Die Förster Vom Seulingswald
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
wäre dann ein „Ober-Wald-Manager“. Auch Holz gibt es immer noch zu kaufen, aber Beeren und Bucheckern sammelt heute keiner mehr. Der Forst beschäftigt nur noch wenige Forstwirte, denn die Waldarbeit verrichten Privatfirmen mit Erntemaschinen auf riesigen, kettenbe- spannten Rädern, den sogenannten Har- vestern (Holzvollernter). Die greifen die Bäume, sägen unten ab und spucken die Stämme in gewünschter Länge und entas tet wieder aus. Der Förster kontrol- liert nur noch, ob die Firma die Aufträge vertragsgemäß ausführt. Allerdings hinterlassen diese Fahrzeuge ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE, VOLKS- UND HEIMATKUNDE Spuren auf den Waldböden und Wegen, dass man glaubt, der Seulingswald ist doch wieder Panzer Übungsgelände ge- Nummer 6 Juni 2016 Band 55 worden. Da wächst so schnell kein Pilz mehr. Auch Pflanzmädchen werden nicht mehr benötigt. Jetzt pflanzt man statt Bäumen hohe Windräder zur Stromerzeugung in den Wald. Die Förster vom Seulingswald Erfreulicherweise hat sich die Artenviel- falt des Wildbestandes aber wieder ver- Das ehemalige Forstamt Friedewald US-Offiziere verabschieden sich von Forstmeister Schedtler und Oberförster Beben- größert. Wildkatzen und der Luchs sind dorf, 1953. in den Seulingswald zurück gekehrt. Und heute gibt es sogar Försterinnen im Seu- Von Hans Pietsch, Friedewald Der Seulingswald heute, Hersfeld und Rotenburg nun den Seu- lingswald. im Jahre 2014 lingswald teilen. Der hessische Wald und seine Verwaltung heißen jetzt „Hessen- der Seulingswald noch dichter Urwald, Die Forstverwaltung im Laufe der In den vergangenen Jahren hat sich vieles Forst“. Bei der heutigen Vorliebe für das Quellennachweis den mächtige Rudel von Hirschen und Jahrhunderte verändert. Auch die Forstämter Heringen Geschäftsenglisch ist es verwunderlich, Wildschweinen durchstreiften. Auch Archiv Heimatverein Friedewald und Nentershausen wurden inzwischen dass daraus nicht „Hessisches-Wald-Ma- Alte Zeitungsberichte Wölfe, Luchse und Auerhähne hausten Ein großer Forst wie der Seuligswald er- aufgelöst, sodass sich die Ämter Bad nagement“ geworden ist. Ein Oberförster Alle Fotos: Heidi Körber, geb. Bebendorf hier. Flurbezeichnungen wie „Am Wolfs- forderte schon zu allen Zeiten zu seiner stall“ oder „Am Hahnebalz“ erinnern Nutzung eine Verwaltung mit Förstern, noch heute daran. Jägern und Holzhauern. Wald und Jagd Sowohl die hohe, als auch die niedere gehörten auch schon immer den „Herr- Jagd standen den Landgrafen von Hessen schenden“, also den Grafen, Klöstern zu und sie kamen gerne mit großem Ge- oder später dem Staat. Ein Geburtstagsbrief unter Brüdern gibt Auskunft folge und Jagdgästen nach Friedewald. Im Forst um Friedewald übten vom 14. Die Einwohner aber litten unter der Jagd Jahrhundert bis 1867 die Landgrafen zu und dem Wild, mussten sie doch ihre Cassel das alleinige Jagdrecht aus. Der Feldarbeit einstellen und als Treiber und Wildreichtum der Wälder war wohl auch über die Nachkriegszeit in Philippsthal Fuhrleute teilnehmen. ein Grund, hier eine Burg als Jagdschloss Wagte es einer aus Not ein Stück Wild zu zu erbauen. Der „Herrschaftliche Förs - Mitgeteilt vom Enkel des Empfängers, Dr. Hans-Joachim Hermes, Senden/Westfalen erlegen, so wurde ihm zu manchen Zeiten terhoff“ in Friedewald lag, nach der die rechte Hand abgehauen. Hehler beka- Dorfkarte von 1749, zwischen den Der „Herrschaftliche Försterhof“ in Frie- men ein Hirschgeweih auf die Stirn oder Straßen „Mühlwiese“ und „Motzfelder Philippsthal, den 12. 3. 1946 serem Hause geworfen worden, haben in Dich lieber Bernhard wahrscheinlich von dewald, nach der Dorfkarte von 1749, Wange eingebrannt. Straße“, da wo heute das Haus „Motzfel- dem kleinen Gartenhäuschen gewohnt. Braunschweig her. zwischen den Straßen „Mühlwiese“ und Um die Not der kleinbäuerlichen Famili- der Straße“ Nr.19 steht. Der „Herrschaft- Die Amerikaner waren aber anständig Wann werden wir uns einmal wiederse- „Motzfelder Straße“, da wo heute das en mit ihren knappen Ernten zu lindern, liche Schaaf-Hoff“ befand sich gegenü- Lieber Bernhard, und sahen ein, dass der Zustand nicht hen? Haus „Motzfelder Straße“ Nr. 19 steht. waren gewisse Waldstücke zum Hüten ber dem derzeitigen Bürgermeisteramt, zu Deinem 61. Geburtstage die herzlich- haltbar war und haben uns wieder ein- Ich kann vorläufig nicht weiter als hun- von Schafen oder anderen Haustieren heute Motzfelder Straße Nr. 13 und 15. sten Glück- und Segenswünsche und ziehen lassen. In unserem Jagdhäuschen dert Meter gehen, dann ist es für kurze Geschichtlicher Ursprung freigegeben. Es waren die sogenannten Schreiben an die Forstämter bezüglich wollen wir hoffen, dass du ihn noch viel- haben zwei Familien mit sieben Personen Zeit alle, dann muss ich ausruhen und Das Gebiet des Seulingswaldes, früher Waldhuten, Flurbezeichnungen wie „Hu- Verordnungen und Anweisungen began- mals bei voller Gesundheit in Deiner lie- gewohnt. Mit der Jagd ist es nichts und abwarten, ob sich ein Herzkrampf ein- auch Sillings- oder Süllingswald ge- te“ weisen darauf hin. nen damals z.B. mit: „Von Gottes Gna- ben Familie feiern kannst. Mir geht es in die Wildschweine nehmen immer mehr stellt oder nicht, dann 100 mtr. weiter nannt, umfasst den gesamten Raum zwi- der letzten Zeit wieder besser, man kann zu. Die Kinder, welche von Motzfeld nach u.s.w.. Im vergangenen Jahr brauchte ich schen Bad Hersfeld, Heringen, Ronshau- fast sagen gut. Im November und dann Lautenhausen zur Schule mussten, tref- bis zu Hohmanns 1 1/2 Stunde. sen und Friedewald. Es ist auch heute im Dezember, wäre ich bald zur großen fen öfter ganze Rudel Wildschweine auf Nun mein lieber Bernhard wünsche ich noch eines der größten, geschlossenen Armee abgedampft, jedoch an meinem den Wegen an. Nach Vacha können wir Dir und Deinen Lieben alle Gute und sei Waldgebiete in Hessen und liegt an der Geburtstage hat es sich gewendet. Im nicht, das ist Russland. Vor vier Tagen ist vielmals gegrüßt von deinem tr. Bruder Stelle, wo die Flüsse Fulda und Werra am vergangenen Jahr sind wir mit der Gra- Walther Becker hier angekommen und August. engsten zueinander fließen. tulation um einen Tag zu spät gekommen, nach zwei Tagen Ruhepause über die Viele Grüße an Luise und die Kinder Der südlich von Friedewald gelegene als der Brief fertig war, fuhr kein Zug Grenze nach Vacha. Hohmanns mussten Dreienberg dagegen ist der nördlichste mehr. Karfreitag und Ostern wurde um auch aus ihrem Hause und sind stark be- Lieber Bernhard! Ausläufer der Kuppenrhön. Philippsthal gekämpft, wir haben 6 Tage stohlen worden. Albert hat keinen voll- Auch ich wünsche Dir zu Deinem Ge- Geschichtlich eng mit dem Seulingswald im Keller gesessen, diese Tage werden ständigen Anzug mehr, einmal fehlt die burtstage alles, alles Gute. Vor allen Din- verbunden waren seit uralten Zeiten der wir nicht vergessen. An Deinem Geburts- Hose einmal der Rock, er hat immer gen im neuen Lebensjahr Dir und allen Ort Friedewald mit seiner Wasserburg, tage wurde die Werrabrücke gesprengt, zweierlei Sachen an. Walter ist auch hier, Lieben immer beste Gesundheit. die Abtei Hersfeld und die hessischen die Steinbrocken sind bis auf unseren er kam am 8. Mai von Berlin hier an, war Mit herzlichsten Grüßen Dir und Deinen Landgrafen zu Kassel. Die Reichsabtei Hof geflogen. Über die alte Werra war ein dann im November und Dezember Lieben Hersfeld erhielt im Jahre 1003 von König Notsteg gebaut und wickelte sich der nochmals dort und hat die Wohnung ver- Deine tr. Schwägerin Anna Heinrich II. das Wild- und Forstbann- ganze Verkehr durch die Mühlgasse ab. mietet, welche noch gut erhalten war. recht über den Seulingswald, welches Beim Schlossgartentor hatte eine Grana- Walter ist Geschäftsführer in der Spar- dann 1306 samt Burg Friedewald und te einen Mast der elektrischen Leitung und Darlehenskasse in Philippsthal. Un- dem Geleitsrecht für die Handelsstraße umgerissen, von da ab war es dunkel. Als ser Doktor Hartung ist vor einigen Wo- „Kurze Hessen“ durch Vertrag an den man glaubte, es wäre nun alles vorbei, chen von den Amerikanern angeschossen Landgrafen abgetreten wurde. flog eines Tages gegenüber vom Wehr ein worden und liegt in Hersfeld im Kran- »Mein Heimatland«, monatliche Beilage zur In Schriftstücken vergangener Jahrhun- Munitionszug in die Luft, da hat die kenhaus, nun hat sich ein zweiter Arzt »Hersfelder Zeitung«. Gegründet von Wilhelm Neuhaus. derte wird immer wieder der Wildreich- ganze Mühle bei uns im Keller gesessen. hier niedergelassen. Doktor Simmenroth, Schriftleitung: Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim tum um das Walddorf Friedewald her- Im Juli sind wir für vier Wochen aus un- war früher in Elbingerode, und kennt Druck und Verlag: Hoehl-Druck, 36251 Bad Hersfeld vorgehoben. Damals, im Mittelalter, war Förster Lohöfer mit Kulturmädchen und Holzhauern (1938) 24 21 nen. Noch heute sieht man die Betonfun- kann. In Notzeiten wurden viele Heidel- damente der zugehörigen Wasserbehälter. beeren gepflückt und aus Bucheckern ließ Forstmeister und Revierförster genossen sich Speiseöl pressen. bei der einheimischen Bevölkerung bis zum 2. Weltkrieg hohes gesellschaftliches Der Seulingswald als Truppenü- Ansehen, gleich den Lehrern, dem Pfarrer bungsplatz oder Arzt. Bei einem Schlachtekohl der Bauern waren sie gern gesehene Gäste. Im Frühjahr 1945 wurde Hersfeld Garni- Die Forstbeamten zählten zu den „Stu- son der amerikanischen Besatzungstrup- dierten“, die zugezogen waren, während pen, die auch den westlichen Teil des Seu- die Einheimischen unter sich blieben und lingswaldes als Standortübungsplatz für nur die örtliche Mundart redeten. ihre Panzer beschlagnahmten. Das Betre- Ein