wirtschaftslage durch Einsparen von Devisen zu bessern, hat die Regierung veranlaßt, die in diesem Jahre reichlich gefallenen Bucheckern durch die Schulkinder zu sammeln. Es wurden 68 Pfund gesammelt und dem W.H.W durch die N.S.V.626 zugeführt.

Am 5. Dez. fand in Gerolstein die Versammlung der Ortsgr. Gerolstein im N.S.L.B. statt. Vorträge: Vererbung und Rasse (Pahl). Saardeutschtum und Völkerbund in den letzten Monaten. (Ruhe627). Außerdem sprach ein Herr des Arbeitsamtes Daun über die kommende landwirtschaftliche Lehrzeit. Kalenborn, den 6. Dez. 1934. A. Holze.

622 Durch Anordnung des Reichsorganisationsleiters der NSDAP vom Juni 1932 wurden alle Gaue im Deutschen Reich in NSDAP-Kreise unterteilt. Auf der neugeschaffenen Ebene fungierte nun ein Kreisleiter als „Hoheitsträger“ der Partei. Dieser wurde zunächst vom Gauleiter kommissarisch berufen. Nach einiger Zeit als Dienststellenleiter auf Probe, der Teilnahme an einem Kurs der Landesführerschule und der Vorlage von Befähigungszeugnis und Ariernachweis wurde der Anwärter von Hitler endgültig bestätigt. Die Ernennung zum ordentlichen Kreisleiter fand im feierlichen Rahmen durch Aushändigung eines Ausweises als Urkunde statt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Struktur_der_NSDAP#Kreisleiter, 18.2.2016) 623 Vor 1933 gab es in hierarchischer Abfolge außer den Reichsrednern noch Gauredner, Bezirksredner und „Rednerschüler“; letztere durften nur auf Mitgliederversammlungen sprechen. Das „Organisationsbuch der NSDAP“ von 1937 führt insgesamt fünf Kategorien von Parteirednern auf: 1. Reichsredner, 2. Stoßtruppredner und Stoßtruppredner-Anwärter, 3. Gauredner, 4. Kreisredner und 5. Fachredner. (http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/497423, 8.1.2015) 624 Für den später nicht nachgetragenen Namen ist eine Lücke freigelassenen. Wahrscheinlich handelt es sich um Nikolaus Simmer (1902-1986), denn in einer ausführlichen biographischen Notiz ist seine Tätigkeit als Gauredner für 1932 und 1940 belegt. Seine Tätigkeitsorte (Koblenz, Trier, Bad Kreuznach) und die Themen seiner Veröffentlichungen sind mit der Region verbunden. (http://www.rheinische- geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/S/Seiten/NikolausSimmer.aspx?print=true, 27.5.2016). Alternativ könnte es sich auch um Josef Ackermann (1905-1997) handeln, der unter Gauleiter Gustav Simon im Gau Koblenz-Trier tätig war, die Funktion als Gauredner aber wohl nur vor der Machtergreifung ausübte (vgl https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ackermann_(NSDAP) und http://www.rlb.de/cgi-bin/wwwalleg/srchrnam.pl? db=rnam&recnums=0010336, jeweils 24.7.2016). 625 s. Anm. 553 626 Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) wurde am 18. April 1932 durch die Nationalsozialisten als eingetragener Verein gegründet und am 3. Mai 1933, nur wenige Monate nach der Machtergreifung, zur Parteiorganisation der NSDAP erhoben. [...] Im Zuge der Gleichschaltung mit dem Verbot der Arbeiterwohlfahrt trat die NSV als Staatsorganisation und Verein neben die sieben verbliebenen Wohlfahrtsorganisationen. Zwar gelang der NSV trotz des Verbotes der Arbeiterwohlfahrt nicht die Monopolisierung der gesamten freien Wohlfahrt, jedoch wurden ursprünglich führende Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die evangelische Diakonie oder die katholische Caritas zurückgedrängt. Die Struktur der NSV glich dem Aufbau der NSDAP mit Orts-, Kreis- und Gruppenverwaltungen. Sie untergliederte sich in sechs Ämter: Organisation, Finanzverwaltung, Wohlfahrtspflege und Jugendhilfe, Volksgesundheit, Propaganda und Schulung. Die NSV erhielt ihre Richtlinien vom „Hauptamt für Volkswohlfahrt“. Mitte 1939 bestand die NSV aus 40 Gau-, 813 Kreis-, 26138 Ortswaltungen, 97161 Zellen und 511689 Blocks. (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Volkswohlfahrt, 8.1.2016) 627 Lehrer Ruhe aus Michelbach (s. S. 11 dieses Bandes, zwei Seiten weiter unten). - 228 -

10 [1935] (3)

In der Januartagung des N.S.L.B. in Daun sprach Pg. Pflugmacher628, Koblenz, ausführlich über die rassische Zusammensetzung des deutschen Volkes.

Die Februartagung der Ortsgruppe Gerolstein. Themen. 1. Aufgabe der Schule und des Erziehers (nach der Rede Siekmeiers629.) Pg. Arend, Hohenfels. 2. Koreferat. Die rassische Zusammensetzung des deutschen Volkes. (Pflugmacher) Konrektor Michels630, Gerolstein. 3. Der Lehrer und die N.S. Presse (Pahl, Büscheich)

Am 27. Februar Sportnachmittag in Gerolstein. Kreisfachberater Keimes, Schutz, übte die Freiübungen ein, die am deutschen Jugendfest631 1935 vorgeführt werden.

Am 1. März, dem Tage der Rückgliederung des Saargebietes632, hatten die Schulen nach einer Schulfeier schulfrei. Am 15. Januar hatte der Rundfunk den überwältigenden Sieg an der deutschen Saar gemeldet. 90,5 % hatte für Deutschland gestimmt. Aus unserem Dorfe konnte sich niemand an der Abstimmung beteiligen.

Der Führer hat folgende Anordnung erlassen: Am Samstag, dem 9. März, dem Tage der Beisetzung meines633 tödlich verunglückten Gauleiters Hans Schemm634, haben alle öffentlichen Gebäude die Flaggen auf Halbmast zu setzen. Für den NSLB, Ortsgruppe Gerolstein fand in Gerolstein in der St. Josephsschule eine würdige Gedenkfeier statt. Kreisamtsleiter Pg Reetz würdigte eingehend die Verdienste Schemms für Erzieherschaft, Partei und Vaterland. Die Feier war umrahmt von Darbietungen der H.J.

628 Für das Jahr 1935 findet sich von ihm ein einschlägiger Veröffentlichungshinweis: Pflugmacher, E.: Rassenpolitische Sonderschau auf der Grünen Woche. In: Volk und Rasse, Jg. 1935, H. 3, S. 87f. (gefunden in Herrmann, Ulrich / Nassen, Ulrich [Hrsg.]: Formative Ästhetik im Nationalsozialismus. Intentionen, Medien und Praxisformen totalitärer ästhetischer Herrschaft und Beherrschung. Weinheim u.a. : Beltz 1993. (Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft; 31) - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-105885, S. 55. 629 s. Anm. 576 630 Er wird an dieser Stelle zum letzten Mal in dieser Chronik erwähnt. Daher eine Anmerkung zu seinem späteren Schicksal: Nach der Invasion im Juni 1944 zeigte sich das Ende des Krieges und des „Dritten Reiches" an. Versprengte und zerschlagene Verbände des Heeres fluteten fast in völliger Auflösung durch die Stadt dem Rheine zu. Zu Dienstleistungen verpflichtete Luxemburger setzten sich in Richtung Heimat ab. Der Ortsgruppenleiter, Schulrat Wesendahl, verließ Gerolstein. Rektor Michels trat an seine Stelle. Er fand am ersten Weihnachtsfeiertag den Tod bei einer Weihnachtsfeier in der St.-Josef-Schule. (Sastges, Nico: Vor 30 Jahren: Ende der Kriegsschrecken in der Vulkaneifel. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1975, S. 22 - 37.) 631 s. Anm. 585 632 In den Artikeln 45 bis 50 des Versailler Vertrags wurde das Saarbecken als Mandatsgebiet dem Völkerbund auf 15 Jahre übertragen und fremder Verwaltung unterstellt. Danach war ein Volksentscheid über seine staatliche Zugehörigkeit abzuhalten. Bis dahin blieb es völkerrechtlich Teil des Deutschen Reichs. Frankreich erhielt als Beitrag zur wirtschaftlichen Wiedergutmachung seiner Kriegsschäden das Eigentum an den Steinkohlegruben und deren alleinige Ausbeutung. 1935 fand der vorgesehene Volksentscheid (Saarabstimmung) statt, in dem sich mehr als neunzig Prozent der Saarbevölkerung zu Deutschland bekannten. Infolgedessen kam das Saargebiet vollständig zum Deutschen Reich zurück, wo es nicht an Preußen und Bayern zurückgegliedert, sondern als Saarland einem Reichskommissar unterstellt wurde. Von 1935 bis 1940 bildete es zusammen mit der Pfalz den Gau Saarpfalz, der von 1940 bis 1945 Westmark hieß. (https://de.wikipedia.org/wiki/Saargebiet, 1.2.2016) 633 heißt: mein Reichswalter des Nationalsozialistischen Lehrerbunds (NSLB) (wie folgende Anm.) 634 s. Anm. 577. Am 5. März 1935 starb Schemm aufgrund von Verletzungen, die er sich bei einem Flugzeugabsturz zugezogen hatte. Das Flugzeug war während des Starts am Flugplatz Bayreuth aufgrund eines Pilotenfehlers abgestürzt. Es gab auch Gerüchte, dass der Absturz alkoholbedingt war oder er selbst das Flugzeug gesteuert hatte. Hitler persönlich beorderte den Berliner Professor Ferdinand Sauerbruch per Flugzeug nach Bayreuth, Schemm erlag jedoch vor dessen Eintreffen seinen Verletzungen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schemm, 8.1.2016) - 229 -

(3) [1935] 11 Im April fand in der Schule eine Versammlung statt. Der Landrat Pg Wirtz635 sprach über das Dritte Reich und das Winterhilfswerk. Die Versammlung war von den Männern gut besucht, doch fehlten die Frauen. Den Rahmen bildeten Lieder, Gedichte und Sprechchöre des J.V. und gemeinsame Lieder.

Kreistagung des NSLB in Düren am Samstag den 18.5. Eröffnung durch den Kreisamtsleiter [Reetz]. Gedenken der Toten und Hans Schemms. Gedicht: Hans Schemm. von Ruhe, Michelbach636. Gemeinsames Lied: In München sind viele gefallen.637 Lehrerschaft und H.J. Reg. Dir. Dr. Boll, Kreisleiter Kreisschulrat Abschluß: Rassefrage u. Vererbungslehre, Pflugmacher, Koblenz Hunyady638 singt deutsche Lieder zur Laute. Vom 3.5-10.5 konnte Frl. Wyrembeck wegen Grippe keinen Unterricht halten. Ein großer Teil der Kinder war ebenfalls an Grippe erkrankt. Vom 15. Mai bis 5. Juni fand eine H.J. Werbung statt. Während dieser Werbewochen fand eine öffentliche Versammlung statt, in der die Lehrerin und der Lehrer warben. 100 % der Schulkinder gehören den Jugendverbänden an. Schwierigkeiten und Widerstände wurden von keiner Seite erhoben. In Gerolstein fanden einige Vorlesungen statt. Am Mittwoch den 29. Mai sprach Prof. Dr. Braubach639, Bonn, über: "Die politischen und geistigen Führer der ersten deutschen Erhebung (1807-15)640. Stein641, Hardenberg642, Humboldt643, Fichte644, Schleiermacher645, Arndt646, Görres647. Am Mittwoch, den 5. Juni sprach Generalleutnant Vogl648, Bonn über: "Große Soldaten in Vorbereitung und Durchführung der ersten deutschen Erhebung (1807 – 1815). 12 [1935] (3)

635 s. Anm. 600 636 Joseph Ruhe, *29.7.1899, kath. Endg. angestellt 1.6.1933. Erste Lehrerprüfung - für Kriegsteilnehmer - am 4.11.1921 in Coesfeld i/W., zweite am 11.2.1931 in Seppenrade i/W. Ab 1.1.1932 an der kath. einklassigen Volksschule in Ordorf, Kreis Bitburg, seit 1.3.1933 an der kath. Volksschule in Michelbach (Kreis Daun). (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0367.jpg, 28.7.2016) 637 Textauszug (gefunden auf http://www.lyricsbox.com/macht-und-ehre-lyrics-sturmsoldaten-9-november-2bjmq55.html, 1.2.2016): In München sind viele gefallen, in München waren viele dabei, es traf vor der Feldherrenhalle deutsche Helden das tödliche Blei. 638 Hunyadi oder später Hunyady ist der Name [...] eine[r] ungarische[n] Adelsfamilie (https://de.wikipedia.org/wiki/Hunyady, 8.1.2016) (mehr nicht zu ermitteln) 639 Max Braubach (* 10. April 1899 in Metz; † 21. Juni 1975 in Bonn) war ein deutscher Historiker. Braubach lehrte von 1928 bis 1967 als ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Bonn. Er veröffentlichte bedeutende Studien zur Geschichte der rheinischen Territorien im 17. und 18. Jahrhundert und der Bonner Universität. [...] Braubach wählte bis 1933 die Zentrumspartei. Von 1936 bis 1967 hatte er den Vorsitz des Historischen Vereins für den Niederrhein inne. Am Zweiten Weltkrieg nahm er von Beginn teil und kämpfte im Westen. [...] Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Braubach als politisch unbelastet. Braubach war lediglich Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und im Reichsluftschutzbund. (https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Braubach, 8.1.2016) 640 Titel eines Buches von Rudolf Goette: Das Zeitalter der deutschen Erhebung 1807-1815. Gotha: Perthes 1891-92. 641 s. Anm. 460 642 Karl August Freiherr von Hardenberg (zeitgenössisch: Carl August von Hardenberg; * 31. Mai 1750 in Essenrode; † 26. November 1822 in Genua) war ein preußischer Staatsmann, der dem kurhannoverschen Adelsgeschlecht derer von Hardenberg entstammte. Er war preußischer Außenminister von 1804 bis 1806 und Staatskanzler von 1810 bis 1822; 1814 wurde er für seine Verdienste in den Fürstenstand erhoben. (https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_August_von_Hardenberg, 8.1.2016) 643 Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand von Humboldt (* 22. Juni 1767 in Potsdam; † 8. April 1835 in Tegel) war ein preußischer Gelehrter, Schriftsteller und Staatsmann. (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Humboldt, 8.1.2016) 644 Johann Gottlieb Fichte (* 19. Mai 1762 in Rammenau, Kurfürstentum Sachsen; † 29. Januar 1814 in Berlin, Königreich Preußen) war ein deutscher Erzieher und Philosoph. (https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottlieb_Fichte, 8.1.2016) 645 Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (* 21. November 1768 in Breslau, Schlesien; † 12. Februar 1834 in Berlin) war evangelischer Theologe, Altphilologe, Philosoph, Publizist, Staatstheoretiker, Kirchenpolitiker und Pädagoge. (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schleiermacher, 8.1.2016) 646 Ernst Moritz Arndt (* 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz auf Rügen (von 1648 bis 1815 Teil Schwedens); † 29. Januar 1860 in Bonn, Preußen) war ein deutscher Schriftsteller, Historiker, Freiheitskämpfer und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Moritz_Arndt, 8.1.2016) 647 Johann Joseph Görres (seit 1839 von Görres; * 25. Januar 1776 in Koblenz; † 29. Januar 1848 in München) war ein deutscher Gymnasial- und Hochschullehrer sowie katholischer Publizist. (https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_G%C3%B6rres, 8.1.2016) 648 Es handelt sich vielleicht um Oskar Vogl (vgl. http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/V/VoglOskar-R.htm", 8.1.2016) - 230 -

Am 28. Juni besuchte die Schule den Film: Triumph des Willens649. Ausschnitte vom Reichsparteitag650 Nürnberg651 1934.

Vom 1. Juli bis 28. Juli war der Lehrer zu einem Geländesportkursus652 nach Trier beordert. Die Vertretung wurde vom 15.7 – bis 28.7. von Frl. Wyrembeck übernommen. Vom 1.7 bis 15.7. waren Heuferien. Der Kursus diente dem Erwerb des S.A.653 Sportabzeichens und erfüllte seinen Zweck.

Am 13. Juli war in Gerolstein das Jugendfest. 3 Kinder der Schule Kal. wurden Sieger.

Die diesjährigen Herbstferien dauerten vom 3. Sept. bis 7. Okt. lagen also 14 Tage früher als sonst.654 Die Niederschläge in den Monaten April und Juni überschritten minimal das normale Mittel. Die Heuernte fiel zufriedenstellend aus.655 Die Monate Juli und August waren sehr regenarm. Durch die Regenfälle, die in der ersten Septemberwoche niedergingen, wurde das Wachstum der Pflanzen angeregt. In den Nächten vom 9. - 12. Sept. war es empfindlich kühl, namentlich in den Tälern. Den Spätkartoffeln kam der Regen noch früh genug, und sie konnten sich noch gut entwickeln. Bei einzelnen Feldern allerdings war der Ertrag etwa nur gleich oder etwas mehr als die Saatmenge.

Die Schulkinder haben fleißig Ähren gesammelt. Es konnten über 90 Pfund daraus gedroschen werden, die dem W.H.W. überwiesen wurden.

Kreistagung des NSLB am 26. Okt. in Gerolstein. 1) Bericht über den Reichsparteitag656 und über die Sondertagung des NSLB. im Apollotheater in Nürnberg. Kreisamtsleiter [Reetz]. 2) Bericht über das Schulungslager in Fichtenhein657 durch den Kreisinspekteur Pg. Breustedt, Üdersdorf.

649 Triumph des Willens ist ein NS-Propagandafilm über den Reichsparteitag der NSDAP 1934 in Nürnberg und gilt als eines der einflussreichsten Werke der Regisseurin Leni Riefenstahl. Die Uraufführung fand am 28. März 1935 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt. Er ist der zweite Teil von Riefenstahls Parteitags-Trilogie und reiht sich an den Vorgänger Sieg des Glaubens an. Nachfolger und damit dritter Teil ist Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht. [...] Der erste bekannte Film, der die Szenerie von 'Triumph des Willens' teilweise aufgreift, ist die Nazi-Parodie Der große Diktator von Charlie Chaplin (erschienen 1940). (https://de.wikipedia.org/wiki/Triumph_des_Willens, 8.1.2016) 650 5.–10. September 1934: Dieser Parteitag hatte zunächst kein Motto. Nachträglich wurde er Reichsparteitag der Einheit und Stärke, Reichsparteitag der Macht oder, unter Bezugnahme auf den Riefenstahl-Film „Triumph des Willens“, Reichsparteitag des Willens genannt (es gab auch die gleiche Bezeichnung für den Reichsparteitag, also Triumph des Willens). (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsparteitag, 1.2.2016) 651 Die Machtdemonstration der NSDAP-Verbände beschränkten sich nicht nur auf das Reichsparteitagsgelände abseits der Innenstadt: Vorbeimärsche verschiedener Formationen vor dem Führer auf dem im Herzen der Altstadt gelegenen Hauptmarkt – ab April 1933: Adolf- Hitler-Platz – verbanden das Parteitagsgeschehen eng mit der Stadt. Zahlreiche Zuschauer (viele von ihnen begeistert) säumten die Strecke der Marschierenden quer durch die Innenstadt. Auf dem Paradeplatz selbst wurden eigens Holztribünen aufgebaut. Die langen Züge der Massen durch die fahnengeschmückte historische Kulisse Nürnbergs stellten die gewünschte Verbindung her zwischen der ehemaligen „Stadt der Reichstage“ und der „Stadt der Reichsparteitage“. Die Partei ohne lange Geschichte versuchte, an die Vergangenheit des traditionsreichen Gemeinwesens anzuknüpfen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsparteitag, 1.2.2016) 652 Zur Begründung (aus der Dissertation von Bosch, Katrin: Die Bedeutung und Funktion der Führerschule Neustrelitz im System der nationalsozialistischen Leibeserziehung. Universität Duisburg-Essen, Standort Essen, 27. Februar 2008): Die Wehrlosigkeit unseres Vaterlandes, die auf Überkultur beruhende Vorbildung unserer Jugend, insbesondere der städtischen, die in den letzten anderthalb Jahrzehnten verlorengegangene Achtung vor der Autorität und der daraus entsprungene teilweise völlige Mangel an Disziplin gegenüber sich selbst und den anderen, endlich das Fehlen eines unbedingten Gemeinschaftsgeistes, wie es sich erklärt aus der Zeit des jetzt überlebten Individualismus, sowie das Streben der Jugend, sich in diesem Sinne zu betätigen, bilden eine zwingende Notwendigkeit zu einer grundlegenden Erweiterung des Unterrichtsbetriebes, d. h. zur Einführung des Geländesports in diesen. Nur so wird die höhere Schule im Sinne der Richtlinien eine in sich abgeschlossene, allen Anforderungen der Zeit und des Vaterlandes gerecht werdende Persönlichkeit heranbilden. (http://duepublico.uni- duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-20443/Bosch_Endfassung.pdf, S. 171, 8.1.2016) 653 s. Anm. 562 654 Festlegung im Sinne der Lehrer, weniger der Landwirtschaft, wie Anm. 671 verdeutlicht. 655 Gleichlautendes Fazit im Artikel Die Ernte in der Eifel in "Die Eifel", dem Organ des Eifelvereins, 1935, S. 111: "Auch die Heuernte war zufriedenstellend." (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241422, 2.10.2016) 656 10.–16. September 1935: Reichsparteitag der Freiheit: Mit Freiheit war die wiedereingeführte allgemeine Wehrpflicht und damit einhergehende 'Befreiung' vom Versailler Vertrag gemeint. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsparteitag, 1.2.2016). Vgl. auch Anm. 659. 657 Campus Fichtenhain [...] im Süden der Stadt Krefeld. [...] als Schulungslager der SA genutzt (https://de.wikipedia.org/wiki/Campus_Fichtenhain, 1.2.2016) - 231 -

(3) [1935 – 1936] 13

3) Bericht über das Schulungslager "Friedewalt"658. Frl. Breucker, . 4) N.S.V. und W.H.W. und die Lehrerschaft. Kreisamtsleiter [Reetz]. 5) Kassenlage. Pg. Ruhe, Michelbach.

Die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht659 macht sich auch in unserem Dorfe bemerkbar. Bei der Musterung wurden auch hier einige Burschen gezogen. Diese zogen begeistert durch das Dorf, gefolgt von der Dorfjugend.

Die Weihnachtsferien dauerten vom 21. Dezember bis zum 3. Januar.

Der Winter verläuft sehr milde. Schnee ist so gut wie unbekannt. Wintersport war nicht möglich.

Die Osterferien dauerten vom 27. März bis 14. April. Die Schule begann am Mittwoch nach Ostern.

In den Tagen vor dem Weißen Sonntag herrschte im Rheinland und Westfalen ein großes Unwetter.660 Der Schnee lag 1 m hoch. Die Züge hatten stundenlange Verspätungen. Auch die Eifel litt unter dem Unwetter. Hier machte sich das Wetter nicht so sehr bemerkbar. Der Schnee schmolz am nächsten Morgen.

Am 20. April gedachte die Schule in einer kleinen Feier des Geburtstags des Führers.

Am 21. April fand in Hillesheim eine Versammlung der Schulleiter, der eine Versammlung von drei Ortsgruppen des Kreises Daun folgte, statt. Zweck der Versammlung war die Bekanntgabe amtlicher Verfügungen durch den Herrn Kreisschulrat und Mitteilungen des NSLB.

Am 29. März hatte die Wahl zum Reichstag661 stattzufinden. Wie nach der intensiven Vorbereitung zu erwarten war, wählten in unserem Dorfe und in Scheuer[n] sämtliche Wahlberechtigten mit "Ja!".

658 Bei ebay werden diverse Ansichtskarten von Schloss / Schulungsburg / Schulungslager Friedewalt (Westerwald, Gau Mainfranken) angeboten, das demnach dem kürzlich (relativ zur Berichtszeit) verstorbenen Hans Schemm, Reichswalter des NSLB, gehörte. Beispiel-Ansichtskarte unter http://www.delcampe.fr/items?catLists[0]=21235&language=F&searchString=&page=1&useAsDefault=N&layoutForm[listitemsperpage]=500 (8.1.2016) 659 Deutschland musste 1919 aufgrund des Friedensvertrags von Versailles auf die Wehrpflicht verzichten, „um die Einleitung einer allgemeinen Rüstungsbeschränkung aller Nationen zu ermöglichen“. Die Reichswehr war eine auf 115.000 Mann begrenzte Berufsarmee. Sie wurde zu einem „Staat im Staate“, in dem sich republikfeindliche Kräfte, besonders des konservativ-nationalistischen und antisemitischen Milieus, sammelten. Das Scheitern der Genfer Abrüstungskonferenz nahm das seit Januar 1933 in Deutschland regierende Kabinett Hitler im Oktober 1933 zum Anlass, aus dem Völkerbund auszutreten und im März 1935 durch das Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht die Wehrpflicht wiedereinzuführen. Der Schritt war lange vorbereitet und hatte keine Gegenmaßnahmen des Völkerbunds zur Folge. (https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrpflicht_in_Deutschland, 8.1.2016) 660 April 17.4. unerwartet heftiger Schneesturm im Schwarzwald, 5 Tote. (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl? noframes;read=93, 18.2.2016) 661 Die Reichstagswahl vom 29. März 1936 fand zugleich mit der nachträglichen Volksabstimmung über die Ermächtigung zur Rheinlandbesetzung statt. Zugelassen war wie bei der Wahl im November 1933 nur eine Einheitsliste der NSDAP. [...] Die Liste der NSDAP erreichte offiziell 98,8 % der Stimmen, darunter auch alle leer abgegebenen Stimmzettel. 1,2 % der abgegebenen Stimmen wurden, z. B. wegen abweichender Markierungen auf dem Stimmzettel, als ungültig gewertet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl_im_Deutschen_Reich_1936, 1.2.2016) - 232 -

14 [1936] (3)

Vom 5. Mai bis 19. Mai war die Schule wegen einer Masernepidemie geschlossen. Es fehlten am 5.5.36 über 50 % der Schulkinder. Der Herr Kreisarzt ordnete daraufhin die Schließung der Schule an.

Vom 2. Juni bis 20. Juni nahm die Lehrerin Frl. Wyrembeck an einem Geländesportkursus662 in Friedewalt663 teil. Die Vertretung innerhalb dieser Zeit wurde vom Lehrer übernommen.

Am 23. Juni fand in Scheuern die goldene Hochzeit des Ehepaares Nikolaus Bauer, der Eltern des jetzigen Ortsbürgermeisters in Scheuern, statt. Die Feier, die am Morgen mit einem Gottesdienste begann, endete nach harmonischen Verlaufe mit einem Fackelzuge.

Vom 1 – 14. Juli waren Heuferien. Leider war das Wetter so schlecht, daß kaum eingefahren werden konnte. In den Wochen vor den Heuferien war schönstes Heuwetter. Die Leute, die frühzeitig gemäht haben, sind dadurch doppelt belohnt, weil ihr Heu gut hereingekommen ist und das Gras bis zum 2. Schnitt gut nachwachsen kann.

Vom 11. Juli bis 14 Juli, nahm der Lehrer an der Reichstagung des NSLB in Bayreuth664 teil. Da die Rückreise erst am 15. Juli angetreten wurde, mußte der Unterricht 2 Tage von Frl. Wyrembeck gehalten werden.

Im Juli fand auf Veranlassung des Reichsnährstandes665 in Gerolstein eine große Versammlung statt. An derselben nahmen der Herr Schulrat, der Herr Landrat, sämtliche Bürgermeister, Ortsbürgermeister, Ortsbauernführer, Lehrer und andere Personen teil. Zweck dieser Versammlung war, alle überhaupt noch möglichen Landeskulturarbeiten666 im Kreise Daun festzustellen.

662 s. Anm. 652 663 s. Anm. 658 664 Der oberfränkische Gauleiter und Reichswalter des Nationalsozialistischen Deutschen Lehrerbundes (NSLB), Hans Schemm (1891-1935), konnte 1933 die Gründung des NS-Gaus "Bayerische Ostmark" durchsetzen. Gauhauptstadt wurde Bayreuth, die gleichzeitig auch Sitz des NSLB war. Schemm und die Gauleitung entfalteten in den folgenden Jahren große Initiativen, um das "Ostmarkbewusstsein" zu fördern (Ostmarklied, Ostmarkstraße, Ostmarkverlag). [...] Schemm bemühte sich, die Stellung Bayreuths aufzuwerten, die als erste Kultur- und Erziehungsstätte des Reiches bezeichnet wurde. Äußerlich dokumentiert sich dies durch das von Schemm selbst geplante, aber erst 1936 fertig gestellte monumentale "Haus der Deutschen Erziehung", das am 12. Juli 1936 anlässlich der Reichstagung des NSLB eingeweiht wurde. (https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/index.php5?title=Bayerische_Ostmark,_1933-1945&pdf=true, 8.1.2016) 665 Der Reichsnährstand (RNST) war eine ständische Organisation der Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich in den Jahren 1933 bis 1945, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts (Selbstverwaltungskörperschaft) mit eigener Satzung sowie eigenem Haushalts-, Beitrags- und Beamtenrecht eingerichtet war. [...] Die Arbeit des RNST konzentrierte sich vor allem auf die Lenkung der Produktion, des Vertriebs und der Preise von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsn%C3%A4hrstand, 8.1.2016) 666 Umfassende „Landeskulturarbeiten“, Straßenbau und Meliorationsvorhaben, standen im Mittelpunkt der im August 1933 von 20 auf 52 Wochen verlängerten Arbeitsdienstpflicht. Sie zielte immer mehr darauf ab, zur „Brotfreiheit“, zur Autarkie Deutschlands beizutragen und die Rüstungskonjunktur anzustoßen. (http://library.fes.de/pdf-files/afs/81519.pdf, 8.1.2016) ― Mit dem Gesetz vom Juni 1935 wurde der Freiwillige Arbeitsdienst Reichssache und Pflicht für jeden Deutschen, Reichsarbeitsdienst (RAD) nannte er sich jetzt. Der Einsatz der insgesamt 230 000 Arbeitskräfte wurde folgendermaßen verteilt: 55 % Landeskulturarbeiten, 15 % Wirtschaftswegebau, 10 % Forstarbeiten 5 % Vorbereitungsarbeiten für Siedlungen 15 % sonstige Arbeiten (Talsperren, Wasserstraßen, Reichsautobahnen etc.) Der Arbeiter war gegen Krankheit versichert, erhielt Uniform, Kost und (Baracken-) Logis und 20 Reichspfennig Taschengeld pro Tag. (http://archiv.teilhabe- berlin.de/schlacht.html, 8.1.2016) - 233 -

(3) [1936] 15

Zu diesem Zweck sollten die einzelnen Gemeinden jede noch mögliche Arbeit durch Zusammenarbeit von Ortsbürgermeister, Ortsbauernführer, Ortsgruppenleiter und Lehrer feststellen. Das Ergebnis dieser Arbeit war für Kalenborn folgendes: 1. In Kalenborn sind 43 landwirtschaftliche Betriebe vorhanden, davon unter 2 ha 11 Betriebe von 2 – 5 " 18 " 5 – 10 " 11 " 10 – 20 " 2 " 20 – 50 " 1 " 2. Es ist ein Erbhof667 da (Gast- und Landwirt Diederichs) 3. Die Zusammenlegung ist noch nicht durchgeführt. 4. Eine Grünlandmelioration ist notwendig a) Kunzem668 5 ha Wiesenentwässerung b) Am Alscheid 12 ha " c) Auf der Kammwiese 40 ha " d) Hillingswiese 13 ha " e) Scheuerner Pesch 6 ha " 76 ha " 5. Es fehlen der Gemeinde wenigstens 40 ha Acker- u. 20 ha Grünland. Der Hochwaldbestand ist 78 ha; davon entfallen auf: Privatbesitz 3 ha Gemeindebesitz 75 ha davon sind rodungswürdig: Jakobsloch: 4 ha Fichte. Alter 80 Jhr. Der Boden ist mäßig. Auf der Nachtsweide 4 ha Eiche Alter 80 Jhr. " " 6. An Wegen ist erforderlich: Waldweg zum Suer669 0,5 km Weg von Kalenborn nach Scheuern 0,5 km. 7. Eine Fortführung der Kanalisation wäre notwendig.

Vom 9. - 15. Sept. nahm der Lehrer an dem Reichsparteitag670 in Nürnberg teil. Die Vertretung hatte Frl. Wyrembeck.

667 Das Reichserbhofgesetz für das Dritte Reich wurde am 29. September 1933, zwei Tage vor dem Erntedankfest, von der nationalsozialistischen Regierung erlassen. Es diente laut Hermann Göring dazu, die Höfe vor „Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang zu schützen“, nahm damit ältere agrarpolitische Ziele des Meierrechts wieder auf und war zugleich Ausdruck der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie. Rund 35 Prozent der land- und forstwirtschaftlichen Besitzungen im Deutschen Reich ließen sich bis Kriegsende zu „Erbhöfen“ erklären. Die Einschreibung in die Erbhofrolle war keine Pflicht, wie etwa die Mitgliedschaft im Reichsnährstand. Für den Erbhof galt nunmehr zwangsweise das Anerbenrecht, unabhängig davon, ob er in einem Anerben- oder Realteilungsgebiet lag. Der Boden wurde unveräußerliches Gut und bekam dadurch den Charakter einer res extra commercium. Diese Neuordnung ging auf Vorstellungen des 19. Jahrhunderts zurück, dass der bäuerliche Grundbesitz aus dem „kapitalistischen Markt“ herausgelöst werden müsse. Mit diesen Vorstellungen war eine mythisierende Definition des Bauern als „Lebensquell der Nordischen Rasse“ verbunden, wie es der führende nationalsozialistische Agrarideologe und Minister für Landwirtschaft und Ernährung Walther Darré schon 1928 formuliert hatte. Die Größe des Hofes musste zwischen 7,5 Hektar und 125 Hektar betragen. Diese Größe war produktionspolitisch erwünscht, denn 7,47 Hektar war die Größe, die im Allgemeinen ausreichte, um eine bäuerliche Familie zu ernähren. Der Erbhofeigentümer wurde per Gesetz als Bauer, alle anderen als Landwirte bezeichnet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichserbhofgesetz, 9.1.2016) Herr Diederichs wäre also als Bauer und nicht Landwirt zu bezeichnen. 668 Der Flurname ist heute (vermutlich seit der Zusammenlegung 1956) verschwunden. Auf der Katasterkarte von 1824 finden sich die Schreibweisen Conzem und Kanzem. 669 s. Anm. 202 670 8.–14. September 1936: Reichsparteitag der Ehre: Durch die Rheinlandbesetzung wurde in den Augen der NSDAP-Führung die deutsche Ehre wiederhergestellt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsparteitag, 1.2.2016) ― Die verschiedenen Sitzungen und Tagungen waren auf den Parteitagen eher nebensächlich - sie fanden zwar auch statt, erreichten aber die Öffentlichkeit bei weitem nicht in dem Maße wie die - 234 -

16 [1936] (3)

Die Herbstferien wurden, dem Wunsche der Landwirtschaft entsprechend, vom Herrn Landrat, der im vorigen Jahre die Ferien sehr früh ansetzte671, um den Lehrern eine Erholung bei noch sonnigem Herbstwetter zu ermöglichen, auf die Zeit vom 18. Sept. bis 21. Okt. festgelegt.

In Gerolstein fanden einige Tagungen des NSLB. statt, an denen d?rei672 Ortsgruppen teilnahmen. Im Mittelpunkt der Tagungen standen Vorträge des Kollegen Blasius673 über Frühgeschichte. Im letzten Vortrag wurde über: Die Germanen am Rhein gesprochen.

In Gerolstein findet ein Modellbaukursus für Flugzeuge674 statt. In jedem Monat ist eine Tagung. Der Lehrer nimmt an diesem Kursus teil. Die Vertretung an diesen Tagen übernimmt Frl. Wyrembeck. Der erste Kursustag war am 16. Okt.

Vom 8. - 19.11. nimmt der Lehrer Brünnecke in Auel an einem Flugzeugmodellbaukursus in Wittlich teil. Die Vertretung ist dem Lehrer in Kalenborn übertragen.

Nach den Ferien setzt eine rege Sammeltätigkeit ein. Vor allen Dingen werden Bucheckern gesammelt. Die Schule sammelte an den Staatsjugendtagen675 und auch an einigen Schultagen. Es wurden 75 Pfund Bucheckern gesammelt.

Am 25.11. und 2.12. nimmt der Lehrer an einem Lehrgang für Schmalfilmapparate676 in Gerolstein teil. Die Schule Kalenborn in Verbindung mit den Schulen in Roth und Müllenborn bekommt einen Filmapparat. Standort des Apparates ist Kalenborn.

Die Schule wird durch eine Kommission, bestehend aus dem Herrn Schulrat, dem Herrn Landrat und 2 Herren

Schauveranstaltungen der Aufmärsche, Paraden, Appelle, Totengedenken und Wehrmachtsvorführungen, die in ihrem Repräsentationsgebaren den Charakter einer offiziellen Staatsfeier trugen, die durch Presse, Rundfunk und Wochenschau im Deutschen Reich verbreitet wurden und ihre Wirkung in der Bevölkerung nicht verfehlten. (https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/innenpolitik/reichsparteitag.html, 9.1.2016) 671 s.o. S. 12: Die diesjährigen Herbstferien dauerten vom 3. Sept. bis 7. Okt. lagen also 14 Tage früher als sonst. 672 Original:

673 s. Anm. 247 674 Der Flugzeugbau war nach WK I in Deutschland verboten, nicht aber das Segelfliegen. Der Reichsluftsportführer richtet drei Reichsmodellbauschulen ein. Die Kultusministerien bauen eigene Modellbauschulen auf. Im August werden im Rundfunk Flugmodellbaukurse eingerichtet, denen das Modell Kiek in die Welt zugrundeliegt. 35.ooo Baupläne werden verkauft. Bis Frühjahr 1937 werden 2oo.ooo Werkstoffsätze in Auftrag gegeben. (http://www.segelflugmuseum.de/1935___1950_4539.html?psid=f0ce0927, 18.2.2016) 675 also jeden Samstag. Siehe S. 7 dieses Bandes. 676 1932 brachte Kodak den Doppelachtfilm, der durch Teilung des 16-mm-Films entstand und damit wesentlich wirtschaftlicher und für den Amateurfilmmarkt erschwinglicher wurde. Das Amateurfilmen wurde weit verbreitet. Den ersten 16-mm-Umkehrfarbfilm stellte Kodak 1935 dem Markt vor, der ein Jahr später auch als Kleinbildfilm und 8-mm-Material geliefert wurde. (https://de.wikipedia.org/wiki/Schmalfilm, 18.2.2016) - 235 -

(3) [1936 – 1937] 17 von der Regierung in Trier besucht. Der Besuch gilt dem Plan eines Schulneubaus.

Der Staatsjugendtag wird vor Weihnachten mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Ein neuer Stundenplan tritt nach den Ferien in Kraft.677

Die Ferien dauern vom 22.12.36 – 7.1.37. 1937. Auch in diesem Jahre will sich der Winter in der Eifel nicht blicken lassen. Warmes, frühlingsmäßiges Wetter herrscht vor. Wintersport konnte an keinem Tage getrieben werden. Am 25. und 26. Januar waren die Straßen des Kreises Daun völlig vereist.

[mit blauem Stift:] ges. 5.3.37 Wesendahl678 Am 10.3.37 war eine Besichtigung der Schule. Es waren gekommen einige Herren von der Regierung in Trier, der Herr Schulrat, der Herr Kreisleiter als Vertreter des Herrn Landrats u. der Herr Amtsbürgermstr. Laroche aus Gerolstein679. Aus dem Orte waren anwesend der Ortsbürgermeister Perings, der Stützpunktleiter Dahlstein und der Lehrer. Der Schulneubau wird beschlossen! Nach den langen Jahren des Wartens und des Plänemachens konnte unter der national-soz. Regierung die ?Tul. / ?Tal.680 durch die Zuschüsse des Staates und die Umlagen der Gemeinden in Höhe von 100 M jährlich können große Zuschüsse geleistet werden, so daß ein Neubau für Kalenborn erträglich ist. Nach einer Besichtigung der alten Schule wird von der Kommission der Bauplatz ausgesucht. Die Wahl fällt auf den schon mehrmals dafür ausgesuchten Platz gegenüber dem Hause Schweisthals. Das Gelände, eine Wiese von 70 a, soll von dem Besitzer, Herrn Kill aus Scheuern, angekauft werden. Schon am nächsten Tage wird in Gerolstein zwischen der Gemeinde

677 Dazu ein Stimmungsbild aus Rosenheim in Bayern, das sich in den vorhergehenden Seiten dieser Chronik verifizieren lässt: Die Einführung des „Staatsjugendtages", des schulfreien Samstags und eineinhalbtägiger Wochenendfahrten einmal im Monat führte zur Konzentration des Unterrichts auf Vormittage, die Einführung der 50-Minuten-Schulstunde und die Kürzung und Bedrängung des Religionsunterrichts. Entsprach die Wirklichkeit auch nicht der beabsichtigten propagandistischen Tätigkeit und der vormilitärischen Ausbildung in NS-Jugendverbänden, so wurde von der Schulseite doch geklagt, daß die Stundenplanarbeit dadurch erschwert werde und trotz möglicher Stoffreduktionen in zu kurzer Zeit zu viel durchgenommen werden müsse. Unterrichtsausfall wurde zusätzlich und vermehrt durch häufige Einberufung von Lehrkräften zu Kursen für nationalpolitische Bildung, zu Arbeits- und Wehrdienst verursacht. Die zahllosen nationalen und anderen Sonderfeiern, Beflaggungen, das Anhören von Rundfunksendungen nach der Versorgung der Schulen mit Radios mögen anfänglich für Schüler willkommene Unterrichtsunterbrechungen gewesen sein, später durch Dauerberieselung vielleicht inneres Abschalten verursacht haben. (http://www.stadtarchiv.de/index.php?id=413, 9.1.2016) — Ganz ähnlich ein Bericht aus dem fränkischen Eberbach: Es scheint doch so zu sein, daß unmittelbar nach der nationalen Erhebung die Schulkinder vor lauter Schulferien, Staatsjugendtagen (schulfreie Sonnabende), freien Ganztagen und Halbtagen, beschränkten Stundenzahlen, sportlichen Veranstaltungen, Wanderungen, Beurlaubungen, Durchführung von Sammlungen usw. gar nicht mehr dazu gekommen sind, in erster Linie einmal richtig Schreiben und Rechnen usw. zu lernen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerjugend, 20.7.2016) — Ein wesentlicher Grund für die Umgestaltung des Lehrplans bleibt unerwähnt: Die Schulzeit wird [am 4.12.1936] wegen der Verlängerung der Wehrpflicht und des Nachwuchsbedarfs in der Wirtschaft auf zwölf Jahre verkürzt. (https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-193 6 .html, 24.7.2016) 678 Die Unterschrift ist schwer lesbar. Die Lesart ist erschlossen aus dem Zitat Ortsgruppenleiter, Schulrat Wesendahl (s. Anm. 630). In der DIPF- Datenbank existiert ein einziger Eintrag mit diesem Nachnamen, der jedoch keine Gleichsetzung erlaubt: Hermann Johann Wesendahl, *25.4.1893, kath. Endgültig angestellt 1.6.1919. Erste Lehrerprüfung März 1919 in Merzig, zweite am 4.7.1921 in Hausbach. Mittelschullehrerprüfung am 12.7.1930 in Trier für Englisch und Französisch. Seit 1.5.1919 an der kath. Volksschule in Hausbach, Kreis Wadern. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0823.jpg, 30.7.2016) 679 1934 - 1939: Nikolaus Laroche (Herr Laroche starb bei einem Verkehrsunfall). (http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php? id=853, 9.1.2016) Am 1.3.1936 leitete Amtsbürgermeister Laroche die Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Gerolstein des Eifelvereins. Bei den in diesem Sommer nach Gerolstein zu leitenden Kraftdurchfreude-Urlauberzügen wird die Ortsgruppe des Eifelvereins Führungen in die Umgebung von Gerolstein stellen. (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241612, 3.10.2016). 680 Original: - 236 -

18 [1937] (3) und dem Besitzer Kill ein Vertrag geschlossen. Die Wiese wird für 1725 M Eigentum der Gemeinde. Bis zur Bebauung der Schule hat Kill die Nutznießung der Wiese. Am Tage der Eintragung ins Grundbuch muß der Betrag gezahlt werden. Um die Unkosten des Kaufes zu senken, beantragt der Herr Ortsbürgermeister Perings beim Kreis, von der Grunderwerbssteuer befreit zu werden. Am 12. März war der Architekt des Amtes Gerolstein anwesend, um die Lage der Baustelle zwecks Anfertigung einer Bauzeichnung kennen zu lernen. Eine der Hauptschwierigkeiten bei dem Baue wird die Bekämpfung der Feuchtigkeit sein. Einmal befinden sich im Gelände einige Quellen, die abgefangen und abgeleitet werden müssen. Dann aber bietet der Neubau dem Westwinde mit seinem Regen seine ungeschützten Wände da. Das Eindringen von Feuchtigkeit muß aber vor allen Dingen verhindert werden, damit nicht wieder dieselbe Not wie in der alten Lehrerwohnung auftritt. Zum Glück scheint man bei den in Frage kommenden Stellen dieser Meinung Rechnung zu tragen. Ein Bau mit Sandsteinen wird nicht in Frage kommen, da dieser die Feuchtigkeit anzieht. Welcher Stein benutzt wird, soll noch entschieden werden.

Das Schuljahr endigt am 24. März. Es werden 7 Knaben und drei Mädchen entlassen. Die Ferien dauern vom 24.3. - 12.4.37.

In diesem Frühjahre haben wir unter einer außergewöhnlich schlechten Witterung zu leiden. Es vergeht kaum ein Tag, an dem es nicht stundenlang regnet. Die Feldbestellung bleibt zurück. Die Leute, die vor der Regenperiode mit der Bestellung des Hafers nicht zu Ende waren, werden empfindliche Schaden im Ertrage haben. Da im Rahmen des Vierjahresplanes681 aber jedes Stückchen Land aufs Äußerste ausgenutzt werden soll, erlaubte die Regierung für die Landwirtschaft die Sonntagsarbeit. Sogar am 1. Mai durfte die Bevölkerung im Garten und auf dem Felde arbeiten.

681 Der Vierjahresplan bezeichnet die auf dem Auftrag Adolf Hitlers gründende nationalsozialistische Wirtschaftsprogrammatik, ab 1936 binnen vier Jahren die wirtschaftliche und militärische Kriegsfähigkeit durch Autarkie und forcierte Aufrüstung zu erreichen. Dazu wurde ab Ende 1936 eine entsprechende Vierjahresplanbehörde unter Hermann Göring eingerichtet. Am 18. Oktober 1936 erließ Hitler die Verordnung zur Durchführung des Vierjahresplans, die Hermann Göring die Generalvollmacht für die Lenkung aller wirtschaftlichen Maßnahmen übertrug, die für die Erreichung der Kriegsfähigkeit notwendig seien. Unter Göring wurde der Vierjahresplan als eine Oberste Reichsbehörde institutionalisiert. Ihr Zweck bestand darin, Autarkie und Kriegsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu schaffen. Der Plan wurde auf dem Reichsparteitag im September 1936 verkündet. Göring führte die Behörde aus dem Preußischen Staatsministerium und stellte sie als Beauftragter für den Vierjahresplan im Oktober 1936 im Berliner Sportpalast der Öffentlichkeit vor. Der Plan diene vor allem der Ernährungssicherung der Deutschen. Das nationalsozialistische Regime selbst bezeichnete den 1936 institutionalisierten Vierjahresplan bis Kriegsende als „zweiten Vierjahresplan“, um an ein seit 1933 bewährtes Propagandamotiv anzuknüpfen. Schon vor den Märzwahlen 1933 hatte Hitler bei verschiedenen Gelegenheiten propagiert, er brauche vier Jahre Zeit, um die Arbeitslosigkeit zu beseitigen und Propagandaminister Joseph Goebbels die Presse angewiesen, darüber stets unter der Überschrift „Gebt mir vier Jahre Zeit“ zu berichten. Der Vierjahresplan 1936 bis 1940, so Goebbels, basiere nun auf diesem „ersten Vierjahresplan“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Vierjahresplan, 11.1.2016) - 237 -

(3) [1937] 19

Seit Jahren wurde die Schule durch viele Versammlungen in große Beanspruchung genommen. Darunter hatte vor allen Dingen die Lehrerin zu leiden, da sich der Versammlungsraum über ihrem Kopfe befand682 und das unvermeidbare Geräusch der Füße usw. die Nerven der Lehrerin angriffen. Einer Verlegung der Versammlungen stellten sich Schwierigkeiten in den Weg, da man eine Wirtschaft nicht aufsuchen wollte, um nicht zum Verzehr genötigt zu sein. Eine Erleichterung trat ein, als die Partei einen Raum von Landwirt Wagner benutzen durfte. Da aber im Laufe der Zeit noch einige Unstimmigkeiten auftraten, wurde in Besprechungen des Lehrers mit dem Stützpunktleiter Dahlstein und dem Ortsvorsteher Perings beschlossen, daß nur noch die Versammlungen, die vom Ortsbürgermstr. oder Ortsbauernführer einberufen werden, in der Schule abgehalten werden sollen. Alle anderen Versammlungen werden in dem Parteiheim bei Wagner abgehalten. Die Partei stellt das Heim den Vereinen usw. zur Verfügung. Da das Heim den bescheidensten Ansprüchen aber nicht genügt, soll versucht werden, einen Raum bei Gastwirt Leyens für die Zwecke der Partei zu bekommen. Hoffentlich findet sich bald ein dauerndes, gemütliches Heim für Partei und Hitlerjugend.

Am 16.4. fand eine Versammlung des NSLB. in Gerolstein statt. Auf der Tagesordnung standen Sport und Mitteilungen des Abschnittsleiters683 Pg Reetz.

Am 20.4. wurde durch eine kleine Schulfeier des Geburtstages des Führers gedacht. Die im vorigen Jahre stattgefundene Überführung des Jungvolkes684 in die H.J. und die feierliche Aufnahme neuer Jungvolkjungen fiel in diesem Jahre aus.

Am 4.5. war eine Tagung des NSLB in Hillesheim. Die Kreisabschnitte hatten sich unter der Leitung des Herrn Schulrats dort versammelt.

Die Pfingstferien dauerten vom 14 – 21. Mai.

682 Die Klassenräume befanden sich im ersten Stock, zu dem die Kinder über eine Treppe gelangten. Im Erdgeschoss wohnte neben der Lehrerin der Stützpunktleiter (Auskunft Hans Hoffmann), dessen Nutzung der Räumlichkeit für Parteizwecke eine naheliegende Übergriffigkeit darstellte. 683 Dienstgrad der NSDAP (https://de.wikipedia.org/wiki/Abschnittsleiter, 18.2.2016) 684 s. Anm. 596 - 238 -

20 [1937] (3)

Am 5. Juni fand das deutsche Jugendfest in Gerolstein statt. Leider fehlten in diesem Jahre unserer Schule die Spitzenkönner, so daß kein Sieg über die anderen teilnehmenden Schulen herausgeholt werden konnte.

Am 10. Juni machte die 1. Klasse einen Ausflug nach Daun. Eine Erkundung in der Klasse hatte ergeben, daß nur einige Kinder ihre Kreisstadt schon einmal gesehen hatten. Das [!] verschiedene Kinder noch nie in der Eisenbahn gefahren hatten, mußte ich zu meiner großen Überraschung ebenfalls erfahren. Wir fuhren um 11 Uhr von Gerolstein ab. Nach einer Besichtigung der Burgreste und der alten Stadt erfolgte bei glühender Hitze der Marsch nach den Maaren. Von dort ging der Weg ins Liesertal nach Weiersbach685, um dann über den Eifelhöhenweg nach Daun zurückzuführen. Die Kinder, die des Marschieren[s] ungewöhnt waren, hatten unter der Tropenhitze sehr unter Durst zu leiden. Trotz allem ist aber der Tag für alle schön verlaufen. Abends um 9 waren wir wieder im Heimatdorfe angelangt.

685 Der Ort liegt im Tal der . Die Nachbarorte von Weiersbach sind im Norden Gemünden, im Osten Schalkenmehren und im Süden Üdersdorf. (https://de.wikipedia.org/wiki/Weiersbach_(Daun), 1.2.2016) - 239 -

(3) [1937] 21

Die Heuferien dauerten vom 14 – 28. Juni. Das Heu konnte bei unbeständigem Wetter eingebracht werden. Der Ertrag ist in diesem Jahre sehr gut.

Am 15.7. ging die Schule zum 1. Male auf die Suche nach demKartoffelkäfer.686 Durch eine Verordnung über die Bekämpfung des Käfers wurden die Gemeinden verpflichtet, regelmäßige Suchtage zu veranstalten. Abwechselnd sollen Schule und Gemeinde die Felder absuchen. Für unsere Gemeinde findet alle 14 Tage ein Suchtag statt. Glücklicherweise wurde am ersten Tage kein Käfer gefunden. Hoffentlich werden wir von diesem Eindringling verschont.

Im Anfang August wurden auf dem neuen Schulgelände einige Ausschachtungen gemacht, um den Untergrund festzustellen. Nachdem nach einem Meter Tiefe immer noch Mutterboden gefunden wurde, mußte das Loch bis zwei Meter geführt werden. Auch dann wurde noch kein tragender Boden (Fels) gefunden.

21.8. Einquartierung. Am 21. u. 22.Aug. war in Kalenborn Einquartierung. Nachdem schon einige Tage vorher Quartiermeister durch das Dorf gegangen waren, kamen spät abends die Soldaten. Am neuen Schulplatz wurde Halt gemacht. Nachdem die Geschütze (3 Haubitzen usw.) auf dem neuen Schulplatz untergebracht waren, war Ausgabe der Quartiere. Die Soldaten, die anstrengende Märsche hinter sich hatten, waren froh, zur Ruhe zu kommen. Der Herr Major Ranocha687, der im Hause des Lehrers einquartiert war, erzählte dem Lehrer über die Pläne des Gefechts, das in den nächsten Tagen in der Gegend von Kalenborn stattfinden sollte, dasjenige, das er wohl sagen durfte. Nachdem die Soldaten den Sonntag in Kalenborn als Ruhetag verlebt hatten (in gutem Einvernehmen mit den Kalenbornern, die froh waren, einmal wieder nach langen Kriegsjahren deutsche Soldaten bei sich zu haben688) zogen die Soldaten am Montag ins Manöver.689

686 Im Jahr 1935 wurde in Deutschland auf Anregung der Biologischen Reichsanstalt durch den Reichsnährstand der Kartoffelkäfer-Abwehrdienst (KAD) gegründet, der unter anderem eine Kartoffelkäfer-Fibel an die Schulkinder verteilte. Mit dem Slogan „Sei ein Kämpfer, sei kein Schläfer, acht’ auf den Kartoffelkäfer!“ war jeder zur Kartoffelkäferbekämpfung aufgerufen. Die Schulkinder bekamen sogar manchmal Schulfrei um die Käfer einzusammeln. Aus Arbeitslosen (vor Kriegsbeginn auch aus Soldaten) oder Schulkindern wurden in den Dörfern Suchkolonnen gebildet, um alle Felder nach Kartoffelkäfern abzusuchen; es gab Fangprämien und Ehrennadeln. Bei stark befallenen Feldern wurde das Kartoffelkraut gerodet und vernichtet, der Boden mit Schwefelkohlenstoff entseucht, die Kartoffelfelder im Umkreis mit Bleiarsen, später mit Kalkarsen besprüht. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kartoffelk%C3%A4fer, 10.1.2016) 687 nachweisbar als stellvertretender Kommandeur im Panzerbataillon 183 der Panzerbrigade 18 Holstein (https://panzerbrigade18.de/verbaende/panzerbataillon-183/personal.html, 18.2.2016) 688 Nach dem Versailler Vertrag war das linksrheinische Gebiet entmilitarisierte Zone, in der keine Manöver stattfinden durften. Dies änderte sich am 7.3.1936 mit der Remilitarisierung des Rheinlandes, in der NS-Diktion die Wiederherstellung der vollen Souveränität des Reiches genannt: "Entgegen den Bestimmungen in den Verträgen von Versailles und Locarno marschieren deutsche Truppen in das entmilitarisierte Rheinland ein und beginnen mit dem Bau von Befestigungsanlagen an der Westgrenze." ( https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-193 6 .html, 24.7.2016) — Ähnlich wie der Lehrer formuliert Baur, Viktor: Eifelland im Wechsel von fünf Jahrzehnten. In: Die Eifel 1938, S. 73-76; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/242348, 9.20.2016, hier S. 76: Im Herbst 1937 erleben die Eifelbewohner die großen Eifelmanöver. Seit nahezu 20 Jahren haben sie im unfreien Grenzland keine deutschen Truppen mehr gesehen. Mit still verhaltener Freude und herzlicher Gastlichkeit nehmen sie die deutschen Soldaten auf. 689 Im Eifel-Kalender 1939, S. 81 - 84, findet sich ein Bericht Von einem Gefreiten: Manöver in der Eifel [1937], in dem die Orte Arzfeld, Hillesheim, Kerpen (wegen Eifelmaler Fritz von Wille), Kronenburg (wegen Hermann-Göring-Meisterschule), Zingsheim und Schuld erwähnt werden. Der Anonymus, offensichtlich ein Eifeler von der Ahr, diente seinen meistenteils nördlicheren Kameraden als "Dolmetscher" mit der einheimischen Bevölkerung. Wegen einiger Übereinstimmungen in einem späteren Beitrag "Entzauberte Eifel" über den Bau des Westwalls (Eifel-Kalender 1941, S. 27 - 30) dürfte es sich bei dem Anonymus um Dr. A. Spoo aus Mönchen-Gladbach handeln. - 240 -

22 [1937] (3)

Am 23. August war Kalenborn Schauplatz eines Manövergefechts. Dem Gefecht lag folgender Plan zugrunde: Der Feind hatte die Höhen westlich von Oos – Büdesheim besetzt. Die blauen Truppen690 sollten die Höhen vom Feinde befreien. Sie standen in der Gegend von Müllenborn und in den Wäldern südlich von Müllenborn. Der Weg durch das Wiesental von Oos war natürlich nicht benutzbar, da der Feind die Gegend gut einsehen konnte. Es war darum ein Flankenangriff geplant. Der Feind sollte von Norden umgangen werden. Am Montagmorgen konnte man vom Wasserturm (der von roten Vorposten, die die Pläne der Gegner ahnten, besetzt war) betrachten, wie die blaue Partei von Roth und über den Roßbüsch auf Kalenborn zog, um von dort nach Scheuern und in den Ammelswald zu kommen. Die schwachen Vorposten der roten Partei, die immer wieder Meldungen nach hinten trug, zogen sich langsam zurück. Am Nachmittag ging der Lehrer mit den Schulkindern in das Gelände bei der Matthiaskapelle in Scheuern, um den Kampf weiter zu verfolgen. Von allen Seiten kämpften sich die blauen Truppen unter Ausnutzung aller Deckungsmöglichkeiten an Kalenborn und Scheuern heran. Die letzten roten Vorpostenketten, die bei dem Matthiaskapellchen lagen, zogen sich zurück. In Kalenborn hatte eine Anzahl (26) Tanks Aufstellung genommen. Nachdem sie erst die Gegend mehrfach abgefahren waren, tauchten sie, nachdem sie wieder auf Scheuern gefahren waren, plötzlich auf dem Wege Scheuern – Duppach, das Wäldchen westlich des Weges unter Feuer nehmend, wieder auf. Bei diesem Stande wurde das Gefecht abgebrochen. Eine anschließende Besprechung der Offiziere, an der auch Herren vom Generalstabe, die in Autos erschienen waren, nebst Herren fremder Nationalität teilnahmen, endigte damit, daß den blauen Truppen der Sieg zuerkannt wurde. Das Gefecht nahm dann seine Fortsetzung. Es sollte auch während der Nacht gekämpft werden. An dem Nachhausewege wurden noch einige Haubitzen in Feuerstellung besichtigt. Am Abend wurden Notquartiere in Kalenborn und Scheuern eingerichtet, da die Soldaten wegen drohenden Regens Schutz haben sollten.

690 Die Parteien werden [beim Manöver] mittels Partei-Farben (oftmals blau, rot, orange, gold) gekennzeichnet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rman%C3%B6ver, 10.1.2016) Blau stellt gewöhnlich die "gute" (eigene), rot die "böse" (feindliche) Partei dar. - 241 -

(3) [1937] 23

Am 1. September trat eine Änderung im Schulleben ein. Der Katechismusunterricht, der bisher vom Herrn Pfarrer Arens691 erteilt wurde, wurde wie allerwärts von den beiden Lehrpersonen übernommen.692

Am 2. Sept. war eine Tagung des NSLB. in Gerolstein.

Vom 6.-14. Sept. war der Reichsparteitag693 in Nürnberg. Da der Lehrer daran teilnahm, übernahm die Lehrerin die Vertretung. Während der Parteitage waren in Kalenborn große Manöver694, an denen die Schulkinder unter Führung von Frl. Wyrembeck Anteil nahmen. (Ein Zeitungsbericht erzählt von den Kämpfen.)

Die Ferien dauerten vom 14.9. - 16.10.37.

Am 17.10695 war der Kreisparteitag in Daun.696 An der Tagung nahmen auch die beiden Lehrpersonen sowie die Ortsleiter der Organisationen teil.

In der Eifel haben wir in diesem Jahr eine Rekordkartoffelernte gehabt. Die Keller können die Mengen nicht fassen, so daß Scheunen usw. voll sind. Kartoffeln von 1½ – 2 Pfund sind keine Seltenheit. Leider hat dieser Segen eine üble Begleiterscheinung. Der Absatz läßt sehr zu wünschen übrig. Da die modernen, frachtgünstig gelegenen Anbaugebiete ebenfalls gute Ernte hatten, haben diese die Abnehmer mit Kartoffeln versorgt. Unser Kassenrendant Leuschen gibt sich die größte Mühe, die von dem Kreisleiter Kölle697 und anderen Parteistellen unterstützt wird, einen Absatz von Kartoffeln zu erreichen. Trotzdem geht der Absatz hier jetzt schleppend. Da mit dem Erlös dringende Schulden (Saatkartoffeln und Dünger) bezahlt werden sollen, wäre zu wünschen, daß dem hiesigen Notstandsgebiet geholfen wird.

691 Pfarrer in Roth von 1929 bis 1939 692 [...] der durch das Konkordat geschützte Religionsunterricht wurde zunehmend zum Angriffspunkt. So durften immer häufiger aus der Kirche ausgetretene Lehrer Religionsunterricht erteilen, die das zu antikirchlicher Beeinflussung nutzten. Das führte nach Feststellungen der Kirchenbehörden insbesondere in den höheren Jahrgängen zu einer zunehmenden „Entchristlichung der Schuljugend". Der damit einhergehenden kirchlichen Kritik wurde schließlich mit der Verdrängung von Pfarrern und Kaplänen aus den Schulen begegnet. Zum 1. September 1937 wurde den Geistlichen durch ministerielle Verfügung die Erteilung des Religionsunterrichts an den Volksschulen gänzlich verboten. Katechismusunterricht durfte künftig nur noch durch hauptamtliche Lehrkräfte erteilt werden. Wenn die Amtskirche hierauf auch mit der Einrichtung eines eigenen Religionsunterrichts in Sakristeien und Gemeindehäusern reagierte, war sie des so wichtigen schulischen Einflusses beraubt. Gegen Lehrer, die Religionsunterricht in dezidiert nationalsozialistischem Sinne erteilten, blieb lediglich der nicht sehr wirksame Weg der Beschwerde bei der Schulaufsichtsbehörde. Zudem war die wöchentliche Stundenzahl der religiösen Unterweisung zunächst von vier auf zwei, seit 1938 dann auf nur noch eine reduziert worden. (http://www.jugend1918-1945.de/thema.aspx? s=5108&m=965&open=5108, 10.1.2016) 693 6.–13. September 1937: Beim Reichsparteitag der Arbeit wurde Bezug genommen auf die Verringerung der Arbeitslosigkeit seit der Machtübernahme. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsparteitag, 1.2.2016) 694 Übungsziele waren Luftschutz und Verdunkelung (vgl. http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/BBKNV193712.PDF, 10.1.2016: Zeitschrift Gasschutz und Luftschutz, 7. Jg. Nr. 12, Berlin, Dezember 1937, Artikel: Die Herbstübungen 1937 des deutschen zivilen Luftschutzes.). ― Für den 19.9.1937 wird berichtet: Im Osten des Deutschen Reichs beginnen erstmals seit dem Ersten Weltkrieg große Manöver aller drei Waffengattungen., am 20.9.: In Berlin wird im Rahmen der Manöver eine Luftschutzwoche mit zahlreichen Übungen abgehalten. (https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-193 7 .html, 24.7.2016) 695 ein Sonntag 696 Etwa 10.000 Volksgenossen sollen an diesem Parteitag teilgenommen haben. Kreisleiter Kölle hatte anläßlich dieses Parteitages erklärt, daß es mittlerweile seine Überzeugung ist, daß „die Bevölkerung restlos und in vollster Überzeugung hinter dem Führer und dem Nationalsozialismus stehe“. (Dreesen, Josef: Der Kreis Daun im Dritten Reich. Meckenheim: Warlich 1990. S. 123) 697 Walter Kölle (8.2.1897 Köln - 26.8.1958 Bonn). Familienstand: verheiratet, keine Kinder. - Beruf: Kaufmann, aktiver Offizier, 1914-1920 Leutnant der Luftwaffe, Kriegsteilnahme; April 1938 erfolglos zum Reichstag vorgeschlagen; 1939 zunächst als Kreisleiter vom Kriegsdienst befreit, ab 1940 bis 1944 als Major der Luftwaffe eingezogen. - NSDAP: 1.11.1928 Eintritt in die NSDAP (Nr. 102200); vor 1931 Adjutant beim SS-Standartenführer "Rheinland" Karl Zenner, Entlassung aus der SS; [Anm.: Gauleiter Ley an Reichsorganisationsleiter Strasser am 20.11.1930: Kölle wurde seinerzeit aus der SS hinausgeworfen und nur die grösste Nachsicht bewahrte ihn vor dem gleichen Schicksal, aus der Partei ausgeschlossen zu werden. (Bundesarchiv Best. OPG/E 87 Janicke)] Mitglied der Ortsgruppe Trier, wo er zusammen mit Janicke und Britten zu den Gegnern von Struve und Paul Simon gehört; 1931-1945 Kreisleiter von Daun (ab 1938: Daun-Wittlich); bis 16.3.1936 mit der Verwaltung des Kreisleiteramtes des Kreises Bernkastel beauftragt; 1.1.1938-1945 zusätzlich Kreisleiter von Wittlich (Kreis Daun-Wittlich). Nachkriegszeit: zunächst unter falschem Namen "Hans Graf" untergetaucht, durch Illustrierte enttarnt; Säuberungsspruch der Spruchkammer Koblenz vom 18.8.1952: Belasteter, Verlust des Ruhegehalts; Säuberungsspruch der Rechtsmittelabteilung bei der Spruchkammer Koblenz vom 29.9.1952: Pensionsansprüche aus der Zeit als aktiver Offizier des Weltkriegs 1914/18 werden anerkannt und sind nicht vom Verlust des Rechtsanspruchs auf Ruhegeld betroffen. (http://rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/goorppd.pl?s1=-pkc0178-, 9.10.2016) - 242 -

24 [1937] (3)

Am Montag, den 24. Okt. wurde mit der Ausschachtung für die Schule begonnen. Zuerst soll der Bau des Wohnhauses begonnen werden.

Am 18. Nov.698 fand in Gerolstein eine Tagung des NSLB. statt. Berufslehrer Becker Gerolstein sprach über das Thema: Die Fortbildungsschule699 im Vierjahresplan700.

Der einsetzende Frost bildet eine Gefahr für unseren Schulneubau. Hoffentlich friert es nicht so stark, daß irgendwelche Beschädigungen eintreten. Leider mußte ich feststellen, daß in der Planung des Wohnhauses ein grober Fehler enthalten war. Der Plan sieht vor, daß nur je 1 Keller für die beiden Lehrpersonen vorgesehen ist. Der Raum unter der Küche und dem Badezimmer wurde, nachdem er schon ausgeschachtet war und die Mauern errichtet waren, wieder zugeworfen. Mein Protest konnte daran vorläufig nichts ändern. Der Ortsbürgermeister, der mit dieser Maßnahme ebenfalls nicht einverstanden war, verbot das weitere Zuwerfen. Eine Besichtigung durch den Amtsbürgermeister Laroche701 ist ebenfalls erfolgt. Ich will hoffen, daß die beiden Räume als Keller eingerichtet werden, da diese[r] Raum noch dringend nötig ist. Einer der beiden neuen Räume müßte als Luftschutzkeller eingerichtet werden.702 Bei einer Rücksprache mit dem Architekten sagte mir dieser, daß man in Trier den Bau eines Luftschutzkellers abgelehnt hätte, weil er für diese Gegend nicht nötig wäre. Dieser Standpunkt der Regierung ist mir unverständlich. Ich soll als Luftschutzhilfslehrer den Bau von Luftschutzkellern propagieren und muß dann so die eigenartige Stellungnahme der Regierung als "Propagandamittel" benutzen. Kommentar überflüssig! Der Vorschlag, den Bau einer Autogarage vorzunehmen, schien ebenfalls die Zustimmung der Behörden nicht zu finden.

Am 17.11.703 fand in Gerolstein eine Ganztagung des Reichsluftschutzbundes704 statt. In dieser Tagung wurden Lehrer des Kreises als Luftschutzhilfslehrer ausgebildet. Diese sollen in ihren Dörfern Kurse abhalten, um die Bevölkerung mit dem Luftschutz vertraut zu machen. Ich werde nach Weihnachten in Kalenborn und Scheuern diese Kurse halten.

698 ein Donnerstag 699 Die Kreissatzung für die Regelung des gewerblichen Berufsschulwesens im Kreis Daun, die am 01.04.1937 vom Kreisausschluß beschlossen und in Kraft gesetzt wurde, begründete die Berufsbildende Schule in der Trägerschaft des Kreises Daun, und das am 06. Juli 1938 beschlossene Reichsschulpflichtgesetz, dessen Inhalt im wesentlichen mit der Kreissatzung übereinstimmte, machte für alle diejenigen, die die Volksschulpflicht erfüllt hatten, den Berufsschulunterricht entweder in einer gewerblichen, kaufmännischen, hauswirtschaftlichen oder ländlichen Berufsschule verbindlich, sofern nicht andere Fortbildungsanstalten besucht wurden. (http://www.bbs-gerolstein.de/BBS- Gerolstein/index.php/2-uncategorised/28-chronik-bis-1937, 9.2.2016) 700 s. Anm. 681 701 s. Anm. 679 702 Konsequenz aus der Herbstübung, s. Anm. 694 703 ein Mittwoch; eine Ganz[tags]tagung bedingt mithin Unterrichtsausfall 704 Der Reichsluftschutzbund (RLB) war ein öffentlicher Verband für den deutschen Luftschutz in der Zeit des Nationalsozialismus. [...] Der RLB diente mit seinem engen Netz an Luftschutzwarten neben der praktischen und psychologischen Vorbereitung auf einen Luftkrieg sowie der Anleitung der Selbstschutzes der Bevölkerung während und nach Luftangriffen auch der politischen und polizeilichen Kontrolle der Bevölkerung. Der Bund wurde am 29. April 1933 von Hermann Göring gegründet und unterstand zugleich Görings Reichsluftfahrtministerium. [...] Im Jahre 1939 waren etwa 15 Millionen Mitglieder im RLB organisiert. Es existierten 75.300 Dienststellen; 820.000 Amtsträger taten ihren Dienst im RLB (davon 280.000 Frauen). Die Mitglieder wurden in 3.800 Schulen von mehr als 28.000 Lehrern ausgebildet. Das Ausbildungsprogramm umfasste das luftschutzmäßige Herrichten eines Hauses und der Wohnung, Brandbekämpfung, Gasschutz, Erste Hilfe, Meldewesen. Zur Teilnahme an den Ausbildungsveranstaltungen des RLB konnte jeder durch das Luftschutzgesetz vom 26. Mai 1935 verpflichtet werden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsluftschutzbund, 10.1.2016) - 243 -

(3) [1937] 25

Am 23.11. fand auf der Schule eine öffentliche Versammlung der NSDAP. statt. Pg Lehrer Reetz Gerolstein sprach über das Thema: Ein Volk hilft sich selbst. Es war ein Appell für das Winterhilfswerk.705 Die Gebefreudigkeit darf nicht nachlassen, da noch viele Aufgaben in Deutschland zu erfüllen sind. In der Aussprache wurde auch der brennende Wunsch nach Absatz der Kartoffeln, die ja in diesem Jahre in überreichlichem Maße da sind706. Pg. Reetz versprach, die Wünsche an höherer Stelle vorzubringen.

Am 2.12.37. begann in der hiesigen Schule die Schulkinderspeisung. Die NSV.707 hatte der Schule 10 Pfund Kakao, 25 Pfund Zucker und 20 Pfund Maggis Suppen zur Verfügung gestellt. Die Milch wird im Dorfe gesammelt. Die Zubereitung übernimmt wie schon in früheren Jahren die Gastwirtin Frau Leyens, der ich auch an dieser Stelle meinen Dank ausspreche.

Daß die NSV von uns nicht nur Opfer fordert, sondern mit den Spenden auch wieder Gutes für uns tut, sehen wir noch daran, daß von der NSV auch in diesem Winter wieder Kinder in die Erholungsheime schickt. Jetzt fahren 3 Kinder für 4 Wochen nach Remagen.

Der Tag der nationalen Solidarität708 hatte für den Stützpunkt Kalenborn folgendes Ergebnis: Kalenborn 18,60 M, Scheuern 12,40 M, Roth 12,45, zusammen 43,45 M, also 2 M mehr als im Vorjahre.

Durch Verfügung der Regierung wurden mit sofortiger Wirkung die kirchlichen Festtage Marie Empfängnis, Hlg. Dreikönige und Peter u. Paul aufgehoben. An diesen Tagen ist Schulunterricht.

Am Freitag, den 10.12.37. war eine Tagung des NSLB. in Gerolstein. Die Tagung beschäftigte sich mit dem Thema: Wirtschaftliche Erdkunde.

Der Schulneubau liegt seit dem 5.12. wegen Frost und Schnee still. Der Winter, der in der Eifel seinen Einzug gehalten hat, scheint länger als in den vorigen Jahren bei uns zu weilen. So gut dies für die Natur ist, so wenig ist es dem Neubau nützlich. 26 [1937 - 1938] (3)

705 https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/HPLPMW6DPXJP3LXZIHFARSFTDHBVBKVI Herausgeber: Winterhilfswerk; Grafik: Riemer; Druck: keine Angaben; Größe: 59 x 41,5 cm; Anzahl: 1; Farbige Grafik: Gruppenbild einer Familie: Vater, Mutter, vier Kinder, oben Reichsadler mit Hakenkreuz. Die Region selbst profitierte auch vom WHW. In einer Mitteilung heißt es: Das Eifelland dankt Dr. Goebbels. Reichsminister Dr. Goebbels empfing vor kurzem eine von Gauleiter Simon und Kreisleiter Kölle (Daun) geführte Abordnung des Kreises Daun, die dem Minister als Dank des Kreises für die durch eine Auftragserteilung für das Winterhilfswerk erzielte Wirtschaftsbelebung mehrere Kunstwerke eifelländischer Künstler überreichte [...] (Die Eifel 1936, S. 156; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241478, 8.10.2016). Dazu genauer: Der Kreis Daun hatte den Auftrag, in 6 Millionen Flachfigürchen Proben seiner liebenswürdigen bodenständigen Holzkleinkunst über ganz Deutschland zu verbreiten. [...] Urheimat und Mittelpunkt der Herstellung ist Dreis im Kreise Daun. [...] Von Dreis aus wurden die Rohformen der Abzeichen auf 17 Arbeitsgemeinschaften verteilt, in denen 800 Jugendliche, Jungen und Mädchen aus 75 Ortschaften des Kreises Daun in frohem Eifer malten, schnitten, lackierten und auffädelten. (Meurin, Leonie: Märchenkinder aus der Eifel. In: Eifel-Kalender 1938, S. 122f; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/206277, 19.7.2016) 706 fehlt das Verb (angesprochen) 707 s. Anm. 626 708 [4. Dezember 1937] Als Tag der Nationalen Solidarität bezeichneten die Nationalsozialisten einen jährlich wiederkehrenden Sammeltag zum Auftakt des Winterhilfswerks, bei dem prominente Parteifunktionäre und Künstler mit der Sammelbüchse um Geldspenden warben. [...] Der Begriff „Nationale Solidarität“ wird Joseph Goebbels zugeschrieben und wurde von Adolf Hitler in der Eröffnungsrede am 13. September 1933 verwendet. Er sollte in propagandistischer Absicht den „im Bewusstsein der Arbeiter verankerten Slogan internationale Solidarität“ verdrängen. Die Zeitschrift Muttersprache bemängelte 1935: „Jeder, dem seine deutsche Muttersprache als teuerstes Erbgut von den Ahnen her, als reinster Ausdruck der deutschen Seele am Herzen liegt, muß sich aufs tiefste gekränkt fühlen durch die unglückliche Wahl jener welschen Bezeichnung für eine so heilige, gute deutsche Sache, einer Bezeichnung, die zudem erinnert an die ‚internationale Solidarität‘ unseligen Angedenkens…“ [...] Begeistert wurde das Ergebnis dieses Tages von der Presse gelobt: „Das Winterhilfswerk 1937/38 bewies nun in seiner glänzenden Entwicklung den Fortschritt sozialistischer Erziehung in der deutschen Volksgemeinschaft. So erbrachte der Tag der nationalen Solidarität, an dem wieder das deutsche Führerkorps in Stadt und Land sammelte, diesmal etwa 8 Millionen RM.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Nationalen_Solidarit%C3%A4t, 10.1.2016) - 244 -

Am 21.12.73 war Berufsberater Neuß aus Gerolstein hier anwesend, um den Eltern und Schülern Rat bei der Wahl eines Berufes für die Schulentlassenen zu geben. Er empfahl besonders die Wahl eines landwirtschaftlichen Berufes, der für die Landjugend die besten Aussichten bietet. Leider scheint bei den Eltern wenig Neigung zu bestehen, ihre Lieblinge in die rauhe Fremde zu schicken. Daß sie sich dadurch an der Zukunft ihrer Kinder versündigen, scheint ihnen nicht zum Bewußtsein zu kommen.

Vom 22.12.37 bis 7.1.38 waren die Weihnachtsferien.

Vom 3.1. - 22.1.38 nahm der Lehrer an einem Lehrgang für politische Leiter auf der Gauschulungsburg709 in Koblenz- Metternich710 teil. Die Vertretung vom 7.1 – 22.1 übernahm die Lehrerin.

Am 1.2. war in Jünkerath eine Tagung des NSLB. Sie stand im Zeichen der körperlichen Ertüchtigung für Lehrer und Schüler. Die kommende Vermehrung der Turnstunden erfordert auch eine Vorschulung des Lehrers. Um eine größere Abwechslung in das Turnen zu bringen, sollen auch in der Landschule Turngeräte benutzt werden. Da jedoch eine Anschaffung von Turngeräten ungefähr 1000 Mark kosten würde, soll der Lehrer mit Hilfe der Kinder selbst Geräte herstellen. Mit der Herstellung und dem Gebrauch dieser Geräte machte uns der Gausachberater Kummer-Johann aus Koblenz vertraut. Kinder zeigten die vielseitige Benutzung der Geräte. Es folgten einige Turnstunden. Am Schluß wurden Filme von der Olympiade711 und dem Fußballspiel gezeigt.

Zur Ausbildung der Bewohner im Luftschutz wurde vom Lehrer, der Luftschutzhilfslehrer des RLB.712 ist, ein Kursus abgehalten. Die Vorträge fanden am 2, 4 u. 7. Februar in der Schule statt. Es wurden hauptsächlich Frauen, junge Mädchen und Männer über 50 Jahren ausgebildet. Die Ausbildung an den Feuerlöschgeräten soll bei besserem Wetter vorgenommen werden.

In der ganzen Eifel herrscht ein strenger Winter.

709 Eine Gauführerschule (auch Gauschulungsburg) war eine Schulungseinrichtung der NSDAP oder einer ihrer angeschlossenen Verbände und unterstand den jeweiligen Gauleitungen. Ihr Ziel war die „weltanschaulich-politische Ausrichtung“ der Teilnehmer. [...] Zur „weltanschaulichen Schulung“ sollten unmittelbar erfasst werden die Politischen Leiter der NSDAP und alle Parteiredner sowie weitere Mitglieder der NSDAP, die sich freiwillig gemeldet hatten und nach einem Ausleseverfahren zugelassen worden waren. [...] Von der weltanschauliche Schulung erfasst werden sollten zudem alle Mitglieder im Nationalsozialistischen Lehrerbund, die Mitglieder im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund und des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gauführerschule, 2.2.2016) 710 Das Weidtmansche Schlösschen, auch Metternicher Schlösschen genannt, ist eine Villa in Koblenz. [...] In der NS-Zeit wurde die Villa von der SA genutzt, nach dem Zweiten Weltkrieg von der französischen Besatzungsarmee. (https://de.wikipedia.org/wiki/Weidtmansches_Schl %C3%B6sschen, 2.2.2016) 711 1936 in Berlin. Es kann sich allerdings noch nicht um den berühmten Film "Olympiade" von Leni Riefenstahl handeln, da dieser erst am 20. April 1938, Hitlers 49. Geburtstag im Berliner Ufa-Palast uraufgeführt wurde. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Olympia_%28Film%29, 11.1.2016 712 s. Anm. 704 - 245 -

(3) [1938] 27 In der ersten Hälfte des März meldeten die Zeitungen Berichte aus Österreich, die die Welt aufhorchen ließen. Schuschnigg713, der österreichische Bundeskanzler wollte eine Wahl vornehmen, die die Nationalsozialisten noch weiter entmündigen sollte, als es vorher schon der Fall war. Der dann einsetzende Umschwung, der eine Machtübernahme der NSDAP. in Österreich brachte714, fand auch in Kalenborn begeisterten Widerhall. Die Ereignisse wurden in der Schule mit Begeisterung verfolgt. Die Ereignisse einzeln anzuführen, erübrigt sich, da sie Sache der deutschen Geschichte sind, nicht eines Dorfes. Die Reden usw. wurden am Radio abgehört. Zeitungsartikel, Bilder usw. gaben den Stoff für den Unterricht. In der Feier des Heldengedenktages715 gedachte der Redner der Opfer in Österreich, die wie in Deutschland nun nicht vergebens gebracht sind.

Am 18.3. war in Gerolstein eine Versammlung des NSLB. Abschnitt Gerolstein. Rektor Rahm716 hielt einen Vortrag: Höhere Schule und Vierjahresplan. Der Ereignisse in Österreich wurde gedacht.

Am 21.3. fanden in Gerolstein Fußballrundenspiele der Schulen statt. Eine gemischte Mannschaft aus Kalenborn, Roth und Müllenborn kämpfte gegen Lissingen und verlor hoch.

Am 26.3. waren in den Orten des Stützpunktes je eine Wahlversammlung in Kalenborn, Roth und Scheuern angesetzt. Die Reden fanden mit ihren Worten begeisterte Zustimmung. Es wird wohl in den Orten niemand geben, der seine Stimme nicht dem Führer gibt.

Nachtrag. Die Schulkinderspeisung fand am 15.2. ihr Ende. Es war leider nicht möglich, eine Nachlieferung von Nahrungsmitteln und Getränken zu bekommen.

Vom 31.3. - 20.4.38. waren Osterferien. Das neue Schuljahr begann mit dem Geburtstage des Führers, dessen in einer kleinen Schulfeier gedacht wurde. Durch den Rundfunk wurde die Ansprache des Ministers Rust717 in Berlin übertragen.

Zur Schule kamen 7 Kinder. (3 Knaben und 4. Mädchen.[)] Die Anzahl der Schulkinder beträgt 65.

713 Kurt Alois Josef Johann Schuschnigg (von 1898 bis 1919 amtlich Edler von Schuschnigg; * 14. Dezember 1897 in Riva del Garda, Österreich- Ungarn; † 18. November 1977 in Mutters, Tirol) war während der Zeit des von ihm als Justizminister mitkonzipierten austrofaschistischen „Ständestaates“ vom 29. Juli 1934 bis zum 11. März 1938 diktatorisch regierender Bundeskanzler des Bundesstaates Österreich. Ab 1936 übernahm Schuschnigg auch die Führung der österreichischen Einheitspartei Vaterländische Front und führte den Titel „Bundeskanzler und Frontführer“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schuschnigg, 11.1.2016) 714 Schuschnigg versuchte noch eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs abzuhalten, welche selbst von den illegalen Sozial- demokraten und Kommunisten unterstützt worden wäre. Sie wurde von Schuschnigg am 9. März publik gemacht und sollte am Sonntag, dem 13. März 1938, abgehalten werden: ein Überraschungscoup, der administrativ in keiner Weise vorbereitet war. Die Frage sollte lauten, ob das Volk ein „freies und deutsches, unabhängiges und soziales, ein christliches und einiges Österreich“ wolle oder nicht. [...] Innenminister Seyß-Inquart und Minister Glaise-Horstenau erklärten ihrem Bundeskanzler unverzüglich, dass die Abstimmung in dieser Form verfassungswidrig sei. Ob das Plebiszit nun eine „Flucht nach vorn“ des österreichischen Kanzlers war oder ein „schwerer Fehler“, Hitler änderte nun seine Strategie und ging nun daran, sein Ziel sofort zu erreichen: Er befahl die Mobilmachung der für den Einmarsch vorgesehenen 8. Armee und wies Seyß- Inquart am 10. März an, ein Ultimatum zu stellen und die österreichischen Parteianhänger zu mobilisieren. Hitler befürchtete offenbar, die Abstimmung könnte eine Mehrheit gegen den „Anschluss“ erbringen. Unter dem Druck musste Schuschnigg die Volksabstimmung am 10. März absagen. Am 11. März, als die österreichischen Nationalsozialisten bereits vielerorts die Macht übernahmen und deutsche Polizeiexperten per Flugzeug in Wien eintrafen, wurde Schuschnigg zum Rücktritt gezwungen. Die Kanzlerschaft übernahm für drei Tage Seyß- Inquart, nachdem es Bundespräsident Wilhelm Miklas nicht gelungen war, einen nicht-nationalsozialistischen Kanzlerkandidaten zu finden. In Schuschniggs Rundfunkrede vom Abend des 11. März 1938 fielen die oft zitierten Worte, mit denen er vor der Welt festhielt, dass die Regierung „vor der Gewalt weiche“, dass er aber unter keinen Umständen „deutsches Blut“ vergießen wolle (weshalb das Bundesheer keinen Einsatzbefehl erhalten hatte). Er schloss mit den Worten „Gott schütze Österreich“. Am 12. März überschritten Truppen der deutschen Wehrmacht die Grenze und marschierten ohne Widerstand in Österreich ein. Die Bundesregierung Seyß-Inquart vollzog den „Anschluss“ Österreichs am 13. März im Gleichklang mit der Reichsregierung in Berlin per „Gesetz“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schuschnigg#.E2.80.9EAnschluss.E2.80.9C, 11.1.2016) 715 Die Nationalsozialisten übernahmen den Volkstrauertag und legten ihn als staatlichen Feiertag fest. Gedenktag war nun der zweite Fastensonntag. Mit dem Gesetz über die Feiertage vom 27. Februar 1934 wurde er in Heldengedenktag umbenannt und sein Charakter alsdann vollständig verändert: Nicht mehr Totengedenken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern Heldenverehrung. [...] Die Propagandawirkung des Tages wurde so hoch eingeschätzt, dass alle entscheidenden Schritte der Kriegsvorbereitung bis einschließlich 1939 auf ein Datum in unmittelbarer Nähe zum Heldengedenktag gelegt wurden: • 1935: Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht einen Tag vorher • 1936: Remilitarisierung des Rheinlands einen Tag vorher • 1938: Einmarsch deutscher Truppen nach Österreich einen Tag vorher • 1939: „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ drei Tage nachher (https://de.wikipedia.org/wiki/Volkstrauertag, 2.2.2016) 716 s. Anm. 933 im Personenverzeichnis 717 s. Anm. 598 - 246 -

28 [1938] (3)

Die Wahl am 10. April718 hatte in Kalenborn und Scheuern ein glänzendes Ergebnis. Alle Wähler hatten ihre Stimme für den Führer abgegeben. Um 10½ Uhr hatten alle Wahlberechtigten gewählt.

Unsere Kapelle wurde neu mit Schiefer gedeckt. Der alte Turm wurde durch einen höheren ersetzt.

Der Schulneubau tritt in ein neues Stadium. Am 25.4.38 wurde mit dem Ausschachten für den Neubau des Schulhauses begonnen. Das Wohnhaus ist im Rohbau fast fertig.

Am 25.4. hielt unser neuer Kreissportlehrer Etringer719 eine Turnstunde in unserer Schule ab. Am 7. u. 8. Mai war von unserem Kreissportlehrer Etringer ein Wochenendlehrgang in Daun und . Die Teilnehmer wurden in die Sportarbeit des Sommers eingeführt. Der Stundenplan sieht 5 Turnstunden vor. Im Sommer soll vor allen Dingen Handball gespielt werden.

Am 29.5. wurde Frl. Wyrembeck in ihre Heimat abberufen.720 Ihre Mutter hatte einen tödlichen Schlaganfall erlitten. Die Vertretung bis zu den Pfingstferien übernahm der Lehrer.

Die Pfingstferien dauerten vom 2.6 – 10.6.

Die Lehrerin hat wegen einer schweren Erkrankung ihrer Mutter einige Wochen Urlaub erhalten. Die Vertretung nach den Pfingstferien übernimmt der Lehrer.

Am 24.6. unternahm die Oberklasse eine Wanderung nach Dockweiler-Dreis. Dort wurde die "Alte Garde"721, die eine Fahrt durch den Westmarkgau722 macht723, begrüßt. Aus dem Dorfe waren einige große Leute724 mitgefahren.

Der Schulneubau liegt seit Wochen still. !!!

718 Die Wahl zum Großdeutschen Reichstag vom 10. April 1938 fand zugleich mit der nachträglichen Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich statt. Zugelassen war wie bei den beiden vorangegangenen Wahlen nur eine nationalsozialistisch dominierte Einheitsliste, auf der einige als Gäste bezeichnete Parteilose kandidierten. Es handelte sich damit um eine Scheinwahl, da das Ergebnis bereits von vornherein feststand: Sowohl die Wahl als auch die Abstimmung erbrachten, wie die vorherigen Wahlen, eine deutliche Zustimmung. [...] Die Einheitsliste der NSDAP erreichte offiziell 99,1 % der Stimmen, 0,9 % waren ungültig. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch leere Stimmzettel als Stimmen für die NSDAP gewertet wurden, welche somit alle 814 Sitze im Reichstag erhielt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstag swahl_1938, 11.1.2016) 719 Matthias Etringer, *31.7.1892, kath. Endgültig angestellt am.1.4.1919. Erste Lehrerprüfung am 12.3.1914 in Prüm, zweite am 4.3.1921 in Schalkenmehren. Seit 1.4.1914 an der zweiklassigen kaath. Volksschule in Schalkenmehren, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK- 0154/VLK-0154-0776.jpg, 26.7.2016) Lehrer Etringer ist bereits 1926 im Eifelvereinsblatt, S. 117 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/227419, 20.9.2016) als Vorsitzender der Ortsgruppe Schalkenmehren des Eifelvereins genannt (9 Mitglieder). 720 In der Folge wird sie in dieser Chronik nicht mehr erwähnt. Zu ihrem Verbleib findet sich eine zweite "Personal-Karte": Seit 1.8.1939 in Hadmersleben, Kreis Wanzleben, an der Gemeinschaftsschule. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0106/VLK-0106-0383.jpg, 25.7.2016) 721 Das Korps der Alten Kämpfer, auch Alte Garde genannt bestand aus Parteimitgliedern, die der NSDAP oder auch den „NS- Kampforganisationen“ wie der Sturmabteilung und dem Stoßtrupp Adolf Hitler bereits von 1919 bis 1923 angehört hatten oder 1923 am Hitlerputsch in München teilgenommen hatten. Die Parteimitglieder traten nach der Neugründung der Partei im Februar 1925 unter ihrer alten Mitgliedsnummer wieder bei und den Angehörigen der „Kampforganisationen“ wurde bei Eintritt in die NSDAP eine der 550 reservierten Mitgliedsnummern verliehen. Vor allem Angehörige dieses Korps bildeten die ranghöchsten Politischen Leiter der Partei. Die Gruppe der Alten Garde waren Inhaber des „Goldenen Parteiabzeichens“ der NSDAP, teils auch des „Blutordens“. Auf ihren Uniformen trugen sie zahlreiche Insignien, wie zum Beispiel verschiedene Ehrenwinkel und Ärmelstreifen, die diese Gruppe schon äußerlich als Alte Kämpfer erscheinen ließen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Alter_K%C3%A4mpfer, 11.1.2016) 722 vgl. Anm. 593 723 Die Fahrt dauerte vom 21. bis 24. Juni und ging über Laacher See, Brohltal, Bad Neuenahr, Adenau mit Nürburgring, Dauner Maare und Bad Bertrich ("Die Eifel" 1938, S. 91f; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/242373, 9.10.2016) 724 Erwachsene - 247 -

(3) [1938] 29

Die Heuferien dauerten vom 28.6 – 12.7. Das Wetter war nicht sehr gut. Es wurde wenig Heu eingefahren. Da sich nach den Heuferien das Wetter besserte, konnte alles Heu gut eingefahren werden. Die Ernte war gut.

Der Juli war in der 2. Hälfte außerordentlich heiß.725 Das Korn auf den Feldern reift sehr rasch. Wenn das Erntewetter ebenfalls gut ist, gibt es eine Rekordernte. Es wurde an mehreren Tagen über 32° gemessen.

Am 25.7. wurden die Arbeiten am Schulneubau wieder aufgenommen, wenn auch nur mit 2 Mann. Weitere Leute sollen folgen. Es wird jetzt an der Fertigstellung der Grundmauern des Schulhauses gearbeitet.

Auch in diesem Jahre beteiligen sich die Schüler an der Suche des Kartoffelkäfers.726 Unsere Schule benutzt einige Vormittagsstunden, um die Felder abzusuchen. Die Bauern gehen am Sonntag. Am 28.7. wurden von den Kindern der 2. Klasse unter Führung von Landwirt Peter Hoffmann aus Kalenborn die ersten Larven des Kartoffelkäfers gefunden. Der Amtsbürgermeister in Gerolstein wurde benachrichtigt. Der Herr Dinkler der Landwirtschaftsschule in Hillesheim kam. Am nächsten Tage wurde das Feld (es gehört Kyll aus Scheuern) vom Kartoffelkäferabwehrdienst727 gespritzt.

Am 19.8. wurden auch in Kalenborn die ersten Larven gefunden (Acker von Feyen). Bei der Besichtigung durch einen Herrn aus Daun wurde vom Lehrer noch ein Eiergelege aufgefunden. Das Feld wurde ebenfalls bearbeitet.

Am 5. August traf aus Berlin ein Sonderzug mit Arbeitern ein.728 Sie wurden auf verschiedene Orte verteilt. In Kalenborn liegen 20, in Scheuern 15 Mann. Die Leute erhalten von den Arbeitern für die Verpflegung pro Tag 2,50 M. Die Arbeiter werden mit Autos zu ihrer Arbeitsstätte gefahren.729

725 Otto, Hugo: Eifeljagd und Eifelwild. In: Eifel-Kalender 1943, S. 144-150, hier S. 146 (http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/235197, 3.8.2016) berichtet von den Eifelwäldern der Westmark: +420 C am 31. Juli 1938 726 s. Anm. 686 727 s. Anm. 686 728 s. Anm. 730 729 Dazu findet sich ein kurzer Situationsbericht aus Niederbettingen: Linden, Klaus: Vor 50 Jahren: Bau des Westwalls. Mit der Ruhe in den Eifeldörfern war es vorbei. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1987, S. 182f.: Reichsparteitag der NSDAP 1938. Hitler steht auf der Höhe der Macht. Auf diesem Parteitag lüftet er vor der Weltöffentlichkeit in Nürnberg ein Geheimnis, als er wörtlich erklärte. »Ich befahl den sofortigen Ausbau unserer Festungsanlagen im Westen. Ich darf Ihnen die Versicherung geben, daß seit dem 28. Mai 1938 dort das gigantischste Befestigungswerk aller Zeiten im Aufbau begriffen ist. Ich möchte Ihnen nur wenige Zahlen nennen: An der deutschen Westbefestigung, die seit zwei Jahren an sich bereits im Bau begriffen war, arbeiten nunmehr zusammengerechnet 278 000 Arbeiter, darüber hinaus 100000 Mann Reichsarbeitsdienst und zahlreiche Pionierbataillone und Infanteriedivisionen«. - 248 -

30 [1938] (3)

Das Wetter ist für die Ernte nicht günstig. Die großartig geratene Frucht leidet Einbuße. Hoffentlich bessert sich das Wetter bald!

Vom 1.10 – 1.11 sind die diesjährigen Herbstferien. Sie wurden mit Rücksicht auf die Ernte so früh angesetzt.

Die Ferien sind um eine Woche verlängert worden. (bis 10.11.) Die Kartoffeln sind noch längst nicht eingebracht, da das Wetter in den letzten Wochen wieder schlecht wurde, nachdem einige Wochen sommerliches Wetter herrschte.

Mit dem Beginn des neuen Halbjahres trat in unserer Schule eine große Veränderung ein. Da Lehrer Krost in Roth pensioniert wurde und die Schule wegen der geringen Kinderzahl aufgelöst werden mußte, wurden die Kinder aus Roth nach Kalenborn eingeschult. Von den zwölf Kindern kamen 4 in die I., 8 in die zweite Klasse. Leider können die Kinder nicht wie vorgesehen, ihren Einzug mit den Kalenborner Kindern in die neue Schule halten, da der Schulneubau keine Fortschritte macht. Die Materialien fehlen, da durch die Festungsbauten an der Grenze730 alle Baustoffe benötigt werden.

In Scheuern brach bei Landwirt Berens (Heinrich731) die Maul- und Klauenseuche aus.732 Das ist der erste Fall in unserem Schulverbande. Hoffentlich bleibt es dabei. Das Gehöft wurde abgesperrt. Das Schulkind Berens darf die Schule nicht betreten.

Am 9. November fand in der Gastwirtschaft Diederichs die Feier zu Ehren der Gefallenen statt.733 Die Kinder umrahmten die Feier.

Am 4. November war Monatsversammlung des NSLB in Gerolstein Tagesfolge. 1. Praktisches Beispiel für Freigestaltung in der Oberklasse der Volksschule734. 2. Referat über Lichtbild und Film im Unterricht. 3. Vorführung und Besprechung eines Unterrichtsfilms. 4. Geschäftliches. 5. Kameradschaftliches Beisammensein.

730 Erst hier findet sich ein deutlicherer Hinweis auf den Bau des Westwalls, der bereits bei der Ankunft der Arbeiter am 5.8.38 angebracht gewesen wäre. Allerdings wurden die Deutschen erst am 25.10.1938 über den Rundfunk erstmals offiziell über den Bau des Westwalls informiert (vgl. https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-1938.html, 24,7,2016); Wortlaut s. Anm. 729. 731 Der Vorname ist schwer zu entziffern, aber durch den Eintrag auf S. 3 des Teils 4 ist Heinrich plausibel. 732 Bereits am 10.11.1937 war der Reichsbauerntag wegen dieser Seuche abgesagt worden. (vgl. https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik- 193 193 7 .html, 24.7.2016) 733 9. November 1923 – Hitler-Ludendorff-Putsch in München: Erstmals international wahrgenommenes Auftreten des Nationalsozialismus. Der bis dahin in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Parteichef der 1920 aus der Deutschen Arbeiterpartei hervorgegangenen NSDAP, Adolf Hitler, scheitert mit seinem Putschversuch bereits nach wenigen Stunden vor der Münchner Feldherrnhalle, wo es zu 16 Todesopfern kommt. Er wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber bereits nach neun Monaten „wegen guter Führung“ vorzeitig unter Auflagen aus der Haft entlassen. Nachdem Hitler zehn Jahre später an die Macht gelangt war und eine totalitäre Diktatur in Deutschland errichtet hatte, erklärte er den 9. November zu einem Gedenk- und Feiertag. Während der Zeit seines bis 1945 herrschenden Regimes wurde in jährlich stattfindenden staatlichen Trauerfeiern der sogenannten „Blutzeugen der Bewegung“ gedacht. (https://de.wikipedia.org/wiki/9._November_(Deutschland), 2.2.2016) 734 Stichwort in Zeitschrift für pädagogische Psychologie und Jugendkunde, Bände 38-39. Leipzig: Quelle & Meyer 1937, S. 188. - 249 -

(3) [1938 - 1939] 31 Am 16.11.38 war in Daun die Kreistagung des NSLB. Tagungsfolge: 1. Morgenfeier. Hans Schemm spricht735: Nationalsozialismus ist marschierende, kämpfende und opfernde Vaterlandsliebe. 2. Deutsche Wehrkunde. Vortrag von Pg. Kircher. Winningen736 3. Gemeinsames Mittagessen. 4. Musikalische Einteilung. 5. Es spricht Gauamtsleiter Siekmeier737. Trier. 6. Schlußfeier: Nun laßt die Fahnen fliegen.738

Am 9.12.38. war in Jünkerath eine Ganztagung739 des NSLB für die westlichen Kreisabschnitte des Kreises Daun. Die Tagung war dem Sport gewidmet. Anfangs wurden einige Turnstunden von unserem Kreissportlehrer Etringer gegeben. Darauf wurden wir Lehrer selbst körperlich betätigt. Nachmittags wurde eine Rede des Bezirkssportlehrers angehört. Zum Schluß wurden einige Lehrfilme aus dem Gebiet der Bodenübungen gezeigt.

Die Weihnachtsferien dauerten vom 21.12.38. bis 5.1.39.

Zu Beginn des neuen Jahres wird wieder eine Schulkinderspeisung durchgeführt. Die Zubereitung übernimmt Frau Differding. Der Saal von Leyens steht zur Verfügung. Hoffentlich können wir im nächsten Jahre den Schulneubau benutzen!

Am 20.1 fand in Gerolstein eine Tagung des Kreisabschnitts Gerolstein im NSLB. statt. Im Mittelpunkt der kurzen Tagung stand ein Vortrag des Rektors Hinkelammert, Gerolstein, über Schülerbücherei. Es wurde festgestellt, daß die Schülerbüchereien über zu wenig und dazu veraltetes Material verfügen!

Der Schulbau schreitet langsam aber sicher fort. Durch den herrschenden Frost müssen die Arbeiten tagelang eingestellt werden. Es ist damit zu rechnen, daß in diesem Frühjahr Richtefest ist.

735 Da Hans Schemm bereits am 5.3.1935 tödlich verunglückt war (s. Anm. 577 und 634), kann es sich nur um eine Lesung oder Wiedergabe mittels Tonträger handeln. 736 Wilhelm Karl Kircher, *18.4.1898, evgl. Endgültig angestellt am 1.12.1926. Erste Lehrerprüfung am 12.10.1917 in Ottweiler, zweite am 22.3.1923 in Frankfurt a/M. Seit 1.8.1923 an der evgl. Volksschule in Isert, Kreis Altenkirchen. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0081/vlk- 0081-0091.jpg, 27.7.2016) Diese dürre Personal-Karte lässt nicht auf seine beachtliche Karriere schließen: WILHELM KIRCHER gehoerte in der Weimarer Zeit zu den bekanntesten, engagiertesten und kreativsten Protagonisten einer reformpaedagogisch orientierten Landschulreform und war gleichzeitig ein Pionier des Schulfunks. In der letzten Phase des 'Dritten Reiches' entwickelte er sich zu einem der zentralen Funktionaere im Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB). Und in der Bundesrepublik machte er sich schliesslich erneut als Landschulreformer und nun auch als Erwachsenenbildner einen Namen. [...] Mit seiner Befoerderung zum Hauptlehrer und der damit verbundenen Versetzung nach Winningen/ Mosel begann im Dezember 1934 eine kaum erwartete Karriere KIRCHERS im NSLB, die ihn 1939 zum Reichsreferenten fuer Landschulfragen und 1941 zum Reichsfachschaftsleiter der Fachschaft IV (Volksschulen) im NSLB machte. In diesen Aemtern verstand er sich dezidiert nicht als Erfuellungsgehilfe einer vorgegebenen Parteidoktrin, sondern als selbstaendig handelnder Interessenvertreter der Landschul- bzw. Volksschullehrer und uebte dadurch eine wichtige Integrationsfunktion aus. (http://bbf.dipf.de/hk/rundbrief/1997/Rund97-1.htm#Link, 27.7.2016) 737 s. biographische Notiz Bd. 2 S. 198 738 Von Hans Baumann stammte das Feierlied Nun laßt die Fahnen fliegen (1934), das zu allen Fahnen- und Wimpelweihen gesungen wurde: • 1. Nun laßt die Fahnen fliegen in das große Morgenrot, das uns zu neuen Siegen leuchtet oder brennt zum Tod. • 2. Denn mögen wir auch fallen - wie ein Dom steht unser Staat. Ein Volk hat hundert Ernten und geht hundertmal zur Saat. • 3. Deutschland, sieh uns, wir weihen dir den Tod als kleinste Tat; grüßt er einst unsre Reihen, werden wir die große Saat. [...] (http://www.jugend1918-1945.de/thema.aspx?s=4927&m=3455.., 11.1.2016) 739 ein Freitag, also Unterrichtsausfall - 250 -

32 [1939] (3)

Am 23.2.39. sahen die Kinder der I. Klasse in Oberbettingen den 2. Teil des Olympiafilmes.740

Am 7.3.39. war Richtefest in Kalenborn. Nach mehrjähriger Bauzeit, verursacht durch die Knappheit an Baustoffen und Arbeitern, konnte der Rohbau der Schule fertiggestellt werden. Beim Richtefest waren anwesend der Herr Amtsbürgermstr. Laroche aus Gerolstein, die Ortsbürgermeister aus Kalenborn und Scheuern (Roth fehlte), der Architekt, der Unternehmer mit seinen Arbeitern und die beiden Lehrpersonen. Die Feier verlief in schlichtem Rahmen. In Reden des Amtsbürgermeisters, Architekten und des Lehrers wurde der Bedeutung des Tages gedacht. Freibier mit Würstchen u. Kartoffelsalat bot die übliche Richtefestzehrung. Hoffentlich läßt die Einweihung der Schule nicht ebenso lange auf sich warten!

Am 6.3. machten 4 Schüler die Aufnahmeprüfung für die Aufbauschule in Prüm. Alle 4 Prüflinge bestanden. (Peter Kaspers [recte: Caspers] (gen. Heini), Katharina Pauly. Irmgard Bernardy u. Martin Pick.)741

Frühlingsanfang im Schnee. Seit Tagen herrscht in der ganzen Eifel wieder Winterwetter. Fußhoch liegt der Schnee. Straßen sind teilweise nicht befahrbar. Kalt fegt der Sturmwind über die Höhen. Glücklicherweise waren die Bäume eher noch nicht in der Knospe. Das schlechte Wetter herrscht nun schon fast 2 Wochen. Tagtäglich schneit es!

Die Schulkinderspeisung wurde am 22.3.39. beendet. Hoffentlich hat die Speisung den erhofften Nutzen gebracht. Geschmeckt hat es allen Kindern! Hoffentlich kann die Verteilung im nächsten Winter in besseren Räumen stattfinden.

Ostern 1939 wurden 7 Knaben und 6 Mädchen entlassen.

740 Olympia ist der Titel eines inszenierten zweiteiligen Propagandafilms der deutschen Regisseurin Leni Riefenstahl aus dem Jahr 1938. Der Film dokumentiert propagandistisch die während der Zeit des Nationalsozialismus in Berlin ausgetragenen Olympischen Spiele 1936. [...]

Zweiter Teil: Fest der Schönheit Nach einer Einleitung, die das Olympische Dorf und die Freizeitgestaltung verschiedener Mannschaften zeigt, werden die anderen Sportarten (meist mit ihren Siegern) vorgestellt. Neben dem im ersten Teil des Films ausgelassenen Zehnkampf sieht man Turnen, Segeln, Fechten, Moderner Fünfkampf, Polo, Radsport (Straßenrennen), Boxen, Feldhockey, Fußball, Reiten (Military), Rudern, Schwimmen und Wasserspringen. Der Film endet mit einem „Lichtdom“ über dem Olympiastadion, nach dem Verlöschen des Olympischen Feuers. (https://de.wikipedia.org/wiki/Olympia_%28Film%29, 11.1.2016) 741 Die Festschrift "125 Jahre Regino-Gymnasium Prüm/Eifel" (1977) listet S. 62 - 125 alle Schulabgänger (gesondert ausgewiesen Aufbaugymnasium von 1929 - 1942); keiner dieser vier Namen ist verzeichnet. - 251 -

(3) [1939] 33 Das neue Schuljahr begann am 18. April. Aufgenommen wurden 2 Kn[aben] u. 3 Mädchen. Die Schülerzahl sinkt dadurch unter 70 (68). In den nächsten Jahren wird die Zahl auf ungefähr 80 ansteigen.

Ab Ostern 1938742 ist die bisher katholische Volksschule eine Gemeinschaftsschule.743

Am ersten Schultage wurde durch den Gendarmen aus Gerolstein das Kreuz aus der Schule entfernt. Aus Protest veranstalteten viele Eltern einen Schulstreik. ⅔ der Kinder waren nicht zur Schule gekommen am 2. Schultag. Nachmittags erschien der stellvertretende Amtsbürgermeister aus Gerolstein (der bisherige Amtsbürgermeister war tödlich verunglückt744) und erklärte, daß das Kreuz wieder aufgehängt werden dürfe, da Kalenborn eine rein katholische Schule sei. Das Kreuz bekam seinen alten Platz, der Streik war beendet. In den nächsten Tagen wurden polizeiliche Vernehmungen der am Schulstreik beteiligten Eltern und Kinder vorgenommen.

Am 27.4. wurde in Oberbettingen ein Schulfilm gezeigt.

Am 28.4. wurde die Rede des Führers im Reichstag745 in der Gastwirtschaft Diederichs von den Kindern angehört.

Am 19.5. fand wie allerwärts in Kalenborn ?erstm.746 die Volkszählung747 statt.

Am 21.5 war Muttertag. Über 60 Frauen waren aus den Ortschaften Kalenborn, Roth und Scheuern zusammengekommen, um die Frauen über 65 Jahre, die kinderreich waren, zu ehren. 6 Frauen wurden mit dem goldenen, 9 Frauen mit dem silbernen Ehrenkreuz ausgezeichnet.748 Eine Feier bei Gastwirt Diederichs vereinte bei Kaffee und Kuchen das ganze Dorf. Am 25.5. beginnen die Pfingstferien.749

742 Korrekt: 1939 [9.4.]. Im Januar 1939 bittet Kardinal Schulte die Geistlichen der Kölner Erzdiözese, das folgende Hirtenwort zu verlesen. „Aus allen Teilen meiner Erzdiözese laufen beunruhigende Nachrichten bei mir ein, die befürchten lassen, dass schon zu Ostern d. J. die Bekenntnisschule, also unsere altbewährte, vom Vertrauen der Bevölkerung getragenen katholischen [sic] Volksschule durch die Gemeinschaftsschule, die vielfach auch deutsche Schule genannt wird, verdrängt werden soll. Mir wird berichtet, dass die Eltern darüber in großer Sorge sind und in ihrer Gewissensnot um die religiöse Erziehung ihrer Kinder noch im letzten Augenblick rettende Schritte seitens der Kirche erwarten. (http://www.jugend1918-1945.de/thema.aspx?s=5332&m=375&um=640, 24.2.2016) 743 Verstoß gegen Artikel 23 des Reichskonkordats vom 20.7.1933 (Beibehaltung und Neueinrichtung katholischer Bekenntnisschulen, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskonkordat, 12.1.2016) ― Simultanschule (juristische Bezeichnung in Nordrhein-Westfalen ist Gemeinschaftsschule, in Niedersachsen Schule für Schülerinnen und Schüler aller Bekenntnisse) werden Bildungseinrichtungen genannt, in denen Schüler unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit gemeinsam unterrichtet werden. Im Gegensatz dazu stehen konfessionell gebundene Schulen, die als Konfessions- oder Bekenntnisschulen (in Niedersachsen Schule für Schülerinnen und Schüler des gleichen Bekenntnisses) bezeichnet werden. [...] Der Begriff der Simultanschule war bis in die Zeit der Weimarer Republik gebräuchlich. Seitdem wird meist von der Gemeinschaftsschule beziehungsweise der bekenntnisfreien Schule im Gegensatz zur Konfessionsschule gesprochen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Simultanschule, 2.2.2016) 744 Nikolaus Laroche verstarb 1939 bei einem Verkehrsunfall (vgl. http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=853, 9.1.2016). 745 28.4.1939 Vor dem “Großdeutschen Reichstag” in der Berliner Krolloper weist Führer und Reichskanzler Adolf Hitler die Forderung von US- Präsident Franklin Delano Roosevelt vom 14. April nach Abgabe von Nichtangriffserklärungen für 31 Staaten zurück. (http://chroniknet.de/extra/was-war-am/?ereignisdatum=28.4.1939) — Es ist ein Freitag, Unterrichtsstunden dürften daher ausgefallen sein. 746 (Original) Allerdings hatten auch 1919, 1925 und 1933 Volkszählungen stattgefunden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Volkszählungen_in_Deutschland, 3.3.2016) 747 Hier hat der Lehrer sich im Datum geirrt: 17.5.1939 Im Deutschen Reich findet eine Volks-, Berufs- und Betriebszählung statt. (http://chroniknet.de/extra/was-war-am/?ereignisdatum=17.5.1939, 12.1.2016) - Die Volkszählung 1939 war ein im Deutschen Reich durchgeführter Zensus. Ursprünglich für das Jahr 1938 geplant, wurde sie jedoch wegen des „Anschlusses Österreichs“ auf den 17. Mai 1939 verschoben. Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS und die Geheime Staatspolizei hofften, bei dieser Gelegenheit Datenmaterial für eine Judenkartei zu erhalten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksz%C3%A4hlung_im_Deutschen_Reich_1939, 12.1.2016) 748 Das Ehrenkreuz der Deutschen Mutter, kurz Mutterkreuz, wurde am 16. Dezember 1938 per Verordnung von Adolf Hitler gestiftet. Der Entwurf des Ehrenkreuzes stammt von Franz Berberich. Die Eingangsworte dieser Verordnung lauteten: „Als sichtbares Zeichen des Dankes des Deutschen Volkes an kinderreiche Mütter stifte ich das Ehrenkreuz der Deutschen Mutter.“ [...] Die Einteilung des Ehrenkreuzes folgte den damaligen Ordensstatuten und war dreistufig angelegt. So konnte die Mutter die: • dritte Stufe erhalten, wenn sie vier oder fünf Kinder hatte, • zweite Stufe erhalten, wenn sie sechs oder sieben Kinder hatte, • erste Stufe erhalten, wenn sie acht oder mehr Kinder hatte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Mutterkreuz, 12.1.2016) 749 Dies ist der letzte Eintrag von Herrn Holze in diesem Band. Zu seinem weiteren Schicksal s. Schulchronik 5, S. 1 und 26, Schulchronik 6, S. 1. - 252 -

34750 [1940] (3)

Am 9. Juni 1940 wurde die Schule Kalenborn von Herrn Lehrer Karl Kayser751 übernommen. Vorgängerin war Frl. Bauer752 von der Schule zu Lissingen, die die 2 Planstellen753 vertreten mußte. Die Schule Kalenborn umfaßt die Dörfer Kalenborn, Roth und Scheuern. Die Schule Kalenborn ist in einem ganz üblen Zustand.754 Man lese in der Schulchronik Band 1 und 25. Juli 18755 nach und seitdem ist der Zustand der Schule noch übler geworden. Ein Stall ist die Schule, ja weit schlimmer. Bänke in der Schule, in denen schon jede Generation gesessen hat, an denen die Tradition klebt. Ein Schreiben ist fast unmöglich bei diesen "glatten" Bänken und doch müssen die Kinder es schaffen. Ein Ofen befindet sich in dem altersschwarzen Schulsaal, geborsten, kündend von verschwundner Pracht. Und rauchen tut er! Eine wahre Pracht! Man sieht als die Kinder vor lauter Qualm nicht. Natürlich ist der Kleiderverbrauch in diesen "splitterfreien" Bänken groß, es gibt auch Hilfe dagegen. Armschoner und Bankschoner, aber bis die eingeführt sind! Ja, eine Neuerung einführen, es ist schwer, und wenn der Vorteil klar auf der Hand liegt; um aber die haltbarste Farbe auf der Welt, Schwarz, aus dem Schulzimmer zu bannen, na, das Zimmer wurde mit Plakaten, Landkarten, alten Anschauungsbildern austapeziert, na, so ähnlich wie die Unterstände im Westen mit allerhand Bildern usw. wohnlich gemacht wurden. Also so auch hier. Ob's schöner aussieht? Ja, z. Bspl, ein Bild vom Berneroberland an der Wand läßt andere Gedanken aufkommen als eine schmutzig graue grünliche braune Wand, die die Tendenz hat schwarz zu werden.

750 Diese Seite ist erstmals in lateinischer Schreibschrift verfasst von Lehrer Karl Kayser, und zwar frühestens Mitte 1940. Es ist sein einziger Eintrag in eineinhalb Jahren. (!) ― Die Tatsache, dass am 5.3.1937 (auf S. 17 dieses 3. Teils) zum letzten Mal ein Schulrat seinen Vermerk in der Chronik hinterlassen hat, ist ein Indiz dafür, dass die administrative Aufsicht in dieser Zeit in den Hintergrund gerückt ist. Erst am 20.2.1948 nimmt Schulrat Legrand diese Tradition wieder auf (Teil 4, S.20). ― Ein damaliger Schüler, Hans Hoffmann, berichtet (am 13.8.2016) bei Nennung des Namens Kayser spontan von dessen pädagogischem Konzept, die Einsicht der Schüler mit schlagkräftigen Argumenten zu befördern, wobei sie den Erkenntnisgewinn durch den Stockschlag in die offene Hand mit einem "Danke, Herr Lehrer" zu honorieren hatten. Ein großgewachsener, kräftiger, breitschultriger Schüler schwieg nach derartiger Maßnahme, empfing eine zweite Wohltat und schwieg immer noch. Auf die erstaunte Nachfrage des Lehrers, warum er sich denn nicht bedanke, erwiderte dieser: "Wie soll ich mich denn bedanken, wenn ich innerlich denke: 'Was sind Sie doch für ein A...loch'". Im übrigen hätten seine Unterrichtsinhalte vorwiegend aus der Erörterung der Wehrmachtsberichte bestanden, die er einzelne Schüler am Nachmittag im Radio abhören und mitschreiben ließ. 751 Der Personalbogen ist online einsehbar unter http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0885.jpg (25.7.2016). Demnach ist Karl Kayser am 28.2.1908 geboren, kath. Die erste Lehrerprüfung wurde abgelegt am 3.-5.5.1933 in Bonn (keine weiteren Angaben). 752 Der Personalbogen ist online einsehbar unter http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0154/VLK-0154-0870.jpg (25.7.2016). Demnach ist Maria Bauer am 3.12.1893 geboren, kath. und im Volksschuldienst endgültig angestellt worden am 16.12.1920. Die erste Lehrerprüfung wurde abgelegt am 28.2.1914 in Münstereifel, die zweite am 7.5.1918 in Leidenborn, Kreis Prüm. In Lissingen, Kreis Daun, ist sie an der kath. Volksschule seit 1.1.1930 angestellt. - Über den langen Zeitraum, den Maria Bauer in Kalenborn tätig war, enthält der Personalbogen keinerlei Angaben mehr. 753 Hieraus geht nicht eindeutig hervor, dass Fräulein Maria Bauer unmittelbar auf die in dieser Chronik zuletzt genannten Planstelleninhaber Herrn Alfred Holze und Fräulein Sofie Wyrembeck (die schon seit Ende Mai 1938 nicht mehr Dienst tat) folgte. 754 Die Hoffnung des Lehrers Holze, den nächsten Winter (39/40) im Neubau verbringen zu können, hat also getrogen. 755 Dieser Zeitraum der Chronik ist nicht erhalten (lediglich 1.5.1919 – 30.4.1920); der Eintrag spricht jedoch dafür, dass das Manuskript (Teil 1 der Chronik) 1940 noch vollständig vorhanden war. - 253 -

(3) [1942] 35756

Am 14.I.42 wurde Herr Lehrer Kayser zum Militär einberufen. Vom 15. bis 31.I. verwaltete Lehrerin Bauer aus Lissingen die Schule Kalenborn.

756 Der folgende Eintrag – von Lehrerin Bauer – ist wieder in Sütterlin abgefasst. ― Zum Zustand der restlichen Seiten 36 – 186 siehe die Ausführungen in der Vorbemerkung, zu S. 85 im Besonderen s. Anhang 3-85 (S. 415). Nach Mitteilung Hans Hoffmann (am 13.8.2016) wohnte Fräulein Bauer zu dieser Zeit in Scheuern, heute Hillesheimer Str. 7. - 254 -

[Leerseite zwischen Teil 3 und Teil 4 eingefügt, um den Wechsel rechts/links einzuhalten] - 255 -

(4) [1945] 1

Chronik der Schule Kalenborn begonnen am 1. Oktober 1945

Mitte September 1944 wurden alle Schulen des Kreises Daun geschlossen, weil die Front bedenklich nahe gerückt war. Die Schulsäle füllten sich mit Soldaten. Der Schulneubau, der unter Dach und Glas stand, war auch ein willkommenes Quartier. Vor Weihnachten unternahmen unsere Truppen einen letzten Vorstoß, der ohne Erfolg blieb.757 Einige Wochen war Ruhe in unseren Dörfern, aber dann fluteten die Soldaten zurück und wieder überfüllten sich Häuser und Gebäude jeder

757 Die Ardennenoffensive (auch Rundstedt-Offensive) oder Unternehmen „Wacht am Rhein“, dann umbenannt in Unternehmen „Herbstnebel“, war ein Versuch des Dritten Reiches, den westalliierten Kräften eine große Niederlage zuzufügen und den Hafen von Antwerpen zurückzuerobern. Ohne den Hafen hätten die Alliierten nicht die Nachschubmengen anlanden können, die sie für ihren weiteren Vormarsch brauchten. Die Ardennenoffensive gilt als die vorletzte deutsche Offensive an der Westfront im Zweiten Weltkrieg. Hitler hoffte, die durch die Ardennenoffensive an anderen Frontabschnitten entstandene Ruhe ausnutzen zu können. Daher ordnete er auch in Lothringen und im Elsass eine Offensive (Unternehmen Nordwind) zur Zerschlagung der 7. US-Armee an. Beide Offensiven scheiterten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ardennenoffensive, 12.1.2016) - 256 -

2 [1945] (4)

Art. Unaufhaltsam drängte der an Menschen und Material überlegene Feind nach. Das Artilleriefeuer kam immer näher. Der westliche Himmel war abends ständig erhellt wie bei Wetterleuchten nach einem schweren Gewitter. Seit Weihnachten bedrängten uns die "Jabos" hart mit Bomben und Brandgeschossen.758 Ende Februar erreichten die ersten Granaten unsre Dörfer. Das Fürchterliche und Unabwendbare kam immer näher. Nach einem Schreckenstag und einer schauerlichen Nacht, da wir unter schwerstem Artilleriefeuer lagen, dem Tode näher als dem Leben, zog am Morgen des 6. März 1945759 gegen

758 Ohne exakte Datierung berichtet Hans Hoffmann, dass die "alte" Schule bei Bombardements Schaden genommen hatte und in der Folge nicht mehr nutzbar war. Übereinstimmend auch für den Schulneubau mehrere Zeitungsartikel in Anhang 6-0, S. 421. 759 Die Zeitangabe lässt sich auf US-Seite verifizieren im Kriegstagebuch der B-Kompanie des 56. Panzerpionierbatallions der 11. Panzerdivision, wo nach seit Prüm verlustreichem Zug durch deutsche Holzminenfelder der in der Nacht beginnende Vormarsch von Oos noch Oberbettingen beschrieben wird: On the morning of 6 March the two task forces moved out. The force to which the second platoon [= Zug, ca. 40 Mann] was attached attacking to the right toward the Kyll River, and the task force to which the first and third platoons were attached attacking to the left in a two pronged [= zweizinkig] drive to seize a crossing site. Each platoon was engaged in road maintenance since recent rain's had made the dirt roads almost impassable. The second platoon swung to the left through a patch of woods to construct a bypass near Kalenborn. The first platoon with their task force swung to the right in a pincers move [= Zangenbewegung] coming down the road towards Kalenborn. One of the first platoon's halftracks [= Halbkettenfahrzeug] struck a mine as they attempted to pull off the road to assist in making the bypass. That evening the Company assembled in the town of Ober Bettingen on the Kyll River. This had been selected as the site of the crossing. After a thorough artillery concentration on the woods and possible defense lines on the far side of the river [Hillesheim], part of the 21st Infantry assaulted the river under cover of a dense smoke screen and set up a defense line for the protection of troops who were to bridge the river. The third platoon, which had been attached to the 21st, pulled out of the column and waited on the remainder of the Company. (http://www.11tharmoreddivision.com/history/56th_engineers_b_company.htm, 2.11.2016) Kalenborn und/oder Scheuern sind auch erwähnt in den Tagebüchern • der 11. Panzerdivision: On March 6th attacking northwest the unit took Neider Bettingen and threw a bridegehead over the Kyll River. The doughs [Landser, Infanterist] were raked [beharkt] by murderous enemy fire and met bitter resistance as they waded across the shallow river and dug in to hold its shallow bridgehead. Elements of the 4th Infantry accomplished relief [Ablösung] of the battalion by 1630 and our troops were drawn back into Neider Bettingen for the night. On March 7th the battalion headed for the via Kalenborn-Budesheim-Lissingen to the Kyll River crossing at Gerolstein. Attacking through the 90th Infantry Division bridgehead at the battalion advanced through Pelm, [...]. (http://www.11tharmoreddivision.com/history/55th_AIB.html, 3.11.2016) • des 22. Panzerbatallions: On snowy March 4, the Thunderbolts took Wallersheim and Budesheim. For the next two days, the Germans used standard retreating tactics to slow up the 11th Armored Drive to the Kyll River, the last water barrier before the Rhine. Schwenn [= Scheuern], Kalenbom, Roth, Nieder Bettingen, Ober Bettingen and Dohm were centers of resistance that had to be eliminated. The Germans tried desperately to hold the Thunderbolts [= 11. Panzerdivision] at the Kyll, but there was no stopping the 11th Armored Division. (http://www.11tharmoreddivision.com/history/22nd_History.html, 3.11.2016) • des 41. Panzerbatallions: On March 6th the attack started early in the morning and the Battalion moved north through the towns of BUDESHEIM, OOS, SCHEUERN and then into the fight for the main objective, OBER-BETTINGEN, Germany, a large size town overlooking the Kyll River. At the outset much trouble was caused by the muddy terrain with many of the vehicles bogging down and slowing up the attack. (http://www.11tharmoreddivision.com/history/41st_Tank_History.html, 3.11.2016) • des 63. Panzerbataillons; March 6, 1945 – Reconnaissance and Alert: On this day the Battalion Commander and S-3 went forward on Reconnaissance in the 90th Infantry Division Zone in preparation for future operations.[...] The enemy front lines on this date ran from the high ground at HILDESHEIMER WALD to HILLESHEIM and then to ROCKESKYLL. The enemy on the Division sector used typical withdrawal tactics. SCHEUERN, KALENBORN, ROTH, BETTINGEN and DOHM were resistance centers which had to be smashed. Craters, roadblocks, minefields and blown bridges featured the enemy’s defense. Following the book to the letter he covered his obstacles with fire. No artillery or tanks were reported. The weather was cloudy and cold with drizzle and rain. (http://www.11tharmoreddivision.com/history/63rd_history_long.html, 3.11.2016) - 257 -

(4) [1945] 3

8 Uhr der Amerikaner ein.760 Unsre Dörfer Kalenborn und Scheuern boten einen traurigen Anblick. Scheuern brannte an 4 Stellen. 2 Häuser waren in Trümmer geschossen, Krommen und Linden. Letzteres wurde durch Brand vollkommen zerstört. Fast alle Gebäude hatten mehr oder weniger Schaden gelitten durch Granateinschläge. Zum größtenteil waren die Dächer ganz abgedeckt. In Scheuern mit seinen 24 Häusern fehlten 5000 qm Dach. Im Stalle von Heinrich Berens wurden 13 Stück Vieh getötet durch Granatfeuer. Im ganzen verlor das Dorf 17 Stück Vieh. Das schwerste Unglück aber traf Familie

760 Von Prüm her stoßen am 4. und 5. März die alliierten Truppen in den Raum Gerolstein-Oberbettingen vor. Beim Rückzug des deutschen Heeres zerstören Pioniere der Wehrmacht Brücken und Schienenstränge zwischen Gerolstein und Hillesheim. Deutsche Truppen sprengen am 7. März die Talbrücke in Hillesheim. (Bales, Karl Josef: Die Ruhr-Mosel-Entlastungslinie. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1995, S. 263 - 271, hier S. 271) An den Kampfhandlungen nahmen auf deutscher Seite teil • die 5. Panzerarmee (Im April 1945 wurde die Armee gemeinsam mit den anderen Teilen der Heeresgruppe B im Ruhrkessel eingeschlossen und kapitulierte am 17. April 1945. https://de.wikipedia.org/wiki/5._Panzerarmee_(Wehrmacht), 30.10.2016), • die 5. Fallschirmjägerdivision (Im Januar 1945 stand die Division im Raum Wiltz und im Februar 1945 bei Prüm in der Eifel. Reste der Division kamen noch bis an den Laacher-See und in den Ruhrkessel. http://www.lexikon-der- wehrmacht.de/Gliederungen/Fallschirmjagerdivisionen/5FJD.htm, 30.10.2016) [Die Einheit ist ausführlich erwähnt im Kriegstagebuch der C-Kompanie des 41. (US-)Panzerbatallions (http://www.11tharmoreddivision.com/history/c41tk_revised.htm, 3.11.2016), leider ohne nähere Ortsangaben.] und • die 340. Volksgrenadierdivision (unter Generalleutnant Theodor Tolsdorff (Die 340. VGD hatte ihre Einsätze im Dezember 1944 an der Westfront als Teil des I. SS-Panzerkorps in der Schlacht um Bastogne während der Ardennenoffensive und später 1945 mit dem XIII. Armeekorps in der Eifel und bei den Kämpfen zwischen Rhein und Ruhr. Im April 1945 wurde die 340. VGD als Teil des LIII. Armeekorps im Ruhrkessel vernichtet. https://de.wikipedia.org/wiki/340._Infanterie-Division_(Wehrmacht), 30.10.2016), auf amerikanischer (unterstehend der 3. Armee unter dem Oberbefehl von General George S. Patton) • die 11. Panzerdivision (deren 56th Armored Engineer Battalion für Räumung von Minen und Straßensperren, Auffüllung von Bombentrichtern und den Brückenbau zuständig war; vgl. http://www.11tharmoreddivision.com/history/56th_AEB.html, 3.11.2016), • die 4. Infanteriedivision (Halted at the Prüm River in February by heavy enemy resistance, the division finally crossed on 28 February near Olzheim, and raced on across the Kyll on 7 March. (https://en.wikipedia.org/ wiki/4th_Infantry_Division_(United_States), 30.10.2016) und • die 90. Infanteriedivision (The mission of the 90th was to move through the advancing 6th Armored and seize a crossing over the Kyll River, where, intelligence reports revealed, the enemy was digging in and planning to hold whatever the cost. (http://www.90thdivisionassoc.org/90thDivisionFolders/90thhistorybook/histbkmainframe.htm, S. 65. 30.10.2016). Eine reiche Quelle für Informationen zu den amerikanischen Operationen über die bereits zitierten hinaus ist das übergeordnete Portal http://www.11tharmoreddivision.com/i_ourhistory.html, während ähnlich detaillierte Informationen deutscher Teilnehmer bisher nicht ermittelt werden konnten (vgl.: Aus dem Monat März 1945 liegen keine Kriegstagebücher der im hiesigen Raum eingesetzten deutschen Truppenteile vor. Die deutschen Einsatzberichte brechen mit dem 28. Februar 1945 ab. (Geschichtsverein Wollersheim (Hg.): Kriegsende in Wollersheim. In: Wollersheimer Geschichtsblätter 51, Februar 2005; http://www.geschichtsverein-wollersheim.de/pdf/blatt51.pdf, 4.11.2016)

Bewegungen der 11. Armored Division Anfang März 1945 von Sellerich bis zur Kyll-Überquerung (Herscheid, Hontheim, Sellerich, Prüm, Rommersheim, Fleringen, Wallershein, Büdesheim, Duppach, Scheuern, Ober- und Niederbettingen, Hillesheim, Oos, Dohm, Lissingen, Gerolstein, Pelm; http://www.11tharmoreddivision.com/i_routemapccb.jpg, 29.10.2016) - 258 -

4 [1945] (4)

Peter Meyer Witwe. Der älteste Sohn Johann761, der mit dem Ortsbürgermeister Anton Bauer am Nachmittag des 5. März im heftigen Granatfeuer Verwundete nach Roth zum Verbandsplatz fuhr, wurde tödlich getroffen von einem Granatsplitter. Man fand seine Leiche am Morgen des 6. März am Hause Geschwister Bauer auf der Straße.762 In Kalenborn hatte der westliche Teil des Dorfes am meisten gelitten. Haus Schweißtal763 war ausgebrannt. Durch einen Granatschuß, der in den Keller drang, wurde das Ehepaar Schweistal und eine Tochter verwundet. Frau Schweißtal764

761 s. Totenzettel Johann Peter Meyer im Anhang S. 416. 762 Auf den 6. März ist auch das abgebildete Foto datiert.

„Wenige Stunden nach der Einnahme von Scheuern am 6. März mußte Matthias Streicher sich mit seinen Söhnen und dem französischen Kriegsgefangenen Pierre den Besatzern für ein Foto stellen.“ (Kreisverwaltung Daun (Hrsg.): Kreis Daun. Bilder aus vergangenen Tagen. Meinerzhagen: Kämper 1985. S. 239 (auch in Pinn, Eifel mit Herz, S. 49). 763 Hauptstr. 22 764 Maria, s. Liste der Toten, S. 6 in diesem Teil. - 259 -

(4) [1945] 5 starb an der Verwundung am 30. März 1945 im Krankenhaus in Saarlautern, wohin sie von den Amerikanern gebracht worden war.765 Vollständig zerstört war das Haus Kuhl im Maar766, die Ökonomie-Gebäude von Peter Leyens waren abgebrannt. Auch der Schulneubau ist schwer beschädigt. Noch größer sind die Opfer an Menschenleben, die der unselige Krieg forderte. Kalenborn beklagt 19 Tote: Gottfried Thien [*767] 768 Michel Caspers [*]769 Matthias Leuschen770 Peter Krämer [*]771 Ernst Heuermann [*]772 Andreas Thien [*]773

765 Saarlautern hieß von 1936 bis 1945 das heutige Saarlouis (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Saarlouis, 2.11.2016). Saarlautern ist bereits Ende November 1944 im Kriegstagebuch der 90. (US-)Infanterie-Division genannt, wo sie einen Saar-Übergang errichteten sollte und längere Zeit durch deutsche Gegenwehr aufgehalten wurde, bis sie zur Abwehr der Ardennen-Offensive (s. Anm. 757) verlegt wurde (vgl. http://www.90thdivisionassoc.org/90thDivisionFolders/90thhistorybook/histbkmainframe.htm, S. 41ff., 30.10.2016). Auch das Hospital in dieser Stadt wird erwähnt (http://www.11tharmoreddivision.com/history/baker_company_778.htm, 3.11.2016). — Man muss sich vor Augen führen, dass durch die Aktion (Transport einer verwundeten feindlichen Zivilistin etwa 150 km einfache Strecke über mit Bombentrichtern übersäte und zu dieser Zeit zudem verschlammte Straßen - s. Anm. 759: since recent rain's had made the dirt roads almost impassable) an diesem 6. März 1945 mitten im Vormarsch mindestens zwei Soldaten und ein Militärfahrzeug für mindestens zwei Tage gebunden sind. 766 Maarstr. 7 767 Die Totenzettel der im Folgenden mit [*] markierten Namen sind in der Chronik auf den Seiten 7 - 10 eingeklebt (s. Anhang ab S. 416). Leider sind in den Kopien nicht die Inhalte der verdeckten Rückseiten zu erkennen. 768 s. Anm. 791 769 s. Anm. 789 770 Totenzettel-Sammlungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V., Bezirksgruppe Aachen:: http://www.wgff.de/ aachen /tz/details.php?id= 139919, 12.1.2016. Matthias Leuschen wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort: Orscha - Belarus. [Weißrussland ...] Nachname: Leuschen; Vorname: Matthias; Dienstgrad: Obergefreiter; Geburtsdatum: 30.10.1919; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 02.10.1943; Todes-/Vermisstenort: Feldlaz. 23 (m.) in Orscha. (http://www.volksbund.de/index.php? id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=ac469ba4bf2326700c257e6495a6bac8, 21.2.2016) - Er überlebte damit um 10 Tage am gleichen Ort seinen Schulkameraden Hubert Leiff (s. Anm. 777). — Während des Zweiten Weltkrieges begannen deutsche Truppen in Orscha mit der Errichtung eines Führerhauptquartiers mit dem Decknamen Olga. Baubeginn war am 1. Juli 1943. Das Projekt wurde nicht fertiggestellt und nie als Führerhauptquartier genutzt. Die Gegend war jedoch ein wichtiger Standort der Luftwaffe. Den Kämpfen um Orscha hat Heinz Konsalik im Roman "Die Rollbahn" ein literarisches Denkmal gesetzt. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Orscha, 16.9.2016) 771 s. Totenzettel S. 418 772 s. Anm. 787 773 s. Anm. 790 - 260 -

6 [1945] (4) Otto Diederichs [*]774 Josef Böhm [*] Fritz Caspers [*] Paul Leuschen [*]775 Matthias Feyen Jakob Humble776 Scheuern beklagt 7 Tote: Hubert Leiff [*]777 Josef Leiff [*]778 Karl Kuhl [*] Barthel Krommen [*]779 Johann Peter Meyer [*] Nikolaus Berens [*] Wilhelm Bales Kalenborn ferner: Meyer Matthias780 Leyens Fritz Weber Matthias781 Leuschen Wilhelm782 Differding Nikolaus783 Schweißthal Maria

774 s. Anm. 792 775 s. Anm. 786 776 Ein Gefallener dieses Namens ist - allerdings ohne Geburtsort - nachgewiesen: Jakob Humble ruht auf der Kriegsgräberstätte in Andilly. Endgrablage: Block 3 Reihe 4 Grab 285. Nachname: Humble; Vorname: Jakob; Dienstgrad: Obergefreiter; Geburtsdatum: 01.10.1920; Todes-/Vermisstendatum: 01.02.1945. (http://www.volksbund.de/index.php? id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=083bc5d3d0c3a0c0ffda1ce5445a7766, 22.2.2016) - Die Deutsche Kriegsgräberstätte Andilly (frz. Cimetière militaire allemand d’Andilly) befindet sich in der französischen Gemeinde Andilly im Département Meurthe-et-Moselle. Sie liegt drei Kilometer vom Dorfkern entfernt, rund zehn Kilometer nördlich von Toul und ist mit 33.085 beigesetzten Toten die größte deutsche Kriegsgräberstätte des Zweiten Weltkriegs in Frankreich. (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kriegsgräberstätte_Andilly, 16.9.2016) 777 s. Anm. 784 778 Lt. Totenzettel im Abwehrkampf bei Odessa (Ukraine) verwundet und am 7.4.44 auf dem Transport zum Lazarett verstorben. - Ende März 1944 gingen aus mehreren Brückenköpfen am rechten Bug-Ufer drei sowjetische Armeen gegen die deutsche 6. Armee vor. Diese konnte sich unter General de Angelis nur hinhaltend verteidigen, zumal sie im Rücken von starker Partisanentätigkeit bedroht war. Am 10. April 1944 musste sie Odessa räumen und hinter den Dnister zurückgehen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Odessa, 16.9.2016) 779 s. Anm. 785 780 Matthias Meyer wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort: Michailowka / Belgorod südöstl. - Rußland.[...] Nachname: Meyer; Vorname: Matthias; Dienstgrad: Gefreiter; Geburtsdatum: 16.11.1921; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 05.07.1943; Todes-/Vermisstenort: B.Michailowka. (http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=d1d2f2578c00b2f008462b85e6e37be3, 21.2.2016) - Michailowka (Belgorod, Prochorowka), in der Oblast Belgorod: Vom 25. Oktober 1941 bis zum 5. August 1943 war die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt. [...] Am 5. Februar 1942 gelang es Partisanen, die Stadt kurzzeitig zurückzuerobern. Im August 1943 war Belgorod erneut Schauplatz heftiger Kämpfe. (https://de.wikipedia.org/wiki/Belgorod, 16.9.2016) 781 Mathias Weber wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort: Fatnewo - Rußland. [...] Nachname: Weber; Vorname: Mathias; Dienstgrad: Obergefreiter; Geburtsdatum: 07.08.1915; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 13.07.1943; Todes-/Vermisstenort: Fatnewo. (http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=0c21bddd86e82fb599cdd03309894844, 21.2.2016) 782 Wilhelm Leuschen wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort: Kowel - Ukraine. [...] Nachname: Leuschen; Vorname: Wilhelm; Dienstgrad: Gefreiter; Geburtsdatum: 30.05.1914; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 28.04.1944; Todes-/Vermisstenort: H.V.Pl. Kowel. (http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=0594db1844b9884c79e9f618c9938aab, 21.2.2016) 783 Nikolaus Differding ruht auf der Kriegsgräberstätte in Rees-Haldern-Kriegsgräberstätte. Endgrablage: Grab 518. Nachname: Differding; Vorname: Nikolaus; Geburtsdatum: 10.10.1907; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 03.1945; Todes-/Vermisstenort: nicht verzeichnet. (http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=c25bd7f99fa1f94312d4b43c41650dda, 21.2.2016) - 261 -

(4) [1945] 7

[eingeklebte Totenzettel - Josef Leiff / Hubert784 Leiff, Scheuern - Johann Peter Meyer, Kalenborn - Barthel Krommen785, Scheuern - Karl Kuhl, Scheuern s. Anhang 4-7, S. 416]

784 Hubert Leiff wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort: Orscha - Belarus. Nachname: Leiff; Vorname: Hubert; Dienstgrad: Unteroffizier; Geburtsdatum: 27.07.1913; Geburtsort: Scheuern; Todes-/Vermisstendatum: 23.09.1943; Todes-/Vermisstenort: Feldlaz. 23 in Orscha. (http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=05316d46ec695c493cfe4a8fe4fff41b, 22.2.2016). Zu Orscha s. Anm. 770. 785 Barthel Krommen ist vermutlich als unbekannter Soldat auf die Kriegsgräberstätte Mielau / Mlawka überführt worden. Grablage: wahrscheinlich unter den Unbekannten. Leider konnten bei den Umbettungsarbeiten aus seinem ursprünglichen Grablageort nicht alle deutschen Gefallenen geborgen und zum Friedhof Mielau / Mlawka überführt werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass Barthel Krommen einer der deutschen Soldaten ist, dessen Gebeine geborgen wurden, die aber trotz aller Bemühungen nicht identifiziert werden konnten. Nachname: Krommen; Vorname: Barthel; Dienstgrad: Gefreiter; Geburtsdatum: 09.06.1926; Geburtsort: Gerolstein; Todes-/Vermisstendatum: 07.10.1944; Todes-/Vermisstenort: Obrebek. (http://www.volksbund.de/index.php? id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=26fbef0ca04a89ca1b8ecd57bdb8c725, 22.2.2016) - Obrebek liegt ca. 20 km nördlich von Warschau. Mielau / Mlawka (rund 150 Kilometer nördlich von Warschau ): Die Kriegsgräberstätte wurde in den Jahren 1940 bis 1944 für die Soldaten des Polenfeldzuges von der deutschen Wehrmacht angelegt. Polnische Zwangsarbeiter halfen beim Bau. [...] Außer den 1.300 Gefallenen, die bereits während des Zweiten Weltkrieges hier ihre Ruhestätte bekamen, bettete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge rund 8.500 gefallene Soldaten von Friedhöfen der Umgebung ein. (http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/mielau-mlawka.html, 16.9.2016) - 262 -

8 [1945] (4)

[eingeklebte Totenzettel - Nikolaus Berens, Scheuern - Josef Böhm, Kalenborn - Paul Leuschen786, Kalenborn - Ernst Heuermann787, Kalenborn s. Anhang 4-8, S. 417]

- Peter Krämer, Kalenborn s. Anhang 4-8f Mitte, S. 418]

786 Lt. Totenzettel in den Grenzkämpfen in der südlichen Eifel gefallen. Paul Leuschen ruht auf der Kriegsgräberstätte in Bitburg-Kolmeshöhe. Endgrablage: Grab 1645. [...] Nachname: Leuschen; Vorname: Paul; Dienstgrad: Obergefreiter; Geburtsdatum: 22.04.1915; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 23.01.1945; Todes-/Vermisstenort: nicht verzeichnet. (http://www.volksbund.de/index.php? id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=e5fdde01abeca657c28f88f63f3dee18, 21.2.2016) - Vom 31. Dezember 1944 bis 25. Januar versuchte die Wehrmacht mit der Operation Nordwind eine Offensive, um teile am Westwall wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Kampfhandlungen fanden im Januar 1945 zwischen Hagenau und Weißenburg statt. Dabei bestimmten die Kämpfe am Vogesenkamm und um einen neugebildeten Brückenkopf am Oberrhein deutlich stärker. Die Schlacht endete nach dem Rückzug der amerikanischen Truppen auf die Moder-Linie nahe Hagenau und ihrem Abwehrerfolg gegen die letzten deutschen Angriffe am 25. Januar 1945. Im Frühjahr 1945 fielen die letzten Westwallbunker an der Saar und im vorderen Hunsrück. (http://www.westwall-wiki.de/#kampfhandlungen-westwall, 16.9.2016) 787 Ernst Heuermann wurde seinerzeit auf dem sogenannten Ehrenfriedhof Riga-Ost (Lettland), dem heutigen Waldfriedhof bestattet. Die dortigen Soldatengräber wurden nach Kriegsende mit Ziviltoten überbettet. Die Namen dieser Kriegstoten sind auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Riga - Beberbeki auf Natursteinstelen verzeichnet. Zur Erinnerung an die ursprünglichen Grablagen hat der Volksbund auf dem heute als Zivilfriedhof dienenden Waldfriedhof einen Gedenkplatz errichtet. Nachname: Heuermann; Vorname: Ernst; Dienstgrad: Feldwebel; Geburtsdatum: 20.10.1915; Geburtsort: Scharrendorf; Todes-/Vermisstendatum: 01.04.1944; Todes-/Vermisstenort: Krgs.Laz. Riga. (http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=d87fd12583d7750aee213ad8764ab37a, 22.2.2016) - In den ersten etwa zehn Tagen des Angriffs auf die Sowjetunion (ab 22. Juni 1941) eroberten deutsche Truppen das Gebiet um Riga. [...] Rückeroberung der Stadt durch die Rote Armee 1944 [...] In Riga bestanden die drei sowjetischen Kriegsgefangenenlager 277, 317 und 350 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs. Schwer Erkrankte wurden in den Kriegsgefangenenhospitälern 3338 und 4379 versorgt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Riga, 16.9.2016) - 263 -

(4) [1945] 9

[eingeklebte Totenzettel - Fritz Caspers788, Kalenborn - Michel Caspers789, Kalenborn s. Anhang 4-9, S. 419]

788 Da Fritz Caspers kurz nach Erhalt der Todesnachricht in Ockfen exhumiert und per Pferdefuhrwerk nach Kalenborn überführt wurde, fügt sich folgende Meldung vom 24.2.1945 im Kriegstagebuch des OKW zum Kriegsgeschehen: Heeresgr. G: An der Saar besitzen die Amerikaner 2 Brückenköpfe. Ockfen ging verloren. (http://www.znaci.net/zb/7_4_2.pdf, S. 155, 18.8.2016; auch https://de.scribd.com/doc/306807191/Kriegstagebuch-des-Oberkommandos-der-Wehrmacht-Wehrmachtfuhrungsstab-Band-IV-Zweiter- Halbband-1-Januar-1944-22-Mai-1945, S. 155, 16.9.2016; bei erneutem Besuch am 7.11.2016 ist der Band nicht mehr verfügbar.) 789 Totenzettel-Sammlungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V., Bezirksgruppe Aachen: http://www.wgff.de/ aachen /tz/details.php?id=130292, 12.1.2016. Michel Caspers ruht auf der Kriegsgräberstätte in Kursk - Besedino. Endgrablage: Block 11 Reihe 25 Grab 1292. Nachname: Caspers; Vorname: Michel; Dienstgrad: Unteroffizier; Geburtsdatum: 19.07.1916; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 08.05.1943; Todes-/Vermisstenort: Glasunowka. (http://www.volksbund.de/index.php? id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=186934e18cc7c6162e76b0d51a2694c5, 21.2.2016). - Glasunow liegt etwa 70 km nördlich von Kursk. Unternehmen Zitadelle war der deutsche Deckname für den Angriff auf den sowjetischen Frontbogen um die russische Stadt Kursk während des Zweiten Weltkrieges im Sommer 1943. Das Unternehmen gilt als letzte deutsche Großoffensive im Krieg gegen die Sowjetunion und fand in der Zeit vom 5. bis zum 16. Juli 1943 statt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Zitadelle, 16.9.2016) - 264 -

10 [1945] (4)

[eingeklebte Totenzettel - Andreas Thien790, Kalenborn - Gottfried Thien791, Kalenborn - Otto Diederichs792, Calenborn s. Anhang 4-10, S. 420]

790 Andreas Thien ist vermutlich als unbekannter Soldat auf die Kriegsgräberstätte Kischinew / Chisinau überführt worden. Grablage: wahrscheinlich unter den Unbekannten. [...] Nachname: Thien; Vorname: Andreas; Dienstgrad: Grenadier; Geburtsdatum: 16.09.1918; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 28.04.1944; Todes-/Vermisstenort: Tr.V.Pl. I/587 Pugocemischew. (http://www.volksbund.de/index.php?id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=d3275cc30e80e33be0eb7b18a8e11770, 21.2.2016) - Chișinău [...] ist die Hauptstadt Moldawiens. [...] Stark ins Kriegsgeschehen einbezogen wurde die ehemalige bessarabische Provinzhauptstadt auch gegen Kriegsende, beim Rückzug der deutschen und rumänischen Truppen. Am 28. März 1944 überschritten Teile der sowjetischen 2. Ukrainischen Front den Pruth nördlich von Jassy (Iași) und bezogen eine Linie am Karpatenkamm. Die deutsch-rumänische Front wurde immer weiter zurückgedrängt [...]. (https://de.wikipedia.org/wiki/Chișinău, 16.9.2016) 791 Totenzettel-Sammlungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V., Bezirksgruppe Aachen: http://www.wgff.de/ aachen /tz/details.php?id=96795, 12.1.2016. Gottfried Thien wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort: Juchnow - Rußland. [...] Nachname: Thien; Vorname: Gottfried; Dienstgrad: Gefreiter; Geburtsdatum: 18.08.1913; Geburtsort: Kalenborn; Todes-/Vermisstendatum: 08.11.1941; Todes-/Vermisstenort: Krgslaz.2/571 Juchnow. (http://www.volksbund.de/index.php? id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=961c7fa70d0509d91a60f1e6464c1f4c, 21.2.2016) - Juchnow liegt etwa 150 km südwestlich von Moskau (https://de.wikipedia.org/wiki/Juchnow, 16.9.2016). 792 Otto Diederichs ruht auf der Kriegsgräberstätte in Pomezia. Endgrablage: Block B Grab 981. Nachname: Diederichs Vorname: Otto; Dienstgrad: Grenadier; Geburtsdatum: 05.11.1925; Todes-/Vermisstendatum: 06.06.1944. (http://www.volksbund.de/index.php? id=1775&tx_igverlustsuche_pi2[gid]=89761a6817dc29a960158039843a7251, 22.2.2016) - Der auf dem Totenzettel angegebene Ort (Rieti, Provinzhauptstadt) liegt ca. 50 km nordöstlich von Rom in der Region Latium. Der deutsche Soldatenfriedhof liegt westlich der Straße Latina - Rom, an der SS 148, der Via Pontina, etwa 26 Kilometer südöstlich Roms. [...] In den Jahren 1948 - 1955 bestattete der Volksbund hier weitere 10.704 deutsche Kriegstote aus Gemeindefriedhöfen der Provinzen Rom, Latina, Salerno, Avellino, Frosinone, L' Aquila, Chieti, Siena und Pistoia. (http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/pomezia.html, 16.9.2016) - 265 -

(4) [1945] 11

[Fortsetzung der Liste der Toten von S. 7] Leuschen Paul793

793 Der Name ist oben (S. 6 dieses Teils) bereits genannt. - 266 -

12 [1945] (4)

[leere Seite] - 267 -

(4) [1945] 13

Aus Kalenborn sind außerdem noch 9 Krieger vermißt: Josef Palms794 Wilhelm Schmeer795 Heinrich Wagner796 Nikolaus Peters797 Willi Diederichs798 Willi Humble799 Krämer Matthias800 Leuwer Alexander801 Josef Schubert. Aus Scheuern sind noch vermißt: Jakob Linden Peter Krommen Matthias Hoffmann Nikolaus Koch Anton Gans Matthias Kuhl

794 als vermisst auch auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, rechte Seite 795 Eintrag auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, linke Seite: "gef. 23.2.42" 796 als vermisst auch auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, rechte Seite 797 Eintrag auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, rechte Seite: "gef. 5.7.44" 798 als vermisst ("Wilh.") auch auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, linke Seite 799 als vermisst ("Wilh.") auch auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, rechte Seite 800 als vermisst ("Matth.") auch auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, linke Seite 801 als vermisst ("Alex.") auch auf Friedhof Kalenborn, Gedenktafel WK II, linke Seite; auf dem Grabstein von Katharina Leuwer (1910-1999) mit seinen Lebensdaten 1906-1944 - 268 -

14 [1945 - 1946] (4)

Gleich nach dem Abzug der amerikanischen Truppen begann ein reges Schaffen am Wiederaufbau, trotz schwieriger Beschaffung des Materials und Fehlen vieler Arbeitskräfte. Herbst 1946 stand das Haus Schweißtal wieder unter Dach, das Haus Kuhl im Maar ist wieder aufgebaut und bewohnt, die Ökonomiegebäude Leyens sind wieder hergestellt. Aber an dem Schulneubau ist leider noch nichts ausgebessert. Am 7. Oktober 1945802 begann ich803 den Unterricht im Saale des Gasthauses Diederichs-Hens mit 84 Kin-

802 Am 29.8.1945 hatte in Bad Ems die erste Sitzung des französisch-deutschen Rates der Militärregierung Rheinland-Hessen-Nassau stattgefunden unter dem Vorsitz des Kommandanten der Zone, General Billotte, Teilnehmer waren ferner Oberst Gouraud als Chef der Militärregierung, Regierungspräsident Boden aus Koblenz und Regierungspräsident Steinlein aus Trier. Besprechungsthemen waren "die politische Säuberung des öffentlichen Lebens", das Transport- und das Schulwesen. Das Schulwesen in den beiden Regierungsbezirken Koblenz und Trier soll sobald als möglich wieder in Gang kommen. Als Eröffnungstag wurde der 1. Oktober vorgesehen. (vgl. Kreisblatt für den Kreis Altenkirchen, Nr. 11, 31.8.1945, zit. nach dem Faksimile in Heuzeroth, Günter: Leben in der französischen Besatzungszone 1945 - 1951. Digitalisat unter http://wiki.westerwald-gymnasium.de/images/Heuzeroth_Leben_in_der_franzoesischen_Besatzungszone_ges.pdf, S. 18; 25.2.2016.) 803 Frl. Bauer (sie hat keine ihrer Eintragungen namentlich gezeichnet - vermutlich, weil sie nicht Schulleiterin war). - 269 -

(4) [1945 - 1946] 15 dern. Da das Inventar der alten Schule vernichtet worden ist, sitzen die Kinder an Gasthaustischen mit Bänken ohne Lehne. 2 Fenster sind noch mit Brettern vernagelt. Die beiden anderen besitzen 5 helle Scheiben zusammen. Es sind noch 2 alte Schultafeln mit fast unbrauchbaren Schreibflächen vorhanden und eine halbe Rechenmaschine. Kreide, Tinte, Hefte, Tafeln, Griffel fehlen fast gänzlich. Dachschiefer und Griffel aus Metall bieten Ersatz.804 Am 1. Februar übernahm die Schulhelferin Frl. Grandjean aus

804 Da ist es fast ein Segen, dass auch die seinerzeitigen Lehr- und Lernmittel (Karten, Schulbücher) verschwunden sind, die ohnehin von der französischen Besatzungsmacht - gelegentlich gegen Widerstand und unter Androhung empfindlicher Strafen - eingezogen worden wären. Beispielhaftes Zitat: Auf Anordnung von Herrn Captaine Vivee ́ gebe ich als allerletzte Warnung bekannt: Wiederum wurden an 2 Schulen nationalsozialistische Lehr- u. Lernbücher bei Lehrer u. Schüler vorgefunden. In Zukunft erfolgt in solchen Fällen sofortige Dienstentlassung. Das NS Schrifttum ist restlos an die Militärregierung abzuliefern. (http://wiki.westerwald- gymnasium.de/images/Heuzeroth_Leben_in_der_franzoesischen_Besatzungszone_ges.pdf, S. 94; 25.2.2016.) - 270 -

16 [1946] (4) den Unterricht in der Grundschule. Am 1. April wurde sie nach Schalkenmehren berufen. Im März 1946 wurden sämtliche Fenster erneuert und mit Glas versehen. Zum 15. Juni 1946 trat Herr Lehrer Holze den Dienst wieder an, nachdem er einen Monat vorher aus Gefangenschaft entlassen worden war. Vor dem Kriege war Herr Holze schon 5 Jahre Lehrer in Kalenborn gewesen.805 Infolge der Entnazifizierung wurde er am 22. Dez. 1946 vorläufig aus dem Schuldienst entlassen.806 Dies wurde allgemein bedauert, da Herr Holze nicht als Nationalsozialist tätig

805 nämlich, wie aus dieser Chronik, Band 3, ersichtlich, vom 1.6.34 bis Ende Mai 1939. 806 Indes drängte die [französische] Besatzung auf die politische Säuberung der Verwaltung. 1946 lagen dem dazu gebildeten Ausschuß 1251 Fragebogen zur Bearbeitung vor. Bei deren Überprüfung bei der Bezirksregierung Trier wurden im Bereich des damaligen Kreisgebietes 131 Beamte aus dem Dienst entlassen, 25 vorzeitig in den Ruhestand versetzt, 507 im erreichten Berufsstand zurückgestuft und 588 Personen im Amt belassen. Eine nicht genau bekannte Anzahl von Personen wurde durch die Besatzung verhaftet und in den Internierungslagern Idar-Oberstein und Diez an der Lahn festgesetzt. (Sastges, Nico: Vor 30 Jahren: Ende der Kriegsschrecken in der Vulkaneifel. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1975, S. 22ff) - 271 -

(4) [1946 - 1947] 17 war. 1947 Am 1. Januar kam der Schulhelfer Günther Bohn aus Trier an die hiesige Schule und unterrichtete die Oberklasse bis zum 1. März. Zu diesem Termin übernahm er die Schule in Üdersdorf. Vom 1. April 1947 bis 16. Dez. 1947 unterrichtete Herr Matthias Stark, Schulhelfer, an der Oberklasse. Er wurde nach Leutersdorf abgerufen. Der Winter 1946/47 war sehr kalt, wie seit 130 Jahren keiner gewesen ist.807 Darauf folgte ein entsprechend heißer und trockener Sommer.808 An vielen Tagen stieg das Thermometer bis 50°. Am 16. Sept. zeigte es noch 35° an. Wegen der großen Trockenheit

807 Der Hungerwinter 1946/47 ereignete sich zwischen November 1946 und März 1947. Es war einer der kältesten Winter in Deutschland seit Jahrzehnten [...] und gilt als strengster Winter des 20. Jahrhunderts im Nordseeraum. In seiner Silvesterpredigt rechtfertigte der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings Mundraub für den Eigenbedarf; das Organisieren von Nahrung und Kohle wird daraufhin auch "fringsen" genannt. [...] Kälte und Schneefälle beeinträchtigten das öffentliche Leben. Es kam zu Stromrationierungen, weil Kohlekraftwerke zu wenig Kohle hatten. Ab dem 10./11. März ließ die Kälte nach; im Zuge des Tauwetters kam es zu Hochwassern und Überschwemmungen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hungerwinter_1946/47, 2.2.2016) — Die Notsituation wurde weltweit wahrgenommen und führte zu zahlreichen humanitären Hilfsaktionen für den Kriegsverlierer Deutschland. Genannt seien nur die Schweizer Spende, die CARE-Pakete, die amerikanische Mennoniten-Aktion, Spenden aus Irland, die Aktion des Paters Kuhl vom Comitee Caritas in Chile sowie die amerikanischen und englischen Quäker (Hooverspeisung) (vgl. http://wiki.westerwald- gymnasium.de/images/Heuzeroth_Leben_in_der_franzoesischen_Besatzungszone_ges.pdf, S. 66ff; 25.2.2016.). Es erstaunt, dass davon in der Chronik keinerlei Rede ist (hatte doch die Schule schon 1924 von der Quäkerspeisung profitiert). Wenn die Erwähnung nicht schlichtweg vergessen wurde, wäre auch denkbar, dass in den Verteilzentren die Meinung herrschte, vorwiegend bäuerlich geprägte Gegenden bräuchten unter den vorherrschenden Umständen weniger dringend Unterstützung. 808 Der Sommer 1947 wurde in Deutschland als Steppensommer 1947 bezeichnet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Jahrhundertsommer, 2.2.2016) - 272 -

18 [1947] (4) fiel die Heuernte spärlich aus. Am 24. Juli ging ein schlimmes Hagelwetter über unsre Felder nieder mit wolkenbruchartigem Regen. In wenigen Minuten rauschten Bäche über die Straße und die Hänge herunter. Das Hagelwetter hielt eine Stunde an. Der angerichtete Schaden war groß. Stellenweise war der Roggen zu 60 u. 70°809, Gerste zu 90° und Hafer zu 80° verhagelt. Im Herbste grünten die geschälten Stoppelfelder von den ausgefallenen Körnern, daß man sie von Saatfeldern nicht unterscheiden konnte. Durch Hitze und Trockenheit war die Frucht früh gereift.

809 gemeint jeweils: % - 273 -

(4) [1947] 19

Am 1. September war die ganze Getreideernte beendet. Die durch Kriegseinwirkung schwer beschädigte Scheuerner Kapelle war am Laurentiusfeste 1947 wieder soweit hergestellt, daß hl. Messe darin gehalten werden konnte. Sie hatte ein neues Dach, eine neue Decke und einen neuen Anstrich erhalten. Die beschädigten Seitenaltäre wurden nicht mehr aufgerichtet. Die Matthiaskapelle wurde ebenfalls ausgebessert und erhielt ein neues Dach. Im Dezember 1947 kehrten 2 Glocken, die im Kriege abgeliefert werden mußten, wieder zurück. Es war eine Kalenborner - 274 -

20 [1947 - 1948] (4) und eine Scheuerner Glocke. Im Oktober 1947 wurden die alte Linde und die Eichen in der Umgebung der Scheuerner Kapelle unter Naturschutz gestellt. [mit Bleistift:] 20.2.48 Legrand810 Das Frühjahr 1948 war warm und trocken. Die Feldbestellung konnte sehr zeitig erfolgen. Der Mai aber brachte Kälte, ebenso der Juni811 in der 2. Hälfte, dazu eine lange Regenperiode, die bis Mitte Juli anhielt. Die Heuernte kam daher sehr spät in der 2. Hälfte des Juli. Wegen des heißen, beständigen Wetters und des reifen Grases war sie in 8 - 14 Tagen beendet.

810 Gemäß den in früheren Bänden häufig gesehenem Usus der "Gesehen!-Vermerk des Schulrats (vgl. Anm. 750). - Die DIPF-Datenbank einthält einen einzigen Lehrer dieses Nachnamens: Robert Ernst Joseph Legrand, *13.6.1897, kath. Endgültig angestellt am 1.7.1926. Erste Lehrerprüfung am 2.2.1920 in Essen, zweite am 24.2.1924 in Oberhausen. Ab Ostern 1931 an der kath. Heideschule in Oberhausen, seit 1.4.1933 an der kath. Volksschule in Heyroth, Kreis Daun (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0187.jpg, 3.8.2016) - womit die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass er nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufstieg zum Dauner Schulrat geschafft hat. — Die Richtigkeit dieser Annahme vorausgesetzt - und die Zweifel sind vollends ausgeräumt mit den "Doppelnamen", s.u. -, stammen von ihm einige Artikel — im Eifelvereinsblatt "Die Eifel", z.B. 1934 (Legrand-Heyroth, Robert: Allerlei Kinderlieder aus der Eifel, S. 23; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241077 und Legrand-Heyroth: Sankt Märtes, S. 153; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241245, jeweils 30.9.2016); 1935 (Schulleiter Robert Legrand: Der Notar im Eifeldorf, S. 71, http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241371, 2.10.2016 und Sitte und Siedlung in der Eifel, S. 151f; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241473, 2.10.2016); 1939 (Legrand-Heyroth, Robert: Eifelschule und Heimatpflege, S. 37f; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/253899, 9.10.2016 und Mittelalterliche Zweckessen im Rheinland, S. 115f; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254044, 10.10.2016): 1940 (R. Legrand, Heyroth: Eifeler Weiberfastnacht, S. 5; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254103, 11.10.2016); 1941 (Robert Legrand-Heyroth: Geburt und Kindtaufe in der Eifel, S. 26-28; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254438, 12.10.2016); 1942 (Robert Legrand-Heyroth: Perlen in der Eifel, S. 76; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254625, 12.10.2016); 1943 (Robert Legrand-Heyroth: Gespräch über ein Eifeler Heimatmuseum, S. 2 - das ist eine Darstellung der Exponate des Heimatmuseums Daun; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254683, 13.10.2016). Mit der Februarnummer 1943 wird die Publikation kriegsbedingt eingestellt. — im Eifel-Kalender, z.B. 1941 (Legrand, Robert: Sommerarbeiten des Eifelbauern, S. 89-92; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/234692, 3.8.2016), 1942 (Legrand, Robert: Spinnen und Weben im Dauner Lande, S. 59-63; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/234 857, 3.8.2016), 1943 (Legrand-Heyroth, Robert: Loblied auf den Eifelbauer, S. 88-91; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/ 235119, 3.8.2016 und 1944 (Legrand, Robert: Die Heyerkapelle, S. 118-120; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/ 235384, 4.8.2016). Auch Bücher hat er verfasst, z.B. einer Bildunterschrift zufolge (Die Eifel 1942, S. 4; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254560, 12.10.2016) ein Buch mit dem Titel "Die Eifel", das in der gleichen Nummer S. 8 auch rezensiert wird (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254564, 12.10.2016); und bei Amazon (https://www.amazon.de/Burgen-Schlösser-Eifel-Robert- Legrand/dp/B0000BKSM2, 12.10.2016) wird von ihm angeboten die Broschüre "Burgen und Schlösser der Eifel" (Wittlich: Georg Fischer 1953). Die Diktion seiner Artikel in der NS-Ära enthält sich aller zeittypischen Phrasen, die in den umstehenden Beiträgen allgegenwärtig sind, und scheint bei der in dieser Hinsicht sehr kritischen französischen Besatzung wohlwollend aufgenommen worden zu sein. 811 Juni Mitteltemperatur Berlin 17,4° (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 24.2.2016) - 275 -

(4) [1948] 21

Die Heuferien waren vom 16. bis 30. Juli.

Vom 14. Sept. bis 20. Oktober waren Herbstferien.812

812 Die restlichen Seiten 22 - 44 sind unbeschrieben. - 276 -

[Leerseite zwischen Teil 4 und Teil 5 eingefügt, um den Wechsel rechts/links einzuhalten] - 277 -

(5) [1948] 1

Durch folgende Verfügung wurde der Lehrer A. Holze mit der Verwaltung einer Schulstelle in Kalenborn beauftragt: Der Reg.Pr. Ich übertrage Ihnen hierdurch auf jederzeitigen Wiederruf mit Wirkung vom 1. Okt. 1948 die Verwaltung einer Schulstelle in Kalenborn, Krs. Daun. Der Auftrag ist vorläufig befristet und läuft bis zum 1.1.1949. Sollte Ihnen bis zu diesem Zeitpunkt keine weitere Verfügung zugegangen sein, scheiden Sie mit Wirkung zum 1.1.49 wieder aus dem öffentlichen Volksschuldienste aus. I.A. gez. Dr. Teisen - 278 -

2 [1948] (5)

Die Bucheckernernte brachte in diesem Jahre einen selten großen Ertrag.

Bei der Wahl zur Gemeindevertretung am 14.11.48 wurde die Einheitsliste Perings mit großer Mehrheit gewählt.

Am 22.11. wurde der Bahnbau Gerolstein - Prüm nach seiner Wiederherstellung feierlich dem Verkehr übergeben.813 5 Zugpaare werden vorerst auf der Strecke eingesetzt.

Durch Verfügung des Regierungspräsidenten wurde der Lehrer Alfred Holze endgültig als planmäßig angestellter Lehrer mit Wirkung vom 1.1.49 in sein Amt als erster Lehrer wieder eingesetzt.

813 Nachdem unter großen Schwierigkeiten die erforderlichen Geldmittel und Baustoffe bereitgestellt worden waren, wurde im Mai des Jahres 1948 mit der Wiederherstellung der Strecke Gerolstein-Prüm begonnen. In diesem Abschnitt waren allein 13 Brücken zerstört. Schon nach rund fünf Monaten Bauzeit, im Nov. 1948, konnte diese Teilstrecke nach fast vierjähriger Unterbrechung wieder in Betrieb genommen werden. (http://www.input-aktuell.de/mainframe.asp?n=1&newsid=26463, 26.2.2016) - 279 -

(5) [1949] 3

In den neugebildeten Elternbeirat wurden am 23.1.49 gewählt: Peter Leyens, Kalenborn (Vorsitzender) Anton Bräutigam, " Johann Kyll , Scheuern. Vertreter: Nikolaus Kuhl, Kalenborn. Karl Müller Scheuern.

Am 17.3.49 fand in Daun eine Tagung der Lehrerschaft des Kreises Daun statt. Der Redner des Tages, Johannes Lohmüller814, Direktor der pädagogischen Akademie in Bad Neuenahr815, sprach über die pädagogische Situation der Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der Lehrerpersönlichkeit. Der Herr Administrateur Fouilleron sprach über die Verantwortung von Volk und Vaterland.

814 [...] der vom Oberpräsidenten beauftragte Johannes Lohmüller, der zum Akademiedirektor ernannt worden war [...] (http://www.kreis- ahrweiler.de/ kvar/VT/hjb1998/hjb1998.35.htm, 13.1.2016) 815 Auf Veranlassung der französischen Militärregierung und der bereits installierten deutschen Landesregierung in der damaligen französischen Besatzungszone begann [...] am 21. April 1947 in Bad Neuenahr im "Hotel Kaiserhof" eine „Pädagogische Anstalt als Vorbereitungsanstalt für den Lehrernachwuchs" ihre Arbeit. (http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1999/hjb1999.32.htm, 13.1.2016) - 280 -

4 [1948 - 1949] (5)

Am 7.4. war eine Tagung der Lehrerschaft des Amtes Gerolstein in Lissingen. Inhalt der Tagung: Erziehung zum Staatsbürger.

Das Wetter des Winters 48-49 war milder, als man vorausgesagt hatte. Schnee hat es im ganzen Winter kaum gegeben.

Vom 4.4. - 18.4 wurde in der Pfarrgemeinde Roth eine hlg. Mission816 abgehalten. Oblatenpater aus dem Kloster Engelport817 a.d. Mosel hielten zuerst 3 Tage lang eine Mission für die Kinder, anschließend die Mission für die Erwachsenen ab. Möge der Nutzen dieser Mission so groß sein, wie es zu wünschen wäre!

816 vgl. Anm. 459 817 Das Kloster Maria Engelport (auch: porta angelica) liegt am Rande des Hunsrücks im Flaumbachtal in der Nähe von Treis-Karden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Maria_Engelport, 13.1.2016) - 281 -

(5) [1949] 5

Osterferien waren vom 13.4. - 26.4.

Die Witterung im Mai ist kühl gewesen, nachdem März und April immermal warme Tage und Wochen gebracht haben.818 Das Land kann aber den Regen sehr gut gebrauchen, da durch den milden Winter und regenarmen Frühling der Boden ausgetrocknet war. Der Grundwasserstand ist sehr niedrig.

Im März wurde in Kalenborn das gemeindeeigene Land verpachtet. Bei dieser Gelegenheit sollte auch der frühere Schulgarten öffentlich verpachtet werden. Dieser Schulgarten ist meines Wissens Gemeindeeigentum. Er wurde dem Lehrer für seine Zwecke zur Verfügung gestellt, da dieser bei der Schaffung eines Schulhofes bei der alten Schule seinen

818 April extrem warm und trocken, 18.4. 'Sommerostern', Paris 32°. (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 26.2.2016) - 282 -

6 [1949] (5)

Garten zur Verfügung stellen mußte und als Ausgleich dafür die frühere Baumschule819 der Gemeinde zur Benutzung erhielt. Diese Baumschule befand sich vor dem Kriege immer in Benutzung durch die Lehrer. Der Pachtzins war 12 M. Während des Krieges, bei Abwesenheit des Lehrers, wurde ein Teil des Gartens als Dreschplatz hergerichtet. Obstbäume wurden umgehauen, eine Betondecke gelegt und ein Schuppen für die Dreschmaschine gebaut. Am Ende des Krieges wurde der Schuppen zerstört, die Dreschmaschine verbrannte. Mehrere Jahre wurde der Platz noch beim Dreschen benutzt. Da sich aber die Anlieger über den Staub usw. beim Dreschen beschwerten, die Scheuerner auch den weiten Weg nach Kalenborn nicht mehr machen wollten, wurde ein neuer Dreschplatz zwischen Kalenborn und Scheuern

819 Auf der in der Dokumentbeschreibung zu Band 2 erwähnten eingelegten handgeschriebenen Liste mit Namen von Lehrern in Kalenborn und Pfarrern in Roth findet sich die unmotivierte Notiz "Baumschule Maaß". Ob ein Zusammenhang besteht? ─ Der erste Prümer Landrat Bärsch berichtet in seinen Lebenserinnerungen, er habe gleich nach seinem Amtsantritt 1819 zuerst den Wegebau und dann das darniederlegende Schulwesen verbessert: Schulen, jede mit einer Baumschule versehen, wurden eingerichtet [...]. (Bärsch, Georg: Erinnerungen aus meinem vielbewegten Leben. Aachen: Beaufort [1857]. S. 132. Digitalisat: http://www.dilibri.de/rlb/content/pageview/942385) Der Eifelvereins- Vorsitzende Dr. Kaufmann lobt den würdige[n] Pfarrer zu Dockweiler, Hr. Hubert Schmitz (1765-1838) neben seiner Einführung der Pockenschutzimpfung für die Anlage von Baumschulen. (Kaufmann, Aus alter Zeit. Eifelvereinsblatt 1921, S. 6; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214729, 17.9.2016) - Ein Bericht über die Volksschule in Niederehe erwähnt als Gehaltsbestandteil des Lehrers 1889: Daneben durfte er einen Garten (Baumschule genannt) privat nutzen. (Ingenerf, Heinrich: Die Volksschule in Niederehe. Geschichte und Auflösung einer Dorfschule. In Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel, S. 180 - 182). ─ Hans Hoffmann vermutet (Mitteilung am 13.8.2016) die Lage zwischen Leyens und Maar, also südlich gegenüber der Volksschule). - 283 -

(5) [1949] 7 benutzt.820 Der alte Dreschplatz lag verödet da und wurde als Spiel- und Schuttabladeplatz benutzt. Ein anderer Teil des Gartens wurde von der Familie Diederichs [mit Bleistift darüber ergänzt: Peter Ww.] benutzt, die den Garten schon in den Jahren vor dem Kriege in Unterpacht hatte, da der Lehrer bei dieser Familie in Kost war. Um nun den Platz wieder würdig zu gestalten, sollte der Dreschplatz verschwinden. Er sollte auf 6 Jahre verpachtet werden. Der Pächter hatte für die Einzäunung und die anderweitige Instandsetzung zu sorgen. Um nun den Garten nicht in andere Hände kommen zu lassen, ersuchte der Lehrer den Gemeindevorstand, ihm den Garten im Interesse der Lehrer zu verpachten. Ohne öffentliche Verpachtung wurde dem Lehrer der Garten für 20 M jährliche Pacht

820 Auf diesem Platz erinnert heute eine Tafel daran (eigene Aufnahme vom 10.6.2011).

Man beachte darauf auch den Hinweis auf die Requirierungen von Vieh durch die französischen Besatzer. Vergleichbares schildert ein Situationsbericht aus in der Verbandsgemeinde Kelberg im ehemaligen Kreis Mayen : [...] nach den freundlichen Amerikanern kamen die Franzosen. Ihnen ging es damals auch nicht gut und so ist aus der französischen Zone manche Kuh, Ochs, Pferd oder Huhn und Kartoffeln nach Frankreich gegangen. Auch die Wälder mussten dran glauben. Das beste Holz aus den Gemeinden wanderte nach Frankreich. (Schmitz, Jakob: Der Anfang vom Ende - Kriegsjahre 1944 - 1945. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 2015, S. 150 - 154) - 284 -

8 [1949] (5)

überlassen. Der Lehrer verpflichtete sich, den Platz sauber herzurichten und zu einem Schmuckstück des Dorfes zu machen. Eine Neuregelung der Verpachtung wird eintreten, wenn im Zuge des Baues der neuen Schule Schul- und Lehrergärten neu angelegt werden und dieser alte Garten vom Lehrer nicht mehr benötigt wird. Mit Hilfe der Schulkinder wurde nun der alte Platz entrümpelt, eingeebnet und teilweise umgegraben. Die Gemeinde stellte das Holz für einen Zaun kostenlos zur Verfügung. Die Kinder erbauten unter Anleitung des Lehrers den Zaun. Nach den Osterferien wurde der Garten von den Kindern und dem Lehrer umgegraben und bestellt. Schon jetzt bietet der Garten gegenüber den letzten Jahren einen erfreulichen Anblick. - 285 -

(5) [1949] 9

Am 18. Mai war in Daun die große Lehrerversammlung. Studienrat Dr. Schwetje-Wittlich821 sprach in 2 Vorträgen über "Goethe in der Volksschule" und "Goethe und wir".822 Umrahmt wurden die Vorträge von Musikstücken und Goetheliedern, vorgetragen von Lehrer Rüger823 und Lehrer Krings.

Am 24.6. fand die Lehrertagung in Rockeskyll statt. Thema: Ein Land gibt sich eine Verfassung.824 Anschließend fand eine Abstimmung über eine Lehrervertretung statt. Die Mehrheit entschloß sich für die Gründung eines kath. Lehrervereins.825

In den letzten Wochen war man in Kalenborn eifrig an der Erneuerung eines Teiles der Dorfstraße und zwar von der neuen Schule bis zur Flurgrenze nach Scheuern betätigt. Dieser

821 Dr. Wilhelm Schwetje, kath., * 24.1.1894 in Berlin. Staatsprüfung am 1.4.1919, Studienrat seit 1.4.1929 (I. Stufe Französisch, Deutsch, Englisch, II. Stufe Latein). Seit 1.4.1936 am Aufbaugymnasium Wittlich. (http://bbf.dipf.de/hans/lek/lek-0065/lek-0065-0726.jpg, 30.07.2016) 822 Anlass ist das Gedenken an den 200. Geburtstag Goethes (28.8.1749). 823 Wilhelm Rüger, *20.8.1901, kath. Endgültig angestellt 15.3.1931. Erste Lehrerprüfung am 23.7.1921 in Wittlich, zweite am 12.2.1931 in Waldkönigen. Ab 1.5.1930 an der einklassigen kath. Volksschule in Waldkönigen, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK- 0155-0633.jpg, 28.7.2016) 824 Am 8. Mai verabschiedete der parlamentarische Rat nach 8-monatiger Arbeit das Grundgesetz, das nach Zustimmung der Länderparlamente und der Westallierten am 23. Mai in der »provisorischen Hauptstadt« Bonn feierlich verkündet wurde. (Scheulen, Peter: Vor 40 Jahren. Beispiel Amt Lissendorf. In: Heimatjahrbucharchiv Landkreis Vulkaneifel 1989, S. 40-43) 825 Der Katholische Lehrerverband war im Mai 1933 auf- und durch den Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) abgelöst worden (s. Band 2, S. 192). - 286 -

10 [1949] (5)

Teil der Dorfstraße hatte in den letzten Kriegswochen durch durchfahrende Panzer usw. stark gelitten. Bei Regenwetter war der Weg kaum gangbar. Nachdem ungefähr 115 cbm Steine am [größere Lücke] geschlagen und gesprengt waren, die nun von den Bauern abgefahren und geklopft werden mußten, erschien am 27.6. die Motorwalze, die in einigen Tagen ihr Werk vollbrachte. Die anderen Teile der Straße sollen erst erneuert werden, wenn die Wasserleitung erneuert ist.

Am 20. Juli fand in Daun wieder eine Versammlung der Lehrerschaft des Kreises statt. Im Mittelpunkte der Tagung stand ein Vortrag von Mittelschullehrer Kremer, Bernkastel, über "Erzieher und Dorfkultur.["] (siehe Zeitung). - 287 -

(5) [1949] 11

In diesen Tagen ging ein von Lehrerschaft und Schulkindern lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Nachdem im Frühjahr von dem Lehrer neue Schulbänke für den Behelfsraum beantragt waren, trafen diese endlich ein. Es kamen 24 zweisitzige Mittelholmbänke aus den Neuwieder Schulbankfabriken von Claus und Glasmacher an. Da die Aufstellung dieser 24 Bänke schwierig war, wurden zuerst 20 aufgestellt, sodaß die 1. Klasse mit 37 Schulkindern ganz unterkam, während für die 2. Kl. bis zum Herbst die Zweiteilung beibehalten wird. Da dann keine Schulneulinge eingeschult werden, ist Platz für eine ungeteilte Klasse. Möge nun auch bald der Schulneubau folgen. - 288 -

12 [1949] (5)

Am 14.8.49 war die Wahl zum 1. Bundestag.826 Für Kalenborn war das Ergebnis: Wahlberechtigte: 158 Wahlscheine 4 Insges. Wahlber. 162. Gewählt haben 118 = 72,84 % gültig 113 ungültig 5. Auf die Parteien entfielen von den 113 gült. Stimmen: CDU = 101 = 89,38 % SPD = 7 = 6,19 % FDP = 5 = 4,42 % KPD = 0 - Für Scheuern war das Ergebnis: Wahlberechtigte: 71 CDU = 58 = 95,08 % Gewählt haben 65 = 91,55 % SPD - = gültig 61 FDP 2 = 3,28 % ungültig 4 KPD 1 = 1,64 %

826 Die Bundestagswahl 1949 fand am 14. August 1949 statt. Sie war die erste Bundestagswahl überhaupt und – nach den Wahlen zu den Landtagen und den Kommunalwahlen in den Jahren seit 1946 – die erste freie Wahl auf deutschem Boden seit der Reichstagswahl am 6. November 1932. [...] CDU/CSU, FDP und DP bildeten eine Koalition (siehe Kabinett Adenauer I). [...] Konrad Adenauer, zuvor Präsident des Parlamentarischen Rates, gewählt im Wahlkreis Bonn-Stadt und -Land, wurde von der Koalition aus CDU/CSU, FDP und DP zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Dieses Amt hatte er bis Oktober 1963 inne. Kurt Schumacher, gewählt im Wahlkreis Hannover-Süd, SPD-Vorsitzender seit 1946, übernahm den Vorsitz der SPD-Fraktion. Er führte damit die größte Oppositionsfraktion. Das von Adenauer gebildete Kabinett regierte vom 20. September 1949 bis zum 20. Oktober 1953, also die volle Legislaturperiode. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bundestagswahl_1949, 2.2.2016) - 289 -

(5) [1949] 13

Am 18.8. fand in Pelm eine Versammlung der Lehrerschaft des Amtes Gerolstein statt. Das Gebiet der staatspolitischen Bildung wurde zum Abschluß gebracht. Die Unterrichtsstunde hatte als Inhalt: Ein wichtiger Gedanke aus der Präambel der Verfassung von Rh.-Pfalz.827 Ein Vortrag über die staatsbürgerliche Erziehung der Mädchen ergänzte die Tagung.

Am 30.8. machte die Oberklasse der Schule Kalenborn zusammen mit den großen Kindern von Müllenborn und Roth ihren diesjährigen großen Schulausflug. Durch das Entgegenkommen von Herrn Steimel in Roth828, der uns seinen Lastwagen billig zur Verfügung stellte, konnte für einen Preis von 2 M pro Kind eine genußreiche Fahrt angetreten werden. Bei nebligem Wetter ging es über Gerolstein, Kelberg nach

827 Die Verfassung für Rheinland-Pfalz vom 18. Mai 1947 beginnt mit dem Vorspruch Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott, dem Urgrund des Rechts und Schöpfer aller menschlichen Gemeinschaft, von dem Willen beseelt, die Freiheit und Würde des Menschen zu sichern, das Gemeinschaftsleben nach dem Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit zu ordnen, den wirtschaftlichen Fortschritt aller zu fördern und ein neues demokratisches Deutschland als lebendiges Glied der Völkergemeinschaft zu formen, hat sich das Volk von Rheinland-Pfalz diese Verfassung gegeben: (vgl. http://www.verfassungen.de/de/rlp/index.htm, Gliederungs-Nr 100-1, Dokument 2, 13.1.2016) 828 Die Lesart Steimel ist eindeutig aus der Handschrift nicht zu entziffern, wird aber bestätigt von Hans Hoffmann (13.8.2016), nach dessen Aussage er in der Schule in Roth wohnte. - 290 -

14 [1949] (5)

Mayen. Hier wurde die Genovevaburg besichtigt. Das Wetter war inzwischen immer schöner geworden, so daß wir bei strahlendem Sonnenschein am Laacher See eintrafen. Eine längere Rast ermöglichte uns eine gründliche Besichtigung der Kirche und für die Jungen auch des Klosters. Am Gestade des Sees lagerten wir uns. Nachdem wir von der obstreichen Gegend Abschied genommen hatten, ging es durch das liebliche Brohltal zum Rhein. Hier wurde sich wieder gelagert. Schiffe, Personendampfer und Frachter zogen an unseren Augen vorüber. Über Sinzig ging es in das weinfrohe Ahrtal mit seinen terrassenförmigen Weinbergen. In Neuenahr lernten die Kinder auch ein blumengeschmücktes Bad kennen. Über Adenau streiften wir den Nürburgring und kehrten über Kelberg u. Gerolstein nach Hause zurück, wo wir um 10½ eintrafen. - 291 -

(5) [1949] 15

Der 31.8. brachte für 10 Kinder den Tag des Abschieds von der Schule. 6 Mädchen und 4 Knaben der Schule nahmen an der kirchlichen Abschiedsfeier der Pfarrei Roth teil. In einer kleinen Feier in der Schule legte der Lehrer den Kindern ans Herz, als gute Katholiken und gute Staatsbürger den ernsten Weg ins Leben anzutreten. Eine Neuaufnahme von Schulkindern findet in diesem Jahre nicht statt.

Die Herbstferien dauerten vom 13.9. - 17.10. Das Wetter war meist trocken und warm.829 Das Land ist ausgetrocknet. Der Grundwasserstand liegt weit unter dem normaler Jahre.

Für den Herrn Lehrer Krost830, der einen Vorbereitungslehrgang für die 1. Lehrerprüfung mitmacht, übernimmt Kalenborn die Vertretung.

829 5.9. mit bis zu 32° heißester Septembertag seit 1849. (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 19.2.2016) 830 Der Rother Lehrer Krost, von dem in Band 3 der Chronik oft die Rede war, wurde 1938 pensioniert, gleichzeitig die Schule in Roth geschlossen, die Kinder wurden nach Kalenborn eingeschult. Auf dem in der Dokumentbeschreibung (s. Vorbemerkung) zitierten Einlegeblatt heißt es: Am 1.10.38 ging die Rother Schule ein / 1.12.45 Rother Schule wieder eröffnet. Es handelt sich also um den Sohn des pensionierten Lehrers Krost, der den gleichen Beruf ergreift. In der "Festschrift zugleich Jahreschronik 1977" des Regino-Gymnasiums Prüm ist er als Abiturient des Jahrgangs 1937 vermerkt: Krost, Karl Lehrer 5531 Roth (S. 85). - 292 -

16 [1949] (5)

Die Vertretung in Roth dauerte bis zum 19.11.49. Nach Bestehen der 1. Lehrerprüfung übernahm Lehrer Krost jun. die Schule Roth wieder.

Am 10.11.49 fand in Daun eine Eifeler Heimattagung statt, zu der die Geistlichkeit, die Lehrer und die Vertreter der Behörden geladen waren. Das Riesen-Programm sah 10 Vorträge vor. Zweck der Versammlung sollte die Aktivierung der kulturellen Winterarbeit auf den Dörfern sein. Leider konnte das Programm nicht vollständig erledigt werden. Es sprach der Herr Amtsbürgermeister Decker über Fragen der Heraldik, Kunstphotograph Pieroth sprach über Wegekreuze in der Eifel, Lehrer Mülhens, Darscheid, über das Dorftheater, der Herr Schulrat über die Fortbildungsschule und Lehrer Jobelius831 über Fragen des Sportes und des Schulfilmes.

831 Vorher zuletzt erwähnt im Rahmen einer Turnvorführung am 26.6.1926 (s. Band 2, S. 109) - 293 -

(5) [1949] 17

Am 7.11.49 wurde der Unterricht an den landwirtschaftlichen Berufsschulen für Jungen aufgenommen. Nachdem in den letzten Jahren durch den Herrn Pastor Lenz eine freiwillige Arbeit zur Ergänzung der Schulkenntnisse aufgerufen hatte, ist der Unterricht jetzt wieder Pflicht geworden. Wöchentlich werden 4 Unterrichtsstunden erteilt. Davon 1 Stunde Religionsunterricht durch den Herrn Pfarrer. Es nehmen 15 Jungen aus den Orten Kalenborn, Scheuern, Roth und Müllenborn teil.

Am 11.11.49 wurde von der Schule Kalenborn der Martinszug abgehalten. Ein prächtiges Feuer auf dem Lenzerath, ein schöner Fackelzug, ein reitender St. Martin und nicht zuletzt 2 braungebackene Wecken machten den Kindern diesen Zug zu einem Erlebnis. - 294 -

18 [1949] (5)

Am 15.12. fand die Tagung der Lehrerschaft des Amtes Gerolstein in Gerolstein statt. Frl. Berlingen832 hielt eine Lektion über das Thema: Aus der Liturgie unserer hlg. Kirche. Herr Pick833 sprach über: Die Bedeutung der Liturgie für die Erziehung unserer Kinder. Der Herr Schulrat sprach über das Thema: Christliche Schule. In den Bekanntmachungen wurde über die Notwendigkeit von Elternabenden gesprochen. Jede Schule muß bis zum 10.5.50 einen Elternabend veranstalten und dies dem Herrn Schulrat melden. Zum 1.5.50 ist eine Meldung über Wegkreuze zu machen durch Photo, Zeichnung, Inschrift, Standort, Material und Deutung soll das Wegkreuz dem Vergessenwerden entrissen werden.

Die Stundenzahl der Berufsschule wird auf 8 erhöht.834

832 Agnes Berlingen, *28.9.1897, kath. Endgültig angestellt am 1.5.1929. Erste Lehrerprüfung am 12.2.1919 in Trier, zweite am 19.7.1929 in Wehingen, Kreis Saarburg. Seit 1.1.1932 an der kath. Volksschule in Birgel. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0206.jpg, 26.7.2016) 833 Zweifelhaft (weil nicht der Volksschule, sondern dem Gymnasium zugeteilt), aber nicht ausgeschlossen ist die Zuordnung zu Martin Pick, *13.10.1889 in Leudersdorf, Kreis Daun, kath., ledig, Studienrat seit 1.10.1928 mit Stationen in Trier, Wittlich, Koblenz, Bad Kreuznach. (http://bbf.dipf.de/hans/lek/lek-0054/lek-0054-0250.jpg, 28.7.2016) 834 Damit liegt die Stundenzahl immer noch am unteren Rande des Üblichen: Die Berufsschule hat ein bis zwei Berufsschultage mit wöchentlich 8 bis 12 Unterrichtsstunden, abhängig vom Beruf und dem Ausbildungsjahr. (https://de.wikipedia.org/wiki/Berufsschule, 26.2.2016) - 295 -

(5) [1950] 19

Am 23.1.50 fand eine Schulleiterkonferenz in Gerolstein statt. Über die Ergebnisse dieser Besprechung fand eine Lehrerkonferenz statt. Ein Protokoll darüber befindet sich bei den Schulakten.

Das Wetter in diesem Winter ist unnormal mild. Schnee ist so gut wie nicht gefallen.835

Am 13.2. war Dienstbesprechung in Gees. Als Unterrichtslektion wurde das Thema behandelt: "Selig sind die Friedensbringer["].836 Anschließend wurde über die Friedensarbeit in der Schule gesprochen. Herr Schulrat Legrand referierte anschließend über obiges Thema. Am Nachmittag wurden Fragen des französischen Sprachunterrichts besprochen. Zum Schluß wurde zum Beitritt in den neugegründeten kath. Lehrerverein aufgefordert.

835 Dezember mild und bis in die Hochlagen ohne Schnee (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 26.2.2016) 836 Die siebte der Seligpreisungen der Bergpredigt: Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (http://www.die- bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/bibelstelle/mt5/, 26.2.2016) - 296 -

20 [1950] (5)

Als Kriegsfolgeerscheinung ist die Brücke der Straße Kalenborn - Roth derart baufällig, daß sie für den Fahrzeugverkehr gesperrt werden mußte. Die Umleitung erfolgt über Scheuern - Müllenborn. Der Kostenaufwand für einen Neubau wird 5000 - 6000 erfordern.

In unserem Schulneubau regt sich wieder einmal etwas Leben. Nachdem die Ausbesserungsarbeiten, die im Herbst vorigen Jahres zum Stillstand kamen, sind jetzt die Dachdecker und Klempner an der Arbeit, um das Dach in Ordnung zu bringen. Da auch Fenster und Türen ausgeschrieben und in Arbeit sind, besteht doch etwas Hoffnung, die Schule in diesem Jahre notdürftig für den Unterricht benutzen zu können. - 297 -

(5) [1950] 21

In Daun fand am 8.2 eine Versammlung der gesamten Lehrerschaft des Kreises statt. Der Herr Administrateur Barlubus sprach über das Vertrauen, das die französische Verwaltung dem deutschen Erzieher schenke und sprach weiter über die Völkerverstehung.837 Lehrer Jansen aus Mötsch referierte dann über das Thema: Musik in der Schule. Anschließend sangen und musizierten die Mötscher Schulkinder.

Ostern 1950 wurden 12 Kinder (8 Mädchen und 4 Jungen) in die Schule aufgenommen.

Der Lehrer versucht, in dem notdürftig zurechtgemachten Schulsaal der neuen Schule Unterricht zu halten, um aus dem zu dunklen Saale der Gastwirtschaft Diederichs herauszukommen.

837 In der Handschrift schwer zu entschlüsseln. Vielleicht ist es ein ironisches wörtliches Zitat des deutsch sprechenden französischen Redners, der "Völkerverständigung" meinte. - 298 -

22 [1950] (5)

Am 24.4. fand eine Dienstbesprechung des Amtes Gerolstein in Lissingen statt. Eine Lehrprobe zeigte, wie ein Gedicht auf der Unterstufe behandelt werden kann. Lehrer Becker sprach über Gedichtbehandlung in der Unterstufe. Schulrat Legrand sprach dann über die Volksschule von gestern und morgen.

Ende April war die Feldarbeit durch einen großen Kälteeinbruch stark behindert.838 Schnee-und Regenschauer überzogen das Land. Erst der Maianfang brachte wieder gutes Wetter.

Am 19.5. tagten in Gerolstein die Lehrkräfte, die eine Abschlußklasse der Volksschule führen. Lehrer Mühlhaus839 sprach über die Probleme der Abschlußklasse. Regierungs- und Schulrat Dr. van den Driesch Trier umriß die Arbeit der Volksschule und der Abschlußklasse. Die Gedanken sind in dem Amtlichen Schulblatt

838 April 25.4. heftiger Kälteeinbruch in Mitteleuropa, Schnee auf den in voller Blüte stehenden Obstbäumen. (http://www.wetterzentrale.de/cgi- bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 20.2.2016) 839 In der DIPF-Datenbank ein Kandidat: Hans Mühlhaus, *28.1.1902, kath. [Stand 1932:] Schulamtsbewerber, als Hilfslehrer beschäftigt. Erste Lehrerprüfung am 24.2.1922 in Merzig, zweite am 20.6.1931 in Heidenburg. Seit 1.10.1930 an der kath. Volksschule Heidenburg, Kreis Trier- Land. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0676.jpg, 28.7.2016) - 299 -

(5) [1950] 23 vom 1.5.50, Seite 18, ausgeführt.

Der Schulbau macht langsam, aber sicher Fortschritte. Nachdem während der Osterferien die Fenster in dem Schulhause gesetzt sind, erfolgen jetzt die Maurerarbeiten. Ein großer Saal und der Werkraum sind verputzt. Flur und Treppenhaus folgen. Die Installationsarbeiten sind in Angriff genommen.

Im Juni und Juli fand in Kalenborn eine Tuberkuloseschutzimpfung durch schwedische Ärzte840 statt. Zweck der Impfung soll sein, der immer weiter um sich greifenden Tuberkulose schon im Kindesalter Einhalt zu gebieten.

In der Tagung des Amtes Gerolstein in Pelm stand im Mittelpunkt eine Lektion über Gedichtbehandlung in der Oberstufe.

840 Schweden war Vorreiter bei der Tuberkuloseschutzimpfung. Vgl. Ickert, H.C.: Tuberkulose-Jahrbuch 1952/53. Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Springer 1954, S. 85f: "Schon im Jahre 1948 teilte man uns gelegentlich einer Studienreise in Schweden mit, daß der järhliche Zugang an kindlichen Tuberkulosen, vor allem an extrapulmonalen Formen, derartig gering sei, daß viele Krankenstationen für die kindlichen Tuberkulosen geschlossen werden konnten. [...] In einzelnen Gebieten Schwedens [...] ist die Tuberkulose-Schutzimpfung mittels BCG [Bacillus Calmette-Guérin] schon seit 1927 üblich, in allen Gebieten etwa seit 1942. Rund 90% der Neugeborenen werden dort seit vielen Jahren schutzgeimpft." - 300 -

24 [1950] (5)

Am 21. Juli sprach der Regierungsrat Dr. v.d. Driesch über das christliche Geschichtsbild. Näheres enthält ein Zeitungsartikel. Der Landrat Feldges841 sprach über wichtige, die Schule betreffenden Tagesfragen, wie Fremdenverkehr und Schule. Berufsberater Schirmer zeigte Wege der Berufsberatung auf.

Nach den Heuferien war das Schulgebäude so weit fertiggestellt, daß ein Saal zur Not benutzt werden konnte. Eine Einsegnung dieses Saales fand durch den Herrn Pastor Lenz am 2. August statt.

Am 11.8. fand sich die Lehrerschaft des Amtes in Hohenfels zusammen. Im Mittelpunkt der Tagung stand eine Geschichtslektion. Fragen der Fortbildungsschule842 bildeten den Hauptteil des Amtlichen.

841 Johann Feldges (1893-1958), Dauner Landrat 1945 – 1952, als er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Feldges, 26.02.2015) Als Landrat entwickelte Johann Feldges schon in der Zeit vor der Währungsreform hervorragende Initiativen zur Verkehrserschließung des Kreises sowie zur Stärkung von Handwerk und Gewerbe. Nach der Währungsreform sah er eine vorrangige Aufgabe in der Ansiedlung neuer Industriezweige. Seiner unermüdlichen Verhandlungskunst gelang 1949/50 die Ansiedlung einer Strumpffabrik im leerstehenden ehemaligen Arbeitsdienstlager in Kerpen, 1950 die Eröffnung einer Verschlußporzellanfabrik in Hillesheim-Oberbettingen. (Jahrbuch Daun 1985, S. 197 – 200) 842 inzwischen überholte Bezeichnung; schon 1949 (Band 5, S.17) ist von landwirtschaftlicher Berufsschule die Rede, offiziell sogar schon seit 1937 (s. Anm. 699) - 301 -

(5) [1950] 25

Am 5. September wurde der Neubau der Brücke zwischen Kalenborn und Roth, die durch Kriegseinwirkungen gelitten hatte, in Angriff genommen. Die Gemeinde bekommt einen Zuschuß von 100 %. Die Arbeit liegt in den Händen der Firma Schiefer.

Am 31. August wurden 4 Mädchen und 3 Jungen aus der Schule entlassen.

Der Brückenbau ist im Rohbau nach den Herbstferien fertiggestellt. Ein Richtfest sieht den Gemeindevorstand und die Frondearbeiter bei einem Glase Schnaps einträglich beisammen. Der Bau hat außer den Frondearbeiten 4000 M gekostet. Da die Gemeinde 4000 M Zuschuß bekam, war es ein billiger Brückenbau. - 302 -

26 [1950] (5)

So gute Fortschritte der Brückenbau machte, so schlechte der Schulbau. Während der großen Ferien ist nichts gemacht. Jetzt geht es wieder mit dem Klopfen und Hämmern los. Der zweite Saal wird noch verputzt.

Im November wurde in der Schule eine Warmwasserheizung eingebaut. Wegen der Heizung wurde die Reinigung usw. an die Flüchtlingsfamilie Werner vergeben.

Mit Wirkung vom 1. Juni 1951 wird der Lehrer Holze wegen Krankheit in den dauernden Ruhestand versetzt. Lehrer Holze war vom 1. Juni 1934 bis jetzt, unterbrochen durch die Kriegszeit und 1¾ Jahr Beurlaubung auf Grund der politischen Bereinigung843, in Kalenborn tätig.

843 gemeinhin als "Entnazifizierung" bezeichnet - 303 -

(6) [1951] 1844

Die Schulchronik wurde ab 1.4.1951 von Lehrer Josef Steuer weitergeführt.

1951

Mit Wirkung vom 1. Jan. 1951 wird Lehrer Alfred Holze wegen Krankheit in den dauernden Ruhestand versetzt. Lehrer Holze war vom 1. Juni 1934 bis jetzt , unterbrochen durch die Kriegszeit und 1¾ Jahre Beurlaubung auf Grund der politischen Bereinigung, in Kalenborn tätig. Bis Ostern 1951 wurde der Unterricht von Frl. Bauer gehalten. Dreimal in der Woche kam Lehrer Krost aus Roth zur Aushilfe. Am 1.4.1951 wurde Lehrer Josef Steuer als 1. Lehrer an die Schule in Kalenborn von der Regierung Trier überwiesen. Er stammte aus dem Sudetenland und war Oberlehrer an der Volksschule in Waldenburg, Kreis Freiwaldau im Altvatergebirge. Wahl des Landtages am 29.4.1951.845 Gemeinderatsversammlung am 13.6.1951. Es wurde beschlossen, das Lehrerhaus fertig auszubauen, damit für den Lehrer eine ordentliche Wohnung da ist. Die Herbeischaffung der Geldmittel bedurfte einer langen Beratung.

844 Vor der ersten Seite des Teils 6 der Chronik sind vier Zeitungsausschnitte eingeklebt. Der erste, im Scan nur teilweise lesbar, ist überschrieben: Festtag der Pfarrgemeinde Roth bei Gerolstein - Richtfest bei der Wiederherstellung und Erweiterung der Pfarrkirche. S. Anhang 6-0, S. 421. 845 Die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 1951 fand am 29. April statt. Die CDU verlor acht Prozentpunkte, blieb aber weiterhin stärkste Partei. Größter Wahlgewinner war die FDP, die fast sieben Prozentpunkte hinzugewinnen konnte. Die KPD war der große Wahlverlierer, sie verlor über die Hälfte ihrer Wählerstimmen und verpasste mit einem Ergebnis von 4,3 % den erneuten Einzug in den Landtag. Die von Ministerpräsident Peter Altmeier geführte CDU ging mit der FDP eine Regierungskoalition ein und beendete dadurch die bisherige Allparteienkoalition. (https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Rheinland-Pfalz_1951) - 304 -

2 [1951] (6)

Lehrertagung am 20.6.1951 in Daun. Neuwahl der Lehrervertreter.

Wahl des Elternbeirates 846 am 1.7.1951. Gewählt wurden: 1. Leyens, Peter (Vorsitzender), Kalenborn 2. Müller, Karl, Scheuern 3. Frau Hoffmann, Kalenborn Stellvertreter 1. Kuhl Karl, Kalenborn 2. Kill Johann, Scheuern

Heuferien vom 2. - 16.7.1951

Am 24.8.1951 Revision durch Herrn Kreisschulrat Legrand.

Schulentlassung am 31.8.1951. In einer Entlassungsfeier wurden 10 Knaben und 2 Mädchen aus der Schulpflicht entlassen.

Herbstferien vom 10.9. bis 9.10.1951. Das Wetter war für die Kartoffelernte ausgezeichnet.847

Lehrertagung am 19.11.1951 in Daun.

Die Lehrerdienstwohnung war am 8.10.1951 bezugsfertig. Das Wohnhaus, ebenso das Schulgebäude wurden verputzt. Das Wohnhaus wurde auch durch Isolierung der Grundmauern und Einziehen neuer Abflußrohre trocken gelegt.

846 Rheinland-Pfalz Die Elternvertretung beginnt auf Klassenebene mit der Klassenelternversammlung. Dies sind alle Eltern der Kinder aus einer Klasse. Diese wählen aus ihrer Mitte den Klassenelternsprecher und dessen Vertreter. Auf Schulebene wird ein Elternbeirat gewählt. Wahlberechtigt hierzu sind alle Klassenelternsprecher und -vertreter sowie zwei in jeder Klasse zu wählende Wahlvertreter. Der Schulelternbeirat wiederum wählt aus seiner Mitte einen Schulelternsprecher sowie Mitglieder für den Schulausschuss und den Schulbuchausschuss. Weiterhin gibt es für jeden der drei Schulaufsichtsbezirke Trier, Koblenz und Neustadt einen Regionalelternbeirat (REB) und für das gesamte Land den Landeselternbeirat (LEB) Rheinland-Pfalz. (https://de.wikipedia.org/wiki/Elternvertretung, 21.1.2016) 847 „schönster Oktober seit 31 Jahren“, München 1 mm, Berlin 3 mm Niederschlag, Berlin 226 Std. Sonnenschein. (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 26.2.2016) - 305 -

(6) [1951] 3

Landwirtschaftliche Berufsschule . Am 13.11.1951 wurde für die Orte Kalenborn, Scheuern, Roth u. Müllenborn die landwirtschaftliche Berufsschule für Knaben eröffnet. Lehrperson: Lehrer Bastges aus Gerolstein. Lehrsaal war der kleine Raum zwischen den beiden großen Lehrsälen, da ja nur ein Lehrsaal fertig war, in welchem beide Klassen abwechselnd Unterricht hielten.

Im November wurden die Räume der Schule und des Wohnhauses von Pastor Lenz, Roth, eingesegnet.

Weihnachtsfeier 848 am 23.12.1951 im Saal des Gasthauses Diederichs. Es wurden zwei, von Lehrer Steuer verfaßte Stücke aufgeführt: 1. Alle Jahre wieder (Weihnachtsliederspiel) 2. Weihnachtszauber (Märchenspiel) Die Nachmittagsfeier war gleichzeitig Bescherung der hiesigen Flüchtlingskinder. Die Schulkinder spendeten Gaben.

Weihnachtsferien vom 22.12.1951 - 4.1.1952.

Trauer im Bistum Trier . Am 20.12.1951 starb der Hochwürdigste Herr Erzbischof Dr. Franz Bornewasser849. Sein Nachfolger ist Bischof Dr. Matth. Wehr850.

848 Eingelegt der Durchschlag einer maschinenschriftlicher Einladung dazu; Beginn für Kinder um 1/2 4 Uhr Nachmittag, für Erwachsene um 7 Uhr Abends. Einladende: die Schüler u. der Lehrkörper der Volksschule in Kalenborn 849 s. Anm. 109 850 Matthias Wehr (* 6. März 1892 in Mettlach-Faha, Saar; † 6. November 1967 in Trier) war vom 20. Dezember 1951 bis zum 19. November 1966 Bischof von Trier. [...] Wichtige Ereignisse in seiner Tätigkeit als Bischof waren die Wallfahrt zum Heiligen Rock 1959, die Förderung des Deutschen Liturgischen Instituts und seiner Studienkurse, ein neues, für ganz Deutschland vorbildliches Diözesangesangbuch (1955), ein neuer Katechismus (1956), schließlich die Überarbeitung der Eckerschulbibel und vor allem das Zweite Vatikanische Konzil (1962–65), an dem er trotz seines schlechten Gesundheitszustandes teilnahm. Am 7. Oktober 1966 trat er wegen der Krankheit von seinem Amt zurück [...] (https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Wehr, 18.1.2016) - 306 -

4 [1951] (6)

[Eingeklebt zwei Zeitungsausschnitte zum Tod von Dr. Franz Rudolf Bornewasser: - "Nicht trauern, sondern uns dankbar freuen!" Der Nachruf des Bischofs von Aachen auf den verewigten Erzbischof (nicht reproduziert) - Todesanzeige:] - 307 -

(6) [1952] 5

Sportwettkämpfe am 14.6.1952 in Gerolstein. Kalenborn nahm mit 28 Knaben daran teil. Gleichzeitig wurde vom Jugend-Rotkreuz ein Ballonwettfliegen durchgeführt.

Heuferien vom 25.6. - 9.7.1952. Das Heuwetter war ausgezeichnet851 und es konnte viel und gutes Heu eingebracht werden.

H l. Hl. Firmung Am 19.7.1952 wurden die Kinder von Kalenborn, Roth und Müllenborn vom Hochw. Herrn Weihbischof Dr. Bernh. Stein852 gefirmt. Am 18.7. wurde Weihbischof Dr. Stein am Ortseingang von Roth feierlich empfangen. Die von Lehrer Steuer verfaßten Gedichte wurden von 2 Kindern gesprochen. Im Pfarrhaus nahm der Weihbischof Wohnung, wo ihm am Abend vom M.G.V Kalenborn unter Leitung von Lehrer Steuer, M.G.V. Müllenborn unter Hans Elsner, vom Kirchenchor unter Leitung von Jakob Krämer ein Ständchen gesungen wurde. Bei der Visitation hatten die Kinder recht wacker und frisch geantwortet.

Tageswanderung am 26.8.1952 über Lissingen, Dietzenley, Löwenburg, Buchenloch, Kasselburg, Mühlstein- und Eishöhle bei Roth.

Schulentlassung am 30.8.1952. Da durch Bauarbeiten in der Pfarrkirche

851 Juli Hitzewelle in Europa, 200 Tote, BRD bis 39,6°, Florenz 40° (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 26.2.2016) 852 Bernhard Stein (* 5. September 1904 in Weiler (bei Ulmen); † 20. Februar 1993 in Trier) war Bischof von Trier (1967–1980) und Professor für Bibelwissenschaften am Priesterseminar Trier (1940–1944). (https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Stein, 18.1.2016) - 308 -

6 [1952 - 1953] (6) in Roth diese für den Schlußgottesdienst nicht benutzt werden konnte, wurde dieser in dem zur Kapelle umgestalteten Lehrsaal der 1. Klasse abgehalten. Die Entlaßschüler von Müllenborn und Roth nahmen daran teil. Auch die Eltern waren dabei. Es war eine sehr schöne Feier, die niemand so schnell vergessen kann.

Herbstferien vom 18.9. - 14.10.1952 Das Herbstwetter war ungemein schlecht. Andauernde Regenfälle verzögerten die Kartoffelernte. In den Ferien wurde endlich das Schulgebäude innen mit einem Anstrich versehen, die Türen lackiert, so daß die Räume jetzt einen freundlichen Anblick bieten. Im Sommer 1952 wurde auch der zweite Lehrsaal und der Rest des Flures beendet, so daß endlich jede Lehrkraft853 seinen eigenen Lehrsaal hatte.

Wahl des Gemeinderates am 9.11.1952 Ortsbürgermeister von Kalenborn wurde wieder Johann Perings, Ortsbürgermeister von Scheuern Anton Bauer.

Winter 1952/53 Ende Januar 1953 setzte ein verheerendes Schneetreiben ein.854 An einem Tage konnten sogar die Kinder von Kalenborn nicht zur Schule kommen. Jeder Verkehr

853 zu dieser Zeit Frl. Bauer 854 1.2. „Holland-Sturmflut-Katastrophe“ schwerste Sturmflut seit 500 Jahren an der holländischen Nordseeküste, fast 20% des Landes überflutet, Tausende Tote (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 20.2.2016) - 309 -

(6) [1953] 7 war für Tage, ja Wochen lahmgelegt. Die Straßen mußten erst frei gemacht werden.

Das Frühjahr 1953 kam mit außergewöhnlicher Wärme.

Im Schuljahr 1953/54 wurde mit der Ganzheitsmethode 855 nach Kern856 begonnen. Frl. Bauer führt den 1. Jahrgang. Die Lose Blatt-Fibel "Frohes Lesen"857 wurde eingeführt.

Schuleinrichtung. Für die Schüler der oberen Jahrgänge wurden im März 1953 neue Tische u. Stühle angeschafft. Jede Lehrkraft bekam in seiner Klasse einen neuen Schreibtisch mit Stuhl und einen Papierkasten. Für das Zwischenzimmer wurde ein großer Arbeitstisch angeschafft. Schreinermeister Nik. Leuschen in Kalenborn hat diese Einrichtungsstücke für den Betrag von 1191,- DM hergestellt.

Straßenbau in Kalenborn Im Frühjahr 1953 wurde die Ortsstraße Kalenborn gründlich in Ordnung gebracht und mit einer Asphaltdecke versehen.858 Damit ist einem unhaltbaren Zustande ein Ende gemacht worden.

Zwischen dem Schulgebäude und dem Wohnhaus wurde die Zwischenmauer

855 Methode des Lesenlernens, bei der nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern das Wort als Ganzes, als Bild erfasst wird; Sy Ganzwortmethode; →a. Buchstabiermethode, Lautiermethode (http://universal_lexikon.deacademic.com/82215/Ganzheitsmethode, 18.1.2016) 856 Artur Kern, auch Arthur Kern (* 7. März 1902 in Hartheim am Rhein bei Konstanz; † 26. Februar 1988 in Kirchzarten) war ein deutscher Pädagoge, Psychologe, Hochschullehrer und Buchautor mit über 90 Veröffentlichungen. der von Freiburg aus wirkte. Er trat für die unter anderem in den 1970er Jahren umstrittenen Ganzheitsmethode im Leseunterricht ein. (https://de.wikipedia.org/wiki/Artur_Kern, 18.1.2016) 857 Eine (nationalsozialistische) Fibel dieses Titels (s. Abb.) wurde bereits 1935 aufgelegt: Kühnhold, Karl: Frohes Lesen. Fibel für Stadt und Land. (Im Auftrag des Nationalsozialistischen Lehrerbundes Gau Osthannover herausgegeben). Mit zahlreichen Farbillustrationen von Ernst Kutzer. Hannover. Meyer, C. (Gustav Prior), 1935. Illustrierter Originalhalbleinwandband. 95 SS. (So im Münsteraner Antiquariatskatalog: http://www.geisenheyner.de/site/pdf/liste_new-york_2011.pdf, 26.2.2016) 4. Aufl. 1937. — Hier handelt es sich allerdings, wie ja auch die Erwähnung Kerns [s. Anm. 856] unmittelbar vorher nahelegt, um die - fatalerweise wenig einfühlsam bzw. geschichtsvergessen mit dem gleichen Titel versehene - Fibel von Josef Kapelle aus dem Trierer Paulinus-Verlag: Frohes Lesen, Fibelblätter zur Gestaltung eines eigenen Erstlesebuches im Sinne Artur Kerns. Erwachsen aus d. Arbeit Trierer Schulen. (http://buch-info.org/t/Frohes_Lesen, 26.2.2016; "schraubnieten zum lösen und herausnehmen der blätter ", vgl. http://altsaarbrckerant280.biblioman.info/suche.pl? s=XXX_7261726974E474656E&t=1&x=8, 26.2.2016) 858 In der Publikation "Kreis Daun - Bilder aus vergangenen Tagen", Meinerzhagen 1985 ist S. 129 ein Foto "Straße in Kalenborn vor dem Zweiten Weltkrieg" abgebildet (Abzweig "Zur Held" von der Hauptststraße), rechterhand ein strohgedecktes Haus, nach der Beschriftung dort "Differding, im 18. Jahrhundert erbaut, in den 1960er Jahren wegen Straßenbaues abgerissen." Nach dem Chronik-Eintrag hier ist die Datierung des Abrisses bereits auf 1953 nicht ausgeschlossen. — Inzwischen ließ sich die Herkunft des Fotos klären. Es stammt von Lehrer Kohn (entstanden zwischen 1927 und 1931), eingeklebt in eine Kladde (s. Anm. 404): - 310 -

8 [1953] (6) und eine Treppe zum Spielplatz gebaut.

Sommer ferien vom 26.6. - 22.7.1953 Leider hat sich das Wetter ungemein verschlechtert und die Heuernte stand durchwegs im Zeichen des Regens. Sie zog sich durch mehr als vier Wochen dahin.

Orgelweihe in Roth. In der Pfarrkirche zu Roth wurde am 12.7.1953 die neue, bezw. überholte Orgel in einer Feierstunde eingeweiht. Außer dem Kirchenchor Roth sangen der Kirchenchor von Bettingen und die Knaben des bischöfl. Internates Gerolstein.

Stadt Gerolstein Im Juni 1953 wurde in einer Reihe von Festtagen dem Flecken Gerolstein das Stadtrecht wieder verliehen. Auf der Löwenburg wurde das Heimatspiel "Der Speerwurf" v. Klaus Mark uraufgeführt.859 Für die Schulen wurde eine Aufführung am 24.6. angesetzt. Es waren ungefähr 800 Kinder anwesend. Kalenborn nahm mit 48 Kindern daran teil.

Zugang zum Schulgebäude. In den letzten Julitagen wurde der Zugang zum Schulgebäude hergerichtet.

859 Nach dem Zweiten Weltkrieg beratschlagten einige heimatverbundene Gerolsteiner, rückblickend auf die früheren Felsenspiele, ein mit der Geschichte der Burg verbundenes Heimatspiel ins Leben zu rufen. Dafür bot sich die Sage vom Speerwurf, die sich hier abgespielt haben soll, mit dem Burggelände als Kulisse an. In dem Heimatschriftsteller Klaus Mark aus wurde der Autor für das Spiel »Der Speerwurf« gefunden. Dieses wurde dann im Jahre der Wiederverleihung der Stadtrechte —1953 —von etwa 70 Laienspielern in neun gut besuchten Vorstellungen auf der dafür errichteten Freilichtbühne im Burghof aufgeführt. (http://www.jahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1983/hjb1983.99.htm, 18.1.2016) — s.a. Herzog, Wilma: Die Idee eines Gerolsteiners: das Heimatspiel "Der Speerwurf". In: Landkreis Daun: Jahrbuch 2000, S. 228- 231. (http://www.rlb.de/cgi-bin/wwwalleg/gooi.pl?s1=121t000205) - 311 -

(6) [1953] 9

Riesenbovist. Am 1.8.1953 fand der Schüler Rudi Koßmann aus Scheuern auf einer Weide bei Weihern einen Eierbovist im Gewicht von 6 Pfund und einem Umfang von 110 cm.860

Erntewetter 1953 In der zweiten Augusthälfte setzte der Sommer mit großer Hitze ein. Die Getreideernte begann. Am 13. Aug. starkes Gewitter über der Eifel mit Hagel in Daumesgröße. Zum Glück war es nur kurz und der Schaden war verhältnismäßig klein.

Kochherd. Am 14.8. erhielt Kalenborn vom R.W.E Gerolstein einen Herd "Juno 5203" zur Verfügung gestellt.

Ausflug am 26.8. Omnibusfahrt nach Himmerod, um aus Anlaß der St. Bernhard-Feierlichkeiten einem Pontifikalamt beizuwohnen. Es wurde gehalten vom Abt Ildefons von Siegburg861 (800. Todestag Bernhard v. Clairvaux862). Anschließend Fahrt zum Gemündener Maar, hier Kahn fahren. Im Kapellchen des Weinfelder Maar's sangen die Kinder einige Marienlieder.

Entlassung am 31.8.1953 In einer Feierstunde wurden 9 Knaben

860 Der Riesenbovist wird im Durchmesser etwa 10–50 cm groß, ist rundlich und ohne Stiel. Die Haut ist glatt und lederartig. Die Farbe ist jung weißlich, dann grüngelblich und alt durch die Sporen olivbraun oder rotbraun bis dunkelbraun. Die Fruchtmasse ist anfangs ebenfalls weiß und wird während der Reifung olivbraun und pulverig. Reifere Pilze riechen unangenehm harnartig. [...] Riesenboviste wachsen von Juni bis September vornehmlich auf Wiesen, Weiden und lichten Wäldern (aufgelockerte Kiefernwälder auf eher trockenen Standorten). Charakteristische Standorte sind vor allem alte Streuobstwiesen [...]. (https://de.wikipedia.org/wiki/Riesenbovist, 18.1.2016) 861 Ildefons Schulte Strathaus OSB (* 6. Mai 1887 in Castrop [1] als Ewald Anton Schulte Strathaus; † 23. Mai 1971 in Siegburg) war ein deutscher Benediktinermönch und erster Abt der wiederbegründeten Benediktinerabtei Michaelsberg und 47. der Siegburger Abtsreihe. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ildefons_Schulte_Strathaus, 18.1.2016) 862 Der heilige Bernhard von Clairvaux (* um 1090 auf Burg Fontaine-lès-Dijon bei Dijon; † 20. August 1153 in Clairvaux bei Troyes) war ein mittelalterlicher Abt, Kreuzzugsprediger und Mystiker. Er war einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens, für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich war. [...] Mit seinen Predigten entfachte er in ganz Europa einen Sturm der Begeisterung für die Kreuzzüge. Er warb für sie im nördlichen Frankreich, in Flandern und am Rhein. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_von_Clairvaux, 18.1.2016) - 312 -

10 [1953] (6) und 4 Mädchen entlassen.

Wahl des 2. Bundestages. 863 Am 6. September 1953 fand die Wahl des 2. Bundestages statt. Aus Anlaß dieses, für Deutschlands Zukunft entscheidenden Ereignisses wurde das Wahllokal von den Schülern mit Reisigkränzen und Blumen geschmückt. Wahlberechtigte: Kalenborn 174 Scheuern 77 Abgeg. Stimmen: Kalenborn 146 Scheuern 75 Nach dem Wahlgesetz vom vom 8. Juli 1950 hat jeder Wähler 2 Stimmen.864 Am Samstag, dem 5.9. wurde in der Schule eingehend über diese Wahl gesprochen. Montag der 7.9. war schulfrei.

Wahl der Elternräte. Am 20.9.1953 wurden die Eltern der schulpflichtigen Kinder zur Wahl der Elternbeiräte eingeladen. Von 29 Eltern waren nur 11 Elternteile erschienen. Die Wahl ergab: 1. Herr Nikl. Leuschen (Vorsitz), Kalenborn 2. " Friedr. Hoffmann " 3. " Nikl. Lamberty " Stellvertreter 1. Herr Peter Leyens, Kalenborn 2. " Nikl. Linden, Scheuern Nach der Wahl wurden in lebhaften Wahlreden schulische und erzieherische Probleme erörtert.

863 Die Bundestagswahl 1953 fand am 6. September 1953 statt. Bei der Wahl zum 2. Deutschen Bundestag stellten sich die im 1. Bundestag vertretenen Parteien bzw. zahlreiche der Bundestagsabgeordneten erstmals der Wiederwahl, darunter der CDU-Abgeordnete und Bundeskanzler Konrad Adenauer, der seit 1949 mit seinem Kabinett Adenauer I (Koalition aus CDU/CSU, FDP und DP) regiert hatte. [...] Die Unionsparteien erhielten 45,2 Prozent der abgegebenen Stimmen (nach 31,0 Prozent im Jahre 1949) und bildeten die nun deutlich stärkste Fraktion. Adenauer brauchte für eine Mehrheit der Sitze nur einen Koalitionspartner. Gleichwohl berief er vier DP-Abgeordnete und zwei BHE-Abgeordnete (der 1950 gegründete BHE war 1953 erstmals zur Bundestagswahl angetreten und hatte 5,9 Prozent der Zweitstimmen erhalten) in sein Kabinett. 129 der 487 Abgeordneten waren laut Unterlagen des Berlin Document Center ehemalige Mitglieder der NSDAP. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bundestagswahl_1953, 4.2.2016) 864 Verhältniswahl: Zwar wird die Hälfte der Abgeordneten in Mehrheitswahl in den Wahlkreisen mit der Erststimme gewählt, aber die Zusammensetzung des Bundestages bestimmt die Zweitstimme, mit der die Mandatsanteile der zur Wahl stehenden Listen im Bundestag bestimmt werden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bundeswahlgesetz, 4.2.2016) - 313 -

(6) [1953] 11

Herbstferien 1953 Das Wetter war in dieser Zeit herrlich und die Kartoffeln kamen reichlich und trocken in den Keller. Es war ein selten schöner Altweibersommer.

Glocken weihe am 22.11.1953 Es war ein besonderes und freudiges Ereignis, als die 3 neuen Glocken in der Pfarrkirche zu Roth geweiht wurden. Die Weihe nahm der Herr Dechant von Gerolstein vor. Die Glocken wurden von der Gemeinde Roth gestiftet, welche zu diesem Zwecke 14.000 DM gab. Mit diesem Gelde konnte auch das elektr. Läutewerk eingebaut werden. Glockenpaten: 1. Für die große Herz-Jesu-Glocke: Herr Lehrer i.R. Krost, sen. (Roth) 2. Für die Glocke der Friedenskönigin865: Herr Pick aus Roth 3. Für die Glocke des hl. Antonius des Einsiedlers866 (Patron von Roth): Herr Meier aus Roth. Die Glocken wurden in Bochum gegossen.867 Glockenklang: e - g - a

Weihnachten 1953 Das Weihnachtswetter war nicht weihnachtlich.868 Kein Schnee! Regen, Regen, Regen!

865 Regina pacis (lat.) (Königin des Friedens), eine Anrufung Mariens (https://de.wikipedia.org/wiki/Regina_Pacis, 20.2.2016) 866 Antonius Eremita (s. Anm. 108) 867 Vermutlich von der Vereinigte Stahlwerke AG: Der Bochumer Verein war ein vertikal integrierter Montankonzern mit Sitz in Bochum, zu dem mehrere Stahlwerke und Zechen gehörten und der zeitweise über 20.000 Menschen beschäftigte. Er entstand im Jahr 1854 aus der Gussstahlfabrik Mayer und Kühne und firmierte zunächst als Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation (BVG). Das Unternehmen war zwischen 1926 und 1951 ein Betrieb des Großkonzerns Vereinigte Stahlwerke AG. [...] Bereits im Jahr 1847 produzierte die Firma außer den Gussstahlglocken, für die der Bochumer Verein später berühmt wurde, auch Kanonenrohre aus Stahlformguss [...]. In den 1950er Jahren verließ die 20.000ste Glocke das Werk in Bochum. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bochumer_Verein, 4.2.2016) - In den 1950er Jahren wurden häufig Glocken aus Stahl oder Eisen in die Kirchtürme gehängt, um das im Krieg eingeschmolzene und zu Munition umfunktionierte Geläut zu ersetzen. Viele der minderwertigen Nachkriegsglocken sind inzwischen im Wortsinn angeschlagen. (Blawat, Katrin: Hört, Hört. In: Süddeutsche Zeitung, 8.10.2016, S. 51, ein Bericht über Deutschlands einzige Glockengießerin Cornelia Mark-Maas aus Brockscheid) 868 sehr milder Dezember, bis 3° über normal (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 26.2.2016) - 314 -

12 [1954] (6)

Schulküche Vom R.W.E. wurde der Volksschule ein Elektroofen zur Verfügung gestellt. Ebenso wurden einige Elektrotöpfe dazu geliehen. Mit Hilfe eines Zuschusses der Regierung Trier in Höhe von 500,- DM wurden die notwendigsten Anschaffungen gemacht. Der Raum zwischen den beiden Lehrsälen wurde zur Schulküche. Die elektrischen Anlagen wurden von der Firma Reinhold, Gerolstein durchgeführt. Am 13.1.1954 begann der Kochunterricht. Es nahmen auch die Mädchen (8. Schj.) von Roth u. Müllenborn daran teil. Kochlehrerin ist Frl. Bauer.

Landwirtschaftl. Berufsschule für Mädchen. Im Sommer 1953 wurde nun zur Knabenklasse auch eine Mädchenklasse angeschlossen. Am Unterricht nahmen auch die Mädchen von Scheuern, Müllenborn u. Roth teil. Lehrerin: Frau Schwarzkopf.

Kälte welle Winter 53/54 Ende Januar 1954 setzte eine schneelose u. harte Kältewelle ein. Das Thermometer zeigte am 1.2. u. 2.2. eine Temperatur von -16° morgens.869

Ostern 1954 Osterferien vom 9.4. - 27.4.1954.

869 Januar „verrücktes Wetter verursacht Chaos“ 3.1. in der BRD bis –26°. 4.1. schwere Sturmflut an der Nordseeküste, Überflutungen in Dänemark, Deutschland, Holland und Belgien, Kiel höchster Wasserstand seit 50 Jahren. Serie von Lawinen in den Alpen, 200 Tote, Wattenmeer vereist, Inseln nur aus der Luft zu erreichen. Februar Kältewelle in Mittel- und Südeuropa, Schnee in Algerien, 300 Tote, Lappland bis –35°. (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 20.2.2016) - 315 -

(6) [1954] 13

Das Osterwetter war häßlich und richtig aprilmäßig. Kalte Winde brausten durch die Eifel und brachten Schnee u. Regen mit.

Maiwetter 1954 ⅔ dieses Monats war es trocken und heiß, zu heiß für den Mai. Erst gegen Ende setzte Regen ein und brachte alles zum Wachsen und Blühen.

Pfingsten 1954. Kühl und naß. 4. - 9. Juni Ferien.

17. Juni 870 In Erinnerung und zum Gedenken des Aufstandes der Ostzonenbevölkerung gegen die Gewaltherrschaft der Sowjet am 17.6.1953 in Berlin und ganz Ostdeutschland, wurde am 16.6. in jeder Klasse eine Gedenkstunde abgehalten. Der 17.6. fiel heuer auf den Fronleichnamstag.

Heuferien vom 30.6. - 21.7.1954. Leider wurde nach 3 schönen und heißen Tagen das Wetter wieder durchaus regnerisch871, so daß sich die Heuernte sehr lange hinausschob und viel Heu auf den Wiesen verdarb.

Auch der Monat August war regnerisch und die Ernte war schlecht.872

870 1953: Unzufriedenheit mit dem herrschenden Regime führt zum Volksaufstand in der DDR, den Deutsche Volkspolizei und sowjetische Truppen niederschlagen; mindestens 55 Menschen sterben, ca. 1.600 werden zu Haftstrafen verurteilt. (https://de.wikipedia.org/wiki/17._Juni, 4.2.2016) 871 Juli sehr kühl und nass (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 26.2.2016) 872 August Sommer insgesamt sehr kühl und nass, durch das anhaltend schlechte Wetter erhebliche Ernteausfälle. (http://www.wetterzentrale.de/cgi- bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 20.2.2016) - 316 -

14 [1954] (6)

Ausflug am 10.9.1954. Das 5.-8. Schj. führte einen Tagesausflug nach Prüm durch. Hier Besichtigung der Basilika und anschließend einen Fußmarsch durch die Schönecker Schweiz nach Schönecken. Von hier mit dem Postbus nach Prüm zurück. Anschließend hinauf auf den Kalvarienberg und am Abend mit dem Zug nach Müllenborn und nach Hause. An diesem Ausflug nahm auch Herr Lehrer i.R. Alfred Holze, teil.

Arbeiten an der Schule und dem Lehrerhaus . Im Oktober 1954 wurden folgende Arbeiten durchgeführt: 1. Sämtliche vorgebauten Dachfenster wurden entfernt und das Dach glatt gedeckt, da die Innenbalken durch eindringenden Regen bereits angefault waren. 2. Durch den Klempnermeister Mattes aus Gerolstein wurden die Fenster des Schulgebäudes und Lehrerhauses mit Blechgesimsen versehen. 3. Die Wetterseiten beider Gebäude wurden durch Malermeister Gützen, Pelm, mit einer Isolierschicht versehen. Meiner Meinung nach wird das auch nichts nützen. Eine Verschieferung wäre die beste Lösung. 4. In der Lehrerwohnung wurden der Flur u. die Wohnküche frisch tapeziert u. die Türen ausgebessert. Die Fensterrahmen beider Gebäude wurden gestrichen. 5. Im Schulgebäude wurde die Flügeltür eingebaut und das Tor bekam eine Selbstschließe. Die offenen Räume - 317 -

(6) [1954] 15

unter der Schule bekamen neue Tore. Drei Öffnungen wurden zugemauert. 6. Der Schulspeicher bekam einen Bretterboden, darunter Glaswollfüllung. 7. Im Lehrerhaus wurde von der Waschküche zum Keller eine Tür durchbrochen. 8. Die Giebelseiten im Innenraum des Schulspeichers wurden verputzt. 9. Die durch Wegzug der Familie Zweng-Oberl im Lehrerhaus freigewordene Wohnung wurde durch Malermeister Gützen in Ordnung gebracht.873

Schulreinigung, Heizung. Im Ausschreibungswege wurde die im Okt. 1954 freigewordene Stelle für Schulreinigung und Heizung an Herrn Humble, Kalenborn, vergeben.

Anschaffungen. (1954) Lehrsaal: Von der Berufsschule für Mädchen eine neue Wandtafel. Schulküche: 1 Küchenschrank, 1 Küchentisch Gardinen, Geschirr, Besteck. Berufsschule für Mädchen: aus Kreismitteln eine Pfaff-Nähmaschine. (Im Eigentum der Berufsschule.)

Röntgen-Schirmbildaktion. am 7.10.1954. Die Lehrkräfte und Schüler des 8. Schuljahres nahmen daran teil.

873 Zu den zahlreichen in der Chronik erwähnten Namen von Flüchlingsfamilen nannte Hans Hoffmann (13.8.2016) noch den nicht vermerkten Breidenbach. - 318 -

16 [1954 - 1956] (6)

Gefallene nehrung am 14.11.1954. Nachmittags versammelten sich die Feuerwehr, der Gesangsverein, der Gemeinderat, die Schuljugend u. die Bewohner Kalenborns vor der Dorfkapelle und zogen dann im Schweigemarsch zum Friedhof. Chöre des Ges.Vereines, Gedichte der Kinder, Choral der Bläser und eine Ansprache des Schulleiters Steuer gestalteteten die Feier. Leider trieb ein plötzlicher Regenguß alles unprogrammgemäß auseinander.

Krippenspiel Am 4. Adventsamstag 1954 wurde im Lehrzimmer von den Schülern ein Krippenspiel aufgeführt, zu welchem die Eltern geladen waren. Es wurde eine schöne Feierstunde und ein rechter Auftakt für das Weihnachtsfest.

Im Sommer des Jahres 1955 wurde an der Wetterseite des Schulgebäudes die Verschieferung angebracht. Diese war notwendig geworden, da die im Jahre 1954 durchgeführte Isolierung nichts nützte und der Lehrsaal (Wetterwand) naß blieb.

1956 wurde der 1. Lehrsaal, der durch die Verschieferung endlich trocken wurde, vom Malermeister Rikal aus Lissingen gründlich überholt und sehr schön ausgemalt. Eine neue Blattafel (grün) schaffte neuen Schreibraum. - 319 -

(6) [1956 - 1957] 17

Ostern 1956 wurde Frl. Bauer in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. In einer, vom Schulleiter Steuer durchgeführten Feierstunde, in Anwesenheit des Schulrates, des Amtsbürgermeister Schneider874, der Ortsbürgermeister Perings (Kalenborn) und Bauer (Scheuern), und sämtlicher Schulkinder, wurde die, um das Schulwesen des Schulverbandes Kalenborn-Scheuern hochverdienten Lehrerin, verabschiedet.

Firmung 1956 Im Frühjahr 1956 hat der Hochwürdigste Herr Bischof Matthias Wehr aus Trier die Kinder der Pfarrei Roth gefirmt. Am Ortsausgang gegen Müllenborn wurde der Bischof von der ganzen Gemeinde empfangen, zur Kirche geleitet, wo gleich die Firmung durchgeführt wurde, da der Bischof noch am Abend in Gerolstein sein muß. Nach der Firmung wurden die einzelnen Körperschaften vom Bischof empfangen.

Volksschule Kalenborn - einklassig . Infolge der sinkenden Schülerzahl wurde die Schule Ostern 1957 einklassig.

Schulgarten . Im Frühjahr 1957 wurde vor der Schule der neue Garten angelegt. Der Grund wurde umgeackert und vom Lehrer weiter

874 Aloys Schneider, Amtsbürgermeister in Gerolstein von Juli 1949 bis April 1961 - 320 -

18 [1957 - 1958] (6) bearbeitet. Die Hälfte des Gartens wurde eingezäunt.

Sommer 1957 Der Juli brachte eine ungewöhnliche Hitze von Mittagstemperaturen 33 - 35° im Schatten.875 Es gab eine gute Heuernte. Der August war das Gegenteil und zeichnete sich durch viel Regentage aus.876 In der Zeit von Mitte Juli bis August wurde im Dorf eine neue Starkstromleitung mit stärkerem Querschnitt gelegt. Gleichzeitig erhielt das Dorf endlich auch die Straßenbeleuchtung. Die Straße zur Mul wurde beendet und vom Dorf bis Kuhl Nikl. asphaltiert.

Umlegung, Flurbereinigung. Die im Jahre 1955 begonnene Flurbereinigung war nun abgeschlossen.877 Damit war endlich in der Gemarkung Ordnung geschaffen. Die Grenzen des Schulgrundes liegen nun fest. Es soll noch in der Gesamtheit eingezäunt werden.

Versetzung. Auf eigenen Wunsch wurde mit Wirkung vom 1.4.1958 Lehrer Jos. Steuer nach Lissendorf versetzt. An seiner Stelle kam Lehrer Wolfgang Weller. Lehrer Steuer war 7 Jahre in Kalenborn.

875 Juli Hitzewelle hält an bis zum 10.7., Wasserknappheit, 15 Tage durchgehend über 30°, 7.7. bis 39°, 4.7. Zugspitze 14°, Wassernotstand in Niedersachsen, Nordsee ist 22° warm (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 20.2.2016) 876 August sehr kühl und nass (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 26.2.2016) 877 Nach anderer Quelle (http://www.archivdatenbank.lha-rlp.de/koblenz/c/c.2/516/fb/akten/03/03.02/262909/, 27.10.2015) beanspruchte die Flurbereinigung den Zeitraum von 1954 - 1965. Zu diesem Verfahren existieren umfangreiche Akten im Landeshauptarchiv Koblenz, hier aufgeführt für Interessenten. Aus dem Findbuch: Bestand 516 Kulturämter, Akten, 03 Kulturamt Prüm, 03.02 Verfahrensakten Sachakte 2629 01 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Flächen- und Schätzungsnachweis Sachakte 2629 02 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Flurbereinigungsplan und Nachträge - Band 1 Sachakte 2629 03 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Flurbereinigungsplan und Nachträge - Band 2 Sachakte 2629 04 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Flurstücksverzeichnis Sachakte 2629 05 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Teilnehmernachweis - Band 1 Sachakte 2629 06 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Teilnehmernachweis - Band 2 Sachakte 2629 07 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Besitzstands- und Schätzungsnachweis - Band 1 Sachakte 2629 08 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Besitzstands- und Schätzungsnachweis - Band 2 Sachakte 2629 09 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Verzeichnis der Nebenbeteiligten ... Sachakte 2629 10 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Nachweis der neuen Grundstücke Bestand 702KU Kulturamtskarten, Karten, 03 Kulturamt Prüm Karte 2629 Kalenborn - Kreis Daun - Flurbereinigung Wegeentwurfskarte Bestand 702 Karten und Pläne, Karten, 14 Gemeindeübersichtskarten -kp-, 14.02 Katasterübersichtskarten und Nachzeichnungen Karte 1113 Katasterübersichtskarten Kalenborn (Kreis: Daun) Karte 4576 Bl. 74 Katasterübersichtskarten Kalenborn (Kreis: Daun) - 321 -

(6) [1958] 19

Dienstantritt: Lehramtsanwärter Wolfgang Weller wurde mit Wirkung vom 1.4.1958 von Sulzheim (Reg. Bez. Rheinhessen) auf eigenen Wunsch als apl. Lehrer an die kath. Volksschule in Kalenborn versetzt. Die Chronik wird von diesem Zeitpunkt an durch ihn weitergeführt.

Wolfgang Weller stammt aus dem Rheinland (geb. in Euskirchen, aufgewachsen in Düsseldorf) und hat in Vechta in Oldenburg an der Pädagogischen Hochschule 6 Semester studiert und am 11. Juli 57 seine 1. Lehrerprüfung abgelegt. Vom 16. Sept. 57 bis 31.3.58 war er als apl. Lehrer an einer zweiklassigen Schule in Rheinhessen tätig.

Schulratsbesuch: Am 6.5.58 und 24.6.58 besuchte Herr Schulrat Legrand aus Daun Unterricht und Schule

Veränderungen im Pfarrhaus Roth: Herr Pastor Lenz verläßt Ende April Roth, um seine neue Stelle in Waldrach bei Trier zu übernehmen. An seine Stelle tritt P. Innozenz Euskirchen (Herz-Jesu-Priester), der am 2. Sonntag im Mai878 durch den Herrn Dechanten aus Gerolstein eingeführt wurde.

878 11.5.1958 (Muttertag) - 322 -

20 [1958] (6)

Das ländliche Jahr: Die späte Kälte879 und lange Nässe zögerte die Feldbestellung sehr weit hinaus. Die Heuernte begann bei sehr günstigem Wetter. Bald trat aber Regenwetter ein, wodurch viel Heu an Wert verlor. Dennoch war die Heuernte im ganzen sehr gut und reichlich. Auch die Ernte der Frucht brachte einen sehr guten Ertrag. Das Erntewetter war sehr gut. Die Kartoffelernte erfolgte meist bei Regenwetter. Die Ausbeute war nicht so zufriedenstellend.

Arbeiten am Schul- und Lehrerhaus

Am 17.5. erhielt die Lehrerwohnung zu den beiden Windseiten hin Doppelfenster. Nun regnet es endlich nicht mehr herein. Kalenborn, den 1.6.58 Weller Bundesjugendspiele 1958

Die Bundesjugendspiele wurden in diesem Jahre wieder mit den Schulen Müllenborn und Roth in Kalenborn veranstaltet. Aus Kalenborn erhielt Klaus Lamberty als einziger eine Siegerurkunde. Ein Fußballspiel zwischen den Schulen Roth und Müllenborn

879 März ganz Europa leidet unter einer Kältewelle, geschlossene Schneedecke (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl? noframes;read=93, 20.2.2016) - 323 -

(6) [1958] 21 einerseits und Kalenborn andererseits schloß die Veranstaltung. Kalenborn verlor 3:5. Kalenborn, den 27.7.58 Weller Tagesausflug 1958

Am 1. August, dem letzten Schultag, machten die Oberklassen von Müllenborn, Roth und Kalenborn einen gemeinsamen Ausflug an die Ahr und an den Rhein. Die Vorbereitungen hatte Herr Lehrer Bruder getroffen, die Gestaltung der Fahrt nahm unser Herr Pastor Euskirchen in die Hand. Die Fahrt bereitete den Kindern große Freude, doch ging die Fahrt zu weit und zu schnell. Kalenborn, den 15.8.58 Weller Arbeiten am Schul- und Lehrerhaus

In den Herbstferien wurden die Toiletten neu gestrichen. Es hatte aber wenig Sinn, denn die Nässe schlägt schon jetzt wieder durch. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Flur der Schule ausgebessert. Alle Fenster des Schul- und Lehrerhauses wurden von außen gestrichen. - 324 -

22 [1958] (6) Kalenborn, den 29.10.58 Weller

Gestern wurden die ersten Bücher aus unserer neuen Schülerbücherei ausgegeben, die zunächst 25 Bücher umfaßt. Kalenborn, den 7.11.58 Weller

Vor wenigen Tagen haben wir hier eine Flötengruppe gegründet. Acht Kinder wollen regelmäßig am Flötenunterricht teilnehmen. Kalenborn, den 10.11.58 Weller

Aus Anlaß des Heimgangs unseres geliebten Heiligen Vaters Pius XII.880 fand in der Schule für die Oberklasse eine einstündige Trauerfeier statt, in der der Lebensweg des Verstorbenen noch einmal aufgezeigt wurde, ebenso seine Verdienste für die Kirche und seine Hilfe für uns Deutsche im und nach dem Kriege.

An der Papstwahl881 nahmen wir regen Anteil, wir lernten den Verlauf genau kennen und vergegenwärtigten uns die Bedeutung des Papsttums.

Den Feierlichkeiten der Krönung unse-

880 Pius XII. (bürgerlicher Name Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli; * 2. März 1876 in Rom; † 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo) war vom 2. März 1939 bis Oktober 1958 Papst. [...] Papst Pius XII. starb nach über vier Jahren zunehmender Gesundheitsstörungen, die es der Kurie erschwerten, die Kirchenregierung noch zu gewährleisten, am 9. Oktober 1958 im Alter von 82 Jahren in Castel Gandolfo an den Folgen eines erneuten Schlaganfalls. (https://de.wikipedia.org/wiki/Pius_XII.) 881 Das Konklave 1958 nach dem Tod von Papst Pius XII. am 9. Oktober 1958 begann am 25. Oktober 1958. Am 28. Oktober 1958, im 11. Wahlgang, wurde der Patriarch von Venedig Angelo Giuseppe Roncalli zum neuen Papst gewählt. Er nahm den Namen Johannes XXIII. an. (https://de.wikipedia.org/wiki/Konklave_1958, 4.2.2016) - 325 -

(6) [1958 - 1959] 23 res neuen Heiligen Vaters Johannes XXIII882 wohnten wir akustisch mit Hilfe eines Rundfunkgerätes bei. Kalenborn, den 23.11.58 Weller

Ausstattungen für den Unterricht

Der Zuschuß für unsere Schulnähmaschine seitens der Bezirksregierung in Höhe von 200.- DM erlaubt endlich die Beschaffung von Verdunkelungen. Dank der Großzügigkeit der Gemeinden konnten gefällige Vorhänge gekauft werden. Die Firma Klaeren, Gerolstein, lieferte und montierte die Vorhänge sehr preiswert und ging bereitwillig auf längere Zahlungsfristen ein. Nachdem die Vorhänge angebracht waren, überraschte uns die Kreisbildstelle mit einem neuen Schmalfilmgerät. Herr Rektor Jobelius überbrachte das Gerät und führte uns in seine Handhabung ein. Kalenborn, den 31.3.58 [recte: 59] Weller

Ferienordnung 1958/59

Osterferien 30.3. - 15.4.58 Pfingstferien 23.5. - 29.5.58 Sommerferien 1.8. - 2.9.58

882 Johannes XXIII. (* 25. November 1881 in Sotto il Monte, Provinz Bergamo, Lombardei; † 3. Juni 1963 in der Vatikanstadt) – bürgerlicher Name Angelo Giuseppe Roncalli – wurde am 28. Oktober 1958 als Nachfolger von Pius XII. zum 261. Papst der römisch-katholischen Kirche gewählt. Er wird auch der „Konzilspapst“ oder wegen seiner Bescheidenheit und Volksnähe im Volksmund il Papa buono („der gute Papst“) genannt. Er wurde am 3. September 2000 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Papst Franziskus sprach Johannes XXIII. am 27. April 2014 heilig. [...] Die Krönung des neuen Papstes am 4. November 1958, dem Fest des hl. Karl Borromäus, beeindruckte die Weltöffentlichkeit, als der Papst sich mit Bezug auf seinen Taufnamen Giuseppe mit „Ich bin Josef, euer Bruder“ (Gen 45,4 EU) vorstellte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_XXIII., 4.2.2016) - 326 -

24 [1959] (6)

Herbstferien 20.9. - 5.10.58 Weihnachtsferien21.12. - 8.1.59 (jeweils letzter bzw. erster Schultag)

Zu Ostern wurden ein Mädchen und ein Junge aus der Schule entlassen. Dagegen fanden 12 Kinder (6 Mädchen und 6 Jungen) Aufnahme in das 1. Schuljahr, so daß nun die Gesamtschülerzahl 47 ist. Kalenborn, den 8.4.59 Weller

Gestaltung des Schulgebäudes

Vor einer Woche haben wir den ersten Spatenstich zur Verschönerung des Schulgeländes getan. Zunächst soll ein Stück ehemaliger Weide hinter der Schule - der Ausblick aus unseren Klassenfenstern - in einen Garten umgewandelt werden. Er wird mit einigen Fichten und Buchen (Wildlingen) eingegrenzt und mit Blumen besät und bepflanzt werden. Aus den Hausgärten haben die Kinder schon viele Blumen zusammengetragen. Kalenborn, den 1.5.59 Weller

Die Ausgestaltung des Klassenzimmers

Der neue Etat stellte Mittel für Gardinen - 327 -

(6) [1959] 25 bereit. Inzwischen sind sie von der Firma Klaeren angebracht worden. Die Klasse hat jetzt eine wohnliche Note. Kalenborn, den 10.5.59 Weller

Tagesausflug 1959

Am 9. Juli fuhr die Oberklasse Kalenborn nach Burg Eltz. Ein Omnibus brachte uns über die Ahrberge und am Aremberg vorbei nach Münstermaifeld. Von dort wanderten wir zu Fuß zur Burg Eltz. Es war ein sehr heißer Tag. Der Rundfunk meldete tags darauf 30 Grad im Schatten.883 In der Mittagsglut tippelten wir 2 km über freie Landstraße. Dann erreichten wir endlich den kühlenden Wald. Die Besichtigung der Burg wurde zum Erlebnis, insbesondere da die Führung auf die Art der Kinder einging und ihre Fragen beantwortete. Nach der Besichtigung wanderten wir der Elz entlang bis Moselkern, wo uns der Omnibus erwartete, um uns nach einer Ruhepause wieder nach Hause zu fahren. Kalenborn, den 11.8.59 Weller

883 Juli „Jahrhundertsommer“ im nördlichen Mitteleuropa (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 20.2.2016) - 328 -

26 [1959] (6)

Bundesjugendspiele 1959

Die Bundesjugendspiele 1959 wurden am 10. Juli wieder gemeinsam mit den Schulen Müllenborn und Roth hier in Kalenborn veranstaltet. Am Vortage haben zum ersten Male die Mädchen an den Spielen teilgenommen, leider nur die aus Kalenborn. Die Turnübungen waren in diesem Jahr gut vorbereitet, so daß 4 Jungen und 4 Mädchen eine Siegerurkunde errangen. Wegen des einsetzenden Regens mußten die geplanten Mannschaftsspiele ausfallen. Kalenborn, den 11.8.59 Weller

Aus dem Leben der Pfarrgemeinde

Seit Sonntag vor der Scheuerner Kirmes hat der eucharistische Heiland auch in der Scheuerner Kapelle eine dauernde Wohnstatt gefunden. Von einem Scheuerner Pfarrkind, das nicht genannt sein will, wurde nämlich für die Kapelle ein Tabernakel und ein Ciborium884 gestiftet und am genannten Sonntag eingeweiht. Kalenborn, den 30.8.59 Weller

884 Ein Ziborium (lat. ciborium „Trinkbecher“, Mehrzahl Ziborien), auch Speisekelch genannt, ist ein in der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen gebräuchliches Gefäß zur Aufbewahrung der konsekrierten Hostien. Das Ziborium ist ein Kelch mit einem festen Deckel. Die bei der Heiligen Messe konsekriertenen Hostien werden darin im Tabernakel für die Krankenkommunion aufbewahrt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Ziborium_(Gefäß), 20.2.2016) - 329 -

(6) [1959] 27

Am 25.8. ließen sich in Scheuern gegen 18 Uhr 8 Störche zu einer Rast nieder und übernachteten dort. Am anderen Morgen ergingen sich die Störche auf den Wiesen zu beiden Seiten des Scheuerner Abwässerkanals. Die Dorfbewohner strömten dort zusammen und bewunderten die Tiere. Keiner, auch nicht die ältesten Bewohner konnten sich darauf besinnen, jemals in Scheuern oder Kalenborn Störche beobachtet zu haben. Die Tiere waren nicht scheu und ließen die Kinder nahe heran. Gegen 11 Uhr setzten die Störche dann über den Lenzerath in Richtung Süden ihren Flug fort. Kalenborn, den 26.8.59 Weller

Aus dem Leben der Pfarrgemeinde

Die Kalenborner sollten sich vom Eifer eines Scheuerner Pfarrkindes nicht beschämen lassen. Also führten sie eine Sammlung für den Ankauf eines Tabernakels und eines Ciboriums durch. Der gesammelte Geldbetrag deckte sofort alle anfallenden Kosten. Die feierliche Einsegnung fand am Kirmessonntag885 statt. Kalenborn, den 12.11.59 Weller

Gestaltung des Schulgeländes

885 26.10.1958 - 330 -

28 [1959] (6)

Im September/Oktober erhielt die Schule den vorgesehenen geteerten Zugang zur Schule und zum Lehrerhaus. Gleichzeitig wird das Schulgrundstück durch eine schöne Natursteinmauer zur Straße hin abgegrenzt. Anschließend legen die Kinder gemeinsam ein langes Beet neben dem Zugang an und bepflanzen es mit vielerlei Stauden. Im Frühjahr sollen noch Sommerblumen hinzukommen. Kalenborn, den 12.11.59 Weller

Aus der Gemeinde

Im Juli dieses Jahres haben die Scheuerner die Straße nach Kalenborn bis zur Grenze geteert. Im September/Oktober wird von den Kalenborner noch der Rest der Verbindungsstraße von der genannten Grenze bis Schweisthal gegenüber der Schule ausgebaut. Kalenborn, den 12.11.59 Weller

Das ländliche Jahr 1959

Das Jahr 1959 zeichnete sich vornehmlich durch anomale Hitze und anhaltende Trockenheit aus, die etwa vom 1. Mai bis in den Oktober hinein andauerten.886

886 Im nördlichen Mitteleuropa ist 1959 ein „Jahrhundertsommer“ zu verzeichnen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Jahrhundertsommer, 4.2.2016) — August anhaltende Trockenheit, 15.8. bis 20.10. kein Regen in Nord-Deutschland, Trinkwasser wird knapp, zu wenig Milch, Butter wird teurer. [...] September Trinkwasser wird in Nord-Deutschland rationiert, oft nur noch per Tankwagen, 50% der Ernte verdorrt, „Jahrhundertwein“. (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=93, 20.2.2016) - 331 -

(6) [1959] 29

Die Heuernte war in diesem Jahre reichlich und von ausgezeichneter Qualität. Die Heuarbeit ging gut vonstatten. Viele Bauern hatten so viel Heu eingebracht, daß sie in ihren Scheunen keinen Platz mehr für das Getreide hatten. Der zweite Schnitt allerdings fiel ganz aus und ein Teil des geernteten Heues mußte schon im Spätsommer wieder verfüttert werden, da die Wiesen kahl gefressen waren und nichts mehr nachwuchs. Reife und Ernte der Frucht lagen in diesem Jahr allgemein drei Wochen früher als in anderen Jahren. Die Ernte brachte auch in diesem Jahr wieder einen guten Ertrag. Zwar war das Wetter für die Kartoffelernte sehr günstig - die Kartoffeln kamen wie gewaschen aus der Erde - aber der Ertrag war sehr gering. Viele Bauern hatten gerade genug für den eigenen Bedarf, obwohl sie zum Verkaufen angepflanzt hatten. Wer allerdings verkaufen konnte, erzielte Preise von 10 bis 15 DM je Zentner. Für die Runkelrüben kam der heißersehnte Regen zu spät. Die Ausbeute war sehr gering, so daß die Bauern den ganzen Winter und den ganzen Frühling über sehr gut haushalten mußten. Ähnlich verhielt es sich mit den verschiedenen Kohlarten.

Die Wasserversorgung, die in vielen Nachbardörfern und besonders in den großen Städten gefährdet war, so daß Wasser ra- - 332 -

30 [1959 - 1960] (6) tioniert war, war in Kalenborn und Scheuern stets gesichert. Unser Auffangbecken lief immer noch über. Kalenborn, den 12.11.59 Weller

Ferienordnung 1959/60

Osterferien 20.3. bis 7.4. Pfingstferien 18.5. bis 21.5. Sommerferien 22.7. bis 27.8. Herbstferien 26.9. bis 12.10. Weihnachtsferien 23.12. bis 8.1.

In einer gelungenen internen Feier, die mit Flötenspiel887 und Gedichten verschönert war, wurden am 27.3. ein Mädchen und zwei Jungen aus der Volksschule entlassen. Seit Ostern besucht ein Junge888 die Klosterschule in Steinfeld (Eifel). Aufgenommen wurden 6 Kinder, 5 Mädchen und 1 Junge. Die Gesamtschülerzahl beläuft sich nun auf 49. Kalenborn, den 28.4.1960 Weller

Wegen meiner Erkrankung fiel der Unterricht vom 11.10.60 bis 19.11.60 aus. Vom 24.10. bis 19.11 übernahm Herr Lehrer Krost aus Roth die Vertretung.

887 In meinem ältesten Album findet sich das folgende Foto. Entstehungsdatum und Fotograf sind unbekannt. Es ist - weil die folgenden Konzerte nicht in der hiesigen Volksschule, sondern in Müllenborn stattfanden - wohl bei dieser Gelegenheit entstanden:

Dargestellt sind (von links nach rechts) Ferdi Diederichs, Wilma Leuschen, Anna Leuschen, Hildegard Ehlen, Anneliese Tengels, Thekla Weber, Hanni Diederichs und Heinz Leuschen. 888 Gemäß späterer Aufschlüsselung (Eintrag vom 20.4.1964, S. 46 in diesem Teil, = S. 348 fortlaufend) Peter Leuschen. - 333 -

(6) [1960] 31

Kalenborn, den 20.11.60 Weller

Bundesjugendspiele 1960

Die Bundesjugendspiele 1960 konnten trotz mehrfacher Terminverschiebung wegen ungünstiger Witterung nicht ausgetragen werden.

Tagesausflug 1960

Geplant war eine Fahrt im Oktober nach Münstereifel. Sie mußte allerdings wegen meiner Erkrankung ausfallen.

Aus der Gemeinde

Während meines Krankenhausaufenthaltes fand die Gemeinderatswahl statt. Die alten Gemeinderatsmitglieder erhielten ihre Sitze wieder. In Kalenborn wurde Herr Aloys Diederichs wieder Ortsbürgermeister, in Scheuern trat an die Stelle des langjährigen Ortsbürgermeisters Anton Bauer, der nicht mehr kandidieren wollte, Herr Johann Weber. In den Schulausschuß889 wurden nur Eltern von schulpflichtigen Kindern gewählt. Ein großer Vorteil für die Schule.

889 Schulausschuss wird in Rheinland-Pfalz [...] ein Vertretungsorgan von Lehrern, Eltern und Schülern einer Schule genannt. In den meisten anderen Ländern der Bundesrepublik Deutschland wird diese Institution als Schulkonferenz bezeichnet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Schulausschuss, 4.2.2016) - 334 -

32 [1960] (6)

Gestaltung des Schulgeländes

Dank des Interesses und der Großzügigkeit der Gemeindevertretungen konnten wir 30 Ziersträucher, 2 Trauerweiden und 6 Sandbirken pflanzen.

Aus der Gemeinde

Im Oktober wurde die Straße in die Kalenborner Flur bis zum Hause Phlepsen890 und die Straße nach Roth bis zur Gemarkungsgrenze Roth geteert. In Kürze soll die Verbindung nach Gerolstein über Roth ganz ausgebaut sein. Kalenborn, den 1.12.60

Das ländliche Jahr 1960

So wie sich das vorhergehende Jahr durch Hitze und Trockenheit ausgezeichnet hatte, zeichnete sich das Jahr 1960 durch Nässe und anhaltenden Regen aus. Die Heuarbeit war infolgedessen sehr mühsam. Oft lag das Heu mehrere Wochen auf den Wiesen und wurde ganz fad. Hier und da verfaulte sogar schon das gemähte Gras. Die Bauern mußten jede trockene Stunde ausnutzen. Die Quantität war zwar sehr gut, die Qualität im allgemeinen schlecht. Das gleiche Bild zeigte sich bei der Frucht-

890 In der Hesch - 335 -

(6) [1960 - 1961] 33 ernte. Lange steht das Getreide auf den Stoppelfeldern und muß immer wieder umgestellt werden, damit es wieder trocknet. Nur nach und nach erfolgt die Einfuhr, Wagen für Wagen. Die Qualität läßt sehr zu wünschen übrig. Die Kartoffelernte verlief im ganzen gut, und die Ausbeute war reichlich und die Qualität auch hier nicht immer gut. Die Ernte der Runkelrüben war gut und reichlich. Kalenborn, den 11.12.60 Weller

Wegen meiner Erkrankung fiel der Unterricht vom 12.12. bis 23.12.60 aus. Herr Jakob aus Oberbettingen vertrat an einem Tage. Kalenborn, den 8.1.61 Weller

Mit Beginn des neuen Etatjahres konnte ein Diaskop von der Firma Maucher, Gerolstein, erworben werden. Die Firma gewährte 10% Nachlaß. Kalenborn, den 8.1.61 Weller

Die Kinder des 7./8. Schuljahres nahmen im November/Dezember vergangenen Jahres zum ersten Male am großen Weihnachts- - 336 -

34 [1961] (6) preisausschreiben der Bundeszentrale für Heimatdienst891 teil. Kürzlich erfuhren wir, daß wir unter den glücklichen Gewinnern sind. Jedes Kind erhielt außer einem Taschenbuch ein Buch im Werte von 5.- DM. Kalenborn, den 1.3.61 Weller

Gestaltung des Schulgeländes

Der Blumengarten hinter der Schule wird etwas erweitert. Das Schulgrundstück macht mehr und mehr einen kultivierten Eindruck. Nun haben wir auch die Unkrautwüste links vom Eingang urbar gemacht. Mit den Kindern freuen sich viele Dorfbewohner über das gute Gelingen und die Blütenpracht. Es bleibt aber noch viel zu tun. Kalenborn, den 24.3.61 Weller

Ferienordnung 1960/61

Osterferien 8.4. bis 26.4. Pfingstferien 3.6. bis 8.6. Sommerferien 17.7. bis 21.8. Herbstferien 25.9. bis 11.10. Weihnachtsferien 23.12. bis 8.1.

In einer kurzen internen Feier wurden am

891 Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wurde am 25. November 1952 als Bundeszentrale für Heimatdienst in der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Den heutigen Namen trägt sie seit 1963. Die bpb ist eine nachgeordnete Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern mit Sitz in Bonn. Die bpb unterhält Medienzentren in Bonn und Berlin. [...] Die Bundeszentrale wurde 1952 als Bundeszentrale für Heimatdienst gegründet, um einen deutschen Beitrag zur Erziehung zur Demokratie (Reorientation) zu leisten. Eine Art Vorläufer bildete während der Weimarer Republik die „Reichszentrale für Heimatdienst“, die selbst aus der im Frühjahr 1918 gegründeten „Zentralstelle für Heimatdienst“ hervorgegangen war. Während die Zentralstelle die Widerstandskraft der Bevölkerung während des Ersten Weltkrieges stärken sollte, bekam die Reichszentrale 1919 den Auftrag, demokratisches Bewusstsein zu fördern und Kenntnisse über die parlamentarische Demokratie zu vermitteln. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bundeszentrale_für_politische_Bildung, 4.2.2016) - 337 -

(6) [1961] 35

23.3. ein Mädchen und ein Junge aus der Schule entlassen. Dagegen wurden 10 Kinder am 11.4. (6 Mädchen und 4 Jungen) in die Schule aufgenommen. Die Gesamtschülerzahl beträgt nun 57. Der Unterricht wird aus Platzmangel in zwei Gruppen erteilt. Das 1.-3. Schuljahr erhält Unterricht von 8 bis 10 Uhr, das 4.-7. Schj. von 10 bis 13 Uhr, das 8. Schj. von 8-13 Uhr. Der Herr Pastor unterrichtet von nun an ebenfalls in zwei Gruppen: 2.-3., 4.-8. Schj. Nachmittags sind wöchentlich je 2 Stunden Turnen und Handarbeit. Kalenborn, den 12.4.61 Weller

Ferienordnung 1961/62

Osterferien 24.3. bis 11.4. (letzter und erster Schultag) Pfingstferien 19.5. bis 29.5. Sommerferien 15.7. bis 21.8. Herbstferien 23.9. bis 12.10. Weihnachtsferien 22.12. bis 8.1.

Nach den Pfingstferien verläßt wieder ein Schüler892 die hiesige Volksschule, um im Kloster Steinfeld das Gymnasium zu besuchen. Nach einer besonderen Vorbereitung893 wird er später in den geordneten Schulbetrieb aufgenommen. Kalenborn, den 25.5.61 Weller

892 Gemäß späterer Aufschlüsselung (Eintrag vom 20.4.1964, S. 46 in diesem Teil = S. 348 fortlaufend) Hans Kraemer. 893 in Jammelshofen am Fuße der Hohen Acht - 338 -

36 [1961] (6)

Tagesausflug 1961

In diesem Jahre unternahmen wir zwei ausgedehnte Fußwanderungen. Die erste führte über Auel, Steffeln, Steffeler Kopf durch die Waldeshöhen nach Duppach und dann über Weihermühle zurück. Die zweite führte über Neu-Scheuern, Oos, Denkelseifen, Müllenborn, Himmerich, Roth wieder nach Kalenborn. Beide Wanderungen standen vornehmlich im Dienste der Pflanzenkunde und -kenntnis. Kalenborn, den 15.9.61 Weller

Zweite Lehrerprüfung

Am [Lücke für fehlenden Tag] September fand unter Vorsitz von Herrn Oberregierungsrat Ries und unter Assistenz von Herrn Schulrat Gilen, Herrn Hauptlehrer Rüger894, Fortbildungsleiter, und Herrn Lehrer Krings meine zweite Lehrerprüfung statt. Kalenborn, den 1.10.61 Weller

Flötenspiel 1961

Nachdem einige Schulkinder 3 Jahre lang nur für uns gespielt haben, traten sie auf Wunsch der Eltern und natürlich auch der Kinder zum ersten Mal am 10.12., dem zweiten Adventssonntag, mit einem kleinen Konzert an die Öffentlichkeit. Es war für uns ein Erfolg, und das Publikum war sehr dankbar. Es geizte nicht mit

894 s. Anm. 823 - 339 -

(6) [1961 - 1962] 37

Applaus. Wir begannen mit Liedern und Gedichten zum Lobe der Musik. Es folgten dann einige konzertante Stücke aus dem 16./17. Jahrh. Den Abschluß bildeten Gedichte und Lieder zur Adventszeit. Kalenborn, den 16.12.61 Weller

Das ländliche Jahr 1961

Zum ersten Male tauchen in unserer Gegend Mähdrescher auf. Sie finden erst wenig Zuspruch.

Im ganzen gesehen brachte dieses Jahr weder Rekordernten noch Mißerfolge!895 Kalenborn, den 16.12.61 Weller

Ferienordnung 1962/63

Osterferien 13.4. bis 2.5. (letzter und erster Schultag) Pfingstferien 8.6. bis 18.6. Sommerferien 14.7. bis 20.8. Herbstferien 26.9. bis 15.10. Weihnachtsferien 22.12. bis 8.1.

Zu Ostern 62 wurden 4 Mädchen und 1 Junge entlassen, aufgenommen wurden 10 Kinder. Die Schülerzahl betrug wieder 57. Die vorgeschriebenen Unterrichtsstunden können nicht mehr alle erteilt werden. Wieder verließ ein Junge896 die Volksschule, um vom bischöfl. Internat aus das Gymnasium in Prüm zu besuchen. Kalenborn, den 3.5.62 Weller

895 Mai 28.5. Heftiger Kaltlufteinbruch in Mitteleuropa, Schnee bis in die Niederungen. Juni 2.6. schwere Unwetter mit sintflutartigem Regen in Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz, schlimmste Hochwasser seit 100 Jahren, Leine bei Hannover 2,65 m., viele Überschwemmungen, Tote, Millionenschäden. 11.6. Anhaltende Regenfälle in Ost-Deutschland. ab 25.6. Hitzewelle. [...] Dezember 4.-12.12. langanhaltende Regenfälle in Deutschland, viele Überschwemmungen, Hochwasser (http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl? noframes;read=93, 20.2.2016) 896 Gemäß späterer Aufschlüsselung (Eintrag vom 20.4.1964, S. 46 in diesem Teil = S. 348 fortlaufend) Ernst Perings. - 340 -

38 [1962] (6)

Tagesausflug 1962

Das sechste bis achte Schuljahr unternahm am [Lücke für fehlenden Tag] Juni eine Tageswanderung nach Manderscheid. Mit dem Zug fuhren wir bis Daun. Nach einer kurzen Besichtigung der Stadt wanderten wir zunächst zum Gemündener Maar. Die Kahnfahrt dort war ein Höhepunkt unserer Wanderung. Anschließend kletterten wir steil zum Mäuseturm hinauf, von dem wir einen herrlichen Rundblick hatten. Der Weg führte uns dann am Totenmaar, am Schalkenmehrener Maar, an der Sternwarte897 und an der Alteburg vorbei wieder hinunter ins Liesertal. Nach einer ausgiebigen Mittagspause und einem erfrischenden Fußbad wanderten wir noch drei Stunden auf dem Lieserpfad898 bis Manderscheid. Es war eine anstrengende Wanderung, die sich aber gelohnt hat. Der Postbus brachte uns nach Pantenburg und der Zug dann nach Müllenborn. Dort warteten einige Eltern. Etwa 30 Dias erzählen von diesem Ausflug, der auch in das Kartenlesen einführen sollte. Kalenborn, den 17.6.62 Weller

Vertretung aus Roth

Während meiner Erkrankung hatte Herr Krost aus Roth 12.9.bis 1.12. die Vertretung übernommen. Der Unterricht konnte nur noch an 3 Tagen erteilt werden. Kalenborn, den 2.12.62

897 Das Observatorium war bis 2012 die Außenstation der Sternwarte der Universität Bonn auf dem Hohen List (551 m) oberhalb von Schalkenmehren. " (http://www.schalkenmehren.de/freizeit/freizeit.htm. 4.2.2016) "Südwestlich von Schalkenmehren erhebt sich der Hohe List (549m) aus der Landschaft, gekrönt mit dem Observatorium . Da, man wird sich kaum wundern, die „Lichtverschmutzung“ in der Eifel vor satt fünfzig Jahren geringer war als in den Ballungsräumen, betrieb die Universität Bonn von 1954 bis 2012 hier eine Sternwarte und konnte recht tief ins All blicken. Das Observatorium ist mit sechs Kuppeln und unterschiedlichen Teleskopen ausgerüstet. Deren Demontage konnte durch Denkmalschutz verhindert werden. Die Astronomische Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List bemüht sich um die weitere Nutzung des Observatoriums [...]. (http://www.ich-geh-wandern.de/schalkenmehrener-maar-schalkenmehren, 4.2.2016) 898 Der Lieserpfad führt von Daun über Manderscheid bis Wittlich. (vgl. http://www.lieserpfad.de/lieserpfad.html, 4.2.2016) - 341 -

(6) [1962 - 1963] 39

Aus dem Leben der Pfarrgemeinde

Im August verließ uns nach vierjähriger Seelsorgearbeit Herr Pastor Euskirchen, um die Pfarrei Mehringen an der Mosel zu übernehmen. Am [Lücke für fehlenden Tag] September wurde Herr Pastor Heribert Mussler in unserer Pfarrei eingeführt. Wir hoffen, daß er recht lange bei uns bleibt. Kalenborn, den 2.12.62

Während meiner Krankheit fand in Roth die turnusmäßige Visitation durch den hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Stein statt. Zu gleicher Zeit werden die fünf letzten Schuljahre gefirmt. Kalenborn, den 2.12.62

Aus der Gemeinde 1962

In Scheuern wurde die sogen. Gasse, die Abzweigung von der Kreisstraße beim Hause Linden bis zum Hause Krommen, asphaltiert. Kalenborn, den 2.12.62 Weller

Flötenspiel 1963

Am 24. März spielte unsere Blockflötengruppe zum zweiten Male für die Eltern und die Freunde der Musik. Diesmal waren 4 Stimmen vertreten, denn es war inzwischen möglich, auch eine Baßflöte anzuschaffen. Drei Sopranflöten, - 342 -

40 [1963] (6) zwei Altflöten, zwei Tenorflöten, eine Baßflöte und vier Sänger bestritten dieses kleine Konzert. Wieder wechselten wir im Programm zwischen Liedern, Gedichten und konzertanten Stücken ab. Unsere Gäste verließen uns nach vielen anerkennenden Worten und reichlich Applaus. Kalenborn, den 26.3.63 Weller

Ferienordnung 1963/64

Osterferien 6.4. bis 22.4. (erster und letzter Schultag) Pfingstferien 1.6. bis 8.6. Sommerferien 15.7. bis 19.8. Herbstferien 30.9. bis 14.10. Weihnachtsferien 23.12. bis 6.1.

Ostern 63 wurden 5 Jungen und 2 Mädchen entlassen, aufgenommen wurden 5 Kinder. Die Schülerzahl betrug 54. Immer noch fehlt eine zweite Lehrkraft, deshalb können auch nicht alle vorgeschriebenen Stunden erteilt werden. Kalenborn, den 7.4.63 Weller - 343 -

(6) [1963] 41

Plan einer Pfarrschule

Die Schulen in Roth und Müllenborn sind wegen ihres baulichen Zustandes untragbar geworden. Außerdem hat Roth auf weite Sicht zu wenig Kinder für eine eigene Schule, denn der Lehrermangel ist nach wie vor groß. Roth hat sich dafür ausgesprochen, seine Kinder nach Kalenborn zu schicken. Bleibt der Neubau für Müllenborn. Würden auch die Kinder Müllenborns nach Kalenborn kommen, wäre für die Pfarre eine 3-klassige Schule sicher. Das Kreisbauamt Daun untersuchte daraufhin die baulichen Voraussetzungen in Kalenborn. Dabei wurde ein beträchtlicher Schaden an Decken und Dachgestühl festgestellt. Die Kosten für die Behebung dieses Schaden wurden mit 10 000 DM, mit 50 000 und mit 150 000 DM angegeben. Es wurde dann der Vorschlag unterbreitet, auch die Schule in Kalenborn aufzugeben und für die vier Dörfer der Pfarrei eine ganz neue Schule zu bauen. Dieser Vorschlag scheiterte aus zwei Gründen: Die Gemeinden konnten sich auf keinen gemeinsamen Bauplatz einigen. Außerdem sah Kalenborn und Scheuern nicht ein, warum eine neue Schule billiger sein soll als die Renovierung der Kalenborner Schule und der Anbau eines dritten Saales. Die zogen. Baufälligkeit mußte ja so oder so behoben werden. Nachdem der Neubau verworfen worden war, suchte man die Pfarrschule dadurch zu retten, daß man eine Schule mit 2 Standorten schaffen wollte. Dagegen erhob das Kreisschulamt Einspruch, aber auch Müllenborn einerseits - 344 -

42 [1963] (6) und Kalenborn-Scheuern andererseits konnten sich nicht einigen. Müllenborn bestand auf dem Bau einer zweiklassigen Schule. Dabei bestand für Kalenborn die Gefahr, daß nach Abzug des 7./8. Schuljahres ein Klassenraum für immer ungenutzt blieb. Kalenborn wollte deshalb keinen Neubau mitfinanzieren, der zur Folge hatte, daß in Kalenborn ein Raum leer stehen würde. Mehrere Versammlungen dienten der Klärung der Standpunkte, so die Schulausschußsitzung am 28.5., eine Elternversammlung am 10.6. und eine solche am 26. Juli 63. Noch ist kein Ende abzusehen. Kalenborn, den 1. Aug. 63 Weller Wahl des Elternbeirats 1963/65

Am 26. Juli fand in der Volksschule die Wahl des Elternbeirates statt. Sie stand ganz im Zeichen der neuen Schulprobleme. Unter allen Umständen soll die Schule in Kalenborn erhalten bleiben. Gewählt wurden Ehlen, Matthias aus Scheuern Perings, Johann aus Kalenborn Weber, Johann aus Kalenborn Ersatzmitglieder sind Leuschen, Christian aus Kalenborn Weber, Johann aus Kalenborn Diederichs, Peter aus Kalenborn Kalenborn, den 1. Aug. 63 Weller - 345 -

(6) [1963] 43

Tagesausflug 1963

Das 6.-8. Schuljahr unternahm am [Lücke für fehlenden Tag] Juni eine Tagesfahrt nach Köln. Schon sehr früh fuhren wir mit dem Personenzug von Gerolstein ab. Bereits auf der Fahrt gab es viel zu sehen, hier sei nur die Braunkohlenförderung zwischen Liblar und Köln genannt. In Köln sahen wir uns erst einmal ausgiebig auf dem Bahnhof um. Dann marschierten wir zum Rhein, um an ihm entlang zum Zoo zu wandern. Viele Kinder sahen den Rhein zum ersten Mal. Besonderes Glück hatten wir, als für uns unerwartet das Staatsschiff des Herrn Bundespräsidenten an dem Landesteg anlegte, an dem wir gerade standen. Wir sahen, wie der Herr Bundespräsident H. Lübke899 und seine Frau900 mit einem großen Gefolge das Schiff verließen, über den Landesteg schritten, das erste Auto einer Wagenkolonne bestiegen und davonfuhren. Dann bummelten wir den Rhein hinab zum Zoo. Viele und vielerlei Schiffe begegneten und überholten uns. Im Zoo hielten wir uns 3 bis 4 Stunden auf. Anschließend überquerten wir mit der Seilbahn den Rhein. Diese Seilfahrt war ein einmaliges Erlebnis für uns alle. Wir hatten einen wunderbaren Blick über den Rhein, auf die Rheinbrücken und die Stadt. Jenseits des Rheins spazierten wir durch die Parkanlagen am Rhein und das Messegelände. Nachdem wir noch einmal, diesmal mit einer Fähre, den Rhein überquert hatten, unternahmen wir eine

899 Heinrich Lübke (* 14. Oktober 1894 in Enkhausen/Sauerland; † 6. April 1972 in Bonn) war ein deutscher Politiker (Zentrum, später CDU). Er war von 1953 bis 1959 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. (https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lübke, 19.1.2016) 900 Wilhelmine - 346 -

44 [1963] (6)

Rundfahrt auf dem Rhein. Eine Stunde fuhren wir den Rhein auf und ab. Wir hatten Glück, nur drei andere Fahrgäste waren noch an Bord. So konnten wir das Schiff ungehindert besichtigen. Abschließend stürzten wir uns einmal in das Menschengewühl auf der Hohe Straße um 17 Uhr. Nach der Besichtigung des Domes brachte uns der Eilzug in zweieinhalb Stunden wieder nach Gerolstein zurück.

Auch von dieser Reise berichten zahlreiche Dias.

Am [Lücke für fehlenden Tag] September machten wir uns noch einmal auf eine Tageswanderung. Diesmal waren das 4. bis 8. Schuljahr unterwegs. Der Zug brachte uns zunächst bis Kyllburg, wo wir Stadt und besonders die alte Klosterkirche und Klosteranlage besichtigten. Der wunderschöne Kreuzgang fand besonderen Anklang. Das Postauto brachte uns dann weiter nach Himmerod, wo wir etwa zwei Stunden verweilten. Dann wanderten wir durch den Wald mit Hilfe der Wanderzeichen des Eifelvereins nach Manderscheid. Der Anblick der Burgen901 ist immer wieder ein Erlebnis! Kalenborn, den 1.10.63 Weller

901 Ober- und Niederburg. Nahe der Eifelstadt Manderscheid befinden sich die Ruinen zweier Burgen, deren Geschichte und Lage zueinander den mittelalterlichen Interessenkonflikt zwischen dem Kurfürstentum Trier und dem Herzogtum Luxemburg widerspiegeln. [...] 1173 (nach anderen Quellen 1133) findet die Niederburg erstmals urkundliche Erwähnung. Sie ist der Stammsitz des für die Eifel (und teilweise darüber hinaus) im Mittelalter bedeutend gewordenen Geschlechts der Herren von Manderscheid, die hier als Vögte der Abtei Echternach auf luxemburgischem Hoheitsgebiet regierten. [...] Die Ruine der Niederburg befindet sich seit 1899 im Besitz des Eifelvereins und wird von diesem langsam, aber kontinuierlich restauriert. (https://de.wikipedia.org/wiki/Manderscheider_Burgen, 26.2.2016) - 347 -

(6) [1963 - 1964] 45

Aus der Gemeinde 1963

In Kalenborn hatte die Kapelle im Vorjahr eine 50 cm hohe Einfassung erhalten. In diesem Jahre blühten zahlreiche Blumen innerhalb des Mäuerchens, auf das noch ein schmiedeeiserner Zaun gesetzt worden war.

Der Friedhof erhielt einen asphaltierten Zugang und einen neuen Eingang.

In Scheuern ist gegenüber Behrens und Bauer ein neues "Spritzenhaus" errichtet worden.

Die Abzweigung von der Kreisstraße links neben Ehlens Haus (Kloster) wurde bis zur "Gasse" geteert. Kalenborn, den 15.10.63 Weller

Flötenspiel 1964

Am 2. Februar hatten wir zum dritten Mal Eltern und Musikfreunde von Kalenborn und Scheuern zu Gast. Der Aufbau des Programms ähnelte wieder den vorhergehenden Konzerten: Wechsel zwischen Lied, Gedicht und konzertantem Stück. Wir besangen im ersten Teil die Freuden des Winters, im zweiten die Sehnsucht nach dem Frühling. Abschließender Höhepunkt war die "Kleine Suite" nach Tänzen aus Leopold Mozarts Notenbuch für Wolfgang Satz: Karl Marx902 Kalenborn, den 5.2.64 Weller

902 MARX KARL: ZWEITE SUITE AUS LEOPOLD MOZARTS NOTENBUCH FUER WOLFGANG (http://www.musicalion.com/de/scores/noten- shop/244970/marx-karl-zweite-suite-aus-leopold-mozarts-notenbuch-fuer-wolfgang, 4.2.2016) - 348 -

46 [1964] (6)

Ferienplan 1964/65

Osterferien 21.3. bis 6.4. (letzter und erster Ferientag) Pfingstferien 16.5. bis 23.5. Sommerferien 15.7. bis 17.8. Herbstferien 28.9. bis 15.10.

Zu Ostern 64 wurden 3 Mädchen und 1 Junge aus der Schule entlassen, aufgenommen wurden 9 Kinder. Zwei Mädchen verließen die Volksschule, um das neusprachl. Gymnasium in Gerolstein zu besuchen. Zur Zeit besuchen nachstehende Kinder die höhere Schule: Hans Kraemer,903 Peter Leuschen,904 Ernst Perings,905 Mia Leuschen, außerdem meine Tochter906. Kalenborn, den 20.4.64 Weller Pfarrschule Roth

Am 17.4. fand in Roth eine Besprechung der Gemeinderäte von Kalenborn, Müllenborn, Roth und Scheuern unter Vorsitz von Amtsbürgermeister Geiser907 und in Anwesenheit von Herrn Landtagsabgeordneten Saxler908 statt, zu der auch die Lehrer eingeladen waren. Auf dieser Sitzung haben sich die einzelnen Orte so zerredet, daß der Plan einer Pfarrschule endgültig fallen gelassen wor-

903 s. Anm. 892 904 In der "Festschrift zugleich Jahreschronik 1977" des Regino-Gymnasiums Prüm ist er als Abiturient des Jahrgangs 1968 (altsprachlich) vermerkt: Leuschen, Peter Ringstr. 104; 1 Berlin 45 (S. 113). 905 In der "Festschrift zugleich Jahreschronik 1977" des Regino-Gymnasiums Prüm ist er als Abiturient des Jahrgangs 1970 (Oberprima a 2 altsprachlich) vermerkt: Perings Ernst Kalenborn. (S. 116). 906 Renate Weller 907 Hans Günther Geiser, vom 14.08.1961 bis 30.06.1992 Amtsbürgermeister von Gerolstein 908 Julius (* 12. Dezember 1916 in Düsseldorf; † 23. November 1996 in Daun) war ein deutscher Politiker (CDU). Saxler wuchs in Ellscheid auf und besuchte die Schule in Prüm, wo er das Abitur erhielt. Im Zweiten Weltkrieg war er Flugzeugführer und Offizier. Nach dem Krieg war er zunächst beim Oberpräsidium Rheinland-Hessen-Nassau tätig. Von 1947 bis 1958 war er Amtsbürgermeister in Niederstadtfeld, danach war er bis 1973 Bürgermeister des Amtes Daun, später der Verbandsgemeinde Daun. Er wurde 1955 erstmals in den Landtag von Rheinland-Pfalz gewählt. In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter hatte Saxler Einfluss auf die damalige Gebietsreform und die Vergrößerung des Landkreises Daun. (https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Saxler, 19.1.2016). — In der "Festschrift zugleich Jahreschronik 1977" des Regino- Gymnasiums Prüm ist er als Abiturient des Jahrgangs 1937 vermerkt: Saxler, Julius Reg.Präsident Philosophenweg 12; 5568 Daun (S. 86). - 349 -

(6) [1964] 47 den ist. Kalenborn, den 20.4.64 Weller

Unterrichtsausfall am 2. Mai

Nach dem Erlaß des Min. f. U. u. K. vom 14.4.64 fällt der Unterricht an den Volksschulen am 2. Mai d.J.909 aus. Als Ausgleich werden die Herbstferien um einen Tag gekürzt. Kalenborn, den 2.5.64 Weller Tagesausflug 1964 (23.6.64)

In diesem Jahre wurde die schon lange geplante Fahrt nach Münstereifel Wirklichkeit. Diese Stadt ist wie kaum eine andere in unserer Gegend geeignet, sich ein richtiges Bild von einer mittelalterlichen Stadt zu bilden.910 Der Zug brachte uns zuerst nach Blankenheim-Wald, von wo wir zu Fuß nach Blankenheim wanderten. Dort besichtigten wir die Tore, ein Stückchen "Wehrgang" und die Burg. Dann stiegen wir zur Ahrquelle hinab. Der Postbus brachte uns dann nach Münstereifel. Vom Berg hatten wir eine gute Übersicht über die Stadt mit ihren winkligen Straßen und Gassen, über die Stadtmauern mit ihren Toren und Kastellen und über den Erftverlauf. Wir durchwanderten die Stadt kreuz und quer und besahen uns die schönen

909 ein Samstag (Brückentag nach dem 1. Mai) 910 Im Original irrtümlich: "ein richtiges von einer mittelalterlichen Stadt sich bilden." - 350 -

48 [1964] (6)

Fachwerkhäuser, die beiden Kirchen911, das alte Rathaus912, die Erftanlagen, die Tore und die Stadtmauern aus der Nähe. Ein Postbus brachte uns weiter nach Mechernich. Auf dieser Fahrt entdeckten wir Stücke des freigelegten Römerkanals913. Im Mechernicher Bahnhof wurden wir noch auf viele Sehenswürdigkeiten der Umgegend durch ein aufschlußreiches Glasfenster hingewiesen. Von Mechernich brachte uns ein Eilzug nach Hause zurück. Kalenborn, den 29.6.64 Weller [mit Kugelschreiber Eintrag des Schulrats:] 1.6.1965 Vonier Bitte nachtragen!914

Bundesjugendspiele 1964

Die diesjährigen Bundesjugendspiele fanden am 11.7. bei gutem Wetter für die Jungen und Mädchen der hiesigen Volksschule statt. Insgesamt konnten 13 Urkunden ausgeteilt werden, eine Ehrenurkunde an Anneliese Krommen aus Scheuern und 12 Siegerurkunden (7 Mädchen - 5 Jungen).

Renovierung der Klassendecken

In den Sommerferien 1964 wurden die Decken der beiden Klassenräume neu aufgehängt; sie entsprach[en] nicht den statischen Vorschriften und hatte[n] etwa 7 - 10 cm durchgehangen. Gleichzeitig wurde der Dachstuhl ausgebessert und verstärkt. Nun kann auch der Speicher ohne Gefahr benutzt werden. Dieser soll später ausgebaut werden, deswegen hat man auch jetzt schon Deckenbal-

911 Romanische Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria von 1100 und die Jesuitenkirche, 1659–1668 als Teil der ehemaligen Jesuitenschule erbaut (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Münstereifel, 19.1.2016) 912 erbaut in zwei Bauabschnitten, der älteste vermutlich aus dem 14. Jahrhundert, urkundlich erstmals erwähnt 1476, Anbau mit der „new kamer“ ab 1550, fertiggestellt 1551 (https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Münstereifel, 19.1.2016) 913 Die Eifelwasserleitung – auch Römerkanal oder Römische Wasserleitung nach Köln genannt – war eines der längsten Aquädukte des römischen Imperiums und gilt als längster Aquädukt nördlich der Alpen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Eifelwasserleitung, 26.2.2016) — Vermutlich wurde die Brunnenstube Klausbrunnen bei Mechernich-Kallmuth, 6 km südlich von Mechernich besichtigt (vgl. http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/media/bodendenkmalpflege/aktuelles/pdf/nordeifel_alte_stationsblaetter/2013/Mechernich_Kallmuth.pdf , 26.2.2016). 914 Diese Rüge des visitierenden Schulrats Vonier betrifft die Tatsache, dass seit fast einem Jahr kein Eintrag mehr erfolgt ist. Daraufhin werden am 8.6.1965 die Seiten von hier bis 53 nachgetragen. - 351 -

(6) [1964] 49 ken eingezogen. Durch die Bauarbeiten sind die beiden Klassenräume total verschmutzt. Vor einem Neuanstrich sollten aber auch die Fenster erneuert werden; denn sie sind nicht dicht und lassen wegen der zahlreichen Streben zu wenig Licht herein.

Diebstahl der Pieta aus der Scheuerner Kapelle

Im August 64 wurde aus der Scheuerner Kapelle die Pieta, die immer unter dem großen Altarkreuz stand, gestohlen. Durch eine Beobachtung von Helma Diederichs und ihrer Mutter und auch anderer Personen in Auel konnte der Dieb schon nach kurzer Zeit gefaßt werden. Nach dreieinhalb Wochen stand die Pieta wieder an ihrem alten Platz.

"Unser Dorf soll schöner werden!" 1964

Zum ersten Male beteiligen sich Kalenborn und Scheuern an dem Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden."915

Die Gemeinde Kalenborn hat in diesem Jahr den Friedhof, der bisher mit einer verwilderten Weißdornhecke umgeben war, mit einer Betonmauer eingefriedet, auf den noch ein Holzzaun aufgesetzt wurde. Der Eingang wurde geteert. Bei dieser Gelegenheit ist der Friedhof auch nach Norden hin vergrößert worden. Das Kapellchen war bereits zur Kirmes 1963 mit einer Mauer und einem soliden Zaun umgeben worden. Nun wachsen und blühen in dieser Anlage zahlreiche Pflanzen.

915 Unser Dorf hat Zukunft (bis 1997 Unser Dorf soll schöner werden) ist ein Bundeswettbewerb, der seit 1961 in fast allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt wird. Teilnehmen können Orte mit bis zu 3000 Einwohnern. [...] Der erste Wettbewerb auf Bundesebene fand im Jahr 1961 unter dem Namen Unser Dorf soll schöner werden statt. Dabei sollten die Dörfer vor allem durch Grüngestaltung und Blumenschmuck verschönert werden, um so eine Abwanderung in den urbanen Raum zu verhindern. Auch wenn die Bewertungskriterien in den darauf folgenden Jahren mehr Inhalte und auch erste Zukunftsperspektiven aufnahmen, wurde der Wettbewerb aufgrund des ursprünglichen Namens und der entsprechenden Bewertungskriterien bis Mitte der 1990er Jahre gelegentlich als „Blumenwettbewerb“ belächelt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Unser_Dorf_hat_Zukunft, 26.2.2016) - 352 -

50 [1964] (6)

Auch die Dorfbewohner geben sich redlich Mühe, doch fehlt ihnen noch der Blick für das Wesentliche; denn mit Blumen auf den Fensterbänken und dem Jäten von Unkraut im Hof und in den Straßengräben ist es noch nicht getan. Lobend soll hervorgehoben werden, daß sich einige Familien auch um den Anstrich ihres Hauses mühen, daß einige Zäune, die schon seit Jahren erneuerungsbedürftig waren, endlich ersetzt wurden. Im Ganzen gesehen aber fehlt noch der Sinn für das Schöne und die Kraft zu neuen Gestaltungen, insbesondere zu neuer Gestaltung des Platzes vor dem Hof oder Haus. So erhielt Kalenborn beim Wettbewerb auch nur einen der letzten Plätze.

Die Gemeinde Scheuern hatte ein neues Feuerwehrhaus errichtet und die Einfahrt sauber hergerichtet. Ihr besonderes Augenmerk legte sie wohl auf die Kapelle, bei der private Spenden und der Einsatz der Gemeinde miteinander wetteiferten. So erstrahlt das Scheuerner Kapellchen in neuem Glanze, innen und außen. Eine nachahmenswerte Leistung. Das Dorfbild hat sich durch die Teerung aller Straßen sehr gebessert. Die meisten Dorfbewohner haben ihre Häuser in Ordnung gebracht, doch finden sich überall noch Ruinen und verfallene Häuser, zum Teil sogar noch bewohnt. Wenn auch Scheuern einen etwas gepflegteren und freundlicheren Eindruck macht, so bleibt doch noch vieles zu tun. Im Wettbewerb schnitt Scheuern nicht viel besser ab als Kalenborn. - 353 -

(6) [1964] 51

Jugendgruppe für Kalenborn und Scheuern

Am 1. Oktober 1964 wurde hier in Kalenborn für die Jungen und Mädchen des 6. bis 8. Schuljahres eine Gruppe gegründet, in der das gemeinsame Spiel und Basteleien gepflegt werden sollen. Durch die Großzügigkeit der Eltern konnte ein Tischtennistisch gekauft werden. Alle Kinder, bis auf ein Mädchen, meldeten sich an und waren bereit monatlich 0,50 DM für die Neuanschaffung von Spielen etc. zu bezahlen. Später sollen auch Schulentlassene aufgenommen werden.

Gemeinderatswahlen Oktober 1964

In Kalenborn blieb Herr Alois Diederichs Bürgermeister, Beigeordneter Herr Gottfried (gen. Fritz) Hoffmann; außerdem gehören Herr Wilhelm Pauly, Herr Josef Hoffmann, Herr Matthias Schweisthal, Herr Christian Leuschen und Herr Alfons Diederichs dem Gemeinderat an. Herr Schreinermeister Nikolaus Leuschen wurde leider nicht wiedergewählt. In Scheuern blieb Herr Johann Weber Bürgermeister, Beigeordneter Herr Anton Bauer, außerdem gehören Herr Karl Meyer, Herr Jakob Hoffmann und Herr Franz Kuhl dem Gemeinderat an. Herr Matthias Ehlen wurde leider nicht wiedergewählt. - 354 -

52 [1964 - 1965] (6)

Schulausschußsitzung am 7.12.64

In dieser Sitzung wurde beschlossen, das Schulgebäude von Grund auf zu renovieren und den heutigen Erfordernissen anzupassen. Die Aufnahme eines Darlehens von 70 000 DM soll die Anschaffung neuer Möbel, den Anstrich der Klassenräume und der Flure, den Ausbau des Speichers für die Gemeinde, die Anlage eines Schulhofes und v.a.m. ermöglichen.

Mitarbeit bei der Weihnachtsfeier des VdK916 64

Nun spielen unsere Flöten schon zum 4. Mal auf der Weihnachtsfeier des VdK in Müllenborn. Außerdem sagen sie einige Gedichte auf.

Ferienplan 1965/66 und Schülerzahlen

Osterferien 10.4. - 26.4. Pfingstferien 5.6. - 12.6. Sommerferien 14.7. - 17.8. Herbstferien 27.9. - 12.10. Weihnachtsferien 23.12. - 6.1.

Zu Ostern 65 wurden zwei Jungen und vier Mädchen [entlassen]. Ein Junge (aus dem 6. Schj. entl.) trat in die Schreinerlehre ein, ein Junge (8. Schj.) und ein Mädchen (8. Schj.) blieben im elterlichen Haus, ein Mädchen (7. Schj.) trat in die Schneiderlehre, ein Mädchen besucht die Handelsschule und ein Mädchen besucht das Aufbaugymnasium in Wittlich.

916 Der Sozialverband VdK Deutschland e. V. (VdK) ist ein gemeinnütziger Verein mit Hauptsitz in Berlin. Gegründet wurde er 1950 unter dem Namen „Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialverband_VdK_Deutschland, 4.2.2016) - 355 -

(6) [1965] 53

Aufgenommen wurden 8 Mädchen und 4 Jungen, so daß nun die Schülerzahl auf 64 gestiegen ist.

Mit Beginn des neuen Schuljahres 1965/66 wird die Kalenborner Volksschule endlich wieder zweiklassig, Ostern 1957 war sie einklassig geworden.

Die Bezirksregierung Trier hat Fräulein Gunthild Pitschmann als zweite Lehrkraft nach hier abgeordnet. Leider verläßt uns Fräulein Pitschmann nach den Sommerferien wieder, weil sie in Lissingen die Stelle ihrer Mutter übernehmen möchte. Frau Pitschmann wird zu diesem Zeitpunkt pensioniert. Fräulein Pitschmann, Lehrerin z.A., ist die Tochter des im November verstorbenen Kollegen917, der 20 Jahre in Pelm und später viele Jahre in Gerolstein tätig war. Fräulein Pitschmann übernimmt das 1.-3. Schj.

Nach den Sommerferien werde ich bis zur Einstellung der neuen Lehrkraft im Oktober alle Kinder allein unterrichten. Kalenborn, den 8.6.65 Wolfgang Weller

Wahl des Elternbeirats 1965

Zum 5.5.1965 20 Uhr waren alle Eltern zur Wahl des neuen Elternbeirates eingeladen. Erschienen sind lediglich 5 Väter. Trotz der geringen Zahl der Wähler wurde gewählt und

917 Eintrag in der DIPF-Datenbank: Peter Wilhelm Pitschmann, *17.11.1896, kath. Endgültig angestellt 1.10.1924. Erste Lehrerprüfung 12.7.1919 in Wittlich, zweite 21.11.1924 in Berkoth, Kreis Bitburg. Seit 1.3.1931 an der kath. Volksschule in Pelm, Kreis Daun. (http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0155/VLK-0155-0125.jpg, 28.7.2016) - 356 -

54 [1965] (6) zwar Herr Matthias Ehlen, der später auch zum Vorsitzenden gewählt wurde, Herr Johann Perings, Hillingshof Herr Adolf Hoffmann, Maarstr. als Ersatzleute Herr Nikolaus Meyer Herr Christian Leuschen Herr Matthias Schweistal

Schulausschußsitzung am 15.5.65

In dieser Sitzung wurde der Beschluß vom 7.12.64 zur völligen Renovierung der Schule aufgehoben, weil man den Plan einer Pfarrschule wieder aufgegriffen habe und abwarten wolle, ob man hier zu einem Erfolge komme. Beschlossen wurde, nach Einsetzung der neuen Fenster den Innenanstrich der Schule zu erneuern und den Boden des zweiten Klassenraums abzustützen.

Einbau neuer Fenster

In den Schulsälen und in der Schulküche wurden insgesamt 5 neue Stahlfenster unmittelbar nach den Pfingstferien eingesetzt, deswegen mußte der Unterricht drei Tage ausfallen. Viel mehr Licht fällt jetzt in die Klassenräume, aber leider sind die Fenster oben nicht zu öffnen. Bei der Bestellung habe ich Herrn Philippi von der Amtsverwaltung Gerolstein dringend gebeten, darauf zu achten, daß die Klassenräume durch Oberlichter - 357 -

(6) [1965] 55 gelüftet werden können. Aber: Viele Köche verderben den Brei!

Dorfhelferin918

Seit dem 1. Juli 1965 ist in unserer Pfarrei eine Dorfhelferin, Fräulein Gabriele Hahn, tätig.

Bundesjugendspiele 1965

Das Wetter war in diesem Jahre beim Training sehr günstig, so daß wir häufig auf dem Sportplatz üben konnten. Am 10. Juli führten wir die Bundesjugendspiele 1965 bei kaltem, aber trockenen Wetter durch. Jungen und Mädchen gaben sich redlich Mühe. Wieder konnte Anneliese Krommen aus Scheuern eine Ehrenurkunde erwerben, Siegerurkunden erhielten 8 Mädchen und 4 Jungen.

"Unser Dorf soll schöner werden!" 1965

Ursprünglich hatte sich auch Scheuern zu diesem Wettbewerb gemeldet, zog aber dann vorzeitig seine Kandidatur zurück. Hätte das doch Kalenborn auch getan! Weder Gemeinde noch Bewohner zeigten sich bereit, etwas für diesen Wettbewerb zu leisten, lediglich wieder die Blumenkästen und das Jäten, sonst aber auch gar nichts. So kann es nicht wundern, daß Kalenborn

918 Nach erfolgreichem Berufsabschluss gibt es Arbeitsmöglichkeiten als Vertretung der Bäuerin bzw. der Hausfrau in landwirtschaftlichen oder ländlichen Haushalten zur Bewältigung von Krisensituationen, in der Regel als Angestellte/r von Dorfhelferdiensten, Sozialstationen oder Wohlfahrtsverbänden in der Familien- und Altenpflege und in der Behindertenarbeit. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hauswirtschaft#Dorfhelfer.2Fin, 26.2.2016) - 358 -

56 [1965] (6) diesmal den drittletzten Platz erhielt. Kalenborn, den 8.8.65 Wolfgang Weller Renovierung im Schulhaus

In den Sommerferien 1965 wurden die beiden Klassenräume, die Schulküche und die Flure neu angestrichen. Kalenborn, den 1.9.65 Wolfgang Weller

Neue Lehrkraft in Kalenborn

Mit Beginn der Sommerferien hatte uns Fräulein Pitschmann wieder verlassen. Wir alle sahen sie nur ungern scheiden. Nun hat uns, bereits vor Beginn der Herbstferien, die Bezirksregierung Trier Fräulein Gisela Petry, Lehrerin z.A., als zweite Lehrkraft nach hier gesandt. Sie ist eine Tochter des Kollegen in Birgel, Herrn Lehrer Petry, der früher lange Zeit in Basberg tätig war, wo Fräulein Petry auch geboren wurde. Wir hoffen, daß sie recht lange in Kalenborn bleibt. Für die neue Lehrerin wurde auch eine der - 359 -

(6) [1965 - 1966] 57

Parterre-Wohnungen instandgesetzt. Der Abschluß der Arbeiten läßt allerdings auf sich warten. Kalenborn, den 1.12.65 Wolfgang Weller

Die Zusammenlegung der Schulen im Amtsbezirk Gerolstein schreitet fort. Bis zum "Abzug" des 5. - 8. Schuljahres ist nur noch wenig Zeit. Dann ist für mich in Kalenborn leider keine mir zusagende Tätigkeit mehr vorhanden. Da wird mir angeboten, an der Realschule Wittlich als Lehrkraft für Mathematik und Biologie tätig zu sein. Ich bitte im November die Bezirksregierung Trier um die Versetzung nach Wittlich, die diese durch Verfügung vom 18. März 66 zum 16. April 66 ausspricht. Immer werde ich mit Freude an die schöne Zeit - es waren 8 Jahre - in Kalenborn zurückdenken und seine Bewohner in bester Erinnerung behalten. Insbesondere möchte ich ihre Ehrlichkeit, Offenheit und ihre Hilfsbereitschaft hervorheben.

Mein Nachfolger, Herr Manfred Funke, Lehrer z.A., hospitiert schon vor Schluß des Schuljahres. Ich bin froh, daß ich ihn noch kennenlernen durfte. Offenbar nimmt er seine Arbeit mit Freude und Eifer auf. Ich wünsche - 360 -

58 [1966] (6) ihm viel Erfolg in Kalenborn. Die Amtsgeschäfte habe ich ihm am 12.4.66 ordnungsgemäß übergeben. Kalenborn, den 15.4.66 Wolfgang Weller

Lehrerwechsel und Dienstantritt

Am 12.4.66919 übernahm ich von meinem Vorgänger, Herrn Wolfgang Weller, die Amtsgeschäfte, nachdem ich schon 14 Tage lang hospitiert hatte. Es ist dies meine erste Lehrerstelle.

Herr Weller hatte acht Jahre lang die Schulstelle geleitet und tritt nun an der Realschule in Wittlich seine neue Stelle als Lehrer für Mathematik und Biologie an. Ich wünsche ihm für seine Arbeit in Wittlich weiterhin viel Erfolg. Kalenborn, den 22.4.66 Manfred Funke

919 Unerwähnt bleibt hier, dass dies der Beginn des ersten Kurzschuljahres - 1.4. - 30.11.1966 - ist (vgl. u. Anm. 924). - 361 -

(6) [1966] 59

Wanderung zur Kasselburg

Am 4. Mai wanderten wir um 9 Uhr ab Kalenborn durch den Rother Wald zur Kasselburg. Hier besichtigten wir die Burganlage. Leider war der noch einzig erhaltene Turm, der Bergfried, von dem man eine weite Aussicht über das Kylltal mit seinen angrenzenden Bergen genießt, geschlossen. Trotzdem gab es in der Burganlage selbst viel zu sehen und zu erklären. Nach einer kurzen Rast im nahe gelegenen Gasthaus traten wir wieder den Rückweg an. Dieser zog sich etwas länger hin, da einige Kinder doch schon etwas ermüdet waren. Gegen 1 Uhr kamen wir in Kalenborn an. Das Wetter war uns trotz vorheriger entgegengesetzter Prognosen günstig gesinnt. Die Wanderung hatte allen gut gefallen.

Vertretung in Roth

Wegen Erkrankung des Herrn Kollegen Krost in Roth wurde Lehrerin Gisela Petry acht Tage vor den Pfingstferien mit der Vertretung an der dortigen Schule beauftragt. Während dieser Zeit habe ich in der Unterstufe in Kalenborn vertreten. - 362 -

60 [1966] (6)

Wahl der Schul- und Klassenelternbeiräte920.

Am 17. Mai wählten wir in Kalenborn in der Schule die Schul- und Klassenelternbeiräte. Zu der Wahl waren 22 Eltern erschienen. Das Wahlergebnis lautete folgendermaßen: I. Schulelternbeirat: Vorsitzender : Herr Pauly (Kalenborn) 2 Vertreter " Finnemann (Roth) " Ehlen (Scheuern) 3 Mitglieder " Meyer, N. " Schweisthal " Hoffmann A.

II. Klassenelternbeirat (Oberstufe): Vorsitzender : Herr Meyer K. Vertreter " Hoffmann L. 1. Mitglied " Diederichs, A. 2. Mitglied " Weber, J.

III. Klassenelternbeirat (Unterstufe): Vorsitzender : Herr Streicher, B. Vertreter " Knauf, G. 1. Mitglied " Klasen, Chr. 2. Mitglied " Schauster, H.

920 vgl. Anm. 846 - 363 -

(6) [1966] 61

Zugang der Kinder von Roth

Am 6. Juni nahm die Schule in Kalenborn das 1. - 4. Schuljahr aus Roth, insgesamt 15 Kinder, in ihre Schulgemeinschaft auf. Die Oberstufe von Roth geht nach Gerolstein. Damit ist diese Schule aufgelöst. Da die Rother Kinder morgens schon zeitig mit einem Bus eintreffen, beginnt die Schule ab diesem Zeitpunkt bereits um 745 Uhr. Die Kalenborner Schule ist nun auf die stattliche Zahl von 78 Kindern angewachsen.

Sitzung des Schulverbandsausschusses

Am 17. August fand in der Schule in Kalenborn eine Sitzung des Verbands-Schulausschusses des Schulverbandes Kalenborn-Scheuern statt. Wichtigste Beschlüsse für die Schule waren 1) Erhöhung der Ausgaben für Lehr- und Lernmittel von 1200- DM auf 1700- DM, 2) Ausstattung der Unterstufenklasse mit neuen Schulmöbeln, 3) Weitere Renovierungsarbeiten an Schule und Hof.

[921]

921 hier eingeklebter Zeitungsausschnitt Zuschuß für Schulverband Kalenborn-Scheuern in Anhang 6-61 (S. 422) - 364 -

62 [1966] (6)

Neue Lehrkraft

Mit Wirkung vom 15. August wurde Lehrerin Frl. Petry an die Schule nach Birgel versetzt. Sie war seit Oktober vorigen Jahres an der Volksschule in Kalenborn tätig. Für ihre Tätigkeit an ihrer neuen Lehrstelle wünsche ich ihr alles Gute. Wir sehen sie alle ungern scheiden. Als neue Lehrerin wurde Margret Schröder, jetzige Frau Schenk, bisher an der Voksschule in Bleialf tätig, nach Kalenborn versetzt. Für ihre weitere Arbeit in Kalenborn wünsche ich ihr viel Erfolg. Möge sie noch recht lange hierbleiben.

Sportfest

Am Donnerstag, dem 1.9.66 hielten wir unser Sportfest ab. Wir wollten es ursprünglich vor den Sommerferien veranstalten, mußten den Termin aber aus Witterungsgründen verschieben. Auch diesmal schien uns das Wetter wieder einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, doch klärte es nach anfänglich diesigem Wetter allmählich auf. Es wurden im ganzen gute Leistungen erzielt; 27 Kinder erhielten eine Siegerurkunde. Anneliese Krommen aus Scheuern erhielt wieder eine Ehrenurkunde. Sie hatte 60 Punkte erreicht. An - 365 -

(6) [1966] 63 unserer Veranstaltung nahm auch das 4. Schuljahr von Müllenborn teil.

Tagesausflug 1966

Da in Geschichte und Heimatkunde der Name "Trier" oft gefallen war, führte uns der diesjährige Ausflug zum Rom des Nordens. Am 23. September, einen Tag vor Beginn der Herbstferien, fuhren wir mit einem Bus gegen 8 Uhr in Kalenborn los. Am Ausflug nahmen die Kinder des 4. - 8. Schj. teil. Um 10 Uhr kamen wir in Trier an.922 Viele Kinder sahen die Stadt zum erstenmal. Zunächst besichtigten wir die Basilika, die wegen ihrer gewaltigen Ausmaße viel bewundert wurde. Unser Weg führte dann durch die herrlichen Anlagen des Palastgartens, die besonders bei den Mädchen viel Gefallen fanden, zum Landesmuseum, das viele Zeugnisse unserer Geschichte beherbergt. Von hier aus gingen wir nun zu den in der Nähe liegenden Kaiserthermen, in deren unterirdischen Gängen man sich fast verlaufen konnte. Weiter ging's nun zum Viehmarkt, wo gerade eine Schau der Luftwaffe stattfand. Hier gab es nun sehr viel, besonders an technischen Dingen, zu sehen, was besonders bei den Jungen Interesse fand. Hier erhielten sie auch die Gelegenheit, einmal in der Kanzel eines Starfighter sitzen zu können. Wir kehrten nun zum Bus zurück, wo wir unsere

922 Zum Vergleich: Bei der "Autotour" am 19.9.1929, Abfahrt ebenfalls 8 Uhr, kam man erst um 12 in Trier an (s. Band 2, S. 145). - 366 -

64 [1966] (6)

Mittagspause hielten. Am Nachmittag besichtigten wir noch den Dom, Liebfrauen und das Wahrzeichen der Stadt Trier, die Porta Nigra, von der man einen weiten Rundblick genießt. Sodann bestiegen wir den Bus in Richtung Trittenheim, machten aber unterwegs noch kurze Rast zu einem kleinen Gebet in der St. Paulinskirche mit ihren kunstvollen Deckengemälden. In Trittenheim bestiegen wir ein Schiff und fuhren moselaufwärts 2 Stunden bis Schweich. Die Stimmung der Kinder war ausgezeichnet, wozu die herrliche Landschaft der Mittelmosel mit ihren hohen Weinbergen beiderseits des Flusses und nicht zuletzt das freundliche Wetter beitrugen. Ein besonderes Ereignis für die Kinder war das Einfahren in eine Schleuse923, was dann auch an Deck des Schiffes in vollem Umfang miterlebt wurde. In Schweich bestiegen wir dann unseren Bus und kamen gegen 8 Uhr abends in Kalenborn an, voller Eindrücke und wohl auch schon etwas müde.

[Sichtvermerk des Schulrats] 27.10.66 Vonier

Schulratsbesuch

Am 27. Oktober besuchte Herr Schulrat Vonier Schule und Unterricht.

923 Zwischen Trittenheim und Schweich befindet sich die Schleuse Detzem. Bei Detzem befindet sich seit der Moselkanalisierung die Staustufe mit der größten Fallhöhe von 9 Metern. Schleuse und Staustufe liegen auf einer Moselinsel." (https://de.wikipedia.org/wiki/Detzem, 26.2.2016) Nach dem Zweiten Weltkrieg drängte Frankreich darauf, die Mosel mit größeren Schiffen befahren zu können, um die lothringischen Industriegebiete anbinden zu können. Als sich dann 1955 die Bevölkerung an der Saar für die Bundesrepublik Deutschland entschieden hatte, forderte Frankreich als Entschädigung den Ausbau der Mosel. Es vereinbarte im Moselvertrag vom 27. Oktober 1956 mit der Bundesrepublik Deutschland und Luxemburg die Moselkanalisierung und gestand Deutschland im Gegenzug die sogenannte Schlingenlösung am Oberrhein zu (anstatt eines Weiterbaus des Rheinseitenkanals über Breisach hinaus). 1958 begannen die Bauarbeiten und schon am 26. Mai 1964 konnte die Mosel von Metz bis Koblenz als staugeregelte Großschifffahrtsstraße mit 14 Staustufen offiziell freigegeben werden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Mosel, 26.2.2016). - 367 -

(6) [1966] 65

Martinszug

Schon tagelang hatten die großen Jungen eifrig Brennmaterial gesammelt und auf dem Berg hinter Scheuern zu einem großen Haufen aufgeschichtet. Der Bäcker aus Müllenborn hatte inzwischen auch die Brezel herbeigeschafft. Nun war es endlich soweit. Am Tage vor dem Feste des hl. Martin versammelten wir uns gegen 6 Uhr in der Schule. Bald traf auch Martin mit seinem Schimmel ein. Inzwischen war es dunkel geworden. Wir zündeten unsere Fackeln an, und der Zug setzte sich in Bewegung bis zur Post. Hier wendeten wir und zogen singend weiter bis Scheuern, wo sich die Kinder dieses Ortes anschlossen. Auf dem Berge angelangt, wurde der Reisighaufen in Brand gesetzt. Hell loderten die Flammen empor, und die Funken sprühten. Auch von Roth und Müllenborn her grüßten die Martinsfeuer herüber. Als das Feuer halb abgebrannt war, kehrten wir zur Schule zurück, wo nun die Brezel verteilt wurden. Darauf hatten sich die Kinder am meisten gefreut. Noch lange glühte das Feuer in die Nacht hinein.

Abgang zum Gymnasium

Ab 1.12.66 besuchen 5 Kinder das St. Matthias-Gymnasium in Gerolstein. Davon sind drei Kinder aus Roth, eins aus Kalenborn und eins aus Scheuern. - 368 -

66 [1967] (6)

Neue Lehrkraft

Als neue Lehrerin wurde der Volksschule Kalenborn Frl. Peters aus Lissendorf zugestellt. Es ist ihre erste Lehrstelle. Ich wünsche ihr für ihr weiteresWirken recht vielen Erfolg. Ihre Vorgängerin, Frau Schenk, wurde an die Katholische Volksschule nach Gerolstein versetzt.

[Sichtvermerk des Schulrats] 5.4.67 Vonier

Kinderzahl zu Beginn des Kurzschuljahres 1966/67

Zu Beginn des neuen Kurzschuljahres924 besuchen 79 Kinder die Volksschule in Kalenborn. Davon sind 45 Kinder aus Kalenborn, 23 aus Scheuern und 11 aus Roth. Eingeschult wurden neun Kinder.

Neue Schulmöbel

Zu Beginn des neuen Schuljahres wurde die Schule mit neuen Möbeln ausgestattet. Hier war besonders an die Unterstufe gedacht worden. Sie erhielt neue Bänke und Stühle, einen Schrank, ein Pult und eine neue schon längst fällige Tafel. Außerdem bekam die Schule einen

924 Als Kurzschuljahr bzw. Langschuljahr bezeichnet man in Deutschland ein Schuljahr, das kürzer/länger als ein Kalenderjahr dauerte, weil der Termin für den Schuljahreswechsel verlegt wurde. [...] Mit dem Hamburger Abkommen vom 28. Oktober 1964 wurde [...] beschlossen, das Schuljahr wie in Bayern und den europäischen Nachbarländern am 1. August beginnen zu lassen und die Schulpflicht auf neun Jahre zu verlängern. Zur Umstellung wurden in Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Saarland, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zwei Kurzschuljahre durchgeführt, vom 1. April bis 30. November 1966 und vom 1. Dezember 1966 bis 31. Juli 1967. Am 1. Dezember 1966 wurden neue Schulanfänger aufgenommen, die anderen Schüler wurden wie am Ende jedes normalen Schuljahres in die nächste Klasse versetzt. Im Zuge dieser Maßnahme machten auch zwei Schülerjahrgänge im Jahr 1966 ihr Abitur, der erste Jahrgang im Frühling, der nächste im Herbst (am Ende des ersten Kurzschuljahres). (https://de.wikipedia.org/wiki/Kurzschuljahr, 21.1.2016) - Es beginnt also bereits das zweite Kurzschuljahr (1.12.1966 - 31.7.1967) - 369 -

(6) [1967] 67

Sandkasten und einen Schrank für das Lehrmittelzimmer. Die Oberstufe erhielt endlich eine bewegliche Tafel. Außerdem konnten die noch restlichen Bänke entfernt und durch Stühle und Tische ergänzt werden.

Schulratsbesuch

Am 5. April besuchte Herr Schulrat Vonier Schule und Unterricht.

Neue Lehrkraft

Die Vertragslehrerin925 Frau Meyer aus Oberbettingen wurde der hiesigen Volksschule zugestellt. Es ist ihre erste Lehrstelle. Für ihre Arbeit wünsche ich ihr vielen Erfolg. Ihre Vorgängerin, Frl. Peters, nun Frau Hamächer, hat geheiratet und unterrichtet nun in Mondorf (b. Düsseldorf).

Abgang zu weiterführenden Schulen

Ab 23. August 1967 besuchen 2 Kinder das St. Matthias-Gymnasium in Gerolstein und 2 die Realschule in Hillesheim.

925 Angestellte (nicht verbeamtet) - 370 -

68 [1967] (6)

Zusammenführung des 5. - 9. Schuljahres in Gerolstein

Im Zuge der Zusammenfassung der Kinder an Hauptschulen926 besuchen nun die Kinder des 5. - 9. Schj. die Hauptschule in Gerolstein. Während die Zusammenfassung des 7. - 9. Schj. auf gesetzlicher Basis beruhte, wurde der Abzug des 5./6. Schj. aus Kalenborn auf einer Elternversammlung beschlossen. An der hiesigen Schule verbleiben nun noch 48 Kinder.

Neues Schuljahr

Seit dem 23.8.67 besuchen nun 9 Kinder das 1. Schj., hiervon ein Sitzenbleiber. Von den 8 Schulneulingen sind 2 Kannkinder927.

Wahl der Schul- und Klassenelternbeiräte.

Zur Wahl waren 16 Wahlberechtigte erschienen. Das Wahlergebnis lautet wie folgt: I. Schulelternbeirat: Vorsitzender : Herr Alois Krämer Vertreter : " Karl Meyer

926 Die Hauptschule – Ende der 1960er Jahre aus der sogenannten Oberstufe der Volksschule hervorgegangen – ist eine allgemeinbildende weiterführende Schule im Rahmen des gegliederten Schulsystems. Sie umfasst in der Regel die Klassenstufen 5 bis 9 bzw. 10 im Bereich der Sekundarstufe I und wird mit dem Hauptschulabschluss (Berufsschulreife) abgeschlossen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptschule, 21.9.2016) 927 Für alle Kinder, die bis zum 30. Juni eines Jahres das sechste Lebensjahr vollenden, beginnt die Schulpflicht am 1. August; [...] Kinder, die nach diesem Stichtag sechs Jahre alt werden, können eingeschult werden, wenn zu erwarten ist, dass sie voraussichtlich mit Erfolg am Unterricht teilnehmen können. [...] In Rheinland-Pfalz ist der 31. August der Stichtag. (https://de.wikipedia.org/wiki/Schulpflicht_(Deutschland)#Eintritt_der_Schulpflicht.2C_Stichtagsregelungen, 21.1.2016) - 371 -

(6) [1967] 69

Mitglied : " Nikolaus Meyer

3 Ersatzmitglieder : Frau Perings Herr Alois Diederichs Frau Maria Schiefer II. Klassenelternbeirat (3./4. Schj.): Vorsitzender : Herr Matthias Klasen Vertreter : Herr Adolf Hoffmann 2 Ersatzmitglieder : Herr Hans Schiefer Frau Hilde Schauster

III. Klassenelternbeirat (1./2. Schj.): Vorsitzender : Herr Josef Zilligen Vertreter : Frau Anna Hoffmann 2 Ersatzmitglieder : Frau Diederichs Frau Lenzen

Abgang zur Sonderschule für Lernbehinderte928

Ab 3. November besuchen 4 Kinder die Sonderschule in Gerolstein. Es sind dies aus Scheuern und Waltraud Kuhl aus Kalenborn. Herbert, Roswitha Stein und Waltraud Kuhl sind aus dem 4. Schuljahr, Uschi Stein aus dem 2. Schj. Da die Familie Knauf nach Lünebach verzogen ist (Kinder Klaus

928 Die Namen tuen nichts zur Sache, das Faktum belegt jedoch, dass damals das Gegenteil zur heutigen Inklusion geübt wurde. - 372 -

70 [1967 - 1968] (6) und Ingrit) beträgt die Schülerzahl noch 42.

[Sichtvermerk des Schulrats] 11.1.1968 Vonier

Schulratsbesuch

Am 11. Januar 68 besuchte Herr Schulrat Vonier Schule und Unterricht.

Neue Lehrkraft und Lehrerwechsel

Mit Wirkung vom 1. April 68 wurde ich an die Volksschule nach Müllenborn versetzt. Mein Nachfolger ist Herr Schenk, der bis dato die Schulstelle in Müllenborn verwaltet hatte. Ich wünsche ihm für sein weiteres Wirken in Kalenborn viel Erfolg.

Kalenborn, den 28.3.68 Manfred Funke Mit Wirkung vom 1.4.68 bin ich neuer Schulleiter der Volksschule Kalenborn. 3.4.68 Hans Josef Schenk - 373 -

(6) [1968] 71

Erkrankung der Lehrerin Gisela Meyer Seit meiner Versetzung am 1.4.68 ist die zweite Lehrkraft, Frau Gisela Meyer, erkrankt. Der Unterricht wird in einer Klasse weitergeführt.

5. Juni 1968

Am 5. Juni 1968 kehrte Frau Gisela Meyer in den Schuldienst zurück.

Schuljahr 1968/69 Mit dem neuen Schuljahr wurde Frau Gisela Meyer an die Volksschule Oberbettingen versetzt. Die Schülerzahl ist sehr geschrumpft durch großen Abgang und geringen Zugang.

Zugleich mit dem Jahresbeginn929 ist Kalenborn einklassig.

929 gemeint: Schuljahresbeginn - 374 -

72 [1968] (6)

Abgänge und Zugänge

Zum 1.8.68 wurden eingeschult:

Aus Kalenborn: Edgar-Georg Liebertz; Helmut Diederichs; Rudolf Hoffmann; Dorothe Keipen; Birgitt-Helga Leuschen; Dieter-Paul Schauster

Aus Scheuern: Birgitt Meyer; Aus Roth: Joachim Scherf;

Edgar-Georg Liebertz wurde mit Schulbeginn am 28.8. von d. Schulpflicht wegen Krankheit um ein Jahr zurückgestellt.

Zum 1.8.68 besuchen die Schüler des 4. Schuljahres die Zentralschule930 in Gerolstein.

Mitte September wurde der Schulneuling Joachim Scherf auf Antrag der Eltern um 1 Jahr zurückgestellt. Somit beträgt die Schülerzahl 34.

Am 28.3.69 kam Klaus Knauf aus Lünebach nach Kalenborn in das 3. Schj. Die Schülerzahl beträgt nun 35. Am 3.5.69 kam Birgit Kathagen aus Kerpen nach Kalenborn in das 1. Schj. Die Schülerzahl beträgt somit 36.

Anmeldungen zum Gymnasium und zur Realschule:

930 gemeint: Hauptschule. Die Hauptschule – Ende der 1960er Jahre aus der sogenannten Oberstufe der Volksschule hervorgegangen – ist eine allgemeinbildende weiterführende Schule im Rahmen des gegliederten Schulsystems. Sie umfasst in der Regel die Klassenstufen 5 bis 9 bzw. 10 im Bereich der Sekundarstufe I und wird mit dem Hauptschulabschluss (Berufsschulreife) abgeschlossen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptschule, 26.2.2016) - 375 -

(6) [1968] 73

Zur Realschule wurden die Schülerinnen Christa Schiefer und Claudia Perings gemeldet. Zum Gymnasium wurde Ernst Meyer angemeldet. [Sichtvermerk des Schulrats] 23.6.69 Vonier Schulratsbesuch Am 23.6.69 besuchte Herr Schulrat Vonier Schule und Unterricht.

Schuljahr 1969/70

Mit dem neuen Schuljahr ist die Schülerzahl wieder erheblich gestiegen. In die Hauptschule Gerolstein wurden 9 Schüler(-innen) entlassen. 3 besuchen weiterführende Schulen. Abgänge insgesamt 12.

Zum neuen Schuljahr wurden 20 Schüler(-innen) gemeldet. Darunter befinden sich 5 Kannkinder. Ein Kannkind, Werner Meyer aus Kalenborn, wurde wegen körperlicher Unreife zurückgestellt. Damit beträgt die Gesamtschülerzahl 42.

Zugänge in das 1. Schj., aufgeteilt nach Gemeinden: Roth: Knaben Mädchen 4 3 Kalenborn931: Knaben Mädchen 6 6 Mit Beginn des Schuljahres besucht Jutta Perings die V.S. in Oberbettingen.

931 Die fehlende Differenzierung Kalenborn : Scheuern ist zwei Seiten später (6, S. 75) begründet: Da die Orte Kalenborn und Scheuern seit der kommunalen Neuordnung eine Doppelgemeinde sind [...]. - 376 -

74 [1969] (6)

Anmeldungen zum Gymnasium: Klaus Knauf und Agnes Zilligen (Gymnasium Gerolstein) Abgänge zur Hauptschule Gerolstein: M. Reuter, Phlepsen Horst, Phlepsen Ferdinand, W. Liebertz, R. Krämer, L. Diederichs.

In diesem Schuljahr wurden auch die Mitglieder des neuen Elternbeirates gewählt. Die Wahl fand am 15.10.69 statt und zwar in der hiesigen Schule. Wahlergebnis: 1. Vorsitzender : Alfons Diederichs 2. Stellvertr. Vors : Valentin Koßmann 3. Beisitzer : Helmut Reuter - 377 -

(6) [1970] 75

Schuljahr 1970/71

Mit dem neuen Schuljahr wurde der Grundschule Kalenborn eine zweite Lehrkraft zugeteilt, Frau Margret Schenk. Sie erteilt 18 Stunden im 1. und 2. Schuljahr. Damit ist die Grundschule Kalenborn wieder zweiklassig. Wegen Erkrankung der Lehrerin ist zum Schuljahresbeginn noch Vertretung.

Schülerbewegung Mit dem neuen Schuljahr stieg die Zahl der Schüler und Schülerinnen weiter, denn 8 Schüler(-innen) gingen nach dem 4. Schj. ab, 13 wurden neu eingeschult. Da die Orte Kalenborn und Scheuern seit der kommunalen Neuordnung eine Doppelgemeinde sind, ergibt sich die folgende Schülerstatistik:

Zugang am 15.9.70: 1 Schüler aus Gerolstein, 3. Schj. Damit beträgt die Gesamtschülerzahl 48.

Abgang am 30.9.70: 1 Schülerin, 2. Schj. Somit beträgt die Gesamtschülerzahl 47. - 378 -

76 [1970 - 1971] (6)

Am 11.10.70 trat Frau M. Schenk ihren Dienst im 1./2. Schj. an.

Am 19.11. war der erste Elternsprechtag in diesem Schuljahr. Er wurde gut besucht.

Im November besuchte das 3./4. Schj. den Verkehrsgarten in Daun.

März 1971 Ende März - Anfang April wurde die eingefallene Mauer vor der Schule neu errichtet. Zugleich fanden Aufräumungsarbeiten vor dem Schulhaus statt.

Am 12.3.71 war die Einschreibung der Schulneulinge. Es wurden insgesamt 18 Kinder (5 Knaben, 13 Mädchen) gemeldet, darunter 6 Kannkinder. In einem Fall wurde Antrag auf Zurückstellung gestellt. - 379 -

(6) [1971] 77

Mai 1971 Ab Pfingsten hat die Schule eine neue Raumpflegerin.

Am 18.5.71 fand der diesjährige Schulausflug statt. Ziel waren die Dauner Maare.

Juni 1971 Am 14.6.71 fand die Untersuchung der Schulneulinge durch den Kreisarzt statt. Zugleich wurden die Kannkinder getestet.

Schülerbewegungen:

Anmeldungen zu anderen Schulen:

Gymnasium Gerolstein: Friedhelm Michels

Hauptschule Gerolstein: Regina Diederichs, Helga Meyer, Brigida Schiefer, Rita Zilligen; Reiner Hoffmann, Reinhold Lenzen

Sonderschule Gerolstein: Bernd Pint (1. Schj.). Rainer Bartsch (3. Schj.)932 [Sichtvermerk des Schulrats] ges. 13.7.71 Vonier

932 s. Anm. 928 - 380 -

78 [1971 - 1972] (6)

Schuljahr 1971/72

Das neue Schuljahr brachte eine geringe Zunahme der Schülerzahlen.

Schülerstatistik: Gesamtschülerzahl 54

1. Schj. 2. Schj. 3. Schj. 4. Schj. Total Knaben 7 10 7 4 28 Mädchen 12 1 8 5 26

Im ersten Halbjahr wurden zwei Schülerinnen zurückgestellt. Aus dem 4. Schj. des Vorjahres wurde 1 Schüler beim Gymnasium Gerolstein angemeldet.

Schuljahresende: Am Ende des Schuljahres wurden zu weiterführenden Schulen angemeldet:

Hauptschule Gerolstein: Birgit Katthagen, Peter Schüßler

Realschule Hillesheim: Rudi Hoffmann, Helmut Dieter Schauster, Diederichs, Margit Meyer

Gymnasium Gerolstein: Dorothe Keipen, Birgit Leuschen, Birgit Meyer

Während der Sommerferien wurde der Spielplatz unterhalb der Schule endlich soweit hergestellt, daß nun auch bei schlechtem Wetter darauf gespielt und geturnt werden kann. - 381 -

(6) [1972 - 1973] 79

Schuljahr 1972/73

Das neue Schuljahr brachte weiterhin einen Zuwachs an Schülern. Bei der Einschreibung wurden 18 Schüler und Schülerinnen gemeldet. 2 Kannkinder wurden auf Grund des Reifetestes zurückgestellt.

Gesamtschülerzahl zu Beginn des Schuljahres: 60

1. Schj. 2. Schj. 3. Schj. 4. Schj. Knaben 5 7 11 6 Mädchen 11 11 1 8

Mit diesem Schuljahr beginnt der neue Mathematikunterricht im 1. Schj. und der neuartige Sachunterricht anstelle des bisherigen Heimatkundeunterrichts.

Am Ende des Schuljahres wurden vom 4. Schj. 4 Knaben und 4 Mädchen auf Gymnasium und zur Realschule geschickt: Gymnasium Gerolstein: Geiler G., Faber V., Lenzen G., Koßmann D., Gillessen B., Lamberty R. Realschule Hillesheim: Scherf, J., Krämer M. Der Rest des 4. Schj. besucht die Hauptschule Gerolstein. Die übrigen Schüler(innen) besuchen ab 1.8.73 die gemeinsame Grundschule in Duppach. Die Grundschule Kalenborn-Scheuern wurde trotz heftigen Wiederstandes der Elternschaft der hiesigen Grundschule mit Verfügung vom 1.8.73 durch die Bezirksregierung Trier aufgelöst.

Mit Wirkung vom 1.8.73 wurde ich an die Grundschule Duppach versetzt. Da die Schule zum gleichen Zeitpunkt aufgelöst wurde, wird hiermit die Chronik geschlossen. Kalenborn-Scheuern, d. 1.8.73 H. J. Schenk - 382 -

Anhang - 383 -

1-1 - 384 -

2-00 Einlegeblatt - 385 -

2-67 - 386 -

2-67-a-0 Mittelteil - 387 -

2-67-a-1 linke Hälfte - 388 -

2-67-a-1 rechte Hälfte - 389 -

2-67-b links - 390 -

2-67-b rechts - 391 -

2-67 Aufsatz - 392 -

2-69 - 393 -

2-70 - 394 -

2-73 - 395 -

2-74

2-118 - 396 -

2-120 - 397 -

2-124 - 398 -

2-128

2-133 - 399 -

2-139 - 400 -

2-141 - 401 -

2-143-1 - 402 -

2-143-2 - 403 -

2-143-3 - 404 -

2-149-1 - 405 -

2-149-2 - 406 -

2-158 Ehrenchronik Heimkehr - 407 -

2-158-Ehrenchronik Kohn Anerkennung - 408 -

2-158-Ehrenchronik Kohn Selbstdarstellung - 409 -

2-144 Nora - 410 -

2-164 - 411 -

2-190 Anm Saba W41 - 412 -

2-197 Saba 4 Röhren - 413 -

3-00-Buchdeckel - 414 -

3-01 Vorsatzblatt - 415 -

3-85 - 416 -

4-7 - 417 -

4-8 - 418 -

4-8f Mitte - 419 -

4-9 - 420 -

4-10 - 421 -

6-0 - 422 -

6-61 - 423 -

Verzeichnisse

1. Orte Nicht referenziert (weil ubiquitär) ist Calenborn/Kalenborn.

Ort Seite (fortlaufend) Aachen 185, 214, 217, 259, 306 Adenau 212, 290 Ahr 323 Ahrquelle 349 Ahrtal 290 Alscheid (Flurname) 233 Alsdorf bei Aachen 185 Amerika 77, 132, 150 Ammeldingen, Eifelkreis Bitburg-Prüm 192 Ammelswald 240 Andernach 127 Aremberg 327 Auel 18, 80, 102, 234, 338, 351 Bad Godesberg 34 Bad Kreuznach 173 Bad Neuenahr 279, 290 Basberg 102, 107, 147, 358 Baustert, Kreis Bitburg 162 Bayern 3, 4 Beilingen, Kreis Bitburg 132 Berlin 93, 98, 125, 181, 210, 223, 245, 247, 315 Bernkastel 34, 286 Bewingen 130 Birgel 358, 364 Bitburg 82, 89, 132, 162, 163 Blankenheim 349 Blankenheim-Wald 349 Bleialf 364 Bleibuir 54 Bochum 156, 313 Bolsdorf 62, 130 Bonn 125, 229 Brohltal 290 Buchenloch, Gerolstein 24, 80, 307 - 424 -

Ort Seite (fortlaufend) Büdesheim 99, 123, 143, 240 Burg Eltz 327 Büscheich 124, 151, 220, 228 Calenborn (bis 1928) passim Carden an der Mosel 46 Dackscheid 96, 118 Darscheid 246, 292 Daun 3, 4, 7, 16, 20, 22, 23, 27, 34, 35, 40, 45, 49, 50, 55, 57, 61, 73, 81, 83, 84, 89, 94, 97, 98, 99, 101, 102, 103, 106, 107, 108, 112, 113, 121, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 138, 139, 141, 143, 147, 150, 151, 159, 163, 176, 178, 180, 184, 197, 198, 203, 206, 210, 212, 216, 221, 227, 228, 231, 232, 235, 238, 241, 246, 247, 249, 255, 277, 279, 285, 286, 292, 297, 304, 321, 340, 343, 378 Dauner Bahnhof 51 Dauner Maare 379 Dauner Sprudel 50 Denkelseifen 338 Dietzenley, Gerolstein 307 Dockweiler 246 Dohm 152 Dortmund 112, 127 Drachenhöhle, Roth 128 Dreis 73, 107, 246 Duisburg 30 Düngenheim, Bezirk Koblenz 194 Duppach 6, 29, 47, 62, 73, 101, 240, 338, 381 Düren 54, 229 Düsseldorf 60, 76, 111, 120, 178, 321, 369 Ehrang 216 Eishöhle, Roth 128, 307 Ellscheid 106 Essen 43, 76, 96, 140 Euskirchen 321 Felsenspiele, Gerolstein 102, 130 Fichtenhain 230 Frankfurt 108 Frankreich 150 Freilichtbühne, Gerolstein 80, 130 Friedewalt (Westerwald), Schulungslager 231, 232 Funkendäll, Gerolstein 25 Gees 220, 295 - 425 -

Ort Seite (fortlaufend) Gemündener Maar 50, 311, 340 Genf 155 Gerolstein 2, 5, 6, 7, 18, 19, 20, 23, 24, 25, 30, 31, 40, 41, 44, 45, 49, 51, 52, 55, 57, 60, 61, 63, 66, 67, 71, 73, 75, 77, 78, 80, 82, 87, 90, 94, 97, 99, 101, 102, 106, 107, 108, 109, 111, 113, 115, 116, 120, 121, 122, 123, 124, 126, 130, 131, 134, 139, 142, 143, 151, 152, 153, 159, 163, 172, 174, 176, 179, 184, 192, 195, 196, 197, 201, 203, 206, 210, 212, 214, 215, 216, 220, 222, 227, 228, 229, 230, 232, 234, 235, 236, 237, 238, 241, 242, 243, 244, 245, 247, 248, 249, 250, 251, 278, 280, 289, 290, 294, 295, 298, 299, 303, 305, 307, 310, 311, 313, 314, 316, 319, 321, 325, 334, 335, 345, 346, 348, 355, 356, 359, 363, 367, 368, 369, 370, 371, 374, 375, 376, 377, 379, 380, 381 Gillenfeld 108 Gönnersdorf 106 Grundhof, Hüttenwerk an der Sauer 173 Hagelskaul, Gerolstein 25 Hannover 98 Hehn, Sanatorium bei Mönchengladbach 17 Hiemerich, Flur Roth/Müllenborn 220, 338 Hillesheim 31, 47, 113, 123, 155, 206, 231, 237, 247, 369, 380, 381 Hillingshof 356 Hillingswiese (Flurname) 233 Himmerod 311, 346 Hohe Straße, Köln 346 Hohenfels 228, 300 Hotel Schramm, Daun 127, 138 Hotel zur Post, Gerolstein 121, 203 Hülzweiler, Kreis Saarlouis 183 Inden 134 Jakobsloch (Flurname) 92, 233 Jugendheim, Roth 13, 32, 47, 125 Jünkerath 50, 107, 151, 197, 216, 244, 249 Kalenborn (ab 1928) passim Kalvarienberg, Prüm 25, 316 Kammwiese (Flurname) 233 Kanada 150 Kasselburg 307, 361 Kelberg 289, 290 Kerpen 374 Kleve 34 Koblenz 30, 34, 46, 112, 181, 182, 194, 216, 221, 228, 229, 244 Köln 54, 101, 107, 142, 163, 180, 345 Köln-Mühlheim 101 - 426 -

Ort Seite (fortlaufend) Kölner Zoo 107, 345 Kordel 152 Kreuzchen (Flurname Scheuern) 155 Kunzem (Flurname) 233 Kyllburg 61, 62, 346 Laacher See 290 Lahn 30 Lehmen, Sportplatz bei Gerolstein 124, 143, 176 Lenzerath (Flurname) 23, 155, 293, 329 Leudersdorf 151 Leutersdorf 271 Liblar 345 Liesertal 238, 340 Lissendorf 151, 196, 206, 320, 368 Lissingen 124, 126, 180, 220, 222, 245, 252, 253, 280, 298, 307, 318, 355 Locarno 155 Lothringen 43, 60, 76, 96, 118, 142 Löwenburg 66, 307, 310 Lünebach 371, 374 Luxemburg 173 Manderscheid 340, 346 Masurische Seen 30 Matthiaskapelle, Scheuern 240, 273 Mäuseberg, bei Daun 50 Maybach, Zeche 185 Mayen 290 Mechernich 350 Mehren 193 Mehringen, an der Mosel 341 Meisburg 269 Mertesdorf 32 Michelbach 110, 220, 229, 231 Moselkern 327 Mötsch 297 Mückeln 107 Mühlsteinhöhle, Roth 128, 307 Müllenborn 3, 6, 24, 25, 36, 38, 49, 51, 62, 77, 84, 86, 92, 94, 95, 99, 106, 110, 123, 124, 126, 128, 132, 134, 139, 140, 143, 155, 163, 173, 174, 180, 181, 211, 215, 220, 221, 234, 240, 245, 289, 293, 296, 305, 307, 308, 314, 316, 319, 322, 323, 328, 338, 340, 343, 344, 348, 354, 365, 367, 372 München 6, 56, 176, 214, 216, 229 - 427 -

Ort Seite (fortlaufend) Münstereifel 333, 349 Münstermaifeld 327 Munterlay, Gerolstein 24 Nachtsweide (Flurname) 233 Neu-Scheuern 338 Neunkirchen, Saar 204 Neuwied 287 Niederbettingen 10, 33, 45, 46, 55, 82, 130, 132, 143, 162, 200 Niederstadtfeld 107 Nittel, Obermosel 167 Nürburgring 290 Nürnberg 230, 233, 241 Oberbettingen 10, 46, 80, 85, 86, 87, 91, 101, 115, 123, 126, 250, 251, 335, 369, 373, 375 Oos 99, 113, 128, 143, 240, 338 Ooser Nase 128 Pantenburg 340 Papenkaul, Gerolstein 25 Pelm 102, 194, 195, 214, 220, 289, 299, 316, 355 Pfaffenhofen, Kreis Schwabach, Bayern 3 Philippinen 167 Porta Nigra, Trier 366 Potsdam 208, 210, 215 Prüm 5, 18, 24, 25, 26, 37, 38, 40, 73, 96, 102, 108, 118, 123, 130, 177, 179, 184, 203, 211, 250, 278, 316, 339 Pützborn 108 Remagen 243 Rengen 107, 153, 198 Rhein 5, 30, 100, 104, 175, 181, 234, 290, 323, 345, 346 Rheydt 35, 36 Rittersturz bei Koblenz 216 Rockeskyll 47, 111, 285 Rossbüsch (Flurname) 155, 240 Roth 3, 6, 10, 15, 17, 19, 22, 23, 24, 25, 28, 29, 30, 31, 32, 36, 37, 38, 39, 40, 45, 46, 47, 50, 52, 54, 55, 57, 58, 59, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 75, 77, 78, 80, 84, 86, 87, 93, 94, 95, 97, 99, 102, 109, 119, 124, 125, 126, 128, 130, 134, 143, 162, 173, 174, 180, 181, 184, 191, 198, 200, 211, 215, 220, 234, 240, 243, 245, 248, 250, 251, 252, 258, 280, 289, 291, 292, 293, 296, 301, 303, 305, 307, 308, 310, 313, 314, 319, 321, 322, 323, 328, 332, 334, 338, 340, 341, 343, 348, 361, 362, 363, 367, 368, 374, 375 Rüdesheim 30 Saar 162, 163, 221, 222, 228 Saarburg 29, 221 - 428 -

Ort Seite (fortlaufend) Saarlautern 259 Salm 73 Salvatorabtei, Prüm 25 Sarresdorf 220 Schalkenmehren 51, 191, 270, 340 Scheuern 4, 7, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 22, 24, 28, 29, 32, 36, 40, 42, 43, 45, 47, 48, 55, 58, 59, 60, 64, 67, 69, 70, 71, 72, 74, 75, 76, 79, 92, 94, 95, 96, 97, 99, 104, 109, 114, 116, 118, 119, 123, 125, 126, 130, 132, 139, 144, 154, 155, 156, 161, 166, 170, 173, 179, 180, 184, 191, 198, 200, 202, 214, 219, 224, 231, 232, 233, 235, 240, 242, 243, 245, 246, 247, 248, 250, 251, 252, 257, 260, 261, 262, 267, 273, 274, 279, 282, 285, 288, 293, 296, 304, 305, 308, 311, 312, 314, 319, 328, 329, 330, 332, 333, 338, 341, 343, 344, 347, 348, 350, 351, 352, 353, 357, 362, 363, 364, 367, 368, 371, 374, 377, 381 Scheuerner Pesch (Flurname) 233 Schleiden 60 Schönecken 26, 316 Schutz 222 Schwabach, Bayern 3 Schweich 366 Schwirzheim 118 Scindelasceiz bei Caldebrunna 24 Sigmaringen 34 Sinzig 290 Spandau 124, 139 Steffeln 18, 80, 102, 130, 200, 338 Steinfeld 60, 332, 337 Suer / Sur (Flurname) 92, 233 Sulzbach 167 Sulzheim, Reg. Bez. Rheinhessen 321 Tafel, Prüm 26 Totenmaar 50, 51, 340 Trier 5, 7, 14, 24, 28, 32, 37, 38, 46, 49, 55, 70, 95, 108, 112, 120, 121, 129, 132, 141, 143, 155, 159, 162, 163, 164, 170, 172, 180, 181, 184, 188, 192, 197, 202, 203, 214, 216, 219, 230, 235, 242, 249, 271, 298, 303, 305, 314, 319, 321, 355, 358, 359, 365, 366, 381 Trittenheim 366 Üdersdorf 106, 230, 271 Urft 30 Vechta 321 Venedig 204 Völpke, Kreis Neuhaldensleben, Sachsen 198 Waldenburg, Kreis Freiwaldau im 303 Altvatergebirge - 429 -

Ort Seite (fortlaufend) Waldkönigen 121 Waldrach 321 Wallenborn 231 Walsdorf 108 Weiersbach 238 Weihermühle 338 Weimar 5, 53 Weinfelder Maar 50, 51, 311 Wengerohr 216 Wiesbaden 34 Winkel 108 Winningen 249 Wittlich 216, 234, 285, 354, 359, 360 Wörsdorf, Taunus 211

2. Personen und Firmen

Gemeinde- und Pfarreinwohner (außer Bürgermeister, Lehrer, Pfarrer, gelegentlich Kriegsopfer) sind nicht individualisiert, sondern nur mit Nachnamen und ohne Ortsnennung aufgenommen. Ansonsten ist die Nennungsfolge Nachname, (Vorname), (Funktion), (Ort).

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Annen, Lehrerin, Gerolstein 19 Antonius von Padua, hl. 46, 313 Antz, August, Schulrat, Andernach 127 Arend, Lehrer, Hohenfels 228 Arens, Pfarrer, Roth 162, 241 Aschenborn, Dr., Landrat, Daun 34, 129 Avenarius, Landrat, Daun 34, 129 Bachem, Julius, Redakteur 35 (Anm.) Bales 260 Bargheer, Prof. Dr. Ernst, Ministerialdirigent 216 Barlubus, Administrateur (der französischen 297 Besatzung) Bartsch 379 Bastges, Lehrer, Gerolstein 305 Bauer 14, 258, 347 Bauer, Anton, Ortsbürgermeister, Scheuern 258, 308, 319, 333, 353 Bauer, Bauunternehmer, Hillesheim 31 Bauer, Maria, Lehrerin, Kalenborn 252, 253, 303, 309, 314, 319 - 430 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Bauer, Lehrer, Rengen 107, 153 Bauer, Nikolaus, Ortsbürgermeister, Scheuern 29, 232 Becker, Berufslehrer, Gerolstein 40, 242, 298 Beethoven, Ludwig van, Komponist 138 Behrens 347 Benedikt von Nursia 94 Benedikt XV., Papst 39 Berens 7, 17, 48, 79, 130, 248, 257, 260, 262 Berlingen, Agnes, Lehrerin, Birgel 294 Bernardy 250 Bernhard von Clairvaux, hl. 311 Blasius, Peter, Lehrer, Mückeln 107, 234 Blomenkamp, Peter, Lehrer, Pützborn 108 Boelitz, Otto, Minister für Wissenschaft, Kunst 53 und Volksbildung Böhm 260, 262 Bohn, Günther, Schulhelfer, Kalenborn 271 Boll, Dr., Regierungsdirektor, Kreisleiter (HJ?) 229 Bornewasser, Dr. Rudolf, Bischof, Trier 46, 49, 200, 305, 306 Braubach, Max, Prof. Dr., Historiker, Bonn 229 Braun, Michael, Bildhauer, Oberbettingen 80, 85, 86, 87 Braun, Otto, SPD 94, 181 Bräutigam 48, 279 Bräutigam, Johann, Steinhauer 48 Breucker, Lehrerin, Wallenborn 231 Breustedt, Lehrer?, Üdersdorf, Kreisinspekteur 230 NSLB Brochhausen, Norbert 6 Brücker, Peter, Lehrer, Gerolstein 73 Bruder, Lehrer 323 Brühl, Graf von, Landrat, Daun 34, 129 Brünnecke, Lehrer, Auel 234 Busch, Oberturnlehrer 107, 121 Caspers 115, 166, 250, 259, 260, 263 Claus und Glasmacher, Schulbankfabrik, 287 Neuwied Colell, Gemeindeförster, Müllenborn 92 Cremer, Dechant, Niederbettingen 162 Cremer, Stadtschulrat, Aachen 214 Creyns 173 Crüwell, Verleger, Dortmund 112 - 431 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Dahlstein, Stützpunktleiter 235, 237 Decker, Amtsbürgermeister, Daun 292 Diederichs 6, 9, 19, 78, 79, 85, 130, 174, 233, 248, 251, 260, 264, 267, 268, 283, 297, 305, 333, 344, 351, 353, 362, 371, 374, 376, 379, 380 Diederichs, Alois, Ortsbürgermeister 3 Diederichs, Peter, Ortsbürgermeister 9 Diehl, Josef, Lehrer, Büscheich 151 Differding 174, 249, 260 Dinkler, Landwirtschaftsschule, Hillesheim 247 Dohm, Stephan, Rektor Volksschule Gerolstein 40, 66, 73 Dresen, Maria, Lehrerin, Kalenborn 188, 189, 191, 192, 194, 198 Driesch, Dr. van den, Regierungs- und Schulrat, 298, 300 Trier Dronke, Adolf, Gründer des Eifelvereins 50 Dunsbach, Lehrer, Gerolstein 18 Düsterberg, Theodor, Vorsitzender des 197 Stahlhelmbundes Ebel, Rektor, Dortmund 127 Ebert, Friedrich, Reichspräsident 93 Ehlen 344, 347, 353, 356, 362 Ehrenberg, von, Landrat, Daun 34, 129 Ehrlich, Schulrat, Daun 45 Eich, Landrat, Daun 34, 129 Elsner, Hans, MGV Müllenborn 307 Endris, Josef, Ortsgruppenleiter, Gerolstein 215 Etringer, Matthias, Kreissportlehrer, Daun 246, 249 Etten, Christian, Pfarrer, Roth 46, 47, 55, 59, 75, 78, 87, 94, 97, 119, 126, 133, 134, 162 Euskirchen, Innozenz, Pfarrer, Roth 321, 323, 341 Faber 381 Feider 85 Feldges, Landrat, Daun 300 Feyen 9, 85, 247, 260 Finnemann, Roth 57, 69, 362 Förster, Landrat, Daun 34, 129 Fouilleron, (frz.) Administrateur 279 Frank, Peter, Hauptlehrer, Daun 49, 84, 112, 121, 147, 163 Franke, Walter, Lehrer, Kalenborn 3, 185, 186, 188, 189, 192, 197, 199, 200, 201, 203, 205, 207, 209, 213, 216, 217 Freichel, Kaplan, Gerolstein 131 Fuchs, Dr., Oberpräsident Rheinprovinz, 181 Koblenz - 432 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Funke, Manfred, Lehrer, Kalenborn 5, 359, 360, 372 Gans 267 Gebhardt, Hauptlehrer, Gillenfeld 108 Gehle, Dr., Landrat, Daun 34, 129 Geiler 381 Geiser, Amtsbürgermeister, Gerolstein 348 Gilen, Schulrat, Daun 338 Gillen, Clara, Lehrerin, Gerolstein 107, 196 Gillessen 381 Göbbels, Joseph, Reichsminister 223 Goethe, Johann Wolfgang von 198, 285 Grafen, Schulrat, Adenau 212 Grandjean, Schulhelferin, Kalenborn 269 Graven, Karl?, Hauptlehrer, Inden 134 Grossmann 156 Gürten, Schulrat, Daun 7, 16 Gützen, Malermeister, Pelm 316, 317 Haas, Franz, Lehrer, Basberg 107, 147 Hahn, Gabriele, Dorfhelferin, Pfarrei Roth 357 Hamächer (geb. Peters), Lehrerin, Mondorf bei 369 Düsseldorf Hannakam, Archivpfleger, Schwabach 3 Hau, Johann Albert, Lehrer, Auel 18 Heider, Otto, Lehrer, Gönnersdorf 106 Heller, Berta, Illustratorin, Trier 112 Hens 85, 268 Herwagen, Zentralinstitut, Köln 142, 153, 163 Herzog, Fel., Müllenborn 62 Heß, Rudolf, Führerstellvertreter 214 Hesse, Regierungsrat, Trier 180, 183 Hetti, Erzbischof, Trier 24 Heubach, Walter, Maler 56 Heuermann 259, 262 Himbert, Nikolaus, Pfarrer, Duppach 29, 47 Hindenburg, Paul von, Reichspräsident 97, 98, 144, 181, 197, 199, 204, 222, 223, 224 Hinkelammert, Rektor, Gerolstein 249 Hitler, Adolf 197, 199, 201, 203, 204, 205, 209, 210, 213, 221, 224 Hoffmann 6, 48, 72, 79, 156, 216, 247, 267, 304, 312, 353, 356, 362, 371, 374, 379, 380 Holbach, Joseph, Hauptlehrer, Pelm 194 - 433 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Holze, Alfred, Lehrer, Kalenborn 4, 219, 220, 221, 226, 227, 270, 277, 278, 302, 303, 316 Hommerding, Matthias, Lehrer, Walsdorf 108 Horst, Hedwig, Lehrerin, Kalenborn 192, 194 Humble 260, 267, 317 Hurt, Monsignore 167 Ignatius (von Loyola), hl. 11, 12, 178 Ildefons, Abt, Siegburg 311 Jakob, Lehrer, Oberbettingen 335 Jakobs, Matthias, Lehrer, Cordel 152 Jansen, Lehrer, Mötsch 297 Jarres, Karl, DVP 94 Jobelius, Philipp, Lehrer, Daun 121, 124, 127, 292, 325 Juchems 64, 123 Karls, Lehrer, Niederbettingen 132 Kathagen / Katthagen 374, 380 Kaufmann, Dr. Karl, Landrat, Euskirchen 135 Kayser, Karl, Lehrer, Kalenborn 252, 253 Keimes, Hans Georg, Lehrer, Kreisfachberater 222, 228 (für Sport), Schutz Keipen 374, 380 Kelter, Elisabeth, Lehrerin, Kalenborn 3, 7, 8, 12, 13, 14, 30 Kemen, Anton, Schneidermeister 17 Kerber, Peter, Lehrer, Leudersdorf 151 Kern, Artur, Pädagoge 309 Keul, Schreiner, Pelm 102 Kieffer & Perot, Krippenfiguren, Trier 170 Kill 235, 236, 304 Kircher, Wilhelm Karl, Lehrer, Winningen 249 Kirsch, Hans, Lehrer, Kalenborn 3, 133, 134, 139, 140 Klaeren, Firma, Gerolstein 325, 327 Klasen 362, 371 Klein 29, 123,179 Kley, Regierungs- und Schulrat, Trier 56, 108, 156, 159, 183, 197 Kloeppel, Fürsorgeschwester, Kreisfürsorgerin, 77, 82, 90, 126 Gerolstein Knauf 362, 371, 374, 376 Koch 48, 267 Kohlbecher, Jakob, Dechant, Hillesheim 47 Kohn, Matthias, Lehrer, Kalenborn 3, 6, 141, 142, 143, 144, 146, 149, 150, 152, 153, 154. 155, 157, 159, 161, 162, 164, 165, 167, 170, 175, 183 Kölle, Walter, Kreisleiter NSDAP, Daun 241 - 434 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Körperich, Hermann, Lehramtsbewerber 195 Korum, Michael Felix, Bischof, Trier 37 Koßmann 69, 132, 311, 376, 381 Kraemer 78, 79, 99, 113, 348 Kraemer, Peter, Lehrer, Oos 99, 113 Krämer 259, 262, 267, 307, 370, 376, 381 Kremer, Hubert, Pfarrer, Niederbettingen 33, 45, 46, 47 Kremer, Mittelschullehrer, Bernkastel 286 Krieck, Ernst, Erziehungswissenschaftler 212, 222 Krings, Lehrer 285, 338 Krock, Martin, Rektor, Gerolstein 143, 152, 159, 184, 195, 197, 221 Krommen 257, 260, 261, 267, 341, 350, 357, 364 Krost sen., Jakob August, Lehrer, Roth 25, 38, 40, 66, 84, 99, 134, 137, 143, 180, 184, 248 Krost jun., Lehrer, Roth 291, 292, 303, 313, 332, 340, 361 Kuhl 6, 48, 115, 259, 260, 261, 267, 268, 279, 304, 320, 353, 371 Kummer-Johann, Gausachberater (für Sport), 244 Koblenz Kyll 156, 247, 279 Lamberty 312, 322, 381 Laroche, Amtsbürgermeister, Gerolstein 235, 242, 250 Laufenberg, Dr. v., Kreisarzt, Daun 107 Laurentius, Schutzpatron Scheuern 24, 29, 179, 202, 273 Laures, Maria, Lehrerin, Daun 106 Legrand, Robert (?), Schulrat, Daun 274, 295, 298, 304, 321 Lehmann, Illustrator 54, 107 Lehnen, Dr., Gerolstein 22, 45, 61, 78, 99, 123 Leiff 260, 261 Leinen, Lehrer, Daun 147 Lenz, Pfarrer, Roth 293, 300, 305, 321 Lenzen 371, 379, 381 Leo II., Papst 164 Leuschen 16, 17, 48, 85, 137, 174, 177, 241, 259, 260, 262, 265, 309, 312, 344, 348, 353, 356, 374, 380 Leuwer 79, 130, 267 Leyens 75, 78, 79, 81, 97, 105, 115, 120, 142, 155, 237, 243, 249, 259, 260, 268, 279, 304, 312 Liebertz 374, 376 Liessem, Landrat, Daun 119, 126, 129 Lindemann 101 Linden 20, 63, 71, 75, 77, 79, 130, 172, 189, 192, 257, 267, 312, 341 Linden, Dr., Gerolstein 20, 63, 71, 75, 77, 82, 90, 130, 172, 189, 192, 257, 267, 312, 341 - 435 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Lintz, Trierische Lehrmittelanstalt 54, 56, 112, 120 Loch, A., Lehrer, Müllenborn 3, 84, 99, 132, 137, 139, 140, 143, 163 Lohmüller, Johannes, Direktor, Bad Neuenahr 279 Lorenzi, Philipp de, Kirchenhistoriker, Trier 24 Löscher, Lehrer, Ellscheid 106 Lothar, Kaiser 24, 26 Lübke, Heinrich, Bundespräsident 345 Mabilon, Glockengießer 29 Mahrbach, stellv. Schulrat, Bitburg 82 Mark, Klaus, Heimatschriftsteller, Brockscheid 310 Marx, Wilhelm, Zentrum 94, 97 Mattes, Klempnermeister, Gerolstein 316 Maucher, Firma, Gerolstein 335 Mehres 85, 93 Meier 313 Mengelkoch, Mathilde, Lehrerin, Leudersdorf 151 Metzler, Lehrerin, Jünkerath 107 Meyer 48, 85, 174, 184, 258, 260, 261, 353, 356, 362, 370, 371, 373, 374, 375, 379, 380 Meyer, Gisela, (Vertrags-)Lehrerin, Kalenborn 369, 373 Michels 19, 79, 130, 139, 143, 228, 379 Michels, Matthias, Konrektor, Gerolstein 143, 228 Moltke, Helmuth Karl Bernhard von, preußischer 50 Generalfeldmarschall Mönch, Dr. Antonius, Weihbischof, Trier 55, 143 Mozart, Leopold, Komponist 347 Mühlhaus, Hans, Lehrer 298 Mülhens, Lehrer, Darscheid 292 Müller 279, 304 Müller, Kreisbaurat, Daun 83, 91, 97, 98, 103, 180 Mussler, Heribert, Pfarrer, Roth 341 Neuß, Berufsberater, Gerolstein 244 Oehme, Regierung- und Bausrat, Trier 95, 180 Oster, Kreisingenieur, Daun 58, 143, 147 Paffrath, Schulrat, Daun 93, 94, 97, 105, 106, 107, 108, 121, 137, 141, 147, 152, 156, 159, 161, 169, 183, 184, 186, 194, 195, 197, 201, 213, 214, 216, 221 Pahl, Lehrer, Büscheich 227, 228 Palms 64, 174, 267 Pauly 173, 250, 353, 362 Peifer, Sekretär, Gerolstein 75 - 436 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Perings 6, 16, 79, 87, 184, 190, 235, 236, 237, 278, 308, 319, 344, 348, 356, 371, 375 Perings, Gottfried, Ortsbürgermeister 98 Pestalozzi, Johann Heinrich, Pädagoge 135 Peters 72, 85, 91, 267, 369 Peters (später Hamächer), Lehrerin, Kalenborn 368 Petry, Gisela, Lehrerin, Kalenborn 358, 361, 364 Petry, Lehrer, Basberg 358 Pflugmacher, Lehrer?, Koblenz 228, 229 Philippi, Amtsverwaltung, Gerolstein 356 Phlepsen 6, 79, 86, 156, 173, 334, 376 Pick 250, 313 Pick, Martin?, Studienrat? 294 Pieroth, Kunstphotograph 292 Pint 379 Pitschmann jun., Gunthild, Lehrerin, Kalenborn, 355, 358 später Lissingen Pitschmann, Peter Wilhelm, Lehrer, Pelm und 355 Gerolstein Pitschmann sen., Lehrerin, Lissingen 355 Pius XII., Papst 324 Pott, Pfarrer, Büdesheim 99 Prison 105, 174 Pütz 114, 156 Rahm, Hubert, Rektor, Gerolstein 245933 Rassi?es, Lehrer, Dohm 152

933 Wegen Platzmangels im Text oben (S. 245, Anm. 716) nicht erwähnt eine Auswahl seiner Veröffentlichungen und Angaben zur Person. Ein Gedicht von "Studienrat Hub. Rahm in Gerolstein: Legende von der Erbauung der Büschkirche bei Gerolstein 1680/81" (Eifelvereinsblatt 1921, S. 93 (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214825, 17.9.2016). Auch als Wanderführer des Eifelvereins, Ortsgruppe Gerolstein, ist er dort erwähnt (Eifelvereinsblatt 1922, S. 67; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/214930, 18.9.2016). 1926 bringt der Eifel-Kalender von "Studienrat Rahm" das Gedicht "Stephan Dohm zum Gedächtnis" und die Legende "Die Gründung Roms bei Gerolstein" (S. 83; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/199160, 31.10.2016) sowie 1929 "Die Steinhalde"(S. 80-82; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/200257, 31.10.2016) und die Glosse "Neckreime" (S. 99; http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/200278, 31.10.2016. "Rektor Rahm" wird am 8.12.1929 zum Beisitzer der Ortsgruppe Gerolstein des Eifelvereins gewählt. (Eifelvereinsblatt 1930, S. 47; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/234224, 25.9.2016). 1936 (Die Eifel, S. 31f) ist er wieder als Wanderführer gewählt und hält einen Lichtbildervortrag. Gleichzeitig wird berichtet, dass "bisher vier Sonderzüge KdF. mit je 170 Teilnehmern und je achttägiger Dauer für die Monate Mai, Juni und Anfang Juli 1936 zugesagt" sind. (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241612, 3.10.2016). 1937 veröffentlicht er ein Gedicht "Gerolsteiner Zuversicht" mit Führerhuldigung (Die Eifel, S. 5; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/241862, 8.10.2016). 1939 folgt ein Beitrag "Die Erhaltung der Gerolsteiner Felsen" über verhinderten Umweltfrevel an den Gerolsteiner Dolomitfelsen (Die Eifel, S. 125f; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254059, 10.10.2016), 1942 eine Naturbetrachtung "Blühende Wiese vor der Burg" (Die Eifel, S. 90f; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254507, 12.10.2016) sowie S. 102 "Eine versunkene Kultstätte Gerolsteins" (http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/254654, 12.10.2016). Von "Rektor Rahm, Gerolstein" finden sich Artikel im Eifel-Kalender (z.B. 1938 Höhe 611.9, S. 130f.; 1940 Naturschutz und Volkskunde, S. 104f.); 1942 Von den Zwergen bei Gerolstein (S. 82f); 1944 (jetzt "Oberstudienrat") Das Buchenloch bei Gerolstein, S. 134-136). In der DIPF-Datenbank existiert der Eintrag: Hubert Rahm, *26.1.1889 in Bonn, Staatsprüfung [für das höhere Lehramt] 13.12.1913, Stud.Ass. ab 1.4.1913 am Realgymnasium in Crefeld. Verbleib [1.4.1921] Rektoratsschule Gerolstein. (http://bbf.dipf.de/hans/lek/lek-0055/lek-0055-0880.jpg, 28.7.2016) Zum Begriff Rektoratsschule: früher, v. a. im 19. Jahrhundert, Bezeichnung privater oder öffentlicher mittlerer Schulen kleinerer Orte, die auf den Besuch der gymnasialen Oberstufe vorbereiteten [...] (Realschule). (http://universal_lexikon.deacademic.com/291131/Rektoratsschulen, 28.7.2016) Ferner gibt es für ihn den vierseitigen Personalbogen für höhere Lehranstalten mit detaillierteren Informationen, z.B. ledig, dauernd untauglich. (http://bbf.dipf.de/kataloge/archivdatenbank/digiakt.pl?id=p176669&dok=PEB-0095&f=PEB-0095-0157-01&l=PEB-0095-0157-04&c=PEB- 0095-0157-01, 28.7.2016) - 437 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Rathenau, Walther, Außenminister 51 Reetz, Clemens, Lehrer, Abschnittsleiter / 30, 111, 115, 116, 122, 124, 151, 163, 206, 215, 220, 227, 228, 229, Kreis()leiter NSLB 230, 231, 237, 243 Reinhold, Elektro, Gerolstein 57, 314 Reis, Nikolaus, Lehrer, Winkel 108 Reuter 376 Richter, Gauobmann der Lehrerschaft (NSLB) 212 Ries, Oberregierungsrat 338 Rikal, Malermeister, Lissingen 318 Rintelen, Dr., Landrat, Daun 34, 129 Rochus, hl. 178 Roden, Susanna, Lehrerin, Kalenborn 3, 7, 125, 126 Rodenburg von Niederbettingen, Graf 10 Roos, Bernhard, Missionar 167 Rüger, Wilhelm, Lehrer, Hauptlehrer, 285, 338 Fortbildungsleiter Ruhe, Joseph, Lehrer, Michelbach 229, 231 Rüssel, Oberbürgermeister, Koblenz 181 Rust, Bernhard, Reichsminister 205, 217, 221, 245 Sanders, Luise, Fräulein, Lehrerin 195 Saxler, Landtagsabgeordneter, Daun 348 Schauster 362, 371, 374, 380 Schemm, Hans, Reichswalter NSLB 216, 228, 229, 249 Schenk (geb. Schröder), Margret, Lehrerin, 364, 368, 377, 378 Kalenborn Schenk, Hans Josef, Lehrer, Kalenborn 5, 372, 381 Scherf 374, 381 Scherzer, Martin, Lehrer, Gerolstein 142 Schiefer 371, 375, 379 Schiefer, Bauunternehmer 301 Schifferings, Bernhard, Lehrer, Michelbach 110, 111, 115, 116, 122 Schirach, Baldur von, Reichsjugendführer 221 Schirmer, Berufsberater 300 Schlömer, August, Hauptlehrer, Mehren 193 Schlösser, Sekretär, Gerolstein 87 Schmeck, Dr., Schulrat, Daun 23 Schmeer 267 Schmeil, Illustrator 54 Schmidt, Ewald, Lehrer, NS-Kommissar, 210 Gerolstein Schmitt, Johann Peter, Pfarrer, Rockeskyll 47 - 438 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Schmitz, Katharina? oder Therese?, Lehrerin, 110 Müllenborn Schneider, M., Buch- und Zeitungsdruckerei 50, 113 Daun Schöneberg, Walter, Lehrer, Waldkönigen 121 Schruff, Joseph, Lehrer, Gerolstein 41 Schruff, Stützpunktleiter, Müllenborn 211, 221 Schubert 267 Schuh, Heinrich Michael, Lehrer, Üdersdorf 106 Schulte, Karl, Bleibuir 54 Schumacher, Dr., Schulrat, Prüm 5, 54, 184, 211 Schumacher, Illustrator 54 Schuschnigg, Kurt, Bundeskanzler, Österreich 245 Schüßler 380 Schwann, Verleger, Düsseldorf 111, 120, 178 Schwarzkopf, Lehrerin 314 Schweistal / Schweißtal / Schweisthal / 64, 180, 235, 258, 260, 268, 330, 353, 356, 362 Schweißthal Schwetje, Wilhelm, Dr., Studienrat, Wittlich 285 Seewald, Richard, Illustrator 120 Selasinski, von, Landrat, Daun 34, 129 Senner, Pädagoge, Frankfurt 105, 108, 111 Sephener, O., Komponist 73 Siekmeier, Heinrich Christian, 216, 228, 249 Regierungspräsident / Gauamtsleiter, Trier Simon, Gustav, Gauleiter 216 Sollhé, Amtsbürgermeister, Gerolstein 52, 97 Sonneborn, Friedrich, Lehrer, Dreis 193, 195 Sottong, Elisabeth (Frau Dohm) 73 Spranger, Pädagoge 193 Spurtzem, Schulrat, Prüm 37, 40 Stark, Matthias, Schulhelfer, Kalenborn 271 Steffens, Wilhelm, Lehrer, Dreis 73 Stein 371 Stein, Dr. Bernhard, Weihbischof, Trier 307, 341 Stein, (Blumenpflege), Dreis 107 Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr 192 vom und zum, Reformer Steuer, Josef, Lehrer, Kalenborn 4, 303, 305, 307, 318, 319, 320 Streicher 362 Stroh, August, Lehrer, Kalenborn 3, 14 - 439 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Teisen, Dr., Regierungspräsidium, Trier 277 Thälmann, Ernst, KPD 35, 94, 97, 197, 199 Theisen, Lorenz Matthias, Lehrer, Gerolstein 106 Theren 93 Thien 174, 259, 264 Thomas, Nikolaus, Hauptlehrer, Lissendorf 151 Türk, Malerfirma 101 Uhland, Ludwig, Dichter 109 Varain, Landrat, Daun 129 Villers, Graf de 173 Vogelbein, Maria, SportlehrerinKöln-Ehrenfeld 107 Vonier, Schulrat, Daun 350, 366, 368, 369, 372, 375, 379 Vonolfen, Theodor Joseph, Lehrer, Kalenborn 3, 14, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 61, 62, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 74, 75, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 119, 120, 122, 123, 124, 125, 126, 128, 129, 130, 131, 132 Wagner 14, 72, 85, 204, 237, 267 Wagner, Richard, Komponist 204 Weber 23, 103, 125, 156, 260, 333, 344, 353, 362 Weber, Friedrich Wilhelm, Dichter 23, 81 Wehr, Dr. Matthias, Bischof, Trier 319 Weigl, Eduard, Theologe 55 Weiler, Pfarrer, Roth 10, 13, 15, 17, 22, 29, 32, 33 Weismüller, Landrat, Daun 34, 129 Weller, Wolfgang, Lehrer, Kalenborn 5, 320, 321, 322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 332, 333, 335, 336, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 344, 346, 347, 348, 349, 350, 355, 358, 359, 360 Wendelin(us), Schutzpatron von Calenborn 10, 11, 12, 24 Werner, Flüchtlingsfamilie 302 Wesendahl, Hermann Johann?, Schulrat, 235 Ortsgruppenleiter, Daun Wieser, Sebastian, Autor 130 Wille, Fritz von, Eifelmaler 147 Wirtz, Landrat, Daun 221, 229 Wolfram von Eschenbach 130 Wrede, Prof. Dr. Adam, Volkskundler 135 Wunenberg, Prof., Geologe? 135 Wyrembeck, Sofie, Lehrerin, Kalenborn 198, 202, 217, 219, 229, 230, 232, 233, 234, 241, 246 Zilligen 371, 376, 379 - 440 -

Name, (Vorname), (Funktion), (Ort) Seite (fortlaufend) Zimmermann, Johann Baptist Hubert, 151 Hauptlehrer, Jünkerath Zirfas, Regierungsrat 8 Zweng-Oberl 317

3. Sachen

Sachbegriff Seite (fortlaufend) 30jähriger Krieg 10 Allerheiligen (Religion) 12 Allerseelen (Religion) 12, 157, 186 Amtsbürgermeister [Gerolstein] 232, 242, 247, 250, 251, 292, 319, 348 Anschauungsbilder (Schulinventar) 46, 252 Antisemitismus 161 Asphaltierung (Infrastruktur) 309, 320, 330, 334, 341, 347, 351, 352 Auswanderung 132, 173 Ausweisung [durch frz. Besatzung] 60, 73, 129, 135, 142 Beerdigung (Religion) 7, 18, 19, 73, 132 Befreiungsfeier (Gedenktag) 175, 176, 181, 182 Behinderte (Krankheit) 5, 122, 139 Benediktiner (Religion) 94 Beruf → Militär, Schlosser, Schneider, Schreiner, Schuster Berufsberatung 82, 300 Berufsschule (weiterführende Schule) 108, 293, 294, 305, 314, 317 Besatzung [französische] 60, 129, 155, 177 Beschlagnahmung 10 Besessenheit 161 Bezirkslehrerrat (Schulorganisation) 172 Bibel (Religion) 42, 59, 75, 95, 116 Bläserchor 77 Blitzeinschlag (Klima) 48 Borromäusbücherei [Roth] 32 Brückenbau am Fricksbach 21, 23, 31, 296, 301, 302, 345 (Infrastruktur) Bucheckern (Landwirtschaft) 227, 234, 278 Buchweizen (Wohltätigkeit) 58 Bund Deutscher Mädel [BDM] (NS) 220, 225 Bundesjugendspiele (Sport) 307, 322, 328, 333, 350, 357, 364 Bundeskanzler 245 - 441 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Bundestagswahl (Wahlen) 288, 312 BVP (Partei) 205 Caritas (Religion) 49, 55, 70 CNBL (Partei) 183, 201, 203 CSRP (Partei) 183 CSVD (Partei) 199, 205 DDP (Partei) 20 Deutsches Gut [Heftsammlung] 59, 75 Dialekt 128 Diaskop (Schulinventar) 335 Diphtherie (Krankheit) 172 DNVP (Partei) 90, 104, 199, 201, 203 Dorfhelferin (Kommune) 357 Dreizehnlinden [Epos] (Schulereignis) 81 Dreschmaschine (Landwirtschaft) 282 DtSP (Partei) 183, 205 Dürre (Klima) 37 DVP (Partei) 77, 90, 104, 201, 203, 205 Ehrenchronik 6, 176 Ehrenmal [Friedhof Kalenborn] 85, 87, 136 Eifeler Landeszeitung (Medien) 166 Eifellied 24 Eifelverein 6, 34, 128, 346 Eifelzeitung (Medien) 57, 63, 87, 115, 128 einklassig [nur eine Lehrerplanstelle] 106, 107, 109, 142, 174, 184, 319, 355, 373 (Schulorganisation) Einschulung (Schulereignis) 22, 42, 60, 76, 96, 118, 139, 152, 162, 173, 191, 198, 245, 248, 251, 291, 297, 326, 332, 337, 339, 342, 348, 355, 363, 368, 370, 373, 374, 375, 377, 378, 380, 381 Eisenbahn (Infrastruktur) 49, 50, 51, 203, 238, 278 Elektrizität (Infrastruktur) 32, 35, 52, 56, 57, 59, 65, 69, 71, 116, 134, 143, 147, 314, 320 Elmar [Schauspiel] (Schulereignis) 81 Elternabend (Schulorganisation) 294 Elternbeirat (Schulorganisation) 14, 15, 16, 17, 48, 49, 79, 105, 115, 130, 190, 198, 279, 304, 312, 344, 355, 362, 370, 371, 376 Elternversammlung (Schulorganisation) 344, 370 Entlassungszeugnis 42, 59, 75, 95, 116 Entnazifizierung 270, 302 Erstkommunion (Religion) 17, 45, 59, 77, 97, 119, 173, 191, 198 → Weißer Sonntag Felsenspiele [Gerolstein] 102, 130 (Schulereignis) - 442 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Ferien → Herbstferien, Heuferien, Osterferien, Pfingstferien, Sommerferien, Weihnachtsferien Feuerwehr (Kommune) 48, 101, 103, 105, 114, 134, 147, 175, 196, 318, 352 Film (Medien) 210, 230, 234, 244, 248 Filmapparat (Schulinventar) 234. 325 Firmung (Religion) 55, 143, 200, 307, 319, 341 Flagge (Schulinventar) 131, 185, 186, 188, 196, 204, 206, 207, 208, 209, 213, 217, 220, 223, 224, 228 Flöten (Schulereignis , Schulinventar) 324, 332, 338, 341, 342, 347, 354 Flüchtlinge 3, 43, 60, 76, 96, 118, 302, 305 Flurbereinigung → Zusammenlegung Fortbildungsschule 122, 133, 134, 137, 144, 147, 156, 157, 158, 159, 161, 172, 190, 242, 292, 300 Freilichtbühne [Gerolstein] 80, 130 (Schulereignis) Friedhof Gerolstein 66 Friedhof Kalenborn (Kommune) 68, 85, 86, 87, 93, 114, 189, 196, 208, 318, 347, 351 Friedhof Roth 65, 68, 93 Friedhof Scheuern 48 Friedhofskreuz 79, 85 Fronleichnam (Religion) 174, 315 Frost (Klima) 36, 39, 41, 44, 57, 242, 243, 249 Frühjahr, Frühling (Klima) 23, 24, 35, 41, 42, 44, 62, 109, 145, 149, 183, 208, 236, 249, 250, 274, 281, 287, 309, 319, 330, 331, 347 Ganztagsunterricht (Schulorganisation) 60, 76 Gastwirtschaft (Infrastruktur) 123, 248, 251, 297 Gedenktag → Befreiungsfeier, Gefallene, Jahrtausendfeier, Kirmes, Martinszug, Nationalfeiertag [11. August [1919]], Nationalfeiertag [31. März [1933]], Reichsgründungstag, Verfassungsfeier, Volkstrauertag Gefallene (Gedenktag) 6, 50, 66, 85, 136, 161, 206, 248, 318 Geflügelzucht (Landwirtschaft) 149, 153, 158, 161 Geländesport (NS, Sport) 225, 230, 232 Gemeindeland (Kommune) 12, 68 Gemeinderat (Kommune) 13, 31, 68, 133, 136, 137, 318, 353 Gemeinderatswahl (Kommune, Wahlen) 13, 78, 333, 353 Gemeinschaftsschule (NS, 251 Schulorganisation) Gemüse (Landwirtschaft) 12, 13 Genoveva [Schauspiel, Hebbel] 102 (Schulereignis) Gesindemarkt 159 Gesundheitsbogen 63, 75, 76, 96, 118 (Gesundheitsvorsorge) - 443 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Gesundheitsfürsorge 63 (Gesundheitsvorsorge) Gesundheitsvorsorge → Gesundheitsbogen, Gesundheitsfürsorge, Impfarzt, Impfung [Tbc], Kontrollschüler, Mütterberatung, Röntgen, Schularzt, Schulimpfung, Schulkinderfürsorge, Schulspeisung, Sehprüfung, Untersuchung [schulärztliche], Wohlfahrtsamt Gewerkschaftsstreit (Kirche) 37, 55 Gewitter (Klima) 41, 48, 311 Globus (Schulinventar) 46, 53 Glocken (Kapelle, Kirche) 6, 10, 28, 29, 32, 46, 48, 113, 175, 176, 178, 179, 185, 223, 273, 313 Grippe (Krankheit) 38, 189, 229 Grubenunglück 185, 186 Grundschule Gerolstein 2, 5 Gymnasium (weiterführende Schule) 26, 337, 339, 348, 354, 367, 369, 374, 375, 376, 379, 380, 381 Hagel (Klima) 25, 272, 311 Hakenkreuz (NS) 207, 208 Halbtagsschule (Schulorganisation) 8, 18, 22, 27, 37, 42, 60, 76, 96, 118, 132 Handarbeit (Schulfach) 89, 109, 110, 225, 337 Hausbrand 101, 105 Herbstaussaat (Klima, Landwirtschaft)) 37 Herbstferien (Ferien) 9, 31, 55, 69, 103, 113, 132, 144, 155, 157, 169, 184, 194, 200, 202, 213, 226, 230, 234, 241, 248, 275, 291, 301, 304, 308, 313, 323, 326, 332, 336, 337, 339, 342, 348, 349, 354, 358, 365 Heuernte (Klima, Landwirtschaft) 26, 52, 62, 101, 176, 211, 230, 272, 274, 310, 315, 320, 322, 331 Heuferien (Ferien) 26, 52, 62, 101, 127, 142, 144, 153, 165, 176, 192, 211, 221, 230, 232, 239, 247, 275, 300, 304, 307, 315 Heumonat ( Klima, Landwirtschaft) 52 Himbeeren 181 Hitlerjugend [HJ] (NS) 211, 215, 219, 220, 221, 222, 225, 228, 229, 237 Hitze (Klima) 26, 51, 62, 238, 272, 311, 320, 330, 334 Horst-Wessel-Lied (NS) 220 Hotel Schramm, Daun 127, 138 Hotel zur Post, Gerolstein 121, 203 I.G. Farben 137, 156 Impfarzt (Gesundheitsvorsorge) 61, 78, 99, 123 Impfung [Tbc] (Gesundheitsvorsorge) 61, 123, 174, 299 Infrastruktur → Asphaltierung, Brückenbau am Fricksbach, Eisenbahn, Elektrizität, Gastwirtschaft, Kanalisation, Petroleum, Rheinelektra, Straßenbau, Straßenbeleuchtung, Telefon, Wasserleitung Jagdverpachtung (Kommune) 44 Jahrtausendfeier (Gedenktag) 100, 107 Jesuiten (Religion) 10, 11 Jugendfest (NS) 220, 228, 230, 238 - 444 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Jugendheim, Roth 13, 32, 47, 125 Jungvolk [JV] (NS) 215, 221, 229, 237 KAB (Partei) 203, 206 Kälte (Klima) 44, 57, 147, 161, 274, 298, 314, 322 Kanalisation (Infrastruktur) 233 → Wasserleitung Kapelle 10, 11, 24, 25, 29, 48, 51, 66, 113, 136, 170, 177, 179, 180, 196, 208, 216, 240, 246, 273, 274, 308, 318, 328, 347, 351, 352 → Glocken, Kirche Kapuziner (Religion) 191 Kartoffel (Landwirtschaft) 12, 13, 31, 32, 55, 56, 57, 58, 69, 70, 143, 145, 193, 230, 241, 243, 247, 248, 304, 308, 313, 322, 331, 335 Kartoffelkäfer 239, 247 Kartoffelkäferabwehrdienst [KAD] 247 (NS) Kartoffelopfertag (Wohltätigkeit) 58 Katechese [Firmprüfung, Visitation] 143, 200, 307, 341 (Religion) Katechismus (Religion) 42, 59, 75, 95, 116, 241 Katholischer Lehrerverband 111, 112, 120, 210 Katholischer Lehrerverein 285, 295 Keuchhusten (Krankheit) 165 Kirche → Gewerkschaftsstreit, Glocken, Kapelle, Kulturkampf, Küsterdienst, Pfarrkirche, Religion Kirmes (Gedenktag) 57, 69, 202, 328, 329, 351 Klima → Blitzeinschlag, Dürre, Frost, Frühjahr, Gewitter, Hagel, Herbstaussaat, Heuernte, Heumonat, Hitze, Kälte, Missernte, Nebel, Regen, Reif, Schnee, Sommer, Trockenheit, Wassermangel, Winter, Wintersaat, Witterung Kochkurs (Schulereignis) 125 Kölnische Volkszeitung (Medien) 33, 35, 88, 92 Kommunalwahl (Kommune, Wahlen) 208, 278, 308 Kommune → Dorfhelferin, Feuerwehr, Friedhof Kalenborn, Gemeindeland, Gemeinderat, Gemeinderatswahl, Jagdverpachtung, Kommunalwahl, Musikverein, Ortsbürgermeister, Unser Dorf soll schöner werden, Waldbestand, Zusammenlegung [Flurbereinigung] Kommunion → Erstkommunion Kontrollschüler (Gesundheitsvorsorge) 71, 77, 82, 91, 172, 192 KPD (Partei) 104, 183, 205 Krätze (Krankheit) 20 Krankheit → Behinderte, Diphtherie, Grippe, Keuchhusten, Krätze, Masern, Maul- und Klauenseuche, Pest, Skrofulose, Tuberkulose Kreisfürsorgeamt, Daun 61 Kreisjugendwettkämpfe (Sport) 84 Kreisschulamt (Schulorganisation) 27, 38, 40, 89, 99, 101, 110, 121, 122, 124, 127, 132, 343 - 445 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Kreistag 20, 35, 103, 104, 206, 229, 249 Kreistagswahl (Wahlen) 103, 104 Kreiswohlfahrtsamt 63, 115, 214 Kreuzabhängung (NS, Religion) 251 Krieg 4, 6, 10, 12, 14, 21, 30, 46, 53, 85, 86, 87, 100, 104, 114, 129, 131, 161, 166, 175, 176, 177, 179, 189, 206, 239, 259, 267, 270, 273, 282, 283, 286, 296, 301, 302, 303, 324 Kriegerdenkmal 6, 87, 175, 177 Kriegsanleihe 21 Kriegsopfer (Partei) 104 Krippenbau (Schulereignis) 170 Kulturkampf (Kirche) 37 Küsterdienst (Kirche) 133 Landeskulturarbeiten (NS) 232 Landschaftsschutz 35 Landtagswahl (Wahlen) 90, 103, 199, 206, 303 Landwirtschaft → Bucheckern, Dreschmaschine, Geflügelzucht, Gemüse, Herbstaussaat, Heuernte, Klima, Kartoffel, Mähdrescher, Schafzucht, Steckrüben, Weideland, Wintersaat Lehrerfortbildung [Arbeitsgemeinschaft 19, 20, 22, 24, 25, 27, 40, 106, 107, 108, 113, 115, 116, 121, 122, 124, 127, / berufspraktische Tagung / 134, 135, 138, 139, 142, 143, 147, 151, 152, 153, 163, 191, 193, 194, 195, Dienstbesprechung / pädagogische 196, 212, 228, 230, 234, 237, 241, 242, 243, 244, 245, 249, 279, 280, 285, Tagung NSLB] (Schulorganisation) 286, 289, 294, 295, 297, 298, 299, 300, 304 Lehrerhaus, Lehrerwohnung 71, 236, 303, 316, 317, 322, 323, 330 (Schulinfrastruktur) Lehrerinnenzölibat 7 (Anm.) Lichtspieltheater [Kino] (Schulereignis) 25, 30 Luftschutz (NS) 222, 242, 244 Luftschutzhilfslehrer (NS) 242, 244 Mähdrescher (Landwirtschaft) 339 Manöver 155, 210, 239, 240, 241 Martinszug (Gedenktag) 293, 367 Masern (Krankheit) 118, 232 Maul- und Klauenseuche (Krankheit) 114, 119, 248 Medien → Eifeler Landeszeitung, Eifelzeitung, Film, Kölnische Volkszeitung, Pädagogische Post, Radio Militär (Beruf) 138 Missernte (Klima) 26 Modellbau 234 Musikverein (Kommune) 161 Musterung 231 Mütterberatung (Gesundheitsvorsorge) 64, 77, 82, 90, 189 - 446 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Nachmittagsunterricht 18, 43, 55, 60, 76, 110, 337 (Schulorganisation) Nationalfeiertag [11. August [1919]] 53 (Gedenktag) Nationalfeiertag [31. März [1933]] 208 (Gedenktag) Nationalsozialismus (NS) 222, 225, 249 Nationalsozialistische Volkswohlfahrt 227, 231, 243 [NSV] (NS) Nationalsozialistischer Lehrerbund 214, 222, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 234, 237, 241, 242, 243, 244, 245, [NSLB] (NS) 248, 249 Nationalversammlung 53 Naturschutz 274 Nebel (Klima) 40, 41, 114 NS → Bund Deutscher Mädel [BDM], Geländesport, Gemeinschaftsschule, Hakenkreuz, Hitlerjugend [HJ], Horst-Wessel-Lied, Jugendfest, Jungvolk [JV], Kreuzabhängung, Landeskulturarbeiten, Luftschutz, Luftschutzhilfslehrer, Nationalsozialismus, Nationalsozialistische Volkswohlfahrt [NSV], Nationalsozialistischer Lehrerbund [NSLB], Ortsbauernführer, Ortsgruppenleiter, Rasse, Reichsluftschutzbund [RLB], Reichsnährstand, Reichsparteitag, Sonnenwendfeier, Staatsjugendtag, Stützpunkt, Turnmarsch, Vererbung, Vierjahresplan, Volksbund für das Deutschtum im Ausland [VDA], Westmark, Winterhilfswerk [WHW] NSDAP (Partei) 183, 199, 201, 203, 205, 206, 211, 213, 221, 243, 245 Orgel 32, 310 Ortsbauernführer (NS) 232, 233, 237 Ortsbürgermeister (Kommune) 6, 9, 29, 79, 87, 126, 131, 184, 189, 190, 232, 233, 235, 236, 237, 242, 250, 258, 308, 319, 333, 353 Ortsgruppenleiter (NS) 215, 233 Osterferien (Ferien) 17, 21, 59, 117, 173, 191, 197, 209, 231, 236, 245, 281, 284, 299, 314, 325, 332, 336, 337, 339, 342, 348, 354 Pädagogische Post (Medien) 211 Parteien → BVP, CNBL, CSRP, CSVD, DDP, DNVP, DtSP, DVP, KAB, KPD, Kriegsopfer, NSDAP, RPD, SAPD, Schwarz-weiß-rot, SPD, USPD, WP, Zentrum Parzival [Schauspiel, Wolfram von 130 Eschenbach] (Schulereignis) Pest (Krankheit) 10 Petroleum (Infrastruktur) 58, 69, 71 Pfarrkirche (Kirche) 17, 22, 28, 32, 37, 41, 45, 47, 55, 59, 77, 86, 97, 143, 173, 191, 198, 200, 307, 310, 313 Pfarrschule (Schulorganisation) 343, 348, 356 Pfingstferien (Ferien) 23, 99, 174, 200, 211, 237, 246, 251, 315, 325, 332, 336, 337, 339, 342, 348, 354, 356, 361 Quäker [Schulspeisung, 77, 78 Quäkerspeisung] (Wohltätigkeit) - 447 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Radio (Medien) 162, 163, 181, 208, 209, 215, 222, 228, 245, 251, 325, 327 Rasse (NS) 222, 227, 228, 229 Raummangel (Schulorganisation) 22, 60, 76, 96, 118 Realschule (weiterführende Schule) 359, 360, 369, 374, 375, 380, 381 Regen (Klima) 32, 33, 36, 38, 39, 41, 44, 51, 52, 55, 71, 83, 134, 193, 221, 230, 236, 240, 272, 274, 281, 286, 298, 308, 310, 313, 315, 316, 318, 320, 322, 328, 331, 334 Reichsgründungstag (Gedenktag) 188, 204, 213 Reichsjugendwettkämpfe (Sport) 99, 122, 124, 143, 163, 192, 201 Reichskanzler 204, 209, 213, 215, 220, 224, 302 Reichsluftschutzbund [RLB] (NS) 244 Reichsnährstand (NS) 232, 230, Reichsparteitag (NS) 233, 241 Reichspräsidentenwahl (Wahlen) 97, 98, 197, 199 Reichstag 53, 94, 115, 136, 208, 223, 246, 251 Reichstagswahl (Wahlen) 77, 90, 183, 201, 203, 205, 213, 231 Reichsverfassung 95, 116, 138 Reif (Klima) 41 Religion → Allerheiligen, Allerseelen, Beerdigung, Benediktiner, Bibel, Caritas, Erstkommunion, Firmung, Fronleichnam, Jesuiten, Kapuziner, Katechese, Katechismus, Kreuzabhängung, Visitation [Firmprüfung], Volksmission, Weihbischof, Weißer Sonntag Religion (Schulfach) 47, 89, 143, 146, 161, 196, 293 Revision [durch Schulrat] 8, 46, 82, 202, 304 Revolution 53, 135, 207, 222 Rheinelektra (Infrastruktur) 35 Röntgen (Gesundheitsvorsorge) 317 RPD (Partei) 77 SAPD (Partei) 206, 207 Schafzucht (Landwirtschaft) 11, 12 Schlosser (Beruf) 145 Schnee (Klima) 13, 35, 36, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 45, 52, 57, 69, 70, 71, 74, 89, 103, 147, 188, 214, 227, 231, 243, 250, 280, 295, 298, 308, 313, 315 Schneider (Beruf) 354 Schreiner (Beruf) 91, 102, 137, 145, 159, 177, 309, 353, 354 Schularzt (Gesundheitsvorsorge) 63, 75, 77 Schulausflug (Schulereignis) 24, 25, 30, 49, 51, 66, 80, 102, 127, 130, 163, 238, 246, 289, 307, 311, 316, 323, 327, 333, 338, 340, 345, 346, 349, 361, 365, 379 Schulausschuss (Schulorganisation) 333, 344, 354, 356, 363 Schülerbücherei (Schulinventar) 249, 324 Schulentlassung (Schulereignis) 42, 59, 75, 95, 116, 138, 152, 173, 190, 198, 217, 236, 250, 291, 301, 304, 307, 311, 326, 332, 337, 339, 342, 348, 354, 370, 372, 373, 374, 375, 377, 380 - 448 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Schulereignis → Dreizehnlinden [Epos], Einschulung, Elmar [Schauspiel], Felsenspiele [Gerolstein], Ferien, Flöten, Freilichtbühne [Gerolstein], Genoveva [Schauspiel, Hebbel], Kochkurs, Krippenbau, Lichtspieltheater [Kino], Parzival [Schauspiel, Wolfram von Eschenbach], Schulausflug, Schulentlassung, Schulfilm, Theater, Unterrichtsausfall, Weihnachtsfeier Schulfach [Auswahl] → Handarbeit, Religion, Turnen Schulfilm (Schulereignis) 251, 292 Schulgarten (Schulinfrastruktur) 281, 319, 326, 336 Schulimpfung (Gesundheitsvorsorge) 23, 45, 61, 78, 99, 123, 174, 299 Schulinfrastruktur → Lehrerhaus, Lehrerwohnung, Schulgarten, Schulküche, Schulneubau, Schulrenovierung, Schulsparkasse Schulinventar → Anschauungsbilder, Diaskop, Filmapparat, Flagge, Flöten, Globus, Schülerbücherei Schulkinderfürsorge 63 (Gesundheitsvorsorge) Schulküche (Schulinfrastruktur) 64, 83, 314, 317, 356, 358 Schulneubau (Schulinfrastruktur) 180, 183, 235, 239, 242, 243, 246, 247, 248, 249, 250, 255, 259, 268, 287, 296, 299, 302 Schulorganisation → Bezirkslehrerrat, einklassig, Elternabend, Elternbeirat, Elternversammlung, Ganztagsunterricht, Gemeinschaftsschule, Halbtagsschule, Kreisschulamt, Lehrerfortbildung [Arbeitsgemeinschaft / berufspraktische Tagung / pädagogische Tagung NSLB], Nachmittagsunterricht, Pfarrschule, Raummangel, Schulausschuss, Schulrat, Schulverband, Vormittagsschule, zweiklassig Schulrat (Schulorganisation) 5, 7, 16, 23, 40, 45, 46, 55, 56, 63, 82, 94, 97, 106, 107, 108, 109, 121, 127, 135, 139, 147, 152, 159, 161, 183, 184, 195, 197, 203, 211, 212, 214, 216, 221, 225, 227, 229, 231, 232, 234, 235, 237, 292, 294, 295, 298, 304, 319, 321, 338, 350, 366, 368, 369, 372, 375, 379 Schulrenovierung (Schulinfrastruktur) 9, 59, 62, 91, 98, 101, 102, 103, 133, 142, 144, 226, 252, 316, 318, 323, 343, 350, 354, 356, 358, 363, 378, 380 Schulsparkasse (Schulinfrastruktur) 108, 127 Schulspeisung (Gesundheitsvorsorge) 75, 77, 78, 80, 81, 82, 93, 105, 114, 115, 174, 214, 243, 245, 249, 250 Schulverband (Schulorganisation) 132, 155, 183, 192, 248, 319, 363 Schulvorstand (Schulverwaltung) 40, 52, 55, 56, 67, 94, 97, 98, 183 Schuster (Beruf) 145, 159 schwarz-rot-gold [Flagge] 131 Schwarz-weiß-rot [Flagge] (Partei) 5, 205, 207, 208 Sehprüfung (Gesundheitsvorsorge) 77 Separatismus 129 Skrofulose (Krankheit) 63 Sommer (Klima) 25, 27, 30, 35, 42, 44, 49, 66, 69, 202, 246, 271, 308, 310, 311, 314, 318, 320, 325, 330, 332, 336, 337, 339, 342, 348, 350, 354, 355, 358, 364, 380 Sommerferien (Ferien) 310, 325, 332, 336, 337, 339, 342, 348, 350, 354, 355, 358, 364, 380 Sonnenwendfeier (NS) 211, 220, 221 SPD (Partei) 77, 103, 104, 183, 199, 203, 205 - 449 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Sport → Bundesjugendspiele, Geländesport, Kreisjugendwettkämpfe, Reichsjugendwettkämpfe, Turnen, Turnmarsch, Turnunterricht Staatsjugendtag (NS) 225, 234, 235 Steckrüben (Landwirtschaft) 12 Steinbruch 86 Störche 329 Straßenbau (Infrastruktur) 31, 38, 52, 54, 233, 286, 309, 334 Straßenbeleuchtung (Infrastruktur) 72, 320 Streik 31, 251 Stützpunkt (NS) 211, 219, 220, 221, 235, 237, 243, 245 Sütterlin 2, 3, 4, 101, 105, 110, 122 Telefon (Infrastruktur) 121 Teuerung 5, 13, 26, 31, 56, 58, 81, 143, 336 Theater (Schulereignis) 126, 134, 147 Trockenheit (Klima) 26, 44, 51, 55, 221, 271, 272, 330, 334 Tuberkulose (Krankheit) 61, 63, 299 Turnen (Sport, Schulfach) 26, 89, 105, 107, 109, 121, 124, 212, 225, 244, 246, 249, 337 Turnmarsch (NS, Sport) 99 Turnunterricht (Sport) 109, 163, 222 Unser Dorf soll schöner werden 351, 357 (Kommune) Unterrichtsausfall (Schulereignis) 7, 18, 19, 22, 24, 25, 26, 38, 39, 40, 41, 52, 54, 56, 70, 71, 73, 74, 89, 98, 100, 132, 139, 140, 144, 165, 166, 188, 189, 191, 194, 202, 203, 205, 208, 209, 211, 213, 217, 220, 223, 225, 228, 229, 232, 233, 234, 235, 239, 241, 242, 244, 246, 249, 291, 292, 308, 332, 335, 339, 340, 342, 349, 355, 356, 361, 373, 377 Untersuchung [schulärztliche] 63, 71, 75, 77, 82, 91, 172, 189, 192, 379 (Gesundheitsvorsorge) USPD (Partei) 104 Vererbung (NS) 222, 227, 229 Verfassungsfeier (Gedenktag) 131, 166, 193, 202 Verordnungsbuch 5, 6 Vertretung (Schulereignis) → Unterrichtsausfall Viehhüten 8, 122 Vierjahresplan (NS) 236, 242, 245 Visitation [Firmprüfung] (Religion) → Katechese Völkerbund 152, 227 Volksbund für das Deutschtum im 212 Ausland [VDA] (NS) Volksentscheid (Wahlen) 125, 193 Volksmission (Religion) 191, 280 Volkstrauertag (Gedenktag) 136, 161, 196, 206, 208 - 450 -

Sachbegriff Seite (fortlaufend) Volkszählung 100, 251 Vormittagsschule (Schulorganisation) 56, 60, 76 Wahlen → Bundestagswahl, Gemeinderatswahl, Kommunalwahl, Kreistagswahl, Landtagswahl, Reichspräsidentenwahl, Reichstagswahl, Volksentscheid Waldbeeren 181 Waldbestand (Kommune) 92 Waldschule 121, 122 Wasserleitung (Infrastruktur) 115, 116, 154, 161, 286 Wassermangel (Klima) 26, 34, 154 Wegekreuze 292, 294 Wehrpflicht 231 Weideland (Landwirtschaft) 12 Weihbischof (Religion) 55, 143, 307, 341 Weihnachtsfeier (Schulereignis) 13, 305, 354 Weihnachtsferien (Ferien) 13, 38, 58, 170, 186, 195, 203, 231, 235, 244, 249, 305, 326, 332, 336, 337, 339, 342, 354 Weißer Sonntag (Religion) 17, 21, 59, 76, 97, 119, 173, 191, 198, 231 → Erstkommunion weiterführende Schule → Berufsschule, Gymnasium, Realschule Weltkrieg 6, 10, 85, 176 Westmark (NS) 221, 246 Winter (Klima) 12, 21, 34, 36, 37, 39, 40, 42, 44, 57, 69, 147, 158, 161, 188, 214, 229, 231, 235, 243, 244, 250, 271, 280, 281, 292, 295, 308, 314, 331, 347 Winterhilfswerk [WHW] (NS) 213, 214, 227, 229, 230, 231, 243 Wintersaat (Klima, Landwirtschaft) 42, 44, 57 Witterung (Klima) 12, 34, 36, 40, 42, 44, 49, 61, 62, 71, 78, 83, 89, 236, 281, 333, 364 Wohlfahrtsamt (Gesundheitsvorsorge) 63, 81, 115, 125, 174, 214 Wohltätigkeit → Buchweizen, Kartoffelopfertag, Quäker [Schulspeisung, Quäkerspeisung] WP (Partei) 90, 183, 201, 203 Zehntscheuer 179, 180 Zentrum (Partei) 20, 77, 90, 103, 104, 161, 183, 199, 201, 203, 205, 206, 207 Zusammenlegung [Flurbereinigung] 145, 233, 320 (Kommune) zweiklassig [zwei Lehrerplanstellen] 37, 94, 98, 180, 183, 188, 321, 344, 355, 377 (Schulorganisation) Zweitlehrer (Schulorganisation) 52, 67, 133, 308, 309, 342, 355, 358, 364, 368, 369, 373, 377 - 451 -

Quellen

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Inhaltsverzeichnis

Die referenzierten Seitenzahlen entsprechen der fortlaufenden Zählung über alle sechs Bände der Chronik (wobei die Vorbemerkung vorangesetzt ist).

Die Zuordnung ist wie folgt:

Inhalt Zeitraum Umfang Seiten

Titel, Vorbemerkung 1 - 6

Band 1 1.5.1919 - 30.4.1920 12 Seiten (Fragment) 7 - 18 Band 2 21.1.1921 - 28.4.1934 199 Seiten 19 - 218 Band 3 Ostern 1934 - 31.1.1942 35 mit Chronik beschriebene Seiten 219 - 254 Band 4 1.10.1945 - 10.1.1948 21 beschriebene Seiten 255 - 276 Band 5 Oktober 1948 - Ostern 1951 26 Seiten (6 beschriebene ausgeschnitten) 277 - 302 Band 6 1.4.1951 - 1.8.1973 79 Seiten 303 - 381

Anhang 382 - 422

Register: Orte 423 - 429 Personen, Firmen 429 - 439 Sachen 439 - 450

Quellen 451 - 455