Guck Mal, Wer Da Demonstriert

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Guck Mal, Wer Da Demonstriert 7–2021 Pandemie und Verant- Unterrepräsentiert: Im Green New Deal: Wie wortung: Steffen Dittes Osten gibt es weiter zu rot ist das neue Grün? 3über linke Corona-Politik 5wenig Bundesbehörden 12 Eine Rezension Fraktion im Thüringer Landtag Herausforderung Der vor wenigen Tagen vorgestellte Thüringen-Monitor bringt es auf den Punkt: Die Verknüpfung von rechtsex- Guck mal, wer da tremen und Corona-skeptischen Ein- stellungen stellt eine Herausforde- rung für die Demokratie in Zeiten der demonstriert Pandemie dar. Die Ergebnisse der Langzeitstudie zu den Einstellungen Die Aufmärsche sogenannter Querdenker der Thüringer*innen verweisen, so rücken politisch immer weiter nach die Jenaer Forscher*innen, „auf eine rechts. Aber es gibt auch linke Proteste deutliche Überlappung von pande- in der Corona-Krise. Seiten 6 und 7 mieskeptischen und rechtsextremen Einstellungen: Von den rechtsextrem eingestellten Thüringer*innen sind knapp zwei Drittel gleichzeitig auch Corona-Skeptiker*innen. Von den Co- rona-Skeptiker*innen wiederum ist ein Drittel rechtsextrem eingestellt, im Vergleich zu neun Prozent bei den übrigen Thüringer*innen.“ Das heißt, die Verharmlosung des Corona-Virus ist besonders stark im politisch rech- ten Spektrum verbreitet. Dies zeigen auch weitere Studien, über deren Ergebnisse der aktuelle Schwerpunkt des „Parlamentsreports“ berichtet. Steffen Dittes, der Vorsitzen- de der Fraktion DIE LINKE im Thürin- ger Landtag, spricht denn auch von ei- ner gesellschaftlichen Herausforde- rung für alle Demokrat*innen im Frei- staat. Dabei geht es einerseits darum, die Entscheidungsprozesse für Be- schränkungsmaßnahmen zur Eindäm- mung der Pandemie und deren Aufhe- bung ganzheitlich zu begründen und transparent zu kommunizieren. Aber das Problem reicht noch tiefer. „Wir können uns nicht damit zufriedenge- ben, dass die übergroße Mehrheit hin- ter der Demokratie als Gesellschafts- form steht. Wenn aber jeder siebte Be- fragte die Aussage unterstützt, Weiße seien zurecht führend in der Welt, je- der sechste meint, der Nationalsozia- lismus hatte seine guten Seiten, ein Viertel der Befragten Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland un- tersagen würde und 44 Prozent der Auffassung sind, die Bundesrepublik sei durch Ausländer gefährlich über- fremdet, dann dürfen wir nicht nach- lassen, weiter gegen jede Form der Ausgrenzung und Menschenverach- tung entgegenzutreten und aufzuklä- ren“, so Dittes. Die Linksfraktion in Thüringen drängt deshalb auf noch mehr An- strengungen in den Bereichen der in- terkulturellen Bildung und Vermitt- lung humanistischer Werte zu unter- nehmen. Dazu könnten eine dauerhaf- te Demokratieförderung durch ein De- mokratiefördergesetz wirksam und dauerhaft beitragen. Ihre Redaktion unsplash Grafik: 2 7–2021 Linker Ticker Erneut haben Politiker*innen der Betriebe und Boden sichern Linksfraktion den Kampf der Be- schäftigten des Erfurter Druckzen- Linkes Arbeitspapier: Agrarstruktur soll sozial und ökologisch entwickelt werden trums für den Erhalt ihrer Arbeits- plätze unterstützt. Man werde sich Anfang März stellte der Thüringer Mi- „für eine langfristige Perspektive nister für Infrastruktur und Landwirt- der Regionalzeitungen einsetzen“, schaft, Benjamin-Immanuel Hoff, den erklärte Lena Saniye Güngör, Thüringer Agrarstrukturbericht vor – Sprecherin für Arbeits- und Ge- erstmals seit 1990. Die Bestandsauf- werkschaftspolitik am Rande ei- nahme soll Transparenz zu Strukturen ner Kundgebung Mitte April in Er- der Betriebe, der Bodennutzung und furt. Anlässlich der drohenden des Bodenmarktes schaffen. „Wir wol- Schließung des Erfurter Druckzen- len die Agrarstruktur in Thüringen be- trums bis zum Jahresende 2021 wahrend weiterentwickeln. Dafür könnten 270 Beschäftigte und brauchen wir eine zukunftsfähige zahlreiche Leiharbeiter*innen ihre Landwirtschaft, die wirtschaftlich ge- Stelle verlieren. +++ Das Ende sund, betrieblich vielfältig und regio- März vorgelegte Gutachten zur nal verankert ist, die ökologisch zur Überprüfung der Finanzbeziehun- Ernährungssicherheit und Wertschöp- gen zwischen Land und Kommu- fung beiträgt und Arbeitsplätze sichert. nen ist nach Ansicht des kommu- Hierfür ist es notwendig, agrarpoliti- nalpolitischen Sprechers der LIN- sche Instrumente wie das Boden- und KEN im Landtag, Sascha Bilay, Pachtrecht an die neuen Herausforde- Beleg dafür, „dass die Gemeinden, rungen anzupassen.“ Städte und Landkreise in den letz- Über ebene diese Herausforderun- ten Jahren entsprechend den Vor- gen diskutiert die Linksfraktion im gaben der Landesverfassung finan- Thüringer Landtag schon eine ganze ziell ausgestattet waren. Das ewige Weile. „Der Bericht zeigt deutlich, dass Fritz_the_Cat/PixabayFoto: Märchen von CDU und kommuna- es einen Handlungsbedarf gibt, um die len Spitzenverbänden, dass mehre- Landwirtinnen und Landwirte in Thü- dem die Möglichkeit erhalten, die Land- regional verankerte Betriebe gründen. re hundert Millionen Euro jährlich ringen zu schützen und den Boden für wirtschaft nach sozialen und ökologi- Dazu gehört auch eine Sicherung des im System fehlen würden, ist somit die Landwirtschaft zu sichern. Wir wer- schen Kriterien zu steuern und auch Zugangs zum Boden für alle Agrarbe- widerlegt.“ +++ Karola Stange, den auf der Basis der aktuellen Daten neue Modelle gemeinwohlorientierter triebe, über alle Betriebsgrößen ver- Mitglied im Stiftungsrat der Thü- und Fakten einen Vorschlag vorlegen, Landnutzung zu fördern bzw. auszupro- teilt“. Indirekt verfolgt die Agrarstruk- ringer Ehrenamtsstiftung für die wie das Boden- und Pachtrecht in die- bieren. Eine landwirtschaftliche Flä- turreform zudem das Ziel, gutes Ein- Fraktion DIE LINKE im Thüringer sem Sinne modernisiert werden kann“, chenreserve würde auch dem Aus- kommen und gute Arbeitsplätze in der Landtag, begrüßt es, „dass es uns so die landwirtschaftliche Sprecherin gleich von Flächenentzug durch öffent- Landwirtschaft zu sichern. „Wir wollen gelungen ist, erneut eine Million Marit Wagler. Sie kündigte an, noch in liche Infrastrukturmaßnahmen die- allen Landwirt*innen in Thüringen, ob Euro bereitzustellen, um Vereine dieser Legislaturperiode einen Vor- nen. große oder klein, ein gutes Einkommen und Ehrenamtliche in Thüringen schlag für ein Thüringer Agrarstruk- Konkret geregelt werden könne dies, sichern. Und wir wollen gute, das heißt zu unterstützen“. Das Programm turgesetz vorlegen zu wollen. so das Arbeitspapier, mit einem erwei- gut bezahlte und sozialversicherungs- „Aktiv vor Ort“ unterstützt vor al- Die LINKE im Freistaat lädt dazu alle terten Vorkaufsrecht für die Landge- pflichtige Arbeitsplätze erhalten und lem Vereine im ländlichen Raum zu einer gemeinsamen Diskussion ein sellschaft mit einer langen Haltefrist schaffen.“ Dies gelänge vor allem, in- mit bis zu 5.000 Euro, der Sonder- – die eigenen Vorschläge hat man in und mit klaren sozial-ökologischen Kri- dem dafür Sorge getragen wird, dass fonds „Vereine in Not“ hilft mit bis einem Arbeitspapier zu den Zielen ei- terien für Verpachtung und Verkauf. Es landwirtschaftliche Flächen erhalten zu 4.000 Euro bei finanziellen Not- ner Agrarstruktur-Reform zusammen- gehe keineswegs darum, „Bauern zu bleiben und nicht ersatzlos für Infra- lagen. +++ „Die ausdrückliche gefasst und im März in einer Fraktions- enteignen oder Privateigentum am Bo- strukturprojekte und Ausgleichsmaß- Verankerung einer Handlungs- sitzung beschlossen. Es gehe unter an- den in Frage zu stellen. Aus unserer nahmen wegfallen. pflicht gegen Rassismus, Antisemi- derem darum, heißt es darin, „spekula- Sicht ist nicht nur die Eigentumsstruk- Und die explodierenden Bodenpreise tismus und Rechtsextremismus in tives Kapital aus dem Bodenmarkt zu tur, sondern auch die Bewirtschaf- der letzten Jahre? Sie sind einer der der Verfassung ist dringend not- verdrängen. Auch normale Flächenver- tungsstruktur (zum Beispiel genossen- Hauptgründe dafür, dass das Thema wendig“, bekräftigt Anja Müller, käufe sind ein Problem, aber es gibt schaftlich oder kollektiv) zentral wich- Agrarstrukturgesetz überhaupt auf die Sprecherin der LINKE-Fraktion für drei gute Gründe, der Regulierung von tig. Es sollte eine Obergrenze für öffent- Tagesordnung gekommen ist. Die LIN- Demokratie und Verfassung nach Anteilsverkäufen eine hohe Priorität liches Eigentum mit in ein Gesetz auf- KE strebt hier das Ziel einer Preisdämp- der Anhörung zum Vorschlag von beizumessen: Sie sind in der Regel sehr genommen werden, damit das Land fung an, die auch langfristig funktio- Rot-Rot-Grün, eine entsprechende, viel größer, d.h. betreffen mehr Fläche nicht selbst als Preistreiber am Boden- niert. Dazu müssten Pacht- und Kauf- ausdrückliche Handlungspflicht als normale Flächenverkäufe. Sie wer- markt fungiert.“ preise eher niedrig gedeckelt werden, als Staatsziel in der Landesverfas- den oft von außerlandwirtschaftlichen Im Arbeitspapier wird „große Vielfalt bei 10 bis maximal 20 Prozent über sung zu verankern. Darauf hätten Investoren getätigt. Sie sind bislang gar beim Grundbesitz“ als erstrebenswer- dem lokalen Bodenrichtwert. auch die meisten Anzuhörenden nicht reguliert.“ tes Ziel definiert, „weil das die Resilienz Was die Größen der landwirtschaft- gedrängt. Müller verwies zugleich Ein weiterer Pfeiler eines linken Ag- erhöht, den einzelnen Landwirt*innen lichen Betriebe angeht, strebt die LIN- darauf, dass die meisten Anzuhö- rarstrukturgesetzes besteht im „Auf- mehr Optionen bietet und Preistreibe- KE aus sozialer und ökologischer Sicht renden dem CDU-Vorschlag einer bau einer begrenzten landwirtschaftli- rei durch Einzelne verhindert. Breite eine
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