Personen der in der Evangelischen Kirche im Rheinland Kleve Wesel Lippe ALPEN

Amalia von Essen Neuenahr-Alpen Krefeld Ruhr DÜSSELDORF Adolf Clarenbach REMSCHEID- LENNEP Sibylle von Jülich- Hermann von Wied Martin Bucer Kleve-Berg 1477 – 1552 1481 – 1523 1491 – 1551 Köln geb. auf Burg Altwied geb. auf der Ebernburg geb. in Schlettstadt bei Bad Münster am Rhein Stein Aachen BONN Martin Bucer Hermann von Wied ALTWIED Ahr Wetzlar

Adolf Clarenbach Nikolaus Faber Sibylle von Jülich- ca. 1495 – 1529 ca. 1495 – 1567 Kleve-Berg Cochem geb. nahe Lennep geb. in Obermoschel 1512 – 1554 bei Meisenheim geb. in Düsseldorf Mosel

Franz von Sickingen BAD MÜNSTER Caspar Olevian AM STEIN Nahe TRIER Nikolaus Faber MEISENHEIM Nikolaus Beuck Caspar Olevian Amalia von ca. 1523 – 1572 1536 – 1587 Neuenahr-Alpen Deutschland geb. in Saarbrücken geb. in Trier 1539 – 1602 Saar geb. auf Schloss Alpen Nikolaus Beuck Bildnachweis�Impressum SAARBRÜCKEN Hermann von Wied 1477 – 1552 Adolf Clarenbach Köln

Der Erzbischof als Versuch, ein auf sein Reformator Betreiben hin von der Kölner Provinzialsyn- Wäre seine Kirchen- ode 1536 beschlosse- politik erfolgreich nes Reformprogramm Bonn Martin Bucer gewesen, wäre Köln für die katholische heute vielleicht eine Kirchenprovinz Köln um- Hochburg des Protestantis- Kölner Münze aus der Amtszeit zusetzen, scheiterte jedoch. mus: Hermann von Wied (1477 Hermanns. Anfang 1542 nahm er einen Ahr bis 1552) war seit 1515 Erzbischof und zweiten Anlauf. Er lud Martin Bucer Philipp Melanchthon Altwied Kurfürst von Köln – und wurde aus und ein Jahr später auch Melanchthon Sicht der katholischen Kirche wohl ei- nach Bonn ein. Sie sollten ihm bei Neuwied ner der gefährlichsten Kirchenmänner, der „Kölnischen Reformation“ helfen. die je das Erzbistum am Rhein führten. Gemeinsam erarbeitete er mit Bucer Denn der Graf aus Altwied versuchte und Melanchthon ein Reformwerk. dort 1542/43 die Reformation einzu- Das „Einfältige Bedenken, worauf eine führen. christliche, in dem Wort Gottes gegrün- dete Reformation anzurichten sei“ fand Zunächst war Hermann jedoch treuer auf dem Bonner Landtag im Juli 1543 Cochem Verfechter der päpstlichen Lehre. Am zwar die begeisterte Zustimmung der Mosel 12. November 1520 ließ er auf dem drei weltlichen Stände (Zünfte, Ritter Kölner Domhof – als erstem Ort auf und Städte). Klerus und Domkapitel deutschem Boden – Martin Luthers lehnten die Reformen jedoch vehement Bücher verbrennen, 1523 verbot er ab. Sie forderten schließlich vom Papst, das Lesen und Verbreiten von Luthers den Erzbischof abzusetzen. Am 16. Schriften im Erzbistum Köln. Und 1529 April 1546 wurde Hermann von Wied starben mit seiner Billigung die Refor- exkommuniziert und am 3. Juli für matoren Adolf Clarenbach und Peter abgesetzt erklärt. Fliesteden auf dem Scheiterhaufen in Hermann kehrte auf seine Burg zurück. Köln-Melaten. Auf dem Sterbebett feierte er das Trier Wieds Einstellung änderte sich, als Abendmahl nach evangelischer Sitte. er 1530 auf dem Augsburger Reichs- Die Stadt Köln würdigte den großen tag die Reformatoren Martin Bucer Mann nach seinem Tod mit aufwendi- Nahe und Philipp Melanchthon persönlich gen Trauerfeierlichkeiten im Dom. Saar kennenlernte. Ihr Denken hatte großen Ob man vielleicht seine Absetzung Glan Einfluss auf seine Politik. Sein erster bedauerte?

Hermann von Wied Franz von Sickingen Bonn 1481 – 1523

Ahr Neuwied Wetzlar Der Ritter der Reformation ernannte Baseler Reformator Oekolam- pad in der Bergkapelle der Ebernburg Reichsritter Franz von Sickingen (1481- Gottesdienste in deutscher Sprache 1523) machte seinen Stammsitz, die und das evangelische Abendmahl. Ebernburg bei Bad Münster am Stein, Sickingens Burg war zur „Herberge der Cochem zu einer Zuflucht für verfolgte Reforma- Gerechtigkeit“ geworden. So nannte sie toren. 1521 bot er Asyl der Humanist Ulrich von Hutten, ein Mosel an, als in Worms die Reichsacht über Freund Sickingens, der den Ritter mit diesen verhängt wurde. Luther ging dem reformatorischen Gedankengut bekanntlich auf die Wartburg. Doch vertraut gemacht hatte. Main zahlreiche seiner Anhänger nahmen das Asyl auf der Burg im Nahetal an Sickingen, der unter anderem St. Wen- und machten sie für etwa zwei Jahre zu del belagert hatte, kämpfte weiter mit Nahe einer reformatorischen „Denkfabrik“. dem Schwert in der sogenannten Trie- Trier rer Stiftsfehde für die Reformation und Ebernburg Auf der Ebernburg trafen ganz unter- die Säkularisierung der Kirchengüter. bei Bad Münster schiedliche Persönlichkeiten zusam- Sein Feldzug gegen das Erzbistum Trier am Stein men: Martin Bucer, Johannes Oeko- scheiterte jedoch und Sickingen starb Glan lampad, Johann Schweblin und Kaspar im Mai 1523 an Verletzungen, die er im Saar St. Wendel Aquila gehörten dazu. Sie begannen Kampf bei der Belagerung seiner Burg sehr bald damit, kirchliche Veränderun- Nanstein erlitten hatte. gen in ihrem Umfeld einzuführen. Be- Neckar reits 1522 feierte der zum Burgkaplan Saarbrücken

Johannes Oekolampad Johann Schweblin Kaspar Aquila Martin Bucer

Franz von Sickingen Ebernburg in Bad Münster am Stein Martin Bucer 1491 – 1551

Der Prediger von Bonn Im April 1543 trafen sich Bucer und der inzwischen auch nach Bonn gerufene Cambridge Als der junge Dominikanermönch Reformator Philipp Melanchthon auf Martin Bucer 1518 an der Universität der Wasserburg Buschoven nahe Bonn Heidelberg auf Martin Luther traf, fing mit dem Erzbischof. Er gab ihnen den Amsterdam er Feuer für die Reformation. Bucer Auftrag, einen Reformationsentwurf London NIEDERLANDE (1491 – 1551) verbreitete fortan die zu erarbeiten. Bis zum Sommer ver- protestantische Lehre und wirkte als fassten Bucer und Melanchthon eine VEREINIGTES Reformator vor allem in Straßburg, im Programm­schrift mit einer evangeli- KÖNIGREICH Elsass und in England. Als Berater Her- schen Gottesdienst- und Kirchenord- mann von Wieds war er auch im Spiel nung: „Einfältige Bedenken, worauf DEUTSCHLAND beim Reformationsversuch 1543 im eine christliche, in dem Wort Gottes Erzbistum Köln – als Prediger in Bonn. gegründete Reformation anzurichten BrüsselBrüssel sei“, die in Bonn gedruckt wurde. Das BELGIEN Bonn Kurz vor Weihnachten 1542 traf Martin Kölner Domkapitel lehnte die Reform­ Bucer in Bonn ein. Erzbischof und ordnung jedoch kategorisch ab. Im Kurfürst Hermann von Wied hatte ihn September 1543 – das Scheitern der geholt, damit er bei Reformen im Erz- Reformation in Köln war schon abzu- Luxemburg bistum Köln mitwirken sollte. Regelmä- sehen – verließ Bucer Bonn wieder und ßig predigte Bucer im Bonner Münster kehrte vorerst nach Straßburg zurück. und hielt theologische Vorlesungen im Am Ende seines Lebens rief ihn Thomas Paris Franziskanerkloster, sehr zum Missfal- Cramner, Erzbischof von Canterbury, len des Kölner Domkapitels. „Reiche nach England, wo Bucer als Professor in Paris Ernte, wenig Arbeiter, viele Feinde“, Cambridge wesentlichen Anteil an der notierte er damals. englischen Reformation hatte. Straßburg FRANKREICH Strasbourg Schlettstadt

Zürich

SCHWEIZ Bucer-Fenster in der Straßburger Erlöserkirche Martin Bucer Adolf Clarenbach Osnabrück ca. 1495 – 1529 Ems

Für seinen Glauben auf den Prozess gemacht. Am 4. März 1529 fiel Scheiterhaufen das Urteil: Der Geistliche Gerichtshof verkündete die kirchliche Exkommuni­ Adolf Clarenbach (ca. 1495 bis 1529) zierung und seine Verurteilung zum Münster kostete sein Eintreten für die Refor- Tod. Clarenbach sei „ein reüdig schaff mation das Leben – mit nur 34 Jahren. und faul stinckend glid“, das von der Der auf einem Bauernhof nahe Lennep Kirche abgeschnitten werden müsse. (heute ein Stadtteil von Remscheid) Ein halbes Jahr später, nachdem man Wesel geborene Lateinlehrer lernte als junger vergeblich versucht hatte, ihn zum Lippe Mann 1523 Luthers Schriften kennen Widerruf zu bewegen, wurde und schätzen. Damals war er gerade das Urteil vollstreckt. Büderich Konrektor der Schule zu St. Martin in Gemeinsam mit dem Münster geworden. Bald verbreitete eben­falls wegen Clarenbach öffentlich reformatorische Ketzerei verurteilten Essen Gedanken – sehr zum Missfallen der Peter Fliesteden führte Ruhr Obrigkeit. man Clarenbach am 28. September 1529 Wiederholt verlor Clarenbach in den zur Hinrichtungs- Düsseldorf Lüttringhausen folgenden Jahren seine Arbeit, weil er stätte Melaten und Wuppertal- sich offen zu Luthers Lehre bekannte, verbrannte beide auf Elberfeld Reimscheid- und wurde nacheinander aus seinen dem Scheiterhaufen. Lennep Wirkungsstätten Münster, Wesel, Os- nabrück, Lüttringhausen und Elberfeld ausgewiesen. Er suchte Schutz bei seinem Freund Köln Johann Klopreiß, einem ebenfalls refor- matorisch predigenden Theologen in Rhein Büderich. Im April 1528 wurde Klopreiß vor das Geistliche Gericht des Erzbis- tums Köln geladen. Clarenbach beglei- Bonn tete ihn, um ihn zu unterstützen. Doch das wurde ihm zum Verhängnis. Sofort Wetzlar nach ihrer Ankunft in Köln wurden beide verhaftet. Während Klopreiß die Statue Adolf Clarenbachs Flucht gelang, wurde Clarenbach der am Rathausturm Köln Ahr Neuwied Nikolaus Faber ca.1495 – 1567

Elbe Vom Johanniter zum Reformator Weser Faber erlebte in Wittenberg eine Ein junger katholischer Johanniterbru- spannende Zeit. Er war begeistert von der machte das Städtchen Meisenheim Luthers Lehren für eine Erneuerung von am Glan zu einer der ältesten evan- Kirche und Glauben. Am 10. Dezember Ems gelischen Gemeinden auf dem Gebiet 1520 war er dabei, als Luther die Bann­ der Evangelischen Kirche im Rheinland. androhung gegen sich und Schriften Alles begann mit seinem Theologiestu- seiner Gegner, wie des katholischen dium, zu dem ihn seine Ordensbrüder Theologen Johannes Eck, öffentlich Wittenberg 1520 nach Wittenberg sandten – denn verbrannte. Nach drei Jahren Studium Rhein Lippe hier traf Nikolaus Faber (ca.1495–1567) kehrte Faber 1523 nach Meisenheim Martin Luther Torgau den Theologieprofessor Martinus zurück – mit den reformatorischen Luther. Lehren im Gepäck. An Pfingsten 1526 Ruhr feierte er in der Schlosskirche den ers- ten lutherischen Gottesdienst und das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Seine Eisenach Ordensbrüder behinderten Fabers Arbeit nicht und seine evangelischen Ahr Predigten in der Schlosskirche fanden auch Zustimmung beim Landesherrn Herzog Ludwig II. von Pfalz-Zweibrü- Main cken. So setzte sich die Reformation in Mosel Meisenheim ganz ohne große Strei- Nahe tigkeiten durch. Die Johanniterbrüder Meisenheim Saar traten zum neuen Bekenntnis über; ihr Glan Ordenssitz wurde 1532 aufgelöst. Faber Neckar wurde der erste lutherische Pfarrer von Meisenheim. Er starb dort am 8. Januar 1567.

Schlosskirche in Meisenheim

Martin Luther verbrennt die päpstliche Bannbulle vor dem Elstertor in Wittenberg am 10. Dezember 1520 Sibylle von Jülich-Kleve-Berg 1512 – 1554

Die evangelische Landesmutter Obwohl die Ehe aus politischen Grün- den geschlossen wurde, waren sich Sie stand in regem Briefkontakt mit Sybille und Johann Friedrich zugetan. Martin Luther und sie war seine Lan- In Torgau lernte die neue Landesherrin desherrin: Sibylle von Jülich-Kleve-Berg Luther kennen, der dort regelmäßig Doppelporträt Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und seine Gemahlin Sibylle von Kleve (1512 – 1554) war die Ehefrau von Kur- predigte. Sie blieb in Briefkontakt mit fürst Johann Friedrich I. von Sachsen. ihm und vertraute sich ihm als Seelsor- Der förderte die Reformation und war ger an. In ihrem religiösen Denken war ein großer Gönner Luthers. Das brachte sie von Luther geprägt, sie kannte seine Ems Weser ihm den Beinamen „Friedrich der Groß- Bibelübersetzung gut. Luthers Freund, Elbe mütige“. Sibylle stand zeitlebens treu der Hofmaler Lucas Cranach d.Ä., malte Wittenberg an seiner Seite. mehrere Porträts von Sibylle. Sie starb Kleve 1554 wenige Tage vor ihrem Ehemann. Rhein Lippe Wesel Torgau Schon am Hof ihres Vaters in Düssel- Ruhr dorf kam Sibylle mit reformatorischen Düsseldorf Leipzig Ideen in Kontakt. Ihr Bruder Wilhelm hatte einen Freund des Humanisten Köln von Rotterdam als Lehrer. Dem Jülich Eisenach Aachen Mädchen Sibylle verwehrte man aber Bonn diesen Unterricht. Mit ihrem Ehemann, Ahr Neuwied Wetzlar den sie 1527 in Torgau heiratete, teilte sie den Eifer für Luthers Lehre. Mosel Main

Nahe Trier

Saar Glan

Saarbrücken Neckar

siehe auch:

Schloss Hartenfels in Torgau

Porträt der Prinzessin Sibylle von Kleve als Braut Relief Martin Luthers in der Torgauer im Alter von 14 Jahren, Porträt von Lucas Cranach Seit 1517 Schlosskapelle. Stiftertafel von 1545 dem Älteren, 1526 Reformatorinnen Nikolaus Beuck ca. 1523 – 1572 Köln

Ein Saarbrücker Chorherr wird Reformator Bonn

Er war katholischer Priester und Chorherr im Stift St. Arnual: Der Saar- Ahr Wetzlar brücker Bürgerssohn Nikolaus Beuck (ca. 1523 bis 1572) wurde Mitte des 16. Jahrhunderts zum Reformator, der zwar in seiner Heimatstadt scheiterte, aber in Gebieten im heutigen Lothrin- Pfalzgraf Friedrich III. von Pfalz- Simmern, 1539 gen und in Simmern die Kirchenreform Cochem Mosel einführte. Stephanskirche in Simmern Hohenfels die Reformation einführte. Main Beuck entstammte einer angesehenen Auf Druck des katholischen Herzogs Simmern Saarbrücker Familie. Er studierte Theo- von Lothringen wurde Beuck aber Ende logie in Heidelberg und wurde Priester. 1557 wieder entlassen. Von 1551 bis 1554 war er Chorherr und Sein Weg führte ihn nun nach Sim- Sponheim bald auch Dekan des Stifts in St. Arnual, mern, wo Pfalzgraf Friedrich III., ein Trier Nahe heute ein Stadtteil von Saarbrücken. überzeugter Anhänger der Reformati- Der damalige Herrscher der Grafschaft on, das Sagen hatte. An der Stephans-

Nassau-Saarbrücken, der Katholik kirche wurde Beuck erster lutherischer Glan

Philipp II., hatte Beuck in seinen Rat Superintendent und führte von hier aus Saar berufen. Beuck wandte sich reformato- die Reformation in der Hinteren Graf- Neckar rischen Ideen zu und Graf Philipp ließ schaft Sponheim durch. Die Wild- und ihn unter der Hand gewähren. 1554 Raugrafen beriefen Beuck schließlich an Heidelberg gab Beuck jedoch das Amt des Dekans die obere Saar in die Herrschaft Vinstin- Saarbrücken in St. Arnual auf, da er gen (heute Fénétrange für wirkliche Reformen in Lothringen); auch keine Chance sah. Er hier arbeitete Beuck Forbach ging als Hofprediger ins als Reformator. Das nahe Forbach (heute Wirken des einzigen Stiftskirche St. Arnual Lothringen), wo er mit Reformators an der Saar in Saarbrücken Einverständnis des ist im Saarland weithin Fénétrange Herrschers Johann von vergessen. Gedenktafel der Familie Beuck , Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken FRANKREICH Weser Rhein Caspar Olevian Aachen Herborn 1536 – 1587 Bonn Ahr BELGIEN Wetzlar

Cochem er 1559 nach Trier zurück. Reformorien- Mosel tierte Trierer Ratsherren stellen ihn als Main Lateinlehrer an der Universität an und so kommt es zu seiner ersten Predigt Nahe Trier auf Deutsch an seinem 23. Geburtstag. Zwei Stunden lauscht eine begeisterte Glan Menge, wie Olevian die Praxis von Saar Neckar katholischer Messe und Eucharistie Saarbrücken kritisiert, Heiligenverehrung und Wall- Heidelberg fahrten geißelt.

Als der Universitätsrektor die unauto- Caspar Olevian risierten Predigten unterbindet, stellen die Zünfte Olevian das Bürgerhospital Reformator aus Leidenschaft zur Verfügung. In kaum vier Wochen schafft es der leidenschaftliche Predi- Am 10. August 1559 sorgt ein junger ger, etwa ein Drittel der Trierer Bevölke- FRANKREICH Jurist und Theologe im streng katholi- rung für die Reformation zu begeistern. schen Trier für eine Sensation: Caspar DEUTSCHLAND Olevian (1536 – 1587), Sohn eines Trie- Der Trierer Erzbischof und Kurfürst rer Bäckermeisters und Ratsherrn, hält Johann von der Leyen zieht die Not- in der Bischofsstadt die erste evangeli- bremse: Mit Waffengewalt lässt er sche Predigt – auf Deutsch. Unterstützt Olevian und viele seiner Anhänger ver- von einigen Ratsherren und Zünften haften und macht ihnen im November Heidelberger Katechismus Basel findet er schnell zahlreiche Anhänger. den Prozess wegen Rebellion und Land- Zürich Doch dann greift Erzbischof Johann von friedensbruchs. Nach zehn Wochen der Leyen ein. Haft werden die Protestanten aus Trier ÖSTERREICH ausgewiesen. Der Reformationsversuch Olevian hatte zunächst Jura in Frank- ist gescheitert. Noch bis 1784 dürfen reich studiert. Mit 20 gerät er bei einem sich Protestanten nicht länger als SCHWEIZ Unfall an einem Fluss bei Bourges in 72 Stunden in Trier aufhalten. Todesnot und gelobt, auch Theologie Olevian aber macht weiter Karriere als zu studieren. In Genf hört er darauf- Reformator. In Heidelberg wird er Mit- hin Vorlesungen bei dem Reformator verfasser des Heidelberger Katechismus Genf Heinrich Bullinger Johannes Calvin und in Zürich bei und der reformierten kurpfälzischen Kirchenordnung. Später lehrt er in Her- Heinrich Bullinger. Mit reformatori- ITALIEN schem Gedankengut im Gepäck kehrt born bis zu seinem Tod an der neuge- gründeten reformierten Hochschule.

Johannes Calvin Amalia von Neuenahr-Alpen 1539 – 1602

Ems

Die reformierte Fürstin Schon ein Jahr später Amsterdam vom Niederrhein heira­tete Amalia aus Heinrich Graf von Utrecht Brederode konfessionspolitischen Er- Den Haag Vianen Sie wird als schöne, selbst- wägungen Friedrich III. von bewusste, politisch interes- der Pfalz, einen der sieben sierte Frau und Herrscherin Kurfürsten. Sie stieg damit Schloss Horneburg Kleve Wesel beschrieben, die aus der zu einer der bedeutends- NIEDERLANDE Lippe Kraft ihres christlichen ten Fürstinnen des Reiches Alpen Recklinghausen

Glaubens lebte. Amalia von auf. Friedrich, genannt Ruhr Neuenahr-Alpen der Fromme, hatte den (1539-1602) war nachein- Heidelberger Katechismus Krefeld Die Evangelische Kirche von Alpen ist Düsseldorf ander mit zwei Verfechtern die älteste reformierte Pfarrkirche herausgegeben und eine Rhein DEUTSCHLAND der Reformation verhei- Deutschlands. reformierte Kirchenord- ratet, machte ab 1600 in nung für die Pfalz ermög- Brüssel Köln ihrem Geburtsort Alpen die Gegenre- licht. Er unterstützte die Niederlande formation rückgängig und ließ kurz vor und nahm zahlreiche Glaubensflücht- Aachen Bonn ihrem Tod 1602 dort eine der ersten linge auf. Nach sieben Ehejahren starb BELGIEN Wetzlar reformierten Pfarrkirchen Deutschlands Friedrich 1576. Amalia war nun Witwe Ahr errichten. und nutzte ihre Unabhängigkeit für die reformatorische Sache. Amalia wurde 1539 auf Schloss Al- Cochem pen geboren und katholisch getauft. In ihrer Heimatstadt Alpen hatte ihr Mosel Main Ihre Stiefmutter erzog sie und ihre Bruder Adolf 1581 die Reformation ein- Geschwister aber im lutherischen geführt. Daher besetzten 1586 die Spa- Nahe Glauben. Mit 18 Jahren heiratete nier Alpen. Die reformierte Gemeinde LUXEMBURG Trier Amalia den Niederländer Heinrich von war der Gegenreformation ausgesetzt. Brederode und kam in Kontakt mit Nach dem Tod Adolfs und der Vertrei- Glan dem reformierten Glauben. Brederode bung der Spanier kam Amalia 1600 als Saar führte 1565 den Aufstand gegen die Landesherrin nach Alpen zurück und Saarbrücken Neckar spanischen Habsburger an, die in den machte die Gegenreformation rückgän- Heidelberg Niederlanden die reformatorischen gig. Zwei Jahre später starb sie, nach- FRANKREICH Freiheiten unterdrückten. Er wurde als dem sie zuvor noch den Grundstein für Rebell geächtet und floh mit Amalia den Bau einer der ersten reformierten nach Schloss Horneburg bei Reckling- Kirchen in Deutschland gelegt hatte. Kurfürst Friedrich III. mit seinen zwei Gemahlinnen, rechts Amalia hausen, wo er 1568 starb. von Neuenahr-Alpen, Holzschnitt siehe auch:

ReformatorinnenSeit 1517 Amalia von Neuenahr-Alpen Bildnachweis:

Hermann von Wied Bucer-Fenster in der Straßburger Erlöserkirche, Doppelporträt Kurfürst Johann Friedrich von Sach- Heinrich Bullinger Foto: Ralph Hammann sen und seine Gemahlin Sibylle von Cleve: Bild: Conrad Meyer (1618–1689), Zentralbibliothek Kölner Münze aus der Amtszeit Hermanns: Lucas Cranach der Jüngere, https://com- Zürich, https://commons.wikimedia.org/wiki/ http://www.zuwied.de/hermann/ Adolf Clarenbach mons.wikimedia.org/wiki/File:Cranach_dJ_ File:Bullinger.JPG Doppelportr%C3%A4t_NM.jpg Hermann von Wied: Statue Adolf Clarenbachs am Rathausturm Köln: Amalia von Neuenahr-Alpen Relief Martin Luthers in der Torgauer Schlosskapelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/ Foto: Raimond Spekking, https://commons.wikime- Stiftertafel von 1545 Torgau, Schloss Hartenfels, File:Hermann-von-Wied.jpg dia.org/wiki/File:Rathausturm_K%C3%B6ln_-_Wo- Die Evangelische Kirche von Alpen: Foto: Andreas Praefcke, https://commons.wikime- ensam_-_Clarenbach_(5916-18).jpg Foto: Dorothea Tscherny dia.org/wiki/File:Torgau_Schlosskirche_Stifterta- Fanz von Sickingen fel_055.jpg Nikolaus Faber Amalia von Neuenahr-Alpen: Johannes Oekolampad: Bildagentur für Kunst, Kultur und Nikolaus Beuck Geschichte, bpk/ Bayerische Staatsgemäldesamm- Original aus dem Buch: Bibliotheca chalcographica, Schlosskirche in Meisenheim: lungen hoc est Virtute et eruditione clarorum Virorum Ima- Ehemalige Johanniterkirche, spätgotische Hallen- Gedenktafel der Familie Beuck: gines, Heidelberg, Bild: Klemens Ammon, https:// kirche, 1479–1504, Architekt Philipp von Gmünd, Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken, Foto: EPei, Heinrich, Graf von Brederode: commons.wikimedia.org/wiki/File:Oekolampad.jpg 1766–1770 Innenumbau durch Philipp Heinrich https://commons.wikimedia.org/wiki/File: (153–1568), https://de.wikipedia.org/wiki/ Hellermann; Stützmauer mit spätgotischem Porta, St.Arnual_Stiftskirche_Beuck.jpg Datei:Heinrich_van_Brederode.jpg Johann Schweblin: bezeichnet 1484, Foto: Mosbach&frey, Bild: Die Autorenschaft wurde nicht in einer https://commons.wikimedia.org/wiki/ Pfalzgraf Friedrich III. von Pfalz-Simmern, 1539: Schloß Horneburg: maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird File:Meisenheim_Schlosskirche_00125a.jpg Thomas Muentzer als Autor angenommen, https:// National Gallery of Art, Washington, D.C., Foto: Stahlkocher, https://commons.wikimedia.org/ Bild: Peter Gertner, https://commons.wikimedia. wiki/File:Datteln_Schlo%C3%9F_Horneburg.jpg commons.wikimedia.org/wiki/File:Schwebel001. Luther verbrennt die päpstliche Bannbulle: org/wiki/File:Pfalzgraf_Friedrich_III_von_Pfalz- JPG?uselang=de Bild: Paul Thumann (gest. 1908), Öl auf Leinwand, Simmern,1539.png Kurfürst Friedrich III. mit seinen zwei Gemahlinnen, Eisenach, Wartburg-Stiftung, https://de.wikipedia. rechts Amalia von Neuenahr-Alpen, Caspar Aquila: org/wiki/Datei:LutherverbrenntBulle_Thu- Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken: kolorierter Holzschnitt, Hessische Landes- und Hoch- Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/ mann1872-73.jpg File:Caspar_Aquila.jpeg Foto: AnRo0002, https://commons.wikimedia.org/ schulbibliothek Darmstadt, Thesaurus picturarum, wiki/File:20110818Stiftskirche_St_Arnual02.jpg Hs. 1971, Bd. 4, fol. 242r Martin Luther: Martin Bucer: Bild: Lucas Cranach der Ältere (1472–1553), Stephanskirche in Simmern: Stich von Balthasar Jenichen, Bildarchiv Aus- Staatliches Kunstmuseum Kopenhagen, https:// Foto: Stan Shebs, https://commons.wikimedia.org/ tria, https://commons.wikimedia.org/wiki/ commons.wikimedia.org/wiki/File:Martin_Luther_ wiki/File:Simmern_Stephanskirche_1.jpg File:MartinusBucer.jpg by_Lucas_Cranach_the_Elder_-_Statens_Muse- um_for_Kunst_-_DSC08170.JPG?uselang=de-formal Franz von Sickingen: aus dem Buch Zweihundert deutsche Männer in Caspar Olevian Bildnissen und Lebensbeschreibungen, Leipzig 1854, Sibylle von Jülich-Kleve-Berg herausgegeben von Ludwig Bechstein, https://com- Caspar Olevian auf einem Kupferstich aus dem 16. mons.wikimedia.org/wiki/File:Franz_von_sickingen. Schloss Hartenfels in Torgau: Jahrhundert: jpg?uselang=de Hirschjagd des Kurfürsten Johann Friedrich, Lucas Theodor de Bry (1528–1598), aus der Bibliothek des Impressum: Cranach der Jüngere (1515–1586), auf Lindenholz, evangelischen Predigerseminars in der Lutherstadt Ebernburg: übertragen auf Leinwand, Kunsthistorisches Mu- Wittenberg, https://commons.wikimedia.org/wiki/ Herausgeberin/Herstellung: Foto: Manuel Fuchs seum Wien, Bilddatenbank, Foto: Andreas Praefcke File:Caspar-Olevian.jpg Evangelische Kirche im Rheinland, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lucas_ Heidelberger Katechismus: Landeskirchenamt, Dezernat 4.3 Politik und Cranach_dJ_Hirschjagd_KHM_Schloss_Hartenfels_ Druck 1563, https://commons.wikimedia.org/wiki/ Kommunikation, Arbeitsbereich Kommunikation Martin Bucer Torgau.jpg?uselang=de-formal File:Heidelberger_Katechismus_1563.jpg?uselang=d Hans-Böckler-Straße 7, 40476 Düsseldorf Chefredakteur und V.i.S.d.P.: Jens Peter Iven, Martin Bucer: Sibylle von Jülich-Kleve-Berg: Johannes Calvin: Tel. 0211 4562-388, E-Mail [email protected] Stich von Balthasar Jenichen, Bildarchiv Aus- Porträt der Prinzessin Sibylle von Kleve als Braut, Por- Bild: angeblich nach Lukas Cranach, Redaktion: Ulrike Klös, Cornelia Breuer-Iff, tria, https://commons.wikimedia.org/wiki/ trät von Lucas Cranach dem Älteren, 1526, Weimarer https://commons.wikimedia.org/wiki/File:John_Cal- Prof. Dr. Joachim Conrad File:MartinusBucer.jpg Stadtschloss, Klassik Stiftung Weimar vin_2.jpg Gestaltung: Silke Salzmann-Bruhn