Integriertes Entwicklungskonzept -Dahlhausen

Stadt Bochum Herausgeber Stadt Bochum Die Oberbürgermeisterin Baudezernat Dr. Ernst Kratzsch Willy-Brandt-Platz 2-6 D-44777 Bochum

Für Rückfragen stehen Ihnen Eckart Kröck | Jens Hendrix | Wolfgang Otto | Petra Müller-Tiggemann vom Stadtplanungs- und Bauordnungsamt und Reinhard Hachenberger | Manfred Scheel | Marie-Luise Mollenhauer vom Amt für Bauverwaltung und Wohnungswesen zur Verfügung.

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Konzept | Redaktion Tobias Hundt

Layout Angelika Wozelaki

Druck Zentrale Dienste der Stadt Bochum

ISBN 978-3-8093-0256-8

Bochum, August 2009 Integriertes Entwicklungskonzept Bochum-Dahlhausen

1 Dahlhausen im Jahre 1939 2 Inhalt

Vorwort 4 4 Handlungsfelder im Sanierungsgebiet 28

Hintergrund 6 Wohnen an der 29

1 Menschen, Städte und Flüsse 8 Landschaftspark 31

Dahlhausen und die Ruhr 10 Bahnhof und Bahnhofsumfeld 34

2 Regionale Entwicklungsstrategien im Ruhrtal 12 Eisenbahnmuseum 37

Der Beginn: Die Bewerbung zur Regionale 2004 13 Handlungsprioritäten 41

Die Ruhrtal-Initiative 14 5 Blick nach vorn 42

Zukunft der Zusammenarbeit im Ruhrtal 19 Quellen | Abbildungen 44

3 Handlungsstrategie „Ruhrauenpark Dahlhausen“ 20

Das Werkstattverfahren 20

Die Rahmenplanung 22

Das Sanierungsverfahren 25

3 Vorwort

Bochum-Dahlhausen zählt zu den besonders lebenswer- „Dahlhausen“ beschlossen hat. Auf dieser Grundlage ten Ortsteilen unserer Stadt. Die bewaldeten Steilhänge kann die Stadtverwaltung beim Land Nordrhein-West- zur Ruhr sind landschaftlich reizvoll und die Ruhraue falen und beim Bund Gelder beantragen, die zum Bei- mit ihren Spazierwegen hat einen hohen Freizeitwert. spiel für den Bau des Landschaftsparks oder die Neuge- Mit dem Eisenbahnmuseum und der Ruhrtalbahn staltung des Bahnhofsumfeldes eingesetzt werden sollen. verfügt Dahlhausen über überregional bekannte Aus- Damit können wir Dahlhausen für seine Bewohner und flugsziele. Gäste attraktiver machen.

In den letzten Jahren hat sich das Ortsbild von Dahlhau- Mit dem vorliegenden integrierten Entwicklungskonzept sen gewandelt: Begonnen wurde bereits in den 1980er werden die bisher erfolgten Planungen für Dahlhausen Jahren mit dem Abbruch des Bahndamms und der Ver- dokumentiert und die noch zu erledigenden Maßnah- legung der Dr.-C.-Otto-Straße. Seit 2004 entsteht auf men aufgezeigt. Ich wünsche mir, dass wir die Planun- der Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs das Wohn- gen und Projekte zügig umsetzen und ein weiteres Stück gebiet Ruhrauenpark, das bis heute etwa zur Hälfte lebenswertes Bochum bauen können. fertiggestellt und bezogen ist. So begann die Öffnung von Dahlhausen zur Ruhr und damit zur Landschaft.

Aber es gibt noch Probleme bei den Verbindungen zwischen Dahlhausen und der Ruhr. Die Bahnstrecke ist weiterhin eine Barriere. Auch ist der Landschaftspark, der einen grünen Rahmen für das Wohngebiet bilden soll und durch den eine neue Fußgängerpromenade zwi- schen dem Bahnhof und dem Eisenbahnmuseum ver- laufen wird, noch nicht fertiggestellt. Auch entsprechen das Umfeld und die Parkmöglichkeiten am Eisenbahn- museum nicht den Anforderungen des bedeutenden Museumsstandortes.

Deshalb freue ich mich, dass der Rat der Stadt Bochum Dr. Ernst Kratzsch am 18.12.2008 die Ausweisung eines Sanierungsgebiets Stadtbaurat 4 5 Hintergrund

Der Stadtteil Dahlhausen liegt in exponierter Lage Westfalen zur Gewährung von Städtebauförderungs- direkt an der Ruhr, jedoch gibt es Widrigkeiten, den mitteln eingereicht. Im Jahre 2008 wurden Mittel in Fluss überhaupt zu erreichen. Die frühe Industria- Aussicht gestellt, sofern ein Sanierungsgebiet ausge- lisierung hat Spuren hinterlassen und die vorhan- wiesen wird. Mit Beschluss des Rates der Stadt Bo- dene Bahntrasse macht einen direkten Zugang auf chum vom 18.12.2008 wurde diese Forderung erfüllt. 1.400 m Länge unmöglich. Das Eisenbahnmuseum stellt ein großes Potenzial dar und ist in vielerlei Hin- Da es früher möglich war, Fördergelder für Einzel- sicht ausbaufähig. Anstelle des alten Güterbahnhofes maßnahmen zu erhalten, wurden bislang nur Mittel mit seiner Altlastenproblematik wurde inzwischen für den Landschaftspark als erstem Baustein beantragt. damit begonnen, eine Wohnsiedlung zu errichten. In Seit Oktober 2008 sind jedoch neue Förderrichtlinien direktem Anschluss soll ein öffentlicher Landschafts- in Kraft, die unter anderem nur noch für Gesamt- park entstehen. maßnahmen gelten. Eine wesentliche Forderung des Landes ist die Vorlage eines integrierten Entwick- Die Stadt Bochum hat die Entwicklungschancen lungskonzeptes einschließlich eines Finanzierungs-, von Dahlhausen erkannt und bereits vor zehn Jahren Zeit- und Kostenplans. damit begonnen, eine Rahmenplanung zu entwickeln. Besonders wichtig sind die städtebaulichen und tou- Mit dem vorliegenden Konzept wird den neuen Förder- ristischen Potenziale. richtlinien entsprochen. Derzeit können noch nicht alle Maßnahmen genau beschrieben und daher auch nicht Als Einstieg in die Umsetzung der Planung wurden ab kosten- oder zeitmäßig erfasst werden. Diese Nacharbei- dem Jahr 2000 Förderanträge beim Land Nordrhein- ten müssen kontinuierlich erfolgen. 6 Dahlhausen in den 1970er Jahren: Der Güterbahnhof ist noch in Betrieb 7 1 Menschen, Städte und Flüsse

Das Verhältnis von Menschen und Flüssen ist seit je Bewusstsein der Menschen, weil sie durch Hafenarea- her ambivalent. Einerseits waren Flussübergänge von le, Fabriken oder Verkehrswegen von den Siedlungen Handelswegen Ausgangspunkte für das Entstehen abgeschnitten wurden. So wurden die eigentlich so von Siedlungen. Flüsse boten den Menschen notwen- romantischen Uferlagen für andere Nutzungen unin- dige Trinkwasser- und Nahrungsmittelressourcen, die teressant oder standen gar nicht zur Verfügung. Wasserkraft bot Möglichkeiten der Energiegewinnung. Zudem waren sie Transportadern und besaßen damit In der postindustriellen Epoche unserer Tage werden eine wichtige Verkehrsfunktion. Auch aus strategi- wiederum neue Ansprüche an Flüsse und ihre Uferla- schen Gründen wurden Siedlungen an Flussufern ge- gen gestellt. So sind gute Naherholungsmöglichkeiten gründet. Ganze Staaten wurden über Flüsse erschlos- und ein attraktives Wohnumfeld wichtige Fakto- sen und bildeten dort ihre Grenzen aus. Andererseits ren, die eine lebenswerte Umwelt ausmachen und brachten Flüsse auch Überschwemmungen und damit dies nicht zuletzt, weil die Menschen über größere nicht nur große Gefahren für Leben und Gesundheit zeitliche Budgets für die Freizeitgestaltung verfü- der Menschen, sondern auch für Sachwerte und Tiere. gen. Gleichzeitig hinterließ der Wegfall industrieller So hielt man die Bebauung meist in respektvollem Nutzungen an Flussufern vielerorts Brachflächen oder Abstand, während die Landwirtschaft wiederum die Bereiche mit Umstrukturierungsbedarf. Diese werden fruchtbaren Böden in Ufernähe nutzte. genutzt, um städtebauliche und landschaftliche Quali- täten sowie Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten zu Doch diese rationalen Gründe sind nur eine Seite, verbessern. warum sich Menschen Flüssen zuwenden. Die andere war seit je eher eine emotionale, denn Flüsse faszinie- In vielen deutschen und europäischen Großstädten ren. Ihr sanftes Dahinströmen oder mitunter reißen- rücken Flusslagen in den Mittelpunkt großer, teil- des Rauschen übt eine Anziehungskraft aus. Der Blick weise spektakulärer Stadtsanierungs- und Stadtent- für das Schöne entwickelte sich jedoch nur langsam. wicklungsprojekte. Ganze Regionen entdecken den Erst im 19. Jahrhundert prägten zunehmend roman- Wert ihrer Flüsse, indem sie die Zugänglichkeit und tische Vorstellungen das Verhältnis der Menschen zu Nutzbarkeit der Ufer verbessern die in terkommuna- Flüssen ih re ästhetische Faszination wurde ent- le Kooperation bekommt hier einen neuen Stellenwert. deckt. Dort wo man es sich leisten konnte, entstanden Aber auch kleinere Orte ergreifen die Chance, sich Promenaden und Aussichtspunkte F lüsse wurden baulich zu ihren Flüssen zu öffnen, Flächen zu ent- zur Schauseite, vor allem von großen Städten. Weit- wickeln, öffentliche Räume am Ufer auszubilden und aus häufiger jedoch überrannte die Industrialisierung den Freizeitwert ihrer Flusslagen zu erhöhen. Städte und ihre Flussufer. Uferlagen entrückten dem 8 An der Ruhr bei Dahlhausen 9 Dahlhausen und die Ruhr

Auch Dahlhausen ist ein Ort am Fluss. Vor dem Beginn der Industrialisierung bestand der Ortskern lediglich aus wenigen einzeln stehenden Häusern, von denen man einen direkten Zugang zur Ruhr und ihrer weitläufigen grünen Aue hatte. Im Jahre 1823 zählte die gesamte Ge- markung lediglich 57 Gebäude und weniger als 400 Ein- wohner, von denen die meisten in der Landwirtschaft bzw. in ersten Kleinstzechen tätig waren. Die Ruhr Personen- und Güterbahnhof Dahlhausen um 1900 spielte vor allem als Schifffahrtsweg eine Rolle, denn die Transporte von Kohle und anderen Gütern aus dem Das zunehmende Förderaufkommen der Zechen im Ruhrtal fanden unter erschwerten Bedingungen auf dem Raum Dahlhausen erforderte den Bau einer Bahnstre- Fluss statt. Erst mit der Anlage von Schleusen (die in cke, da der Kohletransport auf der Ruhr unwirtschaft- Dahlhausen entstand im Jahre 1775) und Treidelpfaden lich und zu zeitaufwändig geworden war. So wurde im verbesserten sich die Möglichkeiten des Gütertransports. Jahre 1863 die Bahnstrecke gebaut In Dahlhausen befand sich zudem eine Mühle, die die und ein Personenbahnhof nahe des Ortskerns errich- Wasserkraft der Ruhr nutzte. tet. 1916 entstand das heutige Empfangsgebäude.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Durch die Trassierung der Bahn wurde der Ort von Dahlhausen von der Industrialisierung erfasst. Es den Ruhrauen abgeschnitten. Diese räumliche Tren- entstanden die Zeche Dahlhauser Tiefbau, die Fabrik nung wurde durch den Güterbahnhof verstärkt, der für feuerfeste Steine Dr. C. Otto und das Stahl- und sich nordwestlich in Richtung Essen an den Perso- Eisenwerk Dahlhausen. In der Folge nahm auch die nenbahnhof anschloss und sich bis zur Firma Dr. C. Zahl der Einwohnerzahl deutlich zu. Heute zählt Otto erstreckte. Dort entstand 1918 ein Bahnbetriebs- Dahlhausen als Stadtteil von Bochum rund 13.300 werk, nachdem Dahlhausen durch den Bau neuer Ei- Einwohner. senbahnstrecken nach Essen-Überruhr und Bochum- 10 Firma Dr. C. Otto

Bahnbetriebswerk

Güterbahnhof

Ortskern

Personenbahnhof

Dahlhausen im Jahre 1974

Laer ein Bahnknotenpunkt geworden war. Übergänge dieses Gelände in einer spannungsvollen Lage zwi- zwischen dem nordöstlich der Bahnstrecke liegenden schen dem Bahnhof bzw. dem Ortskern Dahlhausen, Ort und den südwestlich gelegenen Ruhrauen gibt es der vielbefahrenen Dr.-C.-Otto-Straße, dem Bahnbe- nur östlich des Bahnhofs Dahlhausen mit der Brü- triebswerk (inzwischen ist dort das Eisenbahnmuseum cke Ruhrmühle und am Bahnbetriebswerk mit dem Bochum-Dahlhausen beheimatet), der Firma Dr. C. dortigen Fußgängertunnel. Dazwischen kann auf rund Otto und eben der Ruhr. 1.400 m die Bahnstrecke nicht überquert werden.

Durch die Aufgabe des Güterbahnhofs im Jahre 1979 ergab sich eine große Entwicklungschance für Dahl- hausen. Eine rund 20 ha große Fläche in unmittelba- rer fußläufiger Erreichbarkeit der Ruhr mit ihrer land- schaftlich reizvollen Aue konnte einer neuen Nutzung zugeführt werden. Allerdings verblieb die Bahntrasse, die nach wie vor zwischen der Ruhraue und dem ehemaligen Güterbahnhof liegt. Damit befindet sich 11 2 Regionale Entwicklungsstrategien im Ruhrtal

Die interkommunale Kooperation bei der Entwicklung von Flusslandschaften liegt auf der Hand: Flüsse sind wie kaum ein anderes naturräumliches Element unab- hängig von Stadt- und Landesgrenzen. Die Probleme und Potenziale von Flusslandschaften können kaum auf einzelne Städte und Gemeinden allein bezogen werden. Im mittleren Ruhrtal begannen die Anliegerkommunen schon früh, ihre Aktivitäten aufeinander abzustimmen und gemeinsam Entwicklungsperspektiven zu erarbeiten. Ruhrbrücken bei Dahlhausen

Ruhrtal-Panorama bei Stiepel 12 Der Beginn: Die Bewerbung zur Regionale 2004

Im Jahre 1998 schlossen sich die Städte Bochum, Hagen, Der Versuch einzelner Städte, diese Probleme in Allein- Hattingen, Herdecke, Wetter, Witten und der Ennepe- gang zu lösen, hatte nicht den erhofften Erfolg gehabt. Ruhr-Kreis mit Unterstützung des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR, heute Regionalverband Ruhr) zusam- Die Kommunen im mittleren Ruhrtal erkannten, dass men, um sich um die Durchführung einer Regionale es unabdingbar ist, im internationalen Wettbewerb um beim Land Nordrhein-Westfalen zu bewerben. Hinter- Arbeitsplätze, Einwohner und Lebensqualität ein regio- grund der Bewerbung war eine gemeinsame Ausgangs- nales Profil herauszubilden und sich auf vorhandene Be- lage: Bergbau und Stahlindustrie hatten sich aus der gabungen zu besinnen. Dazu gehört es, die Qualitäten Region zurückgezogen. Leerstehende Industriegebäude einer Region zu vernetzen und auch stärker die Bereiche und Brachflächen prägten das Bild an der Ruhr. Eisen- Freizeit, Kultur und Tourismus als Potenziale in den Pro- bahn- und Straßentrassen zogen sich die Ufer entlang. zess des ökonomischen Strukturwandels einzubeziehen. Viele der Orte an der Ruhr zeigten kein Gesicht zum Die Ruhr als verbindendes Band sollte im Rahmen der Fluss und es gab nur wenige Wegeverbindungen von Regionale zum Symbol des Wandels und ein Teil eines den Ortskernen zum Flussufer. Dazu kamen die sozialen neuen Regionalbewusstseins werden. Auswirkungen des wirtschaftlichen Strukturwandels. Im Bochumer Abschnitt des Ruhrtals wurden insbeson- dere das Umfeld des Eisenbahnmuseums Dahlhausen sowie der stillgelegte Güterbahnhof als mängelbehaftete Bereiche benannt, die es im Rahmen einer Regionale zu attraktivieren gilt. Erreichbarkeit, Zugänglichkeit, Gestaltung und neue Nutzungen waren hier wichtige Stichworte: Der Stadtteil Dahlhausen sollte sich stärker zur Ruhr präsentieren.

Die Bewerbung zur Regionale 2004 war der Auftakt zu einer intensiven und erfolgreichen regionalen Zusam- menarbeit. Bis heute wurden nicht nur verschiedene Projekte gemeinsam verwirklicht, sondern die Zusam- menarbeit dehnte sich auch über das mittlere Ruhrtal hinaus aus. 13 Die Ruhrtal-Initiative

Städte im Ruhrtal

Obwohl die Regionale 2004 an eine andere Region Seit dem Jahr 2005 kooperiert die Gemeinschaftsiniti- vergeben wurde, endete die regionale Zusammenarbeit ative „Das Ruhrtal“ intensiv mit den Kommunen der nicht. Stattdessen gründeten die Akteure im Jahre 2001 Städteregion Ruhr 2030 aus dem Ruhrtal. 2007 wurde die Gemeinschaftsinitiative „Das Ruhrtal“ mit dem der Kreis offiziell um diese Kommunen erweitert, so Ziel, die Region weiterzuentwickeln und einen Beitrag dass die Initiative nun von den Städten Bochum, Dort- zur Strukturverbesserung des gesamten Ruhrgebiets zu mund, Essen, Hagen, Hattingen, Herdecke, Mülheim leisten. Dabei sollen vor allem auch die städtebaulichen an der Ruhr, Oberhausen, Wetter und Witten, dem und touristischen Potenziale des Ruhrtals gefördert und Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Regionalverband Ruhr ausgebaut werden. (RVR) als Projektpartner getragen wird. 2008 schließt sich Duisburg an. Im Zuge dieser Entwicklung wurde Parallel zur Gemeinschaftsinitiative „Das Ruhrtal“ for- sie in „Ruhrtal-Initiative“ umbenannt. mierte sich ein weiterer regionaler Zusammenschluss, den die Städte im Ruhrgebiet im Jahre 2003 in einem Die Koordination der Zusammenarbeit wird vom regi- „Stadtregionalen Kontrakt“ besiegelten. Er markiert den onalen Arbeitskreis Ruhrtal sichergestellt. Dort treffen offiziellen Abschluss der erfolgreichen Teilnahme am sich regelmäßig die Vertreter der Projektpartner. Sie Forschungsvorhaben „Stadt 2030“ des Bundesministe- beraten und entscheiden über einzelne Projekte, den riums für Bildung und Forschung und den Startpunkt Mitteleinsatz und die Aufnahme neuer Vorhaben in das der formalen Zusammenarbeit in der „Städteregion Handlungsprogramm für das Ruhrtal. Der Arbeitskreis Ruhr 2030“. Weitere Vorhaben sind unter anderem die übernimmt auch die Funktion der Entscheidungsvorbe- Erstellung eines regionalen Flächennutzungsplans und reitung bzw. eines Fachbeirates für die Lenkungsgruppe, eines Masterplans Ruhr mit den Themenschwerpunkten der stimmberechtigte Vertreter der Gebietskörper- Wohnen, Städtebau und Region am Wasser. schaften und als beratende Mitglieder unter anderem 14 das Land Nordrhein-Westfalen angehören. Zur Steue- 2. Einrichtung des Wasserwanderwegs Ruhr. rung der Aktivitäten der Ruhrtal-Initiative haben die 3. Erweiterung der Personenschifffahrt auf der Ruhr Projektpartner eine Geschäftsstelle eingerichtet. Ihre und ihren Stauseen. Hauptaufgaben sind die Koordination aller Beteiligten, 4. Ausbau des Ruhrtalradwegs von der Quelle bis zur die Vorbereitung und Durchführung der Sitzungen des Mündung. Arbeitskreises und der Lenkungsgruppe sowie Projekt- 5. Städtebauliche Offensive „Städte an den Fluss“. entwicklung und Beratung der Projektträger, Förder- 6. Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Res- mittelmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Mit der sourcen in der Flussaue als Grundlage für sanften Wahrnehmung dieser komplexen und anspruchsvollen Tourismus und neue Formen der Freizeit. Aufgaben wurde die Unternehmensberatung Schmidt/ 7. Aufbau eines touristischen Regionalmarketings. Bechtle (Herdecke) beauftragt. Auf der Projektebene erfolgt die Umsetzung durch die öffentliche Hand und Die Ruhrtalbahn hat sich inzwischen zu einer erfolgrei- in öffentlich-privater Partnerschaft mit Wirtschaftsun- chen, überregional bedeutsamen touristischen Attrak- ternehmen und anderen Trägern. tion entwickelt. Die Museums-Dampfzüge fahren von Bochum-Dahlhausen über Hattingen an der Ruhr ent- lang bis nach Hagen. Daneben wurden weitere Strecken Leitprojekte der Ruhrtal-Initiative und Fahrzeuge für den Museumsbahnverkehr in Betrieb genommen. Stützpunkt der Ruhrtalbahn ist das Eisen- Die Leitprojekte der Ruhrtal-Initiative sind Bausteine bahnmuseum in Dahlhausen. eines Handlungsprogramms und vernetzen die Potenzia- le der Städte im Ruhrtal miteinander: 1. Ausbau der Ruhrtalbahn. 15 Der Wasserwanderweg Ruhr erfreut sich großer Be- Für ihre vorbildliche Kooperation, Organisationsstruk- liebtheit, was sich in den zunehmenden Ausleihzahlen tur und interkommunalen Projekte wurde die Initiative kommerzieller Bootsverleiher am Fluss zeigt. Attraktivi- im Jahre 2006 im Rahmen des Wettbewerbs „komm- tätssteigernde Maßnahmen der Ruhrtal-Initiative waren KOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Ko- hier der Bau von Bootsanlegern und die Herausgabe operation“ (ein Wettbewerb innerhalb des Forschungs- eines Wasserwanderführers. programms „Modellvorhaben der Raumordnung“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick- Auch der Ruhrtalradweg ist inzwischen durchgehend lung und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumord- von der Quelle bei Winterberg bis zur Mündung in nung) mit einem Preis ausgezeichnet. Duisburg befahrbar. Seine Beschilderung, die Sehens- würdigkeiten entlang der Strecke und ein durchdachtes Marketing haben ihn zu einer der erfolgreichsten Rad- wanderwege Deutschlands gemacht.

Ein zentrales Leitprojekt, das konkret die Bezüge zwischen den Orten an der Ruhr und dem Fluss in den Blick nimmt, ist die städtebauliche Offensive „Städte an den Fluss“. Mit ihr sollen die verlorengegangenen Verbindungen zwischen Städten, Siedlungen, Landschaft und der Ruhraue zurückgewonnen werden.

Die Ruhrtalbahn bei Dahlhausen Anleger für Wasserwanderer bei Dahlhausen 16 Leitprojekt „Städte an den Fluss“

Die Topografie beeinflusst die baulichen Strukturen im Zur Umsetzung des Leitprojekts „Städte an den Fluss“ Ruhrtal: Flache Auenbereiche, steile Hänge und sanfte wurde 2005 das Büro Pesch & Partner Architekten Hügel bestimmten, wo gebaut werden konnte und wo Stadtplaner (Herdecke) mit der Erstellung eines Rah- nicht. Die mittelalterlichen Siedlungen hielten darum menkonzeptes zum Thema „Städtebauliche Entwicklung Abstand von der Ruhr. Mit der Schiffbarmachung des an der Ruhr“ beauftragt. Es stellt die landschaftlichen Flusses und der „Bändigung“ seiner starken Wasser- und städtebaulichen Potenziale des mittleren Ruhrtals schwankungen stand das Tal neuen Nutzungen zur dar. Eines der strategischen Ziele des Rahmenkonzepts Verfügung – etwa dem Bergbau und der metallverarbei- ist, eine langfristige Perspektive aufzuzeigen: Immer tenden Industrie. wenn Flächen an der Ruhr zur Verfügung stehen, soll diese Chance genutzt und ein Wandel in der Beziehung Aber erst in der Phase der Industrialisierung veränderte zwischen Fluss und Siedlung herbeigeführt werden. sich das Siedlungsbild nachhaltig. Durch Eindeichungen und Aufschüttungen konnten sich nun größere Indus- triebetriebe im Ruhrtal ansiedeln. Es wurden Bahnstre- cken und Straßen angelegt. Heute ist die Nähe von Stadt und Fluss oft nicht erlebbar: Aus den Siedlungen heraus fehlen Wege oder Blickbeziehungen zum Wasser – von der Ruhr aus präsentieren sich die Siedlungen oft mit ihrer Rückseite.

Ziel des Leitprojekts „Städte an den Fluss“ ist deshalb, dass die Städte wieder ihr Gesicht zur Ruhr zeigen. Es gilt, die bestehenden Barrieren von Industrie- und Brachflächen oder von Verkehrstrassen zu überwinden. Wichtige Elemente hierfür sind die Verbesserung der Orientierung und der Erschließung sowie neue Nutzun- gen auf Brachen und durchlässige bauliche Strukturen. Hierfür werden Flächen und Standorte vorgeschlagen, die eine besondere Eignung für neue städtebauliche Projekte mit hoher Qualität besitzen. Wegweiser des Radverkehrsnetzes NRW im Ruhrtal 17 Bochum als „Stadt und Land über der Ruhr“

Das Rahmenkonzept „Städtebauliche Entwicklung Der seit 1979 stillgelegte Güterbahnhof, ein Bahn- an der Ruhr“ charakterisiert die Bochumer Stadtteile hofsbereich mit Funktionsmängeln, ein bekanntes, Dahlhausen, Linden und Stiepel treffend als „Stadt aber in seiner Außenwirkung verbesserungsbedürfti- und Land über der Ruhr“. Das kleinstädtisch-urbane ges Eisenbahnmuseum und die Barrierewirkung der Linden und das durchgrünte Stiepel liegen hoch über S-Bahnstrecke sind hier problematisch. der Ruhr und zeigen sich nicht zum Fluss. Hier sollen visuelle Bezüge sowie bauliche Arrondierungen und Die Gleisbrache des Güterbahnhofs stellte sich als landschaftliche Verbindungen gestärkt werden. Schlüsselareal heraus, um das Bild Dahlhausens zur Ruhr nachhaltig zu verändern. Hierzu wurde im Jahr Dahlhausen hingegen liegt mit seinem Ortskern 1999 eine vielbeachtete Entwurfswerkstatt durch- direkt im Ruhrtal am Fuße des Talhangs nur knapp geführt, um Lösungsvorschläge für die Verbindung über dem Höhenniveau der Ruhraue. Damit hat des Siedlungskerns mit der Ruhraue zu entwickeln Dahlhausen als einziger Bochumer Stadtteil direkten (hierzu mehr in Kapitel 3). Bezug zum Wasser. Dieser Bezug ist allerdings gestört:

Städtebauliche Entwicklung an der Ruhr

18 Zukunft der Zusammenarbeit im Ruhrtal

Viele der regionalen Projekte, die das gesamte Ruhr- reich liegen, so dass die externe Unterstützung durch tal oder einen großen Teil und damit viele Anrainer ein Organisations- und Moderationsbüro reduziert betreffen, wurden inzwischen umgesetzt. In erster bzw. neu ausgerichtet werden kann. Linie sind hier der Ruhrtalradweg und die Ruhrtal- bahn zu nennen. In Zukunft werden deshalb verstärkt Darüber hinaus werden das Marketing und die projektbezogene Kooperationen zwischen benachbar- Werbung für die bereits entstandenen Projekte und ten Städten erfolgen, da es nicht mehr in dem Maße „Produkte“ (wie dem Ruhrtalradweg oder der Ruhrtal- wie früher notwendig ist, dass die gesamte Region bahn) der Ruhrtal-Initiative einen großen Stellenwert Grundsatzentscheidungen trifft. Deshalb werden sich einnehmen. Dies ist notwendig, um die Erfolge der die einzelnen Städte vermehrt federführend um die regionalen Zusammenarbeit zu verstetigen und nach- Projekte kümmern, die in ihrem jeweiligen Einflussbe- haltig zu sichern.

19 3 Handlungsstrategie „Ruhrauenpark Dahlhausen“

Die Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs Dahlhau- sen erwies sich als zentraler Baustein, um den Stadt- teil und mit ihm auch Bochum an die Ruhr heranzu- führen. Es galt nun, Nutzungsideen zu entwickeln und diese in eine Rahmenplanung zu überführen.

Idee: eine Fußgänger-Promenade entlang der Bahn Fußgänger-Promenade erschließt den Landschaftspark

Das Werkstattverfahren

Im Vorfeld der städtebaulichen Rahmenplanung Tage und fand vor Ort in Räumlichkeiten des Eisen- wurde im Jahre 1999 ein kooperatives Werkstattver- bahnmuseums statt, so dass sich die Teilnehmer direkt fahren „Ruhrauenpark Dahlhausen“ durchgeführt, um mit den Örtlichkeiten auseinandersetzen konnten. erste Konzepte für das Güterbahnhofsareal und seine Teilnehmer waren: Randbereiche zu erarbeiten. Vier interdisziplinäre Teams von Architekten, Landschaftsarchitekten und • Kemper-Steiner & Partner, Prof. Burkhard Bergius, Stadtplanern entwickelten verschiedene Lösungsan- Heimer+Herbstreit (Bochum) sätze. Unterstützt wurden sie von Sachverständigen, Bürgern und Akteuren aus dem Stadtteil sowie einer • Prof. Carsten Lorenzen, Peter Becht (Kopenhagen) externen Moderation durch das Planungsbüro Fal- tin Scheuvens Wachten (Dortmund), das auch die • Karin Meyer, Christine Wolf (Bochum) Koordination des Verfahrens und die Dokumentation der Ergebnisse übernahm. Die Werkstatt dauerte vier • Schmitz Architekten, Latz+Partner (Köln/Kranzberg) 20 Das Plangebiet liegt zwischen dem Eisenbahnmuse- Die Planungsziele der Stadt Bochum sind auf eine um und dem Bahnhof-Dahlhausen und umfasst rund Weiterentwicklung dieser Qualitäten gerichtet. Dem- 20 ha. Im Nordosten wird es durch die vielbefahrene entsprechend sollten bei der Werkstatt folgende Dr.-C.-Otto-Straße und im Südwesten durch die S- Aspekte berücksichtigt werden: Bahntrasse begrenzt. Im Südosten des Plangebiets schließt sich der Ortskern Dahlhausen und im Süden • Qualitativ hochwertige, verdichtete Einfamilien- die Ruhraue an. Im Westen grenzt es an Essener haus-Bebauung als zentrale Nutzung. Stadtgebiet und im Norden liegt das Dr.-C.-Otto- • Auslotung von Möglichkeiten von umweltverträg- Werk. Den engeren Entwurfsraum bildete die Brache lichem und kostengünstigem Bauen. des ehemaligen Güterbahnhofs, die für neue Nutzun- • Aufwertung der Entreefunktion des Bahnhofs- gen zur Verfügung stand. Sie stellt ein ebenes Plateau platzes für Dahlhausen durch eine Randbebauung. im ansonsten zur Ruhr abfallenden Gelände dar und • Einbindung des Eisenbahnmuseums in das Gefü- befindet sich landschaftsräumlich in einer begüns- ge des Stadtteils. tigten Lage zwischen bewaldeten Steilhängen im • Heranführung von Dahlhausen an die Ruhr und Norden und der flachen Ruhraue im Süden, einem Verzahnung von Landschaft und neuem Wohn- beliebten Naherholungsgebiet. Die wichtigsten Stand- quartier. ort- und Entwicklungsqualitäten des Plangebiets sind

• die direkte Erreichbarkeit des Dahlhauser Orts- kerns mit seinen Versorgungseinrichtungen, • die gute Erschließung durch öffentliche Verkehrs- mittel (S-Bahn, Straßenbahn, Buslinien) und die hohe Erschließungsqualität der Dr.-C.-Otto- Straße, • die Lage im Ruhrtal und die Nähe zur freien Landschaft, • die Chance, für das überregional bedeutsame Eisenbahnmuseum ein angemessenes Umfeld und eine verbesserte Anbindung zu schaffen.

21 Die Rahmenplanung

Auf Grundlage der Ergebnisse des Werkstattverfah- des Bebauungsplans. Teilnehmer waren neben der rens entwickelte das städtische Planungsamt im Jahre Stadt Bochum mit ihren verschiedenen Fachämtern 2001 die Rahmenplanung „Ruhrauenpark Dahlhau- der Investor für die Wohnbebauung mit dem von ihm sen“. Diese umfasst sowohl die städtebaulichen als beauftragen Architekturbüro Kemper-Steiner & Part- auch die landschaftsplanerischen Vorhaben, das heißt ner (Bochum), das Büro Latz+Partner (Kranzberg) im das Wohngebiet, den Landschaftspark und das Eisen- Auftrag der Stadt Bochum und die Immobilienabtei- bahnmuseum sowie das Umfeld des Bahnhofs Dahl- lung der Deutschen Bahn als größtem Grundstücks- hausen und die Ruhraue. Die Rahmenplanung fixiert eigentümer. Die weitere Ausarbeitung und planerische die wesentlichen Eckpunkte für das weitere Vorge- Konkretisierung erfolgte für den Bereich Wohnquar- hen, in dem vor allem Flächen für die Entwicklung tier durch das Büro Kemper-Steiner & Partner und der einzelnen Bausteine des Konzepts (zum Beispiel für den Landschaftspark durch das Büro Latz+Partner. Wohnen, Freiraum, Erschließung) festgelegt wurden. Beide Büros haben sich angesichts der zahlreichen Ein interdisziplinärer Arbeitskreis begleitete das Berührungspunkte beider Konzeptionen umfassend Verfahren der Rahmenplanung bis zur Vorbereitung miteinander abgestimmt.

Ruhrauenpark: Rahmenplanung

22 In der Zusammenschau ergibt sich eine Planung mit Prinzip aufgrund des schmaler werdenden Gelän- folgenden Eckpunkten: dezuschnitts zugunsten einzelner Hausgruppen verlassen. Entlang der Dr.-C.-Otto-Straße wird • Das gestalterische und funktionale Rückgrat des der Straßenraum durch eine einheitliche Bau- Gesamtvorhabens „Ruhrauenpark“ ist ein Land- flucht und Bauhöhe profiliert, während abseits schaftspark, der die einzelnen Bausteine „Wohn- der Straße Bebauungsdichte und Bauart stärker gebiet“, „Bahnhofsumfeld“ und „Eisenbahn- variieren können. museum“ miteinander sowie mit dem Stadtteil Dahlhausen und den Ruhrauen verbindet. • Die Erschließung des neuen Wohnquartiers er- folgt von der Dr.-C.-Otto-Straße aus über Stich- • Stadthäuser, Reihen-, Doppel- und freistehende straßen und eine parallele Erschließungsstraße. Einfamilienhäuser sind geplant, die sich um priva- Zur verbesserten Anbindung an den öffentlichen te Grünflächen gruppieren und so überschaubare Verkehr ist die Verlängerung der Straßenbahnlinie familiengerechte Nachbarschaften bilden. So vom Bahnhofsvorplatz entlang der Dr.-C.-Otto- entstehen insgesamt fünf nahezu quadratische Straße bis zur Straße Im Ruhrort auf eigener Baufelder. In Richtung des Bahnhofs wird dieses Trasse vorgesehen.

Ruhrauenpark: Städtebau und Landschaftsplanung

23 Schnitt von der Dr.-C.-Otto-Straße zur Ruhr

• Der Freiraum wird in die erlebbare, weiterhin Die Rahmenplanung „Ruhrauenpark Dahlhausen“ naturnah zu entwickelnde Ruhraue südlich der wurde in einen Bebauungsplan (Nr. 743 „Dahlhausen S-Bahnlinie und einen Landschaftspark, der West“) überführt, der am 30.12.2003 rechtskräftig funktional dem Siedlungsraum zugeordnet wird, wurde. Er sichert die Umsetzung der Rahmenplanung gegliedert. Herzstück des Landschaftsparks ist planungsrechtlich ab. die Promenade, ein Fuß- und Radweg, die auf einer alten Gleistrasse entsteht. Im Nordwesten Mit dem Investor für die Wohnbebauung wurde ein schließt sie an die Fußgängerbrücke über die städtebaulicher Vertrag geschlossen. Damit wurde ihm Ruhr und die Ruhraue an, verläuft dann parallel auch die Erstellung der Erschließungsanlagen, von zur S-Bahntrasse und hat hier mehrere Übergän- Kleinkinderspielplätzen im direkten Wohnumfeld und ge in das Wohngebiet. Im Südosten gelangen die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Eingriffe in Nutzer direkt zum Bahnhof Dahlhausen und den die Natur auferlegt. Ortskern sowie zur Lewackerstraße. Die Stadt hat zur Finanzierung der Maßnahmen im • Die städtebauliche Aufwertung des Bahnhofs- öffentlichen Raum (vor allem des Landschaftsparks) platzes (Otto-Wels-Platz) geschieht durch eine im Jahr 2008 einen neuen Antrag für erste Teilmaß- Randbebauung auf der Westseite. Die dort unter- nahmen gestellt, der mit 448.000 Euro positiv be- zubringenden Einzelhandelnutzungen sollen den schieden wurde. Dahlhauser Ortskern funktional ergänzen. Die P+R-Anlage wird mit 150 Stellplätzen zwischen der Randbebauung und dem Wohnquartier teil- weise neu errichtet.

• Für das Eisenbahnmuseum wird ein repräsentati- ver Eingangsbereich geschaffen und eine ausrei- chende Zahl von Stellplätzen (rund 200) südlich der Dr.-C.-Otto-Straße zwischen dem Museum und dem neuen Wohngebiet angelegt. 24 Das Sanierungsverfahren

Essen

Firma Dr. C. Otto

Umfeldverbesserung Eisenbahnmuseum und Parkplatzbau Abgrenzung Sanierungsgebiet

Eisenbahnmuseum Essen

Eiberger Straße

Fertigstellung Wohngebiet Dr.-C.-Otto-Straße Neubau Supermarkt und P+R-Anlage

Aufwertung bestehender Aufwertung des und Schaffung neuer Gebäudebestandes Fußwege zur Ruhraue

Ortskern Bau Landschaftspark mit Fußgänger- Promenade Maßnahmen im Sanierungs- Ruhraue Bochum- Zentrum gebiet „Dahlhausen“ Bahnhof

Ruhr Zwischenzeitlich wurde ein be- Schaffung neuer Fußwege deutender Teil der geplanten Wohn- zur Ruhraue bebauung hergestellt. Die Maßnahmen

im öffentlichen Raum, vor allem der Land- Aufwertung Bahn- schaftspark mit der Promenade und den Spielplatz- hof und Umfeld anlagen sowie die Anbindung des Wohngebiets an die Hattingen Ruhraue wurden noch nicht realisiert. Daneben sind auch das Eisenbahnmuseum und das Bahnhofsumfeld weiterhin von städ- tebaulichen Mängeln betroffen. Damit wurden sowohl die planerischen 25 Ziele der Stadt Bochum als auch die übergeordneten Die geplanten Maßnahmen sollen durch freiwillige Leitziele der Ruhrtal-Initiative und des Masterplans vertragliche Vereinbarungen mit den Grundstücks- Ruhr 2008 noch nicht erreicht. Als grundlegende eigentümern vorbereitet werden. Deshalb wird ein Probleme bestehen nach wie vor eine unzureichende vereinfachtes Sanierungsverfahren angewandt. Die Verknüpfung von Wohnen und Freizeit, Erholung und besonderen sanierungsrechtlichen Vorschriften Verkehr sowie die schlechte Anbindung von Dahlhau- der §§ 152 bis 156a des Baugesetzbuchs (BauGB) sen an den Fluss und die Ruhraue. Eine Beschreibung werden deshalb nicht für erforderlich gehalten. Die der einzelnen Handlungsfelder im Sanierungsgebiet Genehmigungspflichten nach § 144 BauGB werden erfolgt in Kapitel 4. ausgeschlossen, das heißt, es werden keine Sanie- rungsvermerke ins Grundbuch eingetragen und keine Zur Behebung dieser Mängel beschloss der Rat der Ausgleichsbeträge erhoben. Stadt Bochum am 18.12.2008 die Durchführung eines Sanierungsverfahrens und legte ein Sanierungs- Im geplanten Sanierungsgebiet leben ca. 550 Bewoh- gebiet förmlich fest. Es umfasst mit dem Gelände des ner. Da sich die geplanten Maßnahmen nicht nach- Eisenbahnmuseums, des Wohngebiets, des geplanten teilig auf die persönlichen Lebensumstände der hier Landschaftsparks, der Ruhraue und dem Bahnhofs- wohnenden oder arbeitenden Menschen auswirken, ist umfeld rund 44 ha. Damit wurde die Grundlage die Aufstellung eines Sozialplans nach § 180 BauGB geschaffen, beim Land bzw. beim Bund Städtebauför- nicht erforderlich. Das Sanierungsverfahren soll bis derungsmittel beantragen zu können. 2020 abgeschlossen sein.

Als Sanierungsziele wurden beschlossen:

• Schaffung eines attraktiven Wohnumfeldes mit Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. • Weiterentwicklung der Ruhraue zu einem Naher- holungsgebiet mit Rad- und Fußwegen. • Verknüpfung der Ruhraue mit dem neuen Wohn- gebiet und dem Ortskern Dahlhausen. • Ordnung des ruhenden und fließenden Verkehrs. • Attraktivitätssteigerung des Eisenbahnmuseums und die Verbesserung der Verkehrsanbindung. • Neugestaltung des Bahnhofumfeldes. 26 Dahlhausen im Jahre 2006 27 4 Handlungsfelder im Sanierungsgebiet

Im Sanierungsgebiet Dahlhausen verteilen sich die städtebaulichen Maßnahmen auf vier Handlungsfelder:

Wohnen an der Ruhr Bahnhof und Bahnhofsumfeld Alte und neue Wohnquartiere mit unterschiedli- Nahverkehrsknoten und städtebauliches Entree für chen Charakteren und einem attraktiven Wohn- den Dahlhauser Ortskern und den ganzen Stadtteil umfeld

Landschaftspark Eisenbahnmuseum Neuer vernetzender Grünraum zwischen dem Ei- Wichtiges Bochumer Museum ist Anziehungs- senbahnmuseum, dem Bahnhof, der Ruhraue und punkt für Menschen aus der gesamten Region angrenzenden Wohnquartieren

Die geplanten Maßnahmen sind geeignet, die Sanie- sen und damit Bochum an die Ruhr heranzuführen, rungsziele zu erreichen und gleichzeitig den gesamt- gerecht zu werden. städtischen und regionalen Zielsetzungen, Dahlhau-

Handlungsfelder im Sanierungsgebiet

Eisenbahnmuseum

Landschaftspark

Wohnen an der Ruhr

Bahnhof und Bahnhofsumfeld

28 Wohnen an der Ruhr

Das neue Wohngebiet auf dem Gelände des ehema- ligen Güterbahnhofs ist der wichtigste Baustein im Bestreben, Dahlhausen ein Gesicht zur Ruhr zu geben, einen Impuls für die Weiterentwicklung des Stadtteils zu setzen und ihn so nachhaltig neu zu gestalten. Mit rund 7 ha Fläche und geplanten 230 Wohneinheiten ist das Wohngebiet eines der großen Wohnungs- bauvorhaben in Bochum. Es ist ein Leitprojekt der Ruhrtal-Initiative und der Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr und dementsprechend auch im Mas- terplan Ruhr 2008 benannt.

„Wohnen an der Ruhr“ umfasst aber auch die Woh- nungen in Altbauten. Sie befinden sich überwiegend im Dahlhauser Ortskern und entlang der aus ihm herausführenden Straßen.

Bestandssituation

Knapp die Hälfte der neuen Wohngebäude ist bezo- gen. Nach der Sanierung letzter Altlasten im Bau- grund wird mit der Realisierung der restlichen Bauab- schnitte begonnen. Daneben ist ein Lärmschutzwall zu errichten, der das Wohngebiet zum Eisenbahn- museum und dem Dr.-C.-Otto-Werk abschirmt. Die Anbindung des Wohngebiets an die Ruhraue als Teil des Landschaftsparks wurde noch nicht realisiert. Alt- bauten liegen im Sanierungsgebiet an der Dr.-C.-Ot- to-Straße und der Lewackerstraße. Diese Wohn- und gewerblich genutzten Gebäude befinden sich in einem modernisierungswürdigen Zustand. Deshalb müssen private Investitionen angeregt und gefördert werden. Alle Maßnahmen sollen der Optimierung der Gestal- tungs- und Wohnqualität sowie der Verbesserung der stadtökologischen Situation dienen. Maßnahmen im Neubaubereich

• Die vollständige Umsetzung des städtebaulichen • Renovierung und Restaurierung von Fassaden zur Konzepts ist bis 2012 geplant. Bis dahin sollen energetischen Modernisierung. sämtliche Erschließungsanlagen (Straßen, Ver- und Entsorgungsleitungen) vom Investor der Wohnbebauung erstellt und zusammen mit den Umsetzung | Monitoring Flächen für den Landschaftspark und den Spiel- platz an die Stadt Bochum übergeben werden. Ein rechtskräftiger Bebauungsplan sichert die städ- Weitere Gemeinbedarfsflächen wurden bereits an tebaulichen Ziele der Planung. Mit einem städtebau- die Stadt Bochum abgetreten. lichen Vertrag wurden darüber hinaus weitere Inter- essen der Stadt Bochum, wie bauliche Standards bei • Nach der Anlage des Landschaftsparks mit der der Herstellung der Erschließungsanlagen, gewahrt. Promenade kann das neue Wohngebiet mit dem Begleitet wird die Umsetzung durch regelmäßige Stadtteil und der umgebenden Landschaft ver- Gespräche zwischen den beteiligten Akteuren. netzt werden.

Maßnahmen im Altbaubereich

• Die Um- und Neugestaltung von Außenanlagen (einschließlich Maßnahmen wie Entrümpelun- gen, Abbruch von Nebenanlagen, Abbrüche oder Sanierung von Mauern, Entsiegelung von Hofflä- chen) sowie die Schaffung oder Verbesserung von Zugängen und die Begrünung von Außenwänden und Dächern sind hier vorrangig.

• Begleitet werden diese durch gestaltende gärtne- rische Maßnahmen wie Aufbereitung des Bodens, Anlage von Beeten, Teichen, Mietergärten, Spiel-, Wege- und Aufenthaltsflächen sowie die Möb- lierung mit Sitzgelegenheiten, Spielgeräten und Fahrradständern. Ortskern Dahlhausen 30 Landschaftspark

Der Landschaftspark wird auf dem Gelände des ehe- maligen Güterbahnhofs zwischen dem Wohngebiet und der S-Bahntrasse entstehen und etwa 3,7 ha Flä- che umfassen. Er wurde zeitgleich zum Wohngebiet geplant und soll die Funktionen eines Stadtteilparks und eines „grünen Rückgrats“ wahrnehmen. Eine Pro- menade wird als Fuß- und Radwegachse den S-Bahn- hof und das Eisenbahnmuseum vernetzen und das Wohngebiet an die Ruhraue anbinden. Im Bereich des Wohngebiets wird der Landschaftspark als Parkband linear, weiter nordwestlich in Richtung Eisenbahnmu- seum flächig neu angelegt. Die Ruhrwiesen werden in ihrem Charakter erhalten bleiben und lediglich mit einigen Akzenten (neue Wegeführung, einzelne Anpflanzungen) versehen.

Bestandssituation

Die Verknüpfung des neuen Wohngebiets mit der Ruhraue und dem Stadtteilzentrum, eine attraktive Fußwegeverbindung zwischen dem Bahnhof und dem Eisenbahnmuseum sowie öffentliche Grünanlagen im Bereich des Wohngebiets fehlen. Mit der Umsetzung des Landschaftsparks, der dieses gewährleisten soll, wird 2009 begonnen. Es liegt ein erster Zuwendungs- bescheid vor, dessen Mittel vor allem für den Bau der Promenade eingesetzt werden können. 31 Maßnahmen

• Zur Überwindung der S-Bahntrasse und des Mu- ausgestattet. Der Spielplatz wird von der Stadt seumsgleises ist eine Fußgängerbrücke in Höhe geplant und gebaut; der Investor des Wohngebiets der Josef-Frömgen-Straße geplant. Die Brücke finanziert anteilig mit. soll über eine Aussichtsbastion unmittelbar in die Ruhraue führen. • Zwischen dem Wohngebiet und dem Spielplatz ist vom Investor ein Lärmschutzwall zur Abschir- • Die Promenade wird weiter westlich unter Nut- mung der Emissionen des Dr.-C.-Otto-Werks zu zung einer alten Gleistrasse unter der S-Bahn- bauen. Er soll nicht als rein technisches Bauwerk, strecke hindurch in die Ruhrauen und zur Ruhr- sondern als integraler Teil des Landschaftsparks brücke geführt. Zusammen mit dem geplanten realisiert werden. Der Spielplatz kann sich über Zugang am Bahnhof, dem Fußgängertunnel am Teile des Lärmschutzwalls erstrecken. Eisenbahnmuseum und der Brücke Ruhrmühle gibt es in Zukunft fünf anstatt heute zwei Que- • In den Landschaftspark werden rund 200 Stell- rungsmöglichkeiten der S-Bahntrasse und damit plätze für die Besucher des Eisenbahnmuseums Zugänge in die Ruhraue. integriert. Die Stellplätze und der Landschafts- park werden gestalterisch miteinander verknüpft: • Nordwestlich des Wohngebiets ist ein Spielplatz Befestigte Flächen gehen in eine „Parkwiese“ über für Kinder und Jugendliche von rund 2.500 m² Fläche vorgesehen. Konzeptionell richtet er sich • Das bestehende rund 1,6 ha große Gleiswäldchen an verschiedene Altersgruppen und wird gestal- zwischen dem Museumsgleis und der S-Bahn- terisch ihren unterschiedlichen Bedürfnissen trasse wird in den Landschaftspark integriert und angepasst und auch mit Aufenthaltsbereichen durch die Promenade behutsam erschlossen.

Die Ruhraue wird mit neuen Wegen erschlossen Neue Stellplätze für das Museum werden angelegt 32 • Teil des Landschaftsparks ist auch der Muse- umsbahnsteig, der direkt am Bahnhofsgebäude des S-Bahnhofs Dahlhausen geplant ist. Mit ihm entsteht eine neue Haltestelle für den Zu- bringerverkehr zum Eisenbahnmuseum, der mit historischen Bahnfahrzeugen abgewickelt wird. Damit bekommt das Eisenbahnmuseum bereits im Ortskern ein Entree am Bahnhof.

Umsetzung | Monitoring

In Verbindung mit der Wohnbebauung wurde zur Re- alisierung des Spielplatzes und des Lärmschutzwalls zwischen der Stadt Bochum und dem Investor ein städtebaulicher Vertrag geschlossen. Die zuständigen Ämter der Stadt Bochum werden in Zusammenarbeit mit dem Investor, den beauftragten Fachplanungsbü- ros und der örtlichen Jugendvertretung (Streetworker, Kinderbüro) die einzelnen Umsetzungsschritte des Landschaftsparks überwachen. Neuer Zugang zur Ruhraue auf alter Gleistrasse

Fußgängerbrücke und Aussichtsbastion Museumsbahnsteig und neuer Zugang zur Ruhr am Bahnhof 33 Bahnhof und Bahnhofsumfeld

Die verkehrliche Situation im Bahnhofsumfeld hat sich seit den 1980er Jahren mit dem Abbruch des Bahndamms der Strecke nach Bochum-Laer und der Verlegung der Dr.-C.-Otto-Straße grundlegend ver- bessert. Planungen und Maßnahmen im engeren und weiteren Umfeld erfordern jedoch eine Anpassung an die zu erwartenden Verkehrsmengen. Vor allem an den Einmündungen Eiberger Straße und Kassenber- ger Straße kommt es regelmäßig zu Überlastungser- scheinungen.

Das ehemalige, heute denkmalgeschützte Empfangs- gebäude, das 1979 von der Deutschen Bundesbahn aufgegeben worden war, wurde 1994/1995 umfassend saniert und denkmalgerecht wiederhergestellt. Bis zu einem Brand bestand dort eine Außenstelle des Eisenbahnmuseums. Es hat eine wichtige Entreefunk- tion für Besucher des Ortskerns Dahlhausen, S-Bahn- Fahrgäste und Besucher des Eisenbahnmuseums bzw. der Ruhrtalbahn. Darüber hinaus dient es zusammen mit seinen Nebengebäuden als kultureller Treffpunkt für örtliche Vereine.

Bestandssituation

Das Bahnhofsgebäude steht leer. Durch Vandalismus hat sich sein baulicher Zustand verschlechtert. Nach der Insolvenz des großen Teileigentümers sichert die Stadt als kleine Teileigentümerin das Gebäude. Der Zugang zu den Bahnsteiganlagen ist nicht barrierefrei und im Bereich der P+R-Anlage stehen einige min- dergenutzte und baulich vernachlässigte Gebäude. Maßnahmen

• Für das Bahnhofsgebäude ist die Erstellung eines • Die Deutsche Bahn AG plant und finanziert den Nutzungskonzeptes, verbunden mit Überlegungen barrierefreien Umbau des Zugangs zu den Bahn- zu Trägerschaft und Finanzierung, geplant. Dies steigen im Rahmen der zweiten Modernisierungs- ist Voraussetzung für einen Erwerb des Gebäudes offensive für nordrhein-westfälische Bahnhöfe ab durch die Stadt. dem Jahr 2014/2015. Bereits im Vorfeld möchte die Stadt einen Zugang zur Ruhraue über den • Als Randbebauung des Otto-Wels-Platzes äußeren Bahnsteig herstellen. Damit entsteht eine (Bahnhofsvorplatz) entsteht ein zweigeschossiger neue Verbindung zwischen dem Ortskern Dahl- Baukörper mit einem Lebensmittelmarkt im Erd- hausen und dem Naherholungsgebiet sowie zu geschoss und Wohnungen im Obergeschoss. Des- den Gebäuden südlich der Bahntrasse, die örtli- halb muss die P+R-Anlage teilweise verlegt und chen Vereinen als neue Quartiere zur Verfügung der sogenannte Feldherrenhügel, ein Rudiment gestellt werden. des ehemaligen Bahndamms der Strecke nach Laer, abgetragen werden. Einige Gebäude, die von • Die Errichtung eines Museumsbahnsteigs ist Teil lokalen Vereinen genutzt und dem Bauvorhaben der Konzeption für den Landschaftspark (Be- entgehen stehen, werden abgebrochen. Den Verei- schreibung ab S. 31). nen wurden Ersatzquartiere zur Verfügung gestellt. Die Kosten trägt der Investor des Lebensmittel- • Zur Anbindung des Lebensmittelmarktes und der marktes bzw. bezuschusst sie. P+R-Anlage wird ein Kreisverkehrsplatz anstelle

Die P+R-Anlage wird teilweise verlegt Die Bahnsteige sollen barrierefrei zugänglich werden 35 der Kreuzung Dr.-C.-Otto-Straße | Eiberger Umsetzung | Monitoring Straße gebaut. Diese Maßnahme wird durch den Investor des Lebensmittelmarktes nur teilweise Ein kontinuierlich tagender Arbeitskreis, in den die finanziert, da zukünftig die Wendemöglichkeit für Stadt Bochum die Akteure im Bahnhofsumfeld (vor Linienbusse auf dem Bahnhofsvorplatz entfällt allem Investoren und Vereine) einbezieht, soll die und deshalb der Kreisverkehr auch als neue Wen- Umsetzung der einzelnen Maßnahmen begleiten. deanlage fungiert.

• Ein weiterer Kreisverkehr ist zur Verbesserung des Verkehrsflusses an der Kreuzung Dr.-C. Otto- Straße/Kassenberger Straße (unter Verschwen- kung und Anbindung der Straße Am Sattelgut) vorgesehen. Diese Maßnahme ist erforderlich, um einer weiteren Verschlechterung der angespann- ten Verkehrssituation vor dem Hintergrund der Fertigstellung der noch fehlenden Gebäude im Wohngebiet, des Lebensmittelmarktes und der erwarteten Steigerung der Besucherzahlen des Eisenbahnmuseums entgegenzuwirken.

• Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 318 vom S-Bahnhof Dahlhausen bis Am Ruhrort | Ei- senbahnmuseum ist im „Betriebskonzept kom- munaler Schienenverkehr 2015“ (Bestandteil des Nahverkehrsplans 2009) als integrierte Maßnah- me der Verkehrsplanung des Landes nach 2015 vorgesehen. Der Ausbau soll mit Mitteln aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) geschehen. Direkt am Bahnhof: der Ortskern Dahlhausen 36 Eisenbahnmuseum

Das Eisenbahnmuseum Dahlhausen ist mit rund 6,5 ha Ausstellungsgelände und 50.000 bis 70.000 Besuchern pro Jahr ein wichtiges verkehrstechnisches Museum. Als Ankerpunkt der Route der Industrie- kultur, Leitprojekt der Ruhrtal-Initiative und Hei- matbahnhof der Ruhrtalbahn hat das Museum großes Potenzial, sich zu einem bedeutenden nationalen Museumsstandort mit internationalem Einzugsbe- reich zu entwickeln. Sein authentischer Standort in dem ehemaligen Bahnbetriebswerk und eine große Freiflächenreserve unterstreichen dieses Potenzial. Die Erhöhung der Stellplatzkapazitäten, die Verbesse- rung der Außenwahrnehmbarkeit und der Verkehrs- anbindung sowie die Verknüpfung mit anderen Touristenströmen (zum Beispiel denen entlang des Ruhrtalradwegs) wurden durch eine Machbarkeits- studie von Wenzel Consulting (Hamburg) zur touris- tischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Eisenbahnmuseums empfohlen. Vor dem Hintergrund dieser Maßnahmen geht die Studie von einer realisti- schen Steigerung der Besucherzahlen auf 150.000 bis 200.000 pro Jahr aus. 37 Bestandssituation

Das Museum ist von außen visuell kaum wahrnehm- sowohl als Zubringer zum Museum als auch muse- bar. Die Anbindung an den Individual- und den umsintern. öffentlicher Verkehr ist verbesserungsbedürftig. Die Bezüglich der Präsentation der Exponate sind Aus- Eingangssituation ist nicht repräsentativ für Besu- stattungs- und Gestaltungsmängel vorhanden die cher gibt es keinen zentralen Anlaufpunkt. Zudem positiv hervorzuhebende ehrenamtliche Trägerschaft gibt zu wenig Stellplätze: Sie sind nicht befestigt und des Museums stößt hier an ihre Grenzen. Des Wei- die Zufahrt ist verkehrlich problematisch. Außerdem teren ist die landschaftlich reizvolle Lage in der fehlen Stellplätze für Busse. Fußläufig ist das Museum Ruhraue vom Museum aus kaum erlebbar, da der vom Bahnhof Dahlhausen nur über einen schmalen Zugang nur durch einen rund 100 m langen dunklen Weg entlang der Dr.-C.-Otto-Straße zu erreichen. und niedrigen Tunnel möglich ist. Zudem fehlt ein Besucherleitsystem (Beschilderung),

Das Museum ist ein Besuchermagnet 38 Maßnahmen

• Das Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks • Eine neue Stellplatzanlage ist auf dem Freigelände als Sitz des Eisenbahnmuseums wird vom Betrei- südöstlich des Museums vorgesehen und konzep- ber von der Deutschen Bahn AG gepachtet. Der- tionell Teil des Landschaftsparks (Beschreibung zeit laufen Verhandlungen zwischen der Bahn und ab S. 31). dem Regionalverband Ruhr über einen Ankauf des Geländes. • Ein Fußweg entlang der vielbefahrenen Dr.-C.- Otto-Straße ist zur Sicherung der fußläufigen • Zur Bewahrung des industriekulturellen Erbes Erreichbarkeit erforderlich. und um den Anforderungen an einen modernen Museums standort zu entsprechen, ist der funk- • Für den Fußgängertunnel zur Ruhr liegt ein tionsgerechte Umbau und die denkmalgerechte Lichtkonzept des Lichtplaners Dirk Altenfeld Sanierung weiter Teile des Gebäudebestandes des (Bochum) vor. Eisenbahnmuseums erforderlich.

• Als prioritäre Maßnahme und wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des Museums ist der Bau eines neuen Eingangsgebäudes vorgesehen.

Funktionsgerechter Umbau geplant Licht für den Tunnel 39 Umsetzung | Monitoring

Eine Arbeitsgruppe (Stadt Bochum, Ministerium für Planungsrechtlich wurde das Gelände im rechtskräfti- Bauen und Verkehr Nordrhein-Westfalen, Regional- gen Bebauungsplan 743 als Sondergebiet ebenso fest- verband Ruhr und Vertreter des Eisenbahnmuseums) gesetzt u nd damit gesichert wie das zum Museum befasst sich mit der Weiterentwicklung des Museums. führende Betriebsgleis („Museumsgleis“).

Ideen für das Museumsgelände

40 Handlungsprioritäten

Die Realisierung der ersten Bauabschnitte des Wohn- gen für die Kreisverkehrsplätze sind vorhanden und gebiets „Wohnen an der Ruhr“ durch einen privaten die Teilfinanzierung eines Kreisverkehrs ist gesichert. Investor war die Initialzündung zur Verbesserung der Insoweit kommt dem Bahnhofsgebäude als wichtigem städtebaulichen Situation im Stadtteil Dahlhausen. städtebaulichen und Identität stiftenden Baustein für Damit ergab sich für die Stadt Bochum die Notwen- den gesamten Stadtteil eine wichtige Rolle zu. Die digkeit, Maßnahmen zur Attraktivierung des öffentli- Erarbeitung eines Nutzungskonzepts hierfür voranzu- chen Raums im Umfeld des Wohngebiets und darüber bringen ist eine zweite prioritäre Maßnahme. hinaus zu ergreifen. Die Umsetzung dieser Maßnah- men steht überwiegend noch aus. Deshalb liegt die Zur Sicherung und Entwicklung des Eisenbahnmu- Handlungspriorität auf der Realisierung des Land- seums ist der Ankauf der Fläche von der Deutschen schaftsparks, mit dem gleichzeitig auch der Zugang Bahn Grundvoraussetzung für die weiteren Planun- zur Ruhraue und die Anbindung des Eisenbahnmu- gen. Die Umsetzung der Maßnahmen wird aufgrund seums verbessert werden. Durch die weit fortgeschrit- notwendiger Abstimmungen und Vorplanungen sowie tene Planung kann v orbehaltlich der Finanzierung der Einbeziehung des ehrenamtlichen Engagements k urzfristig mit der Umsetzung der Maßnahmen der Museumsmitarbeiter einen längeren Zeitraum begonnen werden. in Anspruch nehmen. Mit der Umsetzung des Ent- wicklungskonzeptes kann sich das Eisenbahnmuseum Im Bahnhofsumfeld wird ebenfalls durch privates langfristig zu einem bedeutenden kulturellen Anker- Investment (Realisierung des Lebensmittelmarktes) punkt entwickeln n icht nur für den Stadtteil Dahl- eine funktionale und städtebauliche Aufwertung hausen, sondern für die Stadt Bochum mit Strahlkraft erfolgen. Auch die Deutsche Bahn wird in die Attrak- in die gesamte Region. tivierung ihrer Bahnsteiganlagen investieren. Planun-

41 5 Blick nach vorn

Das Sanierungsgebiet Dahlhausen mit seinen ein- zelnen Handlungsfeldern setzt wichtige Impulse für den Stadtteil. Die Stabilisierung des nahegelegenen Stadtteilzentrums und den vorhandenen öffentlichen Infrastruktureinrichtungen sowie die Verbesserung des Umfeldes für die dort lebenden und arbeiten- den Menschen sind wichtige Effekte. Auch werden die nordöstlich der Dr.-C.-Otto-Straße gelegenen Wohnquartiere städtebaulich eingebunden und erhal- ten neue Zugänge in die Ruhraue. Die Verbesserung der fußläufigen Anbindung des Eisenbahnmuseums und der Stellplatzsituation sind wichtige Schritte, um das Museum entsprechend seiner Bedeutung für die Stadt und die Region weiterzuentwickeln. Mit dem neuen Wohngebiet erhält Bochum erst- mals eine „urbane Wasserlage“, so wie sie auch in das Programm „Konzept Ruhr“, einer Strategie zur nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung im Ruhrgebiet, der Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr aufgenommen wurde. Die Beziehung zwischen Stadtteil und Fluss wird sich nach einer jahrzehnte- langen Abschottung grundlegend wandeln: Mit dem Landschaftspark entsteht ein qualitativ hochwertiger Freiraum, der neben der örtlichen Verbindung von Ortskern, Wohngebiet, Ruhraue und Eisenbahnmuse- um auch an den Ruhrtalradweg anschließt und damit eine überregionale Verbindung herstellt. Dahlhausen öffnet sich zur Ruhr.

Quellen Abbildungen

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwick- Birgit Diermann, Regionalverband Ruhr (Essen): S. 40 lung; Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): kommKOOP. Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Dirk Altenfeld (Bochum): S. 39 r. Kooperation. Bonn 2006 Latz+Partner (Kranzberg): S. 23 Kommunalverband Ruhrgebiet (Hrsg.): Regionale 2004 an der Ruhr. Eine gemeinsame Bewerbung der Städte Bo- Ruhrtal-Initiative (Herdecke): S. 12 u., 15, 18 chum, Hagen, Hattingen, Herdecke, Wetter, Witten und des Ennepe-Ruhr-Kreises. Essen 1998 Stadt Bochum, Amt für Bauverwaltung und Wohnungs- wesen, Marie-Luise Mollenhauer: S. 30, 35 l., 36 Regionaler Arbeitskreis „Das Ruhrtal“ (Hrsg.): Rahmen- konzept Städtebauliche Entwicklung an der Ruhr. Stadt Bochum (Hg.): Ruhrauenpark Dahlhausen. Doku- Herdecke 2005 mentation der Werkstattergebnisse. Bochum/Dortmund 1999: S. 20, 21, 24, 33, 36 o., 43 Ruhrtal-Initiative (Hrsg.): Regionale 2013 2015. Koope- rative Wissenslandschaft Ruhrtal. Impulsgeber für die Stadt Bochum, Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, Metropole Ruhr. Herdecke 2007 Patrick Voss: S. 5 u. r., 9, 19, 34

Stadt Bochum (Hrsg.): Begründung zum Bebauungsplan Stadt Bochum, Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, 743 Teil I D ahlhausen West. Bochum 2002 Tobias Hundt: S. 5 o., 12 o., 16 r., 17, 29, 30, 31, 32, 35 r., 42

Stadt Bochum (Hrsg.): Ruhrauenpark Dahlhausen. Dokumentation der Werkstattergebnisse. Alle übrigen Abbildungen: Presse- und Informationsamt Bochum/Dortmund 1999 der Stadt Bochum

Städteregion Ruhr (Hrsg.): Masterplan Ruhr 2008. Dortmund 2009

Wenzel Consulting (Hrsg.): Wirtschaftliche und touristi- sche Entwicklung des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahl- hausen. Machbarkeitsstudie. Hamburg 2002 www.dasruhrtal.de, Internetseiten der Geschäftsstelle der Ruhrtal-Initiative, Herdecke www.konzept-ruhr.de, Internetseiten der Wirtschaftsförde- rung Metropole Ruhr GmbH, Mülheim a. d. Ruhr 44 Dokumentationen des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes der Stadt Bochum

Rahmenplanungen und Entwicklungskonzepte

• Kirchen ändern sich (2009) • KunstLichtTore Bochum (2006) Erhalt durch neue Nutzungen ISBN: 978-3-8093-0257-5 • Cityradialen Bochum (2004) Dokumentation der Rahmenplanung • Masterplan Universität - Stadt (2009) Entwicklungs- und Handlungskonzept • >Perspektive Bochum 2015< (2004) ISBN: 978-3-8093-0254-4 Räumliches Entwicklungskonzept

• Zur Masterplandiskussion (2009) • Empfehlungen der Expertenkommission zur Innenstadt Bochum - Entwicklung der Innenstadt Bochum (2003) Pläne, Projekte, Perspektiven ISBN: 978-3-8093-0251-3

• Masterplan Ruhr 2008 (2009) Wohnen - Städtebau und Stadtentwicklung - Region am Wasser Hrsg: Städteregion Ruhr

• ViktoriaQuartierBochum (2008) Entwicklungskonzept für den Erlebnisraum Innen- stadt ISBN: 978-3-8093-0248-3

• Masterplan Einzelhandel für die Stadt Bochum Kurzfassung - (2007)

• Innen und Außen einer Museumslandschaft (2007) Planungswerkstatt zur städtebaulichen Entwicklung des Museumsstandortes Bochum ISBN: 3-8093-0238-4

• Masterplan Ruhr (2006) Hrsg.: Städteregion Ruhr

• Bochum Innenstadt West (2006) Dokumentation der Planung

45 Dokumentationen des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes der Stadt Bochum

Wettbewerbe und Gutachterverfahren Denkmalpflege

• Campus Quartier Lennershof (2008) • Tag des offenen Denkmals 2009 Ideenkonkurrenz Historische Orte des Genusses (in Zusammenarbeit mit dem Amt für Bauverwaltung ISBN: 978-8093-0258-2 und Wohnungswesen) ISBN: 978-3-8093-024-6 • Vergangenheit aufgedeckt Archäologie und Bauforschung • BermudaLicht (2008) Tag des offenen Denkmals 2008 Dokumentation der Planung ISBN: 978-3-8093-0249-0 ISBN: 987-3-8093-0247-6 • Orte der Einkehr und des Gebets • Hauptschule Wattenscheid-Mitte (2008) Historische Sakralbauten Ergebnisse des Realisierungswettbewerbes Tag des offenen Denkmals 2007 ISBN: 978-3.8093-0245-2 ISBN: 978-3-8093-0244-5

• Wettbewerb Deutsches Bergbau-Museum (2007) • Rasen, Rosen und Rabatten Erweiterungsbau für Sonderausstellungen Historische Gärten und Parks ISBN: 3-8093-0239-2 Tag des offenen Denkmals 2006

• Erich Kästner Gesamtschule (2007) • Krieg und Frieden Ergebnisse des Realisierungswettbewerbes Tag des offenen Denkmals 2005 ISBN: 3-8093-0237-6 • Wie läuft’s? - Schwerpunktthema Wasser • Synagoge und Gemeindezentrum (2005) Tag des offenen Denkmals 2004 der jüdischen Gemeinde Bochum - Herne Ha ttingen • Geschichte hautnah: Wohnen im Baudenkmal Wettbewerbs-Dokumentation Tag des offenen Denkmals 2003

• Konzertsaal Bochum (2004) • Ein Denkmal steht selten allein: Ergebnisse des Realisierungswettbewerb Straßen, Plätze und Ensembles Tag des offenen Denkmals 2002 • Alter Hauptbahnhof Bochum (2000) Dokumentation der Werkstattergebnisse • Denkmal als Schule - Schule als Denkmal Tag des offenen Denkmals 2001

46 Informationen unter Telefon: +49 (0)234 | 910 2521 E-Mail: [email protected] Internet: www.bochum.de