Nachhaltig Ist, Sich Mit Konzernen Anzulegen
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29. Jahrgang Oktober 2020 www.dielinke-oder-spree.de Spende erbeten LINKE Nachrichten aus der Oder-Spree-Kreis DIE LINKE vor dem 7. Bundesparteitag Das Jahr 1990 in meiner Erinnerung – die Von Göttingen und Erfurt Seite 10 (SED)-PDS und unsere Politik vor Ort Seite 2 Mein Blick auf den Erfurter Parteitag 2020 S. 11 Schöneiche: Missbrauch von Befristungen Von der Sitzung des Bundes ausschusses beendet Bäume für neugeborene Kinder, der LINKEN am 19. September 2020 Seite 12 Luxuseigentum statt preiswerter Mieten Seite 6 Stefan Kunath: Direktkandidat im Wk. 63 S. 19 Globaler Klimastreik: Nachhaltig ist, sich mit Konzernen anzulegen #KeinGradWeiter – Klimastreik am 25.9. in Berlin, DIE LINKE auf der Fahrraddemo zum Brandenburger Tor, Foto: Fraktion DIE LINKE im Bundestag Ohne soziale Sicherheit sind Nachhaltig- von Fridays for Future und war beim glo- Video: www.youtube.com/watch?v=42n7cE keit und Klimaschutz nicht zu erreichen. balen Klimastreik am 25. September 2020 7pplI&feature=youtu.be) Für den notwendigen sozial-ökologischen dabei. Umbau braucht es den Mut und den Wil- In der „Nachhaltigkeitswoche“ des Bun- len, sich mit den mächtigen Konzernen destages (16.–18. September 2020) spra- anzulegen, die von dem umwelt- und kli- chen die Bundestagsabgeordneten der maschädlichen System hemmungslos pro- Linksfraktion Amira Mohamed Ali, Gesi- fitieren. An diesem Mut und dem Wil- ne Lötzsch, Petra Sitte, Susanne Ferschl, len mangelt es der Bundesregierung. Die Heike Hänsel, Sabine Leidig, Jörg Cezan- Linksfraktion unterstützt die Initiativen ne und Ralph Lenkert zum Thema (siehe DAS JAhr 1990 und die PDS in Erkner Das Jahr 1990 in meiner Erinnerung – die (SED)-PDS und unsere Politik vor Ort 1990 als „Jahr der deutschen Ein- stand zu diesem Zeitpunkt nicht die zu Hause und damit relativ gut er- heit“ ist allenthalben in der Politik „deutsche Einheit“ auf der Agenda reichbar war. Am 5. Februar 1990 und den Medien omnipräsent. Ob- und wir sahen das wohl mehrheit- fanden sich dann Vertreter*innen wohl – häufig geht es dabei weniger lich wie Gregor Gysi auf dem Par- aus den Wohngebieten zu einem von um die politischen Entscheidungen teitag: „Eine Vereinigung beider ersten Treffen eines „Ortsarbeits- Monika Huschen- und Entwicklungen im Jahr 1990 deutscher Staaten, das wäre die von ausschusses“ zusammen. Am Tag bett (vormals – also um die Zeit nach dem Fall keinem Politiker zu verantwortende zuvor hatte der Parteivorstand der Monika Krüger), der Mauer, der Übergangsregierung Entscheidung, die DDR in ein un- SED-PDS beschlossen, den Dop- Rüdersdorf (MOL), unter Hans Modrow, der Vorgän- terentwickeltes Bundesland mit un- pelnamen aufzugeben und sich als Aktivistin bei der ge um die letzte Volkskammerwahl gewisser sozialer Zukunft für seine „Partei des demokratischen Sozia- Gründung der PDS am 18. März 1990, des Zustande- Bürger zu verwandeln, das heißt, sie lismus (PDS)“ zu erneuern. Es stan- in Erkner kommens des Einigungsvertrages zum Armenhaus der BRD zu ma- den eine Reihe sehr kurzfristig zu und der Einführung der D-Mark in chen. Es wäre die unwürdige Ver- lösender Aufgaben an: Wahl von der noch bestehenden DDR zum abschiedung von einem Land, das Delegierten zur Kreisdelegierten- 1. Juli 1990, der neuen Zielsetzung trotz alledem den geachteten Na- konferenz, Wahl von Kandidaten der Treuhand, und letztlich des men Deutsche Demokratische Re- für den Kreisvorstand, die Ausar- Beitritts der DDR zum Grundge- publik trägt.“ beitung von Aktionsprogrammen setz der Bundesrepublik Deutsch- zur Vorbereitung der Wahl zur land und damit des Untergangs der Volkskammer, die Absicherung der DDR. Im Vordergrund steht viel- Vertretung der PDS am Runden mehr die fortgesetzte und vertief- Tisch in Erkner. Es bildeten sich te Diffamierung der DDR als „to- in Erkner fünf Basisorganisationen talitärer Diktatur“, welche ja selbst (BO) der PDS mit z. T. recht unter- „die Freizeit und vor allem den Ur- schiedlicher Mitgliederzahl. Die laub ihrer Bürger zu kontrollieren“ größte war die BO Neu Buchhorst versuchte. So z. B. geschrieben in mit damals ca. 180 Mitgliedern. einem vom Landtag Brandenburg In Erkner insgesamt gab es An- im Mai 2019 (als in Potsdam noch fang März 1990 ca. 600 Mitglieder eine SPD-LINKE-Koalition regier- der PDS. Der Altersdurchschnitt te) herausgegebenen „Schülerkalen- war zu diesem Zeitpunkt erfreu- der 2019/2020“ – aus meiner Sicht lich niedrig, da sich insbesondere ein geschichtliches Machwerk der die Generation der 30- bis 50-Jähri- Sonderklasse. gen weiter in der Partei engagieren Also, an solcher Art Ursachen- wollte. Eine erste Gesamtmitglie- suche für den Untergang der DDR derversammlung fand bereits am will ich mich nicht beteiligen, son- PDS-Plakat zur Wahl der letzten Volks- 10. Februar 1990, die erste Ortsde- dern aus meiner Sicht auf die Ak- kammer der DDR am 6. Mai 1990 legiertenkonferenz der PDS Erkner tivitäten der SED-PDS bzw. dann dann am 3. März 1990 im Speise- schon der PDS in Erkner und im Im Dezember 1989 und Januar saal der damaligen Fontane-Schule Landkreis Fürstenwalde in dieser 1990 gab es verschiedenen Aktivi- statt – mit umfänglichen Diskussio- „Umbruchzeit“ bis zum Untergang täten von Genossinnen und Genos- nen zum Wohin der PDS, dem Um- der DDR am 3. Oktober 1990 zu- sen, die SED-PDS auf regionalen, gang mit unserem Woher, zu Wahl- rückschauen. d. h. Orts-, Kreis- und Bezirksebe- positionen der PDS für Erkner Nach langsamer Überwindung nen neu zu bilden. Die „Samm- u. v. a. Klaus-Dieter Föhlinger wurde der von mir fast als „Schockstar- lung“ der an der Fortsetzung des zum Ortsvorsitzenden der PDS in re“ wahrgenommenen Auflösung Eintretens für einen demokrati- Erkner gewählt. Am Runden Tisch der Betriebsparteiorganisationen schen Sozialismus interessierten in Erkner vertraten Dr. Eckehard der SED, der Umbildung der SED Genoss*innen lief konträr zu einer Schulz und meine Person unsere auf dem Außerordentlichen Par- landesweiten neuen Austrittswel- Partei. Die Zusammenarbeit mit teitag der SED/PDS am 8./9. und le (zwischen Mitte Dezember 1989 den anderen am Runden Tisch ver- 16./17. Dezember 1989 sammelten und Mitte Januar 1990 traten etwa tretenen Parteien und Organisatio- sich auch in Erkner, meinem dama- eine Viertelmillion Mitglieder aus nen gestaltete sich unterschiedlich ligen Wohnort, viele Genossinnen der Partei aus). In Erkner erfolgte konstruktiv, schwierig insbesondere und Genossen, um sich für eine die „Sammlung“ in den verschiede- mit den Vertretern der SPD. moderne sozialistische Partei und nen Wohngebieten, und es bildeten Die ursprünglich für den 6. Mai eine neue sozialistische Gesellschaft sich „Arbeitsausschüsse“ in Erman- 1990 vorgesehene, dann aber auf in den bevorstehenden Umbruch- gelung gewählter Leitungen. Im den 18. März 1990 vorgezoge- zeiten zu engagieren. Dass dies nun Wohngebiet Neu Buchhorst waren ne Volkskammerwahl stellte uns vordergründig in den Kommunen Holger Michael und meine Person vor die Herausforderung, Wahl- vor Ort erfolgen muss, war zu die- die Ansprechpartner, zumindest kampf vor Ort zu führen. Da wa- sem Zeitpunkt wohl noch nicht al- für mich auch dem Umstand ge- ren wir alle Neulinge, konnten len klar. Auch für uns in Erkner schuldet, dass ich im Mutterschutz aber doch die eine oder andere 2 www.dielinke-oder-spree.de WIDERSPRUCH Oktober 2020 DAS JAhr 1990 und die PDS in Erkner nisterium insbesondere der Perso- sönlichen und beruflichen Existenz nen Horst Köhler (späterer Bundes- im Raum. Spätestens mit der Ein- präsident) und seines Mitarbeiters führung der D-Mark spitzte sich Thilo Sarrazin (späterer Finanz- die Situation in vielen Bereichen senator von Berlin) geeinigt, am zu. So auch in meiner Familie – 1. Juli 1990 unter der Überschrift mein Mann wurde zum 1. Juli 1990 „Wirtschafts- und Sozialgemein- zum ersten Mal arbeitslos. Wir schaft“ der DDR und der BRD die wussten noch gar nicht so recht, D-Mark in der DDR einzuführen. was dies bedeutet und wie es weiter Herrn Sarrazins Weltbild führte gehen würde. schon damals zu der Auffassung, dass anderenfalls alle DDR-Bür- ger in die BRD „flüchten“ würden, PDS-Aufkleber 1990 um dort endlich in den Genuss der vorhandenen Sozialhilfeleistun- Veranstaltung noch organisieren, gen nach bundesdeutschem Recht so z. B. ein Wahlforum im Kino zu gelangen. Dieses (sein) Weltbild Erkner mit dem Genossen Hans- sollte sich auch nachfolgend nicht Joachim Willerding vom Parteivor- ändern – siehe seine späteren Aus- stand der PDS. Die Wahlergebnisse lassungen zu Flüchtlingen. vom 18. März 1990 waren ernüch- Im Ergebnis der Kommunal- ternd für uns, auch wenn wir in wahlen konnte die PDS in Erkner Erkner mit 2 322 Stimmen und ei- 12 von 40 Mandaten in der Ge- nem Stimmenanteil von 29 Pro- meindevertretung, im Kreistag des zent zweitstärkste Partei hinter der Landkreises Fürstenwalde 16 von SPD mit 32,1 Prozent der Stimmen 100 Mandaten erringen. Für die wurden. neuen kommunalen Mandatsträ- Für die bevorstehenden Kommu- ger stand nun die Aufgabe, sich nalwahlen am 6. Mai 1990 waren ganz schnell den zunehmenden nun ein Wahlprogramm zu erar- Verwerfungen in der Gesellschaft beiten und Kandidat*innen sowohl zu widmen, vor allem der zuneh- für die Wahlkreise in Erkner als menden Arbeitslosigkeit und deren auch für die Kreistagswahl zu fin- Folgen, der Überführung zumin- den und einen engagierter Wahl- dest kommunalen Vermögens zur kampf zu führen. Die Schwerpunk- Sicherung der Daseinsvorsorge in te unserer Kommunalpolitik sahen kommunales Eigentum. In den Ge- wir schon damals in den Themen meinden betraf dies vor allem den Wohnen und erschwingliche