Landkreis Mansfeld-Südharz

3. Fortschreibung

des Nahverkehrsplans

Endfassung nach Kreistagsbeschluss 15. April 2015

April 2015

Landkreis Mansfeld-Südharz

3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans

Endfassung nach Kreistagsbeschluss 15. April 2015

Aufgabenträger:

Landkreis Mansfeld-Südharz Rudolf-Breitscheid-Str. 20 / 22 06526 Sangerhausen

Mathias Schmechtig NahverkehrsConsult Dipl.-Ing. Mathias Schmechtig

Wilhelmshöher Allee 274 34131 Kassel

Tel.: 0561 – 988 349 65 Fax: 0561 – 988 349 68 Mail: [email protected]

www.mathias-schmechtig.de

Bearbeiter: Mathias Schmechtig (Projektleitung) Antje Gutsch

Kassel, April 2015

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Inhalt:

Prozess der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes ...... 1 1 Übergeordnete Rahmenvorgaben ...... 2 2 Leitbild und Anforderungsprofil ...... 6 2.1 Verkehrspolitische Ziele (Leitbild) ...... 6 2.1.1 Grundsätze für die Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes ...... 6 2.1.2 Differenzierung des Nahverkehrsraumes ...... 7 2.1.3 Hierarchisierung des ÖPNV-Netzes ...... 9 2.1.4 Allgemeine Zielvorstellungen für die Entwicklung der Angebotsqualität im Nahverkehrsraum ...... 10 2.1.5 Grundsätze für die zukünftige Vergabe der Verkehrsleistungen ...... 13 2.2 Zielsetzungen „Barrierefreiheit im ÖPNV“ ...... 13 2.3 Zielvorstellungen zur Entwicklung der Infrastruktur und der Beförderungsqualität ...... 15 2.3.1 Zielsetzungen für die Verknüpfung der Verkehrssysteme und die Schnittstellengestaltung ...... 15

2.3.2 Zielsetzungen Beförderungsqualität...... 16

2.4 Zielsetzungen ÖPNV-Marketing ...... 17 2.5 Zielsetzungen Tarifstruktur ...... 17 2.6 Verminderung der Umweltauswirkungen des ÖPNV ...... 18 2.7 Anforderungen zur Ausstattung an Bushaltestellen (Haltestellenkatalog) ...... 18

2.7.1 Grundsätze ...... 18

2.7.2 Haltestellenkategorien ...... 19

2.7.3 Ausstattungsstandards ...... 20

2.7.4 Ausnahmen von der vollständigen Barrierefreiheit an Haltestellen ..... 24

2.8 Anforderungen an die Erbringung der Verkehrsleistungen ...... 25 2.8.1 Grundsätze ...... 25

2.8.2 Anforderungen an die Verkehrsdurchführung ...... 25

2.8.3 Anforderungen an die Fahrzeugausstattung...... 32

2.9 Anforderungen an die Angebotsqualität (Bedienungsstandards) ...... 35 2.9.1 Grundsätze ...... 35

2.9.2 Verkehrszeiten ...... 37

2.9.3 Standards für die ÖPNV-Angebotsqualität ...... 39

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3 Raumstrukturanalyse ...... 45 3.1 Räumliche Verflechtungen, Raumstruktur und zentrale Orte ...... 46 3.2 Siedlungsstruktur und Einwohner ...... 47 3.3 Beschäftigte und Pendlerbeziehungen ...... 49 3.4 Schulstandorte ...... 52 3.5 Naherholung und Tourismus ...... 54 3.6 Weitere Ziele mit Relevanz für den ÖPNV ...... 55 4 Bestandsaufnahme ÖPNV ...... 57 4.1 Schienenpersonennahverkehr ...... 57 4.2 Straßengebundener ÖPNV ...... 59

4.2.1 Organisations- und Tarifstruktur ...... 59

4.2.2 Bedienungsangebot im Busverkehr ...... 61

4.2.3 Haltestellen ...... 70

4.2.4 Fahrzeuge ...... 70 5 Entwicklung der Fahrgastnachfrage und Erfolgsbilanz der Umsetzung des NVP 2009 ...... 73 5.1 Entwicklung der ÖPNV-Gesamtnachfrage ...... 73 5.2 Entwicklung der Nachfrage in den Stadtverkehren ...... 73 5.3 Entwicklung der Nachfrage im Rufbusverkehr ...... 76 5.4 Nachfrage im ServiceBus-Verkehr ...... 76 5.5 Entwicklung der Nachfrage im „Städtedreieck“ ...... 79 6 Zustandsbewertung und Mängelanalyse ...... 81 6.1 Einschätzung der Angebotsqualität im Nahverkehrsraum ...... 81

6.1.1 Erschließungsqualität ...... 81

6.1.2 Bedienungs- und Erschließungsqualität ...... 82

6.1.3 Bewertung der Stadtverkehre ...... 85 6.2 Probleme im Betriebsablauf (Pünktlichkeit) ...... 86 6.3 Fahrplantransparenz und Fahrgastinformation ...... 87 6.4 Fahrgastinformation ...... 87 6.5 Parallelverkehre ...... 88 6.6 Barrierefreiheit im ÖPNV ...... 89 6.7 Zusammenfassung ...... 91

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7 Prognose der Entwicklung der Nachfrage ...... 92 7.1 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Mobilität ...... 92 7.2 Entwicklung der nachfragebestimmenden Rahmenbedingungen ...... 93 7.2.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 93

7.2.2 Entwicklung der Schulstandorte ...... 97 7.3 Abschätzung der Entwicklung des Fahrgastaufkommens ...... 98 7.4 Konsequenzen für die Finanzierung ...... 99 8 ÖPNV-Entwicklungskonzept ...... 100 8.1 Vorgaben SPNV-Angebot ...... 100 8.2 Bewertung der Maßnahmen aus der 2. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ...... 101 8.3 Grundsätze ...... 104

8.3.1 Landesbedeutsame Linien ...... 104

8.3.2 Schulverkehr ...... 105

8.3.3 Netzhierarchie und Verknüpfungssystematik ...... 106

8.3.4 Angebotsdifferenzierung ...... 108

8.3.5 Grundsätze zur Vertaktung ...... 110

8.4 Einzelmaßnahmen ...... 111 8.4.1 Maßnahmenbereich „Fahrplanangebot“ ...... 111

8.4.2 Maßnahmenbereich „Infrastruktur“ ...... 120

8.4.3 Maßnahmenbereich „Sicherheit & Service“ ...... 121

9 Tarif ...... 124 10 Organisation der Gewährleistung ...... 126 10.1 Verkehrsunternehmen und Genehmigungen in der Aufgabenträgerschaft des Landkreises ...... 126 10.2 Vergabeart ...... 126 11 Linienbündelungskonzept ...... 127 11.1 Rahmenbedingungen ...... 127 11.2 Festlegung der Linienbündel im Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 128 12 Finanzierungskonzept ...... 129 12.1 Betriebliches Leistungsangebot ...... 129 12.2 Entwicklung der Einnahmensituation ...... 129

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Tabellen

1 Verbindungen im ÖPNV-Landesnetz gemäß ÖPNV-Plan 2010 bis 2015/ 2025 mit Relevanz für den Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 4 2 Ausstattungsstandards für Bushaltestellen ...... 20 3 Anforderungen an die maximale Auslastung der Fahrzeugkapazitäten ...... 28

4 Verbindliche Ausstattungsstandards für Fahrzeuge im Linienverkehr im Landkreis Mansfeld-Südharz...... 33 5 Definition der Verkehrszeiten im Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 39 6 Standards „Erschließungsqualität“ Landkreis Mansfeld-Südharz - Richtwerte für Haltestelleneinzugsbereiche ...... 41

7 Standards der Bedienungs- und Verbindungsqualität für Verkehrstage „Montag bis Freitag an Schultagen“ (Kategorie A – Verbindungen ins zugehörige Mittelzentrum) ...... 43 8 Standards der Bedienungs- und Verbindungsqualität für Verkehrstage Montag bis Freitag an Schultagen (Kategorie B - Verbindungen ins zugehörige Grundzentrum) ...... 43

9 Raumstrukturelle Daten des Landkreises Mansfeld-Südharz (Stand 31.12. 2012) ...... 45

10 Einwohnerstärkste Städte/ Gemeinden des Landkreis Mansfeld-Südharz (über 2.000 Einwohner) ...... 48

11 Wohngebietsentwicklungen im Landkreis Mansfeld-Südharz (> 5 ha oder 50 WE) seit 2008 ...... 49

12 Pendlerbilanz der Städte und Gemeinden des Landkreises Mansfeld-Südharz (Städte und Gemeinden ab 500 Arbeitsplätzen) ...... 50

13 Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten im Landkreis Mansfeld- Südharz ...... 51 14 Gewerbegebietserweiterungen (> 10 ha) seit 2008 im Landkreis Mansfeld- Südharz ...... 52 15 Weiterführende Schulen im Landkreis Mansfeld-Südharz (Stand Februar 2013) ...... 53 16 Ziele in der Naherholung und im Tourismus (> 10.000 Besucher/ Jahr) im Landkreis Mansfeld-Südharz...... 55 17 Krankenhäuser und Kliniken im Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 56

18 Übersicht SPNV-Angebot im Landkreis Mansfeld-Südharz (Bestand Januar 2014) ...... 57 19 Buslinien mit wesentlicher Bedeutung (Bestand) ...... 62 20 Fahrgastzahlen im Stadtbus Sangerhausen ...... 67

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21 Bedienungs- und Verbindungsqualität der jeweiligen Ortschaften an das dazugehörige Mittel- und Grundzentrum ...... 84 22 Stärken und Schwächen des ÖPNV ...... 91

23 Tendenzen in der Entwicklung der ÖPNV-Nutzung im Landkreis Mansfeld- Südharz bis 2025 nach Altersgruppen (gutachterliche Einschätzung) ...... 93 24 geplante Änderungen in der Schulstruktur ...... 98 25 Mittel- und langfristige Handlungsstrategien zur Finanzierung des straßengebundenen ÖPNV ...... 99 26 SPNV-Angebot für Nahverkehrsplan 2015 - 2019 ...... 101 27 Umsetzungsbilanz der Maßnahmen ...... 102 28 Regionale Linien und Abschnitte der Ebene 1 ...... 106 29 Regionale Linien und Abschnitte der Ebene 2a ...... 107 30 Festgelegte Verknüpfungspunkte im Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 108 31 Hauptprodukte für Ebene 1 ...... 109 32 Spezialprodukte für Ebene 2 ...... 110 33 Linien im Linienbündel „Landkreis Mansfeld Südharz“ ...... 128

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Abbildung

1 Beispiel für barrierefreien Haltestellenausbau (links Stadt Coburg, rechts Stadt Bottrop) ...... 20

2 Relationskategorien für die Bewertung der Bedienungs- und Verbindungsqualität im Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 37 3 Erschließungswirkung von Haltestellen in einem Siedlungsbereich...... 40 4 Nachfragestärkste Buslinien im Landkreis Mansfeld-Südharz (durchschnittlich > 500 Fahrgäste pro Tag) ...... 64 5 Liniennetzplan Stadtbus Sangerhausen ...... 65

6 durchschnittliche Fahrgastzahlen nach Linienästen im Stadtbussystem Sangerhausen ...... 68 7 Ausstattung der Fahrzeug-Flotte der VGS im Landkreis Mansfeld-Südharz (Stand 2014) ...... 72 8 Nachfrageentwicklung im Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 73 9 Nachfrageentwicklung im Stadtbus Sangerhausen ...... 74 10 Nachfrageentwicklung in den Stadtverkehren Lutherstadt und im Zeitraum 2001 bis 2013 ...... 75 11 Entwicklung der Rufbusnachfrage im Landkreis Mansfeld-Südharz ...... 76 12 Entwicklung der Nachfrage im ServiceBus-Verkehr Roßla ...... 77 13 Entwicklung der Nachfrage im ServiceBus-Verkehr Hettstedt-West ...... 78 14 Fahrgastnachfrage der Achsen im Städtedreieck ...... 80 15 ZOB Hettstedt ...... 89 16 Busbahnhof Sangerhausen ...... 90 17 Verknüpfungspunkt Berga-Kelbra ...... 90 18 Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Mansfeld-Südharz 2008 bis 2025 ...... 94

19 Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Mansfeld-Südharz nach Altersgruppen bis 2025 ...... 95

20 Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Mansfeld-Südharz nach Altersgruppen bis 2025 in Prozent ...... 96

21 Bevölkerungsentwicklung in den Städten Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Hettstedt nach Altersgruppen bis 2025 ...... 97

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Abkürzungsverzeichnis

BITV Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung

BOKraft Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Perso- nenverkehr

DFI Dynamische Fahrgastinformation

EEV Enhanced Environmentally friendly Vehicles (europäischer Abgas- standard für Busse und Lkw. Fahrzeuge, Schadstoffemissionsrichtli- nie für Verbrennungsmotoren)

EDV Elektronische Datenverarbeitung

EU Europäische Union

GZ Grundzentrum

HEX HarzElbeExpress

HVB Harzer Verkehrsbetriebe GmbH

HVZ Hauptverkehrszeit

INSA Informationssystem Nahverkehr Sachsen-Anhalt

ITF Integraler Taktfahrplan

KBS Kursbuchstrecke

MIV Motorisierter Individualverkehr

MZ Mittelzentrum

NASA Nahverkehrsservice Sachsen Anhalt

NVP Nahverkehrsplan

NVZ Normalverkehrszeit

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

ÖPNVG LSA Gesetz über den Öffentlichen Personennahverkehr im Land Sachsen- Anhalt

ÖSPV Öffentlicher Straßenpersonennahverkehr

RBL-System Rechnergestütztes Betriebsleitsystem

RB RegionalBahn

RE RegionalExpress

REP Regionaler Entwicklungsplan

SPNV Schienenpersonennahverkehr

SVZ Schwachverkehrszeit

T30 30-Minuten-Takt

T60 60-Minuten-Takt

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TFT Thin-film transistor Multifunktionsinnenanzeigen (Flachbildschirm)

VDK Sozialverband VdK Deutschland

VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

VGS Verkehrsgesellschaft Südharz GmbH

ZOB Zentraler Omnibus-Bahnhof

Eine gesetzliche Forderung zur Gleichstellung beider Geschlechter ist im Grund- gesetz in Artikel 3 III S. 2 zu finden1. Bei allen planerischen Projekten gilt es die unterschiedlichen Sichtweisen und Lebenssituationen von Frauen und Männern zu berücksichtigen. Im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes werden im vorliegenden Nahverkehrsplan deshalb geschlechtsneutrale Formulierungen bevorzugt, so dass Frauen und Männer gleichermaßen einzuschließen sind. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung, wie z. B. Einwoh- ner/Innen und Pendler/Innen verzichtet.

1 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, am 23. Mai 1949 (BGBl. S. 1), zuletzt geändert durch das Gesetz vom 11. Juli 2012 (BGBl. I S. 1478), Artikel 3 Absatz 2

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Prozess der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes

Im Jahr 1997 haben die damaligen Landkreise Mansfelder Land und Sangerhausen als Aufgabenträger des öffentlichen Straßenpersonennahverkehrs (ÖSPV)2 einen „Gemeinsamen Nahverkehrsplan“ beschlossen. 2001 erfolgte die erste Fortschrei- bung dieses Nahverkehrsplanes. Seite | 1 Am 1. Juli 2007 wurden die Landkreise Mansfelder Land und Sangerhausen im Zuge der Kreisreform in Sachsen-Anhalt zum neuen Landkreis Mansfeld-Südharz zusam- mengelegt. Im Jahr 2009 wurde der Nahverkehrsplan für den Nahverkehrsraum unter Berücksichtigung der neuen Kreisstrukturen fortgeschrieben.

Die aktuelle dritte Fortschreibung setzt die Schwerpunkte auf

 eine Erfolgsbilanz der seit 2009 umgesetzten Maßnahmen zur Verbesserung des straßengebundenen ÖPNV (siehe Kapitel 5),

 die Festlegung der Qualitätsanforderungen an die Durchführung des straßenge- bundenen ÖPNV (siehe Kapitel 2.8),

 die Formulierung der Zielsetzungen und Anforderungen zur Schaffung eines „vollständig barrierefreien ÖPNV“ im Kreisgebiet (siehe Kapitel 2.2 und 2.7).

Der Prozess der 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplanes wurde durch kontinuierli- che Arbeitsgespräche mit Vertretern der Fachverwaltungen des Landkreises sowie der Verkehrsgesellschaft Südharz GmbH (VGS) begleitet. Am 09.04.2014 wurden das Leitbild und das Anforderungsprofil im ÖPNV-Beirat vorgestellt. Am 24.03.2014 erfolgte im ÖPNV-Beirat die abschließende Abstimmung des Nahverkehrsplans.

Die Bestandsanalyse erfolgte auf Grundlage der zum Zeitpunkt der Bearbeitung (Februar 2014 – Juni 2014) zur Verfügung stehenden Daten.

2 nachfolgend im Nahverkehrsplan auch „straßengebundener ÖPNV“ genannt

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1 Übergeordnete Rahmenvorgaben

Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr im Land Sachsen- Anhalt

Seite | 2 Das Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr im Land Sachsen-Anhalt (ÖPNVG LSA)3 regelt die Aufgabenträgerschaft und die Finanzverantwortung des ÖPNV in Sachsen-Anhalt.

Aufgabenträger für den Straßenpersonennahverkehr sind demnach die Landkreise und kreisfreien Städte (§ 4). Das Land ist Aufgabenträger für den Schienenperso- nennahverkehr (§ 7).

Die Finanzierung des ÖPNV obliegt dem jeweiligen Aufgabenträger (§ 8).

Bei der Planung des ÖPNV ist gemäß § 3 ÖPNVG LSA der Qualität, der Leistungsfä- higkeit, dem barrierefreien Zugang und der Nutzbarkeit, den angemessenen Belan- gen der unterschiedlichen Fahrgastgruppen und der Wirtschaftlichkeit Vorrang ein- zuräumen.

In § 6 ÖPNVG LSA sind das Aufstellungsverfahren sowie die inhaltlichen Anforde- rungen an den Nahverkehrsplan geregelt. Der Aufgabenträger beschließt einen Nahverkehrsplan mit folgenden Inhalten:

 verkehrspolitische Grundsätze und Ziele des Aufgabenträgers

 Anforderungen an das ÖPNV-Angebot

 Siedlungsstrukturelle Entwicklungen

 bestehendes und geplantes Netz des ÖPNV, einschließlich Linienbündel

 geplante Maßnahmen

 Investitions- und Finanzierungsplan

Regionale Entwicklungspläne

Die Ziele der Raumordnung und Landesplanung für den Nahverkehrsraum sind in den Regionalen Entwicklungsplänen für die Planungsregionen „Harz“4 und „Halle“5 dargestellt.

3 Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr im Land Sachsen-Anhalt (ÖPNVG LSA) vom 31. Juli 2012 4 Quellen: Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Regionaler Entwicklungsplan für die Pla- nungsregion Harz, in Kraft getreten am 24.05.2009; Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Ergänzung des Regionalen Entwicklungs- planes für die Planungsregion Harz um den Teilbereich Wippra, in Kraft getreten am 30.07.2011

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ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt

Im ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt 2010 bis 2015/ 2025 wird für das ÖPNV- Gesamtsystem unter Berücksichtigung von SPNV, Busverkehr und dem Einsatz fle- xibler Bedienungsformen, ein integriertes Angebotskonzept für eine koordinierte Verkehrsgestaltung vorgesehen. Das Gesamtsystem besteht aus einem Landesnetz Seite | 3 („überregional bedeutsame Verkehre“) und kommunalen Netzen („lokal bedeutsa- me Nahverkehre“).

„Im Landesnetz werden SPNV-Angebote und Busverkehre von besonderem Landes- interesse unabhängig von der Aufgabenträgerschaft zusammengefasst, die auf der Grundlage qualitativer Anforderungen nach raumordnerischen, verkehrlichen, tou- ristischen und wirtschaftlichen Kriterien im ÖPNV-Plan definiert werden. …. Die kommunalen Netze, …, sind auf der Grundlage der Nahverkehrspläne durch die kommunalen Aufgabenträger bzw. ihre Zusammenschlüsse zu entwickeln und zu verantworten.“6

In der folgenden Tabelle ist nachrichtlich das ÖPNV-Landesnetz des ÖPNV-Plans für den Bereich des Landkreises Mansfeld-Südharz dargestellt.

5 Quelle: Regionale Planungsgemeinschaft Halle (Hrsg.): Regionaler Entwicklungsplan für die Planungsregion Halle, Halle, in Kraft getreten am 21.12.2010 6 Quelle: Ministerium für Bau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.), ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt 2010 bis 2015/ 2025, Magdeburg

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Tabelle 1: Verbindungen im ÖPNV-Landesnetz gemäß ÖPNV-Plan 2010 bis 2015/ 2025 mit Relevanz für den Landkreis Mansfeld-Südharz

Strecke KBS/ Kategorie Linie Seite | 4 (nach- richtlich)

SPNV

(Kassel – Nordhausen –) Sangerhausen – KBS 590 Verbindung OZ – OZ Lutherstadt Eisleben (– Halle)

Magdeburg – Sangerhausen – Erfurt KBS 335 Verbindung OZ – OZ

Halle – Sandersleben – Aschersleben KBS 330 Verbindung OZ – MZ

Erfurt – Sömmerda – Bretleben – Artern – KBS 595 Verbindung OZ – MZ Sangerhausen

Klostermansfeld – Wippra KBS 337 Verbindung mit sonstiger Funkti- on im Landesinteresse

ÖSPV

Lutherstadt Eisleben – Hettstedt – Aschersle- Linie 410 Verbindung MZ – MZ ben

Lutherstadt Eisleben – Mansfeld – Hettstedt Linie 420 Verbindung MZ – GZ und ObBV

Berga/ Kelbra - Stolberg Linie 450 Verbindung GZ – staatlich aner- kannter Kurort

Lutherstadt Eisleben – Querfurt – Nebra – Linie 700 Verbindung MZ – GZF Roßleben

Querfurt – Schraplau – Röblingen am See Linie 705 Verbindung GZ und ObBV – MZ

Erläuterung: OZ = Oberzentrum, MOZ = Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums, MZ = Mittelzentrum, GZ und ObBV = Grundzentrum und Ort mit besonderer Bedeutung für die Versorgung im ländlichen Raum, GZ = Grundzentrum, GZF = Grundzentrum mit Funkti- onsteilung 7

7 Quellen: Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Regionaler Entwicklungsplan für die Pla- nungsregion Harz, in Kraft getreten am 24.05.2009; Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Ergänzung des Regionalen Entwicklungs- planes für die Planungsregion Harz um den Teilbereich Wippra, in Kraft getreten am 30.07.2011; Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Ergänzung des Aufstellungsbeschlusses zur Teilfortschreibung des Regionalen Entwicklungsplans für die Planungsregion Harz „Sachlicher Teilplan – Zentralörtliche Gliederung“ vom 08.07.2014

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Schnittstellen mit Verknüpfungsfunktion innerhalb des ÖPNV-Landesnetzes gemäß ÖPNV-Plan sind8:  Sangerhausen

 Lutherstadt Eisleben

 Berga-Kelbra Seite | 5  Klostermansfeld9

 Hettstedt

 Sandersleben

 Röblingen am See.

8 Quelle: Ministerium für Bau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.), ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt 2010 bis 2015/ 2025, Magdeburg 9 Hinweis: Haltepunkt befindet sich in der Gemarkung Benndorf

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2 Leitbild und Anforderungsprofil 2.1 Verkehrspolitische Ziele (Leitbild) 2.1.1 Grundsätze für die Weiterentwicklung des ÖPNV- Angebotes Seite | 6

Der Landkreis Mansfeld-Südharz strebt eine zielgerichtete Weiterentwicklung des straßengebundenen ÖPNV an. Er soll in seiner Funktion zur Mobilitätssicherung für die Bevölkerung und zur Verbesserung des Wirtschafts- und Tourismusstandortes grundsätzlich gestärkt und soweit es die Finanzierung zulässt, weiter ausgebaut werden. Der Handlungsrahmen wird durch das Gesetz über den Öffentlichen Perso- nennahverkehr im Land Sachsen-Anhalt (ÖPNVG LSA) festgelegt. So ist auf der Grundlage des ÖPNVG LSA ein an den wirtschaftlichen Stärken ausgerichteter Mix der Verkehrsträger umzusetzen. Dies bedeutet, dass neben der Qualität, der Leis- tungsfähigkeit, dem barrierefreien Zugang und der barrierefreien Nutzbarkeit sowie den angemessenen Belangen der unterschiedlichen Fahrgastgruppen auch die Wirt- schaftlichkeit der Verkehrsträger sowie der unterschiedlichen Bedienungsformen zu berücksichtigen sind.

Ein durchgängiger, flächendeckender Linienverkehr ist aus heutiger Sicht im Land- kreis vor dem Hintergrund der eingeschränkten Haushaltsmittel jedoch nicht finan- zierbar.

In Teilbereichen bzw. Relationen, in denen der ÖPNV Marktpotenziale als Alternativ- system zum MIV besitzt, soll der Ausbau des ÖPNV dazu beitragen, die Umweltbe- lastungen und den Flächenverbrauch durch den privaten Kfz-Verkehr zu reduzieren. Hierzu ist eine Zunahme des ÖPNV-Anteils an der Gesamtverkehrsmenge im Land- kreisgebiet anzustreben.

Die Gestaltung des ÖPNV im Landkreis Mansfeld-Südharz orientiert sich an den Vorgaben der Raumordnung und Regionalplanung und unterstützt deren Grundsät- ze und Zielsetzungen.

Die städtebaulichen und verkehrlichen Planungsabsichten der Städte und Gemein- den sind grundsätzlich mit den Zielen und Vorgaben der Nahverkehrsplanung abzu- stimmen. Dabei sind die Belange des ÖPNV, insbesondere die Sicherstellung eines störungsfreien Betriebsablaufes, zu berücksichtigen. Bei strukturellen Veränderun- gen mit Relevanz für den ÖPNV ist das ÖPNV-Angebot entsprechend zu gestalten.

Für den Landkreis Mansfeld-Südharz ergeben sich entsprechend der örtlichen Ge- gebenheiten bei der Gestaltung der Bedienungsangebote folgende Handlungsansät- ze:

 Konsequente Ausrichtung des ÖPNV-Angebotes sowie der Nutzbarkeit des ÖPNV an den konkreten Bedürfnissen der Fahrgäste (alle Zielgruppen, insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen, Frauen und Kinder) unter besonderer Be- achtung der sich abzeichnenden Veränderungen im Mobilitätsverhalten und bei den Nutzeransprüchen im Zusammenhang mit dem „demografischen Wandel“. Es wird langfristig das Ziel eines „vollständig barrierefreien ÖPNV“ verfolgt.

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 Sicherung und Stabilisierung des Bedienungsangebotes auf nachfragestarken Korridoren und Verbindungen hat Vorrang vor flächenhaften Verbesserungen mit geringer nachfragerelevanter Wirksamkeit.

 Gezielte Stärkung und Pflege des ÖPNV auf den Relationen, in den Räumen und zu den Zeiten, bei denen die höchsten Kundenpotenziale vorhanden bzw. aktivierbar sind. Seite | 7  Ausgestaltung des ÖPNV in Ausrichtung auf zusätzlich aktivierbare Nachfragepo- tenziale im Einkaufs-, Besorgungs- und Freizeitverkehr.

 Gewährleistung eines Grundangebotes zur Sicherung der Mobilitätsbedürfnisse in allen Teilräumen des Landkreises auch unter Berücksichtigung bedarfsge- steuerter und weiterer alternativer Bedienungsformen (Rufbusverkehre oder ServiceBusverkehre; ggf. auch private/ nachbarschaftliche Initiativen wie Bür- gerbusverkehre oder private Mitfahrgelegenheiten).

Die Schienenstrecken im Landkreis Mansfeld-Südharz stellen mit ihren Bedienungs- angeboten attraktive Verbindungen innerhalb des Landkreises und auch zu den be- nachbarten Zentren dar.

Bei der Planung des Angebotes im straßengebundenen ÖPNV, einschließlich der alternativen Bedienungsformen, ist eine stärkere Verknüpfung zum SPNV anzustre- ben.

Die Angebotsstruktur im straßengebundenen ÖPNV ist hinsichtlich der System- transparenz übersichtlich und für die heutigen und potenziellen Nutzer leicht be- greifbar zu gestalten.

2.1.2 Differenzierung des Nahverkehrsraumes

Der straßengebundene ÖPNV kann im Landkreis vor dem Hintergrund der begrenz- ten finanziellen Möglichkeiten des Aufgabenträgers nicht flächendeckend in einer hohen, gegenüber dem Pkw konkurrenzfähigen Qualität angeboten werden. Bei der weiteren Ausgestaltung des ÖPNV sind verstärkt die differenzierten Mobilitätsmärk- te10 im Kreisgebiet mit den spezifischen Verkehrsaufgaben unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beachten.

Im Sinne einer gesamtwirtschaftlich optimierten Nahverkehrsplanung lassen sich für den Nahverkehrsraum des Landkreises Mansfeld-Südharz zwei unterschiedliche Kategorien der Netz- und Angebotsgestaltung definieren, in denen der ÖPNV in ent- sprechender Qualitätsausprägung bzgl. der Konkurrenzfähigkeit zum Motorisierten Individualverkehr (MIV) im Kontext mit seinen jeweiligen Verkehrsaufgaben gestal- tet wird.

10 z. B. Schulverkehr, Berufsverkehr, Einkaufs- und Versorgungsverkehr, Freizeitverkehr, Tourismusverkehr

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1. ÖPNV als Alternativsystem zum MIV in Gebieten und Relationen mit mittlerer bis hoher Verkehrsnachfrage:

Stadtverkehre in den zentralen Orten, Verbindungen auf den Hauptachsen in die zentralen Orte des Landkreises mit Verknüpfung zu den Oberzentren.

Auf den Hauptrelationen kann ein wirtschaftlicher und attraktiver ÖPNV angeboten Seite | 8 werden, der gegenüber dem MIV zumindest für einzelne Zielgruppen konkurrenzfä- hig gestaltet werden kann. Dies gilt insbesondere für die direkte und attraktive Er- reichbarkeit der mittelzentralen Orte sowie deren Verbindung untereinander und mit benachbarten, höherstufigen zentralen Orten.

2. ÖPNV als Grundversorgung in Gebieten und Relationen mit geringer Verkehrsnachfrage:

Kleinere Gemeinden und deren Verbindungen zu den zugehörigen Grundzentren.

Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und des dadurch eher geringen, im ÖPNV schwer bündelbaren Nachfragepotenzials wird in diesen Bereichen ein ÖPNV- Angebot vorgehalten, das i. d. R. gegenüber dem MIV nicht konkurrenzfähig sein kann. Auf diesen Relationen wäre auch mit erheblichem Aufwand keine Verlagerung größerer Verkehrsmengen auf den ÖPNV möglich.

Grundaussagen zu den Marktpotenzialen

Unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte ist es nicht möglich, den ÖPNV flächendeckend als Alternativsystem zum MIV zu entwickeln. Infolgedessen muss eine differenzierte Betrachtung der Marktpotenziale erfolgen. Im Nahver- kehrsraum bestehen einzelne ÖPNV-Achsen, auf welchen die Anforderungen eines Alternativsystems zum MIV gewährleistbar sind, sowie flächenmäßig große Berei- che, die durch eine eher geringe Verkehrsnachfrage und damit auch ein geringes Marktpotenzial geprägt sind.

Der Schülerverkehr ist für den straßengebundenen ÖPNV im Landkreis Mansfeld- Südharz das wesentliche Standbein. Die Bedeutung des Berufsverkehrs wird in den nächsten Jahren absehbar noch weiter zurückgehen (Flexibilisierung von Arbeitszei- ten, umfangreiches Parkraumangebot in Gewerbegebieten). Stadtverkehre und Verkehre im regionalen Hauptnetz mit ihrer Ausrichtung auf die zentralen Orte im Landkreis können dagegen bei hoher Attraktivität weitere Fahrgastpotenziale im Einkaufs- und im Erledigungsverkehr für die angestrebte Stabilisierung der Fahr- gastnachfrage ansprechen.

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Freizeitsektors im Mobilitätsverhalten (gesteigerte Freizeitmobilität, „demografischer Wandel“) stellt der Freizeitverkehr ebenfalls einen grundsätzlichen Wachstumsmarkt für den ÖPNV dar. Diesen Markt für den ÖPNV nennenswert zu erschließen, erfordert jedoch ein zusätzliches finanzi- elles Engagement des Aufgabenträgers.

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2.1.3 Hierarchisierung des ÖPNV-Netzes

Den verschiedenen Anforderungen an das ÖPNV-Netz und den unterschiedlichen Nachfragepotenzialen im Nahverkehrsraum soll durch eine Differenzierung des An- gebotes mit dem Ziel einer stringenten Ausrichtung auf die unterschiedlichen Be- dürfnisse der Fahrgäste auf der einen Seite sowie den Anforderungen an eine wirt- Seite | 9 schaftliche Gestaltung des ÖPNV und den begrenzten Finanzmitteln des Aufgaben- trägers auf der anderen Seite Rechnung getragen werden. Entsprechend der Diffe- renzierung des Nahverkehrsraumes bezüglich der Bedeutung des ÖPNV im Gesamt- verkehr erfolgt eine Hierarchisierung des ÖPNV-Netzes.

Das Liniennetz im regionalen Verkehr ist in Bedienungsebenen gegliedert, denen über die Frage der Bedienungshäufigkeit hinaus Qualitäten und Produktmerkmale zugeordnet sind.

Grundlagen für die Hierarchisierung des ÖPNV-Netzes sind:

 zentralörtliche Gliederung und Raumstruktur,

 bestehende Verkehrsströme und aktivierbare Potenziale zur Gewinnung neuer Nutzergruppen,

 Chancen der Vermarktung auf den einzelnen Relationen.

Grundsätzlich besteht das Netz aus zwei Ebenen bzw. Qualitätsstufen. Für die zwei Netzebenen werden Qualitätskategorien formuliert. Differenziert wird weiterhin zwi- schen regionalen und lokalen Verkehren.

Die Ebene 1 im regionalen Hauptnetz gewährleistet die Hauptverbindungen in Richtung der zentralen Orte Sangerhausen und Lutherstadt Eisleben sowie weiter zu den benachbarten Mittelzentren und zu den Oberzentren Halle und Magdeburg. Die „Landesbedeutsamen Linien“ sind Bestandteil der Ebene 1.

Bei der Ebene 1 handelt es sich grundsätzlich um Direktverbindungen in die Zen- tren, bei denen eine mittlere bis hohe Nachfrage gegeben ist und die entsprechend der vorhandenen Nachfrage und weiterer aktivierbarer Nachfrage gestaltet werden. Der Ebene 1 werden die Schienenstrecken und netzrelevante Hauptbuslinien zuge- ordnet. Die Hauptfunktion der regionalen Ebene 1 liegt in der Verbindungsfunktion. Die Ebene 1 stellt somit das Rückgrat des ÖPNV-Systems dar. Mindeststandard im regionalen Hauptnetz ist ein Zweistundentakt. Bei entsprechender verkehrlicher Bedeutung ist ein Stundentakt vorzusehen.

Der Stadtbusverkehr der Ebene 1 soll in den zentralen Orten Sangerhausen, Lu- therstadt Eisleben und Hettstedt die lokalen Verkehrsbedürfnisse erfüllen und das regionale Netz durch die vorrangige Gewährleistung von Erschließungsfunktionen ergänzen. Ein direkter Zugang in die Innenstadt ist ein wesentliches Merkmal des Stadtbusverkehrs. Mindeststandard der Bedienung im Stadtbusverkehr für diese Qualitätsstufe der Ebene 1 ist der 30-Minuten-Takt auf den Hauptlinien bzw. durch Überlagerung von zwei Stundentaktlinien auf den Hauptachsen.

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Auf den Nebenlinien und zur Anbindung der Stadtteile ist ein Stundentakt anzustre- ben. Für einen langfristigen Erhalt des Stadtbussystems Sangerhausen in seiner heutigen Qualität ist die Zusammenarbeit mit der Stadt Sangerhausen zu intensi- vieren und eine finanzielle Beteiligung der Stadt anzustreben11.

Die Ebene 2 beinhaltet Linien mit vorrangiger Erschließungsfunktion im regionalen Seite | 10 Netz und auf lokaler Ebene in den großflächigen, dünner besiedelten Bereichen des Landkreises. Die Fahrplangestaltung orientiert sich an einer zu gewährleistenden Mindestbedienung im Schulverkehr und soll die Grundbedürfnisse der Mobilität ab- sichern. Der Einsatz von Rufbusverkehren sowie von Bürgerbusverkehren und or- ganisierten Mitfahrgelegenheiten ist in Zeiten und Räumen schwacher Verkehrs- nachfrage zur Gewährleistung einer Mindestbedienung und Ergänzung des Angebo- tes unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Effekte zu prüfen.

2.1.4 Allgemeine Zielvorstellungen für die Entwicklung der Angebotsqualität im Nahverkehrsraum

2.1.4.1 Grundsätze

Für die Bevölkerung im Landkreis Mansfeld-Südharz soll der in den letzten Jahren entwickelte ÖPNV-Standard hinsichtlich der Bedienungs-, Erschließungs- und Ver- bindungsqualität grundsätzlich erhalten werden. Bei geringer Wirtschaftlichkeit müssen gezielte Anpassungen der Anforderungen an die Angebotsqualität erfolgen. Darüber hinaus ist die weitere Einrichtung von Rufbusverkehren zur Angebotser- gänzung im regionalen Hauptnetz, insbesondere im Spät- und Wochenendverkehr, zu prüfen.

2.1.4.2 Zielsetzungen Erschließungsqualität

In den Städten und Gemeinden ist die bestehende Erschließungsqualität zu sichern. In Städten und Gemeinden mit vorhandenen Erschließungsmängeln ist die Erschlie- ßung zu verbessern, sofern dadurch neue Fahrgastpotenziale erschlossen werden können und die Verbesserung betrieblich in wirtschaftlich vertretbarem Rahmen realisierbar ist.

Die detaillierten Anforderungen an die Erschließungsqualität sind im Kapitel 2.9.3.1 erläutert.

11 Da der Stadtbus Sangerhausen seit 2003 durch gravierende Nachfragerückgänge gekenn- zeichnet ist, sind hier in gemeinsamer Anstrengung gegensteuernde Maßnahmen erfor- derlich.

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Behebung von Erschließungsmängeln

Die Behebung vorhandener Erschließungslücken in den Grundzentren ist, soweit möglich, durch Verlängerungen vorhandener Linien oder Änderungen der Linienfüh- rungen anzustreben, die allerdings nicht zu Lasten der Verbindungsfunktion gehen dürfen. Seite | 11 In den Mittelzentren ist für eine bessere Flächenerschließung und zur Gewährleis- tung der direkten Erreichbarkeit des Stadtzentrums die Einrichtung oder Verbesse- rung, der auf die lokalen Bedürfnisse ausgerichteten Verkehrsangebote anzustre- ben. Hierzu ist die Beteiligung der jeweiligen Städte zur Schaffung wirtschaftlicher Lösungen erforderlich.

2.1.4.3 Zielsetzungen Bedienungsqualität

In den Städten und Gemeinden des Landkreises Mansfeld-Südharz ist eine ange- messene Bedienungsqualität, entsprechend den Nachfragepotenzialen und den Be- dienungsanforderungen unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit der Leistungserstel- lung, sicherzustellen. Ziel ist eine möglichst weitgehende Vertaktung aller relevan- ten Linien auf den Relationen in die Mittelzentren. Das Bedienungsangebot in die Kreisstadt Sangerhausen ist aus allen Bereichen des Landkreises entsprechend der jeweiligen Verkehrsfunktion und der Nachfrageverflechtungen zu prüfen. Bei den bedarfsgerechten, nicht vertakteten Angeboten in den lokalen Netzen ist eine leicht verständliche und transparente Fahrplangestaltung vorzusehen.

Die konkreten, verbindungsspezifischen Bedienungsstandards sind im Kapi- tel 2.9.3.2 definiert.

Behebung von Bedienungsmängeln

Die vorhandenen Bedienungsmängel sollen, soweit eine Grundnachfrage erkennbar ist und die Verbesserung wirtschaftlich realisierbar ist, behoben werden. Neben ei- nem auf die lokalen Verkehrsbedürfnisse ausgerichteten und vertakteten Angebot soll auch die Anbindung der Mittelzentren an Samstagen zu den Geschäftszeiten sowie an Sonn- und Feiertagen in angemessener Regelmäßigkeit erreicht werden.

Die Nutzbarkeit des ÖPNV-Angebotes soll durch die Gewährleistung der angemes- senen Bedienung auch in Ferienzeiten sichergestellt werden. Die Merkbarkeit und Transparenz des ÖPNV im Netz der Ebene 1 soll durch eine klare Vertaktung und eine Minimierung der Ausnahmen in der Fahrplangestaltung gewährleistet werden.

Im Freizeitverkehr ist eine Grundversorgung zur Erreichbarkeit wichtiger Naherho- lungsziele anzustreben. Bei der Erschließung der Naherholungsziele sind auch sai- sonale Unterschiede zu beachten (z. B. Freibäder, Wandergebiete). Bei größeren Veranstaltungen soll in Abstimmung zwischen Verkehrsunternehmen und Veranstal- ter eine ausreichende Erreichbarkeit mit dem ÖPNV durch Angebote im Gelegen- heitsverkehr angestrebt werden.

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Die Fremdenverkehrsorte und die touristischen Ziele sollen auch weiterhin am Wo- chenende mit Bedienungsangeboten im ÖPNV erreichbar sein, soweit dies in wirt- schaftlich vertretbarem Rahmen möglich ist.

2.1.4.4 Zielsetzungen Verbindungsqualität Seite | 12 Die Verbesserung der Verbindungsqualität ist ein grundsätzliches Ziel der Nahver- kehrsplanung. Ursachen für eine problematische Verbindungsqualität sind lange Fahrtzeiten, zu niedrige Geschwindigkeiten, unzureichende bzw. nicht vorhandene Verknüpfungen und damit unattraktive Reisezeiten.

Ziel der Nahverkehrsplanung soll eine Erhöhung der Beförderungsgeschwindigkeit auf den regionalen Verbindungen sein.

Die Weiterentwicklung von Systemknoten mit optimierten Umsteigebeziehungen zwischen Bahn/ Bus und Bus/ Bus sowie zwischen den verschiedenen Bedienungs- ebenen ist als ein wichtiger Faktor zur Erhöhung der Reisegeschwindigkeit anzu- streben.

Behebung von Verbindungsmängeln

Die Verbesserung der Verbindungsqualität der Gemeinden mit den Mittelzentren bzw. der Kreisstadt ist durch Straffen der Linienführungen und Verbesserung der Umsteigemöglichkeiten (ggf. unter Berücksichtigung von Anschlusssicherung) anzu- streben.

2.1.4.5 Zielvorstellungen zur Entwicklung der Stadtbusverkehre

Folgende Grundsätze sollen von einem Stadtbussystem mit dem Qualitätsanspruch der Ebene 1 erfüllt werden:

 direkte und schnelle Verbindung der Siedlungsschwerpunkte mit der Innenstadt,

 Bedienung durchgehend im 30-Minuten-Takt auf den Hauptlinien (bzw. durch Überlagerung von zwei Stundentaktlinien auf den Hauptachsen),

 Bedienung auf den Nebenlinien und zur Anbindung der Stadtteile im Stunden- takt,

 zeitliche und räumliche Verknüpfung mit dem SPNV durch mindestens eine Linie im Stundentakt,

 hohe Qualitätsstandards im Bereich Fahrzeugausstattung und Infrastruktur.

Die Bedienungshäufigkeit ist das wesentliche, den Markterfolg bestimmende Quali- tätsmerkmal im Stadtbusverkehr. Der Halbstundentakt hat sich dabei in Kleinstäd- ten und kleineren Mittelstädten als Mindeststandard durchgesetzt. Auch in kleineren Städten können nur mit einer solchen regelmäßigen Bedienung die Marktsegmente im Bereich des Einkaufs-, Besorgungs- und Freizeitverkehrs erreicht werden.

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Als Maßstab sollten dabei die Ansprüche der „wahlfreien Verkehrsteilnehmer" gel- ten, insbesondere die Anforderung an eine ausreichende zeitliche und räumliche Verfügbarkeit.

Die Weiterentwicklung des Stadtbussystems Sangerhausen sowie der Stadtverkehre in der Lutherstadt Eisleben und in Hettstedt stehen unter dem Vorbehalt der Finan- zierung und der Mitwirkung der jeweiligen Städte bei der Realisierung. Seite | 13

2.1.5 Grundsätze für die zukünftige Vergabe der Verkehrsleistungen

Der Landkreis Mansfeld-Südharz beabsichtigt als zuständige Behörde im Kontext mit der EU-Verordnung 1370/ 2007 und dem novellierten Personenbeförderungs- gesetz (PBefG) zukünftig eine Direktvergabe der Liniengenehmigungen anhand des Verkehrsangebotes an die Verkehrsgesellschaft Südharz mbH (VGS). Das Verkehrs- unternehmen, an dem der Landkreis als Miteigentümer beteiligt ist, soll langfristig der Betreiber des Busverkehrs im Landkreis sein. Der Landkreis bekennt sich somit konsequent zur zukünftigen Durchführung des Busverkehrs durch einen „internen Betreiber“ im Sinne Artikel 5, Absatz 2 der EU-Verordnung 1370/ 2007.

Die Vergabe der Verkehrsleistungen erfolgt als Gesamtleistung in einem Linienbün- del (siehe Kapitel 11).

2.2 Zielsetzungen „Barrierefreiheit im ÖPNV“

Der Landkreis Mansfeld-Südharz verfolgt langfristig das Ziel eines „vollständig barrierefreien ÖPNV“ für alle in ihrer Mobilität oder sensorisch eingeschränkten Per- sonen im Nahverkehrsraum.12 Die umfängliche Erreichung dieses Zieles wird im Geltungszeitraum des Nahverkehrsplans (2014 – 2019) nicht realisierbar sein.

Dieses Ziel gilt es kontinuierlich und sukzessive

 in Abhängigkeit der finanziellen Möglichkeiten des Landkreises sowie der kreis- angehörigen Städte und Gemeinden,

 unter Berücksichtigung des noch erforderlichen Ausbaubedarfs,

 in einem kontinuierlichen Anpassungsprozess und

 in Abstimmung mit den Verfahrensbeteiligten zu erreichen.

12 Im Verkehrsbereich wurden in der Vergangenheit synonym für den Begriff „barrierefrei“ die Begriffe „behindertengerecht“ bzw. „mobilitätsgerecht“ verwendet. Siehe: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (Hrsg.), VDV Förderkreis (Hrsg.) (2003): Barrierefreier ÖPNV in Deutschland, Alba Fachverlag GmbH & Co. KG, Düsseldorf

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Vor diesem Hintergrund wird für den mittelfristigen Planungshorizont im NVP als Ziel für die Städte und Gemeinden im Landkreis Mansfeld-Südharz die Schaffung eines „weitgehend barrierefreien ÖPNV“ definiert. Grundlage bilden hierzu die in den Kapiteln 2.7 und 2.8.3 aufgeführten Empfehlungen für die Ausstattung von Haltestellen und Fahrzeugen.

Seite | 14 1. Schaffung eines barrierefreien ÖPNV im Landkreis Mansfeld-Südharz Der Landkreis Mansfeld-Südharz verfolgt in seinem Verantwortungsbereich als Aufgabenträger für den straßengebundenen ÖPNV gemeinsam mit den Ver- kehrsunternehmen, den Städten und Gemeinden sowie den Straßenbaulastträ- gern langfristig die Entwicklung und Gestaltung eines für alle Mobilitätseinge- schränkte „vollständig barrierefreien ÖPNV“. Hiermit verbunden ist die Schaf- fung

 eines barrierefreien Zugangs und einer barrierefreien Nutzbarkeit für alle Benutzergruppen

 mit einer flächendeckenden Gewährleistung im Kreisgebiet (mit Ausnahme von Haltestellen und Fahrzeugen ohne (erkennbare) Bedeutung für Mobili- tätseingeschränkte)

2. Gewährleistung durchgängig barrierefreier Mobilitätsketten Im ÖPNV-System sind die Mobilitätsketten grundsätzlich durchgängig, d. h. lü- ckenlos, barrierefrei zu gestalten.13 3. Priorisierung nachfragestarker bzw. bedeutsamer Haltestellen Vor dem Hintergrund der eingeschränkten finanziellen Mittel bei den Beteiligten verfolgt der Landkreis Mansfeld-Südharz – in seiner Koordinierungsfunktion als Aufgabenträger in Zusammenarbeit mit den Kommunen bzw. den Straßenbau- lastträgern – im Bereich des Infrastrukturausbaus den Ansatz, den Fokus zu- nächst auf die Haltestellen mit der höchsten Fahrgastfrequentierung und auf Haltestellen im unmittelbaren Nahbereich von Einrichtungen mit besonderer/ spezifischer Bedeutung für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu legen. 4. Durchgängige Barrierefreiheit bei neuen Anlagen und Fahrzeugen Beim Neubau bzw. grundhaftem Ausbau von Verkehrsanlagen bzw. bei der Neu- anschaffung von Fahrzeugen sollen diese durchgängig barrierefrei gestaltet werden. Ergänzend zum Infrastrukturausbau bzw. zur Fahrzeugneubeschaffung ist in be- stehenden Verkehrsanlagen eine Verbesserung der Nutzbarkeit durch (ggf. punktuelle und/ oder kostengünstige) Maßnahmen an der vorhandenen Infra- struktur anzustreben, welche als zielführende Zwischenlösungen ggf. auch pro- visorischen Charakter haben können.

13 Die Mobilitätskette erstreckt sich jeweils beginnend mit dem Weg von der Haustür zur Haltestelle über die Zugänge und die Wege innerhalb der Haltestelle, den Aufenthalt an der Haltestelle, weiter über den Fahrzeugzugang und –aufenthalt bis hin zum Fahrzeug- ausstieg und Haltestellenabgang. Zu einer vollständigen Mobilitätskette gehört außerdem auch die Reisevorbereitung.

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5. Festlegung der Ausnahmen von der „vollständigen Barrierefreiheit“ In Abstimmung mit den Verkehrsunternehmen sowie den Städten und Gemein- den bzw. den Straßenbaulastträgern werden unter Einbindung der Behinderten- vertreter im Nahverkehrsplan vom Landkreis Mansfeld-Südharz die Ausnahmen von der im PBefG als Ziel festgelegten, und bis zum 1. Januar 2022 zu errei- chenden, „vollständigen Barrierefreiheit“ definiert (siehe Kapitel 2.7.4). Unter- stützend wirkt hier das in Kapitel 2.7.2 entwickelte „Baukastensystem“ zur Ei- Seite | 15 nordnung von Haltestellen in Ausbaukategorien. Hierauf aufbauend, sollen von den einzelnen Städten Prioritätenlisten für den Um-/ Ausbau von Haltestellen erstellt werden.

Der Landkreis wirkt als „koordinierende Stelle“ gegenüber den Straßenbaulastträ- gern und den Verkehrsunternehmen zum Erreichen der Zielsetzungen. Dabei sollen auch die Städte und Gemeinden im Landkreis stärker einbezogen werden.

Die örtlichen Vertreter der Behindertenverbände und die Seniorenbeiräte sind um- fassend an der konkreten Entwicklung der Maßnahmen zur Weiterentwicklung des ÖPNV im Landkreis zu beteiligen.

2.3 Zielvorstellungen zur Entwicklung der Infrastruktur und der Beförderungsqualität 2.3.1 Zielsetzungen für die Verknüpfung der Verkehrssys- teme und die Schnittstellengestaltung

Im ÖPNV-Netz sind attraktive Verknüpfungspunkte (Umsteigepunkte) zwischen den einzelnen Verkehrsträgern, Bedienungsebenen und Linien vorzusehen. Diese Ver- knüpfungspunkte müssen eine nutzerfreundliche, barrierefreie Gestaltung und Aus- stattung besitzen. Das Gesamtsystem ist so zu strukturieren, dass an den Verknüp- fungspunkten auf den Hauptrelationen möglichst direkte Anschlüsse bzw. geringe Wartezeiten bestehen. Es sollen i. d. R. Umsteigezeiten in den relevanten Umstei- gebeziehungen unter 15 Minuten angestrebt werden. Die Fußwege an den Verknüp- fungspunkten sollen minimiert werden.

Die ausgebauten Verknüpfungspunkte sind auf die Erfüllung der Anforderungen an eine vollständige Barrierefreiheit zu überprüfen (z. B. taktile Leitsysteme). Priorität beim Ausbau weiterer Verknüpfungspunkte besitzen die Verknüpfungspunkte in den zentralen Orten, die Verknüpfungspunkte Schiene/ Schiene und Schiene/ Bus.

Die Standards zur Ausstattung der Bushaltestellen nach Haltestellenkategorien sind im Kapitel 2.7 beschrieben.

Folgende Schnittstellen des ÖPNV im Landkreis Mansfeld-Südharz sollen verkehrssi- cher unter Einbeziehung des Individual- (Park-and-ride), Rad- (Bike-and-ride) und Fußverkehrs gestaltet werden:

 Bahnhof Hettstedt

 Bahnhof Roßla

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 Bahnhof Erdeborn (langfristiger Planungshorizont)

 Bahnhof Sandersleben

Über die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) können Anträge für das Schnittstellenprogramm des Landes gestellt werden. Es ermöglicht kommunalen Gebietskörperschaften, Verkehrsinfrastrukturunternehmen, Verkehrsunternehmen Seite | 16 sowie deren Zusammenschlüsse Bahnhofsumfelder zu barrierefreien, gut funktio- nierenden, attraktiven Schnittstellen umzugestalten.

Für eine perspektivische Anschlusssicherung sollten Rechnergestützte Betriebsleit- systeme (RBL) genutzt werden. Für eine verkehrsträgerübergreifende Anschlusssi- cherung kann bei Kompatibilität der Systeme und nach kostenseitiger Prüfung im Rahmen einer Kooperation mit der NASA GmbH auch auf die Funktionen des INSA- RBL zurückgegriffen werden.

2.3.2 Zielsetzungen Beförderungsqualität

Fahrzeuge

Der Fahrzeugeinsatz soll, soweit es die betrieblichen Belange zulassen, hinsichtlich der Qualität nach der Bedeutung der Linien bzw. Verbindung und der Produktdiffe- renzierung erfolgen. Im regionalen Hauptnetz und in den Stadtbusverkehren ist eine höchstmögliche Qualität anzustreben.

Die auf den Linien des ÖPNV-Landesnetz eingesetzten Fahrzeuge müssen folgende Anforderungen an die Ausstattung erfüllen:

 barrierefreier Zugang (Niederflurtechnik, Rampe)14,

 Sondernutzungsfläche für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder,

 elektronische Haltestellenanzeige und -ansage.

Grundsätzlich sind von den Verkehrsunternehmen die Anschaffung und der Einsatz von Niederflurfahrzeugen vorzusehen. Mit der Grundausstattung, wie Fahrtzielan- zeige außen, Haltestellenanzeige innen, Rampe für Rollstuhlfahrer/ Mobilitätseinge- schränkte sowie Abstellflächen für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder, soll si- chergestellt werden, dass zu jedem Zeitpunkt, ohne Voranmeldung, die Mitnahme von Kinderwagen, Rollstühlen bzw. Fahrrädern möglich ist und die Fahrzeuge barrierefrei nutzbar sind.

Die Vorgaben für die Fahrzeugausstattung sind im Kapitel 2.8.3 formuliert.

14 Entsprechend den Anforderungen des Landkreises Mansfeld-Südharz sind Hochflurfahr- zeuge mit Hublift nicht als „barrierefreie Fahrzeuge“ zu bewerten.

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Haltestellenausstattung

Bei der Weiterentwicklung des ÖPNV und beim Infrastrukturausbau sind die Belan- ge mobilitätseingeschränkter Personen zu berücksichtigen. Bei Aus- und Neubau von öffentlichen Verkehrsanlagen sind diese barrierefrei im Sinne des BGG15 zu ge- stalten (vgl. Kapitel 2.2). Seite | 17 Hierbei ist im Planungsprozess eine intensive Zusammenarbeit mit den jeweiligen regionalen und örtlichen Interessenverbänden der einzelnen Zielgruppen vorzuse- hen.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz strebt in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden die kontinuierliche Verbesserung der Haltestellenausstattung in einem kreisweit einheitlichen Standard an (siehe Kapitel 2.7). An den Haltestellen ist auf das landesweite Informationssystem für den Nahverkehr (INSA) hinzuweisen (mit Internetadresse und Telefonnummer).

2.4 Zielsetzungen ÖPNV-Marketing

Zur Verbesserung der Akzeptanz des ÖPNV und zur Erhöhung der Marktpotenzial- ausschöpfung ist die Marketingarbeit zu sichern und ggf. weiter auszubauen. Hier- bei sind im Landkreis Mansfeld-Südharz zwei Schwerpunkte zu setzen:

 Weiterentwicklung der Kundenkommunikation von einer Fahrgastinformation zu einer erfolgsorientierten Zielgruppenkommunikation. Hierbei ist eine intensive Zusammenarbeit mit den regionalen und örtlichen Tourismus- und Fremdenver- kehrsverbänden anzustreben und weiterzuentwickeln.

 Zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und der Kundennähe soll im Nahver- kehrsraum die Einrichtung von öffentlichen bzw. privaten Vorverkaufsstellen ge- prüft werden. Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden sollen dazu auf eine Zusammenarbeit von Touristeninformationen mit der Verkehrsgesellschaft Südharz mbH hinwirken.

2.5 Zielsetzungen Tarifstruktur

Die Tarifstrukturen sind ergebnisoffen mit verschiedenen Optionen zu prüfen:

 weiterführende Tarifkooperationen mit dem Landkreis Harz,

 Integration des SPNV in Tarifkooperationen,

 Ausdehnung angrenzender Verkehrsverbünde auf das Gebiet des Landkreises (z. B. MDV).

15 BGG: Behindertengleichstellungsgesetz vom 27.04.2002 (BGBI. IS. 1467, 1468), zuletzt geändert durch Artikel 12 des Gesetzes vom 19.12.2007 (BGBI. IS. 3024)

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Die wirtschaftlichen Interessen der Verkehrsgesellschaft Südharz mbH sind zu be- rücksichtigen. Tarifkooperationen dürfen nicht zu einer zusätzlichen, über eine An- schubfinanzierung hinausgehende finanzielle Belastung für den Landkreis Mansfeld- Südharz führen.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz verfolgt als Perspektive grundsätzlich die Integra- Seite | 18 tion des SPNV in Tarifkooperationen mit benachbarten Nahverkehrsräumen, ggf. als Bus-/ Schiene-Gemeinschaftstarife oder durch Ausdehnung eines angrenzenden Verbundes.

Im Hinblick auf die demografische Entwicklung sind geeignete Ticket- und Ver- triebsformen zur Ergänzung der bestehenden Strukturen zu prüfen und ggf. einzu- führen (z. B. Vertrieb über „Nachbarschaftsläden“ in den kleineren Orten). Zu ver- bessern ist die Kundenbindung durch Modifikation bestehender Ticketangebote.

2.6 Verminderung der Umweltauswirkungen des ÖPNV

Der Landkreis Mansfeld-Südharz verfolgt das Ziel der Verminderung von Umwelt- auswirkungen durch den ÖPNV. Bei Neuanschaffung von Fahrzeugen ist dabei zu prüfen, welche am Klimaschutz orientierten Antriebsarten möglich und sinnvoll sind und ob die höchstmögliche Abgasnorm erreicht werden kann. Die Entwicklungen und Erfahrungen im Bereich der „E-Mobilität“ sind jeweils aktuell in Entscheidungen einzubinden.

2.7 Anforderungen zur Ausstattung an Bushaltestellen (Haltestellenkatalog) 2.7.1 Grundsätze

Der Landkreis Mansfeld-Südharz definiert im Nahverkehrsplan Anforderungen an die Ausgestaltung der Bushaltestellen. Der Landkreis versteht sich dabei als Koordi- nator für den Haltestellenausbau im Kreisgebiet und nimmt damit seine Rolle ent- sprechend der Vorgaben des § 8, Absatz 3 PBefG ein.

Die im Nahverkehrsplan definierten Anforderungen sind ausdrücklich als Empfeh- lungen an die Städte und Gemeinden zu verstehen, um langfristig eine möglichst für den Fahrgast einheitliche Haltestelleninfrastruktur im Kreisgebiet schaffen zu können.

Insbesondere für Personen mit Mobilitätsbeeinträchtigung ist eine durchgängig ein- heitliche Gestaltung der für sie relevanten Haltestellenelemente in ihrer Reisekette von hoher Bedeutung.

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Die barrierefreie Gestaltung der Haltestellen kann im Einzelfall im Zielkonflikt zu Anforderungen und Zielsetzungen der Stadtgestaltung bzw. der Dorferneuerung stehen. Vor dem Hintergrund dieser möglichen Zielkonflikte sollen frühzeitig ver- bindliche Abstimmungen zwischen den Maßnahmenträgern, den Fördermittelgebern und den Behindertenvertretern durchgeführt werden16.

Seite | 19 2.7.2 Haltestellenkategorien

Die Bushaltestellen im Landkreisgebiet werden in vier Kategorien eingeteilt, denen konkrete Ausstattungsmerkmale im Sinne eines „Baukasten-Systems“ zugeordnet werden. Die Haltestellenkategorien berücksichtigen dabei sowohl die Verkehrsauf- gaben der Haltestelle im Gesamtsystem als auch die jeweilige Verkehrsbedeutung (Fahrgastaufkommen, Anbindung spezifischer Institutionen).

Es werden folgende Kategorien definiert:

 Kategorie A: Bushaltestellen an Verknüpfungspunkten 1. Ordnung17

 Kategorie B: Bushaltestellen an anderen Verknüpfungspunkten bzw. Bushalte- stellen mit hoher Verkehrsbedeutung - Bushaltestellen an Verknüpfungspunkten 2. Ordnung18 - Bushaltestellen mit mehr als 200 Ein- und Aussteiger pro Haltestellenpaar pro Tag19 - zentrale Bushaltestellen in den Stadt- und Ortszentren der zentralen Orte - Bushaltestellen an Infrastruktureinrichtungen mit besonderer Bedeutung für Mobilitätseingeschränkte

 Kategorie C: Bushaltestellen mit mittlerer bis geringer Verkehrsbedeutung - Bushaltestellen mit hohem bis mittlerem Fahrgastaufkommen (50 bis 200 Ein- und Aussteiger pro Haltestellenpaar pro Tag)

 Kategorie D: Bushaltestellen mit sehr geringer Verkehrsbedeutung - (< 50 Ein- und Aussteiger pro Haltestellenpaar pro Tag)

16 Hingewiesen wird an dieser Stelle ausdrücklich auf die Rechte der Behindertenverbände hinsichtlich der Einreichung von Verbandsklagen bei der Nichtbeachtung der Belange der Barrierefreiheit bei Vorhaben. 17 Verknüpfungspunkte 1. Ordnung: Hauptumsteigepunkte mit systematischen Verknüpfun- gen von SPNV mit mindestens zwei Buslinien bzw. Bus-/ Busverknüpfungen mit mindes- tens drei Buslinien sowie mindestens 200 Umsteiger in alle Relationen (im Bestand San- gerhausen ZOB, Lutherstadt Eisleben ZOB, Lutherstadt Eisleben Bahnhof, Hettstedt ZOB). 18 Verknüpfungspunkt 2. Ordnung: Verknüpfungspunkte mit regelmäßiger Verknüpfung SPNV mit Busverkehr bzw. Bus-/ Busverknüpfungen mit mindestens drei Buslinien 19 Die Ein- und Aussteigerzahlen sind im Zweifelsfall punktuell für konkrete umzubauende Haltestelle zu ermitteln.

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Seite | 20

Abbildung 1: Beispiel für barrierefreien Haltestellenausbau (links Stadt Coburg, rechts Stadt Bottrop)

2.7.3 Ausstattungsstandards

Die nachfolgend festgelegten Ausstattungsstandards sollen bei Neubau und grund- haften Ausbaumaßnahmen realisiert werden. Vorhandene Haltestellen, welche nicht den Standards entsprechen, sollen, soweit es die finanziellen Möglichkeiten und die Fördersituation ermöglichen, angepasst werden.

Tabelle 2: Ausstattungsstandards für Bushaltestellen

Ausstattungsmerkmal A B C D

Definition:  erforderliche Ausstattung  grundsätzlich anzustrebende Ausstattung bei Neu- bzw. Umbau (Prüfung des jeweiligen Nutzen-/ Kostenverhältnisses)

1. Barrierefreiheit

stufenfreier Zugang zum Bussteig/

zur Fahrbahnkante   

spalt- und stufenarmer Ein- und

Ausstieg zum/ aus dem Fahrzeug   

Hochbord als Formstein; Buskapstein oder „Kasseler Bord“ als Regelan-    wendung20 (Bordhöhen: 18 cm21)

20 Vorzusehen sind Bordsteine, die ein Heranfahren des Busses an die Haltestellen mit ge- ringem Spalt (max. 5 cm) zwischen Fahrzeug und Bordsteinkante ermöglichen, beim Kneeling (seitliches Absenken des Fahrzeuges) Verletzungsgefahren für die Fahrgäste ausschließen sowie eine Beschädigung der Reifenflanken und ein Klettern der Reifen ver- hindern.

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Ausstattungsmerkmal A B C D

Definition:  erforderliche Ausstattung  grundsätzlich anzustrebende Ausstattung bei Neu- bzw. Umbau (Prüfung des jeweiligen Nutzen-/ Kostenverhältnisses) Seite | 21 Befestigte Oberfläche im Bereich der Türen    

3,00 m Mindesttiefe der Aufstell-

fläche  

2,00 m Mindesttiefe der Aufstellfläche; Durchgangsbreiten mind. 1,50 m (Bewegungsräume für  Personen mit Mobilitätseinschrän- kung)22

hindernisfreie Fläche 2,50 x 2,50 m im Bereich der zweiten Bustür    (absolute Mindestgröße 2 x 2 m)23,24

rutschfester Belag (Kopfsteinpflaster nur bei Anforderung aus dem    städtebaulichen Umfeld25)

durchgängiges taktiles Leitsystem als „geschlossene Kette“ im Halte- stellenbereich (einheitl. System von   Auffindestreifen, Aufmerksamkeits-  felder, Einstiegsfeld und Leitstreifen, farblich kontrastierend)

Auffindestreifen (inkl. Einstiegsfeld in

Höhe der ersten Bustür) 

2. Service und Komfort

Witterungsschutz/ Fahrgastunter- stand für alle Fahrtrichtungen  (Mindestgröße 4,0 x 1,5 m; mind.

21 Bei Busbuchten 16 cm (Gewährleistung des fahrdynamisch ggf. erforderlichen „Überfah- rens“ der Haltestellenbereiche). Im Falle unebener bzw. gewölbter Fahrbahnoberflächen im Ausnahmefall an Busbuchten 14 cm. 22 Im Einzelfall kann die Anforderung unterschritten werden (jedoch Mindestbreite 90 cm), wenn die spezifischen Straßenraumverhältnisse die Realisierung nicht ermöglichen. 23 Für 180-Grad-Wende von Personen im Rollstuhl. 24 Im Einzelfall kann die Anforderung unterschritten werden. 25 Bei Nässe, Schnee- und Eisglätte birgt Kopfsteinpflaster für Personen mit Rollstuhl, Rollator und für gehbehinderte Menschen massive sicherheitstechnische Probleme.

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Ausstattungsmerkmal A B C D

Definition:  erforderliche Ausstattung  grundsätzlich anzustrebende Ausstattung bei Neu- bzw. Umbau (Prüfung des jeweiligen Nutzen-/ Kostenverhältnisses) Seite | 22 drei Sitzplätze); im Einzelfall für ggf. zwei Haltepositionen26

Witterungsschutz/ Fahrgastunter- stand in der Hauptlastrichtung der Einsteiger (reine „Ausstiegs-   Richtungshaltestellen“ benötigen keinen Witterungsschutz)27

transparente Gestaltung des Fahrgastunterstandes mit Einsicht von mindestens drei Seiten und kontrastreiche Warnmarkierung für Sehbehinderte an den Scheiben (im Falle der Realisierung eines Fahr-    gastunterstandes); Werbeflächen auf der Seite in Fahrtrichtung (Einseh- barkeit der Wartehalle für Busfahrer beim Bedienen der Haltestelle)

Sitzgelegenheit (wenn kein Fahrgast-  unterstand vorgesehen wird) 28

Beleuchtung   

Abfallbehälter    

3. Fahrgastinformation

Haltestellenschild (in Höhe der ersten oder der zweiten Tür;     Kombination mit Auffindestreifen)

Fahrplan, Tarifinformationen und Übersichtsplan des Liniennetzplans    (auch für kleinwüchsige Personen und Personen im Rollstuhl lesbar);

26 Grundsätzlich Bestandsschutz für vorhandene Fahrgastunterstände, die funktionsfähig im Sinne der definierten Anforderungen sind und über ein ansprechendes Erscheinungsbild verfügen. 27 Im Einzelfall kann die Anforderung unterschritten werden, wenn die spezifischen Straßen- raumverhältnisse die Realisierung nicht ermöglichen. 28 Im Einzelfall kann die Anforderung unterschritten werden, wenn die spezifischen Straßen- raumverhältnisse die Realisierung nicht ermöglichen.

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Ausstattungsmerkmal A B C D

Definition:  erforderliche Ausstattung  grundsätzlich anzustrebende Ausstattung bei Neu- bzw. Umbau (Prüfung des jeweiligen Nutzen-/ Kostenverhältnisses) freie Erreichbarkeit für alle Seite | 23 Fahrgäste; ausreichende Beleuchtung (wenn Straßenbeleuchtung nicht ausreichend ist, ist direkte Beleuchtung des Fahrplanaushanges vorzusehen)

Fahrplanaushang, Tarifinformationen, Telefonnummer   für Rückfragen

Bussteigkennzeichnung  

Wegweisung innerhalb des  Verknüpfungspunktes

Dynamische Fahrgastinformation (Übersichtstafeln/ Standard-DFI, ggf.  zusätzliche Anzeiger an Bussteigen)

In Anlehnung an:

 VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (Hrsg.): Barrierefreier ÖPNV in Deutschland, Alba Fachverlag GmbH & Co. KG; 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2012  Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Heft „direkt 64/2008“ (Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehrsraum für seh- und hörgeschädigte Menschen).  Sozialverband VdK Deutschland e. V.(Hrsg.): Handbuch Barrierefreie Verkehrsraumgestaltung (2008)  Barrierefreie Mobilität – Barrierefrei im Verkehrsraum (Detailinfos & Planungsbeispiele für barrierefreies Bauen im öffentlichen Raum); homepage: www. barrierefrei-mobilitaet.de

Bei der Einrichtung, dem Umbau bzw. der kleinräumigen Verlegung (Standortan- passung) von Haltestellen der Kategorie A bis C sind weiterhin folgende Anforde- rungen zu beachten:

 Haltestellen sind so anzulegen bzw. zu verlegen, dass sie aus möglichst allen Richtungen über direkt geführte, weitgehend barrierefreie und ausreichend be- leuchtete Wege erreichbar sind.

 Richtungshaltestellen sollen sich nah gegenüberliegen, um dem Fahrgast die Orientierung erleichtern zu können; in der unmittelbaren Nähe der Haltestellen sollten, soweit erforderlich, Querungsanlagen angelegt sein.

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 Potenzielle Konflikte mit dem Radverkehr in Haltestellenbereichen sollten in Ab- wägung der jeweiligen Situation minimiert werden, z. B. durch Anordnung der Radwege hinter den Fahrgastaufenthaltsbereichen, durch Umwandlung der Radwege im unmittelbaren Haltestellenbereich in „Gehweg, Radfahrer frei“ oder im Innerortsbereich auch durch Führung auf der Fahrbahn (Ausweisung und Markierung als Radfahrstreifen oder als Schutzstreifen). Seite | 24

2.7.4 Ausnahmen von der vollständigen Barrierefreiheit an Haltestellen

Gemäß § 8 Abs. 3 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) in der aktualisierten Fassung mit Gültigkeit ab dem 01.01.2013 sollen im Nahverkehrsplan die Ausnah- men von der „vollständigen Barrierefreiheit“ konkret benannt und begründet wer- den.

Auf einen barrierefreien Ausbau von Haltestellen kann aus Sicht des Landkreises Mansfeld-Südharz im Einzelfall und nach Abstimmung mit den örtlichen Behinder- tenvertretern und den Seniorenbeiräten verzichtet werden, wenn

 die Verkehrsbedeutung der Haltestelle entsprechend der Haltestellenkategorien in Kapitel 2.7.2 sehr gering ist (< 50 Ein- und Aussteiger pro Schulwerktag),

 nachweislich kein Bedarf hinsichtlich der Nutzung durch Mobilitätseingeschränk- te besteht (z. B. reine Schulverkehrshaltestellen),

 die räumlichen Randbedingungen problematisch sind (z. B. zu schmaler Bord- stein für Benutzung mit Rollstuhl),

 die Kosten für den Ausbau unverhältnismäßig hoch ausfallen würden,

 in direkter Nähe eine Haltestelle mit barrierefreiem Ausbau zur Verfügung steht und die Nutzung dieser Haltestelle für Mobilitätseingeschränkte zumutbar ist (Prüfung der Wegeverbindung) oder

 die Haltestelle aufgrund der topografischen und/ oder der räumlichen Situation für Mobilitätseingeschränkte objektiv nicht oder nur stark eingeschränkt nutzbar ist.

Hinsichtlich der baulichen Ausgestaltung der Haltstellen werden die folgenden Grundsätze formuliert:

 von einem Anheben der Haltestellenplattform/ -fläche ist abzusehen, wenn die Schnittstellen zum Umfeld nicht barrierefrei hergestellt werden können (z. B. Haltestellen an unbefestigten Randstreifen),

 Haltestellen, die nicht optimal fahrdynamisch an allen Türen spaltfrei anfahrbar sind, sollten nicht mit niederflurgerechtem Hochbord ausgebaut werden,

 an Gehwegen, die eine Breite von unter 1,5 m aufweisen und somit auf diesen ein Manövrieren mit dem Rollstuhl nicht möglich ist, sollten Haltestellen ohne Bord ausgebaut werden (wenn die Haltestelle nicht kleinräumig verlegbar ist),

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

 auf Wartehallen ist zu verzichten, wenn diese eine Haltestellennutzung durch Rollstuhlfahrer unmöglich machen.

2.8 Anforderungen an die Erbringung der Verkehrsleis- tungen Seite | 25 2.8.1 Grundsätze

Die im Nahverkehrsplan nachfolgend definierten Anforderungen an die Verkehrs- durchführung gelten ab 01.01.2016 (Beginn der Neugenehmigung der Linienver- kehre). Bis zu diesem Datum sind die im Nahverkehrsplan 2009 bzw. in der Betrau- ung der VGS festgelegten Standards weiterhin gültig.

Die im Nahverkehrsplan definierten Standards gelten verbindlich für die Linienge- nehmigungen im Verantwortungsbereich des Aufgabenträgers Landkreis Mansfeld- Südharz. Abweichungen von den Standards sind im Einzelfall mit dem Aufgabenträ- ger rechtzeitig zu vereinbaren.

2.8.2 Anforderungen an die Verkehrsdurchführung

2.8.2.1 Anforderungen Fahrpersonal

Vom Verkehrsunternehmen dürfen grundsätzlich nur ausreichend ausgebildete und geschulte Fahrer eingesetzt werden.

Die nachfolgend definierten Anforderungen sind zu gewährleisten:

 Das Fahrpersonal hat eine einheitliche Dienstkleidung, inkl. Namensschild, zu tragen. Ausnahmen können für Personale, die nur kurzzeitig in Verstärkerver- kehren und Schulverkehrsfahrten zum Einsatz kommen, vereinbart werden. Er- wartet wird ein gepflegtes und seriöses Erscheinungsbild der mit Kundenkontakt tätigen Mitarbeiter. Das Fahrpersonal von Subunternehmen hat diesen Anforde- rungen zu entsprechen und eine Dienstkleidung zu tragen, welche dem Bild der Dienstkleidung des Genehmigungsinhabers entspricht.

 Auf den Linien des Aufgabenträgers Landkreis Mansfeld-Südharz ist eine „siche- re Beherrschung“ der deutschen Sprache in Wort und Schrift erforderlich. Das Personal muss bei Auskünften und Ansagen sprachlich ebenso sicher sein wie bei Störungen oder in Konfliktsituationen.

 Dem Fahrpersonal müssen die wichtigsten Verhaltensregeln im Umgang mit mobilitätseingeschränkten Personen bekannt sein und von ihnen angewendet werden.

 Das Fahrpersonal muss in der Lage sein, die Informations- und Verkaufseinrich- tungen umfassend und sicher bedienen zu können. Zudem muss das Fahrperso- nal über die Fähigkeit verfügen, Fehlfunktionen oder Ausfälle direkt zu erkennen und der Betriebsleitstelle zu melden.

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

 Erforderlich sind weiterhin ausreichende Kenntnisse des Fahrpersonals hinsicht- lich der Netz- und Tarifstruktur sowie Grundkenntnisse in der Ortskundigkeit. Die Verkehrsunternehmen haben dazu eine „Grundqualifikation“ mit nachweis- barer Abnahmeprüfung sicherzustellen. Der Landkreis Mansfeld-Südharz behält sich in Zweifelsfällen vor, eine Prüfung der Kenntnisse durchzuführen.

Seite | 26  Die Fahrer haben sich gegenüber den Fahrgästen und anderen Verkehrs- teilnehmern freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit zu verhalten. Im Falle des Ausfalls der digitalen Haltestellenansage sind die Haltestellen mit deren Namen rechtzeitig (d. h. zeitlich ausreichend für den Ausstieg der Fahrgäste) und deutlich akustisch anzukündigen. Über Änderungen im Betriebsablauf (Fahrweg, Haltestellenbedienung, Verspätungen) sind die Fahrgäste rechtzeitig und ausführlich zu informieren.  Das Fahrpersonal hat besondere Rücksichtnahme auf mobilitätseingeschränkte Fahrgäste zu nehmen. Personen mit Mobilitätseinschränkungen, Personen mit Rollator sowie Personen mit Kinderwagen sind beim Ein- und Ausstieg nötigen- falls zu unterstützen.  Das Fahrpersonal hat sich einer besonderen Verantwortung für Kinder und Ju- gendliche bewusst zu sein, insbesondere bei Dunkelheit und bei extremer Witte- rung.

 Vom Auftragnehmer sind mindestens zweimal pro Jahr Fahrerschulungen zur Orts-, Verkehrs- und Tarifkenntnis (inkl. Trainingsmaßnahmen zur Bewältigung von Konfliktsituationen) durchzuführen.

2.8.2.2 Anforderungen Betriebsstätte, Ansprechpartner und Leit- stelle

Das Verkehrsunternehmen hat wegen der besonderen Anforderungen, die mit der Durchführung eines attraktiven Busverkehrs verbunden sind, eine Betriebsstätte zu führen, die maximal 50 km vom Ausführungsort der Leistung entfernt sein darf (Bezug: geografischer Mittelpunkt des Linienbündels „Landkreis Mansfeld- Südharz“29).

Das Verkehrsunternehmen hat weiterhin im Nahverkehrsraum, nicht zwingend am Ort der Betriebstätte, eine Betriebsleitstelle zu betreiben. Diese Leitstelle muss eine lückenlose Kommunikation mit den eingesetzten Fahrzeugen sicherstellen und ist durchgängig Montag bis Freitag im Zeitraum von 30 Minuten vor der ersten Fahr- planfahrt bis 18:00 Uhr durch einen verantwortlichen (entscheidungs- und hand- lungsbefugten) Mitarbeiter zu besetzen. Zu den anderen Verkehrszeiten ist ein Be- reitschaftsdienst mit Handlungskompetenz und Mobilfunkerreichbarkeit vorzuhalten.

29 Beschreibung des Linienbündels siehe Kapitel 11.2

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Am Ort der Betriebsstätte ist ein Betriebsleiter nach § 4 BOKraft oder eine Person mit vergleichbaren Fach-, Entscheidungs- und Handlungskompetenzen bestellt, so- fern nicht die Geschäftsleitung selbst dort ansässig ist. Die Person muss regelmäßig für den Aufgabenträger ansprechbar und persönlich verfügbar sein.

2.8.2.3 Betrieb, Verspätungs- und Störfallmanagement Seite | 27

Das jeweilige Verkehrsunternehmen ist verpflichtet, den Fahrplan einzuhalten und einen pünktlichen und störungsfreien Betrieb zu gewährleisten. Die Durchführung von 99 % der veröffentlichten Fahrplanfahrten ist sicherzustellen.

Das Verkehrsunternehmen hat anhand der Wettermeldungen vorausschauend Ab- stimmungen mit dem Aufgabenträger bzgl. der Handlungsoptionen bei gravieren- den Witterungssituationen vorzunehmen.

Ohne Zustimmung des Aufgabenträgers darf eine Unterbrechung des Betriebes nur vorgenommen werden, wenn die Einflüsse unvorhergesehen eintreten oder wenn eine unmittelbare Gefahr für Personen und Sachgegenstände besteht.

Das Verspätungsmanagement obliegt dem Verkehrsunternehmen. Es hat dazu die Verfügbarkeit von Reservefahrzeugen in einer Höhe von mindestens 5 % der in der Spitzenlast eingesetzten Fahrzeuge während der gesamten täglichen Betriebszeit zu gewährleisten. Das Verkehrsunternehmen kann als Betriebsreserve auch auf die Kapazitäten von Subunternehmen zurückgreifen.

Vom Verkehrsunternehmen ist ein RBL/ ITCS-System einzurichten und vorzuhalten. Sicherzustellen ist eine Schnittstellenfunktion zur Abstimmung mit dem SPNV (mit INSA). Die Fahrzeuge sind mit Funk, Mobilfunk oder anderen funktionstüchtigen Kommunikationsmöglichkeiten auszurüsten.

Der Betrieb gilt als pünktlich, wenn die jeweilige Abfahrt in einem Zeitfenster von bis zu drei Minuten nach der definierten Anfahrtszeit erfolgt. Das Abfahren mit Ver- frühung ist untersagt. Als Zielwert wird eine Pünktlichkeitsquote

 von 95 % an den Verknüpfungspunkten in Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Hettstedt,

 von 90 % an anderen Haltestellen festgelegt.

Die Auswertung der Pünktlichkeit hat vom Verkehrsunternehmen durch das RBL- System zu erfolgen. Verspätete Fahrten infolge von Betriebsstörungen, die durch Dritte oder höhere Gewalt verursacht wurden (z. B. Unfälle, Unwetterschäden, Straßensperrungen und Streiks) gehen nicht in die Berechnung ein.

Der Einsatz von Gelenkbussen oder 15-Meter-Bussen kann erfolgen, wenn vom Verkehrsunternehmen eine störungsfreie Befahrung der Strecken gewährleistet wird.

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Bei Verspätungen von über 60 Minuten sind unverzüglich Reservebusse einzuset- zen. Dies gilt auch, wenn die Verspätung bzw. der Fahrzeugausfall nicht vom Auf- tragnehmer zu vertreten ist.30 Der Einsatz von Einsatzfahrzeugen ist bei Überlas- tungen innerhalb von 60 Minuten zu veranlassen. Bei umfassenderen, absehbar längeren Störungen sind unverzügliche Ersatzverkehre einzurichten.

Seite | 28 Die Fahrgäste sind unverzüglich mit aktuellen Informationen über Störungen und Ersatzverkehre zu versorgen (im Bus, an Haltestellen, über Print- und Radiomedien, Internet).

Das Verkehrsunternehmen hat durch eine regelmäßige Erfassung der Fahrgastnach- frage und dem Einsatz von Fahrzeugkapazitäten sicherzustellen, dass die in Tabelle 3 definierten Standards der Auslastung eingehalten werden.31

Tabelle 3: Anforderungen an die maximale Auslastung der Fahrzeugkapazitäten

Verkehrszeit Grenzwert der Auslastung des Platzangebotes am höchstbelasteten Querschnitt der Linie32

maximale Besetzung in der 80 % (Mittelwerte über 20-Minuten-Spitze) Hauptverkehrszeit 65 % (Mittelwerte über die Spitzenstunde)

maximale Besetzung in der 50 % der Sitz- und Stehplätze als Mittelwert über eine Stunde Normalverkehrszeit (vormittags und nachmittags); bei Fahrten mit einer Fahrzeit von über 15 Minuten soll jedem Fahrgast ein Sitzplatz zur Verfügung stehen maximale Besetzung in der jedem Fahrgast soll ein Sitzplatz zur Verfügung stehen Schwachverkehrszeit Ausnahmeregelungen in der Hauptverkehrszeit können aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und bestimmter planerischer Überlegungen die Richtwerte für kurze Streckenabschnitte (maximal 10 Minuten Fahrzeit) überschritten werden; bei Großveranstaltungen und Sondersituationen (z. B. extreme Witterung) gelten die definierten Anforderungen ausdrücklich nicht

30 Bei extremen Verhältnissen, wie Glatteis, unvorhergesehenem Wintereinbruch, Sturmbö- en, unvorhersehbaren gravierenden Verkehrsstaus, verspätungsrelevanten Tagesbaustel- len usw. können mit dem Aufgabenträger Ausnahmeregelungen zu den Regelungen im Verspätungsmanagement abgestimmt werden. 31 Werte nach: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) (Hrsg.): Verkehrserschlie- ßung und Verkehrsangebot im ÖPNV, VDV-Schriften 4; 6/ 2001 32 Sitz- und Stehplätze, Stehplätze dabei berechnet mit 4 Fahrgäste pro m²

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2.8.2.4 Fahrzeugzustand und -reinigung

Für den Zustand der Fahrzeuge und deren Reinigung werden folgende Anforderun- gen definiert.

 In den Fahrzeugen sind möglichst angemessene klimatische Verhältnisse, bezo- 33 gen auf die jeweilige Jahreszeit, zu gewährleisten. Seite | 29  Zum täglichen Betriebsbeginn müssen die Fahrzeuge innen und außen in einem optisch sauberen Zustand sein. Alle fahrgastrelevanten Ausstattungselemente müssen funktionstüchtig sein.

 Die Fahrzeuge sind täglich innen zu reinigen. Die Außenreinigung hat mindes- tens zweimal pro Woche zu erfolgen. In längeren Trockenperioden sind längere Zyklen der Außenreinigung zulässig. Im Winter ist ggf. zur Gewährleistung eines optisch sauberen Eindrucks ein häufigeres Waschen erforderlich.

 Gravierende Verunreinigungen des Fahrzeuginnenraumes während der Ver- kehrsdurchführung sind bei nächstmöglicher Gelegenheit zu beseitigen, wenn ein schnellstmöglicher Fahrzeugaustausch betrieblich nicht realisierbar ist.

 Defekte Fahrscheindrucker (Bordcomputern) sind unverzüglich auszuwechseln.

 Grobe Vandalismusschäden und großflächige Schmierereien sind kurzfristig zu beseitigen.

2.8.2.5 Beschwerdemanagement

Die Annahme und Bearbeitung von Kundenresonanzen (Beschwerden und Hinweise der Fahrgäste) liegt im Verantwortungsbereich des Verkehrsunternehmens. Im Be- schwerdemanagement sind die nachfolgend definierten Leistungen zu erbringen.

 Für die Annahme von Kundenresonanzen sind grundsätzlich alle eingesetzten Personale verantwortlich. Auch Fahrpersonale müssen Beschwerden und Hinwei- se aufnehmen, soweit bzw. sobald es die Betriebslage zulässt.  Als Kundenresonanzen sind alle beim Verkehrsunternehmen eingehenden schriftlichen, telefonischen und mündlichen Beschwerden und Hinweise aufzu- nehmen.  Vom Auftragnehmer sind die bei ihm eingegangenen und aufgenommenen Be- schwerden und Hinweise EDV-gestützt in der Aufnahme und Bearbeitung zu do- kumentieren.  Über Eskalationen o. Ä. im Zusammenhang mit der Annahme von Kundenreso- nanzen ist der Aufgabenträger unverzüglich zu informieren.

33 Die Definition „angemessen“ bedeutet, dass die jeweiligen technischen Möglichkeiten des betrachteten Fahrzeuges in der Einschätzung zu berücksichtigen sind (z. B. Fahrzeuge mit Klimaanlage andere Bewertung im Vergleich zu Fahrzeugen ohne Klimaanlage).

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 Vom Auftragnehmer sind Stellungnahmen zu allen Kundenbeschwerden, welche die Verkehrsdurchführung betreffen, zu bearbeiten und zu beantworten. Als Zielwert wird festgelegt, dass 90 % der Kundenresonanzen innerhalb von zwei Wochen abschließend zu bearbeiten sind.  Die Kundenresonanzen sind halbjährlich vom Verkehrsunternehmen aufzuberei- Seite | 30 ten und in abgestimmten Kategorien dem Aufgabenträger zur Verfügung zu stel- len.

2.8.2.6 Kundenservice und Vertrieb

Das Verkehrsunternehmen hat zu jedem regulären Fahrplanwechsel ein Fahrplan- buch sowie im Sommer ein Ergänzungsheft für den Schülerverkehr zu erstellen, zu produzieren und zum Selbstkostenpreis zu vertreiben. Die Fahrplanbücher müssen jeweils spätestens eine Woche vor dem Fahrplanwechsel erscheinen. Vorzusehen ist eine Abstimmung mit dem Aufgabenträger. Anstelle der Fahrplanbücher können ggf. andere Druckmedien produziert werden.

Weiterhin ist eine Internetseite mit Fahrgastinformationen (inkl. Tarifinformationen und Verweis auf eine telefonische Tarifauskunft) und aktuellen Informationen zur Betriebssituation bei Abweichungen zu betreiben.

Die Fahrplaninformationen der Internetseite sind barrierefrei zu gestalten, alterna- tiv ist eine Verlinkung auf eine barrierefrei gestaltete Internetseite Dritter mit ent- sprechender Fahrplanauskunft vorzusehen.34

Die NASA GmbH betreibt das landesweite Nahverkehrs-Informationssystem für Sachsen- Anhalt „INSA“ auf Grundlage von Vorgaben des ÖPNV-Planes für Sach- sen-Anhalt sowie des IVS-Rahmenplanes für Sachsen-Anhalt. INSA ist ein Dienst der NASA in Kooperation mit den Verkehrsunternehmen. INSA informiert über Fahrpläne, Fahrzeit-Prognosen und Tarife. INSA ist verfügbar unter www.insa.de, als Apps und über eine landesweite Telefonhotline.

Für INSA sind von den Konzessionsinhabern Fahrplandaten und Echtzeitdaten (Standortmeldungen oder Fahrzeitprognosen) bereitzustellen. Tarifdaten und Stö- rungsmeldungen (HIM) sind vom Verkehrsunternehmen vorbehaltlich der Kompati- bilität der Systeme und nach kostenseitiger Prüfung bereitzustellen.

Auf der zentralen Webseite ist eine Verlinkung zum landesweiten Nahverkehrs- Informationssystem INSA anzulegen. Die Verlinkung muss leicht erkennbar sein.

34 Kriterien siehe: BITV 2.0 - Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (Barrierefreie-Informationstechnik- Verordnung) vom 12. September 2011 und Hegner, Marcus (2005): Gestaltung barrierefreier Webseiten; Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemein- schaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) IZ-Arbeitsbericht Nr. 35; April 2005 http://www.gesis.org/fileadmin/upload/forschung/publikationen/gesis_reihen/ iz_arbeitsberichte/ab_35.pdf; [Zugriff13.03.2014]

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Auf jedem Aushangfahrplan sind die Internetadresse des landesweiten Nahver- kehrs-Informationssystems INSA sowie die Telefonnummer der INSA-Telefon- auskunft gut lesbar darzustellen. Auf die Bewerbung der INSA-Internetadresse kann auf den Aushangfahrplänen verzichtet werden, wenn dort eine Webseite kommuniziert wird, auf der eine leicht erkennbare Verlinkung zu INSA besteht. Auf die Bewerbung der INSA-Telefonhotline kann auf den Aushangfahrplänen verzichtet Seite | 31 werden, wenn das Verkehrsunternehmen eine eigene Hotline betreibt, die Fahr- planauskünfte unter Verwendung von INSA anbietet und Anrufe außerhalb der Be- triebszeiten zur INSA Telefonauskunft weitergeleitet werden.

Im Falle von geplanten oder kurzfristigen Angebotsveränderungen ist eine unver- zügliche Information der Fahrgäste über verschiedene Informationskanäle, insbe- sondere Printmedien, Internet und Handzettel o. Ä. in den Fahrzeugen, sicherzu- stellen.

Der Ticketvertrieb hat mindestens über Fahrscheindrucker in den Bussen zu erfol- gen. Weitere Vertriebswege, wie z. B. Fahrscheindrucker an Haltestellen oder priva- te Vertriebspartner, sind ausdrücklich erwünscht.

2.8.2.7 Fahrgastinformationen an Haltestellen und Kontrolle des Haltestellenzustandes

Zum jährlichen Fahrplanwechsel ist vom Verkehrsunternehmen an den von ihm bedienten Haltestellen der Austausch der gesamten Fahrgastinformationen rechtzei- tig vor dem Fahrplanwechsel sicherzustellen. Die Fahrgastinformationen zum Aus- hängen sind vom Verkehrsunternehmen zu produzieren.

Im laufenden Betrieb sind fehlende oder beschädigte Aushänge an Haltestellen un- verzüglich auszutauschen bzw. zu ersetzen.

Das Verkehrsunternehmen hat durch das Fahrpersonal eine Kontrolle des Haltestel- lenzustandes durch Inaugenscheinnahme während der Haltestellenbedienung zu gewährleisten. Erkannte Schäden sind direkt an den Aufgabenträger zu melden.

2.8.2.8 Berichtswesen

Bei besonderen Vorkommnissen, längeren Betriebsunterbrechungen und schweren Unfällen ist der Aufgabenträger unverzüglich zu informieren.

Zum Beginn des Jahres ist ein Statusbericht zum Vorjahr zu erstellen. Dieser hat zu beinhalten

 Erfüllung der Qualitäts- und Leistungsstandards,

 Entwicklung Fahrgastnachfrage,

 Aufbereitung der Kundenresonanzen in Kategorien,

 Leistungsdaten,

 Entwicklung Fahrzeugbestand und Umweltstandards,

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 Stand „Barrierefreiheit“,

 besondere Ereignisse,

 ggf. weitere Daten und Informationen im Kontext mit der Veröffentlichungs- pflicht der „Behörde“ nach Artikel 7 der EU-VO 1370/ 2007.

Seite | 32 2.8.3 Anforderungen an die Fahrzeugausstattung

2.8.3.1 Allgemein

Der Fahrzeugeinsatz soll bei den im Nahverkehrsraum tätigen Verkehrsunterneh- men, soweit es die betrieblichen Belange zulassen, hinsichtlich der Ausstattungs- qualität vorrangig nach der verkehrlichen Bedeutung der Linien erfolgen.

Bei Neuanschaffung von Fahrzeugen ist die EU-Richtlinie 2001/85/EG zu beach- ten35.

Von besonderer Bedeutung für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sind fol- gende Ausstattungsmerkmale

 Niederflurtechnik mit ausklappbaren Rampen für Rollstuhlfahrer als Einstiegshil- fe und Kneeling-Technik,

 ausgewiesene Sitzplätze für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste sowie ausrei- chende Abstellflächen für Rollstühle und Kinderwagen (Sondernutzungsflächen),

 bedarfsgerechte Ausstattung der Fahrzeuge, z. B. Stellplätze für Rollstühle in Türnähe gemäß der EU-Richtlinie 2001/85/EG und

 gut lesbare (kontrastierende) bzw. hörbare Fahrgastinformationen (Linien- und Zielanzeige, Haltestellenanzeige oder -ansage etc.) in und an den Fahrzeugen auch für Seh- und Hörbehinderte.

Hochflurbusse mit Hubliften sind in der Einschätzung des Landkreises Mansfeld- Südharz nicht „vollständig barrierefrei“, da sie insbesondere von Gehbehinderten nicht barrierefrei nutzbar sind.

35 Richtlinie über besondere Vorschriften für Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit mehr als acht Sitzplätzen außer dem Fahrersitz und zur Änderung der Richtlinien 70/156/EWG und 97/27/EG (Richtlinie 2001/85/EG des Europäischen Parlaments und des Rates) i. d. Fassung vom 18. Mai 2004. Die Richtlinie beinhaltet u. a. Regelungen über technische Einrichtungen für Personen mit eingeschränkter Mobilität, wie z. B. behindertengerechte Einstiege, Einstiegshilfen (Ram- pen, Absenkvorrichtungen, etc.), tlw. stufenfreie Sitzbereiche in Türnähe usw..

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2.8.3.2 Festlegung Fahrzeugstandards

Für die Fahrzeugstandards werden folgende Kategorien festgelegt.

 Kategorie I: Regelfahrzeug

 Kategorie II: Fahrzeuge für Linien mit sehr unregelmäßiger Bedienung und/ oder Verstärkerfahrzeuge Seite | 33

Mit dieser Kategorisierung wird der unterschiedlichen Bedeutung der Verkehre und den differenziert erforderlichen Anforderungen Rechnung getragen. Berücksichtigt werden damit auch wirtschaftliche Aspekte der Betriebsdurchführung, wie die Mög- lichkeit des Einsatzes von älteren Verkehren für Verstärkerfahrten.

Für die Ausstattung der Fahrzeuge mit Einsatz im Regionalverkehr im Landkreis Mansfeld-Südharz werden von Seiten des Aufgabenträgers nachfolgende Standards festgelegt (siehe Tabelle 4).

Tabelle 4: Verbindliche Ausstattungsstandards für Fahrzeuge im Linienverkehr im Landkreis Mansfeld-Südharz

Merkmal Kategorie

I II

1. Fahrzeugalter max. 6 Jahre zum  Einsatzzeitpunkt (mind. 30 % der Fahrzeuge) max. 12 Jahre zum Einsatzzeitpunkt  max. 16 Jahre zum  Einsatzzeitpunkt max. 20 Jahre zum nur als Ersatzfahrzeuge zulässig Einsatzzeitpunkt 2. Abgasnorm  EEV (mind. 50 % der Fahrzeuge) Euro IV-Norm (bis 31.12.2017) 

EEV  (ab 01.01.2018) (mind. 75 % der Fahrzeuge) Euro IV-Norm  (bis 31.12.2017) (mind. 25 % der Fahrzeuge) Euro IV-Norm  (bis 01.01.2018) (mind. 75 % der Fahrzeuge)

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3. Barrierefreiheit

Niederflurtechnik/ Low-Entry36 

Kneeling  Seite | 34 (manuell) ausklappbare  Rampe für Rollstuhlfahrer an  der zweiten Tür (mind. 50 % der Fahrzeuge)

Sondernutzungsfläche  

mind. zwei Türen für den Fahrgastwechsel, davon mind. eine Doppeltür mit zweiflügeligen Türen und   Durchgangsmaß mind. 1.200 mm

kontrastreiche und taktile Markierung/ Gestaltung der Eingangsbereiche, Haltegriffe und -stangen, Kanten, Bedienelemente, Taster usw.  mit Verwendung einer einheitlichen Signalfarbe in und an allen Fahrzeugen

Bereich zwischen Tür 1 und Tür 2 ohne Außenwerbung an den  Scheiben (inkl. Tür 2 und (mind. 50 % der Fahrzeuge) Sondernutzungsfläche)37

36 Merkmale der „Niederflurtechnik“: Einstiegshöhe 320 mm + 20 mm, Kneeling-System mit Absenkungen um ca. 70 mm und Einstiegshilfe, z. B. Rampe (siehe Ralph Pütz: Einfüh- rung in die Linienbustechnik; VDV-Akademie (Hrsg.); Alba-Fachverlag GmbH + Co. KG, Düsseldorf 2012); die Anforderung „Niederflurfahrzeug“ erfüllen Fahrzeuge, bei denen „mindestens 35 % der für Fahrgäste verfügbaren Stehplatzflächen (bzw. des vorderen Teilfahrzeugs bei Gelenkbussen bzw. der unteren Fahrgastebene bei Doppeldeckerfahr- zeugen) eine stufenlose Fläche bilden und Zugang zu mindestens einer Betriebstür bie- ten“; siehe auch EU-Richtlinie 2001/ 85/ EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20.11.2001 (sog. „EU-Busrichtlinie“) 37 Ausnahmen können im Einzelfall bei Bestandsfahrzeugen bei laufenden Werbeverträgen bzw. im Falle gravierender wirtschaftlicher Nachteile beim Verkehrsunternehmen verein- bart werden.

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4. Fahrgastinformation digitale Fahrgastinformation Außen   digitale (akustische und  visuelle) Fahrgastinformation Innen (mind. 50 % der Fahrzeuge) Seite | 35

TFT-Multifunktions- innenanzeigen (Anzeige der nächsten Haltestellen und  integrierter Anzeige „Wagen (mind. 40 % der Fahrzeuge) hält“; ggf. weitere Infos)

5. Sonstige Ausstattung  Videoschutz (mind. 10 % der Fahrzeuge) Rechnergestütztes Betriebsleitsystem (RBL)38  

Notruffunktion 

Beleuchtung der Einstiegsbereiche bei  Türöffnung

Bei grenzüberschreitenden Linien ist eine Abstimmung mit dem jeweiligen Nachbar- aufgabenträger und eine einvernehmliche Festlegung erforderlich.

2.9 Anforderungen an die Angebotsqualität (Bedie- nungsstandards) 2.9.1 Grundsätze

2.9.1.1 Rolle der Bedienungsstandards im Nahverkehrsplan

Der Nahverkehrsplan des Landkreises Mansfeld-Südharz ist das wirksame Steue- rungsinstrument des Aufgabenträgers zur Weiterentwicklung des straßengebunde- nen ÖPNV. Er konkretisiert das öffentliche Verkehrsinteresse durch Rahmenvor- gaben für das betriebliche Leistungsangebot.

38 Die Fahrzeuge sind mit Fahrscheindruckern bzw. Bordrechnern auszustatten. Bei Neube- schaffungen ist die Anforderung einer Datenübermittlung an die Echtzeitdaten- Drehscheibe „INSAplus“ der NASA GmbH zu beachten.

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Als Bestandteil des Nahverkehrsplans beschreiben die Bedienungsstandards die vom Aufgabenträger angestrebte Qualität des ÖPNV-Angebotes. Sie dienen dabei sowohl als Grundlage für die einheitliche Bewertung der bestehenden Angebotsqua- lität, außerdem dokumentieren sie die Planungsziele des Aufgabenträgers für die Weiterentwicklung des ÖPNV. In ihrem Verständnis werden sie als Mindeststan- dards behandelt. Seite | 36 Die Angebotsqualität umfasst dabei die folgenden Kriterien:

 Erschließungsqualität,

 Bedienungsqualität,

 Verbindungsqualität.

Die Bedienungsstandards sind aus Sicht des Aufgabenträgers für alle im Landkreis Mansfeld-Südharz derzeit und in der Zukunft tätigen Verkehrsunternehmen glei- chermaßen verbindlich. Gleichzeitig bieten sie den Unternehmen eine verlässliche Planungs- und Entscheidungsgrundlage im Hinblick auf die vom Aufgabenträger angestrebte ÖPNV-Qualität.

Können die Anforderungen von den Verkehrsunternehmen im Zusammenhang mit Angebotsveränderungen aus unterschiedlichen Gründen nicht eingehalten werden, ist der Landkreis Mansfeld-Südharz als Aufgabenträger rechtzeitig vor der geplan- ten Veränderung zu informieren. Von den Anforderungen kann nach Abstimmung mit dem Aufgabenträger abgewichen werden, wenn die Einhaltung zu einer nen- nenswerten Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit führt und/ oder die Einhaltung keine wesentliche Verbesserung der Nachfrage erwarten lässt.

2.9.1.2 Methodischer Ansatz

Die Anforderungen an die Angebotsqualität im ÖPNV können aufgrund unterschied- lichster Strukturen im Kreisgebiet und in den einzelnen kreisangehörigen Städten und Gemeinden nicht in allen Bereichen gleich dimensioniert sein. Unter Berück- sichtigung verkehrsrelevanter Strukturen, wie der Einwohner- und Arbeitsplatzdich- te sowie der Funktionalität und Zentralität einzelner Teilräume, werden deshalb differenzierte Qualitätskriterien für die unterschiedlichen Teilräume festgelegt.

 Die Erschließungsqualität beschreibt die räumliche Wirkung der Haltestellen- einzugsbereiche im Teilraum. Die Ermittlung der Erschließungswirkung erfolgt stadt- bzw. ortsteilweise. Die Standarderfüllung wird anhand der erschlossenen Einwohner und ggf. der erschlossenen Arbeitsplätze in Bezug zur Gesamtzahl im Stadt-/ Ortsteil bewertet.

 Die Bedienungsqualität wird für Relationen aus dem jeweiligen Stadt-/Ortsteil in das nächste Grundzentrum sowie in das zugehörige Mittelzentrum (Sanger- hausen bzw. Lutherstadt Eisleben) analysiert. Die Bedienungsstandards umfas- sen Mindestfahrtenfolgen bzw. Mindestwerte an Fahrten für die einzelnen Ver- kehrszeiten.

 Die Verbindungsqualität wird für die relevanten Relationen mit dem Kriterium der Umsteigenotwendigkeit bewertet.

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Für die Städte und Gemeinden im Landkreis Mansfeld-Südharz werden für zwei Re- lationen Anforderungen an die ÖPNV-Verbindungen definiert (siehe Abbildung 2):

 Kategorie A: Anbindung des jeweiligen Ortes/ Siedlungsbereiches in das zuge- hörige Mittelzentrum Sangerhausen bzw. Lutherstadt Eisleben (die ÖPNV- Verbindung kann direkt ausgerichtet sein oder auch über das zugehörige Unter- zentrum führen), Seite | 37  Kategorie B: Anbindung des jeweiligen Ortes/ Siedlungsbereiches an das nächste Grundzentrum .

Abbildung 2: Relationskategorien für die Bewertung der Bedienungs- und Verbindungsquali- tät im Landkreis Mansfeld-Südharz

2.9.2 Verkehrszeiten

2.9.2.1 Allgemein

Die Definition der Verkehrszeiten ist Grundlage für die zeitdifferenzierte Festlegung der Bedienungsstandards. Die nachfolgend beschriebenen Zeitfenster der Verkehrs- zeiten berücksichtigen:

 die typischen Nutzerstrukturen (z. B. Berufs-, Schüler-, Ausbildungs-, Versor- gungs-, Freizeitverkehr) für bestimmte Zeitabschnitte,  die aktuellen Ladenöffnungszeiten sowie  die allgemeine zeitliche Verteilung der Verkehrsnachfrage im MIV und im ÖPNV. Die Betriebszeitfenster sind als „Rahmenvorgabe“ zu verstehen. Sie verfolgen den Anspruch einer kreisweiten Anwendbarkeit, d. h. sie müssen sowohl für die Kernbe- reiche als auch für die Außenbereiche mit ihren differenzierten Anforderungen in der Nahverkehrsplanung anwendbar sein.

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Abweichungen von bis zu 30 Minuten je nach Funktion einer Linie bzw. Lage im Landkreisgebiet sind ohne Relevanz für die Bewertung.

Bei Veränderungen in den Ladenöffnungszeiten bzw. bei grundsätzlichen Änderun- gen der Schulzeiten (z. B. späteres Schulende) sind die Zeitfenster zu überprüfen und in Abstimmung mit dem Aufgabenträger ggf. entsprechend anzupassen. Seite | 38 Aus den definierten Betriebszeitfenstern ist ausdrücklich nicht die Anforderung ab- leitbar, dass eine Linie zu diesen Zeiten betrieben werden muss. Darüber hinaus können die Verkehrszeiten bei der Anbindung von Zielen mit besonderen Anforde- rungen (z. B. Gewerbestandorte, Kliniken, Freizeitstandorte) flexibel gehandhabt werden.

2.9.2.2 Definition der Verkehrszeiten

Die ÖPNV-Angebotsstruktur richtet sich an den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Verkehrszeiten aus.

Normalverkehrszeit (NVZ)

Die Normalverkehrszeit umfasst allgemein den Zeitraum von montags bis samstags außerhalb der Zeitfenster der Hauptverkehrszeit (HVZ) und der Schwachverkehrs- zeit (SVZ). Die Normalverkehrszeit ist gekennzeichnet durch Einkaufs-, Besor- gungs- und Freizeitverkehr.

Hauptverkehrszeit (HVZ)

Die Hauptverkehrszeiten innerhalb der Normalverkehrszeit sind gekennzeichnet durch die prägenden Belange des Schul-, Ausbildungs- und Berufsverkehrs sowie am Nachmittag auch des Einkaufsverkehrs.

Diese Verkehre sind somit zeitlich an die Anfangs- und Endzeiten der Schulen, Ar- beitsstätten und Einkaufsstandorte sowie räumlich an deren Standorte gebunden.

Schwachverkehrszeit (SVZ)

Die Schwachverkehrszeit umfasst Montag bis Freitag den Frühverkehr (vor der morgendlichen Hauptverkehrszeit) sowie den Abendverkehr sowie am Wochenende die Zeiten außerhalb der Normalverkehrszeit. Der Schwerpunkt der ÖPNV- Verkehrsnachfrage in der Schwachverkehrszeit ist dem Bereich des Freizeitverkehrs zuzuordnen.

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Tabelle 5: Definition der Verkehrszeiten im Landkreis Mansfeld-Südharz

Verkehrstag Verkehrszeit Abk. Zeitfenster

Mo-Fr Schwachverkehrszeit SVZ I vor 06:00 Uhr

Hauptverkehrszeit HVZ I 06:00 – 08:00 Uhr

Normalverkehrszeit NVZ I 08:00 – 12:00 Uhr Seite | 39

Hauptverkehrszeit HVZ II 12:00 – 16:00 Uhr *

Normalverkehrszeit NVZ II 16:00 – 19:00 Uhr

Schwachverkehrszeit SVZ II nach 19:00 Uhr

Sa Schwachverkehrszeit SVZ I vor 09:00 Uhr

Normalverkehrszeit NVZ 09:00 – 14:00 Uhr

Schwachverkehrszeit SVZ II nach 14:00 Uhr

So und Schwachverkehrszeit SVZ 09:00 – 18:00 Uhr Feiertag

* abhängig von Ausprägung des Ganztagsunterrichtes (ggf. HVZ II bis 14:00 Uhr)

2.9.3 Standards für die ÖPNV-Angebotsqualität

2.9.3.1 Anforderungen an die Erschließungsqualität

Allgemeine Anforderungen

Für die Bewertung der Erschließungsqualität ist die räumliche Erschließungswirkung der Haltepunkte und Haltestellen ausschlaggebend. Diese setzt sich zusammen aus

 der räumlichen Erschließungswirkung von Haltestellen und Haltepunkten (auf Basis differenzierter Haltestelleneinzugsbereiche) und  dem Erschließungsgrad (erschlossene Einwohner in Bezug zur Gesamteinwoh- nerzahl des jeweiligen Betrachtungsraums; ggf. auch erschlossene Arbeitsplätze in großen Gewerbegebieten).

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Seite | 40

Abbildung 3: Erschließungswirkung von Haltestellen in einem Siedlungsbereich

Anzustreben ist eine möglichst direkte Erschließung der wichtigen Ziele:

 Kernbereiche der zentralen Orte und Einkaufsbereiche/ -einrichtungen,

 Schulen,

 größere Ausbildungs- und Arbeitsplatzstandorte,

 wichtige Infrastruktureinrichtungen mit hoher Bedeutung für den Publikumsver- kehr (z. B. Krankenhäuser und Behörden) sowie

 herausragende Tourismus- und Naherholungsziele. Die im Folgenden als Anforderungen an die Erschließungswirkung im Landkreis Mansfeld-Südharz definierten Richtwerte für die Haltestelleneinzugsbereiche orien- tieren sich an den Empfehlungen des VDV39.

39 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) (Hrsg.): Verkehrserschließung und Ver- kehrsangebot im ÖPNV, VDV-Schriften 4; 6/ 2001

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Tabelle 6: Standards „Erschließungsqualität“ Landkreis Mansfeld-Südharz - Richtwerte für Haltestelleneinzugsbereiche

Richtwerte für Haltestelleneinzugsbereiche (Radius Luftlinie)

Bus/ Rufbus/ SPNV Gebietskategorie alternative Bedienung Seite | 41

Kernbereiche der zentralen 300 m 1.000 m Orte

Orte, Ortsteile bzw. Stadtteile 500 m 1.000 m größer 500 EW

Siedlungsbereiche bis 750 m 1.000 m 500 EW und Streusiedlungen

Gewerbegebiete 500 m 1.000 m

Ein Siedlungsbereich gilt als erschlossen, wenn

 Kernbereiche der zentralen Orte mindestens 90 %,  Orte, Ortsteile bzw. Stadtteile größer 500 EW mindestens 85 %,

 Siedlungsbereiche bis 500 EW und Streusiedlungen mindestens 75 % der Einwohner im Einzugsbereich einer Haltestelle bzw. eines Bahnhofs/ Haltepunk- tes leben.

2.9.3.2 Anforderungen an die Bedienungs- und Verbindungsqualität

Allgemeine Anforderungen

Die Bedienungsqualität beschreibt die zeitliche Verfügbarkeit des ÖPNV-Angebotes für die Fahrgäste, wobei insbesondere die Kriterien Bedienungshäufigkeit und Re- gelmäßigkeit von Bedeutung sind. Kriterium der Verbindungsqualität ist die Umstei- genotwendigkeit zum Erreichen des Zieles.

Als Richtwerte für die Bedienungsqualität werden Mindestwerte der Bedienungshäu- figkeit definiert. Diese gelten unabhängig davon, ob es sich bei der Verbindung um eine Umsteige- oder eine Direktverbindung handelt.

Auch sind die Bedienungsstandards relationsbezogen zu sehen und nicht zwingend als Maßstab für das Bedienungsangebot einer einzelnen Linie zu betrachten. Die Bewertung erfolgt im jeweiligen Ortsteil für die festzulegenden Referenzhaltestellen, die als „maßgebend“ für die Erschließung und Bedienung des jeweiligen Ortsteils wirken.

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Die in den nachfolgenden Tabellen hinterlegten Bedienungsstandards orientieren sich an den Empfehlungen des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)40.

Die Werte für die Bedienungshäufigkeit können bei entsprechenden Nachfragepo- tenzialen ggf. deutlich überschritten werden. Des Weiteren kann die parallele Be- Seite | 42 dienung mehrerer Linien in einzelnen Korridoren zu einem deutlich höheren Fahr- tenangebot führen, als es entsprechend der festgelegten Bedienungsstandards er- forderlich wäre.

Im Einzelfall ist auch ein Unterschreiten zulässig, wenn die Fahrgastnachfrage nachweisbar und nachhaltig zu gering ist bzw. ein ausgesprochen ungünstiges Kos- ten-Ertragsverhältnis beim Erfüllen der Basisstandards entstehen würde.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz ist für alle Städte und Gemeinden eine angemesse- ne Bedienungsqualität entsprechend der Nachfragepotenziale und der Bedienungs- anforderungen zu gewährleisten. In Räumen und Zeiten schwacher Nachfrage kön- nen die genannten Standards auch bedarfsgesteuert mit Rufbusfahrten gewährleis- tet werden, um damit auch einen wirtschaftlicheren Betrieb ermöglichen zu können.

40 Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) (Hrsg.): Verkehrserschließung und Verkehrsangebot im ÖPNV, VDV-Schriften 4; 6/ 2001

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Tabelle 7: Standards der Bedienungs- und Verbindungsqualität für Verkehrstage „Montag bis Freitag an Schultagen“ (Kategorie A – Verbindungen ins zugehörige Mittelzentrum)

Gebietskategorie Mindest-Bedienungsqualität Max. Fahrtenfolge bzw. Anzahl Fahrten Umsteigen

Gebietskategorie HVZ NVZ SVZ Seite | 43 1 Fahrt in stündlich stündlich A1 Kernbereiche Ri. MZ früh (ggf. Verdichter (einzelne Lücken 0 der Grundzentren 1 Fahrt aus Ri. im Schulverkehr) zulässig) MZ abends

A2 Orte, Ortsteile 1 Fahrt in stündlich bzw. Stadtteil Ri. MZ früh (ggf. Verdichter zweistündlich 1 größer 1 Fahrt aus im Schulverkehr) 2.000 EW Ri. MZ abends

1 Fahrt in Ri. MZ A3 Orte und vormittags zusammenhänge zweistündlich 1 Fahrt in Ri. MZ keine 1 Siedlungsbereiche (in Lastrichtung) nachmittags Anforderung 500 bis 2.000 EW 2 Fahrten aus Ri. MZ nachmittags

1 Fahrt in Ri. MZ A4 Siedlungs- erforderliche vormittags keine bereiche 200 bis Fahrten im 2 1 Fahrt aus Ri. Anforderung 500 EW Schulverkehr MZ nachmittags

Tabelle 8: Standards der Bedienungs- und Verbindungsqualität für Verkehrstage Montag bis Freitag an Schultagen (Kategorie B - Verbindungen ins zugehörige Grundzentrum)

Gebietskategorie Mindest-Bedienungsqualität Max. Fahrtenfolge bzw. Anzahl Fahrten Umsteigen

Gebietskategorie HVZ NVZ SVZ

B1 Kernbereiche nicht relevant nicht relevant nicht relevant der zentralen Orte

B2 Orte, Ortsteile stündlich bzw. Stadtteil 1 Fahrt in (ggf. Verdichter zweistündlich 0 größer Ri. GZ früh im Schulverkehr) 2.000 EW

1 Fahrt in Ri. GZ B3 Orte und vormittags zusammenhänge zweistündlich 1 Fahrt in Ri. GZ keine 0 Siedlungsbereiche (in Lastrichtung) nachmittags Anforderung 500 bis 2.000 EW 2 Fahrten aus Ri. GZ nachmittags

1 Fahrt in Ri. GZ B4 Siedlungs- erforderliche vormittags keine bereiche 200 bis Fahrten im 1 1 Fahrt aus Ri. Anforderung 500 EW Schulverkehr GZ nachmittags

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Für den Wochenendverkehr werden im Nahverkehrsplan keine Anforderungen an die Bedienung vorgesehen, da eine zu geringe Verkehrsgenerierung für den wirt- schaftlichen Betrieb von regelmäßig verkehrenden Angeboten vorhanden ist. Im Wochenendverkehr ist eine Grundversorgung der Erreichbarkeit von Zielen im Frei- zeitverkehr sicherzustellen.

Seite | 44 Im Sinne einer guten Merkbarkeit soll das Fahrplanangebot in einem Grundraster der Vertaktung (d. h. mögliche einheitliche und vertaktete Abfahrtszeiten in jeder Stunde oder alle zwei Stunden) gestaltet werden. Bei den nicht vertakteten Fahr- planangeboten ist eine leicht verständliche transparente Fahrplangestaltung anzu- streben. Die Nutzbarkeit und Merkbarkeit des Fahrplans soll durch die Gewährleis- tung der Bedienungsstandards auch in Ferienzeiten (z. B. an Schultagen Festbedie- nung und an Ferientagen bedarfsgesteuerte Bedienung), und eine möglichst gleich- bleibende Bedienungshäufigkeit an allen Werktagen erhöht werden.

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3 Raumstrukturanalyse

Der Landkreis Mansfeld-Südharz liegt im Südwesten des Landes Sachsen-Anhalt. Der Landkreis wurde im Zuge der Kreisreform in Sachsen Anhalt am 1. Juli 2007 aus den bisherigen Landkreisen Mansfelder Land und Sangerhausen gebildet. Die Kreisstadt ist Sangerhausen. Seite | 45

Tabelle 9: Raumstrukturelle Daten des Landkreises Mansfeld-Südharz (Stand 31.12. 2012)41

Einwohner (EW) 144.735 Einwohner

Fläche 1.448,60 km²

Einwohnerdichte 100 EW /km²

Mittelzentren (MZ) Sangerhausen (Kreisstadt 20.319 EW) Lutherstadt Eisleben (18.023 EW)

Grundzentren (voraussichtlich künftige Hettstedt (13.759 EW; und Ort mit besonderer Grundzentren entsprechend der sachlichen Bedeutung für die Versorgung im ländlichen Teilpläne – zentralörtliche Gliederung der Raum) Regionalen Planungsgemeinschaften Halle Allstedt (2.890 EW) und Harz) (2.876 EW) Helbra (4.197 EW) Mansfeld (3.145 EW) Röblingen am See (2.821 EW) Roßla (2.224 EW)

Grundzentrum mit Funktionsteilung Rottleberode (1.464 EW) und Kelbra (Kyffhäu- ser) (3.609 EW) weitere größere Orte Benndorf (2.135 EW) Klostermansfeld (2.515 EW) Wallhausen (2.552 EW)

41 Quellen: Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Regionaler Entwicklungsplan für die Pla- nungsregion Harz, in Kraft getreten am 24.05.2009; Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Ergänzung des Regionalen Entwicklungs- planes für die Planungsregion Harz um den Teilbereich Wippra, in Kraft getreten am 30.07.2011; Regionale Planungsgemeinschaft Harz (Hrgs.): Ergänzung des Aufstellungsbeschlusses zur Teilfortschreibung des Regionalen Entwicklungsplans für die Planungsregion Harz „Sachlicher Teilplan – Zentralörtliche Gliederung“ vom 08.07.2014 Hinweis: Die Regionalen Entwicklungspläne befindensich zum Zeitpunkt der NVP- Bearbeitung in der Fortschreibung. Änderungen in der Funktionszuweisung sind ggf. noch möglich.

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Eine starke Konzentration der Wohnbevölkerung, der Wirtschaftsstandorte und der Verkehrswege ist im Landkreis auf zwei Achsen festzustellen:

 Hettstedt – Mansfeld – Klostermansfeld – Helbra – Lutherstadt Eisleben – Röblingen am See (– Halle/ Saale) und

 Lutherstadt Eisleben – Sangerhausen – Roßla – Berga (– Nordhausen). Seite | 46

3.1 Räumliche Verflechtungen, Raumstruktur und zent- rale Orte

Gemäß dem Landesentwicklungsplan des Landes Sachsen-Anhalt 2010 (LEP 2010) erfolgt in Sachsen-Anhalt eine dreistufige zentralörtliche Gliederung in Ober-, Mittel und Grundzentren, verbunden mit der Zielstellung, gleichwertige Lebensbedingun- gen in allen Landesteilen zu schaffen.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz sind die Städte Sangerhausen und Lutherstadt Eis- leben als Mittelzentren ausgewiesen. Diese sind entsprechend LEP 2010 (Z 34) als Standorte für gehobene Einrichtungen im wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Bereich und für weitere private Dienstleistungen zu sichern und zu ent- wickeln. Sie sind Verknüpfungspunkte der öffentlichen Nahverkehrsbedienung und sollen die Verbindung zum regionalen und überregionalen Verkehr sichern.

In der Kreisstadt Sangerhausen sind entsprechende Verwaltungseinrichtungen (z. B.. Kreisverwaltung) angesiedelt. Ein weiterer Standort der Kreisverwaltung be- findet sich mit Außenstellen der einzelnen Ämter in der Lutherstadt Eisleben.

Darüber hinaus wird das Zentrale-Orte-Netz des Landkreises durch Grundzentren bzw. Grundzentren in Teilung verdichtet (siehe Karte 1). Gemäß LEP 2010 (Z 35) sind diese als Standorte zur Konzentration von Einrichtungen der überörtlichen Grundversorgung mit Gütern und Dienstleitungen sowie der gewerblichen Wirt- schaft zu sichern und zu entwickeln. Sie sind in das Netz des öffentlichen Personen- nahverkehrs einzubinden.

Die Zentralen Orte übernehmen damit neben Versorgungsfunktionen auch wichtige Funktionen im Dienstleistungs- und Freizeitbereich sowie als Bildungs- und Arbeits- platzzentren. Hettstedt verfügt dabei über eine Ausstattung, die deutlich über die anderer Grundzentren in der Region hinausgeht.

Die östlichen Bereiche des Landkreises sind durch eine Orientierung auf das Ober- zentrum Halle gekennzeichnet.

In Karte 1 ist die Raum- und Siedlungsstruktur des Landkreises dargestellt.

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3.2 Siedlungsstruktur und Einwohner

Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat auf einer Fläche von 1.448,60 km² eine Ein- wohnerzahl von 144.735 EW (Stand 31.12.2013)42.

Die Einwohnerdichte im Landkreis von 100 Einwohner/ km² liegt knapp unter dem Wert für das Land Sachsen-Anhalt mit 110 Einwohnern/ km² und deutlich unter Seite | 47 dem bundesdeutschen Durchschnittswert von 225 Einwohner/ km² (Stand 31.12.2013).43

Der Landkreis umfasst insgesamt 120 Städte und Gemeinden, die zu neun Einheits- gemeinden und zwei Verbandsgemeinden zusammengeschlossen sind.

In Folge der Gemeindegebietsreform in Sachsen-Anhalt bestehen seit dem 01.01.2010 neue Verwaltungsstrukturen mit neun Einheitsgemeinden und zwei Verbandsgemeinden44:

 Stadt Sangerhausen,

 Lutherstadt Eisleben,

 Stadt Allstedt,

 Stadt Gerbstedt,

 Stadt Hettstedt,

 Stadt Arnstein,

 Stadt Mansfeld,

 Einheitsgemeinde Seegebiet Mansfelder Land,

 Einheitsgemeinde Südharz,

 Verbandsgemeinde Goldene Aue,

 Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra.

Für die Ortschaften der Einheitsgemeinden Sangerhausen und Mansfeld liegen für das Jahr 2007 keine Einwohnerdaten vor (siehe Tabelle 10).

Die aktuellen Einwohnerzahlen sowie die Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre nach Städten/ Gemeinden sind im Anhang dargestellt.

42 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.) (2014): Statistischer Bericht, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung der Gemeinden, Natürliche Bevölkerungs- bewegung, Wanderung, Stand 31.12.2013, Halle 43 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.) (2014): Strukturkompass Bevöl- kerungsdichte http://www.stala.sachsen-anhalt.de/apps/StrukturKompass/indikator/ zeitreihe/14 [Zugriff 23.01.2015] 44 Quelle: Landkreis Mansfeld-Südharz (Hrsg.) 2014 http://www.mansfeldsuedharz.de/de/der-landkreis.html [Zugriff 23.01.2015]

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Tabelle 10: Einwohnerstärkste Städte/ Gemeinden des Landkreis Mansfeld-Südharz (über 2.000 Einwohner)45

Stadt/ Ortsteile Einwohner Einwohner Entwicklung Entwicklung 2007 2012 2007 – 2012 2007 – 2012 (abs.) ( %)

Seite | 48 Sangerhausen - 20.319 - -

Eisleben, 20.282 18.023 -2.259 -11 % Lutherstadt

Hettstedt 15.021 13.759 -1.262 -8 %

Helbra 4.577 4.197 -380 -8 %

Mansfeld - 3.145 - -

Allstedt 3.071 2.890 -181 -6 %

Gerbstedt 2.999 2.876 -123 -4 %

Röblingen am See 3.045 2.821 -224 -7 %

Kelbra 3.865 3.609 -256 -7 % (Kyffhäuser)

Wallhausen 2.828 2.552 -276 -10 %

Klostermansfeld 2.722 2.515 -207 -8 %

Benndorf 2.413 2.135 -278 -12 %

Roßla 2.321 2.224 -96 -4 %

Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis ist seit 2007 durch einen Rückgang um rund 8 % gekennzeichnet. Dies entspricht einer absoluten Abnahme von etwa 13.500 Einwohnern im gesamten Landkreisgebiet. Im Vergleich zur Bevölkerungs- entwicklung des gesamten Landes Sachsen-Anhalt, mit einem Verlust von rund 4 %46 im gleichen Zeitraum, ist der Rückgang im Nahverkehrsraum als hoch zu bewerten. Die negative Einwohnerentwicklung ist weitgehend im gesamten Kreis- gebiet feststellbar. Nur in Beyernaumburg ist eine Stabilität zu verzeichnen. Die stärksten Verluste in diesem Zeitraum sind in den Städten Lutherstadt Eisleben und Hettstedt mit minus 24 % bzw. minus 26 % eingetreten.

Seit 2008 wurden oder werden künftig im Landkreis Mansfeld-Südharz folgende nennenswerte Wohngebietsentwicklungen > 5 ha bzw. > 50 Wohneinheiten (WE) realisiert.

45 Quelle: Einwohnermeldeämter der Verbands- und Einheitsgemeinden des Landkreises Mansfeld-Südharz (Stand: 31.12.2012) 46 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.) (2014): Bevölkerungsbewegung https://www.statistik.sachsen-anhalt.de/bevoelkerung/bewegungen/index.html [Zugriff 23.01.2015]

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Tabelle 11: Wohngebietsentwicklungen im Landkreis Mansfeld-Südharz (> 5 ha oder 50 WE) seit 200847

Stadt/ Gemeinde Lage/ Objekt Größe

Lüttchendorf Bebauungplan Nr. 3 nördlich der Straße 8,6 ha nach Halle (Wohnbebauung) Seite | 49 Röblingen am See B-Plangebiet Mischgebiet 8 ha "Stedtener Straße"

Seeburg Entwicklung Bebauungsplan "An der alten 5 ha Schäferei"

Lutherstadt Eisleben, Neubau Mehrgenerationshaus 46 WE Klosterplatz 25 (Wohnungsbaugenossenschaft)

Lutherstadt Eisleben, Errichtung Wohnbebauung (Planung: k. A. Innenstadt/ barrierearme Wohnungen, Gewerbeein- Sangerhäuser Str. 36- richtungen) 38 und 41

3.3 Beschäftigte und Pendlerbeziehungen

Im Landkreis Mansfeld-Südharz gibt es insgesamt rund 40.000 sozialversicherungs- pflichtige Arbeitsplätze48. Eine vollständige Übersicht der Arbeitsplätze und der Ein- und Auspendlerdaten nach Gemeinden ist im Anhang dargestellt.

Die größte Anzahl an Arbeitsplätzen ist in Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Hettstedt zu verzeichnen. Einen Einpendlerüberschuss weisen

 Sangerhausen, Stadt (2.235 Pendler),

 Lutherstadt Eisleben (553 Pendler),

 Hettstedt, Stadt (861 Pendler),

 Berga (433 Pendler),

 Gerbstedt, Stadt (55 Pendler) und

 Amsdorf (336 Pendler) auf (siehe Tabelle 12).

47 Quelle: Befragung der Gemeinden und Städte im Rahmen der Fortschreibung des Nahver- kehrsplans Landkreis Mansfeld-Südharz 2013 (von der Einheitsgemeinde Allstedt liegen keine Informationen vor)

48 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2012): Arbeitsmarkt in Zahlen - Beschäftigungsstatistik Nürnberg, Stand: 30. Juni 2012

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Dabei weisen in den Städten und Gemeinden nur einzelne Arbeitgeber aufgrund der Betriebsgröße eine gewisse ÖPNV-Relevanz auf.

Tabelle 12: Pendlerbilanz der Städte und Gemeinden des Landkreises Mansfeld-Südharz (Städte und Gemeinden ab 500 Arbeitsplätzen)49

Seite | 50 Stadt/ Arbeitsplätze Einpendler Auspendler Pendlerbilanz Gemeinde (Stand Juni 2012)

Sangerhausen, 11.273 6.401 4.166 2.235 Stadt

Eisleben, 8.918 5.322 4.769 553 Lutherstadt

Hettstedt, Stadt 5.419 3.469 2.608 861

Südharz 2.099 1.061 2.466 -1.405

Gerbstedt, Stadt 1.880 1.330 2.189 -859

Mansfeld, Stadt 1.736 1.087 2.740 -1.653

Seegebiet 1.496 813 2.756 -1.943 Mansfelder Land

Allstedt, Stadt 1.474 1832 2.356 -524

Helbra 1.267 1.003 1.064 -61

Berga 1.098 934 501 433

Arnstein, Stadt 941 533 2.258 -1.725

Wallhausen 529 384 772 -388

Amsdorf 504 471 135 336

Kelbra 503 288 1.033 -745 (Kyffhäuser), Stadt

49 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2012): Arbeitsmarkt in Zahlen - Beschäftigungsstatistik Nürnberg, Stand: 30. Juni 2012

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Tabelle 13: Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten im Landkreis Mansfeld-Südharz50

Stadt/ Gemeinde Unternehmen Beschäftigte

Hettstedt/ Mansfeld (OT MKM Mansfelder Kupfer- und Messing > 1.000 Großörner) GmbH

Lutherstadt Eisleben Klemme AG Frozen-Bakery-Products > 500 Seite | 51 MIDEWA Mansfelder Land-Querfurter > 200 Platte (Niederlassung)

Herrmann & Tallig Objektdienste GmbH > 200 (Niederlassung)

Volksküche GmbH > 200

Sangerhausen MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG > 500 Warenhandelsgesellschaft

CJD Sangerhausen > 200

Amsdorf ROMONTA Bergwerks Holding AG > 200

Mansfeld Müller Dienstleistungen GmbH & Co. KG > 200

Hettstedt Verkehrsgesellschaft Südharz mbH > 200

HMT Höfer MetallTechnik GmbH & Co. KG > 200

Berga SMK Systeme Metall Kunststoff GmbH & > 200 Co. KG (Niederlassung)

Gerbstedt/Siersleben BARES GmbH Baustoffhandel & > 200 Reifenservice

50 Quelle: Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz (Hrsg.), Daten Fakten Zahlen, August 2012, Sangerhausen

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Seit der 2. Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Landkreis Mansfeld- Südharz sind folgende ÖPNV-relevante Gebietserweiterungen (< 10 ha) in Planung bzw. zum Teil realisiert (siehe Tabelle 14).

Tabelle 14: Gewerbegebietserweiterungen (> 10 ha) seit 2008 im Landkreis Mansfeld- Südharz51 Seite | 52 Stadt/ Gemeinde Lage/ Objekt Größe

Gemeinde Südharz, Industriegebiet - Krummschlacht ca. 30 ha OT Rottleberode

Luth. Eisleben, Erschließung Gewerbegebiet/ Industriege- ca. 20 ha OT Rotenschirmbach biet an der A 38

Sangerhausen Industriepark Mitteldeutschland k. A. (Martinsriether Weg/ Sachsgraben)

Sangerhausen (Am Gewerbegebiet Ost ca. 12 ha Brandrain/ Oststraße) Plangebietsfläche

3.4 Schulstandorte

Das prägende Grundgerüst der Fahrgastnachfrage in ländlichen Räumen sind die Schüler. Insbesondere die Schülerverkehre zu den weiterführenden Schulen sind dabei relevant, aber auch aufgrund von Schulschließungen und größerer Schulein- zugsbereiche der Schülerverkehre zu den Grundschulen im lokalen Bereich.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz ist in den Städten Sangerhausen, Lutherstadt Eisle- ben und Hettstedt eine Konzentration an weiterführenden Schulen mit einer großen Anzahl an Fahrschülern zu verzeichnen (siehe Tabelle 15).

51 Quelle: Befragung der Gemeinden und Städte im Rahmen der Fortschreibung des Nahver- kehrsplans Landkreis Mansfeld-Südharz 2013 (von der Einheitsgemeinde Allstedt liegen keine Informationen vor)

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Tabelle 15: Weiterführende Schulen im Landkreis Mansfeld-Südharz (Stand Januar 2015)52

Schulstandort Schulart/ Anzahl Name Schülerzahl

Sangerhausen 1 Gymnasium Geschwister Scholl 968

2 Sekundarschulen Heinrich Heine 287 Seite | 53 Thomas Müntzer 428

3 Förderschulen Förderschule für Geistigbehinderte 72 „Christopherusschule“

Förderschule für Lernbehinderte „Pes- 158 talozzi“

Förderschule mit Ausgleichsklassen 60 „Christopherusschule“

1 Berufsbildende Berufsbildende Schulen Mansfeld- k. A. Schule Südharz (Hauptsitz mit Häusern 1 und 2)

Lutherstadt 1 Gymnasium Martin-Luther 835 Eisleben 1 Sekundarschule Katharinenschule 508

2 Förderschulen Förderschule “Levanaschule“ 35

Förderschule für Lernbehinderte 176 „Pestalozzisschule“

1 Berufsbildende Berufsbildende Schulen Mansfeld- k. A. Schule Südharz (Häuser 3 und 4)

Allstedt 1 Sekundarschule Thomas Münzter 257

Kelbra (Kyffhäu- 1 Gymnasium Außenstelle des Geschwister-Scholl- k. A. ser) Gymnasiums Sangerhausen

Hettstedt 1 Gymnasium Wilhelm und Alexander von Humboldt 709

1 Sekundarschule Anne Frank 435

2 Förderschulen Förderschule für Geistigbehinderte 41 „Waldschule“

Förderschule für Lernbehinderte 105

Benndorf 1 Sekundarschule 476

Röblingen am 1 Sekundarschule Ganztagsschule „Am Salzigen See“ 222 See Röblingen

Sandersleben 1 Förderschule Förderschule mit 58 Ausgleichsklassen

52 Quelle: Landkreis Mansfeld-Südharz (Hrsg.), Schulentwicklungsplan 2014, Februar 2013 sowie Informationen des Schul-, Kultur- und Sportamt vom 16.02.2015

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Schulstandort Schulart/ Anzahl Name Schülerzahl

Roßla 1 Sekundarschule 340

Mansfeld 1 Sekundarschule Martin Luther 302

Seite | 54 3.5 Naherholung und Tourismus

Naherholung und Tourismus werden im Landkreis Mansfeld-Südharz stark von kul- turhistorischen und naturräumlichen Zielen geprägt. Die relevanten Ziele werden weitgehend von Tagestouristen bzw. Kurzurlaubern oder Einheimischen besucht. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste liegt bei 2 Tagen53.

Folgende Regionen im Landkreis bzw. direkt angrenzend sind insbesondere für den Naherholungsverkehr von Bedeutung:

 die Harzregion (Stolberg und Wippra),

 die Talsperre Kelbra,

 der Kyffhäuser (insbesondere Kyffhäuserdenkmal) und

 der Süße See im Südosten des Landkreises.

Bedeutsame Tourismusziele im Landkreis sind die historischen Innenstädte mit ih- ren Museen, Denkmälern, Kirchen und Rathäusern in Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben, Mansfeld und Stolberg. Weitere wichtige Ziele in der Naherholung und im Tourismus mit einem Besucheraufkommen, aus dem sich eine gewisse Relevanz für den ÖPNV ableiten lässt, sind in Tabelle 16 dargestellt. Die Besucherzahlen lassen jedoch, bis auf einzelne Spitzentage, nur ein geringes ÖPNV-Potenzial vermuten.

Daneben gibt es im Landkreis weitere Ziele mit Bedeutung für die Naherholung und den Tourismus, die jedoch aufgrund der Besucherstruktur und Besucherzahlen eine untergeordnete Relevanz für den ÖPNV aufweisen.

53 Quelle: Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz (Hrsg.), Daten Fakten Zahlen, August 2012, Sangerhausen

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Tabelle 16: Ziele in der Naherholung und im Tourismus (> 10.000 Besucher/ Jahr) im Land- kreis Mansfeld-Südharz54

Ort Ziel Besucherzahl

Sangerhau- Europa-Rosarium 118.126 sen Seite | 55 Stolberg Erlebnisbad „Thyragrotte“ 92.435

Wippra Sommerrodelbahn 58.000

Stolberg Josephskreuz 33.577

Lutherstadt Kloster St. Marien Helfta 30.000 Eisleben

Walbeck Tierpark Walbeck 27.100

Stolberg Stolberg Schloss 27.000

Wettelrode Bergbaumuseum Wettelrode 25.330

Uftrungen Schauhöhle „Heimkehle“ 19.835

Lutherstadt Luthergedenkstätten UNESCO-Welterbe; Martin Luthers 19.814 Eisleben Geburtshausensemble Lutherstr. 15-17

Allstedt Burg und Schloss Allstedt 18.649

Tilleda Königspfalz 16.900

3.6 Weitere Ziele mit Relevanz für den ÖPNV

Einkaufs- und Versorgungsstandorte

Eine zentrale Bedeutung im Einkaufsverkehr übernehmen die Innenstädte von San- gerhausen und Lutherstadt Eisleben sowie auch von Hettstedt. Für den jeweiligen Nahbereich sind in den Grundzentren Allstedt, Gerbstedt, Helbra, Mansfeld, Roßla, Röblingen am See, Rottleberode/ Kelbra (Kyffhäuser) verschiedene Einzelhandels- einrichtungen vorhanden.

Größere Einzelhandelseinrichtungen außerhalb der Innenstädte sind der „Helme- Park“ in Sangerhausen55, das „3-E-Center“ in Lutherstadt Eisleben und das „Mansfeld-Center“ in Walbeck.

54 Quelle: Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz (Hrsg.), Daten Fakten Zahlen, August 2012, Sangerhausen 55 Erweiterung des Einkaufmarktes „Helme-Park“ im Jahr 2010/2011 (Quelle: Befragung der Gemeinden und Städte im Rahmen der Fortschreibung des Nahverkehrsplans Landkreis Mansfeld-Südharz 2013)

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Krankenhäuser

Im Landkreis Mansfeld-Südharz bestehen drei Krankenhäuser in Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Hettstedt, die jeweils zwischen 234 und 305 Betten verfü- gen.

Seite | 56 Tabelle 17: Krankenhäuser und Kliniken im Landkreis Mansfeld-Südharz56

Stadt/ Gemeinde Objekt Größe/ Kapazität

Lutherstadt Eisleben HELIOS Klinik Lutherstadt 234 Betten und 10 Tagesklinik- Eisleben plätze

Hettstedt HELIOS Klinik Hettstedt 259 Betten und 15 Tagesklinik- plätze

Kelbra Barbarossa-Klinik Kelbra 106 Betten (Stand Januar 2009)

Sangerhausen HELIOS Klinik Sangerhausen 305 Betten und 18 Tages- klinikplätze

Sotterhausen „Therapiehof Sotterhausen“ 35 Betten (Stand Januar Fachklinik für 2009) Abhängigkeitserkrankungen und sozio-psychosomatische Rehabilitation

Lutherstadt Eisleben Dialysezentrum 180 Patienten

Die Ziele mit einer nennenswerten Relevanz für den ÖPNV sind in der Karte 2 dar- gestellt.

56 Quelle:

 HELIOS Kliniken Mansfeld-Südharz GmbH (Hrsg. ), Klinikführer Hettstedt 2013, Stand 2012 (http://www.helioskliniken.de/fileadmin/user_upload/HeliosKlinken.de/ Hettstedt/Klinikfuehrer/HET_KF2013_WEB_v2.pdf [Zugriff 14.05.2014]  Helios HELIOS Kliniken Mansfeld-Südharz GmbH (Hrsg. ), Klinikführer Lutherstadt Eisleben 2013, Stand 2012 (http://www.helioskliniken.de/fileadmin/user_upload/ HeliosKlinken.de/ Eisleben/PDF/Klinikf %C3 %BChrer/Klinikf %C3 %BChrer_web_eil- -2013.pdf [Zugriff 14.05.2014]  HELIOS Klinik Sangerhausen (Hrsg. ), Klinikführer Sangerhausen 2013, Stand 2012: http://www.helios-kliniken.de/fileadmin/user_upload/Helios-Klinken.de/ Sangerhau- sen/ PDFs/Publikationen/Klinikf %C3 %BChrer_sgh--2013.pdf [Zugriff 14.05.2014]  Befragung der Gemeinden und Städte im Rahmen der Fortschreibung des Nahver- kehrsplans Landkreis Mansfeld-Südharz 2013

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

4 Bestandsaufnahme ÖPNV 4.1 Schienenpersonennahverkehr

Die Planung und Weiterentwicklung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) liegt grundsätzlich in der Aufgabenträgerschaft des Landes Sachsen-Anhalt und ist damit nicht unmittelbar Gegenstand dieses Nahverkehrsplanes. Die Nahverkehrsservice Seite | 57 Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) nimmt die Regie- und Bestelleraufgaben des Landes war.

Tabelle 18: Übersicht SPNV-Angebot im Landkreis Mansfeld-Südharz (Bestand Januar 2014)

KBS Verlauf Bahnhöfe und Angebot Haltepunkte im Nahverkehrsraum

330 Halle – Aschersleben – Sandersleben 2h-Takt (RE) Halberstadt – Goslar 2h-Takt (HEX) Überlagerung RE und HEX zum ungenauen 1h-Takt

335 Magdeburg – Güsten – Sandersleben 2h-Takt (RE) Sangerhausen – Erfurt Hettstedt Klostermansfeld57 Sangerhausen Oberröblingen

337 Klostermansfeld58 – Wippra59 Klostermansfeld 2h-Takt (RB); Randsiedlung Mo.-Fr. teilweise verdichtet Mansfeld Vatterode Vatterode Teich Gräfenstuhl- Klippmühle Biesenrode Friesdorf Ost Friesdorf Wippra

590 (Kassel –) Nordhausen – Berga-Kelbra 2h-Takt RE Halle – Sangerhausen – Röblingen am Roßla Nordhausen – Kassel bzw. See – Halle Bennungen RE Halle – Nordhausen ( Wallhausen zum stündlichen Angebot Sangerhausen überlagert) Riestedt 1h-Takt RB Halle –

57 Hinweis: Haltepunkt befindet sich in der Gemarkung Benndorf 58 ebenda 59 Abbestellung zum 13.04.2015

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KBS Verlauf Bahnhöfe und Angebot Haltepunkte im Nahverkehrsraum

Blankenheim Lutherstadt Eisleben (am Wolferode Wochenende zweistündliche Seite | 58 Lutherstadt Eisleben RB Halle – Lutherstadt Erdeborn Eisleben), in der HVZ Mo-Fr Röblingen am See einzelne Fahrten verlängert Amsdorf bis Sangerhausen – Wansleben am See Nordhausen

595 Erfurt – Sömmerda – Bretleben – Sangerhausen 2h-Takt (RB) Artern – Sangerhausen Oberröblingen zw. Erfurt und Sangerhausen Überlagerung RE zw. Sömmerda und Erfurt zu 1h-Takt

Anmerkung: RE RegionalExpress, RB RegionalBahn, HEX HarzElbeExpress

Streckennetz

Der Landkreis wird durch zwei zentral durch das Kreisgebiet führende überregionale Schienenstrecken mit Verbindungsfunktion zu den umliegenden Oberzentren bzw. Mittelzentren erschlossen:

 KBS 335: Magdeburg – Güsten – Sangerhausen – Erfurt und

 KBS 590: (Kassel –) Nordhausen – Sangerhausen – Röblingen am See – Halle.

Weitere überregionale Verbindungen, die jedoch nur einzelne Bahnhöfe bzw. Halte- punkte im Kreisgebiet bedienen, sind

 KBS 330: Halle – Aschersleben – Halberstadt – Goslar und

 KBS 595: Erfurt – Sömmerda – Bretleben – Artern – Sangerhausen.

Außerdem verkehrt eine Nebenstrecke, als „Stichstrecke“ von den Hauptstrecken ausgehend, ausschließlich im Landkreisgebiet:

 KBS 337: Klostermansfeld60 – Wippra

60 Hinweis: Haltepunkt befindet sich in der Gemarkung Benndorf

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Bedienungsangebot

Die Grundtaktstruktur des SPNV im Landkreis Mansfeld-Südharz ist der 2-Stunden- Takt. Auf bestimmten Strecken wird dieser durch Überlagerung auf einen 1- Stunden-Takt bzw. stündliche Bedienung verdichtet.

Die höchste Fahrtenhäufigkeit ist auf der Strecke Nordhausen – Sangerhausen – Seite | 59 Halle vorhanden. Zwischen Halle und Nordhausen (über Sangerhausen) überlagern sich zwei RB zu einem 1-Stunden-Takt. Zusätzlich verkehrt der RE zwischen Halle und Kassel im 2-Stunden-Takt.

Auf der Strecke Erfurt – Sangerhausen überlagern sich die beiden 2-Stunden-Takte des RE und RB zu einem 1-Stunden-Takt.

Zwischen Halle und Goslar mit Halt in Sandersleben werden zwei 2-Stunden-Takte angeboten, die in der Überlagerung jedoch keine stündliche Verbindung ergeben.

Auf den übrigen Strecken im Landkreisgebiet wird ein regelmäßiger 2-Stunden-Takt vorgehalten.

Die wesentlichste Veränderung des SPNV-Angebotes 2014 gegenüber 2008 ist die 2011 erfolgte Abbestellung des SPNV auf der KBS 592 Berga-Kelbra – Stolberg. Verkehrten bis Dezember 2007 Personenzüge täglich im 2-Stunden-Takt, so wurde seit Dezember 2007 die Strecke nur noch am Wochenende im 2-Stunden-Takt be- dient.

4.2 Straßengebundener ÖPNV 4.2.1 Organisations- und Tarifstruktur

Organisationsstruktur

Die Aufgabenträgerschaft für den straßengebundenen ÖPNV liegt beim Landkreis Mansfeld-Südharz. Die Verkehrsleistungen werden hauptsächlich durch die Ver- kehrsgesellschaft Südharz mbH (VGS) erbracht. Die Firma Zelltho-Reisen Reisebü- ro-Omnibusunternehmen GmbH (Zelltho) bedient mit eigener Konzession eine Linie.

Das Landkreisgebiet wird an der Peripherie darüber hinaus von Linien anderer Ver- kehrsunternehmen der Nachbaraufgabenträger bedient. Dabei handelt es sich um die Harzer-Verkehrsbetriebe GmbH, die Personennahverkehrsgesellschaft Merse- burg-Querfurt mbH, die Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH, die Kreisverkehrsge- sellschaft Salzland mbH und der Omnibusbetrieb Saalkreis GmbH.

Tarifstruktur

Die Tarifstruktur der VGS basiert auf dem Teilstreckentarif. Der Tarif errechnet sich aus der Anzahl der durchfahrenen Tarifpunkte (Teilstrecken).

Für die Linie 700 Eisleben – Querfurt – Roßleben gilt ein Sondertarif. Das Schülerfe- rienticket gilt im gesamten ÖPNV des Landes Sachsen-Anhalt.

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Folgende Fahrausweisarten werden von der VGS für die Teilstrecken 1 bis 14 und mehr angeboten:

 Einzelfahrausweis Erwachsene/ Kind

 4-Fahrten-Karte Erwachsene/ Kind

Seite | 60  Gruppenfahrausweis  Wochenkarte

 Wochenkarte für Schüler/ Auszubildende

 Monatskarte

 Monatskarte für Schüler/ Auszubildende

 Monatskarte im Abo

 9.00 Uhr-Ticket

Das Angebot teilstreckenunabhängiger Fahrausweise umfasst folgende Tickets:  Freizeitcard

 Tagesnetzkarte

 Veranstaltungs-Ticket

 Babyticket

Weiterhin bestehen und bestanden (z.T. zeitlich begrenzt) Sondertickets, wie die WiSelCard. Eine Kooperationsvereinbarung zur einheitlichen Fahrpreisgestaltung besteht zwischen der VGS sowie den Unternehmen Zelltho-Reisen GmbH und Frank Weber, Busbetrieb Kelbra.

Für die gegenseitige Anerkennung von Zeitfahrausweisen gibt es eine Kooperati- onsvereinbarung zwischen der VGS und den für den Landkreis Mansfeld-Südharz relevanten Unternehmen Zelltho-Reisen GmbH und Frank Weber sowie der Harzer Verkehrsbetriebe GmbH,

Inhaber des Familien- und Sozialpasses können in den Bussen der VGS einen er- mäßigten Einzelfahrausweis erwerben (30 % Ermäßigung gegenüber dem Einzel- fahrausweis Erwachsener). Die Nutzung ist bisher überschaubar. Im September 2014 wurden im gesamten VGS-Gebiet 1.069 Fahrten für Inhaber des Familien- und Sozialpasses vergünstigt61.

61 Quelle: Information der Verkehrsgesellschaft Südharz mbH vom 27.11.2014

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4.2.2 Bedienungsangebot im Busverkehr

Bedienungsformen und Produkte

Der Busverkehr im Landkreis Mansfeld-Südharz wird überwiegend im Linienbetrieb mit Konzessionen nach § 42 PBefG abgewickelt. Als besondere Bedienungsform gibt Seite | 61 es in Zeiten schwacher Nachfrage den Rufbus, der auf telefonische Anfrage linien- und haltestellenbezogen nach einem vorgegebenen Fahrplan verkehrt.

Der Schülerverkehr ist, mit wenigen Ausnahmen, in den Linienverkehr integriert.

Im Jahr 2012 wurde das Produkt ServiceBus als ergänzende Bedienform im Land- kreis Mansfeld-Südharz eingeführt. In der Gemeinde Südharz startete im April 2012 das neukonzipierte Angebot als Pilotprojekt und wurde anschließend auf die Teil- räume Hettstedt-West und Mansfeld übertragen.

Der ServiceBus, ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises Mansfeld-Südharz und der Verkehrsgesellschaft Südharz mbH, bietet in diesen Teilräumen an zwei Wo- chentagen (in Mansfeld ein Wochentag) eine im Vergleich zum vorherigen Fahr- planangebot dichtere Bedienung im Stunden- bzw. Zweistundentakt an.

Der ServiceBus ist auf die (kleineren) zentralen Orte orientiert, hierbei erfolgt eine konsequente Ausrichtung auf den Einkaufs- und Erledigungsverkehr. Eingesetzt werden Kleinbusse, die als besonderer Service mit Begleitpersonal besetzt sind, die insbesondere den älteren Fahrgästen bei der Nutzung helfend zur Seite stehen. Der Landkreis nimmt sich mit dieser ergänzenden Bedienform den speziellen Interes- senswünschen und Bedürfnissen der immer älter werdenden Bevölkerung an.

Liniennetz

Der Landkreis wird im allgemeinzugänglichen Linienverkehr nach § 42 PBefG von der VGS mit

 37 Regionallinien (Linie 700 in Aufgabenträgerschaft Saalekreis),

 3 Stadtverkehrslinien in Sangerhausen,

 4 Stadtverkehrslinien in Lutherstadt Eisleben und

 1 Stadtverkehrslinie in Hettstedt bedient.

Die Fa. Zelltho betreibt eine Linie.

Die Struktur des Liniennetzes zeigt eine deutliche dreipolige Ausrichtung auf die Zentren Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Hettstedt und spiegelt damit weit- gehend die ehemaligen Kreisstrukturen wider. Viele Streckenabschnitte werden durch zwei oder mehrere Linien bedient. In Räumen mit geringer Einwohnerdichte zeigen einzelne Linien eine starke Verästelung der Linienwege.

Das Buslinien- und Streckennetz des Landkreises Mansfeld-Südharz ist in der Kar- te 3 dargestellt.

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Bedienungsangebot im regionalen Busverkehr

Ab dem 09.12.2012 wurde von der VGS eine neue Liniennummernsystematik ein- geführt. Eine Umstrukturierung des Fahrtenangebotes zwischen 2007 bis 2014 er- folgte nur bedingt und liniengebunden.

Seite | 62 Die „Landesbedeutsamen Linien“ besitzen als regionale Linien in Ergänzung zum Schienenverkehr eine wesentliche Funktion im Nahverkehrsraum, insbesondere in der Verbindungsfunktion zu den zentralen Orten auf einwohnerstarken Achsen. Auf diesen Linien wird auch an Ferientagen ein entsprechendes Angebot vorgehalten.

Tabelle 19: Buslinien mit wesentlicher Bedeutung (Bestand)

Linie Verlauf Grundangebot (Mo.-Fr)

410 Lutherstadt Eisleben – Hettstedt – Aschersleben T60

420 Lutherstadt Eisleben – Mansfeld – Hettstedt T60

700 Lutherstadt Eisleben – Querfurt – Nebra – Roßleben T60 (Aufgabenträger Saalekreis)

450 Sangerhausen – Berga-Kelbra – Stolberg kein Takt

470, 471 Lutherstadt Eisleben – (Holdenstedt) – Überlagerung (Blankenheim) – Sangerhausen zum T60

474 Sangerhausen – Allstedt - (Osterhausen) kein Takt

Daneben gibt es Linien mit einem Verkehrsangebot, das auch über den reinen Schulverkehr hinaus geht und somit sowohl für den Berufs- als auch für den Frei- zeit- und Versorgungsverkehr ein gewisses Grundangebot bietet. Dabei handelt es sich überwiegend um Relationen in die zentralen Orte abseits der Hauptachsen.

Ein großer Teil der Linien im Landkreisgebiet sind weitgehend auf den Schulverkehr ausgerichtet. An Ferientagen und am Wochenende besteht dort ein deutlich redu- ziertes bzw. überhaupt kein ÖPNV-Angebot. Auf den Buslinien 421, 422, 423, 424, 433, 434, 451 und 473 liegt die Fahrgastnachfrage an Ferientagen unter 10 % des Schulwerktagniveaus.62.

Insgesamt liegt der Schwerpunkt des Bedienungsangebotes im Busverkehr im mor- gendlichen und mittäglichen Schulverkehr. Der Bedienungszeitraum der Linien an Werktagen ist sehr unterschiedlich entsprechend den jeweiligen Funktionen der Linien ausgeprägt.

62 Quelle: VGS, Zählung Schultagen 36. und 37. KW 2013, Zählung Ferientagen 33. und 34. KW 2013

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Die Bedienung der Linien beginnt weitgehend zwischen 05:00 und 06:00 Uhr und endet auf vielen Linien zwischen 17:00 und 18:00 Uhr. Nach 19:00 Uhr ist nur auf ausgewählten Relationen ein Angebot vorhanden.

Am Wochenende und an Feiertagen haben die Linien 410, 420, 450 und 700 (Linie 700 ist der Aufgabenträger der Saalekreis) ein Fahrtenangebot im 2-Stunden-Takt mit mindestens vier Fahrtenpaaren. Am Samstag werden neben diesen vier Linien Seite | 63 die Linie 426 (3 Fahrtenpaare), die Linie 440 (2 Fahrtenpaare) sowie mit jeweils einem Rufbusfahrtenpaar die Linien 470 und 474 bedient. An Sonntagen werden die Linien 410, 420, 450 und 700 sowie 426 (3 Fahrtenpaare), 440 (2 Fahrtenpaare) und 474 (2 Fahrtenpaare) bedient.

Die Buslinien 410 Lutherstadt Eisleben – Hettstedt – Aschersleben und 420 Luther- stadt Eisleben – Mansfeld – Hettstedt („Landesbedeutsame Linien“) sind mit über 1.100 Fahrgästen pro Tag die nachfrageintensivsten Buslinien im Landkreis63. Be- gründet werden kann dies mit der Funktion der Achse „Lutherstadt Eisleben – Mansfeld – Hettstedt (– Aschersleben)“, welche die einwohnerstarken Bereiche im Landkreis erschließt und die zentralen Orte verbindet. Die vergleichsweise langlau- fende Buslinie 450 Sangerhausen – Berga-Kelbra – Stolberg wird von 450 Fahrgäs- ten genutzt.

63 Quelle: VGS, Zählung an Schultagen 36. und 37. KW 2013

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Nachfragestärkste Buslinien im Landkreis Mansfeld-Südharz (Schultage) 1.400

1.200

Seite | 64 1.000

800

600 Fahrgäste 400

200

- 410 420 450 474 421 Buslinien

durchschnittliche Fahrgastzahlen pro Tag an Schultagen

Abbildung 4: Nachfragestärkste Buslinien im Landkreis Mansfeld-Südharz (durchschnittlich > 500 Fahrgäste pro Tag)

Die Auflistung der Fahrgastzahlen aller Buslinien im Landkreis Mansfeld-Südharz in den Schul- und Ferientagen sind im Anhang dargestellt.

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Stadtbussystem Sangerhausen

Der Stadtverkehr in der Kreisstadt ist gekennzeichnet durch das Rendezvous- Prinzip der Linien am Treffpunkt in der zentralen Altstadt, die direkte Befahrung der Innenstadt, den halbstündlichen Grundtakt sowie moderne Stadtbusse im eigen- ständigen Stadtbus-Design. Seite | 65

Abbildung 5: Liniennetzplan Stadtbus Sangerhausen64

Das System besteht aus drei Linien (41, 42 und 43). Die Linien 41 und 42 verkeh- ren montags – freitags von 05:00 bis 18:30 Uhr im 30-Minuten-Takt, von 18:30 bis 21:00 Uhr im Stundentakt (Linienast Helmepark der Linie 42 im 60-Minuten-Takt). Die Linien sind an der Haltestelle Markt miteinander verknüpft (Rendezvous zu den Minuten .00 und .30). Am Wochenende werden die Linie 41 sowie der Teilabschnitt „Markt – Othaler Weg - Busbahnhof – Markt“ der Linie 42 von 07:00 bis 19:30 Uhr im 60-Minuten-Takt bedient. Die Linie 43 verkehrt an den Schultagen des Landes Sachsen-Anhalt und ist auf den Schülerkehr ausgerichtet, so dass Fahrten haupt- sächlich zu den Schulanfangs- und -endzeiten stattfinden.

64 Die Linie 43 ist aufgrund ihrer geringen Relevanz außerhalb des Schulverkehrs nicht dar- gestellt.

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Der Linienweg der Stadtbuslinie 41 wurde im südlichen Stadtbereich verändert. Eine Ausweitung des Linienweges wurde mit den zusätzlichen Haltestellen Str. der Volkssolidarität, Karl-Liebknecht-Straße, Feuerwehr, Darrweg und Erich-Weinert- Straße vorgenommen. Die Konsequenz ist jedoch eine Bedienung im 60-Minuten- Takt. Im nördlichen Stadtbereich erfolgte keine Veränderung des Linienweges, le- diglich die Haltestelle Schachtstraße wird seit 2012 von der Linie 41 nicht mehr be- Seite | 66 dient.

Größere Veränderungen ergaben sich in der Fahrplanbedienung. Die Linie 41 wurde in zwei Linienäste aufgeteilt. Der nördliche Bereich und der südliche Bereich werden alternierend bedient. Auf der Linie 42 wurden keine Veränderungen im Linienweg vorgenommen, lediglich die Haltestellen „Erich-Weinert-Straße“ und „Straße der Volkssolidarität“ werden nicht mehr angefahren. Der Linienast Helmepark wird nur stündlich bedient (ursprünglich 30-Minuten-Takt).

Eine Veränderung der Fahrtrichtung fand im Bereich Rosarium statt. Bis 2012 er- folgte die Fahrt vom Markt in Richtung Wendeplatz über den Steinberger Weg, ab 2012/13 über die Beyernaumburger Straße.

Zusätzlich werden seit 2012/13 folgende Haltestelle neu bedient:

 „Helmepark 3“ im Gewerbegebiet Helmepark (60-Minuten-Takt),

 „Am Schützenplatz“ im Bereich Kurhaus Thomas-Müntzer (60-Minuten-Takt),

 „Rettungswache“ im Bereich Beyernaumburger Straße (30-Minuten-Takt),

 „Rosarium“ im Bereich Beyernaumburger Straße (30-Minuten-Takt),

 „Am Röhrgraben“ im Bereich Steinberger Weg (30-Minuten-Takt).

Der Stadtbus wird an Schulwerktagen von rund 2.000 Fahrgästen genutzt. Die ge- zählte Nachfrage an Ferientagen (1.440 Fahrgäste) zeigt die hohe Bedeutung au- ßerhalb des Schulverkehrs. Die Linien 41 und 42 unterschieden sich in ihrer Fahr- gastzahl nur geringfügig, was ein Indiz für die harmonische Abdeckung des Bedie- nungsgebietes durch die zwei Linien ist. Vergleichsweise hoch ist im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung die Fahrgastnachfrage an Samstagen/ Sonntagen (38 % des Werktagniveaus).

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Tabelle 20: Fahrgastzahlen im Stadtbus Sangerhausen65

Linie Mo-Fr Schultag Mo-Fr Ferientag Sa/ So/ FT (Fahrgäste pro Tag) (Fahrgäste pro Tag) (Fahrgäste pro Tag)

41 977 753 403

42 908 666 362 Seite | 67

43 119 21 0

Gesamt 2.004 1.440 765

Die Fahrgastnachfrage zeigt im Tagesverlauf nicht die typischen ausgeprägten Nachfragespitzen Früh und am frühen Nachmittag, sondern eine relativ harmoni- sche Nachfrage über den gesamten Tag (siehe Abbildung 6). Spitzenwerte werden am Vormittag erzielt, was ein deutliches Indiz für die wesentlichen Nutzergruppen im Einkaufs- und Erledigungsverkehr ist. Vor 06:00 Uhr und nach 18:00 Uhr ist die Nachfrage gering ausgeprägt.

Die Linie 41 zeigt vor allem im südlichen Stadtbereich mit seinem verdichteten Be- dienungsangebot eine hohe Fahrgastnachfrage. Der Linienast „Markt – W.-Koenen- Str. – Markt – Busbahnhof/ Bahnhof“, welcher zwischen 05:50 bis 19:30 Uhr im 30- Minuten-Takt verkehrt, befördert durchschnittlich 26 Fahrgäste pro Fahrt (siehe Abbildung 6). Auf dem nördlichen Linienast besteht eine durchschnittliche Auslas- tung von 17 Fahrgästen pro Fahrt,

Die Linie 42 besitzt auf dem Linienast Helmepark eine durchschnittliche Nachfrage von 23 Fahrgästen pro Fahrt, in den Spitzenzeiten bis zu 35 Fahrgäste pro Fahrt. Auf dem östlichen Linienast liegt die Auslastung in einem ähnlichen Niveau (durch- schnittlich 21 Fahrgästen pro Fahrt). Dieser Wert zeigt die gute Akzeptanz des 30- Minuten-Taktes.

Die Auslastung des Bedienungsangebotes über den gesamten Tag liegt im Niveau anderer Stadtverkehre dieser Größenordnung und entspricht den im NVP definier- ten Anforderungen (siehe Tabelle 3). Es besteht im System keine Unterauslastung.

65 Quelle: Fahrgastzählung der VGS in 2013

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Durchschnittliche Fahrgastzahlen nach Linienästen im Stadtbussystem Sangerhausen

5:00 5:30 Seite | 68 6:00 6:30 7:00 7:30 8:00 8:30 9:00 9:30 10:00 10:30 11:00 11:30 12:00

Uhrzeit 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 15:00 15:30 16:00 16:30 17:00 17:30 18:00 18:30 19:30

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 Fahrgäste

Linie 42 Linienast: Markt - Othaler Weg - Busbahnhof/Bahnhof - Markt

Linie 42 Linienast: Markt - Helmepark - Markt - Busbahnhof/Bahnhof - Markt

Linie 41 Linienast: Th.-Müntzer-Schacht/Walkmühle - Brandrain - Markt

Linie 41 Linienast: Markt - W.-Koenen-Str. - Markt - Busbahnhof/Bahnhof

Abbildung 6: durchschnittliche Fahrgastzahlen nach Linienästen im Stadtbussystem Sanger- hausen

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Stadtverkehr Lutherstadt Eisleben

Der Stadtverkehr besteht aus

 den zwei regelmäßig verkehrenden Linien 44 (Kleinbus im 60-Minuten-Takt) und 46 (60-Minuten-Takt mit zwei Fahrwegen im 120-Minuten-Takt) sowie

 den mit Einzelfahrten bedienten Linien 45 (3 Fahrten Montag bis Freitag sowie Seite | 69 jeweils 7 Fahrten samstags und sonntags) und 47 (3 Fahrten an Schultagen).

Die Linie 46 verkehrt in den jeweiligen Streckenabschnitten im 60-Minuten-Takt, im Abschnitt Am Knappenbrunnen - Raismeser Straße besteht durch Überlagerung der Fahrten ein 30-Minuten-Takt.

2012 erfolgte im Zuge der „VGS-Angebotsoffensive“ eine Aufwertung des Stadtver- kehrs. Die ehemalige Linie 31 (neu Linie 44) wurde in ihrem Verlauf neu struktu- riert. Am Samstagvormittag wurde ein 60-Minuten-Takt realisiert. Die Linie 33 (neu Linie 46) wurde in zwei stündliche Linienäste unterteilt. Der Linienast „Oberhütte- Bahnhof-Helfta-3E“ blieb annähernd bestehen, der Linienast „Mittelreihe-Bahnhof- Helfta-3E“ wurde zusätzlich eingeführt, wodurch auf bestimmten Streckenabschnit- ten eine Linienüberlagerung im 30-Minuten-Takt besteht.

Der Stadtverkehr wird von rund 1.420 Fahrgästen pro Tag genutzt, wobei der Hauptteil von der Linie 46 mit 1.250 Fahrgästen geleistet wird. Die Kleinbus- Linie 44 hatte nur eine Frequentierung von 90 Fahrgästen, wobei diese Linien zum Zählzeitpunkt (Spätsommer 2013) noch nicht etabliert war.

Stadtverkehr Hettstedt

Der Stadtverkehr Hettstedt wird durch die Linie 48 gebildet, die montags bis frei- tags zwischen 05:30 und 19:30 Uhr im 60-Minuten-Takt verkehrt. Sie erschließt schwerpunktmäßig in zwei großen Schlaufen den nördlichen Stadtbereich, wobei sich punktuell durch räumliche Linienüberlagerungen eine halbstündliche Bedienung ergibt.

Das seit 2012 im Zusammenhang mit der „VGS-Angebotsoffensive“ neukonzipierte Angebotskonzept führte zu einer Ausweitung der Bedienung und Erschließung. Bis- her nicht bediente Stadtgebiete werden neu erschlossen (z. B. F.-Werthmann- Siedlung) und der Bahnhof (räumliche Verknüpfung zum SPNV) angedient. Die vor- her verkehrende Stadtverkehrslinie wies einen unstrukturierten Fahrplan auf, wel- cher nunmehr durch das Hervorheben unterschiedlicher Teilabschnitte leichter les- bar und begreifbar wurde. Die Linienführung im südlichen Stadtbereich wurde aus- gebaut und wird im 60-Minuten-Takt mit einem Kleinbus bedient. Neu ist die Bedie- nung am Samstag.

Die Fahrgastzahl der Linie 48 beträgt 665 Fahrgäste pro Tag. Die Nachfrage in Hettstedt liegt, auch unter Berücksichtigung der geringeren Einwohnerzahl, somit unter dem Niveau der anderen beiden Stadtverkehre.

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Kooperation Harz

Durch Kooperationen mit dem Landkreis Harz und den Harzer Verkehrsbetrieben GmbH konnten immer mehr attraktive Ziele mit Bus und Bahn erreichbar gemacht werden. Herauszustellen ist die „Harzquerverbindung“ mit Verlängerung der VGS- Linie 450 von Stolberg nach Hasselfelde an Wochenenden im 120-Minuten-Takt Seite | 70 (dort direkter Anschluss nach Wernigerode, Berücksichtigung der Bahnanschlüsse am Bahnhof Berga in Richtung Nordhausen und Sangerhausen).

Folgende Linien verkehren grenzüberschreitend zwischen den beiden Landkreisen:

 VGS-450: Sangerhausen – Berga – Stolberg – Hasselfelde; Bedienung Breitens- tein - Hasselfelde im Wochenend- und Feiertagsverkehr

 HVB-31: Quedlinburg – Gernrode - Bad Suderode - Friedrichsbrunn – Stolberg

 HVB-32: Quedlinburg – Bad Suderode – Gernrode – Alexisbad – Harzgerode (– Wippra); Bedienung Harzgerode – Wippra im Wochenend- und Feiertagsverkehr

 HVB-38: Harzgerode – Straßberg – Stolberg

 VGS-423: einzelne Fahrten bis nach Harzgerode Fahrplanstand Dezember 2014: VGS-460 Sangerhausen-Pölsfeld-Wippra- Harzgerode Fahrplanstand April 2015: VGS-423 Hettstedt-Wippra-Molmerswende/ Harzgerode

4.2.3 Haltestellen

Im Bereich der Haltestelleninfrastruktur sind seit 2009 folgende Maßnahmen her- auszustellen:

 Umbau der Haltestellen am Bahnhof Wippra,

 Umbau des Busbahnhofs in Lutherstadt Eisleben (aktuell in der Realisierung).

4.2.4 Fahrzeuge

Die Fahrzeugflotte der VGS besitzt zum Analysezeitpunkt (Frühjahr 2014) ein Durchschnittsalter von rund 7,1 Jahren und besteht, mit Ausnahme von fünf Klein- bussen und einem Gelenkbus, ausschließlich aus Standardlinienbussen (12-Meter- Busse). Seit 2001 wurden von der VGS für den Linienverkehr ausschließlich Nieder- flurfahrzeuge angeschafft. Die angeschafften Fahrzeuge sind mit Klapprampe, Mat- rixanzeige außen und mit digitaler Ansage ausgestattet. Der Anteil an Fahrzeugen mit Niederflurtechnik und Klapprampe an der Fahrzeugflotte beträgt 90 % (siehe Abbildung 7). Dieser Wert kann für einen ländlichen Raum als überdurchschnittlich hoch eingeschätzt werden.

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Von insgesamt 86 Fahrzeugen der VGS im Landkreis besitzen:

 41 Fahrzeuge die Euro-Norm EEV

 8 Fahrzeuge die Euro-VI-Norm,

 21 Fahrzeuge die Euro-Norm IV

 13 Fahrzeuge die Euro-Norm III Seite | 71

 3 Fahrzeuge die Euro-Norm II

(Stand November 2014)66

81 % der Busflotte erfüllt somit mindestens die EU-Abgasnorm IV, 46 % die höhere EEV-Norm. 16 Busse der gesamten Fahrzeugflotte wurden zu diesem Zeitpunkt mit Erdgas angetrieben.

In 2010 wurden die Busse der VGS mit neuen Fahrscheindruckern ausgestattet. Diese verfügen über moderne Bordrechner mit satellitengestützter Ortung (GPS67- Ortung und GSM68/ GPRS69-Datenkommunikation). Die Fahrscheindrucker sind län- der- bzw. verbundübergreifend für verschiedene Tarifstrukturen als auch die kom- plexen Anforderungen des e-Ticketing geeignet. Die neuen Bordrechner der VGS sind weiterhin in der Lage, die Fahrplanauskunft auf Echtdatenbasis mit den ent- sprechenden Informationen zu versorgen, so dass sowohl die Anzeigensteuerung an Haltestellen als auch das Auskunftssystem INSA70 mit diesen Daten versorgt wer- den. Die Technik stellt einen „Quantensprung“ hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten für den Vertrieb und für die Fahrgastinformation dar.

66 Quelle: Information der Verkehrsgesellschaft Südharz mbH vom 16.12.2014

67 GPS: Global Positioning System 68 GSM: Global System for Mobile Communications 69 GPRS: General Packet Radio Service 70 INSA: Informationssystem Nahverkehr Sachsen-Anhalt

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Ausstattungsmerkmale der VGS- Fahrzeugflotte (Anteil in %, ohne Kleinbusse)

Niederflurtechnik 90 Seite | 72

Sondernutzfläche 97

Klapprampe 90

Innenanzeige oder Multifunktionsanzeige 100

Multifunktionsanzeige (innen) 38

EEV 46

Abbildung 7: Ausstattung der Fahrzeug-Flotte der VGS im Landkreis Mansfeld-Südharz (Stand 2014)

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5 Entwicklung der Fahrgastnachfrage und Erfolgsbi- lanz der Umsetzung des NVP 2009 5.1 Entwicklung der ÖPNV-Gesamtnachfrage

Im Jahr 2013 nutzen rund 4,5 Mio. Fahrgäste die Linien der VGS im Kreisgebiet71. Seite | 73 Nach den gravierenden Nachfragerückgängen vor 2008 konnte in den letzten fünf Jahren, trotzt weiterer Bevölkerungsrückgänge (siehe Kapitel 3.2), eine Stabilisie- rung erreicht werden. Die Entwicklung macht deutlich, dass die Maßnahmen der „Angebotsoffensive“ der VGS Wirkung am Fahrgastmarkt zeigen.

Entwicklung der Fahrgastzahlen der VGS im Kreisgebiet 6.000.000 5.500.000 5.000.000 4.500.000

4.000.000

3.500.000 3.000.000

2.500.000 Fahrgäste 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 - 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 8: Nachfrageentwicklung im Landkreis Mansfeld-Südharz

5.2 Entwicklung der Nachfrage in den Stadtverkehren

Stadtbus Sangerhausen

Der Stadtbus Sangerhausen konnte nach seiner Einführung im Jahr 2001 in den ersten vier Betriebsjahren deutliche Nachfragesteigerungen verzeichnen. Im Jahr 2004 nutzten rund 475.000 Fahrgäste das System.

71 Hochrechnung der VGS auf Basis der verkauften Fahrscheine

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Im Jahr 2013 ist die Nachfrage im Stadtbus Sangerhausen um 175.000 Fahrgäste gegenüber 2004 zurückgegangen (minus 38 %). Diese Entwicklung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf folgende Faktoren zurück zuführen:

 Rückgang der Einwohner in Sangerhausen um 10 % seit 200772,

73  deutliche Zunahme des Anteils der älteren Bevölkerung : Seite | 74 2007: 26 % der Bevölkerung über 65-Jährige, 2012: 28 % der Bevölkerung über 65-Jährige (Senioren jedoch mit höhere Autoaffinität ggü. der Situation vor zehn Jahren),

 Anpassungen im Fahrplanangebot.

In der Zwischenzeit liegt die hochgerechnete Jahresfahrgastzahl im Stadtbus San- gerhausen bei 290.000 Fahrgästen (2013).

Entwicklung der Fahrgastzahlen im Stadtbus Sangerhausen (ohne Schülerverkehr) 500.000

450.000

400.000

350.000

300.000

250.000

200.000 Fahrgäste 150.000

100.000

50.000

- 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 9: Nachfrageentwicklung im Stadtbus Sangerhausen

72 Quelle: Statistisches Landesamtes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Bevölkerungsbewegung San- gerhausen 2007 bis 2013; gesamtstadtbezogene Daten, da für die Kernstadt die relevan- ten Daten nicht vorliegen https://www.statistik.sachsen- anhalt.de/bevoelkerung/bewegungen/index.html [Zugriff 23.01.2015] 73 Quelle: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.):Bevölkerungsprognosen, Datenstand Nov. 2013, gemeindebezogene Daten, da für die Stadt Sangerhausen die folgenden Daten nicht vor- liegen https://www.wegweiser-kommune.de/statistik/kommunale- daten+sangerhausen+demographischer-wandel+2007-2012+tabelle [Zugriff23.01.2015]

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Stadtverkehre Lutherstadt Eisleben und Hettstedt

Die Nachfrage in den Stadtverkehren Lutherstadt Eisleben und Hettstedt war von 2004 bis 2009 sukzessiv rückläufig74. In diesem Zeitraum ist die Nachfrage in bei- den Stadtverkehren in der Summe um rund 25 % zurückgegangen. Im Vergleich dazu war die Einwohnerentwicklung im gleichen Zeitraum in beiden Städten nur um Seite | 75 rund 10 % rückläufig.

Bis zum Jahr 2013 konnte sich die Fahrgastnachfrage nach 2009 deutlich erholen. Nutzten 2009 rund 300.000 Fahrgäste in der Summe die Stadtverkehre in Eisleben und in Hettstedt, so waren es 2013 rund 344.000 Fahrgäste. Es konnte somit ein Zuwachs von rund 44.000 Fahrgäste (+16 %) erzielt werden. Diese positive Nach- frageentwicklung dürfte insbesondere auf die 2012 und 2013 umgesetzten Maß- nahmen zurückzuführen sein.

Entwicklung der Fahrgastzahlen in den Stadtverkehren Eisleben und Hettstedt 450.000

400.000

350.000

300.000

250.000

200.000

Fahrgäste 150.000

100.000

50.000

- 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 10: Nachfrageentwicklung in den Stadtverkehren Lutherstadt Eisleben und Hettstedt im Zeitraum 2001 bis 2013

74 Bedingt durch die bis 2010 nicht differenzierbare datentechnische Erfassung der Fahr- scheinverkäufe ist eine Darstellung der Fahrgastzahlen getrennt nach Hettstedt und Lu- therstadt Eisleben für den Betrachtungszeitraum nicht möglich.

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5.3 Entwicklung der Nachfrage im Rufbusverkehr

Der Rufbusverkehr hat in den letzten Jahren im Landkreis Mansfeld-Südharz eine interessante Entwicklung genommen. Nutzten 2009 rund 9.750 Fahrgäste den Rufbus, konnte bis 2011 ein Anstieg um rund 1.600 Fahrgäste (plus 16 %) bei glei- Seite | 76 cher Anzahl durchgeführter Fahrten verzeichnet werden. Ein Rückgang der durch- geführten Fahrten gegenüber dem Vorjahr um rund 1.500 Fahrten (minus 21 %) war 2012 festzustellen. Damit einhergehend sank auch die Fahrgastnachfrage um rund 34 %.

Im Jahr 2013 lagen die Fahrten- und Fahrgastanzahlen wieder leicht über dem Ni- veau des Jahres 2011. Im Jahr 2014 ist die Rufbusnachfrage gegenüber dem Vor- jahr um rund 65 % zurückgegangen. Hintergrund dürften die durchgeführten Ange- botsanpassungen sein.

Entwicklung der Rufbusnachfrage im Kreisgebiet

14.000

12.000

10.000

8.000

6.000 Fahrgäste 4.000

2.000

0 2009 2010 2011 2012 2013 2014*

Gesamtzahl Fahrten Gesamtzahl Fahrgäste

* hochgerechneter Jahreswert

Abbildung 11: Entwicklung der Rufbusnachfrage im Landkreis Mansfeld-Südharz

5.4 Nachfrage im ServiceBus-Verkehr

ServiceBus Roßla

Das im Frühjahr 2012 gestartete Pilotprojekt ServiceBus im Raum Roßla konnte in den Anfangsmonaten im Jahr 2012 eine kontinuierliche Nachfragesteigerung vor- weisen (siehe Abbildung 12). Spitzenmonat im Jahr 2012 war der November mit 370 Fahrgästen, dies entspricht einer Nachfragesteigerung von über 100 % zu den Anfangsmonaten April und Mai. Eine erheblich geringere Fahrgastnachfrage ist in den Wintermonaten zwischen Dezember 2012 bis Februar 2013 festzustellen.

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Grund könnte das veränderte Mobilitätsverhalten der älteren Bevölkerung als Hauptnutzergruppe zu dieser Jahreszeit sein.

Ab April 2013 ist ein Anstieg der Frequentierung, deutlich über dem Niveau des Vorjahres, zu konstatieren. Den Spitzenwert erreichte der Juli 2013 mit rund 380 Fahrgästen. Seite | 77

Nachfrageentwicklung im ServiceBus Roßla (Fahrgäste pro Monat) 450 400 350 300 250 200

Fahrgäste 150 100 50 0 Jan. Febr. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sept. Okt Nov. Dez. Monat

2012 2013

Abbildung 12: Entwicklung der Nachfrage im ServiceBus-Verkehr Roßla

Die zeitliche Verteilung der ServiceBus-Nutzung zeigt, dass

 bei den Fahrten in Richtung Roßla 73 % der Fahrgäste am Vormittag fahren und

 in der Gegenrichtung von Roßla 54 % der Nachfrage in den frühen Mittagsstun- den stattfindet.75

Auf die Fahrten nach der Mittagszeit entfallen nur 6 % der Nachfrage.

75 Quelle: Verkehrsgesellschaft Südharz mbH: Attraktivitätssteigerung und Imageverbesse- rung des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis Mansfeld-Südharz; Vortrag im ÖPNV-Beirat des Landkreises Mansfeld-Südharz am 09.04.2014

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ServiceBus Hettstedt-West

Die Nachfrageentwicklung im ServiceBus Hettstedt-West unterscheidet sich leicht vom Raum Roßla. Auffällig ist, dass die Zuwachsraten im zweiten Jahr im Teilraum Hettstedt-West nicht so ausgeprägt sind. Der Juli 2013 war mit 380 Nutzern der nachfragestärkste Monat. Auch in diesem Bereich ist eine intensivere Nutzung am Seite | 78 Vormittag sowie in den frühen Mittagsstunden festzustellen, während eine zumeist geringe Nutzung nachmittags besteht76.

Nachfrageentwicklung im ServiceBus Hettstedt (Fahrgäste pro Monat) 400 350

300

250 200

150 Fahrgäste 100 50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Monat

2012 2013

Abbildung 13: Entwicklung der Nachfrage im ServiceBus-Verkehr Hettstedt-West

ServiceBus Mansfeld

Der seit Juli 2013 fahrende ServiceBus im Teilraum Mansfeld wurde mit dem plane- rischen Ansatz der Anbindung der Ortsteile der Einheitsgemeinde Stadt Mansfeld77 an den Verwaltungssitz eingerichtet. Der ServiceBus ist seit dem Start durch eine sehr geringe Inanspruchnahme gekennzeichnet. Der Monat Dezember 2013 zeigte mit 13 Fahrgästen bisher den höchsten Wert.

76 ebenda 77 2009 letztmalige Eingemeindung von sechs Gemeinden

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Gründe für die gravierend unterdurchschnittliche Akzeptanz sind mit hoher Wahr- scheinlichkeit:

 die Bevölkerung im Bedienungsgebiet ist bei den Einkaufs- und Besorgungswe- gen stärker auf Lutherstadt Eisleben und auch Hettstedt ausgerichtet,

 der ServiceBus verkehrt mit Montag nur an einem Tag in der Woche. Seite | 79 Wegen der sehr geringen Inanspruchnahme wird der ServiceBus im Teilraum Mansfeld seit 01.03.2015 nicht mehr betrieben.

5.5 Entwicklung der Nachfrage im „Städtedreieck“

„Städtedreieck“ ist der Markenname der ÖPNV-Verbindung zwischen den Städten Sangerhausen, Hettstedt und Lutherstadt Eisleben.

Die Achse Lutherstadt Eisleben - Hettstedt wird durch die Buslinien 410 und 420 bedient. Beide Linien weisen eine Nutzung von jeweils rund 1.100 Fahrgästen pro Tag auf. Die Achse ist damit mit Abstand die nachfragestärkste der drei Achsen (siehe Abbildung 14).

Die beiden anderen Achsen weisen eine deutlich geringere Nachfrage auf:

 Achse Lutherstadt Eisleben und Sangerhausen (Linien 470 und 471 mit Überla- gerung zum 60-Minuten-Takt in Ergänzung zur KBS 590) mit 380 Fahrgästen pro Tag,

 Achse Sangerhausen – Hettstedt mit 310 Fahrgästen pro Tag, zu berücksichti- gen ist jedoch, dass die Linie 426 in Ergänzung zum SPNV nur im 120-Minuten- Takt verkehrt.

Der Vergleich von zwei Fahrgastzählungen aus 2012 (Vorher) und 2013 (Nachher) lässt die Vermutung zu, dass die 2012 von der VGS vorgenommenen Angebotsver- besserungen im „Städtedreieck“ schon nach kurzer Zeit eine positive Resonanz der Fahrgäste zeigt und eine Nachfragesteigerung eingetreten ist.

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Entwicklung der Fahrgastnachfrage im „Städtedreieck“ (2012-2013)

1.200

1.000

Seite | 80 800

600

400 Fahrgäste 200

0

2012 2013

Abbildung 14: Fahrgastnachfrage der Achsen im Städtedreieck

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6 Zustandsbewertung und Mängelanalyse

Im Rahmen der Analyse wird das bestehende ÖPNV-Angebot auf die Einhaltung der formulierten Qualitätsanforderungen an die Angebotsqualität (siehe Kapitel 2.9) untersucht und bewertet.

Es werden folgende Parameter untersucht: Seite | 81

 Erschließungsqualität: Erreichbarkeit der nächsten ÖPNV-Haltestelle in den einzelnen Gemeinden

 Bedienungsqualität: Häufigkeit und Regelmäßigkeit des ÖPNV-Angebotes

 Verbindungsqualität: Fahrzeit und Umsteigeerfordernisse

Darüber hinaus werden folgende weitere Qualitätsmerkmale, wie Systemtranspa- renz, analysiert und bewertet.

6.1 Einschätzung der Angebotsqualität im Nahverkehrs- raum 6.1.1 Erschließungsqualität

Ergebnisse

Im Zeitraum seit 2009 wurden keine wesentlichen Änderungen in der Haltestellen- struktur des Busverkehrs mit Auswirkungen auf die Bewertung der Erschließungs- qualität vorgenommen. Im SPNV werden die Bahnhöfe bzw. Haltepunkte Stolberg (Harz) Rottleberode und Uftrungen nicht mehr bedient.

In folgenden Orten befindet sich der Bahnhof bzw. Haltepunkt in Siedlungsrandlage, wodurch eine optimale SPNV-Erschließung der Ortslage teilweise eingeschränkt ist:

 Sandersleben (Anhalt)

 Berga

 Friesdorf

 Benndorf

 Blankenheim

 Klostermansfeld78

 Wolferode

 Amsdorf

78 Hinweis: Haltepunkt befindet sich in der Gemarkung Benndorf

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 Erdeborn

 Röblingen am See

 Wansleben am See

 Bennungen

Seite | 82  Roßla

Erweiterungen in der Siedlungsstruktur (neue Wohn- oder Gewerbegebiete) haben sich weitgehend an vorhandenen Strukturen orientiert, so dass diese weitgehend ausreichend gut erschlossen werden.

Durch die Errichtung zusätzlicher Haltestellen

 in Sangerhausen im Stadtverkehr (ab August 2014 Otto-Grotewohl-Straße),

 in Eisleben im Stadtverkehr (Rammberg, Turnplatz, Rammtorstraße, Rudolf- Breitscheid-Straße, Glück-Auf-Ring 1, Glück-Auf-Ring 2, Straße am Friedhof, Lindenallee sowie ab 2014 Zellergasse),

 in Hettstedt im Stadtverkehr (Johannisstraße, Heckerlingsbreite, Händelstraße, Brunnenstraße, Friedrich-Werthmann-Siedlung, Böttgerstraße, Eisleber Weg, Birkenholz, Freimarkt, Stadtpark, Friedhof, Molmecker Kirche, Friedhofstraße, Molmecker Straße, Plantagenweg sowie ab Dezember 2014 Fichtestraße II),

 in Hettstedt im Regionalverkehr (ab August 2014 Gerbstedter Straße II),

 in Ulzigerode (ab Dezember 2014 Schmiedestraße).

konnte die Erschließungsqualität im kleinräumigen Bereich verbessert werden.

Insgesamt ist die Erschließungswirkung der Siedlungsbereiche im Landkreis Mansfeld-Südharz als gut bis sehr gut einzuschätzen.

Die Einzelergebnisse sind gemeindebezogen im Anhang dargestellt.

6.1.2 Bedienungs- und Erschließungsqualität

Die Bewertung der Bedienungs- und Erschließungsqualität erfolgt differenziert für die Städte und ihre Ortsteile in Abhängigkeit der Einwohnergröße bzw. der Funktion als zentraler Ort mit entsprechenden Qualitätsmerkmalen (Methodik siehe Kapi- tel 2.9).

In weiten Teilen des Nahverkehrsraumes konnte die Bedienungsqualität in den letz- ten Jahren gesichert oder durch Umstrukturierung bzw. Einführung von regelmäßi- gen Fahrten verbessert werden. Verschlechterungen der Bedienungsqualität sind nur vereinzelt bei Gemeinden mit geringer Einwohnerzahl (und damit geringem Nachfragepotenzial) festzustellen.

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Bedienungs- und Verbindungsqualität in die Mittelzentren

Eine Einschätzung der Bedienungs- und Verbindungsqualität der Gemeinden erfolgt für die Relationen in das jeweilige Mittelzentrum Sangerhausen bzw. Lutherstadt Eisleben. Für die Gesamtbevölkerung des Landkreises ist grundsätzlich eine Bedie- nung und Verbindung in das jeweilige Mittelzentrum vorhanden, wobei eine Einhal- Seite | 83 tung der entsprechenden Richtwerte nicht immer erreicht werden kann. Insbeson- dere in den zentralen Orten („Grundzentren“) und in den einwohnerstarken Ort- schaften (Orte größer 1.000 EW) wird, für einen ländlich strukturierten Raum, eine ausreichende Bedienung entsprechend der formulierten Bedienungsstandards er- reicht. Weiterhin ist eine ausreichende Bedienung in den Ortsteilen der Stadt San- gerhausen sowie in der Stadt Allstedt in Richtung des Mittelzentrums Sangerhausen vorhanden.

Eine Nichterfüllung der Bedienungsstandards ist vor allem in kleineren Gemeinden festzustellen. In der Stadt Mansfeld und in der Stadt Gerbstedt sowie in der Ver- bandsgemeinde Goldene Aue bestehen größere Defizite in der Bedienungsqualität. Dies ist vor allem auf die Ausdünnung des Fahrplanangebotes außerhalb des Schü- lerverkehrs zurückzuführen (fehlende Bedienungsangebote insbesondere am späten Nachmittag und am Abend). Teilweise sind zudem Verbindungsdefizite in Bezug auf die Überschreitung der maximalen Umstiege sowie Wartezeiten über 25 Minuten festzustellen.

In zwei (direkt benachbarten) kleineren Orten werden die Bedienungsstandards vormittags (d. h. für Erledigungen, Einkaufen und Arztbesuch) nicht erfüllt:

 Augsdorf (540 Einwohner),

 Hübitz (320 Einwohner, Haltestelle „Abzweig“ ca. 500 m entfernt).

Hier besteht ein Handlungsbedarf, da eine ÖPNV-Nutzung für Erledigungen, Einkau- fen und Arztbesuch nicht möglich ist.

Die Einzelergebnisse sind in der Karte 4 und im Anhang dargestellt.

Bedienungs- und Verbindungsqualität in die „Grundzentren“

Bei der Einschätzung der Bedienungsqualität in die jeweiligen Grundzentren (GZ) ist im Vergleich zur Bedienungsqualität in die Mittelzentren (MZ) nur in wenigen Fällen eine unterschiedliche Qualität festzustellen. Wesentlicher Unterschied zwischen Mit- telzentren und Grundzentren besteht in der Verbindungsqualität, da auf einigen Verbindungen nur mit einem Umstieg das Mittelzentrum erreicht werden kann.

In fast allen Gemeinden gibt es deutliche Defizite in der Bedienungsqualität zum Grundzentrum in der Normalverkehrszeit. Hierbei ist hauptsächlich aus Richtung Grundzentrum (teilweise auch in Richtung Grundzentrum) nachmittags ab 16:30 Uhr kein Bedienungsangebot vorhanden.

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Eine gute Bedienungs- und Erschließungsqualität sind festzustellen in der:

 Stadt Sangerhausen,

 Stadt Arnstein,

 Einheitsgemeinde Südharz,

Seite | 84  Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra.

Die unzureichende Bedienungsqualität in vielen Gemeinden ist weitgehend auf die Fokussierung des Bedienungsangebotes auf den Schülerverkehr in diesen Bereichen zurückzuführen. Eine zeitliche Verteilung der Fahrten über den gesamten Tag, und damit die Möglichkeit der Nutzung für den Berufs-, Versorgungs- und Freizeitver- kehr, ist in den tlw. stark ländlich geprägten Teilräumen nicht gegeben bzw. stark eingeschränkt (insbesondere Bedienungslücken am Nachmittag). Die Einzelergeb- nisse sind in der Karte 4 und im Anhang dargestellt.

Die Bedienungsstandards in Richtung des Mittelzentrums Sangerhausen werden in 32 von 47 Ortschaften und Städten erfüllt (68 %). In Richtung des Mittelzentrums Eisleben kann bei rund der Hälfte aller Ortsteile und Städte (56 %) eine ausrei- chende Bedienungsqualität erreicht werden79. In den Ortsteilen der Gemeinden Gerbstedt und Mansfeld sind Defizite in und aus Richtung Lutherstadt Eisleben vor- handen.

Die Bedienungsstandards der Ortschaften in und aus Richtung des jeweils relevan- ten Grundzentrums wird zu 59 % erfüllt. Unzureichende Bedienungsqualitäten sind auch hier in den Gemeinden Gerbstedt und Mansfeld festzustellen.

In der Erfüllung der definierten Verbindungsstandards zeigen über 70 % der Ort- schaften eine positive Bewertung. Die Verbindungsqualität zu den Mittelzentren ist mit 87 % (Richtung Lutherstadt Eisleben) und 89 % (Richtung Sangerhausen) aus- reichend.

Tabelle 21: Bedienungs- und Verbindungsqualität der jeweiligen Ortschaften an das dazuge- hörige Mittel- und Grundzentrum

Bedienungs- und Verbin- Erfüllung Bedienungs- Erfüllung Verbindungs- dungsqualität zu MZ, GZ standard (Ortschaften standard (Ortschaften und Ortsteile) und Ortsteile)

MZ Sangerhausen 32 (68 %) 42 (89 %) (47 Ortschaften und Städte)

MZ Eisleben 40 (56 %) 62 (87 %) (71 Ortschaften und Städte)

Grundzentrum 50 (59 %) 61 (72 %) (85 Ortschaften und Städte)

79 „ausreichend“ ist hier nicht im Sinne eines Schulnotensystems gemeint, sondern als Erfül- lung des definierten Standards

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Bedienungsqualität der Ortsteile in die Hauptorte

Die Ortsteile von Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Mansfeld sind durch die regionalen Buslinien an die jeweilige Kernstadt angebunden. Die Bedienungsqualität ist dabei in Abhängigkeit der Bedienungsachse sehr unterschiedlich. An Schultagen besteht jedoch weitestgehend aus allen Bereichen eine ausreichende Bedienung. Seite | 85 An Ferientagen gibt es insbesondere aus den Bereichen westlich/ südwestlich von Mansfeld eingeschränkte Verkehrsangebote.

6.1.3 Bewertung der Stadtverkehre

Stadtbus Sangerhausen

Das Stadtbussystem Sangerhausen kann in seiner Systemqualität für eine Stadt dieser Größe und Zentralität als „gut“ bewertet werden. Bedingt durch die erfolgten Anpassungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit hat das System jedoch ggü. der Netzbildung zur Einführung in 2001 wesentlich an Transparenz verloren. Insbe- sondere die Bedienung der Wohngebiete Ost, West und Südwest sowie das Woche- nendangebot haben an Attraktivität verloren.

Die Nachfrageentwicklung ist seit 2005 rückläufig. Auch unter Berücksichtigung des Einwohnerrückgangs ist einzuschätzen, dass der Anteil des Stadtbusses an der Ver- kehrsmittelwahl der Bewohner signifikant zurückgegangen ist. Die Nutzungsintensi- tät ist um 25 % von 19 Fahrten pro Einwohner und Jahr (2005) auf 14 Fahrten pro Einwohner und Jahr (2013) zurück gegangen.

Stadtverkehr Lutherstadt Eisleben

Das Bedienungsangebot kann grundsätzlich als „durchschnittlich“ bewertet werden. Der 60-Minuten-Takt im Stadtverkehr stellt jedoch keine echte Alternative zur Pkw- Nutzung dar, es kann damit nur die Grundversorgung der Bevölkerung ohne Pkw- Verfügbarkeit abgedeckt werden.

Der zentrale Einkaufsbereich wird durch den Stadtverkehr in West-Ost-Richtung (Am Knappenbrunnen und Markt) direkt bedient, so dass sich richtungsbezogen Erreichbarkeitsvorteile für den Stadtbus gegenüber dem Pkw ergeben. Nachteilig für die Übersichtlichkeit des Stadtbusverkehrs ist die derzeitige weiträumige Ein- bahnstraßenführung, insbesondere im Innenstadtbereich und über den Altstadtring, sowie die Überlagerung der Linien untereinander. Dadurch entsteht eine umwegige und für den Fahrgast wenig transparente Linienführung. Vorbereitende Maßnahmen zur Änderung der Einbahnstraßenführung wurden zum Stand Oktober 2014 begon- nen.

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Stadtverkehr Hettstedt

Das Bedienungsangebot im Stadtverkehr Hettstedt stellt werktags, in Bezug zur Stadtgröße, eine ausreichende Bedienungsqualität dar. Der 60-Minuten-Takt ist jedoch nur eine Grundversorgung und kann nicht in größerem Umfang die Fahr- gastnachfrage generieren. Seite | 86 Die Ringführung im nördlichen Bereich, die im gegenläufigen Einrichtungsverkehr bedient wird, sowie die drei Schlaufen im südlichen Bereich sind ein planerischer Kompromiss zur Bedienung möglichst vieler Stadtbereiche.

6.2 Probleme im Betriebsablauf (Pünktlichkeit)

Die Pünktlichkeit des Busverkehrs, und damit die Verlässlichkeit, wird im Landkreis u. a. durch folgende Faktoren negativ beeinträchtigt:

 nicht planbare Wartezeiten an Ampeln, Bahnübergängen bzw. Einmündungen in stark befahrenen Vorfahrtsstraßen,

 Beeinträchtigung des Betriebsablaufes durch (nicht vorschriftsmäßig) haltende oder parkende Kfz,

 Rückstaus durch hohes Verkehrsaufkommen,

 unzureichende Straßenzustände, die ein „Langsamfahren“ bedingen.

Im täglichen Betriebsablauf sind folgende Problempunkte mit Verspätungspotenzial herauszustellen80:

 Anfahrt des Bahnhofs in Roßla (lange Schrankenschließzeiten),

 Anfahrt des Bahnhofs in Berga (lange Schrankenschließzeiten),

 Straßenzustand zwischen Ortsausgang Klostermansfeld und Schloss Mansfeld (holprige und geneigte Straße),

 Straßenzustand der Haltestellendurchfahrt in Großörner (Haltestelle in Richtung Hettstedt),

 Ortsdurchfahrt Leimbach (Probleme bei Gegenverkehr wegen der engen Bebau- ung),

 Ortsdurchfahrt Großörner (Probleme bei Gegenverkehr wegen der engen Be- bauung).

Darüber hinaus wird der Betriebsablauf in Einzingen durch eine fehlende Wende- möglichkeit beinträchtig. Der Ort Hornburg wird von der VGS nur mit Kleinbus an- gefahren, da Wenden mit einem Linienbus aufgrund dessen Länge nicht möglich wäre.

80 Quelle: Information VGS

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6.3 Fahrplantransparenz und Fahrgastinformation

Die Linien im Landkreis Mansfeld-Südharz sind durch eine unterschiedliche Ausprä- gung der Bedienungsangebote gekennzeichnet. Es reicht von Linien, die tages- durchgängig eine regelmäßige Vertaktung aufweisen bis zu Linien, die ausschließ- lich im Schulverkehr verkehren. Seite | 87 Die im Jahr 2012 durchgeführte Anpassung der Liniennummern in das überregiona- le Liniennummernsystem innerhalb Sachsen-Anhalts hat zu einer besseren Über- sichtlichkeit und Netztransparenz geführt. So war vor der Anpassung für den Fahr- gast nicht unmittelbar erkennbar, ob es sich bei einer Linie um eine Hauptlinie oder um eine Ergänzungslinie handelt (z. B. Linie 372 als Hauptlinie im Stundentakt und Linie 375 als Linie mit einzelnen Fahrten im Schülerverkehr). Seit 2012 wurden die Liniennummern fortlaufend nummeriert. Die Hauptlinien, wie die Linie 410 (ehe- mals 409) und die Linie 420 (ehemals 372) kristallisieren sich aufgrund der runden Liniennummer (Endung „0“) deutlicher besser im Gesamtangebot heraus.

6.4 Fahrgastinformation

Die Fahrgäste des straßengebundenen ÖPNV im Landkreis Mansfeld-Südharz haben verschiedene Möglichkeiten sich über das Angebot zu informieren. Das Fahrplan- buch der VGS stellt dafür ein wesentliches Instrument dar. Es beinhaltet neben der Darstellung der Fahrpläne der VGS-Linien und tlw. anderer Verkehrsunternehmen auch einen beigelegten Tarifschemaplan in vereinfachter Form sowie Informationen zum Tarif und Beförderungsbedingungen.

Positiv hervorzuheben ist die ggü. 2009 nunmehr realisierte Darstellung der Fahr- ten einer Linie differenziert nach Werktagen (Montag – Freitag) und Wochenendta- gen (Samstag und Sonntag). Die Lesbarkeit des Fahrplanes wird dadurch wesent- lich verbessert. Die Fahrten, die als Rufbus verkehren, sind neben dem Symbol des Telefons, zusätzlich grau hinterlegt, so dass diese Angebote deutlich hervorgehoben werden. Weiterhin werden im Fahrplan zusätzliche Anschlüsse bzw. Ankünfte mit Schienen- und Busverkehr aufgeführt.

Im Fahrplanbuch können folgende Defizite festgestellt werden:

 Der noch im Fahrplanbuch 2008/2009 enthaltende Liniennetzplan wird nicht mehr produziert.

 Ein Großteil der anderen, das Kreisgebiet bedienenden Verkehrsunternehmen, welche im Fahrplan 2008/2009 aufgelistet waren, sind im Fahrplanbuch 2013/2014 nicht mehr enthalten. Das im Fahrplanbuch kommunizierte Angebot ist somit in Bezug auf das Kreisgebiet nicht vollständig. Auf der anderen Seite ist jedoch zu berücksichtigen, dass mit der Fokussierung auf das VGS-Angebot die Flexibilität in der Produktion des Fahrplanbuches höher ist.

 Keine Information für Mobilitätseingeschränkte zur Nutzung des ÖPNV (z. B. Kennzeichnung der garantiert mit Niederflurbussen gefahrenen Fahrten, Auflis- tung der niederflurgerecht ausgebauten Haltestellen).

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Wünschenswert ist Darstellung eines Gesamtfahrplanes oder Korridorfahrplans von Relationen, auf denen mehrere Linien verkehren (z. B. zwischen Mansfeld und Hettstedt).

Neben dem Fahrplanbuch haben Fahrgäste die Möglichkeit, sich über die Internet- seite der VGS über die Fahrpläne der einzelnen Linien und die Tarife zu informieren. Seite | 88 Unter www.insa.de sind neben Einzelauskünften mit Adressen oder Haltestellen als Start und Ziel auch Abfahrtspläne und Haltestellenfahrpläne sowie persönliche Fahrpläne insbesondere für Pendler erhältlich und ausdruckbar. Eine barrierefreie Nur-Text-Version berücksichtigt die speziellen Bedürfnisse Sehbehinderter, wo die Schriftgröße je nach Wunsch variiert werden kann. Für Smartphones steht die kos- tenlose App zur Verfügung, mit denen Reiseverbindungen mit Bahn und Bus in Sachsen-Anhalt, im Mitteldeutschen Verkehrsverbund sowie im bundesweiten Bahnverkehr abgerufen werden können. Die Rufbusbestellungen für VGS-Fahrten erfolgen ausschließlich über die INSA-Telefonauskunft. Der ServiceBus kann über eine VGS-Nummer bestellt werden.

6.5 Parallelverkehre

Die im Nahverkehrsraum in gleichen Bedienungskorridoren neben Bahnlinien ver- laufenden Buslinien übernehmen durchweg eine Erschließungsfunktion, die die Bahn aufgrund der Bindung an den Schienenweg und der Lagegunst der Haltepunk- te nicht erreichen kann. Die Busbedienung konkurriert damit nicht mit der Schiene, sondern ergänzt das Schienenangebot dadurch, dass das ÖPNV-Angebot flächenhaft verfügbar wird und Zubringerfunktionen zur Schiene schafft.

Auf zahlreichen Relationen wurde das Angebot parallel verkehrender Buslinien in den letzten Jahren geordnet und systematisiert. Dennoch verkehren weiterhin auf einigen Relationen mehrere Buslinien nebeneinander, die jedoch weitgehend unter- schiedliche Funktionen übernehmen oder sich im weiteren Linienweg unterscheiden. In solchen Bereichen können sogenannte Gesamtfahrpläne eine bessere Übersicht über das komplette Fahrplanangebot schaffen.

Eine detaillierte Abstimmung der Bahn- und Busleistungen ist zu gewährleisten.

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6.6 Barrierefreiheit im ÖPNV

Niederflurbusse

Zum Analysezeitpunkt (Frühjahr 2014) verfügt die VGS über 72 Fahrzeuge mit Nie- derflurtechnik und Klapprampe (85 %)81. Dieser Ausstattungsstand bzgl. der Barrierefreiheit kann für einen ländlichen Raum als überdurchschnittlich hoch ein- Seite | 89 geschätzt werden.

Haltestellen

Im Landkreis Mansfeld-Südharz sind nur wenige Haltestellen barrierefrei nutzbar. Konkrete Daten liegen nicht vor, der Landkreis beabsichtigt deshalb die Erstellung eines Haltestellenkatasters.

Die Verknüpfungspunkte im Landkreis wurden in den letzten Jahren modernisiert. Der Busbahnhof in Lutherstadt Eisleben befindet sich aktuell im Umbau. Als sehr gelungen kann der ZOB in Hettstedt eingeschätzt werden (niederflurgerechte Bord- steine, Sägezahnaufstellung taktile Leitsysteme).

Abbildung 15: ZOB Hettstedt

81 Quelle: Verkehrsgesellschaft Südharz mbH: Fahrzeugbestand MSH Plan, Stand Januar 2014

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Verknüpfungspunkte wie beispielsweise der Busbahnhof Sangerhausen oder die Haltestelle am Bahnhof Berga-Kelbra, die bereits vor mehreren Jahren erbaut bzw. umgebaut wurden, entsprechen hinsichtlich der barrierefreien Gestaltung jedoch nicht dem heutigen „Stand der Technik“. Auffällig ist insbesondere das Fehlen von taktilen Leitsystemen für Blinde.

Seite | 90

Abbildung 16: Busbahnhof Sangerhausen

Abbildung 17: Verknüpfungspunkt Berga-Kelbra

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

6.7 Zusammenfassung

Tabelle 22: Stärken und Schwächen des ÖPNV

Stärken des ÖPNV Schwächen des ÖPNV

 grundsätzlich gute Erschließungswirkung  Defizite in der Fahrplantransparenz Seite | 91 in den Siedlungsbereichen  Defizite in der Fahrgastinformation (kein  für einen ländlichen Raum weitgehend Liniennetzplan, keine Fährpläne anderer ausreichende Bedienungsqualität Verkehrsunternehmen im VGS-  gute Bedienung in den einwohnerstarken Fahrplanbuch, keine Information für Mobil- Korridoren zwischen den zentralen Orten itätseingeschränkte zur Nutzung des ÖPNV.)  dichtes Angebot auf den Schienenstrecken  partielle Defizite in der Bedienungs- und  preisgünstige Tarife Verbindungsqualität, insbesondere im Be-  übersichtliche Darstellung der Linienfahr- reich östlich und westlich von Hettstedt pläne im Fahrplanbuch sowie nördlich von Sangerhausen/ Eisle-  Systemqualität des Stadtbussystems in ben Sangerhausen (Halbstundentakt und Ren-  Defizite in der Angebots- und Systemqua- dezvous-Prinzip) lität der Stadtverkehre in Lutherstadt Eis-  Aufwertung, Umstrukturierung des Fahr- leben und Hettstedt (im Vergleich zu San- planes und Linienweges der Stadtverkehre gerhausen) in Lutherstadt Eisleben und Hettstedt (je-  hoher Anteil nicht niederflurgerecht aus- doch weiterhin Defizite in der Angebots- gebauter Haltestellen im Kreisgebiet und Systemqualität im Vergleich zu San-  Verknüpfungspunkte mit Defiziten in der gerhausen) barrierefreien Nutzbarkeit (fehlende taktile  nutzergerechte Verknüpfungspunkte bzw. Leitsysteme) Umsteigehaltestellen in Sangerhausen, Lu-  geringe Ausprägung des Sonntagsverkehrs therstadt Eisleben (Bahnhof) und (vor allem im Stadtverkehr Eisleben) Hettstedt (Stadtzentrum)  kein Bus-Schiene-Gemeinschaftstarif  Fahrzeugflotte der VGS mit vergleichswei- se hohem Anteil moderner Busse (85 % Niederflurbusse; rund 70 % der Busse Eu- ro-IV-Norm oder besser)

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7 Prognose der Entwicklung der Nachfrage 7.1 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Mobilität

Seite | 92 Für die Bewertung der zukünftigen Mobilitätsentwicklung im Landkreis Mansfeld- Südharz liegen keine spezifischen Daten vor. Aufbauend auf bundesweiten Untersu- chungen können jedoch allgemeine Entwicklungstendenzen herausgearbeitet wer- den.

Der demografische Wandel wird in den nächsten zehn Jahren auch weiterhin spür- bare Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten und damit auf die ÖPNV-Nutzung haben. Im Kontext mit den Entwicklungen der oben dargestellten Rahmenbedin- gungen sind folgende Auswirkungen auf die zeitliche und räumliche Verkehrsvertei- lung zu erwarten82:

 der Motorisierungsgrad der privaten Haushalte wächst weiter,

 der Berufsverkehr verliert weiter an Bedeutung, insbesondere in den frühen Morgenstunden,

 die Verkehrsspitzen werden sich mengenmäßig abflachen, vor allem in den Nachmittagsstunden (mittägliche bzw. nachmittägliche HVZ),

 der Einkaufs-, Versorgungs- und Freizeitverkehr gewinnt gegenüber dem Be- rufsverkehr an Bedeutung,

 die prognostizierte Zunahme der Ein-Personen-Haushalte führt zu deutlich mehr Versorgungswegen,

 die Dezentralität der Verkehrsverteilung im Einkaufs- und Freizeitverkehr (z. B. Supermärkte an der Peripherie der Städte anstelle im Stadtkern) nimmt zu und erschwert damit eine Bündelung der Verkehrsströme,

 die in den letzten zehn Jahren erkennbaren Trends eines verstärkten multimo- dalen Verkehrsverhaltens und einer intensiveren ÖPNV-Nutzung bei den jünge- ren Altersgruppen sowie einer höheren Pkw-Affinität und einer geringeren ÖPNV-Affinität in der Mobilität bei den Senioren könnten sich noch stärker aus- prägen.

Zu beachten ist, dass im Landkreis Mansfeld-Südharz auch für die Altersgruppe der zunehmend mobileren „jungen Senioren“ (65- bis 75-Jährige) bis zum Jahr 2025 ein Rückgang erwartet wird. Lediglich in der Altersgruppe der Hochbetagten (über 80-Jährige) wird eine Einwohnerzunahme zu verzeichnen sein.

82 Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.), Mobilität in Deutschland 2008, Ergebnisbericht, Struktur – Aufkommen – Emission – Trends, Bonn und Berlin 2010 , http://mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/MiD2008_Abschlussbericht_I.pdf [Zugriff 14.06.2014]

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Tabelle 23: Tendenzen in der Entwicklung der ÖPNV-Nutzung im Landkreis Mansfeld-Südharz bis 2025 nach Altersgruppen (gutachterliche Einschätzung)

Tendenzen der ÖPNV- Entwicklung der Altersgruppe Nutzung bis 2020 ÖPNV-Affinität

0 bis 5 Jahre   Seite | 93 6 bis 9 Jahre  

10 bis 18 Jahre  

19 bis 24 Jahre   / 

25 bis 44 Jahre  

45 bis 64 Jahre  

65 bis 79 Jahre  

80 und älter  

 leichte Steigerung  leichter Rückgang

 Stagnation  gravierender Rückgang

Entscheidend für die Entwicklung des Fahrgastpotenzials des ÖPNV ist, dass sich das Verkehrsverhalten der Senioren spürbar ändert. Deren ÖPNV-Affinität wird im ländlichen Raum weiter zurückgehen (Anteil an Pkw-Selbstfahrern steigt). Auch die Hochbetagten werden tendenziell eher als Pkw-Mitfahrer mobil sein, so dass trotz steigender Bevölkerungszahlen in der Altersgruppe der Hochbetagten die ÖPNV- Nutzung bis zum Jahr 2025 tendenziell nur leicht steigen wird.

Die Veränderungen der räumlichen und zeitlichen Verkehrsverteilung wirken zu- künftig nicht unbedingt zugunsten des ÖPNV. Zwar werden die Verkehrsspitzen aufgrund der weiterhin zunehmenden Flexibilisierung von Arbeit- und Öffnungszei- ten entzerrt, so dass mittelfristig mit einer zunehmenden Nachfrageverlagerung aus den Hauptverkehrszeiten in die derzeitigen Normal- und Schwachverkehrszeiten zu rechnen ist („Abflachen der Verkehrsspitzen“). Demgegenüber werden die Ver- kehrsströme, nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Freizeitver- kehrs, disperser, individuelle Wegketten immer „komplizierter“.

7.2 Entwicklung der nachfragebestimmenden Rahmen- bedingungen 7.2.1 Bevölkerungsentwicklung

Der Landkreis Mansfeld-Südharz ist seit Jahren stark vom „demografischen Wandel“ geprägt. Die Gründe für die Schrumpfung liegen zum einen in einem negativen Wanderungssaldo sowie in dem verstärkten Geburtenrückgang in den letzten 25 Jahren. In den kommenden Jahren wird es vor diesem Hintergrund zu weiteren deutlichen Veränderungen im Aufbau der Alterspyramide kommen.

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Für den Nahverkehrsplan erfolgt nachfolgend eine Betrachtung für einen längerfris- tigen Horizont bis zum Jahr 2025, um Tendenzen deutlicher machen zu können. Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis wird langfristig weiter rückläufig sein. Nach den aktuellen Prognosen des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt werden die Einwohnerzahlen bis 2025, ausgehend vom Bezugsjahr 2008, um rund 43.000 Ein- wohner bzw. 28 % abnehmen83. 2025 werden damit nur noch rund 112.000 Ein- Seite | 94 wohner im Landkreis leben.

Bevölkerungsentwicklung 2008 - 2025 180.000

160.000

140.000

120.000

100.000

80.000

Einwohner 60.000

40.000

20.000

0 2008 2010 2015 2020 2025

Einwohner Landkreis Mansfeld-Südharz

Abbildung 18: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Mansfeld-Südharz 2008 bis 202584

Für die Einschätzung der Mobilitätsentwicklung ist in erster Linie die Entwicklung in den einzelnen Altersgruppen von Bedeutung. Dazu werden nachfolgend die Daten der Bertelsmann-Stiftung verwendet85.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz werden die Schülerzahlen, ausgehend vom Wert des Jahres 2009 bis 2025 um rund 2.600 Schüler zurückgehen. Der Trend des Schülerrückgangs wird sich nach 2025 noch verstärken, da der Rückgang bei den „unter 6-Jährigen“ im Vergleich zur Altersgruppen der 7- bis 18-Jährigen noch stär- ker ausgeprägt ist (siehe Abbildung 20).

83 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Regionalisierte Bevölkerungs- prognose 2008 bis 2025 https://www.statistik.sachsen- anhalt.de/bevoelkerung/prognose/index.html [Zugriff 23.01.2015] 84 ebenda 85 Bertelsmann Stiftung, Bevölkerungsprognose Mansfeld Südharz zwischen 2009 - 2025 http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/bevoelkerungsprognose+mansfeld- suedharz+absolute-anteile-der-altersgruppen+2009-2030+tabelle [Zugriff 17.10.2014]

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Gravierend für die ÖPNV-Nutzung außerhalb des Schulverkehrs ist der erhebliche Rückgang in der Gruppe „19 bis 24 Jahre“ um rund 5.200 Einwohner (minus 52 %)86. Diese Altersgruppe ist überwiegend in der Ausbildung und kann bei ent- sprechend attraktiven ÖPNV-Angeboten wesentlich ÖPNV-affiner als die älteren Be- völkerungsgruppen sein. Der Rückgang der Bevölkerungsgruppen im Arbeitsleben zwischen „25 bis 64 Jahren“ um über 24.500 Einwohner (minus 29 %)87 hat zusätz- Seite | 95 liche Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen, wobei diese Altersgruppen in der Regel in ihrem Mobilitätsverhalten tendenziell auf den MIV ausgerichtet sind.

Die Altersgruppe der „über 80-Jährigen“ erfährt als einzige Altersgruppe einen star- ken Zuwachs. Diese Altersgruppe der Hochbetagten ist jedoch wesentlich weniger mobil als die jüngeren Altersgruppen und durch geringere Außer-Haus-Anteile ge- kennzeichnet.

Altersgruppen von 2009 bis 2025 absolut

über 80-Jährige

65-79-Jährige

45-64-Jährige

25-44-Jährige

19-24-Jährige

10-18-Jährige

6-9-Jährige

0-5-Jährige

-15000 -10000 -5000 0 5000 10000

Bevölkerungsentwicklung, absolut

Abbildung 19: Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Mansfeld-Südharz nach Altersgrup- pen bis 202588

86 ebenda 87 ebenda 88 Bertelsmann Stiftung, Bevölkerungsprognose Mansfeld Südharz zwischen 2009 - 2025 http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/bevoelkerungsprognose+mansfeld- suedharz+absolute-anteile-der-altersgruppen+2009-2030+tabelle [Zugriff 17.10.2014]

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Altersgruppen 2009 bis 2025 in Prozent

über 80 Jährigen

65-79-Jährige

Seite | 96 45-64-Jährige

25-44-Jährige

19-24-Jährige

10-18-Jährige

6-9-Jährige

0-5-Jährige

-60% -50% -40% -30% -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Bevölkerungsentwicklung, %

Abbildung 20: Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Mansfeld-Südharz nach Altersgrup- pen bis 2025 in Prozent89

Die Bevölkerungsentwicklung in den Städten mit eigenständigen Stadtverkehren (Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Hettstedt) wird ähnlich wie die Bevölke- rungsentwicklung des Landkreises verlaufen. Wie im Landkreis wird auch in den drei Städten ein erheblicher Rückgang in den Altersgruppen bis 79 Jahren eintreten. Für die Lutherstadt Eisleben wird für die Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen je- doch nur ein minimaler Rückgang von lediglich minus 3 % prognostiziert, während in Sangerhausen und Hettstedt auch in dieser Altersgruppe ein deutlich erhöhter Rückgang eintreten wird (siehe Abbildung 21)90. Die Altersgruppe der über 80 Jäh- rigen wird bis 2025 in allen drei Städten erheblich ansteigen.

Für Lutherstadt Eisleben wird von den drei Städten noch die „beste“ demografische Entwicklung prognostiziert, Hettstedt wird dagegen am stärksten von der weiteren Bevölkerungsschrumpfung und Überalterung betroffen sein (Bevölkerungsrückgang 2009 bis 2025 um 25 %).

89 Bertelsmann Stiftung, Bevölkerungsprognose Mansfeld Südharz zwischen 2009 - 2025 http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/bevoelkerungsprognose+mansfeld- suedharz+absolute-anteile-der-altersgruppen+2009-2030+tabelle [Zugriff 17.10.2014] 90 Bertelsmann Stiftung, Bevölkerungsprognose Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben, hettstedt zwischen 2009 - 2025 https://www.wegweiser- kommune.de/statistik/bevoelkerungsprognose+eisleben+relative-anteile-der- altersgruppen+2009-2030+tabelle [Zugriff 17.10.2014]

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Altersgruppen 2009 bis 2025 in Prozent

über 80-Jährige

65-79-Jährige Seite | 97

45-64-Jährige

25-44-Jährige

19-24-Jährige

10-18-Jährige

6-9-Jährige

0-5-Jährige

-60% -40% -20% 0% 20% 40% 60% 80%

Hettstedt Sangerhausen Lutherstadt Eisleben

Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung in den Städten Sangerhausen, Lutherstadt Eisleben und Hettstedt nach Altersgruppen bis 202591

7.2.2 Entwicklung der Schulstandorte

Gemäß dem im April 2014 beschlossenen mittelfristigen Schulentwicklungsplan für die Schuljahre 2014-2019 des Landkreises sind in der Schulstruktur einzelne Ände- rungen zu erwarten (Tabelle 24).

Die geplanten Änderungen haben direkte Auswirkungen auf die Ausgestaltung des ÖPNV-Angebotes. Bei Schulschließungen sind die Verkehre auf die aufnehmenden Schulen auszurichten. Dabei sind die jeweiligen Einzugsbereiche zu berücksichtigen.

Eine auslaufende Beschulung bringt häufig in der Übergangszeit einen Mehraufwand in der Schülerbeförderung mit sich, da sowohl die auslaufende Schule als auch die neue bzw. alternative Schule angefahren werden muss.

91 Bertelsmann Stiftung, Bevölkerungsprognose Sangerhausen, Hettstedt, Lutherstadt Eisle- ben zwischen 2009 - 2025 http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/bevoelkerungsprognose [Zugriff 17.10.2014]

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Tabelle 24: geplante Änderungen in der Schulstruktur92

Schulstandort Änderung

GS Stolberg Schließung zum 31.07.2014 Aufnehmende Schule: GS Hayn (Ab 31.07.2017 dann GS Seite | 98 Rottleberode) GS Osterhausen Schließung zum 31.07.2014 Aufnehmende Schule: GS „Thomas Müntzer“ Lutherstadt Eisleben

GS Blankenheim Schließung zum 31.07.2015 Aufnehmende Schule: GS Ahlsdorf und Helbra

Zu folgenden Schulen sind entgegen der Schulentwicklungsplanung 2013 ggf. Ent- scheidungen im Hinblick auf eine Schließung oder einen Weiterbetrieb zu treffen93:

 GS Hayn,

 GS Sandersleben,

 GS Siersleben,

 GS Wippra.

7.3 Abschätzung der Entwicklung des Fahrgastauf- kommens

Zusammenfassend kann abgeleitet werden, dass die Fahrgastnachfrage vor dem Hintergrund der absehbaren Entwicklungen in den nächsten Jahren, trotz der posi- tiven Entwicklung in den letzten Jahren, wieder deutlicher zurück gehen wird.

Im Jedermannverkehr wird sich mittelfristig der demografische Faktor stärker bemerkbar machen. Bis 2025 wird, ausgehend vom Niveau 2013, ein Rückgang um 15 bis 25 % prognostiziert. Mit einer Verbesserung des Angebotes in den Stadtver- kehren (insbesondere Modernisierung des Stadtbus Sangerhausen) sowie in Aus- richtung auf den Einkaufs- und Besorgungsverkehr in den Vormittagsstunden könn- te der Rückgang gedämpfter gestaltet werden.

Für den Schulverkehr ist aktuell keine quantifizierbare Prognose der Entwicklung des Fahrgastaufkommens möglich. Die mittel- und langfristigen Bevölkerungsprog- nosen lassen eine deutliche Reduzierung der Schülerzahlen, und damit der beförde- rungspflichtigen Fahrschüler, erwarten (siehe Abbildung 21).

92 Quelle: Landkreis Mansfeld-Südharz (Hrsg.), Schulentwicklungsplan 2014, Februar 2013 93 Beschluss des Kreistages vom 17.12.2014

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Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass mit dem Rückgang der Fahrschülerzah- len auch der Beförderungsaufwand zurückgeht. Erfahrungsgemäß werden anstelle „voller Busse“ nur noch „halbvolle Busse“ unterwegs sein. Da der Landkreis im Schulentwicklungsplan das Ziel formuliert hat, „die Schulen mittel- und langfristig bestandsfähig zu führen und die Standorte langfristig bestandsfähig zu halten“ 94, ist davon auszugehen, dass sich die Fahrschülerzahlen an den einzelnen Standorten Seite | 99 deutlich vermindern. Eine Konzentration auf zentrale Schulstandorte würde dage- gen den Anteil der Fahrschüler an der Gesamtschülerzahl erhöhen und die Einnah- mensituation der VGS (inkl. staatlicher Ausgleichszahlungen) günstiger gestalten.

7.4 Konsequenzen für die Finanzierung

Aufgrund der prognostizierten Fahrgastrückgänge ist sukzessive von einem weite- ren Rückgang der Fahrgeldeinnahmen auszugehen. Mit dem Rückgang der Schüler- zahlen wird auch ein Rückgang der staatlichen Ausgleichszahlungen für die Schü- lerbeförderung einhergehen.

Mittel- bis langfristig sind Handlungsstrategien für die nachhaltige ÖPNV-Finan- zierung im Landkreis Mansfeld-Südharz zu entwickeln. Hierzu bestehen grundsätz- lich drei verschiedene Strategien (siehe Tabelle 25). Eine Gewährleistung der Grundversorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Mobilitätsangeboten, zumindest im heutigen Niveau, ist nur mit einer zusätzlichen (steigenden) Finanzierung durch den Aufgabenträger möglich.

Tabelle 25: Mittel- und langfristige Handlungsstrategien zur Finanzierung des straßengebun- denen ÖPNV

A B C

Landkreis finanziert das Reduktion der Leistung Deutliche Erhöhung der steigende Defizit (Risiko: stärkerer Rückgang Fahrpreise der Fahrgastnachfrage im (Konsequenz: höhere Kosten Jedermannverkehr und in für Schulträgerkarten; weiten Bereichen des Land- Risiko: stärkerer Rückgang kreises Aufgabe der Grund- der Fahrgastnachfrage im versorgung) Jedermannverkehr)

94 Quelle: Landkreis Mansfeld-Südharz (Hrsg.), Schulentwicklungsplan 2014, Februar 2013

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8 ÖPNV-Entwicklungskonzept 8.1 Vorgaben SPNV-Angebot

Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) übernimmt im Landkreis Mansfeld- Südharz wichtige Verbindungs- und in Teilbereichen auch Erschließungsfunktionen. Seite | 100 Für die Nahverkehrsplanung des Landkreises Mansfeld-Südharz wird das Tabelle 26 beschriebene SPNV-Angebot zugrunde gelegt.

Während der Bearbeitungszeit des Nahverkehrsplanes wurde durch das Land die Abbestellung des SPNV auf der Strecke Klostermansfeld – Wippra entschieden (Ab- bestellung zum 13.04.2015). Vom Landkreis Mansfeld-Südharz und der VGS ist in Abstimmung mit dem Land Sachsen-Anhalt und der NASA ein Buskonzept zu entwi- ckeln. In diesem Zusammenhang ist die Realisierbarkeit einer Wochenendbedie- nung durch die „Wipperliese“, ggf. saisonal in den Frühlings- und Sommermonaten, zu prüfen. Die Verlegung der Haltestelle Viadukt/ Friedensallee in Schulnähe ist zu prüfen.

Ab Dezember 2015 wird die Abellio Rail GmbH neu im sogenannten Netz „Saale- Thüringen- Südharz“ fahren. Von Sangerhausen aus werden neue Elektrotriebwa- gen vom Typ E-Talent II die Leistungen u. a. auf der KBS 590 (RE 9/19, RB 75) sowie in Teilen der KBS 595 (RB 59) von der DB Regio AG übernehmen. An Statio- nen mit einer Bahnsteighöhe von 55 cm ist dann ein stufenloser Einstieg möglich. Alle Fahrten werden mit Kundenbetreuern besetzt, alle Fahrzeuge mit Fahrschein- automaten ausgestattet sein. Die SPNV-Angebote im Gebiet des Landkreises Mansfeld-Südharz werden im Vergleich zum Fahrplan 2014/2015 weitgehend fort- geschrieben. Die jeweils zweistündlichen RE-Angebote Halle – Kassel und Halle – Leinefelde überlagern sich zu einem stündlichen Angebot. Zwischen Lutherstadt Eisleben und Nordhausen werden die kleineren Stationen alternierend bedient. Riestedt kann nur von taktabweichenden Einzelzügen bedient werden, da ansonsten die Anschlüsse in den Knoten Halle und Leinefelde nicht gewährleistet werden kön- nen. Unabhängig davon besteht für Riestedt gemäß ÖPNV-Plan ein Prüfbedarf zur Schließung.

Neu wird die zweistündliche Direktverbindung Halle – Sangerhausen – Erfurt mit Flügelung der Züge RE 19 Halle – Leinefelde und RB 59 Halle – Erfurt in Sanger- hausen eingerichtet.

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Tabelle 26: SPNV-Angebot für Nahverkehrsplan 2015 - 2019

KBS Verlauf Angebot

330 Halle – Aschersleben – Halberstadt – stündliches RE-Angebot (HEX 4/24) Goslar Seite | 101 335 Magdeburg – Güsten – (Aschersleben) – Magdeburg – Aschersleben: Zweistun- Sangerhausen – Sömmerda – Erfurt dentakt (RE)

Magdeburg – Erfurt: Zweistundentakt (RE)

590 Kassel – Nordhausen – Sangerhausen – jeweils zweistündlich RE 9/19 Halle – Röblingen am See – Halle Nordhausen (– Kassel) zum stündlichen Angebot überlagert; stündliche (am Wochenende zweistündliche) RB 75 Halle – Lutherstadt Eisleben (in der HVZ Mo-Fr einzelne Fahrten verlängert bis Sangerhausen – Nordhausen)

595 Erfurt – Sömmerda – Sangerhausen Erfurt – Sangerhausen: Zweistundentakt (RB), Überlagerung RE zw. Sömmerda und Erfurt zu Stundentakt

Die Grundtaktstruktur des SPNV im Landkreis Mansfeld-Südharz ist der 2-Stunden- Takt. Auf bestimmten Strecken wird dieser durch Überlagerung auf einen 1- Stunden-Takt bzw. stündliche Bedienung verdichtet.

Eine Anbindung an die Oberzentren Halle und Magdeburg ist gegeben, könnte je- doch künftig weiter ausgebaut werden. Derzeit ist das Mittelzentrum Lutherstadt Eisleben nicht direkt an die Landeshauptstadt Magdeburg angebunden, so dass Um- stiege in Hettstedt in Kauf genommen werden müssen.

8.2 Bewertung der Maßnahmen aus der 2. Fortschreibung des Nahverkehrsplans

Für die im Rahmen der 2. Fortschreibung aufgelisteten Maßnahmen erfolgte eine Differenzierung in drei Maßnahmenbereiche („Fahrplanangebot“, „Infrastruktur“ und „Sicherheit & Service“). Hierbei wurden für jeden einzelnen Maßnahmenbereich konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, welche im Geltungszeitraum des Nahver- kehrsplans umgesetzt werden konnten.

Die folgende Tabelle dokumentiert den Umsetzungsstand der Maßnahmen aus dem Jahr 2009 sowie ihrer Relevanz für die nächsten Jahre.

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Tabelle 27: Umsetzungsbilanz der Maßnahmen

Maßnahmen Stand der Um- Umgang im NVP 2015 - 2020 setzung

Maßnahmenbereich „Fahrplanangebot“

F.1: Einführung „RegioBus“ als Pro- / Umsetzung ist angebotsseitig er- Seite | 102 dukt in den Hauptkorridoren folgt, jedoch nicht als Produkt kommuniziert, Abstimmung mit Land erforderlich („Landesbedeut- same Linien“)

F.2: Optimierung Stadtbussystem  weiterverfolgen (höchste Priorität Sangerhausen (im Kontext mit der hinsichtlich Handlungsbedarf) Stadtentwicklungsplanung)

F.3: Modernisierung Stadtverkehr  für eine vollständige Umsetzung Lutherstadt Eisleben – Weiterent- ist die Mitfinanzierung durch die wicklung zum Stadtbussystem Lutherstadt Eisleben erforderlich

F.4: Modernisierung des Stadtver-  für eine vollständige Umsetzung kehrs Hettstedt ist die Mitfinanzierung durch die Stadt Hettstedt erforderlich

F.5: Verknüpfungssituation am  Stadtverkehr fährt stündlich zum Bahnhof Hettstedt (fahrplantechni- Bahnhof sche Verknüpfung) bauliche Umsetzung der Verknüp- fungshaltestelle (Maßnahme I1) weiterverfolgen

F.6: Weiterentwicklung Produkt  weiterverfolgen RufBus (bei entsprechend geringer Nachfrage)

F7: Koordinierung Rufbus am Sams-  weiterverfolgen tag

F.8: Einführung Produkt EinkaufsBus  Umsetzung als ServiceBus ab (Stärkung des Angebotes an Markt- 2012 (Beobachtung in der Ent- tagen) wicklung, Anpassung des Konzep- tes und ggf. räumliche Auswei- tung)

F.9: Einführung Produkt BadeBus/  weiterverfolgen, jedoch nachge- ThermenBus ordnete Priorität

F.10: Verbesserung der Verknüp-  fungssituation in Hettstedt

F.110: Freizeitverkehre Südharz-  Prüfung Kyffhäuser

Projekt „BürgerBus“  weiterverfolgen mit geringer Prio- rität

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Maßnahmen Stand der Um- Umgang im NVP 2015 - 2020 setzung

Maßnahmenbereich „Infrastruktur“

I.1: Hettstedt Bahnhof  weiterverfolgen

I.2: Bahnhof Roßla  weiterverfolgen Seite | 103 I.3: Bahnhof Wippra 

I.4: Bahnhof Erdeborn  weiterverfolgen

I.5: Punktueller Ausbau bzw. Moder-  weiterverfolgen nisierung nachfragestarker Haltestel- len bzw. Haltestellen an relevanten Einrichtungen

I.6: Ausbau bzw. Modernisierung von  weiterverfolgen Haltestellen an den regionalen Hauptkorridoren/RegioBus-Korridoren

I.7: Einrichtung bzw. Ausbau von  weiterverfolgen Bike-and-ride-Anlagen

Maßnahmenbereich „Sicherheit & Service“

S.1: Videoschutzeinrichtung in den  Einsatz in weiteren Fahrzeugen, Fahrzeugen sammeln von Erfahrungen vor weiterer Ausdehnung

S.2: Ausstieg auf Wunsch  weiterverfolgen

S.3: Taxi-Rufservice  weiterverfolgen

S.4: Fahrgastinformation  weiterverfolgen

S.5: Verbesserung des Vertriebsan-  weiterverfolgen gebotes

Projekt „Ausstattung der Verknüp-  Ausstattung von rund 40 Verknüp- fungspunkte mit Digitaler Fahrgastin- fungspunkten an „Landesbedeut- formation (DFI)“ samen Linien“ mit DFI (Stand Juli 2014)

Projekt „Aufbau einer weitgehend  weiterverfolgen barrierefreien Internetseite der VGS“

 Umsetzung der Maßnahme

 Teilumsetzung der Maßnahme

 bislang keine Umsetzung der Maßnahme, wird künftig weiterhin verfolgt

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8.3 Grundsätze

Das Angebot des straßengebundenen ÖPNV im Landkreis Mansfeld-Südharz stellt ein historisch gewachsenes Netz dar, welches schwerpunktmäßig auf den Schulver- kehr ausgerichtet ist. Aufbauend auf diesen etablierten Strukturen soll durch punk- Seite | 104 tuell wirkende Maßnahmen das Angebot verbessert werden.

8.3.1 Landesbedeutsame Linien

Im ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt 2010 bis 2015/ 2025 wird für das ÖPNV- Gesamtsystem unter Berücksichtigung von SPNV, Busverkehr und dem Einsatz fle- xibler Bedienungsformen ein ÖPNV-Landesnetz festgelegt (siehe Tabelle 1).

Unter Berücksichtigung der raumstrukturellen Entwicklungen in den letzten Jahren und der aktuellen Nachfrage und Pendlerrelationen werden aus Sicht des Landkrei- ses Mansfeld-Südharz in Abhängigkeit des ÖPNV-Plans neben den Schienenstrecken folgende Strecken als „landesbedeutsam“ eingestuft:

 Lutherstadt Eisleben – Hettstedt – Aschersleben (Linie 410): Direktverbindung zum Mittelzentrum Aschersleben (Anschluss an die HVB-Linie 318 beibehalten); durch Verknüpfung in Lutherstadt Eisleben mit SPNV Verbindung zum Oberzent- rum Halle

 Lutherstadt Eisleben – Hettstedt (Linie 420): Verbindung aus den einwohnerstar- ken Bereichen des Landkreises in die Mittelzentren, durch Verknüpfung in Lu- therstadt Eisleben mit SPNV Verbindung zum Oberzentrum Halle (1. Priorität) sowie in Hettstedt mit den Angeboten zum Mittelzentrum Aschersleben (2. Priori- tät)

 Lutherstadt Eisleben – Querfurt – Nebra – Roßleben (Linien 700): Direktverbin- dungen nach Querfurt; ausreichende Bedienungsqualität (T60 mit Lücken) vor- handen

 Berga-Kelbra – Stolberg (Linie 450): Buslinie bedient die u. a. für den Freizeit- verkehr regional bedeutsame Strecke, Verknüpfung in Berga-Kelbra mit den An- geboten im SPNV; ausreichende Bedienungsqualität vorhanden

Zu den Landesbedeutsamen Linien gehört weiterhin die Linie 700 Eisleben - Quer- furt - Nebra - Roßleben, die sich in der Aufgabenträgerschaft des Saalekreises be- findet.

Für die „Landesbedeutsamen Linien“ werden im ÖPNV-Plan für folgende Qualitäts- kriterien vorgegeben:

 linien- und fahrplanmäßige Abstimmung innerhalb des ITF,

 Mindestbedienungshäufigkeit,

 Fahrzeugqualität,

 Verknüpfung an Schnittstellen,

 barrierefreier Zugang, Nutzbarkeit und Sicherheit,

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 übergreifende Tarife (Tarifverbund, andere Formen der Tarifkooperation und Anerkennung von Sondertarifen der DB AG bzw. anderer Eisenbahnverkehrsun- ternehmen, z. B. Sachsen-Anhalt- und Schönes-Wochenende-Ticket u. ä. sowie ggf. Anerkennung der Bahncard),

 gemeinsamer Marktauftritt und

 kostenlose Fahrradmitnahme. Seite | 105

8.3.2 Schulverkehr

Für die Nahverkehrsplanung sind u. a. folgende Anforderungen aus der Satzung über die Schülerbeförderung im Landkreis Mansfeld-Südharz vom 25.06.2008, zu- letzt geändert mit Beschluss des Kreistages am 02.04.2014, zu berücksichtigen:

 „Der Landkreis befördert die im Kreisgebiet wohnenden Schüler/ -innen … zur nächstgelegenen Schule ihres Bildungsganges, wenn der Schulweg für Schüler der Primarstufe (1. – 4. Klasse) mehr als 2,5 km, für Schüler der Sekundarstufe (5. – 10. Klasse) mehr als 3,0 km und für Schüler des schulischen Berufsgrund- bildungsjahres, des Berufsvorbereitungsjahres sowie des ersten Schuljahrgan- ges derjenigen Berufsfachschulen, die keinen mittleren Bildungsabschluss vo- raussetzen, mehr als 4,5 km beträgt.“

 „Die maximale Schulwegzeit soll i. d. R. in eine Richtung bei Schülern der Pri- marstufe 60 Minuten, bei allen anderen Schülern 90 Minuten nicht überschrei- ten.“ Unter Schulwegzeit versteht sich der Weg von der Wohnung bis zur Halte- stelle, die Wartezeit an der Bushaltestelle und die Fahrzeit mit dem Bus zur Schule.

 „Der Landkreis hält …für die einzelnen Schulformen eine Hinfahrt vor. Für Grundschulen erfolgt eine Rückfahrt. Für die anderen Schulformen werden zwei Rückfahrten vorgehalten.“

 „Die Wartezeiten beim Umsteigen sollen nicht mehr als 15 Minuten betragen.“

 Mit in Kraft treten des 12. Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt vom 14. Juli 2009 ergeben sich bezüglich des § 71 Änderungen zur Schülerbeförderung für die Schuljahrgänge der Gymnasien sowie der Be- rufsfachschulen. Näheres dazu wird dann noch durch eine, durch den Kreistag des Landkreises Mansfeld-Südharz, zu beschließende Änderung zur jetzt gülti- gen Satzung zu regeln sein.

Hinweis: Nach § 71 Abs. 4a können Schüler von den Fahrkosten entlastet werden. Sie werden nicht befördert, sondern müssen sich ihre Fahrkarten selbst kaufen, welche im Nachhinein unter Vorlage der Fahrkarten und Abzug eines Eigenanteils von 100 Euro je Schuljahr beim Landkreis abgerechnet werden können.

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8.3.3 Netzhierarchie und Verknüpfungssystematik

Netzhierarchie

Das ÖPNV-Netz im Landkreis Mansfeld-Südharz orientiert sich an den verschiede- nen Anforderungen und Nachfragepotenzialen im Kreisgebiet. Dabei wird, ausge- Seite | 106 hend von der Hauptaufgabe der Abwicklung des Schulverkehrs, insbesondere auf den Hauptachsen zwischen den zentralen Orten und in den Stadtverkehren das Ziel einer Ausrichtung des ÖPNV-Angebotes auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der heutigen Fahrgäste sowie der potenziellen neuer Nutzer verfolgt. Entsprechend den differenzierten Gegebenheiten des Nahverkehrsraumes bezüglich der Bedeutung des ÖPNV im Gesamtverkehr erfolgt eine Hierarchisierung der Liniennetzstruktur.

Gemäß der im Leitbild der Nahverkehrsplanung definierten Hierarchisierung des ÖPNV-Netzes erfolgt eine Differenzierung des ÖPNV-Angebotes mit entsprechenden Bedienungsqualitäten in

 Ebene 1: regionales Hauptnetz (inkl. „Landesbedeutsamen Linien“) und Stadtbussystem

 Ebene 2a: Ergänzungslinien mit regionalen Verkehrsaufgaben und Stadtbus- verkehre

 Ebene 2b: Ergänzungsnetz mit Erschließungsaufgaben

Zur Ebene 1 werden folgende regionale Linien bzw. Abschnitte zugeordnet:

Tabelle 28: Regionale Linien und Abschnitte der Ebene 1

Linie Linienweg/ Linienabschnitt

410 Lutherstadt Eisleben – Hettstedt – Aschersleben

420 Lutherstadt Eisleben – Mansfeld – Hettstedt

430/ 431 Abschnitt: Hettstedt – Gerbstedt

450 Abschnitt: Berga – Stolberg

470/ 471 Eisleben – (Holdenstedt) – (Blankenheim) – Sangerhausen

474 Abschnitt: Sangerhausen – Allstedt

700 Lutherstadt Eisleben – Querfurt – Nebra – Roßleben

705 Abschnitt: Querfurt – Röblingen am See

Im regionalen Hauptnetz (Ebene 1) werden Linien zusammengefasst, die eine Di- rektverbindung in die Zentren darstellen, bei denen eine mittlere bis hohe Nachfra- ge gegeben ist. Dazu gehören auch die als „landesbedeutsam“ eingestuften Linien. Es werden aufgrund der jeweiligen Verkehrsfunktion jedoch nicht sämtliche Linien der Ebene 1 als „landesbedeutsam“ bewertet.

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Das Stadtbussystem in Sangerhausen wird, wegen seiner hochwertigen Qualität, der Ebene 1 zugeordnet. Die Stadtverkehre in den Städten Lutherstadt Eisleben und Hettstedt gehören der Ebene 2 an. Bei einem möglichen Ausbau zum Quali- tätsprodukt „Stadtbussystem“ erfolgt eine Aufwertung zu Ebene 1 (siehe Kapi- tel 2.1.3 und 2.1.4).

Tabelle 29: Regionale Linien und Abschnitte der Ebene 2a Seite | 107

Linie Linienweg/ Linienabschnitt

426 Hettstedt – Mansfeld – Sangerhausen

440 Lutherstadt Eisleben – Seeburg – Halle

Z1 Abschnitt: Röblingen am See – Eisleben

SLK 147 Aschersleben – Westdorf – Welbsleben – Harkerode – Ulzigerode95

Alle weiteren ÖPNV-Angebote im Landkreis Mansfeld-Südharz gehören der Ebene 2b an.

Von den Angeboten der Ebene 1 sind an definierten Schnittstellen Übergänge zum SPNV sowie zwischen den verschiedenen Angeboten zu schaffen.

Die Linien der Ebene 2 sind an geeigneten Verknüpfungspunkten auf den SPNV bzw. auf die Ebene 1 anzubinden.

Verknüpfungssystematik

Systematische Übergänge zwischen den Angeboten im ÖPNV sollen ein „Fahren im System“ ermöglichen. Bei der Zuweisung der Verknüpfungspunkte werden neben den vorhandenen Netzstrukturen raumstrukturelle Aspekte berücksichtigt.

Es werden nachfolgende Verknüpfungspunkte mit Umsteigemöglichkeiten SPNV/ Bus definiert (Tabelle 30). Dabei bestehen insbesondere Anschlüsse zwischen dem SPNV und den Linien des regionalen Hauptnetzes. Soweit möglich und sinnvoll sol- len auch Verknüpfungen zwischen den Buslinien gewährleistet werden.

An Verknüpfungspunkten Bus/ Bus sind die Linien des regionalen Hauptnetzes untereinander sowie mit Linien des Ergänzungsnetzes bzw. der Stadtverkehre ver- knüpft (Tabelle 30).

95 Die Einordnung der Linie SLK 147 in die Ebene 2a erfolgte auf Anregung des Salzlandkrei- ses (siehe Schreiben vom 23.02.2015).

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Tabelle 30: Festgelegte Verknüpfungspunkte im Landkreis Mansfeld-Südharz

Verknüpfungspunkte SPNV/ Bus

 Sangerhausen  Lutherstadt Eisleben Seite | 108  Hettstedt  Benndorf, Bf. Klostermansfeld  Berga-Kelbra  Röblingen am See  Roßla  Sandersleben  Wippra

Verknüpfungspunkte Bus/ Bus

 Sangerhausen, Busbahnhof  Lutherstadt Eisleben, Busbahnhof  Hettstedt, Busbahnhof  Mansfeld  Stolberg, Bahnhof  Sangerhausen, Markt (Rendezvous Stadtverkehr)  Allstedt, Markt  Rothenschirmbach  Wippra

8.3.4 Angebotsdifferenzierung

Die Wünsche und Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen des ÖPNV an die Angebotsqualität sind sehr unterschiedlich ausgebildet. Auf der Grundlage der Netzhierarchie wird im NVP eine marktgerechte Differenzierung der Angebote im ÖPNV entsprechend den Anforderungen der einzelnen Zielmärkte entwickelt. Für die jeweiligen Ebenen werden unter Einbeziehung der Randbedingungen des Verkehrs- marktes spezielle Angebote mit der Nachfrage angemessenen Qualitäten definiert. Dabei werden die bereits bestehenden Angebote im Landkreis Mansfeld-Südharz bzw. Vorgaben des ÖPNV-Plans mit einbezogen.

Bei der vorgeschlagenen Angebotsdifferenzierung werden folgende Grundsätze und Zielsetzungen verfolgt:

 Mit der Angebotsdifferenzierung sollen die ÖPNV-Angebote dem Kunden gegen- über besser kommunizierbar gemacht werden.

 Die Herausbildung von speziellen Produkten muss für die Kunden überschaubar und nachvollziehbar sein. Die einzelnen Angebote müssen in ihren Qualitäten klar erkennbar sein und sich voneinander unterscheiden.

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 Um ein leicht merkbares Angebot zu schaffen, sollte die Anzahl der Produkte nicht zu groß sein. Auch sollen nicht alle ÖPNV-Angebote zu Produkten aufge- wertet werden, sondern nur hochwertige marktorientierte Angebote.

Für den Landkreis Mansfeld-Südharz werden folgende Produkte vorgeschlagen:

Hauptprodukte für Ebene 1: Seite | 109

 RegioBus

 StadtBus

Das Produkt RegioBus96 wird im ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt wie folgt definiert: „Der RegioBus verbindet als Produkt im ÖPNV-Landesnetz höherrangige zentrale Orte ab Grundzentrum mit Teilfunktion eines Mittelzentrums ohne Bahnan- bindung untereinander bzw. diese mit Bahnanschlüssen. Für RegioBusse gelten Qualitätsparameter wie: Gewährleistung mindestens eines 2-Stunden-Taktes im Fahrplanangebot, Bedienungszeitraum an den Tagen Montag bis Freitag von 6 bis 18 Uhr, Bedienung am Wochenende und Feiertagen mit mindestens 4 Fahrtenpaa- ren sowie Einbindung in den ITF“97

Für den Bereich des Landkreises Mansfeld-Südharz werden aufgrund der spezifi- schen Strukturen folgende Produktmerkmale formuliert:

Tabelle 31: Hauptprodukte für Ebene 1

RegioBus StadtBus

 Linien in Hauptverkehrsachsen mit überwie-  Bussystem zur Erschließung der Kernstädte gender Verbindungsfunktion zwischen den mit Ausrichtung auf die lokale Verkehrs- zentralen Orten nachfrage

 konsequente Vertaktung im 60-Minuten-  konsequente Vertaktung im 30-Minuten- Takt auf einheitlichem Linienweg98 zwischen Takt 08:00 und 18:00 Uhr, davor stündliche Be-  systematische Verknüpfungen zum SPNV dienung in Abhängigkeit der Schulverkehrs- sowie zum regionalen Hauptnetz beziehungen  hochwertige Qualität der eingesetzten Fahr-  systematische Verknüpfungen zum SPNV zeuge  hochwertige Qualität der Fahrzeuge  niederflurgerechte Haltestellen: Ausbau  niederflurgerechte Haltestellen: Ausbau nach Priorität nach Priorität

96 „RegioBus“ ist als Arbeitstitel zu verstehen, ggf. werden andere Produktnahmen verwen- det 97 Quelle: Ministerium für Bau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.), ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt 2005 bis 2008/ 2015, Magdeburg 2005 98 Eine Abweichung vom regelmäßigen Linienweg ist im Ausnahmefall möglich, z. B. durch Stichfahrten, wenn dadurch nicht übermäßig die Angebotstransparenz beeinträchtigt wird.

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Spezialprodukte für Ebene 2:

 RufBus

 BürgerBus

 EinkaufsBus Seite | 110  Produktgruppe „ThemenBus“ (oder SpezialBus)

Tabelle 32: Spezialprodukte für Ebene 2

Produktgruppe ServiceBus/ RufBus BürgerBus „Themen-Bus“ EinkaufsBus (oder Spezial-Bus)

 nachfragegesteu-  Bedarfsorientierter  Bedarfsorientierter  Spezialverkehre für erter Verkehr in Verkehr in Räumen Verkehr für den den Freizeitbereich Zeiten und Räu- mit geringer Ver- Einkaufsverkehr an  z. B. BadeBus/ men mit geringer kehrsnachfrage Markttagen zu den ThermenBus zur Nachfrage Zentren Therme in Stolberg

 Linienhafte Bedie-  Linienhafte Bedie-  Fahrten zu Zeiten  Mix aus linienhaf- nung nung des Einkaufsver- tem und bedarfs-  Anschluss an über-  Anschluss an über- kehrs an bestimm- gesteuertem Ver- geordnete Ver- geordnete Ver- ten Wochentagen kehr, z. B. einmal kehrssysteme kehrssysteme  Integration in be- im Monat an einem Werktag  Verkehrt nach vor-  Organisation und stehende Linien heriger Anmeldung Durchführung  z. B. einzelne Fahr- durch private Initi- ten in Abhängigkeit ativen/ Vereine der Öffnungszeiten (bürgerschaftliches Engagement)

8.3.5 Grundsätze zur Vertaktung

Aus den bisher beschriebenen ÖPNV-Systemelementen ergeben sich unter Berück- sichtigung der spezifischen Gegebenheiten im Landkreis Mansfeld-Südharz entspre- chende Grundsätze zur Vertaktung von Linien:

 Auf den RegioBus-Linien und den Stadtverkehren ist grundsätzlich ein Taktver- kehr vorzusehen (mind. 8 – 18 Uhr), der mit dem Takt auf den SPNV-Strecken so weit wie möglich systemkompatibel ist.

 Bei der Ausgestaltung der Linien der Ebene 1 sollen systematische SPNV- Anschlüsse hergestellt werden.

 Auf allen Linien sind die Bedürfnisse des Schulverkehrs zu berücksichtigen. Da- bei ist zu prüfen, inwiefern die relevanten Fahrten in den Taktverkehr eingebun- den werden können. Es sind jedoch in Ausnahmefällen Abweichungen vom Taktverkehr möglich, wenn diese aus verkehrlichen oder wirtschaftlichen Grün- den notwendig werden.

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

 Im Verbindungsdreieck zwischen den Städten Sangerhausen, Hettstedt und Lu- therstadt Eisleben („Städtedreieck“) sind grundsätzlich vertaktete Angebote vorzusehen. Diese sind untereinander so abzustimmen, dass sich Angebote auf einer Relation überlagern und dass in den Städten systematische Verknüpfun- gen zu weiteren ÖPNV-Angeboten bestehen.

Seite | 111 8.4 Einzelmaßnahmen

Für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes im Landkreis Mansfeld-Südharz werden punktuelle Maßnahmen vorgeschlagen, die sich an den Grundstrukturen des bestehenden Bedienungsangebotes orientieren. Es erfolgt da- bei eine Differenzierung in drei Maßnahmenbereiche:

 Fahrplanangebot

 Infrastruktur

 Sicherheit & Service

Alle nachfolgend dargestellten „Maßnahmen“ sind in ihrer Verbindlichkeit als „Prüf- aufträge“ zu betrachten. Vor einer Umsetzung sind noch umfassende Bewertungen zur verkehrsökonomischen und betrieblichen Machbarkeit sowie Abstimmungen mit den Beteiligten erforderlich.

8.4.1 Maßnahmenbereich „Fahrplanangebot“

Maßnahmen für Angebot der Ebene 1

F.1: Revitalisierung des Stadtbus Sangerhausen (Prüfauftrag)

Ausgangssituation

 Allgemeine Trends:

o Rückgang der ÖPNV-Affinität bei den (jungen) Senioren

o Zunahme von 1-Personen-Haushalten führt zur Zunahme der Besorgungswege

o wachsender Anteil der Hochbetagten hat in den Städten eine Zunahme der Nah- mobilität zur Folge

 in Sangerhausen sukzessiver Rückgang der Nutzungsintensität durch die Bevölkerung (Kennwert „Fahrten pro Einwohner und Jahr“ minus 25 % im Zeitraum 2004 bis 2013)

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Handlungsbedarf

 Schaffung einer transparenteren Netzstruktur in der Westsiedlung und in der Südwest- siedlung (Bereich mit hohem Fahrgastpotenzial)

 Einrichtung einer Verbindung aus den südwestlichen Wohnbereichen zum Stadtteilzent- Seite | 112 rum und zum Kaufland mit Nutzungsmöglichkeit in beide Fahrtrichtungen  Bedienung der Strecke Bahnhof – Rosarium in beiden Fahrtrichtungen

 Verbesserung der kleinräumigen Erschließung im Wohngebiet „Othaler Weg“ (im Status Quo Linienführung an der südlichen Peripherie des Wohngebietes)

Prüfauftrag

 detaillierte Analyse der zeitlichen und räumlichen Verteilung der Fahrgastnachfrage im Stadtbusverkehr und der Auslastung der Fahrten

 Umschichtung nicht ausreichend ausgelasteter Leistungen zugunsten der Bereiche Westsiedlung und Südwestsiedlung (Handlungsbedarf zur Verbesserung)

Prüfvarianten

F1a: Überplanung Tagnetz Variante A „Moderate Anpassungen“ (Variante A)

Veränderungen gegenüber dem Bestandsnetz:

 Modifikation des Linienverlaufes im Bereich „Othaler Weg“ zur Feinerschließung des Wohngebietes (Führung über Otto-Grotewohl-Straße)

 Bedienung des Bahnhofes durch Linienast „Othaler Weg“ in beide Fahrtrichtungen im Halbstundentakt (Anbindung Rosarium)

 Neuordnung der Linienführung im südwestlichen Stadtgebiet:

o Bildung von zwei Linienästen im Stundentakt und Fahrzeugübergang auf die andere Linie an der Endhaltestelle Wilhelm-Koenen-Straße (dadurch Wirkung als Ringlinie)

o Halbstundentakt durch Überlagerung der beiden Linien in der gegenläufigen Bedienung

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Seite | 113

F1b: Überplanung Tagnetz Variante B „konsequente Ausrichtung am Fahrgast- markt“ (Variante B)

Veränderungen gegenüber dem heutigen Liniennetz:

 Auflassen der Linie 41 im nördlichen Stadtbereich (Hintergrund: Daten der VGS lassen wesentlich geringere Nachfrage im Vergleich zu den anderen drei Linienästen vermu- ten)

 Modifikation des Linienverlaufes im Bereich „Othaler Weg“ zur Feinerschließung des Wohngebietes (Führung über Otto-Grotewohl-Straße)

 Anpassung der Bedienung des Linienastes „Othaler Weg“ auf Stundentakt (Hinter- grund: zu geringere Nachfrage für Halbstundentakt)

 Neuordnung der Linienführung im südwestlichen Stadtgebiet:

o Bildung von zwei Linienästen im Halbstundentakt und Fahrzeugübergang auf die andere Linie an der Endhaltestelle Wilhelm-Koenen-Straße

 gezielte Ausrichtung des Stadtbusangebotes im südwestlichen Bereich an den Fahrgastpotenzialen (hohe Einwohnerzahl)

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Seite | 114

Bewertung

 mit dem gegenläufigen Ringverkehr im Halbstundentakt kann nach gutachterlicher Einschätzung im Vergleich zur Variante A eine höhere Fahrgastnachfrage im Ge- samtsystem generiert werden

 die Anbindung des Stadtteilzentrums in der Südwestsiedlung und des Kauflandes in beiden Fahrtrichtungen im Halbstundentakt dürfte zu neuen Fahrgastnachfragen in der Nahmobilität führen

 die Anpassung der Bedienung auf dem Linienast „Othaler Weg“ ist vor dem Hinter- grund der unterdurchschnittlichen Nachfrage akzeptabel Die Variante verlagert die Ressourcen gezielt in den Stadtbereich mit den höchsten Fahrgastpotenzialen!

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F.2: Neuordnung des Frühverkehrs im Stadtbus Sangerhausen („MorgenSprinter“) (Prüfauftrag)

Planungsansatz Seite | 115 F2: Neuordnung des Frühverkehrs im Stadtbus Sangerhausen („MorgenSprinter“)

Wesentliche Merkmale:

 eigenständiges Frühverkehrsnetz bis 07:30 Uhr

 Fahrplanbedienung nur stadteinwärts zum Bahnhof (Direktfahrt) und ins Gewerbege- biet

 Zielgruppe: Fernpendler sowie Berufstätige im Binnenverkehr

 Ausrichtung auf SPNV:

o ca. halbstündlich (ausgerichtet auf RE-Abfahrten)

o Ankunft 05:24, 05:54, 06:19, 06:52 und 07:20

o Anbindung in Richtung Halle RE 06:00 und RE 06:58

o Anbindung in Richtung Magdeburg RE 06:09

o Anbindung in Richtung Erfurt (RE 05:46) und RE 06:23

o Anbindung in Richtung Nordhausen: RE 05:34, RB 06:33 und RB 07:28

 Option: Anpassung der Linienführung im Helmepark, wenn Umlauf von 30 Minuten (inkl. Rückfahrt zum Othaler Weg) nicht machbar ist

Landkreis Mansfeld-Südharz: 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans ______

Seite | 116

Bewertung

 Verstärkte Ausrichtung auf Fernpendler in den Morgenstunden  Reduzierung des Fahrzeugbedarfes im Frühverkehr auf zwei Busse

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F.3: Stärkung der Harzquerverbindung Berga – Stolberg – Hasselfelde (Prüfauftrag)

Planungsansatz

Ausbau der ÖPNV-Kooperation zwischen Landkreis Mansfeld-Südharz und Landkreis Harz auf der Basis der vorhandenen Verbindung Berga – Stolberg – Hasselfelde. Seite | 117  Ausweitung des Verkehrsangebotes zwischen Berga – Stolberg – Hasselfelde an Werkta- gen

 Prüfung der Möglichkeit zur Gestaltung durchgehender Verkehre bzw. Absicherung attrak- tiver Anschlussbeziehungen auf der Basis bestehender Linien der HVB und VGS

Der Prüfauftrag soll im Rahmen der aktuellen Fortschreibung des Nahverkehrsplanes Landkreis Harz von beiden Aufgabenträgern unter Einbindung der beiden Verkehrsunter- nehmen HVB und VGS abschließend abgestimmt und entschieden werden. Bei der Ab- stimmung ist die Vorgabe der NASA, dass die Maßnahme nicht zulasten des Bahnan- schlusses am Bahnhof Berga-Kelbra gehen darf, zu berücksichtigen.

F.4: Stärkung der Harzquerverbindung zwischen Wipper- und Selketal (Wippra und Harzgerode) (Prüfauftrag)

Planungsansatz

Ausbau der ÖPNV-Kooperation zwischen Landkreis Mansfeld-Südharz und Landkreis Harz durch Stärkung der vorhandenen Verbindung zwischen Wippra und Harzgerode.

 Prüfung der Möglichkeit zur Gestaltung durchgehender Verkehre bzw. Absicherung attrak- tiver Anschlussbeziehungen in Verlängerung bestehender Linien der HVB Richtung Qued- linburg und der VGS Richtung Sangerhausen und Hettstedt

Der Prüfauftrag soll im Rahmen der aktuellen Fortschreibung des Nahverkehrsplanes Landkreis Harz von beiden Aufgabenträgern unter Einbindung der beiden Verkehrsunter- nehmen HVB und VGS abschließend abgestimmt und entschieden werden.

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F.5: Umstellung Linienfahrten auf RufBus (Prüfauftrag)

Planungsansatz

 Umwandlung bestehender Linienfahrten mit regelmäßig geringer und/oder unsys- Seite | 118 tematischer Fahrgastnachfrage auf RufBus  Umstellung auf RufBus wenn

o umlauftechnisch passend

o Neuordnung der Umläufe

o direkte Leerfahrten

 Prüfung der Weitergabe der Verkehrsdurchführung an ausreichend leistungsfähige Taxi- bzw. Mietwagenbetriebe

Beispiele:

 Linie 414: o Frühfahrten stadtauswärts o Nachmittagsfahrten stadtauswärts in Hettstedt mit Festbedienung, restli- cher Linienweg Rufbus, Rückfahrt stadteinwärts Rufbus  Linie 424: o außerhalb Schulverkehr komplette Umstellung auf Rufbus  Linie 425 o Frühfahrt Rufbus o Vormittagsfahrt Rufbus o Nachmittagsfahrt stadtauswärts in Hettstedt mit Festbedienung, restlicher Linienweg Rufbus, Rückfahrt stadteinwärts Rufbus  Linie 426 o Samstag, Sonntag und Feiertags Umstellung auf RufBus  Linie 473 o Zubringer zur Linie 700, sonst nur Einzelfahrten im Schulverkehr o Frühfahrt RufBus o Vormittagsfahrten RufBus o Nachmittagsfahrten stadtauswärts in Lutherstadt Eisleben mit Festbedie- nung, restlicher Linienweg Rufbus, Rückfahrt stadteinwärts RufBus

Hinweis für Machbarkeitsprüfung

Mit der umfangreichen Umstellung von Linienfahrten auf RufBus wird es für das Verkehrs- unternehmen zunehmend schwieriger ausreichend lange und durchgängige Fahrdienste für festangestellte Fahrer zu erstellen.

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F.6: Anpassung des ServiceBus in Roßla (Linie 452)

Hintergrund

 in den Nachmittagsstunden sehr geringe Fahrgastnachfrage  Rückfahrt der ServiceBus-Nutzer erfolgt in der Regel gegen 12:00 Uhr Seite | 119 Planungsansatz

 Anpassung des Angebotes: Betriebsende des ServiceBus gegen 14:00 Uhr

Bewertung

 Reduzierung des Betriebsaufwandes

F.7: Anpassung ServiceBus in Hettstedt-West (Linie 412)

Hintergrund

 in den Nachmittagsstunden sehr geringe Fahrgastnachfrage  Rückfahrt der ServiceBus-Nutzer erfolgt in der Regel gegen 12:00 Uhr  Linienfahrten zwischen den ServiceBus-Fahrten ganztags mit schwacher Fahrgast- nachfrage (unter 5 Fahrgäste pro Fahrt)

Planungsansatz

 Anpassung des Angebotes: Betriebsende des ServiceBus gegen 14:00 Uhr

 Auflassen der ursprünglichen Linienfahrten an den ServiceBus-Tagen

Bewertung

 Reduzierung des Betriebsaufwandes

F.8: Erweiterung ServiceBus

Planungsansatz

 Prüfung der Einrichtung weiterer ServiceBus-Verkehre

o Gerbstedt

o Allstedt

 Grundsatzentscheidung: für Umsetzung ist Anschaffung weiterer Kleinbusse mit der Folge von Sprungkosten erforderlich

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F.9: Einführung von Vormittagsfahrten

Hintergrund

 Nichterfüllung der NVP-Standards (siehe Kapitel 2.9.3.2) in einzelnen Orten im Vormit- tagsverkehr Seite | 120 o Augsdorf (540 EW)

o Hübitz (320 EW), 500 m von „Abzweig“

Planungsansatz

 Einrichtung eines Fahrtenpaares mit Rufbus nach Hettstedt an zwei Verkehrstagen (Mittwoch und Freitag Wochenmarkt in Hettstedt)

8.4.2 Maßnahmenbereich „Infrastruktur“

Der Landkreis wirkt darauf hin, dass von den Straßenbaulastträgern sukzessive Maßnahmen zur Verbesserung der Haltestellenqualität, insbesondere zur barrierefreien Nutzbarkeit umgesetzt werden.

I.1: Entwicklung „Musterhaltestellen“

 planerische Entwicklung von „Musterhaltestellen“ entsprechend Haltestellenkatalog (siehe Kapitel 2.7.3)

 Abstimmung der “Musterhaltestellen“ mit Behindertenvertretern, Städten/ Gemeinden und Straßenbaulastträgern

I.2: Haltestellenkataster und Prioritätenliste

 Bestandserfassung aller Haltestellen  Aufbau eines Haltestellenkatasters als Arbeitsgrundlage  mittelfristiges Ziel: Erstellung eines Online-Haltestellenkatasters (zugänglich für alle Bauämter, Planer usw.)

 Erstellung und Abstimmung einer Prioritätenliste (Förderprogramm)

I.3: Hettstedt Bahnhof

 Ausbau als Verknüfungshaltestelle

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I.4: Roßla Bahnhof

 Ausbau als Verknüfungshaltestelle

I.5: Erdeborn Bahnhof (langfristiger Planungshorizont) Seite | 121

 Ausbau als Verknüfungshaltestelle

I.6: Einrichtung von B+R-Anlagen an Bushaltestellen

 Potenzialanalyse (z. B. Orte im 3 km-Einzugsbereich der „Landesbedeutsamen Linie“)

 Aufstellung Prioritätenliste

8.4.3 Maßnahmenbereich „Sicherheit & Service“

S.1: Servicepersonal als „Mobilitätspaten“

Hintergrund

 Servicepersonal ist in der Kundenwahrnehmung Hauptmerkmal des Produktes „Ser- viceBus“

 weitere Finanzierung des Servicepersonals ist ohne Zuschüsse nicht gesichert

Handlungsansatz

 Prüfung: Gewinn von Bürgern als ehrenamtliche „Mobilitätspaten“, welche im und am Bus als Servicepersonal fungieren

 erfolgversprechend erscheint Ansprache von heutigen ServiceBus-Nutzern zu sein (z. B.: Ausstattung der ehrenamtlichen „Mobilitätspaten“ mit VGS-Netzkarten als Bonus/ Entschädigung; Beachtung der steuerrechtlicher Randbedingungen)

S.2: Videoschutzeinrichtung in den Fahrzeugen

 Ausrüstung von weiteren einzelnen Fahrzeugen mit Videoschutzeinrichtung durch Nachrüstung (Pilotprojekt zur Sammlung von Erfahrungen und Akzeptanzverhalten der Fahrgäste in 3 bis 5 Bussen)

 Ziel: Reduzierung der Vandalismusschäden/ präventiver Ansatz im Hinblick auf po- tenzielle Belästigungen und Übergriffe

 Ziel: Verbesserung des Sicherheitsgefühl für die Fahrgäste und Schutz der Fahrer

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S.3: Halten auf Wunsch in Schwachverkehrszeit

 Pilotprojekt auf den „Landesbedeutsamen Linien“ zur Sammlung von Erfahrungen und Akzeptanz bei den Fahrgästen

 Ausstieg zwischen den Haltestellen im Abendverkehr (nur ein Halt zwischen zwei Haltestellen) Seite | 122  Busse dürfen ihre vorgeschriebenen Linienwege nicht verlassen  Reduzierung der Fußwege der Fahrgäste  Steigerung des Sicherheitsgefühls der Fahrgäste

S.4: Mobilitätsberatung in Touristeninformationen usw.

Hintergrund

 keine Ansprechpartner und persönliche Information in den Kommunen

Handlungsansatz

 Einrichtung und Etablierung der Mobilitätsberatung in Touristeninformationen, Bür- gerbüros usw.

 Aufgabe: persönliche Informationen sowie Vertrieb von Fahrplänen und Zeitkarten  Ziel: Verbesserung der Fahrgastinformation und des Vertriebsangebotes

S.5: Vertrieb durch externe Partner

 Vertrieb über einzelne externe Vertriebsstellen in den Städten (zusätzlich zum Ver- trieb von Tickets in Touristeninformationen und Bürgerbüros)

 Gewinn privater Vertriebspartner auf Provisionsbasis  mittelfristig Ausbau zu „Mobilitätsberater“  Ziel: Ausweitung des Vertriebsweges

S.6: Liniennetzpläne

 Erstellung von Liniennetzplänen für die regionalen Linien sowie die Stadtverkehre mit topografischen Hintergrund

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S.7: Ausstattung der Verknüpfungspunkte mit Digitaler Fahrgastin- formation (DFI)

Ausgangslage

 im Kreisgebiet sind 2011 40 Regio-DFI installiert worden Seite | 123 Handlungsansatz

 Ausstattung von weiteren nachfragestarken Haltestellen mit DFI zur Sicherung der barrierefreien Fahrgastinformation, z. B. o Sangerhausen (nachfragestarken Haltestellen im Stadtbusverkehr mit Halbstundentakt)

o Roßla, Ross-Passage

o Hettstedt, HELIOS Klinik

 Auswahl der Haltestellen in Abhängigkeit der Fahrgastnachfrage

S.8: Aufbau einer weitgehend barrierefreien Internetseite der VGS

 schrittweise Weiterentwicklung der VGS-Homepage zu einer weitgehend barrierefreien Internetseite

 spezielle Darstellung der Inhalte: z. B. ausreichend variierende Schriftgröße sowie übersichtliche und leicht findbare Inhalte

 ggf. in Kooperation mit Dritten, z. B. NASA oder anderen Verkehrsunternehmen sowie Verlinkung auf deren Internetseiten

S.9 Tarifauskunft

Bereitstellung einer Tarifauskunft über die INSA-Auskunft des Landes (Datenversor- gung durch VGS) mit Prüfung der Kompatibilität der erforderlichen Systeme und kos- tenseitigen Prüfung.

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9 Tarif

Durch die Kooperationsvereinbarungen der VGS mit den anderen im Nahverkehrs- raum tätigen Unternehmen zur einheitlichen Fahrpreisgestaltung bzw. zur gegen- seitigen Anerkennung von Zeitfahrausweisen gilt auf allen Buslinien im Landkreis Seite | 124 der gleiche Tarif bzw. besteht eine Fahrscheinanerkennung. Alle Entscheidungen und Maßnahmen, die die Entwicklung und Gestaltung der Ta- rifkonzeption betreffen, sind ggf. mit den Nachbaraufgabenträgern sowie den Ver- kehrsunternehmen abzustimmen.

Tarifliche Integration

Das einheitliche Tarifsystem innerhalb des VGS-Bedienungsgebietes ist weitgehend beizubehalten. Geprüft werden sollen mögliche und sinnvolle Erweiterungen.

Grundsätzlich ist eine durchgängige Benutzbarkeit der öffentlichen Nahverkehrsmit- tel in einem größeren räumlichen Zusammenhang mit einem Tarif anzustreben, da dies eine insgesamt positive Wirkung auf die Benutzung des ÖPNV hat. Aus Sicht des Landkreises ist dies langfristig nur in einer Tarifgemeinschaft unter Einbindung der betroffenen Verkehrsunternehmen wirtschaftlich vertretbar umzusetzen. Priori- tät genießt aus Sicht des Landkreises Mansfeld-Südharz ein gemeinsamer Tarif mit den HVB (Landkreis Harz). Weiterhin sind Tarifgemeinschaften und –verbünde mit anderen benachbarten Nahverkehrsräumen (z. B. MDV, marego und Thüringen), soweit diese nicht zu zusätzlichen finanziellen Belastungen für den Landkreis füh- ren, zu prüfen.

Für die Einführung eines Verbundtarifes sind umfassende Vorbereitungen mit plane- rischen, wirtschaftlichen und juristischen Untersuchungen erforderlich. Insbesonde- re die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen für die Beteiligten müssen de- tailliert ermittelt werden. Von Seiten des Landkreises wird ein Gemeinschaftstarif durch Ausdehnung eines angrenzenden Verbundes nur unter dem Vorbehalt keiner zusätzlichen finanziellen Belastung verfolgt.

Unabhängig von einer möglichen Einführung eines großräumigen ÖPNV-Verbundes soll der bestehende Tarif unter Berücksichtigung folgender grundsätzlicher Kriterien weiterentwickelt werden:

 Integration SPNV,

 Kooperationen in Übergangsbereichen für alle Fahrausweisarten (insbesondere in den Landkreis Harz).

Der Landkreis strebt eine vollständige Anerkennung von Ländertickets und des „Schönes-Wochenende-Tickets“ im straßengebundenen ÖPNV im Kreisgebiet an, soweit diese Anerkennung nicht zu finanziellen Nachteilen in der Einnahmesituation für die betroffenen Verkehrsunternehmen und dem Landkreis als Aufgabenträger für den straßengebundenen ÖPNV führt.

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Fahrausweisangebot

Das bestehende Fahrausweisangebot mit der Differenzierung in Einzel- und Mehr- fahrtenkarten und Zeitkarten ist grundsätzlich beizubehalten. Positiv hervorzuheben sind dabei auch die speziellen Angebote für teilstreckenunabhängige Fahrausweise.

Generell sollte die Nutzung von Zeitkarten gegenüber der Nutzung von Einzel- und Seite | 125 Mehrfahrtenkarten gefördert werden. Der Vorteil der Zeitkarten liegt im Wesentli- chen in der nachhaltigen Kundenbindung.

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10 Organisation der Gewährleistung 10.1 Verkehrsunternehmen und Genehmigungen in der Aufgabenträgerschaft des Landkreises

Seite | 126 Im Rahmen der Aufgabenträgerschaft des Landkreises Mansfeld-Südharz ist die Verkehrsgesellschaft Südharz mbH sowie das Unternehmen Zelltho-Reisen Reisebü- ro-Omnibusunternehmen GmbH tätig.

Die VGS hält 44 Liniengenehmigungen nach § 42 PBefG im Landkreis, welche ein- heitlich zum 31.12.2015 auslaufen. Die §-42-Linie des Busunternehmen Zelltho- Reisen ist ebenfalls bis zum 31.12.2015 genehmigt.

Die jeweils nach § 43 Abs. 2 PBefG genehmigten fünf Linien von Zelltho-Reisen und die drei Linien des Unternehmens Weber besitzen eine Laufzeit bis zum 31.12.2015.

10.2 Vergabeart

Der Landkreis Mansfeld-Südharz beabsichtigt eine Direktvergabe der Genehmigun- gen im Busverkehr in seiner Aufgabenträgerschaft an einen internen Betreiber ent- sprechend Artikel 5 Absatz 2 der EU-Verordnung 1370/ 2007 bzw. § 8a Absatz 3 PBefG. Der Betreiber ist eine „rechtlich getrennte Einheit“, über die der Landkreis als zuständige Behörde eine „Kontrolle ausüben wird, die der Kontrolle über ihre eigenen Dienststellen entspricht.“

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11 Linienbündelungskonzept 11.1 Rahmenbedingungen

Unter dem Begriff „Linienbündelung“ wird genehmigungsrechtlich die zusammen- fassende Erteilung einer Genehmigung für mehrere Linien verstanden. Das PBefG sieht diese Zusammenfassung als eine besondere Form der Genehmigungserteilung Seite | 127 vor. In diesem Fall umfasst ein Genehmigungsverfahren mehrere Linien und mün- det in einer einzigen Genehmigung.99 „Soweit es die Zielsetzung des § 8 erfordert, kann […] die Genehmigung für eine Linie oder für mehrere Linien gebündelt erteilt werden.“ (siehe PBefG § 9, Abs. 2)

Bezüglich der Zielsetzungen und der Rolle des Aufgabenträgers ist der § 8 Abs. 3 von Bedeutung: „Für die Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung der Bevöl- kerung mit Verkehrsleistungen im öffentlichen Personennahverkehr sind die von den Ländern benannten Behörden (Aufgabenträger) zuständig. Der Aufgabenträger definiert dazu die Anforderungen an Umfang und Qualität des Verkehrsangebotes, dessen Umweltqualität sowie die Vorgaben für die verkehrsmittelübergreifende In- tegration der Verkehrsleistungen in der Regel in einem Nahverkehrsplan.“

Im NVP wird vom Aufgabenträger der Zuschnitt der Verkehrsleistungen für einen öffentlichen Dienstleistungsauftrag festgelegt.100 Genehmigungsrechtlich wird an- stelle von Genehmigungen einzelner Linien eine gebündelte Genehmigung erteilt.

Mit der Linienbündelung sollen insbesondere „verbundene Verkehre“ genehmi- gungsrechtlich zusammengeführt werden und eine gesamtwirtschaftliche Wirksam- keit ermöglichen (Ausgleich zwischen ertragsstarken und ertragsschwachen Linien). Dadurch kann das Herausbrechen ertragsstarker Linien aus dem Gesamtzusam- menhang des jeweiligen Teilnetzes („Rosinenpickerei“), z. B. bei einem möglichen Genehmigungswettbewerb um Einzellinien, verhindert werden. Es wird die Gewähr- leistung eines den örtlichen Gegebenheiten angemessenen ÖPNV-Angebotes (Krite- rium „ausreichende Verkehrsbedienung“) zu den geringsten Kosten für die Allge- meinheit (Kriterium „wirtschaftliche Verkehrsgestaltung“) sichergestellt.

99 siehe: Dr. Barth, Sibylle; Blome, Harald: Linienbündelung im ÖSPV; in Handbuch „Recht des öffentlichen Personennahverkehrs“; Luchterhand Köln; 10. AL Dezember 2008 100 siehe: Baumeister, Hubertus (Hrsg.): Recht des ÖPNV, Praxishandbuch für den Nahver- kehr mit VO (EG) Nr. 1570/ 2007, PBefG und ÖPNV-Gesetzen der Länder, Band 2 Kom- mentar; DVV Media Group GmbH, Hamburg 2013

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11.2 Festlegung der Linienbündel im Landkreis Mansfeld-Südharz

Vor dem Hintergrund der vom Landkreis Mansfeld-Südharz beabsichtigten Vergabe an einen internen Betreiber werden die relevanten Linien als ein Linienbündel, d. h. Seite | 128 als zu vergebende Gesamtleistung, festgelegt (siehe Tabelle 33).

Tabelle 33: Linien im Linienbündel „Landkreis Mansfeld Südharz“

Linienbündel „Landkreis Mansfeld Südharz“

Regionale Linien: 410, 411, 412, 413, 414, 420, 421, 422, 423, 424, 425, 426, 427, 430, 431, 432, 433, 434, 435, 440, 441, 450, 451, 452, 453, 454, 460, 461, 462, 470, 471, 472, 473, 474, 475 und 480 Stadtverkehrslinien Sangerhausen: 41, 42, 43 Stadtverkehrslinien Lutherstadt Eisleben: 44, 45, 46, 47 Stadtverkehrslinie Hettstedt 48

Die Linie Zelltho-1 wird nicht in die Linienbündelung integriert.

Die Zusammenfassung der Verkehrsleistungen als Gesamtleistung in einem Linien- bündel erfolgt mit folgender Begründung:

 Durch einen Betreiber kann das Fahrpersonal wechselweise auf den Buslinien im Kreisgebiet eingesetzt werden. Dadurch ist – insbesondere in Urlaubszeiten und in Sonderfällen mit hohem Krankenstand – eine Minimierung der Personalreser- ve möglich.

 Beim technischen Instandhaltungspersonal sind Synergieeffekte bei Betriebs- durchführung durch nur einen Betreiber generierbar.

 Vorhandene betriebliche Einrichtungen können beim Betrieb „aus einer Hand“ kostengünstig genutzt werden (z. B. Betriebsleitstelle).

 Mit der Bündelung wird der administrative Aufwand des Aufgabenträgers zur Durchführung der Direktvergabe und im Vertragscontrolling minimiert.

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12 Finanzierungskonzept

Die Finanzverantwortung des ÖPNV obliegt dem Landkreis Mansfeld-Südharz.

Das Investitions- und Finanzierungskonzept ist untergliedert in

 die Finanzierung der ÖPNV-Infrastruktur (Fixkosten) und Seite | 129  die Finanzierung des betrieblichen Leistungsangebotes (laufleistungsabhängige Kosten).

12.1 Betriebliches Leistungsangebot

Die Linienleistung betrug 2013 auf den Stadt- und Regionalbuslinien im Landkreis Mansfeld-Südharz rund 4,6 Mio. km.

Bis 2020 wird von einer im Vergleich zum Bestand annähernd gleichbleibenden Ki- lometerleistung im Kreisgebiet ausgegangen. Im Rahmen der Prüfaufträge sowie der Feinplanung der Umsetzungsmaßnahmen ist der Aufwand bei einer Umsetzung zu konkretisieren. Zusätzliche Leistungen sind grundsätzlich durch Einsparungen (z. B. Umstellung auf Rufbus) zu finanzieren.

12.2 Entwicklung der Einnahmensituation

Den Kosten für das ÖPNV-Angebot im Kreisgebiet sind die zu erwartenden Einnah- men gegenüberzustellen.

Nach § 8 des ÖPNVG LSA ist der ÖPNV grundsätzlich durch Fahrgelderlöse zu finan- zieren. Aus den Mitteln des Regionalisierungsgesetzes werden zweckgebundene Zuweisungen des Landes zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus kann das Land weitere Zuwendungen für spezielle Ausgaben gewähren. Zur Finanzierung des Aus- bildungsverkehrs erhält der Aufgabenträger Ausgleichzahlungen nach § 45 a PBefG vom Land. Für die unentgeltliche Beförderung von Schwerbehinderten werden Er- stattungen durch Bund und Land nach § 148 SGB IV geleistet.

In 2013 haben die Verkehrsunternehmen folgende Ausgleichsleistungen für die Si- cherstellung und Versorgung der Bevölkerung mit den Leistungen des Straßenper- sonennahverkehrs und /oder zur Förderung und Sicherstellung des Ausbildungsver- kehrs vom Landkreis Mansfeld-Südharz erhalten:

 Verkehrsgesellschaft Südharz mbH Hettstedt (VGS): 5.220.160,88 Euro (inkl. des vom Gesetzgeber vorgesehenen Mindestanteils für Investitionen gemäß § 8 Abs. 4 ÖPNVG LSA),

 Zelltho-Reisen GmbH Lutherstadt Eisleben: 88.810,00 Euro,

 Busbetrieb Frank Weber Kelbra: 19.687,30 Euro.

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Aus der in Kapitel 7 dargestellten Nachfrageprognose ist unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklungen und insbesondere des Rückgangs der Schülerzahlen von einem Rückgang der Nachfrage und somit der Einnahmen durch den Fahr- scheinverkauf auszugehen. Bei einer weitgehend gleichbleibenden Kilometerleistung ist vor dem Hintergrund der dargestellten Entwicklung der Einnahmensituation ein höherer Zuschussbedarf zu erwarten, ggf. kann dem durch höhere Fahrgeldein- Seite | 130 nahmen entgegengewirkt (Tariferhöhung) werden. Eine weitere Anpassung des Be- dienungsangebotes (Leistungseinsparung) birgt ein großes Risiko überproportiona- ler Fahrgastrückgänge.