Kirchen- & Kapellenführer KIRCHEN UND KAPELLEN IM Inhaltsverzeichnis

DAS GOMS UND SEINE SAKRAL-KÜNSTLER 4 ST. THEODUL ODER MARKUSKAPELLE Selkingen 33 ANGLIKANISCHE KIRCHE Gletsch 6 ST. ANTONIUS EREMITA KAPELLE Biel/Selkingen 34 MARIENKAPELLE Bergdorf/Hungerberg 6 PFARRKIRCHE MARIA HILFE DER CHRISTEN 35 BARTHOLOMÄUSKAPELLE (OBERE GERENKAPELLE) Geren/Oberwald 7 EHEMALIGE MUTTERGOTTESKAPELLE Chaschtebiel/Blitzingen 36 GALLUSKAPELLE (UNTERE GERENKAPELLE) Geren/Oberwald 7 EHEMALIGE ST. JAKOBUS-KAPELLE Blitzingen 36 ST. NIKOLAUS KAPELLE IM ELMI Elmi/Oberwald 8 KAPELLE HEILIGE DREIFALTIGKEIT Bodmen/Blitzingen 36 PFARRKIRCHE HL. KREUZ Oberwald 8 HL. KREUZ KAPELLE Gadmen/Blitzingen 37 FRIEDHOFKAPELLE Oberwald 9 ST. ANDREAS KAPELLE Wiler/Blitzingen 38 ST. CHRISTOPHORUS KAPELLE Unterwassern/Oberwald 10 PFARRKIRCHE ST. THEODUL Niederwald 39 PFARRKIRCHE ST. MARTIN VON TOURS Obergesteln 10 BEINHAUS Niederwald 40 FRIEDHOFKAPELLE (BEINHAUS) Obergesteln 11 ST. SEBASTIANS- ODER NOTHELFERKAPELLE Rottebrigge/Niederwald 41 PFARRKIRCHE ST. NIKOLAUS Ulrichen 12 ST. ANNA KAPELLE zum Loch/Ulrichen 13 LAGEPLAN KIRCHEN UND KAPELLEN 42 ST. KATHARINA KAPELLE (WILERKAPELLE) Wiler/Geschinen 14 GLOSSAR 46 ST. SEBASTIANS KAPELLE Geschinen 16 QUELLENANGABEN 47 PFARRKIRCHE HIMMELFAHRT MARIENS (MARIENKIRCHE) Münster 16 BEINHAUS UND JOHANNESKAPELLE Münster 19 PETERSKIRCHE Münster 20 ST. ANTONIUS KAPELLE AUF DEM BIEL Münster 21 ST. MARGRETHEN KAPELLE Münster 22 PFARRKIRCHE GEBURT MARIENS Reckingen 23 BEINHAUSKAPELLE Reckingen 25 KREUZKAPELLE (STALENKAPELLE) Stalen/Reckingen 25 BEGEGNUNG EHEMALIGE ANTONIUSKAPELLE Reckingen 26 PFARRKIRCHE DER HL. DREIFALTIGKEIT Gluringen 27 Die Kirchen und Kapellen des Obergoms laden Sie ein, innezuhalten, Kraft zu schöpfen, ein Gebet zu sprechen oder auch nur deren Schönheit zu geniessen. Sie sind Zeugen jahrhundertealter lokaler MUTTERGOTTESKAPELLE (RITZINGERFELDKAPELLE) Ritzingen 28 Kunstgeschichte und tiefer Frömmigkeit. Diese Infobroschüre gewährt Ihnen einen Einblick in die ST. ANNA KAPELLE Ritzingen 29 Kunsthandfertigkeit und Vormachtsstellung der katholischen Kirche in der barocken Blütezeit des NOTHELFERKAPELLE Ritzingen 30 Goms. Wir danken Ihnen herzlich für Ihr Interesse und für Ihre respektvolle Begegnung der sakralen Bauten und ihrer Besucher. PFARRKIRCHE HL. JOHANNES EVANGELIST Biel 30 FRIEDHOFKAPELLE/BEINHAUS Biel 33 Für eine kleine Spende in den Opferstock der Kirchen und Kapellen bedanken wir uns ganz herzlich. ten geflossenen Solde und Pensionen. Es ging Die Bildhauerei war eine florierende Branche, eine politische Macht vom Goms aus, die bis nach die zahlreiche Maler, Vergolder, Schreiner und Das Goms und Sitten und das Unterwallis reichte. Innerhalb von Tischler sowie weitere Handwerker und Hilfs- 50 Jahren entstanden im Tal in einer Welle religi- kräfte beschäftigte. seine Sakral-Künstler öser und künstlerischer Begeisterung 70 Kirchen und Kapellen. Ihre Innenausstattung lag zum gros- Maler besonderer Prägung besass das Goms in Im Goms entstanden im 11./12. Jahrhundert die Das Goms wird oft als das Barocktal bezeichnet. sen Teil in den Händen einheimischer Künstler. Johann Georg Pfefferle (1719–1796) und seinem zwei Grosspfarreien Münster und Ernen. Der Die vielen barocken Altäre in den Kirchen und Allen voran stellte die Familie Ritz aus Selkingen Sohn Johann Joseph Pfefferle (1756–1838), die Hilpersbach zwischen Selkingen und Blitzingen Kapellen rechtfertigen diese Bezeichnung. Vor- über Jahrzehnte Bildhauer und Altarbauer von Decken und Gewölbe zahlreicher Kirchen und bildete die Grenze. Jahrhundertelang stritten aussetzungen der Barockwelle, die wir mit den Format. Herausragende und bestimmende Per- Kapellen mit Scharen bewegter Gestalten aus- sich die beiden Pfarreien um die Vormacht- Jahrzahlen 1630–1798 eingrenzen, waren der sönlichkeit war Johann Ritz (1666–1729). Er schmückten. Johann Georg Pfefferle stamm- stellung. Zur «Kilchrie» Münster gehörten alle wirtschaftliche Aufschwung im Tal, der Wohl- ist der eigentliche Repräsentant der barocken te aus Imst im Tirol. 1755 heiratete er Maria Dörfer zwischen Selkingen und Oberwald. Die stand, aber auch die religiöse Erneuerung im Sog Schnitzkunst im Alpenraum und prägte die Be- Katharina Werlen aus Geschinen und liess sich Dörfer Blitzingen, Niederwald und des unteren der Gegenreformation. Dazu kamen der rege zeichnung «Ritz-Altar» massgebend. Ritz verhalf im Heimatort seiner Gattin nieder. Es gibt noch Goms bis Lax gehörten zur Pfarrei Ernen. Passhandel und die aus den fremden Kriegsdiens- der Barockwelle zur Hochblüte. Sein Ruf ging weitere Maler aus dem Goms, die aber mehr- über die Berge hinaus und so finden sich seine heitlich ausserhalb ihrer Heimat ihre künstleri- Werke auch im nahen Urnerland, in Graubünden, sche Begabung durchsetzten: Lorenz Justin Ritz Stans etc. Johann Ritz liebte das Dekorative und (1796–1870) von Niederwald, bekannter Porträ- konnte in seinen Werken eine wahre Sinnesfreu- tist und sein Sohn Raphael Ritz (1829–1894) und de entfalten. Sein Sohn Jodok Ritz (1697–1747) Ludwig Werlen (1884–1928) aus Geschinen. und dessen Sohn Johann Franz Anton Ritz (1722– 1768) führten sein Werk weiter, ohne jedoch des- Matthäus Carlen (1691–1749) war der Begründer sen Bedeutung zu erreichen. einer ganzen Orgelbauerfamilie, die während sieben Generationen selbst in den USA und in Obwohl das Oberwallis gute Beziehungen zu Frankreich zahlreiche bekannte Orgeln schuf. Oberitalien pflegte, entstammt der barocke Ein- Ebenso aus Reckingen stammt die Orgelbauer- fluss vermutlich eher aus Süddeutschland. Erster und Glockengiesserfamilie Walpen, deren Glo- prägnanter Künstler der Barockzeit war im Ober- cken in vielen Kirchtürmen der Kantone Wallis, wallis Johann Sigristen (1635–1710) aus Glis. Ne- Uri, Graubünden und Luzern erklingen. ben dem Bildhauer und Maler Johann Carlen aus Reckingen arbeiteten in Reckingen im 18. Jahr- hundert die Bildhauer Peter Lagger (1714–1788) und seine Söhne Johann Baptist Lagger (1748– 1791) und Josef Anton Lagger (1759–1833). Sie schufen vor allem Werke in der Pfarrkirche von Reckingen.

Textquellen: Raymund Wirthner: Johann Ritz, Altarbauer Louis Carlen: Goms und Gommer in der Geschichte

5 1 ANGLIKANISCHE KIRCHE 3 BARTHOLOMÄUSKAPELLE GLETSCH (OBERE GERENKAPELLE) 4 GALLUSKAPELLE GEREN/OBERWALD (UNTERE GERENKAPELLE) Das obere und das untere Gerendorf liegen so GEREN/OBERWALD nah beieinander, dass die obere Gerenkapelle als Mittelpunkt der Siedlung wahrgenommen wird, während die untere Gerenkapelle einsam auf ei- ner Kuppe am unteren Dorfrand steht. Die vor der Totalrenovation in die Kapellendecke 2 MARIENKAPELLE eingelassenen Wappentafeln der Zenden Brig, BERGDORF HUNGERBERG Visp und Raron bezeichnen die Kapelle als Werk dieser ehemaligen Zenden. Gegen Ende des 19. Die Marienkapelle steht oberhalb der verlasse- Jahrhunderts ging die Kapelle, deren Patronat nen Siedlung Bergdorf, auf dem herrlich gelege- und Unterhalt der Ge- nen Plateau des Hungerbergs. Das Kapellchen nossenschaft der Alp Ein Dokument von 1610 spricht von einem Stadel befindet sich in Privatbesitz. Geren oblag, als offizi- «im vnder dorff by der Capelen». Da die obere, elles Gerener Gottes- dem hl. Bartholomäus geweihte Gerenkapelle Beschreibung: Oberhalb der Türe ist eine Gilt- haus je zur Hälfte an die auch am Rand des unteren Gerendorfes steht, steinplatte mit der Jahreszahl 1870 angebracht. Kirchengemeinschaft bleibt ungewiss, welche der beiden Kapellen ge- Altar: stammt aus der Bauzeit der Kapelle. Das von Obergesteln und meint ist. 1688 werden beide Kapellen urkund- Altarbild stellt ein Halbfigurenbildnis der Mutter- Oberwald über. lich nachgewiesen. Die Kapelle wurde 1873 der Die Kirche wurde von Josef Seiler 1907/08 nach gottes dar. In der Altarbekrönung ist das Auge Schmerzhaften Gottesmutter geweiht. Sie befin- eigenen Plänen im Auftrag der Anglikanischen Gottes zu sehen. Im Antependium steht die In- Beschreibung: In der Fassade ist ein dünner Gilt- det sich heute in Privatbesitz. Kirche gebaut. schrift «Heilige Maria ohne Erbsünde empfangen steinbogen eingelassen. Auf einer Platte oberhalb Beschreibung: Die neugotische Kirche steht ne- bitte für uns und die Armenseelen im Fegfeuer». des Portals stehen die Jahreszahlen 1647, die In- ben einer kleinen felsigen Anhöhe östlich des itialen PM und ein nichtidentifiziertes Wappen- Hotels Glacier du Rhône. Die vier Statuen stam- zeichen. Altar: ist stilistisch den achtziger Jahren men laut einer Notiz des Archivs der Familie des 17. Jahrhunderts zuzuordnen. Der Altar wurde Seiler aus einem Haus in Raron und wurden 1968 von Walter Mutter aus Naters restauriert. 1935 von Julius Salzgeber erworben. Andere Die Statue des hl. Bartholomäus in der Mitte wird Quellen deuten darauf hin, dass die Statuen flankiert links vom hl. Petrus mit dem Schlüssel ehemals in der Vorhalle der Katharinenkapelle und rechts vom hl. Johannes Evangelist mit dem im Wiler bei Geschinen standen. Hl. Antonius Kelch. In der Bekrönung ist eine Pietà in Beglei- Eremita, Anfang 16. Jh. – hl. Petrus, Ende 15. Jh. – tung von zwei Engeln zu sehen. hl. Sebastian, 1. Hälfte 16. Jh. – hl. Joseph mit dem Kind, Mitte 17. Jh. Das bronzene Altarkreuz Beschreibung: An Stelle eines Altars schmückt ein und geschmiedete Lesepult wurden 1966 von neueres Gemälde der Immakulata die Chorstirn. Hans Loretan aus Brig gefertigt. Der geschmie- Auf die Aussenwand der Kapelle ist folgende In- dete Tabernakel aus dem Jahr 1969 stammt schrift aufgemalt: «Kehr ein bei mir o Wanderer, vom selben Künstler. mein Herz es ruft nach dir, wenn morgen kommt ein anderer, freust du dich längst bei mir».

7 5 ST. NIKOLAUS KAPELLE aus Selkingen hin. Im Hauptgeschoss ist eine schmücken den Kanzelkorb. Als bekrönende Figur Kreuzigung dargestellt, im oberen Geschoss der ist der im Tempel lehrende Jesus dargestellt. An IM ELMI OBERWALD hl. Nikolaus von Myra und in der Bekrönung der der Kanzelrückwand ist ein Relief des hl. Ignatius Auferstandene. Als Flankenstatuen dienen links zu sehen. Taufstein: wurde 1725 vom Bildhauer Nach dem Bergsturz des der hl. Bartholomäus, rechts der hl. Sebastian, Anton Sigristen aus Glis erschaffen. An der Tür- Lengis 1717, der die drei oben links der hl. Franz Xaver und rechts der front ist in Relief die Aussendung der Apostel dar- Dörfchen Elmi, Braten und hl. Antonius von Padua. Josefsaltar (linker Seiten- gestellt. Im Säulenbaldachin ist die Taufe Christi Schibochten begraben ha- altar): um 1716 erbaut, stammt wahrscheinlich unter der Hl.-Geist-Taube und in der Bekrönung ben soll, bauten die drei Ge- aus der Werkstatt des Johann Sigristen aus Glis. Gottvater zu sehen. meinden Oberwald, Unter- Folgende Statuen sind in der Mitte von unten wassern und Obergesteln nach oben zu sehen: hl. Joseph, hl. Katharina und im Gemeinwerk, die 1610 der Erzengel Michael. Flankiert werden sie links erstmals erwähnte Kapelle vom hl. Johannes Evangelist und hl. Theodor, wieder auf. rechts von Karl dem Grossen und hl. Mauritius. Rosenkranzaltar (rechter Seitenaltar): wurde um Beschreibung: Die kleine Kapelle, die oberhalb 1717 erbaut. Auch dieser Altar stammt wahr- von Oberwald am Weg nach Gletsch liegt, blickt scheinlich aus der Werkstatt des Johann Ritz, an von einem Felskopf ins Tal hinunter. Der rechtecki- der sein Sohn Jodok den Hauptanteil schuf. Die ge, chorlose Bau wirkt sehr einfach. Altar: stammt 6 PFARRKIRCHE HL. KREUZ Statuen in der Mitte zeigen die Muttergottes, die aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. Das OBERWALD Taufe Christi und der hl. Karl Borromäus. Als Flan- Altarbild, der hl. Nikolaus von Myra, ist ein Werk kenstatuen dienen links der hl. Dominikus und von Ludwig Werlen aus Geschinen. Die beiden Gemeinden Oberwald und Unterwas- hl. Petrus, rechts die hl. Katharina von Siena und sern einigten sich Ende des 17. Jahrhunderts auf hl. Paulus. Malereien: An den Schiffswänden den Standort der Kirche zwischen den Dörfern. stehen zwei Gemäldezyklen in der Art der Ober- Als Wallfahrtskirche entstand sie etwas abseits gommer Malerei der zweiten Hälfte des 18. Jahr- der Siedlung. Die Weihe der Kirche und der drei hunderts. In der Attikazone sind die Nothelfer auf Altäre war im Jahr 1736. Eine Lawine beschädigte Schriftbändern dargestellt: rechts hl. Achatius, 1720 das Turmdach und die Sakristei. Damals füg- Ägidius, Margareta und eine weitere weibliche te man hinter der Chorstirn den für die Kirche so Märtyrin (Katharina?), links Dionysius, Mauritius, charakteristischen Lawinenbrecherkeil an. Seine ein heiliger Bischof (Theodul?) und Georg. Unter 7 Gestalt wurde im Laufe der Jahrhunderte verän- dem Sims ist eine sechsteilige Bildfolge zum hl. FRIEDHOFKAPELLE dert. Bei der Überschwemmung 1834 umschloss Kreuz zu sehen: Kreuzabnahme, Auffindung des OBERWALD so viel Schutt den Bau, dass man zur Kirchentür Kreuzes durch die hl. Helena, eine nichtidentifi- Gleich neben der Pfarrkirche steht die 1850 hinuntersteigen musste, während früher Stufen zierbare fragmentarische Szene, die hl. Helena erstmals erwähnte Friedhofkapelle. zu ihr emporführten. neben dem Kreuz stehend, Zug des Kaisers Her- aklius mit dem zurückeroberten Kreuz und Maria Beschreibung: Der Altar wurde 1953 durch Beschreibung: Charakteristisch sind der Lawi- Schmerzen in einem sturmbewegten Boot mit denjenigen der abgebrochenen St. Annakapelle nenbrecherkeil hinter dem Chor und der Turm liegendem Kreuz, Lanze und Schwamm. Die Ge- ersetzt. Diese musste 1953 einer Strassener- mit Zwiebelhaube. Die hölzerne Kassettende- mälde am Chorgewölbe, eine Pietà und eine Ver- weiterung weichen. Ein grosses Kreuz zeichnet cke des Schiffs ist mit Pflanzenmotiven bemalt. kündigung, sind zum Teil stark überholt. Die fünf noch heute ihren einstigen Standort. Im Unter- Hochaltar: wurde um 1716 erbaut. Das Kruzi- Medaillons am Chorbogen stammen aus dem geschoss des Altars steht eine Büste der hl. Anna fix stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahr- Jahr 1923 und zeigen die Evangelisten beidseits und in der oberen Nische eine Ecce-Home-Sta- hunderts. Der Figurenstil und der Aufbau des vom Herzen Jesu. Kanzel: stammt aus der Zeit tue aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. dreigeschossigen Altars weisen auf Johann Ritz des Kirchenbaus um 1710. Evangelistenstatuen 9 9 PFARRKIRCHE Martin Werlen zu seiner Abtweihe des Klosters Einsiedeln vom 16.12.2001 angebracht. Die ST. MARTIN VON TOURS Wand der Vorhalle ziert ein 1962 erworbenes oberitalienisches Kruzifix aus dem 15. Jahrhun- OBERGESTELN dert. Ein einfaches, steinernes Kreuz an der süd- Die 1309 erstmals erwähnte «ecclesia sti Mar- lichen Kirchenmauer erinnert an die Opfer der tini» wurde 1419 beim Einfall der Berner ge- Lawinenkatastrophe von 1720. plündert und verbrannt. In den Jahren um 1606 wurde eine gewölbte Sakristei gebaut, der Chor eingewölbt und renoviert und auch das Beinhaus wiederhergestellt. Am 25. Juli 1693 rechts dar. Seitenaltäre: Die beiden Seitenal- wurde die neue, nach Norden verlegte Kirche täre, ebenfalls von Dephabiani erschaffen, sind eingeweiht. Die unheilvolle Lawine von 1720 Maria, der Königin der Engel und dem zweiten zerstörte die Vorhalle. Beim Dorfbrand vom Kirchenpatron, dem hl. Josef geweiht. Neufas- 10 2. September 1868 fiel auch die Kirche zu sung beider Seitenaltäre 1911. Malereien: Im FRIEDHOFKAPELLE Asche. Unverzüglich ging man an den Wieder- Schiff blieb die historische Bemalung erhal- 8 ST. CHRISTOPHORUS aufbau, so dass die Kirche 1875 eingesegnet ten. Ein Medaillon mit Christus dem Richter, (BEINHAUS) OBERGESTELN und 1879 geweiht werden konnte. umgeben von Engeln mit Marterwerkzeugen Der Chor der 1309 erstmals erwähnten Friedhof- KAPELLE ziert die Decke. Am Chorbogen ist in der Mitte kapelle wurde erhalten. UNTERWASSERN/OBERWALD Beschreibung: Der Dachstuhl wurde von Johann Gottvater, links die Ölbergszene und rechts die Josef Jost gezimmert. Die Italiener J. Genott Auferstehung dargestellt. Die Wandmalerei- Die Kapelle wurde 1768 erbaut. und J. Theodor della Pietra waren als Maler en im Chor aus dem Jahr 1911 stammen von und Vergolder tätig. Der Turm erhielt statt des Josef Heimgartner: links die Jünger von Em- Beschreibung: Der Altar ist stilistisch dem früheren geschweiften Spitzhelms seine heute maus, rechts die Anbetung der Heiligen Drei Küsnachter Bildhauer und Maler Johannes laternenartige Form. Hochaltar: wurde 1874/75 Könige. Skulpturen: Die Skulpturen «Maria Trubmann zuzuweisen. Das einachsige Altar- vom Italiener Dephabiani im klassizistischen Stil und Johannes vor einer Kreuzigung» und eine geschoss mit der Christophorusstatue wird erschaffen. Ein Tabernakel aus der Mitte des Statue des hl. Paulus stammen von einem Altar von einem Medaillon mit Jesusmonogramm 18. Jahrhunderts wurde wiederverwendet. Ein Johann Sigristen aus Glis, datiert aus der Mitte des bekrönt. Charakteristisch sind die Baldachin- Säulenpaar rahmt ein Gemälde des hl. Martin. 17. Jahrhunderts. Die Statue der «Muttergottes schirmchen oberhalb der Flankenstatuen, Die Statuen auf den Leuchterbänken und Sockel mit Zepter auf dem Halbmond stehend» stammt Beschreibung: Der Altar stammt aus den links die hl. Genovefa, rechts die hl. Katharina. stellen den hl. Petrus und Johannes Evangelist ebenfalls aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Jahren um 1700. Die Hauptnische des Altars Malereien: Drei gemalte Medaillons von einem links sowie den hl. Mauritius und den hl. Martin Gemälde: «Tod des Gerechten und des Ver- kann geöffnet werden, ein Relief des Schmer- unbekannten Künstler dammten», 1782. Kanzel: wurde 1872–1874 zensmannes auf einer Konsole schmückt als schmücken die Decke: ebenfalls von Dephabiani geschaffen. Der ba- Gnadenbild die Altartür. Fresken: Nach der der hl. Mauritius, Jo- rocke Kanzeltyp ist nüchtern ornamentiert. Brandschatzung von 1419 wurden die Fresken hannes von Nepomuk Taufstein: Der in der Kirchenrückwand einge- an der Stirnwand und an die linke Chorwange auf der Brücke und lassene Taufstein, ist ein klassizistisches Werk gemalt. Anbetung der Heiligen Drei Könige; eine sitzende Madonna von Dephabiani. Das Werk zeigt in Relief die Kreuzigungsgruppe, beide aus dem 2. Viertel vom Siege neben dem Taufe Christi. Weitere Ausstattung: In der Ni- des 15. Jahrhunderts. Gemälde: die Gemälde, Baum der Erkenntnis. sche oberhalb des Kirchenportals steht eine ehemals in der Pfarrkirche ausgestellt, «Ecce An die Chordecke ist Figur der Muttergottes. Es handelt sich um die Home», Ende 17. Jahrhunderts «Schmerzens- ein Medaillon mit der Statue aus der Hauptnische des 1868 verbrann- mutter», um 1700, «Pietà», 1703, stammen Hl.-Geist-Taube gemalt. ten Rosenkranzaltars. In der Vorhalle ist eine Ta- von einem unbekannten Künstler. fel zu Ehren des aus Obergesteln stammenden 11 11 PFARRKIRCHE 12 ST. ANNA KAPELLE ST. NIKOLAUS ZUM LOCH ULRICHEN ULRICHEN Zum Loch am Eingang des Äginentals besass zu Schon 1335 ist von jener Wallfahrt zum hl. Nikolaus Zeiten des Säumerverkehrs eine Suste und eine die Rede, die bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts Zollstätte zur Abfertigung des Verkehrs über anhielt. 1498 weihte Bischof Nikolaus Schiner eine den Nufenen- und Griespass. Um 1465 zerstör- neue Kapelle ein. 1623–1628 wurde wieder ein Ka- te eine Lawine ein früheres Annakapellchen. pellenneubau fällig. Im frühen 18. Jahrhundert war Die heutige Kapelle wurde 1683 erbaut. die Kapelle baufällig und zu klein geworden. 1740 erhöhte man den Turm. Bei der Pfarreigründung Beschreibung: Charakteristisch ist das Dach- 1868 beschloss die Bevölkerung, die Kapelle – eines Beschreibung: Die Kirche ist im neugotischen Stil reitertürmchen mit dem Spitzhelm. Die Tafeln der damals eigenartigsten Bauwerke der Region gebaut. Architekt war Joseph de Kalbermatten der Kassettendecke im Kapellenschiff sind mit Gemalte Seitenaltärchen: Auf die schmalen – zu restaurieren und zur Kirche auszubauen. Bi- aus Sitten, Baumeister Baptist Bottini aus Brig. Die Ritzornamenten bemalt. Altar: Der Altar gilt als Schiffstirnwände sind zwei praktisch identische schof de Preux forderte jedoch, innert fünf Jahren Steinhauerarbeiten stammen von Thomas Brunz das früheste datierte Gommer Retabel mit star- Altärchen gemalt (1769?) Vor die optische Ni- ein neues Gebäude zu errichten. 1878 legte man aus Bosco Gurin. Hochaltar: Das Gemälde des sche des linken Altärchens wurde 1965 eine den Grundstein zur neuen Kirche. Den Turm be- hl. Nikolaus liess Oberst Louis von Courten samt Statue des hl. Johannes von Nepomuk plat- hielt man bei, erhöhte ihn aber um 10 Schuh we- den Ulricher Gardisten vom Maler J. Bolzern in ziert. Malereien: Im Chorgewölbe sind zwei gen des steilen Kirchendachs. Während des Bau- Rom anfertigen und anschliessend vom Papst Leo Szenen aus den apokryphen Evangelien darge- ens wurden einschneidende Änderungen vorge- XIII. segnen. In den Seitenädikulen stehen links der stellt, rechts die Zurückweisung von Joachims nommen, den Fundamenten im sumpfigen Boden hl. Chistophorus und rechts der hl. Mauritius. Die Opfer durch den Hohepriester und links die schenkte man dabei zu wenig Beachtung. Bereits Statuen wurden wahrscheinlich vom Meister des Verkündigung an Joachim auf dem Felde. Der vor der Kirchweihe 1886, klaffte ein grosser Spalt Altars der Kapelle St. Anna zum Loch angefertigt. Chorbogen wird durch eine Verkündigung in zwischen dem Gewölbe und der sich nach aussen Seitenaltäre: Die neugotischen Altäre stammen rosenumrankter Kartusche mit Maria links und neigenden östlichen Seitenmauer. 1893 verboten aus dem Jahr 1882 und wurden von Augustin rechts dem Engel zusammengefasst. Regierung und Bischof den Zugang zur einsturzbe- Müller geschaffen. Der rechte Seitenaltar ist dem drohten Kirche. So entschloss man sich 1894 zum hl. Josef und der linke Maria von der Immer- zweiten Kirchenneubau innerhalb von nur zwanzig währenden Hilfe geweiht. Die beiden ziervergol- Jahren. Da der Kirchenboden nicht durch Kanäle deten Altarbilder als ikonenartige Halbfiguren- entfeuchtet wurde, wies auch dieser Bau bereits bildnisse stammen aus Rom. Vor der damaszier- 1909 grössere Schäden auf. ten Wand wirken die Seitenaltäre sehr wertvoll. Malereien: 1921 schmückte Josef Heimgartner die Kirche mit Malereien aus. Das Schiffsgewölbe ist kem Régence-Einfluss. Auf der Predella steht: mit musizierenden Engeln bemalt. Am Chorbogen «O HEILIGE ANNA TUON BEI/STEN/DIE DISEN sind die Heilige Dreifaltigkeit angebetet links vom WEG VIR YBER GEHEN/1728>>. 1799 verbrann- hl. Nikolaus über dem Dorf Ulrichen und rechts ten die Franzosen das Standbild der Mutter vom hl. Ulrich über dem Schlachtfeld von Ulrichen, Anna in der Altarnische, worauf man durch dargestellt. An den Chorwänden findet man sym- einen Urner Bildhauer die heutige Statuen- bolistische Jugendstilmalereien, links die eherne gruppe schnitzen liess. In der Altarnische findet Schlange und die Ölpalme als Symbol des Gerech- sich die hl. Anna selbdritt. Als Flankenstatuen ten, rechts der Baum der Erkenntnis. dienen links die hl. Katharina und rechts die hl. Ursula. In der kunstvollen Bekrönung ist die hl. Maria mit dem Jesuskind dargestellt. 13 die Schmerzensmutter Maria zu sehen, in der nach rechts: der hl. Johannes von Nepomuk, der 13 ST. KATHARINA KAPELLE Bekrönung Maria und Josef mit dem Jesuskind, hl. Sebastian, die hl. Katharina, der hl. Wendelin das von einem Engel das Kreuz empfängt. Zwei und der hl. Antonius von Padua. Kanzel: wurde (WILERKAPELLE) Engel tragen Leidenswerkzeuge und den Ab- 1778 von Peter Joseph Carlen aus Reckingen WILER/GESCHINEN schluss bildet ein Kruzifix. Die Inschrift auf der geschaffen und vermutlich von Johann Georg Predella, die kaum mehr leserlich ist, lautet: Pfefferle grau und rot marmoriert und zierver- Der Ursprung dieser Kapelle geht ins 14. Jahr- «O Maria siehe, Dein selbst eigene Sel wirt ein goldet. Kruzifix: am Chorbogen stammt aus der hundert zurück. Damals gab es im Goms eine Schwert durchdringen. Lukas 2». Das Gemälde Ritz-Werkstatt in Selkingen, 1. Viertel 18. Jahr- religiöse Strömung, die Männer und Frauen des linken Seitenaltars stellt Mariä Himmelfahrt hundert. Bilder: Die Bilder der 14 Nothelfer veranlasste, sich als Einsiedler zurückzuziehen dar. Oben ist eine Kopie Maria vom Guten Rat wurden 1805 von Johann Josef Pfefferle aus Ge- und ein klosterähnliches Leben zu führen. Diese von Genazzano und in der Bekrönung ist Christus schinen gemalt und 1960 von Alfred Grünwald Eremiten lebten von den Spenden der Gläubi- der Auferstandene zu sehen. Die Inschrift der aus Brig restauriert. Eisengitter: wurde in gen. Auch im Wiler bei Geschinen hatten sich Predella, die nicht mehr sichtbar ist, lautete: geschmiedet. Das Gitter hat eine auf Blech ge- Einsiedler niedergelassen und zwei Kapellen «O Himmelskönigin sei gegrüsst. Mutter der malte Bekrönung mit der Inschrift: «Gelobt und gebaut. Es waren zwei kleine, bescheidene der Inschrift: «Willst Du zum Leben eingehen Barmherzigkeit unser Segen Unsere Hoffnung gebenedeit seie die heiligste Dreyfaldigkeit. Ma- Gebetshäuschen, die nicht mit der heutigen so halte Gebott» zu sehen. Hochaltar: stammt alle Zeit». Malereien: Die fünf gemalten Medail- ria auch die Jungfrau rein sol ale Zeiten gebriesen Kapelle zu vergleichen sind. Die grössere Kapel- aus dem Jahr 1697 und ist ein Werk des Meis- lons auf dem Chorbogen stammen vermutlich sein. Sandta Catharina wir auch breisen, an die- le war der Schmerzensmutter Maria geweiht. ters Johann Sigristen aus Glis. In der Haupt- ebenfalls von Johann Georg Pfefferle und zeigen sem Ort ihr Ehr beweisen 1774». 1367 verordnete der aus Ulrichen stammende nische steht eine Statue der hl. Katharina, Szenen aus dem Leben von Heiligen. Von links Priester Johann Ryser, in weiser Voraussicht, die verzückt zum Himmel blickt. Daneben dass eines Tages diese Einsiedeleien aufgege- standen die Figuren des hl. Sebastian und des Hinweis: Der Schlüssel zur Besichtigung der Ka- ben würden, dass die Gebäulichkeiten im Wiler hl. Rochus, die 1974 von Dieben gestohlen pelle ist im Restaurant Baschi erhältlich. samt Kapelle und Liegenschaften der Kathari- wurden. Im Obergeschoss ist das Relief einer nenpfründe in Münster zufallen sollten. Was Marienkrönung zu sehen, flankiert von den 1367 Johann Ryser bei seinem Amtsantritt als Figuren der hl. Anna selbdritt links und der Rektor der St. Katharinenpfründe geahnt hatte, hl. Magdalena rechts. Es handelt sich um ein traf tatsächlich ein. Im 15. Jahrhundert gerieten von den Gliser Seitenaltären bekanntes Renais- die meisten Klöster und Einsiedeleien im Goms sancemotiv. Die Hauptstifterin des Altars war in eine Krisensituation und gingen ein. Bei die- Cäcilia von Riedmatten, weshalb im bekrö- ser Übernahme wechselte auch das Kapellen- nenden Medaillon die Initialen «CAR» stehen. patrozinium von der Schmerzensmutter Maria Der Altar trägt zuunterst auf einem Medaillon zur hl. Katharina. Als beliebtes Wallfahrtsziel die Inschrift «HAEC EST VIRGO SAPIENS 17+13 wurde die Kapelle 1626 aus den Opfergaben (Dies ist die kluge Jungfrau). Das Antependi- der Pilger renoviert. 1686 wurde die baufälli- um (Öl auf Holz gemalt) zeigt die Beweinung ge oder zu kleine Wallfahrtskapelle im Wiler Christi mit der Inschrift «Al hie in disem ural- niedergerissen. Der Neubau dauerte ganze ten heiligen gnaden ort ist shon maniche bed- 10 Jahre und wurde 1703 oder 1704 mit dem riebte seel in iren anligen gedrestet worden, Altar des Meisters Johann Sigristen vollendet wie dies beweisen gegen werdigen EXVOTO». und vom Pfarrer von Münster, Jakob von Ried- Gemalte Seitenaltäre: 1772–1778. Der Maler matten eingesegnet. der beiden Seitenaltäre war vermutlich Johann Georg Pfefferle aus Geschinen. Die Altäre sind Beschreibung: Pflanzenmotive zieren das höl- mit allem Zierrat wie Predella, Säulen mit Ka- zerne Kassettengewölbe. In der zentralen Kas- pitellen, Gibel, Ranken, Engel und Figuren auf sette ist ein Engel mit den Gesetzestafeln und die Mauer gemalt. Im rechten Seitenaltar ist 15 hl. Katharina und hl. Petrus und rechts vom hl. laut Inschrift auf einer der Säulen 1677. Das Mo- zwei Figuren verweisen auf ihn: links im Ge- Aloysius von Gonzaga, hl. Barbara und hl. Pau- tiv wirkte nach: Man übernahm es wenig später sprenge der Evangelist Matthäus mit Buch und lus. Malereien: 1752 bemalte Johann Georg für die Wilerkapelle bei Geschinen und später für Schreibfeder; im Turmgeschoss darüber hält ein Pfefferle aus Geschinen die Gewölbe. In den die Kapelle im Erner Wald. Im 19. Jahrhundert Engel sein Wappen. Der geöffnete Flügelaltar Scheitelmedaillons sind die Heimsuchung, Ge- erfuhr das Innere der Kirche eine weitgehende präsentiert die Kirchenpatronin Maria mit dem burt und Anbetung der Drei Könige, im Chor der Umgestaltung. In den 1930er Jahren erfolgte die Jesuskind. Zwei schwebende Engel halten die Kindermord und die Flucht nach Ägypten darge- Rückführung auf den Vorbestand. Krone über ihr Haupt. Links der Gottesmutter stellt. In den Bogenfeldern des Schiffs sieht man steht Anna, die dem Jesuskind den Apfel reicht, die Schlüsselübergabe an Petrus, der Abschied Beschreibung: Das Schiff wird von einer mäch- daneben der Apostel Johannes. Der Kelch mit Jesu von Maria, die Taufe Jesu und der Tod des tigen Kassettendecke überwölbt. Diese wurde der Schlange erinnert daran, dass der Evangelist hl. Josef. Weitere Ausstattung: Das Sakrament- vermutlich 1751 von Johann Georg Pfefferle aus zum Trinken des Giftes gezwungen wurde, zu- 14 ST. SEBASTIANS KAPELLE häuschen aus Giltstein stammt aus dem frühen Geschinen dekorativ bemalt. Die 63 Kassetten- vor aber den Kelch segnete – worauf das Gift in 16. Jahrhundert. Die Empore auf toskanischen tafeln zeigen Variationen von Rosetten. Im Mit- Form einer Schlange entwich. Rechts von Maria GESCHINEN Granitsäulen wurde am Ende des 19. Jahrhun- telfeld sind die identischen Wappen der Pfarrei steht die hl. Barbara, rechts aussen der hl. Se- Die im Ablassbrief von 1446 als Gebetshaus derts gebaut. Sie trägt eine kleine Orgel. und des Zenden Goms mit der Jahreszahl 1751 bastian. Jesse liegt zu Füssen Marias. Die Innen- bezeichnete Kapelle war dem Landesheiligen abgebildet. Hochaltar: Der Flügelaltar, das Werk seiten der Flügel zeigen vier Szenen aus dem Theodul und den Heiligen Fabian und Sebasti- des Bildhauers Jörg Keller aus Luzern, entstand Leben Marias: die Verkündigung durch den an geweiht. Seit dem frühen 16. Jahrhundert 1509. Er zählt zu den schönsten und wertvolls- Engel Gabriel, die Geburt Christi, Maria die ihre wird sie Sebastianskapelle genannt. Die heuti- ten spätgotischen Hochaltären der Schweiz. Verwandte Elisabeth besucht und die Anbetung ge Kapelle wurde 1750 von Jacob Moosbrugger «Ich Jerg Keller von lucern han gemacht dieser durch die Drei Könige. Die drei Reliefs an der erbaut, der aus dem Bregenzerwald stammte, 15 PFARRKIRCHE HIMMEL- dafell jm jar Mccccc und viiii jar 1509». Diese Predella zeigen die zwölf Apostel, die sich um aber in Altdorf wohnte. Bei der Renovation der Inschrift steht hinter dem rechten Apostelrelief den segnenden Christus gruppieren. Bei ge- Kapelle wurde die Statue des Heiligen Sebas- FAHRT MARIENS der Predella. Der Beitrag von Bischof und späte- schlossenem Retabel werden die Schreinwäch- tian, welche bis dahin in der Giebelnische der (MARIENKIRCHE) MÜNSTER ren Kardinal Matthäus Schiner an das Altarwerk ter sichtbar, zur Linken Georg und zur Rechten Witterung ausgesetzt war, in die Kapelle ver- muss bedeutend gewesen sein, denn folgende Mauritius. Seitenaltäre: Die vier Altäre im Schiff setzt. Dank der Fürsprache des Dorfheiligen ist In den Urkunden wird 1235 erstmals eine Kir- sind Barockaltäre. Rosenkranzaltar (rechter Sei- laut mündlicher Überlieferung Geschinen von che in Münster genannt. Der Bau des schlan- tenaltar): wurde 1703 von Christian Brunner aus der Pest verschont geblieben. ken, romanischen Turmes reicht auf das 12./13. Siders erstellt, 1705 vergoldet. Für das Altarwerk Jahrhundert zurück. Schon 1462 existierte eine kam grösstenteils eine Seitenlinie der Familie Beschreibung: Die Kapelle steht dicht an der Turmuhr mit Stundenschlag, wie eine Repara- von Riedmatten auf. Unverkennbar sind die teil- Kantonsstrasse. Die Glockenstube und Turm- turrechnung belegt. Die mittelalterliche oder weise wuchtigen Figuren. Rosenkranzmedaillons laterne stammen aus den Jahren um 1893. romanische Kirche muss ein niedriger und qua- säumen die Hauptnische mit Maria zum Siege, in Altar: aus dem Jahr 1756, stammt wahrschein- dratischer Saalbau gewesen sein, stumpfgiebelig der oberen Nische ist die Taufe Christi dargestellt lich von Peter Lag- überhöht. Das Chronikon im Kirchenarchiv be- und als Bekrönung das Herz Mariens in einem ger aus Reckingen. richtet, wie um 1500 ein Fuhrmann bei hohem Medaillon. Die Abschlussfigur des hl. Nikolaus Das Hauptgemälde Schnee mit Ross und Wagen den Giebel des erinnert daran, dass im 17. Jahrhundert der frü- zeigt das Martyri- Schiffes erklomm und dort zur Ergötzung der here Nikolausaltar im heutigen Rosenkranzaltar um des hl. Sebas- Leute das Tier fütterte. Laut Inschrift über der aufging. Als Flankenstatuen dienen links von un- tian, das Oberblatt Sakristeitüre geht der spätgotische Chor auf das ten nach oben: der hl. Dominikus, der hl. Stepha- Maria Hilf nach Jahr 1491 zurück. 1664–1678 errichtete der Pris- nus und der hl. Franziskus. Rechts Katharina von dem Passauer Gna- meller Baumeister Christian Raguz das breite, Siena, Laurentius und Bernardin von Siena. 1738 denbild, flankiert tonnengewölbte Schiff mit den beiden Seitenka- wurde ein Schrein mit der Reliquie des römi- links von den Statu- pellen. Bemerkenswert ist auch die südländisch schen Soldaten und Katakombenheiligen Bonifa- en des hl. Theodul, anmutende Vorhalle. Fertig gestellt wurde sie zius in der Predellazone eingebaut. 17 Katharinenaltar (linker Seitenaltar): wurde 1706 Weitere Ausstattung: Aus der Werkstatt von oder 1719 von einem unbekannten Meister ge- Jörg Keller stammen auch die eindrucksvolle 16 BEINHAUS UND schaffen. Der Altar ist ebenfalls eine Stiftung der Ölberggruppe in der Vorhalle (1967 nach ori- Familie von Riedmatten. Seine Statuen, fast aus- ginalen Resten erneuerte Fassung) und das JOHANNESKAPELLE nahmslos weibliche Heilige ausser dem hl. Theo- monumentale Kreuz an der rechten Seiten- MÜNSTER dul, weisen Stilmerkmale einheimischer Werk- wand im Schiff. Kreuzigungsgruppe: aus dem stätten auf. In der Mitte des Hauptgeschosses ist Jahr 1743 ist ein Werk von Peter Lagger aus Die Jahreszahl 1637 auf dem Wappenschild die hl. Katharina, links die hl. Agatha, rechts die Reckingen. Ehemals für den Chorbogen, be- über der Tür der Johanneskapelle darf als de- hl. Barbara zu sehen. Im Obergeschoss ist eine findet sie sich heute ebenfalls in der Vorhalle. ren Entstehungsjahr betrachtet werden. Das Gruppe der Heimsuchung dargestellt. Als Flan- Sakramentshäuschen: mit der reich skulptier- Wappen der Stäli weist auf den Pfarrer und kenstatuen dienen links die hl. Margareta und ten Bekrönung stammt aus dem Jahr 1491. Domherrn Johannes Stäli. Er sprach einen gro- rechts die hl. Magdalena. In der Bekrönung ist Orgel: Das Werk aus dem 3. Viertel des 17. Jahr- ssen Beitrag zur Erbauung der Kapelle, die bis das Herz Jesu in einem Medaillon zu sehen, mit hunderts wird auf Grund der Ähnlichkeit mit der 1809 von seinen Erben unterhalten wurde. Die den Flankenstatuen links die hl. Apollonia und Orgel von Ernen, dem Solothurner Orgelbauer Stiftung könnte mit der Pestepidemie von 1629 rechts die hl. Ursula. Als Abschlussstatue dient hl. Bernhard von Aosta und rechts Johannes Christopher Aebi zugeschrieben. Prospekt mit zusammenhängen. der hl. Theodul. Michaelsaltar (rechte Seiten- von Nepomuk. Im Obergeschoss tragen zwei altertümlichen Schnitzereien. Die Malerei stellt kapelle): wurde 1693 in Sitten geschnitzt. Der Engel ein Kreuz, flankiert werden sie links die Verkündigung und die Geburt Christi dar. Beschreibung: An der linken Wand oberhalb Stifter Bischof Adrian V. von Riedmatten wählte vom hl. Aloysius und rechts vom hl. Stanislaus Kanzel: ist im Stil der deutschen Spätrenaissan- der Türe ist ein Gemälde der Madonna vom Sie- dafür Lieblingsheilige und Familienpatrone aus. Kostka. In der Bekrönung ist der hl. Joseph ce gehalten und stammt von einem unbekann- ge aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts In der Mittelachse von unten nach oben sind mit Kind in einem Strahlenkranz dargestellt. ten Meister. Sie ist eine Stiftung von Oberst in einem Schnitzrahmen angebracht. In der Be- folgende Statuen zu sehen: der hl. Michael mit Malereien im Schiff: 1752 schuf Johann Georg Peter von Riedmatten und seiner Gattin Maria krönung des Rahmens ist das Nessier Wappen Teufel, die Unbefleckte und ein Schutzengel mit Pfefferle die eigenwilligen Kreuzweg- und Pro- Jacobea Supersaxo (Wappen an der Rückwand). mit den Initialen «C N» zu sehen. An der rech- Kind. In der linken Seitenachse von unten nach phetenmedaillons. Beide Zyklen sind – auf un- Taufstein: Johann Sigristen aus Glis schuf 1698 ten Seitenwand hängt das ehemalige Altarbild oben der hl. Petrus, Anna selbdritt und der hl. gewöhnliche Art – miteinander vermischt. Am den Aufsatz zum giltsteinernen Taufbecken aus des Beinhauses mit Pietà, umgeben von Gott- Antonius von Padua. In der rechten Seitenachse Chorbogen sind folgende Prophetenmedaillons dem Jahr 1670. Kirchenportal: Die zweiflügelige vater und anbetenden Engeln von J. S. Koller, von unten nach oben der hl. Paulus, hl. Franz zu sehen: Daniel, Baruch und Ezechiel und an Nussbaumtüre mit den sechs Reliefs aus dem 1725. Das Kruzifix stammt aus der 1. Hälfte des Xaver und Ludwig IX. von Frankreich. Auf den der Rückwand des Schiffs die Prophetenmedail- Jahr 1693, stammt aus einer Sittener Werkstatt 17. Jahrhunderts. Altar: Das Altarblatt stellt Jo- Gesimsen der Kapellenwand stehen links die lons des Aggäus, Zacharias, David, Sophonias und ist wahrscheinlich eine Stiftung des Bischofs hannes auf Patmos dar. In der unteren Bildecke Statue des hl. Joseph und rechts der hl. Barbara. und Malachias. An der rechten Schiffwand sind Adrian V. von Riedmatten. Die Reliefs zeigen von kniet neben einem kleinen Wappen der Stifter Antoniusaltar (linke Seitenkapelle): wurde die Prophetenbildnisse von Joel und Habakuk, unten nach oben links der hl. Theodul, Justitia Domherr Johannes Stäli. Die Figuren der Cheru- 1745/46 von Peter Amherdt aus Gamsen erschaf- an der linken diejenigen des Oseas und Nahum und Mariä Verkündigung, rechts die Heiligen Ka- bine wurden vermutlich von Matthäus Mangold fen. Neben Antonius dem Einsiedler sind über- dargestellt. An der rechten Kapellenstirn ist ein tharina und Michael sowie Mariä Himmelfahrt. aus geschnitzt. wiegend kurz zuvor kanonisierte Heilige darge- Medaillon mit Michaes und an der Stirn der lin- stellt. Im Hauptgeschoss ist der hl. Antonius Ere- ken Seitenkapelle dasjenige mit Jonas gemalt. Sakralmuseum: Der gehütete Kirchenschatz im mita zu sehen mit den Flankenstatuen, links dem Malereien im Chor: An der linken Chorwand Sakralmuseum zeigt neben barocken Kelchen, sind zwei barocke Zyklen mit je vier beschrif- Paramenten und Vortragskreuzen noch ein wert- teten Szenen aus dem Leben des hl. Mauritius volles romanisches Prozessionskreuz aus dem und Theodor (Jodern) gemalt. Mauritius: Der 12. Jahrhundert. Das Museum kann im Rahmen Heilige erbittet den Segen des Papstes; das der Dorfführungen besichtigt werden. Götzenopfer; des Kaisers Urteilspruch; der Mar- tertod. Jodern: Feier des hl. Messeopfers; das Weinwunder; die Auffindung der Reliquien des hl. Mauritius und seiner Gefährten; Auferwe- ckung eines toten Kindes. Beschreibung: Im Innern sind es die verschie- geistlichen über die weltliche Macht darstellen. denartigen Deckenformen, die Schiff und Chor Malereien: 1642–1645 bemalte der Luzerner kontrastreich voneinander abheben. Altar: 1642 Hans Viktor Wegmann den Chor. Die Gewöl- schnitzte Bildhauer Matthäus Mangolt aus Bell- bemalereien sind als politische Demonstration wald den Altar. Welche Teile des Altaraufbaus gegen den Verlust der weltlichen Herrschaft zum ursprünglichen Bestand gehören, ist leider des Bischofs Adrian III. von Riedmatten, der aus unklar. Mangold verwendete wahrscheinlich Münster stammte, zu verstehen. Er liess das Teile eines spätgotischen Altars. Das Relief des Riedmatten Wappen mit Schwert und Bischof- Schweisstuchs der Veronika in der Mitte der stab an die Decke des Schiffs malen mit der In- Predella und die zwei Engel mit Schriftbändern schrift: «PICTA SVB ILLUSTRISSIMO ET REVEREN auf den Seiten stammen wohl von ihm. Die ge- DISMO SEDVNENSIVM EPISCOPO ADRIANO III malten Bilder der Schmerzensmutter Maria und DE RIEDMATTEN COMITE ET PRAEFECTO VAL- 18 ST. ANTONIUS KAPELLE des hl. Johannes erinnern an den Stil von Hans LESIAE 1643» (Gemalt unter dem illustren und Wegmann. Die geraden Säulen tragen statt eines hochwürdigsten Sittener Bischof Adrian III. von AUF DEM BIEL MÜNSTER Gebälks musizierende Engel. Für die Seitenflügel Riedmatten, Graf und Präfekt des Wallis 1643). wurden zwei Statuen von Petrus und Paulus ge- Der Gemäldezyklus am Chorgewölbe zeigt sechs Die Antoniuskapelle und die Antoniusvereh- 17 PETERSKIRCHE schnitzt. Heute stehen diese Statuen im obersten frühe Sittener Bischöfe. Auf der Rückseite des rung haben in Münster eine eigene Geschichte. MÜNSTER Teil des spätgotischen Flügelaltars von Jörg Keller Chorbogens malte Wegmann einen Engel mit Der Heilige Antonius von Padua muss seinem in der Pfarrkirche. Das Altarbild malte ebenfalls der Inschrift: «TRIVPHVS ESSLESIAE SEDVNEN- Ruf als Helfer in vielen Nöten entsprochen ha- Urkundlich wird die Peterskirche erstmals 1309 Hans Viktor Wegmann. Es ist eine Stiftung des SIS» (Der Triumph der Kirche von Sitten). An ben, denn noch im letzten Jahrhundert hing in zusammen mit der Marienkirche erwähnt. Nach Domherrn Peter Guntern, der 1644–1648 Pfar- der rechten Chorwand ist ein Bild zu sehen, auf der Kapelle eine Votivtafel aus dem Jahr 1680. alter Tradition soll dieses Gotteshaus ursprüng- rer von Münster war. Das Gemälde zeigt, in einem dem der hl. Petrus in Begleitung eines Jünglings Landeshauptmann Peter von Riedmatten, beim lich als Pfarrkirche gedient haben. Jedenfalls wird Saal auf einem Stuhl sitzend, den Apostel Petrus, mit Salbgefäss der vermutlich hl. Agatha im Tod seiner zweiten Gattin noch kinderlos, stif- sie in den Akten immer als Kirche und nie als Ka- bekleidet mit einem Chormantel, über ihm die Gefängnis erscheint. Das Bild links neben dem tete 1683 den Hauptaltar der Kapelle und legte pelle genannt. Bei der Verbreiterung der Strasse dreifache Papstkrone (Tiara) und die Taube des Altar zeigt den hl. Petrus, der vor einem Micha- damit den Grundstein für die Beliebtheit dieses 1940/41 und beim Bau des Hauses unterhalb der Hl. Geistes. Vor ihm stehen und sitzen im Halb- elsaltar der hl. Barbara die Kommunion reicht. Franziskanerheiligen im Goms. 1772 wurde mit St. Peterskirche wurde ein Friedhof entdeckt. Lei- kreis die zwölf Domherren von Sitten in ihren ro- Beide Bilder stammen von Hans Viktor Weg- dem Bau des Kapellenschiffs begonnen. der wurde damals den Gräbern zu wenig Beach- ten Mänteln. Am Boden liegen zwei Kronen, ein mann. An der linken Chorwand malte Johann tung geschenkt. Bei archäologischen Grabungen Buch, ein Spiegel, ein roter Hut, ein Banner, ein Georg Pfefferle aus Geschinen das Bild «Petri Beschreibung: Der Biel mit der schmucken An- im Sommer 2000 wurde etwa drei Meter ausser- Degen, ein Morgenstern und Kanonenkugeln. Schlüsselübergabe». Es zeigt wie Jesus dem toniuskapelle liegt am Südausgang des wild- halb des heutigen Chors das Halbrund der Apsis Diese Symbole sollten die Überlegenheit der hl. Petrus die Schlüssel zum Himmelreich romantischen Münstigertals. Landschaft und einer romanischen Basilika entdeckt. Der heuti- übergibt. Von Pfefferle stammt wahrschein- Architektur verbinden sich zu so schöner Ein- ge Bau stammt zum grössten Teil aus der ersten lich auch das Bild Mariä Verkündigung auf heit, dass «Antonius auf dem Biel» als Inbe- Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Bau ging aber dem Chorbogen. In der Mitte ist Gottvater zu griff einer Walliser Barockkapelle erscheint. nur schleppend voran, weil man zur gleichen sehen, der den Hl. Geist in Gestalt einer Tau- Etwas weiter unten liegt ein Felsblock, der von Zeit auch für die Renovation der Pfarrkirche Geld be zu Maria sendet. Rechts schwebt der En- der Bevölkerung «Teufelsstein» genannt wird. brauchte. Dazu kam eine schreckliche Pestepide- gel Gabriel mit einer Lilie in der Hand herab. An der Bergseite des Steins erkennt man zwei mie, der vom August bis Weihnachten 1629 im Weitere Ausstattung: Die Glocke, deren Guss faustgrosse Löcher, die Abdrücke der Fäuste des Obergoms 500 Personen zum Opfer fielen. 1809 man in der Zeit um 1400 datiert, ist vermutlich Teufels, wie die Sage erzählt. Hochaltar: Der war die Kirche in so schlechtem Zustand, dass die die älteste im Oberwallis. breite, eingeschossige Altar mit figurenreicher Feier der hl. Messe untersagt wurde und der Bi- Bekrönung aus dem Jahr 1683 ist vermutlich schof befahl, sie entweder zu reparieren oder zu eine Arbeit des Johann Sigristen aus Glis, unter schliessen. Erst 1883 kam es zu einer durchgrei- Mitwirkung des damals erst 17-jährigen Bild- fenden Renovation. hauers Johann Ritz aus Selkingen. Die Antonius- 21 das Auffinden von verlorenem Geld («Ver fängnis und die Heilige Dreifaltigkeit, im Chor: Lohrnes Gut»), die Errettung bei Einnahme die hl. Margareta mit Drachen. Gemälde: Das eines giftigen Trankes («Grosse gefahr») und Bild mit dem hl. Michael im Kampf mit dem Dra- eines Jünglings vor dem Galgen («Die Noth chen stammt aus Ende des 17. Jahrhunderts. vergeth»). Oberhalb jeder Szene steht der Ti- Auf einem anderen Bild ist der hl. Nepomuk mit tel und unterhalb eine ausführliche Legende. der Darstellung seines Martyriums auf der Brü- An der Brüstung der Empore hat der Meister cke zu sehen (Mitte 18. Jahrhundert). Das So- in zwei Szenen eine Erhörung bei Kinderlosig- dalenbild zeigt die Schutzmantelmadonna, ihr keit dargestellt, die sich in Bologna zugetragen zu Füssen knien ein Jüngling und ein Mädchen haben soll: links die nach Kinderlosigkeit er- (Mitte 18. Jahrhundert). betene Geburt eines missgestalteten Kindes, statue der Mittelnische überragt die Seiten- rechts dessen Verwandlung in ein holdseliges statuen, den hl. Joseph links und den hl. Franz Kind. Diese zwei gemalten Szenen weisen auf Xaver rechts. Im Giebel ist in der Mitte – in die damalige Bedeutung des Heiligen als Hel- einem üppigen Medaillon – Maria mit dem fer bei Kinderlosigkeit und erinnern an den Jesuskind zu sehen. Als Flankenfiguren dienen kinderlosen Peter von Riedmatten. Kreuz- Jungfrau und Märtyrerin von Antiochien, ge- 20 links Anna selbdritt und rechts der hl. Markus. wegstationen: Die ausdrucksvollen Wandma- weiht. Die hl. Margareta wurde auch angerufen, PFARRKIRCHE In der Bekrönung ist der Erzengel Michael lereien stammen wahrscheinlich von Johann das Dorf vor Schäden zu bewahren, die durch dargestellt. Seitenaltäre: Die beiden statuen- Georg Pfefferle. Kanzel: Die Halbfigurenbild- den Ausbruch des Baches entstehen konn- GEBURT MARIENS losen Rokoko-Seitenaltäre stammen aus der nisse des Kanzelkorbs wurden vermutlich ten. Am 24. August 1987 wurde das Dorf nach RECKINGEN Zeit des Kapellenbaus, 1772–1775 und wur- ebenfalls von Johann Georg Pfefferle gemalt. heftigen Regenfällen von einem Murgang aus Die erste Kapelle in Reckingen, erwähnt 1414, den vermutlich von Peter Lagger geschaffen. dem Münstigertal heimgesucht. Der Bach trat wurde Ende des 15. Jahrhunderts durch ein In den Altarbilder herrschen Todesdarstellun- über die Ufer und der untere Dorfteil sowie die neues Gotteshaus ersetzt. Reckingen gehörte gen vor. Linker Seitenaltar: der Tod Mariens, Matten unterhalb des Dorfs wurden total mit ursprünglich zur Pfarrei Münster. Die Lostren- der Tod Josephs und das Dreiviertelbildnis Schutt und Gesteinen überflutet. Im Rahmen nung von der Mutterkirche geschah unter gro- des hl. Aloysisus. Rechter Seitenaltar: der Tod 19 ST. MARGRETHEN KAPELLE der Wiederinstandstellungsarbeiten nach die- ssen Schwierigkeiten zwischen 1682–1696. Bei des hl. Antonius, der Tod des hl. Franz Xaver ser Unwetterkatastrophe wurde auch die Mar- der Pfarreigründung baute man eine neue und und das Dreiviertelbildnis des hl. Ignatius. MÜNSTER grethenkapelle restauriert. kleine Kirche, die 1695 vollendet wurde. Man Malereien: Die Rokokomalereien müssen zur Eine ältere Margaretenkapelle wird 1666 erst- ersetzte das Gotteshaus 1743–1745 durch die Zeit des Kapellenbaus, 1772–1775 entstanden mals erwähnt. Die jetzige Kapelle wurde im Beschreibung: Der Altar stammt aus der Zeit heutige stattliche Pfarrkirche, die als das impo- sein. Die in frischer Naivität gemalten, quali- Jahre 1769 auf Betreiben der Burgerschaft von des Kapellenbaus. Wer den Altar erstellte, ist santeste Bauwerk des Oberwalliser Barock gilt. tätvollen Gewölbemalereien eines unbekann- Münster errichtet. Sie ist der hl. Margareta, nirgends festgehalten. Möglich ist die Mitarbeit Das Konzept des Baus entwarf der kunstsinnige ten Meisters erzählen von zwölf Wundertaten des Bildhauers Johannes Trubmann aus Schwyz. Dr. theol. Johann Georg Garin Ritz, ein Sohn des des hl. Antonius: die Erweckung eines Toten Das Gemälde im Hauptgeschoss stellt die Ent- berühmten Altarschnitzers Johann Ritz aus Sel- nach fünftägiger Grabesruhe («Tod»), die Er- hauptung der hl. Margareta dar. Das zweite Ge- kingen. Der Baumeister der Kirche kann nicht weckung seines Vaters vom Tode («Irrthum»), schoss mit dem Bild des hl. Nepomuk wird von mit Sicherheit bestimmt werden. Vermutet wer- die Heilung einer von ihrem Mann verletzten zwei Engeln flankiert. Sie tragen Schilder mit den der Vorarlberger Johann Bichel (Pickel) aus schwangeren Frau («Elend»), ein Exorzismus der Inschrift «NON LICET» links und «TACVI» Raggal (Bludenz), Jakob Moosbrugger aus dem («Teiffel»), die Befreiung eines Unschuldigen rechts. Das Bild in der Bekrönung zeigt Maria Bregenzerwald, der 1750 die Kapelle in Geschi- aus den Ketten («Eisenband»), die Errettung vom Guten Rat, flankiert von zwei Engeln. Eine nen baute oder Johann Peter Ragozi aus Rima im von Kaufleuten aus Seenot («das Meer»), die Krone bildet den Abschluss. Malereien: Die Al- Val Sesia, der 1757 in Reckingen starb. Die Weihe Heilung einer kranken Frau («Die Krancke») tarbilder und Deckengemälde sind im Stil des der Kirche fand 1748 durch Bischof Johann Josef und eines Aussätzigen («Aussatz»), die Hei- Johann Georg Pfefferle gehalten. Im Schiff sind Blatter statt. Im Jahr darauf richtete eine Lawine lung eines abgehauenen Fusses («Die glider»), folgende Szenen gemalt: die Unbefleckte Emp- grossen Schaden am Gotteshaus an. 23 zu sehen und als Abschluss die Initialen MARIA. gelempore bis zum Chor und handelt vom Thema Rechter Seitenaltar: Ein Schmid-Wappen und die «Maria im Heilsplan Gottes». Erstes Bild (über 22 KREUZKAPELLE AUF DEM Initialen A.M.C.S. deuten auf die Stifterin Anna der Orgel): Maria im Heilsplan Gottes; zweites Maria Catharina Schmid, Gattin des Peter von Bild: Maria und die Schöpfung; drittes Bild: Maria STALEN (STALENKAPELLE) Riedmatten. Das ursprüngliche Bild des hl. Josef und der Fall der Engel; viertes Bild: Maria und die RECKINGEN wurde 1892/93 durch ein Gemälde von Heinrich Erschaffung von Adam und Eva; fünftes Bild (im Kaiser und 1974 durch eine Josefstatue ersetzt. Chor): Der Sündenfall und Maria die neue Eva. Die Kreuzkapelle auf dem Stalen wurde 1769 Neben den Säulen stehen die Figuren von König Kanzel: Der Künstler der Kanzel ist unbekannt. Die am Ort einer ehemaligen Einsiedelei gebaut. Die Sigismund und Kaiser Karl d. Grossen. Im Ober- grossen Putten am Kanzelkorb tragen die Symbo- Kreuzwegstationen, auf dem Weg zur Kapelle, geschoss ist eine Josefsfigur und als Bekrönung le des Gleichnisses vom ausgesäten Samen. Die sind 1950 von Leopold Jerjen aus Reckingen ge- Beschreibung: Die Kirche steht an der Furka- das Auge Gottes in einem Wolkenmedaillon an- Streben auf dem Schalldeckel, welche die Statue schaffen worden. strasse, welche das Oberdorf vom Unterdorf gebracht. Zelebrationsaltar: mit dem Motiv des des Guten Hirten tragen, sind verziert mit den trennt. In der Nische der hohen Stirnfassade letzten Abendmahls nach Leonardo da Vinci, Symbolen der vier Evangelisten: Engel (Matthä- ist eine Madonnenstatue aus der Mitte des wurde 1974 von Leopold Jerjen aus Reckingen us), Löwe (Markus), Stier (Lukas), Adler (Johan- 18. Jahrhunderts zu sehen. Das durch grosse, geschnitzt. Malereien: Im hintersten Apostel- nes). Die 5. Strebe ist geschmückt mit der Papst- zweireihige Fenster erhellte Innere der Kirche medaillon hat sich der Künstler selbst verewigt: krone (Tiara) und dem Text: «UNUS PASTOR UNA beeindruckt durch seine Farbenpracht und rei- «HANS JÖRG PFÖFFLER». Ob es sich dabei um VERA FIDES» – ein Hirt und ein wahrer Glaube. che Ausstattung. Das Gipstonnengewölbe ist den bekannten Maler Johann Georg Pfefferle Orgel: wurde vermutlich 1746 von den Reckinger mit Stuckaturen und Gemälden verziert. Zwei handelt, ist nicht einwandfrei bewiesen. Über Orgelbaumeistern Matthäus Carlen und Johann Seitenaltäre und der Hochaltar schmücken die den Oberlichtern präsentieren die Apostel die 12 Martin Walpen gebaut. Das prachtvolle Orgel- Ostwand des erhöhten Chors. Hochaltar: ent- Sätze des Glaubensbekenntnis. Die Apostelbilder prospekt ist für das Goms einmalig und stammt stand im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts reichen vom Chor zurück zum Eingang. Apostel- wahrscheinlich von einem auswärtigen Meister. und ist vermutlich ein Werk von Peter Carlen, medaillons: Jakobus der Ältere mit Pilgerstab; Jo- Eine Marienfigur krönt den Mittelturm, die bei- der 1743 beim Chor der neuen Kirche begraben hannes mit Kelch; Andreas mit X-Kreuz; Philippus den Seitentürme werden von zwei Posaunenen- wurde und Peter Lagger, beide aus Reckingen. mit Kreuzstab; Thomas mit Lanze; Bartholomäus geln geziert. Die Orgel hat 16 Register. Seit 1974 steht eine Statue der hl. Anna selbdritt mit Messer und Haut; Judas Thaddäus mit Helle- in der Mittelnische des Altars. Sie wird flankiert barde; Matthäus mit Buch; Simon der Zelot mit von der hl. Barbara links und der hl. Margaretha Ziege; Jakobus der Jüngere mit Keule; Mathias Beschreibung: Die Kapelle steht, mit dem Chor rechts. Die Statuen des hl. Dominikus und der hl. mit Beil und Buch; Paulus mit Schwert und Buch. zum Dorf gewendet, auf einem kleinen, lär- Katharina von Siena, neben dem Tabernakel aus Der Bilderzyklus am Gewölbe reicht von der Or- chenbewachsenen Plateau Eingangs des Blin- dem 1. Viertel des 18. Jahrhunderts, gehörten 21 nentals. Dank dieser ausgesuchten Lage zählt früher zu einem Rosenkranzaltar. In der Nische, BEINHAUSKAPELLE die Wallfahrtskapelle zu den stimmungsvollsten im oberen Teil des Hochaltars befindet sich eine NEBEN DER PFARRKIRCHE des Goms. In der Nische über der Eingangstür Marienfigur, flankiert von den Heiligen Theodul, steht eine Kopie einer Madonnenstatue von Franz Xaver, Ignatius und wahrscheinlich Bischof RECKINGEN Johann Ritz. Die Malerei an der Aussenmauer Garinus. Die Bekrönung bildet Gottvater im Strah- Die Beinhauskapelle wurde 1795 an die Südsei- des Chors zeigt zwei Engel, die ein Kreuz tragen. lenkranz. Linker Seitenaltar: gemäss Wappen te des Chors beim Friedhof angebaut. Der Raum Malereien: Die Wandmalereien stammen ver- vermutlich eine Stiftung von Margaretha Taf- bildet gleichzeitig den Unterbau der Sakristei. mutlich von Johann Georg Pfefferle. Am Gewöl- finer, enthielt ursprünglich ein Rosenkranzge- Das Kruzifix im Altar stammt aus einer Reckinger be des Schiffs ist eine Bildfolge zum Thema des mälde, das 1892/93 ersetzt wurde. Seit 1974 Schnitzlerschule. Die Statuen von Maria und Jo- hl. Kreuzes dargestellt. Von hinten nach vorn: steht eine Madonna mit Kind in der Nische. Zu hannes aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die Erscheinung des hl. Kreuzes vor der Schlacht beiden Seiten des Altars sind die Figuren der hl. sind wahrscheinlich Werke der Söhne Peter Lag- bei der Milvischen Brücke, die Auffindung des Katharina von Alexandrien und der hl. Barbara. gers aus Reckingen. Kreuzes durch die hl. Helena, bei welchem An- Im Obergeschoss ist der hl. Johannes Nepomuk lass sich die Heilung einer Frau ereignete und im 25 Orgel: Die Orgel der Stalenkapelle stand wäh- 24 PFARRKIRCHE DER rend 150 Jahren in der ehemaligen Antoniuska- pelle in Reckingen. Nachdem eine Lawine die An- HL. DREIFALTIGKEIT toniuskapelle im Februar 1970 zerstörte, konnte die Orgel gerettet werden und diente anschlie- GLURINGEN ssend 30 Jahren in der Pfarrkirche St. Martin in 1428 erteilte Bistumsverweser Andreas Gualdo Obergesteln. Seit dem Sommer 2000 erklingt die die Erlaubnis, in Gluringen eine dem hl. Theodul restaurierte Orgel wieder an ihrem angestamm- geweihte Kapelle zu bauen. Eine Theodulstatue ten Platz in der Stalenkapelle. aus jener Zeit ist heute im Historischen Muse- um in Bern ausgestellt. Das ursprüngliche goti- sche Flügelaltärchen befindet sich vermutlich Chor die Ehrung des hl. Kreuzes durch Papst und im Landesmuseum in Zürich. Um 1640 entstand Kaiser. Die Bildlegenden sind neueren Datums. eine neue Kapelle, die der Hl. Dreifaltigkeit ge- Hochaltar: stammt aus der Zeit des Kapellenbaus widmet war. Der Visitationsakt von 1687 enthält und wird Peter Lagger aus Reckingen zugeschrie- 23 EHEMALIGE eine Empfehlung, den Chor zu erweitern und mit ben. Während die Gewölbemalereien vom wie- einem neuen Altartisch (Mensa) auszustatten. dergefundenen Kreuz handeln, geht es im Hoch- ANTONIUSKAPELLE 1707 segnete Pfarrer Johann Jakob von Ried- altar um das Kreuz der Passion. Die auf Blech matten aus Münster die «neu erbaute» Kapelle gemalte Geisselung Christi auf dem Chorgitter RECKINGEN ein. Diese, mit einem Dachreiter versehende führt in das Thema des Hochaltars ein, das in Die Kapelle «bim Chriz», an der Strasse östlich Kapelle, ist auf dem Hochaltargemälde abgebil- Viertel des 18. Jahrhunderts von einem unbe- chronologischer Reihenfolge von oben nach un- vom Dorf Reckingen, wurde 1690 erbaut und im det. Im Hinblick auf die Rektoratsgründung 1736, kannten Meister. Linker Seitenaltar: ist anhand ten folgt: im Obergeschoss des Altars ein Kruzifix 18. Jahrhundert vergrössert. Bei der Lawinenka- entschloss man sich zum Neubau. Gegen Ende des Wappen in der Bekrönung eine Stiftung von aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, vor einem tastrophe vom 24. Februar 1970 wurde die An- des 18. Jahrhunderts wurden an dieser Kirche Joseph Anton Biner (1739–1788), der Pfarrer in gemalten Landschaftshintergrund, begleitet von toniuskapelle zerstört. Das Inventar konnte zum weitere Veränderungen vorgenommen. Nach Münster war. Das Rosenkranzgemälde aus Ende Maria und Johannes als Flankenstatuen. In der grössten Teil gerettet werden. Aufgebaut auf dem einer Renovation 1858 richtete man 1872 den 18. Jahrhunderts wurde 1857/58 durch ein Bild Hauptnische ein Gemälde von der Kreuzabnah- Fundament, erinnern heute ein Bildstock mit ei- Glockenturm auf. Bei der Restaurierung 1912 der hl. Philomena von Lorenz Justin Ritz und 1963 me und auf dem Antependium Jesus im Grabe. ner Antoniusstatue sowie die ursprüngliche Glo- stattete Josef Heimgartner die Kirche mit neuen durch eine Muttergottesstatue ersetzt. Heute Die Statuen neben den gewundenen Säulen stel- cke aus dem Jahr 1778 an die ehemalige Kapelle. Figuren- und Architekturmalereien aus. Zugleich steht das Rosenkranzgemälde wieder an seinem len den Guten Hirten und den hl. Wendelin dar. verlängerte man die Sakristei. Die Pfarreigrün- ursprünglichen Platz. Das obere Gemälde zeigt Seitenaltäre: wurden um 1769 von einem unbe- dung erfolgte im Jahr 1920. den hl. Aloysisus. Rechter Seitenaltar: Auch das kannten Maler gefertigt. Auf dem linken Seiten- Bild der hl. Katharina von Alexandrien, auf einer altar weist Johannes der Täufer auf Christus als Beschreibung: Der Hochaltar wurde von einem Wolke kniend mit Schwert, Buch und Weltkugel, Lamm Gottes. In der Bekrönung ist Maria vom unbekannten Künstler geschaffen. Das Altarbild welches 1857/58 durch ein Gemälde des ster- Guten Rat zu sehen. Der rechte Seitenaltar zeigt trägt die Jahreszahl 1711 mit dem Wappen der benden Josefs von Lorenz Justin Ritz) und 1963 den hl. Wendelin bei der Herde und das Brustbild Inderbinen und den Initialen M.I.D.B. Das Altar- durch eine Josefsstatue ersetzt wurde, ziert nun Christi in der Bekrönung. gemälde wurde von Melchior Inderbinen, der aus wieder den Altar. Auf dem oberen Bild erscheint dem italienischen Söldnerdienst zurückgekehrt das Jesuskind dem hl. Antonius von Padua. Die Weitere Ausstattung: die Kanzel ohne Schall- war, gestiftet. Es stellt die Heiligste Dreifaltigkeit Altarblätter des Obergeschosses von 1857/58 deckel ist nur mit einer Leiter erreichbar. An dar und Maria, wie sie das Kirchlein und das Dorf stammen von Lorenz Justin Ritz. Malereien: Der der Rückwand ist ein Bild des Guten Hirten Gluringen dem Dreieinigen Gott empfiehlt. Das Raumeindruck wird im Wesentlichen durch die zu sehen, in der Bekrönung als Schnitzwerk Bild im Obergeschoss zeigt den Tod des hl. Josef Malereien von 1912 bestimmt. In den Scheitel- die Taube des Heligen Geistes. Pietà aus dem und stammt aus dem Jahr 1910. Der Tabernakel medaillons, von hinten nach vorn, sind abge- letzten Viertel des 18. Jahrhunderts, stammt wurde 1956 von Leopold Jerjen aus Reckingen bildet: die Erschaffung der Erde, Epiphanie und von Johann Baptist Lagger aus Reckingen. geschnitzt. Seitenaltäre: entstanden im letzten Pfingsten. An den Stichkappen: links die hl. Mar- 27 Neuaufbau, welcher 1693 feierlich eingesegnet Antependium ist die Flucht der Heiligen Familie wurde. In der Nacht des 9. Februar 1807 riss eine nach Ägypten gemalt, ein Werk aus dem 18. Jahr- Lawine die Nordmauer der Kapelle ein und ver- hundert. Katharinenaltar (linker Seitenaltar): aus wüstete den Innenraum. Der Turm und der Chor dem Jahr 1713, stammt von Johann Ritz. Der Altar blieben unversehrt. Noch im gleichen Jahr begann ist eine Stiftung des Bildhauers und seines Bruders man mit dem Wiederaufbau. Die Kapelle wurde Andreas Ritz. Beim Lawinenunglück von 1807 mit der Gründung der Pfarrei Gluringen 1920 der wurde der Altar stark in Mitleidenschaft gezogen, Kirchgemeinde Biel zugesprochen. worauf ihn Bildhauer Anton Lagger aus Reckin- gen restaurierte und Johann Joseph Pfefferle Scheitel des Chorraums stützen Cherubine ein Beschreibung: Auf dem Ritzinger Feld, zwischen die Fassarbeiten übernahm. Im Hauptgeschoss Medaillon der Mariä Himmelfahrt. Kanzel: um garita, Elisabeth und Rosa von Lima, rechts der den Dörfern Ritzingen und Gluringen, steht von stehen neben der Hauptfigur Katharina von Alex- 1700 vermutlich von Johann Sigristen aus Glis hl. Wendelin, hl. Victor und hl. Franziskus. An der weitem sichtbar die Wallfahrtskapelle als Wahr- andrien, rechts der Evangelist Johannes und links erbaut, wurde beim Lawinenniedergang 1807 linken Chorwand ist das Opfer Abrahams, rechts zeichen des Obergoms. Hochaltar: stammt aus der Apostel Andreas. Im Obergeschoss ist ein zerstört. Die Statuen der Evangelisten Matthä- dasjenige des Melchisedek zu sehen. dem Jahr 1690. Der Meister der Hauptfigur, ei- Schutzengel mit Kind zu sehen. Auf den Spreng- us, Markus, Lukas und Johannes blieben unver- Weitere Ausstattung: Das Kruzifix, um 1700, ner Marienstatue mit dem Jesuskind und der giebeln sitzen zwei Engelchen. Den Abschluss sehrt und wurden 1807 zusammen mit den noch an der linken Schiffwand, stammt von einem Hauptmeister des Altars sind unbekannt. Zu in der Bekrönung bildet der Erzengel Michael. verwendbaren Teilen von Anton Lagger in die unbekannten Meister. Füssen Mariens knien zwei Anbetungsengel Malereien: Beim Wiederaufbau des Schiffs nach Kanzel nach ursprünglichem Stil integriert. Die aus der Werkstatt des Johann Ritz, gefertigt im dem Lawinenunglück, gestaltete Johann Joseph Kanzelfassung stammt von Johann Joseph Pfef- ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Als Flanken- Pfefferle zwischen 1807–1814 das Gewölbe ferle. Orgel: Die ursprüngliche Orgel wurde 1807 statuen dienen links der hl. Joachim und rechts und vergoldete die neue Kanzel. Die Medail- ebenfalls zerstört. Den Auftrag für den Neubau die hl. Anna selbdritt. In der Mittelnische des lons an der Decke zeigen die «Heimsuchung», erhielten Josef Anton Carlen und sein Vater Felix Obergeschosses steht die Assunta (Mariä Him- «Geburt» und «Tod Mariens». In den Stichkap- Carlen aus Gluringen, die das Werk 1813 fertig 25 melfahrt). Begleitet wird sie von den Akroter- pen des Schiffs malte er Vasen-Muschelmotive. stellten. Sie befindet sich auf einer hölzernen, MUTTERGOTTESKAPELLE figuren, links dem hl. Josef mit dem Jesuskind Über dem Chorbogen sind beidseits der Nische, mit Gips verkleideten Empore. Diese wurde beim und rechts Johannes Evangelist. Eine prachtvolle mit der Statue der Maria vom Sieg, zwei rocail- Wiederaufbau 1807/08 von Johann Joseph Pfef-

(RITZINGERFELDKAPELLE) Gruppe der Marienkrönung, Maria mit Gottva- legerahmte Schriftbänder gemalt. Über der ferle nach dem Vorbild der Antoniuskapelle von RITZINGEN ter, Sohn und Hl. Geist bildet den Abschluss und Jahreszahl 1808 steht im linken Schriftband: Münster bemalt. Die erste schriftliche Erwähnung von «unser fro- wird Johann Ritz zugeschrieben. Von ihm stam- «Mein erster Erbauungsstand dauerte hun/dert Weitere Ausstattung: Die Christusfigur der wen» auf dem Ritzinger Feld stammt aus dem Jahr men auch die Seitenranken im Hauptgeschoss. und zwanzig Jahr/Das Tausend achthundert Kreuzigungsgruppe am Chorgitter entstand in 1592. Die Wallfahrtskapelle, bei der die Grafschaft Rechter Seitenaltar: aus dem Jahr 1691, ist der und siebente Jahr/auf mich verbittert war». Der der Ritz-Werkstatt, die Begleitstatuen Maria und jeweils ihren Ammann wählte, reicht vermutlich Heiligen Familie gewidmet und gilt als Frühwerk Text des rechten Schriftbands lautet: «Den da Johannes stammen aus der 2. Hälfte des 18. Jahr- ins Mittelalter zurück. 1638 ersuchte Domherr des bekannten Altarbauers Johann Ritz. Die Ini- wurd‘ ich ein Spiel der wil/den Schneeswogen/ hunderts und wurden von einem der Söhne des Caspar Imboden im Namen der Grafschaft bei tialen C.H. und das Wappenzeichen weisen auf Allein der Grafschaft Andachtsgeist hat mich/ Peter Lagger aus Reckingen geschaffen. Ebenfalls Bischof Bartholomäus Supersaxo um die Wieder- eine Stiftung des Pfarrers Christian Huser aus Biel wie ich nun Bin, aufs neu empor gezogen». Am am Chorgitter ist eine Rosenkranzmadonna von herstellung und Erweiterung der «alten» Mutter- hin. Auf der Predella steht das Weihedatum des Johann Ritz (um 1700) angebracht. In der Nische gotteskapelle, da diese zu klein geworden war. Altars, 1709. In der Hauptnische stehen die Figu- über dem Chorbogen steht eine von Johann Ritz Bei der Visitationsreise des päpstlichen Nuntius ren Jesus, Maria und Josef. Die Statue des Jesus- gefertigte Figur Mariens mit Jesusknabe, der die Odoardo Cibo durch das Bistum Sitten 1679, klag- knaben wurde 1972 gestohlen und musste durch Schlange (Teufel) mit einem Kreuzstab durchbohrt te man über den drohenden Verfall der Kapelle eine Kopie ersetzt werden. In der Hauptnische (Maria vom Sieg). Das grosse Kruzifix an der linken und bat um die Erlaubnis das durch «unzählige des Obergeschosses sieht man den hl. Martin zu Chorwand stammt aus der Mitte des 17. Jahrhun- Wundertaten berühmte Heiligtum zu erweitern Pferd, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt. derts. Die zwei Leuchterengel sind ein Werk von und in Gestalt und Grösse geziemender neu auf- Links von ihm steht der hl. Dominikus und rechts Johann Ritz. Sie knien auf einer Wolke und stützen zurichten». Die Jahreszahl 1687 über dem Kapel- der hl. Antonius von Padua. Als Bekrönungsfigur ein Füllhorn auf dem erhobenen Knie. lenportal und der Sakristeitüre erinnert an den ist Johannes der Täufer zu sehen. Am hölzernen 29 26 ST. ANNA KAPELLE H. Anna mit Joachim, III. Die traur der H. Anna 28 PFARRKIRCHE HL. RITZINGEN iber ihre unfruchtbarkeit, IIII. Die Geburt Maria, V. Die aufobferung Maria im tempel, VI. Der Tod JOHANNES EVANGELIST Die Kapelle im Dorf wird 1645 erstmals erwähnt. der H. anna. Im Chorgewölbe sind eine Heilung BIEL Die heutige Kapelle wurde 1732 eingesegnet. von Invaliden durch die hl. Anna mit der Inschrift «Bitte für uns bei Gott» und die Verkündigung Die erste Kapelle zu Ehren Johannes des Täufers Beschreibung: An der des Herrn durch den Engel dargestellt. Die Ma- wurde 1322 erbaut. Die Ausgrabungen in den linken Chorseite ist eine lereien am Chorbogen zeigen Kelch und Hostie Jahren 2002–2004 brachten deren Umrisse einer kleine Sakristei angebaut. umrahmt von Engeln auf Wolken, der hl. Anna viereckigen Hallenkirche zu Tage. Die Westwand Das Türmchen auf dem und der Schmerzensmutter Maria. 27 mit Freskenfragmenten aus dem 14. Jahrhundert steilen Satteldach ist mit Weitere Ausstattung: Das Kruzifix am Chor- NOTHELFERKAPELLE ist heute zum grossen Teil noch erhalten. 1498 einer Zwiebelkrone aus- bogen stammt aus dem Jahr 1647. Von dem- RITZINGEN fand eine Kapellen- oder Kirchenweihe statt. Di- gestattet, auf der die Jah- selben unbekannten Meister stammen auch Im April 1717 stand das «kleine Kapelly zu verse Vergrösserungen wurden zwischen 1654 reszahlen 1855 auf der die beiden Statuen der hl. Katharina von Alex- Rützingen bey der Landstrass», das «der und 1659 vorgenommen. Nach der Pfarreigrün- rechten und 1961 (Dach- andrien rechts und des hl. Sebastian links. Das Ehrs: Joseph Biderbosten von Rützingen aus dung 1678 wurden Gluringen, Selkingen und reparatur) auf der linken Gemälde «Maria, Hilfe der Christen», (2. Häl- sunder baren eyffer … in seinem Kosten auf- Ritzingen von Münster losgelöst und Biel unter- Seite stehen. fte des 18. Jh.) oberhalb der Eingangstüre ist eine ferbauwen, undt machen lassen». Vor dem stellt. Die Kirche wurde 1678 von Bischof Adrian Altar: wurde um 1740–1745 erschaffen und Kopie des Passauer Gnadenbildes. Das eigenwil- Bau traf er mit den Dorfleuten von Ritzingen V. von Riedmatten auf das Patrozinium des hl. Jo- ist wahrscheinlich ein Werk des Gliser Bildhau- lige Bild vom Tod des hl. Josefs, an der linken die Abmachung, dass diese nicht für den Un- hannes Evangelist sowie den Heiligen Sebastian ers Anton Sigristen. In der Nische des Haupt- Chorwand, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die terhalt der Kapelle aufzukommen müssen, je- und Katharina geweiht. Im Zuge einer Renovati- geschosses steht eine Statue der hl. Anna 14 Kreuzwegstationen aus der 2. Hälfte des 19. doch alle Spenden der «gröseren, undt alten on errichtete man 1704 die Vorhalle. 1742 baute selbdritt, flankiert vom hl. Antonius von Padua Jahrhunderts wurden für die Kirche von Reckin- Capellen der seligen Grosmuoter St. Annae in man das kleinere Beinhaus am Fuss des Kirch- mit dem Jesuskind links und der hl. Katharina gen in Mailand bestellt und kamen dann bis 1912 Rützingen …» gehören. turms, welches heute als Remise genutzt wird. von Alexandrien rechts. Im Obergeschoss steht in die Kirche von Gluringen. Für Reckingen zu in der Mitte eine Figur des hl. Sebastian mit den klein, für Gluringen zu gross, wurden die Bilder Beschreibung: Hinter dem hölzernen Chorgitter Beschreibung: Über der Eingangstüre aus Nuss- Flankenstatuen, dem hl. Josef links und einer 1945 der Annakapelle in Ritzingen verkauft. steht der Altar: Das Altargemälde, aus dem Jahr baum (1754) steht in einer Nische die Statue weiblichen Heiligen mit Feder und Buch rechts. 1719, stellt die Unbefleckte Jungfrau Maria (Im- des Evangelisten Johannes aus dem 17. Jahr- Die Bekrönung bildet ein Engel mit Kranz und makulata) inmitten der 14 Nothelfer und links hundert. Auf zwei Giltsteintafeln sind das Wap- Palmzweig. Unter der Hauptnische steht eine oben den hl. Joseph dar. Antependium: Gemal- pen der Grafschaft und die Jahreszahlen 1639 ältere Pietà aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhun- te Darstellung der Heiligen drei Könige mit dem und 1928 eingemeisselt. Hochaltar: um 1715, derts. Vor allem die Figuren des Hauptgeschos- Elefanten im Gefolge. Auf dem Weihwasserstein stammt aus der Werkstatt des Johann Ritz aus ses zählen zu den kunstvollsten Walliser Bild- sind die Jahreszahl 1718 sowie die Initialen «j B» Selkingen. Der skulpturenfreudige Hochbarock werken des 18. Jahrhunderts. Malereien: Das (Joseph Biderbosten) gemeisselt. liess aus dem Altar des Kirchenpatrons einen Gewölbe im Schiff und Chor ist reichlich mit dreigeschossigen Zwölfapostelaltar entstehen. Gemälden verziert, die verschiedene Szenen In der Mitte des Hauptgeschosses steht die fast aus dem Leben der hl. Anna darstellen. Die his- lebensgrosse Statue des Apostels und Evange- torischen Malereien aus dem letzten Viertel des listen Johannes mit dem Kelch, links von ihm 18. Jahrhunderts werden Johann Georg Pfeff- Petrus mit zwei Schlüsseln und rechts Pau- erle zugeordnet und erinnern stark an jene der lus mit Buch und Schwert. Als Flankenstatuen Stalenkapelle in Reckingen. Der Zyklus mit den dienen links der Apostel Bartholomäus mit sechs gemalten Medaillons beginnt mit zwei dem Beil, rechts der Apostel Andreas mit dem Bildern am Scheitel des Schiffsgewölbes und Andreaskreuz. Im zweiten Geschoss schwebt findet seine Fortsetzung in den Stichkappen: I. Maria mit ausgebreiteten Armen zum Himmel Die Geburt der h. Anna, II. Die vermehlung der auf (Assunta). Links von ihr steht der Apostel 31 Simon mit Buch und Säge und rechts der Apostel Die Kapelle war ursprünglich dem hl. Theodul 29 Thomas. Als Flankenstatuen dienen links Philip- FRIEDHOFKAPELLE geweiht. 1506 stiftete Hilarius Walther eine pus mit dem Kreuzstab und rechts Judas Thaddä- Messe in der Kapelle des hl. Theodul in Sel- us mit der Keule. Als Mittelfigur in der obersten (BEINHAUS) BIEL kingen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahr- Altarzone befindet sich Jakobus der Ältere mit Das Beinhaus wurde 1704 an das Pfarrhaus an- hunderts spricht man von der Markuskapelle, Pilgerstab und Muschel am Hut. Links von ihm gebaut. Altar: Maria als Fürbitterin für die Ar- vermutlich weil sie Ziel der Markusprozession steht der Evangelist Matthäus mit dem Buch und men Seelen (1687), ist ein Teil des früheren rech- der Pfarrei Biel war. Der heutige Bau wurde ver- rechts Jakobus der Jüngere. Seitenaltäre: wurden ten Seitenaltars der Pfarrkirche, der 1880 oder mutlich 1678 errichtet. Die Einsegnung erfolgte ursprünglich vermutlich durch Johann Ritz ge- 1905 in die Friedhofkapelle übertragen wurde. erst 1695. Zum ursprünglichen Patrozinium des fertigt. Die heutigen Altäre wurden 1880 vom Das Altarbild zwischen den blumenumrankten hl. Theodul kam im 17. Jahrhundert dasjenige Altarbauer Dephabiani im klassizistischen Stil Säulen zeigt die kniende Maria auf einer Wol- der Muttergottes hinzu. In den Jahren 1934– unter Verwendung der alten Statuen erschaf- Schreinermeister Peter Carlen aus Reckingen ke vor Christus, aus dessen Seitenwunde Blut 1936 wurde die Kapelle renoviert. Damals fen. Linker Seitenaltar (ehemals Rosenkranzal- gezimmert. Die Figuren in den Nischen mit den zu den Armen Seelen im Fegefeuer fliesst. Die verschwand die mit Blumen bemalte hölzerne tar): In der unteren Nische befindet sich die Sta- vier Evangelisten Johannes, Matthäus, Lukas Kassettendecke ist mit Blumenmotiven bemalt. Kassettendecke unter einer einfachen, grauen tue der Schmerzensmutter Maria, in der oberen und Markus stammen von Johann Ritz. Auf der Brettertonne. Heute ist die ursprüngliche be- wahrscheinlich der hl. Laurentius. Rechter Sei- Bekrönung des Schalldeckels steht der Erzengel malte Kassettendecke wieder freigelegt. tenaltar (ehemals Hl.-Kreuz-Altar): wurde 1880 Michael mit erhobenem Schwert. Orgel: Die Or- Beschreibung: Der Altar aus dem Jahr 1678, dem Herz-Jesu geweiht. Die Figur des Apostels gelempore ist mit der Jahreszahl 1721 datiert. wurde von einem unbekannten Altarbauer ge- Johannes aus der Ritz-Werkstatt wurde damals Der Bildhauer des Prospekts und der Maler der schaffen. In der Nische steht die Figur der Mut- zu einer Herz-Jesu-Statue umgestaltet. In der Seitenflügel sind nicht bekannt. Unklarheit be- tergottes mit dem Jesuskind. Sie wird flankiert oberen Nische steht eine Statue des hl. Josef steht auch über den Orgelbauer. War es Mat- vom hl. Bischof Theodul mit einer Glocke links mit dem Jesuskind. Die Predella des rechten thäus Carlen, dessen Name mit der Jahreszahl 30 ST. THEODUL- und rechts dem hl. Josef mit einer Lilie. In der Seitenaltars birgt seit 1904 einen Grabchris- 1744 auf einer Orgelpfeife steht oder hat er die Mittelachse der Bekrönung sind die weiteren tus von Johann Ritz. Kanzel: wurde 1704 vom Orgel nach 23 Jahren umgebaut? Auf dem Mit- ODER MARKUSKAPELLE Personen der «ungeschaffenen» Dreifaltigkeit teltürmchen steht eine Marienstatue (Mitte 18. SELKINGEN aufgereiht: links der hl. Johannes Evangelist, Jahrhunderts) von Peter Lagger aus Reckingen. rechts der hl. Markus. In der Mitte der Bekrö- Auf den beidseitig bemalten Flügeln sind bei of- nung thront Gottvater auf einer Wolke über der fenem Prospekt links die Anbetung der Hirten Hl.-Geist-Taube und einem Engelskopf. Um 1700 und rechts die Huldigung der Hl. Drei Könige fügte Johann Ritz die bekrönenden Flankenstatu- zu sehen. Bei geschlossenen Flügeln, links die en (hl. Johannes Evangelist und hl. Markus) hin- hl. Cäcilia beim Orgelspiel und rechts der Harfe zu, um 1715 die Randranken und Engelsputten. spielende David. Antependium: stammt aus der Mitte des 18. Weitere Ausstattung: Das gotische Monumen- Jahrhunderts. Auf dem Bild ist Maria über den talkreuz an der rechten Schiffwand stammt aus Armen Seelen im Fegefeuer auf einer Wolke dem 14. Jahrhundert. In der Nische beim rech- thronend, in beiden Händen einen Rosenkranz ten Seitenaltar ist eine Pietà von Johann Baptist haltend, dargestellt. Lagger aus Reckingen aus der 2. Hälfte des 18. Weitere Ausstattung: Die Fotografie eines Ex- Jahrhunderts zu sehen. In die linke Chorwand voto-Bildes aus dem Jahre 1678 an der Rück- ist ein spätgotisches Sakramentshäuschen ein- wand, zeigt die Darstellung einer Unglückssze- gelassen (um 1498). Der Taufstein hinten im ne, die sich beim Bau der Kapelle zugetragen Schiff trägt die Jahreszahl 1670. Die 14 Kreuz- hat. Ein Verunfallter liegt unter einem Stein- wegstationen aus dem 18. Jahrhundert wurden block, während andere Personen davonrennen. 1964 aus Liesberg im Kanton Bern erworben. Über der Kapelle erscheint der hl. Theodul. Die Statue des hl. Antonius mit dem Jesuskind auf 33 31 ST. ANTONIUS EREMITA 32 PFARRKIRCHE MARIA KAPELLE AUF DEM BIEL HILFE DER CHRISTEN SELKINGEN BLITZINGEN Blitzingen gehörte ursprünglich zur Grosspfarrei Ernen, die alle Dörfer von Lax bis zum Hilpersbach bei Selkingen umfasste. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die ursprüngliche Kapelle un- bedeutender als die Kultbauten der umliegenden Weiler. Die heutige Pfarrkirche wurde grösstenteils 1843/44 vom italienischen Baumeister N. Ramoni als Rektoratskapelle erstellt. 1845 richtete man den Turm und die drei Altäre auf. Vor der Pfarreigrün- dung 1877 wurde von einheimischen Zimmerleu- ten ein Glockenstuhl zur Aufnahme dreier Glocken Das Kapellchen auf dem Biel wurde in der 2. Hälf- gebaut. Als Helm wählte man die «Reckinger Zwie- Gommer Siegel (1368) und das Gemeindewap- te des 18. Jahrhunderts errichtet und ist dem Ein- belhaube». Sie war die letzte ihrer Art. Ihr folgten pen. Chor- und Gurtbögen sind mit Kassetten- siedler Antonius von Ägypten geweiht. die italienischen Laternen (in Obergesteln, Glurin- mustern verziert. Im Chorarm befindet sich ein gen und Geschinen) und danach der gotische Helm gemaltes Medaillon mit der Hl.-Geist-Taube. den Armen stammt aus der 1. Hälfte des 18. Beschreibung: Wie ein Wächter thront die Ka- (in Ulrichen). An die Pfarrkirche von Reckingen er- Hochaltar (Rosenkranzaltar): Der auf der Altar- Jahrhunderts. Das Chorbogenkruzifix aus der pelle über dem Dorf Selkingen und beschützt innert auch der Vorbau an der Fassade. Die Weihe rückseite datierte und signierte Altar von Jo- 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ist vermutlich in dieses vor Lawinen und Hochwasser. der Pfarrkirche fand 1879 statt. Beim Dorfbrand hann Ritz, stammt aus der im Jahr 1837 durch einer einheimischen Werkstatt entstanden. An Altar: wurde wahrscheinlich zur Zeit des Kapel- 1932 konnten die Flammen, die auf die Zwiebeltür- ein Erdbeben zerstörten Chaschtebielkapelle. die linke Aussenwand schuf Josef Mutter aus lenbaus in einer Lagger-Werkstatt in Reckingen me übergriffen, gelöscht werden. In der Hauptnische steht eine kunstvolle Statue Naters 1962/63 ein Mosaik des Brückenheili- geschaffen. In der Hauptnische steht die Figur der Muttergottes mit Jesuskind, flankiert links gen Johannes von Nepomuk. des hl. Antonius Eremita, flankiert links vom hl. Beschreibung: Die Kirchentür wurde 1926 von von Johannes Evangelist und rechts dem hl. Martin und rechts von Johannes des Täufers. einem in Sitten wohnhaften Meister namens Josef. Im zweiten Geschoss befindet sich eine Mortarotti aus dem Val Sesia geschnitzt. Die Statue der Mariä Himmelfahrt (Assunta) und in Schnitzereien zeigen Trophäen aus Leidenswerk- der Bekrönung die Marienkrönung. Altar der zeugen sowie in Gegenüberstellung das älteste Kreuzabnahme (rechter Seitenaltar): wurde vermutlich vor 1745 als Altar für die ehemalige Dorfkapelle des hl. Jakobs von einem unbekann- tem Bildhauer (evt. Jodok Ritz) geschaffen. Das Altarbild im Hauptgeschoss zeigt die Kreuzab- nahme, flankiert von den Statuen des hl. Petrus links und eines weiteren Apostels rechts. Im Obergeschoss befindet sich ein Gemälde mit Christus am Kreuz, begleitet von den Akroterfi- guren, links der hl. Katharina und rechts der hl. Barbara. Die Statuen der weiblichen Heiligen zeigen das bei der Ritz-Werkstatt beliebte Motiv der gespreizten Mäntel. Altar des hl. Antonius von Padua (linker Seitenaltar): wurde um 1844 35 geschaffen. Die Altarblätter von 1847 stammen Beschreibung: In der ner Lilie in der Hand. Auf dem Gemälde vorne von Lorenz Justin Ritz aus Sitten/Niederwald. EHEMALIGE Bogennische oberhalb ist der Tod der Gottesmutter dargestellt. Maria Das untere Gemälde zeigt den hl. Antonius von der Türe steht eine Mut- liegt auf einem Bett, umgeben von den Apos- Padua (Erscheinung des Jesuskindes) zwischen ST. JAKOBUS-KAPELLE tergottesstatue aus dem teln. Die sechs Bilder an den Seiten des Schiffs den Flankenstatuen, links der hl. Martin und BLITZINGEN 20. Jahrhundert. Ein und des Chors stellen verschiedene Heilige dar: rechts der hl. Valentin. Diese zwei Statuen ge- Giebelreitertürmchen die hl. Märtyrerin Barbara mit Kelch und Palm- hörten ursprünglich zum rechten Seitenaltar. Diese 1489 erstmals erwähnte Dorfkapelle überragt das Dach. Das zweig; der hl. Märtyrer Georg in Ritterrüstung Das obere Altarbild zeigt den hl. Franz Xaver stand ehemals unterhalb der alten Landstra- Glöcklein trägt nebst der mit einer Fahne; der hl. Märtyrer Johannes von zwischen den Akroterstatuen, links einer Mut- sse östlich von Blitzingen. 1687 besass das Inschrift «SANTA MA- Nepomuk mit Schreibfeder und Buch, Kreuz und tergottes, um 1700, im Stil der Bodmer Werk- Gotteshaus eine Stiftmesse. 1809 galt es nur RIA. ORA PRO NOBIS» Totenschädel; die hl. Märtyrerin Apollonia, die statt und rechts die des Guten Hirten aus dem noch als Gebetshaus. Als 1845 der Altar in die die Initialen «V.W.G. die Zange mit dem gezogenen Zahn in der Hand 3. Viertel des 18. Jahrhunderts. neue Dorfkapelle übertragen wurde, zerfiel 1900» (Heilige Maria, hält; der hl. Märtyrer Valentin als Soldat in Rit- Weitere Ausstattung: die Kanzel stammt ver- die Kapelle zusehends. bitte für uns. Viktor terrüstung mit Schwert und Palmzweig; der hl. mutlich aus dem Jahr 1845. Die Orgel wurde Walpen Glockengiesser Antonius von Padua mit dem Jesuskind. 1844 von den Obergommer Orgelbauern Ignaz 1900). Altar: Beim Neu- Weitere Ausstattung: Das Chorbogenkruzifix im Carlen und Fridolin Carlen erschaffen. aufbau nach dem Brand erhielt die Kapelle einen Stil von Jodok Ritz trägt die Jahreszahl 1727. zweigeschossigen Altar (1722). Dieser ist stilistisch Jodok Ritz, dem ältesten Sohn von Johann Ritz aus Selkingen zuzuweisen. In der Hauptnische steht eine Figur von Maria vom Siege. Eine Krone schmückt ihr Haupt. Auf dem Arm trägt sie das 33 EHEMALIGE Jesuskind, das mit seinem Kreuzstab die Schlan- 35 HL. KREUZ KAPELLE ge (Teufel) besiegt. Flankiert wird sie links von GADMEN/BLITZINGEN MUTTERGOTTESKAPELLE der hl. Katharina von Alexandrien mit Schwert und zerbrochenem Rad und rechts von einer 1687 besass die kleine Hl. Kreuz Kapelle eine AUF DEM CHASCHTEBIEL unbekannten Heiligen mit einem Palmzweig. Im Stiftmesse. Das Gotteshaus wurde 1808 wahr- BLITZINGEN Obergeschoss ist ein Schnitzwerk der Heiligen scheinlich wegen Baufälligkeit neu errichtet. Dreifaltigkeit zu sehen. Oberhalb der Weltkugel Beschreibung: Das Deckenmedaillon mit Ver- Das 1743 erstmals erwähnte «Sacellum Cast- sitzen Gottvater und Sohn, über ihnen schwebt kündigungsengel stammt aus dem 3. Viertel lan biell» wurde vermutlich um 1700 erbaut. die Heilig-Geist-Taube. Als Flankenfiguren die- des 18. Jahrhunderts. Altar: Der von einem un- Nachdem die Kapelle beim Erdbeben vom 24. nen links der hl. Johannes Evangelist mit Kelch Januar 1837 einstürzte, brach man sie 1844 mit und rechts der hl. Josef mit dem Jesuskind. Erlaubnis des Bischofs ab. Ihre Steine verwen- 34 KAPELLE Malereien: wurden 1778 von Johann Joseph dete man für den Bau der neuen Kapelle von Pfefferle, dem Sohn des Johann Georg Pfefferle Blitzingen, wohin man auch den Altar übertrug. HEILIGE DREIFALTIGKEIT geschaffen. 1947 renovierte Edmund Imboden In der Kapellenruine ist eine Kopie einer eigen- aus Raron die verblichenen Deckenmalereien. willigen, doppelseitigen Muttergottesfigur aus BODMEN/BLITZINGEN Die stark beschädigten Scheitelmedaillons wur- der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, aus einer Un- Die 1348 erstmals erwähnte Kapelle soll beim den damals mit Symbolen für Maria und Josef tergommer Werkstatt zu sehen. Die Vorderseite Dorfbrand von 1722 so stark beschädigt wor- übermalt. Die ursprünglichen Gemälde wurden zeigt wahrscheinlich eine Immakulata mit dem den sein, dass sich ein Neubau aufdrängte. 2002/03 wieder entdeckt und so weit als mög- Jesuskind, die Rückseite die betende Mutter- Nach dieser Brandkatastrophe galt sie im Volk lich freigelegt und restauriert. Das Bild hinten gottes. Überreste der Kapelle sind noch heute als Agatha-Kapelle, Schutzpatronin gegen Feu- stellt den Tod des hl. Josef dar. Er ist umgeben auf der Kuppe inmitten von Lärchen zu sehen. er, obwohl weder ein Bild noch eine Statue der von Maria und Jesus. Von oben herab schweben hl. Agatha in der Kapelle vorhanden sind. die Taube des hl. Geistes und ein Engel mit ei- 37 vom Abbruch bedroht. Nach dem verheeren- 37 PFARRKIRCHE Die Heiligen im Hauptgeschoss sind nicht ein- den Lawinenniedergang des Wilerbaches vom deutig identifizierbar. Von links nach rechts: der 9. Februar 1984, der das Dach und den Turm ST. THEODUL NIEDERWALD hl. Mauritius, der hl. Ludwig, Karl der Grosse zerstörte, wurde die Kapelle 1985–87 einer To- und wahrscheinlich Sigismund. In der Bekrö- talrenovation unterzogen. 1464 verschaffte sich Niederwald einen bi- nung ist die Krönung Mariens dargestellt. Als schöflichen Ablassbrief. Ziel war es, die nötigen Akroterfiguren zu beiden Seiten dienen die Mittel zur Ausschmückung der neu erbauten Apostelfürsten. Altar der Heiligen Familie und Kapelle und zum Kauf des Inventars zu erhalten. des hl. Rosenkranzes (linker Seitenaltar): Der Mit dem Bau des heutigen Gotteshauses wurde 1678 «Jesus, Maria und Josef» geweihte Altar 1666 begonnen. Die Kirchweihe durch Bischof der Heiligen Familie erhielt 1736 auch das Pa- Adrian IV. von Riedmatten fand 1678 statt. trozinium des hl. Rosenkranzes. Dem Stil nach bekannten Bildhauer stammende Barockaltar ist kann es als ein Spätwerk des Anton Sigristen stilistisch der Mitte des 18. Jahrhunderts zuzu- Beschreibung: Aus dem Jahr 1778, stammt der aus Glis zugeordnet werden. Die eingepassten weisen. In der Nische ist eine Pietà zu sehen. Als Hochaltar des Reckinger Bildhauer Johann Altarblätter gehören kaum zum ursprünglichen Flankenstatuen dienen links der hl. Josef, rechts Baptist Lagger. Es ist das einzige archivalisch Bestand. Das Altarbild des Hauptgeschosses ein hl. Bischof, vermutlich Theodul. Ein Kreuz in gesicherte Werk des mit dreiundvierzig Jahren zeigt die Rosenkranzmadonna mit zwei unbe- der Bekrönung bildet den Abschluss. Die fünf ge- verunglückten Meisters. Der Altar ist ein auf- kannten Heiligen. Als Flankenstatuen dienen schnitzten Medaillons mit Rosenkranzgeheim- wendig bekröntes, dreiachsiges Architektur- links der hl. Josef und rechts der hl. Johannes nissen wurden wahrscheinlich 1715 von Johann geschoss. In der Hauptnische findet sich eine Evangelist Das Bild im Obergeschoss zeigt die Ritz für den Hochaltar der zerfallenen Chaschte- Statue Maria vom Siege aus dem Jahre 1787. Heilige Familie. Flankiert wird sie von den Akro- bielkapelle angefertigt. terfiguren, links Ignatius von Loyola und rechts Antonius von Padua. In der Bekrönung ist das Herz Jesu zu sehen. Altar der Heiligen Drei Köni- Beschreibung: Der spätgotische Flügelaltar aus ge und der Sieben Schmerzen Mariens (rechter Anfang des 16. Jahrhunderts wurde 1910 an das Seitenaltar): wurde bei der Kirchweihe vermut- Schweizerische Landesmuseum in Zürich veräu- lich den Heiligen Drei Königen geweiht. Der Altar 36 ST. ANDREAS KAPELLE ssert und noch im gleichen Jahr durch eine Kopie wird 1879 mit den Sieben Schmerzen Mariens ersetzt. Auf dem geöffneten Altarflügel finden als erstes Patrozinium erwähnt. Das Retabel WILER/BLITZINGEN sich links der hl. Petrus und rechts die hl. Barbara. wurde in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts von Die erstmals 1687 erwähnte Andreaskapelle Auf der Rückseite sind links der hl. Theodul sowie einem unbekannten Meister, wahrscheinlich An- stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhun- rechts der hl. Jakobus zu sehen. In der Haupt- ton Ritz geschaffen. Die Altarblätter (1678) zei- derts. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war sie nische steht eine Statue des hl. Andreas aus dem gen im Hauptgeschoss die Anbetung der Heiligen letzten Viertel des 17. Jahrhunderts. Unbekannte Drei Könige und im Obergeschoss die Kreuzab- stahlen 1974 mehrere Statuen: Muttergottes aus nahme. Als Flankenstatuen dienen unten links dem 16. Jh., hl. Petrus, 17. Jh. und hl. Johannes vermutlich der hl. Stanislaus Kostka und rechts Evangelist. 1976 wurde die seitliche Schreinfigur der hl. Antonius von Padua. Als Akroterfiguren des hl. Nikolaus von Myra des neugotischen Altars des Obergeschosses stehen links die hl. Katha- von 1910 gestohlen. Das Gemälde oberhalb der rina und rechts eine unbekannte Märtyrin. Das Türe, zeigt die Heilige Familie und stammt von Auge Gottes in der Bekrönung bildet den Ab- Lorenz Justin Ritz, 1866. schluss. In der Predellazone ist eine Statue der Schmerzhaften Mutter in einem Rocaillerah- men zu sehen. Der Grabchristus im Antepen- dium aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt vermutlich aus der Ritz-Werkstatt. 39 Malereien: Die ehemals hölzerne Tonnende- 38 39 ST. SEBASTIANS- ODER wölbe ist mit Malereien im Stil des Malers Johann cke wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts BEINHAUS Georg Pfefferle ausgeschmückt. Im Schiff ist das durch ein Gipsgewölbe ersetzt und von Johann NIEDERWALD NOTHELFERKAPELLE Martyrium des hl. Sebastian mit der Beschriftung Georg Pfefferle bemalt. Von seinem Werk sind ROTTEBRIGGE/NIEDERWALD dargestellt: «S. Sebastian wird nach filer Pein und nur drei Theodulszenen am Chorgewölbe er- Marter mit Briglen zu Tot geshlagen». Die legen- halten: «Sanct Jodere beim Opfer Gottesbot- Eine Kapelle wird 1712 erstmals erwähnt. Das däre Szene im Chorgewölbe zeigt wie die from- schaft erhäldt», «Der Kaiser Sanct Jodere das heutige, wohl wegen des Tafelbilderzyklus auch me Witwe des Märtyrers Castulus die Pfeile aus Schwerdt verleidedt», «Sanct Jodere den Weiyn Nothelferkapelle genannte Heiligtum weist sti- dem Körper des Heiligen zieht. Der Nothelfer- vermehredt». Am Schiffsgewölbe befinden sich listisch in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Der zyklus mit den 14 Tafeln im Schiff, aus Mitte des stark überholte Gemälde der Sieben Schmerzen Dachreiter wurde nach Mitte des 19. Jahrhun- 18. Jahrhunderts, stammt vermutlich ebenfalls Mariens (1910) von R. Messmer aus Basel. derts aufgesetzt. Der Jagdverein «Diana Goms» von Johann Georg Pfefferle. Auf dem Zyklus sind Weitere Ausstattung: Auf dem Sims an der restaurierte in den Jahren 1976–1978 die bau- folgende heilige Nothelfer dargestellt: Achatius, rechten Chorwand steht eine Theodulsstatue, fällige Kapelle. In der Kapelle findet alljährlich Ägidius, Barbara, Blasius, Christophorus, Cyrakus, die ehemals Teil des Hochaltars war. Kanzel: Die zu Jagdbeginn eine Hubertusmesse statt. Dionysius, Erasmus, Eustachius, Georg, Katha- wertvolle Kanzel im Stil des Johann Sigristen aus rina, Margareta, Panthaleon und Vitus. Im Chor Glis ist um 1700 geschaffen worden. Der Kanzel- Beschreibung: Von der 1829 ausgestorbenen sind zwei Brustbildnisse von einem unbekannten korb enthält Evangelistenstatuen in den Rund- Siedlung sind die Kapelle und eine stimmungs- Maler zu sehen, links Josef und rechts Maria und bogennischen. Der Schalldeckel mit den Statu- volle Gruppe von Heuställen übriggeblieben. stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. An etten von heiligen Päpsten und Bischöfen gleicht Altar: stammt aus dem 3. Viertel des 18. Jahrhun- der Rückwand ist eine neuere Hubertusstatue demjenigen der Kirche von Glis. Ein posaunen- derts. Das zierlich bekrönte Architekturgeschoss angebracht, die von Otto Mutter gefertigt wurde. der Engel bildet den bekrönenden Abschluss. birgt ein holzgemaltes Altarbild mit folgender Taufstein: Am giltsteinernen Becken ist die Jah- Das Beinhaus wurde wahrscheinlich im 3. Vier- Darstellung: Christus bringt auf die Fürbitte der reszahl 1671 eingekerbt. Der hölzerne Aufsatz tel des 17. Jahrhunderts erbaut. An der Fassade Gottesmutter dem hl. Sebastian das Kreuz. In der stammt aus der Lagger – Werkstatt aus Reckin- ziert ein Andreaskreuz, als Balkenstützkonst- Bekrönung ist eine kleine Gottvaterfigur und eine gen (3. Viertel des 18. Jahrhundert). In der Rund- ruktion für das Schindeldach, die Giebelspitze. grosse Hl.-Geist-Taube zu sehen. Die Flankenfigu- bogennische ist die Darbringung im Tempel zu Künstlerisch wertvoll ist das Altarblatt aus dem ren des hl. Rochus und Jakobus d. Ä. sind 1975 ge- sehen. Im Säulenbaldachin ist die Taufe Christi 3. Viertel des 17. Jahrhunderts, das folgende stohlen worden. An ihrer Stelle stehen heute links mit der Hl.-Geist-Taube dargestellt und in der Themenkreise verbindet: die Armen Seelen; eine Statue des Johannes Evangelist mit Buch und Bekrönung Gottvater. Kreuzigungsgruppe: Die Maria Sieben Schmerzen; den Gekreuzigten, Adler und rechts eine Muttergottesstatue, beide monumentale Kreuzigungsgruppe aus dem Jahr (dargestellt durch die Hände Christi und das von Otto Mutter geschnitzt. Malereien: Das Ge- 1678 an der linken Chorwand schmückte ur- dornengekrönte und blutende Herz); die Heili- sprünglich vermutlich den Chorbogen. ge Dreifaltigkeit. An der linken Wand hängt ein ausdruckstarkes Pestkruzifix und stammt ver- mutlich aus dem 2. Viertel des 17. Jahrhunderts.

Cäsar Ritz: Der berühmte «König der Hoteliers und Hotelier der Könige» stammt aus Niederwald und liegt auf dem angrenzenden Friedhof begraben.

41 Lageplan Kirchen & Kapellen

Ausschnitt Gletsch bis Oberwald Ausschnitt Obergesteln bis Wiler/Geschinen

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43 (BM160236) swisstopo von mit Bewilligung Reproduziert Lageplan Kirchen & Kapellen

Ausschnitt Geschinen bis Reckingen Ausschnitt Gluringen bis Niederwald

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45 (BM160236) swisstopo von mit Bewilligung Reproduziert Glossar

Akroterstatuen: Statuen in der obersten Ecke des Retabels bzw. Altars. Anna selbdritt: bezeichnet in der christlichen Kunst eine Darstellung der hl. Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Der Aus- druck selbdritt ist ein altes Wort für «als Teil einer Dreiergruppe» oder auch «zu dritt». Antependium: ursprünglich ein reich bestickter und verzierter Vorhang aus Stoff, vor oder an den Seiten des Altarunterbaus. Assunta: Darstellung Mariä Himmelfahrt Gesprenge: filigran geschnitzte Bekrönung des Retabels, teils mit Figuren besetzt. Immakulata: Darstellung der Unbefleckten Emp- fängnis der Gottesmutter Kapitell: (lat. capitulum: Köpfchen), ausladender oberer Abschluss von Säulen und Pfeilern. Mensa: Tisch, Tafel, Platte des Altars, bezeich- net oftmals auch den vollständigen Altar (men- sa Domini, dt. Tisch des Herrn). Pietà: (italienisch für Frömmigkeit, Mitleid, nach lat. domina nostra de pietate dt. unsere Herrin vom Mitleid), ist die Darstellung Marias Predella: Sockel oder Stufe, auf der ein Retabel als Schmerzensmutter mit dem Leichnam des bwz. Altaraufsatz steht. vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus auf Prospekt (Orgel): bezeichnet das äußere Erschei- ihren Knien liegend. nungsbild einer Orgel. Retabel/Altarretabel: Altaraufsatz oder oft auch ganz einfach als Altar bezeichnet, also eine Schauwand, die entweder direkt auf die Mensa QUELLENANGABEN eines Altars mit oder ohne Predella aufgesetzt Quellen und Textquellen: ist, auf einem separaten Unterbau hinter dem Die Kunstdenkmäler der Schweiz – Kanton Wallis, Band I und II, Walter Ruppen, 1976 und 1979 Altartisch aufgestellt oder an der Wand hin- Die St. Katharina-Kapelle im Wiler bei Geschinen, Pfarrer Josef Lambrigger Der Hochaltar in der Pfarrkirche von Münster im Goms, Benno Mutter ter dem Altar befestigt ist. Gemalte Tafel oder Webseite der Gemeinde Münster-Geschinen Schrein mit Schnitzfiguren. Die Gotteshäuser von Reckingen, Pfarrer Josef Lambrigger Sakramentshaus/Sakramentshäuschen: Wandni- Webseite der Gemeinde Reckingen-Gluringen sche oder schreinartig aus der Wand vortretender Pfarrkirche und Kapellen der Grafschaft im Goms, Pfarrer Josef Lambrigger Zierbau zur Aufbewahrung der Hostien. Die Siedlungen des Mittelgoms, Niederwald und Blitzingen, Walter Ruppen

Tabernakel: Gehäuse zur Aufbewahrung der Wir bitten Sie um Verständnis, wenn dieser Kirchen- und Kapellenführer zum Teil lückenhaft ist, da wir uns Hostie, in der Regel in Verbindung mit einem Al- mehrheitlich auf bestehende und teilweise ältere Quellen stützen mussten. Er ersetzt nicht die im Handel tar (siehe Sakramentshaus) verfügbaren ausführlichen Kunstführer. 47 OBERGOMS TOURISMUS AG Furkastrasse 53 3985 Münster +41 27 974 68 68 [email protected] www.obergoms.ch