Strategiedebatte

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Strategiedebatte Linke Monatszeitschrift im 42. Jahrgang | Juni 2015 Sozialismus extra www.Sozialismus.de Strategiedebatte »Aprilthesen« in der Diskussion Mit Beiträgen von Alexander Recht / Paul Schäfer / Axel Troost / Alban Werner, Bernd Riexinger, Michael Brie / Klaus Lederer, Susanne Hennig-Wellsow, Kristina Vogt, Nils Böhlke / Janine Wissler, Joachim Bischoff / Hasko Hüning / Christoph Lieber / Björn Radke Nur im Netz: Sozialismus extra | »Aprilthesen« in der Diskussion | Juni 2015 Strategiedebatte? Eine Einladung . 4 Die Redaktion der Zeitschrift Sozialismus veröffentlicht regel- mäßige Beiträge zwischen den Alexander Recht/Paul Schäfer/Axel Troost/Alban Werner monatlichen Printausgaben auf Aprilthesen . 6 www.sozialismus.de Wo wir stehen und was getan werden müsste Bernd Riexinger Die linke Alternative Um gesellschaftliche Mehrheiten ringen . 12 in Bremen Für eine emanzipatorische Klassenpolitik Michael Brie/Klaus Lederer DIE LINKE muss ihren Gebrauchswert stärken . 17 Ein Beitrag zur Diskussion Entgegen den Umfragen haben die WählerInnen in Bremen ein poli- tisches Beben ausgelöst. Für die auf Susanne Hennig-Wellsow eine Fortführung der rot-grünen Realpolitik und utopisches Potenzial . 21 Koalition programmierten Parteien DIE LINKE braucht beides auf dem Weg in die Zukunft ist das Ergebnis eine Abfuhr. Und erneut ist die Zahl der Nichtwähle- Kristina Vogt rInnen massiv gestiegen: Es gingen »Maithesen« aus Bremen . 25 2015 nur noch 50,1% der Wahlbe- rechtigten zur Wahl. ... Nils Böhlke/Janine Wissler Großbritannien wählt die DIE LINKE als gesellschaftliche Opposition . 29 Austerität Joachim Bischoff/Hasko Hüning/Christoph Lieber/Björn Radke Rot-rot-grüne Zusammenarbeitsprojekte? . 33 Zur Revitalisierung linker Opposition David Cameron hat die Wahl in Großbritannien deutlich gewonnen und kann ohne Koalitionspartner Sozialismus ist ein Forum für die politische Debatte der Linken. regieren. Die Meinungsumfragen lagen gründlich daneben. Als die Erscheint 11 x jährlich (10 Hefte und 1 Doppelheft) | Einzelheft 7,- Euro | ersten Ergebnisse aus den Wahl- Abonnement 70,- Euro | Auslandsabo 90,- Euro inkl. Porto | Ermäßigtes Abo 50,- lokalen eingingen und im Fernse- Euro | Förderabonnement 150,- / 350,- Euro hen veröffent licht wurden, glaubten Die Zeitschrift wird herausgegeben von Heinz Bierbaum, Joachim Bischoff, Klaus manche ihren Augen nicht. ... Bullan, Frank Deppe, Otto König, Sybille Stamm, Michael Wendl und SOST e.V. Der widerspenstige Redaktion: Richard Detje, Marion Fisch, Christoph Lieber, Bernhard Müller, Kontinent Björn Radke, Bernhard Sander, Klaus Schneider, Gerd Siebecke Redaktion Sozialismus | St. Georgs Kirchhof 6 | 20099 Hamburg Tel. 040/28 09 52 77-40 | Fax 040/28 09 52 77-50 E-Mail: [email protected] | www.sozialismus.de ISSN 0721-1171 | © 2015 Sozialistische Studiengruppe e.V. Der VII. Gipfel der amerikanischen Umschlaggestaltung unter Verwendung eines Motivs aus dem Logo Staaten war historisch. Nicht der »Linken Woche der Zukunft« nur wegen des symbolträchtigen Bildnachweis: S. 4: flickr/blue-news.org , S. 6: flickr/DIE LINKE , S. 12: »Handshake« zwischen dem kuba- flickr/Florian Becker , S. 17: flickr/Rosa-Luxemburg-Stiftung , S. 21: flickr/ nischen und US-amerikanischen DIE LINKE.Thüringen , S. 25: DIE LINKE Bremen, S. 29: flickr/linksfrak- Präsidenten, sondern wegen Kubas tion , S. 33: flickr/alias URBAN ARTefakte Teilnahme am Gipfel in Panama. ... Dieses Sozialismus extra wird kostenlos abgegeben. www.sozialismus.de Sozialismus extra | Juni 2015 3 Strategiedebatte? Eine Einladung Auch wenn 2015 kein Superwahljahr rum, dass Lenin unter der gleichen rechtsstaatlich verfasster Demokratien ist, hat DIE LINKE genug zu tun: Un- Überschrift zum Sturz der proviso- erkämpft werden müssen. sere Kampagne gegen Prekarisierung rischen Regierung in Russland und Uns wurde vorgehalten, wir vernach- muss vorangebracht und die durch zum Sturm auf das Winterpalais auf- lässigten die Notwendigkeit außerpar- die Bundesregierung forcierte Verar- gerufen hat. Wir geben zu: Ein biss- lamentarischer Bewegungen und seien mungspolitik in der EU gestoppt wer- chen ging es uns auch darum, mit Hu- aufs Mitregieren fixiert. Damit haben den. TTIP gilt es zu verhindern, eine mor und augenzwinkernd für unsere wir gerechnet. Es ist ein Mantra in Tei- friedliche Lösung des Ukraine-Kon- Thesen Aufmerksamkeit zu erzeu- len der Partei DIE LINKE, das da lau- flikts zu fördern und die gnadenlose gen. Doch nicht nur das: Wie Lenin tet: »Wir müssen die Bewegungen stär- EU-Flüchtlingspolitik dringlich zu kor- im Jahre 1917 stehen auch wir heute ken!« Wir sind selber verdammt lang rigieren. Und dafür braucht es nicht für einen deutlichen Kurswechsel und in Bewegungen aktiv, und es entspricht nur progressiv agierende Parteien, son- große Transformationen. Unmissver- unserer Grundüberzeugung, dass ein dern auch Widerstand aus der Gesell- ständlich legen wir jedoch Wert auf Politikwechsel nicht isoliert über ei- schaft – von allein werden diese Ver- die Feststellung, dass Lenins großer nen Regierungswechsel erreicht werden änderungen jedenfalls nicht kommen; Sprung über und gegen die bürgerlich- kann. Allerdings ist die bloße Beschwö- kein höh’res Wesen wird uns retten. parlamentarische Demokratie für uns rung sozialer Bewegungen eine Floskel, Und dennoch: Eine Partei, die ei- kein positiver Anknüpfungspunkt ist. die uns keinen Flohsprung weiterbringt. nen großen Politikwechsel anstrebt, Die Oktoberrevolution hat das letzte Die Frage lautet vielmehr, unter wel- braucht ein Programm, das von vielen Jahrhundert entscheidend mitgeprägt chen Bedingungen gesellschaftliche Be- Menschen getragen werden kann, und und war der Beginn eines Versuchs an- wegung in Gang gesetzt werden kann. eine Strategie, mit wem und in wel- tikapitalistischer Umwälzung, verbun- Teile der Partei zeichnen folgendes Bild: chen Schritten sie Veränderungen auf den jedoch mit Einparteienherrschaft, DIE LINKE müsse Regierungsambi- den Weg bringen will. Es ist daher gut, Erziehungsdiktatur und weitgehender tionen zurückstellen und stattdessen dass Die LINKE in der Woche der Zu- Negation bürgerlicher Freiheiten und lautstark die Wichtigkeit sozialer Be- kunft an der Weiterentwicklung ihrer Rechte. Dieser Versuch ist trotz man- wegungen proklamieren. Irgendwann langfristigen Programmatik gearbei- cher Errungenschaften aufgrund un- und irgendwie würden diese mäch- tet hat. Was wir aber darüber hinaus demokratischer Strukturen, fehlender tig an Bedeutung zulegen und eine sol- in der gegenwärtigen Lage brauchen, Rechtsstaatlichkeit und ökonomischer che Dynamik entfachen, dass linke Re- ist eine Strategiedebatte mit Blick auf Fehlansätze zu Recht an sein Ende ge- gierungen gleichsam automatisch vom kurz- und mittelfristige Ziele. Dazu ha- kommen. Im 21. Jahrhundert werden gesellschaftlichen Druck ans Ruder ge- ben wir Thesen vorgelegt und wollen große Transformationen ganz anders drängt würden. Linke Regierungen sol- mit der vorliegenden Sozialismus ex- aussehen müssen: Es geht um eine len dann als Transmissionsriemen zur tra-Ausgabe zur Diskussion einladen. Summe einschneidender Reformen, Umsetzung von Forderungen fungieren, »Aprilthesen« haben wir unseren die durch breite Fortschritts allianzen die soziale Bewegungen zuvor erarbei- Text überschrieben – im Wissen da- im Rahmen parlamentarisch und tet haben. 4 Sozialismus extra | Juni 2015 www.sozialismus.de Wir halten dieses Bild für einseitig fahren einer Regierungsbeteiligung un- schritt, für Wachstum, für begrenzte und verkürzt. Auseinandersetzungen ter schweren Bedingungen nicht ihre UN-Militäreinsätze. Aber wir behaup- werden an verschiedenen Orten aus- Chancen übersteigen. Nur müssen wir ten nicht, dass wir damit den Stein der getragen: auf der Straße, in Parlamen- diesen Streit dann auch offen und fair Weisen gefunden hätten oder uns in ei- ten, in Regierungen, in und zwischen austragen! ner widerspruchsfreien Zone befänden. Parteien, in und zwischen Institutio- Für unsere griechischen, spa- Uns fallen zu unseren Thesen Dut- nen, Vereinen, Initiativen, NGOs und nischen, schottischen u.a. Genossinnen zende von Fragen ein, die auch in un- Bewegungen. Regierungen reagieren und Genossen wäre die Perspek- seren Reihen nicht geklärt sind. nicht nur auf die Positionierung gesell- tive einer Fortsetzung der von Mer- Nur drei Beispiele: Klar haben wir schaftlicher Kräfte, sondern beeinflus- kel geprägten Europapolitik unerfreu- hervorgehoben, dass wir technischen sen sie auch erheblich. Gesellschaft- lich, und auch für die EU als Ganze ist Fortschritt brauchen, der Lebensquali- liche Akteure wünschen sich gewiss dieses Szenario höchst gefährlich. Frei- tät erhöht und Probleme löst. Wie aber keine LINKE, die Anpassung zu ihrem lich sind die Bedingungen für eine so- sollen die Risiken und Belastungen Programm erhebt; vermutlich erwar- zialdemokratisch-grün-linke Regie- durch technologische Umwälzungen ten sie aber von der LINKEN die of- rung in Berlin alles andere als günstig. künftig besser und frühzeitiger erfasst fen ausgesprochene Bereitschaft, sich Ob damit eine substantielle Änderung und gesellschaftlich gerecht verarbei- an Regierungen zu beteiligen, sofern der Politik erreicht werden könnte, ist tet werden? dies möglich ist und dazu dient, Anlie- fraglich. Aber was folgt daraus? »Linke Wir haben behauptet, dass Wirt- gen gesellschaftlicher Kräfte in Regie- wählen!« als Forderung? Ja, gewiss. schaftswachstum künftig von erhöhter rungspraxis umzusetzen. Selbstredend Nur werden wir einen Teil der Men- Ressourcenproduktivität begleitet
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