Georg-Elser-Initiative Bremen Ev
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Georg Elser 1 2 Georg Elser – Ein Attentäter als Vorbildorbildorbild Herausgegeben von Achim Rogoss, Eike Hemmer, Edgar Zimmer für die Georg-Elser-Initiative Bremen Edition TEdition Temmenemmenemmen 3 Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. Die Veröffentlichung dieses Essaybandes wurde gefördert durch: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Bremen, Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen und Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Stiftung Die Schwelle – Beiträge zur Friedensarbeit, Bremen 1. Auflage 2006 © EDITION TEMMEN Hohenlohestr. 21 28209 Bremen Tel. 0421-34843-0 Fax 0421-348094 [email protected] www.edition-temmen.de Alle Rechte vorbehalten Gesamtherstellung: EDITION TEMMEN ISBN 3-86108-871-1 ISBN 978-3-86108-871-4 4 InhaltInhaltInhalt Bürgermeister Jens Böhrnsen Vorwort des Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen ..................... 7 Achim Rogoss Initiativenarbeit im Kontext des Vermächtnisses von Georg Elser............................. 9 Karl-Heinz Knorr Die strategischen und handwerklichen Leistungen Elsers........................................ 24 Peter Steinbach Bereit zur Gewaltanwendung – aus Verantwortung. Johann Georg Elsers Kampf gegen den Terrorismus an der Macht ................................................................ 42 Claus Christian Malzahn Hitler-Attentäter Elser – Dreizehn Minuten, die der Weltgeschichte fehlen ............................................................................................................. 47 Dietrich Milles Vom Selbstwert des Attentäters. Historische Überlegungen zur subjektiven Handlung in finsteren Zeiten ....................................................................... 52 Karen Parschat Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus – einige Beispiele ........................................................................................................................ 58 Kurt Pätzold Georg Elser – ein deutscher Charakter? .......................................................................... 69 Karl Heinz Roth Das Elser-Problem: Die Misere der Geschichtsschreibung über den antinazistischen Widerstand in der Ära des Kalten Kriegs und ihre Auswirkungen auf den Paradigmenwechsel der neunziger Jahre .......................... 72 Jörg Wollenberg Folgen einer Denunziation. Zum Schicksal von Hermann Joseph, der mit Georg Elser verwechselt wurde und nach Auschwitz kam....................... 86 5 Dietrich Milles Die Qualität des Schadens. Psychische und physische Belastungen unter dem NS-Regime ............................................................................................................ 91 Thomas Schneider Die Instrumentalisierung des Attentates von Georg Elser und die Bericht- erstattung der Medien über aktuelle internationale ›Konflikte‹ ................................ 98 Jutta Limbach Georg Elsers Attentat im Lichte des legalisierten Widerstandrechts .................... 105 Jörg Wollenberg Georg Elser und »Hitlers Volksstaat«................................................................................. 111 Rolf Gössner »Wenn Recht zu Unrecht wird …« Widerstand, Zivilcourage und sozialpolitisches Engagement gegen Ungerechtigkeit und Willkür im demokratischen Rechtsstaat ............................... 118 Wolfgang Edelstein Demokratie lernen: Kompetenzen für die Zukunft und Lehren aus der Vergangenheit .......................................................................................................... 133 Christian Gudehus Helfen lehren ........................................................................................................................... 141 Sabine Leidig und Pedram Shahyar Antifaschistisches Erbe und Globalisierungskritik ....................................................... 148 Anhang – Die Georg-Elser-Initiative Bremen ...................................................... 156 Adressen .................................................................................................................................... 159 Literatur ...................................................................................................................................... 162 Die Autorinnen und Autoren .............................................................................................. 165 Danksagung.............................................................................................................................. 168 Bildnachweis............................................................................................................................ 168 6 Bürgermeister Jens Böhrnsen VVVorwororwororwort des Präsidenten des Senats der FFFreien Hansestadt Bremen Nach 1945 haben wir Deutsche lange gebraucht, uns der eigenen Vergangenheit zu stellen. Als besonders schwierig erwies sich der deutsche Umgang mit dem Widerstand. Der Widerstand in Deutschland richtete sich gegen die eigene Regierung, gegen das eigene Land, dessen Niederlage man herbeiwünschen musste, um Europa vom Nationalsozialismus zu befreien. Jahrzehntelang wurden vor allem die Männer des 20. Juli hervorgehoben. Ihr Handeln gilt zu Recht als patriotische Tat. Den sozialdemokratischen und kommunis- tischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfern sprach man dagegen oft ehrenhafte Beweg- gründe ab, obwohl sie von Anfang an gegen die Nazi-Diktatur kämpften, und nicht erst dann, als die Niederlage des Deutschen Reiches sich schon abzeichnete. Erst in den 70er Jahren findet der Widerstand aus der Arbeiterbewegung größeres Interes- se. In vielen Städten bilden sich nun Initiativen, die auf »Spurensuche« gehen, auch hier in Bre- men. Von den Zeitzeugen, die nun eingeladen werden, erfahren alle, die es wissen wollen, wie der Alltag im Nationalsozialismus aussah. Sie erfahren vor allem, wie einsam und isoliert jene waren, die gegen den Strom schwammen, die für Menschenrecht und Menschenwürde eintra- ten, die gegen das Morden und den Krieg kämpften und dabei ihr Leben und oft auch das ihrer Familie und Freunde aufs Spiel setzten. Widerstand hieß: in ständiger Angst vor dem Verfolger leben, sich verstecken müssen, auf Freundschaften verzichten, in andauernder Sorge um das Leben der Nächsten sein. Und alle wussten, dass am Ende die Folter und der Henker warteten. Wir können nur ahnen, wie es in Georg Elser ausgesehen hat, als er sich zum Handeln entschloss. Er glaubte an eine bessere Zukunft und eine gerechtere Gesellschaft. Von den höchsten Zielen wurde er dann in die tiefste Niedrigkeit geworfen. Menschen wie Georg Elser bezeugen, wie im äußersten Niedergang eines Landes dennoch eine Kraft lebendig bleiben konnte, die an Menschlichkeit und Würde erinnert. Wenn in Deutschland überhaupt ein eigener demokratischer Neuanfang möglich war, dann nur, weil es jene gegeben hat, die sich der Barbarei widersetzt hatten. Georg Elser verkörpert das andere Deutschland, ein Deutschland der Demokratie und der Humanität. Was Menschen wie er damals auf sich genommen haben, ist uns Ansporn und Orientierung. Was uns Georg Elser als Vermächtnis hinterlassen hat, ist die Pflicht, politisch wach zu sein. Es darf nie wieder dazu kommen, dass sich die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger nicht zuständig fühlt für das, was in unserem Land passiert. Es reicht nicht, Unrecht schweigend zu missbilligen. Nur aktive Demokraten können die Demokratie lebendig halten. 7 Deshalb ist auch das Erinnern von entscheidender Bedeutung. Im NS-Staat wurden ganze Gruppen von Menschen für wertlos erklärt und dann zur Vernichtung freigegeben. Unsere Botschaft heute heißt: Jeder Mensch ist wertvoll und besitzt eine Würde, jeder hat Anspruch auf Respekt und Anerkennung. Das Vermächtnis der Frauen und Männer, die wie Georg Elser Widerstand geleistet haben, die dafür gequält, gefoltert und häufig ermordet wurden, verlangt von uns, aufzustehen, wo andere diskriminiert und bedroht werden. Es verlangt von uns, die Erinnerung wachzuhalten und uns gegen jedes Unrecht zu erheben, auch dort, wo es uns selbst nicht berührt. Es verlangt von uns, die Hoffnung auf eine gerechte und menschliche Gesellschaft lebendig zu halten. Georg Elser und alle Menschen, die Widerstand geleistet haben, dürfen nie vergessen wer- den. 8 Achim Rogoss Initiativenarbeit im Kontext desdesontext VVVermächtnisses von Georg Elser »Elser war noch nie so lebendig wie heute« So formulierte Hella Schlumberger von der Münchner Georg-Elser-Initiative in ihrer Rede zum 60. Jahrestag der Ermordung Georg Elsers. Die Anerkennung, die Elser heute als Widerstands- kämpfer genießt, ist Ergebnis eines langen Kampfes, an dem die Elser-Initiativen in herausra- gender Weise beteiligt waren. Ohne sie wäre es nicht zu diesem Bewusstseinswandel gegen- über Georg Elser gekommen und der ehemalige Bremer Bürgermeister und Schirmherr unse- rer Initiative, Hans Koschnick, könnte nicht behaupten: »Elser ist in dieser Gesellschaft ange- kommen.«1 Der Ablauf der lokalen historischen Auseinandersetzungen sowie deren konkrete Anlässe und Hintergründe für jede einzelne der bestehenden Georg-Elser-Initiativen wird hier nicht nachgezeichnet. Wir konzentrieren uns auf einen allgemeinen historischen Abriss der Elser- Rezeption unter genauerer Darstellung der Bremer Situation.2 Unsere ehrenamtliche Tätigkeit ist nicht nur retrospektiver Art. Neben der Erinnerungs- arbeit fragen wir einerseits nach den Konsequenzen, die sich aus dem Wissen über das