SEMESTER 26|08/09 WINTER- JOURNAL Lisa Mahn mit Gespräch Studium im Krieg: Gottschalk Christa undStumph Stephanie mit Interviews NACHRICHTEN ALUMINI HMT in Israel der Besuch Erster HMT AKTUELL R Ü BARTHOLDY« MENDELSSOHN »FELIX F E L U H C UNDTHEATER S MUSIK H C O H T R F E I D R H C S T I E Z

Schulmusiker schnellste Der Wettbewerb: HMT an der DanceJazz You DanceCan – If Walk Never Musikdidaktik der Perspektiven zu FR Schulmusik E Tagung T der H C I R E B

sinfonieorchesters Hochschul- des Die Geschichte BEILAGE 2009 Orgeltage 2. Europäische VORSCHAU Prof. Hertel Klaus von Dienstjubiläum 50-jähriges PERSONALIA bei Mozart bei Frauenpower – Figaro des Hochzeit Die F O T O

Foto: Ralf Hauenschild INHALT

Editorial 2 Grußwort des Rektors 3

HMT AKTUELL Erster Besuch der HMT in Israel 4 Ende neu mal zwei – Studiostart in Leipzig und Chemnitz 6 Der Violone – ein Begriff oder ein Instrument? Studiengang Violone/Streichbass des 17. Jahrhunderts 10 Musikgeschichte(n) IX – Zum 75. Todestag von Hans Otto 12 Ein Konzertbesucher meldet sich zu Wort 14 Von Schweden über Indien nach Leipzig – Eine Dreiecksgeschichte um das MT-Jo u r n a l 15

HMT ALUMNI NACHRICHTEN Viele Kommilitonen ins Herz geschlossen – Interview mit Stephanie Stumph 16 Kleine Spuren hinterlassen – Interview mit Christa Gottschalk 17 Die Aufnahmeprüfung – aus „Wahlheimat“ von Christa Gottschalk 19 Studium im Krieg – Interview mit Lisa Mahn 20 Auch ein leerer Kühlschrank hat sein Gutes – Der Tenor Wolfram Lattke 22 42 Jahre an der Oper in Leipzig – Hans-Georg Kluge geht in Pension 23 Thomas Reiner – Konzertsolist an der Trompete: Ein Kurzporträt 24

BERICHTE Zwei schöne Unterrichtstage mit Kolja Lessing 25 Beethoven und Händel in der Blackbox und der Petri-Schule 25 Bayreuth-Stipendiaten 2008 gekürt 26 Meisterkurs mit Simon Estes vom 19. bis 21. Mai 2008 27 Die Hochzeit des Figaro – Frauenpower bei Mozart 28 Never Walk If You Can Dance – Jazz Dance mit Lynnda Curry 30 Reichen Segen gab der Himmel – Aufführung zu den Mendelssohnfesttagen 2008 34 Young Concert Artists European Auditions Wettbewerb 2008 35 Liedkurs mit Graham Johnson an der HMT 35 Nach Paris! – 27. Sommertheater der Schauspielstudierenden 2008 36 Vier Wochen auf einen Streich – Euro Arts Sommermusikakademie 2008 38 ERASMUS-Austausch mit Dozenten der Norges musikkhøgskole 40 Meisterkurs Blockflöte mit Nikolaj Ronimus 41 Perspektiven der Musikdidaktik – Tagung der FR Schulmusik 42 Big Bad Wolf in Concert – Meisterkurs mit Jeff Bradetich 46 Meisterkurs Kontrabass und Exkursion mit Dan Styffe aus Oslo 46 Der schnellste Schulmusiker – Bericht vom ersten Wettbewerb 47

JOURNAL BERICHTE AUSSERHALB 19. Wettbewerb des Schauspielnachwuchses in Rostock 2008 49 Einmal Bayreuth – Dreimal Wagner 50 26|08/09 Ferienkurse in Darmstadt und Donaueschingen 51 WINTER- Im Paradies der Lied-Liebhaber – Schubertiade 2008 in Vorarlberg 54 SEMESTER Internationale Konferenz zum Thema Braille-Noten 55

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 1 INHALT / EDITORIAL

Liebe Leserinnen Schuberts Winterreise als Projekt der FR Schulmusik in Torgau 56 und Leser, Istropolitana Projekt 2008 in Bratislava 57

N O T I Z E N 58 ein Semester neigt sich dem Ende zu, NEUERSCHEINUNGEN 61 ein neues Kalenderjahr hat gerade be- gonnen: Das Jahr 2009 ist für unsere PERSONALIA Hochschule von ganz besonderer Be- Es begann in der Froschperspektive – Verabschiedung deutung, begehen wir am 3. Februar von Prof. Uwe Wand 62 doch den 200. Geburtstag unseres Zum 50-jährigen Dienstjubiläum von Prof. Klaus Hertel 63 Gründers und Namenspatrons Felix Neu an der HMT 64 Mendelssohn Bartholdy. Ein spannen- Neue Professoren bestellt 65 des Jubiläums-Jahr erwartet uns: Ich wünsche Ihnen viele schöne Erlebnis- VORSCHAU se, Begegnungen und Erfahrungen! Konzertreihe zum 200. Geburtstag Felix Mendelssohn Bartholdys 66 Zuvor lesen Sie aber in dieser Aus- Lortzing und Leipzig – Internationales Symposion 66 gabe des MT-Jo u r n a l s von den Er- 2. Europäische Orgelakademie Leipzig 2009 67 eignissen der letzten Monate. Viel gibt 1. Orgelimprovisationswettbewerb Leipzig 2009 67 es zu berichten: von den großen Meisterkurs mit Menahem Pressler 68 hauseigenen Projekten wie der Opern- Orgelkonzertreihe 2008/2009 an der HMT 68 produktion oder dem Sommertheater, aber auch von vielen kleineren Veran- BEILAGE staltungen wie Meisterkursen in den Von der „Orchesterschule“ zum Hochschulsinfonieorchester Fachrichtungen der HMT oder von Erfahrungen unserer Studierender Ein Abriss zur Geschichte des HSO 1 außerhalb der Grassistraße oder des Stress und Motivation – Die Arbeit im Hochschulsinfonieorchester 6 Dittrichrings. Die Alumni-Nachrich- Arbeit in Leipzig als Auszeichnung – Interview mit Prof. Ulrich Windfuhr 7 ten vereinen Berichte über das Studi- um in vergangenen Zeiten oder über den Werdegang von Absolventen, deren Abschluss noch nicht so lange zurück liegt: über deren Erfolge und ihren heutigen Bezug zur HMT. Herausgeber: Denn vielleicht ist es genau das, Der Rektor der Hochschule für Musik und Theater, Prof. Robert Ehrlich was unsere Hochschule so einzigartig Redaktion: Birgit Hendrich (Leitung), Gilda Abbey, Maria Allendorf, macht: Das Wissen um die Tradition, Yasmin-Melissa Engelke, Heike Bronn die Verpflichtung zur Pflege derselben Redaktionsschluss: 1.12.2008 und die Verwirklichung im lebendigen Anschrift der Redaktion: Grassistraße 8, 04107 Leipzig Umgang mit Musik und Kunst. Heute Tel 0341 214 4-645, Fax 0341 214 4-521, und hier, aufgeschlossen für Neues, [email protected], www.hmt-leipzig.de stets mit einem neugierigen Blick über Layout: graphik/design Jürgen B. Wolff den eigenen Tellerrand hinaus ... Herstellung: PögeDruck Leipzig-Mölkau In diesem Sinne: Viel Freude beim Lesen und Entdecken sowie alles Gute Hinweis: Mit vollem Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt für das Mendelssohn-Jahr 2009! die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder. Birgit Hendrich Kürzungen und redaktionelle Änderungen behält sich die Redaktion vor. Pressereferentin

2 MT-JOURNAL NoN 26o 26 Januar 2009 GRUSSWORT

Sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser des MT-Jo u r n a l s , das Wintersemester fing gleich mit ei- Des Weiteren trat am 1.1.2009 das konsequent auf bleibende Werte ge- ner richtig guten Nachricht an. Nach neue Sächsische Hochschulgesetz in setzt wird. jahrelangen Verhandlungen kam es Kraft. Die Veränderungen sind teils zum Abschluss eines Kooperationsver- kosmetisch, teils tiefgreifend – das Ku- So lebendig ist der Alltag an der trages zwischen der HMT und der ratorium wird durch einen „Hoch- HMT Leipzig, dass sein Abwechs- Universität Leipzig über die Zukunft schulrat“ ersetzt; der „erweiterte Se- lungsreichtum und seine Vielseitigkeit der Schulmusikausbildung. Die voll- nat“ ersetzt das Konzil bei der Wahl denjenigen, die das Privileg haben, ständige Überführung der Lehramts- ins Rektorenamt, wobei künftig auch tagtäglich hier studieren, lehren und ausbildung im Fach Musik in den auswärtige Namen zur Wahl stehen arbeiten zu dürfen, manchmal selbst- Bereichen Gymnasium, Mittel- und müssen. Die Auswirkungen für die verständlich scheint. Ich gestehe ein: Förderschule an die HMT war über- HMT sind nur schwer vorhersehbar, Erst im Rückblick über das vergangene fällig, und wir freuen uns sehr darauf, zudem das Gesetz so eindeutig für die Wintersemester wird mir wirklich klar, mit neuer Kraft die Verbesserung der großen Universitäten konzipiert wur- wie ungeheuer aktiv und kreativ die Schulmusikausbildung und -praxis im de und sich in einigen Punkten nur Menschen dieser Hochschule sind. Die Freistaat Sachsen vorantreiben zu schwer auf die viel kleineren Kunst- Berichte und Notizen im MT-Jo u r - können. Auch außerhalb der Fachrich- hochschulen umsetzen lassen wird. Si- n a l können natürlich nur einen klei- tung schlägt die Umstellung Wellen, cher ist nur: Meine Nachfolgerin oder nen Eindruck von der Intensität geben, zum Beispiel aufgrund der umfang- mein Nachfolger könnte durchaus aus mit der studiert, gelehrt und geforscht reichsten Änderung in der Raumpla- der Politik, der Wirtschaft, dem diplo- wird, sowie von einer kleinen Auswahl nung der Hochschule seit der Eröff- matischen Corps – oder auch aus einem der hervorragenden künstlerischen nung des Hauses Dittrichring 21, um anderen Rektorenamt – an die HMT Erfolge auf allen Bühnen der HMT – den neuen Kolleginnen und Kollegen wechseln. und im Export nach Deutschland, ab dem Sommersemester 2009 ange- ganz Europa und in die Welt – berich- messene Arbeitsbedingungen anbieten Viele von uns betrachteten mit Sor- ten. zu können. In zukünftigen Ausgaben ge, wie im Herbst 2008 die Karosserie des MT-Jo u r n a l s wird berichtet … der Hochkultur unweit der HMT wie- Ich wünsche Ihnen viel Freude bei derholt tiefe Schrammen bekam. An der Lektüre des Jo u r n a l s und viele Andere Veränderungen waren von der Oper, in den umbenannten Spiel- inspirierende künstlerische Erlebnisse ähnlicher Bedeutung, wenn nicht so stätten des Schauspiels Leipzig und – in unserem Hause. eindeutig Anlass zur allgemeinen Freu- nun wohl irreparabel – infolge eines Prof. Robert Ehrlich de. Die HMT macht mit den Bologna- rigiden Sparkurses bei den Klangkör- Rektor Reformen Ernst. Keine Fachrichtung, pern unserer Nachbarstadt an der in der die Auseinandersetzung mit den Saale waren Schäden zu beklagen. neuen gestuften Studienformen nicht Umso erfreulicher, dass unser Na- aufgeregt diskutiert wird oder keinen mensgeber mit der Wiedererrichtung Niederschlag in liebevoll ausgearbei- des Mendelssohn-Denkmals, nun vor teten Modulordnungen findet. Kein der Thomaskirche, endlich wieder zur Gremium, das sich nicht ausführlich unübersehbaren mahnenden Präsenz mit diesen fundamentalen Änderungen in der Stadt wurde. Möge sein strenger in der Struktur des Studiums befasst. Blick in Richtung Neues Rathaus dazu beitragen, dass auch nach dem Ende des „Mendelssohn-Jahres“ 2009 in allen Kulturinstitutionen der Region

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 3 HMT AKTUELL Erster Besuch der HMT in

mente. Auch die Sängerinnen Julia Israel Kirchner und Anastasia Peretyahina demonstrierten beispielgebend, wie sie trotz teilweise anstrengender Bedin- gungen (Wintereinbruch bei heftigem Regen und unausschaltbaren Klimaan- lagen) ihre Stimmen zu pflegen und mit höchster Professionalität einzuset- zen wussten. Mit großer Ergriffenheit wurden Lieder und Arien von Schu- bert, Schumann, Händel und Mozart durch die Zuhörer aufgenommen. Die Streicher hatten den Vorteil eines ge- wohnt verlässlichen eigenen Instru- mentariums: Marius Urba brillierte mit Beethoven; das Streichquartett Paige Kearl, Eun-Ji Kim, Shay Gluk und Amanda Anderson mit den Kla- vierquintetten von Brahms und Dvoˇrák.

nde Oktober 2008 begleiteten zwischen der HMT und der Je r u s a - ich und Prof. Hanns-Martin l e m Ac a d e m y o f Mu s i c a n d Da n c e , ESchreiber eine Gruppe von neun die im Frühjahr 2009 durch eine Ver- Studierenden der HMT auf einer Kon- einbarung zwischen beiden Hochschu- zertreise nach Israel, mit Stippvisite len gefestigt werden soll. nach Bethlehem im palästinensischen Die musikalischen Höhepunkte der Autonomiegebiet. Wir hatten den Auf- Woche waren ohne Zweifel die drei Eine ganz besondere Ehre war es, trag dankend angenommen, eine Dele- Abendkonzerte, jeweils im Wi s e Au d i - den Empfang des deutschen Botschaf- gationsreise des Oberbürgermeisters t o r i u m der Hebräischen Universität ters in Israel, Dr. Harald Kindermann, der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, in Jerusalem, in der deutschen Schule zum Tag der Deutschen Einheit musi- die israelische Partnerstadt Leipzigs, „Talitha Kumi“ in Beit Jalla bei Beth- kalisch ausgestalten zu dürfen. Da der Herzliya, musikalisch zu begleiten. lehem und in Herzliya. Unvergesslich: 3. Oktober 2008 inmitten der hohen Außerdem bildete diese Reise den Auf- die Musikalität und virtuose Anpas- jüdischen Feiertage zum Beginn des takt einer längerfristigen Kooperation sungsfähigkeit der Pianisten Andreas neuen Jahres 5769 lag, richtete die Reuter und Serra Tavsanli an eine Viel- Botschaft ihre Feier erst einige Wo- zahl höchst unterschiedlicher Instru-

4 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 HMT AKTUELL Erster Besuch der HMT in Israel

chen später aus. Im Garten der Resi- denz wurde die Gemeinde der aus Leipzig vertriebenen Juden Herzliyas von Vertretern des diplomatischen Corps und der Leipziger Delegation flankiert; auf dem Balkon stand neben hohen diplomatischen und politischen

gentlich unzugänglichen Heiligtümer unserem (jüdischen) Begleiter von der Konzert der auf dem Tempelberg – den Felsendom Stadt Herzliya. Es schien irgendwie HMT-Delegation und die Al-Aqsa-Moschee – mit sach- auch um Leipzig zu gehen, aber erst im Wise

Fotos: Prof. RobertEhrlich Prof. Fotos: kundiger Führung von innen besichti- nachdem das Wort „Coppistraße“ zum Auditorium gen. Die nahöstliche Küche eroberte zweiten Mal gefallen war, wechselte der Hebräischen Würdenträgern die Sprecherin der uns alle, spätestens als wir entdeckten, der Vertreter der Stadt unerwartet ins Universität Gemeinde der ehemaligen Leipziger, dass selbst in der Hochschulcafeteria Deutsche und erklärte uns, dass er Jerusalem Hanna Goldoni. An ihre Rede werden Hummus und Falafel von hervorra- in Gohlis geboren wurde. Wieder ein wir uns ebenso lange erinnern wie an gender Qualität serviert wurden. Im prägender Augenblick; wieder eine den Gesang der ehemaligen Leipziger, Umgang mit den Händlern in der Je- bleibende Erinnerung. als das Streichquartett die haTikwa, die rusalemer Altstadt konnten wir sogar Nationalhymne Israels, spielte. unsere Kenntnisse des Feilschens er- Neben meinem Amtskollegen in Je- weitern. rusalem, Prof. Ilan Schul, und seinen Zu den kulturellen Eindrücken der wunderbaren Mitarbeitenden an der Woche sei so viel gesagt: Durch die Selten habe ich mich in einem frem- Je r u s a l e m Ac a d e m y möchte ich ins- Vermittlung des Oberbürgermeisters den Land so ungezwungen freundlich besondere Herrn Michael Schmidt durften wir nicht nur die Klagemauer, empfangen gefühlt, egal ob ich es nun (ISUCON GmbH) für seine liebevolle die Geburtskirche, die Grabeskirche mit einem Juden, Christen oder Musli- Betreuung vor, während und nach der und die römischen Ruinen von Cae- men zu tun hatte. Am letzten Abend, Reise, sowie der Bürgerstiftung Leip- sarea Maritima, sondern auch die ei- als wir im Bus zum Flughafen unter- zig für ihre großzügige finanzielle wegs waren, unterhielt sich unser Unterstützung der Tournee herzlich (arabischer) Fahrer landestypisch auf- danken. geregt und heiter auf Hebräisch mit Robert Ehrlich

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 5 HMT AKTUELL ENDEENDE NEUNEU malmal ZWEIZWEI SStuditudiooststaartrt inin LLeipzieipzigg undund ChChemnitzemnitz

ie Studierenden des dritten Jahrgangs Schauspiel haben die bei Endstation Sehnsucht mitgespielt uns verlassen und schnuppern ab August Theaterluft in haben. Aber die haben mir gesagt, dass Chemnitz und Leipzig. So sieht es unser Studioprinzip es ihnen genauso geht. Es ist also ein bisschen wie im ersten Studienjahr an vor, das in der Ausbildung deutschsprachiger Schau- der Hochschule, wo man sich auch spielstudierenden einmalig ist. In diesem Jahr ist es an durch gemeinsame Arbeit kennenge- DDbeiden Studios ein aufregender Neubeginn, hat doch an beiden Thea- lernt hat. tern die Leitung und auch das Gros der Schauspieler gewechselt. Des- halb ist es für uns Kolleginnen und Kollegen der Fachrichtung Schauspiel Welche Projekte stehen für euch in nächster Zeit an? in diesem Jahr besonders spannend, ob wir unsere Studierenden in gute Zunächst also Die Schneekönigin mit Hände abgegeben haben. In Chemnitz gibt es mit dem Studioleiter Tilo Paula und Laura. Dann wird am 28. Krügel immerhin eine Konstante, denn er hat sich schon in den letzten November Die weiße Rose Premiere ha- Jahren sehr engagiert um die Studierenden gekümmert. In Leipzig hat ben. Da spielen wir vier Jungs mit. Es Thomas Lawinky zum ersten Mal die Rolle des Studioleiters übernom- ist eine Wiederaufnahme mit Umbe- setzungen, bei der Carsten Knödler, men. Nach den ersten Monaten am Theater haben wir nachgefragt in der lange Zeit hier in Chemnitz als Chemnitz und Leipzig. Jannik Nowak und Laura Hänsel studieren nun Schauspieler und Regisseur beschäf- in Chemnitz weiter. tigt war, die Regie führt. Im Dezember wird dann die Pre- Jannik, du bist seit August am Studio Chemnitz. Seid ihr mit einbezogen worden in den Neu- miere von Kick and rush sein. Das spie- War es dein Wunsch? start des Theaters unter der neuen Leitung? len Edgar, Michael und ich. Regie Mein Wunsch war erst einmal Leip- Ja. Wir sind seit dem 20. August führt Mathias Huber, der hier am Haus zig. Dann haben unsere Dozenten mit hier, und am 3. Oktober gab es die er- Dramaturg ist. dem Studioleiter Tilo Krügel die Ein- ste Premiere. Das war Endstation Sehn- Außerdem haben wir jetzt mit neuen teilung gemacht, und ich kann sagen, sucht (Regie Enrico Lübbe), wo Edgar, Szenenstudien begonnen. Es ist dies- dass ich im Nachhinein sehr zufrieden Franziska und ich kleine Rollen haben. mal ein Klassik-Zyklus, der noch vor bin. Am darauffolgenden Tag war die Pre- Weihnachten vorgespielt wird. miere von Emilia Galotti (Regie Thomas Im Januar folgt dann die Studio- Wie seid ihr hier empfangen worden? Bischoff). Hier spielen Michael und inszenierung, die wir dieses Jahr mit Sehr gut! Dadurch, dass hier in Sebastian mit. Paula und Laura, die Jan Jochymski (Regie) machen, der Chemnitz jetzt ein neues Ensemble ist, nicht gleich von Anfang an mit einbe- selber hier als Student am Studio sind wir auf Leute getroffen, die sich zogen waren, spielen jetzt im Weih- Chemnitz war. Das Projekt trägt den auch erst kennengelernt haben. Das nachtsmärchen Die Schneekönigin (Regie Titel Widerstand ist zwecklos und wird war gut für uns. Außerdem sind wir Christine Hofer) mit, das am 18. No- eine Zusammenarbeit von verschie- von unserem Studioleiter Tilo und dem vember Premiere hat. denen Hochschulen sein: Studierende neuen Schauspieldirektor Enrico Lüb- So lernen wir auch die neuen Kolle- des Deutschen Literaturinstituts Leip- be sehr warmherzig und offen empfan- gen kennen. Am Anfang dachte ich, zig liefern die Texte, von Studierenden gen worden. ich kenne kaum Leute außer denen, der Hochschule für Bildende Künste

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in wird das Bühnenbild ge- Chemnitz waren auch viele jüngere Meine Motivation ist jetzt nicht Laura staltet, und über die ganze Probenar- Leute da, und ich weiß auch, dass das mehr der Lernfortschritt, sondern mei- Hänsel beit wird dann von Studierenden der Studio seit Jahren gerade bei den Jun- ne eigene Freude am Ausprobieren bei und Technischen Hochschule Leipzig eine gen ein großes Interesse geweckt hat. den Proben und dann beim Spielen auf Jannik Dokumentation gemacht. Die Premie- der Bühne. Nowak re wird im Februar sein. Gibt es neben der Studioinszenierung noch wei- tere geplante Projekte, die ihr als Gruppe der Du sprichst gerade vom Weihnachtsmärchen Wie war eigentlich die Resonanz auf euer er- Studierenden vorhabt? Die Schneekönigin, in dem du die Prinzessin stes Szenenstudium, das ja nach dem ersten Es gibt hier die Reihe Nachtschicht, spielen wirst. Ihr arbeitet ja aber am Studio, internen Vorspiel vor Kollegen der Hochschule wo Veranstaltungen im Foyer oder im so wie in den letzten zwei Jahren, auch an und Schauspielern aus Chemnitz dann auch Café des Theaters stattfinden. Da ha- Szenenstudien. noch öffentlich für das Chemnitzer Publikum ben wir jetzt am 18. November einen Ja, in der Woche zwischen den Pro- gespielt wurde? Einstandsabend, ähnlich dem Hallen- benzeiten des Märchens, die von 10 bis Sehr gut! Das größte Lob für mich ser Studio-Club der Studierenden. Wir 14 Uhr gehen und dann abends wieder war, dass Tilo Krügel, unser Studio- wollen versuchen, das regelmäßig zu ab 19 Uhr beginnen, proben wir etwa leiter, anschließend sagte, wir sollten machen, wissen aber noch nicht, wie an drei Tagen nochmal an unseren Sze- die Kostüme alle behalten, weil sich die wir das mit der Planung hinbekom- nen. Dadurch, dass wir aus Kräfte- Szenen alle für das ZAB-Vorspiel im men. Aber ich denke, dass das auf gründen nicht jeden Tag proben kön- nächsten Jahr eignen würden. Außer- einem guten Weg ist. nen, arbeiten wir hier länger an den dem wurde beschlossen, dass wir Die Szenen, nämlich acht Wochen. Wir Zoogeschichte von Edward Albee, die Laura, was hat sich für dich in Bezug auf das spielen kurz vor Weihnachten das Sebastian und ich jetzt als Ausschnitt Studium geändert, seit du in Chemnitz bist? nächste Mal vor. mit Tilo Krügel gearbeitet haben, im Ich habe mich in den letzten zwei Ganzen erarbeiten. Ab März soll das Jahren durch die Strukturen der Gibt es weitere Termine? Wie sieht euer Tag Stück dann in den regulären Spielplan Schule ziemlich unter Druck gefühlt. aus? aufgenommen werden. Das Chemnit- Auf der einen Seite ist da der volle Heute habe ich z.B. von 10 bis 14 zer Publikum war, was den Applaus Stundenplan, dann aber auch die stän- Uhr Probe, von 14 bis 15 Uhr Spre- betrifft, auch begeistert. dige Frage nach Fortschritt und Ent- chen, von 16.30 bis 18 Uhr Szenen- wicklung bei einem. So hatte ich immer studium, dann 18.30 Uhr Maske und Wer kam zu euch an diesem Abend? das Gefühl, mich ständig beweisen zu von 19 bis 22 Uhr Komplettprobe fürs Leider sieht man durch die Schein- müssen. Das ist hier völlig weg. Es Märchen. Eigentlich ist noch Bewe- werfer in der Kleinen Bühne nicht viel geht hier einfach um die Sache. Das gung heute, aber da kann ich nicht da- vom Publikum. Ich weiß, dass am The- Stück muss in sechs Wochen einfach ran teilnehmen, weil ich zum Szenen- ater gerade Pädagogentage waren und stehen. Mir gibt das eine größere Frei- studium muss. deshalb eine größere Gruppe Lehre- heit, aber auch neue Freude an meinem rinnen da war. Aus Leipzig waren Stu- Job. Ich weiß z.B., dass ich im No- Ihr habt also als regelmäßigen Unterricht noch dierende des ersten Jahrgangs Schau- vember zwanzigmal vor Kindern spie- Sprechen und Bewegung? spiel da und auch einige Kommilitonen, len und ihnen damit Spaß bereiten Und Chanson. Vielleicht ist es noch die jetzt im Studio Leipzig sind. Aus werde. interessant zu erwähnen, dass wir auch

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Samstagvormittag proben, so dass nur avid Simon und Georg Böhm sind in Leipzig geblieben und haben der Sonntag als freier Tag bleibt. Dnur die Straßenseite gewechselt. Ihr Weg führt sie nun zum Stu- dieren ins Centraltheater, wo im Moment die Endproben zum Weih- Laura, wie erlebst du das Kennenlernen der neuen Kolleginnen und Kollegen hier? nachtsmärchen Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen anstehen. Das läuft sehr fruchtbar und frei von Eitelkeiten. Unsere Fotos hängen z.B. War Leipzig euer Wunsch? finde so toll, dass ich aus dem Theater im Foyer des Theaters, bunt gemischt David: Ja, es war mein Wunsch, und rausgehe und etwas mitnehme, dass mit denen der Schauspieler des Thea- zwar wegen der Gruppe, die nun hier ich viele Bilder mitnehme und nicht ters und ohne einen Zusatz, dass wir ist, wegen der Stadt, die ich sehr gern einfach nach Hause gehe und dann Studierende sind. Wir sind privat mit mag, und vor allem weil ich beim Neu- nett etwas trinke mit Freunden. den Schauspielern im Gespräch, und beginn hier am Theater mit dem Inten- auch auf den Proben geht es völlig dantenwechsel dabei sein wollte. Tauscht ihr euch als Gruppe über die neuen gleichberechtigt zu. Wir bekommen Georg: Mir geht es genauso, was die Produktionen aus? nach den Proben auch viele Hinweise, Gruppe und auch den Neubeginn hier Georg: Hin und wieder, aber wir sehen was wir verbessern könnten. Dabei betrifft – also weg vom klassischen uns im Moment als Gruppe in unserer geht es aber immer um die Sache, nie Stadttheater zum „Volksbühnenstil“ in Freizeit ziemlich wenig, deshalb findet um etwaige Profilierung. gewisser Weise. Außerdem ist Leipzig eine Auseinandersetzung in diesem einfach größer und bietet auch mehr Rahmen leider nicht so intensiv statt. Was hast du dir für die letzten zwei Jahre Möglichkeiten neben dem Theater, auch Privat fallen natürlich immer wieder deines Studiums vorgenommen? wenn ich im Moment doch nicht dazu Sätze und Gedanken zu den Stücken. Ich will den goldenen Käfig Schule komme. Vielleicht haben wir nach unserer verlassen, die Erfahrungen der vergan- Märchenproduktion mehr Zeit dafür. genen zwei Jahre in den Beutel schnü- Seid ihr denn nun mit dem, wie es hier ist, ren und sehen, was ich davon hier in zufrieden? Woran habt ihr bis jetzt gearbeitet? der Praxis fruchtbar machen kann. Ich David: Ja, ich bin sehr zufrieden, weil David: Zunächst wurden wir nach möchte überhaupt mitbekommen, wie es wirklich sehr spannend ist, was hier Brandenburg geschickt und haben da der Job so läuft, was geht und was am Theater passiert. Im Moment sind zwei Stücke gearbeitet, die dann zu nicht, und dann meine eigenen Mög- wir noch nicht in laufende Produk- einem verwoben wurden. Wir haben in lichkeiten und Grenzen austesten. Vor tionen involviert, aber ich beobachte einem kleinen Dorf namens Dreetz ge- allem will ich aber mein schauspiele- sehr gern – z.B. diese neue Theater- wohnt und dort mit Peter Wohlfeil ge- risches Selbstbewusstsein stärken, um form, die ich noch nicht kannte, dass arbeitet. dann auch auf rauere Winde gefasst zu während der Vorstellungen mit dem Georg: Er hat es geschafft, uns einer- sein. Auf jeden Fall will ich meine Publikum gespielt wird usw. Es macht seits als Gruppe zusammenzuschwei- Freude am Beruf noch weiterent- einfach Spaß, dabei zu sein. ßen, und er hat uns vor allem Einblick wickeln. gegeben, was es bedeutet, Schauspie- Seht Ihr euch alle neuen Produktionen an? ler zu sein. Er hat uns gezeigt, dass es David: Nach Möglichkeit, ja. Manch- viel gibt, womit man sich auseinander- mal geht es nicht gleich wegen der Pro- ben, aber die sehe ich dann bald. Ich

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setzen muss, bevor man auf die Bühne bleme größer sind, als dass man sich Woran arbeitet ihr aktuell? geht, dass es nicht nur darum geht, ei- Gedanken über die Welt machen wür- David: Im Vordergrund steht neben nen Macbeth klassisch hinzubrettern. de. Da steht dann schnell mal im Vor- den Unterrichten das Weihnachtsmär- Er hat uns die Hartz-IV-Empfänger in dergrund, wie ich es beispielsweise chen Von einem, der auszog, das Fürchten Leipzig vor Augen geführt, dass es Ge- schaffe, meinen Berliner Akzent raus- zu lernen in der Regie von Martina Eit- waltverbrechen auch hier gibt, und zukriegen. ner-Acheampong. Daran arbeiten wir dass es persönliche und gesellschaft- David: Ich glaube auch, dass es an vormittags und nachmittags seit etwa liche Not gibt, vor der man nicht die der Hochschule mehr darum geht, ein fünf Wochen. Davor haben wir, nach Augen verschließen sollte. Im Prinzip Handwerk vermittelt zu bekommen. der Produktion von Brandenburg, ist es ja das, was im Moment am Thea- Die künstlerische Persönlichkeit kommt noch jeder zwei Monologe gearbeitet. ter passiert. Herr Wohlfeil hat uns also erst danach. Georg: Zu den Unterrichten kann ich vorher schon über den Tellerrand noch sagen, dass die – wie soll ich gucken lassen. Wie wurdet ihr in das neue Ensemble aufge- sagen – intellektuellen Anarchopunks nommen? vom Centraltheater eine andere Defi- Wenn ich das so höre, dann macht es mich Georg: Das war insofern schwierig, nition vom Studio haben, und zwar doch fast ein bisschen betroffen, dass wir als als dass nur die Schauspieler, die vom Eigenverantwortung mit zwei Ausru- Hochschule in den vergangenen zwei Jahren alten Ensemble übernommen wurden, fezeichen. Das wird uns nach der Aus- offensichtlich diesen Blick über den Tellerrand wussten, was das Studioprinzip eigent- bildung bestimmt sehr helfen, aber bei euch zu wenig provoziert haben. Kann es lich bedeutet. Als wir uns vor einigen jetzt wäre mir manchmal lieber, etwas damit zusammenhängen, dass das Programm Wochen das erste Mal in die zweite für die Entwicklung meiner Fähig- der ersten beiden Jahre wirklich sehr gedrängt Ensembleversammlung mit reingesetzt keiten zu tun oder die Erfahrung zu ist und dass man vor lauter Arbeit das Eigent- haben, haben erst mal viele Schauspie- haben, mit einem gestandenen Profi liche, aus dem all eure Arbeit als Schauspieler ler gefragt, wer wir seien. Dann gab es auf der Bühne zu stehen. Leider wer- ja mündet, doch zu wenig thematisiert? erst einmal eine Abstimmung, ob wir den auch die nächsten Projekte nur Georg: Ich denke, das ist auch eine Studierenden an dieser Versammlung studiointern laufen. sehr individuelle Sache und abhängig überhaupt teilnehmen dürften. Da ha- davon, welchen Blick man auf das Le- ben sich besonders die alten Hasen für Was habt ihr euch für die restliche Zeit des ben hat, bevor man an die Hochschule uns eingesetzt, und im Ergebnis spra- Studiums vorgenommen? kommt. Es ist ein Unterschied, ob man chen sich dann zwei Drittel für uns Georg: Energievoll sein, mich auspro- die Gelegenheit hatte, ein bisschen das aus. Das gab uns wohl allen das Ge- bieren mit Lust am Scheitern, Eigen- Leben kennenzulernen, z.B. beim Zi- fühl, noch mal ein Stück mehr ange- verantwortung und vielleicht auch vildienst, oder eben frisch vom Abitur kommen zu sein. Nach dieser Ver- noch ein eigenes Projekt, vielleicht im David Simon kommt, und es dann wieder um Erfül- sammlung sind jetzt auch die Kontakte neu gebauten kleinen Weißen Haus. und Georg len und Bestehen geht im Studium. in der Kantine andere. Die anderen David: Souveränität auf der Bühne Böhm im Dann kann es schnell passieren, dass wissen eben nun, dass es uns gibt. gewinnen. Weihnachts- dieser weite Blick verlorengeht, weil Die Interviews führte märchen persönliche Befindlichkeiten und Pro- Gilda Abbey, FR Schauspiel Von einem, der auzog, das Fürchten zu lernen

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Der Violone – ein Begriff oder ein Instrument? Über den Studiengang

nnegret Meder nnegret Violone/Streichbass des 17. Jahrhunderts Foto: A Foto:

a s i s t e i n „Vi o l o n e “? – Üb e r d i e s e n Be g r i f f g a b u n d g i b t e s i m m e r wieder kontroverse Diskussionen. Sprechen wir heute vom Violone, meinen Wwir in der Regel ein 8-Fuß- bzw. 16-Fuß-Instrument mit fünf oder sechs Saiten und Bünden – jedoch findet man in Quellen eine bunte Mischung von Bass- instrumenten unter diesem Begriff. Erhaltene Streichbassinstrumente in unterschied- lichen Formen und Größen suchen nach Antworten.

Jörg Meder n frühen italienischen Quellen des meinten Komponisten Violone auf einem (LA) und I16. Jahrhunderts war „Violone“ so- wie Johann Sebastian Gemälde von Sir seine Stu- gar eine Zeitlang die Bezeichnung für Bach oder Heinrich Peter Lely (1618-1680), denten: die Viola-da-gamba-Familie sowie spä- Schütz unter diesem um 1640 Ronald ter auch für den 8’-Streichbass des Vi- Begriff in den Beset- Güldenpfen- ola-da-braccia-Typus, sozusagen der zungsangaben ihrer F-Löcher, gab es bei nig, Benja- Violinenfamilie. Spätestens mit Beginn Werke? den Bassinstrumenten min Wand, des 17. Jahrhunderts setzt jedoch ein Im Hinblick auf bis in das 18. Jahrhun- Michael Bedeutungswandel ein: Violone ist Korpusgröße, Seitenzahl und Stim- dert selten. Instrumente mit Merkma- Hochreither jetzt nicht mehr Familienbezeichnung, mung gab es keinen festgelegten Ty- len beider Familien machen die Benen- (v.l.n.r.) sondern wird nun für ein Streichin- pus, sondern äußerst unterschiedliche nung einer Zugehörigkeit schwierig, strument in der Bassstimmlage ver- Streichbässe. Konstante Merkmale so ist „Violone“ dementsprechend wendet. Die Verwendung des Violone der Familienzugehörigkeit, Baugröße als Oberbegriff für verschiedenartige als Begleitinstrument war selbstver- und Stimmlage, Anzahl der Saiten, Streichbassinstrumente zu betrachten. ständlich. Doch welches Instrument Spielhaltung, Stimmung, ob C- oder Das Hinzufügen verschiedener Be-

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Violone spielende Dame, spätes 16. Jh. Musen mit Violone auf einem Gemälde des Franzosen Eustache Le Sueur (1616-1655)

griffe an das Wort Vio- lone wie grosso, grande, contrabasso oder Wort- verbindungen wie Baßviolon, Contra- violon werfen weitere Fragen auf.

nd mit diesen Fragen setzt sich der Useit Wintersemester 2007 beste- hende Studiengang Violone/Streichbass des 17. Jahrhunderts der Fachrichtung Al t e Mu s i k an der HMT Leipzig aus- einander. Der Studiengang richtet sich neben der Möglichkeit eines Vollstudi- ums insbesondere an Kontrabassisten und Cellisten, die sich mit den Ursprün- gen ihrer jeweiligen Instrumente und der Literatur des 16./17. Jahrhunderts auseinandersetzen möchten – aber auch an Gambisten mit wie bei- Interesse am Spiel spielsweise des Violone in G- in Sonaten von bzw. D-Stimmung. Giovanni Paolo Die Studierenden Cima oder Dietrich beschäftigen sich Buxtehude beschäftigt sich mit den unterschied- der Studiengang mit der Vielzahl lichen Typen der interessanter Solowerke für Streich- d’Orlando – Modo do passegiar per il violone Violone Streichbassinstru- bassinstrumente des 17. Jahrhunderts. ... aus Selva de varii passaggi dificili (1620). in Michael mente (neben den „Violonen“ auch mit Neben Stücken für „Basso solo“ wie Dabei ist auch hier die Frage span- Praetorius’ dem Basse de violon, der Bassgambe die Canzoni von Girolamo Frescobaldi nend, welcher Typ Streichbass für die Syntagma und dem Violoncello), deren Stim- – der kein bestimmtes Instrument zur jeweiligen Kompositionen gemeint ge- Musicum: mungen, Instrumenten- und Bogenhal- Ausführung seiner Kompositionen wesen sein könnte. „Violone, tungen anhand von Abbildungen und festlegte – entstanden solistische Groß Viol- Beschreibungen. Das Erforschen der Werke für Violone von verschiedenen nteressenten sind herzlich willkom- de Gamba Quellen ist hierbei ein wesentlicher Komponisten wie beispielsweise Gio- Imen, einen Einblick in diesen Stu- Bass“ Faktor. vanni Battista Vitali unter dem Titel diengang und die zur Verfügung ste- Partite sopra diverse Sonate par il Violone henden Instrumente zu bekommen eben der Verwendung des Violo- sowie von Guiseppe Colombi Toccata ([email protected]). Nne als Streichbass im Basso conti- und Chiaconna à Violone solo, Antonio Gi- Jörg Meder (LA Violone/Streichbass des nuo oder als gleichwertiger Partner anettis Sonata à Violone solo aus Balli e 17. Jahrhunderts, FR Alte Musik) in kammermusikalischen Besetzungen Sonate und Francesco Rognonis Susana

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 11 HMT AKTUELL

Musikgeschichte(n) IX · Musikgeschichte(n) IX · Musikgeschichte(n) IX gesammelt und erläutert von Thomas Schipperges

zog sich vorzeitig von der Probe zurück, das Ensemble arbeitete ohne ihn weiter. Als der Intendant durch Ottos Wirtin erfahren hatte, daß Ulrichs am frühen Morgen von drei Herren in Zivil abgeholt worden war, ließ er sich mit dem Palais des Ministerpräsidenten verbinden …“

Vor fünfundsiebzig Jahren starb der Schauspieler Hans Otto (1900-1933), dem Klaus Mann in seinem nur halbfiktiven Roman Mephisto über die NS-Karriere des Preußischen Staatstheaterintendanten Gustav Gründgens – hier: Hendrik Höfgen – ein literarisches Denkmal setzte.

Hans Otto – im Roman Otto Ulrichs – gilt als erster Künstler, der dem Nazi-Terror zum Opfer fiel. In Dresden geboren (und dort Klassenkamerad von Erich Kästner), kam Otto über Frankfurt am Main und Gera nach Hamburg, wo er den aufstrebenden Gründgens kennenlernte, der ihn spä- ter nach Berlin holte. Der Ausnahmemime Otto entschied er sich auflehnte, wusste, was er riskierte. Wer die sich gleichwohl gegen den Heldendarsteller auf der Bühne Wahrheit sagte, musste mit der Rache der Lügner und für die politische Arbeit. Im November 1933 wurde er Wrechnen. Wer die Wahrheit zu verbreiten suchte von der SA verhaftet und starb nach schauerlicher Folter. und in ihrem Dienste kämpfte, war bedroht mit dem Tode Gründgens bezahlte das Begräbnis, natürlich inkognito. In und mit all jenen Schrecken, die dem Tod in den Kerkern der DDR erinnerte man sich noch gern an Hans Otto als des Dritten Reiches voranzugehen pflegten.“ Kommunisten, Mitglied der KPD und der Revolutionären Otto Ulrichs hatte sich sehr weit vorgewagt. Seine poli- Gewerkschaftsopposition. Von 1967 bis 1992 trug die Thea- tischen Freunde wiesen ihm die schwierigsten und gefähr- terhochschule in Leipzig seinen Namen. Und heute? Es sind lichsten Aufgaben zu. Man war der Ansicht – oder man nur wenige Erinnerungen geblieben. hoffte doch –, dass seine Stellung am Staatstheater ihn bis In Lößnig gibt es eine Hans-Otto-Straße. In Gera und Berlin- zu einem gewissen Grade schützte. Jedenfalls war seine Situ- Prenzlauer Berg auch, in Dresden einen Hans-Otto-Weg. ation günstiger als die von manchen seiner Kameraden, die Das Hans-Otto-Theater in Potsdam ist sein prominentestes unter falschen Namen in Verstecken lebten – immer auf der Denkmal. Und Klaus Manns Roman. Flucht vor den Agenten der Gestapo, verfolgt von der Poli- zei wie Verbrecher: wie Diebsgesindel oder Mörder gehetzt durch dieses Land, das verfallen an die Mörder und an das Klaus Mann, Mephisto. Roman einer Karriere, Vorabdruck in diebische Gesindel war. – Otto Ulrichs konnte manches einer Pariser Tageszeitung, der Erstdruck erschien 1936 im wagen, was für seine Freunde den gar zu sicheren Unter- Amsterdamer Exilverlag Querido; in der DDR druckte der gang bedeutet hätte. Er wagte zuviel. Eines Morgens wurde Aufbau-Verlag den Roman 1956, eine geplante Publikation in er verhaftet. der BRD wurde 1966 auf Druck der Familie Gründgens Damals studierte man am Staatstheater den Hamlet ein, verboten, 1981 erschien der Roman dann bei Rowohlt und der Intendant selber hatte die Titelrolle. Otto Ulrichs sollte wurde sogleich zum Kultbuch, hier zitiert nach der 15. Auflage den Hofmann Güldenstern spielen. Als er, ohne dass er sich 2008, S. 368f.; weitere Otto Ulrichs/Hans Otto-Schlüssel- entschuldigt hätte, nicht zur Probe kam, erschrak Höfgen, stellen S. 38-41, 85-86, 164-166, 175-179, 216-220, 348-353, der sofort wusste oder doch ahnte, was geschehen war. Er 368-375

Musikgeschichte(n) IX · Musikgeschichte(n) IX · Musikgeschichte(n) IX

12 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 HMT ALUMNI NACHRICHTEN HMT AKTUELL

Ein Konzertbesucher meldet sich zu Wort

Die Pressestelle erreichte im fragte man mich, welcher Fachrich- entschuldigend. Die Prüfer versuchten November 2008 eine E-Mail von tung ich angehöre. Wenn ich dann sie mit dem Hinweis aufzumuntern, Herrn Jindra Singer – kein Unbe- wahrheitsgemäß „Elektrotechnik“ sag- dass eine Zwei doch eine gute Note sei. te, folgte nach kurzem Staunen die Sie hatte sich ihrem Können entspre- kannter an der HMT, sieht man Feststellung: „Ach, Sie sind gar nicht chend mehr erhofft. Ein Lehrer sagte ihn doch sehr häufig im Konzert- von der Hochschule.“ – Nein, ich bin einmal: „Nicht davor und nicht da- publikum. Den Wortlaut seiner musikalischer Laie und war einige Zeit nach, sondern genau zum Konzert Mail drucken wir an dieser Stelle im Nachbargebäude, in der HTWK, muss ein Musiker in Form sein – wie gerne ab: tätig. ein Hochleistungssportler beim Wett- Seit ich Rentner bin, besuche ich kampf.“ häufiger Konzerte, manchmal fünf in Durch meine häufigen Konzertbe- eit mehr als 30 Jahren bin ich Gast der Woche, manchmal drei am Tag. suche bin ich mit einigen Studenten Sin Veranstaltungen der Musikhoch- Weil ich zwei Tage in der Woche an bekannt geworden und habe mit ihnen schule, jetzt Hochschule für Musik der Uni in Halle arbeite, sind meinem nicht nur über Musik gesprochen. Als und Theater. In dieser Zeit habe ich Drang zu Konzertbesuchen Grenzen Mitglied des Fördervereins „Hilfe für viele schöne Konzerte erlebt. Die Pro- gesetzt. ausländische Studierende“ waren es gramme und Namen der Interpreten Erstaunlicherweise habe ich bei den für mich Sternstunden, dass schon habe ich mir über all die Jahre meist Konzerten wenig Wiederholungen er- zweimal Studierende der HMT Bene- nicht gemerkt. In Erinnerung geblie- lebt. Das Repertoire scheint uner- fizkonzerte zugunsten hilfsbedürftiger ben sind mir Christian Collum und Ist- schöpflich zu sein. Im Unterschied zu Kommilitonen anderer Hochschulen van Ella, zwei Orgelstudenten in den - oder Rundfunk-Kon- und der Uni gestalteten. (Soweit mir 1970er Jahren. Der Orgel gilt mein zerten dominieren an der HMT Solo- bekannt ist, hat bisher noch kein Stu- besonderes Interesse. Ich besuche aber darbietungen und Konzerte kleiner dent der HMT Hilfe von dem Förder- nicht nur Orgelkonzerte, sondern auch Ensembles. Das entspricht dem Cha- verein benötigt.) andere Konzerte und Theaterauffüh- rakter der Ausbildungsstätte. Auffüh- Besonders hervorheben möchte ich rungen. rungen des Hochschulorchesters sind noch, dass man seit den 1990er Jahren Eine besondere Verbindung zur immer Höhepunkte. Sowohl in gut als nahezu selbstverständlich zu jedem Hochschule habe ich vielleicht des- auch in minimal besuchten Veranstal- Konzert ein gedrucktes Programm er- halb, weil ich 1981 bei der Gründung tungen war ich nie enttäuscht, auch hält. Das war in früheren Jahren nicht des Freundeskreises Orgel Leipzig im dann nicht, wenn ich einmal keinen so. Auffallend gut gestaltet und infor- Kammermusiksaal der Hochschule da- Platz mehr fand. Das kam aber nur mativ, was Lebensdaten der Kompo- bei war. Der Orgellehrer Wolfgang sehr selten vor. nisten, Entstehungsjahre der Kompo- Schetelich, später Professor, wurde Spannend sind immer die Prüfungs- sitionen, Opus-Nummern, Liedtexte zwar nicht Mitglied, hat aber die Grün- konzerte. Zumeist habe ich glückliche und Werkerläuterungen betrifft, sind dung unterstützt. Matthias Eisenberg, Gesichter nach bestandener Prüfung die Programme der „Alten Musik“. damals gerade Absolvent der Musik- gesehen. Ich wünsche natürlich allen Keine andere Hochschule stellt ihre hochschule und Gewandhaus-Orga- Geprüften, dass sie bestehen. Manch- Arbeit so kontinuierlich und häufig der nist, war der erste Vorsitzende des mal ist die Last vielleicht doch zu groß. Öffentlichkeit vor wie die HMT. (Ich Freundeskreises, der einst 250 Mit- So war einmal eine Studentin nach der wüsste gar nicht, wie z.B. allwöchent- glieder hatte. Fast selbstverständlich Prüfung ganz geknickt. Ich begriff lich Elektrotechnik-Studenten ihre Stu- war der nur noch 30 Mitglieder zäh- nicht, warum. Sie hatte fabelhaft ge- dienergebnisse präsentieren sollten.) lende Freundeskreis bei der Einwei- spielt. Wer das Stück nicht kannte, Für die Möglichkeit, so viele Kon- hung der Collon-Orgel im Kammer- dem ist nicht aufgefallen, dass sie an zerte und Aufführungen besuchen zu musiksaal und der Eule-Orgel im zwei Stellen improvisierte. Sie hat ihre können, möchte ich allen Lehrern und Großen Saal dabei. Fehler sofort bemerkt, konnte sie aber Studenten der HMT sagen: „Danke, Wolfgang Schetelich nannte mich ein- nicht ungeschehen machen. „Die dass ich dabei sein darf.“ mal scherzhaft „Organistenschreck“, schweren Stellen konnte ich alle. Da- Jindra Singer weil ich nahezu jeden Organisten nach bin ich eingebrochen. Die Finger etwas zu fragen hatte. Gelegentlich spielten automatisch weiter“, sagte sie

14 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 HMT ALUMNI NACHRICHTEN

Von Schweden über Indien nach Leipzig oder Eine Dreiecksgeschichte rund um das MT-Jo u r n a l

m August erreichte die Pressestelle der schulbibliothek. Auf Anfrage der Das Happyend dieser Dreiecksge- IHochschule eine E-Mail aus Schwe- Pressestelle gab die ehemalige HMT- schichte kulminierte schließlich in einer den. Die Anfrage lautete in recht ver- Studentin gerne ihr Einverständnis, die ganz unkomplizierten Mail aus Lund: ständlichem Deutsch wie folgt: Übersetzung des Mondkuckucks kopieren Liebe Freunde, Wunderbar. Ich freue mich. und nach Schweden senden zu dürfen. Danke Ihnen. Gruss Iver Sehr verehrte Damen und Herren! Gibt es in Einzige Voraussetzung sei deren Ver- Eure Schulbibliotek eine Übertragung des Thea- wendung für private oder wissenschaft- Inzwischen dürfte der Mondkuckuck terstücks Das Leben des Mondkuckuck von liche Zwecke. Aus dem nördlichen längst im hohen Norden angekommen Danjinrabjai ins Deutsche? Ihm ist ein Museum Lund kam dazu folgende Erklärung: und gelesen worden sein ... in der mongolischen Provinzstadt Sain-shand Katrin Schmidinger (im August Urlaubs- gewidmet. Mir wurde dort diesen Sommer beim Ich möchte gern die Übersetzung lesen um vertretung für Birgit Hendrich) Besuch behauptet, dass das Stück nur in ugu- meinen persöhnlichen Wissensdurst zu stillen. rischer Schrift vorliegt. Wieder zu Hause ge- Ich sehe oft die Theaterstücke, die im ZDF aus- kommen, stöberte ich im Internet nach diesem gestrahlt sind und bin auch in Literatur interes- bahnbrechenden Theaterstück. Den „Berichten siert. Mongolische Theater ist mir eine neue außerhalb“ (des MT-Jo u r n a l s – d. Red.) bin ich spannende Sparte, von der ich heute nur sehr dann schnell begegnet. Die Dramaturgin Petra wenig weiss. Von Beruf bin ich leider kein Litera- Szemacha, die in Leipzig studiert hat, hat also turwissentschaftler sondern Kirchenmusiker, aber laut des Jo u r n a l s No 19, Juni 2005, an der Na- in unserer bunten Welt bin ich immer auf Entde- tionaluniversität in Ulan Bator eine eigene Über- ckungsreise. Die Wiederentdeckung des mongo- setzung getan. Ich möchte gern die Übersetzung lischen Kulturerbes nach der Wende ist wichtig. lesen. Kann man Kopien kaufen von einer Bibli- Ich hoffe, dass Frau Szemacha mir die Genemigung Weinversteigerung otek in Schweden aus, oder ist es besser unmit- zum Zutritt ihrer Übersetzung geben möchte. zugunsten der HMT- telbar an die PS schreiben? Dann brauche ich Nachwuchsförderklasse ihre E-Adresse. Bitte helf mir den besten Weg Die Genehmigung traf kurze Zeit zu finden. Herzlichen Dank im Voraus für Eure später aus Indien ein. Doch damit Am 12. November 2008 fand an- Hilfe. Mit vielen Grüssen von dem Kirchenmusi- nicht genug. Iver Livendahl fragte lässlich des Weinfestes der Dresdner ker und Mongoleifahrer Iver Livendahl schließlich vorsichtig an: Bank in der Kuppelhalle ihrer Ge- Verzeihung, aber ein Gedanken kam mir schäftsräume in Leipzigs Goethestra- Was sich im Folgenden entspann, plötzlich in dem Sinn: wenn die Diplomarbeit ße eine Weinauktion statt. Organi- war ein reger E-Mailwechsel zwischen von Frau Szemacha mehrere Information über siert und initiiert von Heike Sydow Schweden, Leipzig und – Indien, denn mongolische Theater gebe, wäre es vieleicht von der Dresdner Bank, kam ein die ehemalige Dramaturgie-Studentin möglich, die ganze Arbeit zu kopieren? Welches Dutzend Weinflaschen aus Sachsen Petra Szemacha lebt heute in Pune, ei- Thema hat die Arbeit? und Thüringen unter den Hammer. ner Stadt im westlichen Teil des fernen Die Weingüter Schloss Proschwitz Kontinents. Wieder ging eine Mail zurück nach (bei Meißen), Schloss Wackerbarth Rückblende: Im MT-Jo u r n a l Som- Schweden – nun mit dem Titel der ge- (Radebeul), Zahn und Born (beide mer 2005 veröffentlichte sie den Beitrag samten Arbeit – und eine Mail nach Weinanbaugebiet Saale-Unstrut) Auf den Spuren des Fünften Wilden Heiligen Pune, ob Petra Szemacha auch mit ei- steuerten je drei Flaschen ihres edlen Gobifürsten. Über einen Studienaufenthalt ner Kopie ihrer gesamten Diplomar- Rebensaftes bei. Als Auktionator in der Mongolei. Petra Szemacha mietete beit einverstanden sei. Sie antwortete: konnte Dr. Johannes Schönherr damals ein Zimmer über dem Markt gewonnen werden. in Sainshand, ließ sich sogar einen Sehr gern bin ich damit einverstanden, und Am Ende kamen über 480 € zusam- Schreibtisch anfertigen und befasste ich freue mich, dass sich Herr Livendahl für das men, die der Nachwuchsförderklasse sich mit der Übersetzung des Mond- nicht sehr leicht zugängliche Werk interessiert. unserer Hochschule gespendet kuckucks. Doch dabei blieb es nicht, Vor allem der Anfang, der erste von den neun wurden. schließlich schrieb sie auch ihre Di- Teilen, ist sehr schwer zu verstehen. Trotz alle- Wir sagen an dieser Stelle herzlichen plomarbeit über das Thema. Die 200- dem wünsche ich ihm viel Freude und aber auch Dank! seitige Studie liegt heute in der Hoch- Geduld bei der spannenden Lektüre.

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 15 HMT ALUMNI NACHRICHTEN

Studienende mit kurz vor 30? Rente mit 65? Beides ist wohl für Schauspielerinnen und Schauspieler kein Thema. Mit zwei Absolventinnen unserer Hochschule – die eine: Christa Gottschalk, auf eine 60-jährige Karriere zurückblickend, die andere: Stephanie Stumph, schon seit Kindertagen öffentlich schauspielerisch aktiv – sprach Heike Bronn. Viele Kommilitonen Foto: Mirko Joerg Kellner Joerg Mirko Foto: ins Herz geschlossen Interview mit Stephanie Stumph

Stephanie rau Stumph, es ist ja noch nicht so lange Hauptrolle zu spielen, ist eine echte Stumph Fher, aber welche Erinnerungen haben Sie Ehre. Das I-Tüpfelchen war zudem, hat Kom- an Ihre Studienzeit in Leipzig? dass es eine internationale Produktion militonen Was ich mitgenommen habe, sind auch für den amerikanischen Markt ins Herz Menschen, die ich ins Herz geschlos- war und auf Englisch gedreht wurde. geschlossen sen habe: meine Kommilitonen. Ich bin froh, dass ich ihnen begegnet bin. Es Was sind Ihre aktuellen Projekte? hat mich ungemein bereichert, Men- Ich war gerade für fünf Wochen in schen getroffen zu haben, die für die Namibia und habe ein Geiseldrama für Stephanie Stumph gleiche Sache kämpfen und die die das ZDF gedreht: Draußen wartet der Jahrgang 1984 gleichen Interessen haben wie ich. Der Tod. Es geht um Touristen, die von Re- eine oder andere Kontakt hat sich sehr bellen verschleppt werden, leider ein Seit 1995 in der Fernsehserie Stubbe gefestigt und wird so schnell auch nicht sehr aktuelles Thema. – Von Fall zu Fall als mittlerweile er- auseinandergehen, obwohl alle in ganz Im Moment (Oktober 2008, Anm. wachsene Filmtochter Christiane an Deutschland verteilt sind. der Red.) drehe ich gerade den neuen der Seite ihres Vaters Wolfgang Stubbe, das ist mein 36. Er wird Ende Stumph Was ist Ihrer Meinung nach wichtigster Inhalt 2008/Anfang 2009 gesendet. Und den der Ausbildung zum Schauspieler/zur Schau- ganzen Dezember über spiele ich in 2003 Abitur spielerin? A Christmas Carol von Charles Dickens 2003–2007 Schauspielstudium an Die Ausbildung ist so umfassend im am Staatsschauspiel Dresden. der HMT musikalischen Sinne, was Bewegung 2005–2007 Mitglied des Schauspiel- und das eigentliche Schauspielhand- Das Interview führte Heike Bronn. studios des Staatsschauspiels Dresden werk angeht … Was das Wichtigste ist, kann ich gar nicht so sagen. Ich Preise: Die Reihe Stubbe – von Fall zu glaube, es ist die Kombination von Fall erhielt den Bayerischen Fernseh- allem, weil alles zusammenwirkt. preis 2004. Die Folge Tod des Models mit Stephanie Stumph in der Haupt- Welches waren Höhepunkte Ihrer bisherigen rolle aus derselben Reihe wurde von Karriere, die Sie ja schon 1995 als Kind be- Pr e m i e r e -Zuschauern zum Krimi des gonnen haben? Jahres 2004 gewählt. Nominierung Ein Höhepunkt war ganz sicher der zum Shootingstar der Go l d e n e n zweimonatige Dreh 2005 in England He n n e 2007 für die Rosamunde-Pilcher-Verfilmung Die Muschelsucher. An der Seite von Filmografie und Theaterproduktionen Vanessa Redgrave, Maximilian Schell siehe www.stephaniestumph.de und Sebastian Koch, also neben Oscar-prämierten Schauspielern, eine

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Kleine Spuren hinterlassen Interview mit Christa Gottschalk

schenkt, das war kurzfristige, aber chen auswendig. Diese Rolle hat mich Christa praktische Überlebenshilfe. zwölf Jahre meines Bühnenlebens Gottschalk Unser Studium bestand aus vier Se- nicht losgelassen. Schon 1949 spielte als Gretchen mestern: Unterricht in Schauspiel bei ich sie im Leipziger Schauspielhaus in in Faust I, Franz Kutschera in der Gruppe mit ge- der Inszenierung von Johannes Arpe. Schauspiel- legentlichem Einzelunterricht, Stimm- Von 1951-53 war ich am Deutschen haus Leipzig, bildung bei Peter Russ, Sprechtechnik Nationaltheater in , wo ich fast 24.9.1949

Foto: Johanna Zeissig Johanna Foto: bei Frau Heyde-Gawlista, Kultur-, alle Rollen der Weltliteratur spielte. Literatur- und Musikgeschichte bei Daraufhin wurde man in Berlin auf rau Gottschalk, Sie haben von 1946 bis Hermann Heyer und weitere Fächer mich aufmerksam, und Wolfgang F1948 an der damaligen Staatlichen Hoch- wie Bewegungslehre, Gesellschaftstanz, Langhoff holte mich ans Deutsche schule für Musik, Abteilung Schauspiel, stu- Soziologie, Dramaturgie. Fechten war Theater. Zu den Sternstunden gehörte unten: diert. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre verboten, Hieb- und Stichwaffen durf- dort die Inken Peters in Vor Sonnenun- Erinnerungen Studienzeit in Leipzig? ten wir nicht benutzen. Nach dem er- tergang von Gerhart Hauptmann und an harte Die Zeit an der Hochschule war für sten Semester bot mir die Hochschul- die Cordelia in Shakespeares König Zeiten: meine Generation der Neuanfang nach leitung ein Stipendium an, das habe ich Lear mit Willy A. Kleinau als Partner. Haushalts- dem Krieg. Bis Mai 1945 bestimmte nur zu gern angenommen. In Berlin bildete mein Lehrer Franz buch, Lebens- unser Leben die Angst vor Naziterror, Die Studienjahre in dieser Auf- Kutschera einen Kreis junger Schau- mittelkarte, Bespitzelung, Bombenangriffen und bruchstimmung waren lebensprägend spieler um sich, zu denen u. a. Rolf Studenten- Todesnachrichten. Meine Heimatstadt und der Anfang von Allem! Ludwig, Armin Mueller-Stahl und ausweis Dessau wurde zu 90 % zerstört. In Leipzig erwartete mich ebenfalls eine Sie waren an bedeutenden Bühnen, haben Trümmerlandschaft. In der Grassistra- für Film, Funk und Fernsehen gearbeitet, zahl- ße habe ich als „Trümmermädchen“ reiche Lesungen gehalten mitgeholfen, den Schutt vor der Hoch- – welches waren Höhe- schule wegzuräumen – und dabei war punkte Ihrer langen Kar- mir weniger wichtig, dass man zer- riere? schundene Hände bekam und Staub Die Bühne war mein schluckte als der Mangel an Seife, um Traum, seit ich als sich waschen zu können. Das waren so Kind zum ersten Mal die Sorgen des Alltags, ganz anders als ein Weihnachtsmärchen heute. Studenten bekamen die Lebens- sah. Mit 13 Jahren er- mittelkarte „Gruppe 4“ (zum Ver- lebte ich Faust I und gleich: schwer körperlich arbeitende lernte danach das Gret- Menschen hatten „Gruppe 1“), nicht gerade üppig! Aber auf einem Son- derabschnitt konnte man Zigaretten erwerben, die verkaufte ich jedoch kühn auf dem Schwarzmarkt vor dem Hauptbahnhof. Von den 80 Reichs- mark, die ich so erwarb, leistete ich mir ein Brot, um den Hunger zu stillen. Zur ersten Rolle, die ich schon im zweiten Semester spielen durfte, be- kam ich von meinen Kommilitonen Kohlen und Zuckerrübensirup ge-

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 17 HMT ALUMNI NACHRICHTEN

Marianne Wünscher gehörten. Ma- ses als Beitrag des Schauspiels mit der man glücklich. Und wenn man so ganz rianne war eine besonders liebens- Musik von Beethoven, die Heilige Jo- kleine Spuren hinterlässt … werte, zauberhafte Kollegin. hanna von Shaw, aber auch heitere Höhepunkte? … Immer wieder das Rollen wie die Clementine in Fisch zu Sie haben fast ein halbes Jahrhundert lang im Gretchen, später auch im Urfaust in viert oder die Spelunkenjenny in der Lehrauftrag an der HMT unterrichtet – was ist Weimar als Gast, dann fest in Leipzig. Dreigroschenoper als Gegensatz zur Blan- Ihrer Meinung nach wichtigster Inhalt der Aus- Maria Stuart, Iphigenie, Klärchen in che in Endstation Sehnsucht, Elisabeth bildung zum Schauspieler/zur Schauspielerin? Egmont zur Eröffnung des Opernhau- Proctor in Arthur Millers Hexenjagd – Im Theater ist das Handwerk als das waren Stücke, die in Westdeutsch- gute Basis wichtig, aber auch eine land verlegt wurden und deshalb De- ethische Ausbildung, die die Tiefe der visen kosteten. – Wissen Sie, ich habe Dinge erforschen und erfassen hilft. so viele, facettenreiche Rollen gespielt, Außerdem muss man in einem künstle- alle Shakespeare-Mädchen, viele Kö- rischen Beruf auch Sendungsbewusst- niginnen … Ich habe da nie Buch ge- sein haben, denn, wie mein Lehrer Pe- führt, das haben andere getan, aber es ter Russ mir eindringlich riet: ‹Merk waren mehr als 180 Rollen – so sagte dir eines: Auch wenn du in einer klei- man mir – und von vielen Inszenierun- nen Rolle auf der Bühne stehst, fühle gen gab es 100 bis 150 Vorstellungen dich als Mittelpunkt!› – wohlgemerkt ausverkaufte Vorstel- Das Schöne am Unterrichten war lungen! für mich die menschliche Begegnung Ein weiterer Höhepunkt war für und dass ich immer auch von meinen mich 1997 im Gewandhaus die UNI- Studenten gelernt habe. Es ist ein ge- CEF-Gala, die ich moderierte und mit genseitiges Geben und Nehmen. Literatur ergänzen konnte. Außerdem machte ich jede Menge Welches sind Ihre aktuellen bzw. kommenden Lesungen in Leipzig, Berlin, im Goe- Projekte? the-Haus in Weimar, in Bonn und an- Ich lasse das jetzt ein wenig an mich deren Städten. Ich habe mich bemüht, herankommen. Immer wieder mache Literatur durch Lesungen zu vermit- ich Lesungen zu den Buchmessen. teln dank freundlicher Buchhändle- Zum Beispiel in der Stadtbibliothek rinnen, die mir halfen, an Bücher zu gab es eine Veranstaltung mit und über Christa Gottschalk gelangen, die es hier nur in kleinen Schriftstellerinnen. Ich sprach die am 2.12.1927 in Dessau geboren Auflagen gab – auch das war eine Fra- Margot aus dem Buch Guten Morgen, du ge der Devisen. Schöne von Maxie Wander. Nach drei- 1934–38 Grundschule Als Wolfgang Engel Intendant am ßig Jahren konnte ich den Text fast 1938–45 Oberschule – Schulab- Leipziger Schauspielhaus wurde und auswendig, stellen Sie sich das vor! schluss Unterprima er die Verträge der alten Kollegen nicht Das Gehirn ist offenbar ganz gut sor- 1946–48 Studium an der Staatlichen verlängerte, wollte er mich als Gast am tiert … Hochschule für Musik Leipzig, Fach Haus behalten. Unter seiner Regie So ergibt sich immer wieder Mittei- Schauspiel spielte ich die Winnie in Becketts lenswertes. Ich habe erstaunlicherwei- 10.7.1948 Studienabschlussexamen Glückliche Tage: Eindreiviertelstunden se noch großen Kontakt zum Publikum daselbst allein auf der Bühne! Es war harte Ar- und werde häufig nach meiner Mei- 1949–51 erstes Engagement am beit, lange, abstrakte Texte ohne logi- nung gefragt. Das ist ein Grund, dank- Schauspielhaus Leipzig sche Handlungsabläufe zu gestalten, bar zu sein. 1951–53 am Nationaltheater Weimar während ich in einem staubigen Erd- 1953–58 am Deutschen Theater hügel stand. Aber die Vorstellung wur- Frau Gottschalk, wir danken Ihnen sehr herz- Berlin de vom Publikum, in dem jede Alter- lich für dieses Gespräch. seit 1958 wieder am Schauspielhaus gruppe vertreten war, begeistert auf- Leipzig, dort seit 1997 Ehrenmitglied genommen. Dass ich das geschafft 1958–2004 Lehrbeauftragte für hatte! Ich musste mir in späten Jahren Szenenstudium und künstlerisches wieder einmal beweisen, dass man Wort an der HMT Grenzen überspringen kann, was ich 1969 Nationalpreis der DDR auch stets meinen Studenten ans Herz 1999 Bundesverdienstkreuz legte. Wenn man Lampenfieber und gesunde Zweifel überwunden hat, ist

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Aufnahmeprüfungen sind und waren zu allen Zeiten wohl gleich aufregend. Besonders, wenn man sich heimlich auf den Weg macht, so wie Christa Gottschalk. 1946 wagte sie ein Vorsprechen in Leipzig und erinnert sich 65 Jahre später noch sehr intensiv an diesen Tag.

„Die Aufnahmeprüfung“ aus: Wahlheimat Leipzig (gekürzt)

… Nach Kriegsende fand die Toch- Miller: „… als ich ihn das erste Mal sah steig zweifach erobert, das letzte Abteil ter bei beharrlichem Suchen in einer und das Blut mir in die Wangen stieg des Zuges erwischt. Bis bald, Leipzig, Drucksache eine Anzeige: „Staatliche …“ – „Danke, was haben Sie noch?“ ich komme! Hochschule für Musik sucht Bewerber – „Gretchen: Meine Ruh ist hin …“ – Am 1. Oktober 1946 feierliche Matinee für erstes Studienjahr im Fach Schau- „Und was noch?“ – „Hilde Wangel aus Wiedereröffnung der Hochschule mit zum 80. spiel“. Ansporn, um hinzufahren und Baumeister Solness von Ibsen“ – „Ja, Konzert des Stadt- und Gewandhaus- Geburtstag vorzusprechen. Mutter und Vater durf- bitte!“ orchesters im unversehrt gebliebe- im Schau- ten nichts davon wissen. Das war doch „Er steigt und steigt. Immer höher! nen Saal des Kinos Ca p i t o l . Herbert spielhaus wohl kein ordentlicher Beruf. Seht nur, seht! Nun ist er gleich oben, Albert dirigierte. Man fuhr trotzdem. Mit dem Vor- endlich, endlich, nun sehe wand, die Schwester in Halle zu besu- ich ihn wieder groß und chen, und kam bei strömendem Regen frei! ...“ Das Mädchen ver- in Leipzig an. Die langen, blonden gaß die Zimmerdecke und Haare hingen glatt und nass herunter, sah den imaginären Dach- und beim Aussteigen aus dem Zug hat- first und hörte jemanden te sich das Mädchen am Finger ver- sagen, danke, es sei nun ge- letzt, der nun heftig blutete. nug. Der Weg vom Bahnhof zur Grassi- Man solle warten, gegen straße liegt im Dunkel der Erinnerung. Abend fiele die Entschei- Zu groß war das Abenteuer: Komme dung. Erschrocken blickte ich an oder nicht? die Geprüfte. Nein, sie sei Eine streng blickende Sekretärin heimlich hier und könne verlangte Prüfungsgebühr. Die hatte nicht warten, sie müsse mit das Mädchen nicht. Ihr Taschengeld dem Zug nach Hause fa- war mit dem Fahrgeld draufgegangen. hren und zu einer be- Fräulein Popelka – so hieß sie wirk- stimmten Zeit wieder dort lich, die strenge Dame – ließ sich von sein. der Unabweisbarkeit des regendurch- Nun gut, sie solle hinaus- nässten Mädchens plötzlich überzeu- gehen, sie werde hereinge- eublein gen und reihte es in die Schlange der rufen. Und nach wenigen H wartenden Prüflinge ein. Minuten geschah es: „Sie

… haben bestanden“. Jahre Fabian Foto: Aufgeregte junge Leute bevölkerten später erzählte einer der den Gang rechts in der Musikhoch- Dozenten, das Mädchen habe strah- Der Krieg war vorüber. Das Leben schule. Hinter den erhaben-hohen Tü- lend „danke“ gesagt und dabei einen begann. Wir sind noch einmal davon ren saß das Schicksal persönlich. Die Knicks gemacht. gekommen. Leipzig, nun bin ich da. Kommission. Freundliche Gesichter. Der Weg durch die Stadt zum Bahn- Christa Gottschalk, 2001 Ein Schritt auf ein Podest. Ahnungslos hof über Trümmer muss einem Flug der erste Schritt. Mit hängenden geglichen haben. Nichts wurde wahr Haaren und blutendem Finger. Luise genommen, die Treppen zum Bahn-

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„Studium im Krieg“ ist gewiss ein ganz besonderes Kapitel unserer Hochschule. Dass man trotz alltäglicher Einschränkungen und sogar bei Fliegeralarm studieren kann und dennoch vor allem wertvolle Erinnerungen behält, die das eigene Studien- fach betreffen, schildert eindrücklich das folgende Interview mit Lisa Mahn

ja über Trümmer steigen gieren sowie bei Carl Bartuzat Block- bzw. größere Umwege und Querflötenunterricht. Und neben- fahren musste, wenn kein bei habe ich – obwohl das von der Durchkommen war. Ich Hochschule streng verboten war – die bin also um sechs Uhr Organisten-C-Prüfung bei Johannes morgens losgefahren, wenn Weyrauch abgelegt. Im Krieg ver- ich um acht Uhr in der suchte man einfach alles auszunutzen, Hochschule sein wollte. was möglich war.

Welche Erinnerungen haben Was haben Sie in Ihrer Freizeit gemacht?

MT Sie an das Studium, den Un- Ich war fast jeden Abend im Kon-

Foto: H Foto: terricht? zert – auch im Krieg fanden noch Kon- Für den Klavierunter- zerte statt, es war selten, dass eines Lisa Mahn rau Mahn, Sie haben 1942 begonnen, in richt wurde ich Prof. Otto Weinreich, ausfiel. Wenn wir ins Gewandhaus in im Ge- FLeipzig Schulmusik zu studieren – wie war der bei Teichmüller studiert hatte, zu- der Beethovenstraße wollten, bekamen spräch das mitten im Krieg überhaupt möglich? geteilt. In seinem Zimmer – Nr. 213 – wir an der Hochschule Karten für die mit Prof. Eigentlich war es ein Wunder, dass waren die Wände voller Fotografien Generalproben von Inspektor Teubert, Gunhild man im Krieg studieren konnte. Nach von Teichmüller-Schülern. Gesang er- der diese immer gerecht an uns ver- Brandt dem Abitur musste ich erst einmal ein hielt ich bei Adrienne van Hamel, die teilte. Manchmal durften wir im Ge- Jahr lang zum Arbeitsdienst und an der Hochschule einzige Vertreterin wandhaus auf der Orgelempore sitzen, Kriegshilfsdienst. Das hieß: ein Jahr der Lohmann-Martienßen-Schule war. das war natürlich besonders gut, da ohne ernsthafte musikalische Betäti- Bei ihr konnte ich meine diesbezüg- wir die Dirigenten beobachten wollten. gung – abgesehen von gelegentlichem lichen, in Kiel erworbenen Kenntnisse Von der Hochschule aus fanden regel- Orgelspiel in der Dorfkirche oder dem erweitern. Als ich das erste Mal zum mäßig Serenadenkonzerte im Gohliser gemeinsamen Singen. Aber: Seit mei- Theorie-Unterricht bei Felix Petyrek Schlösschen statt. nem neunten Lebensjahr hatte ich Kla- erschien, begrüßte er mich mit den In Großpösna versah ich den Orgel- vierunterricht gehabt, was ich nun im Worten ‹Sie können mir helfen!›. Et- dienst, den ich ab Ende 1943 auch in Sommer 1942 intensivierte. Als Vorbe- was verwundert trat ich ein und bekam Liebertwolkwitz und später in Störm- reitung auf die Aufnahmeprüfung be- die Bläserstimmen zu seiner Oper Der thal übernahm. Entsprechend fanden kam ich Theorieunterricht bei dem Garten des Paradieses mit dem Auftrag in die Gottesdienste zeitlich gestaffelt statt. Kieler Organisten Martin Usbek, der die Hand gedrückt, sie mit der Partitur Wir Musikstudenten mussten auch in Leipzig studiert hatte. Als ich bei zu vergleichen. Ich kämpfte mich also in Fabriken und Lazaretten spielen. der Aufnahmeprüfung nach meinem tapfer durch lauter transponierende Oder auf dem Hauptbahnhof Dienst Lehrer gefragt wurde und ich den Na- Instrumentenstimmen – das war mein beim Roten Kreuz versehen, von 18 men nannte, hieß es seitens der Prüfer: Einstand! 1943, nach Weinreichs Ent- oder 20 Uhr bis Mitternacht bzw. von ‹Bei den gleene Martin!› – und ich lassung, wechselte ich auch im Fach 24 Uhr bis morgens. Und danach zur hatte bestanden … Klavier zu Petyrek. Gehörbildung bei Schenk! Gewohnt habe ich in Großpösna. Gehörbildung und Formenlehre hat- Anfangs konnte ich mit dem Zug nach te ich bei Prof. Schenk. 1943 wurde ich Gab es nach 1942 noch jüdische Studierende Leipzig fahren oder auch mit dem Rad von ihm in der Jugendmusikschule in und Lehrende an der Hochschule? nach Liebertwolkwitz und von dort Leipzig eingesetzt und später auch in Der Komponist und Professor an mit der Straßenbahn weiter. Nach den Bad Lausick – bis im dortigen Gebäu- der Hochschule, Siegried Walter Mül- Bombenangriffen, als nichts mehr fuhr, de ein Lazarett eingerichtet wurde. ler, war mit einer Jüdin verheiratet. habe ich die ganze Strecke mit dem 1943 hatte ich neben Klavier, Ge- Um seine Stelle zu behalten, ließ er Rad zurückgelegt – das hat dann im- sang, Theorie und Gehörbildung noch sich scheiden. Seine Frau kam ins mer zwei Stunden gedauert, weil man Italienisch, Orchester- und Chordiri- Konzentrationslager, er an die Front,

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die Tochter lebte bei der Großmutter. männlichen Studenten gefallen. Einige an die Luft gesetzt worden. Der inter- Mit dieser Tochter hatte ich Gehörbil- Kriegsteilnehmer konnten schließlich nationale Ruf der Hochschule war da- dung bei Schenk. Eines Tages, 1944, eine Notprüfung abschließen. hin – im Übrigen hat sich die Hoch- sagte sie mir: ‹Jetzt haben sie auch Ende 1944 war die Hochschule schule bis heute nicht von diesem meine Großmutter abgeholt!› – und schließlich ein großer Trümmerhaufen, Einschnitt erholt, das fängt erst so am nächsten Tag war sie verschwun- und der Unterricht wurde eingestellt. langsam wieder an! den. Erst nach dem Krieg habe ich er- Ich musste also nach über einem fahren, dass Schenk (mit Parteiabzei- Wie ging es dann nach dem Krieg weiter? In- Jahr Übepause am Klavier wieder chen!) sie bei sich versteckt hat. zwischen waren Sie ja zunächst wieder in Kiel, Aufnahmeprüfungen machen, konnte und Leipzig lag in der sowjetischen Zone … aber mit Hilfe von Inspektor Teubert Wie sah die Hochschule nach den Bomben- In Kiel fing die Uni langsam wieder statt Klavier Gesang als Hauptfach be- angriffen aus? an. Schulmusik gab es dort nicht als legen. Ich bekam komplett neue Leh- Zu meiner Aufnahmeprüfung stand Fach, nur Musikwissenschaft. Ich be- rer. Im Klavier war ich Amadeus We- der Große Saal noch (er wurde im Fe- legte also Religion/Theologie als Ne- bersinke, einem Weinreich-Schüler, bruar 1944 total zerstört). Nach einem benfach. Gesangsunterricht konnte ich zugeteilt worden. Ich nahm aber lieber Brand im Hochschulgebäude holte ich wieder bei meiner früheren Lehrerin Privatstunden bei Felix Petyrek, der zusammen mit Christian David, dem nehmen. Er fand in einer Notwohnung mich in anderthalb Jahren intensiven Sohn von Johann Nepomuk David, statt. (und kostenlosen!) Unterrichts auch die Flügel aus dem Kammermusiksaal Als ich erfuhr, dass die Hochschule Einblick in seine Kompositionsarbeit heraus auf den Flur. Kurz nachdem in Leipzig wieder öffnete, habe ich hat nehmen lassen. wir das geschafft hatten, stürzte die mich sofort dort angemeldet. Alle mei- Gesangsunterricht erhielt ich bei Paul Decke ein. Ich kann mich auch erin- ne bisherigen Professoren aber waren Losse, der allerdings zwar Sänger, aber nern, dass wir während des Krieges kein eigentlicher Gesangspädagoge war. Noten oben aus der Bibliothek warfen, Die Musikwissenschaft belegte ich an um sie vor dem Feuer zu retten. Lisa Mahn der Universität. Wenn Fliegeralarm war, gingen wir am 28. April 1923 als Lisa Jaquet in 1948 wollte ich mein Examen ma- in den Keller der Hochschule. Dort Stettin geboren, wächst ab 1926 in chen. Nachdem der Prüfungstermin machte Petyrek mit uns in einer Ecke Kiel auf viermal verschoben worden war, fuhr den Theorieunterricht weiter. Das war 1941 Abitur, anschließend Arbeits- ich mit einer Kommilitonin voller Wut so spannend, dass wir manchmal die dienst und Kriegshilfsdienst nach Karlshorst zur Obersten Kultur- Entwarnung gar nicht gehört haben … 1942–1945 sowie 1946–1948 behörde der sowjetischen Besatzungs- Als die Hochschule evakuiert wer- Studium an der Hochschule für Musik macht. Dort konnten wir tatsächlich den sollte, wehrte sich die Leitung zu- im Fach Schulmusik, Unterricht bei eine Extra-Prüfung im Januar 1949 nächst dagegen. Schließlich wurde sie Felix Petyrek (Theorie), Adrienne van erwirken – alle „Neuen“ wurden dann 1944 aber doch noch nach Crimmit- Hamel (Gesang), Paul Losse (Schulmu- später zentral geprüft. schau verlegt. Es trafen sich also etwa sik), Paul Schenk (Formenlehre und Mein Examen feierte ich mit Prof. 140 Studierende mit ihren Instrumen- Gehörbildung), Hans Fleischer (Chor- Helmut Christian Wolff von der Uni- ten am Bahnhof. Die großen Instru- und Orchesterdirigieren) versität im alten „Paulaner“ mit Gänse- mente waren schon vorher nach Crim- 1949–1954 Musiklehrerin am braten und grünen Klößen. Das koste- mitschau verfrachtet worden. Dort Gymnasium Bad Bramstedt te 25 Mark, darauf hatte ich sehr lange angekommen, marschierten wir alle 1951 Heirat sparen müssen. Mein Vater konnte mir zusammen in einen Gasthaussaal, in Ab 1954 Privatmusiklehrerin für nach der Währungsreform 1948 ja kein dem Rektor Johann Nepomuk David Klavier, Blockflöte, Gesang und Geld mehr schicken. Er sandte mir in einer Ansprache sagte, dass wir ins- Theorie stattdessen Zigaretten, die ich verkauf- besondere in dieser Situation gut zu- Einrichten von Vorschulkinderkursen te – davon habe ich gelebt! sammenhalten müssten. Wir waren als 1958 und 1962 Geburt der Söhne Lange bis in die 50er Jahre habe ich „Internat“ in Klassenzimmern einer 1965 Aufnahme von drei Neffen in noch mit meinen Professoren korre- Schule (der „Lindenschule“, Anm. d. R.) die Familie, die ihre Eltern bei einem spondiert. Später habe ich den Nach- untergebracht, wo wir in Etagenbetten Verkehrsunfall verloren hatten lass von Felix Petyrek geordnet und wohnten. Petyrek hielt seinen Theorie- 1982–1997 Erforschung des Kom- verwaltet und eine Biografie über ihn unterricht in einem Hinterzimmer positionswerks von Felix Petyrek geschrieben, die 1998 erschienen ist. eines Gasthauses ab, wo sein Flügel 1998 Veröffentlichung der Biografie untergestellt war. In Crimmitschau war Felix Petyrek. Lebensbild eines ‹verges- Frau Mahn, wir danken Ihnen sehr für dieses allerdings nur ein bruchstückhaftes senen› Komponisten, Tutzing [Hans Gespräch! Arbeiten in der Sahnschule möglich. Schneider] Mit Lisa Mahn sprach Heike Bronn Von meinem Jahrgang waren alle am 31.5.2008

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 21 HMT ALUMNI NACHRICHTEN

Auch ein leerer Kühlschrank hat sein Gutes

ines hat Wolfram Lattke mittlerweile gelernt: lich im Mai in Leipzig veranstaltet und Leicht verderbliche Lebensmittel sollten vor Konzertreisen ist längst zum Mekka der Fans geho- bener Vokalmusik geworden. Viel Zeit tunlichst aufgebraucht werden. Ein leerer Kühlschrank erspart Riccardo E und Herzblut steckt a m a r c o r d in die Chailly (links) unliebsame Überraschungen bei der Heimkehr nach längerer Abwesen- Planung, Organisation und Realisa- und Wolfram heit. Und unterwegs ist Lattke viel. Eigentlich ständig. Vornehmlich tion dieses Festivals, das seit 2007 vom Lattke im mit dem Ensemble a m a r c o r d . 1995 stieg er als erster Tenor bei dem Internationalen a c a p p e l l a We t t b e - Konzert a-cappella-Ensemble ein – da war er noch Thomaner. Von 1998 bis w e r b Leipzig flankiert wird. am Teatro Und natürlich gibt es noch „Heim- La Fenice 2004 studierte er dann an unserer HMT bei Prof. Hans-Joachim Beyer spiele“ in Leipzig. Auch der Hochschu- in Venedig Gesang und schloss mit dem Diplom ab. le ist Lattke nach wie vor verbunden: Das alljährliche Saisonabschluss-Kon- a m a r c o r d Das 1992 gegründete Vokalquintett Tourneeplan. Und auch die Programm- zert von a m a r c o r d gibt es als „Som- mit ihrem a m a r c o r d singt heute in der Beset- vielfalt ist enorm: Allein im letzten merliche Serenade“ im Innenhof des Comedian- zung Wolfram Lattke (Tenor), Martin Quartal 2008 waren es zusätzlich zu HMT-Gebäudes in der Grassistraße 8 Harmonists- Lattke (Tenor – auch Wolframs Bru- häufiger wiederkehrendem Standard- – wenn es nicht gerade regnet wie im

Programm, der studierte an der HMT), Frank repertoire z.B. Die sieben Todsünden von letzten Jahr. Und schließlich ist da Oktober Ozimek (Bariton), Daniel Knauft (Bass) Kurt Weill, die Missa De plus en plus von noch Prof. Hans-Joachim Beyer. Die 2008 in und Holger Krause (Bass). Die fünf Johannes Ockeghem, gesungen aus Meinung des ehemaligen Lehrers ist in Darmstadt ehemaligen Thomaner geben zwischen der Originalnotation, ein Comedian- Fragen der Stimmtechnik und -pflege 80 und 110 Konzerte pro Jahr. Nicht Harmonists-Programm, Schütz-Exe- nach wie vor immens wichtig für Wolfram nur in Deutschland. 2008 standen die quien und weihnachtliche „Ausflüge“ Lattke: Für ihn ist Prof. Beyer Mentor Lattke in USA, Norwegen, Luxemburg, Schwe- in die Alte Musik. und quasi „Ensemblecoach“, den mitt- Venedig, den, Belgien, Tschechien, Estland, Ein voll gepackter Terminkalender lerweile alle a m a r c o r d ler zum regel- November Frankreich, Litauen, der Libanon und also, der trotzdem noch Zeit lässt mäßigen Stimm-„TÜV“ aufsuchen. 2008 erstmals Irland sowie Japan auf dem für das a c a p p e l l a Fe s t i v a l . 1997 von a m a r c o r d ins Leben gerufen, wird dieses Festival seit 2003 alljähr-

22 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 HMT ALUMNI NACHRICHTEN 42 JAHRE AN DER OPER

Ein weiteres wichtiges „Standbein“ in Lattkes Berufsleben ist neben dem IN LEIPZIG Ensemble a m a r c o r d , dem a c a p p e l - l a Fe s t i v a l Leipzig und einer CD- Firma (ja, CDs produzieren die Jungs natürlich auch!) die solistische Karrie- Professor Hans-Georg Kluge re als Kantaten- und Oratoriensänger. Zuletzt debütierte er im November geht nach 42 Dienstjahren 2008 zusammen mit seinem Bruder unter Riccardo Chailly im Teatro La in Pension Fenice in Venedig neben Sybilla Ru- bens, Sara Mingardo und Konstantin Wolff mit dem Weihnachtsoratorium von eschmack, Stilsicherheit und pianistische Klarheit, das heißt leichtes . Erfassen und gute Spielbarkeit, zeichnen die zahlreichen Klavieraus- Wir dürfen also gespannt sein auf Gzüge aus, die Hans-Georg Kluge für den Bärenreiter-Verlag erstellt Wolfram Lattkes neue Projekte – mit hat, das sind von Mozart der Don Giovanni, der Idomeneo und die Finta semplice, von Beethoven der Fidelio, von Händel der Oreste und von Haydn Il mondo della luna. Für den Peters-Verlag erarbeitete er den Klavierauszug zum Barbier von Se- villa von Gioacchino Rossini und zu Das schlaue Füchslein von Leoˇs Janáˇcek; der Klavierauszug zu Gustav Mahlers Lied von der Erde liegt in seiner Schubla- de. Aber das alles sind natürlich keineswegs die Haupttätigkeiten eines Stu- dienleiters an der Oper Leipzig, wo Hans-Georg Kluge seit 1965 tätig ist, aber sie belegen seine überragende Professionalität.

In Weida/Thüringen geboren, studierte er an der Hochschule für Musik in Leipzig Klavier und Dirigieren, erhielt 1965 ein Engagement als musika- lischer Mitarbeiter an der Oper Leipzig und dirigierte ab 1978 zahlreiche Repertoire-Werke, so übernahm er von GMD Rolf Reuter u.a. als Debüt Die Sache Makropolus von Leoˇs Janáˇcek, danach Hänsel und Gretel, Die Macht des Schicksals, Zar und Zimmermann, Die Lustigen Weiber von Windsor, Die Banditen von Jacques Offenbach, Die Fledermaus, Der Waffenschmied, Carmen, Nabucco und als letztes Dirigat Jenufa, in der auch die Kammersängerin Siegrid Kehl ihren letzten Auftritt hatte. Seit 1979 ist er an diesem Haus Studienleiter. Er arbei- tete an zahlreichen herausragenden Produktionen mit. Es gibt wohl keinen Sänger des Opernhauses, der nicht den Feinschliff seiner Partie bei Hans- Fotos: privat Fotos: Georg Kluge erhielt. a m a r c o r d und solistisch. Der Termin- Eine ehrenvolle Verabschiedung im Kreise des Ensembles durch den In- plan für 2009 ist jedenfalls schon wie- tendanten des Leipziger Opernhauses – nach einer 42-jährigen verantwor- der randvoll. Zuerst geht es mit a m a r - tungsvollen Tätigkeit am Opernhaus – steht wohl noch aus. c o r d nach Israel, Dänemark, Groß- britannien, in die USA und die Nieder- 1972 erhielt Hans-Georg Kluge einen Lehrauftrag für vokale Korrepetiti- lande. on an der Hochschule für Musik und Theater Fe l i x Me n d e l s s o h n Ba r t - Und doch: Zwischen all den Kon- h o l d y Leipzig und wurde 1996 zum Professor im Lehrauftrag für den voka- zerttourneen gönnt sich Wolfram len Korrepetitionsunterricht in der Fachrichtung Dirigieren und Korre- Lattke zweimal pro Jahr ein bisschen petition berufen. Die jungen Haupt- und Nebenfach-Studierenden profitieren Urlaub. Dann bleibt auch Zeit, den von seinem großen Erfahrungsschatz. Kühlschrank zu füllen. Birgit Hendrich Reiner Kontressowitz

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 23 HMT ALUMNI NACHRICHTEN

Thomas Reiner – Konzertsolist an der Trompete: Ein Kurzporträt

ls Kind beschäftigte er sich Hauptfach Trompete bei Prof. Peter- Jahre am Theater Heilbronn gespielt intensiv mit Astronomie und Michael Krämer an der Hochschule – wechselnde Positionen, aber meistens Amachte mit seinem Spiegeltele- für Musik und Theater Leipzig. Tho- erste Trompete: Ich bin einfach ein ho- skop viele Entdeckungen am nächt- mas Reiner: „In Leipzig habe ich ge- her Trompeter.“ lichen Himmel. Thomas Reiner wollte lernt, hart zu arbeiten. Ich bin jeden Reiner lebt heute wieder in seiner nach der Schule Luft- und Raumfahrt- Morgen um halb sechs aufgestanden, Heimat in Süddeutschland. Er absol- technik studieren. Es sollte dann doch damit ich um sieben Uhr an der Hoch- viert zur Zeit ein Pensum von 40 bis 60 nicht die Reise zu den Sternen werden, schule sein konnte, um mich für mein Solokonzerten im Jahr und hat eine sondern eine Zeitreise durch alle Stil- Zimmer zum Üben einzutragen. Das Dozentur an der Pädagogischen Hoch- epochen der Musik: mit der Trompete. Bläserhaus habe ich als besonders in- schule in Schwäbisch Gmünd inne. Er Als er zwölf Jahre alt war, hörte er spirierend empfunden.“ Auch die Stadt unterrichtet und arbeitet als Dirigent. zum ersten Mal Maurice André in Leipzig mit ihrem großen kulturellen Wichtig ist Reiner, dass der Unterricht einem Konzert in der Stuttgarter Lie- Angebot empfand er als Bereicherung immer ein Prozess ist, von dem beide derhalle. „Das hat mich so fasziniert, und Motivation. Beeindruckend waren Seiten profitieren. „Man lernt sich im- dass ich unbedingt Trompete spielen für ihn die Konzerte im Gewandhaus. mer wieder neu einzustellen und die „Schön fand ich, dass Dinge aus einem anderen Blickwinkel der Hauptfachprofes- zu sehen. Das hilft mir, flexibel zu blei- sor sich wirklich in- ben.“ tensiv mit uns Stu- Das Zweite Brandenburgische Konzert denten beschäftigt hat, von Bach ist Reiners Bravourstück, es dass die Bläserklasse begleitet ihn seit seiner Jugend. Als eine eigene Korrepeti- 17-Jähriger spielte er dieses Konzert torin hatte und ein zum ersten Mal mit dem Schulorche- wöchentliches, internes ster des Gymnasiums. Oft wird er ge- Klassenvorspiel statt- fragt, wie er diese Partie spielen kann. fand.“ So konnte er sei- Seine Antwort: „Ich habe das Glück, ne bläserischen Gren- dass mir die Grundlage gegeben ist. zen austesten und Das Andere ist Üben, ist Arbeit.“ Zur erweitern. „Für mich Barockmusik hat Thomas Reiner eine war es außerdem sehr besondere Affinität, sie ist sein Schwer- interessant, mich mit punkt. Er spielt sie nicht nur, sondern neuen Stilrichtungen hört sie auch sehr gern. „Das ist meine und Komponisten, be- Musik, da gehe ich richtig auf. Die sonders aus Osteuro- Cello-Suiten von Bach sind meine Favo- pa, vertraut zu ma- riten.“ chen.“ Nachdem er In seiner aktuellen CD Baroque sein Vordiplom er- Trumpet Concertos steckt viel Herzblut. langt hatte, ging Tho- Thomas Reiner hat die Werke selbst mas Reiner nach Wei- ausgewählt. „Das sind die Stücke, die mar und schloss 1998 mir wirklich Spaß machen. Seit dieser lernen wollte. Ich habe meinen Eltern sein Studium bei Prof. Uwe Komisch- CD-Veröffentlichung ist mein Leben in den Ohren gelegen, bis sie endlich ke ab. aufregender geworden, weil jeden Tag zugestimmt haben.“ Ursprünglich wollte Thomas Reiner etwas Neues passiert“, berichtet er. Als 16-Jähriger wurde er zunächst Orchestermusiker werden und absol- Juliane Bally Vorstudent bei Prof. Helmut Erb in vierte verschiedene Praktika. Relativ Würzburg und im Anschluss daran schnell wurde ihm klar, dass er kein Student an der dortigen Musikhoch- Orchestertrompeter ist. „Ich glaube, Mehr Informationen unter schule. Anschließend studierte er von kein Arbeitsplatz ist intimer als der www.thomasreiner.com 1993 bis 1995 Orchestermusik mit im Orchestergraben. Ich habe sieben

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Zwei schöne Unterrichtstage mit Kolja Lessing

s gehört zu den beglückenden früher, versteht, was man aneinander line zuhause ist, konnte EMomenten im Leben, wenn alte hat (oder hatte). So geschehen bei Hinweise geben, die ge- Freundschaften nach Zeiten des unter- uns am 5./6. Mai 2008 beim Besuch meinhin nicht leicht erhält- brochenen Kontaktes zu neuem Leben unseres geschätzten ehemaligen Kolle- lich sind. Eindrucksvoll erwachen und man, unter einem mög- gen Kolja Lessing, der nunmehr als war auch seine praktische licherweise ganz anderen Aspekt als Professor in Stuttgart wirkt. Demonstration am Instrument, wies Um es vorweg ihn doch diese als Geiger von hoher zu sagen: Der Mei- Qualität aus. Und wo Bedarf bestand, Kolja Lessing sterkurs war musi- konnte man auch den Pianisten Kolja (am Klavier) kalisch, aus musik- Lessing erleben. Der Klavierpart einer spielt mit historischer Sicht Sonate von Brahms oder die Begleitung Young-Mi Bae und auch im des Violinkonzertes von Mendelssohn Hinblick auf die wurde von dem auch als Konzertpia- technischen Hilfen nist tätigen Kollegen mit Bravour über- höchst lehrreich nommen. und auf beeindru- Nach diesen Tagen wusste man, dass ckendem Niveau. Kolja Lessing mit dem diesjährigen Kri- Prof. Lessing, der tikerpreis Musik zu Recht ausgezeich- neben dem gän- net wurde. Ein weiterer Meisterkurs gigen Repertoire ist für das Jahr 2010 vorgesehen. auch in der weni- Roland Baldini, Prof. Violine/Kammermusik ger bekannten So- loliteratur für Vio-

Beethoven und Händel in der Blackbox und der Petri-Schule Projekt der FR Schulmusik

m Sommersemester 2008 traf sich ne Dolderer (Klasse Brett Austad) c a n t o r u m Leipzig unter Idas Collegium musicum der Fach- vom Dirigentenpult aus geleitet. Leitung von Philipp Ame- richtung Schulmusik neben der Auf- Des Weiteren waren in diesem Kon- lung auf. führung von Liebe ist von Manuel Buch zert eine Sinfonie von Johann Chri- Trotz des sehr schwül- zu einem weiteren, dieses Mal zwei stian Bach sowie zwei Alt-Arien aus heißen Wetters war der Konzerte umfassenden Projekt. Die Julius Cäsar von Georg Friedrich Hän- Saal gut gefüllt. Das Publikum dankte Vorbereitung lag in den Händen von del zu hören. Solistin war hier Franzis- den jungen Musikerinnen und Musi- Brett Austad und Konstanze Beyer. ka Schacht (Klasse Andreas Sommer- kern sowie den Sängerinnen für das Am 30. Mai 2008 erklangen in der feld). Das Collegium spielte diese sehr schöne und ausgewogene Konzert Blackbox im Dittrichring die Roman- Werke ohne Dirigenten und konnte mit anhaltendem Beifall. zen F-Dur und G-Dur für Violine und die Erfahrungen aus dem Barock- Einmal mehr stellten die Studen- Orchester von Ludwig van Beethoven. musikprojekt des Wintersemesters ein- tinnen und Studenten der Fachrich- Die Solistinnen waren Viola Rötzsch bringen. tung ihr großes musikalisches Können und Judith Wicklein (beide Klasse Die Wiederholung des Konzertes und Engagement unter Beweis. Konstanze Beyer). Viola Rötzsch legte fand am 31. Mai 2008 im Beethoven- Der Abend klang dann mit einem im Rahmen dieses Konzertes einen Teil saal der Aula der Petri-Schule Leipzig gemeinsamen Beisammensein im Volks- ihres Examens im Hauptfach Violine statt. Zur Ergänzung des Programms haus fröhlich aus. ab. Beide Werke wurden von Marian- trat der Mädchenchor der Sc h o l a Konstanze Beyer, LA Violine, FR Schulmusik

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Bayreuth- Stipendiaten 2008 gekürt

um 16. Mal vergab der Richard- ZWagner-Verband Leipzig e.V. in Kooperation mit der Richard-Wagner- Stipendienstiftung Bayreuth ein Sti- pendium an Studierende der HMT. Am 14. Mai 2008 wurden im Rektorat die Urkunden an die dies- jährigen Stipendiaten Ji- Su Park (Gesang), Andre- as Reuter (instrumentale Korrepetition) und Sarol- ta Turkovi´c (Klavierkam- mermusik/Liedgestaltung) im Beisein des Vorstandsvorsitzenden des Richard-Wagner-Verbandes Tho- mas Krakow und Vorstandsmitglied Eleonore Petzoldt, des Rektoratskolle- giums und der Hauptfachlehrer Prof. Hans-Georg Kluge und Hendrik Bräunlich übergeben. Das Bayreuth-Stipendium ermög- lichte den kostenlosen Besuch von Opern-Aufführungen im Festspielhaus Bayreuth im August 2008. Damit knüpft die Förderung an einen Gedan- ken Wagners an, der die Festspiele für jedermann kostenlos zugänglich ma- chen wollte.

Wie es den drei Stipendiaten im Au- gust in Bayreuth gefallen hat und wel- che Eindrücke sie mit nach Leipzig genommen haben, lesen Sie im Bericht „Einmal Bayreuth – Dreimal Wagner“ in diesem Journal auf Seite 50 f.

Foto: Prof. Robert Ehrlich, Ji-Su Park, Andreas Reuter, Sarolta Turkovi´c, Eleonore Petzoldt, Thomas Krakow (v.l.n.r.)

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Meisterkurs mit Simon Estes vom 19. bis 21. Mai 2008

imon Estes, was kann man über wöhnlich warmen und positiv motivie- Credo und wohl wichtigstes Anliegen einen echten Weltstar wie ihn renden Art. Den größten Wert auf war es, den allzu schnell Voranwol- Snoch sagen? Er ist schon zu Leb- musikalische Ausgestaltung und Text- lenden zur Geduld zu raten. Der Mut zeiten eine Legende und einige wenige ausdeutung legend, bewies er, welch zu „einem diplomatischen Nein“ sei ei- Zeilen können seinem Lebenswerk große stimmlichen Fortschritte gerade ner der Schlüssel zu einer erfolgreichen nicht im Ansatz gerecht werden. Seine mit solch einem Herangehen sofort und vor allem langen Karriere. Bühnenerfolge sind zahllos, einige wa- möglich sind. Das scheint manchem Er machte Mut, auch durch Tiefs zu ren darüber hinaus bahnbrechend. Um vielleicht ein selbstverständlicher An- gehen, nicht zu verzagen, wenn Ent- nur zwei zu nennen: Er war der erste satz zu sein, aber wie schwer es doch all wicklungen unerwartete Richtungen farbige Sänger mit seinem Holländer in zu oft ist, weiß auch jeder, der sich in- nähmen und vielleicht sogar über eine Bayreuth 1972 und er war der erste tensiv mit dem Singen auseinandersetzt. gewisse Zeit stagnierten. Porgy an der Met. Kein wichtiges Allein durch seine enorme Autorität Besonders erfreulich in diesem Zu- Meisterkurs Opernhaus oder Festival kam ohne ihn und ruhige, kraftvolle Ausstrahlung sammenhang war seine immer wieder in der Black- aus, mit allen großen Dirigenten seiner konnte er manche Türen öffnen, hatte geäußerte Bewunderung und Begeiste- box im Dit- Zeit arbeitete er zusammen. Kein Re- viele hilfreiche Tipps und Tricks parat. rung über das ungewöhnlich hohe sän- trichring 21: pertoire, in dem er nicht in gleicher Alle, die die Chance hatten, seinem Un- gerische Niveau an unserer Hochschu- Simon Estes Weise erfolgreich war. Seine Karriere terricht über den gesamten Kurs zu fol- le. Mehrfach betonte er, wie selten diese arbeitet mit war und ist eine ungewöhnlich lange, gen, konnten einen Pädagogen erleben, grundsätzliche und fundierte Arbeit zu Studierenden denn seit seinem Debüt an der Deutschen der sehr genau wusste, was er tat, der finden sei, die so enorm viel Zeit und Oper Berlin in den 60er Jahren steht er sich nicht an dem festhielt, was den Stu- Geduld und Kenntnis verlange. Zu oft noch immer auf der Bühne. Unzählige dierenden vielleicht noch nicht perfekt und fast überall werde auf kurzfristigen Plattenaufnahmen dokumentieren diese gelang, sondern sich auf das konzen- schnellen Erfolg gesetzt, der dann eben- großartige Künstlerpersönlichkeit. trierte, was auf dem Weg weiterhelfen so schnell wieder verpuffe und in Inzwischen ist er mit seinen Erfah- könnte. So entstand in den Tagen mit schwere Krisen führe. Die Schnellle- rungen auch ein unerschöpflicher Quell ihm eine inspirierende Atmosphäre, der bigkeit der Singerei in einer für junge Sänger geworden. Er unter- sich auch die zahlreichen „fachfremden“ medial bestimmten Zeit be- richtet an verschiedenen Hochschulen Besucher nicht entziehen konnten. Die deute oft viel zu früh das und ist Mentor und Namensgeber ei- Studierenden, die eigentlich keinen Ende mancher vielverspre- niger Stiftungen und Programme in Platz zur aktiven Teilnahme bekommen chenden Stimme. In diesem Amerika, Südafrika und der Schweiz, hatten und dann doch noch zu „ihrer“ Zusammenhang regte er die sich um den Nachwuchs kümmern. Stunde kamen, mögen ein weiterer Be- eine längerfristige Zusam- Nun also Leipzig. Und er besuchte leg für seine offene und positiv helfende menarbeit an, in der man versuchen die Stadt nicht zum ersten Mal, denn Art sein. wolle, Studierende aus Leipzig und unter den vielen Konzerthäusern, in de- Und dann natürlich die Erfahrungen Amerika in gemeinsamen Projekten zu- nen er zu hören war, ist natürlich auch dieses reichen und so erfüllten Sänger- sammen zu bringen. das Gewandhaus zu finden. lebens. Wir hoffen sehr, dass das gelingt an- Aber für ihn als Gesangslehrer war es Immer wieder suchte er in beschei- gesichts seines vollgepackten Kalenders eine Premiere, denn Dank des persön- dener Art und Weise von seinen Erleb- und der vielen Menschen, die seine Hilfe lichen Kontakts von Frau Prof. Jasmin nissen mit Dirigenten, Regisseuren und brauchen und der vielen Projekte, die Solfaghari konnte er für den diesjäh- Sängerkollegen zu berichten, um am er betreut. Und wir sind froh und dank- rigen Meisterkurs der Fachgruppe Ge- guten und schlechten Beispiel Wegwei- bar für die Kraft und Zeit, die er un- sang gewonnen werden. ser zu geben, wie ein sängerischer Weg seren Studierenden geschenkt hat. Von der ersten Minute seines Unter- aussehen kann und wo die Chancen wie Friedemann Röhlig, richts an fesselte er mit seiner außerge- auch die Risiken liegen. Sein größtes Prof. FR Gesang/Musiktheater

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 27 BERICHTE Frauenpower bei Mozart – wie im richtigen Leben auenschild H Fotos: Ralf Ralf Fotos:

er tolle (im Sinne von: verrückte) Tag oder Die Hochzeit des Figaro: Von dieser Komödie des fran- zösischen Autors Beaumarchais war Mozart so angetan, dass er sich von Lorenzo da Ponte ein Opernlibretto dazu schreiben ließ. Die Produktion, die zum Semesterabschluss an der HMT in D der italienischen Originalsprache über die Bühne ging, wurde diesem Titel absolut gerecht: Über dreieinhalb Stunden Spieldauer ging es wahrhaftig toll zu, versprühten die Sänger-Darsteller Vitalität und lebenspralle Energie, gab es keinen Moment Leerlauf und infolgedessen keinen Moment der Langeweile beim Publikum im ausverkauften Großen Saal.

Jasmin Solfagharis Inszenierung trauen“, erklärte Solfaghari in dem In- mutige und eine weise Einstellung, die wollte nach dem Bekenntnis der Regis- terview, das Studierende der Fachrich- keinesfalls von all ihren Kollegen ge- seurin auf die Bühne bringen, „was im tung Dramaturgie für das gut ge- teilt wird, die dem Werk, einem sol- Stück angelegt ist“. Man müsse „dem machte, informative wie unterhaltsame chen Meisterwerk allemal, aber nur Stück – und damit den Figuren – ver- Programmheft geführt haben. Eine zugute kommt. Und in der Tat ist bei

28 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 BERICHTE da Ponte und Mozart al- und auf der Bühne. Aber ‹wa- cellina von Teresa Smolnik les schon im Überfluss ckeln› tut es auch bei gestan- oder die anrührende Gräfin vorhanden, was einen denen Profis hin und wieder. von Anri Sasaki möchte man gelungenen Theatera- Und die große Begeisterung, mit manchem Theaterensemble bend ausmachen kann. der die jungen Orchestermusiker wünschen. Kein Zufall übri- Da gibt es Liebesverwir- unter Leitung von Ulrich Wind- gens, dass jetzt nur Sänge- rungen mit Paaren des fuhr am Werke waren, die Spiel- rinnen erwähnt sind: Bei Mozart ist es wie hohen und des niederen freude und Lebendigkeit der im richtigen Leben – Frauenpower ist an- Standes, die zum Schein Sänger machten kleinere Unge- gesagt! Doch im Rahmen ihrer (vorge- (oder auch nicht?) nauigkeiten mehr als wett. Auge gebenen) Möglichkeiten glänzten auch durchmischt werden, und Ohr kamen dabei gleicher- Christoph Heinrich als schelmisch-char- glühende Leidenschaft, maßen auf ihre Kosten: Ohne in manter Figaro, Ezra Jung als von seinen lodernde Eifersucht, wil- Aktionismus zu verfallen, ließ Hormonen getriebener Graf oder Matthi- de Intrigen, abenteuerliche Verklei- Solfaghari immer etwas stattfinden, as Siddhartha Otto als intrigant-schlei- dungen, absichtliche wie unabsicht- was das Hinschauen lohnte – und zum miger Basilio. Aber auch alle Darsteller liche Verwechslungen – und zu all dem musikalischen Geschehen hinführte. der kleineren Rollen sowie der nicht nur betörend schöne Musik ... Diese Mög- Kein Machtkampf also zwischen Sze- schön singende, sondern auch sinnvoll lichkeiten zu erkennen, auszuloten und ne und Musik, sondern beglückender agierende Chor konnten völlig überzeu- auf der Bühne umzusetzen, sah Solfag- Gleichklang. Und Hut ab vor der Lei- gen. Ein hinreißender Opernabend voll hari als „große Herausforderung“, der stung der jungen Sänger: Solche wun- ungetrübten Vergnügens, dem sich man- sich alle Beteiligten stellten – und das derbaren Rollenporträts wie der un- cher Besucher gleich mehrmals hingeben mit vollem Erfolg. Nur selten gab es gestüm-liebenswerte Cherubino von musste ... Momente, die daran erinnerten, dass Hannah Saskia Schlott, die souveräne Sabine Näher hier noch Studierende am Werke sind, und selbstbewusste Susanna von Ying etwa gewisse Differenzen zwischen Peng, die gar nicht altjüngferliche, (Es gab zwei verschiedene Besetzungen; die dem Geschehen im Orchestergraben sondern kämpferisch gestimmte Mar- Autorin besuchte die Aufführung am 18.6.2008.)

Besetzung: Restauratoren: Aline Kostrewa, Stine Fischer, Isabel Kalis

Gräfin anett Fritsch (13./17./19.06.) Chor: Theresa Arnstadt, Tobias Bader, Jane Böhme, Benjamin Anri Sasaki (14./18.06.) Jan Boresch, Yasmin-Melissa Engelke, Stine Fischer, Britta Glaser, Graf Ji-Su Park (13./17./19.06.) Elisabeth Göckeritz, Dominik Große, Juliane Harberg, Christoph Ezra Jung (14./18.06.) Heinrich, Isabel Kalis, Andreas Krüger, Diana Kuznetsova, Felix Susanna Steffi Lehmann (13./17./19.06.) Pätzold, Paula Rummel Ying Peng (14./18.06.) Figaro Franz Schlecht (13./17./19.06.) Musikalische Einstudierung: Helmut Kukuk Christoph Heinrich (14./18.06.) Korrepetition: Helmut Kukuk, Rainer Koch Cherubino Marie-Luise Dreßen (13./17./19.06.) Musikalische Assistenz: Cheng Jie Zhang Hannah Saskia Schlott (14./18.06.) Italienische Diktion: Elisabeth Sasso-Fruth, Anna Bergamo Marcellina Teresa Smolnik (13./17./19.06.) Julia Dressel (14./18.06.) Regieassistenz und Abendspielleitung: Luise Rabsch Bartolo Jason-Nandor Tomory (13./17./19.06.) Regiehospitanz und Inspizienz: Franziska Kleeberg Matthias Dennerle (14./18.06.) Kostümassistenz/Kostümanfertigung: Lotte Anke, Esther Kavalir, Basilio Simon Wallfisch (13./17./19.06.) Vivien Waneck Matthias Siddhartha Otto (14./18.06.) Maske: Franziska Petersdorff, Wiebke Krestin Don Curzio Matthias Siddhartha Otto (13./17./19.06.) Beleuchtung: Jens Gratzke, Jana Radomski Simon Wallfisch (14./18.06.) Übertitelredaktion: Verena Eitel, Katja Fischer, Lars Gebhardt, Barbarina Julla Schmidt (13./17.06.08) Carolin Seidl, Karolin Tendis, Louisa Terzakis Ying Peng (19.) Übertitelinspizienz: Lars Gebhardt, Carolin Seidl, Louisa Terzakis Paula Rummel (14./18.06.) Übertitel- und Videotechnik: Mathias Bretschneider, Antonio andreas Krüger (13./17./19.06.) Krystian Furmanek, Björn Vondran Peter Waelsch (14./18.06.) Due Donne Stine Fischer, Paula Rummel (13./17./19.06.) Technische Leitung: Roland Bier, Karsten Unger Juliane Harberg, Britta Glaser (14./18.06.) Dekorationsbau: Jörg Hoffmann

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Never walk if you can da n ce Eine Gesprächsrunde mit Prof. Lynnda Curry, Ehemaligen und (Gast-)Studierenden der Hochschule

Never walk if you can dance – wenn das so einfach wäre. Jazztanz Unterstufe bei Prof. Lynnda Curry: Wir schwitzen, aber bleiben souverän, ignorieren den Knoten im Kopf, den Krampf in den Füßen. Wir, das sind die Gäste in den hinteren Reihen, Studierende aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen. Vor zwei Jahren haben sich die meisten von uns zum ersten Mal in den Tanzsaal verirrt, aus Neugierde, Bewegungsmangel oder purem Zufall – und sind geblieben.

Im Juni 2008 präsentierten die Studierenden des Fachgebiets Musical im Rahmen eines Tanzvorspiels die Vielfalt ihrer tänzerischen Ausbildung. Works in Progress II, so der Titel dieses Abends, für den Prof. Lynnda Curry u.a. auch mit vier der Gaststudierenden und Luise Baur (FR Musical) ein kleines Stück erarbeitete. Das Programm war bunt und kurzweilig. Mit Choreographien aus dem Bereich Jazz und Modern Dance (Prof. Lynnda Curry), Stepptanz (Thomas Fletcher), Klassischer Tanz (Zbigniew Szydelko) sowie einigen Eigenkreationen vermittelten die Musicalstudierenden ein schillerndes Spektrum an Themen und Stilen.

Berstend voll war die Black Box, umso nervöser wir Laien. Angehörige und HMT-Studierende sämtlicher Fachrichtungen belagerten die Zuschauertribüne und wollten sich einen Eindruck verschaffen: Wer sind diese Musicalstudierenden, was machen sie? Höchste Zeit zu reden – über den Abend, die Tanzausbildung und uns Amateure.

Carolin Seidl (FR Dramaturgie): Was sind Auf- terschiedlichen Tanztechniken beizu- wollten wir uns den Zuschauern prä- gaben und Inhalte der Tanzausbildung inner- bringen, wie man seinen Körper vor sentieren. Viele können sich nur wenig halb des Fachgebiets Musical? Verletzungen schützt, wie man für die unter der Ausbildung vorstellen. Prof. Lynnda Curry Das Fach Musical Zeit nach der Hochschule gesund und Zofia Pajak (FR Streicher)Genau. In meiner ist immer noch relativ neu an der fit bleibt. Tanzen ist Darstellen mit Fachrichtung weiß kaum einer, dass an Hochschule, es existiert seit Anfang Geist, Herz und Seele. Uns ist wichtig, der Hochschule Tanz unterrichtet wird. der 1990er Jahre. Unsere Aufgabe, dass der Tanz die Geschichte auf der L.C. Wir sind ein bisschen das un- und wenn ich „unsere“ sage, dann mei- Bühne ein Stück vorantreibt und er sichtbare Fach. ne ich damit uns Tanzlehrer, Zbigniew nicht nur zur bloßen Nummer ver- Szydelko, Thomas Fletcher und mich, kommt. Und mit dem Tanzvorspiel C.S. Was für Choreographien haben Sie für ist es, den Studierenden neben den un- („Works in Progress II“, Anm. d. Red.) das Tanzvorspiel ausgewählt?

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L.C. Zum Beispiel ein Stück, dass ich merke ich, dass sie Schwierigkeiten bei lich eine ganz neue Einstel- 1991 für meine damalige Dance Com- Dingen haben, die ich als selbstver- lung zu seinem Körper. pany in Deutschland entwickelt habe. ständlich betrachte. Mir als Lehrerin Hanna Küstner (Universität Anfangs hatte ich noch keine konkrete tut das oft mal gut. Da muss ich meine Leipzig, FR Psychologie) ... und Vorstellung davon, was ich ausdrücken Unterrichtsmethoden öfter aus einem zu seinem Geist. Der Un- möchte und bin erst einmal von der anderen Blickwinkel betrachten, und terricht tut viel fürs see- Musik ausgegangen. Das Lied von das ist bereichernd. lische Gleichgewicht, schafft einen George Michael (They Won’t Go When I L.B. Ich finde das auch wunderbar. wichtigen Ausgleich zur Denkarbeit Go, Anm. d. Red.) allein ist schon sehr Weil wir alle so verschieden sind, der und zum Studium. aufwühlend, und ich habe mich ge- Tanz uns aber verbindet, entsteht eine S.K. Auf jeden Fall war Jazz Dance fragt, was es in mir bewegt, nämlich ganz besondere Gruppendynamik. Vor für mich mit die schönste und wert- tiefe Einsamkeit. Die Choreographie allem im ersten Semester war das un- vollste Zeit an der Hochschule! handelt von drei verschiedenen Men- glaublich, was sich da für eine Energie H.K. Würde es sich nicht so kitschig schen, die sich nicht kennen, die eine entwickelt hat. anhören, würde ich jetzt sagen, dass schlechte Zeit durchgemacht haben. man beim Tanzen viel für das Leben da Trotzdem lassen sie sich von den Um- C.S. An die Gäste: Was war eure Motivation draußen und die eigene Persönlichkeit ständen nicht vernichten und behalten zu tanzen? lernt, aber man kann’s auch einfacher ihre Würde als Mensch. Z.P. Ich wollte schon immer tanzen. formulieren: Ne v e r w a l k i f y o u c a n Als ich nach Leipzig kam, hat mir je- d a n c e … Für die Schlussnummer haben Sie mit allen mand von der Möglichkeit erzählt, Text und Interview: Carolin Seidl, Studierenden eine große Ensemble-Choreo- am Unterricht von Miss Curry Studentin FR Dramaturgie graphie einstudiert. War das kompliziert, 13 teilzunehmen. Dann hab ich sie Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne zu- angebettelt, mitmachen zu dür- sammenzuführen? fen. Manchmal ist es schon L.C. JA! Ich gebe mal an Luise wei- hart, für den Unterricht ter, die war ja an beiden Probentagen früh aufzustehen oder dabei. noch extra Zeit zum Luise Baur (FR Musical) Ich fand das Trainieren zu finden. sehr beeindruckend, was im Proben- L.C. Ja, das ist et- prozess noch alles entstanden ist. Die was problematisch. große Schwierigkeit bei der Arbeit lag Die Gäste kom- einfach darin, dass nie alle Leute men ja nur gleichzeitig bei den Proben anwesend zweimal die waren und Miss Curry immer im Kopf Woche in behalten musste, wer aus welcher den Un-

Richtung auftritt usw. Man konnte terricht, wohingegen die Musicalstu- sich vorher also nicht einmal ein ex- dierenden mindestens acht Unterrichts- aktes Konzept für die Choreographie einheiten die Woche absolvieren. ausdenken. Trotzdem verlange ich von ihnen, dass sie mithalten. Ich weiß, das ist schwer, C.S. Und dabei ist das Ergebnis so stimmig aber machbar. aufgegangen ... Katrin Slezak (Gasthörerin) Die größten

L.C. Da muss ich die Studierenden Schwierigkeiten hatte ich, mir komple- n ce da auch wirklich loben, wie gut sie bei der xe Bewegungsfolgen zu merken und zweiten Probe mitgearbeitet und alle sie dann sofort umzusetzen. Ich bin ge- Schritte behalten haben. Die Arbeit lernte Physiotherapeutin, da zeig ich hat trotz der Anstrengung ja auch das meinen Patienten Schritt für großen Spaß gemacht. Schritt, hab da also einen ganz ande- can you if ren Rhythmus. Tanzen ist oft härter

C.S. Zu den weniger professionellen Tänzern: als Arbeiten, aber es gibt mir neue Im- Never walk Wie machen sich die Gaststudierenden im pulse und Ressourcen. Unterricht? Sarah Kim (FR Bläser) Tanzen hat mir L.C. Es ist angenehm, so diszipli- auch wirklich viel für mein Hauptfach nierte Gäste zu haben. Außerdem Klarinette gegeben. Es hat mich sen- bringen sie neue, andere Impulse in sibler für meine Atmung und meine den Unterricht. Manchmal allerdings Haltung gemacht. Man bekommt plötz-

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Dance < > Musical counting from 1–8, drenched in sweat, There is an old saying, that in a mu- telling the body exactly what to do, sical, we start with the spoken word. B etrachtungen like a drill sergeant on a bad day, and When words are not enough to ex- v o n Pr o f . Ly n n d a Cu r r y receiving the body’s answer, „NO!“ press what one feels, the performer Stiff limbs that want to do anything but breaks into song, and when the emo- bend, and muscles that scream, „stop! tion is too strong for song, the perfor- no more!“ mer dances! hat possesses a person to want to dance? Who, in I repeat, who, in their right mind would Musical theater performers are privi- Wtheir right mind would want to go through this grueling, unending leged to serve three masters: dancing, want to force their body to do so many process??? singing, acting. That means the work- things the body was not created to do? load is now triple that of one who only Why would anyone spend hours prac- Actually, there are thousands and dances, or acts, or sings, but what an ticing the same steps over and over thousands in the world today who are advantage this performer has gained, to and over again, making sure they stand more than happy to do this. Concert express himself through all three medi- tall, with a straight back, shoulders dancers, commercial dancers, and ums! The discipline of singing, the disci- down, head up, eyes focused, feet flat musical theater performers. Through- pline of acting now joins the discipline on the ground. Hours of stretching out the world these people have cho- of dancing. Incorporating all three disci- every single part of the body till the sen dance as their means to express plines is a challenge unique to musical back is limber, and the legs can kick so the inexpressible. theater, a challenge the musical theater high they touch the nose. Hours of performer thrives upon. working in minute detail, reduced to But what about dance in Musical Theater? What role does dance play?

Never walk Never walk can you if n ce da if youn ca walkNever da n ce Christian Scholz (FR Bläser) Ich ha- nehmendes Handwerk und erfordert Vollendung vorgemacht. Das hat die be ein Jahr lang Jazztanz bei Prof. sehr viel tiefgründige, geduldige Ar- Klasse motiviert, „dran zu bleiben“, Curry gemacht, dabei viel gelernt beit. Man baut Selbstbewusstsein auch wenn ihre Anweisungen zum Teil und Spaß gehabt. Mich hat diese auf, lernt den Respekt vor einer wie militärische Befehle wirkten. Mir Kunstform schon immer fasziniert, künstlerischen Betätigung und merkt, ist es nicht immer leicht gefallen da sie Aussagen ohne Worte trans- wie alle Künstlergruppen in ihren „Schritt zu halten“ und den „Befehls- portiert und sehr natürlich ist. Au- verschiedenen Herangehensweisen ton“ zu akzeptieren. Dennoch bin ich ßerdem wollte ich mich fit halten, lange und geduldig an ihrem „Pro- Miss Curry noch immer dankbar für mich sportlich betätigen. Und da wa- dukt“ für die Bühne arbeiten. die wertvollen Erfahrungen. Das Tan- ren mir Joggen und Fitnessgeräte zen hat bei mir mittlerweile einen hö- einfach zu langweilig. Beim Tanzen Daniel Splitt (FR Jazz/Popularmusik, heren Stellenwert als noch vor dem

werden Körper UND Kopf gefor- Gesang) Während meiner Studienzeit, besagten Semester. dert, und man kann sich emotional also von 2001 bis 2007, hab ich ein Se- einbringen. Ich wollte einen Aus- mester lang am Unterricht teilge- Viktorija Kaminskaite (FR Gesang/ gleich zu meinem Trompetenstudium nommen und eine Menge über Musiktheater) Vor zwei Jahren finden und an der „mentalen Fitness“ Bewegung und Körperkontrol- habe ich meinen Abschluss arbeiten, die man als Orchestermusi- le gelernt. Miss Curry beein- als Diplomsängerin ge- ker braucht. Der Unterricht war sehr druckte mich sehr. Sie hat macht und erinnere interessant, hochprofessionell und jede noch so kleine man kommt definitiv an seine körper- Übung mit höchster lichen Grenzen. Tanz ist ein ernstzu- Sorgfalt und in

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Perhaps now the question would be, in knowing that one will never be per- and dance affects society. There is a what possesses a person to want to fect, which is good, because there is a relationship there that cannot be de- become a musical theater performer? coldness in perfection. For the musical stroyed. Dance is a form of communi- To invest the inordinate amount of time theater performer there is a double- cation that transcends cultures, races and energy needed in order to excel in edged sword of frustration and joy, and religions. It takes us out of the three disciplines as opposed to only one? every day, wanting to be better, striving mundane and moves us into an arena to unite the acting, singing, dancing, where the extraordinary happens. I believe there is something deep and falling short. And yet, there is sa- For centuries it has inspired its wat- within the aspiring musical theater tisfaction in knowing that even though chers in so many ways. There is some- performer, that screams for an out- the work today was not perfect, today thing about dance that is so intangible, let, and using one discipline for expres- was better than yesterday, but not as so magical, that in spite of our inability walkNever sion is not enough to satisfy this good as tomorrow will be. It is the to describe how it happens, it can need. Musical theater is a versatile and search, the exploration, the discovery touch us, and speak to our spirit. if youn ca diverse art form that enables the per- that ignites the flame and brings the former to convey his or her thoughts light. Our job as dancers, yea, as perfor- and emotions to the audience in myri- mers is to explore what is offered and ad ways. The performer knows that They gave their all, who could ask for be surprised, be amazed, be inspired da n ce through perseverance, his quest for anything more. but most of all be touched by the beau- excellence draws closer. ty, and the magic, that is called dance. Dance is so much more than just an But the performer never reaches a isolated art form. Society affects dance, Prof. Lynnda Curry, Stellvertr. Studiendekanin final goal, because the goal continually FR Jazz/Popularmusik/Musical changes. There is a strange satisfaction

mich noch mit großer Freude an den Tom Dewulf (FR Musical) Für mich besondere Weise auch anstrengend. Es Tanzunterricht. Ich habe immer noch war „Works in Progress“ eine sehr erfordert andere Vorbereitungszeiten mit gewissen Aufgaben zu kämpfen, an wichtige Erfahrung, weil ich zum er- und -weisen und auch eine andere denen ich damals geübt habe (meine sten Mal auf der Bühne getanzt habe. Konzentration und Energie als zum

Verbeugung vor dem Publikum), aber Das hat mir für die Zukunft viel Stress Beispiel reine Gesangspartien oder Kriesel Karsten Fotos: ein Künstler hat immer einen langen erspart und richtig Spaß gemacht. Ich Schauspielpartien.

Weg vor sich. Der Unterricht hat mir habe erfahren, wie viel man allein mit n ce da damals wichtige Erfahrungen über dem Tanz ausdrücken kann. Selbst un- Körpersprache und deren Ausdruck, ser „Pas de deux“ hat mir gezeigt, dass Disziplin im Alltag, Fleiß, konstante man eine kleine Geschichte erzählen und konsequente Arbeit gebracht. Ich kann. Tanz bedeutet mir seitdem sehr if you ca n you if musste meinen Geist in Einklang mit viel, mehr als nur Tanz. Tanz ist Schau- meinem untrainierten Körper bringen. spiel, Emotion, Kreativität und Kör- Never walk Never walk Ich habe gelernt, dass die Arbeit an perausdruck zusammen. technischer Fertigkeit immer mit künstlerischer Emotionalität, Freiheit Nina Baukus (FR Musical) Für mich und großem Spaß verbunden sein war am einprägsamsten bei der „Works müsste, immer bewusst zu denken und in Progress“-Erfahrung, dass man sich trotzdem in der Gruppe meine eigene tatsächlich nur durch Tanz präsentiert. Persönlichkeit zu zeigen. Die schönsten In unserem Studiengang werden bei und die schwierigsten Momente waren Präsentationen oft die Kombination al- Improvisationen, in denen man nach ler drei Bereiche, Tanz/Schauspiel/Ge- einem Lied von Elton John frei tanzen sang, gefordert, einmal eine reine Tanz- sollte. Man sollte zeigen wie man die präsentation zu haben, war für mich Musik empfindet, z.B. als Sehnsucht, neu. Die Möglichkeit, sich nur Trauer, Erinnerungen. Die Unter- durch Körpersprache auszudrü- richtsstunden haben mein Körperbe- cken, ohne sich hinter Stimme wusstsein geweckt, was mir dann spä- oder Text verstecken zu ter viele Anregungen für meine Arbeit können, ist wichtig und auf den Opernbühnen gegeben hat. natürlich auf eine ganz

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 33 BERICHTE „Reichen Segen gab der Himmel“ Aufführung zu den Mendelssohn-festtagen 2008 an der HMT

ene kurz vor dem Finale immer wiederkehrende Choralzeile aus dem Singspiel Die beiden Pädagogen mag manchem der Hörer J im Inneren nachgeklungen haben bei der ersten Aufführung, in der der zwölfjährige Mendelssohn sich 1821 mit seinem (vermutlich

zweiten) Bühnenwerk präsentierte. Dietrich Jürgen Dr. Fotos:

Foto en vier musiktheatralischen Wer- Dennerle und – als Gast aus der Musi- Pädagogen gilt: Mendelssohn geht den oben: Britta Dken aus Mendelssohns Jugend- kalischen Komödie – Alexander Voigt, Weg eines bekennend klassizistischen Glaser, Ezra zeit ist bis heute nur geringe Publi- denen zur Seite sich als Chor Mit- Romantikers von Anfang an. Die Ei- Jung, Paula kumsresonanz vergönnt. Gerade aber glieder des Thomanerchores Leipzig genständigkeit seines Genies wandelt Rummel Die beiden Pädagogen bezeugen nicht nur und das Ensemble enchore leipzig sich auf diesem Wege, aber sie beglei- (v. l.) fleißige Studien von Kontrapunkt und stellten. Ihnen allen, wie auch der Kor- tet ihn vom ersten bis zum letzten Bachscher Harmonik sowie eine Be- repetitorin Mi Na Park, sei an dieser Schritt. So sei am Vorabend des Men- unten: handlung der Singstimmen, die unver- Stelle noch einmal herzlich gedankt für delssohnjahres daran gemahnt, auch Britta Glaser, kennbar aus der Schule Mozarts her- die wunderbare Zusammenarbeit bei die weniger vertrauten Schöpfungen Simon Wall- rührt; sie sind ein erstaunliches, frühes meiner Einstudierung und die gelun- auf Ohr und Auge wirken zu lassen, fisch, Paula Zeugnis des Originalgenies. Mit Hu- gene Aufführung, die wir auch dem die schon das Signum tragen, welches Rummel mor und filigraner Charakterisierung Westsächsischen Symphonieorchester in der wuchtigen Tonsprache des Pau- (v.l.) der verschiedenen Typen des Stücks zu verdanken haben, das aufmerksam lus man versucht ist, über das Gesamt- und kontrastreichen Ensembles be- den Sängern und meinem Dirigat Fol- werk Felix Mendelssohn Bartholdys schreitet Mendelssohn hier bereits ei- ge leistete. Dem rein konzertanten Ge- zu stellen: „O welch eine Tiefe des gene Wege, die, wie die beiden Final- stus wurde das Werk durch die Regie Reichtums der Weisheit“. nummern, schon den be- von Maximilian Klas mit Johanna Fabian Enders, Dirigent der Aufführung, gnadeten Vokalsymphoniker Scholbach als Assistentin enthoben. Student FR Dirigieren/Korrepetition erahnen lassen. Die zahlreichen Sprechintermezzi So ist erfreulich, dass zu wurden so belebt und angereichert, den Mendelssohn-Festtagen während Arien und Ensembles durch in diesem Jahr jenes Sing- interpretatorischen Witz und die Spiel- spiel eine seiner seltenen begabung unserer Solisten ihre Wir- Aufführungen erlebte. Die Veranstal- kung taten. tung der Fachrichtung Dirigieren/ Der Aufführung des Singspiels vo- Korrepetition der HMT, deren Pro- ran ging die der Sinfonia h-Moll, die jektleitung, Organisation und künstle- zwei Jahre nach demselben entstand: rische Beratung Frau Prof. Gudrun ein virtuoses Werk für Streichorche- Franke höchst dankenswerterweise ster im Duktus barocker Concerti übernahm, fand am 18. September grossi. 2008 im Großen Saal der HMT statt. Diese zehnte der zwölf vollständig Das Solistenensemble bestand aus erhaltenen Sinfonien aus Mendels- Britta Glaser, Paula Sophie Rummel, sohns Jugendzeit zeigte wiederum Simon Wallfisch, Ezra Jung, Matthias exemplarisch, was auch für Die beiden

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Yo u n g Co n c e r t Zur Jury gehörten Dr. Susan Wads- fast 200 Anmeldungen 104 Ar t i s t s Eu r o p e a n worth, Vorsitz (Direktorin von Yo u n g Teilnehmer/innen aus 41 Au d i t i o n s Co n c e r t Ar t i s t s , New York); Prof. Ländern in die Hochschu- Irmela Boßler, Flöte (Leipzig); Ale- le eingeladen. Beim Wett- We t t b e w e r b 2008 xander Chaushian, Violoncello (Lon- bewerb gibt es es keine don); Christiane Edinger, Violine (Ber- Rangordnung und keine festgelegte lin); Joel Shapiro, Klavier (Boston/ Anzahl der ersten Preise. Kriterien der m 6. September 2008 wurden von Leipzig) und Edith Wiens, Sopran Bewertung sind außerordentliche mu- Ader Jury des Yo u n g Co n c e r t (München). sikalische Begabung, Virtuosität, Indi- Ar t i s t s Eu r o p e a n Au d i t i o n s -Wett- Alle Gewinner erhielten 1000 Euro vidualität und die Fähigkeit, eine Kon- bewerbs, der vom 3. bis 7. September und eine Einladung einschließlich Rei- zertkarriere anzutreten. 2008 zum 12. Mal in der Hochschule se und Unterbringung zu den weltwei- Yo u n g Co n c e r t Ar t i s t s In t e r - stattfand, sechs Erste Preise vergeben, ten Finalrunden, die vom 13. bis 16. n a t i o n a l Au d i t i o n s wurde vor 47 die höchste Zahl seit Anfang des Wett- Januar 2009 in New York City statt- Jahren in New York gegründet. Zahl- bewerbs. Die Gewinner sind: Jerome finden. Die Gewinner in New York reiche international renommierte Benhaim (21), Violine (Frankreich), erhalten viele Preise, Konzerte in New Künstler wie die Pianisten Murray Noe Inui (23), Violine (Griechenland), York (Carnegie Hall), Washington Perahia, Emanuel Ax und Jean-Yves Akihito Okuda (23), Klavier (Japan), (Kennedy Center) und Boston sowie Thibaudet, die Streicher Pinchas Zu- Carolina Ullrich (25), Sopran (Deutsch- ausgedehnte Konzertreisen durch die kerman und Alban Gerhardt sowie die land), Guillaume Vincent (16), Klavier USA und eine mehrjährige Konzert- Tokyo und St. Lawrence Streichquar- (Frankreich) und Jiˇri Vodicka (20), vertretung. tette haben ihre Konzertlaufbahn als Violine (Tschechische Republik). Zu- Der Europäische Wettbewerb 1994 Gewinner der „Auditions“ begonnen. dem wurden Frau Ullrich vom Ge- wurde unter der Leitung von Prof. wandhaus zu Leipzig und Herr Vin- Joel Shapiro an der Hochschule ge- cent vom Usedomer Musikfestival zu gründet und findet seitdem stets wach- Der 13. YCA-Wettbewerb findet Konzertauftritten verpflichtet. senden Anklang. 2008 wurden von den 2010 in der HMT Leipzig statt.

„Wir öffnen lediglich die hand der Lieder Schuberts, Schu- Legge, seiner Freundschaft zu Benja- große Pforte für manns, Brahms, Finzis, Quilters und min Britten und der reichen Schar an Bergs nicht nur ein immenses Wissen gestandenen und jungen Sängern (er den König“ über die Lebensumstände der Kompo- entdeckte u. a. Christine Schäfer und nisten, über die Gründe der Auswahl Matthias Goerne), mit denen er bis Liedkurs mit der Gedichte und die Dichter selbst heute zusammenarbeitet, bekannt. Sehr vermittelt. Am erstaunlichsten war schön auch seine Charakterisierung Graham Johnson wohl Johnsons Blick in die Tiefe die- des „Liedbegleiters“: „Wir öffnen le- an unserer ser Musik, ohne sie in irgendeiner diglich die große Pforte für den König, Weise zu verletzen oder ihr etwas auf- das muss ja auch gut Hochschule zusetzen. Mit kleinen nachdenklichen gemacht sein. Ich glaube, Gesten, geschlossenen Augen, mit den das ist etwas ziemlich Bri- om 18. bis zum 21. Oktober 2008 Münzen in seiner Tasche spielend, tisches!“ Vielleicht gibt es Vwurde genauer hingehört … Der schritt er durch den Raum, kritisierte, auch deshalb derart viele Grund dafür war ein Meisterkurs für erklärte, lobte. Danach wirkte alles britische Liedbegleiter. Liedgestaltung bei keinem geringeren freier, ehrlicher und ein Stück weit Das Abschlusskonzert am 25. Okto- als Graham Johnson, vielen bekannt „richtiger“, doch keinem wurde seine ber 2008 fand dann leider ohne Mr. durch seine exemplarischen Gesamt- Meinung aufgedrückt: „Du musst das Johnson statt, der schon wieder reif für einspielungen aller Schubert-, Schu- nicht so machen, aber probier’s doch die Insel und seinen Schreibtisch war. mann- und Fauré-Lieder. Nach einem mal.“ Wer die Lieder gut kannte, wur- Nochmals großen Dank an Graham kurzen Vorsingen am Samstagvormit- de eines Besseren belehrt. Johnson und natürlich Prof. Philip tag – es wurden für die aktive Kursteil- Mit viel Witz und schier unendlicher Moll und der gesamten Fachrichtung nahme 14 Liedduos ausgewählt – be- Energie wurden uns eine Vielzahl von Dirigieren/Korrepetition, dass eine sol- gann am Nachmittag der Unterricht. Anekdoten seines alten Lehrers Gerald che Begegnung ermöglicht wurde. Uns wurde in den nächsten Tagen an- Moore, des EMI-Gründers Walter Martin Häßler, Gesangsstudent

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NACHTRAG I chauspiel- 27. Sommertheater der S studierenden des 2. Studienjahres 2008

„Nach Paris!“ Paris? Auch hier ein Schauspielwettbewerb. –

Vor allem bunte, sehr subjektive Eindrücke sind es, die das Sommertheater 2008 rassi-Museum, jenseits imposante Universitäts- hinterlässt. Diesseits das neuwertige G architektur im Bau, links und rechts moderne Straßenzüge – mittendrin eine grüne Wiese, auf der bald zwei historische Theaterwagen aufeinander prallen. Französisch sprechende Wanderkomödianten, als wären sie soeben aus den Zeiten Louisrdnungstechnik XIV. einge - flogen. Samt erwartungsvollen Zuschauern werden sie mit moderner O n Paris also – Metropole aller Kunst- in das Innere des Museums gelotst – nach Paris, das vorher von zwei motorisierten metropolen – sollen Existenzen gesi- rassi-Innenhof I königlich-bezopften Kulturministerialbeamten u.a. als verlockender Wettbewerbsort chert, Finanzen und Engagements ausgerufen wird. Die Zuschauer werden nun im hinteren, geschützten G vergeben werden. Eine fingierte, lan- Zeugen und Akteure eines fast zweistündigen Panoptikums historischen wie gegen- desweit ausgerufene Show vor dem wärtigen Theaters im Theater. – Ein phantastischer Spielort. König soll den Ausschlag geben. Aber dem Theater so eigen, passieren Dinge außerhalb des Geplanten. Schauspie- ler kommen abhanden. Aus Ruhm- sucht, Liebesleid oder -freud finden sie sich in der konkurrierenden Truppe ein. Besorgte Väter versuchen ihre schauspielernden Söhne vor dem mo- ralischen Verfall zu bewahren. Männer spielen Frauen, Frauen Männer. Ein skurriler König – in Anlehnung an den Sonnenkönig Louis XIV. – erhebt den Daumen oder nicht. Ist seine vermeint- liche Theaterliebe Regierungsplan, Willkür oder Wahnsinn? Im Käfig am Baum hängt der ruhig gestellte Kultur- funktionär, der zu protestieren ver- suchte. Der andere fügt sich zähne- knirschend ins Programm und wandelt die Publikumsbeschimpfung in eine demagogische Publikumsbefragung. Das Publikum glaubt zu entscheiden ... Die beiden Truppen indessen – stell- vertretend die gesamte Zunft, die der aktuellen Kulturpolitik zu Kreuze krie- chen muss – versprühen Herzblut und Leidenschaft, wenn sie sich schlecht und recht, leicht oder gar nicht beklei- det an Ovids Metamorphosen oder an den Begierden heiliger Nonnen aus

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Boccaccios Decameron versuchen. Un- wickeln sie im besten Sinn ihr Stück. mas kaum leistbar! Nicht selten aber erheblich, wer gewinnt. Es obliegt der Ähnlich wie bei Meuterei auf der Bounty bleibt das szenische Warum unbeant- Tageslaune des Despoten, wer das kö- 2004 sind sie Spieler und ihre eigenen wortet. Installierte Figurenbeziehun- nigliche Festengagement bekommt .... Autoren. Improvisationen zu Situatio- gen verlaufen sich, einigen Szenen Wenn überhaupt. Ob es Thalia, die nen, Figuren und zu spielenden „Stü- fehlt die Bindung zum Theatergöttin, ist, die dem Spuk cken“ stehen im Zentrum der Proben- Ganzen. Unzweifelhaft schließlich ein Finale bereitet, klärt je- arbeit. In einer Werkstattwoche im aber ist: Jeder kann sich der für sich. Die trefflich aufgelegten Februar 2008 wird das szenische und seine Geschichte aus der Schauspielstudierenden des zweiten spielerische Gerüst erprobt. Hier for- theatralischen Opulenz Jahrgangs und ihre Kollegen des kom- miert sich das Team und nimmt die mitnehmen. Irritation und pletten ersten Jahrgangs träumen in enorme Herausforderung und Chance Offenbleibendes sind de- einem eindrucksvollen Schlussarran- für Selbständigkeit und Ensemblegeist ren Bestandteile. gement ihre sehr eigenen Zukunftsvi- rückhaltlos an – die bis auf eine Aus- Mehr als bedauerlich ist, dass Stefan sionen – von Ruhm und Erfolg, Musik nahme verlässlich eingelöst wird. Ebeling drei Wochen vor Premiere und Theater, Familie und Beruf, eige- Sommertheater ist neben Kulturan- krankheitsbedingt ausfallen muss. nem Haus und Brennholz. Vor allem gebot vor allem Ausbildung. So ist die Eine phantastisch-irritierende Auf- von beruflichem Gebrauchtwerden! fachliche Begleitung in den Fächern führung. Unbeschadet aller gerade durchge- Sprechen, Bewegung, Tanz und Musik spielten Katastrophen und Unwägbar- für Freiluft-Bedingungen traditionell rre ich nicht, so ist die oft beklagte keiten. Und Tschechows sehnsüchtiges aufwändig. Das dozentische Feedback Ifehlende oder vermisste Zusammen- „Nach Moskau ... nach Moskau ... nach zum Geleisteten ist überwiegend posi- arbeit mit anderen Fachrichtungen der Moskau“ aus Drei Schwestern schwingt tiv: Alle Studierenden legen neben HMT – vor allem Dramaturgie und kräftig mit. szenischer Präsenz und Unverwech- Popularmusik – in vergangenen Jah- Eine sehr phantastisch-reale Story. selbarkeit auffällig an körperlicher und ren zumindest beim Sommertheater sprachlicher Kondition zu. Liebevolle, eine feste Größe, gestaltete Plakate ünfzehn Schauspielstudierende be- im Detail differenziert erspielte Fi- und informative Programmhefte inklu- Fgeben sich ein knappes Jahr lang guren bleiben ebenso im Gedächtnis sive! auf die Spur des an den Molière-Film wie ungebremste Spiellaune, Musikali- Auch 2009 wird das Grassi-Museum der Mnouchkine erinnernden Stoffes. tät, Situationskomik und Präzision in den Leipzigern und seinen Gästen die Unter der Anleitung von Johannes den Ensembleszenen. Tore für das traditionsreichste Leip- Mager (Hochschule der Künste Bern) ziger Sommertheater öffnen! So ist es und Stefan Ebeling (Leipzig) – beide as die Spieler nicht schaffen, ist, geplant! Absolventen der Fachrichtung Schau- Wdas Stück in sich schlüssig zu Prof. Bernd Guhr, FR Schauspiel spiel und durch Sommertheatererfah- machen, eine stringente Aussage zu er- rungen des Jahres 1992 gestählt – ent- spielen. Bei der Ambivalenz des The-

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 37 BERICHTE Vier Wochen auf einen Streich

uch in diesem Jahr öffnete der von den Abriebskräften an Sehnen- Südkorea. Die beiden Namensvetter Musenhain in der Grassistraße scheiden und Geigensaiten, die bei beeindruckten besonders durch ihre A 8 seine Pforten für die vierwö- saisonalen Urlaubszeiten von Arzt musikalische Souveränität, gepaart mit chige Eu r o Ar t s Sommermusikaka - und Instrumentenbauer durchaus ein- einem der Musik adäquaten Empfin- d e m i e . Mehr als 300 junge, talentierte schneidende Planungsänderungen auf dungsausdruck und herausragendem Tasten-, Saiten-, Blas- und Stimmvir- allen Ebenen erfordern. technischen Können im solistischen tuosen von nah und fern sammelten wie auch im Ensemblespiel. In einem sich hier, um sich in die Schule der raglos ist, dass es auch Konzert im Mendelssohnhaus fessel- großen Meister zu bege- Fwährend des 4. Eu r o Ar t s ten sie u. a. mit Johannes Brahms’ So- ben. Auch diese kamen zu Musikfestivals wieder viele heraus- nate für Klavier und Violine d-Moll op. 108 Scharen aus allen Teilen ragende musikalische Spezialitäten zu eine wie gebannt lauschende Zuhörer- der Welt, um den Zöglin- genießen gab: Professorenkonzerte etwa schaft. gen den rechten musika- mit Sabrina-Vivian Höpcker (Konzert- lischen Feinschliff zu ge- meisterin Nordwestdeutsche Philhar- ber auch zahlreiche an- ben. Über 40 öffentliche monie) und Fabio Bidini (Akademie Adere junge Talente wuss- Konzerte in und außer Haus ergänzten der Künste, Berlin) mit Edvard Griegs ten ihr Publikum zu begeistern. Kon- und vervollkommneten diese ergiebige Sonate für Violine und Klavier c-Moll op. 45; zerte, die direkt aus der Arbeit während und arbeitsreiche Zeit und begeisterten Ludwig van Beethovens Kreutzersonate einer Musikakademie erwachsen, ha- ein über die Zeit treues und dankbares interpretiert von Katrin Scholz (Hoch- ben dabei immer ihr ganz spezielles Publikum. Die großzügigen Verhält- schule für Künste Bremen) und Gerald Gepräge. Höchste Konzentration, aber nisse, die die Hochschule für so einen Fauth (HMT Leipzig), Joseph Genu- auch Hektik und Nervosität kriechen derart umfassenden und weitreichen- aldi (Un i v e r s i t y o f No r t h Ca r o l i - tagtäglich und bis zur letzten Minute den Akademie- und Festivalbetrieb n a Sc h o o l o f Ar t s ) mit Johann Se- vor dem Konzert aus jeder Pore der bot, erwiesen sich auch diesmal als ein bastian Bachs Sonate für Solovioline g-Moll Hochschule. Befallen werden jedoch wahrer Glücksumstand. So darf man BWV 1001 sowie die Aufführung der längst nicht nur die Musiker: Was denn auch beim Lenken und Leiten Sonate für Violoncello und Klavier C-Dur op. macht ein Programmplaner, wenn der eines solch großen personalen Appa- 119 von Sergej Prokofjew durch Amit für den Abend weithin angekündigte rates gewisse zehrende Kräfte nicht Peled (Pe a b o d y Conservatory o f Cellist auf irgendeinem – wahrschein- unterschätzen: Jedem sei bei hoch- Mu s i c , JHU Baltimore, USA) und lich durch eine Herde Kühe blo- sommerlichen Temperaturen ein kli- Jan Gottlieb Jiracek (Universität für ckiertem – Bahngleis festsitzt und der matisiertes Zimmer vergönnt; jedem Musik und darstellende Kunst Wien). ebenso wartende Klavierbegleiter sich Organisten eine Orgel zum Üben und Auch die Reihe der Nachwuchskon- fragt, ob vor dem gemeinsamen Auf- jedem die Gelegenheit, einmal im Ram- zerte lieferte so manchen Ohren- tritt wohl überhaupt noch eine Probe penlicht zu stehen. Ganz zu schweigen schmaus: Absolute Favoriten waren zustande kommt ...? Im Falle Chri- der in Leipzig bei Gerald Fauth studie- stoph Pidcocks (Sydney, Australien), rende Pianist Da Sol Kim (19) und der der im letzten Augenblick durch die Violinist Hahnsol Kim (16) aus Seoul/

t was my 2nd time in Eu roar t s he atmosphere in this city is very am very happy to participate in I Fe s t i v a l and again it was a great T helpful to understand the classi- I Eu ro Mu s i c Fe s t i v a l . It was a good experience. I loved every minute in cal music with its old buildings and experience to be able to go to con- this beautiful city of music and the the musicians in the streets. This year, certs everyday and the halls, the practice organization was perfect! Another there was more young artists concerts rooms and professors were very great month to remember!! than last year and it was very good, good. I hope to come next year too. Claire Huangci, Klavier, because you got to see many of your Kyung Nan Ban, Klavier, Klasse Prof. Karl-Heinz Kämmerling own age play and you can learn a lot Klasse Prof. Gerald Fauth, Prof. Choong Mo from it. Kang, Prof. Eunoak Kim Su Yeon Kim, Klavier

38 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 BERICHTE

Die EURO ARTS SOMMERMUSIKAKADEMIE an der HMT Leipzig

Notenseiten vom Pult segel- chen über das klassische Holz-T bis ten. Das Auditorium hinge- zum roten Teppich. Aber man sollte gen hielt ganz gespannt den nicht ungerecht sein, auch Pianisten Atem an. Ganz anders aller- haben ihre Schwachstellen. Sie brau- dings der stattlich-prächtige chen mitunter mehr Licht. Und so ge- Plenarsaal des Bundesver- hörte es auch in diesem Sommer zum waltungsgerichts: Dieser ge- Leipziger Stadtbild, dass dort Teppiche, riet bei dem Programm der Stehlampen und vergessene Noten samt 12 Cellisten aus der Mei- Ständer im Eilschritt hin und her ge- sterklasse Tilmann Wicks tragen wurden. Wie glücklich schließ-

Foto: privat Foto: (HMT Hannover) vielmehr lich der Augenblick, wenn die Türen gewaltig ins Beben. Doch zum Saal zugehen, und das Konzert Schwingtür der Hochschule herein- der Boden war dort dankenswerter- endlich beginnt. Wenn es nur nicht im- wehte, um sich sogleich daran zu ma- weise recht stabil. Die Celli sind ja auf- mer diese Zuspätkommer gäbe, die die- chen, mit Eva Sperl (HMT Leipzig) grund ihrer raumgreifenden Gestalt se wohlige Ruhe empfindlich stören ... Edward Elgars Violoncellokonzert e-Moll nicht nur recht unbeugsame Instru- op. 85 zu präparieren, wurde diese Un- mente. Sie haben zudem die Tücke an u r o Ar t s So m m e r m u - gewissheit mit einem sehr gelungenen sich, im ungünstigsten Augenblick ihre E sikakademie – vier Wo- Konzert im Schumannhaus belohnt. Stachel derart rabiat auszufahren, dass chen auf einen Streich: Ein herzliches Überdies haben die Klavierbegleiter entweder das Spiel unmöglich wird Dankeschön an alle, die diese interna- (Eva Sperl, Alexander Meinel, Misa oder aber sich die denkmalswürdigen tional turbulente, arbeits-, stimmungs-, Kanuma, Sarolta Turcovi´c) bei den Bodenbretter bedenklich aufbäumen. musik- und begegnungsreiche Zeit er- etwa 200 Streichern, Bläsern und Sän- So bedürfen Cellokonzerte vor allem möglicht und mit Rat und Tat, Leib gern der diesjährigen Sommerakade- an authentischen Musizierstätten wie und Seele oder Mann und Maus unter- mie wieder eine Mammut-Arbeit lei- dem Mendelssohn- oder Schumann- stützt haben! sten müssen, denn die Repertoire- und haus besonderer Fürsorge – oft sehr Auf ein Neues im nächsten Jahr! Terminwünsche waren breit gefächert. zum Verdruss der gestressten Veran- Anna-Barbara Schmidt, Assistentin Eu r o Ar t s Wie praktisch also, wenn sich vier jun- staltungsassistenten. Denen obliegt es ge Geiger aus der Klasse von Edward dann, zum rechten Augenblick mit ei- Zienkowski (Universität für Musik ner delikaten Auswahl an allseits stüt- Informationen und Anmeldung unter und darstellende Kunst Wien) sich zend- und schützenden Maßnahmen www. euroarts.kr selbst genügen und das hinreißende zur Stelle zu sein. Die Designwünsche Quartett von G. Bacewicz ganz unter seitens der Musiker können sich dabei Der Kammermusikkurs im Rahmen der sich einstudieren. Die Überzeugungs- als sehr weitreichend erweisen: vom Eu r o Ar t s So m m e r a k a d e m ie wurde duch kraft und der energische Schwung gin- kleinen, dezenten schwarzen Klötz- eine großzügige Spende der Sparkasse gen dem Ensemble selbst dann nicht Leipzig möglich gemacht. aus, als dem Primarius die einzelnen

t was an unforgetable experience to ’ai aprecié beaucoup le niveau artis- usually don’t go to concerts that I participate in the Eu ro Mu s i c Fe s t i - J tique des professeurs et des concerts, I often but here I could go every v a l . With extraordinary high quality pour ma première participation – day, so I was really happy! I loved of professors and participants, also l’organisation d’Eu ro Ar t s et l’ama- the ambience in the practice rooms! the welcoming environment and staff, bilité des organisateurs aussi. Stone buildings are great! And I really Eu ro Mu s i c Fe s t i v a l is a very success- Davide Perrone, Klavier, Klasse felt that I need to learn German. All ful Music Festival. Prof. Aquiles Delle-Vigne the staffs in Euroarts are very kind Stanley Yeong, Violoncello, and nice. Klasse Prof. Maria Kliegel So Jin Jeong, Klavier, Klasse Prof. Gerald Fauth, Prof. Choong Mo Kang, Prof. Eunoak Kim

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 39 BERICHTE Warmup oder: Das Gegenteil von Kåltstårt

Nach dem ach fast zweijährigem Bemü- Konzert am hen konnten wir im Oktober 16.10.08 N2008 zwei Dozenten aus Oslo, die über das Europäische Er a s m u s - Programm eingeladen waren, in Leip- zig begrüßen: Frau Aline Nistad, seit 1979 Soloposaunistin des Os l o Ph i l - h a r m o n i c Or c h e s t r a , der bedeutend- sten Orchesterstelle des Landes, und Herrn Prof. Jan Fredrik Christiansen,

langjähriger Solotrompeter Brandt undhild

des gleichen Orchesters und G Foto: Professor an der Musik- hochschule Oslo. Seit sei- eine sehr entspannte Art die tägliche wurde, verteilt über drei Tage, Einzel- ner Pensionierung spielt er Arbeit mit dem Instrument beginnen unterricht für alle interessierten Stu- freischaffend als Solist und lässt. Diese Stunde war ein Angebot denten angeboten. Aushilfe in verschiedenen norwegi- an alle Blechbläser, da sich das Buz- Nach einer Mittagspause traf man schen Orchestern. zing-Programm von James Thompson sich nochmals für vier Stunden am Der Kurs begann am Montagmor- erwiesenermaßen von allen Blechblä- Nachmittag, um das Konzertprogramm gen mit der Vorstellung des von beiden sern erfolgreich nutzen lässt. für Donnerstagabend, den 16. Okto- Gastdozenten schon lange praktizier- Danach teilte sich der Kurs in Trom- ber vorzubereiten. ten Einblasprogramms, welches auf peten- und Posaunenklasse auf. Es Am Konzertabend erklangen dann im Großen Saal der Hochschule aus- schließlich Werke norwegischer Kom- ponisten: Berlin, Grieg, Hovland und Am 23. Oktober 2008 besuchten Dr. Herbert Lembcke und Frau Nysted. Das Programm bot einen sehr Anne-Marie Johansson Lembcke von der a d infinitum f o u n d a t i o n guten Querschnitt durch die norwe- (/Lübeck) die HMT. Anlass war ein Konzert der gische Musik aus drei Jahrhunderten. Unsere Gastdozenten konnten wir da- Stipendiaten der musikalischen Fachrichtungen, die in bei auch solistisch erleben. diesem Studienjahr von der Stiftung finanziell unterstützt Das klassische Trompetenkonzert werden: von Johann Daniel Berlin (1714–1787) wurde von Prof. Christiansen mit Hye-Won Gwag – Orgel (Klasse Prof. Stefan Engels) bewundernswerter Lockerheit und Da Sol Kim – Klavier (Klasse Prof. Gerald Fauth) Musikalität vorgetragen. Bei Cantus V Antonio Lucaciu – Saxophon (Klasse Michael Arnold) von Egil Hovland (*1924) genossen Ji-Su Park – Bariton (Klasse Prof. Jeanette Favaro-Reuter) alle Hörer den phantastischen, weichen Juri Artamonov-Perekalsky – Jazzklavier (Klasse Prof. Richard Beirach) und sehr differenzierten Sound, den Paula Rummel – Sopran (Klasse Prof. Regina Werner-Dietrich) Frau Nistad mit Begleitung der Orgel Karoline Schulze – Violine (Klasse Prof. Mariana Sirbu) (Hye-In Um, Klasse Prof. Engels) ent- Marius Urba – Violoncello (Klasse Prof. Peter Bruns) wickelte. Ganz andere Klänge bot das Stück Re- Im Kammermusiksaal erklangen Werke von Beethoven, Buxtehude, Donizetti, quiem für neun Blechbläser von Knut Mozart und Wayne Shorter sowie Eigenkompositionen von Juri Artamonov- Nysted (*1915). Sehr beeindruckend war Perekalsky. Da Sol Kim und Karoline Schulze waren durch Wettbewerbs- bzw. der abschließende Trauermarsch von Ed- Konzertverpflichtungen im Ausland an einer Teilnahme an diesem Konzert ward Grieg in einer Fassung für zwölf verhindert, konnten jedoch in den folgenden Wochen in Solokonzerten mit dem Blechbläser und zwei Schlagzeuger. Hochschulsinfonieorchester ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellen. Der Abend klang gesellig im Lokal „Protzendorf“ aus, besonders schön,

40 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 BERICHTE

Eine Woche ERASMUS-Austausch mit Dozenten von der Norges musikkhøgskole

dass Dank der unermüdlichen Arbeit von Frau Prof. Gunhild Brandt und Frau Heike Bronn einige Alumni unter den fachsimpelnden Blechbläsern be- grüßt werden konnten. Bis zur Abreise am Sonntagnach- mittag lag nun ein Kulturmarathon vor den beiden sympathischen Gastdo- zenten. Dazu gehörte eine Reise nach Markneukirchen, der Besuch der Ed- vard-Grieg-Gedenkstätte in der Tal-

straße und des Museums für Musikin- Christiansen Fredrik Jan Fotos: strumente im Grassi sowie der Besuch eines Gewandhausorchester-Konzertes They really did well in the concert and noch kein Druck ausgeübt. Sowohl die links: Jan unter und eines MDR- I very much appreciated their attitude Einzelunterrichte als auch die Ensemble- Fredrik Sinfonieorchester-Konzertes unter der and discipline.” proben zeichneten sich durch guten Christiansen Leitung von Gilbert Varga. Sebastian Krause, LA Posaune Willen, Spaß am Spielen und guten Un- und Aline Tief beeindruckt, inspiriert und dank- terricht der beiden norwegischen Do- Nistad bar traten sie ihre Heimreise an. zenten aus. Ich denke, ich spreche für Nach wenigen Tagen erreichte uns ine Woche Posaunenunterricht – alle Beteiligten, wenn ich sage, dass die- eine E-Mail von Frau Nistad, aus der E das klingt erst einmal nach Stress. se Woche eine wertvolle Erfahrung so- die folgenden Passagen stammen: „We Aber schon am ersten Tag wurde ich wohl in menschlicher als auch in fach- had a great time in leipzig … quite a eines Besseren belehrt. Durch eine ent- licher Hinsicht war. culture shock, with the history and tra- spannte Atmosphäre, die sowohl von Julia Nagel, ditions of your region … I hope your den Dozenten als auch den Studenten Posaunenklasse Sebastian Krause students enjoyed the week as we did! ausging, wurde viel erreicht, aber den-

Meisterkurs Blockflöte m 8. und 9. November 2008 war Zum Abschluss des A der dänische Blockflötist und In- Kurses verwandelte sich mit Nikolaj Ronimus strumentenmacher Nikolaj Ronimus der Raum des Geschehens zu Gast an der HMT. kurzerhand in eine Block- Im Rahmen eines von der Fachrich- flötenwerkstatt, in der Ni- tung Alte Musik organisierten Meister- kolaj Ronimus sein beeindruckendes kurses referierte er über seine sehr Können bei der Reparatur und Nachin- Nikolaj profunden Ideen zur Klangerzeugung tonierung von Blockflöten unter Be- Ronimus und -gestaltung auf der Blockflöte. weis stellte. Nach diesem spannenden, mit zahl- Auf Wunsch nahm er an Instru- reichen akustischen Beispielen ange- menten ein komplettes Revoicing vor reicherten Vortrag unterrichtete er – d.h. er modifizierte die klanglichen Studierende der HMT. Eigenschaften der ihm vorgelegten Seine sehr lebendigen und höchst Blockflöten sofort und auf fantastisch interessanten Einsichten in das Block- sensible und sichere Art und Weise mit flötenspiel stellten sowohl für die wenigen geübten Handgriffen. Studierenden als auch für die Zuhö- Ein gelungenes Wochenende mit rerInnen – unter ihnen etliche Alumni zahlreichen neuen Impulsen. der HMT Leipzig – eine große Berei- Antje Hensel, LA Blockflöte/Methodik, cherung dar. FR Alte Musik

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 41 BERICHTE Perspektiven Perspektiven der der Musikdidaktik Musikdidaktik Tagung der Tagung der FR Schulmusik FR Schulmusik

om 30.10. bis 1.11.2008 lud und Voraussetzungen –, angefangen Prof. Dr. Christopher Wall- bei den ersten Beobachtungen hin zu Vbaum Kollegen, Studierende, einer den Gegenstand modellierenden Referendare, Lehrer und Interessierte wissenschaftlichen Theorie, insbeson- ein, verschiedene „Perspektiven der dere hin zu einer musikdidaktischen, Musikdidaktik“ kennen zu lernen. Die untersuchte also vielmehr die Beschaf- Referenten – fast alle namhafte Musik- fenheit einer „Taschenlampe“ an sich. didaktik-Professoren aus Deutschland Ähnlich allgemein und vage blieb – hatten die Aufgabe, drei zuvor auf Christine Stöger (Köln). Ihre Betrach- Video aufgezeichnete Schulstunden, tungen richteten sich auf die Bedin- Perspektiven der welche zu Beginn der Tagung allen gungen eines fruchtbaren Verhältnisses Teilnehmern gezeigt wurden, aus ih- zwischen Theorie und Praxis, ja über- Musikdidaktik rem Blickwinkel zu beleuchten, mit haupt auf die Art dieser Beziehung, dem bestimmten Lichtkegel ihrer „Ta- eine Fragestellung, welche vielleicht in Tagung der schenlampe“ den Gegenstand Musik- besonderer Weise das Spannungsfeld unterricht sichtbar zu machen. Ein des Tagungskonzepts widerspiegelt. FR Schulmusik ungewöhnliches und vielverspre- Dabei beschrieb sie Einflussfaktoren, chendes Tagungskonzept. welche sich wie konzentrische Kreise Dass dabei im- bewegend von der konkreten Situation mer nur bestimmte bis hin zu gesellschaftlichen Prozessen Aspekte exempla- aufzeigen lassen. risch herausgear- beitet werden, also Faktoren, die einen guten im Licht erschei- Unterricht auszeichnen nen, und andere unbeachtet blei- Anne Niessen (Köln) hingegen prä- ben, wurde in dem sentierte eine klare Vorstellung und ersten Vortrag von Theorie von gelungenem Unterricht. Ursula Brandstät- Beruhend auf Ergebnissen empirischer ter (Berlin) deut- Forschungen, nahm sie einen Blick- lich. Sie beschrieb winkel der allgemeinen Pädagogik ein, ihren persönlichen welcher den Unterrichtsgegenstand in Weg – die Gedan- den meisten Belangen außer Acht lässt. ken, Überlegungen In dem von ihr vorgestellten Schema

42 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 BERICHTE Perspektiven Per spekti ven der der Musikdidaktik Musikdidaktik Tagung der Tagung der FR Schulmusik FR Schulmusik

spielen die Faktoren der Verarbei- Publikum ihre didaktischen Modelle nicht nur reines Erlernen musika- tungstiefe des Gelernten, die gegebene kontrovers diskutieren. Doch anstatt lischer Techniken sein, sondern sie sol- und benötigte Zeit zum Erfüllen einer eines fachlichen Gesprächs entlud sich len den Schülern auch eben jene musi- Aufgabe sowie der Grad Selbstbe- angestaute Unzufriedenheit aufgrund kalisch-ästhetisch erfüllten Momente stimmtheit des Lernenden die zentrale von unterschiedlichen Erwartungen bieten. Ferner müsse im weiteren Un- Rolle und zeichnen, falls gegeben, gu- an die Veranstaltung. Mancher Prakti- terricht der lehrgangsmäßige Anteil ten Unterricht aus. ker hinterfragte, wie Christine Stöger, wieder aufgegriffen werden, damit die Der Ansatz von Christopher Wall- die Relevanz und Bedeutung einer mu- Schüler die Bedeutung und Anwend- baum (Leipzig) beschreibt eine aus sikdidaktischen Theorie für die Praxis barkeit des zuvor Erlernten erkennen. dem Unterrichtsgegenstand Musik ab- als Lehrer, ja unterstellte gar den Refe- geleitete Bereicherung und Ausdiffe- renten Wissenschaft zum Selbstzweck Sorge tragen für den „erfüllten Moment“ renzierung des Ansatzes von Anne zu betreiben, in gänzlicher Losgelöst- und die „Zukunftsbedeutung des Gelernten“ Niessen, berücksichtigt weniger allge- heit von der Wirklichkeit in Schulen. mein didaktische Kriterien. Im Mittel- Diesen Konflikt zu schlichten war Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck (Mün- punkt der Überlegungen steht hier der Uwe Petersen im Stande. Da er eine chen) hat die Beschäftigung mit den Begriff der ästhetischen Erfahrung, seiner Unterrichtsstunden aufnehmen Schulstunden zu der Frage geführt, ob welche durch die Auseinandersetzung ließ, wurden in seiner Person die Rol- dort tatsächlich Lernen stattfand. Zu- mit Musik, also durch ästhetisch-kul- len als Beitragender und als Teilneh- erst gab er eine Einführung in seinen turelle Praxis herbeigeführt werden mer und Lehrer vereint. konstruktivistisch geprägten Lernbe- kann. Dieser Ansatz entspringt den Der Freitag war als längster Tag der griff, für den Selbstbestimmtheit und Geistes- und Sozialwissenschaften, re- Tagung gefüllt mit zahlreichen Vorträ- Aktivität der Schüler zentral sind. An- flektiert zum einen Aspekte der Inter- gen. Gleich am Morgen ging Werner schließend übte er Kritik an verschie- kulturalität, sucht zwischen objekt- Jank (Mannheim) auf das von ihm denen Aspekten der Schulstunden. So und subjektorientiertem Unterricht zu vertretene Konzept des Aufbauenden sei das Erlernen von Fertigkeiten stark vermitteln und möchte Schulmusik als Musikunterrichts, das in den Schul- vom Lehrer gesteuert und könne daher eigene Kunstform begreifen. stunden teilweise wiederzufinden war, zuspitzend als Erziehung zum Nicht- ein. Er sprach über die Vor- und Nach- selbstdenken bezeichnet werden, das didaktische Modelle mit dem Publikum teile lehrgangsartiger Unterrichtsan- wenig Durchdringungstiefe aufweist. kontrovers diskutiert teile sowie deren Verhältnis zum rest- Darüber hinaus ließen, so Schäfer- lichen Unterricht. Hierbei sei es, so Jank, Lembeck, zu offen gestellte Kreativ- links: Wie in der Planung vorgesehen, en- wichtig für den „erfüllten Moment“ aufgaben einen Mangel an „Anleitungs- Lebhafte dete der erste Abend mit einer Diskus- ebenso Sorge zu tragen wie für die kultur“ erkennen und machten die Diskussionen sion. Die vier Referenten sollten unter „Zukunftsbedeutung“ des Gelernten – Schüler mangels geeigneter Struktur- unter den Einbeziehung von Rückfragen aus dem die lehrgangsmäßigen Anteile sollen hilfen eher unsicher. Zuhörenden

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 43 BERICHTE

Tagungs- teilnehmer sehen sich vor Tagungs- beginn die Zusammen- schnitte der Unterrichts- stunden an

Auf eine wiederum andere Stelle ließ interkulturelle Theorien auf die Schul- reiche Fragen beantwortet und sicher Constanze Rora (Leipzig) in ihrem stunden anzuwenden. So kommt in noch mehr neue Fragen aufgeworfen Beitrag das Licht ihrer didaktischen den Schulstunden historisch und geo- – ein erfülltes und fruchtbares Ge- „Taschenlampe“ fallen: Sie beleuchtete grafisch sehr unterschiedliche Musik spräch. insbesondere Bewegung und Leiblich- vor. Dies führt zu der Frage, was über- keit der Schüler. Der sich im Laufe der haupt die eigene Musikkultur ist und ästhetisch-musikalische Erfahrungen sind Schulzeit entwickelnde und verän- ob fremde Musikkulturen überhaupt unverzichtbar für den Bildungsprozess dernde Körper der Schüler tritt im aus einer Außenperspektive heraus Musikunterricht stärker in Erschei- verstehbar sind. Auch erörterte Doro- Nach der Mittagspause eröffnete nung als in anderen Fächern, insbe- thee Barth die Frage, ob es die Integra- Christian Rolle (Saarbrücken) den sondere beim Singen und Tanzen. So tion der oft im Bildungssystem benach- nächsten Vortragsblock. Er unter- sei in einer Stunde festzustellen gewe- teiligten Schüler mit Migrations- suchte vor dem Hintergrund seiner sen, dass der Lehrer für die Schüler hintergrund eher fördert, wenn man musikdidaktischen Denkweise die nicht akzeptable, „peinliche“ Bewe- deren (musikalische) Andersartigkeit Schulstunden danach, ob sie den Schü- gungen von ihnen gefordert habe. gerade (oder eben gerade nicht) zum lern kreative und ästhetische Erfah- Auch sei in dieser Stunde die Aufgabe Thema macht. rungsräume bieten. Dies sei in unter- eine Bewegungschoreographie zu fin- Dem schloss sich eine weitere Dis- schiedlichem Maße der Fall gewesen: den vor dem Hintergrund der Bedeu- kussion an. Eine Stunde lang bespra- Zum Teil nahmen solche Anteile gro- tung der oft schwierigen Beziehung chen die Referenten das Konzept und ßen Raum ein, zum Teil waren sie zwar der Schüler zu ihrem Körper vom Leh- die Umsetzung des aufbauenden Mu- vorhanden, aber unter stärkerer Kon- rer nicht angemessen eingeführt, be- sikunterrichts, verhandelten über den trolle durch den Lehrer und zum Teil treut und nachbereitet worden. Begriff des Lernens, über die Bedeu- hatte das Musizieren nur eine eher die- tung dessen für das jeweilige Modell nende Funktion zur Verdeutlichung zu offen gestellte Kreativaufgaben und kamen schließlich zur Frage, was fachsystematischen Wissens. Vielfäl- verunsichern Schüler Musik an sich eigentlich sei. Dabei tige Räume für ästhetisch-musikalische stellten sich Schnittstellen und Über- Erfahrungen seien jedoch unverzicht- Der Vortrag von Dorothee Barth lappungen, aber auch fundamentale bar, denn nur als ästhetische Praxis (Hamburg) zeigte eine weitere Per- Differenzen in den Sichtweisen he- könne (schul-)musikalische Praxis für spektive auf, denn ihr Anliegen war es, raus. Für den Zuhörer wurden zahl- Bildungsprozesse Bedeutung erlangen

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und in der Bedeutung für den Bil- Die letzte Diskussion gestaltete sich dungsprozess liege wiederum letztlich zu einem ausgesprochenen Fachge- die Legitimation des Schulfaches Mu- spräch. Wiederum standen die Begriffe sik. Lernen, Bildung und ästhetische Er- Der Bezug, den Wolfgang Martin fahrung zur Debatte. Diese wurden Werner Jank Stroh (Oldenburg) zu den Schulstun- mit einer selbst für den Interessierten (li.) und den nahm, bestand unter anderem in teilweise schwer nachvollziehbaren Christopher der Forderung, dass im Unterricht be- Detailliertheit im Kontext der unter- Wallbaum handelte Musik nicht allein unreflek- schiedlichen Theorien gedeutet. Es in der tiert musiziert werde. Nur im Zusam- wurde klar, dass derselbe Begriff völlig Diskussion menhang mit dem Wissen über das unterschiedlich gebraucht wird. Oft Umfeld einer Musik (wie z.B. den erschwert dies das eindeutige Verste- unten: Entstehungsumständen oder der Text- hen von Theorien und den produktiven Gesammelte bedeutung) und einer Reflexion des Austausch zwischen ihnen. Kommentare Musikmachens könne soziales Lernen Der Samstagvormittag war einem nach Ende und Persönlichkeitsbildung stattfin- Blick über den musikdidaktischen Tel- der Tagung den. Wolfgang Martin Stroh zeigte an lerrand gewidmet, den der Deutsch- einem der in den Schulstunden behan- didaktiker Karl Holle (Lüneburg) lei- delten Musikstücke auf, welche Hin- stete, indem er die vorangegangenen tergründe und Zusammenhänge hätten Diskussionen zusammenfasste und da- eingebunden werden können. Stroh mit in Zusammenhang stehende Positi- erläuterte zudem, wie das Musikstück onen seines Faches vorstellte. Danach mit der von ihm vertretenen Methode gingen drei erfüllte Konferenztage zu der Szenischen Interpretation erarbei- Ende. Die Kommentare aller Beteili- Perspektiven der tet worden wäre. Diese Methode fin- gten lobten nicht nur die gute Vorbe- Musikdidaktik det zunehmend Verbreitung auch in reitung und Durchführung der Tagung der Theaterpädagogik und hat eine ei- durch, vor allem, Christopher Wallbaum gene Interessenvertretung (Institut für und Maya Dolderer. Vielmehr wurde Tagung der Szenische Interpretation von Musik klar, dass die konzeptionellen Ideen, FR Schulmusik und Theater), ist jedoch im Bereich die vom üblichen Ta- der (Schul-)Musikpädagogik nicht un- gungsgeschehen durch- umstritten. aus abwichen, auf frucht- baren Boden gefallen vor allem Jungen zählen waren. Die Idee der auf- zu den Verlierern im Unterricht gezeichneten Schulstun- den als Bezugspunkt für Der abschließende, trotz wichtiger alle Referenten ging weit- Thematik unterhaltsam und pointiert gehend ebenso auf wie vorgetragene Beitrag wurde von Tho- der Versuch, Musikdi- mas Ott (Köln) gehalten. Er ging auf daktiker aus verschie- die Rolle der Jungen in einer der beob- denen „Lagern“ in einer achteten Klassen ein und konstatierte, Konferenz zusammen zu dass ein Großteil der Jungen dieser bringen. Die Verschieden- Klasse zu den Verlierern im Unterricht heit der aufgezeichneten gezählt werden könne. Dies gelte so- Schulstunden machte wohl für die Verhaltensweisen der ebenso wie die von den Jungen als auch für die Art, wie mit Referenten eingenomme- ihnen umgegangen werde. Er erläu- nen, teilweise konträren, terte geschlechtsspezifische Vor- und Positionen deutlich, dass Nachteile, die Mädchen und Jungen die aktuelle musikdidak- im Umgang mit verschiedenen Aufga- tische Landschaft ebenso bentypen des Musikunterrichts haben vielfältig wie spannend ist. und plädierte dafür, in einer heute ver- Simon Stich und änderten Gender-Situation auch und Dirk-Lorenz Matthiesen, gerade die Jungen im Musikunterricht Studenten FR Schulmusik

zu fördern. Stottmeier Wallbaum/Carlo Christopher Fotos:

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Big Bad Wolf nenten, darunter in der Ca r n e g i e Am Ende des Meisterkurses fand das Ha l l in New York und der Wi g- fantastische Konzert – das Recital – von in concert m o r e Ha l l in London. Aus zahl- Jeff Bradetich statt, bei dem auch Herr reichen Rundfunk- und Fernseh- Professor Grabner und sogar einer un- Meisterkurs bei aufzeichnungen ist er ebenfalls serer Studenten, Hans Uhlmann, in ei-

Jeff Bradetich CarloQueitsch Foto: bekannt. Der Gewinner zahl- nigen Stücken mitwirkten. Am eindrucks- reicher Wettbewerbe leitet das größte vollsten war wohl für alle Anwesenden Ausbildungsprogramm für junge Kon- sein oben schon erwähntes Paradestück as Programmheft zum Recital am trabassisten der Welt an der Un i v e r - B. B. Wolf – an apologia, in welchem Bra- D5. November 2008 las sich nicht s i t y o f No r t h Te x a s Co l l e g e o f detich sowohl durch eine musikalische wie jedes andere. Es sollte Musik mo- Mu s i c und gibt Meisterkurse in aller als auch schauspielerische Glanzlei- derner Komponisten er- Welt – wie hier in Leipzig. Jeff Brade- stung die unterschiedlichen und meist klingen, einige davon sind tich war für alle, die mit ihm arbeiten negativen Vorstellungen vom „Big Bad feste Größen wie zum Bei- durften, eine Inspiration. So für die Wolf“ – dem großen, bösen Wolf – mit spiel Astor Piazzolla und Korrepetitorinnen Anja Kleinmichel Musik und Text darstellte und dessen Frank Proto. Aber wer ist und Constanze Smettan, welche uns Natur rechtfertigte. Angefangen vom John Deak, und was soll die ganze Zeit über tatkräftig unter- Wolf im Kindermärchen bis hin zum in der Titel seines Stückes B. B. Wolf – an stützt haben, Herrn Professor Grabner den USA ebenfalls als Wolf bezeichne- apologia eigentlich bedeuten? und vor allem für uns Studierende. ten Macho im Porsche, der sich durch Der Interpret war immer derselbe: Auch der MDR-Kontrabassist Carlo Sätze wie „Hey Baby, what ya doin’ der weltberühmte Kontrabassist Jeff Queitsch (ehemals Student bei uns) here?!“ auszeichnet. Allerdings kann es Bradetich. Es war für uns, die Bass- war beeindruckt. Jeff Bradetich er- keinen Kontrabassabend ohne Giovan- klasse von Professor Frithjof Martin weiterte unseren Horizont mit neuen ni Bottesini geben, und so wurde eine Grabner, eine große Ehre, jemanden musikalischen Ideen und technischen seiner Elegien von dem Meister als seines Formats zu Besuch in Leipzig Tipps. Ganz nach seiner Devise, von letztes Stück des Abends dargeboten. zu haben. In seiner Karriere gab er den Schülern immer noch ein bisschen Peter Hannemann, 3. Semester Kontrabass, über 450 Konzerte auf vier Konti- mehr zu fordern. Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner

Von alten Bassbögen und für alle Studierenden sehr in- konnten. Ein weiteres Highlight war spirierend und lehrreich. Der der Besuch der Werkstatt von Günter gestoampften Kurs endete dann nach vielen Hoyer, der sich auf Bassbögen spezia- Erdäppeln – Uhlmann ans Unterrichtsstunden (wie immer lisiert hat und in dessen Familie seit

Foto: H Foto: tatkräftig unterstützt von un- 1780 Bögen gebaut werden (nunmehr Meisterkurs seren Korrepetitorinnen) mit der Chan- seit acht Generationen). Abgesehen Kontrabass und Exkursion ce, die studierten Werke in einem Klas- von den kulinarischen Köstlichkeiten, senkonzert im Kammermusiksaal der die uns angeboten wurden, waren hier mit Dan Styffe aus Oslo HMT vorzustellen. Ehrwürdig vertrat die Nachbauten von alten Bassbögen Prof. Dan Styffe an diesem Abend Prof. eine Augen- und Ohrenweide. Unter er Meisterkurs mit Frithjof Martin Grabner und über- anderem konnten wir die Kopien der Ddem Kontrabassvirtu- nahm kurzerhand auch die Moderation. Bögen von Dragonetti, Sperger und osen Prof. Bradetich aus Nach den zwei ersten intensiven einen Bach-Bogen betrachten und aus- Texas ist kaum ein paar Kurstagen mit Dan Styffe unternahm probieren. Tage vorbei, schon landet die Kontrabass-Klasse zusammen mit Nach so viel kulturellem und hand- der nächste renommierte den beiden Professoren am Buß- und werklichem Input ließen wir den Tag Künstler am Leipziger Flughafen, um Bettag eine Exkursion ins vogtlän- mit einem Besuch bei den Großeltern eine Woche intensiv mit den Studie- dische Markneukirchen. Die traditio- von Eva Schneider (Studentin in der Drei Ge- renden der Klasse von Prof. Frithjof nelle Musikstadt bot uns wichtige Klasse von Prof. Grabner – Anm. d. nerationen Martin Grabner zu arbeiten. Diesmal Ziele. Prof. Grabner hatte durch seine Red.) ausklingen. Bei selbstgemachtem Bogenbauer ist es Dan Styffe, Solokontrabassist im Kontakte dafür gesorgt, dass die In- „Hähnel mit gestoampften Erdäppeln“ der Fa. Hoyer Os l o Philharmonic Or c h e s t r a und strumentenbauer auch am Feiertag die und einem köstlichen Apfelkuchen mit den Professor für Kontrabass an der Mu- Werkstätten für uns geöffnet hielten. schlugen wir uns noch einmal kräftig, Professoren sikhochschule in Oslo, der im So- Den Vormittag verbrachten wir in der aber gepflegt die Bäuche voll. Styffe und krates-Austausch an unserer Hoch- Meisterwerkstatt Alfred Meyer, in der Michael Neumann, Student Kontrabass, Grabner schule unterrichtet. Die Woche war wir viele Instrumente ausprobieren Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner

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Der schnellste Schulmusiker Bericht vom ersten Wettbewerb

Flügel Teil 6 (von 8) aus John Cages bracht werden. Schließlich ASLSP, für den die Halberstädter Or- wurde von allen anwe- gel-Fassung ca. 50 Jahre braucht, in senden Studierenden und gerade einmal 1’26 Minuten, und zwar Dozenten mit je einer m 18. November 2008 fand im unter Wahrung des Aus- und Eindrucks Stimme geurteilt. Eine ADittrichring erstmals und aus ge- von Langsamkeit! Als vierter kam Lu- Mehrheit votierte für gebenem Anlass sehr kurzfristig ein kas Bugiel direkt vom Fitnesstraining Marco Illgens Gitarrenvortrag, der oben: Wettbewerb statt, bei dem der mit Handtuch und Schweißbändern weniger durch eine originelle Idee und Dirk-Lorenz schnellste Schulmusiker prämiert wur- auf die Bühne. Zwei Assistenten (Da- Inszenierung als durch wirklich Matthiessen de. Vorgegebene Höchstspielzeit: drei rio Stüber und Eric Cipowicz) sorgten schnelles und dabei noch werktreues trommelt Minuten. Der „Willi-Preis“ – so benannt mit einem digitalen Messgerät für die Spiel überzeugte. Es war ein kurzwei- den Goldenen nach seinem Spender, der anonym Überwachung aller Daten. Nach Mas- liger und anregender Abend mit viel Schnitt bleiben möchte – bestand in zwei Ein- sagen, Dehnübungen und diversen Phantasie und Können, Ernst und trittskarten zu einem Konzert von Da- scheinbar notwendigen Maßnahmen Humor, so dass vielfach der Wunsch unten: vid Garrett im Wert von 97 Euro. Der des Pianisten und seiner Assistenten geäußert wurde, den Wettbewerb im Saxofon- Geiger kam bekanntlich mit einem ra- spielte er nach einem kurzen Anlauf nächsten Jahr zu wiederholen. Simon santen Hummelflug (66 Sekunden) ins Cages 4’33 in der Urfassungs-Beset- Prof. Dr. Christopher Wallbaum, Guinnessbuch der Rekorde. Um der- zung auf dem Klavier vom Blatt – in Studiendekan FR Schulmusik artige Virtuosität sollte es bei diesem unter fünf Sekunden! Möglicherweise Wettbewerb allerdings aus zwei Grün- wurde das Stück gleichzeitig auch in den nicht allein gehen. Erstens: Wie Augmentation von einem Pantomimen wäre die Geschwindigkeit einer Po- und zwei Assistenten aufgeführt, aber saune mit der einer Harfe oder eines hier war die Form nicht zweifelsfrei er- Xylofons zu vergleichen? Zweitens: kennbar und die Gesamtdauer von bei- Sollte ein Schulmusiker nicht entspre- nahe fünf Minuten überschritt eindeu- chend seiner Profession auch durch tig die im Wettbewerb vorgeschriebene die Originalität seiner Inszenierung im Höchstspielzeit von drei Minuten. Zum Zusammenhang mit der Begründung Abschluss brachte Dirk-Lorenz Mat- seiner Interpretation gewinnen kön- thiessen eine Interpretation des Bolero nen? Schnell musste die Vorbereitung auf der kleinen Trommel. Matthiessens mit zirka einer Woche für alle gleicher- Interpretation war exakt berechnet maßen sein, so dass diese Art von nach dem von ihm so genannten Prin- Schnelligkeit zu vernachlässigen war. zip der „Äqivalenten-Valenz-Akze- Schließlich traten fünf Kandidaten bzw. leration (ÄVI), einem Verfahren, Teams an. In zufälliger Reihenfolge bei dem der Goldene Schnitt in spielte zuerst Marco Illgen den Klas- mehreren Rechenschritten sik-Schlager Recuerdos de la Alhambra zum Maßstab für die Vor- von Francisco Tárrega auf der Gitarre. tragsgeschwindigkeit und Er begründete die Limitierung seines Gesamtdauer der Interpre- Tempos auf 13 Anschläge pro Sekunde tation wird. Eine durch ihre damit, dass eine noch größere Schnel- Objektivität und Exaktheit be- ligkeit den Anteil der Nebengeräusche stechende Interpretation. In Relation so weit erhöhen müsste, dass das Stück zu einer Standard-Einspielung von nicht mehr dasselbe gewesen wäre. Si- 14‘44 Minuten trommelte er den gol- mon Stich spielte 500 Miles von Chick denen Schnitt des Bolero knapp unter Corea solo auf dem Saxofon in einem drei Minuten. Tempo, bei dem der eine Fuß rasend Ein anschließender „ästhetischer schnell mitwippte – und das waren Streit“ riss die Verschiedenartigkeit statt Viertel die Halben!? Anschlie- der möglichen Kriterien für ein ästhe- ßend spielten Edle Steinmacher und tisches Urteil auf, konnte aber aus Katharina Hampel vierhändig auf dem Zeitgründen zu keinem Abschluss ge-

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Rostock

[ NACHTRAG II ] 19. We t t b e w e r b d e s Schauspielnach w u c h s e s in Ro s t o c k 22. b i s 28. Ju n i 2008

ie Erinnerungen verklären sich: Streitbares fügt sich ein, regt inzwischen mehr an als auf. An den 18 staatlichen Schau- D spielschulen im deutschsprachigen Raum übt sich wieder Normalität für das nächste Treffen im Juni 2009 in Zürich. Nach dem Wettbewerb ist immer auch vor dem Wettbewerb. Und dieser ist nun mal eine wichtige, wenn nicht die wichtigste fachliche Begegnung für alle Schulen, für die Jahrgangs-Stu- dierenden der zumeist höheren Jahrgänge, darüber hinaus Information für Film- und Fernsehagenturen (zunehmend) sowie Theaterleute (abnehmend!). Nicht fleure!). Eine Spur von Sensation und absolutes Novum: Pollesch gibt erst- zuletzt Gewissheit für das Bundesministerium für Bildung und Forschung und mals Texte frei: Studenten der HMT die Ministerien der Bundesländer, die eine Schauspielschule unterhalten, Steuer- Leipzig vom Studio Dresden montie- gelder höchst sinnvoll in den künstlerischen Nachwuchs anzulegen. Jährlich sich ren eine Szenenfolge Zusammenbruchs- wiederholendes Ritual, dies in Begrüßungsreden zu betonen – als müsse der raum – eine irrwitzige Turbokapitalis- drohende Rotstift immer wieder neu verbannt werden ... Seit 1990 erwehrt muskritik – mit clownesken Sand- männchenfiguren nach Texten von sich das Festival des Exodus, wiegt sich dem Vernehmen nach aber seit Mai 2007 Elke Loewe. Die beiden Mentoren des in verbriefter finanzieller Sicherheit. Fachliche und kommunikative Akzeptanz Jahrgangs hatten die Initiative für den stehen außer Frage. Nächste Ausrichter sind Zürich, Leipzig, Wien. Wettbewerbsbeitrag 2008 übernom- men, ebenfalls ein Novum. Die von Rostock ist nach 1999 zum zweiten Was ihr wollt, Büchners Woyzeck, Hor- Olaf Hilliger erarbeitete Szenenfolge Mal vorzüglicher Gastgeber – auch wenn vaths Italienische Nacht, Aristophanes’ des Pollesch-Originals begeistert im es diesmal bei der Abschiedsparty für Lysistrata in Ein-Stunden-Fassungen, April 2007 dreimal in der Blackbox. den kulinarischen Riesenfisch nicht eine Uraufführung Zugvögel – oder set- Ulf Manhenke fügt derselben aktuell reicht. Dafür zaubert die neue Hoch- zen auf szenisch-musikalische (Zü- am Studio als inhaltlichen Kontra- schule für Musik und Theater Rostock rich), szenisch-tänzerische (Akademie punkt die Clowns hinzu. Die Dresdner in den Klostermauern des altehrwür- München, Hannover) bzw. szenisch- müssen ihre Spiellaune – wie 2006 bei dig-modernen Katharinenstifts eine wort-gestische (Hamburg) Beiträge Schade, dass sie eine Hure war in Frank- einmalig stimmungsvolle Atmosphäre bzw. Collagen. Bern provoziert mit ei- furt! – bis zum allerletzten Wettbe- hervor. Juwel einer Kunsthochschule! ner interaktiven Hamlet-Performance werbsplatz aufsparen. Es gelingt ihnen Zudem viel ausklingende Live-Musik von vier Schauspielstudierenden und – denn das Publikum zollt ihrer Krea- nach den Vorstellungsabenden. zu Hauf auf die Bühne strömenden tivität und ihrem Können begeisterten 18 Wettbewerbsbeiträge im Kathari- Zuschauern (Leitung: Johannes Ma- Beifall. Und in vielen spontanen Be- nensaal, vergleichbar mit dem Konzert- ger, siehe Na c h t r a g I). Gespannt ist kundungen – und Publikationen! – und Theatersaal in Leipzig, und zahl- man auf die beiden René-Pollesch-An- werden ihnen die verstandene poe- reiche Spontanangebote auf kleinen kündigungen der UdK Berlin und tisch-politische Botschaft und vor- Probebühnen laden zum (Leistungs-) HMT Leipzig. Pollesch probiert seine zügliche artistische handwerkliche Vergleich – oder auch nur zur Kennt- Texte wie immer selbst aus, die zwölf Fähigkeiten bestätigt ... nisnahme, Zustimmung oder Polemik Berliner(innen) rissen sich um seine Die Jury unter Leitung des nam- ein. Die Schulen bauen auf bekannte Texttiraden „Seid hingerissen von eu- haften Filmregisseurs Andreas Dresen Dramentexte (acht) – u. a. Kleists Fa- ren tragischen Verhältnissen“ (Kom- trifft das Los aller Juroren: Subjektivi- milie Schroffenstein, Shakespeares Sturm, militonen waren zuverlässige Souf- tät. Eine sprechchorartige (selbstän-

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dige!?) Romanfassung – Tannöd von 4 000 Euro Akademie München, 3 000 ten Teilnehmer, wenn es denn einen Andrea Maria Schenkel – der Folk- Euro UdK Berlin. Erwähnenswert die gegebenen haben soll, wieder fröhlich. wang-Hochschule Essen erhält über- Szenenpreise von je 2 000 Euro für Das große Theaterfest wirkt in die Zu- raschend den mit 10 000 Euro dotierten zwei Szenenstudien der HfS Er n s t kunft, zunächst in den Alltag. Max-Reinhardt-Preis, die Zürcher Bu s c h Berlin. Die Versuche der künf- Der technische Leiter unserer Hoch- Hochschule der Künste für das Dop- tigen Schauspieler an Stücken der schule, Roland Bier, war in Rostock pelprojekt Be w egungstheater nach Weltliteratur – noch immer ihr Haupt- nicht nur Gast, sondern vor allem auf- Ovids Metamorphosen und den in jeder geschäft – findet bis auf zwei Solo- merksamer Beobachter. Er wird den Hinsicht herausragenden musikalischen preise keine Würdigung. Eine sich an- Hut auf haben, wenn 2010 in der Gras- Erinnerungsabend You must remember kündigende Trendwende? sistraße der Vorhang für den 21. Wett- this ... den Ensemble-Hauptpreis von Das 19. Theatertreffen deutschspra- bewerb hochgeht. 5 000 Euro plus den von Regine Lutz chiger Schauspielstudierender in Ro- Prof. Bernd Guhr, FR Schauspiel gestifteten 1 000-Euro-Preis der Stu- stock setzt seine spezifischen Zeichen. dierenden. Weitere Ensemblepreise: Die Abschlussfeier macht den enttäusch-

Bayreuth Einmal Bayreuth – Dreimal Wagner

Bericht der drei Studierenden Sarolta Turkovi´c, Ji-Su Park und Andreas Reuter der HMT, die Anfang August als Stipendiaten des Richard-Wagner-Verbandes nach Bayreuth reisen durften

Thomas freuten wir drei uns sehr; doch erst vor Krakow, Ort wurde uns deutlich, dass dies eine Sarolta Erfahrung bedeutete, die wir nicht Turkovi´c, wieder vergessen werden. Die Stadt Ji-Su Park, empfing uns mit ihrer angenehmen Andreas Übersichtlichkeit, und dank der guten Reuter Betreuung durch den Richard-Wag- (v.l.) ner-Verband sowie der angenehmen Unterbringung fühlten wir uns dort sehr wohl. Bereichernd waren auch die Besichtigung des Orchestergrabens auf dem Hügel und die fachkundigen Einführungen in die besuchten Opern. Allerdings hätten wir uns gewünscht, auch einmal hinter die realen und or- ganisatorischen Kulissen schauen zu

Foto: privat Foto: dürfen. Höhepunkt unseres Aufenthalts war ie Klappstühle sind wirklich hart, davon, doch dass es stimmt, wussten natürlich der Besuch von drei Vorstel- Ddie Reihen tatsächlich viel zu eng, wir noch nicht, als wir im Frühjahr da- lungen der Bayreuther Festspiele. und ohne Klimaanlage wird’s definitiv von erfuhren, das diesjährige Stipen- Schon die ganze Atmosphäre im und unerträglich heiß im Festspielhaus. dium zum Besuch der Bayreuther am Festspielhaus beeindruckte sehr. Gehört und gelesen hatten wir zwar Festspiele 2008 zu erhalten. Natürlich Da keine großen Foyers gebaut sind,

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kann man in den Pausen im Freien wandeln und seinen Monatsverdienst DARMSTADT / DONAUESCHINGEN in ein Glas Wasser investieren. Die er- ste Vorstellung mit Wagners Die Mei- stersinger von Nürnberg erlebten die mei- sten Besucher als große Enttäuschung: „So etwas Schlimmes habe ich noch nie gesehen.“ Doch es blieb kaum Zeit Euch, teure darüber nachzudenken, ob der Wert einer Inszenierung proportional zu ih- rem „Verstanden-werden“-Grad ist oder Donauhallen, wie das Publikum auf das völlige Ver- sagen eines Hauptdarstellers reagieren darf. Denn es ging nach einer Führung durch das Festspielhaus am nächsten Abend sofort weiter mit Tristan und Isolde. Diese Aufführung faszinierte alle sehr. Die Sänger und das präzise Orchester musizierten hervorragend, die Inszenierung gefiel als schlicht und passend. Es lag eine knisternde Span- nung in der Luft, obwohl in der Hand- lung ja bekanntlich nicht viel passiert. grüSSen Parsifal am letzten Abend forderte noch einmal unsere Konzentrationsfähigkeit Zwei Studienausflüge im heraus. Es ist zugegebenermaßen als Spannungsfeld von Wolf- wir wieder Zuhörer wirklich anstrengend (und gang Rihm und Neue-Musik- wie muss es erst den Musikern ge- Bingo, Pierre Boulez und Rot- hen?), dreimal hintereinander so große haus Ta n n e n Z ä p f l e : Studieren- Opern zu erleben – und die Publi- de der Fachrichtungen Kompositi- kumsreaktionen darauf: Alte Herren (Ü80), die in Frack und Trillerpfeife on, Streichinstrumente, Gesang und mit dem Vorsatz in die Oper gehen, Schulmusik zog es im Juli 2008 zu den die Parsifal-Inszenierung auszupfeifen. Internationalen Ferienkursen in Darm- Oder wenn nach dem Schlussakkord stadt, im Oktober zu den Musiktagen in der Meistersinger alle Leute „Buh“ brül- Donaueschingen. Ein Erlebnisbericht. len. So eine Atmosphäre war uns bis dato unbekannt! Wir danken dem Richard-Wagner- weijährlich im Hochsommer trifft Die Ferienkurse in Darmstadt ha- Verband Leipzig für all diese Erfah- Zsich die Jungschar des avantgar- ben ihre Aura. Uralte Schwarzweiß- rungen – und natürlich besonders distischen Komponierens und Musi- Fotografien eines 20-jährigen Karl- Herrn Krakow für die persönliche Be- zierens im Hessischen, und gar jeden heinz Stockhausen kurzer Hosen in treuung. Und nicht nur, wenn wir auf Jahres zu Winteranfang lädt der Süd- einem Darmstädter Park liegend, zur einem Klappstuhl sitzen, müssen wir westrundfunk in den Schwarzwald, Linken Luigi Nono mit Schlips und an Bayreuth denken... namentlich die Ortschaft Donau- Kragen hockend, sind Zeugnisse groß- Andreas Reuter, Student eschingen, zum Stelldichein der Neuen er Tage zu Zeiten Konrad Adenauers. instrumentale Korrepetition Musik. Zu geraden Jahreszahlen fin- Keiner der sieben Leipziger Jiyoung (Klasse Prof. Hanns-Martin Schreiber) den sowohl die sommerliche als auch Doo, Karin Wetzel, Arno Lücker, Rai- Sarolta Turkovi´c, Studentin die winterliche Großveranstaltung ner Schöbe, Niklas Seidl, Christoph Klavierkammermusik/Liedgestaltung statt – so auch 2008. (Kompositions-) Goebel und Stefan Beyer hatte zuvor (Klassen Prof. Hans-Georg Kluge, Hendrik Studierende unserer (Ost-)HMT wa- schon einmal die Kurse besucht: Der Bräunlich, Prof. Gundhild Brandt) ren zu beiden Ereignissen mit von der Ruf eilte der Ankunft in Darmstadt vo- Ji-Su Park, Gesang Partie und mischten sich bei „den ge- raus, ließ die Erwartungen wachsen (Klasse Prof. Jeanette Favaro-Reuter) heimbündlerischen Zirkeln der (West-) und die Spannung steigen. Avantgarde“ (LVZ) tüchtig unters Die Kursdauer vom 5. bis zum 20. Volk. Juli wurde begleitet von bestem som-

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links: merlichen Wetter. In einem Schulge- immer wieder die inhaltliche Ergiebig- ardo Moguillansky, dem es glückte, fi- Festivals bäude sowie in dem nachbarschaftlich keit manchen Vortrags auf der Strecke. ligrane instrumentale Nuancen, Klang- bringen gelegenen Musikinstitut fanden für Leider krankte aufgrund von Perso- einstellungen und Geräuschdifferenzie- Musiker Komponisten und Instrumentalisten nalengpässen und Sonderabsprachen rungen zu entfalten: Der Trompeter zusammen: Unterrichte statt, Podiumsgespräche, bisweilen auch die Organisation der erzeugt Spaltklänge und bläst auf zwei Nach einem so genannte „Lectures“ und offene Unterrichte. So zeigte sich der Kom- Instrumenten zugleich, das dynami- langen Tag Proben, gerahmt von allabendlichen ponist Brian Ferneyhough zwar vom sche Level bleibt zumeist gering, das in Donau- Konzertveranstaltungen zwischen So- ersten bis zum letzten Tag zu Konsul- klangliche Resultat ist subtil, der spiel- eschingen lobesetzung und Sinfonieorchester. tationen durchaus bereit, war ob des technische Anspruch virtuos. feilt – im Für Einzel- und Gruppenunterrichte Ansturms dem Gros der Studierenden Enttäuschenderweise stellte sich ge- Sinne des stand den Teilnehmern ein Pool von für die notwendigen Listenplätze radezu Konsens darüber ein, dass ein Wortes – Lehrkräften zur Verfügung, unter ih- (Darmstadt ist relativ stark verschult) Großteil der neuen Werke bei deren der Mainzer nen namhafte Personen des Musikle- nicht verfügbar; Wolfgang Rihm er- (meisterhaft organisierten) (Ur-)Auf- Trompeter bens wie Brian Ferneyhough, Wolf- schien erst in den letzten Tagen (was führungen in der Orangerie oder der Paul Hübner, gang Rihm oder Isabel Mundry. Im seiner Ankunft eine gewisse theatra- Sporthalle am Böllenfalltor nicht über- gemeinsam Kurskalender stellten neben den Vor- lische Wirkung verlieh); und György zeugen konnten. „In den letzten 25 Jah- mit dem trägen die Konzerte einen zentralen Kurtág, stellte sich vor Ort heraus, ren hat sich ein unangenehm gleich- Leipziger Bestandteil dar. Sie fanden zunächst wollte lieber gar nicht unterrichten. förmiger Klang bei den Ensemble- Kompositi- täglich statt, steigerten sich bald auf Überhaupt erwies sich der Personal- kompositionen etabliert“, kann hier ein onsstudenten zwei oder drei pro Tag und endeten im schlüssel als Schwierigkeit: Brauchte junger Komponist (sinngemäß) zitiert Niklas Seidl, letzten Teil der Kurse als nahezu stünd- sich der Trompeter William Forman werden, der solches im November an der licher Konzertmarathon mit im Laufe um nur zwei junge Bläser zu bemühen, 2008 äußerte beim Mu s i k & Ge g e n - mikrotönigen der Kurse einstudierten Teilnehmer- kamen im Kompositionsbereich auf w a r t -Symposium an der HMT Leip- Skordatur kompositionen ab 9.30 Uhr bis – von zumindest 200 Studierende nur etwa zig. Diesen Eindruck teilten offenbar dreier Me- Mittagspausen abgesehen – zum frü- acht Dozenten. viele Darmstadt-Teilnehmer schon im lodikas für hen Abend; um 20.30 Uhr würde oben- Sehr interessant gestaltete sich man- Juli. So erschien noch während der Seidls neues- drein ein offizielles Konzert zum Ta- cher Studentenbeitrag. Werkpräsenta- Ferienkurse im tagesaktuellen Blog tes Werk. gesabschluss folgen. tionen auf dem Podium waren ebenso der Ne u e n Musikzeitung (www. Bei Lectures und Vorträgen, die zu entdecken wie eine Zahl von Kom- nmz.de) ein ironisches „Neue-Musik- mehrmals täglich angesetzt waren, be- positionen, die im Rahmen der Studio- Bingo“ zum Ausdrucken: Wer im Kon- eindruckten kongeniale Dolmetscher, konzerte vorgestellt wurden. So bei- zertverlauf fünf Neue-Musik-Klang- die jedweden Gesprächsbeitrag ins spielsweise das Stück límites für Solo- klischees, die man vor Konzertbeginn Englische oder aus dem Englischen trompete und kleines Ensemble (2005) festzulegen habe, abkreuzen könne, übersetzten. Nichtsdestominder blieb des 1976 geborenen Argentiniers Edu- möge sofort laut: Bingo! schreien; nur

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11.30 Uhr bis um 18.30 Uhr, nur von Kaffeepausen unterbrochen, nachei- nander erklangen. Jedes Ensemble führte vier Werke auf, wobei Konzept war, dass die Ensembles jeweils eine Uraufführung einer anderen Gruppe ins eigene Programm übernehmen. Dadurch hörte man neun Urauffüh- rungen, derer drei im Laufe des Tages noch ein weiteres Mal erklangen: eine einzigartige Konzerterfahrung! Man erlebte den frappierenden Eindruck, wie unterschiedlich ein und dasselbe Stück erscheinen konnte. Sabbia von Haureliano Cattaneo im ersten Kon- zertabschnitt wurde zunächst unter der Leitung Susanne Mälkkis durch hörbare Rufe würden im Anschluss noch Kontakte von Island bis nach das Pariser En s e m b l e In t e r c o n t e m - Mitte: mit Preisen bedacht. Puerto Rico: Die Internationalität der p o r a i n gegeben. Als dasselbe Werk Großes Auf- Grandiosen Eindruck allerdings Ferienkurse 2008 steht außer Frage. dann eine Stunde später zum zweiten sehen um Ihn: hinterließ das Konzerterlebnis des Ar- Mal kam, diesmal unter der Leitung Pierre Boulez d i t t i -Qu a r t e t t s mit den Ferney- uf zu einem zweiten Ausflug in ein Emilio Pomáricos durch das Kl a n g - (83) dirigierte houghschen Streichquartetten zwei bis AZentrum Neuer Musik machte f o r m Wi e n , wäre leicht glauben ge- das Eröff- fünf, das die leidige Frage, ob die le- sich bald wieder ein Enthusiastenkreis wesen, es handele sich um eine völlig nungskonzert gendär rasant-komplizierten Girlan- der HMT, als für ein verlängertes Ok- andere Komposition. in Donau- den und Rhythmen akkurat umgesetzt toberwochenende Jiyoung Doo, Sin- Nicht zuletzt erregten während der eschingen wurden, obsolet werden ließ. Der re- hye Lee, Ben Boresch, Felix Pätzold, Musiktage die Programmpunkte des laxte, virtuose und völlig mühelose Ge- Rainer Schöbe, Niklas Seidl und Ste- israelisch-schwedischen Komponisten rechts: stus der Ar d i t t i s erhielt im Pro- fan Beyer (aus den Studiengängen Dror Feiler Aufsehen. Seine Perfor- Lecture in grammheft seine schwarz-auf-weiße Komposition, Streichinstrumente, Ge- mance eines Soloinstruments zu Video- Darmstadt: Erklärung: „Drittes Streichquartett – sang und Schulmusik) zu den Musik- projektionen singender kolumbiani- Brian Ferney- 99. Aufführung durch das Ar d i t t i - tagen des SWR nach Donaueschingen scher FARC-Rebellen eröffnete die hough und Qu a r t e t t “. Zwar mochte man sich als reisten. Dort ermöglichte das soge- Musiktage, und ein grotesk inszenier- ein Freiburger Student kurz gewundert haben, wa- nannte OFF-Programm ca. 200 jungen ter Musikzug aus mehreren Marsch- Schlagzeuger rum nun das große Aufsehen der Feri- Musikern, für eine vergleichsweise ge- kapellen mit insgesamt drei städtischen kommen ins enkurse zwei Herren um die 60 galt, ringe Kostenbeteiligung sowohl sämt- Müllwagen davor und dahinter wan- Gespräch nämlich Irvine Arditti und Brian Fer- liche Konzerte zu besuchen, in einer derte eines Nachmittags durch die neyhough (beispielsweise die FAZ fo- Jugendherberge untergebracht zu sein Straßen. Eine dezibelstarke Vorfüh- kussierte auf dieses Konzert), wo man und mit einem kleinen Separatpro- rung in der Donauhalle mit einem elek- doch dachte, es handele sich in Darm- gramm (Gespräche mit Komponisten, tronisch verstärkten Kl a n g f o r u m stadt um eine Nachwuchswerkstatt Aufführungsreihe studentischer Werke) Wi e n , lärmendem Müllwagen, Ge- (zumal bei den Veranstaltern nunmehr bedacht zu werden. sangssolisten und noch einmal der zu klären ist, wer für den in den Ruhe- Als Konzerthöhepunkt der Musik- Marschkapelle schloss die Musiktage stand scheidenden Solf Schäfer zu- tage gelten darf die „Ensembliade“: Drei ab: Dem permanenten Fortissimo künftig die Leitung übernähme). Doch europäische Kammerensembles von dieses Festivalabschlusses begegneten letztlich dürften, trotz aller Kritik- Rang, nämlich das En s e m b l e Mo- die Veranstalter mit Ohrstöpseln aus punkte, die Erlebnisse einzelner aus- d e r n aus Frankfurt am Main, das En- Schaumgummi, die präventiv vor Kon- gezeichneter Konzerte, die gesellige s e m b l e Intercontemporain aus Pa- zertbeginn auf jedem Stuhl platziert Sommerstimmung und die schiere Mas- ris und das Kl a n g f o r u m Wi e n aus worden waren. se an Eindrücken überwiegen. Face- Österreich, gestalteten in abwechseln- Stefan Beyer, book sei Dank bestehen auch heute der Reihenfolge drei Konzerte, die von FR Komposition/Schulmusik

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 53 BERICHTE AUSSERHALB

vorarlberg/Österreich Herausforderung von täglich drei Schuber- prallgefüllten Stunden Unterricht vor tiade – einem großen und höchst aufmerk- einzigartige samen Auditorium aus. In Schwarzen- Verbindung berg finden sich nämlich zum Lied- ohenems H

von Kultur H Meisterkurs weit mehr Zuhörer ein als mb und Natur G in Leipzig zu einem Liederabend. „Ich wundere mich sehr, dass Sie bei diesem herrlichen Wetter hier drinnen sitzen, statt nach draußen in die wunderbare Natur zu gehen“, begrüßt morgens um enehmigung der Schubertiade der enehmigung Im Paradies der Lied-Liebhaber G zehn der Meister das zahlreiche Publi- kum – mit gespieltem Erstaunen. Denn Schubertiade 2008 in Vorarlberg/Österreich gerade Schreier ist der Enthusiasmus des hier aus aller Welt versammelten Foto mit freundlicher freundlicher mit Foto Publikums bestens bekannt, das ihn und die Kollegen Fischer-Dieskau, usikfestivals für die ehemals Salzburg der großen, glamourösen Fassbaender oder Ludwig früher eben- kulturarme Sommerzeit er- Oper. Nur folgerichtig bietet die Schu- so feierte wie nun Christoph Prégar- Mfreuen sich stetig wachsender bertiade neben Konzerten mit den füh- dien, Annette Dasch, Matthias Goerne Beliebtheit und werden allerorten neu renden Liedinterpreten der Zeit auch oder Ian Bostridge. Dass der Weg da- gegründet. Auf mehr als drei Jahr- Meisterkurse für die Liedinterpretati- hin weit und steinig ist, macht Schreier zehnte kann indessen die im Vorarl- on an. In diesem Spätsommer hatte den jungen Sängern allerdings unmiss- bergischen beheimatete Schubertiade Peter Schreier, der zu seiner aktiven verständlich deutlich. „Das war schön (www.schubertiade.at) zurückblicken, Sängerzeit zum festen Stamm der gesungen …“ leitet nicht etwa ein Lob, die heute eines der etablierten Festi- Schubertiade-Künstler zählte, zum sondern eine grundsätzliche Kritik ein: vals, eines der wichtigsten für die Meisterkurs geladen – und ein Lied- Für die Oper mag es genügen, schön Kammermusik und sicher das bedeu- Duo der HMT Leipzig war dem Ruf zu singen – für das Lied reicht es tendste überhaupt für den Liedgesang hinauf in die Höhen des Bregenzer- keinesfalls. Erzählen können muss der ist. Sänger wie Publikum werden er- waldes nach Schwarzenberg gefolgt. Liedinterpret, den Zuhörer mit den fasst und getragen von einer unver- Gemeinsam mit ihren jungen Kollegen vergleichsweise mageren Mitteln sei- gleichlichen Begeisterung für dieses aus Weißrussland, Japan, der Ukra- ner Kunst, die kein Orchester, keine vielerorts völlig vernachlässigte Genre, ine, Spanien und Deutschland setzten Szene, keine Kostüme unterstützen, dem hier mit der gleichen Leidenschaft sich Tenor Simon Wallfisch und seine gleichwohl in den Bann ziehen. Voll- gehuldigt wird wie in Bayreuth oder Klavierpartnerin Ayako Tanaka der sten körperlichen und geistigen Ein- satz braucht es da, wie Schreier immer wieder eindrucksvoll demonstriert. Die glückli- Mit dem Tenor aus Weißrussland ar- chen Kurs- beitet er an der präzisen Aussprache, teilnehmer mit dem japanischen Bariton am rich- Simon tigen Ausdruck, mit der spanischen Wallfisch Sopranistin am fehlenden Feuer: „Viel und Ayako zu brav – das braucht mehr Intensität: Tanaka Ihr müsst aus euch herausgehen!“ Mit mit Peter Simon und Ayako steigt er in den letz- Schreier ten interpretatorischen Schliff an der Winterreise ein. Oft unterbricht er, be- harrlich, bis seine Anregungen zum erwünschten Ziel führen. Simon be- sitzt die Gabe, diese sogleich umsetzen zu können; das fällt nicht allen Kurs- teilnehmern so leicht. Doch bei allen ist im Verlauf dieser Kurswoche eine zunehmende Präsenz und Intensität

Foto: privat Foto: erkennbar. Der Besuch der Konzerte

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bringt weitere wertvolle Anregung und nia Kühmeier und Bernarda Fink in die Wanderschuhe umsonst eingepackt Erkenntnis. In dieser Woche bietet höchster Übereinstimmung und An- hat, zieht es auch die Nachwuchssän- etwa Michael Volle einen von großem mut selten zu hörenden Duette von ger immer wieder magisch in den schö- Gestus geprägten Mahler, Michael Schumann, Brahms und Dvoˇrák, Ian nen Dorfsaal zu den großen Kollegen. Schade ein eindringliches Schubert- Bostridge einen durchdachten Schu- Auf der Heimreise durch Bregenz erst Programm, Christoph Prégardien eine mann-Brahms-Abend und Christopher fällt Simon ein: „An den Bodensee leidenschaftliche Müllerin, das hoch- Maltman ein hinreißendes Programm wollten wir ja eigentlich auch mal fah- karätige Quartett Banse-Kirchschla- Johann Wolfgang von Goethe – Ein Leben in ren. Aber dazu sind wir jetzt wirklich ger-Bostridge-Maltman mitreißende Liedern. Ein wahres Paradies für den nicht gekommen …“ Brahmssche Liebeslieder-Walzer, Ge- Lied-Liebhaber! Wie das Publikum, das Sabine Näher

LEIPZIG

Internationale Konferenz zum Thema

it über 60 Teilnehmern aus 16 Braille-Noten erfolgreich beendet Nationen und hochrangig be- Msetzten Workshops war das International Sy m p o s i u m o n Br a i l - die Teilnehmer die verschiedenen Neu- l e Mu s i c No t e s einer der Höhe- erungen medial erfahren und anwenden. punkte im fünften Projektjahr von Da- Als kulturellen Höhepunkt der Ver- Ca p o / BACH – Ac c e s s t o Br a i l l e anstaltung erlebten die Teilnehmer ein Mu s i c in Leipzig. Die Deutsche Zen- Konzert mit Prof. Holm Vogel (Kir- tralbücherei für Blinde (DZB) bot den chenmusikalisches Institut, Orgel) so- passenden Rahmen, Entwicklungen wie zwei Führungen in englischer und Direktor der digitalen Verarbeitung von Braille- deutscher Sprache durch die Instru- Dr. Thomas Noten sowie neue Lernkonzepte für mentensammlung im Museum für Mu- Kahlisch die Braille-Notenschrift aufzugreifen sikinstrumente der Universität Leipzig. zur inter- enehmigung der DZB der enehmigung und mit den anwesenden Experten zu G Die internationale Konferenz ist auch nationalen diskutieren. Auftakt für eine langfristige Zusam- Bedeutung Dr. Thomas Kahlisch, Direktor der menarbeit des Museums mit der DZB. der Braille-

Deutschen Zentralbücherei für Blinde freundlicher mit Foto Die Mitarbeiter des Teams DaCa p o Noten zu Leipzig, eröffnete das Symposium waren sowohl über die inhaltliche vor den Vertretern des Bundesministe- der Behindertenpolitik“, äußerte sich Qualität des Symposiums als auch riums für Arbeit und Soziales, der Uni- beeindruckt zu der Internationalität über die hohe Teilnehmerzahl erfreut. versität Leipzig sowie den zahlreichen des Symposiums sowie der großen Auch in Zukunft werde man die in- Experten aus der ganzen Welt. In sei- Vielfalt der pädagogischen und tech- ternationale Vernetzung der Blinden- nem Redebeitrag machte Dr. Kahlisch nischen Themen. bibliotheken und Blindenschulen be- deutlich, dass sich die DZB Leipzig Christian Waldvogel, Vorsitzender fördern. Die Kooperation soll, wenn es auch in Zukunft weiterhin stark für die des Unterausschusses für Braille-Mu- um die Weiterbildung der Lehrkräfte digitale Braille-Noten-Übertragung in siknoten der Weltblindenunion, zeigte im Umgang mit digitalen Medien geht, Deutschland engagieren will und stell- den hohen Stellenwert der Verbreitung intensiviert werden. Dr. Thomas Kah- te die Besonderheiten des Projekts der Braille-Notenschrift weltweit auf. lisch erläuterte die Wichtigkeit der öf- DaCa p o im Detail vor. Besonders die In den Vorträgen internationaler fentlichen Wahrnehmung für die blin- Effektivierung der Notenübertragung Gastredner wurden Besonderheiten der den Musiker und Musikschüler und sowie die Kooperation der DZB mit Braille-Noten-Produktion in Italien, stellte die zukünftigen Pläne der DZB weiteren europäischen und außereuro- Japan, Polen, Deutschland, USA und Leipzig vor, die Bekanntheit der Brail- päischen Blindenbibliotheken wurden Schweden vorgestellt. Weiterhin wur- le-Notenschrift weiterhin zu steigern, von Dr. Kahlisch hervorgehoben. den neue pädagogische Konzepte der damit mehr blinde Musiker/innen, ins- Mona Sinno, Vertreterin des Bun- Braille-Noten-Vermittlung aus Groß- besondere Kinder und Jugendliche, desministeriums für Arbeit und Sozia- britannien, Neuseeland, Schweden, den davon profitieren können. les Referat Va1 „Gleichstellung behin- USA und Deutschland präsentiert und Juliane Bally, Promotionsstudentin Universität derter Menschen, Grundsatzfragen diskutiert. In vier Workshops konnten Leipzig, FR Musikwissenschaft

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 55 BERICHTE AUSSERHALB

torgau

„Ich werde euch einen Zyklus schauerlicher Lieder vorsingen“ – Schuberts Winterreise als Projekt der FR Schulmusik für Schüler in Torgau

ie Studierenden Ulrike Boldu- richtung, arbeiteten mit den Studie- acht Studierenden trug drei Lieder aus an, Christian Friedrich, Sabri- renden zusammen, um uns so in der der Winterreise vor. Die Klavierbeglei- Dna Höfner, Clemens Kahle, letzten Vorbereitungsphase noch wich- tung wurde von Prof. Frank Peter, Franziska Schacht und Kathleen Dan- tige Tipps und Hinweise mit auf den Julia Bernhardt, Sarolta Turkovi´c und ke der Fachrichtung Schulmusik stell- Weg zu geben. Dabei ergaben sich Clemens Kahle übernommen. Das auf- ten sich in diesem Semester die Aufga- Möglichkeiten, gemeinsam mit den merksame Publikum honorierte den be, Schülern die Winterreise Schuberts Lehrkräften Interpretationen zu hin- Vortrag mit lang anhaltendem Beifall. emotional näher zu bringen, darüber terfragen, zu diskutieren und zu festi- Daran gemessen scheint das Experiment, hinaus sollte das Werk vollständig im gen. Hierbei versuchten wir vor allem eine sehr intime Sicht eines Protagonis- Kammermusiksaal erklingen, bei dem dem Wunsch unserer Lehrenden nach- ten von acht unterschiedlichen Sängern noch Lena Müller, Martina Müller und zukommen, den Liederzyklus nicht als darbieten zu lassen, gelungen zu sein. Susann Sonnenberg mitwirkten. Im Gesamtkunstwerk aus den Augen zu Am 20.11.2008 besuchten wir dann Rahmen dieses Projektes gab es zwei verlieren, was sich bei acht SängerIn- das Johann-Walther-Gymnasium in Wochen vor unserem Liederabend im nen nicht gerade als leicht erwies. Am Torgau. Das Zitat Schuberts „Ich wer- Kammermusiksaal einen kleinen Work- 22.10.2008 fand die Aufführung des de euch einen Zyklus schauerlicher shop für alle teilnehmenden SängerIn- Liederzyklus im Kammermusiksaal statt. Lieder vorsingen“ nutzten wir als Ein- nen und PianistInnen. Vivian Hanner, Bis in die letzte Reihe war der Saal mit gang der Unterrichtsstunde, um zu er- Prof. Andreas Sommerfeld und Prof. Dozenten, Studierenden, aber auch in- reichen, dass sich die Schüler einer Frank Peter, alles Lehrende der Fach- teressierten Gästen gefüllt. Jeder der neunten Klasse in die Thematik der Winterreise hinein fühlen können. Nachdem wir sechs Lieder aus dem Zyklus vorgetragen hatten, wurden die bremen Schüler nach einer Diskussion über den ersten Höreindruck und einem Exkurs in die Romantik in sechs Grup- Aufbruch in die Moderne – pen aufgeteilt. Mit Hilfe einfachster Max-Reger-Forum in Bremen Ausdrucksmittel wie Sprache, Mimik und Gestik sollten die Schüler nun die Das Max-Reger-Forum ist ein Gemein- vorher erklungenen Lieder nachstel- schaftsprojekt der Musikhochschulen len. Die erarbeiteten Gedichte wurden der „Reger-Städte“ Bremen, München und schließlich auf erstaunlich gute Weise Leipzig, die sich gemeinsam der Pflege der dem ganzen Auditorium vorgeführt. Musik des großen Komponisten am Ende Abschließend sollen hier ein paar Hör- des 19. Jahrhunderts widmen wollen. eindrücke der Schüler zitiert werden, Die Teilnehmer von Leipzig waren die die uns merken ließen, dass wir unser Sopranistin Jennifer Porto, die Klarinet- gestelltes Unterrichtsziel erreicht hatten: tistin Sarah Kim, der Geiger Hong-Yeon „Ich fand, das Stück brachte Trau- Kim, die Pianisten der FR Dirigieren/ rigkeit und Melancholie auf eine wun- Korrepetition Mikako Amamoto, Mi Na derschöne Weise dar.“

udrun Franke udrun Park, Ya-En Lee und Volker Krafft sowie „Die Winterreise war sehr gefühl-

Foto: G Foto: die Professoren Gudrun Franke und voll. Es war mal traurig und energisch, Hanns-Martin Schreiber. dann mal wieder fröhlich und sanft.“ Mitwirkende m 28.5.2008 gaben Studierende Das Forum fand in diesem Jahr erstmals „Bei diesem Stück wurde man mit- des Reger- Ader HMT Leipzig ein Konzert mit in Bremen statt, aber im kommenden gerissen, da man sich gut hineinverset- Konzertes Werken von Max Reger in der großen Jahr wird Leipzig das Max-Reger-Forum zen konnte. Es war sehr traurig, kraft- in Bremen Konzert- und Veranstaltungsreihe Das ausrichten. voll und energisch.“ Max-Reger-Forum, Aufbruch in die Moderne Mikako Amamoto/Mi Na Park, Kathleen Danke, Sabrina Höfner, in der Hochschule für Künste Bremen. FR Dirigieren/Korrepetition Franziska Schacht, Christian Friedrich und Clemens Kahle, Studierende FR Schulmusik

56 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 BERICHTE AUSSERHALB

bratislava Fight Club an der Donau Istropolitana Projekt 2008

nter diesem Logo trafen sich in der letzten Juniwoche 2008 zum 17. Mal noch gute vier staatliche Schauspielschulen aus ganz Europa zu einem Festival der be- Stunden Zeit U sonderen Art in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. gegeben wer- Die Besonderheit dieses Leistungsvergleiches ergab sich aus der Internationa- den, sich mit den ver- lität, aus dem zweijährigen Turnus und aus der Auswahl der Teilnehmer. Schon änderten räumlichen und akustischen vor Beginn des eigentlichen Festivals trat eine internationale Jury in Aktion, die Gegebenheiten des Aufführungsortes Beiträge aus den Bewerbungen auf die Festivalausschreibung auswählte. So war vertraut zu machen. schon allein die Einladung zu diesem Festival einer ersten Prämierung gleichzu- Durch die vielen unterschiedlichen setzen. Eindrücke der Woche motiviert, boten In diesem Jahr hatten sich die Mitglieder des Studios am Schauspiel Halle mit ihrer dann die Studenten eine unwahrschein- Bühnenadaption des Romans Fight Club von Chuck Palahniuk erfolgreich beworben. lich intensive Aufführung, die in vielen Gemeinsam mit einem Beitrag der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Zügen gegenüber der Premierenversi- repräsentierten sie Deutschland im Kreis der Teilnehmer aus Polen, Tschechien, on vom Dezember 2007 sehr verdich- Slovenien, Ungarn, der Schweiz, Bulgarien, Italien, Moldavien und Spanien. tet und gewachsen war. Getragen von der ungeteilten Sympathie der Zu- Am letzten Tag des Festivals plat- den Metropole (Leipzig hat ca. 500000 schauer und von wachen Reaktionen ziert, hatten die Hallenser reichlich Einwohner und vier staatliche Spielstät- unter ihnen, wuchsen die Spieler über Gelegenheit Kontakt mit ihren auslän- ten) hatten ihre Bühnen dem studen- sich hinaus. Antje Giertler, die die Pro- dischen Studienkollegen aufzunehmen tischen Festival zur Verfügung gestellt. duktion von Beginn an als Sprecher- Bei fast tropischen Tagestempe- zieherin betreut hatte und mit ange- raturen von 36 Grad im Schatten reist war, war besonders erstaunt und sehr langen Nächten auf darüber, dass die sprachliche Barriere Das „Fight-Team“ dem Partyboot waren alle Vor- bei dieser Aufführung auf Grund des Benjamin Schaup, stellungen stets sehr gut besucht gestischen Spiels offenbar überhaupt Benjamin Berger, und fanden ein kritisches Publi- keine Rolle spielte. Die Spannung im Ronny Miersch, kum. Manch unverständliche Ein- Zuschauerraum löste sich erst am Ende Stefanie Rösner, ladung hatte dann allerdings der Aufführung in einem frenetischen Lisa Bitter, auch mit einem starken Zuschau- Schlussapplaus auf. Bastian Reiber, erschwund während der lau- Zwei Stunden später auf dem Party- Matthias Faust fenden Vorstellung zu kämpfen. boot war die Stimmung nach der Preis- mit ihrem Mit jedem Tag wuchs nun die verleihung wesentlich gedämpfter und „Guide“ Tomas Spannung auf die Aufführung das nicht nur bei den Hallensern, die (li. außen) des Studios der HMT Leipzig, nicht mit einem Preis bedacht wurden, zumal der Filmversion des Stoffes sondern auch bei vielen anderen Spie- und konnten vielfältigste Eindrücke ja internationaler Kultstatus anhaftet. lern. Und auch hier zeigte sich wieder sammeln – sei es in täglich drei Vorstel- So wurden denn auch die tanz-, sanges- die Besonderheit dieses Festivals, dass lungen, im Off-Programm, das aus- und trinkfreudigen Hallenser mit gro- neben den wohlverdienten Preisträgern schließlich von den Gastgebern be- ßer Aufmerksamkeit beobachtet, und aus Ungarn und der Schweiz auch stritten wurde und die nicht am Wett- die Festivalzeitung stellte erstaunt fest, allen anderen Teilnehmern herzlichst bewerb teilnahmen, oder am Abend dass es am Vorabend der Aufführung gratuliert wurde. Die Enttäuschung auf dem Partyschiff unterhalb der recht ruhig auf dem Partyboot zuging, unserer Studenten wurde aufgefangen nächtlich illuminierten Burg. da alle „Deutschen“ schon weit vor der durch viele persönliche Glückwünsche, Trotz der ausgelobten Prämierungen Zeit von Bord gegangen waren, um sich auch aus den Reihen der Jury, und war dieses Festival geprägt von einem für ihren „Fight“ zu sammeln. durch die Gewissheit, einen Sack voll sehr offenen und interessierten Erfah- Dank des unermüdlichen Einsatzes von unvergesslichen Eindrücken an die rungsaustausch und dem starken Inte- der angereisten Bühnentechnik und Saale mitnehmen zu können. resse für eine gemeinsame Sache. Alle der technischen Mitarbeiter aus Halle Prof. Wolf-Dietrich Rammler, FR Schauspiel, acht (!) staatlichen Theaterspielstätten konnte den Spielern dann nach Einbau begleitete das Hallenser Studio vom der knapp 430 000 Einwohner zählen- des Bühnenbildes und Einleuchten 21.–25.6.08 in Bratislava

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 57 NOTIZEN

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rei Studierende der Kontrabass- Stefan Benicke (Kontrabass, Klasse Ne u e Mu si k St u t t g a r t ECLAT im D Klasse Prof. Frithjof Martin Prof. Frithjof Martin Grabner) konnte Februar 2009. Grabner können ein Er a s m u s -Semester sich für die Mo r i t z b u r g Fes t iv a l Thuon Burtevitz wurde 1973 in Halle/ im Ausland verbringen: Simon Klingner Ak a d e m ie 2008 mit Jan Vogler Saale geboren. Sie studierte Philoso- in Oslo, Felix Görg in Amsterdam qualifizieren. phie und anschließend Komposition und Bettina Schleiermacher in Helsinki. an der Hochschule für Musik Ca r l Julia Nagel (Posaune, Klasse Sebastian Ma r i a v o n We b e r Dresden bei Jörg Prof. Ulrich Urban folgte vom 22. Krause) war die einzige deutsche Herchet. Von 1998 bis 2003 studier- April bis 12. Mai 2008 einer Einladung Teilnehmerin eines Ostsee-Anrainer- te sie als Meisterklassenschülerin bei in die USA. Je einen Klavierabend Orchesterprojektes mit Konzerten in Dmitri Terzakis an der HMT und und anschließend Gastunterricht gab Riga (Juni 2008) und in Peenemünde befasste sich 2000/2001 zudem mit er an den Staats-Universitäten von (September 2008). elektronischer Musik. Seit 2003 Connecticut und Arkansas und zwei arbeitet sie als freie Komponistin in weitere Soloabende im Staat Mas- Prof. Stefan Engels (Orgel, Kirchen- Dresden. Ihre Werke werden national sachusetts. Für 2009 erhielt er u.a. musikalisches Institut) wurde zum und international aufgeführt. Thuon Einladungen zu Konzerten in die künstlerischen Leiter des Jo r d a n Burtevitz erhielt verschiedene Stipen- National Gallery Washington und an In t e r n a t i o n a l Or g a n Co m p e t i t i o n dien des Freistaates Sachsen sowie die Blair University in Nashville. ernannt. Bei diesem Orgelwettbe- der Mozartstiftung Frankfurt am Main. Bereits 2003 war er an dieser Uni- werb, der an der Co l u m b u s St a t e versität mit einem Klavierabend und Un ive r si t y in Columbus, Georgia/ Michael Neumann (Kontrabass, einem Meisterkurs tätig. USA, sein Zuhause hat, handelt es Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner) sich um den bestdotierten Orgelwett- hat nach erfolgreich bestandenem Sarolta Turkovi´c (KA, Vokale Kor- bewerb weltweit. Die Gesamtpreis- Probespiel eine Praktikantenstelle bei repetition, Klasse Prof. Hans-Georg gelder betragen 50 000 US-Dollar. der Mittelsächsischen Philharmonie Kluge) wird ab WS 2008/09 mit Die Finalrunden werden im Septem- Freiberg und Döbeln erhalten. einem Stipendium der Al f r e d -Tö p fe r - ber 2009 in Columbus stattfinden. St if t u n g F.V.S. Sitz Hamburg gefördert. Der elfjährige Elin Kolev (Violine, Konrad Fichtner (Kontrabass, Nachwuchsförderklasse Prof. Carolin Das seit Oktober 2004 von der Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner) Widmann) errang beim 17. Gr a n d Vo l k sw a ge n St if t u n g geförderte wurde für die Sommerakademie des Pr ize der New Yorker IBLA-Stiftung Forschungsprojekt zur „Beziehung e n se m b l e m o d e r n Klangspuren IEMA (Wo r l d Mu si c Co m p e t i t i o n IBLA von Musik und Choreographie im 2008 in Schwaz/Österreich ausge- Gr a n d Pr ize 2008), der alljährlich in Ballett des 16. bis 20. Jahrhunderts“ wählt. Ragusa-Ibla auf Sizilien ausgetragen hat Doz. Dr. Jörg Rothkamm wird, die Auszeichnung „Bestes junges (FR Dramaturgie) gemeinsam mit Beim In t e r n a t i o n a l e n Sc h u m a n n - Talent“ sowie den Pa b l o -d e -Sa r a s a t e - Dr. Michael Malkiewicz (Universität We t t b ewe r b für Klavier in Zwickau Pr eis . Innerhalb und außerhalb des Salzburg) im April 2008 erfolgreich hat Da Sol Kim (Klavier, Klasse Prof. Wettbewerbes hatte Elin Kolev sieben abschließen können. Als Hilfskräfte Gerald Fauth) den 3. Preis erhalten. umjubelte Auftritte. Ein achter steht haben M.A. Theresa Lorenz und ihm beim Preisträgerkonzert des Diplom-Kulturwissenschaftlerin Nina Der 53. Kompositionspreis der IBLA Gr a n d Pr ize in der New Yorker Stoffers an dem Projekt mitgearbei- Landeshauptstadt Stuttgart 2008 geht Carnegie Hall bevor. tet. Es wurde u.a. 2006 ein dreitä- in diesem Jahr an Thuon Burtevitz Am 10. September 2008 gewann giges internationales Symposium an aus Dresden für ihr Werk Rabba in er beim V. In t e r n a t i o n a l e n Eu g è n e - der HMT veranstaltet. Der gleichna- Sard … für Violine und präpariertes Ys a y e -Vi o l i n we t t b ewe r b in Öster- mige Symposiumsbericht mit DVD Klavier (2005) und Michael Maierhof reich zusammen mit T. Yamauchia erschien 2007 in der Reihe Documenta aus Hamburg für sein Werk Zonen 2 aus Japan den ersten Preis. choreologica des Tanzarchivs Leipzig. für Flöte, Klarinette, Violine, Cello, Im Rahmen des Projekts hielt Roth- Flügel und Perkussion (2006/2007). Gisèle Blondeau (Kontrabass, kamm auf fachbezogenen Kongressen Beide erhalten ein Preisgeld in Höhe ehemalige Studentin der Klasse Prof. im In- und Ausland insgesamt 13 von 6 000 Euro. Das Preisträgerkon- Frithjof Martin Grabner) ist 1. Solo- Vorträge und publizierte 14 wissen- zert und die Übergabe der Urkunden kontrabassistin bei den Bochumer schaftliche Aufsätze. erfolgen im Rahmen des Fes t iv a l s Symphonikern geworden.

58 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 NOTIZEN ungen :: notizen :: mitteilungen :: notizen :

Benjamin Schatz (Klasse Prof. Richie als stellvertretende Solokontrabassi- des Quartetts die Sonderpreise für Beirach) erhielt den Hauptförderpreis stin bei den Bremer Philharmonikern den besten Bassisten (Fedor Ruskuc), beim Ge n e r at i o n s 2008 – In t e r n a - gewonnen. den besten Saxophonisten (Magnus t i o n a l es Ja zz t r effe n Fr au e n fe l d Mehl) sowie den besten Gitarristen (Schweiz). Dieser umfasst die komplet- Matthias Müller, zunächst Schüler (Vitaliy Zolotov) des Wettbewerbs. te Studioproduktion mit Musikern der Nachwuchsförderklasse und Das Ensemble FUMMQ, welches seiner Wahl bis zur Master-CD (2009) später Student in der Klasse von außer der Jury auch das Publikum des – fünf Tage Aufnahme/Mix im Radio- Prof. Klaus Hertel, erhielt eine feste Festivals begeisterte, wurde für sein studio Zürich – Rundfunkproduktion Anstellung als erster Geiger im außerordentliches musikalisches Niveau, für Schweizer Radio DRS 2. Mozarteum-Orchester Salzburg. seine Kreativität, seine tollen Kompo- sitionen aus der Feder von Ferenc Przemyslaw Bobrowski (Klasse Simon Wallfisch (Gesang, Klasse und Magnus Mehl, sein traumwandle- Prof. Frithjof Martin Grabner) wurde Prof. Dr. Favaro-Reuter) erhielt ein risches Zusammenspiel und seine als Kontrabassist am Orchester der Engagement am Stadttheater Fürth beeindruckende Virtuosität mit insge- Landesbühnen Sachsen angestellt. und wird dort im Februar 2009 die samt vier ersten Preisen ausgezeichnet. Rolle des Soldaten in Ullmanns Kaiser Prof. Jasmin Solfaghari inszenierte von Atlantis singen sowie als zweiter Theresia Vit (Violine, Klasse Prof. in diesem Jahr die Opern Tannhäuser Tenor in Weills Die Sieben Todsünden Klaus Hertel) erspielte sich eine von Richard Wagner an der Oper auftreten. Festanstellung als Stimmführerin Köln sowie Der Barbier von Sevilla von der zweiten Violinen bei der NDR Gioacchino Rossini als Open-Air-Pro- Beim Internationalen Klavierwettbe- Ra d i o p h i l h a r m o n ie in Hannover. duktion bei den Eu t i n e r Fes t s p ie l e n . werb in Genf (Schweiz) Co n c o u r s d e Ge n è ve im Oktober 2008 hat Da Sol An Hoon Song (Aufbaustudium Prof. Stefan Engels (Orgel, Kirchen- Kim (Klavier, Klasse Prof. Gerald Dirigieren, Klasse Prof. Ulrich musikalisches Institut) wirkte im Juni Fauth) den 3. Preis gewonnen. Ein Windfuhr) wurde in die erste Stufe 2008 als Jurymitglied beim De u t s c h e n 1. Preis wurde dabei nicht vergeben. der Nachwuchsförderung des Mu si k we t t b ewe r b in Bonn in der Dirigentenforums aufgenommen. Kategorie Orgel mit. Den Juryvorsitz Die Band FUMMQ (Ferenc und Magnus hatte Kay Johannsen (Stuttgart), Mehl Quartett) um die Brüder Auf der Internationalen Jahrestagung weitere Jurymitglieder waren Prof. Ferenc Mehl (Schlagzeug Popular- der Gese l l s c h a f t f ü r Mu si k f o r s c h u n g Harald Feller (München) und Prof. musik, Klasse Heiko Jung und Prof. an der Universität Leipzig hielt Dozent Andreas Rothkopf (Saarbrücken). Heinrich Köbberling) und Magnus Dr. Jörg Rothkamm (FR Dramaturgie) Mehl hat am 29.7.08 im italienischen am 30.9.2008 einen Vortrag zum Hong-Youn Kim (Violine, Klasse Soriano nel Cimino den europaweit Thema „Choreographie-bezogene Para- Prof. Mariana Sirbu) und Mi Na Park ausgeschriebenen internationalen meter originärer Ballettmusik am Bei- (Klavier, FR Dirigieren/Korrepetition, Ji m m y Wo o d e Aw a r d 2008 gewonnen. spiel von Prokofievs Romeo y Julieta“. Klasse Prof. Gudrun Franke) waren Nach einem CD-Auswahlverfahren im September 2008 zu zwei Konzer- wurden letztendlich 16 Bands aus Kentaro Wada (engmensurierte ten im Rahmen der Ze h n t e n Ma x - ganz Europa zu dem nach dem Posaune, Klasse Sebastian Krause) Rege r -Ta ge nach Weiden mit den legendären Duke-Ellington-Bassisten hatte mit seinem Ensemble ein Suiten für Violine und Klavier von Max benannten Award eingeladen. Diese vielbeachtetes Konzert beim renom- Reger eingeladen. Ensembles traten dann im Semifinale mierten Al t e -Mu si k -Fes t iv a l in sowie im Finale live in Soriano nel Utrecht (27. August 2008). Robin Kürschner (Posaune, Klasse Cimino auf. Sebastian Krause) wirkt als Tenor- Von einer internationalen Jury um Auch in diesem Jahr übernahm Prof. horn-Solist bei der Neuinszenierung den berühmten Jazzpianisten Kenny Jasmin Solfaghari die Künstlerische der Pfitzner-Oper Die Rose vom Barron (diese bestand außerdem u.a. Leitung der Festlichen Operngala für Liebesgarten am Opernhaus Chemnitz aus Ray Mantilla, Tony Monaco und die AIDS-Stiftung gemeinsam mit Dr. in der Spielzeit 2008/2009 mit. Francisco Mela) wurde dem FUMMQ Alard von Rohr und Uwe Arsand an dann der erste Preis als beste Band der Deutschen Oper Berlin. Bereits Eva Schneider (Klasse Prof. Frithjof des Wettbewerbs verliehen. Außer- seit einigen Jahren ist Jasmin Solfag- Martin Grabner) hat das Probespiel dem gewannen die Bandmitglieder hari ehrenamtlich in diesem Zusam-

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 59 NOTIZEN

notizen :: mitteilungen :: notizen :: mitteil

menhang für die De u t s c h e AIDS- chen), Ullrich Böhme (Leipzig) und Im August 2008 gab Prof. Dietmar St if t u n g tätig. Die Gala unter der Hans-Jürgen Kaiser (Fulda) gehörten Nawroth einen Klavierkurs bei der musikalischen Leitung von Philippe zu den weiteren Mitwirkenden eines 10. So m m e r -Mu si k a k a d e m ie in Kraków Augin wurde vom Fernsehen auf- reichhaltigen musikalischen Abends. (Polen). Angeboten wurden verschie- gezeichnet und am 30.11.08 vom rbb dene Kurse für Gesang, Klavier, ausgestrahlt und wird am 28.3.09, Beim Bundeswettbewerb St u d ie r e n d e Kammermusik, Orchesterinstrumente, 21 Uhr, auf 3sat wiederholt. f ü r St u d ie r e n d e , 3. Studentenwerks- Gitarre, Alte Musik, Barocktanz und preis für besonderes soziales Engage- Komposition. Die abendlichen Teil- Vom 13.-18.11.2008 gastierten Jörg ment 2007/2008 unter der Schirm- nehmer- und Professorenkonzerte Leistner (LA Klavier, Improvisation) herrschaft von Bundesministerin für fanden in der historischen Aula und Wolfram Dix (LA Schlagzeug, Bildung und Forschung, Dr. Annette Florianka statt. 1999 gegründet und beide FR Jazz/Popularmusik/Musical) Schavan, erhielt die studentische bis heute geleitet wird dieses alljähr- mit ihrer Gruppe Ta p s h o t in Nanjing/ Gruppe Die El e m e n t e d e r Begeis t e - liche Treffen junger Musiker aus China. r u n g : Kö r p e r , Geis t u n d Ku n s t , vielen Ländern von Andrzej Pikul. Hochschule für Musik und Theater Der polnische Pianist und Professor Prof. Stefan Engels (Orgel, Kirchen- Fe l i x Me n d e l ss o h n Ba r t h o l d y Leipzig an der Krakówer Musikakademie musikalisches Institut) zählte zum eine lobende Erwähnung der Jury. konzertierte 1995 und 1998 zu den Kreis der Organisten, die das festliche In t e r n a t i o n a l e n Lei p zige r Ch o p i n - Einweihungskonzert der restaurierten Zum wiederholten Male gestalteten Ta ge n und leitete einen Klavierkurs Gewandhausorgel am 1. November Studenten der Posaunenklasse von für Studierende der Hochschule. 2008 gestalteten. Er brachte drei Sebastian Krause die Andacht zum Werke des Leipziger Komponisten Welt-Aids-Tag in der Nikolaikirche Mit sehr unterschiedlichen Program- und ehemaligen Professors der HMT, mit. Am 1.12.2008 waren beteiligt: men präsentierten sich die Studieren- Sigfrid Karg-Elert (1877–1933), zu Nils-Florian Bergmann und Robin den des 3. Studienjahres Schauspiel Gehör. Gewandhausorganist Michael Kürschner sowie Torsten Förster vom 13. bis 15. Oktober 2008 zum Schönheit sowie Edgar Krapp (Mün- (Klasse Prof. Krämer). ZAB-Vorspiel in Dresden und Halle. Einige haben ihr erstes Engagement bereits gefunden, den anderen Stu- Einigung in Sachen „Schulmusik“ dierenden wünschen wir viel Erfolg bei der Suche nach ihrem Theater. m 5. September 2008 war es nach jahrelangen Verhandlungen Aendlich soweit: HMT und Universität Leipzig schlossen einen Natalia Sulikowska (Nachwuchs- Kooperationsvertrag über die künftige Ausbildung von Musiklehrern förderklasse, Klasse Prof. Carolin Widmann) hat am 5. Vi o l i n -Fö r d e r - für Gymnasien, Mittel- und Förderschulen ab. Er sieht vor, dass die we t t b ewe r b der Os t d e u t s c h e n Sp a r - HMT ab sofort die gesamte Ausbildung im Fach Musik übernimmt, k a sse n s t if t u n g 2008 teilgenommen auch wenn die entsprechenden Studiengänge rechtlich (nur) an der und den 4. Preis erspielt. Damit wurde Universität eingerichtet sind. Studienbewerber, die auch das Fach ihr eine Meistergeige von Sebastian Musik wählen, werden sich in Zukunft an der HMT bewerben und Schade für zwei Jahre zur Verfügung gestellt. Der Wettbewerb fand am hier die Aufnahmeprüfung ablegen. Die HMT entscheidet über ihre 22./23.11.2008 im Kloster Michael- Zulassung zum Studium. Sie erteilt alle Unterrichte im Fach Musik stein in Blankenburg (Harz) statt. und nimmt alle Fachprüfungen ab. Dazu sollen eine Professorin und zweieinhalb Angehörige des akademischen Mittelbaus der Universität Am ersten Adventwochenende 2008 an die HMT wechseln. Verhandelt wird zwischen beiden Hochschulen weihte Prof. Stefan Engels (Orgel, Kirchenmusikalisches Institut) die noch darüber, ob die HMT auch die Ausbildung von Grundschulleh- neue Orgel der Orgelbaufirma rern im Fach Musik übernimmt. Die Versetzung der neuen Lehrkräfte Scheffler in der Free Church in wird in ein paar Monaten erfolgen. Reykjavik (Island) ein. Bei dem Das MT-Jo u r n a l wird in seiner nächsten Ausgabe ausführlich über die Instrument handelt es sich um eine Kopie einer zweimanualigen Sauer- Neuerungen in der FR Schulmusik berichten. Orgel. Die Orgelbaufirma Scheffler

60 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 NEUERSCHEINUNGEN ungen :: noti neuerscheinungen :: neuersch

beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Restaurierung deutsch-romantischer Orgeln.

Die Komposition concerto bavarese von Stefan Beyer erhielt den 3. Preis beim Kompositionswettbewerb Zei tge n ö ssis c h e Mu si k f ü r Si n f o n i - s c h es Bl a s o r c h es t e r der f l a m m a b is Mu si k t a ge in Würzburg 2008 und des Nordbayerischen Musikbundes. Neue Karg-Elert-CD as Ap e r t o Pi a n o Qu a r t e tt Die UA fand am 9.11.2008 durch das D veröffentlichte die Klavier- Polizeimusikkorps München unter der m September 2008 ist eine neue quartette und Streichtrios von Leitung von Prof. Johann Mösenbich- I CD beim Leipziger Label GENUIN Max Reger beim Label NAXOS. ler statt. Das Werk entstand 2005, mit dem Titel Sigfrid Karg-Elert – Das Ebenfalls spielten die Musiker das als Beyer HMT-Student in der Klasse Geistliche Chorwerk erschienen. Zu Werk Nebelsplitter der spanischen von Prof. Dr. Gesine Schröder war. hören sind fast ausschließlich Welt- Komponistin Elena Mendoza für ersteinspielungen des ehemaligen das Label KAIROS ein. Auf Initiative Absolventen der FR Dirigieren/ Dozenten und Professors für Musik- Frank-Immo Zichners erging ein Korrepetition erhielten folgende theorie und Komposition der HMT Kompositionsauftrag an die Kom- Engagements: Alexander Bülow Leipzig. Karg-Elert unterrichtete, in ponistin. (Klasse Martin Braun): Solorepetitor der Nachfolge Max Regers, von 1919 Das Ap e r t o Pi a n o Qu a r t e tt sind mit Dirigierverpflichtung, Theater bis zu seinem Tod 1933 an der HMT. Gernot Süßmuth (Violine), Stefan Lübeck (seit der Spielzeit 07/08), Die Ausführenden sind der Gewand- Fehlandt (Viola), Hans-Jakob Eschen- Volker Krafft (Klasse Prof. Christian hauschor Leipzig, das Vo c a l c o n s o r t burg (Violoncello) und Frank-Immo Kluttig): Solorepetitor mit Dirigier- Le i pz i g sowie diverse Solisten und Zichner (Klavier). verpflichtung, Theater Hagen (seit Instrumentalisten unter der Leitung der Spielzeit 08/09), Clemens von GewandhausChordirektor Gregor Weitere Informationen unter: Juengling (Klasse Dr. Michael Köhler): Meyer. An der historischen Sauer- www.frank-immo-zichner.de Solorepetitor mit Dirigierverpflich- Orgel von 1904 der Leipziger Michaelis- www.aperto-piano-quartett.de tung Mu si k t h e at e r im Revie r Gelsen- kirche spielt Prof. Stefan Engels. [email protected] kirchen (seit der Spielzeit 08/09), Ju Hyun Jeong (Klasse Prof. Ulrich Windfuhr): Solorepetitor mit Dirigier- verpflichtung, Theater Coburg (seit der Spielzeit 08/09), Anna Buschke und Frank Schulte (Klasse Prof. Helmut Weese): Solorepetitoren, Komische Oper Berlin.

Kyung Jin Han (Violine, Klasse Prof. Roland Baldini) gewann den Is t a n b u l Ch a m b e r Or c h es t r a Aw a r d beim eim Label Qu e r s t a n d erschien im ie im Sommer erschienene Ein- Wettbewerb 1s t In t e r n a t i o n a l Nu r i B Dezember 2008 am vorabend des D spielung der Brandenburgischen Iy i c i l Vi o l i n Co m p e t i t i o n in Istanbul Mendelssohn-Jahres 2009 eine CD- Konzerte von Johann Sebastian Bach vom 20. bis 28. Oktober 2008. Einspielung der beiden Konzerte für unter Leitung von Trevor Pinnock, zwei Klaviere und Orchester von Felix bei der Prof. Robert Ehrlich und Antje Mendelssohn Bartholdy mit den Pianis- Hensel (Blockflöte, FR Alte Musik) ten Alexander Meinel (FR Klavier) und mitwirkten, gewann im Dezember Christian Meinel sowie der Erzgebirgi- 2008 den prestigereichen Gr a m o ph o n e schen Philharmonie unter GMD Naoshi Aw a r d (London). Takahashi.

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 61 PERSONALIA

„Es begann sozusagen aus der Froschperspektive“

Prof. Uwe Wand wurde anlässlich seines letzten Szenenabends der Fachrichtung Gesang/Musiktheater am 1. Juli 2008 verabschiedet.

rof. Uwe Wand begann seine Leitungspositionen eines Opernhauses Tätigkeit an unserer Hochschule inne. Seine Liste der Inszenierungen Pim Jahre 1991. In diesen 17 Jah- an der Oper Leipzig umfasst 36 Werke ren, die er heute noch als „wunderbare von Händel bis Janáˇcek, eine besonde- und ihn stets beflügelnde Arbeit“ be- re Erinnerung bleibt den Produktionen greift, erarbeitete er mit den Studie- Der Rosenkavalier und Tristan, die er ge- renden neben dem dramatischen Un- meinsam mit Kurt Masur leitete. terricht gleich mehrere Inszenierungen. Wie ich auch in unseren Gesprächen Die Uraufführung Streit von Peter Her- über „spielbare“ Kammeropern für un- mann fand im Jahre 1997 in der Kul- sere Blackbox bemerkte, hat Uwe tur-Scheune Stötteritz statt, es folgte Wand eine große Liebe für Werke der 1999 Die Welt auf dem Mond von Joseph zeitgenössischen Komponisten. „Unter Haydn auf der Probebühne der Oper der Intendanz von Udo Zimmermann Leipzig sowie Puccinis Suor Angelica konnte ich in zehn Jahren zehn Werke auf der damals neuen Probebühne im aus dem 20. Jahrhundert, darunter fünf Dittrichring. Uraufführungen, vorstellen. Dabei wa- Wie kam Prof. Wand zur Oper? Wie ren die Tage Dienstag und Freitag aus er selbst sagt, schufen jene Jahre die dem Zyklus Licht von Karlheinz Stock- Grundlage seines Musikverständnisses, hausen, Ehre seinem Angedenken! die er nach seinem Violinstudium an der Das waren Abende für die Musikge- Hochschule für Musik Fr a n z Li s z t schichte; weit über 100 Rezensenten Weimar in verschiedenen Orchestern aus der ganzen Welt, einschließlich verbrachte. Die klassischen Sinfonien Japan und USA, waren damals in der von Beethoven, Brahms, Schumann Leipziger Oper zu Gast“, erzählt Prof. und vielen anderen bedeutenden Kom- Wand lebhaft. Auch durch zahlreiche ponisten, sowie der erste Kontakt zu Gastinszenierungen im In- und Ausland Opern wie Die Entführung aus dem Serail, wie u.a. in Kiew, Havanna, Athen, Fidelio, Tosca, La Bohème, Eugen Onegin Italien, Spanien, Frankreich, England, und Troubadour erschlossen sich ihm der damaligen BRD (z. B. Händel- zunächst aus dem Orchestergraben: Festspiele Karlsruhe, Staatsoper Han- „Es begann sozusagen aus der Frosch- nover) machte sich Prof. Wand einen perspektive“, erinnert sich Uwe Wand Namen in der Opernwelt. launig. Wir danken ihm für seinen stets in- Seit 1970 erlernte er sein szenisches tensiven und sehr anregenden Unter- Handwerk bei dem Leipziger Opern- richt für die Studierenden unserer

Foto: Dr. Dietrich Dr. Foto: direktor Joachim Herz und blieb dann Hochschule. auch 35 Jahre dem Leipziger Opern- Prof. Jasmin Solfaghari, haus treu. Durch seine Tätigkeit als Fachgebietsleiterin Dramatischer Unterricht, Regisseur, Oberspielleiter, Operndi- FR Gesang/Musiktheater rektor, Chefregisseur, Künstlerischer Betriebsdirektor sowie stellvertreten- der Intendant hatte er alle wichtigen

62 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 PERSONALIA

50-jähriges Dienstjubiläum von Prof. Klaus Hertel rabner G Fotos: Frithjof Martin Frithjof Fotos:

m 10. November 2008 würdigte die Fachrichtung Streicher für die hohen Streicher sowie die orga- Adas 50-jährige Dienstjubiläum von Prof. Klaus Hertel mit einer nisatorische und inhaltliche Leitung festlichen Veranstaltung. Prof. Siegfried Pank hielt die Laudatio, die des Seminarunterrichtes. Zehn Jahre leitete Klaus Hertel als Abteilungs- wir mit seiner freundlichen Genehmigung hier abdrucken: bzw. Fachrichtungsleiter unsere Ge- schicke. Allerdings müsste die offizielle Laudatio „Klaus Hertel Zeit seiner Leitungstätigkeit erweitert zum 50-jährigen Dienstjubiläum“ werden um einen Teil der Jahre, die Gerhard Bosse dieses Amt ausübte! Die Freude am eigenen Musizieren von Siegfried Pank konnte Klaus Hertel viele Jahre aus- kosten als ständige Aushilfe im Ge- Sehr verehrte, liebe Kolleginnen und schwer sein, Ähnliches in Deutschland wandhausorchester und in der Kam- Kollegen, lieber Klaus! noch einmal zu finden! mermusik, besonders dem Streich- Schon Klaus Hertels Hochschul- quartett-Spiel. 50 Jahre sind eine lange Zeit, 50 abschluss im Jahr 1958 in den Haupt- Den größten Teil der zurücklie- Jahre im Dienst der Musik – nur das fächern Violine und Komposition/Ton- genden 50 Jahre erlebte ich in zu- hat Bedeutung! satz mit der Gesamtnote I A bildeten nehmendem engen, freundschaftlichen Wer kennt ihn nicht, Klaus Hertel – ein Signal für seine Mehrfachbegabung Kontakt mit Klaus Hertel: gemeinsame den wunderbaren Sänger mit seinem und künftigen Berufsschwerpunkte. Studienzeit, Begegnungen während der unverwechselbaren tenoralen Timbre, Geprägt wurde er während seines Stu- Dienste im Gewandhausorchester und den begnadeten Pianisten, humorvol- diums von herausragenden Persönlich- schließlich unsere Zusammenarbeit in len Texter und Schauspieler, Arrangeur, keiten: seiner Hauptfach-Lehrerin Ruth der Hochschule. Ich bestätige sehr gern Komponisten, ja sogar Tenorhorn-Vir- Boche, dem Musiktheorie-Virtuosen Bemerkenswertes, das anlässlich seines tuosen? Ich gerate ins Schwärmen und Paul Schenk, August Eichhorn, Wilhelm 65. und 70. Geburtstages von Wolf- spüre gleichzeitig die sich verfinstern- Weismann, Hermann Heyer, Günther gang Weber und Albrecht Winter in den Mienen in unserer akademischen Ramin, um nur einige zu nennen. den Jo u r n a l e n 11/2001 und 21/2006 Festveranstaltung – ich bitte um Nach- Universitär ausgedrückt entschied herausgehoben wurde: stets überprüf- sicht! sich Klaus Hertel in dem sicheren In- te und aktualisierte fachspezifische und Selbstverständlich gibt es da noch stinkt für seine besondere Neigung musikstilistische Kompetenz, die im den herrlichen Geiger und herausra- und Eignung nach seinem Studium für Zusammenklang mit seiner Konse- genden Violinpädagogen – aus der rei- die akademische Laufbahn über die quenz, seinem pädagogischen Geschick chen Begabungspalette Klaus Hertels Stationen Assistent, Oberassistent, und einer aufmunternden Prise Humor möchte ich mich aus gegebenem An- Dozent und schließlich Professor. Zu- die technisch-musikalische Grundlage lass diesem Hauptgebiet seines Musi- sätzlich zu seiner umfangreichen Un- für weit über 100 Geiger bildete, ein kerlebens widmen: terrichtstätigkeit war er 33 Jahre (ob- erfolgreiches Musikerleben zu führen. 50 Jahre lang seine speziellen Fä- wohl parteilos!) gestaltendes Mitglied So sind heute eine Vielzahl von expo- higkeiten und Begabungen mit unge- des Hochschul-Senates, 30 Jahre leite- nierten Stellen in deutschen Spitzenor- wöhnlichem Erfolg einer einzigen In- te und prägte er die Kinderklasse (heu- chestern gleichermaßen wie wichtige stitution – der heutigen Hochschule te Nachwuchsförderklasse), nach der pädagogische Positionen aus der Her- für Musik und Theater – zu widmen, Emeritierung von Ruth Boche über- tel-Klasse besetzt. Es ist nur folgerich- stellt einen Sonderfall dar. Es würde nahm er die Fachmethodik-Vorlesungen tig, dass er ein gefragter Juror vieler

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 63 PERSONALIA

internationaler Wettbewerbe, Gastdo- sere Hochschule stolz und dafür unend- terischen Beiträge zu den runden Ge- zent oder Referent auf internationalen lich dankbar sein! burtstagen nunmehr altgedienter Kol- Kursen und Kongressen war – auch Viele imponierende Erlebisse mit legen, die Geschichten oder Gescheh- noch ist – und von ihm wichtige päda- Klaus Hertel bleiben mir tief im Ge- nisse kurioser oder ernsterer Art über gogische und methodische Veröffentli- dächtnis und Herzen: Ich denke an die Kollegen aus längst vergangenen Zeiten, chungen in Fachzeitschriften vorliegen. gemeinsam abgenommen Prüfungen die geselligen Beisammensein ... Ich Gleichermaßen sind seine editorischen und Lehrproben – seine mit einem un- könnte noch viel sagen! Aktivitäten – sowohl kompositorisch glaublichen Gedächtnis fundierten, auch Lasst mich jedoch enden mit zwei als auch die pädagogische und musika- auf Vorangegangenes der Kandidaten Zitaten: lische Violinliteratur betreffend – be- bezogenen Kommentare und Einschät- – Klaus Hertel: „Liebe Kollegen, nur wundernswert. zungen, das blitzschnelle Errechnen noch ganz kurz…“ (Ankündigung län- Wenn ich die eingangs geschilderten des Durchschnittswertes bei Punktie- gerer Informationen oder Dispute in Sonderbegabungen und den auf die rungen (so schnell konnte ein Taschen- Fachrichtungssitzungen) und Hochschultätigkeiten konzentrierten rechner nicht aktiviert werden!), die – Loriot (in Gedenken an seinen 85. Teil meiner Laudatio zusammenfüge, kalligraphisch sehenswerten handge- Geburtstag): „Ja ja, die Musik …“ ergibt sich ein Gesamtbild von Klaus schriebenen Fachrichtungs-Mitteilun- Lieber Klaus, wir danken Dir von Hertel, das ich als Unikum – im ur- gen und -Protokolle, die stete An- ganzem Herzen und wünschen Dir sprünglichen Sinne von Einzigartigkeit sprechbarkeit durch Studierende und unglaublich viel Gutes für „die Zeit – bezeichnen möchte. Darauf kann un- Kollegen, die musikalischen und dich- danach“!

Neu an der HMT

Jens Kersten Thomas Schubert Jana Radomski Referat Studienangelegenheiten Mitarbeiter Referat Innerer Dienst Auszubildende

m Referat Studienangelegenheiten homas Schubert wurde 1961 in ch heiße Jana Radomski und mache I nahm Jens Kersten am 16.6.2008 TLeipzig geboren. Nach dem Schul- I an der HMT Leipzig eine Ausbildung seine Arbeit an der HMT auf. abschluss absolvierte er eine Lehre zur Fachkraft für Veranstaltungs- Geboren in Leipzig, absolvierte als Heizungs-/Sanitärinstallateur und technik, welche insgesamt drei Jahre er bis 2002 die Ausbildung zum Voll- arbeitete danach bei verschiedenen dauert. Ich beleuchte, filme und juristen und war danach in verschie- Firmen als Kundendienstmonteur. beschalle die Veranstaltungen. denen Bereichen, zuletzt im Regie- Seit dem 18.8.2008 ist er bei uns Mein Schwerpunkt liegt bei der rungspräsidium (nunmehr Landes- als Mitarbeiter im Referat Innerer Lichttechnik, und mein Hauptausbil- direktion) Leipzig tätig. Dienst angestellt. Zu seinen Aufgaben der ist Jens Gratzke, der als Beleuch- An der HMT ist er mit Aufgaben gehören die Betreuung des Hauses tungsmeister mich alles über Licht- im Zusammenhang mit dem Bo l o g n a - Karl-Tauchnitz-Str. 25 und Transport- technik und -design lehrt. Pr o zess betraut, so z.B. mit der fahrten innerhalb der Hochschule. Für die Ausbildung in der Video- Entwicklung der neuen Studien- und Thomas Schubert ist kulturell viel- und Filmtechnik ist Mathias Bret- Prüfungsordnungen. seitig interessiert. So leitete er viele schneider und in der Tontechnik Mit der Musik verbinden ihn viele Jahre den Jugendklub „Stenzlers Hof“. Steffen Seifarth verantwortlich. Jahre am Saxophon – unter anderem Er ist verheiratet und hat eine Ich leuchte für Veranstaltungen ein in der BigBand der Musikschule Tochter, die das Hildebrand-Gymna- und fahre dann auch die Veranstal- Leipzig. sium in Markkleeberg besucht. tungen am Lichtpult. Des weiteren

64 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 PERSONALIA

gehört zu meinen Aufgaben, dass ich Podeste und Bühnenbilder aufbaue, Tonaufnahmen durchführe, Veranstal- tungen beschalle und Filmaufnahmen mit der Kamera mache und diese dann bearbeite. Die HMT bietet durch die gute Prof. Andreas Ausrüstung in der Technik eine för- Schulz (Gewand- derliche Voraussetzung für meinen hausdirektor), späteren Berufsweg. Viele Azubis Prof. Veronika haben nicht die Möglichkeit, diese Wilhelm, Prof. Bandbreite in ihrer Ausbildung Robert Ehrlich kennenzulernen. (v. l.) Frauen sind in dieser Branche eher in der Minderzahl und werden, nach Am 14. Mai 2008 wurde Veronika Wilhelm zur Honorarprofessorin für meinen Erfahrungen, auch gern ab- Violoncello bestellt. Veronika Wilhelm ist Mitglied des Gewandhausorchesters gelehnt. Deshalb wird es nach der zu Leipzig und unterrichtet bereits seit vielen Jahren an der HMT. Ausbildung nicht leicht werden, sich in diesem Berufszweig durchzusetzen, aber ich habe dank meiner Ausbilder und der Hochschule eine gute Voraus- setzung um mich später zu behaup- ten. Die Hälfte meiner Ausbildung liegt nun fast schon hinter mir, und ich habe sehr großen Spaß. Ich habe zuvor recht schlechte Erfahrungen in einer Ausbildung machen müssen, Prof. Friede- aber hier ist alles anders. Alle Mit- mann Wezel arbeiter der Hochschule haben mich (links), Prof. herzlich aufgenommen; und wenn Robert Ehrlich es Probleme gibt, dann sind immer helfende Hände zur Stelle. Vor allem Am 22.10.2008 wurde Prof. Friedemann Wezel von Rektor Prof. Robert das Referat Innerer Dienst mit all Ehrlich auf eine volle Professur für Violine berufen. Prof. Wezel, der seit 2006 seinen Mitarbeitern lässt mich jeden im Rahmen einer halben Professur an der HMT tätig ist, hatte sich erfolgreich Tag mit Freude zur Arbeit kommen. im offenen Verfahren um die Nachfolge von Prof. Ulrich Klupsch beworben. Ich bin zwar die einzige Frau in diesem Referat, aber sie geben mir immer das Gefühl, eine von ihnen zu sein. Es ist ein richtig tolles Team, in das ich gekommen bin, und das gute Verhältnis macht die Arbeit wesent- lich einfacher und angenehmer. Noch bis 2010 werde ich an der Hochschule meine Lehre machen, und dann sehe ich vielleicht auch ein Prof. Tobias paar Studenten in anderen Städten Schade, Prof. bei Veranstaltungen wieder. Auf Robert Ehrlich, jeden Fall freue ich mich, die Chance Prof. Andreas bekommen zu haben und bin selbst Sommerfeld gespannt, wohin es mich danach (v.l.) verschlägt. Jana Radomski Ebenfalls am 22.10.2008 bestellte Rektor Prof. Ehrlich die Herren Andreas Sommerfeld (FR Schulmusik/Gesang) und Tobias Schade (Stellvertre- tender Studiendekan FR Alte Musik) zu außerordentlichen Professoren.

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 65 VORSCHAU

Konzertreihe der FR Dirigieren/Korrepetition im April/Mai 2009 zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy „Ich habe von allem Hingeschriebenen wenigstens ebensoviel weggestrichen als stehen gelassen“

Neue Einblicke in die delssohn Bartholdy an der Sächsischen Anhand dreier Gesprächskonzerte Akademie der Wissenschaften beschäf- mit Dr. Salome Reiser, wissenschaft- kompositorische Werkstatt tigt sich nun schon seit 16 Jahren – als liche Mitarbeiterin der Leipziger Men- einzige musikwissenschaftliche For- delssohn-Ausgabe, und Studierenden von Felix schungsstelle weltweit – intensiv mit der FR Dirigieren/Korrepetition und Mendelssohns Werken. Dabei ergeben der Streicher-, Bläser- und Gesangs- Mendelssohn Bartholdy sich immer wieder erstaunliche Beob- klassen soll am 16. April 2009 zunächst achtungen, die das gängige Bild des ein Vergleich zwischen Früh- und Spät- scheinbar mühelos arbeitenden Kom- fassung erfolgen. Am 19. April 2009 er einen Blick in die Werk- ponisten zunehmend in Frage stellen. stehen sich dann die französische Ver- statt des Komponisten Fe- Anhand der gerade im Entstehen sion des Werkes und das für England Wlix Mendelssohn Barthol- begriffenen Neuedition der Klavier- verfasste Arrangement für Flöte, Vio- dy wagen möchte, hat es in der Regel trios sollen diese aktuellen Forschungs- loncello und Klavier gegenüber. Abge- nicht leicht. Zwar sind aus Mendels- ergebnisse in Zusammenarbeit mit der rundet wird die Reihe am 14. Mai 2009 sohns Nachlass Hunderte von noch Leipziger Hochschule für Musik und durch bislang unbekannte beziehungs- nicht ausgewerteten Manuskripten und Theater „Felix Mendelssohn Barthol- weise entlegen veröffentlichte Solo- Skizzen überliefert und damit die Vo- dy“ in die Praxis umgesetzt werden. lieder Mendelssohns. Einige der Ge- raussetzungen, die Schaffensweise des Der Fokus liegt dabei auf dem schwie- sänge werden dabei wohl erstmals Komponisten zu ergründen, eigent- rigen und langen Weg des Kompo- überhaupt in Leipzig erklingen. Bei lich sehr gut. Allein: Es existiert bis- nisten hin zu seinem ersten Klaviertrio der Aufführung der Frühfassung des lang noch kein Werk- oder Quellen- d-Moll op. 49, jenem berühmten Werk, Klaviertrios op. 49 handelt es sich ver- verzeichnis, das einen gangbaren Pfad das Robert Schumann zum „Meister- mutlich sogar um die erste öffentliche durch diese immense Fülle an Mate- trio“ erklärte und dessen Schöpfer er Aufführung deutschlandweit. rialien weisen könnte. Die Leipziger als den „Mozart des 19. Jahrhunderts“ Dr. Salome Reiser, Prof. Gudrun Franke Ausgabe der Werke von Felix Men- pries. (Studiendekanin FR Dirigieren/Korrepetition)

Internationales Symposion der Hochschule mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Lortzing und Leipzig. Musikleben zwischen Öffentlichkeit, Bürgerlichkeit und Privatheit

aß seine Musik in die Zukunft hinein- Internationalen Symposions Lortzing und zugleich mit dem 4. Mitgliedertreffen der Dtönen werde“, so Johann Christian Leipzig. Die Tagung gilt dem Blick auf Al- Albert-Lortzing-Gesellschaft in Leipzig. Lobe einige Jahre nach Lortzings Tod, „hat bert Lortzing als „Mann der Gegenwart“, Auch die Hochschulinszenierung von er sicherlich niemals gehofft.“ Und der als Person und Künstler seiner Leipziger Lortzings Einakter Die Opernprobe (Insze- Leipziger Musiker und Musikschriftsteller Gegenwart und seiner zeitgeschichtlichen nierung: Jasmin Solfaghari, musikalische fährt in seinem fiktiven Gespräch mit Gegenwart zwischen Biedermeier und Ro- Leitung: Helmut Kukuk) wird nochmals Lortzing ergänzend fort: „Er war ein mantik. zu sehen sein. Mann der Gegenwart.“ Dieser Einschät- Das Symposion findet von Donnerstag, zung nachzugehen, ist das Anliegen des 25. Juni, bis Sonntag, 28. Juni 2009 statt, Informationen: Thomas Schipperges

66 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 VORSCHAU

2. Europäische Orgelakademie Leipzig 2009 Die 16.–30. August 2009 Hochschule für Musik und Theater Leipzig ach dem ausgezeichneten Er- schule für Musik Freiburg) und Jean- präsentiert die folg der 1. Europäischen Or- Claude Zehnder (Schweiz) mit deut- Ngelakademie Leipzig 2007 an schem Repertoire beschäftigen: Bach, II. Europäische der HMT laufen seit Anfang 2008 die Mendelssohn und Schumann. Olivier Orgelakademie Vorbereitungen für die 2. Europäische Latry (Frankreich), bereits Dozent bei Orgelakademie Leipzig 2009. Unter der Orgelakademie 2007, und Jon Leipzig 2009 der Gesamtleitung von Prof. Stefan Laukvik (Staatliche Hochschule für Engels arbeiten Heike Bronn als Pro- Musik Stuttgart) werden sich im letz- Künstlerischer Leiter: jektmanagerin sowie Jee Young Park ten Meisterkursblock D den Werken Prof. Stefan Engels und Clemens Lucke als studentische der französischen Komponisten Franck, Hilfskräfte im Organisationsteam mit. Vierne, Tournemire, Duruflé, Dupré 16. bis 30. August 2009 Die von Prof. Engels für 2009 eingela- und Messiaen widmen. Dozenten- und Dozenten: denen Dozenten gehören wieder zur Teilnehmerkonzerte an den Orgeln der Spitzenklasse der internationalen Or- HMT sowie den berühmten histori- Christopher Anderson, Roland Börger, ganistenszene: David Briggs (England/ schen Orgeln in Leipzig und Umge- David Briggs, Jean Guillou, Christoph USA) und Jean Guillou (Frankreich) bung (u. a. Rötha, Freiberg, Pomßen) Krummacher, Olivier Latry, Jon Laukvik, werden den ersten Meisterkursblock sowie Vorträge von Christoph Krum- Jacques van Oortmerssen, A zu den Themen Improvisation, Tran- macher (HMT Leipzig), Christopher Martin Schmeding, Kristian Wegscheider, skription und Schumann gestalten. Im Anderson (USA), Christoph Wolff zweiten Meisterkursblock B werden (Ha r v a r d Un i v e r s i t y/Ba c h -Ar c h i v Christian Wolff, Jean-Claude Zehnder sich Roland Börger (HMT Leipzig) Leipzig) und Kristian Wegscheider und Jacques von Oortmerssen (Nie- (Dresden) runden das Programm der Konzerte und Meisterkurse derlande) einem breiten Spektrum von Orgelakademie 2009 ab. Das detail- europäischer Orgelmusik aus dem 16. lierte Programm kann unter www. Vorträge über: und 17. Jahrhundert widmen. In der hmt-leipzig.de → Aktuelles eingesehen „Reger und Straube“ zweiten Akademiewoche, beginnend werden. „Die Orgelwerke von mit Meisterkursblock C, werden sich Prof. Stefan Engels, Felix Mendelssohn Bartholdy“ Martin Schmeding (Staatliche Hoch- Kirchenmusikalisches Institut „Historische Stimmungen“

Kontakt: [email protected] Erster Orgelimprovisationswettbewerb Leipzig 2009 Weitere Informationen erhältlich unter: www.hmt-leipzig.de → Aktuelles om 29.10. bis zum 1.11.2009 tet werden. Der Jury gehören Prof. findet der erste „Orgelimprovi- Stefan Engels, Nikolaikantor Jürgen Deutscher Akademischer Austausch Dienst V DAAD German Academic Exchange Service sationswettbewerb Leipzig 2009“ Wolf, Jean Guillou (Frankreich), in der HMT und der Nikolaikirche Prof. Enjott Schneider (München) und Leipzig statt. Bei der Veranstaltung Prof. Domenico Tagliente (Italien) an. handelt es sich um eine Kooperation Zum Abschluss wird es ein festliches der HMT, Nikolaikirche und Or g a n - Konzert mit Werken von Guillou, promotion (Sulz a. Neckar). Mit Hoyer und Schneider für Orgel und diesem Wettbewerb soll der für Orchester geben. Die Leitung wird Organisten so wichtige Bereich der Jürgen Wolf innehaben, an der Orgel Improvisation gestärkt und aufgewer- wird Stefan Engels zu hören sein.

Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 67 VORSCHAU / IMPRESSUM

Orgelkonzertreihe 2008/2009 an der HMT

Auch in diesem Jahr hat Prof. Stefan Engels ein interessantes, abwechslungsreiches und ansprechendes Programm mit diversen Orgelkonzerten zusammengestellt. Nach dem schönen Erfolg der ersten beiden Konzerte, gestaltet von Prof. Michael Kapsner (Weimar) und Stefan Viegelahn (Leipzig/Landau), stand im Januar 2009 ein Konzert mit Prof. Jon Laukvik (Stuttgart) auf dem Programm.

Die Termine und Programme der Orgelkonzerte im Sommersemester 2009 Meisterkurs sind wie folgt:

mit Menahem Montag, 27.4.2009, 19.30 Uhr GrassistraSSe 8, GroSSer Saal Pressler Orgelkonzert mit Jürgen Essl (Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart) „Experiment und Utopie“ enahem Pressler, der legen- M däre Pianist des Bea u x Programm: Ar t s Tr i o s , besucht vom 28. bis An o n y m u s 16. Jh. – Upon la mi re 30.1.2009 unsere Hochschule. Ma x Rege r – Capriccio op. 129 Nr. 5 Die FR Dirigieren/Korrepetition Jo h n Bu l l – Ut re mi fa sol la hat ihn zu einem Meisterkurs eingeladen. Lo u is Vie r n e – Fantomes op. 54 Nr. 4 Jo h a n n Ja k o b Fr o b e r ge r – Toccata da sonarsi alla Leuatione Im Dezember 85 Jahre alt gewor- Ol ivie r Messi a e n – Les mains de l’abime (aus: Livre d’orgue) den, gibt er am 30.1.2009 ein Jo h a n n Se b a s t i a n Ba c h – Kleines harmonisches Labyrinth Konzert im Großen Saal. Gemein- Jü r ge n Ess l – Improvisation zum surrealistischen Stummfilm sam mit Mariana Sirbu und Roland Baldini, Violine, Tatjana Masuren- Entr’acte von René Clair, 1924 ko, Viola, sowie Peter Hörr, Violoncello, spielt er das Klavier- Sonntag, 24.5.2009, 19.30 Uhr quintett op. 81 von Antonín Kammermusiksaal Dvoˇrák. Orgelkonzert mit Prof. Bine Bryndorf Am 1. Februar 2009 findet ein (Königliches Konservatorium Kopenhagen) Abschlusskonzert mit Teilnehmern Programm: des Kurses in der Reihe Mu s i c a o h a n n e b a s t i a n a c h s t u d i or u m im Gohliser Schlösschen Orgelwerke von J S B (1685-1750) statt. Präludium und Fuge A Dur, BWV 536 Partite diverse sopra Sei gegrüsset Jesu gütig, BWV 768 Zu den Konzerten sowie zum Sonate II, c Moll, BWV 526 Kurs (täglich von 10–13 Uhr) sind O Lamm Gottes unschuldig, BWV 656 Zuhörer herzlich eingeladen. Nun danket alle Gott, BWV 657, a 2 Clav. e Pedale, canto fermo Prof. Gudrun Franke, Studiendekanin in Soprano FR Dirigieren/Korrepetition Präludium und Fuge h Moll, BWV 544

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