Kulturelle Entdeckungen Hinweis zum Gebrauch Archäologische Denkmäler in Hessen Jörg Lindenthal Die Liste gibt mit dem Stand von 2004 von A – Z eine Übersicht über die archäologischen Denkmäler in Mit freundlicher Genehmigung des Autors hessischen Kreisen und Städten. und der unterstützenden Institutionen. Wer ein archäologisches Denkmal in seiner Umgebung sucht, findet es entweder unter dem Städtenamen oder Copyright: den Namen des Landkreises. Möglich ist auch die Dr. Jörg Lindenthal Nutzung der Suchfunktion (Strg + F) im PDF. Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen Archäologische Gesellschaft in Hessen e.V. Eine Orientierungshilfe bietet auch die Karte auf der nächsten Seite.

Stand: 1. Auflage 2004

Abb.: Eines von 100 archäologischen Denkmälern in Hessen: Der Keltenfürst vom Glauberg. In der Liste verzeichnet unter: Glauburg-Glauberg, Wetterauskreis.

Bild: picture alliance – image BROKER G.Thielmann Alsbach-Hähnlein-Alsbach, Landkreis -Dieburg Menhir „hunkelnstein“

Alsbach-Hähnlein-Alsbach, A Landkreis Darmstadt-Dieburg Menhir „hunkelnstein“

Der Menhir „hunkelnstein“.

Bereits 1383 wird der westlich von Als- F.-R. Herrmann, Alsbach-Hähnlein- bach-Hähnlein-Alsbach stehende Hinkel- Alsbach, Menhir. In: F.-R. Herrmann/ A. stein als „hunkelnstein“ bezeichnet. Der Jockenhövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte aus Grünstein bestehende Menhir erreicht Hessens (Stuttgart 1990) 305. über dem Boden eine Höhe von 1,65m. Die Erläuterungstafeln mit Bezügen auf Höhen des Odenwaldes vermitteln einen Von der A5 Ausfahrt Seeheim/Jugen- falschen Eindruck über die ursprüngliche, heim oder Zwingenberg nach Alsbach. heute weitgehend unbekannte Bedeutung In Alsbach bis zum Parkplatz der Meli- des Steines (zu Menhiren siehe auch bokusschule am Ortsausgang nach -Langenstein). Seiner ursprüngli- Hähnlein. Von dort ausgeschilderter chen Wirkung ist er durch die ihn umge- Fußweg (200m) entlang der Westseite benden Hecken, an seiner Basis platzier- des Schulgeländes bis zum Stein. Er ten Steine, zwei Parkbänken und einer steht innerhalb einer Hecken- „zeitgemäßen Verzierung“ durch Graffiti einfriedung am Zaun des Sportplatzes. vollkommen beraubt. Er bildet somit Von der A67 Ausfahrt Gernsheim über zusammen mit dem „Gluckenstein“ in Bad Hähnlein nach Alsbach und weiter wie Homburg ein anschauliches Negativbei- oben. spiel für den Umgang mit Kulturgütern.

8 9 Alsbach-Hähnlein-Hähnlein, Landkreis Darmstadt-Dieburg Turmhügelburg -Weilerhügel Alsbach-Hähnlein-Hähnlein, Landkreis Darmstadt-Dieburg Turmhügelburg -Weilerhügel

A Alsbach-Hähnlein-Hähnlein, A Landkreis Darmstadt-Dieburg Turmhügelburg – Weilerhügel

1 2 3 1-2 Kachelfragmente (12./13. Jh.), 3 Bodenfliese.

äußere Graben, der in Form eines unregel- belegte Ausdruck „curia antiqua“ zeigt. mäßigen Fünfecks ein Areal von etwa Nach Ausweis der Keramik dauerte diese 210m x 300m einschloss, weitgehend ein- Nutzung bis in das 15. Jahrhundert hinein, Die Turmhügelburg Weilerhügel erhebt sich Von der A67 Ausfahrt Gernsheim, wei- geebnet ist. Zusätzlich boten die den Wei- also etwa 200 Jahre. nordöstlich der Gemeinde Hähnlein aus ter auf der L3112 Richtung Alsbach- lerhügel umgebenden Altläufe des Neckars der Ebene des Hessischen Rieds. An der Hähnlein. In der Ortsdurchfahrt von Schutz, die auch ohne Wasserführung Basis beträgt der Durchmesser des kegel- Hähnlein links ab in die Gerd-Fröba- durch sumpfigen Untergrund ein weiteres stumpfförmigen, künstlich aufgeschütte- Straße Richtung Sportplatz und von Annäherungshindernis bildeten. Vom Typ ten Hügels rund 55m. Die Reste der Burg- dort rechts ab in die Weilerstraße, ist die Anlage den Hochmotten zuzuwei- anlage erheben sich um fast 11m über außerhalb des Ortes an Sportanlagen sen. Man geht davon aus, dass der Bau das Umland. Die südwestlich anschließen- vorbei und 1km weiter (die letzten von Motten im 11. Jahrhundert einsetzt. de Vorburg mit 55m Seitenlänge liegt 400m zu Fuß) auf betoniertem Feldweg Ob die Befestigung Weilerhügel sofort ihre ebenfalls noch knapp 1m über den bis zur Turmhügelburg in einer Feld- endgültige Form als Hochmotte erhielt benachbarten Äckern. Von den zwei ehe- holzinsel. Die Vorburganlage ist in oder ob mehrere Bauphasen anzunehmen mals die Anlage umgebenden Gräben ist Privatbesitz und kann nicht betreten sind, konnte noch nicht geklärt werden. nur noch der innere Graben, der Hügel und werden. Außer einigen kleinen Sondagen der Jahre Vorburg umzieht, gut sichtbar, während der 1838 und 1876 sowie nochmals im Jahre 1913 wurden keine Grabungen im Bereich der Befestigung durchgeführt. Möglicher- weise führte die Entwicklung in Hähnlein, wie von anderen Plätzen bekannt, von einer Turmburg über die Kernmotte (fla- cher Hügel mit Wohnturm) zur Hochmotte (hoher Hügel mit Wohnturm). Allgemein wird der Weilerhügel als Sitz der edelfreien Herren von Bickenbach bezeichnet, die ihn Mittellalterliche Keramik vom Weilerhügel vom 11. bis zum 13. Jahrhundert als (10. bis 15. Jh). Wohnsitz nutzten. So berichtet eine Urkun- de, dass Konrad der I. am 29. November 1130 innerhalb der Burg (Weilerhügel) eine Kapelle durch den Bischof von Straß- burg weihen lässt. Nach der Verlegung des Wohnsitzes in die hochmittelalterliche Höhenburg am Westrand des Odenwaldes H. Göldner, Der Weilerhügel bei Als- nutzt man die Anlage als Wirtschaftshof, bach-Hähnlein. Arch. Denkmäler in Hessen Die heute bewaldeten Reste der Turmhügelburg Weilerhügel. wie der für das Jahr 1310 urkundlich 81 ( 1989).

10 11 Bad Homburg v.d.H., Hochtaunuskreis Menhir Gluckenstein Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis Ringwall Bleibeskopf

B Bad Homburg v.d.H., Hochtaunuskreis Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Vergleich etwa mit dem Heidetränk Oppi- B Menhir Gluckenstein Hochtaunuskreis dum recht kleinen Ringwallanlage bestand Ringwall Bleibeskopf eine nicht unerhebliche Höhendifferenz von 25m, die den Innenraum in drei Höhenstufen gliedert: Die oberste, für die Verteidigung besonders geeignete Platt- form liegt direkt hinter der starken, schroff von Nord nach Süd einfallenden Front des Der Bleibeskopf liegt etwa 6 km nordwest- Felsriffes im Zentrum der Südwest-Nordo- lich des Stadtzentrums von Bad Homburg v.d.H. vor der Kammlinie des . Von der A5 bis zum Autobahnkreuz Bad Seine höchste Erhebung ist mit 480,1m Homburg, dort auf die A661 (Richtung ü. NN 150m niedriger als die Kammlinie, Bad Homburg) bis zur Ausfahrt Oberur- der in diesem Abschnitt der Limes folgt. sel-Nord, weiter über die B455 (Rich- Der Abstand zwischen dem Berg und dem tung Oberursel) auf der Hauptstraße Von der A661 Ausfahrt Oberursel nach Limes beträgt nur 1,5 km. Die gerundete zum Großen Feldberg. Parkplätze an Bad Homburg zunächst auf der Urse- Kuppe des Bleibeskopfes fällt nach drei der Hohemark, im Heidetränktal, in der lerstraße, dann Hindenburgring und Seiten gleichmäßig stark ab: im Süd- großen Kurve und am Sandplacken. – Dietigheimer Straße durch die Stadt, westen in ein kleines, meist trockenes Von Oberursel-Oberstedten zu den von letzterer links ab in die Höhestraße Bachtal, nach Südosten in das bewaldete Parkplätzen am Forellengut oder am Richtung Kirdorf. Der Höhestraße fol- Vorland, nach Nordosten in eine Rinne, die Hirschgarten. – Vom Kastell Saalburg gen, bis diese in den Gluckensteinweg den Bleibeskopf vom Herzberg trennt. Nur zum Aussichtsturm auf dem Herzberg übergeht. Im Gluckensteinweg steht im Norden ist sie mit einem schmalen Sat- mit Parkmöglichkeiten (Sonn- u. Feier- schräg gegenüber einer Bushaltestelle tel mit dem zur Höhe des Roßkopfs anstei- tags gesperrt). – Mit dem Bahnbus von auf dem Bürgersteig der anderen genden Gelände verbunden. Die Wallanla- Bad Homburg Bahnhof bis Haltestelle Straßenseite der Gluckenstein. ge des Bleibeskopfes mit einem Umfang Kastell Saalburg oder mit dem Stadt- von 490m umschließt eine Fläche von 1,4 bus Bad Homburg Bahnhof bis Endhal- Der Menhir Gluckenstein. Hektar. Unter Ausnutzung des vorgegebe- testelle Hirschgarten. Von allen Park- nen Geländeprofils entstand eine ringför- plätzen bzw. Haltestellen auf Wander- Der 2m lange (heute sichtbar knapp identisch sein kann. Durch seine jetzige mige Anlage. So wurde etwa die Felsgrup- wegen in der Abteilung 22 des Staats- 1,20m), unbehauene Quarzitblock be- Lage inmitten der Pflasterung des Bürger- pe an der Südwestseite des Berges in die forstes Bad Homburg zum Bleibeskopf. zeichnet die ehemalige Gemarkungsgrenze steiges wirkt der Stein heute verloren und Befestigung einbezogen. Innerhalb der im zwischen Bad Homburg und Kirdorf. Im lässt sich kaum von Findlingen unterschei- Jahre 1818 wird er das erste mal als den, die als moderne Begrenzung im Ver- „Glockenstein“ erwähnt. Er war umgefal- kehrsraum dienen. len und musste wieder aufgestellt werden. 1890 unternahm L. Jacobi eine Ausgra- bung, bei der aber keine archäologischen Funde zutage traten. Die Vermutung, dass es sich um einen vorgeschichtlichen Men- hir handeln könnte, lässt sich nicht bewei- sen. Sicher handelt es sich aber um einen alten Gemarkungs-Grenzstein. Ältere Ur- kunden aus dem 16. Jahrhundert erwäh- D. Baatz, Der Gluckenstein. In: nen an der gleichen Strecke der Gemar- Hochtaunus, Bad Homburg, Usingen, kungsgrenze zwei Grenzsteine, „der Königstein, Hofheim. Führer zu vor- und schneider“ und „der scherer“ genannt, von frühgeschichtlichen Denkmälern 21 ( denen der letztere mit dem Gluckenstein 1972) 124ff.

12 13 Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis Ringwall Bleibeskopf Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis Römerkastell Saalburg

B stecke. Die zweite, etwas tiefere, nach Bad Homburg v.d.H.- B Süden geneigte Fläche befindet sich im Dornholzhausen, Westen der Anlage, und die dritte, tiefste, Hochtaunuskreis liegt ganz im Osten der Befestigung zu Römerkastell Saalburg Füßen der dahin steil abfallenden inneren Felspartie. Der Zugang erfolgte über den Sattel durch ein Tor an der Nordseite. Es bestand aus einer einfachen Mauerlücke und empfing den notwendigen Schutz von der wehrhaften obersten Plattform. Unsere Kenntnisse über den Aufbau der Mauern, die Beschaffenheit der Toranlage sowie den Nachweis von Siedlungsspuren ver- danken wir den bereits 1899, 1909 und 1910 von dem Frankfurter Architekten und Königl. Baurat Ch. L. Thomas durchgeführ- ten Untersuchungen. Danach handelt es sich bei dem Ringwall vermutlich um eine reine Stein-Trockenmauer von 3-3,15m Breite. Spuren der Holzverankerungen konnten infolge der schlechten Erhaltungs- bedingungen nicht mehr erkannt werden. Bronzefunde der späten Urnenfelderzeit vom Es gelang jedoch, beim Tor – neben dem Bleibeskopf. modernen Wegedurchbruch im Nordwes- ten sowie im Ostteil – noch bis zu vier odig gewesen zu sein. Der Fundstoff setzt übereinandergeschichtete Steinlagen der sich neben Keramik, Spinnwirtel und Mahl- Von der A3 Ausfahrt Saalburg-Pass) gelegen, den schon immer Mauerkonstruktion aufzudecken. Die Mau- steinbruchstücken vor allem aus sieben auf der B455 bis Bad Homburg v.d.H., genutzten Übergang von der Rhein-Main- ern waren aus dem anstehenden Stein- Depotfunden mit Bronzen zusammen. dann auf der B456 (Richtung Usingen) Ebene in das Limburger Becken. material aufgebaut, die besterhaltene Par- Diese Bronzegegenstände sowie eine bis zur Einfahrt des Parkplatzes der Zunächst wurden mit der Errichtung tie schließt sich unmittelbar an den Anzahl weiterer Einzelfunde belegen ein Saalburg (ausgeschildert). Von der A5 des Limes in Zusammenhang mit dem nordwestlichen Wegedurchbruch an und breites Spektrum von Werkzeug, Waffen, aus Richtung Süden am Bad Hom- Chattenkrieg Kaiser Domitians (83-85 n. reicht bis zur Südseite. Ein der Mauer vor- Schmuck und Gerät, wobei Gusskuchen burger Kreuz auf die A661 (Richtung Chr.) wohl die zwei kleinen Erdschanzen A gelagerter Graben war an keiner Stelle vor- auf lokale Werkstätten hinweisen. Obwohl Bad Homburg) Ausfahrt Oberursel- und B zur Sicherung des Passes angelegt. handen; er hätte allenfalls auf der dem die Ursache für die Deponierungen noch Nord, weiter über die B456 und weiter Als nächsten Ausbauzustand errichtete Sattel zugewandten Nordwestseite einen nicht geklärt ist, unterstreichen sie die Be- wie oben. Von der A5 aus Richtung Nor- man um 90 n. Chr. ein 0,7 ha großes Holz- Sinn gehabt. Wohnplätze konnten nur indi- deutung der Anlage auf dem Bleibeskopf. den Ausfahrt Friedberg Richtung Frie- kastell, das mit einer etwa 120 bis 160 rekt über mehrere Fundkonzentrationen im Die alten Funde werden im Saalburg- drichsdorf, dann rechts ab Richtung Mann starken Abteilung belegt war (in der Innenraum, vor allem bei dem zentralen museum, die neueren im Vortaunus-Muse- Usingen bis zur B456 und auf dieser neueren Forschung wird zur Zeit ein späte- Felskamm sowie auf der untersten der drei um Oberursel aufbewahrt. Richtung Bad Homburg bis zur Saal- rer Ausbau des Limes erst unter Kaiser Höhenstufen, nachgewiesen werden. Das burg. Trajan und somit ein etwas späterer zeitli- vom Bleibeskopf stammende Fundmaterial cher Ansatz der Kastelle am Obergermani- bildet einen sowohl typologisch als auch schen Limes kontrovers diskutiert). Das chronologisch einheitlichen Gesamt- Das auf der Höhe des Taunus, 5km nord- Holzkastell wurde eingeebnet und um 135 komplex und liefert somit eine gute Datie- westlich von Bad Homburg, gelegene n. Chr. durch das 3,2 ha große Kohorten- rungsgrundlage für die Besiedlungsdauer F. Maier, Der späturnenfelderzeitli- Kastell befindet sich an einem Abschnitt kastell ersetzt. Es erhielt zunächst eine des Berges. Sie lässt sich eindeutig in die che Ringwall auf dem Bleibeskopf im Taun- des Limes, der direkt der Kammlinie des Umwehrung aus Stein und Holz, die in der späte Urnenfelderkultur in das 8. Jahr- us. Arch. Denkmäler in Hessen 27 (Wies- Gebirges folgt. Es schützt, unmittelbar an zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. hundert v. Chr. setzen und scheint einperi- baden 1983). einem Sattel des Taunuskamms (dem sog. durch eine Mörtelmauer mit angeschütte-

14 15 Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis Römerkastell Saalburg Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis Römerkastell Saalburg

B B

Das Haupttor (Porta praetoria) der Saalburg. Soldaten in Marschformation

ter Erdrampe ersetzt wurde. Durch Inschrif- ragenden Ergebnisse der vor allem von ten ist die ursprünglich aus der Provinz L. und H. Jacobi geleiteten Grabungen Raetia am Alpenrand stammende 2. Rae- wurde die Saalburg zum wichtigsten Objekt terkohorte (Cohors II Raetorum civium der Limesforschung. In dieser Zeit ent- Romanorum equitata) als Besatzung des stand auch der Gedanke, die gut erhaltene Saalburgkastells belegt. Die gemischte Kastellruine wiederaufzubauen und als Kohorte war aus Reitern und Fußtruppen Museum zu nutzen. Dem Museumsgründer zusammengesetzt und hatte eine Sollstär- Prof. L. Jacobi gelang es, Kaiser Wilhelm II. ke von 500 Mann. Neben dem Kastell und für diese Idee zu gewinnen; so konnten dem zugehörigen Bad entstand im Laufe Teile des Kastells in den Jahren 1898- des 2. Jahrhunderts n. Chr. eine kleine 1907 wiederaufgebaut werden. Bis heute Zivilsiedlung. Das Zentrum des Ortes ent- ist die Saalburg das einzige römische wickelte sich entlang der römischen Kastell, das in seinen wesentlichen Teilen Straße, die – aus dem Haupttor der Saal- rekonstruiert ist und so ein anschauliches burg kommend – schnurgerade zum Nord- und eindrucksvolles Bild der römischen tor des Civitas-Hauptortes Nida (- Zeit vermittelt. Heddernheim) führte. Man betritt die Anlage durch das Die herausragende Stellung der Saal- Haupttor (porta praetoria), das wie die burg unter den archäologischen Denk- Lagerumwehrung in seinem jüngsten Aus- mälern Deutschlands beruht auf den jahr- bauzustand rekonstruiert ist. Zur rechten zehntelangen Ausgrabungen und des findet sich der wiederaufgebaute große Wiederaufbaues weiter Teile der Anlage. Getreidespeicher (horreum), in dem sich Die schon im 19. Jahrhundert begonnenen heute die Dauerausstellung befindet. Untersuchungen waren im wesentlichen Gegenüber liegt das nur z. T. wiederrichte- bereits vor dem Ausbruch des 1. Welt- te einstige Haus des Kommandanten (pra- Soldatenleben. Blick in eine Soldatenunterkunft. krieges abgeschlossen. Durch die hervor- etorium) mit der Museumsverwaltung und

16 17 Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis Römerkastell Saalburg Bad Nauheim, Wetteraukreis Johannisberg Höhensiedlung und röm. Wachtturm

B Bad Nauheim, Wetteraukreis Von der A5 Ausfahrt Bad Nauheim/ B Johannisberg Höhensiedlung Ober-Mörlen zunächst über die B275, dann B3/Frankfurter Straße nach Bad und röm. Wachtturm Nauheim, von dieser rechts in die Bahnhofsallee Richtung Sprudelhof, Vorfahrtsstraße nach links in die Lud- wigstraße und weiter auf der Park- straße bergan, dann oberhalb der Poli- zei rechts in die Mondorfstraße und über den Höhenweg in Richtung Johannisberg Restaurant-Cafè (ausge- schildert). Nach Abzweig des Ernst- Ludwig-Weges folgt 100m hinter der Rechtskurve ein Parkplatz. Etwa 10m vom Ostende des Parkplatzes beginnt auf der gegenüberliegenden Seite des Weges der Abschnittswall (auf dem Ende des Walls steht die Weberhütte). Zum röm. Wachtturm weiter Richtung Leda mit dem Schwan. Goldener Fingerring. Saalburgfund. Johannisberg Restaurant-Café bis zum Turm der Bergkirche (heute Stern- dem Saalburg-Forschungsinstitut. Im Zen- Das Saalburgmuseum beherbergt warte), von dort einsehbar die Reste trum des Lagers steht das mächtige eine Vielzahl an Funden aus den Gra- des röm. Turms auf der gegenüber- Stabsgebäude (principia) mit der großen, bungen im Bereich der Saalburg und aus liegenden Seite des Weges. etwa 39 x 12m messenden Eingangshalle. weiteren Kastellen und Lagerdörfern des Die Halle diente einst als Antrete- und Taunus- und Wetteraulimes. Sie stammen Von den berühmten keltischen Salinen und Apellhalle der Besatzung. In der einstigen aus den unterschiedlichsten Lebensberei- den römischen Lagern im Stadtgebiet Nach Berichten der Ausgräber soll es Kommandantur, deren Räume um den sich chen und vermitteln zusammen mit den von Bad Nauheim sind oberirdisch keine sich um eine aus Quarzitplatten erbaute, an die Halle anschließenden Innenhof wiedererstandenen Gebäuden einen ein- Spuren mehr sichtbar. Nur auf dem Johan- teils stark verrutschte Trockenmauer han- gruppiert sind, befinden sich ebenfalls drucksvollen Einblick in das Leben in unse- nisberg sind sowohl die Reste eines Ab- deln, die mit Holzeinbauten versteift war. Ausstellungsräume. Von der weiteren, ehe- rem heimischen Raum zur Zeit der Römer. schnittswalls aus vor- und frühgeschichtli- Die Kernmauer wird von Loewe in die Latè- mals dichten Innenbebauung – vor allem cher Zeit als auch die Grundmauern eines nezeit gesetzt. Sie wurde wohl in frühge- Mannschaftsunterkünfte – wurden nur zwei römischen Signalturms zu besichtigen. Der schichtlicher Zeit während der späten wiedererrichtet. Sie befinden sich direkt am Ostrand des Taunus in die Wetterau Merowinger-/frühen Karolingerzeit über- hinter dem Horreum. vorspringende Bergsporn erreicht eine höht. Das Fundmaterial vom Johannisberg Höhe von 286m ü. NN. Auf seiner leicht reicht bis in die jungneolithische Michels- D. Baatz, Saalburg (Taunus). In: zugänglichen Bergseite im Westen wird er berger Kultur zurück und erreicht eine D. Baatz/F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer durch einen 180m langen Abschnittswall erste Verdichtung in der späten Urnenfel- in Hessen 2 (Stuttgart 1989) 469ff. und Graben, dem sogenannten Wolfsgra- derzeit. Die Masse der vorgeschichtlichen M. Klee, Die Saalburg. Führer zur Hessi- ben, abgeriegelt. Der Wall erreicht an sei- Funde stammt aber aus dem Ende der schen Vor– und Frühgeschichte 5 (Frank- ner Basis eine Breite von etwa 14m und ist Hallstatt- (Ha D)/Anfang der Latènezeit (LT furt am Main/Wiesbaden 1995). E. Schall- noch bis zu 2m über den Innenraum A), aber auch spätlatènezeitliches (LT D) mayer, Kastelle am Limes. Die Entwicklung erhöht. Vor dem Wall verläuft ein Graben. und frühkaiserzeitliches Material ist ver- der römischen Militäranlagen auf dem Obwohl im letzten Jahrhundert (von H. treten. Insgesamt belegt das Material aus Saalburg-Pass. In: E. Schallmayer, (Hrsg.), Richter und G. Loewe) Wallschnitte ange- den unterschiedlichsten Kulturstufen, Hundert Jahre Saalburg. Vom römischen legt wurden, ist wegen der fehlenden Doku- dass die günstige Spornlage des Johan- Fibel. Gewandspange in Form einer Eule. Grenzposten zum europäischen Museum mentation wenig über den Aufbau der Befe- nisberges immer wieder wegen ihres natür- Saalburgfund. (Mainz 1997) 106ff. stigungsanlage bekannt. lichen Schutzes aufgesucht wurde.

18 19 Bad Nauheim, Wetteraukreis Johannisberg Höhensiedlung und röm. Wachtturm Bad Salzschlirf, Landkreis Wallanlage Sängersberg

B Bad Salzschlirf, Landkreis Fulda B Wallanlage Sängersberg

Der Sängersberg, mit 500m ü. NN höchste Erhebung des Schlitzer Landes, liegt in einem ausgedehnten Waldgebiet zwischen den Flüssen Schlitz und Fulda. Da über die Höhe des Berges die Grenze zwischen den Städten Bad Salzschlirf und Schlitz ver- läuft, die auch gleichzeitig die Kreisgrenze bildet, befindet sich ein Teil der Befes- tigungsanlage auf dem Gebiet des Land- Über die B254 Fulda-Lauterbach und kreises Vogelsberg. Der als Sängersberg die K111 oder K112 nach Bad Salz- bezeichnete Höhenzug besteht aus drei schlirf. In Bad Salzschlirf auf den Park- Basaltkuppen, die auf einem Buntsand- platz bei der Mariengrotte in der steinsockel aufliegen. Von diesen wird die Marienstraße. Von hier Aufstieg zum südwestliche Höhe, der Basaltfelsen Sängersberg mit den Wanderzeichen: (484m ü. NN), und die mittlere Höhe, die Blaues Kreuz sowie Roter Balken und Die Wachtturmreste auf dem Johannisberg. Grafengunst (498m ü. NN), von dem Wall streckenweise Braunes Eichblatt. umzogen. Die Anlage – ein in der Mitte Die restaurierten Grundmauern des linie und Echzell und Arnsburg am Wet- leicht eingezogenes Oval – befestigt eine römischen Wachtturms liegen nahe nord- teraulimes gegeben werden, doch bestand 450m lange und bis zu 200m breite konstruktion der ehemaligen Befestigungs- westlich des Turms der mittelalterlichen keine Sichtverbindung nach Friedberg. Fläche. Durch Steinraub, der bis in die Zeit mauer zurückzuführen sind, sondern eine Kirche, sie wurden 1909 freigelegt. Diese Übertragungslücke von optischen nach dem 2. Weltkrieg andauerte, sind die geologische Ursache haben. Für das 11. Anhand der während der Grabungen 1909 Zeichen konnte durch den Signalturm auf Wälle nur noch in geringer Höhe, oft nur und 12. Jahrhundert ist als Name des Ber- geborgenen Funde erfolgte die Errichtung dem Johannisberg geschlossen werden. als schwache Geröll- bzw. Terrassenkante ges „Sinteresburc“ bzw. „Sinderesberc“/ des Turms in der Regierungszeit Kaiser erhalten. Der Wallkörper besteht im Nor- „Suntheresburch“ überliefert. Dieser geht Hadrians (117-138 n. Chr.), aus unbe- den aus Buntsandstein und Basaltmate- möglicherweise auf althochdeutsch „sin- kannten Gründen wurde er aber bereits um rial, im Süden nur aus Buntsandsteinen. tar“ = Schlacke und somit auf die auffälli- 190 n. Chr. aufgelassen. Die 1m starken, A. Jockenhövel, Bad Nauheim – Im Nordosten bildet ein Geländesattel zur gen Brandspuren an den Steinen des Wal- an den Ecken durch pfeilerartige Wider- Höhensiedlung Johannisberg. In: F.-R. dritten Kuppe des Sängersberges die am les zurück. Die genaue Zeitstellung der lager verstärkten Fundamente umschlie- Herrmann/ A. Jockenhövel (Hrsg.), Die Vor- leichtesten zugängliche Stelle. An dieser Anlage – am ehesten eisenzeitlich – ist bis- ßen einen Innenraum von 5,60 x 5,70m. geschichte Hessens (Stuttgart 1990) 314 Seite ist ein zusätzlicher bogenförmiger her nicht erforscht. Der Boden des Erdgeschosses war mit ff. H.-G. Simon, Bad Nauheim – Früh- und Wall vorgelagert. Sein Verlauf lässt sich rhombischen Ziegeln, von denen sich ein mittelkaiserzeitliche Militärlager; Wacht- aber nur noch als Terrassenkante verfol- Teil erhalten hat, ausgelegt. In seiner turm. In: D. Baatz/F.-R. Herrmann (Hrsg.), gen. Eine Besonderheit der Ringwallanlage Erscheinung wird man sich den Turm ähn- Die Römer in Hessen2 (Stuttgart 1989) Sängersberg ist, dass das Steinmaterial lich wie den Wachtturm auf dem Gaulskopf 237 ff. S. Bender, Rom kontrolliert den Spuren einer massiven Feuereinwirkung (vgl. Ober-Mörlen, Römischer Wachtturm Raum. In: B. Kull (Hrsg.), Sole und Salz aufweist – teilweise wirken die Basalte wie K. Sippel, Bad Salzschlirf, Wall- Gaulskopf) am Limes vorstellen können. schreiben Geschichte (Mainz 2003) Schlacken. Es ist wohl davon auszugehen, anlage Sängersberg. In: F.-R. Herrmann/ Von diesem aus konnten zwar Signale bis 294 ff. Ebd. B. Kull, Signale und Mythen dass diese Spuren nicht auf ein Verbren- A. Jockenhövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte zu den Kastellen Feldberg an der Taunus- von „der Höhe“ 282 ff. nen oder Verkohlen der hölzernen Innen- Hessens (Stuttgart 1990) 317 ff.

20 21 Bad Sooden-Allendorf-Hilgershausen, Werra-Meißner-Kreis Hilgershäuser Höhle Bad Sooden-Allendorf-Hilgershausen, Werra-Meißner-Kreis Hilgershäuser Höhle

B Bad Sooden-Allendorf-Hilgershausen, Über die B27 nach Bad Sooden-Allen- B Werra-Meißner-Kreis dorf, von dort Richtung Trubenhausen Hilgershäuser Höhle nach Kammerbach und nach dem Orts- ausgang weiter Richtung Hilgershau- sen bis zu einer Z-Kurve. Dort in der unteren Linkskehre am Waldrand scharf rechts und ein kurzes Stück bis zu kleinem PKW-Stellplatz. Von dort zu Fuß etwa 150m zu einer hohen Fels- wand mit dem am Fuß liegenden Höhleneingang. Da die Höhle u.a. von seltenen Fledermausarten als Winter- quartier genutzt wird, ist der Eingang der Höhle vom 1. Oktober bis 15. Mai verschlossen.

Zwischen Hilgershausen und Kammerbach befindet sich der Holstein, eine der groß- räumigsten Höhlen Hessens. Sie ist nicht nur ein beeindruckendes Naturdenkmal, sondern nach Ausweis von Funden auch ein archäologisches Kulturdenkmal. Sie liegt im Zechstein (Dolomit), der im Meiß- nervorland an zahlreichen Stellen Erdfälle, Höhlenbildung und Karsterscheinungen zeigt. Die Höhle ist etwa 40m lang und etwa 21m breit und erreicht eine Höhe von 8m. Als Ursache für ihre Entstehung kann

1925 veröffentlichte Zeichnungen der Höhle (nach Weber).

man wohl von einem unterirdischen Erdfall Höhlenmitte eine große Versturzhalde aus ausgehen, der zufällig seitlich offen ist. grobem Blockwerk, die vom tiefsten Punkt Die Öffnung des Hohlsteins liegt am Fuß aus auf einer Länge von annähernd 14m einer etwa 40m hohen, annähernd senk- ansteigt und am Ende des Hohlraums an rechten Felswand. Der bis 1961/62 sehr die Decke stößt. Die Versturzhalde ist flache und enge Eingang wurde in diesen möglicherweise erst zu Beginn des 19. Jahren erweitert und mit einer Treppe aus- Jahrhunderts heruntergebrochen. Vor gestattet. Betritt man das Innere der allem in diesem Bereich wurden zu Beginn Höhle, so erreicht man auf dem schräg und in den 60er Jahren des 20. Jahr- Der heutige Zugang zur Hilgershäuser Höhle. nach unten abfallenden Boden etwa in der hunderts eine Fortsetzung der Höhle ge-

22 23 Bad Sooden-Allendorf-Hilgershausen, Werra-Meißner-Kreis Hilgershäuser Höhle Bad Sooden-Allendorf, Werra-Meißner-Kreis Frühmittelalterliche Wallanlage „Römerlager“

Bad Sooden-Allendorf, sucht und wohl auch kürzere Gänge ein B Werra-Meißner-Kreis B Stück weit befahren. Nach einer letzten Untersuchung im Jahre 1985 stellte man Frühmittelalterliche fest: „In den Versturz führt ein enger, ge- Wallanlage „Römerlager“ grabener Schluf – er endet blind“. Weitere Fortsetzungen konnten nicht gefunden werden. In der vorderen Hälfte der Höhle befindet sich ein kleiner Höhlensee, der Wallanlage und nahe Grabhügel liegen bei wechselnden Wasserständen eine 1,8km südsüdöstlich des Stadtteils maximale Größe von etwa 6 x 13m und Sooden. Zunächst über die B27 ins eine Tiefe von 1m erreicht. Er besitzt kei- Kurzentrum Sooden und weiter (Rich- nen erkennbaren Zufluss. tung „Fachklinik Balzerborn”) bis zum Der alte Name „Hohlstein” wird schon Die Wallanlage Römerlager wurde erstmals Parkplatz am Balzerborn. Von dort zu 1267 in einer Verkaufsurkunde eines Gra- 1886, damals „Römerschanze” genannt, Fuß auf einem Feldweg nach Süden, fen von Bilstein als Bezeichnung für den beschrieben. Ab 1890 bezeichnete man nach 250m spitzwinklig rechts ab und die Höhle enthaltenden Berg genannt, so sie wie heute als „Römerlager”. Diese auf einem Wirtschaftsweg (Wanderweg dass der Holstein als älteste namentlich wohl sehr jungen Namen – ältere sind 21) schräg bergauf. Weiter in den Wald bekannte Höhle Deutschlands bezeichnet nicht bekannt – geben keine Hinweise auf und an einem Wegabzweig auf dem lin- werden kann. In der Literatur wird sie erst- Erbauer oder Alter, denn die Anlage ken unteren Weg (Richtung „Klein- mals 1817 erwähnt und 1833 von stammt aus dem Frühmittelalter. Die vach”, „Höllental”) erst flach, zuletzt G. Landau beschrieben. Im Rahmen dieser 90 x 110m große Befestigungsanlage steil weiter bis auf eine Hochfläche mit Beschreibung erwähnt er, dass der Ein- (Innenfläche 0,46 Hektar) liegt auf einer Wegespinne und Schutzhütte. Dicht gang noch vor 60-70 Jahren sehr viel Mittelterrasse des Werratales auf leicht daneben Grabhügel. Von hier etwa größer gewesen sein soll und die Höhle nach Norden abfallendem Gelände unmit- 350m nach Norden zur Wallanlage einen zweiten Zugang besessen habe. Der Hohlstein, hier als Kammerbacher Höhle telbar an der Kante zum steileren Hang. Römerlager. Diese Mitteilungen sind durchaus glaub- bezeichnet, nach einer Vermessung von Durch diese Hanglage erklärt sich die un- würdig, so dass man davon ausgehen F. Stolberg (1929). kann, dass der zweite Zugang erst zu Be- ginn des 19. Jahrhunderts durch einen und Bräuchen, die im Zusammenhang mit Deckeneinbruch verschüttet und auch der dem Holstein stehen, erhalten. Unter Höhleneingang durch verstürztes Gesteins- anderem schildert G. Landau, dass bis in material verkleinert wurde. die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts all- Bei einer kleinen Sondage im Jahr jährlich am zweiten Ostertage die Bur- 1911 sollen vor dem Eingang spätlatène- schen und Mädchen aus Hilgershausen zeitliche sowie mittelalterliche Keramik- und Kammerbach in der Höhle einen scherben geborgen worden sein, die für Strauß Blumen niederlegten und dafür eine Nutzung der Höhle durch den Men- Wasser aus dem Höhlensee tranken und schen sprechen. Weitere Keramikfunde mit nach Hause nahmen, dem man heilsa- sowie Reste von menschlichen Skeletten me und verjüngende Wirkung nachsagte. aus dem Höhleninneren sind aus dem 20. Jahrhundert überliefert. Über die Art der Nutzung lassen sich keine Aussagen tref- fen, da die entsprechenden Begehungs- horizonte überwiegend durch nachgebro- chenes Gestein verdeckt sind und bisher K. Sippel, Der Hohlstein bei Hilgers- keine systematischen Grabungen stattge- hausen Stadt Bad Sooden-Allendorf. Arch. funden haben. Außer diesen nüchternen Denkmäler in Hessen 138 (Wiesbaden Fakten haben sich eine Reihe von Sagen 1997).

24 25 Bad Sooden-Allendorf, Werra-Meißner-Kreis Frühmittelalterliche Wallanlage „Römerlager“ Baunatal-Großenritte, Landkreis Der Menhir von Großenritte

B gleichmäßige Erhaltung der kleinen, nahe- Baunatal-Großenritte, Landkreis Kassel B zu ovalen Ringwallanlage. Während auf der Der Menhir von Großenritte Bergseite im Süden und Osten Graben und Wall noch deutlich erhalten sind, hat die Bodenerosion sie im Nord- und Nordwest- teil schon stark eingeebnet. Der umlaufen- de Graben, vermutlich ein Spitzgraben, ist durch eine Kante von der Wallböschung abgesetzt. Er weist eine durchschnittliche Breite von 6m und eine maximale Tiefe von 2,50m auf. Die Krone des bis zu 10m brei- ten Walls liegt um 3m, im Norden bis 4m Von der A44 Ausfahrt Kassel Wilhelms- über der Grabensohle. Bei dem Wall han- höhe auf die B520 Richtung Baunatal delt es sich vermutlich um die verstürzten bis Altenritte, weiter Richtung Großen- Reste einer Holz-Stein-Erde-Mauer, deren ritte, dort über die Eisenbahngleise genauer Aufbau nicht bekannt ist. Im und dann gegenüber dem Friedhof Westen ist die Ringwallanlage auf einer rechts in die Straße Opfertriesch, gera- Länge von 30m aus unbekannten Gründen deaus bis zum Kindergarten; dort (vor der Planaufnahme von 1886) völlig Lageplan der Wallanlage Römerlager und der steht der Menhir am Hünsteinplatz. eingeebnet. Von den vier Lücken im Wall Grabhügel. sind die beiden im Norden und Süden modernen Ursprungs. Das ursprüngliche wäre dann die dicht oberhalb von Sooden Noch bis 1911 stand der aus einem etwa Tor der Anlage lag im Osten, hier weist der gelegene Westerburg, die den Namen 2,50m hohen nahezu 3,5t schweren Wall eine alte Unterbrechung auf. Der Westra fortführte. Quarzitblock bestehende Menhir aufrecht heute verfüllte Graben wurde durch eine Die 250m südlich liegenden acht im landwirtschaftlich genutzten Gelände, hölzerne Brücke überwunden. Unmittelbar Hügelgräber (sie haben mit dem Römerla- bevor er von dem Besitzer des Ackers ver- Der Menhir von Großenritte an seinem heutigen neben der Südost- und Ostseite des Ring- ger nichts zu tun) wurden zum Teil bereits locht wurde. Aber schon 1932 grub man Standort. walls verläuft ein Altweg (Hohlweg), der in in den letzten Jahrzehnten des 19. ihn wieder aus und stellte den Stein nahe seiner heutigen Ausprägung sicher viel jün- Jahrhunderts durchsucht. 1881 öffnete E. des Fundortes, bei dem es sich auch um ger als die Anlage ist, der den früheren Pinder, damaliger Direktor des Museums den ursprünglichen Standort gehandelt Zugang aber ungefähr nachzeichnen dürf- Fridericianum zu Kassel (heute Hessi- haben dürfte, in der Hünsteinstraße auf, te. Im Inneren der Befestigungsanlage las- sches Landesmuseum Kassel), den größ- bevor er in den 1990er Jahren erneut sei- sen sich keine oberirdischen Bebauungs- ten Hügel. Anhand seiner Aufzeichnungen nen Platz wechseln musste. Bei der Frei- spuren nachweisen, auch sind keine der Grabanlage – Beigaben fanden sich legung 1932 fand sich neben einigen Funde bekannt, dennoch kann aufgrund nicht – handelt es sich wohl um einen eisenzeitlichen Scherben vor allem jung- des Typs auf eine Burg des frühen Mittel- Hügel der mittleren Bronzezeit, der Hügel- steinzeitliches Material, darunter das Frag- alters, die man im 8., 9. oder 10. Jahr- gräberbronzezeit (etwa 1600-1200 v. Chr.). ment eines Steinbeils. Eine genaue Datie- hundert erbaute, geschlossen werden. rung des sicher in vorgeschichtlicher Zeit Des weiteren lässt sich bei solchen Anla- errichteten Steins ist aber nicht möglich gen an eine Befestigung königlicher Gewalt (zu Menhire siehe auch Kirchhain-Langen- zum Schutz von Reichsgut denken. Damit stein). Die Bauern der Umgebung richtet sich der Blick auf das nahe Sooden- erzählen, dass ein Riese ihn vom Hirzstein Allendorf, das, welcher Ort – wenn nicht bei Elgershausen losgerissen habe, um beide – damit auch gemeint gewesen sei, damit den Kirchturm von Kirchbauna zu im 8. Jahrhundert unter dem Namen F.-R. Herrmann/K. Sippel, Das zerschmettern, aber der Stein sei ihm zu I. Kappel, Der Menhir von Großen- Westra mit einem Salzwerk in königlichem Römerlager bei Bad Sooden-Allendorf. früh aus der Hand gefahren, eine Stunde ritte. In: Stadt und Landkreis Kassel. Füh- Besitz war. Die Nachfolgerin der in diesem Arch. Denkmäler in Hessen 136 (Wiesba- weit geflogen und bei Großenritte ins rer zu archäologischen Denkmälern in Fall karolingischen Burg „Römerlager“ den 1997). Ackerland niedergefallen. Deutschland 7 (Stuttgart 1986) 219 ff.

26 27 -Iba/Ronshausen-Machtlos, Landkreis Hersfeld-Rotenburg Bronzezeitliche Hügelgräber Bebra-Iba/Ronshausen-Machtlos, Landkreis Hersfeld-Rotenburg Bronzezeitliche Hügelgräber

B Bebra-Iba/Ronshausen-Machtlos, Land- Von der A4 Ausfahrt -Hönebach B kreis Hersfeld-Rotenburg Richtung Bebra nach Ronshausen bzw. Bronzezeitliche Hügelgräber von Bebra nach Ronshausen oder nach Iba. Zu der eindrucksvollsten Grabhü- gelgruppe gelangt man von Iba über den Ronshäuser Weg Richtung Sport- platz und weiter auf Waldweg bis zum ND Friedenseiche, oder von Rons- hausen dort gegenüber der Post in die Große Gasse, dann auf den Ibaer Weg Richtung Friedhof und weiter auf Wald- weg bis zum ND Friedenseiche. Von dieser 250m südwestlich liegt das Grabhügelfeld mit neun Hügeln, drei weitere etwa 150m nordöstlich der Eiche. Nochmals drei Hügel sind vom Gasthaus Friedrichshütte an der Bronzefunde aus den Hügelgräbern zwischen Iba und Ronshausen. L3250 zwischen Iba und Weiterrode zu erreichen. westlich liegt dicht neben einem Hügel ein im Fall der vorliegenden Gräber sowohl um neuzeitlicher Meilerplatz, der als kreisrun- Körper als auch um Brandbestattungen de Verebnung zu erkennen ist. Des weite- gehandelt haben könnte. Häufig war die unsicher. Sieben der Grabhügel erreichen ren ist auf eine Geländestufe innerhalb Zentralbestattung durch eine Stein- bei einem Durchmesser von 12-15m des Gräberfeldes hinzuweisen, bei der es packung bedeckt und der Grabhügel mit (einmal 19m) eine Höhe bis zu 1,70m. sich wohl um eine mittelalterliche Acker- einem Steinkreis eingefasst. Neben der Dazwischen liegen zwei flachere, die nur terrasse handelt. Die schon 1863 vom Hauptbestattung treten regelmäßig Nach- eine Höhe von 0,40 - 0,50m erreichen. In damaligen Oberförster als Gräber erkann- bestattungen auf, die später in den beste- Unter den auf mehrere Plätze verteilten der Mitte befindet sich ein ringförmiger ten Hügel wurden in der Folge mehrfach henden Hügel eingetieft wurden. Auch bei Grabhügeln zwischen Iba und Ronshausen Erdwall, bei dem es sich um einen zehn- Gegenstand von Untersuchungen. Zu- diesen wären sowohl Körper- als auch bilden die neun Hügel an der Friedens- ten, stark zerwühlten Hügel handeln könn- nächst durch an der Altertumsgeschichte Urnenbestattungen denkbar. Nicht allzu eiche das beeindruckenste Gräberfeld im te. Nur drei Grabanlagen erscheinen unbe- interessierte Leute untersucht, führte mit weit von den einzelnen Gräberfeldern um Kreis Hersfeld-Rotenburg. Heute lassen rührt; die anderen weisen grabenartige E. Pinder 1875 erstmals ein Fachmann Iba lagen auch die jeweils zugehörigen sich neun meist große Hügel recht gut im Einschnitte und zentrale Auskesselungen eine Grabung durch. Leider wurden von Siedlungen, deren genaue Standorte wir lichten Hochwald erkennen, ein zehnter ist als Spuren alter Grabungen auf. Etwas diesen Unternehmungen keine genauen aber noch nicht kennen. Dokumentationen durchgeführt, so dass über den Aufbau der Hügel, die Bestat- tungsformen und die Anzahl der beigesetz- ten Personen keine genauen Angaben gemacht werden können. Anhand der zum Teil noch in der Sammlung des Hessischen Landesmuseum Kassel befindlichen Funde, bei denen es sich überwiegend um bronzene Trachtbestandteile handelt, ist eine zeitliche Einordnung der Nekropole in den jüngeren Abschnitt der mittleren Bron- zezeit, der sog. Hügelgräberbronzezeit (etwa 1600 - 1200 v. Chr.), möglich. Inner- K. Sippel, Die Hügelgräberfelder bei halb der Hügel befand sich meist im Zen- Iba, Kreis Hersfeld-Rotenburg. Arch. Denk- Schematische Darstellung eines bronzezeitlichen Hügelgrabes mit Nachbestattung (nach Sippel). trum eine Hauptbestattung, bei der es sich mäler in Hessen 135 (Wiesbaden 1998).

28 29 Biblis-Nordheim, Landkreis Bergstraße Zullenstein. Spätröm. Burgus und mittelalterl. Wehrbauten Biblis-Nordheim, Landkreis Bergstraße Zullenstein. Spätröm. Burgus und mittelalterl. Wehrbauten

B Biblis-Nordheim, Landkreis Bergstraße Der Zullenstein, südwestlich an der chungen eine befestigte römische Schiffs- der Rhein- und Donaugrenze errichtet. Wei- B Zullenstein. Spätrömischer Weschnitz und heute etwa 500m vom lände (burgus) als ältester Bau vor Ort ent- tere Schiffsländen mit dem für diesen Bau- Burgus und mittelalterliche Rheinufer entfernt, liegt in den strombe- deckt werden. Restauriert und heute sicht- typ charakteristischen Grundriss finden gleitenden Auewäldern des Steiner Waldes bar sind die Grundmauern der römischen sich z. B. in Ladenburg oder Engers bei Wehrbauten 2,5km nördlich von Nordheim. Vor der Befestigung, Teile der karolingerzeitlichen, Neuwied. Erst kürzlich konnte ein weiterer Untersuchung des Zullensteins unter Lei- ursprünglich zu einem Königshof gehören- Burgus flussabwärts bei Trebur-Astheim tung von Werner Jorns war für diesen Platz den Anbauten und der Grundriss der stau- entdeckt werden. Diese Befestigungen nur die Lage der 1657 abgerissenen Burg ferzeitlichen Kapelle der Burg Stein. Diese ermöglichten römischen Kriegs- und Trans- Stein sicher bekannt. Von dieser durch Bauelemente aus den unterschiedlichen portschiffen am rechten Rheinufer sicher Merian dargestellten Burg, die einstmals Epochen liegen inmitten des Geländes und zu landen und somit eine breite Zone ent- berühmt als fester Ort am Rhein war und der Befestigung der Burg Stein, die nicht lang der Flussgrenzen militärisch zu Von der B44 Groß-Gerau – Mannheim als „Schlüssel zur Bergstraße“ galt, erhob im einzelnen erforscht wurde und deren beherrschen. Somit bekundete die römi- über Biblis (A5 Ausfahrten Zwingen- sich nur noch der überwachsene Schutthü- sichtbare Überreste teilweise durch Pla- sche Seite, dass man sich nicht mit der berg oder Bensheim; A67 Ausfahrten gel. Diesen bezeichnete man im 18. Jahr- nierungen gelitten haben. Durch natürliche Überwachung der Flussgrenze durch Pa- Gernsheim oder Lorsch) oder von der hundert als „Schloßberg“, im Volksmund Veränderungen und Eingriffe des Men- trouillenboote zufrieden gab, sondern das B47 Worms – Bensheim über Hofheim „Schloßbuckel“. Topographische und histo- schen hat sich die Landschaft im Bereich rechte Rheinufer mit seinem Vorgelände nach Nordheim, in der Ortsmitte auf rische Fragen, vor allem nach der Lage, des Zullensteines seit der Antike so stark für sich beanspruchte. Den Kern der Anla- der Rheinstraße über den Hoch- und die unsichere Gleichsetzung der in Lor- gewandelt, dass sich nicht sicher sagen ge auf dem Zullenstein bildet ein ehemals wasserdamm am Steinerwald und wei- scher Urkunden 806 und 836 genannten, lässt, ob der spätrömische Burgus am wohl dreigeschossiger, turmartiger Wehr- ter nach Nordosten am Fluss entlang 846 aus Königsgut an das Kloster Lorsch Rhein selbst oder an einer letzten Schleife bau mit einer Grundfläche von 15m x 21m bis zu Parkplatz bei Stromkilometer geschenkten villa denominata Zullestein der Weschnitz lag. Bei der römischen Anla- mit bis zu 2m starken Außenwänden. Der 452 (großes, zum Rhein orientiertes quae sita est in ripa Rheni fluminis, cum ge handelt es sich um einen befestigten Turm beherbergte die militärische Besat- Schild). Von dort – oder auch schon portu (das Dorf Zulle[n]stein, gelegen am Schiffslandeplatz. Diese Befestigungs- zung und diente sicher auch zur Lagerung vom verlassenen Gehöft Steinerwald Ufer des Rheins, mit Hafen) gaben den werke wurden in der Regierungszeit Kaiser von Vorräten. Den Abschluss des ehemals aus – rund 1,5km zu Fuß auf oder hin- Anlass für die Grabungen von 1970 - 1972, Valentinians I. (364-375) an vielen Stellen weiß verputzten Gebäudes bildete ein ter dem Rheindamm, zunächst über die in weiterem Zusammenhang mit dem kleinen Graben und hinter diesem Bau des 1,5km entfernten Kernkraftwer- leicht links bis zur Brücke über die kes Biblis durchgeführt wurden. Neben der Weschnitz, vor dieser rechts ab in den Bestätigung der Lokalisierung von Zullen- Wald bis zur Anlage. stein an der Stelle der späteren Burg Stein konnte durch die archäologischen Untersu-

Blick über die Anlage Zullenstein.

30 31 Biblis-Nordheim, Landkreis Bergstraße Zullenstein. Spätröm. Burgus und mittelalterl. Wehrbauten Biebergemünd-Kassel, Main-Kinzig-Kreis Vor-und frühgeschichtlicher Ringwall Alteburg bei Kassel

B Ziegeldach. An den beiden Schmalseiten nen großen Aufschwung. Nachdem der Ort Biebergemünd-Kassel, Main-Kinzig-Kreis hohen, im Volksmund Hoppesberg oder B setzten Flügelmauern an, die zu zwei klei- um 1200 an das Bistum Worms übergeht, Vor- und frühgeschichtlicher Happes-Küppel genannten Berg, im Kas- nen quadratischen Ecktürmen liefen. Von wird im folgenden wohl bald die Burg Stein Ringwall Alteburg bei Kassel selbachtal. Die mit ihrer Längsachse West- diesen führten rechtwinklig Flankenmau- erbaut. Die Burganlage hatte eine Größe Ost orientierte, markante Berghöhe wird ern zur ehemaligen Uferlinie. Auf diese von etwa 60m x 60m und war von zwei 10- im Westen und Süden durch den Kassel- Weise wurde auf einer Länge von 42m eine 12m breiten Wassergräben mit zwischen- Über die A66 Frankfurt am Main – bach und im Norden vom Lämmersbach gesicherte Landungsstelle geschaffen. Ob liegendem, 5-6m breitem Damm umgeben. Fulda, Ausfahrt Gelnhausen-Ost oder begrenzt, lediglich im Osten ist sie durch die beiden Flankenmauern jeweils an klei- Westlich war eine etwa trapezförmige, 50 x Bad Orb/Wächterbach, auf L3333 bzw. einen niedrigen Sattel mit den Ausläufern nen Türmen endeten, wie dies von valenti- 80m große Vorburg ebenfalls mit breitem B276 nach Biebergemünd-Wirtheim, in des Pfarrkuppels verbunden. Die Hänge nianischen Schiffsländen in Ungarn be- Graben vorgelagert. Im Innern der Burg der Ortsmitte auf die B 276 Richtung fallen steil bis zu 140m in die Bachtäler wurde der fast quadratische Bergfried Würzburg/Flörsbachtal. Nach gut 1km ab. Bereits 1834 wird die Ringwallanlage (9 x 9,80m) mit 1,80m starken Mauern in abbiegen in die Ortsmitte Kassel, hin- von J.W.Chr. Steiner im Zusammenhang den Innenraum des ehemaligen Burgus ter der Kirche von der Hauptstraße ab mit dem Burgberg bei Bieber beschrieben. bzw. Königshofs gesetzt, dessen Außen- auf die rechte Seite des Kasselbaches Eine weitere Erwähnung findet sich wenige mauern als Zwingermauern stehenblieben. und auf der Bornstraße nach Südosten Jahre später in der „Urgeschichte der Wet- Der karolingische Saalbau wurde, wenig- aus dem Ort. Nach rund 2,5km er- terau” von J. Ph. Dieffenbach. Die erste stens für eine Zeit, weiterbenutzt, die reicht man, vorbei an einem Wochen- Planaufnahme erfolgte 1904 durch C. L. Kapelle vergrößert, ein rund gemauerter endhausgebiet, das ehemalige Forst- Thomas. Außerdem wurden 1964 die bei Brunnen angelegt. Weitere Einzelheiten haus Alteburg, kurz davor Parkmög- einer Wegerweiterung angeschnittenen sind nicht bekannt. lichkeit. Von hier zu Fuß auf anstei- Wälle untersucht. Ihren vorläufigen Ab- Die wechselvolle Geschichte der Burg gendem Forstweg entlang der Nordflan- schluss fanden die Forschungen auf der bis zu ihrer Niederbrennung 1631 und der ke des Berges etwa 1250m bis zum Alteburg mit einer erneuten Planaufnahme Schleifung 1657 hat R. Kunz 1971 nach- Bergsattel mit der Kreuzung der sog. 1981 durch das Landesamt für Denkmal- gezeichnet. Von den letzten Schicksalen sieben Wege und auf spitzwinklig abge- pflege Hessen. Der Ringwall um die Berg- unter der spanischen Besatzung zeugen im henden Weg, der nach 400m durch ein kuppe folgt der natürlichen, unregelmäßi- Gelände noch die 1621 errichteten Schan- altes Ringwalltor führt, zur Alteburg gen Gestalt des Geländes und läuft fast Lageplan des spätrömischen Burgus. zen mit Bastionen um die Burg und eine hinauf. eben mit einem maximalen Höhenunter- Schanzlinie, vielleicht Reste einer Schanze schied von 11m. Er umschließt mit einer kannt ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt am Rheinufer, nordwestlich davon. Noch Länge von 1050m eine Fläche von rund werden. Um die Anlage lief in einem durch- um 1800 war der Stein noch Sitz eines För- Die vor- und frühgeschichtliche Befesti- 5,1 Hektar. Der Wall, bei dem es sich um schnittlichen Abstand von 6m ein 3-4m sters, dessen Hof neben dem Ruinenhügel gung Alteburg liegt auf dem 338,3m ü. NN die Reste einer zerflossenen Holz-Stein- breiter Spitzgraben. Um 400 wurde der Ort „Schlossberg” in der ehemaligen Vorburg von den Römern geräumt. Erst im 8. Jahr- stand, dann fiel die Stätte endgültig wüst. hundert entsteht um die in Reichsbesitz befindliche Schiffsanlegestelle mit der als Herrenhof wiederverwendeten und ausge- bauten Ruine des Burgus das Dorf Zulle(n)stein. Während der ersten Hälfte R. Kunz, Burg und Kellerei Stein am des 9. Jahrhunderts wird der Herrenhof Rhein; H. J. v. Brockhusen, Die Kellerei durch Anbauten an der Südseite erweitert Stein im Dreißigjährigen Krieg; W. Jorns, und dabei auch eine Kapelle mit halbrun- Vorberichte über die Ausgrabungen auf der Apsis errichtet. Im Jahr 846 kommt der dem Schlossbuckel in der Gemarkung Ort durch Schenkung an das Kloster Nordheim der Großgemeinde Biblis, Kreis Lorsch und brachte diesem mit dem Hafen Bergstraße. Geschbl. Kreis Bergstraße 4, an der Weschnitz den verkehrsmäßigen An- 1971, 7 ff; 57 ff; 67 ff. F.-R. Herrmann, schluss an den Rhein. Die Verleihung des Der Zullenstein an der Weschnitzmündung. Marktrechts 995 an den nun Stein genann- Arch. Denkmäler in Hessen 82 (Wiesbaden ten Ort brachte jedoch offensichtlich kei- 1989).

32 33 Biebergemünd-Kassel, Main-Kinzig-Kreis Vor-und frühgeschichtlicher Ringwall Alteburg bei Kassel Biebergemünd-Wirtheim, Main-Kinzig-Kreis Wallanlage Alteburg

B Biebergemünd-Wirtheim, Main-Kinzig-Kreis B Wallanlage Alteburg

Von der A66 Frankfurt/Main-Fulda Aus- fahrt Gelnhausen-Ost auf der B276 nach Biebergemünd-Wirtheim. Dort hinter der Brücke nach rechts in die Unterhalb der Kuppe des Bergsporns „Vor- Straße Schleifmühle, die bergan in die dere Alteburg“ liegt an dessen Westhang, Straße Unter dem Ringwall übergeht. dem Kinzigtal zugewandt, die kleine Wall- Parkmöglichkeiten im Bereich der Ein- anlage Alteburg. Diese rundliche Befesti- mündung der Alteburgstraße. Gegen- gung, die im Volksmund als „Ringsel“ oder über dieser auf Fußweg über Treppen- „Kringel“ bezeichnet wird, besteht aus Der Ringwall Alteburg bei Biebergemünd-Kassel. stufen weiter bergan. Nach einer mehreren geraden Wallabschnitten mit 705-905 n. Chr. Das heißt, dass die älte- Biegung nach rechts über Wiesen- stumpfwinkliger Knickung. Der Gesamt- Erde-Mauer handelt, hat eine recht gleich- ste Befestigung der Alteburg in die frühkel- gelände erreicht man einen am Hang durchmesser des Rundwalls beträgt rund mäßige Höhe von 4-6m und wird durchge- tische Späthallstatt-/Frühlatènezeit zu da- der Bergkuppe verlaufenden Weg. 90m, der bei einer gesamten Länge von hend von einem Graben umzogen, der nur tieren ist. Die Befestigung dieser und auch Nach rechts bis zu Kreuzweg und auf 260m eine Innenfläche von 0,51 Hektar an den Toren unterbrochen ist. Drei Tore der folgenden Zeiten war eine Holz-Stein- diesem bergan bis zum talseitigen Wall umschließt. Der Wall bestand ursprünglich führen in das Innere. Das Haupttor – eine Erde-Mauer, vorwiegend aus den anste- der Anlage. Gehzeit ca. 10 Min. aus einer Buntsandsteinmauer (anstehen- einfache Lücke im Wall – befindet sich im henden Buntsandsteinen erbaut. Eine des Gestein) von unbekannter Bauart. Südosten. Ein weiteres schmales Tor mit Benutzung und Umbauten in spätkeltischer gegeneinander versetzten Wallenden befin- Zeit (2./1. Jahrhundert v. Chr.) wird durch det sich in der Mitte der Nordseite. Das das für diese Zeit charakteristische Zan- dritte Tor ist wiederum ein einfacher Wall- gentor belegt. Die Anlage in ihrer heutigen durchbruch an der südlichen Rundung der Form stammt dann aus spätfränkischer/ Befestigung. Die heute sichtbare Anlage karolingischer Zeit. Eine zwischenzeitliche stammt nach Ausweis ihrer Bauart aus Nutzung durch Germanen im 4. Jahrhun- dem frühen Mittelalter. Es zeigte sich dert n. Chr. deutet sich durch einen Kera- jedoch während der Untersuchungen vor mikfund an. Die jüngste Befestigung allem im Bereich der Tore, dass es sich um stammt aus dem Mittelalter oder sogar der keine Neuanlage handelt, sondern dass frühen Neuzeit. Es handelt sich dabei um die Reste des vorgeschichtlichen Ringwal- zwei quer über das Plateau geführte Erd- les genutzt und ausgebaut wurden. Beson- wälle, von denen der Innere stark ver- ders deutlich wird dies am Haupttor, das schleift ist, mit Gräben, die den Ostteil der ursprünglich ein Zangentor war, von dem Befestigung abriegelten. Die so entstande- nur noch die verschliffenen Reste vorhan- ne Anlage hatte eine Größe von 1,1 Hektar den sind. Einen weiteren Anhaltspunkt und dürfte nach Ausweis der schnell auf- geben zwei C 14-Daten aus Proben, die zuwerfenden Erdwälle während einer aku- 1964 aus den angeschnittenen Wall- ten Bedrohung entstanden sein. profilen entnommen wurden. Sie datieren – unter Berücksichtigung eines effektiven F.-R. Herrmann, Die Alteburg bei Altersfehlers von 100 Jahren – in die Zeit Kassel. Arch. Denkmäler in Hessen 109 von 540-340 v. Chr und in die Jahre von (Wiesbaden 1993). Die Wallanlage Alteburg bei Biebergemünd-Wirtheim.

34 35 Biebergemünd-Wirtheim, Main-Kinzig-Kreis Wallanlage Alteburg Biebertal-Fellingshausen, Landkreis Gießen Der Dünsberg bei Gießen, Ringwall Dünsberg

B Biebertal-Fellingshausen, Berg sicherten. Insgesamt umschließen B Landkreis Gießen die Wallanlagen auf dem Dünsberg eine Der Dünsberg bei Gießen, Fläche von über 90 ha. Der Berg gehört damit zu den eindrucksvollsten archäologi- Ringwall Dünsberg schen Denkmälern der hessischen und keltisches Oppidum mitteleuropäischen Vorzeit. Der genaue Aufbau der Mauern ist aber bis heute noch nicht im einzelnen erforscht. Es lässt sich jedoch sagen, dass die Holz-Stein-Erde-Mauern mit einem

Der Dünsberg liegt rund 10km nord- westlich von Gießen, 12km nordöstlich von Wetzlar. Ausgangspunkt eines Besuches ist der Parkplatz „Dünsberg” westlich an der Landstraße zwischen Wettenberg-Krofdorf-Gleiberg und Bie- bertal-Frankenbach (beschildert Rich- tung bzw. Gießen), gegenüber dem Abzweig nach Krum- bach. Nächste Autobahnanschluss- stellen Wettenberg auf der A480 im Zuge des Gießener Rings, weiter über Krofdorf-Gleiberg, oder Rodheim-Bie- Blick über das Biebertal zum Bergsporn „Vordere Alteburg“. ber/Fellingshausen; Wetzlar-Ost auf der A45, weiter über Dorlar, Wald- Ringsum war ein Graben vorgelagert, der zu dem hin sich auch das Tor öffnet. In girmes, Bieber und wie vorher. – Ein an der Ostseite der Anlage noch am deut- fränkischer Zeit gegründet, wird der Ort im „Archäologischer Wanderweg“ beginnt lichsten im Gelände sichtbar, im Übrigen Jahr 976 erstmals urkundlich erwähnt, als am Parkplatz und führt über wesentli- aber größtenteils verebnet ist. Der Wall Kaiser Otto II. einige Besitztümer ver- che Abschnitte der Wallanlagen zum selbst erhebt sich an dieser Seite nur schenkte. Die Alteburg könnte als befe- Im Gladenbacher Bergland erhebt sich als Berggipfel und zurück; Gesamtlänge wenige Dezimeter über das Vorgelände. stigter Verwaltungssitz für das Königsgut Ausläufer des Westerwaldes die Kuppe 9km. Oberhalb des Parkplatzes ist ein Auf der Westseite ist er noch etwa 2,50m in diesem Raum gedient und auch die des Dünsberges. Schon von weitem sicht- „keltisches Tor“ aufgebaut; seine freie hoch. Hier befindet sich nahe der Südwe- wichtige Straßenverbindung gesichert bar, beherrscht er mit seiner Höhe von Gestaltung beruht nicht auf Grabungs- stecke das Tor mit ursprünglich etwa 6m haben, die später als Frankfurt-Leipziger 500m NN die Siedlungslandschaft des befunden, kann aber einen Eindruck weit eingezogenen Mauerenden, über die Handelsstraße ihre größte Bedeutung -Gießener Lahntals. Der Berg ist vom Aussehen und der Mächtigkeit sich wahrscheinlich ein Torturm erhob. erlangte. Die verteidigungsungünstige als eines der markantesten Gelände- spätkeltischer Wehrmauern geben. Mehrere terrassenförmige Stufenraine im Hanglage zeigt jedenfalls, dass die Alte- denkmäler Mittelhessens zu bezeichnen, Über die Geschichte des Berges infor- Innern des Walls stehen nicht mit der Befe- burg nicht in erster Linie als Befestigung das als naturbestimmter zentraler Ort zu mieren mehrere Tafeln eines archäolo- stigung in Zusammenhang, sondern zeu- gedacht war. den verschiedenen Zeiten der Vor- und gischen Wanderpfades. Der Aussichts- gen von ackerbaulicher Nutzung in späte- Frühgeschichte besiedelt und befestigt turm auf dem Dünsberg ist während rer Zeit. Gleiches gilt für einen sich wurde. Die Befestigungen bestehen aus der Öffnungszeiten der Dünsberg-Rast- schwach abzeichnenden Wall parallel des drei Wallringen, die – jeweils den Höhen- stätte (November-Februar Mi. und Sa. Berghanges. Funde aus der Anlage fehlen linien folgend – den Berg umziehen. Noch 13-20 Uhr/So. 8-20 Uhr und März- bisher. Die Elemente der Bauart sprechen heute beeindruckt der innere Wall mit Oktober Mi. und Sa. 13-22 Uhr/So. 8- aber für eine Entstehungszeit im 8.-10. F.-R. Herrmann, Die Alteburg bei einer Außenböschung von 6-8m den Be- 22 Uhr sowie an Feiertagen ab 10 Uhr) Jahrhundert. Die Anlage ist direkt auf den Wirtheim. Arch. Denkmäler in Hessen 107 sucher. Bei den Wällen handelt es sich um zugänglich. unterhalb liegenden Ort Wirtheim bezogen, (Wiesbaden 1993). die Reste verfallener Steinmauern, die den

36 37 Biebertal-Fellingshausen, Landkreis Gießen Der Dünsberg bei Gießen, Ringwall Dünsberg Biebertal-Fellingshausen, Landkreis Gießen Der Dünsberg bei Gießen, Ringwall Dünsberg

B Pfosten-Balkengerüst ausgestattet waren. einander versetzten Wallenden ausgeführt kompliziertes Annexsystem im Ostsüd- derts, den Sitz eines Kleinkönigs, die mit B Sicher erscheint auch, dass sie im Laufe ist. Bis auf eine Erweiterung im Osten osten wurden zwei Quellen, der Schulborn dem Ausgreifen der fränkischen Macht um der Jahrhunderte – von der späten Bronze- umzieht der mittlere Ring den Berg in glei- und der Grinchesweiher, die zu hölzernen 500 ihr Ende fand. Einige merowingerzeit- zeit im 8. Jahrhundert v. Chr. über die spät- cher Form. Einige Funde der Hallstatt- und Wasserbassins ausgebaut waren, in die liche Funde des 7. Jahrhunderts lassen keltische Zeit im 2./1. Jahrhundert v. Chr. Frühlatènezeit auf dem Ostsporn könnten Befestigung einbezogen. Eine dritte, heute sich in ihrer Bedeutung für die Geschichte bis in alamannische Zeit – in verschiede- auf eine Errichtung bereits um 500 v. Chr. hangabwärts vorgelagerte Quelle lag vor des Berges noch nicht abschätzen. ner Art nach dem jeweiligen Stand der hinweisen. Sicher bestand der zweite Ring Tor 6. Inwieweit sie in die Befestigung ein- Wehrtechnik ausgeführt wurden. Für den aber in der entwickelten Frühlatènezeit am gebunden war, ist noch unklar. Die zahlrei- Zeitraum der größten Ausdehnung und Ende des 4./ Beginn des 3. Jahrhunderts chen, teilweise sehr qualitätvollen Funde – Blüte der Befestigung, das spätkeltische v. Chr., aus der die meisten Funde aus die- besonders Münzen, Bronzeschmuck und W. Dehn, Dünsberg. In: Reallexikon Oppidum, ist eine sogenannte Pfosten- sem Bereich stammen. Dieser mittleren Eisengeräte – weisen den Dünsberg als d. Germ. Altertumskunde2 Bd. 6 (1985) schlitzmauer (Typ Kelheim) anzunehmen Befestigung sind insgesamt vier antike das bedeutendste Oppidum (eine stadt- 260ff. F.-R. Herrmann, der Dünsberg bei und nach den neuesten Grabungen für den Tore zuweisbar. Der äußere Wall ist nach artige Anlage als Hauptort eines kelti- Gießen. Arch. Denkmäler in Hessen 602 äußeren Wall nachgewiesen. Da für eine Ausdehnung, Funden und der für diese Zeit schen Stammes oder Stammesteils, in der (Wiesbaden 2000). J. Schulze-Forster, Der umfassende Besiedlungsgeschichte des typischen Form der Zangentore (Tor 4, 6 sich Verwaltung, Handel, Münzprägung, Dünsberg bei Gießen – keltisches Oppi- Platzes bezogen auf die Größe der Anlage und etwas undeutlicher Tor 7) in die Spät- Gewerbe sowie Kult und Religion konzen- dum oder germanischer Ringwall? Neue nur kleine Grabungsflächen, der Plan der latènezeit, beginnend schon im Verlauf der trieren) Mittelhessens aus. Die Mehrzahl Ergebnisse zur historischen Rolle des Wälle und Oberflächenfunde herangezogen Mittellatènezeit, zu setzen (Mitte des 2./1. der Fundstücke datieren in die Zeit vom Dünsberges. Hessen Archäologie 2002, werden können, ist die Entwicklung der Jahrhunderts v. Chr.). Teilweise ist der ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr. bis in 87 ff. Wallringe noch nicht mit letzter Sicherheit äußere Wall heute so stark verschliffen, die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr., eini- nachzuvollziehen. Grabungen im oberen dass sein genauer Verlauf nicht immer ge Stücke belegen aber ein Weiter- Wallbereich erbrachten jedoch nur spätur- erkennbar ist. Der Zugang in diese Anlage bestehen der Siedlung in der zweiten Hälf- nenfelderzeitliche Funde, die darauf hin- wurde durch sieben Tore ermöglicht. Auf- te des 1. Jahrhunderts v. Chr. Für diesen weisen, dass der kleinste und zugleich fälligerweise führen an mehrere dieser Zeitraum ist das erstmalige Auftreten von älteste Ring bereits im 8. Jahrhundert v. Tore hangabwärts angelegte sog. Strahlen- Ostgermanen in Mittelhessen belegt. Vor Chr. errichtet wurde. Er ist von ovaler Form wälle, deren Bedeutung aber noch nicht dem Südtor fanden sich zudem mehrere und mit zwei Toren ausgestattet, von geklärt ist. Durch eine winklige Ausbuch- Gegenstände, die zur römischen Militär- denen Tor 12 als Tangentialtor mit gegen- tung der Wallführung im Norden und ein ausrüstung gehören und auf eine Ausein- andersetzung zwischen Germanen und Römern am Dünsberg hindeuten. Aller- dings ist nach derzeitigem Forschungs- stand davon auszugehen, dass die Ring- wälle am Dünsberg wohl schon vor der römischen Okkupation im rechtsrheini- schen Raum ihre Bedeutung verloren haben. Das Ende des Oppidums, dessen Datierung stark mit der Erforschung der keltischen Münzen verknüpft ist, wird durch die Ergebnisse der jüngsten Gra- bungen sehr differenziert betrachtet. Noch einmal tritt der Dünsberg in spätrömischer Zeit ins Licht der Geschich- te, als nach dem Fall des Limes in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. die Alamannen im Laufe der Jahrzehnte das Land besiedelten. Dichte Fundstreu- ung auf dem Ostsporn spricht für eine ala- Der Dünsberg. mannische Gauburg des 4./5. Jahrhun-

38 39 Brechen-Oberbrechen, Landkreis Limburg-Weilburg Hügelgräber und römisches Lager Brechen-Oberbrechen, Landkreis Limburg-Weilburg Hügelgräber und römisches Lager

B Brechen-Oberbrechen, Das große, etwa 100 Hügel umfassende B Landkreis Limburg-Weilburg vorgeschichtliche Gräberfeld liegt 2,5km Hügelgräber östlich von Oberbrechen beiderseits eines in ost-westlicher Richtung verlaufenden und römisches Lager Höhenweges. Bei der Nekropole handelt es sich nicht nur um eine der größten Anla- gen dieser Art in Hessen, sondern auch um eine der am besten erhaltenen. Einer der größten Grabhügel im Osten des Bestattungsplatzes erreicht noch eine Höhe von 2,20m bei einem Durchmesser von 27,20m. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts öffneten Privat- personen mehrere Hügel. Von diesen Untersuchungen, neuere Grabungen fan- den nicht statt, ist zumindest der Fund zweier hallstattzeitlicher Tongefäße über- liefert, so dass eine zeitliche Einordnung zumindest eines Teils der Hügel in diese Kulturstufe möglich ist. Unmittelbar nordöstlich schließt sich die schon lange bekannte, als „Alteburg“ bezeichnete Befestigungsanlage an. K. A. v. Cohausen äußerte in seiner 1879 veröf- fentlichten Schrift über die Wallburgen, Landwehren und alten Schanzen des Regierungsbezirkes Wiesbaden die Meinung, dass die gerade Linienführung Das römische Lager bei Brechen-Oberbrechen. der Umwehrung der „Alteburg“ und ihre Lage zu den Verkehrswegen in die Zeit groß, von rechteckiger Form und mit ihrer nach dem 30-jährigen Krieg zu setzen ist. Längsachse annähernd Nord-Süd orien- Für diese Datierung sprach auch das tiert. Die Umwehrung bestand offenbar ganze Erscheinungsbild mit den im Wald aus einer Rasensodenmauer mit vorge- Von der A3 Ausfahrt Bad Camberg und sehr gut erhaltenen Wall- und Grabenre- lagertem Spitzgraben. In der Mitte der in Bad Camberg auf der B8 Richtung sten, lediglich der Nordteil der Anlage, im Nordseite konnte ein Zugang mit Toranlage Limburg bis Brechen-Oberbrechen. Im Ackerland gelegen, war oberirdisch nicht nachgewiesen werden. Trotz intensiver Ort rechts ab in die Friedhofstraße; am mehr erkennbar. Neue Funde, die wohl aus Suche fand sich bisher kein weiteres datie- Friedhof weiter geradeaus und auf der Anlage stammen, wiesen auf eine rendes Fundmaterial, so dass eine zeitli- befestigtem Feldweg etwa 1,5km bis römische Zeitstellung hin und führten ab che Einordnung zum jetzigen Zeitpunkt zum Waldrand, dort Parkmöglichkeit 1999 zu einer Untersuchung der Befesti- noch nicht mit letzter Sicherheit getroffen bei einer Schutzhütte. Von dort zu Fuß gung durch das Landesamt für Denkmal- werden kann. Dennoch sprechen alle Indi- weiter auf befestigtem Waldweg in nor- pflege Hessen. Mit Hilfe von Grabungen zien dafür, dass es sich bei der „Alteburg“ döstliche Richtung, erreicht man die und einer begleitenden geomagnetischen um eine frühe römische Anlage handelt. In E. Pachali, Brechen-Oberbrechen, Grabhügel (beiderseits des Weges) Untersuchung konnte die vollkommen ein- welcher Beziehung sie zu den bereits Grabhügel. In: F.-R. Herrmann/A. Jocken- nach knapp 1km und das Lager nach geebnete Nordfront erforscht werden, so bekannten augusteischen Plätzen Dorlar hövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte Hessens knapp 1,5km nördlich des Weges dass heute die Gesamtmaße der „Alte- und Waldgirmes stand und welche Funkti- (Stuttgart 1990) 329 ff. F.-R. Herrmann, (Richtung Waldrand). burg“ bekannt sind. Sie war (von Graben- on sie erfüllte, ist zum jetzigen Zeitpunkt Römerüberraschung. Archäologie in mitte zu Grabenmitte) etwa 130 x 200m nicht zu beantworten. Deutschland. 4/2001, 41.

40 41 Bürstadt, Landkreis Bergstraße Menhir „Sackstein“ Butzbach, Wetteraukreis Limesanlagen auf dem Schrenzer Wp. 4/33 u. Wp. 4/33*

B Bürstadt, Landkreis Bergstraße Der Sackstein genannte Menhir in der Flur Butzbach, Wetteraukreis Bereits um 1900 wurden im Zuge der B Menhir „Sackstein“ „Mammen“ ragt heute 1,35m aus dem Limesanlagen auf dem Untersuchungen der Reichslimeskommis- Boden. Der aus Buntsandstein bestehen- Schrenzer Wp. 4/33 u. Wp. sion (RLK) auch am Schrenzer Grabungen de längliche Stein weist mehrere Riefen durchgeführt. Neben den römischen auf, die wohl künstlich eingearbeitet sind. 4/33* Bodendenkmälern deckte man wesentlich Bis 1721 wurde er auch noch Kluck- oder ältere Reste aus der Hallstattzeit – aus Hinkelstein genannt. Dass er heute Sack- dem 7. Jahrhundert v. Chr. – auf, die aber stein heißt, geht auf eine alte Sage zurück. in keinem Zusammenhang mit den römi- So erzählte man sich: ein Geizhals, der es schen Befunden stehen. Der Limesab- nötig hatte, auch am Tag des Herrn Kar- schnitt am Schrenzer gehört zu den frühen toffeln zu stoppeln, machte sich auch an Zugang: Von der A5 Ausfahrt Butzbach Strecken und durchlief eine ähnliche Ent- einem solchen auf, in die Flur zu gehen. Er Richtung Stadtmitte und Ausschilde- wicklung – Postenweg mit Holztürmen, hatte seinen Sack schon reichlich voll, als rung der Deutschen Limesstraße begradigter Verlauf mit Palisade und Holz – von der Michaeliskirche her die Sonn- (Rekonstruierter Limes-Wachtturm) fol- später Steintürmen und schließlich Wall tagsglocke rief. Augenblicklich ward der gen = Richtung Schwimmbad (Schren- und Graben, wie sie schon am Beispiel Sack zu Stein, dass er ihn keinen Zoll zerbad). Über die Kleeberger Straße des Limesverlaufes bei Orlen geschildert Von der A5 Ausfahrt Bensheim oder mehr bewegen konnte. am Ende der Bebauung und Beginn wurde. Eine Besonderheit am Schrenzer A67 Ausfahrt Lorsch über die B47 Eine genaue Datierung des wohl in des Waldes rechts auf Parkplatz des bildet eine schwache Palisade, die man nach Bürstadt. In Bürstadt nach Bür- vorgeschichtlicher Zeit aufgestellten Stei- Schrenzerbades. Etwa 100m südlich sich wohl als Holzflechtwerkzaun vorstel- stadt-Bobstadt, dort links ab nach nes kann nicht gegeben werden (zu Menhi- des Parkplatzes liegt die Erdschanze len kann, welche vor der eigentlichen Lime- Lampertheim-Hofheim. Am Ortsaus- ren siehe auch Kirchhain-Langenstein). mit älterer Turmstelle und am Westen- spalisade bestand. Zu der ersten Ausbau- gang von Hofheim parken und aus de der als Parkplatz des Bades genutz- phase gehört eine unregelmäßige, Richtung Bobstadt kommend vor den ten Wiese befindet sich der jüngere polygonale Schanze mit einem Durchmes- Bahnschienen links ab in Feldweg. Die- Wachtposten mit rekonstruiertem ser von 27m, in die später ein Holzturm sem folgen über kleinen Graben, um Turm und Palisadenabschnitt. gesetzt wurde. Nach der Begradigung des ein Feldgehölz herum, weiter entlang F.-R. Herrmann, Bürstadt, Menhir Limes im ersten Viertel des 2. Jahrhun- der Bahnschienen bis linkerhand der und Grabhügel. In: F.-R. Herrmann/ A. Sackstein im Feld zu sehen ist. Jockenhövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte Hessens (Stuttgart 1990) 333.

Der Sackstein. Teilrekonstruktion der Limespalisade.

42 43 Butzbach, Wetteraukreis Limesanlagen auf dem Schrenzer Wp. 4/33 u. Wp. 4/33* Butzbach-Hoch-Weisel, Wetteraukreis Wallanlagen Hausberg und Brülerberg

B Butzbach-Hoch-Weisel, Wetteraukreis orte für die Bewohner der vorliegenden B Wallanlagen Hausberg und Ebene und wurden zu verschiedenen vor- Brülerberg und frühgeschichtlichen Zeiten mit Wehr- mauern befestigt, deren zerfallene Reste uns noch heute als Wälle bzw. Geländeter- Die beiden durch einen Geländesattel mit- rassen kenntlich sind. einander verbundenen Bergkuppen Haus- Die Anlage auf dem Hausberg besteht berg (486,2m ü. NN) und Brüler Berg aus zwei Ringwällen, die die recht steile (424,2m ü. NN) gehören zu einem Höhen- Kuppe des Berges umziehen. Zusätzlich zug des Taunus am Westrand der Wetterau wird das nach Norden etwas flacher abfal- rund viereinhalb Kilometer südwestlich von lende Gelände durch zwei Abschnittswälle Butzbach. Sie bilden natürliche Zufluchts- gesichert. Das flache Gipfelplateau war offenbar unbefestigt. Der innere Wall ver- läuft am Hang unterhalb der Kuppe und folgt in seiner ovalen Form mit einem Durchmesser von rund 110m zu 170m weitestgehend den Höhenlinien. Der zwei- te Wallring umschließt eine Fläche mit einer maximalen Länge von 360m und einer Breite von 250m. Am besten ist er in seiner scharf umbiegenden Nordwestecke erhalten, wo er zugleich, vielleicht um eine Wasserstelle zu schützen, seinen tiefsten Punkt erreicht. Der abschnittsweise vor dem Wall zu erkennende Graben ist als Materialentnahmegraben zum Bau der Mauer zu deuten. Zwei Tore liegen auf der Ost- und Westseite. Der dritte Wall, eben- falls mit zwei Toren ausgestattet, führt als Abschnittswall auf einer Länge von 260m Der Holzturm am Schrenzer. quer über die Nordflanke des Berges. Nur Von Norden über die L3053 Butzbach- schwach ausgeprägt ist der vierte Wall, der derts n. Chr. wurde der Wachtposten etwa er aber ein Dokument der Wissenschafts- Hausen-Waldsolms, Abzweig bei km als Vorwall in weitem Bogen über die nord- 250m nach Nordwesten auf die höchste geschichte und bildet somit für sich ein 5,06, durch den Weiler Hausen-Oes westlichen Ausläufer des Berges führt. Stelle des Bergvorsprunges verlegt. Hier Baudenkmal. Wie an anderen Wacht- zum Parkplatz „Oes“ des Naturparks Die Wälle gehören in keltische Zeit, etwa entstand zunächst ein Holzturm, der von posten ersetzte man auch am Schrenzer Hochtaunus am Waldrand. Zu Fuß auf in das 4./3. Jahrhundert v. Chr. Ob der einem Ringgraben umgeben war. Auf die- den Holzturm um die Mitte des 2. Jahr- dem ausgeschilderten archäologi- Hausberg schon in der späten Urnenfelder- ser Stelle wurde zu Beginn des 20. Jahr- hunderts durch einen Steinturm. Dessen schen Wanderweg der „Keltenstraße“ zeit im 8. Jahrhundert v. Chr, aus der hunderts der heute sichtbare Turm rekon- Grundmauern (direkt neben dem rekon- nach Süden auf den Gipfel des Haus- Funde vorliegen, befestigt war, wissen wir struiert, der in den 50er Jahren eine struierten Holzturm) mit einer Seitenlänge berges und weiter zum Brülerberg. – nicht. Erneuerung erfuhr (nachdem er 1945 am von 5m wurden in den 70er Jahren des 20. Von Süden von der Ortsmitte Hoch-Wei- Die Befestigung auf dem Brülerberg Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört Jahrhunderts durch den Butzbacher Ge- sel über die Langgasse und Haus- besteht aus einem Ringwall mit einem wurde). In neuester Zeit wird das um ein schichtsverein aufgemauert. bergstraße nach Westen zum Parkplatz größten Durchmesser von 220m, der die rekonstruiertes Limesstück erweiterte „Hausberg“ des Naturparks Hochtaun- Kuppe des Berges umzieht. Ergänzt wird Ensemble saniert. Vom heutigen Wis- F.-R. Herrmann, Die Limesanlagen us am Waldrand. Zu Fuß auf dem sie von einem kurzen, etwa 100m langen senstand aus betrachtet, muss der Rekon- auf dem Schrenzer bei Butzbach, Wet- archäologischen Wanderweg zum Abschnittswall, der quer über den Berg- struktionsversuch als sehr willkürlich und teraukreis. Arch. Denkmäler in Hessen 5 Brülerberg oder zum Hausberg. sattel gelegt ist, sowie einen 600m langen falsch bezeichnet werden. Gleichzeitig ist (Wiesbaden 1979). Abschnittswall, der in weitem Bogen die

44 45 Butzbach-Hoch-Weisel, Wetteraukreis Wallanlagen Hausberg und Brülerberg Calden, Landkreis Kassel Steinkammergrab

B Calden, Landkreis Kassel C Steinkammergrab

Von der B7 Kassel-Warburg bis Calden. Im Jahre 1948 wurden die Reste eines In der Ortsmitte abzweigen in Richtung bereits im Mittelalter stark gestörten Wilhelmstal. Nach 500m in Linkskurve Megalithgrabes von O. Uenze untersucht. nach rechts ab in den Heckenweg, wei- Zwei Wandsteine der in den Boden einge- ter geradeaus in die Weserstraße bis tieften Grabkammer standen noch. Aus zur Gesamtschule Calden, dort steht den Standspuren der nicht mehr vorhande- die Teilrekonstruktion des Grabes auf nen Wandsteine konnten die Maße der der rechten Seite, gegenüber dem Ein- Anlage bestimmt werden. Das insgesamt gang der Gesamtschule. 12m lange und 2m breite Grab war mit einer kleinen Vorkammer im Südosten aus- gestattet, der Boden bestand aus estrich- artig festgestampftem Lehm. Eine Lücke zwischen den noch erhaltenen Wand- steinen war durch Trockenmauerwerk aus Kalksteinen gefüllt. Des weiteren fanden sich zwei große Deckenplatten (aus Quar- zit), die vermutlich im Spätmittelalter tiefer eingegraben wurden und so vor Ort blie- Der Verlauf des archäologischen Rundwanderweges. ben. Aus den gefundenen Steinen rekon- struierte man einen Teil des Grabes unweit gesamte Bergkuppe abschneidet. Obwohl chert. Bei dem zweiten Abschnittswall, der der Ausgrabungsstelle. Während der Unter- noch kein Fundmaterial vorliegt, deuten sicherlich älter ist, könnte es sich um die suchung konnten in der Grabkammer die scharfen Ecken und winkligen Ab- Reste einer vorgeschichtlichen Befesti- Reste von zahlreichen menschlichen Ske- schnitte des Ringwalles auf eine Ent- gung handeln. letten geborgen werden, deren Anzahl stehung in frühmittelalterlicher Zeit im unterschiedlich beziffert wird. In einer 8./9. Jahrhundert hin. Das Tor lag wahr- F.-R. Herrmann, Hausberg und Brü- anthropologischen Untersuchung von scheinlich an der Ostseite und wurde lerberg bei Butzbach, Wetteraukreis. Arch. A. Czarnetzki aus dem Jahr 1966 wird von durch den kurzen Abschnittswall gesi- Denkmäler in Hessen 7 (Wiesbaden 1979). mindestens 30 Individuen gesprochen. Es

46 47 Calden, Landkreis Kassel Steinkammergrab Darmstadt, Stadt Darmstadt Menhir-Anlage

C Darmstadt, Stadt Darmstadt Bis zum Anfang der 50er Jahre des 20. D Menhir-Anlage Jahrhunderts stand ein Stein der Menhir- Anlage „Hirtenwiese“ aufrecht. Er wurde erst zu dieser Zeit vom damaligen Besitzer der Wiese mit Hilfe von Sprengpatronen zerkleinert und in einen nahegelegenen Bombentrichter verbracht, aus dem später die Fragmente geborgen werden konnten. Nach einem Besitzerwechsel der Wiese wurden zwei weitere, an der Oberfläche kaum sichtbare Steine entdeckt und führ- ten nach ihrem Bekanntwerden zu einer wissenschaftlichen Erforschung des Plat- zes durch R.H. Schmidt und L. Roden- häuser. Während dieser Untersuchung konnten 11 weitere Steine gefunden wer- den. Alle Steine waren zu diesem Zeit- punkt verlagert bzw. direkt neben ihrem Die Teilrekonstruktion des Steinkammergrabes. ursprünglichen Aufstellungsort verlocht. Ein Teil fand sich im Bereich des Ruthen- zeigte sich an einigen Stellen der Grab- eine Bernsteinperle, 12 Fuchsunterkiefer- baches, der ursprünglich nicht durch die kammer, dass die Toten zu mehreren hälften und 40 durchbohrte Reißzähne von Menhir-Anlage, sondern das tiefergelegene nebeneinander, mit dem Kopf zum Eingang Hund oder Wolf. Des weiteren ist auf die Areal der Wiese durchfloss. Die zum Teil orientiert, in bis zu vier Schichten überein- Fundstelle des 1976 durch Luftaufnahmen heute fragmentierten Steine aus ortsfrem- ander beigesetzt waren. Die Körpergröße entdeckte, in der Forschung berühmte Cal- dem Granitporphyr (das nächste natürliche lag bei Männern zwischen 1,62 - 1,65m dener Erdwerk hinzuweisen. Die jungstein- Vorkommen findet sich etwa 1,5km süd- und bei Frauen zwischen 1,50 - 1,59m. zeitliche Anlage, die um 1990 untersucht westlich) sind zwischen 0,10m und 2,20m Das Sterbealter lag durchschnittlich bei wurde, liegt gut 1km westlich des oben Von Darmstadt oder Roßdorf über die hoch und erreichen eine Breite von 0,31m 30 Jahren, eigentlich müsste es aber noch beschriebenen Steinkammergrabes. Nur B26 (alt) bis zum Waldparkplatz west- bis 1,33 m. Es handelt sich bei ihnen mög- tiefer angesetzt werden, da keine Kinder- wenige Meter südlich des mit einem Dop- lich des Bessunger Forsthauses. Dann licherweise, wie von Schmidt vorgeschla- bestattungen nachgewiesen werden konn- pelgraben befestigten Erdwerkes konnten zu Fuß 900m in nördliche Richtung auf gen, um die Reste einer vorgeschichtlichen ten. Die ursprüngliche Anzahl der Bestat- die Reste eines zweiten Steinkammer- der Bernhardsackerschneise bis zu Steinkreisanlage, ein für Hessen und teten ist nicht mehr zu bestimmen. Wir grabes erforscht werden. einer Kreuzung mit dem sog. Heuweg, die angrenzenden Regionen einmaliges wissen jedoch von anderen vergleichbaren auf diesem nach 100m nach Osten bis Bodendenkmal. Allerdings ist das ur- Steinkammergräbern der Wartbergkultur, zum Waldrand. Von dort sind bereits sprüngliche Aussehen der Menhir-Anlage dass weit über hundert Tote in diesen Gra- die etwa 400m entfernten ersten Stei- zur Zeit ebenso wenig zu bestimmen wie banlagen beigesetzt sein konnten (Alten- ne der Anlage am anderen Rand der ihre Datierung. In der näheren Umgebung dorf 235-250 Tote, Beselich-Niedertiefen- Wiese zu erkennen. Von der B26 (neu) konnten Funde der mittelneolithischen bach 180 Tote). aus Richtung Aschaffenburg/Dieburg Rössener Kultur, zahlreiche Grabhügel und Es handelt sich bei diesen Gräbern I. Kappel, Das Steinkammergrab auf den ersten Parkplatz nach der Aus- Funde der Urnenfelder- und Hallstattzeit um zentrale Begräbnisplätze, in denen von Calden. In: Stadt und Landkreis Kas- fahrt Roßdorf (-Ost), von dort nach Nor- gemacht werden. eine Siedlungsgemeinschaft/Sozialver- sel. Führer zu archäologischen Denk- den zum Hasenböhlweg, auf diesem band über einen längeren Zeitraum hinweg mälern in Deutschland 7 (Stuttgart 1986) 500m nach Nordwesten bis zum Wald- seine Mitglieder beisetzte. Unter den Grab- 136 ff. D. Raetzel-Fabian/I. Kappel, Erd- rand, dann links 130m am Waldrand beigaben, die nicht einzelnen Bestat- werk und Megalithgrab bei Calden. Mittel- bis über die Ruthsenbach-Brücke, von R. H. Schmidt, Die Menhir-Anlage tungen zugewiesen werden konnten, fan- punkt einer Region vor 5000 Jahren. Arch dort 100m nach Süden entlang des bei Darmstadt und die Frage ihrer zeit- den sich neben Keramikresten auch Denkmäler in Hessen 91 (Wiesbaden Baches. lichen Einordnung. Fundber. Hessen 14, Pfeilspitzen und Klingen aus Feuerstein, 1991). 1974, 309 ff.

48 49 Dillenburg, -Frohnhausen, -Nanzenbach, -Dill-Kreis Keltische Ringwallanlage Heunstein Dillenburg, -Frohnhausen, -Nanzenbach, Lahn-Dill-Kreis Keltische Ringwallanlage Heunstein

D Dillenburg, -Frohnhausen, -Nanzenbach, Die Wallanlage Heunstein 3km nördlich D Lahn-Dill-Kreis von Dillenburg liegt auf einer letzten Keltische Ringwallanlage beherrschenden Bergkuppe (471,1m ü. Heunstein NN) eines von der Bottenhorner Hoch- fläche herabziehenden, erzreichen Höhen- zuges, vor dessen Abfall zum Dilltal. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts sind die Wälle auf dem „Hoinstein“ oder „Hünen- stein“ genannten Berg bekannt. Einen er- sten Plan der Wälle erstellte H. Behlen am Anfang des 20. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt begann er auch mit Grabungen, die F. Kutsch in den 20er Jahren fortsetz- te. Da nur wenige Unterlagen zu diesen bungen häufig an entscheidenden Stellen nezeit (1. Jahrhundert v. Chr.) stammt, ist Untersuchungen vorhanden sind, ist unse- zerstörten Originalbefunde erschweren die Anlage in die Zeit der Oppidakultur zu re Kenntnis über die Befestigung auf dem eine differenzierte Besprechung des Wall- datieren. Durch ihre umwehrte Fläche von Heunberg noch sehr gering. Die neuesten systems. Über die Innenbebauung der annähernd 12 Hektar ist die Heunburg zu Vermessungen des Geländes durch Herrn Anlage ist nur wenig bekannt. So lassen den großen Oppida, jener stadtartigen F. Eckle vom Landesamt für Denkmalpfle- sich die zahlreichen Terrassierungen und Siedlungen, die den Mittelpunkt eines ge zeigen aber, dass die Planaufnahme Steinhaufen, bei denen es sich zum größ- Stammes oder Stammesteils in spätkelti- von H. Behlen bereits sehr gut war. Die ten Teil um Reste von späterem Ackerbau scher Zeit bildeten, zu zählen. 600m lange und maximal 350m breite Befestigung liegt auf einem heute bewal- deten, langgezogenen Bergrücken. An den besonders steil abfallenden Abschnitten des Berges war die Anlage scheinbar nur mit einer Mauer, die heute zum Teil als Erd- wall und zum Teil als Terrasse zu erkennen ist, befestigt. Den genauen Aufbau der zu Über die A45 bis Ausfahrt Dillenburg Wällen zerflossenen Mauern kennen wir über die B277 nach Dillenburg und auf nicht. F. Kutsch spricht für den äußeren dieser durch die Stadt bis zum Abzweig Wall der Südseite von einer einfachen nach Hirzenhain/Nanzenbach, dort ein- „Brustwehrmauer“, die durch eine „Stein- biegen. Über Bahnüberführung 1,7km Erde-Mauer“ und zuletzt durch eine reine Richtung Nanzenbach. An der Kreuzung „Steinmauer“ ersetzt wird. An den flache- mit der Hochspannungsleitung gute ren Passagen, etwa an der Südseite, ist Parkmöglichkeit. Dann zu Fuß 300m heute noch die stärker ausgeführte Befe- weiter der Straße nach Richtung Nan- stigung in Form zweier parallel verlaufen- Gefäßfunde vom Heunstein. zenbach, dort abbiegen (Hinweisschild der Wälle zu erkennen. In diesem Bereich Heunstein) und auf befestigtem Forst- lag wohl auch der Hauptzugang, der durch weg am Waldrand 1km bis zur großen den äußeren und inneren Wall in die Befe- handelt, nicht genauer ansprechen. Auch E. Schubert, Der Heunstein bei Dil- Kreuzung am Ikopf. Von dort (Hinweis- stigung führte. Anhand des oft wechseln- die am Südhang rechtwinklig an der Außen- lenburg. Arch. Denkmäler in Hessen 71 tafel) 550m in nördlicher Richtung, auf den Baumaterials, durch das auch der seite des Hauptwalls ansetzenden (Wiesbaden 1989). Th. Mense, Die spät- mit weißem X gekennzeichnetem Weg sehr unterschiedliche Erhaltungsgrad der „Strahlenwälle“ können nicht eindeutig der latènezeitliche Wallanlage „Heunstein“ bei bis zur Erläuterungstafel „Heunstein“ einzelnen Wallabschnitte zurückzuführen Befestigung zugeordnet werden. Mit Hilfe Dillenburg, Lahn-Dill-Kreis. In: B. Pinsker (unterhalb von Hochspannungsmas- ist, lässt sich auf mehrere Bauphasen der des geborgenen Fundmaterials, Waffen, (Hrsg.) Eisenland – zu den Wurzeln der ten). Wehranlagen schließen. Diese Mehr- Werkzeuge, Trachtbestandteile und Kera- nassauischen Eisenindustrie (Wiesbaden phasigkeit und die durch die älteren Gra- mik, das einheitlich aus der späten Latè- 1995) 143 ff.

50 51 Dornburg-Wilsenroth, Landkreis Limburg-Weilburg Keltisches Oppidum Dornburg Dornburg-Wilsenroth, Landkreis Limburg-Weilburg Keltisches Oppidum Dornburg

D Dornburg-Wilsenroth, vor allem im Westen im Bereich der sog. unterbrechung erneut in der Spätlatènezeit D Landkreis Limburg-Weilburg „Rödchesmauer“ ein Besuch der Dorn- als Oppidum (eine frühe stadtartige An- Keltisches Oppidum Dornburg burg. Es handelt sich bei der Rödches- lage, als Hauptort eines Stammes oder mauer um einen ursprünglich 320m Teilstammes) ausgebaut worden zu sein. langen Abschnittswall, der als Hauptbefes- Noch vollkommen unbekannt ist die Be- tigung den leichtesten Zugang von Westen deutung des Platzes im frühen Mittelalter. über den Geländesattel zum Plateau abrie- Einige spätrömische Münzen, die von der gelte. Der heute noch auf einer Länge von Dornburg stammen sollen, sprechen für 200m erhaltene südliche Teil ist an seiner diese Zeit. Auch in fränkischer Zeit um Die Dornburg, ein am Südabfall des Basis 30m breit, von außen bis 11m und 700 n. Chr. scheint der Berg mit seiner Westerwaldes nach Osten vorspringendes von innen noch bis 4m hoch. Er besteht Kapelle eine Mittelpunktfunktion für die Basaltplateau, liegt 8km nördlich von aus Basaltsteinen mit eingelagerten Lehm- Region besessen zu haben. Die Reste die- Hadamar und 15km nördlich von Limburg. schichten. Einen zusätzlichen Schutz bot ser urkundlich nicht fassbaren, wohl sehr Das annähernd ebene, das Elbbachtal um ein vorgelagerter Graben sowie ein im Ab- frühen (Gensicke) Kapelle, die auf dem 200m überragende Bergplateau erreicht stand von 30m errichteter kleinerer Vor- Plateau über dem Hildegardisbrunnen liegt eine Höhe von 393,5m ü. NN. An der wall mit heute weitgehend verebnetem (dort Erläuterungstafel), wurde erstmals Nord-, Ost- und Südseite fallen die Hänge Graben. An beiden Seiten bog der Haupt- 1827 und erneut 1963 freigelegt. Sie ist um 100m steil ab, nur im Westen ermög- wall um und führte auf den Plateaurändern 8,60 - 8,70m lang und 6,35m breit und licht ein mit der Hochfläche verbundener als Randwall weiter. Von diesen Rand- hatte einen rechteckigen Chor. Nach dem Geländesattel einen leichten Zugang. wällen sind auf der Südseite rund 500m Grundriss wurde sie zuletzt in das 12. oder Diese günstigen naturräumlichen Gege- und von der Nordseite 70m erhalten. Die 13. Jahrhundert datiert, doch darf man benheiten nutzte man zur Errichtung einer Wasserversorgung soll durch mehrere anhand der entsprechenden Überlieferung Wallanlage. Aber nicht die archäologischen Wasservorkommen gesichert gewesen davon ausgehen, dass sie älter ist. Bodendenkmäler, sondern zwei ungewöhn- sein. An drei Stellen werden Wasserstellen liche Naturerscheinungen machten die genannt, unter anderem der „Heidepütz“, Dornburg größeren Kreisen bekannt. Es heute Hildegardisbrunnen. Zusätzlich soll F.-R. Herrmann, Die Dornburg bei handelt sich zum einen um eine Abweisung eine Quelle am Osthang des Berges, der Frickhofen. Arch. Denkmäler in Hessen 66 der Magnetnadel, die auf Magneteisen- Diehlborn, durch einen Annexwall ge- (Wiesbaden 1987). stein im Bergmassiv schließen lässt, und schützt worden sein. Über die ehemalige zum anderen um das „ewige Eis“ am Süd- Größe der Anlage sind wir durch zahlreiche hang des Plateaus. Durch mehrere natürli- bereits im 18. Jahrhundert einsetzende che Faktoren erhält sich zwischen 0,50m Von der B54 Limburg-Siegen nach Wil- Untersuchungen unterrichtet. Da aber au- und 8m Tiefe eine andauernde Vereisung senroth oder Frickhofen. Der einfach- ßer einer Sondage von 1960 keine neue- des Berginnern. Diese für den hessischen ste Zugang erfolgt über den Sattel der ren Grabungen stattfanden, bleibt unser Mittelgebirgsraum einmalige Situation Dornburg von der Straße zwischen Wil- Wissen über die Geschichte der Dornburg wurde 1839 entdeckt. Auf halber Hang- senroth und Frickendorf. Aus Wilsen- sehr lückenhaft. Während dieser Unter- höhe wurden zwei künstliche Eisstollen roth erreicht man die Höhe nach suchung konnte der ehemalige Mauerauf- angelegt, in denen dank des natürlichen 500m, aus Frickenhofen nach 2,5km. bau des Walls nicht geklärt werden. Eises im Berg eingebrachter Schnee in Dort Parkmöglichkeit und Waldweg Anhand des nicht sehr umfangreichen Resten bis zum nächsten Winter hält. nach Südosten, der nach 350m auf Fundmaterials lässt sich eine Besiedlung Die archäologischen Hinterlassen- den Abschnittswall im Westen, die für die Späthallstattzeit (6. Jahrhundert v. schaften sind leider durch den Basaltab- Rödchesmauer (mit Erläuterungstafel), Chr.) und in der Mittel- bis Spätlatènezeit bau stark gestört; so wurde von dem ehe- stößt. – Für einen Aufstieg über die Eis- (2./1. Jahrhundert v. Chr.) nachweisen, mals 37 Hektar großen Befestigungswerk stollen („Ewiges Eis“) am Südhang eindeutig urnenfelderzeitliches und früh- fast die Hälfte abgebaut. Von den ehemals wählt man den Parkplatz in der Wald- latènezeitliches Material ist hingegen nicht 3,2km Wallzügen sind sogar nur noch ecke 200m nördlich von Haus Wald- nachzuweisen. Die Befestigung scheint 1,2km erhalten. Dennoch lohnt sich wegen frieden an der Straße von Frickhofen. also bereits in der Hallstattzeit errichtet der noch erhaltenen Reste der Wallanlage worden zu sein und nach einer Siedlungs- Blick von Westen auf die „Rödchesmauer“.

52 53 -Dreihausen, Ldkr. Marburg- Frühmittelalterliche Befestigung „Höfe“ Ebsdorfergrund-Dreihausen, Ldkr. Marburg-Biedenkopf Frühmittelalterliche Befestigung „Höfe“

E Ebsdorfergrund-Dreihausen, Die Befestigung „Höfe“ liegt auf einem hausen“ und ab 1825 als „Hof“ bzw. der Höfe gemacht. Die annähernd recht- E Landkreis Marburg-Biedenkopf Hochplateau aus in der Siedlungs- „Höfe“. Eine erste Grabung durch A.F.C. eckig angelegte Umfassungsmauer Frühmittelalterliche kammer des Ebsdorfer Grundes am Rande Vilmar im Jahre 1843 zeigte jedoch schon, schließt ein 2 Hektar großes Gelände ein, Befestigung „Höfe“ des Amöneburger Beckens südöstlich von dass es sich nicht um eine römische Anla- das durch eine Zwischenmauer in eine Marburg. Sie befindet sich im Nordosten ge handelt. Er datierte den Beginn frühe- 0,75 Hektar große westliche Oberburg und der Hochfläche südlich des Ortes Drei- stens in das 12. - 13. Jahrhundert. W. eine 1,25 Hektar große östliche Unterburg hausen. Durch den natürlichen Steilabfall Lange vertritt 1906 erstmals die Meinung, aufgeteilt ist. Sowohl die Außen- als auch im Norden und Osten musste lediglich die dass die „Höfe“ in fränkischer (gemeint die Trennmauer waren als 1,25 - 2m brei- Süd- und die Westseite der ummauerten karolingischer) oder bereits merowingi- Anlage zusätzlich mit einem Graben scher Zeit entstanden. Im folgenden wird geschützt werden. Nachdem die Befesti- des öfteren die Bezeichnung „Curtis“ (für gung am Anfang des 17. Jahrhunderts befestigten Wirtschaftshof) auf die „Höfe“ zunächst „Hainborg“ und „große Hoyn- angewendet. Mitte der 60er Jahre des burg“ genannt wird, bezeichnet man sie 20. Jahrhunderts erfolgt eine topographi- später als „Römerschanze von Drei- sche Aufnahme des Platzes durch H. Kern. Als 1970 Keramikfunde der Karolingerzeit Von Marburg zunächst auf der Stadt- die frühmittelalterliche Zeitstellung der Richtung Gießen Ausfahrt Anlage bestätigten, wurde 1972 eine Marburg-Süd, dann nach Heskem und Neuvermessung des Platzes vorgenom- weiter nach Dreihausen. In Dreihausen men. Zeitgleich führte man einige kleinere Plan der Befestigung „Höfe“ bei Ebsdorfergrund- nach 400m rechts in die Dreihäuser archäologische Untersuchungen in der Dreihausen. Straße und 900m bis zum Mühlstück. Befestigung durch. Im Jahre 1974 schließ- Diese Straße überqueren in den Lon- lich begannen die eigentlichen archäologi- tes Zweischalenmauerwerk aus anstehen- dorferweg, diesem 1km folgen bis zu schen Arbeiten. Letzte Aufschlüsse konn- dem Basalt aufgeführt. Als einziger Ein- Wasserbehälter mit Parkmöglichkeit. ten 1990 im Wurzelbereich von gang zur Befestigung bestand ein Tor in der Von dort zu Fuß am Waldrand 170m umgestürzten Buchen aufgenommen wer- Mitte der Unterburg. Von hier ermöglichte nach Westen (Höfe ausgeschildert), den. Während dieser archäologischen eine Toranlage (Grundmauern heute sicht- vor kleinem Rastplatz mit Steintisch im Arbeiten wurden zahlreiche Beobachtun- bar) an der Südseite der Trennmauer den spitzen Winkel nach links in den Wald. gen über den Aufbau und die Geschichte Zugang zur Oberburg. Im Bereich der Unter- Auf diesem zum Schluss steilen Weg 140m bis zum Tor der Befestigung mit erster Erläuterungstafel. Von Gießen über die B 3 Richtung Marburg Ausfahrt Ebsdorfergrund, über Hachborn, dann weiter über Lei- denhofen nach Dreihausen. 200m hin- ter dem Ortschild rechts in den Lon- dorferweg, weiter wie oben. Von Osten über die A5 Ausfahrt (Ohm), Richtung Homberg bis Bernsfeld, von dort bis Roßberg, 800m hinter dem Ort nach links Richtung Lei- denhofen und dann 200m hinter dem Ortsschild Dreihausen nach links in den Londorfer Weg, weiter wie oben. (Führungen führt der Arbeitskreis Dorf- geschichte Dreihausen e.V. durch). Der rechteckige Steinbau in der Oberburg.

54 55 Ebsdorfergrund-Dreihausen, Ldkr. Marburg-Biedenkopf Frühmittelalterliche Befestigung „Höfe“ Ebsdorfergrund-Roßberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf Röder Burg

E Ebsdorfergrund-Roßberg, E Landkreis Marburg-Biedenkopf Röder Burg

Die Röder Burg befindet sich südöstlich der Gemeinde Roßberg oberhalb eines kleinen sumpfigen Tals, das der Robach durchfließt. Erste Untersuchungen inner- halb der Burg führte 1844 der Gymnasial- direktor Dr. Vilmar durch, der fast den gesamten Hügel der Kernburg freilegte. In den frühen 60er Jahren des 20. Jahr- hunderts nahm H. Kern innerhalb der Anla- ge mehrere Schürfungen durch, weitere folgten 1967/68 und 1977. Eine sys- tematische Untersuchung der Burg unter- blieb aber bisher. Die Röder Burg besteht aus einer nahezu rechteckigen, minde- Blick von Südosten auf die Kernburg. Die Rundkirche mit Apsis und Altarsockel. stens zweiphasigen Vorburg und einer Kernburg mit rundlichem Burghügel im genannt wird und die von Stallungen und burg konnten nur wenige Funde geborgen eingetiefter Steinbau (ebenfalls restau- Nordwesten der Anlage. Die Vorburg mit Scheunen im Bereich der Vorburg berich- und keine Reste einer Bebauung festge- riert) sowie die Fundamentierungen für einer Größe von 30 x 60m, teilweise bis tet. Die Kernburg der Anlage besteht aus stellt werden. Im Gegensatz dazu zeigten Schwellbalken von zwei weiteren Gebäu- 70m, führt mit ihren Gräben im Nordosten einem rundlichen Burghügel von ca. 20m sich in den Grabungsschnitten der Ober- den an der westlichen Außenmauer erfas- und Südwesten an die Kernburg heran. Durchmesser (ca. 30m am Fuß), der von burg mehrere Gebäudereste. Den wichtig- st werden. Das Fundmaterial (überwiegend Während der Verlauf der äußeren Befesti- Wall und Wassergraben vollständig um- sten Befund bildeten hierbei die Grund- Keramikfragmente) zeigt, dass der Beginn gung im Norden noch deutlich zu erkennen schlossen wird. Die 1844 durchgeführte mauern (restauriert und heute sichtbar) der Anlage wohl in das Ende des 8. Jahr- ist, kann man ihn im Westen heute nur Grabung erbrachte die Fundamente zweier einer Rundkirche mit einem Innendurch- hunderts zu setzen ist. Die spätesten noch ansatzweise erahnen. Weitaus deutli- langrechteckiger Gebäude von ca. 6m Brei- messer von 6m, an die sich im Nordosten Stücke sind dem 10. Jahrhundert zuzuwei- cher dagegen zeigt sich im Norden und te, aus vermörtelten Basaltsteinen erbaut eine halbrunde Apsis mit erhaltenem Altar- sen. Durch die Befestigung, die Ausstat- Westen der Wall einer Vorburg größeren und mit 3,60m Abstand rechtwinklig zuein- sockel anschloss. Teilweise figürlich tung mit der Rundkirche als Gotteshaus Ausmaßes. Dieser besonders gegen die ander angelegt. Von dem 10-13m breiten bemalte Verputzreste, die während der eines privilegierten Kreises, dem Steinge- Talniederung des Westens hin mächtige und bis 2,50m hohen Außenwall, der nur Grabungen geborgen werden konnten, bäude und den qualitätvollen Funden neh- Wall schließt sowohl den Verlauf des Ro- im Norden verflacht ist, hat man heute zeigten, dass sowohl die Apsis als auch men die Höfe eine Sonderstellung inner- baches als auch die vorherige Befestigung der runde Kirchenraum mit qualitätvoll halb der karolingischen Befestigungen ein, der Vorburg mit ein. Er wurde aber nicht Bis Ebsdorfergrund-Dreihausen siehe bemaltem Verputz ausgestattet waren. Ein die auf eine enge Beziehung zum karolingi- fertiggestellt, sondern endet sowohl im Zugang frühmittelalterliche Befestigung weiterer Fund hinter der Nordwestecke des schen Königshaus deutet. Nordosten als auch im Südwesten abrupt, „Höfe“. Von dort nach Roßberg und Altars unterstreicht die Bedeutung der Als weiteren Hinweis in diese Rich- wo angeblich Teile beim Straßenbau abge- dort Richtung Wermertshausen. Knapp Anlage. Es handelt sich dabei um eine tung sind die für 1054, 1057 und 1066 tragen wurden. In seiner Nordwestecke ist 1km hinter dem Ortsausgang links Ab- geschliffene Porphyritplatte der Sorte „Por- überlieferten Königsaufenthalte im 3km der Wall durch eine moderne Zufahrt unter- zweigung auf die K89 nach Decken- fido verde antico“. Dieser bereits in der entfernten Ebsdorf zu deuten, die von brochen. Am inneren Wallfuß wurde das bach/Höingen. Nach Passieren eines Antike geschätzte Baustoff gelangte königlichem Besitz zeugen, dessen Ur- neue Bett des abgeleiteten Robaches Wasserhochbehälters auf der rechten erneut im Zuge der karolingischen Macht- sprung mit der Anlage der Höfe in Verbin- gegraben, über den im Norden ein 6m brei- Seite weitere 400m auf der Straße politik in Nord- und Mittelitalien in größe- dung stehen kann. ter Übergang führt, der mit Steinplatten bleiben, dann vor Abknicken der K89 in ren Mengen in Gebiete nördlich der Alpen. abgedeckt ist und am Wall endet. Seine nordöstliche Richtung links auf Wald- Möglicherweise wurde das Porphyritstück R. Gensen, Die Höfe bei Drei- Bedeutung ist unklar. Über die Vorburg weg mit Parkmöglichkeit. Unmittelbar als Reliquie verehrt. An weiteren Baube- hausen. Arch. Denkmäler in Hessen 121 selbst unterrichtet uns eine Quelle aus links des Weges liegt die Burg. funden konnte ein 4,80 x 9,80m großer (Wiesbaden 1995). dem Jahr 1711, in der die Burg erstmals

56 57 Ebsdorfergrund-Roßberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf Röder Burg Echzell, Wetteraukreis Hügelgräberfelder, Limes und rekonstruierte Jupitersäule

E belegen eine Nutzung im 13.-15. Jahrhun- Echzell, Wetteraukreis E dert. Zahlreiche verkohlte Balkenreste zwi- Hügelgräberfelder, Limes und schen den Gebäudestrukturen der Kern- rekonstruierte Jupitersäule burg weisen auf einen Brandschaden hin. In der Scheenstein´schen Karte von 1708/10 wird die Burg als „Reder Borg“ verzeichnet, daneben taucht sie einzig in dem schon erwähnten Schriftstück von 1711 auf. Direkt westlich der Burg befindet sich eine Wüstung, deren Fundhorizont in das 13. und 14. Jahrhundert weist und die noch heute gut sichtbare Stufenraine und Blockwälle als Relikte der ackerbaulichen Nutzung im Gelände hinterlassen hat. Im Jahr 1279 wird ein Dorf „Rode“ erwähnt, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um Die Röderburg. die spätere Wüstung handelt und das sicherlich in Zusammenhang mit der Burg Über die A5 von Süden Ausfahrt Fried- einen beeindruckenden Blick auf den Burg- zu sehen ist. Aber schon im Jahr 1570/77 berg auf der B455 durch Friedberg und hügel und den vom Grundwasser gespei- wird dieser Bereich als Waldgebiet be- Friedberg-Dorheim Richtung Schotten, sten Graben, der selbst im Hochsommer zeichnet. Ob das Wüstwerden des Dorfes von der B455 auf die L3412 bis nach nicht trocken fällt. Die ursprüngliche Tiefe und das Ende der Burg zeitlich einherge- Echzell, dort der Hauptstraße folgen. des Grabens ist nicht bekannt. Seine Brei- hen, muss aber dahingestellt bleiben. Im Ort in die Bisserstraße abbiegen, te beträgt in Höhe des Wasserspiegels dann immer geradeaus bis zum Wald- heute noch im Durchschnitt 6m, stellen- rand. Vom Parkplatz an der Waldecke Die restaurierte Säule vor dem Museum Echzell. weise sogar bis zu 9m. Der historische C. Meiborg, Die Röder Burg bei Roß- zu Fuß auf der Straße an einzeln ste- Hintergrund der Burg ist völlig unklar. Die berg. Arch. Denkmäler in Hessen 122 hendem Wohnhaus vorbei, direkt hinter Insgesamt befanden sich vier Grabhügel- innerhalb der Anlage geborgenen Funde (Wiesbaden 1995). dem Haus auf schmalen Fußweg bis felder im Echzeller Markwald (eine Grab- zum Waldrand und dort auf befestig- gruppe aus 14 Grabhügeln konnte 1974 Lesefunde aus einem tem Weg Richtung Forsthaus bis zu vor ihrer Zerstörung durch den Bau der Raubschacht dem ersten sichtbaren Hügel des A45 ergraben werden). Von den drei noch im Burghügel. ersten Grabhügelfeldes auf der linken erhaltenen sind die zwei größten gut vom Seite. Zum zweiten Gräberfeld vom Parkplatz an der Waldecke aus zu errei- Parkplatz auf Waldweg in östliche Rich- chen. Das erste Grabhügelfeld, in dem tung, ist nach 400m vom Weg aus auf schon in den Jahren 1831, 1885 und der linken Seite das zweite Grabhügel- 1910 Grabungen durchgeführt wurden, feld einsehbar. Über die A5 von Norden besteht heute aus etwa 30 (ehemals am Gambacher Kreuz auf die A45 Rich- 40-45) Hügeln. Es liegt am Fuß eines tung Hanau bis Ausfahrt Wölfersheim. lössbedeckten Basaltrückens am Ostrand Von der A45 aus beiden Richtungen des Horloffgrabens. Nach Ausweis des ebenfalls bis Ausfahrt Wölfersheim. Fundmaterials stammen die Gräber aus Von dort auf der B455 Richtung Fried- verschiedenen Zeitstufen. So konnte Mate- berg und gleich wieder links auf die rial der Hügelgräberbronzezeit, der ausge- K181 nach Echzell. Im Ort geradeaus henden Urnenfelderzeit, Hallstatt- und bis zur Hauptstraße, dann links und Latènezeit geborgen werden. Als Beson- weiter wie oben. derheit ist auf einen Grabhügel kurz vor dem Forsthaus hinzuweisen, der vom

58 59 Echzell, Wetteraukreis Hügelgräberfelder, Limes und rekonstruierte Jupitersäule Edertal-Buhlen, Landkreis-Waldeck-Frankenberg Altsteinzeitliche Jagdstation

E Edertal-Buhlen, E Landkreis-Waldeck-Frankenberg Altsteinzeitliche Jagdstation

Die altsteinzeitliche Jagdstation liegt an einem in das enge Netzbachtal vorsprin- genden Dolomitfelsen, der „Hundsköppel“ genannt wird. Um die Jahrhundertwende bei Straßenbauarbeiten als Fundplatz von fossilen Knochen entdeckt, begann die systematische wissenschaftliche Erfor- schung des Platzes im Jahre 1965. Bei den Grabungen zeigte sich, dass dieser Ort über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder von Jägern aufgesucht wurde. Die ältesten Funde stammen aus der vorletzten Kaltzeit (vor etwa 200.000 Jahren), die jüngsten aus der letzten Kalt- zeit (vor etwa 40.000 Jahren). Die wieder- Auf der B485 Bad Wildungen-Korbach holte Nutzung des Platzes geht auf seine bis Buhlen. Etwa 300m hinter dem günstigen Eigenschaften zurück, die er für nördlichen Ortsausgang liegt in einer die eiszeitlichen Jäger bot: der Fels sperr- scharfen Linkskurve der Fundplatz an te das Tal an seiner engsten Stelle ab und einem in das Netzbachtal vorspringen- ließ sich als Beobachtungsplatz nutzen. den Felshang. Parkmöglichkeit nach Einer der Grabhügel im Echzeller Markwald. Gleichzeitig liegt er gegen den Nordwind 100m in Richtung Mauser Werk. geschützt den ganzen Tag im Sonnenlicht. Limes geschnitten wird. Man erreicht ihn bar gemachten Grundrisses des römi- auf dem oben erwähnten Zugang. Der mit schen Badegebäudes. Es liegt im vicus Basaltsteinen gepflasterte Weg am Wald- des bedeutenden Echzeller Alenlagers, rand läuft auf den ersten Metern genau auf das mit 5,2 Hektar zu den größten Kastel- dem ehemaligen Wallkörper des Limes. len am obergermanisch-raetischen Limes Kurz vor dem Forsthaus knickt der Weg zählt. Vom Kirchenvorplatz einsehbar steht leicht nach Westen ab und der Limes ist die Rekonstruktion einer von einem Vete- auf einer kurzen Strecke gut im Gelände zu ran der à la Indiana gestifteten Jupitersäu- erkennen. le mit dahinter liegendem Museum. Nur etwa 300m in nordöstlicher Rich- tung beginnt das zweite, etwa 20 Hügel umfassende Feld. Von diesen konnten im Zuge einer Notbergung 1982 vier gestörte Fundchronik für die Jahre 1986 bis bzw. schon im 19. Jahrhundert ergrabene 1990. Hallstatt und Latènezeit. Fund- Hügel untersucht werden. Auch für diese berichte aus Hessen 31/1991, 188 ff. J. Grabgruppe zeigten die teilweise aus den Kluge/W. Struck, Ein Grabhügelfeld der Raubschächten geborgenen Funde, dass jüngsten Urnenfelderkultur bei Echzell, sie in der Hügelgräberbronzezeit, Hallstatt- Wetteraukreis. Fundberichte aus Hessen und Latènezeit belegt wurde. 14/1974, 83 ff. D. Baatz, Echzell. In: D. Zudem lohnt sich ein Besuch des teil- Baatz/F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer weise vor der evangelischen Kirche sicht- in Hessen2 (Stuttgart 1989) 261 ff. Während der Ausgrabungen der Jagdstation.

60 61 Edertal-Buhlen, Landkreis-Waldeck-Frankenberg Altsteinzeitliche Jagdstation Erlensee-Rückingen, Main-Kinzig-Kreis Kastellbad Rückingen

E Erlensee-Rückingen, Main-Kinzig-Kreis E Kastellbad Rückingen

Der am Ostrand des Rhein-Main-Gebie- tes gelegene Ort Rückingen lässt sich gut über die A66 Anschlussstelle Erlen- see erreichen. Weitere Anfahrtsmög- lichkeit über die A45 bis Hanauer Kreuz, dort auf die A66 bis Anschlus- sstelle Erlensee. Von dort Richtung Erlensee. Am Ortseingang Erlensee- Rückingen rechts ab (Erlensee Süd) und gleich wieder rechts in die Taunus- Altsteinzeitliche Steinwerkzeuge straße (der Ausschilderung Römerbad aus Buhlen. Rückingen folgen) und abermals rechts in die Römerstraße, in dieser gerade- aus bis zu den aufgemauerten Resten Zudem bot der mit Dolomittrümmern über- 40.000 Jahren errichtet wurde. Die älte- des Römerbades (mit Erläuterungs- säte ufernahe Felsfuß bei oberflächlich sten Fundstücke – darunter ein Schaber – tafel). getauten Dauerfrostböden den Menschen belegen, dass der Platz schon von den trockene Arbeitsplätze und der Felsen ersten Neandertalern (vor etwa 200.000 selbst konnte mit seinen Absätzen und Jahren) aufgesucht wurde. Für die letzte Erreicht man Rückingen, wie oben fach, wurden aber immer wieder konser- Nischen als Wohnstätte genutzt werden. Kaltzeit ließen sich durch die gut erhalte- beschrieben, von Süden über die B40, viert und instand gesetzt, so dass sie noch Neben den Steingeräten (u.a. Messer, boh- nen Siedlungsschichten mehrere Phasen erkennt man am Ortseingang eine schwa- heute ein anschauliches Bild von dem rerartige Spitzen und Schaber) fanden sich trennen. Ein Nachbau der Schichtenab- che Biegung der Schnellstraße und südlich Grundriss der ehemaligen Badeanlage lie- auch einige bearbeitete Knochen und folge von Buhlen findet sich im Hessischen der Straße eine Hochhausgruppe. Diese fern. Das Gebäude gehört zu dem für die Geweihstücke. Die Knochenfunde belegen Landesmuseum Kassel. steht im Bereich des römischen Kohor- Kastellbäder charakteristischen sogenann- eine artenreiche Tierwelt. Neben Mam- tenkastells, zu dem das Kastellbad ge- ten Reihentyp, bei dem die Räume hinter- mut, Nashorn, Wildpferd, Hirsch und Bär hört. Schon früh erkannte man die römi- einander angeordnet sind. Man betrat das fanden sich Reste von Kleinsäugern, Vö- F. Fiedler, Buhlen, Gde. Edertal, sche Fundstätte, die den Übergang der Rückinger Bad von der Nordseite durch geln und Reptilien. Mehrere Feuerstellen Kreis Waldeck-Frankenberg. Altsteinzeit- Kinzig in das Limesgebiet sicherte. In den den Auskleideraum (apodyterium), der mit verbranntem Knochenmaterial zeugen liche Jagdstation. Arch. Denkmäler in Hes- Jahren 1802-1804 ließ Fürst Karl von Isen- allerdings in Holzbauweise ausgeführt war von der Zubereitung und dem Verzehr der sen 18 (Wiesbaden 1981). Ders., Alt- und burg-Birstein das knapp 50m vor dem süd- und nicht sichtbar ist. Ihm folgt das Kalt- Jagdbeute. Eine 1980 entdeckte Steinkon- mittelsteinzeitliche Funde in Hessen. Füh- lichen Kastelltor (der porta principalis dex- bad (frigidarium) mit der angebauten Kalt- zentration ist wohl als Rest einer hüttenar- rer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte tra) gelegene Bad ausgraben. Seit dieser wasserwanne (piscina) im Osten und dem tigen Behausung zu deuten, die vor rund 2 (Stuttgart 19942) 44 ff. Zeit zerfielen die Grundmauern zwar mehr- im Westen angefügten apsidenförmigen

62 63 Erlensee-Rückingen, Main-Kinzig-Kreis Kastellbad Rückingen Felsberg-Wolfershausen, Schwalm--Kreis Menhir

E Felsberg-Wolfershausen, F Schwalm-Eder-Kreis Menhir

Bei dem 1km nördlich von Wolfershausen stehenden sog. “Riesenstein” handelt es sich um den mächtigsten (nicht höchsten - siehe Kirchhain-Langenstein) Menhir Hes- sens. Der 1615 als „Großer Stein“ bezeugte Menhir ist über dem Boden 4m hoch, 4m breit und 1m stark, das Gewicht wird auf über 75t geschätzt. Steht der Stein heute auf einer Anhöhe inmitten von Feldern, so war er früher von Wald umge- ben. Zu dieser Zeit war das ganze Gelände mit Steinblöcken übersät. Dies spricht Von der A7 Ausfahrt Guxhagen. Von dafür, dass der Menhir aus vor Ort anste- dort über die Fulda nach Guxhagen- hendem Material besteht und es ist denk- Breitenau und weiter in Richtung Wol- bar, dass die Quarzitplatte durch Heraus- fershausen. Unmittelbar vor der Eder- Die Grundmauern des Kastellbades von Rückingen. witterung entstand, also geologischen brücke und vor der Bahnunterführung, Ursprungs ist. Nach einer alten Sage hinter der Wolfershausen liegt, biegt Schwitzbad (sudatorium). Hinter dem Kalt- berg entstand, das bereits seit dem Ende schleuderte der auf dem Lotterberg hau- man nach rechts in einen Feldweg ein bad schließen sich zwei als lauwarme des 1. Jahrhunderts n. Chr. die Mündung sende Riese Lothar den Felsblock hinter (Hinweistafel Riesenstein) und folgt Bäder (tepidarium) genutzte Räume an. der Kinzig sicherte. In römischer Zeit war dem fliehenden Riesen Kunibert her, als diesem etwa 300m. Der Stein steht Den Abschluss des Bades bildet das die Kinzig mit den flachen Transport- dieser die von beiden geliebte Nagate ent- rechterhand am Rande einer Baum- Warmbad (caldarium) mit Warmwasser- kähnen schiffbar, so dass sie als Verkehrs- führte. gruppe unterhalb von Überlandleitun- wannen in den seitlichen Anbauten. Im weg sicher eine gewisse Bedeutung gen. Gegensatz zu den frühen Untersuchungen erreichte. I. Kappel, Steinkammergräber und im Bereich des Bades und seiner Anspra- Menhire in Nordhessen, Führer zur nord- che als römische Hinterlassenschaft ent- hessischen Ur- und Frühgeschichte 5 (Kas- deckte man den Standort des Kastells sel 19892) 61 ff. erst bei den von O. Dahm und G. Wolff geleiteten Grabungen des Hanauer Geschichtsvereins im Jahre 1883. Das Limeskastell bot mit seiner Innenfläche von 2,5 Hektar einer 500 Mann starken Kohorte Platz. Es war mit dem Haupttor (der porta praetoria) zum 300 m östlich verlaufenden Limes ausgerichtet. Zahl- reiche Ziegelstempel der Cohors III Dalma- tarum pia fidelis, die sich im Bereich der Tortürme des Kastells fanden, belegen diese Einheit als Besatzung von Rücki- ngen. Anhand des zu datierenden Fund- materials zeigt sich, dass das Kohorten- kastell in den Jahren zwischen 110 n. Chr. D. Baatz, Rückingen. In: D. Baatz/ und 125 n. Chr. als Ersatz für das 6km F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer in vom Limes entfernte Lager Hanau-Salis- Hessen2 (Stuttgart 1989) 467 ff. Der „Riesenstein“ bei Wolfershausen.

64 65 Fischbachtal-Lichtenberg, Landkreis Darmstadt-Dieburg Menhir Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt „Archäologischer Garten“ in Frankfurt am Main

F Fischbachtal-Lichtenberg, Von der A5/A67: Auf die B26 Richtung Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt Den „Archäologischen Garten auf dem F Landkreis Darmstadt-Dieburg Darmstadt-Aschaffenburg Abfahrt „Archäologischer Garten“ in Domhügel“ zwischen Rathaus „Römer“ Ringwallanlage Heuneburg Reinheim/Groß-Bieberau (B38). In Frankfurt am Main und dem Dom erreicht man vom Haupt- Groß-Bieberau rechts ab auf die bahnhof aus mit der U4 Haltestelle K55/57/58 Richtung Fischbachtal/ „Römer“ oder in zehnminütigem Fuß- Niedernhausen und nach etwa 2,2km weg von den zentralen U- und S-Bahn- rechts ab Richtung Lichtenberg/ höfen „Willy-Brandt-Platz“ und „Haupt- Die Ringwallanlage Heuneburg liegt auf der Rodau. Nach kurzer Wegstrecke (etwa wache“. Parkmöglichkeiten in den steilen, felsigen Bergkuppe der Altscheuer 700m) links ab Richtung Lichtenberg. Auf dem Frankfurter Domhügel liegt in Parkhäusern am Römer und am „Willy- im nördlichen Odenwald, am Südrand der Im Ort gleich scharf rechts die Straße direkter Nachbarschaft zum Dom und der Brandt-Platz“. Reinheimer Bucht, die sich von der Sied- bis zum Ende fahren. Vom dortigen Kunsthalle Schirn der „Archäologische Gar- lungslandschaft der Untermainebene in Parkplatz führt ein Waldweg direkt zur ten“. In seinem Areal, das im Zentrum der das Gebirge vorschiebt. Obwohl die Erfor- Heuneburg. Von der A3: Abfahrt Stock- ehemaligen Altstadt liegt und als Keimzel- dem technischen Rathaus neben der Wen- schung der Anlage bereits 1842 begann stadt Richtung Darmstadt/Babenhau- le der heutigen Metropole anzusehen ist, deltreppe und in der Königshalle ein Bron- und mehrere Grabungen im 19. und sen (zunächst B469, dann B26) bis sind Fundamente und Baureste aus der zegussmodell des „Archäologischen Gar- Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgten, ist Ausfahrt Reinheim/Groß-Bieberau, römischen, der karolingischen sowie der tens“ mit Erläuterungen aufgestellt; dazu über den genauen Aufbau der heute zu dann weiter wie oben. hoch- und spätmittelalterlichen Epoche kommt ein weiteres Modell der karolingi- Wällen zerfallenen Befestigung wenig rekonstruiert und konserviert. Obwohl schen Pfalzanlage. bekannt. Durch eine von Vermessungs- bereits seit dem letzten Drittel des 19. Ehemals inselartig vom Main, von studenten der Fachhochschule Frankfurt F.-R. Herrmann, Heuneburg bei Lich- Jahrhunderts kleinere Untersuchungen Mainarmen und Sumpfland umgeben, bot 1985 als Seminararbeit durchgeführten tenberg. In: H. Roth/E. Wamers (Hrsg.), durchgeführt wurden, bot erst die Zer- der Domhügel Schutz vor dem alljährlichen Aufmessung der Anlage besitzen wir Hessen im Frühmittelalter (Sigmaringen störung der Altstadt 1944 die Möglichkeit Hochwasser und lag zugleich an der für die jedoch einen sehr detaillierten Plan der 1984) 262. M. Wiemann/ F. Eckle/ F.-R. zu größeren Grabungen. Diese wurden im Siedlung namensgebenden Furt durch den noch vorhandenen Reste der ehemaligen Herrmann, Vermessung im Dienst der Wesentlichen von 1953 bis 1973 und mit Main. Befestigung. Sie besteht aus einem 110 x Archäologie. Arch. Denkmäler in Hessen Unterbrechungen bis 1976 vom Museum Neben Fundmaterial aus mehreren 170m großen ovalen Ringwall, der unter 54 (Wiesbaden 1987). für Vor- und Frühgeschichte durchgeführt. vorgeschichtlichen Epochen konnten auf Einbeziehung mehrerer Felsgruppen die Im Zuge der Wiederbebauung des Gebiets dem Domhügel römische Reste nachge- Kuppe des Berges umschließt. Der Zugang zwischen Römer und Dom 1972-1973 wiesen werden. Durch die zahlreichen spä- erfolgte in der Mitte der Ostseite durch ein legte man das Gelände erneut frei. Auf teren Eingriffe waren die antiken Baureste Tor mit eingezogenen Mauerenden. Zusätz- einem Teil dieser Grabungsflächen wurde und Schichten stark gestört, so dass lich wird die Anlage auf der Nordostseite der „Archäologische Park“ eingerichtet. Er unsere Kenntnisse über die römische Zeit durch einen zweiten, in geringem Abstand zeigt ausschnittweise die konservierten auf dem Domhügel noch sehr lückenhaft verlaufenden Wall mit vorgelagertem Gra- Ergebnisse der Altstadtgrabungen. Im Jahr sind. In vespasianischer Zeit errichtete ben gesichert. An der Südseite, wo hinter 1987 musste nach den Baumaßnahmen man einen kleinen Thermenbau. Von die- einem schmalen Sattel das nochmals der historischen „Ostzeile“ und der Kunst- sem ist nur der runde Schwitzraum und ein ansteigende Gelände keinen Schutz bot, halle Schirn eine Renovierung des archäo- Abwasserkanal erhalten. Weitere Bauten bilden zwei geradlinig geführte, stumpf- logischen Freigeländes durchgeführt wer- dieser Zeit fanden sich nicht. Infolge der winklig aneinanderstoßende Wallschenkel den. Diese Maßnahmen nutzte man, um Zerstörung dieser Badeanlage wurde ein eine Art Vorburg. Das bisher geborgene die Präsentation der historischen Baureste neues Badegebäude errichtet. Nach der Fundmaterial zeigt, dass der Berg bereits anschaulicher zu gestalten. So sind heute Gründung der Civitas Taunensium unter in alamannischer Zeit im 4. Jahrhundert die römischen Baureste mit einer Mauer- Kaiser Trajan ging der Frankfurter Raum in n. Chr. besiedelt war. Beim jetzigen For- höhe von 0,50m und rötlich eingefärbtem die Zivilverwaltung über und die Anlage auf schungsstand ist es aber nicht möglich, Boden gut von den karolingischen Mauer- dem Domhügel wurde aufgelassen. Brach- Teile der Befestigungsanlage in diese Zeit resten, 1,70m hoch mit dem Granitboden te man bisher die römischen Befunde des zu datieren. Sicher entstand die Heune- der Königshalle, sowie den hoch- und spät- Domhügels mit einer militärischen Anlage burg nach dem Geländebefund spätestens mittelalterlichen Bauten mit 1m hoch auf- in Verbindung, werden sie in neuester Zeit in frühmittelalterlicher Zeit im 8. Jahr- geführten Mauern zu unterscheiden. von H. U. Nuber im Vergleich mit ähnlichen hundert. Zusätzlich wurde nördlich der Anlage vor Bauresten in Oedenburg-Westergass (Haut

66 67 Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt „Archäologischer Garten“ in Frankfurt am Main Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt „Archäologischer Garten“ in Frankfurt am Main

F F

Grundrissplan mit den verschiedenen Zeitstufen.

schen Landnahme etwa ab 500 n. Chr. Wehrmauer. Sie fasste auch verschiedene durchgehend bewohnt war. In fränkischer Wohn- und Wirtschaftsbauten ein, die Zeit entstand ein Königshof, dessen Aus- überwiegend nördlich der Pfalzbauten maße und Größe aber nicht bekannt sind. nachgewiesen werden konnten. Im Erstmals schriftlich erwähnt wird 11. Jahrhundert verliert die Pfalz ihre poli- Frankfurt am Main im Jahre 793/794, als tische Bedeutung, die Gebäude verfallen. Karl der Große „in villa Franconovurd“ eine Unter den Staufern (1138-1254) über- Synode und Reichsversammlung einberief. nimmt der neuerbaute Saalhof am Mainu- Die im „Archäologischen Garten“ sichtbar fer, im Bereich des heutigen Historischen gemachten Reste gehören zu einer wohl Museums, die Funktion der Pfalz. Auf dem unter Ludwig dem Frommen (814-840) Domhügel entsteht eine engzeilige mittel- errichteten Pfalz. In der Mitte des Gartens alterliche Bebauung mit Handwerks- und liegt die 12,20 x 26,50m große zweischif- Handelshäusern. Von diesen hoch- und fige Königshalle der Pfalz (aula regina), die spätmittelalterlichen Bauten sind einige als Versammlungsraum diente. Der heuti- Reste der Kellerfundamente erhalten. ge Fußboden liegt etwa 0,50-0,80m unter dem karolingischen Niveau. Westlich der Königshalle wurden Fundamentreste von Anbauten aufgedeckt, die als königliche Wohnräume gedeutet werden. Im Osten fanden sich im Bereich der römischen Badeanlage Fundamentreste, bei denen es sich um Verbindungsmauern zur Pfalz- kapelle handeln könnte. Die erste Pfalzka- E. Wamers, Der „Archäologische pelle, in der bereits Karl der Große 794 Garten“ in Frankfurt am Main. Arch. Denk- das Osterfest begangen hatte, befand sich mäler in Hessen 85 (1989). H. U. Der „Archäologische Garten“ in Frankfurt am Main. unmittelbar unter dem heutigen Dom. Sie Nuber/G. Seitz, Frankfurts römischer wurde unter Ludwig dem Deutschen mit Ursprung – Kastell oder Praetorium? Rhin, F) als Praetorium interpretiert. Nach Nach Abzug der Römer siedelten sich der Salvatorkirche überbaut (Einweihung In: S. Hansen/ V. Pingel, (Hrsg.) Archä- der literarischen Überlieferung dienten Alamannen auf dem Domhügel an. Gru- 852). In spätkarolingischer Zeit umgab ologie in Hessen. Neue Funde und Befun- diese Gebäudekomplexe als Unterkunft für benhäuser sowie das Fundmaterial zeigen man den gesamten Domhügel als königli- de. Festschrift für Fritz-Rudolf Herrmann Staatsfunktionäre aller Art. an, dass der Platz bis zur Zeit der fränki- che Burg („castrum nostrum“) mit einer (Rahden/Westf. 2001) 187 ff.

68 69 Friedewald, Landkreis Hersfeld-Rothenburg Wüstung Hamundeseiche und Nadelöhr Friedewald, Landkreis Hersfeld-Rothenburg Wüstung Hamundeseiche und Nadelöhr

F Friedewald, Landkreis Hersfeld-Rothenburg Neben dem Steinbogen befindet sich der zeitig kam die Aufgabe der Siedlungen im F Wüstung Hamundeseiche und Opferstock mit der Inschrift: EIN OPFER den Interessen der Landgra- Nadelöhr STOK VOR DIE WAEISEN KINDER ZV HERS- fen entgegen, die dieses Waldgebiet als FELD 1747. Jagdforst zu schätzen begannen. Völlig in Bei der inmitten des Waldes stehen- Vergessenheit geraten, gelang es erst Von der A4 Ausfahrt Friedewald nach den, mindestens 700 Jahre alten Eiche Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts Friedewald. Dort zunächst weiter Rich- liegt die Wüstung Hamundeseiche. Neben U. Mozer, durch Neuinterpretation ein- tung /Wildeck, nach 300m dem Baum befindet sich ein kleiner Teich, schlägiger Schriftquellen die genannte hinter dem Ortsausgang links auf die der aus einem nahen Brunnen gespeist Siedlung Hamundeseiche mit einiger L3069 in Richtung Wildeck-Ober- wird. Möglicherweise hatte der Baum an Sicherheit in der Wüstung zu lokalisieren. suhl/Wildeck-Hönebach und nach etwa gleicher Stelle einen Vorgänger, der zur Während der in den Jahren von 1970 bis 4km auf den Parkplatz beim Nadelöhr. Namensgebung des im 10. oder 11. Jahr- 1973 nachfolgenden archäologischen Von dort auf befestigtem Waldweg hundert gegründeten Dorfes beitrug. Die Untersuchungen konnte die ebenfalls nicht 700m in südsüdöstlicher Richtung zur erste Namensilbe leitet sich von dem Per- mehr bekannte Kirche des Ortes wieder- Wüstung Hamundeseiche. Oder von sonennamen Hahmunt ab, der durch Hers- entdeckt und ergraben werden. Norden über die A4 Ausfahrt Wildeck- felder und Fuldaer Urkunden des 8.-11. Hönebach direkt auf die Straße Friede- Jahrhunderts belegt ist. Der Ort selbst wald-Hönebach Richtung Friedewald, wird im Jahre 1141 erstmals in Zusam- nach 5km auf Parkplatz beim Nadelöhr menhang mit der Erhebung der neu und weiter wie oben. errichteten Kirche zur selbständigen Pfar- Die Hamundeseiche. rei durch den Würzburger Bischof urkund- lich erwähnt. Schon 1312, bei seiner Unmittelbar am Parkplatz steht das nächsten Erwähnung als „Hamandeych“ Nadelöhr auf der höchsten Stelle der alten bzw. „Hamyndech“, ist der Ort wie andere Höhenstraße „Durch die kurzen Hessen“. Dörfer des Seulingswaldes bereits seit Der 1m hohe Steinbogen mit einem knapp einiger Zeit aufgegeben. Es ist davon aus- Die Grundmauern des Kirchengebäudes mit 0,65m großen Durchlass stammt aus der zugehen, dass sich die Bewohner von Apsis und Altarblock. Zeit der häufigen Aufenthalte der hessi- Hamundeseiche ebenso wie Kirche und schen Landgrafen in Friedewald. Es wurde Pfarrei unter den Schutz der zu diesem Das Kirchengebäude, dessen Grund- am Ende des 16. Jahrhunderts an Stelle Zeitpunkt erstmals erwähnten Burg Friede- mauern restauriert und bis auf eine Höhe eines hohlen Baumes errichtet, den man wald stellten. von 0,60m neu aufgemauert wurden, hat bereits Nadelöhr nannte. Von diesen Das Nadelöhr mit Opferstock. eine Länge von 14,60m und eine Breite „Kriechbäumen“ versprach man sich nach von 7,66m. Es ist mit einer halbrunden, dem Durchkriechen Heilung. Außer Öffnun- feld des Steins trägt unter einem acht- leicht erhöhten Apsis ausgestattet. Der gen in Bäumen nutzte man auch Fels- strahligem Stern die Inschrift MLZH Altarblock wurde anhand der Grabungsbe- spalten, Maueröffnungen, engstehende „Moritz Landgraf zu Hessen“ (1592-1627) funde rekonstruiert. Neben dem Kirchen- Pfeiler in Kirchen oder Schlupfaltäre bei eingemeißelt. Die auf der Nordseite neben grundriss und einiger Bestattungen auf Heiligengräbern für diesen Brauch. Hinter der Inschrift NADELÖHR angebrachte Jah- dem Kirchhof deckte man noch einen all diesen Riten steht die Vorstellung vom reszahl 1561 bezieht sich nicht auf das Backofen sowie den Teil eines weiteren Abstreifen einer Krankheit oder von einer Errichtungsjahr des Kriechsteines, denn Gebäudes mit Resten eines Kachelofens symbolischen Wiedergeburt durch das 1589 wird das Nadelöhr noch als hohler auf. Passieren einer engen Öffnung. Später Baum erwähnt. Im Jahr 1596 erfolgt die Die Wasserburg Friedewald. diente das Nadelöhr auch als Hänselstein, erste Beschreibung des vom Landgraf durch den Reisende, die das Nadelöhr zum Moritz zur Belustigung errichteten Hänsel- Die sehenswerte Ruine der bis 1489 K. Sippel, Die Wasserburg Friede- ersten mal passierten, zur Belustigung hin- steines. Auf welche Begebenheit sich die völlig neugestalteten Wasserburg am süd- wald, das „Nadelöhr“ und die Wüstung durchkriechen mussten, um im Anschluss Jahreszahl auf der Nordseite bezieht, die lichen Ortsrand von Friedewald, die Hamundeseiche im Seulingswald. Arch. eine Gabe in den danebenstehenden nach dem Schriftbild wesentlich später während des Siebenjährigen Krieges 1762 Denkmäler in Hessen 48 (Wiesbaden Opferstock zu legen. Das südliche Giebel- angebracht wurde, ist nicht bekannt. zerstört wurde, lohnt einen Besuch. Gleich- 19942).

70 71 Frielendorf-Lenderscheid, Schwalm-Eder-Kreis Steinzeitlicher Schlagplatz „Voßberg“ Frielendorf-Lenderscheid, Schwalm-Eder-Kreis Steinzeitlicher Schlagplatz „Voßberg“

F Frielendorf-Lenderscheid, Als steinzeitlicher Schlagplatz wird die F Schwalm-Eder-Kreis Fundstelle „Voßberg“ erstmals Anfang der Steinzeitlicher Schlagplatz dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts „Voßberg“ von W. Klüpfel erkannt. In den vierziger und fünfziger Jahren sammelte A. Luttropp die Hauptmasse der Steinwerkzeuge und Abschläge auf, die sich heute im Besitz des Hessischen Landesmuseums Kassel befinden. Der Fundort, eine Quarzitkuppe, liegt südlich der Straße Lenderscheid-Leu- derode an einem sanft in das Nieder- bachtal abfallenden Hang. Die Kuppe ist mit Bäumen bewachsen, an ihrer Nordsei- te befindet sich eine Wasserpumpstation. Da schon in den vergangenen Jahrhunder- ten Material zu Bauzwecken und für die Schamottsteinindustrie gebrochen wurde, ist das ursprüngliche Aussehen des Gelän- Von der B254 zwischen Schwalmstadt des nicht mehr rekonstruierbar. In einer und Homberg (Efze), über Siebertshau- Beschreibung von A. Luttropp wird ein zen- Links: Quarzittrümmer und Schlagschutt. Rechts: Artefakte des Mittelpaläolithikums. sen oder bei Wernswig auf die L3158 traler Steinblock mit einer abriartigen bis Lenderscheid. Hinter der Dorfkir- Nische erwähnt, der später zerschlagen ähnlich gute Spalteigenschaft wie Feuer- wissen aber, dass der Platz mit seinem che in Lenderscheid nach Osten Rich- wurde. Das Rohmaterial von Lenderscheid stein aufweist, suchten Menschen den guten Rohmaterial, der Nähe zum Bach tung Leuderode. Am Ortsausgang liegt ist feinkörniger, heller Quarzit, der Platz während aller urgeschichtlichen Peri- und einer Quelle sowie dem ehemals Wind- südlich an der Straße der mit Bäumen gelegentlich von bräunlichen und weißli- oden auf. So gibt es ein C-14 Datum einer schutz gewährenden großen Quarzitblock bestandene Fundplatz „Voßberg“. chen Streifen durchzogen wird. Da er für hier ausgegrabenen Feuerstelle aus der genügend Anreize zum längeren Aufenthalt die Produktion von Steinwerkzeugen eine Bronzezeit. Für die ausgehende Jungstein- der steinzeitlichen Jäger auf ihren Wande- zeit belegen spät- und mittelneolithische rungen bot. Beilfunde die Nutzung des anstehenden Quarzit vor 4.000 bis 6.000 Jahren. Das Jungpaläolithikum (40.000-10.000 Jahre vor unserer Zeit) ist bisher noch nicht nachgewiesen, es ist jedoch anzunehmen, dass sich auch aus diesem Zeitabschnitt eindeutige Fundstücke unter der riesigen Materialmenge verbergen. Aus dem Mittel- paläolithikum (vor 200.000-40.000 Jahre) stammen zahlreiche Artefakte (Faustkeile, Schaber, Blattspitzen und Abschläge), die sich unterschiedlichen Kulturgruppen zuordnen lassen. Unter anderem konnten aus der vorletzten Kaltzeit (vor über 100.000 Jahren) Steingeräte des Ache- ulèen geborgen werden. Wie wir uns im einzelnen den Fundplatz, der in den ver- Literatur: L. Fiedler, Altsteinzeitliche schiedenen Zeitstufen von unterschiedli- Quarzitfundstellen im nordhessischen chen Gruppen aufgesucht wurde, vorzu- Schwalm- und Knüllgebiet II. Arch. Denk- Blick über den steinzeitlichen Schlagplatz bei Lenderscheid. stellen haben, lässt sich nicht sagen. Wir mäler in Hessen 40 (Wiesbaden 1984).

72 73 Fritzlar-Lohne (“Züschen”), Schwalm-Eder-Kreis Steinkammergrab Züschen I Fritzlar-Lohne (“Züschen”), Schwalm-Eder-Kreis Steinkammergrab Züschen I

F Fritzlar-Lohne („Züschen“), Das unter dem Namen Züschen I weit über F Schwalm-Eder-Kreis die Grenzen Hessens hinaus europaweit Steinkammergrab Züschen I bekannt gewordene Megalithgrab in der Gemarkung Lohne gehört zusammen mit zwei weiteren Großsteingräbern und einer zeitgleichen Höhensiedlung auf dem Hasenberg zu einer Gruppe von Boden- denkmälern der Wartbergkultur im Norden Über die Ausfahrt Fritzlar-Nord der A49 von Fritzlar. Das Züschener Großsteingrab oder die Ausfahrt Zierenberg der A63 wurde bereits 1894 von Baron Felix von auf die B450 Fritzlar-Wolfhagen, in Gilsa zu Gilsa und Johannes Boehlau voll- Lohne (5km nördlich von Fritzlar) biegt man Richtung Züschen ab. Nach 2,1km befindet sich auf der rechten Seite die ausgeschilderte Zufahrt zu dem Grab. Parkplätze dort und in der Nähe des Grabes. Dieses ist schon von weitem an seinem scheunenähnli- chen Schutzbau zu erkennen, der durch die Vergitterung einen Blick auf die Grabanlage ermöglicht. Der Schlüs- sel kann im Museum Fritzlar von Mo-Fr 10:00-12:00 Uhr und 15:00-16:00 Uhr Der sogenannte Türlochstein. entliehen werden. ständig ausgegraben. Von O. Uenze war tennenartig festgestampft. Die eigent- geleitete Nachuntersuchungen fanden in liche Grabkammer mit einem Innenmaß den Jahren 1939 und 1949 statt. Die von 2,50 x 16,50m diente als Begräbnis- Untersuchungen zeigten, dass die 20m stätte einer Siedlungsgemeinschaft der lange und 3,50m breite Grabkammer der Wartbergkultur. Diese nutzten das Stein- späten Jungsteinzeit (Wartbergkultur kammergrab zur Bestattung ihrer Toten 3500-2800 v. Chr.) aus annähernd recht- über Jahrhunderte. So fanden sich in der eckigen Steinplatten aufgebaut und in den Grabkammer von Züschen nach den Be- Boden eingetieft war. Das Material aus richten von Uenze die durcheinandergewor- grauem Sandstein ist ortsfremd und mus- fenen Skelettreste von 45 Körperbestat- ste von der gegenüberliegenden Elbbach- tungen (von denen sich heute noch 27 seite herbeigeschafft werden. Die einzel- nachweisen lassen). Anhand vergleichba- nen Steine haben ein Gewicht zwischen 1 rer Befunde ist mit ursprünglich 200-300 und 3t. Für die Längsseiten wurden jeweils Bestattungen zu rechnen. An Grabbei- zwölf Steine und für die Schmalseiten eine gaben konnten nur wenige Funde geborgen Steinplatte verwendet. Die nordöstliche werden. Es fanden sich eine sog. Kragen- Abschlussplatte, wegen ihrer kreisrunden flasche, eine Tasse, mehrere Feuerstein- Öffnung mit einem Durchmesser von und Knochenwerkzeuge, Tierknochen 0,50m als Türlochstein bezeichnet, trennt sowie ein durchlochter Tierzahn. Im Gegen- einen kleinen Vorraum von der eigentlichen satz zu den wenigen Funden steht die Grabkammer. Der Lehmboden dieses reichhaltige Ausschmückung der Wände, 2,50m langen Vorraumes, der wohl für die das Züschener Grab zu einem der Opferhandlungen und Begräbnisriten ge- bedeutensten Megalithgräber erheben. Die Stilisierte Rinderdarstellungen von Züschen. nutzt wurde, wies Brandspuren auf und Zeichen wurden mit einem Steingerät ein-

74 75 Fritzlar-Lohne (“Züschen”), Schwalm-Eder-Kreis Steinkammergrab Züschen I Fritzlar-Ungedanken, Schwalm-Eder-Kreis Büraburg

F gepickt. Ob dies bereits beim Bau der Anla- betonten Endpunkten verbunden, die wohl Fritzlar-Ungedanken, Schwalm-Eder-Kreis durch die Schlucht des Heckengrabens F ge geschah oder ob die Bilder und Muster als Räder zu interpretieren sind. Seltener Büraburg begrenzt. Im Bereich des Sattels, der den erst im Laufe der Zeit in Zusammenhang verbindet sie ein Joch mit Deichsel und leichtesten Zugang zur Büraburg ermög- mit einzelnen Bestattungen angebracht zweirädrigem Wagen. Die Zeichen sind licht, bestand die Befestigungsanlage ne- wurden, ist nicht zu entscheiden. Insge- wohl nicht als rein profaner Schmuck der ben der Mauer aus vier Wällen und drei samt konnten bisher auf 14 Steinen der Grabkammer zu verstehen, vielmehr spie- Gräben. Die Reste dieser Anlagen sind Längswände sowie auf den beiden Ab- geln sich in ihnen Andeutungsweise reli- heute im Gelände meist nur als Terrassen- schlusssteinen der Schmalseite und einer giöse Vorstellungen einer frühen bäuerli- kanten zu erkennen. Weitere Gräben konn- weiteren Platte, die sich im Innenraum chen Kultur. Eine Besonderheit bildet das ten an der Ostseite nachgewiesen werden; fand, Zeichen entdeckt werden. Am häufig- auf einem Wandstein in knappster Andeu- von diesen dreien wurde einer um die Süd- sten zeigen sich senkrechte Linien, über tung wiedergegebene Gesicht, das als ostecke herumgeführt. Insgesamt um- denen ein nach oben geöffneter Halbbo- weibliche Gottheit angesprochen wird. Sie schließt das Befestigungswerk eine Fläche gen angebracht ist; sie werden als Rinder- wird nach ähnlichen Darstellungen in fran- von etwa 8 Hektar. Die höchste Stelle bil- darstellungen gedeutet. Auf einigen Stei- zösischen Großsteingräbern (Dolmen) als det ein Plateau im südwestlichen Teil der nen sind die Rinder mit einer Linie mit Dolmengöttin bezeichnet. Anlage mit einer Größe von 60m x 80m, Das Grab von Züschen ist zusammen auf dessen höchstem Punkt die Brigiden- mit weiteren nordhessischen Steinkam- kirche steht. Durch die Nennung in Schrift- mergräbern im Rahmen der im 3. Jahrtau- quellen des 8. Jahrhunderts kommt dem send v. Chr. in Westeuropa verbreiteten Büraberg für die Geschichte Nordhessens Megalithgräber zu sehen. Anhand des eine hervorragende Bedeutung zu. Die Fundmaterials der Gräber wie auch der erste Erwähnung stammt aus dem Jahre Siedlungen lassen sich starke Beziehun- 742 in Zusammenhang mit der Errichtung gen zu Mitteldeutschland, aber auch zu des für Hessen zuständigen Bistums Büra- norddeutschen sowie süd- und westdeut- Den Büraberg 3km südwestlich von burg durch Bonifatius. In einer weiteren schen Kulturgruppen erkennen. Ebenso Fritzlar erreicht man über den Ortsteil Urkunde wird Witta, der angelsächsische sind gewisse Anklänge an Kulturen Mittel- Ungedanken. Zunächst auf der B253 Landsmann von Bonifatius, als Bischhof frankreichs vorhanden. Fritzlar-Bad Wildungen in den alten von Büraburg ernannt. Aber bereits im Jahr Ortskern von Ungedanken. Von dort 747 erlosch das Bistum Büraburg und der über ausgeschilderte asphaltierte zugehörige Bezirk wurde dem Bistum Straße nach Osten hinauf zum Büra- Mainz zugeordnet. Eine weitere Nennung berg. Die Straße durchschneidet die für 774 bezieht sich auf einen Angriff Wälle der Büraburg auf der Südwest- während der Sachsenkriege Karls des seite und endet auf einem Parkplatz Großen. Nach den Quellen fielen die Sach- unmittelbar hinter ihnen (mit Erläute- sen mit einem großen Heer in die Grenz- rungstafeln). lande der Franken ein und kamen bis zur Festung, die Büraburg genannt wurde. In diese zogen sich die Bewohner des Grenz- Der Büraberg ist der letzte Ausläufer des landes zurück, während die Sachsen Fritz- Wildunger Rückenlandes. Er bildet mit den lar zerstörten. im Norden gegenüberliegenden Bergen die Die Erforschung der Geschichte der „Porta Hassiaca“, durch die die 100m tie- Büraburg beginnt bereits im Jahre 1717 fer fließende Eder in die Fritzlar-Waberner mit der „Historischen Dissertation über Beckenlandschaft austritt. Ein Sattel ver- das Bistum Büraburg in Hessen“ des Mar- bindet den aus mittlerem Buntsandstein burger Prof. Joh. H. Schminke. In der Folge I. Kappel, Das Steinkammergrab bei bestehenden Bergsporn mit dem südwest- setzten sich zahlreiche Historiker mit der Züschen Denkmal europäischer Bedeu- lich anschließenden Ruppenberg. Im Nor- Geschichte des Büraberges auseinander. tung in Nordhessen. Arch. Denkmäler in den und Nordosten ist der Sporn durch Neue Impulse ergaben sich durch die Blick in den Schutzbau. Hessen 22. (Wiesbaden 19892). den Steilabfall zur Eder und im Süden archäologischen Forschungen von J. Von-

76 77 Fritzlar-Ungedanken, Schwalm-Eder-Kreis Büraburg Fritzlar-Ungedanken, Schwalm-Eder-Kreis Büraburg

F rial aus vorgeschichtlicher Zeit vom Mittel- R. Gensen, Der Büraberg bei Fritzlar- F paläolithikum bis zur vorrömischen Eisen- Ungedanken. In: Der Schwalm-Eder-Kreis. zeit und aus dem 1.-5. Jahrhundert n. Chr., Führer zu archäologischen Denkmälern in allerdings ohne zugehörige Baubefunde. Deutschland 8 (Stuttgart 1986) 130 ff. Inwieweit einige der vorgelagerten Gräben zu einer möglichen Befestigung des Ber- ges in früheren Epochen gehören, konnte bisher nicht geklärt werden, da diese Anla- gen im Fall ihres Bestehens sicher in das mittelalterliche Verteidigungssystem ein- bezogen wurden. Der Zugang zur Büraburg erfolgte durch drei Toranlagen im Nordwe- sten, Süden und Südosten. Von der Innen- bebauung konnten bisher nur einige Hausgrundrisse in Form von Steinfunda- menten und Pfostenspuren, sowie Gruben- häuser und steinverkleidete Keller nachge- wiesen werden. Diese Bauten fanden sich vor allem an der Innenseite der Befesti- gungsmauer, nicht zuletzt wegen den in diesen Bereichen guten Erhaltungsbedin- gungen. Bedingt durch die bis heute fort- dauernde Nutzung des Friedhofes um die Brigidenkirche waren in diesem Bereich nur kleine, ausschnitthafte Untersuchun- Blick vom Büraberg nach Fritzlar. gen möglich. Dennoch konnte unter der heutigen, im aufgehenden Mauerwerk derau von 1926-1931. Ausgelöst durch ersetzt. Später wird diese bis auf eine allenfalls aus spätottonischer Zeit stam- Grabungen auf dem Christenberg (Münch- Stärke von 3m verbreitert. Anhand des menden romanischen Kirche der Grundriss hausen – Frühkeltischer Ringwall und karo- archäologischen Materials dürfte die einer kleinen rechteckigen Saalkirche lingische Kesterburg), die Zweifel an den Mauer der ersten Periode wohl zum Ende nachgewiesen werden. Aufgrund der sehr Datierungen Vonderaus aufkommen des 7. Jahrhunderts n. Chr. angelegt wor- geringen Größe des Kirchenbaues – die ließen, begann N. Wand 1967 mit neuen den sein. Nur wenige Jahrzehnte später Innenmaße betrugen 7 x 11m – erscheint Grabungen auf dem Büraberg, die bis folgte die etwas stärkere Mauer der zwei- es zweifelhaft, in ihr die Bischhofskathe- 1996 fortgeführt wurden. Im Zuge dieser ten Periode, die man am Anfang des 8. drale des Bistums Büraburg zu sehen. Die archäologischen Forschungen stellte man Jahrhunderts nochmals verstärkte. Da neuere historische Forschung geht davon fest, dass sich die Befestigungsmauern nach der Aufgabe der Befestigung die aus, dass Bonifatius seine Klostergrün- der Büraburg in zwei Hauptbauperioden Mauer zu den verschiedensten Zeiten als dungen in Fritzlar und auf dem Büraberg, und eine Ausbauphase unterteilen lassen. Steinbruch genutzt wurde, ist sie im Süden zu der noch die Siedlungen in Geismar und In beiden Bauperioden war die aus gebro- nur noch bis zu einer Höhe von maximal auch Holzheim gehört haben dürften, als chenem, vermörteltem Buntsandstein 0,50m erhalten. Im Norden und Osten der Einheit betrachtete. Die Befestigung auf bestehende Wehrmauer in Schalenbau- Anlage hat sich die Mauer der zweiten Peri- dem Büraberg dürfte nach Ausweis des weise ausgeführt. Die Mauer der ersten ode zum Teil bis zu 1,80m unter verstürtz- reichhaltigen Fundmaterials noch zumin- Periode hat eine Breite von 1,50m. In der tem Material erhalten. Neben großen Men- dest bis an den Anfang des 9. Jahrhun- zweiten Periode wird diese weitgehend gen an Keramik und Tierknochenmaterial, derts militärisch besetzt gewesen sein. abgetragen und durch eine meist dahinter, Eisengeräten, Waffen und Beschlägen Nach Ende der Auseinandersetzungen zwi- in einigen Abschnitten auch davor liegende unterschiedlichster Bronzeteile aus der schen Franken und Sachsen verliert sie neue, zunächst 1,80m breite Mauer Zeit der Befestigung fand sich auch Mate- dann an Bedeutung.

78 79 Gießen-Schiffenberg, Landkreis Gießen Frühgeschichtliche Befestigung Gießen-Schiffenberg, Landkreis Gießen Frühgeschichtliche Befestigung

G Gießen-Schiffenberg, Landkreis Gießen G Frühgeschichtliche Befestigung

Von der A485 bis Ausfahrt Gießen Schiffenberger Tal, an der Ampel links Richtung Schiffenberg. Nach 2km an der Ampel links ab (Hinweistafel Schif- Am Südostrand des Gießener Stadtwaldes fenberg) und 1km der Straße folgen bis erhebt sich der Schiffenberg mit den weit- auf Parkplatz. Oder auf Wanderpfaden hin sichtbaren Resten der ehemaligen Klo- oder mit dem Gießener Stadtbus Linie 6. steranlage. Seine nach drei Seiten steil Vom Parkplatz weiter über den Zu- abfallenden Hänge sind zum größten Teil fahrtsweg bis zum Eselstor, hier liegen bewaldet. Trotz der exponierten Lage des hangabwärts auf der Nordseite der Klo- Geländesporns waren bis in die 70er Jahre steranlage die aufgemauerten Reste des 20. Jahrhunderts keine Funde von ihm im Eselsgarten (mit Lageplan und bekannt, die auf vor- oder frühgeschichtli- Erläuterungstafel). Ein Teil der Boden- che Befestigungen bzw. Siedlungstätigkei- funde ist im Vorraum der Gaststätte ten hindeuteten. Nur in der frühgeschichtli- auf dem Schiffenberg ausgestellt. chen Forschung vermutete man eine „Merowingerfeste“ oder spätestens eine Die aufgemauerten Grundmauern des ergrabenen Gebäudes.

befestigte Anlage aus karolingischer Zeit, Erwerb des Schiffenberges durch die die zur Sicherung des Lahnübergangs der Stadt Gießen im Jahre 1973 folgten Main-Diemelstraße und der nahe im Osten umfangreiche Restaurierungs- und Umbau- vorbeiführenden Straße aus der Wetterau arbeiten. Im Zuge dieser Maßnahmen nach der Amöneburg diente. Es deutete begann auch die archäologische Erfor- aber bereits der alte Name „Skephenburg“ schung des Berges, die zunächst von der Ersterwähnung von 1129 darauf hin, 1973-1976 dauerte. Während dieser dass vor der Errichtung des Klosters eine Untersuchungen gelang es, sowohl vor- als ältere Befestigung bestand. Aus histori- auch frühgeschichtliche Befunde zu doku- schen Überlieferungen ist bekannt, dass mentieren und Fundmaterial zu bergen, der Berg um 1000 zur Grafschaft Gleiberg das die Geschichte des Schiffenberges vor gehörte und im Jahre 1129 von Gräfin Cle- der Entstehung des Klosters beleuchtete. mentia zu Gleiberg an den Erzbischof Als älteste Funde bezeugen neolithische Meginer von Trier geschenkt wurde. Im sel- Gefäßfragmente eine Nutzung des Berges ben Jahr gründete sie ein Kloster, das zu- seit der Jungsteinzeit. Des weiteren liegen nächst als Augustiner-Chorherrenstift ent- Funde aus der Bronzezeit, Urnenfelderzeit stand. Aus dieser Zeit (1130-1150) und Hallsattzeit vor, wobei eine Schlan- stammt die Pfeilerbasilika mit Querschiff genfibel aus der Späthallstattzeit bis jetzt und achteckigem Vierungsturm. Aber das jüngste vorgeschichtliche Fundstück bereits im Jahr 1323 übergab es der Erz- bildet. Das vorgestellte Fundspektrum bischof Balduin von Trier dem Deutschen zeigt, dass der Bergsporn bereits während Ritterorden. Nach einer weiteren wechsel- mehrerer vorgeschichtlicher Epochen vollen Geschichte wurde der Schiffenberg besiedelt wurde, ohne dass die genaue Die Pfeilerbasilika auf dem Schiffenberg. 1809 Hessische Domäne. Nach dem Größe und Bedeutung dieser Anlagen zum

80 81 Gießen-Schiffenberg, Landkreis Gießen Frühgeschichtliche Befestigung Glashütten/Schmitten-Niederreifenberg, Hochtaunuskreis Numeruskastell Feldberg

G jetzigen Zeitpunkt bestimmt werden kann. M. Blechschmidt/F.-R. Herrmann, Glashütten/Schmitten-Niederreifenberg, Das Kastell Feldberg liegt unweit vom G An vorgeschichtlichen Befunden konnte Vorbericht über die Ausgrabungen auf dem Hochtaunuskreis Roten Kreuz, dem höchsten Pass des Tau- innerhalb der Klostermauer eine spätur- Schiffenberg bei Gießen 1973 bis 1976. Numeruskastell Feldberg nus (688m ü. NN), über den heute die nenzeitliche Grube dokumentiert werden, Fundberichte Hessen 15, 1975 (1977) Straße von Königsstein nach Oberreifen- ansonsten stammt das überwiegende 79ff. F.-R. Herrmann, Schiffenberg bei Gie- berg führt. Bei Anlage des Limes unter Kai- Fundmaterial aus der Grabungsfläche im ßen. In: H. Roth/ E. Wamers (Hrsg.), Hes- ser Domitian am Ende des 1. Jahrhunderts „Eselsgarten“ in der Nordwestecke des sen im Frühmittelalter (Sigmaringen 1984) n. Chr. wird der Pass zunächst nur mit Plateaus. Auf der Ostseite des Berg- 260 ff. einem hölzernen Wachtturm gesichert (in sporns, an der er über einen Sattel mit der neueren Forschung wird zur Zeit ein dem Hinterland verbunden ist, konnten in etwas späterer Ansatz diskutiert vgl. Bad einem Schnitt drei Befestigungsgräben Homburg v.d.H. – Römerkastell Saalburg). (ein Sohl- und zwei Spitzgräben) erkannt Erst nach der Mitte des 2. Jahrhunderts werden. Die Gräben sind über eine Breite wird es nötig, wohl wegen des zunehmen- von etwa 50m gestaffelt. Da sich in der den Drucks durch Germanen, den kleinen Verfüllung der beiden inneren Gräben Mör- Pass durch ein Numeruskastell zu sichern. telreste und Steine fanden, sind diese si- Aufgrund der Wasserversorgung wurde das cher in frühgeschichtliche Zeit zu setzen. Kastell in der Mulde zwischen dem Großen Gleichzeitig zeigen sie, dass die Hangkan- und dem Kleinen Feldberg dicht an der te mit einer Mauer befestigt war. Diese Weilquelle, etwas abseits vom Pass, Beobachtungen sind mit den in der Gra- errichtet. Mit 700m Höhe ist es nicht nur bungsfläche im „Eselsgarten“ aufgedeck- das höchst gelegene am ganzen römi- ten Fundamenten einer vermörtelten Wehr- schen Limes in Deutschland, sondern es mauer in Verbindung zu bringen. Ob gehört auch zu den besterhaltenen römi- möglicherweise in vorgeschichtlicher Zeit schen Bauten am obergermanischen eine Befestigung bestand, wissen wir Limes. Noch heute sind die Fundamente nicht. In der Grabungsfläche im „Eselsgar- der Umwehrung mit den vier Kastelltoren ten“ konnte neben der Randmauer (mit gut erkennbar. An den abgerundeten Schlupfpforte), die die Nordwestecke des Ecken sind Türme an die Kastellmauer Berges sicherte, der Grundriss eines spä- angesetzt. Insgesamt umschließt die teren Gebäudes, das allerdings noch in die Wehrmauer eine Fläche von 0,7 Hektar. vorklösterliche Phase des Schiffenberges Als Besatzung des Lagers ist durch eine gehört, aufgedeckt werden. Die Grund- Inschrift die Exploratio Halicanensium, mauern des etwa 9m x 14m großen Ge- eine leichte, teilweise berittene Auf- bäudes sind restauriert und heute sicht- klärungstruppe mit einer Stärke von etwa bar. Bei weiteren Grabungen, die bis 1981 Mit dem Auto über die Straße König- 150-200 Mann, belegt. Neben den Resten durch das Landesamt für Denkmalpflege stein – Oberreifenberg (B8, dann der Kastellmauer, der ehemals ein Graben Hessen durchgeführt wurden, konnte im L3025) zur Passhöhe des Taunus am vorgelagert war, sind noch die Grundmau- Osten der alten Fläche im „Eselsgarten“ „Roten Kreuz“. Am Roten Kreuz auf ern des mit einer Rundapsis ausgestatte- der Grundriss eines Kammertores in der nach Osten abzweigenden befestigten ten, zum Stabsgebäude gehörenden Fah- Befestigungsmauer nachgewiesen werden. Waldweg, an diesem liegt nach 200m nenheiligtums zu erkennen. Die weiteren Anhand des Keramikmaterials ist die Ent- der Parkplatz „Heidenkirche“. Von dort Teile des Stabsgebäudes (principia) waren stehung der frühgeschichtlichen Befesti- zu Fuß auf demselben Weg weiter. in Holzfachwerkbauweise errichtet und gung „Skephenburg“ auf dem Schiffenberg Nach etwa 150m mündet von rechts sind heute nicht mehr sichtbar. Bei dem in das späte 7. Jahrhundert zu setzen. ein Waldweg, auf diesem weiter bis großen rechteckigen Gebäudegrundriss im Neben den archäologischen Resten lohnt zum Limes und dem 100m dahinter lie- Westen des Stabsgebäudes handelt es sich aber nicht zuletzt ein Besuch des Ber- genden Kastell (mit Erläuterungs- sich um einen Speicherbau (horreum). Als ges wegen seines schönen Ausblicks in tafeln). Mannschaftsunterkünfte kann man sich die Wetterau. langgestreckte hölzerne Baracken vorstel-

82 83 Glashütten/Schmitten-Niederreifenberg, Hochtaunuskreis Numeruskastell Feldberg Glauburg-Glauberg Wetteraukreis Archäologischer Park Glauberg (APG)

G Glauburg-Glauberg Wetteraukreis G Archäologischer Park Glauberg (APG), Wallanlagen, frühkeltische Fürstengrabhügel und staufische Burg Der Archäologische Park Glauberg (APG) umfasst das Gesamtgebiet des Glaubergs mit den Anlagen auf dem Berg selbst, dem rekonstruierten Fürstengrabhügel 1 und den Graben-Wall-Werken am Enzheimer Köpfchen. Als letzter Basaltausläufer des Vogelsberges erhebt sich der langge- streckte Höhenrücken des Glaubergs mit 271m ü. NN zwischen dem Zusammen- fluss von Nidder und Seemenbach um 150m über die Flussauen. Im Südwesten ist ihm das kegelförmige Enzheimer Köpf- chen 232,2m ü. NN vorgelagert. Die Höhe des Glaubergs bildet ein annähernd ebe- nes Plateau mit einer Länge von über 800m und einer Breite zwischen 80m und Eine der teilweise wiederaufgemauerten Toranlagen des Feldbergkastells. 200m. Auf drei Seiten des Berges fallen die Hänge bis zu 40m steil ab, nur der Ost- len, die natürlich heute im Gelände nicht hang ist wesentlich flacher ausgeprägt. Im mehr sichtbar sind. Verlässt man das Westen des Plateaus hat sich in einer Kastell durch das zum 100m entfernten natürlichen Mulde ein kleiner Weiher gebil- Limes orientierte Haupttor, erreicht man Der Glauberg, 32km nordöstlich von det, der vom Oberflächenwasser gespeist nach etwa 40m die Reste des Kastellba- Frankfurt am Main, liegt etwa 8km wird. Diese naturräumlichen Voraussetzun- des. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts westnordwestlich von Büdingen und gen bilden die Grundlage für die wieder- war die auffällige, im Volksmund „Heiden- 6km ostnordöstlich von Altenstadt, holte Nutzung des Glaubergs als zentralen kirche“ genannte Ruine wohl als Römer- (oder in einem von den Orten Alten- Ort von der jüngeren Steinzeit im 5. Jahr- bau bekannt. So galten auch die ersten stadt, Büdingen und Ortenberg gebil- tausend v. Chr. bis in das Hochmittelalter. Untersuchungen durch den Reifenberger deten Dreieck). Nächste Autobahnan- Für den Besucher lässt sich auch heute Pfarrer Hannappel 1845 dem Kastellbad schlussstelle A45 Hanauer Kreuz- die beherrschende Lage in der eindrucks- (heute nur als flacher Ruinenhügel zu Gambacher Kreuz, Ausfahrt Altenstadt, vollen Aussicht erleben: So blickt man vom erkennen). Ein gut erhaltenes Beispiel für weiter auf der B521 Richtung Büdin- Westrand des Berges in die Untermaine- das Badegebäude eines Numeruskastells gen, Abzweig bei Lindheim auf die bene mit den Hochhäusern von Frankfurt findet sich bei der Kapersburg (Rosbach L3191 bis zum Ort Glauberg. Am süd- am Main, über die Wetterau zum Hochtau- v.d.H.-Ober-Rosbach – Kapersburg). Die westlichen Ortseingang auf dem nus mit Altkönig und Feldberg bis zum weiteren Grabungen im Kastellgelände Düdelsheimer Weg nach Südosten und Hausberg bei Butzbach sowie im Norden wurden 1892 von L. Jacobi begonnen und auf einem befestigten Feldweg bis zum zum Stoppelberg bei Wetzlar und dem endeten mit letzten Nach-untersuchungen Parkplatz (ab Autobahnausfahrt ausge- Dünsberg bei Gießen. durch seinen Sohn in den Jahren 1926-28. schildert). Ausgangspunkt für die Anla- Obwohl die frühesten menschlichen Bei diesen Grabungen wurde auch ein Teil gen auf dem Glauberg bildet der am Spuren, darunter ein Faustkeil aus dem des kleinen Lagerdorfes, das sich auf der D. Baatz, Das römische Kastell am Parkplatz beginnende Kulturhistorische mittleren Abschnitt der Altsteinzeit, bereits Südwest- und Südostseite außerhalb des Kleinen Feldberg im Taunus. Arch. Denk- Lehrpfad. die Anwesenheit des Menschen vor Lagers entwickelte, erforscht. mäler in Hessen 582 (Wiesbaden 2001). 50.000 Jahren auf dem Glauberg aufzeigt,

84 85 Glauburg-Glauberg Wetteraukreis Archäologischer Park Glauberg (APG) Glauburg-Glauberg Wetteraukreis Archäologischer Park Glauberg (APG)

G G

Blick vom Glauberg über den rekonstruierten Grabhügel.

Übersichtsplan des Glaubergs mit seinen Befestigungen und den Wall-Graben-Werken in seinem Vorfeld.

Siedlung auf der Hochfläche. Ob zu diesem Stelle, wo die Hochfläche ihren höchsten Zeitpunkt der Berg bereits durch zusätzli- Punkt erreicht und gleichzeitig die Berg- che Maßnahmen befestigt wurde oder ob flanken im Norden und Süden steiler wer- die naturräumlichen Vorraussetzungen den, ist quer über das Plateau auf einer ausreichend Schutz boten, lässt sich zum Länge von 180m eine Abschnittsmauer jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend errichtet, die den leichtesten Zugang von beurteilen. Sicher lässt sich aber sagen, Osten her sperrt. Die sich anschließenden dass bereits zur Zeit der frühen Kelten im Randmauern sind auf die Bergkante Luftaufnahme des Grabhügels 1 zum Zeitpunkt seiner größten Aufdeckung (1996). 6./5. Jahrhundert v. Chr. die Siedlung gesetzt und umgeben die gesamte Hoch- befestigt wurde. Die Reste dieser immer fläche. Vier Tore ermöglichten den Zugang, lässt sich eine dauerhafte Nutzung des das gesamte Plateau umfassenden Be- wieder veränderten Befestigungsanlagen, in welchen Epochen diese im einzelnen Plateaus erst für die Jungsteinzeit bele- siedlung in den Jahrhunderten um 4000 v. die den gesamten Westteil des Plateaus errichtet und ob sie gleichzeitig genutzt gen. Sie beginnt mit einer Aufsiedlung Chr. durch die Michelsberger Kultur. Am mit einer Fläche von fast 8 Hektar umfas- wurden, ist noch zu klären. Erweitert wird durch die Rössener Kultur in der Mitte des Ende der Bronzezeit lag vom 10.-8. Jahr- sen, bilden die eindrucksvollsten Besied- die Anlage durch mächtige Annexwälle am 5. Jahrtausends v. Chr., gefolgt von einer hundert v. Chr. eine Urnenfelderzeitliche lungsspuren auf dem Glauberg. An der Nordhang des Berges. Sie sichern ein rie-

86 87 Glauburg-Glauberg Wetteraukreis Archäologischer Park Glauberg (APG) Glauburg-Glauberg Wetteraukreis Archäologischer Park Glauberg (APG)

G siges Wasserreservoir von etwa 150m Der goldene Halsring G Länge und 50m Breite. Der von den aus Grab 1. Annexwällen umfasste Raum beträgt 12 Hektar. Somit hatte die frühkeltische Burg auf dem Glauberg eine Größe von 19,7 Hektar. In dieser Zeit ist durch die Ent- deckung des Fürstengrabhügels die über- regionale Bedeutung und der Rang eines Fürstensitzes für den Glauberg belegt. Wei- tere Wall- (Graben-) Abschnitte finden sich am Südwestfuß des Berges, in seinem südlichen Vorgelände und am Enzheimer Köpfchen. In spätkeltischer Zeit im 2./1. Jahr- hundert war der Berg besiedelt und wohl auch befestigt, seine Bedeutung dürfte zu dieser Zeit aber nur noch von regionalem Belang gewesen sein. In römischer Zeit bis 260 n. Chr. lag der Glauberg in nur 5km Entfernung zum Limes außerhalb des römi- schen Reiches. Er befand sich somit im unmittelbaren Einflussbereich der Römer, die eine Besiedlung anscheinend nicht zuließen. In der Völkerwanderungszeit er- Untergeschoss mit romanischem Torbogen 48m zwei fürstliche Bestattungen des 5. hielt der Berg aber erneut überregionale erhalten. Von der zugehörigen Siedlung, Jahrhunderts v. Chr. beigesetzt waren. Bedeutung, als im späten 3.-5. Jahrhun- die sich über das gesamte Plateau er- Unter den zahlreichen Beigaben befinden dert n. Chr. Alamannen auf ihm siedelten. streckte, sind noch zahlreiche Hausfun- sich einmalige Zeugnisse frühkeltischen Nach Ausweis qualitätvoller Funde dürfte damente und Brunnen zu erkennen. Ange- Kunsthandwerks in Form von Goldschmuck es sich um den Sitz eines alamannischen sichts der Ausmaße muss man von einer und einer bronzenen Schnabelkanne sowie Stammesfürsten gehandelt haben. Des- Stadtwüstung sprechen, zu der auch der einer Röhrenkanne aus Bronze, die für die sen Machtbereich dürfte bis zur Nieder- Torturm in der Enzheimer Pforte gehört Bedeutung der keltischen Fürsten spre- Die bronzene Schnabelkanne aus Grab 1. lage der Alamannen gegen die Franken um haben dürfte. Die Zerstörung der Burg und chen, welche ihren Sitz auf dem Glauberg 500 n. Chr weit in die Wetterau gereicht damit auch das Ende der Besiedlung auf hatten. Im Jahr 1999 wurde nur 250m süd- haben. In fränkischer Zeit wurde der Glau- dem Glauberg fällt wahrscheinlich in das lich von Hügel 1 ein zweiter Fürstengrab- berg im 7.-9. Jahrhundert wiederum befe- Jahr 1256. hügel mit einem Durchmesser von 23-24m stigter Mittelpunkt eines größeren Gebietes. Seine herausragende Bedeutung ausgegraben. Er enthielt im Zentrum eben- Er wird zu den sogenannten „Stadtbergen“ unter den archäologischen Fundstellen falls eine fürstliche Bestattung eines Krie- der Merowingerzeit gezählt, den fränki- Hessens, die den Glauberg zu einem Kul- gers. Anhand von naturwissenschaftlichen schen Großburgen, die Sitz der Verwal- turdenkmal von europäischer Größe er- Untersuchungen zeigte sich, dass ihr Herr- tung, aber auch Zentrum der kirchlichen hebt, erhält der Glauberg aber durch den schaftsgebiet eine Ausdehnung von 80- Organisationen waren. Im 12. und 13. Fürstengrabhügel der frühen Keltenzeit. 100km um den Berg eingenommen haben Jahrhundert erlebte der Glauberg als Stan- Der stark verschleifte, heute wieder in sei- könnte. Es hätte somit vom Fulda-Werra- dort einer staufischen Reichsburg seine ner ursprünglichen Größe rekonstruierte Bergland bis zum Neckar und vom Rhein letzte Blüte. Sie wurde im Ostteil der Befe- Grabhügel konnte erstmals 1987 durch bis zum Thüringer Wald gereicht. Weitere stigung errichtet. Das turmartige Burgge- Luftbildaufnahmen lokalisiert werden. Die Untersuchungen ergaben, dass Hügel 1 bäude war in den Wall hineingebaut, der in den Jahren 1994-1997 durchgeführten nur Teil eines aufwendigen Grabmals war, zusätzlich mit einer starken Mörtelmauer Untersuchungen zeigten, dass in dem das aus einer 10m breiten Prozessions- Tiergestaltige Bronzefibel aus Grab 1. bekrönt wurde. Von der Burg blieb nur das Grabhügel mit einem Durchmesser von straße und Grabenanlagen gebildet wurde.

88 89 Glauburg-Glauberg Wetteraukreis Archäologischer Park Glauberg (APG) Großkrotzenburg, Main-Kinzig-Kreis Römischer Kastellort

G Die 7m breiten Gräben beiderseits der auf Großkrotzenburg, Main-Kinzig-Kreis G einer Länge von 350m nachgewiesenen Römischer Kastellort Straße münden auf der einen Seite in den Ringgraben des Hügels und gehen am anderen Ende in ein weitläufiges Wall-Gra- ben-Werk über. Das von dem Wall-Graben- system am Fuße des Glauberges einge- fasste riesige Gelände ist in seiner Bedeutung noch nicht endgültig geklärt. Möglicherweise handelt es sich um ein großes zentrales frühkeltisches Heiligtum, wie es aus antiken Schriftquellen für kel- Aus Richtung Hanau über die B8 oder tische Stämme in späteren Jahrhunderten von der A45 Ausfahrt Alzenau über die überliefert ist. Vergleichbare Anlagen konn- L3308 nach Großkrotzenburg. Dort auf ten bisher noch nicht nachgewiesen wer- der L3308/Waitzweg bis zur Einmün- den. Während der Grabungen im Umfeld dung auf die Lindenstraße, auf diese des Grabhügels 1 kam im Juni 1996 ein nach rechts abbiegen und nach etwa einmaliger Fund zutage, der in seiner 250m links ab in die Bahnhofstraße Bedeutung die Grabfunde noch bei weitem (Richtung Main). Diese geht direkt in übertrifft. Es handelt sich um eine lebens- die Kirchstraße (via principalis des große vollplastische steinerne Statue Kastells) über. Von der Kirchstraße eines keltischen Fürsten des 5. Jahrhun- nach rechts in die Breite Straße mit derts. v. Chr. Darüber hinaus fanden sich Die Statue eines keltischen Fürsten vom Glau- Museum Großkrotzenburg und röm. noch Bruchstücke von drei weiteren Statu- berg. Eckturm, dort auch Parkmöglichkeit. en, die offenbar ganz gleich gestaltet wa- ren. Alle Fragmente sind vermutlich aus einheimischem Sandstein gearbeitet und Das Kastell von Großkrotzenburg liegt am noch nicht lokalisieren. Im Gegensatz zu stammen aus dem nordwestlichen Bereich Übergang von Wetterau- und Mainlimes. den meisten hessischen Kastellplätzen bil- des Grabhügels. Die – bis auf die Füße – Von Markköbel kommend trifft der Limes dete sich der mittelalterliche Ortskern von vollständige Figur ist 1,86m groß und hier auf den Main und verläuft in südliche Großkrotzenburg unmittelbar im Bereich wiegt 230kg. Dargestellt ist ein gepanzer- Richtung auf der anderen Flussseite weiter der antiken Anlage. Im Mittelalter müssen ter Krieger mit Schild und Schwert und als sog. Mainlimes. Durch diese Lage noch große Teile der Kastellruine gestan- Ringschmuck. Auf dem Kopf trägt er eine F-R. Herrmann/O.-H. Frey, Die Kel- sicherte das Kastell zum einen die Main- den haben, so dass sich die Bebauung sogenannte Blattkrone. Seine Ausstattung tenfürsten vom Glauberg. Ein frühkelti- brücke, zum zweiten den anzunehmenden nach dem Grundriss des Lagers ausrichte- entspricht in großen Teilen der des Toten scher Fürstengrabhügel am Hang des rechtsmainischen Uferweg. Von der römi- te, der noch heute im Ortsbild zu erkennen aus Grab 1 des Fürstengrabhügels 1. Die- Glauberges bei Glauburg-Glauberg, Wet- schen Mainbrücke konnten am Anfang des ist. So verläuft die Kirchstraße genau auf ser Fund vom Glauberg gehört zu den wich- teraukreis. Arch. Denkmäler Hessen 20. Jahrhunderts Reste von Holzbalken der Trasse der via principalis, welche die tigsten archäologischen Entdeckungen der 128/129 (1996). Dies., m. Beitr. v. A. Bar- mit Eisenschuhen geborgen werden, auf beiden seitlichen Lagertore miteinander letzten Jahrzehnte in Europa. tel, A. Kreuz u. M. Rösch, Ein frühkelti- denen die Steinpfeiler der Brückenkon- verband. Ebenso zeichnen sich der unge- scher Fürstengrabhügel am Glauberg im struktion ruhten. Nach Ausweis von fähre Verlauf der via praetoria (Sackgasse) Wetteraukreis, Hessen. Bericht über die dendrochronologischen Daten muss die und der via decumana (Breite Straße) ab, Forschungen 1994-1996. Germania75, Brücke um 134 n. Chr. in der Regierungs- die vom vorderen und rückwärtigen Tor des 1997, 459ff. (auch als SA m. eig. Pag. zeit Hadrians (117-138) erbaut worden Lagers ausgingen. Durch die teilweise Nut- 1998). F.-R. Herrmann, Der Glauberg am sein. Das Kohortenkastell wurde um 110 zung im Mittelalter sind heute sogar noch Ostrand der Wetterau. Arch. Denkmäler in n. Chr. errichtet. Ein älteres Holzlager, das Teile der antiken Wehrmauer zu betrachten. Hessen 51 (Wiesbaden 2002). Ausstel- nach Ausweis von Funden aus dem Ende Außer dem westlichen Torturm des lungskatalog, Das Rätsel der Kelten vom des 1. Jahrhunderts n. Chr. um diese Zeit Südtores, von dem sich noch ein Mauer- Glauberg (Stuttgart 2002). entstanden sein dürfte, ließ sich bisher rest neben der Kirche erhalten hat, sind

90 91 Großkrotzenburg, Main-Kinzig-Kreis Römischer Kastellort Gudensberg, Schwalm-Eder-Kreis Lautariusgrab

G Gudensberg, Schwalm-Eder-Kreis riusgrab“ bezeichnet wird. Das in zwei Vor- G Lautariusgrab kammern und eine Hauptkammer unter- teilte Megalithgrab wurde 1932 von G. V. Merhart, W. Kersten und O. Uenze unter- sucht. Noch heute sind die erhaltenen Wandsteine gut im Gelände sichtbar. Das Nur 1km NNO von Güntersberg, auf dem Grab weist eine Länge von etwa 10m und eine Siedlung der Wartberggruppe (Wart- eine Breite von 4,5-5m auf. Die Höhe der bergkultur etwa 3500-2800 v. Chr.) be- Kammer muss nach den Maßen eines stand, liegen im Stadtwald, im Distrikt Trennsteins mindestens 2,5m betragen „Möhrchen“, die Reste eines Großstein- haben. Der Boden der Grablege war gepfla- grabes, das im Volksmund als sog. „Lauta- stert, die Wandsteine bestehen aus Quar- zit und Basalt. Bei den Grabungen zeigte sich, dass die Grablege bereits in vorge- schichtlicher Zeit durch eine späteisenzeit- liche Nachbestattung gestört wurde. Als Funde aus neolithischer Zeit, in der das Grab wohl errichtet wurde, konnten ledig- lich das Fragment einer jungneolithischen Henkeltasse sowie ein Beil aus Kiesel- schiefer geborgen werden. Wie auch ande- re Großsteingräber (vgl. Fritzlar-Lohne Steinkammergrab Züschen I), diente das Grab von Gudensberg als kollektiver Bestattungsplatz einer Gruppe. Wenn auch das „Lautariusgrab“ zusammen mit dem Der im Mittelalter erneuerte Turm. „Heiligen Stein“ bei Muschenheim (Lich- Muschenheim – Megalithgrab „Heiliger Teile der Südwestecke der Kastellmauer wurde von der Ende des 2. Jahrhunderts Stein“) nicht in das grabtypische Bild der mit angebautem, im Mittelalter erneuer- n. Chr. in Großkrotzenburg stationierten für Hessen typischen Galeriegräber passt tem Eckturm zu besichtigen. Zudem wur- Cohors IV Vindelicorum betrieben. Die hier – es ist im Gegensatz zu anderen Stein- den bei allen Nebentoren des Kastells die produzierten Ziegel konnten günstig über kammergräbern oberirdisch errichtet und Umrisse im Straßenraum durch Pflaste- den Main abtransportiert werden. nicht in den Boden eingetieft, des weiteren rung kenntlich gemacht. Der Grundriss des wurde es mit seinen beiden offenen Vor- 2,1 Hektar großen Kohortenkastells wurde kammern auch wesentlich breiter angelegt bei den unter der Leitung von G. Wolf ste- – ist es dennoch sicher als Megalithgrab henden Grabungen des Hanauer Ge- des Jungneolithikums anzusprechen. schichtsvereins 1881 und 1893 durch die RLK ermittelt. Mit dem Haupttor ist das Lager nach Osten zum 25m entfernt ver- Von der A49 Ausfahrt Gudensberg. In laufenden Limes ausgerichtet. Neben Tei- Gudensberg Richtung Ni.-Metze. Von len der Innenbebauung des Kastells konn- Metze aus in Richtung Edermünde- I. Kappel, Steinkammergräber und ten Reste des zugehörigen Dorfes (vicus) Besse auf der L3218 und nach 1,3km Menhire in Nordhessen, Führer zur nord- im Norden und Westen des Lagers mit Bad auf der rechten Seite auf Parkplatz am hessischen Ur- und Frühgeschichte 5 (Kas- und Mithräum nachgewiesen werden. Des D. Baatz, Großkrotzenburg, Kohor- Waldrand. Von dort zu Fuß 500m in sel 19892) 433 ff. A. Jockenhövel, Gudens- weiteren fanden sich die Spuren einer Zie- tenkastell. In: D. Baatz/F.-R. Herrmann südöstlicher Richtung bis zur Grabanla- berg, Megalithgrab. In: F.-R. Herrmann/A. gelei, die wegen ihrer Feuergefährlichkeit (Hrsg.), Die Römer in Hessen2 (Stuttgart ge, rechts am Waldweg. Jockenhövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte außerhalb des vicus angelegt war. Sie 1989) 325ff. Hessens (Stuttgart 1990) 393.

92 93 Gudensberg-Maden, Schwalm-Eder-Kreis Menhir Gutsbezirk Reinhardswald, Landkreis Kassel Ringwall Ahlberg bei Immenhausen-Mariendorf

G Gudensberg-Maden, Schwalm-Eder-Kreis Gutsbezirk Reinhardswald, G Menhir Landkreis Kassel Ringwall Ahlberg bei Immenhausen-Mariendorf

Von der B83 in Höhe von Burguffeln ab Der Ahlberg (394,6m ü. NN) mit seinem nach Immenhausen und dort Richtung von Nordosten nach Südwesten abfallen- Reinhardshagen/Mariendorf. In Mari- den Plateau liegt am Westrand des großen endorf dem Hinweisschild „Zum Ahl- Waldgebietes des Gutsbezirkes Reinhards- berg“ folgen und auf geteertem Weg Von der A49 Ausfahrt Gudensberg wald. Das nach allen Seiten befestigte Pla- bis zur Ahlbergsiedlung. Dort parken nach Gudensberg und weiter nach teau hat eine Größe von 1,25 Hektar. Es (nicht im Bereich der Bushaltestelle, Maden. Am Ortsausgang Richtung wird von einem an der Nord- und Ostseite da dies ein Wendeplatz ist!). Von der Obervorschütz steht links der Straße, annähernd gradlinig und an der Süd- und Bushaltestelle zunächst auf Waldweg umgeben von drei Eichen, der Stein. Westseite leicht bogenförmig verlaufenden bergan. Auf die Kuppe des Berges Wall mit vorgelagertem Graben umschlos- führt kein befestigter Weg. sen. An der Südwestseite ist der Graben Der Menhir von Maden, als „Malstein“, in und auf einer kurzen Strecke auch der Wall jüngerer Zeit auch als „Wotansstein“ durch den Zufahrtsweg zu einem Stein- bezeichnet, ist etwa 2m hoch, 1,20m breit bruch oder einer Tongrube gestört. Auf und 0,55m stark. Die Quarzitplatte ist diese Materialgewinnung sind auch die durch ihre helle Vorderseite (Quarzschicht) muldenförmigen Eingriffe in das Plateau besonders auffällig. Schon 1407 wird der zurückzuführen. Im weiteren Verlauf nach Stein als „langen steyne zu Madin“ er- Südost und Ost sind Wall und Graben wie- wähnt. In der Zeit des Siebenjährigen Krie- der erhalten. Am Südende der Befestigung ges (1756-63) soll er ausgegraben worden biegen Wall und Graben nach Norden um sein, weil man Schätze unter ihm vermute- und führen fast gerade, auf dem letzten te. Dabei fanden sich aber angeblich nur Abschnitt nur noch als Terrassenkante Überreste menschlicher Knochen (zu Men- ausgebildet, zur Nordostecke. In diesem hire siehe auch Kirchhain-Langenstein). Bereich wird die Befestigung durch die jün- Einer alten Sage zufolge wollte der Teufel gere Anlage eines Turms zum Teil überla- vom Lamsberg bei Gudensberg die erste gert. Nach etwa 50m biegt der ebenfalls anlage wird im Spätmittelalter an der Kirche des Bonifatius in Fritzlar mit dem nur als Terrassenkante ausgebildete Wall höchsten Stelle des Berges eine Turm- Felsblock zerschmettern. Er blieb ihm aber der Nordseite ein und bildet eine 15-20m befestigung errichtet. Von dieser sind noch am Ärmel hängen und fiel auf das Feld zwi- lange, in südliche Richtung verlaufende Reste der Ringmauer im Gelände erkenn- schen Maden und Obervorschütz. Auf dem Torwange. Ebenso zieht im Abstand von bar. Diese umschloss eine Fläche mit Stein glaubte man Abdrücke von Teufels- 10m die westliche Torwange ein. Wie der einem Durchmesser von etwa 15m. In der krallen zu erkennen. Aufbau der heute als Wälle sichtbaren Be- Mitte befinden sich Teile eines mächtigen festigung ausgesehen hat, wissen wir Mauerfundaments, auf dem der Turm nicht. An einigen Stellen der Außenseite gestanden hat. I. Kappel, Steinkammergräber und des Walls erkennbare Steine deuten auf Menhire in Nordhessen, Führer zur nord- eine Mauerfront hin. Nach Form und Aus- hessischen Ur- und Frühgeschichte 5 führung handelt es sich bei den Wällen R. Gensen, Die Ringwallanlage auf (Kassel 19892) 62 ff. Dies., Der Menhir um die Reste einer frühmittelalterlichen dem Ahlberg bei Immenhausen-Marien- von Maden. In: Der Schwalm-Eder-Kreis. Befestigung, die nach Ausweis von Funden dorf. In: Stadt und Landkreis Kassel. Füh- Führer zu archäologischen Denkmälern in eine ältere eisenzeitliche Anlage über- rer zu archäologischen Denkmälern in Der Menhir von Maden. Deutschland 8 (Stuttgart 1986) 45f. lagert. In diese frühmittelalterliche Wehr- Deutschland 7 (Stuttgart 1986) 129ff.

94 95 Gutsbezirk Reinhardswald, Kreis Kassel Sieburg bei Bad Karlshafen Gutsbezirk Reinhardswald, Kreis Kassel Sieburg bei Bad Karlshafen

G Gutsbezirk Reinhardswald, Kreis Kassel G Sieburg bei Bad Karlshafen

Die Hochfläche der Sieburg ist von Bad Karlshafen aus auf verschiedenen Das Sieburg genannte Hochplateau (274m Wanderwegen zu erreichen. Zu den ü. NN) bei Bad Karlshafen wird im Osten Abschnittswällen gelangt man von der und Norden von der Weser und im Westen K76 zwischen Helmarshausen an der von der Diemel umflossen. Die Kanten der Diemel (an der B83) und Gewissenruh annähernd dreieckigen Hochfläche fallen bei Gieselwerder an der Weser (an der bis zu 150m steil ab und bieten somit ei- B80). Bei km 2,1 am höchsten Punkt nen hervorragenden Schutz. Nur im Süden der Straße Wanderparkplatz, von dort ist das Plateau über einen an seiner eng- auf befestigten Waldweg nach Norden sten Stelle nur 600m breiten Geländesat- Die Sieburg auf der Schleesteinschen Karte aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts. entlang der Steilkante über der Diemel tel mit den Höhen des Reinhardswaldes etwa 1150m bis zum äußeren bzw. verbunden. Diesen einzigen leichten Zu- tigte Areal erreicht eine Größe von über des Wettehageborns ab. Zahlreiche ge- 1200m bis zum Westende des inneren gang riegelt ein quer über den Bergrücken 140 Hektar, womit die Sieburg die größte scheiterte Versuche, eine zusätzliche Walles. gelegter, 580m langer Abschnittswall mit Anlage überhaupt in Hessen darstellt. In Sicherung an den Hangkanten der Sieburg vorgelagertem Graben ab. Das so befes- seinem Verlauf folgt der Wall – nicht wie im nachzuweisen, sprechen dafür, dass die Gelände möglich – einer geraden Linie, Ränder des Plateaus wohl unbefestigt sondern beschreibt mehrfach ganz stump- waren. Wegen Fehlens von zeitlich be- fe Winkel nach innen und außen. Leider ist stimmbaren Funden – die über die Berg- der noch bis 1,10m hohe Wall (auf seiner höhe verteilten Grabhügel gehören in die Außenseite über der Grabensohle) sehr Bronze- oder Hallstattzeit und haben mit schlecht erhalten, so dass er teilweise nur der Befestigung nichts zu tun – kann die noch als Geländeabsatz zu erkennen ist Wehranlage nur über ihre äußere Erschei- oder sogar ganz aussetzt. Auch der 6m nungsform in das frühe Mittelalter datiert breite Graben erreicht nur noch eine Tiefe werden. Möglicherweise geht sie bis in von 0,40m und ist streckenweise ganz ein- karolingische Zeit zurück und ist hier im geebnet. Die zum Wall zerfallene Mauer Grenzgebiet zu den Sachsen in Zusam- war wohl überwiegend aus Blöcken des an- menhang mit den von 772-804 dauernden stehenden Sandsteins aufgebaut, ihr ge- Kämpfen Karls des Großen (768-814) zur nauer Aufbau ist aber nicht bekannt. Etwa Befriedung der Sachsen und der endgülti- in der Mitte der Anlage sind die Wallenden gen Eingliederung ihrer Gebiete in das an einem heute 7m breiten Durchlass Frankenreich zu sehen. gegeneinander versetzt und geben somit die Stelle des Tores an. Ein zweites Tor wird 60m von der Weserkante vermutet. In einem Abstand von 250-300m sperrt im Süden des Abschnittswalls ein ebenfalls mehrfach geknickter Vorwall mit Graben auf einer Strecke von 230m das F.-R. Herrmann, Die Sieburg bei Bad westliche Vorgelände zwischen dem Steil- Karlshafen. Arch. Denkmäler in Hessen 92 Die Sieburg auf einer Karte von 1857 mit dem als Hünengraben eingetragenen Abschnittswall. hang zur Diemel und dem Bacheinschnitt (Wiesbaden 1991).

96 97 Hadamar-Niederzeuzheim, Landkreis Limburg-Weilburg Megalithgrab Hadamar-Niederzeuzheim, Landkreis Limburg-Weilburg Megalithgrab

H Hadamar-Niederzeuzheim, H Landkreis Limburg-Weilburg Megalithgrab

Das Steinkammergrab liegt im Gemeinde- wald von Niederzeuzheim in der Flur „Hoh- ler Stein“. Nach einer bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg vom damaligen Revierför- ster Rödler durchgeführten Grabung, kam es 1954 zu einer von K. Heymann geleite- Der Zustand des Grabes vor den Sanierungsarbeiten. ten fachgerechten Untersuchung des Bodendenkmals. Im Verlauf dieser Arbei- an der Eingangsseite im Süden trennen ten wurden die Reste der Grabanlage frei- drei Steinblöcke die Hauptkammer von gelegt und ihr Aufbau dokumentiert. In dem kurzen, offenen Vorraum ab. Von den Von der A3 bis Ausfahrt Limburg-Nord dem schon stark gestörten Innenraum fan- Steinen der Decke fanden sich sowohl zer- und weiter Richtung Weilburg, dann auf den sich nur drei neolithische Steinbeile brochene Reste im Innenraum als auch die B54 und vor Oberzeuzheim auf die aus der Erbauungs- und Nutzungszeit der außerhalb der Grabkammer. Ein Teil des L3278 nach Niederzeuzheim. Auf der Grabanlage. Mehrere eisenzeitliche und nach Norden um 0,40m abfallenden L3278 durch den Ort Richtung Frick- mittelalterliche Keramikfragmente aus der Bodens war gepflastert. Auf der Außensei- hofen. Etwa 800m hinter dem Sport- Kammer deuten auf eine frühe Ausräu- te fanden sich Reste des Steinmaterials, platz am Ortsausgang von Niederzeuz- mung des Megalithgrabes hin. Die zwei- das zu dem ehemaligen Hügel gehörte, der heim auf der rechten Straßenseite teilige, mit ihrer Längsachse in nord-süd- das Grab überwölbte. Neben dem Flurna- Parkmöglichkeit vor dem Verkehrs- liche Richtung orientierte Grabkammer men „Hohler Stein“ deuten eine alte Sage schild Dornburg/Dbg-Thalheim. Von weist an der Außenseite eine Breite von und die mittelalterlichen Keramikfragmen- dort zu Fuß am Waldrand entlang in 2,50m und eine Länge von 7m auf und war te darauf hin, dass die Grabanlage seit lan- östlicher Richtung bis zu einer Ruhe- etwa zur Hälfte in den Boden eingetieft. gem bekannt ist. In der Sage heißt es, bank; von dort erreicht man nach weni- Der Innenraum hat eine Größe von 1 x dass zwischen dem Dornberg, auf dem H. Schoppa, Ein Steinkistengrab von gen Metern auf Fußpfad das Stein- 5,50m. Jede Längsseite bestand aus vier eine alte Stadt gestanden haben soll, und Niederzeuzheim, Kreis Limburg. Nassaui- kistengrab auf der Innenseite des großen Steinplatten, die bis zu 0,30m über der Steinkammer ein unterirdischer Gang sche Heimatblätter 45, 1955 Heft 1, 5ff. Waldrandes. Eine Ausschilderung wird den Boden aufragen. In den Zwischenräu- bestand. Durch diesen sollen zwölf lebens- A. Jockenhövel, Hadamar-Niederzeuzheim, im Jahr 2004 im Rahmen von Rekon- men findet sich zum Teil Trockenmauer- große goldene Apostelfiguren bei einer Megalithgrab. In: F.-R. Herrmann/A. struktionsarbeiten erfolgen. werk. An der hinteren Schmalseite ver- Belagerung der Stadt weggeschafft wor- Jockenhövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte schloss ein Steinblock die Grabkammer, den sein. Hessens (Stuttgart 1990) 398ff.

98 99 Hanau-Kesselstadt, Main-Kinzig-Kreis Kastelle und Kastellbad Salisberg Hanau-Kesselstadt, Main-Kinzig-Kreis Kastelle und Kastellbad Salisberg

H Hanau-Kesselstadt, Main-Kinzig-Kreis in Stein ausgebauten Lagers nicht kennen. H Kastelle Schon in den Jahren zwischen 110-120 n. Chr. ersetzte man die um 90 n. Chr. ent- und Kastellbad Salisberg standene Anlage auf dem Salisberg durch das näher am Limes gelegene Kastell Von beiden Kastellen sind keine sicht- Rückingen. Das zugehörige Kastellbad auf baren Reste mehr vorhanden, es lohnt dem Salisberg entdeckte G. Wolf 1913 auf jedoch der Besuch der Reste des Kastellbades auf dem alten Friedhof von Kesselstadt. (Öffnungszeiten Friedhof: Nov.-Feb. 7:30-17:30; März u. Okt. 7:30-18:00; April u. Sept. 7:30- 19:00; Mai-Aug. 7:30-20:00). Diesen erreicht man von der A66 Ausfahrt Hanau-Nord auf der B45/Bruchköbeler Landstraße nach Hanau bis zur Ein- Als Nachfolger des 14 Hektar großen La- mündung auf die Straße „Kinzig- gers von Hanau-Kesselstadt, das nicht lan- brücke“, hier rechts und von dieser ge nach seiner Fertigstellung am Ende des wieder rechts ab in die Frankfurter 1. Jahrhunderts n. Chr. bereits wieder auf- Landstraße Richtung Wilhelmsbad. In gegeben wurde, errichtete man kurz darauf der Frankfurter Landstraße (Richtung das wesentlich kleinere Kastell auf dem Maintal und Schloss Philippsruhe) Salisberg. Beide Lager hatten die Aufgabe, links ab in den Salisweg, auf diesem die strategisch wichtige Lage am Mainknie weiter über Bahnschienen und rechts zu sichern. Vom Kastell auf dem Salisberg ab in den Baumweg (Kastellbad Kes- konnte 1929 lediglich ein 70m langes Gra- selstadt ausgeschildert), hier Park- benstück gesichert werden, so dass wir möglichkeit vor dem Friedhof. die genaue Ausdehnung des wohl niemals Blick über die Grundmauern des römischen Kastellbades in Kesselstadt.

dem Gelände des alten Kesselstädter Friedhofes und grub es in den Jahren 1914 und 1919 aus. Die Grundmauern des Gebäudes wurden konserviert und sind sichtbar. Bei der Untersuchung konn- ten die Reste eines älteren und eines jün- geren Badegebäudes festgestellt werden. Vom älteren Bau konnte allerdings nur ein 5 x 6m großer hypokaustierter Raum (caldarium?) freigelegt werden. Das jünge- re Badegebäude weist eine Länge von 43m und den typischen Grundriss eines römischen Militärbades auf. Durch die zahlreichen, von der 14., 21. und 22. Legi- on gestempelten Ziegel lässt sich der Bau- komplex datieren. Das ältere Bad muss nach gängiger Meinung um 92 n. Chr., das W. Czysz, Hanau-Kesselstadt. In: D. jüngere zwischen 95 und 100 n. Chr. Baatz/F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer Blick auf eine Teilrekonstruktion des beheizten Fußbodens. gebaut worden sein. in Hessen2 (Stuttgart 1989) 234 ff.

100 101 Hesseneck-Hesselbach, Odenwaldkreis Wachtposten Wp. 10/30 und Kastell Hesselbach Hesseneck-Hesselbach, Odenwaldkreis Wachtposten Wp. 10/30 und Kastell Hesselbach

H Hesseneck-Hesselbach, Odenwaldkreis H Wachtposten Wp. 10/30 und Kastell Hesselbach

Bis Michelstadt vgl. Zugangsbeschrei- bung Eulbacher Park. Von Michelstadt auf der B47 Richtung Amorbach, auf der Höhe, nach 7km, rechts ab auf die K45 Richtung Würzberg. Durch den Ort Richtung Hesseneck-Hesselbach (Vor- sicht!: Nach etwa 1km hinter dem Orts- ausgang am Waldrand mit dem Park- platz „Römerbad“ geradeaus! Richtung Wildschweinfütterung). Die Turmstelle Wp. 10/30 liegt innerhalb des Wildge- Rekonstruktion eines Holzwachtturmes mit Untergeschoss aus Trockenmauerwerk (nach Baatz). heges, 1,3km nach der Wildschwein- fütterung rechts der Straße; Parkmög- Kreuz liegende Balken ausgespart. Die ver- Ringgraben mit einem Durchmesser von lichkeit bei Punkt 491,5. Von dort etwa bleibenden Zwischenräume des Sockels 20m diente in erster Linie zur Entwässe- 180m zu Fuß auf spitzwinklig nach wurden mit Steinen und Erdmaterial aufge- rung des Fundaments. In der folgenden Nordwesten führendem Waldweg. Zum füllt. Auf dieser massiven Basis folgte ein Phase wurde der Postenweg zusätzlich Kastell weiter auf der Straße durch den zweigeschossiger Aufbau aus Holz, dessen durch eine 30m vor dem Holzturm errichte- Wildpark bis Hesselbach; das Kastell Dach wohl mit Holzschindeln gedeckt war. te Palisade geschützt. Sie bestand aus 25- liegt unmittelbar vor dem Ort. Der Eingang im Mittelgeschoss war über 30cm starken Stämmen, die bis zu 1,40m Luftaufnahme des Kastells Hesselbach. eine – bei Gefahr einziehbare – Leiter zu er- in den Boden eingelassen waren. Als letz- reichen. Der den Turm umschließende te Baumaßnahme lässt sich die Errichtung Der Wachtposten 10/30 „In den Vogel- eines Steinturmes fassen, der 145/146 n. baumhecken“ liegt an dem um 100 n. Chr. Chr. 20m nördlich des Holzturms entstand entstandenen und bereits um 160 n. Chr. und diesen ersetzte. Der Turm hat eine wieder aufgelassenen Odenwaldlimes quadratische Grundfläche mit einer Seiten- (siehe auch Michelstadt-Würzberg Kastell länge von 4,80m. Auch er hatte seinen und Kastellbad Würzberg). Durch die am über eine Leiter erreichbaren Eingang im originalen Standort restaurierten Wacht- ersten Geschoss, im Gegensatz zum Holz- turmreste lässt sich für den Besucher gut turm war allerdings das Untergeschoss die Entwicklung des Odenwaldlimes nach- durch eine Falltür zugänglich. vollziehen. Zu der ersten Ausbauphase ge- Das Numeruskastell Hesselbach (das hörte ein durch Holztürme gesicherter Pos- südlichste Limeskastell von Hessen) liegt tenweg. Das 5,25m x 5,25m große Fun- am nordöstlichen Rand des gleichnamigen dament des Holzturmes „In den Vogel- Dorfes. Es gehört zu einer Kette recht baumhecken“ bestand aus Trockenmauer- gleichartiger Numeruskastelle am Oden- werk mit Aussparungen für Holzpfosten an Rekonstruktion eines Steinwachtturmes waldlimes. Bereits 1768 von Chr. E. den Ecken. Zudem waren Schlitze für über (nach Baatz). Hanßelmann als „römisches Schloß“ be-

102 103 Hesseneck-Hesselbach, Odenwaldkreis Wachtposten Wp. 10/30 und Kastell Hesselbach Hirschhorn (Neckar),Landkreis Bergstraße Felsbild an der Waldbrudershütte

H schrieben, fand 1895 eine erste archäolo- Kaiser Hadrian (117-138) eine steinerne Hirschhorn (Neckar),Landkreis Bergstraße Wer bei Hirschhorn den Neckar verlässt H gische Untersuchung unter der Leitung von Umwehrung aus Trockenmauerwerk Felsbild an der und sich nach Nordwesten wendet, gelangt F. Kofler im Auftrag der RLK statt. Das bis erhielt. Diese wurde in der letzten Ausbau- Waldbrudershütte in das schmale Tal des Ulfenbaches, der ins hohe Mittelalter noch aufrecht stehen- phase durch eine Mörtelmauer ersetzt. sich über 200m tief in den Sandstein ein- de Mauerwerk führte dazu, dass der Weg Zugleich vergrößerte man den Lagergrund- gegraben hat. Nach etwa 2,5km weitet in das in dieser Zeit gegründete Hufeisen- riss um wenige Meter auf eine Fläche von sich das Tal etwas an der Einmündung dorf Hesselbach um die Ruinen herumge- 80,6m x 72,8m. Die Innenbebauung war in einer nach Südwesten ziehenden Schlucht. führt wurde und so noch heute die Form allen Perioden in Holzfachwerkbauweise An ihrer Nordostflanke, etwa 60m über des Kastells nachzeichnet. Obwohl die ausgeführt. Nachdem das Lager im Zuge dem Talgrund, findet sich neben einem Mauern durch Steinraub vollkommen abge- der Vorverlegung des Limes aufgelassen hervorkragenden Felsdach, der sogenann- tragen sind, erkennt man die Reste der und die Gebäude niedergelegt waren, Umwehrung deutlich im Gelände. Seinen bestand eine kurze zivile römische Besied- hohen Stellenwert in der Fachwelt ver- lung des Platzes. dankt Hesselbach den in den Jahren von 1964-66 von D. Baatz durchgeführten Gra- bungen, bei denen es erstmals gelang, neben der Entwicklung auch die vollständi- H. Göldner/F.-R. Herrmann, Wacht- ge Innengliederung eines Nummeruska- posten 10/30 „In den Vogelbaumhecken“ stells zu klären. Es zeigte sich, dass die und Kastell Hesselbach am Odenwaldli- Anlage, die um 100 n. Chr. zunächst in rei- mes. Arch. Denkmäler in Hessen 154 ner Holzbauweise errichtet wurde, unter (Wiesbaden 2001).

Blick auf die sogenannte „Waldbrudershütte“.

A5 Abfahrt Heidelberg, von dort nach Osten auf der B37 Richtung Eberbach/ Hirschhorn. In der Ortsmitte Hirsch- horn nach Nordwesten auf die L3105 Richtung Wald-Michelbach/Langenthal. Nach etwa 2km geht ein Feldweg nach links über den Ulfenbach. Hinter der Brücke führt der Weg zunächst rechts und dann nach etwa 100m links in eine tief eingeschnittene Schlucht, an deren Nordwand, erreichbar über einen Pfad, die „Waldbrudershütte“ liegt. – Über die B45 von Hanau/Dieburg bis an den Neckar, von dort nach Westen auf der B37/45 Richtung Heidelberg bis Hirschhorn, ab Ortsmitte weiter wie oben. Rekonstruktion des Kastells Hesselbach (nach Baatz).

104 105 Hirschhorn (Neckar),Landkreis Bergstraße Felsbild an der Waldbrudershütte Höchst-Hummetroth, Odenwaldkreis Römischer Gutshof Haselburg

H ten „Waldbrudershütte“, an einer senk- der „Wiederentdeckung“ im 19. Jahrhun- Höchst-Hummetroth, Odenwaldkreis H rechten Wand ein Felsbild. Es wurde leider dert einige Forscher für einen keltischen Römischer Gutshof Haselburg Unter den zahlreichen in Hessen bisher in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts Ursprung aus (u.a. wegen einer der Hirsch- bekannten Villae rusticae, römischen durch blinde Zerstörungswut schwer horner Gestalt sehr ähnlichen Figur auf Agrarbetrieben ähnlich heutigen Aussied- beschädigt, so dass heute nur noch ein dem Gundestrupkessel). Grundlage für die lerhöfen, gehört die “Haselburg” zu den Torso dieses in seiner Art einmaligen zweite Deutung bildete eine lokale Sage, größten Anlagen dieser Art. Sie liegt auf Kunstwerkes erhalten ist. Glücklicherwei- die von einem Einsiedler namens Leon- der Hochfläche zwischen Gersprenztal im se sind Abformungen des im Relief erha- hard erzählt, der hier in einer einfachen Westen und Mümlingtal im Osten, an der ben aus dem Fels herausstehenden Bild- Hütte gelebt haben soll. Das überhängen- Grenze zwischen Sandsteinodenwald und nisses sowohl im Rathaus Hirschhorn als de Felsdach war wohl in die Behausung Vorderem (Kristallinen) Odenwald, bei miteingebunden – Ausarbeitungen in der einem der wenigen Kalkvorkommen des Felswand für einen runden Pfosten als Mittelgebirges. Ihr Name stammt von Wiederlager sprechen für eine Türkon- Haselstauden, die früher an drei Seiten struktion. Weitere Hinweise für die Einsie- auf den Anfang des 19. Jahrhunderts noch delei bilden die im Volksmund überliefer- vorhandenen Schuttwällen der Umfas- ten Namen „Waldbrudershütte“ für das sungsmauer wuchsen. In dieser Zeit Felsdach und „Lengertel“ (Lengert ist im Odenwald gebräuchlich für Leonhard) für Über Höchst i. Odw. an der B45 (Hanau die Schlucht. Die Darstellung selbst wird – Dieburg – Erbach – Eberbach) oder entweder als Bild des Leonhard angespro- über Brensbach an der B38 (Darm- chen oder als Werk des Einsiedlers, dem stadt – Rheinheim – Reichelsheim – eine Bildhauerausbildung nachgesagt wird, Weinheim). Von beiden Orten jeweils gesehen. Ein weiteres wichtiges Indiz sind auf der L3106 bis zu dem Parkplatz an die gotisch anmutenden spitzen Schuhe, der Straße südöstlich des Ortes Hum- die eine Entstehung des Felsbildnisses im metroth. 13./14. Jahrhundert nahelegen. Dieser Datierung darf man sich wohl anschließen.

Der Abguss des Felsbildnisses vor der Zerstörung aus dem Jahr 1974.

auch im Volkskundemuseum Heppenheim vorhanden und dort zu sehen. Auf der Dar- stellung ist eine stehende, wohl männliche Figur zu erkennen. Die Arme sind in Ado- rantenhaltung (in anbetender Geste) über die Schultern erhoben, die Handflächen weisen zum Betrachter. Das en face gear- beitete Gesicht zeigt in einfacher Weise Augen, Nase und Mund. Auf der rechten Schulter sitzt ein Vogel. Die Bekleidung der Figur besteht aus einem schlichten, knöchellangen Gewand, unter dessen Saum zwei spitze Schuhe hervorschauen. Die Höhe der Figur beträgt etwa 0,77m. H. Göldner, Das Felsbild an der Die Deutung der Gestalt geht in zwei Rich- Waldbrudershütte. Arch. Denkmäler in tungen: so sprachen sich zunächst nach Hessen 83 (Wiesbaden 1983). Luftbildaufnahme des Gutshofes Haselburg.

106 107 Höchst-Hummetroth, Odenwaldkreis Römischer Gutshof Haselburg Höchst-Hummetroth, Odenwaldkreis Römischer Gutshof Haselburg

H besuchte der Darmstädter Geheime Umfassungsmauer mit Seitenlängen zwi- sich nach Süden zum Innenhof öffnete. Im war. Der südliche Raum ist wohl als Vorhof H Staatsrat J. F. Knapp den Ort und konnte schen 183,50m und 185,5m umschließt Südwesten ist das Badegebäude mit den des eigentlichen Jupiterheiligtums zu se- außer der Hofmauer auch noch Ruinenhü- einen fast quadratischen Hofbezirk von verschiedenen Baderäumen und der Toilet- hen. Im dahinterliegenden zweiten Raum gel von Gebäuden deutlich im Gelände knapp 3,5 ha Fläche. Bisher konnte in der te angebaut. Nach Nordosten schloss sich zeigte sich in dessen Zentrum die massive erkennen. In den folgenden Jahrzehnten Mitte der nordwestlichen Hofmauer ein Tor ein mit Keller ausgestatteter, wohl als Fundamentierung der Säule. Ein Zusam- nutzten die Einwohner der umliegenden mit einer Breite von 3,60m festgestellt Wirtschaftstrakt zu bezeichnender Gebäu- menhang des Kultbezirkes mit einer wäh- Dörfer die Ruine zur Steingewinnung, so werden, ein weiterer Zugang wird an der dekomplex an. Des weiteren konnte ein rend der Grabungen entdeckten, über 400 dass die Spuren des Gutshofes langsam gegenüberliegenden Seite vermutet. Ein im von der Oberfläche verschwanden. Obwohl geomagnetischen Bild nachgewiesener, bereits am Ende des 19. Jahrhunderts nach außen gerichteter Mauerzug an der einige Untersuchungen durch H. Gieß und Nordostseite deutet ein weiteres Tor an. E. Anthes auf der Haselburg stattfanden, Größte Beachtung verdient das Hauptge- erweiterte sich unser Kenntnisstand erst bäude der Anlage, das mit einem Innenhof, durch die neueren Grabungen von 1979- der durch einen Säulengang eingefasst 1985, die durch den Bau einer Erdgaslei- wurde (Peristyl), ausgestattet war. Mit die- tung ausgelöst wurden. Einen weiteren sem Gebäude, das auf den mediteranen Wissenszuwachs brachte zuletzt eine Bautyp des Peristylhauses zurückgeht, großflächige geophysikalische Prospekti- hebt sich die Haselburg von den meisten on, die von 1994 bis 2000 durchgeführt Gehöften unseres Raumes ab, deren wurde. Es zeigte sich, dass der Gutshof, Hauptgebäude häufig dem Eckrisalittyp wohl im zweiten Viertel des 2. Jahrhun- (Wohnhaus mit seitlichen Ecktürmen) oder derts gegründet, bis zur Aufgabe der noch einfacheren Bauformen zuzuordnen rechtsrheinischen Gebiete und der Rück- sind. Im Norden des Hauptgebäudes verlegung der römischen Grenze an den befand sich der zum Teil mit einer Boden- Rhein (um 260 n. Chr.) bestand. Der Stan- heizung (hypocaustum) ausgestattete dort der Haselburg lag auf dem Gebiet des Wohnteil des Gebäudes. In dessen Mitte zivilen Verwaltungsbezirkes civitas Auderi- lag das mit einer Apsis repräsentativ aus- Links jungsteinzeitliches Gefäß (3. Jahrtausend v. Chr), rechtes Gefäß und Trachtbestandteile ensium mit dem Hauptort Dieburg. Die gestaltete Speisezimmer (triclinium), das aus keltischen Bestattungen auf dem Areal der Haselburg.

Anbau an der nordöstlichen Hofmauer, ein Jahre älteren keltischen Bestattung ist Wasserbecken und der Mauerwinkel eines nicht gegeben. Obwohl die Grabungen auf abgetrennten Hofbereiches oder eines wei- der Haselburg noch nicht abschließend be- teren steinfundamentierten Gebäudes arbeitet und viele Fragen zu einzelnen Bau- nachgewiesen werden. Der Grundriss phasen sowie der weiteren Innenbebauung eines bereits 1886 teilweise ergrabenen noch offen sind, lässt sich anhand des 15 x 22,5m großen, damals aber nicht Hauptgebäudegrundrisses sagen, dass dokumentierten Gebäudes, das an die der Besitzer der Anlage ein wohlhabender Südwestecke der Hofmauer angebaut war, Mann war, der vielleicht hier nur seinen ist in der geomagnetischen Messung Landsitz hatte und sonst in der Stadt, mög- erkennbar. Besonders hervorzuheben licherweise dem Verwaltungssitz Dieburg, bleibt, dass westlich des Hauptgebäudes tätig war. Denkbar wäre auch ein Zusam- nicht nur Bruchstücke einer sehr großen menhang mit dem für die römische Zeit im Jupitergigantensäule zutage kamen, son- Odenwald vermuteten Bergbau. dern auch der ehemalige Aufstellungsort der Säule dokumentiert werden konnte. Es handelte sich dabei um ein rund 10 x 17m F.-R. Herrmann, Die villa rustica großes rechteckiges Mauergeviert, das in „Haselburg“ bei Hummetroth. Arch. Denk- Römisches Fundmaterial, 2.-3. Jahrhundert n. Chr., aus der Haselburg. der Mitte durch eine Innenmauer geteilt mäler in Hessen 552 (Wiesbaden 2001).

108 109 Hofbieber-Danzwiesen, Landkreis Fulda Keltisches Oppidum Milseburg Hofbieber-Danzwiesen, Landkreis Fulda Keltisches Oppidum Milseburg

H Hofbieber-Danzwiesen, Landkreis Fulda Die Milseburg östlich von Fulda ist mit hutsteins, biegt im Bogen nach Südosten H Keltisches Oppidum Milseburg ihrer Höhe von 835,2m ü. NN die höchste um und umrundet etwa 50 bis 75m vom Erhebung der westlichen Kuppenrhön. Sie Fuß entfernt die ganze Ostseite des Ber- überragt die umliegende Landschaft um ges. In der Mitte der Ostseite wird der etwa 130m. Im Süden und Westen wird sie Geisstein, ein 5m hoher Felsblock, in die von der Biber umflossen, in deren Tal die Befestigung eingebunden. Im Süden nä- Steilhänge einfallen. Auch an den übrigen hert sich der Wall, der Höhenlinie folgend, Seiten fallen die Hänge des Berges steil wieder dem Berg und läuft in der hier ab, nur im Nordwesten wird durch das ansteigenden Blockhalde aus. Drei Tore an Gelände ein leichter Zugang ermöglicht. der Nordost-, Ost- und Südseite ermöglich- Am 25. Juli 980 wird die „Milsiburg“ ten den Zugang, wobei das nördliche Tor – erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser eine einfache Mauerlücke – nur noch durch Otto II. dem Kloster Fulda den Wildbann eine bayerische Flurkarte von 1849 zu über die Waldgebiete östlich von Fulda, lokalisieren ist, da es sich im Bereich des zwischen Milseburg und der nördlichen später abgetragenen Wallabschnittes be- Grenze des ehemaligen Hünfelder Kreises, fand. Das Südtor ist noch heute als Mau- den „Bramforst“, verlieh. Im Jahre 1870 erlücke kenntlich, bei dem von hier in süd- liche Richtung ziehenden Steinwall handelt Von der A7 Ausfahrt Fulda-Nord, auf es sich um einen Lesesteinwall an einer der B27 (Richtung Fulda) bis zur Aus- modernen Ackergrenze. Nur 75m vom fahrt Petersberger Straße. Weiter auf Geisstein entfernt befand sich das östli- der B458 (Richtung Tann) bis Dipperz. che Tor. Es war durch zwei sich überlap- Abbiegen nach Kleinsassen, ab hier ist pende Mauerenden, die eine 25m lange Milseburg ausgeschildert. Auf der Torgasse schufen, besonders geschützt. Straße Richtung Hilders geht es nach Durch ein zwischen Südtor und Wallende 2,2km ab (Richtung Danzwiese) zum angesetztes Annexsystem sind zusätzlich Parkplatz. Auf Rundwanderweg Nr.1 bis Eisenfunde von der Milseburg; darunter (von weitere Flächen am süd- und südwestli- zum Nordfuß der Milseburg. Dort be- rechts) Löffelbohrer, Schwert, Hiebmesser und chen Bergfuß in die Befestigung einbezo- ginnt ein „Prähistorischer Wander- Feuerschaufel. gen. Beobachtungen, die von Ch. L. Tho- pfad“. mas 1909 am Hauptwall in der Nähe des wird die stärkste Befestigung der Milse- Gänsborns durchgeführt wurden, zeigten, burg, die aus einem Steinwall besteht, der dass dies wohl die Reste einer ehemals eine Fläche von 32,5 Hektar sichert, von etwa 4m breiten Trockenmauer aus dem dem bekannten Forscher R. Virchow ent- anstehenden Gestein (Phonolith) mit senk- deckt und als vorgeschichtliche Anlage rechten Pfostenschlitzen sind (Typ Altkö- erkannt. Leider wurde der Wall auch später nig-Preist). Im Abstand von 1,50m waren noch vor Ort für eine moderne Ackergrenze an der Außenfront Pfosten in den Boden gehalten, so dass beim Eisenbahnbau gesetzt, die durch waagrechte Balken mit 1896 der nord- und nordöstliche Abschnitt den entsprechenden Pfosten auf der zur Steingewinnung fast vollständig abge- Innenseite verbunden waren, wodurch die tragen wurde. Die Wiederentdeckung durch Mauern zusammengehalten wurden. den Bauinspektor F. Maiss (Berlin) und Im Sommer 2003 wurden erstmals dessen schnelles Eingreifen führten um seit 100 Jahren wieder Untersuchungen im 1900 zur Unterschutzstellung der verblie- Bereich des Hauptwalles durchgeführt, die benen Reste des Bodendenkmals. gezeigt haben, dass es sich hier tatsäch- Der an drei Seiten angelegte Haupt- lich um die Überreste eines Bauwerkes wall mit einer Länge von 1300m beginnt aus einer Stein-Holz-Konstruktion handelt, Die weithin sichtbare markante Kuppe der Milseburg. im Norden in der Geröllhalde des Kälber- wobei Details zur Konstruktionsweise noch

110 111 Hofbieber-Danzwiesen, Landkreis Fulda Keltisches Oppidum Milseburg Hofbieber-Danzwiesen, Landkreis Fulda Keltisches Oppidum Milseburg

H nicht ermittelt werden konnten. Ein Graben Terrassen gegliederten Plateaus. Durch H vor dem Wall ist im Untersuchungsbereich die günstigen natürlichen Gegebenheiten nicht nachzuweisen, allerdings wurde der musste diese Anlage nur an wenigen Stel- Bau der Mauer auf eine oder mehrere, len durch Mauern gesichert werden, etwa bereits seit längerem bestehende künstli- durch den zu einem Steinwall zerfallenen, che Terrassen aufgesetzt. In der angetrof- 50m langen Mauerabschnitt zwischen der fenen Kulturschicht fand sich Keramik vor Kleinen Milseburg und dem nördlich allem der mittleren Latènezeit sowie ver- gelegenen Kälberhutstein. Noch nicht in schiedene Glasperlen. Im Wall selbst lag seiner Bedeutung erfasst ist ein 100m lan- als Baumaterial ein Mahlstein in der Form ger Wall, der nördlich unterhalb der höch- eines sog. „Napoleonhutes“. sten Erhebung des Berges mit St. Eine zweite Befestigungslinie verläuft Gandolfskapelle und Schutzhütte des am Rand des 450m langen und 275m brei- Rhönklubs verläuft. Durch mehrere Quel- ten, nach Westen hängenden und durch len innerhalb der Wehranlagen war die Die Milseburg.

nötige Wasserversorgung gegeben. Zwei niederschlag lässt auf eine intensive Dau- Quellen lagen im Nord- und Südosten am erbesiedlung schließen. Sie stellte für den Fuße des Berges und eine war außerhalb umliegenden Siedlungsraum den Mittel- am nordwestlichen Hang; sie ist durch punkt dar und darf mit Recht als ein „spät- zwei bogenförmige Abschnittswälle geson- keltisches“ Oppidum, einer jener bei Cae- dert geschützt. Die innere Befestigung sar beschriebenen stadtartigen Anlagen, besaß eine eigene Quelle, den sog. bezeichnet werden. Gangolfsborn, am Westrand des Plateaus. Die südlich des Kälberhutsteins Bei den Untersuchungen und Grabun- gelegenen Mauerreste und die noch gut zu gen durch den Fuldaer Vor- und Frühge- erkennenden Fundamente der sog. „Ein- schichtsforscher J. Vonderau und das Lan- siedelei“ stammen von mittelalterlichen desmuseum Kassel (J. Boehlau sowie G. bis neuzeitlichen Bauten. Die Reste der Eisentraut und W. Lange) in den Jahren mittelalterlichen „Milseburg“ finden sich zwischen 1900 und 1906 wurden vor auf dem Bergsporn Liedenküppel, der im allem in der Nähe der Quellen und auf den Westen vor dem Berg Milseburg vorge- Terrassen des Plateaus zahlreiche Sied- lagert und mit diesem durch einen schma- lungsspuren entdeckt. Bei der Untersu- len Sattel verbunden ist. Es handelt sich chung von zwei sog. Wohnpodien konnten um eine kleine Turmburg, deren Innenraum zwar zahlreiche latènezeitliche Funde ge- von rund 21 x 24m von einer 1,20-1,40m macht werden, es gelang jedoch nicht, ein- starken vieleckigen Mauer umgeben war. deutige Baustrukturen zu erkennen. Da Im Jahr 1119 erstmals erwähnt, dürfte sie auch im Zuge der anderen Untersuchungen spätestens im 11. Jahrhundert entstan- zu Beginn des Jahrhunderts keine weite- den und im 13. Jahrhundert aufgelassen ren Beobachtungen gemacht wurden, er- worden sein. schließt sich die Besiedlungsgeschichte nur über den Fundstoff. Er zeigt, dass die Milseburg von der Späthallstadt-/Frühlatè- F.-R. Herrmann/M. Müller, Die nezeit im 6./5. Jahrhundert v. Chr. bis in Milseburg in der Rhön. Arch. Denkmäler in die Spätlatènezeit im 1. Jahrhundert v. Chr. Hessen 502 (Wiesbaden 1994). besiedelt worden war. Die Milseburg ist die U. Söder/M. Zeiler, Ausgrabungen auf der größte und bedeutendste Ringwallanlage Milseburg 2003. Hessen Arch. 2003 (im Keramikfunde von der Milseburg. des Rhöngebietes; ihr reichhaltiger Fund- Druck)

112 113 Hofgeismar, Landkreis Kassel Ringwall auf der Eberschützer Klippe Hofgeismar, Landkreis Kassel Ringwall auf der Eberschützer Klippe

H Hofgeismar, Landkreis Kassel Muschelkalkhochflächen rahmen von Nor- H Ringwall auf der Eberschützer den und Süden das Diemeltal bei Klippe Eberschütz ein. Die „Schanze“ genannte Ringwallanlage befindet sich auf der Eber- schützer Klippe – einem nach Norden und Nordwesten vorspringenden Gelände- sporn. Beim Aufstieg zur Schanze passiert man bereits 300m südsüdöstlich der Anla- ge einen kurzen, knapp 40m langen Sperr- wall mit vorgelagertem Graben und einem Tordurchlass. Möglicherweise wurde er zu beiden Seiten durch eine Palisade oder ein „Gebück“ (dornige Hecke) verlängert, um so eine wirksame Sperre des Zuganges zu gewährleisten. In der auf seinen Beobach- tungen und Vermessungen basierenden Beschreibung der Anlage von 1893 gelangt C. Schuchard zu dem Schluss, dass es sich um eine dreigliedrige Befestigung han- delt, die sich aus Hauptburg, Mittelburg und Vorburg zusammensetzt. Nach neue- ren Vermessungen geht die heutige For- schung davon aus, dass die Wall- und Gra- Plan der Wallanlagen mit Vor- und Hauptburg. benreste von zwei aufeinanderfolgenden Anlagen stammen. Von diesen bestand von einem Hektar ein. Von ihr ist der im Klippe, die wohl in das 8./9. Jahrhundert zumindest die zweite aus einer Haupt- und Norden einsetzende starke Wall mit vorge- n. Chr. zu setzen ist. Die Anlage weist die einer Vorburg. Leider sind die Wälle durch lagertem Graben erhalten, der den Sporn klassische Zweiteilung in eine Haupt- und die Anlage von Waldwegen vor allem auf rund 160m vor seinem Ende abtrennt. eine Vorburg auf, wie sie für zahlreiche der Südwestseite und der Mitte der Nord- Etwas aus der Mitte nach Süden versetzt frühmittelalterliche Befestigungen belegt seite stark gestört; die Nordwestseite ist liegt das heute als Walllücke kenntliche Tor ist. Auf einem markanten Bergsporn vollständig durch einen Steinbruch zer- von der Unter- in die Hauptburg. Schlechter gelegen, beherrschten diese die Sied- stört. Von der ältesten Anlage, die den erhalten ist der Wall auf der Südwestseite, lungsgebiete in den davor befindlichen Nie- nordwestlichen Teil des Plateaus abteilte, teilweise setzt er hier ganz aus oder ist nur derungen. Vorgeschichtliche Keramikfunde Von Hofgeismar über die B83 bis ist im nordöstlichen Abschnitt nur ein fla- als Terrasse erhalten. An der Südostseite weisen auf eine ältere Siedlungstätigkeit Hümme. In Hümme Richtung Eber- cher Graben erhalten. Etwa ab der Mitte der Hauptburg schließen Wall und Graben auf dem Bergsporn hin, zu der aber keine schütz, biegt man vor dem Ortsende in des Plateaus setzt der zugehörige Wall ein. der 0,28 Hektar großen Vorburg an. Auch Einzelheiten bekannt sind. das nördliche Ende der Dingelstraße Er knickt im Süden scharf um und verläuft dieser Wall weist eine Unterbrechung an ab. Dann in südwestliche Richtung. bis zu einer Wegekante. Die genaue der Stelle des alten Tores auf. Mörtelfunde Nach 800m kommt eine Wegegabe- Abmessung dieser Anlage, die eine Min- sowie ein Aufschluss an der Außenfront lung, hier auf dem rechten Weg parallel destgröße von 0,25 Hektar gehabt haben des Walles der Hauptburg zeigen, dass die am Segelflugplatzgelände entlang, bis dürfte, ist nicht bekannt. Auch weiss man heute zum Wall zerfallene Mauer eine zu einer Parkmöglichkeit nach 1,2km, nicht, ob sie, wie die Befestigung der zwei- Front aus vermörtelten Kalksteinquadern am Südwestende des Segelflugplat- ten Phase, mit einer Vorburg ausgestattet besaß. Mehrere Vertiefungen im Bereich zes. Von dort zu Fuß etwa 300m bis war. Beim Bau der zweiten Anlage wurde der Hauptburg sind als Reste von kellerar- zum Waldrand mit Wegespinne. An die- die ältere Burg aufgegeben, die Wall- und tigen Räumen der Innenbebauung zu deu- ser auf nördlichen Waldweg bis zum Grabenreste aber nicht völlig eingeebnet. ten. Einige Keramikfunde, die nur noch R. Gensen, Der Ringwall auf der Ringwall. Die jüngere, größere Hauptburg nahm zum Teil vorhanden sind, stammen aus der Eberschützer Klippe. Arch. Denkmäler in nach vorsichtiger Schätzung eine Fläche Zeit der Befestigung auf der Eberschützer Hessen 94 (Wiesbaden 1991).

114 115 Hofheim am Taunus, Main-Taunus-Kreis Kapellenberg Hofheim am Taunus, Main-Taunus-Kreis Kapellenberg

H Hofheim am Taunus, Main-Taunus-Kreis heutige Steinbau stammt in der Substanz Bergsattel ausgebaut. An dieser Stelle H Kapellenberg mit vorgeschicht- von 1771. Bei der Kapelle lag eine Einsie- wurde sie auch 1887 von v. Cohausen ent- lichem Grabhügel, einem delei. – An weiteren neuzeitlichen Denkmä- deckt und zunächst als Abschnittswall be- lern findet sich im Norden das Königstein- schrieben. Erst 1895 wurde von Thomas römischen Wachtturm und dem erkreuz, das 1792 an der Stelle errichtet festgestellt, dass der Wall um den gesam- frühmittelalterlichen Ringwall wurde, an der sich die Wallfahrer aus dem ten Berg geführt ist. An der Nordseite ist Königsteiner Gebiet mit denen aus Hof- der Wall am Anschnitt durch den Weg bei heim zum gemeinsamen Gang zur Kapelle einer Basisbreite von rund 15m gut 2m trafen, am Südhang der Cohausen-Tempel hoch; davor befindet sich ein 12m breiter von 1910 zur Erinnerung an den bedeu- Graben mit einer Tiefe von 1m, dem noch tenden Altertumsforscher Karl August von ein 6m breiter und 0,60m hoher Außenwall Cohausen (1812-1894), und der Aussichts- vorgelagert ist. An den Bergflanken ist der turm auf der Berghöhe, benannt nach dem Wall stark verflacht, sein Verlauf um den früheren Landrat des Kreises Höchst, Dr. Berg jedoch noch deutlich zu erkennen und Wilhelm von Meister, 1895 als Holzturm nur im Bereich der Kapelle ist er abgegra- erbaut und 1928 durch die heutige Stahl- ben und vollkommen verebnet. Auf der konstruktion ersetzt. höchsten Hügelkuppe liegen nebeneinan- Die Besiedlungsgeschichte des Kapel- der 70m und 115m nördlich des Meister- lenberges beginnt bereits im Jungneolithi- turms zwei flache Grabhügel. Sie wurden kum, als auf dem Berg eine Höhensiedlung 1960 von D. Baatz entdeckt. Während der Michelsberger Kultur etwa in der er- einer Untersuchung des südlichen Hügels sten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. be- von R. Kubon konnten keine Bestattungs- stand. Nach der Verteilung der Oberflä- reste mehr nachgewiesen werden. Durch chenfunde erstreckte sich die Siedlung die noch festgestellten Befunde und einige über den gesamten Höhenrücken. Ob zu Scherbenfunde konnte der Grabhügel in dieser Zeit bereits eine Befestigung auf die späte Jungsteinzeit (um 2500 v. Chr.) dem Kapellenberg bestand, wie sie von an- datiert werden. Ein weiteres Bodendenk- deren Michelsberger Höhensiedlungen be- mal, eine u.a. als Rundschanze bezeichne- kannt ist, lässt sich nicht sagen. Der Ring- te „kreisrunde Umgrabung“, liegt oberhalb Von der A66 (Abfahrten Frankfurt a. M.- Der Kapellenberg im Nordwesten von Hof- wall, der den gesamten Berg mit einer der Kapelle und wird in der Mitte vom Zeilsheim, Hattersheim oder Hofheim heim bildet das Südende eines Höhenzu- Länge von 3km umzieht und eine Fläche Königsteinerweg geschnitten. Die Bedeu- a.Ts.) oder mit der S-Bahn Linie S2 ges, der quer zur Streichrichtung des Tau- von 46ha einschließt, ist anhand seiner tung dieser ungewöhnlichen, bereits 1895 Frankfurt/M.–Niedernhausen nach nus nach Süden weit in die Mainebene Ausführung in frühmittelalterliche Zeit zu von Thomas festgestellten Grabenanlage Hofheim. Vom Knick der B519 (Elisa- vorragt. Seine steilen Hänge fallen nach datieren. Gegen eine Ansprache als vorge- ist noch unklar. Dank der Untersuchungen bethenstr./Niederhofheimer Straße, Westen und Süden in das Tal des Schwarz- schichtliche Befestigung sprechen die von G. Wolff, die er 1896 parallel zu sei- Einmündung der Hauptstraße und der baches und nach Osten in die Ebene ab. Führung des Walles – besonders im Nor- nen Grabungen an dem römischen Wacht- Zeilsheimer Straße) nordöstlich des Nur im Norden ist ein leichter Zugang über den mit scharfen Knicken ohne Berück- turm durchführte, wissen wir, dass das Altstadtkernes die Zeil und dann (ab den Bergsattel zum Lorsbacher Kopf mög- sichtigung des Geländes – und Bauele- heute noch schwach zu erkennende Gräb- dort Schilder „Exerzitienhaus“), vorbei lich. Durch diese beherrschende Lage hat mente wie der Außenwall und mehr noch chen von einem ehemals 3m breiten und am Ehrenmal, den Kreuzweg nach der Berg in verschiedenen Epochen der der durchgehende Hanggraben. So ver- 1m tiefen Spitzgraben herrührt. Des weite- Nordwesten hangaufwärts bis zum Vor- und Frühgeschichte eine besondere mutete W. Görich eine „merowingische ren ließ sich im Abstand von 3m vor dem Waldrand, dort Parkmöglichkeit im Rolle gespielt. Sein alter Name war Rab- Landesfeste“, eine mit der Reichsorgani- Graben an der Außenseite ein Gräbchen, Hundshager Weg und Beginn des Auf- berg (Rabenberg, Rabenkopf, Räuberberg). sation zusammenhängende fränkische das Wolff mit dem „Palisadengräbchen“ stiegs zum Berg; auf Fahrweg zuerst Der Name Kapellenberg geht auf das Jahr Großburg aus dem 7. Jahrhundert oder der am Limes verglich, nachweisen. Im Zen- zum Südende der Hochfläche oder auf 1666 zurück, als während einer verhee- Zeit um 700 n. Chr. Die ursprünglichen Ein- trum der nicht ganz kreisförmigen Anlage dem ausgeschilderten „Historischen renden Pest der Bau einer Kapelle gelobt gänge zur Anlage sind heute nicht mehr mit einem Durchmesser von 60m fand Rundweg“ nach Nordwesten/Norden. wurde. Die erste als Fachwerkbau ausge- mit Sicherheit nachweisbar. Am stärksten sich eine rundliche Grube von 4-5m Durch- führte Kapelle wurde 1667 geweiht. Der ist die Befestigung im Norden gegen den messer. Es handelt sich also um einen

116 117 Hofheim am Taunus, Main-Taunus-Kreis Kapellenberg -Mansbach, Landkreis Hersfeld-Rotenburg Grasburg

H runden, abgegrenzten Bezirk von etwa Hohenroda-Mansbach, mälern und Funden aus frühmittelalter- H 70m Gesamtdurchmesser, der von einer Landkreis Hersfeld-Rotenburg licher Zeit in Osthessen nimmt die Gras- Palisade mit einem dahinterliegenden Gra- Grasburg burg in der Vorderrhön 17km östlich von ben umgeben war. Eine wehrtechnische Hersfeld eine hervorragende Stellung ein. Bedeutung kann er nicht gehabt haben, Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts ebenso wenig ist eine andere praktische aufgrund von Keramikfunden als frühmit- Nutzung denkbar. Daher muss man in der telalterliche Befestigung angesprochen, Anlage wohl ein Heiligtum sehen, das mit Unter den im Vergleich zu anderen hessi- konnte dieser Datierungsansatz durch den sog. „henge-monuments“ vergleichbar schen Landschaften wenigen bisher eine 1976 durchgeführte archäologische wäre. Die Zeitstellung ist offen, eisenzeitli- bekannten archäologischen Bodendenk- Untersuchung bestätigt werden. Die Gras- ches Alter möglich. Auf der Südspitze des Kapellenberges Von Westen und Norden über die A4 befindet sich eine Rundschanze, bei der es Ausfahrt bzw. Friedewald sich um die Umwehrung eines römischen und nach , von dort Wachtturmes handelt. Durch die Grabun- Richtung und bereits 1km gen von Wolff wissen wir, dass die innere nach Ortsausgang rechts ab über Plattform 3m hinter der inneren Graben- hinauf zur Höhe zwi- kante mit einer Palisade umzogen war. Im schen Soisberg und Grasburg. Von Südteil des so umschlossenen Raumes Süden über Hünfeld auf der B84 Rich- von 12m x 13m stand ein hölzerner Wacht- tung Rasdorf, 2km hinter Neuwirts- turm mit 3,50m Seitenlänge. Anhand der haus links ab Richtung Hohenroda tiefen Pfostenspuren ist von einer Höhe über Großentaft, Treischfeld, Soisdorf von 10m auszugehen. Neben dem Turm und Soislieden zum gleichen Aus- lagen Kellergruben und möglicherweise gangspunkt. Von dort zu Fuß noch noch ein kleiner Bau. Der Turm wurde 1000m in östlicher Richtung vorbei an gleichzeitig mit dem Hofheimer Erdlager, einem Jagdhaus bis zum Wall. zu dem er Sichtverbindung hatte, um 40 n. Chr. errichtet. Er diente der Überwachung der Ebene und zum Signaldienst. Mit dem Vorrücken der Grenzlinie verlor der Turm seine Bedeutung und wurde nicht mehr besetzt.

F.-R. Herrmann, Der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus, Main-Taunus- Kreis. Arch. Denkmäler in Hessen 30 (Wiesbaden 1983).

Rekonstruktionsversuch der Befestigungsanlagen der Grasburg nach Ergebnissen der Grabung von 1976.

118 119 Hohenroda-Mansbach, Landkreis Hersfeld-Rotenburg Grasburg Hünfelden-Dauborn, Landkreis Limburg-Weilburg Grabhügelfeld „Kippel“

H burg liegt am Ende eines nahezu ebenen frühmittelalterlicher Zugang befand sich Hünfelden-Dauborn, Das 1km südöstlich von Ohren auf einem H Muschelkalkrückens, der sich vom Fuße am Südende der Befestigung. Hier biegt Landkreis Limburg-Weilburg Höhenzug des „Kippel“ oder auch „Küp- des Soisberges etwa 1200m zwischen den der Wall vor Erreichen der Hangkante nach Grabhügelfeld „Kippel“ pel“ genannten Waldabschnittes gelegene beiden Bachläufen des Mansbaches und innen ab und ermöglicht somit einen Zu- Grabhügelfeld erstreckt sich über eine Breitzbaches nach Osten vorschiebt. Die gang. Trotz mehrerer, während der Unter- Länge von etwa 800m. Mit seinen 258 so gebildete Hochfläche erhebt sich 150m suchung von 1976 im Inneren der Anlage Hügeln, die bei der Aufmessung gezählt über das Umland. Am Ostende des Pla- ergrabener Flächen konnten keine Bebau- wurden, besitzt es die größte Anzahl von teaus riegelt ein bogenförmiger Wall eine ungsspuren festgestellt werden. Dies Grabhügeln innerhalb einer vorgeschichtli- etwa 2 Hektar große Fläche gegen das fla- spricht für eine nur leichte Bebauung und chen Nekropole in Hessen. Ähnlich wie in che Gelände im Westen ab. Diese 300m eine nur phasenweise Nutzung als Zuflucht anderen Gräberfeldern sind auch in Hün- lange Verteidigungsanlage bestand nach in Zeiten der Gefahr. Neben den Scherben- felden-Dauborn zahlreiche Hügel getrich- den Erkenntnissen der Grabung aus einer funden, die eine zeitliche Einordnung in tert und ausgeraubt oder durch den Wege- 3,50m breiten Holz-Stein-Erde-Mauer und das 8. Jahrhundert n. Chr. nahelegen, ist bau beschädigt. Zwei 1885 während der einem vorgelagerten 6,20m breiten und auf eine Schenkungsurkunde an das 744 Anlage einer Waldschneise vom Forstasse- 3,10m tiefen, in den Kalkfelsen eingehau- gegründete Kloster Fulda ebenfalls aus sor Pelissier untersuchte Grabhügel liefer- enen Spitzgraben. Für den Besucher zei- dem 8. Jahrhundert hinzuweisen, in der ten hallstattzeitliches Fundmaterial. Ein gen sich die Reste der Befestigung als die Grasburg erwähnt wird. Aus dieser weiteres hallstattzeitliches Grab wurde bogenförmiger Wall, der von Steilkante zu geht hervor, dass das Land mit der schon 1976 teilweise ausgegraben, nachdem zu- Steilkante verläuft. Am besten ist er im bestehenden Befestigungsanlage vor der vor im Rahmen einer bodenkundlichen Un- südlichen Abschnitt erhalten. Hier besteht Übergabe an das Kloster im Besitz reicher tersuchung ein Schnitt durch einen Hügel noch ein Höhenunterschied von 2,50m zwi- Grundherren war, die man als frühen Adel angelegt wurde. Der Hügel wies einen schen Wallkrone und Sohle des muldenför- bezeichnen könnte. Durchmesser von 25m und eine Höhe von migen Grabenrestes. Nach Norden wird 1,40m auf. Im Zentrum der Grabanlage der Wall immer flacher, bis er zunächst nur konnte eine etwa 0,80m x 2,80m große, in noch als Geländekante zu erkennen ist, K. Sippel, Die Grasburg bei Mans- den gewachsenen Boden eingetiefte Grube bevor er ganz ausläuft. Die heutigen Zu- bach in der Vorderrhön. Arch. Denkmäler in nachgewiesen werden, in der sich noch die fahrten sind alle modernen Ursprungs. Ein Hessen 16 (Wiesbaden 1981). Reste eines Skelettes abzeichneten. Auf der Höhe der Unterarme zeigten sich die Spuren eines wohl vollkommen vergange- nen Bronzegegenstandes. Im Fußbereich der Bestattung stand ein Tongefäß. Ein weiteres Tongefäß konnte außerhalb der Über die A3 bis Ausfahrt Bad Camberg Grabgrube auf der Höhe der alten Oberflä- und weiter über Beuerbach auf der che geborgen werden. Bei zwei Steinplat- L3277 bis Ohren. In Ohren von der ten aus dem oberen Bereich der Hügelauf- L3277/Camberger Straße rechts ab in schüttung könnte es sich um die Reste die Feldbergstraße und gleich wieder einer zerbrochenen Grabstele handeln. rechts in den Danielsweg bis zum Orts- rand. Von dort zu Fuß weiter in der Verlängerung des Danielsweges bis zum Waldrand (dort bereits vereinzelte Hügel). Dem Waldrand zunächst 150m nach links in nordöstliche Rich- tung folgen und dann an Wegekreuzung rechts ab und auf Waldweg knapp E. Pachali, Hünfelden-Dauborn, 200m in südöstliche Richtung bis zum Grabhügel. In: F.-R. Herrmann/A. Jocken- Grabhügelfeld. hövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte Hessens Plan der Grasburg mit eingetragenem Abschnittswall. (Stuttgart 1990) 416.

120 121 Kelsterbach, Landkreis Groß-Gerau Schwedenschanze Kelsterbach, Landkreis Groß-Gerau Schwedenschanze

K Kelsterbach, Landkreis Groß-Gerau Die im Volksmund Schwedenschanze ge- K Schwedenschanze nannte Anlage liegt auf einer Geländezun- ge der Kelsterbacher Terrasse, die sich 10m über das Tal erhebt. Im Osten wird sie durch eine heute veränderte Seiten- schlucht, die in das Hochufer des Mains einschneidet, begrenzt. Die ovale Befesti- gung misst von Wallkrone zu Wallkrone 40m x 55m, der Innenraum etwa 30m x 45m. Nach Norden ist sie durch den Steil- hang, zum ebenen Hinterland durch einen im Halbkreis geführten mächtigen Wall mit vorgelagertem Graben geschützt. Der bis zu 15m breite Wall ist noch knapp 6m über der Grabensohle und fast 4m über den Innenraum hoch erhalten. Zu den Terras-

Nach Kelsterbach an der B43 über die A65 Ausfahrt Hattersheim-Ost, oder A3 Ausfahrt Flughafen Frankfurt bzw. Aus- fahrt Raunheim. In Kelsterbach der Ausschilderung „Sportpark/Freizeit- Plan der Schwedenschanze in Kelsterbach. bad“ folgen, bis in die Kirschallee; hier liegt die Schanze direkt gegenüber der senkanten hin verflacht er, bis er nur noch Martinskirche auf Schwanheimer Gemar- Einmündung der Straße „An der Schwe- als schwache Erhebung zu erkennen ist. kung aus dem 8. Jahrhundert und die Lage denschanze“, direkt westlich des Der ehemals 4m tiefe, 15m breite Graben, am Rande des Reichsforstes Dreieich. Schwimmbadgeländes. der heute eine Tiefe von 2m aufweist, war ursprünglich bis auf die Nordseite durch- gezogen. An welcher Stelle der Zugang lag, F.-R. Herrmann, Die Schweden- ist nicht bekannt. Der bestehende Eingang schanze bei Kelsterbach, Kreis Groß- wurde 1860 künstlich angelegt, als man Gerau. Arch. Denkmäler in Hessen 28 den Innenraum für Gesangs- und Turnfeste (Wiesbaden 1983). veränderte. Urkundliche Überlieferungen zur Schwedenschanze liegen nicht vor, jedoch ist als alter Name „Altes Haus“ be- kannt, wobei Haus hier für eine „feste An- lage“ steht. Bereits K.A. v. Cohausen be- zeichnete die volkstümliche Erklärung, die Schweden hätten die Schanze erbaut, als Gerede. Vielmehr handelt es sich nach Bauart und Keramikfunden um eine kleine frühmittelalterliche Burg aus dem 8. bis 10. Jahrhundert. Obwohl es zur Anlage selbst keine urkundlichen Erwähnungen gibt, lässt sich ihr historisches Umfeld be- leuchten: durch die Nennung Kelsterbachs (Gelstrebah) um 830 im Lorscher Reichs- Blick auf die Schwedenschanze. urbar, die Zugehörigkeit zur abgegangenen

122 123 Kirchhain-Langenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf Menhir von Langenstein Kirchhain-Langenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf Menhir von Langenstein

K Kirchhain-Langenstein, bestimmte Kulturgruppe gebunden war. 13. bzw. 15. Jahrhundert über den Grund- K Landkreis Marburg-Biedenkopf Sie verbreiteten sich während der zweiten mauern eines Vorgängerbaues aus dem Menhir von Langenstein Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. (Kupfer- 11. Jahrhundert errichtet. Ob noch ältere zeit) über weite Teile Mitteleuropas. Die Strukturen vorhanden sind, die die Sage einzelstehenden Geländedenkmäler sind bestätigen könnten, wäre nur durch Aus- auch in Deutschland häufig anzutreffen. grabungen zu klären. Unmittelbar neben Von Marburg über die B62 oder L3088 Sie wirkten mit ihrem geheimnisvollen Cha- dem „Langen Stein“ befindet sich der nach Kirchhain, von dort etwa 2km den rakter über die Jahrtausende hinweg auf angestammte Platz der Dorflinde. Im Mit- Hinweisschildern Richtung Stadtallen- die Menschen, so dass an vielen Orten telalter galten „magische Steine“ und Lin- dorf/Langenstein auf der B454 folgen, Sagen und Begebenheiten mit ihnen in Ver- den als Mittelpunkt des Gemeinwesens links abbiegen nach Langenstein und bindung gebracht werden. In einem alten und Lokalitäten der Rechtsprechung. dann zu der auf einer Anhöhe stehen- Bericht heisst es, dass Bonifatius bei sei- den Kirche von Langenstein. Der Men- ner Missionierung des mittel- und nord- hir steht wenige Meter östlich des hessischen Raumes neben dem Menhir C. Dobiat, men hir – langer Stein. Kirchhofeinganges, wo auch Parkmög- von Langenstein eine Kapelle errichten Arch. Denkmäler in Hessen 65 (Wiesbaden lichkeiten gegeben sind. ließ. Die heutige Jacobskirche wurde im 1987).

Direkt an der Kirchhofsmauer der Jacobs- kirche von Kirchhain-Langenstein steht der für den Ort namensgebende Menhir „Lan- ger Stein“. Der bis zu 2,11m breite, maxi- mal 0,40m starke Stein ragt heute knapp 5,10m über dem Erdboden empor und zählt somit zu den größten Menhiren in Deutschland. Das Gewicht der Buntsand- steinplatte dürfte etwa 10t betragen. In Dokumenten im Staatsarchiv Marburg fin- det sich die Überlieferung, dass im Jahr 1527 bei einem schweren Gewitter „durch einen Donnerschlag“ ein beträchtliches Stück des Menhirs abgesprengt wurde. Vor diesem Ereignis soll der Stein 6,30m hoch und bis zu 2,30m breit gewesen sein. Da noch keine archäologischen Untersuchun- gen am Fuße des Steins durchgeführt wur- den, ist nicht bekannt, wie tief er in die Erde eingelassen ist. Zu welchem genauen Zeitpunkt man den Stein errichtet hat, lässt sich nicht sagen. Die auffälligen und eindrucksvollen Menhire (Menhir ist ein Wort keltischen Ursprungs, das aus dem Bretonischen übernommen wurde und soviel wie „langer Stein“ bedeutet) wurden von Menschenhand errichtet. Es sind Zeugnisse einer bis heute weitgehend unbekannt gebliebenen kultischen Vorstel- Der Menhir „Langer Stein“. lung, die offensichtlich nicht an eine Sandsteinskulpturen an der Kirche von Langenstein.

124 125 Korbach-Goldhausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg Burg Eisenberg Korbach-Goldhausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg Burg Eisenberg

K Korbach-Goldhausen, Die Reste der Burganlage liegen auf der K Landkreis Waldeck-Frankenberg Kuppe des 562m ü. NN hohen Eisenber- Burg Eisenberg ges. Der Berg, am Ostrand des Rheini- schen Schiefergebirges zwischen Wal- decker Upland im Nordwesten und Eder- bergland im Süden und Südosten, be- herrscht die sich im Osten anschließende Korbacher Hochfläche. Vielleicht schon ab dem 10. Jahrhundert, mindestens aber ab

Von der A44 Ausfahrt Diemelstadt auf die B252 Frankenberg-Korbach-Scher- fede nach Korbach oder A44 Ausfahrt Burghasungen auf die B251 Kassel- Korbach-Brilon nach Korbach. Von Mar- burg auf der B252 über Frankenberg nach Korbach. Dort Richtung Mede- bach bis zum Abzweig nach Goldhau- sen, südwestlich von Lengefeld. In Goldhausen Richtung Sportplatz, am Gasthof Saure rechts vorbei bis zum Parkplatz am Sportplatz. Von dort zu Fuß auf die Bergkuppe zum Georg-Vic- tor-Aussichtsturm und zur Burgruine.

Zeichnung von Burg und Schloss Eisenberg aus dem Jahr 1586.

dem 12. Jahrhundert nutzte man Goldvor- gängeranlage der Burg Eisenberg handeln. kommen im Eisenberg. Sie führten zu Eine weitere Wallanlage, die Keramikfunde einem für das Jahr 1250 erstmals urkund- des 14., frühestens des 13. Jahrhunderts lich erwähnten, lokalen Goldabbau. Er en- lieferte, befindet sich am südwestlichen dete kurz vor Beginn des 30-jährigen Krie- Ortsrand von Goldhausen und steht mögli- ges um 1618, spätere Bergbauversuche cherweise in Zusammenhang mit dem blieben erfolglos. Während des 19. Jahr- gleichzeitigen Goldabbau. Der Ort Goldhau- hunderts gab es einen unbedeutenden sen selbst wird 1426 erstmals als Sied- Kupferbergbau nahe der Bergkuppe und lung der Bergleute genannt. Als weitere An- eine Eisenerzförderung südlich von Gold- lage ist noch auf den nordwestlich der hausen zwischen dem 15. und 19. Jahr- Burg gelegenen zugehörigen Gutshof zu hundert. Im Umfeld der Burgruine findet verweisen, der 1849 nach einem Brand sich direkt in östlicher Richtung anschlie- aufgegeben wurde. Die Burg selbst, um ßend ein noch nicht näher erforschter, 1700 bereits als verfallen bezeichnet und stark verflachter Ringwall sowie eine klei- als Steinbruch genutzt, war nur noch als ne Abschnittsburg auf dem Nordsporn des vom Wald überwucherter Hügel zu erken- Eisenberges. Bei letzterer, der sog. nen. Im Jahr 1974 begann die Arbeitsge- Die Grundmauern der Burg Eisenberg während der Ausgrabung. „Königsburg“, könnte es sich um eine Vor- meinschaft Grabung Eisenberg mit der

126 127 Korbach-Goldhausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg Burg Eisenberg Korbach-Lengefeld, Landkreis Waldeck-Frankenberg Ringwall „Hünenkeller“

K Freilegung der Anlage. War es zunächst nur zum Teil verfüllten Burggrabens eine Kir- Korbach-Lengefeld, Hilfe von mehreren Flächen. Dabei konn- K Ziel der Arbeiten, mit Hilfe von Grabungs- che. Sehr gut mit den Ausgrabungsbefun- Landkreis Waldeck-Frankenberg ten die Reste von drei Häusern sowie zwei schnitten durch den Burggraben Fundma- den lässt sich eine Zeichnung des Ober- Ringwall „Hünenkeller“ Steinkeller aufgedeckt werden. Die Häuser terial zur Erforschung von Gebrauchskera- försters und Rentschreibers Johann zeichneten sich durch die erhaltenen mik zu gewinnen, dehnte man später die Berthold von 1586 mit den Grabungsbe- steinernen Unterzüge ab, auf denen die Grabungen auf den gesamten Burg- und funden in Einklang bringen. Sie zeigt die Schwellbalkenkonstruktion der Bauten Schlossbereich aus. Im Anschluss restau- Burg Eisenberg umgeben von Graben und ruhte. Von einem Haus konnte der kom- rierte man die Grundmauern der Anlage, Wall mit Holzpalisade und dem sich ansch- plette schiffsförmige Grundriss mit einer so dass heute für den Besucher der Grund- ließenden Renaissanceschloss. Der be- Länge von 22m und einer max. Breite von riss von Burg und benachbartem Schloss- nachbarte 22,5m hohe Georg-Victor-Turm 6,70m bei einer Giebelbreite von jeweils bau sichtbar ist. Wer die Burg Eisenberg (Öffnungszeiten 15.April-15.Oktober 9:00- 6,70m erfasst werden. Mit Hilfe des um- gründete, ist nicht bekannt, bei ihrer 18:00 Uhr) erlaubt neben einem guten fangreichen Fundmaterials, bestehend aus ersten urkundlichen Erwähnung 1367 ist Überblick auf die Reste der Burg Eisenberg Metallobjekten, Keramikfragmenten und sie schon im Besitz der Grafen von Wal- eine weite Sicht in das Sauerland und die deck. Nach der Teilung der Grafschaft Wal- Ederberge. Des weiteren lohnt es sich, auf Die Ringwallanlage „Hünenkeller“ liegt auf Lengefeld 3km westlich von Korbach deck in die ältere Wildunger und die ältere dem im September 2000 eröffneten Lehr- einem breiten, zum Talgrund aus der Hoch- ist von Süden über Goddelsheim-Kor- Eisenberger Linie im Jahr 1487 wird die pfad „Goldspur“ die Geschichte des Gold- fläche „Lengefelder Holz“ vorspringenden bach, Abzweig nördlich Nordenbeck Burg Sitz der Waldeck-Eisenberger Grafen bergbaues am Eisenberg zu verfolgen. Kalksteinriegel. Bei einer Länge von etwa und von Norden über die B251 zu errei- bis zu deren Aussterben 1692. Im 16. 75m in Nord-Süd-Richtung und einer größ- chen. Im Ortskern zweigt von der Jahrhundert lassen diese die Anlage zu ten Breite von 50m umschließt der an- Straße nach Lelbach die Straße Gatze einem Renaissanceschloss umbauen und nähernd ovale Ringwall eine Fläche von ab. Dieser bis zu den letzten Häusern erweitern. Während der Grabungen konn- J. Kulik, Burg Eisenberg bei Gold- 0,28 Hektar. Neben der Befestigung las- am Waldrand folgen und nach Kurve ten die Grundmauern einer hufeisenförmi- hausen. Arch. Denkmäler in Hessen 17 sen sich im Nordwesten von dieser noch vom Oberen Altweg, zunächst auf gen Kernburg mit vorgelagertem Graben (Wiesbaden 1981). Ders., Goldbergbau bis zu neun Ackerterrassen mit einer Län- einem Waldweg nach Südwesten bis zu und Wall, an die sich im Norden ein kleines am Eisenberg bei Goldhausen. Arch. Denk- ge von 25-130m im Gelände erkennen. Da einem Wasserbehälter, dann ein Stück Renaissanceschloss anschloss, aufge- mäler in Hessen 143 (Wiesbaden 1998). sie das nächste zur landwirtschaftlichen nach Norden und auf Pfad in Serpenti- deckt werden. Die mit ihrer Schildmauer Nutzung geeignete Gelände bilden, ist ein nen nach Westen bergauf bis zur Tor- nach Westen orientierte Kernburg hat eine Zusammenhang mit dem „Hünenkeller“ anlage des Ringwalls. Länge von 38,50m und eine maximale wahrscheinlich. Die gesamte Ringwallanla- Breite von 25m. Bis auf die mehrfach um- ge war ursprünglich mit einem umlaufen- gestaltete Toranlage sind die Außenmau- den Spitzgraben, hinter dem eine gemör- ern wohl vor 1400 zu datieren. Im Innern telte Mauer folgte, befestigt. Von der der Burg konnten neben einem großen an Grabenanlage hat sich vor allem der west- die Schildmauer anschließenden Gebäude, liche Abschnitt erhalten. Hinter dem Gra- bei dem es sich um den Pallas handeln ben ist der Verlauf der Mauer als bis zu 3m dürfte, mehrere Gebäude- und Kellergrund- hoher Wall bzw. als Terrassenkante zu er- risse freigelegt werden. Interessant ist kennen. Der Zugang zur Anlage erfolgte im hierbei Keller E3, bei dem es sich nach Süden durch ein für frühmittelalterliche Ausweis der dort aufgefundenen Erz- Befestigungen vielfach nachgewiesenes schlacken, Metallreste, Schmelztiegel und Zangentor. Bei den bis Mitte der 70er Mineralien wohl um ein Schmelzlaboratori- durchgeführten Untersuchungen konnten um zum Probieren von Erzen aus Waldeck an den zur Innenseite umbiegenden Enden gehandelt hat. Um die Mitte des 16. Jahr- der Befestigungsmauer zwei Bauphasen hunderts entstand das Renaissance- nachgewiesen werden. Es zeigte sich, schloss – ein einfacher dreigeschossiger dass die Torgasse von ursprünglich 3,40m Steinbau – auf der Nordseite der Burg. Am in der zweiten Phase auf 2,50m verengt Ende des 16. Jahrhunderts errichtete man wurde. Neben Wall- und Grabenschnitten auf der Südseite der Burg im Bereich des untersuchte man auch den Innenraum mit Plan des Ringwalls Hünenkeller.

128 129 Korbach-Lengefeld, Landkreis Waldeck-Frankenberg Ringwall „Hünenkeller“ Kronberg im Taunus, Hochtaunuskreis Ringwallanlage Altkönig

K Kronberg im Taunus, Hochtaunuskreis gelegen haben, der die Befestigungen auf K Ringwallanlage Altkönig dem Gipfel des Berges erbaute. Der Altkönig trägt die wohl eindrucks- vollste vorgeschichtliche Befestigung des Taunus. Sie besteht aus einem doppelten Ringwall aus Steinen, der die Höhe des Berges umzieht. An den äußeren Ring schließt sich im Südwesten ein Annex an, der sichernd eine heute noch fließende Quelle einschließt. Der Umfang des inne- ren Ringes beträgt gut 950m, der des äußeren annähernd 1390m und die nicht vollständig erhaltenen Wälle des Annex maßen ursprünglich etwa 1000m. Insge- samt erreicht die Befestigung somit eine Größe von 26 Hektar, wovon 15 Hektar auf die Hochfläche und 11 Hektar auf den Annex fallen. Der äußere Ring war mit zwei Toren ausgestattet, die durch überlappen- de Mauerenden besonders geschützt Die Ringwälle auf dem Altkönig sind waren. Am deutlichsten ist diese Überlap- nur zu Fuß zu erreichen. Am einfach- pung am Südwesttor ausgeprägt, das in sten nähert man sich der Anlage von den Annex hinausführt. An welcher Stelle Nordwesten auf markierten Wanderwe- ein Zugang von außen in den Annex erfolg- gen über den Fuchstanz. Zum Fuchs- te und ob die 60 m breite Lücke zwischen tanz gelangt man über Waldwege von diesem und dem äußeren Wall ursprüng- verschiedenen Parkplätzen entlang der lich ist, muss offen bleiben. Der innere Straße Oberursel-Schmitten bzw. -Feld- Ring hatte ein einziges Tor von abweichen- berg. Nächste Autobahnanschlussstel- der Konstruktion an seiner Ostseite. Die in le A5, am Bad Homburger Kreuz auf den Jahren 1882/83 von K. A. von Cohau- die A661 Ausfahrt Oberursel-Nord, sen sowie 1894 und 1911 von Chr. L. Tho- oder von der Straße (anfänglich B8) Kö- mas durchgeführten Grabungen zeigten, nigstein-Oberreifenberg. Andere Zugän- dass es sich bei den heute sichtbaren ge von Süden her von Parkplätzen am Steinwällen um zerfallene Steinmauern Funde aus der Grabung. 1-8 Metallfunde, Nordrand der Ortschaft Falkenstein. handelt. Diese waren als Holz-Stein- 9-25 karolingische und ottonische Keramikware. mauern (Pfostenschlitzmauer) ausgeführt. Eine Konstruktion aus senkrechten Pfo- Tierknochen, ist es möglich, die Anlage zu starke fränkische Einflüsse nachweisen. Der Altkönig bildet mit 798m ü. NN neben sten an der Innen- sowie Außenfront, die datieren. Die Erbauungszeit der Befesti- Im späteren Fundgut spiegelt sich ein star- dem Großen und dem Kleinen Feldberg die durch verbindende waagrechte Balken gung ist anhand von charakteristischen Ke- ker sächsischer Einfluss wider, womit die höchste Erhebung des Taunus. Durch zusammengehalten wurden, ermöglichte ramikfragmenten zwischen 750 und 800 politische Entwicklung dieser Landschaft seine Lage am südöstlichen Rand des es, eine stabile Mauer zu errichten. Bei zu setzen. Kugeltöpfe und weitere Funde archäologischen Niederschlag findet. Taunusmassivs und seine markante Berg- den Ausgrabungen ließ sich diese Kon- belegen eine zweite Phase im 9. und 10. kuppe stellt er die beherrschende Höhe struktion durch Schlitze in den freigelegten Jahrhundert. Vom Raumangebot findet des gesamten Vordertaunus dar. Er über- Mauerfronten gut erkennen. Da die Unter- innerhalb des Ringwalls „Hünenkeller“ ein ragt weithin sichtbar die südliche Wetterau suchungen von Cohausen zu den ersten frühmittelalterliches Gehöft Platz. Für den R. Gensen, Der Ringwall „Hünenkel- und die Mainebene. In dieser weiten löss- gehörten, bei denen der technische Auf- Beginn der Besiedlung in der zweiten Hälf- ler“ bei Lengefeld. Arch. Denkmäler in Hes- bedeckten Landschaft muss das Sied- bau einer vorgeschichtlichen Befestigung te des 8. Jahrhunderts lassen sich noch sen 14 (Wiesbaden 1981). lungsgebiet jenes keltischen Stammes geklärt werden konnte, wird dieses Kon-

130 131 Kronberg im Taunus, Hochtaunuskreis Ringwallanlage Altkönig Kronberg im Taunus-Oberhöchstadt, Hochtaunuskreis Ringwall Hünerberg

K Kronberg im Taunus-Oberhöchstadt, K Hochtaunuskreis Ringwall Hünerberg

Der Hünerberg, ein felsiger isolierter Höhenrücken (375m ü. NN), ragt mit sei- nen steilen, bis zu 30m hoch gestuften Felsabstürzen im Norden, Westen und Blick über die zu Süden aus dem vom Altkönig herabziehen- imposanten Stein- den Taunushang hervor. Sein Name, früher wällen zerfallenen „Hühnerkopp“, geht auf eine Sage zurück, Mauern auf dem nach der Hünen den Ringwall auf der Berg- Altkönig. höhe errichtet haben sollen. Die Befesti- gungsanlage hat eine größte Ausdehnung struktionsprinzip einer Mauer zusammen stensitze jener Zeit nachweisen. Diese von 280m Länge und 35m-110m Breite mit einem anderen Beispiel als Typus „Alt- Möglichkeit erscheint auch für den Altkönig und umschließt eine Fläche von 2,2 Hek- könig-Preist“ bezeichnet. Bei den Grabun- am wahrscheinlichsten. Das nur spärliche tar. Ihre eigentümliche Form ist nur teilwei- gen von Cohausen zeigte sich, dass die Fundmaterial und das Fehlen von ausge- se geländebedingt. Im Westen umfasst sie innere Mauer mit einer Stärke von 6,20- prägten Siedlungsschichten könnte darauf das Bergplateau mit seinen steilen Hän- 6,50m wesentlich stärker als die 4m brei- hindeuten, dass die Befestigung während gen, da jedoch die eigentliche Hochfläche te äußere Mauer ausgeführt war. Ob die ihres Bestehens nur von wenigen Men- für die geplante Funktion der Anlage nicht Von der A5 über Bad Homburger Kreuz unterschiedliche Erhaltung und Ausführung schen dauernd bewohnt gewesen ist. ausreichte, griff sie auf der flacheren Ost- auf die A661 Richtung Bad Homburg der beiden Wälle auf eine unterschiedliche Größere Menschenmengen können höch- seite auf den Berghang aus. Im Westteil bis Ausfahrt Nord. Auf der B455 Rich- Nutzungszeit hinweist, lässt sich nach stens kurzfristig den Schutz der Mauern in bestand die Befestigung des Plateaus aus tung Königstein bis zum Abzweig Ober- dem jetzigen Kenntnisstand nicht klären. Anspruch genommen haben. Das Fehlen einer etwa 1,80m breiten Trockenmauer, ursel/Altstadt, hinter diesem in zwei- Anhand der wenigen Fundstücke, die fast von Funden der Spätlatène- und römischen die auf die Kante des Steilhanges gesetzt ten Waldweg auf der rechten Seite. alle während der Grabungen geborgen wer- Kaiserzeit zeigt, dass die Befestigung war. Die Mauer ist heute nur noch als leich- Dort auf Parkplatz und weiter zu Fuß den konnten, ist die Ringwallanlage auf beim Eindringen der Römer in diesem ter Wall oder Absatz im Gelände zu erken- geradeaus auf Wanderweg in nord- dem Altkönig in die Frühlatènezeit etwa um Raum um Christi Geburt bereits längst zer- nen. Stärker und in anderer Art war der westliche Richtung, an einem Brunnen 400 v. Chr. zu datieren. fallen war. Ostteil befestigt, wo durch einen halb- und links an Wasserhochbehälter vor- Welchem Zweck die Befestigungen kreisförmig geführten Wall mit vorliegen- bei weiter auf dem Weg bis zum Jagd- dienten, lässt sich nicht sicher sagen. Für dem Graben Teile des Berghanges einge- haus. Dann nach etwa 10m von befe- den großen Außenring mit dem Annex ist D. Baatz/F.-R. Herrmann, Die Ring- schlossen sind. Nach Angaben aus älteren stigtem Waldweg nach rechts auf zumindest eine zeitweise Nutzung als wälle auf dem Altkönig im Taunus. Arch. Grabungen, die 1886 von K. A. v. Cohau- kleinem Fußweg zur Höhe des Hüner- Fluchtburg denkbar. In anderen etwa Denkmäler in Hessen 25 (Wiesbaden sen und 1909/1910 durch Ch. L. Thomas berges. gleichzeitigen Wehrbauten ließen sich Für- 1982). durchgeführt wurden, besteht der Wall aus

132 133 Kronberg im Taunus-Oberhöchstadt, Hochtaunuskreis Ringwall Hünerberg Lahnau-Waldgirmes, Lahn-Dill-Kreis Augusteische Stadtgründung mit Forumsgebäude

K Lahnau-Waldgirmes, Lahn-Dill-Kreis L Augusteische Stadtgründung mit Forumsgebäude Ältester mit Mörtelmauerwerk aus- gestatteter Bau Deutschlands

Der römische Stützpunkt von Lahnau-Wald- girmes befindet sich nur 2km westlich des spätaugusteischen Lagers von Lahnau- Dorlar. 1990 durch Feldbegehungen ent- deckt, unternahm die Römisch-Germani- Grabungsplan der Anlage in Lahnau-Waldgirmes. sche Kommission 1993-1995 erste Grabungen in Lahnau-Waldgirmes. Seit Von der A45 Gießen-Dortmund Aus- 1996 wurden die Grabungen als Gemein- fahrt Wetzlar-Ost auf die B49 Richtung schaftsprojekt mit dem Landesamt für Gießen. Von dieser nach Ausfahrt Denkmalpflege Hessen, Abteilung Archäo- Lahnau/Dutenhofen auf der L3385 logische und Paläontologische Denkmal- Richtung Lahnau-Dorlar und in Dorlar pflege, fortgeführt. Der römische Stütz- Richtung Naunheim/Waldgirmes. Im punkt besaß eine Größe von knapp 8ha Ort rechts ab in die Friedensstraße. und war mit einer Holz-Erde-Mauer und Von dieser links ab in die Scheller- zwei vorgelagerten Gräben umwehrt. Nach- straße und dieser folgen bis zum Ende. Blick über das märchenhafte Waldgebiet auf dem Hünerberg. gewiesen ist neben dem Verlauf der Dann rechts auf befestigtem Feldweg Umwehrung im militärischen Stil bisher etwa 200m. dem verstürtzten Material einer angeblich Vorland mit Königsgut in der Umgegend das Osttor mit zwei hinter die Mauer 6,40m breiten Trockenmauer mit Holzver- von Oberhöchsstadt, zum anderen die an zurückspringenden Seitentürmen. In den steifung. An einer Stelle im Süden ist noch ihrem Fuß vorbeiführenden alten Straßen bislang ergrabenen rund zwei Sechsteln wie wir es von Marktplätzen antiker Städte die von Thomas freigelegte Innenfront der von Frankfurt durch den Taunus nach des Anlageninneren sind u.a. zwei kennen. Im 24 x 32m großen Innenhof fan- Mauer mehrere Lagen hoch erhalten. Das Espa. Straßen, ein Brunnen, zwei Töpferöfen und den sich fünf Gruben unbekannter Funkti- Tor der Befestigung lag im Osten. Obwohl verschiedene Gebäude ergraben und doku- on, einzig für die mittlere Grube konnte durch Steinraub und Wegebau weitgehend mentiert worden. Die Gebäudegrundrisse eine spätere Nutzung als Brunnen nachge- zerstört, ist es als Lücke im Wall, zu der sind mit Säulengängen und zum Teil zur wiesen werden. Ein Novum stellt das ver- die Wallenden kräftig einziehen, zu erken- Straße hin offenen Räumen für das Militär mörtelte Steinfundament des Gebäude- nen. Der 5-6m breite Sohlgraben liegt, je völlig untypisch. Sie entsprechen dagegen komplexes dar, das noch bis zu einer Höhe nach Geländerelief, am steilen Hang direkt bekannter ziviler Architektur. Das auffällig- von drei Lagen erhalten war. Im Germanien vor dem Wall, sonst mit bis zu 10m ste Bauwerk liegt im Zentrum der Anlage, augusteischer Zeit sind bisher nur reine Abstand vor dem äußeren Wallfuß. Die wo sich bei einem militärischen Stützpunkt Holzbauten bekannt. Es handelt sich um bereits von den Ausgräbern gewonnene die Principia, das Hauptgebäude der das älteste mit Mörtelmauerwerk ausge- Erkenntnis, dass es sich um eine „fränki- militärischen Verwaltung, befindet. Es han- stattete Bauwerk Deutschlands. Das sche“ Befestigung handelt, wird durch delt sich um ein 43 x 45m großes Gebäu- Gebäude selbst war nicht in Steinbau- Funde bestätigt. Die Funktion der in karo- de mit einem von drei, je 6m breiten, Flü- weise, sondern als Holz-Lehm-Fachwerk lingischer Zeit (8./9. Jahrhundert) beste- gelbauten umgebenen Innenhof und einer errichtet. Eine weitere Besonderheit ergab henden Anlage ist noch nicht eindeutig doppelt so breiten Querhalle an der rück- das Fundspektrum. Neben typischer römi- geklärt, jedoch scheint es sich nicht um wärtigen Seite. Auf der Nordseite der Quer- scher Keramik fand sich ein hoher Anteil eine Fluchtburg, sondern um eine dauer- F.-R. Herrmann, Der Ringwall auf halle schließt ein 10 x 10m großer Bau an, an germanischer Ware in ungewöhnlich haft bewohnte Anlage zu handeln. Sie dem Hünerberg im Taunus. Arch. Denk- der von zwei Apsiden flankiert wird. Dieses starker Vermischung. Die beiden aufge- beherrschte zu ihrer Zeit zum einen das mäler in Hessen 44 (Wiesbaden 1985). Bauwerk gleicht einem Forumsgebäude, deckten Öfen belegen das Töpferhandwerk

134 135 Lahnau-Waldgirmes, Lahn-Dill-Kreis Augusteische Stadtgründung mit Forumsgebäude -Caldern, Landkreis Marburg-Biedenkopf Ringwall Rimberg

L Lahntal-Caldern, Etwa 2km westlich von Caldern erhebt sich L Landkreis Marburg-Biedenkopf der markante, die umliegende Landschaft Ringwall Rimberg beherrschende Rimberg (498m ü. NN). So lohnt sich sein Besuch besonders wegen der beeindruckenden Fernsicht von sei- nem Gipfel. Trotz der Bewaldung des Ber- ges wird diese durch einen 24m hohen Aussichtsturm ermöglicht. Bei guter Sicht reicht der Blick über den Ostrand des Rhei- nischen Schiefergebirges und vorbei am Dünsberg bis in die Hessische Senke. Von der Südost- bis zur Nordostseite ist das kleine Gipfelplateau durch die steil abfal- Eine der Apsiden des „Forumgebäudes“. lenden Hänge des Berges und einen Wall geschützt. Zur flacher abfallenden Süd- ebenso wie mehrere Schlacken eine west- und Nordwestseite wird diese durch Metallverarbeitung vor Ort. Anstelle von ein mehrgliedriges Wallsystem gesperrt. römischen Waffen und anderen für Militär- Leider sind die Spuren sowohl der ehema- lager typischen Kleinfunden gibt es Hin- ligen Befestigung als auch der Siedlung weise auf landwirtschaftliche und hand- wegen späterer Veränderungen des Gelän- werkliche Tätigkeiten. Hervorzuheben ist des, vor allem durch den Wegebau, oft nur auch die eindeutig mediterrane Herkunft schwer oder gar nicht mehr zu erkennen. einiger Stücke. Zahlreiche Fragmente Dies könnte auch damit zusammenhän- eines vergoldeten, lebensgroßen Reiter- gen, dass eine Sicherung der Siedlung in standbildes (vermutlich des Augustus) ver- erster Linie durch natürliche, gegebene deutlichen weiterhin die Bedeutung des Hangkanten und darauf errichteter Palisa- römischen Waldgirmes, da es sich hierbei den anzunehmen ist. Gut sichtbar ist der um den bisher frühesten sicheren Beleg innere Wallzug auf der Westseite. Er ver- einer vergoldeten lebensgroßen Statue läuft dort recht geradlinig bis zum moder- nördlich der Alpen handelt. nen Wegedurchbruch im Norden, von wo er Der Stützpunkt dürfte in etwa zeit- nach Osten umbiegt und die obere Kuppe gleich mit dem bekannten frührömischen umzieht. Auf der Südseite ist er hingegen Lager von Haltern an der Lippe bestanden Glasgemme mit der Darstellung einer Niobide. kaum zu erkennen. Vor diesem inneren haben. In den Jahren vor der Zeitenwende Wall umschließt ein bogenförmig verlau- gegründet, wurde es vermutlich infolge der A. Becker/H.-J. Köhler/G. Rasbach, fender weiterer Steinwall die westliche und römischen Niederlage in der sog. „Varus- Der römische Stützpunkt von Waldgirmes. Von der B62 Kirchhain-Biedenkopf nördliche Seite der Höhe. Ein dritter Stein- schlacht“ 9 n. Chr. aufgegeben. Von einer In: Heimatkundl. Arbeitsgem. Lahntal e.V. Abzweig nach Caldern. In Caldern Rich- wall ist nochmals vor die Südwest- und Ausnahme abgesehen zeigen sämtliche (Hrsg.), Lahnau. 2000 Jahre Siedlungsge- tung Kernbach und Beschilderung Rim- Westseite gelegt. bisher ergrabenen Gebäude sowie die schichte (Gießen 2000) 12ff. A. Becker/ bergturm/Autohaus Ludwig folgen, auf Neueste Grabungen im Sommer Holz-Erde-Mauer, dass die Anlage nieder- H.-J. Köhler/G. Rasbach, Der römische kleiner geteerter Straße ab Ortsaus- 2003, verbunden mit Magnetometerpro- gebrannt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt Stützpunkt von Waldgirmes. Die Ausgra- gang knapp 2km Richtung Damshau- spektionen und neuen Aufmessungen, dürfte sie etwa 10 Jahre lang dem friedli- bungen bis 1998 in der spätaugustei- sen. Dann am Waldrand rechts ab auf erbrachten erweiterte Erkenntnisse über chen Neben- und Miteinander von Römern schen Anlage in Lahnau-Waldgirmes, Lahn- Feldweg bis zum Parkplatz. An der Ein- bisher völlig unbekannte Wallführungen. und Germanen gedient haben und man Dill-Kreis. Arch. Denkmäler in Hessen 148 mündung des Weges Hinweistafel mit So zeigte sich, dass im Nordwesten des darf von einer Stadtgründung sprechen, (Wiesbaden 1999). S. v. Schnurbein, Die vier Wanderwegen mit einer Länge zwi- Berghanges eine Quelle eingeschlossen die nicht mehr zur Blüte kam. Zeit um Christi Geburt. AiD 1/2000, 26ff. schen 600-1500m zum Gipfel des Rim- war. Damit umfasst die Ringwallanlage A. Becker, Historia 52/3 2003, 337 ff. bergs. eine Fläche von 12 Hektar. Ebenfalls neu ist die Dokumentation eines Tangentialto-

136 137 Lahntal-Caldern, Landkreis Marburg-Biedenkopf Ringwall Rimberg Lautertal-Reichenbach, Landkreis Bergstraße Felsberg im Odenwald. Römischer Steinbruch.

L res, das im Nordosten in die bereits Lautertal-Reichenbach, L bekannte Kernanlage führt. Landkreis Bergstraße Das bei den Grabungen, Wegebauar- Felsberg im Odenwald. beiten und Begehungen geborgene Fund- R. Gensen, Lahntal-Caldern- Ring- Römischer Steinbruch. material zeigt, dass die Anlage wohl in die wall Rimberg. In: F.-R. Herrmann/ A. Früh- bis Mittellatènezeit zu setzen ist. Jockenhövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte Durch naturwissenschaftliche Bestimmun- Hessens (Stuttgart 1990) 425. C. Dobiat, Der Felsberg liegt im westlichen – dem kri- gen von Holzkohleresten konnte jedoch Ringwallforschung im Kreis Marburg-Bie- stallinen – Odenwald, der im Zuge der bereits eine frühere Nutzung des Rimber- denkopf, Hessen Archäologie 2003 (in Vor- großen (variskischen) Gebirgsbildung vor ges belegt werden. bereitung). etwa 350-270 Millionen Jahren (Karbon) entstanden ist. Er gehört mit seiner Höhe von 515m ü. NN zu den höchsten Bergen des Odenwaldes und besteht aus Mela- quarzdiorit (früher: Hornblendegranit). Die Gesteinsmassen seiner Felsenmeere aus glutflüssiger Magma lagen ursprünglich nach ihrem Erkalten viele tausend Meter tief. Durch Erosion der Deckschichten gelangte das Tiefengestein im Laufe von Millionen Jahren an die Oberfläche. Die im Gestein vorgegebenen Spalten vertiefend, haben Wind, Wasser und Frost den ursprünglichen festen Block oft metertief in wegwaschbaren Granitgrus verwandelt – nur die widerstandsfähigen Kerne blieben Der Felsberg liegt im Vorderen Oden- zurück. Die Witterungsbedingungen gaben wald etwa 6km nordöstlich von Bens- ihnen die für die Granitverwitterung typi- heim. Von der B3 bei Bickenbach über sche „Wollsack“-Form. Am Ende des Ent- Jugenheim und Balkhausen Richtung stehungsprozesses trugen schnellfließen- Modautal zu den Parkplätzen „Fels- de Bergbäche den Granitgrus weg und berg/Ohlyturm“ und „Kuralpe“. Über ließen in ihren Betten die Felsenmeere die A5 Ausfahrt Seeheim-Jugenheim entstehen. Neben den Felsenmeeren sind (von Norden) Ausfahrt Zwingenberg es vor allem die Zeugnisse römischer (von Süden) oder A67 Ausfahrt Gerns- Steinbruchtätigkeit, die den Felsberg zu heim. Zu denselben Parkplätzen ge- einem einzigartigen Natur- und Kulturdenk- langt, wer die B3 in Bensheim Auer- Blick auf den Rimberg mit seinem Aussichtsturm. mal erheben. Schon im 18. Jahrhundert bach verlässt und über Hochstädten hatte man die zahlreichen Bearbeitungs- und Balkhausen Richtung Modautal spuren auf freiliegenden Blöcken mit den fährt. Oder über die B47 (Nibelungen- Römern in Verbindung gebracht. Zu diesem straße) von Bensheim nach Reichen- Zeitpunkt hatte der neuzeitliche Stein- berg zu den Parkplätzen „Felsenmeer“ bruchbetrieb noch nicht begonnen; dieser und „Am Talweg“. Zwischen Reichen- setzte erst in den 80er Jahren des 19. bach und Beedenkirchen liegt der Park- Jahrhunderts ein. Somit lassen sich die platz „Römersteine“, von dem der antiken Steinbruchspuren deutlich von den „Geologisch-historische Lehrpfad Fels- neuzeitlichen trennen. Die antiken Bear- berg“ ausgeht. Auf diesem erhält man beitungsspuren des Felsberges zeigten den besten Überblick über die römi- zudem große Ähnlichkeit mit denen der schen Steinbruchtätigkeiten. berühmten römischen Granitsteinbrüche

138 139 Lautertal-Reichenbach, Landkreis Bergstraße Felsberg im Odenwald. Römischer Steinbruch. Lautertal-Reichenbach, Landkreis Bergstraße Felsberg im Odenwald. Römischer Steinbruch.

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Blick über das Felsmeer.

schiedlichsten Bearbeitungsstadien am Felsberg zurück. Die auffälligen Steine erhielten im Volksmund Namen wie: „Altar- stein“, „Koffer“, „Pyramide“, „Riesensäu- le“, „Sarg“ oder „Schiff“. Durch Untersu- chungen konnte nachgewiesen werden, dass die Werkstücke wegen zu spät erkannter Fehler im Gestein zurückgelas- sen wurden. Anhand der verschiedenen Bearbeitungsspuren sind die zwei von den römischen Handwerkern genutzten Techni- ken, das Spalten und Sägen, gut zu erken- nen. Mit Hilfe dicht nebeneinander in Taschen gesetzter eiserner Keile, die gleichmäßig mit schweren Hämmern ange- zogen wurden, spaltete man die Blöcke. Auf zahlreichen Steinen sind diese Taschen gut zu erkennen. Die zweite Tech- nik das Sägens lässt sich an fünf Blöcken nachweisen. Bei der antiken Säge kommt ein stumpfes Sägeblatt zum Einsatz. Die Funktion der Zähne übernimmt beigegebe- Darstellung der Arbeitsabläufe in römischer Die „Riesensäule“. ner Quarzsand, der sich in das Sägeblatt Zeit. Von oben: Abtransport der Blöcke, aus weichem Eisen etwas eindrückte. So Absprengen von Blöcken mittels Keilspaltung, von Assuan in Ägypten. Den letzten Beweis 4. Jahrhundert n. Chr., also nach dem entstand derselbe Effekt wie bei einer Rekonstruktion einer antiken Steinsäge. für die Datierung der Steinbruchtätigkeiten Ende des obergermanischen Limes in der modernen Säge mit Diamantbesatz. Diese am Felsberg erbrachte jedoch der Nach- zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. von den Römern genutzte Technik ermög- weis, dass der hier abgebaute Granit beim aufgenommen. Nur wenige Beobachtungen lichte eine Schnitttiefe bis etwa 0,90 m. Bau der Trierer Basilika (328-337 n. Chr.) sprechen für einen Beginn der Arbeiten An stärkeren Blöcken kam zusätzlich die F.-R. Herrmann (Hrsg.) mit Beitr. von unter Kaiser Konstantin verwendet worden bereits vor der Aufgabe des Limes. Als Vor- Keilspaltung zum Einsatz. Besonders gut K. Fahlbusch, W. Jorns, G. Loewe u. J. war. So handelt es sich bei dem bekann- aussetzung für die Tätigkeit der Stein- ist diese Kombination der beiden Arbeits- Röder, Der Felsberg im Odenwald und R. ten Trierer Domstein um den Rest einer brucharbeiter außerhalb des römischen methoden am sog. “Altarstein” zu sehen. Divisch, Führer zum Geologisch-histori- monolithischen Säule. Aus den nahe des Reichsgebietes ist die militärische Stärke Der Abtransport der Bauteile erfolgte auf schen Lehrpfad Felsberg: Führer zur hessi- Felsberges gelegenen Marmorbrüchen von Roms in konstantinischer Zeit an der der Berghöhe nach Westen, wo über Auer- schen Vor- und Frühgeschichte 3 (1985). Auerbach stammen die zugehörigen Kapi- Rheingrenze zu sehen. Als Zeugnisse der bach-Fürstenlager der Rhein erreicht H. Göldner/W. Weyrauch, Der Felsberg im telle. Nach dem Stand der Forschung römischen Steinbruchtätigkeiten blieben wurde. Auf dem Wasserwege erfolgte dann Odenwald. Arch. Denkmäler in Hessen 80 wurde der Steinbruchbetrieb erst im zahlreiche große Werkstücke in den unter- der Weitertransport. (Wiesbaden 1989).

140 141 Lich, Landkreis Gießen Wüstung Hausen Lich-Arnsburg, Landkreis Gießen Burgwüstung Arnsburg

L Lich, Landkreis Gießen Lich-Arnsburg, Landkreis Gießen L Wüstung Hausen Burgwüstung Arnsburg

Der aufgemauerte Grundriss der Kirche. Die 3,7km ostnordöstlich von Lich gelege- ne Dorfwüstung Hausen findet als Von Lich über die L3481 Richtung Lau- „Husen“ ihre erste urkundliche Erwähnung bach/Grünberg, bei Km 3,4 (dort ein im Jahr 1268. Etwa um die Wende vom 13. Parkplatz) auf einem Feldweg 800m zum 14. Jahrhundert dürfte der Ort seine nach Süden bis zu Parkplatz am Wald- größte Ausdehnung erreicht haben, kurz rand. Von dort zu Fuß 400m nach Ost- danach begann wahrscheinlich schon der nordosten entlang des Waldrandes vor- Prozess des Wüstwerdens. Der größte Teil bei an einem alten Steinbruch. Kurz der Bevölkerung zog wohl in das benach- danach auf kleiner Waldschneise nach barte Lich. In einer Urkunde des Jahres Süden, die nach 60m direkt östlich an 1436 wird der Ort mit „w°üstenung dem restaurierten Kirchengrundriss Husen“ schon als Wüstung bezeichnet. vorbeiläuft. Eine eigenständige Gemarkung Hausen ist etwa noch bis 1551 belegt, doch weist die Nennung einer Wiese zu Hausen in der erstmals erwähnt, lässt sich die Kirche mit Licher Gemarkung darauf hin, dass sie in einer älteren Urkunde aus dem Jahr 778 in der Zwischenzeit in dieser aufgegangen Verbindung bringen. Es handelt sich dabei ist. An Siedlungsrelikten des Ortes, auf um eine Schenkungsurkunde, in der acht Blick über die Burgwüstung oberhalb des Klosters Arnsburg. den noch Flurnamen hinweisen, sind Kirchen aus dem Eigenbesitz des Irischen Ackerraine und Terrassen südlich der Wet- Abtes Beatus an das Kloster Honau bei Über die Autobahn A5 Ausfahrt Butz- Nur wenige hundert Meter südlich der Klo- ter am Abhang des Häuser Kopfes im heu- Straßburg übertragen werden, darunter bach (von Süden) oder die A45 Aus- steranlage Arnsburg liegen auf dem Hain- tigen Wald vorhanden. Am besten zu eine zwischen Lich und Lutternbach (bei fahrt Münzenberg. Auf der B488 feld oberhalb einer Schleife des Flusses erkennen sind die Reste der Ortskirche Laubach), bei der es sich nur um die Kir- Richtung Lich zum Abzweig der L3131 Wetter die Reste der Burg Arnsburg. Nach- und Teile der stark zerfallenen Friedhofs- che von Hausen handeln kann. Dass zu Richtung Arnsburg/Muschenheim. dem sie 1982 durch Luftbilder lokalisiert mauer, die auf der Spitze eines kleinen dieser Zeit ein Kirchenbau in Hausen Dort zu dem Kloster Arnsburg mit Park- wurde, erfolgte in den Jahren 1984 und Geländesporns am Rande des Wettertales bestand, zeigten die Grabungen von W. plätzen innerhalb und außerhalb des 1985 eine archäologische Untersuchung, erbaut war. Es handelt sich bei dem Bau- Küther 1968-70. Demnach wurde die Kir- Klosterbezirks. Über die A5 Ausfahrt bei der ein gutes Fünftel der Fläche des werk um eine 6,20 x 12,10m große Saal- che in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhun- Fernwald (von Norden) zunächst auf etwa 16 000m2 großen Burggeländes aus- kirche mit eingezogenem Rechteckchor, derts als Steinkirche auf gleichem Grund- der B457 bis Lich, dort auf die B488. gegraben werden konnte. Einige Befunde der gegenüber dem Schiff leicht erhöht ist. riss wie der spätere Neubau errichtet. Sie Ab dem Parkplatz Kloster Arnsburg auf des zentralen Bereiches wurden in den Später wurde an der Nordseite des Chors diente in der Folgezeit als Keimzelle des Fußweg entlang der westlichen Kloster- Grundmauern restauriert und so dem ein ursprünglich als Sakristei, in der Folge- Ortes Hausen. mauer bis zur Südwestecke (dort Hin- Besucher sichtbar gemacht. zeit als Beinhaus genutzter Raum ange- weisschild) zur Burgwüstung oberhalb Als Vorgänger der Arnsburg ist wohl baut. Die wiederaufgebauten Grundmau- der Berger Mühle oder 0,5km weiter eine frühmittelalterliche Abschnittsbefesti- ern entsprechen dem Grundriss der Kirche Richtung Muschenheim bis zur Einfahrt gung des 8.-10. Jahrhunderts anzuspre- des 13./14. Jahrhunderts, die im 16. Jahr- F.-R. Herrmann, Wüstung Hausen in die Berger Mühle, von dort Fußweg chen, deren Wall und Graben sich vor hundert abgetragen wurde. Obwohl urkund- bei Lich, Lahn-Dill-Kreis. Arch. Denkmäler zur Höhe. einem mächtigen Graben der Klosterbefe- lich erst 1315 als „ecclesia in Husen“ in Hessen 4 (Wiesbaden 1979). stigung an der Nordwestecke des Klosters

142 143 Lich-Arnsburg, Landkreis Gießen Burgwüstung Arnsburg Lich-Muschenheim, Landkreis Gießen Megalithgrab „Heiliger Stein“

L findet. Bereits diese Anlage wurde wohl, ihres Bestehens vom späten 10. Jahrhun- Lich-Muschenheim, Landkreis Gießen Am oberen Nordwesthang des weithin L wie auch die spätere Arnsburg auf dem dert bis um 1160, als die neue Burg auf Megalithgrab „Heiliger Stein“ sichtbaren Wetterbergskopfes, eines Hainfeld, von einer Reichsdienstmannenfa- dem Münzenberg fertiggestellt war, hat die Basaltausläufers des Vogelsberges, befin- milie erbaut, die sich „von Arnsburg“ nann- Arnsburg mehrere Umbauten erfahren. det sich 182,5m ü. NN das bisher südlich- te. Im 11. und 12. Jahrhundert erlangte Zunächst bestand eine Turmburg, die sich ste Megalithgrab Hessens. 1892 von F. diese Familie unter den Staufern hohe aus einem mächtigen Wohnturm mit umge- Kofler wiederentdeckt, handelt es sich reichspolitische Bedeutung und stieg zum bender Mauer, die auch den 17m tiefen auch um die erste bekannte dergestaltige mächtigsten Geschlecht im Rhein-Main- Burgbrunnen einschloss, zusammensetz- Grabanlage Hessens. F. Kofler dokumen- Gebiet auf. Schon 1057 und 1064 wird te. Zudem bestand in dieser Zeit eine tierte 1892 die Steinsetzung der Anlage, Kuno von Arnsburg urkundlich erwähnt, außerhalb der Befestigung liegende Kapel- die teilweise in den Boden eingetieft und welcher ein Erzieher des späteren Kaisers le. Ein erster Ausbau erweiterte den Burg- ursprünglich von einem Erdhügel über- Heinrich IV. war. Nachdem Eberhard v. hof bis zur Westmauer der Kapelle und ein deckt war. 8 Jahre später ließ er das Grab Hagen (Hayn, heute Dreieichenhain, 1075- Graben wurde um die ganze Anlage als „Urgeschichtsdenkmal“ herrichten, 1122) die Erbtochter des oben genannten geführt. Dann erfolgte die Ausdehnung bis indem er einen Teil des Erdhügels abtrug Kuno heiratete und seinen Wohnsitz nach zum östlichen Steilhang. Anstelle der und mehrere Steinplatten ersetzte. Zu Arnsburg verlegte, nannte sich die Familie Kapelle wurde eine kleine Kirche mit ein- Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die künftig (mit Konrad I.; 1093-1130) „von gezogenem Rechteckchor errichtet, wohl Anlage von G. Wolff und E. Anthes unter- Hagen und Arnsburg“. Konrad II. von später wird ein zweiter, nun runder Berg- sucht. E. Anthes griff im Folgenden ent- Hagen und Arnsburg (1129-1152) tausch- fried hinzugefügt. Schließlich wird in einer scheidend, aber undokumentiert in die te von der Abtei Fulda 1152 den Münzen- weiteren Bauphase die gesamte Burgmau- Substanz des Steinkammergrabes ein. Er berg ein und begann dort mit dem Bau er erneuert. Nach der Auflassung der Burg ließ ganze Elemente der Steinsetzung ver- einer zeitgemäßen Höhenburg, nach der (um 1160) errichtete man dann einen tra- schieben oder umgestalten und veröffent- sich sein Sohn Kuno (1151-1210) als pezförmigen Komplex, bei dem es sich lichte einen von Kofler abweichenden Plan, erster „von Münzenberg“ nannte (nach wohl um das erste Zisterzienserkloster der dazu führte, dass der „Heilige Stein“ 1155). Burg und Dorf Arnsburg wurden handelt, das hier von 1174-1197 vor der fortan in der Erforschung der Megalithgrä- 1174 Eberbacher Mönchen zur Gründung Verlegung ins Wettertal bestand. Die Bau- ber nicht mehr miteinbezogen und sein vor- eines Zisterzienserklosters übergeben, ten dieses Klosters auf dem Hainberg nut- heriges Aussehen auch nicht mehr nachdem die Stiftung eines Benediktiner- zen zum Teil die alten Burgmauern, führen erschlossen werden konnte. Deshalb klosters auf der „Alteburg“ im Gelände des aber über abgerissene Burgmauern und wurde das Steinkammergrab von 1989- römischen Kastells durch Konrad II. 1151 den zugefüllten Graben hinaus. Als jüng- 1998 unter der Leitung von M. Menke nicht gediehen war und 1170/71 zurück- ster Bau auf dem Hainberg konnte die Hei- erneut untersucht. Die Grabungen zeigten, gegeben wurde. Auch dieses Zisterzienser- ligkreuzkapelle nachgewiesen werden. Die dass es sich um eine trapezförmige Stein- kloster an der Stelle der Arnsburg bestand Wallfahrtskirche mit Ablassmarkt wurde setzung handelt, die aus Basaltsteinen, nicht lange, wohl 1197, als die „eigentli- wegen der damit verbundenen Ruhe- Konglomeratgestein und Quarzit errichtet che Besiedlung“ des Klosters Arnsburg störung außerhalb des Klosters erbaut, Von der A45 Ausfahrt Münzenberg auf wurde, wobei aus Quarzit nur eine der überliefert ist, wird es an den heutigen 1399 geweiht und 1623 im Dreißigjährigen der B488 Richtung Lich bis zum Ab- Deckplatten besteht. Der verwendete Platz verlegt. Krieg zerstört. zweig der L3131 Richtung Arnsburg/ Basalt steht am Fundplatz, das Konglome- Während der Grabungen zeigte sich, Muschenheim nach Muschenheim und ratgestein am 2,5km entfernten Steinberg dass die Arnsburg in ihrer größten Aus- dort auf K167 Richtung Bettenhausen. bei Münzenberg an. Die Nord-Süd orien- dehnung ein Gelände von rund 170m Vom südöstlichen Ortsausgang nach tierte Steinsetzung weist die größere Brei- Länge und einer Breite von bis zu 100m Bebauungsende im Straßenknick te im Norden auf. Einen Zugang wird man eingenommen hat. Im Süden und Osten F.-R. Herrmann, Lich-Arnsburg, Kreis rechts ab auf betonierten Feldweg. Am im Süden oder Südwesten suchen. Mehre- schützte sie der heute durch Steinbrüche Gießen. Römisches Kastell – Burgen – Klö- Wegekreuz nach 500m geradeaus und re Strukturen waren in den knapp unter veränderte Steilhang zur Wetter. Gegen ster. Arch. Denkmäler in Hessen 62 (Wies- weiter auf geschottertem Weg rund dem Grab anstehenden Fels eingearbeitet, das flache Vorgelände sicherte man die baden 1989). Ders./G. Seitz, Von der Vor- 850m bergan. Kurz vor der Höhe auf darunter die trapezförmigen Furchenrinnen Anlage durch einen dicht vor der Burgmau- zeit zum Mittelalter. Archäologische links abzweigenden Weg. Das Grab der Steinsetzungslängsseiten und das er verlaufenden 10m breiten und 4m tiefen Ausflüge in der Wetterau. Arch. Denkmäler liegt nördlich, kurz hinter dem Abzweig. Segment eines Ringgrabens, der älter als Graben. Während der knapp 200 Jahre in Hessen 842 (Wiesbaden 1993). die Steinsetzung ist. Die Furchenrinnen

144 145 Lich-Muschenheim, Landkreis Gießen Megalithgrab „Heiliger Stein“ Lichtenfels-Goddelsheim, Landkreis Waldeck-Frankenberg Burgring

L Lichtenfels-Goddelsheim, L Landkreis Waldeck-Frankenberg Burgring

Westlich über dem Aartal liegen auf einem breiten, aus tonig-schiefrigen Grauwacken gebildeten Geländesporn, der aus dem „Burgfeld“-Rücken hervorspringt, die Reste der als Burgring bezeichneten früh- mittelalterlichen Befestigung. Das Gelände der auch „Burg“, „Ring“ und „Widingshu- ser Burgberg“ genannten Anlage fällt im Südwesten, Süden und Südosten steil ab. Etwa 1km westlich der Befestigung verläuft eine alte Höhenstraße in nord-südlicher Richtung. Der Wall des Burgrings Über die L3076 Frankenberg-Korbach umschließt eine von Nordwesten nach nach Goddelsheim. Vor dem Südende Südosten um 30m abfallende Fläche mit des Ortes nach Westen auf dem - einer Größe von gut 2,5 Hektar. Unsere weg (Richtung „Stadtverwaltung“, Der wiedererrichtete Menhir und die Reste des Großsteingrabes in Muschenheim. Kentnisse über den Aufbau der Anlage „Sporthalle“ und „Fischzucht“). Der beruhen auf den von W. Görich 1936 und weitere Zugang erfolgt entweder über zeigen, dass sich die spätere trapezförmi- dem Fels gehauene Strukturen als Archi- 1938 durchgeführten Grabungen. Sie zei- einen kleinen Pfad von dem westlich ge Umgestaltung der Steinkammer in ihrer tekturgrundlage derartiger Gräber. Unklar gen, dass die heute zu Wällen zerfallene der Aarbrücke nach Norden führenden Form an das ursprüngliche Aussehen ist beim „Heiligen Stein“ das Aussehen Befestigung aus einer vermörtelten 0,80- Waldweg nördlich der Fischzuchtanstalt anlehnte. F. Kofler fand zum Ende des 19. der Gesamtanlage, will man davon ausge- 1,60m breiten Frontmauer mit dahinter zur Ostseite der Befestigungsanlage, Jahrhunderts schon nicht mehr den Ori- hen, dass es neben der Steinkammer wei- aufgeschütteter Erdrampe bestand. Die oder von dem zwischen Fischzuchtan- ginalbefund vor. Unklar ist, ob eine von ihm tere zugehörige architektonische Struktu- Mauer dürfte zumindest an der besonders stalt und Forsthaus Faust im spitzen dokumentierte, rund 2 x 1m große und ren gab. Die Siedlung der Erbauer des gefährdeten Nordwestseite eine Höhe von Winkel nach Osten führenden Wald- vielleicht teilweise eingetiefte Steinkam- Megalithgrabes wird man am ehesten in 4m, mit der Brustwehr annähernd 6m weg, der unmittelbar an die Nordwest- mer im Innern der Steinsetzung aus der der unterhalb des Wetterbergskopfes erreicht haben. Zwischen der Mauer und seite des Bergrings heranführt. Park- Zeit der ursprünglichen Anlage, der Umge- befindlichen Flussaue der Wetter zu einem Graben lag eine schmale Berme. möglichkeit gegenüber dem Forsthaus staltung oder vielleicht von einer Nachbe- suchen haben. Im Jahr 2003 wurden die Der vorgelagerte, zum größten Teil zuge- Faust. stattung aus späterer Zeit stammt. Man vorhanden Deckplatten zusammengesetzt schwemmte ehemalige Spitzgraben fand Reste von drei megalithischen Deck- und der im Bereich des Grabes aufgefun- erreichte nach Ausweis der Untersuchun- platten, die auf den Orthostaten (aufrecht dene (zerbrochene) Menhir neu aufgerich- gen eine Tiefe von bis zu 4m. Bis zu einer rassenkante zu erkennen. Dass es sich stehenden Wandsteinen) aufgelegen tet. Menhir und Grab in Muschenheim bil- Höhe von 4m ist der Wall noch heute im bei einer durch eine Erosionsrinne zusätz- haben. Das geborgene Fundmaterial den für Hessen ein einzigartiges Ensemble Nordwesten erhalten, wo er geradlinig den lich vertieften Walllücke im Südosten, – bestand hauptsächlich aus neolithischer der Jungsteinzeit. Bergsporn gegen das dort sanft anstei- wie früher vermutet – um eine Pforte han- Keramik und einer Großzahl an kleinsten gende Gelände absichert. Der vorgelager- delt, ist zu bezweifeln. Etwa 15m südlich Skelett- sowie Leichenbrandresten. Es te Graben erreicht noch eine Tiefe von dieser Stelle ist ein kurzes Stück Mauer muss aber offen bleiben, ob es sich dabei 1,5km. An der Nordwestseite verläuft der restauriert bzw. wieder aufgebaut worden. um tierisches oder menschliches Material Wall in einem regelmäßigen Bogen bis zum Der Zugang zur Anlage erfolgte durch ein handelt. Das Megalithgrab wurde in der Südende der Anlage. Von dort zieht er auf anhand von einziehenden Wallenden deut- jüngeren Jungsteinzeit errichtet. Es fügt M. Menke, Neue Ausgrabungen in der Strecke zur Toranlage an der Westsei- lich zu erkennendes Zangentor von der sich in die Reihe zeitgleicher trapezförmi- der Megalithanlage „Heilige Steine“ bei te leicht ein. Im Gegensatz zum im Nord- Westseite. Da sich die Grabungen auf die ger Steinkammergräber innerhalb Euro- Muschenheim (Lkr. Gießen). Germania 71, westen gut erhaltenen Wall ist der Verlauf Umwehrung beschränkten, ist über die pas. Seltener allerdings trifft man auf aus 1993, 279 ff. der Befestigungslinie im Süden nur als Ter- Innenbebauung der Anlage nichts bekannt.

146 147 Lichtenfels-Goddelsheim, Landkreis Waldeck-Frankenberg Burgring Limeshain-Rommelhausen, Wetteraukreis Limesanlagen

L Lediglich eine grubenartige Vertiefung, R. Gensen, Burgring – Gräberfeld- Limeshain-Rommelhausen, Wetteraukreis L eine möglicherweise nachgearbeitete Ter- Kirche – Klosterruine in der Gemarkung Limesanlagen rassenkante und eine kastenförmige Aus- Goddelsheim. Arch. Denkmäler in Hessen arbeitung im Fels sind wohl als Besied- 19 (Wiesbaden 1981). lungsstrukturen zu deuten. Eine erste urkundliche Erwähnung erfährt der Burg- berg 1397 in Zusammenhang mit der Sied- Der Lehrpfad bei Limeshain-Rommelhau- lung Wedingshausen, als die adligen sen liegt am östlichen Wetteraulimes und Gogreben von Goddelsheim-Medebach für begleitet die Strecke zwischen den Wacht- den Kölner Erzbischof eine Burg bauen posten 4/102 und Wp. 4/105. Ähnlich wie sollten, was aber offenbar nie zur Aus- die etwas ältere Taunusstrecke durchläuft führung kam. Obwohl von dem Burgring der sog. Wetteraulimes die vier für den kein datierendes Fundmaterial vorliegt, ist Obergermanischen Limes charakteristi- er anhand seiner Ausführung als karolingi- schen Ausbauphasen (vgl. Der Limesab- sche Befestigung zu bezeichnen. Sie könn- schnitt bei Orlen). Allerdings fehlt im te als eine Etappenstation entlang einer Gegensatz zur Taunuslinie die zweite Holz- alten Höhenstraße anzusehen sein, für die turmstelle. Bereits nach gut 200m vom oftmals der Begriff „Curtis“ verwendet Parkplatz aus erreicht der Lehrpfad den worden ist. 25m langen, rekonstruierten Limesab- schnitt. Grundlage für die Rekonstruktion, die das mögliche Aussehen des Limes in seiner letzten Ausbaustufe am Ende Von der A45 Ausfahrt Altenstadt nach des 2. bis Anfang des 3. Jahrhunderts n. Altenstadt, im Ort nach rechts ab Rich- Chr. zeigen soll, bilden die Ergebnisse tung Hanau/Ostheim und weiter bis einer Grabung von 1995. Während der von Rommelhausen. In Rommelhausen V. Rupp geleiteten archäologischen Unter- nach etwa 700m rechts in die Osthei- suchung zeigte sich, dass direkt unter dem mer Straße, Hinweisschild (Limes) bis Waldboden eine Stein-Kiesschicht ansteht, zum Parkplatz am Sportplatz. Dort in die der Graben mühevoll eingetieft wer- beginnt der archäologische-naturkundli- den musste. Wohl aus diesem Grund wies che Lehrpfad. der heute verfüllte Limesgraben eine gerundete Sohle auf. Der Graben erreichte

Plan der Wallanlage Burgring. Die Limespalisade in Rommelhausen.

148 149 Limeshain-Rommelhausen, Wetteraukreis Limesanlagen Merenberg-Barig-Selbenhausen, Landkreis Limburg-Weilburg Ringwall Almerskopf

L eine Tiefe von 1,80m und eine max. Breite W. Soldan in den Jahren 1889/97 stark Merenberg-Barig-Selbenhausen, M von etwa 3,50m. Unmittelbar hinter dem verändert. Biegt man im weiteren Verlauf Landkreis Limburg-Weilburg Graben schloss sich der aus dem Aushub- des Lehrpfades zunächst nicht nach Nord- Ringwall Almerskopf material aufgeschüttete Wall mit einer osten ab sondern bleibt auf dem den Höhe von ehemals mindestens 2m an. Limes begleitenden Weg, passiert man Das Palisadengräbchen war 0,50m breit zunächst die vermutete Wachtturmstelle und noch bis zu einer Tiefe von 0,40- Wp. 4/104, die noch nicht sicher lokali- Der Almerskopf, eine kleine, 336,4m ü. 0,50m erhalten. Reste der hölzernen Pali- siert ist, bevor man die sog. Drususeiche NN hohe Basaltkuppe etwa 5km nordwest- sade, wie sie bei Grabungen an anderen erreicht. Die bis zur Krone gespaltene lich von Weilburg, liegt auf der morpholo- Stellen des Obergermanischen Limes zum Eiche unbekannten Alters steht als beein- gisch reich gegliederten Ostabdachung Vorschein kamen, waren nicht erhalten. druckendes Naturdenkmal mitten auf dem des Westerwaldes. Durch die Nutzung als Folgt man dem Lehrpfad nach Süden, Limeswall. Nach weiteren 200m in südli- Steinbruch entstand ein eindrucksvolles Blick auf den Almerskopf. erreicht man zunächst (knapp 40m west- cher Richtung kommt Wp. 4/105 in Sicht. Naturdenkmal, da an der Innenkante des lich des Walls) die Reste der Türme von An diesem Wachtposten lösten sich nach- Abbaukraters (des Steinbruches auf der Wp. 4/103. Auf der südlichen Seite des einander zwei Holztürme und ein Steinturm Ostseite des Berges) die steil aufsteigen- modernen Waldweges liegen die Reste des ab. Geht man zurück auf den Lehrpfad und den Basaltsäulen sehr schön aufgeschlos- Holz- und auf der nördlichen Seite die folgt diesem in nordöstliche Richtung, sen sind. Nicht weniger beeindruckend Reste des Steinturms. Die Turmhügel sind durchschneidet er nach etwa 350 m ein präsentiert sich die zum Teil durch den durch ältere Grabungen von E. Anthes und prähistorisches Grabhügelfeld, dessen Steinabbau geschädigte Wallanlage, die genaue Zeitstellung nicht bekannt ist. Vor mit ihrem mehrfach gestaffelten Befesti- allem auf der nordwestlichen Seite des gungswerk zu den eindrucksvollsten Weges sind die Grabhügel gut zu erken- Bodendenkmälern dieser Art des Wester- nen. Über den Limesradweg ist der nahe waldes gehört. Erstmals wird der Almers- gelegene Kastellort Marköbel zu errei- kopf von K. A. v. Cohausen 1879 zutref- chen. Dort, in Hammersbach-Marköbel, fend beschrieben. Im Jahr 1898 ver- konnten bei der Erschließung eines Bauge- öffentlicht er in seiner Monographie über bietes Hölzer der Limespalisade geborgen die Befestigungsweisen der Vorzeit und und durch dendrochronologische Untersu- des Mittelalters auch eine Planskizze mit chungen datiert werden. Das Holz für die dem Verlauf der Wälle. Ein detaillierter Ver- Palisade wurde im Winter 119/120 n. Chr. messungsplan, den W. Fill bereits 1940 Von der B49 Gießen-Limburg über Aus- geschlagen und wohl im darauf folgenden erstellte, wurde 1965 von K. Wurm zusam- fahrt Löhnberg in den Ort, dort rechts Frühjahr verbaut. men mit einer Schilderung der bis zu die- Richtung Mengerskirchen/Probbach, sem Zeitpunkt erfolgten Untersuchungen auf der L3281 Richtung Merenberg, vorgelegt. Erste Grabungen hatten in den und auf der L3541 bis zum östlichen Jahren 1921 und 1923 H. Behlen sowie Ortsausgang Barig-Selbenhausen. Dort im Jahre 1925 F. Kutsch durchgeführt. Die rechts knapp 800m auf der L3370 Wallanlage wird im wesentlichen in ihrer Richtung Probbach bis zur Höhe, in Form durch die Topographie des Berges Linkskurve Parkmöglichkeit an der Ein- bestimmt. Sie umschließt mit einem einfa- fahrt des Wertstoffhofes. Zu Fuß wei- chen Mauerring einen ovalen Innenraum ter auf Waldweg nach Südosten, ist die H. Birley/V. Rupp, Die Limesanlagen von 230-250m Länge in Nordost-Südwest- Wallanlage nach 350m erreicht. Von bei Limeshain-Rommelhausen, Wetterau- und 170m in Nordwest-Südost-Richtung. Westen über B49 Ausfahrt Renn- kreis. Arch. Denkmäler in Hessen 131 Seine Fläche beträgt knapp 3,3 Hektar. rod/Merenberg bis Merenberg, dort (Wiesbaden 1996). S. Bender/B. Schroth/ Die leichter zugänglichen Abschnitte an rechts ab Richtung Probbach auf der Th. Westphal, Der Kaiser in Rom hat auch der Nordost- bis Südwestseite sicherte L3370 nach Barig-Selbenhausen, dort am Krebsbach „dicht gemacht“ – Palisa- man durch Vorwälle bzw. Zwingerkonstruk- bis zum östlichen Ortsausgang und defunde am Limes bei Hammersbach-Mar- tionen. Im Osten umschloss nach der weiter wie oben. Das Naturdenkmal Drususeiche. köbel. Hessen Archäologie 2002, 108 ff. Beschreibung Cohausens ein heute nicht

150 151 Merenberg-Barig-Selbenhausen, Landkreis Limburg-Weilburg Ringwall Almerskopf Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis Römische Relikte im Englischen Garten „Eulbacher Park“

M mehr nachweisbarer, spitzwinkliger Annex- fachen – Ausbaues darstellt. Zudem lässt Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis M wall eine Quelle. Mit ihm erweiterte sich sich mit einiger Sicherheit sagen, dass die Römische Relikte die Gesamtausdehnung der Anlage auf heute zu Wällen zerfallenen Befestigungs- im Englischen Garten eine Fläche von rund 4,8 Hektar. Der mauern Holz-Stein-Erde- oder – für einige Hauptwall beginnt heute im Osten am Mauerabschnitte des Almerskopfes – reine „Eulbacher Park“ Rande des Steinbrucharreals. Von dort Holz-Stein-Konstruktionen waren. Wenn zieht er, zunächst nur als Terrasse, nach auch die Erforschung der Befestigung auf Norden und erreicht nach einer kräftigen dem Almerskopf und ihrer Struktur noch Einbiegung nach etwa 60m das nördliche ganz am Anfang steht, lässt sich die Innentor. In westlicher Richtung wird er Besiedlung im 4./3. Jahrhundert v. Chr. dann nach 30m zunächst durch einen gut durch das Fundmaterial belegen. alten Grabungsschnitt und nach weiteren Neben verschiedenen Eisengeräten konn- 40m von einem modernen Weg unterbro- ten zahlreiche Keramikfunde geborgen chen. Folgt man ihm weiter, erreicht man werden. Eine Besonderheit des Almers- Die zum Jagdschloss Eulbach gehörende nach 220m das innere Westtor. Weiter kopfes sind die sog. „Rillensteine“, die Parkanlage liegt nur wenig westlich der läuft er am Fuß einer Felsschutthalde etwa nach einem Gutachten des Hessischen älteren Linie des Odenwaldlimes, in unmit- 60m nach Süden, wendet sich dann nach Landesamtes für Bodenforschung wohl telbarer Nähe des Kastells Eulbach. Osten den Hang hinauf, bis er nach 180m nicht durch den Menschen, sondern durch Zunächst 1771 als kleines Jagdhaus im wieder die Ostseite erreicht. Dort fällt er geologische Ursachen entstanden sind. Auftrag von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach auf dem letzten Stück vor dem Steinbruch, Auch bei den auffälligen rundlichen Stein- errichtet, wurde es um 1800 ausgebaut im Gelände teilweise nicht mehr kenntlich, haufen handelt es sich nicht, wie früher und fortan als gräflicher Sommersitz mit einem modernen Weg zusammen. Der angenommen, um Lesesteinhaufen oder genutzt. Unter Graf Eberhard entwickelte nördliche Vorwall beginnt, heute durch die gar zerfallene Rundhütten, sondern um es sich zu einem kleinen Schloss und Steinbruchzufahrt abgeschnitten, im Nor- geologische Härtlinge. dient heute als Wohnsitz der gräflichen dosten an der modernen Wegkante. Er Familie zu Erbach-Erbach. Zu dem Jagd- führt, zunächst etwa 30m vor dem Haupt- F.-R. Herrmann/E. Schubert, Der haus gehörte ein zwischen 1795 und wall, leicht gekrümmt bis zu einer Öffnung, Almerskopf bei Barig-Selbenhausen. Arch. 1798 angelegtes 3000 Hektar großes dem alten nördlichen Außentor. Von dort Denkmäler in Hessen 150 (Wiesbaden Wildgehege, das später wieder verkleinert zieht er annähernd parallel zum Hauptwall, 1999). wurde und seit 1910 nur noch 400 Hektar in den er 30m vor dem Westtor einbindet. umfasst. Der Englische Garten entstand in Plan des „Eulbacher Parks“. Auf der ersten Hälfte der Strecke ist den Jahren 1802-1807, für seine Anlage zudem ein dritter Wall, parallel zum Haupt- beauftragte Graf Franz einen bekannten Von der A5/A67 Ausfahrt Darmstadt wall, zu erkennen. Ein anderer, etwa 170m Landschaftsarchitekten, den kurpfälzisch- Mitte, weiter auf der B26 Richtung langer westlicher Vorwall setzt 60m nörd- kurmainzischen Hofgartenbaudirektor Frie- Dieburg/Aschaffenburg bis Ausfahrt lich des Westtores am nördlichen Vorwall drich Ludwig Sckell (1750-1823), der u.a. Michelstadt/Erbach und auf der B45 an und umzieht die südwestliche Seite des auch den Landschaftsgarten von Wiesba- bis Michelstadt, dort auf die B47 Rich- Berges. Im Süden endet er offen und den-Biebrich geschaffen hat. Weitere Aus- tung Würzburg/Armorbach. Nach 8km schließt nicht an den Hauptwall an. Eine bauphasen erfuhr der neue Park zwischen liegt der Park links der Straße; ein zum Westtor des Hauptwalles versetzte 1810-1820, in deren Verlauf auch ein großer Parkplatz befindet sich rechts Unterbrechung markiert eine alte Toröff- größerer Weiher ausgehoben wurde. Die unmittelbar hinter dem Schloss Eul- nung. Leider haben die bisher durchge- auf der Insel errichtete „Rindenkapelle“ bach. Von der A3 bzw. Richtung Aschaf- führten Grabungen keine verwertbaren wurde 1858 für den Gottesdienst herge- fenburg bis Ausfahrt Stockstadt und Ergebnisse gebracht, so dass die Entwick- richtet. Den aus dem Aushub des Weihers über die B26 Richtung Darmstadt bis lung der Befestigung auf dem Almerskopf bestehende Hügel bekrönte man mit einer Ausfahrt Michelstadt/Erbach, dann auf noch nicht bekannt ist. Es ist jedoch davon künstlichen Ruine der „Eberhardsburg“, die B45 bis Michelstadt, von dort wei- auszugehen, dass die gesamte Anlage die zum Teil aus alten Werksteinen von ter wie oben. Aus Richtung Offenbach kaum in einem Zug entstanden ist, son- Säulenbasalt im Steinbruch an der Ostseite des anderen Burgen der Erbacher Herrschaft direkt über die B45 bis Michelstadt. dern das Ergebnis eines – vielleicht mehr- Almerskopfes. besteht.

152 153 Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis Römische Relikte im Englischen Garten „Eulbacher Park“ Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis Kastell und Kastellbad Würzberg

M In der Liebe des Grafen Franz zu Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis Das Kastell Würzberg liegt an dem um das M Erbach-Erbach zur Antike begründete sich Kastell und Kastellbad Jahr 100 n. Chr. entstandenen Odenwald- das Interesse an den heimischen Altertü- Würzberg limes, einer Teilstrecke des obergerma- mern, das letztlich zur Entstehung des ein- nisch-raetischen Limes, die von Wörth am zigartigen Parks mit seiner reizvollen Main über 70 km bis nach Bad Wimpfen Gestaltung aus natürlichen Elementen, am Neckar führte. Bereits um 160 n. Chr. archäologischen Monumenten und reizvol- wird der Limes im Bereich dieser Strecke len Ruinen führte. So wurden die römi- nach Osten verschoben – im Norden bis an schen Bauteile, die während der von Graf den Main und ab Miltenberg über Walldürn Franz beauftragten Grabungen des Ober- und Osterburken bis nach Jagsthausen. försters Louis in Kastellen und Wachttür- Somit bestanden an der älteren Linie men des Odenwaldlimes gewonnen wur- Wörth-Bad Wimpfen nur die ersten Aus- den, in den dem Zeitgeist folgenden bauphasen des Limes vom anfänglichen antikisierenden Monumenten des Engli- Postenweg mit Holztürmen, dem Bau der schen Gartens verbaut. Die verkleinerte, Palisade und den Ersatz der Holz- durch maßstabsgetreue Nachbildung des Obelis- Steintürme; zur Anlage von Wall und Gra- ken von Heliopolis (Hauptstadt des 13. ben kam es nicht mehr. Das Kastell Würz- unterägyptischen Gaues), die Kaiser Augu- berg liegt auf einer Höhe zwischen dem stus 12. v. Chr. nach Rom bringen ließ, Eutergrund im Westen und einem Seiten- errichtete man aus Steinen des römischen arm des Waldbachtales im Osten. Im Kastells Würzberg auf der Hauptallee des Volksmund wurde die ehemals außerge- Parks. Bei den um den Obelisken aufge- wöhnlich gut erhaltene Anlage „Hainhaus“ stellten Säulen handelt es sich um Mittel- oder „Hainhäusle“ genannt. Schon am stützen der Fenster aus verschiedenen Beginn des 19. Jahrhunderts führte J. F. Wachttürmen des Odenwaldlimes. Folgt Nachbildung des Obelisk von Heliopolis Knapp im Auftrag des Grafen Franz I. zu man weiter dem Weg in nördlicher Rich- im Parkgelände. Erbach-Erbach Grabungen durch. Er be- tung, so gelangt man dort, wo er auf einen schreibt, dass die Mauern noch drei bis Ost-West verlaufenden Weg stößt, zu Monument erreicht man den Steinturm- fünf Lagen hoch erhalten waren. Viele der einem römischen Viergötterstein. Der aus sockel des Wachtpostens 10/22 „Im Steine wurden jedoch ausgebrochen und dem Erbacher Stadtteil Bullau stammende Vogelherdschlag“, in dem die Bauinschrift Von der A5/A67 Ausfahrt Darmstadt- zum Bau des Obelisken, eines recht phan- Stein bildete die Basis einer Jupitersäule. des Wachtturms aus dem Jahr 145 n. Chr. Mitte, weiter auf der B26 Richtung Die- tasievollen Tores und einer Mauer mit Zin- Im weiteren Verlauf des Weges sind meh- sowie eine weitere Inschrift von einem burg/Aschaffenburg Ausfahrt Michel- nen in den Eulenbacher Park gebracht. rere römische Inschriftensteine aufge- anderen Wachtposten (Wp. 10/34) inte- stadt/Erbach; von der A3 Ausfahrt Weitere Untersuchungen in dem zu diesem stellt. Neben einer Fortunaweihung des griert ist. Im Inneren aufgestellte Pfeiler Stockstadt auf der B496 bis Wörth und Zeitpunkt schon schwer durch Steinraub Titus Manius Magnus (aus dem Kastell sollen Grabmale darstellen, da man die weiter bis Michelstadt. Aus Richtung geschädigten Kastell führte Friedrich Schlossau), der Centurion der 22. Legion Schutthügel der Wachttürme für Grabmale Hanau/Offenbach direkt auf der B45 Kofler im Auftrag der Reichs-Limeskom- und Kommandeur der Brittones Triputien- hielt. An einem Seitenweg auf der linken bis Michelstadt. Von Michelstadt auf mission 1895 durch. Im Sommer 1963 ses war, findet sich ein von einem Benefi- Seite steht das 1912 vom Erbacher Bild- der B47 Richtung Würzburg/Amorbach, erfolgten unter D. Baatz die bisher letzten ciarier gestifteter Weihealtar aus Osterbur- hauer erschaffene Graf-Eberhard-Denkmal. nach etwa 7km rechts ab auf die K45 archäologischen Untersuchungen im ken sowie ein weiterer Altar aus Walldürn, Auf dem weiteren Weg um den großen Wei- Richtung Würzberg. Durch den Ort Kastell. Mit Hilfe seiner Ergebnisse konnte der von einem Gaius Cominius gestiftet her herum gelangt man zur Eberhardsburg Richtung Hesseneck-Hesselbach, nach die Baugeschichte der Umwehrung des 0,6 wurde. Nach den Inschriften durchschrei- und weiter an den Tiergehegen vorbei zum 1km hinter dem Ortsausgang am Wald- Hektar großen Lagers geklärt werden. In tet man die – gemessen am heutigen Wis- Ausgang. rand mit dem Parkplatz „Römerbad“ der ersten Phase war das Lager durch sensstand recht phantasievollen – Rekon- geradeaus Richtung Wildschweinfütte- einen Graben und einer dahinterliegenden struktionen der Tore von den Kastellen rung. Nach etwa 1,6km am Knick der Holz-Erde-Mauer geschützt, in der zweiten Eulenbach und Würzberg. Beide Tore sind H. Göldner, Der Englische Garten Fahrstraße zu Fuß auf Waldweg nach Phase wird der Graben umgestaltet und aus Originalsteinen, Simsen und Zinnen- „Eulbacher Park“. Arch. Denkmäler in Hes- rechts 300m bis zum Kastell und Bad. eine Steinkonstruktion aus zwei Trocken- decksteinen errichtet. Als letztes antikes sen 152 (Wiesbaden 2001). mauerschalen mit Erdfüllung und Knüppel-

154 155 Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis Kastell und Kastellbad Würzberg Mörfelden-Walldorf, Landkreis Groß-Gerau Hügelgräber

M Mörfelden-Walldorf, Landkreis Groß-Gerau M Hügelgräber

Das Kastellbad von Würzberg.

holzeinlagen anstatt der Holz-Erde-Mauer erste Konservierung durchführen ließ. Das errichtet. In der letzten Phase befestigt gesamte Gebäude war bis auf den in Holz- man das Kastell durch eine 0,90m breite bauweise errichteten, noch nicht ergrabe- Mauer. Nach Kofler misst das leicht nen Umkleideraum in Steinbauweise aus- Lage der Grabhügel zwischen Haßloch und Erzhausen. unregelmäßige Mauerviereck 74 x 81m. geführt. Durch diesen Umkleideraum An der Nord-, Süd- und Ostseite wies er (apodyterium) gelangte man in das Kaltbad jeweils ein Tor nach; alle waren wohl durch (frigidarium), das an der Ostseite mit Die Hügelgräber an der „Alten Rüsselshei- Türme gesichert. In der Westseite einem Wasserbecken ausgestattet war. An mer Straße“ östlich des Mönchbruchs dagegen soll nur ein älteres, später zuge- der Westseite führt eine Tür in einen kreis- gehören zu einer ganzen Reihe von vorge- mauertes Tor existiert haben. Durch das runden Schwitzraum (sudatorium). Nach schichtlichen Gräberfeldern, die entlang Nordtor erreichten die Soldaten nach etwa Norden folgt auf das Kaltbad das lauwar- einer Sanddüne angelegt wurden. Dieser 80m den auf dieser Seite verlaufenden etwa 12km lange, zunächst südöstlich, Limes. Von der Innenbebauung kennen wir dann östlich orientierte Dünenzug er- nur wenige Spuren. Anhand des Fundma- Von der A5 bis zur Ausfahrt Langen- streckt sich parallel der B 486 zwischen terials lässt sich die Belegung des Lagers Mörfelden, von dort über die B486 Rüsselsheim-Haßloch und Erzhausen. Von in die Zeit um 100 n. Chr. bis um 160 n. nach Mörfelden und auf dieser Rich- dem unterhalb des markanten, etwa 5m Chr. setzen. Durch seine Fläche von etwa Rekonstruktion des Kastellbades (n. Baatz). tung Rüsselsheim durch den Ort. Nach hohen Dünenkammes verlaufenden Weg 0,6 Hektar kann es im Vergleich mit ande- einer Shell-Tankstelle am westlichen lassen sich die beiderseits gelegenen ren Lagern dieser Größe, etwa Hessel- me Bad (tepidarium), ebenfalls mit einer Ortsausgang noch etwa 0,8km, dann Grabhügel gut erkennen. Insgesamt sind bach, dem Typus der Numeruskastelle Wanne an der Ostseite, und schließlich links auf Parkplatz am Waldrand (Rich- auf der Strecke zwischen Haßloch und der zugeordnet werden, in dem eine solche das Warmbad (caldarium) mit einem tung Schützenhaus). Von dort zu Fuß Erzhäuser Allee über 100 Grabhügel oder Einheit mit einer Stärke zwischen 150 und Becken an der Südseite. Von Süden wurde auf befestigtem Weg durch ein Wildgat- grabhügelähnliche Dünenbildungen be- 200 Mann stationiert war. auch das Hypokaustum des Warmbades ter (kurz dahinter Hinweistafel mit Wan- kannt. Ob es sich bei allen Erhebungen um Der Besuch des Kastells Würzberg, beheizt. Das runde Schwitzbad wurde derwegen) 700m in südlicher Rich- Bestattungen handelt, ist ungewiss. So von dem heute nur Teile des Grabens mit durch einen eigenen Feuerungskanal an tung, dann nach rechts abbiegen und zeigte eine 1961 durchgeführte Untersu- dahinterliegendem Wall zu erkennen sind, seiner Westseite mit der nötigen Hitze ver- dem Waldweg „Alte Rüsselsheimer chung an „Grabhügeln“ im Bereich der lohnt sich aber vor allem wegen des 50m sorgt. Straße“ nach Nordwesten folgen, bis Anschlussstelle Rüsselsheim Ost der südlich gelegenen Kastellbades, dessen man nach 1,5km einen eindrucks- A67, dass es sich hierbei um geologische Grundmauern konserviert und teilweise vollen Abschnitt der beiderseits des Erscheinungen handelte. Durch eine Mel- aufgemauert sind. Seine gute Erhaltung ist H. Göldner/ F.-R. Herrmann, Kastell Weges aufgereihten Grabhügel er- dung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts Graf Georg Albrecht von Erbach zu verdan- Würzberg am Odenwaldlimes. Arch. Denk- reicht. wissen wir, dass sich bei der Schleifung ken, der das Grundstück erwarb und eine mäler in Hessen 153 (Wiesbaden 2001). von Hügelgräbern zwischen Haßloch und

156 157 Mörfelden-Walldorf, Landkreis Groß-Gerau Hügelgräber Mücke-Nieder-Ohmen, Ottonische Niederungsburg

M Mönchsbruch Skelette mit Bronzebei- Mücke-Nieder-Ohmen, Vogelsbergkreis M gaben fanden. Bereits 1885 öffnete F. Ottonische Niederungsburg Kofler wohl im Auftrag des im benachbar- ten Jagdschloss Wolfsgarten weilenden Großherzogs einen Hügel der Nekropole an Über die A5/A7 Gießen-Kassel Aus- der „Alten Rüsselsheimer Straße“. Neben fahrt Homberg (Ohm). Der Beschilde- einer Bestattung der Hügelgräberbronze- rung Richtung Grünberg folgen und zeit (etwa 1600-1200 v. Chr.), die sich 6m nach 300 Meter links in die Kreis- südlich des Hügelzentrums fand, konnte – straße (K43) Richtung Nieder-Ohmen. Die Reste der Niederungsburg in Nieder-Ohmen. nur leicht aus der Hügelmitte verschoben – Nach 2km folgt man der Beschilderung ein späteres hallstattzeitliches Grab, des- auf der L3325 bis Nieder-Ohmen. Am Jahrhundert angenommen. Das Fehlen von sen Beigaben aus sieben Tongefäßen Ortseingang nach links in die Straße Funden ab dem 12. Jahrhundert weist dar- sowie zwei Bronzeringen und einem Eisen- Am Berg und Straßenverlauf folgen, bis auf hin, dass der Turm zu diesem Zeit- messer bestanden, geborgen werden. Wei- auf rechter Seite die Untergasse punkt schon nicht mehr genutzt wurde. tere vier Nachbestattungen sind nicht zu abzweigt und in diese einbiegen. Nach Eine Urkunde Heinrichs II. aus dem Jahr datieren. Offen bleibt, ob die hallstattzeit- 10 Metern beginnt kurz vor der Ohm- 1008 benennt eine Curtis (Königshof) in lichen Siedler einen bronzezeitlichen Tumu- brücke an der rechten Seite der Amena, dem heutigen Nieder-Ohmen. Da lus nur benutzten oder ob sie diesen für beschilderte Fußweg zum ca. 100m außer dem Turmfundament keine weiteren ihre Zwecke umgestaltet haben. Für die entfernt liegenden Turmfundament. Gebäudereste nachgewiesen wurden, letztgenannte Möglichkeit spricht die zen- kann es sich bei diesem Bauwerk nicht um trale Lage des hallstattzeitlichen Grabes, die erwähnte Curtis handeln, der Turm wogegen die ältere Bestattung im Randbe- Bei Arbeiten an einem Abwasserkanal ent- wird aber wohl als Wehrturm mit dieser in reich des Hügels angetroffen wurde. deckt, bestätigte eine Ausgrabung im Jahr Verbindung gestanden haben. Vielleicht Während einer weiteren Grabung im Jahre 1986 die schon lange gehegte Vermutung, diente er der Sicherung einer Furt, die im 1935 stieß man in einem flachen Hügel dass sich auf der Flussniederung der Ohm alten Ortsgebiet von Nieder-Ohmen zu auf eine späthallstattzeitliche (Ha D2) an einer Stelle mit der Flurbezeichnung suchen ist. Bestattung, die einen Halsring, zwei Fuß- „Burgschall“ (sprich „Burgschoan“) eine und zwei Armringe enthielt. Eine letzte befestigte Burganlage befindet. Das Turm- C. Theune/U. Vogt, Die ottonische Untersuchung führte man 1961 an einem fundament mit 13m Durchmesser und im Niederungburg in Nieder-Ohmen, Gde. Hügel mit einem Durchmesser von 20m Mittel 3m starken Fundamentmauern liegt Mücke, Vogelsbergkreis. Arch. Denkmäler durch. Wegen des Baumbestandes war es am nördlichen Ohmufer in der noch hoch- in Hessen 73 (Wiesbaden 1988). nicht möglich, das Zentrum des Hügels zu wassergefährdeten Zone auf einer langge- öffnen. Ein in der Nordhälfte aufgedeck- zogenen Insel, die von Ohm und Mühlgra- tes, Nord-Süd orientiertes Skelett einer ben gebildet wird (sie sind heute wieder Frau lässt sich anhand der Beigaben – ein bis zu einer Höhe von 1m aufgemauert). geschlossener Bronzehalsring, eine Kette Ob der Mühlgraben schon zu Zeiten der aus Tonperlen, mehrere Bronzetutuli sowie Burganlage bestand, ist unklar. Die Funda- eine Schlangenfibel – in die erste Spät- mentstärke lässt darauf schließen, dass hallstattstufe (Ha D1) einordnen. Das Feh- der Turm in Steinbauweise ausgeführt war. len von Gefäßen sowie weiterer Trachtbe- Über seine Höhe und sein Aussehen kön- standteile dürfte auf eine Beraubung des nen keine Aussagen getroffen werden. Grabes zurückgehen, die nach Ausweis der Klar ist aber, dass es sich hier nicht um Befunde auch die Hauptbestattung betrof- H. Göldner, Mörfelden-Walldorf, Kr. eine Motte (vgl. Burg Bommersheim) und fen haben dürfte. Durch ihre insgesamt Groß-Gerau, Hügelgräber entlang der Alten somit den Wohnsitz einer Adelsfamilie han- recht gute Erhaltung bieten die Grabhügel Rüsselsheimer Straße. In: Frankfurt am delt, da Wall- und Grabensystem sowie die entlang der „Alten Rüsselsheimer Straße“ Main und Umgebung. Führer zu archäologi- Hügellage fehlen. Aufgrund des geborge- ein eindrucksvolles Bild einer vorge- schen Denkmälern in Deutschland 19 nen Keramikmaterials wird eine Entste- Keramik aus der Burg: 1-3 aus dem 9. Jahrhun- schichtlichen Nekropole. (Stuttgart 1989). 242ff. hungszeit der Anlage frühestens im 10. dert, 4-13 aus dem 10.-11. Jahrhundert.

158 159 Münchhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf Christenberg Ringwall und Kesterburg Münchhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf Christenberg Ringwall und Kesterburg

M Münchhausen, löste archäologische Untersuchungen aus, M Landkreis Marburg-Biedenkopf die in den Jahren 1964 bis 1970 weiter- Christenberg Frühkeltischer geführt und auf archäologische Denkmäler Ringwall und karolingische im unmittelbaren Umfeld des Berges aus- gedehnt werden konnten. So erbrachten Kesterburg einige Testflächen auf der mit einem Wall befestigten, nur 500m nordwestlich gelegenen Lützelburg späthallstattzeitli- ches Fundmaterial. Dies belegt, dass sich Der Christenberg, 20km nördlich von Mar- zunächst dort ein vorgeschichtlicher Herr- burg, liegt am Westrand des Burgenwald- schaftssitz herausbildete. Dieser wurde gebietes. Das Bergplateau ragt nach später von der Befestigung auf dem Chri- Westen aus der stark gegliederten Hoch- stenberg abgelöst. Im Laufe der Grabun- fläche des mittleren Buntsandsteins zum gen auf dem Christenberg konnten neben Tal der Wertschaft vor. Nach Norden, Spuren der frühlatènezeitlichen Anlage Westen und Süden fallen die Hänge des auch Reste einer frühmittelalterlichen Christenberges steil ab, nur nach Osten ist Besiedlung nachgewiesen werden. Eine das 4ha große Plateau über zwei Gelände- erste starke Befestigung wurde in frühkel- sättel mit der Hochfläche des Burgenwal- tischer Zeit im Jahre 420 v. Chr errichtet. Die Martinskirche auf dem Christenberg. des verbunden. An seiner höchsten Stelle Die genaue Datierung ergibt sich aus den- mit 387,4m ü. NN erhebt sich die heute drochronologischen Untersuchungen (Da- Keramikfragmenten konnten Trachtbe- burg (Obermarsberg) nach Paderborn und das Plateau dominierende Kirche. Eine tierung anhand der Jahresringe von Bäu- standteile aus Bronze und eiserne Werk- ins Sachsenland führte, erneut an Be- geplante Bebauung auf dem Christenberg men) von verkohlten Eichenstämmen. Sie zeuge geborgen werden – lässt sich die deutung. Zunächst begann man ein etwa stammen aus einer Holz-Stein-Erde-Mauer, Dauer der Besiedlung zusammen mit den 3 Hektar großes Areal auf dem Plateau mit die das Plateau umzog. Diese aus Stein- Ergebnissen der Dendrochronologie gut einer gemörtelten Steinmauer zu um- und Erdmaterial errichtete Befestigung mit bestimmen. So fand die um 420 v. Chr. schließen. Aber bereits während der noch senkrechter Mauerfront wurde durch ein erbaute keltische Befestigung auf dem laufenden Arbeiten gab man die Ostmauer aus Hölzern bestehendes Kastenwerk im Christenberg um 200 v. Chr. ihr Ende. Ein auf und setzte sie vor die Außenfront der Innern zusammengehalten. Auf der stärker möglicherweise an mehreren Stellen keltischen Wallreste, so dass wiederum gefährdeten Ostseite hob man zusätzlich absichtlich gelegter Brand zerstörte zu die- eine umwehrte Fläche von 4 Hektar ent- einen vorgelagerten Graben aus. Zu einem sem Zeitpunkt die Holz-Stein-Erde-Mauer stand. Nach den Grabungsergebnissen späteren Zeitpunkt wurde in einem des keltischen Herrschaftssitzes. wurde zumindest auf der gefährdeten Ost- Abstand von 80-120m ein zusätzlicher Erd- In den nachfolgenden Jahrhunderten seite die 2m breite und etwa 6m hohe wall mit versteifter Holzfront errichtet. Der blieb der Berg bis in frühmittelalterliche Mauer mehrfach erneuert und ausgebes- Wall erstreckte sich vom nördlichen bis Zeit unbesiedelt. Die frühmittelalterliche sert. Bereits am Beginn besaß die Anlage zum südlichen Steilhang. Eine ausgespar- Phase beginnt in der zweiten Hälfte des an der Südseite eine Toranlage mit Turm, te Durchfahrt führte zum Eingang im Süd- 7. Jahrhunderts n. Chr. Sie ist in Zusam- vergleichbar mit mittelalterlichen Stadtto- Auf der B252 von Marburg nach Fran- osten des inneren Befestigungsringes. menhang mit dem Ausgreifen der fränki- ren. In einer zweiten Phase verstärkte man kenberg etwa 300m hinter dem Orts- Dieser war durch eine Toranlage mit Tor- schen Reichsgewalt und der Eingliederung das Tor durch zwei seitlich an der Außen- eingang von Münchhausen nach Osten gasse gesichert. Obwohl durch die früh- des mittel- und nordhessischen Raumes front angesetzte Bastionen. Dieser Aus- auf die Christenberger Straße (ausge- mittelalterliche Besiedlung und die spätere zu sehen, die neben vielen historisch nur bauzustand lässt sich gut anhand der schildert: Christenberg). Auf diesem landwirtschaftliche Nutzung die Innen- schlecht überlieferten Kriegen zur Unter- restaurierten Grundmauern nachvollzie- Weg etwa 3km bis zur Höhe, dort fläche stark gestört ist, konnten an eini- werfung Sachsens am Ende des 8. Jahr- hen. Noch später entstand eine weitere scharf nach rechts in Richtung Westen gen Stellen Reste der ehemals dichten, hunderts führt. In diesem historischen stark befestigte Toranlage im Norden der durch das Vorwallsystem zu den Park- keltenzeitlichen Siedlung in Form von Gru- Rahmen erlangt der Christenberg durch heutigen Totenhalle. Die Mauern dieses plätzen im inneren Bering der Befesti- ben und Spuren von Hauspfosten nachge- seine Lage an der großen Nord – Süd ver- Tores wurden weit nach innen gezogen, so gung. wiesen werden. Anhand des charakteristi- laufenden Weinstraße (Wagenstraße), die dass eine zwingerartige Einengung des schen Fundmaterials – neben zahlreichen aus dem Raum Frankfurt über die Eres- Zuganges vor dem eigentlichen Torhaus

160 161 Münchhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf Christenberg Ringwall und Kesterburg Münzenberg-Trais, Wetteraukreis Menhir

M gegangenen Grabungen dar und belegen Münzenberg-Trais, Wetteraukreis M für diese Zeit eine dichte Besiedlung des Menhir Plateaus. Die Kesterburg auf dem Christenberg, über deren frühe Bedeutung keinerlei Schriftquellen vorliegen (erst 1227 wird der Berg als „Kesterburg“ urkundlich erwähnt), ist eine von der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts bis weit ins 9. Jahr- Seit 1978 steht der „Kräppelstein“ hundert bestehende, der fränkischen genannte Menhir wieder nahe seinem Toranlage auf dem Christenberg. Reichsgewalt zuzuordnende Befestigung. ursprünglichen Standort. Der aus Konglo- Einige Funde auf der Westspitze zeigen, meratgestein bestehende Menhir ist erfolgte. An der westlichen Außenseite dass die Besiedlung in diesem Bereich 3,30m lang und im unteren Teil 0,70m errichtete man eine Rechteckbastion und nach der Aufgabe der Befestigung, ent- stark. Das Material steht am nahegelege- etwas versetzt an der Ostseite einen huf- sprechend der kirchlichen Bedeutung des nen Steinberg an, es wurde auch für das eisenförmigen Turm, die den von Osten Platzes, als Sitz des Dekanats Kesterburg rund 2km entfernt liegende Megalithgrab kommenden Weg sicherten. Neben den weiter bestand. Bei der Renovierung der „Heiliger Stein“ bei Muschenheim verwen- Toranlagen sicherte man die Nordwestspit- Martinskirche im Jahre 1953 wurde neben det (Lich-Muschenheim, Kreis Gießen, ze des Plateaus, wo das Gelände nicht der halbrunden Apsis des 11. Jahrhun- Megalithgrab „Heiliger Stein“). Bis zu sei- ganz so steil abfiel und außerdem eine derts auch der karolingische Chorab- ner Wiederaufstellung war der „Kräppel- Quelle austrat, mit einem mächtigen run- schluss im Bereich des gotischen Chores stein“ halb verlocht. Viele Menhire wurden, den Turm. Des weiteren wurden auf der ergraben. Ein weiterer Beweis für die karo- wenn sie – etwa die Landwirtschaft – stör- Ostseite vor der Mauer zwei Spitzgräben lingische Zeitstellung des ältesten Kir- ten und für den Abtransport zu schwer und im Bereich des keltischen Vorwalles chenbaus ist das Martinspatrozinium. waren, entweder vor Ort vergraben oder ein ganzes System von Wällen und Gräben Turm und Langhaus der jetzigen Kirche auch gesprengt. In mancher Gemarkung angelegt. Diese heute zum Teil noch zu stammen aus dem 11., die Außenkanzel erinnert nur noch die Bezeichnung „Hinkel- erkennenden Anlagen bestanden teilweise an der Südseite aus dem 14. Jahrhundert. stein“ im Flurnamen an den ehemaligen aus sieben Wällen und Gräben und stellen Der im Verhältnis überdimensionierte Chor Standort eines Menhirs. Auch um den somit den stärksten Verteidigungsriegel wurde 1520 errichtet. Der Friedhof diente Menhir von Trais ranken sich Sagen: So dar, der in Mitteleuropa aus frühgeschicht- früher etlichen Gemeinden des Umlandes soll er sich verneigen, wenn man den Hut licher Zeit bekannt ist. Von der Innenbe- und noch heute den Bewohnern von vor ihm zieht; außerdem soll er sich um bauung wurden neben Holzgebäuden ein Münchhausen als letzte Ruhestätte. Mitternacht um seine Achse drehen. Der Menhir „Kräppelstein“ Steinkeller mit Trockenmauerwerk sowie ein Brunnen im tiefsten Teil der Befesti- Über die A5 von Süden bis Ausfahrt gung erfasst. Untersuchungen der Jahres- Butzbach, dort auf die B488 Richtung ringe von Brunnenhölzern ergaben ein Fäll- Lich, vor der Anschlussstelle Münzen- datum der Hölzer im Winter 753/754 n. berg rechts ab Richtung Münzenberg. Chr. und bestätigten damit die aus den Am Ortseingang von Münzenberg nach stratigraphischen Befunden erarbeitete links Richtung Münzenberg-Trais. Dort Chronologie der Christenbergkeramik. R. Gensen, Der Christenberg bei 200m vor dem Ortseingang steht auf Neben Keramik ergänzen Trachtbestand- Münchhausen. Arch. Denkmäler in Hessen der rechten Seite direkt an der Straße teile, Kämme, Reitzubehör, Werkzeuge, 77 (Wiesbaden 1989). P. Ille, Frühmittelal- der Menhir. Aus Richtung Norden über Beschläge, Holzklammern und Nägel das terliche Häuser auf dem Christenberg bei die A5 am Gambacher Kreuz auf die Fundmaterial. Eine in den Jahren 1988/89 Münchhausen. Denkmalpflege in Hessen A45 Richtung Hanau, oder direkt über durchgeführte Grabung im Inneren der 2/1989, 10ff. R. Gensen, Ringwall Chri- die A45 bis Ausfahrt Münzenberg. Von Befestigung erbrachte weitere Gebäude stenberg. In: F.-R. Herrmann/A. Jocken- F.-R. Herrmann, In: F.-R. Herrmann/ dort nach Münzenberg und weiter wie des Frühmittelalters. Sie stellen eine wert- hövel, Die Vorgeschichte Hessens (Stutt- A. Jockenhövel, Die Vorgeschichte Hes- oben. volle Ergänzung der Ergebnisse der voran- gart 1990) 445 ff. sens (Stuttgart 1990) 450.

162 163 Neuenstein, Landkreis Hersfeld-Rotenburg Hügelgräber und Wüstung Holnstein/Arch. Wanderweg Neuenstein, Landkreis Hersfeld-Rotenburg Hügelgräber und Wüstung Holnstein/Arch. Wanderweg

N Neuenstein, Landkreis Hersfeld-Rotenburg N Hügelgräber und Wüstung Holnstein/Archäologischer Wanderweg

Schematische Darstellung eines bronzezeitlichen Hügelgrabes (n. Sippel).

Plan des Archäologischen Wanderweges. wiss. Am östlichen Wiesenrand zeichnen sen wurde. Zu dieser Zeit führten Agrarkri- sich mehrere Terrassierungen und Stufen- sen, Seuchen, Abwanderungen und damit Entlang des Eisenberges, zwischen Ra- raine im Gelände ab und setzen sich auch einhergehender drastischer Bevölkerungs- boldshausen und Willingshain, befindet im anschließenden Wald noch deutlich rückgang zur Aufgabe zahlreicher Siedlun- sich ein archäologischer Wanderweg mit 6 ausgeprägt fort. Sie zeugen von der ehe- gen. Dass die Gegend in der Folgezeit Stationen verschiedenster Zeitstellungen maligen landwirtschaftlichen Nutzung des jedoch nicht menschenleer war, zeigt z.B. und Denkmälergattungen. Zu den ältesten Gebietes, neben der in späterer Zeit vor das Steinkreuz (Station 5) aus dem Bodendenkmälern dieses immer wieder allem der Abbau von Bodengütern betrie- 14./15. Jahrhundert, das mit der Wüstung besiedelten Gebietes zählen drei gut erhal- ben wurde (Station 3). Die Reste der Kir- nichts zu tun hat, der oben schon erwähn- tene Hügelgräber (Station 1 des Wander- che liegen ebenfalls am Ostrand der „Lan- te Bergwerksbetrieb des 15. und 16. Jahr- weges) direkt westlich der K34, von denen gen Wiese“, direkt nördlich des Weges hunderts sowie ein Meilerplatz aus dem allerdings nur zwei zugänglich sind. Der vom Parkplatz. Beim Anlegen des Wald- 17./18. Jahrhundert (Station 2). Durchmesser der Hügel beträgt 10-11m. weges stieß man 1936 auf einen großen Sie stammen vermutlich aus der Hügelgrä- Türsturz mit Scheibenkreuz (erhabenes berbronzezeit (1600-1200 v. Chr.). Ein wei- Kreuz auf vertiefter Scheibe) und veranlas- terer Grabhügel (Station 4) von 12m ste 1938/39 die Freilegung der Grund- Von Norden (A7 = E45, Anschlussstelle Durchmesser, wohl derselben Zeitstellung mauern, die mittlerweile stark verfallen Bad Hersfeld West) über Neuenstein- zuzuweisen, befindet sich ca. 1,3km süd- sind. Die Kirche zeigt einen Grundriss von Aua Hinweisschildern „Eisenberg“ fol- östlich an einem Wegekreuz. ca. 13 x 8m Größe und bestand aus einem gend in Richtung Schwarzenborn nach Am Südhang des Holsteinkopfes, vom nahezu quadratischen Kirchensaal mit Raboldshausen. In der Ortsmitte auf Parkplatz aus 1km in nordöstlicher Rich- anschließendem rechteckigen Altarraum, die K34 Richtung Kirchheim, Willings- tung, befindet sich die Wüstung Holstein in dem die Reste des Altarfundamentes hain, Eisenberg. Nach rund 2,5km vor an der „Langen Wiese“. Heutige Zeugnisse liegen. Der 1936 aufgefundene dreieckige einer Wiesenfläche sternförmig abzwei- der ehemaligen Siedlung sind die Reste Türsturz aus Sandstein befand sich ehe- gende Waldwege, dort Parkmöglichkeit einer Kirche, drei Hügel sowie Terrassie- mals über der Eingangstür und wird in die mit Ausgangspunkt für Rundwander- rungen und Stufenraine. Keramikmaterial zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts weg. Von Süden (A7 = E45, Anschlus- deutet darauf hin, dass sich die Häuser datiert. Bei der Wüstung handelt es sich Holzschnitt von 1556 mit Bergwerksbetrieb sstelle Kirchheim) auf die B454 Rich- des Dorfes entlang des kleinen Baches, wohl um das ehemalige Dorf Holnstein, mit flachen Schürfschächten. tung Oberaula, hinter Gersdorf Hin- der die Wiese durchzieht, befanden. Bei das 1368 urkundlich erwähnt wird. Das weisschild „Eisenberg“ folgend auf der den drei heute noch sichtbaren Hügeln Keramikmaterial deutet darauf hin, dass K34 durch Willingshain zum Eisenberg könnte es sich aufgrund ihrer Form und das Dorf vielleicht schon zum Ende des K. Sippel, Hügelgräber, Bergwerks- hinauf. Hinter Berggipfel auf Waldpark- Größe um zur Siedlung gehörige Öfen han- 14. Jahrhunderts, sicher aber im 15. Jahr- relikte und die Wüstung Holnstein im östli- platz wie oben. deln, da bisher keine Untersuchung statt- hundert im Rahmen der großen Wüstungs- chen Knüllvorland. Arch. Denkmäler in fand, bleibt eine Zuweisung jedoch unge- periode des 14./15. Jahrhunderts verlas- Hessen 110 (Wiesbaden 1993).

164 165 Nidda-Unter-Widdersheim, Wetteraukreis Menhir Niedenstein, Schwalm-Eder-Kreis Oppidum Altenburg

N Nidda-Unter-Widdersheim, Wetteraukreis Niedenstein, Schwalm-Eder-Kreis Das aus tertiärem Basalt bestehende N Menhir Oppidum Altenburg Bergplateau Altenburg erhebt sich am Nordrand einer fruchtbaren Altsiedelland- schaft des sog. Fritzlar-Waberner Beckens, zwischen dem Falkensteiner Kopf im Nord- nordosten und dem Emser Berg im Süd- westen. Von der höchsten Erhebung der Altenburg, dem Dornköpfchen (458,7m ü. NN), fällt das Gelände zunächst leicht Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts nach Nordwesten, Norden, Osten und stand der Menhir „Kindstein“ frei in Südosten ab, bevor es am Rand des Pla- beherrschender Lage auf der Kuppe eines teaus in steiles Gefälle übergeht. Die so nach Nordwesten auslaufenden Höhen- gebildete, annähernd rechteckige Fläche rückens. Heute befindet er sich durch die erreicht eine Größe von etwa 300 x 500m Siedlungsausdehnung im bebauten Orts- (15 Hektar) und bildet zugleich die innere bereich. Der Stein, ein Phonolith, ist Befestigung der zweigeteilten Anlage. Das sowohl 2,30m hoch als auch breit und 1m Hochplateau ist an den nicht ganz so steil dick. Das nächste Vorkommen dieser abfallenden Nordwest- und Nordostseiten Gesteinsart liegt 5-6km entfernt. Das durch eine heute zu Steinwällen zerfallene genaue Alter des Menhirs ist, wie bei allen Wehranlage geschützt. Die Mauern dieser vorgeschichtlichen Denkmälern dieser Gat- inneren Anlage erreichen nach den Ergeb- tung, nur schwer zu bestimmen (zu Menhi- nissen der 1905 von J. Boehlau begonne- ren siehe auch Kirchhain-Langenstein). nen und 1913 von H. Hofmeister abge- Ähnlich wie an anderen Orten ranken sich schlossenen Grabungen nur eine Höhe von auch hier Sagen um den Stein. „In dem 1,30m bei einer Breite von etwa 3,70m. Steine hausen die ungeborenen Kinder. Ein vorgelagerter, 0,40m breiter Funda- Man hört sie schreien, wenn man das Ohr mentgraben einer vorgeblendeten Palisa- an den Block legt. Die Kindfrau hat den denwand, die gleichzeitig zu der Holzkon- Schlüssel dazu“. struktion gehörte, die die Mauer stützte, lässt auf eine Brustwehr schließen, die Der Menhir in Unter-Widdersheim. wesentlich höher reichte. Es ist möglich, dass auch die Südost- und Teile der Süd- Von Süden A5 Ausfahrt Friedberg auf westseite, an denen das Plateau durch die B455, dieser folgen Richtung steil abfallende Klippen geschützt ist, Schotten/Nidda bis kurz hinter Echzell- zusätzlich mit einer Palisadenwand befe- Grundschwalheim. Dort nach Norden stigt waren. Der Zugang zu dieser inneren auf der L3188 Richtung Hungen bis Anlage wurde wohl durch zwei nur 30m Unter-Widdersheim. Direkt hinter dem Von der A49 Ausfahrt Gudensberg oder auseinanderliegende Tore an der Nordost- Ortsschild rechts ab Richtung Ober- Edermünde über Besse nach Nieden- seite ermöglicht. Über den Aufbau der Tor- Widdersheim und rechts ab in die letz- stein. In Niedenstein, Ortsausgang anlage ist nichts bekannt. Der Zufahrts- te Straße vor dem östlichen Ortsende nach Breitenbach links ab in den Alten- weg ist hangabwärts durch zwei (Menhir ausgeschildert). Der Menhir burger Weg (Hinweistafel zur Alten- bogenförmige Vorwälle und einen Graben steht direkt vor Haus Nr.4 in der Straße burg). Am Ortsausgang Parkmöglich- gesichert. Die Durchlässe in den Vorwällen „Zum Kindstein“. Oder über die A45 keit. Von dort zu Fuß auf das Plateau konnten als Tore bestimmt werden, die bis Ausfahrt Wölfersheim, dort auf der etwa 1,5km. An verschiedenen Punk- den Zugang zur Hauptbefestigung ermög- B455 Richtung Schotten/Nidda und F.-R. Herrmann, In: F.-R. Herrmann/ ten der Altenburg befinden sich Erläu- lichten. Wie andere große spätlatènezeitli- weiter wie oben. A. Jockenhövel, Die Vorgeschichte Hes- terungstafeln. che, befestigte Siedlungen weist auch die sens (Stuttgart 1990) 452. Altenburg eine äußere Wallanlage auf, die

166 167 Niedenstein, Schwalm-Eder-Kreis Oppidum Altenburg Niederdorfelden, Main-Kinzig-Kreis Burg Dorfelden im Niddertal

N eine größere Fläche um das Bergplateau wohl zur Aufarbeitung von Ton für die Kera- Niederdorfelden, Main-Kinzig-Kreis Niederdorfelden liegt im Niddertal N absichert. Diese äußere Befestigungslinie mikherstellung diente. In diesem Bereich Burg Dorfelden im Niddertal 13km nordöstlich von Frankfurt am bezieht den Falkensteiner Kopf ein und konnte auch ein 0,57 x 1,11m großer höl- Main. Über die A66 Frankfurt-Fulda, umschließt eine Gesamtfläche von etwa zerner Türflügel geborgen werden, der ein Ausfahrt Maintal-Bischofsheim, oder 70 Hektar bei einem Durchmesser von dendrochronologisches Datum (um 110 v. von der B521 abbiegen und in den Ort. 1200m. Im Vergleich zum inneren Wall Chr.) lieferte. Dieses Datum bestätigt – Am Nordrand von Niederdorfelden liegt auf Dort zum Parkplatz hinter dem Rat- und sind die Reste des Außenwalles noch stär- zusammen mit dem größten Teil des sehr einer von Flussarmen der Nidder gebilde- Bürgerhaus (ausgeschildert). Vom ker ausgeprägt. Die zerfallenen Basalt- umfangreichen Fundmaterials – die Datie- ten langgestreckten Insel die Ruine der Parkplatz geradeaus bis zum Mühlgra- mauern, die eine Höhe von etwa 2m rung der Anlage in die Spätlatènezeit. Aus Burg Dorfelden. Sie erhebt sich auf einem ben und nach links an diesem entlang, erreicht haben dürften und zusätzlich wohl dieser Epoche stammen u. a. ein Regen- künstlich aufgeschütteten Hügel, der von über die Brücke zur Ruine der Burg ebenfalls mit einer hölzernen Brustwehr bogenschüsselchen (goldene keltische einem noch heute Wasser führenden Gra- (300m). ausgestattet waren, wurden von einem Münze), bronzene Trachtbestandteile, ben umgeben ist. Der 4m hohe Burghügel 1,50m tiefen, vorgelagerten Spitzgraben eiserne Werkzeuge und Waffen sowie ist über zwei moderne Erddämme zugäng- begleitet. Eine Wallöffnung im Südosten, große Mengen Keramik. Einige neolithi- lich. Er ist in seiner Form rundlich-oval und Burg Hanau, nach der sie ihren Hauptsitz durch die heute der alte Niedensteiner sche Funde (vor allem Funde der Michels- hat an seiner Basis einen Durchmesser verlegten und den Namen von Hanau Weg führt, ist wohl jüngeren Ursprungs. berger Kultur) und einige urnenfelderzeitli- von 50-58m. Die Berme bis zum Wasser- (Hagenowe) annahmen. Sie traten damit Ein altes Tor zur Anlage wird weiter südlich che Keramikbruchstücke zeigen, dass graben ist mit 4m bis etwa 12m unter- die Nachfolge der Herren von Buchen und vermutet. Im Nordwesten setzt der äußere auch vor der Spätlatènezeit bereits Höhen- schiedlich breit, so dass die Burginsel von Hanau an und waren die Stammväter des Wall über eine längere Strecke aus. Ob siedlungen auf der Altenburg bestanden. unregelmäßiger Gestalt ist – sicher ein Hanauer Herrengeschlechtes, das 1429 in diese Lücke auf eine nicht vollendete Anla- Ob diese auch befestigt waren, ist nicht Ergebnis späterer Veränderungen. Ebenso den Grafenstand erhoben wurde. Im Zuge ge schließen lässt oder ob aus geländebe- bekannt. Sicher ist, dass die Altenburg ist der umlaufende Wassergraben nicht dieser Entwicklung verlor die Burg Dorfel- dingten Gründen eine Befestigung dieser ihre Blüte in der Spätlatènezeit erlebte, als (mehr) ganz regelmäßig, im Süden nur 15- den bereits ab dem 13. Jahrhundert rasch Seite für nicht nötig gehalten wurde, ist eine große stadtartige, befestigte Höhen- 17m, sonst ziemlich gleichförmig 20m an Bedeutung, hatte verschiedene Besit- noch unklar. Neben den zahlreichen siedlung auf dem Berg am Nordrand der breit. An der Außenseite ist der Graben mit zer und wurde zum Tausch- und Verhand- Schnitten durch die Wehranlagen öffnete Oppidakultur bestand. Die früher geäus- einem durchschnittlich 12m breiten Wall lungsobjekt. Sie wird zwar noch im 17. man während der archäologischen Unter- serte Meinung, die Altenburg sei der bei umgeben, der weniger zur Verteidigung Jahrhundert bewohnt, aber bereits nur suchungen (1905-1913) für die damalige einem Rachefeldzug des Germanicus 15 n. sondern zur Wasserhaltung des Burggra- noch als Zubehör zum Junkerhof genannt, Zeit große Flächen im Inneren der Befesti- Chr. zerstörte Hauptort Mattium des ger- bens gedient hat. Der Gesamtdurchmes- der ursprünglich wohl der Wirtschaftshof gung. Im Rahmen dieser Arbeiten erforsch- manischen Stammes der Chatten, trifft ser der Anlage beträgt in der W-O- der Burg gewesen ist. Der Verfall der Anla- te man mehrere muldenförmige Eintiefun- nicht zu. Nach heutigen Erkenntnissen ist Richtung rund 140m, N-S knapp 130m. ge wird in einem von 1757 überlieferten gen, bei denen es sich um ehemals holz- das Ende der Anlage bereits um 50 v. Chr. Die wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts Text dokumentiert, in dem es heißt: „Die verschalte Gruben handelt. Diese in den anzusetzen (vgl. Oberursel-Oberstedten, erbaute Anlage wird 1234 erstmals alte Burg bestehend in einem alten Haus Boden eingetiefte Becken dienten zur Was- Heidetränk-Oppidum). Die endgültige Aus- urkundlich erwähnt. Zunächst dürfte ein und sonstigen Gebäuden, welche Dach serversorgung der Bewohner. Das genaue wertung der Anfang der 1990er Jahre durch Wasser geschützter Turmhügel und Fach unterhalten werden, die Mauer Aussehen der Bebauung lässt sich nicht begonnenen neuesten Forschungen ist bestanden haben, der zu den frühen Burg- um dieselbe aber sehr verfallen“. Über mehr rekonstruieren. Zwar wurde im Be- noch nicht abgeschlossen. sitzen gehört, die sich Ministeriale und das Aussehen des Burggrundrisses in die- reich der „Grünen Platte“ auf dem Plateau edelfreie Geschlechter seit dem 11. Jahr- ser Zeit kann man sich anhand eines Pla- eine dichte mehrphasige Besiedlung an- R. Gensen, Niedenstein, Oppidum hundert erbauten. Diese meist kleinen An- nes, der um 1700 datiert wird, ein Bild hand einer sehr großen Zahl von Pfosten- Altenburg. In: F.-R. Herrmann/ A. Jocken- lagen boten auf der Kuppe des aufge- machen. Heute sind von der Burg nur noch löchern nachgewiesen. Jedoch ist es we- hövel (Hrsg.), Die Vorgeschichte Hessens schütteten Hügels gerade Platz für einen einige Reste der Außenmauern erhalten. gen der ungünstigen Bodenbedingungen (Stuttgart 1990) 453 ff. J. Bergmann, Die Wohnturm, der anfänglich aus Stein, spä- Besonders beachtenswert ist die turmartig und der damals noch nicht so entwickelten Altenburg bei Niedenstein. In: Der ter aus Holz errichtet wurde. Anläßlich von verdickte Südecke, deren Entstehungszeit Grabungstechnik nicht möglich, vollständi- Schwalm-Eder-Kreis. Führer zu archäologi- Schenkungen wird der Ort bereits 767 als mit Hilfe des dort verwendeten Buckel- ge Hausgrundrisse zu bestimmen. Eine Be- schen Denkmälern in Deutschland 8 Turifelde, um 850 als Torvelden, 1130 als mauerwerkes kurz vor 1200 datiert wird. sonderheit bildet neben der zum Teil aus- (Stuttgart 1986) 85 ff. U. Söder, Vorbe- Dorvelden genannt. Die Erbauer der Burg, An die Südecke schloss sich der Eingang sergewöhnlichen Holzerhaltung ein großes richt über die Ausgrabungen auf der Alten- die Herren von Dorfelden, werden 1166 in die Burg an. Ein Rauchabzugsschacht Tonlager, in dessen Nachbarschaft ein burg bei Niedenstein, Schwalm-Eder-Kreis. erstmals urkundlich erwähnt. Sie waren eines Kamins in der Nordwestmauer unterteiltes Becken gefunden wurde, das Berichte der KAL 3, 1994/95, 37 ff. spätestens seit 1191 auch Eigentümer der spricht für eine an die Mauern gelehnte

168 169 Niederdorfelden, Main-Kinzig-Kreis Burg Dorfelden im Niddertal Ober-Mörlen, Wetteraukreis Römischer Wachtturm Gaulskopf

N Ober-Mörlen, Wetteraukreis O Römischer Wachtturm Gaulskopf

Auf dem Taunusgipfel Gaulskopf (397m ü. NN) finden sich hinter dem hier sehr gut erhaltenen Wall des Limes die Reste eines besonders mächtigen römischen Wacht- turms. Bereits 1893 erstmals von F. Kofler geöffnet und von E. Anthes 1896 weiter untersucht, wurde die Ruine 1922 von P. Helmke vollständig ergraben. Neben dem Originalfundament wurde 1926 eine Rekonstruktion errichtet, die als eine der besten Wachtturmrekonstruktionen am Limes gelten kann. Durch seine Grund- fläche von etwa 8 x 8m auf einem durch Strebepfeiler verstärkten Fundament und der Mauerstärke von 1,45m hebt er sich deutlich von den normalen Limeswachttür- men ab und ist wohl als Signalturm zu bezeichnen. Nach heutigem Wissensstand kann man davon ausgehen, dass der Turm mit einem weißen Verputz – wohl mit rotem Der rekonstruierte Wacht- und Signalturm Fugenstrich – verkleidet war. Von seiner auf dem Gaulskopf. Höhe – anhand seiner Fundamentierung wäre ein weiteres Stockwerk denkbar – ließ sich das ganze vom Limes umschlos- Am besten erreicht man den Wacht- sene Gebiet der Wetterau und südwärts turm über den Ort Pfaffenwiesbach. der Limeszug bis zur Saalburg und den Von der A5 Ausfahrt Friedberg auf der Wachtposten am Nordhang des Großen B455 Richtung Bad Homburg, dann Feldberges überblicken. Durch die Bewal- rechts ab und auf der L3041 Richtung dung ist heute der Blick auf nord-nordöst- Usingen/Wehrheim. Von dieser rechts lich Richtung beschränkt. Bei guter Sicht ab auf die K725 nach Wehrheim und ist der Dünsberg am Horizont zu erkennen. dort auf der K728 nach Wehrheim-Pfaf- Blick auf die Burg Dorfelden. Weitere, wohl als Signaltürme anzuspre- fenwiesbach. In Pfaffenwiesbach zu- chende Bauwerke standen auf dem nächst der Beschilderung Richtung Innenbebauung um den Burghof. Weitere Johannisberg in Bad Nauheim und an der Friedrichsthal und dann Forsthaus fol- Mauerteile, darunter die Turmbastion der Römerstraße Friedberg-Arnsburg in der gen. Vom Ende der Bebauung zu Fuß Ostecke, sind im Verband an der Hügelbö- Gemarkung Wölfersheim-Wohnbach. Richtung Forsthaus bis zum Wald und schung abgerutscht. Von der Ausräumung an der Waldecke Beschilderung zum des Innenraumes zeugt ein großer Schutt- Gaulskopf folgen (von Pfaffenwiesbach hügel im Osten der Anlage. In den 90er aus 2,9km). Weitere Zugänge über Jahren des 20. Jahrhunderts wurden D. Baatz, Limes – Westliche Wetter- Wanderwege aus Richtung Ober-Mör- Restaurierungsarbeiten zur Sicherung der F.-R. Herrmann, Die Burg Dorfelden ausrecke Wp 4/16. In: D. Baatz/F.-R. Herr- len, Langenhain-Ziegenberg oder von Anlage durchgeführt. im Niddertal. Arch. Denkmäler in Hessen mann (Hrsg.), Die Römer in Hessen2 (Stutt- der Kapersburg entlang des Limes. 116 (Wiesbaden 1994). gart 1989) 399.

170 171 Obertshausen, Landkreis Offenbach Turmburg „Burg im Hain“ Obertshausen, Landkreis Offenbach Turmburg „Burg im Hain“

O Obertshausen, Landkreis Offenbach und ließ sich in ihrem ganzen Verlauf nach- als Eckturm in eine nachfolgende staufi- O Turmburg „Burg im Hain“ weisen, obwohl man die Burg in späteren sche Burg integriert wurde, gab man die Zeiten als Steinbruch nutzte. Zwischen der Niederungsburg Obertshausen auf. Ringmauer und dem vorgelagerten Graben bestand eine etwa 1m breite Berme. Das Profil des zugesetzten und mit Schutt ver- H. Göldner/K. Ulrich, Obertshausen füllten Grabens, der sich in seinem Verlauf Kr. Offenbach, Die Turmburg „Burg im Die in ihren Grundmauern rekonstruierte Von der A3 Ausfahrt Obertshausen noch bis in jüngste Zeit im Gelände Hain“ bei Obertshausen. In: Frankfurt am Niederungsburg „Burg im Hain“ liegt am Richtung Obertshausen und über die abzeichnete, wurde leider nicht durch Main und Umgebung. Führer zu archäologi- Südrand von Obertshausen. Eine erste Heusenstammer Straße bis zum Rat- Schnitte geklärt. Seine Breite wird mit schen Denkmälern in Deutschland 19 archäologische Untersuchung der mittelal- haus. Kurz vor diesem rechts ab in den 13m angegeben und eine Tiefe von 2,5-3m (Stuttgart 1989) 250 ff. terlichen Anlage fand 1964 unter der Lei- Rembrücker Weg, hier links ab in die vermutet. Holzpfähle und Querbalken, in tung von K. Nahrgang statt. Während einer Friedhofstraße und gleich wieder den inneren Grabenrand gerammt, verhin- Nachuntersuchung von K. Ulrich konnten rechts in die Straße „Im Hain“. In die- derten ein Abrutschen der steilen Bösch- noch einige strittige Fragen geklärt wer- ser rechts ab in die Burgstraße mit ung. Der Zugang in die Befestigung konnte den. Die annähernd kreisförmige Befesti- Parkmöglichkeiten. Die Reste der noch nicht nachgewiesen werden. Ging der gung besteht aus einem Graben, einer Turmburg befinden sich in der Grünan- erste Ausgräber noch von einem Turm mit dahinterliegenden Ringmauer und einem lage Ecke „Am Hain“/Burgstraße. Von rechteckigem Grundriss im Zentrum der Wohnturm im Zentrum der umwehrten der B448 (Obertshausen-Offenbach) Befestigung aus, zeigte die Nachuntersu- Fläche. In mehreren Schnitten und kleine- bis Abzweig Obertshausen, dort rechts chung, dass die Innenbebauung aus einem ren Flächen zeigte sich, dass die gemör- ab in die Schönbornstraße und weiter runden Wohnturm bestand. Der Turm hatte telte Ringmauer eine durchschnittliche geradeaus in die Bahnhofstraße, unter einen Außendurchmesser von 10,2m, die Breite von 2,20m hatte und eine etwa 28 Bahngleisen durch und weiter bis in die Mauerstärke betrug 2,4m. Das Spektrum x 31m große, leicht ovale Fläche ein- Heusenstammer Straße bis Höhe Rat- des während der Grabungen aus Auffüll- schloss. Sie war aus den unterschiedlich- haus und links in den Rembrücker und Abbruchschichten geborgenen Kera- sten Gesteinsarten wie Basalt, Trachyt, Weg, weiter wie oben. mikmaterials reicht vom ausgehenden Kalkstein und Arkosesandstein aufgebaut 10. bis in das 12. Jahrhundert. Die Burg von Hausen diente einer adligen Familie als Wohnsitz. Ihre Erbauung ist wohl mit den Veränderungen der sozial- und verfas- sungsgeschichtlichen Strukturen, welche zur Anhebung des niederen Adels führte, in Verbindung zu bringen. Allerdings sind die Erbauer der Burg nicht bekannt. Man geht jedoch davon aus, dass das Geschlecht derer von Hausen, welches urkundlich aus der Mitte des 12. Jahrhun- derts belegt ist, ihre Stammburg in Oberts- hausen hatte. In der Folgezeit gehörten Obertshausen, Hausen und Hainhausen den Herren von Eppstein. Gerhard III. von Hainhausen erhielt 1186-1189 die Herr- schaft von Eppstein, sein jüngerer Bruder Gottfried I. blieb auf dem väterlichen Besitz Hainhausen. So verlor die Burg in Obertshausen für beide ihre Bedeutung. Im Gegensatz zu dem Turm einer ver- Die Grundmauern der Turmburg in Obertshausen. gleichbaren Anlage in Dreieichenhain, der

172 173 Oberursel-Bommersheim, Hochtaunuskreis Burg von Bommersheim Oberursel-Bommersheim, Hochtaunuskreis Burg von Bommersheim

O Oberursel-Bommersheim, ten Angaben vorliegen, beschränkte man störung der Burg an. Am 9. März 1382 O Hochtaunuskreis sich darauf, die Lage im Gelände und die werden die ersten Klagen der Bommers- Burg von Bommersheim Größe der ehemaligen Burganlage zu ver- heimer Ritter über die Zerstörung ihrer anschaulichen. Burg in Frankfurt urkundlich vermerkt. Die Die Anfänge der Burganlage liegen im Zerstörung der Burg wird somit im Februar 11. oder 12. Jahrhundert, als am Rand der 1382 erfolgt sein und bezeichnet das voll- Niederung des Kalbaches eine Motte ständige Ende der Burganlage, die danach errichtet wurde. Auf einem von Graben, nicht wieder aufgebaut wurde. Die Scha- Wall und Palisade umgebenen, minde- densersatzklage lässt sich bis weit ins 15. stens drei Meter hoch aufgeschütteten Jahrhundert hinein verfolgen, wurde dann Hügel von 20m Durchmesser wurde ein aber vom Reichsgericht endgültig nieder- wahrscheinlich hölzerner Wohnturm errich- gelegt. tet, der einer Adelsfamilie gehörte. Bei Im Zuge der Grabungskampagnen Baukomplexen dieses „klassischen“ Mot- konnten die Kenntnisse über die Burg von tentyps befanden sich normalerweise am Bommersheim, die bis dahin nur auf weni- Fuß des Hügels weitere Wohn- und Wirt- gen schriftlichen Quellen beruhten, schaftsbauten für das Gesinde. In Bom- wesentlich erweitert werden. Darüber hin- mersheim sind derartige Gebäude zu ver- aus gibt das umfangreiche Fundgut, das muten, bisher aber nicht nachgewiesen. im Zuge der Zerstörung in den Burggraben Im 13. Jahrhundert wurde anstelle der gelangte, einen außergewöhnlichen Ein- Motte eine Niederungsburg mit einer blick in das Leben auf einer Burg des 1,70m starken Ringmauer von 35m Durch- 14. Jahrhunderts. Die in den Graben messer angelegt. Die Mauer umschloss geworfenen Gebrauchsgegenstände, Ein- den vormaligen Außenwall. Die darauf auf- richtungs- und Innenarchitekturteile wur- geschüttete Innenfläche war mit rund den durch den stetig hohen Grundwasser- 800m2 relativ klein, was vermuten lässt, spiegel des Burggrabens konserviert, so dass die Gebäude im Burginnern als Rand- dass sich auch organische Materialien wie hausbebauung entlang der Ringmauer mit Holz und Leder erhalten haben. Neben nach außen gerichteten Traufseiten ange- Koch- und Essgeschirr, Messer und Löffeln ordnet waren. Der an die Ringmauer in vielfältiger Form fanden sich Maultrom- Die Reste der Niederungsburg in Bommersheim. anschließende Burggraben war über 9m meln, eine Flöte, Turnierlanzenspitzen und breit und 2m tief und enthielt umfangrei- Kinderspielzeug, Trachtbestandteile und Von der A661 Ausfahrt Oberursel – Die Ruine der Niederungsburg der Herren ches Fundgut. Schmuckgegenstände und Zeugnisse von Stadtmitte /Bad Homburg rechts Rich- von Bommersheim wurde 1941 beim Aus- War die vormalige Motte Wohnstätte Pilgerreisen, z. B. nach Santiago de Com- tung Oberursel. In Oberursel rechts ab heben eines Löschteiches wiederentdeckt nur einer Adelsfamilie, präsentiert sich die postela. Architekturteile wie Reste von Richtung Bommersheim und gleich und bei Baumaßnahmen in den folgenden Niederungsburg des 13. und 14. Jahrhun- Fensterläden und Glasscheiben, von links in die Lange Straße (Bommers- Jahrzehnten mehrfach angeschnitten. derts als Ganerbenburg, deren Besitz und Kachelöfen und Bodenkacheln, Möbeln heim ausgeschildert), 4. links ab in die 1988 wurde im Zuge dessen eine erste Wohnrecht auf mehrere Adelsfamilien auf- und Beschlagteilen zeugen von der herr- Burgstraße, von dieser zweigt rechts Ausgrabung durchgeführt. Es folgten bis geteilt war. Sie standen im steten Konflikt schaftlichen Ausstattung der Burg. die Kalbacher Straße ab. Von dort 1991 drei weitere Grabungskampagnen, mit den mittelalterlichen Städten, deren rechts. Im Hinnrich befindet sich die so dass insgesamt ein Zehntel der ehe- wachsende Bedeutung wirtschaftliche und Burg rechts der Mehrzweckhalle Haus maligen Burgfläche untersucht worden ist. soziale Veränderungen mit sich trug. Im Bommersheim. Mit der U3 (Frankfurt Anlässlich der 1200-Jahrfeier von Bom- Rhein-Main-Gebiet wurde die Freie Reichs- Südbahnhof – Oberursel Hohemark) mersheim wurde nach den Grabungsergeb- stadt Frankfurt zur wichtigen politischen bis Haltestelle Bommersheim, zu Fuß nissen die Ringmauer der Burg bis zu einer Kraft. Gemeinsam mit dem Rheinischen J. Petrasch/K.-F. Rittershofer, Die rechts ab in Bommersheimer Straße, Höhe von 0,50-0,70m über der heutigen Städtebund kündete Frankfurt den Herren Burg von Bommersheim. Stadt Oberursel dann Burgstraße und weiter wie oben. Geländeoberfläche wieder aufgemauert. und Ganerben von Bommersheim am 29. (Taunus), Hochtaunuskreis. Arch. Denk- Da über die Innenbebauung keine konkre- Januar 1382 eine Fehde und die Zer- mäler in Hessen 101 (Wiesbaden 1992).

174 175 Oberursel-Oberstedten, Hochtaunuskreis Heidetränk-Oppidum Oberursel-Oberstedten, Hochtaunuskreis Heidetränk-Oppidum

O Oberursel-Oberstedten, Umfassungsmauer zu einer umfangrei- „Goldgrube“ stammen, machen eine O Hochtaunuskreis chen, mehrfach gegliederten Befestigung durchgehende Besiedlung in den letzten Heidetränk-Oppidum zusammengefasst. Dabei wurden Höhen- Jahrhunderten v. Chr. Geburt wahrschein- unterschiede von 230m überwunden und lich. Der Materialbestand umfasst neben der Taleinschnitt des Urselbaches in die keltischen Kunstgegenständen, Münzen Befestigung einbezogen. In diesem letzten (Gold-, Silber- und Potinmünzen), Tracht- Ausbauzustand erreicht die Anlage eine bestandteilen, Waffen, Pferdegeschirr, Größe von 130 Hektar. In der Umwallung Wagenteilen und Werkzeugen auch Haus- ist die Lage von sechs Zangentoren und Küchengeräte. Eine Verbindung mit bekannt, von denen heute noch vier nach- den römischen Militäranlagen im Rhein- weisbar sind. Bereits ab dem Ende des Main-Gebiet, die in der frühen Kaiserzeit 19. Jahrhunderts beschäftigte sich der angelegt wurden, ist aber durch das bisher Frankfurter Architekt und königl. Baurat bekannte Fundmaterial auszuschließen. Ch. L. Thomas mit dem Heidetränk-Oppi- Von dem noch später in einer Entfernung dum. Seinen Forschungen verdanken wir von 2,5km angelegten Limes trennt das den ersten Gesamtplan der Anlage, mit Heidetränk-Oppidum zeitlich ein Jahrhun- dessen Hilfe sich heute bereits zerstörte dert. Als noch ungesichert muss die Partien ergänzen lassen und der Einblicke Zugehörigkeit des 2km unterhalb des in den Aufbau der Befestigungsanlagen Südost-Zangentores verlaufenden „Heiden- gibt. Eine grundlegende Neuvermessung grabens“ gelten. Von dem als Sperre des unter F. Maier und Grabungen am Nordost- hier schon weit geöffneten Urselbachtals Zangentor sowie Sondagen im Bereich von angelegten Befestigungswerk ist nur noch Wohnpodien durch F. Fischer in den 70er die nördliche Strecke als Wall und Graben Jahren ergänzen unsere noch immer recht erhalten. Blick über einen der Wälle der keltischen lückenhaften Kenntnisse des Heidetränk- Ringwallanlage. Oppidums. Während der Grabungen von Thomas konnte mehrfach für die heute zu Nur 2,5km nordwestlich von Oberursel und Über die A5 bis zum Autobahnkreuz Steinwällen zerfallenen Mauern auf der 16km nordwestlich des Stadtzentrums von Bad Homburg, Wechsel auf die A661 Höhe „Altenhöfe“ eine Stein-Holz-Kon- Frankfurt liegt das Heidetränk-Oppidum auf (Richtung Bad Homburg), Ausfahrt struktion mit senkrechten Frontpfosten den ersten Höhen des Taunus, die sich Oberursel-Nord, weiter über die B455 und waagrechten Querankern nachgewie- über die Rhein-Main-Ebene und die südli- (Richtung Oberursel-Hohemark) auf der sen werden. Auf der „Goldgrube“ dagegen che Wetterau erheben. Anhand des Fund- Haupstraße zum Großen Feldberg. wurde dieses Konstruktionsprinzip nur ein- materials war die mindestens zweiperiodi- Parkplätze an der Hohemark und im mal an der Nordwestecke der Kernanlage ge Anlage während der jüngeren Eisenzeit Heidetränktal. – Linie U3 Frankfurt- angetroffen. Über den genauen Aufbau (Latènezeit) in den letzten drei Jahrhunder- Oberursel/Hohemark bis Endhaltestel- und die Pfostenkonstruktion der weiteren ten v. Chr. besiedelt. In spätkeltischer Zeit le. – Von der Hohemark (bei der Schutz- Mauern mit teilweise vorgelagerten Grä- entwickelt sich der Platz zu einem Oppi- hütte/Autobus-Haltestelle neben der ben sind keine Einzelheiten bekannt. An dum, einem stadtähnlichen zentralen Sied- Straße zum Großen Feldberg steht eine der Süd- und Westseite der „Goldgrube“ lungsplatz der Kelten an der Nordgrenze Übersichtskarte des Taunusclubs) ist eine dichte Besiedlung durch etwa 160 der sog. Oppidakultur. Ursprünglich be- Wanderwege in Richtung Goldgruben- „Wohnpodien“ nachgewiesen. Es handelt standen zunächst zwei Befestigungen auf felsen, Sandplacken oder Fuchstanz. sich dabei um künstlich eingeebnete, im den sich gegenüberliegenden Bergkuppen Im Zuge der „Keltenstraße“ ist an der Durchschnitt 10m lange und 6-8m breite F. Maier, Das keltische Heidetränk- „Altenhöfe“ (575,5m ü. NN) und „Gold- Ausfahrt der B455 die Errichtung eines Flächen. Auf einigen konnte Thomas Sied- Oppidum bei Oberursel im Taunus. Arch. grube“ (490,2m ü. NN) über dem Tal des „Keltentores“ und die Neukonzeption lungsreste in Form von Pfostenlöchern, Denkmäler in Hessen 102 (Wiesbaden Heidetränkbaches. Die beiden getrennt eines ausgeschilderten Rundwander- Feuerstellen, Keramik und Bruchstücken 1980). Ders., Das Heidetränk-Oppidum. voneinander errichteten Kernanlagen wur- weges geplant. von Mühlsteinen nachweisen. Weitere Führer zur hessischen Vor- und Frühge- den erst in einer zweiten Phase durch eine Funde, die meist aus dem Bereich der schichte 4 (Stuttgart 1985).

176 177 Oberweser-Oedelsheim, Landkreis Kassel Frühmittelalterliche Wahlsburg Pohlheim-Grüningen, Landkreis Gießen Rekonstruierter Wachtturm Sandberg

O Oberweser-Oedelsheim, Landkreis Kassel Die Befestigung Wahlsburg liegt auf einer P Frühmittelalterliche Wahlsburg Bergkuppe, die aus dem zwischen Weser und Schwülme gelegenen Buntsandstein- rücken nach Norden in das Tal der Schwül- me hervorspringt. Sie besteht aus einer den äußeren Bergsporn, dessen Hänge an der Nordwest- Nord und Ostseite steil abfallen, einnehmenden ovalen Hauptburg und einer den flachen Zugang von Südwe- sten absichernden halbkreisförmigen Vor- burg. Insgesamt nimmt die Befestigung eine Fläche von etwa 0,9 Hektar ein. Der im Osten nur als Terrasse sichtbare, ansonsten deutlich ausgeprägte Wall der 0,5 Hektar großen Hauptburg umschließt ein leicht unregelmäßiges Oval. An seiner Außenseite wird er im Norden, Westen und an der Südseite von einem Graben beglei- Plan der Wahlsburg. tet. Dieser endet kurz vor der Ansatzstelle des Vorwalles an die Hauptburg und mar- mittelalter. Unmittelbare Parallelen hat die (Trendelburg-Deisel, Ringwall Hahn). kiert an dieser Stelle den einzigen alten in beherrschender Lage über dem Schwül- Zugang zur Hauptburg, der durch die Vor- metal erbaute Wahlsburg in den Befesti- R. Gensen, Die frühmittelalterliche burg führte. Der schwächere Wall der Vor- gungen auf der Eberschützer Klippe (Hof- Wahlsburg bei Wahlsburg-Lippoldsberg. Über die B83 Hofgeismar – Trendel- burg setzt im Osten an der östlichen Tor- geismar, Der Ringwall auf der Eberschützer Arch. Denkmäler in Hessen 93 (Wiesbaden burg Bad Karlshafen-Helmarshausen, wange der Hauptburg an, endet auf der Klippe) und auf dem Hahn bei Deisel 1991). dann auf der B80 über Bad Karlshafen anderen Seite im Westen aber bereits am hinter Gewissenruh weiter nach Lip- Außenrand des Grabens. Die Unterbre- poldsberg. Von dort auf der L3392 chungen auf der Südostseite des Vorwal- Richtung Vernawahlshausen. Nachdem les gehen wohl auf moderne Holzabfuhr- man auf der rechten Seite die ausge- wege zurück. Der alte Zugang zur Vorburg Pohlheim-Grüningen, Landkreis Gießen schilderte Zufahrt zum Rehabilitations- ist an einer Lücke auf der Westseite kennt- Rekonstruierter Wachtturm zentrum passiert hat, zweigt nach lich. Die genaue Bauart der zu Wällen zer- Sandberg 0,7km in S-Kurve ein Forstweg von der fallenen Mauern der Wahlsburg könnte nur L3392 ebenfalls auf der rechten Seite durch eine fachgerechte Ausgrabung schräg Richtung Osten ab. Auf diesem geklärt werden. Weitere im Gelände Von Gießen über die L3132 Richtung zu Fuß bergauf im Bogen um die Kuppe erkennbare Befunde geben Hinweise auf Ph.-Grüningen, etwa 800m nach der der Wahlsburg herum, bis dieser auf die Innenbebauung. So deutet in der südlichen Ortsausfahrt von Ph.-Wat- einen geteerten Fahrweg trifft. Unmit- Hauptburg eine etwa 20m westlich des zenborn-Steinberg rechts ab auf telbar davor führt ein unbefestigter Tores gelegene Grube auf einen ehemali- asphaltiertem Feldweg, Ausschilde- Weg im spitzen Winkel rechts nach Nor- gen Keller hin. Eine weitere Eintiefung die- rung (Rekonstruierter Limes-Wacht- den zurück, von diesem biegt man ser Art befindet sich im Nordwesten. Die turm), kurz vor der Bergkuppe links nach kurzer Wegstrecke links ab zur kleine, rechteckige Planierung in der Mitte und etwa 500m in südwestliche Rich- Kuppe mit der Wahlsburg. Oder über des Ovals könnte den Standort eines tung bis zum Turm. Von Süden über die B80 entlang der Weser nach Nor- ebenerdigen Gebäudes kennzeichnen. Ph.-Grüningen auf der L3132 Richtung den bis Gieselwerder, von dort Rich- Obwohl noch keine Grabungen im Bereich Gießen, 800m vor Ph.-Watzenborn- tung Wahlsburg bis Lippoldsberg und der Befestigung stattfanden und bisher Steinberg links ab auf ausgeschilder- weiter wie oben. kein datierendes Fundmaterial vorliegt, ten Weg und weiter wie oben. stammt die Anlage sicher aus dem Früh- Der rekonstruierte Limeswachtturm Sandberg.

178 179 Pohlheim-Grüningen, Landkreis Gießen Rekonstruierter Wachtturm Sandberg Pohlheim-Holzheim, Landkreis Gießen Römisches Kleinkastell Holzheimer Unterwald

P Am Ende der schnurgeraden Limesstrecke, Pohlheim-Holzheim, Landkreis Gießen unsere Kenntnisse über die Struktur der P die im Süden bei Butzbach beginnt, liegt Römisches Kleinkastell dort stationierten Truppenteile, die militäri- der Wachtposten Wp. 4/49 auf dem Sand- Holzheimer Unterwald sche Rangordnung und Stärke der Besat- berg (zu den einzelnen Ausbauphasen des zung. obergermanischen Limes siehe Taunus- Bereits 1843 wird das Kastell von stein-Orlen, Rekonstruierter Limesab- Johann Philipp Dieffenbach in seiner schnitt bei Orlen/). Die „Urgeschichte der Wetterau“ erstmals gute Erhaltung im Bereich des aufgebau- erwähnt. Einer zufälligen Wiederent- ten Turmes geht auf die Initiative des seit deckung im Jahre 1843 folgten erste Gra- 1895 in Gießen tätigen Professors Dr. bungen von Carl Gareis. Weitere Untersu- Robert Sommer zurück, der aus, wie wir chungen wurden dann 1894 von Friedrich heute feststellen können, berechtigter Kofler, dem Streckenkommissar der Besorgnis, dass die erhaltenen Reste Reichslimeskommission, durchgeführt. durch die fortschreitende landwirtschaftli- Zahlreiche massive Schädigungen des Kul- che Nutzung eingeebnet werden könnten, turdenkmals durch Raubgräber und Son- einen 250m langen Abschnitt des Limes Rekonstruktion eines Kleinkastells (n. Seitz). dengänger, die den Platz seit 1970 wie- erwarb und somit für zukünftige Generatio- derholt aufsuchten, veranlassten die nen sicherte. Im Jahre 1912 ließ er in der Archäologische Denkmalpflege Hessen zu Form eines römischen Soldatengrabstei- Das Kastell Holzheimer Unterwald liegt Rettungsgrabungen. In den Jahren 1988 nes einen Inschriftenstein setzen. Die knapp 8km nordöstlich von Butzbach in bis 1991 wurde das Kastell vollständig Inschrift lautet: Limes imperii romani der Gemarkung Holzheim der Stadt freigelegt. Auf den Ergebnissen dieser Memoria romanorvm barbarvs Anno Pohlheim. A5 Ausfahrt Butzbach oder Untersuchungen beruht die heutige Prä- MDCCCCXII Robertvs Sommer cvm vxvre Der im Auftrag von Prof. Dr. R. Sommer errich- A45 Ausfahrt Münzenberg, auf der sentation des Kastells. Nach Ausweis von civis Gisenis (Grenzwall des römischen tete Gedenkstein. B488 nach Gambach, dort in Ortsmitte Keramikfunden wird das in zwei Bauperi- Reiches dem Andenken der Römer von nach Norden auf der L3133 Richtung oden zu untergliedernde Lager am Beginn einem Nichtrömer gewidmet im Jahr siedlerhofes „Limeshof“ östlich der Straße Langgöns, etwa 2m hinter Holzheim des 2. Jahrhunderts v. Chr. errichtet und 1912). Nahe bei der NO-Ecke des Mitte liegt der nördlichste Punkt des Wetterauli- nach Nordosten auf der K162 Richtung bis in das zweite Drittel des 3. Jahrhun- der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts mes. An dieser Stelle stand das 0,3 Hek- Grüningen. Etwa 200m hinter dieser derts n. Chr. genutzt. Die annähernd recht- errichteten Steinturmes befindet sich der tar große Kleinkastell Hainhaus, von dem Kreuzung liegt das Kastell dicht nörd- eckige Grundfläche der Anlage nimmt eine originale Standort des römischen Turms. aber heute keine Reste mehr erkennbar lich der Straße im Wald. – Der Zugang Fläche von 18,60 x 19,40m ein. Sie wird Bei der Rekonstruktion ist auf einige Feh- sind. erfolgt am besten von der Straßen- von einer 1m breiten Mauer aus Basalt- ler hinzuweisen: So muss man sich den kreuzung aus (Parkmöglichkeit) auf bruchsteinen umwehrt, die an der Außen- Turm in römischer Zeit um ein ganzes dem im spitzen Winkel zur Straße nach seite von einem 2m breiten, 1m tiefen Stockwerk höher vorstellen, auch war er Nordosten führenden Waldweg und Spitzgraben umzogen wird. Der Zugang in mit rotem Fugenstrich auf weißem Verputz nach 200m über den (zur rechten bes- das Kastell erfolgte über ein 2,50m brei- versehen. Des weiteren waren die Dächer ser erhaltenen) Limeswall. tes Tor, das zentral an der Westseite ange- der Limestürme nicht mit Ziegeln sondern legt war. Über den beiden Torwangen mit Holzschindeln oder Schiefer einge- erhob sich ein Turm, von dem aus das Tor deckt. Bei der vor dem Turm errichteten Das Holzheimer Kastell liegt an dem geschützt und das Vorfeld überwacht Limespalisade sind Querverstrebungen zu schnurgeraden Abschnitt des nordwestli- wurde; Sichtverbindung bestand zu den ergänzen (vgl. Limeshain-Rommelhausen, chen Wetteraulimes, der stellenweise gut benachbarten Limestürmen. Auf der dem Limesanlagen). Von der Galerie lässt sich erhalten und sehenswert ist. Mit einer Tor gegenüberliegenden Lagerostseite die im Norden des Turms in östliche Rich- Innenfläche von knapp 260m2 gehört es zu befand sich in der älteren Bauperiode ein tung abknickende Limesstrecke gut verfol- den kleinräumigsten Vertretern dieser 1,20m breiter Durchlass. In der Mitte wird gen. Sie geht zunächst als Feldrain weiter D. Baatz, Limes – Nördliche Wetter- Denkmälergattung. Dem vergleichsweise die Anlage durch einen befestigten Weg und zieht hinab zur Landstraße Grüningen- austrecke (Landkreis Gießen). In: D. seltenen Kastelltyp galten in Deutschland geteilt, an dem beiderseits Fachwerkbau- Gießen. Jenseits von dieser wird sie durch Baatz/F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer bislang nur wenige planmäßige Untersu- ten angeordnet waren. Die 13,80m langen einen Feldweg markiert. Nahe des Aus- in Hessen2 (Stuttgart 1989) 404 ff. chungen. Entsprechend lückenhaft sind und 3,60m breiten Baracken dienten den

180 181 Pohlheim-Holzheim, Landkreis Gießen Römisches Kleinkastell Holzheimer Unterwald Rosbach v.d.H.-Ober-Rosbach, Wetteraukreis Numeruskastell Kapersburg und Kastell Ockstadt

P Rosbach v.d.H.-Ober-Rosbach, waren die Reste der Befestigung bei der R Wetteraukreis Bevölkerung bekannt. So wird die „Karpes- Numeruskastell Kapersburg serburgk“ schon in einer Urkunde aus dem und Kleinkastell Ockstadt Jahr 1482 erwähnt. Der Ursprung und die Bedeutung des Namens konnte aber noch Das Numeruskastell Kapersburg liegt etwa nicht geklärt werden. Erste archäologische 7km nordöstlich der Saalburg unterhalb Untersuchungen wurden von G. Dieffen- des Taunuskammes auf einer Höhe von bach von 1878-79 durchgeführt. Weitere 420m ü. NN. Neben dem Feldbergkastell Grabungen des Saalburgmuseums unter L. gehört die im Wald gelegene Anlage zu den Jacobi erfolgten 1896-97, 1901 und besterhaltenen und somit sehenswerte- 1905. Die während dieser Grabungen sten römischen Ruinen am obergermani- gewonnenen Ergebnisse bildeten die schen Limes. Bereits in früherer Zeit Grundlage für die Veröffentlichungen über die Kapersburg im Limeswerk (ORL). Ins- Als Ausgangspunkt einer Wanderung gesamt konnten während dieser Forschun- zu den beiden nur wenige 100m von- gen drei Ausbauphasen des Kastells doku- einander entfernten Kastellen bieten mentiert werden. Es zeigte sich, dass sich die Orte Ober-Rosbach (A5 Aus- zunächst am Ende des 1. Jahrhunderts ein fahrt Friedberg) vom Parkplatz „Johan- Holzkastell von 0,8 Hektar errichtet wurde neshecke“ (4km) oder Wehrheim-Pfaf- (zur späteren Datierung des Limes und sei- fenwiesbach vom Parkplatz an der ner zugehörigen Anlagen vgl. Bad Homburg Die aufgemauerten Grundmauern des Kleinkastells. Kirche (3km) an. Von der A5 Ausfahrt v.d.H.- Saalburg); diesem folgte in der Friedberg auf der B455 Richtung Bad 1. Hälfte oder um die Mitte des 2. Jahr- zur Grenzkontrolle abkommandierten Auxi- schränkt sich das Aktionsfeld der Dienst- Homburg, dann rechts ab und auf der hunderts n. Chr. ein erstes Steinkastell liarsoldaten als Unterkunft. Sie waren zur tuenden stark auf die Wallkontrolle ein. L3041 Richtung Usingen/Wehrheim. von 1,3 Hektar. Wohl am Ende des 2. Jahr- Lagergasse mit einem 1,50m breiten über- Die Besatzung dürfte aus von ihrem Haupt- Von dieser rechts ab auf die K725 hunderts n. Chr. entstand an gleicher Stel- dachten Gang ausgestattet und in jeweils lager abkommandierten Hilfstruppensolda- nach Wehrheim und dort auf der K728 le ein nochmals vergrößertes zweites 4 Räume unterteilt. In der jüngeren Kas- ten bestanden haben. Geht man von einer nach Wehrheim-Pfaffenwiesbach. In Steinkastell mit einer Fläche von 1,6 Hek- tellphase wurde die südliche Baracke auf Besetzung der Stuben (Contubernien) mit Pfaffenwiesbach rechts ab in die Schil- tar. Eine vierte Phase, in der man sich auf zwei Räume reduziert und auf der so ge- maximal jeweils 4 Mann aus, dürfte die lerstraße (Limeskastell Kapersburg die nordöstliche Lagerecke zurückzog, wonnenen Freifläche ein 9,50m tiefer Besatzung des Lagers demnach etwa 20- ausgeschildert), rechts in die Nauhei- könnte sich hinter einem langen Mauerzug Brunnen zur Sicherung der Frischwasser- 30 Soldaten umfasst haben, je nachdem, mer Straße und gleich wieder links in und mehreren Einbauten in diesem Lager- versorgung im Inneren des Kastells an- ob auch Pferde unterzubringen waren. die Kapersburgstraße bergan bis zu bereich verbergen. Die heute sichtbaren, gelegt. Neben den Keramikfunden ist vor allem Parkplatz an der Kirche. Von dort zu zum Teil restaurierten Mauerzüge gehören Das Kastell war an gut gewählter Stel- auf einen kleinen Münzhort hinzuweisen, Fuß weiter auf der Kapersburgstraße, zum zweiten Steinkastell. Durch die mitt- le postiert. Der Standort gewährleistete der in einer unscheinbaren Lücke auf der die am Ende der Bebauung in zunächst lerweile zum Teil starke Bewachsung des weite Sicht nach Nordwesten in einen klei- Innenseite der nördlichen Kastellmauer geteerten Feldweg übergeht. Diesem Areals sind die Kastellstrukturen vor allem nen Taleinschnitt Richtung Lahn. Anhand verborgen war. Der Münzschatz setzt sich weit bis in den Wald folgen, bis dieser in den Sommermonaten nicht leicht zu dieser Platzwahl lässt sich die Zweckbe- aus 34 Denaren und einem Sesterz an einem Querweg endet, auf diesem erkennen. Neben der Umfassungsmauer stimmung der Anlage ablesen: Sie über- zusammen, die in der Zeitspanne von 69 zunächst nach rechts und am einge- mit den Torbauten an der Ost- und West- wachte das Vorfeld an der nördlichen Flan- n. Chr. bis spätestens 176 n. Chr. in Rom zäunten Militärischen Sperrgebiet nach seite ist die hintere Raumzeile der anson- ke des westlichen Wetteraubogens und geprägt wurden. links und an diesem entlang. Nach sten in Fachwerktechnik erbauten Kom- diente damit der Fernaufklärung und Erreichen des Limes (am Ende des ein- mandantur (principia) mit dem Fahnen- Frühwarnung. Nach der durchlaufenden gezäunten Areals) liegt nach weiteren heiligtum erkennbar. Des weiteren sind Trassenführung des Limesgrabens und 60m geradeaus auf der rechten Seite mehrere Grundmauern von steinfunda- des unmittelbar vor der Westfront des G. Seitz, Das Kastell Holzheimer das Kastellbad und wenige Meter mentierten Gebäuden in der Nordostecke, Lagers aufgeschütteten Wallkörpers wohl Unterwald. Arch. Denkmäler in Hessen dahinter das Kastell. darunter der mit H bezeichnete Getreide- am Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. 133 (Wiesbaden 1999). speicher (horreum) aufgemauert. Die Funk-

182 183 Rosbach v.d.H.-Ober-Rosbach, Wetteraukreis Numeruskastell Kapersburg und Kastell Ockstadt Schlüchtern-Vollmerz, Main-Kinzig-Kreis Wallanlage, Altenburg und Burg Steckelberg ü. Ramholz

R tion der übrigen erkennbaren Gebäude- Schlüchtern-Vollmerz, Main-Kinzig-Kreis Im oberen Kinzigtal, oberhalb des Ortes S reste ist noch nicht endgültig geklärt; mög- Frühmittelalterliche Wall- Ramholz, befinden sich die Reste dreier licherweise gehörte ein Teil zur Unterkunft anlage, Altenburg und Burg Befestigungen auf einem östlichen Ausläu- des Kommandanten. Der übrige Lagerbe- fer des „Breiten First“, einem basaltbe- reich war dicht mit langgestreckten Mann- Steckelberg über Ramholz deckten Höhenrücken, auf dem mit der schaftsbaracken in Holz oder Holzfach- Weinstraße die alte Verbindung von Fulda werkbauweise bebaut, die aber nicht nach Franken verlief. Der schmale, von ergraben wurden. Als Besatzung des Osten nach Westen kräftig, nach Norden Lagers ist der Numerus Nidensium durch und Süden steil abfallende Bergausläufer eine Bauinschrift aus dem Horreum, die Blick auf das Badegebäude der Kapersburg. des „Breiten First“, früher „Nickes“ zwischen den Jahren 198 und 209 n. Chr. genannt, wird heute als „Altenburg“ datiert, bekannt. Es handelt sich hierbei bezeichnet. Am spitzwinkligen Ende des um eine etwa 150-200 Mann starke Trup- ebenen Plateaus des „Nickes“ liegt auf pe, deren Namen auf den Hauptort der einer Basaltkuppe eine kleine Ringwallan- Civitas Taunensium Frankfurt-Heddern- lage, die 1969 entdeckt wurde. Ein im heim hinweist. Die Aufstellung der Truppe leichten Bogen von Steilkante zu Steilkan- bei ihrer Gründung und die Rekrutierung te geführter 70m langer Wall mit vorge- der Mannschaften erfolgte demnach in lagertem Graben sperrt den Innenraum Nida. gegen das Plateau hin ab. Während er sich Zwischen dem Kastell und dem 60m an der nördlichen Plateaukante als Wall entfernten Limes befindet sich das fortsetzt, biegt er im Süden auf einer zugehörige Badegebäude. Von diesem ehe- Länge von 10-12m scharfwinklig um und mals etwa 30m langen Gebäude sind die lässt zwischen sich und dem Steilrand in Steinbauweise errichteten Badteile in einen Zugang frei. Auf der südlichen Steil- ihren Grundmauern konserviert. Lediglich Die Burgruine Steckelberg. kante setzt er neu an und lief ursprünglich von dem üblicherweise bei Kastellbädern auf 3-5m Länge mit dem Ende des umge- in Holz ausgeführten Umkleideraum (apo- Von der A66 Frankfurt/Main-Fulda Aus- bogenen Wallschenkels parallel. Hier dyterium) sind keine Reste mehr sichtbar. fahrt Schlüchtern Süd auf der L3329 muss ein Torbau mit einem rund 3m brei- Geht man nur 700m nördlich auf dem par- Richtung Sinntal/Bad Brückenau. Hin- ten Durchgang gestanden haben. Der Gra- allel zum Limes verlaufenden „Hühner- turm erbaut. Beide Ruinen sind als etwa ter Herolz nach Vollmerz und dort Rich- ben ist in seinem Zug über die Hochfläche pfad“, stößt man auf die Vorgängeranlage 1m hoher Hügel zu erkennen. In der tung Hinkelhof. Nach Ortsausgang von nur teilweise regelmäßig ausgehoben und der Kapersburg, das Kleinkastell Ockstadt. Kastellmitte befindet sich eine weitere Vollmerz der Beschilderung „Basalt- fehlt an dieser Stelle ganz. Im Westen der Die etwa 60m hinter dem Limes liegende Erhöhung, unter der sich der Grundriss Actien-Gesellschaft“ folgen bis zum 0,38 Hektar großen Anlage lag ein zweites Anlage zeichnet sich noch heute durch eines sechseckigen Steinturmes verbirgt, rekultivierten Steinbruch. Parkmöglich- Tor, dessen genaue Bauart sich nicht einen 1m hohen Erdwall im Gelände ab. dessen zeitliches Verhältnis zum quadrati- keit dort hinter scharfer Rechtskurve. erkennen lässt. Aber auch hier greifen die Auch der ehemalige, die Befestigung schen Steinturm nicht geklärt ist. Seit Zu Fuß erst am Berghang, dann auf Wallenden leicht übereinander. Als Bauma- umziehende Spitzgraben lässt sich noch 2003 laufen im Zuge der Sanierungsarbei- Bergrücken ca. 1,5km bis zur Wallanla- terial der heute zum Wall zerfallenen als Mulde erkennen. Das nur relativ kurz ten am Kastell und der Errichtung des ge, zur Altenburg und weiter zur Burg ursprünglichen Befestigungsmauer, ver- genutzte Kleinkastell gehört zu den älte- Limeserlebnispfades Hochtaunus neue Steckelberg. Ein kürzerer Zugang – mutlich mit stützenden Holzeinbauten ver- sten Limesanlagen in diesem Abschnitt. Untersuchungen, die weitere Aufschlüsse allerdings gegenläufig der historischen sehen, diente der anstehende Basalt. Stei- Nach der Errichtung der Kapersburg wurde zur Baugeschichte der Kapersburg bringen Abfolge der Anlagen – ist von Ramholz nentnahme und Wegeführungen beein- das kleine Holz-Erdelager mit einer Innen- werden. aus möglich. Dazu in Vollmerz nach trächtigten und zerstörten den Wall vor fläche von 0,12 Hektar aufgelassen. Ramholz und dort von Parkplatz des allem in der Nordhälfte der Anlage im Danach errichtete man an der Nordwest- Schlosscafés zu Fuß durch den Laufe der Zeit ebenso wie ein späterer ecke einen hölzernen Wachtturm, der die B. Beckmann, Das römische Kastell Schlosspark 2km den Weg hinauf zur Grenzwall, der durch den Westteil der Anla- Kastellumwehrung überschnitt. An gleicher Kapersburg und das römische Kleinkastell Burg Steckelberg (ausgeschildert) und ge zieht. Die heute auf der Wallostseite Stelle wurde später ein 5,10 x 4,65m Ockstadt im Taunus. Arch. Denkmäler in der Altenburg. aufgesetzten Steine dürften kaum ur- großer, annähernd quadratischer Stein- Hessen 59 (Wiesbaden 1988). sprünglich sein. In ihrer Konstruktion zeigt

184 185 Schlüchtern-Vollmerz, Main-Kinzig-Kreis Wallanlage, Altenburg und Burg Steckelberg ü. Ramholz Schwalmstadt-Wiera, Schwalm-Eder-Kreis Grabhügel

S Schwalmstadt-Wiera, Schwalm-Eder-Kreis S Grabhügel

Nur 1km südöstlich des Ortskerns von Wiera liegen am Heidelberg (298,3m ü. NN) die konservierten Reste eines bronze- zeitlichen Hügelgrabes. Die im Gegensatz zu vielen anderen Hügelgräbern weder antik noch modern gestörte Anlage wurde Blick auf die Burgruine. Luftbildaufnahme der Burganlage. 1932 ausgegraben. Durch den guten Er- Von Süden über Marburg – Kirchhain – haltungszustand ermutigt, der es ermög- - Neustadt über die die Anlage alle Merkmale einer Befesti- Burg und erreichte von Kaiser Rudolf von lichte, den ursprünglichen Zustand der B454 bis Wiera. Von Norden über Kas- gung des Frühmittelalters. Ob sie schon im Habsburg das Urteil, dass die Burg zu steinernen Grabkonstruktion zu rekonstru- sel – Wabern – Homberg/Efze – Zie- 8. Jahrhundert angelegt wurde und als schleifen sei und ohne kaiserliche Erlaub- ieren, entschloss man sich, diese dauer- genhain – von Treysa über die B454 Herrschaftsitz oder zum Schutz der Wein- nis nicht wieder aufgebaut werden darf. So haft zu restaurieren. In der Mitte der Grab- bis Wiera. In der Ortsmitte auf der Gru- straße diente und wer ihre Herren waren, ist schon 1290 nur noch vom Berg die anlage war der Tote zu ebener Erde, benstraße über die Wiera zum Vorplatz lässt sich nicht sagen. Einen möglichen Rede als „mons in quo situm fuit castrum möglicherweise in einem Baumsarg, bei- der Dorfkirche, an der die schmale Hinweis gibt aber ihre enge räumliche Ver- Stecklnberg“. Rund 500m südwestlich der gesetzt und dann mit einer 3,50 x 4,50m Straße Am Berg vorbeiführt. Dann bis bindung zur „Altenburg“, der alten Burg Altenburg befinden sich heute die Ruinen großen, etwa 1m hohen Steinsetzung über- zum Ortsrand, von dort zu Fuß. Zur Steckelberg, die sich rund 200 m westlich der neuen Burg Steckelberg, 1388 von deckt. Des weiteren wurde am Fuß des Rechten am Waldrand, zur Linken an unterhalb der Befestigung befindet. Im 12. Ulrich I. von Hutten erbaut, dessen Mutter späteren Grabhügels ein Steinkreis mit Ackerfluren vorbei führt schließlich der Jahrhundert waren die Herren von Steckel- eine Steckelberg war. Als regelmäßige einem Durchmesser von 11m aufgesetzt. dritte in den Forst abzweigende Weg berg die bedeutendste Macht im Bergwin- Rechteckanlage mit einem vorgelagerten Bis an diesen schüttete man den Hügel direkt zur restaurierten Grabanlage. kel zwischen Rhön, Spessart und Vogels- Graben auf drei Seiten angelegt, auf, der im Zentrum eine maximale Höhe berg. Sie wurden 1131 erstmals genannt umschließt sie einen Innenraum von 24 x von 2-2,50m erreicht haben dürfte. Die und hatten auf der Burg Steckelberg (Ste- 32m Größe. 1488 kam hier der Humanist aus mehrschichtig gesetzten Sandsteinen eines Steinkreises konnte bisher in chelnberc = steiler Berg) ihren Stammsitz. und Renaissancedichter Ulrich (IV.) von bestehende Ringmauer, die eine Höhe von Hessen nur an wenigen Beispielen nach- Die heute als Altenburg bezeichnete Anla- Hutten zur Welt, der mit seinem Brief an bis zu 1m erreichte, wies als auffällige gewiesen werden. Ein weiteres Kennzei- ge nimmt ein Raumoval von knapp 100m Willibald Pirckheimer das mühsame Leben Konstruktion „Steinpfeiler“ auf, die in chen solcher Grabanlagen bildet die Bei- Länge und gut 50m Breite ein mit einem auf der Burg festgehalten hat. Obwohl die einem Abstand zwischen 1-2m in die gabenarmut, die eine genaue zeitliche oberen rundlichen Plateau von 20-25m Burg schon zum Ende des 16. Jahrhun- Mauer eingesetzt waren und diese über- Einordnung dieser Gräber erschwert. So Durchmesser. Mit 0,4 Hektar ist sie nur derts nicht mehr bewohnt wurde und seit ragten. Diese besondere Bauausführung kann zwar für das Grab von Wiera eine Kör- unwesentlich größer als die ältere Befesti- der Mitte des 17. Jahrhunderts verfiel, perbestattung angenommen werden, es gung östlich von ihr. Von einer steilen kennen wir noch aus dem Ende des 17. fanden sich jedoch keine Reste des Toten, Böschung und einem kurzen Grabenstück Jahrhunderts Grundriss und Ansicht der Rechts: Gesamt- noch irgendwelche Grabbeigaben. Ledig- auf der Ostseite abgesehen, lassen sich Burg, die in Skizzen festgehalten sind. plan der Grabung lich ein Tongefäß unter dem Steinkreis heute kaum noch Spuren im Gelände Nach mehrmaligem Besitzerwechsel bezog von 1932. Unten: sowie weitere Keramikfragmente in der erkennen. Vermutlich im Osten, wo auch schließlich Hugo von Stumm die Burgruine Die Grabanlage Hügelschüttung konnten geborgen werden, heute der Weg in ihr Inneres führt, hatte Steckelberg in die Park- und Außenanlagen während der er- die aber keine genaue zeitliche Einordnung sie ihren Zugang. Im Norden ist der Verlauf seines 1893-95 neu errichten Schlosses neuten Freilegung erlauben. Dennoch kann das Grab, in des Beringes nicht sicher feststellbar. Ramholz mit ein. 1987 vor der größerem Zusammenhang betrachtet, als Schon 1273 war die Burg nicht mehr im Restaurierung. Anlage der Hügelgräberbronzezeit (etwa Besitz der Steckelberger, sondern gehörte 1600-1200 v. Chr.) gesehen werden. dem Hochstift Würzburg, das sie an die Herren von Hanau verpfändete. Zu diesem F.-R. Herrmann, Ruine Steckelberg D. Vorlauf/C. Dobiat, Grabhügel mit Zeitpunkt von der buchischen Ritterschaft und ihre Vorgänger bei Schlüchtern-Voll- Steinpfeilerkreisen im Umland von Mar- besetzt, eroberte Reinhard von Hanau merz, Main-Kinzig-Kreis. Arch. Denkmäler burg. Arch. Denkmäler in Hessen 88 (Wies- 1276 mit dem Wetterauer Landsturm die in Hessen 105 (Wiesbaden 1993). baden 1990).

186 187 Sontra-Wichmannshausen, Werra-Meißner-Kreis Boyneburg Sontra-Wichmannshausen, Werra-Meißner-Kreis Boyneburg

S Sontra-Wichmannshausen, der Northeimer Grafen wird sie darauf zu wurde, befestigte man auch den südlichen S Werra-Meißner-Kreis einem Stützpunkt des Reiches ausgebaut. Zugang mit einer weiteren Kernburg. Boyneburg In der Folgezeit waltete die Gemeinschaft Zudem konnte durch die Grabungen nach- der Reichsministerialen uneingeschränkt gewiesen werden, dass man damit begon- auf der Burg. Von Kaiser Friedrich Barba- nen hatte, die Plateaukante mit einer rossa (1152-1190) ist bekannt, dass er Mauer zu befestigen. Der errichtete mindestens dreimal auf der Boyneburg Abschnitt begann an der zweiten Kernburg weilte. 1166 hielt er einen Hoftag ab, bei im Osten und setzte sich etwa 120m weit einem Aufenthalt 1188 stiftete er eine in westliche Richtung fort. Man geht davon Kapelle. Im Jahr 1292 wurden die Boyne- aus, dass spätestens nach dem Tod Bar- burg und die Stadt Eschwege dem hessi- barossas von dem Plan Abstand genom- schen Landgrafen als erbliches Reichsle- men wurde, auch die übrigen Plateaurän- hen übertragen und dieser damit in den der durch eine Mauer zu befestigen. Reichsfürstenstand erhoben. Die Landgra- Neben den mittelalterlichen Baustrukturen fen konnten sich allerdings des Besitzes ist durch das umfangreiche archäologische der Burg nicht erfreuen, da die Reichsmi- Fundmaterial bereits eine Besiedlung in nisterialen sie erst im 15. Jahrhundert als Plan der Boyneburg. jung,- bzw. endneolithischer Zeit (4. bzw. Über die B27 Bad-Hersfeld – Eschwege Lehnsherren anerkannten. Die Reichsmini- erste Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr.) oder die B7 Kassel – nach sterialen verlegten Ende des 14., späte- befand sich das Tor. Folgt man weiter dem sowie in mehreren Zeitstufen der Eisenzeit Wichmannshausen. Im Ortskern bei stens Mitte des 15. Jahrhunderts ihre Weg auf der Ostseite der Burg, zweigt er von der Hallstatt Stufe C (8./7. Jahrhun- der Kirche auf der Boyneburger Straße Wohnsitze in die umliegenden Dörfer. Es nach 50m zum heutigen Torbau ab. Das dert v. Chr.) bis in die Spätlatènezeit (2./1. Richtung Gut Boyneburgk (ausgeschil- blieb nur eine kleine Besatzung zurück, die bestehende Torhaus ist eine Rekonstrukti- Jahrhundert v. Chr.) belegt. Während der dert). Nach 150m rechts an der für die bauliche Instandhaltung sorgte. Im on aus den Jahren 1952/53, in der Teile Eisenzeit dürfte auf dem Plateau der Boy- Straße/Ecke Friedhofsmauer ein über Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg der Ruine aufgemauert und rekonstruiert neburg am Randbereich der keltischen hundert Jahre alter Bau mit im Sockel geplündert (1627) und gebranntschatzt wurden. Die Südwand des Torbaues wurde Welt eine bedeutende befestigte Siedlung verbauten Buckelquadern des 12. Jahr- (1637). Bis 1672 saß noch ein Burgvogt komplett ergänzt, an der Nordwand ist bestanden haben. Eine frühmittelalterliche hunderts von der Boyneburg. Nach auf der Boyneburg, danach blieb sie unbe- über dem inneren Tor ein Schildbogenkapi- Befestigungsanlage der frühen Merowin- 2,5km ist vor dem Gut ein Parkplatz wohnt und man nutzte die Ruine als Stein- tell aus dem 12. Jahrhundert eingemau- ger- und der Karolingerzeit im 7./8. Jahr- angelegt. Von dort zu Fuß über ausge- bruch. Durch die seit 1987 von dem Semi- ert, das aus dem Schutt der Ruine hundert n. Chr. ist zu vermuten. schilderten Pfad zur Boyneburg, Auf- nar für Ur- und Frühgeschichte der Freien stammt. Das erste Geschoss wurde von stieg etwa 30-45 Minuten. Universität Berlin in Kooperation mit hessi- einer Kapelle eingenommen, über der sich U. Fiedler, Die Boyneburg bei Son- schen Institutionen durchgeführten Gra- ein weiteres Stockwerk befand. An der tra-Wichmannshausen. Arch. Denkmäler in bungen konnten wichtige Erkenntnisse zur Nordseite der Toranlage befinden sich die Hessen 98 (Wiesbaden 1992). Das dreieckige, annähernd ebene Plateau Baugeschichte der Boyneburg und der Reste des ehemals fünfeckigen, wohl im der Boyneburg (513m ü. NN) bildet einen Besiedlung des Berges seit vorgeschichtli- zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts wichtigen Bezugspunkt für die weitere cher Zeit gewonnen werden. Folgt man errichteten Bergfrieds. Die weitere Innen- Umgebung der Werralandschaft südlich dem beschriebenen Weg und erklimmt den bebauung schloss sich an die Ringmauer von Eschwege. Es ist aus Muschelkalk auf Berg von Norden, erreicht man zunächst der Burg an. So finden sich an der Ostsei- einer Buntsandsteinunterlage aufgebaut die Ruine der nördlichen Befestigung, auf te der Burgmauer aufgereiht die Reste der und erhebt sich um die 300m über die die man sich Ende des 14./Anfang des Wohngebäude, von denen der nördlichste umliegenden Täler. Die Hänge der Boyne- 15. Jahrhunderts zurückzog. Zuvor bildete der Pallas der staufischen Reichsburg burg fallen zum Teil recht steil ab, so dass das ganze, rund 4,5 Hektar große Plateau gewesen sein soll. Über die ehemals an sich nur von Süden und Norden ein Zugang die Fläche der Burg. An der Nordspitze die- die westliche Mauer angefügten Wirt- zur Hochfläche ergibt. Erstmals wird die für ser verkleinerten Burganlage befinden sich schaftsbauten ist wenig bekannt. Vom Pla- die hessische Landesgeschichte bedeu- zwei herausgearbeitete Felsblöcke, zwi- teau wird die Ruine der nördlichen Kern- tungsvolle Burganlage 1107 anlässlich schen denen ein Graben liegt. Auf dem burg durch zwei parallele Gräben mit einer Zerstörung durch Heinrich V. als nördlichen Felsen soll ein Turm gestanden zwischenliegendem Wall getrennt. In der „Bemelburg“ erwähnt. Bis 1144 im Besitz haben, neben dem südlichen Felsblock Zeit, in der das ganze Plateau genutzt Funde aus der Burganlage.

188 189 Staufenberg-Treis a.d. Lumda, Landkreis Gießen Quarzitabris, altsteinzeitliche Wohnstätte Staufenberg-Treis a.d. Lumda, Landkreis Gießen Quarzitabris, altsteinzeitliche Wohnstätte

S Staufenberg-Treis a.d. Lumda, S Landkreis Gießen Quarzitabris, altsteinzeitliche Wohnstätte

Im Tal der Lumda liegen nordöstlich von Treis mächtige tertiäre Basalte, die bis zu dem 357m hohen Totenberg ansteigen. An den unteren Hangbereichen treten miozä- ne Quarzitblöcke und -bänke hervor, die Von der B3 Gießener Nordkreuz-Mar- Wände, Überhänge und Abris bilden. Die burg Abfahrt Anschlussstelle Rabe- altsteinzeitliche Fundstelle bei Treis wurde nau/Allendorf/Lda./Staufenberg/Bus- im Zuge einer Kartierung und Überprüfung eck und Richtung Allendorf bis Treis. von Quarzitvorkommen von Gießener Geo- Nahe dem östlichen Ortsausgang nach logen entdeckt. Neben Steingeräten fan- Norden abbiegen auf die Ringstraße, den sich Knochen eiszeitlicher Tiere (u. a. dieser 200m bergauf folgen bis zum Bär, Wollnashorn, Wildpferd und Hirsch). Zusammentreffen mit der Friedrich- H. Richter führte dann in den Jahren zwi- Ebert-Straße; Parkmöglichkeit. Am schen 1924 und 1926 sowie nochmals Übergang Ringstraße/Friedrich-Ebert- 1931 Grabungen durch. Die unterschiedli- straße auf Fußweg in Wald hinein und chen stratigraphischen Positionen der auf diesem steil bergan und weiter auf angetroffenen Steinartefakte sowie deren diesem, bis er nach ca. 700m endgül- typologische Vielfalt gaben Richter, später tig den Wald verläßt (dort Warnschilder auch Andree, Krüger und Fiedler, Anlass zu eines Steinbruchbetriebs). Nach rechts abweichenden kulturellen und zeitlichen im spitzen Winkel am Waldrand zurück Beurteilungen der Fundstelle. Die Abris und, wieder im Wald, durch einen befinden sich in einem ehemaligen Stein- Bachriss/Grenzgraben („Scheidgra- bruchgelände, das nur bedingt Rück- ben“), steht man nach knapp 100m im schlüsse auf das Aussehen der ursprüngli- überwachsenen Steinbruchgelände vor chen Landschaft zulässt. Dennoch lässt den Abris. sich vermuten, dass die verbliebenen Abris Blick auf die heutige Situation der altsteinzeitlichen Fundstelle. die tiefstgelegenen Partien mächtiger Hohlräume sind und dass weitere Quarzit- erreichende Rohmaterial Chalzedon und stellung (Kernsteine und Abschläge) auch wände mit Überhängen vorhanden waren. Quarzit sowie durch mehrere nahe Quell- zahlreiche Steinwerkzeuge wie Spitzen Ging H. Richter und später H. Krüger noch mulden als Lagerplatz von paläolithischen zum Bohren, Kratzer zum Schnitzen und davon aus, dass die während der Grabun- Menschengruppen, die als Jäger und Hobeln, Schaber zum Schneiden und Mes- gen zum Teil aus den Hohlräumen gebor- Sammler lebten. Die ältesten Funde – ser zur Fleischzerlegung. Einige Steingerä- genen Artefakte durch natürliche Erosion Geräte aus Kieselschiefer und Quarzit – te zeugen davon, dass die Quarzitblöcke dorthin gelangten und lediglich das Pla- stammen wahrscheinlich aus dem frühen auch nach den Neandertalern im Jung- teau über den Abris zeitweise bewohnt Mittelpaläolithikum, als die ersten nean- paläolithikum aufgesucht wurden. Die wurde, erscheint es aber auch denkbar, dertalerartigen Menschen vor mehr als nacheiszeitlichen Funde, zwei jungstein- dass während der letzten Eiszeit einige der 200.000 Jahren in Mitteleuropa lebten. zeitliche Steinbeile und vorgeschichtliche aus den Hängen ragenden Quarzitbänke Das überwiegende Fundmaterial gehört in Keramikfragmente zeigen, dass sich auch als kurzfristige Unterschlüpfe gedient die letzte Kaltzeit, die Würmeiszeit, die vor später noch Menschen am Hang des haben. Der in das Lumdatal vorspringende 100.000 Jahren begann und vor etwa Totenberges, der in vor- und frühgeschicht- L. Fiedler, Die Quarzitabris von Treis Geländeriegel unterhalb des Totenberges 10.000 Jahren ausklang. Im Fundmaterial licher Zeit eine Befestigung trug, aufhiel- an der Lumda. Arch. Denkmäler in Hessen eignete sich aber auch durch das leicht zu finden sich neben Abfällen der Geräteher- ten. 124 (Wiesbaden 1995).

190 191 Staufenberg-Treis a. d. Lumda, Landkreis Gießen Wallanlage Totenberg Staufenberg-Treis a. d. Lumda, Landkreis Gießen Wallanlage Totenberg

S Staufenberg-Treis a.d. Lumda, S Landkreis Gießen Wallanlage Totenberg

Der Totenberg (auch Todtenberg), eine das Lumdatal beherrschende, bewaldete Ba- saltkuppe mit charakteristischer Kegelspit- ze und von beachtlicher Höhe (357,3m ü. NN), gehört zum nördlichen Rücken des Blick auf den Totenberg. vorderen Vogelsbergs. Einer Sage nach soll hier am Totenberg alle sieben Jahre Über die B3 Gießener Nordkreuz - Mar- H. Krügers einer eisenzeitlichen Befesti- erstmals als Siedlung erwähnt und bereits der Gute Born oder Gesundbrunnen her- burg Ausfahrt Rabenau/Allendorf/ gung auf dem Berg zu bestätigen, deren 1626 als Wüstung benannt wird. Sie er- vortreten, der jung macht, ohne die Gestalt Staufenberg. Über die L3146 bis Treis Baustrukturen aber in der späteren Anlage brachte – ebenso wie der Ringwall – Fund- zu verändern. Zahlreiche vor- und frühge- an der Lumda und dort nach westli- aufgegangen sein müssen. Merkmale wie material des 8. Jahrhunderts. Ob der Ring- schichtliche Bodendenkmäler befinden chem Ortseingang in die erste Straße die Hanglage und scharfe Mauerumbrüche wall als schildförmige Curtis bestanden sich entlang der Bergkuppe, auf deren links, die Buchwaldstraße. Nach 50m weisen die Entstehung der Ringwallanlage hat, wie W. Görich vermutet, ist nicht be- Höhe eine Befestigung liegt, die seit Mitte wieder links in Pfingstkopfweg und die- in frühmittelalterliche Zeit. Darauf deuten kannt. Eine innere Verbindung zwischen des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Sie wur- sem bergan folgen bis zum Sperr- vor allem die Mörtelreste an den Steinen Wallanlage und Wüstung scheint jedoch de im 19. und frühen 20. Jahrhundert von schild. Dort eingeschränkte Parkmög- der jetzt zum Wall verstürtzten Steinmauer wahrscheinlich. Der Totenberg ist wohl verschiedenen Forschern in unterschiedli- lichkeit am Waldrand. Zu Fuß weiter auf hin, die vor allem an der Südostseite des dem engmaschigen Befestigungssystem che Zeithorizonte gesetzt, ohne dass eine Fahrweg und nach Eintreten in den Berges zu beobachten sind. Eine lokale fränkischer Zeit zuzuweisen und somit in nähere Untersuchung der Befestigung Wald den zweiten Weg rechts ab (am Tradition besagt, dass auf dem Berg die Verbindung mit Anlagen wie dem Schiffen- stattgefunden hat. Die Anlage besteht aus Wegekreuz). Auf diesem Weg bleiben Stammburg der Milchlinge lag. Wenn es berg, den Höfen bei Dreihausen, der Amö- einem Ringwall von unregelmäßig-ovaler bis in kleinen, aufgelassenen Stein- auch für die Erbauer und Herren der Befe- neburg, der Hunburg bei Burgholz, dem Form, der eine Innenfläche von 2 Hektar bruch mit eindrucksvollen Formationen stigung keine historischen Zeugnisse gibt, Hangelstein, dem Gronauer Alten Schloss Größe umschließt. Der Wall – im Westen von Säulenbasalt. Von dort auf Fuß- lässt sich doch zumindest das historische und dem Christenberg zu sehen. gerade noch die höchste Bergkuppe ein- pfad zunächst nördlich, dann auf Fahr- Umfeld der Anlage beleuchten. So befindet fassend und danach über den Osthang ab- weg östlich im Verlauf der alten hessi- sich am Nordostfuß des Totenbergs die wärts ziehend – ist über größere Strecken schen Landesgrenze bergan bis zur Wüstung Totenhausen (auch als Todenhau- E. Schubert, Der Totenberg bei Treis hinweg deutlich im Gelände sichtbar. Er Höhe. Fußwegstrecke insgesamt ca. sen, Todtenhausen und Dodenhusen über- an der Lumda. Arch. Denkmäler in Hessen verläuft an der Nordseite des Berges 850m. liefert), die 1246 in einer Stiftungsurkunde 125 (Wiesbaden 1995). parallel des Zugangweges (der alten Lan- desgrenze zwischen Hessen-Cassel und Hessen-Darmstadt, noch deutlich durch Konstruktion vermuten. Wenige Keramik- Grenzsteine mit HC und HD sowie der Jah- funde aus der Anlage datieren vom Ende reszahl 1768 entlang des Weges mar- des 7. bis Anfang des 9. Jahrhunderts. kiert), über den er sich stellenweise bis zu Daneben gibt es Funde der jungneolithi- 1,70m Höhe erhebt. Nach unklarem Wall- schen Michelsberger Kultur (um 4000 v. verlauf auf der Südostseite ist er in nor- Chr.). 1994 stieß man im Nordwestteil der döstlicher Richtung sehr gut im Gelände Befestigung auf eine überraschende Kon- zu beobachten, wenn auch mehrmals un- zentration keramischen Fundmaterials aus terbrochen durch größere Eintiefungen – der späten Hallstatt- und beginnenden offenbar durch spätere Steinentnahme Latènezeit (Ende 6./Anfang 5. Jahrhundert entstanden. Im Nordwesten setzt er auf v. Chr.) von beachtlicher Qualität. Sie fügen einer Länge von 20m ganz aus. Da sich sich in das Umfeld einer Anzahl von Hügel- hier die einzige Stelle einer Zugangsmög- gräberfeldern und Einzelhügeln gleicher lichkeit in das Innere befindet, kann man Zeitstellung entlang des Fußes des Toten- ein Zugangstor von allerdings unbekannter bergs und scheinen die Vermutung Reste der verstürzten Steinmauern.

192 193 -Orlen, Rheingau-Taunus-Kreis Rekonstruierter Limesabschnitt Taunusstein-Orlen, Rheingau-Taunus-Kreis Rekonstruierter Limesabschnitt

T Taunusstein-Orlen, Rheingau-Taunus-Kreis krieges Kaiser Domitians (83-85 n. Chr.) Fernstraße „die Hühnerstraße“, die die T Rekonstruierter Limes- angelegt. In den knapp zwei Jahrhunderten direkte Verbindung vom Vordertaunusland abschnitt bei Orlen/Kastell seines Bestehens wird der Limes, der um Wiesbaden in das Limburger Becken nicht als militärische Verteidigungslinie bildete, legte man bereits am Ende des Zugmantel sondern vielmehr als überwachte Grenzli- ersten Jahrhunderts n. Chr. das Kastell nie zu verstehen ist, mehrfach verstärkt Zugmantel an. Die bis ins 18. Jahrhundert und ausgebaut. Nach bisherigem Wissens- gut erhaltene Trümmerstätte erfuhr in den stand ging man von vier Ausbauphasen Jahren 1778-1780 während des Ausbaus Besucht man den rekonstruierten Limes- aus, die wie folgt datiert werden: 1. Bau- der alten Hühnerstraße eine weitgehende abschnitt nordöstlich des Ortes Orlen, zustand: eine breite Schneise, auf der ein Zerstörung. Alle Mauern wurden bis in die erhält man eine Vorstellung, wie der Limes Postenweg lief, an dem in größeren Fundamente ausgebrochen „wohl an 2000 im späten 2. und in der ersten Hälfte des Abständen hölzerne Wachttürme standen; Karren grober Steine aus der Schanze 3. Jahrhunderts etwa ausgesehen haben nach 83 n. Chr. – 2. Bauzustand: vor dem geholt und zum Straßenbau verwendet“. mag. Auslöser für die Rekonstruktion, eini- Weg wird eine Palisade aus Eichenpfählen Erste kleinere Grabungen führte in der ge Meter östlich des originalen Standor- gesetzt; um 120 n. Chr. – 3. Bauzustand: Mitte des 19. Jahrhunderts der Verein für tes, war der Ausbau der B 417, bei der die anstelle der Holztürme werden Steintürme Nassauische Altertumskunde und Ge- Reste des 6,30 x 6,30m messenden erbaut, zugleich wird die Grenze über schichtsforschung durch. Die systemati- Steinturmes (Wp. 3/15) entdeckt, aber größere Strecken begradigt; Mitte des sche Erforschung begann aber erst mit zugleich zerstört wurden. Der Taunuslimes 2. Jahrhunderts n. Chr. – 4. Bauzustand: den Untersuchungen der Reichslimeskom- wurde wohl schon zum Ende des Chatten- hinter der Palisade werden Graben und mission 1894 durch L. Jacobi. Weitere Wall angelegt; Ende 2./Anfang 3. Jahrhun- Grabungen wurden durch H. Jacobi von der dert n. Chr. (in der neueren Forschung wird Saalburg aus bis in die Jahre 1934 durch- Der rekonstruierte Wachtturm bei Orlen. zur Zeit ein etwas späterer Beginn des geführt. Als Ergebnis dieser Arbeiten lässt Limesausbaues kontrovers diskutiert; vgl. sich die Entwicklung des Lagers wie folgt heit für das größere Kastell ist die beritte- Bad Homburg v.d.H.- Saalburg). Dieser beschreiben: Zunächst wurde ein 75 x ne 1. Trevererkohorte (Cohors I Trever- letzte Ausbauzustand der Anlage soll durch 89m großes Holz-Erde-Kastell von 0,6 Hek- orum equitata), eine aus etwa 360 Mann die Rekonstruktion dargestellt werden, tar für eine 150-200 Mann starke Einheit Infanterie und 120 Reitern bestehende wobei einige Details korrigiert werden errichtet. Unter Kaiser Hadrian wurde es in Einheit, belegt. Neben der Baugeschichte müssen: So bestand die Palisade aus run- der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts des Lagers konnte auch erstmals die den, halbierten oder geteilten Eichenstäm- n. Chr. auf eine Länge von 140m erweitert Struktur eines Lagervicus, der sich an drei men, die zum besseren Halt mit Querver- und erreichte so eine Größe von 1,1 Hek- Seiten um das Kastell erstreckte, unter- bindungen versehen waren. Der Wall war tar. Um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. sucht werden. Nördlich und östlich vom ehemals gerundet und auf ihm führte kein Chr. erfolgte ein erster Ausbau in Stein Kastell liegen zwei Rundschanzen, von Weg. Die Steintürme waren weiß verputzt und eine weitere Vergrößerung (auf etwa denen die besser erhaltene im Norden auf Der rekonstruierte Limesabschnitt und und mit rot eingelegter Quaderbemalung 1,65 Hektar). Im letzten Ausbauzustand dem Weg vom Parkplatz zum Turm passiert das Kastell Zugmantel liegen direkt an versehen. Außerdem waren sie höher und bestand schließlich ein 2,1 Hektar großes wird. Es handelt sich um die Reste eines der B417 Wiesbaden-Limburg a.d. hatten ihren über eine Leiter erreichbaren Kastell mit steinerner Wehrmauer und kleinen Amphitheaters. Lahn, 2km nördlich von Taunusstein- Eingang im ersten Geschoss, das zugleich mehreren Steingebäuden im Inneren des Neuhof. Von der A3 Ausfahrt als Wohnraum der etwa 4-5 Mann starken Lagers (die Mannschaftsbaracken wurden über die B275 Richtung Bad Schwal- Turmbesatzung diente. Das von Außen weiterhin in Holzbauweise erbaut). Dieser bach, vor Neuhof auf die B417 Rich- nicht zugängliche Untergeschoss (es war Bauabschnitt konnte nach einer dem Kai- tung Limburg. Auf den Parkplatz des über eine Falltür erreichbar) wurde wohl ser Severus Alexander gewidmeten Bauin- Naturparks Rhein-Taunus östlich der als Vorrats- und Abstellraum genutzt. Auch schrift im Jahre 223 n. Chr. abgeschlossen Straße (direkt gegenüber dem zweiten auf das oberste Geschoss, den Wach- werden. Die Reste dieses bis zur Aufgabe Abzweig nach Orlen) zwischen dem raum, gelangte man über eine Leiter. Die des Limes in der 2. Hälfte des 3. Jahrhun- Kastell und dem Limes mit rekonstru- Dacheindeckung bestand aus Holzschin- derts n. Chr. bestehenden Kastells lassen F.-R. Herrmann, Kastell Zugmantel iertem Wachtturm. deln. Zur Sicherung der über den Höhen- sich noch heute deutlich als Wall oder und der Limes bei Orlen. Arch. Denkmäler rücken des Zugmantels führenden alten Böschung im Gelände erkennen. Als Ein- in Hessen 33 (Wiesbaden 1983).

194 195 Trendelburg-Deisel, Landkreis Kassel Ringwall Hahn Wetzlar-Nauborn, Lahn-Dill-KreisTheutbirg-Basilika

T Trendelburg-Deisel, Landkreis Kassel Wetzlar-Nauborn, Lahn-Dill-Kreis Auf einer 60 x 100m großen Gelände- W Ringwall Hahn Theutbirg-Basilika terrasse an der Westseite des Wetzbaches liegen die Reste einer Kirche. Der alte Das westlich von Deisel gelegene, stark Zugang dürfte von Norden kommend ent- gegliederte Muschelkalkplateau „Auf der lang der Ostflanke in einem Bogen zur Burg“ fällt sehr steil nach Norden und Südostecke des Bauwerkes geführt Westen zum Narrenbach und zum Born- haben. Bereits in den dreißiger Jahren des grund ab. Auf einem nach Norden aus die- 19. Jahrhunderts war dem Pfarrer Christi- sem Plateau herausragenden, heute an Daniel Vogel bei Studien von Schrift- bewaldeten Bergsporn befindet sich die quellen aufgefallen, dass um 800 zwei Ringwallanlage „Hahn“. Im Westen, Nor- Eigenkirchen in Nauborn bestanden haben den und Osten war die Befestigung durch Auf der B83 bis Deisel, im Ort auf nach müssen. Aber erst der Nauborner Pfarrer steile Hänge geschützt, die gefährdete Westen abzweigender Straße nach Friedrich Karl Schieferstein, der sich eben- Südseite sicherte man zusätzlich mit Langenthal, nach 700m an links ab- falls mit den Urkunden auseinandersetzte, einem vorburgartig angesetzten Wall. Eine zweigendem Feldweg anhalten und auf konnte das Rätsel um die zwei Kirchen weitere Maßnahme bildete der an der 75m diesem zum Waldrand. Auf dem Haupt- überzeugend lösen. In den Schriftquellen - langen Südfront der Hauptburg vorgelager- weg bleiben und zum Schluss steil ber- Urkunden aus dem Lorscher Codex - wer- te steile Graben, der im Westen aber etwa gan auf die Höhe. den zwei Kirchen in Nauborn genannt, eine 12m vor der Steilkante endet. Etwa in der als basilica und eine als ecclesia. Zum Mitte des südlichen Walls und des Gra- einen handelt es sich um die Stiftung einer bens befindet sich eine Lücke, die den handelt es sich um einen späteren Wege- „basilica“ von einer reichen Frau Namens einzigen Zugang zum inneren Ring ermög- durchbruch. Einige Befunde im inneren Theutebirg, zu der umfangreicher Besitz an lichte. Im Gegensatz zum Graben setzt der Befestigungsring weisen auf die ehemalige Ländereien und 30 Leibeigene gehörten, Wall nicht aus, sondern biegt an der West- Bebauung hin. So befinden sich parallel vom 13. März 778. Diese Urkunde ist seite des Bergsporns nach Norden um und zur östlichen Terrassenkante zwei mit zugleich die Ersterwähnung von Nauborn. führt bogenförmig wieder nach Süden. An ihren Westenden in den sanften Hang ein- Zum anderen vermachten in einer weiteren der Frontseite ist der Steinwall, bei dem es schneidende Terrassen, bei denen es sich Urkunde aus dem Lorscher Codex Engil- sich wie bei dem Vorwall um die zerfalle- wohl um eingeebnete Gebäudeflächen drut und Engilsuint dem Kloster eine der nen Reste einer Befestigungsmauer han- handelt; eine weitere Planierung findet hl. Maria geweihte Kirche, gleichfalls mit delt, noch bis zu einer Höhe von 1,30m sich im Norden. Zwischen diesen liegen allen zugehörigen Ländereien und Leibei- erhalten. An der Westseite der Hauptburg die Reste eines Steinkellers. Auf der Von der A45 Ausfahrt Wetzlar Ost auf genen. Nachdem Karl Schieferstein flacht er zunehmend ab und ist im Norden Innenseite des 3 x 5m großen Kellers sind der B49 nach Wetzlar bis Höhe Bahn- anhand von Flurnamen wie „Der alte Kirch- und Osten nur noch als Terrassenkante die Wände mit Kalksteinmauerwerk ver- hof und immer weiter Richtung Butz- hof“, „Pfarrweide“ und „Paffenhell“ den erkennbar. Insgesamt umschließt der inne- blendet. Anhand ihres Aufbaues ist die bach bis zum Friedrich-Ebert-Platz. Von Standort eines zweiten Gotteshauses re Ring eine Fläche von etwa 0,45 Hektar. frühgeschichtliche Zeitstellung der Anlage diesem rechts ab in die Nauborner neben der bestehenden Ortskirche in der Mit einem größten Abstand von 45m zu erschließen und die Befestigung „Hahn“ Straße (Richtung Nauborn) und weiter unmittelbaren Nähe von Nauborn lokali- umzieht der 115m lange, sichelförmige in Zusammenhang mit weiteren frühmittel- bis zum Ortsausgang Wetzlar-Nauborn. siert hatte, stieß er bei ersten Grabungen Vorwall die Südseite der Anlage. Wie der alterlichen Kleinburgen zu sehen (siehe Dahinter links ab auf die L3284 Rich- 1927 in der Flur „Der alte Kirchhof“ neben Graben, so endet der Vorwall ebenfalls Wahlsburg und Eberschützer Klippe). tung Niederwetz. Nach 300m links vor menschlichen Knochen auf Mauerreste nicht am Westhang des Berghanges son- Die Zeitstellung der zwischen 30 und der Weißmühle auf den Parkplatz. Ab eines Kirchenbaues. Da die hinter der heu- dern lässt ein Stück ebenes Gelände frei. 120m südwestlich der Befestigung liegen- dort zu Fuß an Tennisplätzen vorbei auf tigen Kirche von Nauborn aufsteigende Vor dem Graben des inneren Walles biegt den Grabhügel ist nicht bekannt. Radweg Richtung Niederwetz etwa Höhe Engelsberg genannt wird, sah Schie- der Vorwall nach Westen ein und bildet 0,5km in südlicher Richtung bis zur ferstein darin einen Hinweis auf die Stifter zusammen mit einem 12m langen Wall- R. Gensen, Der Ringwall Hahn bei Dickesmühle (dort Straße überqueren). Engildrut und Engilsuint und in ihrem stück, das an der Südostecke der Haupt- Trendelburg Deisel. In: Stadt und Land- Direkt oberhalb dieser liegen in westli- Vorgängerbau, dessen Patrozinium nicht burg ansetzt und um das Ostende des Gra- kreis Kassel. Führer zu archäologischen cher Richtung die Reste der Theutbirg- überliefert ist, die Marien-Kirche von 806. bens geführt ist, den Eingang zur Vorburg. Denkmälern in Deutschland 7 (Stuttgart Basilika. Folglich musste es sich bei dem neu ent- Bei der Lücke im Südosten des Vorwalles 1986) 114 ff. deckten Bauwerk um die Reste der „basili-

196 197 Wetzlar-Nauborn, Lahn-Dill-Kreis Theutbirg-Basilika Wiesbaden, Stadt Wiesbaden „Heidenmauer“

W Wiesbaden, Stadt Wiesbaden Zur Heidenmauer nach Wiesbaden in W „Heidenmauer“ die Coulinstraße bis zum Römertor.

Die Reste der Kirchenanlage. Die Heidenmauer in Wiesbaden. ca“ von 781 handeln. Im Sommer 1932 eines Vorgänger- noch eines Nachfolge- begannen dann Grabungen unter der Lei- baues. Alle untersuchten Bestattungen Die Reste der Heidenmauer, neben der len) Mauer mit einer Verblendung an den tung von W. Bader, während der das Kir- des sich anschließenden Friedhofes wie- Kastellmauer von Großkrotzenburg das Außenseiten mittels rechteckig zugehau- cheninnere weitgehend und zum Teil auch sen keine Überschneidungen auf und einzige heute noch sichtbare aufgehende ener Steine aus Mainzer Muschelkalk und die Umgebung untersucht wurden. Im waren ungestört, was für eine kurze Bele- römische Bauwerk in Hessen, befinden Kalkstein. Von den äußeren Mauerflächen Umfeld der Kirche konnten 14 Skelette, gungszeit spricht. Das im Umfeld der Kir- sich am oberen Ende der Straße „Am hat sich nur ein geringer Teil erhalten. Im aber keine weiteren Baureste aufgedeckt che geborgene Keramikmaterial stammt Römertor“. Die Mauer, wahrscheinlich Kern aus opus caementitium fanden sich werden. Der Kirchenbau selbst besteht aus dem 8./9. Jahrhundert. Ähnliche nicht vor dem Frühjahr 369 n. Chr. errich- neben Steinen, Bachkieseln und Ziegel- aus einem annähernd 4,30 x 4,60m Stücke fanden sich auf der in Sichtweite tet, lief fast geradlinig von Höhe des Schul- stücken auch Architekturteile von Häusern großen, quadratischen Chor, an den sich gelegenen teilbefestigten Berghöhe Bil- bergs in südliche Richtung, einzig in Höhe und Altären, Grab- und Inschriftensteinen. hintereinander zwei gleichgroße rechtecki- stein, dessen Funktion noch nicht genau der Langgasse machte sie einen leichten Der Aufbau der Mauer erfolgte in Schich- ge Räume mit einer lichten Weite von etwa erforscht ist. Möglicherweise war auch er Knick.Von ursprünglich ca. 500m Länge ist ten: in die nur in geringer Höhe aufgemau- 4,80 x 7,35m anschließen. Zusätzlich ist Bestandteil der an das Kloster Lorsch etwa ein Zehntel, zu beiden Seiten des erten Schalenmauern kam ein etwa 15cm im Südwesten ein kleiner Anbau mit den geschenkten Ländereien. Römertores, heute noch vorhanden. In die- starkes Mörtelbett, in das man Steine ein- Innenmaßen von 1,45 x 3,95m angesetzt. sem Bereich überlagert die Mauer ein stampfte. Danach erhöhte man von Rüst- Der Zugang zur Kirche erfolgte durch eine Mithrasheiligtum, auf das man 1902 beim brettern aus wieder die Außenmauern und Tür an der Südostecke des Vorraumes. Mauerdurchbruch stieß. Größe und Breite fuhr mit dem Mörtel fort. Man kann heute Von dort gelangte man durch einen 2,25m der Mauer waren wohl nicht überall gleich. in der Mauer runde, 6-7cm große Hohlräu- breiten Durchgang in den eigentlichen Die Breite des Fundaments betrug im me sehen, die von der Rüstkonstruktion Kirchenraum. Der Anbau konnte nur von Durchschnitt 3m, des aufgehenden Mauer- stammen. Halbrunde Zinnendecksteine außen betreten werden und hatte keinen werks etwa 2,50m. Sie war wohl über 6m aus gelbem Sandstein bildeten den oberen direkten Zugang ins Kircheninnere. Außer hoch. Das Fundament war an der Außen- Abschluss. Mehrere Türme mit halbkreis- dem eingewölbten, auf der Innenseite Rekonstruktion seite mit größeren Steinen (Grauwacke) förmigem Grundriss schlossen sich an die abgerundeten Chor bestand die Dachkon- des Kirchenbaus (n. Bader). verkleidet und ruhte ab Höhe der Langgas- Maueraußenseite an. Oberhalb eines Mau- struktion der übrigen Räume aus einem se auf einem Rost aus Eichenholzpfählen. erdurchbruchs an der Coulinstraße wurde flachen, wohl offenen hölzernen Dach- Über dem Fundament folgte eine Lage einer der Türme restauriert. Sein Funda- stuhl, der mit Ziegeln eingedeckt war. Der E. Schubert, Der Bilstein und die großer Sandsteinquader, zum Großteil ment schloss massiv an das Mauerfunda- Kirchenbau wurde wohl in einem Zug Theutbirg-Basilika. Arch. Denkmäler in Architekturreste in sekundärer Verbauung. ment an. Der Eingang war mindestens errichtet, es fanden sich weder Spuren Hessen 149 (Wiesbaden 1999). Darauf folgte die eigentliche (Zwei-Scha- über das Erdgeschoss erhöht, denn in der

198 199 Wiesbaden, Stadt Wiesbaden „Heidenmauer“ Wiesbaden-Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden Römischer Ehrenbogen

W Wiesbaden-Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden W Römischer Ehrenbogen

Im September 1986 stieß man bei Aus- schachtungsarbeiten für einen Neubau in der Großen Kirchenstraße auf das Funda- ment eines römischen Ehrenbogens, bei dem es sich um einen nördlich der Alpen einmaligen Fund handelt. Schon 1896 hatte man das Fundament bei Kanalisati- onsarbeiten angeschnitten, in Ausmaß und Bedeutung nicht erkannt, aus unmittel- barer Nähe jedoch zwei römische Meilen- Rekonstruktion des Ehrenbogens. steine geborgen. Eine erneute, teilweise Aufdeckung – wiederum ohne weitere Nahe des Rheins, bei der Theodor- Kenntnisnahme - erfolgte im Zweiten Welt- Heuss-Brücke, in der Großen Kirchen- krieg. 1986 schließlich wurden zwei Drittel straße 5 - 13, befindet sich der Zugang der Monumentreste aufgrund der oben zum Museumskeller des Ehrenbogens. genannten Bautätigkeit aufgedeckt und Beschilderung Theodor-Heuss-Brücke anschließend das letzte, unter der angren- folgen, Parkmöglichkeit unter der Lud- zenden Straße liegende Drittel ergraben, wigsrampe oder an Kronen- /Rathaus- so dass das Denkmal vollständig aufge- straße, von der die Große Kirchgasse deckt und dokumentiert wurde. Das Fun- abzweigt. dament aus Sandsteinquadern ruht auf Plan der römischen Strukturen in Wiesbaden mit dem Verlauf der aus spätrömischer Zeit stammen- einer 12,60 x 20,60m großen und bis zu den Heidenmauer. 2,50m mächtigen Platte aus opus cae- werks. Eine dritte doppelte Quaderreihe mentitium – einem zementähnlichen Bau- darüber, mit einem erneuten Rücksprung, erhaltenen Höhe von 2m befand sich kein kung, den nötigen Verteidigungsschutz stoff, der von den Römern u.a. als Füllung wurde mit Mörtel verfüllt, auf dem große, Zugang. Ein zweiter, nachgewiesener Turm erbracht haben). Vieles spricht aber dafür, von Schalenmauerwerk verwendet wurde. flache Steinplatten aufliegen. Es handelt befindet sich im Keller des Hauses Wage- dass sie an einer vom Gelände vorgegebe- Auf dieser Platte liegt ein ca. 9 x 18m sich hierbei um den ursprünglichen, römi- mannstraße 33. Die Mauer war Teil des nen Linie das Verteidigungssystem im 4. großer Rahmen aus Steinquadern, der mit schen Laufhorizont. Lage 2 und 3 der Qua- valentinianischen Verteidigungssystems, Jahrhundert verstärkte. Heute kann man in opus caementitium aufgefüllt und in der derlagen sind in ein großes Mittelfeld und ihr genauer Zweck lässt sich jedoch nicht der Langgasse neben Resten der Heiden- Oberfläche mit dem Quaderrahmen abge- zwei kleinere Seitenfelder unterteilt, die benennen. Unklar ist, weshalb sie an bei- mauer auch Abgüsse verschiedener römi- glichen wurde. Die 0,55m hohen Steinqua- die drei Durchgänge des Bogens markie- den Enden ohne Abschluss ausgeführt scher Steindenkmäler besichtigen, deren der sind mit Eisenklammern im Bleiver- ren. Im Bereich des mittleren Durchgangs wurde und ob ein Angreifer diese Enden Originale sich im Wiesbadener Museum guss miteinander verbunden. Mit einem fanden sich mehrere Schichten einer jün- einfach hätte umgehen können (im Osten befinden. Rücksprung von 0,25m liegt darauf eine geren, mehrfach erneuerten Straßendecke boten vielleicht Gewässer und sumpfiges doppelte Lage verklammerter Steinquader, aus kleinen Steinen in einer Zementbet- Gebiet einen natürlichen Schutz, im wiederum mit opus caementitium verfüllt. tung. Keine der Lagen dieses Fundamen- Westen könnte die das Wellritztal durch- H.-G. Simon, Wiesbaden. In: D. Die Außenkante dieses Rahmens ent- taufbaues ist vollständig erhalten. Unter ziehende, als Damm aufgeschüttete Heer- Baatz/F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer spricht 30 x 60 römischen Fuß und bildet wenigen gefundenen Architekturteilen sind straße, vielleicht mit Palisadenverstär- in Hessen2 (Stuttgart 1989) 490 ff. das Grundmaß des aufgehenden Bau- das Stück einer Friesplatte mit figürlichem

200 201 Wiesbaden-Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden Römischer Ehrenbogen Wölfersheim-Melbach, Wetteraukreis Möglicher Fürstengrabhügel Haak

Wölfersheim-Melbach, Wetteraukreis W lung zusammen mit inschriftlichen Zeug- W nissen über Person und Anlass der Ehrung Möglicher Fürstengrabhügel berichtet. Bei dem Bogen in Mainz-Kastel Haak handelt es sich vermutlich um eine Ehrung an Germanicus Julius Caesar für seinen siegreichen Feldzug gegen die Germanen 17 n. Chr., und zwar den größten von drei Bögen, die nach dessen Tod ihm zu Ehren im römischen Reich errichtet wurden. Er soll eine Statue des Germanicus getragen haben, wie er die den Germanen wieder abgenommenen Feldzeichen empfängt. Der unter dem Gebäude Kirchstraße 5-13 liegende Teil des Fundaments ist von April bis November Sonntags von 10:30 bis 12:30 Uhr und an jedem ersten Don- nerstag des Monats von 9:00 bis 12:00 Uhr für Besucher zugänglich. Das unter der Bruchstück des Ehrenbogens. Straße liegende Drittel wurde in der Pfla- sterung angegeben. Ein Farbstrich am Relief sowie mehrere Fragmente eines Haus Kirchstraße 5-13 kennzeichnet für oder mehrerer gelagerter Flussgötter zu jeden von außen sichtbar den östlichen nennen. Reste des oberen Monumentab- Abschluss des Bogens, dessen mittlerer schlusses zeigen, dass der Bogen fertig- Durchgang mit Kranzgesims auf eine Wand gestellt worden ist. Für die Entstehungs- am Haus Kirchstraße 3 projiziert ist. zeit des Monuments geben Baumarken der Abgüsse der beiden im 19. Jahrhundert 14. Legion auf einigen Quadern den wich- gefundenen römischen Meilensteine aus tigsten Datierungsansatz, da der Bogen der Zeit um 122 n. Chr. und nach 202 n. Luftaufnahme von Melbach, in der Bildmitte der bewaldete Großgrab?-Hügel. somit zur Zeit der Stationierung dieser Ein- Chr. wurden an der Ecke zur Zehnthof- heit in Mainz errichtet worden ist. Zusam- straße aufgestellt. Über die A5 von Süden Ausfahrt Fried- In Zusammenhang mit den bedeutenden men mit stilistischen Vergleichen der weni- berg auf der B455 durch Friedberg und Funden aus dem frühkeltischen Fürsten- gen Fragmente von Bauornamenten und Friedberg-Dorheim Richtung Schotten, grabhügel vom Glauberg stellte Fritz-Rudolf Reliefdekoration wird die Entstehung des von der B455 rechts abbiegen nach Herrmann weitere, durch ihre großen Grab- Ehrenmals in die erste Hälfte des 1. Jahr- Melbach, etwa 100m der Friedberger- hügel oder qualitätvollen Funde herausra- hunderts n. Chr. datiert, und zwar in die straße folgen und dann rechts in die gende Plätze in der Wetterau vor. Dazu Zeit vor 43 n. Chr., als die 14. Legion aus Straße Am Haak dem gewundenen Ver- zählt der 16km westnordwestlich vom Mainz abgezogen wurde. Der Mainzer lauf 300m folgen bis zum Haak. Dort Glauberg in Wölfersheim-Melbach gelege- Ehrenbogen besaß vermutlich einen über Treppe Zugang zum Hügel. Über ne „Haak“ genannte Hügel. Er liegt auf der gewölbten mittleren Durchgang von ca. 5m die A5 von Norden am Gambacher Kuppe einer flachen Geländezunge, die Breite und etwa 8m Höhe. Die niedrigeren Kreuz auf die A45 Richtung Hanau bis sich nur um wenige Meter über die lösbe- Seitendurchgänge waren jeweils etwa Ausfahrt Wölfersheim. Von der A45 deckte, recht flache Landschaft erhebt. Im 2,25m breit und vermutlich nicht gewölbt, F.-R. Herrmann, Der römische aus beiden Richtungen ebenfalls bis Durchmesser misst er 80-100m und er- sondern mit einer Kassettendecke abge- Ehrenbogen von Mainz-Kastel. Denkmal- Ausfahrt Wölfersheim. Von dort auf der reicht noch heute eine Höhe von 12m. schlossen. Insgesamt wird das Bauwerk pflege in Hessen 1/1991, 2 ff. H. G. B455 Richtung Friedberg durch Wöl- Ursprünglich südlich des Ortes, heute bei einer Breite von 17m Außenmaß mit Frenz, Der römische Ehrenbogen von fersheim, dann zweite (!) ausgeschil- innerhalb der Bebauung gelegen, galt die einer Gesamthöhe von 13m rekonstruiert. Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden. Arch. derte Straße nach Melbach und weiter mächtige Aufschüttung als Wahrzeichen Ein Ehrenbogen ist ein politisches Denkmäler in Hessen 76 (1988). D. Baatz, wie oben. Melbachs. Der Hügel ist seit dem vergan- Monument, das mittels figürlicher Darstel- Kastel/Wiesbaden in: RiH. 369 ff. genen Jahrhundert mit Bäumen bepflanzt

202 203 Wölfersheim-Melbach, Wetteraukreis Möglicher Fürstengrabhügel Haak Wolfhagen-Elmarshausen, Landkreis Kassel Stadtwüstung Landsberg

W und in halber Höhe für einen Rundweg ter- delt. Diese Vermutung kann durch die Wolfhagen-Elmarshausen, re kleine Untersuchungen durch das Kreis- W rassiert. Im Westen weist der Hügel einen Funde vom Glauberg als wahrscheinlicher Landkreis Kassel heimatmuseum Wolfhagen statt. Von der 20m langen und annähernd 3m tiefen Ein- bezeichnet werden, da im Umfeld eines Stadtwüstung Landsberg Innenbebauung zeugen heute stark ver- schnitt auf. Dieser geht wohl auf eine für solchen Fürstensitzes mit weiteren Groß- schleifte Kellergruben; diese sind während das Jahr 1828 überlieferte Grabung grabhügeln zu rechnen ist. Im Jahre 2003 Das Stadtgebiet von Landsberg, auf einem der Sommermonate wegen der üppigen zurück. Die vom damaligen Bürgermeister konnte vor Beginn einer Baumaßnahme Plateau über dem Westufer der Erpe Vegetation nur schwer zu erkennen. Die durchgeführten Untersuchungen wurden eine kleine Sondage im untersten Hangfuß gelegen, ist durch Wälle und Gräben befe- Befestigung hingegen misst stellenweise „wegen Mangels an Mitteln“ ohne Ergeb- durchgeführt werden. Neben dem Nach- stigt. Das so geschützte Gelände von ova- noch 7m von Grabensohle zur Wallkrone. nis abgebrochen. Auf der heute noch höch- weis der künstlichen Hügelaufschüttung ler Form (knapp 8 Hektar) erstreckt sich in Die Gründung der Stadt Landsberg sten, am Ostrand des Haaks gelegenen zeigte sich, dass diese aus sterilem Erd- nord-südliche Richtung über etwa 400m erfolgte als Reaktion auf Bemühungen der Stelle finden sich die Grundmauern einer material besteht, das mit nur wenigen vor- und in ost-westliche Richtung über 200m. Landgrafen von Thüringen und Hessen, kleinen, ehemals der hl. Ottilia geweihten geschichtlichen Keramikfragmenten durch- Die steil zur Erpe abfallende Ostseite eigene Territorien gegenüber den älteren Kapelle. Sie war bereits 1825 zerfallen, setzt ist. sichert nur ein Erdwall und ein Graben, Herrschaftsansprüchen des Erzbistums als der Hügel als „Ottilienberg“ erwähnt während die stärker gefährdeten Seiten im Mainz herauszubilden. Als der Landgraf wird. Im Jahre 1843 schrieb der bekannte Norden, Westen und Süden von einem von Thüringen auf Mainzer Besitz um 1226 Friedberger Heimatforscher Johann Philipp doppelten Wall- und Grabensystem die Stadt Wolfhagen anlegte, entschloss Dieffenbach: „Der größte künstliche Hügel geschützt werden. Nachdem bereits im 19. sich der mit dem Erzbistum Mainz verbün- unserer Wetterau ist ohne Zweifel der Jahrhundert im Bereich der Stadtwüstung dete Graf von Waldeck 5km nördlich von Haak (oder Hauk) bei Melbach... – Für gegraben wurde, fanden 1964-1965 weite- Wolfhagen zur Gründung einer Gegenstadt einen Grabhügel scheint er auch zu groß zu F.-R. Herrmann, Der Fürstengrabhü- – Landsberg. Das Stadtareal lag auf dem sein; wenigstens wüsste ich keinen ande- gel und seine Erforschung. In: F-R. Herr- Gebiet der Waldeckschen Burg Rodersen, ren von dieser Größe zu nennen“. Auf- mann/O.-H. Frey, Die Keltenfürsten vom deren Ruine noch heute östlich von Lands- grund von süddeutschen Parallelen ver- Glauberg. Ein frühkeltischer Fürstengrab- berg auf dem gegenüberliegenden Ufer der mutete Werner Jorns 1960, dass es sich hügel am Hang des Glauberges bei Glau- Erpe besichtigt werden kann. Nach 1230 bei dem Hügel von Melbach um einen „rie- burg-Glauberg, Wetteraukreis. Arch. Denk- entlud sich die angespannte politische sigen keltischen Fürstengrabhügel“ han- mäler Hessen 128/129 (1996) 50 f. Lage in einer kriegerischen Auseinander- setzung zwischen dem Thüringischen Land- grafen und der Mainzer Kirche, die mit der Eroberung Fritzlars, dem Zentrum mainzi- scher Landesherrschaft in Nordhessen Zur Stadtwüstung Landsberg der 1232, ihren Höhepunkt erreichte. Bereits Straße von Ehringen Richtung Wolfha- ein Jahr früher war es dem Landgrafen gen folgen, bis diese zum zweiten Mal gelungen, die Stadt Landsberg zu vernich- den Wald auf der Ostseite berührt ten. Die Frage, ob die Stadt im Kampf (1,7km nach Ortsausgang Ehringen). erobert oder die Bewohner durch politi- Links der Straße Parkmöglichkeit, hin- schen Druck vertrieben wurden, könnte ter der sich in östlicher Richtung der nur durch umfangreichere archäologische Wall der Stadtwüstung Landsberg Untersuchungen geklärt werden. Nach anschließt, bis zum Waldrand östlich dem Ende von Landsberg siedelte man die der Straße. Zur Burg Rodersen eben- Bewohner der Stadt im neugegründeten falls von Ehringen Richtung Wolfhagen Bifangen in einer 5km entfernt liegenden bis zum Waldrand, von dort auf Feld- Talsenke an. weg dem Waldrand zur Erpe folgen. Nach Überquerung des Baches dem K. Weidemann, Rodersen und leicht nach Südosten ansteigenden Landsberg. In: Stadt und Landkreis Kas- Weg im Wald folgen, der nach etwa sel. Führer zu archäologischen Denk- 350m die Burg erreicht. mälern in Deutschland 7 (Stuttgart 1986) Die Reste der Kapelle. 161ff.

204 205 Zierenberg, Landkreis Kassel Hoher Dörnberg Zierenberg, Landkreis Kassel Hoher Dörnberg

Z Zierenberg, Landkreis Kassel gung des Berges wohl in frühere Zeit zurück. Von dem vermuteten Heerlager Kai- Z Hoher Dörnberg gehörte. Am Beginn des 18. Jahrhunderts ser Heinrich IV. aus dem Jahre 1071 sind wurden die Ringwälle zwischenzeitlich mit keine Spuren im Gelände nachzuweisen. dem bei Tacitus genannten, von Drusus Immerhin könnten einige Funde des 11. errichteten Lager auf dem mons Taunus in Jahrhunderts darauf hinweisen, dass die Verbindung gebracht. Zahlreiche weitere Überlieferungen richtig sind und der Kaiser Deutungsversuche folgten bis in die Mitte den Berg besetzt hielt. Außer weiteren Fun- des 20. Jahrhunderts. Nach heutigem Wis- den aus keltischer und frühmittelalterlicher sen müssen wir anhand des Geländereli- Zeit deuten einige Keramik- und Steinfun- efs davon ausgehen, dass als älteste de der Michelsberger Kultur (etwa 4200- Befestigung auf dem Hohen Dörnberg 3500 v. Chr.) auf eine jungsteinzeitliche eine keltische Burg lag, die sich zwischen Höhensiedlung hin. Auf dem Weg zum dem 5. und 1. Jahrhundert v. Chr. zeitlich Hohen Dörnberg liegt zwischen ihm und nicht näher eingrenzen lässt. Sie bestand dem Jugendhof der Helfenstein, um des- aus einer Mauer am Plateaurand mit sen Bergkuppe im Nordwesten und zugehörigem Materialentnahmegraben auf Westen ein halbrunder Graben führt. Die Der Hohe Dörnberg (578,7m ü. NN) der Innenseite und umschloss eine Fläche Zeitstellung und Funktion dieser Anlage ist beherrscht weithin sichtbar die Landschaft von 6,4 Hektar. Als Zugang diente ein Tor noch nicht geklärt. im Norden und Nordwesten von Kassel. Er auf der Ostseite; ob bereits ein zweites Tor überragt als einer der höchsten Erhebun- im Nordwesten existierte, ist nicht gen des Wolfhagener Landes am Westrand bekannt. Bei dieser keltischen Befestigung der hessischen Senke die umliegenden handelt es sich nicht um ein Oppidum im Täler um 250-300m und mehr. Seine Sinne der bei Caesar erwähnten großen Hänge fallen steil von dem annähernd drei- stadtartigen Anlagen des 2./1. Jahrhun- eckigen Plateau des Berges ab. Sie bilden derts v. Chr. Hierfür ist ihre Größe zu einen natürlichen Schutz für die etwa 6,4 gering und es fehlen die kennzeichnenden Hektar große Hochfläche, die zusätzlich Funde. Erneut wurde der Berg im Frühmit- durch aufwendige, heute zu Gräben und telalter (7./8. Jahrhundert n. Chr.), und Geländestufen verfallene Befestigungsan- zwar als Stützpunkt fränkischer Macht, lagen verstärkt war. Da die Ringwälle auf ausgebaut. Die Randmauer errichtete man dem früher gänzlich unbewaldeten Hohen neu und sicherte sie zusätzlich im Norden Dörnberg schon immer leicht erkennbar und Nordwesten mit doppelten Gräben. Über die A44 Ausfahrt Zierenberg, von waren, gehören sie zu den schon am frühe- Außerdem entstanden zwei Vorbefestigun- der B251 Abzweig Habichtswald-Ehlen. sten beschriebenen Anlagen dieser Art in gen an der Nordspitze des Plateaus. Sie In Zierenberg Richtung Calden/Ehrsten Hessen. Bereits 1605 wird sie von W. dienten als weitere Annäherungshindernis- Hinweisschild „Dörnberghaus“ folgen. Dilich in seiner hessischen Chronik se, denn der geringe Geländegewinn am Nach 1,7km rechts ab und nach 1,2km erwähnt. Unter anderem bringt er sie mit Steilhang konnte kaum zum Siedeln auf Parkplatz zwischen Wirtshaus den Kämpfen Kaiser Heinrich IV. gegen genutzt werden. Im Osten und Nordwesten „Dörnberghaus“ und ehemaligem Ju- den aufständischen Grafen Otto von Nort- führten Tore in die Befestigung. Der auf gendhof. Weiter zu Fuß bis zum ehema- heim, Herzog von Bayern in Zusammen- dem Plateau erkennbare schanzenartige ligen Jugendhof Dörnberg und rechts in hang, im Zuge derer der Kaiser ein Heerla- Einbau in der Südostecke gehört nicht zur südlicher Richtung über kleine Treppe ger auf dem Berg aufgeschlagen haben Befestigung und könnte als neuzeitliche auf Fußpfad, der über Segelflug- und soll. Diese Ansprache der Anlage als Heer- Grenzmarkierung zu deuten sein. Ebenfalls Weidegelände führt, durch Drehkreuze, lager Kaiser Heinrich IV. galt bis ins letzte aus bedeutend jüngerer Zeit stammt ein zuletzt am Osthang des Hohen Dörn- Jahrhundert hinein, obwohl G. Eisentraut, 50m langer Graben in der Osthälfte des bergs hinauf und durch das alte Ring- der zu Beginn des Jahrhunderts sehr Plateaus sowie rundliche Gruben in der F.-R. Herrmann, Der Hohe Dörnberg walltor auf das Bergplateau. genaue Planaufnahmen gemacht hatte, Mitte und der Westhälfte. Diese Eingra- und die Helfensteine. Arch. Denkmäler in 1922 darauf verwies, dass die Befesti- bungen gehen wohl auf Bergbauversuche Hessen 100 (Wiesbaden 1994).

206 207 Zwesten-Niederurff, Schwalm-Eder-Kreis Ringwall Altenburg bei Römersberg Zwesten-Niederurff, Schwalm-Eder-Kreis Ringwall Altenburg bei Römersberg

Z Zwesten-Niederurff, Schwalm-Eder-Kreis Z Ringwall Altenburg bei Römersberg

Im Südwesten des Fritzlar-Waberner Neuental-Römersberg liegt 5km west- Beckens, 5km westlich von Borken, liegt lich von Borken. Von dort auf der Land- auf einem kleinen, aus Buntsandstein straßeTrockenfurth-Zimmersrode bis bestehenden Bergmassiv, das im Westen Abzweig auf die K68 nach Römersberg, und Norden von der Schwalm umflossen durch den Ort, am nördlichen Ortsaus- wird, die Ringwallanlage Altenburg. Die gang hinter dem Sportplatz 50m Befestigung befindet sich auf dem höch- zunächst in westliche dann nordöstli- sten Berg des Massivs, dessen Gipfel mit che Richtung auf Feldweg zum Wald- 432,8m ü. NN die Talsohle um 250m über- rand. Diesem folgen bis zu aufgelasse- ragt. Insgesamt nimmt die dreigliedrige nen, kleinen Steinbruch mit Grillplatz Wallanlage Altenburg eine Fläche von etwa und Parkmöglichkeit. Von dort zu Fuß 8,3 Hektar ein. Der äussere Wall, der nicht auf mit weißem Kreuz markiertem Wan- an allen Stellen erhalten ist, umschließt derweg bergauf, bis nach etwa 300m ein längliches, in nord-südliche Richtung der tiefste Abschnitt des südlichen orientiertes, etwa 500m langes Areal von äußeren Walls erreicht ist. Keltische Waffen unregelmäßiger Form. Sehr gut erhalten ist und Werkzeugfunde der Wall, mit vorgelagertem Graben, auf von der Alteburg. der Südseite der Befestigung, Hier beträgt bis zu 5m hoch, zum Teil aber nur noch als die Höhendifferenz zwischen Grabensohle Terrassenkante erhalten. Neben einem Tor und über die Innenbebauung ist wenig chung der Siedlungstätigkeit auf dem Berg und Wallkrone noch bis zu 3,90m. Auf der im Westen ermöglichte eine weitere Toran- bekannt. Jedoch fanden sich beim Bau des abzeichnet. Die Keramikfunde der älteren Innenseite wird der Wall von parallel ver- lage auf der Ostseite den Zugang. Der Aussichtsturmes, bei Forstarbeiten und Periode gehören überwiegend in die mit laufenden Materialentnahmegruben beglei- innere Wall umfasst eine Fläche von 1,5 durch Windbruch zahlreiche Keramikfrag- Hallstatt C bezeichnete Kulturstufe und die tet. An der Südostseite befindet sich das Hektar. Er folgt im wesentlichen zwischen mente, die es ermöglichen, Aussagen über jüngeren in die Stufen Latène B/C. einzige nachweisbare Tor im äusseren 410 und 420m ü. NN den Höhenlinien des die Besiedlungsgeschichte auf der Alten- Befestigungsring. Es wird auf seiner Ost- Berges. Im Süden erreicht der Wall eine burg zu treffen. Des weiteren konnte 1983 seite durch eine schräg nach innen einzie- Höhe von bis zu 3,3m. Auf dieser Seite ist bei einer Nachuntersuchung durch das LfD hende Torwange und auf der gegenüber- auch noch ein vorgelagerter Graben zu Hessen, die durch einen unerlaubten Ein- R. Gensen, Die Altenburg bei Neu- liegenden Seite durch ein leicht verdicktes erkennen. In den weiteren Abschnitten ist griff nötig wurde, ein Depot der Eisenzeit ental-Römersberg. In: Der Schwalm-Eder- Wallende gebildet. Der mittlere Wall der der Wall nur noch als Terrassenkante aus- geborgen werden. Neben einigen Fragmen- Kreis. Führer zu archäologischen Denk- Befestigungsanlage setzt an der Süd- bzw. gebildet. Der Zugang in den inneren Wall- ten aus dem Jungneolithikum stammt das mälern in Deutschland 8 (Stuttgart 1986). Südostseite des inneren Ringes an und ring war nur durch ein Tor im Nordosten überwiegende Material aus der Eisenzeit. 193 ff. L. Fiedler, Ringwall Altenburg bei befestigt zusätzlich die Südflanke des Ber- möglich. In Bereich der Toröffnung weisen Es lässt sich nach Ausweis der bisher Römersberg. In: F.-R. Herrmann/A. Jocken- ges. Zum Teil ist der Wall, der ebenfalls die Wallenden eine leichte Verdickung auf. geborgenen Funde in zwei Perioden unter- hövel (Hrsg.) Die Vorgeschichte Hessens einen vorgelagerten Graben besitzt, noch Über den Aufbau der Befestigungsanlage teilen, zwischen denen sich eine Unterbre- (Stuttgart 1990) 505.

208 209 Glossar

Abri: (frz. „Obdach“) Nische unter einem Cohors: siehe Kohorte. Felsüberhang, Hohlraum unter Felsblöcken oder kleine Höhle, die natürlichen Schutz Dendrochronologie: Verfahren zur absolu- für Rast- u. Lagerplatz bietet. ten Altersbestimmung antiker Hölzer durch Ausmessung der Jahresringe. Ala: Reitereinheit, fünfhundert oder tau- send Mann starke ➝ Auxiliartruppe (ala Kohorte: Bezeichnung für Infanterieabtei- quingenaria oder ala millaria). lung der Auxiliartruppen und der Legionen.

Artefakt: Archäologisches Fundobjekt, Konglomerat: Mineralisch zementierte allg. ein von menschlicher Hand gefertigter Grobsande und Schotter von uneinheitli- Gegenstand, der seine Form durch mensch- cher Struktur. liche Einwirkung erhielt, auch ein bei der Herstellung von Steinwerkzeugen entstan- Legion: Einheit der Kerntruppen des römi- denes Abfallprodukt. schen Reiches, etwa 5000-6000 Mann stark. Die Legion bestand aus Berufsolda- Auxiliartruppe: Hilfstruppe im Gegensatz ten. Nur römische Bürger waren zum zu den Kerntruppen, den ➝ Legionen. Es Dienst in der Legion zugelassen. gab Reiterregimenter (➝ Ala) und Infante- rieeinheiten (➝ Kohorte) mit einer Stärke Mithras: iranischer Lichtgott, Herr einer von 500-1000 Mann. der wichtigsten Erlösermysterien der Eine weitere Gattung bildeten die wesent- Antike. lich kleineren ➝ Numeri. Numerus: wörtlich „Einheit“; am Limes Auxiliarsoldat: Berufssoldat in einer ➝ Bezeichnung für meist kleinere Einheiten Auxiliartruppe. Die Auxiliarsoldaten kamen (150-200 Mann) der ➝ Auxiliartruppen. aus den Provinzen. Bei ihnen wurde das römische Bürgerrecht nicht vorausgesetzt, Oppidum: Stadt; große befestigte Sied- vielmehr wurde es ihnen beim regulären lung; insbesondere stadtartige, befestigte Ausscheiden aus dem Dienst verliehen. Siedlung des Mittel- und Spätlatène.

Blattspitze: Steingeräteform mit schlanker Solgraben: Graben mit wannenförmiger blatt-, lanzett- oder rhombenförmiger Kon- Sohle, meist in vor- und frühgeschichtli- tur. Sie dienten als Messer oder Lanzen- cher Zeit als Annäherungshindernis und spitze und sind häufig in bestimmten Verteidigungsgraben angelegt. Inventaren des Mittelpaläolithikums ent- halten. Spitzgraben: Verteidigungsgraben mit V- förmigem Querschnitt; häufig vom römi- Chatten: germanischer Stamm im heuti- schen Heer verwendet. gen Hessen. Vicus: wörtlich „Dorf“. Die römischen Vici Civitas: Stammesgemeinde mit Selbstver- waren Marktflecken mit Gewerbe und waltung innerhalb der römischen Provinz. Dienstleistungsbetrieben. Jede Civitas besaß einen Hauptort, der Sitz einer Verwaltung war.

210 211 Archäologische Zeittafel

Zeit Perioden Epochen Kulturen

+1 000

Mittelalter Frühmittelalter Franken (Merowinger)

+500 Völkerwanderungszeit Alamannen

Römische Kaiserzeit Römer Chatten 0 frühe Germanen Eisenzeit Latènezeit Kelten

-500 Hallstattzeit Hallstattkultur

-1 000 späte Bronzezeit Urnenfelderkultur

-1 500 Bronzezeit mittlere Bronzezeit Hügelgräberkultur

-2 000 frühe Bronzezeit Adlerberg-Kultur

-2 500 Endneolithikum Glockenbecher-Kultur Schnurkeramik

-3 000 Spätneolithikum Wartberg-Kultur

-3 500 Jungsteinzeit -4 000 Jungneolithikum Michelsberger Kultur

-4 500 Bischheim Rössen Mittelneolithikum Großgartach -5 000 Hinkelstein Frühneolithikum Linienbandkeramik -5 500 La Hoguette Mittelsteinzeit Spätmesolithikum Spätmesolithikum (Mesolithikum) Frühmesolithikum Beuronien -10 000 Spätpaläolithikum Magdalénien Jungpaläolithikum Gravettien

Altsteinzeit Aurignacien -40 000 (Paläolithikum) Micoquien Mittelpaläolithikum Moustérien -200 000 Altpaläolithikum Acheuléen -600 000

212 213 Verzeichnis der Denkmäler mit Orts- und Kreisangabe Verzeichnis der Denkmäler mit Orts- und Kreisangabe A-E F-K

Seite Ort/Kreis Seite Ort/Kreis

9 Alsbach-Hähnlein-Alsbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg – Menhir „hunkelnstein“ 83 Feldberg-Kastell ➝ Glashütten/Schmitten-Niederreifenberg, Hochtaunuskreis – 10 Alsbach-Hähnlein-Hähnlein, Landkreis Darmstadt-Dieburg – Turmhügelburg Numeruskastell Feldberg Weilerhügel 65 Felsberg-Wolfershausen, Schwalm-Eder-Kreis – Menhir 131 Altkönig ➝ Kronberg im Taunus, Hochtaunuskreis – Ringwallanlage Altkönig 66 Fischbachtal-Lichtenberg, Landkreis Darmstadt-Dieburg – Ringwallanlage Heune- 12 Bad Homburg, v.d.H., Hochtaunuskreis – Menhir Gluckenstein burg 13 Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis – Ringwall Bleibeskopf 67 Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt – „Archäologischer Garten in Frankfurt am 15 Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis – Römerkastell Saalburg Main“ 19 Bad Nauheim, Wetteraukreis – Johannisberg Höhensiedlung und römischer Wacht- 139 Felsenmeer ➝ Lautertal-Reichenbach, Landkreis Bergstraße – Römischer Stein- turm bruch 21 Bad Salzschlirf, Landkreis Fulda – Wallanlage Sängersberg 70 Friedewald, Landkreis Hersfeld-Rothenburg – Wüstung Hamundeseiche und 22 Bad Sooden-Allendorf-Hilgershausen, Werra-Meißner-Kreis – Hilgeshäuser Höhle Nadelöhr 25 Bad Sooden-Allendorf, Werra-Meißner-Kreis – Frühmittelalterliche Wallanlage 72 Frielendorf-Lenderscheid, Schwalm-Eder-Kreis – Steinzeitlicher Schlagplatz „Römerlager“ 74 Fritzlar-Lohne, Schwalm-Eder-Kreis – Steinkammergrab „Züschen I“ 27 Baunatal-Großenritte, Landkreis Kassel – Menhir von Großenritte 77 Fritzlar-Ungedanken, Schwalm-Eder-Kreis – Büraburg 28 Bebra-Iba/Ronshausen-Machtlos, Landkreis Hersfeld-Rotenburg – Hügelgräber 80 Gießen-Schiffenberg, Landkreis Gießen – Frühgeschichtliche Befestigung 30 Biblis-Nordheim, Landkreis Bergstraße – Zullenstein 83 Glashütten/Schmitten-Niederreifenberg, Hochtaunuskreis – Numeruskastell 33 Biebergemünd-Kassel, Main-Kinzig-Kreis – Der vor- und frühgeschichtliche Ringwall Feldberg Alteburg bei Kassel 85 Glauburg-Glauberg, Wetteraukreis – Glauberg 35 Biebergemünd-Wirtheim, Main-Kinzig-Kreis – Wallanlage Alteburg 91 Großkrotzenburg, Main-Kinzig-Kreis – Römischer Kastellort 37 Biebertal-Fellingshausen, Landkreis Gießen – Dünsberg 93 Gudensberg, Schwalm-Eder-Kreis – Lautariusgrab 188 Boyneburg ➝ Sontra-Wichmannshausen, Werra-Meißner-Kreis – Boyneburg 94 Gudensberg-Maden, Schwalm-Eder-Kreis – Menhir 40 Brechen-Oberbrechen, Landkreis Limburg-Weilburg – Hügelgräber und römisches 95 Gutsbezirk Reinhardswald, Landkreis Kassel – Ringwall Ahlberg Lager 96 Gutsbezirk Reinhardswald, Landkreis Kassel – Sieburg bei Bad Karlshafen 77 Büraburg ➝ Fritzlar-Ungedanken, Schwalm-Eder-Kreis – Büraburg 98 Hadamar-Niederzeuzheim, Landkreis-Limburg-Weilburg – Megalithgrab 42 Bürstadt, Landkreis Bergstraße – Menhir „Sackstein“ 100 Hanau-Kesselstadt, Main-Kinzig-Kreis – Kastelle und Kastellbad Salisberg 43 Butzbach, Wetteraukreis – Limesanlagen auf dem Schrenzer Wp. 4/33 u. 176 Heidetränk-Oppidum ➝ Oberursel-Oberstedten, Hochtaunuskreis – Heidetränk-- Wp. 4/33* Oppidum 45 Butzbach-Hoch-Weisel, Wetteraukreis – Die Wallanlagen Hausberg und Brülerberg 102 Hesseneck-Hesselbach, Odenwaldkreis – Wachtposten Wp. 11/30 und Kastell 47 Calden, Landkreis Kassel – Steinkammergrab Hesselbach 160 Christenberg ➝ Münchhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf – Frühkeltischer 105 Hirschhorn (Neckar), Landkreis Bergstraße – Felsbild an der Waldbrudershütte Ringwall und karolingische Kesterburg 107 Höchst-Hummetroth, Odenwaldkreis – Römischer Gutshof Haselburg 49 Darmstadt, Stadt Darmstadt – Menhir-Anlage 110 Hofbieber-Danzwiesen, Landkreis Fulda – Keltisches Oppidum Milseburg 50 Dillenburg, -Frohnhausen, -Nanzenbach, Lahn-Dill-Kreis – Die keltische Ringwall- 114 Hofgeismar, Landkreis Kassel – Der Ringwall auf der Eberschützer Klippe anlage Heunstein 116 Hofheim am Taunus, Main-Taunus-Kreis – Kapellenberg 52 Dornburg-Wilsenroth, Landkreis Limburg-Weilburg – Keltisches Oppidum Dornburg 119 Hohenroda-Mansbach, Landkreis Hersfeld-Rotenburg – Die Grasburg 37 Dünsberg ➝ Biebertal-Fellingshausen, Landkreis Gießen – Dünsberg 121 Hünfelden-Dauborn, Landkreis-Limburg-Weilburg – Grabhügelfeld 54 Ebsdorfergrund-Dreihausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf – Frühmittelalterliche 183 Kapersburg ➝ Rosbach v.d.H.-Ober-Rosbach, Wetteraukreis – Numeruskastell Befestigung „Höfe“ Kapersburg 57 Ebsdorfergrund-Roßberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf – Röder Burg 122 Kelsterbach, Landkreis Groß-Gerau – Schwedenschanze 59 Echzell, Wetteraukreis – Hügelgräberfelder, Limes und rekonstruierte Jupitersäule 124 Kirchhain-Langenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf – Der Menhir von Langen- 61 Edertal-Buhlen, Landkreis Waldeck-Frankenberg – Altsteinzeitliche Jagdstation stein 63 Erlensee-Rückingen, Main-Kinzig-Kreis – Kastellbad Rückingen 126 Korbach-Goldhausen, Landkreis Waldeck Frankenberg – Eisenberg

214 215 Verzeichnis der Denkmäler mit Orts- und Kreisangabe Verzeichnis der Denkmäler mit Orts- und Kreisangabe K-Sch S-Z

Seite Ort/Kreis Seite Ort/Kreis

129 Korbach-Lengefeld, Landkreis Waldeck-Frankenberg – Ringwall „Hünenkeller“ 21 Sängersberg ➝ Bad Salzschlirf, Landkreis Fulda – Wallanlage Sängersberg 131 Kronberg im Taunus, Hochtaunuskreis – Ringwallanlage Altkönig 188 Sontra-Wichmannshausen, Werra-Meißner-Kreis – Boyneburg 133 Kronberg im Taunus-Oberhöchstadt, Hochtaunuskreis – Ringwall Hünerberg 190 Staufenberg-Treis a. d. Lumda, Landkreis Gießen – Quarzitabris 135 Lahnau-Waldgirmes, Lahn-Dill-Kreis – Forumsgebäude – Ältester mit Mörtelmauer- 192 Staufenberg-Treis a. d. Lumda, Landkreis Gießen – Wallanlage Totenberg werk ausgestatteter Bau Deutschlands 194 Taunusstein-Orlen, Rheingau-Taunus-Kreis – Rekonstruierter Limesabschnitt bei 137 Lahntal-Caldern, Landkreis Marburg-Biedenkopf – Ringwall Rimberg Orlen/Kastell Zugmantel 139 Lautertal-Reichenbach, Landkreis Bergstraße – Römischer Steinbruch 196 Trendelburg-Deisel, Landkreis Kassel – Ringwall Hahn 142 Lich, Landkreis Gießen – Wüstung Hausen 197 Wetzlar-Nauborn, Lahn-Dill-Kreis – Theutbirg-Basilika 143 Lich-Arnsburg, Landkreis Gießen – Burgwüstung Arnsburg 199 Wiesbaden, Stadt Wiesbaden – Heidenmauer 145 Lich-Muschenheim, Landkreis Gießen – Megalithgrabanlage „Heiliger Stein“ 201 Wiesbaden-Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden – Römischer Ehrenbogen 147 Lichtenfels-Goddelsheim, Landkreis Waldeck-Frankenberg – Der Burgring 203 Wölfersheim-Melbach, Wetteraukreis – Möglicher Fürstengrabhügel Haak 149 Limeshain-Rommelhausen, Wetteraukreis – Limesanlagen 205 Wolfhagen-Elmarshausen, Landkreis Kassel – Stadtwüstung Landsberg 151 Merenberg-Barig-Selbenhausen, Landkreis Limburg-Weilburg – Ringwall Almers- 206 Zierenberg, Landkreis Kassel – Hoher Dörnberg kopf 74 Züschen ➝ Fritzlar-Lohne, Schwalm-Eder-Kreis – Steinkammergrab „Züschen I“ 110 Milseburg ➝ Hofbieber-Danzwiesen, Landkreis Fulda – Keltisches Oppidum Milse- 208 Zwesten-Niederurff, Schwalm-Eder-Kreis – Ringwall Altenburg bei Römersberg burg 153 Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis – Römische Relikte im Englischen Garten „Eulbacher Park“ 155 Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis – Kastell und Kastellbad Würzberg 157 Mörfelden-Walldorf, Landkreis Groß-Gerau – Hügelgräber 159 Mücke-Nieder-Ohmen, Vogelsbergkreis – Ottonische Niederungsburg 160 Münchhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf – Frühkeltischer Ringwall und karo- lingische Kesterburg 163 Münzenberg-Trais, Wetteraukreis – Menhir 164 Neuenstein, Landkreis Hersfeld-Rotenburg – Hügelgräber und Wüstung Holn- stein/Archäologischer Wanderweg 166 Nidda-Unter-Widdersheim, Wetteraukreis – Menhir 167 Niedenstein, Schwalm-Eder-Kreis – Oppidum Altenburg 169 Niederdorfelden, Main-Kinzig-Kreis – Burg Dorfelden 171 Ober-Mörlen, Wetteraukreis – Römischer Wachtturm Gaulskopf 172 Obertshausen, Landkreis Offenbach – Turmburg „Burg im Hain“ 174 Oberursel-Bommersheim, Hochtaunuskreis – Burg von Bommersheim 176 Oberursel-Oberstedten, Hochtaunuskreis – Heidetränk-Oppidum 178 Oberweser-Oedelsheim, Landkreis Kassel – Frühmittelalterliche Wahlsburg 179 Pohlheim-Grüningen, Landkreis Gießen – Rekonstruierter Wachtturm Sandberg 181 Pohlheim-Holzheim, Landkreis Gießen – Römisches Kleinkastell Holzheimer Unter- wald 183 Rosbach v.d.H.-Ober-Rosbach, Wetteraukreis – Numeruskastell Kapersburg 15 Saalburg ➝ Bad Homburg v.d.H.-Dornholzhausen, Hochtaunuskreis – Römer- kastell Saalburg 185 Schlüchtern-Vollmerz, Main-Kinzig-Kreis – Ruine Steckelberg 187 Schwalmstadt-Wiera, Schwalm-Eder-Kreis – Grabhügel

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Archäologische Denkmäler in Hessen (Reihe), Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen: 10, 11, 13, 14, 19, 22-26, 28-30, 32-37, 45, 50-55, 57, 58, 61, 62, 66, 69, 73-75, 83, 85, 87-90, 96, 97, 102- 112, 114-116, 119, 120, 122, 123, 126, 127, 129-131, 133, 135, 136, 139, 141, 145, 147-149, 151-156, 159, 160, 164, 165, 178, 179, 181, 184, 186-193, 197, 198, 201, 202, 206

D. Baatz/F.-R. Herrmann, Die Römer in Hessen (Stuttgart 19892): 15, 63, 91, 194, 200

Das Rätsel der Kelten vom Glauberg, Hessische Kultur GmbH (Stuttgart 2002): 86, 88

C. Dobiat: 137

Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 7/19, Nordwestdeutscher und West- und Süddeutscher Verband für Altertumsforschung (Stuttgart 1986/ 1989): 196, 205

H. Göldner: 157

F.-R. Herrmann: 87

F.-R. Herrmann/A. Jöckelhövel, Die Vorgeschichte Hessens (Stuttgart 1990): 21, 40, 47- 49, 65, 93, 95, 98, 121, 151, 167, 176, 208, 209

J. Lindenthal: 9, 10, 12, 16, 18, 20, 31, 38, 42-44, 55, 56, 59, 60, 64, 65, 68, 70-72, 74, 76, 78, 80, 81, 84, 86, 92, 94, 99-101, 110, 113, 124, 125, 132, 134, 138, 140- 142, 143, 146, 149, 150, 159, 161-163, 166, 170-172, 174, 176, 179, 180, 182, 184-186, 193, 195, 198, 199, 203, 204

Saalburgmuseum-Römerkastell: 17, 18

K. Sippel: 22, 27

Top 25 Hessen, Hessisches Landesvermessungsamt (CD-ROM): 65, 77

D. Wolf, Alte Mauern, Mythen und Menschen/Auf den Spuren der Kelten (Butzbach 2003): 46

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