Ein Unternehmen der Landeshauptstadt Saarbrücken

Gemeindeentwicklungskonzept für Perl

DEZEMBER 2016

Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Impressum

Auftraggeber Gemeinde Perl Trierer Straße 28 66706 Perl

Projektbearbeitung Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH Nell‐Breuning‐Allee 8 66115 Saarbrücken www.giu.de

Verfasser Dipl.‐Ing. Andreas Bachofen Dipl.‐Ing. Andreas Bugiel Dipl.‐Ing. Markus Schaffrath (Erstfassung April 2011) Tel. 0681/8575‐447, Email [email protected]

Saarbrücken, Dezember 2016

I

Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ...... II Abkürzungsverzeichnis ...... V 1 Einführung ...... 6 2 Kommunale Rahmenbedingungen ...... 7 2.1 Lage im Raum und Verkehrsanbindung ...... 7 2.2 Siedlungsstruktur und Flächennutzung ...... 8 2.3 Funktionen, Aufgaben und zentralörtliche Bedeutung ...... 9 2.4 Eckdaten zur Bevölkerungs‐ und Sozialstruktur ...... 10 2.5 Eckdaten zur Wirtschaftsstruktur ...... 11 2.6 Aufbau der Verwaltung ...... 14 2.7 Eckdaten des kommunalen Haushalts ...... 14 2.8 Besonderheiten der kommunalen Entwicklung / Alleinstellungsmerkmale ...... 16 3 Demografische Entwicklung ...... 18 3.1 Grundlagen ...... 18 3.2 Demografische Entwicklung in Perl ...... 22 4 Leitbild und Entwicklungsziele ...... 31 4.1 Stärken‐Schwächen‐Analyse ...... 31 4.1.1 Städtebau und Wohnen ...... 32 4.1.2 Soziale Infrastruktur ...... 33 4.1.3 Wirtschaft, Handel und Nahversorgung ...... 34 4.1.4 Tourismus ...... 35 4.1.5 Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt ...... 36 4.2 Leitbild und Oberziele der Gemeindeentwicklung ...... 36 4.3 Schwerpunktfunktionen der Ortsteile ...... 38 5 Handlungsstrategie ...... 40 5.1 Städtebau und Wohnen ...... 40 5.1.1 Entwicklung der Ortskerne ...... 41 5.1.2 Wohnen ...... 43 5.2 Soziale Infrastruktur ...... 46 5.2.1 Workshop Jugend/Senioren/Soziales ...... 46 5.2.2 Kindertagesstätten ...... 47 5.2.3 Schulen ...... 54 5.2.4 Sporteinrichtungen ...... 61 5.2.5 Kultur‐ und Gemeinschaftseinrichtungen ...... 71 5.2.6 Feuerwehren...... 79 5.2.7 Gesundheit...... 82

II

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5.3 Wirtschaft und Gewerbe ...... 85 5.3.1 Ausgangslage ...... 85 5.3.2 Bestandsanalyse ...... 85 5.3.3 Handlungsstrategie Wirtschaft und Gewerbe ...... 88 5.4 Nahversorgung und Einzelhandel ...... 91 5.4.1 Ausgangslage ...... 91 5.4.2 Bestandsanalyse Nahversorgung und Verbraucherpotential ...... 93 5.4.3 Handlungsstrategien Nahversorgung und Einzelhandel ...... 96 5.4.4 Fazit ...... 97 5.5 Tourismus ...... 98 5.5.1 Ausgangslage und Trends ...... 98 5.5.2 Bestandsaufnahme ...... 102 5.5.3 Ergebnisse des Workshops Tourismus ...... 119 5.5.4 Handlungsstrategien Tourismus ...... 120 5.6 Technische Infrastruktur, Verkehr, Energie und Umwelt ...... 126 5.6.1 Technische Infrastruktur ...... 126 5.6.2 Motorisierter Individualverkehr / Straßenverkehr ...... 126 5.6.3 Öffentlicher Verkehr ...... 129 5.6.4 Fuß‐ und Radwege ...... 134 5.6.5 Energieverbrauch ...... 134 5.6.6 Die Ergebnisse des Workshops Energie und Verkehr ...... 135 5.6.7 Umwelt ...... 136 6 Räumliches Entwicklungskonzept ...... 138 6.1 Entwicklungsziele ...... 138 6.2 Leitprojekte ...... 139 6.2.1 Städtebau ...... 139 6.2.2 Tourismus ...... 140 6.2.3 Nahversorgung und Einzelhandel ...... 143 6.2.4 Umwelt, Energie und Verkehr ...... 143 6.2.5 Aktivierung und Beteiligung ...... 143 7 Durchführungsmodalitäten ...... 148 7.1 Gemeindeentwicklung im Prozess ...... 148 7.2 Bürgerbeteiligung ...... 149 7.2.1 Auftaktveranstaltung ...... 149 7.2.2 Vertiefende Workshops ...... 150 7.2.3 Verstetigung der Bürgerbeteiligung ...... 150 7.3 Monitoring und Evaluation ...... 151

III

Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Abbildungsverzeichnis ...... i Tabellenverzeichnis ...... iv Literaturverzeichnis ...... v Urheberrecht ...... xi

IV

Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Abkürzungsverzeichnis

BBSR Bundesinstitut für Bau‐, Stadt‐ und Raumforschung CC3F Communauté de communes des Trois Frontières DRK Deutsches Rotes Kreuz EVS Entsorgungsverband FGTS Freiwillige Ganztagsschule GEKO Gemeindeentwicklungskonzept GIU Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH IHK Industrie‐ und Handelskammer IKSMS Internationale Kommissionen zum Schutz der Mosel und der Saar IKT Informations‐ und Kommunikationstechnologien JWG Saarländisches Ausführungsgesetz zum Gesetz für Jugendwohlfahrt KICK Kinder‐ und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz KiföG Kinderförderungsgesetz KJHG Kinder‐ und Jugendhilfegesetz LEP Landesentwicklungsplan MORO Modellvorhaben der Raumordnung MSR Mess‐ , Steuer‐, Regeltechnik ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr RPT Rheinland‐Pfalz Tourismus GmbH SchoG Schulordnungsgesetz SKBBG Saarländische Kinderbetreuungs‐ und Bildungsgesetz SNCF Société nationale des chemins de fer français SPNV Schienenpersonennahverkehr TAG Tagesbetreuungsausbaugesetz THW Technisches Hilfswerk TZS Tourismuszentrale GmbH ü. NN über Normal Null ü. NHN Über Normalhöhennull WEA Windenergieanlage

V

Gemeindeentwicklungskonzept Perl

1 Einführung Die Kommunen des Saarlandes sind in vielfältiger Weise vom demografischen und sozioökonomi‐ schen Wandel betroffen. Allen gemeinsam ist, dass sie die lokalen Entwicklungen anpassen müssen, um frühzeitig und nachhaltig auf die Herausforderungen zu reagieren und handlungsfähig zu bleiben. Um den Kommunen diese Entwicklungen zu erleichtern hat das Land das Planungsinstrument der integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte (GEKOs) ins Leben gerufen, welche als Orientierungshil‐ fe für die nächsten 15 Jahre einen gesamtstädtischen Zielrahmen vorgeben sollen. Öffentliche und private Planungen und Projekte können daran gemessen und in ihren Auswirkungen besser eingeschätzt werden. Gleichzeitig soll ein konstantes Monitoring (Beobachtung) und regelmä‐ ßige Evaluation (Prüfung auf Zielvorgaben) sicherstellen, dass der beschlossene Weg zielsicher ver‐ folgt wird. Damit sollen nicht zuletzt Investitionen bedarfsgerechter getätigt werden können, was zu einer lang‐ fristigen Entlastung der angespannten kommunalen Haushalte führen soll. Die im Leitfaden zu den GEKOs aufgeführten übergeordneten Prinzipien sind:  Ressortübergreifender integrierter Ansatz  Bedarfsgerechte Anpassung an den demografischen Wandel  Interkommunale Kooperation  Beteiligung der Bevölkerung  Nachhaltigkeit Das Gemeindeentwicklungskonzept Perl soll auf dieser Basis einen Handlungsleitfaden für die Politik und Verwaltung sein, um die Herausforderungen erfolgreich meistern zu können. Die Erstbeauftragung der GIU mbH zur Erstellung eines Gemeindeentwicklungskonzeptes erfolgte am 24. August 2009 durch die Gemeinde Perl auf Basis des Angebotes vom 11. März 2009. Mit dem Ergänzungsangebot vom 20. Mai 2010 wurde auf den Wunsch einer Bevölkerungsbeteili‐ gung eingegangen und der Auftragsrahmen um die Durchführung einer öffentlichen Kick‐Off‐ Veranstaltung, mehrerer Workshops und einer Ergebnispräsentation im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung erweitert. Eine Erstfassung des Gemeindeentwicklungskonzeptes wurde im April 2011 erstellt und der Gemein‐ de Perl übergeben. Eine Fortschreibung wurde dann Ende 2014 beauftragt und die Erstellung einer aktualisierten Version auf Datenbasis zum 31. Dezember 2013 vereinbart und beauftragt. Die vorlie‐ gende überarbeitete Endfassung mit dem Stand September 2015 entspricht den vorgenannten Ver‐ einbarungen.

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2 Kommunale Rahmenbedingungen

2.1 Lage im Raum und Verkehrsanbindung Perl in der Region Die Gemeinde Perl befindet sich im Dreiländereck Deutschland‐Frankreich‐Luxemburg an den Hän‐ gen rechts der Obermosel. Perl und seine Ortsteile liegen in Bezug auf die Zugehörigkeit zu dem Landkreis und das Saarland eher peripher, jedoch eingebunden in einen europäisch wichtigen und zentralen Raum. Von der europäischen Ebene auf die Ausgangslage im Grenzgebiet heruntergebrochen sieht man, dass die Gemeinde Perl im Innern des Polygons liegt, das die vier Städte der „QuattroPole“ – Saarbrücken, Metz, Luxemburg und Trier – bilden.

Abbildung 1: Lage der QuattroPole‐Städte und der Gemeinde Perl (blaues Kreuz) (QuattroPole, 2009) Davon kann auch die Gemeinde Perl als zentrennahe Gemeinde profitieren. Gerade Luxemburg als Teil dieses Zentralraums stellt ein wichtiger Faktor – insbesondere als Arbeitgeber – für die Prosperi‐ tät der Gemeinde dar. Die Entfernung zu Saarbrücken beträgt rund 64 Straßenkilometer (38 Min. Fahrzeit), zu Metz rund 51 km (46 Min.), zu Trier rund 50 km (50 Min.) und zu Luxemburg rund 40 km (26 Min.). Die Gemeinde Perl grenzt im Osten an die saarländische Gemeinde , im Norden an die rhein‐ land‐pfälzischen Gemeinden Palzem und Kirf (beide Teil der Verbandsgemeinde ).Die Ge‐ meinde Perl wird im Westen (Gemarkungen Besch, Nennig und Perl) von der Mosel begrenzt, die hier die Grenze zu Luxemburg bildet. Auf der anderen Moselseite liegt Luxemburg mit den Gemeinden Schengen, Wellenstein und Remich (alle drei Teil des Kantons Remich). Im Süden stößt die Gemeinde an Frankreich (Lothringen) mit den Gemeinden Apach, Merschweiller und Manderen (Teil der Communauté de communes des Trois Frontières (Vgl. (CC3F, 2009)), abgekürzt CC3F). Die exponierte Grenzlage ist einzigartig im Saarland und bietet ein hohes Potenzial für Wirtschaft, Wohnen und Tourismus.

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Verkehrsanbindung Perl ist über die Bundesautobahn A 8 an das überregionale Straßennetz in Deutschland, sowie den Süden des Großherzogtums Luxemburg und Belgien angebunden. In Richtung Osten ist Perl somit ideal an den Verdichtungsraum entlang der Saar angebunden. Nach Westen führt die Autobahn nach Luxemburg–Brüssel oder Metz–Paris. Mit dem Viadukt von Schengen über die Mosel ist seit 2003 die deutsche BAB 8 mit der luxemburgischen A 13 verbunden(Gemeinde Perl, 2013a). An Frankreich mit dem Grenzort Apach ist die Gemeinde durch die Bundesstraße 419 angebunden. Durchquert wird die Gemeinde zudem von der Bundesstraße 407 (Perl‐Hermeskeil). Im Bereich des Ortsteils Perl führt eine Brücke über die Mosel nach Schengen, nördlich davon bei Nennig eine nach Remich. Alle Ortsteile sind über Bundes‐ und Landesstraßen an den Hauptort ange‐ schlossen. Eine Eisenbahnverbindung entlang der Mosel bindet Perl an Trier an. Auf dem Gebiet der Gemeinde Perl befinden sich die Bahnhöfe Perl und Nennig sowie der Bahnhaltepunkt Besch. Die Eisenbahn‐ strecke nach Metz wurde über mehrere Jahre ausschließlich vom Güterverkehr benutzt. Am 10. Juni 2007 wurde der grenzüberschreitende Personenverkehr auf der Obermoselstrecke wieder in Betrieb genommen. Züge verkehren vorläufig aber nur am Wochenende. Damit ist Perl an die TGV Bahnhöfe Metz und Thionville angebunden(Gemeinde Perl, 2013a). Eine direkte Bahnverbindung nach Luxem‐ burg Stadt besteht nicht. Bezüglich des schienenungebundenen ÖPNV ist die Versorgung weniger ideal. Perl liegt an der Stre‐ cke Trier–Metz, jedoch ist nur die Anbindung in Richtung Trier wochentags bedient. In Richtung Lu‐ xemburg fahren Schnellbuslinien aus dem Saarland, die in Perl und Nennig Haltepunkte anbinden.

2.2 Siedlungsstruktur und Flächennutzung Die Orte, die heute die Gemeinde Perl bilden, blicken auf eine lange Geschichte der Besiedlung (Gemeinde Perl, 2013c) zurück, was Bodenfunde aus der Mittelsteinzeit belegen. Mit der wachsenden Bedeutung von Trier zur Zeit des Römischen Reichs wurde auch hier die Besied‐ lung dichter, was z. B. an den Mosaikfunden in Nennig ablesbar ist. Im Mittelalter war der Bereich um Perl verschiedenen kirchlichen und weltlichen Besitzern zugesprochen, die aber meist mit den jewei‐ ligen Herrschern in Trier und Luxemburg in Verbindung oder in deren Abhängigkeit standen. In der beginnenden Neuzeit war das Gemeindegebiet kurze Zeit französisch. Nach 1814 gehörte ein Teil und ab 1815 das ganze heutige Gemeindegebiet zur preußischen Provinz Niederrhein, bzw. ab 1882 zur erweiterten preußischen Rheinprovinz. Nach dem 2. Weltkrieg war das Gebiet französisch besetzt. Seit dem 18. Juli 1946 sind die Orte der heutigen Gemeinde Teil des Saarlandes, seit dem 8. Juni 1947 Teil des Landkreises Merzig‐Wadern. Bei der Verwaltungsreform 1974 wurden die 14 Gemeinden Besch, Borg, Büschdorf, Eft‐Hellendorf, Kesslingen, Münzingen, Nennig, Oberleuken, Oberperl, Perl, Sehndorf, Sinz, Tettingen‐Butzdorf und Wochern zur neuen Gemeinde Perl zusammengefasst. Die Gemeinde Perl gliedert sich heute 14 Orts‐ teile, die elf Gemeindebezirken zugeordnet sind. Oberleuken, Kesslingen und Münzingen sowie Tet‐ tingen‐Butzdorf und Wochern bilden jeweils einen gemeinsamen Gemeindebezirk, die übrigen Gemeindebezirke sind mit den Ortsteilen identisch(Gemeinde Perl, 2013b)(Gemeinde Perl, 2013b). Der Ortsteil Perl selbst hat 2.219 Einwohner und zieht sich vom Moselufer zwischen den Weinbergen den Hang hinauf. Perl liegt direkt an der Grenze zum französischen Département mit dem Grenzort Apach. Unmittelbar vor der Grenze mit Frankreich liegt die Moselschleuse Apach. Auf der anderen Flussseite liegt das luxemburgische Schengen. Der Ortsteil Borg liegt 355 m ü. NN auf dem Saargau, der hier an der Mosel auch Moselgau genannt wird. Borg hat 395 Einwohner. Die Villa Borg gehört zu den wichtigen römischen Ausgrabungsstätten im Saarland.

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Eft‐Hellendorf hat 302 Einwohner. Der Ort liegt im Saargau am Schneeberg, der höchsten Erhebung der Gemeinde Perl. Die erste Erwähnung stammt aus der Zeit um 1130. Durch die beiden Ortsteile Eft und Hellendorf fließt der Leukbach, der in Eft entspringt. Der Ortsteil Münzingen ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Perl. Münzingen hat 54 Einwohner und liegt 360 m ü. NN auf dem Saargau an der Grenze zu Rheinland‐Pfalz. Der Ort wird 1533 erstmals urkundlich erwähnt. Die „greiffenklauschen Höfe zu Keßlingen und Münzingen” werden 1662 er‐ wähnt. Ein Kuriosum ist, dass Münzingen (obwohl im Saarland gelegen) kirchlich als Filiale zur Pfarrei Kirf (Rheinland‐Pfalz) gehört. Der Ortsteil Nennig hat 1.345 Einwohner und ist Grenzort zu Rheinland‐Pfalz und Luxemburg. Nennig ist erstmals 924 urkundlich erwähnt, aber der römische Mosaikfußboden und der am Ortsrand be‐ findliche Grabhügel beweisen, dass der Ort schon zur Römerzeit besiedelt war. Zweihundert Meter nordwestlich des Römischen Mosaikfußbodens steht die Pfarrkirche St. Martin. Aus dem Mittelalter stammen zwei Schlösser: die 1180 erbaute Wasserburg Berg, welche heute das von der Saarland Sporttoto gebaute Spielcasino „Casino Schloss Berg“ mit angeschlossenem Luxushotel und Restau‐ rant beherbergt; das andere ist das um 1340 erbaute Schloss Bübingen, das gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde und heute als Ruine nicht mehr frei zugänglich ist (Burgen und Schlösser GmbH, 2013). Die Siedlungsstruktur der Gemeinde Perl ist grundsätzlich dreigeteilt:  Im östlichen Bereich, der Erhöhung des Muschelkalkplateaus mit rund 300 bis 400 Meter ü. NN, dominiert die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens. Unterbrochen durch einzelne Waldflecken und kleineren Ortsteilen sind die Flächen im Flächennutzungsplan auch als Flä‐ chen für die Landwirtschaft ausgewiesen. Neuausweisungen von Flächen für Wohnen oder Gewerbe sind eher moderat.  Westlich davon, anschließend an die Reihe der Ortsteile Sinz – Butzdorf – Tettingen – Wo‐ chern, beginnt der Hangwald, der zur Mosel hinunter führt. Er wird im Bereich des Ortsteils Perl von einem Tal durchschnitten, durch dessen Sohle die Autobahn durchführt.  Im Moseltal befinden sich dann die drei größten Siedlungsbereiche, ganz im Süden Perl/Oberperl/Sehndorf, gefolgt von Besch und im Norden Nennig/Wies. Die Weinbauflächen konzentrieren sich um Nennig und Perl. Zwischen Besch und Nennig erstrecken sich entlang der Mosel (ehemalige) Kiesabbauflächen und ein kleiner Hafen. Die ehemaligen Kiesabbau‐ flächen böten ein Potenzial zur Renaturierung der Auenlandschaft. Die Fläche von 75,1 km² teilt sich in folgende Flächennutzungen auf:  Gebäude‐ und Freifläche 4,7 %  Verkehrsfläche 5,6 %  Landwirtschaftsfläche 60,5 %  Waldfläche 25,9 % Der höchste Punkt der Gemeinde ist der unmittelbar an der französischen Grenze gelegene Schnee‐ berg in Eft (429 m ü. NN)(Gemeinde Perl, 2013b).

2.3 Funktionen, Aufgaben und zentralörtliche Bedeutung Der Landesentwicklungsplan (LEP) Siedlung definiert Perl als Grundzentrum entlang einer Siedlungs‐ achse 2. Ordnung; die Ortsteile Besch, Nennig und Sehndorf als Nahbereich des Grundzentrums, ebenfalls an dieser Siedlungsachse 2. Ordnung, sowie die Ortsteile Borg, Büschdorf, Eft‐Hellendorf, Oberleuken‐Kesslingen‐Münzingen, Oberperl, Sinz, Tettingen‐Butzdorf‐Wochern als nicht‐ achsengebundene Ortsteile im Nahbereich des Grundzentrums.

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2.4 Eckdaten zur Bevölkerungs‐ und Sozialstruktur In der Gemeinde Perl wohnten zum 31.12.2013 insgesamt 8.327 Einwohner (Gemeinde Perl, 2015a). Diese sind auf 14 Ortsteile in elf Gemeindebezirken verteilt, die sehr unterschiedliche Einwohnerzah‐ len aufweisen. In den drei größten Ortsteilen Perl, Besch und Nennig wohnen zusammen schon über die Hälfte der Einwohner, während sich die übrigen Ortsteile meist im Bereich von einigen hundert Einwohnern bewegen. Eine Ausnahme nach unten bildet der Ortsteil Münzingen mit nur 54 Einwoh‐ nern.

Abbildung 2: Visualisierung der Bevölkerungsstärken der Ortsteile; (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung: GIU mbH.

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Tabelle 1: Einwohnerzahl Perl zum 31.12.2013 nach Ortsteilen; (Gemeinde Perl, 2013)

Ortsteil Fläche Einwohner %

Besch 7,82 km² 1.391 16,7%

Borg 7,98 km² 395 4,7%

Büschdorf 4,23 km² 307 3,7%

Eft‐Hellendorf 9,92 km² 302 3,6%

Nennig 2,34 km² 1.344 16,1%

Oberleuken 1,78 km² 539 6,5%

Kesslingen 9,73 km² 129 1,5%

Münzingen 7,14 km² 54 0,6%

Oberperl 3,05 km² 471 5,7%

Perl 2,96 km² 2.217 26,6%

Sehndorf 2,73 km² 237 2,9%

Sinz 6,72 km² 370 4,4%

Tettingen‐ 4,77 km² 384 4,6% Butzdorf

Wochern 3,88 km² 187 2,2%

Insgesamt 75,06 km² 8.327 100%

2.5 Eckdaten zur Wirtschaftsstruktur Die Wirtschaftsdaten der letzten zehn Jahre für Perl sind auf der Seite der Arbeitsplätze vor Ort stark geprägt von dem inzwischen abgeschlossenen Bau der A8 durch das Gemeindegebiet in Richtung Luxemburg. Eine vernünftige Beurteilung der Entwicklung der lokalen Arbeitsplätze ist deshalb schwierig (siehe Abbildung unten). Dennoch zeigt ein Vergleich mit dem Landkreis Merzig‐Wadern, dass in Perl die Zahl der Arbeitsplät‐ ze überproportional gestiegen ist. Während diese Zahl im Landkreis von 1990 bis 2007 um + 4,2 % gestiegen ist lag der Wert in Perl bei + 33,3 %. Da die statistischen Daten zu den unterschiedlichen Wirtschaftszweigen erst seit 1998 vorliegen und dann der Einfluss des Autobahnbaus schon sichtbar ist, ist eine differenzierte Aussage dazu, wo die zusätzlichen Arbeitsplätze entstanden sind, aus den statistischen Daten nicht ablesbar.

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2.500

2.000

1.500

1.000 Beschäftigte

500

0

Jahr

Land- und Forstwirtschaft Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe und Verkehr sonstige Dienstleistungen Sozialpflichtig besch. Arbeitnehmer insgesamt

Abbildung 3: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort der Gemeinde Perl nach Wirtschaftszweigen 1990 bis 2013, (Statistisches Amt Saarland, 2015), Darstellung: GIU mbH In Kontrast zum Anstieg der Arbeitsplätze in Perl (also der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort) steht ein Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort. Diese Zahl hat seit 1998 um 3,4 % abgenommen, während es im Landkreis ein leichter Anstieg von + 1,0 % gab. Auf die Kombination aus starkem Bevölkerungsanstieg und sinkenden Beschäftigungszahlen der Einwohner von Perl wird in Kapitel 3.2 näher eingegangen.

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1.400

1.200

1.000

800

600 Beschäftigte

400

200

0

Jahr

vor Ort beschäftigte Auspendler

Abbildung 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort der Gemeinde Perl 1990 bis 2013, (Statistisches Amt Saarland, 2015), Darstellung: GIU mbH

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2.6 Aufbau der Verwaltung

Bürgermeister

1. Beigeordneter Sekretariat Beigeordneter Büroleitung Abteilung I Abteilung II Abteilung III Abteilung IV Haupt‐ und Personalamt Ordnungs‐ und Standesamt Finanz‐ und Tiefbauverwal‐ Liegenschafts‐ und Hoch‐ tung, Bauleitplanung, Ge‐ bauverwaltung, Bauan‐ meindekasse, Bauhof, träge, Natur‐ und Eigenbetriebe Umweltschutz, Gemein‐ deforst Abteilung I ‐ Leitung Abteilung II ‐ Leitung Abteilung III ‐ Leitung Abteilung IV ‐ Leitung Personalwesen, Schulverwal‐ Standesamt, Ortspolizeibehörde, Büroleitung, Haushalts‐ und Liegenschaften, Hoch‐ tung, Kindertagesbetreuung, allgemeine öffentliche Sicherheit Finanzwesen, Bauleitplanung, baumaßnahmen, Veräuße‐ Ortsräte und Ortsvorsteher, und Ordnung, Verkehrswesen, Tiefbaumaßnahmen, Ge‐ rung von Bau‐ und Kulturarbeit, grenzüberschrei‐ Brandschutz/Feuerwehr schäftsführung Gesellsch., Gewerbegrundstücken, tende Beziehungen Gemeinderat und Ausschüsse Baugenehmigun‐ gen/Bauanfragen, Flurbe‐ reinigung Personal‐ und Friedhofswesen Standesamt, Führerscheine Wasserwerk, Abwasserbe‐ Liegenschaften, Gebäu‐ trieb, EDV demanagement Rentenanträge, Vereins‐ und Gewerbeamt, Brand‐ Gemeindekasse‐Leitung, Liegenschaften, Grund‐ Jugendförderung, Kinderspiel‐ schutz/Feuerwehr, Führerscheine Vollstreckungswesen stücksverkehr plätze, Benutzung öffentlicher Einrichtungen, Gebäudeüberwachung, Einwohnermeldeamt, Päs‐ Gemeindekasse, Vollstre‐ Elektroarbeiten, Betreu‐ se/Ausweise, Fischereischeine, ckungswesen ung von Hochbauprojek‐ Fundbüro ten Tourismus‐ und Kulturförderung, Haushaltswesen, Abfallbesei‐ Gemeindeforst, Natur‐ Redaktion Internetseite tigung, kommunale Wert‐ /Umweltschutz stoffberatung, Ingenieurverträge, Jagdange‐ Bekanntmachungsblatt, Infor‐ legenheiten mations‐ und Servicestelle, Anträge, Klärgrubenentleerung, Anlagebuchhaltung Ausgabe Baugenehmigungen, Gemeindesteuern und ‐ Verkäufe, Telefonzentrale, abgaben Postausgang Haushaltswesen, Bauhofver‐ waltung Sekretariat des Bürgermeis‐ ters Bauhofleitung, Überwachung von Tiefbaumaßnahmen

Abbildung 5: Aufbau der Gemeindeverwaltung Perl, (Gemeinde Perl, 2015b)

2.7 Eckdaten des kommunalen Haushalts Die kommunalen Finanzen in Perl präsentieren sich relativ ausgeglichen. Der Verwaltungshaushalt mit einem Volumen von rund 11 Mio. Euro (2009) ist stabil. Die Neuverschuldung ist hauptsächlich durch hohe Investitionen bedingt, allein für 2009 sind im Be‐ reich der Investitionen und Investitionsförderungsmaßnahmen 11,56 Mio. Euro veranschlagt (zum Vergleich: Rechnung 2007 2,31 Mio. Euro). Da der Zweck vieler dieser Investitionen die energetische

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Sanierung bzw. der Ersatz alter Gebäude beinhaltet, können die laufenden Kosten dadurch eventuell mittelfristig gesenkt werden.

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000 Tsd. Euro 2.000

1.000

0

Jahr

Grundsteuer A Grundsteuer B Gewerbesteuer (brutto) Einkommensteuer Umsatzsteuer Gemeindesteuern insgesamt

Abbildung 6: Ausgewählte Steuereinnahmen der Gemeinde Perl 1990 bis 2013 (Gemeinde Perl, 2015b), Darstellung: GIU mbH

Auf der Einnahmeseite fallen bei den Gemeindesteuern vor allem die Gewerbesteuern ins Gewicht. Hier zeigte sich zwar nach den zwei starken Jahren 2003 und 2004 ein Einbruch, das Jahr 2007 stand aber wieder unter einem guten Stern. Für die Jahre 2008 und 2009 wird mit einem leichten Rückgang auf der Einnahmeseite gerechnet. Neben den Gewerbesteuern sind die Schlüsselzuweisungen aus dem Kommunalfinanzausgleich eine wichtige Einnahme der Gemeinde. Durch das starke Bevölkerungswachstum wird die Gemeindeverwaltung stärker in Anspruch genom‐ men. Dem stehen jedoch keine analog wachsenden Steuereinnahmen gegenüber, da ein Großteil der in Luxemburg arbeitenden Personen das Einkommen am Arbeitsort versteuert und der in Deutsch‐ land festgelegte Gemeindeanteil somit entfällt.

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10.000 1200 9.000 1000 8.000 7.000 800 6.000 5.000 600 Euro

Tsd. Euro 4.000 400 3.000 2.000 200 1.000 0 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Jahr

Schulden in Tsd. Euro Schulden je Einwohner in Euro

Abbildung 7: Schuldenentwicklung der Gemeinde Perl 1990 bis 2013 (Gemeinde Perl, 2015b), Darstellung: GIU mbH

Die Schuldenentwicklung zeigt über die letzten 20 Jahre beständig nach oben und so wird sich vo‐ raussichtlich ein Schuldenstand von fast 9 Mio. Euro ergeben. Als antizyklisches Verhalten in konjunkturell schwachen Zeiten ist dies jedoch nicht problematisch, wenn nach getätigten Investitionen die Folgejahre zu einer Konsolidierung genutzt werden.

2.8 Besonderheiten der kommunalen Entwicklung / Alleinstellungsmerkmale Die Gemeinde Perl liegt aus saarländischer Sicht sowohl geographisch als auch touristisch an einer exponierten Stelle, außerhalb der klassischen saarländischen Destinationen. Entsprechend sind die Alleinstellungsmerkmale zwar typisch für die Mosellage, aber im saarländischen Kontext als Allein‐ stellungsmerkmal zu sehen:  die Lage an der Mosel,  der Weinbau,  die Lage am Dreiländereck Deutschland/Luxemburg/Frankreich,  die gegenläufige demographische Entwicklung in der Gemeinde,  das Casino Schloss Berg in Nennig,  die gastronomischen Betriebe in der Gemeinde Perl. Die Lage an der Mosel ist primär touristisch nutzbar. Dabei sind die Moselschifffahrt, der Radtouris‐ mus und Tagesausflüge die offensichtlichsten touristischen Varianten. Jedoch ist nur in Besch der Zugang zur Mosel direkt aus dem Ortskern gegeben. Die Lage an der Mosel hat noch ein bedeuten‐ des ungenutztes Potenzial. Perl ist die einzige Weinbaugemeinde des Saarlandes. Das bedeutet: Saarländischer Wein wird nur an der Mosel angebaut; der Weinanbau an der Saar findet in Rheinland‐Pfalz statt, etwa in Saarburg.

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Perl gehört zum Weinbaugebiet Mosel. Der Winzerbetreibe finden sich in den Ortsteilen Perl, Ober‐ perl, Sehndorf und Nennig. Der Weinbau hat aufgrund der geringen Anzahl von Betrieben zwar einen wirtschaftlichen Nutzen, indem er lokale Arbeitsplätze in den Weingütern und der verbundenen Gastronomie sichert. Darüber hinaus ist eine verstärkte touristische Nutzung denkbar, insbesondere bei der Zielgruppe der älteren Bevölkerung. Die Lage am Dreiländereck Deutschland/Luxemburg/Frankreich ist sowohl touristisch als auch wirt‐ schaftlich nutzbar. Die touristische Nutzung würde ein Ausbau des Themas „Europa“, insbesondere in Verbindung mit Schengen als Ausgangsort eines grenzenlosen Europas nach dem gleichnamigen Abkommen bedeuten. Die wirtschaftliche Nutzung bezieht sich primär auf Diskrepanzen beim Ange‐ bot und dem Preis verschiedener Konsumgüter diesseits und jenseits der Grenzen. Aber auch die Diskrepanzen bei Angebot und Preis von Immobilien führen zu erhöhter Nachfrage auf deutscher Seite, was Perl hinsichtlich der Nachfrage nach Wohnraum abermals eine Alleinstellung im Saarland beschert. Die Themen Mosellage sowie Weinbau werden im Kapitel 5.5 (Tourismus) vertieft, das Thema der Lage im Dreiländereck hauptsächlich in den Kapiteln 5.1 (Städtebau und Wohnen) und 5.3 (Wirtschaft und Gewerbe). Eine weitere Besonderheit der kommunalen Entwicklung ist die unterschiedliche Prägung der Ortstei‐ le aufgrund ihrer topographischen Lage und ihrer landwirtschaftlichen Tradition. Die vier Weinbauorte plus Besch (150 Meter ü. NN) im Moseltal unterscheiden sich von den stärker landwirtschaftlich und dörflich geprägten Ortsteilen auf mittlerer Höhe (Hangwald) wie Sinz, Tettin‐ gen‐Butzdorf, Wochern und den sehr kleinen Ortsteilen Borg, Eft‐Hellendorf, Büschdorf, Oberleuken, Kesslingen, Münzingen (360 m ü. NN) auf den Höhenlagen des Moselgaus/Saargaus. Aufgrund der Weitläufigkeit des Gemeindegebietes ist eine Orientierung der Ortsteile Büschdorf, Oberleuken, Kesslingen, Münzingen nach Perl nicht zwingend. Von Münzingen ist Orscholz mit dem Auto 8,3 km entfernt, Perl 10,2 km.

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3 Demografische Entwicklung

3.1 Grundlagen Zur Erstellung der Szenarien einer demografischen Entwicklung für eine Kommune ist eine Vielzahl von Daten erforderlich und gerade hier besteht eine große Schwierigkeit. Fast alle Daten zum demo‐ grafischen Wandel sind mindestens regional, wenn nicht sogar nur auf Bundesländerebene verfüg‐ bar. Dies ist auch sinnvoll, denn aus statistischen Gründen wird die Aussagekraft der Vorausberechnungen umso kleiner, wie auch der Betrachtungsraum kleiner wird. Hier ist also die überörtliche Vorausberechnung durch ein geeignetes Modell zu ergänzen, was auf der jeweiligen kommunalen Ebene tauglich ist. Als Basis für die Voraussagen zur demografischen Entwicklung dient die 12. koordinierte und regiona‐ lisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Statistisches Amt Saarland, 2010a). Eine aktualisierte 13. koordinierte und regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung befindet sich zurzeit in Aufstellung und wird zum Ende des Jahres 2015 verfügbar sein. Diese Auflage wird exaktere Ergebnisse liefern, da als Ausgangsgrundlage nicht die Volkszählung 1987, sondern der Zensus 2011 zu Grunde liegt. Die Grundlage für die 12. koordinierte und regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung ist der Bevölkerungsstand am 31.12.2008, welcher zuerst für eine nationale (2009) und Bundesländerprog‐ nose (2009) verwendet wurde, und danach vom Saarland auf die Landkreise und die Landeshaupt‐ stadt heruntergerechnet wurde (2010). Aktuellere Zahlen liegen mit der Veröffentlichung des Zensus 2011 zwar vor, jedoch sind diese nur für einen Stichtag (9. Mai 2011) verfügbar und für die Darstel‐ lung einer Zeitreihe noch nicht verwendbar. Künftige Zeitreihen werden sich wie oben erwähnt auf die Zensusergebnisse als Basis beziehen und können dann entsprechend auch verwendet werden. Es muss hier vorab auf verschiedene Punkte hingewiesen werden, die zur Interpretation der Daten essentiell sind:  Es handelt sich um eine Bevölke‐ rungsvorausberechnung, nicht um eine Prognose. Je weiter in die Zukunft geschaut wird, desto schwieriger ist es, Entwicklungen zu prognostizieren. Das statisti‐ sche Bundesamt unternimmt daher diesen Versuch gar nicht, sondern nimmt die neusten Be‐ völkerungszahlen und verknüpft sie mit Annahmen zu Wande‐ rungen, Geburtenhäufigkeit und Lebenserwartung. Aus einer Kombination dieser Annahmen ergeben sich bei der Abbildung 8: Zusammengefaste Geburtenziffer 1952 bis 2006, neuesten Vorausberechnung 12 (Statistisches Bundesamt, 2007) Modelle, die jedoch – aus heuti‐ ger Sicht – verschieden wahrscheinlich sind. Üblicherweise wird die Variante kommuniziert, die von einer konstanten Geburtenhäufigkeit, einem gemäßigten Anstieg der Lebenserwar‐ tung und einem Zuwanderungssaldo von 100.000 Personen pro Jahr in Deutschland ausgeht.

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 Es besteht eine nicht unerhebliche Unsicherheit bei den Basisdaten zum Bevölkerungsstand. Dieser geht von den letzten Volkszählun‐ gen aus (BRD: 1987, DDR: 1981) und wird mit den Geburten‐ und Sterbemeldungen sowie Zu‐ bzw. Fortzügen jedes Jahr fort‐ geschrieben. Die Ergebnisse des Zensus 2011 bestätigten diese Un‐ sicherheit denn im Ergebnis kam es zu einem niedrigeren Bevölke‐ rungsstand als auf Basis der Ein‐ wohnermeldeämter errechnet wurde. Mit jedem Jahr Abstand zur Volkszählung werden die Feh‐ ler größer. Es wird deshalb von ei‐ ner Überhöhung beim Bevölke‐ rungsstand von ca. 1,3 Millionen Personen in Deutschland ausge‐ gangen (Bundesministerium des Inneren, 2010), was wiederum auch Folgen für die Höhe der Zah‐ len zur Geburtenhäufigkeit und Lebenserwartung hat. Die Bevölkerungszahlen für das Jahr 2050 sind extrem hypothetisch. Man führe sich die zeitlichen Dimensionen vor Auge, ana‐ log hätte man 1962 für das Jahr 2006 den Bevölkerungsstand berechnen können. Die Geburtenziffern damals waren 2,37 Kinder pro Frau in der BRD und 2,33 in der DDR, eine Vorausberechnung hätte also wenig prognostischen Wert gehabt. Auswertun‐ gen zeigen seit dem Ende des 19. Jahr‐ hunderts große Schwankungen in der Ge‐ Abbildung 9: BBSR‐Bevölkerungsprognose 2009‐2030/ROP, (BBSR, burtenziffer, welche eine Fortschreibung 2009a) für mehr als zehn Jahre schwierig er‐ scheinen lassen(Deutscher Bundestag, 1998). Die Bevölkerung des Saarlandes ist von 1920 bis 1970 mit Unterbrechung durch den 2. Weltkrieg konstant angestiegen (Statistisches Amt Saarland, 2010b). Diese Dynamik ist seit den 70er Jahren zu Ende. Bedingt durch die Veränderungen in der Gesellschaft und medizinischen Möglichkeiten zur Geburtenkontrolle befindet sich die Geburtenziffer seit dieser Zeit deutlich unter dem Bestandserhal‐ tungsniveau. Gleichzeitig stieg bis heute ebenfalls bedingt durch die medizinischen Fortschritte die Lebenserwartung deutlich an. Sie beträgt heute bei Männern rund 75 Jahre, bei Frauen rund 80 Jahre. Diese Entwicklungen bedeuten, dass wir heute in einer Gesellschaft leben, die einerseits bis in ein hohes Alter relativ gesund und aktiv leben kann und dass andererseits die Eltern ihre Familiengrößen

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl zu einem großen Anteil selbstbestimmt planen können. Angesichts des negativen Beiklangs des Be‐ griffs „Demografischer Wandel“ scheint es wichtig, dies als Prämisse festzuhalten. Die Kehrseite der Medaille sind jedoch zwei dominante Entwicklungen. Fast alle Regionen des Saar‐ landes werden von einem starken Bevölkerungsrückgang betroffen sein, verknüpft mit einer ebenso starken Alterung der Gesellschaft. Das Saarland nimmt hier unter den westdeutschen Flächenländern eine Sonderstellung ein insofern, dass es – auch bedingt durch seine Größe – umfassend und nicht nur teilweise betroffen sein wird, und dass die Auswirkungen früher und stärker zu spüren sind als anderswo im Westen der Republik (Siehe Abbildung 9). Zudem kann das Saarland im Gegensatz zu anderen Agglomerationsräumen kaum mit Zuwanderung rechnen, welche den Prozess entzerren könnte.

Abbildung 10: Veränderungen im Bevölkerungsaufbau 2008 bis 2060 im Saarland nach der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, (Statistisches Amt Saarland, 2010c) Wie allseits aus den Szenarien zum Bevölkerungswachstum bekannt ist, verhalten sich die demografi‐ schen Entwicklungen exponentiell. Dies gilt auch für die Bevölkerungsschrumpfung. Analog sind auch Reaktionen darauf nur langfristig wirksam, da sie erst die Exponentialität brechen müssen, bevor eine tief greifende Änderung möglich ist. Auch wenn heute durch familienpolitische Maßnahmen die Ge‐ burtenquote auf 2,1 erhöht werden könnte, so würde die Bevölkerung die nächsten 25 Jahre trotz‐ dem sinken, da erst dann diese geburtenstarken Mütterjahrgänge selbst wieder Kinder bekommen

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl würden. Solche Maßnahmen haben kurz‐ bis mittelfristig nur sehr geringe Auswirkungen auf die kommunalen Planungen. Abbildung 10 zeigt, dass 2030 fast jeder dritte Saarländer älter als 65 Jahre sein wird. Die Personen‐ gruppe im erwerbsfähigen Alter von 20 bis unter 65 Jahren wird dagegen nur etwas mehr als die Hälfte der saarländischen Bevölkerung umfassen. Außerdem wird es voraussichtlich nur noch 15 Prozent Kinder und junge Erwachsene im Alter unter 20 Jahren geben (Statistisches Amt Saarland, 2010c). Aus den beiden parallel verlaufenden Tendenzen, dem Rückgang der Gesamtbevölkerung als auch der Verschiebung der Altersstruktur hin zu den älteren Jahrgängen, ergeben sich erhebliche Auswir‐ kungen auf die Kommunen. Insgesamt wird es zu einer Unterauslastung der Infrastrukturen und des Wohnungsmarktes kommen, gleichzeitig aber auch zu einer Verlagerung der Bedarfe. So werden zum Beispiel weniger Kinder weniger Betreuungseinrichtungen und weniger Schulen benötigen und mehr ältere Menschen mehr Dienstleistungen im pflegerischen und medizinischen Bereich. Bedingt dadurch, dass die letzten Geburtsjahrgänge vor dem „Pillenknick“ aus biologischen Gründen um 2015 herum aus dem reproduktionsfähigen Alter ausscheiden existiert jetzt aber noch ein Zeit‐ fenster, innerhalb dessen der Rückgang der Bevölkerung moderat ist. Dieses sollte genutzt werden, um die notwendigen Veränderungen bei der Infrastruktur in die Wege zu leiten. Jetzt kann man noch agieren, in zehn bis fünfzehn Jahren nur noch reagieren.

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3.2 Demografische Entwicklung in Perl Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Perl zeigt ein Bild, das sich deutlich von den meisten saarländischen Gemeinden unterscheidet (siehe Tabelle 2). Von 1998 bis 2013 konnte die Gemeinde ein Zuwachs von 31,4 % verzeichnen, während die saarländische Bevölkerung in diesem Zeitraum um 7,8 % im gleichen Zeitraum zurückging (Statistisches Amt Saarland, 2015). Im Landkreis Merzig‐Wadern gab es zwar ebenfalls einen Rückgang, der aber mit 2,8 % deutlich mo‐ derater ausfiel als im gesamten Saarland. Die Gemeinde Perl nimmt daher im Landkreis einen deutli‐ chen Spitzenplatz beim Bevölkerungswachstum ein.

9.000

8.000

7.000

6.000

5.000

4.000

Einwohner 3.000

2.000

1.000

0

Jahr

Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Perl 1998 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH Das Wachstum hat seine Ursachen aber nicht in erhöhten Geburtenzahlen, wie deren Entwicklung aufzeigt (siehe Abbildung 12), sondern im Zuwanderungsüberschuss aus den Wanderungsbewegun‐ gen (siehe Abbildung 13). Dies entspricht dem allgemeinen saarländischen Trend zu geringeren Ge‐ burtenzahlen, allerdings in einem abgeschwächten Maße. Auch gilt die Tendenz hin zu einem Zuwanderungsüberhang in der Wanderungsbewegung seit 2010 wieder für das Saarland.

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140

120

100

80

60 Personen

40

20

0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Jahr

Geburten Sterbefälle

Abbildung 12: Entwicklung der Geburten und Sterbefälle der Gemeinde Perl 1998 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH Abbildung 13 zeigt, dass außer im Jahr 2003 die Zuzüge jeweils über den Wegzügen lagen, besonders deutlich in 2007 und 2008 mit Wanderungssaldi von +282 und +344 Personen pro Jahr.

900

800

700

600

500

400 Personen 300

200

100

0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Jahr

Zuzüge Wegzüge

Abbildung 13: Entwicklung der Wanderungsbewegungen der Gemeinde Perl von 1998 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH Ein Hinweis auf die Herkunft der Zugezogenen liefert die Statistik zur Entwicklung der Ausländerzah‐ len in Perl (siehe Abbildung 14). Die Zahl der Ausländer in der Gemeinde ist im Zeitraum von 1990 bis

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2013 von 284 auf 2.674 gestiegen, was einem Bevölkerungsanteil von 32,1 % entspricht (1990: 4,7 %). Rund 73,5 % der ausländischen Bevölkerung ist im Alter von 21 bis 65 Jahren, während die Antei‐ le insbesondere der jüngeren Personen sehr schwach sind. Der Anteil der ausländischen EU‐Bürger liegt bei 96,4% wovon die aus Luxemburg stammende Bevölkerung insgesamt gesehen mit 64% (1.711 Personen) den größten Anteil stellt, gefolgt Mitbürgern aus Polen (6,5%; 173 Einwohner), Frankreich (5,9%; 159 Einwohner) und Portugal (3,4%; 91 Einwohner).

3000 100

2500 80

2000 60

1500

Personen 40 Anteil (in %) 1000

20 500

0 0

unter 15 15 - 20 20 - 65 65 u.mehr Ausländeranteil

Abbildung 14: Entwicklung der Ausländerzahlen der Gemeinde Perl 1998 bis 2013 (Statistisches Amt Saarland, 2009), (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH. Die Betrachtung der Altersgruppen in der Bevölkerung ist insbesondere für eventuelle Anpassungen an der Infrastruktur relevant, da die unterschiedlichen Altersgruppen andere Infrastrukturen benut‐ zen.

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1000 40-50

800

65 u. mehr 600 50-60

400 30-40

200 10-15 5-10 15-20 60-65 0-5 0 Absolute Veränderung in Personen in Veränderung Absolute

-200 20-30

-400 Altersgruppe

Abbildung 15: Absolute Veränderungen in den Altersgruppen der Gemeinde Perl 1990 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH Aus Abbildung 15 lassen sich drei Kernaussagen ableiten:  Die Zahl der 20‐ bis 30‐Jährigen ist sehr stark gesunken. Ob dies eine Folge der schwachen Geburtsjahrgänge oder eines Wegzuges ist, sollte näher untersucht werden. Diese Tendenz ist ebenso im Landkreis erkennbar, während die Situation in dieser Altersgruppe im Saarland nur gering gesunken ist.  Der starke Zuzug fand hauptsächlich in den Altersgruppen der Senioren und der 40‐ bis 50‐ Jährigen statt.  Der starke Anstieg bei den Personen im familienbildenden Alter hat nicht zu einem Anstieg bei den Kinderzahlen geführt, allenfalls zu einer Stabilisierung. Eine Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung für Perl ist, wie oben dargelegt, überaus schwierig. Als Datengrundlage können zwei Statistiken dienen:  Die Bevölkerungsentwicklung von 1990 bis 2013(Statistisches Amt Saarland, 2015) ,  Die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Amtes Saarland für den Landkreis Merzig‐Wadern 2009 bis 2060. Die Zahlen der neusten, der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, sind inzwischen für die Landkreise ausgewertet und können für die Gemeinde Perl genutzt werden. Dabei wird für dieses Gemeindeentwicklungskonzept ausschließlich der Zeitraum bis 2020 betrachtet, um in einem weni‐ ger spekulativen Bereich zu agieren. Die Bevölkerungsentwicklung von Perl 1990 bis 2013 ist a) sicher belegt und hat b) konkreten lokalen Bezug. Was sie aber nicht leisten kann, ist eine Methode zur Weiterführung der Daten. Eine reine lineare Weiterführung der Datenpunkte bis ins Jahr 2020 oder darüber hinaus ist insofern nicht mög‐ lich, als dass die Entwicklungen auch in der Vergangenheit nicht linear sind, insbesondere im Hinblick auf eine Betrachtung der Altersgruppen. Die Bevölkerungsvorausberechnung für den Landkreis Merzig‐Wadern hat ebenfalls Vorzüge. So ist hier die Datengrundlage breiter und somit weniger anfällig für zufällige Schwankungen. Zudem wer‐ den hier Trends in die Berechnung einbezogen, die erst in den nächsten Jahren kommen werden und für die es keine entsprechenden Datenpunkte in der Vergangenheit gibt. Der Nachteil ist aber ebenso

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl klar: Die Zahlen von Perl können ganz anders verlaufen als die des Landkreises, es gibt keine Belege für eine parallele Entwicklung des Landkreises und der Gemeinde Perl. Betrachtet man die Entwicklung von 1990 bis 2013 im Landkreis Merzig‐Wadern und der Gemeinde Perl, so lassen sich entscheidende Differenzen bei der Entwicklung nach Altersgruppen erkennen.

Tabelle 2: Bevölkerungsveränderungen in Perl, dem Landkreis Merzig‐Wadern und dem Saarland zwischen 1990 und 2013, Quelle:(Statistisches Amt Saarland, 2015)

0‐10 10‐20 20‐30 30‐40 40‐50 50‐65 65 u. m.

Perl 8,31% 23,84% ‐15,14% 32,25% 128,81% 43,11% 58,15%

Merzig‐ ‐20,38% ‐6,93% ‐33,97% ‐29,15% 35,31% 23,25% 40,85% Wadern

Saarland ‐12,00% ‐17,11% ‐1,26% ‐12,64% ‐17,73% 17,24% ‐1,96%

100% 93,50% 90%

80%

70% 61,41% 60%

50%

40% 30,77% 28,68% 30% 18,84% 19,87% 20% 17,31%

Differenz in Differenz in Prozentpunkten 10%

0% 0 - 10 10 - 20 20 - 30 30 - 40 40 - 50 50 - 65 65 u. mehr Altersgruppe Abbildung 16: Differenzen der Entwicklung der Altersgruppen zwischen dem Landkreis Merzig‐Wadern und der Gemeinde Perl zwischen 1990 und 2013, Quelle:(Statistisches Amt Saarland, 2009) Die Abbildung 16 zeigt deutlich, dass die Entwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten gerade bei der für die Eigentums‐ und Familienbildung relevanten Altersgruppen zwischen 30 und 50 stark ausei‐ nandergelaufen ist. Während die Zahl der 30‐ bis 40‐Jährigen im Landkreis um mehr als 29 % zurück‐ gegangen ist, stieg diese in Perl um rund 32 %. Auch die überaus positive Entwicklung in Merzig‐ Wadern bei der Altersgruppe der 40‐ bis 50‐Jährigen mit einer Zunahme um 35 % wird von den Zah‐ len der Gemeinde Perl – über 128 % – in den Schatten gestellt. Damit fehlt die Grundlage für die Annahme, dass sich die Kommune und der Landkreis parallel entwi‐ ckeln. Die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Amtes Saarland für den Landkreis Merzig‐Wadern 2009 bis 2060 lässt sich damit nicht per se auf die Gemeinde Perl übertra‐ gen.

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Um die künftige Entwicklung in Perl trotzdem abschätzen zu können ist eine Betrachtung der einzel‐ nen Altersgruppen, deren mögliche Entwicklung bis 2020 sowie der Auswirkungen der Veränderun‐ gen darzustellen: 0 bis 9 Jahre: Krippe/Kindergarten/Grundschule Die Zahl der Kinder unter 10 Jahren ist in den 24 Jahren von 1990 bis 2013 um rund 8,3 % gestiegen (1990: 662, 2013: 717). Im Vergleich zum Saarland, aber auch zum Landkreis Merzig‐Wadern, sind dies gegenläufige Zahlen. Die Geburten sind in den Jahren 2009 bis 2013 mit leichten Schwankungen konstant geblieben (2009: 61, 2013: 65), nachdem es besonders im Jahr 2007 einen Einbruch mit nur 33 Geburten gab. Der Anstieg ist hier auf den Zuzug in der Altersgruppe bis 10 Jahren zurückzuführen. 10 bis 19 Jahre: Weiterführende Schulen/Berufsausbildung Diese Altersgruppe ist in Perl seit 1990 um mehr als 23,8 % gewachsen (1990: 667, 2013: 826). Der Zuwachs fand ab Ende der 1990er‐Jahre statt, was deutlich mit der Zunahme bei den 0‐ bis 9‐ Jährigen am Anfang des gleichen Jahrzehnts korreliert. Die Kinder in den starken Jahrgängen sind älter geworden und befinden sich dann in der nächsten Altersklasse. Die Entwicklung im Landkreis ist deutlich anders verlaufen als in Perl, womit diese Vorausberechnung nicht auf Perl übertragen werden kann. Trotzdem wird es in Perl auch zu einem Rückgang bei dieser Altersgruppe kommen, wenn die schwachen Jahrgänge aus der niedrigeren Gruppe in diese wech‐ seln. Mit einem Rückgang um die Hälfte der Prozentzahl des Landkreises (2007‐2020: ‐26,33 %) sollte gerechnet werden. Damit sind in der Altersgruppe der 10‐ bis 19‐Jährigen im Jahr 2020 noch rund 609 Personen zu er‐ warten. 20 bis 29 Jahre: Hochschulen/Berufseinstieg Die Zahl der jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 29 Jahren ist von 1990 bis 2013 in Perl deutlich um 15,1 % gesunken (1990: 991, 2013: 841). Mitte bis Ende der 1990er‐Jahre sank die Zahl der Per‐ sonen dieser Altersgruppe deutlich um über 30 % des Wertes von 1990. Ab 2000 bleib diese Zahl auf tiefem Niveau relativ konstant und man kann ab 2004 sogar einen leichten Aufwärtstrend ausma‐ chen. Die Entwicklung ist im Landkreis fast parallel verlaufen, mit dem einzigen Unterschied, dass der leich‐ te Anstieg ab 2004 fast nicht wahrnehmbar ist. Aufgrund der weitgehenden Parallelität scheint es sinnvoll, auf die Vorausberechnungen des Landkreises zurückzugreifen. Diese berechnen einen An‐ stieg bis 2015 um rund 11,2% gegenüber 2007, danach aber wieder einen deutlichen Rückgang, der den Wert im Jahr 2020 auf nur 2,9 % über 2007 schmelzen lässt. Dies ist gut nachvollziehbar, be‐ schreibt es doch den Durchzug starker Jahrgänge durch diese Altersklasse, ähnlich den Beobachtun‐ gen der jüngeren Gruppe ab 1995. Für das Jahr 2020 sind in der Altersgruppe der 20‐ bis 29‐Jährigen entsprechend rund 770 Personen zu erwarten. 30 bis 39 Jahre: Familienbildung, Einstieg in die Eigentumsbildung Die Zahl der Erwachsenen im Alter von 30 bis 39 Jahren ist von 1990 bis 2013 in Perl deutlich um 32, 3 % gestiegen (1990: 865, 2013: 1.144). Dabei wird der im Jahr 2000 bisher erreichte Höchstwert von +27,1 % gegenüber 1990 wieder übertroffen, worauf in der Folge nach 1990 aber wieder Rückgänge zu verzeichnen waren. Die Kurve im Landkreis Merzig‐Wadern zeigte einen ähnlichen Verlauf, stieg aber bis 1997 flacher an und verzeichnete in den Jahren seither viel stärkere Rückgänge bis zu einem Wert von ‐29,2 % im Jahr 2013 gegenüber dem Basisjahr 1990.

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Da die Rückgänge in Perl sich in der Vergangenheit nur etwa halb so stark ausgewirkt haben wie im Landkreis, die Zugewinne sich aber voll ausgewirkt haben, wird hier entsprechend auch für die Jahre bis 2020 gerechnet. Ausgehend von den Zahlen für 2013 wären damit für die Altersgruppe der 30‐ bis 39‐Jährigen im Jahr 2020 um 1185 Personen zu erwarten. 40 bis 49 Jahre: Familienphase, Eigentumsbildung Die Zahl der Erwachsenen im Alter von 40 bis 49 Jahren ist von 1990 bis 2013 in Perl sehr stark um 128,8 % gestiegen (1990: 670, 2013: 1.533). Die Entwicklung erfolgte weitgehend linear jedes Jahr nach oben. Auch im Landkreis sind deutliche Zuwächse von rund 35,3 % zu sehen, die Entwicklung verlief aber etwas anders. Hier gab es zuerst stärkere Zuwächse als in Perl, ab dem Jahr 2000 verflachten sie sich aber wieder, während Perl konstant weiter wuchs. Die weitere Entwicklung im Landkreis wird mit ‐36,2 % bis 2020 ausgehend von 2013 berechnet. Dies scheint uns für Perl eher unwahrscheinlich zu sein. Angesichts der widersprüchlichen Tendenzen scheinen uns zwei Szenarien möglich zu sein: Szenario A: Weiteres Wachstum analog der vorangegangenen Jahre. Damit würden sich absolute Zahlen von fast 2020 Personen in dieser Altersgruppe bis 2020 ergeben. Szenario B: Abgeflachtes Wachstum bis ungefähr 2015, dann ein moderater Rückgang bis 2020, wo‐ raus sich noch ein kumuliertes Wachstum von zwischen fünf und zehn Prozent ergeben würde. Ent‐ sprechend ergäbe dies eine Zahl von rund 1.642 Personen in dieser Altersgruppe im Jahr 2020. Bei einem weiteren wirtschaftlichen Wachstum in Luxemburg wäre das Szenario A wahrscheinlicher, ohne dieses wären zunehmend die saarländischen Einflussfaktoren stärker und somit das Szenario B wahrscheinlicher. 50 bis 64 Jahre: Post‐familiäre Phase Die Zahl der älteren Erwachsenen im Alter von 50 bis 64 Jahren ist von 1990 bis 2013 in Perl um 43,1 % gestiegen (1990: 1220, 2013: 1746). Die Entwicklung folgte einer Kurve, die erst bis 2003 bis zu 13,6 % ins Minus führte und dann in den folgenden Jahren den Rückgang fast wieder aufholte. Dies hängt damit zusammen, dass in dieser Zeit die geburtenschwachen Jahrgänge der Kriegsjahre in diese Altersgruppe kamen und gegen Ende wieder in die nächste Altersgruppe wanderten. Im Landkreis Merzig‐Wadern ist eine ähnliche Kurve zu beobachten, allerdings deutlich abge‐ schwächt. Für die Zeit bis 2020 werden im Landkreis Zuwächse von über 20,2 % in dieser Altersgruppe berech‐ net. Angesichts der Tatsache, dass die geburtenstarken Jahrgänge der 50er‐ und 60er‐Jahre diese Altersgruppe bis dahin dominieren, ist ein entsprechender Zuwachs auch für Perl plausibel. Für das Jahr 2020 sind in der Altersgruppe der 50‐ bis 64‐Jährigen entsprechend rund 1.400 Personen zu erwarten. 65 Jahre und älter: Senioren Diese Altersgruppe ist in Perl seit 1990 sehr stark um 58,2 % gewachsen (1990: 963, 2013: 1523). Die Entwicklung erfolgte fast linear jedes Jahr nach oben. Die Entwicklung im Landkreis war prinzipiell gleich, wenn auch etwas weniger deutlich mit einem Plus von rund 40,9 %. Es sind jedoch zwei Trends innerhalb dieser Altersgruppe zu beobachten: Während die in absoluten Zahlen viel größere Gruppe der 65‐ bis 79‐Jährigen um fast fünf Prozent zurückgeht vergrößert sich die in absoluten Zahlen kleinere Gruppe der über 80‐Jährigen um rund 45,9 % im gleichen Zeitraum. Die Auswirkungen insbesondere auf den Pflegesektor werden also beträchtlich sein.

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Für die Gemeinde Perl kann davon ausgegangen werden, dass die Entwicklung ähnlich verläuft wie im Landkreis. Durch die Zahl der Senioreneinrichtungen in der Gemeinde könnte die Entwicklung sogar tendenziell stärker sein. Ausgehend von den Zahlen für 2013 wären damit für die Altersgruppe der 65‐Jährigen und älteren im Jahr 2020 um 1.637 Personen zu erwarten. Davon dürften rund 500 Personen 80 Jahre oder älter sein.

Tabelle 3: Mögliche Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Perl

20131 2020 (geschätzt) Veränderung

0 bis 9 Jahre 714 647 ‐9,7 %

10 bis 19 Jahre 826 715 ‐13,4 %

20 bis 29 Jahre 841 865 +2,8 %

30 bis 39 Jahre 1.144 1.185 +3,6 %

40 bis 49 Jahre 1.533 2.020 / 1.642 +31,8 % / +7,1 %

50 bis 64 Jahre 1.746 2.100 +20,3 %

65 Jahre und älter 1.523 1.637 +7,5 %

Summe 8.327 9.169 / 8.791 +9,1 % / +4,8 %

Szenarien der Bevölkerungsentwicklung Der oben dargelegten möglichen Bevölkerungsentwicklung stehen zwei Kontrastszenarien entgegen:  Die Entwicklung nach dem Status Quo, das heißt ein weiterhin ungebremstes Wachstum wie in den zurückliegenden Jahren.  Die Entwicklung entsprechend den Vorausberechnungen des Statistischen Amtes des Saar‐ landes für den gesamten Landkreis.

1Für die Vergleichbarkeit zwischen den Zahlen des Landkreises und der Gemeinde ist die Benutzung der Bevölkerungszahlen des Statistischen Amtes des Saarlandes nötig. Diese liegen aus methodischen Gründen deutlich unter den Zahlen der Gemeinde. Für die relative Entwicklung kann dies aber vernachlässigt werden.

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9.500

9.000

8.500

8.000 Einwohner 7.500

7.000

Jahr

Analog Landkreis Status Quo Vorausberechnung GIU Zahlen der Kommune Zahlen des Landes

Abbildung 17: Szenarien der Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Perl (Gemeinde Perl, 2015a); (Statistisches Amt Saarland, 2015), Berechnungen und Darstellung GIU mbH

Die Abbildung 17 zeigt einerseits den Unterschied zwischen den moderaten bis pessimistischen Vo‐ rausberechnungen und dem Status Quo, andererseits deuten die Zahlen der Kommune darauf hin, dass auch die Trendlinie nach Status Quo noch unter den realen Entwicklungen liegt. Es soll hier auch durchaus selbstkritisch auf die eingeschränkten Möglichkeiten der demografischen Modelle hingewiesen werden. Selbst differenzierte Betrachtungen nach Altersgruppen können in Fällen, wo externe Faktoren dominieren, keine wirklich aussagekräftigen Aussagen liefern. Dennoch wird gerade aus der obigen Abbildung deutlich, dass Perl sich zumindest mittelfristig auf eine hohe Nachfrage einstellen sollte. Gerade die Dominanz externer Wachstumsfaktoren bedeutet aber immer auch, dass ein besonderes Augenmerk auf Anzeichen für eine Abschwächung gelegt werden sollte. Die besondere demografische Situation der Gemeinde Perl sollte Teil eines kommunalen Monitoring (siehe dazu Kapitel 7.3) werden.

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4 Leitbild und Entwicklungsziele Zur Erarbeitung eines von der Bevölkerung sowie allen wichtigen Akteuren der Gemeindeentwicklung mitgetragenen Leitbildes und zur Formulierung vorrangig zu verfolgender kommunaler Entwicklungs‐ ziele wurde im ersten Halbjahr 2010 aufbauend auf der Bestandsaufnahme und der demographi‐ schen Analyse eine nach Themenschwerpunkten gegliederte Stärken‐Schwächen‐Analyse vorgenommen. In einem zweiten Schritt wurden im zweiten Halbjahr 2010 die Bürger einbezogen, die in einer Auf‐ taktveranstaltung und drei vertiefenden Workshops ihre Anliegen einbringen konnten. Die Ergebnis‐ se der Workshops sind in dieses Kapitel mit eingeflossen.

4.1 Stärken‐Schwächen‐Analyse Zur Zielfindung wurden themenbezogene SWOT‐Analysen durchgeführt. Eine SWOT‐Analyse ist ein Werkzeug des betrieblichen strategischen Managements, das zunehmend auch für Kommunen und Regionen eingesetzt wird. In dieser einfachen und flexiblen Methode werden sowohl die Stärken (Strengths) und die Schwächen (Weaknesses) der Kommune, als auch externe Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) betrachtet, welche die Handlungsfelder der Kommune betref‐ fen. SWOT‐Analysen beschreiben Zustände. Die Stärken und Schwächen beziehen sich auf die Kommune selbst, ergeben sich also aus der internen (Kommunal‐)Analyse. In der externen Analyse werden die strategisch relevanten Chancen und Risiken untersucht (Umweltanalyse). Die Chancen und Risiken kommen von außen, sind also für die Kommune vorgegeben. Die Kommune sollte diese Veränderun‐ gen beobachten oder antizipieren und mit Strategieanpassung darauf reagieren. Eine SWOT‐Analyse hat immer Ziele vor Augen, an denen die Themen gemessen werden. Kombinationen: In einem weiteren Bearbeitungsschritt wird versucht, den Nutzen aus Stärken und Chancen zu maximieren, und die Verluste aus Schwächen und Risiken zu minimieren. Hierzu werden gezielt folgende Kombinationen untersucht:  SO Stärken‐Chancen‐Kombination: Welche Stärken passen zu welchen Chancen? Wie kön‐ nen eigene Stärken genutzt werden, so dass sich die Chancenrealisierung erhöht? Welche Chancen kann ich nutzen, die gut zu den Stärken der Gemeinde passen?  ST Stärken‐Risiken‐Kombination: Wie können vorhandene Stärken eingesetzt werden, um den Eintritt bestimmter Risiken abzuwenden? Mit welchen Stärken der Gemeinde kann ex‐ ternen Risiken begegnet werden, um sie abzuschwächen?  WO Schwächen‐Chancen‐Kombination: Wo können aus Schwächen Chancen entstehen? Wie können Schwächen zu Stärken entwickelt werden? Welche Schwächen der Gemeinde können überwunden werden, um Chancen besser nutzen zu können?  WT Schwächen‐Risiken‐Kombination: Wo sind Schwächen der Gemeinde, und wie kann sich die Gemeinde vor Schaden schützen? Mit welcher Strategie kann die Gemeinde ihre Schwächen am besten vor externen Risiken schützen?

Aus der Kombination der Stärken‐Schwächen‐Analyse und der Chancen‐Risiken‐Analyse kann eine ganzheitliche Strategie für die weitere Ausrichtung der Strukturen und der Entwicklung der Prozesse abgeleitet werden. Es können durchaus mehrere Stärken zur Realisierung einer Chance oder Vermeidung eines Risikos eingesetzt werden. Die größten Bedrohungen sind dort zu vermuten, wo eine Kombination von Schwächen einem oder mehreren Risiken gegenüberstehen. Aufgrund dieser Kombinationen sind dann passende Strategien zu entwickeln und aufeinander abzustimmen.

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Die Kernstrategien werden dann in die Vierfelder‐Matrix eingetragen.

Die Dimensionen des SWOT‐Analysemodells werden häufig in einer SWOT‐Matrix dargestellt, die wie folgt aufgebaut sein kann:

Interne Analyse SWOT‐Analyse Stärken (Strengths) Schwächen (Weaknesses) E Strategische Zielsetzung für S‐O: Strategische Zielsetzung für W‐O: x Verfolgen von neuen Chancen, die Schwächen eliminieren, um neue Chancen t gut zu den Stärken des Standortes Chancen zu nutzen, also Risiken in (Opportunities) e passen (Matching‐Strategie). Chancen umwandeln r (Umwandlungsstrategie). n e

A Strategische Zielsetzung für S‐T: Strategische Zielsetzung für W‐T: Stärken nutzen, um Risiken bzw. Verteidigungsstrategien entwickeln, n Risiken Gefahren abzuwehren um vorhandene Schwächen nicht a (Threats) l (Neutralisierungsstrategie). zum Ziel von Risiken werden zu y lassen. s e Abbildung 18: SWOT‐Modell in Matrixdarstellung (Homburg, C., Krohmer, H.: Marketingmanagement, 3. Auflage, Wiesbaden 2009, S. 480) Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Folgenden auf eine Matrixdarstellung verzichtet. Die strategi‐ schen Zielsetzungen werden in einer Punktaufzählung untereinandergestellt.

4.1.1 Städtebau und Wohnen Innenanalyse Stärken Schwächen  Vorhandenes Flächenpotenzial für ge‐  Geringes endogenes Wachstum zielte Baulandausweisung unter Beach‐  Teilweise Verlust des dörflichen Charak‐ tung von Natur und Umwelt ters durch verdichtete Wohnformen  Dörfliche Strukturen noch vorhanden  Grünflächen als Pufferzonen zu wenig eingebunden  Leerstände trotz hoher Wohnungsnach‐ frage vorhanden

Außenanalyse (Umfeldanalyse) Chancen Risiken

 Positive Bevölkerungsentwicklung durch  Schwierige Integration der Zugezogenen Zuwanderung in das dörfliche Vereinsleben

Ableitung strategischer Zielsetzungen für Städtebau und Wohnen Matching‐Strategie ‐ Verfolgen von neuen Chancen, die gut zu den Stärken des Standortes passen:

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 Baulandausweisung unter Beachtung von Natur und Umwelt sowie dem Integrationsvermö‐ gen der Ortsteile zur Befriedigung der Nachfrage durch Bevölkerungszuzug Umwandlungsstrategie ‐ Schwächen eliminieren, um neue Chancen zu nutzen:  Beseitigung von Leerständen in Ortskernen durch Zuzügler. Neutralisierungsstrategie ‐ Stärken nutzen, um Risiken bzw. Gefahren abzuwehren:  Nur so viel Bauland ausweisen, dass die Integration in das Dorfleben noch möglich ist. Verteidigungsstrategie ‐ vorhandene Schwächen nicht zum Ziel von Risiken werden lassen:  Moderate Entwicklung ohne verdichtete Wohnformen zur Wahrung des dörflichen Charakters. Stärkung der Qualität durch Schliessung bestehender Baulücken.

4.1.2 Soziale Infrastruktur Innenanalyse Stärken Schwächen  Dörfliches Kulturleben / dörfliche  Kaum Angebote für Jugendliche in den Strukturen mit Vereinsleben noch Ortsteilen (auch ÖPNV‐Problem) vorhanden  Ebenso wenige Angebote für Senioren  Vorhandenes Angebot an  Wenige Ansätze zur Integration Seniorenwohnen in der Seniorengalerie ausländischer Personen Perl und der Altenhilfeeinrichtung Besch  Fehlende Ganztagesangebote im  Gutes Kita‐ und Schulangebot Grundschulbereich (Dependance Besch)  Grenzübergreifende weiterführende  Facharztangebot Schule (Schengen‐Lyzeum)

Außenanalyse (Umfeldanalyse) Chancen Risiken  Zusammenleben verschiedener Kulturen  Veränderung der Bevölkerungsstruktur (rd. 30 Nationen) (Demografie)  Zuwanderung v. a. der 40‐ bis 50‐  geringe Zuwanderung bei den unter 40‐ Jährigen sowie der über 65‐Jährigen Jährigen

Ableitung strategischer Zielsetzungen für soziale Infrastruktur Matching‐Strategie ‐ Verfolgen von neuen Chancen, die gut zu den Stärken des Standortes passen:  Integration der Zuwanderer in das dörfliche Kulturleben  Integration der Senioren in das dörfliche Kulturleben Umwandlungsstrategie ‐ Schwächen eliminieren, um neue Chancen zu nutzen:  Kooperation Perl–Schengen bei den Angeboten für Jugendliche  Anrufsammeltaxi auch in den Abendstunden zur Anbindung der Ortsteile Neutralisierungsstrategie ‐ Stärken nutzen, um Risiken bzw. Gefahren abzuwehren:  Zweisprachige Kita‐ und Grundschulangebote, um den Zuwachs junger Familien zu stärken Verteidigungsstrategie ‐ vorhandene Schwächen nicht zum Ziel von Risiken werden lassen:  Bereitstellung der Ganztagesangebote im Grundschulbereich

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4.1.3 Wirtschaft, Handel und Nahversorgung Innenanalyse Stärken Schwächen  Sehr gute Versorgung mit Gütern des  Kaum Versorgung mit Waren und Gütern täglichen Bedarfs in Perl/Oberperl/ des periodischen Bedarfs Sehndorf  Fokus der Nahversorgung auf mobile  Gute Grundversorgung in Perl Bevölkerungsteile  Nähe zu Luxemburg  Kaum Nahversorgungsangebote in den  Erschlossene Gewerbeflächen zwischen nicht an der Mosel gelegenen Ortsteilen Besch und Nennig  Kein gemeinsames Auftreten von  Potenzial an Solar‐, Biomassen‐ und Gewerbe / Handel Windenergie  Zu wenige gewerbliche Ausbildungs‐ und Arbeitsplätze  Teilweise nicht zeitgemäße oder minderwertige Angebote sowie mangelhafte Präsentation der Waren

Außenanalyse (Umfeldanalyse) Chancen Risiken  Nähe des Wirtschaftsstandortes  Zu einseitige Ausrichtung auf Luxemburg Luxemburg und Frankreich  Kaufkraft des Großraums  Rahmenbedingungen können sich  Arbeitsplätze in der Region schnell ändern  Älter werdende Bevölkerung mit anderen Einkaufsbedürfnissen  Ausstrahlung des hohen Lohnniveaus in Luxemburg auf die Region

Ableitung strategischer Zielsetzungen für Wirtschaft, Handel und Nahversorgung Matching‐Strategie ‐ Verfolgen von neuen Chancen, die gut zu den Stärken des Standortes passen:  Kein weiterer Ausbau der großflächigen Einzelhandelsangebote (Zielsetzung aufgrund der Matching‐Strategie würde zu einer Fehlentwicklung führen) Umwandlungsstrategie ‐ Schwächen eliminieren, um neue Chancen zu nutzen:  Nutzung der Dynamik in der Wirtschaftsregion kann zur Schaffung von gewerblichen Ausbil‐ dungs‐ und Arbeitsplätzen führen (Wirtschaftsförderung)  Qualifizierung der Angebote in den Ortskernen, um von der Kaufkraft der Großregion zu pro‐ fitieren Neutralisierungsstrategie ‐ Stärken nutzen, um Risiken bzw. Gefahren abzuwehren:  Grundversorgungsangebote in den Ortsteilen verfügbar machen (mobile Systeme) Verteidigungsstrategie ‐ vorhandene Schwächen nicht zum Ziel von Risiken werden lassen:  Sicherung der Grundversorgung in den Ortsteilen durch mobile Systeme / gutes ÖPNV‐ Angebot

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4.1.4 Tourismus Innenanalyse Stärke Schwäche  Einzige Weinbaugemeinde im Saarland  Weinbautradition in den Ortsteilen kaum  Landschaftliches Potenzial sichtbar  Breites Angebot an Rad‐ und  Weniger als zehn Winzerbetriebe Wanderwegen  Qualität der Infrastrukturangebote  Reiches kulturelles Erbe (Gastronomie, Beherbergung)  Ortskerne mit ortsbildprägenden  Präsentationsqualität musealer Bauernhöfen (lothringische und Angebote südwestdeutsche Einhäuser)  (Internet)‐Vermarktung (Zugehörigkeit)  Ausreichende Anzahl an Hotelbetten  Tourismusorganisation vor Ort und Unterkünften (z. B. Villa Borg / Verkehrsverein /  Einzelne hochwertige Angebote mit Gemeinde), kein Gesamtkonzept regionaler/ nationaler Ausstrahlung (Villa Borg, Gestüt Peterhof, Casino Schloss Berg)

Außenanalyse (Umfeldanalyse) Chancen Risiken  Destination Dreiländereck  Starke Weinbaudestinationen an der  Demographischer Wandel: Anwachsen Mittelmosel und der Saar der Zielgruppe 50+  Aussrichtung des Saarlandtourismus auf die Saar (SaarSchleifenLand)  Starke, professionell vermarktete Destinationen im regionalen Umfeld (Luxemburg, Trier, Saarschleife, Mittelmosel)

Ableitung strategischer Zielsetzungen für Tourismus Matching‐Strategie ‐ Verfolgen von neuen Chancen, die gut zu den Stärken des Standortes passen:  Nutzung des Anwachsens der Generation 50+ um Angebote im Bereich Wandern, Radfahren, Wein, Kultur stärker zu vermarkten.  Nutzung der Lage im Dreiländerecke als touristisches Alleinstellungmerkmal, Verknüpfung der Angebote im unmittelbaren Grenzraum Umwandlungsstrategie ‐ Schwächen eliminieren, um neue Chancen zu nutzen:  Vorhandenes, breites Angebot (Grenzlage / Europa / Wein / Römer / Kulinarisches / schöne Ortsbilder) sichern und qualitativ ausbauen  Beherbergungs‐ und Gastronomieangebote qualifizieren um anspruchsvolle, qualitäts‐ bewusste Zielgruppe 50+ anzusprechen  Präsenz in Internetbewertungsportalen verstärken, um von der inzwischen internetaffinen Generation 50+ wahrgenommen zu werden (z.B. tripadvisor)  Bündelung der Vermarktungsaktivitäten, um wahrgenommen zu werden (zu viele Portale, bieten keinen Kundenkomfort)

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Neutralisierungsstrategie ‐ Stärken nutzen, um Risiken bzw. Gefahren abzuwehren:  Stärkere Positionierung der Alleinstellungsmerkmals Weinbau im Saarlandtourismus  Anknüpfung der starken Angebote und Potenziale (Wander‐, Radwege, Römisches Erbe, Wasser‐/Flussaktivitäten) an starke Destinationen wie z.B. Trier, Mosellandtouristik, Luxem‐ burgische Weinstraße  Positionierung von Perl als Tagesausflugsziel für benachbarte starke Destinationen Verteidigungsstrategie ‐ vorhandene Schwächen nicht zum Ziel von Risiken werden lassen:  Infrastrukturangebote qualifizieren, um gegen starke Destinationen zu bestehen

4.1.5 Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt Innenanalyse Stärken Schwächen  Sehr gute MIV‐Anbindung  Verkehrskonzept / Leitplanung fehlt,  Saar‐Lor‐Lux‐Bus bzw. erforderlich, insb. für den OT Perl  Gesunde Umwelt / Landschaft  Fehlende ÖPNV‐Anbindung kleiner Ortsteile  Hervorragende überörtliche Verkehrsanbindung durch A8  eingeschränkter grenzüberschreitender Eisenbahnverkehr bzw.  Herausragendes Wind‐ und Solarpoten‐ Schienenpersonennahverkehr zial, sowie Potenzial an Biomasse  Kaum regenerative Energiegewinnung  Hohe Infrastrukturkosten ohne entsprechende Gegenfinanzierung  Bahnhofsumfeld Perl

Außenanalyse Chancen Risiken   Tanktourismus

Ableitung strategischer Zielsetzungen für Technische Infrastruktur, Verkehr und Umwelt  Stärkung des innerörtlichen ÖPNV

 Energieautarke / CO2‐neutrale Gemeinde

4.2 Leitbild und Oberziele der Gemeindeentwicklung  Perl will und kann seine Wohnbauentwicklung ausbauen – nachhaltig für die Umwelt und die bestehenden Dorfstrukturen.  Die zugezogenen Nachbarn sollen in die Dörfer integriert werden – dazu helfen eine gute so‐ ziale Infrastruktur (Dorfgemeinschaftshäuser, Schulen, Kindergärten, Turn‐ und Sporthallen) und eine vernetzte Vereinslandschaft.  Die Chancen für Gewerbe und Einzelhandel durch die Grenzlage und den Autobahnanschluss sollen genutzt werden wo immer dies verträglich mit der Umwelt, dem Landschaftsbild und den Dorfstrukturen ist.  Das breite Angebot und reiche Potenzial für Tourismus in Perl soll kommunal und regional vernetzt und in einer einheitlichen Außendarstellung gestärkt werden.

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 Angesichts der Alterung der Gesellschaft soll die Mobilität und Versorgung auch in den Orts‐ teilen sichergestellt werden.

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4.3 Schwerpunktfunktionen der Ortsteile Das Gemeindeentwicklungskonzept soll nicht im Detail auf die einzelnen Ortsteile eingehen. Den‐ noch sind die Funktionen Wohnen, Arbeiten sowie Freizeit/Tourismus nicht gleichmäßig auf das Ge‐ meindegebiet verteilt. Folgende Tabelle soll grob die Ausprägung für die einzelnen Ortsteile darstellen. Tabelle 4: Schwerpunktfunktionen der Ortsteile der Gemeinde Perl; Quelle: Workshop mit der Gemeindeverwaltung vom 21. Januar 2010

Wohnen Arbeiten Freizeit /Tourismus

Besch + + +

Borg + + ++

Büschdorf + ‐ +

Eft‐Hellendorf + ‐ +

Kesslingen + ‐ o

Münzingen + ‐ o

Nennig + o ++

Oberleuken + ‐ +

Oberperl + o +

Perl ++ + +

Sehndorf + o +

Sinz + ‐ o

Tettingen‐ + ‐ + Butzdorf

Wochern + ‐ +

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Perl ist eine Gemeinde, die stark auf das Wohnen ausgerichtet ist. Alle Ortsteile bieten dafür eine gute Grundlage, was sich entsprechend am Zuwachs der Wohnbevölkerung abzeichnet. Durch die gute Versorgung und das Bildungsangebot bietet sich insbesondere der Hauptort Perl als Wohn‐ standort an. Bei den Arbeitsplätzen ist die Situation differenzierter zu sehen. Hier sind die Schwerpunkte deutlich bei Perl, Nennig und Besch zu sehen, in geringerem Maße auch Borg. Die übrigen Ortsteile bieten nur wenig an Beschäftigung. Bei den Funktionen Freizeit und Tourismus können dagegen die meisten Ortsteile etwas bieten. Borg mit der römischen Villa sowie Nennig mit dem Schloss Berg stechen heraus. Durch die Lage an der Mosel für Perl, Besch und Nennig, sowie der bedeutenden landwirtschaftlichen Nutzung des östli‐ chen Gemeindegebietes bietet auch die Landschaft ein hohes Potenzial für touristische Nutzung und zur Erholung und Freizeitgestaltung der Bewohner.

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5 Handlungsstrategie

5.1 Städtebau und Wohnen Architektur und Ortsbild sind als gebaute Umwelt wichtige kulturelle und entwicklungsgeschichtliche Dokumente in einer Region. Beide spiegeln soziale Verhältnisse, Wirtschaftsweisen, gesellschaftliche Werte und Lebensgefühl in der jeweiligen Zeit wider. Die gebaute Umwelt prägt ganz entscheidend das Bild – das „Image“ – einer Region. Das Kulturgut der gebauten Umwelt wird sowohl geprägt durch die Einzelbaukörper, als auch und in besonderem Maße durch den verbindenden öffentlichen Raum, die Art der Anordnung der Gebäude und ihr Verhältnis zueinander sowie die Einbindung des Siedlungskörpers in die Landschaft. Den saarländischen Bauernhaustyp gibt es nicht(Quasten, 1986 S. 9 ff.). Historisch haben sich viel‐ mehr im Saarland drei Bauernhaustypen entwickelt. Aber keiner von ihnen kommt ausschließlich im Saarland vor. Die Verbreitungsräume reichen westlich nach Lothringen hinein und nach Osten weit in den südwestdeutschen Raum. Die beiden wichtigsten historischen Bauernhausformen im Saarland sind das südwestdeutsche Bau‐ ernhaus und das lothringische Bauernhaus. Daneben treten als dritter Typ Gehöftformen auf. Im Gegensatz zu den Gehöften sind die erstgenannten Formen "Einhäuser". Ein Einhaus ist ein Bauernhaus, bei dem sich alle Funktionsräume des Wohnens und Wirtschaftens unter einem einzigen Dach mit durchlaufendem First befinden. Es gibt also keine sonstigen freiste‐ henden oder angebauten, mit eigenen Dächern versehenen Wirtschaftsgebäude. Die Einhäuser sind alle "quergeteilte Einhäuser" oder kurz "Quereinhäuser". Sie sind quer zur Firstrichtung in einen Wohn‐ und einen Wirtschaftsteil geteilt. Daher sind diese Einhäuser von der Traufseite her erschlos‐ sen.

Abbildung 19: Lothringisches Einhaus Abbildung 20: südwestdeutsches Einhaus

Charakteristisch für das Iothringische Einhaus ist, dass es "tiefengegliedert" ist: In seiner typischen Ausprägung ist die straßenseitige Traufseite kürzer als die Giebelwand. Auch weist es eine übliche Dachneigung von 20° bis 25° auf. Diese Häuser sind nur in dem Teil des Saarlandes verbreitet, das ehemals zum Herzogtum Lothringen gehörte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte sich in einem großen Teil des Saarlandes anstelle des alten Streuhofes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ebenfalls ein Typ eines zunächst eingeschossi‐ gen Einhauses durch, das südwestdeutsche Einhaus. Es ist weniger tief und heißt daher "breitgeglie‐ dert". Sein Dach ist stärker geneigt als beim Lothringerhaus, üblicherweise im Bereich von 40° bis 50°. Durch die wechselnden Zugehörigkeiten der Ortsteile zu Lothringen, Luxemburg oder dem Bischof in Trier kommen in Perl beide Formen des Einhauses vor.

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5.1.1 Entwicklung der Ortskerne Im Bereich Städtebau und Wohnen stellt neben dem Umgang mit dem Druck auf den Neubaugebie‐ ten der Leerstand eine Herausforderung dar. Die Bevölkerungsentwicklung von Perl ließe zwar an‐ nehmen, dass in dieser Gemeinde der Leerstand kein Thema ist, eine genauere Betrachtung der Ortskerne zeigt aber, dass insbesondere beim ehemals landwirtschaftlich genutzten Teil der Gebäude ein sichtbarer Leerstand weiterhin besteht. Eine Wohnbestands‐ und Wohnbedarfsanalyse liegt seitens der Gemeinde nicht vor. Ebenso werden Gebäudeleerstände nicht regelmäßig erfasst, weshalb entsprechende Begehungen durchgeführt wurden. Die Ortsbegehungen in fast allen Ortsteilen ergaben, dass parallel zur Entwicklung von mo‐ dernen Neubaugebieten die Sanierung und Modernisierung der Immobilien in den Ortskernen teil‐ weise ausgeblieben ist. Entsprechend stehen Gebäude nun leer und werden auch nur sehr schwierig zu vermieten oder zu verkaufen sein. Das Phänomen einer starken Nachfrage und gleichzeitig eines existierenden Angebots, die sich nicht finden, nennt sich „Mismatch“, also eine „Nichtüberein‐ stimmung“ von Angebot und Nachfrage auf dem Immobilienmarkt.

Abbildung 21: Leerstandsbeispiel in Besch; Quelle: GIU Abbildung 22: Leerstandsbeispiel in Oberperl; Quelle: GIU mbH, März 2015 mbH, März 2015

Abbildung 23: Leerstandsbeispiel in Perl; Abbildung 24: Leerstandsbeispiel in Oberleuken; Quelle: GIU mbH, Quelle: GIU mbH, März 2015 März 2015

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Die Gründe für die fehlende Nachfrage nach Immobilien im Ortskern liegen nicht nur im niedrigen Modernisierungsgrad. Häufig fehlt auch ein Gartengrundstück, die Zuschnitte der Wohnungen ent‐ sprechen nicht modernen Anforderungen oder die Immobilien liegen direkt an den Verkehrswegen. Die in den Orten vorhandenen Leerstände lassen sich in zwei Kategorien teilen:  Alte Bauernhäuser der Typen Lothringerhaus oder südwestdeutsches Einhaus, oft mit fünf Fensterachsen (siehe Abbildung 19 und Abbildung 20), die ein Potenzial zur hochwertigen Sanierung aufweisen.  Landwirtschafts(neben)gebäude in teilweise verfallenem Zustand mit wenigen Chancen auf Sanierung. Insbesondere erstere bieten das Potenzial, in den Ortskernen durch eine zeitgemäße Fortentwicklung regionaler Bautradition neues Wohnen zu entwickeln.

Abbildung 25: Beispiel für ein saniertes Bauernhaus des Typs „Lothringisches Einhaus“ Mögliche Bausteine, um einen Ortskern für Wohnen zu attraktivieren, sind:  Erarbeitung eines strategischen Entwicklungskonzeptes für einen einzelnen Ortskern (teil‐ räumliches Entwicklungskonzept).  Operationelles Handlungskonzept mit auf einzelne Grundstücke bezogenen Maßnahmen.  Planungsrechtliche Absicherung der geplanten Maßnahmen durch einen Bebauungsplan der Innenentwicklung nach § 13a BauGB.  Prüfung der bodenrechtlichen Maßnahmen, insbesondere der Umlegung (§ 45 bzw. § 80 BauGB), zur Herstellung marktkonformer Grundstücke.  Kontinuierliche Beteiligung der betroffenen Eigentümer an den Prozessen. Auch bei weiter anhaltender Nachfrage durch einen Bevölkerungszuzug ist die Entwicklung der Orts‐ kerne für die Gemeinde Perl kein Selbstläufer. Es bedarf einer koordinierten Anstrengung, sowohl das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Modernisierung zu schaffen als auch den Eigentümern organisatorische und eventuell finanzielle Hilfe zu leisten, flankiert durch planungs‐ und ordnungs‐ rechtliche Maßnahmen. In diesem Zusammenhang hat die Gemeinde mit Neu‐ und Umgestaltungen im öffentlichen Raum in einigen Ortskernen wie etwa in Besch und Oberperl vielversprechende An‐ sätze realisiert.

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In diesem Zusammenhang lässt sich auch eine Förderung der Wohnansiedlungen in den Ortskernen statt am Siedlungsrand ansetzen.

Abbildung 26: Gebäude im aufgewerteten Ortskern im Abbildung 27: Freifläche im aufgewerteten Ortskern im Ortsteil Wochern Ortsteil Wochern

5.1.2 Wohnen Im Jahr 2013 (Gemeinde Perl, 2015b) wurden in Perl 3.988 Wohnungen gezählt. Daraus ergibt sich ein Quotient von 2,05 Einwohnern je Wohneinheit (WE). Letzterer sank deutlich seit 1990, als er noch bei 2,7 Einwohnern/WE lag. Die Zahl der neugebauten Wohnungen lag bei durchschnittlich 77 in den Jahren von 1990 bis 2013, woraus sich über diesen Zeitraum ein Zuwachs von insgesamt 80,6 % ergibt. Damit war das Wachs‐ tum bei den Wohnungen sogar doppelt so hoch als das ohnehin überdurchschnittliche Bevölke‐ rungswachstum von 38 % im gleichen Zeitraum. Der Landesentwicklungsplan (LEP) Siedlung aus dem Jahr 2006 definiert Perl als Grundzentrum ent‐ lang einer Siedlungsachse 2. Ordnung, die Ortsteile Besch, Nennig und Sehndorf als Nahbereich des Grundzentrums, ebenfalls an dieser Siedlungsachse 2. Ordnung, sowie die Ortsteile Borg, Büschdorf, Eft‐Hellendorf, Oberleuken‐Kesslingen‐Münzingen, Oberperl, Sinz, Tettingen‐Butzdorf‐Wochern als nicht‐achsengebundene Ortsteile im Nahbereich des Grundzentrums. Daraus ergeben sich Rückschlüsse für die mögliche Ausweisung von neuen Wohnbaugebieten. Der LEP Siedlung 2006 legt folgende verbindlichen Ziele fest:  Für nicht‐zentrale Gemeindeteile ist die Wohnsiedlungstätigkeit am Eigenentwicklungsbedarf auszurichten.  1,5 Wohnungen pro 1.000 Einwohner und Jahr  Für Grundzentren ist eine leichte zusätzliche Wohnbauentwicklung angestrebt  2,5 Woh‐ nungen pro 1.000 Einwohner und Jahr  Baulücken im Bereich von Bebauungsplänen und Satzungen nach § 30, 33 und § 34 Abs. 4 BauGB sowie Reserveflächen im Flächennutzungsplan müssen darauf angerechnet werden  Die Wohnungen, die gebaut werden können, werden je nach angestrebter Siedlungsdichte in Flächenangaben umgerechnet, für Perl bedeuten 25 WE ein Hektar Wohnbauland, für Besch, Nennig und Sehndorf 20 WE/ha und für die übrigen Ortsteile 15 WE/ha.  Existiert eine wesentlich höhere Wohnbaunachfrage z. B. durch „extern verursachte erhebli‐ che Wohnungsnachfragen“ (Saarland, 2006 S. 989) so kann die Gemeinde einen Ausnahme‐ antrag bei der Landesplanungsbehörde stellen um diese Zahlen zu erhöhen.

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4500 3

4000 2,5 3500

3000 2

2500 1,5 2000

1500 1 Wohnungen 1000 0,5 500 Einwohner je Wohnung

0 0

Jahr

Wohnungen Einwohner je Wohnung

Abbildung 28: Wohnraumentwicklung und –belegung in Perl von 1990 bis 2013 (Statistisches Amt Saarland, 2015) Des Weiteren anerkennt der LEP Siedlung 2006 den Teilbereich Obermosel – Saar‐Moselgau als ein Handlungsraum mit einer Sondersituation durch die „von Luxemburg ausgehenden Entwicklungsim‐ pulse und die damit verbundenen Siedlungsflächennachfragen“ Ebenda, S. 983. Nach Berechnung durch die Vorgaben des LEP Siedlung 2006 und der geschätzten Bevölkerungsent‐ wicklung bis 2020 bei weiter anhaltenden Wirtschaftsimpulsen aus Luxemburg ergäbe dies ein mögli‐ ches Wachstum von rund 13 bis 14 Wohneinheiten pro Jahr für das gesamte Gemeindegebiet, kumuliert somit ein Wohnbaupotenzial von 189 WE von 2007 bis 2020. Dies scheint unter Berücksichtigung der Entwicklung seit 1990 eher ungenügend. Die zentralen Punk‐ te, die gegen die Anwendung dieser Zahlen sprechen sind:  Die Haushaltsgrößen gehen deutlich zurück (siehe Abbildung 28). Damit hat sich das Verhält‐ nis zwischen Bevölkerungsentwicklung und Wohnraumnachfrage deutlich verschoben. Eine geringere Zahl von Neubürgern kann trotzdem zu einer deutlichen Nachfrage an Wohnein‐ heiten führen.  Der geschätzte Rückgang beim Bevölkerungswachstum geht fast ausschließlich auf das Konto der Altersgruppen unter 20 Jahren, die für den Wohnungsmarkt vernachlässigbar sind. Unter Ausklammerung dieser Bevölkerungsteile würde das geschätzte prozentuale Bevölkerungs‐ wachstum um rund die Hälfte höher ausfallen.  In der Gemeinde Perl kann nicht nur der Ortsteil Perl als zentraler Gemeindeteil betrachtet werden. Durch die siedlungsstrukturelle und verkehrliche Verflechtung bilden die Ortsteile Perl, Oberperl, Sehndorf, Besch und Nennig gemeinsam den zentralen Gemeindeteil entlang der Moselachse.  Durch die im LEP Siedlung genannte Sondersituation durch die Luxemburger Impulse könnte in Betracht gezogen werden, die mögliche Wohnsiedlungstätigkeit dieser zentralen Gemein‐

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deteile auf die Ebene der Mittelzentren anzuheben (3,5 Wohnungen pro 1000 Einwohner pro Jahr). Die Erweiterung der Definition der zentralen Gemeindeteile würde das Wohnbaupotenzial 2007 bis 2020 von 189 auf 232 WE heben, die zusätzliche Anhebung auf einen Mittelzentren‐Status ergäbe insgesamt ein Potenzial von 303 WE von 2007 bis 2020. Für die dabei geschätzten zusätzlichen rund 635 Einwohner bis 2020 ergäbe dies eine Haushaltsgröße von knapp 2,1 Personen pro WE, was dem heutigen Wert entspricht. Fazit: Rein rechnerisch kann sich Perl nach den Vorgaben des Landesentwicklungsplans Siedlung nicht entsprechend seines Potenzials als Wohnstandort entwickeln. Selbst wenn man als Szenario ein Ab‐ schwächen der Einflüsse des luxemburgischen Wirtschaftsstandortes unterstellt, steht für das ge‐ schätzte Wachstum kein entsprechender Wohnraum zur Verfügung. In Anbetracht der tatsächlichen Entwicklung der vergangenen Jahre ist eine Beibehaltung des Status Quo für die kommende Dekade nicht möglich, da hier selbst Kennwerte für die Ebene der Mittelzentren übertroffen wurden. Deswei‐ teren ist die Flächenverfügbarkeit natürlich begrenzt und in diesem Sinne sollte das Wachstum in einem dem Ortskern und dem Landschaftsbild verträglichem Maße stattfinden. Als aktuelle Entwick‐ lung sei die Diskussion um eine angestrebte Bebauung des Sportplatzes am Hammelsberg genannt, die grundsätzlich zu begrüßen ist und ebenfalls in einem nutzungsverträglichen und dem Ortsbild erträglichem Maße erfolgen sollte. Anerkennt man jedoch a) den besonderen Status der anderen Ortsteile entlang der Mosel innerhalb der Gemeinde und b) die de facto Anziehungskraft des Wohnstandortes Perl entsprechend eines Mittelzentrums in der Region, so passen die Berechnungen mit der geschätzten Entwicklung eher überein. Das Saarland ist damit gefordert, die Sondersituation von Perl und die entsprechenden Konsequenzen für die Gemeinde bei der Wohnentwicklung auf eine verlässliche Grundlage zu stellen. Die entsprechenden Ausnahmeregelungen sollten dabei jährlich geprüft werden, so dass diese bei einer Abschwächung der Nachfrage angepasst werden können.

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5.2 Soziale Infrastruktur

Abbildung 29: Bestandsaufnahnme der Schulen und Kindergärten der Gemeinde Perl, Stand 30.04.2015 (Gemeinde Perl, 2015)

5.2.1 Workshop Jugend/Senioren/Soziales Im Rahmen der Vertiefungsworkshops zur Bürgerbeteiligung wurde auch das Thema der sozialen Infrastruktur und der Angebote (insbesondere für Jugendliche und Senioren) diskutiert. Die Haupt‐ diskussionspunkte sollen hier vorangestellt werden, da sie als Rahmen für quantitative und qualitati‐ ve Betrachtung der einzelnen Infrastrukturen geeignet sind.  Das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Angeboten für verschiedene Zielgruppen (Ju‐ gend, Kinder, Familien, Senioren) sowie den Räumlichkeiten, in denen diese stattfinden kön‐ nen, ist komplex. Grundsätzlich scheint es in der Betrachtung des gesamten Gemeindegebiets kein Mangel an Lokalitäten zu geben, die Verfügbarkeit ist aber auf der Ortsteilebene geregelt, wodurch es zu Schwierigkeiten bei der Findung von Angeboten und Räumlichkeiten kommt. Eine zentrale Koordination wurde hier gewünscht.  Eine Unterstützung in sozialen Angelegenheiten sowohl für Jugendliche aber auch Senioren wurde als wichtig erachtet. Dazu sollte eine Anlaufstelle angeboten werden, die sich den An‐ liegen annimmt.  Bei den Spielplätzen wurden verschiedene Aspekte diskutiert. Zum Einen wurde mehrheitlich die Wichtigkeit von wohnortnahen Spielplätzen betont, damit die Kinder auch ohne Beglei‐ tung zu Fuß hingehen können. Wichtig war auch die zeitnahe Reparatur von Schäden an den Spielgeräten. Als dritter Punkt wurde die enge Koordination bei der Herstellung neuer Bau‐ grundstücke im Wohnungsbereich und den zum Neubaugebiet gehörenden öffentlichen Spiel‐ und Freiflächen angemahnt, so dass diese bereits bei Bezug der ersten Häuser fertigge‐ stellt sind.

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 Als zentraler Spiel‐ und Begegnungsort wird der obere Teil des Parks von Nell gesehen, wo Angebote für Kinder, Familien und Senioren verstärkt werden könnten.  Sowohl für die Angebote für Jugendliche als auch diejenigen für Senioren wurde die Wichtig‐ keit der Einbeziehung der jeweiligen Zielgruppen betont, so dass nicht an den Nutzern vorbeigeplant wird.

5.2.2 Kindertagesstätten Kindertagesstätten sind Einrichtungen der Kindertagesbetreuung. In Deutschland werden je nach Region unterschiedliche Einrichtungen als Kindertagesstätte bezeichnet:  die Kinderkrippe (für Kinder bis 3 Jahre),  der Kindergarten (für 3–6jährige),  der Schulhort, den Grundschulkinder nachmittags besuchen können. Im Folgenden wird die Bezeichnung Kindertagesstätte (oder KiTa) gebraucht, wenn mehr als eine der drei oben stehenden Betreuungsarten in einer Einrichtung zusammengefasst sind. Im Rahmen des Entwicklungskonzepts fällt die Betrachtung hinsichtlich der Kinderbetreuungseinrich‐ tungen auf die künftige Sicherung der Versorgung in den Bereichen Kinderkrippen, Kindergärten als auch Kinderhorte. Ziel des Konzepts ist es, etwaige immobilienwirtschaftliche Handlungsbedarfe darzustellen. Kinderbetreuungseinrichtungen sind gemeinsam mit der Infrastruktur für alte Menschen derzeit bundesweit am stärksten vom demografischen Wandel betroffen. Die Zahl der Kleinkinder ist seit Jahren rückläufig und wird voraussichtlich auch in Zukunft noch weiter sinken. Dies wird sich auch mittelfristig nicht ändern, da die Zahl der Personen im familienbildenden Alter ebenso sinkt. Der resultierende Geburtenrückgang und die damit verminderte Nachfrage führen unmittelbar zu Fragen der Aufrechterhaltung bestehender Infrastrukturen in ihrer jetzigen Form. Gleichzeitig gilt die Kinderbetreuung als wesentliche Komponente für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit als Stellschraube zur Steigerung der Geburtenrate und der Arbeitsquote. Hier wird die „demografische Zwickmühle“ am deutlichsten sichtbar: einerseits sinkt die Nachfrage an Plätzen, andererseits soll die Qualität und Quantität der Angebote nicht nur bestehen bleiben, son‐ dern bestenfalls noch gesteigert werden. Gesetzliche Rahmenbedingungen In Deutschland wird die öffentlich organisierte und finanzierte Form der Kinderbetreuung als Kinder‐ tagesbetreuung bezeichnet. Sie gehört zur Kinder‐ und Jugendhilfe und ist nicht, wie in manchen anderen Ländern, Teil des Schul‐ oder Gesundheitswesens. Ihre rechtliche Grundlage findet sie im Kinder‐ und Jugendhilfegesetz des Bundes und in den Landesausführungsgesetzen. Kinder‐ und Jugendhilfe (Sozialgesetzbuch Achtes Buch) Das Kinder‐ und Jugendhilfegesetz (Abkürzung: "SGB VIII", Volltitel: " Sozialgesetzbuch Achtes Buch – Kinder‐ und Jugendhilfe – ") ist die Bezeichnung für ein umfangreiches Paket von gesetzlichen Rege‐ lungen in Deutschland, die die Kinder‐ und Jugendhilfe betreffen. Dieses im Jahre 1990 als Kinder‐ und Jugendhilfegesetz (Abkürzung: "KJHG", Volltitel: "Gesetz zur Neuordnung des Kinder‐ und Ju‐ gendhilferechts") vom deutschen Bundestag verabschiedete Artikelgesetz trat am 1. Januar 1991 in den westlichen Bundesländern in Kraft und löste u. a. das bis dahin geltende Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) von 1922 (in der Fassung von 1963) ab. In den neuen Bundesländern erlangte das Gesetz be‐ reits mit dem Beitrittstermin am 3. Oktober 1990 seine Gültigkeit. Seit der Bekanntmachung der Neufassung des Achten Buches Sozialgesetzbuch im Jahre 2012 ist das KJHG zum Kern des „Sozialge‐ setzbuches Achtes Buch – Kinder‐ und Jugendhilfe –“ geworden.

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Die wesentlichen Bestimmungen finden sich im ersten Artikel des Gesetzes; sie bilden das Achte Sozialgesetzbuch. Mit dem KJHG bzw. SGB VIII wurde die politische und fachliche Kritik an der Kont‐ roll‐ und Eingriffsorientierung des JWG aufgenommen und ein Leistungsgesetz für Kinder, Jugendli‐ che und ihre Familien geschaffen, das auf Unterstützung und Hilfsangebote setzt. Das Inkrafttreten des KJHG wird daher auch als Paradigmenwechsel in der Kinder‐ und Jugendhilfe angesehen. Das SGB VIII regelt bundeseinheitlich die Leistungen gegenüber jungen Menschen (Kinder, Jugendli‐ che, junge Volljährige) sowie deren Familien (insb. Eltern, Personensorgeberechtigte, Erziehungsbe‐ rechtigte). Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe (in der Regel also das jeweilige Land als überörtlicher Träger und die Landkreise und kreisfreien Städte als örtliche Träger) sind verantwortlich dafür, dass die Leistungen erbracht werden. Sie richten zur Durchführung ihrer Aufgaben Landesju‐ gendämter und Jugendämter ein. Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) Das Tagesbetreuungsausbaugesetz (Abkürzung: „TAG“, Volltitel „Gesetz zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder und zur Weiterentwicklung der Kinder‐ und Jugendhilfe“) ist zum 1. Januar 2005 in Kraft getreten. Es hat – wie der Titel schon sagt – den qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbetreuung und die Weiterentwicklung der Kinder‐ und Jugendhilfe zum Ziel. In erster Linie gilt das TAG dem gerechten Ausbau der Kinderbetreuung, dabei insbesondere der Tagesbetreuung von Kindern unter drei Jahren. Bis zum Oktober 2010 sollen bundesweit 230.000 zusätzliche Plätze in Kindertagesstätten, Krippen oder bei Tagesmüttern entstehen. Der Bedarf der Bildungs‐ und Betreuungsangebote wird durch die Formulierung von Qualitätsmerkmalen stärker konkretisiert und auf die Kindertagespflege ausgedehnt. Die Kindertagespflege soll sich zu einer gleichrangigen Alternative entwickeln und den Eltern eine Wahl zwischen den unterschiedlichen Betreuungsmöglichkeiten geben. Die dazugehörigen Fördermaßnahmen und Maßnahmen zur Quali‐ fizierung der Tagespflegepersonen werden in § 23 TAG erläutert. Gesetz zur Förderung von Kindern unter drei Jahren in Tageseinrichtungen und in Kindertagespfle‐ ge (Kinderförderungsgesetz ‐ KiföG) Bund, Länder und Kommunen haben sich 2008 darauf verständigt, bis zum Jahr 2013 bundesweit für 35 Prozent der Unter‐Dreijährigen Betreuungsplätze zu schaffen. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung sollte mit dem Kinderförderungsgesetz (KiföG)2, das am 16. Dezember 2008 in Kraft trat, weiter beschleunigt werden. Das KiföG trug damit zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Bildung für Kinder im Vorschulalter bei. Bis zum Jahr 2013 sollte es bundesweit im Durchschnitt für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz geben ‐ rund ein Drittel der neuen Plätze sollten in der Kindertagespflege geschaffen werden. Im gleichen Jahr sollte jedes Kind mit Vollendung des ersten Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder in der Ta‐ gespflege haben. (I. Investitionsprogramm "Kinderbetreuungsfinanzierung" 2008‐2013) Um diese Ziele zu erreichen, wurde die Finanzierung des Ausbaus mit dem Kinderbetreuungsfinanzie‐ rungsgesetz geregelt. Von insgesamt 12 Milliarden Euro, die für den Ausbau benötigt wurden, trug der Bund mit 4 Milliarden Euro rund ein Drittel. Davon standen bis zum Jahr 2013 insgesamt 2,15 Milliarden Euro für Investitionsmittel bereit. Die restlichen 1,85 Milliarden Euro des Bundes entlasteten die Bundesländer bei der Finanzierung der Betriebskosten. Diese Änderung des Finanzausgleichgesetzes wurde im KiföG geregelt und galt bis 2013. In einer zweiten Stufe bis 2014 wurde das II. Investitionsprogramm "Kinderbetreuungsfinanzie‐

2 vgl. (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2010)

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl rung" 2013‐2014 umgesetzt, dass die Finanzierung weiterer 30.000 Betreuungsplätze zum Inhalt hatte und weitere 75 Millionen Euro jährlich für den weiteren Betrieb zur Verfügung stellte. Aktuell läuft das III. Investitionsprogramm "Kinderbetreuungsfinanzierung" 2015‐2018 mit einer Er‐ höhung des Festbetrags an der Umsatzsteuer um jeweils 100 Millionen Euro in den Jahren 2017 und 2018 zugunsten der Länder mit der Folge einer Erhöhung des Bundesanteils an der Finanzierung der Betriebskosten. Desweiteren wird das bestehende Sondervermögen um 550 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro aufgestockt, so dass den Ländern in dieser Legislaturperiode weitere Investitionsmittel zur Verfügung gestellt werden können. (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2014) Bund, Länder und Kommunen setzen neben dem Ausbau auch darauf, die Qualität der Betreuung entscheidend zu verbessern. Mit zwei Programmen unterstützt das Bundesfamilienministerium die Bemühungen der Länder, Kommunen und Träger, für mehr Qualität in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege zu sorgen:  Das Forum Frühkindliche Bildung soll Eckpunkte zur frühkindlichen Bildung in Einrichtungen und in der Kindertagespflege entwickeln und damit den Ausbau der Kinderbetreuung in Be‐ zug auf qualitative Anforderungen unterstützen.  Das Aktionsprogramm Kindertagespflege soll Anreize für Interessierte schaffen, sich für den Beruf der Tagespflege zu entscheiden und zu qualifizieren. Mit dem Aktionsprogramm Kin‐ dertagespflege werden 200 Modellstandorte gefördert, um in der Praxis gute Ideen zu er‐ proben, wie Tagespflegepersonen gewonnen und qualifiziert werden können. Dazu können auch Kooperationen mit Partnern wie einer Kindertageseinrichtung, einem Tagespflegeverein oder einem Mehrgenerationenhaus geschlossen werden. Landesgesetzgebung des Saarlandes Im Saarland ergänzten bis Ende Juli 2008 zwei Landesgesetze die Gesetzgebung des Bundes. Das Gesetz Nr. 969 zur Förderung der vorschulischen Erziehung bezieht sich auf Kindergärten. Das Gesetz Nr. 1258 Drittes Saarländisches Ausführungsgesetz zum Gesetz für Jugendwohlfahrt (JWG) – Gesetz zur Förderung von Kinderkrippen und Kinderhorten bezieht sich auf frühkindliche und Nachmittagsbe‐ treuung für Grundschulkinder. Seit dem 1. August 2008 ist das Saarländische Kinderbetreuungs‐ und ‐bildungsgesetz (SKBBG) in Kraft, zuletzt geändert durch das Gesetz vom 25. Juni 2014. Eine strikte Trennung der verschiedenen Kinderbetreuungseinrichtungen, wie sie bisher zwischen Kindergärten, Kinderhorten und Kinderkrip‐ pen auch durch die gesetzliche Regelung bestanden hat, wurde durch die neue Gesetzgebung aufge‐ löst. Mit der Verabschiedung des Tagesbetreuungsausbaugesetzes (TAG) und des Kinder‐ und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetzes (KICK) hat der Bundesgesetzgeber durch entsprechende Änderungen im Achten Buch Sozialgesetzbuch die Voraussetzungen für ein integriertes, flexibles und vielfältiges System der Tagesbetreuung für Kinder geschaffen. Das SKBBG fasst die bisherigen Geset‐ ze zur Förderung der vorschulischen Erziehung und zur Förderung von Kinderkrippen und Kinderhor‐ ten in einem Text zusammen und legt grundlegende Strukturen und Inhalte des Regelungsbereichs fest. Es strukturiert darüber hinaus auch die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule sowie die Zusammenarbeit zwischen Kinderhort und Schule bei älteren Kindern neu. Die wesentli‐ chen Neuerungen dabei sind:  Entwicklungsplan: Den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe wird entsprechend § 69 Abs. 1 SGB VIII die Planung bedarfsdeckender Angebote in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege übertragen. Darüber hinaus wird den örtlichen Trägern der öffentli‐ chen Jugendhilfe auferlegt, die erforderlichen Maßnahmen in einem Entwicklungsplan zu be‐ schreiben, der mit dem Land abzustimmen und alle drei Jahre fortzuschreiben ist.

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 Finanzierung: Das Gesetz selbst trifft keine Festlegungen zu den laufenden Finanzierungsan‐ teilen der Kostenträger von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege. Dies wird in der entsprechenden Ausführungsverordnung geregelt (Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur (2008)).  Die Kosten der Tageseinrichtungen für Kinder werden von Land, kommunalen Gebietskörper‐ schaften und Einrichtungsträgern sowie von den Erziehungsberechtigten getragen (Landtag des Saarlandes (2014)).  Das Land fördert die Bereitstellung von Plätzen im Rahmen der Entwicklungspläne durch Zu‐ wendungen in folgender Höhe jedoch bis max. 40% der zuwendungs‐ bzw. förderfähigen Kosten, wenn die Maßnahme ohne die Zuwendung nicht finanziert werden kann:  Neubau‐, Ausbau‐ und Erweiterungsbaumaßnahmen von Kindertageseinrichtungen mit einer Pauschale von maximal 18.000,‐ Euro pro neu geschaffenem Betreuungs‐ platz für Kinder unter drei Jahren,  Notwendige Begleitmaßnahmen in bestehenden Gebäuden für die Nutzung als Kin‐ dertageseinrichtung mit einer Pauschale von max. 7.000,‐ Euro pro neu geschaffe‐ nem Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren,  Investitionsmaßnahmen zur Umwandlung bestehender Kindergarten‐ oder Kinder‐ hortplätze mit einer Pauschale von max. 3.000,‐ Euro pro neu geschaffenem Be‐ treuungsplatz für Kinder unter drei Jahren,  Umbaumaßnahmen zur Umwandlung von Teilzeitkindertagesplätzen in Ganztags‐ plätze in Höhe von maximal 1.800,00 Euro pro umgewandeltem Platz. Additiv dazu kann die Förderung von Umwandlungs‐, Umbau‐ und Erweiterungsbaumaßnahmen erfolgen, sofern keine Begleitmaßnahmen in bestehenden Gebäuden wie oben er‐ wähnt bereits gefördert werden.  Investitionsmaßnahmen, die durch Grundsanierung oder Ersatzneubau der Sicherung vorhandener Kindergarten‐ oder Kinderhortplätze dienen, in Höhe von maximal 5.400,00 Euro pro Kindergarten‐ oder Kinderhortplatz. Für die Sicherung bestehen‐ der Krippenplätze gilt als erster genannter obenstehender Punkt. (Ministerium für Bildung und Kultur, 2014) Raumordnungspolitische Richtwerte Das Bundesinstitut für Bau‐, Stadt‐ und Raumforschung (BBSR) macht Vorschläge für maximale Ent‐ fernungen vom Wohnort zur nächstgelegenen Kindertagesstätte. Dabei berücksichtigt das BBSR die Siedlungsstruktur (BBSR, 2006b S. 75): Für 50 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 1,3 km  Mittlere Struktur: 1,0 km  Dichte Struktur: 0,6 km Für 75 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 2,9 km  Mittlere Struktur: 1,7 km  Dichte Struktur: 1,0 km Für 95 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 6,8 km  Mittlere Struktur: 4,1 km

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 Dichte Struktur: 3,1 km Die Gemeinde Perl hat mit knapp rund 940 Einwohnern pro km² Siedlungs‐ und Verkehrsfläche eine lockere Siedlungsstruktur (< 1000 Einwohner pro km² Siedlungs‐ und Verkehrsfläche). Als maximale Entfernung vom Wohnort zur Kindertagesstätte sieht das BBSR demnach für 95 % der Kinder 6,8 km vor. Steckbriefe Im Folgenden werden die Kindertagesstätten in kurzen Steckbriefen dargestellt, soweit Daten vorlie‐ gen, um im Anschluss soweit möglich eine Bewertung der quantitativen und qualitativen Aspekte vorzunehmen.

Kindertagesstätte St. Franziskus, Besch

Stand: 16.07.2014

Adresse: Besch, Franziskusstraße 1 A

Baujahr: 2013 Raumzahl: 14 Räume einschließlich 2 Spielflure Kinderzahl 2013: Kindergarten 75, Kinderkrippe 22 Gruppenzahl: Kindergarten 3, Kinderkrippe 2

Zustand Gebäude: Neubau, Eröffnung am 01.04.2013

Entfernung zur nächsten gleichar‐ 4,9 km (Kindertagesstätte Nennig) tigen Einrichtung: 5,0 km (Kindertagesstätte Perl)

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Kindertagesstätte St. Martin, Nennig

Stand: 16.07.2014

Adresse: Nennig, Auf der Acht 8

Baujahr: 1973, Sanierung in 2007/08, Erweiterung 2011/12 Raumzahl: 12 Räume einschließlich 2 Spielflure Kinderzahl: Kindergarten 50, Kinderkrippe 22 Gruppenzahl: Kindergarten 2, Kinderkrippe 2

Zustand Gebäude: sehr guter Zustand; Krippenbereich in Erweiterungsneubau, Eröffnung 04.03.2013

Entfernung zur nächsten gleichar‐ 4,9 km (Kindertagesstätte Besch) tigen Einrichtung:

Kindertagesstätte Leukbachtal, Oberleuken

Stand: 04.12.2012

Adresse: Oberleuken, St.‐Gangolf‐Straße 19

Baujahr: 1995 Raumzahl: 8 Räume einschließlich Spielflur Kinderzahl: Kindergarten 50, Kinderkrippe 11 Gruppenzahl: Kindergarten 2, Kinderkrippe 1

Zustand Gebäude: guter Zustand; nur leichte Witterungseinflüsse; Dach in gutem Zustand; Neuanstrich notwendig

Entfernung zur nächsten gleichar‐ 7 km (Kindertagesstätte Perl) tigen Einrichtung:

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Kindertagesstätte St. Quirinus, Perl

Stand: 01.07.2015

Adresse: Perl, Quirinusstraße 5

Baujahr: 1929 (Kath. Vereinshaus), Teilsanierung in 2005/06, Erweite‐ rung 2013/15 Raumzahl: 20 Räume einschließlich 2 Spielflure Kinderzahl: Kindergarten 113 + 25 im Anbau, Kinderkrippe 16+22 in Neubau Kindergarten 4 + 1 im Neubau, Kinderkrippe 1, 1 altersgemischt Gruppenzahl: und 2 weitere im Neubau

Zustand Gebäude: Hauptgebäude teilweise sanierungsbedürftig; bestehendes Anbaugebäude in gutem Zustand, Erweiterungsgebäude im Neubau

Entfernung zur nächsten gleichar‐ 5 km (Kindertagesstätte Besch) tigen Einrichtung:

Darüber hinaus betreibt die Seniorengalerie „Auf dem Sabel“ in Perl einen betriebseigenen Kinder‐ garten „Kindergalerie Schatzkiste“ mit 10 Plätzen, der auch samstags geöffnet ist, um den angestell‐ ten Pflegekräften eine adäquate Kinderbetreuung zu bieten. Diese Einrichtung ist auch für Außenstehende zugänglich und nutzbar. Bewertung Mit den zum 31.12.2013 vorhandenen 55 Krippenplätzen für 273 Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren in der Gemeinde Perl wurde ein Bedarfsdeckungsgrad von 20,2 % erreicht. Mit den am Standort Perl entstehenden weiteren 40 Krippenplätzen wird im Juni 2015 bei 253 Kindern eine Bedarfsdeckung von ca. 37,6 % erreicht werden, während 2012 noch eine Bedarfsdeckung von nur 8,2% erreicht wurde (15 Plätze bei 183 Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren).

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288 Kindergartenplätze (313 Plätze nach Ausbau des Kita‐Standortes Perl) für 3,5 Jahrgänge (rund 240 Kinder) entsprechen bei steigender Kinderzahl, sowie der zusätzlichen Aufnahme von Kindern aus Frankreich, den mittelfristigen Anforderungen.

5.2.3 Schulen Das Schulsystem ist im Saarland durch das Schulordnungsgesetz (SchoG) geregelt. Der Rahmen des Schulsystems gliedert sich zum einen in eine Sparte der allgemein bildenden Schulformen (Grundschule, Gemeinschaftsschule, Gymnasium) und in die Sparte der beruflichen Regelschulformen (Berufsschulen, Berufsfachschulen, Fachschulen und Fachoberschulen). Gemäß §2 SchoG müssen die Übergangsmöglichkeiten zwischenden verschiedenen Schulformen gegeben sein. Daneben wird neuen Entwicklungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntniss ein Spielraum zu Änderungen und Anpassungen eingeräumt. Der Rahmen des deutschen Schulwesens muss allerdings gewahrt bleiben. Das vorliegende Konzept beschränkt sich auf Grund der kommunalen Verantwortlichkeiten in den Bewertungen vor allem auf die Grundschulstandorte. Gesetzliche und planerische Rahmenbedingungen In Deutschland untersteht laut Grundgesetz (Art. 7 Abs. 1) das gesamte Schulwesen dem Staat. Schulen fallen in den Kompetenzbereich der einzelnen Bundesländer, daher ist die konkrete Ausgestaltung des Schulwesens sehr unterschiedlich. In den einzelnen Landesverfassungen finden sich weitere Bestimmungen. Im Saarland ist das Schulwesen im Gesetz Nr. 812 (vom 5. Mai 1965, zuletzt geändert durch das Gesetz vom 25. Juni 2014) zur Ordnung des Schulwesens im Saarland (Schulordnungsgesetz SchoG) geregelt. Pflichtaufgaben des Landes Das Schulwesen eines Bundeslands wird in der Regel vom Kultusministerium verwaltet, es ist die höchste Behörde eines Landes für das jeweilige Schulsystem. Die Kultusministerien und die Schulverwaltung sind sowohl für Planung als auch Organisation des Schulsystems zuständig, unter ihre Zuständigkeit fällt auch die Schulaufsicht. Sie bestimmen neben der Struktur des Systems auch die Unterrichtsinhalte und ‐ziele. Es ist die zentrale Aufgabe des saarländischen Ministeriums für Bildung und Kultur, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Schüler in den allgemeinbildenden Schulen eine angemessene schulische Bildung erfahren. Das Kultusministerium ist Schulaufsichtsbehörde für die Schulen des Landes, damit obliegen ihm die Fach‐, Dienst‐ und Rechtsaufsicht über die allgemein bildenden Schulen. Das Kultusministerium als Schulaufsichtsbehörde beschließt auch über die Errichtung, Änderung oder Auflösung einer Schule (§ 40 SchoG). Als Entscheidungsgrundlage dienen hier unter anderem auch die aktuell gültigen Mindestanforderungen an die Anzahl der Schüler oder die Anzahl der Klassenzüge. Pflichtaufgaben der Kommune Im Bereich des Grundschulwesens sind die Kommunen Schulträger (§ 38 Abs. 1 SchoG). Damit haben sie die Sachkosten für die räumliche als auch für die im engeren Sinne sachliche Ausstattung zu tragen (§ 44 bis 48 SchoG). Die räumliche Ausstattung umfasst die gesamte bauliche Gestaltung, Unterhaltung und Verwaltung der Schulen. Die sachliche Ausstattung umfasst neben dem Mobiliar auch die Ausstattung der Schulen mit Lehrmitteln und technischen Geräten, Sammlungen, Musikinstrumenten usw. Die Kosten für die Beförderung der Grundschulkinder durch Schulbusse trägt ebenso die Gemeinde.

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Landespolitik zur Freiwilligen Ganztagsschule (FGTS) Die saarländische Landesregierung hat das Förderprogramm "Freiwillige Ganztagsschulen" im Saarland am 05.02.2013 verabschiedet. Das Förderprogramm gilt ab dem Schuljahr 2013/2014 und regelt bereits im Vorfeld die entsprechenden Anmeldemodalitäten. Jede Schule, an der ein entsprechender Bedarf besteht, soll ein Bildungs‐ und Betreuungsangebot am Nachmittag bis mindestens 16 Uhr vorhalten. Fast alle der 163 saarländischen Grundschulen haben inzwischen bereits ein Nachmittagsangebot. Das Förderprogramm legt dabei die Verantwortung für die Durchführung der Angebote nicht in die Hände der Schule, sondern setzt ganz bewusst auf das Engagement und die Erfahrung öffentlicher und freier Träger der Jugendhilfe und anderer gesellschaftlicher Kräfte. Über die Errichtung des Angebots entscheidet die Schulkonferenz.(Ministerium für Bildung und Kultur, 2015)  Zielsetzung Die gesellschaftliche Entwicklung macht in verstärktem Maße die Einrichtung von Ganztags‐ angeboten im Schulbereich erforderlich. Hierdurch sollen die Eltern in die Lage versetzt wer‐ den, ihre Kinder in einem verlässlichen zeitlichen Rahmen auch nach dem Unterricht in der Schule in guten Händen zu wissen. Mit diesen Angeboten ist es Eltern möglich, ihre familiä‐ ren und beruflichen Pflichten besser miteinander zu verbinden. Das Zusammenspiel von Bil‐ dung, Erziehung und Betreuung am Lernort Schule soll darüber hinaus zusätzliche pädagogische Chancen für die Förderung von Schülern und Schülerinnen bieten. Hierbei können sportliche, musische und soziale Aktivitäten sowie Hausaufgabenbetreuung ermög‐ licht werden.  Trägerschaft Träger der Bildungs‐ und Betreuungsangebote an Freiwilligen Ganztagsschulen können der Schulträger, öffentliche oder freie Träger der Jugendhilfe sowie geeignete rechtsfähige Ver‐ einigungen sein.  Konzept Die außerunterrichtliche Bildung und Betreuung an Freiwilligen Ganztagsschulen ist eine schulische Veranstaltung. Die Teilnahme ist im Unterschied zu den Ganztagsschulen in ge‐ bundener Form (§ 5a SchoG) freiwillig. Aus Gründen der Planungssicherheit ist es allerdings erforderlich, dass die Teilnahme für mindestens ein Schulhalbjahr verbindlich erklärt wird. Der Bedarf wird vom Schulleiter oder der Schulleiterin ermittelt. Über die Errichtung des An‐ gebotes entscheiden die Schulkonferenz und der Schulträger. Der Träger des Bildungs‐ und Betreuungsangebotes und die einzelne Schule erarbeiten gemeinsam ein auf den jeweiligen Standort bezogenes Konzept zur zeitlichen, organisatorischen und inhaltlichen Ausgestal‐ tung, das sich in geeigneter Weise in das Schulkonzept einfügt und das mit dem Schulträger abgestimmt ist. Das Angebot kann in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, z. B. Kirchen, Verbänden und Vereinen, erweitert und ergänzt werden. Ein über 14.00 Uhr hinaus gehendes Nachmit‐ tagsangebot schließt die Bereitstellung eines Mittagessens ein.  Modelle Grundsätzlich existieren drei Modelle, nach denen die Freiwillige Ganztagsschulen organisiert werden können. Das Standardmodell ist sehr flexibel und bietet den Schülern individuell eine Nachmittagsbetreuung an. Das Modell „Ganztagsklasse“ bietet ab der Klassenstufe 5 die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis für die gesamte Klasse einen ganztägigen Bildungs‐ und Be‐ treuungsbetrieb zu ermöglichen (ähnlich den „echten“ Ganztagsschulen). Es besteht hierbei eine Verpflichtung für ein ganzes Schuljahr. Das dritte Modell nennt sich „Kooperationsmo‐

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dell Schule – Jugendhilfe“ und verbindet die freiwillige Nachmittagsbetreuung mit einem Hort. Für die drei Modelle gelten unterschiedliche finanzielle und organisatorische Rahmenbedin‐ gungen(Ministerium für Bildung und Kultur, 2013). Als moderne Sonderform tritt die gebundene Ganztagsschule in „voll gebundener Form“ auf, welche die Aufgaben Beschulung und Betreuung gleichermaßen im Terminus enthält. Hier handelt es sich um eine Schule, in der alle Schüler verpflichtet sind, an mindestens vier Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden an dem strukturierten Angebot der Schule teilzunehmen. Die vormit‐ täglichen und nachmittäglichen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler müssen in einem konzepti‐ onellen Zusammenhang stehen. Der Pflichtunterricht ist auf Vormittag und Nachmittag verteilt. Über den ganzen Tag hinweg wechseln Unterrichtsstunden mit Übungs‐ und Studierzeiten sowie sportli‐ chen, musischen und künstlerisch orientierten Fördermaßnahmen. Daneben werden auch Freizeitak‐ tivitäten angeboten. Gebundene Ganztagsschulen erhalten gegenüber Halbtagsschulen zusätzliche Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte. Als Grundlage dient die Verordnung – Schulordnung – über die Gebundene Ganztagsschule (Ganztagsschulverordnung) vom 30. Januar 2013. Die gebundene Ganztagsschule beginnt, im Gegensatz zum Modell Ganztagsklasse, schon ab dem ersten Schuljahr und verlangt durch die Abweichung vom traditionellen Frontalunterricht die Erstel‐ lung eines entsprechenden Konzeptes. Da schon seit mehreren Jahren etwa die Hälfte der Grundschüler das Nachmittagsangebot der Frei‐ willigen Ganztagsschule (FGTS) in Perl in Anspruch nimmt, wird zurzeit die bedarfsangepasste Einrich‐ tung eines gebundenen Ganztagsschulangebotes in der Grundschule Dreiländereck geprüft. Eine Entscheidung über die frühestens zum Schuljahr 2016/17 mögliche Einführung der Gebundenen Ganztagsschule in der Grundschule in Perl soll im Laufe des Jahres 2015 getroffen werden. In jedem Fall würde für die Schüler eine Wahlmöglichkeit zwischen dem neuen gebundenen Ganztagszweig und dem weiterhin bestehenden Halbtagszweig mit einer kostenpflichtigen Nachmittagsbetreuung in der bisherigen Form bleiben. Raumordnungspolitische Richtwerte Das Schulordnungsgesetz macht keine konkreten Vorgaben hinsichtlich der Größe von Versorgungs‐ bereichen. Nur auf indirektem Wege über § 9 des Schulordnungsgesetzes werden über Minimalaus‐ lastungen Einzugsbereiche festgesetzt. Gleichzeitig ist laut § 19 für jede öffentliche Grundschule – erforderlichenfalls für einzelne Stufen oder Klassen – von der Schulaufsichtsbehörde im Benehmen mit dem Schulträger nach Anhörung der Schulregionkonferenz ein räumlich abgegrenztes Gebiet als Schulbezirk festzulegen. Zur Sicherung eines zweckmäßigen und wirtschaftlichen Einsatzes von per‐ sonellen und sachlichen Mitteln können für mehrere Schulen ein gemeinsamer Schulbezirk gebildet und die notwendigen Koordinierungsaufgaben einer dieser Schulen zugewiesen werden. Die Schul‐ aufsichtsbehörde kann im Benehmen mit den betroffenen Schulträgern zur Bildung möglichst gleich starker Klassen Abweichungen von den Schulbezirksgrenzen anordnen.

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Abbildung 30: Radius von 7,3 km um die Grundschulstandorte. Quelle: © OpenStreetMap‐Mitwirkende, Darstellung GIU mbH Das Bundesinstitut für Bau‐, Stadt‐ und Raumforschung (BBSR) macht hingegen unabhängig von der Schülerzahl Vorschläge für maximale Entfernungen vom Wohnort zur nächstgelegenen Grundschule. Dabei berücksichtigt das BBSR die Siedlungsstruktur: Für 50 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 2,5 km  Mittlere Struktur: 1,1 km  Dichte Struktur: 0,7 km Für 75 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 4,4 km  Mittlere Struktur: 1,8 km  Dichte Struktur: 1,2 km Für 95 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 7,3 km  Mittlere Struktur: 3,7 km  Dichte Struktur: 2,1 km Die Gemeinde Perl hat mit knapp rund 940 Einwohnern pro km² Siedlungs‐ und Verkehrsfläche eine lockere Siedlungsstruktur (< 1000 Einwohner pro km² SuV‐Fläche). Als maximale Entfernung vom Wohnort zur Grundschule sieht das BBSR demnach für 95 % der Schülerinnen und Schüler 7,3 km vor. Abbildung 30 zeigt, dass nur die Orte Münzingen und Kesslingen nicht innerhalb dieser Entfernungsradien liegen. Diese Orte sind Wohnstandorte für rund 2,4 % der Bevölkerung, womit folglich für 97,6 % die empfohlene Entfernung nicht überschritten wird und der Richtwert damit erreicht wird.

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Steckbriefe Im Folgenden werden die Schulen in kurzen Steckbriefen dargestellt, soweit Daten vorliegen, um im Anschluss soweit möglich eine Bewertung der quantitativen und qualitativen Aspekte vorzunehmen.

Grundschule Dreiländereck, Dependance Besch

Stand: 01.07.2015

Adresse: Besch, Franziskusstraße 5

Baujahr: 1962, Sanierung geplant Schülerzahl 2014/15: 94 Klassenzahl: 4 Zustand Gebäude: Sanierung erforderlich, keine geeigneten Räumlichkeiten für Ganztagsbetreuung und Sport

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Grundschule Dreiländereck Stammschule Perl

Stand: 25.06.2015

Adresse: Perl, Kirschenstraße 6‐8

Baujahr: Stammgebäude 1928, Erweiterungsbau 1964 mit Sanierung (unterste Abbildung), ergänzender Neubau 2010 (Freiwillige Ganztagsschule) (obere Abbildungen) Schülerzahl: 254 Klassenzahl: 11 Zustand Gebäude: Altbau von 1928 sanierungsbedürftig, Gebäude wurde im Jahr 1964 Jahren saniert und erweitert, Neuanlage eines naturnahen Schulhofes erfolgt im Jahr 2015

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Deutsch‐Luxemburgisches Schengen‐Lyzeum Perl

Stand: 01.07.2015

Adresse: Perl, Auf dem Sabel 2

Baujahr: 2011 Schülerzahl / Klassenzahl: 781 (Vollbelegung 900) / 38 (Vollbelegung 41) Zusammensetzung der Schüler nach Land des Wohnortes : Deutschland 463, Luxemburg 300, Frankreich 18

Zustand Gebäude: Neubau 2011

Bewertung Die Grundschule Dreiländereck in Perl wurde in den letzten Jahren umfangreich renoviert und erwei‐ tert. Lediglich das historische Schulgebäude aus dem Jahr 1928 wurde bislang noch nicht saniert, obwohl es für das Gebäudeensemble prägend ist. Die Gemeinde Perl hat inzwischen mit dem Bau von zusätzlichen Außenanlagen begonnen, die sich in der Fertigstellung befinden. Die Grundschule Dreiländereck unterhält eine Dependence in Besch mit derzeit vier Klassen von insgesamt 94 Schü‐ lern. Aufgrund der beengten Verhältnisse sind die Aktionsmöglichkeiten der Freiwilligen Ganztags‐ schule begrenzt und daneben kann kein Sportunterricht mangels Räumlichkeiten stattfinden. Für diese Zwecke pendeln die Grundschüler zum Sport‐ und Schwimmunterricht nach Perl. Ebenso pen‐ deln die Grundschullehrer zwischen den beiden Standorten. Vor diesem Hintergrund muss die ge‐ plante Sanierung der Dependance in Besch kritisch hinterfragt werden. Eine Konzentration der Grundschule Dreiländereck in Perl würde erhebliche Synergieeffekte haben und im Gebäudebetrieb laufende Kosten einsparen wenn entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Bei Betrach‐ tung der Abbildung 30 ist zudem festzustellen, dass die Einzugsbereiche beider Standorte hinsichtlich der Abdeckung der Gemeinde Perl mit dem zweiten Standort Besch keine nennenswerten Vorteile bringt, denn lediglich bei dem Ortsteil Sinz wird die Abdeckung des letzten Drittels erreicht. Die be‐

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl stehenden Buslinien nach Besch fahren alle bis zur Grundschule Perl und sind somit bereits existent. Träger der Grundschulen ist die Gemeinde Perl. Im Ortsteil Perl befindet sich das von Saarland und Luxemburg gemeinsam getragene, im August 2007 gegründete Deutsch‐Luxemburgische Schengen‐Lyzeum, in dem Schulabschlüsse nach Luxem‐ burgischem und Saarländischem Recht erworben werden können. Die ehemalige Erweiterte Real‐ schule Perl (Konrad‐Adenauer‐Schule) ist darin aufgegangen. Grundsätzlich ist die Errichtung des Deutsch‐Luxemburgischen Schengen‐Lyzeums als sehr positiv herauszuheben. Es stellt für Perl einen bedeutenden Standortvorteil im Dreiländereck dar und wird insbesondere für Arbeitnehmer mit Familien aus Luxemburg eine Entscheidungshilfe bei der Wohnortsuche bieten. Im unmittelbaren Umfeld des Lyzeums sind ergänzende Sportanlagen (Leichtathletik, Sportplatz) geplant. Dieses Vorhaben ist gekoppelt an die Realisierung eines neuen Sportplatzes des FC Perls in Nähe des Schengen‐Lyzeums bzw. an eine Veräusserung des ehemaligen Spielfeldes an einen Investor. Wenn das Lyzeum mit allen Jahrgängen belegt ist, kann der Standort bis zu 900 Schüler aufnehmen. Die Gesamtschülerzahl erlangte im Schuljahr 2014/15 mit 825 Schülern seinen bisherigen Höchstwert nachdem im Vorjahr 2013/2014 insgesamt 781 Schüler das Lyceum besuchten. Für die nahe Zukunft muss über eine Erweiterung der Stellplatzkapazität und der angeschlossenen Sporthalle nachgedacht werden. Darüberhinaus scheint es wichtig, das Potenzial des Schengen‐Lyzeums auch für Bereiche wie Kunst, Kultur, Sport und sonstige Bildungsangebote zu nutzen, und es zur Gemeinde Perl hin zu öffnen.

5.2.4 Sporteinrichtungen Demografische Rahmenbedingungen Die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Infrastrukturbereich der Sporteinrichtungen sind durch den Rückgang der Bevölkerung sowie die Veränderungen in der Altersverteilung geprägt. Aus der Kombination dieser beiden Effekte resultieren nach der Schätzungen bis zum Jahr 2020 er‐ hebliche Verschiebungen vor allem in den Altersgruppen 0–9 Jahre (‐9,7 %) und 10–19 Jahre (‐ 13,4 %), während die Altersgruppen über 40 Jahren stark zunehmen. Die Zahl der Geburten lag im Durchschnitt der letzten fünf Jahre bei 50 Kindern im Gemeindegebiet. Geht der Trend der letzten zehn Jahre so weiter, dann wären für das Jahr 2020 noch rund 40 Kinder zu erwarten. Damit würde vor allem der Jugendsport Nachwuchsprobleme bekommen. Zudem erscheint es rat‐ sam das Teilsegment des Seniorensports wie auch die Angebote für ältere Aktive ab 40 Jahren auszu‐ bauen. Bei den als stabil oder wachsend eingeschätzten Altersgruppen sollte aktiv auf die Zugezogenen zu‐ gegangen werden, da nur sie für die Stabilität sorgen. Vernachlässigt man dieses Potenzial, so würde auch für Perl das Problem der mangelnden Zahl der Trainer und Vereinsvorstände zutreffen, so wie dies auch in anderen saarländischen Kommunen gilt. Trends Bei den Sporttrends kann man grundsätzlich zwei Aspekte unterscheiden. Erstens wird durch die Alterung der Gesellschaft der Seniorensport wichtiger und zweitens verändert sich die Nachfrage nach Sportangeboten regelmäßig durch das Entstehen von neuen Trend‐ und Modesportarten. Die Wichtigkeit des Seniorensports vergrößert sich nicht nur durch die zunehmende Zahl älterer Menschen sondern auch durch die Aktivität der Senioren heute. Diese „Senioren“ – zu denen häufig schon Personen ab 40 gezählt werden – fragen vor allem Sportarten mit direktem Bezug zu Gesund‐ heit, Ausdauer, Fitness und Wellness nach. Der Aspekt der Trendsportarten führt zu einer stärkeren Nutzung der Natur durch Joggen, Nordic Walking, Inline Skating und Wandern als Beispiele. Diese Sportarten sind größtenteils unabhängig von Sportplätzen.

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Die Konsequenzen für die Sportanbieter sind:  die zeitliche und organisatorische Flexibilität verbessern  Kurse und Bewegungstreffs statt Vereinsmitgliedschaften anbieten  mehr Gesundheits‐ als Leistungs‐ und Wettkampfsport Dies erfordert von den Akteuren:  eine Analyse der Zielgruppenentwicklung vor Ort  den Zusammenschluss von Vereinen zu Spiel‐ und Wettkampfgemeinschaften  die Ausschöpfung der Ressourcen (Mädchen und junge Frauen, Zugezogene) Gesetzliche und planerische Rahmenbedingungen Die Sportpflege wird in der Landesverordnung über die öffentliche Sportpflege und dem Kommunal‐ selbstverwaltungsgesetz geregelt. Zum Thema Sportinfrastruktur finden sich dort folgende Aussagen: Verordnung über die öffentliche Sportpflege § 1 Die öffentliche Sportpflege umfasst die Förderung des Sports, insbesondere durch Bereitstel‐ lung von Zuschüssen, Überlassung von Grundstücken, Gewährung der gesetzlich zulässigen Steuer‐ vergünstigungen und ähnliche Unterstützungsmaßnahmen. § 2 Die öffentliche Sportpflege ist Aufgabe des Landes, der Landkreise und des Regionalverban‐ des Saarbrücken als Selbstverwaltungskörperschaften und der Gemeinden. § 3 Soweit die öffentliche Sportpflege nicht vom Land wahrgenommen wird, unterliegt sie als Selbstverwaltungsangelegenheit der Kommunalaufsicht nach den Vorschriften des Kommunalselbst‐ verwaltungsgesetzes. Kommunalselbstverwaltungsgesetz § 5 Abs. 1 Die Gemeinden sind berechtigt und in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit verpflich‐ tet, das Wohl ihrer Einwohnerinnen und Einwohner zu fördern. § 5 Abs. 2 Insbesondere gehören zu den kommunalen Aufgaben, das soziale, gesundheitliche, kulturelle und wirtschaftliche Wohl ihrer Einwohnerinnen und Einwohner zu fördern sowie die sport‐ liche Betätigung ihrer Einwohnerinnen und Einwohner zu unterstützen Hieraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass die Ausstattung mit Sportinfrastruktur eine kommunale Freiwilligkeitsleistung darstellt. Das Bundesinstitut für Bau‐, Stadt‐ und Raumforschung (BBSR) macht Vorschläge für maximale Ent‐ fernungen vom Wohnort zum nächstgelegenen Sportplatz für den Breitensport. Dabei berücksichtigt das BBSR die Siedlungsstruktur: Für 50 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 1,7 km  Mittlere Struktur: 1,6 km  Dichte Struktur: 1,5 km Für 75 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 3,5 km  Mittlere Struktur: 2,5 km  Dichte Struktur: 2,7 km

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Für 95 % der Nachfrager soll die nächste Einrichtung nicht weiter entfernt sein als  Lockere Struktur: 6,4 km  Mittlere Struktur: 4,9 km  Dichte Struktur: 4,1 km

Abbildung 31: Bestandsaufnahnme der Sportstätten der Gemeinde Perl, Stand 2013 Gemeinde Perl, 2013 und eigene Erhebung der GIU mbH Die Gemeinde Perl hat mit knapp rund 940 Einwohnern pro km² Siedlungs‐ und Verkehrsfläche eine lockere Siedlungsstruktur (< 1000 Einwohner pro km² SuV‐Fläche). Als maximale Entfernung vom Wohnort zum nächstgelegenen Sportplatz für den Breitensport sieht das BBSR demnach für 95 % der Sportlerinnen und Sportler 6,4 km vor. Alle Ortsteile befinden sich innerhalb der Einzugsbereiche der Radien um die Sportplätze, womit die Richtlinie gut erfüllt wird. Je nach Auslastung der Sportplätze durch die Vereine und Schulen wäre auch eine Reduktion der Standorte bzw. eine Umwandlung in weniger pflegeintensive Bolzplätze denkbar. Priorität in der Erhaltung hätten die Standorte mit schulischer Nutzung (Besch, Perl‐Sehndorf), Bedeutsamkeit für die kleineren Ortsteile (insb. Oberleuken) oder kürzlich erfolgter Aufwertung (Besch, Perl‐Oberperl, Oberleuken). Aktuell besteht aber kein dringender Handlungsbedarf bei der Zahl und Lage der Sport‐ stätten. Es ist geplant, den aktuellen Sportplatz des FC Perl, der sich in zentraler Lage in Perl befindet, nach Sehndorf in die Nähe des Schengen‐Lyzeums zu verlegen. Dort sollen neben dem Naturrasenplatz des FC Perl samt modernem Vereinsheim noch zwei weitere Kunstrasenplätze entstehen, die zum einen vom Lyzeum genutzt werden können und zum anderen der Victor’s Gruppe zur Verfügung gestellt werden sollen. Es ist vorgesehen die Finanzierung des neuen Sportplatzes mitsamt Vereinsheim für den FC Perl durch den Verkauf des aktuellen Sportplatzes sicherzustellen. Die Finanzierung der bei‐

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl den anderen Sportfelder soll zum einen durch die Victor’s Gruppe erfolgen, ein dritter Sportplatz ist für das Schengen‐Lyzeum vorgesehen, das die Finanzierung stellen soll. In diesem Zusammenhang mit dem Sportplatz für den FC Perl wurde im Gemeinderat beschlossen, dass die Gemeinde die anfallenden Planungskosten und damit die Beauftragung übernimmt und dann später im Rahmen der Ausführung angerechnet werden können. Auf Grundlage eines Vereinba‐ rungsentwurfs soll zwischen Gemeinde und dem FC Perl das Projekt weiter ausgehandelt werden. Der weitere Verlauf hängt allerdings auch von der Veräußerung des aktuellen Sportplatzes am Ham‐ melsberg ab. Schwimm‐ und Sporthalle Perl Neben der Schulturnhalle der Grundschule Dreiländereck bietet Perl seit 1975 einen zentralen Standort für überdachte Sportausübung in Form der Schwimm‐ und Sporthalle in der Gemeinde an. Dies ist insgesamt für die Einwohnerzahl wie auch für die Funktionen eines Grundzentrums ausrei‐ chend. Mit dem erfolgten Umbau und der Neueröffnung der Schwimm‐ und Sporthalle Perl im Jahre 2007 entspricht die Einrichtung einem modernen Standard. Die Sporthalle Perl mit einem Sportfeld von 27 x 42 m ist in drei gleiche Teile trennbar und bietet dadurch ein hohes Maß an Flexibilität. Die Bedarfe der Bevölkerung sind damit durch die Gemeinde Perl gedeckt. In den Abendstunden ist die Auslastung vor allem durch den Handballverein Perl und dem Jiu Jiutsu Verein, sowie dem Fußball‐ verein in den Wintermonaten gegeben. Nach der Eröffnung des benachbarten Schengen‐Lyzeums im Jahre 2007 und der Einweihung im Jahre 2011 erfuhr die Sport‐ und Schwimmhalle eine immer grö‐ ßere Auslastung aufgrund steigender Schülerzahlen am Schengen‐Lyzeum. Mittlerweile stößt die Sporthalle aufgrund der vorgenannten Entwicklung an die Kapazitätsgrenze. Entsprechender Hand‐ lungsbedarf geht hier zu Lasten des Trägers des Schengen‐Lyzeums, was in diesem Fall der Kreis Mer‐ zig‐Wadern ist. Zu Beginn des Jahres 2015 ist im Vorfeld der Bürgermeisterwahl 2015 eine Diskussion um den Bedarf einer neuen Sporthalle entfacht worden, was abgesehen von den Engpässen in der Abendnutzung insbesondere die Nutzung durch das Schengen‐Lyzeum betraf. So wurde durch das Schengen‐Lyzeum festgestellt worden, dass mittlerweile ein Bedarf von 127 Wochenstunden Sport für alle Jahrgänge besteht (siehe Saarbrücker Zeitung vom 19. März 2015) und somit ein Lücke von 11 bis 19 Stunden klafft. Daneben werden auch fehlende Umkleidekabinen für Schüler und Lehrer festgestellt, sowie ein Mangel durch fehlenden Schallschutz. Außerdem nutzt die Grundschule in Besch ebenfalls die Sporthalle zum Schulsport, während eine Klasse zeitgleich das Schwimmbad nutzt. In diesem Zusammenhang hat die Gemeinde Perl im März 2015 einen Aufruf zur Mitteilung eines Belegungswunsches an Vereine und Bürger gestartet, um den Bedarf an zusätzlichen Belegungszeiten ab den späten Nachmittagsstunden in der Sporthalle zu ermitteln bzw. die Notwendigkeit einer wei‐ teren Sporthalle zu ermitteln. Zurzeit belegen besonders der Handballclub HC Perl mit neun Abtei‐ lungen bei 17 Trainingseinheiten in der Woche und der Ju Jutsu‐Verein mit 3 Trainingseinheiten die Halle in den Nachmittags‐ und Abendstunden. In den Wintermonaten ist die Auslastung an der Kapa‐ zitätsgrenze angekommen, wenn der FC Perl bzw. die SG Perl‐Besch die Halle witterungsbedingt zum Training nutzt. Hinzu kommen noch Belegungen durch Veranstaltungen am Wochenende der ge‐ nannten Vereine. Weitere Vereine und Gruppierungen können so nicht berücksichtigt werden und keine regelmäßigen Trainingsintervalle anbieten Das angebaute Schwimmbad mit dem Namen „PerlBad“ bietet einerseits ein Schwimmbecken von 25 x 10 m, andererseits auch einzelne Attraktionen und eine „Eltern‐Kind‐Zone“. Das Angebot richtet sich an Schulen, Sportler und Familien.

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Steckbriefe Im Folgenden werden die Sporteinrichtungen in kurzen Steckbriefen dargestellt, soweit Daten vorlie‐ gen, um im Anschluss soweit möglich eine Bewertung der quantitativen und qualitativen Aspekte vorzunehmen.

Sportplatz Besch

Stand: 14.04.2010

Adresse: Besch, Franziskusstraße

Platzart: Rasenplatz

Ausstattung: Flutlicht

Gebäude: Vereinsheim, relativ neu; Würstchenbude

Zustand: Sehr gut

Sonstiges: Neben Schule und KiTa; Umkleide in Feuerwehrgebäude

Sportplatz Eft‐Hellendorf

Stand: 01.07.2015

Adresse: Eft‐Hellendorf, Kirchenstraße,

Platzart: Rasenplatz (als Ausweichplatz)

Ausstattung: Flutlicht; Rasenwall dient als Tribüne

Gebäude: Kleines einfaches Gebäude

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Zustand: einfacher Zustand

Sonstiges: zwischen Eft und Hellendorf an Verbindungstraße

Sportplatz Nennig

Stand: 01.07.2015

Adresse: Nennig, Zur Moselbrücke

Platzart: Hartplatz

Ausstattung: Flutlicht; Holzbänke

Gebäude: Vereinsheim saniert (neue Fenster, Solaranlage)

Zustand: gut

Sonstiges: Direkt neben Tennisanlage; Pumpstation EVS auf Gelände

Sportplatz Oberleuken

Stand: 14.04.2010

Adresse: Oberleuken, Zum Sportplatz

Platzart: Rasenplatz

Ausstattung: Flutlicht; Rasenwall dient als Tribüne

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Gebäude: S. DGH Oberleuken, mit Umkleiden

Zustand: einfach aber gepflegt

Sonstiges:

Sportplatz Perl

Stand: 01.07.2015

Adresse: Perl, Quirinusstraße 8a

Platzart: Rasenplatz

Ausstattung: Flutlicht; Rasenwall dient als Tribüne; Holzbänke

Gebäude: Vereinsheim mit Solaranlage; Umkleide direkt neben Platz

Zustand: erbaut 1974/75, bauliche Mängel im Außen‐ und Innenbereich

Sonstiges: Es ist geplant, den Sportplatz an den Investor Victor’s Gruppe zu veräußern, um dort eine gehobene Seniorenresidenz und einen hochwertigen Hotelstandort zu entwickeln. Ein neuer Sportplatz soll in Sehndorf hinter dem Schengen‐Lyzeum er‐ richtet werden.

Schwimm‐ und Sporthalle Perl

Stand: 14.04.2010

Adresse: Perl, Auf dem Sabel

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Platzart: Hallensportfeld 27 x 42 m, in drei gleiche Teile trennbar; Schwimmbecken von 25 x 10 m

Ausstattung: Eigener Parkplatz; kleine Skateanlage

Gebäude: Sport‐ und Schwimmhalle in einem Gebäude

Zustand: sehr gut; 2007 general saniert

Sonstiges: Getrennte Eingänge

Sporthalle der Grundschule Perl

Stand: 01.07.2015

Adresse: Perl, Kirschenstraße 6‐8

Platzart: Hallensportfeld

Ausstattung: Eigener Parkplatz

Gebäude: separate Sporthalle, an Grundschule angebaut

Zustand: sehr gut

Sportanlage am Schengen‐ Lyzeum, Sehndorf

Stand: 01.07.2015

Adresse: Sehndorf, Im Niederborn 1

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Platzart: Eingezäunte Kleinspielfeld mit Tartanbelag, separater Basket‐ ballbereich mit einem Korb, Sprunggrube

Ausstattung: Keine

Gebäude: Keine

Zustand: sehr gut

Sonstiges: Direkt neben Lyzeum, Nutzung und Zugänglichkeit für Öffent‐ lichkeit gegeben

Sportplatz Sinz

Stand: 04.12.2012

Adresse: Sinz, Saarbrücker Straße

Platzart: Hartplatz

Ausstattung: Einfaches Flutlicht; Holzbänke

Gebäude: Holzhütte

Zustand: Schlecht, ungepflegt

Sonstiges: Ausweichplatz, am Waldrand gegenüber Bauernhof gelegen

Bewertung Die Konzentration auf eine Sport‐ und Schwimmhalle im Hauptort Perl ist vorbildlich und als zumin‐ dest für die Schwimmhalle nachhaltig einzustufen. Die Sporthalle hingegen wird bis in den Nachmittag durch das Schengen‐Lyzeum und die Grundschule Besch genutzt und anschließend überwiegend durch den Handballclub und bei schlechter Witterung durch den Fußballverein, sowie den Ju‐Jutsu Verein. Mittlerweile grenzt die Sporthalle hinsichtlich der Belegung an seine Grenzen. Dadurch wird ein breiteres Sportangebot durch weitere Vereine wie unter anderem Badminton, Basketball, Judo oder Karate unterbunden, da eine Dominanz von Hand‐ ball und Fußball das Bild der Sportangebote prägt. Weitere Gruppierungen wie Hobbymannschaften finden ebenfalls keine Berücksichtigung. Das Vereinsleben wird in der Folge in seiner positiven Aus‐

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl strahlung auf die Gemeinschaft, insbesondere hinsichtlich der Integration von Zugezogenen ge‐ hemmt. Angesichts der großen Nachfrage ist eine transparente Koordination der Hallen notwendig. Die dezentralen Einrichtungen in den Ortsteilen bieten ein durchmischtes Bild. Entlang der Mosel‐ schiene sind die Sportplätze in Perl, Besch und Nennig in einem guten und gepflegten Zustand, in den kleineren Ortsteilen kann nur der Sportplatz Oberleuken als gepflegt bezeichnet werden. Grundsätzlich ist die Konzentration von Sportplätzen auf größere Ortsteile nachvollziehbar, auch der Standort Oberleuken als Mittelpunkt der östlichen Gemeindeteile ist sinnvoll gewählt. Um aber ein ausreichendes Bewegungs‐ und Sportangebot für die Jugend vorzuhalten ist in den übrigen Ortsteilen die Einrichtung von Bolzplätzen, bzw. der Umwandlung von mindergenutzten Sportplätzen in Bolz‐ plätze zu bedenken. Damit auch Kinder und Jugendliche gut an den zentralen Sportangeboten partizipieren können sind ausreichende ÖPNV‐Verbindungen auch in den Abendstunden zu gewährleisten.

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5.2.5 Kultur‐ und Gemeinschaftseinrichtungen Steckbriefe Im Folgenden werden die Kultur‐ und Gemeinschaftseinrichtungen in kurzen Steckbriefen dargestellt, soweit Daten vorliegen, um im Anschluss soweit möglich eine Bewertung der quantitativen und qua‐ litativen Aspekte vorzunehmen.

Bürgerhaus Borg

Stand: 04.12.2012

Adresse: Borg, Auf dem Bungert 4

Lage: Westlich des Ortskerns, zur Umgehungsstraße hin (die hörbar ist). Landschaftlich ansprechend auf einer Anhöhe gelegen.

Gebäude: Saaltrakt mit Anbau. Gepflegter Zustand.

Umfeld: Vorplatz Kies und Pflaster, gepflegt, hinter dem Haus Wiese und Kies, Außenanlagen neu angelegt Gegenüber dem Bürgerhaus befindet sich ein Bolzplatz.

Bürgerhaus Büschdorf

Stand: 23.04.2015

Adresse: Büschdorf, Michaelstraße 19

Lage: ortskernnahe Lage

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Gebäude: Ehemaliges Feuerwehrhaus älteren Baujahrs, vor mehr als ei‐ nem Jahrzehnt renoviert in gutem Zustand, ohne erkennbare Wärmedämmung, wenige Fenster.

Umfeld: Gepflegtes Umfeld mit zugänglichem Bolzplatz und Spielplatz hinter dem Gebäude, neues Feuerwehrhaus schräg gegenüber.

Bürgerhaus Eft‐Hellendorf

Stand: 04.12.2012

Adresse: Eft‐Hellendorf, Kirchenstraße 11

Lage: Am Dorfeingang, auf einer leichten Anhöhe

Gebäude: Ehemalige Schule, Haupttrakt und Seitentrakt mit Eingangsbe‐ reich. Baujahr um ca. 1950. Ehem. Pausenhof jetzt Standort von Altglas‐, Altpapier‐ und Altkleidercontainer. Energetisch bedenklicher Zustand, altes Dach, keine erkennbare Wärmedämmung. Mobiliar im Gebäude soweit erkennbar älteren Datums.

Umfeld: Große Wiese hinter dem Gebäude, Asphaltplatz davor. Direkt am Ortsrand gelegen. Neben dem Friedhof gelegen.

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Bürgerhaus Nennig

Stand: 01.07.2015

Adresse: Nennig, Martinusstraße 10

Lage: ortskernnahe Lage

Gebäude: Ehemaliges Schulgebäude, guter Zustand mit modernem, bar‐ rierefreiem Anbau

Umfeld: Gepflegtes Umfeld

Bürgerhaus Kesslingen

Stand: 04.12.2012

Adresse: Kesslingen, Kapellenweg 1a

Lage: Zentral im Ortskern an einer Abzweigung zur Kirche

Gebäude: Altes Gebäude (ehemaliges Milchhäuschen) ungepflegt, sehr klein, bauliche Mängel.

Umfeld: Drei Blumenkübel vor dem Aufgang, ansonsten kein Gelände vorhanden. Direkt an der Straße.

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Bürgerhaus St. Remigius Tettingen‐Butzdorf

Stand: 04.12.2012

Adresse: Tettingen‐Butzdorf, In der Butzdorfer Straße 29

Lage: An einer untergeordneten Verbindungsstraße zwischen den Ortsteilen Tettingen und Butzdorf gelegen.

Gebäude: Älteres Gebäude, teilsaniert, neues Dach, neue Eingangstür, außen angebrachte Rollladenkästen.

Umfeld: Einige Parkplätze vor dem Gebäude, dahinter eine Wiese mit einem Spielplatz und einer kleiner gepflasterten Terrasse. Bän‐ ke und Tische im Außenbereich, kleiner Bolzplatz vorhanden. Im Eigentum der kath. Kirchengemeinde, von Gemeinde Perl angemietet.

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Bürgerhaus Oberleuken

Stand: 04.12.2012

Adresse: Oberkeulen, Zum Sportplatz 10

Lage: Östlich des Ortskerns neben dem Sportplatz

Gebäude: Neubau mit Alu‐Dibond‐Platten (Verkleidung) und Alu‐ Wellprofilen. Länglicher Bau, der teilweise noch nicht fertig ausgebaut ist. Größerer Aufenthaltsraum, Küche, Sanitärräume, Umkleideräume im ausgebauten Bereich.

Umfeld: Umfeld noch nicht befestigt, eingezäunter Spielplatz direkt neben dem Sportplatz.

Bürgerhaus Oberperl

Stand: 04.12.2012

Adresse: Oberperl, Unter Paulen 19

Lage: Am nördlichen Ortsrand, zwischen Wohngebäuden und einem Weingut

Gebäude: Zur Straße hin eingeschossig, nach hinten zweigeschossig; teil‐ weise renoviert.

Umfeld: Unterhalb des Gebäudes Terrassenbereich, daran anschließend ein Bolzplatz und Basketballkorb. Vor dem Gebäude Parkmög‐ lichkeit mit Einfahrtstoren der Feuerwehr.

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Bürgerhaus Sehndorf

Stand: 04.12.2012

Adresse: Sehndorf, Marienstraße 52

Lage: Am nördlichen Ende des Ortes, neben dem Spritzenhaus, die Straße wird außerhalb zum Feldweg.

Gebäude: Kleines Gebäude älteren Datums, zwei kleine Räume plus Toi‐ letten, teilweise renoviert. Dach alt, energetisch nicht saniert. Kleine Risse im Verputz. Generalsanierung steht an.

Umfeld: Kein Außenbereich vorhanden, direkt an der Straße.

Bürgerhaus Sinz

Stand: 04.12.2012

Adresse: Sinz, Niederprümstraße 1

Lage: Am östlichen Dorfrand, zwischen Wohngebäuden.

Gebäude: Baujahr ca. 80er Jahre, Verputz etwas verfärbt, Dach und Ge‐ bäude ok. Barrierefreier Zugang neu geschaffen. Anbau: Feuer‐ wehrgerätehaus von 1997.

Umfeld: Neuer Spielplatz vor dem Gebäude, Parkplätze dahinter.

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Katholisches Vereinsheim Perl

Stand: 25.06.2015

Adresse: Perl, Quirinusstraße 3‐5

Lage: in der Nähe des Ortskerns

Gebäude: Baujahr 1929, Kindergarten im sanierten Erdgeschoss, sanie‐ rungsbedürftige Räume im Obergeschoss beherbergen Verei‐ ne und Veranstaltungsraum

Umfeld: Kita St. Quirinus

Sonstiges: Zunächst Kiwi‐Förderantrag für Sanierung der Obergeschosse gestellt und in das Programm aufgenommen, Baubeginn steht noch nicht fest

Bürgerhaus Wochern

Stand: 04.12.2012

Adresse: Wochern, Bernhardstraße

Lage: im historischen Ortskern

Gebäude: Fassade saniert, neue Türen, Dach scheint ok. Zweigeschossig nach Westen mit Feuerwehrgerätehaus, ein‐ geschossig nach Osten mit überdachtem Vorplatz; Veranstal‐ tungsraum

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Umfeld: Preisgekrönte Dorferneuerung. Zum Ortsrand hin vermutlich ehemaliges Schulhaus (1969 geschlossen), davor Spielplatz.

Tabelle 5: Bewertung und Handlungsbedarf von Bürgerhäusern in der Gemeinde; Quelle: GIU mbh

Bewertung Handlungsbedarf

Bürgerhaus Borg Funktional und energetisch gut.

Bürgerhaus Eft‐Hellendorf Deutliche optische und Energetische Sanierung energetische Defizite. Funktional (Dach, Fassade). Evtl. Neubau der Ortsteilgröße angepasst. langfristig kostensparender.

Bürgerhaus Kesslingen Baulich sehr mangelhaft, klein. Rückbau aus städtebaulichen Gründen nicht empfehlenswert (Dorfcharakter). Sanierung als Symbol einer Wertschätzung des Dorfes.

Bürgerhaus Oberleuken Umbau ehemaliger Schule, Außenanlagen. abgeschlossen.

Bürgerhaus Oberperl Gebäude optisch und funktional Aufwertung der ausreichend. Spielmöglichkeiten.

Katholisches Vereinsheim Optisch und energetisch sowie Optische und energetische Perl teilweise funktional Sanierung. sanierungsbedürftig.

Bürgerhaus Sehndorf Optisch und energetisch Optische und energetische mangelhaft. Größe vermutlich der Sanierung. Ortsteilgröße entsprechend.

Bürgerhaus Sinz Optisch und funktional gut. Keiner.

Bürgerhaus St. Remigius Optisch und energetisch Optische und energetische Tettingen‐Butzdorf mangelhaft. Größe vermutlich der Sanierung. Ortsteilgröße entsprechend.

Bürgerhaus Wochern Optisch und funktional gut. Keiner.

Bewertung und Handlungsansätze Ein Bürgerhaus für Besch ist in Planung und kann daher nicht eingehend bewertet werden, jedoch der Neubau grundsätzlich als positiven Aspekt gesehen werden. In der Planung wird zurzeit erwogen unter anderem der Neubau oder die Renovierung des unmittelbar benachbarten Feuerwehrgeräte‐ hauses mit einzubeziehen, um Synergieeffekte zu nutzen.

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Erste Priorität hat das Bürgerhaus Kesslingen, da dieses baulich in einem bedenklichen Zustand ist. Zudem liegt es an einer exponierten Lage im Dorf und sollte entsprechend auch verschönert werden. Als ehemaliges Milchhäuschen ist es historisch ortsprägend und von städtebaulicher Relevanz für den Ortskern. Zweite Priorität haben die Bürgerhäuser Eft‐Hellendorf, Sehndorf und Tettingen‐Butzdorf, die insbe‐ sondere optisch und energetisch erneuert werden sollten. Geringen bzw. kein Handlungsbedarf haben die Bürgerhäuser in Borg, Oberleuken, Sinz, Oberperl und Wochern. Grundsätzlich sind die Funktion und die Intensität der Nutzung der Dorfgemeinschaftshäuser in den kleineren Ortsteilen zu überprüfen. Da insbesondere der energetische Zustand teilweise unbefriedi‐ gend ist, sollte bei öfter genutzten Gebäuden die entsprechende Sanierung Priorität haben. Ein Thema für eine weitere Beteiligung der Bevölkerung an der Gemeindeentwicklung könnte eine verstärkte Öffnung und Nutzung der Dorfgemeinschaftshäuser sein. Bei verschiedenen Bürgerveran‐ staltungen ist die Diskrepanz zwischen dem in Fülle vorhandenen Raumangebot und den dort statt‐ findenden Veranstaltungen zum Ausdruck gebracht worden.

5.2.6 Feuerwehren

Abbildung 32: Bestandsaufnahme der Feuerwehrstandorte in der Gemeinde Perl Gemeinde Perl, 2013 und ergänzende eigene Erhebung GIU mbH Die Feuerwehr in Perl ist ausschließlich auf freiwilliger Basis organisiert, ohne hauptamtlich Beschäf‐ tigte. Die Kommune ist in 10 Löschbezirke (Besch, Borg, Büschdorf, Eft‐Hellendorf, Nennig, Oberleu‐ ken/Kesslingen/Münzingen, Perl/Sehndorf/Oberperl, Sinz, Tettingen‐Butzdorf und Wochern) mit rund 235 ausgebildeten Mitgliedern aufgeteilt. In der Jugendfeuerwehr werden hat 114 Mitglieder und weitere 61 Feuerwehrangehörige betreut. Das Gefährdungspotenzial aller Ortsteile Perls wird nach dem Brandschutzbedarfsplan der Gemeinde Perl insgesamt als gering eingestuft. Lediglich die Ortsteile Besch, Nennig und Perl werden etwas höher eingeschätzt, liegen aber noch in einem als „normal“ eingestuften Bereich.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

In den Jahren 2013 und 21014 gab es zusammen 251 Einsätze, davon rund 18 % in der Kategorie Technische Hilfeleistungen und ca. 10 % Brände, der Rest verteilt sich auf Tiere/Insekten, Fehlalar‐ mierungen und Sonstiges. Rund ein Drittel der Alarmierungen fanden während der Arbeitszeit statt, der Rest außerhalb und an Wochenenden. Eine Auswertung des Personalbestands zeigt beim Soll/Ist‐Vergleich drei Lücken:  Sinz liegt mit einer Personalstärke von 13 aktiven Wehrleuten deutlich unter den benötigten 19. Eine Zusammenlegung der Löschbezirke mit einem benachbarten Ortsteil ist laut Brand‐ schutzbedarfsplan durch die zu großen Distanzen nicht möglich  Das Gleiche gilt für Wochern, wo nur 15 statt 19 Personen die Freiwillige Feuerwehr bilden.  Für Nennig wird zwar der etwas geschwächte Zustand erwähnt, mit 24 statt 28 Personen scheint der Zustand aber nicht dramatisch zu sein. Aufgrund abnehmender Personalstärken konnten Oberperl/Perl/Sehndorf jeweils die Soll‐Werte nicht erreichen, worauf hinsichtlich der starken Verflechtung eine Löschgemeinschaft gebildet wurde und ein neues Feuerwehrhaus im September 2013 in Perl in Nachbarschaft des Schengen‐Lyzeums errichtet wurde. Hier ist zudem ein Stützpunkt des Deutschen Roten Kreuzes angebaut bzw. mit un‐ tergebracht. Die verschiedenen Gebäude werden nachfolgend tabellarisch aufgelistet und mit kurzen Stichworten erläutert, da im Brandschutzbedarfsplan der aufgeführte Handlungsbedarf ausführlicher dargestellt wird.

Abbildung 33: Feuerwehrstandort der Löschbezirke Perl/Sehndorf/Oberperl mit DRK Rettungszentrum; Aufnahme GIU 2015

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Tabelle 6: Zustand und Handlungsbedarf der Bauanlagen der Feuerwehren in der Gemeinde; Quelle: Gemeinde Perl/GIU

Zustand Handlungsbedarf

Feuerwehrgerätehaus 1978 errichtet, ineffiziente Flä‐ Reorganisation der Flächen im Besch chennutzung, Sanitärräume 30 Gebäude, Betonsanierung der Jahre alt, Schulungsraum alt Stützpfeiler, Sanierung von Sanitär‐ und Schulungsräumen

Feuerwehrgerätehaus wird seit 2004 renoviert, gepflegter Atemschutz‐Werkstatt den Borg und neuer baulicher Zustand Anforderungen anpassen

Feuerwehrgerätehaus 2004 neu errichtet, sehr guter Keiner Büschdorf baulicher Zustand

Feuerwehrgerätehaus Spritzenhaus von 1954, erfüllt nicht Möglicherweise Neubau er‐ Eft‐Hellendorf die Anforderungen, Gebäudemasse wägenswert nicht ausreichend

Feuerwehrgerätehaus 2002 renoviert, sehr guter bauli‐ Keiner Nennig cher Zustand

Feuerwehrhaus 2000 neu errichtet, guter Zustand Keiner Oberleuken / Kesslingen / Münzingen

Feuerwehrhaus Perl Neubau wurde im September 2013 Keiner (Perl/Sehndorf/Oberperl) eröffnet

Feuerwehrgerätehaus Anbau an das Bürgerhaus von Räumlichkeiten für Feuer‐ Sinz 1997, modern mit erforderlichen wehrjugend Räumlichkeiten

Feuerwehrgerätehaus 1958 errichtet, 1992 saniert, Tor zu Grundsanierung Tettingen‐Butzdorf niedrig, Sanitärraume mangelhaft

Feuerwehrgerätehaus Teil des Bürgerhauses, 1994 reno‐ Keiner Wochern viert, ordentlicher baulicher Zu‐ stand

Die Einsatzradien der Löschbezirke sind dergestalt, dass es für Perl, Oberperl und Sehndorf eine 90 %‐ige Überschneidung gibt. Auch Tettingen‐Butzdorf und Wochern sind jeweils vom anderen Standort aus in der erforderlichen Zeit erreichbar. Für Perl/Oberperl/Sehndorf wurde deshalb ein gemeinsamer neuer Standort in der Nähe des Schen‐ gen‐Lyzeums an der Straße „Im Niederborn“ errichtet. An diesem Standort ist die Bündelung weiterer Einrichtungen des Rettungswesens möglich. So sind hier auch zwei Rettungswagen des DRK statio‐ niert. Eine Verlagerung des THW an diesen Standort ist geplant.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Durch die Zusammenlegung der Löschbezirke Perl/Oberperl/Sehndorf und an einem neuen Standort in Sehndorf sind die bisherigen Feuerwehrgerätehäuser aktuell ohne Nutzung. Zeitweise wird das alte Feuerwehrgerätehaus in Perl als Lager für den Bauhof der Gemeinde Perl genutzt.

Tabelle 7: Leerstehende ehemaliger Feuerwehren; Quelle: GIU mbh

Ehem. 1958 errichtet, 1997 saniert, im Feuerwehrgerätehaus Untergeschoß als Bürgerhaus Oberperl genutzt

Ehem. 1954 errichtet, 1990 renoviert, Feuerwehrgerätehaus grenzt unmittelbar an Grund‐ Perl schule an

Ehem. Spritzenhaus von 1953, 2000 Feuerwehrgerätehaus renoviert Sehndorf

5.2.7 Gesundheit Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurde auf die Auswirkungen der Gesundheitsstrukturreformen für Perl verwiesen. In diesem Zusammenhang ist die Zusammenlegung der Notfalldienstringe seit Mai 2012 hervorzuheben, da die Versorgung insbesondere durch Notdienste an den Wochenenden lange Fahrwege bedingt, da nur noch in Merzig oder darüber hinaus Notdienste eingerichtet sind. Diese Situation stellt insgesamt für den ländlichen Raum eine erhebliche Benachteiligung dar.

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Tabelle 8: Niedergelassene Ärzte in Perl, Stand 2015; Erhebung: GIU mbH

Name Fachgebiet Adresse

Dr. med. Thomas Röder Allgemeinmediziner Perl , Kirschenstraße 28

Roland Woll, Dr. med. Annette Behres, Allgemeinmediziner Perl , Trierer Straße 16 Dr. med. Heide Zellerhoff

Joachim Zahn Allgemeinmediziner Nennig, Im Hof 8

Dr. Gilbert Krupp Zahnarzt Perl, Bahnhofstraße 21

Thomas Huhnd Zahnarzt Perl, Bahnhofstraße 3

Annerose Arnolds‐Motsch Heilpraktikerin Perl, Zuckerknupp 3

Marie‐Jeanne Brimaire‐Kayser Heilpraktikerin Perl, Trierer Str. 22

Jürgen Hemmieoltmanns Heilpraktiker Perl, Marienstr. 56

Ursula Reinardt Heilpraktikerin Perl‐Besch, Brunnenstr. 22

Maria Rolinger Heilpraktikerin Perl, Nenniger Str. 1

Karin Schmitt Heilpraktikerin Perl‐Nennig, Marktplatz 11

Adrian Schwirz Heilpraktiker Perl, Im Hof 2

Ulrike Weller Heilpraktikerin Perl, Kirschenstr. 18

Anja Welsch Heilpraktikerin Perl, Kirschenstr. 18

Rainer Lehnertz Physiotherapeut Perl, Sinzer Str. 38

Thomas Werding Physiotherapeut Perl , Auf dem Sabel 16

Monika Herbst Masseurin Perl, Im Hof 2

Marion Ollinger Hebamme Perl, St.‐Gangolf‐Str. 3a

Serge Gustarov Tierarzt Perl, Trierer Straße 9

Dr.med.vet. Felix Nebauer Tierarzt Perl, Kirschenstraße 51

Yvonne Schomberg Tierarzt Besch, Tettinger Straße 5

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Wie aus der obenstehenden Tabelle 8 entnommen werden kann, finden sich in der Gemeinde Perl nur drei Allgemeinmediziner(innen) und zwei Zahnärzte, aber sieben Heilpraktiker(innen), zwei Phy‐ siotherapeuten sowie jeweils eine Hebamme und eine Masseurin. Fachärzte oder Kinderärzte sind nicht vertreten, deshalb sind auch hier bei Bedarf entsprechend längere Fahrwege in Kauf zu neh‐ men. Dies ist insbesondere für eine Gemeinde mit grundzentralen Funktionen unzureichend. Aller‐ dings liegen die Ursachen hier auch in der Grenzlage begründet, da der Einzugsbereich mit Patienten aus dem deutschen Krankenkassenfinanzierungssystem bzw. Grenzgänger mit Wohnort Deutschland begrenzt ist. Altersbedingte Aufgaben von Praxis sind in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht zu erwarten, so dass die aktuelle Situation für diesen Zeitraum Bestand haben wird. Darüber hinaus war der Neubau eines Ärztehauses in räumlichen Zusammenhang mit der Senioren‐ galerie Moselpark „Auf dem Sabel“ in Planung, was zu einer deutlichen Verbesserung der medizini‐ schen Versorgung im Ortsteil Perl führen würde. Gemäß Auskunft der Gemeindeverwaltung Perl ist der Beginn der Planung für Ende 2015 bzw. Anfang 2016 vorgesehen. Ziele: Die Erreichbarkeit von Notdiensten soll durch Ausweitung des Angebotes in Perl erreicht werden. Dazu sind entsprechende Verhandlungen zwischen Ärzteschaft, Ärztekammer und Kassenvertretung zu organisieren. Möglicherwiese kann auch das zuständige Ministerium Beiträge leisten, z. B. in dem auch die Nutzung medizinischer Leistungen von luxemburger und französischen Staatsbürgern über ein geeignetes Verrechnungssystem ermöglicht wird. Zur Stärkung des Angebotes in Perl sind die Möglichkeiten über die Zugänglichkeit besonders für in Luxemburg tätige Arbeitnehmer, mit Wohn‐ sitz in Deutschland, diesen näher zu bringen. Für die grundzentrale Funktion der Gemeinde ist die Ausstattung mit fachärztlichen Angeboten zu verbessern. Im Kontext zu obigem Ziel ist dabei auch die Realisierung eines medizinischen Zentrums (Ärztehaus) wünschenswert. Im Sinne eines ganzheitlichen, umfassenden Patientenbetreuung (case‐ management) ist dies auch aus wirtschaftlichen Gründen anzustreben.

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5.3 Wirtschaft und Gewerbe

5.3.1 Ausgangslage Im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzeptes sollen Hinweise auf die Entwicklungsperspektiven des Standortes Perl gegeben werden. Insbesondere soll damit den Fragestellungen nach dem Bedarf an Gewerbeflächen und der Schaffung günstiger Entwicklungsbedingungen nachgegangen werden. Der Wirtschaftsstandort Perl wird maßgeblich durch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen der Grenzlage beeinflusst. Er ist damit für bestimmte Branchen von hohem Interesse, zumal die ver‐ kehrliche Erschließung durch die Autobahn A8, bzw. A13 auf luxemburger Seite, ihn neben dem Raum Trier zu dem am besten erreichbaren Bereich aus luxemburger Sicht machen.

Abbildung 34: Bestandsaufnahme der Hauptverkehrswege im Gemeindegebiet Perl Gemeinde Perl, 2013 und eigene Erhebung der GIU mbH Die Verkehrsanbindung und das Lohn‐/Preisniveau (bzw. ‐gefälle) zwischen Luxemburg und Deutsch‐ land, welches aber auch zwischen Deutschland und Frankreich besteht, sind für die gewerbliche An‐ siedlung von großer Bedeutung. Für den gewerbewirtschaftlichen Teil, (also alle Nicht ‐ Einzelhandelsbetriebe) führt die Grenzlage vor allem zu Beschäftigung und Aufträgen in / für Luxem‐ burger Unternehmen. Umgekehrt siedeln sich jedoch kaum Betrieb aus Luxemburg (oder auch Frank‐ reich) in Perl an. Dies kann vor allem mit den steuerlichen Begünstigungen und einer massiven Ansiedlungsförderung in Luxemburg begründet werden. Die Vorteile günstigerer Löhne in Deutsch‐ land, werden durch steuerliche Vorteile in Luxemburg für Unternehmen kompensiert. Ein dritter wesentlicher Gesichtspunkt ist die Flächenverfügbarkeit von einfach zu bebauenden Grundstücksflächen. Auch hier bestehen in Perl sehr gute Angebotsbedingungen.

5.3.2 Bestandsanalyse In der Gemeinde Perl existieren insgesamt drei größere Gewerbe‐ und Industriegebiete. Dabei han‐ delt es sich um den Industriepark Perl‐Besch mit 180.000 m2 Nettonutzfläche und das daran angren‐ zende Gewerbegebiet „Wieser Weg“ mit aktuell 100.000 m2 Nettonutzfläche. Letzteres bietet Erweiterungspotenzial bis auf 350.000 m2 Nettonutzfläche. Daneben ist die Gewerbegebietsfläche in Borg zu erwähnen, die sich vorwiegend in Nutzung durch die Zentrale der Spedition Fixemer befin‐ det.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Im Bereich des Industrie‐ und Gewerbegebiets in Besch befand sich von 1967 bis 1992 direkt an der Mosel die CSL (Chemische Werke Saar‐Lothringen), die nach Übernahme durch die Elf Aquitaine zu‐ gunsten der Chemischen Werke Leuna (Sachsen) geschlossen wurde. Seiner Zeit galt das Unterneh‐ men als zukunftssicher und stabil aufgrund seiner günstigen Anbindungen an das Gleisnetz der Deut‐ schen Bundesbahn und dem eigenen Hafen. Auch die Lage zu den Benelux‐Staaten und zu Frankreich sprach für den Standort. Seit 2003 ist auch die Anbindung an das Autobahnnetz nach Deutschland und Luxemburg vorhanden, so dass der Standort weiter an Attraktivität gewonnen hat. Die vorgenannten Standortvorteile waren auch Ausschlaggebend für die Niederlassung eines Produk‐ tions‐ und Logistikzentrums für Agrarprodukte durch den landwirtschaftlichen Genossenschaftsver‐ band „De Verband Group“ aus Luxemburg mit der Grundsteinlegung im Jahre 2012. Ergänzend zu den schon genannten Vorteilen kommen aus Sicht des Genossenschaftsverbandes das Einzugsbiet mit 30.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche im 25 km Radius und die optimale geogra‐ phische Lage im Mittelpunkt in der Großregion Saar‐Lor‐Lux. Auch wenn der Hafen aus quantitativer Sicht nachrangig ist, da er für den Umschlag von Wirtschaftsgütern nur über ein geringes „Hinter‐ land“ verfügt, so hat er dabei eine größere Bedeutung für den Luxemburger Raum. Deshalb waren für den Genossenschaftsverband der professionelle Hafenbetrieb und die vorhandenen Logistikpart‐ ner vor Ort ausschlaggebend für die Standortwahl. Die Klassifizierung der Industriezone lässt ergän‐ zende Nutzungen zu und bietet so dem Investor die Möglichkeit bei Bedarf entsprechend zu handeln. Abschließend bringt der Standort auch einen operativen langfristigen Kostenvorteil im Verhältnis zu einem Standort im Nachbarland Luxemburg mit sich. Als erschlossene und bebaubare Industrie‐ und Gewerbefläche stehen ca. 28 ha zur Verfügung, im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist eine Erweiterungsfläche von ca. 25 ha. Damit verfügt Perl über ein ausreichendes Potenzial an Entwicklungsfläche für die kommenden Jahre. Die statistischen Daten zur Beschäftigung bestätigen eine gute Lage auf dem Arbeitsmarkt (siehe Seite 11). Diese kann sich für die örtlichen Unternehmen allerdings auch als Problem darstellen, da Fachkräfte nach Luxemburg abgeworben werden und der örtliche Bedarf nicht mehr gedeckt werden kann. Für Aussagen zur Erwerbsquote von Frauen lässt sich feststellen, dass diese abweichend von typi‐ schen ländlich strukturierten Gebieten liegt. Der Anteil der Frauen liegt am Wohnort wie auch am Arbeitsort leicht über dem der Männer (siehe Abbildung 35). Die Abweichung lässt sich zum einen hinsichtlich des Wohnortes dadurch erklären, dass Grenzgänger mit Wohnort Perl nicht erfasst sind und es hier zu einer Verzerrung kommt. Im Bereich der Grenzgänger aus Deutschland nach Luxem‐ burg wurde 2010 in einer Erhebung durch die Statistikbehörde STATEC in Luxemburg festgestellt, dass der Anteil an Männern wiederum überwiegt (Statistische Ämtern der Großregion und dem IUIL, 2011). Bei den Beschäftigten am Arbeitsort überwiegt der Anteil der Frauen ebenfalls. Dies lässt sich am ehesten noch durch den Personalbedarf im Einzelhandel in der Kinderbetreuung/‐erziehung und im Pflegebereich erklären, in dem der Frauenanteil überwiegt. Arbeitsplatzzentralität Die Ausstattung mit Arbeitsplätzen in Perl ist vergleichsweise gering. Während der Landkreis selbst ein gutes Beschäftigungsangebot innerhalb des Kreises aufweist, ist dies für Perl nicht der Fall. Ur‐ sächlich dafür ist vor allem die relativ große Zahl von Auspendlern.

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900

800

700

600

500 Männer 400 Frauen 300

200

100

0 Beschäftigte am Wohnort Beschäftigte am Arbeitsort

Abbildung 35: Beschäftigte am Wohnort bzw. Arbeitsort in der Gemeinde Perl nach Geschlecht am 31.12.2013, Quelle: Gemeinde Perl, Grafik GIU mbH

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Tabelle 9: Vergleich Einwohnerzahl und Arbeitsplätze (alle Daten 2008 bis 2012); Quelle: Statistisches Amt des Saarlandes

Stadt/Gemeinde Einwohner Sozialversicherungspflichtige Verhältniszahl Arbeitsplätze am Arbeitsort

Bexbach 18.625 3515 5.29

Heusweiler 19.995 3.494 5.72

Illingen 17.859 3.478 5.13

Landkreis Merzig‐Wadern 105.240 27.858 3.77

Lebach 20.149 4.359 4.62

Merzig 30.899 10.899 2.83

Ottweiler 15.305 2.872 6.37

Perl 7.712 1.285 6.00

Rehlingen ‐ Siersburg 15.777 2.247 7.02

Saarbrücken 176.452 103.509 1.70

Saarwellingen 13.684 3.433 3.96

Bewertung der Potenziale und Defizite Die Potenziale des Wirtschaftsstandortes Perl sind kurz umrissen: Die Verfügbarkeit von bautech‐ nisch günstigen Flächen, die gute Verkehrsanbindung und die Nachbarschaft zum prosperierenden Wirtschaftsraum Luxemburg. (In dieser Betrachtung bleibt der Tourismussektor ausgeschlossen). Die Defizite sind eher typisch für ländliche Räume: Kein gewerbliches Profil, nur geringe Anzahl von Arbeitsplätzen hochqualifizierter Mitarbeiter, fehlende Forschungs‐ und Entwicklungsbereiche, keine berufsqualifizierenden Einrichtungen. Risiko: Die intensive Verflechtung mit dem Wirtschaftsraum Luxemburg (sowohl im Hinblick auf Be‐ schäftigung, als auch Zuwanderung), macht den Standort in hohem Maße anhängig von externen Entwicklungen.

5.3.3 Handlungsstrategie Wirtschaft und Gewerbe Ziel der Wirtschaftsentwicklung muss es sein, die ökonomische und demografische Dynamik auf en‐ dogene Potenziale zu stützen, um sich damit weniger abhängig von externen Risiken zu machen. Handlungsstrategie: Insoweit sind vor allem die Beschäftigungsangebote in Perl zu entwickeln und die Rahmenbedingungen des Standortes darauf hin zu verbessern. Grundsätze der Ansiedlungspolitik: Trotz der günstigen Ansiedlungsbedingungen besteht auch Grund zur Wachsamkeit. Nicht alle Interessenten die diese günstigen Standortbedingungen in Perl nutzen möchten, sind auch wirklich für die Gemeindeentwicklung nützlich bzw. fördern eine positive Entwicklung. Zielkonflikte entstehen insbesondere zum touristischen Themenkomplex, aber auch bei einzelnen Nutzungen in Bezug auf ihre „allgemeine Standortverträglichkeit“. Deswegen sind Ent‐

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl scheidungshilfen nützlich, die die Auswirkungen auf die Gemeindeentwicklung unter Beachtung der Gesamtentwicklungsziele möglichst objektiv nachvollziehbar machen und auch einfach zu handhaben sidn. Da für Perl kein spezifisches gewerbewirtschaftliches Profil definiert werden kann, ist die Band‐ breite der in Betracht kommenden Gewerbebetriebe nicht an ein „Cluster“ gebunden, sondern rela‐ tiv weitgespannt. Dies ist im Sinne einer diversifizierten Wirtschaftsstruktur an sich auch anstrebenswert. Dabei werden für die Gesamtentwicklung folgende Leitlinien definiert:  Mit der Ansiedlung müssen wirksame Beschäftigungseffekte für den regionalen Arbeitsmarkt verbunden sein. Dies bedeutet, dass extensive Flächennutzungen nicht zugelassen werden sollen. Damit vor allem keine Lagerflächen (z.B. für Schüttgüter, Baustoffe oder Großgeräte auf nicht gedeckten Flächen), Umschlagplätze (Logistik) etc.  Für eine nachhaltige Entwicklung ist anzustreben, dass ansiedlungswillige Unternehmen dem Klein‐ und Mittelstand und/oder den wirtschaftlichen Leit‐ und Wachstumsbrachen angehö‐ ren (siehe unten)  Mit der Ansiedlung darf das Orts‐ und Landschaftsbild als Grundlage der touristischen Ent‐ wicklung nicht nachhaltig gestört werden. Dies schließt vor allem die o. a. Lagerflächen, als auch flächenintensive Großvorhaben vor allem in der Tallage aus. Ausgenommen ist die Um‐ nutzung bestehender Anlagen und Bauten.  Ausgeschlossen werden sollen Nutzungen, die nach ihrer Art dem Charakter einer ländlichen Siedlung, vor allem in sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht abträglich erscheinen und das Zusammenleben in den Dorfgemeinschaften stören können. Dies betrifft vor allem allen Ar‐ ten von Vergnügungsstätten, insbesondere Geld‐ und Glücksspiele sowie Bordellbetriebe. Konkret bedeutet dies, dass für die Zielfestlegung und für die Bewertung potenzieller Ansiedlungs‐ wünsche einzelne Prüfkriterien zu bestimmen sind. Dies könnte unter anderem der Aspekt der Be‐ schäftigungseffekte, als auch der Nachhaltigkeit sein: Beschäftigungseffekte: Differenzierung zwischen extensiven und intensiven Flächennutzungen Als Berechnungsmaßstab wird angenommen, dass eine intensive Flächennutzung bei einem „Besatz“ von 25 Beschäftigten pro Hektar Nettobauland vorliegt. Insofern sind im Rahmen von Antragsverfah‐ ren von den Antragsstellern entsprechende Angaben zu machen, die jeweils auf den Flächenbezug umgerechnet werden können. Unterschreitungen können im Einzelfall zugelassen werden. Nachhaltigkeitswert Unter dem Aspekt der „Nachhaltigkeit“ lassen vor allem Betriebe erfolgreiche Entwicklungen erwar‐ ten, die den Leit‐ und Wachstumsbranchen (vgl. Prognos AG: Zukunftsatlas Branchen 2009) angehö‐ ren. Dies sind:  Der Maschinenbau,  Der Fahrzeugbau,  Die Logistik – diese ist aus Gründen des extensiven Flächenverbrauchs und durch den gering wirksamen Beschäftigungseffekt auf dem regionalen Arbeitsmarkt für Perl nicht relevant,  Die Mess‐, Steuer‐, Regeltechnik (MSR),  Die Informations‐ und Kommunikationstechnologien (IKT),  Die Gesundheitswirtschaft sowie  Die hochwertigen Unternehmens‐ und Forschungsdienstleistungen (Hochwertige Unt.‐ & FuE‐DL). Logistikbetriebe sind wegen der extensiven Flächennutzung und den nicht landschaftsverträglichen Baustrukturen moderner Logistikimmobilien für die Mosel‐Tallage auszuschließen.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Die Ansiedlung hochwertiger Unternehmens‐ und Forschungsdienstleistungen ist zwar wünschens‐ wert, letztlich jedoch wegen der räumlichen Ferne zu notwendigen Anknüpfungspunkten universitä‐ rer Einrichtungen oder metropoler Funktionen wenig wahrscheinlich. Die Konzentration sollte deswegen den Bereichen Maschinenbau, Fahrzeugbau, Mess‐, Steuer‐, Re‐ geltechnik (MSR), Informations‐ und Kommunikationstechnologien (IKT) und der (industriellen) Gesundheitswirtschaft gelten. Familienfreundlichkeit als Standortmerkmal Im Wettbewerb der Standorte werden die sogenannten weichen Faktoren immer bedeutsamer. Ge‐ rade die Gemeinde Perl mit einer vergleichsweise jungen Bevölkerung muss sich in diesem Wettbe‐ werb als besonders familienfreundlich qualifizieren. Dies bedeutet über das geschaffene gute Betreuungsangebot für Kleinkinder hinaus, qualitative Bewegungsräume in den Wohngebieten, au‐ ßerschulische Bildungsangebote, Freizeitangebote für Jugendliche etc. Qualifiziertes Bildungsangebot Für die schulische Bildung beschreitet die Gemeinde Perl bereits in den Kindergärten und vor allem mit dem Lyzeum einen beispielgebenden Weg. Die Nutzung der Grenzlage zur Entwicklung einer umfassenden fremdsprachlichen Kompetenz ist ein herausragendes Qualifikationsmerkmal des Standortes. Dies kann gegebenenfalls durch (über‐)betriebliche Ausbildungsstätten ergänzt werden. Hochwertige Wohnangebote Die Zukunftsforscher (vgl. Christian Schüle: Vom Ich zum Wir – Was die nächste Generation zusam‐ menhält, oder Horst Opaschowski: Deutschland 2030 – Wie wir in Zukunft leben – vom Ende der Ichlinge) bestätigen den Beginn eines neuen gesellschaftlichen Wertewandel, der vom Individualis‐ mus zum Gemeinschaftsbewußtsein führt. Auch Wohnmodelle und städtebauliche Ordnungsprinzi‐ pien für Wohnquartiere erfordern eine Reaktion auf diesen Wandel. Wohngebiete die Nachbarschaften und gesellschaftliches Leben fördern, damit auch Integration von Zuwanderern erleichtern sind Möglichkeiten zur Standortprofilierung. Instrumente und Aufgaben der Wirtschaftsförderung Wirtschaftsförderung ist eine freiwillige Leistung einer Gemeinde. Sie umfasst i. d. R. alle gewerbli‐ chen Tätigkeitsfelder, insbesondere aber die Förderung von Gewerbe‐, Handwerks‐ und Einzelhan‐ delsbetrieben. Schwerpunkte sind dabei die „Bestandspflege“, Standortmarketing und Ansiedlungswerbung, Existenzgründungsförderung sowie die interkommunale Kooperation. Der Hauptaufgabenbereich liegt damit in der Netzwerkpflege und ‐entwicklung sowie der Fördermittel‐ beratung. In der politischen Verantwortung für die Prosperität eines Standortes ist sie unersetzlich und neben der Steuerpolitik eine der wichtigsten staatlichen Steuerungsinstrumente. Bestandspflege: Die „Bestandspflege“ erfolgt durch kontinuierlichen Austausch mit den Betrieben zu den Standortrahmenbedingungen, der Begleitung der Betriebe bei ordnungspolitisch relevanten Vorhaben und allen Belangen der Kommune im Zusammenhang mit dem Betrieb (z. B. Fördermittel‐ beratung, Organisation von Netzwerken und Kooperationsplattformen etc.). Standortmarketing und Ansiedlungswerbung: Als Standortmarketing wird eine Mischung aus Imagewerbung, der Ausrichtung des Standortes auf Nachfrage und Potenziale (Einfluss auf die städ‐ tebauliche Planung), der Beschaffung und dem Verkauf von Grundstücken, die Betreuung von Betrie‐ ben in Ansiedlungsverfahren, insbesondere auch für Fördermittelberatung und der gezielten Standort‐ und Ansiedlungswerbung verstanden. Existenzgründungsförderung: Im Zuge der wirtschafts‐ und gesellschaftspolitischen Diskussion hat sich der Themenbereich der Existenzförderung in den vergangenen 20 Jahren zu einem der zentralen Bausteine kommunaler Wirtschaftsförderungsinitiativen entwickelt. Dies wurde mit der Ausstattung

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl entsprechender Fördermittel durch Land und Bund entsprechend unterstützt. Oftmals ist dies auch mit der Errichtung von bedarfsgerechten Immobilien für die Zielgruppen verbunden worden. Interkommunale Kooperation: Wenn es zu einer Gewerbeflächenentwicklung kommen soll, ist eine Vorratspolitik zu empfehlen, die vor allem auf die Erschließung von Bauland für kleine und mittel‐ ständische Betriebe in der Nähe zum Autobahnanschluss abzielt. Grundsätzlich wird dabei eine gege‐ benenfalls auch grenzüberschreitende interkommunale Kooperation zur Entwicklung neuer Standorte oder der Aktivierung von Potenzialflächen empfohlen, um Ressourcen zu schonen, regio‐ nale Schwerpunkte zu bilden und die Finanzierung zu erleichtern. Gerade im Hinblick auf den luxem‐ burgischen Wirtschaftsraum scheint es von Vorteil zu sein, mit den Nachbarländern Synergiepotenziale auszuloten (guter Baugrund vs. Finanzierungshilfen; Organisationsform Zweck‐ verband oder Projektgesellschaft).

5.4 Nahversorgung und Einzelhandel

5.4.1 Ausgangslage Hinsichtlich der Grund‐ und Nahversorgung hat das Konzept die Aufgabe, Versorgungslücken oder Angebotskonflikte aufzudecken und gleichzeitig Entwicklungsziele zu definieren. Die Ziele orientieren sich an den jeweiligen Anforderungen der einzelnen Gemeindeteile im räumlichen Siedlungsgefüge als auch an den gesellschaftlichen Erfordernissen einer alternden Bevölkerung. Es soll der Handlungs‐ rahmen aufgezeigt werden, innerhalb dessen agiert werden kann. Entwicklungsziele und Handlungs‐ optionen werden anhand guter Beispiele aus der Praxis untermauert. Das Gemeindeentwicklungskonzept soll damit vor allem auch Hinweise zu den Chancen und Risiken wei‐ terer Neuansiedlungen, vor allem im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels (Angebote des täglichen Bedarfs) geben. Der Zugang zur Grund‐ und Nahversorgung ist ein wichtiger Bestandteil der gesellschaftlichen Teilha‐ be. Seine Sicherstellung ist erforderlich, um die grundgesetzlich geforderte „Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“ zu gewährleisten. Im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzeptes werden bei der Betrachtung der Grund‐ und Nah‐ versorgung nicht nur die verbrauchernahe Versorgung mit Lebensmitteln und Drogerieartikeln des täglichen Bedarfs, sondern auch Dienstleistungsangebote wie Bank und Sparkasse, Post, Apotheke etc. zu Grunde gelegt. Allerdings kann die verbrauchernahe Versorgung mit Lebensmitteln (Lebens‐ mittelnahversorgung) als Kern der Grund‐ und Nahversorgung betrachtet werden, deren Fehlen in der Regel am stärksten bemängelt wird. Die Konzentrationstendenzen im Banken‐ und Postsektor haben bereits zu umfassenden Filialschließungen geführt. Nicht zuletzt aufgrund technischer Neue‐ rungen und Optimierung der Betriebsabläufe wird dieser Trend weiter anhalten. Auch führt der de‐ mografische Wandel speziell in den ländlichen Regionen zur Minderung des Umsatzes und somit zum Verlust der Wirtschaftlichkeit. Unter Lebensmittelnahversorgung versteht man die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen und periodischen Bedarfs in Wohnortnähe. Für eine ausreichende Lebensmittelnahversor‐ gung sollte jeder Haushalt die Möglichkeit haben, innerhalb einer Gehzeit von 10 Minuten den nächs‐ ten Lebensmittelladen erreichen zu können. Dies entspricht etwa einem Entfernungsradius von 500 bis 700 m (topografische Bedingungen wurden bei der Beurteilung der Nahversorgungssituation nicht herangezogen. Die 500 m ‐ Linie ist als statistisches Mittel anzusehen). Lebensmittelmärkte werden folgendermaßen kategorisiert (vgl. Differenzierung gem. EHI / Handel aktuell (2004), Köln.):  Lebensmittel‐SB‐Laden Einzelhandelsgeschäft mit weniger als 200 m² Verkaufsfläche, das Lebensmittel in Selbstbe‐ dienung anbietet.

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 Lebensmittel‐SB‐Markt Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft mit 200 bis 400 m² Verkaufsfläche, das auch Frischwaren sowie integrierte Non‐Food in Selbstbedienung führt.  Supermarkt Lebensmittel‐Selbstbedienungsgeschäft mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 m², das Lebensmittel einschließlich Frischwaren führt und in dem der Anteil der für Non‐Food vorgesehenen Fläche nicht über 25 % liegt.  Lebensmittel‐Discountmarkt Lebensmittel‐Selbstbedienungsgeschäft, das ein auf umschlagstarke Artikel konzentriertes Angebot führt und den Verbraucher insbesondere über seine Niedrigpreispolitik anspricht.  Verbrauchermarkt / Vollsortimenter Einzelhandelsgeschäft mit mindestens 1.500 m² Verkaufsfläche, das überwiegend in Selbst‐ bedienung Lebensmittel sowie Geh‐ und Verbrauchsgüter des kurz‐, mittel‐ und langfristigen Bedarfs anbietet.  SB‐Warenhaus Einzelhandelsgeschäft mit mindestens 5.000 m² Verkaufsfläche das überwiegend in Selbst‐ bedienung Lebensmittel sowie ein umfangreiches Sortiment an Ge‐ und Verbrauchsgütern des kurz‐, mittel‐ und langfristigen Bedarfs anbietet. Geschäfte in den Ortsteilen haben neben der Nahversorgung weitere wichtige Funktionen: Sie sind Orte der Kommunikation, der Sozialisation und sie sind Identität stiftend. Die Sicherung der Nahver‐ sorgung ist daher eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge. Dazu müssen die vorhan‐ denen Instrumentarien wie Planungsrecht, Förderprogramme, personelle und finanzielle Ressourcen der Kommune effizient genutzt werden. Erreichbarkeit von Nahversorgungsangeboten In vielen Dörfern ist die Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs nicht mehr gesichert. Um die Grundbedürfnisse zu erfüllen, müssen von den Bürgern oft weite Strecken zurück‐ gelegt werden. Damit ist nicht nur ein erhöhtes Verkehrsaufkommen verbunden, mit all den nachtei‐ ligen Folgen für Umwelt und Gesundheit. Aufgrund steigender Benzinpreise wird durch Einkaufsfahrten auch das Budget der Bürger belastet. Für Senioren, Bürger ohne Auto oder Führer‐ schein, aber auch für mobile Dorfbewohner bedeutet dies einen Einschnitt in die Lebensqualität. Mit dem Verlust an Nähe gehen auch die sozialen Bindungen verloren. Daher muss speziell vor dem Hin‐ tergrund der Verarmung der Älteren mittelfristig die Mobilitätsfrage im Bezug auf Nahversorgung, aber auch im Bezug auf den Zugang zu sozialen und kulturellen Infrastrukturen seitens der Kommune beantwortet werden. Durch die veränderten Mobilitäts‐ und Einkaufsstrukturen und grundlegende Neuerungen in der Handelslandschaft haben kleinflächige Betriebe nur geringe Überlebenschancen. Entgegen den Ziel‐ setzungen der Planung, für alle Bewohner eine Grundversorgung mit Lebensmitteln in fußläufiger Entfernung zum Wohnort sicherzustellen, sind heute viele Wohnbereiche unterversorgt. Eigentü‐ mergeführte Lebensmittelläden sind unter dem Druck der großen Handelsketten nahezu vollständig aus dem Ortsbild verschwunden. Gerade in Gemeinden und Ortsteilen mit weniger als 4.000 Ein‐ wohnern ist die verbrauchernahe Versorgung mit Lebensmitteln oftmals nicht mehr gewährleistet, da sie für die Ansiedlung von Discountern uninteressant sind. Die Standorte des Lebensmitteleinzelhandels sind zunehmend an der Erreichbarkeit durch Pkw orien‐ tiert. Das Auto hat für Zwecke des Einkaufens mittlerweile einen Anteil von ca. 60 % an der Verkehrs‐ leistung. Die Verschlechterung der Nahversorgung wirkt sich insbesondere auf die weniger mobilen Bevölkerungsgruppen aus.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Der ÖPNV stellt zumindest eine Möglichkeit dar, die zunehmende räumliche Konzentration des Le‐ bensmitteleinzelhandels mit den dargestellten Folgen für die Nahversorgung abzumildern. Die Er‐ reichbarkeit von Verkaufsstellen mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann in ländlichen Regionen für nicht motorisierte Personen zwar Versorgungsalternativen eröffnen, aber allerdings für ältere Perso‐ nen nur einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten, denn diese meiden oftmals die anstrengende Busfahrt, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Der Transport der Waren vom Ge‐ schäft in die öffentlichen Verkehrsmittel und anschließend in die Wohnung ist für viele ältere Men‐ schen nicht mehr zu leisten. Der Zugang zu ärztlichen und kulturellen Einrichtungen kann durch ein gutes ÖPNV‐Angebot hingegen deutlich verbessert werden. Kleine, inhabergeführte Lebensmittelgeschäfte können aufgrund höherer Einkaufspreise, höheren Personal‐ und Mietkosten und einem kleineren Warensortiment im Preiskampf mit den großen Dis‐ countern nicht bestehen. Bei den verbliebenen inhabergeführten Geschäften handelt es sich fast ausschließlich um Betriebe des Ladenhandwerks, also vor allem Bäcker, Metzger und Schreibwaren‐ läden. Aber auch diese Einrichtungen sind aufgrund des Preisdrucks und teils offenen Nachfolgerege‐ lungen in ihrem Bestand gefährdet. All diese Entwicklungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die Ortsteilzentren. Sie werden in ihrer Funktion als Versorgungs‐ und Kommunikationsmittelpunkte geschwächt. Städtebauliche Missstände sind die sichtbare Folge.

5.4.2 Bestandsanalyse Nahversorgung und Verbraucherpotential Mit dem Ausbau der A8 bzw. A13 auf luxemburgischer Seite hat sich das Einzugsgebiet für den Ein‐ zelhandel am Standort Perl vervielfacht. Dies macht die Ansiedlung von großflächigen Einzelhandels‐ betrieben aus Deutschland interessant, die damit den Wettbewerbsvorteil durch niedrigere Handelspreise und günstigere Grundstückspreise als im angren‐ zenden Ausland nutzen wollen. In dem Kerneinzugsbereich von 30 Fahrminuten leben in den drei Län‐ dern ca. 564.000 Verbraucher (Stand 2013). In dem erweiterten Einzugsgebiet von 60 Fahrminuten insgesamt ca. 2.834.000. Hierbei sind jedoch die sich überlagernden Einzugsbereiche und die potenziell aus Verbrauchersicht interessante‐ ren (deutschen) Einkaufsstandorte (Saarlouis, Trier, Saarbrücken) in die Bemessung einzubeziehen. Das zeigt im Ergebnis, dass vor allen der Luxemburger Raum und auf franzö‐ sischer Seite das Arrondissement Abbildung 36: Isochrone von 30 Pkw‐Fahrminuten um Perl Thionville‐Est, das Arrondissement © OpenStreetMap‐Mitwirkende, Darstellung GIU mbH Thionville‐Ouest, sowie Teile der Arrondissement Metz‐Campagne und Boulay‐Moselle der potenziel‐ len Kaufkraftabschöpfung für Einzelhandelsbetriebe mit einem Standort in Perl darstellen. Hier ver‐ bleibt ein Verbraucherpotenzial von rund 893.000 Personen mit einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft von  rund 420 Mio. € in Deutschland (20.353 Personen),  rund 7,6 Mrd. € in Luxemburg (389.917 Personen),  rund 13,6 Mrd. € in Frankreich (483.105 Personen).

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Aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den drei Ländern, der Steuer‐ gesetzgebung und der Verfügbarkeit von Flächen hat sich in den letzten Jahren ein „Boom“ für den Bereich des Lebensmitteleinzelhandels, aber auch aller anderen Ladeneinzelhandelsangebote auf deutscher Seite eingestellt. Franzosen und Luxemburger aus der Grenzregion kaufen in erheblichem Umfang spezielle Lebensmittel, Textilien, Schuhe, Baustoffe, Möbel und Elektrogeräte in Deutsch‐ land. Im Gegenzug kaufen Deutsche in Frankreich und Luxemburg besondere Spezialitäten (Fisch, Wein, Käse), Zigaretten, Kaffee und Treibstoff. Aufgrund des hohen Preisniveaus für Konsumgüter in Luxemburg ist dort vor allem durch höhere Löhne und eine deutliche geringere Einkommenssteuer die Kaufkraft um etwa ein Drittel höher als in Deutschland. So lag die Kaufkraft pro Kopf der Bevölkerung im Jahr 2013 in Deutschland bei 20.612 € (= 100 %), in Frankreich bei 19.565 € (‐ 5,08%) und in Luxemburg bei 28.185 € (+ 36,74%).

Die Entwicklung der Nahversorgung in Perl ist seit einigen Jahren geprägt durch den Rückzug des Lebensmitteleinzelhandels aus der Fläche und parallel dazu die Konzentration auf wenige Standorte mit Ansammlung von Discountern und Supermärkten. Die Einkäufe finden immer häufiger als Koffer‐ raumeinkäufe statt. Wer in der Lage ist, seinen Einkaufsort zu wählen, macht dies auch. Beim Lebensmitteleinzelhandel ist in Perl eine von allgemeinen Trends abweichende Entwicklung festzustellen. Die Attraktivität des Standortes führt zu einer anhaltenden Nachfrage von Flächen und führt stetig zu Neuansiedlungen. Die Konzentration des Einzelhandels am Siedlungsrand von Perl führt zu einer Schwächung der Orts‐ zentren, unter der die wenigen noch verbliebenen Geschäfte und Dienstleitungen leiden. Ein Kaufkraftabfluss von der Ortsmitte bringt auch noch vorhandene andere örtliche Betriebe in Ge‐ fahr, da die Kundenfrequenz zurückgeht. Besucher jenseits der Landesgrenze gelangen nur noch sehr selten oder gar nicht mehr in die Ortsmitte. Auch die Gastronomie in der Ortsmitte ist vom Fernblei‐ ben betroffen und kann von seiner zentralen Lage immer weniger Profitieren. Aktuell bilden nur noch Bäcker und Metzger einen Teil des täglichen Bedarfs, deren Angebot sich ebenfalls im Sortiment der Discounter befindet und die zusätzlich auch Konkurrenz auf den Konzessionsflächen der Discounter haben, was besonders für die Bäcker erheblich ist (Sonntagsöffnung der Bäckereien). Die Gefahr von Leerständen erhöht sich dadurch. In der Vergangenheit sind diese im Ortsteil Perl nur durch Neuan‐ siedlung aus dem Dienstleistungssektor wie Immobilienmakler oder Bestattungsunternehmen ver‐ mieden worden. Deshalb ist es notwendig, die Entwicklung ortsverträglich zu gestalten. Bereits heute bestehen im Ortsteil Perl verschiedene Betriebe des Einzelhandels mit zusammen rund 12.500 m2 Verkaufsfläche zur Verfügung. Hiervon entfallen 9.900 m2 in den Bereich des Lebensmitt‐ leinzelhandels. Zu Beginn der 2000er Jahre bestanden nur ein ALDI‐Markt an der Trierer Straße und ein REWE‐Markt in der Bahnhofstraße. Nachdem der ALDI‐Markt im Jahre 2005 in die Trier Straße umgezogen war, wurde dieser mehrfach vergrößert. In der direkten Nachbarschaft befand sich ein Autohaus der Firma Heisel, neben dem dann ein Penny‐Markt errichtet wurde. Mit dem Abriss des Autohauses entstand dann auf dem Gelände zwischen Penny‐Markt und ALDI‐Markt ein weiterer REWE‐Frischemarkt mit Getränkemarkt, wobei ein zweiter Rewe‐Markt schon in der Nähe der alten Zollstation bestand. Abgerundet wird das Nahversorgungsangebot durch einen dm‐Drogeriemarkt sowie einen Takko‐Bekleidungsfachmarkt und einen Deichmann Schuhfachmarkt. Im westlichen Verlauf der Trierer Straße (B 407) wurden außerhalb der zentralen Ortsteillage mit der Eröffnung im Jahr 2013 weitere Einzelhandelsangebote geschaffen. Dabei handelt es sich um einen weiteren Lebensmitteldiscounter der Marken Lidl und ein weiterer dm‐Drogeriemarkt. Seit Anfang 2015 existiert in einem Wohn‐/Büro‐ und Gewerbegebäude zwischen dem alten ReWe‐Markt und der ehemaligen Grenzstation ein kleiner Bioladen. In diesem Bereich befanden sich bereits weitere Fachmärkte der Marken ROFU Kinderland, Kik und Schuh Lang, sowie der Lebensmitteldiscounter Norma.

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In den weiteren Ortsteilen finden sich bis auf in Besch mit der Bäckerei Valentin und in Nennig dem Getränkehandel Ollinger keinerlei Einrichtungen für den täglichen Bedarf. Tabelle 10: Lebensmittelmärkte in der Gemeinde Perl; Erhebung: GIU mbH

Kategorie Betreiber Ort Verkaufsfläche

Lebensmitteldiscountmarkt ALDI Perl, Trierer Straße 41 1.164 m2

LIDL Perl, In der Dörrwiese 999 m2

Norma Perl, Trierer Straße 2 994 m2

Penny Perl, Trierer Straße 47 785 m2

Supermarkt REWE Perl, Trierer Straße 43‐45 2.387 m2

REWE Perl, Bahnhofstraße 93‐95 2.068 m2

Die gesamt ermittelte Verkaufsfläche entspricht bezogen auf die Gemein‐ de Perl einer Pro‐Kopf‐Fläche von 1,5 m2/Einwohner. Der Bundesdurch‐ schnitt (Stand 2013) liegt bei 1,46 m2 Verkaufsfläche pro Einwohner. Da‐ mit werden rund 13,5 bis 15,0 Mio. Euro Umsatz erreicht. Bezogen auf den Lebensmitteleinzelhandel liegt die Fläche bei 9.900 m2 Verkaufsflä‐ che, was einer Pro‐Kopf‐Fläche von 1,19 m2 pro Einwohner entspricht und verglichen mit 0,42 m2 pro Ein‐ wohner im Bundesdurchschnitt

(Stand 2007) ein sehr hoher Wert ist. Die Werte für Perl sind unter Beach‐ Abbildung 37: Isochrone von 60 Pkw‐Fahrminuten um Perl tung der ländlichen Struktur beacht‐ © OpenStreetMap‐Mitwirkende, Darstellung GIU mbH lich und sind Indikator für einen bereits gegenwärtig über die Landesgrenzen wirkenden Einzugsbereich. Die Ansiedlung weiterer Betriebe führt unweigerlich zur Verdrängung kleinerer Einzelhandelsnahver‐ sorgungsangebote, weil diese mit der Angebotsvielfalt und der Preisgestaltung vor allem filialisierter Betriebstypen expansionsorientierter Ketten nicht mithalten können. Anderseits steigt dadurch auch das Angebot für die Bevölkerung in Perl und dies fördert auch die Standortattraktivität. Betroffen sind damit vor allem Betriebe des Ladenhandwerks, also Metzger und Bäcker, die heute teilweise auch die Grundversorgung mit Lebensmitteln in kleineren Gemeindeteilen abdecken. Dazu zählen alle Lebensmittel, von der Konserve bis zur Frischmilch. Aber auch Betriebe, die heute zu einer funktionierenden Infrastruktur in einer Ortsmitte gehören, wie der Friseur, der Apotheker oder der Zeitschriftenladen.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Je nach Betriebskonzept werden auch weitere Branchen von der Entwicklung erfasst. Einzelhandels‐ großbetriebe und Fachmarktzentren bieten z. B. eine Vielzahl von kleineren Zusatzangeboten auf sogenannten Konzessionärsflächen. Diese reichen vom Friseur, Reisebüro, Tabakwaren und Zeit‐ schriftenhandel, Kleingastronomie, Reinigungen, Apotheken bis zu Büro‐ und Verwaltungsflächen. In Perl haben sich auf solchen Flächen bisher Bäckereien (in beiden Rewe‐Märkten) und eine Metzgerei (Norma‐Markt) niedergelassen. Neben möglichen Funktionsverlusten und Funktionsgewinnen sind für Perl explizit auch die städte‐ baulichen Auswirkungen zu beachten. Die Ansiedlung der Verkaufseinrichtungen im Bereich Trierer Straße / Bahnhofstraße zeigen bereits, wie sich das Ortsbild durch nicht angepasste und standardi‐ sierte Baukonzepte nachteilig verändert. Hier verliert Perl deutlich an Ortsidentität, die aber für eine touristische Entwicklung ein hohes Gut darstellt. Möglicherweise ergeben sich aber bei einer weite‐ ren Handelsentwicklung auch Chancen einer städtebaulichen Reparatur oder einer generellen, orts‐ verträglichen Neuordnung der Versorgungsangebote. Im grenzüberschreitenden Kontext hat der Einzelhandel in Perl einen Status erreicht, der über seine Einordnung als Grundzentrum im zentralörtlichen System hinausgeht. Dennoch ist unbeachtlich der Frage der landesplanerischen Zulässigkeit weiterer Handelsflächen hinsichtlich der Zentrenhierarchie eine politische Abwägung der Entwicklungsziele nötig. Die bestehenden Strukturen und vor allem die Entwicklungen der letzten Jahre haben Perl zu einem Zentrum der Nahversorgung für die gesamte Gemeinde und darüber hinaus werden lassen. Insoweit ist es sinnvoll, diese Entwicklung nicht zu behindern, zumal sich an keinem der kleinen Ortsteile unter marktwirtschaftlichen Bedingungen eine tragfähige Einzelhandelsstruktur entwickeln lässt. Der Markt hat hier bereits die Weichen gestellt. Trotzdem und gerade deswegen muss für die Erreichbarkeit der Versorgungsangebote gerade für mobilitätsbeschränkte Personen vorgesorgt werden. Dazu dienen dann u. a. die im Kapitel dargestell‐ ten Mobilitätskonzepte.

5.4.3 Handlungsstrategien Nahversorgung und Einzelhandel Nicht zu empfehlen ist eine weitere, städtebaulich nicht integrierte Entwicklung von Einzelhandels‐ standorten. Allerdings sollte Perl die Chancen seiner Standortvorteile in der Region für sich gewinn‐ bringend nutzen. Deswegen wird eine Ausweitung des Angebotes an Handelsflächen als städtebauliches Entwicklungsziel unter folgenden Bedingungen formuliert: Städtebaulich integrierte und landschaftsbezogene Bautypologien Es sollen künftig Ansiedlungsvorhaben unter städtebaulich und architektonisch höheren Qualitäts‐ maßstäben ermöglicht werden. Dies bedeutet, dass Vorhaben nicht mehr im Stile der landauf landab üblichen Discounter‐Standardarchitektur gebaut werden, sondern individuelle und architektonisch qualifizierte Vorhaben realisiert werden können. Zahlreiche gute Beispiele finden sich bei den Supermarktketten Feneberg, M‐Preis, aber auch Aldi und Lidl haben bereits gute architektonisch ansprechende Neubauten realisiert. Diese sollen vor allem mit den topografischen Bedingungen und dem Orts‐ und Landschaftsbild korrespondieren. Insoweit haben alle Vorhaben ein baukulturelles Qualifizierungsverfahren z. B. durch Wettbewerbe zu durchlaufen. Alternativ sind Fachberatungen/Beiratslösungen denkbar. Ansiedlungen sollen Synergien und Kopplungseffekte ermöglichen Um die Chancen des Standortes auch für den kleinteiligen Einzelhandelsstandort in der Kern‐Ortslage von Perl zu nutzen, sollte in Ortskernnähe eine Ansiedlung unterstützt werden und dabei insbeson‐ dere auf vorhandene Baulücken und Leerstände zurückgegriffen werden. Gleichzeitig ist zu prüfen, inwieweit durch eine entsprechende Entwicklungsmaßnahme verkehrliche Entlastungspotenziale gehoben werden können.

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Umsetzung durch städtebauliche Verträge Die Wertschöpfungserwartungen im spezialisierten Einzelhandel sind relativ hoch. Insoweit ist es zumutbar, die Nutznießer an solchen Entwicklungsverfahren an den Kosten der Realisierung zu betei‐ ligen. Städtebauliche Planungen, Wettbewerbe, Ingenieurleistungen, Kosten der Bodenordnung und Erschließung sind finanziell relevante Positionen, die auf die Vorteilsnehmer durch städtebauliche Verträge in weiten Teilen übertragen werden können. Damit kann auch die Gemeinde von Aufwen‐ dungen entlastet werden. Kooperative Verfahren Unter dem Begriff der Kooperativen Verfahren wird ein Beteiligungsverfahren örtlicher Akteure ver‐ standen. Bei der Diskussion der mit der Ausweisung verbundenen Entwicklungsziele, sollen die an‐ sässigen Händler beteiligt werden, um bereits möglichst früh die Synergieeffekte zu bewerben. Gegebenenfalls sind fachgutachterliche Beiträge hilfreich, die darstellen welche Potenziale sich für alle Beteiligten durch spezifische Angebote realisieren lassen.

5.4.4 Fazit Das Potenzial für eine weitere Profilierung der Gemeinde Perl als regionales Nahversorgungszentrum im grenzüberschreitenden Zusammenhang ist gegeben. Um den negativen Auswirkungen der Ansied‐ lung großer Einkaufsmärkte zu begegnen, sind jedoch Anstrengungen vor allem in den Bereichen Städtebau und Verkehr notwendig. Durch Steuerung und Förderung sollte in diesem Punkt schwer‐ punktartig gehandelt werden. Eine Integration der Nahversorgung in die bestehenden Strukturen ist möglich und für eine nachhal‐ tige Innenentwicklung der Gemeinde wichtig.

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5.5 Tourismus

5.5.1 Ausgangslage und Trends Demographischer Wandel Eine zentrale Einflussgröße auf die Märkte von morgen ist bekanntlich die Verschiebung der Altersstruktur in den westlichen Industriestaaten. Die Tourismusbranche erfährt seine Veränderungen vor allem auf der Nachfragerseite durch den sozio‐ demographischen Wandel, speziell durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft. Die Einwohnerzahl wird sich in den kommenden Jah‐ ren nur moderat verändern, aller‐ dings führt ein dauerhafter Abbildung 38: Entwicklungszahl in Deutschland. Geburtenrückgang bei steigender Quelle:(Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2010) Lebenserwartung zu einer Ver‐ schiebung der Altersstruktur (Siehe Abbildung 38). Folgende Veränderungen in der Demographie sind zu erwarten: 2030 werden 16 % der Bevölkerung (12,7 Mio.) unter 20 und 37 % (28,4 Mio.) über 60 Jahre alt sein (zum Vergleich 2007: 19 % unter 20 Jahre, 25 % über 60 Jahre). Die massive Zunahme älterer Bevölkerungsschichten vergrößert zwar den Markt dieser Zielgruppe, wird aber auch unser Sozial‐ bzw. Gesundheitssystem belasten. Folge: Verstärkung der Eigenverant‐ wortung für die Gesundheitsförderung und des Bewusstseins für die eigene Gesundheit. Ansprüche, Reiseerwartungen und ‐motive der zunehmend älteren Gesellschaft wirken sich auf die touristische Produktgestaltung aus, sind aber nicht gleichzeitig mit einem Mehr an Langeweile verbunden, da auch die künftig älteren Generationen unter dem Einfluss der Erlebnisgesellschaft aufgewachsen sind. Zunehmende Lebenserwartung und Fitness im hohen Alter bedingt eine Zunahme der Reiseintensität (2006: 74,7%) und ein völlig verändertes Wertgefüge. Die Bevölkerungsgruppe der über 60‐Jährigen stellt in ihrem Verhalten keine homogene Gruppe dar. Gemäß diesen Überlegungen gliedern Markt‐ forscher und Werbespezialisten die Zielgruppe der Senioren in so genannte Lebensstilcluster wie die „Neuen Alten“ bzw. „Jungen Alten“ oder die „Älteren Alten“. (Schröder, et al., 2005 S. 114 ff.) Die Gruppe der 60‐Jährigen und älter werden zahlenmäßig die größte Gruppe der Urlaubsreisenden; hieraus resultiert eine Steigerung der Zahl der Urlaubsreisenden über 60 Jahre auf 14,7 Mio. im Jahr 2010, bzw. auf 18,3 Mio. im Jahr 2030 bei stabiler Reiseintensität (Schröder, et al., 2005 S. 74). Im Gegensatz zur Elterngeneration der über 60‐Jährigen sind die jungen Älteren wohlhabender, ge‐ sünder und gebildeter. Im Bezug auf die Freizeitgestaltung zeigt die zahlungskräftige Klientel insge‐ samt ein aktives sowie ein genuss‐ und konsumorientiertes Verhalten. Die agilen Senioren suchen für Freizeit und Urlaub Kontakt mit Bekannten und Freunden für gemein‐ same Aktivitäten. Die heutigen Senioren verfügen über lange Reiseerfahrung und stellen daher kritische Verbraucher mit hohen Qualitätsansprüchen und einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis dar. Folge: Sie erwar‐ ten maßgeschneiderte Produkte, Sauberkeit, kleine familiäre Hotels und kostengünstige Angebote. Als Erfolg versprechende Modelle im Seniorenmarkt gelten vor allem neue Formen der klassischen

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Kur, qualitativ hochwertige Wellness‐Angebote, altersgerechte Unterkünfte, spezifische Sportange‐ bote und Kreuzfahrten sowie Bildungsurlaube und Städtereisen (Smeral, 2003 S. 153). Neben die konsumfreudigen „Erlebniskonsumenten“ werden die „Sparkonsumenten“ treten, welche trotz geringeren Budgets ein hohes Interesse vor allem am Kulturtourismus zeigen. Die Reiseerfahrung wird zu einem eigenständigen Einflussfaktor für die touristische Nachfrage. In‐ nerhalb der zunehmenden Individualisierung sind vor allem Aspekte, wie persönliche Erfahrung, Einstellung und Werthaltung zu nennen, die eine starke Berücksichtigung in der Angebotsgestaltung haben sollten. Wertewandel & touristische Marktdynamik Der Tourismus bzw. die aktive Teilnahme an diesem Phänomen der modernen Gesellschaften hat sich zu einem fast grundsätzlichen Bedürfnis entwickelt. Reisen kann heute als Basisgut verstanden werden, das in den Haushalten genauso selbstverständlich ist wie etwa der Besitz von TV‐Geräten oder eines Pkw. Neben den finanziellen Gegebenheiten, die es heute breiten Bevölkerungsschichten ermöglichen, aktiv am Tourismus teilzunehmen, geht die Belastung durch Arbeitszeiten zu Gunsten einer frei disponierbaren Zeit zurück, so dass auch der sinnvollen Gestaltung dieser freien Zeit ein immer größerer Stellenwert eingeräumt werden muss. Andererseits fehlt aber auch immer mehr das Verständnis für eine Sinn gebende Freizeitgestaltung. Folgende Veränderungen sind dadurch zu erwarten:  Die Grenzen zwischen Tourismus und Freizeitgestaltung verschwimmen immer mehr: Ge‐ schäftsreisen werden mehr und mehr mit Kurzausflügen verbunden, aktive Lern‐ oder Erleb‐ nisprozesse finden immer häufiger auch in der Freizeit statt.  Veränderungen in den Werthaltungen und den daraus hervorgehenden Bedürfnissen führen zu einer starken Ausdifferenzierung der verschiedenen Lebensstile innerhalb einer Gesell‐ schaft und damit zu einer stärkeren Differenzierung des Freizeitverhaltens. Diese Entwicklung muss ihren Niederschlag wiederum in einer stärkeren Diversifizierung des touristischen An‐ gebotes finden.  Dieser Wertewandel führt die Gesellschaft hin zu postmaterialistischen Werten, wie Selbst‐ verwirklichung, Partizipation und Schutz der natürlichen Umwelt. Die Tendenz geht hin zu ei‐ ner Betonung von Selbstentfaltungswerten. Dennoch verlieren die traditionellen Werte nicht an Gültigkeit, es kommt eher zu einem Nebeneinander.  Das Freizeit‐ und Reiseverhalten wird heute stark geprägt von "persönlichkeitsbezogenen Selbstentfaltungswerten hedonistischer und individualistischer Prägung" (Klages 1993). Diese äußern sich vor allem in den Wünschen nach Genuss, Abenteuer, Spannung, Abwechslung, Spontaneität und Ungebundenheit.  Dieser Wertewandel beeinflusst auch das Konsumentenbewusstsein bzw. die Erwartungshal‐ tungen der Konsumenten, die zwischen Anspruchshaltung und Preissensibilität balancieren. Die zunehmende Betonung der eigenen Individualität lässt den postindustriellen Konsument zwischen "Aldi" und "Feinschmeckergeschäft" pendeln, darüber hinaus wird Konsum heute von einer starken Erlebnisorientierung geprägt.  Das Freizeit‐ und Reiseverhalten der einzelnen Person und auch seine Aktivitäten werden insgesamt immer vielfältiger – aber auch immer schwieriger vorherzusagen. Der „Freizeit‐ mensch“ wird anspruchsvoller, kritischer und mobiler (Becker, et al., 1996 S. 17 f.). Tourismusinfrastruktur Technischer Fortschritt und die darauf beruhende industrielle Entwicklung haben schon im Verlauf der letzten beiden Jahrhunderte für viele Teile der Welt einen ungeheuren Zuwachs an Wohlstand und in der Folge unzählige zivilisatorische Errungenschaften hervorgebracht. Sie haben aber auch

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl erhebliche nachteilige Effekte auf die natürliche Lebensgrundlage des Menschen mit sich gebracht. Der Gast wünscht sich in seiner Freizeit in erster Linie blühende Landschaften und eine heile Welt, welche die Alltagssorgen vergessen lassen. Zudem ist er ständig auf der Suche nach dem kleinen Luxus extra und innovativen technischen Anregungen bzw. Errungenschaften, welche das Leben angenehmer machen und für neue Impulse sorgen. Tourismusziele müssen also stets auf dem neues‐ ten Stand der Technik sein und wie ein kleines „Arkadien“ in ihrer Art und Ausstattung den Gast ständig neu verzaubern. Dazu gehört:  Individualisierung.  Themenorientierung im Beherbergungssektor.  Ressourcenschutz und Nutzung alternativer Energiequellen.  Zwei polarisierende Trends setzen sich durch: weitere Verbreitung der Systemgastronomie einerseits und inszenierte Gastronomie auf der anderen Seite.  Im Gastronomiebereich sucht der Gast die regionaltypischen Speisen und Getränke, gepaart mit Direktvermarktung.  Die Freizeitwelt der Zukunft wird im Bereich der Tages‐ und Wochenendfreizeit aus dem Dreiklang „Einkaufsbummel, Kultur‐ und Gastronomieerlebnis" bestehen. Kombinierte Ange‐ bote und abgestimmte Anfangs‐ bzw. Servicezeiten würden das Nachfragepotenzial in die‐ sem Bereich noch erheblich ausweiten. Zusammengefasst lassen sich die Veränderungen auf dem Tourismusmarkt in Form von drei Kernthe‐ sen beschreiben:  Die Reiseentscheidung ist nicht nur abhängig vom Reisemotiv, sondern auch vom Erlebnis‐ wert. Der Erlebniswert und der Zusatznutzen des Reisens gehört in Zukunft zu den entschei‐ denden Trends des Tourismussektors.  Neben der Haupturlaubsreise werden weiterhin verstärkt mehrere Kurzreisen pro Jahr durchgeführt.  Trotz steigender Freizeit ist im Gegensatz zu den meisten Vorhersagen ein Rückgang des Rei‐ sens nicht auszuschließen. Aktuelle und anhaltenden Entwicklungen im deutschen Tourismusmarkt Um sich in Perl auf die Trends einzustellen, kann die Auswertung der Tourismusanalyse 2010 hin‐ sichtlich des Urlauberverhaltens (Stiftung für Zukunftsfragen, 2010 S. 15) wertvolle Hinweise geben. Sie zeigt, was die Touristen derzeit hauptsächlich in ihrem Urlaub tun, damit also nachfragen (siehe Abbildung 39).

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Abbildung 39: Was die Deutschen im Urlaub wirklich machen (Stiftung für Zukunftsfragen, 2010)

Abbildung 40: Zukunftstrends im Tourismus – All‐inclusive statt virtuell (Stiftung für Zukunftsfragen, 2010)

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5.5.2 Bestandsaufnahme Destinationsabgrenzung/Zugehörigkeit Trotz sehr unterschiedlicher Strukturen, versteht sich das Saar‐ land als zusammenhängende Destination. Perl nimmt dabei als einzige Weinbaugemeinde im Saarland und einziger saarländi‐ scher Ort an der Mosel eine Sonderstellung ein. Durch die geographische Lage im Schnittpunkt unterschiedlicher touristischer Regionen stellt sich auch die Frage der Destinati‐ onsabgrenzung bzw. der Destinationszugehörigkeit. Durch eine eigene Organisation im Bereich des Tourismus, kann es zu verzö‐ gerten Entwicklungen kommen, da das Saarland im Gegensatz zur Moselregion in Rheinland‐Pfalz keinen touristischen Schwer‐ punkt in den Bereichen Wein und Mosellandschaft setzt bezie‐ hungsweise setzen kann, da das restliche Saargebiet eine gänz‐ lich andere touristische Ausrichtung aufweist. Möchte sich Perl an die Entwicklung der Moselgemeinden in Rheinland‐Pfalz anschließen, so spielt für die Gemeinde insbe‐ sondere die Destination „Mosel‐Saar“ eine wichtige Rolle. Abbil‐ dung 33 zeigt in einer vereinfachten Grafik die verschiedenen Gemeinden entlang der Mosel und zeigt ebenso, dass die Ge‐ meinde Perl im direkten Vergleich wenige Moselstandorte auf‐ zeigt und diese durch Lage an der Obermosel zusätzlich eher eine Randbedeutung einnehmen. Allerdings liegt in der Bezeichnung des Weinstandortbereiches als Moseltor die Eingangssituation zu Grunde welche die Eingangssituation zur deutschen Mosel wie‐ derspiegelt. Hier stellt sich hinsichtlich der Ausrichtung zur Mosel bzw. den Pfälzer Moselgemeinden hin auch die Frage, inwieweit es von Abbildung 41: Perl an der Mosel Nachteil ist, dass Perl als einzige Gemeinde an der Mosel in einem Touristische Informationssysteme anderen Bundesland liegt. Bei näherer Betrachtung der Lage der 2013, eigene Darstellung GIU mbH Gemeinde Perl im Dreiländereck und dem Bundesland Rheinland‐ Pfalz sowie der historischen Hintergründe für diesen Sachverhalt, lässt sich aus diesem Alleinstel‐ lungsmerkmal eine Sonderstellung der Gemeinde Perl an der Mosel ausmachen. In einzelnen Angeboten wird auch vom Saargau als touristischer Destination gesprochen (Bereich zwischen Saarschleife / Obermosel). Dies ist aus Sicht der Gutachter jedoch nicht richtig, da der Saar‐ gau als eigenständige Destination nicht wahrgenommen wird, weil kein Profil und wirksames Ange‐ bot dafür erkennbar ist. Leitthemen Destination Saarland: Für das Saarland sind in der Tourismusstrategie 2015 des Wirtschaftsministeriums folgende Prioritä‐ ten benannt:  Tagungen, Seminare, Kongresse, Messen,  Aktivtourismus einschließlich Wandern, Radfahren, Natur erleben,  Kultur‐ und Städtetourismus. Destination Saar‐Mosel: Für die Ferienregion Mosel‐Saar sind in der Tourismusstrategie 2016 der Mosellandtouristik GmbH

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl im Einklang mit der landesweiten Tourismusstrategie als auch mit dem Dachmarkenkonzept MOSEL WeinKulturLand folgende Prioritäten benannt:  Weintourismus,  Kultur‐ und Städtetourismus (Trier / Saarburg),  Wandertourismus (Wanderland Rheinland‐Pfalz), Radtourismus, Wassertourismus. Es bestehen hier also auch in den Leitthemen der beiden Destinationen Überschneidungen und vor allem die Thematik „Wein“ begründet eine „Zugehörigkeit“ der Gemeinde Perl zur Destination Saar‐ Mosel. Organisation Die Organisation des Tourismus basiert in Perl auf mehreren Ebenen mit verschiedenen Akteuren. Auf der Landesebene steht die Tourismuszentrale Saarland GmbH (TZS), die die landesweiten Leit‐ themen entwickelt und definiert und das Saarland auf internationalen Messen vermarktet. Darunter befindet sich auf Ebene des Landkreises Merzig‐Wadern die „Saarschleifenland Tourismus GmbH“ (ehemals Dreiländereck Tourismus GmbH) mit Sitz in Merzig, die die verschiedenen Angebote des Landkreises innerhalb eines Internetauftritts zusammenfasst und aufbereitet. Auf der kommunalen Ebene finden sich gleich drei Organisationen: die Tourismusinformation Ge‐ meinde Perl, die Tourismusinformation Verkehrsverein Nennig e.V. und die Tourismusinformation Römische Villa Borg, die in ähnlicher Weise das Angebot präsentieren. Aktive Tourismusförderung wird allerdings nur bei der Gemeinde Perl betrieben, die selbst touristische Produkte fördert, bewirbt und inszeniert sowie entsprechende Veranstaltungen organisiert. Die übrigen Informationsstellen stehen den Gästen in Sachen Auskunft und Beratung zur Verfügung, haben aber keine Mittel zur Werbung und Entwicklung touristischer Angebote. Insbesondere die Tourismusinformation Gemeinde Perl versucht grenzüberschreitend tätig zu sein und überregionale Angebote aus dem umliegenden Ausland mit einzubringen. Für das Marketing kommt es vor allem darauf an, welchen Stellewert der Tourismus in der Gemeinde sowohl politisch als auch wirtschaftlich besitzt. Danach muss sich die Intensität des Marketings rich‐ ten. Perl ist mit einer Planstelle innerhalb der Gemeindeverwaltung in Sachen Tourismusförderung und Kulturarbeit ausgestattet. Dazu kommen die Aktivtäten des Verkehrsvereins Nennig und der Tourismusinformation Römische Villa Borg.

Da mittlerweile rund 70 % aller Reiseinformationen über das Internet bezogen werden, kommt der Präsentation dort eine zentrale Bedeutung zu. Dabei zeigt sich eine  professionelle Darstellung der touristischen Angebote nach aktuellem Stand bei der TZS,  die Darstellung auf der Kreis‐ sowie der kommunalen Ebene ist gut gelöst und vereint viele Angebote der Region und gibt dem Besucher einen Überblick, wenn auch einzelne Elemente in den interaktiven Übersichtskarten noch fehlen. Der Gemeindeauftritt zeichnet sich beson‐ ders durch die interaktiven Wander‐ und Radwegekarten sowie die Aufnahme der internati‐ onalen Angebote aus. Die TZS bietet darüber hinaus ein web‐basiertes Buchungssystem, das einfach zu handhaben ist. Daran sind sieben Betriebe der Gemeinde angeschlossen3. Buchungen über die anderen relevanten Tourismusseiten sind nur über Umwege und damit um‐ ständlich möglich.

3 Stand: Dezember 2012

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Im angrenzenden Rheinland‐Pfalz versteht sich die Mosellandtouristik GmbH mit Sitz in Bernkastel‐ Kues als zentrale Marketingorganisation und touristischen Dienstleister für die Region Mosel‐Saar. Gesellschafter der Mosellandtouristik GmbH sind die vier rheinland‐pfälzischen Landkreise entlang der Mosel Trier‐Saarburg, Bernkastel‐Wittlich, Cochem‐Zell und Mayen‐Koblenz sowie die Städte Trier und Wittlich und 13 Verbandgemeinden entlang der Mosel. Die Mosellandtouristik GmbH ist seit 2002 wiederum Gesellschafterin der Rheinland‐Pfalz Tourismus (RPT) GmbH. Unter der starken Dachmarke „Mosel WeinKulturLand“ werden die touristischen Angebote der Region gebündelt und professionell vermarktet. Die Saar‐Obermosel‐Touristik e.V. mit Sitz im rheinland‐pfälzischen Saarburg vermarktet die unter‐ geordnete Urlaubsregion Saar‐Obermosel: „Flussromantik an Saar und Mosel, lebendige Geschichte auf Schritt und Tritt sowie herausragende Weine in Verbindung mit exzellenten Gaumenfreuden, das alles verspricht eine Reise in die Urlaubsregion Saar‐Obermosel. So abwechslungsreich wie die Land‐ schaft sind auch die Freizeitangebote und trendigen Outdoor‐Aktivitäten. Nutzen Sie die Vielfalt an Rad‐ und Wanderwegen für eine ausgiebige Wandertour, zum Radeln, Mountainbike fahren, Skaten und Nordic‐Walking oder auch für einen gemütlichen Spaziergang. Aber damit immer noch nicht genug. Durch die zentrale Lage bieten sich Ausflüge an in die Römerstadt Trier und zu unseren Nach‐ barn in Luxemburg und Frankreich. Hier liegt alles gleich um die Ecke.“ (Saar‐Obermosel‐Touristik e.V., 2013). Allessamt Attribute, die auf die Gemeinde Perl übertragen werden können.

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Touristisches Angebot in der Gemeinde Perl Natur und Sport Tabelle 11: Bestandsaufnahme Natur und Sport; (Gemeinde Perl, 2013)(Verkehrsverein Nennig e.V., 2013)(Bundesamt für Naturschutz , 2013)(European Destinations of Excellence, 2013)

Kategorie Bezeichnung Standort Anmerkung

Wandern

Lokale Rundwanderwege Panoramaweg Perl 8,3 km; gehört zu (Traumschleife) den rund 111 Traumschleifen (entlang des Saar‐ Hunsrück‐Steigs)

Traumschleife Perl‐Borg 6,1 km Villa Borg Trail

Dolinenweg Gemeinde Perl, 8 km Startpunkt: Schloss Berg in Nennig

Johann‐Schneider‐Weg Gemeinde Perl, 12 km Startpunkt: Leukquelle in Eft

Sehndorfer Wein‐ und Sehndorf 5 km Waldwanderweg

Weinlehrpfad Perl 1,5 km

Wolfgang‐Maria‐Rabe‐ Grenzüber‐ 23 km Weg schreitend Saar‐ Lor‐Lux

Fernwanderwege Saar‐Hunsrück‐Steig Rheinland‐ 218 km, Startpunkt Pfalz/Saarland‐ seit 2012 am Perler Wanderweg Hauptbahnhof

Moselsteig Rheinland‐ 365 km, Eröffnung Pfalz/Saarland‐ im Frühjahr 2014, Wanderweg Startpunkt in Perl (Dreiländerblick)

Jakobsweg Etappe Köln‐Metz 428 km, Durchquerung der Gemeinde Perl

Radsport

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Kategorie Bezeichnung Standort Anmerkung

Tagestouren Römerrunde Gemeinde Perl 37 km

Velo Vinum Tour Luxemburg 29 km

Brückenschlagstour grenzüberschreiten 28 km, d Saar‐Lor‐Lux hauptsächlich entlang der Mosel

Cloef‐Runde Orscholz, Faha und 25 km Gemeinde Perl (Oberleuken, Hellendorf, etc.)

Grenzlandrunde Etappen: Merzig, 35 km Dreisbach, Büschdorf, Grenzsteine bei Launstroff, Mondorf, Hilbringen

Saarschleifen‐Runde Merzig ‐ Mettlach 33 km klassik

Velo Romanum Luxemburg 35,5 km

Tour Boler Frankreich 22 km

Fernradwege Saarlandradweg Saarland 360 km

Veloroute Saar‐Lor‐Lux Grenzüber‐ 473 km schreitend Saar‐ Lor‐Lux

Mosel‐Saar‐Schleife Saarland/Rheinland 117 km ‐Pfalz

Mosel‐Radweg Mosellauf von Metz 279 km bis Koblenz

Reitsport Reitanlage Birkenhof Sinz In Kooperation mit Landgasthaus Birkenhof; Angebot Reiterferien

Gut Peterhof Borg Private Reitanlage (professionelles, gehobenes Niveau)

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Kategorie Bezeichnung Standort Anmerkung

Wassersport Perl Bad Perl 25m Becken mit 4 Bahnen inkl. Dampfgrotte, Solarium und Sauna

Drachenbootrennen auf Besch der Mosel

Wasserski Bech‐Kleinmacher, 2 km und 14,5 km Ahn (Lux) und entfernt Palzem

Motor‐Wassersport Schwebsange Yachthafen (Luxemburg) 6,5 km entfernt

Badesee Remerschen Remerschen, Haff 4 km entfernt Reimech

Natur Deutsch‐Französisches Grenzüber‐ Hammelsberg, Naturschutzgebiet schreitend Perl und Erhebung bei Perl Hammelsberg/ Apach Atzbüsch

Naturpark Saar‐ Rheinland‐Pfalz und Rechtgrundlage: Hunsrück Saarland Landesverordnung über den Naturpark Saar‐Hunsrück vom 14. Feb. 1980: Erholungsfunktion, Erhaltung der Eigenart

Aussichtspunkt Contz‐les‐Bains 6 km entfernt Stromberg

Natura 2000‐ Nennig Moselaue; Schutzgebiet europäische Schutzgebietssystem Natura 2000

Saarschleife Orschholz/ 7 km entfernt Mettlach

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Kategorie Bezeichnung Standort Anmerkung

Mosel als Natur‐ und Moselschifffahrt Remich 10 km entfernt von Erlebnisraum (Luxemburg) Ortsteil Perl, 1 km von Gemeindegrenze bei Nennig mit Anlegestelle f+ür Hausboote

Erholungs‐ und Remich Veränderungen Naturschutzgebiet (Luxemburg) erlaubt  künstliche „Haff Réimech“ Seen, neue Wasserskistrecke in Planung

Moseluferpromenade Besch 5 km entfernt (in Planung)

Bewertung der Bestandsanalyse „Natur und Sport“: Die Gemeinde Perl hat in den Bereichen Natur und Sport durch die grenznahe Lage, das vielfältige Landschaftsbild sowie die direkte Lage zur Mosel ein großes Potential, welches schon heute gut aus‐ geschöpft wird. Eine Vielzahl von Wander‐ und Radwege bieten Besuchern eine Grundlage, die Natur und Region kennenzulernen. Besondere Anziehungskraft für die Wanderer haben hierbei der Mosel‐ steig sowie der Saar‐Hunsrück‐Steig entwickelt, während der Moselradweg für Radfahrer von großer Beliebtheit ist. Hinsichtlich des Dolinenweges, der zurzeit als Moselsteig‐Zuweg geführt wird, ist die Klassifizierung als Seitensprung im Moselsteig‐Konzept erstrebenswert. Durch das Projekt „Grenzenloses Radeln“, welches mit EU‐Mitteln gefördert wird, ist im Bewegungs‐ tourismus schon heute eine aktive grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Saar‐Lor‐Lux‐Raum erreicht. Durch die Nähe zu Frankreich und Luxemburg können auch deren touristische Angebote in Anspruch genommen werden, was auch durch den Internetauftritt der Gemeinde Perl gefördert wird, denn hier werden zu allen in der näheren Umgebung liegenden Wander‐ und Radwegen sowie sonstigen sportbezogenen Aktivitäten Auskunft gegeben. Die Kategorie „Pferdesport“ spielt in diesem Kapitel ebenso eine Rolle, da die relativ junge Einrich‐ tung „Gestüt Peterhof“ den Reitsport mit überregionaler oder sogar internationaler Bedeutung nach Perl holt (genaueres siehe Bereich „Besondere touristische Angebote“). Neben Rad‐ und Wanderwe‐ gen, könnte der öffentliche Ausbau von Reitwegenetzen eine neue potentielle Zielgruppe erreichen. Schon heute bietet das Landgasthaus Birkenhof Reiterferien auf der eigenen Reitanlage an, wodurch schon zwei Angebote in dieser Kategorie bestehen. Der Bereich Natur ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Schutzgebieten, was auf den ersten Blick für eine reizvolle und touristisch interessante Landschaft der Gemeinde Perl sowie der Moselregion spricht, auf der anderen Seite jedoch auch einschränkende Wirkung auf eine Weiterentwicklung haben kann. Die einzelnen Schutzverordnungen können in den entsprechenden Verordnungen nach‐ gelesen werden (Verweis in der Spalte Anmerkungen). In allen Kategorien steht der Erhalt des Natur‐ raumes im Vordergrund. Durch die Mosel sind die Region und der Grenzraum für den Ausbau von Wassersportangeboten, welche zwar schon vorhanden sind, prädestiniert. Jedoch könnten diese bei Betrachtung verschiede‐ ner Zielgruppen (z.B. Kinder oder Senioren) in vielen Bereichen weiterentwickelt werden.

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In Kapitel 5.5.1 (Ausgangslage und Trends) wird insbesondere auf das Reiseverhalten der deutschen Touristen untersucht, wo es vor allem bei den Aktivitäten interessant ist, dass Ausflüge in die Umge‐ bung sowie Spazieren gehen sehr wichtige Aktivitäten sind. Zusammen mit den Ergebnissen der Be‐ standsanalyse im Bereich „Natur und Sport“ kann Perl hier eine gute Position einnehmen. Aktuelle Projekte im Bereich „Natur und Sport“ Derzeit befindet sich die Gemeinde Perl in mehreren Initiativen, die den Tourismusbereich „Natur und Sport“ betreffen und weiter verbessern werden. Als ein wichtiger zukünftiger Baustein kann der touristische Masterplan „Moselufer Perl“ gesehen werden, welcher in fünf Handlungsschwerpunkten viele Aufgaben für die Zukunft eröffnet und heute schon teilweise verwirklicht sind: (1) Promenade Deutschland bei Nennig, Eingangstor nach Deutschland von Luxemburg kommend, (2) die Pferdemosel als Gegenstück zum Remicher Haff, (3) die Moseluferpromenade bei Besch, (4) Startpunkt des Saar‐Hunsrück‐Steigs in Perl (seit 2012 in Betrieb)(Gemeinde Perl, 2012), (5) Fußgängerbrücke über die Mosel zwischen Perl und Schengen.

Auch in der MORO‐Initiative (MOdellvorhaben der RaumOrdnung) „Landschaftsnetz Mosel“ spielte die Gemeinde Perl und ihr Moseluferabschnitt eine wichtige Rolle. 2011 wurden zwei ausgewählte Projekte im Gemeindegebiet genehmigt. Diese betreffen zum einen die Pferdemosel beim Ortsteil Nennig sowie die Uferaufwertung und ‐gestaltung im Ortsteil Besch. Bei Nennig wird eine langfristige und nachhaltige Aufwertung des Kiesweihergebietes angestrebt, verknüpft mit sanftem Tourismus und Naturschutz. Dabei spielt die Einhaltung der Anforderungen des dortigen Naturschutzgebietes „Moselaue“ eine wichtige Rolle. Als Vorbild gilt die gegenüberlie‐ gende Moselseite, wo schon bei Remich eine Gestaltung des Moselufers vorgenommen wurde(Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung , 2013). Trotzdem muss hier angemerkt werden, dass der Luxemburger Standard bzw. Qualität kaum erreicht werden kann, da nicht die notwendigen finanziellen Mittel vorhanden sind. Eine Angleichung beider Angebote ist als unwahrscheinlich einzu‐ stufen, wodurch das Perler Moselufer einen touristischen Nachteil hat. Besch ist der einzige Ort in der Umgebung mit einem direkten und unverbauten Zugang zur Mosel und birgt schon aus diesem Grund ein hohes Freiraumpotential. Die touristische Infrastruktur (Rad‐ und Wanderwege) wird ausgebaut/ergänzt und eine allgemeine Attraktivitätssteigerung angestrebt. Im EU‐Förderprogramm Interreg gibt es zusätzlich das Projekt „Naturpark Dreiländereck“, welcher ein weiteres Zusammenrücken der Grenzregion bedeuten würde. Im Rahmen der Planungen/ Über‐ legungen wurden in allen drei Ländern kleinere Naturschutzprojekte zum Anstoß gebracht (Naturlandstiftung Saar, 2013). Ob es einen Vorstoß zu weiteren grenzüberschreitendem Naturpark‐ projekten kommen wird, ist derzeit unklar und eher unwahrscheinlich. Ideen:  Ausweisung eines Reitwegenetzes (um die Reitanlage Birkenhof, mit einer möglichen Aus‐ richtung zum Gestüt Peterhof oder eventueller Verknüpfung beider Anlagen),  Nähe zum Wasser: Schaffung eines Erholungsschwerpunktes, evtl. mit Förderung von Reha‐ Einrichtungen oder Urlaub am Wasser,  Förderung des Gesundheitstourismus: auf Grundlage des ländlichen Charakters und der in‐ takten Natur (Naturparke, Naturzentren) ist auch die Förderung des Gesundheitstourismus sinnvoll,  Bewahren und Nutzen der Freiraumqualität.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Kunst, Kultur und Feste Tabelle 12: Bestandsaufnahme Kunst, Kultur und Feste

Kategorie Name Standort Anmerkungen

Kunst Kunst im Rathaus Perl Rathaus wechselnde Ausstellungs‐termine

Burg Malbrouck Bei Sierck‐les‐ hochrangige Bains Kunstausstellungen Lothringen

Kultur* und Historie

Ortsteile mit besonderem Winzerdorf Sehndorf Charme Bauerndorf Wochern

Bauwerke und Anlagen Quirinuskapelle Perl 18. Jh.

Kapelle St.Jakobus Keßlingen 18. Jh.

Friedenskapelle Grenzlage Perl/ Einweihung 1999 Merschweiller (Frankreich)

Fatimakapelle Sehndorf Pilgerkapelle

Palais von Nell Perl 18 Jh. Wohnhaus

Barockgarten Park von Perl Teil der „Gärten ohne Nell Grenzen“

Renaissanceschloss Berg Nennig Hotel, Restaurant (3 Sterne), Casino

Schloss Thorn Thorn Schlossweingut

Schloss Wintringen Luxemburg Privatbesitz (Wintringen)

Schloss Schengen Schengen, Hotel Luxemburg

Die Burg der Herzöge Sierck‐Les‐Bains, Zugänglich für von Lothringen Frankreich Besucher

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

„Gärten ohne Grenzen“ Perl, Nennig und Grenzüberschrei‐ Borg tendes Projekt mit drei Anlagen in der Gemeinde Perl

Kriegsgräberstätte Besch

Panzersperre Tettingen‐ Butzdorf

Bauwerke und Anlagen Römische Villa Borg Borg Gastronomie (Römer) integriert

Römisches Mosaik Nennig

Römischer Grabhügel Nennig

Museen Saarländisches Tettingen‐ Brennereimuseum Butzdorf

Westwallmuseum Sinz (Bunkeranlage des vorgelagerten Orscholzriegels aus dem zweiten Weltkrieg)

Europamuseum Schengen, Luxemburg

Weinbau und Folklore Bech‐ Museum Kleinmacher, Luxemburg

Wichtige Veranstaltungen

Jährlich Kirmes / Pferdesegnung Perl 1.Mai / Quirinus‐Ritt

Römertage Perl‐Borg Erstes Wochenende im August

Gala Peterhof Perl‐Borg Mitte September

Geführte (Event‐) Perl ganzjährig Wanderungen (Schmugglerpfade, Weinwanderungen, etc.)

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Veranstaltungen zum Saarländisches Nennig Mitte August Thema Wein Moselweinfest

Wein‐ und Kellertage Perl 4 Tage, Ende Oktober

Saarländischer Perl März bis Oktober Weinsommer

Weinerlebnis‐ Perl Ganzjährig wanderungen der Gemeinde Perl

*Weinkultur in Bereich Hunnefeier (Abschluss Schengen, dritter Sonntag im Gastronomie der Weinlese) Luxemburg Oktober

Bewertung der Bestandsanalyse „Kunst, Kultur und Feste“ Das kulturhistorische Erbe stellt, neben der besonderen naturräumlichen Lage, das größte Touris‐ muspotential für Perl dar. Zwei der Ortsteile sind für interessierte Besucher schon alleine durch ihre charakteristische bauliche Erscheinung eine Besonderheit: das Winzerdorf Sehndorf und das Bauerndorf Wochern. Rund um die Gemeinde sowie in der Gemeinde selbst, gibt es zahlreiche Schlösser und Burgen, die den Charme der Landschaft unterstreichen und ebenfalls einen touristischen Wert darstellen. Die baulichen Überreste der römischen Kultur heben die Gemeinde im historischen Kontext besonders hervor. Neben den vielen Anlagen und Bauwerken, die die Region bietet gibt es jedoch Ausbaupotential bei den Museen. Beachtet werden sollte hier vor allem, dass Museen Imageträger von Regionen sind und ebenso als „Inszenierungselement einer Region“ genutzt werden können. Wichtig sind eine the‐ matische Gestaltung und eine aktive Einbindung der Besucher. Durch Zusammenschließen der Muse‐ en innerhalb einer Region, besteht die Chance eine „Erlebnis‐Kette“ zu schaffen (Kohl und Partner GmbH, 2004). Die Darstellung und Aufbereitung der Sehenswürdigkeiten im Onlineportal der Gemeinde ist positiv zu bewerten. Für fast jede kulturelle Besonderheit des Saar‐Lor‐Lux‐Raumes sind Informationen aus‐ führlich, überschaubar und gut nachvollziehbar zusammengestellt. Die Anzahl der Feste in den Gemeindeteilen, sowie im Umland in Frankreich und Luxemburg ist äu‐ ßerst umfangreich und über das ganze Jahr verteilt. Die größeren und bekannten Feste in Perl wie die Wein‐ und Kellertage (mehrere tausend Besucher), das Saarländische Weinfest (rund 1.000 Besucher) und die Römertage (bis zu 4.000 Besucher) sind regional bekannt und zählen Gäste aus dem ganzen Saarland, Rheinland‐Pfalz, Luxemburg und Loth‐ ringen. Hinzu kommen noch regional bekannte Feste wie etwa die Hunnefeier in Schengen, die eben‐ falls mittlerweile bis zu 10.000 Besucher zählt. Hinzu kommen kleinere Feste, wie etwa der Quirinusritt am 1. Mai oder die Gala Peterhof, die eben‐ falls einige hundert Besucher zählen.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Gastronomie/Weinkultur und Beherbergung Tabelle 13: Bestandsaufnahme Gastronomie/Weinkultur; (Tourismus Zentrale Saarland GmbH, 2013)(Verkehrsverein Nennig e.V. , 2013)(Gemeinde Perl, 2013)

Kategorie Anzahl Standort Anmerkung

Gastronomie

Restaurants 8 Perl

7 Nennig davon ein Drei‐Sterne‐Lokal: Victor’s Gourmet‐Restaurant Schloss Berg

2 Hellendorf

1 Sinz

1 Sehndorf

1 Borg

Ortsteile ohne Restaurants: Besch, Büschdorf, Keßlingen, Münzingen, Oberleuken, Oberperl, Tettingen‐Butzdorf, Wochern

Gaststätten 3 Perl

1 Nennig

1 Besch

1 Borg

1 Sinz

Ortsteile ohne Gaststätten: Büschdorf, Keßlingen, Münzingen, Oberleuken, Oberperl, Sehndorf, Hellendorf, Tettingen‐Butzdorf, Wochern

Cafés/Imbiss/ 4 Perl Heimservice 2 Nennig

1 Besch

Summe 34 Gastronomieangebote

Weinkultur

Weingüter/Winzer 3 Perl

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Kategorie Anzahl Standort Anmerkung

2 Nennig

3 Sehndorf davon ein ökologisches Weingut: Weingut Ollinger‐Gelz

Alle Weingüter bieten Weinproben an.

Vinotheken 1 Perl Haus der saarländischen Weine

Brennereien 2 Borg

1 Büschdorf

1 Sehndorf

1 Oberperl

2 Tettingen‐Butzdorf

Tabelle 14: Bestandsaufnahme Beherbergungsmöglichkeiten; (Gemeinde Perl, 2013)(Verkehrsverein Nennig e.V., 2013)(Tourismus Zentrale Saarland GmbH, 2013)

Kategorie Anzahl Standort Bettenzahl/klassifizierte Betriebe

Hotels 6 Perl 136 Betten/ Hotel Restaurant Hammes (Drei Sterne Superior); Hotel Winandy (Zwei Sterne); Maimühle (1 Stern); Hotel‐Restaurant „Alte Maimühle“; Residence‐Hotel garni; Centralhotel Greiveldinger (2 Sterne); Perler Hof

2 Nennig 252 Betten/ Victor’s Residenzhotel (Fünf Sterne Superior); Hotel „Zur Traube“

2 Hellendorf 49 Betten/ Hotel Sonnenhof (3 Sterne Superior); Hotel Struppshof

1 Borg 10 Betten/ Gasthaus Scherer

1 Sehndorf 10 Betten/ Haus und Hof (serviced appartements)

1 Sinz 16 Betten/ Landgasthaus Birkenhof

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Kategorie Anzahl Standort Bettenzahl/klassifizierte Betriebe

Seminarhaus 1 Büschdorf (Postalisch Europäisches Zentrum für Meditation Tünsdorf‐Mettlach) und Begegnung

Pensionen 8 Perl 31 Betten Privatzimmer 2 Besch 5 Betten

2 Büschen/Nennig/ 11 Betten Oberleuken

Ferienwohnungen 34 Perl 139 Betten

18 Nennig 70 Betten

8 Besch 30 Betten

2 Borg 5 Betten

1 Büschdorf 4 Betten

2 Eft‐Hellendorf 9 Betten

3 Keßlingen 14 Betten

2 Sehndorf 6 Betten

2 Wochern 10 Betten

Camping 1 Perl 6 Wohnmobilstellplätze am Hallenbad

2 Nennig 100 und 160 Plätze

1 Oberleuken Campingplatz Sonnenrödchen

Bewertung der Bestandsanalyse „Gastronomie/ Weinkultur und Beherbergung“ Insgesamt bietet die Gemeinde Perl ihren Besuchern 34 Gastronomiebetriebe (Restaurants, Gaststät‐ ten, Cafés, Imbiss, Heimservice), welche sich hauptsächlich in den beiden Ortsteilen Perl (15) und Nennig (10) befinden, die mit Besch zu den drei größten Ortsteilen der Gemeinde gehören. Nach eigenen Berechnungen kommen in der Gemeinde Perl auf 1000 Einwohner jeweils 3,8 Betriebe. Inte‐ ressant ist es hier, das Ergebnis mit der danebenliegenden Winzergemeinde Saarburg zu vergleichen: hier kommen auf 1000 Einwohner lediglich 1,8 Betriebe(Saar‐Obermosel‐Touristik e.V., 2013). Das Ergebnis zeigt, dass die Gemeinde Perl im direkten Vergleich mit der Nachbarsgemeinde durchaus ein sehr gutes Aufgebot präsentieren kann. Herauszuheben ist die 3‐Sterne‐Gourmetküche im Schloss Nennig von Christian Bau. Der Betrieb bildet die Basis für ein hochwertiges Tourismusangebot und besitzt überregionale Ausstrahlung. Als einzige Weinbaugemeinde im Saarland, kann die Gemeinde Perl ihr gastronomisches Angebot durch die Weingüter und Vinotheken im Speziellen erweitern, wodurch die Zielgruppe des Weintou‐

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl rismus in besonderem Maße angesprochen wird. Durch Weinproben, Veranstaltungen und Führun‐ gen zeigt sich auch hier, besonders im Vergleich mit anderen saarländischen Gemeinden, das touris‐ tische Potential der Gemeinde Perl, welches stark durch die Mosellage bestimmt wird. Zwei Weingüter (Weingut Schmitt‐Weber und Weingut Ökonomierat Petgen‐Dahm) zählen zu den deut‐ schen Spitzenbetrieben und sind im renommierten Gault Millau genannt (Internetpräsenz www.gaultmillau.de). Das Weingut Schmitt‐Weber wurde bei der Bundesweinprämierung 2014 des Deutschen Weininstituts für die Grauburgunder Spätlese „1725 S“ des Jahres 2012 mit dem Sonder‐ preis „Pinot Trio“ als bester Grauburgunder Deutschlands ausgezeichnet. Insgesamt ist die Qualität der anderen Weingüter ebenfalls sehr hoch, was die zahlreichen Weinprämierungen unter anderem des Weingutes Karl Petgen, des Weingutes Ollinger‐Gelz oder des Weingutes Ökonomierat Herber unterstreicht. Trotzdem sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass es entlang der Mosel eine Vielzahl von Weingütern gibt, die mit denen der Gemeinde Perl in Konkurrenz stehen. Trotz der Lage an der Obermosel und im Bundesland Saarland haben die Winzer aus der Gemeinde kaum Absatzprobleme und Brachflächen wie etwa an der Mittelmosel finden sich in der Gemeinde Perl nicht. Die Bedeutung des Weines und des Landschaftstourismus schlägt sich auch in der Anzahl von Beher‐ bergungen in der Gemeinde nieder, sowie auch in der Bewirtschaftung in den Restaurants und Gast‐ stätten. Im Gesamten Gemeindegebiet gibt es dreizehn Hotels, wovon sich sechs im Ortsteil Perl befinden. Trotz dieser hohen Anzahl an Hotels in Perl, werden in Nennig insbesondere durch das Luxus‐Hotel Victor’s Residenz‐Hotel fast doppelt so viele Betten bereitgestellt, die im Luxussegment anzusiedeln sind. Daneben gibt es ein breites Angebot an anderen Beherbergungseinrichtungen, wobei die sehr hohe Anzahl an Ferienwohnungen auffällt (72), die besonders die Zielgruppe Familie ansprechen. Zusammen mit den normalpreisigen Hotels können folglich alle relevanten Nachfragen abgedeckt werden, was eine gute Ausgangsbasis für weitere Impulse bietet.

Die beiden größeren Campingplätze in Perl‐Nennig sind beiderseits der Moselbrücke nach Remich gelegen. Der Campingplatz „Mosel‐Camping Dreiländereck“ verfügt auf einer Fläche von 2,7 ha über 65 Standplätze für Dauercamper und 45 Gelände Standplätze für Touristen. Das ebene Wiesengelän‐ de mit niedrigen Büschen und jüngeren Bäumen ist direkt an der Mosel gelegen. Die attraktiven Standplätze am Ufer sind von Dauercampern belegt. In der ADAC‐Bewertung 2013 erhält der Platz zwei von fünf Sternen (ADAC Verlag GmbH & Co. KG, 2013). Der zweite Camping‐Platz ist nicht ADAC klassifiziert. Dennoch ist das Potenzial der beiden Plätze nicht zu unterschätzen, zumal sich in Lu‐ xemburg unmittelbar angrenzend keine Angebote befinden. Beide Flächen prägen das Erscheinungs‐ bild des deutschen Moselufers im Bereich der Brücke nach Remich.

Zwischen Oberleuken und Orscholz befindet sich noch ein dritter Campingplatz „Am Sonnenröd‐ chen“, welcher wesentlich kleiner ist und sich mitten im Wald zwischen Oberleuken und Orscholz befindet. Die genaue Anzahl der Stellplätze ist nicht bekannt, dürfte aber bei maximal zehn liegen.

Die Ergebnisse der Analyse „Gastronomie/Weinkultur und Beherbergung“ können auch in Bezug auf die Statistiken über den deutschen Tourismus (Kapitel 5.1) positiv bewertet werden, denn mit 86 Prozent steht für Urlauber die Aktivität „Essen gehen“ im Vordergrund. Daneben ist ebenso das Bu‐ chen von Ferienwohnungen eine beliebte Urlaubsform bei den Touristen (28%). Beide Bereiche wer‐ den in Perl in ausreichendem Maße angeboten.

Gästestruktur Zur Gästestruktur liegt eine Umfrage der Gemeinde Perl „Tourismus in Perl 2013“ vor, welche unter den Beherbergungsanbietern vorgenommen wurde. Hierbei wurden die zum damaligen Zeitpunkt

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl vorhandenen 12 Hotels im Gemeindegebiet befragt, wovon 9 Hotels sich an der Befragung beteilig‐ ten. Von 44 Betreibern von Ferienwohnungen haben nur 6 an der Befragung teilgenommen. Ergän‐ zend wurden Gespräche mit touristischen Akteuren geführt. Da eine Befragung der Gäste nicht existiert, wurde die Reisemotivation bei den Gastgebern erfragt, wobei diese die Reisemotivation der Gäste nicht immer kennen.

nicht einschätzbar 3,5%

Wanderer 12,5% Kulturtouristen Besucher des 0,3% Dreiländerecks Weintouristen 12,7% 3,3%

Radfahrer 15,9%

Geschäftstouristen 5,3%

Monteure 46,5%

Abbildung 42: Reisemotivation der Gäste (Hotels und Ferienwohnungen) Wie aus der Abbildung 42 erkennbar ist, besteht der überwiegende Teil der Gäste aus Monteuren. Dass beinahe jeder zweite Gast als Monteur einkehrt erklärt auch die geringe Verweildauer der Übernachtungsgäste, die mit 1,7 Übernachtungen pro Gast deutlich niedriger liegt als zum Beispiel die durchschnittlichen 2,9 Übernachtungen(Statistisches Landesamt Rheinland‐Pfalz, 2010) in Rhein‐ land‐ Pfalz. Wanderer und Radfahrer bilden mit einem gerundeten Drittelanteil die zweite Gruppe der Touristen, gefolgt von Besuchern des Dreiländerecks. Bei dieser Gruppe handelt es sich um Gäste, die in Perl übernachten, allerdings im Dreiländereck im Ausland in Frankreich oder Luxemburg ihre eigentliche Reisemotivation besitzen. Kultur‐ und Weintouristen bilden den geringsten Anteil in der Erfassung und somit das Schlusslicht. Nachdem die Anzahl der Übernachtungen im Jahr 2014 wieder zugenommen hat, stagniert die Ver‐ weildauer weiterhin.

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60.000 2,5

50.000 2

40.000

1,5 Tagen

in

30.000

Übernachtungen 1 Verweildauer 20.000

0,5 10.000

0 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Ankünfte Übernachtungen Verweildauer

Abbildung 43: Tourismusstatistik der Gemeinde Perl Quelle: (Gemeinde Perl, 2015)

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Besondere touristische Angebote Neben den bisher vorgestellten Bereichen „Sport und Natur“, „Kunst, Kultur und Feste“ sowie „Gast‐ ronomie/Weinkultur und Beherbergung“; gibt es zusätzlich zwei besondere Attraktionen, die für den Tourismus in Perl von Bedeutung sind: das Victor’s Residenz‐Hotel in Perl‐Nennig sowie das Gestüt Peterhof in Perl‐Borg. Beide Angebote sind exklusive und von der Gemeinde unabhängige Einrichtun‐ gen mit jeweils sehr spezieller Ausrichtung, die jedoch bei langfristiger Betrachtung ein wichtiger Impuls für das Image und die touristische Weiterentwicklung der Gemeinde sein können. Das Victor’s Residenz‐Hotel ist nicht nur ein Hotel im hochpreisigen Segment, sondern bietet darüber hinaus mit dem Gourmet‐Restaurant sowie verschiedenen Veranstaltungen (z.B. Krimidinner) ein Nischenangebot, welches nicht überall zu finden ist. Mit vier Veranstaltungsräumen werden des Weiteren Unternehmen und Geschäftspersonen angesprochen. Das Gestüt Peterhof bringt das Saarland im Bereich des Pferdesports in eine ganz neue Liga und stei‐ gert eventuell auf Dauer die Bekanntheit der Gemeinde. So wurde zum Beispiel landesweit über den Erwerb des Hengstes Sezuan berichtet, der 2014 die Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpfer‐ de in Verden gewann. Inwiefern sich eine „Leuchtturmwirkung“ des Projekts auf die Umgebung ein‐ stellt ist jedoch schwer einzuschätzen, da es sich hierbei um ein relativ neues und exklusives Angebot handelt. Neben längerfristigen Aufenthalten und Lehrgängen bietet der Hof ebenso Pferdeturnier‐ veranstaltungen an, die wiederum für alle Interessierten zugänglich sind. Ein Reitwegenetz um die Anlage, kann als Ausgangspunkt für eigene Ausbauüberlegungen der Gemeinde dienen. Die Abbil‐ dung 44 zeigt das Gestüt, welches sich durch eine qualitativ hochwertige Architektur und Einbindung in die umgebene Landschaft auszeichnet.

Abbildung 44: Gestüt Peterhof; Quelle : (Gestüt Peterhof, 2013)

5.5.3 Ergebnisse des Workshops Tourismus Angeregt wird ein „Eventhaus“ mit doppeltem Nutzen für touristische Veranstaltungen und für die Einheimischen. Zunehmende touristische Attraktivität bedeutet auch mehr Lebensqualität für die Bewohner. Perl wird als „Hub“ für touristische Angebote in Trier, Luxemburg, Metz, Saarbrücken gesehen. Eine bessere Betreuung der Tagesgäste sollte Priorität vor der Werbung anderer Gäste haben, Be‐ standsentwicklung soll Vorrang haben, d. h. eine Qualifizierung und ein Ausbau der jetzigen Standor‐ te, Öffnungszeiten verbessern, usw.

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Das Fehlen guter Angebote in Besch wurde sehr bedauert, es wird ein großes Potenzial gesehen, da der Ortskern direkt an der Mosel liegt. Wirtschaftlich scheint es allerdings risikoreich zu sein, da ent‐ sprechende Ansiedlungen ausbleiben. In diesem Zusammenhang wird eine aktive Suche nach Betrei‐ bern für geeignete touristische Standorte gefordert. Die Bedeutung des Perler Bahnhofs (Empfangsgebäude) muss hier betont werden. Der derzeitige bauliche Zustand ist mangelhaft. Eine angemessene Entwicklung sollte angegangen werden, auch ein Abriss soll gegebenenfalls diskutiert werden. Wichtig ist in dem Zusammenhang, die Sichtbarkeit der Perler Angebote von Schengen aus zu erhöhen. Die Frage wird aufgeworfen, ob Perl sich touristisch zu stark auf den Weinbau konzentriert. Das löst auch die Frage aus, mit welchen Angeboten Perl sich profilieren kann. Perl ist in diesem Zusammen‐ hang weit weg vom idealen touristischen Dreiklang aus Einkaufen, Kultur und Gastronomie.

5.5.4 Handlungsstrategien Tourismus Qualitätsaspekte und Wertschöpfungspotenzial Die Wertigkeit und Qualität von touristischen Angeboten wird von verschieden Faktoren bestimmt. Dazu zählen:  Vielfalt (Added values),  Spezialisierung (Hochwertigkeit und Dichte),  Verweildauer,  Kopplungsfähigkeit,  Emotionalität (Erinnerungswert),  Erreichbarkeit,  Relation Kosten‐Nutzen,  Gegenwartskonformität („trendy“),  Verfügbarkeit (Öffnungszeiten). Unter diesen Aspekten finden sich vielfältige Angebote in Perl, von hochwertigen Angeboten wie die Villa Borg bis zu Angeboten wie dem Brennereimuseum. Potenziale wie die Villa Nennig sind ohne jeden aktuellen Bezug und didaktisch überholt. Das Naturpotential ist durch vielzählige ausgewiesene Wander‐ und Radwege gut genutzt. Die Infrastruktur des Beherbergungsangebotes deckt die komplette Klassifizierungspalette von sehr einfachen Ausstattungen (ein Stern) bis zu dem absoluten Luxussegment durch Schloss Nennig (fünf Sterne) ab. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl an Pensionen, Ferienwohnungen und „Serviced Appartements“. Tourenpunkte – Sehenswürdigkeiten – Highlights Es sind im Rahmen der touristischen Recherche nur wenig Kopplungsangebote aufgefunden worden, die vor allen dazu dienen die Verweildauer der Gäste zu verlängern. Die aufgefundenen Angebote werden alle von den örtlichen Winzern und einigen Beherbergungsgebieten angeboten (z. Bsp. Mai‐ mühle, Arrangements, z.B. Saar‐Hunsrück‐Steig Spezial, etc.). Daneben bestehen einzelne temporäre Angebote, in denen vor allem Veranstaltungen mit touristi‐ schen Orten verbunden werden: z. B. Handwerkermarkt – Villa Borg Teilweise finden sich solche Angebote bei den Sehenswürdigkeiten, allerdings existiert hier noch sehr viel Potential im Ausbau. Service – Qualität Neben der klassischen „Sterne‐Klassifizierung“ setzt die Tourismus – Branche in Deutschland zuneh‐ mend auch auf den Faktor „Service‐Qualität“. Die IHK verleiht in diesem Rahmen zusammen mit der

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Deutschen Tourismus‐Zentrale das Qualitätssiegel „ServiceQualität Deutschland“. Im Saarland laufen zu Beginn des Jahres 2011 erste Zertifizierungsverfahren an und auch Perl konnte im November 2012 die Zertifizierung in diesem Bereich erhalten. Inzwischen sind auch einige weitere Betriebe und Ho‐ tels in Perl entsprechend zertifiziert. Im Gegensatz zu Gemeinden ohne diese Auszeichnung, kann hier eventuell sogar ein Wettbewerbsvorteil entstehen. Kooperationen Die Zusammenarbeit touristischer Leistungsträger, der Organisationen und Institutionen ist der maß‐ gebliche Erfolgsfaktor. Die in Perl im Jahr 2010 begonnen Initiativen (Runder Tisch etc.) sind wichtige Beiträge zur Vernetzung der Akteure und zur Weiterentwicklung des Angebotes. Außerdem findet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Gemeinde Perl in vers. Konzepten und Strategien statt, da hier oftmals die gesamte Moselregion und somit auch Grenzregion in den Fokus rückt. Auch der touristische Masterplan für das Perler Moselufer bezieht die umliegenden ausländischen Gemeinden mit in die Betrachtungen ein. Übergeordnete Institutionen, wie die EU fördern durch Gelder die weitere Entwicklung. Stärken / Schwächen Tabelle 15: Stärken/Schwächenanalyse im Tourismuspotenzial Positiv Negativ Stärken Schwächen  landschaftliches Potenzial  aktuell noch geringe Entwicklung  römische Kulturzeugnisse Moselufer  Park‐ & Gartenanlagen  teilweise nicht ausreichende Präsen‐ tationsqualität vor allem musealer  Wein Angebote  Wander‐ und Radwege  teilweise geringe Tiefe der Angebote  Internationalität  teilweise Infrastrukturqualität  Schloss Nennig ‐ Hotel und Gastro‐

nomie  Spielbank  Lage zu Luxemburg & Frankreich Innenanalyse

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Chancen Risiken  Angebotestruktur entspricht dem ge‐  Konjunkturabhängigkeit von Luxem‐ nerellen Trend burg  Anknüpfungspunkte zu starken Tou‐  Abwanderung der Fachkräfte nach rismusthemen (Wein, Mosel, Europa) Luxemburg  Wirtschaftsentwicklung in Luxemburg  Wettbewerb  Gestüt Peterhof mit internationaler  Investitionsbedarf Ausstrahlung  Übergeordnete Trends: demographi‐  demographischer Wandel als Chance: scher Wandel Anwachsen der Zielgruppe für Wein‐ tourismus

 Lage der Gemeinde Perl zu attrakti‐ ven Tagesausflugszielen (Oberzen‐ tren in der Umgebung, Nähe zum Ausland) Außenanalyse

Welche Angebote der Gast künftig nachfragt zeigt ebenfalls die bereits weiter oben erwähnte Tou‐ rismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen. Profil Perl Das charakteristische Erscheinungsbild wird für Perl hauptsächlich geprägt durch Mosel, den Land‐ schaftsraum des Moseltals und Weinanbauflächen. Daneben ist der Saargau, der rund ein Drittel des Gemeindegebietes einnimmt, landschaftlich ebenfalls prägend als Verbindung zur Saarschleife, dem Leukbachtal und ins Lothringer Stufenland zu erwähnen. Diese verbinden sich zu einem Naturerlebnis, das vor allem durch das Wandern erfahrbar wird. An zweiter Stelle folgen die Kulturangebote sowie Genuss,‐ und Erlebnisaspekte, die durch das römische Kulturerbe, eine qualifizierte Gastronomie (Christian Bau) und durch Veranstaltungen geprägt wer‐ den. Derzeit ist Perl ein Angebot für den Individualtourismus. Im Rahmen der Workshopreihen wurde auch der Themenbereich des Tourismus vertieft. Die Teil‐ nehmer waren dabei mehrheitlich der Auffassung, dass erste Initiativen zur Verbesserung des Ange‐ botes sich aus dem Bestand heraus entwickeln müssen. Insbesondere soll eine Qualitätsverbesserung in der Infrastruktur (öffentlich und privat) erfolgen (z. B. Eventhaus), bevor neue Ziele und Zielgrup‐ pen definiert und beworben werden. Aus Sicht der Gutachter ist dies ein richtiger Ansatz, um Defizite abzubauen und um das derzeitige Potential zu bewahren. Insoweit kann aus dieser Sicht als Ziel formuliert werden:

Den Bestand qualitativ verbessern!

Abweichend davon empfehlen die Gutachter aber, sich zusätzlich mit den Wertschöpfungspotenzia‐ len näher zu befassen. Der Tourismus kann für Perl eine größere wirtschaftliche Bedeutung erlangen, zumal der Sektor sehr beschäftigungsintensiv ist und in weiten Teilen das Beschäftigungsangebot für Frauen verbessert. Insofern wird als ergänzendes Ziel formuliert:

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Schrittweise die sich aus dem Natur‐ und Kulturpotenzial ergebenden Entwicklungschancen nutzen!

Dazu werden folgende Handlungsstrategien definiert:

Ziel 1: Den Bestand qualitativ verbessern: 1. Modernisierung der Beherbergungsinfrastruktur. 2. Modernisierung der Kulturangebote (Präsentationsdidaktik) / Kultur‐Inszenierung / grenz‐ überschreitende Burgfeste. 3. Weiterführung und Verstärkung der grenzüberschreitenden Kooperation. 4. Einbindung des Themenbereichs Einkaufen in die Vermarktungsstrategie. 5. Einrichtung einer erkennbaren, zentral gelegenen Tourismusinformation z.B. am Bahnhof Perl. 6. Durchführung der geplanten Maßnahmen aus dem Tourismus Masterplan am Moselufer ein‐ schließlich des Neubaus einer Fußgängerbrücke.

Ziel 2: Nutzung der Ressourcen 1. Entwicklung des Moselufers von Perl bis Nennig unter Einbeziehung der Kiesabbauflächen für Rad, Wandern, Skating, Angeln, Naturerlebnis. 2. Initiierung von Programmen zur Intensivierung des Flusstourismus, insbesondere der Kabi‐ nenschifffahrt als Tourismussegment mit den höchsten Zuwachsraten und einer kongruenten Zielgruppe (Stiftung für Zukunftsfragen, 2010). 3. Ausbau und Kombination von Sport, Wassersport‐ und Naturerlebnisangeboten im Bereich Kiesabbauflächen. 4. Städtebauliche Entwicklung des Moselufers Nennig als Pendant zu Remich. 5. Anschluss an die Tourismusdestination Mosel (Mosellandtouristik GmbH).

Handlungsempfehlungen  Politische Priorisierung,  fachliche Qualifizierung und zeitliche Einordnung unter Berücksichtigung von Investitionsin‐ teressen und Finanzierungswegen,  Beteiligungsverfahren für die touristischen Leistungsträger.

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Abbildung 45: Aufzubauende oder zu stärkende Schwerpunkte der touristischen Entwicklung in Perl GIU mbH 2013, eigene Darstellung

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Aktuelles Tourismuskonzept der Gemeinde Perl Seit Anfang 2015 befindet sich das neue Tourismuskonzept der Gemeinde Perl in Aufstellung. In der Zielformulierung ist bis zum Jahre 2020 ein Erreichen der 60.000 Übernachtungen pro Jahr als Ziel für die Betriebe ab 10 Betten vorgesehen. Dabei soll die Übernachtungsdauer der Gäste auf über 2 Tage erreicht werden. Neben der Stärkung bestehender Angebote und der obenstehenden Ziele setzt das Konzept in seiner aktuellen Fassung auf folgende Schwerpunkte zur Stärkung seiner Tourismusstruktur: Stärkung durch Thematik der „Grenzenlosigkeit“ als Vermarktungskonzept Das Ziel ist, in der konzeptionellen Ausrichtung das Thema „grenzenlos“ als „roter Faden“ in alle tou‐ ristischen Produkte erkennbar und von außen Wahrnehmbar zu integrieren. Dies ist insbesondere für die Bereiche Wandertourismus, Fahrradtourismus, Sehenswürdigkeiten und Weintourismus vorgese‐ hen. Im Bereich des Wandertourismus erwartet man hierbei neben weiteren Maßnahmen wie etwa den geführten Wanderungen weitere Tagestouristen. Die übrigen Maßnahmen zielen auf ein Stärkung des Bestands und die Ausweisung grenzüberschreitender Wanderwege ab. Der grenzenlose Fahrradtourismus bedarf keiner weiteren Wege, muss und wird aber in der Zukunft wieder gezielt als Ganzes und zugleich mit einzelnen Fahrradrundwegen gezielt beworben werden. Unter dem Schlagwort „Grenzenlose Sehenswürdigkeiten“ wird in Zukunft verstärkt auch auf Se‐ henswürdigkeiten im angrenzenden Umland verwiesen und auf Kopplungseffekte hingearbeitet. Da hier auch eine Wertschöpfung in Perl entstehen kann, wenn zum Beispiel die Touristen in Perl Über‐ nachten und im Ausland befindliche Sehenswürdigkeiten besuchen. Daneben ist auch eine Werbeak‐ tion hinsichtlich der Einkaufstouristen in Perl oder der Tanktouristen in Schengen vorgesehen, um die Sehenswürdigkeiten bekannter zu machen. Im Bereich des Weintourismus ist man unter dem Aspekt der diesbezüglichen Gemeinsamkeit im Dreiländereck zum Beispiel bei einem Projekt in Luxemburg zur Weinvermarktung an der Mosel ein‐ gestiegen. Um den Weintourismus zu steigern ist eine Aktivierung aller Winzer notwendig, da zum einen einige sehr aktiv die Angebote mittragen und eigene Angebote organisieren, während andere weitgehend Winzer passiv bleiben. Daneben ist eine Ausweitung der Öffnungszeiten der Vino‐ thek/Weinstube angestrebt. Steigerung der Tagestouristen Neben dem Ausbau der Übernachtungen bildet die Steigerung der Anzahl an Tagestouristen ein wei‐ teres Ziel im Tourismuskonzept. Diese findet sich bereits als Zielformulierung im Konzept der „Gren‐ zenlosen“ Aktivitäten und auch als angestrebtes Ergebnis zahlreicher angestrebter Einzelmaßnahmen. Eine Messbarkeit in diesem Bereich ist nur über indirekte Indikatoren möglich. Allgemeine Maßnahmen und Grundsätze In der Werbestrategie finden sich allgemeine Maßnahmen, die verstärkt zur Positionierung genutzt werden sollen, wie etwa Werbemaßnahmen an touristischen Häufungspunkten im Umland (zum Beispiel Saarschleife), sowie an den Supermärkten in Perl und Tankstellen in Luxemburg. Hier ist eine weiterführende Übersetzung ins Französische oder Englische vorgesehen und auch notwendig. Anzeigen werden nun auch im Internet geschaltet, was bisher nicht der Fall war und der Einstieg und das Nutzen sozialer Netzwerke ist geplant. Grenzüberschreitende Kooperationen sollen in Zukunft erweitert und verstärkt werden.

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5.6 Technische Infrastruktur, Verkehr, Energie und Umwelt

5.6.1 Technische Infrastruktur

Abbildung 46: Kommunale Kläranlagen (Ausschnitt) (Landesamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz, 2010)

Sammler und Kläranlagen Alle Gemeindeteile sind an geordnete Entwässerungssysteme und Abwasserreinigungsanlagen ange‐ schlossen. Außer allgemeinen Unterhaltungsaufwendungen und Erneuerungsmaßnahmen besteht insbesondere vor dem Hintergrund der positiven Bevölkerungsentwicklung kein Handlungsbedarf für das Abwassernetz. Die Sammler sind ausreichend dimensioniert. Im Jahr 2010 wurde die vollausgestattete, mechanisch‐biologische Gemeinschaftskläranlage für Perl, Oberperl, Besch, Nennig, Sehndorf und die benachbarten luxemburgischen Gemeinden Remich, Wel‐ lenstein und Schengen in Betrieb genommen. Betreiber ist der Entsorgungsverband Saar (EVS). Die Behandlungsanlagen sind auf der Grundlage der prognostizierten Bevölkerungszunahme und den verfügbaren Gewerbe‐ und Wohnbaulandflächen dimensioniert, entsprechen dem Stand der Technik und haben ausreichende Reserven.

5.6.2 Motorisierter Individualverkehr / Straßenverkehr Perl ist – wie schon in Kapitel 2.1 dargestellt – durch die Bundesautobahn A8 sowie die Bundesstra‐ ßen B 406, B 407 und B 419 hervorragend an das überregionale und regionale Straßennetz angebun‐ den. Auch die Ortsteile sind gut angebunden, so dass in Bezug auf die Verbindungsfunktion der Straßen kein wesentlicher Verbesserungsbedarf konstatiert wird. Gerade in Ortskernen aber, in denen die Erschließungs‐ und Aufenthaltsfunktion der Straßen über‐ wiegt oder überwiegen sollte, gibt es einige Defizite, die auch in der Bürgerbeteiligung klar formuliert wurden.

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Abbildung 47: öffentliche Parkplätz im Ortskern Perl Quelle: © OpenStreetMap‐Mitwirkende, Darstellung GIU mbH

Zwar hat die Gemeinde Perl im Rahmen der städtebaulichen Sanierung der historischen Ortskerne in Besch, Sehndorf, Wochern sehr gute Erfolge hinsichtlich der Aufenthalts‐ und Gestaltungsqualität erzielt, doch stellt sich die Situation insbesondere im Ortskern Perl als kritisch dar. Hier ist zum einen das Parkplatzangebot an öffentlichen Stellplätzen sehr beschränkt und zum anderen eine nicht vor‐ handene Aufenthaltsqualität prägend. Die Belastung durch den Durchgangs‐ und den Parksuchverkehr tragen in erheblichem Masse zur minderen Aufenthaltsqualität im Ortskern bei. Hinzu kommen kritische Begegnungssituationen zwi‐ schen Bus/Schwerlastverkehr mit Pkw aufgrund des zu engen Straßenquerschnitts, so dass die Erstel‐ lung eines Verkehrsgutachtens durch das Ingenieurbüro V‐Kon aus Luxemburg in Auftrag gegeben wurde, welches mittlerweile abgeschlossen ist. Als Ergebnis des Gutachtens werden vier mögliche Lösungsansätze erarbeitet:  Neuordnung des Verkehrsraumes (aus Kostengründen nicht empfohlen).  Einrichtung Einbahnstraße im Zuge der Trierer Straße (aus Gründen der Mehrbelastung um‐ liegender Straßen nicht empfohlen).  Einrichtung Wendemöglichkeit in der Hubertus‐von‐Nell‐Straße für Busse (aus Kostengrün‐ den und hohem Platzbedarf nicht empfohlen).  Verlagerung des Busverkehrs aus der Trierer Straße (als zweckdienliche Lösung empfohlen). Kritisch ist im Ergebnis die Fokussierung auf den Busverkehr zu sehen, da sich die Problematik der Belastung des Ortskerns in der vorgeschlagenen Lösung nicht wiederspiegelt. Daneben ist in dem Gutachten keine Analyse des Durchgangsverkehrs erkennbar, der einen Lösungsansatz unter dessen Berücksichtigung ermöglicht.

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Auch wurde die anvisierte Verlagerung des Sportplatzes bzw. die Ansiedlung der Victor’s Hotelanlage in dem Gutachten nicht berücksichtigt obwohl die verkehrsbedingten Auswirkungen prägnant sein werden und das Vorhaben schon bekannt war. Letztendlich wurde die Einrichtung einer Einbahnstraße in der Trierer Straße von der Gemeinde Perl im März 2014 umgesetzt und nach einer sechsmonatigen Testphase beibehalten. Darüber hinaus wurden die Hubertus‐von‐Nell‐Straße, sowie der Abschnitt der Bergstraße der die beiden vorgenann‐ ten Straßen verbindet, ebenfalls in eine Einbahnstraße umgewandelt. Dadurch ist eine Ringstraße im Einbahnrichtungsbetrieb entstanden, der für einen flüssigen Verkehrsfluss sorgt und die kritischen Begegnungssituationen Bus/Pkw verhindert. Am Beispiel des Ortskerns von Perl, der am stärksten belastet ist, sollen die wesentlichen Herausfor‐ derungen im Hinblick auf den Verkehr genannt werden: Durchgangsverkehr Der Ortskern von Perl – also der Bereich der Biringerstraße und der Trierer Straße bis zum Rathaus sowie die dahin führenden Nebenstraßen – sind durch den Durchgangs‐ und Erschließungsverkehr belastet. Es handelt sich dabei wahrscheinlich zu einem großen Teil um Quell‐ und Zielverkehr der Wohngebiete südlich des Ortskerns, die über die Verbindungen im Ort an die B407 und damit an die A8 gelangen. Diese Hypothese sollte durch ein weiteres Verkehrsgutachten geprüft werden, da auch Apach in Frankreich angebunden ist und die Bahnhofstraße als Alternative zur Trierer Straße genutzt wird. Buslinienführung Die Zahl der Fahrten, die durch die Buslinienführung im Ortskern an der Haltestelle „Central‐Hotel“ mitten im Ortskern vorbeiführen, schwankt im Tagesverlauf erheblich. In Spitzenzeiten (zwischen 07.00 Uhr und 08.00 Uhr) können aber in einem Zeitraum von einer halben Stunde sieben Busse die Bringer‐ bzw. Trierer Straße durchfahren (Deutsche Bahn AG). Dies kann insbesondere in den Spit‐ zenzeiten, zu denen auch eine erhöhte Anzahl an Autofahrern diese Straßen benutzen, zu starken Belastungen führen. Eventuell wäre zu prüfen, ob eine geänderte Buslinienführung (z. B. nördlich und südlich am Ortskern vorbei) zu einer Entlastung bei gleichbleibender Abdeckung führen könnte. Grundsätzlich sollte aber die sehr gute Anbindung des Ortskerns an das Busliniennetz erhalten bleiben. Bring‐ und Abholverkehr der Grundschule Perl Insbesondere die morgendliche Spitze, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Pkw in die Schule bringen, ergibt ein Konflikt einerseits mit den Bussen aber auch dem Durchgangsverkehr der Pendler, die den kürzesten Weg zur Autobahn aufsuchen. Diese Thematik könnte auf zwei Schienen angegangen werden: Vermeidung des Bring‐ und Abholverkehrs. Für viele Kinder wäre ein Fußweg zur Schule nicht nur möglich, sondern aus Gründen der Verkehrserziehung und einer häufigeren Bewegung empfehlens‐ wert. Da dies meist an echten oder wahrgenommenen Sicherheitsbedenken scheitert, sollte eine Lösung auch auf dieser Ebene gesucht werden. Um den „Eltern‐Taxis“ eine Alternative zu bieten, könnte die Schule mit den Eltern einen sogenann‐ ten „Pedibus“ organisieren (Verkehrs‐Club der Schweiz). Der Pedibus ist ein Schulbus zu Fuß, organi‐ siert von Eltern. Dabei wird eine definierte Linie abgelaufen mit bestimmten Haltestellen, wo sich die Kinder zu bestimmten Zeiten einfinden. Eine Begleitperson bringt die Kinder sicher ans Ziel und macht sie auf die Gefahren im Straßenraum aufmerksam. Die Kinder lernen dabei, sich später selb‐ ständig im Verkehr zu bewegen. Die Kommune kann dabei bei der Planung und der Haltestellenbe‐ schilderung behilflich sein, die Eltern organisieren die Begleitung der Kinder.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Reduktion der Begegnungssituationen Ein wichtiger Grund für eine Überlastung der Straßen im Ortskern zu Spitzenzeiten ist die hohe An‐ zahl an Begegnungssituationen zwischen Autos bzw. zwischen Autos und Bussen. Eine auf den erwei‐ terten Ortskern mögliche Einbahnstraßenregelung sollte geprüft werden, um diese Problematik zu entschärfen. Verkehrsgutachten Die Probleme in Ortskernsituationen (auch in anderen Ortsteilen) können im Rahmen dieses über‐ greifenden Gemeindeentwicklungskonzepts nur angerissen werden. Entsprechend wird in konkreten Problemlagen wie dem Ortskern Perl ein Verkehrsgutachten empfohlen, um einerseits belastbare Zahlen zu den Verkehrsmengen aufweisen zu können und andererseits die zielführenden Maßnah‐ men zu benennen.

5.6.3 Öffentlicher Verkehr Bahn: Fernverkehr und Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Die Gemeinde Perl ist über die Eisenbahnlinie Thionville‐Trier, die durch das Moseltal führt, an das Schienennetz angeschlossen. Die Eisenbahnstrecke nach Metz wurde über mehrere Jahre ausschließ‐ lich vom Güterverkehr benutzt. Am 10. Juli 2007 wurde der grenzüberschreitende Personenverkehr auf der Obermoselstrecke wieder in Betrieb genommen. Die angefahrenen Haltestellen sind Perl, Besch und Nennig, wobei in Perl und Nennig je ein Empfangsgebäude (beide inzwischen im Besitz der Gemeinde) und in Besch nur ein Haltepunkt besteht. Während sich das Empfangsgebäude in Nennig in einem modernisierten Zustand befindet, besteht am Empfangsgebäude der Haltestelle Perl ein Sanierungsbedarf in funktionaler, energetischer und optischer Hinsicht für den Innen‐ sowie den Außenbereich des Bahnhofs. Mit Fernverkehrszügen werden die Haltestellen nicht bedient. Die nächstgelegenen Fernverkehrs‐ bahnhöfe sind Trier (Fahrzeit mit dem Pkw 46 Minuten), Saarbrücken (Fahrzeit 46 Minuten), Luxem‐ burg (Fahrzeit 38 Minuten), Thionville (Fahrzeit 29 Minuten) und Metz (Fahrzeit 46 Minuten). So fährt an den Werktagen ab 5 Uhr früh im Stundentakt bis 19 Uhr ein Nahverkehrszug nach Trier, von Trier fährt der letzte Zug kurz nach 22 Uhr in Richtung Perl. Die Fahrt dauert planmäßig 47 Minu‐ ten. Am Wochenende sind die Verbindungen unregelmäßiger und beginnen um 6 Uhr. Dafür gibt es am Wochenende vormittags und abends je eine Verbindung nach Metz und Thionville, welche touristisch nutzbar wäre. Insgesamt ist durch den Stundentakt an Wochentagen eine erhebliche Verbesserung der Anbindung nach Trier vorhanden. Bus: Fernverkehr und Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) 155: Saarlouis – Dillingen – Merzig – Besch – Nennig – Remich – Luxembourg (Saarlouis) – (Dillingen) – Merzig – Tünsdorf – Orscholz – Oberleuken – Sinz – Nennig – Luxembourg 156: Perl – Besch – Nennig – Remich – Luxembourg (morgens 2 x hin, nachmittags 1 x zurück) 158: Orscholz – Oberleuken – Borg – Perl – Schengen – Luxembourg – Reimerwee (zweimal pro Tag) 159: Losheim – Mettlach – Orscholz – Oberleuken – Sinz – Nennig – Luxembourg 207: Merzig – Besseringen – Mettlach – Orscholz – Oberleuken – Kesslingen 210: Merzig – Kesslingen – Oberleuken – Sinz – Nennig

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Merzig – Büschdorf – (Eft) – Hellendorf – Borg – Oberperl – Perl – Sehndorf – Wochern – Tettingen – Besch – Nennig Merzig – Oberleuken – Sinz – Perl – Besch – Nennig 315: Nennig (Bhf) – Perl – Luxembourg (Bhf) – Kirchberg‐Hôpital Das Busangebot ist hauptsächlich auf Schüler und Berufspendler ausgelegt. Von Relevanz sind vor allem die Verbindungen nach Merzig zwecks Bahnanschluss in Richtung Trier oder Saarbrücken sowie die direkten Verbindungen nach Luxemburg. Busverbindungen nach Metz existieren keine. Für eine touristische Nutzung bzw. als Alternative zum persönlichen Auto für die Einwohner von Perl ist das Angebot zu sporadisch. Durch die große Gemeindefläche ist ein regelmäßig verkehrender Gemeindelinienbus (z. B. wie der HeuBus in Heusweiler) verhältnismäßig teuer. Alternative ÖPNV‐Bedienungsformen Wie in den Abschnitten zu Bahn und Bus dargelegt dient das bestehende Angebot durch die Betriebs‐ zeiten und Takte vorwiegend zur Schüler‐ und Berufspendlerbeförderung. Im Sinne der Daseinsvor‐ sorge (Bundesamt für Raumwesen und Raumordnung, 2009) – insbesondere bei einer älter werdenden, weniger mobilen Bevölkerung – kann jedoch darüber nachgedacht werden, alternative ÖPNV‐Bedienungsformen anzubieten oder zu unterstützen (Demuth, 2009). Grundsätzlich können fünf Bedienungsformen (Sieber, et al., 2002) unterschieden werden: Tabelle 16: ÖPNV‐Bedienungsformen

Beschreibung Beispiel

L‐Bus Fahrplangebunden, fester Linienweg, feste Rufbus Haltestellen, fährt nur bei Beförderungswunsch Neckarbischofs‐ heim

Einstieg in die Flexibilisierung, gut für dünn besiedelte, linienhaft oder radial strukturierte Bedienungsgebiete

R‐Bus Fahrplangebunden, fährt bedarfsunabhängig, Derzeit keines grundsätzlicher Linienweg mit Abweichungen in einem Richtungsband, definierte Haltestellen.

Eignung bei ausreichender Nachfrage auf einer Grundroute.

R‐Anrufsammeltaxi Fahrplangebunden, fährt nur bei Anrufsammeltaxi Beförderungswunsch, von definierten Haltestellen Gemeinde zu Haltestellen oder Haustür (im Richtungsband) Losheim am See

Eignung bei kleineren, nicht zu dünn besiedelten Bedienungsgebieten mit Nachfrage in Richtung eines einzelnen Zentrums.

F‐Bus Ohne Fahrplan, fährt nur bei Beförderungswunsch, Komfortbus Stadt von Haustür zu Haustür, Flächenbetrieb Taunusheim

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Eignung in großen, dünn besiedelten Gebieten mit verstreuter Struktur. Rechtliches Risiko bei der Genehmigung.

RF‐Bus Ohne Fahrplan, fährt nur bei Beförderungswunsch, Multibus Kreis feste Haltestellen, Flächenbetrieb Heinsberg (Bundesministeriu m für Bildung und Forschung, 2004 S. 37‐40)

Eignung in großen, dünn besiedelten Gebieten mit verstreuter Struktur.

Die Gemeinde Perl befindet sich nach der Systematik des Bundesinstituts für Bau‐, Stadt‐ und Raum‐ forschung (BBSR) mit einer Einwohnerdichte von 99 Einwohnern pro km² an der Grenze zwischen einem dünn besiedelten und einem gering verdichteten Raum mit einer steigenden Tendenz zu letz‐ terem. Für eine Betrachtung der möglichen Bedienungsformen ist jedoch eine Einschränkung auf das Bedienungsgebiet notwendig. Der Zweck eines solchen ÖPNV‐Angebotes liegt vor allem im Zugang zur Verwaltung, zu Einkaufs‐, Gesundheits‐, Sport‐ sowie Bildungsangeboten. Da dies im Zentralort Perl sowie in den städtebaulich verbundenen Ortsteilen Sehndorf und Oberperl durch die geringe Distanz grundsätzlich gegeben ist reduziert sich das potenzielle Bedienungsgebiet auf die übrigen Gemeindeteile. Dieses umfasst rund 66,33 km² mit einer Einwohnerzahl (Fahrgastpotenzial) von 4.925, woraus sich eine Einwohnerdichte von 74,25 EW/km² errechnen lässt. Das Bedienungsgebiet ist somit als dünn besiedelter Raum zu systematisieren. Für einen Flächenbetrieb, also die Betriebsformen L‐Bus, F‐Bus oder RF‐Bus, eignen sich vor allem Bedienungsgebiete ab 100 km², während bei kleineren Gebieten die R‐Anrufsammeltaxis überwiegen (Bundesamt für Raumwesen und Raumordnung, 2009 S. 26f.).

Abbildung 48: Mögliche Routen für Sammeltaxis GIU mbH 2013, eigene Darstellung

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

In Perl liegt das mögliche Bedienungsgebiet nicht auf einer Linie, sondern entlang von vier Korrido‐ ren:  Perl – Besch – Nennig – Wies  Perl – Wochern – Tettingen – Butzdorf – Sinz  Perl – Borg – Oberleuken – Kesslingen  Perl – Borg – Hellendorf – (Eft) – Büschdorf Denkbar wären deshalb zwei Rundrouten:  Perl – Wochern – Tettingen – Butzdorf – Sinz – Wies – Nennig – Besch – Perl (ca. 25 km, 40 min)  Perl – Borg – Oberleuken – Kesslingen – Orscholz – Tünsdorf – Büschdorf – Hellendorf – Eft – Perl (ca. 30 km, 45 min). Anrufsammeltaxi Losheim am See Durch die räumliche Nähe zu Perl und der damit guten Möglichkeit, sich direkt über Erfahrungen auszutauschen, lohnt sich ein kurzer Überblick (Bundesamt für Raumwesen und Raumordnung, 2009 S. 34‐52) über das Angebot der Gemeinde Losheim am See. Tabelle 17: Anrufsammeltaxi Losheim am See

AST Losheim am See

Start 1994

Betriebsform R‐Anrufsammeltaxi

BBR‐Kreistyp Verdichteter Kreis in Agglomerationsraum

Ziel des Angebots Ergänzung des vorhandenen Linienverkehrsangebotes zwischen den Ortsteilen und Schließen von Angebotslücken im Busverkehr.

Größe des Bedienungsgebiets 97 km²

Bedienungszeitraum Mo‐So, 8 bis 24 Uhr (je nach Ortsteil)

Taktdichte Flexibel als Ergänzung des Linienverkehrs

Fahrgastnachfrage Von theoretisch 41.545 Fahrplanfahrten pro Jahr wurden 19.200 Fahrten abgerufen mit einem durchschnittlichen Besatz von 1,16 Fahrgästen pro Fahrt.

Organisation Konzession bei RSW, Fahrzeugdisposition durch Taxiunternehmen. Voranmeldezeit 30 min

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Wirtschaftlichkeit Kosten je Fahrgast: 6,95 € Kosten je Nutz‐km: 1,24 € Zuschussbedarf pro Person: 4,12 € Kostendeckungsgrad: 34 %

Tarife Benachb. OT Nicht benach‐ oder Losheim barte OT

Erwachsene 3,40 € 4,80 €

Kinder 2,40 € 3,40 €

Service‐Zuschlag 1,70 € 2,20 €

Inhaber von Zeitkarten und Schwerbehinderte zahlen nur den Service‐Zuschlag.

Finanzierung zu 100 % durch die Gemeinde

Durch die sternförmige Anordnung der Ortsteile von Losheim um den Zentralort ist das Angebot nicht direkt vergleichbar mit der Situation in Perl. Verschiedene Optionen (Rundkurse, Sternkurse, haltestellenungebundener Flächenbetrieb) könnten jedoch untersucht und mit den organisatori‐ schen Erfahrungen aus Losheim ergänzt werden. Bürgerbusse Unabhängig von der gewählten Betriebsform stellt sich die Frage nach der Trägerschaft eines solchen Angebots. Während in einigen Fällen das konzessionierte Verkehrsunternehmen die Trägerschaft übernommen hat, trägt in anderen Fällen die Gemeinde den Betrieb. Vor allem in Nordrhein‐Westfalen gibt es seit 1985 als Modellprojekt und ab 1993 durch die Landes‐ regierung durch regelmäßige Zuwendungen gefördert das Modell der Bürgerbusse (Pro Bürgerbus NRW, 2004). Hierbei trägt ein Bürgerbus‐Verein den Betrieb während die Konzession bei einem Ver‐ kehrsunternehmen liegt. Die Finanzierung erfolgt durch den Verein (mit Förderung des Landes und evtl. Defizitgarantie der Kommunen), der ehrenamtliche FahrerInnen beschäftigt. Das aus den Niederlanden stammende Konzept ist in NRW nun inzwischen schon 87‐fach umgesetzt worden. Kernidee dabei ist die Aktivierung der Bevölkerung für die Verbesserung des Angebots, wo‐ durch erhebliche Kosten gespart werden können sowie ein bürgerschaftliches Engagement gefördert wird. Der Grund für die weite Verbreitung des Bürgerbus‐Modells in NRW liegt maßgeblich an der entspre‐ chenden Förderung durch das Land (Pro Bürgerbus NRW, 2004 S. 22ff.), das für die Organisationskos‐ ten des Bürgerbus‐Vereins pro Jahr 5.000 € und für ein Bürgerbusfahrzeug 30.000 € bezahlt. Der Busbetrieb wird nicht bezuschusst, dafür können die Gemeinden den entsprechenden Fehlbetrag übernehmen. Da eine solche Förderung im Saarland nicht existiert, müssten in Perl sowohl der Fehlbetrag beim Betrieb wie auch die Kosten für das Fahrzeug und die Organisation von der Gemeinde übernommen werden. Die Gesamtkosten dürften aber durch die Leistung von Freiwilligen trotzdem tiefer sein als bei einer konventionellen Trägerschaft. Voraussetzung für eine Trägerschaft durch einen Bürgerbus‐Verein ist jedoch das Engagement durch die Bürger und Bürgerinnen.

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

Die Bemühungen um einen Bürgerbus sind seit längerem nicht weiter betrieben worden. Es kann zurzeit keine Aussage darüber gemacht werden, ob die Gemeinde dieses Projekt weiter verfolgen wird.

5.6.4 Fuß‐ und Radwege Siehe 5.5 Tourismus.

5.6.5 Energieverbrauch Zum Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften liegen keine Daten vor. Lediglich die Ausgaben im Haushalt für Strom und Wärme können dargestellt werden. Damit sind aber keine Aussagen zur Energieeffizienz möglich, da diese von Bauzustand und Nutzungsart sowie Nutzungsintensität abhängig ist. Generell ist deswegen der Aufbau eines Energie‐Controllings zu empfehlen, um steigenden Ausga‐ benposten durch eine rationelle und effiziente Gebäudenutzung, den Einsatz von energieeffizienten haustechnischen Anlagen, sowie passivem Wärmeschutz zu begegnen. Gleichzeitig kann durch einen vermehrten Einsatz von Energien aus regenerativen Quellen ein Beitrag zur weiteren Minderung von CO2‐Emissionen geleistet werden. Die größten Potenziale im Bereich der Windenergie im Saarland liegen in Perl (vgl. Potenzialstudie des Umweltministeriums von März 2011). Ebenso bestehen sehr hohe Potenziale im Bereich Photo‐ voltaik. Im Jahr 2011 begannen die Planungen für den Windpark Perl, der im Februar 2013 mit der ersten Anlage in Betrieb genommen wurde. Im Februar 2014 ging schließlich die letzte Windenergieanlage (WEA) des Windparks Perl an das Netz. Ursprünglich waren 13 Windenergieanlagen vorgesehen, die aber aufgrund Umweltschutzrechtlicher Einwände auf 7 Anlagen reduziert werden mussten. Grund war hierfür, dass dem Mornellregenpfeifer der Flugkorridor zu den Rastplätzen auf dem Schneeberg freigehalten werden musste. Die Positionierung der Anlagen erstreckt sich prinzipiell am sogenannten Schneeberg entlang der Bundesautobahn A8 ab 320 Metern ü. NN bis auf ca. 400 Metern ü. NN. Bei den sieben Windkraftanlagen handelt es sich um Anlagen mit Permanentmagnet‐Generator des dänischen Herstellers VESTAS mit einer elektrischen Nennleistung von jeweils 3,075 kW, einer Na‐ benhöhe von 140 Metern und einem Rotordurchmesser von 112 Metern. Betrieben wird die Anlage von der Windpark Perl GmbH deren folgende Gesellschafter Anteilseigner sind:  VSE Aktiengesellschaft,  Kommunale Energie und Wasserversorgungs AG, KEW,  Gas und Wasserwerke Bous‐Schwalbach GmbH,  BürgerEnergieGenossenschaft Hochwald, BEG,  Stadtwerke Dillingen GmbH,  Technische Werke der Gemeinde Saarwellingen GmbH,  Ökostrom Saar GmbH.

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6000

5000

4000

Solar 3000

MWh Wind Biogas Bedarf

2000

1000

0 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Stromerzeugung nach Monaten

Abbildung 49: Jahresganglinie Strombedarf Perl und theoretisches regeneratives Erzeugungspotenzial Ökostrom Saar GmbH, 2011, Darstellung GIU mbH

5.6.6 Die Ergebnisse des Workshops Energie und Verkehr Energie Mehrheitlich wurde betont, dass der Themenkomplex als Kernaufgabe der Gemeinde zu betrachten sei. Insofern wird z.B. die Organisation von entsprechenden Beratungsangeboten für Bürger durch die Gemeinde Perl angeregt. Angeregt wurde zudem, messbare Ziele zu definieren. Als Gradmesser könnten die verbrauchte Energie oder die CO2‐Einsparung in t/a dienen (Energieeffizienz). Es wird als Aufgabe des Gemeinde‐ rates gesehen, Ziele unter Einbezug privater Beiträge oder nur für die kommunalen Liegenschaften zu definieren. Auch wird eine Unterstützung durch die Gemeinde für strategisch wichtige Projekte angeregt. So kann die Gemeinde sich selbst an entsprechenden Maßnahmen beteiligen oder z. B. einen Bürger‐ fonds zur Realisierung entsprechender Vorhaben organisieren. Nicht zuletzt sind bei städtebaulichen Planungen energieeffiziente Lösungen unter Berücksichtigung regenerativer Energiequellen anzu‐ streben. Verkehr Beim Thema Verkehr konzentrierten sich die Diskussionen in einem ersten Teil stark um den Ortskern Perl. Die Problematik umfasst die Themen Parken im Ortskern, Durchgangsverkehr, Bring‐ und Ab‐ holverkehr der Grundschule sowie die Buslinienführung. Alle Bereiche zusammen führen zu einer heute unbefriedigenden Situation. Dazu wurden zwei Vorschläge eingebracht, einerseits eine kom‐ plette Verkehrsberuhigung des Ortskerns, andererseits eine Einbahnstraßenregelung zur Entlastung. Weitere Diskussionen beinhalteten folgende Themenbereiche:  Bus‐, Fuß‐ und Radverbindungen zu den Einkaufsmärkten,  Hohe Geschwindigkeiten im Ortskern Nennig und beim Kindergarten Perl,

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl

 Befürchtungen, dass der Autoverkehr beim Schengen‐Lyzeum zum Problem wird. Hoffnungen liegen nun auf der in Aussicht gestellten Verkehrsuntersuchung im Ortskern Perl.

5.6.7 Umwelt Die Lage der Gemeinde Perl ist nicht nur aus touristischer Sicht eine Besonderheit, sie hat auch im Bereich Umwelt hervorzuhebende Merkmale. Schutzgebiete Im Gemeindegebiet Perl existiert ein Naturschutzgebiet („Hammelsberg‐Atzbüch“), mehrere Land‐ schaftsschutzgebiete (insbesondere in der Hanglage über der Mosel) sowie mehrere Schutzgebiete nach der EU‐Fauna‐Flora‐Habitatrichtlinie (FFH‐Gebiete) und Vogelschutzgebiete. Zudem liegen insbesondere um Nennig – sowohl an der Mosel wie auch in der Hanglage – Flächen mit hoher Bedeutung für den Naturschutz. Landwirtschaft Das Gemeindegebiet Perl besteht zu einem großen Teil aus landwirtschaftlichen Flächen. Dieser wer‐ den zum Großteil als gut und sehr gut bewertet. Während die Nutzungsart in den Höhenlagen meist Ackerland ist findet sich in der Tallage viel Grünland und Ackerland‐Grünland‐Mischnutzung. Eine besondere Bedeutung kommt dem Weinbau in Perl in den Hanglagen zu. Perl ist die einzige Weinbaugemeinde im Saarland. Saarländische Weine werden nur an der Mosel angebaut, der Wein‐ bau an der Saar findet hingegen in Rheinland‐Pfalz statt. Perl gehört zum Weinbaugebiet Mosel, Bereich Moseltor, der nur aus der Großlage Schloss Bübingen besteht und sich in mehrere Anbauge‐ biete auf dem Gemeindegebiet unterteilt (Perler Hasenberg, Sehndorfer Klosterberg, Sehndorfer Marienberg, Perler St. Quiriniusberg, Nenniger Römerberg und Nenniger Schloßberg). (vino.la, 2015)

Abbildung 50: Bestandsaufnahme Umwelt der Gemeinde Perl

Gewässer Die Mosel war laut Gewässergütekarte des Saarlandes seit Beginn der Darstellung 1995 bis 2008 konstant in der Kategorie „kritisch belastet“ eingestuft, ist aber mittlerweile in der Güteklasse zwei

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl in der Kategorie mit „geringen Belastungen“ eingeordnet. (Internationale Kommissionen zum Schutz der Mosel und der Saar (IKSMS) ‐ Stand: 01.08.2005) Im Jahr 2010 wurde im Ortsteil Besch die ge‐ meinsame Kläranlage für Perl und die luxemburgischen Moselgemeinden in Betrieb genommen, was zu einer weiteren Verbesserung der Gewässergüte der Mosel führte. Die Leuk hat sich in weiten Bereichen etwas verbessert und befindet sich in der Kategorie „mäßig belastet“, außer im weiteren Bereich wo der Gliederbach (auf Orscholzer Gebiet) einfließt. Dieser wird als „sehr stark verschmutzt“ eingeordnet.

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6 Räumliches Entwicklungskonzept

6.1 Entwicklungsziele Auf Grundlage der Ergebnisse der Themenworkshops in Verbindung mit den gutachterlichen Empfeh‐ lungen werden für die einzelnen Handlungsfelder nachstehende Ziele formuliert: Raumordnung  Landesplanerische Anerkennung von Perl als grenzüberschreitendes Mittelzentrum. Im Be‐ reich Einzelhandel, Bildung, Senioren, Sportstätten, Bundespolizei ist dies de facto bereits der Fall. Der sich verstetigende Zuwachs an Bevölkerung lässt einen Bedeutungszuwachs der Gemeinde im landesplanerischen Kontext unter Berücksichtigung der grenzübergreifenden Funktion erkennen. Insoweit sollte nicht nur wegen des Bedarfs an Wohnfläche anerkannt werden, dass die Funktion der Gemeinde Perl in der Raumstruktur als Grundzentrum über‐ troffen wird. Städtebau  Die bauliche Entwicklung der Gemeinde muss sich in Maßstab, Proportion und Material vor allem im wohnwirtschaftlichen Bereich an der kleinteiligen Struktur der bestehenden Sied‐ lungsräume orientieren.  Nichtwohnwirtschaftliche Vorhaben sollen auf das Orts‐ und Landschaftsbild eingestellt wer‐ den.  Der öffentliche Raum ist nicht nur Verkehrsraum sondern auch ein Angebot für soziale Inter‐ aktion. Tourismus  Die bestehende touristische Infrastruktur (sowohl Betriebe als auch Anlagen und Einrichtun‐ gen einschließlich des Services) ist vorrangig vor neuen Vorhaben zu qualifizieren. Dabei sind grenzüberschreitende Kooperationen sinnvoll.  Die touristische Vermarktung ist organisatorisch an die Destination Mosel anzubinden.  Die touristische Vermarktung ist grenzüberschreitend auszurichten  Das touristische Potenzial des Moseltals bietet mittel‐ bis langfristig große Entwicklungschan‐ cen. Nahversorgung und Einzelhandel  Perl nutzt seine Standortvorteile für den Einzelhandel zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und zur Erweiterung des Angebotes für die Bevölkerung.  Die Versorgung der nicht‐mobilen Bevölkerung in den kleineren Gemeindeteilen ist durch ein öffentliches Verkehrsangebot auszugleichen (Marktbuskonzept in der Erprobung). Umwelt, Energie und Verkehr

 Perl auf dem Weg zur „CO2 ‐ neutralen Gemeinde“. Klimaschutz durch Nutzung der großen regenerativen Energiepotenziale.  Perl schafft sichere Schulwege. Aktivierung und Beteiligung  Die Gemeinde Perl unternimmt umfassende Anstrengungen zur Aktivierung und Beteiligung der Bevölkerung an den Herausforderungen und Entwicklungsleitlinien der Kommune.

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 Insbesondere für Zielgruppen, die durch übliche Beteiligungsaufrufe schwierig zu erreichen sind (Jugendliche, Senioren, Zugezogene), sind auch aufsuchende Methoden zu erwägen, um die Ziele und geplanten Maßnahmen mit den potenziellen künftigen Nutzern abzustimmen.

6.2 Leitprojekte

6.2.1 Städtebau Im Handlungsfeld Städtebau werden drei Leitprojekte formuliert:

Ausweisung von Wohnbauland/Wohnungsbau: Der sich verstetigende Zuwachs an Bevölkerung lässt einen Bedeutungszuwachs der Gemeinde im landesplanerischen Kontext hinsichtlich der grenzübergreifenden Funktion in einem zusammenwach‐ senden Europa erkennen. Insoweit sollte nicht nur wegen des Bedarfs an Wohnfläche anerkannt werden, dass die Funktion der Gemeinde Perl in der Raumstruktur als Grundzentrum übertroffen wird. Deswegen ist die Flächenbedarfsprognose entsprechend auszuweiten. Für die künftige bauliche Entwicklung sollen künftig verstärkt Lösungen erarbeitet und realisiert wer‐ den, die vor allen die Stellung und Bedeutung der sozialen Funktion des öffentlichen Raumes ent‐ spricht. Die Baustrukturen sollen den ortsspezifischen Verhältnissen angemessen sein, insbesondere im Hin‐ blick auf Wohnformen, Baudichte und Maßstab. Zur Finanzierung neuer Baugebiete werden Modelle empfohlen, die eine Beteiligung der Gemeinde auf den gesetzlich vorgeschriebenen Anteil (§ 129 BauGB) begrenzen (z.B. über eine kommunale Erschließungsträgergesellschaft).

Orts(kern)verträglicher Einzelhandel: Die Gestaltung und die Lage, im Falle der Ausweisung weiterer Flächen für den Einzelhandel, sind derart auszuführen, dass der Ortskern nicht weiter geschwächt wird und das landschaftliche Bild hinsichtlich touristischer Aspekte nicht weiter beeinträchtigt wird. Unter der Bedingung der Kopplung zu dem „historischen“ Versorgungszentrum wird eine qualitätsvolle, gestalterisch angemessene Bau‐ struktur im Hinblick auf Funktion und Maßstab empfohlen.

Leerstandsvermeidung: Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sind neben der weiteren Ausweisung von Bauland, vor allem die Umnutzungs‐ oder Modernisierungsmöglichkeiten bestehender Immobilien zu prüfen und bei Eignung zu nutzen. Eine Reihe von Beispielen aus dem Gemeindegebiet zeigen dazu bereits gute Lösungen. Sind Umnutzungen oder Modernisierungen nicht möglich, bietet sich die Prüfung von Alternativen z.B. über Neustrukturierung von Liegenschaften an. Selbst in Bereichen, in denen die Leerstandsproblematik noch nicht auffällig geworden ist, sollte unter diesem Aspekt weiterhin Auf‐ merksam beobachtet werden, damit die Gemeinde rechtzeitig ordnend eingreifen kann. Finanzierung: Die Beseitigung von Leerstand oder von sog. „städtebaulichen Missständen“ erfordert i.d.R. Anreizsysteme. Dazu können städtebauliche Sanierungsmittel dienen, die aus unterschiedlichen Förderprogrammen bereitgestellt werden. Dazu sind geeignete Programme mit dem fördernden Ministerium auszuwählen. In Betracht kommen insbesondere die Programme „Aktive Stadt‐ und Ortsteilzentren“, „Kleinere Städte und Gemeinden“ oder „Städtebaulicher Denkmalschutz“. Ebenfalls sind Mittel aus dem Dorfentwicklungsprogamm nutzbar.

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6.2.2 Tourismus Für den Bereich Tourismus werden drei Leitprojek‐ te formuliert: Bestandsentwicklung: Kurz‐ bis mittelfristig sollte mit den touristischen Leistungsträgern ein gemein‐ sames Konzept erarbeitet werden, in dem insbe‐ sondere dargelegt wird, wie und welche touristische Infrastruktur den aktuellen Erfordernis‐ sen entsprechend modernisiert und wie die Ver‐ marktung der Angebote unter Einbeziehung grenzüberschreitender Potenziale (Schengen, Sierck Abbildung 51: Dr. Fernand Kons Platz in Remich les Bains) verbessert werden kann. Quelle: GIU mbH Zwischen den Akteuren soll die Kooperation inten‐ siviert werden, in dem Angebotspakete geschnürt werden, die sich vor allem auf aktuelle touristische Trends und eine zu definierende Zielgruppe aus‐ richten. Sinnvoll erscheint dabei der Themenkom‐ plex (Natur, Landschaft, Wein, Genuss, Einkaufen und Kultur) Organisation: Es wird empfohlen, die Marketingan‐ strengungen insbesondere in und über die Destina‐ tion „Mosel“ auszuweiten. Neben der Einbindung in die saarländische Tourismusorganisationsstruktur wird für Perl die besondere Lage als Chance gese‐ hen, sich einer erfolgreichen und aktiven Destinati‐ Abbildung 52: Uferpromenade in Nennig onsstruktur anzuschließen. Neben den klassischen Quelle: GIU mbH Themen der Mosel‐Touristik (Wein, Kultur, Bewe‐ gung) ist in der Intensivierung der grenzüberschrei‐ tenden Kooperation und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Vernetzung der Tourismusangebote eine Stärkung auf dem Gebiet zu erreichen. Aufwertung Moselufer: Das touristische Entwick‐ lungspotenzial liegt überwiegend an der Mosel. Dabei kommt dem gesamten Uferabschnitt Bedeu‐ tung zu. Aufgrund der jeweiligen Eigenschaften der Teilräume sind für mittel‐ bis langfristige Entwick‐ lungen folgende Bausteine denkbar:

Teilraum 1: Uferabschnitt Nennig Abbildung 53: Uferpromenade in Nennig, Quelle: GIU Verbesserung der touristischen Nutzungsangebote mbH durch Gestaltung und Ausbau der Flächen entlang der Uferpromenade und Verbesserung der Infra‐ struktur sowie Neuordnung der Nutzflächen für den Campingplatz.

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Teilraum 2: Kiesseen an der Mosel Entwicklung der Uferzonen und der Kiesabbauflächen (Bag‐ gerseen) zu einem (Wasser‐) Sport‐ und Erholungsraum unter Beachtung natur‐ und landschaftspflegerischer Aspek‐ te, ähnlich der Seen bei Remerschen auf luxemburger Seite. Erschließungsmöglichkeiten bestehen sowohl von Besch als auch von Nennig, zudem ist ein direkter Anschluss an die Mosel möglich. Infrastrukturausbau in Abhängigkeit von den zu definieren‐ den Zielgruppen und den Anforderungen der Wohnbevölke‐ rung (z. B. Mountain‐Bike – Dirty track, Inline‐Skating – speed track, Skateboardanlagen, Surfschule, Segel‐, Schwimm‐ und Tauchsport, Sandstrand, Beach‐Volleyball, Beach‐Soccer, etc.).

Abbildung 54: Kiesseen an der Mosel, Quelle: Open Street Map

Teilraum 3: Besch Besch ist der einzige Ortsteil mit direktem Moselzugang. Hier bietet sich entsprechendes Potenzial bei der gestalterischen Aufwertung der Uferpromenade Besch mit hochwassersicheren Gestaltungs‐ maßnahmen, wie z. B. naturnaher Uferausbauten, Kultur‐ und Kunstbeiträgen.

Abbildung 55: Uferpromenade in Besch; Quelle: Abbildung 56: Uferpromenade mit Bootsteg und Pavillon; Gemeinde Perl Quelle: Gemeinde Perl

Aufwertung des Ortskerns mit touristischen und insbesondere gastronomischen Angeboten für Rad‐ fahrer und Wanderer. Weitere Entwicklung des charakteristischen Ortsbildes, Reduzierung des Leer‐ stands durch geförderte Sanierungsmaßnahmen.

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Zur Förderung der touristischen Frequenz ist die Realisierung der Maßnahmen aus der Entwicklungs‐ studie Moselufer des Büros KernPlan von 2011 hilfreich. Zu prüfen ist insbesondere, ob sich durch eine Änderung des Standorts und der Anschlussbedingungen für die projektierte Fußgängerbrücke eine weitere Verstärkung der Kopplungseffekte erreichen lässt. Teilraum 4: Bahnhof Perl

Abbildung 57: Bahnhof Perl von Schengen aus gesehen; Abbildung 58: Bahnhof Perl vom Moselradweg aus Quelle: Gemeinde Perl gesehen; Quelle: Gemeinde Perl

Der Bahnhof, genauer das Empfangsgebäude, befindet sich in einer städtebaulichen „Randlage“. Mit dem Bau hat sich seinerzeitig keine neue Zentrenentwicklung eingestellt. Heute prägt eine Gemengelage aus Wohnen, Gewerbe und Gastronomie das Bahnhofsumfeld. Die Bahnlinie trennt den Standort vom Moselufer mit dem Moselradweg. Für die touristische Entwick‐ lung hat der Bahnhof Bedeutung, da der Moselradweg hier vorbei führt. Seine Nachbarschaft zur Moselbrücke, die allerdings nicht direkt erreichbar ist, bietet eine Nutzung im Zusammenhang mit dem geplanten, grenzüberschreitenden Fernwanderweg an. Die Verbindung zwischen Bahnhofstras‐ se und dem Moselradweg bildet die Schengener Brücke. Die Luxemburger Nachbargemeinde Schen‐ gen hat Interesse bekundet, den Bahnhof mit zu nutzen. Das Empfangsgebäude wurde bereits als Gastronomie genutzt. Zurzeit findet in diesem Zusammen‐ hang keine Nutzung des Gebäudes statt, lediglich eine kleine Wartehalle im Gebäude wird für Fahr‐ gäste vorgehalten. Eine touristische Entwicklung mit spezifischen Inhalten (Wein, (Fahrrad‐) Wandern und Dreiländereck) sollte integriert werden und repräsentativ ein Tor zum Saarland werden. Das Umfeld bedarf ordnender und gestalterischer Aufwertungsmaßnahmen. Das Empfangsgebäude kann nicht alleine als „Visitenkarte“ der Gemeinde dienen. Insbesondere sind auch Maßnahmen zu entwickeln, um die Sichtbarkeit dieses „Brückenkopfes“ nach Schengen, gegenüber der geschichtlich bedeutsamen Anlegestelle, für Besucher des Luxemburger Ufers zu verbessern. Finanzierung: Die grenzüberschreitende touristische Vermarktung, sowie die Generierung von Pro‐ jekten kann durch Interreg‐Mittel der EU gefördert werden. Dabei ist die Gemeinde neben den Part‐ nern Zuschussempfänger, kann ihre Eigenanteile aber auch über Beiträge von Leistungsträgern refinanzieren. Konkrete Verbesserungen im Bestand, wie z. B. die Modernisierung von Betrieben oder der Ausbau von Bettenangeboten kann durch Fördermittel des Landes unterstützt werden. Dazu zählen Beher‐ bergungs‐ ebenso wie Gastronomiebetriebe oder öffentliche Einrichtungen (Museen, Tourismusin‐ formation etc.).

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Für neue Vorhaben wie der Ausbau des Uferareals in Nennig sind Kooperationsmodelle mit Investo‐ ren, Bauträgern und Tourismusbetreibern aufzustellen. Im Rahmen von Entwicklungsverträgen (Städ‐ tebaulicher Vertrag) werden in aller Regel auch öffentliche Beiträge abgestimmt und in eine Gesamtfinanzierungskonzept eingebunden. (Investoren, Betreiber, Land, Kreis, Gemeinde).

6.2.3 Nahversorgung und Einzelhandel Leitprojekte in diesem Bereich können sein:  Entwicklung eines kopplungsfähigen Einzelhandelsstandorts an Rande der historischen Ver‐ sorgungslage im Ortskern von Perl. Dazu sind in Kapitel 5.4 unter dem Absatz „Nahversorgung und Einzelhandel“ bereits die wesentlichen Elemente ausgeführt. Insbeson‐ dere soll an dem empfohlenen Standort eine der Örtlichkeit angepasste Architektur realisiert werden, die der Identität des Ortes entspricht und nicht ausschließlich der Identität der Be‐ treiber oder Investoren.  Die Erreichbarkeit von Versorgungs‐ und Dienstleistungseinrichtungen für mobilitätsbe‐ schränkte Bewohner der kleinen Gemeindeteile soll durch geeignete Unterstützungsangebo‐ te gesichert werden. In Betracht kommt dafür insbesondere ein Bussystem (eventuell als Multibus), das verlässlich und bedarfsgerecht organisiert ist.

6.2.4 Umwelt, Energie und Verkehr

CO2 ‐ Neutralität Die größten Potenziale im Bereich der Windenergie im Saarland liegen in Perl (Vgl. Potenzialstudie des Umweltministeriums von März 2011). Ebenso bestehen sehr hohe Potenziale im Bereich Photo‐ voltaik. Diese Potenziale sollten genutzt werden, um Perl als Gemeinde unabhängig von klimaschädli‐ chen oder gefährlichen Energiequellen zu machen. Laut Aussage des Betreibers beträgt die installierte Leistung der 2014 in Betrieb gegangenen Windkraftanlagen insgesamt 21,5 MW bei ei‐ nem erwarteten jährlichen Stromertrag des Windparks Perl von rund 50 Millionen Kilowattstunden. Damit können rund 13.000 Dreipersonenhaushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Dies bedeutet, dass der Strombedarf der Gemeinde Perl mit ca. 4800 Haushalten ganzjährig gedeckt wäre. Hinsichtlich des Bedarfs an Wärmeenergie ist die Bedarfsdeckung schwieriger. Aber auch hier können die sich aus der ländlichen Struktur ergebenden Möglichkeiten der land‐ und forstwirtschaftlichen Strukturen zur Nutzung von Biomasse und Biogas z. B. im Rahmen von dezentralen Blockheizkraft‐ werken einen wichtigen Beitrag leisten.

6.2.5 Aktivierung und Beteiligung Der Prozess der Bürgerbeteiligung beim Gemeindeentwicklungskonzept hat in der Gemeinde Perl aufgezeigt, dass zwar das Interesse an einer stärkeren Mitwirkung vorhanden ist, aber eine gewisse Skepsis über die Rolle der Mitwirkung im Prozess der Ziel‐ und Maßnahmenfindung besteht. Auch scheint allen Beteiligten (Bürger, Politik, Verwaltung) unklar zu sein, in welchem Verhältnis Ergebnisse der Beteiligung zu den formellen Beschlüssen des Gemeinderats stehen. Dies sollte vor Beginn der Beteiligungsprozesse geklärt werden um auf Seiten der Bürger nicht falsche Hoffnungen zu wecken und andererseits auf Seiten der Politik Befürchtungen zu begegnen, dass der parlamenta‐ rische Prozess dadurch gefährdet würde. Zu Methoden und Formen der Aktivierung und Bürgerbeteiligung existieren in Deutschland umfas‐ sende Erfahrungen insbesondere auch im Zusammenhang mit Städtebauförderprogrammen wie der „Sozialen Stadt“ (Bundestransferstelle Soziale Stadt, 2002). Hierbei geht es vermehrt um die nicht‐ formellen Arten der Beteiligung, da die Erfahrung zeigt, dass die konventionellen, formellen Beteili‐

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl gungsstrukturen eine erhebliche Zahl an Zielgruppen wenn nicht ausschließen, dann zumindest un‐ terrepräsentiert lassen. Die Tabelle auf den folgenden Seiten soll eine erste Übersicht über die Modelle der informellen Bür‐ gerbeteiligung geben. Für die Gemeinde Perl ist sehr empfehlenswert, den Schwung und die Motivation der beteiligten Teilnehmer zu nutzen und darauf aufbauend die Basis zu verbreitern. Die bisherigen Workshops so‐ wie die Rückmeldungen auf der Webseite der Gemeinde Perl haben gezeigt, wie wertvoll der Aus‐ tausch mit der Bevölkerung auch außerhalb des parteipolitischen Rahmens ist.

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Tabelle 18: Modelle der informellen Bürgerbeteiligung

Modell Zweck TeilnehmerInnen Vorgehensweise Anwendungsfelder

Gemeinwesenarbeit, Herstellung von Gemein‐ Alle relevanten AkteurInnen Unterstützung durch kompetente Pro‐ In Gebieten mit sozia‐ Quartiersmanagement samkeit, Aktivierung des wie BewohnerInnen, Eigen‐ zessbegleitung; Analyse lokalspezifi‐ len Problemen und Selbsthilfepotentials tümerInnen, Vereine, Politi‐ scher Probleme, Aktivierende Benachteiligungen kerInnen, VertreterInnen der Befragung, Entwicklung konkreter Pro‐ Verwaltung u. a. jekte und Maßnahmen der Umsetzung

Lokaler Dialog Längerfristig angelegte Engagierte BürgerInnen und Unterstützung durch kompetente ex‐ Im Rahmen der Dorf‐, Beratungsprozesse zu für die Problemlösung wichti‐ terne Moderation; Kombinierte Vorge‐ Stadtteil‐ und Regio‐ Entwicklungsthemen ge Bevölkerungsgruppen hensweisen wie nalentwicklung BürgerInnenversammlung, Zukunfts‐ konferenz, Arbeitsgruppen…

Mediation Konfliktlösung in einem Angehörige bzw. Vertreter‐ Unterstützung durch ausgebildete Me‐ Bei örtlichen und regi‐ konkreten Streitfall; Her‐ Innen der Konfliktparteien diatorInnen; Einleitung eines Klärungs‐ onalen Konfliktfällen stellen von „win‐win‐ und Verhandlungsprozesses zur Lö‐ Situationen“ sungsfindung

Open Space Entwicklung von Problem‐ Je nach Situation offene Ein‐ Unterstützung von ausgebildeten Mo‐ Zur Ermittlung von lösungen und Maßnah‐ ladung bzw. Einladung wich‐ deratorInnen; Sammlung von Themen Anliegen und Lösungs‐ men zu Themen der tiger RepräsentantInnen. Bis und Beratung in Gruppen, Präsentation vorschlägen der Bür‐ BürgerInnen zu 100 TeilnehmerInnen und Diskussion von Lösungsvorschlägen gerInnen

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Perspektivenwerkstatt Neue und praktisch um‐ Offene Teilnahme (vorab evtl. Unterstützung durch kompetente Mo‐ Zur Entwicklung örtli‐ (Community Planning) setzbare Lösungsperspek‐ aktivierende Befragung von deratorInnen; Einrichtung eines Steue‐ cher und regionaler tiven für relevanten BürgerInnen) rungsteams; Längerfristiger Prozess mit Zukunfts‐perspektiven Problemstellungen der verschiedenen Methoden, Entwicklung Gemeinde/Region von Zielperspektiven für bestimmte Planungsvorhaben; Erarbeitung eines Zielkatalogs durch interdisziplinär zu‐ sammengesetzte Gruppe, Begleitende Informations‐ und Öffentlichkeitsarbeit

Runder Tisch Verständigung über aktu‐ VertreterInnen wichtiger Kompetente neutrale Moderation; Bei strittigen lokalen elle und problematische Interessensgruppen. Max 20 Informationsaustausch, Besprechung oder regionalen Prob‐ Themenstellungen TeilnehmerInnen strittiger Fragen; Suche nach Verständ‐ lemstellungen nis und konsensualen Lösungen

Zukunftskonferenz Entwicklung lokaler oder VertreterInnen wichtiger Kompetente neutrale Moderation; Zur Entwicklung von regionaler Zukunftsper‐ Interessengruppen; Reprä‐ Rückblick in die Vergangenheit, Samm‐ Aufbruchsstimmung spektiven und Maßnah‐ sentative Zusammensetzung, lung und Analyse aktueller Trends, und Zielperspektiven in men zur Umsetzung; ca. 64 TeilnehmerInnen Entwicklung von Visionen, Suche nach der Gemeinde Emotionaler Aufschwung; gemeinsamen Zielen und Etablierung Verantwortung an die von Projektgruppen; Dauer 2 ½ Tage BürgerInnen übertragen

Zukunftswerkstätte Entwicklung von Zukunfts‐ Offene Einladung an enga‐ Kompetente Moderation; Zur Ideenentwicklung ideen und Maßnahmen gierte BürgerInnen; Ergän‐ 1. Kritikphase und Einbeziehung en‐ zur Umsetzung zung durch gagierter BürgerInnen 2. Ideen‐ und Phantasiephase RepräsentantInnen der Poli‐ tik, der Verwaltung, … 3. Umsetzungsphase, Einsatz von Kreativitätstechniken

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Kinder‐ und Jugend‐ Lernen demokratischer Kinder‐ und Jugendliche Unterstützung durch externe Prozess‐ Für Gemeinden die beteiligung Abläufe und sozialer Kom‐ begleitung: Kinder‐ und Jugend‐ petenzen Übernahme von Beteiligung von Jugendverbänden beteiligung anstreben. Verantwortung Direkt gewählte Vertretungen Offene Formen (Anhörung) Projektbezogene Beteiligung Beauftragten‐Modell

Beteiligung über Internet Zur Information und inter‐ Alle BürgerInnen Kompetente Moderation; Einrichtung Für Gemeinden, die aktiven Auseinanderset‐ einer Homepage; Möglichkeit zur Ab‐ moderne Medien nut‐ zung; Durchführung von gabe von Stellungnahmen mittels E‐ zen wollen und ein Befragungen Mails; Einrichtung von Chatrooms; rasches, relativ billiges Durchführung von Befragungen … Mittel der Information und BürgerInnenbetei‐ ligung suchen.

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7 Durchführungsmodalitäten

7.1 Gemeindeentwicklung im Prozess In den vorangegangenen Kapiteln dieses Gemein‐ deentwicklungskonzeptes wird aus Sicht der räum‐ lichen Planung eine gesamtgemeindliche Entwicklungsstrategie vorgestellt, welche zukünftig Handlungsleitfaden für private und öffentliche Projektentscheidungen sein soll. In die Erstellung des Gemeindeentwicklungskon‐ zepts eingeflossen sind neben der rein gutachterli‐ chen Sicht auch die Einschätzungen und Anliegen sowie konkreten Idee der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Perl zur Zukunft ihres Heimatortes. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurden die Stär‐ ken und Schwächen sowie Chancen und Risiken analysiert und im Folgeschritt Ziele und Maßnah‐ men/Handlungsansätze formuliert. Mit dem Abschluss der Erstellung des Gemeinde‐ entwicklungskonzepts folgt der Übergang in die Umsetzungsphase. Neben der inhaltlichen Orientie‐ rung durch die gesamtgemeindliche Entwicklungs‐ strategie wird im Folgenden ein Prozess dargestellt (siehe Abbildung 59), anhand dessen die zukünftige Entscheidungsfindung erfolgen kann. Liegt eine Projektidee vor, wird diese zunächst daraufhin überprüft, inwieweit sie der gesamt‐ gemeindlichen Entwicklungsstrategie entspricht. Passt die Projektidee nicht in die gesamtgemeindli‐ che Entwicklungsstrategie, müssen nach der Defini‐ tion der Gründe entweder entsprechende Modifikationen an der Idee und eine neuerliche Prüfung vorgenommen werden, oder die Projekt‐ Abbildung 59: Schema Prozessmanagement idee wird nicht weiter verfolgt. GIU mbH 2013, eigene Darstellung Wenn im Ergebnis der ersten Prüfung klar wird, dass die Realisierung des entsprechenden Konzeptes der gesamtstädtischen Entwicklung dienlich ist, kann das Vorhaben genauer definiert werden (Fest‐ legung von Zielen, Kosten und Qualitäten). Auf dieser Grundlage können alle notwendigen vorberei‐ tenden Maßnahmen wie Machbarkeitsstudien, Vorplanungen etc. eingeleitet werden, welche letztendlich über die Durchführung des Projektes entscheiden. Diese vorbereitenden Maßnahmen variieren von Projekt zu Projekt je nach Größe und Komplexität. Die Realisierung selbst wird von den jeweiligen Initiatoren bzw. Projektträgern (private Investoren oder öffentliche Stellen) sowie deren Fachberater (Planer, Projektsteuerer etc.) organisiert und durchgeführt. Auch hier wird es aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen in den einzelnen Projekten individuelle Abläufe geben. Die Gemeinde wird dabei, sofern diese nicht selbst Projektträger ist, insbesondere ihre traditionellen Aufgaben im Rahmen ihrer Planungshoheit ausfüllen. Darüber hinaus kommt ihr jedoch die Organisa‐

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Gemeindeentwicklungskonzept Perl tion und Durchführung des Monitoringprozesses zu. Ziel dieses Prozesses ist es, die Wirkungsweise der einzelnen realisierten Maßnahmen in Hinblick auf die gesamtkommunale Entwicklungsstrategie zu beobachten. Kommt es hier zu unerwünschten Abweichungen, müssen entsprechend den Emp‐ fehlungen eines Evaluationsberichtes Modifikationen in den Entscheidungsprozessen zu Projektideen vorgenommen werden. Dies kann beispielsweise einen Wechsel der Prioritäten zwischen den einzel‐ nen Projekten bedeuten.

7.2 Bürgerbeteiligung Als Ergänzung zu der ersten Analyse hat im zweiten Halbjahr 2010 eine intensive Bürgerbeteiligung stattgefunden. Dabei wurden in einer Auftaktveranstaltung im September die besonders wichtigen Themen identifiziert und darauf in einer kleineren Runde in Workshops vertieft. Die Veranstaltungen wurden dokumentiert und auf der dafür eingerichteten Webseite (Gemeinde Perl, 2010) zum Gemeindeentwicklungskonzept für alle Interessierten zeitnah zum Download bereit‐ gestellt. Des Weiteren wurde im Internetauftritt die Möglichkeit geschaffen, Ideen und Vorschläge zur Gemeindeentwicklung einzureichen, die dann anonymisiert für alle einsehbar gemacht wurden. Für die Erarbeitung des Gemeindeentwicklungskonzeptes und die Arbeit in den Workshops hat sich dadurch ein Fundus an neuen Ideen eröffnet.

7.2.1 Auftaktveranstaltung Am 28. September 2010 fand im Katholischen Vereinshaus in Perl die Auftaktveranstaltung zur Bür‐ gerbeteiligung statt. Nach einer kurzen Begrüßungsrede des Bürgermeisters der Gemeinde Perl, Herrn Schmitt, wurden die anwesenden Bürger mit einer einleitenden Präsentation auf die Veranstaltung eingestimmt. Die Präsentation begann mit einer kurzen Vorstellung der GIU sowie den Schwerpunkten eines Gemein‐ deentwicklungskonzeptes. Daraufhin wurden die Entwicklungstrends der Gemeinde Perl aufgezeigt. Auf die dem saarländischen Trend entgegenstehende demographische Entwicklung und die damit verbundene Situation auf dem Wohnungsmarkt wurde verstärkt eingegangen. Zur Identifizierung der für Perl wichtigsten Themen wurden zwei Gruppen gebildet. Die eine beschäf‐ tigte sich eher mit den Themen Städtebau, Wohnen, Verkehr sowie Wirtschaft und Einzelhandel, die andere mit den Themen Soziales, Bildung, Kultur sowie Tourismus und Landschaft. Nachdem sich die Teilnehmer selbstständig den Arbeitsgruppen zugeordnet haben erfolgte eine kurze Vorstellungsrunde. Daraufhin wurden die Bürger aufgefordert, die für sie wichtigsten Aspekte bezogen auf ihre Vorstellungen für die Zukunft der Gemeinde Perl auf Karteikarten zu formulieren und diese in der Runde zu erläutern. Es erfolgte eine Einordnung der genannten Themenfelder und eine weitere lebhafte Diskussion durch die Kleingruppe. Nach Abschluss der Kleingruppenarbeit wurden die erarbeiteten Themen im Plenum durch jeweils einen Gruppenteilnehmer bzw. eine ‐teilnehmerin vorgestellt. Die präsentierten Ergebnisse wurden durch die anderen Bürger ergänzt und abschließend diskutiert. Es erfolgte eine Punkte‐Abstimmung, welche Themenbereiche von den Teilnehmern in den weiter‐ führenden Workshops gerne vertiefend behandelt werden würden. Jeder Teilnehmer des Abends konnte mit zwei frei zu verteilenden Punkten die Wichtigkeit der entwickelten Themen bewerten. Folgende fünf Themen hatten die meisten Punkte bekommen und wurden in den folgenden Veran‐ staltungen weiter bearbeitet:  Verkehr (insb. Ortsmitte)  Tourismus (Moselufer, Landschaft)

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 Jugend (Treffpunkt)  Gesundheitsversorgung (Fachärzte)  Städtebau (Ortskerne, Wohnungsbau) Abschließend erfolgte der Hinweis auf die weiterführenden Workshops sowie die Verabschiedung durch den Bürgermeister. Die Interessenten für die Workshops haben sich entsprechend in Listen eingetragen und wurden kurz darauf eingeladen.

7.2.2 Vertiefende Workshops In drei thematisch gegliederten Workshops wurden die in der Auftaktveranstaltung identifizierten Schwerpunktthemen genauer erörtert sowie aus aktuellem Anlass das Thema Energie zusätzlich auf‐ gegriffen. Der Teilnehmerkreis bestand aus acht bis neun mehr oder weniger regelmäßig teilneh‐ menden interessierten Bürgern aus der Gemeinde Perl. Workshop Jugend/Kinder/Senioren Nach der Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Schmitt wurden die Themen durch die Gutachter in den Kontext ihrer bisherigen Arbeit und den Informationen aus der Auftaktveranstaltung gestellt. Danach wurde in der Gruppe über die Vorschläge und Ideen, Probleme und Lösungsansätze zu den einzelnen Themen diskutiert. Entstanden ist daraus einerseits eine Dokumentation der wichtigsten Themen der Gemeinde aus Bürgersicht, andererseits ein Einblick der Gutachter in das Innenleben der Gemeinde. Workshop Tourismus und Verkehr Der Ablauf war grundsätzlich analog zum vorherigen Workshop, mit Ausnahme des Einbezugs von Experten. Zum einen war dies für den Bereich Tourismus Herr Martin Deubel, zuständig für die Tou‐ rismusförderung der Gemeinde Perl, zum anderen Herr Markus Werhan des V‐Kon‐Ingenieurbüros, der im Bereich Verkehrsplanung als Experte zur Verfügung stand und gleichzeitig Informationen für ein anstehendes Gutachten sammelte. Analog der vorhergehenden Veranstaltung fand eine intensive Diskussion zu den Themenfeldern statt, die als Dokumentation für die weitere Arbeit zur Verfügung steht. Workshop Energie und Städtebau Auch beim Thema Energie war ein Experte geladen, Herr Hildebrandt von der ÖkoStromSaar GmbH. Er gab einen Überblick über verschiedene Möglichkeiten nachhaltige Energien einzusetzen jeweils mit einem Blick auf die geschätzten Einsatzmöglichkeiten in Perl. Die darauf folgende Diskussion hatte zum Fazit, dass nicht die technischen Rahmenbedingungen ausschlaggebend seien, sondern ob sich die Politik die notwendigen Ziele steckt und diese langfristig verfolgt. Im Bereich Städtebau wurden Beispiele aktueller Neubaugebiete gezeigt und insbesondere die Ver‐ änderungen im öffentlichen Raum über die Zeit diskutiert. Ebenso wurden viele praktische Anregun‐ gen gegeben, welche dokumentiert sind und in den Bericht einfließen.

7.2.3 Verstetigung der Bürgerbeteiligung Die intensiven Diskussionen sowie die vielen Anregungen und Vorschläge, die über den Internetauf‐ tritt abgegeben wurden, deuten auf eine große Bereitschaft an Engagement hin. Insofern wäre eine Weiterführung der Workshopreihe mit dem Ziel einer Einbindung der engagierten Bürger in die Umsetzung von Projekten begrüßenswert. Auch die Möglichkeit, über das Internet An‐ regungen zu geben, die nicht nur in der Schublade verschwinden, erhöht die Identifikation mit der Gemeindeentwicklung.

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7.3 Monitoring und Evaluation Monitoring Die vorgehenden Module dieses Konzeptes definieren gesamtgemeindliche sowie themenspezifische Ziele und Strategie. Die erarbeiteten Handlungsansätze sollen die langfristigen Strategien umsetzen. Im Sinne einer effektiven integrierten Gemeindeentwicklungsplanung ist es ratsam, die im Vorfeld erarbeiteten Ziele kontinuierlich auf ihren Entwicklungszustand zu überprüfen um ggf. Fehlentwick‐ lungen frühzeitig erkennen bzw. Maßnahmen korrigieren zu können. Ein weiterer Schritt stellt die Zielerfüllungskontrolle (Evaluation) der realisierten Maßnahmen dar, die in diesem Konzept vorge‐ schlagen wurden.

Abbildung 60: Schema Monitoringprozess GIU mbH 2013, eigene Darstellung

Im Vorfeld definierte und kooperativ entwickelte, quantitativ messbare Indikatoren können hilfreiche Zustandsanzeiger für die Zielerfüllung sein und sollten kontinuierlich ermittelt und beobachtet wer‐ den. Ein Grundsatzproblem bei der Analyse von komplexen Systemen, wie z. B. die gebaute Umwelt einer Kommune ist, dass quantitative Indikatoren nur bedingt die Realität abbilden können. Viele wichtige Faktoren, wie z.B. die Bewertung der städtebaulichen Qualität oder der Wohnumfeldquali‐ tät hängen von verschiedenen, subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommenen Merkmalen ab und können durch ein rein quantitatives Monitoring nur eingeschränkt erfasst werden. Bei der Auswahl der Indikatoren sollte jedoch auf eine höchstmögliche Praxistauglichkeit, Kontinuität sowie Synergie‐ effekte mit anderen bestehenden Informations‐ und Berichtssystemen geachtet werden. Eine größere Anzahl erfasster Indikatoren bedeutet nicht zwangsläufig eine entsprechend proportio‐ nal bessere Informationsbasis. Um „Datenfriedhöfe“ und nicht‐verhältnismäßigen Arbeitsaufwand zu vermeiden sollte die Liste der Erfolgsindikatoren auf die wichtigsten Basisdaten beschränkt werden und somit für den Verwaltungsapparat überschaubar und handhabbar bleiben.

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Da Gemeindeentwicklung heutzutage immer mehr ein Zusammenspiel zwischen verschiedenen Ak‐ teuren der verschiedenen Verwaltungsebenen, aber auch der Wirtschaft und Öffentlichkeit darstellt, sollte bei der Entwicklung der Indikatoren auf einen entsprechenden Abstimmungsprozess mit den lokal individuell zu benennenden Schlüsselakteuren Wert gelegt werden. Außerdem stellen diese Schlüsselakteure oftmals wichtige Partner dar, wenn es um den Bezug von Datenmaterial, bzw. um die Analyse und Bewertung der entsprechenden Informationen geht. Solche Schlüsselakteure können sein:  Gemeindeverwaltung Perl  Ministerien  Kommunale Gesellschaften und Betriebe  Wirtschaftsunternehmen  Bildungsträger  Eigentümer von Grund und Boden  Investoren und Betreiber  Vertreter aus Einzelhandel und Gastronomie. Die Beteiligungsbereitschaft sowie die Bedeutung einzelner Indikatoren können unter den potentiel‐ len Kooperationspartnern stark schwanken. Deshalb sollten in entsprechender Vorarbeit bereits einige Fragen geklärt, bzw. als Vorschlagspapier aufbereitet werden um den Kooperationsprozess effektiver durchführen zu können. Themen wie eine erste Vorschlagsliste an Indikatoren, Zuständig‐ keiten für Datenlieferung, ‐aufbereitung und ‐veröffentlichung sollten hier beachtet werden. Erste Schritte eines solchen Kooperationsprozesses können sein:  Zusammenstellung möglicher Indikatoren durch eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe  Auswahl potentieller Partner der Gemeinde im Monitoring  Anschreiben der Partner mit Information über die ersten Schritte und Frage nach Kooperati‐ onsinteresse sowie der Bitte um weitere Vorschläge für Indikatoren  Einladung der interessierten Partner zu einer Veranstaltung, auf welcher erste Indikatoren und weiteres Vorgehen abgestimmt werden. Zu dem Aufgabenbereich eines zu bestimmenden Fachbereichs der Gemeinde gehören die ressort‐ übergreifende Organisation und Steuerung dieses Prozesses, die Sammlung von Daten sowie die Informationsaufbereitung und Veröffentlichung, um die Zielerfüllung anhand der Gemeindeentwick‐ lungsprozesse zu beobachten und ggf. frühzeitig Maßnahmen zu korrigieren oder neue Maßnahmen zur Steuerung der Gemeindeentwicklung zu entwickeln. Auch in der Informationsgesellschaft lassen sich komplexe Probleme nicht allein durch das verstärkte Sammeln von Informationen lösen. Insgesamt sind nicht die Menge, sondern die Problemorientie‐ rung und Aussagekraft der Indikatoren hinsichtlich der Gemeindeentwicklungsziele entscheidend. Insbesondere zu Beginn des Prozesses sollten daher nur die wichtigsten Indikatoren und Daten mit den Beteiligten definiert werden. Indikatoren sollten, wenn möglich, zusätzlich mit konkreten, zeitlich begrenzten Zielstellungen hin‐ terlegt werden, anhand derer die Entwicklung in regelmäßigen Abständen messbar gemacht werden kann. Ein weiterer Aspekt bei der Auswertung der Datenbestände ist die Veränderung im räumlichen Kontext. Das bedeutet, dass Indikatoren nicht nur zeitlich sondern auch entlang der Raumachse mit‐ einander verglichen werden sollten, um den Vergleich von Entwicklungen eines Indikators in unter‐ schiedlichen Räumen zu ermöglichen. Eine entsprechende Bewertung der Monitoringergebnisse und die Interpretation zu aussagekräftigen Ergebnissen ist ein weiterer wichtiger Aspekt eines effektiven Monitoringprozesses.

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Indikatoren und Zielwerte können im Rahmen dieses Konzeptes aus den oben genannten Gründen nicht festgelegt werden. Als Anfang für den zu initiierenden Prozess sind im Folgenden exemplarisch einige Indikatoren und Ziele für den Bereich des Wohnungsmarktes aufgelistet, die sich aus dem vorliegenden Entwicklungskonzept ergeben könnten4. Das Prinzip ist entsprechend auf die anderen Stadtteile und Ressorts anzuwenden.

Tabelle 19: Beispielhafte Indikatoren für ein Monitoringsystem

Kommunaler Zielstellung für Ende 2020 Wohnungsmarktindikator

Leerstandsentwicklung Reduzierung der kommunalen Wohnungsleerstände um 10 % Sanierung von 10 % der vorhandenen Leerstände oder Ge‐ bäude mit Sanierungsstau

Bautätigkeit im Wohnungsbau in Erhöhung des Anteils privater Investitionen um 5 % den Ortsteilzentren Erhöhung des Anteils öffentlicher Investitionen um 5 %

Entwicklung der Grundstücks‐ Stabilisierung der Preise auf vorhandenem Niveau preise und Mieten

Anhand der Zielstellungen wird die Entwicklung der definierten Indikatoren gemessen und kann so als Informationsgrundlage für eine Zielerfüllungskontrolle der eingeleiteten Maßnahmen herangezo‐ gen werden. Dazu werden in festgelegten (z. B. jährlichen) Abständen die entsprechenden Daten (Auslastung/Tragfähigkeit, Leerstände, Sanierungsbedarfe, Einwohnerentwicklung, etc.) zusammen‐ gestellt. Evaluation Das oben dargestellte Monitoringsystem als Berichtswesen und Informationsbasis über die Gemein‐ deentwicklungsprozesse mit den entsprechend definierten Zielen stellt den ersten Aspekt einer ef‐ fektiven Evaluation dar. Darüber hinaus muss eine Bewertung dieser Informationen vor dem Hintergrund der definierten Ziele erfolgen. Kern dieser Bewertung ist einzuschätzen, welche Wirkun‐ gen die eingeleiteten Maßnahmen und Projekte hatten und ob sie als erfolgreich im Sinne der im Vorfeld definierten Ziele bezeichnet werden können. Neben der rein quantitativen Bewertung der Indikator basierenden Zielstellungen der Projekte sowie der Gesamtstadt muss hier ein Blick auf die Erfüllung der definierten Monitoringziele und somit auf die gesamtgemeindliche Zielstellungen geworfen werden. Ein weiterer Aspekt der Evaluation stellt auch die Beachtung und Bewertung verschiedener Wirkungsaspekte dar. Zum Beispiel können so genannte Mitnahmeeffekte durch eine Maßnahme entstehen, die entsprechend bei der Wirkungs‐ kontrolle beachtet werden müssen. Genauso ist zu beachten, dass einige Maßnahmen keine objekti‐ ven messbaren Auswirkungen auf bestimmte Themenbereiche, wie z. B. sozioökonomische Statistiken haben.

4 Alle hier genannten Indikatoren, Ziele und Zahlen dienen dem Zweck, das System vorzustellen. Sie sind nicht abgestimmt oder sonst inhaltlich verbindlich.

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Gerade bei solchen quantitative nur schwer zu bewertenden Maßnahmen, wie sie gerade in der Ge‐ meindeentwicklung häufig anzutreffen sind, ist es die Aufgabe eines Evaluationsprozesses mittels qualitativen Ergänzungen Aussagen über die Wirkung dieser Maßnahmen zu machen. Im Sinne einer aktiven Gemeindeentwicklungsplanung sollte eine interne Bewertung der kommuna‐ len Entwicklungsprozesse und Maßnahmen kontinuierlich erfolgen. Da allerdings gerade vor dem Hintergrund der Verwendung von Fördermitteln für bestimmte Maßnahmen und Projekte deren Wirkung im Vordergrund steht, sollte eine entsprechende Evaluation zusätzlich in bestimmten zeit‐ lich zu bestimmenden Abständen von einer neutralen Stelle erfolgen, welche:  den notwendigen Abstand zu den Projekten und Prozessen hat und  kritikfähig gegenüber den Beteiligten ist. Diese Aufgabe sollte einem externen Büro bzw. einer externen Institution übertragen werden, wel‐ che über reine Information hinaus in die Gemeindeentwicklungsprozesse der Gemeinde Perl mög‐ lichst wenig involviert ist, um den entsprechenden objektiven Abstand zu haben, um neutral urteilen zu können. Diese externe Prozessbewertung kann in größeren zeitlichen Abständen als die Veröffent‐ lichung der Monitoringberichte stattfinden. Die neutrale und kritische Betrachtung der Entwick‐ lungsprozesse kann im positiven Fall eine Bestätigung der Gemeindeentwicklungspolitik sein. Es muss jedoch auch allen am Monitoring‐ und Evaluationsprozess Beteiligten klar sein, dass aufgrund der Evaluationsergebnisse bestimmte Vorgehensweisen oder Projekte modifiziert bzw. gänzlich in Frage gestellt werden können. Da sich die im externen Evaluationsbericht zu untersuchenden Inhalte systemgemäß stark an den Inhalten des Monitoringsystems („Monitoring und Evaluation sind untrennbar“ (Bundestransferstelle Stadtumbau Ost, 2004 S. 4)) orientieren müssen, sollten diese Inhalte im Vorfeld von den Beteiligten genau und problemorientiert definiert werden, um den späteren Arbeitsaufwand auf ein überschau‐ bares Maß zu beschränken sowie ein möglichst konsistentes System zur Verfügung zu haben.

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Lage der QuattroPole‐Städte und der Gemeinde Perl (blaues Kreuz) (QuattroPole, 2009)...... 7 Abbildung 2: Visualisierung der Bevölkerungsstärken der Ortsteile; (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung: GIU mbH...... 10 Abbildung 3: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort der Gemeinde Perl nach Wirtschaftszweigen 1990 bis 2013, (Statistisches Amt Saarland, 2015), Darstellung: GIU mbH ...... 12 Abbildung 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort der Gemeinde Perl 1990 bis 2013, (Statistisches Amt Saarland, 2015), Darstellung: GIU mbH ...... 13 Abbildung 5: Aufbau der Gemeindeverwaltung Perl, (Gemeinde Perl, 2015b) ...... 14 Abbildung 6: Ausgewählte Steuereinnahmen der Gemeinde Perl 1990 bis 2013 (Gemeinde Perl, 2015b), Darstellung: GIU mbH ...... 15 Abbildung 7: Schuldenentwicklung der Gemeinde Perl 1990 bis 2013 (Gemeinde Perl, 2015b), Darstellung: GIU mbH ...... 16 Abbildung 8: Zusammengefaste Geburtenziffer 1952 bis 2006, (Statistisches Bundesamt, 2007) ...... 18 Abbildung 9: BBSR‐Bevölkerungsprognose 2009‐2030/ROP, (BBSR, 2009a) ...... 19 Abbildung 10: Veränderungen im Bevölkerungsaufbau 2008 bis 2060 im Saarland nach der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, (Statistisches Amt Saarland, 2010c) ...... 20 Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Perl 1998 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH ...... 22 Abbildung 12: Entwicklung der Geburten und Sterbefälle der Gemeinde Perl 1998 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH ...... 23 Abbildung 13: Entwicklung der Wanderungsbewegungen der Gemeinde Perl von 1998 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH ...... 23 Abbildung 14: Entwicklung der Ausländerzahlen der Gemeinde Perl 1998 bis 2013 (Statistisches Amt Saarland, 2009), (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH...... 24 Abbildung 15: Absolute Veränderungen in den Altersgruppen der Gemeinde Perl 1990 bis 2013, (Gemeinde Perl, 2015a), Darstellung GIU mbH ...... 25 Abbildung 16: Differenzen der Entwicklung der Altersgruppen zwischen dem Landkreis Merzig‐Wadern und der Gemeinde Perl zwischen 1990 und 2013, Quelle:(Statistisches Amt Saarland, 2009) ...... 26 Abbildung 17: Szenarien der Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Perl (Gemeinde Perl, 2015a); (Statistisches Amt Saarland, 2015), Berechnungen und Darstellung GIU mbH ...... 30 Abbildung 18: SWOT‐Modell in Matrixdarstellung (Homburg, C., Krohmer, H.: Marketingmanagement, 3. Auflage, Wiesbaden 2009, S. 480) ...... 32 Abbildung 19: Lothringisches Einhaus ...... 40 Abbildung 20: südwestdeutsches Einhaus ...... 40 Abbildung 21: Leerstandsbeispiel in Besch; Quelle: GIU mbH, März 2015 ...... 41 Abbildung 22: Leerstandsbeispiel in Oberperl; Quelle: GIU mbH, März 2015 ...... 41

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Abbildung 23: Leerstandsbeispiel in Perl; Quelle: GIU mbH, März 2015 ...... 41 Abbildung 24: Leerstandsbeispiel in Oberleuken; Quelle: GIU mbH, März 2015 ...... 41 Abbildung 25: Beispiel für ein saniertes Bauernhaus des Typs „Lothringisches Einhaus“ 42 Abbildung 26: Gebäude im aufgewerteten Ortskern im Ortsteil Wochern ...... 43 Abbildung 27: Freifläche im aufgewerteten Ortskern im Ortsteil Wochern ...... 43 Abbildung 28: Wohnraumentwicklung und –belegung in Perl von 1990 bis 2013 (Statistisches Amt Saarland, 2015) ...... 44 Abbildung 29: Bestandsaufnahnme der Schulen und Kindergärten der Gemeinde Perl, Stand 30.04.2015 (Gemeinde Perl, 2015) ...... 46 Abbildung 30: Radius von 7,3 km um die Grundschulstandorte. Quelle: © OpenStreetMap‐Mitwirkende, Darstellung GIU mbH ...... 57 Abbildung 31: Bestandsaufnahnme der Sportstätten der Gemeinde Perl, Stand 2013 Gemeinde Perl, 2013 und eigene Erhebung der GIU mbH ...... 63 Abbildung 32: Bestandsaufnahme der Feuerwehrstandorte in der Gemeinde Perl Gemeinde Perl, 2013 und ergänzende eigene Erhebung GIU mbH ...... 79 Abbildung 33: Feuerwehrstandort der Löschbezirke Perl/Sehndorf/Oberperl mit DRK Rettungszentrum; Aufnahme GIU 2015 ...... 80 Abbildung 34: Bestandsaufnahme der Hauptverkehrswege im Gemeindegebiet Perl Gemeinde Perl, 2013 und eigene Erhebung der GIU mbH ...... 85 Abbildung 35: Beschäftigte am Wohnort bzw. Arbeitsort in der Gemeinde Perl nach Geschlecht am 31.12.2013, Quelle: Gemeinde Perl, Grafik GIU mbH ...... 87 Abbildung 36: Isochrone von 30 Pkw‐Fahrminuten um Perl © OpenStreetMap‐ Mitwirkende, Darstellung GIU mbH ...... 93 Abbildung 37: Isochrone von 60 Pkw‐Fahrminuten um Perl © OpenStreetMap‐ Mitwirkende, Darstellung GIU mbH ...... 95 Abbildung 38: Entwicklungszahl in Deutschland. Quelle:(Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2010) ...... 98 Abbildung 39: Was die Deutschen im Urlaub wirklich machen (Stiftung für Zukunftsfragen, 2010) ...... 101 Abbildung 40: Zukunftstrends im Tourismus – All‐inclusive statt virtuell (Stiftung für Zukunftsfragen, 2010) ...... 101 Abbildung 41: Perl an der Mosel Touristische Informationssysteme 2013, eigene Darstellung GIU mbH ...... 102 Abbildung 42: Reisemotivation der Gäste (Hotels und Ferienwohnungen) ...... 117 Abbildung 43: Tourismusstatistik der Gemeinde Perl Quelle: (Gemeinde Perl, 2015) ... 118 Abbildung 44: Gestüt Peterhof; Quelle : (Gestüt Peterhof, 2013) ...... 119 Abbildung 45: Aufzubauende oder zu stärkende Schwerpunkte der touristischen Entwicklung in Perl GIU mbH 2013, eigene Darstellung ...... 124 Abbildung 46: Kommunale Kläranlagen (Ausschnitt) (Landesamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz, 2010) ...... 126 Abbildung 47: öffentliche Parkplätz im Ortskern Perl Quelle: © OpenStreetMap‐ Mitwirkende, Darstellung GIU mbH ...... 127 Abbildung 48: Mögliche Routen für Sammeltaxis GIU mbH 2013, eigene Darstellung . 131

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Abbildung 49: Jahresganglinie Strombedarf Perl und theoretisches regeneratives Erzeugungspotenzial Ökostrom Saar GmbH, 2011, Darstellung GIU mbH ...... 135 Abbildung 50: Bestandsaufnahme Umwelt der Gemeinde Perl ...... 136 Abbildung 51: Dr. Fernand Kons Platz in Remich Quelle: GIU mbH ...... 140 Abbildung 52: Uferpromenade in Nennig Quelle: GIU mbH ...... 140 Abbildung 53: Uferpromenade in Nennig, Quelle: GIU mbH ...... 140 Abbildung 54: Kiesseen an der Mosel, Quelle: Open Street Map ...... 141 Abbildung 55: Uferpromenade in Besch; Quelle: Gemeinde Perl ...... 141 Abbildung 56: Uferpromenade mit Bootsteg und Pavillon; Quelle: Gemeinde Perl ...... 141 Abbildung 57: Bahnhof Perl von Schengen aus gesehen; Quelle: Gemeinde Perl ...... 142 Abbildung 58: Bahnhof Perl vom Moselradweg aus gesehen; Quelle: Gemeinde Perl .. 142 Abbildung 59: Schema Prozessmanagement GIU mbH 2013, eigene Darstellung ...... 148 Abbildung 60: Schema Monitoringprozess GIU mbH 2013, eigene Darstellung ...... 151

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Titel

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Einwohnerzahl Perl zum 31.12.2013 nach Ortsteilen; (Gemeinde Perl, 2013) 11 Tabelle 2: Bevölkerungsveränderungen in Perl, dem Landkreis Merzig‐Wadern und dem Saarland zwischen 1990 und 2013, Quelle:(Statistisches Amt Saarland, 2015) ...... 26 Tabelle 3: Mögliche Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Perl ...... 29 Tabelle 4: Schwerpunktfunktionen der Ortsteile der Gemeinde Perl; Quelle: Workshop mit der Gemeindeverwaltung vom 21. Januar 2010 ...... 38 Tabelle 5: Bewertung und Handlungsbedarf von Bürgerhäusern in der Gemeinde; Quelle: GIU mbh ...... 78 Tabelle 6: Zustand und Handlungsbedarf der Bauanlagen der Feuerwehren in der Gemeinde; Quelle: Gemeinde Perl/GIU ...... 81 Tabelle 7: Leerstehende ehemaliger Feuerwehren; Quelle: GIU mbh ...... 82 Tabelle 8: Niedergelassene Ärzte in Perl, Stand 2015; Erhebung: GIU mbH ...... 83 Tabelle 9: Vergleich Einwohnerzahl und Arbeitsplätze (alle Daten 2008 bis 2012); Quelle: Statistisches Amt des Saarlandes ...... 88 Tabelle 10: Lebensmittelmärkte in der Gemeinde Perl; Erhebung: GIU mbH ...... 95 Tabelle 11: Bestandsaufnahme Natur und Sport; (Gemeinde Perl, 2013)(Verkehrsverein Nennig e.V., 2013)(Bundesamt für Naturschutz , 2013)(European Destinations of Excellence, 2013) ...... 105 Tabelle 12: Bestandsaufnahme Kunst, Kultur und Feste ...... 110 Tabelle 13: Bestandsaufnahme Gastronomie/Weinkultur; (Tourismus Zentrale Saarland GmbH, 2013)(Verkehrsverein Nennig e.V. , 2013)(Gemeinde Perl, 2013) ...... 113 Tabelle 14: Bestandsaufnahme Beherbergungsmöglichkeiten; (Gemeinde Perl, 2013)(Verkehrsverein Nennig e.V., 2013)(Tourismus Zentrale Saarland GmbH, 2013) . 114 Tabelle 15: Stärken/Schwächenanalyse im Tourismuspotenzial ...... 121 Tabelle 16: ÖPNV‐Bedienungsformen ...... 130 Tabelle 17: Anrufsammeltaxi Losheim am See ...... 132 Tabelle 18: Modelle der informellen Bürgerbeteiligung ...... 145 Tabelle 19: Beispielhafte Indikatoren für ein Monitoringsystem ...... 153

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Urheberrecht Dem Auftragnehmer verbleibt das Urheberrecht für die vorliegende Studie. Der Auftrag‐ geber hat das Recht, die Studie ganz oder teilweise ohne Mitwirkung der GIU mbH zu nutzen und zu verwerten. Bei Veröffentlichung durch den Auftraggeber ist die Urheber‐ schaft des Auftragnehmers zu benennen. Die GIU mbH bedarf zur Veröffentlichung der Arbeitsergebnisse der vorherigen Zustim‐ mung des Auftraggebers, die nur aus wichtigem Grund verweigert werden darf. Die GIU mbH hat das Recht zur Veröffentlichung als Referenz in allen Medien.

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