Volker Wolter Goethe, Schiller, Heine und all die anderen. Eine literarische Zeitreise durch

2. Semester der Studienstufe Literarische Studienfahrten nach WEIMAR 14. Juli bis 19. Juli 2016 Liebe Schülerinnen und Schüler, wenn wir im Juli 2016 nach Weimar fahren, nehmen wir den Faden des jetzigen Abitur- jahrganges wieder auf und setzen eine seit vielen Jahren geltende Tradition am Gym- nasium Rahlstedt fort. „Anfangs will der Mensch in die nächste Stadt - dann auf die Uni- versität - dann in eine Residenzstadt von Belang - dann (falls er nur 24 Zeilen geschrie- ben) nach Weimar - und endlich nach Italien oder in den Himmel“, schreibt Jean Paul 17971 und er beschreibt damit eine Stellung dieser um das Jahr 1800 gerade mal 6.000 Einwohner zählenden kleine Stadt, deren Bedeutung bis heute anhält. Weimar steht seit vielen Jahren im unmittelbaren Zusammenhang mit dem im Hambur- ger Bildungsplan für Deutsch ausgewiesenen Semesterakzent „Literatur und Sprache von der Aufklärung bis zur Klassik“. Damit steht Weimar schon mal im Fokus, denn viele der in diesen Epochen relevanten Schriftsteller versammelten sich in Weimar (allen voran: Goethe), oder sie orientierten oder rieben sich zumindest an Weimar: Man kam nicht an diesem Ort nicht vorbei.

Es gab in Weimar auch eine großartige Zeit lange vor Goethe, die den Ruf mit begründete: Von 1708 bis 1717 wohnte Johann Sebastian Bach dort; in seinem Wohn- haus direkt neben dem jetzigen Hotel „Elephant“ kamen seine beiden Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emmanuel zur Welt. Auf unserem Stadtspaziergang wer- den wir dort vorbeikommen, wo statt seines Hauses nur noch ein schnöder Hotelpark- platz mit Marmortafel an der Umfassungsmauer existiert.

Goethe (geb. 1749) lebte seit 1775 bis zu seinem Tode 1832 in Weimar - auf Einladung des dortigen frischgebackenen Herzogs Carl-August von Sachsen-Weimar-Eisenach war er dort 1775 hingezogen. Dieser hatte beim Erscheinen von Goethes Bestseller „Die Leiden des jungen Werthers“ 1774 als gerade mal 17jähriger diesen Briefroman des „Sturm und Drang“ verschlungen wie viele seiner Altersgenossen und war begierig darauf, dessen Autor so schnell wie möglich kennen zu lernen. Carl-August lud Goethe, den er kurz vorher in Frankfurt persönlich kennengelernt hatte, sofort nach Weimar ein. Goethe blieb. Daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft bis zum Tode Carl-Augusts 1828 (Goethe überlebte ihn, obwohl 8 Jahre älter als Carl-August, um 4 Jahre und starb 1832). Ein deutscher Spielfilm hat die biographischen Bezüge des „Werther“-Romans zu seinem Autor im Jahre 2010 in interessanter Weise thematisiert: „Goethe!“.

Es muss in der Anfangszeit ziemlich derb zugegangen sein im Herzogtum des neuen Regenten. Verantwortungsvolles „Regieren“ machte offenbar noch keinen Spaß. Carl- August hatte zunächst viel mehr Interesse daran, mit Goethe wild durch die Gegend zu reiten, auf Heuböden zu übernachten, Schabernack mit seinen Untertanen zu treiben und den Mädchen hinterherzusteigen oder fluchend und obszön über das „durchaus Scheißige dieser zeitlichen Herrlichkeit“ (Goethe 1776 in einem Brief an Merck) zu rä- sonieren. Mit den „Genie“-Vorstellungen ihrer Zeit im Rücken, meinten beide vielleicht, zu diesem Berserkertum jedes Recht zu haben. Ob sich darin die humanistischen Ideen von Carl-Augusts langjährigem weimarischem Lehrer und Erzieher, dem Schriftsteller (geb. 1733, gest. 1813), wiederfanden, darf wohl bezweifelt werden. Immerhin aber sahen sich allesamt als „aufgeklärte“ Geister jenseits der über- kommenen gesellschaftlichen Konventionen eines Ständestaats. Von dem revolutionä-

1 Das Kampaner Tal oder über die Unsterblichkeit der Seele, nebst einer Erklärung der Holzschnitte unter den 10 Geboten des Katechismus, in: Norbert Miller (Hrsg.): Jean Paul. Sämtliche Werke. Abteilung I. Vierter Band. Klei- nere erzählende Schriften 1796–1801, S. 586

2 ren Schwung des „Sturm und Drang“ ist einige Jahre später nicht mehr viel erhalten; als Goethe 1788 von seiner großen Italienreise zurückkehrt, bringt er eine große Begeiste- rung für das klassische Erbe der Griechen und Römer mit. Die „Weimarer Klassik“ wird geboren, Weimars „Goldenes Zeitalter“ findet seinen Höhepunkt, als 1799 nun auch Schiller nach Weimar zieht (er hatte u.a. 1786 die von euch im 1. Semester bearbeitete Erzählung „Verbrecher aus verlorener Ehre“ geschrieben) und dort bis zu seinem Tode 1805 genialisch mit Goethe zusammenarbeitet.

Heinrich Heine, dessen „Wintermärchen“ Ihr im 2. Semester bearbeitet habt, besucht Weimar 1824. Er möchte die Stadt kennen lernen, v.a. aber den „Olympier“ Goethe tref- fen. Er wird „vorgelassen“ und erlebt einen mürrischen, wortkargen Goethe, der von ihm noch wenig bis gar nichts gelesen hatte, noch weniger an ihm interessiert ist und voll- ends erstarrt, als Heine ihm erzählt, auch er arbeite an einem „Faust“.

Nach Goethes Tod (1832) ist kulturell in Weimar nicht alles vorbei. Das nun folgende so genannte „Silberne Zeitalter“ der Stadt beginnt: Franz Liszt wird zum Kapellmeister be- rufen; 1849 wohnt Richard Wagner eine Zeitlang bei seinem Förderer Liszt, der 1850 die Uraufführung von Wagners „Lohengrin“ in Weimar durchsetzt. In der Malerei sind Namen wie Arnold Böcklin, Franz Lenbach und Reinhold Begas bedeutend. Und auch im 20. Jahrhundert ist der „Geist von Weimar“, diese kunstsinnige, liberale, intellektuelle Atmosphäre der Stadt präsent: Das „Bauhaus“ bündelt noch einmal alle bedeutenden Personen der Moderne in Kunst, Architektur und Design (ab 1919). Die „Weimarer Re- publik“ setzt einen Meilenstein in der demokratischen Kultur Deutschlands. Die Moderne in der Literatur spielt sich woanders ab. Immerhin aber gehen auch die modernen Lite- raten am literaturgeschichtlichen Erbe Weimars nicht achtlos vorbei. Beispiel Franz Kaf- ka: Er steckt 1912 mitten in den Arbeiten zu dem vom jetzigen Abitur-Jahrgang im 2.Semester bearbeiteten Roman „Der Verschollene“, als er mit seinem Freund Max Brod im Rahmen einer Deutschlandreise vom 29. Juni bis 7. Juli auch Weimar besucht. Es ist eine klassische „Bildungsreise“, wie sie seit Goethes Tod, insbesondere aber seit dem öffentlichen Zugang von Goethes Wohnhaus Am Frauenplan 1886, üblich wurde.

Und nun also wir in Weimar!

Kafkas Besuchsprogramm ist unserem Programm (naturgemäß) nicht unähnlich. Ich zitiere aus einer Reisebeschreibung und deu- te durch Kursivdruck an, was auch auf unsrem Programm steht:

„Am späten Nachmittag des 29. Juni 1912 bestiegen Brod und Kafka in Leipzig den Zug nach Weimar, wo sie eine Woche Urlaub machen und die Gedenkstätten der deutschen Klassiker besuchen wollten, auf die sie durch jahrelanges Goethestudium vorbereitet waren. Sie nahmen im Hotel Chemnitius Quartier und gingen noch spätabends zum Goethe- haus. Am darauf folgenden Vormittag, einem Sonntag, besichtigten sie das Schillerhaus, über das Brod lapidar urteilte: Nicht so arm wie in unseren Begriffen. Anschließend begaben sie sich ins Goethehaus, wo Kafka die 16jährige Margarethe Kirchner kennen lernte, eine Tochter des Hausmeisters, mit der er sich in den da- rauf folgenden Tagen mehrmals verabredete.

Nach der Besichtigung des Goethehauses speisten die Freunde im benachbarten Gasthaus Zum weißen Schwan. Anschließend ging Brod ins Hotel zurück, wo er die nächsten Stunden schlafend und lesend im Bett verbrachte, während Kafka mit der Familie Kirchner einen Ausflug zum nahe gelegenen Schloss Tiefurt unternahm, wo man unter der Führung Gretes die Bel- etage des Gebäudes besichtigte, das von 1781 bis 1806 der Herzogin Anna Amalia als Som-

3 merresidenz gedient hatte. Am Abend dieses Tages machten Brod und Kafka einen Spazier- gang durch die Stadt. Kombiniert man einen Eintrag in Brods Reisetagebuch vom 30. Juni und entsprechende Ausführungen in seinem autobiographischen Roman „Zauberreich der Liebe“ mit einer Notiz Kafkas vom 2. Juli, wo von einem Erdbeeressen vor „Werthers Garten“ die Rede ist, lässt sich schließen, die beiden hätten in diesem am Theaterplatz gelegenen Lokal mehrfach Rast gemacht.(…)

Am 1. Juli besichtigten die Freunde vormittags Goethes Gar- tenhaus im Park an der Ilm [siehe nebenstehend: Zeichnung Kafkas vom Gartenhaus], den Nachmittag verschliefen sie, und gegen Abend bummelten sie wieder durch die Stadt, wobei sie am Haus der Frau von Stein vorbeikamen; schließlich erfrisch- ten sie sich in der Schwimm- und Badeanstalt in den Schwan- see-Anlagen. Dies jedenfalls lässt sich aus Brods „Zauberreich der Liebe“ erschließen, wo davon die Rede ist, man habe im Stadtteich gebadet.

Am darauf folgenden Morgen besuchten sie die Mansardenzimmer im Goethehaus, die damals in die museale Präsentation einbezogen waren, am Nachmittag stand das Liszthaus auf dem Programm, während sie den Abend im Kabarett Tivoli verbrachten.

Am 3. Juli, es war Kafkas 29. Geburtstag, begaben sich die beiden in den Garten des Goe- thehauses, wo sich Kafka mit der Tochter des Haus- meisters des Goethehauses auf einer Bank photo- graphieren ließ. Den Rest des Vormittags verbrach- ten die Freunde wieder in der Badeanstalt. Am Nachmittag besuchten sie die Großherzogliche Bib- liothek (heute „Herzogin Anna Amalia Biblio- thek“), und ergingen sich anschließend im Park an der Ilm, den der Herzog Carl August im Verein mit Goethe nach dem Vorbild des Wörlitzer Parks hatte anlegen lassen. Dabei sahen sie das Borkenhäus- chen, das Goethe 1778 zum Namenstag der Herzo- gin Luise erreichten ließ, das 1904 enthüllte Shake- spearedenkmal, den Schlangenstein und schließ- lich das 1797 von Carl August in Form eines Tempels errichtete Römische Haus, das der großherzoglichen Familie als Sommerwohnung diente. Danach ruhten sich beide auf Steinbän- ken auf dem Karlsplatz (heutiger Goetheplatz) aus.

Am darauf folgenden Tag fuhr Brod in Verlagsangelegenheiten nach , während Kafka zu- nächst die Fürstengruft auf dem Friedhof besuchte und anschließend wieder das Schwanen- seebad aufsuchte. Den Nachmittag verbrachte er, auf Grete wartend, die nicht zu einem ver- sprochenen Rendezvous kam (…).

Am Morgen des 5. Juli waren Brod und Kafka im Goethe- und Schiller-Archiv zu Gast, nachmit- tags unternahmen sie eine Kutschfahrt (…) zum nahe gelegenen Schloss Belvedere , das sie besichtigten.“2

2 zitiert nach: Hartmut Binder: Über den Umgang mit Topographica in Kritischen Ausgaben am Beispiel der Tage- bücher Kafkas, In: Edition von autobiographischen Schriften und Zeugnissen zur Biographie, hrsg. von Jochen Golz, Tübingen 1995, S. 160

4 Organisatorisches

Die Gruppe kommt am 14.7. um 16.57 Uhr in Weimar an und wohnt zunächst bis zum Sonntag in der Jugendherberge Ettersberg und an Spnnatg bis Dienstag im Jugendgäs- tehaus „Maxim Gorki““3 (der Weg zum Jugendgästehaus ist auf der letzten Seite be- schrieben).

Bitte informiert eure begleitenden Lehrkräfte rechtzeitig vor Beginn der Reise, wenn Ihr vegetarisches oder schweinefleischloses Essen wünscht oder wenn ei- ne Laktoseunverträglichkeit vorliegt, damit ich das entsprechend ordern kann. Hinweise auf Allergien, Anfallsleiden, Diabetes, besondere Medikamente usw. bit- te, wie immer, rechtzeitig schriftlich an die Kolleginnen. Bitte unbedingt die Schülerausweise mitnehmen! Verlängerungen bei Frau Schümann und Frau Kuhlmann.

Wir werden uns ja nicht nur in den Wohnhäusern der Weimarer Größen aufhalten, son- dern auch in der Landschaft. Wir erleben es immer wieder, dass Schülerinnen und Schüler bei den Spaziergängen schon nach kurzer Zeit „schlapp“ machen, weil sie schlechtes Schuhzeug anhaben oder weil es mal regnet. In Buchenwald ist es zudem immer furchtbar zugig und kalt! Dort bitte auch, unabhängig von dem sonstigen Wetter, eine Jacke mitnehmen!

Am Morgen gibt es in der Jugendherberge ein reichhaltiges Frühstück (Zeit nach Ver- einbarung, aber bis 9 Uhr; bitte ordentlich frühstücken; dann kommt man gut über Tag), abends (voraussichtlich um 19.00 Uhr, Näheres nach Absprache vor Ort) wird in der Ju- gendherberge warm gegessen. Um die Mittagszeit kann man sich überall in der Stadt mit Kleinigkeiten (Spezialität „Thüringer Bratwurst“ im Brötchen, ca. 2,00 bis 2,50 €: sehr empfehlenswert!) versorgen. Es gibt auch die Möglichkeit, sehr preiswert in der Mensa der „Bauhaus-Universität“ etwas Kleines zu essen, wenn man anders nicht über den Tag kommt (Marienstraße / Belvederer Allee stadtauswärts kurz vor dem Liszt-Haus links durch ein Tor).

Wer abends etwas unternehmen will, geht z.B. ins „Residenz-Café“ (RESI, Nähe Schloss), in den „Kasseturm“ am Goetheplatz (oft mit Live-Musik), ins „Frauentor“ oder andere Studenten-Pinten: überall halbwegs bezahlbare Preise. Am Goetheplatz gibt es das Kino „mon ami“.

Weimar ist eine Kleinstadt. Trotzdem gilt, was auf Schulfahrten immer gilt: Bitte geht abends nie allein in die Stadt, immer mindestens zu dritt, wobei mindestens ein Handy verfügbar sein muss (Ausnahmen nur nach Absprache mit den begleiten- den Lehrerinnen). Bitte erfragt bei begleitenden Kolleginnen deren Handynummern. Sie sind immer eure ersten Ansprechpartner. Gebt ihnen bitte auch eure eigenen Num- mern (z.B. während der Zugfahrt).

Die begleitenden Lehrkräfte sprechen mit euch verbindlich ab, wann man abends spä- testens wieder in der Jugendherberge sein muss.

Meine Handy-Nummer für Notfälle: 0176 42850226.

Ich freue mich darauf, mit euch und euren Kursleiterinnen einige interessante Tage in Weimar zu verbringen.

3 http://www.jugendherberge.de/de-de/jugendherbergen/weimar%20-%20jgh%20maxim%20gorki136/portraet

5 WICHTIGE WEIMARER PERSONEN

Die oben genannten und weitere Personen, Anna Amalia (die Herzogen-Mutter, eine weltgewandte, gebildete Frau), Goethe (über viele Jahre nicht nur Weimarer Schriftstel- ler, sondern am Hof des Herzogs auch noch Minister usw.), Carl-August (der Herzog), Wieland, aber auch (erst 1799 endgültig nach Weimar gezogen, um

6 dort Goethe für gemeinsame schriftstellerische Projekte näher zu sein; gestorben schon 1805), Goethes Frau Christiane, geb. Vulpius, oder seine langjährige Freundin Char- lotte von Stein, werden uns durch ihre Wohnhäuser präsent sein und auf unseren Gängen durch die Stadt, den Park an der Ilm oder durch die Häuser immer wieder zum Gegenstand von Geschichten. Trotz der kurzen Zeit in Weimar darf man Schiller genauso wie Goethe (der von 1775 bis 1832 in Weimar lebte) als eine der „typischen“ Weimarer Gestalten bezeichnen - wie Wieland, wie Herder und die vielen anderen Autoren, Philosophen und Wissenschaft- ler, deren längerer oder kürzerer Aufenthalt in Weimar zur Lebenszeit Goethes den Ruf der Stadt als „Musen-Stadt“ begründeten und dieser Zeit den Namen des „Goldenen Zeitalters“ in der Geschichte Weimars gaben.

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8 PROGRAMM-INFORMATIONEN

(Dieses Programm enthält Hyperlinks auf Texte innerhalb dieser Programmbeschreibung sowie Links, wie sie innerhalb von WIKIPEDIA gesetzt sind. Letztere funktionieren natürlich nur, wenn Ihr dieses Besuchs- programm auf dem Rechner habt (z. B. über Commsy) und dann online seid! Für die Links wird keine Verantwortung übernommen.)

HINFAHRT 14.7. 11.59 Uhr Abfahrt Bahnhof Rahlstedt. 12.36 Uhr Weiterfahrt ab Hauptbahnhof, Gleis 7 Richtung Erfurt (ICE 1683), Weiterfahrt Erfurt 16.44 Uhr Gleis 3a (RE 3911), Ankunft in Weimar 16.57 Uhr. Das Gepäck wird uns am Bahnhof abgenommen! Kurzer Aufenthalt in Weimar.. 18.00 Uhr Empfang eines Teils der Gruppe durch Vertreter der Stadt ca.18.45 Uhr Fahrt zur Jugendherberge Ettersberg ca. 19.30 Uhr Warmes Essen in der Jugendherberge

RÜCKFAHRT 19.7.. 11.58 Uhr Rückfahrt ab Weimar, Gleis 3, Göttingen ab 13.52 Uhr Gleis 8, Ankunft Hamburg-Hbf. 16.29 Uhr, HH-Rahlstedt 16.54 Uhr

***

Verbindliche Besichtigungen (Änderungen vorbehalten) Freitag, 15.7.  Gedenkstätte Buchenwald. 10.30 Uhr: Film; 11.00 Uhr Führung durch das ehemalige La- ger (ca.90 Minuten). Anschließend an die Führung werden wir als Gruppe ein Blumen- gesteck an der Gedenkplatte (am Eingangsgebäude) niederlegen.

 Fahrt mit dem Bus nach Weimar: Nach einer Pause mit Stärkung ein Literarischer Spa- ziergang durch Weimar, einschl. Besuch Kirms-Krackow-Haus und Herderkirche, Goe- thes Gartenhaus im Park an der Ilm. Führung: V.Wolter

 Voraussichtlich 19.00 Uhr warmes Abendessen in der Jugendherberge

Sonnabend, 16.7.  Gruppe 1: Wittumspalais mit individueller Führung 10.00 Uhr, ca. 1 Stunde Schillers Wohnhaus. Besichtigung mit Führung 12.00 Uhr, 60 Minuten Goethe Nationalmuseum, Ausstellung. Besichtigung mit Führung 14.30 Uhr Goethes Wohnhaus, Selbständige Besichtigung 16.00 Uhr, anschl. Gang zum Park an der Ilm: Besichtigung von Goethes Gartenhaus.

 Gruppe 2: Wittumspalais mit individueller Führung 10.30 Uhr, ca. 1 Stunde Schillers Wohnhaus. Besichtigung mit Führung 12.30 Uhr, 60 Minuten Goethe Nationalmuseum, Ausstellung. Besichtigung mit Führung 15.00 Uhr Goethes Wohnhaus, Selbständige Besichtigung 16.30 Uhr  Voraussichtlich ab 18.00 Uhr warmes Abendessen in der Jugendherberge

9 Sonntag, 17.7.  Nach dem Frühstück um 8.30 Uhr Zimmer besenrein verlassen. Schlüsselabgabe. Das Gepäck wird zum Jugendgästehaus „Maxim Gorki“ transportiert. Die beiden Gruppen fahren mit dem Bus nach Weimar. Spaziergang an der Ilm zum Schloss Tiefurt. Gruppe 1: Selbständige Besichtigung ab 10.00 Uhr Gruppe 2: Selbständige Besichtigung ab 10.30 Uhr  Anschließend: Picknick im Tiefurter Park. Rückfahrt mit dem Bus nach Weimar  Gruppe 1: Anna Amalia Bibliothek. Besichtigung mit Führung 15-00 Uhr Gruppe 2: Anna Amalia Bibliothek. Besichtigung mit Führung 15.30 Uhr  Freizeit  Treffen vor dem Goethehaus: Gemeinsamer Gang zum Jugendgästehaus „Maxim Gorki“, Warmes Abendessen. Freizeit

Montag, 17.7.  Beide Gruppen: Besichtigung Historischer Friedhof, mit „Fürstengruft“ (Begräbnisstätte Goethe, Schiller und Carl August). Führung: Die Kolleginnen bzw. V.Wolter  Spaziergang durch den Park an der Ilm. Besichtigung „Römisches Haus“  Nachmittags: Nach persönlichem Interesse und in Absprache mit den Lehrkräften: Liszt- Haus, Bauhaus-Museum, Jacobikirchhof o.a.  Abschlussabend im Jugendgästehaus (ggf. mit Weimar-Quiz)

Dienstag, 18.7.  Nach dem Frühstück: Räumen der Zimmer, Schlüsselabgabe. Das Gepäck wird später durch das Jugendgästehaus zum Bahnhof transportiert.  Stadtschloss. Selbständige Besichtigung (Audioguide). Zeit: Absprache  Anschl. Freizeit  Rückfahrt 13.52 Uhr Bahnhof Weimar. Ggf. früher (in Absprache mit Lehrkräften)

Juni 2015: Eine Gruppe des Abiturjahrgangs 2016

10 Allgemeine Hinweise zur Vorbereitung

Zur Vorbereitung auf die Fahrt stehen euch, neben diesem kleinen Führer, auch einige DVDs zur Verfü- gung. Bitte bei Interesse bei mir melden. Die DVD können auch in den Jugendherbergen angesehen wer- den.:

 GOETHE! (Bearbeitung des Werther-Stoffs und von Goethes Biografie), Deutschland 2010, u.a. mit Moritz Bleibtreu, Henry Hübchen, Burghart Klaußner, Volker Bruch, Ale- xander Fehling, Miriam Stein, Hans-Michael Rehberg , 100 min.  Die BRAUT (zum Verhältnis von Goethe und ), Deutschland 1999, u.a. mit Herbert Knaup (Johann Wolfgang von Goethe), Veronica Ferres (Christiane Vul- pius), Sibylle Canonica (Charlotte von Stein), Franziska Herold (Charlotte Lengefeld- Schiller), Christoph Waltz (Herzog Carl August), Friedrich Wilhelm Junge (Christoph Martin Wieland), Rüdiger Vogler (Hans-Heinrich Meyer), Maria Happel (Tante Juliane), Fritzi Haberlandt (Ernestine), Jörg Schüttauf (Goethes Diener), 112 min.  SCHILLER (die frühe Zeit Schillers: erste literarische Erfolge mit den Räubern, Kabale und Liebe usw., Verhältnis zu Iffland), Deutschland 2005, u.a. mit Matthias Schweighö- fer als Schiller (90 min.)  „Der Geist von Weimar“, Filmbericht von Peter Merseburger (Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt seit Goethe bis heute, 60 min.)  „Weimarer Plätze“, Dokumentation von 2010 über die Stadt und ihre „Geistesgrößen“, Deutschland 2010 (45 min.)  „Die geliebten Schwestern“.- Deutscher Spielfilm, 2014, Regie: Dominik Graf. Es geht um Schiller und seine Doppelbeziehung zu den beiden Lengefeld-Schwestern, zwischen denen er sich schließlich für entscheidet. (134 min.)  Darüber hinaus stehen DVDs zur DNA-Identifizierung der sterblichen Überreste im Schiller-Sarg (Fürstengruft) sowie zum Brand und den Restaurierungsmaßnahmen in der Anna-Amalia-Bibliothek zur Verfügung.

Ferner werden in diesem kleinen Heft einige Reiseführer genannt.

Im Park von Tiefurt

11 HAAB: Herzogin Anna Amalia Bibliothek (aus Wikipedia) Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, kurz HAAB, wurde 1691 von Herzog Wilhelm Ernst in Wei- mar gegründet. Weltberühmt ist der ovale und über drei Geschosse reichende Rokokosaal, den ein großes Öl-Portrait des Herzogs Carl August ziert, gemalt von Ferdinand Jagemann.

Geschichte Das Gebäude ist als Wohngebäude von Herzog Johann Wilhelm nach seiner Heirat mit der Pfalzgräfin Dorothea Susanna zwischen 1562 und 1569 entstanden. Der Name „Grünes Schlöß- chen“ (heute „Grünes Schloss“) geht vermutlich auf die Kupferdeckung des Daches zurück. 1706 ernannte Herzog Wilhelm Ernst den Wittenberger Universitätsprofessor Konrad Samuel Schurz- fleisch zum ersten Direktor der Fürstlichen Bibliothek, die damals jedoch vermutlich noch nicht in dem Gebäude untergebracht war. Benannt ist die Bibliothek nach Anna Amalia (1739–1807), der Herzo- gin von Sachsen-Weimar-Eisenach, während deren Regentschaft 1766 der Umzug der höfischen Büchersammlung in das Grüne Schloss erfolg- te. Mit der Volljährigkeit 1775 übernahm Anna Amalias Sohn Carl Au- gust die Regierung. Als neuer Landesherr unterhielt und förderte er die fürstliche Bibliothek weiter. Unter Leitung von Clemens Wenzeslaus Coudray wurde zwischen 1821 und 1825 der angrenzende Turmbau zum Bibliotheksturm umgebaut und um einen Stock erhöht. Nach Plänen von Coudray von 1844 wurde das Gebäude bis 1849 um zwei Achsen Richtung Norden erweitert. 1797 beauftragte August Johann Wolfgang von Goethe und dessen Kollegen im Geheimen Con- silium Christian Gottlob Voigt (1743–1819) mit der Oberaufsicht über die Bibliothek. Goethe leitete sie 35 Jahre bis zu seinem Tode 1832 als Bibliothekar und führte sie qualitativ zu einer der zwölf bedeutendsten Bibliotheken Deutschlands jener Zeit. Sie prägte die Epoche der Weimarer Klassik mit und ist bis heute eines der wichtigsten Archive der Epoche. Trägerin ist heute die Klassik Stiftung Weimar. Die Forschungsbibliothek verfügte vor dem Brand über einen Bestand von etwa 1.000.000 Bän- den mit Sammlungsschwerpunkt auf der deutschen Kultur- und Literaturgeschichte der Klassik zwischen 1750 und 1850 unter besonderer Berücksichtigung von Germanistik, Geschichte, Phi- losophie, Kunst, Musik und Thüringen. Unter ihren Sondersammlungen befindet sich die mit 13.000 Bänden größte Faust-Sammlung der Welt sowie eine bedeutende Shakespeare-Sammlung von ca. 10.000 Bänden. Zusammen mit weiteren Klassiker-Stätten in Weimar gehört die Herzogin Anna Amalia Biblio- thek seit 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes begründete die UNESCO mit der „großen kunsthistorischen Bedeutung öffentlicher und privater Gebäude und Parklandschaften aus der Blütezeit des klassischen Weimar“ und mit der „herausragenden Rolle Weimars als Geistes- zentrum im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert“. Zum Welterbe zählen insgesamt elf Gedenkstätten in Weimar, „deren Wert sich aus der Verbindung von historischem Geschehen, baulicher Hülle und authentischer Ausstattung bildet“ (Deutsche UNESCO- Kommission e.V.). 2003 wurde die Fördergesellschaft "Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek" (GAAB) in Weimar gegründet.

Ausbau der Bibliothek ab 2002 Bau des Tiefenmagazins der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Im Mai 2002 wurde mit einem Ausbau zu einem Bibliothekszent-

12 rum für Weimar mit zwei unterirdischen Magazinen für 1,4 Millionen Bücher begonnen. Das 23 Millionen Euro teure Projekt sollte bis Februar 2005 abgeschlossen sein. Während der Umbau- maßnahmen wurde Anfang August 2004 mit einem Umzug der ersten Bücher begonnen.

Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek am 2. September 2004 um 22:30 Uhr Am Abend des 2. September 2004 brach ein Brand im Dachstuhl des Hauptgebäudes aus, der im zweiten Geschoss des Rokoko-Saales von der Feuerwehr gestoppt werden konnte. Die Brandur- sache konnte auch nach einem Abschlussgutachten des Bundeskriminalamtes nicht eindeutig ge- klärt werden. Die der Erfurter Staatsanwaltschaft vorliegenden Ergebnisse legen einen techni- schen Defekt als wahrscheinliche Ursache nahe. Danach soll ein Schwelbrand, ausgelöst durch ein angeschmortes Elektrokabel, ursächlich für das Feuer gewesen sein. Während des Brandes wurden aus dem Gebäude ca. 50.000 Bücher , darunter eine Lu- therbibel von 1534. 50.000 Bände sind als Totalverlust zu verbuchen, darunter neben tausenden Büchern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auch die Musiksammlung der Herzogin Anna Amalia aus dem 18. Jahrhundert und Teile der Sammlung des ersten Weimarer Bibliothekars Konrad Samuel Schurzfleisch, rund 62.000 Bände sind durch Löschwasser und Brand zum Teil stark be- schädigt worden. Betroffen sind somit zwei Fünftel der Drucke bis 1850. Um die beschädigten Bücher retten zu können, wurden sie tiefgefroren. Die Einfrierung bei −20 °C erfolgt in erster Linie, um einer gefährlichen Schimmelbildung vorzubeugen, die die Bücher endgültig zerstören würde. Sie sollen nach und nach von Fachleuten des Zentrums für Bucherhaltung in Leipzig res- tauriert werden. Die Restaurierung dieser großen Zahl an Büchern soll im Jahr 2015 abgeschlos- sen werden. Bereits in der Brandnacht wurden die ersten wassergeschädigten Bücher zur Gefriertrocknung in das Zentrum für Bucherhaltung Leipzig gebracht, in den folgenden Tagen auch die aus dem Brandschutt geborgenen, zum Teil stark verkohlten und feuchten Codices. Bestandsaufnahme zwei Jahre danach: rund 36.000 Bücher mit Wasserschäden sind sämtlich ge- rettet (kompliziert wegen chemischen Schäden vom Löschschaum); für rund zehn Millionen Eu- ro. Auf der Brandebene geborgene rund 28.000 Bücher bleiben tiefgekühlt (werden in den nächs- ten Jahren nach und nach kategorisiert). Die Wiederherstellung und Sanierung der Bibliothek wurde im Sommer 2007 abgeschlossen. Am 24. Oktober 2007, dem 268. Geburtstag der namensgebenden Herzogin Anna Amalia und dem Tag der Bibliotheken, wurde die Bibliothek durch den Bundespräsidenten Horst Köhler wieder- eröffnet. Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes betrugen 12,8 Millionen Euro.

Der Bücher-Kubus Nach dem Umzug in das neue Magazin wurden am 5. Feb- ruar 2005 die Freihandbereiche des neuen Studienzentrums für die Bibliotheksbenutzer geöffnet. Zentrum ist der soge- nannte Bücher-Kubus. In den Freihandbereichen im und um den Bücher-Kubus werden mehr als 100.000 Medien frei zugänglich und systematisch geordnet angeboten. Literatur . … auf daß von Dir die Nach-Welt nimmer schweigt: die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar nach dem Brand, hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen und der Thüringi- schen Landeszeitung in Zusammenarbeit mit der Ge- sellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V. [Red.: Iris Kolomaznik ...], Weimar 2004, ISBN 3-7443-0127-3 . Konrad Kratzsch: Kostbarkeiten der Herzogin Anna

13 Amalia Bibliothek Weimar, 3. durchges. Aufl. – Leipzig: Ed. Leipzig, 2004, ISBN 3-361- 00412-8 . Michael Knoche: Die Bibliothek brennt. Ein Bericht aus Weimar 2006, Göttingen: Wall- stein Verlag. . Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Nach dem Brand in neuem Glanz. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar hrsg. von Walther Grunwald, Michael Knoche und Hellmut Seemann. Mit Fotogr. von Manfred Hamm, : Meissner, 2007, ISBN: 3-87527-114- 9 . Claudia Kleinbub, Katja Lorenz und Johannes Mangei (Hrsg.): Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben. Vom Wiederaufbau der Büchersammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar / Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2007, ISBN 978-3-525-20851-9 . Annette Seemann: Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Frankfurt/Main und Leipzig, Insel Verlag 2007 (Insel-Bücherei 1293), ISBN 978-3-458-19293-0 ______Bitte auf gutes Schuhwerk achten!

„Durch den Park an der Ilm“

Am Rand der Altstadt, von der Ilm durchflossen, erstreckt sich ein englischer Landschaftspark, der sich seit Goethes Zeiten kaum verändert hat. „Park an der Ilm“ heißt er offiziell, doch da Goethe in den Anfangsjahren an der Gestaltung mitwirkte, nennen die Weimarer dieses land- schaftliche Kleinod auch „Goethepark“. Die 0,6 km² große Anlage beginnt bei der Kegelbrücke und endet bei der Schaukelbrücke. Ein Spaziergang dauert normalerweise etwa zwei Stunden; da wir aber den ganzen Tag schon auf den Beinen waren, kürzen wir ihn ab, zumal es im Winter früh dunkel wird (wir können erst ca. 14.00 starten). Ein Spaziergang beginnt normalerweise bei der Kegelbrücke (auf der Karte links) und führt vor- bei an der Rückseite des Schlosses, das eines der markantesten Bauwerke Weimars ist. Wir wer- den aber voraussichtlich erst an der (15) Sternbrücke (1651-53) starten. Wir kommen vom Schloss aus auf die Brücke und nehmen auf der linken Seite einen Treppenabgang. Wir landen am östlichen Ilmufer, wo wir linker Hand die (14) künstliche Sphinxgrotte (1786) mit der Sprudelquelle und rechter Hand die Läutraquelle erreichen. Dann auf dem großen Corona- Schröter-Weg weiter.

14 (1) Goethes Gartenhaus ist das nächste Ziel. Im Garten, der sich wieder wie zu Goethes Zeiten zeigt (er ist ohne Eintritt zu betreten; uns fehlt bei diesem Spaziergang hierzu möglicherweise die Zeit), steht am westlichen En- de der »Stein des guten Glücks«, der in Miniaturausgabe in den Souvenirgeschäften Weimars angeboten wird. »Hab ein liebes Gärtgen vorm Tore an der Ilm schönen Wiesen«, notierte der Dichter 1776 stolz über seine Neu- erwerbung, die sechs Jahre lang sein Zuhause war. Zu dieser Zeit war das Ilmufer noch eine Art Wildnis. Chris- toph Martin Wieland meinte, ohne eine Abteilung Artille- rie, die eine Schneise in die Hecken und Sträucher schie- ßen müsse, könne man nicht zu Goethe gelangen. Aber bereits 1778 schrieb Goethe: »In meinem Tal wird's im- mer schöner.« Im Gartenhaus entstand u. a. die „Iphigen- ie“ und das Gedicht „An den Mond“. Der Park an der Ilm entstand nicht nach einem langfristigen Plan, sondern nach und nach, ent- sprechend den sich bietenden Möglichkeiten und vorhandenen Ideen. 1828, im Todesjahr Herzog Carl Augusts, war die Gestaltung weitgehend abgeschlossen. Ergänzungen nahm der geniale Gartengestalter Hermann Fürst von Pückler-Muskau noch bis 1850 vor. Von Goethes Gartenhaus sind es nur wenige Schritte bis zum Pogwischhaus, benannt nach Otti- lie von Pogwisch (1796-1872), Goethes Schwiegertochter. Mitte des 19. Jhs. lebte Goethes Enkel Walther (1818-85) einige Jahre in dem Haus. Der Corona-Schröter-Weg führt weiter zur (12) Schaukelbrücke (1833) am Parkende, einer 14 m langen, freitragenden Hängebrücke über die Ilm, die ihren Namen zu Recht trägt. Wir gehen über die gerade restaurierte Brücke und laufen auf dem der Stadt zugewandten Parkteil zurück, da dieser die meisten Sehenswürdigkeiten bietet. Durch den Park winden sich wiesen- und sträucherumsäumte Wege, die an malerischen Baum- gruppen vorbeiführen. Die Ilm schlängelt sich fast noch im natürlichen Lauf durch die Land- schaft. Besonders schöne Blicke auf die Ilm bieten sich vom (11) Löwenkämpferportal. Das Portal markiert einen der Zugänge zu Lagerkellern, die Ende des 18. Jhs. in den Kalk unter dem Ilmpark getrieben wurden. Die romanischen Säulen stammen von der Klosterruine Thalbürgel, das Relief des Löwenkämpfers (1817/18) fertigte Johann Peter Kaufmann an. Das 1791-97 ent- standene (10) Römische Haus ganz in der Nähe weist strenge, antikisierende Formen auf. Den Hang hinauf geht es zum Dessauer Stein, einem 5 m hohen Naturmonument nahe der Ilm, das Carl August 1782 für den Fürsten von Anhalt-Dessau errichten ließ, da dessen berühmter Wörlit- zer Park zahlreiche Anregungen für den Park an der Ilm lieferte. Fünf Jahre später wurde die In- schrift »Francisco Dessavivae Principi« angebracht. Die Sándor-Petöfi-Gedenkbüste (1976) wur- de zu Ehren des ungarischen Nationaldichters aufgestellt, der Goethe sehr verehrt hatte. Unweit davon steht das Liszt-Denkmal. In der Nähe wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Sowjetische Ehrenfriedhof angelegt. Hier fanden 650 Soldaten und Offiziere ihre letzte Ruhestätte, die letzten Beisetzungen fanden 1955 statt. Weiter geht es zum (7) Tempelherrenhaus (1821-23), das aus einem Gewächshaus entstand und dem Weimarer Hof für sommerliche Vergnügungen diente. Im 20. Jh. nutzte es das Bauhaus als Maleratelier, aber auch Vorträge fanden hier statt. Bomben zerstörten das Gebäude in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, nur der 1816 angebaute Turm, dessen Entwurf von Goethe stammt, blieb stehen. Der Weg nach unten ins Tal führt zur (6) Künstlichen Ruine, die 1784 aus einer alten Schießmauer hervorging. Der Innenraum diente der Hofgesellschaft oft als Picknick-

15 platz. Daneben steht das marmorne (6) Shakespeare-Denkmal von 1904. Wenige Schritte sind es den Hang hinunter bis zum (5) Borkenhäuschen, einem kleinen, hölzernen Bauwerk, das völ- lig mit Baumrinde umkleidet ist. Goethe hatte am Geburtstag der Herzogin an dieser Stelle eine »Einsiedelei« errichten lassen, eine strohgedeckte Mooshütte für eine Theateraufführung, aus der das heutige Bauwerk hervorgegangen ist. Wer etwas zurückläuft, kommt zum (8) Schlangenstein (1787) mit der Aufschrift »Genio huius loci« (dem Schutzgeist dieses Ortes), den Gottlieb Martin Klauer nach antikem Vorbild geschaf- fen hat. An dieser Stelle, zwischen dem westlichen Parkeingang am Liszt-Haus an der Belvederer Allee und der Straße Am Horn im Osten, erreicht der 2 km lange Park mit 500 m seine größte Breite. Der Herzog ließ das Gartenkunstwerk nicht von Mauern und Zäunen umgeben, der Park war und ist für jedermann zugänglich. In nördlicher Richtung erreichen wir das (3) Felsentor (1778), im Volksmund Nadelöhr genannt, und den Felsenbrunnen (1817/18). Beide sind Schöp- fungen Goethes, der Legende nach von Goethe angelegt, um so eine Abkürzung von seinem Gar- tenhaus zum Haus der Frau von Stein zu erhalten. An der an dieser Stelle über die Ilm führenden (4) Floß- oder Naturbrücke traf Goethe 1788 zum ersten Mal seine spätere Frau Christiane Vulpius. Auf dem weiteren Spaziergang ist das im Goethe-Jahr 1949 aufgestellte Puschkin- Denkmal zu sehen. Der russische Nationaldichter war ein glühender Verehrer Goethes, besonders den Faust mochte er, den er eine »Ilias des modernen Lebens« nannte. Danach folgt die Rücksei- te der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Das ehemalige herzogliche Reithaus (18. Jh., 1803 umgebaut) wurde in Vorbereitung des Kulturstadtjahres restauriert und gehört zur Europäischen Jugendbildungs- und –begegnungsstätte. Hier endet spätestens unser Spaziergang. Empfehlenswert ist es, später noch einmal Goethes Gartenhaus von innen zu besichtigen (Eintritt: 2 Euro; wird von mir erstattet) und/oder zumindest durch den frei zugänglichen Garten zu gehen!

(Vorlage: http://www.marcopolo.de/europa/deutschland/thueringen/weimar/Stadtspazierga enge_1.html )

In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

16 Goethes Wohnhaus Am Frauenplan (teilweise aus: Wikipedia)

Goethes Wohnhaus (Foto: V.Wolter)

Goethes späteres Wohnhaus wurde zwischen 1707 und 1709 durch den fürstlichen Kammerkommissar und Strumpfhändler Georg Caspar Helmershausen an der Südostseite des Weimarer Frauenplans erbaut.

Im gesamten Vorderhaus befanden sich repräsentative Wohnräume, im Hinterhaus die Wirtschaftsräume und Stallungen. Der Garten mit den beiden barocken Gartenhäusern wurde auch damals schon von einer Mauer umschlossen.

Das Haus wurde wahrscheinlich schon von Beginn an zu einem großen Teil oder sogar komplett vermie- tet. Nach dem Tod des Eigentümers erbte das Haus dessen Sohn, der Sachsen-Weimarische Konsistori- alrat Gotthilf Friedrich Helmershausen und später dessen Nachkommen. Im Jahre 1771 wurde es durch den Garnisonsrat Dr. med. Paul Johann Friedrich Helmershausen zusammen mit der Westhälfte des Gar- tens ersteigert. Das Haus war teilweise auch zu dieser Zeit vermietet.

Im Jahre 1782 mietete Goethe die westliche Hälfte des Hauses. Diese umfasste unter anderem den heuti- gen Gelben Saal, das Juno- und das Urbinozimmer, den westlichen Teil des Hinterhauses und große Teile des Erdgeschosses. Nach Goethes Italienreise von 1786 bis 1788 wohnte er bis 1789 in diesen Räumen. Von 1789 bis 1792 mietete Goethe eines der so genannten Jagdhäuser in der Marienstraße.

1792 erwarb die Herzogliche Kammer im Auftrag des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar- Eisenach das Haus am Frauenplan und überließ es Goethe als Dienstwohnung. Seit 1794 gilt Goethe als Eigentümer des Hauses, welches ihm als Geschenk überlassen wurde. In den Jahren 1792 bis 1795 wur- den umfangreiche Umbauten vorgenommen, wobei die Kosten auch zum Teil von der Herzoglichen Kammer bestritten wurden.

17 Nach Goethes Tod im Jahr 1832 erbten die Schwiegertochter Ottilie und ihre drei Kinder das Haus, die es auch weiterhin bewohnten. Die eigentlichen Wohn- und Arbeitsräume Goethes wurden allerdings nicht weiter genutzt und blieben bis 1885 weitgehend verschlossen.

Als 1885 der letzte Enkel Goethes, Walther von Goethe starb, erhielt laut Testament der Weimarische Staat das Haus am Frauenplan und Goethes umfangreiche Sammlungen. Am 8. August 1885 wurde das Goethe-Nationalmuseum in Form einer Stiftung gegründet. Am 3. Juli 1886 wurde das Vorderhaus, und etwas später die Arbeits- und Wohnräume als Museum vorgestellt. Heute gehört das gesamte Haus, der Garten inklusive Wirtschaftsgebäude und des rechte Nachbarhaus, in dem sich eine ständige Ausstel- lung befindet, zum Goethe-Nationalmuseum. Literatur

. Goethes Haus am Frauenplan - ISBN 3000046925 . Goethes Haus am Frauenplan, Briefzitate und Gedichte von J. W. Goethe - ISBN 3000139060 (Kleine Reihe)

______Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm (aus WIKIPEDIA)

Goethes Gartenhaus (Foto: V.Wolter, 1999)

Als Goethe im Jahre 1775 nach Weimar kam, zeigte er großes Interesse an dem zum Verkauf stehenden Grundstück am östlichen Ilmhang. Das Haus ist mög- licherweise ein Winzerhaus aus dem 16. Jahrhundert - einer Zeit, in der Weinbau in Weimar noch eine große Rolle spielte.

Der Garten war in desolatem Zustand, als Herzog Carl August beabsichtigte, das Grundstück dem Freunde zum Geschenk zu machen. Im April 1776 erwirbt Johann Wolfgang Goethe den Garten auf dem Horne samt dem darinnen befindlichen Garten-Hause, nebst allen, was darinnen Erd-, Wand-, Band-, Nied- und Nagelfest ist. So weist es der Kaufvertrag vom 22. April 1776 aus, der vier Tage darauf bestä- tigt wird. Die Bezahlung der Kaufsumme von 600 Talern in zwei Raten zu je 300 Talern erfolgt durch Friedrich Justin Bertuch aus der Schatulle des Herzogs, der es jedoch für ratsam hält, nach außen Goe- the als den Käufer erscheinen zu lassen.

Goethe wirkte selbst mit großer Hingabe an der Erneuerung des Gartens und ließ das Haus wieder be- wohnbar machen. 1777 brachte er einen hölzernen Altan auf der Südseite des Hauses an, der während der italienischen Reise verfiel und später wieder beseitigt wurde. Die neuen gartenkünstlerischen Ideen, denen wir heute den Park an der Ilm verdanken, nahmen hier ihren Anfang.

Da das kleine und bescheiden eingerichtete Haus auf Dauer nicht den Anforderungen genügte, die Amt und soziale Verhältnisse an Goethe stellten, aber auch seine Bibliothek und seine Sammlungen nicht län- ger aufnehmen konnte, wechselte er 1782 in die Stadt, in das Haus am Frauenplan. Doch blieb das Gar-

18 tenhaus sein Lieblingsaufenthalt, den er pflegte und immer wieder besuchte, zum letzten Mal am 20. Feb- ruar 1832.

Im Gartenhaus arbeitete Goethe an zentralen Werken. Hier schuf er Teile der Prosafassung der „Iphigenie auf Tauris“, hier arbeitete er an den Dramen „“ und „“. Heute ist das Gartenhaus als Museum eingerichtet.

Eine Kopie des Gartenhauses entstand 1999 im Rahmen der Aktivitäten Weimars als Kulturhauptstadt Europas. Diese Kopie wurde auch im Jahr 2000 auf der EXPO in Hannover gezeigt - sie steht seit 2001 in Bad Sulza/Thüringen. Literatur

. Paul Raabe: Spaziergänge durch Goethes Weimar. 10. aktualisierte Aufl. Zürich, Hamburg: Ar- che 2005. ISBN 3-7160-2256-X . Uwe Grüning, Jürgen M. Pietsch: Goethes Gartenhaus, Spröda: Edition Schwarz-Weiss, 1999, ISBN 3000046933

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Literarische Führung durch Weimar (V.Wolter)

Der Spaziergang durch Weimar dauert ca. 1 ½ bis 2 Stunden. Dabei geht es je nach Zeit auch auf den historischen Friedhof „Am Poseckschen Garten“ mit der „Fürstengruft“, in der neben Goethe und Schiller auch Herzog Carl August und andere Mitglieder seiner Familie bestattet wurden. Bitte lasst euch während des Spaziergangs auch den Durchgang zur Mensa der Bauhaus- Universität zeigen (Mensa für Snacks geeignet)!

______Schillers Wohnhaus (aus: Wikipedia)

Schillers Wohnhaus in Weimar (Foto: V.Wolter 1999)

Friedrich Schillers späteres Wohnhaus in Weimar wurde im Jahre 1777 durch Anton Georg Hauptmann errichtet. Bereits vorhandene Nebengebäude wurden dabei als Hinterhaus in- tegriert. Die Bezeichnung "Münze" für diese äl- teren Nebengebäude geht darauf zurück, dass sich auf dem Grundstück des Schillerhauses eine "alte Münze", eine fürstliche Münzprägestätte, befunden hat.

Das Schillerhaus befindet sich an der heutigen Schillerstaße 12, der ehemaligen "Esplanade", die nach dem Rückbau der alten Weimarer Stadtbefestigung zwischen 1760 und 1765 entstand. Im Jahre 1801 wurde das Haus vom englischen Schriftsteller und Übersetzer Charles Mellish of Blyth erworben, der es im März 1802 an Schiller verkaufte. Schiller und dessen Familie bezogen das Haus am 29. April 1802. Zuvor hatte die am 3. Dezember 1799 von Jena nach Weimar gezogene Familie Schiller eine Mietwoh-

19 nung in der Windischengasse (auch dort werden wir vorbeikommen) bewohnt. In der 2. Etage und dem dazu gemieteten Dachgeschoß, fand Schiller jedoch nicht die nötige Arbeitsruhe, was seinen Wunsch nach eigenem Besitz verstärkte. So nutzte Schiller die sich bietende Möglichkeit und lieh sich das nötige Geld von 4200 Reichstalern zusammen.

Schiller ließ umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen, bei denen unter anderem das Treppenhaus aus dem Vorderhaus in den Bereich zwischen Vorderhaus und Hinterhaus verlegt wurde. Im ersten Ober- geschoss wurden die Wohnräume der Familie und die Schlafräume von Schillers Frau Charlotte sowie der Töchter eingerichtet. In der zweiten Etage, der Mansarde, wurden Schillers Arbeits- und Wohnräume ein- gerichtet.

Friedrich Schiller verstarb am Abend des 9. Mai 1805 in seinem schuldenfreien Haus. Charlotte blieb mit den vier Kindern weiterhin dort wohnen, wobei sie später, als die Kinder aus dem Haus gingen, auch ein- zelne Räume vermietete. Am 9. Juli 1826 starb Charlotte, und die Kinder verkauften das Haus im Jahre 1827 an den Gartenbauinspektor Johann Christoph Weise, der es seiner Frau übertrug. Teile der Einrich- tung wurden versteigert.

Im Jahre 1847 wurde das Grundstück von den Erben der Eigentümerin Weise in einer gerichtlichen Ver- steigerung von der Stadt Weimar erworben. Die Stadt richtete in dem Gebäude eine Schiller-Gedenkstätte ein, und versuchte, insbesondere Schillers Arbeits- und Sterbezimmer wieder authentisch einzurichten. Im Erdgeschoss wurde in den folgenden Jahren eine kleine Kunsthandlung betrieben, die bis 1905 existierte. Zeitweise wurden in der Zeit nach 1847 Räume des Vorder- und Hinterhauses von der Schillerstiftung und den Goethe- und Shakespeare-Gesellschaften genutzt sowie als Wohnräume vermietet.

1945 wurde durch englische und amerikanische Bombenangriffe der klassische Stadtkern teilweise zer- stört, was auch am Schillerhaus nicht ohne Spuren blieb. Es konnte aber bereits im November 1946, nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen durch die Stadt Weimar, wiedereröffnet werden. In den Jahren 1985 bis 1988 wurde Schillers Wohnhaus umfassend restauriert. In dieser Zeit wurde auch der Neubau des Schiller-Museums hinter dem Schiller-Wohnhaus errichtet. Heute gehört das Haus inklusive des ange- schlossenen Museums zum Verwaltungsbestand der Klassik-Stiftung Weimar und Kunstsammlungen. Literatur

. Christina Tezky, Viola Geyersbach: Schillers Wohnhaus in Weimar. Stiftung Weimarer Klassik bei Hanser. München, Wien: Carl Hanser Verlag 1999. ISBN 3-446-19730-3 . Paul Raabe: Spaziergänge durch Goethes Weimar. 9. Aufl. Zürich, Hamburg: Arche 2003. ISBN 3-7160-2182-2

Wittumspalais der Anna Amalia (aus: WIKIPEDIA)

Jakob Friedrich von Fritsch, ein Geheimrat und Minister in Weimar, erbaute von 1767 bis 1769 auf dem Gelände eines ehemaligen Franziskanerklosters ein Stadtpalais. Das Bau- grundstück lag sehr repräsentativ an der so genannten Esplana- de, der heutigen Schillerstraße. Nach dem Weimarer Schloss- brand bewohnte die Herzogin Anna Amalia das Palais ab Mai 1774 und erwarb dieses 1775 für eine Kaufsumme von 20100 Reichstalern. Anna Amalia be- wohnte das Wittumspalais bis zu Ihrem Tode 1807.

20 Ab 1775 wurden die Innenräume umfassend gestaltet. Unter anderem stammen Deckengemälde und Wandmalereien von Adam Friedrich Oeser. Nach 1807 wurde das Palais vom Herzoglichen Hofmarschallamt verwaltet. Von 1808 bis 1848 tagte die Weimarer Freimaurerloge Amlaia in dem Gebäude. Von 1833 bis 1848 fanden im Festsaal außerdem Sitzungen des Landtages statt. 1848 wurde die Bibliothek des Lesemuseums in das Wittumspalais verlegt. Ab 1858 wurde der Festsaal als Atelier vom Maler Leopold Graf von Kalckreuth benutzt. Der Maler Friedrich Preller nutzte diesen Saal zwischen 1864 und 1868 für seinen Odysseus-Zyklus.

1870/71 gab der Großherzog Carl Alexander umfangreiche Restaurierungsarbeiten in Auftrag. 1919 übernahm das Goethe-Nationalmuseum das Wittumspalais. Im 2. Weltkrieg wurde das Ge- bäude stark beschädigt, und konnte ab 1949 wieder als Museum eröffnet werden. Die Wohnräu- me bieten heute ein anschauliches Bild adeliger Wohnkultur. Kirche Peter und Paul, so genannte „Herderkirche“ (aus: Baedeker Weimar) Dort, wo heute die Stadtkirche St. Peter und Paul, allgemein 'Herderkirche' genannt, steht, wur- de zunächst eine romanische Kapelle errichtet, die dem Deutschen Ritterorden unterstand. Eine Urkunde von 1313 besagt, dass das Gotteshaus der Gerichtsstätte der Weimarer Burggrafen unmittelbar benachbart war. Um 1430 wurde ein Altar zum hl. Georg aufgestellt und eine neue Pfarrstelle 'sanct Peter und Paulwels zu Wymar' gestiftet, wobei zum ersten Mal der Doppelna- me auftaucht. Um 1500 erfolgte der Umbau der Kirche im spätgotischen Stil. Im Stadtbild fällt sie durch ihr steiles Dach, gekrönt von einem größeren und einem kleineren Turm, auf. Unter Kurfürst Johann dem Beständigen wurde Weimar evangelisch. Nachdem Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige um 1550 in die Stadt übergesiedelt war, wurde Weimar ständige Residenz der Ernestiner und für anderthalb Jahrhunderte ihre Begräbnisstätte. Von 1571 bis 1617 wurden sechs steinerne Wandgrabmäler an den Triumphbogenpfeilern, im Chor und an der Nordwand des damals noch offenen Jochs im nördlichen Seitenschiff, der heutigen Taufkapelle, aufge- stellt. Die spätgotische Anlage St. Peter und Paul war als dreischiffige Hallenkirche mit fünf Jochen und fünfseitigem Chor erbaut worden. Da die Gewölbe sich nach einigen Jahrzehnten als bau- fällig erwiesen, begann man unter Leitung von Baumeister Hoffmann aus Schulpforta im Som- mer 1726, das Dach zu erneuern und im nördlichen Seitenschiff drei Emporen einzubauen. Später wurden diese entfernt und in beiden Seitenschiffen je zwei Emporen eingesetzt. Das gro- ße sächsische Wappen vor der neu geschaffenen Hofloge in der Mitte der ersten Nordempore wurde in Stuck geformt. Die Kanzel erhielt eine barocke Umkleidung. In den Jahren 1924 und 1925 ging im Chor noch einmal eine Veränderung vor sich: Die Bronzetafeln, mit denen man im 16. und 17. Jh. die Fürstengräber bedeckt hatte, wurden aufgehoben. Die Grabplatten brachte man an den Wänden an, möglichst nahe bei den zugehörigen Grabstätten, die durch Namens- platten markiert wurden. Im Februar 1945 wurde die Herderkirche durch Bomben stark zerstört. Zwei Drittel des Da- ches stürzten ein, Altar und Kanzel erlitten Schäden. Im Sommer 1950 konnte das Dach dann wieder mit Schiefer gedeckt werden. Ferner wurde die Innenausstattung von Sakristei und Taufkapelle erneuert. Am 14. Juni 1953 beging man die Wiedereinweihung der Kirche. Von 1974 bis 1976 wurde das Innere der Kirche restauriert und farblich erneuert. Innenausstattung

21 Von der mittelalterlichen Kirche hat sich nur wenig erhalten, so der aus Sandstein gearbeitete Taufstein, der seinen Platz in der Taufkapelle hat, ferner einige vergoldete Abendmahlskelche und eine Truhe. Ein schönes gotisches Räuchergefäß aus Bronze befindet sich in den Kunst- sammlungen zu Weimar. Hauptanziehungspunkt in der Kirche ist der Flügelaltar, der 1552 von Lucas Cranach d.Ä. be- gonnen und von seinem Sohn vollendet wurde. Der Cranachaltar gilt als eines der Hauptwerke der sächsisch-thüringischen Kunst des 16. Jahrhunderts. Dargestellt ist auf der Mitteltafel in abgestuft hellen und dunklen Farbtönen die Kreuzigung Christi; im Hintergrund sieht man alt- testamentliche Szenen. Rechts vom Kreuz stehen drei männliche Gestalten: Johannes der Täu- fer, Lucas Cranach d.Ä., den der Blutstrahl aus der Seitenwunde Christi trifft, und Martin Lu- ther, der mit der Hand auf eine Seite der aufgeschlagenen Bibel zeigt.

Stadtkirche St. Peter und Paul: Mittelta- fel des Flügelalters, den Lucas Cranach d.Ä. begonnen und sein Sohn vollendet hat; rechts im Bild Martin Luther und Cranach d.Ä., der vom Blutstrahl aus der Wunde Christi getroffen wird. In der Kirche findet Ihr vorne rechts eine Deu- tung der verschiedenen im Gemälde enthaltenen Symbole.

Johann Gottfried Herder, nach dem das Gotteshaus auch 'Herderkirche' heißt, wirkte im 18. Jh. in Weimar als Ober- hofprediger und als Pastor an der Stadt- kirche. Nach seinem Tod (1803) wurde er in der Stadtkirche beigesetzt, die Grabplatte liegt im mittle- ren Kirchenschiff. Dort heißt es 'Johann Gottfried von Herder': Herder hatte 1801 die Erhebung in den pfalzbayerischen Adels- Adelsstand erwirkt, um seine Familie besser versorgen zu können; dies führte zur weiteren Abkühlung im Verhältnis zwi- schen dem Prediger und dem Weimarer Hof. Auf der Grabplatte ist im Rund einer sich in den Schwanz beißenden Schlange Herders Wahlspruch - "Licht Liebe Leben" - um die griechischen Buchstaben A und W, die 'Anfang' und 'Ende' (Beginn und Ende des griechischen Alphabets) bedeuten, eingraviert.

22 Lucas Cranach (der Ältere und der Jüngere)

Der Maler Lucas Cranach d. Ä.

Er muss seine Heimatstadt sehr geliebt haben. Er, der am 4. Oktober 1472 als Sohn eines Kartenmalers und Formschneiders im oberfränkischen Kronach geboren wurde. Sonder, Sunder oder Müller soll sein Vater geheißen haben, doch der Name ist Schall und Rauch geblieben. Nicht so das umfangreiche Werk des Sohnes, der sich aus Verbundenheit zu seiner Vaterstadt Lucas Cranach nannte. Es gehört in die erste Reihe des kostbaren Erbes deutscher Kunst des 16. Jh. Lucas Cranach d. Ä. lebte zu Beginn der europäischen Neuzeit, die Riesen brauchte und Riesen zeugte an Denkkraft und genialem Künstlertum. Mit einem anderen berühmten Franken, Alb- recht Dürer aus Nürnberg, zählt er heute zu den weltweit herausragenden Gestalten der deut- schen Renaissance. Für seine Zeit war er ein weit gereister Mann. In jungen Jahren zog er über Nürnberg, wo er Dürer besuchte, Regensburg, Passau und Linz nach Wien. Hier, im Umfeld der Donauschule, entstanden seine ersten uns bekannten Werke. Der sächsische Kurfürst wurde schließlich auf ihn aufmerksam und berief Cranach als seinen Hofmaler nach Wittenberg, be- vor der Künstler im thüringischen Gotha Barbara Jodocus, die Tochter eines angesehenen Pat- riziers, heiratete. In Wittenberg wurden nicht nur seine beiden Söhne und drei Töchter gebo- ren, hier schloss Lucas Cranach auch enge Freundschaft mit dem Reformator Martin Luther, den er mehrmals, wie auch dessen Eltern, porträtierte. Mit seinem grafischen Werk propagierte er die Ideen der Reformation. Die Grundlage dazu bildete die in der Werkstatt von Hans Lufft in Wit- tenberg in deutscher Sprache gedruckte Luther-Bibel. In Wittenberg, seinem eigentlichen Wirkungszentrum, wurde der Hofmaler Lucas Cranach d. Ä. ganz im Sinne des Renaissance-Denkens zum Maler-Unternehmer und Politiker im Dienste der sächsischen Kurfürsten. Seine Werkstatt erhielt Aufträge über Aufträge nicht nur für Ge- mälde und Druckgrafik, sondern auch für Hofkleidung, für Wappen und Münzen und Pferde- Turnierdecken. Seine Freundschaft zu Luther und seine nie wankende Verbundenheit mit den Ideen der Reformation hielten ihn jedoch nicht davon ab, den Kardinal und Kurfürsten Alb- recht II. von Brandenburg, einen liberal gesinnten Kunstmäzen und katholischen Gegner Luthers, mit Repräsentationsbildern zu beliefern. Fast 20 Jahre wirkte Cranach als Ratsherr, betrieb eine Apotheke, eine Buchhandlung und eine Druckerei, gehörte zu den reichsten und einflußreichs- ten Männern der Stadt. Der Malerfürst Lucas Cranach diente in bewegter Zeit drei kurfürstlichen Herren in Wittenberg. Im Jahre 1508 verlieh Kurfürst Friedrich >des Heiligen Römischen Reiches Erzmarschall< seinem »lieben Getreuen« Lucas Cranach und dessen »ehelichen Leibeserben und derselben Erbenserben für und für in ewige Zeit« ein Wappen mit einem »gelen Schild, darinnen eine schwarze Schlan- ge, habend in der Mitte zwei schwarze Fledermausflügel, auf dem Haupt eine rote Krone und in dem Mund ein gülden Ringlein, darinnen ein Rubinsteinlein, und auf dem Schild einen Helm ein gelber Rausch, von Dornen gewunden, darauf aber eine Schlange ist zu gleicher Maß im Schilde.« Die geflügelte Schlange ist seitdem das bekannte Markenzeichen seiner Kunst -und ist auch an seinem Haus in Weimar angebracht.

Das Schicksal seines letzten Dienstherrn Johann Friedrich des Großmütigen wurde auch Cranachs Schicksal. Es führte ihn hochbetagt nach Weimar, nachdem er nach der verlorenen Schlacht bei Mühlberg seinem Landesherrn in die Gefangenschaft nach Augsburg und Innsbruck gefolgt war. Am 26. September 1552 bezog er das heute weltberühmte dreigeschossige Doppelhaus am Markt in Weimar und verbrachte im Hause seiner Tochter Barbara und seines Schwiegersohnes Christian Brück sein letztes Schaffensjahr. Bis zu seiner letzten Stunde war er (im heutigen Cranachhaus) tätig. Sein Atelier befand sich im dritten Geschoss. Vermutlich hat er hier das

23 große dreiteilige Altargemälde im Entwurf begonnen, das sein begabter Sohn Lucas Cranach d. J. vollendete. Heute schmückt es den Altarraum in der Stadtkirche St. Peter und Paul, der so genannten >Herderkirche<. Weniger bekannt ist, dass sich Lucas Cranach schon in früheren Jahren in Weimar aufgehalten hatte. 1523 und 1535 porträtierte er hier die Schwester des Kurfürsten, und 1543 und 1544 wirkte er an der malerischen Ausgestaltung des Schlosses mit. Am 16. Oktober 1553 vollendete sich das rastlose Leben des Lucas Cranach in seinem Renaissancehaus am Markt. Seine sterbliche Hülle wurde auf dem malerisch gelegenen Jakobskirchhof in einem Gruftgewölbe an der Hofkirche St. Jakob beigesetzt. Eine Grabplatte an der Südseite der Kirche zeigt den schon zu Lebzeiten be- rühmten Maler in einem lebensgroßen Relief (s. auch S. 135). Es trägt die lateinische Inschrift, hier sinngemäß wiedergegeben: »Im Jahre 1553 am 16. Oktober verstarb gottgefällig Lucas Cranach im Alter von 81 Jahren, ein schneller (im Sinne von produktiv) Maler und Ratsherr von Wittenberg, der wegen seiner Tüchtigkeit drei erlauchten Fürsten sehr teuer war« Goethe, selbst zeichnerisch begabt und mütterlicherseits ein Nachfahre Cranachs, ohne das allerdings zu wis- sen, schätzte dessen Werk und konnte seine Bilder und Grafiken in den Kunstsammlungen seines Freundes, des Herzogs Carl August, betrachten. Mit Lucas Cranach hielten die bildenden Künste Einzug in Weimar und gaben der Stadt bis in die Gegenwart ihr Gepräge. Heute wird sein Andenken gewahrt und fürsorglich gepflegt durch die Kunstsammlungen zu Weimar. Ihre Cranach-Galerie zeigt nun wieder -nachdem die im Oktober 1992 gestohlenen Gemälde aufgefunden wurden — einen wichtigen Teil seiner bedeutendsten Werke, und die Sammlung umfasst auch nahezu das gesamte umfangreiche grafische Werk die- ses Malers. Im Cranach-Jahr 1953 gründeten aus Anlass seines 400. Todestages bildende Künstler in Weimar die >Lucas-Cranach-Genossenschaft<. Ganz im Geiste des Franken wirkt sie mit ihren über 300 fördernden Mitgliedern für die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in Weimar und der gesamten Thüringer Region. Im Oktober 1979 eröffnete die Genossenschaft im Erdgeschoss die >Galerie im Cranach-Haus<. Seitdem organisierte sie über 100 Verkaufsausstellungen für Kunst- freunde aus nah und fern. In dem altehrwürdigen Renaissancegewölbe der Galerie finden regel- mäßig viel beachtete Buchpremieren von Schriftstellern und Verlagen mit literarisch- musikalischen Programmen statt.

Christiane

Christiane von Goethe (* 1. Juni 1765 in Weimar als Johan- na Christiana Sophie Vulpius; † 6. Juni 1816 in Weimar) war seit 1806 Goethes Ehefrau.

Christianes Vorfahren väterlicherseits waren Akademiker über mehrere Generationen. Mütterlicherseits stammte sie von Handwerkern ab. Auch ihr Vater, Amtsarchivar in Weimar, d.h. Aktenkopist, hatte einige Semester Rechts- wissenschaften studiert, das Studium jedoch abgebrochen. Seine Stelle war schlecht bezahlt, die Familie lebte in sehr bedrängten Verhältnissen, zumal der Vater alles tat, um dem ältesten Sohn Christian August Vulpius ein Studium zu ermöglichen. Christiane war gezwungen, eine Stelle als Putzmacherin in einer kleinen Weimarer Hutmanufaktur anzunehmen. Es ist nicht undenkbar, dass es sich hierbei um das Unternehmen von Friedrich Justin Bertuch handelte. Dieser war keines- wegs nur im Verlagsgeschäft tätig. Das traf sicher umso nötiger zu, als der Vater vorzeitig aus dem Dienst entlassen wurde, weil ihm eine Unregelmäßigkeit zur Last gelegt wurde.

24 Auf Grund verschiedener Hilfsgesuche und Anträge kannte Goethe die Lage der Familie. 1788 lernte er Christiane Vulpius selbst im Park kennen, als sie ihn ansprach, um eine Bitt- schrift für ihren Bruder zu überreichen. In der Tat setzte sich Goethe später mehrfach für sei- nen künftigen Schwager ein, der als Schriftsteller populärer Romane einige Bekanntheit in Deutschland erreichte. Zwischen Goethe und Christiane entwickelte sich rasch ein Liebesverhältnis. Bereits ein Jahr später wurde das erste Kind, der Sohn August, geboren. Vier weitere Kinder folgten, die alle sehr früh starben. Goethe nahm die junge Frau in sein Haus auf. Der Weimarer Hof und die Gesellschaft lehnten jedoch die unstandesgemäße Verbindung ab, so dass sich ihr Lebensbereich vollständig auf das Haus beschränkte. Dies änderte sich langsam nach 1806. Die Kriegshandlungen dieses Jahres trafen Weimar schwer. Als die Stadt von französischen Soldaten geplündert wurde, war auch das Haus am Frauenplan bedroht. Christiane trat energisch eindringenden Soldaten entgegen und konnte die Plünderung so lange aufhalten, bis Goethe den offiziellen Schutz des französischen Kommandanten erreicht hatte. Wenige Tage später, am 19. Oktober 1806 wurden beide in der Jakobskirche getraut. Da die gesellschaftliche Zurückweisung Christianes anhielt, bat Goethe die vermögende Witwe Johanna Schopenhauer, Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, die Barriere mit einer of- fiziellen Einladung zum Tee zu durchbrechen. Sie tat es mit der Bemerkung, wenn Goethe sie für wert halte, sie zu seiner Gemahlin zu machen, könne wohl niemand ihr eine Tasse Tee verweh- ren. Goethes Briefwechsel mit seiner Frau offenbart, dass Christiane zwar nicht eine Frau war, die man hinsichtlich ihrer Ausbildung gebildet nennen könnte. Aber sie war ein Mensch mit einem natürlichen und gesunden Menschenverstand. Lebensfroh, praktisch veranlagt und energisch nahm sie sich des umfangreichen Hausstandes an. Dafür spricht folgendes Beispiel: Goethe schickte sie nach Frankfurt am Main, um die Angelegenheiten hinsichtlich der Erbschaft nach dem Tode seiner Mutter, Frau Aja, zu regeln, was sie erfolgreich erledigte. Ihre große Liebe war das Theater. Häufig besuchte sie die Vorstellungen in Weimar, aber auch in anderen Orten wie z.B. Bad Lauchstädt, wo man die Sommermonate zu verbringen pflegte. Auch einem harmlosen Flirt war sie nicht abgeneigt. Der Briefwechsel mit Goethe belegt, dass sie durchaus ästhetisches Empfinden und Differenzierungsvermögen besaß. Das waren freilich Seiten, die vielen, auch en- gen Bekannten, verborgen blieben. Mit zunehmendem Alter wurde Christianes Gesundheit schwankend. 1815 erlitt sie einen Schlaganfall. Im folgenden Jahr kam unter starken Schmerzen ein Versagen der Nierenfunktion hinzu. Nach einer Woche qualvollen Leidens starb sie am 6. Juni 1816. Ihr Grab befindet sich auf dem Jacobsfriedhof Weimar.

Literatur . Biografie Christiane und Goethe von Sigrid Damm (Insel Taschenbuch), ISBN 3458169121 . Christiane - Goethes Geliebte und Gefährtin von Eckart Kleßmann (Fischer Taschenbuch Ver- lag), ISBN 3596118867

25 Jacobskirche und Jacobskirchhof (aus: Baedeker Weimar) Weit interessanter als die Kirche selbst ist der zugehörige Friedhof mit den Grabmälern. Der Ja- kobsfriedhof an der Jakobskirche ist der älteste Friedhof Weimars. Hier befand sich von 1530 bis

1818 der einzige Friedhof der Stadt, der eine ungleich größere Ausdehnung hatte. Nachdem 1818 ein neuer Friedhof, heute z.T. 'Historischer Friedhof, eröffnet worden war, ebnete man viele Grä- ber ein. Später wurde Schiller in die Fürstengruft umgebettet. Seit 1840 finden auf dem Jakobs- friedhof keine Beerdigungen mehr statt.

1 Kassengewölbe (hier auch ursprüngliche Grabstätte von Schiller) 2 Johann Franz August Zimmermann 3 C. Becker-Neumann (Schauspielerin) 4 Johann Martin Mieding (Tischlermeister) 5 Grabmal einer Wohltäterin der Stadt 6 Christiane von Goethe (geb. Vulpius) 7 Lucas Cranach d. Ä. (Maler; Hofmaler) 8 Johann Heinrich Löber (Hofmaler) 9 (Maler, Radierer) 10 Ferdinand Carl Christian Jagemann (Maler) 11 Jon. Joachim Christoph Bode (Übersetzer) 12 Johann Carl August Musäus (Schriftsteller) 13 Martin Gottlob Klauer (Bildhauer) 14 Christian Gottlob von Voigt (Minister) 15 Carl Ludwig Fernow (Bibliothekar) 16 Christoph Wilhelm Günther (Pfarrer) 17 Maria Caroline Herder (Gattin Johann Gottfried Herders; später umgebettet)

Spektakulär ist die Sicht über Weimar, wenn man den Turm erklimmt und von der ehemaligen Türmer-Wohnung hinausschaut!

26 Weimarer Schloss (Text aus: WIKIPEDIA)

Links: Blick zum Haupteingang mit Schlossturm, links die Bastille. Rechtes Bild: Neben der Bastille das „Café Residenz“ („RESI“: sehr empfeh- lenswert)

Das Weimarer Stadtschloss befindet sich in der Stadtmitte von Weimar am nördlichen Ende des Ilm- parkes.

Ab dem 10. Jahrhundert ist an diesem Ort eine Wasserburg nachweisbar, welche als Herrschaftssitz der Grafen von Orlamünde (früher Grafen von Weimar) genutzt wurde.

Beim großen Brand 1424 fiel nicht nur fast ganz Weimar, sondern auch die Burg den Flammen zum Op- fer. Wilhelm der Tapfere, der erste Wettiner der hier längere Zeit Hof hielt, ließ die Burg wieder auf- bauen. Diesmal als vollkommen steinerne Anlage. 15 Jahre später, 1439 kann der Neubau bezogen wer- den. Aus dieser Zeit stammt der noch heute existierende Schlossturm (Hausmannsturm) und der Torbau (von den darin wohnenden Hofdamen Bastille genannt).

1728 bekam der Schlossturm nach einem Entwurf von Gottfried Heinrich Krohne einen barocken Auf- satz, welcher bis heute ein Wahrzeichen für Schloss und Stadt ist. Am 6. Mai 1774 brannte die Wilhelms- burg bis auf Turm und Torbau erneut nieder. Da ab 1788 immer teurere Sicherungsmaßnahmen der Schlossruine nötig wurden, zog Herzog Carl August schon einen eventuellen Neubau in Betracht. Er gründete im März 1789 die Schlossbaukommission, in der von Anfang an Johann Wolfgang von Goe- the sehr tatkräftig mitarbeitete. Goethe engagierte auch den Hamburger Architekten Johann August Arens, den er 1787 in Rom kennen gelernt hatte. Doch 1791 ging wieder einmal das Geld aus und Arens verlor damit auch Interesse an diesem Auftrag. Goethe war allerdings zu dieser Zeit schon derart mit dem Bau vertraut, dass er die Arbeiten fortführte und 1796 auch das Richtfest gefeiert werden konnte. Als die Burggräben dann endlich im Zuge der Baumaßnahmen eingeebnet waren, verlor sich auch der Festungs- charakter. Die jetzt nach Süden offene Dreiflügelanlage korrespondierte sehr gut mit dem von Goethe an- gelegten Landschaftspark.

Für den Innenausbau konnte Goethe den Ludwigsburger Nikolaus Friedrich von Thouret als neuen Schlossbaumeister gewinnen. In Zusammenarbeit mit dem Stukkateur Friedrich Tieck gestaltete Thou- ret, auch heute noch vorhandene Räume, im Stil des deutschen Klassizismus. Als 1800 Thouret Weimar verließ, trat der Preuße Heinrich Gentz seine Nachfolge an.

Am 1. August 1803 konnte der Ostflügel von Herzog Carl August und seiner Familie bezogen werden. Aber erst nach den Wirren der napoleonischen Kriege war der weitere Ausbau möglich. Ab 1816 wirkte hier in Weimar der Oberlandesbaudirektor Clemens Wenzeslaus Coudray, aber erst 1830 wurde er mit größeren Aufträgen bedacht. Seit dieser Zeit wird die Anlage auch Resi- denzschloss genannt. In den Jahren 1844 bis 1847 bekam die Schlosskapelle durch Heinrich Heß eine byzantinische Ausstattung. Die ebenfalls in diesen Jahren entstandene Goethe-Galerie war ein Entwurf von Karl Friedrich Schinkel. Mitte des 19. Jh. konnte Coudray die von Richter kon- zipierte Anlage nun endlich fertig stellen.

27 Am 9. November 1918 unterschrieb Herzog Wilhelm Ernst im Stadtschloss seine Abdankungsurkunde. Nur einige Wochen später konstituierte sich in denselben Räumen die erste republikanische Regierung. Diese Zeit genügte, um einer ganzen Epoche den Namen Weimarer Zeit zu geben. Das Parlament tagte nahezu zeitgleich im Deutschen Nationaltheater.

Seit 1923 ist fast das gesamte Stadtschloss ein Museum. Im „Dritten Reich“ konnte man recht wenig mit der Anlage anfangen. Die Gauleitung ließ sich einen eigenen repräsentativen Bau erstellen und Adolf Hit- ler stieg im Hotel Elephant ab. Zur DDR-Zeit war das Schloss Sitz der Staatlichen Kunstsammlungen zu Weimar und beherbergte neben einer Restaurationswerkstatt eine ständige Ausstellung der wertvollsten Bestände der Sammlung.

Das Residenzschloss Weimar, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes "Klassisches Weimar" ist eine der 30 Liegenschaften der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

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Bauhaus-Museum (aus WIKIPEDIA)

(für die Mitglieder des Profilkurses „Kulturerbe“ besonders interessant)

Das Bauhaus ist Deutschlands berühmteste Kunst-, Design- und Architekturschule der Klas- sischen Moderne, die von 1919 bis 1933 be- stand.

Die ursprünglichen Intentionen von van de Velde und Gropius, die Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk wieder zu beleben, sowie die Architektur als Gesamtkunstwerk mit den anderen Künsten zu verbinden, sind heute im Laufe der Entwicklung stark in den Hintergrund getreten.

Das Bauhaus entstand 1919 in Weimar durch die Vereinigung der Kunstschule in Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar. Sie wurde zum direkten Vorläufer des Bauhauses, das dann in van de Veldes Schulgebäuden seine Arbeit aufnahm. 1925 erfolgte der Umzug nach Dessau - ab 1926 im Gebäude des Bauhaus Dessau. 1932 muss- te das Bauhaus nach Berlin umziehen und wurde 1933 endgültig geschlossen.

Das "Staatliche Bauhaus" war vom Gründer Walter Gropius als eine Arbeitsgemeinschaft gedacht, in der die Unterscheidung zwischen Künstler und Handwerker aufgehoben werden sollte. Durch ihr Schaffen wollten die Mitarbeiter des Bauhauses gesellschaftliche Unterschiede beseitigen und zum Verständnis zwischen den Völkern beitragen. In Intention und Ergebnissen bestanden damit vielfältige Ähnlichkeiten und Verbindungen mit dem 1907 gegründeten Deutschen Werkbund, dessen Mitglied Walter Gropius bis 1933 war.

„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! … Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! ... Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers“ (GROPIUS IN SEINEM BAUHAUS-MANIFEST)

28 Der Einfluss des Bauhauses war so bedeutend, dass umgangssprachlich der Begriff Bauhaus oft auch mit der Moderne in Architektur und Design gleichgesetzt wird. Kunstgeschichtlich ist es jedoch problema- tisch, den Bauhausstil und die Entwicklungen in Deutschland isoliert zu betrachten und Bauhaus als Stil- begriff, als Architekturstil oder Möbelstil, zu verwenden. Die Entwürfe und Arbeiten von Lehrern und Schülern am Bauhaus werden daher als Teil von länderübergreifenden, längerfristigen Strömungen gese- hen und unter Begriffen wie Funktionalismus, Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit, Internatio- naler Stil, Neues Bauen eingeordnet.

Im Bauhaus wurden die traditionell getrennten Bereiche der Bildenden Kunst, der Angewandten Kunst und der Darstellenden Kunst auf der Grundlage des Konzeptes miteinander verbunden, das andererseits auch wiederum starke Ausstrahlung auf Malerei, Darstellende Kunst und Musik hatte.

Geschichte des „Bauhauses“ Vorgängerorganisation war das 1902 von Henry van de Velde begründete »Kunstgewerbliche Seminar«.

Das Bauhaus wurde am 1. April 1919 aus einer Vereinigung der Großherzoglich Sächsischen Hoch- schule für Bildende Kunst in Weimar und der 1915 aufgelösten Kunstgewerbeschule gegründet.

Als Lehrer konnte Gropius bedeutende Künstler wie Lyonel Feininger, Johannes Itten, Josef Albers, Paul Klee (ab 1921), Wassily Kandinsky (ab 1922) und Oskar Schlemmer (ab 1921) für das Bauhaus gewinnen. Das Bauhaus war zunächst in Werkstätten gegliedert, die von den Künstlern (Meistern) geleitet wurden. Anfangs mischten sich romantische Rückwendung in vorindustrielle Produktionsweisen mit mo- dernen gestalterischen Ansätzen. Projekte des Bauhauses, wie das "Haus Sommerfeld" waren in dieser Phase noch sehr expressionistisch geprägt. 1923 kam der Konstruktivist László Moholy-Nagy als Nachfolger des Malers Johannes Itten, der für ganzheitliche lebensreformerische Ideen stand. Beispiel- haft, und für die Ausbildung an Kunst- und Designschulen in aller Welt bis heute prägend, ist der ge- meinsame Vorkurs, bei dem Wert auf eine vielseitige und umfassende Ausbildung der Schüler gelegt wurde. Das Musterhaus "Am Horn" in Weimar wurde 1923 das erste Projekt, das konsequent in Archi- tektur und Einrichtung von der Neuen Sachlichkeit, wie sie insbesondere die niederländische Richtung "De Stijl" vorgab, geprägt war. In der Öffentlichkeit galten diese Bauten als "kalt", "karg" und "maschi- nell".

In der Zeit der Weimarer Republik galten Lehrer, Schüler und Bewunderer des Bauhauses als "links" und "internationalistisch". Politisch rechte Parteien standen von Anfang an in Opposition zum Bauhaus. Nachdem sich die Machtverhältnisse nach der Landtagswahl in Thüringen im Februar 1924 änderten, kürzte die Regierung unter Richard Leutheußer (DVP) den Etat um 50%. Daraufhin boten sich andere Städte den Lehrern und Schülern als neue Standorte an. Finanziell und politisch von der Thüringer Regie- rung unter Druck gesetzt, beschloss der Meisterrat 1925 den Umzug nach Dessau. Dort bot der Flug- zeugbauer Hugo Junkers eine Förderung, zudem herrschte in dieser Industriestadt eine stabile sozialde- mokratisch und liberal orientierte Mehrheit. Das Weimarer Bauhaus wurde schließlich 1925 aufgelöst und zog nach Dessau um. 1931 gewinnt die NSDAP die Gemeinderatswahlen in Dessau. 1932 muss das Bau- haus zum zweiten Mal umziehen, diesmal nach Berlin-Steglitz; aber schon kurze Zeit später, 1933, wird die Institution von den Nationalsozialisten endgültig zur Selbstauflösung gezwungen.

Einige der Protagonisten des Bauhauses, wie Josef Albers, Walter Gropius, Laszlo Moholy-Nagy und Ludwig Mies van der Rohe emigrieren in der Folgezeit in die USA, wo - mit einem besonderen Schwer- punkt beim Black Mountain College - bald schon der Einfluss der Bauhaus-Lehr- und Entwurfskonzep- tion deutlich wird. Besonders in der Architektur, aber auch im Produkt- und Kommunikationsdesign, setzten sich Methoden und Lehrsätze des Bauhauses rasch durch.

29 Nach 1945

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entsteht 1953 in Ulm die Hochschule für Gestaltung (HfG Ulm), die zunächst von dem Bauhausabsolventen Max Bill geleitet und nach dem Vorbild des Bauhauses konzi- piert wird.

Erst Anfang der 1970er Jahre kommen eine Reihe von Möbeln und Gebrauchsobjekten als lizenzierte Reeditionen auf den Markt, die bis heute die Vorstellung eines einheitlichen Bauhausstils prägen.

1996 wird das Bauhaus-Gebäude in Dessau, das seit 1986 vom "Bauhaus Dessau" - Zentrum für Gestal- tung genutzt wurde, in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Wohnhaus von Franz Liszt (aus: WIKIPEDIA) (für die Musik-Interessierten ein Muss! Auch interessante Ausstellung mit Hörbeispielen!)

Liszts späteres Wohnhaus in Weimar (das heutige Liszt-Haus) wurde 1798/99 als Hofgärtnerwohnung erbaut. Die Pläne für das Haus entwarf der Hofarchitekt Johann Friedrich Rudolf Steiner. Gegenüber dem Gebäude entstand 1816/17 ein ähnliches Gebäude, welches von Steiner und Clemens Wenzeslaus Coudray entworfen wurde. Beide Gebäude, die damals am Südrand des Stadtgebietes lagen, bilden eine Art Eingangstor zur Stadt. (Foto: V.Wolter 1999)

Im Erdgeschoss wohnten bis zum Jahr 1918 die Wei- marer Hofgärtner. Von 1854 bis 1868 wurden die obe- ren Räume von den Kunstmalern Friedrich Preller d.A. und Hermann Wislicenus genutzt. Liszt wohnte, bevor er das Haus an der Marienstraße bezog, von 1848 bis 1861 in der so genannten Altenburg in Weimar. Carl Alexander stellte 1869 Franz Liszt die obere Etage des Hofgärtnerhauses zur Verfügung, in dem der Komponist bis zu seinem Tod 1886 jährlich mehrere Monate wohnte.

Nach dem Tode Liszts am 31. Juli 1886 verfügte Carl Alexander, dass die obere Etage museal genutzt werden soll. Der Bechstein-Flügel ist ein Geschenk der Herstellerfirma an das neu gegründete Museum und kam 1886 in die musealen Räume. 1918 wurde das Liszthaus Eigentum des Landes Thüringen und wurde vom Goethe-Nationalmuseum verwaltet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Haus stark beschädigt und in den folgenden Jahren wieder repariert und teilweise umgebaut. 1954 übernahm die NFG (heute ein Teil der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen) das Gebäude, die in den Folgejahren umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durchführte. Deutsches Nationaltheater

In Weimar wurde schon lange vor dem Bau des heutigen Stammhauses Theater gespielt. Dabei handelte es sich vor al- lem um ziehende Komödianten, die den Weimarer Hof unter- halten sollten. Die ersten ständig bespielten Stätten wurden durch die kunstliebende Herzogin Anna Amalia, Gemahlin des Herzogs Ernst August II. Konstantin von Sachsen-Weimar- Eisenach, eingerichtet: ein Liebhabertheater für Lustspiele,

30 deutsche Singspiele, französisches Schauspiel sowie Opern. Die Mitglieder des Liebhaberthea- ters waren adlige und bürgerliche Laien, Angehörige des Hofes, Hofdamen und Sänger, aber auch Beamte und Minister. Die Spielstätten waren auch in dieser Gründungsphase nicht auf eine einzige Bühne beschränkt: Das Redoutenhaus (nicht zu verwechseln mit der heutigen Redoute; es handelte sich hierbei um ein Gebäude, das in der heutigen Schillerstraße liegt (Cafe Sperling) wurde ebenso bespielt wie die Schloss- und Naturbühnen von Ettersburg und Tiefurt. Schon da- mals war künstlerische Qualität ein Kriterium: 1779, vier Jahre nachdem Johann Wolfgang Goe- the seinen Wohnsitz in Weimar genommen hatte, wurde beispielsweise die Prosafassung von Iphigenie auf Tauris im Park von Tiefurt uraufgeführt, für die mit Corona Schröter in der Haupt- rolle die erste Weimarer Berufskünstlerin verpflichtet wurde.1791 beschloss Herzog Carl August die Gründung des Weimarer Hoftheaters im Komödienhaus, das 1779 am heutigen Standort des Theaters errichtet worden war. Die Leitung bekam Goethe übertragen. Er eröffnete es am 7. Mai 1791 mit Ifflands Schauspiel Die Jäger. Iffland war damals eine der am häufigsten gespielten deutschen Theaterautoren. Das Repertoire des Weimarer Theaters unterschied sich nur wenig von dem anderer Bühnen in jener Zeit – die Unterschiede lagen woanders: Goethe ermöglichte es den Autoren, auf die Inszenierungen ihrer Werke entscheidenden Einfluss zu nehmen, wodurch eine hohe Übereinstimmung zwischen dramaturgischen Absichten und schauspielerischen Dar- bietungen erreicht wurde. Außerdem sorgte Goethe dafür, dass sich ein festes Schauspielensem- ble formieren konnte, das mit seinem elaborierten Darstellungsstil nach Goethes Regeln für Schauspieler (1803) den Anforderungen der klassischen Dramen entsprach. Der ehemals anrü- chige Ruf der Schauspielkunst wich einer hohen Wertschätzung und gesellschaftlichen Anerken- nung der Schauspieler als Künstlerpersönlichkeiten.

Goethes Bemühungen um eine Theaterkultur in Weimar galt aber auch dem Publikum: Sensibili- tät für Schönheit und die ästhetische Vermittlung humanistischer Ideale bestimmten seine päda- gogischen Absichten. Ohne die Vorlieben des Publikums für populäre Stücke wie z. B. die von August Kotzebue zu düpieren, sorgte Goethe für einen beeindruckenden Spielplan am Weimarer Hoftheater. Unter seiner Intendanz, die bis 1817 währte, wurden 4806 Vorstellungen gegeben. Das sind fast 300 Aufführungen pro Jahr! Wie sehr es Goethe um eine umfassende Theaterkultur ging, wird auch durch sein Engagement für die Gestaltung des Theaterraumes belegt. Äußerlich eher unscheinbar, wurde der Innenraum des Komödienhauses auf Goethes Betreiben in ein freundliches, glänzendes Feenschlösschen (Caroline Schlegel) mit Säulen, Galerien, Balkonen usw. umgewandelt, um dem Publikum ein rundum ästhetisches Theatererlebnis zu bieten.

Von 1799 bis 1805, dem Todesjahr Schillers, wirkten Goethe und Schiller, der inzwischen von Jena nach Weimar übersiedelt war, gemeinsam an der Weimarer Bühne. Schiller inszenierte sei- ne Stücke selbst: Die Uraufführungen der drei Teile des Wallenstein (1798/99) begründeten Schillers Ruhm als Dramatiker. Bis auf die Jungfrau von Orleans wurden alle späten Dramen von Schiller in Weimar uraufgeführt, um von hier aus sehr schnell die Bühnen der Welt zu erobern. 1808 fand die Uraufführung von Kleists „Der zerbrochne Krug“ statt; er wurde ein Reinfall..

Das 1857 eingeweihte Denkmal von Ernst Rietschel unmittelbar vor dem Haupteingang der Spielstätte symbolisiert das fruchtbare gemeinsame Wirken von Goethe und Schiller in Weimar. Es ist das Wahrzeichen der Stadt geworden. Der Dichter Jean Paul hatte schon 1798, dem Jahr der Uraufführung von Wallensteins Lager, an einen Freund geschrieben: „Gegen das neue Thea- ter (in Weimar) sind die anderen deutschen nur Kulissen“. Nicht nur das Schauspiel erfuhr unter Goethe eine Blütezeit, auch das Musiktheater wurde von ihm gefördert. Vor allem Opern von Mozart begeisterten das Publikum – und unter diesen war die Zauberflöte die absolute Lieb- lingsoper der Weimarer Bevölkerung, die damals nicht mehr als 6000 Menschen zählte.

31 1817 gab Goethe nach jahrelangen Streitereien sein Amt als Theaterdirektor auf. Der letzte Aus- löser für seinen Rücktritt mutet grotesk an: Caroline Jagemann, eine begabte Schauspielerin, Mätresse des Herzogs und eine Erzfeindin des Dichters und Theaterdirektors, setzte sich mit ih- rem Anliegen, mit einem Pudel auf der Bühne erscheinen zu dürfen, durch. Nach Goethes Rück- tritt fehlten im Schauspiel überdurchschnittliche und spektakuläre Ereignisse. Hingegen fanden die musikalischen Aufführungen immer mehr Beachtung weit über Weimar hinaus.

Im März 1825 brannte das Komödienhaus ab, aber bereits im September desselben Jahres öffne- ten sich die Pforten eines neuen Hoftheaters an derselben Stelle.

Vom 6. Februar bis 11. August 1919 tagte die Deutsche Nationalversammlung im Theater, um die Reichsverfassung zu verabschieden. Mit der Wahl des Ortes sollte der „Geist von Weimar“ für die junge Republik reklamiert werden. Für Republikanhänger und –gegner wurde das Theater zu einer Stätte symbolischer Politik und realer Auseinandersetzungen. Mit Duldung der konser- vativen thüringischen Landesregierungen veranstalteten hier die Nationalsozialisten seit 1924 Parteiversammlungen, 1926 wurde im Theater der erste Reichsparteitag der NSDAP nach Auf- hebung des Verbotes abgehalten. Ernst Hardt verließ das Theater 1924 nachdem es von völkisch- nationaler Seite heftige und diffamierende Proteste gegen seine Aufführungen, die den Ideen des Mustertheaters verpflichtet waren, gab. Arthur Schnitzlers Reigen und Oskar Schlemmers Tria- disches Ballett erzürnten die „anständigen Deutschen“. Bis zum Weggang Hardts und der Ver- treibung des Bauhauses nach Dessau entstand zwischen dem Theater und dem Bauhaus eine fruchtbare Zusammenarbeit, bei der es um eine Erneuerung nationaler Kultur mit vereinten avantgardistischen Kräften ging.

Auch der Nachfolger Hardts, Franz Ulbrich, versuchte zunächst noch, trotz Zensurdrohungen und Forderungen nach „Säuberungen“ des Weimarer Theaterspielplans, Gegenwartsautoren wie Ernst Toller, Carl Sternheim u. a. weiter zu spielen. Er ging jedoch zunehmend Kompromisse mit den Nationalsozialisten ein, die ab 1930 an der Landesregierung beteiligt waren und ein „juden- freies Theater“ forderten. Ab 1933 übernahm mit Ernst Nobbe ein NSDAP-Parteimitglied die Intendanz, 1936 folgte Hans Severus Ziegler, der sich bereits in den 20er Jahren für eine staatli- che Zensurstelle eingesetzt hatte. In der Zeit der NS-Herrschaft wurde hauptsächlich ein klassi- sches Repertoire gespielt, wobei vor allem die Dramatik Schillers in eine nationalsozialistische Perspektive gerückt wurde. Der Anspruch, eine nationale Bühne der Zukunft zu sein, fiel der ideologischen Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten anheim. Das Theater spielte zur Un- terhaltung der SS-Leute im Casino des KZ Buchenwald. Während Franz Léhars Land des Lä- chelns im Großen Haus beklatscht wurde, war der Librettist der Erfolgsoperette, Fritz Löhner- Beda, Häftling im nur wenige Kilometer entfernten Konzentrationslager Buchenwald. Im Herbst 1944 wurde das Theater geschlossen und zu einer Rüstungsfabrik der Firma Siemens und Halske umfunktioniert. Ein US-amerikanischer Bombenangriff am 9. Februar 1945 legte das Theater bis auf die Fassade in Schutt und Asche. Das Weimarer Theater wurde bezeichnender Weise als erstes deutsches Theater nach dem Krieg wieder aufgebaut und 1948 mit Faust I neu eröffnet. Zum 200. Geburtstag Goethes am 28. August 1949 hielt der zum Ehrenbürger Weimars ernannte Thomas Mann seine berühmt gewordene Ansprache an die Deutschen.

Wir werden vor Ort sichten, ob eine Vorstellung im Nationaltheater für euch interessant ist, und diese dann ggf. besuchen.

32 Gedenkstätte Konzentrationslager Buchenwald

Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Arbeits- lager betrieben. Insgesamt waren etwa 250.000 Menschen aus allen Ländern Europas von Juli 1937 bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt, darunter 11.000 Juden. Nach der Befreiung 1945 wurde das Ge- lände von der sowjetischen Besatzungsmacht für ein Internierungslager genutzt (siehe Spezialla- ger Nr. 2 in Buchenwald), welches bis 1950 existierte. Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers ließ die Regierung der DDR bis 1958 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald errich- ten. (aus: WIKIPEDIA)

Nachfolgend ein Auszug aus: „Unsere Ortschaften“ – Veranstaltung mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Rahlstedt, Abiturjahrgang 2008, im Schiller-Jahr 2005 . Hier ein Foto von der Veranstaltung in der Müsselmower Dorfkirche. 4 weitere Veranstaltungen gab es im Gymnasium Rahlstedt und in der Wichern-Schule. Ihr selbst habt an der Veran- staltung am Internationalen Ho- locaust-Gedenktag am 27.1.2016 in unserer Schule teilgenommen.

Den kompletten Text der Veran- staltung findet Ihr auf unserer Homepage unter

http://www.gymnasium- rahlstedt.de/design2007/index.php?wahl=0 &datei=viewartikel.php&viewartikelid=118

„Weimar steht für die Geburt der „Deutschen Klassik“ und ist je- dem von uns zumindest ein Begriff. Als Schiller hier ankommt, trifft er auf eine Gesellschaft des Diskurses und der Ästhetik. Buchenwald steht in der Zeit seines Bestehens neben Auschwitz- Birkenau, Mauthausen, Stutthof, Sachsenhausen, Bergen-Belsen, Neuengamme und all den ande- ren Orten für die Hölle, die Menschen von Menschen bereitet wird. Wer hier ankommt, soll um- kommen.

Als Schiller 1799 endgültig nach Weimar zieht, hat er bereits 5 Jahre lang genialisch mit Goethe gearbeitet; die schriftstellerischen Ergebnisse sind in einigen Fällen gar nicht mehr dem einen oder dem anderen Autor zuzuordnen. Schon am 1.September 1794 schreibt Schiller über seine Zusammenarbeit mit Goethe:

„Zwischen unseren Ideen fand sich eine unerwartete Übereinstimmung, die umso interes- santer war, weil sie wirklich aus der größten Verschiedenheit der Gesichtspunkte hervor- ging. Ein jeder konnte dem anderen etwas geben, was ihm fehlte, und etwas dafür emp- fangen.“4

4 zit. nach Kühn, Schillers Schreibtisch in Buchenwald

33 Hierin zeigt sich ein geistiges Prinzip zwischen den beiden, das von These und Antithese lebt, während der braune Ungeist, der sich später auf sie zu berufen wagt, nur die eigene, nicht zu be- fragende These kennt und diese gnadenlos und mit Gewalt gegen Andersdenkende durchsetzt.

Hitler ließ sich mit dem Ausspruch: „Ich liebe Weimar!“ gern als der musische Staatsmann in der Musenstadt Weimar feiern und ist im Gästebuch des Hotels „Elephant“ 26mal verzeichnet. Er erwähnt Schiller in „Mein Kampf“ an einer Stelle, allerdings nur, um sich in simpelster Weise mit ihm auf gleiche Stufe zu stellen: „Titan unter Titanen“. Über einen Besuch von Schillers Wohnhaus schreibt er:

„Als ich soeben da oben stand, an dieser primitiven Bettstatt und an diesem einfachen Schreib- tisch und mir vorstellte, wie lange Schiller hat kämpfen müssen (...), da kam mir aufs Neue der trostlose Gedanke, der mich schon in meiner Jugendzeit in Linz quälte, dass Genie und Schöp- ferkraft fast immer mit Hunger und Not verbunden sind.“5

Mitte der 30er Jahre bewirbt sich der NS-Gauleiter von Thüringen, Fritz Sauckel, bei Himmler persönlich um die Errichtung eines Konzentrationslagers für Mitteldeutschland. Später, im Nürn- berger Kriegsverbrecher-Prozess, wird sich ebendieser Sauckel als Entlastungsmoment zugute halten, dass er nie ein Buch gelesen hat, worin sich die kulturelle Ignoranz dieses Systems beson- ders deutlich macht. Himmler kommt dem Wunsch von Sauckel nach Errichtung eines KZ im Jahre 1937 nach. Die Spitze des mit Wald bestandenen Ettersberges in der Nähe von Weimar wird gerodet, bis auf eine einzige Eiche, die „Goethe-Eiche“, und ein großes KZ dort errichtet: 13.000 Mann eines SS-Totenkopfverbandes werden dorthin verlegt und bewachen ein Lager mit Folterkellern, Genickschussanlage und Krematorium. 240.000 Häftlinge gehen durch diese Hölle mit ihren Außenlagern. Buchenwald war kein Vernichtungslager; aber es hat 56.000 Menschen- leben vernichtet.

Schiller hat einmal zwei Wochen studienhalber am Fuße dieses Ettersberges verbracht. Von dort hatte er damals noch einen freien Blick auf die Stelle, an der 1937 das KZ entstehen sollte. Goe- the war des Öfteren dort. Eine Eiche, „seine“ Eiche, ganz oben auf dem Berg, entgeht beim Bau des KZ Buchenwald der Rodung, weil sie unter Kultur- und Naturschutz steht. Hier haben der Legende nach Goethe und Charlotte von Stein gesessen. 1944 wird diese Eiche bei einem Fliegerangriff zerstört. Die verkohlten Reste sind noch heute zu sehen, und der deutsche Schriftsteller Bruno Apitz, Häftling in Bu- chenwald und später Autor von „Nackt unter Wölfen“, schnitzt noch 1944 aus dem Rest dieser Eiche eine Totenmaske: „Das letzte Ge- sicht“. Was mögen die Häftlinge aus aller Her- ren Länder, hungernd, frierend und gequält, beim Anblick dieser so genannten „Goethe-Eiche“ auf dem Gelände ihres Lagers gedacht haben? Was mögen sie gedacht haben auf dem ewig zugigen Appellplatz, in den Außenlagern, bei den mörderischen Bestrafungsaktionen der Lagerleitung und den vernichtenden Arbeitseinsät- zen?(…)“

5 zit. nach Kühn, a.a.O.

34 Zur Freundschaft zwischen Goethe und Schiller, von V.Wolter Man hat sich die Beziehung, auch wenn sie manchmal ganz euphorisch „Dichter-Freundschaft“ genannt wird, wohl eher als sehr gut und sehr eng funktionierende Arbeitsgemeinschaft vorzu- stellen, die über 10 Jahre bestand. Nach einem ersten früheren Treffen zwischen den beiden, das eher unerfreulich verlief (Goethe fand die „Räuber“ unpassend; mit dem „Sturm und Drang“ hatte er längst abgeschlossen), fanden die beiden 1794/95 dann doch zu einer Form der Zu- sammenarbeit, von der beide etwas hatten. Schil- ler konnte nicht nur über Goethe eine (allerdings unbezahlte) Stelle als Professor an der Universität Jena bekommen, er fand durch Goethe auch Un- terstützung bei seinem Versuch, Kontakt zu ande- ren Schriftsteller-Größen als Unterstützer seiner Zeitschriften zu finden. Zusammen machten sie sich in den über manche ihrer schriftstel- lerischen Konkurrenten aber auch lustig. Anderseits befand sich Goethe in der 90er Jahren in einer tiefen Schaffenskrise. 1795 hatte er zwar „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ veröffentlicht, aber das Schreiben fiel ihm ansonsten schwer. Der geistige Kontakt mit dem sehr regen Schiller war für ihn Inspiration für die eigene Schriftstellerei. Als Schiller 1805 starb, war für Goethe nach eigenem Bekenntnis seine 2.Hälfte verstorben. Zu einer echten „Freundschaft“ im heutigen Sinne fehlte dieser Verbindung sicher das Herzliche (beide siezten sich bis zum Schluss) und die Akzeptanz des Anderen außerhalb der reinen schriftstellerischen Tätigkeit. So hat Schiller Goethes Freundin Christiane Vulpius ebensowenig anerkannt wie dies seine Frau Charlotte tat. Auch wenn er (im Gegensatz zu seiner Frau Charlot- te) nie an dem Weimarer Klatsch über die skandalöse Verbindung zwischen Goethe und Christi- ane teilnahm, so stand doch z. B. in seinen Briefen nie ein Gruß an die Freundin, und wenn Schiller (manchmal bis zu 14 Tage) im Haus am Frauenplan zu Besuch war, bekam er Christiane nicht zu Gesicht; sie war die „Hausfrau im Verborgenen“, nach der auch gar nicht gefragt wurde. Im Plan ist ein „typischer“ Rundgang durch Weimar blau vermerkt. Unser Literarischer Spazier- gang wird etwas anders aussehen. Aber vielleicht hilft die Karte bei der Zusammenstellung eige- ner Wege durch Weimar. Ihr erhaltet vor Ort aber auch einen farbigen aktuellen Plan!

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↓Zu Fuß in Richtung Jugendgästehaus „Maxim Gorki“, unserem 2. Domizil: einfach immer geradeaus! Etwa in Höhe des Haupteingangs zum neuen Friedhof links in die Straße hinein: Zum Wilden Graben 12, 99425 Weimar, Tel. 03643 850750

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