Die Existenz des Gulachtens, das hier zum ersten Mal veröffent- lieht, und erläutert, wird, war bis auf die Jüngste Zeit den deutschen l.ecInshistorikern, wie es scheint., vollständig entgangen. Ich selbst verdanke ihre Kenntniss einer gelegentlichen Bemerkung voll Horawit.z. Nachdem Rivier durch seine Monographie über Claudius Cantiuncul;i ‚ die Aufmerksamkeit wieder auf diesen, auch für die Bechlsgeschichte der Reichslande so interessanten Rechtsgelehrten hingelenkt kitte, theilte Horawitz aus seinen reichen handschriftlichen Sammlungen noch eine Reihe weiterer Briefe 2 Cantiunculas mit. Gleichzeitig machte er auf einige noch ungedruckte Gutachten des- selben Metier Juristen aufmerksam, von denen eines schon durch seinen Gegenstand ein besonderes Interesse in Anspruch nehmen musste, das Gutachten über den Friedensbruch Franz von Sickingens wegen seiner Fehde gegen den Kurfürsten von , voll schon Horawitz erklärte, (lass es wohl editt werden sollte. Seit Jahren mit Forschungen 0 her die Geschichte des röm. Bechts in den Reichslanden beschii fügt, nahm ich mir diese Mahnung zu Herzen, zumal ich nicht fand, dass ein Anderer Neigung zu der Puh- lication verspürte . Diese erschien aber um so dringlicher, als das Gutachten selbst dein Fleisse eines tjlmann entgangen war und dieser letzte Biograph des tapfern Ritters mir weder die den Sickingenschen Fehden zu Grunde liegenden Beclitsverhujltnisse befriedigend darzulegen,

1 Claude Chansoniiette, juriseonsulte Messin et ses iettres iü6dites l3ruxefles 1879. 2 Briefe des Claudius Cantitnicula und Ulrich Zasius voll Wien 1873. v. Stintzing macht in seiner Erörterung über Cantiuncula (Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft 1) 244 f.), in der er die voll über- sehene Anstellung desselben als Refemens ext,raord. am Kammergericht beibringt jenes Gutachten gar nicht ein mal namhaft, obschon er die Puhli- cation von Horawitz anführt -

Document II I I I l 1110011 IlllHhI nAnnnnrrfl4 A rr — vi —

noch der in ihnen zu Tage Iretenden Gesinnung uni Absicht volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen schien. Dass die Volksstinimc in Siekingen den Vollzieher der Gerechtigkeit sah, ist ja bekannt genug; dass aber ein Jurist von der Bildung und Stellung eitles Gantiuncula den Grund zu jener Fehde in der Indigiiation Siekingens über Wort- bruch und Justizverweigerung erblickte, «Dinge, die gerade Männer von hohem Sinn unerlräglicll finden »‚ das musste doch zu einer sorg- fähigeren Prüfung auffordern. Freilich dient dem 1-JisIoiker doppelt zur Entschuldigung, was selbst dem hier einsetzenden Juristen zu Gute kommen muss, dass es nämlich noch au einer Reihe der nü- titigsten Vorarbeiten fehlt haben wir (loch, 11111 1101 das wichtigste hervorzuheben, nicht einmal eine befriedigende Darstellung der Ge- schichte des Reichskamincrgcrichts, am wenigsten für die Zeit vor 1530, wö das Gericht end ich in der Reicltsstad t Speier seinen stän- digen Sitz fluid. Die Handschrift, welche unser Gut achten enthält,eliört zu dcii Schätzen der Wiener Hofhibliohliek und trägt die Nummer 8987. Das Gutachten selbst steht fol. 6 —48 a 1 Die freundliche Ih- inittlung der Kollegen Franz Hofmann und Horawitz verschaffte mir eine sorgfältige Abschrift der äusserst fehlerhaften Handschrift. Diese ist hicht das Original des Gutachtens, sondern selbst nur eine Abschrift nach dein schwer lesbaren Manuseript Gantiuncuhas, angefertigt Von einem Weihet, der gar ii icht wusste was er schrieb. Zwar hat eine zweite Hand manches corrigirt, aber gleich[hlls ohne altes Vei- ständniss, ja bisweilen scheint die richtige Lesart erst. durch sie verdorben zu sein. Unter dieser Ahschrift steht deutlich der Name des Verfassers : Ganl.inncuha 1uriscon. ‚ und zwar hat der Schreiber die Unterschrift, wie es scheint, einigermassen der des Originals nach- gebhdet. Die Herstellung des Wer mitgetheihten Textes war nicht leicht. eine Menge VO]) Worten mussten nach dein Zusamnienhange erralhei, weiden. Bei einer Reihe besonders fraglicher Stellen hat Professor HofialIlIn sich in stets gleicher Liebenswürdigkeit der Mühe unter- zogen, persönlich eine sorgfältige Naclive gleichung anzustet ieii, um mir so mehrere erwünschte Aufschlüsse zu geben. Insbesondere ver- danke ich ihm auch die obige nähere Charakterislik der Handschrift. liti Allgemeinen aber konnte diese Vergleichung nur die Genauigkeit der mir zu Gebote stehenden Copic bestätigen. Das Gutaöliten prüft Rechtsansprüche der Kinder Sickingens, und zwar vonzweierlei Art: einmal Forderungen gegen den Kaiser aus ‚ VgL das Gutachten p. 23. Den ganzen Inhalt der Handschrift s. Tabulac codicum scriptoruni hibi. PalaL Yindob. V, 317 sq. und dazu Ilorawitz a. a. 0. S. 7 f. - -VII -

Darlehen und ahideril Schuldveiliältnissen, und dann Eigenl hums- ansprüche auf mehrere väterliche Burgen, welche gewisse Fürsten in Besitz genommen hatten. Diese Ansprüche waren bedingt durch die Entscheidung der Vorfrage, ob die.11eiclisaelit, in die Sickingen gefallen war, recbtsgültig gewesen, und inwie fern dieselbe die natürlichen II echte der KindarKinder beseitige. Gani i uncula war nur zur , gui achtl ichei i Aeusserung über diese Rechtsfragen veranlasst die dem Streit zu Grunde liegenden Tlt;itsaehen waren im Allgemeinen notorisc.h DCI Verfasser, der das selbst hervorhebt 7, skizzi rt sie denn auch nur ganz suni mariseli . Für unser Verständniss des Gutachtens abet ist eine genauere Darlegung der Verhältnisse unerlässlich. Schon der Verfasser selbst gellt später, hei der recit tlicheu Beurtheilung der Sickingen vorgeworfenen Handlungen, auf die Verhältnisse näher ein. Ja die allererste Frage, die er autwiril, ist die, 01) Sickingen durch Ansagen der Fehde überhaupt ein Verbrechen begangen, ob ei nicht vielleiciLt gesetzliche und ehrenhafte Gründe für die Kriegserklärung gehabt habe als erkennbaren Grund scheine sich allein eine Justiz- Verweigerung von Seiten des Kurfürsten von Trier zu ergehen i. Eine andere Frage sei, 01) Sickingen die Absicht gehabt habe, den Kur- fürsten zu tödien, wofür nach dem Gutachten gar kein Beweis vor- 110 II, Besonders lebhaft liebt der Verfasser die bezüglich des Fehde- wesens in ganz Deutschland bestehende Praxis hervor.. Wir vollends, die nicht Zeitgenossen Sickingens sind, müssen die der Fehde zu Grunde liegenden und in dem Gutachten im Allge- meinen als bekannt vorausgesetzten Thatsachen erst sorgfältig fest- stellen, uni sie mit dem r{eehtsgelelirten würdigen und dessen Schlüsse controliren zu können.

Das gewalttliätige Treiben der Ritterschaft noch im Anfang des 16. Jahrhunderts ist oft genug geschildert worden, aller weit seltener Grunde wird der zu liegende he rech igte IIiel) 1 lervo gehoben. Und doch befand sich der Adel in nahezu ebenso unleidlicher Lage wie die Bauern Am wenigsten Sympathie genoss die neue Art der Rechtspflege, ins- besondere (las Kanintergericht, obgleich (las Cotlegiurn der Assessoren

O p. 213 mihi de iure i]iterr ogato. Die Ausführung p. 6-26. 7 p. 5 oben. ßo facinore mox invulgäto ilaqus notorio, ul inficiari i,eiiio potest. - Die specieS facti 1).3-5 9 p. 6. 10 23, vgl. . 7, 8 sq., 16, ii r . 21, 22. - 12 p . 25 S(j. - vrrt -

zur Hälfte «auf (las Geringst aus der Ritterschaft geboren» sein sollte. Die Verbindung des gelehrt er) und des ritterliclren Eleme]rts führte, da man sich nicht verstand, nur zu gegenseitigen Ansclruldigringen. Noch in den vierzi ger Jahren hatten die adeligen, Beisitzer, auch die Kammerriehter selbst, viel von dn Doctoren zu leiden, zumal wenn sie unkundig wa ren- Unter diesen Umständen suchten die adeligen Beisitzer sich an den Sitzungen möglichst vor- heizumacheu. Die gelehrten Beisitzer aber wurden, wenn auch als geschickt., so doch nicht, selten, wie es in einem Visitationshciiclrle schonend heisst., «sonst, in ihrem Wesen etwas mangelhaft befunden». Noch schlimmer stand es mit deinHülfspersonal Bei der «Stumpf- heit der Richter», so sagt Melanchilion, «dringen in die Gerichtsstätten die fadesbm Rahu listen als Sachwalter ein, die aus einem Prozess den andern herleiten, ihre Klienten schinden,. . und die unwissenden Richter zum Spott machen ». Am schlimmsten stand es vielleicht mit den Notaren. Die Notariatsordnung Maximilians vom lairr 1512 sagt ganz ehrlich, dass « der offlnen Notarien oder deren, die sich iii solch Amt zu üben schlauen, im heil. Reich viet erfunden werden, die (wie wir aus kundhicher Erfahrung und merklicher Klag vernehmen) Stands, Wesens und Kunst hal ber gebrechlich, ihrer etliche in viel in Weg unnütz,.., etliche Falschheif ihren Notariat-Aemtern begangen, oder mit andern Misst.hater) hetleckt. Ode] öffentlich berücirtiget, ihrer etliche säumig und ihrer etliche u]]geül)et und unverständig sein, aus welcher ihrer Unwissenheit, Säumniss und Geihrtichkeit unzählbar viel Leni ohnzweiientlich verfül]rt, versüumt und beschwert werden,)) - Zu diesen Mängeln kam die Unse]bshndigkeit des Gericinis hinzu. Ganz abgesehen davon, dass der Kaiser sich seines direcien Einflusses auf das Gericht nicht begab, es vielmehr wenn es ihm behiet,te, an seinen Hof berief, - auch der Ei irtluss, der voll Fürsten auf das Geikirt ausgeübt ward, hob seine Unabhängigkeit auf. Nicht mit Unrcht behauptete die Iteichsritlerschaft, dass, wenn ein Fürst sehe, er werde unterliegen, er den Prozess zu verinindern wisse. Am traurigsten war es mit der Execution der Uitlieile bestellt. Ging das Reichsgericht überhaupt, einmal gegen einen Fürsten vor, so war an eine Ausführun g des glücklich erstrittenen Urtheils nichtS zu denken. Nur dem Edel]liann war in der Landfriedensordnung das Schwert genommen, keineswegs dem Fürsten. So galt die Justiz nur als ein Palladium für die Schwachen, als ein Palladium, das einestheils fast verächtlich, anderseits dazu noch unwirksam erschien. Alte Be- schwerung hil Reich ward auf die Gebrechlichkeit des Rechts- und Landfriedens zurückgeführt. Die papierneri Ordnungen des Reichs konnten für einen selbstl]ewussten Ritter, der seine Kraft und die der Reichsorgane kannte, keine massgehe]lde sein. - ix -

«In Schwaben conso]idirl.en sich die Veihindungen der Reichs- ritlerschaft unter dem Schirme des Bundes; auch in Franken hatte man ähnliche Bestrebungen; zuweilen versammelten sich die sechs Orte der schwäbischen Ritterschaft, z. B. 1511 und 1515; hauptsächlich un ihre Streitsachen den fürstlichen Horgerichten zu en.röcken. Am RheinRhein blieb Alles tumultuarisch 13.» Auf der Reichsversammlung zu Mainz im Jahr 1517, auf •der besonders lebhaft geklagt ward ühei die Unzulänglichkeit der Einrichtungen, welche Frieden und Rechi, verbürgen sollten, ward auch eine Reform des Ritterstandes ins Auge gefasst ; ja der Kaiser wollte den Rittern ein neues Recht setzen, dieweil sie sich des langen Verzugs im Recht. gegen Kurfürsten und andere Fürsten beklagten. Aber das neue Ritterrecht, das ihnen vorgelegt ward, betraf nur die Jleclilsliändel unter ihnen selbst, während doch, wie sie unter sich selbst «mit endlichen Austiägen und Rechten genugsam versehen» waren, es hierfür einer besondern Rechtsordnung nicht bedurfte. Nur gegen Uehergriffc Mächtigerer verlangte die Ritterschaft Hfulfe von der lleichsgesetz- gebung 12 aher umsonst. Die Fürsten hatten sich in der Kammer- gerichtsoiihiuug von 1495 das Prinzip gesichert, dass sie zuerst vo r i 1 ren eigen e Rät Ii e n verklagt werden mussten; die an sich dann mögliche Appellalion an das Kammergericht war illusorisch, weil von den im Fürslenlhuni ansässigen Notaren und Sachwaltern keiner gegen den Fürsten aufzutreten wagte. Maximilian selbst gestand otien, der Arme von Adel vermöge entweder gar kein Recht zu er- langen, oder es sei «scharf und spitzig», dass es i hrn nichts fructite I Mit dein Tode Mainiilians War alle Hoffnung auf eine gemeldete Behandlung der Ritter geschwunden. Die dem neuen König Kai-] auf- erlegte Wahlverschreihung sicherte die Privilegien der Kurfürsten und daneben auch die anderer fürstlicher Reichsstände. Auf dem ersten Reichstag des jungen Kaisers begegnen wir nochmals dem Versuch, die auseinandergehenden Anschauungen über die Rechtspflege zwischen fürstlichen und nichtfürsllichen Personen zu vereinigen. Grafen und etliche vorn Adel reichten eine Supplication ein, die Bestimmung von 1495 durch eine weniger beschwerliche zu ersetzen. Man gedachte an die Stelle des Verfahrens vor den fürstlichen Riithen ein Austragsver!ahren zu setzen, zu welchem die Beisitzer von den Parteien gestellt werden sollten. Ein Ausschuss sollte diese Frage berathen; aber die Sache

13 flanke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der 10, 136. 14 lilinann, . 1872, S. 236 ff. Seine Auffas- siiikg, als eh der Bitter - eine Sache vertbeidigt hätte, welche das Licht scheute (5. 2391, ist mir uuversl iiiidlicli. Die Behauptung einer gewissen corporativen Autonomie war doch wohl berechtigt. 15 flanke 1, t34. - x

k;riu nicht aus der Siehe, im Gegenitreil verständigte man SiGI) iJtiIiiCi, weniger Ir. - Kein Zweifel, (lass hier das eindringende rühi. Recht die Gegen- sätze vollends unversöhnhar machte. Die Entstehung des Begriffs des « gemeinen Rechts » schuf ein neues, alle Glieder des Reichs zusammenfassendes rechtliches Band. Den Privilegien ward damit der Krieg erklärt aber nur die Privilegien der minder Starken wurden bewältigt, nicht die der Fürsten. in allen zweifelhaften und als zweifelhaft angesehenen Fidlen trat das gemeine Recht UI die Stelle des Standesrechts. Audi dein Adel ward das gemeine Recht aufge- nöthigt. Es war nicht nur die Lust. des Nivellirens, welche die Itomanisten hier vorgeherX hiess,: auch Missgunst gegen dcii bevor- rechteten Stand kam hinzu. Machte dieser für sein altes ]echt das Herkommen geltend, so spottete der Romanist über (las so «pre- scrihiert Recht.» Den Rittern erschien der Weg des Austrags als der einzig ricltl ige. Diesem austräglichen Recht, das er aus eigener Praxis wohl kannte, war auch Sich i ngen aufs entschiedenste zugetitan \Vo dies Mittel, einen Streit zu schlichten, versagte, da fehlte esuieist an einer Hülfe, (Ja giitT er zu den Waffen, mehr für Andere als für sich selbst. Siekingen hat nicht nur in der Geschichte der Reformation, sondern auch in der der deutschen Rechtspflege eine Stelle zu bean- spruchen, allerdings in anderer Weise, wie sein Standes- und Zeit- genosse Schwarzenherg. Beide, der rheinische und der fränkische Ritter, waren mit den Besten ihrer Zeitgenossen einig in der lieber- Zeugung voll Nolhwendigkeit einer Justizrüforjn ; beide waren auch tliätig bei der Anhahnuug dieser Reform, unser Sickingen durch seine praktische Kritik der Urtheilssprüche der deutschen Gerichte, welche seinem Schutz empfohlene Personen gegen die «Gerechtigkeit» verletzten. Auch Sickingens Biograph fhsst ‚ wie das nicht anders sein kann, die Tendenz der voll Ritter unternommenen :treliden ins Auge; Er flndet, sie in (,[ein die Mittel zu gewinnen, um eine seinem Ehrgeiz zusagende Rolle spielen zu können, nicht, wenigstens in erster Linie mlii, in der gerechten Theilnahnie für die Vergewaltigten ja, er statuirt iii dieser Hinsicht einen geraden Gegensatz zu Ulrich voll Bullen wenn es nach Hatten gegangen whre hätte sein mächtiger Freund wohl noch öfter, gleichsam iii! Dienst einer höliern Gerechtigkeit, mit dem Schwert dreinschlagen müssen. Aber diese Aumissung entspiichi. nicht ganz den Zeugnissen der Geschichte und wird Sickingens Charakter nicht gerecht.

‚° Ulmaiin S. 240 t xi -

Wenn 1-lullen mit tierRechts vi .s sen s c haft seiner Zeit auf subleclilem Fusse shrid, dagegen Sickingeif sich hier, soviel wir wissen, jedes ijrtheils enthielt., so war (las nur sachgemäss, da er ins Gegensatz zu ,einem Freunde kein Gelehrter war. Um so entschie- dener stand er dafür im Kampf gegen die damalige Reclsis p fI eg e und die dem Volksgeist entfremdeten Richter; nicht als ob er etwa gegen die Wohithaten einer geordneten llechtspilege ungerecht gewesen wäre ‚ wie TJlinann seltsamer Weise von Hullen sagt ‚ sondern weil die sog. geordnete Rechtspflege selbst die organisirte Unordnung und Willkflr wai Anderseits aber vor Sickingen -nicht der phanlastr- sehe Don Quixote, der bIos ans Begeisterung für sein ideal der Gerechtigkeit drein geschlagen hätte ; vielmehr trat es immer nur für Männer auf, die sonst kein Recht zu finden vermochten und durch ihn zu Recht zu kommen hofften. Was Sich i ngen xii Fehden veranlasste, war in der [hat in erster Linie « gerechte Theilnaisine für die Vergewaltigten>. TJlmann selbst (ionstZitirt gelegentlich, (lass es Ic ei ne vereinzelte Thatsache in dem Leben Sickingens war, wenn er unschuldig Verfolgten seine uneigen- nätzige Tlteilnahine zuwandte (5. 121). Doch auch dieser Gesichtspunkt der blossen Theilnalime ist nicht der richtige vielmehr haben wie- es hier mit der Uehüng einer wirklichen Pflicht zu thun, die der Ritter sich auferlegt sah und der sich zu entziehen er für ehrlos erachtete. Die älteste Fehde, von der wir erfahren, ist im Interesse eines seiner Diener unternommen, der eine Forderung von 33 Gulden gegen den Grafen Reinhard von Zweibrücken hatte, aber nicht zu seinem Rechte kam 17 Die Metzer Fehde erfolgte zur Züchtigung der Stadt, weil sie einen Meuchelmord an seinem Velter Philipp Schluchterer angestiftet hajt8. Die Fehde gegen die Doini nikaner, welche zu Reuehlins Niichtheil, erlangleni Recht zum Trotz, den Prozess in die Länge zogen, erfolgte, weil Reuclilin seinen Eltern oftmals gefällige Dienste - ei-zeigt und ihn selbst in seiner Jugend zu sittlicher Tugend unterwiesen lsatt.e 19 . - Die Fehde gegen die Stadt. unternahm er mit Rücksicht auf seinen daselbst wohnenden Tochleijuann, vor dessen Haus man einen Saustall errichtet hatte 2O in der Fehde gegen \Vorms endlich war es Sickingens direkte

Ulinann S. 20. - 18 Ulinaitn S. 94 f. 19 Ulinann S. 9 und 160. 20 IJI,naiiis 8. 125. Worin die .Komik> liegt., dass ciii Artikel des Friedensvertrags die sofortige Niederreissung . des Stalles vorschrieb, ist mir nicht fasslich. Wie U Ima.nn sonst selbst hervorhebt, ist hier nicht der Masstab der Poesie, sondern der der praktischen Interessen zu Grunde zu legen. Vgl. für diesen Fall den Code civil Art. 674. - XII -

Vasallenpllie.h t, welche ihn für den Bischof und seine Beamten ein- treten liess, wie wir des Nähern darlegen werden. Schon diese Beispiele genügen, umaiicji hei der Beurtheiliung der Fehde gegen Trier vorsichti ger zu machen. Riet handelte es sich um die Züchligung eines Fürsten, der zu nächst hei der Kaiserwahl eine vom deutschen Standpunkte aus höchst verächtliche Rolle gespielt hatte, der ferner Luther verfolgte, den endlich Sickingen deriustizverweigerung be- schuldigte. Wegen selbst erliiluencr Kränkungen hat Sickingön am \e nigsten Fehde geführt; ein Fall wie bei seinem Vater. der die Stadt Köln in Brand zu stecken beabsichtigte, weil ihm der Dolch, den er statuten- widrig mi Gürtel getragen, confisöirt worden, ist bei Franz unerhört Kein Wundei, dass hei dein ]‚ald begründetem Ruf und den glücklichen Erfolgen des tapfern .Ritters sich auch Fremde um seinen Beistand bewarben. Als z B. der Ei! urter Elans von Gotha angeblich ohne geiichtliches Verfahren aus der Stadt und einem Umkreis von drei Meilen verbannt worden war und auf seine Klage auch hei den sächsischen Herzögen keine Hilfe fand, da wandte er sich demüthig an SickJngen, der denn auch für ihn eintrat. Ein Anderer, der mit den Städten Danzig und Elhing in Prozess stand, richtete gleichfalls all ein dringendes Hilfsgesuch. Selbst ein Graf von ),ei- Hingen, der sich für vergewaltigt hielt., wandte sich an unsern Ritter. Dass Sicicingen, je mehr sein Fürwoit an Bedeutung gewann, s Um So weniger äng tlich hei den ihn umdrängenden Klienten die Güte ihrer Forderungen geprüft habe, wie (1 mann sagt, finde ich nicht. In manchen Fallen, wo Sickingen ifir Andere auftrat, liess er sich wohl die Ansprüche (leiselhen cedieren; Gewiss war diese Abtretung der I{echlobjeeie in der flegel nur eine scheinbare; aber daraus folgt nichts gegen die ritterliche Art der Schulzgewälnung die Cessionwardie rechtlich erforderliche oder doch die zweck- In k s s i gsi.e Art, um eine Vertretnngshefugniss xii e:ilangen. Die- selhe Bedeutung hat ohne Zweifel, wenn Sickingen den zit Sehü tzen den in seine Dienste nahm und dann für den Diener auftrat.. So hielt er es Z. 13. in • der \ ormser Fehde. Wald nun seinem Anspruehe nicht genügt, so ward der Rnl.li der Stadt, welcher der Schuldner angehörte, zur Erzwingung der schuldigen Leistung angehalten. So geschah es z.13., als ein Deposilar Sickingens aus Kreuznach einige hinterlegte Sachen heimlich all Frankfurter luden versetzt, hatte. Hier verlangte Sickingen vom Rath, (lass derselbe die Herausgabe der Güter an ihn vermitt.leZi. Eben so verfuhr er in der Trierer Fehde und sonst. Wenn auch die Stadt 21 Von -erbeuteten, Kaufmannsgütern darf man eigentlich nicht reden es handelt sieh vielmehr um eine Art Pfändung ans einer vermeintlichen solidarischen Haft. )iii - keine Hilfe schaffte, so wandte Sickingen sich an die Landesfürsten, so z. B. in der Sache des Erfurtr Bürgers; eben so in dci Tiierer Fehde, die sieh schliesslich gegen den Kurfürsten wandte. Die Fehde war für Sickingen nur das äusserste Mittel, falls gütliche Vorsiellungen und Vergleic]isanerhietungen versagten. Auch das bestätigen eine Reihe von Fällen. Einer mag hier genügen. Als der Erfurter Bürger in Siekingens Klientel aufgenommen war, ersuchte der Ritter den Fürsten, jenem zu Verhör und zu Billigkeit zu verhelfen, und die Verhandlung kam in der That in Gang. Noch mehrmals freilich sah S)ckingen sich veranlassl, sein Fürwort ein- zulegen. Der Schulz, den er Schwächern der Justiz gegenüber zu Theil werden liess, war nicht allein der der aggressiven Fehde, sondern auch der der blossen Defensive. So nahm er nach den Unruhen in Worms eine Reihe von Flü(,htigen, die zu dem Bischof, seinem Lehnsherrn, in naher Beziehung standen, auf seiner festen Fbernburg auf; so bot er Luther im Laufe des •Winters 1520 wiederholt eine Zuflucht auf derselben Burg an, und erklärte dem kaiserlichen Beichtvalr, wo Luther gute Sachen spräche, wolle er ihn vertheidigen gegen alle Welt, und Rock, Kinder und Leben daran setzen; so nahm er den , den sein Eifer für Luther ins Gefängniss gebracht hatte, nach seiner Flucht aus der bischöflichen Haft mit. Weil) und Kind hei sich auf. Seine ganze Vergangenheit wies Sickingen auf ruhige und sach- gemässe Behandlung der RechIslindel. War er doch selbst Amt- mann ; für seine streitschlichtende amtliche Thähigkeit in Kreuznach halten wir noch die ]3e!ege in mehreren, durch ihn mit einem Kollegen, Mejnl.iart von Koppenstei 3 ‚ vorgenommenen Tlmeid ringen aus den Jahren 1505 - l 510 22, die in grellem Conirast stehen zu der straf- rechtlichen Tliätigkei t, die Bullen einige Jahre später im Dienste des Erzbischofs von Mainz in Erfurt und Halle übte 23 Auch ausseramtlich erscheint Sickingen als Theidungsma]tu so gab z. B. Johann Herr von fleifferscheid an Wilhelm Graf von Renne- berg und unserm Sic k i ngen die Voll macht, den Zwist zwischen ih in und dem Erzbischof von Trier gütlich beizulegen 24, Noch in einer 1521 Dienstag nach dem heil-drei-König Tag von Melchior von Rüdesheim ausgestellten Urkunde ist von der erfolgreichen gütlichen Unter- handlung des ehrenfesten, sondern, liehen Hnuptrnannes und Freundes Franz von Sickingen die Rede 25

22 Mönch. Franz von Sickingen, II, S. 10 ff, 23 Strauss, Ulrich voll Ihitten S. 73 f. 23 Mönch a. a, 0. 111. S. 4. 23 Mönch Iii, 17. XIV -

• Auch wo er selbst Partei war, sehen wir Sickingen Theidunei vornehmen, So haben wir z. 13. noch einen Vertrag zwischen Herrn Hans HofTwarL von Kirchheini, Bitter, und Franziskus von Sickingen, des Schlosses Hohenhurg halber, durch Herrn Steffan von Venningen, Ritter, und andere hetheidi ngt d. d. Jacohi 1522. Fassen wir das Resultat zusammen, so finden wir, dass Sickingen die Fehde nicht Bedfirfniss ist; dass, wo er sich zur Fehde ent- schliesst, sie in erkennbarer Weise nicht wegen eines «Triebes nach Machlerweiterung», sondern vielmehr in dem Gefühl unternommen wird, dass eine Itil.terpfliclrt zu erfüllen sei. In erkennbarer Weise sind es zunächst nicht eigennützige Interessen, welche er verficht, vielmehr ist es ein Dienst., den er Genossen, den er dem Schutzliern, den er Dienern und Klienten erweist. Dass er diesen Dienst nicht mit materieller Einbusse verrichtete, sondern sich, den Anwalt der Partei, schliesslich gleii:hfalls schadlos hielt, ist richtig, aber durchaus menschlich und natürlich. Prüfen wir diese Charakteristik an der ersten grösseren Fehde, die auch für die Beurtireilung der Trierer von Interesse ist. 1. Die Worniser Fehde.

In Worms, der it Mutter. der Reichslage» und dem wenigstens zeitweiligen Sitz des Kammergerichts, traten all die Gegensätze, welche das Reich zerklüfteten, in engem Baum um so heftiger auf. Nachdem die Stadt seit dem 14. Jahrhundert ihre Selbständigkeit nicht hatte behaupten können, war sie fast ganz dein preis- gegeben, der selbst nicht viel mclii war als ein Vasall des Pfalz- grafen. Seit 1483 hatte die Stadt sich denn auch in den Schutz des Pftilzgrafen begehen. Zwar erklärte Friedrich 111. sie im Jahre i/iSS für eine Reichsstadt und cassirte alle Verträge, welche sie dem Reich zuwider mit, dem Bischof abgeschlossen hatte. Wirklich nahm die Stadt die Besetzung der Aemter mehrmals allein vor, so dass der Klerus mit, Protest auszog. Aber schon 1501 kam der Bischof mit dem Pfalzgrafen wieder in die Stadt und vollzog die Besetzung nach allein Im folgenden Jahr brach der Streit von Neuem aus. Als dann nach dem Tode des Bischofs, 1503, Reichard von Bippui, der zur Partei des Pfalzgrafen gehörte, gewählt worden, fiel derselbe in dem pfalzhaiertschen Krieg gleichfalls in die kaiserliche Acht, und die Stadt erhielt alle Hoheitsrechte, welche der Bischof bisher besessen hatte. Demnach wurde die Verfassung der Stadt mannigfach geändert und (las Stadtgericht mit einem gelehrten Juristen, Dr. .l3althasar MeTel, besetzt.; dieser ward auf Lebens- zeit als Schultheiss angestellt. Vergehens suchte der Bischof wieder in den Besitz-der alten Rechte zu gelangen Erst 4509 kam ein Com- promiss zu Stande, zufolgedessen man auf die Rnchtimg von 1386 zurückging. — XVL —

Der Bischof selbst war mit dem Abkommen nicht zufrieden, ja nahm eine schon von seinem Vorgänger erhobene Besitzstörungsklage auf; a her der Kaiser inh hirte das Verfahren. Das dann ad perpe- main rei memorin in heim Kammergericht erwirkte Zeugenverhör ward durch die Stadt verhindert So wandte der Bischof sieh endlich im Jahre 1510 an die Reiclisskinde, ihm zu seinen, Rechte zu verhelfen. «Ich werde »‚ schloss er seine Darstellung der Vorgänge von 1494- 1510, «ich weide in alle Wege unhitlig wider Recht von offen- harlicher Gerechtigkeit verdrungen, umgetrieben, zu unleidigen Kosten und Verderben bracht., und mag kein gebührlich Gerechtigkeit erlangen, das doch billig alle fürstliche Herzen erbarmen und zu Mitleiden bewegen sollte. » Wirklich bewogen die Fürsten den Kaiser zu einem Mandat an das Kammergericht (29. April 1510),dem Bischof wegen eini gei Punkte gegendie «Widerpartei » unverzüglich Recht ergehen zu lassen. Allein vier Tage darauf (3. Mai) erliess der Kaiser ein anderes Mandat, worin er den kais. ICammerprocurator für die Widerpartei erklärte und jedes Vorgehen gegen die Stadt nnters.agte. « Wir hauen »‚ so heisst es in diesem Mandat, (rin Kraft unser und des Reichs Acht und Oheraht, darin derselbe Bischof in dem vergan- genen baierischen Krieg um sein Ungehorsam und Verachtung gefallen ist, dieselben Wag, Zoll und ander Gerechtigkeit als contis- cirt (]ein ... Bürgernieisl.er und Rath der Stadt. Worms gnädiglich zugestellt, ihnen auch ernstlich geboten, sich derliall, in keine Antwort noch Rechtfertigung zu begehen. Demnach empfehlen wir Euch ernstlich und wollen, dass Ihr auf des Bischofs zu Worms Klag in Rechten wider die genannten Bürgermeister und Rath zu Worms nicht proced.irt, urtheilt noch handelt und ibm allein uni die berührten sein Spruch und Forderung gegen unsern Fiskal als die Wideiparlei Recht ergeben lasst, wie sich gebührt.» Es sollte also nur untersucht werden, 01) der Kaiser das flecht gehabt habe, während deX Acht dein jene Einkünfte zu nehmen. Auf dem Reichstag zu Köln (1512) kam die Sache wieder zur Sprache; dem Kammergericht ward abermals aufgegeben, dem Bischof « förderticl ist und unverzügliclist zu Recht zu. verhelfen und sich durch kein Mandat, Befehl oder sonst, ichts irren zu lassen. » Es blieb indess hei dem blossen Befehl, und das Kammergemicht, überzeugt, dass dem Kaiser nicht mit einer schnellen Justiz gedient sei, hidss de Sache liegen . Sickingens Stellung zu diesem Streit zwischen Stadt und Bischof war durch die Geschichte seines Geschlechts und seine eigene

1 Arnold, Verfassungsgeschichte der dentsohen lieistiitte Il, S. 4A5 ff. - XVIL -

Vergangenheit bestimmt. Die Burg Sicicingerr war kurpfälzisches Lehen. Wie der Vater unseres Franz, Schwicker, pfhlzischer Amt- mann ih Ebernbirrg und Kreuznach gewesen, 50 war auch Franz A ml.man n in 1< reuzn ach und ]Jeciceln. Bald trat sein 51 tester, nach dem Grossvater benannter Sohn gleichfalls in pfälzische Dienste. Auch zu dem bischöflichen Stift in Worms bestanden directe Beziehungen. War doch ein Beinhard von Sickingen 4445-1482 selbst Bischof von Worms gewesen 2• Und als im Jahre 1482--1483 die Stadt Worms mit dein Nachfolger dieses Bischofs, Johann 111., dem früheren kurpfälzischen Kanzler, über die Form der Huldigung im Streile lag, wählte der Bischof neben einem Geistlichen Herrn Eitel von Sickingen als Schiedsrichter, während die Stadt den Alt- ammeister Peter Schott von Strassburg und den Altbürgermeister Arnold Holzhausen von Fnwkfurt erkor 3. Unser Bitter aber war ein ].elrnsnann des Bischofs Reinhard, der so bitterlich über Ver- gewaltigung klagte. Da der Bischof selbst aus der Stadt ausgeschlossen war, so fun- girte der Offizial als sein Vertreter . Dieser aber hatte mit der Stadt über die Rechtspflege die heftigsten Kämpfe auszutechlen. Was besonders streitig war, können wir entnehmen aus der spätem Pfalzgrafenrachtirng von 1519, welche in 67 Artikeln die Raths- und Gerichtsverfassung neu bestimmte. Hiernach geli6rten alle geistlichen Sachen, wie Lehnt- und Eliestreifigkeiten, vor die geistlichen Gerichte. Güter der Bürge, auf denen geistlicher Zins ruhte, hatten ihr Forum vor dein tlichen Gericht. Unter einander durften die Geistlichen liegende Güter vor, geistlichem oder vor weLtlichem Gericht verkaufen und auflassen. Der Geistlichen ungeweihtes Gesinde war in persönlichen Ci vil klagen der geistlichen, in allen dinglichen und peinlichen Klagen der weltlichen Gerichtsbarkeit unterworfen. Die Juden endlich hatten in peinlichen Sachen ihren Gerichtsstand vor dem Rath, in hü gerlichen vor dem Stadlgericht, aus Zinswucher vor dein Gericht,. Mit Ausnahme von Injurien- und Erhzinssachen durfte in bür- gerlichen Streitigkeiten nur appellirt werden, wenn das Streitohject den Werth von 50 Gulden erreichte. A ppellationssachen mussten, wenn der Appellant nichi die Verweisung an das Kammergericht forderte, vor das bischöfliche Gericht gebracht verden5. Auch das ICainmergericht griff in die Geschicke der Stadt wesentlich mit ein.

2 Arnold a: a. 0. S. 450. 3 Arnold 5. 460 f. 4 Vgl. Arnold S. 458. 5 Arnold S. 495 if. - XVIII -

Auf dem Reichstag zu Costnilz 1507 . einigle man sich, das ganz in der Luft schwebende K.aminergericht nach den Wormser Re- schlissen auf sechs Jahre herzustellen und seine Besetzung fester zu regeln. Zu J. egenshurg ward dann auf Grundlage der kanonisch- römischen Doctrin eine neue Kammergericht.sordnung aufgerichtet. Der Reichsabschied zu Costnitz hatte in §. 24 bestimmt, dass das Kammergericht. das erste Jahr zu Begensbnig gehalten, das folgende Jahr aber ohne alte Verzögerung und Säumniss gegen Worms vor- rücken und allda die bestimmte Übrige Zeit aushalten solle, « sofern der Bischof, Pfafllieit und die Stadt daselbst mit einander vertragen und vereinigt werden». Aber die Vereinigung kam noch immer nicht zu Stande. Der J1eichsabschied zu Köln, gegeben am 8. October 1512, bestimmte in 21, dassdür Inung und Spän halber, die zwischen dein Bischof von \Voims und der Stadt bestehen, « wir jetzt etliche ICote missa]ien ‚ so unparteiisch seind ‚ verordnen, hiezwischen und des nächsten iinsers Reichstags gütlich zu handeln, oh sie die Par- leien vertragen möchten » Als dann 1513 der Beichslag und zugleich das Kammergericht zu Worms gehalten werden sollte, brach zu Anfang des Jahres in der Stadt ein wilder Aufstand aus, der ohne Zweifel vorbereitet war und voii hischölliclien Rechlsgelehrten geleitet ward. Dass der Bischof selbst dahinter steckte, kann uni so weniger einem Zweiltl unterliegen, als ei aus seinem Vorhaben schon in dein Schreiben Voll 1510 kein Hehl gemacht hatte. «Wo abermals», so heisst es zum Schluss, «diese E. G. gnädig Fürbitt und Forderung hei kais. Majestät nit Statt und Vertrag erlangen, so geh ich E. G. in der Wahrheit zu erkennen, 1ass nur und meinem Stift solches länger zu erleiden nit möglich, sondern Pflicht undd No Ui d u rft. mich zwingen werden, Recht nnd Gerechtigkeit an da Orten und Enden zu suchen, ich traue und hoffe, dieselbe zu bekommen.» Eine ganz geringfügige Veranlassung zu einer Missl.immung hil- dde den Ausgang der systelnalisch betriebenen Agitation, bei der 1-laib- gelelute, insbesondere ein Fürsprech dann aber audi Advokaten und Räthe, desgleichen ein Notar des bischöflichen Hofs als die leitenden Personen hervortraten. Es waren namentlich Dr. Ludwig Sachs Johann Diefenbach, Licentiat. beider Jiechle und Magister l3althasar Sclulör, der Notari Ohne Zweifel durch diese Männer bestimmt, ver- langte das Volk, dass man ler St adtA. dvokaten, Doctoren, Gerichts- schreiber und andere Gelehrte urlauben, dass ferner keine gelehrte Ratlisperson mehr im Bat Ii Seil) oder vor Rath oder Gericht im RedIll, etwas reden solle. Abgesehen war es yohl vor allein auf den rechts- gelehrten Schultheiss und den Shdtschreiher Glantz. XIX -

Trotzdtn der 1

0 Vgl. das Schreiben der Stadt vom 27. December 1518 hei Manch n I. 0. 11, 86. - n -

Ueberzeugung, das Achtdekret sei hinter dein des Kaisers und durch Deberrumpelung desselben erwirkt. Der Wormser Stadt- schreiber G]antz hatte intime Beziehungen zu der kaiserlichen Kanzlei. Wohl in Voraussicht der kommenden Ereignisse hatte Sickingen sich von Schlör gewisse Forderungen desselben gegen Wormser Bürger übertragen lassen. Die Zeit der Uebertragung war später streilig während die Stadt behauptete, die Cession sei erst nach der Achtserklätung erfolgt, behauptete Sickinen das Gegenfiieit. Diese letztere Angabe ist gewiss die richtige. In der Umgehung des Bischofs, in der man den Aufstand aufmerksam verfolgte, - und zu ihr gehörte Sickingen, - konnten die Folgen desselben nichl. übersehen werden. - insbesondere mussten die rechtsgelehrten Rät.he die Aechtung der Anstifter ins Auge fassert Bieth doch sprter, wo Sich i ngen seiner Ar ischlag auf Trier plan te, derselbe Schi lör auch wegen der aus der Rechtordnung sich ergehenden pecuniären Folgen von derb Vorhaben ab. Sichingen forderte nun • im Interesse seines neuen Dieners, der sich seines ganzen Vermögens beraubt sah, einige der Wortloser Schuldner zur Zahlung auf. Der bau plsäehlichste derselben war Ni- colaus Knobloch, der von Schlör früher ein Kapital von 150 Gulden erhalten hatte, wofür er eine jährliche. Cülte von 7 Gulden ent- richten musste. Knobloch stellte das , Darlehen nicht in Abrede, lehnte aber die Rückzahlung ab, ohne Zweifel wegen der Aechtung des Gläubigers ‚ in Folge deren die Forderungen an die Stadt übergegangen waren. So wandtb sich nun Sickingen zunächst, an Sctiultheiss und SchütTen 7, und als dieser Schritt keinen Erfolg hatte, Allerheiligen 1.514 an Büi-gerrneisfer und Rath mit dein gütlich }rfordern, Bitt und Begehr »‚ den Knoblocli, dein Diener Schlör vor längerer Zeit «auf sonder Vertrauen und Glauben zu seinem merklichen Nutzen anderthalb hundert Gulden geliehen, Ztr weisen, zu vermögen und zu halten, diese untäughare Schuld, sonder längern A ufentbalt zu bezahlen, oder aber ihn in der Stadt länger nit zu dulden, damit, wie es wörtlich treisst,, «ich solch Bezahlung von uni bekommen mag und deshalb Weiterrrng vermieden bleibe, wie ich mich Solches der- Billigkeit nach zu Euch versehe». Das Gesuch setzte die Stadt um so mehr in Verlegenheit, als sie über die eingezogenen Güter bereits verfügt halte, insbesondere auch zu Gunsten des Leonlrad vor) Dürckheitn, Röm. Kais. Majestät Amtrrrann zu 1-lochfelden Dass die Sache einigermassen das Licht

7 So geht aus dem folgenden Scirreiben an den Bürgermeister und Rath hervor. Münelr 5. a. 0. III ‚3. - XXI -

scheute, zeigt die Drohung, welche Dürckheim später, als er wegen der ihm überwiesenen Güter ins Gedränge geriet.h, der Stadt gegen- über aussprach « wo Ihr diesen Handel ii t mich trecken wollten, würde ich verursacht, mich meiner NothduilL halben auch zu ent- schuldigen und zu eröffnen, was Ihr deshalb mit mir gehandelt., dess ich doch viel lieber entbresten und Euer darin verschonen wollte »5. Sickingen gegenüber suchte die Stadt dadurch einzulenken, (lass sie ihn auf den Rechtsweg verwies, ja «damit gemeine Stadt deshalbohne Forderung blieb und weder Sickingen noch .Qürckheim sieh nit zu beklagen hätten», war Knobloch bereit und Willens, «die sieben Gulden erschienen Gülten hinter kais: M. Kammergericht zu legen, jeden seiner Gerechtigkeit seinet.lialb -unverhindeit zu gewarten» 9. Da aber die Stadt Gewaltschritte fürchtete, so ersuchte sie das Reichskamrnergeiiclit uni Schutz und Hülfe, und dieses erliess in Erwägung, «dass es unbillig und des Reichs gemeinen Constitutionen, sowie dem Landfrieden ganz zuwider wäre, dass Jemand mit eigener Gewalt, ohne Recht, thätliche Gewalt üben solle», ein ]nhibitorial- mandat bei Pön der Acht, das dein Einer auf Ebernhurg insinuirt wurde. Der Karmnerbote bescheinigte: «(las hat er gutwilliglich ange- nommen als sich geziemt.» Ohne sich an dieses Mandat zu kehren, Widerte Sickingen von der Stadt in einem weilern Schreiben Genug- thuung, widrigenfallsw ürde er gedrungen, seiner Herren Freunde ll und Gesellen Rath zu heben, wie er vo und den Bürgern Bezahlung bekommen möchte 10 Und abermals wandte sich die Stadt an das Kanimergeiicht, das am 27. Februar ein zweites Mandat. erliess, worin es dein drei Rechtstage setzte und ihm aufgab, der Stadt Worms mit Gütern oder Bürgschaft Sicherheit zu gewähren, dass er sie nicht, dein zuwider, angreifen und beschä- digen werde". Nun ward ein Schiedsgericht in Vorschlag gebracht ‚ womit Sickingen sich principiell einverstanden erklärte. Da aber über die Wahl der Schiedsrichter eine Einigung nicht erzielt weiden konnte, so bestand Siekingen darauf, « die Stadt solle ihre i.liiiger zur Zahlung nöt.hen und zwingen. » Die Stadt .jedoch, deren Darstellung wir hier folgen, liess sich durch die Bitten der bedrän gten Bürger bestimmen, sie vielmehr zu schirmen «denn ohn das müssten sie

- 8 Müneh II, 78. 9 Manch fl, 16. 10 Munch a. a. 0. 11 Wigand: Wetzlarsche Beiträge 1, 243. Nach den Akten des Reichs- kammergerichts. - XXII -

besorgen und stünde vor Augen, dass sie nach Gestalt der Sachen zu zweifacher Bezahlung gedrungen werden möchten, das siedoch mit Recht zu thun nil schuldig wären. » Zugleich gingen Bürger und Stadt heim Kammergerieht vor. Zunächst stellte Knobloch die Difflmations-KIage an. Am 28. Febivar 1515 12 erliess das Kam- inergericht an Sick i ngen die Au flhrderung, sein Becljt und seine Forderung darzulliun oder All ewigen Stil Ischweigens zu gewürtigen. Sickingen hielt sich nicht für verpflichtet, dieser Auf- forderung zu entsprechen, und so blieb die Sache liegen. Bürgermeister und Rath ([er Stadt dagegen erwirkten ein Mandat, wodurch auf ihr clemüthiglich Ansuchen um weiter nnthdürftig Hilf und Mandate wider denselben Sickingen hei schweien Penen und des Reichs Acht ernstlich ge hoten ward, «sich aller gewaltsam ihlitlidhen Handlungen und Vornehmens gegen die Stadt und der Bürger Leib, Hab und Güter zu entlihlten, wich durch Andere in kein Weise zu beschädigen, sondern, wo er, Franziskus, Spruch oder Forderung zu dein und Rath, den Bürgern oder gerneiner Stadt zu haben gediichte, dieselben, wie sich ordentlichs Rechten gebühre, vorzunehmen und redlich Ursach dagegen vor- zubringen, warum das Bit; sein sollt Ja.» Nun versuchte Sickingen durch an die Zünfte gerichtete Schreiben diese zu bestimmen, in seinem Sinne auf den Rath einzuwirken, Die Briefe aber fielen dem Rath in die Hände, und dieser sah sie als einen Versuch an, Sed ition und Aufruhr zu machen 14• Abermals wandte sich Bürgermeister und Rath an das Kammergericht «Uni Hilf des Rechten » mit Gitation und iWandaten. Es ergiig denn auch ein schärferes Mandat, worin wegen des an die Zünfte gerichteten Schreibens kaiserlicher Ma jesilit und des Reichs Acht und sonst alle andere Pen der angezogenen Conslitut.ion und kaiserlichen Satzungen angedroht wurden und der Ritter vorgeladen ward, «auf nämlich Zeit und Tag zu erscheinen», also auf den schon in dein ersten Mandat. bestimmten Termin, den 25. März. Ausserdem ward Sickingeu bei einer Strafe von 25 Mark löthigs Gold befohlen, inner- halb 9 Tagen nach Verkündigung des Mandats hei dem Kammer- gericht «genugsam Gaution und Versicherung mit. Gütern oder Bürg scharten zu thun», dass er nichts gegen die Stadt oder deren Bürger unter- nehme und auch keinen Andern anstifte oder unterstützes. Am 5. März forderte Sickingcn seinersbits die regierenden Herren der Stadt noch- 12 Wiga.nd 1, 243. ) Mönch a. a. 0. II, 17. 4 Die Darstellung Sickingens bei Münch U, 27 f., die der Stadt daselbst 5. 17. Nach dein Ausehreiben vo In . 24. April bei MüItc]1 II, S. 17 f. - XXIII - mais auf, seinen Diener ScItlör, riet sich vor Ka i s er 1111 , 1 Ii ei cli s - st n d n zu Recht. erbiete, zu seinem Vermögen gelangen zu lassen, widrigenfalls er demselben seine Firille nicht verweigern könne6. Die Verschiedenheit der Anschauungen liegt zu Tage. Sickingen hatlezu dein « i t zt in Worin s » sitzenden Kammergericht kein Vertrauen. Das verhehlte er denn auch dem Gericht selbst keines- wegs, vielmehr erklärte er dein Kammerrichter, (lass (las Gericht, so lange es in Worms seinen Sitz habe, ihm nicht gefalle. Ja er soll geradezu begehrt haben, «solch K.aminergeriCht an ein ander Stadt, so der Ehrbarkeit geneigter, zu verrücken», ein Begehren, worin die Stadt ihrerseits die Absicht erblickte, den bösen Anschlag zu Aufruhr und Zwietracht um so besser zu erreichen. Wenn sich hingegen Sickingen auf den Kaiser und die Reichsstände berief, so ward ihm dieser Weg, wie es scheint, vorzuglich durch die Dc- mühuugen des Stadtschreibers verlegt. So sollte die Stadt denn auch büssen. Am 22 . März nahm Sickingen, unterstützt von den aus Worms Geflüchteten, auf einem Wormser Schiff den Rhein hinab beför -derte Waaren in Beschlug und die auf dem Schiff befindlichen Bürger gefangen, um sie auf die Ehernhuig abfuhren zu lassen. Während dieser Vorgang am Morgen stattfand, Übersandte Schlör den Nachmittag in eignern Namen einen Fehdebrief". Am 5. März, einem Sonntag, erklärte dann auch Sickingen voll Eiiernhuig die Fehde durch ein Schreiben 18 , das am iblgenden Tage in Worms anlangte. Es war derselbe Tag, an dem Sickingen, Nvie er selbst in diesem Fehdehrief hervorhob ‚ vorn Kammergericht in die Acht. erklärt werden sollte. Schlörs Fehdebrief machte geltend, dass Bürgermeister und Rath ihn hei kais. Majestät und Si. Majeslät. verordneten Gommissarien verschiener Zeit mit unhegiündl.eui, unwahr iaft.igem Vorbringen, als ob er Elkundigung der Ufröhrer, durch hemelte kais. Gommissarien hievor zu Worms beschehen, geflohen und derohalben sich der Stadt Worms geverlich entäussert hätte, wiewol solchs die Unwahrheit., und xo Not, offentlich zu Tagen das Widerspiel mit treffenlieben zu beweisen, rücklich verklagt, und dann durch ihr und der Ihren ungestimes Anhalten ein vermeinte Acht ‚ sein unverhött odem -crlangt,itirt, feiner wider in Schein derselben ihn sein eHal. und Güter durch die ihren verschlissen lassen, die Seinen u

16 lilmann S. 38 Anm. 2. 17 Wigand 1, 246 f. der Stadt Worms bei IS Wigand 1, 245 f,, auch in dein Münch 11, 20. - xxiv -

seiner Hauswohnung getrieben, nachfolgend solch sein ilah und Gut genommen, zerrissen, zerstreut und anderen zu. thun in ihier Stadl gestattet, auch sonst in andere VVege ihn merklich verletzt und beschwert, dieselben Güter auf sein überflüssig Rechtserbieten nit wiedergestellt, noch vermeinte Acht, der sie Usbiiuger und Ursächer seien, abgeschafft hätten, und solchs alles wider Recht, Erher- und Billigkeit, auch des heil. Reichs ufgerichte Ordnung von il1nen und den Ihren Cüigenom wen und geschehen sei. Sickingens Fehdelwief aber erklärte: «Nachdem ich vielfältig schriftlich das snn verbrieft und beka nntlich Schuld an Euch, mir die verschaffen voll Bürgetn, als der Du zur Billigkeit mächtig, - zu bezahlen erfordert hieb und mir aber ii her solichs und alles myl 1 überflüssig erhar und recht Erbieten von Euch und den Euern das nit hat mögen widerfahren, sondern bis anher mntwi Iliglich verhalfen, darzu meinen Boten, so ich deshalb mit. erbars Inhalts offen on he- lenden Briefen meiner Nothdurft nach an alle Eure Zünft, geschickt, aber solche Schi iften ihm durch die Eueren gewalligiicli entnommen, Ihr auch unverursacht durch Eiter onhegrrrndt Anbringen hei kais. Majestät Kammergericlrt erlangt, nhch nächstkommenj Montags in j\ eht zu erkennen, dei-o und anderer Euerer vielfältigen unerbar-en Bündel halben will ich Euer, Bürgermeister und Ra ths, abgesagter Feind sein, dazu ganzer Gemeinde, alldieweil die Euch, solich unge- recht, unehrbar R.egierer, ihrer und der alten ehrbaren Stadt Worms zu Oehern dulden und leiden. » \\Tährendickingen sein «eigen angeboren Insiegel» aufdrückte, bediente Schlör sich des Sickingeuschen Siegels, weil er eigens Jn- iegcls dieser Zeit Mangel hatte. An den voll gepfändeten Gütern war auch ein Strass- burger betheiligt ‚ nnd da deshalb der Rath von Strassburg hei Sickingen Klage erhob, erfolgte am Ii. Mai nicht nur eine höfliche Entschuldigung, sondern auch Leistung von Schadenersatz durch Zahlung von 25 Gulden 19 Inzwischen war am 40. April vorn Kaiser die Acht gegen Sickingen und seine Anhänger ausgesprochen worden. Derselben folgte am 24. April ein Ausschreiben der Stadt Worms all Kur- fürsten und Füi-sten in diesem von echt mittelalterlichen flechls- gedanken beherrschtem Aussclireil,en wird I3althbsar Schlör, des Jiischöfl:ichen Hofs zu \Vornis geschworner Notarius, «der aus ver- darntnt,er Vermischung geboren», als unter den Aufrührern «der vordersten Einer» bezeichnet , « na cli allerhand Erkundung un er den Uebelthätern und der geschwinden, gefährlichen Sedition und

10 POE Nsche Korrespondenz der- 51 adt Strassburg, 4 5. 3. - XXV -

Faction dürch kaiserlicher Majestät Landvog t und andern Kommis- sarien, und der dazu crimen Inese maiestatis, Verletzung kaiserlicher Majestät Hoheit, begangen und demnach der Verwaltung seiner Habe und Güter verwirkt erfunden, öffentlich ausgerufen und ange- zeigt, auch flüchtig worden, und darum von kaiserlicher Majestät in des heiligen Reichs Acht und Aheracht erkannt und erklärt. » - Diesen Menschen nun, so hören wir, hat Franz von Sickingen «.ins eigenem vorgesetzten, unverursachten Unwillen», damit er einen Schein einer Forderung oder Ansprach an uns, seinen fürge- nomen arglistigen Anschlag der Anführe erlangen niöcht,» als seinen Diener angenommen, und «kaiserlicher Majestät und der ausgangen Acht zuwider unterstanden zu veriheidingen. » Zu den Helfershelfern- Sickingens gehörten «viel derjenigen, die vormals der bösen Conspi- ration, Sedition, Empörung und Auflauf halben, durch sie in unser Shidt vollbegangen Majestät. ‚ Befehl eines iheils gestraft, eines, Theils der Stadt -Wurms verwiesen, eines Tlteils meineidig und ehrlos entlaufen und darum von lCaiserh Majestät in des Reichs Acht erkanntt und erklärt seien, die Franziskus noch «in seinem Haus zu Ebernburg enthält und fürschu bt. » Das Alles gerciche « zu merklicher Schmach, Verachtung und Ueberführung Röm. Kais. Majestät und des heiligen Reichs ufgerichten Ordnungen, Landfrieden, guld in 1JulI, Reformation und des heiligen • Reichs Gericht und gemein Recht, und auch zu sonderlicher Ver- achtung unser gnüdigsten Herren, der vier Kurfürsten, Freiheiten und sonderlich unsers gnädigsten Herrn Pfaltzgrafen Ludwig Kurfürsten, duich dess Ftirstenthum, Landschaft und Gebiet er die Gefangenen hei hellem lichten Tag geführt, dess Lehnsmann, Diener und Pflicht- verwandter er doch ist,. » Nun folgt die Schilderung der dem Ka.mmergericht zugefügten Schmach. Sickingen habe das Begehren gestellt; (las Kammcrgerlcht. an eine andere Stadt zu verrücken « wo das nit hescliäh und dann ihnen, des Kammergerichts Verwandten, darüber Etwas von seinen Helfern, der er nit aller mächtig und einstheits auch nit kennet, Etwas widerführe, wöllt er sich dess entschuldigt und freigestellt haben 20». Sickingen selbst behauptete, er habe dem Kammergericht «nit ungeschickts » geschrieben und berief sich auf sein eigenes Schreiben und auf die Antwort, welche er voll Majestiit KainmergerichI empfangen 21 Billig, so fflhrt das Ausschreiben fort., hätte Sickinfln vor Augen haben sollen «die schwere Straf der Recht von denen, so kaiserl. Majestät Hoheit verletzen und Aufruhr im Volk und

20 Münc]i a. a,. 0. II. 5, 20 f. 21 Mtinch 11, S. 30. -

Städten zu machen unterstehen, » und sich deshalb mit nichten unterstanden haben, «solieli erscltrückenlicli, grausam, giftige Zwie- tracht, Sedition und Empörung zwischen uns und unser Gemeinde zu erwecken, verursachen und zu machen». Schon an einer früheren Stelle ist neben der kaiserl. Maje stät und des Reichs Acht nut alle «die andern P ö n der (in den Mandaten) a ii gezogenen G n - sti t u t i 011 und kaiserl. Satzungen hingewiesen. Gemeint ist ohne Zweifel die herüchtigtc lexArendia, auf die in dein Achtsdkret deutlich hingewiesen ist und die wir auch • in unserm Gutachten eingehend besprochen finden. «Darum», so schliesst das Ausschreiben, «ist. an Euer kurfürstliche und fürstliche Gnaden u. s. \v. unser unterthänig dienstlich freund- lich .Bitt, den vorgenannten Franziskum mit seinen Helfen) und Helfershelfern als Verbrechern (gegen?) kaiserl. Majestät und des heiligen Reichs Landfrieden, auch gemeiner Rechten und der Ehrbarkeit V er s ehm ii Ii er, nindert in Euer kurfürstlichen und fürstlichen 6 naden u. s. -w. Landschaften und Gebieten zu enthalten noch förzuschuben ‚ sonder, wo die bekommen werden möchten, die anzunehmen, zu strafen und dermassen gegen ihnen zu fahren, damit Andern, dergleichen zu untersiehen, abschuwig gemacht und man dergleichen fürder im heiligen Reich überhohen bleiben möge.» Am 4. Mai erging ein tirttieil des Kammergerichts in Sachen des Bürgermeisters und Raths der Stadt Worms einer- und Siekingens anderseits. Die Stadt hatte nicht nur den von Sickingen bewiesenen Ungehorsam gegen die Mandate des Kammergerichts angeklagt, sondern ±ugleich angezeigt, dass Sickingen sowie Balthasar Schlör, den jener als einen öffentlichen und verkündeten Aechler und Verfolger der Stadt hei sich gehalten und offenbar dazu angereizt habe, ihnen in offenen Briefen Fehde zugeschrieben und Wormser Bürger und Bürgerinnen ‚ die in einem pfalzgräflsch vergeleileten Schin auf dein Rheinstrom gefahren, eigengewaltiglich überfallen, Einen er- schcssen, etliche verwundet, beraubt und in grosser Anzahl gen Eberburg geführt, auch um das Ihrige gescliatzt, wie das nunmehr durch das ganze römische Reich deutscher Nation bekannt geworden sei. Hierdurch sei er als Brecher ,des Landfridens in des Reiches Acht und die angedrohte Geldstrafe verfallen. Der Kammerprocurator- Fiscal trat dem Anl.rage der Stadt hei und am 4. Mai erkannte das Kammergericht auf die Acht. Das Urtheil, das als ein sehr schleuniges gelten konnte, lautet 22 « Nachdem von Sickingen wider kaiserlich Gebot, an ihn ausgangen, darin ihm hei kaiserl. Majestät und des

22 Wigand 1, 247 f. ohne Datum. Es ist, ohne Zweifel identisch mit dem von Ulmann S. 40 Anm. 4 angeführten Achtxlekret vom 4. Mai. - -

Reichs Acht, gegen den gemellen Büigermeisler, BaIh und ge- meiner Stadt \Vornis mit tliallich und gewaltiger Handlung nichts fürzunehmen, geboten worden, mit Schriften all Zünfte ge- inelter Stadt, dadurch er dieselben einem Rath abfällig oder unge- horsam zu machen unterstanden, freventlicli get.lian, cleshalben er nachmals mit kaiser]. Ladung all kaiserl. Kammergericht, um zu sehen und zu hören, sich darum in gemelte Acht gefallen zu sein erklären, fürgelieischen, aber als ungehorsam ausblieben und nil erschienen, sunder danach gedachtem Bürgermeister, Rath und Ge- meinde ein offen Vehdezugeschrieben, und davor mit gewaltigem Angriff, Beraubung, ]linwegsehleifung und Schatzung etwo viel ihrer Bürger und in ander thallich Wege gegen ihne gehandelt, wie dann solches Alles kundlich und offenbar, so ist auf beinet ungehorsam Ausbleiben, heschehnem Rufen und alle Handlung zu Recht erkannt, dass dci gemiII.e Franziscus von Sickingen uni sein lieber- lhhrung und freventlich gewaltige und that.Iiche Handlungen in kaiserl. Majestilt und des Reiches Acht gefallen, erklärt und erkennt werden soll, den wir auch hiemit dieser Urtbeit darein erklären, sprechen und denunciien, auch darauf den gedachten Bürgermeister und Rath noth- dürftig Executor. und Process in gewonlich Form erkennen.» «Nachdem Franciscus von Sickingen auf und um sein Ungehorsarn und Verachtung eines kaiserlichen ausgegangen Mandats seine mutti- willige Vebde, Bürgermeistern, Rath und Gemein dieser Stadt Worms zugeschrieben, und ander sein kundtich und offenbar gewaltig Angriff, Beschädigung und Handlung auf Erklagen und Erfolgen gemelter I3ürgernieister und Rath durch das kaiserl . Kainmergerir.ht in kaiseri. Majeslüt und des Reichs Acht mit Unheil und Recht erklärt und gesprochen ist, darum anstatt kaiserl ....ijesfät so denuneiren und verkünden wir denselben Franciseus voll in solch kaiserl. Majestät und des Beichs Acht, set ze:n ihn aus dem Frieden in den Unfrieden, und erlauben sein Leib, Hab und Gut den gemelten von Worms und allermäniglichen.» Die Stadt machte wirklich Anstalten, dieses Unheil zu ihren Gunsten zur Ausführung zu bringen. Vor dem Licenliaten Hinzhover erschienen nämlich l3ürgermeister und etliche des Jlaths und nahmen, wie das darüber aufgenommene Protokolt23 besagt, «in Kraft des Ui- theils und des Reichs Constitutionen an alles und jedes, was der von Sickingen im heiligen Reich bett, es sei liegends oder fahrends, was das Namen hat, nichlsausgen,ornmen, in was Handen das sei und sonderlich, was hemeller Franciscus hat in Kraft einiger Ver- schreibung und Pfand oder in ander Weg, auf der Pfalz und sunst.,

23 Wigand 1, 249 f. - xxviii -

wo er das hat oder haben mag. Item, seine Hof, die er hat zu Heppenheim an der Bergstrass, iii der Stadt. Altze, au 1 dein in Kreutzennach ‚ zu Lamhstadt, zu Sobern, zu Mensheim. Rem nehmen die von Worms auch in alle und jede Verschreibung, Bürgschaften und Ohligationen, darzu der von Sickingen ihre Bürger, nächst gefangen, gedrungen hat, mit allen und jeden Rechten und Nutzungen und derselben J3üjscIiaft, Caution und Vergewissung, wie ihm die ohligirt seien. 11cm alle und jedliche Uörfr, Gemein- schaft oder Theilung. ]lein alle seine Schlösser und Burg. Rem - Eber]urg, die Burg mit Steinen, Burgtall oder Tall und das alles und jedes mit ihren Zu- und Ingehörungen, und wollten die be- rührten von Worms ihr Gemüt in selben hien,it declarirt haben, mit Bitt darum, sie darin in Krafl jetzt ergahgener Urteil und aller • ander Constilutionen des Reichs immittiren, ihne Immission und Anleitbref, auch sonst all ander notdürftig und gebihlich Mindat i h ne mitzuteilen, auch alle und jede Verpfändung, Alienation und Zustellung, die ihr Widerllieil, Franciscus von Sickingen, vor und in seiner Acht gethan het, wem das geschehn wär, und in wess Hand das kommen wär, als fürgenoinmen in fiaudem zu reformiren, cassiren und annulliren, und ob es Not wär, gegen den in habcrn Ladung, um zu sehen und zu hören, dieselben aliehationes und ren- ditiones zu cassiren, und sonst auch gebürlicli Mandat, um die ein- zunehmen, in der besten Form erkennen und den dickgemelten von lVorms gedeihen zu lassen.» Das Protokoll ward mit dein versehen 1). 3 udex dell- herabit. Oh noch etwas in der gefährlichen Sache geschehen, ist unbekannt die Akten enthalten keine weitere Vertügung. Bas am 24. April ergangene Ausschreiben der Stadt hatte die gewünschte Wirkung: am 45. Mai erging in der kaiser]. und des heil. Reichs Stadt gegen Sickingen ein zweites kaiserliches Achtsmandat, und zwar in ungewöhnlich scharfer Form 24 Dasselbe ging ganz auf die Gedanken des \Vormser Ausschreibens ein, und motivirte die verschärften Strafen mit dem Hinweis darauf, dass Siekingen « Uns in unser kaiserl. Hoheit angegriffen, indem dass er unserm kaiser]. Kammerrichter und Beisitzern ein vermessene diohliche Schrift, absageweise, dafür die wohl zu achten ist, Zuge- schickt, darin unter anderm angezeigt, als ob sie unser kaiserl. Kammergerieht, das doch vormals durch Uns und des Reichs Kur- fursien, Fürsten und Stünde aus sondern beweglichen Ursachen gegen Woriis gelegt und geordnet ist., an andere Ende verrücken und also ausserhalb unser und gedachter Stände Befehl oder Willen,

24 Müneh II, 32-35. - xxtx - seines Gefallens, damit handeln sollte». Gleichzeitig stellte das Achtsmandat fest, dass «die Parteien, Boten oder ander Personen, so ihrer Nothdurft Sachen und Geschäft halben, dasselh Kammerge- richt besuchen müssen, keinen freien Zu- oder Abgang darzu haben oder gebrauchen mögen, sondern darunter beraubt, ihnen Brief, Geld und anderes genommen, wie dann kurz verschiener Zeit heschehen ist». Demnach war eingetroffen, was Siekingen vorhergesagt: dass dem Kammergericht in Worms « von sein Helfern, der er nit aller mächtig und einst heils auch nit kennet, etwas widerfülire Weil also Sickingen, so l,eist es weiter, «unser selbskaiserlich Person beleidigt und verletzt und dadurch die 1enc und Straf des Lasters, zu Latein crimen lese inajestatis genannt, versvirkt und nit allein sich selber, sondern auch nach Sag weiland unser Vorfahren am Reich, Bömischer Kaiser und Könige löblicher Gedächtniss Cnn- stitution und Ordnungen, seine Erben und derselben .Erbenserhen in absteigender Linien derselben Penen und Strafen theilhaftig gemacht hat)), werden er und diese Erben « linfür in ewig Zeit aller Und jeglicher Ehren, Adels u. s. w., dazu auch aller und jeder Hab und Güter.., so er, Franciscus, in seiner Gewaltsam hat und besitzt Ode] künftiger Zeit durch Erbfall oder in ander Weise überkommen oder erlangen würde, oder.., so er vor dieser seiner uugebürlichen Vehde und Handlung den Lehnherren ausgeschrieben gehabt oder verkauft oder sonst in anderer Gestalt zu seinem Vortheil hingeben, veründert oder veräussert hätte, davon • oder daran nichts ausgenommen, die dann alle samentlich und sonderlicli Wir als unser und des heil. Reichs conllscirt und heimgeihlten Güter uns ewiglich zugeeignet, auch von unsern wegen zu unsern Hunden und Gewalt anzunehmen und einzuziehen 1 )efohlen » Wie Sickingen, so wurden auch seine Erbe]) von aller Gesell- schaft und Gemeinschaft des Adels aus gesondert, er selbst in die Schaar der unvernünftigen Thier und ehriosen Menschen gezült, und sei ne Söhne, «01) er die viel oder wenig hätte», in Kraft obberübrter kaiserl . Constitution und Rechte aller väterlicher, mütterlicher, anherr- ]iclier, ‚ a»fraulicher und anderer zufallender Erbschaft, auch was ihnen aus Testamenten oder anderen letzten Willen odei sonst zu- stehen möchte, ganz entäussert und nuibhig gemacht, also dass sie in ewigeF Armut, und Dürftigkeit ersl rickt und behaft, ihr Leben beschwerlich und der Tod kurzweilig und ergötzlich sein soll. So ward also das beröchtigtste Gesetz der byzantinischen Kaiser- zeit, die Lex Qrnsquis der Kaiser Arcadins und IIonorius vom Jahr 397 in zum Theil wörtliche, Uebertragung auf unsern Ritter und seine Familie angewandt.. Eine Mxsfertigung dieses Mandats wurde dem kaiserl, Statthalter, Regent und Rath in] obern Elsass zugesandt - xxx -

und befohlen, dasselbe allenthalben in der Laiidvngtei ansehlagn und verkünden zu lassen. Die mit dci Ausführung Säumigen waren in dein .Ächtdekret selbst mit der kaised. und des Reichs schwerer TJngnad und Straf bedroht und dazu einer Pen von tausend Mark löthiges Goldes, die ein Jeder, so oft er freventlich hiewider liräle, an die kaiser). Kam mer unahläss]ieh zu bezahlen verfallen sein sollte. Von einer Ausführung des Ac.lrldekiets, das übrigens Sickingen als nichtig a ngrifl, War trotzdem im Ernste keine Rede. Landvogt und Rafil von IJuterelsass tisaten mir alles Mögliche, um aus Schlettstadt, Golmar und andern Orten den Worrnsern rasche Hülfe zuzuführen. Sickingen seinerseits erliess am 19. Mai -einen wahrhaftigen Bericht auf das ungegründt Ausschreiben derer voll gerichtet an • die Kurfürsten, Fürsten, Prälaten; Grafen, freien Herrn, Bitter, ilil.termiissigen, Amtleute, Bürgermeister, Sclrultheisse, Richter, Bäthe, Bürger und Gemeinden, seine gnädigsten, gnädigen Herren und gute Freunde 25 in diesem Bericht eonstal.irt unser Bitter, dass der Bischof zu Worms, sein gnädiger Herr von wegen seiner fürstlichen Gnaden und ihres Stifts auf l3egehr röm. kaiseri . Majestät in Ireffenlicheih Hath vieler seiner Gnaden, Prälaten, Ritter, Knechte und Lehenmann, unter denen er damals auch einer gewesen, beschlossen habe, eine ]3otschaft zu ihrer kaiser). Majestät zu schicken; und da nun seine fürstliche Gnad in solchen Sachen vor Andern Meister Balthasar Schlör gebraucht habe, so sei dieser aligefertigt. Nachdem er auf St. Matthis Tag (24. Februar) zu WTorms angeritten, ‚abc er den Kaiser nach dem Sonntag Oculi zu Weiss im Land all Ens angetroffen, seine Werbung gethan und Abschied empfangen und sei dann Donnerstags vor dem Palmtag (29. März) zu seinem gnädigen Herrn wieder kommen und habe Relation gethan. Da ihm, Schlür, nun bericht worden, dass ihm die Zeit seines Ausseins alle seine Habe, so er zu Worms in seiner Hauswohnirng gehabt, aufgezeichnet , verschossen und wo er zugegen gewesst, viel- leicht, als andere a uclr enl.Ieih 1 wäre, alles voll wegen, als ob er der \Vormsisihen Aufruhr mit Ursacher, thei Ihaft und derenhalb von der Handlung kaiserl. Majestät Landvogts zu Hagenau, so er in der Fasten anno 1514 zu Worms gehabt, flüchtig worden sein soll, habe er in Ansehen dieser Handlung und des Widerwillens, so die von Worin> gegen ihn, seiner getreuen, dem Stift geII]arren Dienst halber getragen, und weil er betu n den, (lass er in solchen Verdacht. durch die von Worms gesetzt, doch seinethalben unversclrult, kaiserl. Majestät alsbald ohn einig Verziehen schriftlich ersucht, seine Uri - schuld da rzulliun, um Verhör gebeten. Darauf habe der Kaiser an

25 Münelt 11, 22-411. den Landvogt. in Unl.erelsass geschrieben ; was Inhalts,: sei gedachtem Ballbasar verborgen, und auch den Landvogt vielfalt.iglicli, schriftlich und mündlich, durch viele der Prälaten und Ritterschaft ersucht um Verhör und Verantwortung, welches doch alles Balthasain durch seine Missgünder urgehalten lind verschoben sei. Darüber habe min Balthasar sich gegen ihn, Sickingen, hochlich beklagt, und gebeten, ihm gegen und wider die von \Vorms als den rechten reizenden Uracher zu Verhör und Verantwortung zu ver- helfen mit dem Erbieten, aus allen seinen Bündeln, bürgerlich oder peinlich, vor röm. kaiserl. Majestät, ihrer Majestät Hofrath, Kammer- gericht, 1

Nachdem alle Bemühungen, Schlör zu Recht zu verhelfen, umsonst. gewesen, habe dieser ihn schliesslich um einen Reul.erdienst angesucht und gebeten, dass Sickingen ihm, als er ein Feind worden, zu Willen sei. «Also hat uns Golf, der Gerechtigkeit zu Sleiiei, ein glückliche!) Angriff verluhen uf dem Rhein ». Mit Unwahrheit, aus Neid und I-lass, schrieben die von Worms ohn allen Grund, «dass ich unverwahrt meiner Ehren oder etwas anders, dann einem frommen von dci Ritlerschaft gebührt, gehandelt hab » (Auch dass ich dem Kamittergericlit etwas ohnschicklichs ge- schrieben haben soll, legen sie mir abermals als erdichtlich zu, wie sich das aus meinen Schriften und mit A niwort voll Kammer- gericht k]äilich dart.hun mag. « Aus dem allein erscheint öflenhat und k]iirlich, (lass mein Gemüt. nit zu einiger Aufruhr oder Handhabung unehrharer Handlung, 1)0Gb röm. Kaiser, unsern a]lergnndigsten 1-Jerrn oder sonst Jetnands einigs Stands des heil. Reichs zuwider Aufruhr und Empörung, Einführung einigen Uehels zu erwecken, noch die Stadt Worms von Kais. Majesikit oder dem heil. Reich zu wenden sieht, wie das doch die voll in ihrem Ausschreiben und andere meine Missgonder nur zu Nachiheil einzubilden unierstel eii, sondern alleinig den armen verdrückten zu ü)uvver (?)». Sickingen begnügte sich jedoch nicht mit einer Zurückweisung der gegen ihn und seinen .Klienten erhobenen Anschuldigungen, sondern ging selbst zum AngiIr gegen die Vertreter der Stadt über, ihre ganze Darlegung, so hob der Hitler gleich in Beginn seines J3erichts hervor, solle nur dazu dienen, « ihre lang vielfällig, onehrhare, ge- wnlliame, argthiitige Händel mit solchen ihren beblümten Schrifi.en zu heschonen » . An einer spätern Stelle sagt er bestimmter, dass sie «weder Gottes, seiner heiligen Kirchen noch Kloster, geistlicher und vel ti icher, mit oneh ibarem durchdringendein Vörneltnier und Verklei- nu ng göttlicher Dienst viel Zeit her .nif verschont haben, dazu vielen von der Ritterschaft, fast meinen nächst gesippten Verwandten und besten Freunden ihre Gerechtigkeiten, Frei- heiten, Nutzungen, l-Jerkommen und Gehrüuche, auch gewaltiglicli, Oder unersuchl, umerfordert -erlangt einichs Rechtens, entsetzen, ihnen lieimschen und nehmen, welches selten .heslndigen Frieden lieden mag, wie wohl sie (loch des Friedens sich in ihrem Aus- schreiben zu suchen und geneigt sein berü hmen » So schwebe denn auch eine j\ rizahl Prozesse «wie sie dann vielen Geistlichen und Weltlichen, in der sechst, acht, zehend, fünf- zehend, zwanzigst, zwei Und zwanzigst und mehr ‚lahr mit Ent- setzung und Verliallung des ihren durch scheinlich he2wengiicli Pro- ess noch ii Ilia Iten » - xxxIJi -

So nun dem also, so schliesst Sickingens wahrhaftiger Bericht, ((und der mehreril cii Euer k urföistlichen, fürstlichen Gnaden, Gnaden, ‚Würden und Gunst. der Wahrheit ungezweifelt wissen, steht meine unlerlhünig, hochdienstlich, fleissig und gütlich Bitt, denen von \Vorins keinen Glauben zu gehen, noch sich wider mich zu einig?n Ungnä4en, Widerwillen und Ungunst bewegen lassen, sondern meine Handlung und Benehmen gegen die von Worns für nothdringli cli, von ihnen geursacht gnädiglich und günsilich erkennen und ermessen, mir desshalh gnädigste, gnä- (lige, günstige Herren, gut Freunde und Gönner sein und bleiben. Das will ich ufiterthänighich, dienstlich, freundlich und, wie ich soll, ungespart Leibs und Vermögens, allzeit zu verdienen willig erfunden werden». - liii Sommer 1515 war die Stadt Worms lediglich auf sich selbst angewiesen. Während Sickingens zahlreiche ireunde die Sache in eine gütliche Bahn zu lenken suchten, rieth der VTorniser Stadt- schreiber eifrig ah, Sickingen zu gütlichem Verhör kommen zu lassen. Sickingen selbst, der dem Frankfurter Rath schon am 8. Juni erklärt hatte, dass er in dieser Sache nichts anderes suche denn die «billich Ehrbarkeit)) und kein Freund der Empörung sei, schrieb den 25. November denselben Rath, dass einer der Wormser Vertriebenen, Hans Hetlelherger, von den Richtern päpstlicher Heilig- keit in Rom ein Urfhdil eilangt habe, welches anerkenne, dass ihm Unrecht und Gewalt geschehen sei; das müsse auch für die andern Vertriebenen gelten. Ulmann sieht darin ein recht hübsches Bei- spiel der Mittel, welche angewandt worden seien, uni Worms ins Unrecht zu setzen. War denn nicht der Papst für die Mehrheit des deutschen Volks die höchste Autorität,, namentlich wo es sich um eine Abgrenzung derkirchlichen und staatlichen Gerechtsame handelte? Und war es ein verwerfliches Mittel, diese Autorität anzurufen und nun gar für Sickingen, der als Anwalt der hischöll. Partei da stand ? Nachdem im Frühling des folgenden Jahres sowohl \Vorms als die Woims unterstützenden Städte durch Wegnahme von Kauf- )ilannswaarell empfindlich gezüchtigt worden, behaupteten die von Rechtsgelehrten herathenen Städte, dass die pfalzgräfliche Obrig- keit wegen Unterlassung der exactissima diligentia den Rechten nach zum Ersatz verpflichtet sei, um so mehr, da schon tevissima culpa die Erstattungspflicht begründe und man obendrein für das Geleit Geld nehme 0. Ungetähr um dieselbe Zeit sah sich der grösste deutsche Rechtsgclehrte dieser Zeit, Ulrich Zasius, veranlasst die Lehre von der culpa einer Revision zu unterwerfen

20 Ulniann S. 68 Anm. 4. 27 Stintzing Zasins S. 137 if, - XXXIV -

Der Sommer des Jahres 1,516 brachte Worms einige Erleichte- iung, da Sickingens Aufmerksamkeit durch den Krieg, welchen er in Gemeinschaft mit dein Herrn von Gerolzeck gegen den Herzog von Lothringen führte, abgelenkt wurde. Am Ende des Jahres schien die Sache wieder eine günstige Wendung zu nehmen. Freunde Sickingens hatten darauf hingearheilet, den Zwist zwischen Wo,-ms und Schlör durch kaiserliche Kommissare entscheiden zu lassen. Sickingen selbst schrieb den 11. November an den kaiserlichen Rath Renner, der im Gegensatz zu Nicolaus Ziegler dem Adel günstig war, er wünsche nochmalige Untersuchung und Ernennung von Kommissarien er bestand also einfach auf seiner früheren Fordernncr. Aber seine Gegner erwirkten am 6. Dezember ein neues Mandat gegen ihn, in Folge dessen die Verhandlungen sich zerschlugen. Am 3. Februar 1517 theilte der Kaiser dem Rath der Stadt Stadt Strassburg mit, dass er die Ebernburg belagern wolle. Sickingeu seinerseits erliess Dienstag nach Pauli Bekehrung ein Ausschreiben an alle Reichsslände, worin er die Gerechtigkeit seiner Sache vertrat. Trotz aller Friedensliebe könne er seine Fehde nicht einfach beilegen und Balthasar unresl.ituirl zu Recht stellen. Seine Ilitlerehre erlaube nicht, denselben so auf die Fleischbank zu liefern. Inzwischen hatte der Kaiser am 23. April an Strassburg ge- schrieben, dass, da die auf den 12. März anbefohlene Hülfeleistung für Worms nicht zur Ausführung gekommen sei, der Rath nun sein Truppencontingent am 15. Juni in Worms haben odei aber das Geld dafür erlegen solle. Voll aus war bereits eine In- siruction ergangen, welche die Kurfürsten von Pfhlz, Mainz und Brandenburg anwies, Sickingen das kais. Geleit zuzuschreiben und denselben, seinem mehrfachen Begehren gemäss, seiner Handlung halber zu verhören. Am 26. Juni erschien Sickingen vor den Kur- fürsten. Nachdem sein. Verlangen nach Oeffentlichkeit der Ver- handlung abgeschlagen worden, überreichte er in dem zwei Tage später stattfindenden Verhör eine Denkschrift, in welcher ei die Wormser Streitigkeiten nach ihren Ursachen und Folgen darlegte und vor allem den Vorwurf zurückwies, als 01) sein Thun zur Schmach und Verachtung des Kaisers gewesen. Auch habe er während der beiden ersten Jahre seiner Fehde nur den Wormscrn Schaden zugefügt, erst, später auch denen, welche den Wormsern Hülfe geleistet, wofern sie kein Geleit gehabt. «Dem rJi.utz und Poch» der wider ihn angeltenden Städte gegenüber habe er sich zur Wehr setzen müssen. Er wünsche wieder einen gnädigen Kaiser zu erlangen, aber auch, dass Kaiser und Stände sich dieser Sache entschlügen ; dann hoffe er von den \Vormsern schon die i3illigkeit zu erlangen. - XXXV -

Man einigte sieh, dass die Waffen ruhen sollten, während die Kurfürsten an den Kaiser Bericht erstatteten. Der Kaiser zeigte sich befriedigt. Schon den 7. Juli enthob er von Augsburg aus Sickingen nehsl. seinen Helfern, Anhängern und Verwandten der Acht, Ober- acht und aller anderen Pönen, die für ungültig und unwirksam erklärt wurden bei einer Strafe von 50 Mark Goldes. Am folgenden Tage stellte er eine Instruction zu weiterer Verhandlung aus. Zwischen Sickingen und Worms sei. einstweiliger Bestand zu errichten, übri- gens die Absolution sehr geheim zu halten. Der Strassburger Böcklin von J3öcklinsau berichtete den 17. August von Worms an den Rath seiner Stadt, der Wornser Stadtschreiber befände sich am kaiserlichen Hofe. Was derselbe schreibe, weide ihm mitgetheilt. Die Womser hätten i hin die Forderungen Sickingens schriftlich übergehen, die er hiermit. Übersende. In einem einge- legten Zettel wird hinzugefügt «Nach dein Schreiben dieser Mis- siven hat mein Herr Karnnierrichler nach mir geschickt und mir gesagt., dass ciii Anstand sig zwischen röm. kais. Majestät und Franciscus». Nach einem weitern Bericht vom 31. August hatte der Kainmerric]iler in der Nacht wieder nach iluxi geschickt und ihm gesagt., dass die Stände des Reichs auf den 24. August sich auf Rotenhing zu erheben würden. Worms war unterlegen, Sickingen Sieger. Im Frühjahr 1518 langte ein Schreiben aus dem kais. Hoflager an, worin der Ritter aufgefordert ward, persönlich zu erscheinen. Nach dein ritt er an den Hof. Der kaiserliche .Dath Zie g ler, den Sickingeu nicht ohne Grund für das Haupt seiner Gegner hielt, sandte ihm zum Willkomm ciii Fässchen Wein, und erbot sich mehr zu senden, falls der Trank munde. Am andern Morgen fand die Audienz statt, der nur noch der geheime Rath von Renner bciwohnle. Sickingen trug seine Ent,- schuldigimg vor und der Kaiser erklärte Alles für ein blosses Miss- verständniss er wolle dem Ritter wieder ein gnädiger Kaiser sein. Renner habe Befehl, über das Weitere zu verhandeln. Schlör, der die Wendung der Dinge in der Nähe seines Herrn beobachten konnte, hatte sich schon am 27. Juli 1517 an Dielrich Spät gewandt, um durch denselben zur Restitution und zum Austrag zu gelahgen. Dieselben wolle er, wie auch sein Junker thun werde, geheim halten. lin Januar 1518 wandten sieh dann die geächteten \Vormscr als des frommen Junkers von Sickingen Diener,. Anhänger und Verwandte an die Stadt. Worms mit dein Begehr, «dass Ihr unaufzüglich hei kaiserl. Majestät darob syt, . wie Ihr uns zu Nachtheil die Acht wider Form und Rechten ausbracht habt, verschafft, dass wir der Sachen gegen Euch zu Verhör kommen - XXXVI -

und jedem, was billig, wiclerfahre». Sickingen vornämlich aber trat für seine .Klienten aufs entschiedenste ein. Den 11. August schrieb er, an Peter Scher, der auf dem Reichstag zu Augsburg den zahl- reichen Wormser Gesandten entgegen zu wirken suchte und ertheilte ihm die Weisung, die Hestitution der Vertriebenen vor dem recht- lieben Austrag zu erwirken. Am 93. September kam ein Friede zwischen Sickingen und seinen Feinden zu Stande, aber die Wormser Angelegenheit war damit noch keineswegs erledigt. Schlör konnte Sonntags nach Galli (10. Oktober) dein kaiserl. Landvogt mittheilen, dass röm. kaiseri. Majestät ihn auf seine Ent- .schuldigung gliädiglicl1 voll Acht absolviert, und in seine Hab und Güter wieder restituirt habe. Bürgermeister und Rath der Stadt Worms erklärten freilich dem Landvogt noch den 25. Oktober, und wahrscheinlich nicht mit Unrecht., dass sie von Schlörs Absolu- tion und Restitution gar nichts wüssten, ihnen dieselbe auch nit ver- Idiot sei. Sonntag nach Elisabeth (19. November) schrieb Sickingenan den kaiserl, Rath Ziegler «Nachdem Ihr mir jüngst geschrieben und begehrt haben, dass ich geireulichen Eleiss fürweiiden und fördern wolle, damit die Mittel, durch röm. kaiserl. Majestät verordnete Kommissarien zwischen dem hochwürdigen Fürsten, meinen gnädigen Herrn, dem Bischof, seinem Kapitel und der Stadt Worms in zwischen ihnen schwebenden Irrungen vorgeschlagen, durch gemelten meinen gnädigen Herrn und seiner Gnaden Kapitel, angenommen würden, das hab ich mit getieucm Fleiss kaiserl. Majestät zu unerthänigem Gefallen und Euch zu freundlichem Willen gethan, und wiewohl unter denselben Mitteln MIlch dein Stift ahhrüchlich, altem Herkom- men und Gerechtigkeiten entgegen, so hat doch mein gnädiger Herr der Sachen zu gut dero viel umgangen und tauen lassen». An demselben Tag schrieb auch der Bischof an Ziegler, um ihm freundlichen Dank zu sagen für seinen «treuen Fleiss in unserm und unsers Stifts Sachen hei kaiserl Majestät und sunst.» Mit dem Tode des Kaisers Maximilian ward die Sachlage für Worms noch ungünstiger; indem der Pfalzgraf als lleichsverwesser an des Kaisers Stelle trat, verlor die Stadt und gewann der Bischof einen Scliutzhertn. Am 17. Juni 4519 ward die Pfalzgrafenrachtung vollzogen, welche die Raths- und Gerichtsverfassung in Worms neu ordnete und bestimmte, dass neben 12 Pat.riciern und 18 Handwerkern wieder 6 Ritter gewühlt werden sollten. Am 28. Juni 4520 ward end- lich der neue König gewählt., nachdem die in Augsburg versammelten Räthe Maximilians die Unterhandlungen in Deutschland gepflogen. In Mainz hatten um dieselbe Zeit kaisert. Kommissare ein Abkommen - NXXVI( - wegen Schlörs getroffen, nämlich dahin, (lass ihm für alle Forderung und Anspruch, so er seiner Habe und Güter halber, die ihm in Worms vermöge der Acht genommen worden, zwölfhundert Gulden aus Gnaden und un),Friedlebens willen gegeben und gezahlt werden sollten. Die Zahlung erfolgte durch dieselben Kommissare, denen Sehlör Quittung ertheilte. Als dann Karl V am 22. Oktober zur Krönung in Aachen einzog, war auch Sickingen beschie(len. In Köln, wohin er den Kaiser be- gleitete, streckte der Ritter dem Herrn zweier Welten 20000 rhein. Gulden ohne Zinsen und Unterpfand vor. Am 23. Oktober ward zu Brüssel seine Bestallung als königlicher Rath,Köminerling und Haupt- mann ausgefertgt. Schon nacl) seiner Aussöhnung mit dem Kaiser Maximilian hatte er eine Denkmünze schlagen lassen mit der Um- schrift «allein Gott die EIii, lieb den gemeinen Nutzen, beschirm die Gerechtigkeit » in seiner neuen Eigenschaft liess er Münzen mit derselben Umscluift gen. Welchen Respekt. konnten Sickingen die Ordnungen des Reichs, die Mandate des Kammergerichts, die kaiser. Acht. einflössen? Behaupteten die Kurfürsten, dass sie in Kraft ihrer Freiheiten dem Kanimergericlit nicht unterworfen seien, so handelte Sickingen, ohne von dein Notiz zu nehmen, ganz wie er es für recht hielt,. 11. Die Fehde gegen Trier.

Zeigte uns die Wormser Fehde Sichingen als eifrigen Anwalt, in eines Bischofs, demdenn er seinen Lehnsherrn verehrte, den er in seinen altherkömmlichen Gerechtsamen .heeinl.rächtigt sah, so finden wir ihn später als einen ebenso heiligen Gegner eines Bischofs, und zwar des miichtigen kurfürsl.lichen Erzbischofs von Trier. Inzwischen ist mit, dem Ritter eine grosse Wandlung vorgegangen : der gläubige Sohn der allen Kirche ward ein eifriger Anhänger der neuen, auf das Wort Gottes gegründeten Lehre. Huttun war es, der ihm die Verhält- nisse des Beichs in anderm Lichte erscheinen lies. Durch I-Jutten ward er auch veranlasst, für Reuchlin gegen die Dominikaner einzutreten, und so bildete diese Fehde (las Vorspiel zu der gewaltigen Unternehmung gegen Trier. Da der Konflikt Reuchlins mit (teil als ein typisches Beispiel der geistlichen Rechtspflege dieser labt be- trachtet werden kann und Sichingen hier Gelegenheit hatte, «das antichristliche Gesetz der Pfaffen» z u studieren, so darf an die letzten \. Stadien des Prozesses erinnert weiden Ich folge dabei der vortreff-. liehen Darstellung von Strauss, dein in Böcking ein genauer Kenner des Rechts zur Seite stand 1 Nachdem die Kölner einen kaiserlichen Befehl an alle Reichs- angehörigen erwirkt hatten ‚ wonach der Augenspie gel fleuchlins, wo man ihn finde, cnnfiscirt weiden sollte, sah sich auch Reuch!iii jeder Rücksicht entbunden und erklärte: «wer schreibt oder sagt, dass ich in meinem Ratluschlag, die 3 iidehbücher betreffend, ans Befehl kaiserlicher Majestät gemacht ‚ habe gehandelt anders

1 Strauss: Ul l ich von Hatten gsaumeh1.c Schriften VII) S. 147 ff. - XXXIX - denn ein christenlicher, . frommer, ehrbar Biedermann, cierselb lügt als ein unglaubhaftiger, leirhtFertiger, ehrloser Bösewicht ; des erheut ich mich zu Ehren und Recht fürzukomren. Jm Juni 1513 fand er Gelegenheit, seine Vert.heidigung dem Kaiser zu über- reichen und ein Mandat auszuwirken, das beiden Theilen Schweigen auferlegte. Aber schon einen Monat später hatten seine Feinde den- selben Kaiser dahin gebracht, dass er einen Befehl an die rheinischen Erzbischöfe wie auch an den Ketzermeister erliess, die Reuchlinsche Schutzschrift, wo sie sich fände, wegzunehmen und zu unterdrücken. Am 0. September 1513 forderte der Ketzermeister Hochstraten Reuchlin auf, am 15., also schon am sechsten Tage nach der Vor- ladung, in Mainz vor seinem Richterstuhl zu erscheinen. Auf den Protest des von Reuchlin geschickten Procurators wurde der Termin erstreckt, und so erschien den 9. Oktober Beiichuin in Begleitung eines Poctor theologiae und. juris und eines adeligen Obervogts, die Herzog Ulrich zu seinem ‚l3eistande verordnet hatte. Als am 13. Oktober auf dein Richtplatz, wo schon der Scheiterhaufen aufgerichtet war, das Urtheil verlesen werden sollte, welches den Augenspiegel zum Feuer verdammte, da kam ein Bote aus Aschaffenburg mit dein erzbischöf- lichen Befehl, kraft, dessen das inqnisitionsgericht aufgehoben und Reuchlins Appellation an den Papst genehmigtwurde. Der Papst übertrug die Sache dem Bischof von. Speier, der seinerseits zwei seiner Domherren mit der Entscheidung beauf- tragte, die Reuchlins Augenspiegel schützten, Hochstraten Still- schweigen und Kostenersatz von 111 rheinischen Gulden auferlegten und bei Strafe des Bannes geboten, sich binnen dreissig Tagen mit Ileuchlin zu vergleichen. Da nun Hochstraten seinßrscits an den Papst appellirte, fand sich auch Reuchlin veranlasst, die Akten nach Rom zu senden. Jetzt übertrug der Papst die Sache dein Kardinal Gjimani und dann einer Commission von 18 Prälaten, vor der sich die Ver- handlungen unter immer neuen Winkelzügen der Mönclisparlei Jahre lang hinzogen. Endlich am 2. Juni 1516 fand die öffeniliche Schluss- sitzung statt., in welcher das Urtheil geflilIc werden sollte. Der Vor- sitzende und die Beisitzer stimmten alte ftur den Augenspiegel, bis auf den magister sacri palatii, den Dominikaner Prierias. Der Papst, der den mächtigen Predigerorden fürchtete, erliess ein mandaturn de supersedendo, d. li. die Sache wurde nicht entschieden, sondern nieder- geschlagen. Hutten war während seines zweiten Aufenthaltes in Italien dem Gange des Prozesses mit lebhafter Theilnahme gefolgt. Unter dem letzten Juli 1516 schrieb er aus Bologna an Nicolaus Gerbet, die Rettung sei iahe; Hochstraten habe mit den ungeheuern Summen, die er verschwendet, nichts ausgerichtet.. Einen Monat später gaben - XI) -

ihm seine Freunde aus Rom immer noch gute Hoffnung; aber er fürchtete aufs Neue den Einfluss des Sophislengoldes, da er die Geldgier und Bestechlichkeit der römischen 1-löflinge kannte. 4519 im August. war Hatten in Stuttgart. bei Reuchlin und erschien dem guten Alten, der mehr moralischen als physischen Mutti hatte, in dem bevorstehenden Kriege als Helfer. Als das feindliche Heer sich der Stadt näherte, setzte Hatten es mit Siekingens Vermitt- lung hei den Anführern durch, dass im Fall einer gewaltsamen Er- oberung der Stadt Reuchlins Haus durch öffentlichen Ausruf im Heer sicher gestellt werde. Später ging Sickingen selhst mit HutI.eti zu Reuchlin, bezeugte ihm seine Ehrfurcht und versprach ihm in Bezug auf seinen alten Streithandel alle Hülfe. Die aufgelaufenen Prozesskosten schlug Reuclilin schon 1515auf- mehr als 400 Gold- gulden an. Arh Freitag nach St. Jakobstag erliess Sickingen eine Erforderung und Verkündigung an Provinzial, Prioren und Convente des Prediger- Ordens deutscher Nation, und sonderlich an den Bruder Jakob Hoch- strafen, von wegen des iioelige]ebrlen und weltberühmten Herrn , beider Rechte Doctors. Da er, Franz, als Liebhaber von Recht und Billigkeit, in Betracht ferner, dass Reuclilin seinen Ettern oftmals gefällige Dienste erzeigt, auch, so viel au ihm gewesen, sich helleissigt habe, ihn, Franz, in seiner Jugend zu sittlicher Tugend zu unterweisen, oh solchem ihrem Fürnehmen nicht unbillig Miss- fallen trage, so stehe an Bruder Hochstrat.en und dessen Ordens- obere sein Begehr, gemeldeten Doetor Reuchlin fortan ruhig zu lassen, auf den Grund des speierschen Urtheils ihm Genugthuung zu geben und insbesondere die ihnen auferlegten Prozesskosten im Be- trage von 111 Gulden an ihn zu entrichten, und zwar binnen Mo- natsfrist, nach Ueherantwortung dieses Briefes, Bald nachdem der in seinen Mhteln ganz erschöpfte Beuchl:in von Pirkheimer ein Darlehen von 30 Goldgulden erhalten hatte, fing der Fehdehrief an zu wirken. Uni Weihnachten kam der Do- minikanerprovincial zu dem Ritter nach und auf sein Bedeuten machl.en sich bald darauf zwei Abgesandte des Ordens zu ieuclilin auf den Weg. Dieser war klug genug, sie an Sickingen als seinen Beschützer zurückzuweisen. Erst versuchten sie allerhand Winkelzüge und verlangten Fristen, aber Sickingen zeigte ihnen vollen Ernst. Um die Unterhandlung mit diesem zu erleichtern, veran- assten sie nun J-Joct,straten, seine Aemter als Prior und Jnquisitoi nieder zu legen, und Ende Mai 1520 hatte Reuchlin die ihnen in Speier auferlegten Prozesskosten in gutem Gold in Händen. Iieberdies erliessen die Dominikaner ein Schreiben an den Papst, in welchem unter ehrenvoller Erwähnung l :teuchlins um gänztkhe - -

Hinlegung des Handels auf ewige Zeiten gebeten war. Aber als fichte MatTen hatten sie das mit dem stillen Vorbehalt getharf, es unmit- telbar darauf als erzwungen zu widerrufen, in diesem Sinne schickten sie dem ersten Schreiben eilig andere nach. Am 23. Juni 1520 erfolgte ein päpstliches Breve, das die speiersche Sentenz förmlich kassirte, Beuchlins Buch verdammte und den Verfasser in die. gesammten Prozesskosten verurtheiltö. .Fiochstrat.en, in seine nur zum Schein verlorenen Stellen alsbald wieder eingesetzt, und seine wür Brüder schlugen das Breve in Köln mit Jubel an. Siekingen musste sich noch einmal in den Handel legen. Er liess sich durch Holten ein Schreiben au den Kaiser aufsetzen, auch die Kurfürsten von Mainz und. Sachsen um ihre Verwendung in der Sache bitten. Reuchlin selbst hul er auf die Ebernburg ein. Aber der schwach gewordene Gelehrte hatte schau zu Anfang desselben Jahres einen Lehrstuhl des Griechischen und Hebrfiiscben an der Universität Ingolstadt angenommen, um im Frühling 1521 sein altes Hauswesen in Stuttgart wieder aufzusuchen und im folgenden Winter nach Tübingen überzusiedeln. Am 30. Juni 1522 starb der hochverdiente, vielgeärgerte alte Mann an der Gelbsucht. Wie es, mit der Beitreibung der Kosten des langjährigen Prozesses, die ihm schliesslich auferlegt worden, gehalten ward, erfahren wir, nicht. -

Im Januar 152 0 warHutten hei Sickingen auf Landstuhl nnd suchte ihn ebenso für Luther, wie kurz vorher für Reuchlin zu stimmen. Sickingen hatte es damals besonders auf Ferdinand abgesehen. Ihm wid- mete Hatten die Schrift aus den Zeiten Heinrichs IV, zu dessen Gunsten und wider Gregor VII. verfasst, die er das Jahr vorher irr der Bibliothek zu Fulda gefunden hatte. Sie Karl selbst zu widmen, davon hielt dci Umstand ab, dass dieser noch in Spanien war; aber auch an ihn wandte sieh Hutten in der Zueignung Einen grössern Dienst könne beiden jungen Fürsten Niemand erweisen, als wer sie nicht länger Knechte sein lasse. Knechte der römischen Bischöfe aber seien alle diejenigen deutschen Kaiser gewesen, welche sich •die Demüthigung hei der Krönung, die Eingriffe in die Regierung, die Plünderung Deutschlands, wie sie seit langem herkömmlich geworden, habege- fallen lassen. Die beiden erlauchten Brüder sollten dein Bevoithiilungssystem, welches die Päpste in Deutschland in An- wendung bringen, ein Ende machen, ihr Regiment damit eröffnen, dass sie den Deutschen die Freiheit wiedergäben und jenen ihr Rauhen, Plündern und Trügen legen.» Im Lauf des Juni, als man in Born die Verdammungsbulle gegen Luther zu Stande brachte, schrieb dieser seit) Buch an den christ- - XLII -

liehen Adel deutscher Nation. Anfangs August erschien die welthisto- rische Schrift, in weicher dargelegt ward, dass die Geistlichen das Wort Gottes und das Sakrament sollten handeln, - das sei ihr Werk und Amt, - und dass sie der Obrigkeit unterworfen sein mflssten. Der Papst solle bestehen, natürlich nicht als Oberherr des Kaiserthums, noch als Inhaber aller geistlichen Gewalt. Zunächst in Deutschland solle man einen Primas haben mit seinem eigenen Gericht und seinen Kanzleien der Gnade und Gerechtigkeit., vor welchen die Appellationen von den deutschen Bischöfen zu bringen seien. Vom September an finden wir Hutten auf der Ebernburg. Ehen schickte Sickingen sich an, zur Begrüssung des aus Spanien ange- kommenen Königs Karl abzureisen, «Tag und Nacht», rief J-Iutteu dein Rhein hinaufziehenden Kaiser zu, «Tag und Nacht will ich Dir dienen ohne Lohn; manchen stolzen Helden will ich Dir auf- wecken; Du sollst der Hauptmann sein, Anfänger und Vollender; es fehlt allein an Deinem Gebot..» - Am 28. Januar 4521 hatte Karl den Reichstag zu Worms eröffnel.. Auf Andriingen der Stände des Reichs war Luther unter Zusicherung freien Geleits berufen. Im April trat er die Reise all. Inzwischen war auf der Ehernhuig ein seltsamer Gast eingetroffen, der Franziskaner Glapion, . des Kaisers Beichtiger, der Sickingen anlag, er. möge Luther veranlassen, unterwegs bei ihm einzukehren. In der That sandte Sickingen seinen Gas!. mit etlichen Reitern nach Oppenheim, um dein durchreisenden Luther die Einladung auszurichten. Aber dieser antwortete, wenn der kaiserliche Deich- tiger etwas mit ihm zu thun habe, so könne das in Worms ge- schehen. Am 10. April schrieb der päpstliche Nuntius aus Worms: «Ehen erfuhr ich durch verschiedene Boten und den Lärm des laufenden Volkes, dass der grosse Häresinrch seinen Einzug hielt. Ich schickte einen meiner Diener, der mir berichtete, dass er bis zum Tlaor der Stadt. von vielleicht hundert Reitern, ich glaube Sickingenschen, begleitet wurde. » Derselbe Aleander meinte, dass Sickingen jetzt allein in Deutschland König sei. « Die Prälaten zittern und lassen sich verschlingen wie die Kaninchen. » Am 17. konnte der Nuntius die Jnstruct ion feststellen für die Leitung des Verhörs. Der Kaiser befahl ganz nach seinem Wunsche. Aleander bestimmte die Fragen, welche der Offizial von Trier in des Kaisers Namen an Luther richten sollte. Der Offizial, der in demselben Hause mit Aleander wohnte, Vand an Wand, hatte Luther angekündigt, dass, wenn er jeden Widerruf ahlehne,- das Reich schon wissen werde, wie es mit einem Ketzer zu verfahren habe. Am 1. Mai schrieb Hutten, das Vorgehen, als sei Luther •heruIn worden, um - x 1111 - sich zu verantworten, sei eine Lüge evesen man habe ihnt ja keine Verantwortung gestaltet. Und nun behaupteten einige Juristen, der Kaiser sei nicht verpflichtet, ihm das freie Geleit zu halten, ja er sei verpflichtet, es nicht zu halten. nie gottlosen Bischöfe möchten das Beispiel ihrer Vorgiinger auf dem Gonstanzer Concil nachahmen. Aber, so fügte er wohlgernuth hinzu, «wir haben Franz auf unserer Seite, nicht allein günstig, sondern voll von Eifer. Er hat Luther, so zu sagen, ganz in sich gesogen. » Rom siegte. Am 25. Mai ward von Aleander ein kais. Edict erlangt, das Luther in der Form verdammte, wie es die Kurie immer gefordert hatte. Das ganz römische Edict, das «mit einhelligem Rath der Kurfürsten und Stände und zwar schon am 8. Mai erlassen zu sein behauptete, war nicht den versammelten Stünden, sondern den zuflultig heim Kaiser anwesenden Kurfürsten und Fürsten nicht vorgelegt, sondern lediglich vorgelesen worden. Der Kaiser hatte dein den grössten Dienst geleistet ; er hatte demselben, so viel an ihm war, das in seiner Tiefe erregte deutsche Volk unterworfen 2 Am 34. Mai hatte der Kaiser Wopms verlassen. Am 2Juni erhielt er in Mainz die Nachricht, dass der Graf von Nassau einen festen- Platz Roherts von der Mark genommen habe und der von den Franzosen Anfangs mit so glänzenden Erfolgen geführte Krieg in Navaira sich hereil.s gegen sie gewendet habe. Mit Sickingen hatte er dann eine mehrstündige Besprechung über Aufstellung eines grossen Heers. - Der Ritter sass im Wildbad, als ihn am 4. Juli eine kaiserliche Botschaft zu den Waffen rief; auf eigenen Kredit sollte er als .11cfehls- hal,er ein kleines Heer sammeln. Sickingen, der das Anerbieten annahm, schickte behufs Klarstellung se iner rechtlichen Ansprüche einen ver- trauten Diener nach Brüssel, dein der Kaiser hei seinem fürstlichen \Vort die Ersiattung der aufgewandten Kosten zusicherte. Unter der für Sickingen ausgeterhigten Bestallung schrieb er eigenhändig «Franziskus, t.hut darin Euer Bestes. Wir werden Euch gute Treue halten und es anerkennen. n Anfangs August fand im Luxeinburgischen die Vereinigung der Truppentheile statt. Ende August musste sich Sedan ergehen. Sickingen, der an ttern Erfolg rührnlichen Antheil hatte, wollte den Krieg mit gesammter Macht auf französischem Boden ausfechten. Aber der Graf von Nassiu widersprach. Die Lage Sickingens, der aus der kaiserlichen Kasse keine Zahlungen erhielt, auch ohne genügende eigene Mittel war, erschien um so bedenklicher, als Seuchen und Krankheiten ausbrachen und die Truppen den anbefohlenen Sturm

2 Baumgarten Geschichte Karls V. Erster Band 5 4,54 ff. u. 493 ff. - XLIV -

auf Mcziäres verweigerten. Hatten sie doch nicht einmal ihren vollständigen Sold erhalten. Du October war wieder der Sold für den September rückständig. Dazu wusste man Misstrauen zwischen die beiden kaiserlichen Feldherren zu säen. Am französischen Hofe ei-zahlte man sich hohnlachend, dass sie sögar die Schwerter auf einander gezückt hätten. Der Kaiser berief das Heer ab und beschied Sickingen zu sich mit dem Befehl, sein Volk zu beurlauben. Aber die Entlassung hatte ihre Schwierigkeiten: Sickingen konnte nur einen Theit ahnen, die Andern mussten sich mit einem Zahlungsversprechen begnügen 3. In Brüssel angelangt, musste der Ritter sich lange Zeit, gedulden, während über ihn und seine unfähige, ja ven-ätherische Kriegs- führung die boshaftesten ErvÄhlungen die Bunde machten. Am -15. - - November schrieb er an den Rath von Strassbur g « Mir ist es fit ein kleine Beschwerde, dass ich Uch uf die onverdiente erzeugte Freundschaft in Lihun der zehentusend Gulden, wie ich ver- schrieben, nil hab us Verhinderungö onvorschener Zufäll Be- zahlung thun mögen,. liege itzund allhie zu Brüssel, gnädige,- fürdeilicher Bezahlung von kais. Majestät wartend und hoffend, bitt deshalheu Verzügs der Bezahlung kein Missd1ens zu dragen 4 ». Im kais. Kahinet ward berechnet, dass man Franz mehr als 100,000 Gulden schuldig sei. Nach langem Harren musste Sickingen sich mit einem Abschied begnügen, der ihm Zahlung seiner geprüflei. For- derung im Betrag von 76,500 Goldgulden in verschiedenen Raten zusagte, dazu 150 Zentner Kupfer für Geschütze, die in Dienst. des Kaisers verbraucht worden. Am 1. und 5. Deceinber wurden diese g Abmachungen zu Papier gebracht. Am 17. entschuldi te sieh Sickingen wieder bei dem Rath von Strassburg; dass er die geliehehen 10,000 Gulden noch nicht zurückgezahlt habe, der Kaiser habe ihn noch nicht befriedigt. Ei sei mit ihm jetzt. über Ansetzung von neuen Zielen übereingekommen. Doch glaube er, dass die Zahlung der ersten Rate, die auf puriflcatio (2. Februar) angesetzt sei, sich bis in die Fasten verziehen werde. - Werfen wir jetzt wieder einen Blick auf das Reich. Auf dem Reichstag war das vollständig in Verfall erathene Kammergericht wieder erneuert worden. Da man hei 3000 alle unerledigte Prozesse zählte, so dachte man Anfangs daran, so viel Assessoren zu ernenne!), dass man sie in zwei Senate -abtheilen könne, von denen der eine sich nur mit den alten Sachen zu be- schäftigen habe. Man halte ferner den Plan, den Prozessgang nach

3 Waitz Die Flersheimer Chronik, S. 70. 4 Politische Koirespondeiiz Nr. 90. - XLV - dem Muster der Rota Romana oder des französischen Parlaments zu verbessern. Allein es zeigte sich bald, wie wenig sich thun lassen werde. « Ich habe noch keinen Doctor gesehen», schrieb der Frank- furter Gesandte nach Haus, cc der eine gute Art der Verbesserung angegeben hätte. Man sagt nur: Personen und Audienzen sollen vermehrt, die Ferien verringert, Caillationen abgeschnitten sverden das hätte auch ein Bauer rathen können.» «Man sitzt täglich», sagt, er ein ander Mal, «über der Reformation des Kammergerichts ; aber das ist wie ein wildes Thier Jedermann kennt seine Stärke Nie- mand weiss, wie man es angreifen soll; der Eine räth dahin, der Andere dorthin.» Am Ende kamen die Stände, von denen auch hier die Vorschläge ausgingen, zu der Ueberzeugung, dass sich nichts Tauglicheres auf- finden lasse als die alte Ordnung ([es Jahres 1405, mit den VerS hesserungen, die sie später erfahren, und einigen neuen Zusätzen. Die Hauptveränderung war, dass man dein Kaiser, wie bei dem Regi- ment, so auch hei dem Gericht., zwei neue Beisitzer vergönnte. Uehri- gens fand die Besetzung auf die zuletzt in Costnitz beliebte Weise statt man hielt auch hier die sechs Kreise fest. Di. drei geistlichen Kurfürsten und die drei ersten Kreise sollten gelehrte, die drei weltlichen Kurfürsten und die drei letzten Kreise rittermässige Bei- sitzes senden. Karl V versprach als Kaiser zwei gelehrte, von Seiten seiner Erblande zwei rittermässige Assessoren. Mit den Ständen zugleich hatte er dann die Ernennung des Kammerrichters und der zwei Beisitzer aus dcii Grafen und Herren zu vollziehen. Die Kosten des Gerichts, das an demselben Ort wie das ständische Regiment ge- halten und der Aufsicht desselben unterworfen sein sollte, wurden auf 1.3,410 Gulden angeschlagen . Als Statthalter war des Kaisers Bruder dem Regiment vor- gesetzt. Der Landfriede Karls V ward nicht besser gehalten als die früheren. Ein paar kaiserliche Räthe, die von dem Reichstage zu Worms, wo sie ihn hatten beschliessen helfen, nach Augsburg reisten, Gregor Lam1arter und der Schatzmeister Johann Lucas, wurden überfallen und gefangen genommen. Der Sitz der Regierung und des Gerichts ‚ in gewissem Sinn in diesem Augenblick die Hauptstadt des Reichs, Nürnberg, war auf allen Seiten von wilder Fehde umgeben«. im 1-leihst schritt man zur Errichtung der ständischen Regie- rungsform. Die alten Akten des Reichskamhiergericht,s, viele Zentner

5 Ranke J, 318 f. 6 fliinke II, 71. - XLVI -

schwer, gegen vieithalbtausend ältere, noch nicht erledigte Prozesse und eine grosse Anzahl neuer Klagen, auf die noch keine Ladung erkannt war, wurden nach Nürnberg geschafft.. mi Laufe des No- vember kam man so weit, dass zuerst (las Reichsregiment, dann auch (las Kammergericht eröffnet werden konnte 7, Aber noch konnte man hei keinem Urtheil, keinem Beschluss auf seine Ausführung zählen. So ward jetzt besonders auf eine Exe- cutionsordnung gedacht zur Fürsehung und Erklärung des Landfriedens nach den, im Jahr 1512 gemachten Vorschlägen. Der Entwurf ging zur J3estäligung all Kaiser, der durch seine vorläufige Einwilligung schon gebunden war. Auch die Befestigung des Gerichts, das wegen der Art der Be- soldung seiner Mitglieder nur ein prekäres Dasein hatte, ward ins Auge gefasst und zwar durch eine Reform des Steuerwesens. Die Städte erklärten, sich dagegen lieber bereit, zwei Beisitzer des Kam- mergerichts zu besolden. ‚in Dezember schrieb der Rath von Strassburg an seinen Gesandten, er habe abermals ein Mandat er- halten, worin er zur Bezahlung des St.rassbiirger Antheils an der Unterhaltung des Regiments und Kammergerichts aufgefordert. werde, - Aber das Geld dafür habe er schon in der }leihst- und Fasten- messe anno 21 und 22 zu Frankfurt, und Nürnberg erlegt, und die jetzt. geforderten Beilräge seien erst in der kommenden Herbst- und Fastenmesse Ihlti,. Das Regiment seinerseits hatte unter den Einwirkungen der kaiserlichen Hoträthe zu leiden, die noch immer, keins ihre( lukrativen -Rechte falten lassen wollten und nach wie vor der Beslecitlielikeit angeklagt wurden. Es kamen sehr sonderbare Dinge vor. Unter anderem hatte der Bischof von Würzburg einen mit kaiserlichem Geleit versehenen Mini niederwerfen lassen und hielt ihn gethngen Billiger Weise nahm sich das Regiment des Ueherwältigten an. Wie sehr erstaunte man aber, als ein Erlass des Kaisers einlief, worin er erklärte, er habe jenes Geleit unbedachtsam gegeben mithin könne (]ei- Bischof ein wahres kaiserliches Geleit nicht gebrochen haben. In Gemeinschaft mit dem Regiment verwandten sich die Stände für den Bischof voll der sich über die Acht be- klagte, die gegen ihn und seine Freunde ergangen war, ohne dass sie eitirt und verhört worden. Aber der Kaiser wollte nicht leiden, dass man ihm «In seine Geschäfte» greife und wies die Verwendung kurz ab. Am 14. Mai gedenkt Planitz eines Mannes, der nach langer Gefangenschaft eine kaiserliche Absolution ausbringt. « Ist ver- muthlielt, weil das Regiment die Sach zu sich fbrdert und die

7 flanke II, 27. - XLVII -

Such den Hofrätlien nicht gestatten volIte hierin zu handeln, dass sie die Absolution gefördert, damit das Regiment auch nichts daran haben sollt.» %\Tir wissen, wie sehr grade die Ritterschaft über den damaligen öffentlichen Zustand missvergniigt war, vor Allem über das Kammer- nur gericht., das den Schwachen zu finden wisse, aber den Mächtigen in Ruhe lasse. Im Frühling vereinigte sich nun der oberrheinische Adel zu Landau darüber, seine Lelinssachen nur vor Lehnrichter und Mannen, wie vor Alters hergebracht, seine Streitigkeiten mit andern Ständen nur vor unparteiischen, mit rittermüssigen Leuten besetzten Gerichten entscheiden zu lassen und einem Jeden, dein dies versagt werde, zu Hülfe zu kommen. Zu ihrem Hauptmann wählte die freie Reichsritterschaft, die dieses brüderliche Verein- und Verst.ändniss zu Beobachtung guter Polizei und Handhabung des Landfriedens unter sich aufrichtete, den edlen, ehrenfesten Franciscus von Sickingen, der neben andern vorn Regiment für die Stelle eines obersten Hauptmannes gegen die Türken in Aussicht genommen worden. Eine Schrift Hnttens an die Reichsstädte, ungefähr vorn ist ein Manifest der Gesinnungen, die man in der Umgebung Sickingens hegte. Nie sind die Fürsten heftiger der Gewalithätig- beil, und Tjnrechtlichkeit angeklagt worden: Auf der Ebernburg war es, wo um dieselbe Zeit zuerst der evangelische Gottesdienst eingeführt ward. Von April bis November iebI.e hier Oecolan»padius 1 der den Burggottesdienst reformirte. Evangetiutn oder Epistel in der Messe wurden deutsch verlesen und Sickingens Pfarrer verheiratheten sich. Im Sommer traf die Reihe, bei dem Regiment persönlich an- wesend zu sein, den Kurfürsten Friedrich. Die Stellung des Begi- )fleITtS zu der religiösen Bewegung änderte sich nun, wiy es zu voller Selbstständigkeit gelangte wesentlich! Die Behörde, welche die kaiser- liche Gewalt repräsentirte, nahm den von» Kaiser geächteten Luther in Schutz und näherte sich seinen Tendenzen. So lagen die Verhältnisse, als Sickingen im Herbst die neue Fehde ankündigte. Was ihn zuletzt zu diesem Vorgehen trieb, war sein (Jnmut.h fiber die finaniiellen und militärischen Zustände des Reichs. «Ich fürchte den Kaiser nicht», so erklärte Franz 1 in» Par- lernent zu Paris, «denn seine Kassen sind leer. Ich dagegen habe Geld im Ueberfluss, kann auch die Kirchengüter nach meinen Ab- sichten verwenden.» Wie es mit den kaiserlichen Finanzen und den kaiserlichen Truppen stand, wusste Niemand besser als Sickingen. Durch die Unternehmung gegen den erzhischöflicheti Kurfürsten gedachte - XLVIII -

er Geld und Truppen für den Kaiser zu gdwinnen. Mit gröster Offenheit erklärte er (las später dem Boten des Räiclisregimdnts «Wolle man ihm folgen, so wolle er helfen machen, wann die K. M. in diese-Lande komme, dass K. 14. mehr Le u t u nd Gelds finde » Voll patriotischen Zorns sah er die vorn, Klerus zusammen- gebrachten und in undeutschem Interesse verwandten Reichlhüitier. Nicht umsonst halte er die Enthüllungen Hutt.ens über das Treiben des römischen Hofs Vernommen. Es scheint kaum einem Zweifel zu unterliegen, dass Franz dem Ruhme eines Ziska nchstrebte, der die Güter der Waffen Iheils den Erben derer, die sie gestiftet, Iheils dem allgemeinen Besten zurück- gestellt. Schon ging denn auch das Gerücht, Sickingen habe sich vorgenommen, die Pfaffen und Bischöfe zur Ordnung zu bringen. Ueber das Verhältniss zum Kaiser war Siekingen schon längst mit sich im Klaren. Deutschland brauche jetzt einen schai-.fe.u, kriege- j-isclien, nicht einen trägen Pfaffenkaiser. Es gäbe Fälle, wo Unge- horsam gegen den Kaiser der beste Gehorsam sei. Am wenigsten konnte das päpstliche Recht im Wege stehen. Hatte doch schon Luther die päpstlichen Gestzhücher verbrannt. Und wenn Holten erklärte, dass das ganze päpstliche Recht als eine Sammlung von herrsch- und habsüchtigen Menschensatzungen von allen übrist]ichen Fürsten iiud Völkern verbrannt und abgeschafft werden sollte, so hatte Franz nichts dagegen, ja er war damit ein- verstanden, dass alle lateinischen Reclitsbüchet- an einem Tage ver- brannt würden. Bald erschien es ih in als Pflicht, die Unterthanen des Reichs, so viel er vermöchte, von dem antichristlichen Gesetz dci- Pfaffen zu befreien. Es liege kdin G•IIInd vor, auch wider Papst und Bischof zu kriegen, da sie ja selbst das Schwert gebrauchten. Kein deutscher Bischof seijetzt ein Prediger, dagegen viele treffliche Jäger und Krieger, vor denen Niemandes Erbgüter sicher seien. Wenn die Priesterschaft auch ferner- auf Ermahnungen nichts gebenwerde, so müsse man Gewalt gegen sie gebrauchen. Es trafen mannigfache Gründe zusammen, um grade gegen den Bischof Ion Trier vorzugehen, dür noch immer den Titeleines Erz- kanzlers von Arelate führte. War dieser Kurfürst es doch vorzüglich gewesen, der im Interesse Franz 1 sich lange gegen die Wahl des Kaisers Karl erklärt hatte, der von dein Könige «Kronen unbillig empfangen und wider die königl. Majestät eingenommen»,

8 Notizenblatt, Beilage zrnn Archiv für Kunde ösl.erroieluscher Ge- schichtsquellen. Zweiter Jahrgniig (1852) S. 41. dessen Offizial die Verbrennung der Bücher Luthers in Trier so gründlich besorgt. hatte, dass nicht eines übrig geblieben war, und Luther selbst in Worms ganz nach den Befehlen des päpstlichen Nuntius inquirirt und behandelt hatte. Die Handhabe aber für seinen Angriff gewährten gewisse piivtrechtliche Ansprüche, die er gegen Trier erworben. - Nicht Zufall ist es, dass Sickingen den Kurfürsten vor allem auf dein Gebiet seiner französischen Beziehungen zu fassen suchte. Der Mainzer Peter Scheffer hatte gewisse Ansprüche gegen französische Unterthanen erworben, für die er bei Ludwig XII keinen Schutz hatte finden können. Scheffers Söhne wandten sich nach des Vaters Tod an den König Franz, aber wieder umsonst. Da erliess Kaiser Maximilian am 2. Februar I51.6 zu Gunslen der Scheffer einen Repressalienbrief, worin er den Kurfürsten, Fürsten und Unterthanen des Reichs hei einer Strafe vonzwanzig Mark löthigen Goldes befahl, auf Anrufen der Schefferschen Anwälte alle Unter- [hauen Franz 1 und deren auf Reichsboden betroffene Habe in Besitz u nehmen und, falls innerhalb sechs Wochen ein Abkommen nichi. zu Stunde komme, die Güter an die, Kläger auszuantworten. Sickingen und sein Freund Hilchen von Lorch, einer der Stein- Kallenfelsschen Ganerben und späterer kaiserl. Hauptmann, ohne Zweifel um einen Ritterdienst ersucht, liessen sich die Forderung der Scheffe" übertragen, und als nun Kaufleute aus Mailand, das Frankreich in Besitz genommen hatte, Triersches Gebiet durch- zogen, wurden ihnen auf Grund des kaiserl. Rpressalienhriefes Waren in bedeutendem Werthie abgenommen 9. Aber der Erzbischof von Trier verhinderte die Fortschaffung der Waren, indem er, wie es scheint, die entsprechenden Befehle an die Stadt Trier ergehen liess. Nach dein kaiseri. Mandat hatte sowohl der Erzbischof als die Stadt die angedrohte Pön verwirkt, die nun Sickingen und Lorch für sich in Anspruch nahmen. Sickingen, durch anderes genügend beschäf- tigt, überliess die• Verfolgung dieser Angelegenheit zunächst seinem Kameraden. Wie wir aus dem späteren Fehdebrief entnehmen, ver- langte dieser von dem Magistrat der Stadt Trier zunächst Kosten- und Schadensersatz «wegen Verzug und Weigerung mit Zustellung der französisch Güter in Kraft kaiserl. Majestät, hochhöbhichst Gediicht- niss, Jepressalien Von wegen der Schöffer Gebrüder zu Mainz, desgleichen die verwirkte Pen in beinelt Bepressalien bestimmt. Als sein Gesuch hier abgeschlagen ward, wandte er sich an den Kurfürsten, natürlich gleichfalls vergeblich.

Die beiden bei Ulmann 5. 90 und 5, 281 f. besprochenen Vorgänge sind ohne Zweifel so, wie oben dargestellt, zu combiniren. - 1. -

Es kam eine zweite Sache hinzu. Ein Eitler, Gerhard )3örner, war mit einem Amtmann des Kurfürsten feindlich zusammenge- null stossen und verband sich Johann Buchen von Lorch und Heinrich von Than:n. Dieselben nahmen im März 1521 zwei wohl- habende Trierer Unterthanen gefangen, von denen der eine Schuliheiss von Sennheim (hei Bernkastel), der andere Vater des 1\eihhischofs von Trier war, und führten sie auf die Burg Thann ab, wo sie, wie unser Guiaeht.en erzählt 0, in Fesseln gelegt wurden. Als Schatzung ward eine Summe voll Gulden verlangt, und da die Haft sich Monat.e lang hinzog, noch 150 Gulden für Atung. In ihrer NotEi wandten all sich die Gefangenen der jedoch nach dein keine Lust hatte, sich mit der Sache zu befassen. Ende Juli aber war Sickingen in Thanu und versprach den Gefangenen, sich für sie hei dem Weihbischof voll zu verwenden, ein Versprechen, all jene ihn am 3. August durch seinen Sohn Schweickart erinnern liessen. In diesen) ihrem Schreiben erklärten sie zugleich, (lass, \venn Franz selbst sich für sie verbürgen wolle, sie mit all ihrem Vermögen, das ihnen nicht für 12000 Gulden feil sei, und zugleich mit ihrer Person gerichtlich verhaftet sein und ihm für allen Schaden auf- kommen wollten. Ihren wiederholten dringenden Bitten, für sie einzutreten, gab Sickingcn endlich nach. Diebisherigen Gefangenen wurden nach Hohenhuig geleitet, wo Sickingcns ältester Sohn lebte, und hie, ward ein doppelter Vertrag geschlossen. Während Sickingen für die mit den - Trierern vereinbarte Loskaufssumine als Selbst- schuldner eintrat, verpflichteten die Trierer sich eidlich, diese Summe in Monatsfrist auf der Ebernlurg zu erlegen oder sich bei SickiI)en wieder zur Flaft zu stellen. In einer darüber am 8. August ausgestellten Urkunde entsagten sie jeder Einrede und erklärten, sich selbst durch einen von der Obrigkeit aus eigenem Antrieb gegebenen Befehl nicht ihrer Verbindlichkeiten enthoben zu betrachten. Aber nach 1-lause zurückgekehrt hatten sie iiiehts ei- ligeres zu thun, als sich voll Erzbischof ihres Eides etit- binden zu lassen und die Sache an das Beiclisregiment in Nürnberg zu bringen. Sickingen ward vorgeladen, um die Gründe zu ver- nehmen, wessl,aih die ii läger sich all Versprechen nicht gebunden erachteten. Wie Wir hören, stellten sie das Versprechen als ein er- zwungenes dar: Dass die Trierer die Sache wenigstens zunächst vor das Reichs- regiment und nicht vor das Kammergericht brachten, das kann einem Zweifel nicht unterliegen. Diese Thatsache wird festgestellt sowohl

10 p. 4: lii dao reiii miene et earecnis molestin. graviter 1. c. F. Sieinium din renitentem multis tandem preeihus exorarunt,. - LI - durch Schlörs Bedenken 12, als durch ein Schreiben des Erzbischofs. von Trier an Sickingen vorn 11. Juni 152213, als endlich durch Cantiunculas Gutachten 14 Die Trierer stützten sich ohne Zweifel auf die Ordnung des Regiments, wie sie auf dem Reichstag zu Worms im Jahre 1 52,1 auf- gerichtet worden war. Nich derselben(1) sollte runser Regiment.. volle Gewalt, Nacht und Befehl haben ‚ des heil. Reichs Sachen, Recht, Fried, und ihrer beiden Vollziehung und Handhabung und was an (]ein Rechten, ihrer Handhabung... hanget oder dazu d ienslr liclt oder erschiesslich sein mag, antreffend und die von des Reichs Untert.hanen an sie langen oder entstehen werden» 1. Aber sehr fraglich erschien, ob diese höchst unbestimmte An- weisung dein eine richterliche Cornpetenz in Privatsachen verleihe. Als zu Anfang des Jahres . 1524 dasselbe Regiment befahl, die dein Frowin von Flutten entrissenen Besitzungen zurückzugehen, da liessen die darob entrüsteten Fürsten, der Erzbischof von Trier voran, durch den Doctor Venningeu erklären, das Regiment habe eigenmtichlig und mit Umgehung des Kammergerichts das Ur- theil gefällt. Nirgends finde man in der Reichsordnung, «dass am Regiment sollten rechtlich Händel geübt und Unheil gesprochen werden, sondern dasselbe gehöre an das Kammergericht» 17 Sickingen liess denn auch seinen Rechtsbeistand, den • frühern bisehöll. Notar Schlör, sich gutachtlich äussern 1$, und dass dies Gut- achten gleichfalls dahin ging, das eingeschlagene Verfahren sei unstatt- haft, dürfen wir annehnieii. Jedenfalls hielt sich Sickingen nicht für verpflichtet, der Ladung Folge zu leisten, sondern hielt es für genügend, dem flegiment den Sachverhalt, so wie er ihn aufFasste, 12 «als Ihr durch seine (Berners) Gefangene an das kaiseri. Regiment zu Nürnberg citirt worden. Günther, Codex diplom. Rhteno-Mosell. V, 203. 1 «lind gehen Dir . . zu vernehmen, dass wir h,ericht, worden sein, wie geinelte Schultheissen sohichen Sachen und Forderun g halb, davon Da schreibst., von (9 vor) der röm. K. M., unsers dlergnädigsten Herrn, Regiment zu Nürnberg mit Dir in Rechtfertigung stehen. Münch Iii, S. 21. 14 p. 4. so([ et ipsum Sicinium coram cöncilio Nurenbergensi in ins vocari curarunt. 15 Neue Sammlung . 11, 173. 16 Uhmauns Annahme S. 896, Regimnt und K am vi er g er i e Ii t hätten die Sache gemeinsam in der Hand gehabt, ist unnöthig. Das Reiohs- regiment hatte eine selbständige ; mit der Handhabung des Friedens zusanit menhängende Jurisdict,ion. Vgl. die Regimenl.sordnnng § 31, 17 Janssen, Geschichte des deutschen Volkes, 110, S. 318 f, 1$ Günther a. ii. 0. «Was ich Euch dc, beiden halber und zu ihrer Ablehnung . . angezeigt lian. » - LII -

mitzutheilen 19• Seitdem vernalmi er, wie unser - Gutachten ausdrücklich feststellt., in dieser Sache von Seiten des Regiments überhaupt nichts mehr. Wahrscheinlich wurden die Trierer später veranlasst, sich an (las Kanunergericht zu wenden; wenigstens erklärte einerseits der Erz- bischof von Trier noch am 2. November 1.522, seine beiden Schutt- heissen würden zu Nürnberg voraussichtlich Recht behalten 20, so dass also die Sache noch anhängig sein musste, und anderseits versicherten die Bevollmächtigten der drei Kriegsfürsten bei den Verhandlungen mit den Abgesandten des Erzherzogs Ferdinand in Heidelberg, dass sich die Geschatzten ans Kammergericht gewendet hätten 2] Donnerstags nach Exaudi (47. Mai) schrieb Sickingen ah den Kur- fürsten von Trier wegen seinerseiner Ansprüche an die durch ihn frei ge- wordenen Trierer um Abschriften der betreffenden Schriftstücke ein- zusenden und dell Sachverhalt darzulegen. Die beiden Trierer hätten, wie der Kurfürst wohl wisse, ihn, Sickingen, undankbar und unwahrhaftig, wider ihren gegebenen Brief, Gelöhniss und Eid bei vielen der Ehrbarkeit. verunglimpft. Sein Begehren gehe nun dahin, dass, dieweil die Schuldner des Kurfürsten Verwandte und I-lintersassen, der Kurfürst auch zu aller Billigkeit mächtig sei, mit ihnen zu verfügen, er sie dahin weise, unterrichte und anhalte, ihn, Sickingen, ohn einiges länger Aufhalten zu bezahlen, zufrieden zu stellen und schadlos zu halten. Am Mittwoch nach Plingsten, den 1 1. Juni, antwortete der Kurfürst von Pfalzel aus in folgendem Schreiben 22 : « Liebe!- hesonder. Wir hahen ein Schrift von Dir an uns ausgangen, deren Datum steht Donnerstag nach Exaudi, empfangen.., ist uns samt etlichen zugeschickten Copien alles Inhalts verlesen, und geben Dir daruf zu vernehmen, dass wir bericht Worden sein, wie gemelten Schultheissen solieher Sachen und Forderung halb, davon duschreibest, von der Römischen Kaiser]. Majestät, unsers alleignädigsten Herrn, Regiment zu N ürnhurg mit Dir in Rechtfertigung stehen, da dann uns noch Jemand Anders niL gebühren will, inhangend Rechten iclfis zu attemptiien oder anzuhalten und zu weisen laut deinei Begehre, darus Du selbst abzunehmen und zu ermessen hast, dass wir der- selbigen deiner Begehre in all solchem niL willfahren können. Wann aber derselben Recht ergangen ist, was uns alsdann darin zu thun ‚° Vgl. das Gutachten p. 4 ratus ‚Ion est sese obuoxium, ut huic vocatioui andiens esset.. non venit quidem, sed eoncilioNurenbergensi rem gestarn, ist erat, per schedam sigtaificavit, 20 Ulmaun S. 316. Ulmann S. 283 Aiim. 2. .22 Manch III. 21 f. im Text in der Schreibweise etwas moilernisirt. - Liii -

gebühren würde, wollen wir uns der Gebühr und dermassen halten, dass \vii dess von niemands Erbars Verweise oder lingbmpf hören. Das wollten wir Dir uf dein Schreiben nicht. verhallen.» Sickingen liess sich nicht abschrecken, dein Kurfürsten wiederholte Vorstellungen zu machen, aber ohne Erfolg. Demnach sagte er dein- selben den 25. August (auf Mitwoch nach Bartliolomäiis lag) den Krieg an, während Buchen von Lorch den 29. August dein von Trier gleichfalls Fehde ankündigte, und zwar wegen Vor- enthaltung seines Aniheils an den französischen Gütern, in Kraft dci vooi Kaiser, hochlöhlichst. Gedüchtniss, gestatteten Repressalien und wegen Nichibezahlung der von der Stadt wegep Eingriffs in das Repressahienrecht. verwiristen Pün. «Deshalb und, us ander beweg- ]ich Ursachen», so heisst es in dein «will ich Euer, Bürgermeister, Rath, Euer ganzer Gemeind, Hintersassen und Ver- wandten abgesagter Feind sein 23 Sickingens Fehdel,rief aber thal, dem hochwürdigst Fürsten und Herrn, Herrn ilicharden Erzbischof zu Trier, des heiligen römisch Reichs in Gallien und durch das Eönigreich Arelate Erzkanzler und Kurfürst u. s. w. zu wissen, dass er mit Rücksicht auf die heid treulosen und meineidigen Hintcrsassen und Verwandten desselben sich gegen die Hochwürden, alle ihre Diener und Zugewandte seiner Ehr halb sich verwahre in Kraft dieses Briefs für sich, seine Diener, Helfer, Helfershelfer und all diejenigen, so er auf dero kurfürstliche Hochwürden tjntert.hanen und Verwandten Schaden bringe, wie sich das fügen, schicken und begehen möcht. Derselbe Fehdebrief constatirte Sickingens vielfälti ges untert.hä- niges Erfordern, auch genugsam Rechtserbieten, ohne dass wir den letzten Punkt näher darlegen können. Der Rath der Stadt Strassburg, der die Anwerbung von Truppen in seiner Nähe nicht hatte ignoriren können und sich um Auf- klärung an Sicldngen wandte, erhielt von demselben am 31. August folgende Antwort. « Das Schreiben, darin Ihr die Bewerbung zu Ross und zu Fuss umb Euch anzeigen, hab ich empfangen und gelesen ; thu Euch darauf zu verneinen, dass mir solche Bewerbung, welch weder Euch noch gemeiner Statt, oder den Euern zuwider, wohl bewisst; dann sie mir zugehn wurd ... ich schreib Euch auch bi Glauben zu, dass dies Gewcrb nicht wider kaiserl. M. noch dero Erbland gehraucht wurd, sondern denen dienstlich, und so der All- mächtig, als ich ihme gänzlich vertrau, mir in dein und Sieg verleiht, soll es sonder Zweifel Euch und gemeiner Statt ztr gutem reichen, darin Ihr mich dann alles meines Vermögens zu euern Besten

23 Münch 11, 196 und 197. - LIV -

willig und bereit haben solt, mit gar dienstlicher freundlicher Bitt, des - Krieg•svolks Versammlung und Ueberzug nil. zu hindern, son- dern so viel möglich zu fördern uni! Euch dem entgegen voll bewegen lassen, als ich mich gänzlich des zu Euch vertröst » 21

An dieser Stelle erscheint es zweckmässig, einen Blich auf die Reichsordnungen zu werfen, gegen welche Sickingen so keck vorging. Zwar bestimmte dieKammergerichtsortlnung in Art. XXVIII, «dass Niemand hinführo in die Acht erkannt, erklärt, noch für ein Aeclater gehalten werde, er sei denn zuvor dazu rechtlich citirt» 25, aber hezüg- bela der .Iiriedhrecliei- bestimmte die Landfriedensordnun g vorn Mai 4521 in Art. ii: «die sollen mit der That zusammt andern Pönen in unser und des heil. Reichs Acht gefallen sein.» Bezüglich ge- wisse! vermögcnsrecfflhichr Folgen aber wurden weitere Bedingungen aufgestellt; nämlich eine «vorgehende Citation oder Fürheischuug», ferner eine Deelaration und Erklärung hinsichtlich des null gestatteten Occupationsrecltl.s. Diese Citation und Erklärung aber stand sowohl dem Kammergericl]t als dein Beichsreginient zu. Der schlecht. redigirle Artikel II des Landfriedens flihrt nämlich nach den oben angeführten Worten « Acht gefallen sein» fort «auch aller- männiglich und einem jeden gegen denselben Thätern und Fried- brechern, sobald sie all kaiser]. Kammergerieht oder durch unsern Statthalter und Regiment mit vorgehender Citation oder Für- lieischung, also in die gemelfiele Acht gefallen zu sein, declarirt und erklärt werden, ihr Leib und Gut erlaubt sein und niemands daran freveln oder verhandeln soll oder mag, darzu alle Verschreibung; Pflicht oder Büudniss, ihnen zustellend und darauf sie Forderung oder Zuspruch haben möchten, gegen denjenigen, die ihn verhaft waren, ab und todl, auch die flehen, so viel der Ueberfahrer der ebraucltt, dein verfallen sein...)) Das unklare Verhältniss zwischen dem Regiment und Gericht bezüg- lich der Landfriedenssachen kehrt dann in» Artikel X nochmals wieder. Derselbe handelt in zwei Paragraphen «von des Regiments Macht wider die F.riedbrecher.» «. 1 . Item. Als wir auch in dem.geiachten unserm Landfrieden unserm Kammerrichter Macht gegeben lialjex, von unsert- wegen, wo der Friedhrecher Sachen mit IJeberzug.oder sonst dermassn gestalt sein würd, dass der jährlichen Versammlung, so dermals ver- ordnet gewesen ist, aus Notlidurft nicht zu erwarten wäre, uns und die Kurfürsten,. Fürsten und 51 ände des Reichs förderlich all

24 Polit, Korrespondenz NI, 95. 25 N. Sammlung II, 189. - LV - gelegen Malstall zu beschreiben und aber durch (las verordnet Regi- ment, allhier aufgericht, die jährliche Versammlung abgestellt ist, setzen ordnen und wollen wir, dass solches hinfüro an unsern Statthalter und Regiment .bracht und gelangt werden soll, in aller. Massen, wie vor an die Versammlung geschehen sein soll. Die werden alsdann sich nach Cestdlt der Sachen, wie sich nach Ausweisung und Ordnung, allhie aufgericht, gebührt, darin nothdürftig wohl wissen zu halten. « 2. Doch mag und soll nicht desto minder unser Kammerrichter und Kammergericht allzeit. auf Anrufen der. Beschädigten oder Be- kriegten oder auch von Amiswegen wider die Ueberfahrer und Fried- brecher, wie Recht, procediren.» Nachdem dann Art. XIX noch bestimmt «und sollen diese Gebot., den Landfrieden und desselben Pön betreffend, geineillen unsern und des Reichs Rechten... nicht . abbrechen,» redet der letzte Artikel von «Handhabung Friedens, Rechts und dieser Ordnung». In demselben wird festgestellt, dass der Kaiser sich mit Kurfürsten, Fürsten und Stünden des Reichs vereinigt und verpiheht habe, den Landltieden mit Einst zu handhaben, und das Versprechen geleistel, gegen jeden Friedensbrecher, Niemand ausgenommen, einander ge- treuliche l-lülf, Rath und Beistand zu thun und einander nicht zu verlassen 2( Die tun 40. Februar 4522 zu Nürnberg acl mandatum domini Impesatoris in consilio Jmperiali aufgesl.elllte Erklärung des Land- friedens 27, welche behufs Handhabung desselben die Kreiseintheilung benützte, und zwar so, dass die vier Kurfürsten tun Rhein einen Kreis bildeten, traf überaus scharfe und dabei sein dehnbare Be- stimmungen, die später aufs rüeksichts]oseste gegen Sickingen aus- genützt wurden. Art. VIII bestimmt für den Fall, «so Jemand wider Recht, den Landfrieden und andere Beichsordnungen an Leib oder Gul,ern ver- gewaltiget oder beschädiget-würde», das Recht und die Pllichl. der Nacheile, uni dein Beschädigten und Vergewaltiglen Leib, Hab und Güter retten zu helfen. Nach Art. Xiii soll ein jede Obrigkeit des I3eschädigers Leib und Gut einnehmen und verwahren, und dein Regiment oder Kammergericht davon Anzeige machen. Ja nach Art.. ,KV können auch die Beschädigten selbst der Aechter Hab und Güter einnehmen und dieselben nutzen und gebrauchen, bis Abso- lution von der Acht erlangt ist. So die Sachen endlich so gross und lästig wären, dass einer oder mehr Kreise die Ixcrution zu thun

20 N. Sammlung Il. 195 ff. 27 Neue Sammlung II, S. 229-241. - lvi -

nicht vermöciflen, alsdann soll Art. XXIII, «solchs an die sechs Kurfürsten, dazu die zwölf geistliche und weltliche Fürsten oder, wo ferner Notli, an ein gemeine Reichsversammlung langen und berat- schlagt werden, \VUS in dem allem ferner gehancllt und fürgenommen weiden soll.» Sickingen wusste genau, was er aufs Spiel setzte. Als er Schiör in seine Absichten einweihte, eröffnete derselbe ihm «etlich be- weglich Ursachen», derenhall) er den Zug «beschwerlich und sorglich» achtete, ohne damit Sicicingen wankend zu machen. So sah sieh Schlör veranlasst, seine Bedenken nochmals schriftlich zusammen- zufassen. «Wiewohl ihr als der verständig selbst zu bewegen wisst, was in dem zu thun oder zu lassen sei, jedoch niag ich nit under- lassen, mein Guetbedünken noch einest und ferner anzuzeigen, dienst- lichs Fleiss bittend, solichs von mir Fuerm Diener treuer Meinung zu vernehmen, denn sollt Euch desfulls ichts unfallgs znst.ehn, wäre es mir getreulich leid.» Schlör hebt nun hervor, dass die Kais. Majestät, dero Rath, iCüminerer und Hauptmann Sickingen sei, jüngst zu Worms den Land- frieden erneuet, Kurfürsten, Fürsten und andern Ständen den zu handhaben befohlen, darum denselben zu verbrechen, beschwerlich und fahrlich, sonder dieser Zeit, «denn k. Majesl.it sich in wenig Tagen gen Spanien erhebt», dass ferner «auch der Stift Trier an ihm selbst inclil.ig und mit andern Fürsten als Köln, Pfalz und Hessen, der Sickingen insonderheit ungewogen, in Vereinigung sein soll.» Was uns besonders interessirt, ist der auf die drohende Acht. und Vern]ögensconrlseation hezügliche Passus. «Wo Ihr aber endlichs Willens, Trier zu überziehen, weit ichs doch dieser Zeit aus nach- folgenden Ursachen anstehen lassen. Röm. Kais. M. ist Euch in LX" Gulden geliehenes Gelds und ausständiger Besoldung:.. schuldig. So habt. Ihr die Neuburg vor ein Pfandschilling und wird der Zug vollführt, der gerade doch wie er \vnlle, werdent ihr in die Acht erklärt und stehn alsdann oherzahlten Schulden und Pfandschillings Confiscatz und Innemung in Sorgen.» «Wollent lieber Junker», so schliesst das Schreiben, «bitt ich, dies mein einfältig, doch Ireumeinend Schreiben aus gutem Gemüt. besclrehen von, mir Eurem Diener verstehen und ufnehmen und die Sache Eures Fürhahens nach ihrer . Sehwerigkeit und auch des Gegen- theils Gestalt, wohl ermessen, denn ich achts von hohen Nöthen sei11 28 . D Sickingen hatte den Würfel schon geworfen.

28 Günther V. 8. 202-203. - LYII -

Die Erregung über den unerhörten Vorgang war ungeheuer. Nach allen Seiten flogen Mandate umher. Auf Richards Anrufen erliess das Reichsregixnent zu Nürnberg den 1. September drei Man- dato: eins an Sicldngen, ein zweites an die Stände, dem Erzbischof von Trier zuzuziehen, das dritte an den Kurfürsten von Trier. Das erste29 lautet «Wir Karl u. w. entbieten unserm und des Reichs lieben Franzen von Sickingen unser Gnad und alles Gut. Lieber Getreuer. Unser kaiserlich Regiment im heiligen Reich hat glaublich angelangt, wie Du ein merklich Gewerbe zu Ross und zu Fuss ufbracht und damit in Willen haben sollest, den ehrwürdigen Reichart, Erzbischof zu Trier, unsern lieben Neffen und Kurfürsten und seiner Lieb Stift zu überziehen und zu beschädigen, welches dann, wo dem also, gestracks wider unsern und heiligen Reichs Landfrieden wäre, und uns also in inserm Abwesen Empörung und Krieg zu erwecken, von der (?) billig (?) zu verdriesslichen und ungnädigen Missfallcn reichte. Wiewohl (? Dieweil) aber nach vermöge gemeiner Recht, guldencr Bulle, auch aller unser und des Reichs Ordnungen und Landfrieden Niemands gegen den Andern unerfolgts Rechten mit eigen gewaltiger Thut ichts vornehmen, handeln noch beschädigen, sondern ein jeder, der gegen den Andern Anspruch und Forderung zu haben gedächte, dieselben laut unser und des Reichs Ordnung fürnehnien und sich gebbiiichs und ordentlichs Rechten begnügen lassen, so gebieten wir Dir von R. K. Macht hei Pen obgemelter Recht, Pull und des Landfrieden, ünd besonder auch bei unser und des Reichs Acht und darzu bei einer Pen zwei- tausend Mark. lotigs Golds unablässlich zu bezahlen, hiemit ernstlich und wollen, dass Du solch dein Fürnehmen und Gewerh von Stund an abstellest, gegen berührten unsern Neffen von Trier, seiner Lieb Stift, Uulerthanen und Zugehörigen, noch Jemands andern, unserm und des Reichs Verwandten in Ungülen und mii. der That nichts übest noch handelst, weder selbs noch durch Andere, in gar kein Wege, als lieb dir sei obgemelt. Pen und Acht, auch ander Straf und unser grosse Ungnad zu vermeiden; dann wo Du zu ohgenannlen von Trier, seiner Lieb Stift und Verwandten oder Jemands andern im heiligen Reich Spruch und Forderung zu haben und die Recht zu suchen gedächtest„ so soll Dir durch berndt unser Regiment dasselbig und warzu Du Fug hast, der Gebühr unverzüglich verholfen werden. Darnach wisse dich zu richten.), Das gleichzeitige Mandat an den Kurfürsten von Mainz So theilt

20 Müucli III, 22 zum Theil unverständlich. SO Mündh Ii, 203; Der Entwurf: Notizenblatt II, S. f. Danach der Münchscho Text oben verbessert, - LVIII -

den Inhalt des an Sickingen erlassenen Mandates mit und führt dann fort: • - « Damit diesem freveln Eürnehmen dester gewisser begegnet werde, so begehren wir an E. L. sonders ernst, befehlend und wollen, dass 1111 E. L. Unterl.hanen und Verwandten, ob der zu Ross oder zu Fuss bei dein Sickingen oder solielleln •Gcwer]j wären, alsbald hei - Pen Verlierung Leibs und Guts abfordert, auch von Stund an Euch und den Euern zum Stär]dsten rüstet, und auf des genannten unsers Neffen von Trier Ersuchen und Erfordern mit der Zahl zu Ross und zu Fuss, so er benennen, und an das Ort er damit anzeigen wird, unverlengt- und stracks zuziehet, als Euers besten Vermögens helfet und rettet, damit der herilnl. von Trier und die Seinen vor Gewalt beschirmt, der Lanclfried ghandhaht und andere Weiterung, so daraus erstehn möcht, verhüt werde, wie Ihr dann das in solichen Füllen nach \erniög unser und des Reichs Ordnung und Landlrieden, Euern Zusagen und Bewilligen nach und sonst zum höchsten verpflicht und schuldig seid, und sonderlichin Betrachtung, dass E. L. und andern Sifinden dergleichen Hilf künfliglich auch not weiden möcht. Daran thuet E. L. unser ernstlich Meinung.» Am 3. September ritt ein Bole des Regiments aus Nürnberg ab, um Sickingen das Mandat zu überbringen. Von dem Kurfürsten in Mainz eher insgeheim unterstützt als verhindert, langte der Ritter, nachdem er St. Wendel genommen, am 7. September vor Trier . an. Den folgenden Tag zog Sickingen unter Trommel- und Fioin- petenschall den Marsberg herunler, und forderte den Erzbischof durch zwei Reiter zur Uebergabe auf. Der abweisenden Ant- wort des muthigen Kirchenfürsten folgte die Beschiessung der Stadt. Als Peis des Abzugs forderte Sickingen 200 000 Goldgnlden. Abgesandte des Kurfürsten von Köln suchten vergeblich zuzu vermitleln. Am 9. September kam der Bote des Regiments im Lager hei Sickingen an und übergab ihm in Gegenwart einer Reihe von J-lauptleuten, Grafen und Herren und anderen von der Ritterschaft und etlichen Kriegsleuten, auch Sickingens beiden tiltern Söhnen, das Mandat. Die Antwort, welche der Ritter dein Boten ertlieilte, lautet, nach dessen amtlichem, an demselben rage aufgesetzten Bericht.31, folgender massen «Ich soll meinem gnfldigen Herrn Herzog Friedrich Pfalzgrafen als Röm. Kais. Majestät Statthalter und andern meinen gnädigen und günstigen Herrn des hochlöblichen Regamenz sagen, dass man gemach tinte, dann er sei auch Röm. Kais. Majestät Diener als wohl, als mein gnädiger Herzog Friedrich und Ander des Regamenz, und ei-

Notizenblatt II, 40 f. - Lix -

wo]1 wider die KaiseiIiehe Majestät nkhs handeln ‚ sunder der Bischof von Trier hat) der Kronen viel empfangen wider die K. M und hat gesagt, er hab dein von Trier die Seinen ausgebürgt., und selbschuld darfür worden ‚ darfür niclis anders begehrt zu geben dann böse stolze Wort, darumb er mit samt seinen Flelfern geursacht sei worden, gedachten Bischof von Trier iimb das und von wegen der Kronen, die er empfangen hab, zu strafen, und gesagt er woll ein besser Recht machen, dann das kaiserliche Hegaineut bisher gethan hab -». ((Da hab ich zu :Vranz von Sickingen gesagt, er soll mir schriftlich Antwort geben; das voll ich meinen ... Herrn des Regamenz mit allein überantworten ; hat er gesagt nei, ich solls mündlich also anzeigen, dann er rieht niehs mit Briefen da aus ; man findt wohl Kriegsleut., aber nit viel Schreiber, und ich soll sagen, woll man Fried haben, so soll man ein gut Hecht machen. . » Am 10 Seftemher erliess das Regimenl, ein ander Mandats? an etlieh Fürst und Stünd, sich gegen Franzens Fürnehmen zu rüsien und die ihren, ob sie bei solchem Gewerb wären, abzu- fordern. «DwiL berndt unser Regiment sydher bericht, wie derselh von Sickingen mit Heeres Kraft in berührtem Stift Trier vor etlichen Flecken liege und zu Eroberun g und Beschädigung be- rührts Stifts heftlich arbeiten sollte, derhalben zu vermuten, er, Franz; unsern Mandaten kein Gehorsam beweisen, sondern sein fürgefasste - Meinung zu vollbringen unterstehn werdd, und dann solch Für- nehmen und Handlung berührtem. unserm Landfrieden, gemeinen Rechten, guldener Bull und andern Reichsordnnngen stracks zuwider wut zu besorgen isi, wo solchem Vorhaben und l.hatlichen Hand- lungen nit zeitlich und stattlich begegnet, es werde zu merklicher Weiterung und zuvorderst den grossen Ständen und Gewalten, auch gemeinem Reich zu unwiederbringlic hen Schaden reichen, darum und damit berührt Frevel und timal tick Fürnehmen desl,mer gewehrt weide, so begehren wir, dass Du deinen Unterthan und Verwandten, 01) der zu Ross oder zu Fuss bei dein von Sickingen oder solchem Geweih wäre, alsbald hei Pen Veilierung Leibs und Guts abfordersl., auch alsbald Dich mit den Deinen zum stärksten rüstest und berei- test, damit, ob sich die Sach witer einreissen und ferner Hilf Noth würde, auf weiter Ermahnung mit Macht öder zum Theil, wie das die Gelegenheit und Nothdurft erfordert, zuzuziehen, alles besten Ver- mögens helfen und retten bereit und geschickt seiest und durch Dich in solchem nit gesäumt noch verhindert und ander Weiterung jeihüt und herürter Landfried gehandhabt werde... Wir begehren

32 Notizenblatt II, 41 f. - LX -

auch, Du wollest Dich förderlich und unverzüglich her gen Norinberg fügen und keinswegs aussenbleihen, damit ohlerürler und anderer, ehehaff er Sachen halber auf fürgenommcnem Reichstag berathschlagt, gehandelt und beschlossen weiden mag. » Am 14. September hob Sickingen die Belagerung auf. Noch - am 18. September erging ein Befehl des Reginients an etliche Reichsstände, dem Erzbischof von Stund an zum stärksten zu Hilf zuziehen. In diesen Tagen ging eine grosse Umwandlung der deutschen Ge- schicke vor sich. Der Kurfürst von der Pfalz, der alte Gönner Sickingens so gut wie der Landgraf von Hessen, sein erbitterter Gegner und der Kurfürst von Trier, Repräsentanten der gefährdeten fürstlichen Ge- wall,, erlangten die Oberhand ül.ier die empörte Ritterschaft und ihren Anführer. Schon Ende September verbanden sie sich zu einem gemeinsamen energischen Angriff gegen Sickingen, um «die böse Wurzel auszurotten». Am 27. September sah der Rath der Stadt Strass- burg sich veranlasst, dem Kurfürsten von Trier auf sein Schreiben vom 7. Antwort zu er heilen. Ihm thäte der dein und dessen Tjnlerthanen zugefügte Schaden leid, «und wären ganz willig gewesen, E. K. G. mit deren Boten Antwort zuzuschicken, das aber us Mangel des meier Theils unserer Ralsfründ, so dci Zit zum Thei.l zu Frank- furt und sonst in andern iren nsländi gcn Geschäften abwesig gesin, nil. beschen inogen ; haben aber dieselbigen uf datum ernstlich heschri- ben, die auch erschienen; und geben E. K. C. undertäniglich zu erkennen, wu gemeine Ständ des heiligen II. Reichs E. K. G. zuziehen werden, dass wir uns dermoss halten wollen, als die sich bizhar gegen dem heiligen K. hich aller l3illicheit und unverwislich erzeigt und hewisen haben und sonderlich wohl liden mochten, dass dci Landfrid bizhar gchandhabt worden und furter gehandhabt werd.» Bei: ]Curfürsl möge diese Antwort und deren Verzug nicht in lJngnaden vermerken 33. Erst am 29. September übergab der Bote des Beiclisregiments seinen am 9. aufgesetzten 13ericht34. Am folgenden Tage übernahm der Erzherzog Ferdinand die kaiserliche Statthalterschaft. Ani 10. Ok- tober verkündete derselbe zu Nürnberg unter freien Himmel die Acht gegen Sidkingen und streute die Stücke der am Schluss dci Verlesung zerrissenen Urkunde in die Winde. Das gedruckte Acht- mandat war schon vom 8. Oktober da1irt3. Sickingen war geächtet, ohne vorher citirt oder gehört worden zu sein.

83 Mit. Correspondenz Nr. 101. Notizeirblatt U, S. 41. 35 Ulinaiui, S. 306 Anm. 4 - LXI -

Diese Unterlassung der Ladung war vielleicht gar nicht ein Versehen, sondern absichtlich und mit Bedacht, geschehen. Wenig- stens liess sich für dies Verfahren geltend machen, was hei der Heidelberger Konferenz die Rät.he der Fürsten wirklich geltend machten : «dass Franzen einich Citation zuzuschicken nit von Noten gewest, dieweil Franz durch sein geübt mutwillig Handlung mit der That in die Acht gefallen ;» denn «wiewol der Landfriede ver- ganges Reichstags mit einem Zusatze gebessert, dass, obschon die That iffenhai wär, so soll dennoch derselh erst cilirt,, gehört und erklärt werden, so ist doch im selhigen der Friedbruch usgenommen. Soliclis hätten kaiserl. M. Stattlialtr und die vorn ohn Zwifel auch nit klein erwogen 35 .» Dagegen betrachtete Sickingen sich durch die Achterklürung für beschwert und war der Ansicht, es sei gegen ihn wider den Landfrieden gehandelt. Die drei Fürsten verfolgten nun aber nicht Sickingen selbst, sondern wandten sich zunächst wider seine \Tei.hündele Der Kurfürst von Mainz, dem sie vorwarfen, einer Anzahl Sickingescher Beiter den Uebergang über den 1.ihein nicht verwehrt zu haben, musste seinen Frieden mit 25000 Gulden erkaufen. Die Burg IIartmulhs von Kronberg musste sich am 16. Oktober ergeben. Dann ging der Zug gegen Frosvin von •Hutten, «weil er sieb des Aufruhrs t.heil- lnflig gemacht und erklärte Aechter hei sich aufgenommen ». Seine Burg Salmünster ward erobert. Die Güter Hilchens von Lorch wurden eingezogen. Am 10. Oktober stellte Trier dein Pfalzgrafen und vermuthlich auch Philipp von Hessen die förmliche Vollmacht aus, gegen Sickingen und seine Anhänger zu handeln, wie sich nach dem .Landfrieden gebühre. Ini November verliessen ]3ucer und Oeco- lampadius die Burgen Sickingens. Während l3ucer nach Winterthur ging, begaben sich Hutten und Oecolampadius, wie auch der ver- triebene Hartmuth von lCronberg, nach Basel. Am 19. November ward in Nürnberg der Reichstag eröffnet, dci zweite in diesem Jahr. Als am 25. November in Schweinfurt eine Anzahl Edelleute in i3erathung getreten waren, sah sich das Reichs- regiment veranlasst, mil,zul.heilen, dass Sickingen durch seinen Friedens- brnch und dadurch, (lass er in Wort und Schrift habe vernehmen lassen, er handle mit kaiserlicher Majestät Wissen und Wollen, das crimen laesae maicstatis begangen und in die Beichsacht gefallen sei j und sie aufzufordern, Sickingen keine Hülf , zu leisten, widrigen- falls sie sich der Acht tiieilhaftig machten. Aber an demselben Tage schrieb auch Hans von der Planil.z jetzt würde man Sickingen nicht

30 Münch III, 53. Im Text sind der Kürze wegen die Sätze umge- stellt. - LXII -

iii die Achl. erklären, «man hätte ihn denn cil.irt ; aber geschehen ist gdschelien.» Sickingen selbst rüstete sich zur Gegenwehr. Um Knechte zu werben, sandte er seine Hauptleute nach Strassburg und . im Elsass, Sundgari und Breisgau warben für ihn die Grafen von Für- stenberg und Zollern, Am 20. September bat Pfalzgraf Friedrich im Namen seines kurfürstlichen Bruders die Reichslände Uni ein Mandat an alle Stände des fleichs, ihm zuzuziehen, wenn er voll angegriffen werde, nicht minder um ein anderes all Grafen von Fürstenberg und Zollern, sich mit. Sickingen nicht weiter einzulassen. Am 24. November wurden die Stände abermals angewiesen, Sickingen keine Unterstützung zu Theil werden zu lassen, die bei ihm befind- lichen Unterthanen abzufordern, alle Pässe und Uebergänge zu besetzen. Aber zwölf Ganerben.chlösser, so erfuhr man in Nürn- berg, hatten Sickingen ihre Thore geöffnet, um iesatzungen auf- zunehmen. Im ])ecember, am Donnerstag nach Conceptionis Mariae, richtete der Erzbischof voll einen Beschwerdebrief an die Baumeister und Gemeinen zu Kallenfels. «Wir werden J.ierichtel ‚ so wie uf Ansuchen unser widenflrtigen ]franzen von Sickingen, der Seinen, auch Johann Hilchens von Loreif und anderer, die wider II. K. M. ufgeriehten Landfrieden und des heil. Reichs Ordnung..., auch wider alle Ehrbarkeit und Billigkeit, und dazu aber der 11. K. M. derohalb ausgangen Mandat diesen vergangen Sommer uns und die unsern mit Heereskraft überzogen, belagert und mit Nahm, Baub und Brand, Zerstörung und Verwüstung Kirchen und 1< löster grässlich beschädigt haben, iln uf nechst gehalten rÜwen (euern?) gemeinen Tag denselben das Haus zum Stein-Kallenfels geöffnet haben sollen!, uns und die unsern daraus und darin zu bekriegen und zu beschädigen,.... darzu in Anmerkung Euer Vorältern Brief und Siegel unserm Vorfahren Erzbischof Baldewyn lohlicher Gedächt- niss gegeben, zu Euch als fromMen Rittern und Knechten gar nit ver- sehen hatten. Damit nun ihr eigentlich Wissens haben mögent, wess sich Euer \orältern vor sich und alle ihre Erben, Gemeiner zum Stein- kallenfels gegen unsern) Vorfahren ol.gemelt, alle seine Nachkoinen und unsern Stift Trier verschrieben, welches sie denn bei schweren Pünen stets und fest zu halten gelobt und geschnoren, haben wir us gnädiger und günstiger Meinung nit irnderlassen wollen, Euch des- selben diese auscultirte Kopie zuzuschicken, gritlich begehrend, als Wir- uns des gänzlich und der Eillichkeit nach auch ungeweigert zu Euch versehen, Ihr wollt Euch solicli Euerer Vorältern gegebenen Briefen und Siegel gegen uns und unserem StiftStift halten, und 01) Ihr, wie obgemelt, Euer I-Iarls gegen uns geömiet, wie sich doch nit gebührt.,... soliclrs als Kraft jetzt gedachter Euer Vorällern Verschrei- - LXIII -

]mng und des kais. Landfrierlens abstellen, damit, ob hierüber anders von Euch gehn adelt, wir mit unsern Verwandten nicht verursacht werden, uns mit. Euer \oriill.ern Briefe und Siegel und sunsten des kais. Landfridens zu halten. Horn[ Euer schriftlich Antwort hei diesem unserm Boten, uns darnach zu richten, begehrend». Dies Schreiben sollte, wie die Aufschrift sagt, Baumeister und Gemeinen zu Kauen- fels oder «in ihrem Abwesen den, so ihre Behausung oder Wohnung da selbst haben», übergehen werden 7. Während sieb die Feindseligkeiten den ganzen Winter hih- durch fortzogen, . ward es um Sickingen immer öder. Bald gerieth sein zweiter Sohn 1-laus, als er mii. J-lilcben von Lorch und einer reisigen Schar nach Landstuhl reiten wollte, nach tapferster Gegen- wehr in die Hände der Pfalz. War früher die Autorität des Reichsregiments von Sickingen in Frage gestellt worden, so warfen sich null Gegner in eine eben so trotzige, dem Regiment gefährliche Haltung. So kam es, dass das Regiment bald die in Schutz nahm, die es noch eben als seine Feinde betrachtet hatte. Die Auslegung der Executionsoidnung vom Jahr 1521 ‚ welche die Fürsten handhabten ‚ war unerträglich. Montags nach der unschuldigen Kindlein Tag, den 29. Decemher, sandten etliche Grafen, Herren und Ritterschaft wegen alles dessen, was Sickingens Anhängern widerfahren, eine Beschwerung nach Nürnberg. - - Auch Sickingen war keineswegs gesonnen, seine, wie er es auf- lassen durfte, gegen die Reichsordnung verstossende Aechtung an- zuerkennen, vielmehr betrachtete er sie als wirkungslos und bat in einem an das Reichsregiment gerichteten Schreiben um Gehör. Dann gedächte er darzut.hun, dass er die Acht nicht verwirkt habe, ja dass die feindlichen Fürsten eher die Acht verdienten und der Angriff auf sie jedem erlaubt sei. - - In dem iteichsregiment heriel.h ein Ausschuss die Frage, oh man nicht, allen Theilen Stillstand gebieten oder ob nichl. Erz- herzog Ferdinand - zwar nicht als Statthalter, wohl aber als Erbherr von Oesterreich - durch Mit.telpersonen Sickingen zur Güle ermahnen lassen solle. Als Statthalter und Regiment am 1.. De- zember über diese Vorschläge sich äusserten, lag Siekingens Brief vor, worin er hei dem Statthalter über die ordnungswidrige Aechtung seiner Person Beschwerde erhob. Man verständigte sich, eine Kom- mission mit der Prüfung des Landfriedens und - der früher wider Franz ausgegangenen Mandate zu betrauen, um entscheiden zu können, ob Sickingen billiger oder unbilliger Weise geächtet worden,

5 Münch JT. 248 f. - Lxiv -

und ob er zu Verhör verstattet werden solle oder. nicht. in diesem aus elf Männern gebildeten Ausschuss waren zwei. Personen vom Regiment, zwei vorn Kammergericht, die übrigen von den Ständen, unter den letztern der Mainzische Kanzler. Als die Kommission am 3. Dezember ihr Gutachten erstattete, ward verlangt, dass Sickingens Schreiben vorgelegt werde, um beurlheilen zu können, in wie fern der Ritter sich der Reichsordnung gemäss zu Güte und Recht erboten habe. Aber Statthalter und Regiment liessen durch Dr. Lamparter erwidern ‚ das Schreiben enthalte mehrere Punkte, die so gestellt seien, dass daraus mehr Widerwillen als Frieden hervor- gehen würde. Schliesslich ward vereinbart, dass- am 29. Dezember in Heidelberg eine Besprechung- mit den Fürsten stattfinden und, falls man hier zum Ziele gelange ‚ einer von der Botschaft zu Sickingen reiten solle, um sich auch mit ihm zu verständigen. in Aussicht genommen war ein \Vaflbnstillstand und Verhör vor Statthalter und Regiment. Ein Ausschuss zur Prüfung der Schriften und Instruktionen und zur Bestimmung der Botschafter ward einge- setz(, aber von den in Betracht gezogenen wollte k&ner den Auf- trag annehmen. Später liessen sich Graf Ulrich von Helfenstein und Freiherr Friedrich von He ydeck dazu bestimmen. An Sickingen sandte Erzherzog Ferdinand mit Wissen- der Stände besondere Boten, die mit ihm nach Heidelberg kommen sollten. Wem dieser Auftrag ge- geben ward, erfahren wir nicht. Sickingen erklärte sich schriftlich zu gütlicher Handlung bereit unter dci- Bedingung, dass die Edel- leute, denen um seinetwillen ihr Gut genommen, restituirt würden. Auf einen Waffenstillstand einzugehen, lehnte er ab. Die Fürsten suchten inzwischen Sickingen alle I-Iülfsquellen zu nehmen. Am 40 Dezember sandte der Kurfürst von der Pfalz einen eigenen Rechenmeister nach Frankfurt, um etliches Silber, das Sickingen bein) ?dünzmeister stehen habe, als verfallenes Gut abzufordemuss, und den folgenden Tag verlangte der Kurfürst. von Trier sogar die Herausgabe der 60000 Gulden, welche der Kaiser noch Sickingen schulde, oder wenigstens ihre Auszahlung an den Fiseal. So entnehmen wir aus den Antwortschreiben des Begi- menis an den Kurfürsten vom 9. Oktober. Trotz einiger gegen den Antrag des Kurfürsten erhobenen Bedenken heisst es zum Schluss «Doch wollen wir dein F.iseal neben Euer Lieb und Kurfürstlichen -Gnaden Anwalt, was sicl1 in shlchen Sachen gebülu-t zu handeln, auch befehlen und gestatten 80 .» Am 40. Oktober erfolgte dann die längst beschlossene Achterklärung.

5 Ulmann, S. 337 Anm. 2. 39 Notizenblatt. II. S. 52. - LXV -

Am 11. December ertheilte der Erzbischof eine Instruction zu einer Verhandlung milder Erzherzogin Margaretha, Regentin in den niederburgundischen Landen, in der es heisst.: «Zum dritten so habe • unserm gnädigen Herrn von Trier glaublich angelangt, dass die römische kaiserl. Majestät Franzen schuldig sin stille geluhen Geldes XXrn und ussteimdes Soldes XIm rheinische Gulden in Golde. Dwiele ne derselhig Franz uf Ansuchen unsers gnädigen Herrn von Trier als Friedbrecher in kaiser!. Majestät und des heiligen Richs Acht öffimtlich erklärt und denunciiret, so ist derselbig Franz und das Syne Jederinnn und sonderlich sinen K. F. G. als von i hrn beschädigten erlaubt, darzu so syen auch alle Ver- schribungc, Pflicht und Bundnisse, Franzen zustehende und daruf er Forderung oder Anspruch haben rnoclit, gegen denjenen ihm ver- haft wüten, abc und todt. Und ist allein nach des Erzbischofs von Trier dienstlich fiöndlich gütlich und flissig Bitt und Begeht, (lass Franzen von Sickingen alsil. K. lvi. Aechter und erklärten Fried- brecher soli eh g eluwen und u s tändi g Gell., wie dann zu Strafe Franzen sich billig gebühret, n lt g cli ebert, sondern eine soli chs dem Erzbis c hofe als von Franze n b e - schädigten •.. geh andre i cht ‚ oder aber von ihrer K. M. Fiscal wegcn confiscirt und behalten •.. werde0.D Die am 5. und 6. Januar 4525 zu Heidelberg gepflogenen Ver- handlungen blieben erfolglos: Auf den 5. Februar verabredeten die Fürsten eine persönliche Zusammenkunft in Frankfurt. Ehe wir die weitere Entwicklung der Dinge verfolgen, werfen wir einen Blick auf die Beziehungen Sickingens zu Strassburg. Nachdem der Rath der Stadt, wie wir gesehen, am 27. September dem Kurfürsten von Trier endlich Antwort ertheilt hatte, dankte dieser am 7. Oktober «mit Pc» für das gutwillige Erbieten. Aber auch Sickinge.n seinerseits schrieb am 27. Oktober an den Rath, uni ihm die Befehdung von Kronbergs durch die drei Fürsten mit- zutlieilen. «Dieweil nun solchs, als sie selbst melden, einig dass er mii anhängig gewesen sein solle, heschehen. . und ihr mir nun dickermals Lieb und Dienst bewiesen, dess ich mich gegen Euch hedank und höchst Fleiss verdienen will, möchten Euer und meine Missgänder und Widerwärtigen durch geschwind Praktik auch der- massen gegen Euch oder den Euern nachtheiligs gedenken und un- terstehen. Wiewohl ihr nun vor Euch selbst zu solchem vor andern fürträchtig, bedacht, geschickt und gerüst seit, hai) ichs (Loch Euch als mein lieben Herren und Fründen unangezeigt nit wollen lassen, des Wissens und sich dest hass darnach zu richten haben.

40 Jünthe,, Coder diplom V, 214 f. 5 - LXVI -

Dann sonder Zweifel,Zweifel, wo man icht zu der Gegenwehr etwas ge- rüst ist, hat es ihrenhalben fit gross Sorg oder Not. So erhiet ich mich, to etwas Gewalts gegen Euch oder den Euern vorgenommen werden wollt, mciii Vermügen treulich und nachbarlich zu Euch zu setzen. » Schon drei Tage darauf theilte der Doctor fiscalis Gaspar MarL aus Nürnberg (lern mit, dass die Stadt des Einversßnd nisses mit Sickingen verdächtigt sei und demnach vor das Begi ment citirt werde solle, «laut des Landfriedens zu purgieren.» Zur Ergänzung der Laudtriedensordnung war ein Verfahren .angeordnet, wonach Verdächtige behufs Ablehnung des Verdadhtes beim Kammer- gericht zur Leistung des Reinigungseides angehalten werden durften. Die meisten Fürsten, so berichtete der der Stadt wohlgesinnte Docior; «gehen wider Franzen und sein Helfer solchen scharfen Bericht von Euch, wo Herr Bernliart (nämlich Wurmser, der Strassburger Ab- geordnete zum Reichstag) alt hie gewesen wäre, dass viel schrfer gegen Euer Slrengheit und W. fürgenommen Niordeti, dass dann von E. G. zu vernehmenschmählich und veiachtlich gewesen wäre. wes ich auch in solchem Thun von Eurer wegen in geheim gehandelt, weidet Ihr mit der Zeit vernehmen. » Der Erzbischof von Trier warf der Stadt vor, dass sie Sickingen zu seinem Zuge Geld und Pulver, gegeben lahe, mithin «unverdient uid zuwider dem kaiserl. Landfrieden und des heiligen Richs Ordnungen», eine An- klage, welche der Rath in einem Schreiben vorn November zurückwies. «lind fügen E. K. G.», so lautete die Antwort, ((mit der Wohrheit unterläniglich zu verneinen, dass wider K. G. wir Sickingen - zu sim Leberzug weder Geld noch Pulver nit fürgesetzt noch ge- luben, wollten ouch ein solchs gar ungern thun, wollen aber E. K G. ouch nit bergen, wir haben verschinen 21. Johrs bestimtem :[,ranzen von Sickingen, als er in K. M. unsers allergnädigsicn Herrn Heer- zügen und Geschäften als ihrer M. .Honpt.mann gesin, UI sill bitlichs Ansuchen ein Soinma, nämlich 10000 Gulden geluhen, die er uns dann wieder mit Dank gelufert und bezahlt hat. Folgends dies 22. Johrs uf Zinstag nach Vincula Petri (5. August.) hat Franz uns ein Geschrift. unter sinem Insiegel durch Schwickern, sinen Sohn, (er persönlich in unserm Rat erschienen, überantworten und vermög -derselbigen Ge- schrift, oueh sins mondlichen Fürtrags hitlichen ansinnen lossen, dass wir ihm, Franz, zu Rettung siner Treu und sines Clouberis, domit er dem Kriegsvolk siner Zusag und ihrer Gelegenheit nach desto• fürderticlier ihr usstehnde Bezahlung verschaffen mocht., ein Soinma Gelds, nämlich achitusend Gulden, fürstrecken und- lilYen wollten. Auf solch gütlich Ansuchen, ouch in Bedacht, dass er, Franz, noch etlichem E.riegsvolk, daS er, wie olistat, in K. M. Geschäft, gehabt, ihr Besoldung schuldig gesin, haben wir ihm die begehrt Somma LXVII - geluhen und der ZU von keiner Bewerbung oder Rüstung gewusst. oder gehört sagen. Sodann des Pulvers halb, haben wir Franzen weder fürgesetzt ode geluhen. Er hat uns ouch desshalb nit gebeten noch ersucht ist, aber wahr, dass uns der wolilgeboren Herr Wilhelm Grof zu Fürstenberg nachbarlicher und frundlichdr Wise. an- zeigen lossen, er hab 8111 Schlösser und Städt an Pulver entblösst, mit Dill, ihn 20 Zentner zu lCouf gehen. Da wir dann ihm als unseren liehen Herrn und guten . Nachbarn den halben Theil des begehrLen Pulvers, nämlich ein Zentner um)) 12 Gulden auf ein Ziel zu bezahlen, verkouft und des Orl.s Franzeff nie bedacht noch uf ihn ufgenommen oder verkouft worden.» Der Triersche Kanzler haue inzwischen ein Mandat des Reichs- regimenis gegen Strassburg ausgebracht, das aber auf Vermittelung des Pfalzgrafen nach einer Unterredung Wurmseis.mit Kaspar Mart zurückgezogen ward. Der Kurfürst von der Pfalz heschwerte.sich seinerseits; dass Sirass- burg Sickingen gestattet habe, in ihrem Gebiet Werbungen vorzu- nehmen. Auch diesen Vorwurf wies der Rath am i:, :December in einem an die Stünde zu Nürnberg gerichteten Schreiben zurück, indem er zugleich die Massregeln darlegte, welche er gegen derartige Werbungen getroffen. Am 10. December schrieb dann der Rath von Trier, er werde benachrichtigt, dass- um Strassburg herum Wer- bungen von Kriegsvolk stattfänden, wisse aber nicht, auf wen der Anschlag gehen solle. Er bitte daher, wenn die ihm zugekommene Nachricht begründet sei, in Anbetracht der frühern Belagerung ! durch Sickingen, um nühere Aufschlüsse. Unzweifelhaft bestand die alte Verbindung der Stadt mit. Sickingen fort, Am 14. Decemher meldete der Stadtschreiber Peter Butz dem Abgeordneten in Nürnberg « Ich ha]) den überschickten Brief gon Eberburg nil mogen bi ‚eiin vergebenen Boten abfertigen, sonder hab eirn zwei» dick Pfennig geben,- der ihn dohin tragen soll. Was für Antwort begegnet, will ich Euch fit verhalten.» Der Gedanke liegt sehr nahe, dass Wurniser, der au des Erzherzogs Ferdinand Wunsch länger in Nürnberg blieb, als dein Rath seiner Stadt liöb war, den Auftrag erhalten habe, ‚auf. Sickingen versöhnlich einzuwirken. \nrmser hatte von - Strassburg aus den Ritter Reinhold Spender als Berather zugesandt erbalten, der auf nächste Weihnachten zum Assessor am Regiment bestimmt war. «Es ist»,. so Fährt Butz fort, «bi uns ganz still, wiewohl die Fürsten in Rüstung. Gott fügs zum besten.» Am 23. Deccmber ertheilte Sickimzen dem - Philipp Stumpf von Schweinberg eine Inst.ruct,ion für den Räth von Strass- burg wegen des noch rückständieu Darlehens. Er, Sickingen, so lautet dieselbe, könne die 8000 Gulden, welche er dem Rath schulde, iXYIII -

augenblicklich heim besten Willen nicht bezahlen, du er von drei Fürsten überzogen zu werden fürchte, und der Kaiser sein p Schuld von 90 000 Gulden an ihn noch nicht entrichtet habe. Incless habe er für jene 8000 Gulden gute Gefangene und Anderes und hoffe daher, die Schuld in Kurzem mit haarem Geld abzufragen. Der Rath möge daher Geduld tragen. Damit derselbe aber auf jeden Fall, « wie es jöch umb mich ergeh», eine Sicherheit in Händen habe, Übersende er ihm zwei Schuldbriefe des ICaisers, deren jeder auf 20000 Gulden laute ; der Halb möge einen, davon auswählen. Ausserdem aber er- biete er sich, die Rückzahlung des Geldes so sehr wie möglich zu beschleunigen. Wenn der Rath die Neuburg annehmen wolle, so hoffe er dafür die Einwilligung Erzherzog Ferdinands als des Kaisers Stntthalter zu erlangdn und sich über den Rest nach Abzug der 8000 Gulden mit dem Rath zu verständigen 4r, Die Fürsten hauen gewünscht, gegen den geächteten Sickingen mit der Hülle des Reichs unterstülzt zu werden . aber weder hei dem Regiment noch hei den Ständen konnten sie das erreichen, viel- mehr war noch zu Anfang Februar 1523 die Rede davon, Sickingen zu gütlichem Verhör kommen zu lassen. Am 7. Februar konnte Frowin von Hutten aus Nürnberg an Sickingen berichten, die mit grossem Fleiss hei den Ständen gegen ihn nachgesuchte Hilfe sei noch nicht bewilligt. Am . 2Januar meldete der Frankfurter Abgeordnete, der Bischof von Würzburg habe gebeten, von Nürnberg abreiten zu dürfen, da die meisten seiner Aintleute ihm aufgeschrieben, um seines Er- achtens Franzen zuzuziehen der Bischof befürchte einen Ueberfall Sickingens. An demselben Tage ward die Werbung der Räthe der drei Fürsten am Reichsregiment. und Reichstag vorgetragen, aber ohne Erfolg, und Tags darauf (las ewig denkwürdige Gutachten, welches die Vollziehung des gegen Luilier ergangenen Edict.s ablehnte, den Ständen übergeben. Was man von Karl V erwartet hatte, dass er sich an die Spil.ze der nationalen Bewegung stellen werde, das tiiat das Regiment nun wirklich. Die am 8. Februar dein päpstlichen Nuntius ertheilte Antwort ging am 6. März als kaiser.I. Edict aus. Nun erschien es wichtig, dass Siekingen sich gegen die Angriffe behauptete, die sich gegen ihn vorbereiteten. An die Erhaltung des Ritters, der so oft den Land frieden gebrochen, knüpfte sich jetzt, nachdem er geächtet war, ein Interesse der ]ieichsordnuug. Sickingen selbst war unbesorgt. Er zweifelte nicht, sieh in der Feste Landstuhl

• 41 Die auf Strassburg hezüghclieu Aktenstücke: Polit. Correspondens Nr. 102-112. - LXIX - wenigstens ein Vierteljahr haften zu können ; seinen Verbündeten weide Zeit bleiben, ihn zu entsetzen. Der Kurfürst von der Pfalz hatte den 15. Januar den Rath der Stadt Strassburg aufgefordert, einen seiner Bürger, der, wie er höre, mit etlichen Kriegsknechten Sickingen zugezogen sei, oder andere etwa bei Sickingen anwesende Strassburger Tinterthanen sofort. zurückzurufen und gegen die Güter derselben so zu verfahren, dass man -daraus des Bathes Missfalten spüren könne auch andern Haupt- leuten, deren etliche in Strassburg liegen sollten, mehl zu gestalten, Knechte anzuwerben. Am 15. März bat er nun, seinen, Hauptmann Hans von Bruchsal Werbung im Gebiet der Stadt zu erlauben und auch sonst. demselben zur Vollendung seines Befehls allen möglichen Vorschub zu thun. Den folgenden Tag theilte Sickingen dci Sladt, mit, er wolle den am 22. März in Speier versammelten Stiidtebol- scha:ften seiner «Handlung und Sachen Bericht und Anzeig thun» 42• Im April drohte der Erzbischof von Trier- den Strassburger und Augsburger Gesellschaften für die Niederlande, gegen sie nach den Bestimmungen des Landfriedens verfahren zu wollen, wenn sie sich mit Sickingen als einem Aechtcr in Geldgeschäfte einlieSsen. Aber Strassburg besass das Privileg, den in der Reichsacht befindlichen Schutz zu gewähren, ein Privileg, das noch im Jahre 1.521 mit, den andern glücklich wieder bestätigt worden war".

42 lolit. Correspondenz Nr.113, 115 u. 116. 43 Ulmanit, S. 339. 44 Den 26, Januar tlteilten der Altstettmeister Hans Bock und der Alt- am,neister Conrad von D,rntzenheim von Worms aus dem Rathe mit, dass sie die Verehrungen nach Befehl des Raths vertheilt und von den 13e- selrenLten die besten Zusagen hinsichtlich ihrer Geneigtheit, für das Wohl der Stadt zu wirken, erhalten. Mit Nieolaus Ziegler sind sie betreffs Cnn- firmation der Stadtfreiheiten dahin übereingekommen, dass jede Friliit besunder mit cmi sundern Brief und Siegel »-ausgestellt werden soll. Zieglei bitte in Betreff seiner Untert,l,nnen zu Barr um die Begünstigung, dass der Rath ihnen nicht gestatte, nach Strassburg zu ziehen und dort das Bürgerrecht zu erwerben, während sie ihre Güter nach wie vor zu Barr haueten. Am 29. Januar sind die Strassburger Abgeordneten zwar guter Hoffnung, die Confirmation der Freiheiten zu erlangen, bitten aber. bei Gelegenheit ei, Fuder Wein per Schiff herabzusenden • dann als uns be- danken will, so werden wir sie bedürfen.» Am 14. Februar bestätigen sie den Empfang von drei Fass Wein umd theilen mit, dass etliche der Frei- heiten schon in der Kanzlei Villingers ausgeschrieben seien. Die welche das Conservatorium (die Anweisung au (las 1-!ofgeri(;iit zu Bottwil, die Stadt Strassburg hei ihren Privilegien zu schützen) u n d auch die A echt er zu enthalten„ betreffen, sind ([ein Villingers übergeben. Ziegler zeigt guten Willen. Am 19. Februar heisst es « Die nächsten ge- - LXX -

Am 30. April begann die Beschiesung von Landstuhl. Sickiiigen hatte nur seinenj üngsl.en Sohn Fianz Konrad hei sieh, -da Schwicker seinen Posten in Sleinkaflenfels behauptete und der miii- leie in Gefangenschaft lag. Bald schickte er Franz Konrad in Be- gleitung Schlörs mit, den wichtigsten Papieren fort. Am 7. Mai

inelten zwo Frihiten sind noch nit usgeschrieben dann wir sind beide bi dein Sehriber gesia, der sagt, wall sie gar usgeschriebeu, so wel everheifen, (lass ganz bald underzeichnet und gefertiget werdent....Der Gescliriften sind vii. wir hoffen, ob Gott will, je, wir «client.., die Frihiten in Kurzem usbringen und vertruwent dem Ziegler, alles Guten.. Rathen letzterm, die von ihm bestellten Fische im Werthe voll Gulden zu schenken, das Geld werde gut angewandt sein. Am 1. März lautet die Meldung: Die Frei- heiten sind alle ausgeschrieben und auf Dato von Erzbischof von Mainz un- terzeichnet; hoffen; dass auch der Kaiser sie bald unterzeichnet und. daisach versiegelt. Am 0. März melden die Strassburger, der Grosshofmeister des Kaisers lasse den Rath angehen, die kaiserliche Tafel zu dem am 12. statt- findenden Blinket gegen Bezahlung mit Fischen zu versorgen und fügen hinzu: c Die Freiheiten sind von K. M. und sunst auch verzeicht; werde!]. • ob Gott will, bald , versiegelt werden:» In einem Zettel melden sie die Ankunft von Fischen: Raben wir geihon Herrn Niclaus Ziegler vorab inhalt euers Schrihens; und tianoch dem Villinger 200 Selmeling mid 200 Nunögen und jedem 10 FofeileiL» Dem Rath, der aal 6. auf Beschleu- nigung in Ausfertigung der Freiheiten gedrängt hatte, konnte am 10. be- richtet werden, dass an den Freiheiten mir noch das roth Wachs fehle. • Man habe in der Kanzlei die Vidimus der- Freiheiten oder beglaubigte Ab- schriften davon begehrt. Am 13. März endlich sind die, -Confirinationen der Stadtfreiheiten in den Bänden dci Gesandten. Ziegler hat Wort gehalten. Fragen au, oh man ihm mehrer Vetohrung thun wolle, da man ihm zum Oeftern zugesagt habe, ihan wolle es um- ihn freundlich verdienen. Villingors Schreiber hat die 14 Urkunden geschrieben, Etwasmüsse)] noch die « Knechte erholte„welche die Gesandten bei dein Ziegler und • sonst stetig gefördert haben; denn € man het uns etwan furgelassen, - so gross Herren haben müssen warten, die vor uns do sint gesin.» Bitten. nachdem sie die Confirmation der Freiheiten ausgebracht, um Ablösung durch andere Gesandte. Am 16März theilen sie mit, dass sie die noch im Besitz des Fischers befindlichen 1200 Selmling an den Pfalzgrafen, den Bischof von Strassburg, an ..‚ Dootor, Caspar Marl, Nicolaus Ziegler und Jacob Spiegel verschenkt, da es ihnen unpassend erschienen ist, dass der Fischer dieselben in Worms verkaufe. Am 21. März bitten sie um Antwort - auf ihre friihere Anfrage, ob sie Zieglern noch eine Verehrung thun sollen, und am 24. erklären sie, dein Befehl ‚des Baths gemäss mit der Schenk. gegen Refrn Niclaus Ziegler thun zu vollen, inzwischen war ihnen wieder Wein zugesandt worden. Diesen Einblick in das Treiben der kaiserlichen Kanzlei und die nur auf die Bestätigung ihrer Freiheiten geri chtete Politik der Stadt Strass- burg gewährt die Polit. Correspondenz Nr. 63-73. -- LXXI -

Mittags war der Bitter to llt, Deutschland, wie der römische Klerus jubelte, von dem Afterkaiser befreit. ])ein Kurfürsten von Trier, der na seinem Sterbelager gestanden, sandte Papst 1-Jadrian einen Glückwunsch. Das deutsche Volk aber hielt treu an seinem Sickingen fest. Der «Dialogus der Rede und Gespräch, so Franciscus von Sickingen voi des Himmels Pforten mit Sant Peter und dein Sant Jürgen gehalten, zuvor und ehedann er eingelassen ist worden», lässt den Bitter sich bei Sant. Peter anmelden mit den Worten «ich bin Franzisbus von Sickingen, ein verordneter Vollzieher der Gerechtigkeit.>) Und als Sant Jörg dann später bemerkt: «Franz, mir ist angezeigt. deinör Begehr etliclis ausständigs Solds und anders, so du forderst, das will ich vernehmen und dir ferner darauf Bescheid geben», erklärt Franz: «Ich hab nu etlich Jahr mit Vollziehung der. Gerechtigkeit auf gut Vertrauen dient, wiewohl ohn bestimmten Sold, und wa ich darzu tauglich, auch Gottes Will gewesst, so wollt ich gern noch läner das Best gel.hon haben.» Jörg : «Wer hat dich darzu bestellt oder dir solichs auszurichten befohlen?» Franz :. « Mir ist ein geschriftlicher-Befehl zukommen, durch ein armen Mann überantwort, unter, anderm inhaltend was ich ihm oder einem andern gleich dein allerwenigsten meinem Nebenehristen brüderliche Lieb erzeig, das wöll Gott ihn selbst geschehen ihm zurechpcn und auch mit Belohnung vergleichen das hab ich zu Herzen genommen und ihm zu der Gerechtigkeit erholfen, fürter auch andern mehr, wa die an mich gelangt seind » Jörg: «Wie hasta ihm zu der Gerechtigkeit verholfen?» Franz: «Ich hab die, voll die Armen aus Pracht, Hof- fart, Neid, Eigennutz und mit dem Bann gewaltigt seind, gütlich ersucht, die Armen nicht zu unterdrücken. So das geschehen, bin ich wol zufrieden gewesen. Hat es aber nit sein wöllen, hab ich sie mit. Heereskraft überzogen, so viel gethon und gehandelt, dass dem Armen gleichs widerfahren ist. » und Jörg : dcSoliehs ist nit dein, sond. d Fünig, Fürsten andern weltlichen Oherkeit und Gewalt befohlen worden denselben steht zu • das Schwert zu brauchen der Gerechtigkeit..» Franz: «Sie habenands zeschaffen. » Da nun die Rede auf die Fürsten und Prälaten kommt, sagt Franz: dc. So ein Armer mit eim Fürsten oder geistlichen gewal- ll tigen Herrn zu handeln hat, der wird vo gewaltig veijagt oder das sein genommen, er ruf und schrei uni Redit. viel Jahr, und wann es ihm galiz wohl geht, dass er zu Verhör kommt., so erheut man ihih (las Recht. So soll er erst darnach nmb das Sein vor den- - - l.xxtJ -

selben Fürsten, seines Widersachers und Gegentheils Suppenfressern und Ja-Herren ein Austrag des Rechten annehmen ... Jörg: &Was t.!iut dann (las Regiment dazu, das vorn Kaiser und allen Ständen geordnet und besetzt ist?» Franz - «Die seind jetzt zu Ess]ingen, so viel da seind ; die leben in Frieden, essen zu Morgen grünen Imber und trinken süssen Wein, Nachmittag macht man ein Ausschuss... Etlich Herren und sonderlich die ältesten und geschicktesten, und was mit der Feder umgeht, (Im werden verordnet mit Mandaten -.. Die ander Partei sitzt illier tue Supplication der Arisen und schicken dieselben an das Kammer- gericht, auf dass sie clest minder beschwert seind... » - Jörg :. < Wfts ist das Kammergericht?» Franz : «Es ist ein solch Ding wer von dein Untergericht als dein erlediget ist, der kommt erst in die Hell gar mit einander. Denn ich mein wahrlich, dass kein Seel in der Hell von den Teufeln harter geplagt.. inüg weiden, dann wann ein Armer dein Proctuator, Advokaten und demselben rostigen Haufen zu Theil wird; dann da seind so viel Action, Except.ion, Replict, Duplict, Tripliet, Quadri - plict, Ditation, peremptoriales, feme- in novis, prefaxis und ordinariis, also dass kein Entledigung ist.: es muss Blut und Fleisch alles ver- zehrt werden. Kommt unter Hunderten Einer ,zum Enduriheil, so muss er die ExecuUon und Vollstreckungen bei der von Ochsenstein Küchenmeister suchen. Der was so gewaltig, so er Einem ein Supp schuf, so warf man ihn die • Stiegen ab. Aus solichem - Mangel der Gerechtigkeit folgt wa eins armen Manns Vermögen mit ist, diesem langen und unausträglichen Pracht auszuwarten, dass er ihm für- nimmt ein Fehde. . . » 45

Die Sickingenschen Burgen wurden ei-obeit und grossentheils niedergebrannt ; Nei.ienburg zuerst., . dann die Ganerbenschlökser Draehenfels, Hohenhurg und- Lülzelburg ; Thann geschont, weil der Bischof von Speier als Lehnsherr Einspruch erhob. Am 25. Mai trafen die Fürsten vor der Ehernburg zusammen. Am 2. Juni "ersuchte Ferdinand zu Gunsten der Sickingenschen Kinder zu interveniren. Er liess für seine Rätbe eine instruction behufs Verhandlung mit dein entwerfen, in der es heiss!: «Anihuglich seiner Lieb unser Lieb und sondern Freundschaft zu sagen und nachmals seiner Lieb za erzählen : nachdem Franziscns von Siekingen durch Schickung odei Verhänguiss des Allnmäclitigen die Schuld seiner Natur bezahlt und Gott die Strafe, so ui an seinem

45 Manch JI, S. 321 ff, - LXXI[l -

Leib, Leben und Gutjüt\gstlich erlitten, vielleicht von seiner Ver- wirkung wegen über ihn ergehn lassen, nu werden wir witer berichi, (lass gemelter Pfalzgraf und siner Lieb tnilverwandten Kriegsfürsten an des Franzen Tod und dem zugefügten Schaden, der ihm und seinen Söhnen durch die dry Fürsten mit. Eroberung etlicher Schlösser begegnet, nit ersättigt, sonder Hans von Sickingen auch der dryer Fürsten CeCangäner ist und fanglichen gehalten würde, auch ihr Lieb in emsiger Uebung stehen sollen, das Schloss Ebeihurg und die übrigen der Jungen von Sickingen Güler auch zu erobern und einzunehmen. Nu bedenken wir genannten Franzen von Sickingen getreu, nutzlich und aufrichlig Dienst, die er K. M. und dein Oesterreich offinalen gethan, die auch dein Oesterreich wol erschossen sin, auch in Ansehung, dass Franz siue Sün und Kinder uns befohlen, deshalhen wir zu den Jungen von Sickingen mit Gnaden bewegt seien ... und dieweil dann der Alt von Sickingen für sich seibs und ohne Zwifcl wenig mit Rat, Willen und Wissen siner Süne gehandelt, also dass sie an ihres Vattern Handlung wenig Schuld tragen, ... und sie unschuldiglich verderbt und ver- fliehen worden, dess gedachter uns Oheim in sineni fürstlichen erheben Gemüt bass der Notdur.fl. nach zu bedenken was, demnach soll unser Gesandter an sin Liebnil Fleiss begehren und fründlich bitten, dass sein Lieb für sich selbs solch heflig Fürnehmen nu fürhaser abstehn, auch sich gegen den g enantcn Jungen von Sickingen fürstlich und mit Gnaden halte und bewise, und sich an ihres Vnl.tern be- gangen Strafe, die unsers Achtens genugsam, bewegen lasse, und dib andern zvcn ihr Lieb mitvcrwandl Kriegsfürsten zu derglichen Cüligkeit bewegen und vermögen, also dass gegen die Jungen von Sickingen nichts wyter thilliches geübt, sondern die Gietigkeit, Gnad. und Sanftmüthigkeit, die by so Irefihnlichen adeligen Fürsten alzeit statthaben sollen, hei ihren Liehen all diyen hierin aus oberzäll.cn Ursachen und uns zu sonden» fründlichen Gefallen augenscltinlich gesehn werde. Des wollen wir üns zu seiner Lieb und den andern zweien Fürsten fründlich und ungezwifelt versehen und in dergleichen Fall wiederumb dienstlich heschulden.» 4G Aber die humane Absieht Ferdinands ward in der widerwärtigsten Weise vereitelt. Mit Sickingens Tod war ein grosser Umschwung aller Verhält- nisse eingeleitet. Schrieb der Freiburger Professor Zasiu.s mit äusserster Kühle an seinen Freund Amerbach nach Avignon: «dass Franz Von Sickingen, vor dem die Welt zitterte, durch einen merkwürdigen Bombardenschuss getödlet worden ist, wirst Du erfahren haben», so liessen Luthers Anhänger den Muth sinken, während die Papisten

46 Mitnch II, 5. 274 ff. - LXXIV - aufjubelten. «Ich kann Dir nicht sagen», schrieb ]3uc& am 9. Juhi an Zwingli, «wie sehr durch den Fall dieses einzigen Mannes die papistischen Ungettiüme wieder ihre Hörner erheben.)) Zunächst musste das Regiment, dem ein Schwarzenberg angehörte; weichen. Es hatte den Frevel begangen, Frowin von Hutten in den Besitz seiner Güter wieder einsetzen zu wollen. Dann ward (las Kammergericht einer Reinigung unterzogen. Während Zasius, der den scheidenden an einem Fasitage mit einem Huhn heirthet hatte, zwar zur Rechenschaft gezogen ) aber deshalb absol- vii ward, weil Erasmus Seil lange durch den Papst von den Faslen- geboten dispensirt sei 7, ward Dr. Kreul.ner, Assessor für den frän- kischen Kreis, seines Amimtös entlassen, weil er an einem Fasttage Fleisch gegessen, ohne Rücksicht darauf, dass er noch einen Blick- stand von mehr als 1000 Gulden zu fordern hatte48. Für Sickingens Kinder traten der Bischof von Speier und Herzog Hans von Simmern als Frirspreclier auf. Die Fürsten waren zu einem Abkommen bereit, wenn die Ebernburg mit Waffen und Pulver über- gehen werde; dann sollten die Kinder die fahrende Habe behalten. Als dieser Vorschlag ahgelehntwordeu, ward das Schloss beschossen und nach der Kapitulation die ganze kostbare Beute getheilt. Nur die Gewänder und Kleinodien wurden den Frauen gelassen. Am 5. Juni unterwarfen sich auch Baumeister und Gemeinen von Stein- kalten fels. Noch im Lager vor. Ehernhnrg ward die Tlmeilung der Schlösser. vorgenommen der Landgraf erhielt alles auf der rechten, der Pfalz- graf und der, Erzhisöhof alles auf der linken Seite des Rheins. Zur Behauptung dieser Eroberungen schlossen sie einen Schutz- und Trutzbund. Unter der Aufsicht. des Pfalzgrafen ward die lhernbuig geschleift. .- Selbst, gegen die Frauen der Sickingenschen Familie gingen die Fürsten mit unglaublicher Härte vor. Sickingen selbst halte in seinem Schreiben an die deutschen Städte 1523 vor Sonntag haare vorgestellt, dass jene selbst zwei edlen Frauen, Barbara von Braun- berg, seiner verwittweteu Schwester und Adam von HonsIeis .Wjttwe,. ihr Schloss !s{erxheim eingenommen, geplündert und das daran liegende Dorf, welöhes ]leidenWitt.wen zustehe, verbrannt, die Armen daselbst aus der lVittwän Pflicht gedrunge, alles wider fräulich Freiheit., des heiligen Reichs Ordnngu und aufgerichteten Landfrieden ‚ auch unangesehen, dass die hemellen Wittwen mit seiner Fehd gar nichts zu thun oder zu schaffen halten. Ehen so

47 Stintzing Zasius 5, 245. 48 flanke 11, S. 95. - LXXV - grausam verfuhr man nach seinem Teile mit zwei Schwestern Schweikarts und dessen Ehefrau. Sickingen hatte seinen Töch- tern Margatet.ha und Ottilie und der Schwiegertochter die Neuenburg angewiesen. Als die Burg genommen war, wurden die Frauen «spüttlich weggewiesen.» Und als Margaet.ha später ihren Gatten von C!ee durch .dei Tod verlor, entzog der Erzbischof der Wittwe die 200 Gulden Jährlicher Zinsen, die sie auf seinem Stift. halle. Nicht glimpflicher wurden die weiblichen Angehödgen der Sickingenschen Bundesgenossen behandelt. Auf dein Tag zu Heidel- berg war auch Simon von Kronberg, Domherr zu Mainz, von wegen seines Vaters und als Vormund seiner Bruderskinder erschienen und machte geltend, dass Anna Hartmanns und Veronika Philipp von Kronbergs Tochter etliche Güter, Zins und Gerät], die ihnen zu Kronberg und im Amt: Epslein von ihrer väterlichen Erbschaft zuständen, nicht minder Klara von Helinstudt, Johann von .Kronbergs Wittwe, ihr Widem samt etlich andern liegenden und fahrenden Güterb genommen worden 49 . - - Johann Hilchens Töchterlein aber liess sich später zu Lorch ver- nehmen, (,sein Vater hab ihr alle sein Güter durch ein Donation ei-stlich vor Schnllheiss und Gericht zu Lorch und darnach vor der ganzen Landschaft des Ripgaues übergeben» und erbot sich dem- nach gegen alle, «so der Güter halb Forderung an sie zu haben vermeinten, zu Recht für R. K. Majestät; ihrer Majestät StaLl.- haller und Regiment, auch Kammergericht im Reich und für ihren gnädigsten Herrn und Landesfürsten 50.» - Selbst der treue Schlör ward ins feindliche Lager hinüber- gezogen. Wie sich aus einer Fürbitte der Grafen Fürstenberg für ihn ergiebt, war er durch die Ungnade des Pfalzgrafen von seinen Kindern getrennt und ihm das Seine enizogen. Schliesslich ward •er gegen das Versprechen, den Erben und Angehörigen Sickingens nicht ferner dienen zu wollen, in pfälzische Dienste genommen. • Er seinerseits bedang sich aus, nicht gegen SickingensKinder und Verwandte er- sendet zu werden. -

Sickingens •Naehkommenschaft war ökonomisch vernichtet. Die ganze Zukunft des Geschlechts ruhte auf Schweikait, der sich seiner verantwortlichen Stellung wohl bewusst war. Schlör hatte in seinem vor der Trierische« Fehdd eingereichten Gutachten vorgeschlagen; Hohenburg und Nanstuhl Sc-hwickern zu

49 Müncl III, .57. 50 Müncl JI, 265. LXXVI

übergeben, ((also dass derselb sich des Kriegs mit nichte kommerte, sondern der Pfalz Diener bleibe.» Aber nun hatte Schwicker an dem Kriege aufs lebhafteste theilgenommen, nachdem er das Dienstver- hältniss zur Püdz aufgekündigt. Zunächst fand er in Hechingen eine Zuflucht. Seine Versuche, vorn Elsass aus den Widerstand fortzuselzen, wurden vereitelt. Strassburg, dessen Hülfe der sterbende Franz so bitter vermisst haue, blieb ihm geneigt und gestattete ihm freien Verkehr in der Stadt, während er die Unterl.hanen des Kurfürsten von »er Pfalz belästigte, worüber letzterer sich im Juni 1523 bei dem Rath beschwerte. Ausser Schweikart war auch Hans bei der Belagerung von Trier gewesen, ja er hatte das eroberte St. Wendel vertheidigt und später den Versuch gemacht, die pfälzische Veste Lützelstein einzu- nehmen, um schliesslich der Pfalz Gefangener zu weiden. Der jüngste Sohn Franz Konrad endlich, der unter Schlörs Be- gleitung die wichtigsten Papiere aus Landstuhl gerettet hatte, fand hei dem Erzbischof von 13esanon Aufnahme. Die drei Sehwestern waren hei Angehörigen verthei]t. Alle diese Kinder hatten, wie die Flersheimer Chronik sagt, ((weder Heller noch Pfennig.» 51 Schwicker und 1-lans wurden von den drei feindlichen Fürsten im scharfen Gegensatz zu Ferdinand nicht als im ganzen unschuldige Kinder, sondern selbst als Friedbrecher betrachtet. Auch der Erz- bischof von Mainz musste, als er 4522 Sonntag nach Gai]i zu Frank- furt die abgenöl.higle Verschreibung ausstellte, sie als «des heiligen Reichs Friedhreeher» bezeichnen, denen er keine Hülfe zu ]heil werden lassen wolle 52 Ja der Pfalzgraf trug kein Bedenken, in einem an den Erzherzog gerichteten Schreiben vom 20Juni 1524 Schweikart neben andern des Reichs Aechler zu nennen 53. Aber auch der Erzbischof von Trier hliel, nicht zurück. Schon den 30. Juni ertheilte er einem Bevollmächtigten eine Instruktion, wegen der Sickingenschen Fehde beim Kaiser einen Schadensanspruch von 300 000 Gulden anzumelden, desgleichen. mitzutheilen, dass er «durch die Gnad des gütigen allmächtigen Gottes Franzen selbs persönlich und sein Häuser Neust.uhl, Homburg und Ebernburg mit. Gewalt erobert, die zu uns und dem .Kurfürstenthum Trier gebracht... alles zu Gehorsam kaiserl. Majestät....» Am 10. Juni richtete er selbst in lateinischer Sprache eine Vorstellung an - den Kaiser, in welcher er den Anspruch erhob, vor allein aus den 40000 Gulden cntschädigt zu werden, welche Franz von Sickingen zu fordern

a. a. 0. S. 90. 52 Mäncb II, 236. Notizenblatt II, 115. - LXXVII - hatte. Ungefähr um dieselbe Zeit schrieb Schweikart von Sickingen an den Rath der Stadt Strassburg. Er wisse wohl, dass der Rath seinem Vater Franz 8000 Gulden vorgestreckt habe, die noch nicht bezahlt seien. Der Rath möge in Anbetracht. der Lage, in die er und seine Brüder durch deS Vaters Tod gekommen seien, noch mit der Bezahlung Geduld haben. Sie wollten allen möglichen Fleiss ankebren, ihren Verpflichtungen nachzukommen 55. War so der Erzbischof nicht gesonnen, von seiner starren Hal- tung auch nur das Geringste aufzugeben, so schonte auch Sch\vei- kart seine Unterthanen nicht. Franz hatte einige Trierische Unter- Uanen ZU St. Wendel und anderswo niedergeworfen; dann aber gegen das Versprechen, sich unter gewisscn Bedingungen wieder bei ihm oder seinen Erben zu stellen, losgegehen. Natürlich hatten sie zugesagt, eine bestimmte Schatzung zu zahlen. Als sie aber weder zahlten noch sich stellten, mahnte Schweikart sie, ihren Verbindlichkeiten nachzukommen, und da (las nicht half, liess er den Wortbruch nicht ungenimdet. Als später dem Erzbisdiof Vergleichsvorschläge gemacht wurden, wies er dieselben ab, weil Schweikart «seiner Amtsleut einen angegriffen und ihm sein Haus, in dem er seine Wohnung gehabt, in Grund abgebrannt» habe. Der Bischof von Speier arbeitete unausgesetzt an einem Ausgleich. Die Flerflieimer Chronik erzählt: «Der Bischof liess nit nach, erlanget zuletzt, dass ihm gegennet ward, ein gütlichen Tag fürzu- nehmen ; der ward gen Basel gesetzt, von allen Theilen besucht und sonderlich treffentlich von wegen der Freundschaft deren von Sickingen. Aber die Kriegs-Kwfürsten und Fürsten wollten nichts thun. Zuletzt ward fürgeschlagen, dass denen von Sickingen 4000 Gulden vor alle -Forderung werden und dass Trier und Speie r, Erzbischof und Bischof, Franz Konrad mit Pfründen versehen sollten, damit er auch ein Auskommens hett. Dieser Fürschlag .betrübt die Freundschaft dero von Sickingen hoch.» «Indem starb Schwickern sein Hausfrau zu Basel und ward ein ander Tag ... gen Speier angesetzt. Den liessen die Chur- und Kriegsfürsten, desgleichen deren von Sickingen Freundschaft ganz trelTentlich besuchen.» Aber obgleich man sieh bis an den 8. Tag. besprach, musste man schliesslich unver(ragen abscheiden. 1525den 1.7. Februar erfahren wir, dass Hartmann von ICron- berg und andere Freunde Schweikarts mit Erzherzog Ferdinand der kaiserlichen Schuld halt) in Unterhandlung standen 5.

4 Günther a, a. 0.. S. 217 f. Anmerkung zu Ni. 86, 55 Polit. Correspondonz Nr. 119. M •\g]. unten TU Cantiuur.uln,s Gutachten. LzXVIII -

Als der Bauernkrieg ausbrach, zog Schweikart Ulrich von Würtemberg zu ‚. während, wie unsere Chronik erzählt, Hans «gesucht ward von etlichen Haufen der Bauern, dass er ihr Haupt- mann volt werden. Sie wüssten, dass seinem Vatter und ihih Un- recht geschehen wäre; sie wollten ihm zu allem dem Seinen helfen und grösser machen, denn er je gewesen wäre. Aber Hans entschlug- sieh ihrer und ritt stracks dem Bund zu.» Am 1.3. November mahnten Schweikart und Hans den Mark- grafen Albrecht um Zahlung gewisser Rückstände: «Dann E. F. G. wol wissent ist, wie und welcher mass uns grosse beschwerliche Zufall zu Hunden gestanden sein mit Ver]ierung unsers lieben Vatt.ers seligen Leibs und Guts, auch mein,. Hansen, Gefängriuss und grosse Schulden. Solichs alles unangesehen haben wir in Bedenknng der Beschwerung, so E: F. G auch zugestanden, auf obgerne]te Bezah- hing fit trengen, sondern uns lieber damit leiden wollen, bis E. C. G. Sadlf zu Besserung gericht. So nun der allmächtig Gott E. F. G. zu glücklichem christlichen Stand. geholfen, clai-innen Gott der allmächtig E. F. G. mit Gnaddn erhalten wolle, so ist an E. F. G. miser un- tertlifinig bitten, E. F. G. wollen angesehenunser: hochobliegende Nothdurft uns solche tausend Gulden gnädiglicli und aufs füiderlic1ist entrichten und dieselben gen Nürnberg oder Augsburg erlegen».. •51 In demselben Jahre ward durch Vermittlung des Königs Ferdinand ein Abkommen wegen Neuenburg dahin getroffen, dass die Sickingen dafür an Haupt-summa und Interesse 26000 Gulden erhielten. Nachdem im folgenden Jahre der Erzbischof die Stellung in der Opposition, die er bisher behauptet, aufgegeben und vom Kaiser und seinem Bruder eine Pension von 6000 Gulden angenommen halte°, kam die Sickingensche Angelegenheit auf dem Reichstag zu Speier noch- mals zur Sprache. «Königl. Majestät eigner Person • hielt, auf das gnädigst und mit höchstem Ernst um]) ein Vertrag mil. den Sickiugen hei den Chur- und Kriegsfürsten emsiglich an und begehrt, die Sach ihr zu ergeben,» aber obschon der König sein Begehren mehr- mais wiederholte,n die Fürsten, dieschluge sich Anfangs eineBe- denkzeit ausgebcten, zuletzt dasselbe ganz ab. Während dann der Kurfürst sich 1528 zu den hei der Eroberung von Ehernburg gewon- nenen Kanonen eine gewaltige neue, den «Vogel Greiff» giessen liess und 4529 der König sich gegen die Türken rastete und neben Johann 1-lilchen von Lorch auch Hans von Sickingen zum 1-Iaupt- mann bestellte 9, wiederholten sich die Vergleichsverhandlungen auf dein Reichstag, aber immer umsonst.. 57 Münch II, S. 128, bS Ranke 11, S. 247 f. 59 Vgl. Polit.. Correspondenz Nr. )(iß. LXXIX -

Auch der Tod des Erzbischofs Beinhart verbesserte zunächst die Aussichten nicht. Der am 27. März 1531 zu seinem Nachfolger gewäbhe frühere Domprobst, Johann von Wegenhausen, «erhol sich viel, aber das ward keine endliche Antwort.» Wie Reinhart erklärt halte, es stünde nil allein an ihm, so schob auch Johann die ,-ach auf die andern Fürsten. 4539 trat insofern eine. Wendung zum Bessern ein, «als des Landgrafen von Hessen Gemüt gemildert» ward. Derselbe zeigte sich zu einem Vertrag mit Hartmann von Kronberg geneigt, «das daniT ein guter Anfang». Bei diesem Ausgleichsversuch war auch Bucer betheiligt, der sich den 28. Mai veranlasst sah, an den Landgrafen ein Dankschreiben zu richten, worauf er aber Mittwoch nach St.-Johannis folgende abweisende Antwort erhielt. «Die Siekinger und Euer uns derowegen get,hane Danksagungen -betreffend, ist solche Danksagung gegen uns oha Not, dann wir alwge des mitten Gemüts gewesen und noch, mehr Gnade denn Strengheit zu gebrauchen, wann wir sehen, dass es angewendt und nit weiter Besorgung vo nöten wär. Wir sind auch, gegen den Sickingern noch des Gemüts, wie wir Euch ge- schrieben, und dass dieseib Sach itzo zu Worms nil ist exequii-t, das ist unser Schult - nil ‚ sondern des eilenden Ufbruchs da- selbst. Wir besorgen aber, dass die Sickingen noch nit geringen Muih und Stolz in ihnen haben..» Nach demselben Brief hatte Hans von Sickingen gegen Bucer die Rede gethan « es sei itzo die Zeit nicht, gegen die Fürsten züi handeln»; id est so argu- mentirte nun der Landgraf: « es fehlet am Willen nit, sondern an dem Vermögen und Gelegenheit cD.» Die Stimmung liess also auf beiden Seiten noch immer viel zu wünschen übrig. Als imJahr 1540 König Ferdinand mit den beiden Kurfürsten von Trier und Pfalz in Ha- genau zusammen traf, da ward abermals um Vertrag angehalten, «aber. dieweil dci- Landgraf rut da, ward dies uf ihn geschoben.» Nachdem aber in demselben Jahr ein neuer Erzbischof zu Triel- erwählt worden, ward unter diesem ((je längei je mehr Hoffnung des Vertrags gewonnen.» So konnte endlich auf dein Reichstage zu Speier 1541-2 - an eine definitive Beilegung des Streites gedacht werden. Durch eine Reihe von Verträgen vom 24. April, iif Jacobi aposioli erhielten die Sickingenschen Söhne «alle ihre aheroberten Häuser wieder zu- gestellt»4544 den 30. März gex-ährten die Gebrüder von Sickingen dein Kurfürsten von Trier die Oeffnung auf ihren Schlössern Ebernburg, Nanstuhl und Hohenburg im Wasgau und auf Sonntag Cantate, dem Pfalzgrafen die Eröffnung auf Landstuhl, wogegen die Kurfürsten von Trier und Pfalz den Gebrüdern gestatteteii, ruhe-

f,0 Mönch ITT, 5. 100 f. - LXNX -

,schadet der Erböffnung Veränderungen auf ihren Schlössern vor-zu- betonen 61. Sickingens Genosse Fro\vin von - Butter. , der trierische Hof- meister, hatte gegen den Landgrafen bei:ni Reicbsregirnent eine Klage auf Restitution seiner Güter anhängig gemacht, die er den Winter 1523 auf 24 in Nürnberg selbst mit allein Nachdruck betrieb. Am 9. Juni ward denn auch, nachdem die Meinungen der angesehensten Mitglieder des Kammergerichts vernommen worden waren, der Ent- scheid gefühl., der Landgraf habe den Besitz zu restituiren, vorbe- haltlich des Pelitoriurns t2. Aber dieses Unheil erregl.e die ganze Wnth der drei verbündeten Fürsten und ward nun als Sturmbock gegen das verliasste Regiment gebraucht. Da die Fürsleii dem Urtheil nachzukommen sich weigerten ‚ so trug Hallen auf Verhängung der Acht gegen sie an ; ein neuer ]3ürgerkrieg stand in Aussicht, da Vermittlungsversuche keinen Erfolg hatten. Das Regiment, so er- klärte. 1424 den 1 Februar in ihrem Namen Dr. Venningen 63, sei gegen Sickingens revolutionäre tjmtriebe nicht ernstlich genug aufge- treten und habe dessen Anhänger in Schutz genommen. Auch Frowin von Hatten sei in der Acht. Und zu dessen Gunsten habe das Regiment eigenmächtig, mit Umgehung des Kaminörgerichts, ein Urtheil gefällt".

61 Die Urkunden bei Manch II, S. 280 ff. 02 So ist ohne Zweifel das von Ulmann, 5. 396 nicht, recht verstandenä Uitheil aufzufassen. Es ist doch der Kanzler des Kurfürsten von der Pfalz, Dr. Florenz von Neinringen? In der Instruktion, welche der kaiserliche Gesandte J. Ilannart am 26. April für M. Gilles all den Kaiser entwarf, heisst es Lesditei personhies du regiment ont acquiz grand odio et hayue de messieurs de Treves et palatin electeurs et du laut.grave Je Hessen a enusc dune sentence inx eulx rendue conti-e iceulx princes. et 011 faveur de F.revin van Hatten, le- qnel lesdits trois princes prctendent avnir este des adherens de Francisque de Sekinghen, et a cesto occasion incourn le bau imperial. Et a cc moien iceulx princes liii ont prins ses hiens et- chasteaux. EL lesdits du regiment par leurdite sentence ont dec]aire leiht Hütten debuoir estre restitue a scsdits l,iens. EL pair cc quo iccidx punces ne veullent obeyr a ceste sen- tence, ledit ilutteu poursnyt, quils seient declairez au bau da lempire ensuynant lei ordounanccs et sI,atuz dicellny et lordre dudit regiment. EL si cc bau se declaroit cohhtre lesdits princes, grosses guerres Seil esrnou- veroient. EL pour appaiser cc differend Ion a Lache de vouloir appoint.e! es parlies mais on ny a Seen parvenir, et y a apparence que grosse discention et cunre de falL sen ensienra entre icelles parties. - Linz, Cor- respondenz des Kaisers Karl V. Erstei Band S. 122. III. Cantfunculas Gutachtern

Die Verhältnisse heim Tode Sickingens Sind dargelegt.: seine Kinder, Töchter wie Söhne waren thal.slichlich enterbt. Wie es mit ihrem Erb echte stand, diese Frage war müssig, so lange die Fürsten sich der Ordnung des Reichs nicht fügten und die Macht besassen, sich in ihrem Besitz zu behaupten. Aber sie nahmen wirklich für sich auch ein förmliches Recht an den eroberten Gütern in Anspruch. Dass dieser Standpunkt nicht von allen aner- kannt ward, kam eben so wenig in Betracht. Allerdings hatte man auf dem Reichstage des Jahres 154 sogar an einem Stiafuriheil gegen die- (frei Fürsten gearbeitet, aber mir zu bald musste der all Gedanke solchen Schritt au1egeben werden. Sickingen war zwar als Aechter deklarirt, aber keineswegs durch richterlichen Spruch wegen eines Verbrechens yerurt.heilt, insbe- sondere nicht wegen eines solchen, das selbst zum Nachtl ei! der Kinder die Vermögenseinziehung hegründele. Null bestritten Sickingens Kinder, wie dieser selbst auch, die Gültigkeit der gegen ihn verhängten Acht. Wiesen sie wirklich die Ungültigkeit des Achtsdekrets nach, so waren die auf Grund der Acht gegen Sickingens Vermögen gethanen Schritte überhaupt rückgängig zu machen. Auch eine törmliche Zurücknahme des Acht.sdekiets war nichts unerhörtes. Aufrecht erhalten liessen sich die gegen Siciciugns Vermögen getroffenen Massnahmen, wenn len erbrechtlichen Ansprüchen der Kinder gegenüber Sickingen eines Verbrechens bezichtigt, werden konnte, das auch über seinen Tod hinaus noch rechtliche Folgen nach sich zog. Ein solches Verbrechen war das Majestätsverbrechen, das denn auch der Erzbischof voll als Kurfürst Sickingen zum Vorwurf - 1.1 11,xx1i - machte. Nach den, römischen Recht konnte hier selbst noch nach dem Tode des flräters ein Urtheil erfolgen. Hier lag es den Erben ob, den dem Erblasser gemachten Vorwurf zu eni kräften ‚ piugare innocentiarn mortui, um die Conflscat.ion (1er Erhsciia(l abzuwenden. Noch bestand ein Unterschied in der Stellung der Kinder zu den .Fürsten und zum Kaiser. Da der Fiscal nach dein des Kur- fürsten von Trier mit der Forderung Sickingens gegen den Kaiser bereits befasst war, so eIwIl) sich der einzuschlagende Weg von selbst gegen diesen Fiscat war vorzugehen, um das der Geltendmachung der ererbten Forderung entgegengestellte 1. inderniss zu beseitigen und damit die ganze Frage zur prinzipiellen Entscheidung zu bringen. in diesen Zusammenhang gehört unser Gutachten, das nicht nur die Forderung gegen den Kaiser überall in den Vordergru od stellt, sondern auch den Fiscal geradezu als Partei bezeichnet. ; denn dass unter dem Ausdruck prorurator Caesaris der Fiseal zu versLehen sei, kann doch wohl keinein Zweifel ii nterliegen . Wir haben noch einen Auszug aus einer leider undatirten Den kschri Ci., worin Sicl< ingens Sühne ihre Ansprüche gegen den Kaiser darlegen. Nach der ganzen llaltmmg, welche König Ferdinand in der Sickingenschen Angelegenheii. einnahm, steht zu vermuthen, dass an diesem Punkte auch die An- regung für die Ahlkssung des Gutachtens zu suchen ist., das dann gar nicht umhin konnte, auch die Aitsprüche gegen die Besitzer der Burgen mit ins Auge zu fassen. Mit dieser Verntutliung stimmen auch ii nsere sonstigen Nachrichten vollständig überein. Wir hören, dass in den Jahren 1525 nuil 1528 Verhandlungen wegen der kaiserlichen Schuld siattthnden ..[n einer Beilage ztr Schwo.ikarts Schreiben an die Stadt Strassburg vom 11 Februar 1525 heisst en a011 auch Euch Anruf zu erkennen, dass mein Vetter

.11artnituxn von Xronlmörg 111111 anderen meine Herren und Freund in Handlung mit Erzherzog Ferdinand unser 1 isständigen Schr Id halb stehen, hin auch meines Vetters Hartmann Zukunft (? Ankunft) alte Tage wartend guter Hoffnung, er werd mir eine gnädige billige Antwort bringen,.. bitte darum, Ihr wolle t. - Geduld tragen». Aber die Hoffnung war noch verfrüht: Dagegen scheint Ende 1528 eine \Teu.sländiirunn erzielt worden zu sein.sein. Am 22. Ohlober dieses Jahres hat Schweikart hei dem Rath der Stadt Strassburg nochmal irin Geduld, mit (]ein Fügen «Ich hin der 1-lofinung, die Boten sollen sich bald zu wandern schicken ii nser Schuld halben hei kais

Majestät » 1. Dies Mal war also eine direkte i3olschafl an den Kaiser gehabt ins Auge gefasst., die Erfolg zu haben scheint. Wenigtens ist.

l9eido l3riefe im Strassburger Stadtarclriv AA 373. - LXflhII -

das angeführte •Ausslandsgesncli das letzte, von dem wir Xenntniss haben. Die Schwierigkeiten, welche auf Seite des Kaisers zu überwinden ivarer beruhten gewiss weniger in einer persönlichen Abneigung gegen einen gülliehen Ausgleich, als viel mehr in der eigeuthümlichen Stellung des Fiseals. Freilich war der vorn Erzbischof gestellte Antrag, ihm die Summe zuzuweisen, rechtlich vollständig haltlos: nach den Reichsgesetzen konnte die Schuld des Kaisers nur als erloschen betrachtdt werden. Der Kurfürst. aber hatte auch ein Interesse daran, dass . der Kaiser hei dieser Konsequenz stehen blieb und nicht frei- willig zahle, weil das Geld in SchweikarLs Hand leicht direct gegen ihn, den Kurfürsten verwandt werden konnte: War also schon hier eine Schwierigkeit. zu besiegen, so hielten (hie Fürsten, welche im Besitz der Sickingenschen Burgen waren, erst recht an der Schärfe des Rechts fest waren sie doch schon mit Rücksicht auf ihre persönliche Ehre und ganze Slellu ng genöthigt, keinen Finger breit nachzugehen. Der von ihnen eingenommene ]lechtsstandpunkt ward noch in späteren Jahren, als die erregten Leidenschaften sich beruhigt hatten, in allen Documenlen principiell festgehalten. in den 1542 und 1544 mit. den Gebrüder Sickingen und den Herren von Tt\ann geschlossenen Vergleicbsverträgen heisst es fihereinsl.immcnd, (lass die Fürsten und insbesondere der Erz- bischof von Trier die Güter der andern Partei sich zu Hunden gebracht, besessen und genossen haben «mit Recht, vermöge der röm. kaiserl . Majestät und des heiligen Reichs Landfrieden, in der Nacheile, iure helli und des geschriebenen Rechts.)) 2 Sollte demnach überhaupt ein Schritt in] Interesse der Sickingen- sehen Erben gethan weiden, so konnte die Aufgabe nur die sein, die für die strenge Au (ra ssung sprechenden und viik 1 ich geltend gemachten Gründe vollständig darzulegen, ihnen dann a her ehe] 50 sorgfältig die für eine mildere Auffassung sprechenden Argumente gegenüberzustellen und diese als eine auch nach dem Recht wohl zu begründende zu erweisen. Und diese Aufgabe griff Cantiancula, dem sie anvertraut worden war, mit grossem Geschick an, ii in dann freilich mitten in der Arbeit abzubrechen. Die hier auftauchenden weitern. Fragen fassen wir zweckmässige- Weise erst ins Auge, nach- dem wir den .Enh;dt des Gutachtens sell,st näher kenne!] gelernt haben «In Deutschland,> so beginnt. die Species liicti, «gilt der Satz, dass Niemand den öffentlichen Frieden stören oder sich selbst Recht sprechen, Inen Ander]] Gewalt anthun darf. Diese Bestimmung gehört dem öffentlichen Recht an. Wer dagegen angeht, wird des

2 Müne,h TI, S. 281, 292. - LXXXIV -

Friedenshruchs schuldig erl

.11 Ofl Ii (? (in ni mitte ne] lt.inP° P0 Corp in In repo Sni SMe Vii telelihl r. - LXXXV -

dass sie seit vielen J aLiili underten ein ähnliches Missutschick nicljt. erduldet haben. «Da dies Unternehmen bald allgemein bekannt und so notorisch war, dass Niemand es in Abrede stellen kann 4, so erklärte das Nürn- berger Regiment Franz von Siekingen des Friedensbruchs schuldig, ohne ihn vorgeladen oder vernommen Zu haben, vielmehr ohne Weiteres, mcl gewahrte einem jeden Deutschen di l3efugniss, gegen Sickingens Person und sein Vermögen anzugehen. Nachdem das zu seiner .Kenntniss gelangt war, zog Sirkingen sieh in seine Festeste Burg zurück ; von dem Kurfürsten von Trier und andern Verbündeten schwer belager, ward er durch ein Geschoss hingestreckt. Nach seinem Tod machte der Kurfürst. die Burg dem Boden gleich eine andere gleichfalls Sickingen gehörige gewann er durch Ueheu4gabe eine dritte eroberten jene andern deutschen Fürsten. • Der Kaiser, der von Sickihgeii zehn Talente als Darlehen er- hallen und hei seinem fürstlichen Wort gelobt hatte, die Summe ohne Einrede und Widerspruch an Franz von Sickingen od er dessen Erben zurückzuzahlen. sieht die Existenz dieser Schuld in Abrede, nicht minder die einer andern auf Grund von Verwendungen in seinen Geschäften und in Folge Auftrags. Nun aberaber machen die Söhne des Franz von Sickingen nach des Vaters Tod die Darlehns- und die andere Schuld beim Kaiser geltend. Der Kaiser stellt die Schuld in Abrede, weil der Vater für einen Fjiedhuecher erklärt sei ci n cl damit seine Forderung gänzlich eingebüsst habe. Die Söhne nehmen Ferner Burgen in Anspruch, die nach ihres -Vaters Tod und sonst. eingenommen und erobert worden. Die Besitzer der Burgen machen gleichfalls den Friedensbruch gellend. Die Söhne aber stellen vor, dass sie, den einen oder andern ausgenommen, das Unternehmen des Vaters weder veranlasst noch unterstützt hätten. Ueberdies sei das Vergehen durch des Vaters Tod getilgt.» So die Species facti p. 3-5. Die Forderungen gegen den Kaiser, welche (las Gutachten voran- stellt, gründeten sich zunächst. auf das Darlehen, welches Sickingen, wie wir früher gesehen, dein eben gekrönten Kaiser gegeben hatte, und das hoch immer nicht abgetragen. war. Ein zweiter Posten bezog sich auf Pensionsansprüche nach Maassgalie der kaiserlichen Bestallung vom 25. Oktober 4519 Nach derselben war .Iranz von Siekingen, vom 1 März desselben Jahres an gerechnet, zuniicltst auf fünf Jahre

4 Auch das Gutachten gebraucht. bezeichnender Weise das Präsens. 5 Die i]l französischer Sprache abgefasste Dn.r]ehhsurknnde donne a, le XV. jour de Novembre tau XV.C. vingt und die sich anschlies- senden weitern Urkunden (neue Obligation vom 24. April 1522. Ausstands- gesuch vom 13. September u, s. w.) hei Manch II, 108 ff. — LXXNVI

in den kaiserlichen Dienst genommen und zwar mit einem Pensions-, Baths- und lJienslgeld von jfl lirlich dreitausend cuirenten Gulden, jeder gerechnet zu zwanzig Sl.übin nach derBinbanier Münze. Auch dieses Dienstgeld war grossentheris rückständig. Ein dritler Poslen bezog sich auf Verwendungen, die Sickingen im Dienst und Auftrag des Kaisers gemacht haLte. Nach jener J3estallungc nämlich sollte Sickingen zwanzig Kümassei, jeden zu vier ieisien Pferden und vierzig Ein- spännige halten, der Kaiser aber ihm für jeden Kürasser monatlich 15 Gulden, 0v jeden Einspännei monatlich 7 Gulden und 40 Stüber zahlen. Wir hören endlich, von Ersatzansprüchen für im kaiserlichen Ijienst,vecbrauchte Geschülze. Zwar hatte Sickingen deshalb eine Anweisung auf Kupfer aus den Magazinen zu Breisach erhalten, aber geliefert war es bis zu seinem Tode nicht. Zu (lOt) Pz i pieren, welche Siekingens ‚j üngsl er Sohn aus der Ehernbu rg geretlel hatte, gehöiten wohl auch die hetreflbnden Docu- meute Jener undatirten Denkschrift, welche die Söhne hei einer gleichfalls nicht heeichneten Stelle eingereicht hatten und die noch aus zugsweise erhalten ist 7, waren Abschriften Jener Documente beigefügt. Die drei Burgen aber, welche Sickingens Sühne vindicirten, waren Land stuhl, Jfohenhu ig undbern burg. Alle diese Ansprüche waren nach Ansicht dci Sickingenschen Gegner, insbesondere des Tiiemer Kurfürsten, verwirkt durch den Friedensbruch des Vaters. Uni nun :lie rechtliche Lage festzustellen, wirft Gantiuncula p. 6 fün 1 Fragen auf. Erstens trat. Sicki ngtn durch• seine Kmiegserklnrung und Kriegsführung gegen den Kurfürsten von Trier ein Verbrechen begangen? Zweitens wie ist dies Vor- brechen, falls ein solches vorliegt, zu qualificiren und \velchte Strafe zieht es nach sich? Drittens ist gegen Sickingen die Strafe des kaiseihichen Bannes fumingeiecht verkündet worden.? Viertens: hat demnach Sickingen sein Vermögen mit der Wirkung verloren, dass seinen Söhnen g;n kein Recht mehr darauf zustehl. ? Fün ltens kühnen die Kinder, wenn ihnen ciii Recht auf das väterliche Yeurnügen ver- blieben ist, dasselbe im Wege der Cession auf einen Andern übertragen? Canhiurncula ist nicht dazu gelangt, alle diese Eragen nach ihrem Für und Wider zu erledigen vielmehr ist nur die erste und . ein grosser Theil der zweiten behandel 15. 0 Eine Kopie der Bestallung vom 23, ‚Oktober 1519 hei Münch 11, 106-108. Müncli.TI, 105-108. 8 Die Disposition des Gutachtens ist folgende Primurn dubium p. 6-9: rationes dubitftndi ]. (1-7. rajiones decidendi p. 7-9; -

Bei der Frage, ob Siekingeii dititAi seine Hefehdiing des Kur- Fürsten ein Verbrechen begangen habe, stellt er zunflciisl ti liii Siekingen günstigen dann die für ihn ungünstigen Argumente zu- sarnmen Zunächst, sb führt er ans, bat es den Anscheii i als ob Sicki ngen Und ehrenhafte Gründe für seine Kriegs- erklärung und Kriegsführung gehabt habe. Für ihn sprechen drei Argurnenl, zunüchst, dass er dem Fiiisten die Fehde nicht eher an- gesagt habe, quarn rcpetit.is LII Co rehus, ice esI, peltia justitia nilversus cos qul ipsius Sicinii ilehilores erant. Deshalbsei hellutn hoc iuste et inilici uni ei. gestern. Auch dann sei eine Fehde .eine gerechte wenn ein Ceiiclttsheri es veiabsüuine, das voll seinen Untergtbenen verüble Unrecht zu strafen oder das Von ihnen unrechil.- mässig Genommene zurückzugehen. Im vorliegeiiefl Falle aber liege klar zu lage, priucipeii lt. negligenlem Fuisse ih iusiitia ipsi adver- stis illos duos iinperiienda, und die beiden Trierer selhsl hätten unehrenhaft gelrandel 1, ihr gegebenes Wort so schmfl blieb zu brechen. «So wenig ‚ heisst es darin, « isi. es rieltig, (lass Franz von Sickingen die LoskauLsumme nicht hätte zurückverlangen dürfen oder die Anderen sie rocht hätten zurückzuzahlen brauchen, (lass vielmehr um- gekehrt Sickiirgen von Recl:itswegen !Ifltte genölhigt werden können, die Sunmnre zurückzunehmen und die Losgekauften ihrerseits, volle fünf Jahre ihm als Knechte zu dienen, wenn sie die ].oskaiifsn mmc zu erstatten säumten - Denn wer einen Andern loska ufl, übt eilt Werk dci- Menschen- und der Christen] ehe. Endlich darf Jedermann einem Andern ilen Krieg ansagen, uni sein Eigenthum wieder tu erlangen, falls kein anderes Mittel übrig bleibt.» - «Aber trotzdem», so fährt das Gutachten fort, «liegt die Wahrheit uf der andern Seite, nämlich, dass iler Krieg weiler ein gerechter, noch überhaupt. ein Krieg, war, vielniiIrr öffentliche und offenbare Gewalt.; denn Krieg wild nicht iiii privaten, sondern im öffeni.Iiehen s ilileiesse geffi tut, wenngle ich mitunter Bepi-ess;i heu oder vielmehr Pfändungen aus schrsch triftigen Gründen gestaliet werden. Auch Bartohis, der dergleichen Ptbndungen bisweilen für erlaubt hält, hält doch daran tesi., dass kein anderes Mittel, um Recht zu erangen, übrig sein dürfe, und (lass die Pfändun g durch einen höheren Richter in förmlicher Weise nach Beclilsvorschriti (ordine iusio) dekret.irt sei. Sonst sind dergleichen Pfii ndungen i eine Gewaltacte und unreelilniässtge Flaniiluiigen ‚ welche die Gesetze durch mannichihehe Strafen er- pönen.» -

Secunduni dul,iurn i. 90-26 ra.tiones dubitandi p. 10-19, rationes decidendi p. 19-28. - LXNXVIII -

- In unserm Falle aber habe der Kurfürst flfl (las Nürnberger Regi- ment vor Gericht cliii!, hier habe die J3etgniss zu Repressalien oder zu Pfändungen erwirkt werden können. «Da Franz keins von beiden gethan hat, so ist klar, dass er nicht, allein keinen gerechten Krieg geführt, sondern auch nicht einmal Repressalien, vielmehr blosse Gewalt geübt hat.» «Auch das zweite Argument ist hinfällig. Der Kurfürst voll kann in Uebung der Justiz und der Pflicht, die Schuldner zur Zahlung der Loskaufssuinme anzuhalten, nicht säumig genannt werden, da ja die Sache bereits beim Nürnberger Regiment anhängig war, und der Kurfürst sich hier gehorsam beweisen und das Dekret des Regiments abwarten musste. «Auch das dritte Argument ist leicht zu bseitigen, da es nicht wahr ist, dass kein Rechtsmittel gegen den Kurfürsten mehr übrig geblieben sei. Franz von Sickingen hätte ihn ja hei dem Nürnberger Regiment wegen Vernachlässigung und Verweigerung der Justiz ver- klagen können. «Es ist also vollständig klar, lass dieser Franz von Sickingen einen triftigen G und für seinen Krieg nicht gehabt. hat, dass ihm viel- mehr ein schweres Verbrechen zum Vorwurf gemacht werden muss. «Die zweite Frage», so fährt Cant.iuncuii fort, « ist, wie dieses Verbrechen Sickingens zu qualifleiren und welches seine Strafe sei. Zunächst wollen wir hier gar nicht teclen von den Pi-ivatrechten und den Ansprüchen, welche den verletzten Privatpersonen, jeder in ihrer Weise zustehen, z. Baus den Injurien, Verwundungen, Töcltungen, Beraubungen, Ueherältigungen, Verwüstungen der Aecker, Brandstiftungen, Plünderung, Gefangennahme und der ganzen Iliade voll Unheil, welche die Folge von Kyiegen ist. Es stellen sich aber eine Reihe von öffentlichen Verbrechen dar, deren aller Franz von Sickiugen schuldig zu sein scheint. Dahin gehört das Majestälsver- brechen, der l-lochverräth, die Rebellion, der Aufruhr, das Ver- brechen der vis , publica nach der lexlulia das Verbrechen de,vis privata nach der lex Julia, das Verbrechen des Friedensbruchs und zwar sowohl nach dem gemeinen als dem stalutai-ischen Recht,)) Ehe wir die Darlegung Cantiunculasüber die Anwendbarkeit des Begriffs des Majestätsvethrechens betrachten, ist an die Geschichte dieses Be.-1 iA zu erinnern. Die rechtliche Grundlage für die Behandlung der Majeslätsverhreelier bildete das bekannte Gesetz der Kaiser Arca- dius und Honorius, welches das klerikale Recht des Mittelalters auf die Hierarchie anwandle und masslos ausdehnte. Den Spuren des cano- nischen Rechts folgte das Reichsrecht, insbesondere in Anwendung auf die Kurfürsten, die ohne Zweifel durch ihre geistlichen Mitglieder in geleitet wurden. Nachdem die Kurfürsten sich schon 13. Jahr- - LXXXIX -

hundert als die Nachfolger des römischen Senats bezeichnet, hatten9, war die Anwendung der lex Quisquis zu ihrem Schulz eine nahe- liegende Consequenz. Hatte doch Bonifazius Viii. dieses Gesetz auch auf Attentate gegen die Kardinäle angewandt 10, mtl denen die Kur- fürsten sich selbst in Parallele stellten. Peter voit Andlau stellte dann die Kurfürsten nicht nur dein Senat, sondern auch dem römischen Volke gleich 1 Die Reichsgese!ze des 15. Jahrhunderts behandelten bisweilen den gewöhnlichen Friedensbruch als crimen laesae majestatis. In dem Gutachten der Kur- und Fürsien in Betreff des Landfriedens vom Jahr 1467 heisst es in § 11 .: Welcher oder welche aber den oder die Andern darüber ohne Erfolgtng ordentlichs Rechts [ürnehmen wird mit Uebcrziigen, l3enötung, Brand, Fahung der .Leu t oder mit Ilauherei, der oder die sollen gefallen sein in die Pöne der (Jeheltat, zu Latein genannt crimen laesae majeslatis und dazu in die kaiserl. Echt und Aherecht » Und in Kaiser Friedrichs Constilution eines -5jährigen Landfriedens, der in demselben Jahr zu Neustadt aufge- richtet, war, heisst es enl.sprechend in 4 « Ob aber jemand dar- wider und darüber den oder die Andern ohne Recht überziehen, befehden oder bekriegen würde, der und dieselben, die solches thäten, sollen in die Vene der Verletzung unser Ma ,jestäl, die inan zu Latein nennet poenam criininis laesae inajesta is, und dazu in unser kaiserl . Acht und Aherachle gefallen sein »12 Wenn diese Be- stimmung nur vorü hergelieiid alle Friedeitsbrüche für Majeslätsvei- brechen erk hirte, so konnte doch später noch in einzelnen Fällen einem Friedenshruche durch besondere kaiserl Verfügung dieser Charakter gegeben werden. Und so war es z. Ii. in Sickingens Wormser Fehde geschehen. Um so weniger konnte es also Bedenken erregen, den gegen einen Kurfürsten verübten Friedensbrucli ils Majeslätsverbreclien 7.11 qunlificiren Und so Ihat denn auch schon die goldene Bulle. Aber gegen diese Anschauung war eine Bencl.ion eingel eten .Abgelehnt ward sie namentlich von Schwarzenberg ‚ wie die von ihm verfasste Banibergensis beweist. Wiibrend dieses Gesetzbuch in Art. 132 derjenige, « so iöm. Kaiser oder König Majeslöt., unser allergnädigsle Herren läslert, Verhuindniss oder Einigung wider die-

9 Bauke 1, 36. 10 Im Anschluss an eine Dekretale Honorias UI vom Jahr 1235 erging die Bestimmung Bonifaz VIII, das c. Felicis 5 de poonis in VI (5,9). Hier- nach ist wer in .hoc sacrilegii genus irrepserit, sicut louS critflinis laesae inaiesLtis zu behandeln. Vgl. Hinschius. Kirchenrecht 1. 350. 11 Die Stelle bei flanke a-. a. 0. 12 Neue Sammlung 4 217 u. 225 t. - X -

selben Majestät dermassen umAM, dass ei Wut zu Wein genannl. erimen lese Inaies tat is geDi an hab, « nach Sage du 1< ai sen. geschiieben Recht», mit Strafeau Eine, Leben und (3-nt, bedroht, wiid dieselbe, an einem andern Herrn begangene - Hand 1 ung nach AM. 133 nicht. als crimen Iacsae maicstatis qualillcirt und auch nicht mit Vermögens- confiscaliou hesLraft.. - . Dagegen vertrat., wie unser Gutachten beweist, der Kurfürst von Trier in unserm Falle die I3eslinniung der goldenen Bulle. So hatte Canti u ncula alle, i An Ias, der gegei Sickingen erhobenen Vorwurf den Wichti g des Majestiitsverbitclieis als vicIit igsteiste]) hesondeis sorgfältig zu behandeln. Daruni stellte er denn auch noch oi der species Ihcti das Princip aul - das ei- hier als massgebend betrachtete. Dieses Pniacip formulirt er so «Das Vermögen eines wegen Majestälsverin-echen Angeklagten kann ‚ wenngleich es ohne Weiteres confiseirt ist, (loch von dem kaiser], Procui-ator nicht eher mit Beschlug belegt werden capi et appietiend i), bis dci Angeklagte &urcli Biclitei-spruc]i des (Verbrechens für scbnlctig Wunden und erklärt woi-deii ist.» - Unterscheidet Cantiuicula also- zuniielist schon die c:ontistion und die Beschlagnahine, so unterscheidet er von beiden noch die pubticatio Der nicht gerade logisch construirte Satz, dessen letzten 13estandlliei] wir hier naclil.iiiglicli besprechen, lautet nämlich bona ... licel ipso iure esseil confiseata ‚ ui piius Capt ei appretiendi, etsi non publicaii possu ni, nisi Unter ii eser puhlicatio kann nichts anders verstanden sein, als (las männiglicli, insbeson- dere dem Beschädigten gewährte Occupal iousieclit., wie es in den Landfriedensordnun g en und huiacli in dcii Achtsniandaten gewährt ward. Die tintersclieidting- zwischen Conliscation uni Beschlagnahme aber tritt z. D. in dem Ach lmand0 von 1515 deutlich hervor, in dem es heisst: «Die Güter, . . . die dann alle . . wir als. . von Eis ci r und heinigefallen Güter niis ewigliela 1 geeignet ‚ auch von unser wegen z u unser Banden und Gewalt an zu nehme n U nd ein z uziehen befohlen.» Nicht minder war sie Scblör geläufig, der in seinem Gutachten von « Confiscaz und lnnehrnung » rede!. Die Gonfiseation aber erfolgte nach Massgabe des röm. Rechts ipso inne, mit der Vei-übing des Verbrechens, «mit der lhnt »‚ wie das in Deutschland schon in dem gegen Johannes Parjeida erlassenen Url heil anerkannt waid Wie es nach kirch]ieheni Sijafreelit eine exconinunieal.io latae sententiae . gab, so liess auch das weltliche Recht - des spätem mit Maltersitlel in einer Reihe -voll Fällen die Reichsacht , all ihnen Folgen sofort « mit der iha» eintreten, so itass es nicht erst einer Verurtheiliing in die Strafe, sondern nur der Deklaralioll bedurfte, - Xci dass die der strafbaren Falidlulig elltSpiNIclleiide Sfrale verwirkt und zu vollstrecken sei. Insbesondere für die Strafe des k-Iochverraths stellt Canliuncula p. 12 im Anschluss an das röm. Recht fest, dass dieselbe den Tijäter treffe nori nodo post dainnationem, sed ex quo 1cm o t cii tnei t contrax ii. Nichtsdestoweniger war hier nach Cantiuncula ein Unheil erfor- derlich, nümlich für die Beschlagnahme des Vermögens, nicht. etwa eine eine dainnat.io, wohl oijci deelaral io oder pronuntiatio, also ein unheil, das . die Thatsache der verhrechqiischen Handlung fest stelle.. Aber war ein solches declarativcs UrU cii auch bei einem noto- rischen Delict erfoideilich ? Dieser Punkt war streitig. Kaiser Friedrich erliess z. 13. im Jahre 11488 zwar im Fall einer vermeintlichen noto- rischen Majestätsbeleidigung eine kaiserliche Declaration, aber mit dem ausdrücklichen Zusatz, dass (las «zu Ueherflüssigkeit » und «ohne Not» geschehe. Das interessante Unheil 18 lautet in dell] hergehönigen Passus «. . . damit sie unser Leib, Seel, Ehr und Gut angetast, unser kaiserliche Majeslii.t beleidigt und mit solcher That, so offen- lieb an] Tage liegt und keiner ferner Beweisung noch Rechtfertigung Not ist., die Pen, so man zu latein nennt enimen . lesfte maiestatis, m uns committid und begangen und uns deshalhen mit Leib und Gut. verfallen sein, darein wir sie auch zu lJeLerfl üssigkeit, wiewol das Gestalt der Sach nach und ihrer Misshandlung nach nit Not wäre, aus römischer kaiserlicher Machtvollkommenheit. eigne! .13ewegniss und rechter Wissen,.declanirt, erkennt und erklärt haben. Gantiuii- cula nun stellt diese Declarat ion ganz al lgen]ei 0 Is Erford eruiss auf, aber nicht für die Gonliscation, sondern lii r die Beschlagnahme des Vermögens, und zwar nicht nur in! Eingang des 0 ut:tchtens, sonder]] auch später p. 24 nochmals. Hier hebt -er mit Rücksicht auf die Analogie des kanonischen Rechts hervor, dass niull t eine lala a ‚jur e ipso senlentia genüge, sdhderil eine 110111i 11 i 5 sentenlia erfordert werde. Traf die Strafe der Verinögensconliscation schon dcii MajestäLs- verbrecher selbst, so schloss , sie nicht minder, das Erhmecht seiner Kinder aus.. Das Jyzaniiniselle Gesetz sprach das unzweideutig ans honis eins omijilnis fisco nost.ro ad(l ictis, (ilii vero eins, quihus vitall] inuperatoria lenitale cnncedi inus (palerno enim deherent peire suppli- cio, in quihus palern i, hoc est hereditarii cni.n]ii]iS exenipla metuen- tun)... sint perpetuo egentes et pauperes. Und das canonisclie Recht wiederholte diese Beslirniüung, nicht minder die goldene Bulle in ihrem 24. Kapilel. Aber diese Bestimmungen hatten in Deutsch- land keineswegs eine ungeli inderte Aufnahme gefunden. Zu König

13 Franklin, Die freien Herren mid Grafea von Zimmern, S. 105 f. - XCII -

Rudolfs Zeilen erklärten ( je Kurfürsten e für eine zu schwere Bürde, (lass das Kind um des Hochveiralhs des Vaters willen sein .Erbeigenthum verlieren sollte. So fiel denn im 13. Jahrtiundert (las Eigen des Friedlosen an die Erben, und nur die Ealiitiahe ward confiseirt. Wenn nun später hei den Olieiachts- und Fiiedlos- erklärungen ein Unlerschied zviscliern dem beweglichen und unbe- weglichen eigenengen nicht mehr gömacht ward, vielmehr das gesarnnile Eigengtrt ierfiel, so dass der König es für des Reichs Kammer einziehen, aher auch zu Gunsten Dritter sofort darüber er- fügen konnte 4, sö war die Aenderung der Rechtspraxis ohne Zweifel mit, durch die colderre Bulle venuAi ssI. Zu den erst nachträglich in M e t z verkündcl,en Kapiteln dieses Reielisgeselzes gehörl las hier in Betracht kommende Kapitel, und zwar an erster Stelle. Wie wir wissen ist die Bezeichnung und Nu rnerirung der Kapitel des Gesetzes erst später erfolt;g und da ist es denn äusserst interessant, dass zwat einige Handschriften unsern) KapiLel die Ijeher- schrift geben Be crimine ]aesae rnaiestatis principum electorurn, andere dagegen keine oder die deutsche haben «Voll den Ufsälzigen wedde, der Kurfürsten Lip und Lehen und der Ufsätzigen Busse und irrenren Nachkommen... ». Die Vermuihung liegt nahe, dass es mit, der Verkündung der Melzer Zusätze zu den in Nüiuiberg gehoffenen Bestimmungen ähnlich ergangen sei, wie mii tIer Verkündung der gegen Luther in Worms erlassenen Bulle, nämlich nach dem Svsteni der kühnen Uehei- rumpelung. - Unter Friedrich II] wollten die geislhchreri kurlüistejr eine Art. von Gonsistorium uni den Kaiser bilden, wie die Kardinäle um den Papst, versteht sich auch mit den nämlichen Privilegien. IJrrd ihren Ansprüchen kam die hereils erwähnte Theorie des Pelei voll lau, dessen Lehrmeinungen in der- ka ise,liclien Kanzlei in unserer Zeit eine besondere Bedeutung gewonnen zu haben scheinen, rnüglichsi Weit entgegen. Wenn wir nunmehr zu Itrlsern) Gutachten zurückkehren, so ffihtt dasselbe- u 10 so torf.: « Erörtern wir die .Rechtsbeslinitnungen bezüglich jener Verbre- chen, so scheiut Franz von Sickingen zunächst dein Vorwurf des Majeslätsverhrechens nicht entgehen zu können. Nachdem Canl.iun- cnl;r dann gewisse Aussprüche der Juristen Ulpian üiud Marcian, nicht minder das Gesetz der Kaiser Aicarlius und Flonorius mitgetheilt hai, heisst es weiter « Mit- diesen gesetzlichen Bestimmungen haben wir also die von Franz von Sickingen verübten Thafen zu vergleichen. Müssen wir, da 14 Franklin, Das Reichshofgeiicht Il. 5.370 «. - xciii - nicht sagen, dass er gegen das röm. Volk und dessen Sicherheit sich vergangen hat, als er gegen die Sicherheit iii Deutschland sich ver- ging? Wer anders ist denn in die Rechte und -Würde des röm. Volks eingetreten als Deutschland allein? Obgleich (las so bekannt ist, dass es einer Erörterung nicht bedarf, so ist es doch zweck- mässig, es kurz zu berühren, weil damit die Hauptfrage, die un.s beschäftigt, erledigt werden kann. Zum Verständnis- ist daran zu erinnern, dass nach der Glosse, der auch Bartolus folgte, das Majestäts- verbrechen nur in dci civilas Itoniana begangen werden konnte, «Es steht fest, dass das Jörn. Volk sein ganzes Deich und seine Macht.- o]lkoiar menheit durch eine )ex regia auf den römischen Princeps, nämlich auf A.iigustus üben lagen hat. Durch diese Gewährung, seitens des Volks erlangten Anordnungen, die (1er römische l?iil)cel)s nach seinem besten Ermessen trat Gesetzeskraft «Fernen ist bekannt, dass flag röm. Heiel i durch Verfügung des apostolischen Stulils von dcii Griechen auf die Deutschen Übertragen worden. Das durch diese Uebertragung erworbene Recht. haben die Deutschen, während vieler .Jaln]rrinderle, ungehindert und unaus- gesetzt geübt und keinen andern zu in röm. Kaiser ge;vhhlt als einen Deutschen. «Wenn also (las iffl . Volk seine ganze Machtvollkommenheit und das Reich auf Augustirs als Monarchien Übertragen hat und das Recht dieser Monarchie und dieses Reichs, wie gezeigt, auf die Deutschen übergegangen ist., so müssen wir sagen, dass, gleiclrwie mit Ueber- lragnng des Priesterlhiuins, wie dci Apostel sagt, nich die Uchier- traguirig des Gesetzes erfolgt ist., so mit Ueheitragrrng des Reichs auf die Deutschen aucli das Recht. dieses Reichs ülrcttragen worden sei. Denn da die Würde des röm. Volkes und seine Lehre Autorität und Bedeutung (ipsins(Iue augustahis auctorilas ralioque) verbunden ist mit der Natur des Reichs, so. 111155 nothwcndig mit dem Ueher- gang des Reichs auf Andere auch die Würde, die Au- torität. (las Recht des römischen Volkes übergehen. Das ist, ji die Eigenthiömhichkeil. des Zusainniengelröuigen und ihr innerer Vorhand, (lass, wenn das Eine beseitigt wird, auch das Andere fottfälll., Dar- arms geht, nun klar hervor, dass Franz von Sickingen in dein Momente, wo er :m nil seiner Fehde die Sicherheit der Deutschen beeinträchtigte, - und (lass er sie beeint mächmtigt hat, kann nicht in Abrede gestellt werden, - auch die Sicherheit des röm. Volks beeinträchtigt und sich gegen dieselbe vergangen hat und damit nach dem Gutachten Ulpians Ma,jestätsverhiecher gewordn ist. « Vi-wilgen wir die folgenden Worte dem angeführten Gesetze Unus opern, sagt der Jurist, consihirJm inituia erit. 11. s. w, Kann nun Jemand in Abrede stellen, dass durch Sickingens l3emühirngen - xciv - ttud na(,ii s&inem Plane eine Menge von Leuten zusammengebracht, noch Leute zum bewaffneten Aufruhr gegen den Staat zusammen - berufen worden sind ? dass Soldaten angeworben worden, um einen Aufstand gegen den Staat, zu machen ?nass Truppen a ugesa ni neu ein Heer gebildet, und ein wilder Krieg geführt, worden ohne Geheiss des rmisclie,y Kaiser.„? Oder wenn behauptet ui id, er sei nicht, ohne Geheiss des Kaisers geführt worden, so möge man den Befehl erweisen, so möge man die kaiserlichen Diplome vorlegen 1 «\;r,5 die Bestimmung der Kaiser 1-Ionen us und A rcadius a uhe- trifft, wie kani-i Franz von Sickingen nicht an die Tödtung eines er-. tauchten Fürsten, nämlich des von Trier, der gewissermassen als ein Stück der kaiserlichen MajesUi t betrachtet werden muss, gedachl. haben, da er diesen Fürsten mit einer so nificlitigen Schaar und in einem so wilden Kriege i ngegriflen hat «Wenn jenes Gesetz die Absicht des Verineclier strafen will, was braucht man dieselbe noch Iestz,.istel ten, da der furchtbare 1Cr ieg ja; wie beabsichtigt. und geplant, geführt worden ist? Bass also Franz von Sickingen des Majestiilsverbrechiens schuldig, ist so klar und einleuchtend, dass nur der es zu leugnen mi Stande ist, dci gleich- zeitig die ganze Geltung des römischen Rechts beseitigen will. sA rich die rechtlichen Folgen des sind unbe- streitbar. Nach der Best i mninng der Kaiser A.rcadi us und Honoriu.s fällt das ganze Vermögen des Majeslälsverbrechersall Eisens und sollten wegen des Vert-iechens des Vaters, Wie der Text lautet, eigentlich auch die Söhne das Lehen verlieren, wovor sie nur die Gnade des Kaisers bewahrt, aber so bewahrt, dass sie voltständig erbunfliliig, ehrlos, kurz so gestellt, sind, dass sie in ewiger Ai- rnuth darben und der Tod ihnen als Erlösung und das Lehen als Strafe erscheint. Diese Folge kann Niemand in Abrede stellen denn so lauten die \orlc des geschriebenen Rechts iii dein Gesetz. Aus demselhen Gesetz fol g t auch, dass nicht minder die Forderungen und Ansprüche, welche ehemals Franz voll zustanden, gleichzeitig mii. der Confiseatinn seines übrigen Vermögens untergegangen sind lind zwar ihm, Sickiugen selbst denn wie IJ]pia n schreibt, sind auch die Foiderungsrechte zum Vermögen zu rechnen. «Man darf auch nicht einwenden, dass die i3esliafun von Söhnen wegen eines Vergehens des Vaters, xii mal wen n sie voll demselben nichts wussten und nicht daran 1.heit nahmen, durchaus unbillig, . ja überaus hart und beinahe tyrannisch sei denn hier handelt, es sieh um eine Sonderbest.ininorng, die mit gui cnn Bedacht geholten ist. Zunächst ist es nicht, mclii als billig und rectit, dass die Söhne Franz von Sickingens ‚ welche an seinem Verbrechen mit Theit genommen haben, dafür auch ihre Strafe erleiden. Aber auch die IM

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;tiidern Söhne, die daran nicht. bellieiligi und schuldlos sind, müssen in unserm Falle aus triftigen Gründen eine Strafe erleiden. Denn, wenn Vater und Sohn von Rechtswegen so gut wie dieselbe Person sind und dasselbe Fleisch, und wenn umgekehrt die Söhne schon hei Lebzeiten des Vaters in gewissem Sinne die ITenen des väterlichen j Vermögens, \Ven n endlich schon( e)- Cieburisort (soltis siat.ivitatss locus) gewisse Leute verdächtig maclil, l, wie darf man sieh dann darüber wundern, wenn die höchst lYrsorglirien Kaiser der Meinung gewesen sind, dass iii diesem Falle die Sühne, wie Erben des väter- lichen Vermögens, so auch der Vermessenheit. ihres Vaters seien und deshalh die Bestimmung gehoffen haben, dass das Majeslüt-s- verbrechen sich ererhe und die Söhn, mit dem Vater hingerichtet. werden niüsst.en,wnfein nicht die kaiserliche Gnade ihnen das Lehen besonders schenkt. «Demnach finde!, also das Ma1estätsveiiiieehen sind die 5 in fe desselben a ii f Siv k i n gen und seine K i n der

A. n \VC11 dung. Nur auf Eins sei hier nach aufmerksam gcniaclst. Wenn l?5 jI. 1.2 heisst. : nec ei mlvi potesi ‚ so gehtdas sieht ha r auf die kaiserliche Schuld Gegen diese vorn Kurfürsten Volt Trier und velleichtaucli von dens Fiseal vert.relene Tieciitsauffassnng weudet sich dann Ganl.iuncula später p. 19. Zuvörderst stellt. er zwei leitende Grundsätze auf. Wie es nämlich nach Celsus incivile sei, nisi tota lege perspeeta una aliq in pate id eins proposila ‚judicare rel respondere, so sei es nicht minder unhilhig ‚ ein einzelnes Gesetz herauszugreifen und nicht auch die andern, ebenfalls in Betracht kommenden zu erörtern und darauf Inn eine deflintive Entscheidung zu flillen «Denn es ist, sicher, dass sowohl die frühemn Gesetze ein späteres, als die spätein ein früheres Gesetz erläutern können.)) Ausserdem aber solle mau nach dem Sat,.e des Maicellus keine härtere oder mildere Snäfe verhängen, als der vorliegende Fall erlseische « denn man soll nicht nach dein Buhm de- Strenge oder Milde streben, snfldefll wohl erwägen, was dem Verhältniss angemessen sei und danach das ljrtheil ifil cii. Dazu aber kommt, (lass nach der Ansicht. des Heims genianhls und Panlus in Strafsachen die wiMme Auslegung vorge- zogen werden muss. Ueberhanpt muss jedes töciltige Mann als Bichter oder wer sonst im Beeht einen Spruch zu fällen hat, nach Möglichkeit suchen, siels des Lobes würdig tu machen, das nach

Bezug genommen wird auf 1. 31 § 21 1). de aedil. vom! eine Stelle, die von der N a t, i o n a 1 t Ei t tier Selaven spricht. Ir Wir lesen part.ieulo. vielleicht las so auch Cantiuncula. (pa.rtlt). - ‚NC\i -

Cicero dem Gaius Aquilius zu, Theit gew ist, diesediesem hoch-hoch- angesehenen Manne, der die Recblsbesl.imrnung niemals von der Billig- keit losgelöst hat.... « Wenn wir also», so fährt das Gutachten fort, « nach dieser tezat2 II, nach diese), Norm des Guten und Billigen unsere Streit- frage behandeln, , so inösseii wir meines Erachtens sagen, dass Fra nz von Sie k inge n nach Massgabe der vorliegenden [hat- sachen keineswegs des Majestätsverbrechens, ausser vielleicht nach dein Kapitel der lex Julia, hätte für schuldig erklärtt werden können.» «Zunächst können die für die entge ge ngesetzte Meinungnge- a führten Stellen des Tilpian und Marcian - gemeint sind die p. 10 und itß erörterten 1. 1 i. 1 .8 D. ad legeni Juliam maiestatis - cl e n JK i nd ern Sie k Inge 115 nicht, schaden, da sie nur von dein Kapitel dci ex Julia reden, nach welchem die Majestälsverbrecher hingerichtet werden sollen, aber ohne dass irgendwie die Rede davon ist, dass die Söhne der väterlichen Erbschaft beraubt werden sollen. Ja, i-lermogenianus sagt ausdrücklich, das Vermögen der wegen Ma- jestätsverbrechen Verurtheilten verbleibe ihren Kindern und falle erst dann dein zu, wenn kein Kind da sei. « Auch die Bestimmung der Kaiser i-lonorius und Arcadius kann Sickingens Söhnen nich 1. schaden, nflmlicli die Bestimmung, wonach Sickingens Vermögendein verfallen ZU Seil) schien, mit J]intan- setzung seine! Söhne, denen, wie es den Anschein hatte, durch kai- serliche Gnade nur ein jammervolles Dasein gewahrt wird. Denn hinsichtlich dieser Constitution gicht es mehrfache Lösungen, welche in crgehen, dass Sickingen weder die Strafe jenes Gesetzes geflillen ist, noch das Verbrechen, dessen man ihn hier beschuldigte, begangen hat, und dass demnach gegen Sickingens Söhne ans jenem Gesetz nichts hergeleitet werden könne- «ZunächstZunächst. sIeh t fest, dass die c:oisl itutioii nicht nur eine straf- 1 echt.li che, son dciii auchi (1ber n u s harf md ge Nil ssig lind deshalb streng in ihren Schranken zu halten ist.Eiwilgen wir also sorgfliltig die Worte des Gesetzes und von welchen Personen es redet. Quis- quis, so sagen die Kaiser, scelestam inierit factionem de riece virorum illustrium ‚ qui consiliis cl, eonsistorio nostro inlersunt, senatorum cham (quam ei ipsi pars corporis )insi ci suut) vel cuiusvis postremo, qui nobis mi litat, cogitaveiiI ‚ ipse eC nidem ul pote maiesLtis räus gladio feriatui, mi, s. w.

Die art mi z v t a spielt auöli in eillefil Gutachten Mela.nchtlions vorn Jahr 15P eine grosse Rolle. Försternann. Urknndenhucli zu der Geschichte des Reichstags zu Augsburg. 11.- - XCVII -

«Also der Wortlaut des Gesetzes begreift nur vier Fälle, in denen man vom Gesetze getroffen wird; nämlich, wenn Jemand in der That die .Tödliung des Kaisers oder eines jener erlauchten Männer ins Auge fasst, die zu seinem Rath oder Consisldriun gehören, oder eines der Senatoren oder irgend eines andern kaiserlichen Beamten. :i.n keinem dieser Fälle aber hat sich Franz von Sickingen befunden; denn er hat niemals an die Tödtung des Kaisers noch irgend eines andern Mannes, der diesem zur Sc ite steht, gedacht, oder es !st doch nicht erwiesen, dass er daran gedacht hat. Und es kommt nicht in Betracht, dass er gegen Trier die Waffen ergriffen hat; denn auf einen solchen Fall findet jene Constil.ution keine Anwendung; sie redet ja nur von der Verletzung der Person des Kaisers oder solcher, die seiner Majestät tilatsächlich Dienste leisten, bei ihm und in der flegel ständig ihm zur Seile sind. Dass es sich so verhalte, sagen die Worte der Const.itul.ion klar, und entsprechend hat denn auch Bartholomaeus Socinus ein Gutachten abgegeben und zwar nach Cinus, der vor ihm so gelehrt hatte... 15 - «Wer selbst. seine Vaterstadt belagert oder verräl.h, ist dennoch nicht Maestätsverbrecher, wenigstens nicht nach dem Kapitel, was von dein handelt, der sich gegen das Reich oder zur Tödtung des Kaisers verschworen hat, und deshalb betrachtet der Text des Gesetz- buchs diese Verbrechen als verschieden. Dass es so sei, haben denn auch die beiden Söcinus, Vater und Sohn, in ihren Gutachten rtargethan. - j Auch das kann Sickingens Söhnen nicht entgegengehalten verden, wenn Jemand behaupten sollte, der Fürst. von Trier habe zu den ersten kaiserlichen Räthen gehört und gehöre noch dazu, und demnach finde die oft erwähnte Constit,ution Anwendung, da Sickfrigei jenem nach dem Leben gelrachtel., ja ihn thalsächlich angegriffen habe. Ich antworte nämlich, es sei nicht bewiesen, dass Franz von Sickingen ihm nach dein Leben getrachtet, wenngleich er die Stadt Trier belagert habe; denn das ist ein thatsächlicher Umstand, der 18 Die Lehre des Cinus findet sich hei seiner Besprechung der lex Quisquis in seinem Commentar zum Codex, worüber Saviguy a. a. 0., S, 86 ff. lieber die consilia des BarthSl. Soeinus s. Savigny, Geschichte VI, 358. In der von mir benutzten. von Savigny nicht erwähnten Ausgabe Lngd. lööl habe ich das Gutachten nicht gefunden. Auf das ritajestätsver- hi:echen beziehen sich in P 1 consil. XXII (fol. 41 f.), in F. II consil. CCLXXV u (fol. 205), in P. IV consil. XXXV1I (fol. 47), LVII (fol. 79), nd CXXI (fol. 161 fl. In einem eonsilium wird hervorgehoben, quod crimen appugnatae. patriae generaliter distinguitur a crimine laesae maiestatis tanquam species separata (Ii, p. 205), was ich wegen des im Text folgenden Satzes bemerke. - XCVIII - bewiesen werden muss und nicht veiniuthet weiden - kann. Aber setzen wir den Fall, der Beweis wäre geliefert, so stelle ich dennoch in Abrede, dass Sickingen wegen dieser Absihht oderauch wegen dieses Versuchs in die Strafe jenes Gesetzes verfallen sei, und zwar aus zwei Gründen, ein uni, weil die Conslitntion nicht von beliebigen Jläthen oder Senatoren des Kaisers, sondern von solchen handelt, die Iliatsächlich und in Wahrheit am kaiserlichen Hofe thälig sind. 1-1 ier kommt auch das Gutachten Ulpians im Tittei de mtniWs m in Betracht, das bisher Niemand zu diesem Zwecke verwert het hat., obgleich es klaren Beweis macht. Da heisst es nämlich, dass, wer durch kaiser- liche Verleihung irgend ciii öffentliches und bedeutendes Amt .he- kleidet, nichi dieselbei • Befugnisse und dieselbe Immunität habe wie die, welche uni die Person des Fürsten beschäftigt sind. Und dasselbe hestiiiunt gerade für unsern Fall Kaiser Friedrich in jenem be- kannten Gesch gegen die Rebellen. •Et qui in nostri, so sagt er,. imperii prosperitatem aliqu Id inachinatur contra nos seil npstros in bis, quae ad coihmissum eis negotium ieifl.inent, rebeltando. Darum stellt Bartolus daselbst - in Abrede, dass der ciii Rebell sei, der etwas dergleichen gegen einen König oder Fihsl.en oder seine eigene Stadt unternommen -habe, wie wir gleichfalls bei dein der Rebellion d aithuiu werden. - « Aber gehen wir auch das zu und setzen den Fall, der Fürst von Trier habe .lamals3 als e helagert. ward, kaiserliche Geschüfl.e besorgt müssen wir dann deshalb sofort behaupteii, dass die Strafe jener Constitution gegen Sickingen und seine Kinder statt habe? Gewiss nicht denn es ist nicht ]Ios der Angriff, sondern auch der Grund des Angriffs..oder des Kriegs in Betracht zu ziehen. Und hier finden wir keineh andern, als den angegebenen, nämlich die Verweigerung der Justiz gegen jene beiden Jrierer Seitens des Fürsten von Trier,. wie es Sickingen auffasste. Diese Unhill empfand Sickingen schi tief, und war demnach entschlossen, sie nicht so leiclitlicli hinzunehmen. Und das ist wahrlich nicht auffallend, da grade die grossen und hervor- ragenden Männer es unerti-äglicli finden, wenn . ihnen nicht Wort gehalten wird. Darnach ist es offenbar, (lass Franz von Sickingen den Krieg nicht dein als solchen, nicht. dem Senator oder Rath des Kaisers, - . nichts dergleichen war für ihn massgebend - sondern dem Justizverweigerer erklärt hat Dar (Im sind (lernt auch sowohl Sickingen der Vater als die Söhiie von dcl Strafe jener Consti- tution frei. Es ist ja doch wohl zu beachten, weshalb etwas geschieht, zu weichem Ende und in welcher Absicht ; daribei gicht es so viele Geselzestexte,dass sie sich nicht aufzähleh lassen. In einem

19 Gemeint ist 1:11 § 2.]). Ii. t.. - XCIX -

ähnlichen Falle hat denn auch Calderinus das Gutachten erstattet, dass Jemand, der einem Kardinal nachgestellt hatte, (tic von Bonifaz VIII. gegen die Feinde der Kardinäle bestimmte Strafe nicht verwirkt habe, und zwar weil er dem Kardinal nicht nachgestellt habe in seiner Eigenschaft als Kardinal, sondern als Verwalter der Kirche vonRavenna 20 «Der früher hervorgehobene Einwand, (lass durch Sickingens Unternehmen die Sicherheit (los römischen Reichs und Volks, dessen ganze Hoheit und Würde auf die Deutschen übergegangen, beein- trächtigt worden, kann-, keineswegs beweisen, (lass Siekingen der Strafe jener so oft erwähnten Constitulion würdig zu erachten sei. Was die Uebertragung dei Würde des römischen Volks auf die Germanen anbetrifft., so werden wir später das Nähere sehen Bezüg- lich der Sicherheit des Reichs erahbte ich, nicht Alles, was gegen irgend eine Stadt oder ein Land (palria) unternommen werde, verstosse gegen die. Sicherheit des Beichs; denn, wie Ulpian sagt, in undnd dergleichen, durch die doch der Staat oft Schaden leidet,, geht man gleichwohl nicht auf den Untergang des Staites aus, und demnach lehrt Ulpiah, dass- auch das postlirninium nicht, statt habe, weil es sich nicht um hostes handle, Aus diesem Gutachten Ulpians ergiebt sich, dass das keine Feinde de römischen Volks sind, die nicht auf den Untergang des römichen Staats ausgehen, wenn- gleich der Staat in Folge des \Vaffengebrauchs einigen Schaden nimmt. - «Da :nun Sickingen keineswegs auf den Untergang des römi- schen Reichs ausgegangen, vielmehr stets für seinen Theil ein treuer Bisitzer desselben gewesen ist, so et-giebt sich, däs er auch kein Feind des. Reichs geesen. Es fehlt. -also an einem Grunde, weshalb er in die härteren Strafen jenes Gesetzes verfallen sein sollte. «Ich füge noch einen - andern Grund hinzu, dci- Franz von Sickingen und seine Kinder aus den Klauen jenes Gesetzes befreit, nämlich, dass der Text nicht im Präsens redet und so, als ob dasUflheil sclidn von Bechtswegengifällt sei, vielmehr von der Zukunft. Es heisst daselbst nämlich so - Ipse quidem ul.pote maiestatis i-eus gladio feriatur. Nun steht es aber fest., dass eine im. Fut.urukn redende

Dass der hier citirte Calderinus nicht Johannes (Schulte, Ge- schichte II, S. 247 ff,), sondern Caspar und zwar der ältere (Schulte II, 5. 204) ist, geht wohl daraus hervor, dass nicht jener, wohl aber dieser eigentliche consilin verfasst hat und auch seinen Vater an Ruhm Übertraf. Möglicher Weise könnte aber auch der Sohn dieses Caspar, Caspar Junior, gemeint sein, der gleichfalls viele consihia schrieb. Steffenhaen in Zeitschr. f. Rechtsgeschichte ‚ X, 298-296. Da mir die Sammlungen nicht zur Hand sind, kann ich die ziemlich gleichgültige Frage einstweilen nicht entscheiden - c -

Gonstitution noch ein iiclitei-liches TJrtheil verlange, und dass ohne ein solches . Niemand von der Strafe getroffen \virdSl, wie wir späte hei der Erörterung des vierten Bedenkens darlegen werden. «Wir sehen also, dass die für die entgegengesetzte Behauptung aufgestellten Argumente aus mannichfaciten Gründen nicht im Stande sind, gegen Sickingen und seine Söhne zu streiten, so weit nämlich die Kaiser Honorius und Arcadins und ihre strence. Constitution in Betracht kommen Denn wenn auch Sickingen vielleicht auf Grund des ersten Kapitels der ]ex Julia, (las nichts gegen die Kinder des Angeschuldigten bestimmt, vielleicht des Majestiitsverbrechens schuldig war, so war er es doch niemals auf Grund des Kapitels, wovon die angezogene Gonstitution handelt; daber ist kein Grund vorhanden, weshalb den Söhnen Sickingens unter Hinweis auf dieses Ver- brechen oder Gesetz ein Schade zugefügt werden könnte. » - - «Wir haben nun», so fährt das Gutachen in dem Sickingen belastenden Theile p. 14 fort; «das Verbrechen des llochverrathes (erinlen perdullionis) ins Auge zu fassen, hei dein leicht gegen Sickingen ausfällt. Denn da er wegen seiner dein und in wilder Weise durch die Tl1at. bewährten Gesinnung sich des Majestätsverbrechens schuldig gemacht hat, so ist klar, lass er sich mit der Schmach des - Hochverralhs beladen hat. Derselbe ist ja. mehr sprachlich als sachlich vorn Majestätsverbrechen verschieden, weshalb denn auch die Strafe des 1-1nhverraths dieselbeist., wie die des Majestätsverbrechens. Nichtsdestoweniger gellen für den Hoch- erralh noch einige besondere Bestimmungen. Wenn nämlich die Alten diejenigen, die wir .l"einde nennen, nach Gaius Zeugniss Hoch- verräthei (perduelles) jannten, indem sie, wie Gicero sagt, durch ein mildes- Wort das trostlose Verhä]tniss in einem bessern Licht er- scheinen liessen; so ergieht sich, (lass alles, was im liecht, gegen die Feinde bestimmt ist, auch auf den Hochverräther passt und Anwen- dung findet. Diese Vorschriften sind aber zahlreich. Zunächst darf man mit ihnen keine Geschäfte abschliessen. Zweitens weiden sie nicht zu den Bürgern gerechnet. Drittens braucht. man dem Feinde in Privatverhältnissen nicht Wort zu halten, ich sage, in Privatver- hältnissen ; denn öffentliche Verträge muss man auch dem Feinde gegenfiber halten. Kurz alle Bestimmungen, die sich im Beclit, gegen die Feinde finden, wenden sich ohne Zweifel aiiclt gegen den Hochverrther, und zwar um so mehr, - als der Hochverräther noch schwärzer und verworfener ist als der gewöhnliche Feind. - 21 Auch bei- Bartholornaeus Socinus findet sich der Schluss quare cum praefatum statut-tun lo4uatur per verbum futuri temporis, tion induxit poenam ipso iure sed necessarin est sententin (J fol. 41 , der Ausgabe Lugd. iböl). . . ci

:Dieser Ausführung \vifll dann später p. 25 folgende ent- gegen gestellt: «Da also Sickingen des Majestfltsverbrechens n i c ht schuldig war und nicht schuldig sein konnte, abgesehen, von dem ersten Kapitel. der tex Julia, so ergiehl sich als not.bwendige. Folge, dass ei auch nicht des Hochverraths schuldig war. Benn wie Ulpian 22 sagt: nun quisquis legis Juli„e maiestatis reus est, stalini perdullioiits reus erit, sed qui hostili animo adversus- rem publicam %rot fueril ammatus. Dieser Ausdruck ist. aber vom rö- mischen Princeps ‚ d. h. vom Kaiser Augustus und dem römischen Staat zu verstehen. Das hat. Ulpian auch. an einem andern Orte bezeugt, und so oft im Rechl. vom Staat im technischen Sinn die Rede ist, ist immer der römische Staat. zu verstehen; die andern Gemeinden gelten als Privatpersonen. So hat denn auch derselbe Ulpian, der das Verbrechen des Hochverratlis definiert, in einem andern .Gutachten diese Erklärung ganz unzweideutig aufgestellt. Das Vermögen einer Gemeinde, so sagt er, wird nur missbräuchlich öffentliches Vermögen genannt; denn nur d;ts..Vermögen ist öflhntliches, was dem röm. Volk gehört. Und anderswo sagt er : Öffentlich -ist, was sich auf den römischen Staat bezieht.. Da also Sickingen weder gegen den röm. Staat noch gegen den röm. Kaiser feindlich vorgegangen ist, so wird er nicht mit Fuig und Recht des Hochverraths be- zichtigt. » Nur einzelne Bemerkungen sind hier am Ort. Wenn Cantiuncula p. 14 feststellt: non licet cum eis negotiari, so ist daran zu erinnern, dass dieser Satz gegen Sickingen in Anwendung gebracht oder doch nzuwenden versucht worden war. Der Pfalzgraf hatte selbst das Verbot ausgehen lassen, Sickingen Waaren zu verabfolgen oder «feilen Kauf zu vergünstigen». Der Satz: hosti non est servanda ildes pactorum privatoruin zielt wieder, auf die kaiserliche Schuld. Bekanntlich war zwischen Eck und Zasius ein heftiger Streit über die Frage geführt worden, ob und wann man Finden einen Vertrag halten müsse. Während nun - Zasius dcii Satz vertheidigle, dass einem öffentlichen Feind gegen- über ein Vertrag nur Gültigkeit habe, wenn er mit Bewilligung des Feldherrn geschlossen sei und sich dafür auf die iura civilia berief 23, behauptet Cantiuncula hier schlechtweg : publica pacta cham hos! i servanda sunt. .l3aldus, auf den er sich beruft, forinulirt den Satz so hosti non est servanda lides privata, licet sit servanda lide puhlica. Die beabsichti g te Erörterung.iiber das Verbrechen derRebellion,

22 L. 11 D. ad leg. .Juliam maiestatis. 23 Stintzing Zasins, S. 192 f; . - cii -

der Sedition, der vis publica und privatS, endlich des Landfriedens- bruchs ist nur zum Theil geschrieben, nämlich nur ‚nach der Sickingen belastenden Seile. «Das dritte Verbrechen», -so lautet die Darstellung p. 15-17, ((ist (las der Rebellion, dessen Ft-trnz Sickingen mit vollstem Recht. bezichtigt werden konnte, und um das zu zeigen, ist Bezug zu nehmen auf die Bestimmung, die Kaiser Heinrich VII. Über die Re- bellen getroffen hat 24• Pronunciamus, so sagt derselbe, quod illi omnes et singuli sunt rebelles et infideles nosiri et imperii, qui qüomodo- cunque publice vel occulte contra nostruin honorem ei fidelitatem rehellionis opera faciunt. «Ich frage: bat Sickingen hier nicht die Waffen gegen die Ehre des Reichs und gegen den verkündeten und auch wohl beschwo- renen Frieden in treuloser und verwegener Weise ei-griffen? Konnte er nun nicht der Rebellion bezichtigt werden? Der i-ehellirt doch, der die Machtvollkommenheit des Kaisers als des Rechtspfleger-s verachtet, der ihm die Ohedienz verweigert, der sich in die Reihen derer stellt., die man als Rebellen mit Fug den Feinden gleich zu achten hat.. (Wie Srafe aber, welche die Rebellen trifft, bestimmt Bartolus dahin, dass sie erstens alles verlieren, was iuris civilis ist, (lass 5C ungestraft getödtet, dass sie wie Sclaven in Unfreiheit gehalten werden, dass sie endlich auf Lehen und Tod angeklagt und verur- theilt und dass ihr Vermögen niänniglich preisgegeben werden könne. «Auch wegen Sedit,ion hätte Franz von Sickingen verurtl eilt weiden können, da die Worte der darauf bezüglichen Bestimmung vollständig klar sind. Es heisst nämlich : Si quis conha enden- tissimam iussionein suscipere pleheni et adversus puhlicam disciplinarn defendere tentaverit, mulctam gravissimam snstinehit. ((Auch das ist zweifellos, dass er - nach der ]ex Julia de vi püblica schuldig war. Denn da er - nicht für die Jagd oder für eine Reise zu Land oder Wasser - Waffen angehäuft, freie Menschen behufs eines Aufruhrs in Waffen gehalten, mit eitlen) Trupp Menschen Gewalt- handlungen geübt, Dörfer erobert., Besitzer aus ihren Häusern und Aeckern verjagt, Brand gestiftet, Güter geraubt, Leute belagert, und zu diesem Behuf bewaffnete Truppen gehabt hat, da, sage ich, Franz von Sickingeh alles das verübt hat., so liegt offen zu Tage, dass er die Strafe der lex Julia de vi puhliea verwirkt hat. Denn alle diese Fälle zähler, Ulpian und Marcian, Juristen von her- g vorragender Bedeutun , einzeln auf. ((Als Strafe aber hat die lex Julia de vi publica bestimmt, dass

24 Pcrtz, Monum. Gerrna.n. Leges t II, p. 545. den wegen vis publica Verurtheilten Wasser und ieuer untersagt werde, jene alte, von den Rechtsgelehrten aufgestellte Strafe.... An Stelle dieser Strafe ist nach Jilpians Zeugniss die Deportation getreten, zufolge deren der Verurtheilte nicht nur alle seine son: stigen Rechte, sondern auch sein Vermögen verliert.. «Aber auch aus einem andern Kapitel der ICK Julia, nämlich 11 a(ji dein de vi privata, hätte Sickingen angeklagt weiden können. Nach diesem Creselz ist nämlich, wie der Recht.sgeleliite Scaevola schreibt, haftbar, qui eonvoeatis hominibus viel fecerit, quo quis verheretur, pulselurve, cham si nemo occisus eiit. «Marcian fügt hinzu sed et si null i u. s. w., ausserdem he- stimmte Divus Mareus und der dessen Decret billigende Gallishatus, nicht dann allein liege vis vor, wenn Menschen verwundet würden vis enim est et tunc, quotiens quis id quod deberi sibi putat, neu per judicem reposcit. «Sickingen kann es aber flieht zu Gute kommen, dass er gegen den Kurfürsten von Trier wegen Justizverweigerung zur Fehde geschritten ist; denn dieser Ausflucht ist schon zu Anfang dieses meines Gutachtens mehr als genügend entgegengetreten, wo fiber die prändungen oder Repressalien gesprochen worden. Demnach können wir nicht in Abrede stellen, (lass Sickingen selbst . sein Forderungs- recht gegen die Schuldner, (110 er angegriffeh, verloren hat, zweitens, dass er durch die tJeberfallung der andern Besitzer und ihre durch Sturm und Brand bewirkte Entetznng zur Bfckgabe der so er- worbenen Sache und ausserdem zu ihrem Ersatz verpflichtet ist drittens ist ein Drittel vom Vermögen des Verbrechers zu confisciren endlich wird der nach diesem Gesetz \erurtheilte auf Grdnd eines Senatsschlusses als inthm aller Ehren verlustig, ja nach dem .neucni Recht ist er inil den) Tod zu bestrafen, wegen der nicht ein- sondern mehrfachen Todtschläge, die dabei statt gefunden haben. » Besonders eingehend beabsichtigte Canliuncnla wieder den Friedens- bruch und seine rechtlichen Folgenzu behandeln, wie wir aus dem wirklich niedergeschriebenen Stück der Erörterun g schliessen dürfen. Diese Darlegung lautet (p; 17—I): «Das letzte Verbrechen ist das des Landfriedensbruchs und zwar nicht nur nach dem gemeinen, sondern auch nach dem Stal.utarrecht, obgleich dieses öffentliche und generelle Statutarrecht ein für ganz Deutschland gemeinsames Edict. ist, Wenn wir gemeines Recht sagen, so meinen wir das alte geschriebene Recht.. - «Aber ehe wir den betreflhnden Artikel erörtern, ist vorauszu- schicken, - ersl.lich, dass der Richte] und Magistrat und umsomehr der Fürst seine Unterlhanen zum Frieden und zur Eintracht nüthigen könne. Darüber giebl es fast unzählige Texte; und so lehren denn - CIV -

auch 13artolus, Baldus, Panormitanits und Andere. Und das ist, nichts besonderes, weil ja das die Summe der christlichen Gerechtigkeit. und ihr sicherstes Symbol ist, was uns vor allein hinterlassen hat, dass wir in gegenseitiger Liebe erklären, wir seien Christi Schüler. Denn nichts scheidet die Kinder Gottes mehr voll Kindern des Satans, als ein reines Leben und die Liebe, die sich in den Früchten und Pflichten der Liebe zeigt. «Aus diesen Gründen, und wie ich annehme, vorzugsweise aus dem letzlgenannten, hat Kaiser Friedrich II. 25 zwei Ordnungen des Landfriedens erlassen, die nach seinem Befehl in das gemeine Recht aufgenommen worden, wie sie denn auch längst schon in der Christenheit, angenommen und bestätigt sind. Nach dein Vorbild dieser Ordnungen sind dann ohne Zweifel auch die neuesten Frie- densedicte des Kaisers Maximilian seligen Andenkens ergangen. Nach dessen Beispiel hat wieder Kaiser Karl, der fünfte dieses Namens, ein Gesetz nur dem berühmten Reichstag zu Worms beschliessen assen, das in unserm Falle zu Zweifeln Anlass gegeben hat. «Zweitens ist vorauszuschicken dass, wenn auch nach gemeinem Recht der Gebannte nicht voll ungestraft getödtet werden kann, das sieh doch anders verhält nach dein nach welchem der, dessen Haupt verfehmt, d. h. gegen den die Achts- erklärung ergangen ist, nicht nur, wenn das Statut es gestattet, an seinem Vermögen, sondern auch an Leib und Leben angegriffen werden kann. «Nachdem wir dies vorausgeschickt haben, ist zu untersuchen, ob Franz Von Sickingen sowohl nach gemeinem, als nach singulärem Recht hätte wegen Landfriedensbruch verurtheilt werden kühnen. Und dass es nach gemeinem Recht, hätte geschehen können ‚ ergieht sich aus dem ersten Gesetz des Kaisers Friedrich. Die Strafe aber des Friedens- bruchs ist die Todesstrafe und Vermögenseinziehung. Was dann das statutarische und neuerdings auf dein Beichstage aufge- stellte Recht anbetrifft, so ist offenbar, dass Sickingen selbst- den Frieden nicht nur verletzt, sondern Vollständig gebrochen hat. Und in dieser Beziehung bedarf es gar keiner Erörterung, da die Worte des Edicts, gegen die Sickingen nach den Vorliegenden Thatsachen unzweiklhaft gehandelt, nichts dunkles haben. Man lese da nur die folgenden Worte ‚Richten uf, ordnen und machen denn auch in und mit [Kraft dieses Briefs, also dass voll dieser Verkündigung Niemands, von was Würden, Stands oder Wesens der sei, den Andern befehden, bekriegen, berauben, fahen, - überziehen, belagern, auch darzu durch sich selbst oder Jemand anders von seinetwegen nicht - Gemeint ist Friedrich 1. Die beiden Gesetze bei Portz ‚ ä. 0., p. 101 und 112. - - - cv - dienen,. noch auch einig Schloss, Siädt, Märkt, Befestigung, Dörfer, lIöf ödei Weiler absteigen, oder ohh.des Andern Willen mit gewal- tige), flak... dermassen beschädigen soll, auch Niemand solchen Thät.ern Rath, FlüIf oder in keine ander Wels Beistand oder Fürschuh thun, auch sie wissentlich oder. ge tährlich nicht herbergen, Jichausen, ätzen oder tränken, enthalten oder gedulden, sondern, wer zum Andern zu sprechen vermeint, der soll solches thun an den Endn und Ge- richten, da die Sach hievor oder jetzt in der Ordnung des Kammer- gerichts zu Austrag verl.heidingt sind oder künftig würden oder ordent- lich hingehören] bis zu der Ueberschrift die Poen [aller Fried- brecher]. - - «Sprechen hier nicht fast alle Worte dieses Verbots gegen Franz von Sickingen ? Hat er nicht beinahe gegen alle einzelnen Wofte dieses Friedensgebots verstossen? in der That, das wird nie Jemand in Abrede stellen können. «Fügen wir nun die für dieses Verbrechen bestimmte. Stral: hinzu ‚Und 01) Jemand holten oder niedrigen [weltlichen Ständs. wer der oder die wären, wider der, eins oder mehr, so- vor gemeldt im nächsten Artikul gesetzt ist,, handeln oder zu handeln Tnhl.erstehil würden, die sollen mit der That von Recht, zusammt andern Pönen, in unser und des heil. Reichs -Acht gefallen sein, auch allermännig- ]ich und einem Jeden, gegen denselben Thätern und Friedbrechern, sobald sie an unserm kaiserl. Kainmergerictit. oder durch unsern Statthalter und Regiment mit vorgehender Citation oder Fürheiscliung, also in die gemeidte Acht. gefallen zu sein, deciarirt und erklärl. werden, ihr Leib und Gut erlaubt sein . . . ] l 26 «Man sieht, wie zweckmässig das Haupt. des Friedbreclieis inänniglich preisgegeben wird ‚ gleichzeitig mit, dein des Ver- mögens und alter flechte. All Strafe schliesst, sich in demselben Edict, noch eine specielle an, nämlich indem Artikel, der beginnt ‚Und dtruf empfehlen wir [allen und jeden Kurfürsten, Fürsten, geist.- liehen - und weltlichen, auch Prälaten, Grafen, Herren, Ritterschaft und Städten, und allen andern unsern und des Reichs Unterihanen und liehen Getreuen, ernstlich gebietend] bei den Pflichten, Eiden und Gehorsam, so sie uns wut dein heil. Reich gethan haben und zu thun schuldig sind, und darzu einer Pön, nämlich . weitausend Mark feines .Golds, hat]) in unsere kaiserl. Kammer und den andern halben Theil dem Beschädigten nnablässlich zu bezahlen. «Das aber erscheint, als die besondere Strafe, die neben der Preis- gabe des Vermögens, - wovon der vorangehende Artikel: «Und ob Jemand», - vorbehalten ist, nämlich so, dass der Friedbrecher diese

26 Die Fortsetzung der Stelle ist bereits eben LIV mifgetheilt. CVI -

speciell bezeichnete Strafe ohne weiteres (ipso iuIe) vorab bezahlen muss und dass erst, dann .männigiich- gestattet wird, Leib und Gut desselben ungestraft anzugreifen. «Aber auch andere Strafen weiden hier an verschiedenen Stellen gegen den Friedbrecher verhängt., nämlich das Verbot., ihn zu herberen und zu behausen (de nun i-ecipiendo), ihn -nicht zu ätzen - oder zu tränken (non alenclo), nicht zu enthalten oder zu gedulden (non defendende, Don tegendo) und viele andere derg leichen Strafen, die alle darauf abzielen, dass- diesem Friedhrecher Wa sser. und Feuer inleisagt sei und er, so der menschlichen Gesellschaft beraubt, nach beiden schmachte und ins Elend sterbe. » Was Cantiuncula in dem zweiten iheil seines Gutachtens, dci- die andere Seite der Sache beleuchten sollte, noch hinzuzufügen ge- dacht, ist nicht zu sagen, zumal es-hier ganz an Andeutungen fehlt. • Nur ein Punkt steht ausser Zweifel, nämlich di Absicht, den Mangel der «Citation oder Füt-heischung» geltend zu machen. Die dritte Frage ging ja. dahin oh t-echtsföi-inlich verkündet worden, (lass SickingDn • in die kaiserliche Acht gefallen sei. Gleich in der species facti war festgestellt, dass die Preisgabe des Vermögens eines Friedhrechers bedingt sei durch eine -vorangegangene Deklaration und ‚diese, wieder durch eine Citation. Nun war, wie an einer spälern. Stelle (p. 5) hei-- vorgehoben wird, Franz von Sickingen zwar von dem Nfirnbergör Reichsregiment für einen Friedbrecher erklärt, auch allen. Deutschen gestattet worden, gegen seinen Leib und sein Vermögen anzugehen, aber ohne dass Sicl

- CYLL -

ins -Auge gefasst war, die a •diese \Weise gedeckt werden sollte. Jedenfalls aber war die Stadt Strassburg an dein der Sache wesentlich interessirt, weil ihr eine Schuldverschreibun g des - Kaisers zu Gunsten Sickingens von diesem verpfändet wordeh. War aber diese Forderung «todt und ab», so war natürlich auch jene Sicherheit dahin, und so mochte man auf den Gedanken gekommen. sein, d& Stadt die erbrechtlichen Ansprüche der Kinder zu überweisen 27 • Die Frage, 01) nicht auch Sickingens beide Söhne als Theil- - nehmer seiner Fehde in die Acht gefallen seien, diese Frage wird in dein Gutachten gleichfalls berührt und ohne Unffichweif bejaht 29• Sonach war das Gutachten, wenn Wir von den Schwestern absehen, wesentlich im Interesse desjüngMen Sohnes Franz Conrad veranlasst. Wie das frtiher 29 mitgetheilte SchreibenVerdinarids ((die Söhn und Kinder» Sickingens unterscheidet, so auch (las Gutachten, das zwar meist von den lilii, aber auch allgemein von den hberi -redet 89 Als im Jahre 1542 der Vergleich geschlossen ward, erschienen als Parteien auf der einen Seite zunächst die drei Brüder, «welche den Vertrag «hy .Edelmanns Treu und Glauben» zu halten verspraclxen während am Schluss des Vertrags Margaretha und Magdalena von Sickingen, weiland Franciscus von Sickingen, ihres lieben Vaters selig «ehlichc liebe Töchter» bekannten, dass dieser Vertrag mit ihrem «guten Wissen und Willen beschehen » sei und «bei wahren guten Treuen» versprachen, «das Alles genehm zu halten und dawidet nil zu sein noch zu thun, keineswegs $1.» - - Was die Fortsetzung und Vollendung •des Gutachtens verhinderte, ist zwar nicht mit Sicherheit zu sagen, aber [loch auch nicht schwer • zu errathen die Arbeit musste schliesslich auf eine Kritik des IIeichsreginient.s hinauslaufen, die zu nichts Gutem führei konnte. So ward denn wohl ein vertraulicher Bericht erstattet und die ange- fangene Arbeit blieb liegön, aber nicht unbeachtet. - In formeller Hinsicht zeigt unser Gutachten ganz den Charakter des Verfassers ‚ einerseits seine gewählte ‚ mit einer umfassen- (lern Kenntniss des Altertliums etwas prunkende Ausdrucksweise, insbesondere eine Fülle griechischer Kunstausdrücke, anderseits seine

27 Vgl. die Verhandlungen oben S. LXVII und LXXVII. 28 Schon in der speeies fach heisst es p.5 fihi .. proponunt, se flicinoris paterni neque fuisse autores neque adiutores 8010 rel niteto fi2io excepto, ferner p. 13 F. Sicinii unus aut alter filius, giti socii fucri,tt f4cinw-is. patetni. Oben S. LXXII. ° Die filii verden genannt p. 5. 41, 42, 47, die liberi p. 7 5 41 2 49. 31 Münch II, S. 283, 284: - cviii - beflissene Hinweisuine au! den christlichen Glauben und die christ- liche Sitte, wobei jeder Hindeutung auf den innerhalb der Kirche entstandenen Riss sorgrältig aus dein Wege gegangen, aber durch die Anrufung der Jungfrau Maria neben Chrislus vor Beginn der rechtlichen Deduction (p. 0) diß Anhänglichkeit an den allen Glauben zu erkennen gegeben wird Gehen wir auf die juristische Seite ein, so finden Svii von nittel- aller ichen Juristen citirt Cinus (t 1336) p. 22, Job. Andnnie (j- 4348) p. 3, Bartolus (t 1357) p. 7,8,12 und 17, Caspar Calderinus (f 1399) p., 23, Baldus (-ft 1400) p. 13 und 15, Panormilanus (t 4445) p. 17, Marianus Socinus •(f 14437) p. 22 und Bart.holomaeus Socinus (j 1507) . 2232. - Die neuere Zeit ist allein durch Andreas Aleiatus vertreten, UlKt zwar durch dessen bereits 1518 erschienenen Paradoxa (p. 41). - Besonders benutzt ist der bekannte Tiactat des:I3artolus über die Repressalien, dazu kommen Gutachten von Marianus und Bartllolo- inaeus Socinus. Ob das ebenfalls (p. 23) citirfe Gutachten des Caspar Calderinus gedruckt isi, weiss ich, wie bemerkt., nicht zu sagen. Werfen wir einen Blick auf die von Canliuncula benutzten l4echtsquellen, so finden wir von den Gollationes iia die V und die Xi citirt (p. 7 und 15). Die letztere umfasste die Gesetze Heinrichs VII über das Majestät.sverbueclien, Art -epriinendum und über die Re- bellioir, Quoniain nuper, und, dazu seit Bart.olus die goldene Bulle. Die in dein p. 18 lt. 23 angezogenen Gesetze Friedrichs 1 bildeten einen Theil der X. cotlatio, die Canliuncula als solche nicht. anführt. Dass Cantiuncula auch die goldene Bulle nicht citfrt, erklärt. sich so, dass dieselbe in dein Kapitel das schier Meinung- nach ohnehin gültige rüntisehe Recht nur wiederholte. Ausserdem weiden drei Bücher des Justiniaiiischen Godex citirt, aber so, dass hier mehrmals Abweichungen von unserer Eintheilung vorkommen, nämlich lib. VI statt V (p. 3 u. 14) und lih. X statt XI (p. 7), Abweichungen, die vielleicht nur auf Schreibfehler zurück- gehen. Auch kleine Varianten in den Rubriken der Digestenlitel finden sich, so insbesondere p. 44 de eapite di minut.is und de verborum et rel u in signifleatione, während es all Stellen ( p. 7 und 13) de verh. sig-nif. heisst. Das kanonische Recht ist nur sehr spärlich citirt (p. 7 . und 14).

32 Ucher alle diese Juristen s. Savigny, Geschichte des röm. Rechts im Mittelalter Vi und Schulte, Geschichte der Quellen. und Literatur des kanon. Rechts II; 32& Ueber dieselben Savigny, 111, S. 501 ff. lt. 526 f. - clx -

Von allgemcinerej Bedeutung ist die Art, wie Cantiuncuia das Verhältniss dci- in Deutschland geltenden Rechtsnormen bestimmt. Der.wiclitigsle Gegensatz ist der (es .iU5 commue und des ins sin- gulare (p. 18) oder des ins stat.utarium ( p, 10). Während Cant.iuneula unter dem ins commune das itis vetus scriptum versteht und darunter auch die beiden Gesetze Friedrichs 1 begreift., versteht er unter dem ins stat.utarium die spätern Reichsgesetze, obgleich dieselben auch für ganz Deutschland Geltung haben und insofern in weiterni Sinne ebenfalls ins commune darstellen ( p. 47). Das gemeine Becht im eigentlichen Sinn ist theils ganz alles, wie die XII Tafeln, thei Is Jüngeres, wie die Constitutiouen der rö- mischen Kaiser (p. 42). Das ins commune ist aber seiner räumlichen Geltung nach das Recht des orhis (p. 47), von dem das Land Germania nur ein Stück bildet (p. 3). Die Ideen des Mittelalters sind also hier noch in voller Kraft. - Der Zeitraum, welchem das Gutachten angehören muss, wird zunächst begränzt einerseits durch Franz von Sickingens Tod -und andererseits durch den Vergleich seiner Söhne mit den Fürsten. Innerhalb dieses Zeitraums müssen wir weit mehr an die erste als an die zweite Hälfte denken. Dafür spricht vor allem der Umstand, dass der Anspruch gegen den Kaiser den Ausgangspunkt für das Gutachten bildete, ein Anspruch, der wahrscheinlich schon zu Ende des Jahres 1528 seine Erledigung fand. Mit dieser Annahme stimmen alle weitern Andeutungen. Zunächst ist. die Sickingensche telide noch in frischer Erinnerung (eo facinore mox invulgato itaqne notorio, ut inficiari neino po test p. 5), dann ist. der Kurfürst Richard von Trier, der im Jahre 1531 starb, wie- es scheint, als lebend vorausgesetzt (si quis dicat, Jr. principem fuisse et esse intei prinios a consiliis Gaesai-eis p. 22); denn wenn diesr Satz auch von dem kurfürstlichen Amt verstanden werden kann, so liegt dnh die Beziehung auf das Individuum näher. Und endlich scheint der Uni- stand, lass Cantiuncula diesen Erzbischof an zwei Stellen indireci. angreift - p. 41 quo t.ranslationis iure videnius tempore longissimo Germanos libere ei. eontinue usos, ut qui neu alium in impematorem ltomanum designaverint quam germanum, und p. 24, wo es heisst dass Sickingen pro virili fidelis assessor semper extiterit -‚ Stellen, welche doch auf die französischen Intrigen des Kurfürsten hinzu- weisen scheinen, ich meine, diese Anzüglichkeiten legen selbst, den Schluss nahe, dass das Gutachten vor das Jahr 1520 falle; in welchem der Kurfürst seine Stellung- in dci Opposition aufgab und vom Kaiser und seinem Bruder eine Pension annahm. Vergleichen wir mit, diesen ans dem Gutachten selbst entnom- cx - inenen Folgerungen die Anhaltspunkte, welche sich etwa aus Can- tiunculas Leben ergehen. Leider sind wir gerade für die Jahre 1524-1526 nur sehr mangelhaft über ihn unterrichtet.. Cantiuncula war seit 1519 ordinarius -legum in Basel und seil 1521 auch ado- cat.us civitatis Basiliensis. Wie er-in unserm Gutnebten als das Wesen- den christlichen Gerechtigkeit die brüderliche Liebe bezeich- nete, so halte er als Schüler des Erasmus schon ifnJahre 1522 in Basel, wo eine freiere Luft wehte, dem Klerus Achtung vor dem ächten römischen Recht,, vor den leges, beizubringen versucht, nüm lieb durch seine oral io apologetica in patrocinitim iuris civilis contra cos, qui leges cum Evangelio parum eohcordare afflrniant. Im Deiember 1523 verfolgte er den Plan, seine Professur an Boniliscius Amerbachi, der damals in Avignon studirte, zu iihertragen, während Amerhach selbst, da Zasins ihn nach Freiburg zu ziehen suchte, sieh hier im Sommer -1524 um die leclio Sexti liewar],Aber nachdem ihm diese im August übertragen worden, legte er sie, zum grossen Kummer des ?asius, bald iiieder, um im Noverihei- die erledigte .Ptofessur unsers Cantiuncula zu übernehmen. Unzweifelhaft hängen diese Schwankungei mit dem Kampfe um das kanonische Recht zusammen, wie er in diesen-Jahren geführt ward. Cantinneuta stand im Januar 1524 im Begriff, nach seiner Vaterstadt Metz zu gehen; uni daselbst zunächst hei seinem Vater, einem apostolischem Notar und bischöf- lichen Sekretär, zu wohnen. Im April ei-schien in Basel seine fran- zösische Uebersetzung von Erasmus Anweisung zu beichten, die er der Herzogin Margaretha, der Gönnerin der Hugenotten widmete. Was in Metz für Zukunftspläne geschmiedet wurden, erfahren wir nicht; der Dienst der Stadt, der er wegen eines Stipendiums verpflichtet war, lockte ihn so wenig, wie er seinen Freund, den Syndikus der Stadt., Cornelius Agrippa von- Nettesheim, hatte fesseln können. Im- Mai -1525 finden wir ihn in Vic. Hier hatte er, wie- es scheint, die Aufgabe übernommen, eine Reihe von Klerikern in die Anfangsgründe des röm. Rechts -einzuweihen. Et- las mit, ihnen den - Pandektentitel de Regulis Juris ‚ fand aber die Schüler so dumm und träge, dabei so sehr auf Essen und Trinken erpicht> dass ei den Unterricht - ans Ver-zweifling aufgab 3.

S 1-lorawitz hat a. a- 0. S. 8 aus dem Cod. Fal. \Tiiidoh., der unser Gutachten enthält., folgende, vielleicht von Brassicanus hirrührende Notiz initgetheitt: Hane interpretationem (nämlich die fol. 22-30 stehende inter- pretatio tituli de lt. 3.) legit ipse Cantiuucula in Vico Austrasiac quibusdam sacerdotibus, uti ab ipso audivi, idiotis et ignavis, sie tandem otiarn ipsis fere despei-antibus et plus vent.ni et potationibus invigilantihus, tandem deseruit -lectionem.. . - - CX!

Im Jahre 1.526 finden wir ihn dann in der Umgebung Ferdinands, also zu einer Zeit, wo dieser von den Fürsten verlangte, dass ihni die Erledigung der Sickingenschen Sache übergehen werde. 1527 rühmte Erasmus ihri uI einem dem, Kardinal Johann von Lothringen gewidmeten Werke als rarissimum vest.rae Lotharinghie exemplum et ornamentum. Dass :I Jahre 1528 in-der Sickingenschen Sache eine Gesandtschaft an den Kaiser ins Auge gefasst war, haben wir früher gesehen. Nun. erfahre!) wir, (lass Cantiuncula sowohl 4528 als 1529 s in Spanien war. Aber wenigstens die er te • Reise kann nicht mit der von - Schweikart in A:ussicht genommenen Botschaft in Zusammen- hang stehen, da Canl.iuniula scluin im Juli von derselben zurück- gekehrt war. Dagögen könnte die zweite Reise auf- unsere Sache Bezug gehabt haben. .01) jedoch der Umstand, dass die kaiserliche Schuld :in der Tltat bald nach dein 1528 abgetra gen ward, und der andere, dass Gantiuncula die zweite sanisciie Reise als von Erfolg gekrönt, bezeichnet, auf dasselbe . Ereigiiss hinweisen, muss dahingestellt bleiben. Dass Ferdinand das treibende Element war, stellt fest; auf dessen Vermittlung, verhaute ja. auch Schweikarl nach seinem Brief vom 44. Februar 1525. - Vielleicht, führt noch ein anderer Faden di!ect von der Sickingen- sehen Familie zu Cantiuncnlä. Dass das Gutachten vorzugsweise in) Interesse des jüngste]) von Sickingens Söhnen veranlasst sein muss, liegt klar vor Augen. Dieser Sohn aber befand sich hei dein Erz- bischof von .Besaivon; in . derselben. Stadt, in welcher Cantiunculas ml itrster Freund lebte. Dieser, Stephan Verdehet., war mit Can- tiuncula in Basel Jlechtslehier göwesen 4 und dann in seine Vater- stadt zurückgekehrt. Da konnte ,sich leicht. :eine Beziehung zudem jungen Sickingen und seinem Pairon &gehen, die für die Abfassung eines Gukri:htcns den Blick auf Cantiuncula lenken mochte. - Unser Gutachten, das civilrecht.liche Ansprüche prüfen will, aber üben desshalh in das Strafrecht, eingreifen muss, gehört der sehr geringen Zahl wissenschafl lieber Arbeiten diese! Zeit an, welche, zunächst in unmil.t.elharen, Dienst der Praxis dein gewidmet smd. Der Behandlung des Majestätsverbrechens, das dci ]<‚urfjirst von Trier in altteslamentlicher Hflrte selbst an den Kinder]) des Angeschuldigten gestraft wissen wollte, stellt Cantiuncula (p. 20) dk griechische dzu; die honi et aequi norma, gegenüher, die er dem klassischen Recht der Römer enlnimn3t.

84 Einige Notizen über ihn bei Stint.ziiig Zasius 5. 257, Ergänzungen h ei Rivier p. 7 Anm.a nach Visclio, Geschichte der Universität Basel. Ich! bemerke im Vorübergehen, dass auch der Verfasser unsers Gut- achtens nicht. Chansonnette, sondern Chansonet geheissen haben muss. - CXII --

Ahör die Zeit für diese Bestrebungen war noch nicht gökommen, oder vielmehr, sie war schon wieder vorbei, seit ein Mann wie - Schwarzenberg nicht mehr dem Reichsregiment angehören durfte. £s ist eine lehrreiche Eischeitiung, dass die Neiging; die Vorau- setzüngen und :Folgen desMajestätsverhFechensesetlich zu fixieren, im umgekehrten Verhältniss stand zu der Nöigung, einem Gegner den Vorwurf des Majestätsverbrechens ins Gesiöht zu schlendern. Als das Gutachten in Angriff genommen ward, gewann das Projecl einer peinlichen flalsgei1chtsördnuiig, welches über das crirnen laesae maiestatis absichtlich schwieg, für das deutsche Rdicli laflgsam eine festere Gestalt. Zwischen den Veihaiidhtngeh über dieses Gesetz und den Verhandlungen über die Sickinflnsche Angelegenheit gab es manche Berührungspunkte, zunächst. schon bezüglich der Gültigkeit der Acht.. War doch die Streitfrage in analoger Weise schon bei den Verhandlungen über die Venlanirnung Luthers hervorgetieten. tDie Juristen dei Kifrie hilUen eine Vorladung und neue Vernehmung des Angeklagten für nothwendig gehalten habe, doch Gott selbst Kam. noch einmal vor sich gerufen aber die Theologen wollten in keine weitere Verzögerung willigen Dann spielte auch in derder Lutherschen Angelegenheit wie hier, das Majestätsverbrechen eine Rolle. Hatte doch der Papst die Anordnungen seiner Bulle eingeschärft bei dem Makel des Verbrechens der beleidigte« Majestät, hei Verlust. der Erb- rechte und Lehen, ein Verfahren, das ein kaiserlicher Rath, Hiero- nymus on Endorf, als einen Eingriff der geistlichen in die weltliche Macht ansah, und das er (teil Kaiser aufforderte, nicht zu dulden 3. In Nürnberg war an eine ruhige Behandlung gesetzgebeiischer Arbeiten nicht mehr zu (lenken. Als der Reichstag am iS. April 1524 gäschlossen ward, geschah der Halsgerichtsordnung mit keiner Silbe Erwähnung ; dafür aber erliess der Kaiser am 27. Juli ein Ausschreiben, ganz im Sinne des Papstes, wobei er die in Aussicht geüominene Versammlung där Slünde verbot. bei Vermeidung erimi- nis laese maiestatis, und der kaiserlichen und des Reichs Acht 37. Bis zum Jahre 1529 kam die Halsgerichtsordnung nicht. nfehr zur Sprache. Als dann auf dein nach Speier einberufenen ReichstagReichstag› die legislativen Reformen wieder aufgenommen wurden, sass in dem behufs Prüfung der kaiserlichen Vorlage gebildeten Ausschuss tucli der Erzbischof von Trier 3S, der in Sickingens Vorgehen gegen ihn ein Majestätsverhrechen erhlidkl hafte. Der Ai.issclniss beschloss, den Entwurf einer 1115 rechtsgelehrten Rä Ihen der Stände gebildeten 3aflauke 1, 298. flanke 1, 308. 37 Ranke 11,. 5. 114. . 38 0ütebock, Entteluingsgescliicht.e der Carolins, S. 106 Anm. i. - CXIII -

Subkommission zu überweisen. Und als diese ihre Tliätigkeil. he- ginnen wohle, fand sie sich besonders durch den Mangel an litera- rischenHilfsmitteln an einer gründlichen Prüfung gehitidert39. Ii» Grunde war es der zu drohender Schroffheit gesteigerte Zwiespalt. des Glaubens, der eine förderliche Verhandlung unmöglich machte. ErsI. in den letzten Entwurf der Halsgericht.sordnung gelangte eine gewisse Bemerkung überdas Majestätsverbrechen, nämlich die verunglückte des Artikels 218 « hein an ellichn Orten, so ein Uebelthäter ausserhalb des Lasters unser beleidigten Majestät ockr sonst in andern Fällen, so der Ueheltliäter Leib und Gut mit ver- wirkt, vom Leben zum Tod gestraft, werden Weib und Kinder an Bettelsiabe und das Gut dem Herrn zugewiesen». Per auf dein zu Augsburg entstandene neue Entsurf, der vierl.e in der Reihe der Projecte, enthielt den Artikel noch nicht; erst hei der vierten und Schlusslesung fand er Aufnahme, und zwar offenbar so, dass die Bedaction desselben einem Kommissionsmit.- gliede überlassen ward, der die Arbeit in grosser Eile und schi- nachlässig machte. Bei den in] Schosse dci Kommission gewiss hier ganz besonders lebhaft geführten Meinungskämpfen - dieselben können wir uns an dem in unserm Gutachten erörterten Für und Wider vergegenwärtigen - muss man sich dahin geeinigt haben, die nach dem gemeinen Recht auf das Majestätsverbrechen gesetzte Strafe beizubehalten, nämlich die i.odesstrafe und die Verwirkung des Vermögens, Wenn- gleich Weib und Kinder des Uehelt.hätcrs dadurch an den Bettel- stab gebracht würden 4O Hier ist nur noch darauf hinzuweisen, (lass in den 1542 zwischen den Sickingenschen Erben und den Kriegsfürsten aufgesetzten Ver- gleichsurkunden zwar das Recht der Fürsten an den occupirteu Gütern prinzipiell festgehalten, andererseits aber des Sickingen früher vorge- worfenen Majestätsverbrechens auch nicht einmal andeutungsweise gedacht wird. Auch das Verbrechen des Laudfriedenshruchs, wie es in der Carolina behandelt, ist, empfängt durch unser Gutachten eine neue Beleuchtung. Interessant, ist zunächst., dass schon hei den Verhand- lungen über den Nürnberger Entwurf von 1523 die Bevisoren den Artikel 135 des Pro jects dahin änderten, dass gewisse Fehden mit kaiserlicher Erlai.ibniss gestattet sein sollten 4 . Dieser Aenderungs- vorschla g ging dann auch in das schliesstiche Gesetz über.

Güterbock, S. 109 f. O Güterbock, S. 248 ff. 41 Güterbock, 8. 98 — Cxiv —

Artikel 129 der Cajolina, «Stiaf derjenigen, so die Leul böswillig hefehden ‚ lautet «Wrelehei Jemand wider Recht. und Billigkeit irnat.li- willig. hefebdet, dcii richtet man mit dem Schwert vorn zum Tod. Doch ob Einer seiner Fehde halber voll oder unsern Nach- kommen am Reich, :iöniischen Kaisern oder Königen, Eilauhniss uhu oder dci, den er also befelidel ‚ sein, seiner gesiplen ireundsehafl. oder Herrschafl oder der ihren Feind wäre, oder sonst zu solcher Fehde rechtniä.sige gedrungene Ursncli htt, so soll er auf sein Aus- führung derselhep guten Ursachen nicht peinlicl i gestraft. verden in solchen Fällen und Zweifeln soll bei den I1.echlsv erstiindigen und an Enden und Orten, wie zu Ende dieser Ordnung :i iigci.egt., flaths gehra uch 1 werden » Die genaue ijehejei nslimrnung mii den Ausführun gen unsers Gutachtens (p. 1.0, 12 ii. 20) liegt, klar zu Tage. Die zweite Aus.- na lunuehestiinnuuiug ist. aller \Vabrsclteinlic]ikeii nach eine Concession an die Anhänger Sich ingens, welche nicht zugehen durften, dass seine Fehde Grund zu einer peinlichen Strafe häite abgeben können. Unser Culacliten zeigt uns an einem Beispiel das Bestreben aqj- geklärter deuisclier Jurist cii. die volt dem Klerus mit Eifer ge- schfitzten, die ganze Härle des alten leslainejils sanclionirenden Bestimmungen der byzantinischen Kaiser zu Gunsten eines christlich- humanen Becld.s möglichst ii nschäd ich xii machen, und zwar mil. ilfulfe des eigeni lich römischen. Herluls . Daltei tritt an einem Punkte auch der Abscheu des ihulVir, Gewissens vor dci wälscheuPerfidie denilich hervor. Der für Deutschland wohl ejallussrejctiste aller mitlelalierliclien Juristen, der vielleicht, der Abfassung der goldenen Bulle nahe stand, .l3artolus, lehrte, ein iiehell könne ungestraft getödiet. werden, und zwar nicht nur i,iliit und ehrlich, sondern auch hinterrücks und heimlich (oceulte) Auch diese Lg.lni. waud in Deutschland in die Praxis Ohetiragen. Cantinuiaihi hallo seine eigene Vaiersladt diese Praxis handhaben selten. Als clii frülicier Metzei ]3üirei, der sich wegen einer Mühle in sehen Heidilejj gekränkt lölille, deshalb gegendie Stadt eine heftige Fehde unteiuianinien hatte und null in die Acht erk111 merden stii, erliessen Ende des Jahres 151 7 tIer Meister Scliötfe, der .Ral.h der Dreizehn nnd die Siebenvorn iieg rine Pioela niatinn. wonach Jedem, der den Aechter lebend oder laut iulicfejt, ein hoher Preis geboten ward, ein iusondeis hoher dciii, du seine Jödtu]nLr Mann Die Pro- clamation,. die v°r der Kathedrale in dei.utscluer und romanischer Sprache feierlich verlesen und dann »geschlagen ward ‚ halte die gewünschte Wirkt Ing. Ein früherer Spiessge_sel le des A.ec}tters X.01)- führte, durch den Preis und die zugesagte Amnesl.ie beshimnil, im n

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Juli des folgenden Jahres den Meuchelmord an dem schlafenden lCnieräden und erhielt die verh&sseiie Belolmung. Als in der Bürger- schaft sich (las Gefühl laut zu machen begann, (lass hier ciii Ent- setzliches3 und dazu von iechiswgen geschehen sei, da ward die Aeusserung eines jeden Tadels durch öffentlichen Ausruf ver- boten. Sickingen war es gewesen, der seiner .Eiipöriing keinen Zügel anlegen liess, sondern die Väter der Stadt und diese selbst zu züch- tigen unternahm. Er hielt sich dafür um so mehr befugt, als der Meuchelmord auf dein Sclslosse eines Vetters geschehen, ja dieser \Telte i. das eigentliche Ziel für den Meuchelmörder gewesen war42. • Der in Metz geborene Ganliuncula konnte es nicht fiber sich gewinnen, jene Lehre da, wo sie berührt werden musste, in ihrer ganzen Hässlichkeit wiederzugeben in unserm Gutachten lautet, die Lehre nur, der Rebell könne ungestraft. getödlet werden (p. 15), das Wort occulle ist beseitigt Cantiunenla, der sich als einen eben so fähigen als massvollen Kopf bewährt halte, trat später in die nächsten Beziehungen zu dem höchsten Gericht im Reiche. Als auf dem lleiehslage zu Augs- burg bestimmt ward ‚ dass das Reichskammergericlil. in Speier, \\ohin es 1527 verlegt, worden, seinen deflnitiven Sitz behalten sollte, - und nun Beliiifs Erledigung der immer mehr angewachsenen alten unerledigten Sachen die Anstellung- von acht ausserordentlichen Re- ferenten beschlossen ward, da lhsste man für diesen .scbwiei-igeu Posten auch unsern Cantiuneula ins Auge, der denn auch im Laufe des Jahres 1532 seine Tiiätigkeit in Speier begann, in - demselben Jahre, in welchem die peinliche Halsgerichtsordnung als Gesetz ver- kündet ward. Von Anfang an halle Canl.iuncula vor allem die Reform des Privat- rechts mit Eifer verfolgt. Seit das von Maximilian ins Auge gefasste Gesetzbuch wieder aufgegeben worden, dachte man in Deutschland an allerlei andere Mittel für eine Aufbesserung des Jiechiszustandes. So war selbst unser junger hoffnungsvoller Gelehrter im Jahre 1521 von einem Tübinger Freunde aufgefordert worden, ein Conipendium der Jurisprudenz zu verfassen. Ein solches Unternehmen, eiklärte er in seiner ablehnenden Antwort, könne nur . von Männern wie Zasisis oder Alcial ausgeführt werden, Männer, die er als die Papi- niane seiner Zeit bezeichn&. Gleich seinem Lölirir erwartete er Heil zunächst nur von kritischen Arbeiten, de sie nun bald Fialoander

42 Ulmann, S. 94 ff. Die lroclamation hei de. Vigneulles, Bibliothek des literar. Vereins in Stuttgart XXIV, S. 319-321. Dieselbe beruft sich auf droit, commun. reforniation imperiale et helle (Vor. CXVI ernstlich - in Angriff iffihni und wie Erasmusini April 1527 Pirk- heimer um Auskunft hat fiber das mii grösster Spannung verfolgle Unternehmen, so schrieb nnser Cantiuncula am 28Juli 1528, nach seiner Rückkehr von der spanischen Reise, auf der er sie!, überall um Manuseripte der fleclmtsldicher bemüht und z. 13. in Orleans ein Digestume \tetus erworben hatte, an Amerhach «Möchte das Gerüchi, dass unsere Pandekten zu Nürnberg sich in Druck befinden, nichi. grundlos sein ». Zugleich aber verpflichtete er seinen Freund, ihm alles, was von Alciat erscheinen weide, sei es der Coinmueiml.ar de verhorurn signifleatione, sei es etwas anderes, sofort zuziisendeii, um 1 ugeufal Is durch einen eigenen Boten Audi für die lledhtswissensc,haft war eine neue Zeit augehrochen GLAUDII CANTIUNCULA.E

GONSILI UM

DE

LIBEItORUM FRANCISGE SIGIN1I JURIBUS

ADVERSIJS

CAESAREM ET PRINGIPES.

i3ona eins, qui de leesac rnaieslatis ciiuilne aceusatur, ]iciM ipso jure essent coiafiscata, 11011 prius a procuratore Cuesaris cuipi ei apprehendi, etsi non puhlican, possunt, nisi acensatus udicis alicuIns sen1ntia obnoxius eriiniuis repertus et deckt- rutus fuerit quod satis ihnuit 1. ex iudiciorurn 20] 1V. de, necusat. et inscript. [48, 21 ei leges II. Elli 11. et [6] C. ad 1. in]. muiest. [48. 4 ct 9, 81 et ixpresse 1. res quae in coi- trouersia [22] II. de, lisei [49, 141 ei c. oum seeuiidurn 1191 de 1aereticis Itit. II] lib. VI ei. gb. in § Per contruriuin [5] Inst. de hered. qui ab intest. deferunt. [3, 11 et loh. Andreac in c. vergeatis 110 [ii. VII] de haerel. lib. V. deeretaL

Speciesfttcti.

Ocr nania id labet. ne quispialn publicain pacem laedere nil sibi ins dicere, ulicui virn infrrc andeat hoc edicunn esi, puhlicun. Contra quod si quis icrit, pack, laesae. preemissa 1 amen in in nocatione, icits decbarctu ; secunduin quam decic- ationem rei corpus, vita et lona uriniersa cninsvis arbitrio occupanda pennittuntur narn is ornni oinnino Fure dccci- nil,ui sponitus ei udigriis. mg

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(3ermanus quidarn ob simm ipsius privatatn actionem Trevirensj principi, nullis fetialihus ut fit praemissis, sed Label.- lario vulgari usus, belluin indixit ac panlo post Trevirenses duos captos in carcerem coniecit. Hi duo ferri onere et carceris molestia grauiter pressi F. Sicinium diu renitentem znuliis tandem precibus exorarunt, t (ide sua redemptionis Pretiullb super quo capti cwn capienle connenerant, esse iuberet, fide hona promittentes, sese pretlum hoc constitutum, max quam emancipati in suos lares postliminio rediissent, Sicinio nume- raturos. 1-Juic captorum promissioni ficiens Sicinius eorumque Inisertus sponsor eins pretii factus est, sed et illud Germano numeraujt. Duo illi iam iibertatj restituti 11011 modo suam lidern non liherarunt, sed et ipsuni Sieinium corarn coneilic Nurenbergensi in. ius vocari, curarunt eo (mi, ut is eauas dici proponique audiret, dh quas ipsi duo, quam fecerant Sicinio pronlissionem, non tenereutur. F. Sicinius suuni hahens iudicem ordinariurn, ad quein uocani potuerat, ratus non esse sese obnoxium, ut huic alio factae uocotioni audiens esset, non venit ciuidern, sed coicilio Nurenhergensi rein gestern, ut erat, er schedam significauit. Postquam. id nihul a Nurenbergensi eoncilio uel litterarum uel praeeepti aecepit. Atqui videns Sieinius, ilias suos debitores neetere moras et lidern hauern non agnoscere, Trevirenseni principern seinel atque iteruin per suppliees litteras orauit, curaret hie, ut sui ciues aes istud alienurn Sicinio debitum dissoluerent nequc committerent, . ut pro perca scorpium reposuisse uiderentur. Tr. princeps Landein F. Sicinio id . responsi dedit, negotium huius- modi esse sub Nurenbergensibus iudicibus controuersum; vide- itt, ut isihine candido g caleulos referret ;‚tum se curaturtmi, ut sui eities iudieaturn implerent. Sicinio uou arrisit ca res- ponsio, quill potius ipsuin Tr. principern tanquanl iustitirn ngli- geutein adoriendurn bcllo censuit, missisque suis inore Germa- nico nuntiis helli tesserain principi reddendam curauit. Ac post Paulo ingent.i militum hon aspernandorurn mann eoinparata Tre- virenses ipsos sie inuasit, ut multis auto saeculis neu fuerint talern calamitatein experti. -:3 - Eo facinore mox inuulgato itaquc notoria ‚ ut infiliari nerno potest, concilium Nur. hune F. Siciniuxn flau vocatum nec1ue audiLum, sed iridieta causa laesae et violatae pdis reum pronunciauit ‚ facta Germanis omnibus potestate in Sicinii corpus et bona grossandi. Sicinius ca re cogilita se in arcein suam quondarn muni- tissimam recepit, uhi a Tr, principe et allis sociis obsidione grani pressus ictu fundae cecidit. • Eo inortuo Fr. princeps. cain arcem solo acquauit, ahorn etiam, quac Sicinii fuerat, per deditionem cepit. Quidam alii e Germanorum prirnoribus ahiarn item F. Sicinii arcem oceu- pauere. - Crnsar, qui- a Sicinio talenta dccciii inutua receperat ac bona adeoquc principali fide spoponderat, eam se F. Siciuio illiusue heredibus redditurum ornni exeeptione irnpedihientoque sernotis, debitam negat pecuniam. Negat et aliarn eidem Sicinio dehitam et in eius negotiis eiusque inssu expensam. Jein -uero flhii ipsius F. Sicinii patre mortuo petunt ii Ceesare pecu- niam ereditarn et alias debitarn sibi renuinerari lilo ngal. deberi et patrein eorurn pacis laesae reurn deciaratum orune ins erediti amisisse. Vindicant item filii arces post patris fata vel alias capLas et occupatas. Qui eas tenent, causantur similiter paGis laesae crimen. Fiji contra proponunt, se facinoris paterni neque fuissä autores nequc adiutores, mm uel altero filio excepto; Ad haec - patris morte erimen quoque extinctum. s

—6— QLiaeritu:r quid iuris.

Christi au Viigiuis matris inuoeato auxilio. .Priiauui ouinium sciendum es!.. eius qui, qtud iuris si I inerrogatur, esse partes, iit ion soluui super priueipali pun eto. quaetionis controuersaersed ehem super aceessorlis sen quihus- dam appendicihus respoudeat, caquc es( commi.mis iuris profes- in 1. 1 c. de relat. serum dochrina ...... [7 , 61 1 in!. quacrebatur 19] lt de mil. testete. Gui doctrivae ut ego PF0 virili simlisfäciant, videntur inilii [29, 1]. Adduennt L. si quinque dubia ex proposita fach specic defluere. dci ussor [] in ririn c. . qui satisfac. cog. [2,8] Primum an Fr. Sicinius Trev. . pruncipi helluin iiidicendo 1. Ei is qm quodraginta [80] IF. ad 1. Falcid. inferendoquc deliquerit. [33,2] et 1. si lbndu,u Secundum si deliquit, quo nuinine oporteal huiusiuodi sub conditione [81] §. Stichuni [2] dc delictum ccnscri, ci. quae sit eius delieli poeiiu. legat. 1 .lertiuinah rite pronutitiatuin fucrit, eurn in hanni impe- rialis oetiiii cecidisse...... - Quartum an ipse Fr. Sicinius ob huiusmodi Lacinus boiio- rum suortun dorniniuul sie amiserit, ah nihul iuris noT actionis ad illa possit nut deheat ililus filiis coinpetere. • Quintum si quir.l . iuris uel cetionis salvuffi his liberis remanserit cd hona paterna, nimm id, quicquid ost, iuris ne] actionis possint in u]ium cessionis viii tmansferre. Quantum ,. titEl prinlum dubium atti not, vidntur iiitiiitu pFiiiiO clicendntn Fr. Sicinitun legitimas ei; )sonestas hahuisse mdi- eendi gorendiquc helli caitas. Principio. etim belli siimi sicut et pacis iurtt .iuste non minus qualn forhiter gcre!Ida, ipsaquc helli aequitas pro Cice- 2 2 li j, 1 . nEUe. monis sententia (otte non Ciceronis testmoniuin adducain. in 1. Fuleinins [7] lt id faciam Ulpiuni ac Trvphornni 1 olassicomun) iureconsull,orum CX 4uili. caus. in iioss. cutur [42, 4]. eNemplo ?)‚ ipsa cniin helli nequilas sanctissinie fetioli populi in!. Cicero [39] li Romani iure perseripte sit, ut ]ioc iustiun bellum censeatur. de poen. [48, 19]. quod aut rebus repetitis geratur. aut denuntiatum tinte sil ei. indietum, cumqne herum utmumque F. Sicinius obsemuarit, qui Tr, principi non anteu hellum indixit, quam repetitis ah eo rehus, hoc est peLita iustitia aduersus 00$. qiii Ipsins Sicmuii / -

debitores erant., non dubiuin esse potest, qiiin hellum lioc iuste et iudic.tiiin et gesturn fuerit. Seeunclo hellurn esse iustuni dicitur, quotiens iudex neglexe- 1 auth. si vorn do- 2, mious C de bootet. nt, quod n suis inprobe factum fuerit, vindicare ..0el n ddere [1,5] ex illius rotione et -quod per iniunias ablatum ost. Atqui in proposito äasu apparet, ni,-nto gencraji nam et verbum ex ].-gibos, prineipem Fr. .negligenteni fuisse in iustitia ipsi aduersus illos sie reeipiendurn ost. 1. nominis [6] verbum duos impertienda, casque duos ‚Fr. irnpiohe egMse, cum datam 16] ff. da verb. signif. (Wein tarn -turpiter, ut. in casn proposilo continetur, fregerint. [50, 16]; sed apertlus probutur in c. [2] du- Iantum enirn abest, ut F. Sicinius huiusrnodi redeinplienis ininusnoster [e.) XXIII qu. 2: pretium ne] non repetere aol, iIli non reddere debuerint, ut 2 d. e. dorninus, ubi etiam ipse Sicinius de iure vei nolens id preLii reeipere cogi sunt, Augustisti verbs. 1. £1111!i p05 II im. potuenit eL redempti 2 si redernptionis pretiurn Iucre.deferant, :c1uiil- [6] C. de eupt. et pst- 4. [im, revers. [8, 501. qtienniuln integnirn redernptori seruire teneantur Nam eL ipso 1. ob busti bus [2] re&Iirnens 1[umanulu et Chrislianurn cham opiis fecisse dicitur ei 1. diuersarun, [20] iIIo cod. tu, lertio quih bet potest i nclicere bllüin 01) suiirum reruni asp i!,. si coptivi §. vindicationem ‚ uhi niliil ultcrius remcdii superest . Irno qui autoin de episc. et elericis [1, 3.48]. casu hornines libeni, in quibus debilor ins habuit, crediloribus 6 ‚utarit deut. in 1. si aliusfl] . bcllissinie fuerit obrwxii (2), quernadmodurn singulani iudicio aequum Gen- [3] 0. quod ui aut dom suit Tilpianus iunisconsultus . - - 143, 21] clii 1. nullus [1 4]C. (le ludsois [1.9]. His tarnen non obstantiljus veritas ost a ponte eont.ruria,. 1.pro berede [20] §. si quid Leinen [2] 0. iiideliect nequc belluin hoc iustuni, imo ne bellurn quidern de acquir. her. [29. 2]. [uisse, seil - vim publicam et manifest-am bdllurn enirn pioprie 81 hostes [24] et ibi nutata II. sie c-a1,tiv.

11011 prinate, sed publico fit iibini ne 1 , l.ametsi uonnunquaiu etpostliin. red. [49.15]. - prout not at Bar tulus repressaliae seil potius pignorationes ex- causis maximis et in troetat. repress. solemnihns decernantur . Nam lilie - pignora-tiones et rpres- 10 In sutb. itt Don li. pign. [Nov. 52] cullat. sauce suapte sunt natura odiosae, reieetae ‚0 ei prohibitac, idque V. cl c. 1. da iipiur. [5, 81 lib. Vl. ]ias.ob causas potisirnuth, ne scilicet ah aliis, quod alius dehet, 11 1. unic. C. noquis exigatur, ei ne quis in sua causa ins sibi client contra generalis insua causa md, [3,5] et praeel lag. t. mi Ilsis legis t intereessionem. Vis enirn ost et Inne, quotiens a dehi-tor-i bus [14] C. de lud. £1, 9].- 52 in 1. exta [13] ffi suis id quod debeni sibi putat, nols per indicein reposcit, atque quod malus cusa [4, 21 ita refert) 2 Callistratus iunisconsultus. Marcuin imp. decreuisse. et- 1. pa enult. et ultim - II od leg. lul .- da -vi lsque 001] atus lurn maxime vetitus est, si manu armata et priv. [48, 1].- - ut tit. [4]]] G. exercitu comparato exeiceotur. ‚ ah interim dc Gliristianis armer. usus iiisctu prin- praeceptis -iiihil dicarn non solurn veLantibns, ut ne quis iniunia. cipe intordietus - sit. - lib. 11. premalur, sei] ne quis, qu( d ei debetur, 1101 hure repose:,it 14 14 tBtth. cap. 5; -8-

- Narn etsi l3ariolus probet. pignorationes huiusrnodi neu- nu.nquam esse pernussas, id: 5006 uerum asserit, ut nullüin a]iud superesi consequendae iiistitiae reme(lium, ei tutu. ut fuerint pigiorat.iones .so ]e]nuuler, online iusto, p superiorem 1 Bart, ibidem in decreiae alioquin sunt, istae pignorationes rnerae iuölentiae ei secunda et quarta quac- stione princip. iniui-iae, peenis eonhi)]uriiius per leges coereitae. laill ucro itt proposita f-acU specic Poterol princeps iii ins uocari coratn coneilio Nur. isthic puguatiönunt seu repressa - liorum facultas unpetranda fuerat. Quorum cum icutruin obseruarit il i aliciseus , manifestuin est, eum nOn mode in si.um non gessisse bellüm, sed ne repressalias quidein, irno ineram nirn exercuisse. Addo, quod etsi iustns habuisset belli gerendi uel pignorandi cusas, eliam ii coneilio Nur. curn causac eogni- iione decrelas, ens tarnen pignorationes tutu sueue exercuit, ut Don possil non de]iquisse et grauit.er quidern deliquisse dici, euni personas eas ferro ei. igni itnpctierit, contra quas ne 2 Bart. in praedicto repressaliae quidern nilo uel iurc uel decreto concedi possuilt 2 ropress. traot. in et 9. (juaestinno. Neqne Sieinio prosunt rationes pro illo propositae, cmii si iitre potuil aduersus Tr. principern coram concilio Nur. experiri, nul]aan ]iabuit insta ut bel]andi cansam et si etiain habuisse falermur, non solcinniter belluin indixerit. Nam si antiquo fetiallum jure conationem haue lueri voluisset, alia friere 1, 1 pront deciarat n t. ohseruaiula quorurn oimiinin nihil hic obseruanit.. Liv. ab urhe cnnd Ad secundum argumenturn facilis est responsio. Nequc decados prirnac lib. 1. enim princeps Tr. in decernenda iustitiu ei, reis ad luitionem 1. neu nidontur [1 671 rcdernptionis Sicinio faciendam cogendis negligens dici potest, § anet. (1) gui just" [1] ff. de reg. iur. ot 1. quandoquidem, uLm ex proposita specic intelligere licet, iam gui cum maier. [14] §. coepla erat agi causa in concilio Nur., tüi merito princeps Tr. si patris [1]ff. de. heu. libort. [38, 21 et 1. mater esse audientern illiusque decretum expectare conueniebal. Ista 2]C.deca1umn. (9,463. arg. 1. quamquam ergo necessihas ‚ ((119 inferior iudex superiori oheditur, tollit [4] in princip. ff. deei ag. fraudis ac doli pruesumplionem ipso iure . imo suadet 5 prac- pluv. arG. [39, 3] 1. quod aut. [6] §. apud sumptionen contrariam, vide]icet ut existianemus, hune non Labeonom [6] II. quac in fraud, cred. [42, 103 acimisisse quic4uatn uel dcli uel fiaudis ne] negligentiae, prac- iunctii 1. si stipulatus sertirn hoc ‚casu ubi hic Tr. princeps in suis ad Siciniarn [81] § ei lancem (1] ff.. de teint. [46, 81. litteris recepit, se curaturuin, ut Hhi duo Tr. sui subditi otnne 9 - id implereul, quod F. Sicinius Nur. concilii:deereto conseque- retur, usser.ens idem .priuceps, eosdern duos a coepto isthic iudicio niillo inre refrahere. Porro quarnuis ca eitatio Nur. decrta honestam princip! ir. e,cusationern dederiL aduersiis poshdaLa Sicinii. dieo tarnen. carn citationem Sicininm nun aretasse, quandoquidern peenliares et puhlietae Nur. concilii constitutiones icl habent, ne quis in priore iudicio seu (ut nocont) instanlia oho vocetur in ius. quani ad suum ii.idicern ordinarium irnniedia ttn .-: . . (?) quc citaLio acluersus Jinne articulnin deereta ipso iurc iuihla sit et inefficax. - Ad terliuin arguinentuin facilis est solutio, quoniazn hic 11011 - P0SSI1IflMS dicere. nihil rerneclii contra principem Fr. süper- fuisse. Polerat ehm, ul praediximus, ipse F. Sicinius illum coram Nut-. coneflio negligentiac et denegatae iuslit.iae reum postulare. VideLur igit.nr .1 ii confesso et - plane liquiduin ‚ hune F. Siciniuni helhi gei-eiidi causain hahuisse nullärn idoneam neque posse a graiii delicto excusari. Seeunduni dubinin csL. qio noinint censeatur Iioe Siciuii dehctuni, quac ehem eins sit- delicti poena. Atquc Inc eLianisi de priiiatis delietis et actionibus singularibus cc privalis per sonis leesis ex causa cuiusque peciiliad competentibus tacue- rilnus veluti de illatis ioiuriis; vulneribus, mortibus, de rapinis, violenliis, agroruin depupuhatione, incendiis, praeda, captiui- tatihus deque Lota ilI& lalorum Thiede, quac ex hellis oriuntur, .varia tainen sese d(hrunt deliciorum, erirninum iudicioruinque puhlicorum genera ‚ quorum omniun F. Sicinius videtur fuisse reus. Eu vero sutit crinien laesue maiestat.is, erimen perduehlionis, - erirnen rebcilhionis, erimen seditiosi, - erimen legis Iuhiae dc vi pulilica - 10

- erimen legis Iüliae dc, vi privala, - - - - crirnen violatac pacis pubhcae, idque tam de iUFC corn- muni quam statutario. - Iline etiam iudicare licet, quilnis poenis hic F. Sicinins videatur fuise ohnoxins nam horurn criiniuuni qnodlihct iustam Ii abel- in sontes poenain constitutam . - Excutiamus igilur eorum crimiirnm iiira vidöamusqiie; omhinin an quonindani et q;ioruin FØUS extiterit iste Sicinius. Principio videl.ur F. Skinius laesac maiestatis ilotarn effa- if. an legen, gere non pq.sse. inque eatn rein expendamus Ulpiani 1 inris- Itimm ina,est. [48, 4]. consulta verl)a. Maiestatis. monet, laesae erirnen est illud, q.iiod aduersus papa lum Romanum uel securitatern eins com- mittitur, Quc - tenotur is, cuiiis opera -dolo mal consilibm initum erit, quo coetus cohiientusiie •firit hominesuc ad sedilionem conuocentftr, quoue quis contra rein puhHcam a rnia ferat qu inc mutes sollicitauerit concilaueritqiie, quo seditio tnmiil- lusne aduersus rein publicam fiat. linec Ulpianus. - hrn qnid Marcianus iurisconsullus ? Fadem. inquil, lege tenetiir et qui iniussit principis bellum gesserit delectumue hahuerit, exerei- bim comporauerit. Quid porro imperatores Honorins etArca- dius Augusti ? Quisquis, aiunt il]i ‚ emil militibus ne] prinatis ne! - haiharis scelestiim inierit factionein nut factionis ipsins susceperit sacrarnent.um n(il dederit, de nece etiorn virortim illustriurn, qui consiliis öl consistorio nostro intersunt, sena- töriirn cham (nam ei ipsi pars corporis nost.ri sunt) rel cuiusuis postremo, qui riohis militat, cogitauerit (eadem enim seueritate ;roluntatein sceeris, ciain cflectum puniri iura voluerunt), ipse quidem itipote niciestatis ieus gladio feriatur, honis eins Omni- bus fisco nosiro addictis etc. Curn ils itaque legihus conferarnus nunc facinora per ipsum F. Sicinium iuxta propositain ftkoti speciern patrata. Nonne comperimus, illuin aducrsns popiiliiin Ilornanum eiusque securitatem, cum contra Gcrrnanicarn securitatem •deliquerit deliquisse ? Quis enim in popul i Romani inra digni tatemque successit procter unain Germaniajn ? atquIe Id hoch notius vi- 11 • — deatur quam ut dernonstratione egent, piticis tarnen rem ipsam ceu neu tangendain non iuuti]e di,ximus, qioniam iioii minima pars hiiius eontrouersi negolii hine definiri posse yidetur; Cerium est popillurn Romanum omne simm imperium omnemqne potestotem lege regie lata transtulisse in prineipem Roniannin, videlicei in ipsum Angustum .. Qnia popifli concessione fact.a coepil legis vigorem hahere, qnicqnid prineipi Bomano ex aequo, hono pinenisset - 1 ista probantur; ir. 1. 1. ff. de ronstit. Deinde constal Romanuni imperium aucioritate sedis epos-, prine. [1. 4] Jnstit. de tolicae transietilin a Ürnecis in Germanos 2 quo ianslationis itire nat., gent. et cmiii [1 2] . sed et iiire videmus tempore long-issime Germanos lihere ei continuc rjnod principi [6]. 2 c. vendrahitem [34] lisos, ut qui non alium in impern lorein Bomanurn designanerin iM eleetion. quamn Gerinanuiu

Si igiiür pop1s .Romanus ei 811,9111 potesatem oinnem ei imperium in Augustuin monarcham iransinlerit, hocqne ins monarehine ei, i 1wrh - id Germanos. nti ostendimus, trans- 1 eri 1, quid a] in d cmi cludi potesi . cju al n mit, q nein cd mod ii um apostohis cii . i.ranslato saeerdotio necesse est, iii legis quoque trnnsiatio fiOt in ei) hoc easn in.feiamus. translato in Ger-, manos imperio necesse est, iliris imperii Lranslai;ioneyn esse thetam. Sam cum popimil Bomani dignitas ipsinsqiie adca seripta auguslalis anetoril-as ratioqun eoniuncta sit curn ratione imperii, necesse-esi ni,migrante in alios imperj o simiti etiarn ei dignitas ei anetoritas ei- hirn populi Bomaul in illos eosdem i.rnn.siisse dicentur. Etenun ca ast connexorum natura hisque Bart. in 1 Fulei- ums [1] §. rum hoc [2; sunt vineulis colligata, nE si minimal auferas, alimid qlloque ff. qiiih. ex reims. in sinum] lollatur. Ex bis an non satis liquel.. F• Siciniurn euni poss. catur [42,4] text. 1111. hahehat [13] prinmo Uerm onorum secuii I.n [cm hoc helle tlll])alleri t (1111111 tu rhasse cii so (?) lt. de instit. art. [14, 33. Idem probst negari Don polest), populi Boinani sceuritatelil conturhasse ei) dominiis Andr. Alelat,: in eam deliquisse. atque oh id itixta lilpioni lesponsum Jaesae paradox lib. 4 rep. 4. ii. 1, ff. cd 1ev. maiestatis reuiii exiitisse? liii. mai. Veruni exentiam.us legum propositaruni consequen (ja verha. Cuius opern. serihit iunsconsultiis, consilium initum erit etc.. 1-1k. negare quis potent. Sieinii opera ei) consilio eoel.nm con iment-uniqiie fartum liomi nes ei.iam ad sedi tionem 12 -

atque ad arma contra rempuhlicam ferenda connocatos? Non friilites sollicituti concitatiquc, quo turnultus aduersus rempu- hlicam fieret? Non delectus militis habitus ‚ exercitus compa- ratus bellumque aLrox, gestum est iniussu Rom. principis? vel si neu iniussu Caesaris gestum asseratur, prohetur is iussits, proferantur hac de re duplornata principalia.

d. 1. [5] quisquis Jarn quod cd iinperatornrn Honorii ei Arcadii sanctionern C adleg. tu], majest. pertinet., numquid F. Sicinius de nece . viri illustris principis, [9, 8]. scilicet Tr., qui et Caesareae maiest.alis sau corporis pars neu potesl non intelligi,. cogitauit, clum eum prillcipeln mami tamque feroci helio adortus est? Si ea sanctio voluntatem sceleris puniendam censet, quid pronuntiare conuenit, uM consilium et cogil.ationenl he]]um alrox consecutum est? In summa quod F. Siciuius multifariam sit maiestalis reis, tam videl.ur esse c]arum cc dilucidum, ut nemo nngare valeat, nisi qui una eademque opera iuris ciui]is omnem dc- uare cl oblitterare ue]it auctoritatem. Poenam Iiuius criminis laesae maicstalis grauiorem adeoque rnul.liplicem esse testantur iuris scripti verba cia- rissima. In primis dainnatuin ex erirnine, quod iudicii pub]ici 2 1. lufamem [7] lT. causam habet ‚ Marcellus iurisconsultus ostendit infamia public. indio. [48,1]. notari aiqui maiestatis crimen publicum esse indiciuiu, Dl-

L 1. tod. tit. pianus asserit3. Jnfatniam 1100 085U conlitatur poena, quam imperatores ista probantur in 1. ut. [13] §. sie et Seuerus et Antoninus constituerunl, secundum quam maies- dinus [i C. ad leg. hai, tneiest. 19, 81- Bart. in tatis reo bonoruni suorum adtninistratio interdicilur ion modo 1. post contreetum [15] post damnat.iönem, sed ex quo ternpore Laie crimnen contraxil; LT. de donat. [39, 5] text. etiam apertt?S itaque neque alienare neque manumittere nee ei solui potesl . 1. quaesitnm 1311 9. qui et a quihus mal,. lib. An id salis poenae? Non satis.profecto; lex enim X.I1 tabularunl roD Lt. [40, 91. jubel euni qui inuiestatis reus fueril, capite puniri ‚ eaque est I.2jr. ad leg. ml. uni. [48, 4], eines per poena iure velustiori constitula, cittam quidem non tuinuit particulem implicati- sed auget etiam recentioris iuris constitutio, quae vult vom naan ei boot ad 1. proecedentem et duas rnaiestatis reum gladio feiri, honis eins omnibus [isco imp. sequentes refertit r, uti Posten. uddictis, fillis qui paterno supp1icio, ut textus habel., perire — 13

de.berent, irnperatoria lenitate seruitis, sie tarnen sernatis, nt penitus siifl inI.estabiles, infanes ac posirewo lales, ut bis per- petun egestale sordentibus sit et mors solal.inrn et vita suppli- ciurn. Ate ne quis neget: ea sunt iuris seripti verba in praedicta

sanetione 1 Irnpp...lonorii ei A readii Atigustorum addo, 1 in praealleg, i: qniSquiS [53 C. ad leg. qtiod Iiuiusöe sanctic$nis verbis liquet, cham obligationes et Inh. malest. [9, 81 et actiones ehm F. Siei nie competentes iina cum reliquoru in in c. vergentis [103 de haeret. bouoriim adchietione ipsi Sieinio periisse; nam, ut Ulpianus 2, script.um rehiqüit aeque heins aniturnerabi tur eticin si quid 2 in 1. honorum [49] est in actionibus, petitionibus, perseen Lionibus ; nain hiaee omnia fl. de verbor. signii in bonis esse viden hin. Idern Ulpian us : actionis verbo eon- 1. setionis [3?] ff. de action. et oblig. tinetur in rein, in personam directa, utilis, praeiudieiurn [44, 1]. Sed hic fortusse quispiam ohiici potest aduersus cern, quam ex recentiori iure addrxirnus, sanetioneul ‚ ins esse artem boni et aequ ‚‚ illud vero plane iniqilum et prae- 4j, 1. If de just. et mm. duruni ac propernoduin tyran riieuni idque quod vulgo diei solch suinmuin ins sunima ßst minna . itt flhii 01) potris Cicor. 1 ofliciortun. admissum, praesertim qui akts admissi non fuere eonseii uel adiutorcs, pirnia ntur, tanlaquc seueritate puniantur, cmii i]]iid 1 ei diui na 1 et humana iura doceant, fihiu in patris iniquitatem 0 Ezech. cop. 18, et 4. Jurlaei. firre non debere, sed peecata suos teuere alitores 8 , ei pleraque . q. C. ne fihius pro abs in eani senteatinin patre [4, 13]. 1.1. et 1. sancirnus [22] C. de Verum cd haec Lacilis est responsio. Eteniin ca ornnia, poenis [9, 4?1 cunl qune pro fihiorurn liheratione bunt udclucta, fatemur ohtinere gloasis. - $ d. 1. saIIei,nhis. communiter et rgulariter, atqui diversum: esse in laesad inaies- tatis erimine speia1i. Nam faöli quahitas poenai» reddit seue- riörem °. Ei ne quis existimet lemere constitutuin ut filii oh 9 1.Gut Cacta [16] §. qualitas palernuin facinus in Iaesae inaiestatis eri mine pleel wtur [61 Ode poonis [48, 19]. 10 granihus rationihus permotos esse eins sancttonis autores 107] d. 1. qnisquis. comrnonst.rahimus. Initio videtin aequissiinum, itt F. Sicinii uI unsu aut alter films, qui soeii fuerijil facinoris pa terni. 0 liarn 1 per d. 1. suneimus, ‚lili vst text. expmessus. poenae sentiant inconmiodum. Alii vero [ihii, quarnuis nulla societate eriminis reL sint nett et omni culpa careant., ahsqiie graui ei, urgenti causa poenaiu cos hoc casu sentine oportet. Main si pater et 9

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1 1. Ei quis deohus flhius Je lore eensentui eadem paene persona et cadem caro 1, [II] . ult. C. (1c im- 2 Pub. et al. substit. .si vox patris tanquaii vox fihi est, et e diuerso, si liii eHem [6. 26] iuncto §. 1jan 111110 patre quodarnniodo existimanlur clornini bonorum pater- autein 35 q. 1. •iiij. (?) 2 Instit. (10 inutil. norurn, seIn neta adiecto, per quam distinguitur gellitor ab eo stiput. [3, 19] §. xi pils [4] et §. post pH genil,us est, .91 debiqne ne] solus natiuitatis locus quosdam mortem [13]. reddit suspeetiores ‚ qild minim, -,Si prudcntissimi tores I in stlis de lib. et Postuni. arhitrati stillt, hoc casn filios, ut honorum pa ternoruin, ita ei [28, 2]. paternae andac.iae Lore. .suecessores, et ob Id pronlinciarunt, 4 text. in 1. quod Ei no]it 1.1119. pn man- hoc meiestatis laesae erimen esse ]iereditariuni, flliosqne cipic [21] EL (10 aedil. ediet. [21, 1]. paterno debere perire supplicio ‚ nisi imperatorla specialiter text. iii pracolteg. 1. lenitute vitam retirierent Nani et Co inagis timebutur poono quiisqiiis. qune neu autorein moclo, sed ipsos quoque suceessores per- stringi t qun in rationem in allis cham itiris art.iculis recepta m 6 pront notant in 1. um legimus • pronisuim [5] 4. da Fa. bricens..Iib.1 1. [11,10] Est et a]ia poenae j e maiestatis reos staiutae par- et 1. mit Ion En [1 (i Heule. Potest ciii in inemoria eins, qiii 104 erl mcii patrari 1. . ult. lt. de poeui. [48, 19] et c. felicis post illius qnoque mortein dammarm, lionis eHem confiseatis, 15J §. quod Ei qius end.. tit. [5,9] lib. VI. ei ita constitittuin esse iuris verha demonstrant . in 1. poenui, et tut. Iiace Je erimine et poena laesae maieslatis, quorum utrum- C. odlag. liii. maiest. gloss. est ordinaria in ic aduersiis F. Sieinium eittsqiie liberos Jocum ]iabere videtur. §. interduin [4] in uerho damnota Instit. Seqintuir virlendum Je erimine perduellionis, in quo cr11- da hered. (ittOe 01) In- ei.i]o facilis videtur sentenija contra Sicinium. Etenini Ciiin iS test. dererunt. [3, 1]. laesae 511 meiestatis reus oh, gestnln ei re ipsa ferocitei decreluni aduersus rempublieam 0 ninium, palam ost, ehm per text. exprnssuuui dueliönis sihi notam immi.sisse . Nam ei inagis nomine qimin in 1. ult. 0. cd lag. 1.1. meinst. [48. 4]. re disiingui potest a laesae inaiestalis reatu, unde endem est d. 1. iuit. perduellionis quae ei maiestatis poena . - lamctsi peculiarihus quibtisdarn sallctionii)us perdiiellio arcealur. Si ehm, quos nos hosies appellamus, eos veteres 10 Ulm!. 4U05 1105 [224] teste Caio iurisconsulto perduelles appellabant, leni tate verbi, 0. de verh. et Ferme iii Cicero ll alt, tristitiam rei miligantes, consequens erit. quae- signif. ii oflic. lih. 1 euinque aduersus hostes iure cauta reperiuntu r, in hune 1 1 01- 12 12 1 amissione [5] ducilionis reum quadrare a t.que reftrri. defi cinnt [1] lt. Ea vero 50111, compluria . Primo rion lirei, 011111 015 nego- dc capit. hoi inutis )2• Lieri Secuudo appe]latione eitlihhun 1100 eont.inentitr Jerlio

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1, hosti non es[ seruanda lides paclori]m privatorum priva- -1 1 . floh fuit torum dico, quia puhlica pacta etiain liosil seruanda suhL 2 [3] fr de dolo [4, 8]. 2 flaid. in 1. pacisci BreniLer omnia, quae in iüre contra hostes saneta leguntur, [31] tT. du puetis [2, 14]. non dühinm, quin aduersus perduellionis feurn rofleciantur, iino tanto amplius, quanlo perduellis communihus hostihus tuetrior cc flagitiosior est, ergo et id, quod magis3. anti). rntdto magie Terliurn ost rebe]Iionis crinien, cuins optirno iure F. Sicinius C. da sacrosanot. codes. [1, 2, 141. rcuinci potuit, idque ut ostendamus, referre libet quos 1-Tenricus imperator eins nominis VII. esse rehelles deereuerit. Pronun- ciamus, inquit ‚ quod ilIi omnes et singuli su in rebelles cl i oH- 4 in extrallnganhi deles nostri ci imperii, qni quomodoeunquc puhlice uel occiilte q moni am no per, gui (ui rebellio oollat. X]. contrafiostrnm honorem et fidelitatern reheBionis 6pera faeiünt. Quaeso non hic Sicinins contra imperii honorem et pu- blicaiae passimqne iuratae - fidelitatern arme temeraria suinpsit? Non igitur rehellionis postulari potuit? Bebellal enim,

qui imperium . Caesaris ins dicentis eontemnit, qiii 0]) eius a deseiseit ohedibutia, qui in corurn numc.rum so confert, qnos !anquam rehe]Ies jnerito quis hostiunr loco habuerit.

larn qune poena sit in rebelles sancita, deciaratBartolus in praeicta extra- dicens, cos primurn perdere omnia, quae iuris cinilis .sunt, Hag., gui amt rebolies, in verbo rebellando Posse impune occidi, Posse ut maneipia in seruitutern dehnen, eirca medimirn. Posse dcnique capitis accersiri et damnari et hone- eoruni occupanti coneedi. - De seditionis quoque erirnine pro]rnhile es!, F. Sieihium darnnari potuisse, quandoquidern sanetionis ea dc caiisa consti- tutae verha sunt luce ciariora; ita eniin legis a: si juis contra Gin ] f C. da Süd cuidentissim n in iussionein suscipere plehem et adueisus publicam ditios. [9, 80] disciplinarn defendere tentauerit, rnulctam grauissimarn sus- linehiL Logis entern Juliae de vi publica reum extitisse. non est quod dubitemus; quum eniiu praeter usurn venationis vel itineris uel nuuigationis arme ne hole eoegerit, turhae faciendae. causa liberos hornines in arniis bahnen!, et eonuocatis homi- nibus vim fcenit, villas expugnauerit,: possessones dornihus agrisque suis deiecei-it, concusserit, expugnuerit, iucendium - 16 -

fecerit, bonn rapueril. Lomines obsederit, utque ista flerent, hommes einn teils et armis connocatos hahuent, curn, inqiiam, F. Sicinins nilJil liorurn non commiserit, rnanifestnrnesl, eumn in legis Inline de vi puhlica pocuam cecidisse. J-Jos eteninT jipianus et Marcianus 1i 1. qui dolo [10] casus ornns et singulos enurneritut I §. niL ff. ad leg. Jul. in a ioru in genti un in recon sul [1 de Ti pohl. [48, 6]. 2 d. 1. qni4 dolo in 0. Poena vero lege Julia de vi puhhica constitnta haec est, ut damna to de vi pililica aqna et ignis interdicatur, vetiis huec quidern et a iureconsnitis constitul.a poena. Namn, ut Lacton- uns tradit, cuilihet ignis ei aqiio interdici solehat adhnc enirn videba tor nefas ‚ quninuis malos In men homines snpphcio capitis aflicere ; iuterdicl.o igitur nsu earuni rerurn, quibus vii.n constat, hniusmodi peritide habebatur ne si esse[, qui earn seotentiarn exeeperat., worte muletatus adeo ista duo elemenla prima sui 1 habita . iit nec orinin horninis nee sine iis vitarn erediderunt posse comisiare. l4actenus ille. In Ituins poenae 4 pi- 11n 1. 2 ff. ad leg. locinn Ul a1)03 teste recepta ost deportntio, in qiinin qni lul. pecnlr. N, 131 incidit, sicut ornnia pristi na iura ‚ i In cl bonn arnitti 1.. et Instit. de puhl. iudic. vi pri- - [4, 18] § item lex Sed cl ex altero capite legis Inline, videlicel de lulia de Ti [8]. uata . dies linie Sicinio dici potuit. Hac lege teneri scrihit. 1 I. 2. (1. ad leg. hil. Scaeuoln inriseonsullus en in, qui oonuocalis hominihus virn dc i pv. [48, i]. fecerit, quo quis Verheret.ur pulseltirve, cham si uemo oeCiSnS erit. 01. 3 eod. tit. Addil Marcianus sed ei si rnilii conuocati nulliquc pnlsat.i stint, per inluria m tarnen ex heins allen is quid a blatum si 1, lmac lege leneri eum qui id feceril. Ad liace dinus Marciis et eins decreto subserihens Cal- Jisiralus censuerunt, jion solum virn esse. .si homines vulne- in 1. ereditores I] lilo eod. tit. rentur vis enim es[ cl Inne. quolieus qilis id qnod deberi

1. extijt [121 8. sibi. putal., non per iuclicern reposeii . quod inettis causa [4.2]. Neque vero Sicinio potesi opitulari, quod adiiersns Fr. peipem tanquorn inris iieghgentern adrninistralorein anna suseeperit.; narn linie sulifngio satis ne super responsuni est ad inil,iiim bnius mci responsi uhi de pignora tionihns sen repressaliis trael.abatur. Ttaqiienfieiari 11011 possurnus, - -

ipsuni Sicinitim UI ins erediti adnersus debit.ores, qiios inuasit, arnisisse -dicatur 1 , secundo utT aliis possessoribus 1. ulL tit. mm atleg. ei 1. si quis in inuasis ei rerurn snarum possessione manu uel ineendio pii- ta titain [7] C. u trio vi uatis ad ipsaruni rerum 9estiiutioneni ei praeterea ad carun- [8, 4]. dem aestirnationem teneatur 2 . Tertio honorum liac lege dani- 2 eS. 1. si «pik in Lautem. nati pars tertia venit puhlicanda, posiremo : hac lege damnatus ornni honore quasi infamis ex S. C. carebit, irno iure nono ultimo supplicio puniendus est propter non unum duntaxut sed pInie lioniicidia, quae interuenerunt. Sequitur erimeu piihhcue pacis violalne, - idqne neU modo ex iuris comujunis. sed ehem statutarii dispositione, Lametsi hoc ipsum ins statutaritim pub]icum ei generale ed ictuin cern- muije sit Gerinaniae lmiversue. Sed nos cum ins corninune die-im u 5, ius vetn s qn idein scniptu in in leib girnn s. Sed pniusquam istum arlieu]nin CXCU[iEIWU.S, praemitteii- duin est pninio, iudicern cc migistratuin et multo magis prin- cipeln posse cogere su]ulitos suos ad 1cem ei eoncorcliam. J)eque hoc sunt textus propeinodum 1 tifiiuiti, utguc iLa etia in coneludunt l3arl.olus. Boldus, Fanonnitonus ei clii. Nec1 ne id iniruin videri dehet, quc ndoquiciein Gliristin nae institise suinrna haec est liocque ccrtissiinuin symbolen, quod iliplimiS nohis tradidit Christus ‚ ut mut-na curitate deeluremus ‚ nos esse Christi diseipulos. Nihil est euiun qUod thies dci magis disceEna a liliis diaboli. a Iquc vitae punitas ei curitas expiicans sese caritatis fruelihus ei offieiis. Bis ilaquc ratioiiihus uc potissimnm, ut eqnidem auguror, ultiuni perniotus Fnidericus 11. Romunorurn impera tor duas sanetiones p0015 coiiseruaiidae gratis edidit, quas voluit in ins commune neferri, prout eItern iamduduin orhis conseiisu ei necepice ei prohatac sunt. Ad quarum sanetionunl exemplum ei jinitutionem neu clnbinm est, quin et aus iiouiissiin a edieta pacis gratis per felicis ineinorice Mtixiniliauuin Aiigiistnin iinpenuioreiu vita fu nctum promulgata fuerint. Cuius et-iain vestigio seen ius Carolus Cacsar eins nominis V. eoiistiiutionern 111cm Guor- - 18 -

inaLiac in principum celehri concjljo soncitam voluit, circa quam nostra jein vorsatur dubitalia. • Secundo praini[.tenduin, quamuis de iure comniuni bau- nitus Den a quouis impune possjt occidi, secus (einen es[ ex staluto, secunclum .quod, c.uius caput sacrum fit, hoc esL in queni hanni fertur sententia, potest, si .statutuin sinat, non in honis mode, sed in corpore qtioque ei vita oflendi. - Bis praegusiatis videamus, an K Sicinius luesac publicae • pacis tarn iure communi quam siugnlari condeninari potuerit. • EL potuisse de iure coinrnuni, •liquet ex Freclerici impera- • tons- coüstitutione prima; poena . veroviolutae pacis es[ capitalis curn bonorum puhhcutione. - - De iure vero staiutario cc receniiori nuper in Guorma- tiensi concilio prom ulguto palaii ost, ipsum Siciniurn tion laesisse mode, sed et penitus infregisse. Nequc hic ulla deinonstratione opus est, quando edioti verba nihil liaheanl ohscnritatis, aducrsus quai (secundum ca quac proponuntur) Siciniiirn iisse cla pum est. isihic enhin s.equentia verba legas «Richten ufl ordnen und machen. den auch in und mit); etc. quaere d. usque adversic. :•- «Die pen». Non hic paene omnia huius juterdicii verba aduet-sus E. Sidiniuin militant? • neu propemoduin singula huius praescriptac pacis verba prae- teriit? Profecio id neino unquain usquam negare potent.. Addamus poenam huius facinoris gralia constitutam «Und • ob .jemand hohen oder niedern » etc. Ecce quam aple caput eins, qui paccin violauerit, vulgo plectendnni altertum, una etiain cum bonorum et iurium oin- niutll iactura. Hanc Ioenatn in eodem edicto alia subseqiitur verbis spec.ialibus, nempe in arLicu!o, qti incipit : e Und daruff - empfhien wir, etc. hy den pflichten, yden und gehorsum, so sy uns und dem heiligen reich gellian haben und zu thun schuldig sind, und darzu einer pen, nernlich zwoy tüsent • merk ßns golds, halb in unser kevsenlichcn kammer und den andren halben thayl dein unublässlich zu hezalen». llaee itutenm videtur esse ona parlieuluris e (?) honoruiti - 19

publicatione, de p10 iii arliculo praecendenle «Und oh jemand ieseruata, iii videlicel ipso ihre pacis violutör hane speelELltier • designatam poena tu ante omnia pendat, deinde vulgo permilla tur in corpore ac bonis impune pleetendus. - Scd ei aliae poenae adversus pacis violatorein isthic in diuersis articulis adiiciuntnr, iii de non reeipiendo huins eri- minis reo, non alendo, non dcfendendo, non tegendo et con- plurcis id geius poenae, omnes eo speetantes, ei linie pacis violatori aqua -ei igni videatui interdieLu)n, utque is Jiominum sotia vitae, consueludine prinatus languens et moriens utrumque spiret infeliciter: En suni erilnina, ene poenae, ciuibus F. Sicinius vidcri potest fuisse obnoxius. EL ne qitis in hoc dispa [ei., quasi iniqunm siL, quempiii 01) unuin adrnissuin tot poenarurn suhdi generibus, animaduer- tendum ost., plureis poenas in homineni eundein decerni posse non modo, uhi fueta suhi compluria ei eriinina diuersa ‚ secl etiatn ‚ qnotiens ex eodem facto plura erimina specie differen[ia oriuntur, atque ita se in casu praesentr hahere (secundum ca quac ad thema proposituin dixituus) videri potest. Verum ex his omnibus ad boni et aequi norinain expensis quaedont mihi benignins recipienda ei interpretanda videntur, nil ex iis, quae hirn explicalurus suni, copiose dernonstrabitur. Ei quo mcii seripta futnraeque resolutiones fundamento certiori nitantur, paucula quuedarn axiornata censui pnacinil- tenda. - lnitio : qucmodmoduin Celsus respondit, i noiuile esse, nisi tota löge perspeeta -una ahiqua parte eins proposila iudicave vel •respondere, ita res est plena: iniquitatis, una aliqua lege pro- posita ei not) exeussis alLis ad carn rein, de quc est quacstio, facietitihus legihus, sententiam ferre immutahilem. Note cl antiquiores leges ad posleriorein et posteriotes ad priorein declara Lionin pertinerc certum est. Sceundo nunquain cominittenduin est, ut Mureelli • inre- consulli scntcntia negleeta videat!1iita serihentis respicienduin - 20 est, ne quid aut durins aut relnissius const.ituatur Tiain causa deposeit nec enim all( seueriiaii aut eleinentiae gloria aflec- lancia est, sed propeio iudicio, proui quaeque res expostulat, statiienduin est. Eo addito, quod et Flermogenianus ei Pauhis censuerunt, in poenahhus causis heniguiorein esse reciplendam interpretationern id etiazn omnino vir bonus sen index seu alius quiuis de iure pronunciaturus, qnoad potest, curare debet, ut id laudis referat, quod scilicet Cicero Caio Aquilio passim tri- buturn scrihit, co uldelicet niore, quod is vir ornalissirnus inris rationem nunquam ab aequitate seiunxcrit 1 qui ita iustns ei bonus vir fuerit, ut natura, noii disciplina consultus videretur, ita peritts ac pridens, ui ex iure ciuili non scient.ia soluin verum eiiani honitas nata esse viderchir. .Ad harte igitur epiiciain ‚ i)Oni ei a eqi.i i norinarn ‚ nego Ii u in hoc controuersum exigentes Ha dicendurn pulamus, F. Sicin ium (secundum ca quae proponiintur) nequc inuieslalis laesae, nisi fortasse ex legis Iuliae cap. 1., neque perduellionis nequc rebellionis ueque seditionis reurn pronuuciari potuisse, legis Iuliaedc vi publica deque privaia, itein pacis violaiae sernato iuris ordine potuisse. Consequens est ‚ ul Siciuius poeuis aduersus maiestaiis perduellionisuc aut rehellionis seu cham seditionis damnatos constitutis (poenis legis Iuliae majestatis ex priino capi te exeeptis) minime fuerit ohnoxins. Aique Ha se habere, fucile commonstrabitur, videlicet per responsionern ad iura superins contra Siciniuin. adducta Nam quod prinmin omni iinn cilata freie iJipian 1 et M arciaiii testirnonia, nihil Sicinii liheris officere pol.esl, quandoquidem ca dulituxat de legis luliac capite primo loquaniur, quo capite, qni maiestutis postulantur, capite punlulittir autore Mareiano, ncque qllicqtfflin islimic de filiis bonorum suceessione priiiandis. Quin ilno expresse respoiidii Nerinogenianus, eorumn qui inaiestatis cri mne cl amnna ti sunt, 1)0113 liberis damnatoruni conseruari, ei inne demum Gseo vindicari, si nerno darnnati liheroruin existat. Ncque vero Sicinii filiis quiequarn nocere poiesi iiiipera- toruin Honorii ei Arcadii constitutio, secundtirn quam 1)01111 - 21 - ipsius Sicini i vidcha n tur tisco add icta exclusis iiide filiis qui- bus ei j ein in Iclligeretur qi antuinuis iniserainlis vi ta ox. principis indulgentia coucessu etc. - Narn cd cern constitutionein coinplurcis solutiones dabun- tur, per quas ostenderniis, Siciiiiuin nequc in poenarn iflius legis cecidisse, nequc crimei, de quo isthie quacrebatur, patrasse et oh id nihul praeiudicii ex ulla conslitulione contra Sicinii Ililos colligi Posse. Priinurn oinniurn certiiin est, cern cons titutionein esse non modo poeualew, seil praedurarn ei odiosain, quapropter intra suos terminos coartanda ac resiringenda est. Porro huiusrnodi constitu Lionein esse perquam odiosani, apertissirne docehirnus inier cc, quac circa huins negotii quar- tu in pri nci pole dubi um explicaturi su mii 5. Perpendainus ilaquc diligenter, dpi sint eiusdern constitu- tonis Leim mi cl de quihus personis loquatur. Quisquis, aiunt imperatores, scelestarn inieril foctionem de nece virorurn illustrj un-i, qui consiliis ci consistorio nostro inlersunt, scna- toruni ctiain (narn et ipsi pars corporis nostri suni.) ccl cuinsuis postrerno, qui nobis militat, cogitaucrit, ipse equidcm utpote maiestotis rcus gladio feriaLur etc. Ecce UI constitutionis tenor quatuor tanturn casus corn- pleclitur, quos qui a(Imittil, ca lege tencatur. videlicet 81 quis re ipsa de neec imperatonis aol virorum illustrium, qui illius consi]iis cl consistorio intcrsunl, aiit scnaLortim aiit cuiusuis alicnius imperatori rnililantis cogitauerit. Horurn autcrn dasuurn nu1urn commisit F. Sicinius, ncque euni de nece vel Gaesanis viel alicuins aI(erius, qui ad eins ]atus sit eogitauit unquarn auf saltern cogitasse ostenditur. Nee obstat, quod aduersos Tr.- rem puhlica in (si tarnen alia practcr Boinani imperii publicatn rein dici propric res puhlica possit) arnic surupsenit.. Nam in huiusrnodi casihos neu obtinct constilutio praedicta, quae tau- turn loquitur in laesa Cuesanis persona aut eoruni, qui i1Iiu rnaiestati actn inseriiiuni eique sunt praesentes cl ad lotus pacne assidui. Id enirn sie se bahre, clarc docent verba consti- - 22 -

Lutionis ita etiam eonsulendo uperte respondit dorni IRIS 133 r- iholornacus Socinus post (linum, qur ante illum Ha script.um reliqueraL. - Quodque saepe dickt constituiio sie in suis Lerniinissiricte iutelligi debeat, pluribus rationibus comprobatur. Esi cuirn, ut diximus, odiosa, cum paternae iniquitatis poeiiain in fillum. cogal idque rcpugnante natura eL iuris tam diuini quain hurnani regulis, prout cd dubium quartum exp- situri sumus. Ad haee si quis etia in pa triam oppugnarit Irel prodiderit,

non Leinen .maiestatis reus. erit, sahen) ex Co capite. quo is, qui in imperii tiel iinperutoris neecin eonspiruurit, ei cain ob causarn Lextus iuris huiusmodi erirnina Lunquain diucrsa ponii. Hoc ehem in suis respousis Ha so hahere, proharunt ambo Socinipuier ei filius. - Nihil elitim detrimcnli Sieinii REis parare potesi, si quis

dient, prineipein Tr. fuisse ei esse intcr pHnios Lt eonsiliis Caesareis, ne ita aduersus Sieinium saepe dielam constitutionern habere loeum, quando Sieinius Je illius nece cogitasse, imo ei xc ipsa aggressus fuisse videalur. Elenim respondeo, non quod F. Sieinius de illius nece cogitauerit, etiamsilr. urhein oppugnauerit, illudque facti est, quod proba tione i udige(, quandoquLdem fuela non !)raesnh1uiLL1r , nisi prohentur. Sed demus, id esse probaium, adhuc nego, Sici uium liac eogiLatione uel hoc cham eonaiu in dictae constilutionis poenain collapsurn fuisse, cluubus rationibus, una quod ca conslitutio loquilur non de quihustus eonsiliariis sen senatorihus Cuesaris, - - sed Je his, qui aetu eh xc ipsa praesentes in aula iinp. consiliis • nauunt operam. 1-Inc pertinel etiam Ulpiani responsum SUI) titulo de thinoribus, a nemine udliiic iii cuin efteetum ‚ qui tu mcii hi ciore probu Lii r ‚ consideratum . Istli ic ciii in liquet euni ‚ qui benefieio prineipis ]nuutiS &iquod publicuin ei magflue funelionis adeptus esi, non id iuris ei iimnunitatis habere, quod iis, qui circa personam principis occupati suni, conceditur - 23 -

Sed et isind peculiariter 1uoad eaum nostrum eNpressit. Fredricus imperalor in sanelione illa nolissiina contra relyciles. Et qui in nostri, inquit, imperii prosperitateii aliquid mpcln- nantur contra nos seu officiales nostros in bis, quac ad .com- missum eis officium pertinent, rebellando. Quapropter l3artol.us ibidern flegel, ewn esse rehellem, qui aliquid huiusrnodi fuerit conatus- contra regem vel )rnipein, seu aliquam propriam ciuitateni, prouL nos etiaui circa rebel- 1 ionis criinen enod ahimu s. Verum deitins ei illucl quoquc ne fingainus, Tr. principein lum quuin oppugnareltir, vefsa [um fuisse in negotiis - pi-iaci- palitis : nuin statim poenani consliiutiois aduersus Sieinium ciusque liberos loeuiu haJere diceinus? Minime profeeto. Nein speetanda est non aggressio tanluin, sed et ipsa aggressionis seil belii causa. Atqui nullam reperienus nimm, quam • de qua in proposito Llieinate diwivn&v, ‚ videlicet 01) pctitae iuslitiac adiiersus duos illos Trev. per prineipem Trev. ul. Sieinio visum fuit, denegationeni. 1-Inne enini indigni- Latein agcrrinie tulit Sicinius et proinde ratus est ‚ eam sibi non esse praefractiori animo negligendani. Neque id sane adeo Inirum, quando maxiiui et excelsi anbei lidern sibi nun sernari grauius ferre soleant. E quo inanifestumn es[ ‚ F. Sieinium nun iululissc helluni tauquarn electori ‚ non Gaesaris senatoi-i uel consiliäri.o (niliil enim eiüsmocli causau eum perrnouit), sed tanquuni iustitiae adriii- nistratori iicgligenti. Quare uel hoc nornine a pruedictae constitutionis poena Jiberi sullt et Sieinius peter et eins fi]ii. Etenimn iilqpieie!idui7ii est ‚ quo nomniue aliquod fiat, quo respectu ei qua contemplatione, deqiie hoc sunt lextus • inmis plureis quani enumerari possunt Nein t in sirnili casu consuhu j i Calderinus ‚ perecutoem cu j usduin eardi- nalis nun incidisse in puenarn a 136nifaeio VIII. contra cardi- nalium hostes sancitam 01) id, quod ille cardmnafern persecutus fuerat Don ni eardiuolein ‚ seil üt administratorem eccicsiue Rauennensis. - 24

Porro quod superins obiiciebatur, per Sicinii foctiim itum esse contra securitateiTl imperii ne popuh Romani, cuius ornnis ditio dignitasque sit in Gerinaiios transiata, mliii mc facit, ut F. Sieinius poenain tolles repellae constitutionis meri tus videalur. De populi Romani dignitate in Germa nos trauslata post paulo videbimus. De imperii securitate sie existimo, noii quiequid aduersus aliquain uel eiuitatem uel palnaul admittitur, contra imperii securitalem fieri nam, ut Ulpianus nil; in c.iuilibus dissensio- nibus, quan)uis saepc per cas respuhlica luedatur, non tarnen in exitiuin reipubheae contenditur, ei 01) id cense ljlpioiws, non esse iM ins posllimin, quin ibi UQIt sint hostes. Ex hoc Ulpiaui responso liquet, .non esse hosies popuh lloinani, ph non ad reipuhliene llomauae exitinin conteudunt, etiam si ex armorum usu respubliea nonuihil detrimenti aecipiut. Curn itaque Sicinius in imperii Romani exitium nilill praesumflp- serit, euius ifle pro virili Fidelis assessor semper extiterit, consequcus est, eum ne ]iostetn quidem imnpeni fuisse; tanturn ahest, ut in illius seuerioris conslltutionis poenas prokpsus fuerit. - - Addo ei aliam rationeni, quae F. Sieiniuin eiusque liberos a dictae eonstitutioiiis unguibus exirnat, quod videlicet textus non praeseniihus ei ccii J.aiae a iure ipso sententiae ‚ sed .Cuturi temporis verbis utitur. Isihic enirn sie legas ipse qiiidem utpote tnaiestatis reus gladio fdriatur. larn certi inris est, consiituiiouem per verha fiituri lemporis 1oiientein Iioimiis sententiam exposeere, alioquin neinifleln sua poena constringere dicetur, prout plenius corea (?) dubiuin quartum aperieiilus. Videmus igiiur, variis ex causis apparere, argurnenta in eontrarium addueta nilul contra Siciniem eiusque liberos miii- tare posse, quantum videlicet ad limiperatores Jlonorium ei Areadium August05 ei seuerain illam eonst itutionem alt i net. Nam etsi F. Sicinius rnaiest.utis fortasse reus fuerit ex capite priino legis Iuliae nihul adixersus rel liberos statuente, nun- - 25 - quarn tarnen fuit cci enpite,de quo praedicta eonsiitut,io loquitur, qiiare nihil es[, quo huins criniinis uel constilutionis praetextu Sicini fihiis noceatur. His consequeiis ost, nt cum Sicinius maiestatis reiLs nec fueri[ neque esse potuerit, praetcrqnarn ex legis Juliae capite prinio, necessurio dicamus, curn ne perduelliohis quidern iudicio fuisse obumdurn. Narn ut Tilpianus autor ost: non quisquis legis Inline maiestatis rens est, statim perduellionis raus erit, seil qui hostili anirno aduersns reinpulilicam uel principern fuerit nah- maLus. Quo verbo neu dubin in es!, quin dc principe Rornuno, hoc est de imperatore Aiigusto ei Je repuhtica Rornana intelligatur. lioc eniin mpianus oho etiam loco testahis ost, et quoties dc repuhl Ca propric 111 serino in .i Ire, semper Romana respuhlica intefligitur, reliquac ciuitates loco prina torurn haben Lur. Irno et ipse Ulpi anus, qui perdiiellionis erl wen dcscripsi 1, enin inter- pretalionem oho responso deelaral apertissirne. Bonn, iiiquit, cinita lis abusiue piibhca dicto sunt soha enirn ca publica siint, quac populi Romani sunt. Idern alio loco puhlicurn est uo d ach stil tuin rei Romana e speeta t. Cum itaque Sici n ius neque contra rampe hlicarn Roiva anm neque contra principern Itornan um ]iostili fuerit aiiiiiio ccciii in ost ‚ euin IiOfl rede neque iure perduellionis insirnulari. Neque inih i quispinin repet itt i rgumenturn und Je popiiii horn a ni hure ei potesta te in imperatorern et ah hoc in 0er- itianos Irausla Lis. lilnd enirn duahus rohionibus eletiatur ei conUutaluf. Tun est, qitam snpemius metulirnus. quod videlicet, 51 etiain fluge- rernus, oninern populi Bomani aiiatoriLtem I.ransiisse in 0er- manos, inala tarnen ost illatio, si -dixeris, curn qui in quarn- piam Oermciniue cmi Latein hoslili flieHt aninio, cundem sirnili anirno in Germania in ipsam exti tisse, non rnagis qiiain in cinilihus dissensionibus (nti panlo auto cx U]piani respoflso deciaraturn ost) in exiiiurn reipuhlicae itonianne contcndi dde- hatur. Alioquin c1uis rccensere possit nurnerurn hostiurn et per- duehlionurn in 1er (3erni anos a iqne adeo in ipsis Gerrnaniae - 26 - visceribus? Nain iii. IMe Germania palet, sie eqmplurek liahet quos pa)am est etiarn iniussu prineipis Romani fuisse in quasdam Gerinaniac eitutates olfenso ne plane hostili anima - Secunda ratio multis sane verbis non inutilibus expliean possel, nisi mihi de iure interroga(o vitandnm unserem. Paucis igilur agam et ad rein -

Ca ii ii na cul a iuriseousultus. lieber die Gestaltung de g Textes.

So sorgfältig die vol- mir liegende Abschrift des Codex ist, so schlecht; ist dieser .selbsl,. Trotz der Korrekturen einer zweiten Band wimmelt, die

Handschrift, von Fe]ilern, die ich zum grössten Tijeil glaube verbessert, zu 0 haben. Um eine Nachprüfung und Nacldiölfe zu eriiig1iclien gehe ich über (las Einzelne Rechenschaft. 1. ZiinLtelist habe ich die soiiankeiide Ortiiographie gleichmässig gemacht (x. B.- laesae at. lese, Caesaris St.. Cesaris fetiales st. feciales, iudicium st. iuditium gesetzt. n. 5, w.), sie vereinfacht, (z. B. Arcadius st. Aro]iadius, consideratnni st. consyderatum) oder sonst die jetzt gehrihicil- liche Schreibweise angenommen (z. 13, repressaiia st, represalia., villdicale st. vendienre, Fridericus st. Federicus). dagegen die Formen filitreis, eoln- plureis iriirl (iuplomai.a eben so beilielialten, wie die Sicinios (Sickingen), Ouormatia Worms) n. dgl. Die ganz regellos stehenden grossen Anfangs- buchstaben sind meist durch kleine ersetzt. Bei den S. 18 fangefühirten Stellen deutscher tteiehsgeset.ze ist die Orthographie absichtlich geschont und mir das doppelteelte ii in IU In d, ha h e nn. b etzal 1 cii n, t. in in itt. ii in gen n. 1 in betza.11eun vereinfacht,, • ferner statt ek und lx in Marek und bet.zalienn ein k und z gesetzt. 2. Die nur durch Anfaiigsbnhhist.aben angedeuteten Worte sind aus- geschrieben worden (z. 13. procuratore Co,esaris st proeii. rosa., Franciscus st F. Cinum st. Cy.. ]Jartolns. st Bar. Calderinus st. Ca 1 deric (sie). Das- selbe ist zu Anfang bei den Namen Trevironsis und Nitrenbergensis ge- seliehon, wo die Handschrift Jr. oder ¶lre. oder Ti ,i - und Nn. oder Nur. hai.. 3. Die ab und zu vorkommenden Siglen sind aufgelösl., so S. 10 Z. 21 n. S. 34 Z. 33 die Sigle züi, ferner S. 17 Z. 11 Cols, wo man an consultis denken könnte, natürlich dem Zusammenhang nach in coimnunis. Dagegen ist die Auflösung der S. 9 Z. 9 vorkommenden, schwer zu gebenden Sigle mir zweifelhaft,. Das S. 7 Z. 14 in den Text gesetzte etiam, wofür inder Handschrift ein nicht zu entzifferndes veisclilnngenes Zeichen sieht, ist die mir sehr einleuchtende Vermutung des Herrn Dr. Oöldliri v. Tiefenau, Seriptor an der Wiener Hofhiblioii,ek. -. 28 -

4. Die von dein Schreiber der Handschrift falstAi gelesenen Worte, die mit Sicherheit hergestellt werden konnten, habe ich ohne weiteres dem Text einverleibt und demnach geschrieben: S. 4 Z. 17 esse st. ost, J. 2(3 viderentur st, viderent, ...0 Z. 21 &erliti st. erediditi, 5. (1 Z. 4 prineipale st. principein, Z. 15 poenain st. p000a, 7,• 27 cnr st. quuln, Z. 29 fetiali sL foenali (verlesen für foetiali), Z. 30 perscript.a st. praeseripla, Z. 31 gera.l.ur st.. geritur. S. 7 Z. 14 fecisse st. fuisse, S. S 7. 8 coram st. eorui; Z. 14 saeve st. faene, Z. 19 experiri st. aperiri, Z. 22 conationm liane st. edila- tionis irene, 7. 33 sq. praesertam st. praefeet.iun, S. 9 Z. 6 Sieiniuiu st. Sieinii. Z. 19 videtur st, Nivet. 7. 26 malorum st. inareornm, S. 10 letzte irnd S. 11 erste Zeile videatur st.. redatur. S. 12 Z. 21 danmatuni st. (10 11ii- natum, Z. 27 ren st. Po.. Z. 27 interdicitur st. intereiditmn, 7. 31 eure (jili at. cum quis. 5. 13 Z. 28 (ob) paternuni st. pravum. S. 14 7. 32 perduel- hiones st. perdnellis (aber vgl. n.), S. 15 Z. 25 sa.nct.ionis st. sanct.ior, S. 16 Z. 15 sine st. imo. Z. 20 teneri st.. tameu, S. 17 Z. 30 reeeptae st. repertae, S. 13 Z. 24 f. ob Jemand hOhem - oder niedere st. mich genannt höhen oder nidern, S. 19 Z. 2 Jemand st.. genant. S. 20 Z. 34 und 31 lierinogenianus st. liermogenes. Z. 9 scrihit st. stabit, Z. 5 causis st. ansis, S. 22 7 2 Socinus st.. Zosinus, Z. 35 circa. st. cum, 5. 23 Z. 18 deuegalionem st. de,ie- • gat.is. 5. 24 7,3 ut st.. if., Z. 10 saepe st.. sese, Z. 17 pro st. per. Eine Anzahl schöner Emeuda.tionen verdanke ich einer freundlichen Revision des Drucks durch Kollegen Lenel. insbesondere 5. 8 das- saeve und praesert,inm, S. 9 videtur umd maloruin. desgleichenS. 7 die Herstellung der Titelrubrik Cod. 11,47 et arniorum usus i n 5 ci 0 Pr ilic ill e etc.; wo die I1rntdsehrift3 a so. n um . . . lib. 10 hat, und Anderes. s: offenbar übersehene oder ausgelassene Worte oder Silben sind auf- genommen und durch Cnrsivsehrift ausgezeichnet. 0. Die vorn Autor gegebenen Cit,ate ans den Rechtsquellen sind d?ircli Hinzufügung der Zahlen in eckigen Klammern leichter zugänglich gemacht dagegen die im Text angedeuteten, aber am Hand nicht, naeligetragenen Citate nicht ergänzt; vielmehr die Stellen ‚alF mit einem Fragezeichen rei- sehell. 7. Das in einer Klammer gesetzte Fragezeichen deutet anf eine nielltG geIl o heu e Corrupt.el hin,