SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 08. 03. 1966

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8. März 1966: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, Ord. 8.௔3. 1966 – 28.௔6. 1966 (alt 1039, neu 16). Über- schrift: »SPD-Bundestagsfraktion. , den 9. März 1966. Protokoll über die Frakti- onssitzung am Dienstag, dem 8.௔3. 1966«. Anwesend: 164 Abgeordnete; Fraktionsassis- tenten: Bartholomäi, Bermeitinger, Daul, Gaebler, Glückert, Goller, Hofer, Laabs, List, Niemeyer, Scheja, P. Schmidt; PV: Bortfeldt, Nelke, Noll, Storbeck; SPD-Pressedienst: Dux, Exler; Vorwärts: Stallberg; Gäste: Burckhardt, Düren. Prot.: Selbmann. Zeit: 15.10 – 18.55 Uhr.

Fritz Erler eröffnet um 15.10 Uhr die Sitzung und spricht der Fraktion seinen Dank für die ihm während seiner Krankheit übersandten Genesungswünsche aus. Zu Punkt 1 der Tagesordnung – Vorträge über die Krise im Bergbau - Es sprechen Dr. Burckhardt, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Ruhrberg- bau1, , Vorsitzender der IG-Bergbau2 und Dr. Düren, Hauptgeschäfts- führer des Deutschen Industrie- und Handelstages3, über die Krise im deutschen Berg- bau. Im Anschluß daran findet eine Aussprache mit Dr. Burckhardt und Dr. Düren statt. Nach Verabschiedung der Gäste tritt die Fraktion in die Aussprache über die Vorberei- tung der Energiedebatte am 16.௔3. 19664 ein. begründet im einzelnen den Antrag betr. Maßnahmen zur Anpassung des Steinkohlenbergbaus und der Struktur der Steinkohlengebiete an die veränderte Lage auf dem Energiemarkt sowie soziale Anpassungshilfen für die Beschäftigten im Stein- kohlenbergbau.5 In einer sich daran anschließenden Diskussion werden von den Abge- ordneten Jacobi, Kübler, Böhm Bedenken gegen den Punkt 1 a) und b) des Antrages vorgebracht, weil sie besonders für den süddeutschen Raum negative wirtschaftliche Auswirkungen haben können.6

1 Helmuth Burckhardt (geb. 1903), Vors. des Unternehmensverbandes Ruhrbergbau und Aachener Steinkohlebergbau sowie u. a. Mitgl. des Vorstandes der Wirtschaftsvereinigung Bergbau und Mitgl. des Beratenden Ausschusses der Montanunion. 2 Walter Arendt, seit 1964 Vors. der IG Bergbau und Energie, gehörte seit 1961 auch dem an. 3 Albrecht Düren (geb. 1910), 1956-1960 HGschf. der Handelskammer Bremen, 1960-1971 HGschf. des DIHT. 4 Die Plenardebatte wurde durch die Krise im Bergbau und durch eine dazu am 20. 1. 1966 eingebrach- te »Große Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. Situation der Kohle« (BT Anl. 102, Drs. V/201) veranlaßt. Die SPD-Fraktion brachte dazu den oben erwähnten Antrag und Gesetzent- wurf ein. Im Plenum sprachen zur Begründung des Antrags Arendt (BT Sten. Ber. 61, S. 1328-1332) und zur Begründung des Gesetzentwurfs Kurlbaum (S. 1332-1336) sowie in der Debatte Arendt (S. 1341-1345), Elsner (S. 1354-1356), Wuver (S. 1364-1367] und Hörmann (S. 1372 f.). 5 Der gleichlautende Antrag in der der Fraktion vorliegenden Fassung liegt als Anl. bei; vgl. auch Anm. 6 und 9. 6 Die Punkte 1 a) und b) des Antrags sahen vor, die Herabsetzung der Steuersätze für leichtes und schweres Heizöl, wie sie im Mineralölsteuergesetz (§ 8, Abs. 2) zum 1. 5. 1967 vorgesehen war, aus- zusetzen und den Termin für die völlige Aufhebung der Besteuerung von leichtem und schweren Heizöl vom 1. 5. 1969 auf den 1. 5. 1975 zu verschieben. – Diese Steuermittel sollten nach Ziff. 1 c) zweckgebunden »für Ausgaben zur Anpassung des Steinkohlebergbaus an die Marktlage, zur Förde-

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Von den Abgeordneten Wehner, Klaus Dieter Arndt, Erler und Kurlbaum wird unter Anerkennung der Schwierigkeiten aber Wert darauf gelegt, daß dieser Antrag zusam- men mit dem Antrag auf Änderung des Reichsknappschaftsgesetzes7 als Paket einge- bracht werden soll. Auf Vorschlag des Abgeordneten Brück8 wird in die Ziffer 3 a hinter das Land Nord- rhein-Westfalen noch das Saarland eingefügt.9 Außerdem wird der Punkt 3 ergänzt durch die Worte »mit öffentlichen und anderen Mitteln . . .«.10 Die Fraktion stimmt bei einigen Enthaltungen der Einbringung des Antrages betr. Maßnahmen zur Anpassung des Steinkohlenbergbaues und der Struktur der Steinkoh- lengebiete an die veränderte Lage auf dem Energiemarkt sowie soziale Anpassungshil- fen für die Beschäftigten im Steinkohlenbergbau zu.11 Der Antrag zur Änderung des Reichsknappschaftsgesetzes wird einstimmig angenommen.12 Zu Punkt 2 der Tagesordnung – Vortrag von Heinz Kühn über die Vorbereitungen des Wahlkampfes in NRW13 begrüßt die als Gäste eingeladenen Mitglieder der nordrhein-westfälischen Landtagsfraktion Heinz Kühn14, Wilhelm Haferkamp15 und Dr. Nehrling16. Heinz Kühn gibt der Fraktion einen Überblick über die Vorbereitung zum Landtags- wahlkampf und bittet am Schluß seiner Ausführungen um die Teilnahme auch der Bundestagsabgeordneten als Redner im Wahlkampf. Hierzu würde allen ein Fragebo- gen zugesandt, um den Einsatz orts- und fachmäßig zu steuern.

rung des Absatzes von Steinkohle und zur Förderung der Ansiedelung von Ersatzindustrie« ver- wandt werden. 7 Der vorliegende »Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Reichsknappschaftsgesetzes« (in der Anl.) wurde in der Sache unverändert und nur sprachlich überarbeitet am 8. 3. 1966 eingebracht; BT Anl. 103, Drs. V/390. Er sah u. a. eine Herabsetzung des Rentenalters für Bergleute von 60 auf 55 Jahre und im Falle von Zechenstillegungen von 55 auf 50 Jahre vor. 8 Alwin Brück war Abgeordneter aus dem Saarland (Landesliste SPD), stellv. Chefredakteur der »Saarbrücker Allgemeinen Zeitung« und von 1960 bis 1964 Mitgl. des Landesvorstandes der SPD. 9 Gemeint ist nicht »3 a«, sondern der Eingangsteil von Ziff. 3 des Antrags zum Steinkohlebergbau. Darin wurde die BReg ersucht, dem Bundestag »Vorschläge zur Errichtung einer »Struktur- bzw. Auffanggesellschaft« vorzulegen, »an der u. a. der Bund, das Land Nordrhein-Westfalen, regionale Verbände und die Wirtschaft beteiligt werden« sollten. Mit der Ergänzung »das Saarland« hinter Nordrhein-Westfalen wurde der Antrag am 8. 3. 1966 eingebracht. BT Anl. 103, Drs. V/391. 10 Im Anschluß daran hieß es in Ziff. 3, »Zweck einer solchen Gesellschaft« sei »die Förderung der Wirtschaftsstruktur mit öffentlichen [ergänzt: ›und anderen‹] Mitteln in den vor der veränderten Si- tuation des Energiemarktes betroffenen Steinkohlegebieten und Gemeinden«. 11 Vgl. Anm. 4. Der Antrag wurde für Ziffer 1-4 dem Wirtschaftsausschuß (federführend) und dem Finanz- und Haushaltsausschuß überwiesen, bei Ziffer 5-6 dem Ausschuß für Arbeit (federführend) und dem Haushaltsausschuß sowie bei Ziffer 7 dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. BT Sten. Ber. 61, S. 1378. 12 Der Gesetzentwurf – vgl. Anm. 7 – wurde nach der 1. Lesung – vgl. Anm. 4 – dem Ausschuß für Sozialpolitik (federführend) und dem Haushaltsausschuß überwiesen. BT Sten. Ber. 61, S. 1377 f. 13 Die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen fanden am 10. 7. 1966 statt. 14 Kühn war Fraktionsvors. der Landtagsfraktion und 1966 Spitzenkandidat der SPD. 15 Wilhelm Haferkamp (geb. 1923), MdL NRW 1958-1967, Mitgl. des Fraktionsvorstandes seit 1957, Vors. des DGB Landesbezirks NRW seit 1957, 1962-1967 Hauptabteilungsleiter Wirtschaftspolitik beim DGB-Bundesvorstand; vorgesehen als Wirtschaftsminister für ein Kabinett Kühn. Vgl. KÜHN, Aufbau, S. 199 und 213 f. 16 Heinz Nehrling (geb. 1928), MdL NRW 23. 7 1962-1973, Fraktionsgschf. 1962-1973.

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In der Diskussion wirft Kurt Mattick die Frage der Teilnahme der sozialdemokrati- schen Ministerpräsidenten an den Landtagswahlkämpfen auf. weist darauf hin, daß die sozialdemokratischen Ministerpräsidenten sich auf eine Vereinbarung aus dem Jahre 1947 berufen, wonach die Ministerpräsiden- ten der Länder nicht an den Wahlkämpfen teilnehmen sollten.17 Wenn Kurt Mattick möchte, sollte er die Frage in der nächsten Parteiratssitzung aufgreifen.18 Zu Punkt 3 der Tagesordnung – Vorbereitung der Plenarsitzungen - berichtet Karl Mommer. Zu Drucksache V/267 – Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes – wird als Sprecher benannt.19 Zu Drucksache V/276 – Erste Beratung des von den Abgeordneten Deringer20, Busse (Herford)21 und den Fraktionen der CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs einer Patentanwaltsordnung – wird Gen. Reischl als Fraktionssprecher benannt.22 In Änderung der hektographierten Tagesordnung soll zuerst die Drucksache V/325 und dann die Drucksache V/313 behandelt werden.23 Zu Drucksache V/182 – Entwurf eines Tierschutzgesetzes24 – soll Büttner eine mündli- che Begründung geben.25 Zu Drucksache V/222 – Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. An- passung des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (AVAVG) an den technischen Fortschritt und an die wirtschaftliche Entwicklung – wird die Begründung schriftlich zu Protokoll gegeben.26

17 Eine derartige Vereinbarung der Ministerpräsidenten der Länder ließ sich nicht nachweisen. 18 Die nächste Sitzung des Parteirates war am 14. 4. 1966; das Thema kam dort nicht zur Sprache. 19 Der vom Bundesrat am 26. 11. 1965 beschlossene gleichlautende Gesetzentwurf war dem Bundestag am 7. 2. 1966 mit der Stellungnahme der BReg übersandt worden; BT Anl. 103, Drs. V/267. Er wurde vom Plenum am 9. 3. 1966 ohne Aussprache den Ausschüssen für Arbeit (federführend) und dem für Familien- und Jugendfragen überwiesen; BT Sten. Ber. 61, S. 1229. 20 Arved Deringer (geb. 1913), MdB (CDU) 1957-1969, Rechtsanwalt, befaßte sich besonders mit dem Kartell- und Wettbewerbsrecht. 21 Hermann Busse (1903-1970), MdB (FDP) 1961-1969, Rechtsanwalt und Notar, bis 1961 Mitgl. des Verfassungsgerichtshofes für das Land NRW. 22 Zu Reischls Plenarrede am 9. 3. 1966 vgl. BT Sten. Ber. 61, S. 1229. Der Entwurf wurde dem Rechts- ausschuß überwiesen; ebd., S. 1230. 23 Bei BT Anl. 103, Drs. V/325 handelte es sich um einen von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP am 17. 2. 1966 eingebrachten Gesetzentwurf »zur Änderung und Ergänzung der Bundesdiszipli- narordnung«, bei Drs. V/313 um einen Antrag der SPD-Fraktion vom 16. 2. 1966 »betr. Änderung der Bundesdisziplinarordnung«. Beide Vorlagen wurden am 9. 3. 1966 unter TOP 24 a und b gleich- zeitig beraten; BT Sten. Ber. 61, S. 1230. 24 Es handelte sich um einen Antrag der Abgeordneten Büttner, Schwabe, Schmitt-Vockenhausen und »Fraktion der SPD« vom 14. 2. 1966 auf Vorlage des Entwurfs eines Tierschutzgesetzes durch die BReg; BT Anl. 102, Drs. V/182. 25 Zur Begründung durch Büttner in der Plenarsitzung am 9. 3. 1966 vgl. BT Sten. Ber. 61, S. 1230. Der von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP unterstützte Antrag wurde dem Innenausschuß (feder- führend) und dem Rechtsausschuß überwiesen; ebd., S. 1231. 26 Auf eine Debatte im Plenum wurde ganz verzichtet. Neben der »Schriftlichen Begründung« durch Johannes Müller (Berlin) für die CDU/CSU-Fraktion gaben Behrendt für die SPD-Fraktion und Hansheinrich Schmidt (Kempten) für die FDP-Fraktion »Schriftliche Erklärungen« zu Prot. Ebd., S. 1231 und 1241-1243 (Anl. 2, 3 und 4).

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Zu Drucksache V/353 und V/296 – Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutze der landwirt- schaftlichen Veredlungswirtschaft bzw. Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Förderung der bäuerlichen Veredelungswirtschaft soll Marquardt die Begründung schriftlich zu Protokoll geben.27 Zu den Drucksachen V/314 – Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Pfleges- ätze von Krankenhäusern28 – und V/389 – Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. finanzielle Situation der Krankenhäuser29 – sollen die Genossen Bardens und Killat sprechen.30 Außerdem wurden im Ältestenrat Punkte auf die Tagesordnung gesetzt, die im Aus- schuß einmütig verabschiedet wurden.31 Zu den Ausführungen erfolgen keine Wortmeldungen. Zu Punkt 4 der Tagesordnung – Vorlagen aus den Arbeitskreisen - begründet Karl Mommer den Antrag betr. Ergänzung des § 33 Abs. 1 der Geschäfts- ordnung.32 Wortmeldungen erfolgen nicht. Die Fraktion ist mit der Einbringung des Antrages einverstanden.33 Den Antrag betr. Schädlingsbekämpfungsmittel begründet Gen. Prof. Bechert.34 Von den Abgeordneten Fellermaier und Martin Schmidt werden gegen einzelne Punkte

27 Gemeint ist die »Schriftliche Erklärung« von Marquardt in der Plenarsitzung vom 9. 3. 1966 zu dem oben genannten Gesetzentwurf der CDU/CSU, FDP vom 2. 3. 1966. Die »Schriftliche Begründung« für den Entwurf erfolgte durch Carl Reinhard für die Fraktion der CDU/CSU. Für die FDP- Fraktion gab Josef Effertz eine »Schriftliche Erklärung« zu dem FDP-Antrag vom 11. 2. 1966 ab. Vgl. BT Sten. Ber. 61, S. 1231 und 1243-1248 (Anl. 5-7). 28 Vgl. zu dem Antrag vom 16. 2. 1966 Nr. 137, TOP 3 a. 29 Eingebracht am 8. 3. 1966; BT Anl. 103, Drs. V/389. 30 Für die SPD-Fraktion sprachen in der Sitzung am 9. 3. 1966 zur Begründung des SPD-Antrages Rhode und in der Debatte Bardens. Die Anträge wurden den Ausschüssen für Wirtschafts- und Mit- telstandsfragen (federführend) und für Gesundheitswesen und für Sozialpolitik überwiesen. BT Sten. Ber. 61, S. 1231-1233 und 1235 f. 31 Gemeint sind TOP 29-33 der Plenarsitzung vom 9. 3. 1966; ebd., S. 1236 f.; vgl. auch Prot. der Sit- zung des Ältestenrates am 1. 3. 1966, Parl. A., 5. WP, Ältestenrat, Bd. 1. 32 Der von Mommer entworfene und am 4. 3. 1966 vorgelegte Antrag (in der Anl.) betraf die Reihenfol- ge der Redner. Nach der geltenden GO sollte den Präsidenten dabei die »Sorge für sachgemäße Erle- digung und zweckmäßige Gestaltung der Beratung, die Rücksicht auf die verschiedenen Parteirich- tungen und auf die Stärke der Fraktionen leiten«. Der vorliegende Antrag forderte, hinter »Bera- tung« die Worte »die Auseinandersetzung zwischen Regierung und Opposition« einzufügen und folgenden Satz anzufügen: »Insbesondere nach der Rede eines Mitglieds der Bundesregierung soll die oppositionelle oder abweichende Meinung zu Worte kommen«. – Eine derartige Änderung des § 33, Abs. 1 der GO, mit der Rechte und Stellung der Opposition gestärkt wurden, erfolgte erst am 18. 6. 1969. Vgl. HERETH, Parlamentarische Opposition, S. 42 f. und 170; DATENHANDBUCH 1949-1982, S. 888. 33 Eingebracht am 19. 3. 1966. BT Anl. 103, Drs. V/396. In der Sitzung des Ältestenrats vom 27. 4. 1966 erklärte Präsident Gerstenmaier diesen Antrag für »überflüssig«. Er glaube, daß auch ohne eine Än- derung der GO eine zufriedenstellende Regelung möglich sei. Vgl. »Die SPD-Fraktion teilt mit« Nr. 166/66 vom 27. 4. 1966. Ähnlich auch im Prot. der Sitzung des Ältestenrates vom 27. 4. 1966; Parl. A., 5. WP, Ältestenrat, Bd. 1. Danach schlugen die SPD-Vertreter anschließend vor, sich »im Ältestenrat auf bestimmte Richtlinien zu einigen (keine Worterteilung an mehrere Minister hintereinander, Frage der Reihenfolge der Fraktionssprecher nach dem Minister)«. Der Präsident erklärte sich damit ein- verstanden. Die für den 27. 5. 1966 vorgesehene Beratung des Antrags im Plenum wurde vertagt; BT Sten. Ber. 61, S. 2213-2215. Sie fand erst am 16. 6. 1966 statt; BT Sten. Ber. 62, S. 2318-2323.

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des Antrages Bedenken erhoben und um eine Behandlung in der Arbeitsgruppe Land- wirtschaft gebeten.35 In einer Abstimmung beschließt die Fraktion mit Mehrheit, die Zurücküberweisung an die Arbeitsgruppe abzulehnen; mit Mehrheit wird die Einbrin- gung des Antrags beschlossen.36 Die Fraktion stimmt der Einbringung einer Kleinen Anfrage von einigen Abgeordneten betr. Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes37 und des Abgeordneten Höhne und anderer Genossen betr. Infrastruktur im nord- und ostbayerischen Raum38 zu. Der Einbringung der Kleinen Anfrage betr. Stillegung von Strecken der Deutschen Bundesbahn im Zonenrandgebiet stimmt die Fraktion zu.39 Zu Punkt 5 der Tagesordnung – Die nächsten Termine40 – erfolgen keine Wortmeldun- gen. Auf Vorschlag des amtierenden Fraktionsvorsitzenden (ab 17.50 Uhr Herbert Wehner) gibt Hans Hermsdorf einen ersten Bericht über die Bemühungen in den verschiedenen Arbeitskreisen zur Verlagerung des Haushaltsvolumens. Es ist dabei u. a. gelungen, mit Hilfe der Genossen im AK Landwirtschaft in diesem Sektor 150 Mio. im Epl. 09 145 Mio. und im Epl. 14 100 Mio. einzusparen.41 Zu Punkt 6 der Tagesordnung – Verschiedenes – erfolgen keine Wortmeldungen. Herbert Wehner schließt die Fraktionssitzung um 18.55 Uhr. F. d. Protokoll: Eugen Selbmann.

34 Der Entwurf mit Datum »8. 3. 1966« in der Anl. Mit dem Antrag sollte die BReg ersucht werden, den Entwurf eines Pflanzenschutzgesetzes und begleitender Regelungen vorzulegen, die folgenden Forderungen für Pflanzenschutzmittel genügten: Unbedenklichkeit für den Menschen, Schonung von Tieren außer Schädlingen, amtliche Zulassungs- und Kennzeichnungspflicht der Hersteller, Haf- tungspflicht bei Lebensmitteln für die Unbedenklichkeit, zuverlässige Lebensmittelüberwachung auf den Schutzmittelgehalt. 35 Die »Bedenken« richteten sich wohl u. a. gegen die Forderung, die Anwendung der Mittel »so zu beschränken, daß Restmengen auf oder in Lebensmitteln nicht ein für die Gesundheit unbedenkli- ches Maß überschreiten« und diejenigen, die Lebensmittel »in den Verkehr« bringen, die mit Schutzmitteln behandelt oder in Berührung kamen, »dafür verantwortlich zu machen, daß diese Le- bensmittel keine oder nicht mehr als ausdrücklich zugelassene Restmengen enthalten«. 36 Der am 9. 3. 1966 eingebrachte Antrag – BT Anl. 103, Drs. V/395 – wurde am 24. 3. 1966 in 1. Lesung beraten; BT Sten. Ber. 61, S. 1598. 37 Die Kleine Anfrage der Abgeordneten Folger, Marx, Günther Müller (München), Seuffert »und Genossen« (alle SPD) vom 9. 3. 1966 betr. den Ortszuschlag für München wurde am 22. 3. 1966 vom BMI »i. V. Schäfer« beantwortet; BT Anl. 103, Drs. V/397 und 104, Drs. V/468. 38 Die am 9. 3. 1966 eingebrachte Kleine Anfrage der Abgeordneten Höhner, Stammberger, Hofmann (Kronach) u. a. »und Genossen« (alle SPD) bezog sich besonders auf die Streckenstillegungen der Bundesbahn in diesem Raum und wurde vom BMWi am 25. 3. 1966 beantwortet; BT Anl. 103, Drs. V/406 und 104, Drs. V/480. 39 Die Kleine Anfrage der Abgeordneten Franke, Harich, Höhmann u. a. und der SPD-Fraktion wurde am 9. 3 1966 eingebracht und vom BMV am 25. 3. 1966 beantwortet; BT Anl. 103, Drs. V/394 und 104, Drs. V/478. 40 Sie sahen nach beiliegender TO vor: 10. 3., 18.00 Uhr Vorstand, 15. 3., 11.00 Uhr Vorstand und 15.00 Uhr Fraktion, 22. 3., 15.00 Uhr und 23. 3. 1966, 15.00 Uhr Fraktion. 41 Es ging um die von der SPD-Fraktion gewünschte Umschichtung der Haushaltsmittel zur Bestrei- tung zusätzlicher Ausgaben für die Wissenschaftsförderung in Höhe von 180 Mio. DM. Vgl. Nr. 138, TOP 1 und 141, TOP 1. – Beim Einzelplan 09 handelte es sich um den Etat des BMWi, bei Einzel- plan 14 um den des BMVtdg.

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