Außerschulische Lernorte in Thüringen Stadtmuseum Saalfeld im Franziskanerkloster Ausstellungen: Zeit der und Caspar Aquila

Erzählungen, Legenden und Anekdoten über Caspar Aquila

Der Theologe, Prediger und Gelehrte Caspar Aquila war eine geachtete Persönlichkeit. An sein Leben erinnern spätere Legenden und Anekdoten die sich bis heute erhalten haben. Ausschmückungen und Hinzufügungen kamen im Laufe der Zeit dazu. Dabei übernahm solches Erzählgut ein Chronist vom andern, und sicherlich ist manches auch mündlich weitergegeben worden. Jedoch alle späteren Biografien gehen auf die 1652 lateinisch verfasste, bisher noch ungedruckte Chronik von Sylvester Lieb zurück.

In der Zeit um 1522 wurde die Ebernburg belagert. Caspar Aquila war in dieser Zeit Feldprediger bei . Als er nun mit vielen Soldaten gefangen gehalten wurde und die Feinde während des Ansturms eine Kanonenkugel in die belagerte Burg hineinschossen, brachte man diese sofort zu Aquila, mit der Bitte sie zu taufen. Das war zur damaligen Zeit durchaus üblich und die Soldaten glaubten, dass dann die Stadt uneinnehmbar wäre. Aquila war entsetzt über dieses gottlose Begehren und weigerte sich, die Taufe vorzunehmen. Er antwortete: „ Gott hat mich berufen Menschen und Kinder zu taufen, aber nicht Kanonenkugeln oder andere seelenlose Dinge.“ Allein die rauhen und wilden Soldaten ließen nicht locker und drohten: Entweder er solle die Kanonenkugel taufen, oder sie würden ihn todschlagen. Aquila ließ sich jedoch nicht einschüchtern und blieb mutig bei seiner Meinung. Da beschlossen sie, ihn in eine mit Pulver geladene Kanone zu stecken und in die Luft zu schießen. Doch es kam anders. Nachdem man nun mehrmals versuchte die Kanone zu zünden, wollte sie nicht brennen. Der Anführer der Soldaten bekam Zweifel und sah das als ein Zeichen Gottes. Verunsicherte warnte er seine Mitgesellen, die Aquila daraufhin wieder aus der Kanone herauszogen. Kaum stand dieser wieder auf seinen Beinen, wendete er sich dem Hauptmann zu und rief zornig in seiner schwäbischen Mundart: „Und ich will sie dir dennoch nit taeffen!“.

Text: Stadtmuseum Saalfeld / Illustrationen: Wolfgang Kirst, Eisenberg / Oktober 2010 Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Bad Berka www.schulportal-thueringen.de

Außerschulische Lernorte in Thüringen Stadtmuseum Saalfeld im Franziskanerkloster Ausstellungen: Zeit der Reformation und Caspar Aquila

Erzählungen, Legenden und Anekdoten über Caspar Aquila

Aquilas erste Pfarrstelle war Jengen. Als ein Anhänger Luthers, half er seine Lehren zu verbreiten. Er gehörte auch zu den ersten Pfarrern, die trotz des päpstlichen Verbotes heirateten. Dieser Ungehorsam des Pfarrers erzürnte den Bischof von derart, dass er Aquila auf einem Karren abholen und in ein Gefängnis in Dillingen sperren ließ. In diesem finsteren und feuchten Verließ musste Aquila ein halbes Jahr ausharren, bekam kein warmes Essen, nur trockenes Brot und Wasser. Obwohl sich vornehme und reiche Bürger von Augsburg für ihn beim Bischof einsetzten, konnten sie ihm nicht helfen. Darauf hin nahmen sie Kontakt zum Kaiser auf und baten ihn um Unterstützung. Dieser sandte seine Schwester zum Bischof. Der Bischof empfing sie mit großer Ehrerbietung und Freude, bat sie vom Wagen abzusteigen und lud sie in sein Haus ein. Sie weigerte sich jedoch abzusteigen, bevor er ihr nicht eine Bitte gewähre. Der Bischof sagte es ihr zu und fragte erstaunt, was es denn sei. Drauf verlangte sie den Pfarrherren Aquila freizulassen. Erst wenn das geschähe, würde sie absteigen und bei ihm einkehren. Der Bischof, der bereits den Entschluss gefasst hatte, Aquila am nächsten Tag hinrichten zu lassen, ärgerte sich, durfte sein Wort aber nicht mehr zurückziehen. Dem Bischof blieb nichts anderes übrig, als dem Wunsch der Schwester des Kaisers nachzukommen. Erst jetzt stieg sie vom Wagen und unterhielt sich mit dem Bischof einige Stunden lang. Aquila kam frei und wurde vom sicheren Tode errettet.

Text: Stadtmuseum Saalfeld / Illustrationen: Wolfgang Kirst, Eisenberg / Oktober 2010 Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Bad Berka www.schulportal-thueringen.de

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Erzählungen, Legenden und Anekdoten über Caspar Aquila

Caspar Aquila studierte 1521 in Wittenberg und wurde Professor und Schlossprediger. Hier lernte er kennen mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Er galt als ein Kenner der hebräischen Sprache und unterrichtete diese auch. Luther schätzte seine gründlichen Kenntnisse und bat ihn, bei der Bibelübersetzung zu helfen. Es gab noch nicht viele Menschen, die Hebräisch beherrschten, die Sprache des Alten Testaments. Die Übersetzer und Gelehrten gerieten immer wieder in Streit, wenn sie nicht das passende Wort oder die richtige Wendung in der deutschen Sprache fanden. Aquila holte sich Rat bei den Menschen aus dem Volk, befragte Handwerker, Bauern und Künstler und wollte von ihnen wissen, wie man diese oder jene Sache am passendsten in ihrer Sprache bezeichnet. So konnte er den Streit schlichten und die Übersetzer richteten sich nach seinen Aussagen. Martin Luther schenkte ihm zum Dank eine Bibel mit einer persönlichen Widmung: „Wenn die Bibel in der ganzen weiten Welt nicht mehr zu finden, oder verloren und verbrannt wäre, wollte ich sie doch bei dem Aquila finden.“

Text: Stadtmuseum Saalfeld / Illustrationen: Wolfgang Kirst, Eisenberg / Oktober 2010 Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Bad Berka www.schulportal-thueringen.de

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Erzählungen, Legenden und Anekdoten über Caspar Aquila

Als in Saalfeld die Pfarrstelle neu zu besetzen war, schickte der Saalfelder Rat zwei Männer und den Stadtschreiber Valentin Barthel nach Wittenberg, um Luther zu bitten, ihnen den vielgerühmten, gelehrten und gottesfürchtigen Caspar Aquila zu schicken. Zur selben Zeit waren aber auch die Grafen von Nassau in derselben Angelegenheit unterwegs. Beide Delegationen trafen nun in einer Herberge in Wittenberg zusammen. Als nun die Saalfelder erfuhren, dass auch die Nassauer den Aquila haben wollten, griffen sie zu einer List um ihnen zuvor zu kommen. Der Saalfelder Stadtschreiber vertrug einen guten Trunk und schenkte den Nassauern bei der Abendmahlzeit kräftig ein. Am nächsten Morgen machte sich die Saalfelder Delegation zeitig zu Martin Luther auf, die Nassauer schliefen ihren Rausch aus und verpassten die Verabredung. So kam es, dass Caspar Aquila die Berufung nach Saalfeld annahm und hier viele Jahre segensreich wirkte.

Text: Stadtmuseum Saalfeld / Illustrationen: Wolfgang Kirst, Eisenberg / Oktober 2010 Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Bad Berka www.schulportal-thueringen.de

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Erzählungen, Legenden und Anekdoten über Caspar Aquila

Kaiser Karl V. wollte in Deutschland den Religionsfrieden wieder herstellen. Zu diesem Zweck erließ der Kaiser 1548 in Augsburg ein Religionsgesetz, das Augsburger Interim, das die Gegensätze überbrücken und die Religionsausübung im Reich regeln sollte. Dabei wurden der evangelischen Seite viele neu erkämpfte Inhalte und Rechte wieder abgenommen. Caspar Aquila wandte sich zusammen mit anderen Theologen in einer Streitschrift gegen dieses Gesetz. Das erzürnte den Kaiser derart, dass er die Reichsacht über ihn verhängte und zu seiner Ergreifung ein Kopfgeld von 5000 Gulden aussetzte. Die Ratsherren und Bürger der Stadt hatten Angst, dass sich der Zorn des Kaisers auch gegen sie wenden könnte. Darum schrieben sie an die Gräfin Katarina von Schwarzbug, die Aquila verehrte und baten sie, den Pfarrer bei sich auf der Heidecksburg in Rudolstadt zu verstecken. Sie hofften, dass der Kaiser in der Zwischenzeit Aquila vergäße und sein Zorn verginge. Katharina ließ einen Wagen vorfahren, den die Ratsherren begleiteten. Sie baten Aquila nun, die Stadt zu seiner und ihrer Sicherheit zu verlassen. Aquila antwortete, dass er seine Haltung nicht ändern würde, aber um der Stadt und seiner selbst willen, weichen würde. Er nahm nichts mit, außer seinem Hebräischen Psalter Büchlein. Auf der Heidecksburg wurde er in einer geheimen Stube versteckt und nur wenige Menschen wussten von ihm. Es ging das Gerücht um, ein kranker Mann bzw. eine Wöchnerin würde von der Gräfin versorgt und sie brauche unbedingte Ruhe. So blieb er ein halbes Jahr im Schloss verborgen, nahm dann eine Stelle in an und kehrte nach wenigen Jahren wohlbehalten nach Saalfeld zurück und war hier noch viele Jahre tätig.

Text: Stadtmuseum Saalfeld / Illustrationen: Wolfgang Kirst, Eisenberg / Oktober 2010 Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Bad Berka www.schulportal-thueringen.de