Struktur-Schwache Ländliche Regio-Nen – Netzwerke Und
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Martina Baumert, Jugendamt Landkreis < eine unproblematische Siedlungsstruktur Hersfeld-Rotenburg (Indikatoren für Siedlungsstruktur sind u.a. die Bevölkerungsdichte und der ländliche Ergebnisse des Bundesmo- Charakter). dellprogramms „Struktur- Auf der Negativseite sind besonders im Zu- sammenhang mit dem Ausbau der Jugendbe- schwache ländliche Regio- rufshilfe zu nennen: nen – Netzwerke und soziales < eine hohe Arbeitslosenquote vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Ehrenamt“ im Landkreis Hers- und feld-Rotenburg < eine hohe Sozialhilfedichte. Struktur des Landkreises Hersfeld-Ro- tenburg Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg entstand am 01.08.1972 im Zuge der Verwaltungsre- form durch den Zusammenschluss der Kreise Hersfeld und Rotenburg. Bis zur Öffnung der Deutsch-Deutschen Grenze, fiel das gesamte Gebiet unter die damalige Zonenrandförde- rung. Durch den Wegfall dieser Förderung kam es und kommt es eigentlich bis heute zu einer wirtschaftlichen Lücke, die noch nicht ausgegli- chen werden konnte. Der Landkreis liegt in der geographischen Mitte Deutschlands, in einer Partizipation als Strategie zur Umset- abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft, zung neuer Formen des „Ehrenam- die sich vom Stölzinger Gebirge im Norden tes“ durch das Fulda- und Haunetal bis hin zu den Ausläufern der Rhön dehnt. Im Osten wird er Ehrenamt, Selbsthilfe, freiwilliges soziales En- begrenzt durch die Werra und die Landesgren- gagement und bürgerschaftliches Engagement ze zu Thüringen, im Westen durch die Höhen- sind Begriffe, hinter denen sich verschiedene züge des Knülls. Traditionen bzw. Ansätze verbergen. Es soll < Fläche: 1.097 km2 nicht Altes durch Neues (als Variante ideolo- < Einwohner: 130.010 (31.12.2001) gischer Beglückungen) und nicht Bestehendes < 4 Städte: Bad Hersfeld, Bebra, Rotenburg, denunziert (Vereinsmeierei) werden. Es sollte Heringen (zwischen 8.199 und 30.673 Ein- bedacht werden, dass hier trotz der relativen wohner) Ungenauigkeit der Begrifflichkeit ein pluraler < 16 Gemeinden: Alheim, Breitenbach a.H., Ansatz definiert wird, der das freiwillige soziale Cornberg, Friedewald, Hauneck, Haunetal, Engagement im Sinne einer Einmischungsstra- Hohenroda, Kirchheim, Ludwigsau, Nen- tegie versteht. tershausen, Neuenstein, Niederaula, Phi- Zur Stärkung bestehender Strukturen wurde lippsthal, Ronshausen, Schenklengsfeld das gesamte Projekt E&C – „Netzwerke und So- und Wildeck (zwischen 1.764 und 6.018 ziales Ehrenamt“ im Rahmen einer Zukunfts- Einwohner) planungskonferenz vorgestellt. Zum Verteiler < Schüler: 18.924 (2002) gehörten alle aktiven Ehrenamtlichen aus Ver- < Schulen: 48, davon 32 Grundschulen, 9 Ge- einen und Verbänden, die mit benachteiligten samtschulen, 2 berufliche Schulen, 3 Schu- Jugendlichen arbeiten und Hauptamtliche, die len für Lernhilfen, 1 verb. Haupt- u. Real- mit Ehrenamtlichen aus diesem Bereich arbei- schule, 1 Schule für praktisch Bildbare ten. Dazu gehörten: < Vereine, Verbände und Clubs: ca. 400 < Vereine und Verbände, z.B. der Kreisjugend- < Bildungsträger: 17 (12 in Bad Hersfeld, 2 in ring, Stadtjugendring Bebra, 2 in Rotenburg, 1 in Heringen) im Be- < Jugendarbeit, z.B. Freizeithelfer/innen, Be- reich Jugend. treuer/innen und Jugendarbeiter/innen Der Landkreis kennzeichnet sich durch eine < Administration, z.B. Gemeindevertreter/in- durchwachsene Sozialraumstruktur, die sowohl nen, Dezernenten/innen positive als auch negative Merkmale aufweist. < Schule, z.B. Lehrer/innen und Schulsozial- Zu den positiven Merkmalen gehören z.B.: arbeit (hier nur Hauptamtliche) < niedrige Kriminalitätsbelastung, < Jugendberufshilfe, z.B. Jugendhelfer/in- < niedrige Trennungs- und Scheidungsquote, nen Werkstattgespräch „Kinder- und Jugendarbeit auf dem Land“ Dokumentation der Veranstaltung vom 20. und 21. Januar 2004 in Berlin 59 < Aussiedler/innen, z.B. Ausländerbeirat < Aber: Vernetzungsgedanke verstärkt; Erste Damit konnte eine bereits bestehende, auf Par- Netzwerke, Agenda tizipation ausgelegte Netzwerkstruktur unter- < Aber: Stärkung des Ehrenamtes auch durch stützt und bereits zu Anfang eine Vielzahl von Politik Akteuren gefunden werden, mit denen das Pro- Gegenwart gramm E&C umgesetzt wurde. Das Ergebnis dieser Zukunftsplanungskonferenz waren fünf Die Phase der Gegenwart stellt externe Trends Projekte, die in den folgenden drei Projektjah- heraus und war die eigentliche Herausforde- ren umgesetzt bzw. angestoßen worden sind. rung für die derzeitige Arbeit, da das Haupt- Um die Zusammenarbeit der verschiedenen problem in der Akquise von ehrenamtlichen Partner weiter zu unterstützen und um eine Mitarbeitern/innen besteht. Zwar sind Außen- Transparenz der Arbeit sicher zu stellen, wur- faktoren wie entstehende Netzwerke zu finden, de ein knappes halbes Jahr später eine Follow die möglicherweise dem entgegen wirken kön- up-Veranstaltung durchgeführt. Diese Form, nen, zusätzlich sind aber auch andere Faktoren ein Projekt unter partizipatorischen Gesichts- wichtig geworden, die früher weniger von Be- punkten anzugehen, hat sich in unseren Augen deutung gewesen sind wie: bewährt und fand auch bei den Teilnehmern/in- < Fun und Kommerz, nen einen großen Anklang. < Neue Medien, < Bedeutung und fehlende gesellschaftliche Anerkennung des Ehrenamtes, < Ehrenamt muss immer stärker professiona- lisiert werden. Zukunft und Aktion Um ein neues Projekt im Bereich Ehrenamt er- folgreich durchzuführen, sollten daher alle kon- zeptionellen Überlegungen für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg unter folgenden Aspekten umgesetzt werden: < Anerkennung, Anzeige, Belohnungen schaf- fen. Die Methode der Zukunftplanungs- < Es muss Spaß machen, als ehrenamtlicher konferenz Mensch tätig zu sein. < Mehr Zusammenarbeit und Professionali- Ausgehend von der Vergangenheit der Freiwil- sierung. ligenarbeit im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, < Spannungsfeld Beruf (Zeitfaktor). unter der Fragestellung: „Wie war es vor 15 Die gezielte konkrete Planung von Projekten un- Jahren, ab Mitte der 80er, vor 10 Jahren, ab ter diesen genannten Aspekten führte über die Anfang der 90er oder vor 5 Jahren, ab Mitte der Zukunfts- oder Visionsphase zur eigentlichen 90er?“. Was ist wichtig zum Themenbereich Arbeitsphase, der Aktionsphase, die Konzept- „Ehrenamt und Vernetzung“?, wurden folgen- entwicklung und weitere feste Vereinbarungen de Fakten festgehalten: im Schwerpunkt beinhaltete. Ein Beispiel soll hier näher beschrieben wer- Ab Mitte der 80er Jahre: den, da es alle notwendigen Bedingungen in < Ehrenamt hat einen gewichtigen Status. sich eint und zusätzlich ein völlig neues Feld < Ehrenamtliche Arbeit in Vereinen, Verbän- der ehrenamtlichen Tätigkeit beschreitet – den den und der Öffentlichkeit ist begehrt. Bereich Schule, der bisher noch nie unter dem < Aber: wenig Öffentlichkeitsarbeit Gesichtspunkt eines möglichen „Akquisebe- Ab Anfang 90er reiches“ von / für Ehrenamtliche betrachtet < Status des Ehrenamtes verändert sich. wurde. < Ehrenamtliche Arbeit in Vereinen und Ver- bänden verliert an Attraktivität. Ab Mitte 90er < Ehrenamtliche zu werben und ehrenamtli- ches Arbeiten wird zum Problem, das „We- sen“ des Ehrenamtes verändert sich. < Veränderungen in Vereinen und Verbänden haben Auswirkung auf Ehrenamtliche. < Aber: Öffentlichkeitsarbeit Werkstattgespräch „Kinder- und Jugendarbeit auf dem Land“ Dokumentation der Veranstaltung vom 20. und 21. Januar 2004 in Berlin 60 schaftlichen Engagements für ihre eigene So- zialisation zu erfahren. Um qualifiziert in ver- schiedenen Praxisfeldern tätig sein zu können, sollen sie einen umfassenden, fachlichen Input über diverse Themenkomplexe erhalten, die die ehrenamtliche Arbeit berühren, um somit „Fit für ein qualitatives ehrenamtliches Arbei- ten“ gemacht zu werden. Zielgruppe: Um eine möglichst altershomogene, aber auch kontinuierlich arbeitende Gruppe junger Men- „Fit for Quality“ – Ein Projekt zur Moti- schen anzusprechen, erscheint es sinnvoll, das vation für ehrenamtliche Tätigkeiten Projekt an Schulen zu implementieren, da hier diese Rahmenbedingung vorhanden ist. Im Ausgangslage: Rahmen der Wahlpflichtangebote der Schulen ist es möglich, Schülerinnen und Schüler ei- Seit geraumer Zeit wird in unserer Gesellschaft nes bestimmten Jahrgangs anzusprechen, die eine abnehmende Bereitschaft festgestellt, sich darüber hinaus durch die Teilnahme am Wahl- für gemeinnützige Ziele zu engagieren und eh- pflichtkurs, der nach freier Einwahl auch eine renamtliche Tätigkeiten auszuüben. Gerade gewisse Verbindlichkeit besitzt, das Projekt auf jungen Menschen wird unterstellt, nur auf den die Laufzeit von einem Jahr anzulegen. Da- eigenen Vorteil bedacht zu sein und ihren Fo- durch ist die Kontinuität des Projektes gewähr- cus über das eigene Fortkommen hinaus, nicht leistet, Fluktuation findet kaum statt. auf die Notlagen und Bedürfnisse Anderer aus- zurichten. Projektskizze: Diese Entwicklung hat nicht zuletzt ihren Ur- Neben der theoretischen Wissensvermittlung sprung in dem immer härter umkämpften Ar- in den Bereichen: beitsmarkt und den erhöhten schulischen An- < Projektmanagement, sprüchen, die das „zuerst an mich denken“ als < Moderationstechniken, Tugend und Notwendigkeit erscheinen lässt. < Spielpädagogik, Durch die Befürchtung, selbst keinen (mate- < Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, riell) gesicherten Platz in unserer Gesellschaft < Führungsstile & Rolle eines/r Gruppenlei- zu erhalten, erscheint es notwendig, zuerst ters/in, einmal die eigene Existenz zu sichern. Als Aus- < Kommunikationstechniken, gleich für diese Anstrengungen wird die freie < Rechtliche Grundlagen / Aufsichtspflicht, Zeit vornehmlich