OSTTIROLEROSTTIROLER HEIMATBLÄTTERHEIMATBLÄTTER

Heimatkundliche Beilage des „Osttiroler Bote“

Nummer 12/2000 68. Jahrgang

Erwin Kolbitsch Beiträge zur Geschichte von Tilliach Besiedlung Die romanische Besiedlung im Raum Tilliach dürfte in diesem Hochtal gering gewesen sein, denn sonst hätte die roma- nisch-italienische Bevölkerung im sicher früher und dichter besiedelten Comelicotal ihre Weidegebiete nicht über den Karni- schen Kamm ins Tilliacher Gebiet aus- dehnen können. Maria Hornung hat nun nachgewiesen, dass die romanischen Flurnamen in Tilli- ach gegenüber den deutschen äußerst ge- ring sind.1 In , jenseits des Karni- schen Kammes, ist man heute noch über- zeugt, dass das Tilliacher Gebiet einst eine „welsche Rossalm“ war. Die Hauptleistung der Urbarmachung und Besiedlung erfolgte durch die Baju- waren, die um 600 den Brenner über- schritten und auch ins Pustertal eindran- gen, wo sie mit den von Osten vordrin- genden Slawen zusammenstießen. Zum Schenkungsgebiet Herzog Tassilos an das Benediktinerkloster Innichen (769) ge- hörte wohl auch das Gebiet von Tilliach, das über den breiten Kartitscher Sattel leichter erreichbar war als durch die Engen und Gräben des Lesachtales.2 Die Schlesier-Theorie, die im 18. Jahr- hundert aufkam, und von einer Einwande- rung von Schlesiern im 14. Jahrhundert behauptet, wurde durch die Sprachfor- schung von Maria Hornung vollkommen widerlegt. Maria Hornung konnte nachweisen, dass in Tilliach nur die im Heinfelser Raum ge- bräuchlichen Wörter (Wochentagsna- men, Jahreszeiten, Feste, Witterungs- erscheinungen u. a.) ohne mittelhochdeut- sche oder schlesische Einsprengungen ver- wendet werden, wohl aber altes Wortgut, das wir in der Zahre oder in Pladen (Sprachinseln in Friaul) wiederfinden.3 Zwischen 1075 und 1090 wird das Ge- biet des obersten Gailtales als „Tillium“ bezeichnet. Die erste erhaltene urkund- liche Nennung dieses Ortes lautet: „Die edle Matrone Juditha übergibt durch die Blick über das Tilliacher Feld auf -Dorf, wo sich – wie im ganzen Tal – in Hand ihres Vogtes Otto jenes Landgut, das früherer Zeit der Fürstbischof von Brixen und die Görzer Grafen bzw. nach 1500 der Ti- sie an den drei Orten: Lionza, Tilium, das roler Landesfürst den Besitz an Bauerngütern teilten; Aufnahme von 1971. man insgeheim Circinach nennt, und zu Foto: M. Pizzinini Osttiroler Heimatblätter 68. Jahrgang –– Nummer 12

Titelvignette und Ausschnitt aus der Landkarte des Cadore („IL CADORINO“) von Johannes Janssonius, erschienen in Amsterdam um 1640. Im Norden greift die Karte über den Karnischen Kamm hinüber in das Gailtal und führt die Orte „S. Maria da Lucau“ (Maria Luggau) und als Besonderheit „Cercena“ für Obertilliach an. (Original Archiv M. Pizzinini) Reides (Ried/) samt allem Zubehör der Seitentäler und auf freien Berghängen konnte die Ruhe nicht dauerhaft festigen, an Leibeigenen, Feldern und Wäldern, an der Waldgrenze. obwohl auf dessen Störung schwere Weiden und Fischereien, das sie alles in Das Hochstift Brixen und etwas später Geld- und Leibesstrafen gesetzt waren:9 Besitz gehabt hatte, an den Altar der hl. auch die Görzer Grafen errichteten „So schlichtete der Dekan von Innichen Kirche zu Brixen in die Hände des Bi- Schwaigen in Tilliach. Die Brixner Augustin Platzoler von Sichelberg mehrere schofs Altwin. – Geschehen zu Stein.“ Schwaigen lieferten 50 Milchschafe, die Streitigkeiten wegen der Alpen von Tilli- (Stein bei Laibach oder im Jauntal)4 Görzer Schwaigen 18. ach, die mit den Cadorinern ausgebrochen Eine weitere Urkunde ist aus dem Jahre Daneben wurden auch Wolle, Loden, waren.“10 (Dekan Platzoler starb 1468.) 1110 erhalten: „Ein freyer Mann, Herrent Bock- und Ziegenfelle und vor allem Käse Oft wurde weiterhin der Karnische mit Namen, gibt alle seine Ansprüche auf geliefert.7 Kamm von den Italienern zu Raubzügen zwei Landgüter zu Luenza und Dillach auf Unruhige Nachbarn überschritten. Zwei besonders gefährliche den Altar der hl. Kassian und Ingenium in werden urkundlich erwähnt: die Hände des Bischofs Hugo von Brixen.“ 5 Durch die Vergrößerung des Ortes „1512. Die kaiserlichen Truppen hatten Tilliach wuchsen auch die Grenzstreitig- Das alte Schenkungsgebiet Herzog Anfang dieses Jahres den Venezianern in keiten um die Weidegebiete im Dorfertal Tassilos, zu dem ja auch Tilliach gehörte, Cadober großen Schaden zugefügt, sodass mit den Cadorinern. 1389 befahl der kam 816, um einen stärkeren Rückhalt zu man einen rächenden Gegenschlag be- Generalvikar des Patriarchen von Aquileia haben, durch Kaiser Ludwig an das Hoch- fürchten musste. den angrenzenden Gemeinden im Cadore, stift Freising. Dadurch erhielt das Hoch- Der Bischof von Brixen ermahnte von der Besetzung der dem Stift Innichen stift auch die Immunität, d. h. die Befrei- daher seine Amtleute in Schöneck, St. Mi- gehörigen Almen im Frontal abzulassen.8 ung von der Amtsgewalt des Grafen. chelsburg, Bruneck, und Anras, Um weitere Streitigkeiten zu vermeiden, Trotzdem brauchte das Hochstift einen auf guter Hut zu sein. (2. Jänner 1512) wurde 1448 in einem Vertrag zwischen Jo- weltlichen Amtsträger, einen Vogt, um Schon am 6. Jänner kam eine Streifpar- hann, Bischof von Brixen, und Heinrich durch ihn die grafschaftlichen Verwal- tie von Wälschen durch das Tal Vallmereit IV., Graf von Görz, im Namen der Insas- tungsbefugnisse ausüben zu lassen. (Erlachtal) vor Tagesanbruch nach Tilliach sen von Tilliach und mit dem Vögte für das Hochstift Freising seit Mitte und fing an, das Dorf auszuplündern. Da Bevollmächtigten des Dogen von Venedig des 12. Jahrhunderts waren: die Grafen sie aber kaum sechs Häuser geplündert als Anwalt der Einwohner von Cadore und von Greifenstein, die Grafen von Andechs hatten, sammelte sich die Dorfgemeinde, Comelico ein Vertrag geschlossen, der die und Tirol und seit 1271 die Grafen von eilte den nun fliehenden Räubern nach, er- neue Grenze zwischen Tilliach und Cadore Görz. Diesen gelang es, das Freigebiet schlug 26 derselben, machte sechs Gefan- von der auf den Karnischen Kamm Innichen, außer der engeren Hofmark, in gene und führte die Beute wieder zurück.“ verlegte. Doch auch dieser Vertrag ihre Gewalt zu bekommen. Aus diesen Diese Nachricht schrieb der Vikar in neuen Gebieten wurden zwei görzische Tilliach Oswald Streicher aus ins Landgerichte mit hoher Gerichtsbarkeit: Messbuch ein. Zugleich wünschte er den Welsberg und Heinfels. Tilliach kam also Erschlagenen die selige Ruhe.11 zum Landgericht Heinfels. 104 Jahre später wird von einem weite- Um 1300 war der Ort bereits eine kleine ren Überfall berichtet. „Diesmal wagten Siedlung, ein eng zusammengebautes die unruhigen Nachbarn einen Überfall ins Haufendorf zum Schutz gegen die nahe Dorfertal, wo auf Scheibrastl 300 Schafe Grenze, die damals noch die Gail bildete. weideten, die sie raubten. Doch die Ein- Das Urbar der Grafen von Görz um wohner von Obertilliach wurden durch die 1300 nennt 16 Höfe, teils mit Namen der Hilferufe der Hirten geweckt, erreichten Bauern. Nach brixnerischen Urbaren des die Räuber mit ihrer Beute noch im Innern 14. Jahrhunderts gab es in Tilliach bereits des Dorfertales auf einem moosigen 26 brixnerische Schwaighöfe. Sie zinsten Boden in Seeland unter der Rosskarspitze. dem brixnerischen Amt Anras, das bereits Im blutigen Kampf wurden viele erschla- gen. Das geraubte Vieh konnte wieder zu- 1265 urkundlich erwähnt wird. Für die 12 görzischen Höfe bestand ein eigenes rück geführt werden. „officium“ (Amt) in Tilliach. Beschwerden der Tilliacher Schwaigen sind eine ausgesprochene Der große Bauernaufstand vom Jahre bayerisch-alpine Wirtschaftsform.6 Es 1525 hat sich im Pustertal vor allem gegen sind landwirtschaftliche Gutsbetriebe, die das Hochstift Brixen gerichtet, sodass der sich vorwiegend mit Viehzucht und Mol- Wappen des auch für das brixnerische Til- Fürstbischof Sebastian Sprenz es vorzog, kerei befassten. liach zuständigen Anraser Richters Jörg die Flucht nach Venedig anzutreten. Bei Infolge der Vermehrung der Bevölke- Winkelhofer (Winckhlhoffer), 1498–1538. seiner Rückkehr verstarb er in Bruneck.13 rung im Haupttal kam es zu gesteigertem (Wappensammlung von Josef Tilliach hatte deshalb seine Beschwer- Bedarf an Lebensmitteln und damit zur Er- Oberforcher, Museum der Stadt Lienz den mit Anras an den Tiroler Landes- richtung von Schwaigen im Hintergrund Schloß Bruck) fürsten gerichtet. Nummer 12 –– 68. Jahrgang O s ttiroler Heimatblätter

Obertilliach mit Eintragung des brixnerischen und tirolischen Besitzes. Grundlage: „Urmappe“, erster bildhafter Kataster in Tirol, um 1860; Zusammenstellung: Erwin Kolbitsch. Sie enthielten nicht etwa die Umwand- nehmen wie Heurechen, Heu und Grum- Niclas und Hanns Kreizweger, Leh- lung der Freistiftgüter in Baurechthöfe, die met führen, Zaunmachen, Hofschafe ner und Strobl, 1 Hube, 12 Jauch, zinsen in Nordtirol bereits vorherrschend waren, nach Brixen treiben. Weiters hören wir dem Pfarrer zu Tilliach an Geld 8 Pfund sondern man verlangte in der Hauptsache noch vom Segenkäs, den der Pfarrer für Perner und 6 Pfund Perner der Kirche zu nur Rücknahme der Verschlechterungen den Wettersegen erhielt. Tilliach (1 Pfund Perner: 12 Kreuzer; 60 aus der letzten Zeit. Von einem Erfolg der Klagen ist nichts Kreuzer = 1 Gulden); Zehent dem Pfarrer So klagte man über die Vergrößerung überliefert, nur das eine wissen wir, dass zu Anras. des Getreidemaßes. Was früher 21 Vier- der Richter und Amtmann blieb.14 Mathes und Clement ?, 1 Hof, 7 Jauch. ling waren, seien jetzt nur noch 20. Früher Alle nachstehenden Höfe zinsen der konnten die Schafe geschoren abgeliefert Die Höfe von Tilliach Herrschaft Heinfels und geben Zehent wie werden, jetzt nur mehr ungeschoren. in der Pustertaler Beschreibung Niclas Weisl, wobei der Zehent für den Früher konnte mittleres Vieh geliefert wer- 154515 Pfarrer von Anras 8 Galfen Weizen, den, jetzt nur mehr das allerbeste. Höfe des Gerichtes Heinfels 8 Schett Roggen, 8 Galfen Bohnen und Bei verschiedenen Arbeiten für das Amt 1 Lamm beträgt. (Heinfelser Galfe = 1/3 Anras gab es früher einen „ziemlichen Niclas Weisl, 1/4 Hof, 6 Jauch (1 Jauch Star = 11,25 Liter; 1 Heinfelser Schett für Trunk“ Wein, heute nicht mehr. etwa 40 a), zinst der Herrschaft Heinfels; Roggen – 72,37 Liter). Zehent: 2 Teile an Mandorfer und Hanns Martin, Hannes … Lucas zu Hueben, Die Punkte zehn bis fünfzehn richteten von Graben, 1 Teil an Pfarrer in Anras. sich gegen die erhöhten Gerichtstaxen. Auch 1 Hof, 17 Jauch. die Beiträge zur Erhaltung der Straßen und Hanns Anewanter, 24 Jauch, zinst der Hannes und Veit die Erschpämer, Brücken seien besonders hart geworden. Herrschaft Heinfels; Zehent wie Niclas 1 Hof, 6 Jauch. Weisl. Beschwerden wurden weiters gegen un- Gan Oberegger, 1 Hof, 6 Jauch. billige Handhabung des Freistiftrechtes Mathes und Leonhard Flatscher, 1 Christian und Peter Nideregger, und bei Grenzangelegenheiten geführt. Hube, 10 Jauch, zinst an Heinfels; Zehent 1 Hof, 7 Jauch. Eine gemeinsame große Beschwerde wie oben. Hanns und Christian die Erlacher, 1 Die Höfe von Tilliach, richtete sich gegen den Anraser Amtmann die zum brixnerischen Gericht und Richter Jörg Winckhlhoffer, der be- Hube, 12 Jauch, zinst an Heinfels; Zehent reits 30 Jahre das ganze Gericht nicht „un- wie oben. Anras gehörten merklich verderbe“. Peter Mesner zu St. Jenewein, 1 Hube, Alle Höfe zinsen ins bischöfliche Man bittet einen anderen Tauglichen 6 Jauch, zinst wie oben; Zehent wie oben. Amt Anras einzusetzen, der die Nachbarschaft „nicht Jörg und Marthan Nidrister, 1 Hube, Malgrei Tilliach: so hart beschwärt“. 6 Jauch, zinst und Zehent wie oben. Valtein Khlammer, Zehent: 11 1/2 Weiters können wir aus der Be- Marthan Puecher, Kuchlhof, 15 Galfen Roggen (1 Galfe: 11,25 Liter), schwerde noch einige weitere Robote ent- Jauch, zinst und Zehent wie oben. 2 Galfen Weizen, je 18 Galfen Gerste und Osttiroler Heimatblätter 68. Jahrgang –– Nummer 12

▲ Häuserzeile in Obertilliach-Dorf mit den für das Ortsbild typischen eng aneinan- der gebauten, verschachtelt wirkenden Holzbauten; Aufnahme von 1971. ▲ Obertilliach-Dorf, Blick zur Pfarrkirche St. Ulrich; Aufnahme von 1971. Fotos: M. Pizzinini Hafer; davon erhält der Bischof 2/3, der Georg Geiler Hanns Geber, 1/4 Nueschhube. Pfarrer von Anras 1/3. Lienhart und Niclas Raeler, 1 Hube. Die Pacher, diese zinsen dem Panhof. Hanns Auer, 1/2 Hube; Zehent wie Hanns Oberhuber, 1/2 Hube. Lorenz und Hanns Dietricher, oben. Bartlme Michaler, 1/16 Pardelhof. 1 Hube. Caspar Auer und Martin am Puchl, Liendl Michaler, zinst dem Bartlme. Georg Beschauer, 1/4 Schaidhof. 1/2 Hube; Zehent wie oben. Alex Hisell, 1/8 Pardelhof. Valthin Schaider, 1/4 Schaidhof. Stoff Schmid, 1/2 Hube; Zehent immer Liendl Roddarmer, 1/16 Pardelhof. Hanns Mitterdorfer, 1/3 Mitterdorfhof. wie oben. Hanns Ortter, 1/16 Pardelhof. Augustin und Stoffl die Müller, 1/4 Niclas Nuescher Veit Ortter, 1/16 Pardelhof. Mitterdorfhof. Georg, Hanns und Lienhart die Thoman Scherer, 1/8 Pardelhof; Georg Aufenpacher und Georg Niederegger, 1 ganze Hube. Zehent beträgt hier 2 Gulden. Schmider, 2/4 Mitterdorfhof. Niclas Rueper Valthein im Winkhl, 1/8 Pardelhof. Lucas und Augustin Außerhofer, Peter Crainer, 1 Hube. Hanns Untermascher 1/8 Pardelhof. 1 Hof. Cristian und Niclas Khaoller, Paul Oberwinkler 1/8 Pardelhof. Hanns Rutsch und Banzl Bangraz, 1/2 1 Hube. Mathe Huetters Sohn, 1/4 Nuesch- Hube, die dem Pfarrer von Anras zinst: 16 Stoff, Wolff und Niclas Grueber, hube. Pfund Perner, Weisath: 2 Kitz, 8 Hennen, 1 Hube. Cann und Andre die Nuesch, 1/4 90 Eier (Diese beiden sind die Zehent- Martin, Cristian, Niclas, Wolff und Nueschhube. sammler für den Pfarrer von Anras.) Jenebein die Velder, 1 Hube. Lamprechtt Geber, 1/4 Nueschhube. Schusters Erben, 1 Hube.

▲ Blick auf das ehemalige fürstbischöflich-brixnerische Pfleghaus in Anras; Aufnahme von 1968. Der brixnerische Besitz in Tilliach unterstand dem Gericht Anras.

, Kapelle zur Unbefleckten Empfängnis Mariens in Eggen; Aufnahme von 1971. Fotos: M. Pizzinini Nummer 12 –– 68. Jahrgang O s ttiroler Heimatblätter

Hanns und Bartl Egger in Leiten, 1 Hube. Oswald und Cristian Ebner in Leiten, 1 Hube. Marx und Niclas Prünstner in Leiten, 1 Hube. Stoffen und Martin im Dristr, 1 Hube. Christian und Niclas Fugelern, 1 Hof, 6 Jauch. Jörg und Christian Moser, 1 Hof, 6 Jauch. Leonhard, Alex … Winkl, Hof, 9 Jauch. Mathes Peunter und Gan Pichler, 1 Hof, 11 Jauch. Hanns zu Raderm, 1 Hof, 11 Jauch. Paul Unterweger, Hof 3 Jauch, zinst der Kirche St. Ulrich zu Tilliach; Zehent wie oben. Die beiden Gerichte in Tilliach Die Höfe der beiden Gerichte waren nicht räumlich getrennt, sondern völlig Blick auf das Zentrum von Untertilliach mit der Pfarrkirche zu den hll. Florian, Inge- untereinander vermischt, was oft Anlass zu nuin und Albuin; Aufnahme von 1971. Foto: M. Pizzinini Streitigkeiten gab betreffend Wald und Weide, Viehschmuggel, Zehentlieferung Die zum Tode Verurteilten mussten an Gericht Heinfels:16 b und anderes mehr. Auch um das günsti- das Hochgericht Heinfels ausgeliefert wer- Ehebruch: „So ain Eeman oder Eefrau gere Gericht bei Vergehen gab es Streit, da den. Das Hochgericht, der Galgen, stand in die seyen was Stanndts und Wesen sie die Strafen oft unterschiedlich waren. Vierschach. Das Gericht Anras besaß vor- wollen, die Ehe bricht und dasselb auß- erst nur die niedere Gerichtsbarkeit. Gericht Anras:16 a fündig gemacht wirdet“, die sollen das er- stemal eine zeitlang mit Wasser und Brot Sittlichkeitsdelikte wurden am streng- im Gefängnis gehalten werden. Werden sten bestraft. Bei Verletzung der ehelichen sie zum zweitenmal erwischt, so müssen Treue war bis zu 200 Gulden Strafgeld sie noch länger im Gefängnis verbleiben. festgesetzt, je nach dem Besitz des Ehe- Zugleich müssen sie je nach ihrem Besitz brechers. (Der Wert einer Kuh betrug im Teile davon als Strafe abgeben. Werden 16. Jahrhundert 5 bis 8 Gulden.) sie zum drittenmal erwischt, werden sie Diebe wurden öfters „peindlich exami- des Landes verwiesen. niert“, d. h. durch Anwendung der Folter Diebstahl: Wer über 18 Jahre alt ist und zum Geständnis gezwungen (lt. Urkunden einen Wert von 25 Pfund Perner (= etwa 5 von 1540 und 1545). Das Vermögen der Gulden) gestohlen hat, der soll an den Pran- Selbstmörder wurde eingezogen, außer es ger gestellt werden, mit Ruten geschlagen war die Unverantwortlichkeit des Selbst- und dann aus Tirol verbannt werden. Wenn mörders erwiesen oder es waren unmün- einer aber über 25 Pfund Perner oder öfters dige Kinder vorhanden. 10 Pfund Perner gestohlen hat und über 18 Ehrenbeleidigungen, Rauferei, Schläge- Jahre alt ist, der soll mit dem Strang ge- reien wurden mit „Keiche“ (Arrest) oder richtet werden. Das galt auch für Frauen. mit Geld, meistens mit beidem bestraft. Totschläger sollen mit dem Schwert ge- Leichtfertigem Gesindel Unterschlupf richtet werden, Mörder mit dem Rad. geben, trug einige Tage Keiche ein. Die alten Zollämter in Tilliach17 ▲ Wappen des Urkundlich nachweisbar ist die Zoll- Christian Kreuzwe- stätte Tilliach seit 1610. In diesem Jahr ger (Kreutzweger), wurde sie laut Ordnung des Zolles von das er für seine Toblach als eine Nebenstelle genannt, Verdienste als Zöll- doch dürfte sie wohl schon früher bestan- ner zu Obertilliach den haben. Diese Zollstelle befand sich bis mit 23. Jänner 1620 1791 nur in Hocheben (Wacht an der verliehen bekam. Grenze zu Kärnten). (Wappensammlung Aus den Bekennenbüchern erfahren wir von Josef Oberfor- auch einige Namen der Zöllner wie 1608 cher, Museum der Christian Kreutzweger, Wirt zu Tilliach, Stadt Lienz Schloß der sogar für seine Tätigkeit ein Wappen Bruck) erhielt. 1636 erscheint Peter Puecher, Lehner aus Tilliach und dann sein Sohn Bartlmä.

▲ Die ehemalige Zollstelle Wacht an 1731 war Chrysant Anton Valtener, der Grenze zu Gastgeber in Tilliach, kaiserlicher und Kärnten, Ausschnitt königlicher Zöllner in Hocheben und aus dem ersten bild- Mauteinnehmer zur Einhebung von haften Kataster Warenzoll und Wegmautgebühren. Ihm („Urmappe“), um folgte 1755 sein Sohn Johann. 1860. Als 1791 die Hauptzollstelle von Hoch- (Vermessungsin- eben nach Obertilliach verlegt wurde, blieb spektorat für Tirol Hocheben eine Nebenstelle und von und Vorarlberg, einem Zöllner besetzt zur Überprüfung und Innsbruck) erste Aufnahme von Waren aus Kärnten. Osttiroler Heimatblätter 68. Jahrgang –– Nummer 12

Ausweis über die Ein- und Ausgaben der beiden Zollstellen aus dem Jahr 180218 das Gericht Anras gegen Sicherstellung Obertilliach Hocheben des militärischen und kommerziellen Einfuhrzoll aus fremden Landen 15 fl 32 3/4 kr – Durchzugsrechtes die volle Landeshoheit Einfuhrzoll aus den Erblanden 93 fl 55 1/2 kr 15 fl 37 1/2 kr und hohe Gerichtsbarkeit ein. Ausfuhrzoll in fremde Lande 3 fl 4 kr 18 1/2 kr In Anras wurde daraufhin zu Asch das Ausfuhrzoll in die Erblande 9 fl 12 1/2 kr 23 fl 49 1/4 kr Hochgericht (Galgen) errichtet. Einen wei- Durchfahrtzoll – 6 1/2 kr teren Ausgleich brachte dann der Vertrag Kontraband und Strafen 23 fl 48 kr – vom 4. März 1693 zwischen den beider- seitigen Bevollmächtigten, der am 9. zusammen 145 fl 32 3/4 kr 40 fl 21 3/4 kr November 1694 von Kaiser Leopold und Ausgaben: Obertilliach Hocheben Bischof Johann Franz von Brixen bestätigt Auf Amtskosten und Quartiergeld 90 fl 23 kr 95 fl 37 kr wurde. Auf Besoldungen 326 fl 57 kr 224 fl 14 1/2 kr Danach sollte das Tal Tilliach einen Konrabande Anteile 10 fl 9 1/2 kr – eigenen vermischten Bezirk bilden, der Für Kordinisten 53 fl 50 kr – von beiden Obrigkeiten verwaltet werden Extra Ordinari Ausgaben 129 fl 15 1/2 kr – sollte. Bau-Reparaturkosten 25 fl 59 kr 22 fl 6 kr a) Regelung der Gerichtsbarkeit Untertanen des Landgerichtes Heinfels 1825 wurden die Binnenzölle zwischen men große Waldbestände auf. Sie be- unterstehen bei Todesfällen, Zivil- und den österreichischen Ländern aufgehoben. herrschten 20 Jahre den Holzhandel im Kriminalsachen nur dem Landgericht Das betraf Hocheben. In Obertilliach Tilliacher Tal. Heinfels. Für Untertanen des Hochstiftes wurde ein „Ständisches Getreideauf- 1871 nach Eröffnung der Südbahn Brixen gilt das gleiche für das Hochgericht schlagamt“ errichtet. wurde das Holz ab mit der Bahn Anras. Die Heinfelsische Landwehr transportiert. Damit wurden die Wege über Ist der Beklagte sowohl heinfelsischer im 17. Jahrhundert19 den Karnischen Kamm dem Verfall als auch brixnerischer Untertan, dann sol- preisgegeben. Sie wurde im Verein mit der Hofmark len beide Gerichte zuständig sein. Regelung der Tilliacher Ist der Beklagte aber eine fremde Per- Innichen im Jahre 1612 aufgestellt, zu 21 einem Zeitpunkt beginnender höchster Ge- Gerichtsbarkeit son, so soll Anras zwei Jahre, Heinfels ein fahr, denn ein Krieg schien unvermeidlich. Die hohe Gerichtsbarkeit des Landge- Jahr die Gerichtsbarkeit haben. Das Landgericht stellte 450 Mann richtes Heinfels und die Vermischung der b) Die Jagdreviere werden genau unter dem Befehl von Leutnant Hanns tirolischen und brixnerischen Jurisdik- abgegrenzt. Wörnle und Feldwebel Carl Cardineller tionsrechte auf so engem Raum führten zu c) Gemeinsam sollen verwaltet werden: zusammen. Tilliach stellte dazu drei endlosen Streitigkeiten, besonders als 1.Grenz- und Sanitätspolizei. Mann mit „Helleparten“ (Hieb- und 1612 die Wolkensteiner die Herrschaft 2.Verleihung von Öden oder Waldgebie- Stoßwaffe mit Axt und Haken), fünf Mann Heinfels übernahmen. ten zur Beurbarung oder zur Erbauung mit Musketen (Gewehr mit Radschloss Ab 1629 war das Haller Damenstift Ge- von Häusern. und Feuerstein), drei Mann mit „Langen richtsherr von Heinfels und damit besserte 3.Überwachung des Kirchenvermögens. Spießen“ und sieben Mann mit „Häggen“ sich das Verhältnis zum Hochstift Brixen. Bei entstehenden Kosten oder Einnah- (Hakenbüchsen mit Luntenschloss, Pulver So räumte 1665 Kaiser Leopold I. als men soll nach dem Schlüssel 2 (Anras) zu und Feuerstein gezündet). Landesherr von Tirol dem Hochstift für 1 (Heinfels) vorgegangen werden. Übervölkerung und Holzhandel20 Die Berufung der Kirchtage soll ab- Infolge der Bevölkerungszunahme kam wechselnd zwei Jahre Anras und ein Jahr es ab dem 14. Jahrhundert zu Teilungen Heinfels ausüben. der Höfe. Oft wurden sie in zehn bis zwölf Trotz dieser genauen Regelungen ist es Teile zerschlagen. Diese Teilungen fanden noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu erst im 18. Jahrhundert ihren Abschluss. verschiedenen Streitigkeiten zwischen Diese Teilhöfe konnten nun mit der Vieh- Tirol und Brixen wegen Handhabung des zucht nicht mehr ihr Auslangen finden. Forst- und Allmenderegals gekommen. So wurden schon im 16. Jahrhundert Durch die Säkularisation des Hochstiftes Musel ins Welschland geliefert. „Die Til- Brixen im Jahre 1803 waren alle Schwie- liacher kamen daher oft in die Strafe rigkeiten behoben, da nun das ganze Tal (meistens Geldstrafen), da sie häufig Tilliach zum Land Tirol gehörte. Musel ins Welschland verkauften, oder Die letzten Urbare und Ochsen ins Wallische trieben oder zu trei- Steuerkataster vor der Säkularisation ben versuchten.“ des Hochstiftes Brixen22 Schließlich aber wurde der Holzverkauf zur wichtigsten Erwerbsquelle für Tilliach. Steuerkataster vom Jahre 1780: Man schaffte die Musel ins Stromgebiet Güter des Gerichtes Heinfels in Tilliach. der Piave über eigens dafür angelegte In Untertilliach, seit 1716 von Obertilli- Wege durchs Dorfertal, durchs Raab- und ach getrennt: Oberegger- und Unteregger- Winklertal und weiter übers Tilliacher- gut, Moserhube, Erschbaumerhube, Mös- und Winklerjoch zur Grenze. senhube, Oberörlacherhube, Wink-ler- Dieser Raubbau erreichte seinen Höhe- hube, Klammerhube, Flatscherhube und punkt in der ersten Hälfte des 19. Jahr- Hueberhube. In Obertilliach: Dorfhof, hunderts. Pichl- oder Peinthof, Bruggergut, Buch- „So wurden damals aus den Wäldern des hof, Unterwegergut, Lehenhube. Bezirkes Sillian jährlich 40.000 Stück In Rodarn: Leitergut, Weißlergut. Musel und 21.000 Bretter über das Tillia- Der „Weiler-Kornkasten“, unweit der Dazu noch sechs ledige Güter und Söll- cher Joch, über den Kreuzberg und Pfarrkirche St. Ulrich gelegen, diente einst häuser. durchs Höhlensteintal nach Venedig ge- wohl zum Aufbewahren des Zehentgetrei- Anrasischer Kataster vom Jahre liefert.“ des, das in das brixnerische Anras abge- 1780: Güter des Hochstiftes Brixen. 1847 gab es eine Grenzsperre, die den liefert werden musste. Der Bau ist über In Untertilliach: Grubhof zu Rals, Schwarzhandel vorübergehend ein- der Eingangstür datiert mit „MDLI“ Oberralshof, Gollhof, Costenhof, Oberhu- dämmte. Hernach, als die Grenzen wieder (=1551); Aufnahme um 1970. bergut, Kammerlandergut, Pichlergut, geöffnet wurden, kauften italienische Fir- Foto: M. Pizzinini Auergut, Klammergut, Nieschergut, Vel- Nummer 12 –– 68. Jahrgang O s ttiroler Heimatblätter dergut, Kramergut, Geillergut, Fritzergut, Heinzergut und sechs Söllhäuser. Im Dorf Obertilliach: Kuchelhof, Ge- bergut, Bachhof, Mitterbachhof, Nesen- bachhof, Mitterdorferhof, Millnergut, Scherergut, Winklergut, Ortergut, Hislgut, Pardellhof, Wenzelgut, Schaidengütl, Höfl, Beschasser, Ritsch. In Leiten: Eggergut, Ober- und Inner- prinstergut, Ebnergut, Innerstgut. In Rodarn: Schustergut und Mörtergut. Die als Höfe bezeichneten Häuser waren durchwegs in Achtel geteilt, wo- durch sich die Anzahl der Güter ver- mehrte. Durch weitere Teilungen entstanden Kleingüter, die keine Familie ernähren konnten. Diese wurden Söllgüter genannt. Die Besitzer dieser Söllgüter mussten einen Nebenerwerb als Taglöhner oder Handwerker ausüben. Daneben gab es auch Soldhäuser, die überhaupt keinen Grund besaßen. Die Be- sitzer hatten die Aufgabe, das Dorf zu be- wachen, denn bei den vielen Holzhäusern im eng zusammengebauten Obertilliach war die Feuersgefahr groß. Weiters Untertilliach, Blick über die Häusergruppe in der Aue in Richtung Kirchberg; Aufnahme mussten die Soldhäuser auch die Warnung von 1971. Foto: M. Pizzinini bei Überfällen übernehmen. 1. Zeit: 23 suppe mit Fleisch, Speck und Polenta, Interessantes Brauchtum Wenn genügend Schnee ist (mindestens eingemachte Krapfenblattlan oder Lothar Patera beschreibt in seinem Buch 1/2 m) und nachdem die notwendigen Niggallen mit Kaffee oder Milch. „Ein heimatkundlicher Führer von Köt- Fuhren (Brennholz, Streu) gemacht sind. b) Beim Fortgehen: In der Reihenfolge, schach, über Sillian nach Lienz“ vom 2. Vorbereitungen: wie die Heubringer aus der Stube gehen, Jahre 1926 über den Nachtwächter: müssen sie beim Ziehen bleiben. Der a) Heurieße machen und ausräumen. Hie- „Die in Obertilliach bestehende Nacht- erste hat meistens das größte und schön- bei tun sich alle Leute zusammen, die in wache in der Person eines alten Mannes ste Fuder, der Bauer ist immer der letzte der gleichen Gegend Heu haben. rief um 10, 12 und 2 Uhr die Nachtstunden und zieht den „Hund“ (kleinstes b) Anwerben von rüstigen Männern und aus und warnte vor Feuersgefahr. Vor dem Fuder). kräftigen Burschen. Es werden vielfach Weilerischen Gasthauses rief er aus: Ihr Gegendienste geleistet. 5. Auf der Ladestatt: Bauern lost auf und lasst euch sag’n: Der c) Herrichten von „Ferkeln“, Wiesbäumen, Einer muß „fassen“, einer oder zwei rei- Hammer an der Uhr hat 10, 12, 2 Uhr „Zügeln“, Stricken und Bergrechen vom chen ihm die Heubüschl zu, der Bauer g’schlag’n. Gebt acht auf Feuer und Licht, Bauer, von den Gehilfen wird Bindseil wirft das Heu aus der Schupfe und die dass euch Gott und uns’re lb. Frau behüt!“ und „Broh“ beigestellt. übrigen ziehen die fertig gefassten Fuder Man hieß dieses Ausrufen zu den Nacht- 3. Vor dem Fortgehen: ein Stück vor. An gewissen Orten benötigt stunden „Skarten“ und den Ausrufer man beim Abziehen die „Schlaufen“. Auf Skarter. Er war zugleich auch Totengräber. a) Wecken der Heubringer zum Essen um der Ladstatt muss es windstill sein. Weiters berichtet Patera auch über die 3 Uhr oder schon um Mitternacht. Bräuche beim Heuziehen: b) Essen: ausgiebige Gersten- oder Reis- 6. Die Abfahrt geht meist glatt vor sich. Am Aufzug kommen die Fuder auf Schlitten und nun geht es lustig heim- wärts. 7. Am Stadel werden die Heubringer mit Niggallen empfangen, oder mit Schnaps. Alle beteiligen sich beim Ab- legen. 8. Wieder beim Essen: Gerstensuppe mit Fleisch, Knödel, Grieß- oder Reismus, eingemachte Krapfenblattlan, Kaffee oder Milch. 9. Ausruhen: Nachher setzten sich die Burschen in der Bauernstube zu einem Kartenspiel zu- sammen. Die älteren Männer aber schnarchen auf der Ofenbank, in der Ofenhöhle und auf dem Ofengschall. Auswanderer aus Tilliach24 Als sich im 18. Jahrhundert die Bevöl- kerung von Tilliach besonders stark ver- mehrte, kam es zu Auswanderungen. Es wanderten aus: nach Südtirol: 38 – nach Nordtirol: 14 – nach Kärnten: 25 – nach Salzburg: 18 – nach Wien: 11 – nach Blick vom Klammberg zum Kirchberg von Untertilliach mit der Kirche St. Jenewein (Hll. Oberösterreich: 2 – nach Niederösterreich: Ingenuin und Albuin); Aufnahme von 1971. Foto: M. Pizzinini 5 – nach Steiermark: 6. Osttiroler Heimatblätter 68. Jahrgang –– Nummer 12

Meinrad Pizzinini Oberschulrat Erwin Kolbitsch zum Gedenken Erwin Kolbitsch zählte zu Geschichte und Heimat- guter Gesellschaft mit Elsbeth den eifrigsten Autoren der kunde waren nicht erst ein Angerle, Josef Astner, Anton Osttiroler Heimatblätter, des- „Hobby“ in den Jahren der Dörrer, Rosa Ghedina-Pernter, sen Mitarbeit über 40 Jahre Pension. Schon Jahrzehnte Rudolf Granichstaedten- währte. Sein erster Beitrag für vorher hatte sein diesbezüg- Czerva, Rudolf Gschließer, die heimatkundliche Beilage liches Schaffen eingesetzt. Die Franz Kollreider, Maria Koll- des Osttiroler Boten erschien erste Ausgabe der „Bezirks- reider-Hofbauer, Hans Kra- im Jahr 1957: Es war eine tref- kunde Osttirol“ (1954), von mer, Karl Maister, Florentin fende Besprechung des Stan- Bezirksschulinspektor Hans Nothegger, Josef Obbrugger, dardwerks von Franz Kolb, Waschgler initiiert und als Be- Josef Oberforcher, Otto Stolz, „Das Tiroler Volk in seinem helf für die Pflichtschullehrer Hans Trojer, Kamillo Trotter, Freiheitskampf 1796/97“. des Bezirks Lienz gedacht, be- Franz Unterkircher, Andreas Noch im selben Jahr befasste reicherte Erwin Kolbitsch um Veider, Hans Waschgler, Her- er sich in den Heimatblättern historische und wirtschafts- mann Wiesflecker usw. mit den Osttiroler Kriegs- geschichtliche Beiträge. Er Vielfältig ist das Spektrum ereignissen in der Zeit von verfasste auch Beiträge für die der Themen, die Kolbitsch be- 1797 bis 1813. Darin bereits Zeitschriften „Tiroler Heimat- arbeitete. Seine umfassende kann man die Fähigkeit her- Oberschulrat Erwin Kol- blätter“, „Katholische Volks- Schau kommt besonders gut in auslesen, Geschichte breiten bitsch †. Foto: Dina Mariner schule“, „Tiroler Schule“ und den Abhandlungen zu einzel- Bevölkerungskreisen näher Fachprüfungen für Deutsch, die Tiroler Bauernzeitung. nen Gemeinden oder ehemali- zu bringen, was auf jeden Fall Geschichte, Geografie und Auch im Ruhestand galt gen Gerichten im Bereich des mit seinem pädagogischen zusätzlich noch Mathematik sein Interesse weiterhin der Bezirks Lienz zum Ausdruck. Geschick zusammenhängt, vor, die er 1951 glänzend be- Schule, was sich nicht nur in Sie gehörten zu den beliebtes- das er als Fachlehrer für Ge- stand. der Diskussion über aktuelle ten Beiträgen in den Osttiroler schichte einbringen konnte. Inzwischen war er an die Fragen widerspiegelte, son- Heimatblättern. Das ge- Erwin Kolbitsch ist am 1. Hauptschule in Lienz versetzt dern z. B. auch an der Förde- schichtliche und kulturhistori- Feber 1913 in Lienz zur Welt worden, wo bis heute legen- rung der Neuauflage der Be- sche Verständnis und die gekommen. Hier besuchte er däre Gestalten der Lienzer zirkskunde unter BSI Georg Gabe, die entsprechenden Volks- und Bürgerschule und Schulgeschichte wie Michael Großlercher (1984) oder der Sachverhalte einleuchtend entschied sich nachher für den Meirer, Hans Waschgler, Festschrift aus Anlass des vermitteln zu können, sind in Lehrberuf. Die Ausbildung Hugo Graser oder Lorenz 80-jährigen Bestehens des allen seinen Arbeiten spürbar an der Lehrerbildungsanstalt Kröll wirkten. Diesem folgte Schulgebäudes in der Lienzer und haben ihn zu einem der in Innsbruck schloss er im Jahr er als Schulleiter (1957) nach Muchargasse. „Hauptautoren“ der Osttiroler 1932 ab. In der Seinitzen (Ma- und wurde 1965 zum Direktor Das Hauptbetätigungsfeld Heimatblätter gemacht. trei i. O.) trat er die erste ernannt, ein Amt, das er bis zu seines Wirkens wurden immer OSR Erwin Kolbitsch ist am Dienststelle an und wirkte ab seiner Pensionierung 1977 mehr die Osttiroler Heimat- 28. Oktober 2000 gestorben. 1938 in Prägraten. Nach dem versah. Unter den Auszeich- blätter, in denen er 68 zum Teil Damit ist sein verdienstvolles, Kriegsdienst (ab 1941) unter- nungen, die er für seine ver- sehr umfangreiche Beiträge langjähiges Wirken für die richtete Kolbitsch von 1945 dienstvolle berufliche Tätig- veröffentlichte. Was die Inten- Heimatblätter erloschen. Sein bis 1950 als Lehrer und Leiter keit erhielt, sei der Titel sität der Bearbeitung und die Name aber bleibt mit ihnen der Matreier Hauptschule. „Oberschulrat“ (1971) her- Qualität seines Schaffens be- verbunden, deren herzlicher Hier bereitete er sich auf die vorgehoben. trifft, befindet sich Kolbitsch in Dank ihm gebührt.

Nach außerhalb Österreichs wanderten Bayern – Georg Wieser, Sattler, ins 8. Otto Stolz, Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, Schlernschrift 4 u, Innsbruck 1939, S 626. aus: Peter Flatscher, Schneider, nach Bay- Schwabenland – Peter Prinster nach 9. Lothar Patera, Ein heimatkundlicher Führer, S 119 f. ern – Georg Flatscher, als Kriegsmann, Triest – Josef Coller nach München. – J. J. Staffler, Tirol und Vorarlberg, S 411. nach Passau – Simon Gruber, Schuh- 1784 berichtet der Pfleger von Heinfels: 10. Sinnacher a. a. O., Band III, S 489. 11. Sinnacher a. a. O., Band VII, S 130 f. macher, nach Mainz – Anton und Bene- Man nimmt unsere Auswanderer überall 12. J. J. Staffler, Tirol und Vorarlberg, S 411 – Lothar dikt Hießler, zwei Schneider, nach Passau gerne auf, denn sie sind von Jugend auf bei Patera, Ein heimatkundlicher Führer, S 120. 13. Georg Tinkhauser, Beschreibung der Diözese Brixen, – Urban Hueber, Hauptmann, an die un- schlechter Kost erzogen, kräftig und ar- I. Band, Brixen 1855, S 24. garische Grenze – Philipp Lugger, Bader, beitsam. 14. Karl Maister, Geschichte des Pflegegerichtes Anras, nach Würzburg – Sebastian Micheler, in OHBL 1925, Heft 10, S 149. 15. Pustertaler Beschreibung, TLA Kat 08. Schuhmacher, nach Prag – Andrä Mitter- Anmerkungen und Hinweise 16 a. Karl Maister, Geschichte des Pflegegerichtes Anras dorfer, Hufschmied, nach Jungbunzlau 1. Maria Hornung, Mundartkunde Osttirols, Österrei- in OHBL 1925, Heft 8, Seite 118 f. chische Akademie der Wissenschaften, Studien zur 16 b.Tiroler Landesordnung vom Jahr 1544: Achtes Buch, (Böhmen) – Jennewein Moser, Tischler, österreichisch-bayrischen Dialektkunde, Nr. 3, Wien CXVIII Blatt, Nummer XL – CXXXIX Blatt, Num- nach Triest – Hanns Niescher ins Schwa- 1964. mer XLVII – Nummer XLVII – Nummer XVI. benland – Josef Niescher, Tischler, nach 2. Meinrad Pizzinini, Osttirol, Österreichische Kunst- 17. Erwin Kolbitsch, Die Zollstätten Tilliach; aus der monographie, VII, Salzburg 1974, S 270 – Otto Stolz, Reihe: Die Zollstätten im Pustertal in OHBL 1985, Geschichte Osttirols im Grundriß, Lienz 1925, Nr. 12. S 140 ff. 18. Abschrift aus dem Oberforcher Archiv, Museum der IMPRESSUM DER OHBL.: 3. Maria Hornung, Mundartkunde Osttirols, S 115 f. Stadt Lienz Schloß Bruck. Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzi nini. 4. Franz Anton Sinnacher, Beiträge zur Geschichte der 19. Abschrift aus dem Oberforcher Archiv. bischöflichen Kirche Säben und Brixen in , Bri- 20. Karl Maister, Pflegegericht Anras in OHBL 1925 Heft Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren xen 1824, Band II, S 514 – Lothar Patera, Ein hei- 8, S 118 – Lothar Patera, Ein heimatkundlicher Füh- verantwortlich. matkundlicher Führer von Kötschach, über Sillian rer, S 128 – Richard Schober, Chronik von Obertilli- Anschrift des Autors dieser Nummer: OSR nach Lienz, Wien 1926, S 160. ach, S 41. Erwin Kolbitsch †, Hauptschuldirektor i. R. 5. Sinnacher a. a. O., Band III, S 438 f – Johann Jakob 21. Otto Stolz, Geschichte Osttirols, S 164 – Otto Stolz, A-9900 Lienz, Oberer Siedlerweg 11. Staffler, Tirol und Vorarlberg, Band II, Innsbruck Politisch-historische Landesbeschreibung von Südti- 1847, S 411. rol, Schlernschrift 40, 624 ff. Manuskripte für die „Osttiroler Heimat- 6. Otto Stolz, Geschichte Osttirols, S 144 ff – Richard 22. Wie Anmerkung 21. blätter“ sind einzusenden an die Redaktion Schober, Chronik von Obertilliach, aus der Reihe der 23. Lothar Patera, Ein heimatkundlicher Führer, S 133 ff. des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Piz- Ortschroniken, herausgegeben vom Tiroler Landes- 24. Zusammengestellt aus Abschriften von Verfachbü- zi nini, A-6176 Völs, Albertistraße 2a. archiv, Innsbruck 1976, S 5 ff. chern aus dem Oberforcher Archiv, Museum der Stadt 7. Otto Stolz, Schwaighöfe in Tirol, Innsbruck 1930. Lienz Schloß Bruck.